Menschenjagd (Bo)

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    • Diesmal hast du uns eine wirkliche inhaltliche Bombe präsentiert. Ich finds toll, wie sowas immer noch aus dem Nichts kommen kann, aber doch so sinnvoll erscheint. Aber der Reihe nach:

      Flint und Harley fechten weiterhin ihren Kampf aus, obwohl es diesmal wirklich sehr einseitig ist, so wie man es auch erwarten konnte. Interessant fand ich auch den Part, wo Harley (geplant?) es mit seiner Teufelskraft schafft, Flint soweit zu treiben, dass ihm seine Mission egal ist und er im Prinzip durch den Schmerz gebrochen wurde. Gerade habe ich etwas ähnliches in der Buchreihe, die ich aktuell lese, gehabt. Dort war es deutlich länger aufgebaut, aber letztlich wirkt es auch bei dir. Zumindest wirkt es bei Flint, denn bei so einem Callaghan hätte ich das Gefühl, würde es nicht klappen. Eigentlich schade um Flint, denn obwohl er es lange Zeit geschafft hat - trotz dem, was er eingesteckt hat - gegen jeden Schmerz seiner Mission zu folgen, ist er am Ende doch gescheitert. Aber so musste es eigentlich auch kommen, denn Flint ist bei weitem nicht weit genug für diese Situation. Deswegen muss dann ein Callaghan kommen und übernehmen. Zeichnet dich auch aus (zumindestens manchmal), dass es bei dir nicht im typischen Prinzip abläuft. Flint wird nicht auf einmal so stark, noch hat er das Glück auf seiner Seite (also das Glück in seinem eigenen Kampf) und psychisch ist er keinesfalls unantastbar. Dieser Abschnitt war wirklich super geschrieben und umgesetzt, etwas was aber auch für den Rest des Kapitels gilt. Insofern kann ich meinen Vorpostern auch zustimmen, die es für eines der besten Kapitel der ganzen FF halten. Passt natürlich gut, ist es doch zumindest vorerst ein Höhepunkt, ein Ziel auf das lange hingearbeitet wurde. In Anbetracht deiner weiteren Pläne wird sich der Fokus verschieben müssen, aber ich bin über jede Fortsetzung froh. Gerade, wo jetzt bald so einige Punkte ins Blickfeld rücken, auf die ich mich schon sehr freue, hast du sie doch so schön angeteasert.

      Weiter geht es mit dem Kampf von dunkler Bestie gegen lichten Engel, wobei hier die Rollen eigentlich vertauscht sind. Alleridngs existiert bei dir ja sowieso nur eine große Grauzone mit helleren und dunkleren Rändern. War vorher Harley der dominierende Kämpfer, so wird er jetzt von Callaghan völlig zerstört und besitzt keine Chance. Ich mag ja solche Badass-Auftritte, wie hier von Callaghan. Viel gibt es dazu nicht zu sagen, denn abseits des Kampfes passiert nichts weiteres.

      Drei Schauplätze bleiben noch vor dem großen Finale.
      Beginnen wir mit dem Ausschnitt aus O'Maras Vergangenheit. Dort prügelt er sich mit Cathal. Der war schon damals ein ziemlich beeindruckender Kämpfer, aber auch O'Mara besaß seine unmenschliche Ausdauer. Warum der Kampf? Anscheinend will Cathal zu der bislang noch nichts sagenden Laura, wohingegen O'Mara als ihr Beschützer fungiert. Hm, so ganz kann ich die Szene noch nicht einordnen, da geht es mir wie qoii. Spannend ist noch die Erwähnung von Hendrix Cromwell. Muss ja jemand bedeutendes sein, so wie er eingeführt wird. Zwei neue Charaktere, die aber vorerst nur in der Vergangenheit auftauchen. Mal sehen, was es mit ihnen auf sich hat und ob es sie auch noch heutzutage gibt.

      Nach dem Rückblick bekommen wir den leibhaftigen O'Mara präsentiert, der munter weiter seinen Körper ruiniert. Cathal beobachtet ihn dabei, ausschließlich mit dem Ziel den Tod des Säufers zu verhindern. Sein Eingreifen könnte aber ob des Anrufes obsolet sein. Vielleicht drückst du dich so ja auch um die Auflösung von O'Maras merkwürdiger Beule. Hm, was wird das Treffen von Cathal und O'Mara bringen? Oder wird sich ersterer wieder unauffällig verdrücken, da seine Hilfe ja nicht mehr benötigt wird?

      Letzter Ort eines Geschehens ist der Ballsaal, wo Lorca sich verdrückt hat und Shrimati Krill gerettet hat. Cleverer Schachzug von ihr. Jetzt werden so einafch alle Kämpfe beendet und die verschienden Seiten können sich sammeln. Ich traue dir auch glatt zu, dass es auch ohne besondere Vorkommnisse weitergeht und alle Gruppierungen auseinandergehen. Harley natürlich ausgenommen. Hängt aber auch in hohem Maße davon ab, ob die Kopfgeldjäger erstmal ihre Wunden lecken, oder noch weiter machen.

      Dann zum krönenden Finale. Harley sieht sich schon gerettet, nur um dann festzustellen, dass Carla ihn einfach liegen lässt. Gerissen hat sie ihn verkauft, bzw. hat sie bereits schon seit längerem ihre Unabhängigkeit betrieben. Die Geplantheit lässt sich in gewissen Maße bezweifeln, ist doch vieles aus dem Ruder gelaufen. Dennoch sollte man davon ausgehen, dass Carla die Ankunft der Kopfgeldjäger durchaus als Chance gesehen hat und diese jetzt beim Schopf ergreift. Ich kann jetzt nicht besonders gut vorraussagen, an wen sie Harley verkauft hat, auch weil es bislang doch noch an Motiven mangelt. Carla könnte es aus Machtigier getan haben, aber vielleicht auch nur als Rettungsanker genutzt haben. Gerade weil man auch noch nicht weiß, mit wem sie Kontakt hat, fehlt einer Spekulation noch die Grundlage. Prinzipiell hat sich Vexor ja bereits Gedanken gemacht, also wird von mir nichts mehr kommen. Gefällt auf jeden Fall sehr. Eigentlich müsste man jetzt nochmal den Arc nachlesen, allein weil es doch mehrere Zusammenhänge gab, die man im Nachhinein nicht mehr ganz im Kopf hatte und speziell auch wegen Carla. Aber ich lese sowieso schon zuviel gleichzeitig xD

      Also ich mache jetzt Schluss und freue mich auf das nächste Kapitel. Und zum Abschluss nochmal: Chapeau, grandioses Kapitel!
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
      Langeweile? Lust auf etwas Neues? Komm nach Düsterwald in unsere Gemeinschaft! Wir freuen uns immer über neue Mitspieler!
    • So Leute,

      nachdem ich euch im letzten Kapitel quasi DIE Wendung des Arcs präsentiert habe, gewähre ich euch diesmal einen - für meine Verhältnisse - großen Batzen an Informationen. Sagt also nicht, ich würde euch immer nur an der kurzen Leine halten. xD

      Viel Spaß mit Kapitel 120, welches unter dem Titel "Wesen aus Wasser und Licht" an alter Stelle zu finden ist.

      Vexor

      Vexor schrieb:

      ich sitze hier und ich bin sprachlos :D
      Vielleicht möchte ich dieses Kapitel gleich vorweg als eines der Kapitel betiteln, die mir von dir am besten gefallen haben. Nicht unbedingt von der Wortgewalt (, die gewohnt wie immer auf einem sehr hohen Niveau war), sondern einfach wegen dieses Cliffhangers, den wohl niemand so erwarten hätte können.
      Ich sagte ja bereits mehrfach, dass das Ende dieses Arcs nicht so wirklich vorhersehbar war und als Callaghan in den ganzen Konflikt zwischen Flint und Harley eingegriffen hat, war ich zwar zufrieden, weil es einfach die - vermeintlich - logische Konsequenz war, aber dieser Ausgang setzt dem ganzen wohl die Krone aus. Ein narrativer Schachzug, den ich so nie erwartet hätte und der mir wirklich zugesagt hat. Der Arc ging ja relativ lange, hatte auch ein paar ungewollte Pausen drinnen, weswegen ich gerade noch einmal die Lust verspüre, ihn von vorne zu sehen, ob Carlas Verrat abzusehen war und ob es Anzeichen dafür gab.
      Deine Kapitel strotzen natürlich meist für tausend kleiner Andeutungen, die meistens, wenn überhaupt, nur qoii in ihrem Gesamtbild erahnen kann, aber mit der neuen Perspektive würde es mich interessieren, ob es dafür schon Indizien gab oder ob es uns einfach genauso kalt erwischen sollte, wie es Harley erwischt hat.
      Beide Varianten hätten durchaus ihren Reiz, aber falls ersteres einträfe, wäre es toll, wenn du vielleicht ein paar Stellen nennen könntest, sofern du sie noch so genau benennen kannst. Zumindest ist das für mich immer recht spannend, wenn ich einen Krimi lese, dessen Auflösung mich völlig off guard erwischt, den Hinweisen noch einmal auf die Spur zu gehen.
      Das freut mich. Dieser Twist ist auch eines der Highlights des Arcs, wenn nicht gar der FF. Ich war schon extrem gespannt darauf, wie ihr reagieren werdet und musste mich immer bremsen, um die Handlung nicht zu schnell durchzupeitschen. xD

      Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass ich mich an einzelne Stellen nicht erinnern kann, die Carlas Verrat angedeutet hätten. Das liegt halt daran, dass ich meine Kapitel immer ziemlich spontan und von der Leber weg schreibe, einzelne wichtige Punkte nur im Hinterkopf habend. Ich meine, es gab ja einige Szenen, in denen Carla mit Harleys Leichtsinn und seinem Spieltrieb nicht eiverstanden war (z.B. Kapitel 68 und 69). Ebenso Szenen, in denen Carla klar die Führung und Organisation übernahm (in Kapitel 86 etwa wird klar gesagt, dass Carla die Partys hauptsächlich organisiert), während sich Harley nur mit sich selbst beschäftigte. Diese Spannungen zwischen beiden ziehen sich durch sämtliche ihrer Interaktionen. Aber genauere Hinweise habe ich nicht gestreut. Einerseits, weil es nicht zu offensichtlich werden sollte, andererseits aber auch, weil der Verrat von Carla nicht so weit geplant war, wie man es aktuell vermuten könnte. ;)

      Vexor schrieb:

      Generell schockiert mich Carlas Verrat aber positiv, hätte man es der treuen Anhängerin des Hermelins wohl niemals zugetraut. Waterloo nach dem Zusammenstoß mit Moira sicherlich, vielleicht auch Lorca nach der Sache mit Kiwi...allen anderen Partygästen ohne mit der Wimper zu zocken, aber gerade Carla? Eine Wendung, die mir im übrigen viel, viel besser gefällt als die Reinkarnation von Waldmannstraut.
      Doch die Frage, die sich jetzt natürlich stellt, an wen hat sie Harley verkauft und zu welchen Bedingungen und was macht Carla aus der Angelegenheit?
      Spontant kommt mir natürlich die Marine in den Sinn und zwar aus zwei Gründen: Einerseits erwähntest du in einer der Antworten, dass Goldfarn noch eine Rolle einnehmen wird, andererseits mussten mich die Goldenen Säulen an einen gewissen Vizeadmiral denken lassen, den ich unerklärlicherweise immer gerne in der Story behalten bzw. sehen würde.
      Dann haben wir natürlich noch die Gruppierung rund um Ulysses, die man aber meines Erachtens ausklammern kann, da sie ja mehrfach betont tatsächlich nur hinter O'Mara her gewesen zu sein schienen.
      Dann bleibt natürlich noch die CP-0 rund um Cassiopeia, deren Name nicht ohne Grund in diesem Kapitel fiel und, wo dunkel ein paar interessante Szenen zwischen Waldmannstraut und Carla in meinem Gedächtnis aufflackeren, deren Inhalt ich zwar gerade nicht wirklich entschlüsseln kann, aber die beiden Frauen waren sich ja nicht gerade grün; aber ist das nicht meistens der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? (Achja als kleine Ergänzung zu deinem Kommentar: Mir ist Cassiopeia als eigenständiger Charakter durchaus sympathisch und trifft optisch und charakterlich bisher meinen Geschmack. Ihre "origin-Story", wenn man es so nennen darf, sagt mir einfach nur nicht so zu. Aber das wird sich denke ich schon noch legen).
      Zu guter Letzt haben wir noch den Grünen König. Warum dieser auf der Insel ist/war, ist ja immer noch nicht ausreichend geklärt worden, nachdem du - sofern ich mich nicht täusche -, aber bereits sagtest, dass Harley nichts mit seiner Anwesenheit zu tun hat, könnte es durchaus sein, dass er dahintersteckt.
      Nichtsdestotrotz muss man sich bei allen Parteien natürlich weiterhin nach dem Motiv fragen, welches natürlich am eindeutigsten für Marine und Cipherpol beantworten lässt. Für die anderen Gruppierungen eher weniger, außer sie wollen sich des Erbes bedienen, welches Harley in Form von Strukturen, Einfluss und Macht zurücklässt. Wobei ich hier ehrlich gesagt immer noch Carla sehe, die sich den Platz des Hermelins sichern wird. Der gelbe Herr übergibt an die schwarze Dame, der Hermelin an die Krähe. Fände ich zumindest passend und würde auch erklären, warum sie das kleine Büchlein an sich genommen hat, ehe sie Harley zum verrotten in der Dunkelheit zurücklässt.
      Ich denke, meine Zurückhaltung in dieser Stelle ist verständlich.^^
      Ich kann dir aber versichern, dass die Auflösung nicht lange auf sich warten lassen wird und jetzt ganz oben auf meiner To-Do-Liste steht. Der Arc geht ja nun auch nicht mehr ewig. ;)

      Vexor schrieb:

      Daran anschließend was ist mit Waterloo und Lorca? Wussten sie bereits, was auf sie wartet, als Carla von Plan-B sprach? Ich bezweifle, dass die beiden einem Verrat an Harley billigen würden, geschweige denn in die Konspiration Carlas eingeweiht waren. Da Carla sogar mit Harley so rücksichtslos umging, erwarte ich eher, dass sie die beiden auch an denjenigen verkauft hat, dem sie auch den Kopf des Hermelins auf einen goldenen Tablett serviert hat.
      Schön im übrigen, wie Carla - nach dem Kapitel wohl meine Lieblingsantognistin deiner Geschichte - auch noch einmal Reneé erwähnt hat. Eine Frau, die nicht nur Harley, sondern auch ich vergessen habe, was den Vorwurf umso treffender machte in meinen Augen.
      Ja, die Sache mit Reneé hat mir auch gut gefallen. Im dritten Arc habe ich mich noch etwas geärgert, sie nicht tiefer und "unvergesslicher" angelegt zu haben. Aber beim Schreiben dieses Kapitels hat mich das auch gefreut.

      Und ja, Carla ist zurecht die erste große weibliche Antagonistin meiner FF (von Nera Machiavelli mal abgesehen). Du darfst gespannt sein, wie es mit ihr weitergeht. :D

      Vexor schrieb:

      Der Kampf Waterloo vs. O'Mara scheint ja nun abgebrochen zu sein und ich muss mal eine Frage stellen, die entweder schon beantwortet wurde, und demnach total dämlich ist, oder dann vielleicht doch gar nicht so dumm. O'Mara hat aber von keiner Teufelsfrucht gegessen oder? Ich musste unweigerlich an Urogues bisher unaufgelöstes Aufpumpen auf dem Sabaody Archipel denken, oder ist es eher als eine Art "Gorilla-Arme" von Zoro zu verstehen?
      Nein, O'Mara hat keine Teufelsfrucht gegessen. Im zweiten Arc wird er von Étaín ins Wasser geschleudert und ersäuft nicht.^^
      Was es mich O'Maras Verformungen auf sich hat, wird im nächsten Arc geklärt. Sagen wir einfach, es handelt sich um O'Maras Pendant zu Callaghans noch nicht gezeigter innerer Bestie, Mercedes' "Maximaler Leistung" und dem...Avatar-Modus, den Krill in diesem Arc abgezogen hat. xD

      Vexor schrieb:

      Beide Varianten finde ich für O'Maras Kampfstil passend, auch wenn ich jedes Mal wieder denke, dass ich dieses "Umso härter ich geschlagen werde, desto stärker kann ich austeilen" irgendwoher kenne, aber ich ums Verrecken keine Lösung finden kann.
      Also dieses "Umso härter ich geschlagen werde, desto stärker kann ich austeilen" basiert bei mir ja lose auf Adrenalin. O'Mara kann es nur effektiver nutzen, da sein Körper eine wesentlich höhere Schmerzgrenze aufweist als ein gewöhnlicher Mensch. Die Fähigkeit, die er im letzten Kapitel gezeigt hat, hängt in gewisser Weise auch damit zusammen, kann aber unabhängig davon gewertet werden. Aber mehr zu O'Mara, sobald der nächste Arc beginnt. :)

      Vexor schrieb:

      Sollte der Konflikt nicht zu Ende gebracht werden, so glaube ich O'Mara erst einmal, dass Waterloo wirklich keine Chance gehabt hätte. Ein Sieg des blonden Saufkopfs war in dieser Hinsicht eh nur reine Formsache und mich interessiert eh vielmehr, was für ein Schicksal den Blauhaarigen erwartet, wenn er auf Carla und einen fehlenden Harley trifft.
      Ja, O'Mara hätte Waterloo besiegt. Spätestens nach der Verformungs-Technik hätte Waterloo keine Chance mehr gehabt, handelt es sich dabei - wie gesagt - um O'Maras maximale Stufe, wie sie Mercedes und Krill in den letzten Arcs gezeigt haben. Abgesehen davon hätte ein gesunder O'Mara Waterloo aber auch besiegt, ebenso wie Krill gegen Lorca wahrscheinlich gewonnen hätte. Aber die Kopfgeldjäger sind halt leider ziemlich am Ende.

      Vexor schrieb:

      Der Mini-Flashback von Cathal und O'Mara fördert einen neuen Namen zu Tage und zwar Hendrix Cromwell. Bestimmt wieder ein Name aus dem irischen Kontext oder zumindest per se britisch besetzt. Hendrix bzw. Hendricks eine schottische Gin-Marke und Cromwell als grausamer Beherrscher und Regent Englands. Tja wer versteckt sich hinter diesem bürgerlichen Namen? Einen Indiz hab ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es der eigentliche Name von Ulysses ist. Der Name Laura fällt in diesem Zusammenhang auch zum ersten Mal und klingt in diesem Zusammenhang und im Vergleich zu den anderen gewählten Namen, beinahe generisch und "langweilig". Ich bin gespannt, was es hier noch auf sich hat. Lucky guess meinerseits: Entweder eine Verwandte oder eine Geliebte von O'Mara.
      Wie qoii schon erwähnt hat, gilt Oliver Cromwell im katholischen Irland als Schlächter und Unmensch sondergleichen, sein drastisches und despotisches Vorgehen gegen die katholische Bevölkerung wird gar als Genozid diskutiert. Da O'Maras Hintergrund an Irland angelehnt ist, kannst du dir den erst sicherlich denken. ;)

      Zu Laura gibt es im neuen Kapitel mehr. Zumindest ein klitzekleines bisschen.^^

      Vexor schrieb:

      Darüber hinaus gab es dann noch eine Szene zwischen Crill und Shrimati, die dann noch einmal die bereits entschlüsselte Verbindung zur CP-0 klarstellt. Wobei ich mich hier jetzt frage, ob die Lehmfrau auch für Rexroth arbeitet oder für die normale CP0, als keine der drei Sonderabteilungen? Die Verwendung des Wortes "wir" kann in diesem Zusammenhang natürlich irreführend sein. Ich glaube aber nicht, dass sie für Rexroth arbeitet. Andererseits würde das das Misstrauen erklären, welches Krill ihr gegenüber vor einigen Kapitel gehegt hat.
      Hier scheint der Kampf mit Dionysia ebenfalls beendet zu sein. Interessant, dass du uns keinen Kampf zu Ende gehen hast lassen. Zumindest keinen von Harleys direkten Untergebenen. Entweder kommt da noch was, du sparst dir die Antagonisten für einen anderen Zeitpunkt, wobei ich zumindest bei Waterloo kein großes Potential mehr sehe, ihn interessanter darzustellen als er gerade ist, oder es wird einfach mal ein unkonventionnelles Arcende, was ich aber keineswegs negativ bewerten würde.
      Nein, Shrimati hat bereits geäußert, eine Chefin zu haben. Ebenso wie Cassiopeia. Dementsprechend sollte klar sein, welcher CP0-Einheit die beiden zugeordnet werden können. Aber keine Sorge, mit dem neuen Arc treten die Regierungsfraktionen direkter auf und werden aktive Teile der Handlung. Spätestens dann dürften sich alle Fragen klären. :)

      Lorca und Waterloo stehen noch, genau wie Carla. Wie lange das so bleibt, werde ich nicht vorwegnehmen. ;)

      Vexor schrieb:

      Dann widme ich zu guter Letzt noch dem Kampf zwischen Harley, Flint und Callaghan. Die Knister-Knister-Frucht, durch die Harley zum Funkenmenschen wurde, bereitet Flint verständlicherweise extreme Schwierigkeiten. Was hat der Junge in diesem Arc aber nicht schon alles hinter sich gebracht? Kein Wunder, dass er dem übermächtigen Gegner nicht gewachsen zu sein scheint und Callaghans Eingreifen war eine narrative wie logische Notwendigkeit. Der bildliche Gegensatz zwischen verdorbenem, glühenden Engel und im Grund strahlenden Teufel, hat mir sehr gut gefallen. Ebenso, dass Callaghan kurzen Prozess mit dem Hermelin macht; oder zumindest machen wollte. Eine Frage, die mir zwar etwas peinlich ist, aber es liegt nun ja doch schon mehrere Monate, beziehungsweise Jahre zurück. Was war eigentlich noch einmal die eigentliche Motivation Callaghans sich Harley vorzuknöpfen? Es fing ja als einfache Erpressung durch Flint an, nachdem das Schiff der Kopfgeldjäger abgefeuert wurde, entwickelte sich dann durch Machiavelli zu einem persönlicher konnotierten Konflikt, aber dann zwischen Princess Suie und dem Zuckerschloss verschwimmt ein wenig meine Erinnerung. Ich habe schon irgendwo schwach im Gedächtnis, dass es noch eine weitere Triebfeder zum Stoppen von Harley gab, welche Flints persönliche Rache überschattet hat, aber es mag mir beim besten Willen nicht mehr deutlich einfallen.
      Vielleicht kannst ja du oder einer der anderen hier noch einmal Licht ins Dunkel bringen.
      Die Frage muss dir nicht peinlich sein. Offiziell jagen Callaghan und die anderen Harley, weil dieser im ersten Arc Attentäter auf sie angesetzt hat, nachdem sie mit Flint gesehen wurden. Dieser vergleichsweise lahme Grund ist aber natürlich nicht alles. Denn auch wenn Callaghan sich etwas geändert hat, so hält er sich noch immer an seine große Regel - und hat längst nicht alles gesagt, was es zum Thema Harley zu sagen gibt. Ich drücke es mal so aus: Callaghan und Harley verbindet etwas. In diesem Kontext spricht Callaghan von Rache, jedoch wisst ihr darüber noch nicht Bescheid. ;)

      Vexor schrieb:

      Der Kampf war auf jeden Fall wieder sehr schön geschrieben. Nicht zu kurz, aber auch nicht zu blumig-abschweifend, dass man den Faden verloren hätte. Aber zu deinem Schreibstil muss ich ja eigentlich nichts mehr sagen.
      Vielen Dank. :)

      Vexor schrieb:

      So irgendwie ist der Kommentar immer noch so kurz, aber mir fällt allmählich dann kein Detail mehr ein, auf welches ich eingehen musste.
      Wirklich ein wahnsinnig spannendes und tolles Kapitel, welches du uns da fortgesetzt hat, welches aber wirklich erst durch den finalen Twist eine Qualität gewonnen hat, die es herausstehen lässt. Ich bin geflasht und kann die weitere Aufklärung nun schon gar nicht mehr erwarten.
      Quatsch. Ein toller und differenzierter Kommentar, über den ich mich tierisch gefreut habe. Sogetwas motiviert mich immer wieder ungemein. :)
      qoii


      qoii schrieb:

      Vexor hat sich schon sehr gute Gedanken darüber gemacht, an wen Carla Harley hätte verkaufen können, denen ich weitgehend nur zustimmen kann. Allerdings stellt sich mir noch die Frage, ob dies wirklich der Fall ist und dies liegt nicht nur daran, dass ich bisher keinen Hinweis darauf wahrgenommen habe. Jedenfalls könnte ich mir genauso gut vorstellen, dass Carla einfach nur die Gelegenheit nutzt, die sich ihr biete. Sie wurde uns als diejenige vorgestellt, die Harleys Geschäfte derzeit mehr oder minder leitet, sprich sie wäre grundsätzlich dazu in der Lage, alles zu übernehmen, aber der Chef steht dem noch im weg. Weiterhin hatte Harley bis jetzt eine unangefochtene Machtposition innerhalb seiner Organisation und auch der (Unter-)Welt. Jetzt hat er all dies Verloren, nicht nur, dass sein Refugium zerstört wurde und dabei ein Großteil seiner Geschäftspartner und Verbindungen draufgegangen ist. Er selbst ist auch körperliche am Ende und dies komplett. Seine Verletzungen werden als so schwerwiegend beschrieben, dass er noch nicht mal alleine auf die Beine kommen kann und es könnte sogar dauerhaft sein, immerhin bist du sehr auf das verletzen der Wirbel eingegangen. Einfach gesagt, der große Harley ist keine macht Gefahr mehr, nur noch ein hilfloses Häufchen elend. Anders ausgedrückt, die beste Gelegenheit für Nummer zwei, Nummer eins zu werden. Es könnte also durchaus sein, dass Carla hier einfach eine Gelegenheit gesehen hat, Harley loszuwerden, etwas auf das sie vielleicht schon lange lauert. Immerhin hat sie sich oft genug über seine Art mit Gegner zu spielen und seine Prunksucht beklagt. Die goldene Säule muss nicht unbedingt auf einen gewissen Marineangehörigen hindeuten, sonder könnte auch zur normalen Ausstattung von Harleys Schloss gehören, genauso wie die (wahrscheinlichen) Seesteinketten. Carla müsste nur erzählen, dass Harley von Cal getötet worden ist und Waterloo und Lorca würden es ihr höchstwahrscheinlich glauben.
      Nur soviel: Du beweist mal wieder den richtigen Riecher. Carla müsste schon ein wahnsinniges Genie des Bösen sein, um den Harleys Sturz in dieser Größenordnung, bei all den chaotischen und unerwarteten Entwicklungen, vorhergesehen zu haben. Tatsächlich ist sie aber eine pragmatische, opportunistische Person und dementsprechend kalkuliert in ihrem Handeln. Ihre genauen Pläne und Gründe werden bereits im nächsten Kapitel angeleuchtet.

      qoii schrieb:

      Für eine schon länger geplante Auslieferung/verkauf, beruht Harleys derzeitiger hilfloser Zustand einfach auf zu vielen Zufällen, um so oder so ähnlich geplant worden zu sein. Letztendlich liegt es mehr oder minder nur daran, dass Krill entkommen und einen Großteil der Gäste ertränkt hat und etwas an der Intervention von Moria, welche die Überlebenschancen der in der Gruft erhöht hat.
      Eben. Zu viele Zufälle, um von einem längeren Plan auszugehen. Was aber selbstredend nicht heißt, dass Carla nicht schon länger mit der Idee gespielt hat. Eine Frau von Welt hält sich immer alle Möglichkeiten offen. ;)

      qoii schrieb:

      Der Kampf zwischen Cal und Harley war einfach klasse, ein wunderes Spiel mit den Attributen der Beiden, gleißendes Licht und verschlingende Dunkelheit. Ich bin mir gerade auch überhaupt nicht mehr sicher, wie stark Cals verschlingender Dunkelheitseffekt bisher zu tragen kam. Es wurde zwar erwähnt, das seine Verwandlung Dunkelheit verströmt, aber dass diese so ersticken, verschlingen und schützend ist, war mir nicht (mehr) so bewusst. Trotzdem entstanden bei mir dazu sofort wunderbare Bilder, von einer wabernden Dunkelheit, aus der Cal immer wieder zuschlägt und die langsam aber sicher, Harleys Licht immer weiter erstickt.
      Diesen Effekt habe ich mir von Blackbeard abgeschaut. Oda war es, der die Finsternis mit den schwarzen Löchern in Verbindung gesetzt hat und da Callaghans Frucht zumindest Aspekte dieses "Elements" aufweist, habe ich sie im geringeren Umfang übernommen. Ich finde, das schafft eine schöne logische Linie zum Hauptwerk, wenn auch innerhalb der Teufelskräfte gewisse physikalische Gesetze herrschen.^^

      Dieser verschlingende Effekt war bisher auch eher als Metapher zu werten, wenn auch mit Methode. Das Fell des Barghest war schon immer so dunkel, "dass es das nicht einzusaugen schien" usw. Diese ganzen Ausdrücke bekommen jetzt im Nachhinein eine neue Bedeutung. Harley hat in dieser Szene Pech, da seine Kräfte denen Callaghans unterlegen sind (ähnlich wie mit Ace und Sakazuki).

      qoii schrieb:

      Das erste Aufeinandertreffen von Cathal und O'Mara ist nicht gerade friedlich verlaufen. O'Mara scheint damit beauftragt gewesen zu sein, eine Bar zu bewachen, in die Cathal aus irgendwelchen Gründen eingebrochen ist. Die größte Frage ist dabei, ob dies gesehenen ist, bevor O'Mara auf Ulysses getroffen ist oder danach, denn dadurch entscheidet sich, wer wen letztendlich angeworben hat. Ich meine mich daran zu erinnern, dass Ulysses und O'Mara schon sehr lange Freunde waren und aus armen Verhältnissen kamen. Irgendwie meine ich mich auch daran zu erinnere, dass sie Straßenkinder waren, da könnte ich aber auch etwas durcheinander schmeißen. Jedenfalls hatte ich Cathal und Moria, aufgrund ihres Auftretens bisher einer höheren Schicht angerechnet, sodass diese beiden erst später auf O'Mara und Ulysses getroffen sind. Allerdings macht Cathal hier schon den Eindruck eines professionelleren Kämpfers und wirkt auch nicht so, als wäre er zu Spaß oder in böser Absicht in die Kneipe eingedrungen. >»Lass uns reden. Ich bin Cathal-« < wirkt für mich eher so, als gäbe es einen ganz bestimmten Grund für sein dort sein. Kurz, Cathal wirkt hier schon viel mehr wie ein Rebell/Revolutionär, welcher der einfachen Bevölkerung (O'Mara) grundsätzlich nicht schaden möchte.
      Eine kleinen Hinweis auf die Chronologie gebe ich schon im neuen Kapitel. Jedoch kennt ihr längst noch nicht alle Fakten, und die Frage "Wer hat wen angeworben" kann längst nicht so leicht beantwortet werden. Aber dazu mehr, wenn es dazu mehr gibt. Das neue Kapitel bildet schon einen guten Anfang. ;)

      qoii schrieb:

      Weiterhin setzt bei dem von O'Mara erwähnten Hendrix Cromwell wieder meine Interpretationsspirale ein. Oliver Cromwell war, wie Vexor schon erwähnt hat, ein englischer Politiker, der eine Zeitlang England als Lordprotektor regierte, nachdem er und seine Partei den König abgesetzt und geköpft haben. Je nach Auslegung war er ein Retter, der die Rechte des Parlaments dauerhaft gestärkt hat oder ein gewissenloser und brutaler Diktator. Feststeht jedenfalls, dass er gegen den Katholizismus in Irland mit harter Hand vorgegangen ist, weswegen sein Ruf dort besonders schlecht ist und Ulysses und Co sind bei dir Irland zugerechnet. Deswegen würde ich sagen, dass Hendrix Cromwell die Person ist, die das Land bzw. die Bevölkerung von O'Mara unterdrückt. Die Person gegen den, der von dir bereits angedeutete, Freiheitskampf läuft. So wie sich O'Mara ausdrückt, scheint es mir eher so zu sein, dass er noch nicht mal die Person, welche das Land regiert, Nachts in die Bar lassen würde und nicht als hätte er per se etwas gegen diesen Hendrix Cromwell, also dass er ihn gestürzt sehen will. Weswegen ich jetzt mehr dazu tendiere, dass O'Mara erst später auf Ulysses getroffen ist.
      Soweit korrekt. Alles ist natürlich grauer als grau, aber Hendrix Cromwell wird gewiss keine positive Rolle in der Vergangenheit von O'Mara spielen. Dein erster Gedanke war übrigens richtig: O'Mara und Ulysses kennen sich länger als alle anderen. Dementsprechend wird sich zeigen, wieso O'Mara noch so vergleichsweise indifferent gegenüber Cromwell ist.

      qoii schrieb:

      So sehr Cathal daran interessiert zu sein schien O'Maras Freunde zu beschützen und unterstützen, bei der Person selbst hält sich sein Interesse daran in Grenzen. Er schaut lieber noch eine weile zu, wie O'Mara endgültig zu Brei geschlagen wird. Als der dann doch beschließt einzugreifen, nachdem O'Mara nochmal seine unmenschlichen Nehmerqualitäten bewiesen hat, hält ihn doch wieder etwas davon ab.
      Ja, Cathal ist nicht begeistert. Ich habe bewusst hervorgehoben, dass es sich bei ihm um einen Soldaten handelt und Eigenschaften wie Treue und Kameradschaftlichkeit ihm entsprechend wichtig sein. Kein Wunder also, dass er dem "Verräter" Brian nicht so einfach verzeihen kann und will.

      qoii schrieb:

      O'Maras Arm verhält sich merkwürdig, bzw. dieser mach irgendetwas merkwürdiges mit seinem Arm. So wie ich es verstehe, sammelt er das gesamt Fleisch in seinen Fingern und bildet damit eine Art Sack, den man sicher sehr gut zum schlagen gebrauchen kann. Da Cathal dies unbekannt zu sein scheint, muss O'Mara dies nach ihrer Trennung entwickelt haben. Sofern ich mich recht entsinne, ist er im Gefängnis einer Versuchsanstalt das erste mal auf Krill oder Cal getroffen, sodass dieses Verhalten durchaus folge von Experimenten an ihm sein könnten. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass seine Schmerzunempfindlichkeit eine Folge dieser Versuche ist, aber schon in dem FB gegen Cathal, scheint O'Mara ziemlich wenig Schmerzen zu verspüren. Ganz anders in diesem Moment, das Umorganisieren in seinem Arm beschert ihm Höllenqualen, was bei seiner Nehmerqualitäten/Schmerzunempfindlichkeit schon etwas aussagt. Leider wird Waterloo bevor diese Geheimwaffe zum Einsatz kommt zum Treffpunkt beordert, weswegen wir nichts weiter erfahren.
      Richtig. O'Maras schier unendliche Zähigkeit und Ausdauer basiert zu einem Großteil auf den ominösen Experimenten in der Anstalt, in der er auch Krill erstmals traf. Das heißt aber nicht, dass er nicht schon vor dieser Zeit hart im Nehmen war. Sagen wir einfach, die Experimente haben O'Mara keine neuen Eigenschaften gegeben - sondern nur das bestehende Potenzial ausgereizt.

      qoii schrieb:

      Wie bereits erwähnt, ein wunderbares Kapitel besonders in Bezug auf Cal, Flint, Harley. Auch wenn es mehr auf der bitte von Mercedes beruht, Cal macht alles um Flint zu beschützen, vielleicht wächst er ihm auch langsam ans Herz. ^^
      Naja, so weit würde ich nicht gehen. Schauen wir mal, wie sich ihre Beziehung nach diesem Arc so entwickelt.^^


      Eldrail


      Eldrail schrieb:

      Flint und Harley fechten weiterhin ihren Kampf aus, obwohl es diesmal wirklich sehr einseitig ist, so wie man es auch erwarten konnte. Interessant fand ich auch den Part, wo Harley (geplant?) es mit seiner Teufelskraft schafft, Flint soweit zu treiben, dass ihm seine Mission egal ist und er im Prinzip durch den Schmerz gebrochen wurde. Gerade habe ich etwas ähnliches in der Buchreihe, die ich aktuell lese, gehabt. Dort war es deutlich länger aufgebaut, aber letztlich wirkt es auch bei dir. Zumindest wirkt es bei Flint, denn bei so einem Callaghan hätte ich das Gefühl, würde es nicht klappen.
      Ja, das war auch eher ein spontaner Einfall. xD
      Es sollte verdeutlichen, wie unterlegen Flint letztlich ist und wie viel Glück er eigentlich in den letzten Monaten, Tagen, Stunden hatte. Harley hat nicht nur die Macht, ihn zu töten. Er hätte ihn auch gebrochen. Letztlich also ein Verlust auf ganzer Linie für Flint, nachdem er sich bisher so stolz und tapfer geschlagen hat. Aber auch hier rächt sich gewissermaßen erneut Harleys verspielte Attitüde: Er hätte Flint schnell töten können. Stattdessen foltert er ihn zusätzlich und ermöglicht so Callaghan die Rettung des Rotschopfs.

      Eldrail schrieb:

      Eigentlich schade um Flint, denn obwohl er es lange Zeit geschafft hat - trotz dem, was er eingesteckt hat - gegen jeden Schmerz seiner Mission zu folgen, ist er am Ende doch gescheitert. Aber so musste es eigentlich auch kommen, denn Flint ist bei weitem nicht weit genug für diese Situation. Deswegen muss dann ein Callaghan kommen und übernehmen. Zeichnet dich auch aus (zumindestens manchmal), dass es bei dir nicht im typischen Prinzip abläuft. Flint wird nicht auf einmal so stark, noch hat er das Glück auf seiner Seite (also das Glück in seinem eigenen Kampf) und psychisch ist er keinesfalls unantastbar.
      Genau. Flint sollte niemals gegen Harley gewinnen. Wäre auch vollkommen unsinnig. Egal welche Tricks er auch in seinem Ärmel hatte, wie viel Hilfe er bekam. Er hatte in der direkten Konfrontation keine Chance. Alles andere wäre absurd. Auch wenn meine FF auf einem Shonen basiert, dieses Klischee werde ich nicht bedienen. Würde auch Harley nicht gerecht werden, wenn Flint als Sieger vom Platz ginge.

      Eldrail schrieb:

      Dieser Abschnitt war wirklich super geschrieben und umgesetzt, etwas was aber auch für den Rest des Kapitels gilt. Insofern kann ich meinen Vorpostern auch zustimmen, die es für eines der besten Kapitel der ganzen FF halten. Passt natürlich gut, ist es doch zumindest vorerst ein Höhepunkt, ein Ziel auf das lange hingearbeitet wurde. In Anbetracht deiner weiteren Pläne wird sich der Fokus verschieben müssen, aber ich bin über jede Fortsetzung froh. Gerade, wo jetzt bald so einige Punkte ins Blickfeld rücken, auf die ich mich schon sehr freue, hast du sie doch so schön angeteasert.
      Jap, dieser Arc ist ein Wendepunkt - symbolisch durch den Fall Harleys und Carlas Verrat in Szene gesetzt. Die Prioritäten werden sich verschieben und ich verspreche, dass auch die Grenzen zwischen Gut und Böse noch stärker verschwimmen werden. Bisher war Harley der große Bösewicht, den es zu jagen gilt. So einfach wird es nicht bleiben. ;)

      Eldrail schrieb:

      Weiter geht es mit dem Kampf von dunkler Bestie gegen lichten Engel, wobei hier die Rollen eigentlich vertauscht sind. Alleridngs existiert bei dir ja sowieso nur eine große Grauzone mit helleren und dunkleren Rändern. War vorher Harley der dominierende Kämpfer, so wird er jetzt von Callaghan völlig zerstört und besitzt keine Chance. Ich mag ja solche Badass-Auftritte, wie hier von Callaghan. Viel gibt es dazu nicht zu sagen, denn abseits des Kampfes passiert nichts weiteres.
      Dachte ich mir auch. Zwar wurde Harley auch schon von Krill und besonders O'Mara ziemlich zugerichtet, so vernichtend durch den Reißwolf gezerrt wurde er jedoch erst von Callaghan. Nachdem er sich aus allen Problemen befreien konnte, gar O'Mara entkommen und Flint ausschalten konnte, geht er doch Callaghan in die Falle. Fand ich persönlich auch sehr befriedigend, nachdem der Kampf zwischen Callaghan und Harley wohl heißerwartet wurde. Zumal Harley auch ein verdammter Kotzbrocken ist. xD

      Eldrail schrieb:

      Drei Schauplätze bleiben noch vor dem großen Finale.
      Beginnen wir mit dem Ausschnitt aus O'Maras Vergangenheit. Dort prügelt er sich mit Cathal. Der war schon damals ein ziemlich beeindruckender Kämpfer, aber auch O'Mara besaß seine unmenschliche Ausdauer. Warum der Kampf? Anscheinend will Cathal zu der bislang noch nichts sagenden Laura, wohingegen O'Mara als ihr Beschützer fungiert. Hm, so ganz kann ich die Szene noch nicht einordnen, da geht es mir wie qoii. Spannend ist noch die Erwähnung von Hendrix Cromwell. Muss ja jemand bedeutendes sein, so wie er eingeführt wird. Zwei neue Charaktere, die aber vorerst nur in der Vergangenheit auftauchen. Mal sehen, was es mit ihnen auf sich hat und ob es sie auch noch heutzutage gibt.
      Mit dem heutigen Kapitel wirkt diese Szene sicherlich anders, auch wenn ihr die Sache nicht so viel klarer sehen werdet. Dennoch, ich spendiere ein paar Infos.^^

      Eldrail schrieb:

      Nach dem Rückblick bekommen wir den leibhaftigen O'Mara präsentiert, der munter weiter seinen Körper ruiniert. Cathal beobachtet ihn dabei, ausschließlich mit dem Ziel den Tod des Säufers zu verhindern. Sein Eingreifen könnte aber ob des Anrufes obsolet sein. Vielleicht drückst du dich so ja auch um die Auflösung von O'Maras merkwürdiger Beule. Hm, was wird das Treffen von Cathal und O'Mara bringen? Oder wird sich ersterer wieder unauffällig verdrücken, da seine Hilfe ja nicht mehr benötigt wird?
      Ja, um diese Auflösung drücke ich mich.^^
      Aber wie bei Vexor schon erwähnt, handelt es sich bei O'Maras angedeuteten Kräften um jene, die ihn auf eine Stufe mit Mercedes höchster Leistungsstufe und Krills Gottmodus hieven. Man darf also gespannt sein.

      Eldrail schrieb:

      Letzter Ort eines Geschehens ist der Ballsaal, wo Lorca sich verdrückt hat und Shrimati Krill gerettet hat. Cleverer Schachzug von ihr. Jetzt werden so einafch alle Kämpfe beendet und die verschienden Seiten können sich sammeln. Ich traue dir auch glatt zu, dass es auch ohne besondere Vorkommnisse weitergeht und alle Gruppierungen auseinandergehen. Harley natürlich ausgenommen. Hängt aber auch in hohem Maße davon ab, ob die Kopfgeldjäger erstmal ihre Wunden lecken, oder noch weiter machen.
      Ich enthalte mich. ;)

      Eldrail schrieb:

      Dann zum krönenden Finale. Harley sieht sich schon gerettet, nur um dann festzustellen, dass Carla ihn einfach liegen lässt. Gerissen hat sie ihn verkauft, bzw. hat sie bereits schon seit längerem ihre Unabhängigkeit betrieben. Die Geplantheit lässt sich in gewissen Maße bezweifeln, ist doch vieles aus dem Ruder gelaufen. Dennoch sollte man davon ausgehen, dass Carla die Ankunft der Kopfgeldjäger durchaus als Chance gesehen hat und diese jetzt beim Schopf ergreift. Ich kann jetzt nicht besonders gut vorraussagen, an wen sie Harley verkauft hat, auch weil es bislang doch noch an Motiven mangelt. Carla könnte es aus Machtigier getan haben, aber vielleicht auch nur als Rettungsanker genutzt haben. Gerade weil man auch noch nicht weiß, mit wem sie Kontakt hat, fehlt einer Spekulation noch die Grundlage. Prinzipiell hat sich Vexor ja bereits Gedanken gemacht, also wird von mir nichts mehr kommen. Gefällt auf jeden Fall sehr. Eigentlich müsste man jetzt nochmal den Arc nachlesen, allein weil es doch mehrere Zusammenhänge gab, die man im Nachhinein nicht mehr ganz im Kopf hatte und speziell auch wegen Carla. Aber ich lese sowieso schon zuviel gleichzeitig xD
      Carla hat ja die ganze Zeit über keine sonderlich Meinung über Harley gehabt. Zu leichtsinnig, zu prunksüchtig, zu locker. Dass sie ihn letztlich verraten hat, hat er sich selbst zuzuschreiben. Carla war die einzige, die ihm nicht verfallen oder hörig war. Daher bleiben eben viele Möglichkeiten, mit wem sie nun zusammenarbeitet. Lange werdet ihr auf die Lösung nicht mehr warten müssen.^^


    • Ich weiß ich hab mal gesagt das ich mich hier mal öfter wieder Kommentieren werde und es dennoch nicht tat, aber meine Entschuldigung ist das ich selber mit meiner eigenen kleinen FF beschäftigt bin, sowie mit Schule und Arbeit.

      Kommen wir aber zum Kapitel von Heute, was wie immer hervorragend war und endlich einen kleinen Einblick in Brians Vergangenheit. Ich fange am besten mit dem witzigsten an und zwar Moira und Cathal, sowie die Reaktionen der Anwesenden auf das leidenschaftliche geknutschte des Geschwisterpaares <X , mal ihm ernst sie wirklich Geschwister oder vielleicht Halbbruder und Halbschwester, sie haben ja verschiedene Familiennamen wenn ich mich rechtentsinne. Also die gute hat also von der Zähre-Zähre-Frucht (warum nicht einfach Tränen-Frucht?) und der guten Mercedes etwas von ihrer Vergangenheit zeigte, genau genommen der Moment nach dem Sie Brian seine Erinnerungen genommen hatte. Ich kann dabei das Argument von Mercedes gut nachvollziehen, ein leben ohne die Erinnerungen an seine Vergangenheit, an sein altes Ich ist bestimmt nicht leicht und man braucht diese um zu wissen wer man ist. Also die Heimat von Brian, Moira Cathal und Co. heißt Saoirse Láire, dabei bedeutet Saoirse soviel wie Freiheit und kommt aus dem alt Irischen, dabei ist es ein beliebter Mädchenname in Irland, zu Laire habe ich nur eine Französische Gemeinde und einen Fluss gefunden. Die Insel scheint von Truppen aus Fountleroy Island belagert zu sein, die wiederum von England inspiriert wurde, wenn ich mich recht erinnere. Moira und Cathal gehörten wohl damals zu einer Wiederstand die versuchen ihre Belagerer zu besiegen, Moira versuchte damals Ulysses Mckenna (und Brian) zu rekrutieren, oder zu minderst eine Allianz zu bilden. Wie es scheint war Brian damals schon so ein richtiger Sonnenschein ;) , wie man bei seiner Unterhaltung mit Moira man mitbekommen hat, weiß der Geier wie sie später Freunde wurden ?( . Wir bekommen noch die junge Etain zu Gesicht und erfahren das Laura den selben Familiennamen hat, ist sie ihre Mutter, ältere Schwester oder andere weibliche Verwandte.

      Sorry wenn der Kommentar etwas zu kurz war, aber ich denke mir das die anderen genauer und auf mehr Details eingehen werden als ich. Zum Schluss wie gesagt ein tolles Kapitel mit viel Informationen :thumbsup: !
    • Moin moin!

      Puh!

      Gestern Abend war ich irgendwo um Kapitel 75 herum, heut Mittag bin ich dann fertig geworden. Diese Zwischenstandsrezensionen sind nicht so meines, dann erzähle ich was um Kapitel 20 herum, während du als Autor ganz genau weißt, wie wichtig das im Vergleich zu dem ist, was du jetzt alles zu erzählen imstande bist. Einfach, weil schon viel mehr gesagt und vor allem im Nachhinein in völlig anderem Licht betrachtet wurde. Dass ich hier alles durchlese, ehe ich mit P&P fertig werde, ist dann doch weitaus früher eingetreten als gedacht. (Ist das erste Kompliment, denke ich. :D)

      Die Geschichte gefällt mir ziemlich gut! Hervorheben möchte ich dabei zuerst - wie wohl jeder - die ausgeschrieben wortgewandte Bildhaftigkeit, die für mich weit mehr Segen als Fluch darstellte. In großen Portionen an Kapiteln gesehen, da habe ich schon meine Zeilen gebraucht, bis ich mich in das jeweilige Kapitel eingefunden habe. Wenn ich dann drinnen war und mich innerlich eingerichtet hatte, war mir dann gar nicht mehr bewusst, wie viel eigentlich innerhalb eines Kapitels beschrieben, gesagt, gedacht und wie viele verschiedene großflächige Bilder sowie Szenen sich in meinem Kopf abspielten. Ich denke auch, dass dies die Länge deiner Kapitel ausmacht - komprimiere alles in zwei Seiten und es wird denke ich kaum das gleiche bei rauskommen können. Insoweit fühlte ich mich sehr oft an das 'Art Attack'-Riesenbild erinnert, das feinsäuberlich mit Salz auf eine schwarze Fläche gestreut wurde. Dafür braucht es eben sehr, sehr viel Salz, um etwas darin erkennen zu können.
      Dazu war ich später daran gewöhnt, dass sich so manche wiederkehrende Bilder einfanden. Große Freude hatte ich in den verleichsweise lapidaren Formulierungen, die an sich grausige Handlungen oder Kulissen beschrieben, wo der Tod und die Verstümmelungen schon irgendwo bittere Normalität darstellten. Solche wiederkehrenden Elemente hatte ich dann innerlich als darstellerische running gags abgespeichert - und freute mich entsprechend, wenn sie Szenerie auflockerten bzw. anfingen, die Zügel der Ernsthaftigkeit anzuziehen. Denn der Unterschied zwischen lapidar und bedrückend war schon deutlich herausgearbeitet worden. Sei es Waterloos erster Auftritt, der relativ zügig den langsamen Schienentod mit einem Schuss verkürzt oder Renées grausamen Tod durch Mulligan, wo man dachte: "Fuck!" Diese Darstellungen unterscheiden sich für mich dermaßen stark im leserischen Empfinden, dass ich den Unterschied von ein und derselben "an sich" grausigen Tod völlig unterschiedlich auffasse. Die Waterloo/Lorca-Szene war damals so abstrus, dass ich es mich schon irgendwo amüsiert hat. Wenn man schaut, wie Waterloo in den letzten Kapitel gezeichnet wurde, sehe ich schon eine große Veränderung, doch dazu komme ich jetzt in den Charakteren:

      Die Kopfgeldjäger sind in vieler Hinsicht ähnlich unergründbar wie zu Beginn der Handlung. Wenn man schaut, dass Callaghan DeBráz fliehen lassen musste, zeichnet sich dadurch ein viel größerer Handlungsstrang ab, der neben der von DeBráz geforderten aber nicht eingetreteten "Entfesselung" Callaghans ein ziemlich düsteres Konfliktpotential bereithält. Hätte Callaghan DeBráz getötet, wäre es ein Pyrrhus-Sieg geworden. Er hätte jenen Dämonen nachgegeben, die der grüne König lauthals gefordert und herbeigesehnt hat. Jene Dämonen, die einen Impel Down Insassen womöglich umgebracht, jedoch einen weit größeren Feind heraufbeschworen hätten. Anders gesagt, habe ich den Handlungsstrang als Teaser gesehen, der Callaghans menschlichste Seite herauskitzelte, während gleichzeitig seine dunkelste Seite gefordert wurde. Etwas, das dank Mercedes nicht eingetreten war - jedoch für spätere Handlungen den größten Antagonisten heraufbeschwören könnte.
      Denn ich glaube kaum, dass man DeBráz einfach freiließ, um Rexroths "Knüppel" auf die Welt loszulassen. Letztlich steht noch aus, wie es den grünen König so zügig Harleys Insel verschlug, ohne, dass dieser bislang mit Harley oder Schloß Roßkosch in Verbindung stand. Lediglich das Territorium - das immer noch nicht in Gänze enthüllt wurde - und die Obsession für Callaghan, die DeBráz zu leiten scheint, sind bisher Augenzeuge eines "größeren" Feindes, der neben Harley im Vordergrund, also in Sichtweise der Kopfgeldjäger agiert.

      Ein Rexroth verkörpert da bislang eher den Strippenzieher im Hintergrund, der (zum Glück) von Lorelei auf Herz und Nieren überprüft wird. Finde ich schön, wie die drei CP-0 Chefs solche Gegensätze darstellen. Die (hoffentlicht) unbestechliche Greenaway, der verschlagene, Gelegenheiten wahrnehmende Rexroth und der kameradschaftlich, aufrichtige Godzilla - ich empfand schon Baudelaire als großartig geradlinigen Charakter.
      Jedenfalls finde ich es für die Handlung spannend, wie Greenaway letztlich auf Harleys Einladung reagiert hat, die sie bislang glücklicherweise nicht persönlich annahm. Mit Shrimati und 'formally known as Irit' hat sie ja bereits zwei bekannte Agenten vor Ort - zT bereits, bevor sie den dreisten Brief von Harley in den Händen hielt. Der Konflikt zwischen den drei CP-Chefs sollte jedenfalls noch für den hierarchisch gesehen brisantesten Konflikt sorgen, während DeBráz sicher für die Handlung nach Roßkosch interessant wird. So wie sich Flint seinem Dämon kürzlich stellte, wird es besonders für Callaghan und Krill spannend, wie sie auf die dunkle Versuchung des grünen Königs reagieren werden.
      Bei O'Mara gehe ich inzwischen von aus, dass seine Vergangenheit für sich genommen bereits genügend Handlungsstoff - neben dem grünen König - bietet. Denke, die Leute rund um Ulysses werden nicht grundlos Arc für Arc eingeführt, um als beobachtende oder schändende Eminenz herzuhalten. Je nach Schwere von O'Maras ominösem Verrat, wird das noch Potential bergen, das die bislang entgegnendere Haltung von Graham, Ulysses und Co. umschlagen lassen kann. Denn die Angst vor O'Maras Vergangenheit muss immens sein, wenn jemand wie Ulysses als "Erinnerungsträger" ein vergleichsweise erbärmliches Dasein zu fristen hat - trotz seines noch jüngeren Alters. Ist ja nicht so, als würde ein 200-Jähriger zerfresse durchs Schlüsselloch krächzen. So gesehen bieten Callaghan und O'Mara noch hervorragende Perspektiven für einen tragischen Wandel und eine unvermeidliche Abkehr in die Dunkelheit. Eine Gratwanderung, die sie seit Beginn der Handlung vollziehen, doch die irgendwann noch stärker reißen wird, als die Begegnung im Riesenhautzelt.

      Abschließend noch ein paar Worte zu Harley und Flint, ehe ein paar Nachfragen folgen. Drei Dinge habe ich nämlich im Laufe der Handlung nicht verstanden, dazu später:
      a) Flint hat seine ganze Reise darauf ausgelegt, um Harley Fragen nach sich selbst zu stellen. Nach dem Flashback, der den Tod von Flints Mutter zeigt, versucht er Harley zu erschießen, scheitert jedoch aufgrund der leeren Trommel. Ist Flint jetzt durch Harleys Worte schlauer geworden, wo er doch durch den Brief bereits wusste, dass er seine Eltern ermordet hat - weshalb auch immer - oder war die ganze Reise und die Gewissheit, seinen inneren Dämon, der ihn an so vielen Stellen beflügelte und zum Aufstehen zwang, mit einer Kugel niederzustrecken bereits Wissen genug? Denn Flints angebliche Aussage über Kiwis Ermordung deutet ja darauf hin, dass er im Zweifel fähig ist zu töten. Andererseits hat Harley sich nicht verneigt, Rechenschaft abgelegt oder ein anderes Motiv geliefert, um irgendeinen Abschluss in dem bislang sinnleeren Verlust von Flints Eltern finden zu können. Ich betone hier sinnleer, da der Mord sicher nicht sinnvoll (und auch sinnlos) sein kann, ganz gleich, welches Motiv Harley gehabt zu haben schien. Die Andeutungen über Flints Vater lassen jedenfalls darauf deuten, dass dieser ebenfalls Dreck am Stecken gehabt hatte. Etwas, was bisher noch nicht der Wahrheit entsprechen muss. Doch die Tatsache, dass "von oben" auf den jungen Flint Rogers geschaut wird, lässt schon irgendwo drauf schließen, dass neben den Kopfgeldjägern die Familiengeschichte der Rogers von Bedeutung sein wird. Was immer der 16-jährige John Rogers später als Marine angestellt haben sollte. Jedenfalls ist es jetzt natürlich mit Harleys Festsetzung fraglich, wie es für Flint weitergeht. Denn solange Harley nicht "mit seinen gehorteten Geheimnissen" fliehen kann, gäbe es wenig Grund für Flint nun ein neues Ziel vor Augen zu haben. Den jetzt gefesselten Harley würde sich sicher ungerne entgehen lassen - an der Stelle muss ich zugeben, dass Carlas Verrat sehr konsequent gewesen war. Übergreifend möchte ich noch über Harley als "fast" titelgebende Figur sprechen, immerhin hatte er auf seiner Party als erster Schurke die Menschenjagd eröffnet, hehe.

      b) Valentine Harley erinnert mich sehr stark an Joe Carroll aus The Following. Ein charismatischer Soziopath, der seine Anhänger emotional an sich bindet. So fest, dass sie sich alle in dessen Zentrum wähnen, während keiner von ihnen irgendeine tiefere Bedeutung besitzt, die einzig und allein ihm selbst gilt. Etwas, was nicht gesagt, jedoch deutlich gezeigt wird. Siehe Kiwi und Lorca, siehe Renée, die sinnlos vergessen in ihrer Zelle ausgelöscht wird oder Carla, die seit Anfang an rein rational und nüchtern agiert, von Harleys Bezierzungen völlig unberührt blieb, sodass irgendwo klar war, dass sie Harley nicht mehr braucht, sobald dieser den Bogen entspannt und sich so mehr als Risiko denn Nutzen verhält.
      Alle anderen, Kiwi, Lorca, Waterloo, agieren hündisch und sind rein emotional an Harley gebunden, sodass ein Kiwi-Kuss ausreichte, um Lorca durchdrehen zu lassen, da nicht sie in Harleys Kosmos wabert, sondern das junge Ding, dem Flint zuletzt furiengleich begegnete. Carla hingegen war nüchtern und als Harley sich maßlos überhob, schätzte sie die Situation ohne Emotionen ein und erkannte: It's business, bitch! Sie war kein klassischer "Follower", sondern eine Partnerin des Geschäftsmann Harley, der hingegen in seiner gnadenlosen Selbstbeweihräucherung allen Problemen Tür und Tor öffnete.

      Was Harley nun in Mr. Rogers fand - ihre Begegnung im Flashback zeugte nicht unbedingt von Vertrautheit - um diesen vor Flint so schlecht darzustellen, ist hoffentlich eine Frage, der noch tieferer Sinn bemessen wird. Denn Stand Jetzt sehe ich Flint zwar jemanden, der dazu gelernt hat, um Harley gegenübertreten zu können (ohne sich einzunässen), doch schlau ist er an sich nur bedingt geworden. Ich bin schon gespannt, welche Lehren er daraus zieht.

      Übrigens fand ich es sehr, sehr witzig, wie Callaghan in Flint die klemmende Pistole sieht, während dem Rotschopf im entscheidenden Moment die Pistole klemmt - oder die Munition aus war - sodass er Harley nicht erschießen konte. :D
      ___________

      Nun die drei Fragen, die ich mir kaum erklären konnte:

      1. Wer ist der "Pestdoktor" aus Kapitel 72? Rennac? Der flüchtige Biowaffendoktor, der im Gespräch zwischen Greenaway und ihrem Agenten zur Sprache kam? Die Verkleidung erinnerte ja stark an die CP-0-Einheit, die Waterloo, Lorca & Ajas gegenübertrat. Doch vermutlich ist es viel banaler als ich mir ausmale.
      2. Ist der Schiebermützen-Agent von Greenaway der gute Sherlock, der im Laufe des Machhiavelli-Arcs verschwand? Zwar stimmt die Haarfarbe (blond/babyblau) nicht überein, doch die Schiebermütze und das untersuchte Fountleroy Island, von dem Sherlock stammt, haben mich da die ganze Zeit stutzig gemacht.
      3. Wer ist der Junge, der in Einzelperspektive innerhalb des Nebelwaldes umherirrte? Dass Mercedes, Callaghan und O'Mara dort diversen verfälschenden Eindrücken unterlagen, soweit habe ich es gelesen, doch zwischendurch die einzelne Jungen-Perspektiven haben mich ziemlich irritiert.
      ___________

      -Bo- schrieb:

      Vielleicht. Ich weiß gar nicht, was aus der "alten Garde" geworden ist. Mittlerweile ist hier eher eine neue Generation am Werkeln. Vielleicht weiß Blink mehr, der ja jüngst zurückgekehrt ist.^^
      Endlich kann ich darauf eingehen, ohne nur das in deinen FF-Thread schreiben zu können.
      Zur ganz alten Garde zähle ich Sheppard und Sirus.0, die die umfassendsten Geschichten schrieben, als Icedragoon, Panda Lee und ich vor acht Jahren anfingen. Kurz darauf gesellten sich dann LaDarque, Le Roux, Dillian, Member of CP9, zongo67 dazu, die jeweils ausführliche Geschichten verfassten, doch leider ist keiner von ihnen fertig geworden. Viele von ihnen finden sich in diesem illustren Team wieder. Momentan würde ich Vexor und dich als Sirus.0 und Sheppard der letzten Jahre sehen - zwei umfangreiche und langjährige Geschichten mit vielen Kapiteln, Rezensionen, etc. Zwei Werke, die man auf Seite 1 des FF-Bereiches antrifft und sieht: Da ist viel los!
      Desweiteren sehe ich zwischen Dillian und deiner Geschichte viele, viele Parallelen was den Düsternis-Faktor anbelangt.

      Abschließend meine zwei Favoriten: Krill und O'Mara. Mit Abstand. Selten solche souveränen und gleichzeitig so verkorksten Charaktere gesehen. Soweit von mir, unstrukturiert und sprunghaft, doch was raus muss, das muss raus.

      Hoffentlich veröffentlichst du heute kein neues Kapitel, das wäre des Guten zuviel. xD

      Bis demnächst!

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    • Kapitel 120: Wesen aus Wasser und Licht

      Man man man, ich weiß überhaupt nicht mehr, wann ich das letzte mal so lange und in so vielen Etappen an einem Kommentar gearbeitet habe.^^ Allerdings liegt dies nicht am Kapitel, sondern daran, dass mir im RL so viel Dinge dazwischen gekommen sind. :(

      Ich weiß gerade echt nicht, ob sich O'Mara hier wie ein Arschloch verhält oder Cathal zu viel erwartet, bzw. zu sehr von seinem Standpunkt/Erinnerungen aus handelt. Denn halten wir mal fest, O'Mara weiß eigentlich wirklich nur(noch), dass sie ihm seine Erinnerungen genommen haben und was Mulligan ihm und seinen Freunden angetan hat. Also eigentlich keine Voraussetzungen für ein vertrauensvolles Verhältnis und Verhalten seinerseits.

      Währenddessen macht Mercedes Moria sehr deutlich und gut klar, dass komplettes Vergessen keine Erlösung ist, sondern Folter. Dabei erfahren wir, dass Moria von der Zähre-Zähre-Frucht /Tränenfrucht gegessen hat. Diese ermöglicht es ihr über Tränen bzw besser gesagt die Augen, auf die Erinnerungen der Menschen zuzugreifen. Die Augen sind nicht nur das >Fenster zur Seele<, sonder verraten auch sonst viel über einen. Je nachdem wen man Fragt, kann man an den Augen erkennen, ob jemand die Wahrheit sagt oder man spricht davon, dass man an den Augen/dem Blick das grauen ablesen kann, was die Person (vor kurzem) Erlebt hat oder es sind nicht mehr die Augen eines Kindes, wegen dem grauen, was es erlebt hat. Die Verbindung zwischen Augen/dem Blick und dem Erinnerungen bzw. Erlebnissen eines Menschen sind jedenfalls ziemlich verbreitet. Insofern kann ich deine Idee zur Herleitung von Morias Kräften nachvollziehen und irgendwie gefällt sie mir sehr gut. Es ist einfach mehr, als wenn man einfach nur auf die Gedanken zugreifen kann und wenn es nur die Symbolik ist, die dahintersteckt. Auch das du beim Einsatz von Morias Erinnerungsübertragung auf den Ich-Erzähler wechselst finde ich einfach wunderbar, dadurch wird das Erlebte noch einmal intensiver. Die Idee kommt mir im Nachhinein einfach so logisch wie genial vor. :thumbup:

      Zu der innigen Geschwisterliebe enthalte eich mich mal, da wir über die beiden immer noch zu wenig wissen, um wirklich darüber urteilen zu können. Aber selbst wenn sie keine Geschwister wären, dürfte die Reaktion von Mercedes und O'Mara kaum anders gewesen sein. Denn ich denke nicht, dass ihr wissen um die (angebliche) Geschwisterschaft der Beiden alleine für ihr starren verantwortlich war.

      Aus der letzten Erinnerung meine ich auch einiges über die Struktur von Saoirse Láire herauslesen zu können, zumindest wenn ich dabei Referenzen zur Irland ziehe. Wie du bereits verraten hast, ist dein Irland von Truppen eines englandähnliches Landes besetzt, was bei dir den Namen Fountleroy Island trägt. Googel spuckt mir zu diesem Namen nur die Korrektur Fauntleroy aus, welches die Lordschaft vom >Kleinen Lord< ist. Die Besetzung von Saoirse Láire scheint schon länger anzudauern, da es zum einen in der Bar von Laura O’Rourke einige Heldengemälde gibt, aber auch weil die patriotischen Barbesucher nicht mehr in bester Stimmung sind, zumindest einsteht bei dir das Bild eines schon lange Unterdrückten und desillusionierten Volkes.

      Brian O’Mara, der tollwütige Fuchs von Hoolahara und Ulysses McKenna, der scheue Hund von Hoolahara scheinen Aufgrund ihrer Beinahmen in gewissen Kreisen schon ziemlich bekannt zu sein. Da Moria Prügeleien für das Shamrock County als typisch empfindet, kann es sich bei Hoolahara eigentlich nur im die Stadt bzw. das Dorf handeln. Denn County müsste die nächst größere Verwaltungsebene sein, wie bei uns die Kreise bzw. Großstädte. Daraus kann man schließen, dass es sich bei Shamrock County um ein ärmeres mehr von Arbeitern bewohntes Gebiet handelt. Während Moria aus einem bessergestellten County kommen dürfte. Fest steht jedenfalls sie kommt aus einer reicheren Familie unterstützt aber auch den Widerstand bzw. ist daran beteiligt. Jetzt scheint sie geschickt worden zu sein, um über eine Zusammenarbeit mit einer anderen Gruppe/Zelle des Wiederstandes zu verhandeln, der Ulysses vorzustehen scheint. .

      Brian Beinahme der tollwütige Fuchs (von Hoolahara) ist ziemlich passend, er ist schlau wie ein Fuchs, hat aber kein sehr gutes Benehmen. Damit scheint bewiesen, dass O'Maras Verhalten nicht aus seinem Gedächtnisverlust nebst zu viel Alkoholkonsum resultiert, sonder scheint schon immer ein Charakterzug von ihm gewesenen zu sein scheint. Weiterhin würde ich vermuten, dass diese Erinnerung vor dem FB von Cathal spielen, da dieser vorher sicher keinen Grund gehabt hätte Nachts in die Bar einzudringen. Ich würde spontan vermuten, dass Moria überfällig war und er nach ihr suchen wollte. Interessant ist außerdem noch, das Brain anscheinend ein ziemliches Interesse an der jungen Étaín gehabt zu haben scheint.

      Ansonsten bleibt noch zu bemerken, dass Ulysses schon damals zum einen keine sehr gute Gesundheit hatte, aber trotzdem ein einnehmendes bzw. eher einschüchterndes und beeindruckendes Wesen hatte.

      Damit komme ich auch schon wieder zu Ende meines Kommentars, was lange genug gedauert hat, auch wenn es diesmal nicht an der Länge meines Beitrags lag.^^ Zu guter Letzt möchte ich noch Bo vorgreifen und @blink zweite Frage beantworten. Sherlock nimmt schon die ganze Zeit weiter an den Geschehnissen Teil, da es sich bei ihm um die Verkleidete Luca gehandelt hat. :-D
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • So, scheint ja noch rechtzeitig zu kommen.

      Diesmal machen wir eine Reise in die Vergangenheit. Sehr interessant, sind doch die Hintergründe der meisten Charaktere noch ziemlich im Dunkeln verborgen.
      Fangen wir wieder nach Abschnitten an:

      O'Mara und Cathal:

      Hier passiert zuerst gefühlt gar nichts. O'Mara kippt endlich um und Cathal hebt ihn auf. Dann schleppt ihn Cathal fort, offenbart aber zum wiederholten Male, dass er die Kopfgeldjäger als Familie ansieht. Hm, da wird ja immerhin begonnen Aufklärungsarbeit zu leisten. Jedenfalls verhält sich O'Mara nicht gerade freundlich, ganz wie in alten Zeiten xD

      Mercedes und Moira:

      Ich trenne das auf zwischen der Vergangenheit, die hier gezeigt wird und der Gegenwart bis dorthin. Mercedes versucht, verständlicherweise, Moira dazu zu bewegen, O'Mara seine Erinnerungen zurückzugeben. Allerdings verweigert Moira dies mit der Begründung, es wäre zu hart. Ich stimme Mercedes jedenfalls zu, O'Mara sollte damit umgehen können. Gut geht es ihm ohne ja ohne die Erinnerungen ebenfalls nicht. Dann nutzt sie ihre Teufelskraft, die Zährenfrucht. Gewissermaßen nachvollziehbar, aber zumindestens mal sehr kreativ^^

      Die Erinnerung nimmt Mercedes jedenfalls mit. Gefällt mir als Auflösung gut. Aber dann kommt Cathal und macht alles kaputt xD

      Dieser Inzest ist immer noch etwas, nun, merkwürdig. Gerade, da sie ja irgendwie ansonsten ganz gut dargestellt werden. Naja, du brauchst ja immer etwas eher ekliges, oder?

      Verbleibende Info ist, dass Ulysses, der ja sowieso schon nicht unbedingt zu beneiden ist, auch noch die Erinnerungen aufgehalst bekommen hat bzw. er sie freiwillig trägt. Auf ihn bin ich wirklich gespannt. So kannst du uns auch gut die Erinnerungen vorenthalten^^


      Moira und Ulysses:

      Der Erinnerungsschnipsel, den Mercedes zu Gesicht(?) bekommt. Viel passiert nicht, nur Moira, die sich nach Brian/O'Mara sehnt. Und Ulysses, der schweigsame Junge, der irgendwie alles zusammenhält, fast zumindestens. Mehr als die neuen Namen bekommen wir da auch noch nicht präsentiert, immerhin wissen wir als Leser ja bereits, dass die Fraktion um Ulysses ja eigentlich ziemlich freundlich und gut ist. Wobei man irgendwie ja "eigentlich" schon betonen muss.


      Moira und Brian bzw. Ulysses:

      Noch mehr Vergangenheit. Diesmal immerhin auch für O'Mara. Der war ja ein ziemlich aggressiver Junge. Ansonsten haben wir recht viel Vorbereitung. Du führst so einige Namen ein, die Spannung erzeugen. Aber da müssen wir uns wohl noch gedulden, ergibt das alles erst Sinn, wenn wir einen zusammenhängenden Flashback erhalten. Irgendwie kann ich zur Zeit nicht so richtig etwas herauslesen. Auch und gerade, weil qoii da bereits gut vorgearbeitet hat.


      Insgesamt war das Kapitel toll, auch wenn ich nicht wirklich etwas kommentieren konnte. Es war wie üblich wunderschön geschrieben, ist aber letztlich wirklich nur ein Informationskapitel, dessen Informationen aber nach wie vor nicht richtig für Klarheit sorgen können. Aber irgendwo muss man ja ansetzen^^

      Also mach weiter, ich freue mich drauf!
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
      Langeweile? Lust auf etwas Neues? Komm nach Düsterwald in unsere Gemeinschaft! Wir freuen uns immer über neue Mitspieler!
    • Kapitel 120: Wesen aus Wasser und Licht

      Mit dem Kommentar für das aktuelle Kapitel tu ich mich deutlich schwer, was wohl auch daran liegt, dass ich da schon ein paar Tage daran rumdoktore und nicht wirklich, was zu Papier finde.
      Liegt mit Sicherheit nicht am Kapitel an sich, aber mal schauen, was ich so zusammenschustern kann, nachdem sich schon vier Leute daran versucht haben. Verzeih mir also, wenn es ein wenig kürzer wird.

      Die Wiedervereinigung von Cathal und O'Mara verläuft ja unter denkbar ungünstigen Verhältnissen, auch wenn ich O'Mara vollkommen verstehen kann. Ulysses und Co. sind buchstäblich diese dunkle Bedrohung in seinem Gedächtnis, die ihm ja irgendwie zu dem verkorksten Charakter gemacht, der er heute ist. (Zumindest könnte ich mir vorstellen, dass er das so sieht). Und dann gibt es noch unser Ekelschwein Mulligan, der ihn und seine Freunde halb tot geprügelt, und Luca vergewaltigt hat.
      Kein Wunder, dass er da etwas säuerlich reagiert und dann tauchen die genau wieder am Ort des Schreckens auf. Außerdem ist O'Mara sicherlich schon seit mindestens fünf Minuten wieder auf Entzug, was bei seinem durchschnittlichen Alkoholpegel wohl jeden zu ner zickigen Frau während ihrer PMS machen würde.

      Die Szene mit Moira und Mercedes war durchaus stark. Hat mir sehr gut gefallen, wie du diese zwei unterschiedlichen und doch sehr wesensgleichen Frauen aufeinander hast treffen und miteinander agieren lassen.
      Zwei Frauen, die einen vollkommen unterschiedlichen und dann wieder sehr gleichen O'Mara/Brian kennen. Beide erleben ihn als gebrochen, geben dafür aber unterschiedliche Erklärungen ab. Moira schwankt in meiner persönlichen Wahrnehmung aber weiterhin in einem grauen Bereich. Die Masche der Heiligen mit keinerlei egoistischen oder arglisten Motiven nehme ich auch nach ihren zahlreichen Introspektionen nicht völlig ab. Vielleicht traue ich dir nicht oder kenne dein Frauenmuster, beziehungsweise kenne meines. Aber irgendetwas stört mich an ihr. Ich glaube, dass sie gute Seiten hat, aber sie nicht rein.

      Kommen wir hingegen zu ihrer Teufelskraft, die dann eine doch ganz etwas andere Richtung annimmt als erwartet. Die Zähre-Zähre-Frucht. An erster Stelle mal ein großes Lob, weil du die antiquierte Form des Worts für Träne genommen hast. Interessieren würde mich zumal, ob diese Neuinterpretation auf Odas und meinem Mist gewachsen ist, nachdem wir dir die Möglichkeiten bezüglich einer "Memo-Memo-Frucht" (zum Glück kann ich mir noch nen anderen Titel überlegen xD) genommen haben, oder ob diese kreative Auslegung schon immer so geplant war?
      Beides fände ich interessant und möchte dich so oder so für den kreativen Umgang mit dem Thema loben. Gerade Tränen, die wir ja meist im Zustand größten Schmerzes oder größter Trauer vergießen, als Spiegel in unsere Seelen. Das hat wirklich Stil. Gefällt mir :)

      Mit der Ich-Perspektive bin ich noch ein wenig unschlüssig. Die Idee dahinter gefällt mir super. Man merkt in meinen Augen aber dennoch ein wenig, dass das nicht dein gewohntes Terrain ist. Zumindest hab ich zwischendurch immer mal wieder das Gefühl gehabt, dass du kurz davor bist wieder in den auktorialen Erzähler zu schlüpfen. War für die Szenen aber auf jeden Fall eine gute Wahl und mal eine andere Form der Rückblende.

      Zum Inhalt der Saoirse Laíre möchte ich nicht mehr so viel sagen. Der Inhalt hat mir gefallen, ebenso der neue Blickwinkel auf O'Mara und Ulysses. Zwei Seiten einer Medaille, was ihre seltsame Verbindung noch einmal stärker hervorhebt, wie ich finde.
      Ich frage mich jetzt ja gerade, ob diese Insel unser nächstes Ziel sein könnte? Harley ist erst einmal weg vom Fenster und dann steht ja die große Frage im Raum, wohin als nächstes?
      Der Grüne König ist ein Ziel, aber so sehr ich auch eine Verbindung zwischen dem Irlandthema und dem Grünen König vermute, so wenig kann ich glauben, dass dieser Gegner schon als nächstes dran ist.
      Das wird sich aber wohl eher daraus ergeben, wer tatsächlich der große Endgegner deiner Geschichte ist. Sind es vielleicht die drei Abteilungen der CP0? Allen voran Rexroth, der mit dem Grünen König zusammenarbeiten könnte?
      Andererseits ist Callaghan ja der Hauptcharakter deiner Geschichte und der Grüne König ist seine Nemesis. Fände es von daher schon gut, wenn O'Maras Vergangenheit nicht die letzte Instanz deiner Geschichte wird. Aber da ist dann auch noch das Gawain-Motiv bei Call....oh Mann...ich sollte nicht so viel über die ganzen Parteien in deiner Geschichte nachdenken. Dann wird mir nur ganz schummrig xD

      Achja auf eine Sache wollte ich noch aus deinem Kommentar eingehen:

      -Bo- schrieb:

      Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass ich mich an einzelne Stellen nicht erinnern kann, die Carlas Verrat angedeutet hätten. Das liegt halt daran, dass ich meine Kapitel immer ziemlich spontan und von der Leber weg schreibe, einzelne wichtige Punkte nur im Hinterkopf habend. Ich meine, es gab ja einige Szenen, in denen Carla mit Harleys Leichtsinn und seinem Spieltrieb nicht eiverstanden war (z.B. Kapitel 68 und 69). Ebenso Szenen, in denen Carla klar die Führung und Organisation übernahm (in Kapitel 86 etwa wird klar gesagt, dass Carla die Partys hauptsächlich organisiert), während sich Harley nur mit sich selbst beschäftigte. Diese Spannungen zwischen beiden ziehen sich durch sämtliche ihrer Interaktionen. Aber genauere Hinweise habe ich nicht gestreut. Einerseits, weil es nicht zu offensichtlich werden sollte, andererseits aber auch, weil der Verrat von Carla nicht so weit geplant war, wie man es aktuell vermuten könnte.
      Das ist gar nicht schlimm. Ich hab da ja genau die gleiche Schreibhaltung wie du. Ich weiß ungefähr, was ich in einem Kapitel abhandeln will, aber schreib dann meist von der Leber weg, weswegen ich auch immer so schlecht sagen kann, was jetzt genau im nächsten Kapitel passiert oder wie lange ein Arc dauert.
      Dachte mir nur vielleicht, dass du ganz bewusst Szenen gesetzt hast, an die du dich noch erinnerst. Aber so ist das kein Thema.
      Aber danke für deine Antwort :)

      Ansonsten schönes Kapitel, welches an der Ulyssesfront ein wenig Tacheles geredet hat. Insgesamt war das Kapitel gut, war für mich aber ein wenig zerrissen, was aber ziemlich sicher daran lag, dass ich es zwischen Familienfeiern nur stückchenweise lesen konnte.

      Ich freu mich wieder aufs nächste Mal!

    • So liebe Leser und Kommentatoren,

      Kapitel 121 ist da und kann an alter Stelle unter dem Titel "Der Herold des Bastardkönigs" gelesen werden. Im Übrigen möchte ich nur mal anmerken, dass sich der Arc mit großen Schritten dem Ende neigt. Ursprünglich sollte mit Kapitel 121 ja schon der neue Arc beginnen, was aufgrund der ausgedehnten Finalphase aber absolut nicht machbar war. Ihr könnt aber damit rechnen, dass diese Saga spätestens mit Kapitel 125 enden wird - also "nur" eine Verschiebung um 5 Kapitel, womit man wohl leben kann.^^

      Nun zu den Kommentaren:

      D. Draig

      D. Draig schrieb:

      Kommen wir aber zum Kapitel von Heute, was wie immer hervorragend war und endlich einen kleinen Einblick in Brians Vergangenheit. Ich fange am besten mit dem witzigsten an und zwar Moira und Cathal, sowie die Reaktionen der Anwesenden auf das leidenschaftliche geknutschte des Geschwisterpaares , mal ihm ernst sie wirklich Geschwister oder vielleicht Halbbruder und Halbschwester, sie haben ja verschiedene Familiennamen wenn ich mich rechtentsinne. Also die gute hat also von der Zähre-Zähre-Frucht (warum nicht einfach Tränen-Frucht?) und der guten Mercedes etwas von ihrer Vergangenheit zeigte, genau genommen der Moment nach dem Sie Brian seine Erinnerungen genommen hatte. Ich kann dabei das Argument von Mercedes gut nachvollziehen, ein leben ohne die Erinnerungen an seine Vergangenheit, an sein altes Ich ist bestimmt nicht leicht und man braucht diese um zu wissen wer man ist. Also die Heimat von Brian, Moira Cathal und Co. heißt Saoirse Láire, dabei bedeutet Saoirse soviel wie Freiheit und kommt aus dem alt Irischen, dabei ist es ein beliebter Mädchenname in Irland, zu Laire habe ich nur eine Französische Gemeinde und einen Fluss gefunden. Die Insel scheint von Truppen aus Fountleroy Island belagert zu sein, die wiederum von England inspiriert wurde, wenn ich mich recht erinnere. Moira und Cathal gehörten wohl damals zu einer Wiederstand die versuchen ihre Belagerer zu besiegen, Moira versuchte damals Ulysses Mckenna (und Brian) zu rekrutieren, oder zu minderst eine Allianz zu bilden. Wie es scheint war Brian damals schon so ein richtiger Sonnenschein , wie man bei seiner Unterhaltung mit Moira man mitbekommen hat, weiß der Geier wie sie später Freunde wurden . Wir bekommen noch die junge Etain zu Gesicht und erfahren das Laura den selben Familiennamen hat, ist sie ihre Mutter, ältere Schwester oder andere weibliche Verwandte.
      Das machte ich mal alles in einem Rutsch.
      Deine Gedanken zur Insel sind soweit korrekt, ebenso zu Fountleroy Island. Es handelt sich um die Pendants zu Irland und England, wobei ich mir natürlich einige künstlerische Freiheiten nehmen werden. Ich bleibe meinem bisherigen Stil also treu.^^
      Der Name von Saoirse Láire leitet sich einerseits von "Freiheit" ab - richtig - das Láire hingegen ist eine Wortschöpfung. "Láir" ist altirisch und lässt sich mit "Mähre" übersetzen, in moderner Variante mit "Stute" gleichzusetzen. Daher auch die Bezeichnung "Wilde Mähre", die im Kapitel bereits gefallen ist. Das -e- am Ende ist eine Anspielung auf "Eire", die irische Entsprechung des Ländernamens Irland.

      Zum Rest kann ich noch gar nicht so viel sagen, da ich unfreiwillig spoilern würde. Für dieses Kapitel war mein Ziel, euch einen ersten Einblick in die Vergangenheit von O'Mara (& Co.) zu geben und auf kommende Ereignisse einzustimmen. Zwangsläufig wird O'Maras Vergangenheit immer wichtiger werden und dementsprechend wird es notwendiger, euch allmählich verstärkt mit Informationen zu füttern. Sonst erschlägt die Masse an Flashbacks euch später noch, was ja nicht Sinn der Sache ist. xD
      blink

      blink schrieb:

      Gestern Abend war ich irgendwo um Kapitel 75 herum, heut Mittag bin ich dann fertig geworden. Diese Zwischenstandsrezensionen sind nicht so meines, dann erzähle ich was um Kapitel 20 herum, während du als Autor ganz genau weißt, wie wichtig das im Vergleich zu dem ist, was du jetzt alles zu erzählen imstande bist. Einfach, weil schon viel mehr gesagt und vor allem im Nachhinein in völlig anderem Licht betrachtet wurde. Dass ich hier alles durchlese, ehe ich mit P&P fertig werde, ist dann doch weitaus früher eingetreten als gedacht. (Ist das erste Kompliment, denke ich. :D)
      Dann bist du wohl ein fleißigerer oder zumindest disziplinierterer Leser als ich, der deine FF nun schon zum wiederholten Mal angefangen und nicht beendet hat. Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich gerade für die Uni zu viel lesen muss und mich deine Geschichte rein thematisch aus dem Konzept bringt. Leider. xD
      Ich verspreche dir aber, mich zum Wochenende nochmal mit deiner FF zu befassen. Vielleicht schaffe ich es ja noch, bevor der April endet.^^

      blink schrieb:

      Die Geschichte gefällt mir ziemlich gut! Hervorheben möchte ich dabei zuerst - wie wohl jeder - die ausgeschrieben wortgewandte Bildhaftigkeit, die für mich weit mehr Segen als Fluch darstellte. In großen Portionen an Kapiteln gesehen, da habe ich schon meine Zeilen gebraucht, bis ich mich in das jeweilige Kapitel eingefunden habe. Wenn ich dann drinnen war und mich innerlich eingerichtet hatte, war mir dann gar nicht mehr bewusst, wie viel eigentlich innerhalb eines Kapitels beschrieben, gesagt, gedacht und wie viele verschiedene großflächige Bilder sowie Szenen sich in meinem Kopf abspielten. Ich denke auch, dass dies die Länge deiner Kapitel ausmacht - komprimiere alles in zwei Seiten und es wird denke ich kaum das gleiche bei rauskommen können. Insoweit fühlte ich mich sehr oft an das 'Art Attack'-Riesenbild erinnert, das feinsäuberlich mit Salz auf eine schwarze Fläche gestreut wurde. Dafür braucht es eben sehr, sehr viel Salz, um etwas darin erkennen zu können.
      Definitiv. In meinen Kapiteln passiert nicht so viel mehr als in anderen FFs (höchstens, wenn mal ein Kapitel mit ~5000 Wörtern dabei ist). Durch den Stil brauche ich nur mehr Wörter, um der Handlung Form zu verleihen. Wenn man sich daran erst gewöhnt hat - wie du schon sagst - gewöhnt man sich aber dran. Früher habe ich auch immer versucht, die Sprache zugunsten der Länge einzudämmen. Letztlich ist damit aber niemandem geholfen, da es weder den Leser noch mich als Schreiber zu einem zufriedenstellenden Ergebnis bringt. Der Vergleich zum dem "Art Attack"-Riesenbild kam mir zwar nie, erscheint aber tatsächlich ungemein passend. Muss ich schon sagen. Vielleicht sollte ich das in den einleitenden Text zu meiner FF packen. xD

      blink schrieb:

      Dazu war ich später daran gewöhnt, dass sich so manche wiederkehrende Bilder einfanden. Große Freude hatte ich in den verleichsweise lapidaren Formulierungen, die an sich grausige Handlungen oder Kulissen beschrieben, wo der Tod und die Verstümmelungen schon irgendwo bittere Normalität darstellten. Solche wiederkehrenden Elemente hatte ich dann innerlich als darstellerische running gags abgespeichert - und freute mich entsprechend, wenn sie Szenerie auflockerten bzw. anfingen, die Zügel der Ernsthaftigkeit anzuziehen. Denn der Unterschied zwischen lapidar und bedrückend war schon deutlich herausgearbeitet worden. Sei es Waterloos erster Auftritt, der relativ zügig den langsamen Schienentod mit einem Schuss verkürzt oder Renées grausamen Tod durch Mulligan, wo man dachte: "Fuck!" Diese Darstellungen unterscheiden sich für mich dermaßen stark im leserischen Empfinden, dass ich den Unterschied von ein und derselben "an sich" grausigen Tod völlig unterschiedlich auffasse. Die Waterloo/Lorca-Szene war damals so abstrus, dass ich es mich schon irgendwo amüsiert hat. Wenn man schaut, wie Waterloo in den letzten Kapitel gezeichnet wurde, sehe ich schon eine große Veränderung, doch dazu komme ich jetzt in den Charakteren:
      Ja, ich versuche ja immer mal wieder, auch etwas Humor einzubringen. Ehrlicherweise bin ich darin nur nicht sonderlich gut, weshalb ich derartige Kontraste gerne nutze. Eine abstruse Handlung wird abstrus, weil eine Diskrepanz zwischen Geschehen und Beschreibung entsteht. Etwa bei Lorca und Waterloos erstem Auftritt. So versuche ich, die Geschichte aufzulockern und mal neue Facetten einzubringen, da meine FF in ihrem Grundzustand ja eher sackernst ist und wenig Zeit für Humor bleibt. Bewusst, denn mit Humor komme ich beim Schreiben nicht gut klar. Keine Ahnung, wie andere Autoren das machen. Ich bin halt eher der Situationskomiker, kriege das beim Schreiben aber nie wirklich hin. Vielleicht sollte ich mal einen Kur belegen oder so.^^

      Es freut mich aber, dass dir diese Szene gefallen haben und du auch andere Muster erkennen kannst. We wahrscheinlich jeder Autor habe ich meine Favoriten, wenn es um spezifische Umschreibungen oder Begriffe geht. Finde ich auch gar nicht schlimm, da es eine gewisse Konsistenz gibt. Solange sich die Ausdrücke nicht alle paar Abschnitte en mass doppeln, sehe ich da kein Problem. Bei anderen Autoren finde ich auch Lieblingsbegriffe und freue mich immer, wenn ich einen entdecke.^^

      blink schrieb:

      Die Kopfgeldjäger sind in vieler Hinsicht ähnlich unergründbar wie zu Beginn der Handlung. Wenn man schaut, dass Callaghan DeBráz fliehen lassen musste, zeichnet sich dadurch ein viel größerer Handlungsstrang ab, der neben der von DeBráz geforderten aber nicht eingetreteten "Entfesselung" Callaghans ein ziemlich düsteres Konfliktpotential bereithält. Hätte Callaghan DeBráz getötet, wäre es ein Pyrrhus-Sieg geworden. Er hätte jenen Dämonen nachgegeben, die der grüne König lauthals gefordert und herbeigesehnt hat. Jene Dämonen, die einen Impel Down Insassen womöglich umgebracht, jedoch einen weit größeren Feind heraufbeschworen hätten. Anders gesagt, habe ich den Handlungsstrang als Teaser gesehen, der Callaghans menschlichste Seite herauskitzelte, während gleichzeitig seine dunkelste Seite gefordert wurde. Etwas, das dank Mercedes nicht eingetreten war - jedoch für spätere Handlungen den größten Antagonisten heraufbeschwören könnte.
      Callaghan und seine "innere Bestie" sind nun schon seit einiger Zeit Thema und ich gebe dir insofern recht, dass ein entfesselter Callaghan eine der größten Bedrohungen in meiner FF ist. Man muss sich nur mal vor Augen führen, was die anderen Kopfgeldjäger bereits geleistet haben. Und trotzdem hat z.B. O'Mara Angst davor, dass Callaghan der Bestie nachgibt. Das sagt vermutlich mehr als genug über die Bedrohung aus. Wenn Callaghan sich selbst verliert und damit der Bestie Tür und Tor öffnet, wird sich alles verändern.

      DeBráz will die Bestie entfesseln, weil er in ihr etwas sieht. Was es damit auf sich hat, wird in einem späteren Arc noch zur Genüge diskutiert. Für die aktuelle Handlung sei zu sagen, dass DeBráz tatsächlich als Vorausdeutung fungiert. Dadurch wirkte er womöglich etwas "zwischengeschoben", dieser Kurzauftritt war aber nötig. Nicht nur, um die Figur einführen, sondern auch im Bezug auf Callaghans Zustand. Seine größte Nemesis, die Quelle seiner schlimmsten Alpträume ist wieder frei. Das muss und wird Auswirkungen auf sein Verhalten und seine Entscheidungen haben.

      blink schrieb:

      Denn ich glaube kaum, dass man DeBráz einfach freiließ, um Rexroths "Knüppel" auf die Welt loszulassen. Letztlich steht noch aus, wie es den grünen König so zügig Harleys Insel verschlug, ohne, dass dieser bislang mit Harley oder Schloß Roßkosch in Verbindung stand. Lediglich das Territorium - das immer noch nicht in Gänze enthüllt wurde - und die Obsession für Callaghan, die DeBráz zu leiten scheint, sind bisher Augenzeuge eines "größeren" Feindes, der neben Harley im Vordergrund, also in Sichtweise der Kopfgeldjäger agiert.
      Nun, Rexroth ist bisher generell undurchschaubar. Einerseits ist DeBráz sein "Knüppel", den er auf Callaghan und dessen Leute hetzen will. Gleichzeitig denkt Rexroth aber immer in mindestens zwei Dimensionen und plant selbstredend längerfristig mit DeBráz, sollte dieser erfolgreich sein. Letztlich ist der Grüne König halt immer noch ein gemeingefährlicher Superschurke, den Rexroth nicht einfach wüten lassen wird. Aber bis dahin, lässt sich an einem weltweit gesuchten Verbrecher auch gut verdienen. Man muss nur wissen wie. ;)

      blink schrieb:

      Ein Rexroth verkörpert da bislang eher den Strippenzieher im Hintergrund, der (zum Glück) von Lorelei auf Herz und Nieren überprüft wird. Finde ich schön, wie die drei CP-0 Chefs solche Gegensätze darstellen. Die (hoffentlicht) unbestechliche Greenaway, der verschlagene, Gelegenheiten wahrnehmende Rexroth und der kameradschaftlich, aufrichtige Godzilla - ich empfand schon Baudelaire als großartig geradlinigen Charakter.
      Jedenfalls finde ich es für die Handlung spannend, wie Greenaway letztlich auf Harleys Einladung reagiert hat, die sie bislang glücklicherweise nicht persönlich annahm. Mit Shrimati und 'formally known as Irit' hat sie ja bereits zwei bekannte Agenten vor Ort - zT bereits, bevor sie den dreisten Brief von Harley in den Händen hielt.
      Genau. Die CP0-Einheiten sind als bewusste Gegensätze angelegt, die allein aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit in Konflikte geraten müssen. Lorelei, die den korrupten Sumpf trocken legen will, in dem Rexroth haust; Rexroth, der den unkomplizierten Godzilla zu seinen Zwecken einspannen und nutzen will; Godzilla, der eigentlich nur in Frieden seinen Job machen will und von den Machtspielchen seiner Kollegen eher genervt denn unterhalten wird. Ich kann dir versichern, dass sich die drei Agenten in ihren Grundzügen nicht ändern werden und relativ geradlinig bleiben. Daraus zieht sich einfach ihr Potenzial, wenngleich jeder von ihnen nicht nur eine Facette hat. Aber dass ein Rexroth nicht nur ein korrupter Arsch ist, sollte ebenso klar sein wie die Tatsache, dass Godzilla als Boss einer sprenggeheimen Verwüstungstruppe nicht nur der sympathische Saufkumpan von Nebenan ist.^^

      blink schrieb:

      Der Konflikt zwischen den drei CP-Chefs sollte jedenfalls noch für den hierarchisch gesehen brisantesten Konflikt sorgen, während DeBráz sicher für die Handlung nach Roßkosch interessant wird. So wie sich Flint seinem Dämon kürzlich stellte, wird es besonders für Callaghan und Krill spannend, wie sie auf die dunkle Versuchung des grünen Königs reagieren werden.
      Richtig. Schloss Roßkosch war gewissermaßen das Fanal für alle wichtigen Fraktionen, sich direkt in die Handlungen der Kopfgeldjäger einzumischen. DeBráz ist frei, Callaghan und seine Leute drohen die Kontrolle zu verlieren und nach Princesse Suie sollte klar sein, dass auch O'Maras alte Sandkastenfreunde nicht untätig bleiben werden. Mit dem kommenden Arc wird sich die Handlung unglaublich verdichten. Ein Sturm wird kommen, wie schon der gute Dragon sagte, und er wird so einiges aufwirbeln.

      blink schrieb:

      Bei O'Mara gehe ich inzwischen von aus, dass seine Vergangenheit für sich genommen bereits genügend Handlungsstoff - neben dem grünen König - bietet. Denke, die Leute rund um Ulysses werden nicht grundlos Arc für Arc eingeführt, um als beobachtende oder schändende Eminenz herzuhalten. Je nach Schwere von O'Maras ominösem Verrat, wird das noch Potential bergen, das die bislang entgegnendere Haltung von Graham, Ulysses und Co. umschlagen lassen kann. Denn die Angst vor O'Maras Vergangenheit muss immens sein, wenn jemand wie Ulysses als "Erinnerungsträger" ein vergleichsweise erbärmliches Dasein zu fristen hat - trotz seines noch jüngeren Alters. Ist ja nicht so, als würde ein 200-Jähriger zerfresse durchs Schlüsselloch krächzen.
      Das stimmt allerdings. O'Mara und seine alten Freunde werden eine zentrale Macht im Gefüge sein. Davon kann man wohl ausgehen, nachdem ich sie über so viele Arc präsent halte. Bereits der nächste Arc wird sich zu einem großen Teil mit O'Mara und seiner Vergangenheit beschäftigen. Gleichzeitig geht es aber an allen Fronten weiter, schließlich ist alles miteinander verknüpft. Zufälle gibt es in meiner FF bekanntlich nicht. :D

      blink schrieb:

      So gesehen bieten Callaghan und O'Mara noch hervorragende Perspektiven für einen tragischen Wandel und eine unvermeidliche Abkehr in die Dunkelheit. Eine Gratwanderung, die sie seit Beginn der Handlung vollziehen, doch die irgendwann noch stärker reißen wird, als die Begegnung im Riesenhautzelt.
      Ich glaube, diese Abkehr in die Dunkelheit kann man jedem meiner Charaktere zutrauen. Allein die bisherige Entwicklung Flints deutet einen sehr zwiespältigen Wandel an, den auch andere Figuren durchmachen könnten. Die Kopfgeldjäger waren auch noch nie wirkliche Sonnenscheine. Aber es stimmt: Die Dinge können nur noch schlimmer werden.^^

      blink schrieb:

      a) Flint hat seine ganze Reise darauf ausgelegt, um Harley Fragen nach sich selbst zu stellen. Nach dem Flashback, der den Tod von Flints Mutter zeigt, versucht er Harley zu erschießen, scheitert jedoch aufgrund der leeren Trommel. Ist Flint jetzt durch Harleys Worte schlauer geworden, wo er doch durch den Brief bereits wusste, dass er seine Eltern ermordet hat - weshalb auch immer - oder war die ganze Reise und die Gewissheit, seinen inneren Dämon, der ihn an so vielen Stellen beflügelte und zum Aufstehen zwang, mit einer Kugel niederzustrecken bereits Wissen genug? Denn Flints angebliche Aussage über Kiwis Ermordung deutet ja darauf hin, dass er im Zweifel fähig ist zu töten. Andererseits hat Harley sich nicht verneigt, Rechenschaft abgelegt oder ein anderes Motiv geliefert, um irgendeinen Abschluss in dem bislang sinnleeren Verlust von Flints Eltern finden zu können. Ich betone hier sinnleer, da der Mord sicher nicht sinnvoll (und auch sinnlos) sein kann, ganz gleich, welches Motiv Harley gehabt zu haben schien. Die Andeutungen über Flints Vater lassen jedenfalls darauf deuten, dass dieser ebenfalls Dreck am Stecken gehabt hatte. Etwas, was bisher noch nicht der Wahrheit entsprechen muss. Doch die Tatsache, dass "von oben" auf den jungen Flint Rogers geschaut wird, lässt schon irgendwo drauf schließen, dass neben den Kopfgeldjägern die Familiengeschichte der Rogers von Bedeutung sein wird. Was immer der 16-jährige John Rogers später als Marine angestellt haben sollte. Jedenfalls ist es jetzt natürlich mit Harleys Festsetzung fraglich, wie es für Flint weitergeht. Denn solange Harley nicht "mit seinen gehorteten Geheimnissen" fliehen kann, gäbe es wenig Grund für Flint nun ein neues Ziel vor Augen zu haben. Den jetzt gefesselten Harley würde sich sicher ungerne entgehen lassen - an der Stelle muss ich zugeben, dass Carlas Verrat sehr konsequent gewesen war. Übergreifend möchte ich noch über Harley als "fast" titelgebende Figur sprechen, immerhin hatte er auf seiner Party als erster Schurke die Menschenjagd eröffnet, hehe.
      Jop, das ist wahr. Flint ist nicht schlauer als vorher. Sein eigentliches Ziel, Harley auszuquetschen und so mehr über dee Hintergründe des Familiendramas zu erfahren, hat er nicht erreicht. Letztlich lief zu vieles schief und Flint wurde zunehmend von Rachegelüsten übermannt, von Wut und Zorn. Hätte der Plan funktioniert und Flint wäre mit allen Kopfgeldjägern im Schloss einmarschiert, wäre die Sache wohl ganz anders ausgegangen. Callaghan hätte Harley niedergemäht, die anderen Kopfgeldjäger hätten sich topfit um die verbleibenden Kämpfer gekümmert und Flint wäre früher und leichter zu seinen Antworten gekommen.

      Nun, da er Harley aber allein gegenüberstand, musste Flint sich entscheiden: Will er Antworten, oder will er leben? Gerade beim letzten Aufeinandertreffen war Flint ein Wrack. Zerfressen von Hass und Verachtung, erschöpft und nahezu gleichgültig gegenüber allem. Dennoch wollte er noch Antworten, die ihm erst zum Schluss egal wurden. Als er die leere Pistole auf Harleys Stirn setzte und abdrücke, wollte er nur noch überleben. Das kann man ihm gewiss nicht vorhalten. Sein ursprünglicher Plan war für die Katz, aber der war ja schon den Bach runtergegangen, als Callaghan in die Taiga getürmt ist.^^


      blink schrieb:

      b) Valentine Harley erinnert mich sehr stark an Joe Carroll aus The Following. Ein charismatischer Soziopath, der seine Anhänger emotional an sich bindet. So fest, dass sie sich alle in dessen Zentrum wähnen, während keiner von ihnen irgendeine tiefere Bedeutung besitzt, die einzig und allein ihm selbst gilt. Etwas, was nicht gesagt, jedoch deutlich gezeigt wird. Siehe Kiwi und Lorca, siehe Renée, die sinnlos vergessen in ihrer Zelle ausgelöscht wird oder Carla, die seit Anfang an rein rational und nüchtern agiert, von Harleys Bezierzungen völlig unberührt blieb, sodass irgendwo klar war, dass sie Harley nicht mehr braucht, sobald dieser den Bogen entspannt und sich so mehr als Risiko denn Nutzen verhält.
      Alle anderen, Kiwi, Lorca, Waterloo, agieren hündisch und sind rein emotional an Harley gebunden, sodass ein Kiwi-Kuss ausreichte, um Lorca durchdrehen zu lassen, da nicht sie in Harleys Kosmos wabert, sondern das junge Ding, dem Flint zuletzt furiengleich begegnete. Carla hingegen war nüchtern und als Harley sich maßlos überhob, schätzte sie die Situation ohne Emotionen ein und erkannte: It's business, bitch! Sie war kein klassischer "Follower", sondern eine Partnerin des Geschäftsmann Harley, der hingegen in seiner gnadenlosen Selbstbeweihräucherung allen Problemen Tür und Tor öffnete.
      Die entsprechende Serie habe ich zwar nicht geschaut, jedoch wurde ich von diversen Sektenführern und ähnlich gearteten Figuren inspiriert. Der Typus des charismatischen Narzissten, der Anhänger um sich schart, indem er jedem das Gefühl der Sicherheit, der Liebe und der Wichtigkeit gibt, ist natürlich nicht neu. Was mir bei Harley nur wichtig war bzw. ist, ist diese extreme emotionale Abhängigkeit. Harley setzt nicht nur auf sein gutes Aussehen und seinen Charme, er forciert mit jeder Handlung, dass sich seine potenziellen "Opfer" unsterblich in ihn verlieben, ihm verfallen oder ihn zumindest soweit bewundern, dass sie ihm Folge leisten. Jedem ist klar, dass Harley ein Psychopath ist, der nicht lieben kann - jedem, aus seinen Opfern. Selbst Kiwi, für die Harley durchaus eine Form der Znegung empfand, war nur eine Art Kopie von ihm selbst, ein Spiegelbild, welches ihn beerben sollte. Sein Vermächtnis, in dem er eines Tages weiterleben wollte, wenn man so will. Dementsprechend hast du auch mit Carla absolut recht. Harleys emotionale Beziehungen zum Rest seiner Untergebenen konnte bei Carla nie festgestellt werden, weil sie immer eines war: Pragmatikerin. Carla war und ist unempfänglich für Harleys Charme, seine Attraktivität und seine Versprechungen. Für Carla war Harley Mittel zum Zweck, ein Nutzen. Nun, da er alles verloren hat, wirft sie ihn wie einen gebrauchten Putzlappen weg - weil er für sie nicht mehr ist. So unähnlich sind sich Harley und Carla also gar nicht. Carla ist nur nicht so leichtsinnig wie Harley und wesentlich durchtriebener.


      blink schrieb:

      Was Harley nun in Mr. Rogers fand - ihre Begegnung im Flashback zeugte nicht unbedingt von Vertrautheit - um diesen vor Flint so schlecht darzustellen, ist hoffentlich eine Frage, der noch tieferer Sinn bemessen wird. Denn Stand Jetzt sehe ich Flint zwar jemanden, der dazu gelernt hat, um Harley gegenübertreten zu können (ohne sich einzunässen), doch schlau ist er an sich nur bedingt geworden. Ich bin schon gespannt, welche Lehren er daraus zieht.
      Harley und die Rogers...das ist eine Geschichte für einen anderen Zeitpunkt. Da Flint noch keine Antworten hat - ich aber bereits angekündigt habe, keine offenen Fragen zurückzulassen - wird es dazu noch kommen. Die Familiengeschichte der Rogers wird eine wichtige Bedeutung für das Rätsel um Flints Vergangenheit haben. Nur soviel: Flint hat das Pech, der Sohn seines Vaters zu sein. Aber das ist wohl nur bedingt neu.^^

      blink schrieb:

      Übrigens fand ich es sehr, sehr witzig, wie Callaghan in Flint die klemmende Pistole sieht, während dem Rotschopf im entscheidenden Moment die Pistole klemmt - oder die Munition aus war - sodass er Harley nicht erschießen konte. :D
      Ja, schön. Einer hat es gemerkt, wobei der Abstand bei dir auch kürzer war. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass jemand den Verweis findet. Dafür lag einfach zu viel Zeit zwischen den Kapiteln. Aber schön, dass es dir aufgefallen ist. :D

      blink schrieb:

      1. Wer ist der "Pestdoktor" aus Kapitel 72? Rennac? Der flüchtige Biowaffendoktor, der im Gespräch zwischen Greenaway und ihrem Agenten zur Sprache kam? Die Verkleidung erinnerte ja stark an die CP-0-Einheit, die Waterloo, Lorca & Ajas gegenübertrat. Doch vermutlich ist es viel banaler als ich mir ausmale.
      Es ist so banal: Bei der Pestgestalt, die auf dem Place Julian vom Erfolg der Explosion berichtet, handelt es sich um den ominösen Agenten der CP0-Z, der auf Isola Caligula Ajas zurückgehalten hat. Es gibt also keine Armee von Pestärzten in meiner Geschichte. Das wäre...zu gruselig. xD

      blink schrieb:

      2. Ist der Schiebermützen-Agent von Greenaway der gute Sherlock, der im Laufe des Machhiavelli-Arcs verschwand? Zwar stimmt die Haarfarbe (blond/babyblau) nicht überein, doch die Schiebermütze und das untersuchte Fountleroy Island, von dem Sherlock stammt, haben mich da die ganze Zeit stutzig gemacht.
      qoii hat es ja schon gesagt: Bei Sherlock handelte es sich um Luca in Verkleidung, die sich unter falschem Namen vor Machiavelli versteckte. Nachzulesen in Kapitel 25, fast am Ende des Kapitels. Als Luca sich aus dem Rauch schält, trägt sie Sherlocks zerbombten Anzug, nur die Schiebermütze fehlt, wodurch ihr langes blondes Haar entblößt wird.

      Bei Loreleis Spion handelt es sich also nicht um Sherlock, sondern um einen eigenständigen Charakter.^^

      blink schrieb:

      3. Wer ist der Junge, der in Einzelperspektive innerhalb des Nebelwaldes umherirrte? Dass Mercedes, Callaghan und O'Mara dort diversen verfälschenden Eindrücken unterlagen, soweit habe ich es gelesen, doch zwischendurch die einzelne Jungen-Perspektiven haben mich ziemlich irritiert.
      Dabei handelte es sich um Markus Wildmann, einen der Jäger. Diese Episode war aus seiner Sicht geschrieben, die psychedelischen Nebel haben ihn in seine Kindheit mit einer gehörigen Prise Alptraum zurückversetzt. Um das Kapitel wirrer zu gestalten, habe ich das nicht so genau aufschlüsselt. Markus war das verängstigte Kind, der andere Jäger Kaspar war die Gestalt in den Baumwipfeln. Beide waren, genau wie die Kopfgeldjäger, Opfer der seltsamen Nebelschwaden.

      blink schrieb:

      Endlich kann ich darauf eingehen, ohne nur das in deinen FF-Thread schreiben zu können.
      Zur ganz alten Garde zähle ich Sheppard und Sirus.0, die die umfassendsten Geschichten schrieben, als Icedragoon, Panda Lee und ich vor acht Jahren anfingen. Kurz darauf gesellten sich dann LaDarque, Le Roux, Dillian, Member of CP9, zongo67 dazu, die jeweils ausführliche Geschichten verfassten, doch leider ist keiner von ihnen fertig geworden. Viele von ihnen finden sich in diesem illustren Team wieder. Momentan würde ich Vexor und dich als Sirus.0 und Sheppard der letzten Jahre sehen - zwei umfangreiche und langjährige Geschichten mit vielen Kapiteln, Rezensionen, etc. Zwei Werke, die man auf Seite 1 des FF-Bereiches antrifft und sieht: Da ist viel los!
      Desweiteren sehe ich zwischen Dillian und deiner Geschichte viele, viele Parallelen was den Düsternis-Faktor anbelangt.
      Wow, eine richtige Geschichtsstunde. Eigentlich ganz interessant. Habe mich eine Zeit lang selbst durch die verschiedenen alten Geschichten hier geklickt. Schade, wie viele nie beendet worden sind. Hoffentlich endet es bei uns anders. :D

      blink schrieb:

      Abschließend meine zwei Favoriten: Krill und O'Mara. Mit Abstand. Selten solche souveränen und gleichzeitig so verkorksten Charaktere gesehen. Soweit von mir, unstrukturiert und sprunghaft, doch was raus muss, das muss raus.
      Da bist du bestimmt nicht allein. Die beiden sind ja auch ziemliche Exzentriker, auf ihre Weise. xD
      Vielen Dank für deinen tollen Kommentar. Ich hoffe, dir bald einen Besuch in deiner FF abstatten zu können. Ich gebe mein bestes. Das Semester ist ja noch jung und viel zu verlieren habe ich eh nicht mehr. :D
      qoii


      qoii schrieb:

      Ich weiß gerade echt nicht, ob sich O'Mara hier wie ein Arschloch verhält oder Cathal zu viel erwartet, bzw. zu sehr von seinem Standpunkt/Erinnerungen aus handelt. Denn halten wir mal fest, O'Mara weiß eigentlich wirklich nur(noch), dass sie ihm seine Erinnerungen genommen haben und was Mulligan ihm und seinen Freunden angetan hat. Also eigentlich keine Voraussetzungen für ein vertrauensvolles Verhältnis und Verhalten seinerseits.
      Ich glaube, beides trifft zu. Zumal Cathal nun auch kein Musterbeispiel an Vergebung ist, wie man in den letzten Kapiteln gesehen hat. Bisher hat keiner seiner alten "Freunde" ein wirkliches Interesse daran gehabt, ihm zu helfen. Étaín hat ihn bei ihrem ersten Treffen ins Meer geschleudert und Mulligan...war halt Mulligan. O'Mara hat allen Grund für sein Verhalten, würde ich sagen.

      qoii schrieb:

      Währenddessen macht Mercedes Moria sehr deutlich und gut klar, dass komplettes Vergessen keine Erlösung ist, sondern Folter. Dabei erfahren wir, dass Moria von der Zähre-Zähre-Frucht /Tränenfrucht gegessen hat. Diese ermöglicht es ihr über Tränen bzw besser gesagt die Augen, auf die Erinnerungen der Menschen zuzugreifen. Die Augen sind nicht nur das >Fenster zur Seele<, sonder verraten auch sonst viel über einen. Je nachdem wen man Fragt, kann man an den Augen erkennen, ob jemand die Wahrheit sagt oder man spricht davon, dass man an den Augen/dem Blick das grauen ablesen kann, was die Person (vor kurzem) Erlebt hat oder es sind nicht mehr die Augen eines Kindes, wegen dem grauen, was es erlebt hat. Die Verbindung zwischen Augen/dem Blick und dem Erinnerungen bzw. Erlebnissen eines Menschen sind jedenfalls ziemlich verbreitet. Insofern kann ich deine Idee zur Herleitung von Morias Kräften nachvollziehen und irgendwie gefällt sie mir sehr gut. Es ist einfach mehr, als wenn man einfach nur auf die Gedanken zugreifen kann und wenn es nur die Symbolik ist, die dahintersteckt. Auch das du beim Einsatz von Morias Erinnerungsübertragung auf den Ich-Erzähler wechselst finde ich einfach wunderbar, dadurch wird das Erlebte noch einmal intensiver. Die Idee kommt mir im Nachhinein einfach so logisch wie genial vor.
      Vielen Dank. Ich denke auch, dass die Fähigkeit und das Motiv dahinter die Überschneidungen zu Viola und natürlich zu Pudding rechtfertigt und gleichzeitig relativiert. Man kann das Rad nicht neu erfinden, gleichzeitig muss man immer eine Spur Eigenständigkeit bewahren. Ist manchmal eben nicht so einfach.

      Der Wechsel zum Ich-Erzähler war eher Zufall. Mir fiel es irgendwie schwer, die Erinnerungen vom Rest der Handlung abzugrenzen und gleichzeitig klar zu machen, dass es sich um die Erinnerungen einer spezifischen Person handelt und kein simpler Flashback ist. Ergo wurde daraus die Ich-Perspektive, was wohl nur logisch ist, da man in einer Erinnerungen nicht selbst auftritt. Wie auch, wenn man sich selbst nicht sieht?^^

      qoii schrieb:

      Zu der innigen Geschwisterliebe enthalte eich mich mal, da wir über die beiden immer noch zu wenig wissen, um wirklich darüber urteilen zu können. Aber selbst wenn sie keine Geschwister wären, dürfte die Reaktion von Mercedes und O'Mara kaum anders gewesen sein. Denn ich denke nicht, dass ihr wissen um die (angebliche) Geschwisterschaft der Beiden alleine für ihr starren verantwortlich war.
      Ja, Moira und Cathal haben kein Problem damit, ihre Liebe offen zu zeigen. Sehr offen. Zu den beiden gibt es noch einiges zu sagen. Aber nicht jetzt. xD

      qoii schrieb:

      Aus der letzten Erinnerung meine ich auch einiges über die Struktur von Saoirse Láire herauslesen zu können, zumindest wenn ich dabei Referenzen zur Irland ziehe. Wie du bereits verraten hast, ist dein Irland von Truppen eines englandähnliches Landes besetzt, was bei dir den Namen Fountleroy Island trägt. Googel spuckt mir zu diesem Namen nur die Korrektur Fauntleroy aus, welches die Lordschaft vom >Kleinen Lord< ist. Die Besetzung von Saoirse Láire scheint schon länger anzudauern, da es zum einen in der Bar von Laura O’Rourke einige Heldengemälde gibt, aber auch weil die patriotischen Barbesucher nicht mehr in bester Stimmung sind, zumindest einsteht bei dir das Bild eines schon lange Unterdrückten und desillusionierten Volkes.
      Du wirst lachen, der Name "Fountleroy" wurde tatsächlich von "Fauntleroy" aus dem Kleinen Lord inspiriert. Meine Familie liebt diesen Film, sodass ich an Weihnachten Jahr aus, Jahr ein diesen Streifen gucken musste. So viel zum Thema besinnliche Weihnachten in der Kindheit. xD
      Jedenfalls kam so aber bei mir früh diese Verknüpfung zu England zustande, welche sich nun im Namen der an England angelehnten Insel niederschlägt. Mehr Verweise wird es aber nicht geben, keine Angst.^^

      Zum Rest kann ich dir nur beipflichten. Erneut beweist du dein hervorragendes Gespür.^^

      qoii schrieb:

      Brian O’Mara, der tollwütige Fuchs von Hoolahara und Ulysses McKenna, der scheue Hund von Hoolahara scheinen Aufgrund ihrer Beinahmen in gewissen Kreisen schon ziemlich bekannt zu sein. Da Moria Prügeleien für das Shamrock County als typisch empfindet, kann es sich bei Hoolahara eigentlich nur im die Stadt bzw. das Dorf handeln. Denn County müsste die nächst größere Verwaltungsebene sein, wie bei uns die Kreise bzw. Großstädte. Daraus kann man schließen, dass es sich bei Shamrock County um ein ärmeres mehr von Arbeitern bewohntes Gebiet handelt. Während Moria aus einem bessergestellten County kommen dürfte. Fest steht jedenfalls sie kommt aus einer reicheren Familie unterstützt aber auch den Widerstand bzw. ist daran beteiligt. Jetzt scheint sie geschickt worden zu sein, um über eine Zusammenarbeit mit einer anderen Gruppe/Zelle des Wiederstandes zu verhandeln, der Ulysses vorzustehen scheint. .
      Richtig, richtig, richtig. Hoolahara ist die Stadt im Kreis (County) Shamrock County auf der Insel Saoirse Láire. Shamrock County ist ein ärmeres County, welches - an Moiras Vorurteilen erkennbar - als wild, unzivilisiert und gewaltbereit gilt. O'Mara passt da gut rein, was?^^
      Brian und Ulysses sind innerhalb ihres Gebietes bekannt, allein durch ihre Verbindung zum Cailín's, der bekannten Bar. Aber auch dazu werde ich noch kommen, wenn die Geschichte weiter vorangeschritten ist. So langsam lichtet sich das Dunkel immerhin.

      qoii schrieb:

      Brian Beinahme der tollwütige Fuchs (von Hoolahara) ist ziemlich passend, er ist schlau wie ein Fuchs, hat aber kein sehr gutes Benehmen. Damit scheint bewiesen, dass O'Maras Verhalten nicht aus seinem Gedächtnisverlust nebst zu viel Alkoholkonsum resultiert, sonder scheint schon immer ein Charakterzug von ihm gewesenen zu sein scheint. Weiterhin würde ich vermuten, dass diese Erinnerung vor dem FB von Cathal spielen, da dieser vorher sicher keinen Grund gehabt hätte Nachts in die Bar einzudringen. Ich würde spontan vermuten, dass Moria überfällig war und er nach ihr suchen wollte. Interessant ist außerdem noch, das Brain anscheinend ein ziemliches Interesse an der jungen Étaín gehabt zu haben scheint.
      Genau. Moira kann vielleicht Erinnerungen nehmen, was selbstredend auch die Persönlichkeit beeinflusst, tatsächlich den Charakter eines Menschen kann sie aber nicht manipulieren. Es ist also eine indirekte Einflussnahme durch Erinnerungen und keine direkte Beeinflussung. Warum Cathal in die Bar einbricht, lasse ich noch offen. Aber mit Moira hat es definitiv zu tun. ;)

      Das Interesse beruht wohl auf Gegenseitigkeit, würde ich sagen. Schließlich sorgt sich Étaín selbst in der Gegenwart noch um O'Mara und wollte nie, dass er verletzt wird. Die Beziehungen innerhalb der Fraktion um Ulysses und O'Mara sind eindeutig verworren. Ich kann vorweg nehmen, dass es dramatisch wird. Teenager halt. :D

      qoii schrieb:

      Ansonsten bleibt noch zu bemerken, dass Ulysses schon damals zum einen keine sehr gute Gesundheit hatte, aber trotzdem ein einnehmendes bzw. eher einschüchterndes und beeindruckendes Wesen hatte.
      Ulysses ist eine der wohl eigentümlichsten Figuren meiner Geschichte. Sobald er auftritt und ihr ihn besser kennenlernt, werdet ihr das merken. Aber das kann man wohl auch von einem Menschen erwarten, der sich mit einem Genie wie O'Mara anlegt und allem Anschein nach mithalten kann bzw. konnte.^^
      Edrail



      Eldrail schrieb:

      O'Mara und Cathal:

      Hier passiert zuerst gefühlt gar nichts. O'Mara kippt endlich um und Cathal hebt ihn auf. Dann schleppt ihn Cathal fort, offenbart aber zum wiederholten Male, dass er die Kopfgeldjäger als Familie ansieht. Hm, da wird ja immerhin begonnen Aufklärungsarbeit zu leisten. Jedenfalls verhält sich O'Mara nicht gerade freundlich, ganz wie in alten Zeiten xD
      Diese Szene galt auch einzig und allein dem erneuten Treffen zwischen Cathal und O'Mara. Die beiden haben sich ja schon lange nicht mehr gesehen und Cathal macht keinen Hehl daraus, ein Problem mit O'Mara zu haben. Zwei sture Charaktere treffen aufeinander. Mehr sollte dieser Abschnitt nicht zeigen.^^




      Eldrail schrieb:

      Mercedes und Moira:

      Ich trenne das auf zwischen der Vergangenheit, die hier gezeigt wird und der Gegenwart bis dorthin. Mercedes versucht, verständlicherweise, Moira dazu zu bewegen, O'Mara seine Erinnerungen zurückzugeben. Allerdings verweigert Moira dies mit der Begründung, es wäre zu hart. Ich stimme Mercedes jedenfalls zu, O'Mara sollte damit umgehen können. Gut geht es ihm ohne ja ohne die Erinnerungen ebenfalls nicht. Dann nutzt sie ihre Teufelskraft, die Zährenfrucht. Gewissermaßen nachvollziehbar, aber zumindestens mal sehr kreativ^^
      Ich denke auch, dass man Moiras Kräfte durchaus verstehen kann. Augen und Tränen sind in fast allen Kulturen symbolisch aufgeladen und ich habe mir einfach die bekanntesten Motive ausgesucht und entsprechend erweitert. Augen sind Spiegel, Fenster zur Seele, blablabla. In ihren Einzelteilen ist die Kraft nicht neu, zusammengenommen passt sie mMn aber sehr gut. Und ich finde, dass sie Moira hervorragend steht.^^




      Eldrail schrieb:

      Die Erinnerung nimmt Mercedes jedenfalls mit. Gefällt mir als Auflösung gut. Aber dann kommt Cathal und macht alles kaputt xD
      Was erwartest du von dem Kerl auch? Der hat gleich bei seinem ersten Auftritt blankgezogen und seine Schwester genagelt. Feinfühligkeit wirst du bei dem vergebens suchen. :D




      Eldrail schrieb:

      Dieser Inzest ist immer noch etwas, nun, merkwürdig. Gerade, da sie ja irgendwie ansonsten ganz gut dargestellt werden. Naja, du brauchst ja immer etwas eher ekliges, oder?
      Das trifft es ganz gut. Wo bliebe der Spaß, wenn ich nicht schocken dürfte. ;)
      Ich kann dir nicht versprechen, dass das Verhältnis der beiden weniger merkwürdig wird, sobald ihre ihre Vergangenheit beleuchte. Ich kann nur sagen, dass die beiden gute Gründe für ihre Beziehung haben und ich nicht grundprinzipiell sagen würde, dass sie abartig oder krank sind. Für zwei durchgeknallte Inzest-Geschwister sind sie schließlich recht gesittet. Naja, fast immer jedenfalls. xD




      Eldrail schrieb:

      Verbleibende Info ist, dass Ulysses, der ja sowieso schon nicht unbedingt zu beneiden ist, auch noch die Erinnerungen aufgehalst bekommen hat bzw. er sie freiwillig trägt. Auf ihn bin ich wirklich gespannt. So kannst du uns auch gut die Erinnerungen vorenthalten^^
      Nicht wahr? Dass Ulysses die Erinnerungen hortet, ist ebenso charakteristisch wie praktisch. Um seine Erinnerungen wiederzuerlangen, muss sich O'Mara Ulysses selbst stellen. Das wird spannend. Und keine Sorge: So~ lange werdet ihr auf Ulysses nicht mehr warten müssen. ;)




      Eldrail schrieb:

      Der Erinnerungsschnipsel, den Mercedes zu Gesicht(?) bekommt. Viel passiert nicht, nur Moira, die sich nach Brian/O'Mara sehnt. Und Ulysses, der schweigsame Junge, der irgendwie alles zusammenhält, fast zumindestens. Mehr als die neuen Namen bekommen wir da auch noch nicht präsentiert, immerhin wissen wir als Leser ja bereits, dass die Fraktion um Ulysses ja eigentlich ziemlich freundlich und gut ist. Wobei man irgendwie ja "eigentlich" schon betonen muss.
      Dieser Fetzen diente Moira dazu, Mercedes ihre Aufrichtigkeit zu beweisen. Moira wollte beweisen, dass ihr leid tut, was sie O'Mara angetan haben. Gleichzeitig wollte sie aber auch aufzeigen, dass es aus ihrer Sicht notwenig war. Mit Erfolg, schließlich schien Mercedes nach der Rückblende klarer zu sehen, jedoch ohne ihre grundlegende Meinung geändert zu haben.




      Eldrail schrieb:

      Moira und Brian bzw. Ulysses:

      Noch mehr Vergangenheit. Diesmal immerhin auch für O'Mara. Der war ja ein ziemlich aggressiver Junge. Ansonsten haben wir recht viel Vorbereitung. Du führst so einige Namen ein, die Spannung erzeugen. Aber da müssen wir uns wohl noch gedulden, ergibt das alles erst Sinn, wenn wir einen zusammenhängenden Flashback erhalten. Irgendwie kann ich zur Zeit nicht so richtig etwas herauslesen. Auch und gerade, weil qoii da bereits gut vorgearbeitet hat.
      Ja, aber aller Anfang is schwer. Ich denke, es ist nicht sonderlich überraschend, dass ein Arc rund um Saoirse Láire unumgänglich ist und sehr umfangreich werden wird. Das braucht Vorarbeit. Viele Charaktere, viele Handlungsstränge, viele Szenen in Gegenwart und Vergangenheit. Allein der Mega-Flashback um O'Mara, den es geben muss, wird ein Batzen an Infos, die es vorzubereiten geht. Ein notwendiges Übel für den Moment, welches in der Zukunft aber von unschätzbarem Wert sein wird.




      Eldrail schrieb:

      Insgesamt war das Kapitel toll, auch wenn ich nicht wirklich etwas kommentieren konnte. Es war wie üblich wunderschön geschrieben, ist aber letztlich wirklich nur ein Informationskapitel, dessen Informationen aber nach wie vor nicht richtig für Klarheit sorgen können. Aber irgendwo muss man ja ansetzen^^
      Eben. In diesem Kapitel ging es mir darum, ein "Gefühl" zu schaffen. Für O'Mara, Ulysses, Moira und die ganze Szenerie um Saoirse Láire. Mehr wollte ich gar nicht. ;)
      Vexor



      Vexor schrieb:

      Die Wiedervereinigung von Cathal und O'Mara verläuft ja unter denkbar ungünstigen Verhältnissen, auch wenn ich O'Mara vollkommen verstehen kann. Ulysses und Co. sind buchstäblich diese dunkle Bedrohung in seinem Gedächtnis, die ihm ja irgendwie zu dem verkorksten Charakter gemacht, der er heute ist. (Zumindest könnte ich mir vorstellen, dass er das so sieht). Und dann gibt es noch unser Ekelschwein Mulligan, der ihn und seine Freunde halb tot geprügelt, und Luca vergewaltigt hat.
      Kein Wunder, dass er da etwas säuerlich reagiert und dann tauchen die genau wieder am Ort des Schreckens auf. Außerdem ist O'Mara sicherlich schon seit mindestens fünf Minuten wieder auf Entzug, was bei seinem durchschnittlichen Alkoholpegel wohl jeden zu ner zickigen Frau während ihrer PMS machen würde.
      Denke ich auch. Bisher hat O'Mara mit seinen alten "Freunden" nur schlechte Erfahrungen gemacht. Étaín schleuderte ihn, nachdem sie ihn erkannt hat, ins Meer und Mulligan brach wie eine lüsterne Naturgewalt über sein Leben herein. Dazu noch das Gespräch mit dem eher kryptischen denn kooperativen Ulysses und die allgemeine Gesamtsituation, dass "seine" Leute immer genau da auftauchen, wo die Scheiße am heißesten dampft. O'Mara hat keinen Grund, irgendeinem von ihnen zu vertrauen. Cathal kann noch so oft betonen, dass sie Familie sind oder waren - die Realität sind für O'Mara vollkommen anders aus.

      Vexor schrieb:

      Die Szene mit Moira und Mercedes war durchaus stark. Hat mir sehr gut gefallen, wie du diese zwei unterschiedlichen und doch sehr wesensgleichen Frauen aufeinander hast treffen und miteinander agieren lassen.
      Zwei Frauen, die einen vollkommen unterschiedlichen und dann wieder sehr gleichen O'Mara/Brian kennen. Beide erleben ihn als gebrochen, geben dafür aber unterschiedliche Erklärungen ab. Moira schwankt in meiner persönlichen Wahrnehmung aber weiterhin in einem grauen Bereich. Die Masche der Heiligen mit keinerlei egoistischen oder arglisten Motiven nehme ich auch nach ihren zahlreichen Introspektionen nicht völlig ab. Vielleicht traue ich dir nicht oder kenne dein Frauenmuster, beziehungsweise kenne meines. Aber irgendetwas stört mich an ihr. Ich glaube, dass sie gute Seiten hat, aber sie nicht rein.
      Ja, die gefiel mir auch ziemlich gut. Generell bin ich ein Fan von Szenen, in denen Mercedes Charakterstärke beweisen darf. Unter den Kopfgeldjägern beweist sie erneut ihre Rolle als emotionalen Anker, der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg bleibt und für die Dinge kämpft, die ihr wichtig sind. Moira - da gebe ich dir recht - ist nicht "weiß". Moira ist grau und das zeigt sich schon etwas in diesem Kapitel, indem ihre Scheinheiligkeit und Selbstgerechtigkeit offen angeprangert wird. Sie empfindet Scham, also wäre es für O'Mara besser, wenn er seine Erinnerungen nicht zurück bekäme. Diese Logik entbindet sie vielleicht von der Pflicht, erneut an O'Mara herumzudoktern, hilft ihm selbst aber nicht weiter. Moira ist kein schlechter Mensch, hat jedoch auch ihre selbstsüchtigen Seiten - etwas, was im Laufe der FF noch stärker thematisiert werden wird. Du tust also gut daran, ihr nicht blindlings zu trauen. ;)

      Vexor schrieb:

      Kommen wir hingegen zu ihrer Teufelskraft, die dann eine doch ganz etwas andere Richtung annimmt als erwartet. Die Zähre-Zähre-Frucht. An erster Stelle mal ein großes Lob, weil du die antiquierte Form des Worts für Träne genommen hast. Interessieren würde mich zumal, ob diese Neuinterpretation auf Odas und meinem Mist gewachsen ist, nachdem wir dir die Möglichkeiten bezüglich einer "Memo-Memo-Frucht" (zum Glück kann ich mir noch nen anderen Titel überlegen xD) genommen haben, oder ob diese kreative Auslegung schon immer so geplant war?
      Beides fände ich interessant und möchte dich so oder so für den kreativen Umgang mit dem Thema loben. Gerade Tränen, die wir ja meist im Zustand größten Schmerzes oder größter Trauer vergießen, als Spiegel in unsere Seelen. Das hat wirklich Stil. Gefällt mir
      Naja, sagen wir es so: Das Motiv der Augen und Träne war schon geplant, aber längst nicht so plastisch und "wortwörtlich" zu nehmen. Es ging halt schon mehr in die Richtung, die du und Oda eingeschlagen haben. Letztlich habe ich das Tränen-Motiv aber nur ausweiten und auch visueller gestalten müssen, sodass sich problemlos eine Abgrenzung ergab. Kreativ war also bereits seit Beginn meiner Planung, aber nicht so~ kreativ. Da muss ich mich bei dir und Oda bedanken, denn mit diesem Ergebnis bin ich selbst mehr als zufrieden. :D

      Vexor schrieb:

      Mit der Ich-Perspektive bin ich noch ein wenig unschlüssig. Die Idee dahinter gefällt mir super. Man merkt in meinen Augen aber dennoch ein wenig, dass das nicht dein gewohntes Terrain ist. Zumindest hab ich zwischendurch immer mal wieder das Gefühl gehabt, dass du kurz davor bist wieder in den auktorialen Erzähler zu schlüpfen. War für die Szenen aber auf jeden Fall eine gute Wahl und mal eine andere Form der Rückblende.
      Ja, kann ich nachfühlen. Zu Beginn meiner schriftstellerischen...nennen wir es mal "Ambitionen" habe ich vor allem Kurzgeschichten verfasst, die auch tatsächlich aus der Ich-Perspektive erzählt waren. Das lief aber auch nur semi-gut, weil mir diese Sicht auf die Handlung zu limitiert war. Gedanken, Gefühle, Einstellungen einer einzigen Person, die nur ein eingegrenztes Verständnis vom Rest des Geschehens hat? Gefiel mir nie. Spätestens mit dem Start der FF habe ich mich dann der auktorialen Erzählweise verschieben und das leidige "Ich" nicht vermisst. Diese kleine Schwenk in alte Zeiten hat mir aber auch nur vor Augen geführt, wie sehr sich diese Perspektive mit meinem Stil beißt. Kein normaler Menschen erzählt wie mein Erzähler es in der Regel nun mal tut, sodass ich - gerade im großen Flashback am Ende - echt mit mir gehadert habe. Es war ein Experiment, wird vielleicht auch noch ab und an aufgegriffen, bleibt aber die Ausnahme. Das kann ich dir versichern. xD
      Danke für die ehrliche Meinung, die mein Bauchgefühl bestätigt hat. :)

      Vexor schrieb:

      Zum Inhalt der Saoirse Laíre möchte ich nicht mehr so viel sagen. Der Inhalt hat mir gefallen, ebenso der neue Blickwinkel auf O'Mara und Ulysses. Zwei Seiten einer Medaille, was ihre seltsame Verbindung noch einmal stärker hervorhebt, wie ich finde.
      Ich frage mich jetzt ja gerade, ob diese Insel unser nächstes Ziel sein könnte? Harley ist erst einmal weg vom Fenster und dann steht ja die große Frage im Raum, wohin als nächstes?
      Der Grüne König ist ein Ziel, aber so sehr ich auch eine Verbindung zwischen dem Irlandthema und dem Grünen König vermute, so wenig kann ich glauben, dass dieser Gegner schon als nächstes dran ist.
      Das wird sich aber wohl eher daraus ergeben, wer tatsächlich der große Endgegner deiner Geschichte ist. Sind es vielleicht die drei Abteilungen der CP0? Allen voran Rexroth, der mit dem Grünen König zusammenarbeiten könnte?
      Andererseits ist Callaghan ja der Hauptcharakter deiner Geschichte und der Grüne König ist seine Nemesis. Fände es von daher schon gut, wenn O'Maras Vergangenheit nicht die letzte Instanz deiner Geschichte wird. Aber da ist dann auch noch das Gawain-Motiv bei Call....oh Mann...ich sollte nicht so viel über die ganzen Parteien in deiner Geschichte nachdenken. Dann wird mir nur ganz schummrig xD
      Ja, wohin als nächstes? :D
      Ich verrate nichts, sage aber, dass es keine komplett neue oder unbekannte Welt sein wird, die als nächstes angesteuert wird. Warte mal noch 2-3 Kapitel ab, dann wirst du deine Antwort bekommen.
      Zum Rest sei gesagt, dass ich schon noch weiß, welcher Charakter welche Priorität hat. O'Mara nimmt zwar momentan eine große Wichtigkeit ein, am Ende wird sich seine Rolle jedoch relativieren und die eigentlichen Hauptfiguren (Plural) werden ihr würdiges Finale erhalten. Der Weg dahin wird aber vermutlich nicht so aussehen, wie ihr momentan vielleicht erwartet. Nur als kleiner Teaser vorweg.^^

      Vexor schrieb:

      Ansonsten schönes Kapitel, welches an der Ulyssesfront ein wenig Tacheles geredet hat. Insgesamt war das Kapitel gut, war für mich aber ein wenig zerrissen, was aber ziemlich sicher daran lag, dass ich es zwischen Familienfeiern nur stückchenweise lesen konnte.
      Liegt vielleicht daran, dass dieses Kapitel ohne größere Blöcke auskam. Es gab zwar den großen FB am Ende, aber ansonsten war der Text durch einige Abschnitte aufgelockert. Vielleicht ergibt sich dadurch auch der Eindruck, wer weiß. :)



    • Grüß dich!

      Kommt es mir nur so vor, oder wird hier 'Game of Thrones'-Wissen abgerufen? Die Überschrift klingt verdächtig nach dieser Serie, die mir dutzende Menschen ohne Erfolg nahelegen möchten. Oder beziehst du dich auf Wilhelm I., der ebenfalls so genannt wurde? Jedenfalls ist es interessant zu sehen, welchen Einfluss Ulysses noch immer ausübt. Mochte man annehmen, dass er sich auf einem absteigenden Ast befindet und ohnehin bald stirbt, der wird hier eines besseren belehrt. Keine Nachfolgeregelung, kein Zurückfahren der Aktivitäten, da wird kräftig expandiert, wenn man sich einen Valentine Harley als willfährigen sabbernden Sklaven anschaffen möchte - und Stand jetzt sieht es gar nicht so schlecht aus, dass der Deal über die Bühne gehen kann. Eine Flucht Harleys wäre nach der ganzen Darstellung seines bröckelnden Imperiums irgendwo auch ein aufgewärmter Kaffee. Schmeckt nicht.
      Auf der anderen Seite kennen wir bislang nur den lebensbejahenden, strahlenden Harley, der ja auch irgendeinen Grund brauchte, um seinen Posten bei der Regierung zu räumen. Es erscheint mir arg unvollständig, sofern zB Rexroth diesen zum Verrat ermunterte, um danach einen neuen Insider außerhalb der legalen Kreise zu installieren. So viele andere böse Buben, die hierarchisch über Harley standen, sind bislang nicht bekannt, auch wenn Gráinnes Andeutungen über Callaghans prallgefüllte Akte darauf schließen lassen, dass Zugang zu Informationen vorhanden ist. Harley selbst musste sich ja auch erst von Carla briefen lassen, um mehr über die Kopfgeldjäger zu erfahren. Und wenn die ersten beiden schon einige Zeit mit Callaghan zusammenarbeiten, liegt es nahe, dass die Lebensgeschichte des mürrischen Mannes nicht großartig breit ausgewälzt wurde. Die Bestie von Compeyson entspringt ja auch eher einem Vorfall, den Machiavelli selbst im Gespräch überprüfte.

      Entweder haben Ulysses und Co. (a) jemanden in der Regierung, der ihnen Infos zukommen lässt (Rexroth?), (b) es ist allseits bekannt - was ich ja nicht so recht glauben mag oder (c) ist es eine Aussage Gráinnes, um Harley ein wenig mehr Angst einzujagen. Dieser ängstliche Harley kam in dem Kapitel ziemlich deutlich zum Zug und ich finde es Flint gegenüber ziemlich schade, dass dieser in Harleys Augen keinerlei Angst auszulösen imstande war, während er sich in dem Moment regelrecht in die Hose zu machen schien. Dass wir nicht wissen, wie er Carla gegenüber reagieren würde, da kann man sich schon auf eine mögliche Retourkutsche freuen. Zwischen einem sarkastischen Applaus und einem schweigenden Kopfabreißen kann ich mir so ziemlich alles vorstellen.
      An der Stelle fand ich es ehrlich gesagt etwas ermüdend, wie Gráinne auf O'Maras Verrat anspielte - sofern es nicht noch weitere gab - denn daraus wird man als Leser gar nicht schlau. Alle "Freunde" von Ulysses und Brian erwähnen mit trauriger Wehmut diesen Verrat O'Maras, während sie alle gleichzeitig irgendwo Verständnis und bestehende Sympathie durchblicken lassen. Kommt mir echt so vor, als würden sie alle nachtragend sein wollen, während sie es in Wahrheit nicht sind. Überhaupt finde ich dieses Verhalten, Stand Jetzt, recht inkonsequent. Einerseits wird der Verrat immer wieder thematisiert, gleichzeitig bietet sich doch keinerlei Möglichkeit zur Reue an, da O'Mara schlichtweg nicht wissen kann, was er eigentlich verbrochen hat. Bis wir dazu mehr erfahren, sehe ich es mal als stilistisches Mittel, um zu zeigen, wie unterschiedlich die Reaktionen auf O'Maras Taten wirken. Zwischen Mulligan und Graham liegt ja schon ein emotionaler Unterschied. Der eine sticht eine Kellnerin ab, während die andere vor Trauer im Boden versinkt.

      Zum Ondine-Part kann ich mich vergleichsweise kurz äußern: Das Mädchen weiß einfach zu gefallen. Dieses göttlich geheimnisvolle, es ist, als wäre Ondine eben die große Dame, die auf PS regelrecht angebetet wurde. Würde auch irgendwo die jungfräuliche Geburt und verzweitelte Häresie erklären, die ihre Mutter gegenüber Krill zum Ausdruck brachte. [wird fortgesetzt...]
      Raum gewechselt, weiter geht es.
      Krills Androhung klingt beim wiederholten Lesen nicht einmal mehr abgestumpft. Ich bin schon gespannt, wie er auf Callaghan reagieren wird, sollte dieser später noch immer seine Bedenken gegenüber dem blauhaarigen Kind äußern.
      Anfangs wirkte es noch ziemlich widerstrebend, so nach dem Motto, dass man mit Flint schon genügend kindlichen Leichtsinn erdulden (und beschützen) muss - doch sollten sich Krill und er wiederbegegnen und Ondine nachwievor auf der "Tagesordnung" stehen, dürfte weiteres Konfliktpotential vorhanden sein. Auch wenn ich schon das Glitzern in Cassiopeias Augen gespürt habe. So ein Kind in den Händen der Regierung? Das hat schon seinen Reiz, da ganz augenscheinlich irgendwas Übernatürliches, neben der Teufelskraft, an diesem kleinen Kind haftet. Desweiteren bin ich schon sehr gespannt, ob Gráinne sich noch bei Graham und Co. abmelden wird oder mit Zombie-Harley im Gepäck verschwinden wird. Ohne weiteres würden ihn weder Kopfgeldjäger noch Cipherpol einfach ziehen lassen. Doch so ganz grundlos wird Harley nicht einsam und allein in Ketten zurückgelassen, ohne, dass sich irgendwer - außer Carla - von ihm verabschieden konnte. Nicht einmal Stagman, die alte Quasselstrippe, konnte etwas an einem freien Harley verhindern. Ich finde es ja großartig, wie die Fähigkeiten des Bodyguards hervorgehoben werden, dass er Schaden von Harley abwende und keinen zu ihm durchdringen lässt etc, während er ja eigentlich im entscheidenden Moment einer Moira Graham - oder wie @qoii sagen würde, Moria, hinterherjagt, um ungeschickt aus dem Fenster zu stürzen und Harley einiges an Prügel kassieren lässt.
      Anfangs war durchaus einiges an Spannung vorhanden, da es kurz davor war, Harley doch noch entkommen zu lassen. Da sehen wir eines: Gute Angestellte reden nicht, sind Geschenke und wirken in ihrem Bewegungsablauf mehr als Maschine. Bei Carla und ihrem Genörgel war ja die hochgehende Hutschnur schon abzusehen, hehe. Hoch lebe Stagman, employee of the day! - Als dann schließlich klar wurde, dass Gráinne kuma-artig ihren, sagen wir, Stempel aufdrücken kann, da war es um jegliche Bemühungen geschehen. Was immer man mit einem Harley unter Gehirnwäsche anstellen möchte, es ist kein gutes Zeichen für eine Carla, die sich allem Anschein nach Limerick/Ulysses anschließen will, um dann später einem Harley über den Weg zu laufen, dem irgendwann vielleicht wieder dämmern könnte, wer ihn eigentlich nach Irland verkauft hat. Das kann böse Ausgehen, doch immerhin bleibt uns hier kein Racheakt verwehrt, auch wenn das noch sehr, sehr lange dauern könnte - oder gar ganz ausbleibt. Der Gedanke ist da - und er ist verlockend. xD

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    • Kapitel 121: Der Herold des Bastardskönigs

      So machen wir weiter in meinem kleinen Kampf gegen die Demotivation. :)

      Ulysses scheint wirklich ein Mann mit vielen Gesichtern oder doch eher Namen zu sein. Während seine Freunde bzw Familie/Organisation grundsätzlich seinen Vornamen benutzen, scheint er in der Unterwelt den Namen ›Limerick‹ zu tragen, unter dem er auch Carla bekannt ist. Diese möchte mit Limerick Sprechen und je nachdem, wie wörtlich ihre Unterhaltung mit Bloom zu nehmen sind, scheint auch ihr Leben davon abzuhängen. Jetzt könnte man rauf und runter interpretieren, aber ich denke sie will einfach Harley Stellung in der Unterwelt einnehmen und dafür braucht sie die Autorisierung/ das OK eines anderen wichtigen Unterweltbosses bzw. jemand muss sie in dieser Stellung anerkennen, der ebenfalls macht und Einfluss hat. Schafft Carla dies nicht, landet sie und die anderen (ehemaligen) Untergeben von Harley, auf irgendwelchen Abschusslisten, weil irgendwelche Geschäfte nicht zu Ende geführt wurden oder sonst irgendein Groll herrscht.

      Zurück zu Ulysses vielen Namen. Im letzten Kapitel haben wir seinen Beinahmen >der scheue Hund von Hoolahara< erfahren und nun ist er auch noch der Bastardkönigs, sofern es sich bei diesem überhaupt um Ulysses handelt. Zwar deutet so ziemlich alles darauf hin, Bloom gehört zu ihm, Harley hat eine Teleschenke mit seinem Zeichen usw. aber definitiv gesagt, wurde es nicht. Meine leichten Zweifel beziehen sich vor allem darauf, dass der Bastardkönig so ziemlich als eine Art Teufel dargestellt wird und auch Blooms Kräfte, die ihr als Herold verliehen wurden, gehen für mich in diese Richtung. All dies würde ich eher um eine Gestalt wie den Grünen König oder einen seiner Anhänger bzw. Glaubensbrüder anordnen und nicht um eine familienähnliche Widerstandsgruppe. Zwar wissen wir noch zu wenig über Ulysses, um über seine Methoden, Ziele und Machenschaften wirklich eine Aussage treffen zu können. Aber... sagen wir einfach, ich sehe Moria, Cathal und Étaín nicht in einer Gruppe bzw. als die Untergebenen von Jemandem, dessen Fähigkeiten ich um den Grünen König anordnen würde. Dies ist aber total subjektiv und kann sich mit der kleinsten weiteren Information schon wieder ändern, denn es gibt keinen Grund, warum Ulysses nicht der Bastardkönig sein kann oder auf irgendeine weise mit dem Grünen König bzw. dessen Glauben eine Verbindung hat. Bastard(könig), wird zwar von vielen als Beleidigung angesehen und ist es auch, aber in seiner ursprünglichen Bedeutung heißt es einfach nur, dass das so genannte Kind nicht aus einer von der Kirche bzw. Gesellschaft anerkannten Ehe hervorgegangen ist. Zwar war dies für die Kinder auch nicht gut und sie wurden häufig gemieden und ausgestoßen, aber eine Beleidigung wie sie heute gemeint ist, war es damals nicht. Ulysses kann den Aufstand durchaus erfolgreich durchgeführt haben und König sein bzw. diese Bezeichnung angenommen haben oder die McKenna waren das Königsgeschlecht der Insel und Ulysses kann Unehelich geboren sein, alles Möglich und eine Begründung für den Namen. Auch dass der Grüne König, mit der Grünen Insel in Verbindung steht, ist auch nicht auszuschließen. Sprich auf der logischen Ebene gibt es keinen Grund für meine geäußerten Zweifel, an der Personalunion Ulysses/Bastardkönig.

      Wie auch immer der Bastardkönig kann durchaus von der WR anerkennt sein und darüber auch die Akteneinsicht bekommen, von der Bloom gesprochen hat, neben der ganzen inoffiziellen Wege und Kontakte die jeder Organisation ohnehin offen stehen. Wo auch immer Bloom ihre Informationen über Cal auch herhat, sie war sich ziemlich sicher, dass Harley keine Chance gegen Cal hat und ist deswegen von Harley Untergang ausgegangen und gekommen um ihn einzusammeln. Dies könnte darauf hindeuten, dass Ulysses und der Bastardkönig doch nicht die selbe Person sind. Immerhin hat Bloom im Gespräch mit Maria behauptet, dass sie mehr auf eigenen Willen dazugekommen ist und Ulysses nur über ihren Entschluss informiert hat. Nun klingt es eher so, als wäre es doch mehr ein Auftrag gewesen und von Harleys sicherem Untergang scheint Moria und ihr Bruder auch nicht ausgegangen zu sein, da sie immer wieder davon gesprochen haben, dass sie O'Mara und Co beschützten müssen, haben, nicht mehr können. Zwar wären die Meisten der KG ohne ihre Hilfe wirklich untergegangen, aber für mich klingt es so, als hätten sie an einem Sieg der gesamten Fraktion, anders als Bloom, gezweifelt.

      Das Auftauchen von Stagman kommt so überraschend, wie erwartet. Ich hatte schon damit gerechnet, dass ihm der kleine Sturz nichts anhaben kann, besonders wenn Moria etwas ähnliches Überlebt hat. Aber ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass er noch einmal bei Harley auftauchen würde. Sein Kampf gegen Bloom war sehr gut, wobei ich mich gerade wegen deiner Wortwahl gefragt habe, wie viel Mensch noch wirklich in ihm steckt, da auch sein Verhalten sehr Roboterhaft war. Auch der Ausdruck Geschenk lässt aufhorchen, weswegen Stagman durchaus das Ergebnis von irgendwelche Experimenten sein kann. Was auch immer er war, jetzt ist er erledigt und Harley ein Sklave des Bastardskönigs.

      Ondine hat sich, während das Schloss langsam einstürzt, in die höchstmöglichen Gefilde zurückgezogen und sich mit einem schützenden Kokon aus Trümmern umgeben, während sie ein fröhliches Kinderlied übers tanzen vor sich hin singt. Das Bild welches ich mir von dieser Situation mache ist wahrlich Eindrucks und Geheimnisvoll wie das kleine Mädchen insgesamt. Mal ist sie Kind, mit einer sehr mächtigen TF, welches es ihr ermöglicht ihren kindlichen Willen durchzusetzen. Was kann sie auch dafür, dass die störende Fliege Cassiopeia nicht tot bleibt, wenn man sie zermatscht.^^ Mal wirkt Ondine... alt... übermächtig... zu erfahren... ist irgendwie schwer in Worte zu fassen... sagen wir wie eine Göttin, die ihr Gedächtnis verloren hat, aber irgendwie doch noch etwas auf ihr altes Wesen zugreifen kann. Wie auch immer, nicht nur Krill hat sie in ihren Bann gezogen, sonder auch Cassiopeia, welche Ondine ebenfalls mitnehmen möchte. Allerdings mag Ondine sie nicht so wie Krill, der auch im rechten Moment auftaucht, um sie von dieser Fliege zu erlösen. Er bekräftigt noch einmal seinen Anspruch darauf, Ondine zu beschützen und Cassiopeia gibt nach, was aber auch mit der Anwesenheit von Shrimati zusammenhängen dürfte, welche sie doch etwa aus dem Konzept bringt.

      Wieder ein sehr schönes Kapitel und meine Motivation scheint wirklich langsam wiederzukehren. :)

      @blink Die Bücher zu Game of Thrones kann ich dir ebenfalls nur ans Herz legen, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dir sehr gefallen werden. Weiterhin kommt es bei mir leider häufiger vor, dass Buchstaben sich seltsam verhalten und andere Worte Formen als ich ursprünglich sagen oder lesen wollte. Leider hat sich dieser wohl schon zu sehr verfestigt. :-D
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • So, zwar bin ich gerade entgegen meiner Erwartungen doch recht beschäftigt am Wochenende, aber jetzt passt es mal.
      Was haben wir? Noch mehr Aliasse für Ulysses, Ondine ist wieder da und Harley gibt den Löffel doch noch nicht ab.

      Gráinne ist jedenfalls nicht gerade freundlich zu Carla, aber die lässt sich nicht einschüchtern. Wäre ja auch komisch. Fakt ist, sie will mit 'Limerick' sprechen. Warum kann ich mir gerade nicht erschließen, aber die Wichtigkeit spürt man. Was passiert ist, ist ebenfalls noch ungeklärt. Mal schauen, könnte man doch dadurch mehr Einblicke gewinnen, was ihre Pläne sind.
      Dann kommt Bloom zu Harley und spricht mal endlich aus, was ihm jemand besser von Anfang an hätte sagen sollen. Geschieht ihm recht. Dann erwähnt Bloom den Bastardkönig. Entweder ist dies ebenfalls Ulysses, oder aber die Bärin von Andarta dient zwei Herren. Letzteres wirkt im Hinblick auf einen bisher doch merkwürdig erscheinenden Ulysses als gute Lösung, aber wie kann es kommen, dass niemand etwas bemerkt hat? Ansonsten ist Ulysses aber tief in finstere Machenschaften verwickelt.
      Harley wird die Rettung insgesamt verwehrt, nachdem der sehr maschinenhafte Stagman zwar erst sehr hilfreich auftaucht, dann aber der Macht des Herolds ziemlich hilflos gegenüber steht. Was das sein soll ist mir nicht klar, eine Teufelsfrucht bietet sich an, ist aber zumindestens mal sehr ab vom üblichen Schema. Da bin ich sehr gespannt. So fällt dann auch Harleys letzte Hoffnung. Er selbst ist am Ende seines Willens beraubt, was schon ziemlich heftig ist. Immerhin benötigt es ja anscheinend nur eine Berührung, wo Gedanken an Sugar aufkommen, die ja ebenfalls sehr overpowert wirkte. Wahrscheinlich funktioniert das aber nur, wenn der Gegner gechwächt ist oder so etwas.

      Dann haben wir noch Ondine, die sich nicht von der ganzen Zerstörung aus ihrer typischen stoischen Ruhe bringen lässt. Cassiopeia ist auch nach ihrer Verwandlung noch fasziniert von der Kleinen, die aber hat keine Lust auf Unterhaltung. Zu schade, dass sie gegen die Logia nichts ausrichten kann. Aber dafür gibt es ja Krill, der erstaunlich zurückhaltend ist. Naja, jetzt scheint sie ja nicht mehr so die Gegnerin zu sein. Dazu kommt die Agentin Shrimati, die da noch hilfreich ist. Die Warnung ist ziemlich eindeutig, man sieht wieder einmal, wie sehr Krill Ondine mag. Erkenntnis ist jedenfalls, dass die Gruppe aufbricht. Also hat sich bald alles beruhigt und sammelt sich. Die Weichen für die Zukunft hast du ja schon weitestgehend gestellt.

      Nicht soviel dabei, aber es ist auch hart, wenn qoii bereits dran war und blink auch schon vorgelegt hat. Hm, müsste man früher kommentieren^^
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
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    • Hallo liebe Leser und Kommentatoren!

      Kapitel 122 ist da, trägt den Titel "Schwarz wie die Sünde" und kann direkt unter diesem Beitrag gelesen werden.
      Ich möchte hinzufügen, dass ich mich - dem nahenden Arc-Endes und dem neuesten Barcelona-Roman des großartigen Carlos Ruiz Zafón sei Dank - zurzeit in einer kreativen Hochstimmung sondergleichen befinde und Kapitel 123 schon (fast) fertig ist. Also: Umso schneller ihr diesmal kommentiert, desto schneller endet dieser langwierige Arc. :)

      Nun aber zu euren Kommentaren:
      blink


      blink schrieb:

      Kommt es mir nur so vor, oder wird hier 'Game of Thrones'-Wissen abgerufen? Die Überschrift klingt verdächtig nach dieser Serie, die mir dutzende Menschen ohne Erfolg nahelegen möchten. Oder beziehst du dich auf Wilhelm I., der ebenfalls so genannt wurde?
      Nö, ich gucke GoT selbst auch nicht. Und Wilhelm I. ist mir aus meinem Geschichtsunterricht auch nicht hängen geblieben. Der Bastardkönig wird so genannt, weil er ein Bastard ist. An dieser Front rufe ich kein Wissen ab. Sei unbesorgt. :D

      blink schrieb:

      Jedenfalls ist es interessant zu sehen, welchen Einfluss Ulysses noch immer ausübt. Mochte man annehmen, dass er sich auf einem absteigenden Ast befindet und ohnehin bald stirbt, der wird hier eines besseren belehrt. Keine Nachfolgeregelung, kein Zurückfahren der Aktivitäten, da wird kräftig expandiert, wenn man sich einen Valentine Harley als willfährigen sabbernden Sklaven anschaffen möchte - und Stand jetzt sieht es gar nicht so schlecht aus, dass der Deal über die Bühne gehen kann. Eine Flucht Harleys wäre nach der ganzen Darstellung seines bröckelnden Imperiums irgendwo auch ein aufgewärmter Kaffee. Schmeckt nicht.
      Ich habe ja bereits mehrfach angedeutet - sei es durch Symbolismus oder die Handlung selbst - dass Harleys wortwörtlicher Fall aus seinem Himmel bzw. Paradies relativ endgültig ist und ein Ungleichgewicht schafft, welches in Balance gebracht werden muss. Wer erhebt sich, wer bleibt bestehen? Fakt ist, Harley und Ulysses werden zu keinem Verhältnis kommen, welches beide Seiten zufrieden stellt. Dafür ist Ulysses auch zu gnadenlos, wie das Kapitel eindeutig zeigt. Bloom bedient sich der Macht des Bastardkönigs, um den gescheiterten Geschäftspartner auszuschalten und dessen Top-Mitarbeiter...zu feuern. Der Drops ist gelutscht. So wie der Sündenfall endgültig war, ist es auch Harleys. Auf die lange vorbereitete Analogie bin ich stolz, btw. xD

      blink schrieb:

      Auf der anderen Seite kennen wir bislang nur den lebensbejahenden, strahlenden Harley, der ja auch irgendeinen Grund brauchte, um seinen Posten bei der Regierung zu räumen. Es erscheint mir arg unvollständig, sofern zB Rexroth diesen zum Verrat ermunterte, um danach einen neuen Insider außerhalb der legalen Kreise zu installieren. So viele andere böse Buben, die hierarchisch über Harley standen, sind bislang nicht bekannt, auch wenn Gráinnes Andeutungen über Callaghans prallgefüllte Akte darauf schließen lassen, dass Zugang zu Informationen vorhanden ist. Harley selbst musste sich ja auch erst von Carla briefen lassen, um mehr über die Kopfgeldjäger zu erfahren. Und wenn die ersten beiden schon einige Zeit mit Callaghan zusammenarbeiten, liegt es nahe, dass die Lebensgeschichte des mürrischen Mannes nicht großartig breit ausgewälzt wurde. Die Bestie von Compeyson entspringt ja auch eher einem Vorfall, den Machiavelli selbst im Gespräch überprüfte.
      Diese Geschichte wird noch aufgedröselt. Wieso hat Harley seinen Posten verlassen und die Regierung verraten, um für eine unberechenbare Schattenfigur wie Limerick den Handlanger zu spielen? Und wieso wurde Harley als einer der Top-Abtrünnigen der WR nie von selbiger aufgespürt? Die Akte über Callaghan ist ein weiteres Indiz für eine Zelle innerhalb der WR, die ihr eigenes Süppchen köchelt. Harley, Carla, Ulysses, Rexroth - der Kreis der Verdächtigen wird kleiner, die Luft dünner. Ihr werdet bald schlauer sein.

      blink schrieb:

      Entweder haben Ulysses und Co. (a) jemanden in der Regierung, der ihnen Infos zukommen lässt (Rexroth?), (b) es ist allseits bekannt - was ich ja nicht so recht glauben mag oder (c) ist es eine Aussage Gráinnes, um Harley ein wenig mehr Angst einzujagen. Dieser ängstliche Harley kam in dem Kapitel ziemlich deutlich zum Zug und ich finde es Flint gegenüber ziemlich schade, dass dieser in Harleys Augen keinerlei Angst auszulösen imstande war, während er sich in dem Moment regelrecht in die Hose zu machen schien. Dass wir nicht wissen, wie er Carla gegenüber reagieren würde, da kann man sich schon auf eine mögliche Retourkutsche freuen. Zwischen einem sarkastischen Applaus und einem schweigenden Kopfabreißen kann ich mir so ziemlich alles vorstellen.
      Aussage (b) kannst du streichen. Callaghan tritt in der Öffentlichkeit sicherlich nicht als dörfermetzelndes Monster auf. Diese Informationen sind...sehr, sehr vertraulich. ;)

      Ja, Harleys goldene Ära ist vorbei. Wie es mit ihm weitergeht, halte ich offen. Eine Karriere als sabbernder Hausboy wäre doch ein guter Anfang, oder?

      blink schrieb:

      An der Stelle fand ich es ehrlich gesagt etwas ermüdend, wie Gráinne auf O'Maras Verrat anspielte - sofern es nicht noch weitere gab - denn daraus wird man als Leser gar nicht schlau. Alle "Freunde" von Ulysses und Brian erwähnen mit trauriger Wehmut diesen Verrat O'Maras, während sie alle gleichzeitig irgendwo Verständnis und bestehende Sympathie durchblicken lassen. Kommt mir echt so vor, als würden sie alle nachtragend sein wollen, während sie es in Wahrheit nicht sind. Überhaupt finde ich dieses Verhalten, Stand Jetzt, recht inkonsequent. Einerseits wird der Verrat immer wieder thematisiert, gleichzeitig bietet sich doch keinerlei Möglichkeit zur Reue an, da O'Mara schlichtweg nicht wissen kann, was er eigentlich verbrochen hat. Bis wir dazu mehr erfahren, sehe ich es mal als stilistisches Mittel, um zu zeigen, wie unterschiedlich die Reaktionen auf O'Maras Taten wirken. Zwischen Mulligan und Graham liegt ja schon ein emotionaler Unterschied. Der eine sticht eine Kellnerin ab, während die andere vor Trauer im Boden versinkt.
      Tja, die alten Freunde von O'Mara sind irgendwo halt alle etwas melancholisch veranlagt. Wobei Bloom hier weniger reumütig als süffisant war und Harley eher quälen wollte. Im Gegensatz zu Moira nimmt sie die Geschichte mit O'Mara relativ gelassen und nutzt sie für ihre Spielchen. Dahingehend hast du vollkommen recht: Ich wollte das Spektrum der Gefühle zeigen, die innerhalb der Gruppe bestehen. Étaín, Mulligan, Cathal, Moira, Bloom. Jeder reagiert und denkt unterschiedlich. Fehlt nur noch Ulysses, dem ich aber keine schwülstige Salve reumütiger "Oh, my O'Mara" in den Mund legen werden. Da verschone ich euch, keine Angst.^^

      blink schrieb:

      Zum Ondine-Part kann ich mich vergleichsweise kurz äußern: Das Mädchen weiß einfach zu gefallen. Dieses göttlich geheimnisvolle, es ist, als wäre Ondine eben die große Dame, die auf PS regelrecht angebetet wurde. Würde auch irgendwo die jungfräuliche Geburt und verzweitelte Häresie erklären, die ihre Mutter gegenüber Krill zum Ausdruck brachte. [wird fortgesetzt...]
      Jap, Ondine ist kein gewöhnliches Geschöpf. Etwas ist anders, unmenschlich oder eher übermenschlich. Zwar schicke ich voraus, dass ich innerhalb der Gesetze der OP-Welt bleiben werde, es aber stark in Richtung OP-OP-Frucht gehen wird - abgefuckt. :D

      blink schrieb:

      Krills Androhung klingt beim wiederholten Lesen nicht einmal mehr abgestumpft. Ich bin schon gespannt, wie er auf Callaghan reagieren wird, sollte dieser später noch immer seine Bedenken gegenüber dem blauhaarigen Kind äußern.
      Anfangs wirkte es noch ziemlich widerstrebend, so nach dem Motto, dass man mit Flint schon genügend kindlichen Leichtsinn erdulden (und beschützen) muss - doch sollten sich Krill und er wiederbegegnen und Ondine nachwievor auf der "Tagesordnung" stehen, dürfte weiteres Konfliktpotential vorhanden sein. Auch wenn ich schon das Glitzern in Cassiopeias Augen gespürt habe. So ein Kind in den Händen der Regierung? Das hat schon seinen Reiz, da ganz augenscheinlich irgendwas Übernatürliches, neben der Teufelskraft, an diesem kleinen Kind haftet.
      Ondine wird noch für Zündstoff sorgen. Ich habe mich - nachdem sie eher spontan in diesen Arc eingeflochten werden musste - intensiv mit der Figur befasst und nun endlich stärker in die Handlung integriert. Heißt, sie wird von nun an ein vollwertiger Protagonist und damit genauso bedeutend für die Handlung sein wie Mercedes oder Krill oder Flint - der Unterschied wird nur sein, dass Ondine eher passiv beteiligt sein wird. Wie eine kleine Göttin eben, um die die Welt kreist. Hihi.

      blink schrieb:

      Desweiteren bin ich schon sehr gespannt, ob Gráinne sich noch bei Graham und Co. abmelden wird oder mit Zombie-Harley im Gepäck verschwinden wird. Ohne weiteres würden ihn weder Kopfgeldjäger noch Cipherpol einfach ziehen lassen. Doch so ganz grundlos wird Harley nicht einsam und allein in Ketten zurückgelassen, ohne, dass sich irgendwer - außer Carla - von ihm verabschieden konnte. Nicht einmal Stagman, die alte Quasselstrippe, konnte etwas an einem freien Harley verhindern.
      Bloom hat Moira gewiss über ihre Pläne informiert. Das nur nebenbei. Entscheidender ist deine Frage, ob Bloom einfach so wird verschwinden können. Immerhin ist sie trotz allem nicht allein im Schloss. Ein paar sind noch am Leben. ;)

      blink schrieb:

      Ich finde es ja großartig, wie die Fähigkeiten des Bodyguards hervorgehoben werden, dass er Schaden von Harley abwende und keinen zu ihm durchdringen lässt etc, während er ja eigentlich im entscheidenden Moment einer Moira Graham - oder wie @qoii sagen würde, Moria, hinterherjagt, um ungeschickt aus dem Fenster zu stürzen und Harley einiges an Prügel kassieren lässt.
      Anfangs war durchaus einiges an Spannung vorhanden, da es kurz davor war, Harley doch noch entkommen zu lassen. Da sehen wir eines: Gute Angestellte reden nicht, sind Geschenke und wirken in ihrem Bewegungsablauf mehr als Maschine. Bei Carla und ihrem Genörgel war ja die hochgehende Hutschnur schon abzusehen, hehe. Hoch lebe Stagman, employee of the day! -
      Ja, um Stagman tut es mir ein bisschen leid. Der sollte eigentlich eine größere Rolle spielen und noch mehr zeigen dürfen, unter anderem sogar einen blutigen Kampf gegen Cathal und O'Mara bestreiten. Daraus wurde letztlich nichts, weil schlechte Planung. Aber der jetzige Kompromiss ist ja nicht vollkommen mies. Stagman durfte zeigen, dass er zurecht Harleys Leibwächter ist und konnte seinem Ruf als Dunkler Ritter zumindest einigermaßen gerecht werden. Dass er letztlich keine Chance gegen Bloom und die gehorteten Kräfte des Bastardkönigs hatte, ist dann eben traurige Konsequenz. War aber auch keine gute Idee von Harley, Blooms Gewicht in die Sache hineinzuziehen, nachdem Carla diese Saite auch schon gezupft hatte. Stagman büßte gewissermaßen für die große Klappe seines Chefs. Du siehst, wie aus dem echten Leben gegriffen. :D

      blink schrieb:

      Als dann schließlich klar wurde, dass Gráinne kuma-artig ihren, sagen wir, Stempel aufdrücken kann, da war es um jegliche Bemühungen geschehen. Was immer man mit einem Harley unter Gehirnwäsche anstellen möchte, es ist kein gutes Zeichen für eine Carla, die sich allem Anschein nach Limerick/Ulysses anschließen will, um dann später einem Harley über den Weg zu laufen, dem irgendwann vielleicht wieder dämmern könnte, wer ihn eigentlich nach Irland verkauft hat. Das kann böse Ausgehen, doch immerhin bleibt uns hier kein Racheakt verwehrt, auch wenn das noch sehr, sehr lange dauern könnte - oder gar ganz ausbleibt. Der Gedanke ist da - und er ist verlockend. xD
      Verlockend, verlockend. ;)
      Viel kann ich dazu nicht sagen - dürfte klar sein - aber soviel: Harley sollte ursprünglich nicht durch Bloom versklavt werden. Moira und ihre magischen Tränen waren nicht ohne Grund anwesend. Was diese radikale Planänderung bewirkt hat, ist die eigentliche Frage. Man kann nur mutmaßen, was der gute Ulysses mit einem besinnungslosen Harley und einer Carla, die sich in dessen Fußstapfen stellen will, so alles anzustellen gedenkt. In diesem Sinne:

      blink schrieb:

      Jedenfalls ist es interessant zu sehen, welchen Einfluss Ulysses noch immer ausübt. Mochte man annehmen, dass er sich auf einem absteigenden Ast befindet und ohnehin bald stirbt, der wird hier eines besseren belehrt. Keine Nachfolgeregelung, kein Zurückfahren der Aktivitäten, da wird kräftig expandiert
      Kann ich nur unterschreiben. Ulysses is on fire. :D
      qoii


      qoii schrieb:

      Ulysses scheint wirklich ein Mann mit vielen Gesichtern oder doch eher Namen zu sein. Während seine Freunde bzw Familie/Organisation grundsätzlich seinen Vornamen benutzen, scheint er in der Unterwelt den Namen ›Limerick‹ zu tragen, unter dem er auch Carla bekannt ist. Diese möchte mit Limerick Sprechen und je nachdem, wie wörtlich ihre Unterhaltung mit Bloom zu nehmen sind, scheint auch ihr Leben davon abzuhängen.
      Absolut. Mit Harleys Untergang ist Carla, dessen Rechte Hand, gewissermaßen Freiwild. Sie weiß um die meisten seiner Geschäfte, Machenschaften und Geheimnisse. Eventuell mehr, als gut für sie ist? Letztlich ist sie ein Risiko für Limerick und sich dessen wohl bewusst. Also heißt es, Schadenbegrenzung zu betreiben.^^

      qoii schrieb:

      Jetzt könnte man rauf und runter interpretieren, aber ich denke sie will einfach Harley Stellung in der Unterwelt einnehmen und dafür braucht sie die Autorisierung/ das OK eines anderen wichtigen Unterweltbosses bzw. jemand muss sie in dieser Stellung anerkennen, der ebenfalls macht und Einfluss hat. Schafft Carla dies nicht, landet sie und die anderen (ehemaligen) Untergeben von Harley, auf irgendwelchen Abschusslisten, weil irgendwelche Geschäfte nicht zu Ende geführt wurden oder sonst irgendein Groll herrscht.
      So oder so ähnlich. Jedoch ist es natürlich nicht so einfach, zumal Harley im Auftrag von Ulysses gearbeitet hat. Carla kann ja nicht einfach lieb fragen, ob sie vielleicht die freigewordene Stelle übernehmen kann - zumal das Schloss und die Minen komplett hinüber sind. Die Sachlage sieht für Carla erstmal denkbar ungünstig aus, was Blooms "Das willst du nicht" in Bezug auf Ulysses bereits andeutet. ;)

      qoii schrieb:

      Zurück zu Ulysses vielen Namen. Im letzten Kapitel haben wir seinen Beinahmen >der scheue Hund von Hoolahara< erfahren und nun ist er auch noch der Bastardkönigs, sofern es sich bei diesem überhaupt um Ulysses handelt. Zwar deutet so ziemlich alles darauf hin, Bloom gehört zu ihm, Harley hat eine Teleschenke mit seinem Zeichen usw. aber definitiv gesagt, wurde es nicht. Meine leichten Zweifel beziehen sich vor allem darauf, dass der Bastardkönig so ziemlich als eine Art Teufel dargestellt wird und auch Blooms Kräfte, die ihr als Herold verliehen wurden, gehen für mich in diese Richtung. All dies würde ich eher um eine Gestalt wie den Grünen König oder einen seiner Anhänger bzw. Glaubensbrüder anordnen und nicht um eine familienähnliche Widerstandsgruppe. Zwar wissen wir noch zu wenig über Ulysses, um über seine Methoden, Ziele und Machenschaften wirklich eine Aussage treffen zu können. Aber... sagen wir einfach, ich sehe Moria, Cathal und Étaín nicht in einer Gruppe bzw. als die Untergebenen von Jemandem, dessen Fähigkeiten ich um den Grünen König anordnen würde.
      Okay, ich möchte dir hier etwas unter die Arme greifen bzw. verhindern, dass du dich total verrennst. Lohnt sich nämlich nicht.^^
      Auf der einen Seite haben wir den Grünen König und seinen Kult, der eine Art pervertierte dunkle Form des Christentums gemixt mit verschiedenen heidnischen und/oder Naturkulten darstellt. Klar. Das heißt aber nicht, dass jede Anlehnung an das Christentum sofort auf den Grünen König zurückzuführen ist. Die Analogie von Himmel und Hölle, Teufel und Engel, Paradies und Sündenfall habe ich nun schon länger metaphorisch vorbereitet und begann bereits im letzten Arc, mit dem Kult der Dame. Harley, der als lichter Engel (Luzifer) vom dunklen Dämon Callaghan wortwörtlich aus dem Himmel gestürzt wird (Höllensturz), gleichzeitig aber auch die Bezeichnung von Schloss Roßkosch als Paradies, aus dem Harley und Carla (Adam und Eva) vertrieben wurden, auf Geheiß von Bloom bzw. Ulysses (Luzifer, Schlange?). Dazu kommt Rexroth, der von Lorelei als Teufel im Hintergrund angesehen wird (Luzifer?).

      Du hast vollkommen recht, dass Ulysses etwas Diabolisches in diesem Kapitel anhaftet. Nun ist die Frage, wer ist denn nun der Teufel? Harley, der aus dem Himmel stürzte; Ulysses, der den "Sündenfall" des Valentine Harley und seiner Leute besiegelt hat; Carla, die sich erheben will, wo Harley fiel; oder doch eher Rexroth, wie Lorelei es sieht? Viele Möglichkeiten und du siehst, meine Metaphern und Analogien sind nicht immer passgenau. Du musst also nicht unbedingt nach der einen perfekten Möglichkeit suchen, Inspirationsquelle und Fiktion unter einen Hut zu bringen. Heißt auch: Es muss nicht zwingend eine Verbindung zwischen diesem metaphorischen Teufel (Rexroth, Ulysses, Carla?) und dem Grünen König geben, dessen Kult einen "wahrhaftigen" Teufel gemäß der Religion beinhaltet. :)

      qoii schrieb:

      Dies ist aber total subjektiv und kann sich mit der kleinsten weiteren Information schon wieder ändern, denn es gibt keinen Grund, warum Ulysses nicht der Bastardkönig sein kann oder auf irgendeine weise mit dem Grünen König bzw. dessen Glauben eine Verbindung hat. Bastard(könig), wird zwar von vielen als Beleidigung angesehen und ist es auch, aber in seiner ursprünglichen Bedeutung heißt es einfach nur, dass das so genannte Kind nicht aus einer von der Kirche bzw. Gesellschaft anerkannten Ehe hervorgegangen ist. Zwar war dies für die Kinder auch nicht gut und sie wurden häufig gemieden und ausgestoßen, aber eine Beleidigung wie sie heute gemeint ist, war es damals nicht. Ulysses kann den Aufstand durchaus erfolgreich durchgeführt haben und König sein bzw. diese Bezeichnung angenommen haben oder die McKenna waren das Königsgeschlecht der Insel und Ulysses kann Unehelich geboren sein, alles Möglich und eine Begründung für den Namen. Auch dass der Grüne König, mit der Grünen Insel in Verbindung steht, ist auch nicht auszuschließen. Sprich auf der logischen Ebene gibt es keinen Grund für meine geäußerten Zweifel, an der Personalunion Ulysses/Bastardkönig.
      Siehe oben. Nicht jede offensichtliche Verbindung ist auch eine. Ansonsten hast du Recht: Ulysses ist ein Bastard, ein uneheliches Kind. Wessen uneheliches Kind muss sich zeigen. Auch, ob der Beiname negativ konnotiert ist, werde ich nicht vorwegnehmen. ;)

      qoii schrieb:

      Wie auch immer der Bastardkönig kann durchaus von der WR anerkennt sein und darüber auch die Akteneinsicht bekommen, von der Bloom gesprochen hat, neben der ganzen inoffiziellen Wege und Kontakte die jeder Organisation ohnehin offen stehen. Wo auch immer Bloom ihre Informationen über Cal auch herhat, sie war sich ziemlich sicher, dass Harley keine Chance gegen Cal hat und ist deswegen von Harley Untergang ausgegangen und gekommen um ihn einzusammeln. Dies könnte darauf hindeuten, dass Ulysses und der Bastardkönig doch nicht die selbe Person sind. Immerhin hat Bloom im Gespräch mit Maria behauptet, dass sie mehr auf eigenen Willen dazugekommen ist und Ulysses nur über ihren Entschluss informiert hat. Nun klingt es eher so, als wäre es doch mehr ein Auftrag gewesen und von Harleys sicherem Untergang scheint Moria und ihr Bruder auch nicht ausgegangen zu sein, da sie immer wieder davon gesprochen haben, dass sie O'Mara und Co beschützten müssen, haben, nicht mehr können. Zwar wären die Meisten der KG ohne ihre Hilfe wirklich untergegangen, aber für mich klingt es so, als hätten sie an einem Sieg der gesamten Fraktion, anders als Bloom, gezweifelt.
      Sagen wir so: Im Gegensatz zu einem Rexroth, der sämtliche Fäden kontrolliert zu zupfen scheint, und einem Harley, dessen Kontrolle eher durch Carla gewährleistet wurde, ist Ulysses eine andere Art von "Mastermind". Sieht man vermutlich auch schon an den Interaktionen innerhalb seiner Gruppierung. Wer nun wen befehligt oder wessen Anweisungen zu befolgen hat, ist nicht immer ganz deutlich. Bloom ist definitiv jemand, der kein Problem mit dem Improvisieren hat. Gleichzeitig zeigt sie - dank ihrer Kraft als Herold - auch große Loyalität. Du bist insofern auf dem richtigen Weg, dass Bloom ursprünglich nicht eingeplant war. Ihre Anwesenheit wurde letztlich aber von Ulysses abgesegnet - weil unvorhergesehene Entwicklungen eben manchmal einen Kurswechsel verlangen. Ulysses ist niemand, der ein Problem mit etwas Chaos hat. Belassen wir es erstmal dabei. xD

      qoii schrieb:

      Das Auftauchen von Stagman kommt so überraschend, wie erwartet. Ich hatte schon damit gerechnet, dass ihm der kleine Sturz nichts anhaben kann, besonders wenn Moria etwas ähnliches Überlebt hat. Aber ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass er noch einmal bei Harley auftauchen würde. Sein Kampf gegen Bloom war sehr gut, wobei ich mich gerade wegen deiner Wortwahl gefragt habe, wie viel Mensch noch wirklich in ihm steckt, da auch sein Verhalten sehr Roboterhaft war. Auch der Ausdruck Geschenk lässt aufhorchen, weswegen Stagman durchaus das Ergebnis von irgendwelche Experimenten sein kann. Was auch immer er war, jetzt ist er erledigt und Harley ein Sklave des Bastardskönigs.
      Schöner Gedankengang, der definitiv wieder aufgegriffen wird. Stagman ist eigentlich eine sehr interessante Figur, die in diesem Arc viel zu kurz gekommen ist. Mal sehen, ob und wie ich es schaffe, ihn post mortem noch etwas in Szene zu setzen.

      qoii schrieb:

      Ondine hat sich, während das Schloss langsam einstürzt, in die höchstmöglichen Gefilde zurückgezogen und sich mit einem schützenden Kokon aus Trümmern umgeben, während sie ein fröhliches Kinderlied übers tanzen vor sich hin singt. Das Bild welches ich mir von dieser Situation mache ist wahrlich Eindrucks und Geheimnisvoll wie das kleine Mädchen insgesamt. Mal ist sie Kind, mit einer sehr mächtigen TF, welches es ihr ermöglicht ihren kindlichen Willen durchzusetzen. Was kann sie auch dafür, dass die störende Fliege Cassiopeia nicht tot bleibt, wenn man sie zermatscht.^^ Mal wirkt Ondine... alt... übermächtig... zu erfahren... ist irgendwie schwer in Worte zu fassen... sagen wir wie eine Göttin, die ihr Gedächtnis verloren hat, aber irgendwie doch noch etwas auf ihr altes Wesen zugreifen kann. Wie auch immer, nicht nur Krill hat sie in ihren Bann gezogen, sonder auch Cassiopeia, welche Ondine ebenfalls mitnehmen möchte. Allerdings mag Ondine sie nicht so wie Krill, der auch im rechten Moment auftaucht, um sie von dieser Fliege zu erlösen. Er bekräftigt noch einmal seinen Anspruch darauf, Ondine zu beschützen und Cassiopeia gibt nach, was aber auch mit der Anwesenheit von Shrimati zusammenhängen dürfte, welche sie doch etwa aus dem Konzept bringt.
      Richtig. Der Konflikt um Ondine wurde aufgeschoben, aber nicht beendet. Das Interesse an ihr ist deutlich. Krill möchte sie beschützen, Cassiopeia möchte sie...besitzen? Schwer zu sagen, welche Ziele die Agentin mit Ondine hat. Fakt ist aber, dass Krill in ihrer Planung keine Rolle spielen dürfte und damit ein Störfaktor ist.

      Was genau es mit Ondine auf sich hat, ist eine Frage für den nächsten Arc. Nachdem Ondine eher spontan in den aktuellen eingefügt wurde, habe ich ihr im kommenden Arc eine wesentlich wichtigere und aktivere Rolle zugedacht. Das dürfte interessant werden.^^

      Eldrail


      Eldrail schrieb:

      Gráinne ist jedenfalls nicht gerade freundlich zu Carla, aber die lässt sich nicht einschüchtern. Wäre ja auch komisch. Fakt ist, sie will mit 'Limerick' sprechen. Warum kann ich mir gerade nicht erschließen, aber die Wichtigkeit spürt man. Was passiert ist, ist ebenfalls noch ungeklärt. Mal schauen, könnte man doch dadurch mehr Einblicke gewinnen, was ihre Pläne sind.
      Sagen wir so: Carla weiß, dass sie nun - da Harley keinerlei Nutzen für ihre Auftraggeber zu erfüllen scheint - auf der Abschussliste stehen dürfte. Was macht man mit den (vermeintlich) loyalen Untergebenen eines Toten?
      Carlas Verrat an Harley war nur der erste Schritt, ihr Leben zu retten. Die Frau ist mit allen Wassern gewaschen und wird tun, was nötig ist, um ihr Fortbestehen zu sichern. Dafür ist sie jedoch maßgeblich auf die Gunst von Ulysses alias Limerick angewiesen, der nach wie vor der große Boss/Auftraggeber ist.

      Eldrail schrieb:

      Dann kommt Bloom zu Harley und spricht mal endlich aus, was ihm jemand besser von Anfang an hätte sagen sollen. Geschieht ihm recht. Dann erwähnt Bloom den Bastardkönig. Entweder ist dies ebenfalls Ulysses, oder aber die Bärin von Andarta dient zwei Herren. Letzteres wirkt im Hinblick auf einen bisher doch merkwürdig erscheinenden Ulysses als gute Lösung, aber wie kann es kommen, dass niemand etwas bemerkt hat? Ansonsten ist Ulysses aber tief in finstere Machenschaften verwickelt.
      Hierzu möchte ich noch gar nicht viel sagen. Ulysses ist eine komplexe und nicht unbedingt eindeutige Figur, weshalb ich nicht unnötig spoilern will. Ich kann jedoch versichern, dass ihr bald schlauer sein werdet. :)

      Eldrail schrieb:

      Harley wird die Rettung insgesamt verwehrt, nachdem der sehr maschinenhafte Stagman zwar erst sehr hilfreich auftaucht, dann aber der Macht des Herolds ziemlich hilflos gegenüber steht. Was das sein soll ist mir nicht klar, eine Teufelsfrucht bietet sich an, ist aber zumindestens mal sehr ab vom üblichen Schema. Da bin ich sehr gespannt. So fällt dann auch Harleys letzte Hoffnung. Er selbst ist am Ende seines Willens beraubt, was schon ziemlich heftig ist. Immerhin benötigt es ja anscheinend nur eine Berührung, wo Gedanken an Sugar aufkommen, die ja ebenfalls sehr overpowert wirkte. Wahrscheinlich funktioniert das aber nur, wenn der Gegner gechwächt ist oder so etwas.
      Es handelt sich um eine Teufelskraft, die der "Herold-Herold-Frucht" - kreativ, ich weiß. xD
      Ein Herold, eine Art Diplomat, reist bekanntermaßen unter dem Schutz seines Herren/seines Landes und kann dessen Ziele vortragen bzw. durchsetzen. Natürlich nicht unbedingt mit Gewalt, aber dafür sind wir hier in einer OP-FanFiction. ;)

      Idee der Frucht ist also, sich die Macht einer übergeordneten bzw. respektierten Person "leihen" zu können und gleichzeitig Loyalitäten manipulieren zu können. Das Mal auf Harleys Stirn geht dabei auf das Exlibris zurück, ebenfalls eine Form des Wappens, welches bekanntlich als Symbol für eine Macht dient. Bloom wurde durch den Verzehr der Frucht also gewissermaßen zu einem "Wappenmenschen".
      Die ganze Frucht untersteht dem Motiv der "Heraldik" und ist sehr vielfältig.

      Eldrail schrieb:

      Dann haben wir noch Ondine, die sich nicht von der ganzen Zerstörung aus ihrer typischen stoischen Ruhe bringen lässt. Cassiopeia ist auch nach ihrer Verwandlung noch fasziniert von der Kleinen, die aber hat keine Lust auf Unterhaltung. Zu schade, dass sie gegen die Logia nichts ausrichten kann. Aber dafür gibt es ja Krill, der erstaunlich zurückhaltend ist. Naja, jetzt scheint sie ja nicht mehr so die Gegnerin zu sein. Dazu kommt die Agentin Shrimati, die da noch hilfreich ist. Die Warnung ist ziemlich eindeutig, man sieht wieder einmal, wie sehr Krill Ondine mag. Erkenntnis ist jedenfalls, dass die Gruppe aufbricht. Also hat sich bald alles beruhigt und sammelt sich. Die Weichen für die Zukunft hast du ja schon weitestgehend gestellt.
      Ja, im Moment hat sich die Situation um Ondine entspannt. Man muss halt Prioritäten setzen, wenn man im Dachgestühl eines riesigen Schlosses rumlungert, das mit jeder Sekunde mehr und mehr in sich zusammenkracht. Der Konflikt bleibt jedoch bestehen - Wer bekommt das Sorgerecht für Ondine?^^


    • Kapitel 122 - 125

      Kapitel 122 - Schwarz wie die Sünde

      Als er erwachte, erwachte er in die Agonie eines zerfressenen Geistes. Ein halbes Leben an Hoffnungen und Enttäuschungen, Liebe und Hass, Einsamkeit und Freundschaft wurde aus seinem Leib gerissen und klaffte als offene Wunde, die brennende Speere durch seinen Körper trieb. Brian O’Mara war wieder er selbst; ein Mann, der kein Selbst besaß. Ein Blinzeln hatte er in der Welt der Erinnerungen verbringen und fühlen dürfen, was Vergangenheit heißt. Für die Ewigkeit dieses Blinzelns war er ein Mensch gewesen, der das Gesicht hinter dem Spiegelglas erkennt.
      »Mer…Mercedes…« Seine trockenen, gerissenen Lippen lächelten dem vertrauten Gesicht zu, das in zerborstenen Steinhimmeln über seinem blutenden Haupt schwebte. »Bin ich…du bist…?«
      »Ich bin hier«, linderte ihre markante Stimme seinen Schwindel und half ihm, seine Mitte zu fokussieren, »Komm. Setz dich auf. Langsam.«
      Nur mühselig fand O’Mara seine Hände, Zehe, Knie und Ohrläppchen wieder. Er hockte auf einem zerschlissenen Marmorboden, inmitten von Schutt und umgeworfenen Möbeln, die sich aus einem Meer eingestürzter Buchwänden, abgebröckeltem Wandputz und zerbrochener Medizinfläschchen erhoben wie die Überreste eines auf Grund gelaufenen Schiffes. Vielleicht hätte ihm eine behaglichere Umgebung genehmer sein sollen, doch das Chaos und die Gewalt zu seinen Füßen regten in seinem Herzen ein vertrautes Gefühl von Geborgenheit und Verständnis. Er war dieses Schloss, und all die Augen, die sich in diesem Moment an seiner kümmerlichen Gestalt satt sahen, waren die Trümmer auf dem Boden und das Geröll, das sich an den knirschenden Wänden auftürmte. Vielleicht war er nicht bei Verstand, aber zumindest hatte er Frieden gefunden. Lähmenden, kastrierenden, zweifelhaften Frieden zwischen Tod und Verderben. Er hätte sich selbst und sie alle aufgegeben, um sich nie wieder bewegen zu müssen, doch Cathal scherte sich nicht um seine egoistischen Befindlichkeiten, als er ihn schnaubend auf die Beine hievte.
      »Hoch mit dir. Keine Zeit zum Trödeln. Das Schloss stürzt zusammen.«
      O’Mara nahm nur in Fetzen wahr, wie das dunkle Dämmerlicht der sterbenden elektrischen Laternen von den dunklen Schatten eines endlosen Tunnels verdaut wurde, der sich in schwindelerregenden Windungen durch die kalte Erde bohrte und unbehagliche Abzweigungen nahm, an deren Enden tote Knochen wie makabre Ameisenhügel aufgeschüttet waren. Er vernahm die sanfte Stimme der blonden Ärztin, deren Namen er vergessen hatte, wie er so vieles vergessen hatte. Er verfolgte mit Mühe ihre Erklärungen über aufgegebene Minenschächte, die in das Inselinnere oder an einen geheimen Hafen führten, an dessen zuckerbunten Gestaden Valentine Harley seine verdorbenen Früchte aberntete, um sie in sein Schloss zu tragen. Die finsteren Gänge rauschten wie Stromschnellen vorbei, schwarze Gischt und schwappende Erde, dröhnend und wogend unter den gewaltigen Untiefen des kalten Landes. Plötzlich Licht - und eine stahlzerbeißende Kälte, die O’Mara aus seiner kuscheligen Bettwärme riss und erbarmungslos an den Nieren in die Realität zerrte.
      Die endlosen Eiswüsten Szcenia Sorovos bauschten wie endlose Meere weißen Zuckers auf einer grollenden schwarzen Leinwand, vor der matt zirkulierende Schlieren feuchten Dunstes von der trostlosen Auferstehung einer fahlen, abgehungerten Wintersonne kündeten. Der Morgen graute unbarmherzig, als Schloss Roßkosch kollabierte und die Überlebenden mit dem letzten, rasselnden Atemzug in die Freiheit blutete. Wie Insekten kauerten die Entkommenen im toten Ödland aus weißer Dunkelheit, während die letzten donnernden Sterbelaute in den implodierenden Tunneln verhallten, durch die sie geflohen waren. In ihrem Rücken lag ein Pfad, der nie wieder würde begangen werden, und vor ihnen flammte eine weiße endlose Hölle gen Firmament.
      »Der Hafen!«, brüllte Clementine gegen die schneidenden Klagelaute des Winterwindes an und deutete mit zitterndem Finger auf einen unscheinbaren Farbfleck, der sich kaum merklich vor dem dunkelwogenden Himmel gegen das dumpfe Licht abzeichnete.
      »Was ist…mit den anderen?!«, fragte O’Mara, der sich aus Cathals Griff gequält hatte und sich nun an Mercedes abstützte - welche sich wiederum an ihn klammerte, um nicht selbst dem Winter und ihren Verletzungen anheim zu fallen.
      »Sie haben es geschafft. Da bin ich sicher…«, ächzte sie entschlossen, wenngleich die verschiedenfarbigen Augen wenig optimistisch durch das strähnige Grau dieses ungeborenen Morgens tasteten. Der unheilvolle Zuckerschnee und die götterverlassenen Sturmwehen wirbelten wie kochender Nebeldampf auf und nahmen der Kopfgeldjägerin die Sicht. »Sie werden den gleichen Weg nehmen müssen! Unser Steg liegt auf der anderen Seite der Insel…das schaffen wir nicht!«
      O’Mara nickte in betrübter, zweifelnder Zustimmung und setzte einen unbedachten Schritt voran, der seine Wade in Brand steckte und seinen gesamtem Körper - Mercedes mit sich in die Tiefe reißend - in einen bodenlosen See aus Schnee sog. Der Fall war weich, und doch perlten salzige Tränen über Mercedes’ lange Wimpern und entschwebten auf den reißenden Stürmen in die trüben morgendlichen Dunstschwaden. O’Mara, der sich zwischen Mercedes’ Schoß und ihrem kiloschweren Kanonenbein in einer anregenden Misere wiederfand, verdrückte ebenfalls eine gefühlskalte Träne und verfolgte argwöhnisch ihre Pilgerreise ins Wolkenmeer. Zu spät erkannten die Orientierungslosen den teuflischen Plan der engelsgleichen Moira Graham, deren zartes weißes Kleid im Wind bauschte und ihren Schwanenhals mit flatternden Küssen verzückte.
      »Verzeiht!«, formten die blaugefrorenen erhabenen Lippen, bevor die gestohlenen Tränen wie winzige Sternschnuppen aus dem Himmelszelt fielen, vom Wintersturm zu atemberaubenden Diamanten geschliffen, und die Schädel der Kopfgeldjäger mit der Wucht von Kometen in eine Welt aus schwarzem Licht und weißem Zucker schmetterten.

      Göttlichkeit beginnt, wo das Verständnis des menschlichen Geistes zusammenbricht und Ondines Kräfte erstarkten, wenn Krill in ihr Göttliches sehen wollte. Die kleinen, weißen Händchen pressten sich um seinen roten Daumen und drückten umso fester, desto näher der weißverhangene Boden der Winterinsel an die schwebende Traube notdürftig vom Schicksal verkitteter Menschen heranrückte. Krill schenkte dem blauhaarigen, sagenhaften Geschöpf einen ermutigenden Blick seiner blinden Augen, bevor Ondine einen tiefen Zug der eisigen Morgenluft nahm, in der schmalen Brust verstaute und jeden einzelnen Fuß sicher und wohlbehalten in Daunen aus Wasser und Eis bettete.
      »Das…war…«, begannt Shrimati atemlos, noch immer an die stoische Cassiopeia geklammert, welche endete:
      »Aufregend.«
      Die bernsteinroten Augen der Psychiaterin nahmen das Phänomen Ondine LeMaire Maß und suchten nach Beschreibungen für das Unbeschreibliche, dessen Zeugen und Spielbälle sie alle soeben geworden waren. Cassiopeia vermochte nicht, ihre blutroten Lippen aus den lächelnden Mundwinkeln zu vertreiben - oder zu verhindern, dass ihr unverhohlenes Interesse an Ondine die Aufmerksamkeit des eifersüchtigen Hüters auf sich zog. Gekonnt bugsierten die acht Tentakel Krill und Ondine aus dem tiefen Schnee und glitten, ohne die beiden Agentinnen eines einzigen weißtrüben Blickes zu würdigen, in die verschwommene Dichte des aufklaffenden Himmelsgewölbes.
      »Wo willst du hin?!«, rief Shrimati dem Meermann nach, bevor die Arme ihrer Kollegin sie auf die Beine hievten und ihren Körper in dieselbe Richtung schoben. »Wir folgen ihnen?«
      »Natürlich folgen wir ihnen«, wisperte Cassiopeia; eher in sich selbst hinein denn als Antwort.

      In ihren Träumen lag Gavroche wie ein Schiffswrack auf dem Grunde eines trüben Ozeans, über dem sich die schweren Schichten aus Schwärze und Glanz wie zerrüttete Paläste entfremdeter Zeiten auftürmten, die niemandem gehörten und Schätze bargen, deren Glanz und Reichtum jedes Menschenleben aufwogen. Ein durchnässter Geruch von verfluchter Erde und feuchten Tümpeln lag in der Luft und haftete fleckig und schimmelig an den strahlenden Fassaden, polierten Alkoven und diamantenen Sockeln des ersten Arrondissements. Die Stadt des Lichts schien erstarrt und dem Verfall überlassen, entfremdet von den näselnden Fratzen und verzogenen Kindern der Hochgesellschaft. Nur Schatten wandelten durch die stillen Straßen und Prachtalleen, in deren Spiegelzaubern und Glaskonstrukten sie sich selbst nicht wiederfanden. Als gesichtslose Wiedergänger schlurften sie auf blutenden nackten Sohlen durch die siechenden Gassen und ließen schwarze Fetzen ihrer verwesenden Haut zurück. Sie waren Schemen aus Fleisch und Galle, ungeliebt und verstoßen von jenen Kreaturen, die im Licht badeten. Das sackende Schmatzen der fauligen Füße schwappte durch die ranzigen Häuserschluchten; und über den Dächern der diamantenen Stadt wucherte die Dunkelheit wie ein eitriges Geschwür.
      In der schrecklichen Gewissheit, O’Maras Verdammnis erblickt zu haben, riss Mercedes die wässrigen Augen und auf und schrie seinen Namen, bis ihre Lungen blutigen Nebeldampf ausspieen. Ihr Körper war taub und die Welt kreischte und wirbelte wie ein Orkan aufgescheuchter weißer Vogelschwärme um ihr vereistes Haupt. Plötzlich spürte sie die sanfte Berührung einer fremden Hand, die sie forsch zurückzog und in die beruhigende Vertrautheit milchtrüber, leerer Augen entführte. Krill glühte wie ein zweifelhafter, achtarmiger Engel im dumpfen Licht dieses kläglichen Wintermorgens und bedeutete mit mythischen Gesten, seine Hand zu ergreifen. Nach wenigen Sekunden, die Mercedes wie verschwendete Stunden erschienen, begriffen ihre glotzenden Pupillen und beugten sich dem Chaos, das in ihnen wütete.
      »Geht es dir gut?«, fragte der Meermann und nahm ihr unsicheres, verwirrtes Nicken vorweg, »Gut. Dann komm. Wenn wir bleiben, erfrieren wir.«
      »Wo ist…?«, setzte Mercedes stimmlos an, um von einem krächzenden »Hier« unterbrochen zu werden. O’Maras Silhouette stampfte mager und trostlos aus dem malmenden Zuckerzauber der Eiswüste, gleich den abscheulichen Klagemonstern aus Mercedes’ dunkler Traumwelt, und erhob die dürre Hand zum bemitleidenswerten Gruß. Seine Haut war fleckig und wundgefroren, das geprügelte Gesicht glänzte in allen Farben des Weltalls und sein hellblondes Haar krallte sich stählern an die verschneite Kopfhaut. Mercedes lächelte müde und erleichtert, sich weder um Cassiopeia Triagast noch um die unsicher dreinschauende Shrimati neben dem Blonden scherend. Ondine allein war es, die der Kopfgeldjägerin aus ihrer tiefen, kalten Trance verhalf, als das kleine Mädchen sich schwebend und kichernd um den angespannten Hals schlang.
      »Mademoiselle de Fer!«, gluckste Ondine quietschfidel, »Ich habe dich vermisst!«
      »Ich…dich auch…«, antwortete die Brünette heiser und überwältigt, glasig in den endlosen Horizont aus Schneestaub starrend und den winzigen, unschuldigen Körper mechanisch tätschelnd. Mannigfache Emotionen überfluteten Mercedes und spülten hinweg, was die Kopfgeldjägerin vor wenigen Sekunden noch empfunden haben mochte. Schmerz, Kälte, Wundbrand - Ondine hatte die Dämonen verscheucht. Tränen der Freude und des Glücks rollten wie verzauberte Perlen über Mercedes’ gerötete Wangen, bevor sie den verdorbenen Blick der geheimnisvollen Rothaarigen spürte, die hinter O’Maras Rücken wie die Gesandte des Teufels umherstreifte. Sie schien weder Sturm noch Schnee zu spüren und den jaulenden Winden durch pure Willenskraft zu widerstehen. Beide Frauen wussten intuitiv, dass sie einander eines Tages würden hassen müssen. Dass sie eines Tages im Blut der anderen waten würden. Sie wussten es und Ondine, die sich in Mercedes’ Nacken vor den Peitschen des Winters verbarg, spürte eine dunkle Woge durch den Körper ihrer Beschützerin rollen. Das Mädchen schwieg jedoch bedächtig und genoss die Ruhe inmitten des Sturms.
      »Der Hafen«, ergriff O’Mara abgemüht das Wort, »Liegt dahinten…wir müssen…!«
      »Sugar-Crush«, half Cassiopeia nonchalant nach, wie beiläufig den Blick von Mercedes und Ondine abwendend, »Dort liegen die Boote der Gäste vor Anker. Es ist die einzige Möglichkeit, um zu überleben. Jeder, der es geschafft hat, wird dort sein!«
      »Dann los…!«, gab sich Mercedes kämpferisch und stiefelte - mit Ondine auf dem Arm, Krill zur Rechten und O’Mara zur Linken - durch die Wellen durchwühlten Schnees, während Cassiopeia verhalten schmunzelnd folgte und Shrimati versuchte, sich die tröstende Hand ihrer Kollegin zu schnappen.

      Ruinen von Schloss Roßkosch, Außenfassade

      Wie ein schwarzer Panther erklomm Callaghan die abgebrochenen Erker und zerfurchten Winkel der eingestürzten Turmsteine, Flints leblosen Leib wie eine erlegte Beute hinter sich herziehend und zähneknirschend dem dröhnenden Abgrund mit dem Tode drohend, sollte er das Leben des Kopfgeldjägers einzufordern gedenken. Imposant und stumm bäumte sich der Schwarzhaarige auf den steinernen Überresten eines trunkenen, goldumkränzten Wasserspeiers auf und drehte seine witternde Nase mit dem zischenden Winterwind. Harleys Geruch, umschattet von undefinierbaren weiblichen Nuancen, haftete wie Staub an den sausenden Schneeflocken und legte Callaghan eine Spur aus Blut und Schweiß aus. Widerwillig schleppte der Schwarzhaarige Flint mit sich, bevor er einen klaffenden Spalt übersprang und den Schädel des Jungen unbedacht gegen eine aufragende Marmorplatte knallte. Die blutende Wunde im roten Haar halbherzig befühlend, sondierte Callaghan die zurückgelegte Passage über scharfkantige Dachrinnen und grollende verschneite Schlünde, aus denen die Flüche und Geister der Vergangenheit in den grauen Himmel entwichen, und verzog missmutig das Gesicht. Harley zu verfolgen, bedeutete, Mercedes länger sich selbst und O’Maras alkoholgetränkten Schlachterhänden zu überlassen; doch entkäme Harley, würde er das triefende, schlaffe Bündel auf seiner Schulter für weitere Monate mitschleifen und vor dem Tode bewahren müssen. Über diesen Gedanken seufzte Callaghan knurrig und getrieben auf, just bevor er sich von einem der abgestürzten Dachbalken in die weißdrohende Welt der Furien warf, die unter seinen Füßen lärmend und zeternd eisige Bahnen zogen.

      Sugar-Crush-Hafen

      Eine surreale Schönheit voller farbenfroh glänzender Grauen und verwunschener glazialer Frostblumen malte Kreolen in die klirrende Tagesluft, die mit dem ersten Licht der müden Sonnen über den fahl glimmenden Horizont flutete und Harleys prachtvolle zuckerbunte Kopfgeburt mit Neonhänden liebkoste. Der Sugar-Crush-Hafen erhob sich wie fruchtiges Wassereis; ein aus Regenbögen geschlagenes Kunstwerk, an dem unzählige kleine wie große, stolze wie bescheidene, edelmütige wie wurmstichige Schiffe ankerten und die Rückkehr ihrer Herren erwarteten.
      Schlitternden Schrittes bahnte sich das kuriose Grüppchen aus Kopfgeldjägern, Regierungsagenten und der rätselhaften Ondine ihren Weg durch die neongoldenen Gletscherspalten, in denen sich der dämmernde Schimmer wie in kostbaren Juwelen brach. Mercedes fühlte sich abermals in ihre Heimat zurückversetzt, als ein himmelsragendes Massiv violetten Eises einen fliedersatten Schein über ihre Haut ergoss und die gähnende Sonne gleich den drängenden Mauern ihrer verhassten Geburtsstadt umarmte. Krill, der neben ihr über das fluoreszierende Eis rutschte - jede Tentakel ein Pinguin auf dem fetten Bauch - schien ihre Gedanken zu deuten, während Ondine sich auf seinen Schultern nicht satt zu sehen vermochte an diesen köstlichen Bergen fruchtbunten Zuckereises. Sie wollte zu einem der süßen Gipfel empor gleiten, die Zunge ausstrecken und sich den Bauch mit Träumen vollschlagen. Jedoch hätte sie sich dafür von Krill lösen und riskieren müssen, erneut in die perfiden Spiele der rothaarigen Teufelin hinter ihnen zu geraten, was das Risiko nicht wert schien. So blieben die gefrorenen Berghänge des Schlaraffenlandes jungfräulich - und Ondine in sicherer Verwahrung.
      »Hier ist niemand.« Skeptisch humpelte O’Mara durch den erstarrten Regenbogen und verinnerlichte sich jede Biegung, jedes Farbenspiel und sämtliche Lichtreflektionen, die in jenen nisteten. »Wieso ist hier niemand?«
      »Weil du blind bist für die Dinge, die du nicht siehst«, antwortete Krill nüchtern, wofür er ein Augenrollen des Blonden erntete.
      »Dann sag mir, was ich nicht sehe, großer Häuptling. Sind wir allein?«
      »Nein. Ich denke nicht.«
      »Du denkst?«, hakte Shrimati nervös nach und wiederholte gen Mercedes gewandt: »Er denkt?«
      »Der Schneesturm hat nachgelassen, das Eis ist noch da. Ich hasse den Winter«, murrte Krill und legte eine seiner langen, dünnen Hände auf einem blendend-blauen Eisriesen ab; die Augen schließend und tiefe Atemzüge nehmend, um die Frustration über die eigene Blindheit aus dem Körper zu pressen.
      »Wir haben ein Problem.«
      »Welches Problem?«, fragte Cassiopeia wenig besorgt. Ihre Gelassenheit nahm beängstigende Züge an, was nicht zuletzt Shrimati - die die Abgebrühtheit ihrer Kollegin niemals in Aktion hatte bestaunen dürfen - bis ins Mark erschaudern ließ.
      »Ich…kann es kaum orten, aber…Ein Wal, auf dem Wasser. Riesig. Schwere Gedärme, stählern. Pulver, Löcher…Mäuler, Aale und wallende Flossen…Holz…Metall…Riffe, Monument…ein…ein Schiff? Ein großes-RUNTER!«
      Sämtliche entbehrliche Tentakel des Meermannes schnellten aus und rissen die Gruppe an den Fußknöcheln von den Beinen, just bevor ein ohrenbetäubendes Geschoss in den monolithischen blauen Eisgiganten einschlug und scharfkantige Schrapnelle und wuchtige Brocken durch die Luft schleuderte. Dröhnend und donnernd brach der gefrorene Koloss in sich zusammen, nur knapp das winzige Grüppchen unter sich verfehlend. Aufgerissen und starr vor Schock glotzten die Augenpaare durch die wogende Gischt blauschäumender Säfte, bis sich im eiskalten Dunst des Todes ein titanischer Umriss aus den Nebeln hervortat und jedes Leuchten in den Pupillen in Schatten tunkte.

      Aus den grollend schwarzen Untiefen des Eismeeres ragte ein überdimensionales Schlachtschiff, an dessen metallverstärktem Bauch sich Kanonenläufe wie stählerne Schuppen aneinanderreihten und unter Segeln drohten, die sich wie die ausgebreiteten Schwingen eines furchteinflößenden goldroten Feuerdrachens in die diesige Morgensonne spannten. Prachtvolle, güldene Lettern verkündeten die brüllende Rückkehr der »Lunalata«, dem Stolz des Südens und beglaubigten die Rechtmäßigkeit des Alptraums, in dessen darbendes Maul sich die Kopfgeldjäger in ihrer Verzweiflung begeben hatten.
      »Sieht größer aus als damals«, bemerkte Krill kühl - wesentlich weniger Flüche als seine Kollegen gebrauchend, die sich unter dem dunklen Schemen dieses grausigen Kriegsschiffes wie in die Enge gedrängte Ratten scharten.
      »Was…was tun wir?!«, schrie Shrimati aufgelöst, erhielt jedoch keine Antwort. Jeder Schuss, der aus den Läufen dieses urgewaltigen Monsters modernster Marinetechnik feuerte, würde den Sugar-Crush-Hafen zu bunten Blüten zerpflücken und die Überreste den Meerestieren zum Fraß überlassen. Der maritime Lindwurm würde zerfleischen, Knochen brechen und Seelen zermalmen. Das Ende schien besiegelt, als das rote Ungetüm die schwarzdrohenden Schuppen ausrichtete und die Überlebenden zwischen seinen wallenden Schwingen in dem wogenden Meeresrauschen einpferchte.
      Krill versuchte, die Struktur des Schiffes über die Eisschollen und sachten Schneeflocken hinweg zu durchdringen, verlor sich jedoch in dem dichten Gewirr rauschend-starrer Partikel wie in einem Heuschreckenschwarm, ohne die Lunalata zu erreichen. Bei dem Versuch, den Rumpf zu spalten und das Schiff zu versenken, hätte er seinen Gefährten ebenso gut einen Ohrring stechen können. Krill war in seiner blinden Welt isoliert und verloren.
      »Darauf habe ich lange gewartet!«, triefte in diesem Moment eine vor Selbstliebe und Arroganz ölige Stimme den Rumpf des Schlachtschiffes hinab und riss den Kraken aus seiner Resignation, »Wie sich das Blatt doch gewendet hat! Nun bin ich es, der zuletzt lacht!«
      »Glückwunsch. Und wer bist du?«, fragte O’Mara gespielt unbeeindruckt und provozierte eine peinliche Stille, die wie ein Steppenläufer über das Deck der Lunalata zu rollen schien. Just darauf reckte der lange Muränenhals des grünen Xanana dessen zugespitzten Schädel über die Ränder des Decks, die leere Bazooka wie ein Siegesbanner auf der Schulter ausstellend.
      »Ich! Ihr selbstgefälligen Schweinepriester! Du, Meermann! Du erinnerst dich an mich! Du hast mich fast umgebracht!«
      »Ja, ja«, palaverte Krill trocken, »Ich habe nicht viele Menschen nur ›fast‹ umgebracht. Ich erinnere mich.«
      Zufrieden grinsend stützte sich der Muränen-Mann in seiner schwülstigen zuckerweißen Kapitänsuniform über die schwungvoll gewundene Reling, bevor er auf ein Handzeichen hin den eindeutigen Befehl gab, die unverfrorenen Kopfgeldjäger in die Welt des ewigen Schweigens zu bomben. Er lachte kehlig und Galle speiend, während seine Opfer hilflos ihre Optionen abwogen - und hoffnungslos erkannten, dass ihnen keine Optionen mehr verblieben. Selbst wenn sie sich selbst zu retten vermochten, würde der Eishafen zerbersten und sie alle in ein tiefkaltes Grab saugen; könnte Ondine sie in die Lüfte tragen, wären sie kaum mehr als Tontauben für die schießwütigen Matrosen an Deck; und um das furchterregende Schiff erreichen zu können, bevor der Boden unter ihren Füßen ins Meer gerissen würde, müssten sie schneller, ausgeruhter und göttlicher sein als Gott. Selbst Cassiopeia, die sich bislang zu keiner Regung hatte hinreißen lassen, verschanzte sich ungehalten hinter roten Strähnen.
      Xananas grüngeschuppte Hand sank in sardonischer Befriedung gen Dielendeck, worauf das gesamte Schiff brüllte und fauchte wie der Lindwurm, aus dessen Überresten es gefertigt sein musste. Das Lachen Xanana hallte durch die Luft - und verhallte, als keine Kugel die Läufe der fokussierten Kanonen verließ.
      »Was zum?! W-was ist hier lo-los?!«, überschlug sich seine Stimme, die sich mit dem erleichtert-gekeuchten Höhnen O’Maras brach:
      »Keine Sorge, das passiert vielen Männern in deinem Alter.«
      »Schnauze!«, schrie der Fischmensch hochfrequent, just die Horde weißuniformierter Vasallen ankeifend, die über die Stille hinweg auf das Deck gestürmt waren. Leicht verwirrt über die Situation und ihre ungeahnten Möglichkeiten, verfolgten die lebenden Todgeweihten dieses tragikkomische Trauerspiel, bevor sie eiligen Schritts die Lunalata zu entern gedachten; doch eine ohrenbetäubende, sintflutartige Entladung unzähliger altrosa Wasserblasen, die aus jeder Fuge und Pore des Schiffes wie aus gebrochenen Dämmen brausten, riss die Freibeuter in Spe von den Beinen und versetzte die ganze Lunalata in schwerste Seenot. Wie Kakerlaken stoben die Matrosen auseinander, ihren inkompetenten Kapitän sich selbst überlassend, und retteten die schwimmende Festung vor dem Grunde des Ozeans.
      O’Mara allein war in jener Sekunde dazu verdammt, die folgenden grausigen Augenblicke zu erahnen, in denen der Woge feiner Seifenblasen ein undurchdringlicher schwarzer Schwarm surrenden Staubes folgte, in dessen Innereien die bewusstlose Effie Rappaport wie ein Fötus lag.
      »Effie…«, hauchte der Blonde entsetzt, die fragenden Blicke seiner beiden Gefährten aus dem Nacken schüttelnd, »Was…tust du hier…?«
      »Sie haben die Zündschnüre gekappt!«, gellte eine nagelkratzende Stimme über das Deck bis in den bunten Hafen, als wollte sie ihm Antwort geben. Dionisia Lorca setzte sich aus ihren haki-schwarzen Staubkörnern wie ein atemberaubendes Mosaik aus schwärmenden Fliegen zusammen und funkelte manischen Blicks in die entgeisterten Gesichter im Hafen. »Oh! Ihr zähen Dreckviecher! Wie könnt ihre es wagen!«
      »Lass sie los!«, forderte O’Mara zornig, ohne die Konsequenzen oder Ursachen dieses fatalen Moments abschätzen zu können. Lorca stieß nur ein falsches, überzogenes Lachen aus und spitzte die dunklen Lippen.
      »Aber natür~lich! Warum auch nicht. Ich mache immer alles, was mir ein analphabetischer Bauer befiehlt. Dafür lebe ich, um mich dem Willen niederen Gewürms zu beugen!«
      »Wow«, kommentierte Shrimati lakonisch, was sie alle - die arbeitswütigen Matrosen an Bord der Lunalata eingeschlossen - in dieser Sekunde vermutlich dachten. Lorca verlor sich in ihrer psychotischen, ungezügelten Rage und schimpfte mit niederprasselnder Wortgewandtheit über die Kopfgeldjäger, Valentine Harley und die umwälzenden Entwicklungen des sterbenden Abends, nur um just von zwei schreienden Matrosen unterbrochen zu werden, die sich auf dem Dielenboden krümmten und ihre Achillesfersen zusammenzuhalten versuchten. Perplex suchte die Staubfrau nach einer Ursache, als sich ein blitzender weißer Schatten durch die Reihen der Weißuniformierten stahl und sich der Reling näherte.
      Geistesgegenwärtig zog Lorca eine Wallmauer aus Staub und Dreck hoch, die das leuchtende weiße Gespenst zum Kehrtmachen zwang. Nun hatten auch einige der weniger debilen Matrosen den Spuk durchschaut und stürzten sich mit aller Inkompetenz, die ihnen ihr Kapitän beigebracht hatte, auf den gerissenen Geist. Jener wich den ungelenken Fangversuchen grazil aus, duckte sich unter Schwertern und Händen durch, löste in der Bewegung eine Horde befestigter Fässer aus ihrem Netz und schnellte - vom lauten Poltern des Gefechts zwischen Mann und Fass beseelt - auf den großen Hauptmast zu, wo er ein Tau löste und an dem aufpeitschenden Seil bis in die luftige Welt der wallenden Segel entstieg. Mit filigraner Präzision tänzelte die flinke Gestalt durch die Takelage, griff sich ein Seil und schwang sich auf ihm quer über das Schiff. Die Flucht ins Land schien greifbar, doch plötzlich verkeilte sich das Seil an einem unsichtbaren Objekt zwischen den großen Masten, riss den Saboteur mit sich zurück und katapultierte ihn in die Fäden eines riesenhaften Spinnennetzes, welches zwischen den Segeln der Lunalata wie ein schauriges, kaum zu erahnendes Mandala hing. Nun löste sich die bisher so tapfere Seemannskappe und entblößte die sonnenblonden Strähnen Luca Briatores, die wie eine gekreuzigte Heilige in den monströsen Fäden klebte.

      Ihre stahlblauen Augen fanden in ihrer Verwirrung und Übelkeit die Blicke der Kopfgeldjäger, die schockiert zu ihr aufschauten, und suchten nach einem Ausweg aus ihrem Dasein als menschliche Fliege. Sie fuchtelte und zeterte, doch die Martinsschwalbe in ihrer fixierten Hand vermochte nicht, sich durch dieses widerliche Netz zu schneiden und rann ihr schließlich durch die starren Finger. Klirrend stach die Klinge in das Deck, wo Xanana gefallen an ihr zu finden schien und wie ein verwunschenes Schwert aus dem massiven Holz zog. Sein selbstgefälliges Grinsen spaltete die grünliche Muränenvisage und Lucas Chancen gleich mit dazu.
      »Du hättest alle Hoffnung fahren lassen sollen, als du dich an Bord geschlichen hast«, schlängelte sich kurz darauf eine sadistische Stimme aus dem flackernden Wulst des Segelwerks, die das aufgepeitschte Abwägen der Kopfgeldjäger störte und Luca wie Säure über den Rücken tropfte. Sie wusste, wer sich hinter diesen wohlfeinen, bitterbösen Worten verbarg und stieß dennoch einen schrillen Angstschrei aus, als sie ihre Widersacherin hinter den flutenden Segelwellen auftauchen sah.
      Carla Griswold war nicht länger die Frau in Schwarz; sie hatte ihre irdene Hülle abgestreift und ragte auf Höhe des Bauchnabels aus einem riesigen pechschwarzen Spinnenleib, dessen panzerartiges Außenskelett sich bis knapp über die wohlgeformten Brüste erstreckte und ihre empfindsame blasse Haut in eine dunkle, scharfkantige Rüstung zu schmieden schien. Nur die schlanken Schultern und langen Arme lagen bloß, über die eisweiße Haut in das dunkelgeschminkte Gesicht und die rabenschwarzen Fingernägel der Spinnenfrau fließend wie reine Milch.
      »Keinen Schritt weiter!«, züngelte die Schwarze Witwe giftig, ihren rotgemusterten Hinterlaub herumwirbelnd und jede Unbedachtheit der Kopfgeldjäger jäh vereitelnd, »Nähert euch dem Schiff und ich beiße ihr die Kehle raus!«
      »Tu’s doch, du Monster!«, fauchte Luca, verlangte Carla jedoch kaum ein müdes Lächeln der schwarzlackierten Lippen ab, die ebenso dunkel und unheilvoll glänzten wie das rabenschwarze Haar und die bedrohliche Rüstung aus Spinnenhaut. Sofort schlangen sich acht Beine um die angewiderte, schreiende und vergebens kämpfende Luca, bis sich ihr Körper in einem undurchdringlichen Kokon wie in einem Sarkophag zwängte, aus dem nur der Kopf des bewegungsunfähigen Opfers herausstach. An einem langen Faden sank die Gefangene vor den flimmernden Augen der Kopfgeldjäger auf Höhe der nur langsam in ihrem wirbelnden Käfig zu Bewusstsein kommenden Effie.
      »Lass sie gehen!«, brüllte O’Mara Carla entgegen, nachdem diese auf ihren acht starken Spinnenbeinen donnernd auf Deck gelandet war.
      »Nein«, erwiderte die Spinnenfrau in prickelnder Süffisanz, »Ich denke nicht. Das wäre unklug, meinst du nicht? Immerhin trennen nur diese hübschen kleinen Gesichtchen meine Nase von deiner Faust. Och, ich kann sehen, wie sie zittert.«
      Zornentbrannt, aber ertappt lockerte O’Mara seine weißquellenden Fingerknöcheln, worüber sich Carla zu belustigen schien. Das maliziöse Schwarz ihrer Lippen zog eine polierte Sichel über ihre leichenweißen Wangen und verkniff die schlangengrünen Augen zu katzenhaften Mandeln. Sie tastete jedes Gesicht im Hafen mit der geruhsamen Geistesgegenwart einer Frau ab, die sich weder einem Mann noch der Zeit unterwerfen würde, und hielt über Cassiopeias Erscheinungsbild inne. »Dr. Waldmannstraut - oder wie auch immer Ihr Name auch lauten mag - Ihr neues Outfit gefällt mir besser. Es schmeichelt ihren Kurven.«
      »Ich wünschte, ich könnte das Kompliment zurückgeben«, konterte die Rothaarige die scharfe Zunge der Spinne tadellos und abgebrüht. Jene lachte nur. Sie nutzte das irreal weitläufige Deck der Lunalata zur Gänze aus, als sie an der Reling entlang krabbelte und mit jedem staksenden Schritt Teile ihres monströsen achtbeinigen Leibes elegant in den Schatten ihres Körpers versinken ließ. Gemächlich und lasziv errang Carlas menschliche, atemberaubende Schönheit die Oberhand zurück und präsentierte sich in einem komplizierten lackschwarzen Gothic-Mantel, dessen polierte stählerne Schnallen und rotlackierte Ledergurte im metallenen Morgenlicht, welches sich durch die textilen Schwingen der Lunalata brannte, funkelten und blitzten. Fantastisch und schwarz wie die Sünde zeichnete sich Carla gegen den jungfräulichen Tagesanbruch ab, ohne an boshafter Dominanz oder hasserfüllter Gerissenheit einzubüßen. Ernst sprach sie, nachdem ihr der offensichtlich untergeordnete Xanana eine Pistole in die kaltweiße Hand gelegt hatte:
      »Nun, da wir euch nicht länger in die Hölle bomben können, mit diesem lächerlich imposanten Stück Treibgut…und ich bestimmt keinen offenen Kampf mit den gefürchteten Bluthunden des großen Callaghan anzufangen gedenke…müssen wir uns euch wohl mit anderen Mitteln vom Leib halten, fürchte ich.« Aufreizenden Schritts trugen die hohen, mit Nieten übersäten Lackstiefel Carla zwischen die benommene Effie und Luca, die Fliege im Kokon.
      »So wie ich das sehe«, surrte die Schwarze Witwe weiter und lenkte sämtliche Aufmerksamkeit auf den Revolver in ihrer Hand, »Habe ich zwei gute Gründe, warum ihr uns weder folgen noch angreifen solltet.«
      Mercedes zischte und vergrub Ondines Köpfchen in ihrer Schulter, O’Mara zerbiss sich die eigene Zunge, Krill rümpfte die bebende Nase. Shrimati schien ihren Schmerz zu fühlen, hielt sich jedoch an die stille Cassiopeia und bedeckt.
      Zufrieden fuhr Carla fort:
      »Ich habe von dir gehört, Brian O’Mara. Und ich weiß, dass beide Frauen zu deinem Leben gehören. Hübsche Titten für einen hässlichen Mann.«
      »Was willst du?«, blaffte der Blonde zurück - die Antwort in unheilvoller Vorsehung erahnend.
      »Wie gesagt…« Carla genoss ihr eigenes Spiel, ebenso wie die gebannt an den schwarzen Lippen hängende Lorca. »Ich habe zwei gute Gründe, um dieses eisige Chaos lebend zu verlassen. Allerdings brauche ich nur einen. Also sag mir, Brian O’Mara. Welche Titten sind dir lieber?«
      Diabolisch richtete Carla die Waffe auf Effie aus, die von Lorca in eine grässliche, erniedrigende Pose aus hinter den Rücken gefalteten Händen und gen Stütz gerenkten Füßen traktiert wurde.
      »Sie vielleicht?«
      »Schieb dir deine Scheißknarre in deinen scheißschlaffen Arsch, du aufgeblasenes altes Miststück!«, stöhnte Effie in Zorn und Schmerz, nur um von Lorca abermals gefoltert zu werden. Zähneknirschend nahm Effie das dumpfe Brechen ihrer Schultern hin, ohne ihren Peinigerinnen einen einzigen Klagelaut darzubieten. »Geht dir dabei einer ab, du Schlampe!? Mach schon! Du kannst mir nichts antun, was ich nicht schon mal selbst ausprobiert habe!«
      »Wie schön«, kicherte Lorca und brach das kleine, zarte Näschen der Kopfgeldjägerin an der massiven Reling.
      »Ihr seid tot!«, brüllte O’Mara mit wässrigen Augen und zitternden Wangen über Effies Keuchen hinweg, »Egal, was ihr macht! Ich finde und töte euch! Ich reiß euch eure Augen raus und vergewaltige die Scheißaugenhöhlen!«
      »Poetisch, Brian«, züngelte Carla unbeeindruckt, bevor sie die Waffe an die pulsierende Schläfe Lucas richtete. Die Blonde warf O’Mara einen flehenden Blick zu, den er kämpferisch zu erwidern versuchte - erfolglos. Beide erkannten in diesem Moment, dass die Lage aussichtslos war; uns so schwiegen sie.
      »Keine Beschimpfungen? Keine vulgären Flüche und flachen Drohungen?«, hakte die Frau in Schwarz über die Stille enttäuscht nach, »Wie…interessant. Ich hätte mein Geld auf Briatore gesetzt - und verloren, wie es scheint.«
      O’Mara wagte nicht zu antworten, nicht zu atmen. Mercedes wollte das Wort erheben, aber die scharfsinnige und unerbittliche Carla kam ihr zuvor:
      »Ihr wart so selbstsicher, und jetzt? Das macht mich krank. Eure Stärke und euer Ruf haben sich zum Selbstläufer entwickelt und euch weich werden lassen. Ihr kauert da unten wie Fliegen an Scheiße, weil ihr das Leben von Menschen retten wollt, denen ihr scheißegal seid. Rappaport hier - sie wusste, dass ihr auf der Abschussliste standet. Sie hat zugesagt. Warum wollt ihr sie retten?«
      »Weil sie den Tod nicht verdient hat«, erklärte O’Mara schwachbrüstig, Effie dennoch fragend und betrübt in die großen dunklen Augen blickend. Sie wollte ihm ein Lächeln als Wiedergutmachung schenken, doch jede Regung erstarb noch hinter ihren zitternden Lippen. Carla zuckte gleichgültig mit den Schultern und setzte den Lauf erneut an Lucas Stirn an.
      »Wir werden dich töten! Wenn du das tust, wirst du nie wieder sicher sein! Wirst dich immer umdrehen müssen und uns trotzdem nicht kommen sehen!«, schrie Mercedes hilflos, Luca anschließend mitleidig und untröstlich zunickend, um der Gauklerin Zuversicht vorzugaukeln. Das schöne, aufgewühlte Gesicht der Brünetten zeichnete eine Entschuldigung, die wortlos und ungesagt mit Luca sterben würde. Carla verzog die schwarzen Brauen und spannte betont langsam den Hahn, um Luca in blanken Terror zu treiben. Die Schwarze Witwe hatte gewonnen und kostete ihren Sieg wie süßes Gift aus. Ihr Finger schmiegte sich an den Abzug, bevor der Lauf wie eine Natter herumschnellte.

      O’Mara erstickte an dem Knall, der durch die klirrende Morgenluft sauste und als verlorene Welle in das Herz des Ozeans rollte. Sein Mund öffnete sich leicht, fassungslos, gefangen. Die riesigen, wunderschönen Augen der Effie Rappaport starrten ihn verständnislos an, bevor das zähe Blut über ihre Wimpern floss und ihren Körper in die Tiefen des Eismeeres zog.
      Bis zuletzt erwartete O’Mara, sie würde beim Aufprall einfach in zuckersüße Seifenblasen zerplatzen, würde sich erneut vor dem Tod drücken. Doch als das Wasser über dem fallenden Leib aufpeitschte und ihn mit eisigen Zähnen verschlang, wusste O’Mara um die bittere Wahrheit. Von Trauer, Schuld und Zorn zerfressen, verlor sich sein Blick im Eismeer. Effie verschwand mit ihren langen Kupferhaaren, wunderschönen kosmischen Augen und endlosen Verlockungen in den Fluten einer schwarzen, verlorenen Welt ohne Wiederkehr.
      Der Kopfgeldjäger zuckte zusammen, als Carlas schwarze Stimme wie ein blutiges Messer durch die eisige Stille schnitt:
      »Möge sie in Frieden ruhen und so weiter und so fort. Also, hier sind die Regeln: Wenn ich auch nur ein einziges Segel am Horizont ausmache, lasse ich eure kleine Luca von der gesamten Crew besteigen, bevor ich sie filetiere wie einen Fisch.« Auf ein unscheinbares Handzeichen brachten drei Matrosen die schreiende, kreischende, sich in ihrem Kokon windende Luca unter Deck. O’Mara wollte eingreifen, einen dummen und naiven Versuch unternehmen, die Geisel zu befreien und sich selbst für sie zu opfern - ein Leben zu retten und Effies Tod zu rächen. Im letzten Augenblick hielt Krill ihn jedoch zurück, schweigend, aber eindringlich den Kopf schüttelnd. Carla, die das Schauspiel mit geringschätzigem Interesse verfolgt hatte, lächelte verstiegen und kalt wie die See, durch deren Dunkel sich die Lunalata langsam und gemächlich ihren Weg in die Freiheit bahnte.
      »Wenn ihr mich jagen wollt, so versucht euer Glück!«, rief sie ihnen herablassend zu, bevor ihr schwarzgeschnürter Körper von der aufquellenden Morgensonne in den Horizont gesogen wurde, »Doch seid gewarnt, dass auch ich eine gerissene Jägerin bin…und mich im Gegensatz zu Harley nicht zu der Versuchung hinreißen lassen werde, mit meiner Beute zu spielen. Kommt ihr mir zu nahe, verfangt ihr euch in meinem Netz und werdet gefressen.«
      O’Mara stürmte an das Hafenbecken und brüllte seinen Zorn, seine Trauer, seine Flüche und seinen Hass in den weißgoldenen Sonnenaufgang, dessen fahle Strahlen die Lunalata in ein unheilvolles Schattenmonster in silbernen Nebeln verwandelten.
      »Luca! Wir finden dich! Wir töten diese Schlampe und holen dich!«, donnerte seine rauchige, alkoholverzerrte Stimme durch die weichen Berge blassen Lichts und erreichte Carla eben, als sie die Schwelle in ihre Suit durchschreiten wollte. Ein letztes Mal blickten ihre grünen Schlangenaugen zurück, um Brian O’Mara zu verabschieden. Sie gestand ihm ein verheißungsvolles düsteres Lächeln zu, bevor sich ihr Körper in der Finsternis ihrer Kajüte auflöste wie Schatten in der Nacht.
      Kapitel 123 - Paradies der Flüche

      Er tauchte durch eine unendliche Leere, die sich schwarz und feucht unter seinen nackten Füßen auftat wie das Lustloch der Welt und die Meere flossen in diese unendliche Scham und rissen seine machtlose Masse aus Fleisch und Fragen mit sich in die Herrlichkeit.

      In der Finsternis lag Glanz. Verborgen unter den fauligen Gliedern toter Leiber blinzelte die vollkommene Göttlichkeit wie das Auge eines Kindes, welches seine Hurenmutter durch verborgene Nischen bei der verbotenen Lese lüstern belauert. Säfte eiterten aus den fahlen Kreaturen, die sich tot und verdorben wanden. Orgie des Fleisches, durch die Schritte wie Sumpfwasser strömten!

      Seine Hand gehorchte ihm nicht, als er die Tür in den Verschlag aufriss, der sich unter den Monden eines tiefwässrigen Titanen hervortat wie die Seele des brennenden Heiden und in einen unterirdischen Hort entführte, aus dem die Schreie der Verstoßenen und Kehligen drangen; Engelschöre im Verborgenen, Schwerter in den Lenden und Wundbrand in den Augen!

      So stieg er hinab und Gott sprach zu ihm, sprach in außerirdischen Stimmen und gräuelhaften Worten, die keinen Sinn fanden und doch so wahr waren wie das Blöken des Lamms auf der Schlachtbank. Der Pilger stieg hinab in Höhlen, tief und dunkel wie die Scham der Frauen, feucht und moosig und ausgehöhlt von mächtiger Männlichkeit. Gott dringt in uns alle! Empfange!

      Den langen Gedärmen folgte ein Tor aus blutigem Teer, das pulsierte und kochte und zuckte gleich einer entzündeten Wunde. Der Pilger, angstvoll und unermüdlich voranschreitend, steckte seine zittrige Hand in das schmatzende Fleisch und vereinte sich mit den Schatten, die hervorquollen wie Kinderhände und ihn hineinzogen.
      Büßet, die Flut ist nah und spült eure Sünden fort!

      Schreiende, hungernde Mäuler zu beiden Seiten des gesegneten Weges. In Käfigen aus schwarzer Fäulnis, ihre beschuppten Drachenklauen schaben an den lästerlichen Gitterstäben, um das Rasseln der Erniedrigung in den Ketten zu übertönen. Der Pilger durchwandert die Kerker und weint bitterlich über die gefallenen Schlangen, die sich im Dreck und den Exkrementen ihrer Brüder suhlen und vor Lust und Scham jene verschlingen, die Gott ihnen als Schilde geschenkt. Sieh, was Ignatius getan! Erbsünder! Hurenschänder!

      Der Tempel war nah, der Pilger erhob sich in seinem monströsen Schatten, der lang und steif und prachtvoll durch das Rote stach. Die Klagelaute der gefangenen Krieger dröhnten in seine Schlünde und widerhallten laut und klar an den nackten Mauern, zerfetzend und brodelnd wie ein Vulkan. Der Pilger horchte und leckte das Blut, das die Herrlichkeit aus seinen Ohren trieb.

      Da ward ein Licht, geboren aus den Lippen der Einen und dem Blöken des Lammes und seiner Lende und das Licht sprach:
      »Gehe hinaus über den Abgrund und vergifte den Tag, lasse fließen die Ketzersäfte in den Schößen ihrer Mütter und tunke des Fleisch des Aussatzes in die flammenden Tropfen des einzigen Gottes!«

      Und der Pilger, umnachtet und geblendet von des Lichts überwältigendem Sonnenglanz, schrie:
      »Lass mich sündigen und lass mich heilen, auf dass ich die Welt verstehen und unterjochen kann; formen nach deinem Willen und unterwerfen jene Söhne und Töchter, die ihren Müttern entkrochen sind wie Gewürm aus unzüchtigen Löchern!«

      Da strahlte das Licht, und der Pilger reckte die Hand, als des Feuers darbende Leidenschaft sie aufriss und ihm brennende Zungen über die Haut fuhren, dass sie aufriss und blasig wurde und platzte wie Fett über dem Feuer. Und der Pilger, wie er den Schmerz genoss gleich die Hure die Stöße des unheiligen Lammes, dass er sich schämte und doch sehnte nach diesem läuternden Bad auf seinem nackten, ekstatischen Leibe.

      Das Mal des Königs, glühend wie der Heiligenschein der Heiligen, narbte und gebar aus seiner Sieche die dunkelste aller Tiefen. Der Pilger, am Ziel seines langen Weges, schnitt sich seinen Vasall, den Unergründlichen, aus dem Gedärm wie Gott einst seinen Bruder, den Verhassten, und er nahm ihn bei der Hand, die wie die Hand eines Kindes war.
      »Sieh mich an!« Des Pilgers Stimme war nun die Stimme des Königs und seine Haltung war die Haltung des Königs ebenso. »Sieh mich an und gehorche!«

      Das dunkle Geschöpf aus des Königs grünen Innereien atmete und flehte um die Erlösung und es schrie im Chor mit den geschundenen Drachen in den fauligen Käfigen, da seine Dunkelheit die verfluchten Schlösser sprengen und die Armee des Feuers aus dem Schoß des Abgrund gebären würde. Heil Dagon, Königsgeneral!


      Atemlos schreckte Kaspar Berthold aus seinem Fieberwahn auf. Das matte Morgenlicht triefte kalt und gallig durch die schwarzen Baumwipfel und versenkte die Taiga in einem bauchigen, quellenden See aus Schatten und Licht. Zwischen den schwarzen Tannen quoll die eisige Luft und verströmte einen bestialischen Gestank nach faulem Fisch und rohem Fleisch. Benommen führte der Jäger die Hand über seinen Körper, bis sie auf eine Art metallene Schlinge stieß, die seinen nackten Fußknöchel an einen der Baumstämme fesselte. Als er seinen Fingern befehlen wollte, die Kette zu lösen, überwältigte ihn ein Schwall Übelkeit, riss ihm den Magen aus dem Rachen und trieb jeden Bissen aus seinem Körper, den er je sich sich genommen hatte. Gedankenverloren und im Schock selbstvergessen, wollte sich Kaspar den Mund mit der Hand abwischen - jener Hand, von der nur der Stumpf übrig geblieben war, dessen blutige Mahnung er nun entsetzt gegen den trüben Tümpel Licht hielt, der durch die Nadeln sickerte.
      »Gott…«, seine Kehle war trocken wie Sägemehl. Verzweifelt zerrte seine verbleibende Hand an die massiven Drahtschlinge, schnitt sich jedoch nur die Fingerkuppen aus den Gliedern. Schmerzverzerrt jaulte Kaspar auf und ließ sich gegen das frostige Holz des Baumes sinken, der ihn als Geisel hielt. Aus dem Augenwinkel suchten seine müden, durchdringenden Augen nach Hinweisen auf die vergangenen Minuten, Stunden, Wochen oder Monate; nach einem Lebenszeichen seines Bruders Markus; und nach einer Möglichkeit, dem tiefgefrorenen Höllenloch namens Szcenia Sorovo zu entkommen. Eine Endlosigkeit und drei Leben lang saß er gegen den Baum gelehnt und hörte dem gebetsartigem Schwall seines Blutes zu, welches durch seine Adern pumpte, seinen verkrüppelten Arm hinab rauschte und sich an der ausgebrannten Wunde staute, die seine Hand gefressen hatte. Der Morgen graute langsam und bedächtig in diesem Teil der Welt und verstand es, durch gerissene Lichtspiele und Schattentricks einen Horror jenseits der finstersten Schrecken zu erzeugen, die die Nacht in ihren finsteren Schmieden zu formen vermag. Als die Sonne schließlich kräftiger durch die unheilvollen Wipfel schmolz, als sonderten die Nadelblätter selbst ein diffuses Honiglicht aus, horchten Kaspars rasiermesserscharfe Ohren instinktiv zwischen die Baumstämme und jagten einen elektrischen Stoß durch den geschundenen Körper des Jägers. Etwas lauerte in den Schatten, die in den dichten Wäldern des Nordens niemals gänzlich vom Tag verschlungen werden. Etwas Gewaltiges, Animalisches und Getriebenes, dessen besonnene schwere Schritte im Unterholz jedoch gleichzeitig von jener verschlagenen Intelligenz kündeten, die nur Raubfischen, Schweinen und dem Menschen vorbehalten ist. Gegen seinen Willen schloss Kaspar die Augen und öffnete sie erst, als das massive Stampfen des Ungeheuers direkt vor seinem verstümmelten Körper verebbte. Er hätte sich die Augen auskratzen sollen.
      Eine entsetzliche schwarzblaue Kreatur mit widerwärtiger dunkelfleckiger Haut ragte vor ihm wie zwei gestandene Männer auf, mit Händen breit und fleischig wie Bärentatzen und langen Fingern, die gleich riesiger Würmer gen Waldboden schlackerten. Vom Grauen gepackt, tasteten sich die angstgeweiteten Augen des Jägers an dieser halbnackten Abscheulichkeit empor, über machtvolle schwarze Muskeln und grässliche tiefe Narben, deren Anordnung und Form an rituelle Folterungen und satanischste Symbolismen gemahnten. Kaspar wollte sich abwenden, doch sein Impuls erreichte ihn zu spät. Ein Schrei durchbrach die gelähmte Morgenluft und zerschellte an den Stahlgliedern des Monstrums, dessen humanoider Schädel ein darbender Schatten war, aus dem ein endloses Maul mit weiß-fluoreszierenden Fangzähnen sadistisch grinste. Das gesichtslose Scheusal grinste so breit, wie nur Wahnsinnige und Entfesselte grinsen, für die die dreckigsten Gefängnistrakte und unmenschlichsten Irrenanstalten der Welt noch zu gut waren. Der Schattenschädel beugte sich hinab und erst jetzt erkannte Kaspar die unheilvoll leuchtende Kugel, die über eine pervers-schwarze Nabelschnur aus der Kopfhaut des Ungetüms baumelte und die dunklen Züge verzerrte. Nun, da das Monstrum seinen Stiernacken neigte, verrutschte das grausige Leuchtorgan und erhellte die restliche Fratze, an der es hing. Feuchte, glubschende Fischaugen - rund und schwarz und seelenlos wie eine Nickelbrille - glotzten Kaspar über eingedrückten Nasenlöchern wie die Augen eines Weißen Hais an und schimmerten im Licht der organischen Sphäre wie die weißen Stahlzähne dieses unverwüstlichen soziopathischen Grinsens.
      Was Kaspar für eine alptraumhafte Kreatur gehalten hatte, wie sie sich nur das kranke Hirn eines Schizophrenen im Medikamentenrausch erdenken könnte, war in der furchtbaren Wahrheit ein absonderlicher hünenhafter Fischmensch ihm unbekannter Spezies, dessen weißes Grinsen durch Seelen schnitt.
      »Erwacht«, konstatierte der schwarzblaue Moloch, ohne die Mundwinkel aus den lidlosen Augen zu ziehen. Seine Stimme war grollend wie ein Vulkan, der den Himmel in Schwärze versinken lässt, und trug einen ungewöhnlichen Akzent über lange Vokale und stimmlose Zischlaute. »Willst du wissen, wie es deiner Hand geht?«
      Kaspar starrte ihn fassungslos an. Die Angst, die er verspürte, war in sein Hirn gekrochen und kauerte in seinem Sprachzentrum. Die Kreatur grinste unbeeindruckt. »Keine Sorge, keine Sorge. Ich werde dir eine bessere Hand geben. Eine Hand, die sich wie Seide um meine Männlichkeit schmiegen wird.«
      »W-was?!«
      »Lass mich nur machen«, raunte das Scheusal wie ein diabolischer Liebhaber, »Ich führe dich. Die ersten Male, ja, sie werden schmerzen.« Angstbebend spürte Kaspar die feuchte Pranke in seinem Schritt, versuchte vergeblich zu flüchten und wurde von der urgewaltigen Kraft des Fischmenschen zurückgehalten.
      »Du wirst bluten«, hauchte er nur wenige Zentimeter von Kaspars Nasenspitze entfernt. Atem, der nach Verwesung roch, schlug dem Jäger entgegen. »Aber das Blut ist reines Blut. Deine Hände werden weich sein und hier…« Die wühlenden Finger des Wahnsinnigen schlangen sich sanft um Kaspars Genitalien. »Wirst du auch rein sein. Dann können wir wir sein.«
      Kaspar konnte kaum atmen. Sein Ekel wurde nur von seiner Angst übertroffen und sein Gesicht war weiß wie der Schnee, in den er seine Seele ausschwitzte. »N-nein…lass…!«
      »Ruhig, ruhig«, grinste der Fischmensch sein manisches Grinsen, lehnte sich vor und benetzte mit seiner schuppig-kühlen Wange Kaspars angewidert zuckenden Nacken. »Ich weiß, ich weiß. Die Berührung eines Mannes. Du bist aufgeregt, voll zärtlicher Vorfreude. Aber keine Angst. Du wirst wunderschön sein. Ich werde dich wunderschön machen. Dann können wir zusammen sein. Mein Name ist Grotto. Grotto Cargo.« In den hervorquellenden Augen Kaspars blitzte ein kleines, blutverkrustetes Skalpell auf und näherte sich seiner hämmernden Brust, bevor der Jäger das surrende Zerreißen von Stoff hörte und eine unerbittliche Kälte spürte, die seine nackte Haut beleckte.
      »Hier werde ich ansetzen«, erklärte Cargo beinahe liebevoll, aber wahnsinnig; sein baumelndes Leuchtorgan über die Schnitte hängend, die er an Kaspars freigeschälten Brustwarzen andeutete.
      »Bitte…«, hauchte der Gefangene verzweifelt, »…nicht!«
      »Auch Schmerz kann lustvoll sein«, versicherte Cargo mit diesem grauenvollen, boshaften, debilen Grinsen, »Ich werde es dir zeigen. Ich werde dir ein guter Mann sein. Du wirst lernen, es zu genießen.«

      In diesem Moment, als Kaspar bereits den brennenden Stich der dreckigen Klinge zu spüren glaubte, erbrach sich plötzlich der morgendliche Himmel über die Taiga und flutete sie mit wattigen Wolkenmeeren, die sich wie Nebelschwaden über dem Boden ausbreiteten und den baumverhangenen Horizont weißten. Ihnen entstieg eine groteske Masse aus Knochen, Fleisch und Tumorgewebe, die Kaspars traumatisierten Geist kapitulieren und erschlaffen ließ. Bewusstlos sackte der vormals angststarre Körper des Jägers in sich zusammen, bevor der verknorpelte Schreckensleib des Grünen Königs den Baumstamm erreicht hatte. Cargo strich sanft über die Wange des Träumenden, bevor er sich erhob und seinen Meister willkommen hieß.
      »Mein König«, grüßte er ehrfürchtig und beugte seinen urgewaltigen dunklen Körper so weit hinab, dass DeBráz eiterspröde Lippen seine blauschwarze Stirn küssen konnten.
      »Dagon«, rasselte die außerirdische, unnatürliche Stimme, »Mein Getreuer. Ein Soldat?« Die verwurzelten Finger deuteten auf Kaspar.
      »Mein Herr«, bat Cargo demütig, »Kein Soldat, bitte. Nur eine warme Brust, auf die sich mein müdes Haupt zur ruhe Betten kann. Ich habe einen anderen, besseren für Euch. Hinten, tiefer im Wald. Er ist perfekt.«
      Gleichgültig ließ ihn die verknorpelte Hand seines Königs gewähren, wofür Cargo die blutspeckigen Fingerkuppen ergebenst küsste. Als er seinen ewigen Dank zur Genüge bekundet zu haben glaubte, wagte er zu fragen:
      »Und Ignatius?«
      »Ignatius«, fistelte sein Messias, auf den hinkenden Mauken den Buckeltorso von Baumstamm zu Baumstamm schleppend wie ein pulsierendes Geschwür. »Er sieht es nicht. Sieht noch immer nicht. 13 lange Jahre verbrachte er in dem Schoß eines falschen Götzen. Sie hat seinen Verstand vergiftet. Hat ihm Beulen und Eiter in das Herz gefickt! Verteufelt seien sie, Reiter des Abgrunds!«
      Ein wuchtiger Schlag seiner verwachsenen, geschwollenen Rechten entwurzelte eine himmelsragende Tanne und schmetterte sie meterweit durch die Taiga, wo sie an ihresgleichen zerbarst wie ein Schiff an Riffen.
      »Ist…sie es tatsächlich?«, fragte Cargo kleinlaut, »Ist sie es? Die Pestilenz
      »Zweifellos.« Der Grüne König fuhr sich unwirsch durch die schmierenden, schimmelbraunen Haarsträhnen, die ihm im Gesicht klebten wie Exkremente. »Er hat sie gefunden. Zu lange waren wir selbstvergessen. Isebel!«
      Hörig schälte sich Precious Armonika aus den weißen Wolkenbergen und fiel devot auf die gebrochenen Knochen, sich an die blasigen Füße ihres Herren krallend wie ein schneeweißes Kätzchen. Ein gnadenloser Tritt wirbelte sie durch die Luft.
      »Du hast versagt!«, brach die götterverlassene Wut des Grünen Königs über das stumm wimmernde Geschöpf herein, »Hunger! Er lebt!«
      Armonika nickte untröstlich und kroch auf allen Vieren zu ihrem Meister zurück, um untertänigst an den ungewaschenen, krüppligen Zehen zu lecken. DeBráz ließ sie widerstrebend gewähren, in religiöser Entrückung rezitierend:
      »Und die Sünden kamen über die Welt, geboren aus den Lenden des Lammes, und überschwemmten die Menschheit mit Schreien und Feuer und Gift. Da krochen wiehernde Stuten aus den Leibern der geschlachteten Mütter und Töchter und bäumten sich auf, blutig vom Saft der kalten Weibchen. Und der Blutsamen der Männer befruchtete ihre verdorbenen Wänste und die Stuten gebaren die Monstren, die zu ihren Herren wurden und die Länder der Welt verfluchten mit Hunger, Pest, Krieg und Verdammnis. Sie kamen mit den Elementen und der Untergang folgte ihnen!«
      Mit einem erneuten Fußtritt entledigte sich DeBráz den blassweißen Lippen seiner Dienerin und buckelte über das Eis, einen angewiderten Blick auf den bewusstlosen Kaspar werfend, als begaffte er rohes gammelndes Fleisch. Armonika rappelte sich schnell auf wie ein naives Hündchen, um ihm auf Abstand zu folgen. Brauchte er sie, so diente sie.
      »Was nun?« Gebeugt und devot trat der riesige Cargo erneut an die Seite des missgebildeten Hungerdämons, dessen Schakalsaugen wie Scheiterhaufen durch die düstere Taiga brannten und Feuer an die Wurzeln legten.
      »Das Ende ist nah«, murmelte seine unmenschliche Flüsterstimme, »Nah ist das Ende und die Sünde und das Mahl, an dem sich laben die Zweifler und Ketzer vor dem großen Krieg. Büßen werden sie. Geschändet und ausgeweidet. Ihre Frauen, ihre Söhne und Töchter…niemand entkommt Shub-al’Coza. Niemand!«
      »Es beginnt also? Tatsächlich?!« Cargos Stimme jauchzte grotesk auf. Der Grüne König nickte, wobei seine verbohrte Nackenwulst die knirschenden Schmerzenslaute eines gefolterten Tieres ausstieß. Schlangenhaft windete sich die nackte Armonika an den Geschwüren und Tumoren des entstellten Leibes auf, während DeBráz selbstvergessen und gebetsartig skandierte:
      »Ja. Es beginnt. Das Blut strömt bereits, die Säfte fließen. Meine Manneskraft schwillt an und mit ihr die Glieder in der Tiefe. Diese Welt wird gefickt werden von uns und der Welt, die sie beerben wird. Ja, spürst du es? Unser Gott wird sie nehmen, diese Menschheit. Wie Callaghan-« Wutentbrannt packte seine schwielige Hand plötzlich Armonikas unschuldsweißes Haar, riss die junge Frau zu Boden und schlug ihr kleines Näschen in den gefrorenen Boden, bis es brach. »Wie…Callaghan diese verfluchte! nutzlose! reuige Hure von Isebel nehmen wird…! Dagon!«
      »Mein König?« Der Fischmensch stapfte gleichgültig über die besinnungslose, blutüberströmte Armonika hinweg.
      »Wir ziehen zur Zitadelle! Bereite dich vor! Auf das Töten! Und das Fressen!«

      Sugar-Crush-Hafen

      Gefühle haften an Erinnerungen, wie Infektionen an Menschen haften und niemand ist immun gegen den wunden Aussatz, der über Unvergessliches wuchert und in der Seele juckt.
      Brian O’Mara konnte die Bilder nicht vergessen, die ihn und Effie in verschlungenen Posen und an Orten zeigten, die Nonnen und Professionelle gleichermaßen die Schamröte ins Gesicht getrieben hätten. Ein fiebriger roter Film tunkte jedes gesagte und ungesagte Wort, welches er jemals an Effie gerichtet hatte, in eine teuflische Mischung aus Lust, Verlangen, Reue und Blut. Wenn er einatmete, konnte er den Duft ihres Haares und ihrer Haut riechen. Schwitzende, stöhnende Eindrücke eines vergangenen Lebens. Seine Moosaugen kullerten wie wässrige Murmeln über das schmale Deck des ankernden Zweimasters, dessen goldene Segel und exotisch-grinsende sechsarmige Galionsfigur irritierten und hypnotisierten wie Wale, die durch die Wolken gleiten. Fernab, an eines der Fässer gelehnt und das haselnussbraune Haar der schneidenden Brise zugewandt, ertappte er Mercedes mit besorgtem Blick gen Eiswüste. Er fühlte ihre Ängste und ihre Qualen, fühlte das leise und unaufhörliche Trappeln ihrer Zehen auf den Schiffsdielen. Ungeduld, Schuld, die Erwartung auf Leid und Trauer und stumme Worte, die auf Grabsteine gemeißelt würden. Jede Sekunde, die verstrich, war eine Sekunde des Wartens - auf Callaghan, Flint und Effie Rappaport, die rachsüchtig aus den Eismeeren stieg und das exotische Schiff mit manischen Klonen stürmte. Seufzend stemmte sich O’Mara von der Reling auf die Beine, als er Mercedes’ Atem bereits in seinem Ohr spürte. Schaudernd erwiderte er ihren klaren Blick; und wundernd, ob er langsamer oder sie flinker wurde. Die Antwort nagte an ihm.
      »Er wird bald hier sein«, sagte er mutlos und glaubte sich selbst nicht. Mercedes tat es ihm gleich, lächelte seine dürftigen Aufmunterungsversuche aber wie den Bubenstreich eines Kindes weg.
      »Was, wenn er…wenn er ihn jagt?«
      »DeBráz?«
      Mercedes nickte schnell, worüber O’Mara mit dem Kopf schüttelte.
      »Callaghan ist vieles, aber er ist weder ein Idiot noch impulsiver als vorsichtig. Er weiß, dass er DeBráz und seine Leute nicht allein zur Strecke bringen kann. Schon gar nicht nach dieser Nacht. Er ist ein Sturkopf, ja. Aber lebensmüde? Nein. Dafür liebt er das Leben momentan viel zu sehr, auch wenn er das nicht so sehr zeigen kann, wie du es verdienst.«
      Verdutzt schaute Mercedes ihn an. »Was?«
      »Er liebt dich«, schmunzelte O’Mara beinahe charmant, »Tu nicht so überrascht. Du weißt es, wenn sogar ich es weiß. Der Gedanke, dich zu verlieren…Ich habe ihn noch nie so gesehen. Ich glaube, wärst du uns auf halbem Weg ins Schloss verreckt…er hätte mir den Schädel eingeschlagen und sich selbst in meinem Blut ertränkt.«
      Ohne sichtbare Emotionen wog Mercedes die Worte ihres Freundes wie abgestandenen Wein ab, bevor ihre Lippen ein verzagendes Lächeln formten und die Wangen rosig färbten. Einer der Augenblicke, in denen Mercedes O’Mara wie das vervollkommnete weibliche Wesen erschien, zog vorüber und sprenkelte die Luft mit Flieder und Silber. Ihre atemberaubende Schönheit strahlte wie der Schnee im kalten Sonnenlicht und blendete jedes Auge.
      »Du bist wunderschön«, hauchte der Blonde affektiv, was Mercedes mit einer entgeisterten Grimasse zur Kenntnis nahm. Entwaffnet glotzten die beiden einander an, bis Mercedes ihre Contenance wiederfand und dem Blonden mütterlich in die Wange kniff.
      »Du bist so süß, wenn du nüchtern bist.«
      »Wem sagst du das«, murmelte O’Mara angeschlagen, den Blick in die fernen Wasser richtend, auf denen Luca in dieser Sekunde um ihr Überleben inmitten von Wölfen und Schlangen kämpfte. Mercedes deutete seinen Blick und legte die zarte Hand auf seiner zitternden Schulter ab.
      »Wir finden sie. Wir bringen sie zurück.«
      »Ja, aber um welchen Preis?«, fragte O’Mara grüblerisch, »Effie starb meinetwegen. Ich hätte…«
      »Sie hätte«, unterbrach ihn Mercedes augenblicklich, »Sie hätte sich nicht auf Harley einlassen dürfen. Geld und Blut waren ihr schon immer viel zu wichtig gewesen. Sie war kein guter Mensch, O’Mara. Und der Tod macht aus ihr auch keine Heilige.«
      Ein leidliches Nicken abspulend, wandte sich der Blonde von der Kopfgeldjägerin ab und ließ sich auf den schneebedeckten Dielenboden des Zweimasters fallen.
      »Ich brauche einen Drink.«
      Einen jammervollen Bettler mimend, der auf den Tod oder ein Almosen wartet, versank O’Mara in einem trüben Gemisch aus Trostlosigkeit und Selbstvorwürfen, aus den ihn nicht einmal Mercedes’ aufmunternde Stimme zu bergen vermochte. So versank die Brünette in den gemächlichen Rhythmen des Eismeeres und wartete auf ein Lebenszeichen ihres Geliebten, welches sie nach wenigen schweigsamen Minuten schnatternd erreichen sollte.
      Zitternde Finger bugsierten die kleine Teleschnecke aus O’Maras Hosentasche und hoben es an dessen tattrige Lippen.
      »Jo?«
      »O’Mara? Callaghan hier.«
      Der Blonde konnte kaum überrascht die Brauen heben, da hatte Mercedes ihm die Teleschnecke bereits aus der Hand gerissen und redete wie eine Besessene auf das kleine Tierchen ein, welches zwischen ihren Fingern wie warmes Wachs zu zerfließen schien.
      »Cal? Wo bist du? Geht es dir gut? Wo ist Flint? Wir sind an einem Hafen, einem bunten Eisgebirge, nicht zu verfehlen, wenn du-«
      »Mercedes…«, warf sich Callaghan am anderen Ende der Leitung todesmutig in den vollautomatischen Worthagel seiner Gefährtin und nutzte die aufklaffende Pause, um einen erschöpften Seufzer auszustoßen. Mercedes, deren Mund sich nur wenige Zentimeter vor der herzrasenden Teleschnecke zu einem Briefschlitz verengt hatte, lauerte mit angehaltenem Atem auf ein erneutes Lebenszeichen ihres Geliebten. Sie spürte die stierenden Augen O’Maras, der sich nicht bequemt hatte, seine Rolle als in Selbstmitleid badender Bettler aufzugeben, und ignorierte sie stoisch. Der Blonde kannte Callaghan und die Stimme, die jener soeben benutzt hatte. Wie der Blitz dem Donner als böses Omen vorauseilt, war diese Stimme das Rollen am Horizont, bevor Mercedes ein Gewitter lostreten würde.

      Callaghan atmete tief ein und ließ die wüsten Flüche, erbarmungswürdigen Bitten und stumpfen Gewaltandrohungen - in dieser Reihenfolge - wie ein nasser Hund über sich ergehen. Die uralte Teleschnecke kompostierte in seiner Hand und konnte kaum dem Wortschwall standhalten, den Mercedes wie eine sintflutartige Heimsuchung über ihm ausgoss. Zurecht war sie wütend, entsetzt, zornig, aufgebracht und verletzt. Er hatte sie in ihrer verletzlichsten Stunde zurückgelassen und würde nun in der Morgensonne verschwinden, ohne deren Glanz in den Augen zu erblicken zu dürfen, die er so sehr liebte. Der Gedanke, Mercedes allein in eine Ungewissheit davoneilen zu sehen, um Luca zu retten, rammte ihm glühende Ambosse in den Magen, die durch seine Gedärme brannten und ihm die Arterien einäscherten.
      »Darf ich…etwas sagen?«, fragte er schließlich mit einer Liebenswürdigkeit, die in seinem Leben eine Debütvorstellung gab und einem Blick, dessen pure Reue die Dunkelheit des winzigen Schmugglerschiffes nicht verdient hatte. Er deutete das drohende Schweigen am anderen Hörer als generöses Zugeständnis seiner Geliebten und begann zu erklären:
      »Wenn ich Harley nicht verfolge, wird diese Geschichte niemals enden. Wer auch immer diese Frau war, die mit ihm verschwunden ist, sie hatte es eilig und wollte nicht verfolgt werden.«
      »Klingt wie das übliche Ende meiner Dates«, grunzte O’Mara aus dem Hintergrund, was Callaghan und Mercedes simultan abschüttelten.
      »Wo bist du?«, fragte die schöne Brünette verletzlich.
      Mürrisch sah sich Callaghan um und lugte durch den schmierigen Film der alten Bullaugen hinaus an das karge Gestein der Höhlenbucht, in deren gähnenden Rachen er vor einer gefühlten Ewigkeit gestolpert war. Leckgeschlagene Schiffe verwesten wie Kadaver an rostigen Ankern im salzigen Meerwasser, das die winzigen Löcher Morgenlicht wie unheilige Polarlichter an die ausgespülte Höhlendecke projizierte. Er hatte sich und Flint, seine Beute wider Willen, in eine der wenigen seetauglichen Schiffsleichen geschleppt und den Jungen auf eine Pritsche geworfen, die Rückenschmerzen und einen hartnäckigen Tripper verhieß. Das Schnarchen des Rotschopfs aus dem hinteren Dunkel des Schiffsrumpf übertönte seine Gedanken und reizte ihn bis auf die Knochen.
      »Ich bin in einem alten Schmugglerversteck, nehme ich an. Zu einem Hafen umfunktioniert, aber verwahrlost.«
      »Vermutlich Harleys Gästeeingang, bevor er diese bunte Peinlichkeit hier hochgezogen hat«, mutmaßte O’Maras Stimme aus der Ferne, welche dieses Mal Mercedes’ Zustimmung fand.
      »Wir kommen zu dir«, sagte sie kurzentschlossen. Callaghan schüttelte unwillkürlich den Kopf, was die Brünette zu hören glaubte.
      »Ich weiß nicht einmal, wie ich hier hergekommen bin«, murrte er, »Geschweige denn, wie ihr mich finden könntet. Ich bringe das hier zu Ende. Der Junge ist halbtot und er wird nicht aufgeben, bis Harley in der Hölle verrottet - oder er selbst draufgeht.«
      »Ist das dein Ernst?« Für einen Moment wusste Callaghan nicht, wem er diese vor Unglauben übersprudelnde Stimme zuzuordnen hatte, der jede Individualität vor Schreck abhanden gekommen zu sein schien.
      »Der Junge wird sterben, wenn ich ihm nicht helfe. Und ich glaube, er würde aus dem Grab auferstehen und uns bis in alle Ewigkeit quälen, sollte es so weit kommen.«
      »Amen«, schnalzte O’Mara über Mercedes’ Zögern hinweg, »Das einzige, was noch nerviger ist als Flint, ist ein Flint, der durch Wände gehen kann.«
      »Ich möchte, dass du mir etwas versprichst«, sagte Mercedes plötzlich ernst. Vermutlich signalisierte ein kastrierender Blick O’Mara in dieser Sekunde kühles Schweigen. Callaghan war ganz Ohr.
      »Wir werden uns wiedersehen. Du wirst Harley töten, Flint Heil da raus schaffen und zu uns zurückkommen. Egal, wo wir sind - oder wir kommen zu dir, sobald wir Luca gerettet haben. Versprich es mir!«
      Ihr flehender Singsang schwirrte wie eine Nachtigall durch die feuchte, vollgesogene Luft des ausgedienten Unterdecks und säuselte in Callaghans Ohren. Wenige Sekunden glaubte er, dem Echo ihres Gesangs folgen zu können, bevor es sich wie die unseligen Schiffe und zerfressenen Segel im Meersalz zersetzte.
      »Ja«, versprach er mit brüchiger Stimme, die männlicher und tiefer klang als jemals zuvor. Die Liebe kleidete Callaghan wie ein maßgeschneiderter Anzug. »Ich verspreche es. Und…Mercedes?«
      Die Tränen zurückhaltend, rang sich Mercedes einen flüsternden Laut ab.
      »Ich…«, setzte ihr Geliebter an, ohne sich das Ende des Satzes wohlüberlegt zu haben. Wie ein nervöser Schuljunge klaubte er nach Worten, die seinen Schädel nie verlassen sollten. »Ich…«
      »Ich liebe dich auch«, raunte Mercedes zärtlich, just bevor die altersschwache Teleschnecke in Callaghans monströsen Pranken den Heldentod starb und ihn allein mit der maritimen Stille zurückließ, die nur vereinzelt durch Flints drechselndes Schnarchen durchbrochen wurde.

      »Ich fürchte mich vor den falschen Dingen«, brummte Callaghan in seinen Bart, als er sich motzend auf die Knie hievte und gen Treppen stampfte, um nach dem Kurs der Vivre Card aus Flints Tasche die Segel zu setzen, »Das hier ist die Hölle…«

      An Bord der »Lunalata«

      Es waren bedächtige und unschuldige Berührungen, die die weißen Finger über das verchromte Geländer der Lunalata leiteten und mit Wärme benetzten, was seit seiner stählernen Geburt in Kälte gehalten worden war. Beschwingt beflügelten Carlas schwere Nietenstiefel die Schritte über die graziöse Wendeltreppe, die wie ein gewitztes Uhrwerk Streben und Winkel in das turmähnliche Gehölz fräste und in die privaten Gemächer der Gefallenen entführte. Die Frau in Schwarz horchte für einige Momente an der verschnörkelten Flügeltür, bevor sie klopfte und die schlangengrünen Augen erwartungsvoll verengte. »Lorca? Ich bin’s, Carla.«
      Als ein gezwirbeltes »Herein!« durch das edle Holz surrte, nutzte die Schwarzhaarige ihre Chance. Carla betrat das Refugium der Dionisia María Lorca - ein gewaltiges antikes Bad mit rotverspachtelten Mosaiken, von der Decke hängenden leuchtenden Kristallen und Badehandtüchern aus Stoffen, die den Sterblichen wie die Flügel eines Engels erscheinen mussten - mit gebührender Vorsicht und vorgehaltenem Harpyienlächeln. Ein heißer, feuchter Dampf stieg wie fermentierte Pfirsiche aus den taufeuchten Kacheln und schlug der Schwarzen Witwe aromatisch um die blasse Nase. Wärme und Nässe rannen an den verzierten Wänden hinab wie salbende Öle, die die sonnengebrannte Haut der Dionisia Lorca ausschwitzte. Die gertenschlanke Gestalt der unheilvollen Badenden räkelte sich in der riesenhaften Bauchbadewanne legierten Kupfers, die auf einer sakralen Empore in der Mitte des antiken Paradieses aufragte wie ein Götze. Carla stieg die Anhöhe hinauf, Schaum und Wasserdampf wie Gebirgsnebel vertreibend, und setzte sich zu der Sirene an den Rand des Beckens. Sekunden zerflossen wie süßester Honig, bevor Lorca sich an den schlangenhaften Augen ihrer Gefährtin satt gesehen hatte und die launischen Lippen öffnete:
      »Ich folge dir.«
      »Bitte?« Carlas linienfeine schwarze Brauen schnellten in die Höhe, konnten Lorca aber keinen zweiten Treueschwur entlocken.
      »Du hast mich schon verstanden«, näselte die Südländerin gleichmütig, während sie hingebungsvoll den Badebedarf eines ganzen Monats in ihre seifige, sonnengeküsste Haut massierte.
      »Du willst mir folgen, obwohl du das Ziel nicht kennst?«, fragte Carla mit meisterlich unterdrückter Verschlagenheit.
      »Natürlich. Ich war zu lange richtungslos, um mich jetzt der romantischen Vorstellung hingeben zu können, meinen eigenen Kopf plötzlich wiederzufinden. Du hast einen Plan, du hast immer einen Plan. Und du bist ein rachsüchtiges, tückisches Nachtschattengewächs, das überall einen Platz zum Wachsen findet. Ich setze mich an deine Wurzeln und lasse es mir gefallen.«
      »Vielleicht wird es nicht ganz so einfach«, bemerkte Carla und reichte der Badenden den Rasierer, nach welchem sich deren zarte Hand vergebens reckte. Konzentriert auf die scharfe Klinge, welche über die endlosen Waden gen Schenkel rollte, murmelte Lorca:
      »Das ist es doch nie. Ich weiß nur, dass Harley mich betrogen hat und uns alle zurücklassen wollte. Du warst die einzige, die ihn durchschaut hat. Du hast ihn immer durchschaut. Ich will nie wieder zurückgelassen werden.« Vor Wut über die Geister, die allesamt Harleys Gesicht trugen und lachend durch Lorcas Erinnerungen spukten, rammte sie sich die Rasierklinge tief in den empfindsamen Bereich zwischen Knie und Schienbein. Fluchend ließ sie das verräterische Metall in das Badewasser fallen, worauf Carlas weiße Hand todesmutig hinterher tauchte.
      »Ich werde niemanden zurücklassen«, versprach die Frau in Schwarz, bevor sie die Klinge barg und an Lorcas verbleibendes Bein ansetzte, »Ich werde mich um alles kümmern. Limerick ist ein gnadenloser, aber kein unberechenbarer Mann. Er gab Harley Gold, und dieser Idiot hat sich daraus eine Schaufel für sein eigenes Grab gegossen. Harley war ein schurkenhafter Narr und wird bald ein hinreißender Toter sein.«
      »Das mag sein«, stimmte Lorca leicht keuchend zu, während Carla sanften Schnitts über ihre Beine fuhr, »Ich habe mich verleiten lassen, ihm zu vertrauen, weil ich es so sehr wollte…«
      »Wie so viele«, tröstete Carla und rasierte achtsam weiter.
      »Aber jetzt…vertraue ich nur noch dir. Wir werden diese Welt in Brand stecken und auf ihrer Asche unseren Palast errichten.«
      »Das werden wir«, raunte Carla mit einem gewinnbringenden, ehrlichen Grinsen ihrer Rabenlippen, »Wir haben Harleys Paradies der Flüche hinter uns gelassen und laben uns nun an der Welt der Sterblichen.«
      »Auf die Sterblichen«, toastete Lorca mit einer Prise des pfirsichduftenden Seifenschaums, den sie feierlich in den Dunst des Bades blies.
      »Und auf uns«, wisperte Carla und benetzte das feuchte Bein ihrer Kameradin mit einem keuschen, besiegelnden Kuss. »Die Nachtschattengewächse.«
      Kapitel 124 - Labyrinthe

      »Haben Sie jemals die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass ihre eigenen verkomplizierten Gedankenwelten sich gegen die Chance verschließen, diese Dämme einzureißen, da Sie tief in Ihrem Inneren fürchten, die hereinstürzenden Fluten könnten Sie mit sich in eine Zeit reißen, in der Sie verwundbarer und verletzlicher waren als heute? In eine Zeit, in der die Welt nur zwischen Schmerzen und Unsicherheiten zu existieren und keinen Ausweg zu bieten schien als jene dunklen Labyrinthe, in denen Sie nun jagen wie ein verlorener Schatten, der einen fremden Körper zu haschen versucht?«
      »Ich glaube, ich komme auf das Angebot mit dem Drink zurück.«

      Die kleine Kajüte, die sich aus einem orientalischen Herrenclub in das Innere des exotischen Zweimasters geschlichen zu haben schien, krankte wie eine Raucherlunge an den glühenden Zigaretten Cassiopeia Triagasts und hustete mit jedem Wellenschlag Flüche aus den rauchgeschwärzten Bullaugen. Ein stählerner Himmel wölbte sich über dem Meer und verschmolz zwischen den Fensterrahmen mit dem dunstigen, kalten Blau des Tabaksqualms in die Unendlichkeit. Gefangen in diesem diesigen Nimbus, beobachtete Brian O’Mara die geschickten Hände der Psychiaterin an der Minibar. Sanft glitten sie über den sündigen Flaschenhals, angelten sich leichtfertig zwei schwere Kristallgläser und füllten das tigeräugige Gift wie Mundschenke der Göttlichkeit ein. Mit den Gläsern zwischen den Fingern und einem blutroten Lächeln, das verstörende feuchte Alpträume verursachte, stolzierte Cassiopeia zu den Lehnsesseln zurück.
      »Ist das professionell?«, fragte O’Mara skeptisch, »Harten Alkohol während einer Therapiesitzung zu trinken?«
      Cassiopeia lachte dreckig auf, bevor sie sich in ihren Polstersessel fläzte, die Beine über die Armlehne räkelte und ihr Kristallglas beinahe in einem Zug leerte. »Das ist keine Sitzung. Wir reden nur.«
      »Wo liegt der Unterschied?«
      »Bei 30.000 Berry die Stunde.«
      »Verstehe.«
      Seufzend lehnte sich O’Mara in den roten Stoff zurück und betrachtete das veredelte Holz der Zimmerdecke, dessen weiche Maserung im aufsteigenden Tabaksqualm groteske Formen annahm, die in seinen verdrehten Gedankenwelten zu abstrusen Höhlenmalereien verschmierten. Der Blonde spürte Cassiopeias bohrende Blicke wie das Lauern einer Löwin aus dem hohen Gras; schaudernd, bevor er sich der Raubkatze stellte. Sein alter Freund, der Whiskey, gab ihm Rückendeckung.
      »Erzählen Sie mir von ihnen«, bat Cassiopeia mit der Gelassenheit eines beiläufigen Vorschlags, in dem nur geübte Ohren einen Befehl herauszuhören vermochten.
      »Von wem? Moira? Ulysses? Mulligan? Diesen Idioten, die einmal meine Freunde gewesen sein sollen? Die meinen, wir seien vor langer Zeit so etwas wie Familie gewesen? Wieso?«
      »Weil es Ihnen helfen könnte«, erklärte die Rothaarige nonchalant, den verschwindenden Restsatz des Whiskeys wie traurige Tränen im Glas schwenkend, »Vielleicht hilft es Ihnen, sich zu erinnern.«
      »Ich kann mich nicht erinnern, ich fühle bloß. Wie Fetzen von Essensresten, die zwischen den Zähnen hängen, obwohl man seit Monaten keinen festen Bissen mehr zu sich genommen hat.«
      »Dann sollten Sie sich die Zähne besser putzen.«
      O’Mara mühte sich ein zahnloses Lächeln ab, dessen falsche Freundlichkeit wie süßer Zucker aus seinen Mundwinkeln lief. Er hielt die Therapeutin, mit der er lediglich Gespräche über seine Amnesie und die Menschen, die ihm diese eingebracht hatten, führte, für eine maliziöse Menschenfresserin und kämpfte mit jedem gewechselten Wort heftiger gegen das Bedürfnis an, ihr einen brennenden Pfahl in die Brust zu rammen. Vermutlich amüsierte jene sich königlich über seine Gedanken, die längst nicht mehr ihm, sondern ihr gehörten, während ihre Zunge Blutreste von den gekräuselten Lippen leckte.
      »Welches Interesse haben Sie an Ulysses?«, fragte O’Mara schließlich und beobachtete die winzigen Fältchen, die sich im fleischfressenden Grinsen der roten Teufelin auftaten wie Mäuler.
      »Nicht das Geringste«, antwortete sie ehrlich. Sie schlang die letzten Tropfen Whiskey die darbende Kehle hinab, räusperte sich und fand Genugtuung in der Ungeduld, die sie aus O’Mara presste wie Fleischsaft aus einem Steak. »Ulysses’ Beziehungen sind es, die mich interessieren.«
      »Warum haben Sie sich dann bei Harley eingeschlichen?«
      »Weil es unmöglich ist, in Ulysses’ Nähe zu gelangen«, seufzte Cassiopeia nicht ohne Verbitterung, »Er ist ein launischer Mensch und verschanzt sich hinter Schlössern, für die es keine Schlüssel gibt.«
      »Ich habe…ein vages Bild von ihm.« O’Mara wusste nicht, warum er den Mund geöffnet hatte. »Wie eine Silhouette. Ich kenne ihn, aber ich ich weiß nicht, wer er ist.«
      Cassiopeia legte das rote Haupt schief und betrachtete den Blonden aus den unergründlichen bernsteinflammenden Augen, die durch Fleisch und Knochen glitten und die Seele selbst durchleuchteten. »Ulysses McKenna ist ein gefährlicher und schwieriger Mann. Wir haben unsere besten Spione auf ihn angesetzt…und wissen bis heute doch kaum mehr über ihn als das«, log sie abgebrüht.
      »Was wissen Sie denn?«
      »Wir wissen, dass er ein zurückgezogener und misstrauischer Mensch ist; dass er in den letzten Jahrzehnten zum größten und mächtigsten Waffenhändler der Unterwelt aufgestiegen ist und mehr Geld besitzt, als Sie und ich in fünf Leben verprassen könnten. Und wir wissen, dass er offensichtlich ein verdrehtes Interesse daran hat, Ihnen und Ihren…Freunden beim Weiteratmen zu helfen.«
      »Deshalb bin ich also hier. Deshalb wollten Sie mich sprechen«, schlussfolgerte O’Mara säuerlich, »Sie halten mich für den Schlüssel für das schlüssellose Schloss. Sie wollen mich in das finstere Türloch schieben und sehen, welche Mechanismen sich in Bewegung setzen…
      Wie wichtig sind denn diese Beziehungen, die Ulysses pflegt, wenn Sie dafür jemanden wie mich in die Sache mit hineinziehen müssen?«
      Cassiopeia rümpfte die markante Nase, als der quellende Rauch ihrer Zigarette durch die Nüstern rollte und ihre zitternden Lippen liebkoste. Diese Frage, so ahnte O’Mara, würde die Rothaarige selbst unter schwerer Folter oder Nikotinentzug nicht beantworten. Stolz auf seine eigene Spitzfindigkeit lehnte er sich vor und knetete sich erwartungsfroh die Hände.
      »Sie hat sich nicht alles genommen«, begann er geheimnisvoll, »Moira. Nur die…entscheidenden Momente. Mein Schädel ist wie ein Puzzle und nichts passt zusammen, weil sie mir die wichtigsten Stücke genommen hat. Bilder von Orten, von Menschen. Die Fäden, die sie miteinander verbinden. Manche Emotionen sind mir geblieben, aber ergeben keinen Sinn, weil die Erinnerungen fehlen, die an sie geknüpft sind. Aber ich denke, das wissen Sie schon. Nicht wahr?«
      O’Mara wartete das knurrige Nicken Cassiopeias nicht ab, sondern gierte feierlich seinen Whiskey herunter und fuhr unaufhaltsam fort:
      »Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen und Ihrer Regierung helfe, dann sollten Sie ehrlich zu mir sein! Was wissen Sie über Ulysses, mich und über die Jahre, die man mir gestohlen hat?«
      »Genug.«
      »Ich bin ganz Ohr.«
      »Ich kann nicht.«
      »Dann sind wir hier fertig.«
      »Nein«, schmunzelte Cassiopeia plötzlich mit der lodernd scharfen Zunge des Teufels, sich erhebend und auf ihrem Pferdefuß dicht vor O’Maras kalkweißes Gesicht tänzelnd. Der Gestank ihrer Zigarettenglut trieb O’Mara Tränen in die Augen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Das Blut in seinen Adern kochte, während Cassiopeia wisperte:
      »Wir sind noch lange nicht fertig. Sie wollen Luca - und unsere Spione werden schon bald wissen, wo Carla sie hinbringt. Wir können euer liebster Freund oder euer ärgster Feind im Kampf um die kleine Blondine werden, Brian. Also-« Wie ein Raubvogel stibitzte sie dem erstarrten Kopfgeldjäger das leere Glas aus der Hand. »Wollen wir fortfahren?«
      O’Mara bemühte sich um ein mechanisches Nicken und vermochte erst wieder zu atmen, als die dämonische Rothaarige an der Bar seinen Whiskey nachfüllte.


      Die drei Frauen suchten in den grollenden Eingeweiden des Schlosses nach einem Ausweg, während der weiße Schnee bereits durch die offenen Wunden Roßkoschs drang wie ungeduldiges Gewürm, das einen Leichnam befällt. Eisiger Wind jaulte wie kreisende Geier und über den kalten eingestürzten Wänden und Fassaden waberte ein klammes Leichentuch aus Winternässe.
      Rauschendes Adrenalin peitsche Luca über einen vereisten Korridor, dessen südliche Begrenzungen einer reißenden Senke anheim gefallen und vom Kellergewölbe des Schlosses verdaut worden schienen, bevor eine Lache funkelnder Scherben wie eine Blutspur sie an eine gewaltige Fensterfront lotste, die einst eine atemberaubende gläserne Galerie vor den Winterschneiden beschützt haben musste. Nun klaffte ein weißer schreiender Abgrund hinter den verwüsteten Wällen des Schlosses und schluckte seine Überreste gleich einer würgenden Schlange.
      »Sackgasse«, kommentierte Effie, die hinter Luca lax erschienen war, und erschreckte die Blondine auf den Tod.
      »Ja«, fauchte jene schnappatmend, »Offensichtlich. Scheiße.«
      »Wir könnten springen«, schlug Effie erquickt vor, wofür Luca ihr einen vernichtenden Blick zuspielte, der Nägel in Stahl hätte hämmern können.
      »Nur zu.« Lucas kleine Hand gab der Kopfgeldjägerin den Vortritt. »Gutes Gelingen.«
      Murrend zuckte Effie mit den schlanken Schultern. »Warum gleich so fies?« Ich will nur meinen Teil zum Team beitragen.«
      »Team? Wir sind kein Team«, stöhnte Luca, der im schneidenden Winterwind der Kopf zu zerreißen schien, »Du bist vollkommen ausgebrannt.«
      »Oh, ja«, schmunzelte Effie sarkastisch, »Weil O’Mary und seine Leute auch die Leuchtfeuer der geistigen Gesundheit sind, huh?«
      Luca presste die breiten, vollen Lippen zusammen. »Kann ich…dich etwas fragen?«
      »Pi Mal Daumen 15cm und unbeschnitten.«
      »Was?«
      »Was?«
      Luca atmete tief ein, gegen den lärmenden Abgrund fluchend wie eine entjungferte Nonne. »Nein, doch nicht das. Ich…Warum hast du dich ihnen nie angeschlossen? O’Mara, und den anderen. Wenn du und er…«
      »Ich und O’Mary vertragen uns nicht, jedenfalls nicht auf Dauer. Ich und er sind nicht so…kompatibel außerhalb der Komfortzonen. Er hat Prinzipien. Ich nicht.«
      Das verschlagene Grinsen der Kopfgeldjägerin, unheilvoll untermalt vom kreiselnden Zeigefinger, der sich manisch um eine der gefärbten schwarzen Haarsträhnen windete, veranlasste Luca zum Schweigen - und zur ernsthaften Sorge. Sie ließ das Thema bewenden, starrte gedankenverloren in den weißgeschneiten Nachthimmel und wandte sich erst wieder um, als das surrende Schwirren Sols durch die zerstörten Hallen vibrierte wie ein drohender Schwarm Wespen. Die schöne Schwarzhaarige landete zwischen den Freundinnen wider Willen und wischte sich Schneematsch und Schweiß von der sonnengebräunten Stirn. »Wir haben ein Problem.«
      »Klingt wie der Titel meiner Biografie«, feixte Effie humorig. Niemand lachte.
      »Ich kann den Hafen erkennen«, erklärte sie und fügte hinzu, die fragenden Blicke vorausahnend: »Wespenaugen.«
      »Kannst du uns hinfliegen?« Lucas stählerner Blick fräste sich in ihre Haut, als sei »Nein« keine Option.
      »Vielleicht…aber da…ist noch was. Ein Schiff, ein ziemlich großes mit mehr Kanonen als Holzdielen.«
      Effie und Luca tauschten einen vielsagenden Blick aus, der wenig Raum für Spekulationen ließ und Sol bedeutete, an diesem Tag den schlimmsten Fehler ihres Lebens begehen zu müssen.
      »Das könnt ihr vergessen!«
      »Was glaubst du, wie du von der Insel kommst, wenn der Hafen zerstört wird?«, setzte Luca bestimmt dagegen.
      »Aber-!«
      »Was ›aber‹?«, gluckste Effie, »Wir sind hier am Arsch der Welt. Willst du auf deinen kleinen Elfenflügelchen das Meer überqueren? Glaube, da brauchst du mehr Feenstaub für, Schätzchen.«
      Schnaufend stemmte Sol die Hände in die Hüfte; mit sich selbst, der Welt und ihrem Schicksal ringend - drei Mächten, die noch nie das beste für sie im Sinn gehabt hatten.
      »Wir könnten abstürzen.«
      Lucas blonde Brauen zuckten gleichgültig. »Wir haben keine andere Chance.«
      »Was wollt ihr gegen das Schiff überhaupt ausrichten?«
      »Es besteigen«, wisperte Effie bedeutungsschwanger.
      »Scheiße«, fluchte Sol, »Aber danach…ich setze euch ab und danach bin weg. Verstanden?«
      »Verstanden.«

      Sie wusste, dass sie nackt war, noch bevor sie die abgewetzten Augen öffnete und ihren geschundenen Körper abtastete, der sich zitternd und schweißgebadet an den schmierigen Restsatz einer zerfressenen Matratze presste. Der beißende Gestank trockenen Blutes und vermodernden Holzes kroch ihr in die Nase und trieb trockene Tränen über ihre wundgeweinten, von blonden Strähnen verkrusteten Wangen. Tattrig raffte sie ihr nacktes, von pochenden Flecken und glühenden Wunden drangsaliertes Fleisch auf und kauerte sich in die dunkelste Ecke dieser kargen, abgehungerten Zelle, in die man ihren reglosen Leib geworfen hatte wie Leichen in ein Massengrab. Bruchstücke von Erinnerungen stachen wie Splitter in ihrer Haut, über die unflätige Matrosenhände gewandert waren, als man sie entblättert und geschält hatte. Schicht um Schicht hatte man von ihrem empfindsamen Körper geschnitten, gerissen. Den roten Mantel, das zerschlissene nachtblaue Kleid, die Unterwäsche. Die umnebelten Eindrücke schlichen sich sardonisch und kichernd in ihren Verstand zurück, um sie in ihrer verletzlichen Einsamkeit zu quälen. Denn sie war allein unter den drohenden Holzdielen, aus denen enge stählerne Gitterstäbe wie eherne Zähne ragten. Nur ein rostiger Eimer, dessen verdächtige braune Verfärbungen ganz hervorragend mit dem schimmligen Überrest ihrer verrottenden Matratze harmonierten, leistete ihr leblose Gesellschaft und winselte gellend, wenn ein eisiger Hauch das Meer aufpeitschte und das dreckige Metall unterhob. Luca hustete Schleim und Schimpfwörter aus, schlang die geschundenen Arme um das empfindsame bloße Fleisch und zuckte wie ein getretenes Tier zusammen, als die rasselnden Ketten, die ihre Hände aneinander schmiedeten, über ihre Wunden schabten. Ihre stahlblauen Augen, abgenutzt und trübe vom hoffnungslosen Sehen, glitten durch das glaslose Bullauge und verloren sich in einem eisigen Nebel, der seine weißen Finger geisterhaft um die Gitter schlang und sie zu begaffen schien. Schlotternde Knie und bebende Zähne echoten an den schmierigen Holzwänden des Kerkertrakts und verloren sich hinter einem langen Gang, an dessen Ende Luca eine Tür vermutete, die sich nicht öffnen würde. Die Frau in Schwarz würde ihr antun, was sie selbst am meisten fürchtete: Erniedrigung, Entwürdigung und das ohnmächtige Gefühl überwältigender Machtlosigkeit.
      Feurig zischten die blaugefrorenen Lippen, bevor Luca sich die verklebten blonden Strähnen aus dem Gesicht wischte, sich bibbernd auf die Fußsohlen kämpfte und mit aller Kraft, die ihr Kälte und Schmerz noch nicht aus den Gliedern gesaugt hatten, ihre Ketten gegen die Gitterstäbe schlug.
      »Carla! Du sadistisches Miststück! Komm hier runter!«
      Stille.
      »CARLA!!«, schrie Luca wieder. Und wieder. Und wieder. Über Stunden und Stunden, die sich bis in die Unendlichkeit ausdehnten und Lucas gefesselte Hände blaugeschwollen zurückließen, hämmerte die Gefangene gegen die Grenzen ihres Gefängnisses und ihrer Gesundheit an und verlangte unbeugsam nach ihrem Kerkermeister. Was immer geschehen sollte - Luca würde es bald geschehen lassen. Sie brüllte und schlug, ließ die Ketteln rasseln und trat mit ihren wunden Füßen gegen die Holzwände, bis ihre Zehen knackten und die Dielen knirschten. Einem wilden Tier im Käfig gleich, gab sie sich weder Kälte noch Müdigkeit geschlagen und schrie sich die Verzweiflung mit kreischenden Stoßlauten aus den Lungen.

      Plötzlich öffnete sich die gähnende Dunkelheit des ausgehöhlten Schiffsrumpfes und gewährte einem Strahl kalten Lichts Einlass in das frostige Verließ. Luca presste sich mit aller Macht gegen die Gitterstäbe, dass ihre Wangen hinter den stählernen Streben hervorquollen und rote Striemen über ihr Gesicht schnitten. Nachdem sie einen ersten Blick auf die aufwallende blaue Mähne hinter dem Bogengang erhaschte, schnellte sie in ihre kümmerliche Ecke zurück und verdeckte sich notdürftig mit Händen und Beinen.
      »Diese feige Schlampe schickt dich? Ausgerechnet dich«, giftete sie mit einer überheblichen Attitüde, die ihrer Situation ein tragikkomisches Schmunzeln abzutrotzen versuchte und Thomas Waterloo zu verunsichern wusste. Der junge Mann druckste sich wie abgehangenes Fleisch vor der Zelle herum und klammerte sich an einen Berg schmutziger Wäsche wie an einen Rettungsring.
      »Carla schickt Grüße«, erklärte er nach einigem Zögern und reichte die verdreckten Lumpen durch die Gitterstäbe. Als Luca keine Anstalten machte, sich zu erheben, fügte er stimmlos hinzu:
      »Du musst dich nicht…naja, ich bin nicht…«
      »Du hast es gern in den Arsch, ich weiß«, fuhr Luca ihn an, »Da kannst du dir die Scheiße da auch reinschieben. Ich will Carla sprechen.«
      Waterloo zauderte sichtlich, bevor er die Fetzen sacht auf dem klebrigen Zellenboden ablegte.
      »Carla möchte, dass du dich ankleidest. Wenn du dich gut benimmst, bekommst du bald etwas zum Waschen. Vielleicht darfst du sogar ein Bad nehmen, unter Aufsicht. Und bekommst frische, saubere Wäsche.«
      »Sag Carla, dass sie sich die Augen ausstechen soll. Und, dass ich sie sprechen will. In dieser Reihenfolge.«
      »Bitte, du willst doch nicht-«
      »Wieso gehorchst du ihr? Hast du keine Würde? Keinen Funken Ehrgefühl? Carla hat deinen heißbeliebten Valentine verraten, hat ihm den Kopf abgehackt und setzt sich jetzt auf seinen Thron.«
      Waterloo schüttelte den Kopf, bis Tränen aus seinen Wimpern schlugen und wie Schrapnelle durch die eisige Kerkerluft sausten.
      »Das ist nicht wahr! Callaghan hat Harley getötet! Er hat ihm das Herz herausgerissen! Carla hat es gesehen!«
      »Und das glaubst du ihr?«, fragte Luca kühler und ernsthafter als zuvor, sich krauchend den Gitterstäben nähernd und den Augenkontakt des jungen Mannes suchend, dessen verirrte Seele in einem Meer aus Tränen und Schuld ertrank. Er fuhr zusammen, als Lucas kleine Hände durch die Gitterstäbe griffen und seine Finger umschlossen.
      »Carla ist böse«, raunte sie eindringlich und klar wie Glas, »Sie ist eine gierige, hinterhältige, machthungrige Manipulatorin, die dich und alle anderen auf diesem Schiff ohne Zögern an den Teufel verkaufen würde, wenn es ihr nur einen weiteren Tag im Luxus einbrächte.«
      »Woher willst du das schon wissen? Du bist falsch. Das weiß ich«, kläffte Waterloo wie ein Kind, dessen Wangen noch immer die glühenden Hiebe des väterlichen Gürtels zierten.
      »Genau deshalb solltest du mir glauben«, antwortete Luca ehrlich und mit einem verstiegenen Lächeln bewaffnet, »Ich erkenne meinesgleichen.«
      Die großen, wässrigen Augen Waterloos blitzten auf. Für eine Sekunde schien der Blauhaarige über ihre Worte nachzusinnen, bevor ein Schatten über sein Gesicht fuhr und das fragende Wort auf seiner Zunge in seine Kehle würgte. Erstickt riss er sich aus Lucas flehendem Griff los, packte die schmutzigen Lumpenkleider und marschierte wie ein braver kleiner Soldat aus dem Verlies.
      »Du solltest dich vorsehen«, murmelte er abgekämpft, »Sonst wirst du erleben, wie böse Carla wirklich ist.«
      Seufzend sank Luca zurück in die syphilitische Matratze, die Knie mit den Ketten verschnürend und den Hinterkopf gegen die geschwärzten Holzdielen gelehnt. Gegen ihren Willen empfand sie Mitleid mit diesem erbärmlichen Thomas Waterloo, der an einem Punkt seines Lebens die Verdammnis mit Hoffnung verwechselt und geglaubt haben musste, würde er sein Schicksal in die Hand des Vertrauens legen, könnte er sich von der Sünde reinwaschen, er selbst zu sein. Die Naivität dieses Geschöpfes beleidigte sie, doch eine unbewusste Regung in ihrem Herzen erweichte sich für den Gedanken, Waterloo retten zu wollen; denn der Schatten, der über sein Gesicht gehuscht war wie eine Rabenschwinge, hatte auch sie selbst über Jahre verfolgt: Der Schatten der Angst.


      Schritte verhallten in der Stille wie geisterhafte Hunde, die vor den Beinen ihres Herren trappeln und ihm einen Weg weisen, den er nie zu gehen gewagt hätte.
      Die Zitadelle aus moosüberwuchertem Stein erstreckte sich über den Horizont hinaus und ragte in einen durchlöcherten stählernen Himmel, durch dessen marmorne Wolkenriesen eine grüngelbe Sonne pulverisiertes Licht wie Asche rieselte. Den verregneten Vorhängen aus glänzendem Puderstaub entstiegen goldene Nebelschwaden, die sich mit dem Moos vereinten und tautropfend auf die gewaltigen Blätter der mattgrünen Farne tropften, die sich aus den brüchigen Rissen und Rillen des zerstoßenen Gemäuers schlängelten wie Waldnymphen. Eine gespenstische Stille lag auf diesen labyrinthischen Alkoven und entführte in eine Leere, in der nur Irrungen und die Erinnerung warteten.
      Er setzte seinen schweren braunen Stiefel einen Schritt voran, der dröhnend in den ewigen moosigen Fluren widerhallte und in weiter Ferne gegen ein Meer aus Scherben barst. Klirrende, schreiende Bestien pflügten sich unsichtbar und vergessen durch die kargen, verstümmelten Gänge und stoben um sein bleiches Haupt. Der Lärm peitschte auf, um kurz darauf wie die See nach einem Sturm zu verebben. Bedächtig näherte sich der Verirrte dem Ende dieser lichtdurchfluteten grünen Katakombe, von der unzählbare silberne Bögen in saftige Wälder, dunkle Höhlenschlünde und staubverpestete Ruinen abzweigten. Die Welt jenseits dieser Welt, jenseits der magischen Zitadelle mit ihren verwirbelten pittoresken Schleiern, steilen Treppenschluchten und turmhohen Himmelsleitern war ebenso uferlos wie kosmisch und geleitete die Hände des Entdeckers in Bibliotheken voller Monstren und Menschenzeitalter, voller Zauber und Wissenschaft. Der Gast dieses antiken Labyrinths, welches die Erde war und die Sterne und der Mond und das Sonnensystem, hatte kaum die verschrobene Architektur der wundersamen Kirchenruine verinnerlicht, als ihn seine schweren Schritte an einen windzerfurchten Küstenstreifen lenkten, unter dem ein gläsernes Meer über die Klippe hinweg in den Himmel rollte, wellend und starr wie ein flüssiger Spiegel. Mit einem Lächeln auf den Lippen fand der Wanderer sich selbst in diesem Spiegel vor und streckte die raue Hand nach diesem Jungen aus, der er einst gewesen war. Die sonnengrünen Augen, die aus müden Kreisen bleierner Ringe mürrisch dreinschauen; das lockensprudelnde dunkelblonde Haar, welches sich über den Ohren teuflisch kräuselt; die knurrige Nase, öfter gebrochen als wieder gerichtet. Seine raue Hand benetzte soeben die reglose Stirn dieser fremden Erinnerung, als der schwerelose Wasserfall vor seinen Augen zu Scherben zersprang und die gesamte Küste mit sich in einen bodenlosen Ozean aus hagelnden Splittern riss. Er stürzte, ohne den Fallwind oder die gläsernen Schrapnelle zu spüren, die bis auf den Knochen in sein Gesicht schnitten.
      Sekunden vergingen in diesem grotesken Fegefeuer aus luftleerem Fallen und blutiger Entrückung, bevor die goldene Sonne unter seinem Körper aus den Marmorwolken brach und ihn mit Licht bedeckte. Geblendet kniff er die atomaren Grünaugen zusammen, und als er sie wieder öffnete, standen seine Füße inmitten der Zitadelle, umringt von moosüberwucherten Findlingen und verschlungen von den rankenden Pflanzenwesen, die sich aus den Fugen reckten.
      »Werte Fahrgäste, in Kürze erreichen wir…«

      Seine sonnengrünen Augen blitzten mit einem Schrecken auf, der das kleine zottelige Hündchen zu seinen Füßen aufscheuchte und auf die gegenüberliegende Sitzbank des dämmrigen Abteils vertrieb. Neugierig und ein wenig ängstlich beobachtete das braune Geschöpf seinen Herren, der sich wie aus einem langen, unruhigen Schlafe erwacht umschaute und seinen Platz in Raum und Zeit zu suchen schien. Als er sich dieses zitternden Blickes gewahr wurde, der auf ihm haftete, beugte sich der Blonde vor und kraulte seinen flauschigen Reisebegleiter sanft an der empfindsamen Freudenstelle zwischen Ohr und Nackenansatz, eine reuige Entschuldigung murmelnd. Der verunsicherte Hund presste sich berauscht gegen die raue, wohltuende Hand und gab ein leises Quietschen von sich, das keiner nachtragenden Kehle zu entweichen vermag. Mit solch ungeahnter Zuneigung übergossen, vergaß der selbsternannte Zerberus seine Umgebung, bis die Schiebetür des Zugabteils aufklaffte und einen fremden Geruch hinein huschen ließ. Das tapfere Knurren sammelte sich bereits im Rachen des Hündchens, als das Zischen seines Herren jeden Laut erstickte. Argwöhnisch zog sich das Tier in die hinterste Nische der Sitzbank zurück und beäugte die störende Schwarzhaarige mit abschätzenden Blicken.
      »Verzeihen Sie, Sir…«, lächelte die Schaffnerin freundlich. Ihre puterroten Wangen glänzten im matten elektrischen Schein der spärlichen Glühbirnen, die sich wie ein Konvoi aneinander geketteter Verurteilter über den Zug ausbreiteten, »Haben Sie die Ansage gehört?«
      Das verwirrte Blinzeln des ominösen Fahrgastes, der das gesamte Abteil gebucht hatte und ihren unsäglichen Kollegen unter wüsten Flüchen aus dem Zug geworfen hatte, als jener das Mitführen des kleinen Hundes hatte verbieten wollen, war der erfahrenen Kontrolleurin Antwort genug. Sie setzte ein gnädiges Lächeln auf und deutete mit dem Finger aus dem Fenster, hinter dem sich in den endlosen giftigen Nebeln des tristen Marschlandes eine unheilvolle Monstrosität erhob, deren brennende Hörner und rauchende Nüstern tosende Schemen in die bleigetränkte Luft brannten.
      »Schauen Sie. Nickleby. In weniger als 15 Minuten kommen wir an. Pünktlich, möchte ich hinzufügen.«
      Der Fahrgast neigte sein sperriges, kränklich-blasses Haupt und schützte ein harmloses Lächeln vor, welches seine Zähne verbarg und die Nasenflügel leicht wölbte.
      »Vielen Dank.« Seine von Ratten zerfressene, ausgezehrte Stimme riss der Schaffnerin ein tiefes Loch in den Magen, aus dem ein unwillkürlicher kalter Schauer bis in ihren Nacken zuckte. »Ich habe es tatsächlich nicht gehört…Irene.«
      Die offenkundige Liebenswürdigkeit, mit der er den Namen von ihrem Revers ablas und hinter der er sich zu verschanzen schien wie in einem Geschützgraben, vermochte Irenes Argwohn kaum zu drosseln. Sie hatte ihn mit starrenden offenen Augen vorgefunden, versunken in einen leeren Punkt in der vergilbten Trennwand des Abteils, und beobachtet, wie er aus diesem schlaflosen Schlafe mit der Miene und Blässe eines Toten erwacht war. Nun bedachte er sie mit einem wachen Blick aus müden, von dunklen Schatten verfluchten Augen, die auf ihren kugelrunden Umstandsbauch glitten und sich jäh wieder abwandten. Verlassen durchwanderte er im Geiste die morschen Sümpfe des Marschlandes, deren unstillbarem Hunger schon unzählige Wanderer zum Opfer gefallen waren, und vergaß Irene, wie er den Zug und das Blinzeln zu vergessen schien.
      Die Schaffnerin wurde misstrauisch.
      Sein rauer Kurzmantel, ein zweifellos maßangefertigtes Prachtstück aus brauner Wolle und dezenten dunkelgrünen Karo-Verzierungen, lag zur Hundedecke umfunktioniert über dem Boden des Abteils ausgebreitet, obwohl er mehr Geld verschlungen haben musste, als Irene in einem guten Jahr verdiente. Der Rest seiner Kleidung - eine abgetragene dunkelbraune Hose und ein altmodisches grün-kariertes Flanellhemd mit bis auf Ellbogenhöhe gekrempelten Ärmeln - schien hingegen vor einem knappen Jahrzehnt und nicht aus erster Hand gekauft worden zu sein. Sie fragte sich soeben, ob er Mantel und Geld für das Abteil wohl gestohlen hatte, als der vermeintliche Dieb seinen chaotischen blonden Lockenkopf erneut in ihre Richtung schwenkte.
      »Ist noch etwas?«, fragte seine grässliche, leicht gedämpfte Gossenstimme entwaffnend, »Wenn es um diesen Schaffner geht…dann sagen Sie bitte ihm und jedem, der es hören will, dass er sich ins Knie ficken kann.«
      Irene führte keine Einwände an, worauf ihr der Gast ein gepresstes, schiefes Grinsen offerierte und sich erneut dem trüben Zugfenster zuwandte, hinter dem sich die abgestandene Marsch wie eine graue Masse verrottender Meerestiere ausbreitete. Selbst der kleine braune Hund hatte nun sein Interesse an Irene verloren und reckte den unförmigen Zauselkopf an die Glasscheibe, um das karge, metallische Regenland nach verbuddelten Knochen abzusuchen.
      Die Schaffnerin raffte die Schultern und wandte sich zum Gehen. Plötzlich durchzuckte eine launische Bodenwelle den gesamten ratternden Zug und wuchtete sie von den Beinen. Panisch grapschten ihre Hände nach Rettung, fuchtelten wild durch die Luft und scheiterten kläglich bei dem Versuch, sich an den abgesessenen Sitzpolstern abzustützen. Eine wirre Spirale dämmriger Lichtgeister und grauer Wolkenschlieren wirbelte sie in die Tiefe, wo sie in den starken Armen des ungewöhnlichen Mannes landete, dessen wüste blonde Locken nun knapp über ihrem Gesicht wallten.
      »Geht es Ihnen gut?« Seine durchdringenden grünen Augen, deren goldenes Feuer durch ihre Stirn brannte wie toxische Sonnen, leuchteten sie aus einer besorgten Miene an, »Können Sie sich aufrichten?«
      Irene versuchte zu nicken, was den Lockenkopf kaum zu überzeugen wusste. Mit einem maßregelnden Blick verscheuchte er seinen obgleich der Unruhe aufgeregten Hund und hievte Irenes Körper mit einer Leichtigkeit auf den Sitz, dass der Schwangeren schwindelte. Erst jetzt bemerkte sie die Muskelberge, die sich unter dem rauen Flanell massiv spannten wie die geladenen Waffen eines Schwergewichtsboxers. Erneut sah sie sich dem glühenden Funkeln der toxischen Augen ausgesetzt, die nun ihren Babybauch sondierten.
      »Fühlen Sie sich wohl?«, fragte ihr Retter ernst, »Haben Sie Schmerzen?«
      Irene verneinte unwirsch.
      »Junge oder Mädchen?«
      »…Junge.«
      »Haben Sie schon einen Namen?«
      Wieder verneinte Irene, diesmal mit einem schmalen Lächeln auf den erblassten Lippen. Der Reisende hob die dunkelblonden Brauen und stand auf. Zu ihrer Überraschung, war er kaum größer als sie selbst.
      »Sie sollten in Ihrem Zustand nicht arbeiten. Und schon gar nicht hier.«
      »Ich weiß«, japste die Hochschwangere und wischte sich den kalten Schweiß aus der bleichen Stirn, »Aber Geld ist Geld. Sie wissen ja.«
      »Ja«, erwiderte er mit den zerknirschten Zügen eines Mannes, der mit der Welt schon vor langer Zeit gebrochen hatte, »Es ist ein kaltes, dunkles Land.«

      Donnernd brauste der Morgenzug nach Nickleby durch die Nebelwand, die die verfluchte Stadt umschlang wie eine gen Himmel gewundene Würgeschlange, und ratterte qualmend in das undurchdringliche Spinnennetz aus schwarzem Stahl, siechenden Gemäuern und zischenden Dampfschlöten, die sich aus einem grotesken kathedralischen Stadtlabyrinth wie rauchspeiende Mäuler erhoben. Eine geißelnde Glutwolke tauchte den Horizont hinter der Stadt in ein höllisches Inferno und trieb die verworrenen gotischen Fassaden in eine ewige Schattenjagd, in der sich Menschen mit der Finsternis vermischten wie gläserne Geschöpfe in trüben Wassern.
      »Ich hasse diesen Ort«, seufzte der blonde Fahrgast mit einem mürrischen Ausdruck auf dem leichenblassen Gesicht, welchen selbst seine weichen blonden Locken nicht zu mildern vermochten, »Ich habe immer geglaubt, die Hölle sei wie ein Eisberg und die Spitze, die aus dem Boden ragt, sei diese Stadt.«
      »Sie ist…gewöhnungsbedürftig«, stimmte Irene gedankenverloren zu. Der grollende Zug wühlte sich wie ein gewaltiger Wal durch die Fluten schwarzgrauen Nebeldunstes, der die bedrückenden Häuserfassaden und matten elektrischen Straßenlaternen ertränkte. Als Irene den seltsamen Passagier wieder ansah, war dieser in seinen Mantel geschlüpft, hatte den kleinen Mischling an die Leine gelegt und wühlte nun ungelenk in einer der unzähligen Innentaschen des sündhaften Kleidungsstücks. Schließlich fischte er ein pralles schwarzledernes Etui hervor und hielt es ihr ausdruckslos unter die Nase.
      »Ziehen Sie weg. Beginnen Sie ein neues Leben, irgendwo, wo es grün ist und die Luft nicht riecht, als verwese ein dampfbetriebenes Ungeheuer.«
      Der Zug schnaubte, keuchte, wieherte und hielt langsam im Bahnhof - ein kirchenhaftes Konstrukt aus arabesken Kreuzgängen und sargähnlichen Eingangsportalen, über denen alptraumhafte Wasserspeier den aussteigenden Reisenden auflauerten.
      »Vampire und Werwölfe in jedem Winkel«, schmunzelte der Blondkopf, wobei er der verdutzten Irene seine schiefen, verlotterten Zähne offenbarte, die verhunzt und verquer und alkoholvergilbt aus seinem Kiefer ragten.
      Die Kontrolleurin verzog das Gesicht, was er ihr offenbar verzieh. Ohne ein weiteres Wort, nur das verzerrte Lächeln auf den rauen Lippen, verließ der geheimnisvolle Fremde mit seinem tapsenden Begleiter den Morgenzug und stürzte sich in die unergründlichen Schatten der dämonischen Stadt, in denen das Rasseln und Scheppern der Industrien wie das hungrige Brüllen unzähliger Monster echote.
      Irene blieb allein zurück, in ihrer Verwirrung zu spät das kleine Etui bemerkend, welches der Gast in ihrer Hand zurückgelassen hatte. Ihre zittrigen Finger nestelten den Verschluss auf - und erstarrten.
      Mit tränenüberschwemmten Augen und bebendem Herzen versuchte sie, die verschlungenen Pfade dieses geheimnisvollen Mannes zurückzuverfolgen, der in ihr Leben getreten war, um ihrer jungen Familie ein neues Leben und ihren Kindern und Kindeskindern ein großzügiges Erbe zu schenken. Irene hatte in der Stadt der Teufel und falschen Götter niemals gelernt, den Geschichten über Engel und Heilige Glauben zu schenken. Doch nun glaubte sie und würde diesen seltsamen Mann - dessen Namen sie erst Tage später aus dem Fahrkartenregister erfahren und nach dem sie ihren erstgeborenen Sohn benennen sollte - bis zu ihrer dunkelsten Stunde in ihre Gebete miteinschließen.

      Brig, Lunalata

      Das metallische Sägen eines Schlüssels in brüchigem Rost weckte Luca aus ihrer Agonie. Nackt und blaugefroren schleppte sie ihren geschundenen Körper an die Gitterstäbe, um diesem jämmerlichen Thomas Waterloo ins Gesicht spucken zu können. Carla mochte zu gerissen sein, aber dem Lakai der Schwarzen Witwe würde Luca beweisen, dass caligulanisches Feuer auch an den feuchtesten, kältesten Orten heißer brennt als die Sonne. Ihr flammender Trotz erlosch jedoch, als sich nicht Waterloo aus den diesigen Schatten des Kerkers schälte, sondern der lange Hals des Muränen-Menschen Xanana durch die Dunkelheit stach.
      Entsetzt kroch Luca in eine Ecke der Zelle, als der Fischmensch mit sardonischem Grinsen und aufgeknöpftem Gürtel die Gittertür öffnete und hinter sich ins Schloss knallen ließ.
      »Na, du kleine Schlampe?«, gackerte er lüstern, »Wollen wir ein bisschen Spaß haben?«
      Der Schrei drang spitz und verzweifelt aus Lucas Kehle, während sich ihr nackter, zuckender Körper unter den starken Armen des gierenden Fischmenschen an den Boden genagelt fand und einen Kampf zu kämpfen versuchte, der bereits verloren war. Lachend fuhrwerkte sich Xanana die Hose in die Knöchel, bevor er das weiche, empfindliche Fleisch seines kreischenden Opfers unter seinem Gewicht begrub.
      Kapitel 125 - Himmel in Trümmern

      Sein atemloses, grunzendes Stöhnen sonderte galligen Speichel ab, der heiß und schleimig auf Lucas zitternden Busen triefte und wie eiterndes Fett über ihren Körper rann. Er lag auf ihr, seine brachialen Arme nagelten ihre kleinen Hände auf den siechenden Boden der Zelle und pressten tiefe, dunkle Male in ihre Knöchel, während er ihren zuckenden Schoß zu penetrieren versuchte. Doch Luca entzog sich ihm mit Leibeskräften, trat und biss und windete sich, bis ihre rechte Faust aus der schweißnassen Pranke ihres Peinigers flutschte und in dessen aufgerissenem Auge landete. Schreiend und polternd wie ein geblendeter Zyklop bäumte sich George Mulligan auf. Geistesgegenwärtig rammte Luca ihm ihr Knie in das speckige Gemächt und landete eine schallende Ohrfeige gegen sein Trommelfell. Aus Zeit und Raum gefallen taumelte Mulligans fetter Wanst durch die Zelle, schaffte es aber, Lucas Fußknöchel im entscheidenden Moment ihrer Flucht zu packen. Mit einem animalischen Brüllend schleuderte er ihren nackten Körper herum und wuchtete sie quer durch die Zelle gegen die Wand des Schiffsrumpfs, wo sie blutend und schmerzgeschüttelt liegenblieb.
      »Du dreckige kleine Fotze«, schnaubte er wie der Eber, der er war, »Du wirst leiden!«
      Getrieben wischte er sich die schleimverklebten, kotbraunen Haare aus dem öligen Schweinegesicht und torkelte auf seinen platten Schweißfüßen in Lucas Richtung. Sie versuchte aufzustehen, zu kriechen oder zu krauchen, doch selbst ein Wimmern vermochte ihr geschundener Körper nicht mehr auszustoßen. Tränenüberströmt spürte sie Mulligans fette Wurstfinger, die sich um ihren Hals legten und sie zurück in die schimmelverseuchte Matratze warfen.
      »Du wirst quieken…du Sau…«, schmatzte Mulligan rachsüchtig, »Ich werd dich quieken lassen. Die Schweinchen muss man quieken lassen, man darf sie nicht verwöhnen, nein…«
      Mit sadistischer Geschmeidigkeit fuhrwerkte Mulligan ein kleines Klappmesser aus seiner Brusttasche und ließ es vor seinem breiten Krötengrinsen kreisen, um Lucas stählernen Willen endgültig zu brechen. Für einige Sekunden traf Mulligans schweißblauer Blick die verzweifelten Augen Lucas und er lachte, lachte sein polterndes, vollmundiges Lachen, bevor er sich mit seinem gewaltigen Fettleib auf sein Opfer stürzte.
      Der dreckige Fleischwulst brach über Luca wie ein Sumpf herein und erstickte ihre heulenden Schreie in den Speckfalten, die sich unter Mulligan kräftigen Armen stapelten. Ihre aneinander geketteten Hände kniffen und kratzten vergeblich in Mulligans Masse, die sich über ihren schlanken Körper rollte wie eine Mastsau.
      »Halt still…Fotze«, keuchten die Krötenlippen, mit der stinkenden klebrigen Zunge über Lucas zuckende Wange bis zur Nasenspitze schleckend, »Wenn ich mit dir fertig bin, wird dich kein Mann mehr nehmen wollen!«
      »Nein!«, brauste Luca in dieser Sekunde auf und schlug unbeholfen auf Mulligans Schädel ein, bis sich seine Wurstfinger vor den schweren Ketten zu schützen versuchten. Plötzlich zuckte ein gellendes Klicken durch die Luft, das Luca und Mulligan innehalten ließ. Die Blonde bemerkte das Messer zuerst, welches in Mulligans Hand steckte und sich in einem der Kettenglieder verhakt hatte. Mit einer Kraft, die sie aus der Zukunft zu borgen schien, stemmte die Blonde ihre Füße gegen die Zellenwand, stieß ihren Körper ab und brandete wie eine Welle vor Mulligan auf, dessen kniender Leib nun auf Lucas Augenhöhe lag, ohne die verkeilte Hand rühren zu können. Seine freien Finger grapschten wutentbrannt nach dem schlanken Hals seines Opfers, welches sich jedoch geistesgegenwärtig über die fette Schulter rollte - die Kette, Mulligans verknotete Hand und das blitzende Messer mit sich reißend. Hinter Mulligans Rücken kanalisierte sie ihre letzten Reserven, stieß einen entfesselten Schrei aus und zerrte ihre Fesseln über Mulligans Schulter, dass sich jener mit dem eigenen Messer die Kehle öffnete.
      Wie eine Quersäge ließ Luca die Kette rasseln, bis der fette Hals bloßlag und sein Innerstes auf den Boden der Zelle ausblutete. Röchelnd fiel der schwulstige Wanst in sich zusammen, bevor Luca sich wimmernd an die Kerkerwand schleppte und weinend zusammenbrach.

      Mary Joa, Red Line

      Der volle Mond hütete noch die letzten Wolken des ausgetriebenen Tages, als Lorelei Greenaways schönes Gesicht wie ein seidenes Laken zerknautschte und sich quengelnd in die dunkle Liege vergrub, auf der ihr verbogener Körper den Abend verschlafen hatte. Bevor sich die Schwarzhaarige ihrer Situation gewahr wurde, streckte sie sich wie eine weiße Katze, murmelte sich in eine halbaufrechte Position und zerkratzte den teerschwarzen Bubikopf, auf dem der blasse Mondschimmer violett fluoreszierte. Eine verheißungsvolle Brise lag in der Luft und umspielte das schneidige Näschen der Agentin, welches sich launisch rümpfend der Katerstimmung anschloss, die ihren aalschlanken Körper wie ein klebriger Film umschlang. Vorsichtig und unzufrieden entknoteten sich die langen dunklen Wimpern und offenbarten Loreleis schlafunterlaufenem Auge das heilige Mary Joa, welches unter den Ruinen des Aquädukts faul und fett schlummerte und die selbstzufriedenen Ausdünstungen seiner schnarchenden Bewohner zu Silberstaub fermentierte, der aus den Gassen in das sternenklare Firmament zirkulierte. Stöhnend schubste Lorelei ihre langen Stelzen von der dunklen Liege und verfluchte die grandiose Pracht, welche die Godspeed-Apartments den Verteufelten und Gerissenen zugestanden. Die Heilige Stadt und das Ende des dunklen Horizonts, welcher hinter der monumentalen Red Line mit dem schwarzen Ozean verschwamm, waren in dieser polierten neuen Welt aus Stahl und Glas kaum mehr als eine schöne Aussicht, die das geneigte Auge zu einem erlesenen Wein oder einer teuren Edelprostituierten genoss.
      »Rexroth!«, rief Lorelei verkatert und mürrisch in die Leere des Balkons wie in ein nebliges Meer voller Felsen. Ein schwungvolles »Hier« aus dem Inneren des gedämpft beleuchteten Apartments 666 wurde zu ihrem Leuchtturm und wies ihr den Weg über die saftleeren Riffe geköpfter Weinflaschen und des verführerischen McKenna-Whiskeys, dessen butterweichen Abgang Lorelei wie Moos auf der Zunge zu spüren glaubte.
      Rexroth’ Apartment fraß sich wie eine stählerne Höhle in die gläserne Finsternis, die sich über der Heiligen Stadt ausbreitete und über die Ränder des kolossalen Balkons flutete wie heißes Quecksilber. In einer Anwallung von Leichtsinn und Restalkohol betrat Lorelei die private Hölle ihres Kollegen unvorbereitet - und bereute es. Der knusprige Gestank kross brutzelnder Speckstreifen verbrannte ihre Augen, eine nervenversüßende Wolke bunten Zuckerstaubes warf sie von den Beinen und das duftende Aroma frisch aufgebrühten Kaffees empfing sie wie die Hand eines Engels und lockte ihren gemarterten Katerverstand an die reichlich gedeckte Tafel des Satans.
      »Es ist…mitten in der Nacht«, bemerkte sie verwirrt, doch Rexroth - bewaffnet mit Pfannenwender und lockerem schwarzem Shirt - grinste ihre Bedenken mit der erfahrenden Gerissenheit des Leitwolfs hinfort.
      »Es ist niemals zu früh für ein ausgewogenes Frühstück. Nougat oder Sirup?«
      »Bitte…?«
      Schulterzuckend schüttete der Grauhaarige einen gewaltigen See flüssigen Nussnougats in eine Talsenke, die sich zwischen hochragenden Bergmassiven fetttriefender Pfannkuchen auftat. In den Wald heißdampfender Speckstreifen, der sich zu Füßen der Cholesterin-Wipfel ausbreitete und in eine dekadente Obstplantage überging, pflanzte er eine baumförmige Tube mit bernsteinfarbenem Sirup.
      Die schattengrünen Augen der verdutzten Agentin vermochten in ihrem Delirium nicht, die Zeit ihres schnapsgetränkten Träumens mit den Stunden in Einklang zu bringen, die Rexroth für die Urbarmachung dieses Schlaraffenlandes gebracht haben musste. Verwirrt trieb ihr Blick in die edelstählerne Wohnküche, die von Geistern gelenkt schien. Rexroth hantierte mit der Effizienz eines Chirurgen an einem gewaltigen luftgetrockneten Prosciutto, während Pfannen und Töpfe und Öfen seinen Willen ausführten. Binnen Sekunden hatte seine beängstigende Fingerfertigkeit einen Landstrich aus Köstlichkeiten auf dem stählernen Thekentisch erschaffen, der von Diabetes bis Salatbar jede Gaumenfreude der bekannten Welt bereithielt.
      »Schwarz?«
      Lorelei, die kaum bemerkt hatte, wie Rexroth ihr in einem Atemzug Kaffee eingegossen und den Stuhl zurechtgerückt hatte, nickte überfordert. Wie eine alte Katze verfolgte sie den Weg ihres Gastgebers um die babylonische Frühstücksstadt und fuhr unwillkürlich zusammen, als er sich in den Stuhl direkt ihr gegenüber fläzte. Seine starken Arme spannten den schwarzen Stoff, als er sie aufstützte und fragte:
      »Fett oder Zucker?«
      »Hm?«
      »Bei einem Kater hilft nur Fett oder Zucker. Ich würde dir auch einen ›Pick-me-up‹ mixen, aber dafür hast du nicht genug Fleisch auf den Knochen.«
      »Ich bin auf Diät«, ließ Lorelei schal fallen und jagte ihren kochenden Kaffee in einem Zug die dürstende Kehle hinunter. Rexroth, über diesen Anblick die wolfsgrauen Brauen raffend, schnurrte amüsiert.
      »Seit?«
      »Immer. Kann ich mich irgendwo frischmachen?«
      »Bei den Gemälden rechts. Soll ich dir derweil etwas auffüllen? Lorelei?«

      Rexroth harpunierte die schmalzgeschwängerten Pfannkuchen wie einen weißen Wal, bevor er seine aufgespießte Beute aus den flutenden Sirupmeeren barg und im Ganzen verschlang. Während er wartete, spulte sich ihr Gespräch in seinem Kopf ab; wieder und wieder, als fürchtete er um eine einzige Silbe, die den rasiermesserscharfen Verstand seiner Kollegin irritiert oder aufgescheucht haben könnte. Lorelei Greenaway verschmolz in seinen Gedanken mit einer jener gewitzten Apparaturen, aus deren Heimat sie stammte, und bereitete dem verschlagenen Wolf so fragwürdige Beschäftigung. Irritiert bleckte er die zuckerverschmierten Zähne, als eine Teleschnecke in seiner Hosentasche nach Aufmerksamkeit verlangte.
      »Rexroth?«, schmatzte er mit randvollem Mund und horchte; lange, lächelnd, finster.
      »Dieses brillante Miststück«, entkamen die Worte nach dem Ende des Gesprächs plötzlich, ehe er sie ergreifen konnte, und verflüchtigten sich gerade schnell genug, um den spitzen Ohren der wiederkehrenden Lorelei Greenaway zu entrinnen. Wortlos setzte sich die hagere Schwarzhaarige auf Rexroth schwarzgepolsterte Thekenstühle, warf dem Hausherren ein generöses Lächeln wie einen Knochen hin und stibitzte sich eine einzige Weintraube, um sie mit den schneeweißen Zähnen zu halbieren.
      »Schmeckt’s?« Sie deutete auf die süßen Fälle, die aus Rexroth’ Mundwinkel quollen. Für einen Moment beobachtete jener, wie sie auf der halben Weintraube herumkaute, als zermalme sie ein Hüftsteak samt Knochen, bevor er seufzend erwiderte:
      »Was tust du hier?«
      »Dich analysieren.« Loreleis Stimme war klar wie Eis, ihre Augen dunkelgrüne Spiegel. »Ich wollte wissen, wer du bist. Wie du lebst, was du tust.«
      »Selbst der Teufel war mal ’n Engel«, schmeichelte Rexroth vorwurfsvoll, aber Loreleis Stimme schnitt wie der Winterwind:
      »Ich bin kein Engel, Rexroth. Ich würde den Himmel in Trümmer legen, um die Wahrheit herauszufinden.«
      »Welche Wahrheit?«, fragte Rexroth doppeldeutig.
      »Es gibt nur eine Wahrheit.«
      »Das bezweifle ich.«
      Verächtlich schnaubend griff sich Lorelei einen Speckstreifen und drehte ihn lustlos im Licht der weißstrahlenden Deckenleuchten.

      Außerhalb von Nickleby, Fountleroy Island

      Die Stadt der Verdammten trieb wie eine untergegangene Zivilisation in den düsteren Nebelmeeren jenseits des »Rosary Hill«, über den graufahle Rosensträucher gleich dem schorfigen Aussatz einer alten Wunde wucherten. Sterbend und abflauend verloren sich das mürrische Schnauben der schwarzen Pferde, die knurrigen Laute des argwöhnischen Kutschers und das Knarzen der wurmstichigen Wagenräder in den Fluten beißender Feuchtigkeit - den sonderbaren Fahrgast und den kleinen braunen Mischling allein auf der roten Backsteinstraße zurücklassend, die wie eine blutige Spur durch die verwunschenen wilden Rosen führte. Der launische Morgenwind jaulte über die Anhöhe und fuhr geisterhaft durch die klimpernden Rosenkränze, welche zu dunklen Perlenketten in die Rosensträucher geflochten worden waren und ihre sühnende Frömmigkeit an die massiven Mauern des gewaltigen Herrschersitzes der Insel trug.
      Der »Red Apple Palace« - eine Verballhornung seines Architekten Reed Appahal, die sich aus den schwindsüchtigen Nischen und Ritzen des Gesindes in die goldenen Gemächer der Aristokraten und Monarchen geschlichen hatte - zwängte sich wie der Oberkörper eines gewaltigen backsteinernen Zyklopen aus dem trägen Hügelland und stemmte seine himmelsragenden Türme wie monolithische Arme gegen sein Gefängnis aus Schlamm und Stein. Furchtsam witterte das schwarze Näschen des Hundes im Schatten dieses drohenden Gefangenen, als verbargen sich mannshohe Katzen und vergiftete Knochen hinter den blutigen Tudor-Fassaden, deren golderleuchtete Rundfenster und spitze Portale im Dunkel des Morgens eine zornige Grimasse zu schneiden schienen. Donnernd, schreiend, tobend brach sich der Zyklop aus dem Rosary Hill frei und weinte bröckelnde rote Tränen auf das blonde Haupt des Reisenden. Verwirrt schnupperte der kleine Hund an den braunen Stiefel seines Herren und riss jenen so aus seiner Starre. Die sonnengrünen Augen blitzten müde auf; und plötzlich war der verfluchte gehäutete Zyklop wieder der Palast aus rotem Gestein und sein schimpfendes Maul ein schmuckvolles silbernes Gittertor, welches sich schnarrend auseinander schob, als eine der altgedienten Wachen den blonden Ankömmling und seinen tippelnden Reisebegleiter herannahen sah.

      Alle Aufmerksamkeit im »Roten Thronsaal« hing an ihren Lippen. Die Puppenkönigin genoss die trockenen Blicke der faltengesäumten Augenpaare, die sich vor den rubinroten Schmuckwänden kahl und weiß abzeichneten wie verwaschene Steinabriebe, aus gesichtslosen Gesichtern müde schielten und es nicht wagen würden, die eingefallenen Lider nur für eine einzige Sekunde zu schließen und so den Eindruck zu erwecken, der königlichen Stimme nicht jene gebührende Achtung entgegenzubringen, die sie so sehr verlangte.
      Selbstbewusst glitzerte die schief hängende Goldkrone auf der hohen Stirn der Regentin; jener Stirn, in der die Gedanken eines 15-Jährigen Mädchens mit Märchenprinzen im Mondschein tanzten und kaum die Muße aufbrachten, sich mit den zähflüssigen Tagesgeschäften einer souveränen Nation zu befassen. Catherine II. versank wie ein possierliches Porzellanpüppchen auf dem gewaltigen Herrschersitz, der wie ein rotgoldener Wasserfall aus der von Kronleuchtern illuminierten schwarzen Kuppel des Thronsaals rauschte und von der jungen Königin nicht ohne Zuhilfenahme zweier Bediensteter erklommen oder verlassen werden konnte. Fußwippend und selbstvergessen an dem rosenbestickten Saum ihres monströsen weißen Reifrockes pulend, der die Puppenmonarchin auf eine blumenbepflanzte Wolke drapierte, wünschte sie den verkalkten alten Abgeordneten des »Worshipping House« einen genehmen Morgen - eine Tradition, die sie stets als Vorwand vorzuschieben wusste, um über ihre umwälzenden Erlebnisse zwischen Geweckt-werden und Angekleidet-werden zu berichten. An diesem Morgen gab sich der wie aufgemalte rote Mund jener überaus schmackhaften Erdbeermarmelade hin, welche das Frühstück »zu einer Offenbarung« gemacht und ihr dennoch »einen gesunden Appetit für das Mittagessen gelassen« habe. Catherines Frühstückssaga verlor sich in den fruchtigen Nuancen, die sie noch immer auf der kleinen Zunge zu schmecken vorgab, bis sich die royale Porzellanstirn zu krausen begann und das karamellblonde, zu einem rosenartigen Zopf geflochtene Haar in die dichten Brauen zog. Denn ein seltsamer Traum hatte die sanfte Nacht der jungen Königin unterwandert und sie »in grässlichste Aufregung« versetzt: Herr des Unheils war ein böser Reiter mit Sense und rotem Haar gewesen, der gekommen schien, um sie in sein schwarzes Schloss zu entführen. Ihr zartes Stimmchen bebte und keiner der Abgeordneten wagte, auch nur einen Atemzug zu tun.
      »Ich kann Ihnen sagen, meine Herren«, endete Catherine schließlich, bedeutungsvoll mit den kristallblauen Augen klimpernd und die kleine Hand gegen die zarte Brust gepresst, »So ein Traum lässt einen ganz und gar bange werden. Ich konnte mich kaum beruhigen. Die arme Amme habe ich sogar gekratzt, als sie mich des Morgens zu wecken versuchte. Wäre diese vorzügliche Erdbeermarmelade nicht gewesen- Oh! Ich wüsste wahrlich nicht, wo mir jetzt der Kopf stünde…!«
      Das Worshipping House, die altehrwürdige Beratungskammer der Krone, verfiel in besinnliches Murmeln und drückte Catherine vollste Anteilnahme aus. Dankbar nahm die Puppenkönigin das Mitleid der wichtigen Männer an, bevor ihr kristallklarer Blick über die rotsamtenen Tischdecken glitt und sich auf einen verstockten Uniformierten mit braunem Vollbart und strengen Kohlenaugen einstach. Ein verständiges Nicken später hatte sich der königliche Generalsekretär Chester Sundermare erhoben, um sich gewichtig zu räuspern und den ersten Punkt der Tagesordnung zu besprechen - die Kostenreduzierung in den staatlich geführten Armenhäusern.
      »Eure Majestät, Gentlemen. Wir können uns gewiss darauf einigen, dass die Mittel zur Verpflegung und Unterbringung dieser…Menschen in keinem Verhält-«
      Plötzlich barsten die bronzenen Schwingen der gewaltigen Flügeltür auseinander und donnerten wie dröhnende Gongs gegen die Prachtwände des Thronsaals, eine brausende Sturmflut purer Energie bis an die Sockel des royalen Herrschersitzes werfend. Das Raunen, welches daraufhin durch die Reihen der grauen Abgeordneten rauschte, verebbte schlagartig, als ein einziger Mann in Begleitung eines kleinen braunen Hundes durch das Portal schritt.

      Er wusste, dass sie ihn hassten und fürchteten, wie die Menschen der Vorzeit den Winter gehasst und gefürchtet hatten; er spürte ihre Verachtung wie Gift aus ihren Zähnen triefen und zog die Lippen gen Nasenflügel, um es ihnen gleich zu tun. Er gewährte ihnen einen Blick auf die verlotterten Zahnreihen, löchrig und vergilbt und schief gewachsen, und fand Befriedigung in ihrer unübersehbaren Abscheu. Wie ein Verurteilter schlurfte der »Bastardkönig« Ulysses McKenna durch dieses selbstgerechte Tribunal und trat seiner Richterin mit der stolzgeschwellten Brust eines verdammten Sünders gegenüber. Sein kleiner Hund fand derweil an einem der Tischbeine größtes Gefallen.
      »Wenn der Scheißköter irgendwo gegenpisst…«, hörte der Blonde die näselnde Stimme Chester Sundermares - und würgte sie ab:
      »Werde ich es mit deinem Bart wegwischen.«
      Zornentbrannt plusterten sich die vollen Backen des königlichen Beraters auf, welcher sich in diesem Moment jedoch seines Fehltrittes gewahr wurde. Köchelnd sank er nieder und erwartete den wohlverdienten, jedoch ausbleibenden Tadel seiner Regentin. Die Puppenkönigin kicherte nur ein langes und ungehemmtes Kichern, das jedes weitere Wort für obsolet bestimmte, und begrüßte den unverhofften Gast mit dem naiven Charme frischen Blutes:
      »Werter Cousin, so eine Überraschung. Bitte, tritt doch näher und höre nicht auf Lord Sundermare. Du kommst unangemeldet, wieso machst du sowas? Große Auftritte sind doch gar nicht deine Art. Sei es drum. Komm, komm ganz nah. Wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen? Und wen bringst du da mit? Er ist entzückend. So große runde Knopfaugen…«
      »Er hat noch keinen Namen«, erwiderte Ulysses so sanft es seine zerfetzte Stimme vermochte, »Ich musste ihn mitbringen, ich befürchte, er hat Flöhe.«
      »Du bringst eine flohverseuchte-!?«, setzte Chester Sundermare abermals zornrot an, wofür er diesmal einen strafenden Blick der Puppenkönigin und ein geringschätziges Lächeln des Blonden erntete.
      »Ich konnte ihn wohl schlecht beim Rudel lassen.« Ulysses’ nervenzersetzende Stimme krümmte jedes Haar im Raum und bedeutete Sundermare zu schweigen - oder zu sterben. Die giftgrünen Augen des Bastardkönigs, die nur selten Blicke erwiderten und stets zu starren schienen, fraßen sich wie toxische Feuer in die Brust des bebenden Generalsekretärs. »Und wenn du meine Hunde noch einmal als ›Scheißköter‹ bezeichnest, du aufgeblasenes, Teebeutel lutschendes Stück Dreck, werde ich dich kopfüber aufknüpfen und dabei zusehen, wie dir langsam die Scheiße aus den Augen tropft. Verstanden?«
      »Riecht ihr das?«, warf in dieser lähmenden Sekunde die Puppenkönigin höchstselbst ein, eine karamellbraune Strähne aus dem perfekten Flechtwerk pulend und um den Zeigefinger drehend, »Diesen Gestank von Testosteron am Morgen? Lord Sundermare!«
      »Meine Königin…«
      »Sie werden doch gewiss allein mit den Angelegenheiten der Tagesordnung fertig?«
      »Gewiss, aber…«
      »Still jetzt. Ich werde ein zweites Frühstück mit meinem werten Vetter einnehmen, bevor Ihre an diesem Morgen anscheinend überquellende Männlichkeit ihn noch dazu nötigt, seine Worte Ihnen gegenüber wahr zu machen. Cousin?«
      Die blonden Lockenstrudel wuselten in einer angedeuteten, wenig höfischen Verneigung gen Marmorboden. »Mein Vergnügen.«
      »Hervorragend«, jubelte Catherine wie ein kleines Kind und klatschte eifrig in die Hände, um sich von den herbeieilenden Dienern vom Thron heben zu lassen.

      Der formlose Dampf des aufgebrühten schwarzen Tees setzte sich wie gehauchte Worte an der verglasten Frontgalerie des fernöstlichen Pavillons ab, hinter dem die träumenden Blüten des exotischen Palastgartens scheue Tiere mimten, die sich im zugigen Morgenwind zwischen modellierten Pagoden wiegten. Catherines selige Mutter hatte sich an den leeren Versprechungen ferner Landstriche zu erfreuen gewusst und das Geld ihrer Untertanen darauf verwandt, die alte Welt in die Gärten des Palastes zu stopfen, während ihr Volk im Ruß und Kohlenqualm des Fortschritts erstickte.
      »Gefällt es dir?«, die Stimme der Puppenkönigin klimperte im Takt mit den langen Wimpern wie Münzgeld, »Mutter erzählte mir, es gäbe im West Blue ein Land, in dem alle Gebäude aussehen wie…« Sie deutete auf eine der modellhaften Pagoden, die sich zwischen den wabernden Blumenmeeren in der morgendlichen Finsternis auftürmten.
      »Ka No Kuni«, erwiderte Ulysses nickend, ungelenk die winzige Teetasse zwischen seinen klobigen Fingern ausbalancierend.
      »Warst du schon dort?«
      Wieder nickte der Blonde, in dessen Geiste sich die angstverzerrte Gestalt des Wunderheilers manifestierte, dessen Blut im Namen der Sache geopfert werden musste wie ein Lamm auf einem pagenen Altar. Für einen Moment leistete der alte Mann ihnen am Tisch Gesellschaft und träufelte blutige Hirnmasse aus seinem eingeschlagenen Schädel in Catherines Teetasse. Ulysses zurrte die Brauen zusammen, als sie einen ausgiebigen Schluck nahm und ihm über die blutigen Ränder hinweg unsicher zulächelte.
      »Was?« Ihre Stimme klang blechern, aufgeweckt. »Siehst du wieder was? Was siehst du? Erzähl!«
      »Nichts«, wiegelte Ulysses mürrisch ab, stellte die puppenhafte Teetasse unverrichteter Dinge auf der weißen Tischdecke ab und verscheuchte den toten Pharmazie-Menschen aus seiner fantastischen Gedankenwelt. »Catherine…«
      Bedächtig griff er nun in das Innere seines braunen Mantels, der seinem träumenden Hund erneut als Bett zu seinen Füßen diente. Ohne das schlummernde Tier zu wecken, fuhrwerkte er einen rotumrandeten Brief mit gebrochenem Löwensiegel hervor. Die Puppenmonarchin nickte wohlwollend, als gewähre sie ihm wider besseren Wissens das Wort, und biss zaghaft in eines der in Eile gebratenen Frühstückswürstchen.
      »Ist das dein Ernst?«, fragte Ulysses mit der rauen Dringlichkeit eines Mannes, der nie in seinem Leben höfische Bildung genossen hatte und inmitten der falschen Polituren des Red Apple Palace wie ein Schmierfleck wirkte, den eine nervöse Magd übersehen hatte.
      Catherine, vom zweiten Frühstück und der hinreißenden Spontanität dieses Morgens gebannt, spreizte nur die koketten Augenlider.
      »Natürlich ist das mein Ernst.«
      »Du willst Krieg?«
      »Was ich will, ist nicht von Belang«, plapperte sie inbrünstig die auswendig gelernten Phrasen nach, »Einzig das Wohl und die Zukunft meines Königreiches-«
      »Spar dir deine scheinheilige Diplomatie«, knurrte Ulysses gequält, den Kopf gesenkt und die sonnengrellen Grünaugen hinter den chaotischen blonden Locken verborgen, »Wir beteiligen uns nicht an deinem sinnlosen Krieg. Niemals.«
      Catherine nahm seine Worte gelassen hin, rührte in ihrem Tee und folgte den aufsteigenden Dämpfen bis an die Fensterfront, wo sich ihr Blick in den fernöstlichen Gärten verlor.
      »Sinnlos?«, wiederholte sie schließlich unbeeindruckt, »Sinnlos ist nur dein barscher Versuch, meine Autorität zu untergraben, Cousin. Ich bin die Königin von Fountleroy Island und damit auch Herrscherin über-«
      »Wage. Es. Nicht!«, zischte Ulysses’ rattenzerfressene Stimme bedrohlich, »Wir stehen unter dem Schutz des ›Almanag-Kontrakts‹. Wir haben uns losgesagt.«
      »Tatsächlich?«, fistelte Catherine hochmütig, »Denk nochmal nach. Almanag ist nur ein Notbehelf, um euch ›Wilde‹ unter Kontrolle zu halten. Ihr seid Paria, Ulysses, und die Regierung erkennt allein meine Krone an.«
      »Ich werde dir keinen einzigen Lairen überlassen.«
      »Du wirst«, beschloss die Puppenkönigin schnippisch und teenippend, »500 lairische Soldaten. Bis Ablauf des Monats sollten sie eingetroffen sein, sonst werden wir Sanktionen erlassen.«
      »Sanktionen…«, murmelte Ulysses und verzog die spröden Lippen, dass seine schiefen Gossenzähne aufklafften, »Sanktionen…denkst du, deine kleinliche Politik beeindruckt uns? Glaubst du, wirtschaftliche Sanktionen könnten uns das Fürchten lehren? Nach allem, was ihr uns angetan habt…und was wir euch hundertfach büßen ließen? Du bist zu jung, Catherine, und zu naiv. Wage nicht über deine Krone zu reden, als gehöre sie dir und das Blut toter Männer und Frauen, das an ihr klebt.«
      »Ulysses, du-«
      »Deine Mutter war es, die den Fehler machte, uns zu unterschätzen. Die glaubte, uns wie ihren Besitz verschiffen und wie Schwerter zücken zu können. Doch sie irrte sich. Weißt du, was in der Bucht von ›Og MacLarr‹ passiert ist, kennst du die Geschichte?«
      Zerknirscht schüttelte Catherine das karamellblonde Haupt. Ulysses ignorierte die alten Wachen, die bei der Erwähnung jener verfluchten Bucht die Griffe fester um ihre Gewehre gelegt hatten, und lehnte sich weit über den Tisch vor. Seine toxischen Augen brannten sich durch die blonden Lockenstrudel und tief in Catherines hohe Stirn, während er begann:
      »Eine Flotte aus 20 Kriegsschiffen wurde entsandt, damals, als sich die Kinder des Grüns gegen ihre fountischen Unterdrücker auflehnten, die Fahne des schwarzen Löwen in Brand steckten und auf jedes Gemälde deiner werten Mutter pissten, das sie finden konnten. 20 Kriegsschiffe segelten in die Bucht von Og MacLarr, bis an die Masten mit den besten jungen Teeschlürfern besetzt, die die Getriebe eures ›großen Empires‹ hervorgebracht hatten. 20 Kriegsschiffe, zu denen der Kontakt im Feindesland abbrach. Unserem Land. Deine Mutter, möge sie in der Hölle verfaulen, wartete drei Tage, bis sie einen ihrer…Höchstdekorierten schickte. Vizeadmiral Horatio Cromwell, den ›Schlächter von Galedove‹. Sie schickte eines der Monster jener Familie, die unser Land seit so vielen Jahren vergewaltigte und schändete und aussaugte. Die unsere Kinder und Kindeskinder versklavte - diesen Mann schickte sie mit 40 Kriegsschiffen. Doch weißt du, was sie fanden; er und seine fountischen Bestien?«
      Catherine, die über diesen grauenhaften Monolog und unter der Last der stechenden grünen Augen wie eine alte Puppe zu zerbröckeln schien, schüttelte mechanisch den Kopf; während Ulysses, dessen Locken unter den Kronleuchtern schwarze teuflische Schatten über den Esstisch warfen, sich weiter vorlehnte und unheilvoll wisperte:
      »Alles, was sie vorfanden, waren die brachliegenden Überreste eurer ach-so-mächtigen Flotte und die von fountischem Blut getränkte Erde von Og MacLarr!«
      Stille sickerte durch das Dach des Pavillons und tropfte als Angstschweiß auf die hohe, weiße Porzellanstirn der Puppenkönigin. In einem erbärmlichen Versuch, ihre verschreckte Würde über die unstillbare Angst in ihren Gedärmen triumphieren zu lassen, hielt ihre zitternde Hand die alarmierten Palastwachen zurück und sah dem Bastardkönig fest in die giftig glühenden Augen.
      »Wieso…?« Sie räusperte sich gebieterisch, ihre Stimme aber blieb ein gehauchtes Fiepen. »Wieso erzählst du mir das…?«
      »Um dir etwas klarzumachen«, erklärte Ulysses mit einem undefinierbaren Ausdruck auf den kränklich-blassen Lippen, der jeden verlotterten, schiefen, vergilbten Zahn in seinem Kiefer ausstellte wie preisgekröntes Zuchtvieh im Gatter. In einer schattenhaften Bewegung okkupierten seine massiven Fäuste den Tisch und er raunte wie der Teufel aus seiner Hölle:
      »Solltest du versuchen, mein Volk zu unterjochen und mein Land zu erobern, werde ich wiederkommen und dein ganzes verfluchtes Königreich niederbrennen!«

      Brig, Lunalata

      Ein widriges Geräusch fraß sich durch die Dunkelheit der Brig und durchfuhr Lucas kauernden nackten Körper wie eine rostige Klinge.
      Ihr tränengetränktes Gesicht lugte wimmernd über die geprügelten Arme hinweg und traf durch die Gitterstäbe hindurch den schlangengrünen Blick Carla Griswolds, deren glänzende weiße Zähne zwischen den rabenschwarzen Lippen hervor blitzten und einen saftigen Brocken aus einem knallroten Apfel rissen. Genüsslich malmten ihre blassen Kieferknochen das fruchtige Fleisch, Biss um Biss auskostend, bevor sie schließlich den noch vollen Mund öffnete und medusenhaft züngelte:
      »Der arme Xanana. Ich wünschte, ich könnte behaupten, er würde mir fehlen.«
      Geistesverloren und kalt musterte Luca die Leiche des Muränen-Mannes, die in ihrer Zelle ausblutete wie ein geschlachtetes Schwein. Sein langer, schuppiger Hals schien von einer stumpfen Säge zerfleischt und war bis auf das Rückenmark zerfetzt.
      »Du…«, wisperte Luca brüchig im Schluchzen, ohne ihrer Stimme Kraft geben zu können. Ihr nackter Körper war von dunklen Wunden und schwarzen Flecken überwuchert, die unter dem roten Blut des Fischmenschen unheilvolle Male zeichneten. Gegen ihren Willen war die Blonde zur Opfergabe eines kranken zeremoniellen Ritus geworden, der allein der Schwarzen Witwe und deren diabolischen Ränken galt. »Du hast ihn zu mir geschickt, nicht wahr? Du krankes, perverses Dreckstück…du wolltest, dass das passiert!«
      »Ich wollte, dass er dich bewacht«, korrigierte Carla gleichmütig und polierte den angebissenen Apfel an ihrem rabenschwarzen Revers, »Es war seine Entscheidung, sich an dir zu vergreifen; und es war dein gutes Recht, dich zu verteidigen.«
      »Er sollte sterben«, dämmerte es Luca.
      »Optimalerweise…ja.« Mit einem herzhaften Biss verfingen sich die Fangzähne der Spinne abermals im Apfel. Lucas Magen rebellierte, als der süße Fruchtnektar über Carlas totenschwarze Lippen quoll.
      »Er wollte der Boss sein«, erklärte die Schwarzhaarige ungeniert mit vollem Mund, welchen sie sich mit dem bloßen Handrücken abwischte, »Wollte die Mannschaft gegen mich aufhetzen, die nach all den Jahren unter seiner Führung schon genauso bescheuert ist wie er…Er wollte mehr Macht, als ihm zustand.«
      »Als du ihm zugestehen wolltest«, warf Luca nüchtern ein, in ihrem Schock stolzer als Gott, worüber Carla aufseufzte:
      »Wir beide…« Ohne Vorwarnung warf sie den angefressenen Apfel gezielt durch die Gitterstäbe, gerade so hoch, dass Luca ihn fangen konnte. »Wir beide sind uns so ähnlich. Also sag mir, wieso zierst du dich so? Du könntest längst in einer geschmackvollen Kajüte Trauben und Kirschen naschen, anstatt in diesem Loch hier den Rost von den Gittern zu lutschen. Stolz ist nur von Vorteil, wenn man ihn nutzen kann. Er ist der Luxus der Gewinner, nicht der Schutzheilige der Verzweifelten; das solltest du wissen, Luca.«
      »Vielleicht sind wir uns ähnlich«, erwiderte die Blonde ohne jeden Ausdruck im zerfurchten Kerkergesicht, »Aber wir sind nicht gleich. Wir lügen, wir missbrauchen und manipulieren. Aber ich habe Freunde. Menschen, die mir etwas bedeuten und denen ich etwas bedeute. Du hast niemanden. Nur ein Schiff voller Marionetten und eine Leiche, die jetzt deine giftigen Felder düngt.«
      Carla mühte sich nicht mit der Bürde ab, über die Worte der eingepferchten Blonden nachzusinnen. Schweigend wartete sie ab und verfolgte den inneren Kampf der Gefangenen, endlich in den verheißungsvollen Überrest des roten Apfels zu beißen. Vielleicht ahnte Luca, dass jener Apfel verflucht und mit der Macht der Frau in Schwarz getränkt war; der giftigen Spinne, die ihre unseligen Opfer mit Versprechungen von Treue und Unterwürfigkeit in ihr Netz lockt und ihnen langsam und bedächtig einen Kokon aus Lügen spinnt, in dem sie schließlich ersticken. Der Apfel tanzte in Lucas blutgetränkter Hand und roch nach dem verlorenen Paradies, dem es zu widerstehen galt, um die Schlange nicht obsiegen zu lassen. Harte Stahlaugen konterten den grünen Schuppenblick der Schwarzhaarigen, als Luca aufsah und fragte:
      »Wieso hast du ihn verraten?«
      »Wieso?« Scheinbar wahrhaftig überrascht über diese naive Frage erhoben sich die rabenschwarzen Brauen Carlas bis hoch in die milchweiße Stirn und runzelten das polierte Fleisch. »Harley war ein galanter Lügner, ein prächtiger Schurke und ein fantastischer Spieler. Die Damen liebten ihn, die Männer sahen in ihm einen Spiegel. Harley besaß die Macht, jedem Menschen seine tiefsten, dunkelsten und leidenschaftlichsten Wünsche aufzuzeigen und ihn in der illusionären Gewissheit zu wiegen, ihm ebenjene offerieren zu können.« Luca versuchte, die Emotionen der Frau in Schwarz zu lesen, wie sie in jedem Menschen las, in dessen Brust ein Herz schlug, das sich nach Liebe oder Glück oder Aufmerksamkeit oder Sex sehnte; doch das Gesicht ihrer Kerkermeisterin war hart und weiß wie Stein. Ob Carla diese Intention vorweggenommen hatte, blieb ihr Geheimnis, denn die Schwarze Witwe fuhr gleichmütig fort:
      »Harley war bis auf die Sekunden genau perfekt, in der er es nicht mehr war. Seine Arroganz verleitete ihn zum Leichtsinn, seine Eleganz zur Prunksucht. Er wurde zu einer leeren Hülle, die jedermann gefallen wollte und vergaß, in wessen Dienst sie tatsächlich stand.«
      »In Ulysses’?«
      »In meinem.« Carla setzte ein schneidendes Lächeln auf, schwarz und infernalisch wie die gewetzten Schnäbel der Harpyien. »Harley gehörte mir. Ich habe sein Netz für ihn gesponnen, seine mit goldenem Tand und Juwelen besetzten Fäden zusammengehalten. Und wie dankte er es mir? Indem er mich herabwürdigte, verspottete für meine Vorsicht und meine Sorgen, die allein uns und unserem Geschäft galten. Dachte er, er könne mich wie eine seiner Huren behandeln und dabei nicht Gefahr laufen, seine Männlichkeit einzubüßen? Nein, dieser unreife kleine Junge hat bis zuletzt nicht wahrhaben wollen, dass sein Spielparadies über seinem verwöhnten Scheitel zusammenstürzt. Ich allein habe vorausgeahnt, dass ihr unser Untergang werden könntet. Er hörte nicht - so musste ich handeln.«
      Noch immer ließ Luca die angebissene Apfelgriebe durch ihre blutigen Finger wandern, während Carla in finsterer Selbstverherrlichung monologisierte. Der Hunger kläffte wie ein räudiger Hund im Magen der Gefangenen und übertönte die eitlen Worte der Frau in Schwarz. Als die dunklen Lippen schließlich schwiegen, schreckte Luca aus ihrem Kampf auf und wisperte:
      »Und so…musstest du in den sauren Apfel beißen und ihn verraten…?«
      »Oh, nein«, lachte Carla so scharf und verführerisch wie eine edle Hure zwischen seidenen Laken, »Dieser Apfel war saftig und süß und rot wie Blut…Ich wünschte sogar, ich wäre dieser Versuchung schon früher erlegen.«
      Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden oder ein Wort zu verlieren verbiss sich Lucas Kiefer im angefressenen Bauch des Apfels. Wie ein Tier verschlang sie die teuflische Frucht unter den zufriedenen Schlangenaugen der Carla Griswold, bevor sich jene geschmeidig erhob und selbstgefällig aus der Brig schlenderte.
      »In einer Stunde komme ich wieder«, hallte ihre süffisante Stimme durch die Dunkelheit, »Entweder du gehorchst dann und wählst die Würde; oder du sträubst dich weiterhin. Dann werde ich jeden einzelnen meiner Männer zu dir herunterschicken, bis du dich nicht einmal mehr auf einem hinterwäldlerischen Straßenstrich in einem Blue feilbieten könntest, und lasse dich in dieser Zelle zusammen mit dem armen Xanana verrotten. Die Wahl liegt bei dir, Luca…die Wahl liegt bei dir.«
      »Sie werden dich finden«, zischelte Luca verbittert, »Sie werden dich finden und dann wird die Hölle losbrechen!«
      Zufrieden zogen die Rabenlippen eine verstiegene Ellipse, bevor sich die Frau in Schwarz ein letztes Mal zu ihrer Gefangenen umwandte.
      »Sollen sie kommen, Luca…du und diese Hölle - ihr gehört jetzt mir




      Kapitel 126



      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von -Bo- ()

    • Moin moin,

      -Bo- schrieb:

      Also: Umso schneller ihr diesmal kommentiert, desto schneller endet dieser langwierige Arc
      Das ist ein cleverer Schachzug, einen besonders fiesen Ausgang einzubauen, um uns Leser zu schnelleren Reaktionen zu zwingen ermutigen. Allerdings kommentiere ich sowieso dann, wenn ich mal zwanzig Minuten übrig habe. Insofern, hah! :D

      Mit dem nächsten Kapitel werden wir vermutlich sehen, wer es ebenfalls an den zerbombten Hafen geschafft hätte, wäre dieser nicht, nun ja, unter schweren Beschuss geraten. Ob Kiwi und Kako nun einfach in der Schlossruine verrotten, was mit einem kurzen Flint-Rückblick geklärt wäre oder noch andere namhafte Gäste (bzw. Gäste, denen du einen Namen gegeben hast) aus den Trümmern gekrochen kommen, bleibt abzuwarten. Ich vermute, dass es rein erzählerisch durchaus naheliegend ist, mit dem Ende des Arcs auch einen Schlussstrich unter Harleys Gästeliste zu ziehen. Die wichtigsten Leute wurden porträtiert, während andere Rollen ein wenig umgeschrieben wurden (Stagman ↔ Ondine)
      Mit dem Abgang von Moira und Cathal sowie der verwitternden weiblichen Spur von Gráinne scheint sich auch die Gruppe rund um Ulysses so langsam aus dem Spiel zurückzuziehen. Die Frage ist, ob sich die Fraktionen auf verschiedenen Routen aufteilen [a] Carla, Lorca, Xanana, Waterloo (?); (b) Graham, Cathal + [c] Gráinne, Zombie-Harley oder ob mindestens einer von ihnen zurückgeblieben ist, um den Kopfgeldjägern den klassischen Hinweis zu verschaffen, der bislang an jedem Arc-Ende die neue Zielrichtung vorgab. Das Muränenschiff schien ja als Exit-Strategie erst einmal die Geiseln neben den von Carla geforderten Waterloo & Lorca als Besatzung auszumachen - wobei sich noch zeigt, wie der junge Knabe auf Harleys endgültigen Untergang reagieren wird. Ein Bruch war im Kampf gegen O'Mara auszumachen, allerdings gehe ich von aus, dass die Abnabelung von Harley in unterschiedlichem Tempo erfolgen wird. Ein Waterloo in seiner unsicheren haltgebenden Liebe reagierte bislang völlig anders auf Harley, während Lorca ohnehin ein Gemüt besitzt, das zwischen einem doppelten Sprung im Spiegel und einem in ein Waisenhaus entgleisender Zug rangiert.

      Das wird noch lustig, wenn nun Carla der Boss ist, deren aalglatte Dominanz ein wenig anderen Führungsstil ausmacht als beim schunkelnden, säuselnden und selbstverliebten Valentine Harley. Beziehungsweise wird das kein lustiges Leben, da Carla einfach nur dunkel und in ihren Gefühlen opportun ist. Wenn sie es sich erlauben kann, mit zwei Geiseln im Gepäck, lässt sie die gnadenlose einseitig agierende Geiselverhandlung durchspielen. Ich fand die Szene gleichzeitig bedrohlich wie belustigend. Einerseits geht der schwarzen Witwe regelrecht einer ab, während sie mit ihrer Waffe hantieren kann. Das hat man irgendwo beim Lesen gemerkt. Auf der anderen Seite hing ihr Leben an Lucas Herzschlag.
      Wäre Luca, aufgrund des Kampfes und der Erschöpfung, noch an Deck gestorben, hätte eigentlich keinen irgendetwas davon abgehalten, Carla und Co. in Stücke zu reißen. Die Nüchternheit, die Cassiopeia dabei walten ließ, passte im Gespräch mit Carla schon zum Charakter, andererseits haben wir keinen tieferen Eindruck davon erhalten können, wie Carla auf die Neugeborene bzw. diese auf ihre nicht-mehr-Verbündete reagiert. Deren Augen richten sich nach wie vor auf Ondine - und da stellt sich für mich die Frage, welche Prioritäten die Agentin demnächst setzen wird. Ob diese eigenmächtig erfolgen oder uns demnächst ein Telefonat mit Miss Greenaway erwartet.

      Was Callaghan anlangt, finde ich es interessant, wie er Großteile des Arcs, wie auf Princess Suie, mehr mit sich selbst beschäftigt ist (Pfarrerdialoge, Grüner König) und große Teile des Finales aus dem Spiel gehalten wird. Vom Tod des Rattenfängers und dem Einkassieren Rennacs hat er ähnlich wenig mitgekriegt, wie von der Geiselnahme Lucas und dem hundertsten Tod der Effie Rappaport. Ist letztere nicht mit Sol aufgebrochen? Was hat die beiden getrennt, dass die Dame mit den einhundert Doubles nun ausgerechnet nach neunundneunzig Toden 'wirklich' umkommt? Neben Xananas Hightech-Kahn und dessen nicht zu leugnender Vermischung von giftzüngiger Rache und nicht abzulegender Inkompetenz wirkte dies Finale - nach dem Finale - ein wenig aus dem Boden gestampft. Mir kommt der Verdacht, dass uns noch in ein, zwei Passagen erwarten, in denen sich die einzelnen Verstrebungen aufdröseln lassen. Nachdem alle wieder vereint - oder wie Callaghan und Flint da waren - musste Luca ja im Prinzip dort auftauchen, wo sie niemand erwarten sollte. Einerseits passend, zum anderen vermute ich da wie gesagt noch einen Absatz. Auch, um die eingangs benannten Schicksale nicht im Dunkeln mitsamt des Arcs ausklingen zu lassen.

      Mit dem vorgehabten Verlassen der Insel gehe ich auch von aus, dass der zweite, benannte Teil der Winterinsel in der Theorie eine Rolle spielen wird? Einiges hast du mit den Jägern, der Geschichte der Insel und Schloß Roßkosch sowie dem Knochenfund angerissen, was durchaus noch interessant zu vertiefen wäre. Vorbereitend auf den Grünen König, neben dessen Auftauchen, ist die Theorie hinter diesem etwas, das immerhin zu einer zeitweisen Trennung unserer Protagonisten geführt hat. Der gute Flint wird davon nach wie vor herzlich wenig wissen und - wie Callaghan missmutig feststellt - wird uns der Knabe noch ein wenig erhalten bleiben. Insofern werden wir über diese Vorfälle auch noch etwas in Erfahrungen bringen. Etwas, worauf ich mich durchaus freue, da dadurch noch weitere Gegenspieler-Porträts an Kontur gewinnen. :D

      Bis demnächst!
    • Zwei Kapitel mit viel Inhalt, mein Kopf brummt. Los gehts!

      Ich möchte mich heute mal ein wenig von der inhaltsspezifischen Ebene lösen und mich eher mal den generellen Entwicklungen widmen, die sich in den Kapiteln verborgen haben, und die mir tatsächlich sehr zugesagt haben.

      Fangen wir dabei gleich einmal mit Carla an, deren Frucht - wie im Discord schon leidvollerweise diskutiert - für mich vollkommen überraschend kam. Andererseits ist die Metaphorik hinter der Schwarzen Witwe natürlich unheimlich passend. Die Spinne lässt ihren Mann nach der Begattung zum Sterben zurück, verdammt ihn zu einem Schicksal, welches entweder Ulysses, die Marine oder Weltregierung heißt.
      Nun geht sie geschwängert - in Form der Untergebenen des Hermelins, die sich ihr anschließen werden, sowie der Informationen, Netzwerke und sonstigen (geistigen) Güter, die sie sich noch unter ihre gierigen acht Beine gerissen hat - in die Welt hinaus, während Harley im Keller verrotten darf.
      Doch war es tatsächlich so klug, gerade Luca als Geisel zu nehmen? War es ein kluger Schachzug nicht nur die bestehenden Handelspartner des Hermelins gegen sich aufzubringen, darunter eventuell auch Ulysses, sondern auch noch die blutrünstige Bande an Kopfgeldjägern? Immerhin darf man die Gefühle, welche Callaghan für Luca hatte, nicht unter den Tisch kehren und ich erwarte, dass sie ihre Androhung wahr machen, Carla zu vernichten und in Stücke zu fetzen. Egal, ob sie die Blonde nur als Geisel nehmen und ihr tatsächlich kein Haar krümmen.
      Für mich wird Carla in diesen Moment von ihrer eigenen Gier übermannt, die sie bisher hinter kalten Kalkül, Berechnung einem perfekt sitzenden Lidstrich kaschiert hat. Effie als Geisel und Luca freizulassen, wäre wohl der diplomatischere und vielleicht sinnvollere Kompromiss gewesen.
      Generell wie sieht ihr Plan jetzt aus? Wird Effie à la Fluch der Karibik auf einer einsamen Insel ausgesetzt, wo sie darauf hoffen kann, dass sie eine Kiste voll Rum findet, den sie entzünden kann? Eine Art direkten Austauschs hätte ja folglich sofort eine Konfrontation zur Folge, aber Luca irgendwann zu entsorgen, würde die Zielscheibe auf dem Rücken der schwarzen Witwe ebenfalls nur vergrößern.
      In diesem Sinne bin ich gespannt, ob Carla mit ihrem weiteren Vorgehen weiter überraschen kann, und ob sie überhaupt den "sicheren" Hafen Sugar Crushs verlassen kann. (Wieso warte ich schon wieder auf Ajas an dieser Stelle? xD)

      Neuer Absatz, neue Dame: Cassiopeia. Die gute Frau sollte ihre Prioritäten kennen, denn immerhin arbeitet sie ja doch noch für die Weltregierung und ich frage mich, was denn jetzt schließlich ihre Rolle war? Das Ausspionieren von Harley und seiner Untergebenen? Und dann lässt die mächtige Logianutzerin Harley nicht nur im Elend zurück, sondern auch noch seine wertvollsten Untergebenen mit dem Schatz seines Wissens von dannen ziehen? Luca und Effie als casualties können ihr ja eigentlich am knackigen Hinterteil vorbeigehen.
      Oder ist das Interesse und das Verlangen(?) nach Ondine einfach zu groß? Shrimati scheint ja ihrer Kollegin gegenüber relativ hörig und unterwürfig zu sein, was jetzt die Frage aufwirft, ob Cassipeia tatsächlich eine alte Rolle ist, die sie wieder aufgreift, oder eine neue Rolle, die auch ihre Bekannten nicht kennen? Zumindest hatte ich ein wenig den Eindruck. Oder es liegt daran, dass der Kontakt zwischen Lehm und Blut einfach bisher noch nicht so ausgeprägt war.
      Auf jeden Fall mochte ich die wenigen Szenen mit Cassiopeia, deren Einführung du auf jeden Fall bei mir allmählich geschafft hast. Liegt aber wohl daran, dass du mit solchen Frauenfiguren einfach einen Nerv bei mir triffst. Ich tendiere ja auch zu einem bestimmten Frauentyp. Was bei dir die schönen, etwas vulgären Frauen sind, sind bei mir die mit dem latenten Dachschaden. ;)

      Nächste Frau im Bunde: Bloom. Nachdem mir die Untergebene ja ein wenig Deus-ex-Machina der Ulyssesgruppierung im aktuellen Arc war, hast du ihre Rolle ja immerhin doch noch soweit ausgebaut, dass mir ihre Bedeutung deutlich höher vorkommt, als der anderen Damen in den letzten Arcs. Vielleicht mag ich gerade auch nur ihre Ader, aber im Großen und Ganzen wusste Bloom zu gefallen. Ebenso wie ihr Spiel mit Harley und die Auseinandersetzung mit Stagman. (Den hatte ich schon wieder völlig vergessen und der ging im Namensfeuerwerk des Arcs auch irgendwie unter. Ist jetzt nicht weiter tragisch, aber vermisst hab ich ihn nicht^^).
      Ihr Teufelskraft gefällt mir, ist mal etwas anderes und es war irgendwie schön Harley katzbuckeln zu sehen. Seine Entwicklung kann ich an dieser Stelle auch gleich einmal anreißen. Ja...hmm...also ich bin zufrieden. Ich fand den Fall des Hermelins auf jeden Fall interessant mit zu verfolgen, aber im Großen und Ganzen bleibt für mich das Fazit, dass der Funke (höhöhö) nie so wirklich und in Gänze überspringen konnte. Harley war mir dann doch einfach zu Egal und wurde zu leicht von anderen Charakteren (Grüner König, Cassiopeia, Carla) überflügelt.
      Ich habe mir aber eh vorgenommen deine Geschichte noch einmal von vorne zu lesen, um für den kommenden Arc wieder besser in der Materie zu sein, und vielleicht bessert sich dieser Eindruck auch wieder. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies ein wenig den Pausen geschuldet war und meiner eigenen Abstinenz aus dem FF-Bereich im letzten Quarter 2016.

      Haben wir noch Frauen, auf die ich eingehen könnte? Vielleicht noch Effie und Luca. Schade um Effie, aber Tote gehen natürlich immer und sind gerne gesehen. Luca werde ich dir wohl so schnell nicht verzeihen. Die arme Frau...hey die wurde von Mulligan vergewaltigt. ist es jetzt nicht gut? Jetzt bei der Psychospinne...argh. Aber guter "Cliffhanger"...motiviert auf jeden Fall zum weiterlesen :D
      Ah...Ondine! Sehr gut. Das Mädchen war ja mehr Statistin in diesem Arc, was ich aber keineswegs schlecht fand. Ihre Rolle und ihr Mysterium zu dosieren, ist wohl das einzig vernünftige, sonst könnte man auch zu schnell in eine Mary Sue-Schiene mit ihr abrutschen. Aber ich liebe das Mädchen einfach und vor allem ihre Interaktion mit Krill. Hier sehe ich ebenfalls weiterhin großes Sprengpotential, was die Gruppendynamik betrifft, sobald die Kopfgeldjäger mal wieder (halbwegs) vereint sind.

      Ich glaube weiterhin, dass der Arc auch noch nicht vorbei ist. Es gibt noch ein paar Ungewissheiten, lose Fäden und Situation, die aufgelöst werden müssen, aber generell haben mir die beiden letzten Kapitel wieder sehr viel Lesefreude bereitet. Vielleicht einen Minitick zu sprunghaft von den Handlungsschauplätzen, aber wortgewaltig wie eh und je und auch so zu meiner Zufriedenheit.
      Gerade für Carla möchte ich dir an dieser Stelle noch einmal ein Lob aussprechen!
      In diesem Sinne bis zum nächsten Mal! :)

    • Ich glaube dir erst, dass Effie wirklich Tod ist, wenn jemand neues mit ihrer TK auftaucht. So lange besteht zumindest die Möglichkeit, dass sie noch am Leben ist, dafür hat sie Luca und Cathal in den Katakomben zu häufig ausgetrickst. Allerdings ertränkt ihr Sturz und versinken im Hafen, der höchstwahrscheinlich Meerwasser enthält, eigentlich jede Hoffnungen auf ein wiedersehen, da dabei ihre Teufelskräfte und damit die Exitenz der Doppelgänger unterdrückt werden müsste. Somit würde noch Sol aus dem Trio der garderobeplündernden Damen fehlen, weswegen ich davon ausgehe, dass sie sich ebenfalls an Bord der »Lunalata« befindet. Sie könnte entweder eine Hilfe für Luca werden oder die Person, dir blink bereits angesprochen hat, welche den entscheidenden Hinweis für das neue Ziel der KJ gibt.

      Wenn ich mich recht entsinne, gehört die »Lunalata« zu Harley Imperium und hat keine direkten bzw. eigenen Verbindungen zu Ulysses. Deswegen scheint auch Carla dort das Kommando übernommen zu haben, denn je nach dem, was sie allen über Harleys Schicksal erzählt hat, ist sie als seine Stellvertreterin der neue Boss. Weiterhin hätten Moria und Cathal es auch sicher nicht zugelassen, dass die KG angegriffen werden, wenn sie sich auf dem Schiff befunden oder sonst irgendeinen Einfluss gehabt hätten. Die beiden dürften mit ihrem eigenen Schiff abgereist sein, mit dem sie auch eingetroffen sind, dass gleich wird auch sicher für Blomm und ihren neuen Hund. Was ihre TK angeht bin ich bisher davon ausgegangen, dass der Bär in ihrem Namen auf ihre TK Hinweis und ihr Schutz von der TK des Bastardskönigs herrührt. Also dieser hat die Fähigkeit über jemanden sein Schutzwappen zu legen und die Fähigkeit jemanden zur treue zu zwingen. Die Idee mit der Heroldfrucht ist dagegen aber noch genialer und ich bin schon gespannt darauf wie du sie weiter aufbaust.

      Cal dürfte letztendlich ebenfalls am Hafen eintreffen, das es wenn ich mich recht entsinne nur zwei Möglichkeiten gab, bei der Insel anzulegen. Harleys Hafen und der offiziellen auf der anderen Seite der Insel. Seine Sorgfalt und Sorge um Flint hat sich, trotz all der gemeinsamen Ereignisse, kein Stück verändert. ^^

      Ondiene weiß ebenfalls wieder sehr zu gefallen, so liebevoll und schön du sie einbaust, kann man sich kaum vorstellen, dass sie ursprünglich nicht zu diesem Team gehören sollte. Sie schafft es jeden zu faszinierenden, außer bisher Cal, und ihre Wahrnehmung der Welt ist auch noch so schön positiv, zumindest weitgehend. Ich stelle mir gerade vor, wie sie doch zur Spitze des Zuckereisbergs schwebt um daran zu lecken, nur um mit der Zunge festzufrieren, dass würde sich zu einiger Aufregung führen.^^

      Ansonsten kann ich mich weitgehend blink anschließen, besonders im Bezug auf das Lob zu Carlas Darstellung. Deswegen erlaube ich mir heute auch mal, mit Blick auf meine begrenzte Zeit und dem gerade eben erschienenen Kommentar von Vexor, dem ich ebenfalls in großen Teilen zustimmen kann, mich diesmal mit einem so kurzen Kommentar zu begnügen.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Hallo Leute. :)

      Wie angekündigt folgt Kapitel 123 auf dem Fuße. Es ist unter dem arc-namensgebenden Titel "Paradies der Flüche" an bekannter Stelle zu finden. Viel Spaß wünsche ich.^^

      blink


      blink schrieb:

      Das ist ein cleverer Schachzug, einen besonders fiesen Ausgang einzubauen, um uns Leser zu schnelleren Reaktionen zu zwingen ermutigen. Allerdings kommentiere ich sowieso dann, wenn ich mal zwanzig Minuten übrig habe. Insofern, hah! :D
      Gut, bei dir mag es wirkungslos sein...aber können das alle von sich behaupten? :D

      blink schrieb:

      Mit dem nächsten Kapitel werden wir vermutlich sehen, wer es ebenfalls an den zerbombten Hafen geschafft hätte, wäre dieser nicht, nun ja, unter schweren Beschuss geraten. Ob Kiwi und Kako nun einfach in der Schlossruine verrotten, was mit einem kurzen Flint-Rückblick geklärt wäre oder noch andere namhafte Gäste (bzw. Gäste, denen du einen Namen gegeben hast) aus den Trümmern gekrochen kommen, bleibt abzuwarten. Ich vermute, dass es rein erzählerisch durchaus naheliegend ist, mit dem Ende des Arcs auch einen Schlussstrich unter Harleys Gästeliste zu ziehen. Die wichtigsten Leute wurden porträtiert, während andere Rollen ein wenig umgeschrieben wurden (Stagman ↔ Ondine)
      Mit dem Abgang von Moira und Cathal sowie der verwitternden weiblichen Spur von Gráinne scheint sich auch die Gruppe rund um Ulysses so langsam aus dem Spiel zurückzuziehen.
      Es wird durchaus einen Schlussstrich geben, wenngleich die Folgen des Arcs natürlich spürbar sein werden. Wenn eine nicht unbeträchtliche Anzahl von wichtigen Persönlichkeiten und Würdenträgern spurlos verschwindet, schlägt das ganz unweigerlich Wellen. Wer überlebt hat und wer nicht, wird aber über mehr als einen Weg aufgeschlüsselt werden. Insofern ja, dieser Arc lässt keine losen Enden zurück. Naja, außer Luca. xD

      blink schrieb:

      Die Frage ist, ob sich die Fraktionen auf verschiedenen Routen aufteilen [a] Carla, Lorca, Xanana, Waterloo (?); (b) Graham, Cathal + [c] Gráinne, Zombie-Harley oder ob mindestens einer von ihnen zurückgeblieben ist, um den Kopfgeldjägern den klassischen Hinweis zu verschaffen, der bislang an jedem Arc-Ende die neue Zielrichtung vorgab. Das Muränenschiff schien ja als Exit-Strategie erst einmal die Geiseln neben den von Carla geforderten Waterloo & Lorca als Besatzung auszumachen - wobei sich noch zeigt, wie der junge Knabe auf Harleys endgültigen Untergang reagieren wird. Ein Bruch war im Kampf gegen O'Mara auszumachen, allerdings gehe ich von aus, dass die Abnabelung von Harley in unterschiedlichem Tempo erfolgen wird. Ein Waterloo in seiner unsicheren haltgebenden Liebe reagierte bislang völlig anders auf Harley, während Lorca ohnehin ein Gemüt besitzt, das zwischen einem doppelten Sprung im Spiegel und einem in ein Waisenhaus entgleisender Zug rangiert.
      Carla ist tatsächlich in der wenig beneidenswerten Situation, eine Horde völlig unterschiedlicher Charaktere unter einem Banner vereinen zu müssen. Xanana, dessen patentierte Mischung aus Arroganz und Inkompetenz gewiss keinen Anklang bei ihr finden wird; Lorca, die instabile Narzisstin mit der gottgleichen Zerstörungswut; und Waterloo, dem armen Liebeskranken und Herzgebeutelten, dessen Traum und Glück mit Harley und dem Schloss untergegangen sind. Wie sie das anstellt bzw. anzustellen gedenkt, wird bereits im neuen Kapitel angedeutet.

      blink schrieb:

      Das wird noch lustig, wenn nun Carla der Boss ist, deren aalglatte Dominanz ein wenig anderen Führungsstil ausmacht als beim schunkelnden, säuselnden und selbstverliebten Valentine Harley. Beziehungsweise wird das kein lustiges Leben, da Carla einfach nur dunkel und in ihren Gefühlen opportun ist. Wenn sie es sich erlauben kann, mit zwei Geiseln im Gepäck, lässt sie die gnadenlose einseitig agierende Geiselverhandlung durchspielen. Ich fand die Szene gleichzeitig bedrohlich wie belustigend. Einerseits geht der schwarzen Witwe regelrecht einer ab, während sie mit ihrer Waffe hantieren kann. Das hat man irgendwo beim Lesen gemerkt. Auf der anderen Seite hing ihr Leben an Lucas Herzschlag.
      Wäre Luca, aufgrund des Kampfes und der Erschöpfung, noch an Deck gestorben, hätte eigentlich keinen irgendetwas davon abgehalten, Carla und Co. in Stücke zu reißen.
      Carla und Harley sind in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. Sonst hätten sie es wohl kaum solange miteinander (platonisch) ausgehalten. Der Unterschied liegt hauptsächlich in Carlas kalter, berechnender Art. Harley war der große Zampano, der viel wollte und sich nie um viel mehr gekümmert hat als das nötigste, um sich sich selbst und seiner Vision widmen zu können. Carla hingegen ist wesentlich kühler, durchtriebener und - wie du sagst - glatter in ihrem Stil. Keine Liebesschwüre, keine emotionalen Abhängigkeiten, die bedient werden müssen. Carlas Macht ist reine Autorität und Überlegenheit, die sie auszuspielen weiß. Gleichzeitig weiß sie auch, dass sie gegen die Kopfgeldjäger chancenlos gewesen wäre - eine Weitsicht, die Harley stets vollkommen abging.

      blink schrieb:

      Die Nüchternheit, die Cassiopeia dabei walten ließ, passte im Gespräch mit Carla schon zum Charakter, andererseits haben wir keinen tieferen Eindruck davon erhalten können, wie Carla auf die Neugeborene bzw. diese auf ihre nicht-mehr-Verbündete reagiert. Deren Augen richten sich nach wie vor auf Ondine - und da stellt sich für mich die Frage, welche Prioritäten die Agentin demnächst setzen wird. Ob diese eigenmächtig erfolgen oder uns demnächst ein Telefonat mit Miss Greenaway erwartet.
      Ich werde natürlich nicht verraten, wie es mit Cassiopeia weitergeht. Das wäre ja noch schöner.^^
      Sei dir versichert, dass Cassiopeia nicht aufgeben wird, was Ondine anbelangt. Wie sich das mit ihrer Position als Agentin unter Greenaway verträgt...lasse ich offen. :D

      blink schrieb:

      Was Callaghan anlangt, finde ich es interessant, wie er Großteile des Arcs, wie auf Princess Suie, mehr mit sich selbst beschäftigt ist (Pfarrerdialoge, Grüner König) und große Teile des Finales aus dem Spiel gehalten wird. Vom Tod des Rattenfängers und dem Einkassieren Rennacs hat er ähnlich wenig mitgekriegt, wie von der Geiselnahme Lucas und dem hundertsten Tod der Effie Rappaport.
      Ja, das ist mir auch aufgefallen. Der Fairness halber muss man aber erwähnen, dass er dafür im zweiten Arc gegen Machiavelli gekämpft hat und kürzlich Flint - seines Zeichens wichtiger Charakter - vor dem bisher größten Antagonisten gerettet hat. Callaghan ist zwar oft abgeschlagen, aber wenn er handelt, dann richtig. Der letzte Arc und die Gespräche mit dem Bischof dienten halt der Einsicht in den Charakter und natürlich dem Raum, den Callaghans passive Rolle für Mercedes' Geschichte geschaffen hat.

      blink schrieb:

      Ist letztere nicht mit Sol aufgebrochen? Was hat die beiden getrennt, dass die Dame mit den einhundert Doubles nun ausgerechnet nach neunundneunzig Toden 'wirklich' umkommt?
      Letzter Stand war, dass Effie, Luca und Sol gemeinsam einen Ausweg aus dem Schloss gesucht haben.

      blink schrieb:

      Neben Xananas Hightech-Kahn und dessen nicht zu leugnender Vermischung von giftzüngiger Rache und nicht abzulegender Inkompetenz wirkte dies Finale - nach dem Finale - ein wenig aus dem Boden gestampft. Mir kommt der Verdacht, dass uns noch in ein, zwei Passagen erwarten, in denen sich die einzelnen Verstrebungen aufdröseln lassen. Nachdem alle wieder vereint - oder wie Callaghan und Flint da waren - musste Luca ja im Prinzip dort auftauchen, wo sie niemand erwarten sollte. Einerseits passend, zum anderen vermute ich da wie gesagt noch einen Absatz. Auch, um die eingangs benannten Schicksale nicht im Dunkeln mitsamt des Arcs ausklingen zu lassen.
      Ich werde noch einen Absatz einfügen, der die Lücken ausfüllt. Letztlich war mir aber der große Effekt wichtiger als eine reibungslose Chronologie, wofür ich mich auch nicht rechtfertigen werde. Der überraschende Auftritt der Lunalata war lange geplant.^^

      blink schrieb:

      Mit dem vorgehabten Verlassen der Insel gehe ich auch von aus, dass der zweite, benannte Teil der Winterinsel in der Theorie eine Rolle spielen wird? Einiges hast du mit den Jägern, der Geschichte der Insel und Schloß Roßkosch sowie dem Knochenfund angerissen, was durchaus noch interessant zu vertiefen wäre. Vorbereitend auf den Grünen König, neben dessen Auftauchen, ist die Theorie hinter diesem etwas, das immerhin zu einer zeitweisen Trennung unserer Protagonisten geführt hat. Der gute Flint wird davon nach wie vor herzlich wenig wissen und - wie Callaghan missmutig feststellt - wird uns der Knabe noch ein wenig erhalten bleiben. Insofern werden wir über diese Vorfälle auch noch etwas in Erfahrungen bringen. Etwas, worauf ich mich durchaus freue, da dadurch noch weitere Gegenspieler-Porträts an Kontur gewinnen. :D
      Du gehst richtig in der Annahme. Viel verrate ich nicht, aber du wirst feststellen, dass ich nichts unerledigt lassen werde. Ein paar Kapitel sind es ja noch, bevor der Arc endet. ;)
      Vexor

      Woher wusste ich nur, dass du dich inhaltlich an den Frauenfiguren entlang hangeln würdest? xD

      Vexor schrieb:

      Fangen wir dabei gleich einmal mit Carla an, deren Frucht - wie im Discord schon leidvollerweise diskutiert - für mich vollkommen überraschend kam. Andererseits ist die Metaphorik hinter der Schwarzen Witwe natürlich unheimlich passend. Die Spinne lässt ihren Mann nach der Begattung zum Sterben zurück, verdammt ihn zu einem Schicksal, welches entweder Ulysses, die Marine oder Weltregierung heißt.
      Nun geht sie geschwängert - in Form der Untergebenen des Hermelins, die sich ihr anschließen werden, sowie der Informationen, Netzwerke und sonstigen (geistigen) Güter, die sie sich noch unter ihre gierigen acht Beine gerissen hat - in die Welt hinaus, während Harley im Keller verrotten darf.
      Ja, das mit der Schwarzen Witwe war wieder einer jener Zufälle, die sich in letzter Zeit zu häufen scheinen.^^
      Letztlich war das Motiv, welches du ja bereits perfekt herausgestellt hast, aber von langer Hand geplant. Bewusst wollte ich Carla auch nie als "physische" Gefahr etablieren - was eine Zoan halt unweigerlich ist. Zumal eine Erwähnung ihrer Frucht unweigerliche Rückschlüsse auf die Entwicklung der Handlung ermöglicht hätte. Das Symbol der Schwarzen Witwe ist nun nicht gerade subtil. xD

      Vexor schrieb:

      Doch war es tatsächlich so klug, gerade Luca als Geisel zu nehmen? War es ein kluger Schachzug nicht nur die bestehenden Handelspartner des Hermelins gegen sich aufzubringen, darunter eventuell auch Ulysses, sondern auch noch die blutrünstige Bande an Kopfgeldjägern? Immerhin darf man die Gefühle, welche Callaghan für Luca hatte, nicht unter den Tisch kehren und ich erwarte, dass sie ihre Androhung wahr machen, Carla zu vernichten und in Stücke zu fetzen. Egal, ob sie die Blonde nur als Geisel nehmen und ihr tatsächlich kein Haar krümmen.
      Nein, es war nicht sehr klug. Carla wollte sicherstellen, dass sie den Hafen sicher verlassen kann. Vermutlich befürchtete sie, dass Lucas Tod besonders O'Mara so aufwühlen wurde, dass er - ohne Rücksicht auf Effie - das Schiff angreifen würde. Sie ahnte halt, dass Effie dem Blonden weniger bedeutete als Luca und er, würde Effie überleben, das Risiko eher bereit wäre einzugehen. Mit Luca als Geisel sah Carla ihre beste Chance, die Insel zu verlassen - was gewiss richtig, aber auch kurzgedacht ist.

      Vexor schrieb:

      Für mich wird Carla in diesen Moment von ihrer eigenen Gier übermannt, die sie bisher hinter kalten Kalkül, Berechnung einem perfekt sitzenden Lidstrich kaschiert hat. Effie als Geisel und Luca freizulassen, wäre wohl der diplomatischere und vielleicht sinnvollere Kompromiss gewesen.
      Generell wie sieht ihr Plan jetzt aus? Wird Effie à la Fluch der Karibik auf einer einsamen Insel ausgesetzt, wo sie darauf hoffen kann, dass sie eine Kiste voll Rum findet, den sie entzünden kann? Eine Art direkten Austauschs hätte ja folglich sofort eine Konfrontation zur Folge, aber Luca irgendwann zu entsorgen, würde die Zielscheibe auf dem Rücken der schwarzen Witwe ebenfalls nur vergrößern.
      In diesem Sinne bin ich gespannt, ob Carla mit ihrem weiteren Vorgehen weiter überraschen kann, und ob sie überhaupt den "sicheren" Hafen Sugar Crushs verlassen kann. (Wieso warte ich schon wieder auf Ajas an dieser Stelle? xD)
      Ganz klar. Carla ist zwar westlich kontrollierter und damit unberechenbarer als Harley, aber allein ihr sadistisches Spiel mit den Geiseln und Kopfgeldjägern zeigt ihre perfide Natur. Die Chance, ausgerechnet Luca einkerkern zu können - nachdem jene Carla zuvor als "Krähe im goldenen Käfig" bezeichnete - war eine Ironie, der sich selbst Carla nicht zu entziehen vermochte. Genau wie Harley ist auch Carla ihrem Stil und ihrer Extravaganz unterworfen, obwohl sie sie wesentlich besser im Griff hat. Wie es mit ihr und Luca weitergeht, lasse ich erstmal offen. Ich sage nur, dass Carla jemand ist, der aus jeder Situation maximale Vorteile zu ziehen versucht. ;)

      Vexor schrieb:

      Neuer Absatz, neue Dame: Cassiopeia. Die gute Frau sollte ihre Prioritäten kennen, denn immerhin arbeitet sie ja doch noch für die Weltregierung und ich frage mich, was denn jetzt schließlich ihre Rolle war? Das Ausspionieren von Harley und seiner Untergebenen? Und dann lässt die mächtige Logianutzerin Harley nicht nur im Elend zurück, sondern auch noch seine wertvollsten Untergebenen mit dem Schatz seines Wissens von dannen ziehen? Luca und Effie als casualties können ihr ja eigentlich am knackigen Hinterteil vorbeigehen.
      Oder ist das Interesse und das Verlangen(?) nach Ondine einfach zu groß? Shrimati scheint ja ihrer Kollegin gegenüber relativ hörig und unterwürfig zu sein, was jetzt die Frage aufwirft, ob Cassipeia tatsächlich eine alte Rolle ist, die sie wieder aufgreift, oder eine neue Rolle, die auch ihre Bekannten nicht kennen? Zumindest hatte ich ein wenig den Eindruck. Oder es liegt daran, dass der Kontakt zwischen Lehm und Blut einfach bisher noch nicht so ausgeprägt war.
      Auf jeden Fall mochte ich die wenigen Szenen mit Cassiopeia, deren Einführung du auf jeden Fall bei mir allmählich geschafft hast. Liegt aber wohl daran, dass du mit solchen Frauenfiguren einfach einen Nerv bei mir triffst. Ich tendiere ja auch zu einem bestimmten Frauentyp. Was bei dir die schönen, etwas vulgären Frauen sind, sind bei mir die mit dem latenten Dachschaden.
      Tja, was will und was soll Cassiopeia? Keine leichte Frage. Shrimatis Verhalten hat seine Gründe, die deutlich werden, sobald ihr die CP0-Leviathan besser kennenlernt. Greenaway ist cleverer und weniger zimperlich, als Rexroth meint und Cassiopeias Aufgabenbereich unter Harleys Leuten umfasste eine Vielzahl von Arbeiten, von denen nicht alle sofort ins Auge fallen. Dass Cassiopeia sich nun auf Ondine eingeschossen hat, macht sie dabei auch nicht leichter durchschaubar.

      Ansonsten ist Cassiopeia halt wirklich der Archetypus meiner Frauenfiguren: Schön, geheimnisvoll, dabei manchmal überraschend wenig damenhaft und trotzig gegenüber einer Welt der Männer. Da hast du recht. xD

      Vexor schrieb:

      Nächste Frau im Bunde: Bloom. Nachdem mir die Untergebene ja ein wenig Deus-ex-Machina der Ulyssesgruppierung im aktuellen Arc war, hast du ihre Rolle ja immerhin doch noch soweit ausgebaut, dass mir ihre Bedeutung deutlich höher vorkommt, als der anderen Damen in den letzten Arcs. Vielleicht mag ich gerade auch nur ihre Ader, aber im Großen und Ganzen wusste Bloom zu gefallen. Ebenso wie ihr Spiel mit Harley und die Auseinandersetzung mit Stagman. (Den hatte ich schon wieder völlig vergessen und der ging im Namensfeuerwerk des Arcs auch irgendwie unter. Ist jetzt nicht weiter tragisch, aber vermisst hab ich ihn nicht^^).
      Ja. Wie bei den anderen schon erwähnt, habe ich das Ende halt etwas durcheinander würfeln und verändern müssen. So kämpfte Stagman gegen Bloom, was letztlich trotzdem ganz gut gepasst hat. Bloom ist vom Charakter auch leicht für mich zu gängeln, da ich leicht vulgäre Frauen eben mag.^^
      Ihre Einführung usw. mag keine narrativen Glanzleistung gewesen sein, aber hey. Selbst Oda hat seine kleinen Schwächen. *hust*Peruh*hust* xD

      Vexor schrieb:

      Ihr Teufelskraft gefällt mir, ist mal etwas anderes und es war irgendwie schön Harley katzbuckeln zu sehen. Seine Entwicklung kann ich an dieser Stelle auch gleich einmal anreißen. Ja...hmm...also ich bin zufrieden. Ich fand den Fall des Hermelins auf jeden Fall interessant mit zu verfolgen, aber im Großen und Ganzen bleibt für mich das Fazit, dass der Funke (höhöhö) nie so wirklich und in Gänze überspringen konnte. Harley war mir dann doch einfach zu Egal und wurde zu leicht von anderen Charakteren (Grüner König, Cassiopeia, Carla) überflügelt.
      Ich habe mir aber eh vorgenommen deine Geschichte noch einmal von vorne zu lesen, um für den kommenden Arc wieder besser in der Materie zu sein, und vielleicht bessert sich dieser Eindruck auch wieder. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies ein wenig den Pausen geschuldet war und meiner eigenen Abstinenz aus dem FF-Bereich im letzten Quarter 2016.
      Naja, was soll ich sagen? Letzten Endes gehörte Harley auch nie zu meinen persönlichen Lieblingen. Charaktere wie Machiavelli und Carla favorisiere ich da schon eher. Dennoch denke ich, bei Harley ganz gute Arbeit geleistet zu haben - zumal seine Figur noch nicht von der Welt ist. Er ist noch im Spiel und wird dann auch - so hoffe ich - seinen letzten Feinschliff bekommen. Man hofft zwar immer, dass man jede Figur angemessen behandelt, aber letztlich stellen sich eben doch Mängel ein, sobald man selbst den Bezug verliert. Du sagst es selbst, der Arc hatte viele Längen und Pausen und meine ständigen Schreibblockaden, die diese Saga wirklich zerfressen haben, taten ihr übriges. Zeitweise habe ich diesen Arc nur noch durchziehen wollen. Da bleibt ein Restsatz wohl kleben. Ich hoffe einfach, Harley künftig noch jene Kontur zu verpassen, die der Charakter verdient. :)

      Meine Geschichte nochmal von vorne lesen? Na viel Erfolg dabei. Ich reiche dir Kaffee. xD

      Vexor schrieb:

      Haben wir noch Frauen, auf die ich eingehen könnte? Vielleicht noch Effie und Luca. Schade um Effie, aber Tote gehen natürlich immer und sind gerne gesehen. Luca werde ich dir wohl so schnell nicht verzeihen. Die arme Frau...hey die wurde von Mulligan vergewaltigt. ist es jetzt nicht gut? Jetzt bei der Psychospinne...argh. Aber guter "Cliffhanger"...motiviert auf jeden Fall zum weiterlesen :D
      Effies Rolle war zwar ganz amüsant, auch für mich, aber letztlich hätte ihr Überleben nur zu weiteren kleinen romantischen Verstrickungen um Luca und O'Mara geführt, was ich einfach unterbinden wollte. Ich mochte den Charakter, ich mochte ihre Fähigkeit, aber manchmal sind Opfer halt notwendig. Es fehlte noch am entscheidenden Tüpfel, um O'Mara und Carla gegeneinander aufwiegeln zu können. Lucas Geiselnahme ist - in der Theorie - nichts endgültiges. In einer Geiselnahme liegt Hoffnung. Effies Tod war ein Mittel, um jenen Hoffnungsschimmer zumindest zu trüben. Was - so denke ich - funktioniert hat.

      Zu Luca:

      Nami schrieb:

      Cry me a river!!
      Luca wurde ja nur "fast" vergewaltigt. Ansonsten hätte ich mich vielleicht gnädiger gezeigt. Vielleicht. Bevor du mich jetzt aber mit Mistgabeln jagst, Luca wird ihre Chance erhalten, aus dieser Situation zu lernen und an ihr zu wachsen. Es ist ja nicht so, dass ich sie jetzt von Carla halbnackt foltern und Gassi führen lasse, bis sie ins Arkham eingewiesen werden muss. Wir sind hier nicht bei Fairy Tail. Hier haben Gewalt, Erniedrigung und Schmerz noch Niveau und einen Zweck. Zumindest meistens irgendwie. xD

      Vexor schrieb:

      Ah...Ondine! Sehr gut. Das Mädchen war ja mehr Statistin in diesem Arc, was ich aber keineswegs schlecht fand. Ihre Rolle und ihr Mysterium zu dosieren, ist wohl das einzig vernünftige, sonst könnte man auch zu schnell in eine Mary Sue-Schiene mit ihr abrutschen. Aber ich liebe das Mädchen einfach und vor allem ihre Interaktion mit Krill. Hier sehe ich ebenfalls weiterhin großes Sprengpotential, was die Gruppendynamik betrifft, sobald die Kopfgeldjäger mal wieder (halbwegs) vereint sind.
      Im nächsten Arc wird Ondine eine tragende Rolle spielen, das kann ich schon mit Gewissheit sagen. Der Trick ist dann wirklich, ihre Figur weder zu überzeichnen noch zu vernachlässigen. Ich denke, allein und isoliert von anderen wichtigen Charakteren würde sich der Reiz schnell verlieren, zumal man dann auf kurz oder lang tiefer in die Materie eintauchen müsste. Ondine lebt irgendwo von dieser oberflächlichen Ästhetik und Magie, welche wohldosiert werden muss - sei es, indem man ihre Auftritte reduziert oder eben durch andere Figuren kaschiert. Im nächsten Arc probiere ich mal Letzteres aus. Ich hoffe echt, dass das klappt. :D

      Vexor schrieb:

      Ich glaube weiterhin, dass der Arc auch noch nicht vorbei ist. Es gibt noch ein paar Ungewissheiten, lose Fäden und Situation, die aufgelöst werden müssen, aber generell haben mir die beiden letzten Kapitel wieder sehr viel Lesefreude bereitet. Vielleicht einen Minitick zu sprunghaft von den Handlungsschauplätzen, aber wortgewaltig wie eh und je und auch so zu meiner Zufriedenheit.
      Gerade für Carla möchte ich dir an dieser Stelle noch einmal ein Lob aussprechen!
      In diesem Sinne bis zum nächsten Mal!
      Ja, kann ich nachfühlen. Aber ich hatte halt die Wahl, die Überraschung mit der Lunalata vorweg zu nehmen oder den Handlungsstrang um Luca, Effie und Sol im Nachhinein aufklären zu müssen. Letztlich gefiel mir die jetzige Variante einfach besser. Die sich überschlagenden Ereignisse, aus denen Carla letztlich als dunkle Siegerin hervorgegangen ist, haben dann gleich deren Weg zur Riege der großen Antagonisten geebnet. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Da kann ich über einen kurzen Flashback locker hinwegsehen. ;)

      qoii


      qoii schrieb:

      Ich glaube dir erst, dass Effie wirklich Tod ist, wenn jemand neues mit ihrer TK auftaucht. So lange besteht zumindest die Möglichkeit, dass sie noch am Leben ist, dafür hat sie Luca und Cathal in den Katakomben zu häufig ausgetrickst. Allerdings ertränkt ihr Sturz und versinken im Hafen, der höchstwahrscheinlich Meerwasser enthält, eigentlich jede Hoffnungen auf ein wiedersehen, da dabei ihre Teufelskräfte und damit die Exitenz der Doppelgänger unterdrückt werden müsste.
      Okay, glaub was du willst. Aber sie ist tot. xD
      Das sollte - wie du sagtest - der Fall ins Wasser klar aufzeigen. Ein Klon hätte sich bei Berührung mit dem Meerwasser in Blasen aufgelöst. Es war also die echte Effie, nachdem Lorca in ihrer grenzenlosen Macht zuvor sämtliche Klone zerstört hat. Effie war einfach zu geschwächt, um einen anderen Klon als Reserve irgendwo in weiterer Entfernung zu postieren. Die Lunalata ist schließlich groß und viele Kanonen mussten entschärft werden.

      qoii schrieb:

      Somit würde noch Sol aus dem Trio der garderobeplündernden Damen fehlen, weswegen ich davon ausgehe, dass sie sich ebenfalls an Bord der »Lunalata« befindet. Sie könnte entweder eine Hilfe für Luca werden oder die Person, dir blink bereits angesprochen hat, welche den entscheidenden Hinweis für das neue Ziel der KJ gibt.
      Zu Sol komme ich noch. Der Arc ist noch nicht vorbei.^^

      qoii schrieb:

      Wenn ich mich recht entsinne, gehört die »Lunalata« zu Harley Imperium und hat keine direkten bzw. eigenen Verbindungen zu Ulysses. Deswegen scheint auch Carla dort das Kommando übernommen zu haben, denn je nach dem, was sie allen über Harleys Schicksal erzählt hat, ist sie als seine Stellvertreterin der neue Boss.
      In der Theorie ja. Carla ist die einzige, die über Harleys Geschäfte Bescheid weiß. Lorca ist zu...naja, und Waterloo ist für die Geschäftswelt wohl auch ungeeignet.^^
      Da ist Carla die nachvollziehbare Nachfolgerin, was Segen oder Fluch sein kann - schließlich ist es an Ulysses, ob er Carlas Nutzen über das Risiko stellt oder umgekehrt.

      qoii schrieb:

      Weiterhin hätten Moria und Cathal es auch sicher nicht zugelassen, dass die KG angegriffen werden, wenn sie sich auf dem Schiff befunden oder sonst irgendeinen Einfluss gehabt hätten. Die beiden dürften mit ihrem eigenen Schiff abgereist sein, mit dem sie auch eingetroffen sind, dass gleich wird auch sicher für Blomm und ihren neuen Hund.
      Genau. Die beiden haben sich - aus welchem Grund auch immer - Clementine geschnappt und sind ohne große Konflikte mit ihrem Schiff abgehauen. Ist natürlich wieder eine dieser typischen Arschloch-Aktionen, wie O'Mara sie von seinen alten "Freunden" mittlerweile schon gewöhnt ist. Sie machen es ihm nicht leicht, ihnen zu vertrauen. xD

      qoii schrieb:

      Was ihre TK angeht bin ich bisher davon ausgegangen, dass der Bär in ihrem Namen auf ihre TK Hinweis und ihr Schutz von der TK des Bastardskönigs herrührt. Also dieser hat die Fähigkeit über jemanden sein Schutzwappen zu legen und die Fähigkeit jemanden zur treue zu zwingen. Die Idee mit der Heroldfrucht ist dagegen aber noch genialer und ich bin schon gespannt darauf wie du sie weiter aufbaust.
      Ja, das wäre wohl etwas zu offensichtlich gewesen. Außerdem ist eine Bären-Frucht doch irgendwie...zu einfach für eine Gruppe, die die Welt nach mächtigen Früchten bereist hat, oder? Selbst Étaín stehen mit ihrer Chamäleon-Kraft mehr Möglichkeiten offen. Eine Bären-Frucht wäre halt...eben das und nichts weiter. xD
      Die Herold-Kraft ist da vielseitiger und nützlicher, wie die jüngsten Ereignisse klar aufgezeigt haben. ;)

      qoii schrieb:

      Cal dürfte letztendlich ebenfalls am Hafen eintreffen, das es wenn ich mich recht entsinne nur zwei Möglichkeiten gab, bei der Insel anzulegen. Harleys Hafen und der offiziellen auf der anderen Seite der Insel. Seine Sorgfalt und Sorge um Flint hat sich, trotz all der gemeinsamen Ereignisse, kein Stück verändert. ^^
      Hast du etwas anderes von ihm erwartet?^^

      qoii schrieb:

      Ondiene weiß ebenfalls wieder sehr zu gefallen, so liebevoll und schön du sie einbaust, kann man sich kaum vorstellen, dass sie ursprünglich nicht zu diesem Team gehören sollte. Sie schafft es jeden zu faszinierenden, außer bisher Cal, und ihre Wahrnehmung der Welt ist auch noch so schön positiv, zumindest weitgehend. Ich stelle mir gerade vor, wie sie doch zur Spitze des Zuckereisbergs schwebt um daran zu lecken, nur um mit der Zunge festzufrieren, dass würde sich zu einiger Aufregung führen.^^
      Ja, hätten wir uns nicht mitten im letzten Akt befunden, hätte ich sie dran schlecken und festfrieren lassen. Leider war das in dieser Situation etwas unpassend. Abers schön, dass wir den gleichen Gedankengang haben. :D


    • Meine Fresse, bin ich verwirrt. Ich dachte seit Anfang an, dass es "Das Paradies der Früchte" heißt. Entweder habe ich mich hundert Mal in Folge verlesen, die Überschrift wurde im Startbeitrag angepasst oder ich habe "An der Frucht erkennt man den Baum" sofort auf die nächste Überschrift transportiert. Yeez!
      ____
      Es hat was, wenn man ein runzliger, widerwärtiger grüner König ist, dessen Gefolgschaft noch viel widerwärtiger ist, sodass etwaige Hand- und Fußpilzküsse als Akt der Demut gelten und nicht als Moment, um das kalte Kotzen zu kriegen. Ich wünsche dir sehr, dass du diese bildlichen Dinge in deinem Kammerstübchen niederschreibst, um solche Gedanken mit Seife von deinen Armen schrubben zu können. Lass das fiktive auch nur einen Prozent an den Autoren herankommen und es wird wirklich ein kleines bisschen unheimlich. Oder wo auch immer du schreibst. (Wäre an der Stelle mal eine interessante Autorenrubrik: Wo und unter welchen Umständen schreiben hiesige FF-Autoren ihre Kapitel? :D) Ich fände es ja passend, wenn du alles unter einem schattigen Plätzchen am Fuße eines Baumes schreibst, während um dich herum die Sonne scheint und du Vögel zwitschern hörst.
      Währenddessen labt sich der alienhaft klingende König an seinem eigenen Vorhaben, erst einmal alte Wirkungsstätten aufzusuchen, um sich gleich wieder zu reasozialisieren. Der Einbau der Todsünden ist ein beliebtes Mittel in "Schatten des Dämons" gewesen - und ich habe eine Träne verdrücken müssen, als Letum der Tod starb, um einen viel größeren Masterplan in Kraft treten zu lassen. qoii dürfte sie auch kennen, da bin ich gespannt, welche Parallelen er sieht, erwartet oder bei dem Thema gar für unausweichlich hält. Ich fasse mich da kurz, da ich erstmal im Hinterkopf behalte, dass der gute GK seine Untergebenen mit festgelegten Namen anspricht, während diese unter anderen vorgestellt wurden. Spricht entweder für fixe Rollennamen - wie Pica, Trebol, Baby 5 - oder DeBráz ruft hier Namen in die weite Ferne, wie es mit Callaghan/Ignatius der Fall ist. Beim Grünen König macht es auch einen kleinen Unterschied, wie viel Fanatismus, wie viel Wahnsinn in seinen Worten stecken.
      Vergleicht man es im Kapitel mit Carla, merkt man ja auch schon im Umgang mit den Untergebenen, dass da ein anderer, weitaus weniger rationalerer Ton vorhanden ist. Wie viel Lovecraft, wie viel Cthulhu innerhalb des DeBráz-Setting steckt, ist auch so eine Frage, die ich, ohne das Vorwissen, gar nicht beantworten könnte. Momentan suche ich noch nach einem vergleichbaren Element innerhalb des Oda'schen Universums, da abgesehen von Brooks Satanismus-Beschwörung wirklich vergleichsweise wenig rituell-übernatürliches vorhanden ist - unter dem Gesichtspunkt, dass das Übernatürlichste, die Teufelsfrüchte, wissenschaftlich untersucht und mutmaßlich entmystifiziert werden könnten.

      Dem aktuellen Stand der Dinge nach, werden wir auf DeBráz noch etwas warten können, sofern sich der Fokus nun auf die Harley- und Carla-Verfolgung legt. Dass Callaghan nun Grainne verfolgt, ohne O'Mara, dürfte noch so manches Problem mit sich bringen, da der gute Brian gleichzeitig Freund und Feind des Bastardkönigs sein sollte - damit eine Schlüsselrolle innehat, die solange außen vor bleibt, bis sich alle Fraktionen in Irland treffen - da du alle bisherigen Orte gezielt nach Ländern und ihren Lebensarten aufgebaut hast, bleibe ich bei Ulysses und Co. erstmal bei Irland, einfach auch, da ich mir Schauplätze normalerweise besser einprägen kann, sobald darauf dauerhaft der Fokus verlagert wird - und nicht für ein, zwei Schwenks in jeweils anderen Kapiteln. Jedenfalls kann es nun durchaus sein, dass die Carla-Fraktion bald offiziell mit der Ulysses-Fraktion kooperiert, wie es auch schon zwischen Mulligan und Reneé erstmals gezeigt wurde. Auch wenn das eher so mittel ausging. ^^
      An der Stelle ist - für die Kooperation - fraglich, weshalb Moira und Cathal wiederum alleine reisen. Ging es zeitlich nicht anders oder muss man erstmal bei Ulysses vorstellig werden, um mit ihm arbeiten zu können? Kurz gesagt: Carla hat vor, mit Ulysses zu arbeiten, einfach auch, da es ratsamer ist, ihn nicht als Feind zu haben. Falls dem so ist, welches Wort hätten Moira und Cathal bei diesem Vorhaben, die, Harley gegenüber, bereits überlegen auftraten und sich nicht gerade kooperativ zeigten. (Moira ist nicht ganz umsonst von Stagman bei ihren Nachforschungen überrumpelt worden.) - Ich bin gespannt, wie du etwaige Probleme, innerhalb dieses großmaschigen Beziehungsgeflechts aufzeigen wirst. Denn je nach dem ergeben sich auch etwas mehr Fronten als Rexroth & DeBráz / Ulysses und Co. (wer steckt alles im Co. drinnen?) featuring Carla and "friends" / Kopfgeldjäger. Eine innere Übersicht scheint es irgendwo zu geben, doch sie ist bei weitem nicht vollständig und vor allem so gar nicht zuverlässig. :D

      Abschließend was zum Callaghan-Part, bei dem ich mich wirklich zum Abschluss kurz fasse: Der gute Mann tut wirklich alles wider seinen Willen, um Flint nicht loswerden zu müssen. Von Geister-Flint auf ewig verfolgt zu werden, ist wirklich die fadenscheinigste Ausrede, um nicht sagen zu müssen, dass dem grimmigen Mann doch irgendwas an dem Jungen liegt. Bei Mercedes ist es die Nähe zum verstorbenen Bruder, bei O'Mara die allgemeine Gleichgültigkeit, bei Krill der Stolz auf einen zunehmend mordlüsternen Flint, etc. Nur Callaghan muss sich noch weitaus mehr anstrengen, um einen echten Grund für diese Partnerschaft eingestehen zu können. Bislang kam meine ich noch nicht so ganz zur Sprache, wie Flint von seinem Dorfsheriff - auf Anweisung des väterlichen Briefes - schließlich zu Callaghan gelangte. Da fehlt noch ein Informationsfetzen, der Callaghan womöglich doch noch näher an die Familie Rogers bringt, als uns bislang bekannt ist. Die Nähe zur Marine ist ja sowohl bei ihm, als auch bei Mr. Rogers gegeben. Mit jeweils weniger rühmlichem Ausgang. ^^

      Sodenn, soweit von mir. Ich übergebe an die übrige Leserschaft. ^^

      Grüße!
    • Das Kapitel hat es in sich, oder besser gesagt, der Anfang hat es in sich. Harter Tobak, was da von dir gebracht wird. Scheinen ja Auszüge aus den Apokryphen zu sein. Nettes Buch, würde ich aber dann doch nur sehr ungerne lesen. Ich bin mir sicher, da könnten ein paar nützliche Informationen drin stecken, aber irgendwie war es minimal zu stark abstoßend geschrieben. Passt natürlich wie Faust auf Auge zum grünen König, bei dem es nicht appetitlicher wird. Das gehört definitiv zu den Dingen, die ich eigentlich nicht in meinem Kopf haben will, die Bilder können mir besser gestohlen bleiben^^
      Zu blöd, dass du deinen Schreibstil so verfeinert hast, dass man irgendwie doch alles mitbekommt. Jedenfalls macht es der neueste Anhänger des grünen Königs nicht besser, insbesondere nicht für unseren armen Jäger Kaspar, mit dem es das Schickal nicht gut gemeint hat.
      Was lernen wir aus der Szene? Egal wie abscheulich DeBraz auch ist, seine Gefolgsleute folgen ihm bedingungslos, ungeachtet seiner Aktionen. Warum das? Gut, die Antwort wirst du mir hier wohl kaum geben, aber da erwarte ich schon etwas. Außerdem kommen hier Verbindungen der Kopfgeldjäger zu den Reitern der Apokalypse auf. In meinem Kopf assoziiere ich das allerdings auch mit Terry Pratchetts Reitern der Apokalypse, was da leicht die Ernsthaftigkeit rausnimmt. Callaghan als Krieg oder Tod und O'Mara als Hunger passen ja ganz gut, unser Krake würde den Tod auch ganz gut ausfüllen, aber Mercedes als Pestilenz? Naja. Wird sicherlich seinen Grund haben.

      So, weiter zu etwas schöneren Dingen. Zum Beispiel zu Callaghan, der immer fadenscheinigere Gründe anführt, Flint zu helfen. Hier wird eine Trennung vollzogen, den Callaghan macht sich mit Flint im Schlepptau auf die Jagd nach Harley, während der Rest andere Ziele im Kopf hat. Ist gerade deshalb spannend, weil Harley ja inzwischen nicht mehr so leicht zu bekommen sein dürfte. Man hat zumindest Zweifel, dass die beiden Erfolg haben werden.

      Verbleibt noch Carla. Diese ist schonmal eifrig dabei, ihre verbliebenden Gefolgsleute auf sich einzustimmen. Dabei geht sie keinesfalls wie Harley vor, was jetzt ja wohl kaum erfolgsversprechend wäre. Dafür hat sie eigene Stärken, die sie auch ausspielt. Sie ist eiskalt berechnend und hat Ziele. Sowas mag man natürlich gerne hören. Aber auch, wenn sie Lorca an ihrer Seite weiß, sind die Kopfgeldjäger nicht die Gruppe von Personen, die man auf seiner Fährte wissen möchte. Irgendwann wird sie dafür bezahlen müssen. Vorerst aber läuft es ja ganz gut bei ihr. Gab es eigentlich eine tiefere Absicht, die Szene im Bad anzusiedeln?

      Okay, viel gab es jetzt nicht, aber von drei Parts des Kapitels sind zwei kaum zu Spekulationen anregend, da sie schlicht und ergreifend nur Informationen vermitteln, während der dritte mich etwas abgeschreckt hat. Jedenfalls konnte ich mir nicht nochmal alles durchlesen, gehe hier aber die Gefahr ein, eventuell etwas überlesen zu haben.
      Also dann bis zum nächsten Kapitel!
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
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    • Kapitel 133 - Paradies der Flüche

      Oh jeez. Neues Kapitel, neue Namen. Wann ist der Arc zu Ende und ich bekomm meine Charakterübersicht? :D

      Am Anfang erhebt sich der Wendigo-Tausendfüßler alias der Grüne König alias DeBráz alias Callaghans Nemesis.
      Beim Anfang könnte es sich, wie Edrail richtig beschrieben hat, tatsächlich um Auszüge aus den Apokryphen handeln, oder Kaspars Verstand oder ein paar Gedanken des Grünen Königs, oder eine mit Lammblut und Fieberwahn geschwängerte krude Mischung aus all diesen Punkten. Wir werden sehen :D
      Auf jeden Fall lernen wir einen neun Gefolgsmann des Grünen Königs kennen: Grotto Cargo einen Anglerfischfischmenschen (dämliches Word :D), mit einem sehr speziellen Charakter. Aber was erwarte ich denn, bei jemanden, der den Grünen König als seinen Herr und Meister bezeichnet. Da kann sich ja nur das abartige Gesindel finden und in eitrigen Heerscharen dem faulenden Teufel folgen.
      Kaspar tut mir da schon beinahe Leid, und du rügst mich noch für die Belästigungsszene zwischen dem Harlekin und Kol? :P
      Verwirrt hat mich dann allerdings Dagon. Wer ist das? Und wieso wird Grotto von Bráz so angesprochen, obwohl er nur zwei Sätze vorher sich selbst anders vorstellt? Oder ist das jetzt nur wieder der Deckname? So wie Ignatius und Callaghan. Kurzer Exkurs: Dagon/Dagan ist eine Gottheit aus dem mesopotamischen Raum und steht für Wolken. Würde das nicht gut zu Armonika passen?
      Aber viel verwirrter war ich, warum er Kaspar für einen Getreuen bzw. Soldaten hält? Grotto verweist ihn ja auf eine andere Person - ich nehme an Markus - aber was genau hat der Grüne König vor? Fragen über Fragen.

      Dann möchte ich noch Eldrail danken, dass er mich mit den vier apokalyptischen Reitern wieder auf Kurs gebracht hat. Ich war schon dabei Armonika und Co. die Reiter zuzuordnen und merke, dass ich den Part wohl doch überflogen habe, weil er ganz Recht hat, dass damit die Kopfgeldjäger selber gemeint sind.
      Im übrigen finde ich Pestilenz für Mercedes (alias Isebel?) sogar in doppelter Art und Weise passend. Einerseits ist sie das Geschwür, dass in Augen DeBráz, Callaghans wahre Monsterseite unterdrückt und seine Menschlichkeit hochhält und in anderer Art und Weise ist sie Ärztin und heilt Krankheiten.
      Schöne Allegorie, die du da aufgreifst. Ich mag das Motiv auch, habe es ja nicht ohne Grund in meine FF eingebaut, aber ich find es gut, dass es mal nicht die Antagonisten ziert. :)

      Kommen wir dann mal zu den Damen und Herrschaften der verlorenen Seelen, die sich - mehr oder wenige - noch in den Trümmern von Harleys Imperium befinden. Starke Charaktermomente hast du da gezeichnet und ein wenig wehmütig bin ich, dass die Bande jetzt in der Manier à la Oda getrennt wird, da sie ja schon den halben Arc nicht wirklich miteinander interagieren konnten.
      Besonders herausgreifen möchte ich an dieser Stelle das Gespräch zwischen O'Mara und Mercedes. Ich habe Mercedes echt vermisst. Gott hab ich meine erste und einzig wahre Liebe in dem Arc vermisst und ich hoffe, dass der kommende sie wieder positiver in den Mittelpunkt rückt. Auf Princess Suie psychisch und auf Scenia Serovo physisch gebrochen. Gib Mercedes eine Verschnaufpause und lass sie wieder ordentlich aufdrehen, in Ordnung? Ich würde es mir wünschen :D
      Ansonsten kommen wir zum Liebesgeständnis des unromantischsten Paares des Jahres und irgendwie fühlt es sich falsch und richtig zugleich ein. Vielleicht war das auch so beabsichtigt, denn ich finde es unheimlich passend, aber wollte es dir einfach so gesagt haben. Schön, dass du in der Hinsicht dich sogar mehr traust, als ich es in meiner FF tun würde.

      Kommen wir damit auch schon zu Callaghan. Ja. Er verfolgt tatsächlich Harley. Natürlich ist die Begründung nur fadenscheinig und oberflächlich. Oder sagen wir zumindest mehrschichtig. Wir wissen ja schon längst, dass Flint ihm etwas bedeutet, dass der Junge schon längst nicht mehr unnötiger Ballast ist. Dass da eine emotionale Hass-Liebe zwischen den beiden besteht. Und vielleicht sogar noch mehr kommen mag, wenn mal die ganze Geschichte des Rothaarigen aufgedeckt wird. Da bin ich recht zuversichtlich, dass da noch einiges auf uns zu kommen wird. Etwas ratlos bin ich eher, wie das ganze sich jetzt entwickeln wird. Kann man nicht vorstellen, dass du noch einmal einen ganzen Arc der Suche + Tötung von Harley widmen wirst. Ich rechne eher damit, dass sich das Ganze noch anders aufdröseln wird. Am Ende laufen die beiden Handlungstränge zur Rettung Lucas und Tötung Harleys sogar wieder zusammen.
      Bin da auch ein wenig zwiespältig. Einerseits will ich Mercedes in der Handlung sehen, andererseits hat Callaghan in den letzten beiden Arcs auch etwas zurückstecken müssen. Schwierig, schwierig. Aber du wirst das schon machen.

      Damit bleibt mir eigentlich nur noch Lorca und Carla zum Abschluss, deren Interaktion mir auch gefallen hat. Zwei starke und völlig unterschiedliche Frauenfiguren, die du hier auf einander stoßen lässt. Besonders Lorcas Eingeständnis, dass sie gar nicht mehr in der Lage ist, eigenständig zu denken, war wirklich großartig. Und hat dem Charakter auf einem Schlag mehr Tiefe verliehen und auch die Beziehung zu Harley gleichzeitig weiter verschärft.

      Alles in allem ein schönes Kapitel, bei dem ich nicht viel zu meckern habe. Von daher weiter so ;)