Nico Robin, Ohara und das Terrormanagement: Eine psychologische Analyse
In One Piece, einem Manga, in dem traurige Kindheiten an die Hauptcharaktere so großzügig ausgeteilt werden wie Gummibärchen, sticht „Teufelskind“ Nico Robin noch einmal für mich hervor. Robins Leidensweg beginnt mit Ausgrenzung (Teufelsfrucht) und eskaliert schließlich im Genozid an ihren einzigen Bezugspersonen, den Wissenschaftlern von Ohara, einschließlich der kurz zuvor zurückgekehrten Mutter. Scheinbar aussichtslos setzt er sich fort im immer wiederkehrenden Verrat um an ihr Kopfgeld zu gelangen. Wie hat sie es geschafft, aus einer derartig von Trauma und Verlust geprägten Jugend so lebensfähig und stabil hervorzutreten? Sollte sie nicht vielmehr ein psychisches Wrack sein? Diesen Eindruck hat sie bei ihrem ersten Auftritt freilich nicht vermittelt.
Eine mögliche Antwort auf diese Frage bietet die Terror - Management - Theorie (TMT) nach Greenberg, Solomon & Pyszczynski (1997). Laut meiner Professorin zunächst wenig beachtet, etwas als „Hippie- Theorie“ verschrien (möglicherweise im Zusammenhang mit der Erscheinung der Begründer ;)), hat die Theorie nach 9/11 viel an Bedeutung gewonnen. Es handelt sich dabei um eine Theorie über die psychische Bewältigung von existenziellen Bedrohungen, wie z.B. Naturkatstrophen – oder eben Genoziden & Kriegsangriffen, wie Klein-Robin sie erleben musste.
Die TMT formuliert zwei Grundprämissen:
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Als Robins direkte Reaktion interpretiere ich ihr Lachen in Manier von Hagwar D. Sauro nach dem erfolgreichen Buster Call von Ohara. Robins Blick als letzte Überlebende von Ohara auf die brennende Insel und mit Sauros Lachen auf den Lippen ist herzerweichend. Er hat ihr beigebracht, auch in schlechten Zeiten stets zu lachen. Und genau das tut sie jetzt, indem sie sich als direkte Bewältigung mit Sauros Lachen emotional von der grauenhaften Situation distanziert. Robins symbolische Bewältigungsreaktion auf die unwiderrufliche Auslöschung ihres bisherigen Lebens ist komplex und tiefgreifend. Sie ist nach diesem Erlebnis als Kind von Mensch zu Mensch, als Erwachsene von Organisation zu Organisation gezogen, um untertauchen zu können. Dabei hat sie, wie anfangs erwähnt, immer wieder Todesbedrohung und Verrat erlebt. Folglich ist sie auch nie in einer anderen Kultur, als ihrer ursprünglichen von Ohara heimisch geworden und hat nie ein anderes Wertesystem verinnerlicht. Das ist die Erklärung, weshalb so stark an dem kulturellen Vermächtnis und dem Traum der Wissenschaftler von Ohara festhält. Robins Traum, alle Porngeglyphe zu finden und die verlorene Geschichte rekonstruieren zu können, IST die symbolische Bewältigung ihrer traumatischen Vergangenheit.
Der Vollblutfan könnte mich an dieser Stelle auf den Widerspruch zwischen Robins Selbstopferung für ihre Freunde während der CP9 – Storyline und der Prämisse des Lebenserhaltungstriebs hinweisen. Um diesen (scheinbaren) Widerspruch aufzulösen müssen wir tiefer in ihren Charakter und ihre Beweggründe eintauchen. Robin fühlt sich neben der wissenschaftlichen Kultur von Ohara, in die sie hinein geboren wurde, auch der Kultur der Strohhüte emotional verbunden. Ebenfalls wie die Barock – Firma hat sie die Strohhüte wohl anfangs als weitere Möglichkeit zum Untertauchen und Aufspüren von Porneglyphen betrachtet. Doch wer kann sich schon dem Charme von Ruffy & Co entziehen?! Bartolomeo kann es definitiv nicht und Robin auch nicht. Die Strohhüte sind ihr ans Herz gewachsen und sie hat deren Wertesystem, deren „Brocode“ übernommen. Ein äußerst wichtiger und immer wiederkehrender Wert ist hierbei der der Aufopferung und dem Beschützen der Nakama. Das zeigt sich z.B. auf der Thriller Bark als Zorro und auch Sanji sich Kuma im Austausch für Ruffy anbieten. Der derzeitige Big Mom – Arc geht ebenfalls auf Sanjis Entschluss zurück, Big Moms Einladung zur Teeparty zu folgen, da sonst seine Freunde schmerzlich die Konsequenzen tragen müssten.
Nun zur Auflösung des scheinbaren Widerspruchs zwischen Selbstopferung und Lebenserhaltungstrieb. Robins Lebenserhaltungstrieb ist nicht nicht vorhanden ( „Ich will leben“ auf Enies Lobby), sondern wird vielmehr überschattet durch ihre Art der Problembewältigung. Sie versucht, diese Krise wie bisher ALLEINE zu bewältigen und zugleich dem „Brocode“ der Aufopferung gerecht zu werden. Indem sie sich der CP9 ausliefert um einen Buster Call von Spandam auf die Strohhüte zu verhindern, bewältigt sie GLEICHZEITIG die Situation wie gewohnt alleine und befolgt den Wert der Aufopferung in der Strohhutkultur (symbolische Reaktion!!!). Robins Art der Krisenbewältigung gipfelt in einer der epischsten Szenen überhaupt in One Piece: Auf Enies Lobby stehen sich die CP9 mit Robin in ihrer Gewalt und die Strohhüte gegenüber. Nachdem Ruffy der Weltregierung den Krieg erklärt hat, nur um sie zu retten, versteht auch sie endlich, dass sie GEMEINSAM mit ihren Freunden alles bewältigen kann. Nachdem sie das endlich verstanden hat, kann sie sich selbst und ihren Freunden eingestehen, was sie wirklich will: zu leben.
Nach der gelungenen Rettungsaktion fühlt sie sich endgültig der Gruppe zugehörig. Sie spricht nun ihre Freunde nicht mehr wie zuvor mit deren Position an, sondern mit deren Vornamen. In diesem Sinne könnte man Robins Worte auf Enies Lobby auch ergänzen zu: „Ich will leben - weil ich euch habe“.
Ich hoffe, es hat euch gefallen! :D Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen :D :D
In One Piece, einem Manga, in dem traurige Kindheiten an die Hauptcharaktere so großzügig ausgeteilt werden wie Gummibärchen, sticht „Teufelskind“ Nico Robin noch einmal für mich hervor. Robins Leidensweg beginnt mit Ausgrenzung (Teufelsfrucht) und eskaliert schließlich im Genozid an ihren einzigen Bezugspersonen, den Wissenschaftlern von Ohara, einschließlich der kurz zuvor zurückgekehrten Mutter. Scheinbar aussichtslos setzt er sich fort im immer wiederkehrenden Verrat um an ihr Kopfgeld zu gelangen. Wie hat sie es geschafft, aus einer derartig von Trauma und Verlust geprägten Jugend so lebensfähig und stabil hervorzutreten? Sollte sie nicht vielmehr ein psychisches Wrack sein? Diesen Eindruck hat sie bei ihrem ersten Auftritt freilich nicht vermittelt.
Eine mögliche Antwort auf diese Frage bietet die Terror - Management - Theorie (TMT) nach Greenberg, Solomon & Pyszczynski (1997). Laut meiner Professorin zunächst wenig beachtet, etwas als „Hippie- Theorie“ verschrien (möglicherweise im Zusammenhang mit der Erscheinung der Begründer ;)), hat die Theorie nach 9/11 viel an Bedeutung gewonnen. Es handelt sich dabei um eine Theorie über die psychische Bewältigung von existenziellen Bedrohungen, wie z.B. Naturkatstrophen – oder eben Genoziden & Kriegsangriffen, wie Klein-Robin sie erleben musste.
Die TMT formuliert zwei Grundprämissen:
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- Menschen besitzen kognitive Fähigkeiten, die sie zum Bewusstsein der Unausweichlichkeit des eigenen Todes befähigen.
- Menschen besitzen einen Selbsterhaltungstrieb, der sich in Angst und Vermeidung vor Vernichtung äußert.
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- Die direkte Reaktion:
- Eine existentiell bedrohliche Situation wird verdrängt, rationalisiert oder verleugnet.
- Die symbolische Reaktion:
- Als symbolische Reaktion wird in die eigene Kultur; den Aufbau/ Erhalt kultureller Weltbilder und des eigenen Selbstwertes investiert. Dies dient dem Versuch, symbolische Unsterblichkeit innerhalb der eigenen Kultur zu erlangen. Dadurch entsteht ein „Angstpuffer“ zwischen lebensbedrohlichen Situationen und der eigenen Person.
Als Robins direkte Reaktion interpretiere ich ihr Lachen in Manier von Hagwar D. Sauro nach dem erfolgreichen Buster Call von Ohara. Robins Blick als letzte Überlebende von Ohara auf die brennende Insel und mit Sauros Lachen auf den Lippen ist herzerweichend. Er hat ihr beigebracht, auch in schlechten Zeiten stets zu lachen. Und genau das tut sie jetzt, indem sie sich als direkte Bewältigung mit Sauros Lachen emotional von der grauenhaften Situation distanziert. Robins symbolische Bewältigungsreaktion auf die unwiderrufliche Auslöschung ihres bisherigen Lebens ist komplex und tiefgreifend. Sie ist nach diesem Erlebnis als Kind von Mensch zu Mensch, als Erwachsene von Organisation zu Organisation gezogen, um untertauchen zu können. Dabei hat sie, wie anfangs erwähnt, immer wieder Todesbedrohung und Verrat erlebt. Folglich ist sie auch nie in einer anderen Kultur, als ihrer ursprünglichen von Ohara heimisch geworden und hat nie ein anderes Wertesystem verinnerlicht. Das ist die Erklärung, weshalb so stark an dem kulturellen Vermächtnis und dem Traum der Wissenschaftler von Ohara festhält. Robins Traum, alle Porngeglyphe zu finden und die verlorene Geschichte rekonstruieren zu können, IST die symbolische Bewältigung ihrer traumatischen Vergangenheit.
Der Vollblutfan könnte mich an dieser Stelle auf den Widerspruch zwischen Robins Selbstopferung für ihre Freunde während der CP9 – Storyline und der Prämisse des Lebenserhaltungstriebs hinweisen. Um diesen (scheinbaren) Widerspruch aufzulösen müssen wir tiefer in ihren Charakter und ihre Beweggründe eintauchen. Robin fühlt sich neben der wissenschaftlichen Kultur von Ohara, in die sie hinein geboren wurde, auch der Kultur der Strohhüte emotional verbunden. Ebenfalls wie die Barock – Firma hat sie die Strohhüte wohl anfangs als weitere Möglichkeit zum Untertauchen und Aufspüren von Porneglyphen betrachtet. Doch wer kann sich schon dem Charme von Ruffy & Co entziehen?! Bartolomeo kann es definitiv nicht und Robin auch nicht. Die Strohhüte sind ihr ans Herz gewachsen und sie hat deren Wertesystem, deren „Brocode“ übernommen. Ein äußerst wichtiger und immer wiederkehrender Wert ist hierbei der der Aufopferung und dem Beschützen der Nakama. Das zeigt sich z.B. auf der Thriller Bark als Zorro und auch Sanji sich Kuma im Austausch für Ruffy anbieten. Der derzeitige Big Mom – Arc geht ebenfalls auf Sanjis Entschluss zurück, Big Moms Einladung zur Teeparty zu folgen, da sonst seine Freunde schmerzlich die Konsequenzen tragen müssten.
Nun zur Auflösung des scheinbaren Widerspruchs zwischen Selbstopferung und Lebenserhaltungstrieb. Robins Lebenserhaltungstrieb ist nicht nicht vorhanden ( „Ich will leben“ auf Enies Lobby), sondern wird vielmehr überschattet durch ihre Art der Problembewältigung. Sie versucht, diese Krise wie bisher ALLEINE zu bewältigen und zugleich dem „Brocode“ der Aufopferung gerecht zu werden. Indem sie sich der CP9 ausliefert um einen Buster Call von Spandam auf die Strohhüte zu verhindern, bewältigt sie GLEICHZEITIG die Situation wie gewohnt alleine und befolgt den Wert der Aufopferung in der Strohhutkultur (symbolische Reaktion!!!). Robins Art der Krisenbewältigung gipfelt in einer der epischsten Szenen überhaupt in One Piece: Auf Enies Lobby stehen sich die CP9 mit Robin in ihrer Gewalt und die Strohhüte gegenüber. Nachdem Ruffy der Weltregierung den Krieg erklärt hat, nur um sie zu retten, versteht auch sie endlich, dass sie GEMEINSAM mit ihren Freunden alles bewältigen kann. Nachdem sie das endlich verstanden hat, kann sie sich selbst und ihren Freunden eingestehen, was sie wirklich will: zu leben.
Nach der gelungenen Rettungsaktion fühlt sie sich endgültig der Gruppe zugehörig. Sie spricht nun ihre Freunde nicht mehr wie zuvor mit deren Position an, sondern mit deren Vornamen. In diesem Sinne könnte man Robins Worte auf Enies Lobby auch ergänzen zu: „Ich will leben - weil ich euch habe“.
Ich hoffe, es hat euch gefallen! :D Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen :D :D
OHO?!