Menschenjagd (Bo)

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    • Kapitel 94 – Der Maskenfall

      Bo ist wieder da! Mein Leben hat wieder einen Sinn! Wobei nur den halben, da Vexor jetzt im Urlaub ist und ich es verpasst habe, rechtzeitig einen Kommentar abzugeben. Ich brauche schließlich euch Beide um über die Runden zu kommen. Immerhin half mir das FFT über dieses Loch ein wenig hinweg. ;)
      Freut mich, dass du wieder Muse gefunden hast, etwas aufs virtuelle Papier zu bringen.

      Das Schauspiel der beiden Hauptakteure dieses Kapitels kam wahnsinnig gut zur Geltung. Ein feuriger Tanz, der von der Schönheit und Grazie so schnell in einen Todestanz fällt. Welch Drama, unersetzlich für jedes gute Theaterstück. Je weiter dieser Arc voranschreitet, desto mehr gefällt mir die Theater-Thematik. Sie passt perfekt zu deinem Stil. Den Tanz kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Zwei (scheinbar) harmonisierende Tänzer mit einer Ausstrahlung, dass man nicht wegsehen kann, geschweige denn überhaupt will. Der Umschwung von dem harmonischen zum kämpfenden Impuls las sich wunderbar stimmig. Man konnte ahnen, dass es passieren würde. Der endgültige Stoß Harleys, Flints Entsetzen, seine Hilfeschreie und schließlich die Reaktion der anwesenden Gäste. Es zu lesen, die ganzen Emotionen...super.

      Die Parallele zwischen Luca und Harley vergrößerte sich Anfang des Kapitels, da wir feststellen durften, dass die Beiden sich schon begegnet sind. Würde mich interessieren, was Luca ihm damals geantwortet hat. Doch gerade im neuen Kapitel zeigen sich auch die großen Unterschiede. Während Harley nur für sich arbeitet ist Luca bereit ihren Freunden zu helfen. Eine Tat, die Valentine niemals durchführen würde. Nicht ohne den Eigennutz im Vordergrund zu sehen. So gehässig, hinterhältig und sadistisch sie auch angehaucht sein mag, sie hat gewisse Grenzen, hat Mitgefühl... Auch wenn die nicht immer leicht zu erkennen sind. Ihre Niederlage konnte man erwarten, ich bezweifle aber stark, dass sie schon das zeitliche segnen wird.

      Flint indes ist so gebannt von dem Tanz wie der Rest, bis er merkt, dass Luca auf seiner Seite steht und ihr Lebensgefahr droht. Trotz seines Trainings, schafft er es nicht sie zu erreichen. Wenn er nicht mal dort hoch kommt, wie will er sich jemals ebenbürtig seinem Gegner stellen können? Wie er aus der mehr als nur misslichen Lage herauskommen wird kann man nur spekulieren.

      Noch etwas zu Krill, bevor ich den Guten noch vergesse.
      Malory ist, wie anscheinend viele andere, hinter dem Katana her. Interessant fand ich, dass es laut Krills Aussage vererbt wurde. Von einem dieser Oyabuns? War er einer der leiblichen oder symbolischen Söhne? Warum sonst sollte ein solches Schwert an Krill weiter gegeben werden? Die Gerüchte sagen, dass er alle umgebracht hat, aber es besteht auch die Möglichkeit, dass es eben nicht so ist. Kann auch sein, dass Krill Malory verarscht, was ich ihm auch zutraue. Rhys scheint jedenfalls viel über das Schwert zu wissen und über die, die es haben wollen. Die Konversation lässt vermuten, dass er selbst in der Gruppierung tätig war/ist und für diese arbeitet. Ich habe gerade vergessen, wie die Gruppierung in deiner FF hieß, nur, dass es quasi die Jakuza beschreibt.

      Flint und Luca inmitten von nach Blut und Folter lechzenden Zuschauern, die wohl gerne Hand anlegen würden um es selbst zu tun und Krill der in den Fängen Malorys steckt. Mir gefällt was ich da lese.

      Ein perfektes Kapitel nach einer so langen Pause. Man merkt gleich, dass du wieder mehr Spaß am schreiben hattest. :)
    • Kapitel 94 – Der Maskenfall

      Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann dein neues Kapitel durchlesen und dazu noch einen Kommentar verfassen würde. Ich habe einfach nur die Textwand gesehen und konnte mich die ganze Zeit nicht dazu aufraffen, anzufangen. Was aber anscheinend nur daran lag, dass ich über die Pause vergessen hatte, wie sehr es sich bei dir immer wieder Lohnt, diese "Mühe" auf sich zu nehmen. Denn das Kapitel war einfach wieder Klasse, ein wunderbares lebendiges Gemälde, wenn ich auf mein altes Synonym für deine Schreibkunst zurückgreifen darf. ^.^

      Der Kampftanz war einfach wunderbar umgesetzt und musikalisch untermalt, wie geschaffen für dies beiden Personen. Wie bereits vermutet, hat Luca nicht die Seiten gewechselt, sondern auf eine günstige Gelegenheit gewartet. Schade nur, dass für Harley das Gleiche gilt und er von Anfang an darauf spekuliert hat. Nach den aktuellen Geschehnissen würde ich fast vermuten, dass Harly die Donnerfrucht von Enel bzw. vor Enel gegessen hat, aber ich denke mal eher, dass du dir hier doch etwas eigenes ausgedacht hast, besonders da Harly trotz allem an Bluten ist. Ob Luca jetzt wirklich Tot ist, wage ich aber noch etwas zu bezweifeln. Zwar würde dies sicher zu einer Weiterentwicklung von Flint führen, aber ich denke nicht, dass du eine gewisse weitere Doktorin umsonst eingeführt hast. Zwar glaube ich auch nicht, an die bisher angedeutete weiße Weste von Fräulein Shrimati Dhanvantara Gamish, aber nun ja Flint ruft nach einem Arzt und sie ist eine.

      Im Bezug auf Krill kann ich Lycas Ausführungen eigentlich kaum etwas hinzufügen. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass Krill wirklich der Sohn des Organisationsanführers gewesen ist und er seinen Vater aus irgendwelchen, für ihn berechtigten, Gründen selber umgebracht hat und so sein Schwert erbte.

      Irgendwie ein sehr kurzer Kommentar, aber mehr wird es nicht. Dafür gelobe ich aber Besserung beim nächsten Mal. ^.^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Kapitel 94 – Der Maskenfall

      Ich bin froh, dass ich jetzt doch noch zu einem Kommentar gekommen bin. Das "verdankst" du einerseits, dass ich mich gerade irgendwie in eine Sackgasse bei mir selbst geschrieben habe und bei mir endlich der Knoten geplatzt ist.
      Ich hatte am Anfang wahnsinnige Probleme wieder in die Story zu finden, da die letzten Kapitel bei dir zwar durchaus handwerklich wieder auf einem Niveau weit über der Perfektion lagen, aber ich den narrativen Faden seit der Aufspaltung der Gruppe ein wenig verloren habe.
      Dank einer schlaflosen Nacht habe ich mir aber die Mühe gemacht, den Arc noch einmal ein wenig zu überfliegen, was mir dann als Einstieg in das heutige Kapitel durchaus gereicht hat. Am Ende hat es sich wie immer gelohnt ;)

      Tolles Kapitel und wohl das Beste des Arcs für mich bisher, auch wenn auf den zahlreichen Seiten inhaltlich gar nicht so viel passiert. Ich möchte mich aber dennoch den Lob anschließen, was den Tanz zwischen Harley und Luca angeht. Die Blonde hat mich nicht enttäuscht und auch wenn diese "Wendung" jetzt für mich keine wirklich war, da mir ein Verrat Lucas absolut seltsam vorgekommen wäre, hat mir die Inszenierung wirklich mehr als zugesagt.
      Zum Ende hin wurde es zwar etwas chaotisch, aber beim zweiten Mal Lesen hat sich für mich dann wieder erschlossen, wo Luca wieder den Vorteil im Kampf für sich herausschlagen konnte.

      Die Donnerfrucht wäre eine Möglichkeit, aber ich tippe bei Harley weiterhin auf eine mystische Zoanfrucht. Würde mir auf jeden Fall besser gefallen, als eine Logia, die ich schon im Manga immer als eine ganz schwierige Kategorie empfinde. Zumindest aus narrativer Perspektive heraus.

      -Bo- schrieb:


      Kyu Luca ist ganz sicher nicht tot, dafür wissen wir noch viel zu wenig über seine ihre Vergangenheit und wenn man mal davon ausgeht, dass vielleicht gerade mal die Hälfte deiner FF gelaufen ist, wäre das ein sehr früher Abgang für einen DER Hauptakteure schlechthin. Wir sind hier immerhin nicht bei Game of Thrones, was man gut daran erkennen kann, dass Kyu nicht mit heißem, flüssigen Goldsud übergossen wurde Luca nicht zu einem Häufchen Asche verbrannt ist.^^
      Die Frage ist jetzt nur, wie du die folgenden Sequenzen handhaben willst. Robin hat eingefroren auch einige Minuten überlebt nach Enels tödlichen Stromschlag schließlich auch überlebt, aber der Manga ist in derartigen Punkten immer etwas eigen. Übernimmst du das für Kyu Luca auch oder wirkt das Gold des Narcisse wie eine Art Kryokonservierung? Denn ehrlich gesagt traue ich Brianna Flint nicht zu, gegen Narcisse Harley zu triumphieren, bevor dem Fuchs der Blonden die Luft ausgeht. Der Triumph an sich wäre schon eine Leistung. Ich bin gespannt. :)

      Sorry aber ich musste schmunzeln, da das so wunderbar gepasst hat :D
      Ich glaube nämlich natürlich nicht, dass Luca tot ist. Ihre Geschichte kommt mir immer noch nicht vollständig vor. Da könnte ich Mercedes Tod in dieser Rolle eher akzeptieren. Sie hat ihren Teilfrieden auf Princess Suie irgendwie gefunden. Aber Luca ist getrieben und wird es wohl immer sein. Außerdem, falls Luca jemals sterben sollte, müssen O'Mara oder Cal anwesend sein, um dem ganzen mehr Dramatik zu verleihen :D

      Gut was gibt es noch zu sagen? Krill und Rhys. Letzterer überrascht mich auf jeden Fall mehr als positiv. Ich hätte nicht gedacht, dass er Krill doch so schnell in die Mangel nehmen kann. Jetzt ist die Frage, ob der Meermann an dieser Stelle nicht nur mit sich spielen lässt? Irgendwie schwebt ja auch noch Wildcard Online herum. Also abwarten.

      Ich bin froh, dass du wieder da bist. Die "Konkurrenz" hat mir echt gefehlt und beflügelt mich wieder, auch wenn ich sagen muss, dass damit auch die Komplexe auf Grund deines exzellenten Schreibstils wieder da sind. Aber man kann nicht alles haben!
      Weiter so :thumbsup:

    • Da töne ich noch groß rum, wieder zurück zu sein und mache dann gleich noch mal eine kleine Pause. Schlimm mit diesen Autoren. xD

      Zugegeben, diese Verzögerung war unfreiwillig und ich kann nicht versprechen, dass es die letzte in nächster Zeit gewesen sein wird.
      Ohne ins Detail zu gehen zu wollen, kann ich nur sagen, dass sich mein Leben kürzlich um 165∘ gedreht hat und ich das erstmal ordnen muss. Prioritäten und so weiter und so fort. Nehmt es mir also bitte nicht übel, wenn ich den wöchentlichen Rhythmus nicht immer einhalte. Früher oder später pendelt sich das wieder ein. :)

      Aber genug von derartigen Nichtigkeiten und hin zu euren Kommentaren:
      Lyca

      Lyca schrieb:

      Bo ist wieder da! Mein Leben hat wieder einen Sinn! Wobei nur den halben, da Vexor jetzt im Urlaub ist und ich es verpasst habe, rechtzeitig einen Kommentar abzugeben. Ich brauche schließlich euch Beide um über die Runden zu kommen. Immerhin half mir das FFT über dieses Loch ein wenig hinweg.
      Freut mich, dass du wieder Muse gefunden hast, etwas aufs virtuelle Papier zu bringen.
      Mich auch. Und vielen Dank für die warmen Worte. Ich fühle mich geschmeichelt. :)

      Lyca schrieb:

      Das Schauspiel der beiden Hauptakteure dieses Kapitels kam wahnsinnig gut zur Geltung. Ein feuriger Tanz, der von der Schönheit und Grazie so schnell in einen Todestanz fällt. Welch Drama, unersetzlich für jedes gute Theaterstück. Je weiter dieser Arc voranschreitet, desto mehr gefällt mir die Theater-Thematik. Sie passt perfekt zu deinem Stil. Den Tanz kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Zwei (scheinbar) harmonisierende Tänzer mit einer Ausstrahlung, dass man nicht wegsehen kann, geschweige denn überhaupt will. Der Umschwung von dem harmonischen zum kämpfenden Impuls las sich wunderbar stimmig. Man konnte ahnen, dass es passieren würde. Der endgültige Stoß Harleys, Flints Entsetzen, seine Hilfeschreie und schließlich die Reaktion der anwesenden Gäste. Es zu lesen, die ganzen Emotionen…super.
      Ich habe diese Szene auch wirklich, wirklich lange im Kopf gehabt, weshalb der Zeitpunkt meiner Pause auch nicht von irgendwoher kam. Dieses Kapitel MUSSTE einfach sitzen. Ich bin daher wahnsinnig froh, dass es dir gefallen hat. Der Tanz ist schon ein kleines Highlight des Arcs, vielleicht sogar der FF und dementsprechend…wichtig war eben seine Inszenierung, die ich vor meiner Auszeit so niemals über die Bühne (höhö^^) hätte bringen können.

      Lyca schrieb:

      Die Parallele zwischen Luca und Harley vergrößerte sich Anfang des Kapitels, da wir feststellen durften, dass die Beiden sich schon begegnet sind. Würde mich interessieren, was Luca ihm damals geantwortet hat. Doch gerade im neuen Kapitel zeigen sich auch die großen Unterschiede. Während Harley nur für sich arbeitet ist Luca bereit ihren Freunden zu helfen. Eine Tat, die Valentine niemals durchführen würde. Nicht ohne den Eigennutz im Vordergrund zu sehen. So gehässig, hinterhältig und sadistisch sie auch angehaucht sein mag, sie hat gewisse Grenzen, hat Mitgefühl... Auch wenn die nicht immer leicht zu erkennen sind. Ihre Niederlage konnte man erwarten, ich bezweifle aber stark, dass sie schon das zeitliche segnen wird.
      Richtig, die Grenzen zwischen Harley und Luca verfließen teilweise, spalten sich jedoch auch immer wieder auf. Beide haben viel gemeinsam. Sie sind oberflächlich und egozentrisch, manipulativ, lieben den Luxus und sehen in anderen Menschen oftmals nur den eigenen Einfluss und/oder Nutzen. Aber während Harley fernab dessen eben nichts weiter ist, hat Luca ein regeres Gefühlsspektrum. Harley ist zu tiefem Mitgefühl oder Empathie gar nicht fähig, während Luca wahre Empfindungen besitzt, die über ihre eigene Wertschätzung hinausgehen. Wer von beiden deshalb nun inwiefern in Vorteil ist…dürfte streitbar sein.^^

      Lyca schrieb:

      Flint indes ist so gebannt von dem Tanz wie der Rest, bis er merkt, dass Luca auf seiner Seite steht und ihr Lebensgefahr droht. Trotz seines Trainings, schafft er es nicht sie zu erreichen. Wenn er nicht mal dort hoch kommt, wie will er sich jemals ebenbürtig seinem Gegner stellen können? Wie er aus der mehr als nur misslichen Lage herauskommen wird kann man nur spekulieren.
      Zu Flint Verteidigung: Die Götterstiege besteht aus poliertem, glattem Schmuckstein und ist wirklich ein riesiges Monument, an dem nirgendwo ein Halt zu finden ist. Hier wäre nicht nur Flint gescheitert. Dennoch ist es natürlich richtig. Flint hat eine weitere Situation erleben müssen, in der er machtlos ist. Was natürlich nochmal an Gewicht zunimmt, da Harley mittlerweile direkt beteiligt ist.

      Lyca schrieb:

      Noch etwas zu Krill, bevor ich den Guten noch vergesse.
      Malory ist, wie anscheinend viele andere, hinter dem Katana her. Interessant fand ich, dass es laut Krills Aussage vererbt wurde. Von einem dieser Oyabuns? War er einer der leiblichen oder symbolischen Söhne? Warum sonst sollte ein solches Schwert an Krill weiter gegeben werden? Die Gerüchte sagen, dass er alle umgebracht hat, aber es besteht auch die Möglichkeit, dass es eben nicht so ist. Kann auch sein, dass Krill Malory verarscht, was ich ihm auch zutraue. Rhys scheint jedenfalls viel über das Schwert zu wissen und über die, die es haben wollen. Die Konversation lässt vermuten, dass er selbst in der Gruppierung tätig war/ist und für diese arbeitet. Ich habe gerade vergessen, wie die Gruppierung in deiner FF hieß, nur, dass es quasi die Jakuza beschreibt.
      Zu Krills Vergangenheit wird es in absehbarer Zeit mehr Infos geben, das verspreche ich. Rhys dient hier zwar einem anderen Zweck, aber als Aufhänger für Krills nähere Beleuchtung werde ich ihn auch zweckentfremden. Auf die Geschichte des Meermannes könnt ihr euch also schon freuen.^^

      Lyca schrieb:

      Flint und Luca inmitten von nach Blut und Folter lechzenden Zuschauern, die wohl gerne Hand anlegen würden um es selbst zu tun und Krill der in den Fängen Malorys steckt. Mir gefällt was ich da lese.
      Ja, es sieht nicht gerade rosig aus. Aber wann war das auch mal anders? ;)

      Lyca schrieb:

      Ein perfektes Kapitel nach einer so langen Pause. Man merkt gleich, dass du wieder mehr Spaß am schreiben hattest.
      Vielen Dank, das bedeutet mir wirklich viel. :)
      qoii

      qoii schrieb:

      Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann dein neues Kapitel durchlesen und dazu noch einen Kommentar verfassen würde. Ich habe einfach nur die Textwand gesehen und konnte mich die ganze Zeit nicht dazu aufraffen, anzufangen. Was aber anscheinend nur daran lag, dass ich über die Pause vergessen hatte, wie sehr es sich bei dir immer wieder Lohnt, diese "Mühe" auf sich zu nehmen. Denn das Kapitel war einfach wieder Klasse, ein wunderbares lebendiges Gemälde, wenn ich auf mein altes Synonym für deine Schreibkunst zurückgreifen darf.
      Ja, ich bin schon froh, dass ihr alle am Ball geblieben seid. Ist nach einer längeren Pause schließlich nicht selbstverständlich. Danke dafür. :)

      qoii schrieb:

      Der Kampftanz war einfach wunderbar umgesetzt und musikalisch untermalt, wie geschaffen für dies beiden Personen. Wie bereits vermutet, hat Luca nicht die Seiten gewechselt, sondern auf eine günstige Gelegenheit gewartet. Schade nur, dass für Harley das Gleiche gilt und er von Anfang an darauf spekuliert hat. Nach den aktuellen Geschehnissen würde ich fast vermuten, dass Harly die Donnerfrucht von Enel bzw. vor Enel gegessen hat, aber ich denke mal eher, dass du dir hier doch etwas eigenes ausgedacht hast, besonders da Harly trotz allem an Bluten ist. Ob Luca jetzt wirklich Tot ist, wage ich aber noch etwas zu bezweifeln. Zwar würde dies sicher zu einer Weiterentwicklung von Flint führen, aber ich denke nicht, dass du eine gewisse weitere Doktorin umsonst eingeführt hast. Zwar glaube ich auch nicht, an die bisher angedeutete weiße Weste von Fräulein Shrimati Dhanvantara Gamish, aber nun ja Flint ruft nach einem Arzt und sie ist eine.
      Guter Gedankengang. Dass Frau Gamisha noch eine Rolle in diesem Arc spielen wird, sollte nach ihrer Einführung wohl niemanden mehr verwundern. Wie diese aussieht…bleibt aber abzuwarten. ;)

      Harleys Teufelskraft wird bald enthüllt werden. Versprochen. Hier werde ich auch kein großes Geheimnis schüren, da man ja bereits genug von seinen Kräften gesehen hat. Zumindest oberflächlich betrachtet.^^

      qoii schrieb:

      Im Bezug auf Krill kann ich Lycas Ausführungen eigentlich kaum etwas hinzufügen. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass Krill wirklich der Sohn des Organisationsanführers gewesen ist und er seinen Vater aus irgendwelchen, für ihn berechtigten, Gründen selber umgebracht hat und so sein Schwert erbte.
      Korrekt. Nur das Wie und Warum muss noch beleuchtet werden. Was bald geschehen wird. ;)
      Vexor

      Vexor schrieb:

      Ich bin froh, dass ich jetzt doch noch zu einem Kommentar gekommen bin. Das "verdankst" du einerseits, dass ich mich gerade irgendwie in eine Sackgasse bei mir selbst geschrieben habe und bei mir endlich der Knoten geplatzt ist.
      Ich hatte am Anfang wahnsinnige Probleme wieder in die Story zu finden, da die letzten Kapitel bei dir zwar durchaus handwerklich wieder auf einem Niveau weit über der Perfektion lagen, aber ich den narrativen Faden seit der Aufspaltung der Gruppe ein wenig verloren habe.
      Dank einer schlaflosen Nacht habe ich mir aber die Mühe gemacht, den Arc noch einmal ein wenig zu überfliegen, was mir dann als Einstieg in das heutige Kapitel durchaus gereicht hat. Am Ende hat es sich wie immer gelohnt
      Kann ich nachvollziehen. Umso dankbarer bin ich, dass du die Mühe auf dich genommen hast. :)

      Vexor schrieb:

      Tolles Kapitel und wohl das Beste des Arcs für mich bisher, auch wenn auf den zahlreichen Seiten inhaltlich gar nicht so viel passiert. Ich möchte mich aber dennoch den Lob anschließen, was den Tanz zwischen Harley und Luca angeht. Die Blonde hat mich nicht enttäuscht und auch wenn diese "Wendung" jetzt für mich keine wirklich war, da mir ein Verrat Lucas absolut seltsam vorgekommen wäre, hat mir die Inszenierung wirklich mehr als zugesagt.
      Zum Ende hin wurde es zwar etwas chaotisch, aber beim zweiten Mal Lesen hat sich für mich dann wieder erschlossen, wo Luca wieder den Vorteil im Kampf für sich herausschlagen konnte.
      Ja, gut. Die "Wendung" war keine Wendung, sollte aber auch bloß für den Cliffhanger im vorherigen Kapitel herhalten. Von daher alles gut.
      Luca als kleinlautes Bückstück Harleys würde den Charakter aber auch ziemlich entwerten. Ich bin nicht Kishimoto. xD

      Ansonsten freut es mich, dass dir das Kapitel und natürlich besonders der Tanz gefallen haben. Eine Szene, welche ich schon ewig im Kopf habe und unbedingt richtig aufs Papier bringen wollte. Ich bin wirklich tierisch droh, dass das so gut geklappt hat.^^

      Vexor schrieb:

      Die Donnerfrucht wäre eine Möglichkeit, aber ich tippe bei Harley weiterhin auf eine mystische Zoanfrucht. Würde mir auf jeden Fall besser gefallen, als eine Logia, die ich schon im Manga immer als eine ganz schwierige Kategorie empfinde. Zumindest aus narrativer Perspektive heraus.
      Ich enthalte mich noch. Aber ich erinnere mich, dass du bei Flint damals schon deine Antipathie gegen die Logias erwähnt hast.^^
      Abwarten lautet meine Antwort. So oder so dürfte Harleys Frucht nicht enttäuschen, da sie zum charmanten Fiesling sehr gut passt, wie ich finde.^^

      Vexor schrieb:

      Sorry aber ich musste schmunzeln, da das so wunderbar gepasst hat
      Ich glaube nämlich natürlich nicht, dass Luca tot ist. Ihre Geschichte kommt mir immer noch nicht vollständig vor. Da könnte ich Mercedes Tod in dieser Rolle eher akzeptieren. Sie hat ihren Teilfrieden auf Princess Suie irgendwie gefunden. Aber Luca ist getrieben und wird es wohl immer sein. Außerdem, falls Luca jemals sterben sollte, müssen O'Mara oder Cal anwesend sein, um dem ganzen mehr Dramatik zu verleihen
      Kann ich dir nicht verübeln. Es bot sich wirklich an. xD
      Es wundert mich aber, dass du bereit wärst, Mercedes jetzt schon aus der Geschichte zu tilgen. Die Geschichte der Brünetten ist schließlich erst halb erzählt. Aber darum gehts ja jetzt gar nicht. Also, weiter im Text. Ich hülle mich in Schweigen.^^

      Vexor schrieb:

      Gut was gibt es noch zu sagen? Krill und Rhys. Letzterer überrascht mich auf jeden Fall mehr als positiv. Ich hätte nicht gedacht, dass er Krill doch so schnell in die Mangel nehmen kann. Jetzt ist die Frage, ob der Meermann an dieser Stelle nicht nur mit sich spielen lässt? Irgendwie schwebt ja auch noch Wildcard Online herum. Also abwarten.
      Das ist die Frage. Wer hat wen gefangen? Wer hat wen in der Mangel? Die Thematik "Krill und Rhys" ist definitiv noch nicht gegessen, weshalb es mich umso mehr freut, dass du langsam gefallen an Rhys findest. Er ist nämlich eine sehr prägnante Figur und wird eine wichtige Rolle einnehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich den Charakter sehr gerne mag.^^

      Vexor schrieb:

      Ich bin froh, dass du wieder da bist. Die "Konkurrenz" hat mir echt gefehlt und beflügelt mich wieder, auch wenn ich sagen muss, dass damit auch die Komplexe auf Grund deines exzellenten Schreibstils wieder da sind. Aber man kann nicht alles haben!
      Weiter so
      Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich rot anlaufen oder Choppers Verlegenheitstänzchen aufführen soll. Danke auf jeden Fall. Nach all den Problemen in letzter Zeit bedeutet mir das wirklich sehr viel und ermutigt mich auch. :)


      So, und nun viel Spaß beim mittlerweile 95. Kapitel meiner FF. Es trägt den Titel "Wälder des Wahnsinns" und kann an alter Stelle gelesen werden. Und wer alle Lovecraft-Anspielungen entdeckt, bekommt von mir eine Spam-Email. Viel Erfolg. ;)


    • Kapitel 95 - Wälder des Wahnsinns

      Joa wie fühle ich mich nach diesem Kapitel? Als hättest du mich in den wirren Traum eines Wahnsinnigen geworfen, mich mittendrin aufgeweckt, mir einen doppelten Espresso eingeflößt und mich dann mit einer Valium wieder schlafen geschickt. Kurz gesagt: ziemlich verwirrt :D

      Ich versuche einmal als erstes ein paar "Handlungslinien" aus dem Kapitel zu sondieren: 1. Die Reise von Callaghan, O'Mara und Mercedes durch den Wald, 2. Die Jagd des Minotauren/Monsters und die Flucht des Jungen, 3. Die verschiedenen Träume/Halluzinationen unserer Protagonisten.

      Bevor ich mich ein wenig an den Linien entlang hangle, bin ich sehr froh, dass wir an dieser Front wieder mehr erfahren können und es auch hier handlungstechnisch weitergeht. Ich habe unsere drei durchaus vermisst [natürlich auch bedingt durch die zusätzliche Pause], aber der Handlungsschnitt war natürlich mehr als passend. Insofern schön, dass es wieder mit unserem mürrischen Trio weitergeht :)

      Zu 1.:
      Gut die Handlung an dieser Stelle ist recht überschaubar und glänzt eher durch subtile Hinweise, Informationen und Charaktermomente. Einerseits scheint die eiserne Regel Callaghans immer weiter aufzuweichen, was die "Wir-dürfen-nicht-über-die-Vergangenheit-sprechen"-Regel angeht. Das geschieht nicht nur, indem Mercedes sich nach O'Maras noch vorhandenen Wissen erkundigt, sondern auch schlussendlich mit der Offenbarung Callaghans...zumindest was den Namen des grünen Königs angeht. Der Name fiel ja schon aus dem Mund Myzetes und es handelt sich hierbei also deutlich um den grünen König [keine Finten an dieser Front immerhin], aber was immer noch ungeklärt ist. ist die Frage, danach wer diese weibliche Person ist. Sie scheint ja auch für den Halluzinogenen Nebel verantwortlich zu sein, aber zumindest ich konnte mir darauf noch keinen Reim machen.
      Eine weitere Frage ist jetzt ja auch, ob der grüne König wirklich auf der Insel ist? Zwei große Handlungskaliber deiner Geschichte an einem Ort? Ich weiß nicht. Das wird sich zeigen.

      Zu 2.:
      Hier war ich mir lange unschlüssig, ob es sich vielleicht nicht doch nur um Vergangenheitsvisionen Callaghans handelte oder nicht. Schlussendlich habe ich mich an einem gewissen Punkt - spätestens dann, als Callaghans eigentlich Halluzination anfing - dagegen entschieden und sehe in dem Jungen ein wichtiges Kernelement dieses Arcs. Keine Ahnung, inwiefern und welche Rolle, aber das hier wird eine größere Rolle spielen. Ebenso die Jagd in den Wäldern und ob es wirklich einen Minotaurus gibt oder es nur eine Metapher/Analogie deinerseits war.

      Zu 3.:
      Joa der Punkt lässt mich ein wenig ratlos zurück, da ich ein wenig unschlüssig bin, was ich mit den Fiebervisionen anfangen soll. Dort steckten bestimmt wieder etliche Hinweise, die ich übersehen habe und/oder noch nicht vollständig einordnen konnte. Liegt vielleicht auch daran, dass ich Anfangs natürlich mächtig verwirrt war, auch wenn ich mir etwas ähnliches schon bei dem Titel gedacht habe. Die Frage, die mir eigentlich brennender auf der Seele lag, war, wie Mercedes es geschafft, aus der Vision zu kommen? Lag dies wirklich nur daran, dass sie sozusagen "selbstreflektiert" oder »sane« genug war, um den Fiebertraum zu durchschauen? Würde mir als Erklärung auf jeden Fall vollkommen zusagen.
      Ebenso schön fand ich, dass Callaghan und O'Mara sich gegenseitig angegriffen haben, wobei schön das falsche Wort ist...es zeigt zumindest gut, dass es wirklich nur eine Halluzination und keine Art "Traum"/transzendentale Erfahrung war...sie haben sich sozusagen ihre Realität nur zurecht gebogen, aber aktiv gehandelt und nicht nur am Boden gekauert und es vollkommen in ihren Gedanken ausgelegt. Ich hoffe, dass verständlich war, worauf ich hinaus wollte.

      Joa...ich bin ein wenig ratlos, was ich sonst noch schreiben soll und hoffe, dass meine Mitkommentatoren vielleicht noch ein paar zündende Idee mehr hatten.
      Ein verwirrendes, sprachliches wieder feines Kapitel, welches mir dennoch Freude bereitet hat. Warum? Wird sich wohl zeigen, wenn meine Geschichte weiter vorangeschritten ist :D
      Weiter so!

    • Kapitel 95 - Wälder des Wahnsinns

      Schön wieder ein neues Kapitel von Menschjagd zulesen nach dieser doch längeren Pause deiner seits, und nein es soll keine form von Vorwurf sein ;).
      Kommen wir zum geschehen rund um Cal & co. wie sie sich durch dieses Unheimlichen Wald schlagen und von Ürgendwem oder Ürgendwas verfolgt werden, wobei muss hier deinen schreibstil einfach nur lben wie du alles so schön und detaliert beschreibs, ich konnte mir das ganze Szenario bildlich vorstellen, also großes lob für dein Erzählstil :thumbsup: , aber genug Honig ums maul geschmiert :whistling: weiter gehts mit diesemn mysteriösen Nebel der Cal und O´mara dazu brachte sich gegenseitig zu bekämpfen aber zum Glück von Mercedes aufgehalten wurde, was mich aber fragen lässt wieso ihre Hallunination zu überwinden, lag es daran diese etwa einen stärkeren Willen als Cal und O´mara oder hat es einen anderen Grund.

      Der Nebel selber ist doch sehr Interessant und hängt woll mit der Unbekannten weiblichen Person zusammen von den die beiden gesprochen haben. Ich schätze mal das dieser Nebel woll das Produkt einer Teufelsfrucht ist das wohl direkt auf die Psyche seiner Opfer auswirkt und so ihren verstandt vernebelt. Soweit fern man keine Schutzmaske hat oder sehr, sehr lange die Luftanhalten kann, kann man sich nur schwer von dieser Kraft schützen.

      Kommen wir zuletzt zum doch verstörensten teil dieses Kapitels und zwar zum diesen "Baum". Also dieser Baum eigentlich ein Oberschenkelknochen eines Riesen oder anderen vergleichbar großen Kreatur, aber wo ist der Rest vom dem Riesen bzw. Geschöpfes das jetzt ein Bein ärmer ist und gibt es noch andere auf der Insel, wenn nicht wer hat dann das her gebracht und warum? Aber ich bin mir natürlich sicher das erfahren wir alle noch später ;)

      Komm wir Jetzt zum Teil mit den Anspielungen zu Lovecraft, ja ich kann es einfach nicht lassen aber ich LIEBE Horror ;) :P
      1. Berge des Wahnsinns, nur der Titel ist eine Anspielung
      2. Der Hund
      3. The crawling Mist, eine "Maske" von Nyarlathotep aus den Dreamland-Cycle
      4. Die Farbe aus dem All
      Das waren alle die sofort aufgefallen waren, natürlich können da noch mehrere sein die mir gerade nicht einfallen :D
    • Kapitel 95 - Wälder des Wahnsinns

      Wie einen zwei Kommentare dazu Motivieren können auch endlich an dem eigenen zu Arbeiten. Besonders wenn auch noch so viele andere Ausstehen und man gerade Zeit hat. Warum müssen im FF Bereich die neuen Kapitel aber auch alle mehr oder minder gleichzeitig rauskommen. :pinch:

      Auch ich freue mich wieder etwas von Cal, Mercedes und O'Mara zu lesen. Zur hast du die Gruppe Flint mit einem fiesen Cliffhanger verlassen, aber wo bleibt dann sonst die Spannung. :)

      Inhaltlich bin ich aber etwas ratlos, bzw. Vexor hat meine Gedanken ziemlich gut zusammengefasst. Der eine Teil ist die Wanderung durch den Wald, bei dem wir einige Informationsbröckchen über den Grünen König bzw. DeBráz bekommen. Übrigens wenn man DeBráz googelt sind die ersten drei von insgesamt vier Vorschlagen dein FF. Dieser scheint, wie wir bereits vermuten haben, auf eine besondere Art wahnsinnig oder grausame zu sein. Was sich sicher nicht nur auf ihn, sondern in gewisser weise auch auf seine Anhänger/ Crewmitglieder erstrecken dürft.

      Zumindest deute ich >Sie< als eine Mitstreiterin des Grünen Königs, vielleicht seine Graue/Schwarze Königin ;). Ihre TF scheint mit einem schwarzen Nebel zusammen zu hängen, der die Wahrnehmung der Opfer beeinflusst/vernebelt. Denn alle drei scheinen sich Plötzlich an einem völlig anderen Ort als vorher zu befinden und werden mit wichtigen Leuten ihres Lebens konfrontiert, wobei die Verbindungen emotional eher negativ besetzt sind. Mercedes trifft auch ihren Bruder, der ihr aber letztendlich irgendwie hilft wieder zu klarem Verstand zu kommen. Während O'Mara mit der Stimme Ulysses konfrontiert ist. Cal dagegen scheint sich mit dem Grünen König selbst auseinander zu setzten. Allerdings ist noch überhaupt nicht klar, ob dieser sich auf der Insel befindet oder hier nur das Versteck von entkommenen Anhängern ist. Fest scheint nur zu stehen, dass >Sie< dort ist und von Cal und O'Mara mit dem Grünen König in Verbindung gebracht wird. Weiterhin scheint >Sie< auch gegen die drei Vorgehen zu wollen, da sie ihnen immer wieder Hinweise auf ihre Anwesenheit und den Grünen König zukommen lässt. Zum tieferen Inhalt der jeweiligen Visionen will mit derzeit nichts einfallen. Fest steht nur, dass es Mercedes geschafft hat dieser Falle irgendwie zu entkommen und so Cal und O'Mara stoppen kann bevor sie sich, durch den Nebel beeinflusst, gegenseitig erledigen.

      Davon angegrenzt ist zunächst noch der Handlungsstrang mit dem kleinen Jungen auf der Flucht. War ich zunächst auch am Überlegen, ob es Cal oder später O'Mara ist, wegen der blonden Haare. Würde ich in ihm nun eine eigene Person sehen, die für die weitere Handlung noch wichtig werden wird. Allerdings könnte man durch den letzten Anschnitt von seinen Tod ausgehen, weswegen dieser Schenkelknochen auch von ihm stammen könnte. Zwar gibt es keinen Hinweis darauf, dass der Junge ein Reise ist, aber auch nicht wirklich etwas was dagegen spricht. Du hast bereits angedeutet, dass die Riesen noch wichtig werden könnten und irgendwie müssen sie auch eingeführt werden. Weiterhin scheint so ein Knochen ein Zeichen des Grünen Königs zu sein, vielleicht ist er also auch selber ein Reise oder hat aus irgendwelchen Gründen etwas gegen diese Rasse, den so ein Zeichen ist schon was besonders. Immerhin dürfte es nicht gerade einfach sein an einen solchen Schenkelknochen zu kommen.

      Das Kapitel war wieder sehr interessant und wie üblich, wurden mehr Fragen aufgeworfen, als Beantwortet und ich habe mal wieder das Gefühl wieder viel zu viel übersehen zu haben. Aber dass wird sich sicher wieder geben, sobald ich wieder richtig in deiner Geschichte drin bin. Die längeren Pausen haben mich irgendwie etwas raus gebraucht. ^.^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Die Wälder des Wahnsinns

      Einleitung: Ich hasse Einleitungen. Weg damit.

      Hauptteil:
      Tja... was soll ich sagen? Ich bin verwirrt. Dein Talent dürfte genau daraus bestehen. Verwirrung zu stiften wo du schreibst und tippst. Verflucht seist du!
      Die Anderen haben das alles schon so schön verschriftlich, dass ich gerade nicht weiß, was ich schreiben soll.

      Ich widme mich daher mal auf gut Glück den Riesen zu. Wir befinden uns auf ner verdammten Winterinsel und am Ende des Kapitel steckt ein schicker Riesenknochen im Boden. Riesen sind laut der Mythologie Wesen, die Naturgewalten kontrollieren können, also auch Schnee und Eis. Keine Ahnung ob da eine Verbindung besteht, sie ist mir nur aufgefallen.

      Weiterhin geht es um eine nebulöse „Sie“, die durch ihre schwarzen Schwaden Halluzinationen auslöst und die drei Musketiere gegeneinander Kämpfen lässt. Die Hallus waren ganz interessant, auch wenn man noch nicht viel mit ihnen anfangen kann. Mercedes trifft auf ihren Bruder und bewahrt die Ruhe (oder so ähnlich). Ich denke, die Aussagen des Bruders spielen hier eine Rolle, warum sie es war, die die Situation als Erste durchgeblickt hat. Ulysses Stimme indes scheint O'Mara schützen zu wollen, ähnlich wie Emile. Cal hingegen stellt sich der Sache alleine. Also psychisch gesehen. Macht die Aussage gerade Sinn?
      Bleibt für mich die Frage, ob das Monster in den Bäumen nun „Sie“ war oder der Grüne König, und welcher Halluzination der Junge erlegen ist, oder ob es überhaupt eine Halluzination war. Jedenfalls liegt die Vermutung nahe, dass „Sie“ eine Art Untergebene des GK ist. Zu dem Jugen will mir nicht wirklich etwas einfallen, außer dass ich mich wundere, dass auf der Insel irgendwelche Jungen rumhüppen, wo die Bevölkerung doch größtenteils ausgelöscht wurde oder in irgendwelchen Höhlen lebt. Ein Gast Harleys? Oder doch nur eine Halluzination?

      Fazit: Brauchen wir das? Muss wohl...
      Das Kapitel hat mir wieder sehr gut gefallen. Auch wenn mir nicht wirklich was sinniges eingefallen ist.
      Die Verwirrung war unhilfreich hilfreich. Bin gespannt wie es weitergeht und was das alles zu bedeuten hat. ^^

      Bis zum nächsten mal bei „X-Factor- Das Unfassbare“!
      Ihr Jonathan Frakes
    • Kapitel 96 - 102

      Kapitel 96 - Jäger und Gejagte

      Seine Füße wollten das Gewicht seines kleinen Körpers nicht länger tragen, seine Hände nicht mehr die eisige schwarze Kälte spüren müssen und sein Kopf ertrug keinen weiteren Gedanken an das Scheusal, dessen hohles Röhren aus den schlurfenden Schritten dröhnte, die die Totenstille der Taiga verhöhnten. Jede Zelle im Körper des verzweifelten Jungen schrie aus voller Brust nach dem Tod wie ein Neugeborenes nach den liebkosenden Fingern seiner Mutter, und nur seine Seele konnte ermessen, wann er diesem ohrenbetäubenden Flehen nachgeben müsste. Alle Hoffnung war im dichten, dunklen Nebel verloren. Doch das Kind robbte vorwärts, robbte auf seinen blutigen Knien über den grauen, dreckigen Schnee und klammerte sich an Bilder, die ihm die Alpträume noch nicht verdorben hatten; Bilder, die den Geschmack von Waldbeeren auf seine Zunge beschworen und den Geruch frischen Wildbrets, das über einem prasselnden Lagerfeuer gart. Gefangen in seiner Illusion, reckte er sich im kargen Antlitz der vereisten Wüste nach seiner Fata Morgana, um die Wärme und Liebe der heimatlichen Flammen in seinem Herzen zu spüren, fand jedoch nur einen toten Strauch, dessen Dornen ihm die Hände aufrissen. Schluchzend rollte er sich wie eine Made zusammen und erwartete seinen Tod, der ihn frei von Leid und Kälte und Angst machen würde. Die Tränen glühten auf seinen blutverkrusteten Wangen und verlöteten die offenen Bisswunden, aus denen dreckiges Fleisch tropfte. Ein letztes Mal öffnete er die goldgrünen Augen und lugte in die Finsternis. Alles war still und die gierigen Nebelschwaden begrapschten die zitternden Bäume, lechzten mit schwarzen Zungen nach Holz, Eis und Wind. Der Junge starb in einem Alptraum.

      Callaghan zögerte, mit unverwüstlichen Augen in das nimmer weichende Gesicht der Frau blickend, die ihn liebte und Antworten auf Fragen verlangte, die er nicht einmal sich selbst stellen wollte - Eine unaufhaltsame Kraft traf auf ein nicht zu durchdringendes Objekt.
      »Willst du mich töten?«, fragte sie plötzlich forsch und presste den verzierten Lauf ihrer alte Pistole gegen ihre markante Stirn, »Sag es! Nur ein Wort und ich drücke ab, dann hast du es hinter dir! Dann musst du die Drecksarbeit nicht diesem DeBráz überlassen!«
      »Nimm die Waffe runter«, bat Callaghan nüchtern und linste zu O’Mara herüber, hilfesuchend, und erkannte, dass er mit seiner blinden Sturheit einen einsamen Posten verteidigte. Nur die Dankbarkeit und der Respekt ihm gegenüber hielten seinen alten Freund noch davon ab, vor Mercedes die Beichte abzulegen und Buße zu tun für die Sünden, die sie in ihrem Dünkel als notwendig erachtet hatten. O’Mara sah Callaghan wie einen Hund an, der seinen Herren angefallen hatte; das Gewehr bereits geschultert. Fest entschlossen beanspruchten Mercedes’ heterochrome Augen den dunklen Blick des Schwarzhaarigen wieder für sich.
      »Nimm die Waffe runter«, wiederholte dieser unmerklich verletzlicher und legte seine Finger auf die ihren, bevor er sie vom Abzug löste und sanft gen Erdboden geleitete. Ihr Gesicht verblieb hart und reserviert, nichts als ein steinernes Relief ihrer schönen Lippen und glänzenden Augen, während sie Callaghan für einen Sarg Maß nahm oder versuchte, ihm Gefühle mannigfacher Schuld einzuflößen. O’Mara erschauerte angesichts der zornigen Mercedes und wäre er religiös gewesen, hätte er sich bekreuzigt.
      »Könnten wir uns bitte wieder beruhigen…?«, warf er sich todesmutig in die Schusslinie, »Und über diesen verdammten Knochen reden, der hier wortwörtlich im Raum steht?!«
      Affektiv spiegelten sich die Häupter der beiden Streitenden und überflogen das grausige Blutmonument, welches wie ein entzündeter Zahn an den schwarzen Nebelschwaden nagte, als wäre es die erste Seite eines mittelmäßigen Romans. Ihre Beziehung und alles, was dieser fehlte oder zum Verhängnis werden könnte, piesackte ihre Nerven und übertünchte für den Moment ihre Angst.
      »Wir sollten weiter gehen«, brach Callaghan schließlich die Stille, noch immer den aus zuckendem Fleisch gerissenen Knochen anvisierend, und fügte schnell hinzu, um Mercedes unausweichlichen Protest abzuwenden: »Ich erzähle dir auf dem Weg, was auch immer du wissen willst.«
      Erleichtert seufzte O’Mara beim argwöhnischen Nicken der sichtlich misstrauischen Brünetten auf und setzte einen allzu optimistischen Schritt voran, der ein ungewöhnlich hohles Knacken durch den Schnee jagte, just bevor sich eine Schlinge um den Fußknöchel des Blonden zurrte und seinen Körper in die Höhe riss. Ungläubig beobachteten Callaghan und Mercedes, wie eine linkische Kraft ihren Gefährten durch die Baumwipfel zerrte, gegen Stämme und Äste und Nadeln schmetterte, in die Tiefe auf den Boden knallte und kreuz und quer durch den Schnee schleifte, nur um ihn anschließend erneut auf luftige Irrfahrt zu entsenden. Schließlich, betäubt und mit eisblauen Nadeln gespickt, baumelte der lädierte Leib O’Maras kopfüber unter dem Blätterkleid einer antiquarischen, stiefmütterlich ins Dunkel näselnden Blautanne.
      »Was…ist…passiert?«, krächzte der Kopfgeldjäger in die acht Callaghans, die sich vor seinen halbblinden Augen materialisierten und ihm mitleidslos den Rücken zukehrten.
      »Eine Jagdfalle«, schlussfolgerte der Schwarzhaarige kühl und deutete mit dem Daumen auf das schwarze Drahtseil, das O’Maras Fuß abschnürte, »Binde dich los und-«
      Ruckartig barst Callaghan halbseitig herum und rammte seine massiven Fäuste gegeneinander, das Blatt einer groben, gewaltigen Axt zwischen ihnen fixierend, deren stumpfe Schneide daraufhin nur wenige Millimeter vor seiner gebrochenen Nase zum Stillstand kam. Unter einer enormen Anstrengung wuchtete er die Waffe samt ihres Trägers, ein hünenhafter Rohling mit langen goldbraunen Haaren und wilden goldgrünen Augen, in eine nahegelegene Baumreihe, just bevor ihn Mercedes’ lautes Japsen erneut herumfahren ließ. Ein glatter, sauberer Durchschuss klaffte in dem meterdicken Stamm der prüden Tanne, an der O’Mara sein Dasein als räuchernder Schinken fristete, während dessen jämmerliche Bauchmuskeln ihn in der Höhe hielten und zuvor vermutlich so sein Leben gerettet hatten. Verwirrt, da vollkommen ahnungslos ob der Präsenz eines heimlichen Schützen, suchte der Schwarzhaarige mit roten Höllenaugen und zuckenden Ohren die Baumwipfel ab, als plötzlich eine gewaltige Erschütterung die Dunkelheit zerriss, Stock und Eis aufwirbelte und ein Feuer durch die Baumreihen fegte, welches seinen Herd in einem toten Baumstumpf mehrere Meter entfernt zu haben schien. Vom jähen Licht des Flammenhorts geblendet und von der gewaltigen Druckwelle betäubt, die Klumpen von Schnee und Splitter gefrorenen Holzes in sein Gesicht schmetterte, bemerkte Callaghan nur aus dem Augenwinkel, wie Mercedes’ Kanonenbein hochfuhr und einen nahegelegenen Nadelbaum mit genug Kugeln durchlöcherte, um ganz Loguetown ein Guckloch zu spendieren.
      »Feigling!«, hauchte die hartgesottene Schönheit ernst, und entließ den langen Greifhaken wie eine dressierte Kobra aus ihrer linken Handfläche, deren poliertes Maul sich metallisch zischelnd seinen Weg durch die Nebelschwaden bahnte und fauchend in einem schwarzen Schatten verbiss.
      Zeitgleich kam O’Mara zur Besinnung, dessen Stirn von der entfernten Explosion mit einem schweren Stein begrüßt worden war. Arglos wie ein Kind am Sonntagmorgen äugelte er in die Welt und seufzte genervt auf, als er wieder einmal nichts als Chaos vorfand. Brennende Bäume, verwüstetes Brachland und ein taumelnder Callaghan, der wenig elegant nach der mit einem unförmigen Irgendwas ringenden Mercedes tastete. Er wollte sich gerade gähnend in seine Traumwelt zurückziehen, in der sein Kopfschmerz Blumenduft und das pochende Dröhnen seines Herzens zu Musik würde, als sich eine muskulöse Erscheinung in sein Blickfeld schob und mit einer urtümlichen Streitaxt nach Callaghans Nackenpartie trachtete. Geistesgegenwärtig und gänzlich im Rausch des Erwachens, schlang der noch immer kopfüber Baumelnde die Arme um den pulsierenden Stiernacken des Angreifer und bemerkte erst in diesem Moment, dass er auf pures Narbengewebe gestarrt hatte.
      Zeitgleich mit dem imposant einsetzenden Gurgeln und Schnaufen des goldbraunen Kriegers nagelte Mercedes ihre Beute fest - wortwörtlich, hielt ihr linker Daumen doch eine integrierte Nagelpistole bereit. Nur wenige Sekunden später gelang es Callaghan endlich, wieder sämtliche seiner abtrünnigen Instinkte einzufangen und in Form Faustschlags auf seine Umwelt loszulassen, die sich in jener Sekunde auf das rustikale Gesicht des hünenhaften Mannes reduzierte, der im Begriff stand, O’Mara die Arme zu brechen. Der Schlag brach den Schall und den harten Schädel des Molochs, kurz bevor auch Mercedes ihre Beute mit einem gezielten Tritt ausschaltete und das jähe, laute Chaos unter der unheimlichen Totenstille des schwarzen Waldes begraben wurde.

      Die pulsierende Keule, die im Takt seines schlagenden Herzens auf seine Schläfen einprügelte, erweckte den verängstigten Jungen von den Toten. Eine feurige Seerose trieb auf einem schwarzen Teich, ihre grellen Blütenblätter schwappten über die dunklen Ränder ihres lichtlosen Kerkers und züngelten nach seinen verängstigten Umrissen. In seinem Martyrium glaubte der Bursche, in die tiefsten Schlünde der Hölle zu blicken, bis die grausige Flammenrose in die schwarzen Wasser sickerte und einen schwarzen Film zurückließ, der sich als nichts geringes als die dunkle Pupille des schwarzen Mannes höchstselbst herausstellte. Erschrocken wollte er aufspringen, fand seinen Körper jedoch an einen riesigen grauen Baum gekettet vor, aus dem rotschwarzes Harz quoll. Resignierend bat er die drei Gesichter, welche ihn aus der Dunkelheit heraus belauerten, um Antworten.
      »Ihr seid die Jäger, nehme ich an«, gewitterte eine tiefe, grollende Stimme aus den Schatten, der die breitschultrige Silhouette des schwarztriefenden Mannes folgte, dessen Flammenaugen dem Gefangenen zuvor das Fürchten gelehrt hatten.
      »Ich…«, begann der benommene Hüne zu wispern, dessen hartkantiges, von kleinen, aber groben Narben gesäumtes Gesicht von Wogen goldbraunen Haares verdeckt wurde, »Mein Name ist…Markus. Ich…Wir…« Die goldgrünen Augen glühten plötzlich greller und prächtiger durch die dunklen Haarsträhnen und suchten im Nebel der Taiga nach Mercedes’ Gestalt.
      »Wo ist mein Bruder?!«, brüllte Markus ohne Spur vorangegangener Unsicherheiten und rasselte lautstark mit seinen hautengen Ketten, »Wo ist Kaspar?! Was habt ihr mit ihm gemacht!«
      Ein Finger bohrte sich durch den Nebel und sprach mit rauer Alkoholikerattitüde:
      »Du meinst den Heckenschützen?«
      Erst jetzt wurde Markus der unförmigen Masse gewahr, die ihm schwer atmend den Platz am toten Baum streitig machte. Sein wildes Gesicht strahlte auf.
      »Kaspar! Gott sei Dank! Geht es dir gut?!«
      »Ja«, antwortete eine markig-feminine Stimme, die schwerlich zu dem drahtigen Mann mit den selbst im Schlaf sauertöpfischen Gesichtszügen und kurzgeschorenen, graugrünen Haaren passte, »Er wird wieder.«
      Lange betrachtete der Hüne den einzigen Menschen, der ihm in dieser und der nächsten Welt etwas bedeutete, bevor er sein Haupt wieder den drei dunstverhangenen Silhouetten zuwandte und fragte:
      »Wer seid ihr?«
      »Gegenfrage«, erwiderten die Dämonenaugen, wieder roter und bösartiger auflodernd, »Wer seid ihr und was wisst ihr über den ›Grünen König‹.«
      »Wer?«, blubberte Markus geistlos, worauf die Frau bestimmte:
      »Fangen wir mit der ersten Frage an.«
      »Mein Name ist Markus Wildmann. Das« Er deutete mit einem Kopfzucken auf seinen langsam und bedröppelt zur Besinnung kommenden Kumpan, »ist Kaspar. Kaspar Berthold, mein Bruder. Wir sind…Jäger.«
      »Was jagt ihr?«, wollte die raue Whiskeystimme schal wissen, worüber der wilde Hüne nur ein verschmitztes Tigerlächeln lächelte.
      »Alles.«
      Ein verächtliches Zischen, dunkel und gehässig wie die wutlodernden Pupillen, zerriss die Finsternis. Der schwarze Mann trat einen Schritt näher auf Markus zu, aus den Schatten hinaus in jene Welt des trügerischen Zwielichts, die aus Männern Monster macht und niemals lügt. Der Jäger erschauerte, als die Worte des ehrfurchtgebietenden Mannes wie Eiswasser auf sein Gesicht tropften, »Söldner. Bezahlte Schläger und Mörder.«
      »Recht so!«, rotzte Markus harsch, »Nenn mich wie du willst, Schattenmann. Aber da wo wir herkommen, zählt nicht, was andere denken. Da zählt, was man im Herzen trägt. Und in unseren Herzen fließt Kriegerblut!«
      »Ein heroische Rede für jemanden, der ein paar Wanderer aus dem Hinterhalt anfällt.« Ein ungesitteter Blondkopf tapste schwerfällig in Sichtweite des Gefesselten, hielt kurz vor ihm inne und betrachtete ihn neugierig, wie Kinder einen Löwen durch Gitterstäbe betrachten. Dann setzte er hinzu: »Wie weit kann’s da mit euren Kriegerherzen schon her sein?«
      Markus grunzte einen Schwall Stolz hoch und spuckte ihn in den Schnee, zu Füßen der respektlosen Alkoholfahne, die dem geübten Trapper trotz Rückenwind sauer aufstieß. »Bind mich los und ich zeig dir, was für’n Krieger in mir steckt.«
      Der Blonde schien der Idee nicht abgeneigt zu sein, doch die finale, bisher im Finstern verborgene Silhouette wendete Schlimmeres ab - indem sie ihre Schönheit offenbarte. Markus war verzückt; und entrückt vom kosmischen Blau und Grün ihrer strahlenden Augen, verzaubert von ihrer markanten, schlanken Nase und gefesselt vom weichen Glanze der filigranen Lippen, an welchen er nun wie ein Welpe hing. Mercedes Delacroix hatte vieles in ihrem Leben verloren, einiges nie besessen, doch an nichts mangelte es ihr weniger als an Neidern und Verehrern.
      »Ich grüße Euch, meine Holde«, süßte Markus weich und zuckrig wie in Honig getunkt, »Was führt eine Maid von solch Anmut in die Gesellschaft derartiger Subjekte, an einen tristen Ort wie diesen, zu solch gottloser Stunde?«
      Das wölfische Schnauben Callaghans geflissentlich ignorierend, schenkte sie dem Gefangenen ein gnadenbringendes Lächeln und antwortete, den Blick wieder auf den Mann in Schwarz gerichtet, dessen Augen inzwischen heißer und teuflischer loderten als eine brennende Kathedrale:
      »Eine plötzliche Anwallung von Mitleid. Und viele fragwürdige Entscheidungen.«
      »Du bist Callaghan.«
      Alles verfolgte nun die fremde, neue Stimme bis zum griesgrämigen Gesicht des Kaspar Berthold, der nun gänzlich aus seinem Schlummer erwacht war und die drei Kopfgeldjäger aus betongrauen Augen wie ein Raubvogel observierte. In seinen Zügen lag eine abgestandene Ruhe, die der misslichen Lage der beiden Jäger eine Spur fader Ironie beimischte und sie konterkarierte, als er hinzusetzte:
      »Wir sollten dich fragen, was du über den ›Grünen König‹ weißt.«
      Eine abwiegende Ruhe setzte ein, bevor Markus Wildmann lautstark und wie ein Schwachsinniger ausstieß:
      »DAS ist Callaghan?!«
      Kaspar seufzte schwermütig. »Ein Wunder, dass du nicht in deine eigenen Fallen rennst.«

      »Wie konntet ihr uns DARAN ketten?!!«, brüllte Markus Wildmann im rauen Einschlag seiner sich schüttelnden goldbraunen Lockenpracht, »Wie krank seid ihr eigentlich?!«
      Ungefragt riss der Moloch O’Mara seine »Notration« vom Hals und nahm einen kräftigen Schluck, der das schwere Behältnis bis auf wenige Tropfen leerte und einen verdrießlich in sich hinein blubbernden Kopfgeldjäger als Nebenwirkung zurückließ, welcher es nur aus Respekt vor Mercedes bei stummen Drohgebärden beließ - Allein in einer leeren Bar hätten Markus längst sämtliche Zähne gefehlt. Dies ahnend, lallte jener ein harsches Lachen.
      »Riesen.« Kaspar Berthold, mit seiner drahtigen Statur und mürrischen Introvertiertheit ein beinahe künstlich wirkender Gegenpol zum freimütigen, barbarischen Wildmann, untersuchte den scheußlichen Knochentotem analytisch, bevor er sich die Kapuze seiner dunkelgrünen Feldjacke tief in das fahle Gesicht zog und jeden bunten Pfeil seines schweren Köchern einzeln abzählte, als würde er Mercedes’ Charakter prüfen wollen. »Welche Kreatur könnte einem Riesen so etwas antun?«
      »Ihr habt eine Antwort auf diese Frage«, stellte Callaghan fest, der die Befreiung der beiden Jäger als monumentale Dummheit verflucht hatte. Wie ein Wolf lauerte er in den Schatten und brandmarkte die beiden Männer mit Blicken.
      »Du nicht?«, nuschelte Markus, der die allmählich die Wirkung des hochprozentigen Alkohols zu spüren bekam, der sich nicht über sein weißes Hemd oder den langen, fellbekränzten Ledermantel ergossen hatte.
      »Ihr zuerst«, brummte Callaghan mit einer düsteren Härte, die sein Gegenüber mit einem zähnefletschenden, gutherzigen Grinsen zu mildern versuchte.
      Theatralisch erhob sich Markus daraufhin unter den sich rollenden Augen Kaspars und positionierte sich wie ein Barde im Zentrum der illustren Runde von fremden Parteien, die sich gegenseitig weder sonderlich mochten noch trauten, und begann, in der Manier eines vom Rausch der Schlacht heimgesuchten Veteranen eine Geschichte zu fabulieren, wie sie nur Betrunkene und Lügner als Wahrheit verhökern können.

      Sieben Jahre zuvor, Monarch Tree

      Ein zugiger Wind pfiff durch die splittertrockenen Knüppel alten Holzes, aus denen die einsame Wirtsstube inmitten von Bärenkot und Hirschkadavern geschustert worden war, und focht einen ewigen Kampf gegen ein hartnäckiges Feuer aus, das in einer großen Esse einen rindgroßen Wapiti verkohlte. Ein dunstiger Film aus Zigarrenqualm und Feuerruß schwebte im morschen Gebälk und nistete sich in Stützbalken, Flaschen und sogar in die Bärte der heiteren Runde ein, die seit drei Stunden den Fall eines einzigen Baumes mit genug Bier begossen, um später im Alleingang 100 weitere wässern zu können. Mit bloßen Fingern rissen diese Prachtexemplare traditionsreichster Waldschratzunft ihre Nahrungsgrundlage aus dem brennenden Wapiti und schoben Schmalz und Bier als Appetitanreger hinterher, während sie mit blutunterlaufenen Äther-Augen nach den raumfüllenden Gesten ihres ganzen Stolzes stierten - Markus Wildmann, groß wie ein Bär, trinkfester als ihre Mütter und mit der scharfen Zunge eines der Sünde verfallenden Kirchenmissionars gesegnet.
      »Das Vieh stürzt sich auf mich! Ich dreh mich weg, will weg, eine Rolle zur Seite und ramm mir den Schädel am nächstbesten Baumstumpf blutig! Aber! Der Bär ist vorbei geschrammt und hängt in der Falle!«, schilderte Markus mit Armen, Beinen, Füßen und Kniekehlen den Tag, an dem er und sein Blutsbruder zu weisen wurden, »Halbblind vor Schmerz kam ich mehr schlecht als recht auf die Beine. Sehe meinen Vater, der mit einem Blick, den ich nie vergessen werde, seine Gedärme in seinen Bauch zurück zu stopfen versucht. Mir wurde schlecht, aber da hörte ich schon das Schnaufen der Bestie. Dieser Höhlenbär war ein verfluchtes Monstrum und riss sich aus der Falle los…! Und wir waren allein. Ich wusste, mein Vater war tot. Kaspars Vater hatte es schon zerfetzt, da habe ich den Bär nicht mal gehört.« Ein langer, trauriger Blick ruhte zu künstlerischen Zwecken auf Kaspar Berthold, der sich angewidert seine Kapuze über die graugrünen Haarstoppeln zog und im Tresen versinken wollte.
      »Doch plötzlich…Zischt es neben mir, direkt an meinem Ohr vorbei-« Zum Beweis präsentierte er eine markante Kerbe, die sein rechtes Ohrläppchen furchte, »-Ein Pfeil trifft mitten in den Schädel dieses verdammten Bären. Kaspar, dieser Teufelskerl, hat unserem Widersacher den entscheidenden Treffer versetzt! Denn jetzt, jetzt taumelte er nur noch auf mich zu. Immer noch schneller als ein Mann im besten Alter und stark wie tausend von der Sorte, aber langsam genug, damit ich mir die Axt meines Vaters schnappen und sie schwingen konnte. Gut, sie wirbelte eher mich umher als ich sie, aber-«
      Plötzlich knallte die unscheinbare Holztür gegen ihre rostigen Angeln und bahnte dem jaulenden Wind eine Schneise durch die Winkel und Ecken des alten Gasthauses, auf dass dieser die Feuer löschte und das Licht in Schwärze verwandelte. Totenstille hatte vereinnahmt, was zuvor noch gelacht und geatmet hatte, als eine zittrige Gestalt über die Schwelle hinkte und aus wässrigen Augen nach Hilfe schrie. Kaspar erkannte den Ankömmling noch vor seinem Bruder, der sich zuerst nur um die Gelegenheit beraubt sah, den fulminanten Klimax seines Heldenepos einer Zahl willenloser Schafe unterzujubeln und sich in einer Lache aus Neid und Bier zu suhlen.
      »Brocks«, bemerkte Kaspar Berthold schnell und freudlos, bevor er den alten, frierenden Mann sanft bei der Schulter nahm und in die Wirtsstube geleitete. Er spürte das Blut, das seine Lebenslinien entlang rann, sagte jedoch nichts, bis das Alterchen aus bebenden Lippen und schneeverhangenen Bartstoppeln wisperte:
      »Wendigo! Wendigo

      Die Winterinsel »Monarch Tree« sprießt wie eine unzertrennbare Masse frierenden Astwerks und scharfer Nadelwälder aus den kalten grauen Wassern des North Blue, immer von stürmischen Wolken umkränzt und niemals frei von Wind, Frost und Degeneration. Das Wild und jene, die es jagen herrschen über die harschen Winterwälder, ohne Rücksicht auf Verluste oder die Möglichkeit, abseits von Fleisch und Paarung für etwas leben zu können. Die Unerbittlichkeit der Natur macht Menschen und Wölfe gleich, Jäger und Fallensteller begrüßen sich gegenseitig mit Flinten und ihre Beute mit Messern und Pfeilen, um das wertvolle Fell nicht zu beschädigen. Auf Monarch Tree sind alle Lebewesen Teil einer anarchischen Hackordnung, deren Hierarchie von »Nicht tot« zu »tot« reicht, und für Menschen wie Kaninchen gilt. Bau oder Blockhütte, Daumen oder Pfoten, nichts bleibt ewig.

      »Niemals«, brummte Kaspar ernst, »Niemals.«
      »Angst?«, grinste Markus sein Raubkatzengesicht.
      Die massive Axt geschultert, setzte der Moloch seinen Tigerfuß voran und linste in die mit schwarzen Tannen und muffigem Moos überwucherte Schlucht, die den Namen "Sawney’s Klamm" trägt und einen uralten Ruf verteidigt, der selbst die Schwarzbären auf Abstand hält.
      »Wir kennen diese Insel. Nur nicht, was da unten ist«, hielt Kaspar seinen Blutsbruder zurück und fuhr sich unwirsch über das steingrüne, fahle Haar. Doch Markus ignorierte die Sorge in seinen müden Augen und überspielte sie mit einem weiteren, rauschenden Lächeln:
      »Und? Bist du denn nicht neugierig? Tu’s für den kleinen Jungen.«
      Widerwillig und mit hörbarem Zähneknirschen spannte sich Kaspar den metallenen Bogen um die Brust und folgte Markus die Klamm hinunter, an einem Seil baumelnd, das sich seiner Sache kaum sicherer war als er selbst.
      Die Luft roch nach rohem, alten Fleisch und eine schmierige Substanz kroch wie eine Orgie nach Luft schnappender Würmer aus dem moosdreckigen Boden, als die Jäger ihre Füße aufsetzten. Der gesamte Untergrund schien beständig zu verfaulen, ohne sich je zu zersetzen.
      »Keine Tiere. Nichtmal Krähen in den Bäumen«, flüsterte Kaspar, während seine Falkenaugen nach Bewegungen in den dunklen, drohenden Tannen Ausschau hielten, deren spitze Nadelblätter sich in die zerklüfteten Felswände bohrten. Markus, sichtlich unsicherer als noch hoch droben auf dem Steilhang, murmelte ein zustimmendes Wort und wagte anschließend als erster einen weiteren Schritt gen Gestank.
      »Ich rieche…«, setzte der Hüne an und schob sich die dichten, goldbraunen Locken aus dem Gesicht, »Ich rieche…Blut. Fleisch. Abgehangen, aber nicht ausreichend gesäubert. Und Schimmel…tote Pflanzen.«
      »Markus«, unterbrach Kaspar das Duftexzerpt und hob unter Zuhilfenahme seines Bogens einen unförmigen Klumpen aus einer versumpften Felsfurche. Markus drehte sich zu schnell um. Der Anblick bleichte seine Haut und nahm ihm die Luft, bevor er hintenüberstürzte und auf vermoderte Walderde polterte.
      Zwei blutschwarze Augen glotzten ihn aus einem abgenagten Schädel an, deren lippenloser Mund aus fleischlosen Wangen nach seiner Mutter brüllte und nach dem Körper, der seinem Hals entrissen worden war. Das schwarze, tote Haar verfing sich dreckig und strähnig in den Spalten des Bogens, als Kaspar sich seiner zu entledigen versuchte und Markus, benommen vor Angst und Ekel, nach Fassung rang. In seinem Kopf spukten die Geister eines Alptraums, die aus den Lidern einer Schlafenden hatten entkommen können. Ein schnelles Zeichen später mauerte Kaspar die beiden Jäger in eine unsichtbare Kuppel, die jeden Laut abhielt und keinen Ton entweichen ließ.
      »Hier sind wir richtig«, sagte Markus erst jetzt mit einem undurchdringlichen Blick, der den Teufel im finstersten Winkel der götterverlassenen Klamm wusste. Wie von jeder Furcht losgerissen stampfte er tiefer in die lichtleere Schlucht und murmelte, wie im liturgischen Gebet versunken, »Denk immer an den kleinen Jungen, Kaspar. Denk immer an den kleinen Jungen.«

      Lange, zitternde Finger krabbelten wie nackte Spinnenbeine über die vergilbten, mit altertümlichen Skizzen und eingetrockneten Flecken beschmierten Seiten, welche den siechenden Dielenboden eines jämmerlichen Hüttenverschlags fluteten, bevor bloße, blauädrige Füße laute Wellen in das Pergament schlugen. Das Rascheln der letzten flatternden Notizen wurde bereits vom senilen Knarzen und Quietschen eines spröden Schaukelstuhls übertönt, der im unaufhörlich-psychedelischen Takt zwischen einer steinernen Rückwand und dem modrigen Holzboden hin und her wippte. In kalkulierter Duldsamkeit tippten die Spinnenbeine nun auf den Armlehnen herum, abwägend und wartend, bis sie jäh innehielten und ohrenlos horchten. Die Hütte versank in Stille; einer Stille jedoch, die nicht länger einsam war, sondern süße Freude durch die blauen Adern pumpte; eine Stille, welche ein rasselndes Keuchen befeuerte, das in seinem Kern dem Lachen eines kleinen Kindes glich.
      Kapitel 97 - Der Kult

      Die Jäger wussten, dass sie in dem Moment, in dem sie den fauligen, nach verdorbenem Fleisch und getrockneten Tränen stinkenden Sud der Klamm hinter sich lassen und in die morsche Tür des winzigen Hüttenverschlags treten würden, das wahrhaftig gottlose erwartete. Leichen und ihre Überreste hatten den Weg unter sich spinnennetzartig ausbreitenden Tannenzweigen und Nadeln gepflastert, durch den Kaspar und Markus gewatet waren und der, so dunkel und leer und ruhig, nie langes Leben gesehen hatte. Bis an die holzgehauene Tür einer kleinen, in den Berghang grapschenden Hütte hatte sie dieser Weg des Ekels und der Abscheulichkeit geführt, vorbei an herausgerissenen Augen und abgenagten Fingern, über Gedärme und Nieren und Kehlen. Die Legenden von menschenfressenden Einsiedlern und Wesenheiten, die von Gott verflucht oder vom Teufel auserwählt worden waren, zeichneten sich in blutroter Tinte in die Gedanken der beiden Männer, die sich ihrer Angst erst bewusst wurden, als eine brüchige, zaghafte Stimme ein unschuldiges »Herein« krächzte. Markus schulterte seine Axt, Kaspar spannte den Bogen und die Tür gab unter einem quälenden, elenden Knirschen nach.
      Freundlich leuchtende Augen empfingen die beiden Jäger, als sie mit vorgehaltenen Waffen über die Schwelle des sicheren Todes traten und laute, drohende Worte brüllten, die in der Totenstille der abgeschiedenen Hütte zu Staub verebbten. Ein alter Mann in Lumpen und Pelzen wippte vergnügt in einem alten Schaukelstuhl inmitten von vergilbten Notizen und Zettelchen hin und her, ein beschwingtes Lied auf den Lippen und eine saftige Fleischkeule auf dem Feuer. Das wahrhaftig Böse hatte in Markus’ Vorstellung drastischer ausgesehen, sodass er verdutzt fragte:
      »Wer bist du?«
      »Wer seid ihr?«, fragte das Alterchen mit großväterlichem Lächeln zurück und genoss die Rolle des senilen Eremiten sichtlich.
      »Steh auf!«, befahl Kaspar ihn harsch aus seiner düsteren Ecke, die die Arme des Feuers wie durch schwarze Magie nicht zu erreichen vermochten. Eine Dunkelheit schien aus den Felllumpen des Alten zu strömen, die jedes Licht ausschloss.
      »Seid ihr Banditen? Ich habe kein Geld.«
      »Schnauze!«, brummte Markus wieder gefasster, »Und steh auf! Wird’s bald!«
      Das Alterchen hob die groben, buschigen Brauen und betastete mit seinen blassen, unnatürlich langen Fingern seine Brust, bevor er mit jener brüchigen Greisenstimme, die aufgesetzter als sein Lächeln klang, murmelte:
      »Vielleicht kann ich euch ein Klümpchen Gold geben. Das habe ich letztens gefunden…wo hab ich denn-«
      »Wir sind keine Banditen!«, fauchte Markus mit bebenden Pupillen, »Wer bist du!? Und was hast du mit dem Jungen gemacht?! Mit all diesen Menschen!?«
      In einem Anflug falscher Überlegenheit begann Kaspar zeitgleich, die spärliche Behausung des dubiosen Alten zu begutachten und entdeckte neben den endlosen Papierfetzen und Pergamenten nichts als den über einem jämmerlichen Feuer garenden Braten, ein an die Wand genageltes Bärenfell und zwei Hirschgeweihe, die wie Wurzeln direkt aus dem Gestein ragten, das die hintere Begrenzung des Verschlages bildete. Wenngleich weder bequem noch einladend, hätte dieser Ort eine hervorragende Jagdhütte abgegeben - und Kaspar dämmerte, dass er eben dies war. Kalter Schweiß lief über seinen Nacken, als er stockend ansetzte:
      »Was…gart dort auf dem Feuer?«
      »Bitte?«, gab sich der Einsiedler schwerhörig und ahnte, dass der Grünhaarige die Frage kaum erneut über die zitternden Lippen bringen könnte. Der Ekel brach wie eine Sturzflut über den Bogenschützen herein und benebelte ihn.
      »Er…isst sie…«, hauchte er erst für sich, dann lauter, entsetzter, »Er isst sie.«

      Wie eine nicht länger geliebte Puppe wurde Kaspar aus der Hütte zurück in die Schlucht der vielen Leichen geworfen. Hart schlug sein Körper in den Sumpf herausgerissener Augen und ungenießbarer Fleischstücke, bevor er die tiefe Wunde spürte, die seine Bauchdecke entzweiriss. Er konnte kaum atmen, nicht reden oder sich rühren, während sich die Äste und Nadeln wie ein schwarzer Himmel über ihm abzeichneten. Die Schneise verschwand, der Wald versank und alles wurde zur unheilvollen Klamm, aus der es kein Entkommen gab. Schreie drangen an sein Ohr, die halb Brüllen und halb Jammern waren, und Markus Wildmanns Stimme trugen. Doch Kaspar konnte keinen Muskel rühren, um seinem Blutsbruder gegen die Ausgeburt der Hölle zu helfen, die sich seines Körpers so leicht bemächtigt und ihn so leicht zerschlitzt hatte. Plötzlich erschienen sämtliche Geschichten über Gott, den Teufel und seine Dämonen so real, so nah, so logisch, dass Kaspar sich für seine Arroganz verfluchte, die ihn glauben gemacht hatte, es gäbe keine Monster fernab menschlicher Abgründe.

      Lichter zuckelten neben dem blutenden Leib des Markus Wildmann her, der kaum schwerer als ein Kind in den Armen des hünenhaften Ungeheuers wirkte, welches ihn in eine Höhle tief in den Berg schleifte. Fackeln beleuchteten dürftig die endlose Enge und verglühten das taube, anschwellende Gesicht des Jägers, der bisher kaum Schemen hatte ausmachen können. Er nahm einen säurebitteren Gestank war, das sterile Blubbern kochenden Wassers und einen zischelnden Luftzug, der sich über den öligen Boden schlängelte. Plötzlich übermannte ihn vollkommenes Entsetzen. Sein gebrochener Leib wurde unter einer Dutzendschaft von der Decke hängender Leiber hergezogen, in unterschiedlichsten Phasen der Verarbeitung und zerstückelt und zusammengeschnürt wie abgehangenes Fleisch. Kinder, Frauen, Alte, Männer und alles dazwischen baumelte blutleer über seinen Schädel hinweg, der erst jetzt begriff, durch welch schmierige Soße sich sein Körper pflügte - sein Peiniger schleifte ihn durch das Blut der Opfer, deren Schicksal er nur allzu bald teilen sollte. Seine Stirn streifte eine gallertartige Masse, die sich als loser Augapfel im wilden goldbraunen Haar verfing und zusammen mit Markus tiefer in die Dunkelheit des kalten Höhlenganges gezerrt wurde, aus dem unbeschreibliche Geräusche drangen.

      Mit der Kraft der Überwindung und dem Mut des Adrenalins klammerte sich Kaspar an den zerfetzten Torso eines Kopflosen und zog sich an ihm aus der morastigen Kuhle, in die er geschleudert worden war. Er glaubte zu spüren, wie sein Gedärm stückweise aus seinem Bauch quoll, erlaubte sich jedoch keinen flüchtigen Blick. Sein Ziel war die Hütte und er würde sie erreichen, mit seinen Innereien oder ohne sie.

      Angst. Ein Gefühl unzumutbarer, kaum zu ertragener Angst lähmte den muskulösen, narbenübersäten Körper des Markus Wildmann, der mit gebrochenen Knochen und tiefen Fleischwunden auf einer blutbesudelten Schlachtbank lag und kein Zucken zu vollbringen vermochte. Gegen die urtümliche Furcht und das Verlangen ankämpfend, die Augen zu schließen und ein Lied zu summen, linste Markus über die Ränder seiner Lider hinweg und fand sich in einer Art von pervertierter Küche inmitten des Berges wieder, die von großen Fackeln erhellt wurde und mit rostigen Werkzeugen bestückt war, die Großwild zerstückeln oder Menschen foltern könnten - oder Zwecken dienten, deren Grenzen sich weit weniger eng ziehen ließen.
      In einer dunklen Ecke der felsigen Kuppel stand ein schmutziger Eimer, aus dem sich winzige Kinderhände wie Lilien gen Höhlendecke reckten, scheinbar um an die dort herabbaumelten Beinchen zu gelangen. Beinchen, die einst von den schmalen Schuhen und Stiefeln geziert worden sein mussten, die in einem großen, dreckigen Berg auf ihre Besitzer warteten. Markus erkannte altmodische Kleider, die auf chaotischen Haufen verstaubten, rostende Waffen und Spielzeug, das seit Jahrzehnten kein Kind mehr erfreuen könnte. Hunderte Jahre tiefster Ängste und zerrissener Schreie türmten sich in dieser götterverlassenen Höhlenküche des Grauens zu einem Todesurteil auf, das wie eine Sichel über Markus’ Schädel pendelte. Dann setzte das röchelnde Keuchen wieder ein, gefolgt vom watschelnden Schlurfschritt des Menschenfressers, der einen halbabgenagten Frauenleichnam durch den rotbeschmierten Gang schleifte.

      Rote, eitrige Tropfen vermischten sich mit dem schwarzen, eiternden Waldboden zu einem stinkenden Gemisch, dass Seelen und Schuhsolen zerfraß. Eher tot als lebendig wischte sich Kaspar den Mund ab, der soeben sein halbes Leben erbrochen hatte, und schleppte sich in das Innere der nunmehr zerstörten Hütte. Markus hatte wie ein Berserker in diesem mickrigen Verschlag gewütet und war doch machtlos gegen die unmenschliche, widerliche Macht des Monstrums gewesen. Ein Mann, der mit bloßen Fäusten Bären niederringen und Riesen mit seiner Axt die Kniescheiben zerschmettern konnte, unterlag einem alten Mann. Ein bitteres Lächeln stützte Kaspar in den Raum, wo er wie ein Haufen Fleischsülze in sich zusammenbrach.
      Das raschelnde Papier lärmte in seinen Ohren, schnitt ihm ins Fleisch und begrub ihn unter einem Berg des Entsetzens.

      »Was bist du…?«, fragte Markus die riesenhafte Missgeburt, deren blaugeäderte Arme ohne Mühe an die Leichenteile langten, welche an der hohen Decke hingen. Nie hatte der Jäger eine solche Kreatur gesehen, die die Form eines Menschen mit Attributen vereinte, die jedem Tier gehörten und doch nichts formten, das diese Erde bewohnen durfte. Entfernt humanoid, spross ein sprödes, öliges Fell aus den blassen, länglichen Gliedern und vereinte sich mit einer Kruste blutigen Schleims zu schuppenartigen Auswüchsen, die nackte Stellen des entsetzlichen Leibes wie ein Ausschlag befielen. Dieses groteske, langgezogene Zwitterwesen bewegte sich in seiner Abscheulichkeit grässlich, wie ein wildes Tier, in welches die grausame Ruhe und abschätzende Intelligenz des Menschen gefahren waren. Die Augen des alten Mannes, zuvor noch leuchtend und abstruser Weise behaglich, waren matschigen Kuhlen gewichen, die den selben fauligen Farbton angenommen hatten wie das umliegende versumpfte Ödland der Klamm.
      Ein Übelkeit erregendes Knirschen raunte durch den Raum, als das Scheusal den kopflosen Leib der Frauenleiche mit bloßen Händen in mehrere Stücke riss, in einer undefinierbaren Soße marinierte und schließlich in den brodelnden Kochtopf warf.
      »Was bist du?«, zitterten Markus’ Lippen fast tonlos. Sein Lebenswille schien im stickigen Dunst der widerwärtigen Küche zu zerfließen, doch sein Geist war ob der schockierenden Unmenschlichkeit schärfer als die Klinge eines Katana. Die meterhohe Missgeburt reagierte nicht. Stoisch rührte sie mit bloßen, langen Spinnenfingern im kochenden Wasser und brummte aus fahler Kehle eine Melodie, die menschliche Ohren kaum als Musik identifizieren könnten.
      »Wie lange machst du das schon?«, fragte Markus und hoffte, eine Antwort dieser Kreatur könnte ihre Menschlichkeit hinter all dem Wahnsinn entblößen. Sie fuhr auf, warf ihre fahle, grotesk-humnoide Visage zurück und starrte den Jäger aus leeren Pupillen an, bevor ihr Blick seelenlos an ihm vorbeiglitt und etwas fokussierte, dass sich den Augen des Hünen entzog. Mühsam reckte dieser darauf seinen muskulösen Hals und versuchte zu ergründen, was sich direkt hinter seinem Schädel befand. Er spürte das krampfende Ächzen seines Nackens und die knochige, raue Stimme des Wirbels, den er sich verrenkte, aber schließlich entdeckte er es: Ein Buch, kaum mehr als eine lose zusammengebundene, blutbeschmierte Ansammlung vergilbter Seiten, die handbeschriebene winzige Buchstaben ausfüllten und Bildchen umringten, die erst nach mehreren Sekunden Eindrücke formten. Markus verstand kaum, was er dort sah und wehrte sich unwillkürlich gegen den Instinkt, aus den Buchstaben Worte zu bilden. Etwas Böses und Falsches strömte aus den aufgestellten Seiten und ängstigte ihn bis ins Mark, während der Menschenfresser ihre absonderliche Ausstrahlung wie Rosenduft einzuatmen schien.
      »›Selig ist das Lamm, welches opfernd sich lässt schächten; heilig das Gefäß, um sein Blut zu empfangen; göttlich die Lippen, die kosten‹«, entzifferte der Kopf des Lesers gegen dessen Willen die ersten Zeilen dieses anarchischen Werks und vereinte sie mit den Bildchen; kaum mehr als skizzierte Pinselstriche, die aufgeschlitzte Leiber und Wilde zeigten, welche sich am Blut labten.
      »In seinem Reich ist sein Fleisch«, lasen die goldgrünen Augen weiter, »Heil! seinen Scharen. Ruhmreich! Geführt vom Fürsten in den Tiefen, Heil seiner Hure, die ihm das Kind austrägt! Lasset sie kosten! Lasset sich sich nähren am Fleisch der Blinden! Und stärkt euch, oh Priester! Shub-al’Coza wird kommen!«
      Markus spürte, dass ihm der Schädel platzte, sich Bäche schwarzen Blutes durch die vernarbten Wunden seiner Haut bissen und in Strömen von Teer über seinen zitternden Körper ergossen. Diese Worte, so sinnlos und unzusammenhängend, lösten eine unerklärbare Regung in seinen Gliedern aus, die aus seinen Nerven direkt in die Muskeln auswuchs. Der hünenhafte, mitunter einfach gestrickte Jäger war niemals ein großer Leser gewesen, und würde ihm jedes Buch derartige physische Qualen bereiten, so ließe er das Lesen bis an sein Lebensende - das bald sein sollte, denn die gottlose Missgeburt, der grauenvolle Wendigo bäumte sich plötzlich kalt und animalisch über ihm auf.

      Kaspar blinzelte sich das Blut aus den Augen und schob das Bärenfell fort, welches die Sicht auf den langen, entsetzlich kalten Höhleneingang verbarg, der inmitten der nunmehr zerstörten Hütte aufklaffte. Eines der Zettelchen, die den gesamten Dielenborden sprenkelten, in der Faust geballt, um den tobenden Schmerz ertragen zu können, torkelte er voran. Eine schwarze Blutspur folgte ihm, während er mit angstzerfressener Miene an herabhängendem Fleisch und geräucherten Gedärmen vorbei taumelte und die Blicke kopfloser Augen einfing, die in schmierigen Einmachgläsern aus Nischen im Gestein glotzten. Abgeschlagene Hände Strecken flehend ihre weißen Finger nach ihm aus, tote Kindermünder schrieen seinen Namen. Der Geruch nach fauligem Fleisch wurde unerträglich, als plötzlich das berauschende Brodeln kochenden Wasser an seine Ohren drang, übersättigt vom kreischenden Schmerzensschrei eines Mannes.

      Markus wollte sterben. Der Mann, der so viele Leben beendet hatte, um ihnen Fell und Fleisch von den Rippen zu schneiden, wünschte sich einen schnellen, sauberen Tod, während das Brechen seiner massiven Knochen in seinen Ohren schmerzte und eine Welle der Verzweiflung in seinen Augen brandete.
      Mitleidslos riss der Menschenfresser jeden Knöchel aus seiner Verankerung, kugelte seinem Opfer die Schultern aus und zerbarst dessen Kniescheiben. Markus brüllte vor Pein, doch verpuffte der Schall im Antlitz des gottlosen Wendigos zu Kerzenrasch.
      In seinem Martyrium verfärbte sich die Welt um Markus scharlachrot, das augenlose Scheusal über ihm wurde Luzifer und in dieser Hölle der abgeschnittenen Leiber und leeren Kinderschuhe würde er sterben. Bis in alle Ewigkeit sterben.
      Das schrille Knacken seines linken Handgelenks riss ihn aus seinem Wahn. Ein Schrei, kaum mehr als das Fiepen eines gequälten Welpen, entfleuchte seiner Kehle, bevor nichts als sein heftiges, schlagendes Atmen durch die Höhlenkuppel trommelte. Die Kreatur hatte die Tortur unterbrochen und ihm den animalisch-monströsen Rücken zugekehrt. Halb tot vernahm Markus eine Stimme, die ihn mit letzter Kraft die Augen aufschlagen ließ:
      »›Kinderaugen-Grütze‹«, keuchte Kaspar Berthold, den die Höhlenwand des Tunnels abstützte, »›Waldmann-Mädchen-Filet‹.«
      Angewidert ließ der Schütze den zerknitterten Zettel aus seiner blutbeschmierten Hand gleiten und richtete seinen Bogen aus. Zitternd, eher an den Fels gelehnt als stehend, nahm er den humanoiden Schädel des Menschenfressers Maß für einen dunkelgrünen, mit blauschwarzer Spitze besetzten Pfeil.
      »Das…sind ziemlich kranke Rezepte. War wohl…einiges an Probieren und Kosten nötig…hm? All die Zutaten…du perverser Bastard!«
      Der Wendigo -oder welch Abscheulichkeit diese Missgeburt auch sein mochte- legte das widerliche Haupt schief und fixierte Kaspar mit seinen morastigen Sümpfen. Einen der langen, spinnenartigen Finger in die Höhe reckend, deutete sie auf die lose zusammengebundenen Blätter, deren Worte sich bis in die Seele stanzten.
      »Nicht…lesen…!«, japste Markus unhörbar, »Töte ihn…Kaspar!«
      Verwirrt wagte der Schütze einen schnellen Blick auf das gottlose Schreibwerk, was der Menschenfresser ausnutzte. Unter einem ohrenbetäubendem, ekelerregenden Schrei stürzte er sich auf den grünhaarigen Jäger und riss ihn zu Boden. Unter Tränen vernahm Markus das schmerzverzerrte Brüllen Kaspars und das Schreien einer ausschlagenden Bogensehne.

      Zurück in der Gegenwart

      Erschöpft ließ sich Markus in den Schnee sinken, sich das schwitzige Haar aus dem vernarbten Gesicht wischend und erwartungsvoll in die geweiteten Augen blickend, die ihn aus weißen, verstörten Gesichtern anstarrten. Allen voran Mercedes hatte die Mär vom Menschenfresser eine Kälte eingeflößt, welche kein Feuer je wieder ganz tauen könnte. Reflexhaft klammerte sie sich an Callaghan, dessen Mundwinkel wie Lefzen aufzuckten, bevor er eindringlich fragte:
      »Was habt ihr mit den Seiten gemacht? Der Hütte, den Skizzen, dem…Kannibalen?«
      »Verbrannt«, erklärte Kaspar Berthold nüchtern, »Wir haben die ganze verdammte Höhle ausgebrannt.«
      »Bis auf das Papier, das ihr in der Bar vergessen habt«, bemerkte O’Mara ungewohnt vorwurfsvoll. Kaspar schwieg.
      »Im Eifer des Gefechts, stimmt«, log Markus schlecht.
      »Lügner!«, traf Callaghans Bass die knochigen Züge des Hünen wie eine Faust, »Ihr wolltet, dass wir sie finden, hierher kommen und…und was?«
      »Und uns aufklärt!«, brüllte Markus und erhob sich wie ein Bär, »Wir suchen seit diesem verfluchten Tag nach Antworten!«
      Callaghan barst vor und trieb den Jäger mit rotbrodelnden Blicken in die Enge, »Ihr wisst nicht einmal, welche Fragen ihr stellen müsst! Und das ist gut so! Niemand sollte wissen, was wir wissen! Seht!« Drohend ragte der Zeigefinger des Schwarzhaarigen gen Riesenknochen. »Das ist, was euch eure blinde Suche einbringt! Tod und Gewalt und Wahnsinn!« Knurrend ließ er von Markus ab, murmelnd: »Niemand sollte das ertragen müssen.«
      »Wir suchen seit sieben Jahren nach Antworten. Niemand weiß etwas, niemand sagt etwas. Wir sind in viele Sackgassen gelaufen und jetzt, endlich, treffen wir den Mann, der mehr über diese Sache weiß als jeder sonst.« Kaspars Stimme war ruhig, beherrscht. Was Markus an Vernunft und situatives Gespür fehlte, füllte sein Blutsbruder bis über den Rand auf. Vorsichtig näherte er sich Callaghan, sah ihm tief in die feuerlodernden Augen und sprach ehrlich:
      »Wir sind fast gestorben, weil wir auf etwas gestoßen sind, das wir nicht verstanden haben. Dieses…Ding…dieser Menschenfresser war besessen von diesen Seiten. Den Fetzen Papier, die er in seiner kleinen ›Küche‹ in Sichtweite aufgestellt hatte.«
      O’Mara horchte auf, Mercedes verfolgte die Unterhaltung fasziniert. Sie hatte in den letzten Minuten mehr über die Schrecknisse in den Leben ihrer Gefährten erfahren als in den letzten Jahren an ihrer Seite. Vielleicht, so dachte sie, könnten sie und die mysteriösen Jäger nach den selben Antworten suchen. Gespannt lauschte sie der plötzlich deutlich behutsameren Stimme des Markus Wildmann:
      »Callaghan. Du warst nicht dort. In dieser Höhle, die Leichen, die Kinderschuhe. Ich rieche diesen Gestank nach rohem Fleisch und Angstschweiß jedes Mal, wenn ich aufwache. Bevor die Welt gut wird, werde ich in diese Höhle geworfen.«
      Callaghan grinste bitter, schnaufend.
      »Ihr habt nur einen Bruchteil des Wahnsinns gesehen, den wir uns einbildeten ausgemerzt zu haben. Ihr solltet euch glücklich schätzen.«
      »Wie könnten wir?«, setzte Kaspar säuerlich dagegen, »Dieser Tag verfolgt uns seit sieben Jahren. Kein Schnaps kann ihn uns vergessen lassen, kein noch so hirnrissiger und gefährlicher Auftrag kann uns ablenken. Wir sind wie-«
      »-verflucht«, beendete O’Mara den Satz und stieß ein trauriges Stöhnen aus, das seine sich streckenden Arme in den schwarzen Nebelhimmel schoben.
      »Dann erzählt ihr uns also alles über die Sache?«
      »Nein.« Callaghan zog sich den Kragen seines schwarzen Mantels tiefer ins Gesicht, als wolle er sich vor Mercedes vorwurfsvollen Blicken abschirmen. Markus wurde aufbrausender:
      »Wieso nicht?!«
      »Weil ihr froh sein solltet, es nur als ›die Sache‹ bezeichnen zu können. Unwissenheit ist manchmal ein Luxus.«
      »Idiot.«
      Alle Augen richteten sich auf die schöne Brünette, welche sich jäh aus Callaghans Armen riss, um sich symbolisch auf die Seite der Jäger zu schlagen. Ihr schweres Kanonenbein versank im Schnee, doch hatte sie selten standfester gewirkt, als sie sprach:
      »Du bist so ein dummer Feigling. Du hast so viel Angst, dass du nicht einmal darüber reden willst. Aber uns hier weismachen zu wollen, dass das nur zu unserem Besten sei…das ist dumm und lächerlich, Callaghan! Deine kleinen Budenzauber machen mir keine Angst, mir nicht. Brennende Augen, böses Knurren. Fahr auf, was du willst. Du kannst mich nicht mehr täuschen!« Callaghan, sichtlich überrumpelt, öffnete die blassen Lippen zur Beschwichtigung, fand jedoch keine Worte, die der Situation hätten Herr werden können. Mercedes Zunge schmeckte den Sieg und setzte zum Todesstoß an:
      »Du willst diese beiden Fremden hier in den Tod schicken? Von mir aus!« Sie ignorierte das verwirrte Insistieren der Jäger geflissentlich. »Aber ich? Hast du wirklich so wenig für mich übrig? Verdiene nicht einmal ich es, alles zu erfahren, was es zu erfahren gibt? So viele Jahre habe ich dieses dumme Spiel mitgespielt, weil ich gedacht -gehofft!- habe, du könntest dich ändern…aber das kannst du nicht!« Enttäuscht wandte sie ihr Gesicht ab, um ihre Tränen zu verbergen. »Du bist nur ein Kind. Ängstlich, trotzig und unsagbar dumm.«
      »Mercedes…«, hauchte Callaghan kleinlaut und griff nach einer Hand, die sich ihm harsch entzog.
      »Du hättest mich springen lassen sollen, du verdammter-«
      Ein gewaltige Kraft riss sie plötzlich vom Boden, schleuderte sie herum und warf ihren Rücken gegen einen nahen Baumstamm - doch sie spürte keinen Schmerz. Erschrocken sah sie in die entfernten moosgrünen Augen O’Maras, die ihr ermutigend entgegen leuchteten, während der Blonde die beiden Jäger ruhig hielt, welche ihre Waffen auf Callaghan hatten richten wollen.
      Der schwarzhaarige Hüne heftete sie an den Baumstamm, ihre schlanken Schultern in seinen rohen Händen, die jederzeit Knochen brechen könnten. Aber sie fühlte noch immer keinen Schmerz, keine Kälte. Callaghan hatte sie nicht mit Gewalt attackiert, er hatte sie wie in einem Tanz geführt und mit soviel Bedacht in sich vereinnahmt, wie es ihm seine raubeinige, urtümliche Natur gestattete. Prickelnd perlte sein warmer Odem auf ihrer markanten Stirn, schwach und unsicher wie ein Schuljunge auf seinem ersten Rendezvous, bevor er flüsterte:
      »Bitte…nicht…«
      Und plötzlich empfand Mercedes Mitleid für ihn und eine Abscheu, die sich gegen ihre eigene Wut richtete. Sie hatte Callaghan seine Angst vorgeworfen, ohne zu begreifen, wie sehr ihr Geliebter von eben jener unterjocht wurde. Niemals hatte sie in Betracht gezogen, dass er nicht über jene Erlebnisse berichten konnte. In ihrer selbstgerechten Welt hatte er nur nie darüber reden wollen. Mercedes fühlte sich widerlich und als Callaghan von ihr abließ, starrte sie in die gebrochenen schwarzen Augen eines Mannes, der nichts als Reue empfand. Ihren Ausdruck deutend, entzog Callaghan ihr beschämt sein steinernes Gesicht und fokussierte den grauenerregenden Riesenknochen, welcher wie ein Mahnmal des Todes aus dem Waldboden ragte und ein sureales Muster in den Schnee blutete.
      Kein Laut rührte sich, als das Knirschen seiner Zähne nachließ, seine Lippen sich zaghaft öffneten und er mit der tiefsten, verlorensten Stimme zu murmeln begann:
      »Vor über 13 Jahren suchten wir -Krill, O’Mara und ich- nach einem Mann namens Columban DeBráz, den die Marine in ihren Akten nur als ›Hungerdämon‹ führte. Seine Verbrechen waren an Perversion und krankhaftem Ekel nicht zu übertreffen. Er metzelte Dörfer nieder, schändete Frauen und Kinder und hinterließ kryptische Symbole und Spuren, die eine beunruhigende Logik in seinem unkontrollierten Wahnsinn andeuteten. Wir jagten ihn über Monate, fast ein Jahr lang, bis wir ihn schließlich in seinem Refugium stellten. Seinem Hort, seinem…Königreich. Und dort haben wir etwas ausgehoben. Etwas Verbotenes und Verschollenes, das die Weltregierung und ihre Häscher seit Jahrhunderten jagen und dessen Existenz sie verfluchen und mit allen Mitteln zu vertuschen versuchen. Was wir dort gefunden haben, in diesen ausgefressen Berghöhlen, war älter und tiefer als alles, was wir in unsere Zeitrechnung einfügen würden…
      Lange vor dem Antiken Königreich und den 200 Jahren, die die Regierung gewaltsam für nichtig erklärt hat, in den Geburtsstunden der Zivilisationen aus dem Chaos der fleischlichen Triebe und des Hungers, gebar der Wunsch nach Ordnung und Kontrolle und Sinn jenes ontologische Affenbrot, welches wir heute Religion nennen. So hatte es begonnen. Als die prophetische Kopfgeburt eines selbsternannten Verkünders alltestamentarischer Wahrheiten. Sakrales, Liturgie und wurzelnde Riten und Bräuche, die die Zeiten überdauern sollten, bis aus Vergöttlichung Sünde und aus Religiösem Okkultes wird und die Schäfchen alter Götter zu Kultisten und Sektenführern werden, die Dämonen huldigen...
      Ein für die Regierung arbeitender Anthropologe hat uns damals kleingehalten und komplexe Lügen über Verflechtungen zwischen toten Mystikern und South Blue-Voodoo aufzutischen versucht. Vor diesen Bergen hätte ich nichtmal gewusst, warum die Weltregierung Anthropologen beschäftigen sollte, aber mittlerweile weiß ich, dass auch sie nur -wie alles in der Regierung- der krampfhaften Aufrechterhaltung genügend glaubhafter Lügen dienen, die jeder gern hört, weil sie einfach und sicher erscheinen. Wie auch immer…Aus dem mutwillig verkomplizierten Geschwafel des Anthropologen, den Informationsfetzen, die wir in den folgenden Jahren zusammensammeln konnten und unseren Erinnerungen, die bis heute unsere Träume und Gedanken vergiften, haben wir schließlich unterschiedliche Schlüsse ziehen können. Wie gesagt, wir haben dort etwas vorgefunden, das schon lange vorher entstanden ist. Nicht in dieser Form, nicht in diesem Ausmaß oder dieser Durchführung, aber mit dem selben Zweck. Eine Art Kult, oder zumindest etwas mit Kultcharakter, dem vielleicht mal ein sakraler Ritus zugrunde lag, bevor alles degenerierte. Was wir dort gefunden haben, war die Verschmelzung von menschlicher Fantasie mit unmenschlichen Perversionen, die sich in Machtsucht und Persönlichkeitsstörungen suhlte…und auf den Schultern dieses Monstrums fußte, das sich als ›Grüner König‹ gegen die Menschheit stellte.«
      Kapitel 98 - 666

      Gleich einem Ertrinkenden, der sich an rettendes Treibgut klammert, presste Callaghan seine raue Pranke an die zarte Schulter der schönen Brünetten, die seinem flehenden Blick mit katzenhafter Beiläufigkeit entfloh.
      »Glaubst du mir jetzt, dass mein Schweigen auch seine guten Gründe hatte?«, fragte er mit jener Trägheit, die Regen nach einem tobenden Gewitter zurücklässt. Sie sah nicht auf. Mercedes gönnte dem Schwarzhaarigen den strahlenden Glanz ihrer heterochromen Augen nicht, gestand ihm jedoch generös den Klang ihrer kernigen, femininen Stimme zu:
      »Ich glaube dir, dass du deine Gründe für richtig hältst.«
      Callaghan schmunzelte eines der unscheinbaren, seltenen Lächeln, die nur Mercedes selbst aus seinen steinernen Lippen zu kitzeln vermochte, und nahm ihr markantes Kinn sanft zwischen die grobschlächtigen Finger.
      »Dann kannst du mich verstehen?«
      »Nein.« Blechern stieß sich sich von ihm ab -ihr schweres Kanonenbein nicht unabsichtlich gegen sein Schienbein schmetternd- und wandte sich an O’Mara, der sofort geistige Kruzifixe zückte. Doch dann hielt Mercedes wieder inne. Sie besah sich ihr feinzügiges Gesicht in den moosgrünen Augen des Blonden und wurde so Zeugin ihrer eigenen Scheinheiligkeit. Wie eine besänftigte Göttin wandte sich sich um und rang sich in ihrer ganzen Anmut ein mehrdeutiges Schnalzen ab, das Callaghan mitten ins Gesicht schnippte:
      »Ich kann dich nicht verstehen.« Er schaute sie wie ein misshandelter Welpe an. »Aber wenn du Glück hast, kann ich dir verzeihen.«
      Schnell und überrumpelt schüttelte Callaghan den Schädel auf und ab, augenscheinlich in Dankbarkeit, als ihn plötzlich die ungezügelte Stimme des Markus Wildmann aufscheuchte:
      »Das ist ja alles echt rührend, aber was zur Hölle hat es mit diesem ›Grünen König‹ auf sich?!«

      Amtszimmer der Fünf Weisen, Heiliges Schloss, Mary Joa

      »Ich weiß es nicht.«
      »Ganz recht«, zischelte der tannengewachsene Weise strafend und strich sich über seinen langen, spitzen Bart, als schärfe er eine Klinge, »Sie wissen es nicht! Sie sind sich über die Bedeutung und Dimension Ihres Versagens in keiner Weise im Klaren!«
      Myzete Beelzebub presste ihre makellosen, frostweißen Zähne fest genug auf ihre aufmüpfige Zunge, um jede Dreistigkeit in einer Woge blutenden Schmerzes zu ertränken, doch ihre Wut tropfte wie Gift aus ihren Lippen. Sie gierte danach, sein verkalktes Herz in ihrer Hand und seine tiefhängenden, faltigen Hoden unter dem Absatz ihres lackledernen Stiefels spüren - sie wollte ihn brechen und um Gnade winseln hören, wollte ihm die Zunge abreißen und in das schlaffe Rektum schieben, auf dass jene endlich in den Geschmack echter Fäkalien kommen und auf derart verstopften Reden verzichten könnte. Der Hass der platinblonden, eiskalten Agentin loderte wie Peitschenhiebe, doch ihr kaltweißes Gesicht hielt seine gepuderte Maskerade vor den Herrschern der Welt meisterhaft aufrecht. Innerlich kreischend ließ sie die Maßregelungen der Alten über sich ergehen, die sie in ihren Palast aus goldenen Wänden und leuchtenden Sphären bestellt hatten, um von ihrem gepolsterten Thron aus ein Urteil im Namen ihrer überholten Ordnung aussprechen zu können - für die großen Geschäfte genossen die Fünf Weisen eben wie alle Senioren lieber den Heimvorteil.
      »…ungeheuerlich, welch bodenloses Unvermögen bei dieser Operation an den Tag gelegt wurde!«, prasselte eine neue speichelsatte Salve auf ihre metallweiße Haut, »Sie können nicht einmal ansatzweise erahnen, welch Unheil Sie über uns gebracht haben!«
      Myzete, in das kahlköpfige Antlitz vor sich blinzelnd, hämmerte die spitzen, grünen Nägel ihrer langen Finger zum fräsenden Rhythmus ihrer schneidenden Stimme gegen die schwarze Naht ihrer engen Hose, als sie schuldbewusst sprach:
      »Vielleicht kann ich über die Konsequenzen meiner Versäumnisse kaum mutmaßen, doch kann ich die Konsequenzen meines beruflichen Versagens akzeptieren. Richtet über mich, ehrenwerte Weise. Ich werde jede Strafe hinnehmen.«
      Diese politische Antwort, devot und falsch wie das Lächeln einer Mätresse, brachte die fünf Greise unter geteiltem Vorbehalt zum Schweigen. Mit uneinigen Blicken tasteten sie einander ab und attestierten dieser seltsam zahnlosen Myzete Beelzebub offenkundiges Misstrauen, wobei sie unversehens offenbarten, welche Macht das Unerwartete auf die höchsten Instanzen der Welt ausübte.
      Schließlich rüttelte ein Räuspern aus ihrer Mitte die Herrschaft wach, bevor das Aufschlagen eines klobigen Wurzelstocks die bunten Sphären und glühenden Gemmen des kosmisch-güldenen Kuppelsaals erbeben ließ. Myzete spielte im Geiste mit den langen, grauen Korkenzieherlocken, während sie desinteressiert zuhörte.
      »Sie müssen unsere Bestürzung verstehen…Diesen Gefangenen hätten wir selbst im Austausch für Edward Newgate nicht entlassen.«
      Die Agentin legte das eisige, geglättete eisblonde Haupt schief und rieb sich die messerscharfe Nase, um jedes trübe Augenpaar von ihrer aufrichtigen Verwirrung zu überzeugen. »Ich verstehe«, kastrierte ihre Kehle erneut Luft und Weise, »Nun…eigentlich verstehe ich nicht. Wer war dieser Mann?«
      Das jüngste Gesicht, dem sie ihre Aufrichtigkeit mimisch und gestisch zu verkaufen hatte, beugte sich in Vertraulichkeit vortäuschender Geruhsamkeit vor und bemühte seinen blonden, gestutzten Bart.
      »Ein Mann, der nicht hätte entkommen dürfen. Ein Mann, der Subjekte um sich gescharrt hat, die ebenso wenig hätten entkommen dürfen. Sie haben wirklich großes Leid über-«
      Samtig und stoisch rankte eine fleischige Faust gen gemmenbestickter Kuppel und entließ eine lähmende Stille, die keinen Widerspruch duldete. Voll sadistisch-verspielter Neugier beobachtete die Agentin den kleinlauten Rückzug der breiten, blonden Brust und das Erstarken jener Hand, die den Polsterthron soeben für sich beansprucht hatte und nun den aristokratischen weißen Schnauzer des neuen Königs zwirbelte.
      »Agentin Beelzebub«, nuschelte das Walross durch seine Barthaare und rutschte auf seiner Sesselscholle hin und her, als wolle es sich um eine unbequeme Antwort drücken, »Wie lange sind Sie bereits Teil der Cipherpol?«
      Myzetes giftgrüne Skalpell-Lippen blitzten entgeistert auf, während sich ihre dunkle Zunge unter dem bitter-sauren Geschmack des Zweifels krümmte.
      »Über 20 Jahre. Bin ich…entlassen?«, fragte Beelzebub beinahe menschlich und observierte jede Falte in den strengen Gesichtern der mächtigen Männer, die mit ihrem strahlenden Diwan nun zu einem kolossalen Golem mit fünf Hirnen und 10 Armen zu verschmelzen schienen.
      »Nein!«, schob sich der kahlköpfige Weise aus dem Herzen des Riesen und zückte mit verdrießlicher Miene eine Akte aus den Katakomben seines Kimonos, die er ihr gezielt und scharfkantig wie ein Shuriken entgegen schleuderte. Mechanisch schnappten ihre Klauenhände zu und durchforsteten die Papiere, zittrig.
      »Sie wurden von allen Sünden freigesprochen«, verbalisierte der alte Samurai die Erkenntnisse ihrer Lektüre mit der zähneknirschenden Raserei des Alters. Die kleinen, unzufriedenen Augen des Greises suchten im stählernen Gesicht der Agentin nach einem Reflex, der ihre Freude oder Geringschätzung entblößte, fanden jedoch nichts als Erleichterung.
      In gewohnter Selbstsicherheit schlug Myzete Beelzebub die Akte zu und stellte sich dem richtenden Blick des Weisen, der ihrer Karriere offensichtlich keine zweite Chance eingeräumt hätte.
      »Dann habe ich keine persönlichen Konsequenzen zu fürchten?«, folterte sie ihren Kritiker mit glanzvoll vorgegaukelter Ungläubigkeit.
      »Nein«, bekräftigte wieder das Walross wohlmeinend, »Betrachten Sie diese Unterredung als Klaps auf die Finger, wenn Sie wollen.«
      Falsche Dankbarkeit und ein verlogener Knicks besiegelten Myzete Beelzebubs Abkommen mit dem Teufel, bevor sie sich eiligen Schritts aus dem kosmischen Amtszimmer der Fünf Weisen entfernte, um noch im Flur auf dem Nachhall ihrer klackernden Absätze und dem mürrischen Schnauben des runzligen Glatzkopfs zu tanzen.

      Turmhaus, Helenenstraße

      Das weiße Fleisch ward weich und leblos auf der schmalen Pritsche gebettet und verhieß sein sahniges Paradies mit mannigfachen Düften, deren Geschmacksnoten die fettige Zunge kaum heftiger hätte begehren können, als sie wie eine glänzende Speckschabe aus zwei staubspröden Lippen krabbelte, um Aromen zu atmen.
      Blanker Appetit ließ das adipöse Maul schmatzen, während sich gemästete Wurstfinger begehrend nach der milchigen Haut reckten, den zuckernden Brüstchen, dem pfirsichsüßen Gesäß. Er musste sie berühren, sie nehmen und kosten und sich zu Willen machen, in sie eindringen und jede Pore ihres Körpers mit dem seinen ausfüllen, bis alle Leidenschaft verglüht und ihre Schönheit ausgezehrt wäre. Wie einen Schwamm sollte ihr Leib ausgepresst werden, während er seine Männlichkeit mit aller Macht in sie pumpte. Endlich fühlten seine Pranken die wärmende Rundung des weißen Pos und drangen tief in seine heiße Spalte ein - bevor ihm ein gezielter Tritt das Kinn aufschlug.
      »Klondike!«, ertönte die unerbittliche Stimme seiner Herrin, »Müssen wir schon wieder über Grenzen reden?«
      »Nein, Miss Greenaway«, murmelte der riesenhafte Mann und taumelte schuldbewusst an die weiche Massage-Liege zurück.
      Der animalischen Begierde ihres getreuen Haussklaven wohlgewahr, räkelte sich die nackte Schwarzhaarige ausgiebig über den weißen Stoff und kuschelte sich katzenfaul in das ausgepolsterte Kopfloch zurück. »Meine analen Gelüste obliegen nicht deiner Verantwortung. Die wüsste ich allein zu stillen. Mein Rücken ist es, den ich nicht ohne weiteres selbst richten kann.«
      Klondike, ein kolossaler weichrosa Fleischkloß mit mehr rotblonden Haaren am Bauchnabel als auf dem Kopf, prügelte ein ohrenmarterndes Knacken aus seinen verschränkten Fingern, just bevor sich jene klimpernden Flugs auf die blassen, schlanken Schultern der Lorelei Greenaway stürzten, um sie wie ein Klavier zu bespielen. Alle vorangegangenen Belästigungen und Gewaltfantasien substituierten zu heilenden Energien, die die harten Knoten im Muskelfleisch der Agentin lösten und ihren Rücken zu einem Instrument in den Händen eines Virtuosen erhoben.
      Sanft und beinahe flüchtig streifte Klondike über ihre unter der weißen Haut hervorstechenden Rippen, wie eine Großmutter die aufgerissenen Lippen schürzend.
      »Sie werden so dünn«, mahnte er besorgt, »Vielleicht gönnen Sie sich einmal Urlaub?«
      »Ich komme klar«, drang die Stimme der Chefin der Leviathan-Einheit der Cipherpol 0 gedämpft aus dem Kopfloch.
      »Ihr Körper erzählt mir aber eine andere Geschichte. Vielleicht serviere ich Ihnen heute Abend eine stärkende Suppe zum Albinion-Lachs. Das hebt die Moral und nährt Leib wie Seele.«
      Unzufrieden stützte sich Lorelei auf die knochigen Ellbogen und fixierte Klondike mit einem tadelnden Blick, den reiche Kinder schon früh an ihren überforderten Eltern erproben.
      »Ich hasse Fisch!«
      Gediegen drückten die saftigen Finger des Bediensteten ihre Schultern zurück auf die Pritsche, um sich die verkrampfte Wirbelpartien hinab zu pflügen.
      »Nur, weil Sie in ständiger Angst vor der Gräte leben«, mauzte Klondike altklug und übte mit dem Daumen einen unnachgiebigen Druck auf einen Lendenwirbel aus, bis sich jener unter einem Knacken und dem Japsen seiner Herrin geschlagen gab, »Fisch ist reich an Eiweißen und stärkt nachweislich Augenlicht und Herz. Rheumatische Arthritis kann durch den Verzehr von fettem Fisch ebenfalls an ihrer Wurzel gepackt und herausgerissen werden, bevor sie erblüht. Ich serviere Ihnen Fisch. Das ist gut.«
      Lorelei Greenaway atmete tief ein und aus, während Klondikes fleischige Handballen Druckpunkte festnagelten und bis in ihren Nacken verschoben, um sie dort wie Käfer zu zerquetschen. Sie keuchte vor schmerzlichster Entspannung auf.
      »Dein Wort, Klondike. Deshalb habe ich dich eingestellt. Aber übertreib es nicht - und vergiss nicht, wer wen vor dem Henker bewahrt hat.«
      »Ja, Miss Greenaway…Was soll denn das werden?«, fragte er die schlanke Hand, die sich an der dunkelroten Teleschnecke zu schaffen machte, welche auf einem kobaltblauen Bestelltisch neben der Pritsche schlummerte.
      »Ich muss ein Telefonat führen.«
      Missbilligend schüttelte Klondike den wulstigen Schädel und schwieg laut hörbar. Diesmal ließ sich Greenaway ihren Willen jedoch nicht ausreden.
      »Du hast beim Fisch gewonnen. Also kein Wort jetzt!«, befahl sie und wählte an. »Und tiefer. Nein, höher. Ja. Genau da.«

      Restaurant »Maxima«, Allee der guten Hoffnung

      Die verchromte Münze tanzte unter den unheilvollen Blicken edelmetallener Totenschädel von Finger zu Finger, umrundete den Handrücken, schnippte in die Luft, schlug einen Haken und landete Pirouetten drehend im tiefen Ausschnitt einer barbusigen Kellnerin, die gerade sich zum Servieren vorlehnte.
      »Für deine Mühe«, grinste der Gast ein schurkisches Lächeln, das weder echt noch schön war und irgendwie nach Pfefferspray roch. Genervt warf die dralle junge Frau ihre erdbeerbraunen Locken zurück, fischte sich den Berry aus dem Dekolleté und zog augenrollend ab, um an anderen Tischen andere Probleme zu bedienen. Brauen und Schultern zuckend nahm Lionel Roars die Abfuhr der ersten und einzigen Kellnerin seines Lebens hin, die ihre Würde über Trinkgeld stellte, und stopfte sich die samtschwarze Serviette in den Kragen seines fliederfarbenen Hemdes, um seinen zweireihigen Nadelstreifenanzug nicht zu riskieren. Amüsiert nahm er dabei die näselnden Fratzen der vorbeiziehenden Passanten zur Kenntnis, die flüchtig auf sein fettes Steak schielten und leeren Magens Kalorien zählten, um jedem möglicherweise aufkommenden Modetrend mindestens einen Schritt voraus sein zu können. Wie bunte Schlieren zogen sie am sonnenbeschienenen Tisch des Agenten der Cipherpol 0-Behemoth vorbei, der in ihnen Geister ihrer eigenen Leben sah, die in Flucht und Vergänglichkeit zu Staub zerfielen. In dieser heiligsten aller Städte hafteten Schicksale wie Kreideschatten an den verchromten Zinnen und polierten Fassaden, bis das elektrische Licht der Nacht sie zu bloßen Erinnerungen verblich, auf dass die aus dem Meer aufsteigende Sonne sie in die Vergessenheit wusch.
      Uninspiriert aß Lionel, die gegenüberliegenden Boutiquen und eine wandelnde Modepuppe beobachtend, welche sich auf ihren hohen Absätzen geschickt der Verantwortung entzog, eine Mutter für das erbarmungswürdige kleine Würmchen zu sein, das verzweifelt ihre Hand zu ergreifen versuchte. Der zu kleingeratene Junge zeigte Eifer, doch seine Mutter keinerlei Herz.
      »Das Wunder der Reichen«, dachte Lionel zynisch, »Müssen nicht lieben, um zu leben.«
      Plötzlich riss ihn das Bibbern einer Teleschnecke aus seinen Gedanken. Er gedachte nicht, sein Essen für einen weiteren kleinkarierten Bürokraten zu unterbrechen, wie sie schon seinen ganzen Vormittag mit aschfahlen Anträgen und verstockter Paragraphenrhetorik versalzt hatten, bis das Tier selbst nach Minuten noch lamentierte und nörgelte und jeden Gast im »Maxima« gegen Lionel Roars aufhetzte. Trotzig wie ein Kind ließ er Messer und Gabel quer über den Tisch scheppern.
      »Was?!«, kläffte er heiser, während seine braunen Augen mitansahen, wie die goldene Mühle namens Mary Joa Mutter und Kind entzweiriss und zu Kreidestaub zermalmte, der sich an den Zierwänden absetzte.
      »Roars?«, moserte die ihm vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung ohne Begrüßung oder den unterschwelligsten Hauch von Anstand, »Das ist Godzillas Teleschnecke. Wo ist er?«
      Der Angerufene ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Sorgsam legte er sich Worte zurecht, besprach und diskutierte sie ausgiebig mit den ihn anstarrenden Fratzen seiner Fingerringe, verwarf Phrasen, Floskeln und Stereotype, überflog die Syntax und legte ein jambisches Versmaß an, um seiner reizenden Gesprächspartnerin ein möglichst authentisches Gefühl von »Zeitverschwendung« zu vermitteln. Erst, als der Cipherpol-Agent Lorelei Greenaways Fäuste beinahe knirschen hören konnte, erlöste er sie endlich:
      »Ist auf einer Beerdigung.«

      Eine Stunde später, Godspeed-Apartments, Aquädukt

      Die sterblichen Überreste des alten Aquädukts, welches der Heiligen Stadt über Jahrhunderte gedient und bis auf den letzten Tropfen alles gegeben hatte, verdorrten nunmehr entlang des Steilhangs wie das abgenagte Gerippe eines treuen Gauls, der sein Leben im Staub zugebracht und irgendwann den Fehler begangen hatte, alt zu werden, statt dem Fortschritt Konkurrenz zu machen. Einst als Mahnmal der Zivilisation über die goldenen Dächer und silbernen Erker ragend, fristete es nun ein ungesehenes und vergessenes Dasein in den Schatten dem Himmel entfließender Stahlstreben, die Glas vereinte und Geld durchblutete.
      Die »Godspeed-Apartments«, kalt und unbarmherzig wie die Höhenluft, die sie atmeten, erhoben sich aus den Gebeinen des Aquädukts über einen Großteil des Heiligen Landes und boten all jenen einen spektakulären Ausblick, deren Geldbeutel groß und moralische Standards klein genug waren. Diese Manifeste aus Glas und Stahl waren die Phallen des neuen Geldes, einer Generation der Rasanz und schnellen Schnitte, die um Regen betete und Sonnenlicht verkaufte. Hier feierte, wer morgen Erfolg hatte - und wer im Heute lebte, stürzte in die Ruinen des Aquädukts.

      Lorelei Greenaway konnte sich ein galliges Schmunzeln nicht verkneifen, als sie -nach ihrem monumentalen Pilgeraufstieg über die unzähligen gleichgrauen Stockwerke, entlang an gleichstählernen Geländern und an endlos vielen gleichluxuriösen Fluren und Namen vorbei- endlich vor der silbereisernen Tür stand, für die sie diese treppenreiche Prüfung im stilvollen Fegefeuer des Godspeed-Immobilienimperiums überhaupt auf sich genommen hatte. Denn bezeichnender Weise klopfte sie nun an die gewichtigen Pforten des Apartments Nr. 666, die ihr nach wenigen ungeduldigen Sekunden ein duschfrischer Theodore Godric Rexroth in roten Hemdsärmeln öffnete. Seine dunkelgrauen, noch vom Wasser des Bades glitzernden Brauen versuchten nicht einmal, ihre Überraschung zu verbergen, als der Hausherr halb fragend und halb lachend ein schiefes »Lorelei?« ausstieß.
      »Rexroth«, grüßte ihn die Schwarzhaarige knapp und schob sich ohne Einladung an seinem Körper vorbei in die Eingeweide der drei Sechsen.
      Der Chef der hochgelobten Cipherpol 0-Einheit »Ziz« und -in dieser Funktion- persönliche Berater der Fünf Weisen residierte in einem großzügigen, minimalistisch eingerichteten Loft mit schwarzen Glasmöbeln und weiträumigen grauen Teppichböden, über denen eine mit kalten weißen Strahlern geschuppte Decke von endlosen weißen Wänden und akzentuierten Stahlsäulen gestützt wurde. Lorelei, die sich in ihrem babyblauen Hosenanzug samt kirschblütenweißer Halsschleife wie ein Farbfleck inmitten des riesigen Apartments fühlte, erkannte schnell, dass Rexroth sein Vermögen vornehmlich für den Luxus Leere ausgab.
      »Sieht teuer aus«, gab sie wertfrei von sich und wandte sich unbeeindruckt Rexroth zu, der ihr inzwischen wölfisch entgegen schlenderte. Als sie sich endlich gegenüberstanden, fiel die Tür rasselnd ins Schloss.
      »Ist es auch. Hast du etwa die Treppen genommen?«, fragte er ungläubig.
      »Ich hasse Aufzüge.«
      »Verstehe. Drink?«
      »Bitte.«
      Ungeniert und selbstverständlich wie eine verwöhnte Katze begann Lorelei Greenaway nach dem Entschwinden ihres widerwilligen Gastgebers, in dessen Apartment zu schmökern. Der großräumige Eingangsbereich hielt -neben einer der schwarzverglasten Kommoden, in der sich zu ihrer Enttäuschung nur Schlüssel, Schuhe und Tand fanden- keinerlei Überraschungen bereit, grenzte jedoch an eine halbelliptische Einkerbung, die parallel zum Rest des quadratischen Wohnraums verlief und das Licht der riesigen Fensterfront im Westen aufsog. Staunend inspizierte die Agentin eine Vielzahl in modernen Glasvitrinen ausgestellter Objekte, welche zwischen "antik", "künstlerisch" und "Schrott" ein breites Spektrum kulturhistorischer Einflüsse bedienten. Sie fand keinerlei Beschriftung, mutmaßte ein graviertes Stück Kopfstein jedoch auf mehrere hundert Jahre, während eine surreale Büste aus Bronze und Perlmutt an zeitgenössische Klassikverehrung gemahnte und ein klobiges, scheußlich-buntes Konstrukt etwas darzustellen schien, das Förderschüler mit zuviel Kleister, Matsch und Tuschfarben zusammengespachtelt hatten. Kritisch und ungnädig setzte Lorelei ihre touristische Tuchfühlung mit dem Privatleben des Hausherren fort und unterzog die Gemälde, die die architektonische Einbuchtung zierten, der tief-schürfenden Betrachtung einer bekennenden Kunstnärrin. Blutende Soldaten und schreiende Mütter, die sich zum Hufgetrappel galanter Schlachtrösser aus dem Staub und Kanonendunst des Krieges erhoben, gastierten neben barocken Stillleben tödlicher Reminiszenz und grotesken Kohlezeichnungen, auf denen geisterhafte Kinderfratzen um schwarze Lagerfeuer tanzten. Rexroth’ Unvermögen stand seinen kunstgewerblichen Ambitionen unzweifelhaft im Weg, doch seiner inkohärenten Sammlung wohnte immerhin eine diffuse Stabilität inne, die einen launischen Flair verströmte. Gerade wollte sich Greenaway abwenden, als ihre grünen Augen starrend aufleuchteten. Unscheinbar und am Rande der Ellipse versteckt, lächelten sie die krankhaft blauen Lippen eines leichenblassen Knaben in blutroter Tracht an.
      »Das…«, hauchte sie entgeistert und näherte sich andächtig dem etwa 20x30cm großen Jungen. Sanft strichen ihre Finger über den spröden Holzrahmen, der diesem Meisterwerk der Schöpfungskunst Schande brachte, und zitterten in erregter Verzückung. Sie stand Auge in Auge mit dem »Roten Tod«, einem frühen Werk des Weltkünstlers Bontobello da Vinci.
      »Gefällt Ihnen meine Sammlung?«, fragte Theodore Rexroth, der lautlos neben ihr erschienen war und ihr ein Glas Whiskey reichte. Lorelei konnte nur nicken, manisch. Jedoch ahnte Rexroth, dass sie nur den roten Knaben ehrte.
      »Ich bin kein großer Kunstkenner«, gestand er freimütig und befühlte sich mit der freien Hand seinen grauen, zur Spitze hin weißmelierten Vollbart, in dem noch immer glitzernde Perlen der erfrischenden Dusche zirkulierten, »Ich kaufe, was mir gefällt. »Das da…« Er deutete auf den »Roten Tod«. »war ein Geschenk. Ich mag es nicht sonderlich.«
      »Es ist ein Meisterwerk«, keuchte Greenaway vorwurfsvoll und beruhigte ihre Nerven mit dem besten Whiskey, den sie jemals hatte genießen dürfen. Sofort verlangten ihre sich zur Anerkennung verziehenden Mundwinkel nach mehr. Der undurchsichtige Hausherr atmete erleichtert auf und tippte an sein eigenes Glas:
      »Du hast Geschmack. Ein 50 Jahre alter ›McKenna‹.«
      Lorelei, gleichsam hingerissen wie verwundert, runzelte die faltenlose Stirn.
      »Ich dachte, die hätten die ›Destillen-Krise‹ nicht überstanden?«
      »Ich habe meine Quellen«, erklärte Rexroth doppelbödig und wies sie an, ihm tiefer in das Loft Nr. 666 zu folgen.

      »Küche«, zeigte er während seiner Führung durch den Rest des modernen, von katatonischen Grau- und Schwarztönen dominierten Apartments auf eine edelstählerne Wohnküche, die mit Bar, Theke und zehnköpfigem Esstisch den feuchten Traum jeder Berufshausfrau darstellte und einer mit Paravents abgeschirmten Sitzecke gegenüberlag. Gewohnt konventionslos steckte die weder angemeldete noch eingeladene Besucherin ihren schwarzen Bubikopf durch die Trennwände und erspähte eine wahre Bibliothek, welche in Einlassungen in den weißen Wänden auf einen eifrigen Leser wartete, der sich in die kohlengraue Sitzpolster niedersinken lassen und in den Tintenwelten verlieren würde.
      »Viel Lesestoff für eine Person«, bemerkte sie nüchtern, worüber Rexroth nur die Schultern zuckte.
      »Ich sammle einfach gern.«

      Die gleißende Sonne empfing die blasse Haut der Lorelei Greenaway wie Engelsgeläut, als sie durch die gläserne Schiebetür der westlichen Fensterfront aus der großen 666 hinaus auf den Balkon trat, der halb Mary Joa und die ganze Welt in Aussicht stellte. Wohl als Konsequenz der Gewohnheit ging der schiefergraue Teppich des Apartments an frischer Luft in eine endlose Dielenbahn schwarzen Ebenholzes über, auf der ein futuristischer Grill neben einer langen Esstafel all jene verpflegte, die sich im teichgroßen Swimmingpool vergnügten oder auf den ausgepolsterten Liegen sonnten. Die vollendete Luxuskultur einer neuen Generation des Neids und der Rachsucht, wie sie nur die Krone der Godspeed-Immobilien verwirklichen konnte, erstreckte sich zu Lorelei Greenaways zartrosa Absatzschuhen.
      »Also, Lorelei«, seufzte Rexroth schließlich, nachdem sich beide in die schwarzen Liegen gefläzt und ein weiteres Glas Whiskey genehmigt hatten, »Was führt dich in meine private kleine Hölle?«
      »Ich habe mich schon gefragt, wann du den Spruch bringst.«
      Rexroth jaulte sein Wolfslachen, welches ihn gefährlicher und charmanter machte. »Du hältst mich doch ohnehin für den Teufel.«
      »Habe ich denn unrecht?«, fragte sie ernst und sah ihn stillschweigend an. Seine Falten machten das nicht unattraktive, in Würde gegerbte Gesicht nicht älter, sondern ehrten es, wie Kerben eine Klinge ehren, und in seinen dunklen, grauen Iriden rumorte das kraftvolle Brüllen eines erfahrenen Silberrückens. Ihren Blick bemerkend, spannte ihr Gastgeber die kraftvollen Oberarme und krempelte sich die roten Ärmel seines Hemdes in die Ellenbogen, bevor er matt lächelnd erwiderte:
      »In mir siehst du also den Teufel, den es aufzuhalten gilt? Das macht dich dann zu was?«
      Die Schwarzhaarige verbiss sich in ihren eigenen Lippen und wandte das kühle, milchweiße Haupt ab. Überspannt beobachtete sie, wie der Himmel weit hinter dem Rand der Redline ins aschenblaue Meer stürzte, wohingegen Rexroth die gleißende Sonne genoss, deren Strahlen seine gebräunte Haut wie Heroininjektionen aufsog und ebenso elektrisierend in seine Adern pumpte.
      »Wieso machst du diesen Job?«, fragte er nach dieser unbehaglichen Sequenz des Schweigens, die sie auf diesem Balkon hoch über den Dächern der Metropole geteilt hatten, »Dieses Gerenne und Gezeter. Wieso tust du dir das an?«
      »Nun«, begann Lorelei nüchtern, »Ich wurde reich geboren. Die Greenaways haben ihr Glück während der Industrialisierung von Fountleroy Island gemacht. Einer meiner Urgroßväter hat halb Nickleby erbaut. Heute sind wir eine dieser alten, traditionsreichen Familien, von denen niemand mehr weiß, woher ihr Vermögen stammt und wie unerschöpflich es wirklich ist.«
      Unauffällig lugte sie gen Rexroth, um seine Reaktion auf ihre Worte zu analysieren oder zu überprüfen, ob er überhaupt zuhörte - und tatsächlich lauschte er ihren Ausführungen bedächtig, verriet jedoch mit keiner Regung einen Gedanken, der ihn belasten oder gegen ihn verwendet werden könnte. Er war kalt wie geschürftes Erz und bewies sich als Mann, der Informationen hortete, anstatt sie preiszugeben.
      »Jedenfalls…«, setzte Greenaway ihre Geschichte leicht säuerlich fort, »Reiche Freunde, Elite-Schulen, goldene Löffel. Trotzdem war ich niemals eine dieser verzogenen Gören, für die ihr Geld und die damit verbundenen Möglichkeiten selbstverständlich sind. Ich war immer dankbar und will der Welt nun etwas zurückgeben.«
      »Und deshalb hast du deine Seele an die Weltregierung verkauft? Um etwas zurückzugeben?« Rexroth schien die Idee vollkommen unverständlich. Hätte Lorelei ihm einen paraphilen Fetisch um Senf, ein Mastschwein und Stromkabel aufgetischt, wäre er wesentlich wohlmeinender mit ihren Worten ins Gericht gegangen. Lorelei amüsierte dieser Argwohn.
      »Die Weltregierung ist nicht schlecht, Rexroth«, konstatierte sie eloquent, »Zumindest nicht, wenn sie von den richtigen Leuten vertreten wird.«
      »Dazu zählst du mich nicht, nehme ich an. Weil du meinst, ich gäbe nichts zurück«, las der erfahrene Regierungsmann ihren verurteilenden Blick.
      »Tust du es denn?«
      Augenscheinlich aufgewühlt, richtete sich der Grauhaarige auf und nahm einen glasleerenden Schluck des unvergleichlichen McKenna-Whiskeys.
      »Du musst wissen, Lorelei…Ich wurde nicht reich geboren. Mein Vater war ein strenggläubiger Mann, der als Missionar über die Meere zog und versuchte, in den hoffnungsfernsten Haushalten Hoffnung in seinen Gott zu begründen. Er war ein Dummkopf.«
      Seine Kollegin schüttelte den Kopf.
      »Er wollte helfen.«
      »Ja, aber nicht um der Nächstenliebe wegen. Er wollte sich Gott näher fühlen. Er schleppte uns von Pampa zu Pampa, Loch zu Loch, Ghetto zu Ghetto. Jede beschissene Hölle hat er auf der Suche nach seinem Gott besucht, und am Ende doch nur den Grund einer Flasche gefunden. Unnötig zu erwähnen, dass ich keine Freunde hatte.«
      »Ein Außenseiter unter Außenseitern…«, bemerkte Lorelei schnippisch und ohne einen Funken Mitgefühl, was Theodore Rexroth imponierte. Er mochte Menschen, die sich gegen Konventionen stellten und eigene Prinzipien vertraten - denn sie waren berechenbar. Ein überhebliches, böses Grinsen unterdrückend, murmelte er bitter:
      »Ich verspüre keinen Drang, der Welt etwas zurückzugeben. Wo ich jetzt bin, bin ich, weil ich mir meinen Weg freigeschafft und mir genommen habe, was ich mir nehmen musste. Denn was bleibt einem Jungen ohne Schulbildung? Der nichts besitzt als Straßenerfahrung?«
      »Marine, die Selbstmordkommandos der Cipherpol…«, zählte Lorelei Pest und Cholera der Perspektivlosen auf.
      »Wir waren totes Fleisch, das nicht zu zappeln aufhören wollte«, sinnierte der Grauhaarige voll Bitterkeit in sein leeres Glas, »Vielleicht sind wir es noch immer, Lorelei. Hast du Familie?« Er nahm ihr Kopfschütteln vorweg. »Natürlich nicht. Dieser Job zerstört alles, weil du an nichts anderes denken sollst, als an ihn. Im Grunde befinden wir uns in einer Missbrauchsbeziehung, du und ich und alle anderen, die mit diesen verkalkten alten Männer unter einer Decke stecken.«
      Lorelei Greenaway, die ihre allmonatlichen Ein-Mann-Reservierungen in einem kleinen Lokal am »Sankt-Benedikt-Boulevard« als einzige Erinnerung an ihr nur quasi-existentes Privatleben vorschob, dachte unfreiwillig an ihren düsteren Festungsturm in der Helenenstraße, dessen gotische Hallen und altnordische Gewölbe die meiste Zeit des Jahres von nichts bewohnt wurden als den schwer aus dem alten Gemäuer zu vertreibenden Ratten und ihrem Diener Klondike, der seinen häuslichen Pflichten selbst in totenstiller Einsamkeit mit größter Gewissenhaftigkeit nachging. Als sie aus den dunklen Gängen ihres Hauses auf den lichtdurchfluteten Balkon des Theodore Rexroth zurückkehrte, empfing sie dessen Gesicht mit einem schwer zu fassenden Schmerz, den sie nicht zuzuordnen wusste.
      »Hattest du je eine Familie? Kinder?«, mutmaßte sie, scheiterte jedoch an einem schnell aufziehenden Grinsen des undurchschaubaren Mannes, der sich plötzlich so stark und gelassen wie eh und je zurück in seine Liege flegelte, das bärtige Haupt auf die Hände bettete und palaverte:
      »Ich hatte einmal einen Jungen. Aber der macht schon seit einiger Zeit eine sehr späte Fremdelphase durch.«

      Schloss Roßkosch, Szcenia Sorovo

      Da war er, in den Archiven seines Geistes; des Kind aus dem Ödland, das in seinen staubigen Latzhosen und matsch- und mistverdreckten Stiefeln zu ihm aufsah, sich fragend, wer dieser Mann im weißen Anzug wohl sei. Der Junge, dieser erbärmliche Erdwurm, der wahre Großartigkeit nicht einmal an den Schwingen des Falken ermessen kann, der ihn verschlingt.
      Lächelnd öffnete Harley seine silbernen Augen, die nun endlich mehr sahen als ein sommersprossiges Gesicht unter roten Haaren, das sie mit den wütendsten blauen Blicken durchbohrte. Der Herr des Schlosses steckte die Hände in die chartreusefarbenen Hosentaschen und verfolgte mit mäßigem Interesse die verzweifelten Wiederbelebungsversuche des ungeschickten Jungen, während er in seinem Geist die Ereignisse wie Karteikarten durchging, die diesen Moment herbeigeführt hatten. Doch schnell begannen ihn die Erinnerungen zu langweilen, und er befahl mit einem lauten Klatschen Musik.
      Entsetzt sah Flint auf, als der Todeskampf Luca Briatores mit leichtfüßig-duselndem Jazz unterlegt wurde. Die grinsenden Fratzen der sadistischen Monster, mit denen Harley seine Gästeliste und Hallen gefüttert hatte, verzerrten ihre scharfen Zähne zu einem langen Spießrutenlauf, an dessen Ende Valentine Harley hoch droben auf seiner Empore thronte, lachend, während Flint neben Lucas leblosem Körper am Boden kniete. Galant breitete Harley seine langen Arme zu den Schwingen aus, die er in ihnen sah, und spähte als Falke auf Flint Rogers, den Erdwurm.
      Kapitel 99 - Elysion

      Ein sublimes Lächeln umspielte Valentine Harleys gönnerhaftes Gesicht, das seine schneidigen Kieferknochen wie Dolche schärfte und die Lippen, fein und voll wie der Kuss einer großen Liebe, gen Bronzehimmel verzog. Gelassen besah er sich das sich zu seinen Füßen entfaltende Schauspiel, dessen Wendungen und Dramaturgie er sich niemals besser hätte erdenken können und erhob, zufrieden mit dem Schicksal, das Wort:
      »Fräulein Gamisha…Das hatte ich nicht erwartet.«
      Das Fräulein Gamisha ignorierte seine wohlfeine Stimme geflissentlich, während sie neben dem langsam erblassenden Leib der sterbenden Luca Briatore kniete und mit braunen Augen jede Überlebenschance erdete. Verwirrt beobachtete Flint ihre dunklen, vulkanroten Lippen in stummer Zunge Worte formen, als müsste der tonlose Klang ihre blinden Hände über die leblosen Rippenbögen der Sterbenden leiten.
      »Helfen Sie ihr?«, fragte er und vermochte nicht zu entscheiden, ob Shrimati Dhanvantara Gamisha als Retterin oder Priesterin gekommen war.
      »Sieh nicht hin«, bat ihre Stimme schnell und direkt, »Das wird wesentlich schlimmer aussehen, als es ist.«
      Flint verstand nicht, schwieg jedoch. Er brachte der exotischen Fremden eine abstruse Form von Vertrauen entgegen, die auf nichts als seiner naiven Einschätzung fußte, sie sei die einzige Person im Schloss Roßkosch, der sein Tod oder Überleben zumindest vollkommen gleich war. In seiner aussichtslosen Situation nahm er jede Hilfe an, egal ob von einem Freund oder einem Passanten. Beinahe flüchtig riskierte er einen weiteren verwirrten Blick auf die seltsame Praktik der Schwarzhaarigen, als sich jener Blick in pure Überraschung auswalzte und seine blauen Augen überflutete.
      Die winzige, kindliche Hand der jungen Frau eiterte eine rotbraune, erdige Substanz aus, die sich ähnlich dicken Teers über ihren Handrücken robbte, aus ihren zarten Fingern quoll und wie eine angedickte Masse langsam kriechender Schnecken auf die leblose Brust Lucas tropfte. Gleichermaßen angewidert wie fasziniert betrachtete Flint das naturhafte Schauspiel, welches Shrimati gleich strudelnden Treibsands auf dem erblassten Körper entlud und die Hand, die es nährte, mit jedem pumpendem Schwall Schlamm tiefer unter sich begrub. Schließlich, als Lucas unsterbliche schwarze Seele in den Erdfluten zu ertrinken drohte und der Unterarm Shrimatis kaum noch zu erahnen war, hielten die ockerbraunen Bäche mit einem tiefen Atemzug der Ärztin inne und begannen, sich in atemberaubender Geschwindigkeit zu verfestigen.
      Schicht um Schicht der erdigen Substanz begann zu verflachen, zu bröckeln und bröseln, bis sich das von trockenen Rissen geäderte Flussbett einer hitzeschwangeren Mesa an Lucas toten Körper schmiegte.
      »Augen zu!«, nahm Flint die weiche Stimme Shrimatis ungerührt und ohne zu hören hin, just bevor sich die kümmerlichen Muskeln im Bizeps der exotischen Schönen anspannten und eine winzige Ader ihre hohe, dschungelbraune Stirn verzierte. Kurz darauf erstickte jedes fragende Wort in einer dichten Wolke berstenden Lehms, der sich aus den aufplatzenden Rissen und Spalten des explodierenden Erdsargs entfesselte.
      Entsetzt stob die gaffende Meute bluthungriger Monster auseinander, aus Angst ihm ihre lupenreinen Kleider und makellosen Schuhe, und bildete einen großen Krater aus Bernstein und Fleisch, in dessen Zentrum Flint um sein Augenlicht kämpfte. Tapfer fochten seine hartnäckigen Lieder einen Kampf gegen die brennenden Erdpartikel aus, die in der lichtüberschwemmten Luft des Schlosses wie unzählbare Sterne glitzerten, bevor seine Mühen mit seinem eigenen Gesicht belohnt wurden, welches sich im stählernen Blau verloren geglaubter Iriden spiegelte.
      Flint konnte nicht atmen, dafür sog die wiedererwachte Luca Briatore genug Luft für sie beide ein. Wie ein Blitz barst sie auf, japsend, keuchend und auf Finger glotzend, die Shrimati Dhnvantara Gamisha ihr streng unter die römische Nase hielt.
      »Wie viele Finger?!«
      Wie ein Insekt schlug Luca die aufdringliche Hand aus ihrem Blickfeld, verausgabte sich dabei jedoch völlig.
      »Ist mir scheißegal!«, hustete sie sich gewohnt bissig den Staub aus den Lungen, »Was ist…passiert?! Wo i-?!«
      »Luca!« Flint konnte nicht denken. Die pure Erleichterung schoss aus seinen Gedärmen direkt in seine Gliedmaßen und verleitete ihn, den geschwächten Körper der Blonden fest an sich zu pressen und vor Freude zu beben, als der so bitter ersehnte Herzschlag durch ihre Brust auf die seine trommelte. Hilflos war Luca der Zuneigung des Burschen ausgesetzt, welcher ihr in dieser Sekunde mehr Nähe und Intimität abverlangte, als sie ihm jemals zugestanden hätte. Doch Orientierungslosigkeit und Kopfschmerz ließen sie keinen Muskel rühren. Dafür musterte sie das Gesicht ihrer Lebensretterin, welches sich fremdländisch und interessant aus dem Staub hervortat ihre schlimmsten Befürchtungen vorwegnahm.

      »Beeindruckend«, zollte Valentine Harley der Leistung der jungen Ärztin ehrlichen Respekt, »Ich verstehe nun, warum man Sie schickt, wenn irgendwo Waisen gerettet oder Helden versorgt werden müssen, Dr. Gamisha. Wahrscheinlich hat man Sie deshalb auch hierher entsandt. Sie wirken so rein und mild.«
      Langsam und abschätzend stellte sich Shrimati zurück auf die ungewöhnlich kleinen Füße und richtete sich in aller Höflichkeit die Tuchschwaden und blauen Ornamente ihres korngelben Saris.
      »Entsandt? Was reden Sie da? Ich bin Medizinerin und lasse niemanden sterben…«
      »Ersparen Sie sich das. Ich habe bereits selbst zu viele Lügen erzählt, um nur noch eine weitere hören zu wollen.«
      »Wenn das so ist…«, seufzte Shrimati mit einer Eindringlichkeit, die ebenso wenig zu ihren weichen, sanften Zügen passte wie ihr todernster Blick, »Es erübrigt sich dann wohl zu erwähnen, dass Sie mich nach Mary Joa begleiten werden, oder?«
      Amüsiert knetete sich der Schlossherr die manikürten Hände und lachte wie ein Junge, der einen Engel verschlungen hatte. »Ich bin neugierig. Wer hat Sie geschickt? Meine alten Kollegen von der Cipherpol 8? Oder gar diese kriecherischen, unterwürfigen Stiefellecker der CP0?« Ungeniert las Harley in den feinen Nuancen ihrer vulkanroten Lippen. »Ah. Die Cipherpol 0. Ich fühle mich geschmeichelt. Wirklich.«
      »Von mir aus«, antwortete Shrimati in bester Absicht, ihre aufsteigende Angst vor diesem kaltherzigen Schwerverbrecher zu verbergen, »Dann fühlen Sie sich eben in ihrer Zelle geschmeichelt.«
      Gelassen schüttelte Harley das edelblonde Haupt und gestand sich einen grazilen Schritt an den Rand der Empore zu, um sein aufgeregtes Publikum und die Hauptakteure seines Kammerspiels allumfassender überblicken zu können. Elektrisiert von der Schönheit des Moments, sog er all die Gesichter in sich ein, die nur auf ihn gerichtet waren und darauf zu warten schienen, dass er ihnen eine Bestimmung zuwies. Schneidig strich er sich durch das perfekt frisierte Haar und fühlte sich vollkommen, als er sprach:
      »Ich werde mich nicht Ihrem Willen fügen, Fräulein Gamisha. Vielmehr müssen Sie sich dem meinen beugen. Ich habe Sie nicht einkalkuliert, aber…« Er lächelte spitzbübisch wie der Erstgeborene Gottes. »Mitgehangen - mitgefangen, fürchte ich…«
      »Harley!«, brach plötzlich eine dritte Stimme durch die Menge und hinterließ eine vibrierende Stille, »Sieh mich an!«
      Tatsächlich erfüllte der unbeeindruckt dreinschauende Valentine Harley dem jungen Flint Rogers diesen hehren Wunsch, wirkte jedoch sichtlich gelangweilt. Für den Rotschopf spielte dieses Gehabe aber keine Rolle. Wie ein Wilder bäumte er sich neben der langsam wieder erstarkenden Luca auf, zehnmal größer als er je würde, und akzeptierte den überheblichen Blick des verhassten Mannes auf seiner Haut. Er hatte sich durchgesetzt und über seine eigene Schwäche triumphiert, hatte Monster und Menschen verschmelzen sehen und eine Welt überstanden, die sich Tag um Tag selbst verdaut. Er lebte für diesen einen Augenblick und warf jetzt jede Sekunde seines bisherigen Daseins in diese eine Waagschale.
      »Weißt du, wer ich bin?!«, brüllte er gefasst, »Erinnerst du dich?!«
      »Ja. Der Hinterwäldler-Junge. Du hast es weit gebracht. Für einen Idioten.«
      Die Knöchel in Flints Händen verfärbten sich weißglühend, seine Nägel bohrten sich in das zitternde Fleisch, ohne Schmerz zu fühlen. »Mir ist egal, was hier gespielt wird. Ich möchte…« Er hielt inne, wurde des undurchschaubaren Blickes gewahr, den die sich erschöpft aufrappelnde Luca ihm zuwarf, und setzte fort: »Du hast meine Mutter getötet. Du hast mein Geburtshaus abgefackelt…! Und meine Kindheit gleich mit!«
      »Das weiß ich. Und?« Harley zeigte keinerlei Gefühlsanwallung, seine silbernen Augen funkelten kalt im Licht der mannigfachen Kronleuchter.
      »Nichts und!«, erklärte Flint hart, »Ich wollte nur sicher gehen, dass du weißt, warum ich dir antun werde…was ich dir antun werde. Das ist alles.«
      Seine Nemesis schien diese mutigen Worte zur Kenntnis zu nehmen, sie jedoch mit Gleichgültigkeit abzutun und wandte sich anschließend charmant an Luca, die sich gerade die Reste ihrer lebensrettenden Behandlung aus dem nachtschwarzen Charleston-Dress klopfte. Das Haupt schief legend und mit einem gewinnbringenden Lächeln gerade rückend, sah Harley sie an. Beinahe stolz, auf wen oder was auch immer.
      »Ich hatte gehofft, du würdest es schaffen.«
      »Wirklich?«, keuchte Luca, die das Pochen ihres wiederbelebten Herzens in ihren Ohren spürte, als fieberte sie das Leben selbst aus, »Wieso?«
      »Weil du keine Figur bist, die schon vor dem zweiten Akt abtritt.«
      »Zweiter Akt?«, zischte Flint wütend, »Das ist keine Bühne!«
      »Für euch vielleicht nicht«, stimmte Harley süffisant zu, »Für uns…schon. Wer den Vorhang zieht, macht das Theater.«
      Zähneknirschend verfolgte Flint die Schatten, welche sich aus den Gedärmen der Götterstiege schälten und wie Erzengel auf die Empore schwangen, um ihren Platz an Harleys Seite einzunehmen und in seinem Glanze gesehen zu werden. Und Harley glänzte gern für ihn, seinen kleinen, elitären Club von Mitessern und Jüngern:
      Die Frau in Schwarz, welche Luca Briatores Spielchen genommen, gebrochen und zu ihren Gunsten umgestülpt hatte; der junge und nicht unsympathische Thomas Waterloo, dessen Unschuld neben Harley zu Hohn verblühte; ein hünenhafter Schwarzer mit kraftvollen dunklen Haaren und freudlosen grünen Augen; und eine feurige Schönheit, in deren Blick Ekel und Arroganz zu einem Feuerwerk explodierten.
      »Die ehemalige ›TraLoHa‹-Einheit, leibhaftig und in Farbe«, murmelte Shrimati Gamisha galgenhumorig, »Meine Chefin würde das hier lie~ben.«

      »Meine Freunde«, schallte die Engelsmusik des Valentine Harley durch alle Säle, Flure und Hallen des kolossalen Schlosses am Ende der bekannten und gesitteten Welt, »Es ist soweit! Ihr alle seid mit großen Erwartungen angereist, einige gar mit eifrigem Tatendrang! Und ich habe euch wahrlich lange genug hingehalten! Seht!«
      Sein glattpolierter Fingernagel durchstach die Gesichter von Luca, Flint und Shrimati wie ein wütender Speer, »Unsere Abendunterhaltung!«
      Luca wollte soeben noch ein zischendes »Was zum Teufel…« ausstoßen, als Carla Griswold ihre Unwissenheit jäh und kalt für obsolet erklärte. Diabolisch schön trat die schneeweiße Schwarzhaarige einen Schritt vor und vergiftete mit dem Glanz ihrer schlangengrünen Augen alles, was sich unter ihr erstreckte. Sie war eine schwarze Viper und zischelte wie eine ebensolche:
      »Verehrte Damen, verehrte Herren. Der Wetteinsatz beträgt mindestens 100 Millionen Berry. Sie können auf einen Champion setzen oder auf die Reihenfolge der Tode tippen. Und vergessen Sie nicht - Wer nicht wagt, gewinnt auch nicht. Sicherheitswetten wird es keine geben.«
      Die Menge prügelte ihr ekstatischstes Jubeln und Applaudieren wie Sargnägel in die Gesichter der drei Hoffnungslosen, welche soeben den Sinn dieses gewaltigen Irrsinns begriffen hatten und nun mit sich selbst und der Logik verhandelten. Sogar Luca, die den größten Aussetzer der menschlichen Schöpfung in George Mulligan bezeugt zu haben glaubte, verzog die breiten Lippen in Fassungslosigkeit - Auf ihre Leben waren Wetten abgeschlossen worden, Rücknahme ausgeschlossen.
      »Was soll dieser Zirkus?«, fasste Flint zusammen, was Lucas zusammengezwirbelte Augenbrauen beim Anblick der Geld und Schecks zückenden, frenetisch lachenden und halsbrecherisch feilschenden
      Horden ungezügelter Eliten nur andeuteten, »Wieso bringt er uns nicht einfach um?«
      Shrimati Gamisha schüttelte den Kopf, wobei sich das Licht der Hundertschaft riesiger Kronleuchter in dem tiefseedunklen Saphir auf ihrer hohen, klugen Stirn brach und als blaue Funken durch den Raum glitzerte. Ihr nervöses Gesicht strafte ihre seelenruhige Stimme Lügen, als sie zynisch und gegen den Sturm der Glücksspieler erklärte:
      »Das ist kein Zirkus, sondern ein Partyspiel. Er gibt diese Feten und Feste für ziemlich wichtige und gefährliche Leute, die allesamt äußerst kurzweilige Leben führen. Alles muss schnell sein und aufregend und immer neu. Harley steht in der Bringschuld, seine Partys auch immer neu und aufregend zu gestalten, um diese Leute zufriedenzustellen.«
      Flint hätte beinahe aufgelacht. In seinen schlimmsten Vorstellungen war Valentine Harley nie mehr als ein kinderfressendes Monstrum ohne Moral und Menschlichkeit gewesen, das Witwen schuf und sich am Leid derer labte, die er einsam und verkrüppelt zurückließ. Mit dem arrivierten Partyplaner der Reichen und Blutgeilen konnte sein Verstand hingegen erstaunlich wenig anfangen - im Gegensatz zu Luca, welche sich lediglich an der Tatsache störte, in dem grausamen Gesellschaftsspielchen des Hausherren die Rolle der Spielfigur einnehmen zu müssen.
      »Sind Sie wirklich eine Geheimagentin?«, fragte sie Shrimati eher ironisch als beiläufig.
      »So etwas in der Art, ja.«
      »Dann dürfte dieser Abend schwer zu schlagen sein.«
      »Sollte man meinen«, murmelte Shrimati und sah sich zu allen Seiten hin um. Ein Entkommen war ausgeschlossen, landete man am Ende doch nur in den Fängen der abtrünnigen Regierungsagenten oder wurde -im Falle eines Wunders und der Flucht aus Schloss Roßkosch- von Szcenia Sorovo bei lebendigem Leibe gefressen. Mit kaschiertem Entsetzen akzeptierte die junge Agentin die Regeln dieses Spiels, das Geld und Blut als Einsatz verlangte, und wartete fäusteballend auf den nächsten Zug Valentine Harleys, während Flints Kampfgeist und idealistischer Übermut ungebrochen gegen die Gewissheit ankämpften, dem Psychopathen ausgeliefert zu sein.
      »Ich werde kein Teil eines beschissenen ›Partyspiels‹!«, brannte sich seine Stimme wie das Brausen eines Drachen feuerschwellend durch die alkoholgetränkte Luft und versenkte in einem reißenden Flammenstrudel die vordersten Reihen der abscheulichen Gäste. Schreie und Panik übermannten die erlesenen Besucher des Schlosses und ließen sie wie aufgeschreckte Stuten vor dem Lindwurm flüchten, den sie vor wenigen Momenten noch als hinterwäldlerischen Bengel geringschätzt hatten.
      Flint war der Tod durch Feuer geworden, als er seine Daumen-Prothese löschte und die letzten schillernden Reste Öl von den weißen Zähnen leckte.
      »Kleiner Vorgeschmack auf die Hölle…«, schnaubte er, blind vor Genugtuung, bevor er jäh erstarrte. Seine Attacke schien nichtig, das lodernde Flammenmeer zerschellt an der titanischen Brust eines rotblonden Hünen, der einen jämmerlichen Wurm glimmenden Feuers wie eine Rotzfahne die steinerne Nase hochzog. Kopfgeldjäger Horst zu Tiefenberg-Kausitz hatte die schnell und plötzlich erblassten Massen mit seinem stählernen Körper und -so schien es- bloßer Willenskraft vor Flints Drachenodem abgeschirmt, ohne selbst auch nur eine Brandblase davonzutragen. Mit stoischen, von rotbraunen Becken glühenden Magmas umzingelten Pupillen und verschränkten Ankerarmen fixierte der ergrauende Rotblonde Flint wie einen bissigen Hund, den es zu zähmen oder töten galt, wobei sein zitternder, mächtiger Möbius-Schnauzbart die zweite Option zu fordern schien.
      »So viel heiße Luft um nichts«, nörgelte Dionisia María Lorca indes auf der Empore, just bevor sie sich augenrollend von eben jener in die Tiefe stürzte und ihr sonnengeküsster Leib zu einem schlanken Tropfen wurde, der konzentrische Wellen des Schocks durch den Pfuhl der Anwesenden jagte, als er auf dem Boden aufschlug und in einer gewaltigen Staubwolke verpuffte.
      Auch Luca wich instinktiv vor der auf sie zurollenden Gewitterfront braunen Drecks zurück, wurde jedoch von Shrimati Gamisha sanft zurückgehalten.
      »Es gibt kein Entkommen. Haltet einfach still.«
      Die exotische Fremde sollte recht behalten. Die Partikel feinen Staubes verbissen sich wie Blutegel im Fleisch der Gefangenen, dicht wie eine zweite Haut und hartnäckiger als bleierne Zecken. Hilflos strampelten Luca und Flint um ihren festen Halt auf dem Bernsteinparkett, während sich Shrimati wie am Tage des jüngsten Gerichts in die Lüfte entrücken ließ. Sie wusste, dass sich die Staubkörner der Dionisia Lorca nur umso fester und enger um ihre Glieder schmiedeten, desto stärker sie gegen die Unaufhaltsame rebellierte.
      »Danke, Dionisia«, säuselte Harley der unförmigen Pudermasse Schmutz entgegen und verschränkte, das Kinn zur eigenen Laudatio gehoben, die manikürten Hände hinter seinem schlanken Rückgrat. »Nun, meine Freunde. Unser lieber Feuerteufel hat euch wohl nun einen Vorgeschmack dessen gegeben, was unsere Champions erwartet, nicht?« Diejenigen, die sich von dem drohenden Flammentod bereits erholt hatten, nickten sacht und applaudierten bedächtig. »Wollen wir doch einmal sehen, wie beeindruckt sie sind. Zeigt euch, Champions!«

      Lasterhaft und falsch wie eine versündigte Klosterschülerin scharwenzelte Effie Rappaport aus dem Sud pompöser Kleider und zitternder Glieder, ein zweimeterlanges Ōdachi mit pechschwarzer Scheide und herzrotem Ledergriff auf den schmächtigen Schultern balancierend und den Schalk an einer unsichtbaren Leine vor sich hertreibend. Ihre endlos großen, von schwärzester Nacht umkränzten Augen schauten zu den im Staub Treibenden hinauf und leuchteten so indigoblau und unergründlich dunkel wie die Galaxie selbst.
      »Ich bin nicht beeindruckt«, plapperte sie und blies sich keck die kupferroten, mit schwarzen Strähnen verstümmelten Haare aus dem Gesicht, »Wie sieht’s bei dir aus?«
      Horst zu Tiefenberg-Kausitz, an dessen monumentale Seite sie sich gesellt hatte, ließ ein vielsagendes Grunzen für sich sprechen und spannte die gealterten Muskeln an, dass der Stoff seines roten Hemdes knirschte und ein Knopf der schwarzen Weste knackte.
      Effie grinste die wütende Luca an, ein ganzes Frauengespräch fantasierend, als ein Tumult in den Reihen der sich langsam akklimatisierenden Schaulustigen entfachte.
      »Ist ja gut!«, motzte die ölige Stimme des einzigen Kopfgeldjägers, der sich seinen potentiellen Investoren noch nicht wie ein Hund auf einer Kleintierschau präsentiert hatte, »Du kannst hier eh nicht entkommen.«
      Die limettengrünen Haare unwirsch in den Nacken zurückfuhrwerkend und die mattschwarze Weste richtend, stampfte Bobby Coolidge Coppola auf seinen klackernden Schlangenlederstiefeln zu seinen Zunftgenossen und verurteilte die ihn angaffenden Augenpaare durch die grünen Gläser seiner Sonnenbrille hindurch. Er fühlte sich wie ein Schwein, das zur privaten Schlachtung ausgewählt wurde. Sogleich schien Harley solch negative Gedanken mit einem angstlösenden Klatschen vertreiben zu wollen.
      »Miss Rappaport, Mr. Coppola, Herr Zu Tiefenberg-Kausitz…«, weihte er seine ausgesuchte Jagdgesellschaft, »Vielen Dank, dass auch Sie meiner Einladung gefolgt sind und mein Angebot angenommen haben.«
      »Dieser Bastard!«, spuckte Luca auf Bobby Coppola, der seinerseits kaum dickfälliger hätte wirken können.
      »Jo, Harley? Können wir die Sache dann so langsam ins Rollen bringen? Ist nicht viel Spektakuläres an ein paar Fischen am Haken«, zwinkerte er in seiner ungesittetsten Schurkenattitüde, die Hände um den silbernen Totenschädel gelegt, der seinen Gürtel zusammen und die Hose oben hielt. Harley bemühte sich um ein gemäßigtes Lächeln, das sein zuckendes Augenlied im Zaum halten und die urtümliche Wut bändigen sollte, welche die unverhohlene Unhöflichkeit eines Fremden in ihm seit jeher lostrat. Meditativ richtete er sich den steingrünen Hemdkragen, gewohnt ungezwungen penibel, bevor er seine silberklaren Augen mit dem Gesicht des Kopfgeldjägers zu behelligen wagte.
      »Wenngleich Geduld eine Tugend ist, Mr. Coppola«, grummelte der Schlossherr leise und erregt, »Stimme ich Ihnen zu.« Er breitete die Arme aus, jeden einzelnen seiner Gäste zu einem Küken im Schutze seiner Schwingen zusammenfassend. »Meine Freunde! Das Spiel beginnt! Plündert eure Geldbörsen, platziert eure Wetten, wählt euren Champion und sein Opfer! Es beginnt!«

      Der Nachhall seiner Worte zirkulierte durch den Raum; ein Rauschen, das zu einem Flüstern wurde, einem Fispeln, das in die bronzenen Deckenquader eintunkte und metallschwer auf den Bernsteinboden zurück tropfte. Tropfte und tropfte, sich aufraffte zu einem metallischen Platzregen, der ganze Herden stählerner Hengste über die Halle galoppieren und Fleisch wie Stein erbeben ließ, bevor das Gestüt schnaubend entzweibrach und den Bernstein mit sich riss. Eine gewaltige Schneise tat sich inmitten des riesigen, sich wie ein Vorhang spaltenden Tanzsaals auf und durchschnitt den Raum mit einer gleißenden Lichtschneide, die die im Staub gefangenen Flint, Luca und Shrimati wie die Göttlichkeit höchstselbst mit barmherziger Allmacht blendete.
      »Was…was ist das?!«, ächzte Flint, als er durch den heiligen Schein blinzelte und eine kalkweiße Welt erblickte, die sich wie Knochenmasse unter dem fleischbunten Bernstein eröffnete.
      Seine brennenden Augen zeichneten Humanoide, welche steinern und devot Särge jener stolzen, goldverhangenen Anmut hüteten, wie nur Schloss Roßkosch sie zu gebären und säugen vermag. Goldene Urnen und gemmenbestickte Vasen reihten sich neben silbernen Büsten und marmornen Schädeln in verwinkelten Alkoven auf, durchsetzt mit mumifizierten Leibern und vertikalen Totennischen und zusammengenäht durch puren lichten Glanz.
      »Fräulein Briatore, Fräulein Gamisha, Hinterwäldler…«, stimmte Harleys wohlige Stimme die feierliche Hymne an, unter deren Klängen sich der staubige Griff Dionisia Lorcas verflüchtigte und die drei Hilflosen hinab in das Reich des weißen Todes stürzten, »Teilt die letzte Ruhestätte all jener, die dieses Paradies der Flüche dahingerafft hat! Seht! - und erzittert vor meinem Elysion

      Die Taiga im Westen, Szcenia Sorovo

      Eisweiße Wolken schoben sich wie Bräute über den dunklen Nachthimmel und verhüllten die zärtliche Weiblichkeit eines Wesens, das in den Himmeln hauste und aus roten Augen tote Tränen weinte. Unermüdlich und blass wie der Winter, die langen bleichen Finger durch schneefarbenes Haar wühlend, verharrte sie in den weißen Fluten und erfror, ohne die Wärme des Kältetodes erflehen zu dürfen. In Ewigkeit würde sie wachen, horchen und kundschaften, bis der jüngste Tag sie mit ihrer Bestimmung vereinen und ihre Sünden strafen würde. Ihre Gedanken waren leer und

      sie floh in die Berge, wo sie den König traf;
      er war in Grün und sprach: Komm und sieh;
      und sie ging
      und sah,
      dass dort ein Himmel und ein Wasser,
      doch keine Erde war;
      Nur den König in Grün, den fand sie nah
      und begriff.

      Er ist da.
      Kapitel 100 - Wangenrot

      Callaghan spürte ihre Furcht wie eine Droge durch seine pulsierenden Adern strömen und roch den Duft der Angst, die wie Schwärme roter Fliegen aus ihren Poren surrte. Er konnte sich nicht gegen die Bestie erwehren, die in seinem Innern hauste und nicht zögern würde alles und jeden zu verschlingen, der ihm etwas bedeutete, überließe er ihr nur eine Gelegenheit.
      Beherrscht schaute er in ihre schweißüberströmten Gesichter, die das Entsetzen wie eine Krankheit ausdünsteten und doch niemals von dem Anblick geheilt würden, der sich vor ihnen ausbreitete wie ein Meer schwarzer Spinnen. Mercedes’ Augen, diese strahlenden Sterne grüner Wiesen und blauen Nebeldunstes, glimmten im Schein der züngelnden Flammen so unsagbar schön, dass Callaghan die Hände um ihre kraftvollen Wangen legen und ihre sanften Lippen küssen wollte. Sie könnten einander missbrauchen, um abgestumpft und blind durch die Schrecknisse zu waten und in einen Sonnenuntergang zu reiten, dem ewige Nacht folgte.
      Längst hatte er genug gesehen, genug Schmerz und Finsternis gespürt, doch Mercedes und die anderen konnten ihre Blicke nicht abwenden. Menschen glauben nicht, was sie nicht glauben wollen, es sei denn, ihre Augen zwingen sie dazu. Und so wartete der schwarzhaarige Kopfgeldjäger in dem Meer aus rotschwarzem Schnee, während das knisternde Feuer das unschuldige Fleisch röstete und das rote Blut von den Fingerspitzen der Betenden tropfte.
      Wie fühlte sie sich? Wie hatte er sich gefühlt, als er vor über 13 Jahren zuerst in diese Finsternis gefallen und dem Wahnsinn begegnet war? Jetzt, wo die Dämme eingerissen und die Fluten des Ungesagten über seine Lippen gespült waren, konnte er seine eigenen Gefühle kaum aus dem Sund seines Herzens sieben.
      O’Mara atmete indes tief durch und geißelte sich noch einmal mit der Bürde, dieses Bild des Grauens über seine Iris zu zerren und darauf zu bauen, sein extraordinäres Gehirn würde sich logische Fetzen herausreißen, die in der Summe ihrer Teile mehr wären als das Werk eines gottlosen Fanatikers. Seine Nüstern sogen widerwillig den Gestank des verkohlenden Fleisches ein, bevor sein Magen rebellierte und nur knapp davon abgebracht werden konnte, seine Innereien über den blutroten Schnee zu speien. Wieder zwang er sich zum Hinsehen, zum Denken und Fühlen, bevor sich der Blonde auf der Suche nach einem Beweis für die guten Seiten der Welt an Mercedes richtete, über deren markante Nasenspitze salzige Tränen tropften. Er empfand Mitleid mit ihr, die sie dieses Grauen zum ersten Mal erleiden musste und verspürte ihr gegenüber eine tiefe Schuld, hatte er sie in Komplizenschaft mit Krill doch erst in dieses Chaos aus Blut, Fleisch und Feuer gestürzt. Er hatte geglaubt, ihre Stärke könnte sie alle schützen, doch am Ende des Tages würde auch sie nur gebrochen zurückbleiben.
      »Es tut mir so leid«, sprachen seine Gedanken aus, was seine zusammengepressten Lippen nicht über sich bringen konnten, als Mercedes ihn plötzlich direkt und sanft wie eine sterbende Mutter ansah. Ihre Augen waren traurig, und wirkten doch wie der tröstende Kuss auf ein kindliches Wehwehchen. Dann wandte sie sich wieder ab, hin zum Mahnmal der Grausamkeit. Doch im Gegensatz den beiden Jägern, deren zittrige Glieder und schlotternde Knie beinahe wie Geier durch die Taiga flappten, verspürte sie keine Angst mehr oder das erstickende Gefühl purer Verzweiflung, wie es das Unbeschreibliche auszulösen vermag. In ihren Adern brannte Wut, die wie Feuerameisen über ihre Haut loderte. Die diplomlose Ärztin, die kinderlose Mutter, die bruderlose Schwester, die unzufriedene Kopfgeldjägerin und das mechanische Monster, zu dem man sie gemacht hatte, verschmolzen zu einer gewaltigen, feuerspeienden Rachegöttin, die richtet und straft und niemals zögert.
      Festentschlossen trat die schöne Brünette an Callaghans Seite und umschloss mit ihren schlanken, zarten Fingern die Pranke ihres hünenhaften Geliebten, die diesmal empfing, statt zurückzuweichen.
      »Das ist es also…«, hauchte sie mit brüchiger Stimme, deren Odem sich gleich einem Totenschleier über den leblosen Häuptern der Geschändeten verlor, »Das ›Grüne Zeichen‹…«
      »Ja…«
      »Du hast nicht übertrieben…›Wie die Strafe eines Gottes‹…«
      Callaghan begann zu zittern, als sich O’Mara an die Seite seiner Gefährten gesellte und so komplettierte, was der Schwarzhaarige niemals wieder hatte erschaffen wollen - Eine Armee, die gegen den Grünen König in die Schlacht auszog.
      »Krill hat auf den zweiten Blick vielleicht doch keine so schlechte Wahl getroffen, huh?«, murmelte der Blonde zynisch und verspürte zum ersten Mal seit Jahren keinen unstillbaren Durst nach Zerstreuung.
      »Mercedes«, raunte Callaghan eindringlich, während sie noch immer auf das Gemälde schauten, das ein dämonischer Pinsel mit fleischigen Farben in den Schnee gemalt hatte, »Es gibt kein zurück.«
      »Nein«, stimmte sie hauchend zu, seine Pranke fester pressend, »Aber ich will es auch nicht anders.«

      Minuten zuvor

      »Was soll das heißen? ›Grünes Zeichen‹? Klingt wie irgendwas aus einer Kirchenmesse.«
      »Du hast ihm nicht gut zugehört, was?«, zügelte Kaspar Berthold die grenzenlose Stumpfheit seines Blutsbruders, bevor er an Callaghan gewandt fortfuhr: »Was ist das ›Grüne Zeichen‹?«
      Der Kopfgeldjäger wägte seine Worte ab, als sei jede Silbe zuviel ein Zugeständnis an seine große Nemesis.
      »Das ›Grüne Zeichen‹ ist weniger ein Zeichen als ein…Signal. Eine Art Leuchtfeuer für alle Anhänger und Gläubigen der Lehren des ›Apokryphen‹. Und gemäß der Natur dieser Lehren ist es blutig, abscheulich und etwas, das ein gesunder Menschenverstand wahrscheinlich nur als unfassbare Grausamkeit bezeichnen könnte.«
      Kaspar dachte eindringlich über die Worte nach, während sich auf der narbenversehrten Stirn seines Bruders Falten wie Gräben auftaten und die goldgrünen, ungläubigen Augen hektisch zwischen Callaghan und dem abartigen, bloßen Riesenknochen hin und her zuckten.
      »Und du meinst nicht…«, plapperte er ungläubig, »Das dieser beschissene, rausgerissene Schenkelknochen hier diese ›unfassbare Grausamkeit‹ sein könnte? Nein?!«
      Callaghan schüttelte das steinerne Haupt wie ein Vater, der die Geltungssucht seines Sohne nicht zu befriedigen gedachte, antwortete jedoch nicht. Diese Mühe sollte ihm O’Mara abnehmen:
      »Das letzte Grüne Zeichen brachte DeBráz seinen Beinamen ›Hungerdämon‹ ein…Er überfiel ein kleines Dorf im East Blue, tötete aber nur wenige. Seine Anhänger ließ er Totempfähle in der Mitte des Dorfes errichten und kettete die Männer unverletzt an eben diese Pfähle. Die Ketten waren gerade lang genug, dass die Gefangenen einander erreichen konnten. Dann ließ er sie schmoren, während er die Frauen und Kinder…«
      »Schändete«, fuhr Callaghan bitter fort, als O’Mara die rauchige Stimme wegsackte, »DeBráz ist eine perverse Missgeburt. Jedes Kind und jede Frau in diesem Dorf starben nach einem Martyrium unvorstellbarer Foltern und Qualen. Wenn sie Glück hatten, wurden sie zu Tode vergewaltigt. Viele traf es noch schlimmer. DeBráz’ Wahnsinn macht ihn kreativ.«
      »Und die Männer?«, drängte Mercedes, um diese abscheuliche Vorstellung hinter sich bringen und so die Schreie ersticken zu können, die in ihren Ohren widerhallten.
      »Die Männer…«, schilderte nun wieder O’Mara die widerliche Mär vom Hungerdämon weiter, »Nun, die Männer hungerten. Sie wurden Zeuge dessen, was DeBráz und seine Anhänger mit ihren Frauen und Kindern machten, und waren doch machtlos. Ihre Ketten waren massiv, das Holz tief und stark in den Boden getrieben. Es gab kein Entkommen. Und irgendwann, als DeBráz auch mit dem letzten armen Ding seinen Spaß gehabt hatte…begann das Fressen. DeBráz hatte die Ketten nicht umsonst gerade so lang gelassen, dass die Männer sich gegenseitig erreichen konnten…«
      »Sie haben sich gegenseitig…?!«, stockte Mercedes der Atem.
      »DeBráz hat ein Talent dafür, Menschen zum Unvorstellbaren zu treiben…Die Marine fand einen einzigen Überlebenden. Katatonisch und blutgetränkt. Er hatte das Fressen überlebt. Zumindest körperlich…Und so wurde Columban DeBráz, der bis zu diesem Zeitpunkt in keiner einzigen Akte auftauchte, zum ›Hungerdämon‹ erklärt«, endete O’Mara schließlich sichtlich mitgenommen.
      »Und dieser Akt«, fügte Callaghan dunkelschwanger bei, »War das erste ›Grüne Zeichen‹. Das ›Seht, ich bin erschienen!‹ des Grünen Königs.« Bleiern sah er Kaspar und Markus an, deren Gesichter wie zerfledderte Särge ihr Innerste offenbarten. »Wir suchen nach Grauen im großen Stil. Etwas, das einer Strafe Gottes nahekommt. Denn für nichts geringeres als dessen Herold hält sich DeBráz. Für den Boten eines wütenden, bösartigen Gottes.«

      Das sanfte Knistern des Feuers hatte sie an diese Lichtung geführt. Lange bevor sie das Tropfen des schwarzen Blutes oder den Gestank brennenden Fleisches wahrgenommen hatten, war das leuchtende Flammenmeer zu ihrem Leuchtturm geworden, dessen Licht sie durch das Dunkel der Taiga geleiten und ihrer Suche eine Richtung geben sollte. Am Ende trieb sie dieses Licht ins Dunkel.
      Das kalte, milcheiserne Mondlicht der sternlosen Winternacht rieselte wie glasiger Schnee auf den blutroten, mit schwarzen Ascheflocken bestäubten Boden der vereisten Taiga und benetzte das hautlose Fleisch der an einem gewaltigen Scheiterhaufen knienden Riesenleiber, die mit ihren eigenen Gedärmen zu betenden Bittstellern zusammengeschnürt worden waren. Ihre leeren, abgestandenen Augapfel hingen an den letzten Sehnen aus den tiefen, dunklen Augenhöhlen und zerflossen unter der Hitze der Flammen, auf denen die beinlosen Überreste eines Riesenkindes zu einer im Brand vergessenen Puppe verkohlten. Dicke Brocken schleimiger Körpersäfte eiterten aus den gehäuteten Leibern der in Pose und Gottesgefallen geknoteten Gläubigen und stürzten wie Sintfluten auf die ameisengroßen Seelen ein, die zu ihren rotleuchtenden, gesichtslosen Gesichtern hinauf starrten. Hier kauerten sie, die mächtigen Eisriesen der westlichen Taiga, geschlagen, entwürdigt und verstümmelt vom selbsternannten Stellvertreter eines gnadenlosen Gottes auf Erden.
      »Mein Gott…« Mercedes konnte keinerlei Worte finden, die weniger klischeehaft und unpassend, aber dabei ebenso ehrlich waren. Ihr Sichtfeld krümmte sich unter dem Glanz der über den schmierigen Film des rohen Fleisches schillernden Flammen und verzerrte die humanen Messefigürchen zu einem einzigen, höllischen Kirchenaltar. Feuer und Fleisch und Blut, das auf dem weißen Schnee und im knöchernen Mondlicht schwarz wie der Himmel leuchtete, vereinten sich zum Auswuchs des puren Bösen.
      »Wir haben das Zeichen wohl gefunden«, konstatierte O’Mara plötzlich heiser, worüber die schöne Brünette zusammenzuckte, bevor sie in einen Strudel mannigfacher Emotionen stürzte.

      Zurück in der Gegenwart

      »Wer…wer könnte sieben Riesen so einfach töten?! Und DAS mit ihnen machen?! Selbst ihre Kinder sind stärker als zehn Männer!«, platzte es aus dem bisher so reservierten Kaspar Berthold hervor, dessen blasse Hand sich mittlerweile so fest um seinen Bogen spannte, das beide zu zerbersten drohten.
      »Ich werde ihn töten. Ich töte diesen DeBráz!«, fauchte Markus Wildmann wie die Raubkatze, zu deren Fängen sich seine vernarbten Züge verzerrten. Callaghan bleckte darauf die Zähne und stellte sich dem überstürzenden Jäger in den Weg.
      »Wollt ihr leben? Dann kehrt um. Ihr suchtet nach Antworten, ihr habt sie erhalten. Das ist nicht euer Kampf.«
      »Nein!«, brauste Markus’ Stimme wie ein Sturm auf, »Vielleicht ist das nicht mehr länger dein Kampf, Callaghan! Du hattest deine Chance und versagt. Du hast ihn am Leben gelassen! Diesen Fehler…« Wütend schulterte der Wilde seine gewaltige Axt. »…werden wir nicht machen!«
      Seufzend fuhr sich O’Mara durch das blonde, zerzauste Haar und streckte den langen Rücken durch, bevor er sich lustlos zwischen die Hünen schleppte und Markus mit der bleichen Hand einen Pfeil beschrieb, der in zielloses schwarzes Dickicht wies:
      »Tut euch keinen Zwang an. Wir sind vor 13 Jahren fast draufgegangen, aber wenn ihr meint, ihr könnt es besser…Jagt den Grünen König, wie wir damals. Mal schauen, was von euch übrig bleibt.«
      Markus schnaufte geringschätzig auf. »Kaspar?! Gehen wir?!«
      Der Bogenschütze schien keinesfalls überzeugt. Seinem Instinkt folgend, rückte er näher an Mercedes heran, die ihn mit einem mitleidigen Blick bedachte.
      »Du musst nicht gehen«, riet sie ihm eindringlich, »Das ist Wahnsinn. Sieh dir die Riesen an. Willst du genauso enden?«
      Kaspars karge Nasenflügel spannten sich, bevor er noch einmal und voller Abscheu die verdorbene Messe gehäuteter Körper und verbrennender Glieder überflog und den Fall des tropfenden Blutschlicks von den zum Gebet zusammengeschnürten Händen verfolgte. Der Scheiterhaufen knarrte und rußte unter der Marter der Flammen, während der Jäger im tiefen Zwiespalt um eine Entscheidung rang, die ihre Leben retten und Markus besänftigen könnte.
      »Ich komme, Markus«, hauchte er schließlich dennoch matt und setzte sich unsicheren Schritts in Bewegung.
      »Ihr werdet beide sterben«, versuchte Mercedes ein letztes Mal, ihn auf- und zurückzuhalten, doch Kaspar lächelte nur traurig und folgte den Spuren seines Blutsbruders, der bereits aufgebrochen war, um im Schicksal eines anderen Mannes wiedergeboren oder zermalmt zu werden. »Vielleicht. Aber soll ich ihn allein sterben lassen?«

      »Idioten«, grunzte O’Mara den beiden im Dunkel der Taiga entlaufenden Jägern hinterher, um seinen Unmut über die jüngsten Irrungen der Farce, die er sein Leben nannte, irgendwem anzuhängen.
      »Wenn sie Glück haben, laufen sie in die falsche Richtung«, murmelt Callaghan pragmatisch, »Wenn nicht…sind sie tot. DeBráz wird sie zerreißen.«
      »Selbst nach 13 Jahren Impel Down?«, fragte Mercedes mit flehendem Optimismus, »13 Jahre in Isolationshaft sind eine lange Zeit.«
      »Dieser Mann wird von mehr angetrieben als Blut und Muskeln. 13 Jahre oder 13 Tage, es macht keinen Unterschied.«
      »Naja, Cal«, warf O’Mara lax ein, als hätte er mit seinem Leben bereits abgeschlossen und könnte sich so eine gewisse Attitüde leisten, »Erstmal müssen wir ihn finden. Dann sehen wir ja, wie lang oder kurz 13 Jahre sind.«
      »Callaghan…O’Mara…?« Angespannt deutete der schlanke Finger Mercedes’ plötzlich in den schwarzen Nachthimmel, über den sich weiße Wolken wie gegnerische Schachfiguren zogen, strahlend und flauschig wie Baumwolle und grotesk-perfekt wie das prachtvolle Aquarell eines geübten Landschaftsmalers.
      »Ach…Verdammt!«, fluchte O’Mara beim Anblick der seltsamen Wolkenfront übermäßig frustriert, mit den kräftigen Armen seinen abgemagerten Nacken stützend, »Bis eben hatte ich noch ein winziges bisschen Hoffnung, dass wir es hier mit einem anderen pseudoreligiös motivierten Soziopathen zu tun haben könnten. Scheiße.«
      Mercedes sah ihn verständnislos an. »Wieso? Was ist das? Callaghan?!«
      Die schwarzen Augen ihres Geliebten sogen die weißen Wolken förmlich ein, die schwarzen Ringe unter sich erhellend und ein abstraktes Motiv aus Dunst und Sternenlicht einfangend. Seine Unterlippe verzog sich angewidert, bevor er schließlich knurrte:
      »Sie hat es also überlebt.«
      In einem Moment brachialster Schönheit stürzte die monolithische Wolkenmasse in diesem Moment wie eine gewaltige Lawine den galaktischen Hang der Nacht hinab, brandete auf dem Eis und Schnee der kalten Insel und walzte über die gefallenen Kruzifixe der frostigen Taiga wie schaumige Gischt hinweg, um ihren weißen bauchigen Odem grollend und rollend an die Gestade der Kopfgeldjäger zu spülen.
      »Wollt ihr hier stehenbleiben?!«, japste Mercedes gegen den Ansturm der alltestamentarischen Woge, »Leute?!«
      »Sie tötet uns nicht«, schien Callaghan überzeugt und nagelte die hingegen keineswegs überzeugte Brünette mit seiner bärengroßen Hand an Ort und Stelle fest. Gemeinsam schauten sie den blinden Augen tausender Schafherden entgegen, die sie unter eiskristallinen Hufen zu zertrampeln drohten, als das monumentale Knäuel flauschigen Todes jäh abebbte und im Schnee versank, kurz bevor es auch nur die Nasenspitze der erschütterten Kopfgeldjägerin hätte benässen können.
      Ein dampfender Sumpf unförmiger Wolkenmasse, die wie übergekochte Milch auf dem Waldboden andickte und brodelte, breitete sich vor den drei Kopfgeldjägern aus und hüllte die Bäume in ein kühles, feuchtes Leichentuch, welches im aufrauenden Wind waberte und flatterte wie der Schleier einer Braut. Die weiße Welt war unsagbar still, während sie sich ungleichmäßig verformte und zu den Stiegen, Säulen und Streben einer schäumenden Kathedrale auftürmte, wieder absackte und erneut in die Baumkronen aufstieg. Fasziniert und ehrfürchtig beobachtete Mercedes das Spiel der zur Erde herabgefahrenen Wolkenfeste, als jene plötzlich unter einem weichen Raunen in sich zusammenstürzte und die Stimmen der Kopfgeldjäger in einer Flut aus Tröpfchen und Wasserdunst erstickte.
      Mercedes sollte die erste sein, die im Hort der Wolken die blinzelnden Augen öffnete und daraufhin die kleinen, feinen Knospen entdeckte, die aus der flauschigen Wand vor ihnen sprossen, wenngleich sie das Gesehene erst einzuordnen wusste, als unter jenen ein praller, straffer Busen nachwuchs. Erschrocken stolperte sie auf ihrem Kanonenbein zurück, als sich die zunehmend humanoidere Züge annehmende Wolkenformation aus dem Dunst absonderte und schließlich weibliche Rundungen annahm, die keinerlei intime Scham kaschierten. Wie Stolen aus weicher Watte flatterten die Schwärme weißen Nebels schließlich in der sanften Brise, bevor sie sich völlig in den Schwaden verloren und das splitterfasernackte Antlitz einer weißhaarigen Frau enthüllten, deren große, rotleuchtende Pupillen aus einem weißrosa Gesicht glotzten. Auf bloßen, wundgefrorenen Füßen trabte die mysteriöse Fremde, die Mercedes nur weniger Jahre jünger einschätzte als sich selbst, auf die drei Kopfgeldjäger zu, ohne auch nur einen von ihnen tatsächlich anzusehen - und umso näher sie kam, desto atemberaubender erschien ihr wohlgerundeter Körper, die porentief reine, grelle Haut und die zarte Blässe ihrer in der Kälte steifen Brustwarzen. Wie der Schweif eines Schimmels schwebte ihr lichtweißes Haar hinter ihr her, unschuldig und rein wie ihre unwillkürlich klimpernden hellen Wimpern und starren Augenbrauen, die sich nur anhoben oder absenkten, wenn ihr kleines, süßes Näschen wie die Schnute eines weißen Kaninchens gegen den Wind witterte. Was der angeborene Albinismus anderen Menschen mit vollen Händen nahm, hatte er dieser jungen Frau reich dargeboten.
      »Precious Armonika«, flüsterte Callaghan Mercedes plötzlich ins Ohr, als das fantastische, nackte Geschöpf direkt vor ihnen stand, »DeBráz’ Dienerin.«
      Precious Armonika hielt den trüben Blick devot gesenkt und deutete mit einer ihrer weichen Hände in eine der tausend Welten des Wolkenmeeres, in der nur weißes Nichts lag. Sie sagte kein Wort, ebenso wenig wie Callaghan oder O’Mara, bevor sich jene in die angewiesene Richtung in Bewegung setzten und Mercedes mit sich zogen.

      Sie sahen nicht, wohin sie gingen, sondern folgten nur den lüstern mahlenden Gesäßbacken der unterwürfigen Dienerin des Grünen Königs, die stumm und gefühllos durch den eiskalten Winter schritt und keinerlei Empathie für ihre abfrierenden Glieder aufzubringen schien. Precious Armonika zeigte keinerlei Regung, weder im Umgang mit den Geführten noch im Auge eines herabfallenden Astes, der ihr weißes Gesicht spaltete, auf dass es sich Sekunden später aus Wolkenstaub neu und gleichermaßen emotionslos zusammensetzte. Wenn die schöne Weißgeborene ein echter, fühlender Mensch war, so verbarg sie diese Schwäche gut.
      »Was ist mit ihr?«, fragte Mercedes leise, »Wieso ist sie…?«
      »Wissen wir nicht«, würgte O’Mara sie schnell ab, »Sie war schon vor 13 Jahren so. Und damals war sie fast noch ein Kind.«
      »Das ist, was DeBráz mit Menschen macht. Sie ist sein Werk«, brummte Callaghan düster und musterte mit Abscheu die tiefen, qualvoll verheilten Narben, die sich vertikal und parallel über die blassrosa Schulterblätter der Weißhaarigen bis in ihren oberen Rücken zogen. Er erschauerte. Sie war kaum mehr als ein Kind gewesen, als er sie persönlich in die eisige Verdammnis des Impel Down geworfen hatte - und doch sah er sie nun erneut vor sich, lebendig und schöner als zuvor. In der seelenbrechenden Hölle des Level 5 war Precious Armonika zur Frau erblüht.
      Plötzlich hielt sie inne und Callaghans Herz tat es ihr gleich. Seine Lungen verkrampften, sein Magen verdaute sich selbst und die bleierne Hand um Mercedes’ Finger versteinerte so fest, dass die Brünette sie wie aus einer einbrechenden Klamm bergen musste.
      Callaghan spürte ihn. Deutlich und grausig wie bereits vor 13 Jahren erhob sich die Präsenz des Grünen Königs hinter der Wand aus Wolken und wartete auf ihn. Schlagartig überkam ihn Übelkeit, kurz bevor die Erinnerungen an ihre letzte Schlacht wie drogeninduzierte Flashbacks durch sein von bohrenden Schmerzen traktiertes Hirn zuckten. Wie in Trance roch er den metallischen Gestank des Blutes, das vor seinem inneren Auge in seine Fingerkuppen sickerte, spürte das nachgebende Fleisch und den berstenden Schmerz in seinen Gliedern. Er hörte diese Stimme, diesen heidnischen Singsang abnormaler Silben und böser Melodik, so laut und schrill, dass er sich die Ohren zuhalten, auf die Knie fallen und um den Tod winseln wollte. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hatte Callaghan Angst - und drohte, unter dieser ungeahnten Last zu zerbrechen.
      Precious Armonika breitete nun die schlanken Arme aus, worauf die Herden weißer Wolken, die die Kopfgeldjäger eskortiert und blind gemacht hatten, wie gefällige Lämmer in ihren warmen Schoß zurückkehrten. Binnen Augenblicken war das Licht Schwärze und die bedrohliche Taiga hatte Callaghan, Mercedes und O’Mara wieder.
      Die Drei waren orientierungslos und vermochten nur noch, dem deutenden Finger der Weißhaarigen zu folgen, welcher erst jetzt O’Mara und Mercedes aufzeigte, was Callaghan längst gespürt hatte. Wieder erwarteten sie das Schlimmste und wurden von der schieren Entsetzlichkeit des Anblicks übertrumpft, der sie gehässig erwartete, als sie sich umwandten.
      Die blutig-abgezogene Haut der zuvor gefundenen, betenden Riesen spannte sich zu einem abscheulichen architektonischen Komplex über die Stämme, Äste und Zweige der gewaltigen Nadelbäume, beschmiert mit blutigen Zeichnungen und Symbolen satanischster Abscheulichkeit und zusammengehalten mit aus Körpern gerissenen Venen und Arterien. Wie ein Kind aus Kissen und Decken ein Fort erbaut, hatte sich der Grüne König ein Refugium aus Blut und Fleisch errichtet.

      Das Blut gefror in starren Linien und Tropfen wie erkaltendes Kerzenwachs und zog ein ädriges Muster über die bloßliegenden Wände und Decken aus porenkörniger Haut, die sich zu allen Seiten der angewiderten Kopfgeldjäger spannte und ausbreitete. Sie fühlten sich verschlungen, während sie über den blutigen Schnee durch das Zelt aus Fleisch irrten und den allgegenwärtigen Gestank nach rohen Gedärmen und Angst zu verdrängen versuchten. Kaum hatten ihre Nasen ihren Rubikon überwunden, führte der mit obskuren Zeichnungen gepflasterte Weg der sterblichen Hüllen in eine andere Kuppel oder nahm eine weitere Abzweigung, in denen ihnen neue tote Gerüche entgegenschlugen. Callaghan ging voran, gegen die eigene Sterblichkeit und Vernunft ankämpfend, und schob mit grob gespielter Selbstverständlichkeit die nackten Vorhänge und Wände weg, welche einst Knochen, Sehnen und Muskeln geschützt hatten. Mercedes und O’Mara bewunderten diesen stoischen Mut, ohne ihn zu beneiden. Niemand sprach ein Wort, ihr aller Ekel hätte diesen Akt nur gegen sie verwendet und ihr Innerstes nach außen getrieben. Plötzlich war alles still.
      Das Knirschen ihrer widerwillig voranschreitenden Füße, die schweren Atemzüge der angespannten Lungenflügel, das pochende Insistieren ihrer Herzen - nichts drang mehr an ihre Ohren, als jenes lähmende, außerirdische Flüstern, das keine menschliche Zunge formen könnte durch das abscheuliche Refugium hallte und in einen kehligen, klackernden Laut überschwappte, der gegen die Gesetze des Lebens selbst zu verstoßen schien. Ein Rascheln zuckte über die Häute, dem ein Moment der ewigen Stille folgte. Callaghan, Mercedes und O’Mara horchten in Entsetzen, warteten, bis eine absonderliche Stimme durch die blutende Feste kroch, welche nur mit genügend Willenskraft als irdisch gelten konnte.
      »Ignatius…«, säuselte es verzerrt, wie ein animalischer Lockruf, »Ignatius…Zeig dich, Ignatius. Verstecke…dich…nicht…«
      In diesem Moment barst Callaghan auf und seine in Riesenblut durchtränkte Hand fegte einen der größten Hautfetzen zu seiner Rechten beiseite, um die Sicht auf eine gewaltige Kuppel preiszugeben, die dem Innenleben eines lebenden Lampions glich. Mächtige Fackeln erhellten den Saal aus Fleisch und tunkten ihn in ein pulsierendes, grauenerregendes menschenrot.
      »Seid willkommen, kleine Diener. Ignatius«, begrüßte sie die inhumane Stimme wie ein falsches Echo, denn ihre Quelle erwartete die Ankömmlinge inmitten des unbeschreiblichen Kirchenschiffs aus Fleisch. Mercedes wich instinktiv zurück, die Hand vor das Gesicht geschlagen und einen spitzen Schrei unterdrückend, der einzig und allein dem abstoßenden Monstrum vor ihnen galt.

      Die Kreatur, welche sich vor ihnen erhob, war missraten von den schiefen, dreckigen Zehen bis zum schimmelbraunen Scheitel, aus dem fettige braune Haarsträhnen wie Schleimfäden eiterten. Jeder Teil an ihr schien widernatürlich.
      Die fleckige, aschgraue bis gelbsüchtige Haut spannte sich über einen abgehungerten, widerlich missgebildeten Körper, in dem jede Rippenpartie wie ein Tumor zu wuchern schien. Ein verschobener Beckenknochen mündete in einem entsetzlichen Hohlrücken, der den gesamten Körper stauchte und in einen widerwärtigen Nackenbuckel verwuchs, aus dem sich jeder einzelne Rückenwirbel wie ein Höcker stülpte. Gekrönt wurde dieser schiefe, missgestaltete Torso von einem deformierten Schultergelenk, welches den rechten Arm verknorpelt und halbseitig verzerrt wie eine lange Zunge herausstreckte, während der linke krumm in die Achsel abdriftete. Das Gesicht dieses anormalen, gereiften Wechselbalges war gleichermaßen asymmetrisch. Seine bohrenden bernsteinfarbenen Schakalsaugen starrten direkt über einer hakenschlagenden Nase, die öfter gebrochen als wieder gerichtet worden war und an dünnen, krustigen Lippen leckte, hinter welchen zugespitzte gelbe Zähne wie knochige Warzen aus entzündetem Zahnfleisch quollen.
      Mercedes empfand physische Schmerzen beim Anblick dieses Scheusals, das nur aus der Hölle gekrochen sein konnte, um Gott zu verhöhnen. Doch am scheußlichsten brannte dieses Feuermal in ihren Augen, diese rötlich-blasse Maserung, dich sich in Form reißender Flammen über eines der verschrobenen Beine in den deformierten Rücken und die eingefallene Brust bis in den schiefen Nacken ausbreitete, wo es schließlich über das fliehende Kinn mit den aufgeplatzten Lippen verschmolz. Die schöne Brünette erschütterte der Anblick dieses Geburtsmakels, denn Teile von ihm waren von starken, dunklen Narben überwuchert, als hätte jemand dieses gewaltige Feuermal auszubrennen versucht. Das Monster schien ihren Blick zu erahnen und zog gehässig die Reste der weißen, halboffenen Zwangsjacke zurecht, welche es sich um die abgehungerte Hüfte gebunden hatte und deren lange Arme nun wie Schleppen über den vereisten Winterboden schleiften. Die zerfetzte Sträflingshose bedeckte indes nur das nötigste.
      »Ignatius…«, wisperte der ›Grüne König‹ Columban DeBráz heiser, beinahe so aufgeregt wie ein Kind am Weihnachtsmorgen, »Da bist du…«
      Ratlos betrachtete Mercedes aus den Augenwinkeln Callaghan und O’Mara, die wie Salzsäulen im Eis verharrten und keinen Muskel rührten. Nur die prasselnden Fackeln schienen zu atmen.
      »Komm her…!«, hauchte DeBráz nun und streckte die verknorpelten, dürren Arme aus, als wolle er Callaghan väterlich in Empfang nehmen, »So sehen wir uns wieder…! Spürst du es?! Wie sich die ›Tiefen‹ wieder regen? Das Zeichen ist getan! Die Zeit ist reif!«
      Callaghan schwieg noch immer und betrachtete den missgebürtigen Leib seiner großen Nemesis mit einer undurchschaubaren Mischung aus Furcht, Zorn und Verachtung, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Die Höllenschlünde in seinen schwarzen Augen begannen zu brodeln, als der ›Hungerdämon‹ erneut die abnorme Stimme erhob:
      »13 Jahre…Sie waren ein Geschenk. Du schenktest mir Einsicht und… transzendenten Glauben. Und auch du warst nicht untätig.«
      Die gierenden, bernsteinroten Schakalsaugen wanderten lüstern über O’Maras karge Gesichtszüge. »So nahe«, keuchte DeBráz manisch, bevor er sich auf die leichenblasse Mercedes fokussierte und seine gelbsüchtige Visage in hässlichste Falten warf. Von einem Moment auf den anderen zuckte sein degenerierter Körper spastisch auf und setzte einen verkrüppelten Schritt voran, auf den Callaghan mit einem tiefen, dunklen Schnauben reagierte.
      »Du…Weib…!« DeBráz streckte einen langen, verkümmerten Finger nach ihr aus. »Wer bist du?! Offenbare dich mir!«
      Mercedes war wie gelähmt. Sie wusste nicht, was geschehen würde…

      »Callaghan!«
      Ihr Schrei vermochte nicht, den Schwarzhaarigen zu halten. Wie eine dunkle Naturgewalt brach er aus seiner tückischen Ruhe und stürzte auf das abscheuliche Monstrum zu, welches seinerseits nur Augen für Mercedes zu haben schien. Das rabenschwarze Fell des Barghest strömte aus den Muskeln des Kopfgeldjägers und verschluckte das Licht der brennenden Fackeln, bevor der Schlund der Bestie den Grünen König in Stücke zu reißen versuchte. Doch nur ein ohrenbetäubendes Jaulen zerfetzte die Kuppel aus Haut und Fleisch, nachdem der verwachsene Columban DeBráz das riesenhafte Hundewesen mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit umrundet und sich in seinem borstigen Nacken festgekrallt hatte. Quietschend schnappte das Tier zu allen Seiten aus, ohne die Missgeburt abschütteln und den Schmerz vertreiben zu können, sodass es an O’Mara war, unter einem lauten »Scheiße!« die Initiative zu ergreifen und dem Grünen König die imaginäre Krone vom verfetteten Haarschopf zu prügeln. Aber nur allzu jäh spürte er wie auch Mercedes die feuchte Kühle, die seine Haut benetzte, sein blondes Haar liebkoste und ihn zuletzt wie ein reißender Wildfluss erfasste, packte und in eine der unzähligen Kammern des grotesken Refugiums spülte, weg von seinen Gefährten, hinein in den ertränkenden Schoß der Precious Armonika.
      Mercedes war zurückgeblieben, die Wolkenmassen hatten sie verschont.
      »Ignatius!«, hörte sie Columban DeBráz schreien, der wieder und abermals seine knochigen Fäuste im schwarzen Fell des Barghest versenkte, »Es muss geschehen! Es mu-«
      Finsternis explodierte plötzlich aus Callaghans animalischer Gestalt und vernichtete sie - kurz darauf brach der Kopfgeldjäger die deformierte Nase des Hungerdämons mit seiner menschlichen Faust. Schreiend taumelte DeBráz zurück, sich das rotzige Blut aus dem Gesicht schleckend.
      »Deshalb bist du so still«, rasselte plötzlich eine gänzlich andere, nuschelndere Stimme aus den zum fiesen Grinsen verzogenen Lippen des widerlichen Mannes, »Du beißt!«
      Ein schnelles Klicken später entfesselte sich eine Gewitterfront metallener Blitze über das Schlachtfeld und den rotvernarbten Rücken des Grünen Königs, die Eis splitterte und Callaghans Schrei brach. Wie besessen ließ Mercedes ihren bleiernen Zorn hernieder fahren, bis das Magazin ihres Kanonenbeins leer und der Waldboden Ödland war.
      »Callaghan, hier rü-mein Gott!«
      Es erfasste Callaghan, zog ihn in die Luft, schleuderte ihn herum und warf ihn schließlich wie Müll in das scharfkantige Eis, mit einer klaffenden Wunde in der Brust, die schwarzes Herzblut erbrach.
      »Mercedes…! Lauf!«, brüllte der Schwerverletzte mit einem Schwall Lebenssaft aus, doch konnte und wollte seine Geliebte nicht auf ihn hören. Todesmutig stellte sich Mercedes dem Scheusal, welches um ein zehnfaches größer und ekelerregender aus ihrer Attacke hervorgegangen war.
      Seine Haut war nun ein rotbraunes Außenskelett, das sich in mehrere, pulsierende Schnürringe teilte, aus denen abstoßende Extremitäten sprossen, welche halb menschliche Arme und halb Insektenklauen waren. Die Fratze des Grünen Königs, noch immer entsetzlich hässlich und deformiert, abszedierte aus diesem drachengroßen Leib mit klackernden Mundwerkzeugen und roter, glänzender Chitin-Haut, aus der die bernsteinfarben Augen wie blinde Kohlen glühten.
      Gegen ihre Abscheu und den Ekel ankämpfend, warf sie sich gegen diese heidnische Pervertierung eines Hundertfüßers in den Kampf.
      Vergeblich. Ihre Munition zerfetzte das Refugium aus Haut und Blut, ihre Flammen versengten den eiskalten Boden und der Widerhaken, den sie in die rotkrustige Hülle des Rieseninsekts treiben wollte, verbiss sich nur in Luft. DeBráz bewegte sich in seiner widerwärtigen Zwitterform unberechenbar, jede seiner Extremitäten schien das Gewicht seines langen Leibes tragen zu können, während sich dessen einzelne Teilrümpfe wie eigenständige Wesen bewegten. Er erhob und senkte sich wie ein Papierdrachen, zischte blitzartig über den Boden und wich den verheerenden Waffen der Kopfgeldjägerin in surrealer Geschmeidigkeit aus. Er sah jeden ihrer Schritte voraus und reagierte sprunghaft.
      »Dreck…«, keuchte Mercedes zermürbt und verfolgte das krabbelnde Ungetüm mit brennenden Augen, »Komm schon! Greif an! Worauf wartest du?!«
      Nur im Nahkampf sah die Brünette noch eine Chance, den grausigen Hundertfüßer zu besiegen oder zumindest so weit fortzulocken, um Callaghan zu schützen. Doch gerade jener vereitelte ihren selbstlosen Plan.
      »DeBráz!« Der Kopfgeldjäger zog eine Spur seines eigenen auslaufenden Lebens hinter sich her, als er quer durch die Kuppel hetzte, zum Sprung ansetzte und in der Luft erneut seiner inneren Bestie nachgab. Entsetzt sah Mercedes der Schlacht zwischen Insekt und Hund entgegen, die auf engstem Raum das Schicksal entscheiden sollte. Ihre Angst um Callaghan raste und zog sie mit. Gedankenlos humpelte sie auf ihrer schweren Prothese durch Schnee und Blut, schoss ihren Greifhaken in das harte Außenskelett des Insekts und erklomm es, Arm um Arm mit ihrer brutalen mechanischen Stärke brechend. Knurrend verbiss sich der Barghest gleichzeitig in einem der unzähligen rotgelben Glieder, zerrte und riss Fetzen aus dem zuckenden Leib des widerlichen Hundertfüßers, bis das Gewebe nachgab und das Gliedmaß am anderen Ende des Raumes aufschlug. Der schmerzerfüllte Schrei des Monsters echote wie rasselnde Schwerter durch den ganzen Wald und stach den Kopfgeldjägern in den Ohren, doch niemand von ihnen ließ nach. Gemeinsam schlachteten sie Glied um Glied des Hundertfüßers, vereint in einer blutigen Orgie des Todes, bis eine der widerlichen Klauen Mercedes’ menschliches Bein aufschlitzte und sie ohne Gleichgewicht zurück in den Schnee krachte.
      Der Barghest, der beinahe den Kopf allen Übels erreicht hatte, jaulte besorgt auf und ließ seine Deckung fallen.
      Sogleich packten ihn die rötlichen Zwitterarme und der borstige Leib des Hundertfüßern wickelte sich um das arme Tier, welches nur noch quiekend und strampelnd spürte, wie sich die Mundklingen des Insekts in seine Brust fraßen und die ohnehin lebensbedrohliche Wunde weiter und tiefer zerfleischten.
      »Callaghan!«, schrie Mercedes in Entsetzen, als der zerfetzte Körper des Kopfgeldjägers halbtot am Grund aufschlug, menschlich und sterblich. Sollte sie ihm helfen oder kämpfen? - Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als sie einen stechenden Schmerz in ihrem Rückgrat wahrnahm, der sie schlagartig lähmte. Aus den verzerrten, kreiselnden Augenwinkeln sah sie das Maul des Menscheninsekts, welches sich unbemerkt und tückisch hinter sie geschlängelt hatte, und knickte unter der Last ihres eigenen Körpers weg.
      »Nein…!«, keuchte Callaghan stimm- und kraftlos.
      Die Frau, die er liebte, kippte haltlos in die verknorpelte Umarmung des Columban DeBráz, welcher eigens für sie wieder seine entsetzliche angeborene Gestalt angenommen hatte. Seine fettigen braunen Haare klebten auf ihrem Nacken, bevor Mercedes seine gelben, spitz gefeilten Zähne direkt vor sich sah und den beißenden Gestank seines Atems roch. Fiebrig und giftig wie ein verfaulender Abszess.
      »So wunderschön…«, flüsterte er nun wieder in jener außerirdischen Tonlage, in der er sie begrüßt hatte, »Blut im Mondlicht ist immer schwarz…doch…« Seine knöcherne, kalte Hand fuhr wie eine Spinne über ihre zitternden Wangen. »Doch in dir…ist es so warm und rein…so gesunde rote Wangen…!«
      »Nein!« Callaghan wollte aufstehen, Tränen in den Augen, doch das Gewicht seiner halbzerrissenen Brust zog ihn zu Boden. DeBráz schmunzelte abscheulich böse, während er langsam ein kleines, stumpfes Messer aus dem Inneren seiner Zwangsjacke fuhrwerkte. »Ich weiß«, redete er in beruhigendem Tonfall auf Callaghan ein, »Ich weiß. Kein Ende, kein Anfang. Besiegelt.«
      »Lass sie los!«, brüllte der Schwarzhaarige und torkelte auf sie zu, auf halber Strecke vor Schmerz und Blutverlust zusammenbrechend. DeBráz schüttelte den enttäuscht verwachsenen Kopf.
      »Ich verstehe. Doch das kann sie nicht retten. Sie ist es nicht.«
      Tränenüberströmt spürte Mercedes die Klinge an ihrem Bauch, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Sie konnte Callaghan kaum noch ein Lächeln schenken, als jener in rasender Verzweiflung aufschrie und sie den Schnitt spürte.
      Das Messer drang tief ein und schlitzte ihren gesamten Bauchraum auf, dass sich ihr dicker Mantel mit dunklem, eitrigem Blut voll sog.
      »Du bist die Krankheit«, murmelte DeBráz, ließ sie fallen und säuberte mit manischem Blick sein Messer an der Sträflingshose, »Ich heile ihn.« Sein stechender Schakalsblick fiel garstig auf Callaghan, der sich unter Höllenqualen zur sterbenden Mercedes robbte.
      »MERCEDES!! Sieh mich an!«, verzweifelt presste der Schwarzhaarige seine Hand auf ihren zerplatzenden Bauch, während er mit der anderen seine eigene Wunde zu verschließen versuchte. Doch letztlich ersoff er nur in ihrer beider Totensaft.
      »Das wird wieder…!«, log er die Ärztin schlecht über ihren eigenen Zustand an, die würgend und Blut erbrechend neben ihm krampfte. Seine Brust brannte wie Feuer, das selbst die eiskalte Taiga nicht zu kühlen vermochte, und entkräftet sackte sein Körper neben seiner Geliebten in sich zusammen.
      »Du wirst leben, Ignatius«, sprach Columban DeBráz zufrieden und bedeutungsschwanger über die zu seinen dreckigen Füßen Liegenden hinweg, »Dein Kind wird leben. Gräme dich nicht.«
      »Fahr! Zur Hölle…!«, stieß Callaghan laut und gallig aus, mit letzter Kraft Mercedes’ offenen Bauch zusammenpressend und betend, sie möge den nächsten Atemzug tun. »Mercedes…Sieh mich an…Rede…mit mir…! Mercedes…!«
      Sie antwortete nicht mehr. Das Blut schwappte schubweise aus ihren Leibern und umschloss sie wie ein roter See.
      Kapitel 101 - Der Abgrund

      »Gehen Sie noch auf Harleys Party?«, fragte die schöne Blonde, deren rundes Gesicht im flackernden Schein des knisternden Kaminfeuers wie eine große, warme Sonne leuchtete, und beäugte das angegossene schwarze Cocktailkleid ihrer Psychiaterin mit gezügeltem Interesse.
      »Nein«, erwiderte Dr. Irit Waldmannstraut reserviert, »Ich gedenke nicht, ein Teil der Probleme zu sein, die ich zu therapieren suche.«
      Ihre Patientin nickte stumm lächelnd, während ihre türkisfarbenen Augen nicht unbedingt schicklich über den schwarzen, erlesenen Stoff wanderten und sich die Wunderlande ausmalten, die unter ihm auf zärtliche Berührungen zu warten vermochten.
      »Wann war das letzte Mal?«, las die Psychologin das scharrende Verlangen ihres Gegenübers und nutzte es für ihre Zwecke aus. Denn ein attackierter Patient ist ein leichtsinniger Spieler - und Dr. Clementine Coulomb hatte seit jeher ein mieses Blatt. Rot wie eine Supernova hustete sie sich Verlegenheit aus den vollen Lippen und fixierte verschämt die Oberseite ihrer zerkratzten Handflächen.
      »Das…ich…nun…«, stocherte sie Löcher in ihre eigene Stimme, »Das…ist das eine legitime Frage?«
      »Ich unterliege der Schweigepflicht.«
      Clementine seufzte ein sentimentales Seufzen. »Ich vermisse sie. Jeden Tag.«
      Dr. Waldmannstraut zog eine der rostroten, starken Brauen in die würdevolle Stirn und linste ungeniert auf ihre teure Armbanduhr.
      »Wir machen Fortschritte. Sie haben sie diesmal erst nach zehn Minuten erwähnt.«
      »Zahlt Carla für den Sarkasmus drauf?«, witzelte Clementine bitter, worauf ihr ihre Therapeutin ein schmales Lächeln zugestand, welches weder zu deuten noch vertrauenswürdig war. Die bernsteinfarbenen Augen Irit Waldmannstrauts sogen die Flammen des Kaminfeuers wie Irrlichter auf und glimmten im schwarzvertäfelten Sprechzimmer wie Kerzen. Clementine Coulombs persönliches Candlelight Dinner zum Nulltarif.
      »Clementine«, rieselte die tiefe, rauchende Stimme nun wie ein geruhsamer Herbstmorgen über die behagliche Szenerie, »Glauben Sie an Gott?«
      »Ich bin Medizinerin«, wehrte die Blonde schnell ab.
      Stille. Im wohlgeformten Gesicht der rostrothaarigen Psychiaterin rührte sich keine der unscheinbaren Fältchen, als sie gelassen ihre rahmenlose Brille abnahm und mit einem der Taschentücher säuberte, die auf einem kleinen dunklen Beistelltisch bereit lagen, um die Dämonen der Vergangenheit zu trocknen.
      »Das war nicht die Frage«, merkte sie schließlich gleichgültig an, nachdem das Schweigen ihre gutmütige Patientin beinahe um den Verstand gebracht hatte. Clementine war keine Spielerin, die sich verzockt oder die pure Gier in Schwierigkeiten gebracht hatte. Ihre Schulden hatte sie sich einst aus Liebe aufgebürdet und ihre Probleme waren hoffnungsvoll und optimistisch. Irit Waldmannstraut verspürte kein Mitleid, bemühte sich jedoch aus professionellem Pflichtgefühl um Linderung.
      »Sie sträuben sich gegen die Existenz eines auf sie herabsehenden Pantokrators und doch schwärmen sie für Märchen. Eine verhängnisvolle Angewohnheit.«
      Clementine kräuselte das sonnige Gesicht. »Wie bitte?«
      »Sie liegen nachts wach und masturbieren, wofür sie sich nicht schämen. Keine Augen, die über Sie oder ihre menschlichen Triebe Urteil fällen, bestimmen ihre Furcht. Doch geringschätzen Sie ihre eigene naive Hoffnung, eines Tages wieder mit ihrer Traumprinzessin vereint zu sein, und verurteilen die Lust, die Sie aus diesem Gedanken ziehen. Dieser Traum, so abwegig und unrealistisch er Ihnen letztlich erscheint, lässt Sie jedoch das Hier und Jetzt überstehen. Ein Zwiespalt zwischen Realität und Wunsch ist es…« Der schlanke Zeigefinger der Psychologin deutete flüchtig auf die Kratzmale, die die Handrücken der blonden Ärztin wie Aussatz befallen hatten. »…der ihr neurotisches Verhalten speist.«
      Clementine Coulomb wollte aufstehen, doch das labile Zittern ihres Körpers betäubte ihre Muskulatur wie ein elektrischer Impuls. Wieder kehrten die Bilder zurück, die blutige Löcher in verängstigte Gesichter trieben, und umschlangen sie wie Aale in einem schwarzen Tümpel. Verstört bohrte sich ihr türkisfarbener Blick in Irit Waldmannstraut, die ihr in geruhsamer Toleranz die Zeit gab, sich zu sammeln oder die Wände des Schlosses mit bloßen Händen einzureißenden und unter ihren fellbekränzten Winterstiefeln zu Staub zu zertreten. Jede Reaktion wäre angemessen gewesen, wenn sich der angerichtete Schaden an ihr hätte abschätzen lassen. So arbeitete und lebte die Psychologin in ihrem teakhölzernen Limbus aus bernsteinfarbenen Flammen und Worten, die in der warmen Luft zu dickem Rauch verquollen. Inhaliert, mochten sie heilen oder ein Geschwür bilden.
      »Darf ich Ihnen einen Rat geben?«, fragte die undurchschaubare Psychiaterin plötzlich zugänglicher als zuvor, worüber Clementine geschlagen nickte.
      »Das ist ihr Job, oder?«
      »Sie sollten gehen. Nehmen Sie einen der Züge zum Hafen und mieten Sie sich auf einem der Passagierschiffe ein.«
      Empört ließ sich die Ärztin in ihren schwarzledernen Sessel zurückfallen und begegnete dem kalten Feuerblick ihrer Therapeutin mit einem energischen Kopfschütteln, das die Welt und alles auf ihr an einen festen Platz zu befehlen schien.
      »Ich kann sie nicht im Stich lassen. Wenn ich nicht hier bin, wer kümmert sich um sie?«
      »Und wenn Sie bleiben…«, hielt Dr. Waldmannstraut eisenruhig dagegen, »Wer kümmert sich dann um Sie
      Clementine wusste ihre Frage nicht zu deuten, wenngleich sie die dampfenden Fladen des Elefanten zu schnuppern glaubte, der plötzlich im Raum erschienen war.
      »Harley?«, fragte sie ungewiss und die Psychologin verneinte:
      »Nicht Harley. Sie halten seine geldgebärende Maschinerie am Laufen, Ihr Tod wäre ein Verlustgeschäft für ihn.«
      »Was ist es dann? Bin ich anderweitig in Gefahr?«
      Irit schmunzelte spitz und scharf wie eine gespannte Bogensehne, und legte ihren locker gebundenen Dutt auf der Lehne ihres Sessels ab. »Diese Party…könnte Harleys letzte sein.«
      Clementine stockte der Atem, sie schnellte unwillkürlich vor und fixierte die Psychologin wie jagender Tiger. »Was wollen Sie damit sagen?!«
      »Damit will ich sagen«, raunte Irit kaltblütig in die prasselnden Flammen des knisternden Kaminfeuers, »Dass Harley sich womöglich verkalkuliert hat. Wer mit dem Teufel speist, braucht einen langen Löffel.«
      Clementine verzog die sonneblumenblonden Brauen, schwieg jedoch geduldig wie ein Jäger, der eine Hirschkuh beim Trinken ausspäht.
      »Harley ist zu nah«, erklärte Dr. Waldmannstraut kühl, »Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ihn sein Pokern um Geld und Macht früher oder später in den Ruin treibt. Oder ins Grab.«
      »Und was soll das mit mir zu tun haben? Wenn Harley fällt und Carla und die anderen mit ihm, werden meine Dienste hier nicht mehr länger benötigt und ich bin-«
      »-entbehrlich«, beendete Irit den Satz frostig, »Sie können in dieser Welt der Schatten nicht gewinnen. Harleys großartige, schillernde Illusion wird wie eine Seifenblase zerplatzen und nichts wird zurückbleiben. Und wenn es so weit ist, sollten Sie nicht mehr hier sein.«
      Nachdenklich ließ Clementine den Sonnenblumenschopf hängen und schielte mit glasigen Augen ins Feuer, dessen schattenhafte Zungen wie Kobolde über die schwarzvertäfelten Wände tanzten. Besiegt erhob sie sich daraufhin nach einigen stumm dahingezogenen Sekunden, das weiße Kittelkleid straffend, und wuselte ein dickes Bündel Berry aus ihrem allzeit griffbereiten Ärztekoffer.
      »Carla zahlt«, refüsierte die Therapeutin höflich, doch ihre Patientin ließ sich nicht beirren und bot das Geld mit einem tragischen Lächeln wie eine Opfergabe auf dem Beistelltisch dar.
      »Von mir als Privatperson. Für sie als Privatperson.«
      Dr. Waldmannstraut vermittelte über ihre dichten roten Brauen eine argwöhnende Skepsis, die Clementine insgeheim amüsierte. Es erschien ihr als angenehmer Perspektivenwechsel, einmal auf der anderen Seite des fragenden Blickes zu stehen. Kurzentschlossen sagte sie:
      »Ich habe nicht wirklich eine Wahl. Als Medizinerin muss ich hier bleiben, des Eides wegen. Aber Sie retten hier nicht tagtäglich Leben. Sie könnten überall arbeiten und sind nicht verpflichtet, hier am Ende der Welt diesen Abschaum zu therapieren. Daher glaube ich, dass Sie das Geld nötiger haben als ich.«

      Notre-Dame des Fleurs, Gavroche, Princesse Suie

      Wenn das Leben an Männern und Frauen vorüberzieht, türmen sich Wege zu Pflasterstraßen auf und jeder Stein ist ein Grab, unter dem ein Freund begraben liegt.
      Godzilla Brakes spürte, wie die salzigen Tränen seine weichen Wangen hinab in den buschigen Fünf-Tage-Bart flossen, als der massive Sarg seines alten Kollegen, Freundes und ewigen Rivalen über eine rote Woge ächzender Gendarms an den nachtblauen Altar geschwemmt wurde, zwischen dessen schwarzen gotischen Säulen und schwirrenden Glühwürmchen die demütige Gestalt des Bischofs wartete, um eine weitere unsterbliche Seele in den Schoß der Notre-Dame zurückzuführen. In tiefer Trauer wischte sich der dunkelhäutige Hüne die versalzenen Tropfen von den breiten Wangen und lenkte seine dunklen grünen Augen gen schwarzer Obsidian-Kuppel, an den die glühenden Fliegen zu einem Sternenhimmel aus hundert leuchtenden Psychopompen geschwärmt waren.
      »Ich hab’ gehört, sie haben fast nicht genug Teile für eine standesgemäße Bestattung finden können. Deshalb hat sich alles verzögert«, störte die zerrüttete Gruftstimme Izrael Bonobos das sentimentale In-sich-gehen des Leiters der als wild und alttestamentarisch verschrieenen Cipherpol 0-Einheit »Behemoth«. Godzilla, plötzlich die Nüstern wie ein roter Minotauros weitend und den wässrigen Blick zur Rachsucht eines titanischen Gottvaters verengt, warf sein massiges Gesicht mit einer Wucht in Richtung des sandblonden Sonderlings, dass sein schwarz-grauer Rasterzopf wie eine Peitsche ausschlug - zu ihrem Glück standen sie in der letzten Reihe der Anteilnehmenden und Skeptischen, die nur gekommen waren, um sich vom Tod des »Bollwerks von Gavroche« zu überzeugen. Godzilla drohte Izrael mimisch mit der Götterdämmerung, doch jener zuckte nur die Schultern seines ausgefransten, geschätzte hundert Jahre alten Anzugs und pulte sich Fleisch aus der linken Handfläche, um sie unauffällig an seine Lippen zu führen. Eine dritte Hand, alt und faltig und stark, hielt ihn jedoch davon ab.
      »Schweig«, mahnte Jurgen von Dachshund kühl und gedämpft wie ein Vater, der sein Kind möglichst pietätvoll zu mäßigen versuchte, »Und zeig etwas Respekt. Er war unser Freund.«
      Izrael sah den breitschultrigen, in Würde ergrauten Agenten aus seinen trüben, blutunterlaufenen Totenaugen verständnislos an, schwieg jedoch bedächtig. Er spürte die bohrenden Pupillen seines Chefs im Nacken und war nicht erpicht auf das, was folgen würde. So verharrten die drei Männer in ihren billigen schwarzen Anzügen und gekniffenen Posen am Rande der großangelegten und gutbesuchten Trauerfeier, während Bischof Lazare dem wohlmöglich treuesten Diener der »Stadt des Lichts« ein Andenken aus Annalen und Halbwahrheiten setzte:
      »…war ein großer Mann. Ein Mann, der seine Familie liebte und Leid zu erdulden hatte; ein Patriot, der den Schutz dieser Insel als seine Pflicht und Bestimmung ansah; ein Held-«
      »-Der eine fünfjährige des Hochverrats bezichtigt und exekutiert hat«, flüsterte Izrael und kassierte eine monumentale Kopfnuss, die seinen Schädel spaltete.
      »…der Tod ist seine letzte Reise und an ihrem Ende wartet Unsere Dame, um ihn in ihren liebenden Schoß aufzunehmen und zu lobpreisen für all seine großen Taten. Vergessen wir nicht seine Leistung im Kampf gegen-«
      »-Die schutzsuchenden Nomaden in Alabasta.«
      »…und seine altruistische Unterstützung der-«
      »Völkermordenden Kriegsherren in Saint Urea.«
      »Halt deine Fresse!«, blaffte Godzilla Izrael an und erregte damit den Ärger einer maßvoll Trauernden vor ihm.
      »Psst!«, zischte die verheulte Frau mit operierter Nase und aufgespritzten Lippen hinter ihrem schwarzen Schleier, »Ich darf doch bitten! Zeigen Sie etwas Respekt!«
      »Also wirklich, God!«, stimmte Izrael Bonobo lammfromm zu, den tadelnden Blick des ergrauten Jurgen weggrinsend. Indes setzte Lazare zum glorreichen Höhepunkt seiner als Grabrede getarnten Heiligsprechung an:
      »Der Inspecteur mochte kein Mann großer Worte gewesen sein, doch sein Herz schlug einzig und allein für die-«
      »-Meistbietenden.«
      »…Gerechtigkeit! Wahren wir sein Andenken, indem wir seinen Namen nun in die goldene Tafel der Söhne und Töchter dieser Stadt aufnehmen, die ihren Platz am reich gedeckten Tische der Musen einnehmen dürfen, um auf dem Olymp ihrer gütigen und seligen Tugend auf die Lebenden hinab zu scheinen!«
      »Wir sollten wohl hoffen, dass es keine schwarzen Musen gibt, oder?«, konnte nun sogar Jurgen sein Amüsement über die himmelschreiende Maskerade des Geistlichen nicht länger unterdrücken. Godzilla stöhnte genervt auf, wobei sich sein enger Anzug unter der zyklopischen Brust gefährlich spannte.
      »Gottverdammt! Jurgen!«
      »Wir sind hier in einer Kirche, Sie furchtbarer Mensch!«, kassierte der Dunkelhäutige sogleich eine weitere verbale Schelle aus der vorderen Reihe. Sich in meditative Atemübungen zurückziehend, überließ er seine Teamkollegen daraufhin kochend sich selbst - vorerst.
      »Oh! Unsere Dame!«, flehte Lazare nun mit erhobenen Armen und geweiteten, leidenschaftlichen Augen, »Erhöre unsere Bitte! Nimm diesen deinen Sohn zurück! Lasse Ihn sich nähren, denn er hat sich deine Liebe verdient! Oh, Heilige! Oh, Göttliche! Möge dein Licht ihn empfangen!«
      »Von Beerdigungen kriege ich immer Hunger«, lamentierte Izrael leidend.
      »Schnauze!«, kläfften seine Kollegen synchron zurück.
      »Und nun!« Andächtig legte Lazare seine faltigen Hände auf den aus massivem dunklem Perlenstein gefertigten Sarg des langjährigen Beschützers der Stadt des Lichts. »Übergeben wir seine sterblichen Überreste den schwarzen Gemäuern unserer Notre-Dame des Fleurs! Gemeinsam-«
      »-Mein Anzug juckt!« - »Bonobo!«
      »…trauern wir! Gemeinsam beten wir! Und gemeinsam…«
      »-haben wir mit Abendessen gebucht?«
      »Amen!!«

      Schloss Roßkosch, Szcenia Sorovo

      Die Massen sabberten und spuckten ihren Jubel wie eine Meute wilder Affen aus, die den Zoo übernommen und ihre Wärter in Käfige gesperrt hatten. Flint, Luca und Shrimati schauten als Verfluchte in die grausame Welt der Lebenden hinauf, dazu verdammt, gegen ihren Willen den Gebeinen und Überresten verdorrter Bischöfe und geschändeter Messdiener mit ihrem atmenden Fleisch die letzte Ruhestätte zu wärmen.
      Die Krypta des Schlosses Roßkosch räkelte sich gleich einer zweiten Haut unter den schmucksteinroten Tanzsälen und Galerien des Anwesens, weißgolden und strahlend wie die mottenzerfressenen Gewänder, die geisterhaft über die Urnen und Reliquien wachten. Hunderte veredelte Gänge, Gassen und silberbekränzte Durchlässe fraßen sich zu einem Ameisenbau aus Mausoleen und Totenbasaren und Grüften durch das eiskalte Erdreich, das den verfaulten Würdenträgern im Tode jenen Pomp und Tand ermöglichte, den sie zu Lebzeiten als Sünde stigmatisiert hatten.
      Angewidert erwiderte Shrimati den schiefen Blick leerer Augenhöhlen, die an die opulenten Wände genagelt und voll trockener Tränen waren, während Luca nur Augen für ihre eigene Brust hatte, die bei jedem Auf und Ab wie Phönix aus der Asche brannte, verglimmte und wieder aufflammte.
      »Der Vorhang ist geöffnet, der Blick auf die Bühne frei«, hallte Harleys wohlfeine, reife Jungenstimme durch alle Hallen, Säle und Flure des zuckergewaltigen Schlosses, wobei der Hausherr seine manikürten Finger stellvertretend auf eine der an den Wänden haftenden Bildschirm-Teleschnecken deuten ließ, »Ihr seht alles, meine Freunde. Niemand kann unserem Blick entkommen. Dutzende Mini-Schnecken übertragen die Jagd der Champions durch die Krypta!«
      »Das ist so pervers!«, fauchte Luca lautstark -Schmerzen in Kauf nehmend, die ihre Brust wie brennende Pfeile durchstießen- und begegnete dem gehässigen Kussmund Harleys mit zwei Mittelfingern.
      »Es beginnt«, flüsterte der Schlossherr und Buchmacher dieser kleinen, privaten Hölle süffisant. »Champions. Freiwild…«
      »Wenn ich etwas einwerfen darf…?« Alles, von den zum Tode durch Spieltrieb Verurteilten, über die Bieter und Setzer bis hin zur erhabenen TraLoHa-Einheit, richtete den Blick auf die Dunkelheit aus, welche die lichtüberflutete Empore der Götterstiege mit den Gedärmen des Schlosses verband.

      Schön und strahlend wie ein aus Porzellan geformter Schwan stolzierte Moira Graham aus den Schatten, auf den wallenden weißen Schleppen ihres royalen Abendkleides wie auf Schwingen gleitend.
      Die voluminöse Krone aus waldhonigblondem Haar auf dem Kopf und ein großes Silbertablett voller zuckersüßer Leckereien vor sich her tragend, flanierte sie wie von Gott bemächtigt aus dem für Gäste verbotenen Flügel der alten Kathedrale und schenkte Harley ein liebenswürdiges Lächeln.
      »Mr. Harley«, setzte sie in der Eigenart zur Höflichkeit erzogener Prinzessinnen an, die niemals logen und immer entschieden schienen, »Ich mag kein Experte im Ausrichten blutdurstiger Gesellschaftsspiele sein, aber…« Ungeniert leckte sie sich ihren mit weißem Schaumzucker verklebten Zeigefinger sauber, bevor sie weitersprach: »Mir erschiene das Prinzip dieses…Akts wesentlich anregender, wäre die…Beute bewaffnet. Denken Sie nicht?«
      Harleys zähneknirschendes Nicken erwartend, schirmte Carla Griswold diesen augenblicklich ab und stürzte sich wie eine schwarze Spinne auf den weißen Schwan.
      »Miss Graham, ich befürchte, dass sie sich verlaufen haben. Kommen Sie, ich geleite…«
      »Oh, nur keine Umstände meinetwegen«, schmunzelten die hocharistokratischen Züge des einnehmenden Ehrengastes dickfällig, bevor sich jener wie weicher Kerzenwachs an der Frau in Schwarz vorbeistahl - nichts als eine perplexe Carla und einen penetranten Duft nach Zucker und Sirup zurücklassend.
      »Die Jäger haben Waffen…und liegt daran nicht der Reiz einer Jagd auf Menschen? Dass die Gejagten ebenso Waffen tragen können?«
      Valentine Harley beobachtete übertölpelt, wie sich Moira Graham Cremetörtchen und Schokoladenmuffins in das feingezogene Schleckermäulchen stopfte, während sie auf seine Antwort wartete und Carla ihm über die blasse Schulter der Honigblonden vernichtende Blicke zuspielte.
      »Nun. Ich denke…«, haspelte er unentschlossen, »Nun…wieso nicht. Das verschärft die Situation. Nun denn! Mit Waffen!«
      Frenetisches Jubeln, eine implodierende Carla und sechs eifrige Pagenfüße später, warf man Flints schwarzen Kampfstab und Lucas Martinsschwalbe in das weißgoldene Maul der eisigen Krypta.

      »Wer ist sie?«, fragte Flint seine Mitverdammten halblaut und musterte die Honigblonde wie schwarzen Schnee. Ihre Ausstrahlung gebot ihn zum Kniefall, doch die Sanftheit ihrer Gebärden und Worte ließ sie wärmer wirken, als jedes blaue Blut hätte sein können.
      »Moira Graham«, erklärte Shrimati Gamisha mit einem nur schwer zu verbergenden Lächeln, das sich wie ein spielendes Kind über ihre dunklen Lippen legte, »Was tust du hier? Und was hast du vor…?«
      »Du kennst sie?«, fragte Luca überrascht, worüber Shrimati eine abwiegelnde Handbewegung vollführte, die ein Schulterzucken nachahmte.
      »Wir sind Kinder des alten Geldes. Da kennt man sich notgedrungen.«

      Graham legte ihren Kopf schief und sah Harley aus den tiefen, sturmgrauen Wolkenbergen ihrer Augen an, die immer im Ostwind zu tosen und niemals müde schienen. Wie gern hätte der Hausherr sie einfach ebenso leichtfüßig von der Empore geschleudert wie zuvor Luca Briatore oder direkt in die unterirdische Krypta, um sie schon im Leben mit ihrem frühen Grabe vertraut zu machen. Doch nur seine zu Sternen geballten Fäuste zeugten von seinen niederen Rachegedanken, als eine plötzlich aus dem blutlabenden Wust aus Psychopathen und Voyeuren ausbrechende Stimme jede unbedachte Tat verhütete:
      »Harley!«, brüllte eine junge, schöne Frau mit sonnengezogener Haut und langem schwarzen Haar, die in einem feurigen Flamenco-Kleid durch die Reihen der Partymonster brach wie ein roter Komet:
      »Kann ich ›mitspielen‹?«
      Der blonde Spielmeister lachte laut auf, die vorangegangene Schmähung durch Moira Graham hintanstellend, und begegnete dem Leichtsinn der Schwarzhaarigen mit einem amüsiertem Gesicht, das seine markanten Wangen glättete und die Stirn in kichernde Fältchen legte. Mit Heiterkeit in der Engelsstimme sprach er:
      »Ich fürchte, ich habe meine Zahl an Kopfgeldjägern bereits festgesetzt, meine Teuerste. Genießen Sie doch einfach die Show, Miss…«
      »Sol!«, schimpfte plötzlich Bobby Coolidge Coppola und raste auf seinen klackernden Schlangenlederstiefeln auf seine südländische Begleiterin zu. Das hellgrüne Haar schob er sich mit stilsicherer Lässigkeit in den kräftigen Nacken, seine Kehle jedoch glich einem Orkan:
      »Was soll der Scheiß?! Misch dich ni-!?«
      Eine schallende, mit schwarzverchromter Hand geschlagene Ohrfeige ließ "Bobby Cool" wie einen geprügelten Welpen verstummen, während Sol mit neuer Energie Valentine Harley anrief:
      »Ich will nicht zu denen gehören!«
      »Sie möchten mit dem Jungen und den reizenden Damen gejagt werden wie ein Tier?«, fragte er ungläubig, aber nicht abgeneigt, »Wieso?«
      »Ja, wieso?!«, gesellte sich Bobby in die Fragerunde, jedoch weit weniger höflich. Sol ignorierte ihn.
      »Weil ich es vorziehe, dieses Schloss in einem Sarg zu verlassen als an…« Ihr schlanker, braungebrannter Finger bohrte sich in die noch rotpulsierende Wange des grünhaarigen Kopfgeldjägers. »seiner Seite.« Nur für Coppolas Ohren fügte sie an: »Du weißt, wer ich bin. Ich bin tot nichts mehr wert! Und ich werde nicht wie ein beschissener Köter nach deiner Pfeife zum Marinehauptquartier zurück tanzen!«
      Wie eine Füchsin schlängelte sich Sol an Bobby, Effie und Horst vorbei und warf sich vom Rand des Ballsaals in den Schlund des weißgoldenen Todes, galant zu Füßen Flints landend.
      »Das war eine dumme Idee«, flüsterte Luca.
      »Ich bestimme mein Schicksal gern selbst«, erwiderte Sol.

      »Nun, das ändert die Sachlage wohl erneut«, erklärte Moira Graham nüchtern, sich einen zuckerüberladenden Mürbekuchen in den Mund schiebend, »Mehr große Beute heißt mehr Jäger, oder?«
      »Was wollen Sie denn noch?!«, zischte Carla schnippisch, wurde von Harley jedoch zur Höflichkeit zurückgeführt, als er seicht wie ein goldener Bach raunte:
      »Miss Graham. Sie scheinen mir ein großes Interesse an meiner Abendunterhaltung zu besitzen. Möchten Sie eine weitere Regel anführen? Immerhin sind Sie und Ihr Bruder meine Ehrengäste.«
      »Gern. Wollen wir das Publikum nicht miteinbeziehen? Es gibt hier doch gewiss Männer und Frauen, die sich mit Ihren auserkorenen Kopfgeldjägern messen wollen. Wer fängt die Beute wohl schneller…?«
      Über diese Worte ging ein Japsen durch den Saal, dass die Karnivoren von den Vegetariern trennte und die zuvor noch feuereifernde Klientel betreten zu Boden blicken ließ. Nur eine einzelne Hand erhob sich, wenngleich sie zu einem Mann mit widerwilligem Gesicht gehörte.
      »Hier. Ich«, meldete sich die kernige Stimme des Cathal Donoghue missmutig und setzte lautlos, an die hocherfreute Graham gewandt, nach: »Zufrieden, Moira?«
      Ein schelmisches Nicken seiner Schwester und Geliebten reichte ihm als Antwort und schlurfenden Schrittes setzte sich der muskulöse Braunhaarige müde in Bewegung, mit dem schwieligen Händen einen der maskierten Pagen heranwinkend.
      »In unserem Zimmer, im Wandschrank. Ein alter Jutesack. Bring ihn mir«, befahl er freundlich, worauf sich der Bedienstete nach einer kurzen Absicherung gen nickendem Hausherr flugs in Bewegung setzte.
      Harley wusste nicht, ob ihn diese unerwarteten Entwicklungen elektrisieren oder beunruhigenden sollten, doch die Kreativität Grahams schien seine Gästen in einen erneuten Blutrausch zu jagen, sodass er seine eigenen Gefühle und Besorgnisse von sich schob und festlich ausrief:
      »Noch jemand?!«
      »Valentine, alter Knabe!« Aus einem der vielen Flure, die wie Spinnenfäden von der großen, pompösen Tanzhalle abzweigten, schlawinerte nun der allseits beliebte und immer gepflegt anzusehende Flottillenadmiral Wassili Goldfarn, den pomadisierten weißen Schnauzer zwirbelnd und ein schwebendes kleines Mädchen mit langen, königsblauen Haaren wie einen Luftballon am Fußgelenk hinter sich herziehend. »Gehört das süße Ding hier zu dir? Oh, und mein Kollege möchte deiner kleinen Hatz sicher auch beiwohnen, oder?«
      »Darauf kannst du einen lassen!«, feuerte Finley Dwight-Bronson los und warf seinen Marinemantel auf den alkoholverschmierten roten Boden. Der kurios anzuschauende Marine war hungrig und ehrgeizig, bewaffnet mit dem Schalk der Jugend und dem Siegeswillen eines jungen Offiziers. Selbstsicher stelzte er seinen schlaksigen, schlackernden Körper neben den um ein Vielfaches höhergewachsenen und mindestens um das Doppelte breiteren Horst zu Tiefenberg-Kausitz und grinste ihm herausfordernd zu. »Is was, Alterchen?«
      »Freak«, brummte Cathal in seinen schwarzen, gestutzten Bart und schulterte seinen nunmehr erhaltenen Jutesack, bevor er lauter fragte: »Was ist mit dem Mädchen?«
      »Bonjour«, grüßte Ondine alle Anwesenden bei ihrer Erwähnung mit einem süßen Knicks mitten in der Luft, insgeheim und überschwänglich das Herz der Moira Graham erobernd, welche sich umgehend in der Pflicht sah, die personifizierte Unschuld vor den Perversionen des Schlosses Roßkosch zu schützen:
      »Harley! Sie haben doch gewiss nicht vor, dieses Kind in ihr Spiel mit einzubeziehen, oder?!«
      Augenblicklich verschanzte sich der Blonde hinter einem zahnreichen Lächeln und schluckte seinen vorangegangenen Entschluss, das kleine Mädchen einfach mit in die Krypta zu schubsen, den krampfenden Hals hinunter. »Natürlich nicht. Waterloo!«
      Schüchtern trat der bisher stiller als stille und in seiner eigenen Haut sichtbar fehl am Platze Thomas Waterloo zwischen Graham und seinen Patron. Wer Mitleid mit ihm empfand, tat gut daran.
      »Ja…?«, fiepte der Blauschopf, der sich ungern in der Nähe von Menschen aufhielt, die er zuvor bespannt hatte. Selbst oder besonders gegenüber Frauen empfand er tiefe Scham, weil sie oft nur durch Zufall oder Pech in sein Blickfeld gerieten, während sich seine grünen Augen an machtvollen Gliedern oder stählernen Gesäßbacken vergingen.
      »Bring das Kind doch bitte zu Dr. Waldmannstraut. Die wird schon etwas mit ihm anzufangen wissen.«
      »Dr. Waldmannstraut hat einen Abschluss in forensischer Psychologie…und vorher war sie Chirurgin. Sie ist sicher kein…«, bezweifelte Waterloo unsicher die Logik hinter Harleys Einfall, wurde von seinem großen Idol jedoch lässig abgewürgt, als dieses beschwingt und zu seinen Gästen und Jägern gerichtet monologisierte:
      »Meine Freunde, Champions!…Freiwillige! Es ist soweit! Wir werden nun beginnen!« Seine kalten, silberblauen Augen blitzten in die Krypta und trafen Flints unnachgiebigen Blick, der weder wankte noch zurückwich oder jene Furcht zeigte, nach der er verlangte. Plötzlich verspürte der Schlossherr eine unliebsame, prickelnde Anwallung von Aufregung durch seine Kopfhaut zittern, die er nicht zu deuten wusste. Harley starrte in den Abgrund - und Flint starrte zurück.
      Kapitel 102 - Die Schmerzen der Gottlosen

      Der Bauch der See versank im tiefsten, dunkelsten Blau und atmete den Gezeitenlauf laut und grollend wie ein schlafender Drache ein und aus, auf und nieder im ewigen Kreislauf der Gestirne und Welten. Langsam glitt der Kraken durch die kalten Fluten, die seinen Tentakeln als Wälle dienten, an denen sie sich wie Federn abstießen und ihren Herren näher an das gewaltige durchlöcherte Schiffswrack geleiteten, um dessen verwüsteten Rumpf hungrige Haie abschätzende Bahnen zogen. Das Leben hatte die toten Leiber der Wasser Treibenden wieder, die einst salutierend und stramm über die Dielen marschiert waren, über die Meere gelacht hatten und nun, aufgedunsen und fahl, ein naturgegebenes Reservoir für jene Geschöpfe bildeten, die ihrer Existenz mit weniger Übermut und einem reiferen Sinn für die eigene Erhaltung begegneten. Aale krochen aus den zerfaserten Augenhöhlen und Krebse lugten aus ausgehöhlten Fußballen hervor, sich vor in Brustkörben lauernden Muränen versteckend.
      Gleichgültig schwebte Krill an den Toten vorbei, deren Augen kaum leerer waren als die seinen, und spürte die salzige Brise der Tiefsee auf seiner rötlichen Haut. Die Haie bahnten ihm seinen Weg durch die Leichen und niederen Kreaturen in ihnen, bevor sie sich devot in einen anderen Winkel der Weltmeere zurückzogen, um Rächer und Sünder sich selbst zu überlassen.

      Der Rumpf des Schiffes zersplitterte unter dem Druck des schwarzen Wassers, sank tiefer und tiefer in das karge Riff, ohne jemals auf dem Grunde des Schlundes zu zerschellen. Ewige Verdammnis, erschaffen und umgeben von den Kräften des Lebens.
      Krill fand seinen Vater vor, wie er ihn zurückgelassen hatte. Den muskulösen Wanst an die Lehne seines hölzernen Thrones und die acht fleischigen Hände an den Kopf der leeren Esstafel genagelt, an der die treuen Fischmenschen ihre letzte und andauernde Totenmahlzeit einnahmen. Ihre bunten geschuppten Häupter lagen tot auf den Tellern und Karaffen, gelbe Säure aussickernd. Nur Akira Tanaka starrte seinen Sohn aus blutunterlaufenden, weißöligen Augen an und lächelte maliziös.
      »Der Tod scheint selbst die Geister nicht zu verschonen«, blubberten die dicken, blauen Lippen des gelbroten Oktopus-Fischmannes und ergötzten sich an ihren eigenen Worten wie an altem Wein. Krill schwieg. Sein Katana fest im Griff und die blinden Augen geschlossen, umrundete er die schwarze Finsternis des Speiseraums, bis er seinem Vater so nah war, dass er den Geruch verrottenden Meeresgetiers wahrnehmen konnte. Forsch riss er daraufhin einen der leblosen Fischmenschen aus dem Sitz und nahm jenen ein, die Tentakelbeine auf den Tisch schmetternd und die löchrige, placküberwucherte Decke fixierend.
      »Ich bin nicht tot«, sagte er nach einer Weile kalt. Sein Vater lachte.
      »Ich auch nicht.«
      Krill sah nicht auf. Die Fluten des Meeres türmten sich über seinen geschlossenen Augenlidern auf und genossen die eisige Kälte ihrer salzigen Küsse. Akira Tanaka verdiente nicht, das Licht der blinden Augen seines Sohnes zu sehen.
      »Du bist tot«, sprach Krill nüchtern, »Verfaulend und von Fischen zerfressen. Ich habe dich getötet.«
      »Und doch bin ich hier. Ich bin nicht tot. Ich lebe in dir. Ewig.«

      Als Krill die Augen wieder aufschlug, zuckelte das Licht tausender Sonnen an einem roten Himmel über ihm her. Schattige Flecken rötlichen Wolkensamts verwebten die leuchtenden Feuersterne zu grell-blendenden Girlanden kosmischen Glanzes. Wäre Krill poetischen Schlages gewesen, so hätte er in ihnen mehr sehen können als die Kronleuchter der Schlossdecke, unter der sein gefangener, gefesselter Körper herumschleift wurde. Rhys Malory hatte sein Soll erfüllt, der Meermann war lebendig und in seiner Gewalt - doch einen Sold sicherte dieser Zustand niemandem. Zähneknirschend schleppte Malory seine Beute wie ein Fischer durch die erlesenen Flure des prachtvollen Schlosses, die Miene hart und in steinerne Falten geschlagen, die den jung gebliebenen Mittvierziger um Jahrzehnte älter machten. Rhys hasste diesen Auftrag mit jeder Pore seines fit gehaltenen Körpers, doch die Aussicht auf das schnöde Geld, welches seinen Kindern die Privatschule und seiner Frau die allwöchentlichen Tennisstunden mit ihrem Liebhaber finanzierte, trieb ihn unermüdlich voran. Er bemerkte nicht, dass Krill erwacht war - und jener tat gut daran, diesen Zustand zu wahren. Gekonnt imitierte er den langsamen, ebbenden Atemrhythmus eines friedvoll Träumenden und lauschte dem Tenor seines schlagenden Herzens, welches im Gleichschritt mit der pulsierenden Platzwunde auf seiner Stirn tanzte. Sein sich aufstapelnder Kopfschmerz ließ ihn sogar beinahe Mitleid mit O’Mara empfinden. Beinahe.
      »Ja, Rhys hier«, echote plötzlich die Stimme seines Entführers durch den mit goldenen Statuen und Selbstporträten des Hausherren tapezierten Gang, »Ich hab ihn.«
      Mit widrigem Gesicht nahm Rhys die Anweisungen entgegen, die ihm die winzige Mikro-Teleschnecke in seinem Ohr zuflüsterte und marschierte zügiger voran, während Krill Kopfschmerz und Übelkeit zum Trotz seine Lage sondierte. Seine Hände waren mit Handschellen vor seiner Hüfte fixiert -vermutlich Seestein, doch dafür lagen seine Tentakel bloß - vermutlich aus Bequemlichkeit. Vielleicht könnte er Rhys im Überraschungsmoment zu Boden werfen und fliehen, aber weder Ziel noch Dauer dieser Hatz wären vielversprechend. Ohne Hände und Katana hatte selbst der blinde Kraken seinem alten Kollegen wenig entgegenzusetzen. So entschied sich Krill in Anbetracht der extremen Situation für eine extreme Maßnahme - beherzt klemmte er seine roten Daumen zwischen Handballen und Finger, drücke kräftig zu und schluckte den Schmerz seiner brechenden Knöchel tapfer die Kehle hinunter, bevor seine nunmehr biegsameren Hände aus den Fesseln entschlüpften und seine Tentakel Rhys Malory packen, herumschleudern und Bekanntschaft mit einer nahen goldenen Büste machen lassen konnten. Gleichsam benommen wie Krill es noch immer war, rappelte sich der Schwarzhaarige grummelnd auf und sah sich dem nur langsam das Gleichgewicht findenden Krill gegenüber, zu allem entschlossen.
      »Wichser«, fauchte Rhys wütend und stülpte sich seinen berühmt-berüchtigten FUCK-Schlagring über die rechte Faust, »Ich hätte dich in eine Zwangsjacke quetschen sollen.«
      »Ob Zwangsjacke oder nicht, deine Unfähigkeit bliebe«, bemerkte Krill lax, die wie eine fette Made zuckende Ader auf Rhys’ Stirn mit unterschwelliger Genugtuung wahrnehmend. Beide Männer sahen sich an, die Luft war kalt wie totes Land, dann vibrierte ein Bibbern durch den goldverzierten Flur. Seufzend erhob Malory den "Einen Augenblick, bitte"-Zeigefinger und betätigte seine Ohr-Teleschnecke. Schlagartig warf sich seine junggebliebene Stirn wieder in greise Falten, während die Ader auf seiner Stirn zu explodieren drohte.
      »Ich. Constance…nein…ich. Lässt du mich…? Ja! Was?! Das…! Verfickte Scheiße! Lass mich ausreden!«
      Rhys’ große Liebe war am anderen Ende der Leitung, daran bestand für Krill kein Zweifel.
      »Natürlich habe ich ihr…Constance! Ich lasse meine Tochter doch nicht in diese beschissene Yuppie-Schule rennen, damit sie da von einem dahergelaufenen Drecksbengel beleidigt wird! Ich…?!«
      In Rage schritt Malory die Beengtheit des Korridors ab, mit kontrolliertem Jähzorn die Tiraden seiner Ehefrau hinnehmend. Nach einigen wortreichen, ordinären und äußerst befremdlichen Sekunden unterbrach Rhys Constance schroff:
      »Und?! Der kleine Sitzpisser hat es verdient! Und mir ist…nein! Mir ist scheißegal, was Miss Rostenburger gesagt hat!…ja…nein. Ist mir scheißegal, ob sie Vertrauenslehrerin ist! Die schluckt Schmerzmittel wie Minzbonbons, als würde ich Erziehungstipps von dieser tablettensüchtigen Schlampe annehmen! Was!? Hallo! Ach, du mich auch!«
      Wütend klickte Malory seine Teleschnecke ins Koma und ließ seine metallversehrte Rechte auf die verängstigte Fratze einer der edlen Statuen herniedergehen, wobei er ihren Wert mit nur einem simplen Impuls um das Hundertfache minderte.
      »Blödes Miststück«, maulte Malory und pulte sich goldene Splitter aus den Knöcheln, »Soll sie doch. Ich weiß, was das beste für meine Tochter ist. Dreckfotze. Soll sie weiter dem Gärtner einen blasen und sich nicht in meine Angelegenheiten einmischen.«
      Plötzlich und wie vom Schlage gerührt sah er schließlich auf und raufte sich gedankenverloren das kurze, lockige Haar.
      »Scheiße!«, fluchte er lautstark und stürzte den Flur entlang, durch den sein Gefangener irgendwann zwischen "brutales Arschloch" und "Dreckfotze" geflohen sein musste. Er rannte, seine eigene Dummheit und den Tag seiner Hochzeit verfluchend, bevor er jäh innehielt, mit Terror in den Augen zurücktaumelte und in die entgegensetzte Richtung losstürmte. Weg von Krill, zurück zu seinem Zimmer.

      Blutendes Refugium, Taiga

      Gleich einem gefallenen Kriegsgott erhob sich Callaghans Haupt aus dem Morast aus Blut und Säure, der aus Mercedes’ aufgeschlitztem Bauch quoll, und hustete selbst einen zähen Klumpen schwarzen Schleims in den zerrütteten Eismatsch um den See aus Lebenssaft. Verzweifelt suchte er unter den fanatisch stierenden Augen des deformierten Columban DeBráz nach einem Puls, einem Atemzug, einer Regung, die dem Wunder eine Form und Mercedes das Leben zurück hätte geben können. Sie durfte nicht sterben, und doch ertasteten die wunden Finger des Schwarzhaarigen nur die eigenen, krampfenden Nervenfasern.
      »Mercedes…«, japste Callaghan fassungslos und ohnmächtig obgleich seiner eigenen Machtlosigkeit, während er seiner eigenen tödlichen Wunde keinerlei Bedeutung beimaß. Das Gewicht seiner zerfetzten Brust zog ihn wie die Arme der aus ihren Höllen grapschenden Toten gen Boden, aber der Kopfgeldjäger gab sich ihnen nicht hin. Er konnte nicht fassen oder begreifen, weder seine eigenen Verletzungen noch die leblose Hülle, die einst seine Geliebte gewesen war. Sein Verstand war ein Kartenhaus im Wind und fiel in sich zusammen, als der Grüne König selbstvergessen die widrige, absonderliche Stimme erhob:
      »Die Weiber, Ignatius. Sie sind wie die Krankheiten, die sie in ihren Schößen tragen. Lustvoll zu kriegen, aber nur sehr schwer wieder loszuwerden. Komm nun.« Manisch beugte sich sein verknöcherter, missgebildeter Buckeltorso hinab und bot Callaghan die Hand. »Dein Kind wartet.«
      Worte, die als Gift in Callaghans Adern und als grausiges Flüstern durch die zugigen Häute des Refugiums waberten; Worte, die brechen und verführen konnten, Worte des Sieges, auf die endlose Schmerzen folgten. Der Grüne König schrie und schlug die verschrobenen Glieder wieder und abermals auf den muskelübersäten Leib des Kopfgeldjägers, der sich unter einem entsetzlichen Brüllen aufgebäumt und in menschlicher Gestalt im Gesicht seiner Nemesis verbissen hatte. Die stumpfen Zähne der Menschheit zerfetzten das linke Ohr des Unmenschlichen, rissen Fetzen und Stücke und Knorpel mit sich, bevor DeBráz sich endlich losreißen konnte und schwerblutend zurücktaumelte. Seine schrillen Schreie hallten meilenweit durch die schwarze Taiga und Callaghan genoss ihr ohrenbetäubendes Lärmen gleich einem Orchester aus Violinen und Geigen. Mit zornerfülltem Blick spuckte er die Überreste des königlichen Ohres in den Schnee und empfing die Schatten, welche aus den Tiefen seiner Seele krochen und sich in seinen Poren absetzten. Sich das blutige Loch haltend, welches zuvor durch sein Gehörorgan gestopft worden war, beobachtete DeBráz die totenschwarzen, nach Schwefel und Asbest stinkenden Schwaden aus Callaghans Körper strömen und war erregt beim Anblick dieses Mannes, der, von dreierlei Menschen Blut besudelt und in Finsternis gehüllt, einem entsetzlichen Dämon des Schmerzes kurz vor dem Abstreifen seiner menschlichen Tarnung glich.
      »Callaghan ist tot, lang lebe Callaghan!«

      Die tödliche Wunde, durch welche man Callaghans Herz in der Brust hatte schlagen sehen und hören können, war kaum noch mehr als ein versiegendes Rinnsal, als sich der Hüne schließlich auf seinen Gegner stürzte.
      DeBráz wollte in den Schutz seines Chitinpanzers fliehen, doch eine schwarzgeäderte Pranke hielt ihn davon ab. Wutentbrannte rammte Callaghan die knorpelige Kehle des Grünen Königs in den hartgefrorenen Grund, schmetterte die Missgeburt in Eis und Schnee, nur die tote Mercedes vor Augen und von dem grenzenlosen, flammenden Zorn in seinem dunklen Herzen zehrend.
      Wie eine von ihren Fäden getrennte Marionette schlitterte DeBráz über den unnachgiebigen Boden, bereits die stapfenden Schritte des ihm nachsetzenden Callaghans spürend.
      »Halte ein, Ignatius!«, spie die außerirdische Stimme in das Antlitz des schattenumwucherten Dämons, ohne ihn aufhalten zu können. Schnaubend packte Callaghans Pranke das verkrüppelte Bein des Grünen Königs, wuchtete es zu sich und empfing die nachrutschende Visage mit einer massiven Faust, unter deren Wucht die ohnehin grässliche Nase weiter aufplatzte und verdickte. Verzweifelt robbte DeBráz von seinem Peiniger fort, fand jedoch keine Rettung. Niemand hatte je vor Callaghan fliehen können.
      »Verdammte Scheiße!«, sprudelte es aus den aufgerissenen Lippen des widerwärtigen Mannes, gänzlich menschlicher und rauer als die übernatürliche Stimmlage zuvor, »Du willst es nicht anders, ha?!«
      Zittern hievte DeBráz seines verschrobenen Leib nun auf die verwachsenen Füße, wich einem direkten Schlag des Schwarzhaarigen aus und konterte mit einem unvorhersehbaren Schwinger in die Magengrube, der Callaghan Blut würgen ließ. Nun tat sich vor dem Schwarzhaarigen wieder das Monster dunkelster Alpträume auf und klickerte auf seinen mächtigen Mundwerkzeugen das Lied des Todes. In ekelerregender Geschmeidigkeit krabbelten die hundert borstigen Beine des rotbraunen Insekts über den Schnee, umschlossen den Kopfgeldjäger in einer Wulst aus gepanzerten Leiben und scharfen Klauen.
      »Erkenne meine Macht, Ignatius!«, rasselte das Maul des Hundertfüßers. Die Stimme des kosmischen Grauens, des Grünen Königs war zurückgekehrt. Callaghan schwieg nur - und verschwand.
      Dann tauchte er über dem breiten, augenlosen Schädel des Insekts auf, umklammerte beide Mundwerkzeuge mit stahlschwarzen Fäusten und riss es mit dem Gewicht seines schattenumringten Körpers um die eigene Achse, von allen Beinen und schmetterte es mit übermenschlicher Stärke in die Kälte der Taiga, wo es ermattet liegenblieb. Zitternd, zuckend, wieder zum missgebildeten Mensch werdend.
      »Ich hätte dir vor 13 Jahren den Schädel abreißen sollen!«, brüllte Callaghan und wuchtete seinen schweren schwarzen Stiefel in den abgehungerten Unterleib des keuchenden DeBráz, dass dieser eitrigen Speichel in den Schnee rotzte.
      DeBráz presste ein verkümmertes, garstiges Lachen zwischen den spitzen Rändern seiner gelben Zähne hervor und blitzte Callaghan aus seinen Schakalsiriden vielsagend zu.
      »Gepriesen seien die Gottlosen. Können ihren Sünden durch den Tod entkommen.«
      »Du nicht…«, brummelte Callaghan und trat den Grünen König weiter vor sich her, »Ich folge dir in die Hölle. Das hier-« Ein Schlag in die Nieren ließ DeBráz wie ein geschändetes Kind aufschreien. »Wird niemals enden.«
      Der verwachsene Hungerkörper windete sich madenartig auf dem eiskalten Waldboden, dickes Blut auf den Schnee sabbernd, und zuckte spastisch. Angewidert griff Callaghan darauf in die fettigen schimmelbraunen Haare und zerrte seine Nemesis in Richtung der im Blut ertrunkenen Mercedes. Bösartig fauchte er ihm ins Ohr:
      »Sieh gut hin! Sie wäre deine Rettung gewesen. Ich hätte Frieden finden und dich vergessen können. Du wärst sicher gewesen von mir!« Ein Kinnhaken schmetterte DeBráz zurück ins Eis.
      »Frieden«, meldete sich wieder die nuschelnde, ungebildete Stimme zu Wort, deren Identität weder Callaghan noch die Marine oder Weltregierung kannte. »Frieden wolltest du?! Wer bist du, dass du dir sowas wünschen kannst? Bist selbst ein Monster.«
      Callaghan nickte gleichgültig. »Ein reuiges Monster.«
      »Ich bin sicher, dass stimmt die armen Seelen von Compeyson gütlicher mit ihrem grausigen Schicksal«, gackerte DeBráz Bauernstimme und amüsierte sich über die Suppe eitrigen Magensafts, die sich unkontrolliert aus seinem eigenen frotzelnden Maul entfesselte.
      »Fahr zur Hölle«, murmelte Callaghan grimmig, setzte seinen schweren Stiefel an die Kehle des Grünen Königs und lauschte dem Knacken der Wirbel, Knorpel und hohlen Röhren. Die Kakophonie des Sterbens röchelte um die rasiermesserscharfen Ohren des Kopfgeldjägers, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Fuß wahrnahm, der ihn zusammenzucken und zurückfallen ließ. Fluchend riss er sich die stumpfe Klinge aus dem Hacken, welche zuvor Mercedes Leib zerfetzt hatte, und fletschte die zum Wolfsmaul zerfließenden Reißzähne.
      »Wir sind doch schon da!«, lachte der sich missgestaltet und formlos erhebende DeBráz wahnsinnig, streckte den buckligen, schiefen Torso durch und würgte die rötlichen, hartgepanzerten Mundklingen des Hundertfüßers hervor, bevor sich sein Körper in die Ausgeburt einer fremden, abscheulichen Galaxie verwandelte. Seine Haut wich dem Chitin-Skelett des Insekts und aus seinen mageren, kantigen Rippenbögen sprossen kleine, borstige, zangenartige Auswüchse wie dämonische Kinderhände, die grapschten und kniffen im Takt des ohrenbetäubenden Klackerns der Maulwerkzeuge. Die verschrobenen Beine verbanden sich, wurden verschluckt von einer gewaltigen, widerlich rotbraunen Vorhaut, aus der mit Widerhaken übersäte Klauenbeine wucherten und die sich in einer unaussprechlichen Selbstverdauung zerkaute, zermalmte und spaltete. Durch den gesamten entsetzlichen Humanoiden aus Insekt und Mensch pulsierten blaue, unter dem rotzerfressenen Feuermal schwach glimmende Adern, die eine übelriechende, gallertartige Masse durch den mehrgliedrigen Leib bis in den Schädel pumpten, aus dem pupillenlose gelbe Augen und nasenlose Züge kalt und faulig herausquollen wie ein wachsender Tumor.

      Callaghan sah diese perverse Vereinigung aus Mensch und Hundertfüßer und ward erneut daran erinnert, dass Gott sie alle längst verlassen hatte. Dies war das Zeitalter des Teufels und seiner Kinder, jener verlorenen Kreaturen, die seinen süßen Verlockungen verfallen waren. Columban DeBráz’ Zwitterform bewegte sich als das unaussprechlich Widerliche auf Callaghan zu, halb krabbelnd und halb krauchend, mit seinen Kiefern rasselnd und die kleinen, borstigen Kinderklauen nach ihm ausstreckend, während die langen, sehnigen Arme wie abgestorbene Fehlgeburten im Schnee schleiften.
      »Ignatius!«, klickerte wieder die fremdartige, lärmende Stimme verzerrt durch die Insektenfratze, »Ignatius!«
      Blitzschnell schoss die Missgeburt dann auf den Kopfgeldjäger zu. Vom Ekel geschüttelt wehrte der Hüne die stinkende Wulst aus Panzer, Fleisch und Galle mit Händen und Füßen ab, bevor er sich mit einem Faustschlag ins Herz des Dämons losreißen und die eigene innere Bestie entfesseln konnte. Alle vier Tatzen des totenschwarzen Barghests rissen das Hundertfüßer-Monster nieder, welches nur kehlige Laute ausstieß und sich im Finsternis ausdünstenden Fell des unheilbringenden Hundes verkeilte.
      Jaulend ließ Callaghan von seinem Gegner ab und flüchtete in sichere Entfernung, just vor einem erneuten Vorstoß gegen die Klammern und Klauen des unbeschreiblichen Zwitterwesens. Zornentbrannt verbiss sich das Tier im stählernen Panzer des Insekts und riss einen Brocken Chitin heraus, als ein lähmender Stich in seinem Rücken das Ende der Attacke forcierte. Keuchend taumelten die dämonischen Kontrahenten auseinander und blickten sich in die animalischen Augen. Das Tropfen des Blutes, welches von Callaghans Zähnen und DeBráz Armklauen triefte, zermarterte die gespenstische Stille der Taiga und untermalte die blutige Schlacht der Gottlosen.

      Acht Jahre zuvor, »Mariah Voll der Gnade«, South Blue

      Untröstlich ließ sie ihren Blick aus dem Fenster des alten, morschen Herrenhauses schweifen, dessen feuchtes Husten und Keuchen das umliegende Sumpfland bei jeder sich aufbäumenden Böe mit Schimmel und Verderbnis infizierte. Sie fühlte in den verrottenden, blätterlosen Bäumen und im Morast verfaulenden Sträuchern eine vertraute Nähe und traurige Solidarität, die mit nichts gleichzusetzen war, was die junge Brünette in den letzten Monaten erlebt hatte. Auch sie war zu einem Leben in der Verderbnis gezwungen. Oder bildete sich zumindest ein, nicht an ihrer schwarzen, bösen Wächterbestie vorbei in die Freiheit treten zu können. Ihr Gefängnis existierte nur in ihrem Kopf, doch die Gitter waren massiv.
      »Mercedes.« Zähnemalmend vernahm sie ihren Namen und die Stimme, die kein Recht hatte, ihn in den Mund zu nehmen. »Du solltest etwas essen.«
      Schwermütig warf sie ihr Kanonenbein herum, dem ihr Körper nur wie ein rudimentäres Organ zu folgen schien, und blickte in jene schwarzen Augen, in denen kein Glitzern eine Seele offenbarte. Innerlich erschaute Mercedes über diese stumpfe Gleichgültigkeit, die ihr die blassen Lider mit jedem Blinzeln wie kalte Schneisen entgegenschlugen, doch ihr Gesicht verharrte marmorn und klarer als geschliffene Diamanten.
      »Ich habe keinen Hunger.«
      Schulterzuckend stellte Callaghan den gewaltigen Eimer ungenießbaren Eintopfs auf dem Boden ab, wo er schwappend überschäumte und die Dielen des alten, knirschenden Holzes zerfraß. Dann trat der Hüne auf seinen schweren, schwarzen Sohlen näher und Mercedes betete, das Holz möge unter seinen groben Füßen nachgeben und ihn in die Tiefe reißen.
      »Krill und O’Mara werden bald hier sein. Dann solltest du bei Kräften sein.«
      Verächtlich schnaubend wandte sich Mercedes wieder dem Fenster zu, die feine markante Nase rümpfend und den psychosomatisch brennenden Rücken durchstreckend, und wartete auf sein Verschwinden. Doch statt zu gehen, tat Callaghan das undenkbare - Er fragte die junge Schönheit nach ihren Gefühlen:
      »Was hast du?«
      Überwältigt und sichtlich verstört starrte die Brünette hinter sich, als wolle sie sich der Anwesenheit eines Kruzifixes an der Wand versichern, das den Dämon austreiben oder zumindest fern halten könnte, der Callaghan befallen haben musste. Irritiert wisperte sie nach einigem Zaudern:
      »Was kümmert es dich?«
      Ein Blitz zuckte plötzlich durch die alten Hölzer des einsturzgefährdeten Herrenhauses, gejagt von den grollenden Donnerhunden eines jaulenden Sturms, der Callaghans schulterlanges Haar aufraute und seine immer harte Miene faltenwerfend auflockerte, als er das Wort erhob.
      »Ich habe dich vor dem Tod bewahrt. Das macht mich verantwortlich. Zumindest denke ich das. Ist das so schlimm?«
      »Nein. Unter anderen Umständen könnte ich das vielleicht sogar genießen«, schmunzelte Mercedes bitterkalt und fuhrwerkte sich die um ihr wohlgeformtes Gesicht brausenden Haare zurecht. In einem Moment romantischer Benommenheit stellte sich Callaghan in den glaslosen Fensterrahmen und schirmte mit seinem breiten Kreuz den wütend schreienden Sturm ab. Er wollte die Hand nach ihrem Gesicht ausstrecken, die haselnussbraune Strähne von ihren schönen, weichen Lippen streichen, doch in ihren verschiedenfarbigen Augen las er ihre bodenlose Abneigung. Die eigene Gefühlskälte zurückgewinnend, murmelte er:
      »Hasst du mich so sehr?«
      Sie überlegte nicht lange, bevor ihre Lippen ein zittriges »Ja« hauchten.

      Zurück in der Gegenwart

      Es sollte aufhören. Dieses entsetzliche, kehlige, fremdartige Lachen blutigster Verdorbenheit sollte aus seinen Ohren wie ein verhallendes Echo verschwinden und nie wieder zurückkehren. Callaghan schlug sich die steinernen Knöchel an der widerlichen Fratze und verknorpelten Knochen Columban DeBráz’ wund und vermochte doch nicht, dessen schmale, spröde Lippen zum Schweigen zu bringen. Als genösse er jeden malträtieren Hieb, feierte der Grüne König seine eigene Niederlage und leckte sich die eitrigen Zähne nach schwarzen Brocken, die sein entzündeter Rachen ausbrach.
      Aus den Augenwinkeln fixierte Callaghan die Leiche der Frau, die er liebte, und umso tiefer er seine Faust in die pervers-missgestaltete Karikatur eines menschlichen Wesens wuchtete, desto entfesselter und unbändiger machte ihn sein Zorn. Die glimmenden Kohlen im Schwarz seiner Augen loderten heiß auf, brannten, entflammten und griffen wie Buschfeuer auf das Weiß über. Höllenschlünde entführten in die verschlungenen, finsteren Pfade seiner Seele, aus der plötzlich wieder die schwarzen, schattenhaften Schwaden dunkelster Schlünde waberten und nichts als versengendes Feuer zurückließen. Callaghan verlor den Verstand und DeBráz hieß die Bestie von Compeyson mit manisch-schreiendem Lachen willkommen.

      Kapitel 103



      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von -Bo- ()

    • Hallo alle miteinander. Ich überlasse euch die Entscheidung, ob ich spät dran bin oder nur auf alle Kommentatoren gewartet habe. Glaubt, was ihr wollt. ;)

      Kapitel 96 ist jedenfalls unter dem Titel "Jäger und Gejagte" über diesem Beitrag zu finden und kann gelesen werden. Dabei fällt mir auf, wie zügig die 100 erstmal näher rückt, sobald die 90er-Marke erstmal geknackt ist. Unheimlich.^^

      Zu euren Kommentaren:
      Vexor

      Vexor schrieb:

      Joa wie fühle ich mich nach diesem Kapitel? Als hättest du mich in den wirren Traum eines Wahnsinnigen geworfen, mich mittendrin aufgeweckt, mir einen doppelten Espresso eingeflößt und mich dann mit einer Valium wieder schlafen geschickt. Kurz gesagt: ziemlich verwirrt
      Eine schöne Umschreibung. So oder so ähnlich wollte ich es auch haben. Hurra.^^

      Vexor schrieb:

      Ich versuche einmal als erstes ein paar "Handlungslinien" aus dem Kapitel zu sondieren: 1. Die Reise von Callaghan, O'Mara und Mercedes durch den Wald, 2. Die Jagd des Minotauren/Monsters und die Flucht des Jungen, 3. Die verschiedenen Träume/Halluzinationen unserer Protagonisten.
      Jaja, mach dir nur vor, dass dieses Kapitel eine logische Konsistenz enthielt. xD

      Vexor schrieb:

      Bevor ich mich ein wenig an den Linien entlang hangle, bin ich sehr froh, dass wir an dieser Front wieder mehr erfahren können und es auch hier handlungstechnisch weitergeht. Ich habe unsere drei durchaus vermisst [natürlich auch bedingt durch die zusätzliche Pause], aber der Handlungsschnitt war natürlich mehr als passend. Insofern schön, dass es wieder mit unserem mürrischen Trio weitergeht
      Dieser Szenenwechsel genau zu diesem Zeitpunkt war wohl eigentlich zu erwarten, aber bot sich wie du sagst einfach an. Die Spaltung der Protagonisten in zwei feste Gruppen bietet in dieser Hinsicht ziemlich guten Spielraum, zumal der Kontrast zwischen beiden Handlungssträngen wohl größer auch nicht sein könnte. Außerdem freut es mich, dass du Cal & Co. vermisst hast. Mir ging es nämlich ähnlich. So gern ich auch mit Luca oder Flint hantiere, so sehr fehlte mir doch dieses Fünkchen Schwere und Melancholie. ;)

      Vexor schrieb:

      Zu 1.:
      Gut die Handlung an dieser Stelle ist recht überschaubar und glänzt eher durch subtile Hinweise, Informationen und Charaktermomente. Einerseits scheint die eiserne Regel Callaghans immer weiter aufzuweichen, was die "Wir-dürfen-nicht-über-die-Vergangenheit-sprechen"-Regel angeht. Das geschieht nicht nur, indem Mercedes sich nach O'Maras noch vorhandenen Wissen erkundigt, sondern auch schlussendlich mit der Offenbarung Callaghans...zumindest was den Namen des grünen Königs angeht. Der Name fiel ja schon aus dem Mund Myzetes und es handelt sich hierbei also deutlich um den grünen König [keine Finten an dieser Front immerhin], aber was immer noch ungeklärt ist. ist die Frage, danach wer diese weibliche Person ist. Sie scheint ja auch für den Halluzinogenen Nebel verantwortlich zu sein, aber zumindest ich konnte mir darauf noch keinen Reim machen.
      Eine weitere Frage ist jetzt ja auch, ob der grüne König wirklich auf der Insel ist? Zwei große Handlungskaliber deiner Geschichte an einem Ort? Ich weiß nicht. Das wird sich zeigen.
      Der Arc ist ungewöhnlich. Soviel dazu.^^
      Zum Grünen König gibt es bisher nur zu sagen, dass es sich tatsächlich um jenen…Mann handelt, der euch bereits im letzten Arc-Finale präsentiert wurde. Wann ich ihn aber endgültig in die Handlung setzte, bleibt erstmal noch mein kleines Geheimnis. Zum Rest enthalte ich mich noch.^^

      Vexor schrieb:

      Zu 2.:
      Hier war ich mir lange unschlüssig, ob es sich vielleicht nicht doch nur um Vergangenheitsvisionen Callaghans handelte oder nicht. Schlussendlich habe ich mich an einem gewissen Punkt - spätestens dann, als Callaghans eigentlich Halluzination anfing - dagegen entschieden und sehe in dem Jungen ein wichtiges Kernelement dieses Arcs. Keine Ahnung, inwiefern und welche Rolle, aber das hier wird eine größere Rolle spielen. Ebenso die Jagd in den Wäldern und ob es wirklich einen Minotaurus gibt oder es nur eine Metapher/Analogie deinerseits war.
      Nein, Callaghan ist es nicht. Der Gute ist vielleicht etwas Emo, aber seine Haare hat er sich nicht schwarz gefärbt, das ist Natur. xD
      Dein Gedanke zum Jungen, bezüglich Kernelement, ist weder richtig noch falsch. Der Junge wird wichtig werden und ebenso seine Geschichte, aber vermutlich anders als bisher vermutet.

      Vexor schrieb:

      Zu 3.:
      Joa der Punkt lässt mich ein wenig ratlos zurück, da ich ein wenig unschlüssig bin, was ich mit den Fiebervisionen anfangen soll. Dort steckten bestimmt wieder etliche Hinweise, die ich übersehen habe und/oder noch nicht vollständig einordnen konnte. Liegt vielleicht auch daran, dass ich Anfangs natürlich mächtig verwirrt war, auch wenn ich mir etwas ähnliches schon bei dem Titel gedacht habe. Die Frage, die mir eigentlich brennender auf der Seele lag, war, wie Mercedes es geschafft, aus der Vision zu kommen? Lag dies wirklich nur daran, dass sie sozusagen "selbstreflektiert" oder »sane« genug war, um den Fiebertraum zu durchschauen? Würde mir als Erklärung auf jeden Fall vollkommen zusagen.
      Ebenso schön fand ich, dass Callaghan und O'Mara sich gegenseitig angegriffen haben, wobei schön das falsche Wort ist...es zeigt zumindest gut, dass es wirklich nur eine Halluzination und keine Art "Traum"/transzendentale Erfahrung war...sie haben sich sozusagen ihre Realität nur zurecht gebogen, aber aktiv gehandelt und nicht nur am Boden gekauert und es vollkommen in ihren Gedanken ausgelegt. Ich hoffe, dass verständlich war, worauf ich hinaus wollte.
      Guter Gedanke zu Mercedes. Tatsächlich habe ich lange überlebt, ob ich sie als psychisch gesetzt genug darstellen soll, um sie aus ihrer Halluzination reißen zu können. Letztlich habe ich die Frage für mich offen gelassen, indem ich Cal und O’Mara in das Tal stürzen ließ, in dem sich Mercedes befand. Ob sie sich aus eigener Kraft befreite oder die beiden Jungs sie "nebenbei" in die Realität geholt haben, lasse ich offen. Aber das Gespräch mit ihrem Bruder deutet wohl ersteres an. Warum auch nicht? Mit diesem Teil ihres Lebens hat Mercedes mittlerweile ganz gut abgeschlossen, zumindest größtenteils. Daher schöner Gedanke zur Brünetten. :)

      Zu O’Mara und Cal: Das war einer der Gründe, warum ich beide auseinander gehetzt habe. Um zu zeigen, dass sich das Kapitel nicht nur in den Köpfen der Beteiligten abspielt, sondern alles tatsächlich passiert. Zwar verzerrt und realitätsfern, aber die Personen agieren in der Wirklichkeit. Außerdem wollte ich mal andeuten, wie ein Kampf zwischen zwei meiner Kopfgeldjäger aussehen könnte. Das war Grund Nr. 2.^^

      Vexor schrieb:

      Joa...ich bin ein wenig ratlos, was ich sonst noch schreiben soll und hoffe, dass meine Mitkommentatoren vielleicht noch ein paar zündende Idee mehr hatten.
      Ein verwirrendes, sprachliches wieder feines Kapitel, welches mir dennoch Freude bereitet hat. Warum? Wird sich wohl zeigen, wenn meine Geschichte weiter vorangeschritten ist
      Weiter so!
      Vielen Dank. Das Kapitel war etwas schräg, zugegeben, aber ich denke, dass es sich lohnt. Alles wird sich verdichten und die Auflösung hoffentlich zufriedenstellend sein. Bis zum nächsten Mal. :)
      D. Draig

      D. Draig schrieb:

      Schön wieder ein neues Kapitel von Menschjagd zulesen nach dieser doch längeren Pause deiner seits, und nein es soll keine form von Vorwurf sein .
      Kommen wir zum geschehen rund um Cal & co. wie sie sich durch dieses Unheimlichen Wald schlagen und von Ürgendwem oder Ürgendwas verfolgt werden, wobei muss hier deinen schreibstil einfach nur lben wie du alles so schön und detaliert beschreibs, ich konnte mir das ganze Szenario bildlich vorstellen, also großes lob für dein Erzählstil , aber genug Honig ums maul geschmiert weiter gehts mit diesemn mysteriösen Nebel der Cal und O´mara dazu brachte sich gegenseitig zu bekämpfen aber zum Glück von Mercedes aufgehalten wurde, was mich aber fragen lässt wieso ihre Hallunination zu überwinden, lag es daran diese etwa einen stärkeren Willen als Cal und O´mara oder hat es einen anderen Grund.
      Ich kopiere hier mal ganz frech aus meiner Antwort an Vexor: "Tatsächlich habe ich lange überlebt, ob ich sie als psychisch gesetzt genug darstellen soll, um sie aus ihrer Halluzination reißen zu können. Letztlich habe ich die Frage für mich offen gelassen, indem ich Cal und O’Mara in das Tal stürzen ließ, in dem sich Mercedes befand. Ob sie sich aus eigener Kraft befreite oder die beiden Jungs sie "nebenbei" in die Realität geholt haben, lasse ich offen. Aber das Gespräch mit ihrem Bruder deutet wohl ersteres an. Warum auch nicht? Mit diesem Teil ihres Lebens hat Mercedes mittlerweile ganz gut abgeschlossen, zumindest größtenteils."
      Soviel dazu.^^
      Vielen Dank außerdem für die Komplimente, nach einer ziemlich flauen Zeit als Schreiber bedeutet mir das viel. Zumal es in einem dunklen, kalten, zugigen, unheimlichen Wald auch nur begrenzte Möglichkeiten des Erzählens gibt. Deshalb freut mich das Lob noch mehr. :)

      D. Draig schrieb:

      Der Nebel selber ist doch sehr Interessant und hängt woll mit der Unbekannten weiblichen Person zusammen von den die beiden gesprochen haben. Ich schätze mal das dieser Nebel woll das Produkt einer Teufelsfrucht ist das wohl direkt auf die Psyche seiner Opfer auswirkt und so ihren verstandt vernebelt. Soweit fern man keine Schutzmaske hat oder sehr, sehr lange die Luftanhalten kann, kann man sich nur schwer von dieser Kraft schützen.
      Die genaue Bedeutung des Nebels spare ich mir an dieser Stelle natürlich auf, bestätige aber, dass der Nebel mit der mysteriösen "Sie" zusammenhängt. (Obwohl das nach Cals Aussage eh klar war. Was bin ich doch verschlagen. xD)

      D. Draig schrieb:

      Kommen wir zuletzt zum doch verstörensten teil dieses Kapitels und zwar zum diesen "Baum". Also dieser Baum eigentlich ein Oberschenkelknochen eines Riesen oder anderen vergleichbar großen Kreatur, aber wo ist der Rest vom dem Riesen bzw. Geschöpfes das jetzt ein Bein ärmer ist und gibt es noch andere auf der Insel, wenn nicht wer hat dann das her gebracht und warum? Aber ich bin mir natürlich sicher das erfahren wir alle noch später
      Ja, der Riesenknochen fehlt einem Riesen. Mehr kann ich dazu gerade eigentlich nicht sagen. Oder, doch. Der Riese vermisst seinen Knochen. Bzw. hat ihn bestimmt vermisst. Huehuehue. xD

      D. Draig schrieb:

      Komm wir Jetzt zum Teil mit den Anspielungen zu Lovecraft, ja ich kann es einfach nicht lassen aber ich LIEBE Horror
      1. Berge des Wahnsinns, nur der Titel ist eine Anspielung
      2. Der Hund
      3. The crawling Mist, eine "Maske" von Nyarlathotep aus den Dreamland-Cycle
      4. Die Farbe aus dem All
      Das waren alle die sofort aufgefallen waren, natürlich können da noch mehrere sein die mir gerade nicht einfallen

      Korrekt (offensichtlich), 2. Dank Callaghans TK nicht zu vermeiden^^, 3. Klar, 4. Hauptsächlich. (Wird im neuen Kapitel auch noch mehr Anspielungen geben)
      qoii

      qoii schrieb:

      Auch ich freue mich wieder etwas von Cal, Mercedes und O'Mara zu lesen. Zur hast du die Gruppe Flint mit einem fiesen Cliffhanger verlassen, aber wo bleibt dann sonst die Spannung.
      Eben.^^

      qoii schrieb:

      Inhaltlich bin ich aber etwas ratlos, bzw. Vexor hat meine Gedanken ziemlich gut zusammengefasst. Der eine Teil ist die Wanderung durch den Wald, bei dem wir einige Informationsbröckchen über den Grünen König bzw. DeBráz bekommen. Übrigens wenn man DeBráz googelt sind die ersten drei von insgesamt vier Vorschlagen dein FF. Dieser scheint, wie wir bereits vermuten haben, auf eine besondere Art wahnsinnig oder grausame zu sein. Was sich sicher nicht nur auf ihn, sondern in gewisser weise auch auf seine Anhänger/ Crewmitglieder erstrecken dürft.
      Den Namen habe ich mir tatsächlich selbst ausgedacht. Inspiration war der Name des Antagonisten im Milieudrama "Out of the Furnace". Nur etwas umgewandelt. Also cool, dass man da gleich auf meine FF stößt.^^
      Joa, zu DeBráz gibt es nicht viel zu sagen, außer, dass ein Mann, der Callaghan den Angstschweiß auf die Stirn treibt, einfach eine Hausnummer sein muss. Er ist, was er ist und ich denke, dass euch das gefallen wird. Oder eben missfallen, aber auf eine gute Weise. Ich fiebere auf seinen ersten Auftritt jedenfalls hin. Und seine Gefährten…die könnten vielleicht für Überraschungen sorgen. Wer weiß. ;)

      qoii schrieb:

      Zumindest deute ich >Sie< als eine Mitstreiterin des Grünen Königs, vielleicht seine Graue/Schwarze Königin . Ihre TF scheint mit einem schwarzen Nebel zusammen zu hängen, der die Wahrnehmung der Opfer beeinflusst/vernebelt. Denn alle drei scheinen sich Plötzlich an einem völlig anderen Ort als vorher zu befinden und werden mit wichtigen Leuten ihres Lebens konfrontiert, wobei die Verbindungen emotional eher negativ besetzt sind. Mercedes trifft auch ihren Bruder, der ihr aber letztendlich irgendwie hilft wieder zu klarem Verstand zu kommen. Während O'Mara mit der Stimme Ulysses konfrontiert ist. Cal dagegen scheint sich mit dem Grünen König selbst auseinander zu setzten. Allerdings ist noch überhaupt nicht klar, ob dieser sich auf der Insel befindet oder hier nur das Versteck von entkommenen Anhängern ist. Fest scheint nur zu stehen, dass >Sie< dort ist und von Cal und O'Mara mit dem Grünen König in Verbindung gebracht wird. Weiterhin scheint >Sie< auch gegen die drei Vorgehen zu wollen, da sie ihnen immer wieder Hinweise auf ihre Anwesenheit und den Grünen König zukommen lässt. Zum tieferen Inhalt der jeweiligen Visionen will mit derzeit nichts einfallen. Fest steht nur, dass es Mercedes geschafft hat dieser Falle irgendwie zu entkommen und so Cal und O'Mara stoppen kann bevor sie sich, durch den Nebel beeinflusst, gegenseitig erledigen.
      Wobei man bei O’Mara erwähnen muss, dass Ulysses' Stimme seine "Denkstimme" ist, sprich, die Stimme in seinem Kopf. Seine Gedanken werden durch Ulysses' Stimme quasi vertont. Deshalb meinte O’Mara ja auch beim ersten Treffen mit Krill, dass diese "Stimme" ihm seinen Namen gab. Er wusste, wie er heißt, aber da die Stimme in seinem Kopf nicht seine Stimme ist, konnte er sich nicht mit "O’Mara" identifizieren. Er nahm den Namen so gesehen nur an.
      Ansonsten aber natürlich alles richtig gedacht. :)

      qoii schrieb:

      Davon angegrenzt ist zunächst noch der Handlungsstrang mit dem kleinen Jungen auf der Flucht. War ich zunächst auch am Überlegen, ob es Cal oder später O'Mara ist, wegen der blonden Haare. Würde ich in ihm nun eine eigene Person sehen, die für die weitere Handlung noch wichtig werden wird. Allerdings könnte man durch den letzten Anschnitt von seinen Tod ausgehen, weswegen dieser Schenkelknochen auch von ihm stammen könnte. Zwar gibt es keinen Hinweis darauf, dass der Junge ein Reise ist, aber auch nicht wirklich etwas was dagegen spricht. Du hast bereits angedeutet, dass die Riesen noch wichtig werden könnten und irgendwie müssen sie auch eingeführt werden. Weiterhin scheint so ein Knochen ein Zeichen des Grünen Königs zu sein, vielleicht ist er also auch selber ein Reise oder hat aus irgendwelchen Gründen etwas gegen diese Rasse, den so ein Zeichen ist schon was besonders. Immerhin dürfte es nicht gerade einfach sein an einen solchen Schenkelknochen zu kommen.
      Der Grüne König und sein "Geschenk" an Callaghan…nicht gerade einfach zu erklären, schon wahr.^^
      Das Schicksal und der Hintergrund werden im neuen Kapitel geklärt, daher muss ich hierzu nicht soviel sagen. Und das wärs damit auch. Sonst verplappere ich mich noch. xD

      qoii schrieb:

      Das Kapitel war wieder sehr interessant und wie üblich, wurden mehr Fragen aufgeworfen, als Beantwortet und ich habe mal wieder das Gefühl wieder viel zu viel übersehen zu haben. Aber dass wird sich sicher wieder geben, sobald ich wieder richtig in deiner Geschichte drin bin. Die längeren Pausen haben mich irgendwie etwas raus gebraucht.
      Ich hoffe, dass wird sich wieder legen. Danke für deine Geduld. :)
      Lyca

      Lyca schrieb:

      Hauptteil:
      Tja... was soll ich sagen? Ich bin verwirrt. Dein Talent dürfte genau daraus bestehen. Verwirrung zu stiften wo du schreibst und tippst. Verflucht seist du!
      Muhahahahah!

      Lyca schrieb:

      Ich widme mich daher mal auf gut Glück den Riesen zu. Wir befinden uns auf ner verdammten Winterinsel und am Ende des Kapitel steckt ein schicker Riesenknochen im Boden. Riesen sind laut der Mythologie Wesen, die Naturgewalten kontrollieren können, also auch Schnee und Eis. Keine Ahnung ob da eine Verbindung besteht, sie ist mir nur aufgefallen.
      In diesem Fall eher weniger. Aber einen Versuch war es wert.^^

      Lyca schrieb:

      Weiterhin geht es um eine nebulöse „Sie“, die durch ihre schwarzen Schwaden Halluzinationen auslöst und die drei Musketiere gegeneinander Kämpfen lässt. Die Hallus waren ganz interessant, auch wenn man noch nicht viel mit ihnen anfangen kann. Mercedes trifft auf ihren Bruder und bewahrt die Ruhe (oder so ähnlich). Ich denke, die Aussagen des Bruders spielen hier eine Rolle, warum sie es war, die die Situation als Erste durchgeblickt hat. Ulysses Stimme indes scheint O'Mara schützen zu wollen, ähnlich wie Emile. Cal hingegen stellt sich der Sache alleine. Also psychisch gesehen. Macht die Aussage gerade Sinn?
      Bleibt für mich die Frage, ob das Monster in den Bäumen nun „Sie“ war oder der Grüne König, und welcher Halluzination der Junge erlegen ist, oder ob es überhaupt eine Halluzination war. Jedenfalls liegt die Vermutung nahe, dass „Sie“ eine Art Untergebene des GK ist. Zu dem Jugen will mir nicht wirklich etwas einfallen, außer dass ich mich wundere, dass auf der Insel irgendwelche Jungen rumhüppen, wo die Bevölkerung doch größtenteils ausgelöscht wurde oder in irgendwelchen Höhlen lebt. Ein Gast Harleys? Oder doch nur eine Halluzination?
      Alles sehr nebulös, in der Tat. Höhö.^^
      Manche Aspekte werden im neuen Kapitel geklärt, andere noch nicht. Die mysteriöse »Sie« ist zum Beispiel ein Charakter, auf dessen Einführung ich mich schon ziemlich freue, wie es eigentlich auch beim GK der Fall ist. Was nun was im Kapitel war, kann ich natürlich noch nicht verraten, aber einige Punkte werden wie gesagt schon im neuen Kapitel aufgeklärt.
      Zu O’Mara verweise ich aus Faulheit mal geschwind auf meine Antwort zu qoii.^^
      Interessant finde ich ja deine Beobachtung, dass Callaghan sich allein stellt. Tatsächlich ist er der einzige, der weder flüchtet oder Beistand erhält. Gute Beobachtung. :)

      Lyca schrieb:

      Bis zum nächsten mal bei „X-Factor- Das Unfassbare“!
      Ihr Jonathan Frakes
      Darüber musste ich lachen. :D


    • Kapitel 96 - Jäger und Gejagte

      Dann nehme ich mir die Freiheit und schreibe als Erster etwas zum neuem Kapitel :P

      So erfahren wir die Identitäten der beiden Jäger, die unterschiedlicher nicht sein können :D
      So haben wir zu einen Markus der wohl gerne im Mittelpunkt steht und heroische Geschichten von seinen und Kaspars Abenteuern umfangreich erzählt, ich wette er würde sich mit Lysop, Chopper und Ruffy auf anhieb gut verstehen. Selber scheint er sich auf seine eigene Körperstärke und seine Axt zu verlassen. Interessant finde ich dabei das du im hier und dar als Raubkatzenartig bezeichnest, was zum Kontrast zu Cal da dieser ein "Hund" ist, und wir wissen alle wie sich Hund und Katze verstehen (Inuarashi und Nekomamushi als Beispiel :D), die Tatsache das er Mercedes sofort an gräbt machte ihm nicht beliebter bei Cal.
      Auf der anderen Seite haben wir Kaspar, der, wie du schon im Kapitel erwähnt hast, das Gegenpol zum Markus zu sein scheint. Ruhig, Ernst und Analytisch scheint er als der "vernünftigere" der beiden zu sein, was im aber wohl nicht davon abbringt Markus in den Sawney’s Klamm zu folgen. Wie es scheint hat er eine Teufelskraft und ich kann mir schon denken welche ;) :P .

      Wir sehen also im Flashback von den beiden das sie auf ihrer Heimatinsel einen "Wendigo" jagen, der wohl das Kind eines Freundes, oder zumindest eines bekannten, entführt hat. Und wenn man weiß was ein Wendigo ist kann man sich denken was er mit den Jungen hat :S

      Dann komme ich zum Schluss und sage noch ein paar Gedanken zum Jungen vom Anfang des Kapitels, könnte sich entweder auf das Kind beziehen das Markus und Kaspar retten wollen oder nach der Beschreibung des Jungen könnte sich vielleicht um Markus selber handeln, vielleicht kurz seine Vergangenheit oder er genau wie Cal & Co. auch durch den Nebel in einer Illusion.
    • Kapitel 96 - Jäger und Gejagte

      Joa, da mein eigenes Kapitel auf Grund von ein paar privaten Rückschlägen, wohl doch noch ein wenig auf sich warten lässt, widme ich mich gleich deinem neuen Kapitel. Als erstes fand ich ganz interessant, dass diese Überschrift wohl eine wahre "Redewendung" sein muss, da sie im Fanfictionturnier auch des öfteren ihren Weg in Texte und ihre jeweiligen Überschriften gefunden hat.
      Des Weiteren muss ich sagen, dass ich wohl nicht gedacht hätte, dass ich nach deinem letzten Kapitel immer noch so stark verwirrt sein könnte, obwohl der Inhalt dieses Mal wesentlich leichter nachzuvollziehen war. Reicht das als Einleitung? Ich hoffe es!

      Callaghan, Mercedes und O'Mara treffen auf Hanni und Nanni, Tweedledee und Tweedledumm, Hänschen und Gretchen, Sherlock und Holmes, okay der Witz wird nicht besser...als sie treffen auf Markus und Kasper und damit auf die beiden Jäger, die du uns vor ein paar Kapiteln schon mysteriös angetaseset hast. Aber vorher müssen sie noch ein paar private "Probleme" aus den Weg räumen und an den Anführungszeichen siehst du schon, dass ich meine Probleme hatte, zu rekonstruieren, warum Mercedes jetzt genau so pissed war. Hatte es nur damit zu tun, dass sich die beiden die Köpfe einschlagen oder waren es noch Nebeneffekte des Nebelbaumes?
      Nunja egal, denn zu einer wirklichen Lösung kommen sie eh nicht, da das unheilvolle Duo tief in die Trickkiste greift, um die drei anzugreifen. Ziemlich beeindruckend, was sie da alles auffahren und die Kopfgeldjäger vielleicht noch nicht in Nöte, aber zumindest in die Enge treiben können. Kan man Markus und Kasper durchaus hoch anrechnend. Sind ja keine Pappfiguren, denen sie da den gar ausmachen wollte oder was auch immer sie tun wollten, denn so wirklich erfahren wir nicht, was ihre Intention ist. Wir erfahren lediglich, dass sie Callaghan kennen und/oder suchen. Doch die Frage ist und bleibt warum? Warum hier? Warum jetzt? Oder ist das alles nur ein Zufall, der aus Fortunas Händen persönlich als bizarres Gemälde auf die Tischdecke gezeichnet wurde? Ich weiß es nicht. Wir bekommen auch keine Antwort, sondern erst einmal einen Flashback.

      Einen Flashback zur herrlich abweisenden Insel Monarch Tree. Bevor ich mich da auf ein paar Details stürze, muss ich sagen, dass ich bei Kaspar David & Friedrich - okay ich höre auf damit! - und Markus irgendwie die Alarmglocken höre, was einen möglichen Beitritt an die Kopfgeldjägerbande geht. Ich sehe keine direkten Anzeichen, aber ich nenne es ein Bauchgefühl. Das ist auch anders gelagert, als bei Ondine damals. Die fand ich einfach nur cool, psychedelisch-süß und hätte mich gefreut, wenn sie mitgekommen wäre, aber bei Markus und Kaspar ist der Fall anders gelagert. Ich weiß nicht, ob es an dem Flashback liegt oder an ihrer Einführung, aber irgendwie habe ich da so ein Bauchgefühl.
      Liegt nicht mal daran, dass ich die beiden jetzt besonders sympathisch oder cool finde - bisher sehe ich Potential, aber mehr noch nicht-, aber es ist ein Gefühl. Mal schauen, ob ich mich da einfach auf nem Irrweg befinde oder nicht, aber das wollte ich noch loswerden.

      Wendigo..als alter Supernaturalschauer weiß ich natürlich, was sich hinter diesem besonders ekelhaften Monster versteckt und man muss sich nicht lange fragen, was mit dem Jungen passiert sein könnte. Mal schauen wie das Ganze ausgeht und vor allem welche Relevanz der Flashback hat. Die Parallele zu dem Jungen ist natürlich mehr als deutlich - zu diesem möchte mir die Woche übrigens nichts zündendes einfallen -, aber mal schauen wozu der Flashback, sobald er weitergeführt wird, noch dient. Klingt auf jeden Fall sehr spannend.

      So...hmm...ich bin nicht zufrieden, aber mein Hirn ist irgendwie matsch und ich eh nicht so wirklich bei mir selbst in den letzten Tagen. Ich hoffe, dass es nächste Woche besser wird, denn das Kapitel hat mir eigentlich gut gefallen. Kaspar und Markus machen einen guten ersten Eindruck und ein wenig grimmiges Geschau von Callaghan und Dampf-Cyborg-Action von Mercedes machen sich immer gut! :3

    • Kapitel 96 - Jäger und Gejagte

      Ich hätte nie gedacht, dass sehr viele FFs, die auf einen Kommentar warten, genauso demotivierend sein können, wie nur ein einziges laufendes FF. Wobei man die einem zur Verfügung stehende Zeit natürlich auch mit einbeziehen muss. :(

      Auf den bisherigen inhaltlich Ebene kommen wir nicht weiter. Auch wenn es Cal verspricht, erfahren wir nichts neues über den Grünen König, seine Anhänger oder die Organisation. Dafür lernen wir, die beiden Jäger kennen, welche im Bar-Bahnhof bereits erwähnt wurden. Der eine heißt Markus Wildmann, ein Koloss mit einer Axt, vielen Narben und anscheinend weniger Verstand. Der andere, Kaspar Berthold, dürfte im vielen sein Gegenteil sein und scheint neben seinem Verstand auch einen Bogen sowie eine explosive TK zu verwenden. Markus bezeichnet sie als Brüder, wobei es sich dann wahrscheinlich um eine Schwur-Bruderschaft wie bei Ace, Sabo, Luffy handeln dürfte. Während Markus nach der verlorenen Auseinandersetzung nur die feindlichen Monster und die Schönheit wahrnimmt, erkennt Kaspar sofort um wen es sich bei der finstersten Gestalt handelt. Da er direkt Auskünfte über den Grünen König verlangt, können wir wohl davon ausgehen, dass die beiden Jäger hinter diesem oder seinen Anhängern her und nur zufällig auf die drei getroffen sind.

      Anschließend beginnt ein FB um Ereignisse auf Monarch Tree, welche vor sieben Jahren stattfanden und in die Kaspar und Seppel (danke Vexor für die ganzen Assoziationen ;) ) Markus verwickelt waren. Makus erzählt gerade eine spannende Jagdgeschichte mit eine Bären und dem Tod ihrer/ihres Väters, klingt hier zumindest so als wären es zwei Verschiedene. Dabei wird er von einem alten Mann unterbrochen, der schwer Verletzt in die Bar getaumelt kommt und etwas von einem Wendigo erzählt, welchen Markus und Kaspar aus irgendwelchen Gründen anschließend jagen gehen.

      Um weitere Vermutungen anzustellen, würde zunächst die Frage interessant werden, ob Monarch Tree die Heimatinsel von M & K ist oder ob die schon damals reisende Allesjäger waren. Den ich denke mal, dass der Wendigo irgendwie mit dem Grünen König in Zusammenhang steht. Entweder ist er es selber oder einer seiner Untergebenen mit Teufelskraft, denn du hast uns schon vor langer Zeit versprochen, dass es keine neuen Mächte und Kräfte in deinem FF geben wird. Ähmm genau der Wedigo eine Gestalt die irgendwie zum Grünen König gehört. In diesem Zusammenhang brächte ich auch nochmal die Informationen, wann Cal gegen ihn gekämpft hat, da dies im Verbindung zu den Ereignissen auf Monarch Tree auch nochmal interessant werden könnte. Ach genau und ich denke, dass M & K seit dieser bzw. durch diese Wendigo Geschichte auch auf der Suche nach Antworten über den Grünen König sind und sie deswegen auf diese Insel gekommen sind.
      Irgendwie etwa durcheinander in kurz Wengigo → Grüner König → Grund das M & K auf dieser Insel sind.

      Zu dem Kind kann man immer noch nicht soviel sagen, außer dass es hier so wirkt als könnte es sich bei ihm um Markus handeln, auch wegen dieser beeindruckenden Narben.

      Hmm ich bin am Ende und auch nicht so wirklich zufrieden, aber mehr wird es wohl doch nicht werden. Schreibtechnisch gab es mal wieder nichts auszusetzen und ich freue mich schon darauf zu Erfahren, wie es in dieser düsteren Episode weitergeht. ^.^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Kapitel 96. Jäger und Gejagte

      Unsicher was ich als erschreckender ansehe; die Tatsache, dass du angeblich bei meinem letzten Kommentar gelacht hast (ich nehm's dir nicht so ganz ab xD), die, dass ich mir doch tatsächlich nach dem Kommentar eine Folge von X-Faktor angesehen habe oder die, dass ich das Gefühl habe wieder etwas auf dem Schlauch zu stehen; beginne ich meinen Kommentar mit einem verschachtelten Satz um von meiner Ahnungslosigkeit abzulenken.

      Okay... abgesehen von langen Sätzen kann ich hoffentlich noch mit etwas anderem dienen, oder so ähnlich. Wiedermal als Letzte muss ich mir erneut nicht gegebene Tatsachen einverleiben und versuchen diese in Worte zu fassen.

      Mercedes gefiel mir hier wieder sehr gut, wie sie Cal in seiner Sturheit mit ihren Blicken zu einem kleinen Welpen mutieren lässt. Fand ich ziemlich cool. Beide im Zusammenspiel hatten wir bisher meiner Meinung nach eh zu wenig. Besonders nach dem letzten Arc (abgesehen vom Schlussteil natürlich) liest man das doch gerne. Wie das aber immer so ist, kaum ist der Protagonist soweit seine Geschichte zu erzählen, kommen irgendwelche Idioten daher und zerstören alles. Wär auch zu einfach gewesen.

      Die Störenfriede Markus und Kaspar sind Blutsverwandt wie es scheint. Jedenfalls hast du ein recht starkes Augenmerk darauf gelegt, dass die beiden Blutsverwandt sind, oder sprang das nur mir ins Auge? Warum? Allein die Tatsache, dass Beide unterschiedliche Nachnamen haben lassen gewisse Zweifel aufkommen. Wolltest du dadurch Klarheit verschaffen oder uns auf eine falsche Fährte führen? Ich trau dir gerade überhaupt nicht xD Bruder oder nicht Bruder? Patchwork Family oder Traditionsfamilie? Ist das überhaupt von relevanz? Bestimmt nicht. ^^

      Jedenfalls sind beide Jäger und haben auf Wendigo Island Moloch Tree einen Wendigo gejagt. Die ganze Sache wirkt derzeit noch etwas unzusammenhängend. Kann natürlich sein, dass das Wendigo etwas mit dem GK zu tun hat, warum sonst sollten die zwei Brüder auf der Winterinsel abhängen? Dazu wollen sie noch Infos von dem GK, alles sehr verdächtig. Die Zwei geben ein interessantes Gespann ab.

      Die Frage bzgl des Jungen und wer er ist, kann man verschieden beurteilen. Zum einen könnte es sich um die Vergangenheit handeln, in denen Markus vom Wendigo gejagt wird. Bliebe die Frage warum er noch lebt. Zweite Möglichkeit ist, dass der Junge ein Opfer des Wendigo oder eben von „Sie“ war/ist und dritte Möglichkeit ist die einer Zukunftsvision. Oder eine Halluzination. Sehr schwammig und es gibt sicherlich noch tausende Auslegungsarten die ich nicht alle nennen werde.
      „Tu es für den Jungen“ könnte auch meinen, dass der sterbende Gejagte jemand war, den die zwei kannten. Ein Bruder der gestorben ist oder am Ende eine Bezeichnung für das innere Kind der Beiden? Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten die mir gerade zu abstrakt werden und das vollkommen ohne Anhaltspunkte. Schluss jetzt!
      Ich fänd die Zukunftsvision bzw Gegenwart ansprechender, würde für mich mehr Sinn machen, aber was macht hier schon Sinn, solange man nicht alle Puzzleteile zusammen hat?

      Mit diesen Worten schließe ich meinen Kommentar und freue mich auf das nächste Kapitel, welches hoffentlich für etwas Klarheit sorgt. ^^
    • So Leute, gar nicht mal so pünktlich erscheint das nunmehr 97. Kapitel meiner FF unter dem Titel "Der Kult". Da es diesmal nicht mehr zu sagen gibt, komme ich gleich zu den Kommentaren.^^

      D. Draig

      D. Draig schrieb:

      So erfahren wir die Identitäten der beiden Jäger, die unterschiedlicher nicht sein können
      So haben wir zu einen Markus der wohl gerne im Mittelpunkt steht und heroische Geschichten von seinen und Kaspars Abenteuern umfangreich erzählt, ich wette er würde sich mit Lysop, Chopper und Ruffy auf anhieb gut verstehen. Selber scheint er sich auf seine eigene Körperstärke und seine Axt zu verlassen. Interessant finde ich dabei das du im hier und dar als Raubkatzenartig bezeichnest, was zum Kontrast zu Cal da dieser ein "Hund" ist, und wir wissen alle wie sich Hund und Katze verstehen (Inuarashi und Nekomamushi als Beispiel ), die Tatsache das er Mercedes sofort an gräbt machte ihm nicht beliebter bei Cal.
      Auf der anderen Seite haben wir Kaspar, der, wie du schon im Kapitel erwähnt hast, das Gegenpol zum Markus zu sein scheint. Ruhig, Ernst und Analytisch scheint er als der "vernünftigere" der beiden zu sein, was im aber wohl nicht davon abbringt Markus in den Sawney’s Klamm zu folgen. Wie es scheint hat er eine Teufelskraft und ich kann mir schon denken welche .
      Woher weißt du das nur? ;)
      Also ja, Markus wurde von mir bewusst mit (groß-)katzenhaften Attributen beschrieben, um die Gegensätze beider Männer zu verdeutlichen. Beide sind groß und flößen Respekt ein, sind abseits dessen jedoch vollkommen anders: Callaghan ist düster, schwer und verschlossen, Markus munter, strahlend und offenherzig. Da schien mir das Hund-Katze-Motiv passend, auch wenn ich die Rollen der tierischen Eigenarten vertauscht habe. Richtig erkannt.

      D. Draig schrieb:

      Wir sehen also im Flashback von den beiden das sie auf ihrer Heimatinsel einen "Wendigo" jagen, der wohl das Kind eines Freundes, oder zumindest eines bekannten, entführt hat. Und wenn man weiß was ein Wendigo ist kann man sich denken was er mit den Jungen hat
      Mehr dazu im neuen Kapitel.^^

      D. Draig schrieb:

      Dann komme ich zum Schluss und sage noch ein paar Gedanken zum Jungen vom Anfang des Kapitels, könnte sich entweder auf das Kind beziehen das Markus und Kaspar retten wollen oder nach der Beschreibung des Jungen könnte sich vielleicht um Markus selber handeln, vielleicht kurz seine Vergangenheit oder er genau wie Cal & Co. auch durch den Nebel in einer Illusion.
      Genau, es handelt sich um Markus selbst. Der Nebel hat ihn wie alle anderen in einen entrückten Geisteszustand befördert, in dem sich Fragmente seiner Vergangenheit zu einer grausigen Illusion vereint haben. Markus wurde wieder zum Kind und Eindrücke vom Todestag seines Vaters und den Erlebnissen um den Wendigo haben sich vereint.
      Vexor

      Vexor schrieb:

      Joa, da mein eigenes Kapitel auf Grund von ein paar privaten Rückschlägen, wohl doch noch ein wenig auf sich warten lässt, widme ich mich gleich deinem neuen Kapitel. Als erstes fand ich ganz interessant, dass diese Überschrift wohl eine wahre "Redewendung" sein muss, da sie im Fanfictionturnier auch des öfteren ihren Weg in Texte und ihre jeweiligen Überschriften gefunden hat.
      Des Weiteren muss ich sagen, dass ich wohl nicht gedacht hätte, dass ich nach deinem letzten Kapitel immer noch so stark verwirrt sein könnte, obwohl der Inhalt dieses Mal wesentlich leichter nachzuvollziehen war. Reicht das als Einleitung? Ich hoffe es!
      Vollkommen.^^
      "Jäger und Gejagte" ist eine recht klangvolle Wortgruppe, weshalb sie wohl oft verwendet wird. Ursprünglich sollte sogar den Arc betiteln, allerdings war mir das dann doch zu abgedroschen. Von daher…joa, das war’s auch schon von meiner Seite. xD

      Vexor schrieb:

      Callaghan, Mercedes und O'Mara treffen auf Hanni und Nanni, Tweedledee und Tweedledumm, Hänschen und Gretchen, Sherlock und Holmes, okay der Witz wird nicht besser...als sie treffen auf Markus und Kasper und damit auf die beiden Jäger, die du uns vor ein paar Kapiteln schon mysteriös angetaseset hast. Aber vorher müssen sie noch ein paar private "Probleme" aus den Weg räumen und an den Anführungszeichen siehst du schon, dass ich meine Probleme hatte, zu rekonstruieren, warum Mercedes jetzt genau so pissed war. Hatte es nur damit zu tun, dass sich die beiden die Köpfe einschlagen oder waren es noch Nebeneffekte des Nebelbaumes?
      Nunja egal, denn zu einer wirklichen Lösung kommen sie eh nicht, da das unheilvolle Duo tief in die Trickkiste greift, um die drei anzugreifen. Ziemlich beeindruckend, was sie da alles auffahren und die Kopfgeldjäger vielleicht noch nicht in Nöte, aber zumindest in die Enge treiben können. Kan man Markus und Kasper durchaus hoch anrechnend. Sind ja keine Pappfiguren, denen sie da den gar ausmachen wollte oder was auch immer sie tun wollten, denn so wirklich erfahren wir nicht, was ihre Intention ist. Wir erfahren lediglich, dass sie Callaghan kennen und/oder suchen. Doch die Frage ist und bleibt warum? Warum hier? Warum jetzt? Oder ist das alles nur ein Zufall, der aus Fortunas Händen persönlich als bizarres Gemälde auf die Tischdecke gezeichnet wurde? Ich weiß es nicht. Wir bekommen auch keine Antwort, sondern erst einmal einen Flashback.
      Mercedes ist "pissed", weil sie Angst vor etwas hat, dass sie nicht kennt, während Callaghan ihr auch nichts erklärt. Mercedes malt sich die schlimmsten Dinge aus und obwohl Callaghan sie aufklären könnte, sträubt er sich. Für Mercedes fühlt es sich an, als würde er sie in ein offenes Messer laufen lassen. Anhand des Knochens sieht sie, mit welcher Gefahr sie es zu tun haben könnten. Trotzdem schweigt Callaghan - und das kotzt sie an. Nachvollziehbar, denke ich. Aber keine Sorge, diese Szene wird im neuen Kapitel bereits "aufgelöst" bzw. Mercedes Beweggründe etwas ausgeführt. Letztlich ist dieser Konflikt die Konsequenz der "Großen Regel" Callaghans. Aber, wie gesagt, das neue Kapitel gibt Aufschluss. :)

      Vexor schrieb:

      Einen Flashback zur herrlich abweisenden Insel Monarch Tree. Bevor ich mich da auf ein paar Details stürze, muss ich sagen, dass ich bei Kaspar David & Friedrich - okay ich höre auf damit! - und Markus irgendwie die Alarmglocken höre, was einen möglichen Beitritt an die Kopfgeldjägerbande geht. Ich sehe keine direkten Anzeichen, aber ich nenne es ein Bauchgefühl. Das ist auch anders gelagert, als bei Ondine damals. Die fand ich einfach nur cool, psychedelisch-süß und hätte mich gefreut, wenn sie mitgekommen wäre, aber bei Markus und Kaspar ist der Fall anders gelagert. Ich weiß nicht, ob es an dem Flashback liegt oder an ihrer Einführung, aber irgendwie habe ich da so ein Bauchgefühl.
      Liegt nicht mal daran, dass ich die beiden jetzt besonders sympathisch oder cool finde - bisher sehe ich Potential, aber mehr noch nicht-, aber es ist ein Gefühl. Mal schauen, ob ich mich da einfach auf nem Irrweg befinde oder nicht, aber das wollte ich noch loswerden.
      Das Schicksal der Jäger lasse ich mal noch in den Sternen stehen. Vielleicht ja, vielleicht nein.^^

      Vexor schrieb:

      Wendigo..als alter Supernaturalschauer weiß ich natürlich, was sich hinter diesem besonders ekelhaften Monster versteckt und man muss sich nicht lange fragen, was mit dem Jungen passiert sein könnte. Mal schauen wie das Ganze ausgeht und vor allem welche Relevanz der Flashback hat. Die Parallele zu dem Jungen ist natürlich mehr als deutlich - zu diesem möchte mir die Woche übrigens nichts zündendes einfallen -, aber mal schauen wozu der Flashback, sobald er weitergeführt wird, noch dient. Klingt auf jeden Fall sehr spannend.
      Der Flashback ist wichtig, zumindest unterschwellig betrachtet. Aber wenn es jemand herauskriegt, dann ein alter Charakterstudienliebhaber wie du.^^

      Vexor schrieb:

      So...hmm...ich bin nicht zufrieden, aber mein Hirn ist irgendwie matsch und ich eh nicht so wirklich bei mir selbst in den letzten Tagen. Ich hoffe, dass es nächste Woche besser wird, denn das Kapitel hat mir eigentlich gut gefallen. Kaspar und Markus machen einen guten ersten Eindruck und ein wenig grimmiges Geschau von Callaghan und Dampf-Cyborg-Action von Mercedes machen sich immer gut! :3
      Das denke ich mir auch immer, wenn ich nicht weiter weiß. Callaghan Präsenz ist einfach eine Fundgrube kapitelfüllender Zeilen und bietet besonders im Zusammenspiel mit Mercedes genug Stoff für drei FFs. xD
      qoii

      qoii schrieb:

      Ich hätte nie gedacht, dass sehr viele FFs, die auf einen Kommentar warten, genauso demotivierend sein können, wie nur ein einziges laufendes FF. Wobei man die einem zur Verfügung stehende Zeit natürlich auch mit einbeziehen muss.
      Ja, der momentane Zustrom neuer Autoren dürfte dir wirklich einen angenehmen Stresspegel ins Gebälk jagen. Ich drücke dir die Daumen.^^

      qoii schrieb:

      Auf den bisherigen inhaltlich Ebene kommen wir nicht weiter. Auch wenn es Cal verspricht, erfahren wir nichts neues über den Grünen König, seine Anhänger oder die Organisation. Dafür lernen wir, die beiden Jäger kennen, welche im Bar-Bahnhof bereits erwähnt wurden. Der eine heißt Markus Wildmann, ein Koloss mit einer Axt, vielen Narben und anscheinend weniger Verstand. Der andere, Kaspar Berthold, dürfte im vielen sein Gegenteil sein und scheint neben seinem Verstand auch einen Bogen sowie eine explosive TK zu verwenden. Markus bezeichnet sie als Brüder, wobei es sich dann wahrscheinlich um eine Schwur-Bruderschaft wie bei Ace, Sabo, Luffy handeln dürfte. Während Markus nach der verlorenen Auseinandersetzung nur die feindlichen Monster und die Schönheit wahrnimmt, erkennt Kaspar sofort um wen es sich bei der finstersten Gestalt handelt. Da er direkt Auskünfte über den Grünen König verlangt, können wir wohl davon ausgehen, dass die beiden Jäger hinter diesem oder seinen Anhängern her und nur zufällig auf die drei getroffen sind.
      Ich verspreche, im neuen Kapitel geht es endlich auch inhaltlich weiter. :)
      Auch die Motivation der Jäger wird dann ergründet und ganz allgemein werdet ihr nichtmehr so ratlos dastehen. Ob euch diese Ausrichtung gefällt, wird sich dann zeigen. Ich bin etwas nervös.^^

      qoii schrieb:

      Anschließend beginnt ein FB um Ereignisse auf Monarch Tree, welche vor sieben Jahren stattfanden und in die Kaspar und Seppel (danke Vexor für die ganzen Assoziationen ) Markus verwickelt waren. Makus erzählt gerade eine spannende Jagdgeschichte mit eine Bären und dem Tod ihrer/ihres Väters, klingt hier zumindest so als wären es zwei Verschiedene. Dabei wird er von einem alten Mann unterbrochen, der schwer Verletzt in die Bar getaumelt kommt und etwas von einem Wendigo erzählt, welchen Markus und Kaspar aus irgendwelchen Gründen anschließend jagen gehen.
      Naja, nicht aus irgendwelchen Gründen, sondern um den verschwundenen Jungen zu finden respektive zu retten. Ist doch ein ganz guter Grund, denke ich. xD

      qoii schrieb:

      Um weitere Vermutungen anzustellen, würde zunächst die Frage interessant werden, ob Monarch Tree die Heimatinsel von M & K ist oder ob die schon damals reisende Allesjäger waren. Den ich denke mal, dass der Wendigo irgendwie mit dem Grünen König in Zusammenhang steht. Entweder ist er es selber oder einer seiner Untergebenen mit Teufelskraft, denn du hast uns schon vor langer Zeit versprochen, dass es keine neuen Mächte und Kräfte in deinem FF geben wird. Ähmm genau der Wedigo eine Gestalt die irgendwie zum Grünen König gehört. In diesem Zusammenhang brächte ich auch nochmal die Informationen, wann Cal gegen ihn gekämpft hat, da dies im Verbindung zu den Ereignissen auf Monarch Tree auch nochmal interessant werden könnte. Ach genau und ich denke, dass M & K seit dieser bzw. durch diese Wendigo Geschichte auch auf der Suche nach Antworten über den Grünen König sind und sie deswegen auf diese Insel gekommen sind.
      Irgendwie etwa durcheinander in kurz Wengigo → Grüner König → Grund das M & K auf dieser Insel sind.
      Deine Theorie kannst du im neuen Kapitel überprüfen. Tatsächlich ist Monarch Tree die Geburtsinsel der beiden, aber ob sie ihr ganzes Leben auf ihr verbracht haben, ist nicht bekannt. Man muss ja nicht alles wissen, oder? :P

      qoii schrieb:

      Zu dem Kind kann man immer noch nicht soviel sagen, außer dass es hier so wirkt als könnte es sich bei ihm um Markus handeln, auch wegen dieser beeindruckenden Narben.
      Genau, es handelt sich um Markus, den die psychedelischen Nebel zum Kind gemacht haben. Jeder hat halt mit seinen eigenen Dämonen im Wald zu kämpfen gehabt.^^

      qoii schrieb:

      Hmm ich bin am Ende und auch nicht so wirklich zufrieden, aber mehr wird es wohl doch nicht werden. Schreibtechnisch gab es mal wieder nichts auszusetzen und ich freue mich schon darauf zu Erfahren, wie es in dieser düsteren Episode weitergeht.
      Vielen Dank. Ich hoffe, ich bringe dieses Abschnitt ansprechend zum Abschluss. :)
      Lyca

      Lyca schrieb:

      Unsicher was ich als erschreckender ansehe; die Tatsache, dass du angeblich bei meinem letzten Kommentar gelacht hast (ich nehm's dir nicht so ganz ab xD), die, dass ich mir doch tatsächlich nach dem Kommentar eine Folge von X-Faktor angesehen habe oder die, dass ich das Gefühl habe wieder etwas auf dem Schlauch zu stehen; beginne ich meinen Kommentar mit einem verschachtelten Satz um von meiner Ahnungslosigkeit abzulenken.
      Gut, ich habe nicht gelacht - aber geschmunzelt, was auch nicht so oft passiert. ;)

      Lyca schrieb:

      Mercedes gefiel mir hier wieder sehr gut, wie sie Cal in seiner Sturheit mit ihren Blicken zu einem kleinen Welpen mutieren lässt. Fand ich ziemlich cool. Beide im Zusammenspiel hatten wir bisher meiner Meinung nach eh zu wenig. Besonders nach dem letzten Arc (abgesehen vom Schlussteil natürlich) liest man das doch gerne. Wie das aber immer so ist, kaum ist der Protagonist soweit seine Geschichte zu erzählen, kommen irgendwelche Idioten daher und zerstören alles. Wär auch zu einfach gewesen.
      Die Beziehung der beiden wird in diesem Arc schon näher beleuchtet, allerdings ist sie zu komplex, um sie in einem Rutsch zu entwirren. Für den Moment ist zu sagen, dass beide das beste und auch schlechteste im jeweils anderen wecken können und sich, so sehr sie sich auch lieben, manchmal einfach hassen. Aber, wie gesagt, es wird an dieser Front noch deutlich mehr geben - das neue Kapitel leistet da bereits gute Arbeit.^^

      Lyca schrieb:

      Die Störenfriede Markus und Kaspar sind Blutsverwandt wie es scheint. Jedenfalls hast du ein recht starkes Augenmerk darauf gelegt, dass die beiden Blutsverwandt sind, oder sprang das nur mir ins Auge? Warum? Allein die Tatsache, dass Beide unterschiedliche Nachnamen haben lassen gewisse Zweifel aufkommen. Wolltest du dadurch Klarheit verschaffen oder uns auf eine falsche Fährte führen? Ich trau dir gerade überhaupt nicht xD Bruder oder nicht Bruder? Patchwork Family oder Traditionsfamilie? Ist das überhaupt von relevanz? Bestimmt nicht. ^^
      Sie sind Blutsbrüder, wie Winnetou und Old Shatterhand. Brüder im Geiste, aber nicht biologisch verwandt. Wie Sabo, Ruffy und Ace, nur haben sie ihren Pakt nicht mit Sake, sondern mit Blut besiegelt.^^

      Lyca schrieb:

      Jedenfalls sind beide Jäger und haben auf Wendigo Island Moloch Tree einen Wendigo gejagt. Die ganze Sache wirkt derzeit noch etwas unzusammenhängend. Kann natürlich sein, dass das Wendigo etwas mit dem GK zu tun hat, warum sonst sollten die zwei Brüder auf der Winterinsel abhängen? Dazu wollen sie noch Infos von dem GK, alles sehr verdächtig. Die Zwei geben ein interessantes Gespann ab.
      Der Zusammenhang wird im neuen Kapitel etwas gezogen, im Laufe des Arcs aber auch noch klar benannt. Gänzlich unsinnig ist der Flashback nicht, auch wenn es bisher den Anschein haben könnte. Alles wird einen Sinn ergeben, jedenfalls im Rahmen dessen, was beim bisherigen Verlauf des Waldspaziergangs als sinnig zu bezeichnen ist. ;)

      Lyca schrieb:

      Die Frage bzgl des Jungen und wer er ist, kann man verschieden beurteilen. Zum einen könnte es sich um die Vergangenheit handeln, in denen Markus vom Wendigo gejagt wird. Bliebe die Frage warum er noch lebt. Zweite Möglichkeit ist, dass der Junge ein Opfer des Wendigo oder eben von „Sie“ war/ist und dritte Möglichkeit ist die einer Zukunftsvision. Oder eine Halluzination. Sehr schwammig und es gibt sicherlich noch tausende Auslegungsarten die ich nicht alle nennen werde.
      „Tu es für den Jungen“ könnte auch meinen, dass der sterbende Gejagte jemand war, den die zwei kannten. Ein Bruder der gestorben ist oder am Ende eine Bezeichnung für das innere Kind der Beiden? Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten die mir gerade zu abstrakt werden und das vollkommen ohne Anhaltspunkte. Schluss jetzt!
      Ich fänd die Zukunftsvision bzw Gegenwart ansprechender, würde für mich mehr Sinn machen, aber was macht hier schon Sinn, solange man nicht alle Puzzleteile zusammen hat?
      Also der Junge im Wald ist Markus, den die psychedelischen Nebel in seine Kindheit mit Alptraumepisoden geworfen haben. "Tu es für den Jungen" meint den Jungen, der vom Wendigo vermeintlich entführt wurde und welchen die Jäger daraufhin suchen. Diesmal gab es hier nicht soviel zu entschlüsseln, was vielleicht der bisher krasseste Trick meinerseits war. Muhahaha. xD

      Lyca schrieb:

      Mit diesen Worten schließe ich meinen Kommentar und freue mich auf das nächste Kapitel, welches hoffentlich für etwas Klarheit sorgt. ^^
      Ich denke bzw. hoffe schon. Zumindest gibt es einige Infos, die die Richtung andeuten werden, in welche sich die Story bewegt. :)


      PS.: Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir ein kleines Feedback zu den Szenen im Flashback geben könntet. Ich bin in Sachen Horror-Literatur zwar fleißiger Leser, als Schreiber aber noch ziemlich grün hinter den Ohren. Daher kämen mir eure (kritischen) Eindrücke zu Spannung, Atmosphäre etc. sehr gelegen. Danke. :)


    • Ich bin leider lange nicht auf aktuellem Stand, aber da du bezüglich des Flashbacks explizit um Rückmeldung bezüglich der Umsetzung des Horrorgenres gefragt hast, werde ich deiner Bitte mal nachkommen. Erwarte also nichts zum Inhalt, denn den kann ich eben nicht tiefergehend einordnen.

      Dafür will ich zuvörderst (was für ein behindertes Wort, hab ich mir von nem Aufgabenvorschlag im Abi abgeschaut) etwas zur Sprache sagen.
      Auch nach 97 Kapiteln hat sich dein Schreibstil wenig geändert. Vokabular und Ausdruck sind unglaublich, die Syntax in so gut wie jedem Satz komplex. Rechtschreibtechnisch bewegst du dich außerdem auf einem hohen Niveau, auch wenn ich tatsächlich mehr kleine Fehler gefunden habe, als ich dachte. Stören tuts aber nur an wenigen Stellen:
      und sein Blutsbruder zu weisen wurden,

      »Angst?«, grinste Markus sein Raubkatzengesicht.
      Du weißt sicher, worauf ich hinaus will. Musste beim Lesen kurz darüber nachdenken und das kann einer Atmosphäre ziemlich schnell einen (wenn auch geringen) Abbruch tun. Weil es aber müßig ist, solches Handwerkszeug hier wie eine Liste aufzuführen, soll es das an dieser Stelle gewesen sein und ich gehe mal zu Wichtigerem über.

      Insgesamt machst du hier atmosphärisch einen guten Job. Die Interpretation von Horror, die man zu lesen bekommt, wird vor allem von Ekel und Qual geprägt. Durch die ausschweifenden Beschreibungen der Szenerie ist es auch einwandfrei möglich, sich in die Höhle hineinzudenken und dieses Gruselkabinett mitzuerleben. Was dir aber meiner Meinung nach nur stellenweise wirklich gelingt, ist das Aufrechterhalten eines konstanten Pegels an Spannung. Durch die ausufernden Beschreibungsarien, um dich selbst zu zitieren, und die teils nicht enden wollenden Sätze, leidet die Spannung für meine Begriffe ziemlich. Versteh es nicht falsch, wo es spannend werden soll, ist es spannend, bestes Beispiel dafür ist das Buch, aus dem Markus widerwillig liest. Doch zwischendurch sinkt der Spannungsgrad unbestreitbar. Ich würde das primär auf deinen Schreibstil, zu dem alles gesagt ist, zurückführen. Es ist nun einmal Fakt, das Spannung sehr oft eine Momentaufnahme ist und dieser steht für mein Empfinden der Schreibstil manchmal im Weg, weil er eben nicht auf Momente, sondern Situationen zugeschnitten ist. Sicherlich ist der Horror ein überaus schweres Ziel, das du dir zur Zielsetzung gemacht hast, doch sind deine erzählerischen Stärken in der Anwendung auf andere Ziele markanter. Deshalb ist der Flashback auch keineswegs misslungen, was nur fehlte war - jetzt zum 100sten Mal - über einige Absätze hin die Komponente der Spannung.
      Exemplarisch will ich da noch mal den Einschub des Erzählers zur Insel Monarch Tree aufführen. Was ich einsehe, ist, dass es richtig war, das Leben auf dieser zu charakterisieren. Allerdings mindert so ein abrupter Themenwechsel doch enorm das Feeling. Es ist aber noch lange kein Beinbruch, du schiebst das ja an einer noch relativ unverfänglichen Stelle ein.
      Weil ich gerade der Meinung bin, die Kritik weiter oben irgendwie zu harsch formuliert zu haben, will ich noch ein paar Worte über das Setting verlieren. Es ist nämlich schlicht brilliant. Und das ist es auch, was ich mit den erzählerischen Stärken meinte. Die Höhle des Wendigo ist leibhaftig ein Ort zum Fürchten. Da kommt dir bei der Inszenierung sicher auch eine gewisse Erfahrung in dem Genre zu Gute, die ich bei mir nicht attestieren kann. Von der Idee her, vom Setting, hätte ich mir da kein vergleichbar beeindruckend schauriges Beispiel einfallen lassen können, dafür meinen allergrößten Respekt.
    • Kapitel 97 - Der Kult

      Ich was soll ich noch sagen außer das einfach gut ins Szene gesetzt wurde und die detaillierte Beschreibung der "Küche" war einfach nur ausgezeichnet, natürlich muss ich s4pk zustimmen das hier und da mal die Spannung flöten gegangen ist, aber nichts desto trotz toll umgesetzt hast, man konnte es sich ziemlich bildlich vorstellen, wobei mich die Szene mit der "Küche" im Gebirge irgendwie am die Geschichte "Die Ratten im Gemäuer erinnert" :D , aber auch musste ich an eine Szene aus "Wrong Turn 2" denken.

      Kommen wir zum Star des Kapitels (jedenfalls für mich) Mercedes die gezeigt hat das sie das kindische und feige verhalten von Cal nicht mehr toleriert und einfach nur wissen will was passiert ist. Ihre Darstellung wie sie sich nicht von Cal einschüchtern lässt hat mir übrigens sehr gefallen.

      Was ich interessant fand das Kaspar und Markus nach antworten suchen und mehr über den "Grünen König" erfahren wollen, wobei jede andere Person nach so einen Horror lieber nichts mehr davon wissen würde. Das stellt ziemlich das Gegenteil dar was Cal, O´mara und Krill machen, und zwar die ganze Sache zu verdrängen (Ok Krill jetzt nicht so sehr). Wobei die Suche von K & M nach Cal erinnert mich an einen bestimmten Rotschopf mit der Tendenz Schiffe abzufackeln hat.

      Aber das Highlight des Kapitels waren die neuen Informationen die wir erfahren über DeBráz und seinen Kult (ich würde gerne wissen wie dieser Kult heißt). So scheint diese "Religion ziemlich alt zu sein und wie es scheint ziemlich krank, pervers und Gott weiß was noch. So wie es verstanden habe scheint der "Grüne König" eine Art Messias oder Gottheit darstellen, oder vielleicht eine Art Titel für den, nah ja sagen wir mal, Hohen Priester dieses Kultes zu sein. Aber natürlich könnte es einfach falsch verstanden haben und/oder mehr hinein interpretiert als da eigentlich ist.
      DeBráz Beiname Hungerdämon könnte entweder drauf schließen das er entweder auch ein Kannibale ist wie der Wendigo oder hat eine Teufelsfrucht die mit den Konzept Hunger zutun hat oder beides.
      Als Beispiel die Fähigkeit von den Apokalyptischen Reiter "Famine" aus Spernatural (aus dem englischen Wiki rauskopiert):
      Spoiler anzeigen
      Influencing Hunger/Gluttony Augmentation - Famine can make everyone for several miles become consumed by their greatest desires, such as money, love, and food, causing them to seek whatever it is they crave most until it results in their destruction. Once infected by hunger, removing the person from Famine's presence will not have any affect, as the hunger will just follow them; the only cure is to defeat Famine. The range of this power increases the more powerful he becomes, and the closer to him the person is, the more quickly it affects them. However if a person does not hunger for anything, then they are immune to his power.

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    • Kapitel 97 Der Kult

      Horror ist ja nicht ganz so meins muss ich schreiben, habe bisher aber auch noch nie einen Horrorroman gelesen und mir solche Filme nur angeschaut, wenn meine Beste mich dazu überredet hat. Nicht, dass mir die Spannung vollkommen abhanden kommen würde, aber für mich gibt’s einfach Handlungen die ich besser finde.

      Mag auch daran liegen, dass ich solches mittlerweile auch eher mit Humor betrachte. Die herumliegenden Gedärme und Patschehänden sind dermaßen typisch für den Horror, dass ich es amüsant finde. ^^ Gut, ich hatte selbst auch schon Herzen und ein Gehirn in der Hand. Wenn man das aus der Perspektive betrachtet sind es eben nur Hände, bei denen ich mir vorstelle, wie sie anfangen sich zu bewegen, über den Boden laufen und versuchen Menschen zu ermorden und ggf mit einer Choreographie tanzend über den Boden springen. Würde ich sowas in Wirklichkeit sehen (mal abgesehen von dem tanzen) würde ich natürlich sterben vor Angst und kreischend davon laufen und mich eventuell beim Film hier und da erschrecken, aber beim Lesen kommt eher so der „Aha“ Effekt. XD Derzeit habe ich beim Lesen bzgl meiner Vorstellungskraft sowieso eher einen kleinen Filter drauf, so recht erschrecken oder anekeln wollte deine Schreiberei mich daher nicht. ^^

      Betrachte ich das ganze etwas... professioneller (xD) sind die Ideen sehr gut, wenn auch ich s4pk zustimme, dass dein Schreibstil dir da etwas im Wege steht und die Spannung ein wenig abhanden kommt. Vielleicht war es für mich auch ein wenig too much, aber wie geäußert ist das Genre nicht meine Welt. Ab und zu schon, aber eben nicht so~ häufig.

      Genug vom Horror, kommen wir zum Inhaltlichen.
      Der alte Greis - Senioren sind eben gruselig, machen wir uns nichts vor - hatte ein Buch, welches möglicherweise noch sehr wichtig werden wird. Der beschriebene Ritus Menschen zu schlachten und ihnen die Augen zu nehmen, damit ebenjener Spruch, den Markus gelesen hat, sich bewahrheitet. Indem diese das Fleisch und Blut kosten werden sie, laut Buch, göttlich. Es ist also möglich, dass der GK eine Art Gott in diesem Shub-al'Coza ist, da er dieses Blut gekostet hat, bzw „Seiner Hure die ihm das Kind austrägt“, womit der GK als Sohn eine Art Messias darstellen könnte. Jedenfalls innerhalb der Religion. „Sie“, der Wendigo und der GK gehör(t)en diesem Kult jedenfalls an, bleibt die Frage wer welche Rolle übernimmt und was genau in der Höhle freigesetzt wurde. Da der Grüne König auch als „Hungerdämon“ bekannt ist, wird auch er die Riten des Wendigo angewandt haben, jedenfalls liegt die Vermutung nahe. Wobei mir die Theorie des "Hungers" aus SPN auch sehr zusagt.
      Hinzu kommen die Symbole die sie hinterlassen. Díe Front bringt Spannung und Rätselraten. Bisher war da alles sehr gut aufgebaut. Ich freue mich auf mehr. :)

      Den Kult gab es noch vor der verschwundenen Geschichte, die Idee finde ich spannend und ist etwas ganz anderes, da die meisten sich auf die 200 Jahre konzentrieren, während zu einfach mal so weiter zurück gehst. ^^

      Mercedes war wieder sehr stark und hat es geschafft Cal aus der Reserve zu locken. Nicht ohne ihn zu verletzten, aber Dinge aussprechen kann helfen, wenn ich auch etwas skeptisch bin, dass diese Wunden auch nur annähernd heilen können. Ich kann Mercedes Angst jedenfalls nachempfinden und auch ihre Wut, wenn man einfach so in etwas hineingeworfen wird und keine Ahnung hat was Sache ist... Cal will sie schützen, aber eigentlich tut er genau das Gegenteil, wenn er alles verschweigt.
      Die Interaktion und die neuen Informationen waren meine Highlights des Kapitels.

      Tolles Kapitel, auch wenn ich kein Fan vom Horror bin hatte es viel zu bieten. Mir würde zu dem Kult wohl noch etwas mehr einfallen, aber ich muss gleich auf die Arbeit und möchte den Kommentar ungern weiter nach hinten schieben. Man liest sich. ^^
    • Kapitel 97 Der Kult

      Ja, der momentane Zustrom neuer Autoren dürfte dir wirklich einen angenehmen Stresspegel ins Gebälk jagen. Ich drücke dir die Daumen.^^
      Danke, bis jetzt klappt es auch mehr oder weniger, wobei es Teils auch daran liegt, dass die FFs noch am Anfang stehen und so noch nicht so viel zum Auseinanderhalten gibt. Wobei ich mich schon zwei mal mit den Namen vertan habe. Einmal wurde aus einem Coral ein Cal und das andere mal habe ich aus Uesugi doch glatt Makoto gemacht XD. Ich hoffe mal, dass ich es in Zukunft auch immer noch schaffe die einzelnen Storys und Personen der FFs auseinanderzuhalten. Sonst ist das erschreckendste eigentlich wie wenig Lust ich manchmal habe ein Kapitel zu kommentieren, wenn ich weiß dass noch drei weitere anstehen. Bisher habe ich mich doch immer etwas darüber geklagt, dass es nur so wenige FFs gibt. Wie immer ist der Mensch nie mit den aktuellen Gegebenheiten zufrieden. :pinch:

      Mit Horror Literatur kenne ich mich auch eher weniger aus, kann aber im allgemeinen den Anderen hier nur zustimmen. Du schaffst es ziemlich gut hier eine Atmosphäre aufzubauen, welche aber Teils unter den ausführlichen Beschreibungen leidet, wobei weniger sicher das Bild der Höhle nicht so gut gezeichnet hätte. Während der ganzen Zeit konnte ich mich einer fast schon amüsanten Frage aber nicht erwehren: Wie viele mehr oder minder frische Leichen hat der Wendigo da in seiner Höhle? Nach den ganzen Erwähnungen von Leichen und Leichenteilen, innerhalb und außerhalb der Höhle, müsste der in den letzten paar Monaten doch mindesten die eine oder andere Kleinstadt ausgerottet haben und erst jetzt macht sich jemand auf den Weg mal nachzusehen was los ist. Ganz abgesehen davon, wie lange der Wendigo schon auf der Insel lebt. Wenn er schon immer dort war, müsste bei seinem anschneidenden Fleischverbrauch doch mittlerweile die, durch eine Winterinsel doch recht kleine, Bevölkerung längst ausgerottet sein. Ich gehe da wahrscheinlich wieder zu logisch ran, aber wenn man großzügig ist, würde ich bei einem 100% Kannibalen von mindestens einem Mensch pro Woche ausgehen. Weiterhin bleibt die Frage wie lange eine Leiche frisch uns essbar bleibt, wobei die Tiefkühlung durch die Winterinsel hier sicher einen Teil beiträgt und... . Vergessen wird das besser, es wirft sicher kein gutes Licht auf mich wenn ich mir über so etwas so viele und ausführliche Gedanken mache. :whistling:
      Also halten wir fest, der Horror ist ziemlich gut dargestellt, wobei ich an der einen oder anderen Logiklücke nicht vorbeikomme. :D

      Interessanter finde ich da schon die Religion, Kult oder wie auch immer man dies Bezeichnen möchte. Die Textzitate, welch Markus aus dem Buch vorliest, haben mich ziemlich an den christlichen Glauben erinnert. Zwar wurden einige Worte ausgetauscht und teils durch extremere ersetzt, aber sonst kommt es mir zumindest ziemlich bekannt vor. Besonders wenn man mal die gesamte Symbolik um die Wandlung betrachtet, wobei ich hier vor allem vom r.k. Ausgehe. Agnus Dei, Das Lamm Gottes, Jesus Christus, Leib und Blut Christi, da gibt es dann schon einige Ähnlichkeiten zwischen deinen Textstücken und dem eigentlichen Inhalt einer Wandlung. Wobei sich die meisten Christen sicher keine Gedanken um die eigentliche bzw. wörtliche Bedeutung des ganzen machen. Also behaupten wir einfach mal dieser Kult ist christlich angehaucht oder sollte man sagen sie haben gemeinsame Ursprungselemente, denn das Christentum enthält bei genauerer Betrachtung viele Elemente aus alten Religionen. Dabei finde ich es besonders lustig, das die Bezeichnung des Papstes als "Pontifex Maximus" ursprünglich der Titel des Obersten Priesters der Römer war, Cäser trug unter anderem diesen Titel und.... Zurück zum Thema, hier soll es nicht um die Ursprünge von Symbolen und was sonst noch im christlichen Glauben gehen.XD

      Also der Grüne König gehört ganz sicher zu dieser Religion und könnte dort durchaus so was wie ein Anführer gewesen sein. Der Wendigo ist für mich vorerst nur ein einfacher Anhänger, der aus den Textzeilen interpretiert hat, dass er Menschen essen muss, den explizit erwähnt wird dies nicht, am kann es aber so interpretieren. Trotzdem würde ich es der Religionen durchaus zutrauen dies immer zu Praktizieren. Der K & M trafen sechs Jahre nach dem Sturz des Grünen Königs auf den Wendigo, so dass nicht klar ist ob dieser zum inneren Zirkel um den GK gehörte und fliehen konnte oder schon länger auf dieser Insel lebte. Die erwähnten Spielzeuge lassen aber darauf schließen, dass er schon viel länger, zumindest Zeitweise, dort gelebt hat oder einer seiner Vorgänger.

      Aber auch die aktuelle Insel, mit der ungünstigen Abkürzung, scheint tiefer drin zu Stecken als gedacht oder besser gesagt eine gewisse Person. Denn er Name Shub-al’Coza fiel schon einmal als Dr Waldmanstraut in den Apokryphen gelesen hat. Zum Glück gibt es die Suche, sobald einem ein gewisser Name irgendwie bekannt vorkommt. Nun bleibt die Frage ist es ihr Buch oder gehört es eigentlich Harley. Aber da die Insel ganz gewiss etwas mit dem Grünen König zu tun hat, würde ich eher auf Harley Tippen, da es seine Basis ist. Aber... Moment... wer sagt eigentlich das Dr. Waldmaustraut nicht selbst ein Mitglied dieses Kultes ist und vielleicht sogar für diesen Nebel verantwortlich war... immerhin gäbe es so einen Zusammenhang zwischen ihrer Tätigkeit und einer TF... .
      Wie immer Möglichkeiten über Möglichkeiten und gefühlt habe ich noch nicht mal ein viertel der vielen teils losen Gedankenstränge und Ideen um die Religion, ihre Bedeutungen und Verbindungen aufgeschrieben. Aber da höre ich jetzt besser mal auf, ist schon kompliziert genug die paar Schlaglichter vernünftig in Worte zufassen.

      Hungerdämon kann zum einen auf eine TF hindeuten, welche etwas mit Hunger bzw. den Hunger wecken zu tun haben könnte, wobei dazu nicht unbedingt nur der Hunger im Sinne von Essen gemeint sein muss. (siehe Fames in Dillans FF). Da wir aber schon einen kurzen Blick auf Columban DeBráz werfen durften, würde ich eher von einem Dämon ausgehen, der immer Hunger hat. Ob jetzt auf Menschenfleisch oder auch auf andere Dinge wie Lust und was weiß ich bleibt abzuwarten. Jetzt kommt mir auch wieder das orgiastische Fest von Harley in den Sinn, welches Teilweise auch zu einem solchen Kult/Religion passen könnte und die Apokryphen befanden sich in seinem Schloss... .
      Zu viele mögliche Verbindungen/ Überschneidungen/ eventuelle Hinweise, ich komme doch echt nicht von dieser Religion los und dass die WR an ihrer Unterdrückung Vertuschung arbeitet wundert auch nicht.

      Ähm was war noch, irgendwie habe ich mich total in den Religionsspekulationen verloren... . Cal beginnt endlich über die Ereignisse vor dreizehn Jahren zu Berichten, wobei mir hier besonders sein Zusammenspiel mit Mercedes gefallen hat, welche ihn endlich dazu bringen kann darüber zu reden. Anders als D.Drag wunder es mich weniger, dass Cal und Co. anders als K & M nicht nach weiteren explizit nach weiteren Antworten suchen. So wie ich es verstanden habe, sind ihnen noch viel schrecklichere Dinge zu Augen gekommen als K & M. Während diese beiden nur einen Anhänger getroffen haben, waren Cal und Co an der Spitze, im Zentrum des ganzen Kultes. Sie dürften so gut wie alles gesehen haben was dieser so anstellt und worauf er fußt, so dass es kaum weitere Fragen geben dürfte. Weiterhin wird auch angedeutet, dass sie im Nachhinein noch das eine oder andere Erfahren haben.

      Ein letzter Punkt der mir gerade noch einfällt ist ein kleiner Hinweis auf das erste Treffen von Mercedes und Cal. Aus Mercedes Satz »Du hättest mich springen lassen sollen, du verdammter-« könnte man schließen, dass Cal sie davon abgelten hat Suizid zu begehen, ob jetzt in Folge des Todes ihres Bruders oder nach bzw. kurz vor ihrem Umbau muss noch abgewartet werden.

      Ein teils etwas wirrer Kommentar, aber so ähnlich sehen meine Gedanken besonders zu diesem Kult/Religion und deren Verbindungen zu den einzelnen Charakteren derzeit aus. Also mach ich jetzt Schluss, sonst werde ich nie fertig. 8o

      Nach Vexors Kommentar noch eine kleine Ergänzung zum Horror. Wie ich bereits geschrieben habe kenne ich mich in der Horrorliteratur kaum bzw. nicht aus, weswegen ich auch nicht weiß, wie dort die anderen Autoren arbeiten. Du schaffst wie immer ein wunderbares Gemälde des Horrors zu erschaffen, daran gibt es Absolut nichts auszusetzen. Aber die Spannung und Ungewissheit womit die Horrorfilme meist arbeiten wird durch die ausführliche Beschreibung Teils unterbrochen. Wie gesagt, ich habe in diesem Bereich kaum literarische Erfahrung und könnte auch nicht die Abgrenzung zum Triller definieren, da ich in diesem Bereich fast nur auf meine doch begrenzte Filmerfahrung zurückgreifen kann.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

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    • Kapitel 97 Der Kult

      Als erstes muss ich wohl allen anderen "Kritikern" widersprechen, die geschrieben haben, dass dir dein Schreibstil bei der Inszenierung des Horrors oder dem Aufbau von Spannung im Weg standen.
      Ich persönlich fühlte mich selten so sehr in deine Geschichte gesogen, wie in diesem Flashback und mag sein, dass das jetzt nur daran liegt, dass ich es wohl - im Rahmen meiner schreibtechnischen Möglichkeiten - genauso inszeniert und aufgebaut hätte.
      Für mich war in diesem Part einfach alles stimmig...Wortwahl, pacing, Atmosphäre und eben auch die Spannung. Die hätte ich sowieso nie zu einem Hauptkriterium erklärt, denn wir hatten ja schon alle wichtigen Momente, die die Spannung hätte liefern können, bereits im Vorfeld erfahren: Wer? Wo? Was? war alles schon durch Kapitel 96 bekannt und erfuhr in diesem Kapitel nur noch Bestätigung. Vielleicht habe ich auch eine poeske Vorstellung einer schwarzen Romantik, wenn ich sage, dass in der Horror-Literatur Spannung kein wichtiges Element ist oder zumindest nicht das tragende. Hierfür darf man gerne in das Genre des Thrillers blicken, sondern alles mit der Atmosphäre steht und fällt. Etwas, wo ich dir auch schon vor dem Lesen absolut keine Probleme attestiert hätte. Wenn man eine hervorstechende Perfektion deines Schreibstils benennen müsste, dann wohl die wahre Imagination von Bildern und Verdichtung zu einer Atmosphäre, die so greifbar ist, dass es einen ekelt, fröstelt oder die Schweißperlen auf die Stirn treibt - abhängig davon, welches Szenario du beschreiben willst.

      Dann kommen wir zu Mercedes...ach meine geliebte Mercedes - und ja ich verstehe, was du meintest, als ich vor ein Kapiteln geschrieben habe, dass ihre Geschichte zu Ende erzählt ist und ja ich gestehe meinen Fehler ein. Auch wenn ich ihr ihr Liebes-Happy-End mit Callaghan gegönnt habe, so war sie mir in dieser passiven Rolle des von Emotionen gelenkten Liebchens einfach zu blass, weswegen ich wohl meine Augen auch mehr auf die gebrochene Luca gerichtet habe. Wer meine FF kennt und den Leidensweg Briannas beobachtet hat, weiß , dass ich einen Fable für gebrochene Frauen haben, die aus ihrem Leid Stärke ziehen und genau diese Eigenschaft hat Mercedes wieder mit unnachahmlicher Vehemenz unter Beweis gestellt. [Sogar so gut, dass ich mich nach meinem aktuellen Arc erst einmal wieder an das »Schwarze Nest« setze, um das Zusammentreffen dieser beiden Frauen endlich auf Papier zu bringen!].
      Und auch, wenn sie gebrochen ist, so ist sie zusammen mit Flint wohl die stärkste, emotional stabilste und weitsichtigste Protagonistin deiner Geschichte, die vor allem Callaghan ordentlich an den Eiern gepackt hat oder es könnte, wie sie in diesem Kapitel auch unter Beweis stellt. Bei Callaghan ist viel Schall und Rauch und wenn stark maskulinen Personen etwas nicht passt, dann wenn man sie auf ihre Schwächen und emotionale Verwundbarkeit anspricht. Doch in diesem Moment zeigt Callaghan für mich auch endlich wieder eine weitere Facette und öffnet sich. Nicht nur gegenüber Mercedes im intimen Kontakt, das kennen wir schon, sondern sogar vor O'Mara und noch viel wichtiger vor zwei völlig Fremden.
      Hierbei spielt sicherlich noch die Angst und das unbegreifliche Grauen eine Rolle, die der Grüne König hervorruft, aber dennoch...wirklich, wirklich toll. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen.

      Im Übrigen kann ich deine Schweißperlen im Bezug auf Moira und Dahlia nun nachvollziehen, nachdem ich deine Ausführungen zum Kult gelesen habe. Mal schauen, inwiefern wir in die gleiche Richtung denken. Mein nächster Arc sollte dir und auch mir dabei vielleicht schon ein paar Anhaltspunkte geben. Die Sache hört sich wahnsinnig interessant an und ich möchte aus zwei Gründen nicht näher darauf eingehen: Einerseits hat hier vor allem qoii wieder hervorragende Arbeit geleistet, die meine Aussagen sowieso nur stümperhaft erscheinen lassen und andererseits muss ich aufpassen, dass ich dabei nicht zu viel eigenes Gedankengut in meine Argumentation mit einfließen lassen.
      Daher warte ich in diesem Aspekt noch ein wenig ab, was noch so kommen mag.

      Grandioses Kapitel. Zum Glück gibt es bald mehr :)