Herzlich willkommen zu meiner neuen FF!
Manch einer wird sich vielleicht an mich erinnern, ich habe bereits eine Fanfiction hier in diesem Forum veröffentlich, die nun aber beendet ist. Bereits vor einem halben Jahr hatte ich eine neue Idee für eine FF, die euch hier präsentieren werde. Geplant ist eine Geschichte über 45 Kapitel zu je drei Teilen, die ich in regelmäßigen Abständen veröffentlichen werde. Ich wünsche euch nun viel Spaß beim Lesen.
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Ch. 1.01: Hier kommt Alex
Ch. 1.02: Ja ja
Ch. 1.03: Das wär's gewesen
Ch. 1.04: Bitte bitte
Ch. 1.05: Rebell
Ch. 1.06:Goldenes Handwerk
Ch. 1.07: Dumm gelaufen
Ch. 1.08: Der Grund
Ch. 1.09: Ohne Dich
Ch.: 1.10: Du lebst nur einmal
Manch einer wird sich vielleicht an mich erinnern, ich habe bereits eine Fanfiction hier in diesem Forum veröffentlich, die nun aber beendet ist. Bereits vor einem halben Jahr hatte ich eine neue Idee für eine FF, die euch hier präsentieren werde. Geplant ist eine Geschichte über 45 Kapitel zu je drei Teilen, die ich in regelmäßigen Abständen veröffentlichen werde. Ich wünsche euch nun viel Spaß beim Lesen.
Kapitel:
Teil 1: Kapitel 1- ?: Beitrag #1
Zusatzmaterial:
Dramatis Personae: Beitrag #23
Karte von Larodia: Beitrag #23
Teil 1: Kapitel 1- ?: Beitrag #1
Zusatzmaterial:
Dramatis Personae: Beitrag #23
Karte von Larodia: Beitrag #23
Das Gewitter tobte über der Stadt. Regen fiel auf die Köpfe der beiden Männer, die durch dunkle Gassen liefen, einem unbekannten Ziel entgegen. Schon seit Stunden ging das so, ihre Kleidung war durchnässt und schwer, da keiner von beiden einen Regenschutz mit sich führte.
Der Hintere der beiden blickte ungeduldig auf seinen Führer. „Wie lange dauert es den noch?“, fragte er ungehalten. „So groß ist die Stadt nun auch nicht, dass wir so lange durch die Straßen irren müssen.“
„Wir sind gleich dort. Bisher konnten wir noch nicht dorthin, zu viele Passanten hätten uns beobachten können.“
„Bei dem Mistwetter? Da schickt man nicht mal seinen Hund vor die Tür!“ Mürrisch folgte der Verärgerte seinem Führer, der in den nächsten Straßenzug ein bog.
„Da vorne ist unser Ziel“ sagte er, und deutete auf einen Schemen, der in der Ferne undeutlich zu erkennen war.
Nach wenigen Metern durchschritten die einsamen Wanderer einen hohen Torbogen. In diesem Moment hallte lautstark ein Blitz nach, weitere folgten. Ob das ein Zeichen für Gefahr war, dachte der Geführte. Doch er zerstreute die Zweifel, er wusste, er konnte seinem Führer vertrauen. Die ganzen Vorbereitungen zeugte nur davon, dass dieser für ihre Sicherheit sorgen wollte.
Der Mann zog seinen leichten Sommermantel enger an seinen Körper, der Regen war stärker geworden. Auch peitschte ihm nun, da sie den verlassenen Park betreten hatten, welcher hinter dem Torbogen lag, ein kalter Wind ins Gesicht, welcher sein Unwohlsein nur noch verstärkte.
Sein Führer war schon einige Schritte voraus gegangen; bis er wieder eingeholt hatte, waren sie bereits von dichtem Gebüsch umgeben. Der Zweite Mann war stehen geblieben und blickte sich suchend um.
„Ist das der Ort?“ fragte der Geführte. „Weshalb führst du mich an so einen kalten Ort? Was ist hier so besonders?“
„Das ist eigentlich ganz einfach. Es ist der Ort deines Todes.“ Schnell drehte sich der Größere der beiden um und durchtrennte mit einem sauberen Schnitt die Kehle seines Begleiters.
Jener stürzte rückwärts zu Boden, überrascht von dem Angriff, der sein Ende bedeutete. Röchelnd versuchte er zu fragen, wieso er sterben musste, doch es kam nur Blut aus seinem Mund. Doch sein Mörder las in seinem Gesicht und beugte sich zu ihm herab.
„Warum, fragst du dich? Kannst du dir das nicht denken?“ Ein Blitz erhellte das Gesicht des Anderen, entstellte es zu einer grausigen Fratze. „Für die Revolution natürlich.“
Das war das Letzte, was der Oppositionsführer Tom Kleber in seinem Leben wahrnahm.
Der Hintere der beiden blickte ungeduldig auf seinen Führer. „Wie lange dauert es den noch?“, fragte er ungehalten. „So groß ist die Stadt nun auch nicht, dass wir so lange durch die Straßen irren müssen.“
„Wir sind gleich dort. Bisher konnten wir noch nicht dorthin, zu viele Passanten hätten uns beobachten können.“
„Bei dem Mistwetter? Da schickt man nicht mal seinen Hund vor die Tür!“ Mürrisch folgte der Verärgerte seinem Führer, der in den nächsten Straßenzug ein bog.
„Da vorne ist unser Ziel“ sagte er, und deutete auf einen Schemen, der in der Ferne undeutlich zu erkennen war.
Nach wenigen Metern durchschritten die einsamen Wanderer einen hohen Torbogen. In diesem Moment hallte lautstark ein Blitz nach, weitere folgten. Ob das ein Zeichen für Gefahr war, dachte der Geführte. Doch er zerstreute die Zweifel, er wusste, er konnte seinem Führer vertrauen. Die ganzen Vorbereitungen zeugte nur davon, dass dieser für ihre Sicherheit sorgen wollte.
Der Mann zog seinen leichten Sommermantel enger an seinen Körper, der Regen war stärker geworden. Auch peitschte ihm nun, da sie den verlassenen Park betreten hatten, welcher hinter dem Torbogen lag, ein kalter Wind ins Gesicht, welcher sein Unwohlsein nur noch verstärkte.
Sein Führer war schon einige Schritte voraus gegangen; bis er wieder eingeholt hatte, waren sie bereits von dichtem Gebüsch umgeben. Der Zweite Mann war stehen geblieben und blickte sich suchend um.
„Ist das der Ort?“ fragte der Geführte. „Weshalb führst du mich an so einen kalten Ort? Was ist hier so besonders?“
„Das ist eigentlich ganz einfach. Es ist der Ort deines Todes.“ Schnell drehte sich der Größere der beiden um und durchtrennte mit einem sauberen Schnitt die Kehle seines Begleiters.
Jener stürzte rückwärts zu Boden, überrascht von dem Angriff, der sein Ende bedeutete. Röchelnd versuchte er zu fragen, wieso er sterben musste, doch es kam nur Blut aus seinem Mund. Doch sein Mörder las in seinem Gesicht und beugte sich zu ihm herab.
„Warum, fragst du dich? Kannst du dir das nicht denken?“ Ein Blitz erhellte das Gesicht des Anderen, entstellte es zu einer grausigen Fratze. „Für die Revolution natürlich.“
Das war das Letzte, was der Oppositionsführer Tom Kleber in seinem Leben wahrnahm.
1. Teil: Die Bestie in Menschengestalt
Die Nacht war gerade zu Ende gegangen, die Sonne kämpfte sich ihren Weg durch die sich auflösende Wolkenmasse und erhellte die aufwachende Stadt. Doch noch hatte das Licht nicht alle Gassen erreicht. In einer dieser schattigen Straßen gingen zwei Männer schnellen Schrittes. Der Vordere, gekleidet in eine Uniform besehend aus einer weißen Hose, einem hellblauen Hemd und einem schwarzen Hut, lenkte die andere Person, die einen beigefarbenen Mantel über dem bequem sitzenden Anzug trug, durch das Wirrwarr der Gassen. Um sie herum erwachte das Leben in den Mauern von Karkasole, Fensterläden wurden geöffnet, die ersten Passanten traten zur Tür hinaus.
All das nahmen die Männer wahr, beachteten es jedoch nicht. Ihr Ziel war weitaus wichtiger als Menschen, die die Sandkörner aus ihren Augen rieben. Der Torbogen, welcher den Eingang des Ortes markierte, erstrahlte hell im Schein des aufgehenden Himmelskörper und wirkte auf die Männer wie der Eingang ins Paradies.
Sie betraten den Park der goldenen Eiche, einem Wahrzeichen der Stadt Karkasole, der vor knapp fünfzig Jahre vom Königshaus als Symbol der Macht angelegt wurde, nachdem das letzte freie Land auf der Insel Larodia an das Königreich angegliedert war. Nun wurde er vor allem als Ort der Begegnung zwischen jungen Menschen, die auf der Suche nach einem Partner waren, genutzt. Doch nun sammelte sich ein kleiner Mob vor der Absperrung, welche von zwei uniformierten Beamten bewacht wurde.
Der Mantelträger entließ nun seinen Führer, welcher kurz salutierte und sich anschließend entfernte, und bahnte sich seinen Weg durch die Ansammlung, vorbei an den Barrikaden. Nach wenigen Schritten erreichte er eine weitere Gruppierung von Männern, welche teilweise in gebückter Haltung den Boden absuchten. Einige Meter von ihnen entfernt kniete ein älterer Mann, gewandert in einer langen weisen Robe, auf dem Boden, einen unförmigen Körper vor sich liegend.
Einer der Suchenden bemerkte den Neuankömmling und rief seinen Gefährten zu: „Hey, hey, hier kommt Alex.“ Auch der Rest unterbrach seine Arbeit und bildete eine Gasse für den Neuen. „Na, Inspektor, auch Sie müssen mal 'nen Tatort besuchen? Ich dachte immer, Sie brauchen keine Informationen um einen Fall zu lösen.“ Schallendes Gelächter unter den Anwesenden folgte, wodurch der alte Mann von seiner Arbeit aufblickte.
„He ihr Lahmärsche!“ brüllte er seine Unterstellten an. „Maulaffen feil halten könnt ihr, aber Spuren finden nicht? Ich weiß ja nicht, was ihr bei der Wache wollt, aber vielleicht sollte ich euch gegen Penner von der Straße tauschen... Die finden immerhin noch leere Flaschen! An die Arbeit!“
Erschrocken beeilten sich die Angesprochenen, ihrer angestammten Tätigkeit nachzukommen.
Nachdem sich der alte Mann sicher sein konnte, dass alle wieder beschäftigt waren, wand er sich dem Neuankömmling, welchen die niederen Wachen mit Alex angesprochen hatten, zu. „Inspektor Rider, man hat Sie geschickt? Etwas verwunderlich, aber gut... der alte Rebus wird wissen, warum er sie schickt.“ Gemeinsam traten sie nun an die Leiche heran. „Machen Sie sich nichts d'raus. Die Jungspunde sind einfach nur Neidisch auf Ihre Beförderung, die Sie sich aber redlich verdient haben. Nicht jeder besitzt solch ein Gespür wie Sie.“
„Danke Dr. Brinkmann. Ich war vorhin als Erster im Quartier, daher bin ich nun hier. Aber widmen wir uns lieber der Tat. Was ist passiert?“ Alex musterte die auf dem Rücken liegende Leiche. Die Kleidung des Mannes war vom Regen der Nacht durchnässt, aber es waren keine sichtbaren Verletzungen zu sehen, auch gab es keine Blutspuren am Boden.
Der Mediziner wartete einen Augenblick, während der Inspektor den Toten musterte. „Ich habe ihn umgedreht, für dann Fall, dass er auch auf dem Rücken Verletzungen. Gestorben ist er allerdings daran.“ Mit einem kräftigen Ruck drehte der Pathologe den Leichnam um. Ein leichtes Gefühl von Übelkeit überkam den Mantelträger, als er die todbringende Wunde sah, auf die der Arzt nun ohne mit der Wimper zu zucken zeigte.
„Ein sauberer Luftröhrenschnitt auf den ersten Blick. Das Opfer bekommt keinen Ton mehr raus, hätte aber weiter gelebt, wenn der Täter nicht auch eine der Halsschlagadern aufgeschnitten hätte. Sehen Sie“, er drückte die Öffnung noch ein Stückchen weiter auf, woraufhin sich Alex angeekelt weg drehte. „Das Blut ist in die Lungen geflossen und bereitete dem Mann so ein qualvolles Ende. Oh verzeihen sie“, sagte Doktor Brinkmann, als er die Haltung des jungen Beamten bemerkte, „ich habe nicht bedacht, dass Sie solch einen Anblick noch nicht gewöhnt sind.“ Er schloss den Hals wieder und richtete sich auf.
„Irgendetwas anderes noch?“, fragte der Inspektor, der nun den Arzt anblickte.
„Zum einen, der Täter muss ein Profi gewesen sein. Solche ein Schnitt bekommt kein Töpel hin, der im Streit den anderen nieder sticht. Nein, das ist wie bei den vier Toten zuvor. Der Täter kennt sich in der Kunst des Tötens aus.“
„Wieso bringen Sie dieses Opfer mit den anderen Morden der vergangenen Tage in Verbindung? Sie sind doch alle auf andere Weise ums Leben gekommen.“
„Die Präzision lässt mich darauf schließen. So etwas passiert nicht zufällig, vor allem nicht fünf Mal in drei Wochen. Es ist ein Meister der Todeskunst, dieser Täter. Außerdem sind alle Opfer bisher landesweit bekannte Persönlichkeiten.“
„Auch er?“ Der Inspektor zeigte auf das Gesicht des Toten, welches in einem Stoffbeutel steckte, eine Vorsichtsmaßnahme, um zu neugierige Reporter um die Story ihres Lebens zu bringen.
„Stimmt, ich vergaß, den Namen des Toten zu nennen. Es ist...“ Doch bevor er seinen Satz beenden konnte, hatte Alex den Sack entfernt. „Tom Kleber“ raunte er nun erstaunt.
In der Zwischenzeit waren zwei weitere Wachen eingetroffen, welche die Leiche in die Untersuchungskammer transportierten, wo der alte Herr Doktor sie nochmals untersuchen wollte. Dieser war ebenfalls mit den restlichen Wachen gegangen, sodass außer Alex nur noch vier weitere Beamten zur Absicherung des Tatortes geblieben waren.
Der junge Inspektor ordnete seine Gedanken und versuchte einen Ansatz für die weiten Ermittlungen zu finden. Sein einziger Anhaltspunkt war der gemeinsame Mörder. Wenn sie jetzt nur noch einen Hinweis auf ihn hätten...
Einer plötzlichen Eingebung folgend ging Alex nun zu einem der beiden Wachen an der Absperrung. Er wusste, dass diese Wache an den letzten Tatorten auch von Anfang an Dienst an der Absperrung getan hatte,weshalb er seine Frage direkt an diesen stellte. „Gab es irgendjemanden unter dem Mob, der schon bei mehreren Tatorten aufgetaucht war?“, wollte der Inspektor wissen, wobei er auf die Menge vor der Absperrung zeigte, welche trotz fehlender Leiche weiter ausharrte und den Tatort sicherlich begutachten wollte, nachdem die Wachen ihn geräumt hätten.
Der Uniformierte musterte die einzelnen Gesichter in der Menge und schien sich sichtlich anzustrengen. Dann zeigte er auf eine Person. „Der da, Sir, mit dem dunkelblauen Hut und dem Gehstock.“
Im selben Moment wie der Inspektor seine Aufmerksamkeit auf die stilvoll gekleidete Person richtete, bemerkte diese die Blicke der Angehörigen der Stadtwache und beeilte sich, den Park zu verlassen. „Hinterher!“, wies Alex nun zwei weitere Wachen an, die sich sogleich auf die Verfolgung des Fliehenden machten, ohne zu wissen, dass dieser Blickkontakt sein Leben verändern würde.
All das nahmen die Männer wahr, beachteten es jedoch nicht. Ihr Ziel war weitaus wichtiger als Menschen, die die Sandkörner aus ihren Augen rieben. Der Torbogen, welcher den Eingang des Ortes markierte, erstrahlte hell im Schein des aufgehenden Himmelskörper und wirkte auf die Männer wie der Eingang ins Paradies.
Sie betraten den Park der goldenen Eiche, einem Wahrzeichen der Stadt Karkasole, der vor knapp fünfzig Jahre vom Königshaus als Symbol der Macht angelegt wurde, nachdem das letzte freie Land auf der Insel Larodia an das Königreich angegliedert war. Nun wurde er vor allem als Ort der Begegnung zwischen jungen Menschen, die auf der Suche nach einem Partner waren, genutzt. Doch nun sammelte sich ein kleiner Mob vor der Absperrung, welche von zwei uniformierten Beamten bewacht wurde.
Der Mantelträger entließ nun seinen Führer, welcher kurz salutierte und sich anschließend entfernte, und bahnte sich seinen Weg durch die Ansammlung, vorbei an den Barrikaden. Nach wenigen Schritten erreichte er eine weitere Gruppierung von Männern, welche teilweise in gebückter Haltung den Boden absuchten. Einige Meter von ihnen entfernt kniete ein älterer Mann, gewandert in einer langen weisen Robe, auf dem Boden, einen unförmigen Körper vor sich liegend.
Einer der Suchenden bemerkte den Neuankömmling und rief seinen Gefährten zu: „Hey, hey, hier kommt Alex.“ Auch der Rest unterbrach seine Arbeit und bildete eine Gasse für den Neuen. „Na, Inspektor, auch Sie müssen mal 'nen Tatort besuchen? Ich dachte immer, Sie brauchen keine Informationen um einen Fall zu lösen.“ Schallendes Gelächter unter den Anwesenden folgte, wodurch der alte Mann von seiner Arbeit aufblickte.
„He ihr Lahmärsche!“ brüllte er seine Unterstellten an. „Maulaffen feil halten könnt ihr, aber Spuren finden nicht? Ich weiß ja nicht, was ihr bei der Wache wollt, aber vielleicht sollte ich euch gegen Penner von der Straße tauschen... Die finden immerhin noch leere Flaschen! An die Arbeit!“
Erschrocken beeilten sich die Angesprochenen, ihrer angestammten Tätigkeit nachzukommen.
Nachdem sich der alte Mann sicher sein konnte, dass alle wieder beschäftigt waren, wand er sich dem Neuankömmling, welchen die niederen Wachen mit Alex angesprochen hatten, zu. „Inspektor Rider, man hat Sie geschickt? Etwas verwunderlich, aber gut... der alte Rebus wird wissen, warum er sie schickt.“ Gemeinsam traten sie nun an die Leiche heran. „Machen Sie sich nichts d'raus. Die Jungspunde sind einfach nur Neidisch auf Ihre Beförderung, die Sie sich aber redlich verdient haben. Nicht jeder besitzt solch ein Gespür wie Sie.“
„Danke Dr. Brinkmann. Ich war vorhin als Erster im Quartier, daher bin ich nun hier. Aber widmen wir uns lieber der Tat. Was ist passiert?“ Alex musterte die auf dem Rücken liegende Leiche. Die Kleidung des Mannes war vom Regen der Nacht durchnässt, aber es waren keine sichtbaren Verletzungen zu sehen, auch gab es keine Blutspuren am Boden.
Der Mediziner wartete einen Augenblick, während der Inspektor den Toten musterte. „Ich habe ihn umgedreht, für dann Fall, dass er auch auf dem Rücken Verletzungen. Gestorben ist er allerdings daran.“ Mit einem kräftigen Ruck drehte der Pathologe den Leichnam um. Ein leichtes Gefühl von Übelkeit überkam den Mantelträger, als er die todbringende Wunde sah, auf die der Arzt nun ohne mit der Wimper zu zucken zeigte.
„Ein sauberer Luftröhrenschnitt auf den ersten Blick. Das Opfer bekommt keinen Ton mehr raus, hätte aber weiter gelebt, wenn der Täter nicht auch eine der Halsschlagadern aufgeschnitten hätte. Sehen Sie“, er drückte die Öffnung noch ein Stückchen weiter auf, woraufhin sich Alex angeekelt weg drehte. „Das Blut ist in die Lungen geflossen und bereitete dem Mann so ein qualvolles Ende. Oh verzeihen sie“, sagte Doktor Brinkmann, als er die Haltung des jungen Beamten bemerkte, „ich habe nicht bedacht, dass Sie solch einen Anblick noch nicht gewöhnt sind.“ Er schloss den Hals wieder und richtete sich auf.
„Irgendetwas anderes noch?“, fragte der Inspektor, der nun den Arzt anblickte.
„Zum einen, der Täter muss ein Profi gewesen sein. Solche ein Schnitt bekommt kein Töpel hin, der im Streit den anderen nieder sticht. Nein, das ist wie bei den vier Toten zuvor. Der Täter kennt sich in der Kunst des Tötens aus.“
„Wieso bringen Sie dieses Opfer mit den anderen Morden der vergangenen Tage in Verbindung? Sie sind doch alle auf andere Weise ums Leben gekommen.“
„Die Präzision lässt mich darauf schließen. So etwas passiert nicht zufällig, vor allem nicht fünf Mal in drei Wochen. Es ist ein Meister der Todeskunst, dieser Täter. Außerdem sind alle Opfer bisher landesweit bekannte Persönlichkeiten.“
„Auch er?“ Der Inspektor zeigte auf das Gesicht des Toten, welches in einem Stoffbeutel steckte, eine Vorsichtsmaßnahme, um zu neugierige Reporter um die Story ihres Lebens zu bringen.
„Stimmt, ich vergaß, den Namen des Toten zu nennen. Es ist...“ Doch bevor er seinen Satz beenden konnte, hatte Alex den Sack entfernt. „Tom Kleber“ raunte er nun erstaunt.
In der Zwischenzeit waren zwei weitere Wachen eingetroffen, welche die Leiche in die Untersuchungskammer transportierten, wo der alte Herr Doktor sie nochmals untersuchen wollte. Dieser war ebenfalls mit den restlichen Wachen gegangen, sodass außer Alex nur noch vier weitere Beamten zur Absicherung des Tatortes geblieben waren.
Der junge Inspektor ordnete seine Gedanken und versuchte einen Ansatz für die weiten Ermittlungen zu finden. Sein einziger Anhaltspunkt war der gemeinsame Mörder. Wenn sie jetzt nur noch einen Hinweis auf ihn hätten...
Einer plötzlichen Eingebung folgend ging Alex nun zu einem der beiden Wachen an der Absperrung. Er wusste, dass diese Wache an den letzten Tatorten auch von Anfang an Dienst an der Absperrung getan hatte,weshalb er seine Frage direkt an diesen stellte. „Gab es irgendjemanden unter dem Mob, der schon bei mehreren Tatorten aufgetaucht war?“, wollte der Inspektor wissen, wobei er auf die Menge vor der Absperrung zeigte, welche trotz fehlender Leiche weiter ausharrte und den Tatort sicherlich begutachten wollte, nachdem die Wachen ihn geräumt hätten.
Der Uniformierte musterte die einzelnen Gesichter in der Menge und schien sich sichtlich anzustrengen. Dann zeigte er auf eine Person. „Der da, Sir, mit dem dunkelblauen Hut und dem Gehstock.“
Im selben Moment wie der Inspektor seine Aufmerksamkeit auf die stilvoll gekleidete Person richtete, bemerkte diese die Blicke der Angehörigen der Stadtwache und beeilte sich, den Park zu verlassen. „Hinterher!“, wies Alex nun zwei weitere Wachen an, die sich sogleich auf die Verfolgung des Fliehenden machten, ohne zu wissen, dass dieser Blickkontakt sein Leben verändern würde.
Vorsichtig nippte Alex an seinem Kaffee, den er sich gerade eben erst eingeschenkt hatte. Seinen linken Arm vor der Brust verschränkt beobachtete er durch ein Fenster, durch welches man nur von einer Seite blicken konnte, den Zeugen, welcher anfangs geflohen war, doch nach einer kurzen Verfolgungsjagd aufgab. Nun wollte der junge Inspektor ihn verhören. Doch vorher ließ er ihn noch eine Weile zappeln.
Der Mann im Verhörraum machte auf Alex einen leicht gehetzten Eindruck, unruhig bewegte er seine Augen hin und her, musterte jeden Winkel des kleinen Zimmers. Er war vornehm gekleidet, sein Jackett war ordentlich über die Lehne des Stuhls gelegt, ein dunkelblauer Hut lag vor ihm auf dem Tisch. Unter der blauen Weste, aus deren Seitentasche die goldene Kette einer Taschenuhr hing, trug er ein in dunklem Orange gestaltetes Hemd. An den Tisch lehnte ein brauner Gehstock mit kurzem Knauf.
Er wirkte nicht älter als fünfunddreißig, das braune Haar war voll und ordentlich geschnitten. Makellos war auch sein Antlitz, nicht einmal eine Narbe vom Rasieren stammend verunstaltet sein Gesicht. Keine Äußerlichkeiten ließen darauf schließen, dass dieser Mann ein kaltblütiger Mörder war.
Erneut nahm Alex einen Schluck aus seiner Tasse, befand den Kaffee als trinkbar und stellte einen weiteren Becher neben seinen eigenen in eine Klappe seitlich des Fensters. Dann nahm er sein kleines Notizbuch und eine Schachtel Zigaretten in die Hand und betrat über den Flur den angrenzenden Raum.
Der Zeuge blickte auf, als er die Tür öffnete. „Kaffee? Zigarette?“, fragte Alex ihn erstmal, bemüht, eine entspannte Atmosphäre aufzubauen.
„Könnte beides nicht schaden“, erwiderte sein Gegenüber.
Alex reichte ihm eine Zigarette, die dieser sich anzündete und einen kräftigen Zug nahm, während der Inspektor die beiden Tassen aus der Klappe nahm und auf den Tisch stellte.
„Das tut gut, wissen Sie? Ich bin nervöser als es den Anschein hat.“
„Mir wäre es auch lieber, das hier schnellst möglich zu Ende zu bringen. Lassen Sie uns daher gleich beginnen. Ihren Namen, bitte.“
„Sie wollen meine Daten? Nun, bitte. Ich heiße Theo Burn, ursprünglich aus der heiligen Stadt stammend. Heute leite ich die Filiale der Trade Corporation hier in Karkasole.“
„Gut und weiter? Was machen Sie an einem Tatort, nein halt, an fünf Tatorten? Bevor Sie sich ereifern, einer meiner Wächter hat Sie an allen Orten gesehen.“
„ Nun, lassen Sie es mich so sagen: Ich bin ein Frühaufsteher und schlafe wenig. Morgens um vier kommen fast jeden Tag Waren im Hafen für mich an, deren Löschung ich selbst überwache. Bis ich allerdings den Laden öffne, nutze ich die Zeit zum Spazieren. Dabei erfahre ich häufig Dinge, die nicht für die Ohren aller bestimmt sind.“
„Was wollen Sie mir damit sagen?“
„Nun, ich habe es von Ihren eigenen Leuten erfahren. Neugierig wie ich nun mal bin, bin ich ihnen gefolgt. Daher war ich immer an den Tatorten.“
„Nicht, weil Sie schon einmal dort waren?“
„Wie bitte? Ich verstehe Ihre Frage nicht ganz.“
„Sagt ihnen das Sprichwort >>Den Mörder zieht es immer wieder an den Ort des Verbrechens zurück<< etwas?“
„Sie meinen, ich bin der Täter? Haha“, Theo begann lauthals zu lachen. Als er sich beruhigt hatte, meinte er: „Sie müssen wirklich im Dunkeln tappen, wenn sie einen einfachen Passanten verdächtigen.“
Innerlich ärgerte sich Alex, dass der Zeuge ihm so leicht in die Karten schauen konnte, doch zeigte äußerlich keine Regung. „Es ist schon etwas verdächtig, dass Sie bei allen Tatorten gesehen wurden., meinen Sie nicht auch? Für mich hat das eher den Anschein, als ob Sie überprüfen wollten, dass es auch ja keine Spuren gibt, die in Ihre Richtung weisen könnten.“
„Brauchen Sie dringend einen Mörder?“ Wütend drückte Theo seine Zigarette aus und trank eine Schluck Kaffee. „Wenn ja, dann haben Sie jetzt den Falschen hier.“
„Noch sage ich gar nichts. Mich interessiert nur, weshalb Sie an allen Tatorten waren, mehr nicht. Und ich vermute mal, dass Sie ihre Aussage nicht ändern wollen.“
„Wozu auch? Ich sage ja nur die Wahrheit.“
„Gut, dann können Sie jetzt gehen. Ist Ihre Tasse leer?“
Beide Männer standen auf, Alex stellte die Becher und seine Zigaretten zurück in die Klappe, während der Händler sein Jackett anzog, den Hut aufsetzte und den Stock in die Hand nahm. Dann begleitete Alex ihn zur Pforte, wo er sich von ihm verabschiedete. Als Theo gerade durch die Türe gehen wollte, drehte er sich nochmals um und sagt gelassen: „Ja ja, manchmal kommt mir das Leben wie ein Spiel vor. Ich bin nur eine Figur auf dem Brett, die jemand anderes lenkt, die Wendungen hängen vom Würfelglück des Spielers ab. Vielleicht ist hier Fall ja auch nur ein Spiel und wir sind nur die Marionetten des Mörders.“
Dann verließ er das Gebäude der Schutzwache und verschwand in den Straßen der Hauptstadt, einen nachdenklichen Inspektor zurücklassend.
Der Mann im Verhörraum machte auf Alex einen leicht gehetzten Eindruck, unruhig bewegte er seine Augen hin und her, musterte jeden Winkel des kleinen Zimmers. Er war vornehm gekleidet, sein Jackett war ordentlich über die Lehne des Stuhls gelegt, ein dunkelblauer Hut lag vor ihm auf dem Tisch. Unter der blauen Weste, aus deren Seitentasche die goldene Kette einer Taschenuhr hing, trug er ein in dunklem Orange gestaltetes Hemd. An den Tisch lehnte ein brauner Gehstock mit kurzem Knauf.
Er wirkte nicht älter als fünfunddreißig, das braune Haar war voll und ordentlich geschnitten. Makellos war auch sein Antlitz, nicht einmal eine Narbe vom Rasieren stammend verunstaltet sein Gesicht. Keine Äußerlichkeiten ließen darauf schließen, dass dieser Mann ein kaltblütiger Mörder war.
Erneut nahm Alex einen Schluck aus seiner Tasse, befand den Kaffee als trinkbar und stellte einen weiteren Becher neben seinen eigenen in eine Klappe seitlich des Fensters. Dann nahm er sein kleines Notizbuch und eine Schachtel Zigaretten in die Hand und betrat über den Flur den angrenzenden Raum.
Der Zeuge blickte auf, als er die Tür öffnete. „Kaffee? Zigarette?“, fragte Alex ihn erstmal, bemüht, eine entspannte Atmosphäre aufzubauen.
„Könnte beides nicht schaden“, erwiderte sein Gegenüber.
Alex reichte ihm eine Zigarette, die dieser sich anzündete und einen kräftigen Zug nahm, während der Inspektor die beiden Tassen aus der Klappe nahm und auf den Tisch stellte.
„Das tut gut, wissen Sie? Ich bin nervöser als es den Anschein hat.“
„Mir wäre es auch lieber, das hier schnellst möglich zu Ende zu bringen. Lassen Sie uns daher gleich beginnen. Ihren Namen, bitte.“
„Sie wollen meine Daten? Nun, bitte. Ich heiße Theo Burn, ursprünglich aus der heiligen Stadt stammend. Heute leite ich die Filiale der Trade Corporation hier in Karkasole.“
„Gut und weiter? Was machen Sie an einem Tatort, nein halt, an fünf Tatorten? Bevor Sie sich ereifern, einer meiner Wächter hat Sie an allen Orten gesehen.“
„ Nun, lassen Sie es mich so sagen: Ich bin ein Frühaufsteher und schlafe wenig. Morgens um vier kommen fast jeden Tag Waren im Hafen für mich an, deren Löschung ich selbst überwache. Bis ich allerdings den Laden öffne, nutze ich die Zeit zum Spazieren. Dabei erfahre ich häufig Dinge, die nicht für die Ohren aller bestimmt sind.“
„Was wollen Sie mir damit sagen?“
„Nun, ich habe es von Ihren eigenen Leuten erfahren. Neugierig wie ich nun mal bin, bin ich ihnen gefolgt. Daher war ich immer an den Tatorten.“
„Nicht, weil Sie schon einmal dort waren?“
„Wie bitte? Ich verstehe Ihre Frage nicht ganz.“
„Sagt ihnen das Sprichwort >>Den Mörder zieht es immer wieder an den Ort des Verbrechens zurück<< etwas?“
„Sie meinen, ich bin der Täter? Haha“, Theo begann lauthals zu lachen. Als er sich beruhigt hatte, meinte er: „Sie müssen wirklich im Dunkeln tappen, wenn sie einen einfachen Passanten verdächtigen.“
Innerlich ärgerte sich Alex, dass der Zeuge ihm so leicht in die Karten schauen konnte, doch zeigte äußerlich keine Regung. „Es ist schon etwas verdächtig, dass Sie bei allen Tatorten gesehen wurden., meinen Sie nicht auch? Für mich hat das eher den Anschein, als ob Sie überprüfen wollten, dass es auch ja keine Spuren gibt, die in Ihre Richtung weisen könnten.“
„Brauchen Sie dringend einen Mörder?“ Wütend drückte Theo seine Zigarette aus und trank eine Schluck Kaffee. „Wenn ja, dann haben Sie jetzt den Falschen hier.“
„Noch sage ich gar nichts. Mich interessiert nur, weshalb Sie an allen Tatorten waren, mehr nicht. Und ich vermute mal, dass Sie ihre Aussage nicht ändern wollen.“
„Wozu auch? Ich sage ja nur die Wahrheit.“
„Gut, dann können Sie jetzt gehen. Ist Ihre Tasse leer?“
Beide Männer standen auf, Alex stellte die Becher und seine Zigaretten zurück in die Klappe, während der Händler sein Jackett anzog, den Hut aufsetzte und den Stock in die Hand nahm. Dann begleitete Alex ihn zur Pforte, wo er sich von ihm verabschiedete. Als Theo gerade durch die Türe gehen wollte, drehte er sich nochmals um und sagt gelassen: „Ja ja, manchmal kommt mir das Leben wie ein Spiel vor. Ich bin nur eine Figur auf dem Brett, die jemand anderes lenkt, die Wendungen hängen vom Würfelglück des Spielers ab. Vielleicht ist hier Fall ja auch nur ein Spiel und wir sind nur die Marionetten des Mörders.“
Dann verließ er das Gebäude der Schutzwache und verschwand in den Straßen der Hauptstadt, einen nachdenklichen Inspektor zurücklassend.
Spielte der Mörder ein Spiel? Alex sinnierte über die letzten Worte des Händlers nach, den er so eben entlassen hatte. War er nur eine Figur in dessen viel größerem Plan? Was wollte der Täter mit den Morden bezwecken? Für Unruhe sorgen? Oder gab es ein größeres Ziel?
Gedankenverloren schritt er den Weg zu seinem Büro entlang, welches im zweiten Stock des Gebäudes lag. Wie immer, wenn er es betrat blickte er durch das Fenster hinaus auf den Platz der Ehre, auf dem Heldendenkmäler längst vergangener Kriege standen sowie einer Statue des großen Königs Twain, welcher die Eroberung Larodias vor nun mehr dreihundert Jahren mit dem Krieg gegen Magnolien begann. Mit einem zufriedenen Blick trat der junge Inspektor ans Fenster und seufzte leise. „Schade, dass ich dort niemals stehen werde.“
„Das würde ich an deiner Stelle nicht sagen, Alex.“ Erst jetzt merkte dieser, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte. Schnell drehte er sich um und erkannte im Türrahmen seinen Vorgesetzten, John Rebus. „Darf ich reinkommen?“, fragte dieser nun.
„Bitte, bitte, tu' dir keinen Zwang an. Was kann ich für dich tun?“
„Nun, ich möchte, dass du mir … Sag mal, hast du geraucht?“
„Ich? Nein, aber der Zeuge gerade, den ich verhört habe. Vielleicht rieche ich danach.“
„Das tust du. Aber warum lässt du sowas zu? Ich meine mich zu erinnern, dass ich ein absolutes Rauchverbot für diese Gebäude verhängt habe.“
„Weil du den Geruch nicht magst, war doch so, oder?“
„Stimmt genau, und daran hat sich jeder zu halten, auch ein nervöser Zeuge. Hat es wenigstens was gebracht?“
„Nicht wirklich, ich hab wahrscheinlich einen unnützen Zeugen erwischt. Aber weshalb bist du nun hier?“
„Alex, ich will von dir wissen, was genau passiert ist. Was habt ihr gefunden?“
„Die Leiche von Tom Kleber. Er ist mit einem gezielten Schnitt ermordet worden, dessen ist sich Doktor Brinkmann sicher. Spuren haben wir soweit keine gefunden, was den Pathologen nicht weiter verwundert hat. Er meinte, dass dieser Mord in Verbindung zu denen der letzten Tage steht.“
„Interessante Vermutung. Wieso kommt er zu dieser Annahme?“
„Nun, seiner Meinung nach war es ein und der selbe Mörder. Es gibt mehrere Indizien wie mangelnde Spuren, präzise gesetzte Verletzungen und die daraus resultierenden tödlichen Wunden. Alles Anzeichen dafür, dass wir es mit einem Mörder zu tun haben, der sich in seinem Handwerk auskennt.“
„Nun gut, dass ist wahrlich eine logische Schlussfolgerung. Wirst du diesen Bericht bei der Sitzung nachher auch vortragen?“ Alex nickte, woraufhin auch John bejahend nickte. „Gut, dann werde ich dir auch die Verantwortung für diesen Fall übertragen. Du kannst dir ein Team zusammen stellen, ganz nach deinen eigenen Wünschen. Und liefere mir schnelle Ergebnisse.“
„Ist gut Chef, das werde ich.“
„Nun dann“, der Oberinspektor klatschte in die Hände und blickte auf seine Uhr. „Wir sollten uns auf den Weg zur Sitzung machen. Nicht, dass wir zu spät kommen.“
Keine fünf Minuten später betraten die beiden Beamten den großen Saal, in dem die wöchentliche Besprechung der aktuellen Fälle stattfand. Fast alle Stühle waren bereits besetzt, doch nur wenige der Anwesenden blickten den Neuankömmlingen freudig entgegen. Vielmehr sah Alex in ihren Augen Hass und Neid ihm gegenüber.
Er kannte diese Blicke, die ihm verdeutlichten, wie wenig Menschen seine Beförderung gut hießen. Nur wenige waren der selben Meinung wie der Oberinspektor gewesen, welcher sich über die bestehenden Regeln hinweggesetzt hatte.
„Wer fehlt?“, fragte dieser nun und blickte in die Runde.
„Nur die drei Inspektoren, welche sich aktuell im Außendienst befinden“, kam die Rückmeldung des Protokollanden.
„Gut“, meine der Oberinspektor, „dann lasst uns anfangen. Wie Sie, meine Herren, bereits wissen sollten, wurde heute morgen die Leiche des Oppositionsführers Tom Kleber gefunden. Alex, lass un deinen Bericht hören.“
Alex erhob sich nun von seinem Platz und wiederholte nochmals die Fakten, welche er bereits Rebus unterbreitet hatte. Als er auf die Verbindung zwischen den restlichen Morden hinwies, schrie einer der Anwesenden auf: „Und so 'was glauben Sie? Einem Pathologen, der nur seine Leichen kennt? Völliger Humbug, Sie Grünschnabel.“
„Ich halte mich nur an die Fakten, den was anderes habe ich nicht, Sir.“ Alex sprach weiter, als hätte er die Beleidigung überhört. „Allerdings halte ich diese These des Herrn Doktors, welcher seine Leichen wohl gut genug kennt, für gar nicht so abwegig. Ein Serienmörder würde durchaus im Bereich des Möglichen liegen.“
Bevor der andere Inspektor kontern konnte, ergriff nun der Oberinspektor das Wort. „Es ist gut, mein Herren. Ich heiße diese Beleidigung nicht gut, ungeachtet Ihrer persönlichen Abneigung. Vergessen Sie nicht, dass Sie im selben Rang stehen, und diesem mit Respekt zu begegnen ist, egal wer ihn trägt. Nun aber, danke Alex.
Meine Herren, was will der Mörder mit diesen Taten bezwecken, wenn wir davon ausgehen, dass die These des Doktors stimmt. Zweifelsohne ist der Mord in der vergangenen Nachtder letzte Tropfen, bevor das Fass überläuft. Sie wissen genauso gut wie ich, dass uns eine Rebellion ins Haus steht, auch wenn deren Anführer bisher versucht haben, ihre Forderungen auf friedlichem Wege durch zu bringen. Mit Tom Kleber hat die Rebellion ihren mächtigsten Parlamentarier verloren, wer weiß also, wie lange das Pulverfass noch geschlossen bleibt.
Unsere Hauptaufgabe in den nächsten Tagen wird es wohl sein, die Angst vor der Rebellion zu zerstreuen. Kanzler Haifa ist sich sicher, dass es bald zu Aufständen in der Stadt kommen wird. Das heißt, ich benötige alle verfügbaren Hände, diese bereits im Keim zu Ersticken. Damit ich diese auch habe, schlage ich vor, die einzelnen Fälle auf wenige Personen zu konzentrieren. “ Zustimmendes Nicken war überall im Raum zu sehen.
„Bevor wir also mit den restlichen Fällen fortfahren, würde ich die einzelnen Morde, gemäß der Vermutung Dr. Brinkmanns, an Inspektor Rider übertragen. Ich weiß, das viele von Ihnen mit seiner Beförderung nicht einverstanden waren, doch lassen Sie uns diesen Fall als seine Bewährungsprobe ansehen. Sollte er ihn nicht lösen, so wird er wieder degradiert und kann sich mit anderen Bewerbern um die freiwerdende Stelle streiten.“ Mehrere Inspektoren standen bei dieser Ankündigung auf und applaudierten.
Einzig Alex sank tiefer in seinen Stuhl. Das ist also mein Countdown, dachte er. Ohne den zusätzlichen Druck, wäre sie es gewesen, die Chance meines Lebens.
Gedankenverloren schritt er den Weg zu seinem Büro entlang, welches im zweiten Stock des Gebäudes lag. Wie immer, wenn er es betrat blickte er durch das Fenster hinaus auf den Platz der Ehre, auf dem Heldendenkmäler längst vergangener Kriege standen sowie einer Statue des großen Königs Twain, welcher die Eroberung Larodias vor nun mehr dreihundert Jahren mit dem Krieg gegen Magnolien begann. Mit einem zufriedenen Blick trat der junge Inspektor ans Fenster und seufzte leise. „Schade, dass ich dort niemals stehen werde.“
„Das würde ich an deiner Stelle nicht sagen, Alex.“ Erst jetzt merkte dieser, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte. Schnell drehte er sich um und erkannte im Türrahmen seinen Vorgesetzten, John Rebus. „Darf ich reinkommen?“, fragte dieser nun.
„Bitte, bitte, tu' dir keinen Zwang an. Was kann ich für dich tun?“
„Nun, ich möchte, dass du mir … Sag mal, hast du geraucht?“
„Ich? Nein, aber der Zeuge gerade, den ich verhört habe. Vielleicht rieche ich danach.“
„Das tust du. Aber warum lässt du sowas zu? Ich meine mich zu erinnern, dass ich ein absolutes Rauchverbot für diese Gebäude verhängt habe.“
„Weil du den Geruch nicht magst, war doch so, oder?“
„Stimmt genau, und daran hat sich jeder zu halten, auch ein nervöser Zeuge. Hat es wenigstens was gebracht?“
„Nicht wirklich, ich hab wahrscheinlich einen unnützen Zeugen erwischt. Aber weshalb bist du nun hier?“
„Alex, ich will von dir wissen, was genau passiert ist. Was habt ihr gefunden?“
„Die Leiche von Tom Kleber. Er ist mit einem gezielten Schnitt ermordet worden, dessen ist sich Doktor Brinkmann sicher. Spuren haben wir soweit keine gefunden, was den Pathologen nicht weiter verwundert hat. Er meinte, dass dieser Mord in Verbindung zu denen der letzten Tage steht.“
„Interessante Vermutung. Wieso kommt er zu dieser Annahme?“
„Nun, seiner Meinung nach war es ein und der selbe Mörder. Es gibt mehrere Indizien wie mangelnde Spuren, präzise gesetzte Verletzungen und die daraus resultierenden tödlichen Wunden. Alles Anzeichen dafür, dass wir es mit einem Mörder zu tun haben, der sich in seinem Handwerk auskennt.“
„Nun gut, dass ist wahrlich eine logische Schlussfolgerung. Wirst du diesen Bericht bei der Sitzung nachher auch vortragen?“ Alex nickte, woraufhin auch John bejahend nickte. „Gut, dann werde ich dir auch die Verantwortung für diesen Fall übertragen. Du kannst dir ein Team zusammen stellen, ganz nach deinen eigenen Wünschen. Und liefere mir schnelle Ergebnisse.“
„Ist gut Chef, das werde ich.“
„Nun dann“, der Oberinspektor klatschte in die Hände und blickte auf seine Uhr. „Wir sollten uns auf den Weg zur Sitzung machen. Nicht, dass wir zu spät kommen.“
Keine fünf Minuten später betraten die beiden Beamten den großen Saal, in dem die wöchentliche Besprechung der aktuellen Fälle stattfand. Fast alle Stühle waren bereits besetzt, doch nur wenige der Anwesenden blickten den Neuankömmlingen freudig entgegen. Vielmehr sah Alex in ihren Augen Hass und Neid ihm gegenüber.
Er kannte diese Blicke, die ihm verdeutlichten, wie wenig Menschen seine Beförderung gut hießen. Nur wenige waren der selben Meinung wie der Oberinspektor gewesen, welcher sich über die bestehenden Regeln hinweggesetzt hatte.
„Wer fehlt?“, fragte dieser nun und blickte in die Runde.
„Nur die drei Inspektoren, welche sich aktuell im Außendienst befinden“, kam die Rückmeldung des Protokollanden.
„Gut“, meine der Oberinspektor, „dann lasst uns anfangen. Wie Sie, meine Herren, bereits wissen sollten, wurde heute morgen die Leiche des Oppositionsführers Tom Kleber gefunden. Alex, lass un deinen Bericht hören.“
Alex erhob sich nun von seinem Platz und wiederholte nochmals die Fakten, welche er bereits Rebus unterbreitet hatte. Als er auf die Verbindung zwischen den restlichen Morden hinwies, schrie einer der Anwesenden auf: „Und so 'was glauben Sie? Einem Pathologen, der nur seine Leichen kennt? Völliger Humbug, Sie Grünschnabel.“
„Ich halte mich nur an die Fakten, den was anderes habe ich nicht, Sir.“ Alex sprach weiter, als hätte er die Beleidigung überhört. „Allerdings halte ich diese These des Herrn Doktors, welcher seine Leichen wohl gut genug kennt, für gar nicht so abwegig. Ein Serienmörder würde durchaus im Bereich des Möglichen liegen.“
Bevor der andere Inspektor kontern konnte, ergriff nun der Oberinspektor das Wort. „Es ist gut, mein Herren. Ich heiße diese Beleidigung nicht gut, ungeachtet Ihrer persönlichen Abneigung. Vergessen Sie nicht, dass Sie im selben Rang stehen, und diesem mit Respekt zu begegnen ist, egal wer ihn trägt. Nun aber, danke Alex.
Meine Herren, was will der Mörder mit diesen Taten bezwecken, wenn wir davon ausgehen, dass die These des Doktors stimmt. Zweifelsohne ist der Mord in der vergangenen Nachtder letzte Tropfen, bevor das Fass überläuft. Sie wissen genauso gut wie ich, dass uns eine Rebellion ins Haus steht, auch wenn deren Anführer bisher versucht haben, ihre Forderungen auf friedlichem Wege durch zu bringen. Mit Tom Kleber hat die Rebellion ihren mächtigsten Parlamentarier verloren, wer weiß also, wie lange das Pulverfass noch geschlossen bleibt.
Unsere Hauptaufgabe in den nächsten Tagen wird es wohl sein, die Angst vor der Rebellion zu zerstreuen. Kanzler Haifa ist sich sicher, dass es bald zu Aufständen in der Stadt kommen wird. Das heißt, ich benötige alle verfügbaren Hände, diese bereits im Keim zu Ersticken. Damit ich diese auch habe, schlage ich vor, die einzelnen Fälle auf wenige Personen zu konzentrieren. “ Zustimmendes Nicken war überall im Raum zu sehen.
„Bevor wir also mit den restlichen Fällen fortfahren, würde ich die einzelnen Morde, gemäß der Vermutung Dr. Brinkmanns, an Inspektor Rider übertragen. Ich weiß, das viele von Ihnen mit seiner Beförderung nicht einverstanden waren, doch lassen Sie uns diesen Fall als seine Bewährungsprobe ansehen. Sollte er ihn nicht lösen, so wird er wieder degradiert und kann sich mit anderen Bewerbern um die freiwerdende Stelle streiten.“ Mehrere Inspektoren standen bei dieser Ankündigung auf und applaudierten.
Einzig Alex sank tiefer in seinen Stuhl. Das ist also mein Countdown, dachte er. Ohne den zusätzlichen Druck, wäre sie es gewesen, die Chance meines Lebens.
„Auf Wiedersehen, Mrs. Marple, beehren Sie uns bald wieder.“
„Das werd' ich, das werd' ich“, krächzte die alte Dame als sie durch die Tür schritt, die ihr Theo freundlich aufhielt. „Auf dass Sie mir wieder so viel Geld für den wertlosen Plunder geben.“ Sie kicherte.
„Bitte bitte, das ist doch das Mindeste, was ich für so eine junge Frau tun kann“, meinte der Händler und setzte sein schönstes Lächeln auf.
„Oh, Sie Charmeur, das glauben Sie doch selber nicht, was Sie soeben gesagt haben.“
„Doch, genau das tue ich.“ Die betagte Frau verließ das Geschäft und lief die Straße hinab, während Theo ihr freundlich lächelnd hinterher winkte. Erst als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, hörte er auf, drehte sich mit einem freudestrahlenden Gesicht um und rief laut ins Lager: „Laotse, hohl den guten Tropfen aus dem Schrank, wir haben zu Feiern!“ Noch während der Angesprochene in den Laden lief, redete Theo weiter: „Das war das beste Geschäft meines Lebens! Der Krönungsschmuck der Königin Lena, einmal vor hundertzwanzig Jahren getragen, heute über eine Milliarde Berry wert, und gezahlt hab ich dafür nur 500.000! Wir schicken es nach Mary Joa, dort gibt es sicherlich einen Abnehmer dafür.“
Der Lagerarbeiter streckte seinen Kopf in den Verkaufsraum und sagt: „Den Tlopfen habe ich in del Tluhe gelassen, Sie müssen noch mit ihlem Vatel splechen heute.“
„Danke, dass du mich dran erinnerst.“ Theo's gute Stimmung war wie weggeblasen. „Und danach steht noch das Treffen der Handelsgilde an... wie ich es hasse.“
„Nicht velzagen, Chef, nicht velzagen.“ Das Gelbgesicht grinste, selbst als Theo ihm einen bösen Blick zuwarf.
„Gut, ich komm ja wohl nicht d'rum rum. Laotse, schließ nachher den Laden zu. Und fang' morgen eine Stunde später an , es kommt nicht so viel wie sonst, das schaff ich auch allein.“
„Ist gut, Chef“, erwiderte er. „Und glüßen Sie ihlen Vatel von mil.“
„Ja, mach ich.“ Theo zog hinter sich die Türe zu und betrat die Straße.
Einige Minuten später betrat der Händler seine Unterkunft und klopfte erst einmal bei seiner Vermieterin an der Tür. Diese öffnete kurz darauf die Tür und legte, als sie ihren Mieter erkannte, eine leicht zornige Miene auf. Adelheid Murder war eine ältere Dame, die ihr ergrautes Haar immer zu einem dicken Knoten hoch steckte, und sich auch nur mit einer blauen Schürze und einem weiten Rock zeigte.
„Ihr Vater ruft schon seit einer ganzen Weile an. Und sein Ton ist auch nicht gerade freundlich. Wenn er will, dass Sie noch länger hier wohnen, dann soll er gefälligst freundlich sein.“
„Ich werde es ihm sagen, Mrs. Murder.“
„Machen Sie das“, und sie knallte die Türe ins Schloss.
Die Stimmung seines Vaters verhieß ihm nichts Gutes. Kaum hatte der Händler sein Zimmer betreten schon schrie die Teleschnecke auf und er beeilte sich, den Anruf entgegen zu nehmen.
„Na endlich“, hörte er die Stimme seines Vaters. „Wird aber auch Zeit. Hast du unseren Termin vergessen?“
„Nein, Daddy, ganz und gar nicht. Ich habe heute nur das Geschäft meines Lebens gemacht.“
„Du hast die Ware?“
„Nein, dafür aber den Schmuck, den Königin Lena bei ihrer Krönung vor hundertzwanzig Jahren getragen hat. Der ist gut gern eine Milliarden Berry in Mary Joa wert.“
„Und was interessiert mich Geschmeide? Ich will, dass du die Ware besorgst, mehr nicht. Deswegen habe ich dich doch nach Larodia geschickt, oder nicht?“
„Da hast du wohl recht, Daddy. Aber die Ware ist erst seit drei Wochen in der Stadt... und ich immer zu spät da.“
„Was soll das heißen?“
„In Karkasole herrscht Untergangsstimmung. Man munkelt, dass König Nestor III Gollus im Sterben liegt und die Rebellen nur noch auf seinen Tod warten. Die Dämme brechen langsam und die Ware wandert durch die Hände.“
„Weist du, wo sie sich jetzt befindet?“
„Nein, aber es scheint, als ob ich eine Figur in einem großen Spiel bin.“
„Was hat das mit der Ware zu tun?“
Theo lachte auf. „Wegen ihr bin ich erst dort hinein geraten.“
„Dann spiele mit und werde zum Spieler. Gewinne es, bevor die Ware jemand anderem in die Hände fällt.“
„Ich habe nicht das Gefühl, dass er lange damit Freude haben wird. Meines Wissens gab es sechs Besitzer in den drei Wochen, seitdem sie hier ist. Und keiner besaß sie lange.“
„Auch gut. Sonst noch was neues?“
„Das Land ist wirklich faszinierend, besonders Karkasole. Die Bürger hier... sie sind freundlich, aber auch ein bisschen arrogant. Doch nun haben sie Angst. Man spürt es förmlich in der Luft. Vor wenigen Tagen hat man den Oppositionsführer tot aufgefunden.“
„Das meintest du vorhin. Haben die Rebellen schon reagiert?“
„So weit ich weiß nicht. Das kann sich aber jederzeit ändern. Sie haben keinen Fürsprecher mehr, der auch etwas Gewicht hat.“
„Das Parlament von Larodia ist eine Farce, falls du es noch nicht gemerkt hast. Die Macht liegt alleine beim Kanzler und dem König, sonst niemandem. Wenn das Volk was zu sagen hätte, dann wäre das kein Königreich. Außerdem wären dann nicht so viele der königstreuen Adligen im Parlament.“
„Eines der vielen Probleme hier, Daddy. Vielleicht ändert sich ja noch was.“
„Das wage ich zu bezweifeln.“ Theo's Gesprächspartner begann bei dem Gedanken daran zu lachen. Aber zurück zu meiner eigentlichen Frage, der du so galant ausgewichen bist: Gibt es sonst etwas, was ich wissen sollte?“
„Nein, nicht wirklich. Heute Abend ist noch das Treffen der Handelsgilde. Das wird ein feucht-fröhlicher Abend.“ Theo lächelte beim Gedanken daran.
„Gut, versuche dort etwas über die Ware herauszufinden. Du weißt ja, wie Händler sind. Sie wissen viel, geben es aber ungern her. Unter Alkoholeinfluss klappt das vielleicht besser...“
„Das werd' ich, das werd' ich“, krächzte die alte Dame als sie durch die Tür schritt, die ihr Theo freundlich aufhielt. „Auf dass Sie mir wieder so viel Geld für den wertlosen Plunder geben.“ Sie kicherte.
„Bitte bitte, das ist doch das Mindeste, was ich für so eine junge Frau tun kann“, meinte der Händler und setzte sein schönstes Lächeln auf.
„Oh, Sie Charmeur, das glauben Sie doch selber nicht, was Sie soeben gesagt haben.“
„Doch, genau das tue ich.“ Die betagte Frau verließ das Geschäft und lief die Straße hinab, während Theo ihr freundlich lächelnd hinterher winkte. Erst als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, hörte er auf, drehte sich mit einem freudestrahlenden Gesicht um und rief laut ins Lager: „Laotse, hohl den guten Tropfen aus dem Schrank, wir haben zu Feiern!“ Noch während der Angesprochene in den Laden lief, redete Theo weiter: „Das war das beste Geschäft meines Lebens! Der Krönungsschmuck der Königin Lena, einmal vor hundertzwanzig Jahren getragen, heute über eine Milliarde Berry wert, und gezahlt hab ich dafür nur 500.000! Wir schicken es nach Mary Joa, dort gibt es sicherlich einen Abnehmer dafür.“
Der Lagerarbeiter streckte seinen Kopf in den Verkaufsraum und sagt: „Den Tlopfen habe ich in del Tluhe gelassen, Sie müssen noch mit ihlem Vatel splechen heute.“
„Danke, dass du mich dran erinnerst.“ Theo's gute Stimmung war wie weggeblasen. „Und danach steht noch das Treffen der Handelsgilde an... wie ich es hasse.“
„Nicht velzagen, Chef, nicht velzagen.“ Das Gelbgesicht grinste, selbst als Theo ihm einen bösen Blick zuwarf.
„Gut, ich komm ja wohl nicht d'rum rum. Laotse, schließ nachher den Laden zu. Und fang' morgen eine Stunde später an , es kommt nicht so viel wie sonst, das schaff ich auch allein.“
„Ist gut, Chef“, erwiderte er. „Und glüßen Sie ihlen Vatel von mil.“
„Ja, mach ich.“ Theo zog hinter sich die Türe zu und betrat die Straße.
Einige Minuten später betrat der Händler seine Unterkunft und klopfte erst einmal bei seiner Vermieterin an der Tür. Diese öffnete kurz darauf die Tür und legte, als sie ihren Mieter erkannte, eine leicht zornige Miene auf. Adelheid Murder war eine ältere Dame, die ihr ergrautes Haar immer zu einem dicken Knoten hoch steckte, und sich auch nur mit einer blauen Schürze und einem weiten Rock zeigte.
„Ihr Vater ruft schon seit einer ganzen Weile an. Und sein Ton ist auch nicht gerade freundlich. Wenn er will, dass Sie noch länger hier wohnen, dann soll er gefälligst freundlich sein.“
„Ich werde es ihm sagen, Mrs. Murder.“
„Machen Sie das“, und sie knallte die Türe ins Schloss.
Die Stimmung seines Vaters verhieß ihm nichts Gutes. Kaum hatte der Händler sein Zimmer betreten schon schrie die Teleschnecke auf und er beeilte sich, den Anruf entgegen zu nehmen.
„Na endlich“, hörte er die Stimme seines Vaters. „Wird aber auch Zeit. Hast du unseren Termin vergessen?“
„Nein, Daddy, ganz und gar nicht. Ich habe heute nur das Geschäft meines Lebens gemacht.“
„Du hast die Ware?“
„Nein, dafür aber den Schmuck, den Königin Lena bei ihrer Krönung vor hundertzwanzig Jahren getragen hat. Der ist gut gern eine Milliarden Berry in Mary Joa wert.“
„Und was interessiert mich Geschmeide? Ich will, dass du die Ware besorgst, mehr nicht. Deswegen habe ich dich doch nach Larodia geschickt, oder nicht?“
„Da hast du wohl recht, Daddy. Aber die Ware ist erst seit drei Wochen in der Stadt... und ich immer zu spät da.“
„Was soll das heißen?“
„In Karkasole herrscht Untergangsstimmung. Man munkelt, dass König Nestor III Gollus im Sterben liegt und die Rebellen nur noch auf seinen Tod warten. Die Dämme brechen langsam und die Ware wandert durch die Hände.“
„Weist du, wo sie sich jetzt befindet?“
„Nein, aber es scheint, als ob ich eine Figur in einem großen Spiel bin.“
„Was hat das mit der Ware zu tun?“
Theo lachte auf. „Wegen ihr bin ich erst dort hinein geraten.“
„Dann spiele mit und werde zum Spieler. Gewinne es, bevor die Ware jemand anderem in die Hände fällt.“
„Ich habe nicht das Gefühl, dass er lange damit Freude haben wird. Meines Wissens gab es sechs Besitzer in den drei Wochen, seitdem sie hier ist. Und keiner besaß sie lange.“
„Auch gut. Sonst noch was neues?“
„Das Land ist wirklich faszinierend, besonders Karkasole. Die Bürger hier... sie sind freundlich, aber auch ein bisschen arrogant. Doch nun haben sie Angst. Man spürt es förmlich in der Luft. Vor wenigen Tagen hat man den Oppositionsführer tot aufgefunden.“
„Das meintest du vorhin. Haben die Rebellen schon reagiert?“
„So weit ich weiß nicht. Das kann sich aber jederzeit ändern. Sie haben keinen Fürsprecher mehr, der auch etwas Gewicht hat.“
„Das Parlament von Larodia ist eine Farce, falls du es noch nicht gemerkt hast. Die Macht liegt alleine beim Kanzler und dem König, sonst niemandem. Wenn das Volk was zu sagen hätte, dann wäre das kein Königreich. Außerdem wären dann nicht so viele der königstreuen Adligen im Parlament.“
„Eines der vielen Probleme hier, Daddy. Vielleicht ändert sich ja noch was.“
„Das wage ich zu bezweifeln.“ Theo's Gesprächspartner begann bei dem Gedanken daran zu lachen. Aber zurück zu meiner eigentlichen Frage, der du so galant ausgewichen bist: Gibt es sonst etwas, was ich wissen sollte?“
„Nein, nicht wirklich. Heute Abend ist noch das Treffen der Handelsgilde. Das wird ein feucht-fröhlicher Abend.“ Theo lächelte beim Gedanken daran.
„Gut, versuche dort etwas über die Ware herauszufinden. Du weißt ja, wie Händler sind. Sie wissen viel, geben es aber ungern her. Unter Alkoholeinfluss klappt das vielleicht besser...“
Leicht gebeugt betrachte er die Landkarte, welche die Insel Larodia darstellte. Überall verteilt standen kleine Figuren in unterschiedlichen Farben, die er in seine Gedanken vertieft über die Karte führte. Immer wieder unterbrach er seine Arbeit, um sie zu betrachten, ganz so, als ob er genau abwägen würde, was er für Möglichkeiten hatte.
Doch dann endete die Ruhe, als die Zeltplane zurückgeschlagen wurde und eine junge Frau, gekleidet in einem leichte Lederrüstung, das spärlich ausgestattete Zelt betrat.
„Steven, gerade ist ein Bote angekommen. Er will nur mit dir sprechen. Soll ich ihn her bringen?“
„Mach das, Mallenia. Es wird wohl einen guten Grund dafür geben, dass er nur mit mir sprechen will.“ Die junge Kriegerin verließ das Zelt kurz und kam bald darauf mit einem Man zurück, der sichtlich vom langen Ritt gekennzeichnet war. In der Zwischenzeit hatte Steven die Figuren weg geräumt, die Karte lag allerdings noch auf dem Tisch.
„Meister Hitch, ich bin geehrt, Sie endlich zu treffen. Sie sind mein Held.“ Der Bote sank auf die Knie und versuchte die Hand des Rebellenführers zu küssen, die dieser aber rasch weg zog.
„Lass das und steh auf!“, herrschte er ihn an. „Was willst du hier? Weshalb übermittelst du uns deine Informationen nicht per Teleschnecke?“
„Weil...weil..weil es nicht geht!“, stieß der Mann ängstlich aus.
„Wie es geht nicht?“ Steven ging noch näher auf den Boten zu, einen leicht genervten Blick aufgesetzt. „Sag mir was los ist, verdammt nochmal!“
„Ihr Freund Tom Kleber ist tot, ermordet.“
Die Worte trafen Steven und der Schwarzhaarige stolperte wankend zurück, bis er sich auf seinen Stuhl setzte. „Tom tot? Das kann nicht sein, das kann nicht sein.“ Die Nachricht tat ihm im Herzen weh, sein bester Freund war von ihm gegangen, ohne das es einen Abschied gab. Sie wollten das Ziel gemeinsam erreichen, mehr Rechte für die annektierten Länder war ihr gemeinsamer Traum. Immer tiefer versank er in den Erinnerungen an seinen Freund, die nun wie Lava aus dem Erdreich unbändig aus den Tiefen seines Gedächtnisses sprudelten.
Mallenia bemerkte die Abwesenheit des Rebellenführers und wand sich an den Boten. „Gibt es sonst noch was? Wenn nicht, geben wir dir ein neues Pferd und du reitest nach Karkasole zurück.“
„Tatsächlich habe ich noch andere Neuigkeiten parat.“ Der Spion hatte seine Angst überwunden und trat nun deutlich selbstsicherer auf. „Es ist ziemlich wichtig, scheinbar lässt der Prinz die Truppen zusammen ziehen.“
„Was?“, Mallenia war mehr als überrascht dies zu hören. Bekamen die Herrscher des Landes etwa Angst vor der Rebellion? „Wo sammeln sie sich und woher weißt du das?“
„Ein befreundeter Offizier hatte mir etwas in diese Richtung erzählt. Genaues weiß ich auch nicht, nur dass sie damit begonnen gaben, die Verteidigungsanlagen rund um Karkasole zu verstärken. Außerdem strömen immer mehr Soldaten nach Magnolien.“
„Das sind wichtige Informationen, danke dafür. Nun gehe zu unserem Stallmeister und richte ihm aus, dass du ein frisches Pferd von bekommst. Dann reite zurück, schau', was du noch in Erfahrung bringen kannst. Aber komme nicht noch einmal hierher. Ansonsten könnte deine Tarnung auffliegen.“
„Jawohl Ma'am.“ Der Spion salutierte ungeschickt und verließ dann das Zelt, welches Mallenia wieder verschloss. Dann wandte sie sich an Steven.
„Du wirst doch jetzt nicht aufgeben wollen, oder?“, fragte sie ihn. „Das würde er auch nicht wollen.“
„Nein, das werden wir auch nicht. Rufst du die Offiziersrunde zusammen, bitte?“ Er blickte zu Boden, so dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte und knete seine Hände, als ob er wütend wäre.
„Ich werde sie rufen.“ Mallenia trat aus dem Zelt und verschwand in den weiten des Lagers.
Wenige Minuten später betrat eine kleine Gruppe Männer und Frauen das große Versammlungszelt in der Mitte der Zeltstadt. Der Rebelleführer war bereist anwesend und saß mit aufgestütztem Kopf vor einem kleinen Pult, während sich die Restlichen seiner Offiziere auf die Plätze an der Seite verteilten. Noch wusste keiner genau, weshalb sie hier zusammen kamen, so dass sie leise miteinander über seine Absichten sprachen.
Als sich alle gesetzt hatten, begann Steven Hitch mit leiser, aber dennoch kräftigen Stimme zu reden, die sofort alle in seinen Bann zog. „Vor nun etwas mehr als zehn Jahren begann der Weg, der uns bis zum heutigen Tage geführt hatte. Damals waren Tom Kleber und ich frische Absolventen der Universität Universalis in Shiva, noch unerfahren im Leben. Doch wir hatten einen Traum. Einen Traum, den wir verfolgt haben. Wir wollten Larodia reformieren, ein geeintes Königreich errichten. Kein zentrales System, wie es bisher besteht, sondern mit Rechten für alle Bürger, nicht nur für Karaksole. Immer wieder wurden uns Steine in den Weg gelegt, sodass wir am Ende unsere Kräfte teilten und damit begannen, Mitstreiter zu sammeln, sowohl auf der Straße als auch im Parlament. Wir waren erfolgreich und bald darauf bezichtigte man uns der Rebellion, obwohl wir auf friedlichem Wege unser Ziel erreichen wollten.
Ihr alle wisst, wie es danach weiter ging. Wir haben diese Truppe aufgebaut und haben angefangen uns mit den lokalen Regierungen zu arrangieren. Tom hat weiterhin am friedlichen Weg festgehalten und Druck aufgebaut, der meist wirkungslos war. Doch nun ist er tot. Ermordet.“
Die Runde wirkte geschockt, als sie diese Nachricht vernahmen. Dann begannen sie wie wild durcheinander zu reden, während Steven das Szenario ruhig beobachtete. Dann erhob sich der Mann zu seiner rechten Seite und sprach mit lauter Stimme: „Freunde, es ist genug! Wir wissen alle, wer Tom umgebracht hat. Das riecht verdammt nach Provokation des Königshauses. Sie wollen Krieg und den sollen sie haben!“
Die anderen applaudierten ihm, doch Mallenia unterbrach den Jubel. „Ein Angriff zu diesem Zeitpunkt wäre sehr unvorsichtig. Der Bote mit der Nachricht vom Tode Toms bracht zugleich auch die Neuigkeit, dass sie ihre Truppen sammeln und die Verteidigung Karkasoles verstärken.“
„Genauso sollten wir es auch angehen. Ovid, ich bin genau wie du der Ansicht, dass einem Krieg nun nicht mehr auszuweichen ist. Aber ein Feldzug in unserem Zustand würde in einem Fiasko enden. Noch haben wir nicht die nötige Übermacht, um uns gegen die gut ausgebildeten Soldaten zu behaupten. Lasst uns zuerst Mitstreiter finden und diese zu einer gestandenen Armee drillen, bevor wir so einen Schritt wagen. Noch ist es zu früh. Der echte Rebell läuft nicht sehenden Auges in sein Verderben, er sucht viel mehr seinen Weg aus dem Verderben. Denkt daran, meine Freunde. Ansonsten kommt euer Ende früher, als ihr es erwartet.“
Doch dann endete die Ruhe, als die Zeltplane zurückgeschlagen wurde und eine junge Frau, gekleidet in einem leichte Lederrüstung, das spärlich ausgestattete Zelt betrat.
„Steven, gerade ist ein Bote angekommen. Er will nur mit dir sprechen. Soll ich ihn her bringen?“
„Mach das, Mallenia. Es wird wohl einen guten Grund dafür geben, dass er nur mit mir sprechen will.“ Die junge Kriegerin verließ das Zelt kurz und kam bald darauf mit einem Man zurück, der sichtlich vom langen Ritt gekennzeichnet war. In der Zwischenzeit hatte Steven die Figuren weg geräumt, die Karte lag allerdings noch auf dem Tisch.
„Meister Hitch, ich bin geehrt, Sie endlich zu treffen. Sie sind mein Held.“ Der Bote sank auf die Knie und versuchte die Hand des Rebellenführers zu küssen, die dieser aber rasch weg zog.
„Lass das und steh auf!“, herrschte er ihn an. „Was willst du hier? Weshalb übermittelst du uns deine Informationen nicht per Teleschnecke?“
„Weil...weil..weil es nicht geht!“, stieß der Mann ängstlich aus.
„Wie es geht nicht?“ Steven ging noch näher auf den Boten zu, einen leicht genervten Blick aufgesetzt. „Sag mir was los ist, verdammt nochmal!“
„Ihr Freund Tom Kleber ist tot, ermordet.“
Die Worte trafen Steven und der Schwarzhaarige stolperte wankend zurück, bis er sich auf seinen Stuhl setzte. „Tom tot? Das kann nicht sein, das kann nicht sein.“ Die Nachricht tat ihm im Herzen weh, sein bester Freund war von ihm gegangen, ohne das es einen Abschied gab. Sie wollten das Ziel gemeinsam erreichen, mehr Rechte für die annektierten Länder war ihr gemeinsamer Traum. Immer tiefer versank er in den Erinnerungen an seinen Freund, die nun wie Lava aus dem Erdreich unbändig aus den Tiefen seines Gedächtnisses sprudelten.
Mallenia bemerkte die Abwesenheit des Rebellenführers und wand sich an den Boten. „Gibt es sonst noch was? Wenn nicht, geben wir dir ein neues Pferd und du reitest nach Karkasole zurück.“
„Tatsächlich habe ich noch andere Neuigkeiten parat.“ Der Spion hatte seine Angst überwunden und trat nun deutlich selbstsicherer auf. „Es ist ziemlich wichtig, scheinbar lässt der Prinz die Truppen zusammen ziehen.“
„Was?“, Mallenia war mehr als überrascht dies zu hören. Bekamen die Herrscher des Landes etwa Angst vor der Rebellion? „Wo sammeln sie sich und woher weißt du das?“
„Ein befreundeter Offizier hatte mir etwas in diese Richtung erzählt. Genaues weiß ich auch nicht, nur dass sie damit begonnen gaben, die Verteidigungsanlagen rund um Karkasole zu verstärken. Außerdem strömen immer mehr Soldaten nach Magnolien.“
„Das sind wichtige Informationen, danke dafür. Nun gehe zu unserem Stallmeister und richte ihm aus, dass du ein frisches Pferd von bekommst. Dann reite zurück, schau', was du noch in Erfahrung bringen kannst. Aber komme nicht noch einmal hierher. Ansonsten könnte deine Tarnung auffliegen.“
„Jawohl Ma'am.“ Der Spion salutierte ungeschickt und verließ dann das Zelt, welches Mallenia wieder verschloss. Dann wandte sie sich an Steven.
„Du wirst doch jetzt nicht aufgeben wollen, oder?“, fragte sie ihn. „Das würde er auch nicht wollen.“
„Nein, das werden wir auch nicht. Rufst du die Offiziersrunde zusammen, bitte?“ Er blickte zu Boden, so dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte und knete seine Hände, als ob er wütend wäre.
„Ich werde sie rufen.“ Mallenia trat aus dem Zelt und verschwand in den weiten des Lagers.
Wenige Minuten später betrat eine kleine Gruppe Männer und Frauen das große Versammlungszelt in der Mitte der Zeltstadt. Der Rebelleführer war bereist anwesend und saß mit aufgestütztem Kopf vor einem kleinen Pult, während sich die Restlichen seiner Offiziere auf die Plätze an der Seite verteilten. Noch wusste keiner genau, weshalb sie hier zusammen kamen, so dass sie leise miteinander über seine Absichten sprachen.
Als sich alle gesetzt hatten, begann Steven Hitch mit leiser, aber dennoch kräftigen Stimme zu reden, die sofort alle in seinen Bann zog. „Vor nun etwas mehr als zehn Jahren begann der Weg, der uns bis zum heutigen Tage geführt hatte. Damals waren Tom Kleber und ich frische Absolventen der Universität Universalis in Shiva, noch unerfahren im Leben. Doch wir hatten einen Traum. Einen Traum, den wir verfolgt haben. Wir wollten Larodia reformieren, ein geeintes Königreich errichten. Kein zentrales System, wie es bisher besteht, sondern mit Rechten für alle Bürger, nicht nur für Karaksole. Immer wieder wurden uns Steine in den Weg gelegt, sodass wir am Ende unsere Kräfte teilten und damit begannen, Mitstreiter zu sammeln, sowohl auf der Straße als auch im Parlament. Wir waren erfolgreich und bald darauf bezichtigte man uns der Rebellion, obwohl wir auf friedlichem Wege unser Ziel erreichen wollten.
Ihr alle wisst, wie es danach weiter ging. Wir haben diese Truppe aufgebaut und haben angefangen uns mit den lokalen Regierungen zu arrangieren. Tom hat weiterhin am friedlichen Weg festgehalten und Druck aufgebaut, der meist wirkungslos war. Doch nun ist er tot. Ermordet.“
Die Runde wirkte geschockt, als sie diese Nachricht vernahmen. Dann begannen sie wie wild durcheinander zu reden, während Steven das Szenario ruhig beobachtete. Dann erhob sich der Mann zu seiner rechten Seite und sprach mit lauter Stimme: „Freunde, es ist genug! Wir wissen alle, wer Tom umgebracht hat. Das riecht verdammt nach Provokation des Königshauses. Sie wollen Krieg und den sollen sie haben!“
Die anderen applaudierten ihm, doch Mallenia unterbrach den Jubel. „Ein Angriff zu diesem Zeitpunkt wäre sehr unvorsichtig. Der Bote mit der Nachricht vom Tode Toms bracht zugleich auch die Neuigkeit, dass sie ihre Truppen sammeln und die Verteidigung Karkasoles verstärken.“
„Genauso sollten wir es auch angehen. Ovid, ich bin genau wie du der Ansicht, dass einem Krieg nun nicht mehr auszuweichen ist. Aber ein Feldzug in unserem Zustand würde in einem Fiasko enden. Noch haben wir nicht die nötige Übermacht, um uns gegen die gut ausgebildeten Soldaten zu behaupten. Lasst uns zuerst Mitstreiter finden und diese zu einer gestandenen Armee drillen, bevor wir so einen Schritt wagen. Noch ist es zu früh. Der echte Rebell läuft nicht sehenden Auges in sein Verderben, er sucht viel mehr seinen Weg aus dem Verderben. Denkt daran, meine Freunde. Ansonsten kommt euer Ende früher, als ihr es erwartet.“
Theo war müde, als er durch die Straßen Karkasoles wanderte. Das Treffen der Handelsgilde hatte in ein Gelage gemündet, von dem er frühzeitig aufbrach, um nicht zu viel Alkohol zu trinken. Ziellos streifte er durch die Stadt, durch die ein kalter Wind vom Meer aus blies, doch dem Händler war ganz warm.
Irgendwo in der Nähe läuteten die Glocken eines Turms. Nur noch zwei Stunden, dachte Theo, dann ist das Schiff da. Er freute sich darauf, da er mit dieser Ladung zum ersten Mal seine neuen Rechte nutzen konnte. Bei der Versammlung war es ihm gelungen, seinem Unternehmen die Nutzung der unterirdischen Transportwege für die nächsten drei Monate zu sichern. Das brachte ihm den Vorteil, seine Waren sicher vor Überfällen in sein eigenes Lager bringen zu können, ohne die Gefahr eines Raubzugs zu fürchten.
Theo dachte darüber nach, was er bis zur Ankunft des Schiffs noch tun sollte. Schlaf kam nicht in Frage, da er ansonsten das Schiff verpassen würde. Auch auf einen ausgedehnten Spaziergang hatte er nicht wirklich Lust, sodass er sich dazu entschied, sich ein Freudenmädchen zu suchen und sich für eine Weile der Lust des Fleisches hinzugeben.
Von neuem Geist beseelt machte er sich in die Richtung des Hafens auf, in dessen Nähe auch das sogenannte Apfelviertel lag. Desto näher er dem Freudenviertel kam, um so voller wurden die Straßen. Viele gestandene Seefahrer, welche mit ihren Schiffen in Karkasole vor Anker lagen, verbrachten ihre freien Nächte in den zahlreichen Spelunken mit viel Alkohol und einem billigen Mädchen, um Abwechslung vom Trott auf See zu erhalten. Theo mochte den lallenden Gesang und die stinkenden Männer nicht und nahm daher einen kleinen Umweg, den er bei einem seiner Spaziergänge entdeckt hatte.
Jener führte ihn durch ein im Schatten gelegenes Wohngebiet, wo einige der Prostituierten während des Tages lebten. Nun war sich der Händler sicher, dass ihm, hier außer einigen Huren, die ihre richtigen Kunden mit in ihre Wohnung nahmen, keiner begegnen würde. Gerade deshalb lief es ihm eiskalt den Rücken hinab, als er einen gedämpften Schrei aus einer nahe gelegenen Seitenstraße. Angespannt wartete er ab, dann vernahm er das eindeutige Zischen einer kurzen Klinge, welche schnell durch die Luft bewegt wurde.
Nun kannte er kein Halten mehr und der junge Händler erreichte mit schnellen Schritten die im Dunklen versunkene Gasse, doch nun herrschte dort völlige Stille. Nicht der kleinste Schatten bewegte sich, dennoch verspürte Theo ein ungutes Gefühl. Irgendetwas an diesem Ort flößte ihm Angst ein, weshalb er leicht zu zittern begann, was sonst so gar nicht seine Art war.
Vorsichtig ging er voran, von der Neugier getrieben. Schon nach wenigen Metern verflog seine Angst und er schritt nun deutlich forscher nach vorn. Trotzdem legte er seine Wachsamkeit nicht ab und blickte sich zur Sicherheit nach allen Seiten um, mit seiner Hand fest den Spazierstock umklammert.
Urplötzlich rutschte er nach hinten weg und knallte mit dem Kopf auf einem weichen Gegenstand, welchen er in der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Mit dem restlichen Körper landete er in einer warmen Masse, die klebrig an seiner Kleidung haften blieb. Stöhnend richtete er sich wieder auf und hob seine rechte Hand vor das Gesicht, um die Masse besser betrachten zu können. Im schwachen Mundschein glänzte die noch tropfende Flüssigkeit rötlich, was Theo einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Blut
Fast schon panisch blickte der Händler zu Boden und erkannte dank dem nun hell leuchtenden Mond, was ihm bisher verborgen blieb. Direkt vor ihm lag der Körper eines Adligen, was man deutlich an der feinen Kleidung erkannt. Wenige Meter davon entfernt lehnte ein weiterer Körper an der Häuserwand, dieser war jedoch der einer Frau, aufgrund der leichten und bunten Gewänder eine Hure.
Was Theo allerdings mehr erschreckte als die leblosen Körper waren die fehlenden Köpfe auf den Hälsen, aus denen immer noch das Blut floss. Den Hutträger setzte es rückwärts auf den Boden. Unfähig, den Blick von dem schrecklichen Szenario abzuwenden, was sich ihm bot, kroch er langsam nach hinten weg, bis er mit seiner Hand auf einen unbestimmten Gegenstand stieß.
Wie in Trance hob er den Kopf hoch und blickte einem kurzhaarigen Mann in die leblosen Augen und sagte den ersten Satz, welcher ihm in diesem Moment in den Sinn kam: „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage.“
Schweigend betrachte der Mörder den Mann, welcher den Kopf des Adligen nun angewidert zur Seite warf und dann seine Aufmerksamkeit auf einen anderen Gegenstand richtete, der von Blut bedeckt auf der Straße lag. Als er das lange, scharfe Messer in die Hand nahm, mit dem der Mörder vor wenigen Minuten die beiden Menschen enthauptet hatte, lächelte dieser.
Sein Blutdurst war in dieser Nacht befriedigt worden, weshalb er auch den Händler verschont hatte, obwohl er sich nicht sicher war, ob ihn jener gesehen hatte. Doch nun hatte er den Sündenbock für seine Tat gefunden. Somit konnte er unbehelligt seiner Aufgabe nachgehen.
Er sprang auf dem Dachfirst nach vorn, zur Querstraße hin. Unter sich erkannte er einen Nachtwächter, welcher in die Seitengasse abbiegen wollte. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich der Mörder nochmals, ob sein Sündenbock nichts von dem Neuankömmling bemerkt hatte. Ein zufriedenes Lächeln tauchte für einen Moment in dem sonst so regungslosen Gesicht auf. Manchmal war der Zufall ein willkommener Gast in seinem Spiel, zumindest, wenn er zu seinem Gunsten war.
Ohne sich nochmals zu vergewissern, ob sein Opfer auch nicht den Fängen des Wächters entkam, sprang der Mörder von Dach zu Dach, sich überlegend, wer als nächster sein goldenes Handwerk erleben durfte.
Irgendwo in der Nähe läuteten die Glocken eines Turms. Nur noch zwei Stunden, dachte Theo, dann ist das Schiff da. Er freute sich darauf, da er mit dieser Ladung zum ersten Mal seine neuen Rechte nutzen konnte. Bei der Versammlung war es ihm gelungen, seinem Unternehmen die Nutzung der unterirdischen Transportwege für die nächsten drei Monate zu sichern. Das brachte ihm den Vorteil, seine Waren sicher vor Überfällen in sein eigenes Lager bringen zu können, ohne die Gefahr eines Raubzugs zu fürchten.
Theo dachte darüber nach, was er bis zur Ankunft des Schiffs noch tun sollte. Schlaf kam nicht in Frage, da er ansonsten das Schiff verpassen würde. Auch auf einen ausgedehnten Spaziergang hatte er nicht wirklich Lust, sodass er sich dazu entschied, sich ein Freudenmädchen zu suchen und sich für eine Weile der Lust des Fleisches hinzugeben.
Von neuem Geist beseelt machte er sich in die Richtung des Hafens auf, in dessen Nähe auch das sogenannte Apfelviertel lag. Desto näher er dem Freudenviertel kam, um so voller wurden die Straßen. Viele gestandene Seefahrer, welche mit ihren Schiffen in Karkasole vor Anker lagen, verbrachten ihre freien Nächte in den zahlreichen Spelunken mit viel Alkohol und einem billigen Mädchen, um Abwechslung vom Trott auf See zu erhalten. Theo mochte den lallenden Gesang und die stinkenden Männer nicht und nahm daher einen kleinen Umweg, den er bei einem seiner Spaziergänge entdeckt hatte.
Jener führte ihn durch ein im Schatten gelegenes Wohngebiet, wo einige der Prostituierten während des Tages lebten. Nun war sich der Händler sicher, dass ihm, hier außer einigen Huren, die ihre richtigen Kunden mit in ihre Wohnung nahmen, keiner begegnen würde. Gerade deshalb lief es ihm eiskalt den Rücken hinab, als er einen gedämpften Schrei aus einer nahe gelegenen Seitenstraße. Angespannt wartete er ab, dann vernahm er das eindeutige Zischen einer kurzen Klinge, welche schnell durch die Luft bewegt wurde.
Nun kannte er kein Halten mehr und der junge Händler erreichte mit schnellen Schritten die im Dunklen versunkene Gasse, doch nun herrschte dort völlige Stille. Nicht der kleinste Schatten bewegte sich, dennoch verspürte Theo ein ungutes Gefühl. Irgendetwas an diesem Ort flößte ihm Angst ein, weshalb er leicht zu zittern begann, was sonst so gar nicht seine Art war.
Vorsichtig ging er voran, von der Neugier getrieben. Schon nach wenigen Metern verflog seine Angst und er schritt nun deutlich forscher nach vorn. Trotzdem legte er seine Wachsamkeit nicht ab und blickte sich zur Sicherheit nach allen Seiten um, mit seiner Hand fest den Spazierstock umklammert.
Urplötzlich rutschte er nach hinten weg und knallte mit dem Kopf auf einem weichen Gegenstand, welchen er in der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Mit dem restlichen Körper landete er in einer warmen Masse, die klebrig an seiner Kleidung haften blieb. Stöhnend richtete er sich wieder auf und hob seine rechte Hand vor das Gesicht, um die Masse besser betrachten zu können. Im schwachen Mundschein glänzte die noch tropfende Flüssigkeit rötlich, was Theo einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Blut
Fast schon panisch blickte der Händler zu Boden und erkannte dank dem nun hell leuchtenden Mond, was ihm bisher verborgen blieb. Direkt vor ihm lag der Körper eines Adligen, was man deutlich an der feinen Kleidung erkannt. Wenige Meter davon entfernt lehnte ein weiterer Körper an der Häuserwand, dieser war jedoch der einer Frau, aufgrund der leichten und bunten Gewänder eine Hure.
Was Theo allerdings mehr erschreckte als die leblosen Körper waren die fehlenden Köpfe auf den Hälsen, aus denen immer noch das Blut floss. Den Hutträger setzte es rückwärts auf den Boden. Unfähig, den Blick von dem schrecklichen Szenario abzuwenden, was sich ihm bot, kroch er langsam nach hinten weg, bis er mit seiner Hand auf einen unbestimmten Gegenstand stieß.
Wie in Trance hob er den Kopf hoch und blickte einem kurzhaarigen Mann in die leblosen Augen und sagte den ersten Satz, welcher ihm in diesem Moment in den Sinn kam: „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage.“
Schweigend betrachte der Mörder den Mann, welcher den Kopf des Adligen nun angewidert zur Seite warf und dann seine Aufmerksamkeit auf einen anderen Gegenstand richtete, der von Blut bedeckt auf der Straße lag. Als er das lange, scharfe Messer in die Hand nahm, mit dem der Mörder vor wenigen Minuten die beiden Menschen enthauptet hatte, lächelte dieser.
Sein Blutdurst war in dieser Nacht befriedigt worden, weshalb er auch den Händler verschont hatte, obwohl er sich nicht sicher war, ob ihn jener gesehen hatte. Doch nun hatte er den Sündenbock für seine Tat gefunden. Somit konnte er unbehelligt seiner Aufgabe nachgehen.
Er sprang auf dem Dachfirst nach vorn, zur Querstraße hin. Unter sich erkannte er einen Nachtwächter, welcher in die Seitengasse abbiegen wollte. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich der Mörder nochmals, ob sein Sündenbock nichts von dem Neuankömmling bemerkt hatte. Ein zufriedenes Lächeln tauchte für einen Moment in dem sonst so regungslosen Gesicht auf. Manchmal war der Zufall ein willkommener Gast in seinem Spiel, zumindest, wenn er zu seinem Gunsten war.
Ohne sich nochmals zu vergewissern, ob sein Opfer auch nicht den Fängen des Wächters entkam, sprang der Mörder von Dach zu Dach, sich überlegend, wer als nächster sein goldenes Handwerk erleben durfte.
Inzwischen war es früh am Morgen. Alex, den man noch in der Nacht geweckt hatte, gähnte ausgiebig, nahm sich die Tasse Kaffee und betrat den Verhörraum, wo genau wie vor einigen Tagen Theo Burn saß. Der einzige Verdächtige, den er hatte.
Der Inspektor war über die angenehme Wärme des sonst so kalten Raumes überrascht, war dieser doch sonst aufgrund der fehlenden Heizungen deutlich kühler als die Gänge des Quartiers.
„Da sitzen Sie schon wieder, Mister Burn“, meinte der Mantelträger zum Gefangen. „Wollen Sie einen Kaffee? Oder eine Zigarette?“
„Weder noch“, antwortet ihm der Händler. „Ich will einfach schlafen.“ Theo sah furchtbar aus. Das Blut war inzwischen getrocknet und klebte an seiner Kleidung, auch in seinem Gesicht und an seinen Händen waren noch Rest zu sehen, obwohl er sich waschen durfte. Dafür hatte sein Blick etwas niedergeschlagenes an sich, der Händler schien nicht mehr in der Lage zu sein, Gegenwehr zu leisten.
„Wissen Sie eigentlich, was das für eine Qual ist? Mein Körper will schlafen, doch mein Geist weigert sich. Meine Träume werden wohl Alpträume sein, sollte der Widerstand meines Geistes brechen.“ Der Hutträger zuckte beim Gedanken daran zusammen, fast schon spürbar lief ihm ein Schauer über den Rücken.
„Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie nicht der Täter sind?“ Alex setzte sich auf den Stuhl am anderen Ende des Tisches, stellte seinen Kaffee auf den Tisch, überschlug die Beine und verschränkte seine Arme. Dann blickte er abwartend seinen Gegenüber an, der den Kopf gesenkt hatte. „Wenn ja, dann erklären Sie mir bitte, was Sie in der Gasse gemacht haben.“
Es vergingen einige Minuten, bis Theo ihm antwortete. „Eigentlich ist das peinlich, was ich Ihnen jetzt erzähle.“ Langsam hob er den Kopf und blickte den Inspektor müde an. „Auch ich kann nicht ganz auf die Lust des Fleisches verzichten, weshalb ich mich auf den Weg ins Apfelviertel gemacht habe.“
„Das erklärt noch nicht, weshalb Sie sich in die Wohngebiete darum begeben hatten.“
„Keine Lust auf besoffene Matrosen. Zuvor bin ich auf den normalen Straßen gelaufen, doch dann sammelten sich immer mehr dieser Männer, die ihren Lohn und Landgang mit Saufen und Ficken verprassen. Ich kannte da mal einen, der nannte sich Peter und suchte erstmal, wenn er auf eine Insel kam, weibliche Gesellschaft.“
„Toller Typ“, meinte Alex missbilligend, „doch lenken Sie jetzt nicht ab. Sie wollten also ins Apfelviertel, um sich für einige Stunden zu Vergnügen. Ganz menschlich, würde ich sagen. Was haben Sie gesehen?“
„Nichts, das ist ja das Problem. Ich hörte einen dumpfen Schrei, ganz so als hätte man der Toten die Hand vor den Mund gelegt.“
„Der Toten? Woher wussten Sie, dass es eine Frau war?“ Alex fühlte sich unsicher, er fragte sich, wie der Händler an diese Information gelangt war.
„Ich vermute nur, dass es eine Frau war, die da geschrien hatte. Es klang wie ein spitzer Schrei, den normalerweise nur Frauen ausstoßen. Wirklich wissen tu' ich es nicht. War da überhaupt eine Frau in der Gasse?“ Verzweifelt schaute er den Inspektor an, der diesen Blick nüchtern erwiderte.
„Gut, aber jetzt erzählen Sie weiter.“
„Sie wollen mir wohl keine Informationen geben.“ Der Händler seufzte resigniert. „Nun gut, wo war ich stehen geblieben? Ah genau, bei dem Schrei. Danach hörte ich ein weiteres Geräusch, ähnlich dem einer niedersausenden Axt, wenn Sie wissen, was ich meine.“
„Ich kann es mir vorstellen. Und dann?“
„Bin ich schnell zu der Gasse gerannt, woher die Geräusche kamen, wie ich vermutete. Doch ich sah nichts, aber dennoch, irgendetwas dort drin zog mich fast schon magisch an. Also ging ich ihn die Gasse, rutschte aus, landete auf 'was weichem und dann kann ich mich an nichts erinnern. Zumindest bis zu dem Moment, als mir der Nachtwächter die Lampe ins Gesicht hielt und ich diesen Dolch in der Hand hatte.“
„Sie wollen also sagen, dass Sie sich an nichts erinnern können?“ Alex blickte ihn skeptisch an. „Mister Burn, das ist nicht gut für Sie. Fakt ist, dass Sie die Waffe als Einziger in der Hand hatten. Außer ihren Fingerspuren gibt es keine anderen auf der Waffe, nicht das kleinste Häarchen. Die Waffe ist tatsächlich das Hauptproblem bisher. An keinem anderen Tatort haben wir bisher eine Waffe gefunden, nun aber Sie mit dem Tatwerkzeug in der Hand. Wissen Sie, wie das für mich aussieht? Ganz so als ob man Sie in Flagranti erwischt hat.“ Alex verschwieg, dass Theo nach Aussage des Nachtwächters teilnahmslos auf die Klinge gestarrt hatte, was wirklich auf einen vorübergehenden Aussetzer schließen ließ.
„Aber ich war es nicht!“, schrie der Händler schrill, in seinem Gesicht waren Wut und Zorn zu sehen, die Stirn wellte sich. „Sie haben keinerlei richtige Beweise, die mich überführen würden. Sie können doch gar nichts beweisen!“
Schnell wie ein Pfeil fuhr er aus seinem Stuhl und wollte Alex am Kragen packen, doch dieser hob warnend die Hand, woraufhin Theo abrupt abstoppte. „Handfeste Beweise hab ich momentan keine, aber viele Indizien. Zu viele“, das letzte Wort betonte er nochmals, woraufhin sein Gegenüber wieder in seinem Stuhl wie ein Häufchen Elend saß, „doch momentan werden die wohl ausreichen, um Sie hinrichten zu lassen.“
„Aber... warum?“ Der gerade noch zornige Händler wirkte nun leblos, ganz so als ob er keine Hoffnung mehr hätte.
Der Inspektor entschied, dass es vorerst genug war und stand auf. Sein Kaffee war inzwischen kalt geworden, was er aber erst merkte, als er eine Schluck genommen hatte und diesen angeekelt zurück in den Becher spuckte. Dann wand er sich zur Tür, um den draußen wartenden Wächter den Befehl zu geben, den Händler in eine Zelle zu bringen.
Mit der Hand bereits an der Türklinke drehte Alex sich nochmals um und sagte mit einem wohlwollenden Ton: „Schlafen Sie sich aus. Wir reden später noch einmal, vielleicht sieht es dann ja besser für Sie aus.“ Dann drückte er die Klinke herab.
„Einen Moment bitte noch.“ Theo hatte den Kopf gehoben und blickte den Jüngeren fest an. „Ich bitte ihnen ein Geschäft an. Wie Sie bereits während unserem letzten Gespräch geahnt hatten, weiß ich mehr, als ich zu gebe. Ich erzähl Ihnen alles, wenn Sie mich danach aber gehen lassen. Wie sieht es aus?“
Der Inspektor war über die angenehme Wärme des sonst so kalten Raumes überrascht, war dieser doch sonst aufgrund der fehlenden Heizungen deutlich kühler als die Gänge des Quartiers.
„Da sitzen Sie schon wieder, Mister Burn“, meinte der Mantelträger zum Gefangen. „Wollen Sie einen Kaffee? Oder eine Zigarette?“
„Weder noch“, antwortet ihm der Händler. „Ich will einfach schlafen.“ Theo sah furchtbar aus. Das Blut war inzwischen getrocknet und klebte an seiner Kleidung, auch in seinem Gesicht und an seinen Händen waren noch Rest zu sehen, obwohl er sich waschen durfte. Dafür hatte sein Blick etwas niedergeschlagenes an sich, der Händler schien nicht mehr in der Lage zu sein, Gegenwehr zu leisten.
„Wissen Sie eigentlich, was das für eine Qual ist? Mein Körper will schlafen, doch mein Geist weigert sich. Meine Träume werden wohl Alpträume sein, sollte der Widerstand meines Geistes brechen.“ Der Hutträger zuckte beim Gedanken daran zusammen, fast schon spürbar lief ihm ein Schauer über den Rücken.
„Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie nicht der Täter sind?“ Alex setzte sich auf den Stuhl am anderen Ende des Tisches, stellte seinen Kaffee auf den Tisch, überschlug die Beine und verschränkte seine Arme. Dann blickte er abwartend seinen Gegenüber an, der den Kopf gesenkt hatte. „Wenn ja, dann erklären Sie mir bitte, was Sie in der Gasse gemacht haben.“
Es vergingen einige Minuten, bis Theo ihm antwortete. „Eigentlich ist das peinlich, was ich Ihnen jetzt erzähle.“ Langsam hob er den Kopf und blickte den Inspektor müde an. „Auch ich kann nicht ganz auf die Lust des Fleisches verzichten, weshalb ich mich auf den Weg ins Apfelviertel gemacht habe.“
„Das erklärt noch nicht, weshalb Sie sich in die Wohngebiete darum begeben hatten.“
„Keine Lust auf besoffene Matrosen. Zuvor bin ich auf den normalen Straßen gelaufen, doch dann sammelten sich immer mehr dieser Männer, die ihren Lohn und Landgang mit Saufen und Ficken verprassen. Ich kannte da mal einen, der nannte sich Peter und suchte erstmal, wenn er auf eine Insel kam, weibliche Gesellschaft.“
„Toller Typ“, meinte Alex missbilligend, „doch lenken Sie jetzt nicht ab. Sie wollten also ins Apfelviertel, um sich für einige Stunden zu Vergnügen. Ganz menschlich, würde ich sagen. Was haben Sie gesehen?“
„Nichts, das ist ja das Problem. Ich hörte einen dumpfen Schrei, ganz so als hätte man der Toten die Hand vor den Mund gelegt.“
„Der Toten? Woher wussten Sie, dass es eine Frau war?“ Alex fühlte sich unsicher, er fragte sich, wie der Händler an diese Information gelangt war.
„Ich vermute nur, dass es eine Frau war, die da geschrien hatte. Es klang wie ein spitzer Schrei, den normalerweise nur Frauen ausstoßen. Wirklich wissen tu' ich es nicht. War da überhaupt eine Frau in der Gasse?“ Verzweifelt schaute er den Inspektor an, der diesen Blick nüchtern erwiderte.
„Gut, aber jetzt erzählen Sie weiter.“
„Sie wollen mir wohl keine Informationen geben.“ Der Händler seufzte resigniert. „Nun gut, wo war ich stehen geblieben? Ah genau, bei dem Schrei. Danach hörte ich ein weiteres Geräusch, ähnlich dem einer niedersausenden Axt, wenn Sie wissen, was ich meine.“
„Ich kann es mir vorstellen. Und dann?“
„Bin ich schnell zu der Gasse gerannt, woher die Geräusche kamen, wie ich vermutete. Doch ich sah nichts, aber dennoch, irgendetwas dort drin zog mich fast schon magisch an. Also ging ich ihn die Gasse, rutschte aus, landete auf 'was weichem und dann kann ich mich an nichts erinnern. Zumindest bis zu dem Moment, als mir der Nachtwächter die Lampe ins Gesicht hielt und ich diesen Dolch in der Hand hatte.“
„Sie wollen also sagen, dass Sie sich an nichts erinnern können?“ Alex blickte ihn skeptisch an. „Mister Burn, das ist nicht gut für Sie. Fakt ist, dass Sie die Waffe als Einziger in der Hand hatten. Außer ihren Fingerspuren gibt es keine anderen auf der Waffe, nicht das kleinste Häarchen. Die Waffe ist tatsächlich das Hauptproblem bisher. An keinem anderen Tatort haben wir bisher eine Waffe gefunden, nun aber Sie mit dem Tatwerkzeug in der Hand. Wissen Sie, wie das für mich aussieht? Ganz so als ob man Sie in Flagranti erwischt hat.“ Alex verschwieg, dass Theo nach Aussage des Nachtwächters teilnahmslos auf die Klinge gestarrt hatte, was wirklich auf einen vorübergehenden Aussetzer schließen ließ.
„Aber ich war es nicht!“, schrie der Händler schrill, in seinem Gesicht waren Wut und Zorn zu sehen, die Stirn wellte sich. „Sie haben keinerlei richtige Beweise, die mich überführen würden. Sie können doch gar nichts beweisen!“
Schnell wie ein Pfeil fuhr er aus seinem Stuhl und wollte Alex am Kragen packen, doch dieser hob warnend die Hand, woraufhin Theo abrupt abstoppte. „Handfeste Beweise hab ich momentan keine, aber viele Indizien. Zu viele“, das letzte Wort betonte er nochmals, woraufhin sein Gegenüber wieder in seinem Stuhl wie ein Häufchen Elend saß, „doch momentan werden die wohl ausreichen, um Sie hinrichten zu lassen.“
„Aber... warum?“ Der gerade noch zornige Händler wirkte nun leblos, ganz so als ob er keine Hoffnung mehr hätte.
Der Inspektor entschied, dass es vorerst genug war und stand auf. Sein Kaffee war inzwischen kalt geworden, was er aber erst merkte, als er eine Schluck genommen hatte und diesen angeekelt zurück in den Becher spuckte. Dann wand er sich zur Tür, um den draußen wartenden Wächter den Befehl zu geben, den Händler in eine Zelle zu bringen.
Mit der Hand bereits an der Türklinke drehte Alex sich nochmals um und sagte mit einem wohlwollenden Ton: „Schlafen Sie sich aus. Wir reden später noch einmal, vielleicht sieht es dann ja besser für Sie aus.“ Dann drückte er die Klinke herab.
„Einen Moment bitte noch.“ Theo hatte den Kopf gehoben und blickte den Jüngeren fest an. „Ich bitte ihnen ein Geschäft an. Wie Sie bereits während unserem letzten Gespräch geahnt hatten, weiß ich mehr, als ich zu gebe. Ich erzähl Ihnen alles, wenn Sie mich danach aber gehen lassen. Wie sieht es aus?“
Alex stand in seinem Büro und blickte auf den vor dem Hauptquartier gelegenen Platz der Helden. Im Zentrum des Platzes erhob sich die Statue eines längst verstorbenen Königs, der im langen Krieg gegen den Gundamon deren König besiegt und dadurch das Südreich auf der Insel Larodia dem Reich Karkasoles einverleibt hatte. Um ihn herum waren zahlreiche Bildnisse anderer Kriegshelden aufgestellt, die ebenfalls an den längst vergangenen Eroberungskriegen auf der Insel teilgenommen und sich dort Ruhm und Ehre erkämpft hatten.
Stumm betrachtete er die kunstvoll gehauenen Statuen, deren Namen jedes Schulkind kannte und kennen würde, auf alle Zeit. Wie gerne würde er selbst dort in ewigen Stein gemeißelt sein Antlitz betrachten. Es war einer seiner größten Träume gewesen, von Kindesbeinen an wünschte er sich, irgendwann in seinem Leben einmal eine Heldentat zu begehen, eine, die ihm auf diesem Platz verewigte.
Der junge Inspektor hob seine Hand und berührte vorsichtig die Fensterscheibe, durch die er fast schon sehnsüchtig seinen Blick richtete. So auf den Platz und seine Träume fixiert, merkte er nicht, wie hinter ihm eine Person den Raum betrat, die die Szene zuerst lächelnd betrachtete, sich dann aber mit einem Räuspern bemerkbar machte.
Alex sprang erschrocken zurück und schaute den Oberinspektor an, der nun in schallendes Gelächter ausbrach. „ Da hab ich dich wohl gut erschreckt“ meinte Rebus und setzte sich dann in den Stuhl vor dem Arbeitstisch, auf dem sich wild durcheinander gestapeltes Papier sammelte. „Also, weshalb willst du mich so früh sprechen? Ich bin noch nicht lange hier, der Pförtner hat mir deine Nachricht erst vor wenigen Minuten gegeben.“
„Der Mörder sitzt im Keller in seiner Zelle“, antwortete der immer noch orientierungslose Alex, der sich nun in seinen eigenen Stuhl fallen ließ, während er innerlich noch seine Gedanken sortieren musste. „Das heißt, den vermeintlichen Mörder.“
„Wie bitte? Du hast bereits den Mörder?“ Erstaunt lehnte sich Rebus nach vorne und beäugte den jungen Inspektor genauestens. „So schnell?“
„Ja, aber...“ Alex Zweifel unterbrach John Rebus mit einem freudigen Ausruf. „Das sind gute Neuigkeiten!“
„Gute Nachrichten nennst du das“, meinte Alex daraufhin mit bedrückter Mine. „Ich weiß nicht. Ich habe nicht das Gefühl, das er es war. Außerdem leugnet er die Taten. Er hat auch kein richtiges Motiv.“
„Sprechen die Indizien nicht für ihn?“ Alex nickte zwar, berichtete dann aber die Geschehnisse der vergangenen Nacht in all ihren Einzelheiten. „Und was meint Dr. Brinkmann?“, fragte der Oberinspektor anschließend nach.
„Der meinte, es könnte durchaus wieder der Serienmörder gewesen. Theo Burn kann ich allerdings nur den letzten Nachweisen, wurde er dort mit der Tatwaffe in der Hand und auf frischer Tat erwischt. Bei den anderen Tatorten wurde er nur im Nachhinein gesehen, was noch nicht wirklich für ihn spricht. Außerdem fehlt das Motiv, wieso sollte er wahllos Personen aus der Öffentlichkeit umbringen?“
„Informiere mich bitte nochmals. Wer waren die bisherigen Opfer?“ John Rebus hatte nun seine Arme aufgestützt und bewegte nachdenklich die aneinander gepressten Zeigefinger hin und her, war dennoch ganz Ohr, nachdem Alex ein Blatt aus dem Chaos seines Tisches zog und zu erzählen begann.
„Das erste Opfer gab es vor nun fünf Wochen. Ein hochrangiger Waffeningenieur der königlichen Armee, ein gewisser Dean Finnigan. Er war der Chefentwickler für die nächste Generation der Handfeuerwaffen. Unser Prinz erhofft sich dadurch große Vorteile zu Felde.
Dann traf es den Heiler unserer Majestät, Miraculix. Das war vor dreieinhalb Wochen. Als nächstes traf es Albus Bogart, einen reichen Mann, der Flüchtlingen für gewisse Zeit ein Heim gab und auch sonst für seine Wohltätigkeit recht bekannt war. Die einzige Ausnahme bildet bisher das vierte Opfer, ein Bote von Kanzler Haifa, dessen Namen ich nicht kenne. Vor zweieinhalb Wochen war dann allerdings erst einmal Pause. Dann kam der Mord am Oppositionsführer Tom Kleber und nun der an Nicolas de Gaulle, dem Minister für Innere Angelegenheiten, der einen Großteil der Innenpolitik maßgeblich bestimmte. “
Alex legte das Blatt zur Seite und blickte dann seinen Vorgesetzten an. Dieser hob skeptisch die Augenbraue. „Du hast Recht, es scheint wirklich kein Motiv zu geben. Aber das ist auch egal.“ Stöhnend setzte der Oberinspektor an, aufzustehen und stützte seine Arme auf der Lehne des Stuhls ab. „Wichtig ist erstmal, dass wir Haifa etwas vorlegen können. Wir können Herrn Burn einen Strick daraus drehen, das würde vermutlich egal sein. Die Anordnung zur Hinrichtung wird meines Erachtens Haifa selbst unterzeichnen, es wird also wenn nur einen kurzen Scheinprozess geben.“ Seufzend unterbrach er an dieser Stelle. „ Es ist zwar schade, dass wir vielleicht einen unschuldigen Menschen sterben lassen, aber in diesen ungewissen Tagen gibt es wichtigeres. Hoffentlich reicht dieser Tote aus, um Trittbrettfahrer abzuhalten. Versuch, noch mehr aus ihm herauszuquetschen.“
„Da fällt mir gerade noch was ein.“ Alex kam das Angebot des Händlers in den Sinn, welches er noch unbedingt an den Oberinspektor weiter geben wollte. In jenem Moment klingelte die Teleschnecke, welche Alex missbilligend abnahm und sich mit einem kurzen Kopfnicken bei seinem Vorgesetzten entschuldigte. „Ja?“
„Geh ich recht in der Annahme, dass sich Oberinspektor Rebus im Raum aufhält?“, fragte eine eiskalte, scharrende Stimme ungeduldig, bei deren Klang es dem jungen Inspektor eiskalt den Rücken hinab lief.
Zitternd hielt er dem Oberinspektor, der fragend die Brauen hob, die Hörmuschel hin, leise sagend: „Für dich.“
Diese stand aus seinem Sitz auf und nahm den modern gestalteten Hörer entgegen, der dafür sorgte, dass niemand das Gespräch mithören konnte. Diese technische Innovation war erst seit wenigen Jahren im Handel und hatte den Teleschnecken Markt quasi revolutioniert. Viele militärische und strafrechtliche Einrichtungen auf der ganzen Welt waren auf dieses neuartigen Züchtungen umgestiegen, so auch die Stadtwache von Karkasole.
In jenem Moment allerdings wünschte sich Alex, es hätte diese Schnecken nie gegeben. Zu gern würde er wissen, wer der geheimnisvolle Anrufer war und was er von seinem Vorgesetzten, der nach wenigen Sekunden bereits kreidebleich geworden ist und nun kaum einen Satz sprach, während sein Gesprächspartner auf ihn einredete: „Ja... Natürlich, Sir... Das werde ich sofo... aber ja doch, Sir... Ja, Sir“.
Langsam legte der Oberinspektor den Hörer auf und sank langsam in den Stuhl zurück. Sein Gesicht war starr vor Schreck, ganz so als hätte er gerade mit einem Gespenst seiner Vergangenheit telefoniert. Erst, als Alex ihn an der Schulter berührte, wachte er aus seiner Lethargie auf, riss seinen Kopf umher, als wüsste er nicht, wo er war, sprang dann auf und rannte zur Tür. Erst dort hielt er inne, wand sich nochmals um und sagte: „Lass Theo Burn laufen.“ Dann war er schon durch die Tür verschwunden.
Etwas wütend sprang ihm Alex in den Gang hinterher und rief ihm nach: „Was machst du jetzt? Was ist der Grund dieser Aktion?“
Sein Vorgesetzter drehte sich an der Treppe, die am Ende des lang gezogenen Ganges lag, nochmals um und rief zurück: „Er hat mächtige Freunde, dass muss Haifa erfahren!“ Dann rannte er weiter, einen vollkommen perplexen Alex Rider zurücklassend.
Stumm betrachtete er die kunstvoll gehauenen Statuen, deren Namen jedes Schulkind kannte und kennen würde, auf alle Zeit. Wie gerne würde er selbst dort in ewigen Stein gemeißelt sein Antlitz betrachten. Es war einer seiner größten Träume gewesen, von Kindesbeinen an wünschte er sich, irgendwann in seinem Leben einmal eine Heldentat zu begehen, eine, die ihm auf diesem Platz verewigte.
Der junge Inspektor hob seine Hand und berührte vorsichtig die Fensterscheibe, durch die er fast schon sehnsüchtig seinen Blick richtete. So auf den Platz und seine Träume fixiert, merkte er nicht, wie hinter ihm eine Person den Raum betrat, die die Szene zuerst lächelnd betrachtete, sich dann aber mit einem Räuspern bemerkbar machte.
Alex sprang erschrocken zurück und schaute den Oberinspektor an, der nun in schallendes Gelächter ausbrach. „ Da hab ich dich wohl gut erschreckt“ meinte Rebus und setzte sich dann in den Stuhl vor dem Arbeitstisch, auf dem sich wild durcheinander gestapeltes Papier sammelte. „Also, weshalb willst du mich so früh sprechen? Ich bin noch nicht lange hier, der Pförtner hat mir deine Nachricht erst vor wenigen Minuten gegeben.“
„Der Mörder sitzt im Keller in seiner Zelle“, antwortete der immer noch orientierungslose Alex, der sich nun in seinen eigenen Stuhl fallen ließ, während er innerlich noch seine Gedanken sortieren musste. „Das heißt, den vermeintlichen Mörder.“
„Wie bitte? Du hast bereits den Mörder?“ Erstaunt lehnte sich Rebus nach vorne und beäugte den jungen Inspektor genauestens. „So schnell?“
„Ja, aber...“ Alex Zweifel unterbrach John Rebus mit einem freudigen Ausruf. „Das sind gute Neuigkeiten!“
„Gute Nachrichten nennst du das“, meinte Alex daraufhin mit bedrückter Mine. „Ich weiß nicht. Ich habe nicht das Gefühl, das er es war. Außerdem leugnet er die Taten. Er hat auch kein richtiges Motiv.“
„Sprechen die Indizien nicht für ihn?“ Alex nickte zwar, berichtete dann aber die Geschehnisse der vergangenen Nacht in all ihren Einzelheiten. „Und was meint Dr. Brinkmann?“, fragte der Oberinspektor anschließend nach.
„Der meinte, es könnte durchaus wieder der Serienmörder gewesen. Theo Burn kann ich allerdings nur den letzten Nachweisen, wurde er dort mit der Tatwaffe in der Hand und auf frischer Tat erwischt. Bei den anderen Tatorten wurde er nur im Nachhinein gesehen, was noch nicht wirklich für ihn spricht. Außerdem fehlt das Motiv, wieso sollte er wahllos Personen aus der Öffentlichkeit umbringen?“
„Informiere mich bitte nochmals. Wer waren die bisherigen Opfer?“ John Rebus hatte nun seine Arme aufgestützt und bewegte nachdenklich die aneinander gepressten Zeigefinger hin und her, war dennoch ganz Ohr, nachdem Alex ein Blatt aus dem Chaos seines Tisches zog und zu erzählen begann.
„Das erste Opfer gab es vor nun fünf Wochen. Ein hochrangiger Waffeningenieur der königlichen Armee, ein gewisser Dean Finnigan. Er war der Chefentwickler für die nächste Generation der Handfeuerwaffen. Unser Prinz erhofft sich dadurch große Vorteile zu Felde.
Dann traf es den Heiler unserer Majestät, Miraculix. Das war vor dreieinhalb Wochen. Als nächstes traf es Albus Bogart, einen reichen Mann, der Flüchtlingen für gewisse Zeit ein Heim gab und auch sonst für seine Wohltätigkeit recht bekannt war. Die einzige Ausnahme bildet bisher das vierte Opfer, ein Bote von Kanzler Haifa, dessen Namen ich nicht kenne. Vor zweieinhalb Wochen war dann allerdings erst einmal Pause. Dann kam der Mord am Oppositionsführer Tom Kleber und nun der an Nicolas de Gaulle, dem Minister für Innere Angelegenheiten, der einen Großteil der Innenpolitik maßgeblich bestimmte. “
Alex legte das Blatt zur Seite und blickte dann seinen Vorgesetzten an. Dieser hob skeptisch die Augenbraue. „Du hast Recht, es scheint wirklich kein Motiv zu geben. Aber das ist auch egal.“ Stöhnend setzte der Oberinspektor an, aufzustehen und stützte seine Arme auf der Lehne des Stuhls ab. „Wichtig ist erstmal, dass wir Haifa etwas vorlegen können. Wir können Herrn Burn einen Strick daraus drehen, das würde vermutlich egal sein. Die Anordnung zur Hinrichtung wird meines Erachtens Haifa selbst unterzeichnen, es wird also wenn nur einen kurzen Scheinprozess geben.“ Seufzend unterbrach er an dieser Stelle. „ Es ist zwar schade, dass wir vielleicht einen unschuldigen Menschen sterben lassen, aber in diesen ungewissen Tagen gibt es wichtigeres. Hoffentlich reicht dieser Tote aus, um Trittbrettfahrer abzuhalten. Versuch, noch mehr aus ihm herauszuquetschen.“
„Da fällt mir gerade noch was ein.“ Alex kam das Angebot des Händlers in den Sinn, welches er noch unbedingt an den Oberinspektor weiter geben wollte. In jenem Moment klingelte die Teleschnecke, welche Alex missbilligend abnahm und sich mit einem kurzen Kopfnicken bei seinem Vorgesetzten entschuldigte. „Ja?“
„Geh ich recht in der Annahme, dass sich Oberinspektor Rebus im Raum aufhält?“, fragte eine eiskalte, scharrende Stimme ungeduldig, bei deren Klang es dem jungen Inspektor eiskalt den Rücken hinab lief.
Zitternd hielt er dem Oberinspektor, der fragend die Brauen hob, die Hörmuschel hin, leise sagend: „Für dich.“
Diese stand aus seinem Sitz auf und nahm den modern gestalteten Hörer entgegen, der dafür sorgte, dass niemand das Gespräch mithören konnte. Diese technische Innovation war erst seit wenigen Jahren im Handel und hatte den Teleschnecken Markt quasi revolutioniert. Viele militärische und strafrechtliche Einrichtungen auf der ganzen Welt waren auf dieses neuartigen Züchtungen umgestiegen, so auch die Stadtwache von Karkasole.
In jenem Moment allerdings wünschte sich Alex, es hätte diese Schnecken nie gegeben. Zu gern würde er wissen, wer der geheimnisvolle Anrufer war und was er von seinem Vorgesetzten, der nach wenigen Sekunden bereits kreidebleich geworden ist und nun kaum einen Satz sprach, während sein Gesprächspartner auf ihn einredete: „Ja... Natürlich, Sir... Das werde ich sofo... aber ja doch, Sir... Ja, Sir“.
Langsam legte der Oberinspektor den Hörer auf und sank langsam in den Stuhl zurück. Sein Gesicht war starr vor Schreck, ganz so als hätte er gerade mit einem Gespenst seiner Vergangenheit telefoniert. Erst, als Alex ihn an der Schulter berührte, wachte er aus seiner Lethargie auf, riss seinen Kopf umher, als wüsste er nicht, wo er war, sprang dann auf und rannte zur Tür. Erst dort hielt er inne, wand sich nochmals um und sagte: „Lass Theo Burn laufen.“ Dann war er schon durch die Tür verschwunden.
Etwas wütend sprang ihm Alex in den Gang hinterher und rief ihm nach: „Was machst du jetzt? Was ist der Grund dieser Aktion?“
Sein Vorgesetzter drehte sich an der Treppe, die am Ende des lang gezogenen Ganges lag, nochmals um und rief zurück: „Er hat mächtige Freunde, dass muss Haifa erfahren!“ Dann rannte er weiter, einen vollkommen perplexen Alex Rider zurücklassend.
„Uaah“ Herzhaft gähnte Theo und zog geräuschvoll die frische Luft ein, die ihm entgegenkam, als er das Hauptquartier der Stadtwache verließ. Draußen regnete es allerdings, weshalb er unter dem Vordach stehen blieb und versuchte, die andere Seite des Platzes der Helden im dichten Regen zu erkennen.
„Mistwetter“, sagte er zu seinem Begleiter, der nach ihm aus der Tür gekommen war, bewaffnet mit einem großen Schirm, um sich und den Händler vor dem Regen zu schützen. „Gibt es hier in der Nähe einen Ort, an dem es warm ist und wir uns ungestört unterhalten können?“
„Ist um diese Jahreszeit im South Blue leider nicht ganz ungewöhnlich“, antwortete ihm Alex und wies in eine schmale Seitengasse, die auf halben Weg über den Platz in der Häuserreihe verschwand. „Dort hinten gibt es ein kleines Café, das nur von Stammgästen besucht wird. Dort geht eigentlich keiner der Stadtwache hin.“
Schweigend machten sich die beiden Männer auf den Weg. Inzwischen war es später Vormittag, seit dem Anruf waren mehr als vier Stunden vergangen. Ursprünglich wollte Alex seinen Verdächtigen schon früher entlassen, doch war dieser, so nach der Wache im Zellentrakt, erst vor kurzer Zeit eingeschlafen, weshalb ihn Alex die Zeit zum Ausruhen gab. Nun hatte er sich an das Gesprächsangebot des Händlers erinnert, dass Theo allerdings nicht im Quartier abhalten wollte. Deshalb hasteten sie nun durch den herbstlichen Regen, der auch zur Stimmung in der Stadt passte.
Vor kurzer Zeit ging die Nachricht am Quartier ein, dass der König mit starken Schmerzen zusammengebrochen war und die Ärzte jede Minute mit seinem Tod rechneten. Die Bürger von Karkasole waren besorgt um Nestor den Dritten, der in den vergangenen vierzig Jahren das Gefüge des Landes zusammengehalten hatte, ohne das es zu offenen Konflikten kam, die aus dem Herrschaftsanspruch der Hauptstadt gegenüber den eroberten Gebieten resultieren konnten. Zwar gab es vereinzelt Rebellen, doch sah es nicht danach aus, als ob diese die Kraft hätten, sich vom Joch der Fremdherrschaft zu befreien.
Theo bemerkte die bedrückte Stimmung erst, als sie das kleine Eckcafé erreichten, wo sie die Bedienung mit einem traurigen Lächeln empfing. Sie waren die einzigen Gäste des Lokals, weshalb er nur durch Nachfrage bei seinem Begleiter von den Geschehnissen erfahren konnte.
„Na dann werden Ihnen meine Vermutungen nicht gefallen“, kommentierte der Händler diesen Bericht, während sie sich setzten. Beide bestellten einen Kaffee und schwiegen, bis dieser dampfend vor ihnen stand.
Nach dem ersten Schluck seufzte der Hutträger erleichtert und meinte: „Was gibt es besseres als einen Kaffee, wenn man körperlich nicht ganz fit ist?“
Alex reagierte auf diese Frage nicht und blickte ihn erwartungsvoll an. „Sie haben mir Informationen versprochen und die möchte ich jetzt haben“, sagte er und trippelte dabei unruhig mit Fingern auf den Tisch.
„Schon gut, ich erzähl's Ihnen ja, aber hören sie mit dem Geklopfe auf. Das stört.“ Der Händler wartete, bis sein Gegenüber aufhörte, und setzte anschließend ein zufriedenes Lächeln auf. Alex konnte es nicht erwidern, da er innerlich über die Unverfrorenheit des Händlers kochte, der ihn hier so an der Nase herumführte. Doch er hatte Recht, Alex brauchte die Informationen, um vielleicht einen Schritt in seinen Ermittlungen weiter zu kommen und saß damit am deutlich kürzeren Hebel.
„Nun, dann lauschen Sie mal der Geschichte, die ich Ihnen erzähle. Vor drei, vier Jahren gab es in der Heiligen Stadt eine Reihe von Morden, ganz ähnlich denen hier. Es gab damals einen großen Wirbel, da diese Morde im Vorfeld der Konferenz der Könige stattfanden und sich auf Funktionäre beschränkten, die an der Planung jener Veranstaltung beteiligt waren.“
Alex erinnerte sich an jenen Fall, der damals durch die Weltpresse ging. Man munkelte, dass es eine Tat der Revolutionäre war, die sich erhofft hatten, durch die Unordnung auf der Konferenz die Möglichkeit zu bekommen, einen Anschlag zu verüben. Am Ende jedoch wurde der bisherige Leiter festgenommen und hingerichtet, weil er unliebsame Konkurrenten ausschalten wollte, die ihm die Umsetzung seiner eigenen Planung verweigert hatten. Außerdem sagte man ihm geistige Umnachtung zu, was trotzdem die Schwere seiner Taten nicht verständlich machte.
„Aber es gab doch eine Verurteilung“, meinte Alex, „was hat die Tat also mit meinem Fall zu tun?“
„Das war nur ein Bauernopfer“, antwortete ihm Theo. „In Wahrheit gingen die Morde von den Revolutionären aus, ihr Motiv blieb allerdings unklar. Der wahre Mörder war ein gewisser Nikolai Romankov, der nach Monaten harter Ermittlungsarbeit von den Cipherpol-Einheiten festgenommen werden konnte und anschließend zu lebenslanger Haft im Impel Down verurteilt wurde.“
„Ich versteh immer noch nicht, was dieser Romankov mit den Taten hier zu tun hat.“
„Man gab ihn damals den Spitznamen 'grausamer Todesgott', weil seine Opfer - zumindest die, die man ihm zuordnen konnte – auf besonders grausame Weise ermordet wurden und er selbst dabei keinerlei Spuren hinterließ. Nur durch Zufall und Verrat aus den eigenen Reihen gelang es, ihn zu verhaften. Unter den bekannten Auftragsmördern der Welt nimmt er eine zudem eine Sonderstellung ein, weil er die Kunst zu Töten bis zur Perfektion gebracht hatte.“
Dem Inspektor kamen dabei schlagartig die Worte des Pathologen Dr. Brinkmann in Erinnerung, die jener vor wenigen Tagen an der Leiche von Tom Kleber gesagt hatte: Der Täter kennt sich in der Kunst des Tötens aus. Das war definitiv eine Tatsache, die er nicht so ohne Weiteres ignorieren durfte.
Eben in diesem Augenblick klingelte die Mini-Teleschnecke des Inspektors und er entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner. Dann verließ er das Café und nahm das Gespräch entgegen, sodass er keine unliebsamen Zuhörer hatte.
„Ja, hier Inspektor Rider.“
„Ah, gut, das ich Sie erreiche, Inspektor. Hier spricht Dr. Brinkmann“, tönte es aus der Teleschnecke.
„Doktor, was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe hier gerade die letzte Leiche auf dem Tisch und auch den Befund der Untersuchung des Messers in der Hand. Es gibt noch andere Spuren auf der Tatwaffe als die des Händlers.“
„Das heißt, er war es nicht?“
„Nicht unbedingt, aber man kann auch nicht mir Gewissheit sagen, dass er der Schuldige ist. Wie ich hörte, ist er bereits auf freiem Fuß?“
Alex fluchte innerlich über die Tatsache, dass sich die Freilassung bereits bis in die Pathologische Abteilung herumgesprochen hatte. „Das geht Sie zwar nichts an, Dr. Brinkmann“, antwortete er daher ungehalten, „aber in der Tat, dem ist so.“
„Verurteilen Sie sich deshalb nicht selbst, mein junger Freund. Wie ich die Sache sehe, hätten Sie ihn im Laufe des Tages eh gehen lassen, die Beweise reichen hinten und vorne nicht aus, einen weiteren Verbleib im Zellentrakt zu rechtfertigen.“
„Das ist mir selbst klar, Doktor.“ Alex war inzwischen leicht gereizt, da ihn der Anruf von einem interessanten Gespräch abhielt, das ihm tendenziell mehr Informationen einbringen würde als dieser Bericht. „Haben Sie sonst noch etwas für mich?“
„Aber ja doch, immer langsam. Ich habe ein weiteres Indiz gefunden, der meinen bisherigen Verdacht bestätigt.“
„Die Künste des Todes?“, hakte Alex nach.
„Auch. Allerdings hatte ich bei meiner ersten Begutachtung der Leichen ein recht unsicheres Gefühl, dass ich noch einmals die Schnittstellen untersucht habe.“
„Und welche Erkenntnis haben sie dabei erlangt?“
„Es gibt an den Wirbeln nicht den kleinsten Kratzer.“
Aufgewühlt über den Bericht des Pathologen kehrte der junge Inspektor zurück in das Kaffee, wo ihn sein Gesprächspartner erwartete, ohne das vorangegangene Gespräch wieder aufzugreifen. Theo wusste, dass er keine Antwort auf die Fragen Alex' geben konnte, ohne sich selbst nicht wieder in Verdacht zu bringen oder gar seine Quellen zu verraten, weshalb er es dabei beließ, den Ermittler in ein lockeres und offenes Gespräch zu verwickeln, dass in keinster Weise mit dem vorangegangenen Thema zu tun hatte.
Nach einer weiteren Stunde, die sie im intensiven Dialog verbracht hatten, trennt sich die beiden Männer mit dem Versprechen, sich auf absehbarer Zeit erneut zu treffen. Doch die Ereignisse, die an jenem Tag ihren Zeitpunkt fanden, traten eine Lawine los, die das Land in Atrem hielt, ohne das beide etwas dagegen tun konnten. So war der Anfang ihrer Freundschaft auch schon beinahe wieder das Ende, ohne eine Chance auf Fortsetzung.
Der Regen hatte auch nach zwei Stunden nicht aufgehört, sodass der Hutträger seine Kopfbedeckung tief ins Gesicht gezogen und die Schulter angezogen hatte. Er fiel so dicht, dass alles um ihm herum nur verschwommen zu erkennen war und beinahe schon unwirklich wirkte. Ebenso überraschend wie gruselig war da die Gestalt, die sich langsam im Wasserschleier abzeichnete und sich als ein schwarz gekleideter, hagerer Mann, bewaffnet mit einem ebenfalls schwarzen Regenschirm, vor einer dunklen Kutsche entpuppte, die im fahlen Tageslicht ihn mit schmalen Augen fixierte.
Als der Hutträger näher heran trat, öffnete der Mann die Kabinentür und bat ihn mit einer einladenden Geste, die kleine Kabine zu betreten. Einem Impuls folgend, auch in der Hoffnung, dem kalten Regen entfliehen zu können, nahm er die Einladung an und setzte sich in das Gefährt, deren Türe hinter ihm wieder geschlossen wurde.
„Herr Burn, schön, dass Sie für mich Zeit haben.“
„Mistwetter“, sagte er zu seinem Begleiter, der nach ihm aus der Tür gekommen war, bewaffnet mit einem großen Schirm, um sich und den Händler vor dem Regen zu schützen. „Gibt es hier in der Nähe einen Ort, an dem es warm ist und wir uns ungestört unterhalten können?“
„Ist um diese Jahreszeit im South Blue leider nicht ganz ungewöhnlich“, antwortete ihm Alex und wies in eine schmale Seitengasse, die auf halben Weg über den Platz in der Häuserreihe verschwand. „Dort hinten gibt es ein kleines Café, das nur von Stammgästen besucht wird. Dort geht eigentlich keiner der Stadtwache hin.“
Schweigend machten sich die beiden Männer auf den Weg. Inzwischen war es später Vormittag, seit dem Anruf waren mehr als vier Stunden vergangen. Ursprünglich wollte Alex seinen Verdächtigen schon früher entlassen, doch war dieser, so nach der Wache im Zellentrakt, erst vor kurzer Zeit eingeschlafen, weshalb ihn Alex die Zeit zum Ausruhen gab. Nun hatte er sich an das Gesprächsangebot des Händlers erinnert, dass Theo allerdings nicht im Quartier abhalten wollte. Deshalb hasteten sie nun durch den herbstlichen Regen, der auch zur Stimmung in der Stadt passte.
Vor kurzer Zeit ging die Nachricht am Quartier ein, dass der König mit starken Schmerzen zusammengebrochen war und die Ärzte jede Minute mit seinem Tod rechneten. Die Bürger von Karkasole waren besorgt um Nestor den Dritten, der in den vergangenen vierzig Jahren das Gefüge des Landes zusammengehalten hatte, ohne das es zu offenen Konflikten kam, die aus dem Herrschaftsanspruch der Hauptstadt gegenüber den eroberten Gebieten resultieren konnten. Zwar gab es vereinzelt Rebellen, doch sah es nicht danach aus, als ob diese die Kraft hätten, sich vom Joch der Fremdherrschaft zu befreien.
Theo bemerkte die bedrückte Stimmung erst, als sie das kleine Eckcafé erreichten, wo sie die Bedienung mit einem traurigen Lächeln empfing. Sie waren die einzigen Gäste des Lokals, weshalb er nur durch Nachfrage bei seinem Begleiter von den Geschehnissen erfahren konnte.
„Na dann werden Ihnen meine Vermutungen nicht gefallen“, kommentierte der Händler diesen Bericht, während sie sich setzten. Beide bestellten einen Kaffee und schwiegen, bis dieser dampfend vor ihnen stand.
Nach dem ersten Schluck seufzte der Hutträger erleichtert und meinte: „Was gibt es besseres als einen Kaffee, wenn man körperlich nicht ganz fit ist?“
Alex reagierte auf diese Frage nicht und blickte ihn erwartungsvoll an. „Sie haben mir Informationen versprochen und die möchte ich jetzt haben“, sagte er und trippelte dabei unruhig mit Fingern auf den Tisch.
„Schon gut, ich erzähl's Ihnen ja, aber hören sie mit dem Geklopfe auf. Das stört.“ Der Händler wartete, bis sein Gegenüber aufhörte, und setzte anschließend ein zufriedenes Lächeln auf. Alex konnte es nicht erwidern, da er innerlich über die Unverfrorenheit des Händlers kochte, der ihn hier so an der Nase herumführte. Doch er hatte Recht, Alex brauchte die Informationen, um vielleicht einen Schritt in seinen Ermittlungen weiter zu kommen und saß damit am deutlich kürzeren Hebel.
„Nun, dann lauschen Sie mal der Geschichte, die ich Ihnen erzähle. Vor drei, vier Jahren gab es in der Heiligen Stadt eine Reihe von Morden, ganz ähnlich denen hier. Es gab damals einen großen Wirbel, da diese Morde im Vorfeld der Konferenz der Könige stattfanden und sich auf Funktionäre beschränkten, die an der Planung jener Veranstaltung beteiligt waren.“
Alex erinnerte sich an jenen Fall, der damals durch die Weltpresse ging. Man munkelte, dass es eine Tat der Revolutionäre war, die sich erhofft hatten, durch die Unordnung auf der Konferenz die Möglichkeit zu bekommen, einen Anschlag zu verüben. Am Ende jedoch wurde der bisherige Leiter festgenommen und hingerichtet, weil er unliebsame Konkurrenten ausschalten wollte, die ihm die Umsetzung seiner eigenen Planung verweigert hatten. Außerdem sagte man ihm geistige Umnachtung zu, was trotzdem die Schwere seiner Taten nicht verständlich machte.
„Aber es gab doch eine Verurteilung“, meinte Alex, „was hat die Tat also mit meinem Fall zu tun?“
„Das war nur ein Bauernopfer“, antwortete ihm Theo. „In Wahrheit gingen die Morde von den Revolutionären aus, ihr Motiv blieb allerdings unklar. Der wahre Mörder war ein gewisser Nikolai Romankov, der nach Monaten harter Ermittlungsarbeit von den Cipherpol-Einheiten festgenommen werden konnte und anschließend zu lebenslanger Haft im Impel Down verurteilt wurde.“
„Ich versteh immer noch nicht, was dieser Romankov mit den Taten hier zu tun hat.“
„Man gab ihn damals den Spitznamen 'grausamer Todesgott', weil seine Opfer - zumindest die, die man ihm zuordnen konnte – auf besonders grausame Weise ermordet wurden und er selbst dabei keinerlei Spuren hinterließ. Nur durch Zufall und Verrat aus den eigenen Reihen gelang es, ihn zu verhaften. Unter den bekannten Auftragsmördern der Welt nimmt er eine zudem eine Sonderstellung ein, weil er die Kunst zu Töten bis zur Perfektion gebracht hatte.“
Dem Inspektor kamen dabei schlagartig die Worte des Pathologen Dr. Brinkmann in Erinnerung, die jener vor wenigen Tagen an der Leiche von Tom Kleber gesagt hatte: Der Täter kennt sich in der Kunst des Tötens aus. Das war definitiv eine Tatsache, die er nicht so ohne Weiteres ignorieren durfte.
Eben in diesem Augenblick klingelte die Mini-Teleschnecke des Inspektors und er entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner. Dann verließ er das Café und nahm das Gespräch entgegen, sodass er keine unliebsamen Zuhörer hatte.
„Ja, hier Inspektor Rider.“
„Ah, gut, das ich Sie erreiche, Inspektor. Hier spricht Dr. Brinkmann“, tönte es aus der Teleschnecke.
„Doktor, was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe hier gerade die letzte Leiche auf dem Tisch und auch den Befund der Untersuchung des Messers in der Hand. Es gibt noch andere Spuren auf der Tatwaffe als die des Händlers.“
„Das heißt, er war es nicht?“
„Nicht unbedingt, aber man kann auch nicht mir Gewissheit sagen, dass er der Schuldige ist. Wie ich hörte, ist er bereits auf freiem Fuß?“
Alex fluchte innerlich über die Tatsache, dass sich die Freilassung bereits bis in die Pathologische Abteilung herumgesprochen hatte. „Das geht Sie zwar nichts an, Dr. Brinkmann“, antwortete er daher ungehalten, „aber in der Tat, dem ist so.“
„Verurteilen Sie sich deshalb nicht selbst, mein junger Freund. Wie ich die Sache sehe, hätten Sie ihn im Laufe des Tages eh gehen lassen, die Beweise reichen hinten und vorne nicht aus, einen weiteren Verbleib im Zellentrakt zu rechtfertigen.“
„Das ist mir selbst klar, Doktor.“ Alex war inzwischen leicht gereizt, da ihn der Anruf von einem interessanten Gespräch abhielt, das ihm tendenziell mehr Informationen einbringen würde als dieser Bericht. „Haben Sie sonst noch etwas für mich?“
„Aber ja doch, immer langsam. Ich habe ein weiteres Indiz gefunden, der meinen bisherigen Verdacht bestätigt.“
„Die Künste des Todes?“, hakte Alex nach.
„Auch. Allerdings hatte ich bei meiner ersten Begutachtung der Leichen ein recht unsicheres Gefühl, dass ich noch einmals die Schnittstellen untersucht habe.“
„Und welche Erkenntnis haben sie dabei erlangt?“
„Es gibt an den Wirbeln nicht den kleinsten Kratzer.“
Aufgewühlt über den Bericht des Pathologen kehrte der junge Inspektor zurück in das Kaffee, wo ihn sein Gesprächspartner erwartete, ohne das vorangegangene Gespräch wieder aufzugreifen. Theo wusste, dass er keine Antwort auf die Fragen Alex' geben konnte, ohne sich selbst nicht wieder in Verdacht zu bringen oder gar seine Quellen zu verraten, weshalb er es dabei beließ, den Ermittler in ein lockeres und offenes Gespräch zu verwickeln, dass in keinster Weise mit dem vorangegangenen Thema zu tun hatte.
Nach einer weiteren Stunde, die sie im intensiven Dialog verbracht hatten, trennt sich die beiden Männer mit dem Versprechen, sich auf absehbarer Zeit erneut zu treffen. Doch die Ereignisse, die an jenem Tag ihren Zeitpunkt fanden, traten eine Lawine los, die das Land in Atrem hielt, ohne das beide etwas dagegen tun konnten. So war der Anfang ihrer Freundschaft auch schon beinahe wieder das Ende, ohne eine Chance auf Fortsetzung.
Der Regen hatte auch nach zwei Stunden nicht aufgehört, sodass der Hutträger seine Kopfbedeckung tief ins Gesicht gezogen und die Schulter angezogen hatte. Er fiel so dicht, dass alles um ihm herum nur verschwommen zu erkennen war und beinahe schon unwirklich wirkte. Ebenso überraschend wie gruselig war da die Gestalt, die sich langsam im Wasserschleier abzeichnete und sich als ein schwarz gekleideter, hagerer Mann, bewaffnet mit einem ebenfalls schwarzen Regenschirm, vor einer dunklen Kutsche entpuppte, die im fahlen Tageslicht ihn mit schmalen Augen fixierte.
Als der Hutträger näher heran trat, öffnete der Mann die Kabinentür und bat ihn mit einer einladenden Geste, die kleine Kabine zu betreten. Einem Impuls folgend, auch in der Hoffnung, dem kalten Regen entfliehen zu können, nahm er die Einladung an und setzte sich in das Gefährt, deren Türe hinter ihm wieder geschlossen wurde.
„Herr Burn, schön, dass Sie für mich Zeit haben.“
„Dann beginnt es also.“
Steven seufzte auf. „Nein, das wäre jetzt sinnlos.“ Ovid's Miene blieb gefasst, wie bereits wenige Sekunden zuvor, als der Rebellenführer seinen Stellvertreter verkündet hatte, dass der König von Karkasole im Sterben lag. „Nach unseren Informationen hat er noch heute morgen seinen Sohn Sillus als Thronerben bestimmt, auch wenn immer noch die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Kronprinzessin lebt. Wir hätten früher unseren Zug machen sollen, dann wären wir jetzt nicht in der Defensive."
Die beiden Männer standen auf einer Anhöhe ganz in der Nähe des Rebellenlagers. Anders als in der Hauptstadt Larodias herrschte in Westerland schönstes Wetter, weshalb man von ihrer Position aus nicht nur das umliegende Hügelland sowie den ehemaligen Königssitz von Westerland, die Stadt Shiva, sondern auch die weit entfernten Ausläufer der Kaparen, dem einzigen Hochgebirge auf der Insel, sehen konnte.
Unterhalb der beiden Männer übten gerade eine Gruppe neuer Rekruten die Grundlagen des einfachen Kampfes, angeleitet von einem der Rebellenhauptmänner. Steven und Ovid waren ursprünglich zu einem Kontrollbesuch gekommen, um die Fortschritte ihrer Soldaten zu begutachten. Allerdings hatten die Neuigkeiten aus der Hauptstadt Vorrang, weshalb sie diesen Frontbesuch zum Gespräch nutzten.
Der Krieger aus den Bergen des Gundamon nickte, nachdem er kurz über den Einwand seines Freundes nachgedacht hatte. "Wir könnten allerdings auch diesen Nachteil zu unseren Gunsten nutzten. Sillus wird uns und unserer Sache auf jeden Fall den Krieg erklären, warum also ihm nicht zuvor kommen? Wer weiß, wie lange König Nestor noch durchhält? Egal wie lange er am Leben bleibt, danach sind nach Gesetz sieben Trauertage vorgeschrieben, bis er beerdigt wird und der Prinz den Thron besteigen kann. In dieser Zeit könnten wir die Karkasole angreifen!"
"Denkst du eigentlich immer so gradlinig?", fragte Steven halb im Spaß, halb im Ernst. "Ich weiß, dass man von Shiva aus eigentlich nur fünf Tage bis in die Hauptstadt benötigt, aber dass auch nur, wenn man alleine oder in einer Kleingruppe unterwegs ist. Mit einem Heer in unserer Größe ist das aber nicht machbar, da brauchen wir mindestens das Doppelte an Zeit."
Ovid lachte laut auf und grinste seinen Freund ins Gesicht. „Ganz abgesehen davon, dass wir für eine Belagerung noch nicht bereit sind. Wir haben weder die Waffen noch genügend Männer, um Karkasole einzunehmen. Trotzdem könnte das unsere einzige Chance sein, die Verhältnisse auf Larodia zu verändern.“
„Nein, unser vordringlichstes Ziel sollte es sein, zuerst die anderen Rebellenverbände unter unserer Fahne vereinen“, meinte Steven. „Ohne die Unterstützung der Rebellen aus Leppland und dem Gundamon dürfte es schwierig werden, die kampferprobten Männer der Armee zu schlagen. Und um unser einziges Leben in einer selbstmörderischen Aktion einfach so weg zu werfen bringt ja auch nichts.“
Ovid reagierte prompt, mit Blick auf die sich schemenhaft abzeichnende Berge: „Die Südländer sind treue Monarchisten, sie würden am liebsten einen Erben der alten Königsdynastie krönen und unabhängig werden. Wenn ich meine Herkunft offenbare, folgen sie uns garantiert, auch wenn ich nicht vorhabe, den Thron im Wolkenfirst zu besteigen und Gundamon in die Unabhängigkeit zu führen.“
„Daran habe ich auch gedacht. Es ist ein ungemein wichtiger Vorteil für uns, den letzten Nachfahre eines der alten Königshäuser auf unserer Seite zu wissen. Dennoch birgt dieser Plan ein gewisses Risiko, wenn sie nicht das bekommen, was sie wollen.“
„Das dürften wir geregelt bekommen. Wenn ich mich als Vasallenkönig der Krone von Karkasole unterstelle, dürfte zwar am Anfang die Wut groß sein, doch ich rechne damit, dass es sich bald legen wird, wenn sie die zahlreichen Vorteile erkennen, die uns eine Personalunion mit Karkasole einbringt.“
Steven grinste und widmete den Rekruten unter ihnen noch einen letzten Blick, bevor er sich abwandte und den Weg zurück ins Lager einschlug. „Gut, dass du die Welt so einfach siehst. Aber ich denke, solche Gespräche über die Zukunft der einzelnen Länder bringen uns jetzt nicht voran. Lass uns lieber überlegen, wie wir Goliath dazu bringen, sich unserem Unternehmen anzuschließen.“
„Goliath war doch früher auch in der Armee, oder?“ Ovid musste kurz seinen Schritt beschleunigen, um wieder zu Steven aufzuschließen. „Warum hat er ihr den Rücken gekehrt?“
„Das weiß niemand so genau. Allerdings ist er ein stolzer Mann, trotz seiner geringen Körpergröße. Er wird ja nicht umsonst von seinen Anhänger „der eitle Gnom“ genannt.“ Steven stoppte kurz und blickte gen Himmel.
„Weißt du Ovid? Jedes Mal, wenn ich den blauen Himmel über mir anschau', dann weiß ich wieder, weshalb ich dieses Unternehmen vorantreibe. Ich möchte frei sein, so wie die Vögel, die keine Grenzen, keine Unterschiede kennen. Dafür bin ich bereit, mein Leben zu opfern, nur um dieses Gefühl einmal zu erleben. Goliath wird einen ähnlichen Antrieb haben und eben dieser treibt ihn dazu an, sein einziges Leben zu nutzen, um eine Veränderung zu bewirken. Wir werden ihn auf unsere Seite bekommen.“
„Du lebst nur einmal Steven.“ Ovid war an seinen Freund herangetreten und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Aber solange das der Fall ist, werde ich dir vertrauen.“
Steven seufzte auf. „Nein, das wäre jetzt sinnlos.“ Ovid's Miene blieb gefasst, wie bereits wenige Sekunden zuvor, als der Rebellenführer seinen Stellvertreter verkündet hatte, dass der König von Karkasole im Sterben lag. „Nach unseren Informationen hat er noch heute morgen seinen Sohn Sillus als Thronerben bestimmt, auch wenn immer noch die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Kronprinzessin lebt. Wir hätten früher unseren Zug machen sollen, dann wären wir jetzt nicht in der Defensive."
Die beiden Männer standen auf einer Anhöhe ganz in der Nähe des Rebellenlagers. Anders als in der Hauptstadt Larodias herrschte in Westerland schönstes Wetter, weshalb man von ihrer Position aus nicht nur das umliegende Hügelland sowie den ehemaligen Königssitz von Westerland, die Stadt Shiva, sondern auch die weit entfernten Ausläufer der Kaparen, dem einzigen Hochgebirge auf der Insel, sehen konnte.
Unterhalb der beiden Männer übten gerade eine Gruppe neuer Rekruten die Grundlagen des einfachen Kampfes, angeleitet von einem der Rebellenhauptmänner. Steven und Ovid waren ursprünglich zu einem Kontrollbesuch gekommen, um die Fortschritte ihrer Soldaten zu begutachten. Allerdings hatten die Neuigkeiten aus der Hauptstadt Vorrang, weshalb sie diesen Frontbesuch zum Gespräch nutzten.
Der Krieger aus den Bergen des Gundamon nickte, nachdem er kurz über den Einwand seines Freundes nachgedacht hatte. "Wir könnten allerdings auch diesen Nachteil zu unseren Gunsten nutzten. Sillus wird uns und unserer Sache auf jeden Fall den Krieg erklären, warum also ihm nicht zuvor kommen? Wer weiß, wie lange König Nestor noch durchhält? Egal wie lange er am Leben bleibt, danach sind nach Gesetz sieben Trauertage vorgeschrieben, bis er beerdigt wird und der Prinz den Thron besteigen kann. In dieser Zeit könnten wir die Karkasole angreifen!"
"Denkst du eigentlich immer so gradlinig?", fragte Steven halb im Spaß, halb im Ernst. "Ich weiß, dass man von Shiva aus eigentlich nur fünf Tage bis in die Hauptstadt benötigt, aber dass auch nur, wenn man alleine oder in einer Kleingruppe unterwegs ist. Mit einem Heer in unserer Größe ist das aber nicht machbar, da brauchen wir mindestens das Doppelte an Zeit."
Ovid lachte laut auf und grinste seinen Freund ins Gesicht. „Ganz abgesehen davon, dass wir für eine Belagerung noch nicht bereit sind. Wir haben weder die Waffen noch genügend Männer, um Karkasole einzunehmen. Trotzdem könnte das unsere einzige Chance sein, die Verhältnisse auf Larodia zu verändern.“
„Nein, unser vordringlichstes Ziel sollte es sein, zuerst die anderen Rebellenverbände unter unserer Fahne vereinen“, meinte Steven. „Ohne die Unterstützung der Rebellen aus Leppland und dem Gundamon dürfte es schwierig werden, die kampferprobten Männer der Armee zu schlagen. Und um unser einziges Leben in einer selbstmörderischen Aktion einfach so weg zu werfen bringt ja auch nichts.“
Ovid reagierte prompt, mit Blick auf die sich schemenhaft abzeichnende Berge: „Die Südländer sind treue Monarchisten, sie würden am liebsten einen Erben der alten Königsdynastie krönen und unabhängig werden. Wenn ich meine Herkunft offenbare, folgen sie uns garantiert, auch wenn ich nicht vorhabe, den Thron im Wolkenfirst zu besteigen und Gundamon in die Unabhängigkeit zu führen.“
„Daran habe ich auch gedacht. Es ist ein ungemein wichtiger Vorteil für uns, den letzten Nachfahre eines der alten Königshäuser auf unserer Seite zu wissen. Dennoch birgt dieser Plan ein gewisses Risiko, wenn sie nicht das bekommen, was sie wollen.“
„Das dürften wir geregelt bekommen. Wenn ich mich als Vasallenkönig der Krone von Karkasole unterstelle, dürfte zwar am Anfang die Wut groß sein, doch ich rechne damit, dass es sich bald legen wird, wenn sie die zahlreichen Vorteile erkennen, die uns eine Personalunion mit Karkasole einbringt.“
Steven grinste und widmete den Rekruten unter ihnen noch einen letzten Blick, bevor er sich abwandte und den Weg zurück ins Lager einschlug. „Gut, dass du die Welt so einfach siehst. Aber ich denke, solche Gespräche über die Zukunft der einzelnen Länder bringen uns jetzt nicht voran. Lass uns lieber überlegen, wie wir Goliath dazu bringen, sich unserem Unternehmen anzuschließen.“
„Goliath war doch früher auch in der Armee, oder?“ Ovid musste kurz seinen Schritt beschleunigen, um wieder zu Steven aufzuschließen. „Warum hat er ihr den Rücken gekehrt?“
„Das weiß niemand so genau. Allerdings ist er ein stolzer Mann, trotz seiner geringen Körpergröße. Er wird ja nicht umsonst von seinen Anhänger „der eitle Gnom“ genannt.“ Steven stoppte kurz und blickte gen Himmel.
„Weißt du Ovid? Jedes Mal, wenn ich den blauen Himmel über mir anschau', dann weiß ich wieder, weshalb ich dieses Unternehmen vorantreibe. Ich möchte frei sein, so wie die Vögel, die keine Grenzen, keine Unterschiede kennen. Dafür bin ich bereit, mein Leben zu opfern, nur um dieses Gefühl einmal zu erleben. Goliath wird einen ähnlichen Antrieb haben und eben dieser treibt ihn dazu an, sein einziges Leben zu nutzen, um eine Veränderung zu bewirken. Wir werden ihn auf unsere Seite bekommen.“
„Du lebst nur einmal Steven.“ Ovid war an seinen Freund herangetreten und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Aber solange das der Fall ist, werde ich dir vertrauen.“
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