Durch die jüngst angekündigten Spoiler (Quelle) und durch eine "gestrige" Unterhaltung mit TT wurde ich nochmal an einen Gedanken erinnert, welchen ich schon vor langer Zeit hegte. Prinzipiell könnte dieser Thread auch andere Namen haben, wie beispielsweise "Rassismus in OP" oder "Ein Feindbild zugunsten der Stabilität", jedoch möchte ich mich größtenteils auf das Thema des Piratenbegriffes kaprizieren - es steht allerdings dem Leser frei, auch auf andere hier genannte Thesen näher einzugehen. Ebenso soll dieser Thread nicht dazu dienen, irgendwelche zukünftigen Ereignisse zu prognostizieren, sondern es geht hier viel mehr um eine theoretische Klarstellung bzw. einer logischen Verständniserweiterung bezüglich der OP-Welt.
Vorab sei erwähnenswert, dass mir ursprünglich der Gedanke zu dieser These kam als ich im Internet andauernd gelesen hatte, dass in One Piece keine "richtigen Piraten" existent wären bzw. nur die wenigsten Piraten dem "klassischen Piratenbegriff" gerecht werden. Prinzipiell hatte ich gegenüber diesen Aussagen nichts einzuwenden, denn wenn man darüber nachdenkt liegt es wirklich nahe, dass One Piece ein Piratenmanga ohne wirkliche Piraten ist. Da ich allerdings selbst mal ein eifriger Geschichtenschreiber war, ging ich ein wenig differenzierter an die Sache heran und betrachtete das Ganze mal aus einem anderen Blickwinkel: diese Perspektive stammt quasi direkt aus der OP-Welt selbst. Das klingt zunächst recht komplex und konfus, aber grundsätzlich soll mit dieser These nur der Versuch gestartet werden, den Piratenbegriff der OP-Welt mit dem unsrigen zu koppeln bzw. in ein logisches, gemeinsames und aufeinander abgestimmtes Definitionsgebilde zu bringen.
Doch worauf möchte ich eigentlich hinaus? Zunächst einmal möchte von der einfachen Seite anfangen, damit das Verständnis für den Einstieg umso einfacher ist: den Piratenbegriff "unserer" Welt.
Was macht einen Pirat bzw. Piraterie in unserer Welt aus? Wie ist die Definition? Ich möchte an dieser Stelle nun nicht diverse literarische Quellen anbringen, denn dies würde an dieser Stelle etwas zu weit gehen, denn ich denke mal, dass sich jedweder Leser hier ungefähr vorstellen kann, was unter unserem Piratenbegriff zu verstehen ist. Um jedoch ein wenig präziser darauf eingehen zu können, ist es von absoluter Notwendigkeit, ein paar Merkmale von Piraten zu nennen. Diese Merkmale sind so zeitlos wie der Begriff selbst: Räuber der Meere, opportunistische Schmuggler, rachsüchtige Mörder oder gewissenlose und illegale Tätigkeiten nachgehende Gewalttäter. Ich denke mal, ich muss an dieser Stelle nicht weiter fortfahren, obschon dies nicht gerade einer findigen und wissenschaftlichen Herangehensweise würdig ist, jedoch möchte ich dies an dieser Stelle auch nicht zu sehr verkomplizieren.
Doch diese Informationen, was in unserer Welt den stereotypischen Piraten auszeichnet, benötigen wir für eine logische Koppelung der Piratenbegriffe "unserer" und den der "One Piece-Welt". Doch für diese Koppelung brauchen wir auch einen definitionsgerechten Piratenbegriff der OP-Welt, welcher nicht ganz so einfach zu formulieren ist, wie jener der unsrigen Welt. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, da wir quasi "vorbelastet" sind, was unseren Begriff anbelangt und diese Erwartungen werden auf den Piratenbegriff von One Piece übertragen. Das ist normalerweise auch nicht schliimm bzw. völlig normal, da der Blick nicht stets umgestellt werden muss, um diverse Dinge epistemologisch erkennen zu können. Doch gerade in solch einem abstrakten Gebilde, deen ich nun näher erläutern möchte, ist es absolut notwendig, sich dem Thema durch einen Perspektivwechsel zu nähern.
Dementsprechend möchte ich nun versuchen, mich dem OP-Piratenbegriff durch Beispiele effektiv zu nähern. Um dies bewerkstelligen zu können, liegt es nahe, dass ich mir ein paar Musterbeispiele herausgreifen möchte und diese ein wenig präsentiere:
Wir sehen also, dass man alleine nur durch diese - zugegeben vielleicht zu wenigen - Beispiele erkennen kann, dass die Handlungsabsichten und Ideologien der Piraten in One Piece sehr vielschichtig sind. Zunächst einmal muss man hierbei versuchen, eine gewisse Gemeinsamkeit festhalten zu können, denn ich denke nicht, dass man zumindest der Strohhut-Bande vorhalten kann, sie sei durch ihre maliziösen Handlungsweisen zu identifizieren - und alleine deswegen kann man den Piratenbegriff "unserer Welt" nicht auf den von One Piece übertragen. Der Piratenbegriff wird bei One Piece scheinbar willkürlich verwendet. Doch ist dies wirklich nur auf eine Willkür Odas zurückzuführen? Oder woher kommt denn nun die Annahme, dass beispielsweise die Strohhut-Bande - welche allegorisch nun für alle "nicht richtigen" Piratenbanden stehen soll - als Piraten bezeichnet werden, obschon sie keine zu sein scheinen mögen?
Um diese Fragen beantworten zu können, möchte ich hier einen kurzen Exkurs im Bezug der - und dies wirkt zunächst weit hergeholt - Theorie des Rassismus erläutern. Jenes Thema interessierte mich schon vor Jahren und dementsprechend las ich mich in das Thema auf vielschichtiger Basis ein - und es lässt sich sogar auf genau diese These übertragen. Doch nun zum wirklich nur kurz angeschnittenen Exkurs:
EXKURS:
Um direkt vorab einen allgemeinen Irrtum aus dem Weg zu räumen, sei es erwähnungswürdig, dass Rassismus vom Wortursprung her nicht unbedingt stets etwas mit "Rassen" zu tun hat - selbst die Terminologie "Rassismus" ist sogar jünger als der damit gemeinte Sachverhalt. Als "Rasse" kann dementsprechend - und das ist in der Historie der Menschen oftmals vorgekommen - ein jedwedes Kollektiv angesehen werden. Dem Pluralismus sind hier keine Grenzen gesetzt: seien es ethnologische, religiöse, interessenspezifische oder biologisch-äußere Merkmale. Wohl angemerkt: diese Beispiele dienen nur zur Veranschaulichung, dass der "Rass"-ismus nicht unbedingt nur auf (äußere) ethnologische Merkmale zu spezifizieren ist, wie beispielsweise Hautfarbe oder sonstige anthropologische Eigenschaften.
Rassismus dient - wenn wir uns auf Wulf D. Hunds Definition kaprizieren - unter anderem für die Stabilität eines bestimmten sozialen Kollektivs. Normalerweise kann eine solche Stabilität auch entstehen, indem eine Gesellschaft sich als Dogma einen bestimmten Grundsatz stellt, wie beispielsweise eine demokratische Ordnung und der damit einhergehenden Verfassung. (Wie gesagt, ich gehe nur sehr grob auf diesen Exkurs ein.)
Diese Stabilität, die durch eine pseudowissenschaftliche Rassenlehre konstruiert wird, erwächst durch ein gemeinsames Feindbild, welches von einem Kollektiv - an dieser Stelle das Kollektiv, welches ein anderes diskriminiert - proklamiert wird. Diese Proklamation kann zunächst aus einer biologischen oder ideologischen Basis entstehen und bis zu systematischen und institutionellen Durchführung heranwachsen, wie beispielsweise durch Gesetzesbildungen (siehe beispielsweise die Nürnberger Rassengesetze).
Doch wie fügen wir nun dieses Rassismusgebilde - und damit meine ich vielmehr die Stabilitätsfunktion dahinter - in dieses Thema rundum den Piratenbegriff ein?
Wenn wir uns die One Piece-Welt anschauen, dann sehen wir jenes Kollektiv, welches zu einem Feindbild proklamiert wurde mal genauer an: die Piraten. Die Piraten dienen somit zur Stabilität eines bestimmen Kollektivs, welches sozusagen ein gemeinsames Feindbild braucht, um bestehen zu können. Ich denke mal, dass es keine geistige Meisterleistung darstellt, die Inferenz daraus ziehen zu können, von welchem proklamierenden Kollektiv ich hier spreche: der Marine.
Es sei an dieser Stelle zunächst hervorgehoben, dass ich die Weltregierung mit Absicht noch aus dieser Aufzählung weglasse, da jene das Ganze für eine Erklärung verkompliziert - es kann am Ende aber durchaus plausibel erscheinen, wenn man jene im Nachhinein in das Thesengebilde einfügt. Doch dazu später.
Die Marine schafft sich ein bestimmtes, hier durch eine gewisse Gemeinsamkeit gekennzeichnetes Feindbild, um somit sich selbst Stabilität zu gewährleisten. Das merken wir schon daran, dass Piratengruppen wie die Strohhut-Bande hemmungslos verfolgt werden, welche allerdings nicht wie die typischen Piraten auftreten, welche wir in unserer realen Welt als solche klassifizieren. (Das ist zunächst einmal unabhängig davon, welche Art von "Gerechtigkeit" wir hier betrachten: jener Begriff ist hierbei sogar gänzlich irrelevant, wenn wir mit der Marine einen Gegenpol zum Piratenkollektiv sehen.) Es ist sozusagen eine Art "Brauch", dass auch Abenteurer, welche einfach nur ihrer Freiheit nachgehen und jene ausleben, einen Jolly Roger an das Schiff binden und sich als Piraten bezeichnen lassen - zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, mal etwas anderes gesehen zu haben. Alle Abenteurer, Freibeuter und "wirklichen" Piraten werden hier mit dem Piratenbegriff der Marine stigmatisiert. Versetzt man sich also in die Welt von One Piece, so wäre gewissermaßen die Definition für den Piratenbegriff als "Feindbild der Marine" zu beschreiben. Jene baut darauf auf, denn diese garantiert ihr Fortbestehen. (Das "Feindbild der Marine" wird selbstverständlich von eben jener nicht als solches genannt: als Begründung liefern sie - nicht offiziell - die Suche nach dem One Piece oder - wohl offiziell - die maliziösen Absichten und daraus resultierenden Handlungen von Räubern und sonstigem bösen Gesindel.)
(Fußnote: die Bergbanditen, welche in den ersten Folgen von OP erschienen sind, wirken hierbei zunächst wie ein kleines logisches Dorn im Auge, besonders da jene sich scheinbar in direkter Konkurrenz mit den sogenannten "Piraten" sahen. Dieser Umstand muss allerdings nicht auf die Marine zutreffen, zudem es auch einen Steckbrief für Grizzly gab, welcher keine sichtbaren Unterschiede zu den anderen Steckbriefen aufwies. Zugegeben, die Argumentation ist an dieser Stelle ein wenig schwach und bezieht sich nur auf Indizien, aber so lässt es sich zumindest noch logisch in das ganze Thesengebilde einfügen.)
Fügen wir nun die Weltregierung an dieser Stelle in dieses Gebilde ein: jene möchte es unter allen Umständen vermeiden, dass das One Piece - was auch immer dies darstellen möge - gefunden wird. Wenn jene die Marine als "Gesicht der Weltregierung" (siehe die Unterhaltung zwischen Akainu und den Fünf Weisen) und dafür konstruiert wurde, das Piratenkollektiv eindämmen zu können, ist dies noch immer in einem logisch korrekten Zusammenhang. Die Samurai könnten dementsprechend entstanden sein, da die Marine anfänglich noch nicht stark genug war bzw. noch immer nicht die Masse an Quantität und Qualität erreicht hatte, um dem Piratenkollektiv alleine entgegen treten zu können. Die Weltregierung ernannte daraufhin die die Samurai um dem Piratenkollektiv gewissermaßen bis zu einem gewissen Grad etwas an Stärke zu entziehen. Das bedeutet im Klartext, dass es weniger qualitativ starke Gegner gibt, die nach dem One Piece suchen und die Marine hätte im Gegenzug - allerdings nicht unter ihrem Namen - mehr Kampfkraft gegen gewisse Piratenmächte. Diese Konklusion konnte alleine schon am Großen Ereignis genauestens gesehen werden, wenn eine Kaiserbande samt Allianz einen Großteil der Marine, zusammen mit den Samurai, ins Schwitzen brachte - das erklärt natürlich auch den Schock, den Shanks Erscheinen verursachte. Zwei Legenden auf einen Streich: dies kann die Marine nicht alleine tragen. Dementsprechend müssen dem Piratenkollektiv präventiv gewisse "Stärkeeinheiten" entzogen werden, die der Marine unter die Arme greifen, allerdings unter dem Namen der Weltregierung.
Das Abenteuerkollektiv existierte dementsprechend schon immer, jedoch wurde durch die Konstruktion der Marine ein neues Feindbild geschaffen - namentlich unter dem Begriff der "Piraten". (Das kommt der Rassismus-Theorie sehr nahe, besonders auch deswegen, weil so auch der Rassenbegriff teilweise entstand.)
Dann kamen nun zu dieser ursprünglichen Überlegung von mir noch zwei Zusätze: durch die gestrige Unterhaltung mit TT wurde ich von ihm aufgeklärt, dass Oda - obschon dies bisher nie in OP angesprochen wurde - in seinem Werk "Romance Dawn" das Piratenkollektiv in zwei Teile aufteilte ("Morgania" und "Peace Main"). Viele Elemente aus Romance Dawn hatten einen essenziellen Einfluss auf OP, wie man an verschiedenen (auch optischen) Merkmalen sehen konnte.
Nun kommt aber noch der Spoiler hinzu, welcher heute hier präsentiert wurde und es war von einem Propaganda-Modell zu lesen, was zudem ebenso eine Charakteristik eines systematischen Rassismusmodells darstellen kann (aber dies kann nur eine systematische oder institutionelle Hilfestellung bezüglich eines rassenideologischen Unterdrückungsmechanismus darstellen, was man an dieser Stelle nicht vergessen darf!).
All dies passt zunächst einmal logisch betrachtet in ein gewisses Muster, was den Piratenbegriff für OP wieder plausibler in der Verwendung, doch nicht im Vergleich zu dem unsrigen Piratenbegriff vollständig auf unsere Welt (oder aus reziproker SIcht auch andersherum) übertragen lässt. Dementsprechend sehe ich vielleicht bei Oda dabei keine Willkür, sondern vielmehr - zugegeben vielleicht nicht so komplex durchdachte - eine Intention hinter dieser bei uns vorkommenden Wahrnehmung, dass nicht alle Piraten "gleich" sind - speziell im Kontext der beiden Piratenbegriffe. Diese beiden Begriffe lassen sich also auf eine abstrakte Art und Weise in ein gewisses logisches Fundament vereinen, jedoch nicht direkt, da dies ja doch eben zwei verschiedene Welt darstellen: die unsrige, manchmal etwas komplexe Welt und die Welt von OP, in welche wir uns so oft hineinversetzen und verlieren können. Dementsprechend hoffe ich doch, den Blick "von beiden Welten aus" ein wenig durch diese These sensibler gestaltet zu haben und freue mich auf eure Gedanken, Meinungen und Kritiken bezüglich meiner Gedanken.
(Und ich gebe zu: ich hätte sogar noch einige Aspekte näher ausformulieren und weiter ausschweifen können, jedoch habe ich schon viel zu viel Zeit in diesen Beitrag investiert (obschon mir diverse Quellenangaben fehlen ...) und habe noch einige Dinge zu tun. Das tut dem aber kein Abbruch, dass ich mich auf eure Antworten freue und auf jene entsprechend eingehen zu können, wenn es meine Zeit zulässt.)
Ich danke an dieser Stelle für das Interesse an meinen bescheidenen Gedanken - danke für's Lesen.
Vorab sei erwähnenswert, dass mir ursprünglich der Gedanke zu dieser These kam als ich im Internet andauernd gelesen hatte, dass in One Piece keine "richtigen Piraten" existent wären bzw. nur die wenigsten Piraten dem "klassischen Piratenbegriff" gerecht werden. Prinzipiell hatte ich gegenüber diesen Aussagen nichts einzuwenden, denn wenn man darüber nachdenkt liegt es wirklich nahe, dass One Piece ein Piratenmanga ohne wirkliche Piraten ist. Da ich allerdings selbst mal ein eifriger Geschichtenschreiber war, ging ich ein wenig differenzierter an die Sache heran und betrachtete das Ganze mal aus einem anderen Blickwinkel: diese Perspektive stammt quasi direkt aus der OP-Welt selbst. Das klingt zunächst recht komplex und konfus, aber grundsätzlich soll mit dieser These nur der Versuch gestartet werden, den Piratenbegriff der OP-Welt mit dem unsrigen zu koppeln bzw. in ein logisches, gemeinsames und aufeinander abgestimmtes Definitionsgebilde zu bringen.
Doch worauf möchte ich eigentlich hinaus? Zunächst einmal möchte von der einfachen Seite anfangen, damit das Verständnis für den Einstieg umso einfacher ist: den Piratenbegriff "unserer" Welt.
Was macht einen Pirat bzw. Piraterie in unserer Welt aus? Wie ist die Definition? Ich möchte an dieser Stelle nun nicht diverse literarische Quellen anbringen, denn dies würde an dieser Stelle etwas zu weit gehen, denn ich denke mal, dass sich jedweder Leser hier ungefähr vorstellen kann, was unter unserem Piratenbegriff zu verstehen ist. Um jedoch ein wenig präziser darauf eingehen zu können, ist es von absoluter Notwendigkeit, ein paar Merkmale von Piraten zu nennen. Diese Merkmale sind so zeitlos wie der Begriff selbst: Räuber der Meere, opportunistische Schmuggler, rachsüchtige Mörder oder gewissenlose und illegale Tätigkeiten nachgehende Gewalttäter. Ich denke mal, ich muss an dieser Stelle nicht weiter fortfahren, obschon dies nicht gerade einer findigen und wissenschaftlichen Herangehensweise würdig ist, jedoch möchte ich dies an dieser Stelle auch nicht zu sehr verkomplizieren.
Doch diese Informationen, was in unserer Welt den stereotypischen Piraten auszeichnet, benötigen wir für eine logische Koppelung der Piratenbegriffe "unserer" und den der "One Piece-Welt". Doch für diese Koppelung brauchen wir auch einen definitionsgerechten Piratenbegriff der OP-Welt, welcher nicht ganz so einfach zu formulieren ist, wie jener der unsrigen Welt. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, da wir quasi "vorbelastet" sind, was unseren Begriff anbelangt und diese Erwartungen werden auf den Piratenbegriff von One Piece übertragen. Das ist normalerweise auch nicht schliimm bzw. völlig normal, da der Blick nicht stets umgestellt werden muss, um diverse Dinge epistemologisch erkennen zu können. Doch gerade in solch einem abstrakten Gebilde, deen ich nun näher erläutern möchte, ist es absolut notwendig, sich dem Thema durch einen Perspektivwechsel zu nähern.
Dementsprechend möchte ich nun versuchen, mich dem OP-Piratenbegriff durch Beispiele effektiv zu nähern. Um dies bewerkstelligen zu können, liegt es nahe, dass ich mir ein paar Musterbeispiele herausgreifen möchte und diese ein wenig präsentiere:
- Um unverzüglich eine Piratenbande nennen zu können, welcher unserem Piratenbegriff zumindest tendenziell näher kommt, so kommt mir die ursprüngliche Bellamy-Piratenbande in den Sinn. Es schien zumindest, dass jene Bande ein grobschlächtiges, nur zum Vergnügen lebendes und absolut durchtriebenes Kollektiv darstellt, welches durch ihr Aufeinandertreffen mit (einem Teil) der Strohhutbande einen deutlichen Kontrast hervorgerufen hat, welcher unter anderem sicherlich dazu beigetragen hatte, dass viele Fans "richtige" Piraten in One Piece als eine Seltenheit betrachten.
- Die Blackbeard-Piratenbande wird häufig - zumindest laut meiner Einschätzung - im Internet als eine "richtige" Piratenbande bezeichnet, welche piratengerechten Tätigkeiten nachgeht. Ich muss allerdings zugeben, dass jene es zunächst nur scheinbar tun: bis auf ihr Auftreten und dem hinterlistigen Plan und Vorgehen bezüglich Blackbeards Ziel konnte man bisher nicht viel mehr über sie sehen (obschon sich einiges ableiten ließ).
- Zu guter Letzt soll natürlich die wohl friedfertigste Bande überhaupt namentlich genannt werden, mit welcher jeder One Piece-Fan etwas anzufangen weiß: die Strohhut-Bande! Gerade sie wird in diesem Kontext stets als keine richtige Piratenbande bezeichnet und dient als Musterbeispiel des Gegenteils eines stereotypischen Piratenbildes - zumindest dem von "unserer" Welt. Die Strohhutbande hilft aus, wahrt gewisse Werte, ist freundlich, achtet und schätzt ihre Freunde und macht sich ganze Ländereien zu Freunden. Maliziöse Intentionen kann man ihnen nicht wirklich unterstellen, vielleicht aber auch nicht einmal den Drang Gutes zu tun: es ist viel eher der Freiheitsgedanke, obschon sie stets dabei gute Tätigkeiten vollbringen. Sind sie Helden? Durchaus, allerdings ist dies wohl nicht durch ihren aufrichtigen Willen primär intendiert - außer sie bekommen das Leid und Übel direkt vor ihrer Nase mit oder - und das ist verdammt wichtig - werden um Hilfe gebeten.
Wir sehen also, dass man alleine nur durch diese - zugegeben vielleicht zu wenigen - Beispiele erkennen kann, dass die Handlungsabsichten und Ideologien der Piraten in One Piece sehr vielschichtig sind. Zunächst einmal muss man hierbei versuchen, eine gewisse Gemeinsamkeit festhalten zu können, denn ich denke nicht, dass man zumindest der Strohhut-Bande vorhalten kann, sie sei durch ihre maliziösen Handlungsweisen zu identifizieren - und alleine deswegen kann man den Piratenbegriff "unserer Welt" nicht auf den von One Piece übertragen. Der Piratenbegriff wird bei One Piece scheinbar willkürlich verwendet. Doch ist dies wirklich nur auf eine Willkür Odas zurückzuführen? Oder woher kommt denn nun die Annahme, dass beispielsweise die Strohhut-Bande - welche allegorisch nun für alle "nicht richtigen" Piratenbanden stehen soll - als Piraten bezeichnet werden, obschon sie keine zu sein scheinen mögen?
Um diese Fragen beantworten zu können, möchte ich hier einen kurzen Exkurs im Bezug der - und dies wirkt zunächst weit hergeholt - Theorie des Rassismus erläutern. Jenes Thema interessierte mich schon vor Jahren und dementsprechend las ich mich in das Thema auf vielschichtiger Basis ein - und es lässt sich sogar auf genau diese These übertragen. Doch nun zum wirklich nur kurz angeschnittenen Exkurs:
EXKURS:
Um direkt vorab einen allgemeinen Irrtum aus dem Weg zu räumen, sei es erwähnungswürdig, dass Rassismus vom Wortursprung her nicht unbedingt stets etwas mit "Rassen" zu tun hat - selbst die Terminologie "Rassismus" ist sogar jünger als der damit gemeinte Sachverhalt. Als "Rasse" kann dementsprechend - und das ist in der Historie der Menschen oftmals vorgekommen - ein jedwedes Kollektiv angesehen werden. Dem Pluralismus sind hier keine Grenzen gesetzt: seien es ethnologische, religiöse, interessenspezifische oder biologisch-äußere Merkmale. Wohl angemerkt: diese Beispiele dienen nur zur Veranschaulichung, dass der "Rass"-ismus nicht unbedingt nur auf (äußere) ethnologische Merkmale zu spezifizieren ist, wie beispielsweise Hautfarbe oder sonstige anthropologische Eigenschaften.
Rassismus dient - wenn wir uns auf Wulf D. Hunds Definition kaprizieren - unter anderem für die Stabilität eines bestimmten sozialen Kollektivs. Normalerweise kann eine solche Stabilität auch entstehen, indem eine Gesellschaft sich als Dogma einen bestimmten Grundsatz stellt, wie beispielsweise eine demokratische Ordnung und der damit einhergehenden Verfassung. (Wie gesagt, ich gehe nur sehr grob auf diesen Exkurs ein.)
Diese Stabilität, die durch eine pseudowissenschaftliche Rassenlehre konstruiert wird, erwächst durch ein gemeinsames Feindbild, welches von einem Kollektiv - an dieser Stelle das Kollektiv, welches ein anderes diskriminiert - proklamiert wird. Diese Proklamation kann zunächst aus einer biologischen oder ideologischen Basis entstehen und bis zu systematischen und institutionellen Durchführung heranwachsen, wie beispielsweise durch Gesetzesbildungen (siehe beispielsweise die Nürnberger Rassengesetze).
Doch wie fügen wir nun dieses Rassismusgebilde - und damit meine ich vielmehr die Stabilitätsfunktion dahinter - in dieses Thema rundum den Piratenbegriff ein?
Wenn wir uns die One Piece-Welt anschauen, dann sehen wir jenes Kollektiv, welches zu einem Feindbild proklamiert wurde mal genauer an: die Piraten. Die Piraten dienen somit zur Stabilität eines bestimmen Kollektivs, welches sozusagen ein gemeinsames Feindbild braucht, um bestehen zu können. Ich denke mal, dass es keine geistige Meisterleistung darstellt, die Inferenz daraus ziehen zu können, von welchem proklamierenden Kollektiv ich hier spreche: der Marine.
Es sei an dieser Stelle zunächst hervorgehoben, dass ich die Weltregierung mit Absicht noch aus dieser Aufzählung weglasse, da jene das Ganze für eine Erklärung verkompliziert - es kann am Ende aber durchaus plausibel erscheinen, wenn man jene im Nachhinein in das Thesengebilde einfügt. Doch dazu später.
Die Marine schafft sich ein bestimmtes, hier durch eine gewisse Gemeinsamkeit gekennzeichnetes Feindbild, um somit sich selbst Stabilität zu gewährleisten. Das merken wir schon daran, dass Piratengruppen wie die Strohhut-Bande hemmungslos verfolgt werden, welche allerdings nicht wie die typischen Piraten auftreten, welche wir in unserer realen Welt als solche klassifizieren. (Das ist zunächst einmal unabhängig davon, welche Art von "Gerechtigkeit" wir hier betrachten: jener Begriff ist hierbei sogar gänzlich irrelevant, wenn wir mit der Marine einen Gegenpol zum Piratenkollektiv sehen.) Es ist sozusagen eine Art "Brauch", dass auch Abenteurer, welche einfach nur ihrer Freiheit nachgehen und jene ausleben, einen Jolly Roger an das Schiff binden und sich als Piraten bezeichnen lassen - zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, mal etwas anderes gesehen zu haben. Alle Abenteurer, Freibeuter und "wirklichen" Piraten werden hier mit dem Piratenbegriff der Marine stigmatisiert. Versetzt man sich also in die Welt von One Piece, so wäre gewissermaßen die Definition für den Piratenbegriff als "Feindbild der Marine" zu beschreiben. Jene baut darauf auf, denn diese garantiert ihr Fortbestehen. (Das "Feindbild der Marine" wird selbstverständlich von eben jener nicht als solches genannt: als Begründung liefern sie - nicht offiziell - die Suche nach dem One Piece oder - wohl offiziell - die maliziösen Absichten und daraus resultierenden Handlungen von Räubern und sonstigem bösen Gesindel.)
(Fußnote: die Bergbanditen, welche in den ersten Folgen von OP erschienen sind, wirken hierbei zunächst wie ein kleines logisches Dorn im Auge, besonders da jene sich scheinbar in direkter Konkurrenz mit den sogenannten "Piraten" sahen. Dieser Umstand muss allerdings nicht auf die Marine zutreffen, zudem es auch einen Steckbrief für Grizzly gab, welcher keine sichtbaren Unterschiede zu den anderen Steckbriefen aufwies. Zugegeben, die Argumentation ist an dieser Stelle ein wenig schwach und bezieht sich nur auf Indizien, aber so lässt es sich zumindest noch logisch in das ganze Thesengebilde einfügen.)
Fügen wir nun die Weltregierung an dieser Stelle in dieses Gebilde ein: jene möchte es unter allen Umständen vermeiden, dass das One Piece - was auch immer dies darstellen möge - gefunden wird. Wenn jene die Marine als "Gesicht der Weltregierung" (siehe die Unterhaltung zwischen Akainu und den Fünf Weisen) und dafür konstruiert wurde, das Piratenkollektiv eindämmen zu können, ist dies noch immer in einem logisch korrekten Zusammenhang. Die Samurai könnten dementsprechend entstanden sein, da die Marine anfänglich noch nicht stark genug war bzw. noch immer nicht die Masse an Quantität und Qualität erreicht hatte, um dem Piratenkollektiv alleine entgegen treten zu können. Die Weltregierung ernannte daraufhin die die Samurai um dem Piratenkollektiv gewissermaßen bis zu einem gewissen Grad etwas an Stärke zu entziehen. Das bedeutet im Klartext, dass es weniger qualitativ starke Gegner gibt, die nach dem One Piece suchen und die Marine hätte im Gegenzug - allerdings nicht unter ihrem Namen - mehr Kampfkraft gegen gewisse Piratenmächte. Diese Konklusion konnte alleine schon am Großen Ereignis genauestens gesehen werden, wenn eine Kaiserbande samt Allianz einen Großteil der Marine, zusammen mit den Samurai, ins Schwitzen brachte - das erklärt natürlich auch den Schock, den Shanks Erscheinen verursachte. Zwei Legenden auf einen Streich: dies kann die Marine nicht alleine tragen. Dementsprechend müssen dem Piratenkollektiv präventiv gewisse "Stärkeeinheiten" entzogen werden, die der Marine unter die Arme greifen, allerdings unter dem Namen der Weltregierung.
Das Abenteuerkollektiv existierte dementsprechend schon immer, jedoch wurde durch die Konstruktion der Marine ein neues Feindbild geschaffen - namentlich unter dem Begriff der "Piraten". (Das kommt der Rassismus-Theorie sehr nahe, besonders auch deswegen, weil so auch der Rassenbegriff teilweise entstand.)
Dann kamen nun zu dieser ursprünglichen Überlegung von mir noch zwei Zusätze: durch die gestrige Unterhaltung mit TT wurde ich von ihm aufgeklärt, dass Oda - obschon dies bisher nie in OP angesprochen wurde - in seinem Werk "Romance Dawn" das Piratenkollektiv in zwei Teile aufteilte ("Morgania" und "Peace Main"). Viele Elemente aus Romance Dawn hatten einen essenziellen Einfluss auf OP, wie man an verschiedenen (auch optischen) Merkmalen sehen konnte.
Nun kommt aber noch der Spoiler hinzu, welcher heute hier präsentiert wurde und es war von einem Propaganda-Modell zu lesen, was zudem ebenso eine Charakteristik eines systematischen Rassismusmodells darstellen kann (aber dies kann nur eine systematische oder institutionelle Hilfestellung bezüglich eines rassenideologischen Unterdrückungsmechanismus darstellen, was man an dieser Stelle nicht vergessen darf!).
All dies passt zunächst einmal logisch betrachtet in ein gewisses Muster, was den Piratenbegriff für OP wieder plausibler in der Verwendung, doch nicht im Vergleich zu dem unsrigen Piratenbegriff vollständig auf unsere Welt (oder aus reziproker SIcht auch andersherum) übertragen lässt. Dementsprechend sehe ich vielleicht bei Oda dabei keine Willkür, sondern vielmehr - zugegeben vielleicht nicht so komplex durchdachte - eine Intention hinter dieser bei uns vorkommenden Wahrnehmung, dass nicht alle Piraten "gleich" sind - speziell im Kontext der beiden Piratenbegriffe. Diese beiden Begriffe lassen sich also auf eine abstrakte Art und Weise in ein gewisses logisches Fundament vereinen, jedoch nicht direkt, da dies ja doch eben zwei verschiedene Welt darstellen: die unsrige, manchmal etwas komplexe Welt und die Welt von OP, in welche wir uns so oft hineinversetzen und verlieren können. Dementsprechend hoffe ich doch, den Blick "von beiden Welten aus" ein wenig durch diese These sensibler gestaltet zu haben und freue mich auf eure Gedanken, Meinungen und Kritiken bezüglich meiner Gedanken.
(Und ich gebe zu: ich hätte sogar noch einige Aspekte näher ausformulieren und weiter ausschweifen können, jedoch habe ich schon viel zu viel Zeit in diesen Beitrag investiert (obschon mir diverse Quellenangaben fehlen ...) und habe noch einige Dinge zu tun. Das tut dem aber kein Abbruch, dass ich mich auf eure Antworten freue und auf jene entsprechend eingehen zu können, wenn es meine Zeit zulässt.)
Ich danke an dieser Stelle für das Interesse an meinen bescheidenen Gedanken - danke für's Lesen.
Freundes-Code (N3DS): 4854-6473-1482
Aktuelle Spiele: Pokémon (Sun/Moon), MHGen, Metroid Prime: Federation Force
NNID (Wii U): Herr-der-Zeiten
Aktuelle Spiele: MH3U, Hyrule Warriors
Falls wer kämpfen will: die Einladung zu einem heißen Tänzchen lehne ich nie ab!
(Einfach per PN anfragen.)
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