Um einen kurzen Überblick über die Thematik und Handlung der Serie zu geben: Das übergreifende Thema ist das Leben von mehreren Personen die den gleichen Geburtstag teilen und wie sie und ihr Lebensweg sich ähneln und unterscheiden. Die Prämisse wird im Piloten bereits sehr gut rübergebracht. Es geht um die drei Geschwister Randall, Kate und Kevin und ihre Eltern Jack und Rebecca. Dabei wird die Geschichte in verschiedenen Zeitebenen und somit durch viele Flashbacks und Wechsel von Vergangenheit zu Gegenwart erzählt. Die meisten Szenen spielen damit in den Jahren 1980, 1989-1995 und 2016-2017.
Man sollte sich an dieser Stelle den Pilot anschauen, aber ich umreiße ihn mal selbst in eigenen Worten:
Rebecca ist schwanger mit Drillingen und an Jacks Geburtstag bekommt sie ihre Wehen. Bei der folgenden Geburt der Drillinge gab es allerdings Komplikationen und eines der Kinder stirbt. Die Zwillinge Kevin und Kate überleben. Der davon völlig niedergeschlagene Jack entdeckt im Krankenhaus dann das ebenfalls frisch geborene, dunkelhäutige Baby Randall. Dieser wurde von seinem Drogenabhängigen Vater einfach vor einer Feuerwehrstation zurückgelassen und daraufhin ins Krankenhaus gebracht. Spontan entschließt Jack das Baby zu adoptieren und so wie anfangs geplant mit drei Kindern das Krankenhaus wieder zu verlassen.
Im Folgenden werden in der Serie in Flashbacks die Schlüsselszenen in der Erziehung der drei Kinder und die Eheprobleme von Jack und Rebecca gezeigt.
In der Gegenwart wiederum sind die drei Kinder bereits erwachsen und in ihren mittdreißigern. Während Randall bereits selber eine Familie mit zwei Kindern gegründet hat sind die Zwillinge Kevin und Kate beide single. Alle drei stecken oder geraten zu Beginn der Serie in eine Midlifecrisis und je mehr man in die Serie eintaucht, desto mehr versteht man die tiefergreifenden Probleme der drei. Jack hingegen ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Die genauen Umstände seines Todes sind in der ersten Staffel noch unklar und die Flashbacks steuern auf das Ereignis hin. Rebecca hingegen lebt noch und hat neu geheiratet.
Im Folgenden werde ich noch etwas detaillierter auf die wichtigsten Charaktere eingehen und dabei natürlich leicht spoilern müssen.
Jack Pearson
Jack ist der Vater der drei Geschwister und wir lernen ihn als äußerst umsichtigen, warmherzigen Menschen kennen. Er würde alles für seine Frau und Familie tun und will für sie nur das Beste. Allerdings ist auch er natürlich kein perfekter Mensch und wir sehen mit der Zeit die Schwächen seines Charakters, angefangen mit seinen Trinkgewohnheiten und Ausfällen. Er selbst wuchs mit einem gewalttätigen Alkoholiker als Vater auf und musste sich nach seiner Rückkehr aus dem Vietnamkrieg mit Perspektivlosigkeit konfrontiert sehen. Im Laufe der Zeit wird er immer wieder in vertraulichen Gesprächen mit seinem besten Freund Miguel gezeigt, in denen er seine Eheprobleme offenlegt und Rat sucht. Miguel selbst ist später in der Gegenwart Rebeccas neuer Ehemann.
Rebecca Pearson
Rebecca ist Jacks Ehefrau und Mutter von Randall, Kevin und Kate. Zu Beginn der Flashbacks ist auch sie erschüttert vom Verlust ihres ungeborenen dritten Kindes. Sie hat zunächst damit zu kämpfen Randall als ihr Kind anzunehmen. Sie ist es auch die Randalls biologischen Vater William heimlich aufsucht und mit ihm in Kontakt tritt. Ursprünglich sollte Randall "Kyle" heißen und somit die drei K-Vornamen der Drillinge vervollständigen. Rebecca merkt aber dass sie dies daran hindert Randall als ihr Kind anzunehmen und ändert somit seinen Namen. Sie macht einen Deal mit William, welcher beruhigt scheint dass sein Sohn bei einer so liebevollen Familie ein Zuhause gefunden hat.
Rebecca wird infolgedessen bei ihren Problemen in der Kindererziehung gezeigt. Sie merkt wie schwierig es ist ein farbiges Kind zu adoptieren und dieses nicht nur in die Familie sondern auch in das schulische und soziale Umfeld zu integrieren. Dabei ist sie aber ähnlich wie Jack immer verständnisvoll und tut ihr bestes für die Familie.
In den Streitigkeiten von Jack wird aber deutlich, wie sie sich immer eingeengter fühlt und für ihre Familie alle ihre Träume und Selbstverwirklichungen aufgeben musste. Ihr usprünglicher Lebenstraum eine Sängerin zu werden blieb auf der Strecke. Zeitweise fühlt sie sich auch von Jack im Stich gelassen und vernachlässigt, primär wenn seine Alkoholprobleme Überhand nehmen.
In der Gegenwart ist sie mit dem früheren Familienfreund Miguel verheiratet und hat (so zumindest mein Gefühl) ein etwas kühleres Verhältnis zu ihren Kindern, was denke ich am Tod von Jack aber auch schon an frühsten Erziehungsproblemen liegt. Außerdem gerät sie mit Randall in Konflikt über die Verheimlichung von Williams Existenz.
Randall Pearson
Randall ist der afroamerikanische Adoptivsohn der Pearsons. Er wurde von seinem biologischen, drogenabhängigen Vater William vor einer Feuerwehrstation abgelegt und sich selbst überlassen. Während wir Randall in den Flashbacks aufwachsen sehen, wird immer deutlicher wie schwierig seine Situation ist. Vor allem sein Bruder Kevin fühlt sich vernachlässigt da Randall scheinbar von seinen Eltern bevorzugt behandelt wird. In der Schule wird er gehänselt und als rauskommt dass er hochbegabt ist muss er auch noch auf eine Privatschule wechseln. Seine Eltern müssen sich ebenfalls an die Besonderheiten in der Erziehung anpassen und ziehen oftmals die dunkelhäutige Yvette zu Rate die ihnen mit Tipps zu Seite steht was schon bei den Besonderheiten eines Haarschnitts aufgrund der unterschiedlichen Haarstruktur anfängt.
In der Gegenwart wird uns Randall als absoluter Erfolgsmensch gezeigt. Er hat eine wundervolle Familie mit einer tollen Ehefrau und zwei lieben Töchtern. Er ist Partner in einer großen Firma und verdient sehr gut. Alles scheint perfekt zu laufen, bis er eine Mail bekommt, dass herausgefunden wurde wer und wo sein biologischer Vater ist. Zunächst hadert Randall mit sich, entschließt sich dann aber doch William aufzusuchen.
Erst wollte Randall diesen nur zu Rede stellen, ihm zeigen dass er es auch ohne seinen richtigen Vater zu etwas gebracht hat. Dann stellt sich aber heraus das William nicht der Teufel war, den Randall sich vorgestellt hat. Infolgedessen will Randall seinen Vater näher kennenlernen und die Entwicklung der Beziehung der beiden spielt eine große Rolle in der ersten Staffel.
Kevin Pearson
Kevin ist der Zwillingssohn der Pearsons und in der Gegenwart ein in einer Midlifecrisis steckender TV-Star. Er spielt die Hauptrolle in der Serie "The Manny" wo er auf seinen trainierten Körper runtergebrochen wird und im Grunde nichts tun muss außer gut aussehen. Dessen ist er so überdrüssig, dass er aussteigen und eine Karriere als "echter" Schauspieler am Theater verfolgen will. Dabei wird er aber mit verschiedensten Problemen konfrontiert und auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Anfangs ist Kevin sehr arrogant, egoistisch und egozentrisch. Er plagt vor allem seine Schwester Kate immer mit seinen Problemen und hat eine sehr eisige Beziehung zu Randall die sich schon seit der Kindheit aufgebaut hat. Im Laufe der Zeit macht aber auch er eine echte Entwicklung durch und es wird immer deutlicher wie sehr er Jack ähnelt und auch er selbst versucht sich diesen als Beispiel zu nehmen.
Kate Pearson
Kate ist die Zwillingsschwester von Kevin. Sie ist stark übergewichtig, eine Tendenz die sich auch schon in den Flashbacks anbahnt. Mit sich selbst mehr als unzufrieden entschließt sie sich nun endgültig abzunehmen um sich besser zu fühlen. Dabei ist sie auch in einer Selbsthilfegruppe für essgestörte Menschen. Dort lernt sie Toby kennen, der sein Übergewicht anders als Kate mit Lockerheit und Humor angeht. Es wird aber nach und nach deutlich, dass Kate schwerwiegende psychische Probleme hat die unter anderem zu ihrer Essstörung geführt haben. Nicht nur musste sie sich immer mit ihrer Modelgleichen Mutter Rebecca vergleichen, sie kämpft auch immer noch stark mit dem Tod ihres Vaters und macht sich selbst dafür verantwortlich.
Gleichzeitig ist sie aber ein herzensguter Mensch und versucht vor allem Kevin immer bei seinen Problemen zu helfen, was aber nicht selten kontraproduktiv für ihr eigenes Leben und ihre Beziehung ist.
Es gibt noch eine ganze Reihe wichtiger Nebencharaktere wie vor allem William, Randalls biologischen Vater, auf die ich jetzt aber nicht eingehen werde. Insgesamt finde ich die Serie absolut großartig. Sie zeigt authentisch die Vernetzung einer Familie mit all ihren Problemen. Jeder Charakter hat sein Päckchen zu tragen und versucht sich damit auseinanderzusetzen. Die Dramatik und Emotionalität der Serie ist unglaublich. Sie hat mich stellenweise wirklich mitgenommen obwohl ich mit den Charakteren nicht mal viel gemeinsam habe und die Serie vermutlich auch an ebenfalls mittdreißiger gerichtet ist und nicht an Leute in ihren zwanzigern. Nichtsdestotrotz entfaltete die Serie bei mir eine große Wirkung, daher will ich nicht wissen wie sehr die Serie Leute beeindrucken muss die sich mit den Charakteren sofort identifizieren können.
Was mir besonders gefällt sind die großartigen Dialoge in denen Probleme ausdiskutiert werden. Teilweise kann man die Serie als Ratgeber für die eigene Lebensführung sehen. Ich konnte schon viel aus ihr mitnehmen und Ansätze finden ein besserer Mensch zu werden und die eigene Familie besser zu verstehen.
Teilweise saß ich gebannt am Bildschirm und konnte nicht aufhören tiefer in die Welt der Charaktere einzutauchen und das ganz ohne übermäßige Gewalt, Sex oder Mystik. Es ist ein realistisches Familiendrama und erhält seine Dramatik über Grundsatzfragen. Vor allem Eltern dürfte die Serie viel mitgeben.
Insgesamt ein must watch für mich. Mit das beste was ich dieses Jahr und überhaupt gesehen habe. Wenn die zweite Staffel dieses Niveau hält haben wir hier ein potenzielles Meisterwerk vor uns.
'To protect the Sheep you gotta catch the wolf, and it takes a wolf to catch a wolf.'
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Zeo ()