Der Schatten des Dämons (Dillian)

    • Frohe Weihnachten! Jetzt habe ich mich länger nicht blicken lassen, wobei dies an meinem ausgefüllten Terminplan gelegen hat. Uni hier, Vortrag dort, Pendelei an jeden Ort. Epicrhyme. Da fällt es schwer, sich mal ruhig ins PB zu setzen. Siehst du ja bereits bei mir. Ich habe schon Bammel den Epilog zu veröffentlichen. Denn wenn am Ende keine Resonanz käme, klingt die FF sang- und klanglos aus, was ich ungerne sehen möchte. Andererseits: Wenn es neu losgeht, könnte zur richtigen Zeit um so mehr kommen. Kein abschreckender Kapiteleisberg, dessen Spitze nicht einmal einen Bruchteil des ganzen Ausmaßes repräsentieren kann.
      Bezüglich deines Arcaufbaus: Crowley ist überall. Wozu hat man ihn als Partner, wenn er im Prinzip mit jedem unter einer Decke steckt. Der Berater hat ihm seine Frucht gegeben, sagtest du. Was soll er damit bezweckt haben? Crowley agiert doch ziemlich unkontrollierbar. Soll er womöglich den Plan durchführen, indem er alleine Parteien durch seine Präsenz zusammen führt? Wenn er angeblich schon so alt ist, wie konnte er zusammen mit Flare aufwachsen? Übernimmt er beliebige Körper, um unter dem Pseudonym Crowley - welches durch verschiedenste Vornamen voneinander abgegrenzt wird - sein Netzwerk nach Belieben zu steuern? Wie du sagtest kann man aus ihm nicht schlau werden. Wozu hat Orinto seine Seele verbrannt, wenn er letztlich wusste, ihn nicht vernichten zu können? Hat er Ann für Orinto gefoltert, um mehr Informationen über Fames heraus zu pressen? Und falls ja, weshalb droht Ann vor ihrem Tod ihm und nicht Orinto, der die Folter mit zu verantworten hat? Du verstricktest dich in den letzten Kapiteln zu sehr in diesen Fragenkomplexen, sodass Antworten im Moment Mangelware sind. Da du uns allerdings noch einiges zu erklären hast, freue ich mich einen kleinen Teil des Puzzles auflösen zu lassen.
      • Marissa wird Nina aus dem Sumpf ziehen, sodass eine Rückkehr Wars - oder einer erstarkten Schwester Geddons - ermöglicht wird
      • Der Berater übergibt Marissa an Dillian, der wiederum vorhat Arthur zu beschwören. Dillian wiederum ist die Inkarnation von Letums Gedanken, die dem Berater zuwider sind. Vermutlich will der Berater diesem Missstand begegnen, wobei er sich ein letztes Mal verzockt haben wird.
      • Geddon taucht auf und ist das Ziel von Lucy, er hat etwas mit Marissa zu schaffen und wird wissentlich vom Berater in Arlan integriert
      • Markas sucht nach den Hungernden, da er mit Mr. Truth zusammen arbeitet
      • Jack löste sich von Truth, wurde von Crowley mit- / neu-erschaffen und ist in einer Findungsphase, da es fraglich ist, ob er und Dillian miteinander interagieren werden.
      • Mr. Crowley ist der Mann mit Zylinder, der anfangs unter der Schar an Kandidaten gezeigt wurde - und den keiner so recht auf dem Schirm zu haben scheint. Er - oder ein anderer Ermöglicher - rettet Miyuki und widmet sich ihrem Herzenswunsch, wobei die Absichten dabei wieder in jegliche Richtung abdriften können. Da Mr. Crowley zig lose Körper hat, wird er in einem Team ein und dieselbe Person, sowie Ermöglicher verkörpern.
        Dillian zeigt Anzeichen dafür, dass er doch nicht Niemand sein muss. Eine Spur für eine Rückkehr ist gegeben, imo, da Letums Erbe bereits größtenteils von Dillian Sr. geschultert wird und die beiden bisher nie wirklich interagierten, als das sich der Auftrag nicht auf mehrere Schultern abwälzen ließe.

        Man müsste die Absichten eines Bigplayers zumindest im Ansatz kennen, um sich den Verlauf eines Mammut-Plans besser vorstellen zu können. Am Ende hat jeder alles gemacht und keiner weiß was und wie es eigentlich gedacht war. ^^
    • Hooray!
      Mit dieser unüblichen Grußformel starte ich meinen Kommentar!

      Oh wow, ich weiß wirklich nicht wo ich anfangen soll, oh, ich weiß doch! CROWLEY! PAH! Von wegen der ist tot, tze.. als ob du meine Panda-Sinne täuschen könntest! Da musst du schon früher aufstehen um mich und meine unglaublichen Fähigkeiten zu täuschen! Kurz um, Crowley is back and he kicks ass und zwar mächtig. Wie auch schon vor seinem "Tod" hatte er überall die Finger im Spiel und jetzt schwingt er sich schon zum größten Big Player von allen auf, da alle Parteien sich mächtig vor ihm in die Hosen machen. Richtig gefällt mir diese neue sehr hervorgehobene sadistische Ader an ihm, die er mit diesen vier Versuchskaninchen im neuen Kapitel gezeigt hat.

      Wenn wir uns die restlichen Kapitel ansehen, sehen wir das du auch hier meine Pandaness nicht täuschen kannst, da Nightmare tatsächlich Chloe Walsh ist! Den Kampf zwischen ihr und Clint fand ich sehr schön inszeniert und absolut großartig! Jedoch! Ein kleiner Fehler, insofern ich das richtig verstanden hab, wurde Clint verwundet und der Boden färbte sich rot, aber der gute ist doch mit schwarzem Blut vollgepumt oder etwas nicht? Ansonten großartiger Kampf, der jetzt hoffentlich mit Nightmare100% zu seinem Höhepunkt kommt!

      Was hab ich ansonsten noch nicht kommentiert? Die Konfrontation Dillian vs. Vergangenheit scheint nun aufgelöst zu sein, endlich. Miyuki hat tatsächlich wieder alle Sympathiepunkte verloren, wieso konnte sie Dillian nicht wenigstens einmal die Fresse polieren? So richtig schön durchgezogen das er gegen die Kupel von Arlan knall. Aber ja, das wird auch noch dauern. Markas wird meiner Einschätzung nach nicht tot sein, da er ja mit seiner Lebens-Frucht angeblich der Einzige ist, der Dillian zügeln kann. Außerdem wäre ein Wiedersehen mit Maria langweilig, wenn Markas nicht dabei wäre und die Beiden sich nicht so schön streiten könnten. Und auch hier wundere ich mich, was zur Hölle tut der Berater da? Inzwischen kommt mir dieser Kuttenträger, wie ein lästiges Überbleibsel aus der Vergangenheit vor, wie eine geköpfte Kakerlarke, die demnächst elendigst verhungert wird.

      Die Konversation zwischen Fames und Alexander fand ich an sich jetzt nicht so spannend. Bei diesem Politikgequatsche werde ich immer ganz unaufmerksam, weswegen ich auch meistens nie mitbekommen hab, wer was sagt. Aber naja, das ist nur meiner Meinung, schließlich schien das was ich vom Gequatsche behalten hab, ziemlich wichtig zu sein. Aus Fames an sich werde ich kaum schlau, was er vor hat und wieviel Macht er wirklich hat. Diese Hungernden scheinen ja ein ziemlich interesantes Pack zu sein, spontan tippe ich auf die 7 Hungernde, einen für jede Todsünden. Eine weitere Vermutung bezüglich Fames ist, das ich irgendwie das Gefühl habe, er wird nicht ermordet, sondern wird durch einen eigenen Hunger sterben. Keine Ahnung, wie ich darauf komme, aber das Bild von einem alten gebrechlichen Mann der zusammengeschlagen wird, passt irgendwie nicht ganz.

      Tjoa, das wars eigentlich schon wieder,
      MfG Panda Lee
    • Da hast du jetzt einige Wochen darauf hingearbeitet: Nightmare und Orinto gehen getrennte Wege. Jenes Ereignis, welches du als eines der wenigen bei ICQ ausgeschlossen hast, ist eingetreten. Wie so schön gesagt werden kann, muss Chloe jetzt das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Dooferweise dreht sich das ganze etwas im Kreis, wenn doch Nightmare von vornherein hätte sagen können, dass der schlechte Einfluss Clints viel eher hätte getilgt werden müssen. Der Zeitpunkt ist etwas seltsam gewählt, so kurz vor der Heilung. Als hätte sich Nightmare gedacht: Probierst du es jetzt, und wenn es nicht klappt, ist es zu spät. Wo wird es Nightmare hin verschlagen? Eine andere Partei wird es nicht geben, da die Treue entbunden, jedoch nicht gebrochen ist. Insgeheim wird sie sicher an allen Schrauben drehen, um Alexanders Leben zu bewahren. Und sei es durch den Wink des Schicksals, der dann eine andere Handschrift trägt. Es macht entsprechend Lust auf einen Einblick auf Simons Leben. Wo er sich in diesem ganzen Gerüst wohl aufhielt? Was hatten Letum und der Berater mit ihm geplant? - Oder zeigte er als einfacher Mensch auf, weshalb es sich lohnt für die Menschheit zu kämpfen? Dies stelle ich mir schwierig vor, da Orintos Planungen weit über das Irdische hinaus gehen.

      Im Prinzip festigen sich die Fronten, keiner weicht auch nur einen Zentimeter von seiner Linie ab. Um so überraschender - so schnell kann´s gehen - begegnet er Waylon Jones. Da stellt sich die Frage: Wie konnte Orinto dies nach Crowleys Informationen vernachlässigen, und wie passt es zusammen, dass Orinto mit Letum plante, dieser wiederum mit Dillian, den er erst in ein neues Ich zwang, und der dann mit Jones. Über mehrere Ketten müssten die Strukturen doch bekannt sein, sofern Letum und Dillian Seniors Aufgabe allumfassend, unumgänglich und narrensicher sein soll? Ist Crowley als Ermöglicher dann der Fehler im Plan, die unbekannte Variable?

      Soll Jones Orinto in Mary Joa binden, damit Dillian in Arlan weiter planen kann? Beziehungsweise, kann er überhaupt weiter gehen, wenn doch seine Angriffe und seine Gefühlswelt nicht das sind, was er sich vorstellt zu erreichen? Short facts.
    • Puh das heutige Kapitel hat an meinen Kräften gezehrt, aber ich denke es ist ganz ok geworden.

      Die Trennung von Nightmare und Orinto habe ich jetzt schon länger geplant. Ihre Beziehung kann nur repariert werden, wenn sie erstmal auf Abstand gehen. Sie beruhte auf Vertrauen. Orinto hat seiner Mutter immer alles anvertraut, doch er wurde immer kälter. Sie kennt seinen Plan und ist anscheinend damit nicht einverstanden, doch trotzdem ist er nie auch nur einen Millimeter davon abgewichen. Er schloss sie immer weiter aus und jetzt wirft er die Hälfte seines Lebens weg. Etwas, dass Chloe als Verrat wertet. Sie hätte Torino zusammen mit Alexander erledigen können, doch er hat sich gegen sie entschieden. Nun fragt sie sich, ob Blut doch dicker ist. Sieht er sie überhaupt als seine Mutter? Im entscheidenden Moment verriet er sie und entschied sich für Clint. Sie hat geholfen sein Leben aufzubauen und zu formen und deshalb schmerzt es sie um so mehr, dass er es nun wegwirft. Chloe wird Alexander niemals verraten, doch sie weiß nicht ob sie ihn weiter unterstützen möchte. Deshalb braucht sie nun etwas Abstand.

      Simon ist eine sehr wichtige Person, welche noch vorkommen wird. Zwar nur in Flashbacks, aber es wird deutlich werden, weshalb er so einen großen Einfluss auf Alexander hatte.

      Alexander kennt im übrigen Letums Plan im Groben und es ist quasi ein stilles Einverständnis zwischen den Beiden gewesen, dass sie sich aus dem Bereich des jeweils anderen heraushalten. Die Zwei sind miteinander verwoben, doch sie sind keine echten Verbündeten.

      Jones ist übrigens in Mary Joa um ein Paket abzuholen, welches für Dillian noch sehr wichtig wird. Es hängt mit seinem Auftreten in Arlan zusammen und seinem wahren Ziel.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Heyho, let's go!
      Meiner persönlichen Meinung nach solltest du deine Geschichte auf "Im Schatten von Crowley" umbennen, da dieser Name nach den neuen Kapitel absolut zutreffend und gerechtfertigt ist. Crowley ist genial und einer der coolsten Charaktere deiner Geschichte, da die Rangordnung eindeutig Behemoth > Crowley >>>>>> Rest ist. Soviel zu Crowleys Awesomeness, nun weiter mit den anderen Kapiteln.
      Den drei Personen, die Crowley da foltert hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht wirklich Überlebenschancen ausgerechnet, doch ich wurde im neuesten Kapitel überrascht, dazu später mehr. Ansonsten ist anzumerken, das ich auch diese sadistische Ader von Crowley sehr mag, da sie einfach zeigt, wie egal ihm die ganze Scheiße ist und er nur seinen Spaß haben will und ich hoffe, das dies auch bis zum Schluss der Grund bleibt. Entäusch mich da ja nicht, mit irgendeinem herzergreifenden Mimimi-Gesussel und einer traurigen Kindheit!
      Die nächsten Kapitel handelten vom Kampf zwischen Nightmare/Chloe vs. Clint und ich muss ehrlich sagen, das mir Clint viel zu stark vorkommt. Ich weiß nicht, in meinem Kopf ist er unter "Erbärmliche Charaktere" abgelegt, liegt wohl an seiner Niederlage und der damit verbundenen Rohlstuhl-Zeit. Aber naja, dafür war der Kampf bis zum Schluss ziemlich episch und die Auflösung mit der Trennung von Alexander und Chloe fand ich sehr interresant für die Zukunft. Ich persönlich denke das Chloe eventuell Alexander doch noch aus den Schatten heraus unterstützt.
      Und dann gabs nochmal einen schönen Knall, wie schön das beim Königsball nicht mit Sprengstoff gespart wurde. Ach, es geht doch nichts über Sprengstoff! Aber soviel dazu. Das Fames hier Schwäche zeigt wundert mich, da er doch bis jetzt immer gut aufgetreten ist. Aber das dürfte nur die Einleitung zum Ende Fames sein, da ich nach diesem Kapitel bezweifle, dass es Fames bis zum Battle Royale am Schluss schaffen wird. Ffuffziger ist weiterhin mysteriös und alles, jedoch frage ich mich doch langsam, wer diese Person nun ist. Vor allem ob es sich um eine neue Person handelt, frage ich mich ständig. Das liegt natürlich am Nähesten und das ist was mich so stutzig macht, es lässt mich das Gefühl nicht los, das der falsche Aristrokrat schonmal mit richtigem Namen genannt wurde. Randnotiz noch zu diesem Kapitel: Askaba vs. Jones, dafuq!? Muss ich mich wirklich schon von der kleinen Askaba trennen? Ich fand sie doch so cool ;(
      Und dann schließlich noch zu dem neuesten Kapitel, was sehr schön inszeniert war. Ich denke nicht das die Vergangenheiten der Drei eine große Rolle in der Zukunft spielen wird (Ausnahme: Der Dämonentyp in Dans Erinnerung). Auch kann ich mir nicht vorstellen, wie überhaupt die Drei selbst irgendeine nenneswerte Rolle einnehmen könnten, aber du wirst dir hier schon was Feines ausgedacht haben. Vielleicht stolpern sie ja über Teufelskräfte oder Pestis Mutanten-Labor, wer weiß.
      Abschließend kann ich dir noch raten aufzuhören Crowley "sterben" zu lassen, dass kauft dir sowieso keiner mehr ab. Crowley ist (nach Behemoth) der Bigplayer und wird aufgrund seiner "eigennützigen/nicht-welt-verändernden" Absichten auch bis zum Schluss (und vermutlich darüber hinaus) überleben.

      Das war die PCT,
      MfG Panda Lee

      Tjoa,
      Das ist das was man so zum neuen Kapitel sagen kann. Tjoa. Der Kampf selbst war zwar kurz aber dennoch gut. Jedoch konnte ich mit der Konversation nicht ganz so viel anfangen, na gut, Jones sucht jemanden, der ihn in einem Kampf töten kann. Warum kämpft er nicht einfach gegen Dillian? Vor dem scheint er ja ziemlich viel Respekt zu haben. Vermutlich wird er im Laufe der Story wohl noch gegen Geddon und/oder Nina kämpfen, bis er dann endlich von Behemoth den Todesstoß verpasst bekommt. Oder so ähnlich...
      Jedoch auch Askabas inneren Konflikt konnte ich nicht ganz folgen, hat sie den nun verloren? Oder gewonnen, aber der Sieg ist nichts wert? Oder wurde dieser "Kampf" unterbrochen? Ein Power-Up scheint sie ja nicht bekommen zu haben. Zumindest hat sie es hier nicht gezeigt, falls doch wäre das irgendwo enttäuschend, wenn man alleine schon an diesen Acid-Admiral denkt, der mit einem simplen Level 2 Säure regnen lassen konnte (Soweit ich mich erinnere).
      Diesmal (und das muss schon was heißen, da ich normalerweise über sowas drüberlese) sind mir auch noch ein paar Fehler aufgefallen, die doch irgendwo den Lesefluss mehr oder weniger stark gestört haben.

      Das war die PCT+,
      MfG Panda Lee

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    • Schreibblockade + Stress im Studium + ein paar verhaute Prüfungen ist wirklich eine schlechte Kombination, wenn man eine Geschichte schreibt. Trotzdem melde ich mich hiermit unter dem Motte Rize of the Fenix zurück.
      Neues Kapitel + neuer Veröffentlichungstermin. Ja ab jetzt dürft ihr euch immer Donnerstags, bzw. Freitags über ein neues Kapitel freuen.
      Das das letze Kapitel einige Fehler hatte tut mir leid, aber ich hab einfach vergessen noch einmal zur Korrektur darüber zu lesen.
      Bei Crowley musst du dir keine Angst machen. Für seinen Werdegang ist mehr seine Frucht, denn seine Vergangenheit verantwortlich.
      Waylon Jones kämpft nicht gegen Dillian, da er zwar gewinnen würde, dabei aber das einzige verliert, was ihm noch etwas bedeutet.
      Und der Gedankengang von Jones ist, dass ein Kampf für ihn nur dann etwas wert ist, wenn er dabei auch getötet werden kann. Ein Kampf bei dem nichts auf dem Spiel steht, befriedigt ihn nicht. Und für ihn wäre der ultimative Kampf eben derjenige, bei dem er schlussendlich getötet wird.
      Askabsas Geschichte ist noch nicht abgeschlossen und wird im nächsten Arc fortgesetzt. Interessant dabei wird, wie sie auf den Verlust ihres Armes (ja der ist wirklich weg) und den Verrat von Thaira reagiert.

      Ja ich weiß, dass war ein kurzer Kommentar für meine Rückkehr, aber was sollst. Ich wünsche euch viel lieber viel Spaß beim neuen Kapitel.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Heyho, locker flockig, schau ich in meinen Briefkasten rein und seh zwei NewsLetter, die da schon viel zu lange rumlagen. Locker flockig, wie ich eben war, hab ich mal flux beide angeklickt und mir die Chaps dazu reingezogen. Und ich so: "Wow, klasse, Schatten des Dämons" und dann voll so, "WHA~T!?"

      Ja, ungefähr so ist das abgelaufen.
      Aber mal ehrlich, es kommt jetzt schon Endstimmung auf, aber es ist noch so viel offen. Es wird noch Jahre bis zum Battle Royale dauern und irgendwie scheidet niemand vorzeitig aus. So ziemlich JEDER Antagonist (mit Ausnahme von Letum und Pestis) lebt immer noch und wird es anscheinend auch noch bis zum Ende hin tun. Wo zu der Aufwand? Behemoth gewinnt ja sowieso.
      Nein, jetzt mal ehrlich, irgendwie wird mir das in meinem Kopf ein wenig zu groß. Jetzt wo sich herausstellt, das Alexander wohl zu oft mit dem Kopf gegen die Bettkante geknallt wurde und er jetzt zum absoluten Tyrann aufsteigt, scheint wirklich auch noch das letzte bisschen Sanity mit großem Hallo von Bord geworfen worden zu sein. Gefällt mir. Liegt wohl an meinem Fable für wahnsinnige Charaktere, davon hast du ja genug. Aber wo soll das Ganze schlussendlich hinführen? WO NUR!?
      Wenn ich meine Gedanken ein wenig sammle, müsste es ja im nächsten Kapitel zurück nach Arlan gehen, dort sind Markas und Miyuki, die sich vermutlich wieder mit Jack und... und... Mary wieder zusammenfinden werden um dann gekonnt die Spiele zu ignorieren und Backstage irgendwas zu deixeln. Meiner Meinung nach zumindest, scheint das im Bereich des Möglichen zu liegen. Doch was wollen sie dort dann eigentlich, soweit ich mich erinnere steht noch eine Konfrontation zwischen Dillian, Marissa und Markas aus und irgendwie ist Nina auch noch dort, die wird sich ja hoffentlich wieder noch in diesem Arc sammeln, schließlich kannst du nicht alles auf später verschieben. Mit dem Ende des neuen Kapitels in Verbindung mit dem nächsten Kapitelname würde ich auch noch darauf tippen, das auch Crowley sich wieder an den Arlan Spielen beteiligen wird, hat er vermutlich schon, er ist ja überall.
      Aber gehen wir nochmal auf die beiden neuen Kapitel ein:
      Ich war sehr überrascht davon, das Fames nun doch überlebt hat. Noch mehr überrascht es mich, dass er tatsächlich noch etwas in der Hinterhand hat. Spontan würde ich darauf tippen, das er mit dem Ende der Arlan Spiele wieder einen kleinen Schub an Jugend und Kraft bekommen wird, aber kann er dann wirklich noch irgendetwas ausrichten? Wie gesagt, ich bin mit dieser Untotbarkeit aller Charaktere nicht ganz zufrieden, irgendwo müssen mal ein paar absteigen und hoffentlich nicht die Coolen, also die wirklich Coolen, die mit viel Style und Madness :3 (die Dillian nicht hat, der sollte sterben, denn braucht keiner mehr. Genau wie Miyuki, die ist auch uncool)
      Auch diese Geschichte mit Alex und Simon verwirrt mich wieder mehr, insofern dieses Zitat von dir noch korrekt ist

      Dillian schrieb:

      Simon ist eine sehr wichtige Person, welche noch vorkommen wird. Zwar nur in Flashbacks, aber es wird deutlich werden, weshalb er so einen großen Einfluss auf Alexander hatte.

      Wenn Simon nur in Flashbacks auftritt, kann er nicht der falsche Aristrokrat sein. Beziehunsweise wäre das so oder so unsinnig, da Ffuffziger meinte, das er seinen Traum aufgegeben hätte um die Menschen zu retten. Aber wer ist dieser Typ nun eigentlich? Und wer ist Arisa? Hab ich die irgendwann auf der Strecke vergessen? Und wann kommt Sankt Lucy wieder einmal vor? Die war auch immer ganz witzig! Und warum musste nun Alex auch zu einem twisted Motherfucker werden? Irgendwie schwer vorzustellen, das Miyuki nach Arlan wieder zu ihm zurückkehrt, natürlich, sie ist ja auch kein Moralapostel mehr, aber einen Imperator als Vorgesetzten will sie vermutlich auch nicht haben wollen, oder vielleicht doch O.o
      Also du merkst, ich bin reichlich verwirrt, vor allem, weil ich nicht sehe ihn was das mündet. Ein Battle Royal wäre nach dem jetzigen Stand nicht realisierbar. Da hätten wir Arthur mit unbekannten Größen wie Behemoth und Nikki, Clint mit seinen Tentakelfreundefreunden, Alex mit seinem Wahnsinn, Ffuffziger mit Kanonenfutter, Dillian und die Schattenflammen, Crowley, Askaba, Markas und Co., Fames und die Hungernden, Nightmare (die jedoch vermutlich wieder zum Imperator zurückkehren wird), Nina, Geddon, der Berater, Marissa (obwohl unwahrscheinlich das gerade sie beim Battle Royal dabei ist) und dann schlussendlich noch Dillian Sr. und Katarina (auch unwahrscheinlich, das die von ihrer fliegenden Insel kommt). Ach ja und Adam kennen wir auch noch nicht. Soviele Leute und alle müssen vorher noch irgendwie, irgendwie behandelt werden und alles nur damit am Ende Behemoth alle tötet, während Crowley Urlaub in der Südsee macht. Also ja... freut mich, dass du einen Überblick und einen Plan hast, ich hätte keines von beiden :D

      Das war die PCT,
      MfG Panda Lee


      Heyho, noch ein kleines Update zur 169 ;)
      Wie ich erwartet habe, ging es in diesem Kapitel wieder um Crowley, oh, wie ich diesen Typen doch liebe :love:. Aber tatsächlich wundert es mich das Crowley neben den Anderen tatsächlich im Kampf beisteht, hätte eher erwartet, das er auf einem Regisseurstuhl abseits sitzt und Popcorn über einem Stapel brennender Leichen zubereitet. Das hätte zu ihm gepasst. Aber naja, dann zeigt uns Crowley einfach mal, was er so drauf hat, oder auch nicht :D.
      Auch bin ich über die schnelle Widerkehr von Nina erfreut, wär mir echt ziemlich auf den Sack gegangen, wenn jetzt noch ein Selbstmotivationsmonolog gekommen wäre. Naja, eigentlich hab ich nichts gegen Selbstmotivationsmonologe, aber ich hab was gegen Miyuki. Immer wenn die was sagt, sagte die Stimme in meinem Kopf, "Ach Herzchen, halts Maul". Ehrlich jetzt, dazu trägt diese Stimme enge Jeans und schlürft gerne Appletinis und trotzdem geht mir Miyuki mehr auf die Nerven. Aber das wird sich in Zukunft leider nicht ändern, also muss ich einfach damit zurecht kommen.
      Hm... was lässt sich sonst so noch sagen? Irgendwie ist jeder Ausgang des kommenden Kampfes nicht zufriedenstellen ^^. Entweder Geddon stirbt und es wirkt seltsam, da er so gehyped wurde und dann gegen "nur" Markas, Miyuki, Nina und Crowley verliert oder Geddon verwandelt sich in Adegod zurück, was ein extra Sahnehäubchen an Happy-Peppy-Ende wäre oder der Kampf wird unterbrochen, was dazu führt, das wieder kein Charaktere aussteigt und das Battle Royale somit weiterhin massiv wird. Also kannst du das Ende des Kampfes nur falsch machen, weswegen der Kampf selbst bestimmt besser als sein Ende sein wird. Freu mich drauf ;)

      MfG Panda Lee

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    • Ich lebe!

      Endstimmung? Nun da musst du dich noch etwas gedulden. Nach meiner aktuellen Planung werden wir ein Ende erst in Arc Numero 8 erreichen. Und ihr müsst euch keine Sorgen machen. Ich habe für jeden Charakter in der Story das Ende schon in der Hinterhand. Egal ob es nun früher oder später kommt.
      Das du Miyuki nicht so wirklich magst tut mir leid, aber Markas ist ab jetzt wieder dauerhaft mit von der Parie. Ich hoffe das wiegt es für dich wieder etwas auf.
      Vielleicht ist Simon ja nicht der falsche Aristokrat. ;)
      Lucy ist übrigens keine Weltaristokrating. Ihre Freundin war die Tochter eines. Nähere Infos kommen noch, aber sonst kannst du dir den kurzen Flashback in Kapitel 144 noch einmal durchlesen.
      Zum Kampf Geddon vs .... sag ich nichts, das steht alles im neuen Kapitel, welches nach (viel zu) langer Pause nun endlich erschienen ist.
      Wenn ihr euch nun fragt, warum die Pause so lange war, dann solltet ihr eure Antwort in den nächsten Tagen erhalten.
      Sorry das mein Kommentar heute so kurz ausfällt, aber ich geh mir jetzt Evil Dead anschauen.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Schwierig, dass sich so viele Namen kreuzen. Da werde ich stets irritiert sein, wenn ich hier auf Lucy warte, während sie in einer anderen FF bereits ihr Unwesen treibt. - Es ist momentan nicht einfach, diese Handlung richtig sacken zu lassen. Sowohl Mary Joa, als auch Arlan stehen gleichberechtigt nebeneinander, weder das eine, noch das andere ist abgeschlossen. Eher für den Arc, als für den großen Rahmen. Die Einführung von Mr. Crowley macht sich daher seit langem bezahlt, fungiert er doch als Bindeglied, um beide Stränge miteinander zu verknüpfen. Hätte er einen 'richtigen' Plan, hätte dieses Zusammenführen einen ganz anderen Schwerpunkt. So steht es bislang nebeneinander, die Zusammenhänge sind noch schwierig zu greifen. Was Dillian mit seiner Mutter macht, bzw. was das Massaker von Jones bezwecken soll, steht noch im Raum. Auf eine Aussage bezüglich Marissa werde ich nachher sicher noch zu sprechen kommen.

      Geddon, der er den Fokus in den letzten Kapiteln erhielt, folgt seinen Motiven, wobei ich mich nicht an ein Ende von ihn gewöhnen kann. Dafür ist der Anfang des Arcs noch zu sehr im Fokus. Dort sollte er für FFuffziger "jemanden" töten / Zerstörung anrichten, wofür er im Gegenzug von diesem von Adegod befreit werden soll. Ist es jetzt ein Unterschied, wenn Crowley [mit] dafür sorgt, dass Adegod und Geddon voneinander getrennt werden, oder aber FFuffziger Geddon von Adegods Seelenanteil befreit? Ich denke ja. Adegod zu vernichten oder jetzt gegen ihn, sowie der Rüstung des Krieges, zu kämpfen, dürfte für Geddon und seinen Zerstörungstrieb nur unwesentlich anders sein, jedoch ist und bleibt es damit ein Mehraufwand, wofür er bereits gegen seine Prinzipien verstoßen musste. Wurde das unterschlagen? Wollen wir es nicht hoffen.
      Die Schiene mit FFuffziger, dem gebeutelten Imperator Orinto und "ist-noch-da-da-es-zum-Plan-gehört"-Fames wird sich immerhin über weitere Arcs strecken. - Solange Nightmare nicht abgehandelt wird, wird auch ein Orinto nicht sterben. Eher erlebt er nun eine Niederlage, die ihn verändern "kann", bzw. durch das Überleben ein Umdenken ermöglicht. Ob dies erfolgt, da er eben seine Grenzen vorerst aufgezeigt bekam, steht auf anderem Papier.

      Um eine Frage bezüglich Fames in den Raum zu stellen. Als er Miyuki Orinto überließ, begleitete ihn eine Person. Wer war dies nochmal? Es wurde bereits gelöst, meine ich, doch ich habe es irgendwo anders "abgelegt". Dillian oder der Berater? Ich hab mich da verzettelt, jong! Abschließend die Bemerkung zu Marissa. Adegod spricht davon, dass Geddon Marissa nicht töten dürfe. Diese befindet sich doch wiederum in Dillians Gewalt, da dieser wiederum etwas mit Arthur zu beschaffen hat. - Der Berater hat dafür gesorgt, dass Geddon Arlan betreten kann, jetzt steht aus, inwiefern der Berater Dillian zuarbeitet, da du sagtest, dass die Rolle des Ersten in diesem Arc abgeschlossen werden soll. - Puh, da durchzusteigen ist nicht leicht. Möglich, jedoch verlasse ich mich dabei auf deinen angekündigten wöchentlichen Rhythmus, den du hoffentlich einhalten wirst. :D

      Bei meiner neuen FF habe ich mich, glaube ich, zu gar nichts verpflichtet, oder? Gleich mal nachschauen. Da sollte es heute weitergehen. ^^
    • Hallo allerseits

      Antwort auf die Kommentare...eingefügt

      • Mary Joa und Orinto werden in diesem Arc nicht mehr abgeschlossen. Bis zum Ende des Arcs wird Arlan der Schauplatz bleiben.
      • FFuffziger wird in diesem Arc nicht mehr vorkommen.
      • Als er Miyuki Orinto überließ, wurde Fames von Adam begleitet.
      • Alle Fragen im Bezug auf den Berater werden am Ende dieses Arcs gelöst. Außerdem: Siehe Kapitel 150.
      • Der Berater lies Geddon nach Arlan, da es sowieso keinen Unterschied gemacht hätte und es besser war, als wenn Geddon sich gewaltsam Eintritt verschafft.
      • Crowley wird schon bald einen neuen Spieler auf das Spielfeld schicken. Er hat auch schon erwähnt, wer es sein wird.



      Kapitel 171: War Machine I I
      Spoiler anzeigen


      „Bitte nenne mich Narm“, antwortete Adegod und verpasste Geddon einen solch mächtigen Faustschlag in die Magengrube, dass selbst Markas und Miyuki den Aufprall noch spüren konnten. Adegod grinste und blickte auf seine geballte Faust.
      „Wie lange habe ich Nina?“
      „Etwa eine Stunde“, ertönte die keuchende Stimme seiner Schwester nun als Antwort. Die Frau hatte sich gegen einige der Bruchstücke des ehemaligen Hauptquartiers der Arlan Spiele gelehnt. Sie atmete schwer und jedes Heben und Senken ihrer Brust, sandte beinahe unerträgliche Schmerzimpulse durch ihren Körper. Normalerweise würde sie ihre Rüstung zur Regeneration nutzen, doch dies war jetzt nicht möglich. Also konnte sie den Schmerz nur ertragen.
      „So wie du es stehts tatest, wenn er dir die Arme gebrochen hat“, dachte sie sich und schloss die Augen. Trotz der großen Schmerzen, die es ihr bereitete, atmete sie tief ein. Adegods Blick änderte sich, als er sie so sah, und das Grinsen auf seinem Gesicht erlosch.
      „Tu nicht so. Du hast sie schon oft in diesem Zustand erlebt“, meinte Geddon. Mühelos schob er eine umgestürzte Mauer, welch ihn begraben hatte, beiseite und erhob sich wieder.
      „Wir haben sie schon schlimmer zu gerichtet“, fügte der Pirat mit einem Grinsen hinzu. Die beiden Männer gingen langsam aufeinander zu, bis sie sich direkt gegenüber standen.
      „Weshalb Marissa? Weshalb jetzt?“
      „Ich bin die Zerstörung.“ Geddon packte Adegod am Kragen. Dieser wehrte sich jedoch nicht, sondern starrte sein anderes Selbst durchdringend an.
      „Doch trotzdem gelang es mir nie, dass zu zerstören, was mir am nächsten ist. Dich konnte ich niemals vernichten. Doch dann wurde mir ein Weg aufgezeigt. Es war so simpel.“ Geddon warf den Kopf in den Nacken und lachte.
      „Du warst niemals stark Adegod. Du bezogst deine Stärke immer nur von anderen. Marissa, Lucy, Ilama... Deine Freundschaften gaben dir Kraft. Die widerliche Schwäche dieser Maden machte dich stark. Wenn ich sie auslösche, wird deine Kraft verwelken wie ein Blume in der Wüste. Und dann werde ich dich endlich vernichten.“
      „Und du dachtest wirklich, dass ich dies zulassen würde“, antwortete Adegod und seinem Gesicht war anzusehen, wie große Mühe es ihm gerade bereitete ruhig zu bleiben. Seine Hände zitterten vor Wut. Jede Faser seines Körpers war bis zum Zerreißen gespannt.
      „Du hast geschlafen Adegod. Hätte dich diese Ratte Crowley nicht aufgeweckt, so hättest du nichts mitbekommen, bis du meinen Dolch in deiner Brust gespürt hättest“, knurrte Geddon. Die beiden Männer funkelten sich an. Der Hass war beinahe greifbar. Zwei Seiten einer Münze untrennbar verbunden und doch weiter voneinander getrennt als Nord- und Südpol.


      „Ihr solltet besser verschwinden. Das hier wird nicht schön werden.“ Crowley würdigte Miyuki und Markas keines Blickes, während er Nina behutsam neben ihnen ablegte. Niemand hatte seine Präsenz registriert. Weder Geddon noch Adegod. Ohne Probleme hatte er die schwer verletzte Nina vom Schlachtfeld geborgen.
      „Warum?“ Miyuki blickte den Verbrecher fragend an. Dieser sah ihr nun doch in die Augen und lächelte. Sein Blick wirkte traurig.
      „Ich hatte einst eine Tochter. Sie starb vor vielen Jahren durch Geddons Hand. Auf der anderen Seite wurde mein Sohn durch den Heldenmut Adegods gerettet. Als ich die Wahrheit von Nina über Geddons und Adegods Verbindung erfuhr, suchte ich fieberhaft nach einem Weg den Einen zu retten und dabei den Anderen zu vernichten.“ Behutsam streichelte Crowley über Ninas Haare, während er neben ihr kniete. Miyuki wusste nicht was sie sagen sollte. Eine unbequeme Stille hatte sich über die Vier gesenkt, doch Markas durchbrach diese nun.
      „Ist auch nur ein Wort davon wahr?“ Abrupt erhob sich Crowley und zuckte mit den Schultern. „Man müsste es mir noch einmal vorlesen“, meinte er und und brach darauf in schallendes Gelächter aus. Immer noch lachend wandte er sich Miyuki zu.
      „Du willst wissen warum ich Geddon auslöschen will? Weil er unberechenbar ist. Er ist ein tollwütiger Hund auf dem Schlachtfeld und seitdem er losgelassen wurde, ist er nicht zu bändigen.“
      „Sie fürchten ihn?“
      „Ich fürchte niemanden, aber Geddon ist wirklich unbequem. Und ich bin ein Mann, der Komfort schätzt. Dillian, Arthur, Fames, Orinto... Sie alle haben Pläne und Pläne kann man vereiteln und beeinflussen. Dieser Idiot...“, er nickte in Richtung der beiden Männer am anderen Ende des Platzes, „... ist einfach nur nervig. Deshalb wird seine Zeit jetzt enden und gerne würde ich es mitansehen, jedoch müsst ihr mich nun entschuldigen.“ Nach einer kurzen Verbeugung machte Crowley auf seinen Absätzen kehrt und marschierte schnurstracks davon. Der drohende Kampf zwischen Adegod und Geddon oder das Chaos, welches gerade in Arlan herrschten, schienen in keinen Deut mehr zu interessieren. Stattdessen konzentrierte er seine ganze Aufmerksamkeit auf einen Fusel, welchen er gerade vom Ärmel seines schwarzen Wintermantels entfernen wollte. Miyuki machte Anstalten ihm zu folgen, doch Markas hielt sie zurück. Er sagte nichts, sondern schüttelte einfach nur mit dem Kopf und deutete auf Nina. Auch wenn sie Crowley nichts bedeuteten, so würde er seine Gefährtin nicht zurücklassen. Selbst wenn sie nur für wenige Augenblicke zusammen gekämpft hatten. Niemals würde er jemanden zurücklassen. Miyuki konnte in Markas Augen erkennen, wie wichtig ihm dies war, und sie verstand es. Aber sie konnte Crowley nicht einfach so ziehen lassen. „Sie sprachen von Plänen und wie leicht man sie vereiteln kann. Sie haben doch sicher auch einen Plan Mister Crowley“, rief sie ihm nach. Der Verbrecher blieb noch einmal für eine Sekunde stehen. Er breitete die Arme weit aus, während er ihr den Rücken zugedreht hatte.
      „Jedoch begehe ich nicht den Fehler der Anderen. Im Gegensatz zu ihnen vertraue ich nur mir selbst.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, erschienen fünf Kopien seiner Selbst neben ihm. Sie kamen wie aus dem Nichts.
      „Und jetzt müsst ihr mich wirklich entschuldigen, da ich ein Date mit einer reizenden Dame namens Megan habe.“ Mit diesen Worten verschwand der Verbrecher in den Gassen Arlans.

      „Megan? Woher kenne ich diesen Namen nur“, murmelte Markas mehr zu sich selbst, als zu seiner Freundin. Er kniete gerade neben Nina und flößte ihr den Saft einer seltsamen Frucht ein.
      „Was kannst du mit einer Kraft eigentlich nicht wachsen lassen?“
      „Ich kann jede Pflanze, welche mir bekannt ist, sprießen lassen. In letzter Zeit habe ich sogar damit begonnen neue Arten durch Kreuzung zu züchten“, merkte der rothaarige Zwilling beiläufig an, während er einer hustenden Nina immer noch die Flüssigkeit einflößte. Sie befanden sich etwas abseits vom Kampfplatz. In geringer Entfernung hatte Geddon eine Lücke in die massive Eisenmauer geschmolzen, welche den Vorhof umgab.
      „Wir sollten von hier verschwinden“, meinte Miyuki. Ihr Blick war auf die Lücke geheftet. Die Präsenz von Adegod und Geddon war überwältigend. Die Männer hatten sich keinen Millimeter bewegt, doch es war trotzdem kaum auszuhalten. Sie konnte nicht einmal hinsehen. Was sie jedoch registrierte, war der leichte goldene Schimmer, welcher sich über Arlan gelegt hatte.
      „Wie damals in Goldtown“, schoss es ihr durch den Kopf und die süßen, sowie schmerzlichen Erinnerungen brandeten wieder hoch. Sie schüttelte den Kopf und konzentrierte sich. Es war Vergangenheit und bedeutete nichts mehr. Stattdessen wandte sie sich wieder Markas zu und erblickte überrascht eine aufrecht sitzende Nina.
      „Das Zeug ist widerlich“, meinte diese nur und schloss seufzend die Augen.
      „Aber es wirkt.“
      „Trotzdem werde ich in nächster Zeit zu nichts zu nutze sein.“
      „Es fördert nur deine Selbstheilung und vollbringt keine Wunder. In nächster Zeit solltest du dich schonen“, meinte Markas und half der immer noch stöhnenden Nina wieder auf die Beine. Er musste sie dabei stützen.
      „Wir sollten wirklich von hier verschwinden. Ich denke nicht, dass dieser Platz noch lang existieren wird“, fügte der rothaarige Zwilling noch hinzu und schluckte, als er einen kurzen Blick auf Adegod und Geddon erhaschte.

      „Ich meinte nicht nur hier, sondern ganz Arlan“, meinte Miyuki und packte Nina unter dem anderen Arm.
      „Dillian, der Berater, Geddon, Crowley, Rodric McCloud, Lucy, Flarce Scarlet.... Es befinden sich viel zu viele Monster hier in Arlan. Diese falsche Welt wird schon bald untergehen.“
      „Warum transportierst du uns dann nicht mit deiner Teufelskraft hinaus?“
      „Es ist in erster Linie immer noch Torinos Kraft. Ich borge sie nur.“
      „Eure Verbindung ist auch etwas, was du mir bei Gelegenheit mal erklären musst“, sagte Markas und blickte seine Freundin mit einer Spur Misstrauen an.
      „Es ist kompliziert“, war Miyukis Antwort, wobei sie ihm nicht in die Augen sah.
      „Ist jetzt auch egal. Ich werde jedenfalls noch in Arlan bleiben. Ich möchte meine Mutter sehen“, sagte Markas und sein Blick verriet, das er von dieser Entscheidung nicht abweichen würde.
      „Vergesst den Whiskey, den ich dir gegeben habe, nicht“, warf Nina plötzlich ein.
      „Es wird noch anderen Whiskey geben. Jetzt sollten wir erst mal auf uns schauen“, antwortete Miyuki.
      „Schade. Das war ein verdammt guter Whiskey“, meinte Nina mit einem leichten Anflug eines Lächelns auf den Lippen. Eine Antwort, welche auch die beiden Anderen zum Grinsen brachte.


      „Sie sind außer Reichweite, also kannst du jetzt mit dieser Scheiße aufhören“, knurrte Geddon. Die unzähligen Schweißperlen auf Adegods Stirn verrieten seine Anstrengung.
      „Toll gebt mir einen Körper um gegen mich selbst zu kämpfen. Mit allen Vor- und Nachteilen eines echten Körpers. Hätten es nicht nur die Vorteile sein können“, dachte er sich, während er sich nun endlich eine kurze Verschnaufpause gönnte. Doch kaum tat er dies, wurde ihm auch schon eine Supernova direkt ins Gesicht gerammt. Schreiend und mit qualmenden Gesicht torkelte er einige Schritte zurück.
      „Verdammte Scheiße“, schrie Adegod seinen Schmerz und seine Wut hinaus.
      „Ein solch mächtiges Köngishaki, dass es schon greifbar ist“, meinte Geddon, wobei selbst er ein leichtes Zittern nicht unterdrücken konnte. Er hatte sich wie im Griff einer gigantischen Hand gefühlt. Unfähig sich zu Bewegen. Deshalb hatte er nun mit umso größerer Befriedigung Adegod seine Attacke ins Gesicht gerammt. Der Rauch verzog sich langsam wider, doch anstatt eines entstellten Gesichts, war Adegods Gesicht nur leicht gerötet. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stürzten sich die beiden Kontrahenten nun aufeinander. Ein Supernova prallte auf Adegods Faust, welche pechschwarz verfärbt war. Die Explosion, welche darauf folgte, fegte mannsgroße Felsen wie Kieselsteine hinfort, doch die beiden Männer in der Mitte blieben vollkommen unberührt. Sie prügelten weiter aufeinander ein. Adegod verpasste Geddon einen Tritt gegen die Brust, was diesen in die Luft katapultierte. Bevor er jedoch die Schutzkuppel Arlans erreichte, war Adegod bereits über ihm und verpasste ihm einen Faustschlag in den Rücken, welche ihn wieder zurück auf den Boden schleuderte. Der Marinekapitän blickte seinem Piraten-Ich nach, während es auf den Boden krachte und unter einer Wolke aus Staub und Teilen des Bodens verschwand. Er stand auf der Innenseite der Schutzkuppel und blickte angestrengt in die Staubwolke. Zwei grelle Lichtblitze zuckten für einen Moment darin auf und im nächsten Moment schossen zwei glühende Feuerbälle auf ihn zu. Unter der Hitze der Supernovas begann der Stein, aus dem die Häuser Arlans errichtet waren, bereits zu schmelzen. Adegod hob die Hand schützend vor die Augen um nicht geblendet zu werden, doch anstatt dem Angriff auszuweichen, stieß er sich von der Schutzkuppel ab und raste direkt drauf zu.

      Die Explosion war in ganz Arlan zu sehen und verstärkte das Chaos in den Straßen nur noch mehr. Wer mutig genug war den Blick in den Himmel zu richten, konnte einen rauchenden Körper Richtung Boden stürzen sehen. Unzählige weitere Supernovas schossen auf den Stürzenden zu und schlugen eine nach der Anderen in ihn ein. Jeder Einschlag schickte eine Hitzewelle über Arlan und die Menschen versteckten sich im Schatten der halb geschmolzenen Bauten.

      Zufrieden betrachtete Geddon sein Werk. Der qualmende Körper Adegods lag vor ihm auf dem Boden. Er wischte sich etwas Blut aus dem Mundwinkeln und humpelte auf seinen Gegner zu. Dabei hustete er immer wieder stark. Für Außenstehende mochte es nach einem Tritt und einem Schlag ausgesehen haben, doch in Wirklichkeit hatte ihn Adegod bei jeder Attacke über eintausend Mal getroffen.
      „Du Narr“, meinte der große Pirat keuchend.
      „Du hast deinen Körper als Schild für die Kuppel benutzt.“ Er stand nur noch wenige Meter von seinem Nemesis entfernt, doch plötzlich stockte er. Sein Körper versagte ihm seinen Dienst.
      Er gehorchte ihm nicht mehr!
      Erst jetzt erkannte er die schimmernde, goldene Aura, welche ihn umgab. Eine beinahe unsichtbare, goldene Faust, die ihn gepackt hatte. Langsam erhob sich der noch immer qualmende Adegod. Die Ärmel seines Mantels waren komplett verbrannt und die Arme darunter waren schwarz und unbrauchbar. Er hatte sie geopfert um die Supernovas abzuwehren. Langsamen Schrittes ging er auf sein anderes Ich zu.
      „Du kannst nicht gewinnen Narm. Ich habe unseren echten Körper“, antwortete dieses gehässig. Die Antwort ,welche Geddon darauf erhielt, war eine Kopfnuss seines Gegners. Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, während die Beiden dort standen. Stirn an Stirn gepresst.
      „Du kannst nicht gewinnen Narm“, knurrte Geddon ein weiteres Mal.
      „Ich werde siegen.“ Ein lauter Aufschrei zerriss die Stille. Blut sprenkelte die zerstörten Pflastersteine.
      „Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, um sie und diese Welt zu retten... und nenn mich Aaron.“


      Tausende Jahre zuvor in Roharrinion:

      Die Hitze der gigantischen, unterirdischen Schmiede war kaum auszuhalten. Selbst für eine Göttin wie sie. Schweiß rann in Strömen über ihre Stirn, während sie sich immer tiefer zum Kern der großen Apparatur durchkämpfte. Was sie dort sah, raubte ihr den Atem. Der Mann, welcher den mächtigen Schmiedehammer schwang, drehte sich zu ihr um.
      „Hallo Katarina“, begrüßte er sie freundlich und breitete die Arme zum Gruß aus.
      „Adam was ist das?“ Der Mann grinste.
      „Ich habe es dir schon einmal gesagt und hiermit beweise ich es dir. Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, um diese Welt zu retten!“



      Kapitel 172: Blutrüstung
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      In den Tiefen floss das Blut in die Schmiede,
      gebunden in Formen, gefangen in Flammen.
      Erschaffen als das Ende aller Kriege,
      doch brachte sie uns nur... Schatten.


      Katarina wischte sich den Schweiß von der Stirn, doch es half nichts. Sekunden später glitzerte ihre Haut wieder nass im Schein der Flammen. Ewig brennende Öfen erhellten die Schmiede. Die Hitze war so groß, dass die mächtigen Eisenketten, welche die riesigen Schmelztöpfe in Position hielten, schon rot glühten. Selbst ihr, einer Göttin, fiel es schwer zu atmen. Sie befanden sich tausende Meter unter Erador. Hier in den tiefsten Höhlen des Berges hatte Adam die Blutschmiede geschaffen. Hier hatten er und Katarina die Blutmagie entdeckt. Und hier schuf er nun etwas, dass sein Leid endlich beenden würde. Sein Blick wirkte erschöpft, doch er strahlte gleichzeitig eine unbändige Entschlossenheit aus. Im Gegensatz zu Katarina war keinerlei Schweißtropfen auf seinem unbekleideten Oberkörper sehen. Er wandte sich wieder ab. Sein Gesicht versank wider in den Schatten.
      „Was ist das hier?“
      „Dies ist die Antwort. Das Ende aller Kriege.“ Adam versteckte die Erleichterung in seiner Stimme nicht. Katarina kam langsam näher. Es war seltsam. Je näher sie ihrem Freund kam, desto mehr schienen die Geräusche der Schmiede zu verblassen. Das Hämmern der Hämmer, die durch Adams Blutmagie animiert waren, wurde zu einem sanften Klingen im Hintergrund. Das Ächzen der Metallkonstruktionen, die alles in Form hielten, war kaum noch zu vernehmen. Und selbst das Blubbern des geschmolzenen Metalls verkam zu einem kaum hörbaren Ton. Statt all dem war die Luft nun erfüllt von Vogelgezwitscher. Von dem Brechen der Wellen an einer felsigen Küste. Dem Rauschen des Windes, durch ein dichtes Blätterdach. Und dem fröhlichen Gelächter unzähliger Menschen. Die Luft war erfüllt von den Geräuschen der Welt. Adam atmete ruhig aus und ein und blickte auf das Werk vor ihm. Geistesabwesend fuhr er über die Narbe, welche sich horizontal über seine Nase zog. Dann jedoch schüttelte den Kopf, wobei sein langes, schwarzes Haar, dass zu einem Pferdeschwanz gebunden war, wild hin und her geschleudert wurde.
      „Es wird enden.“

      Als hätte sie auf sein Kommando gewartet, begann sich die Substanz vor ihm nun zu verändern. Katarina schluckte, wagte es jedoch nicht sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Vor den beiden Befand sich ein See. Ein See voller kochendem Blut.
      „Es hat mir keinerlei Befriedigung verschafft die Materialien zu beschaffen, doch es macht keinen Unterschied mehr. Ich bin schon verflucht“, sagte Adam und streckte die Hand aus. Sofort begann das Blut zu reagieren. Der zuvor vollkommen stille See begann in Woge zu geraten. Wellen formten sich und die Gischt spritzte Katarina und Adam ins Gesicht nur um direkt von der Haut der Beiden aufgesogen zu werden. Große Blasen formten sich, nur um sofort wieder zu zerplatzen.
      „Adam du...“, murmelte Katarina, doch ihr Freund unterbrach sie.
      „Krieg vernichtet unsere Welt. Hunger und Seuchen folgen ihm und schlussendlich bringt er nur den Tod. Ich gab den Hungernden zu Essen. Ich heilte die Kranken. Und ich rettete Sterbende vor dem Tod. Doch den Krieg... den Krieg konnte ich nicht besiegen.“ Er drehte sich zu seiner Wegbegleiterin um und packte ihre Hand. Trotz des tosenden Blutsees und der unmenschlichen Hitze, spürte sie Harmonie, die Adam ausstrahlte. Doch was sie noch mehr fühlen konnte, war das Leid innerhalb seiner Seele.
      „Ich bin diese Welt. Nicht nur die Berge, das Meer oder die Luft. Ich bin alles. Die Pflanzen, Tiere und selbst die Menschen. Und ich spüre ihr Leid.“ Katarina blickte überrascht in Adams Augen. Er wirkte so unendlich müde. Der Blutsee hinter ihnen schien immer mehr in Wallung zu geraten. Die mächtigen Wellen schwappten gegen ihre künstlichen Grenzen und drohten überzulaufen. Etwas, dass ihr auch erst jetzt auffiel, war das die Flammen kleiner geworden waren. Der Schein des ewigen Feuers zog sich zurück und die Schatten vermehrten sich.

      „Egal was ich tue. Egal wie viel ich helfe. Die Menschen kämpfen gegeneinander. Sie beschwören die Dämonen, welche sie heimsuchen, selbst herauf. Sie erzeugen selbst den Schatten, vor welchem sie sich mit aller Macht verstecken wollen. Diese Welt bietet so viel schönes, doch ich ertrage es nicht mehr. Ich ertrage nicht mehr, dass es vom Leid derart überschattet wird.“ Katarinas Mund fühlte sich trocken an. Adam sprach mit unbändiger Überzeugung. Überzeugung, welche aus tiefster Verzweiflung geboren worden war.
      „Wieso sehen sie es nicht? Wieso erkennen die Menschen nicht die Schönheit der Welt? Wieso sehen sie nicht die Harmonie, sondern trachten stattdessen nach Tod. Viel zu oft stellte ich mir diese Frage, doch nun kenne ich die Antwort.“ Adams Augen funkelten und er presste Katarinas Hand so fest zusammen, dass es schon schmerzte.
      „Sie müssen dazu gezwungen werden! Ich muss ihre Augen mit Gewalt öffnen!“ Er wirbelte herum und streckte die Arme aus. Sofort reagierte der Blutsee. Die Wellen verschwanden nach und nach und das kochende Blut beruhigte sich. Nur um im darauffolgenden Moment zu explodieren. Schützend hob Katarina die Hände vor ihr Gesicht, doch Adam schien es nicht zu kümmern. Vielmehr lachte er laut. In der Mitte des Sees hatte sich eine Tornado gebildet. Ein Tornado aus flüssigen Blut. Die gesamte Schmiede schien zu ächzen. Man konnte hören wie die Stützbalken brachen. Gigantische Schmelzkessel stürzten zu Boden und ihr geschmolzenes Inneres wurde in der ganzen Schmiede verstreut. Alle Öfen loderten simultan auf. Die glühenden Eisenketten rissen. Ungläubig sah Katarina sich um. Flammen und Zerstörung umgaben sie. Doch inmitten dieses Chaos gab es einen Ruhepol. Adam lachte, doch es war ein bitteres Lachen.
      „Das Blut tausender auf den Schlachtfeldern gefallener Soldaten. Ihre Träume, ihre Erinnerungen und ihre Überzeugungen.
      Ihr Blut!
      Ihre Lebensenergie!
      Ich forme es und erschaffe...“ Katarina lies die Arme sinken. Jegliches Licht um sie herum wurde zu dem Tornado aus Blut gerissen. Nur Dunkelheit blieb zurück. Alle Blutrunen, welche auf Adams Körper tätowiert waren, leuchteten simultan auf. Der Tornado begann sich zu verformen. Er kämpfte zuerst dagegen an, doch es half nichts. Immer heller begann es zu leuchten, während sich das Blut zu einer Kugel verformte. Die Hitze und Helligkeit waren unerträglich. Adam hatte eine Sonne erschaffen. Katarina erkannte, dass das Gestein der riesigen Höhle, in welcher die Schmiede erbaut war, bereits zu schmelzen begann. Sie schloss die Augen. Doch keine Explosion folgte, noch stürzte die Höhle ein. Die Hitze und das Licht verschwanden einfach und als sie die Augen wieder öffnete, konnte sie Adams Werk vor sich sehen.
      „...Krieg“, beendete der Blutmagier, seinen zuvor begonnen Satz.

      Die Höhle war nur noch ein Trümmerfeld. Die einst mächtige Blutschmiede vernichtet! Bereitwillig hatte er sie geopfert. Die Rüstung vor ihm war all dies Wert gewesen. Auf den ersten Blick war sie nichts besonderes. Nur ihre feuerrote Farbe stach heraus. Doch sonst wies sie überhaupt keine Besonderheit auf. Keinerlei Verzierungen oder Gravuren. Noch nicht einmal ein Sichtschlitz war in den Helm eingelassen.
      „Du hast Krieg erschaffen?“, fragte Katarina atemlos und betrachtete die Rüstung vor sich interessiert.
      „Was willst du damit bezwecken? Als wir die Macht des Lebens entschlüsselt haben, schworen wir uns, dass wir nicht eingreifen werden. Wir sind keine Sterblichen mehr.“
      „Oh doch Katarina, wir sind sterblich. Wir nutzen die Lebenskraft anderer um weiterzuexistieren, doch am Ende des Tages bluten wir wie allen anderen auch“, sagte Adam, doch seinen Blick nahm er zu keiner Sekunde von der Rüstung.
      „Wir haben geschworen ein Utopia zu erschaffen.“
      „Und das werden wir. Ich werde der Welt den wahren Weg zeigen. Meinen Weg!“


      10 Jahre später:

      „Sie sind tot.“
      Adam tobte. Er schrie seine Wut hinaus. Seine Verzweiflung. Doch es half nichts. Niemand auf dem Schlachtfeld antwortete ihm, weil niemand es mehr konnte. Katarinas Worte trafen ihn. Seine Freundin stand hinter ihm. Emotionslos blickte sie auf Adam.
      „Du wolltest Krieg mit Krieg bekämpfen. Wo immer ein Kampf stattfand, erschien die rote Rüstung des Krieges und vernichtete beide Parteien. Doch damit gabst du den Menschen nur einen gemeinsamen Feind gegen den sie sich verschworen.“
      „Denkst du ich weiß das nicht? Meine Familie ist tot. Ich brauche deine Belehrungen nicht“, schrie Adam und die Erde bebte unter seiner Wut. Dieses Mal war es nicht an ihm das Leiden Welt zu spüren. Stattdessen fühlte der Grund auf dem sie standen nun seine Schmerzen. Die Erde brach auf. Tiefe Risse durchzogen den Boden.
      „Wir können es immer noch retten.“
      „Was soll ich noch retten wollen“, murmelt Adam und blickte auf die Leichen seiner Freunde und Lieben.
      „Deine Tochter lebt.“
      „Doch in was für einer Welt lebt sie? Das Leid, der Krieg... Ich fürchte um sie.“ Tränen standen in den Augen des Mannes, der die Blutrüstung trug.
      „Mit Blutmagie können wir sie schützen.“
      „Ich fürchte nicht deshalb um sie, jedoch habe ich Angst, dass, wenn ich sterbe, sie meine Bürde erben wird. Dieses Leid will ich ihr ersparen.“ Katarina lächelte, jedoch zeigte sie es Adam nicht.
      „Dann werden wir nicht sterben“, sagte sie.

      Er erhob sich langsam von seiner knienden Position und blickte seiner Freundin in die Augen.
      „Wir können es richtig stellen. Wir können dieser Welt ein Utopia schenken. Wir sind Götter Adam. Es ist unsere Pflicht den Menschen den Weg zu weisen. Sie vom Leid zu erlösen.“ Adams Blick klärte sich, doch er schien sein Gegenüber nicht anzusehen. Stattdessen starrte er in die Ferne.
      „Du hast Recht. Man kann den Hass nicht vernichten.“ Langsam schritt er an Katarina vorbei und blickte in die aufgehende Sonne. Die ersten Strahlen erreichten das Schlachtfeld. Die zerrissenen Banner flatterten im Wind. Zerbrochene Speere reckten sich dem Himmel entgegen. Es bereitete ihm unsägliche Schmerzen, dies alles im Sonnenlicht sehen zu müssen, doch auf eine seltsame Art und Weise war es schön. Die Ruhe....
      Er würde nicht brechen. Seine Frau und Freunde mochten tot sein, doch er würde nicht brechen. Sie hatten für seinen Fehler bezahlt und die Last lag schwer auf seinen Schultern, doch er würde nicht brechen. Katarina hatte Recht. Es war seine Pflicht dieser Welt ein Utopia zu schenken. Für seine Tochter. Adam ballte die Faust und blickte in die aufgehende Sonne. Die Rüstung des Krieges, welche ihn die letzten zehn Jahre geschützt hatte, verflüssigte sich und perlte von ihm ab. Das Blut versickerte im Boden und lies keinerlei Spuren zurück.
      „Ich werde ein Utopia erschaffen“, sagte der erste Blutmagier und drehte sich lächelnd zu Katarina um. Diese streckte ihm ihre Hand entgegen und lächelte ebenfalls. Jedoch schlug Adam ihren Handschlag aus und schüttelte nur den Kopf.
      „Meine Taten wiegen zu schwer auf meinen Schultern und meine Sünden sind zu groß um jemals Vergebung zu finden. Ich bereue meine Entscheidungen nicht, fällte ich so doch im guten Gewissen das Richtige zu tun. Doch ich sehe nun, dass ich falsch lag, und jetzt liegt es an mir alleine Wiedergutmachung zu leisten.“ Er kniete sich hin und vergrub eine Hand in schlammigen Boden. Er war die Inkarnation der Erde. Endlich hatte er begriffen, was dies bedeutete. Wo sein Platz war. Er wollte stets das Beste für diese Welt. Er war bereit jedes Opfer dafür zu bringen, doch nun endlich wusste er ,was das richtige Opfer war. Er wollte das seine Tochter die Welt sehen konnte. Ihre Schönheit ohne all das Leid, welches die Menschen mit sich brachten.
      Die Berge.
      Die Flüsse und Seen.
      Wälder und weite Felder.
      Das Meer und die Wüste.
      Sie sollte gehen können, wo immer sie hinwollte.
      „Das Opfer bin ich“, sagte er und genoss die Strahlen der Morgensonne auf seiner Haut.
      „Was meinst du Adam?“
      „Ich werde diese Welt vom Hass befreien. Ich werde ihn aufnehmen. Weil ich es ertragen kann. Für meine Tochter. Ich werde den Hass und das Leid in mir bündeln. Ich werde sein Gefängnis sein.“ Adam drehte sich um und lächelte Katarina an. Und zum ersten Mal seit sie ihn kannte, war es ein reines, unbeschwertes Lachen, welches sein Gesicht zierte.


      Die Augen von Adegod und Geddon waren nur Millimeter voneinander entfernt. Das Blut beider Kämpfer tropfte auf den Boden. Stirn auf Stirn gepresst standen sie dort.
      „Du dachtest damals, dass du die Rüstung nicht brauchst und gabst sie Nina“, knurrte Adegod und lächelte grimmig.
      „Dies war die einzige richtige Tat, welche du jemals ausgeführt hast.“
      „Von was redest du?“
      „Nina hat den Krieg verstanden. Sie wusste instinktiv, dass man den Krieg nicht beenden kann solange es Menschen gibt. Im Gegensatz zu allen Trägern vor ihr hat sie immer eine Seite gewählt. Im Krieg, wie im Kampf, muss es immer einen Sieger und einen Verlierer geben, denn sonst gibt es nur Verlierer. Nina hat nie für das größere Wohl gekämpft, noch vorgegeben es zu tun. Sie kämpfte stets für was sie für das Richtige hielt. Und deshalb bewundere ich sie. Weil sie immer zu sich selbst stand und nicht davongelaufen ist.“
      „Du scheinst sie wirklich zu lieben. Sie kann froh sein dich als Bruder zu haben“, keuchte Geddon und biss die Zähne zusammen. Mit aller Kraft versuchte er sich aus der Umklammerung des Königshakis von Adegod zu befreien.
      „Nein... ich...wir sind nicht gut genug um uns ihren Bruder zu schimpfen. Aaron rannte von zu Hause weg. Er sagte, dass er die Familie ernähren wollte, indem er im Steinbruch arbeitete, doch er hatte Angst. Er hatte Angst, dass sein Hass auf seine schwache Mutter die Oberhand gewinnen würde und an jenem Tag als er seinen Stiefvater umbrachte, zerbrach er. Er riss seinen Hass aus seiner Seele und erschuf dich dadurch. Er hatte Angst vor seinen Gefühlen und wollte ihnen nicht entgegentreten. Deshalb erschuf er unterbewusst Arma Geddon um diese ganze Welt, welche ihn anscheinend verstoßen hatte, zu bestrafen. Was übrig blieb war ich, doch auch fürchtete mich. Ich versteckte mich hinter meiner Pflicht als Marinesoldat anstatt meine Vergangenheit zu konfrontieren.“, sagte Adegod und warf einen Blick auf die schwarze Tiefsee über ihnen.
      „Nina und diese Jungspunde haben viele Fehler in ihrem Leben gemacht, doch sie verdienen die Chance es besser zu machen. Ich habe diese zweite Chance erhalten, doch beschlossen sie wegzuwerfen. Anstatt mich dir zu stellen, versteckte ich mich.“ Adegod trat einige Schritte zurück. Er und Geddon starrten sich in die Augen.
      „Ich habe verstanden, dass mein Hass ein Teil von mir ist. Narm Adegod war immer ein Alias hinter dem ich mich vor dir versteckte. Doch ich bin nicht Narm Adegod. Ich bin Aaron, der letzte Nachfahre von Adam. Und ich hole mir nun meinen Körper zurück.“ Geddon erzeugte zwei Supernovas in seinen Händen. Das Blut aus der Platzwunde an seinem Kopf rann über sein Gesicht und verlieh ihm ein noch wahnsinnigeres Aussehen.
      „Du sagtest, dass du alles tun würdest um diese Welt zu retten.“
      „Vielleicht hätte ich mich etwas klarer ausdrücken sollen.“ Aaron hob den Blick und sah seinen personifizierten Hass direkt in die Augen.
      „Es gibt nichts, dass ich nicht tun würde um Nina und die beiden Anderen zu retten. Denn sie sind die Zukunft dieser Welt.“



      Kapitel 173: Armageddon
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      „Und jetzt?“, knurrte Geddon. Er stemmt sich mit aller Kraft gegen die Fesseln, welche ihm Adegods Königshaki auferlegte. Die Luft schien vor Energie bereits zu knistern. Der Boden unter Geddons Füßen bekam bereits Risse.
      „Nun beenden wir es“, antwortete Adegod. Das Blut, welches aus Geddons Wunden rann, wurde wie von Geisterhand von seinem Körper gerissen und flog auf sein Gegenüber zu. Kaum berührte es die Haut des Marinekapitäns wurde es auch schon davon aufgesogen.
      „Die große Stärke dieser Rüstung liegt in der Defensive. Blut regeneriert sie und damit auch ihren Träger. Solange Blut fließt, kann der Träger der Rüstung nicht getötet werden“, meinte Adegod und starrte fasziniert auf seine Arme, welche vor seinen Augen heilten. Die Verbrennungen verschwanden und er konnte fühlen, dass seine Kraft zurückkehrte. Nun hob er den Blick wieder und sah Geddon in die Augen.
      „Jedoch erhöht die Rüstung des Krieges ironischerweise nicht die Stärke oder Zerstörungskraft des Anwenders.“ Der Marinekapitän schmunzelte.
      „Wobei das auch nicht zu Hundert Prozent stimmt“, fügte er noch hinzu. Geddon schmunzelte. Die Ausführungen Adegods schienen ihn zu belustigen.
      „Du schindest Zeit und das obwohl du keine Zeit hast. Ein Sturm zieht auf. Du kannst es ebenso fühlen wie ich es tue.“ Langsam machte der Pirat einen Schritt auf seinen Gegner zu. Die Fesseln des Königshakis schienen schwächer zu werden.
      „Ein Sturm zieht auf“, wiederholte Geddon bösartig grinsend. In seiner Hand erzeugte er eine leuchtende Nova. Die Miniatursonne erhellte den gesamten Kampfplatz und warf flackernde Schatten auf die zerstörten Mauern, welche die Zwei umgaben. Es wirkte beinahe so, als würden die Schatten einen Tanz aufführen. Adegods Blick jedoch schweifte zu keiner Sekunde ab. Er kniff die Augen leicht zusammen, während er in die Sonne starrte.
      „Du brauchst mich... Du brauchst deinen Körper. Der kalte Nordwind wird sonst alles verschlingen. Du hoffst immer noch alles richtig zu stellen.“ Die Sonne in Geddons Hand verschwand und die Dunkelheit der Tiefsee legte sich wieder über den Kampfplatz. Die Auswirkungen des Duells der Beiden hatten alle Lichtquellen in der Umgebung vernichtet. Adegod konnte das Gesicht seines Gegenübers nicht sehen, doch er wusste, dass ein triumphierendes Grinsen es zieren würde.

      „Ich habe mich stets vor dir gefürchtet. Vor diesem Teil von mir. Deshalb bin ich den Konfrontationen immer ausgewichen. Stets hoffte ich auf eine bessere Zukunft ohne dich. Viel zu spät erst habe ich begriffen, dass Hoffnung keine vage Zukunft ist. Wenn wir jeden Tag mit Hoffnung in unserem Herzen leben und durch unsere Taten, erschaffen wir die erhoffte Zukunft selbst.“
      „Lass dieses dämliche Reden schwingen!“ Der Schlag Geddons traf ihn völlig unvorbereitet und schleuderte ihn in die Luft. Unter normalen Umständen hätte der Kinnhaken ihm mit Sicherheit den Kiefer gebrochen, doch er besaß zum Glück zurzeit keinen richtigen Körper. Das hieß jedoch nicht, dass er den Schlag nicht spürte. Er erschütterte jede Faser seines Seins. Adegod presste ein schmerzerfülltes Stöhnen durch seine zusammengebissenen Zähne. Ein helles Leuchten über ihm erregte seine Aufmerksamkeit. Die Sonne, welche Geddon nach ihm schleuderte, brannte mit einer Intensität, welche keines seiner vorigen Geschosse aufgewiesen hatte.
      „Er will mich restlos vernichten“, schoss es Adegod durch den Kopf. Sein Blick war auf die Feuerkugel fokussiert, die auf ihn zuschoss. Mit seinen Augen zu Schlitzen zusammengekniffen landete der Marinekapitän sicher auf den Beinen. Inzwischen nahm die Sonne sein ganzes Sichtfeld ein. Ihr Schein ließ die Ornamente auf den Trümmern um ihn herum in Flammen stehen. Die Attacke war nicht von normaler Größe. Gewöhnlicherweise beschränkte sich Geddon auf Sonnen, welche gerade einmal die Größe seiner Faust hatten. Die Zerstörungskraft allein dieser Angriffe war schon verheerend, doch die Supernova, die gerade auf Adegod zuraste, war mannsgroß. Es war klar, dass nicht einmal eine Aschenflocke von Narm Adegod zurückbleiben sollte. Der Marinekapitän jedoch blickte ohne Furcht direkt in das flammende Inferno, dass auf ihn zuraste. Er festigte seinen Stand und ballte beide Hände zur Faust. Unter der immensen Hitze begannen der steinerne Fußboden bereits zu schmelzen. Lächelnd schloss Adegod die Augen. Es schien fast, als würde er die Hitze genießen. Als würde er sie willkommen heißen. Langsam, beinahe schon bedächtig, holte er mit beiden Händen aus. Die Sonne war nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Er konnte Geddon schon triumphierend auflachen hören.

      Alles danach geschah im Bruchteil einer Sekunde. Seine beiden Fäuste verfärbten sich pechschwarz, als er sie mit Rüstungshaki umgab, nur um sie direkt gegen die Supernova zu rammen. Mit einem Schlag kam die lodernde Sonne zum stehen. Adegod wurde von der Wucht des Angriffs tief in den Boden gedrückt, doch er hielt stand. Für eine Sekunde wirkte es wie ein Patt. Doch dann begann die Sonne sich zu bewegen. Die Hitze war überwältigend. Kleine Steinsplitter, die von den Steinplatten am Boden abbrachen, verdampften aufgrund des brennenden Infernos. Alles was der Marinekapitän noch sah, waren Flammen. Sie umgaben ihn vollkommen und nichts wünschte er sich jetzt sehnliche als die Augen zu schließen und zu schlafen. Ewig. Doch er konnte nicht. Auch wenn er es sich in diesem Moment wünschte, so konnte er jetzt nicht nachgeben. Dies schuldete er denjenigen, die er zurücklassen würde. Außerdem würde er es auf ewig bereuen, jetzt aufzugeben. Auch wenn es die leichtere Alternative gewesen wäre. Mit einem titanischen Aufschrei schleuderte Kapitän Narm Adegod die alles zerstörende Sonne auf ihren Erschaffer zurück. Dieser riss entsetzt die Augen auf. Auch wenn ihn seine eigene Schöpfung nicht verbrennen konnte, so nahm sie ihm doch die Sicht und der Aufprall warf ihn zurück. Doch das Entsetzten auf Geddons Gesicht rührte nicht davon her. Viel mehr konnte er es nicht fassen, dass jemand seinen alles zerstörenden Angriff aufhalten konnte. Auch wenn dieser Jemand er selbst war. Außerdem wusste er, was nun kommen würde. Adegod packte ihn am Knöchel. Wie einen Wurfhammer wirbelte er seinen Gegner herum und warf ihn mit aller Macht gen Erde. Bevor Geddon jedoch aufschlug, beschleunigte Adegod seinen Fall noch in dem er ihm seine Faust in die Magengrube rammte. Der Aufprall der Beiden wirkte wie eine Explosion. Nach kurzer Zeit legte sich der Staub wieder und enthüllte die Kontrahenten. Der Marinekapitän stand aufrecht vor seinem Gegner, der auf dem Boden kniete. Hustend blickte Geddon auf. Blut rann aus seinen Mundwinkeln und als er sprechen wollte, brachte er nichts außer einem Krächzen hervor. Adegod ging langsam auf ihn zu und packte ihn an den Haaren. Die beiden Männer blickten sich an. Ein jeder sah in sein Spiegelbild. Geddon sah alles, was er hasste, und als Schwäche ansah.
      Liebe, Verständnis, Hoffnung, Aufopferung.

      Adegod dagegen sah all die Fehler, die er in seinem Leben begangen hatte. Er würde niemals aufhören sie zu bereuen, doch nun würde er sich ihnen stellen. Auch wenn er sie nie wieder gut machen konnte, so wollt er es in Zukunft doch anders machen. Er wusste nicht ob es besser sein würde, doch wenn er immer nur davonlief, konnte sich nie etwas ändern.
      Beide Männer holten aus. Und beide schlugen zu. Kein Parieren. Kein Blocken. Kein Ausweichen. Die zwei Kontrahenten prügelten aufeinander ein. Weder Adegod noch Geddon wichen einen Schritt zurück. Mit zusammengebissenen Zähnen und entschlossenem Ausdruck wollte keiner der Beiden Schwäche zeigen. Die Erde erbebte unter ihren Schlägen. Hier war weder Teufelskraft noch Haki am Werk. Nur die titanische Kraft zweier Monster, die aufeinander ein prügelten. Beide verpassten sich gleichzeitig einen Kinnhaken, nur um im darauffolgenden Moment ihre Schädel aneinander zu rammen. Blut tropfte von Geddons Stirn und wurde von Adegods Körper aufgesogen.
      „Jeder Tropfen Blut, welchen du vergießt, heilt mich. Du kannst nicht gewinnen“, keuchte der Marinekapitän und presste seine Stirn mit aller Kraft gegen die seines Gegners.
      „Genau sowenig wie du“, antwortete dieser nun mit einem bösartigen Lächeln.
      „Du kannst mich nicht töten Adegod. Nicht ohne dich selbst auch zu töten.“ Der Pirat packte seinen Kontrahenten nun und schleuderte ihn von sich weg.
      „Wie lange hast du noch Zeit, bevor du diesen Körper wieder aufgeben musst.“
      „Lange genug um dich zu besiegen“, schrie Adegod. Er stemmte seine Füße in den Boden und spannte seine Muskeln an. Trotz seines unechten Körpers spürte er die Schmerzen und Erschöpfung. Er wusste, dass es Geddon genauso ging, doch er hatte keine Ahnung wie lange er selbst noch durchhalten würde. Er konnte deutlich die Spuren der Erschöpfung auf dem Gesicht des Piraten ihm gegenüber ausmachen, doch was ihn beunruhigte war das Lächeln Geddons. Es war nicht das bösartige Grinsen von zuvor, sondern strahlte etwas animalisches aus. Etwas komplett wahnsinniges. Blut rann aus mehreren Platzwunden über Geddons Gesicht. Seine Bewegungen wirkten fahrig, doch gleichzeitig strahlte er eine beängstigende Ruhe aus.
      „Lange genug um mich zu besiegen? Dann habe ich wohl nur eine Wahl um dich los zu werden.“ Er warf den Kopf in den Nacken und lies ein schallende Lachen ertönen. Es hallte zwischen den versengten und halb geschmolzenen Trümmern des Platzes wieder und lies Adegod das Blut in den Adern gefrieren. Geddon hörte plötzlich auf zu Lachen und senkte seinen Blick langsam wieder, bis er seinem Spiegelbild direkt in die Augen sah. Strähnen seines Haares hingen ihm ins Gesicht und die Sonne, welche er in seiner Hand erzeugte, warf einen bedrohlichen Schatten auf sein Gesicht.

      „Dann werde ich eben diese ganze Stadt auslöschen“, sagte der Pirat mit seltsam ruhiger Stimme. Bevor Adegod diese Worte richtig begreifen konnte, schleuderte sein Gegner die erste Sonne gen Kuppel. Sofort stieß der Marinekapitän sich vom Boden ab. Er wusste nun was er zu tun hatte. Während des ganzen Kampfes hatte er ein andere Lösung gesucht, doch wie sehr er es auch versuchte, ihm fiel keine ein. Die Explosion der Nova hüllte ihn vollkommen ein, als er sie mit seinem Körper abfing. Doch dieses mal spürte er keinen Schmerz. Stattdessen war er von einer Ruhe erfüllt, welche er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt hatte. Die Endgültigkeit der Entscheidung, die er soeben gefällt hatte, traf ihn, doch anstatt ihn zum wanken zu bringen, brachte sie ihm einen Abschluss. Geddon blickte auf seinen rauchenden Gegner. Mit einem Aufschrei erzeugte er zwei mannsgroße Sonnen. Die Hitze, welche sofort dadurch entstand, war in ganz Arlan zu fühlen. Die Lufttemperatur stieg sofort um mehrere Grad an. Die Gebäude in unmittelbarer nähe begannen zu schmelzen und zu brennen. Die Luft flackerte und schwarzer Rauch hüllte den gesamten Kampfplatz innerhalb von Sekunden ein. Es war wirklich die Hölle. Und inmitten dieses Infernos stand der Herr all dessen. Mit einem Aufschrei und hassverzerrter Fratze schleuderte er beide Sonnen Adegod entgegen. Dieser öffnete die Augen und blickte ruhig auf das Inferno unter ihm. Seine Haut verfärbte sich erneut. Doch nicht schwarz, wie sonnst, wenn er sein Rüstungshaki benutzte, sondern golden. Er holte mit aller Macht aus und schlug zu. Die beiden Sonnen zersprangen und erzeugten so einen Regen aus Feuer und Tod, der über ganz Arlan niederging. Adegod bereute dies, doch er wusste das es nötig war.
      „Was soll das? Gib endlich auf. Du kannst mir nichts anhaben. Ich bin du. Du kannst dich nicht selbst töten“, schrie Geddon. In seinen Augen flackerte der Wahnsinn, der durch das lodernde Inferno um ihn herum nur noch verdeutlicht wurde.
      „Und in diesem Punkt liegst du falsch“, antwortete Adegod ruhig, als er vor seinem Gegner erschien. Geddons Augen weiteten sich vor Schreck. Sein Blut verdampfte in der lodernden Hitze um ihn herum und im selben Moment zerfloss Adedod direkt vor ihm und löste sich auf. Geddon fiel auf die Knie und starrte ungläubig auf die Wunde in seiner Brust. Dort wo Adegods Arm ihn durchbohrt hatte. Endlich schloss er die Augen und stürzte nach vorne. Keine Welt in Flammen. Kein alles verschlingendes Inferno oder Berge von Leichen. Nichts großartiges passierte. Arma Geddon starb in Arlan mehr als 5000 Meter unter dem Meer in einer Lacke seines eigenen Blutes.

      „Du warst nur Chaos. Hass ohne Ziel und Verstand. Deine Stärke kam nur von deiner Zerstörungswut. Doch wahre Stärke kommt von seinen Freunden und dem Wunsch sie zu beschützen. Stärke im Dienste anderer wird immer stärker sein, als die Stärke, die dazu eingesetzt wird seine Feinde zu zermalmen.“ Adegod erhob sich keuchend. Er blickte an sich hinab und auf die Wunde, welcher er selbst in seinen Körper geschlagen hatte. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Mit jeder Sekunde floss Blut aus seiner Wunde und seine Lebenskraft schwand. Geddon war verschwunden und er würde ihm bald folgen. Langsam setzte er sich in Bewegung. Jeder Schritt zehrte an seinen Kräften. Sein Blick folgte einem Strom aus Blut, der sich plötzlich vom Boden erhob und in Richtung seiner Herrin flog. Die Rüstung des Krieges kehrte zu ihrer Besitzerin zurück. Adegod spürte eine Träne in seinen Augenwinkeln, welche jedoch augenblicklich verdampfte.
      „Es tut mir Leid Nina, aber ich werde nicht mehr erleben, wie du deinen Traum verwirklichst.“


      43 Jahre zuvor:

      Das junge Mädchen hüpfte lachend im Gras auf und ab. Ihr älterer Bruder sah ihr dabei zu. Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
      „Schau Aaron“, rief Nina und winkte ihm zu. Der Umhang, welchen sie sich umgebunden hatte, und der im Prinzip nur eine umfunktionierte Bettdecke war, flatterte leicht im Wind. Die Dämmerung senkte sich bereits über das Land und Nina blickte auf Aaron mit den letzten Sonnenstrahlen im Rücken. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah hinauf zu den schneebedeckten Bergen Roharrinions. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen über die Gipfel, bevor sie dahinter verschwand. Mit geschlossenen Augen genoss Nina den kühlen Wind, welcher von den schneebedeckten Hängen ins Tal wehte.
      „Eines Tages werde ich eine Heldin sein, die die Welt rettet“, schrie sie dem Wind entgegen. Fast so als wollte sie der Natur selbst ihren Wunsch kund tun. Aaron lächelte seine Schwester an.
      „Du wirst schon sehen Bruder. Ich werde die größte Heldin, die je gelebt hat.“


      Nina hielt plötzlich inne und blickte auf.
      „Ist etwas?“, fragte Markas, der sie stützte. Die Frau antwortete jedoch nicht, sondern streckte nur den Arm aus. Das Blut, welches auf sie zugeflogen kam, wurde sofort von ihrer Haut absorbiert.
      „Es ist also zu Ende“, sagte Miyuki und blickte in die Ferne. Schwarzer Rauch stieg von unzähligen brennenden Gebäuden in Arlan auf und die Schrei der Menschen erfüllten noch immer die Luft. Nina jedoch ignorierte all dies. Wie ihr Bruder auch, hatte sie in ihrem Leben schreckliche Fehler begangen. Doch wenn er es wieder gutmachen konnte. Wenn er in ihren Augen ein Held sein konnte, so konnte sie dasselbe tun. Ihre Wunden heilten, als sie und ihre Rüstung wieder eins wurden. Langsam schob sie Markas von sich weg und richtete sich zu voller Größe auf. Die Rüstung des Krieges hüllte erneut alles bis auf ihr Gesicht ein. Sie passte sich ihren Konturen an und verhüllte ihre weibliche Form nicht.
      „Es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden“, sagte sie und blickte ihre beiden Begleiter an. Diese schienen sie jedoch vollkommen zu ignorieren. Stattdessen starrten sie auf die Kuppel über ihnen.
      „Was zum“, entfuhr es Nina, denn nun spürte sie es auch. Ihr Atem formte kleine Wolken. Es war auf einen Schlag eiskalt geworden. Entgeistert starrte sie nun ebenfalls auf die Kuppel Arlans. Vor den Augen der Drei gefror diese nämlich gerade. Eine leichte Schicht Raureif legte sich über die gesamte Stadt. Selbst die Flammen, welche Geddons Inferno hinterlassen hatte, gefroren plötzlich. Fassungslos starrten Nina, Markas und Miyuki auf das Schauspiel.
      „Was geht hier vor?“



      Kapitel 174: Black Dog Barking
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      Chaos. Zerstörung. Tod. Atemlos verfolgten die Zuschauer vor den Bildschirmen das Spektakel. Nur wenige hatten sich entsetzt abgewandt. Die Meisten jubelten immer noch lautstark ihren Favoriten zu. Es war ihnen egal, dass dort unten auch unschuldige zu Schaden kamen. Die Show war dafür nur um so besser geworden. Man hatte ihnen versichert, das keine Gefahr bestand. Niemand würde Arlan lebend verlassen. Lord Fames habe für solche einen Fall vorgesorgt. Zwar waren viele enttäuscht gewesen, dass sie Arma Geddon kaum zu Gesicht bekommen hatten, da er jegliche Teleschnecken in seiner Umgebung vernichtet hatte, aber sie waren sich sicher, dass er noch öfters auf dem Schirm auftauchen würde. Es war ja nicht so, als würde jemand in der Lage sein ihn zu besiegen.
      „Hundertausend auf Arma Geddon. Zwanzigtausend auf den Bluthund. Fünfundsiebzigtausend auf Markas Devlion.“ Der Ansturm auf die Wettbüros hatte zu keiner Zeit nachgelassen. Die Menschen drängten und stießen einander. Wie wilde Tiere an einer Wasserstelle. Das Geschrei, das Gejubel, all dies wurde vom Sprecher übertönt.
      „Es sieht so aus, als würde sich das Dreierteam bestehend aus Markas Devlion, Miyuki Siddharta und der unbekannten Kämpferin in Richtung der U-Boote zurückziehen. Wollen sie etwas fliehen?“ Die letzte Frage des Sprechers wurde von lauten Buhrufen begleitet.
      „Ich denke nicht das sie dabei viel Glück haben werden“, fügte der Sprecher nun lachend hinzu. Geschickt warf er sein Mikrofon in die Luft, drehte eine Pirouette und fing es wieder auf. Die Menge jubelte ihm zu, während auf dem großen Bildschirm hinter ihm Bilder von panisch fliehenden Menschen gezeigt wurden. Menschenmassen stürmten in Richtung der U-Boote, welche sie aus Arlan wegbringen sollten. Stürzte jemand, so wurde er totgetrampelt und niemand blickte zurück. Und mit jedem Toten schien sich die Stimmung der Menge vor dem Bildschirm nur noch zu steigern. Alkohol floss in Strömen. Hier wurde das Leben in vollsten Zügen gefeiert. Wäre der Anlass dazu nicht so ein perverses Schauspiel gewesen, man hätte es beinahe genießen können.
      „Wenn man sich das hier so anschaut, fragt man sich, ob es die Menschheit überhaupt wert ist gerettet zu werden“, seufzte eine junge Frau. Sie stand in einer Seitengasse etwas abseits des Geschehens und betrachtete die Menschen kopfschüttelnd. Plötzlich begann das kleine Baby in ihren Armen zu schreien.
      „Sssshh“, meinte die Mutter mit einem einfühlenden Blick. Sie konnte es nicht verhindern. Ein jedes mal, wenn sie ihre Tochter anblickte, nahm ein glückliches Lächeln ihr Gesicht in Beschlag.
      „Keine Angst Layla. Deinem Papa passiert schon nichts da unten“, sagte Maria und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. Dann jedoch wandte sich ihren Blick wieder der großen Leinwand zu.
      „Beim Rest der Menschheit bin ich mir aber nicht so sicher.“


      „Bleibt ruhig.“ Er versuchte den andern Teilnehmern Mut zuzusprechen, doch wie sollte er das schaffen, wenn er selbst nicht wirklich an sein überleben glaubte. Doch trotzdem mussten sie jetzt zusammenhalten. Wenn sie auch nur den Hauch einer Chance haben wollte um zu überleben. Er verfluchte den Tag, an dem er die Münzer erhalten hatte. Der Tag, an welchem er die Chance auf ein neues Leben erhalten hatte. Doch was zuerst wie ein Traum schien, stellte sich schon bald als Alptraum heraus. Auf der Grandline hatte er sich einen Namen als Kopfgeldjäger gemacht. Fünfzig Millionen Berri Kopfgelder waren kein Problem gewesen und ermöglichten ihm und seiner Familie ein sicheres Leben in Wohlstand. Doch er hatte nicht genug bekommen. Er wollte mehr. Warum konnte er nicht mit seinem einfachen Leben zufrieden sein. Diese Frage, stellte sich Mark inzwischen, während er zwischen den Trümmern der Tribüne kniete. Das große Kolosseum von Arlan lag im sicheren Distrikt. Zumindest galt dies normalerweise. Doch in diesen Spielen gab es keine Regeln mehr. Es gab keinen sicheren Distrikt. Wenn keine Spiele stattfanden wurden in dieser Arena Schaukämpfe für die Touristen ausgetragen. Mark war sich sicher, dass dies in Zukunft nicht mehr der Fall sein würde. Kämpfer und Zivilisten kauerten in den Trümmern und Bogengängen des Kolosseums. Die Kämpfer wussten worauf sie sich eingelassen hatte, doch im Angesicht des Todes verlor ein jeder seinen Mut. Selbst Marks Beine zitterten und er wollte gar nicht daran denken, dass er seine Frau und Kinder womöglich nie wieder sehen würde. Er wollte ihnen doch nur ein gutes Leben in Mary Joa schenken. Frei von jeglichen Sorgen. Sein Blick schweifte über die anderen Anwesenden. Er biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein Schluchzen. Inzwischen wollte niemand hier mehr kämpfen. Sie alle wollten nur noch raus aus Arlan. Raus aus diesem Höllenloch. Diese Spiele waren anders, als die früheren. In diesen Spielen kämpften keine Männer und Frauen um eine glorreiche Zukunft. Diese Spiel waren der Jagdgrund von wahren Monstern. Marks Blick wurde zu den rauchenden Trümmern der Nordtribüne gezogen. Darunter lag eines jener Monster und auch wenn er nicht naiv genug war daran zu glauben, dass es den Einsturz nicht überlebt hatte, so hoffte er es zumindest. Jedoch hatte es etwas geschafft, was er niemals für möglich gehalten hätte.
      Zivilisten und Kämpfer.
      Piraten und Kopfgeldjäger.
      Alle hatten an einem Strang gezogen um die Kreatur zu vernichten.

      Hustend erhob Mark sich nun von seinem Platz. Die Frau, welche seine Wunden versorgte, wollte ihn zurückhalten, doch er lies es nicht zu. Stattdessen suchte er den Blick der Umstehenden.
      „Wir müssen ruhig bleiben. Wenn wir von hier weg wollen, müssen wir die Ruhe bewahren und zusammenhalten.“ Er sah in die Augen mehrerer gesuchter Verbrecher, welche ihn unruhig anstarrten. Zu seiner Erleichterung nickten sie ihm nun zu.
      „Ich weiß, dass jeder hier sich der Risiken der Teilnahme bewusst war, doch die Regeln haben sich geändert. Ich möchte nicht sinnlos sterben. So wie es zurzeit ausschaut wird Arma Geddon alles hier vernichten und wenn der Sieg schon nicht zu erreichen ist, so werde ich zumindest alles in meiner Kraft stehende daran setzen um zu meiner Familie zurückzukehren.“ Zustimmendes Gemurmel brandete ihm entgegen und zum ersten Mal seit dem Angriff des Monsters erlaubte Mark sich ein grimmiges Lächeln.
      „Sind die Bomben in Position?“, schrie er nun den Leuten zu, welche sich etwas entfernt aufhielten. Diese nickten.
      „Diese Sprengladungen hätten noch sehr hilfreich sein können. Bei unserer Flucht zum Beispiel. Erinnerst du dich?“, meinte eine junge Zivilistin. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und starrte ihn durchdringend an. Ihr langes, grünes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, welcher bis zu ihrem Hintern reichte.
      „Ich will nur vorbereitet sein“, erwiderte Mark und richtete seinen Blick auf den Trümmerberg.
      „Vorbereitet auf was? Sieh dich doch einmal um. Wir haben unzählige Verletzte hier. Männer und Frauen, die noch niemals eine Waffe in Händen hielten. Wir brauchen jedes bisschen Feuerkraft, welches wir in die Finger bekommen können. Dort draußen laufen noch ganz andere Kaliber herum.“ Mark wollte gerade antworten, als ein leichtes Erdbeben das Kolosseum erschütterte. Die Menschen um ihn herum schrien überrascht auf.
      „Vielleicht ist die Titanenschildkröte nur unruhig“, stammelte die junge Zivilistin, doch es war ihr anzusehen, dass sie selbst nicht daran glaubte. Stattdessen starrte sie, wie alle anderen auch, auf die zerstörte Nordtribüne. Ein Felsbrocken bewegte sich. Mark konnte das Entsetzen wie eine Welle durch die Menge gehen sehen. Er jedoch fühlte sich seltsam ruhig. Er hatte sein Schicksal anscheinend akzeptiert, auch wenn er es irgendwie nicht glauben konnte. Wenn das Zusammenbrechen von tausenden Tonnen Stein das Monster nicht töten konnte, dann konnten es ein paar lächerliche Explosionen mit Sicherheit nicht. Seine Kehle fühlte sich trocken an, als er den Befehl trotzdem aussprach.
      „Jagt das Monster in die Luft!“ Er schrie den Befehl laut und bestimmend, auch wenn er selbst nicht an den Erfolg des Unterfangens glaubte.
      „Ich hoffe immer noch, dass ich euch wiedersehen werde. Auch wenn es erst im nächsten Leben so weit ist.“ Mark schloss die Augen. Er spürte die Erschütterung, welche die Explosion verursachte. Selbst durch seine geschlossenen Augenlider konnte er den Lichtblitz sehen. Und er musst die Augen nicht einmal öffnen um zu erfahren, dass der Plan fehlgeschlagen war. Die entsetzten Schreie um ihn herum reichten als Bestätigung. Die Flüchtlinge schrien voller Panik, als sich etwas aus dem Rauch der Explosion schälte. Die Figur schien in Flammen zu stehen, doch grinste immer noch.

      Diese dämonische Kreatur konnte wahrhaft nur als Monster bezeichnet werden.
      Niemand entkam ihr.
      Sie war schneller und stärker als alle Anwesenden. Und sie tötete mit grausamer Effizienz.
      Niemand entkam ihr.
      Mark wagte es nicht die Augen zu öffnen. Stattdessen dachte er krampfhaft an seine Familie, während immer mehr Schreie um ihn herum abrupt verstummten. Schließlich blinzelte er jedoch. Und nun sah er sie. Das Monster stand direkt vor ihm und lächelte ihn an. Ihre feuerroten, kurzen Haare. Ihre zerschlissene Sträflingskleidung, welche ihren muskulösen Bauch freiließ. Die Hände, die zu Klauen transformiert waren, und von denen das Blut hinab tropfte.
      „Bitte.... Ich will nicht...“, begann Mark zu stammeln, doch sein Flehen kam zu einem abrupten Ende, als Flare seinen Kopf mit einem Prankenhieb einfach zerfetzte.
      „Halt dein verficktes Maul. Ich hasse es wenn sie Betteln und Verhandeln“, stöhnte der Bluthund und leckte etwas der roten Lebensflüssigkeit von ihren Krallen.
      „Das ist wirklich ätzend nicht war. Menschen sollten leise sterben und mich nicht nerven“, sagte sie nun und wandte sich der letzten Überlebenden zu. Die junge Zivilistin kauerte zitternd an eine Säule inmitten der Arena. Ihr Blick war von Schrecken erfüllt, während sie Flare anstarrte. Sie hatte ihr die ganze Zeit zugesehen. Zugesehen wie der Bluthund Männer, Frauen und Kinder getötet hatte. Ohne zu zögern. Einfach so löschte dieses Monster Leben aus. Geschichten... Schicksale. Sie hörten von einem Moment auf den Anderen auf zu existieren. Einfach so.
      Die Frau schluchzte. Flare kam langsam auf sie zu.
      „Hör auf zu heulen, oder ich hänge dich an deinen eigenen Eingeweiden auf.... Ganz toll jetzt pisst du dich auch noch an.“ Flare war nun bis auf wenige Schritte an ihr letztes Opfer herangekommen und blickte die junge Frau voller Ekel an.
      „Ihr Schwächlinge widert mich an.“ Sie spuckte der Frau ins Gesicht. Diese zuckte zwar kurz zusammen, zeigte aber sonst keinerlei Reaktion, sondern starrte nur weiter mit schreckgeweiteten Augen auf den Bluthund.
      „Solange ihr auf euren gemütlichen Sofas oder Tribünen sitzt, ist alles gut und Recht. Ihr lacht über das Unheil anderer. Ihr amüsiert euch, während der Rest sich im Dreck windet. Selbst der Tod ist nur Unterhaltung für euch. Den ihr seid sicher. Sicher auf der anderen Seite der Glasscheibe.“ Flare packte die Junge Frau am Hals und hob sie hoch. Die Zivilistin wehrte sich nicht einmal, sondern starrte ihre Peinigerin nur röchelnd an.
      „Der Tod ängstigt euch nicht, denn in eurer Welt ist er etwas großes. Der Held opfert sich in lautem Getöse um alle zu retten. Ich lacht darüber, weint um ihn, oder fiebert einfach nur der nächsten Episode entgegen. Dem nächsten Schicksal. Solange ihr Sicher seit, denkt ihr, das ihr von der Moral befreit wärt. Oder noch schlimmer, dass ihr moralisch über Anderen steht. Doch hier sind wir auf einem wirklichen Schlachtfeld. Hier gibt es keine Moral, sonder nur töten und getötet werden. Dies ist das wahre Leben und der Tod ist kein episches letztes Aufbäumen. Kein Opfer für das Wohle aller. Der Tod ist banal. Dein Leben und Sterben ändert gar nichts. Dein Leben... deine Träume und Hoffnungen.... alles endet einfach...so.“

      Die junge Zivilisten starrte Flare mit vor Schrecken geweiteten Augen an, doch bevor ihr Leben endete, traf etwas den Bluthund. Die junge Frau blinzelte, als sie von zwei starken Armen sanft aufgefangen wurde. Sie blickte in das Antlitz ihres Retters. Sie kannte den Mann nicht, doch wirkte er irgendwie vertraut. Sein langes, blondes Haar wogte sanft im Wind. Er lächelte sie freundlich an. Sie konnte seine muskulöse, unbedeckte Brust sehen. Es hatte ihr den Atem verschlagen, doch die Hoffnung keimte deutlich in ihren Augen auf. Es war wie in einem Märchen und ihr Prinz hatte sie soeben... hatte sie soeben... Ungläubig starrte sie auf ihre Brust. Die Hoffnung in ihren Augen erstarb, während ihr Retter in schallendes Gelächter ausbrach. Beiläufig warf er die sterbende Frau beiseite.
      „Siehst du Flare, dass ist dein Fehler. Deine Morde sind so banal. Genauso wie du es gesagt hast. Du tötest und dann tötest du ein bisschen mehr. Wo bleibt da die Freude? Die Kreativität? Zuerst musst du deinen Opfern Hoffnung schenken, nur um diese dann kaltblütig zu ermorden. Die Hoffnung in den Augen seiner Opfer sterben zu sehen, ist das größte Vergnügen“, meinte der Mann, während sich sein Äußeres veränderte. Seine Haare verfärbten sich zu einem sehr dunklen Braun und ein Großteil fiel einfach zu Boden. Der Mann fuhr sich nun über seinen zurückgegangen Haaransatz und seine Geheimratsecken. Sein Oberkörper war nicht mehr frei, sondern er trug einen Anzug und einen schwarzen Wintermantel. Sein Gesicht war von Falten durchzogen, welche sein Alter zeigten. Lächelnd wartete er darauf, dass sich Flare aus dem Trümmerhaufen erhob, welcher durch ihren Einschlag in die Südtribüne entstanden war.
      „Fick dich Samuel. Fick dich“, schrie sie ihn wütend an. Diese lachte jedoch nur.
      „Das hab ich heute schon gemacht“, erwiderte er mit einem Zwinkern, während der Bluthund wütend auf ihn zu stapfte. Ein Anblick, der die meisten vor Angst schreiend das Weite hätte suchen lassen, doch Crowley wich keinen Zentimeter zurück. Selbst als Flare sich direkt vor ihm aufbaute. Sie überragte ihn um beinahe einen halben Kopf. Selbst als sie ihn am Kragen packte, zeigte er keine Reaktion, sondern grinste sie nur an.

      „Warum bist du hier?“
      „Langweile. Ich muss mir noch etwas die Zeit vertreiben, bevor ich Megan treffen kann.“
      „Eine andere Frau“, knurrte Flare und Crowley zog überrascht eine Augenbraue nach oben.
      „Es ist rein geschäftlich. Ich kann es nicht gebrauchen, dass du wieder überreagierst.“
      „Überreagieren?“, sagte Flare und schüttelte Crowley etwas durch.
      „Das letzte Mal hast du eine ganze Stadt niedergebrannt und alle Einwohner umgebracht, nur weil ich etwas mit einer Hure von dort hatte“, antwortete Crowley und starrte ihr direkt in die Augen. Ohne Vorwarnung schleuderte Flare ihn nun zu Boden und setzte sich auf ihn.
      „Vergiss nicht, dass du mir gehörst.“
      „Flare es ist genug von mir für alle da. Allein in Arlan bin ich zurzeit acht Mal.“ Seine Worte ignorierend, verstärkte sie den Druck ihres Beckens auf das Seine. Sie strich über die Innenseite seines Mantels, lockerte seine Krawatte und begann schließlich damit sein Hemd aufzuknöpfen. Er wehrte sich nicht, sondern lies sie still gewähren. Unablässig sah sie ihm dabei in die Augen und er erwiderte ihren Blick. Keine Liebe oder dergleichen war darin zu erkennen. Nur Lust. Wie ein wildes Tier starrte sie ihn an.
      „Das dich Morden immer so scharf machen muss“, stöhnte er.
      „Dir geht es doch genauso“, meinte Flare, während sie die Blutspuren, die ihre Hände auf Crowleys nackter Brust hinterlassen hatten, ableckte.
      „So sehr ich das jetzt auch genießen würde, bin ich nicht deswegen hier.“
      „Weswegen dann?“ Flare hielt inne und starrte ihn verdutzt an. Diese Gelegenheit nutzte Crowley um sie von sich weg zustoßen und aufzustehen. Der Bluthund knurrte wütend, während er sich sein Hemd wieder zuknöpfte.
      „Du weißt, dass ich mir nehmen könnte, was ich will.“
      „Ohne mein Einverständnis?“, meinte Crowley mit hochgezogenen Augenbrauen.
      „Obwohl... das würde dir wahrscheinlich nur noch besser gefallen“, beantwortete er auch sogleich seine eben gestellte Frage.
      „Doch ich denke, dass es etwas gibt, was dir noch mehr Spaß bereitet als Ficken“, sagte er und beim letzten Wort verzog sich seine Mine für eine Sekunde. Fast so als hätte er etwas ekelhaftes gekostet.
      „Und das wäre?“, fragte Flare. Ungeduldig tippte sie mit dem rechten Fuß auf den Boden. Mit verschränkten Armen starrte sie ihr Gegenüber an. Dieser lachte jedoch nur.

      „Der schwarze Hund ist hier“, war seine Antwort. Eine Antwort, welche das Gesicht von Flare merklich aufhellte. Eine bösartige Fratze verzerrte ihre Gesichtszüge.
      „Wo ist sie?“, fragte der Bluthund. Ihre Frage wurde sogleich beantwortet, als jemand sie am Hinterkopf packte und mit aller Wucht gegen den Boden rammte. Der harte Sandboden der Arena brach auf und eine große Staubwolke wurde aufgewirbelt.
      „Hier“, antwortet Crowley lapidar, während er sich etwas zurückzog. Er wollte diesen Kampf genießen und konnte es nicht riskieren, dass dieser Körper als Kollateralschaden draufging. Flare hatte unterdessen nicht einmal die Chance sich wieder aufzurappeln, da ihr Angreifer sie nicht losließ, nachdem er sie in den Boden gerammt hatte. Stattdessen hielt er ihren Hinterkopf fest umklammert und zog sie nun quer durch die Arena. Der Boden brach auf und sie hinterließ eine tiefe Furche, während sie durch die Arena geschliffen wurde. Schließlich jedoch gelang es ihr sich loszureißen. Mit aller Kraft stieß Flare sich ab und raste schnurstracks auf eine der wenigen intakten Mauern des Kolosseums zu. In der Luft schlug sie einen Salto und so trafen ihre Füße auf die Mauer. Blitzschnell stieß sie sich ab und raste auf ihren Angreifer zu. In der Luft holte sie zum Schlag aus. Ihr Gegner machte jedoch keinerlei Anstalten auszuweichen oder den Angriff abblocken zu wollen. Stattdessen holte der schwarze Hund nun ebenfalls aus. Die Beiden trafen mit voller Wucht aufeinander. Jedoch nicht eine Faust auf die Andere. Stattdessen hatten beide ihre Faust im Gesicht des jeweils Anderen vergraben. Die Wucht des Schlages war in der gesamten Arena zu spüren und beide Kontrahenten wurden zurückgeschleudert. Jedoch ließen sie sich keine Sekunde Zeit und sprangen direkt wieder auf die Beine.
      „Du verfickte Schlampe von Marineadmiral. Ich werde deine Haut als Segel benutzen“, knurrte Flare und wischte sich etwas Blut aus dem Mundwinkel. Ihr Gegenüber nahm einen tiefen Schluck aus seinem Flachmann. Lucy Hawthorne, der schwarze Hund knackte mit den Knöcheln.
      „Die Hunde, welche am lautesten bellen, haben die kleinsten Schwänze... Ich meine du hast keinen Schwanz, aber du weißt sicher was ich meine.“ Lucy rülpste lautstark und blickte ihre Gegnerin herausfordernd an.
      „Dreckige Schlampe“, schrie Flare und spie dabei Speichel und Blut in Richtung Lucys. Diese rieb sich nur ihren etwas Steifen Hals und grinste.
      „Dir räudigen Straßentöle werde ich noch Manieren beibringen.“ Crowleys Blick huschte zwischen den beiden Frauen hin und her. Der Bluthund gegen den schwarzen Hund. Er hatte keine Ahnung wer gewinnen würde, aber im besten Falle würde die Kleidung der Beiden den Kampf nicht überstehen.
      So hätte zumindest er gewonnen.



      Kapitel 175: Live it up
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      „Schlampe!“
      „Hure!“
      „Miststück!“
      „Drecksfotze!“
      Die Frauen schrien sich weiter Beleidigungen an den Kopf, während der einzige Zuseher gemütlich auf einer noch intakten Tribüne Platz nahm. Er schlug ein Bein über das Andere und neigte den Kopf leicht.
      „Dieser Kampf sollte ein guter Zeitvertreib sein, bis mein Date eintrifft“, dachte er sich, während er ein altes, vergilbtes Foto betrachtete. Crowleys Blick fiel auf Flare, die gerade angriffslustig die Arme ausstreckte und Lucy eine weitere Beleidigung an den Kopf warf.
      „Tausend Berri auf sie“, sagte eine Person zu seiner Linken. Er zuckte nur mit den Schultern und stimmte dann zu.
      „Es macht keinen Spaß, wenn du auf dieselbe Person setzt wie ich“, sagte die Person.
      „Jedoch wäre ein Spiel bei dem ich nur gewinnen kann noch langweiliger“, erwiderte Crowley und sah sich selbst an, bevor sein Double mit ihm verschmolz. Der Pirat knackte mit den Knöcheln, als seine Kraft mit der seines Klons vereint wurde. Fast beiläufig wischte er die Lehmkrümel hinfort, welche auf seinem Mantel zurückgeblieben waren und wandte sich dann wieder dem Kampf in der Arena zu.
      „Ausweichen“, schrie er.

      Flare wandte instinktiv den Kopf nach ihrem Bruder um. Einen Fehler, welchen sie im nächsten Moment bitter bereute, als Lucys Schlag sie quer über das Kampffeld fliegen lies. Sie konnte sich zwar in der Luft stabilisieren und landete auf den Beinen. Dabei riss sie jedoch den Boden unter sich auf. Außerdem schmerzte ihr Kiefer höllisch. Mit einem lauten Knacken renkte sie ihn wieder ein und spuckte wütend auf den Boden.
      „Der Tod ist viel zu gut für dich Schlampe“, knurrte der Bluthund und transformierte seine Hände ihn Krallen. „Ich werde dir jede deiner Gliedmaßen einzeln abschlagen und dich dann als hilflosen Torso zurücklassen“, sagte sie bösartig grinsend. Dabei entblößte sie ihre Reißzähne. Flare ging nun in die Hocke und man konnte sehen wie sie alle Muskeln ihres Körpers anspannte. Im nächsten Moment war sie bereits verschwunden und ließ nur eine Staubwolke zurück. Lucy hatte den Angriff kommen sehen. Sie hätte ausweichen können oder blocken. Jedoch entschied sie sich für den dritten Lösungsansatz. Sie holte mit aller Macht aus und schlug zu. Es prallten jedoch nicht die Fäuste der beiden Frauen aufeinander. Darauf hatte keine der Beiden abgezielt. Stattdessen vergruben sie ihre Fäuste im Gesicht der jeweils Anderen. Flares Ansturm kam zum Stillstand. Lucy wich keinen Meter zurück. Anstatt die Andere zurückzudrängen, schlugen die beiden Frauen unbarmherzig aufeinander ein. Blut spritzte durch die Luft, doch die Schläge wurden weder schwächer, noch ließen sie nach. Schlag um Schlag erzitterte das Schlachtfeld und die Körper der beiden Frauen.
      „Naja Flare hatte noch nie das Aussehen eines Models, aber um Lucys Gesicht ist es echt Schade. Zum Glück hab ich sie bereits in meiner Datenbank gespeichert.“ Crowley lehnte sich etwas zurück und betrachtete das Schauspiel grinsend. Es unterhielt ihn prächtig. Er fand es entspannend im Gegensatz einmal die Gewalt von außen zu genießen ohne selbst der Ausführende zu sein. Interessiert beugte er sich nach vorne, als die Schlagserie der Zwei endlich versiegte und der Staub sich legte. Es hatte beinahe eine Stunde gedauert und ihm war schon etwas langweilig geworden, doch nun ging es ja endlich mit einem etwas anderen Programm weiter. Flare und Lucy hingen sich schwer atmend in den Armen. Die Gesichter der Beiden waren aufgequollen und sie bluteten stark aus mehreren Platzwunden. Keuchend torkelten nun beide zurück.

      „Diese Schläge hätten einen Seekönig zerfetzt. Respekt“, keuchte Lucy und fiel auf die Knie. Ihr Staubmantel rutschte von ihren Schultern.
      „Du verfickte Schlampe. Ich werde... uargh...“ Flares Fluch verstummte, als die Piratin sich lautstark in den Sand der Arena übergab. Sie stürzte nach vorne und verfehlte ihr Erbrochenes nur knapp. Sich auf den Rücken rollend, betrachtete Flare nun schwer atmend die Tiefsee über sich. Sie konnte nicht glauben, das ihre Regeneration so lange brauchte. Ein Testament für die Stärke von Lucy Hawthorne.
      „Verdammte Hure“, knurrte der Bluthund und erhob sich zitternd. Die Schmerzen waren noch immer überwältigend und die Wunden würden noch lange nicht vollständig geheilt sein, aber sie konnte fühlen wie mit jeder Sekunde mehr ihrer Kraft zurückkehrte. Flare zwang sich zu Lächeln. Ihre Verletzungen heilten, doch die von Lucy würden.... Flares Kinnladen klappte hinunter, als sie die Admiralin sah. Keinerlei Spuren ihrer Schläge waren mehr in Lucys Gesicht zu erkennen. Sie streckte sich gerade und verstaute einen Flachmann im inneren ihres Mantels, welchen sie wieder angezogen hatte. Dieses Mal war sie sogar in die Ärmel geschlüpft, damit sie ihn nicht noch einmal verlieren würde.
      „Ahh ein Schluck Hochprozentiger wirkt so vitalisierend. Nicht wahr“, fragte die Marineadmiralin nun grinsend. Jedoch lies sie ihrem Gegenüber keine Zeit für eine Antwort, sondern rammte Flare stattdessen ihre Faust mit aller Macht in die Magengrube. Der Bluthund schrie auf und spuckte Blut und Magensaft auf Lucys Ärmel. Diese zog ihre Hand nun angewidert zurück.
      „Beweis zumindest etwas Klasse“, knurrte sie und verpasste Flare einen Schlag mit dem Ellbogen ins Kreuz. Die Piratin brach zusammen.
      „Flare Scarlet im Namen der....“ Lucy hielt inne und starrte auf die schwer atmende Frau zu ihren Füßen. Dann verpasste sie Flare einen mächtigen Tritt gegen die Seite ihres Kopfes wodurch die Piratin wie eine Stoffpuppe durch die Luft geschleudert wurde und nun auf dem Rücken landete. Lucy stellte ihren Fuß nun auf der Brust ihrer geschlagenen Gegnerin ab und grinste.
      „Flare Scarlet im Namen der Weltregierung und all ihrer Mitgliedsstaaten nehme ich dich hiermit wegen deiner grausamen Verbrechen gegen die Menschen aller Weltmeere fest. Im Einklang mit der Order Sechsundsechzig unter Admiral Sakazuki, welche es jeglichem Marinemitglied mit dem Rang eines Vizeadmirals oder höher erlaubt bei besonders schwerwiegenden Fällen eine sofortige Exekution durchzuführen, verurteile ich dich hiermit ebenfalls zum Tode. Dieses Urteil tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft und wird nun am 8. Juli 1517 ausgeführt.“ Lucy ratterte die Verurteilung monoton herunter. Währenddessen machte Flare nicht einmal die Anstalt zur Flucht. Sie lag nur schwer atmend zu Füßen der Admirälin. Offensichtlich unfähig sich zu bewegen.

      „Wer hätte gedacht, dass sich Lucy Hawthorne derart genau an das Protokoll hält“, dachte sich Crowley. Er lehnte sich etwas zurück und nahm einen Zug aus der Pfeife, welche er sich während der Schlägerei der beiden Frauen gestopft hatte. Natürlich wusste er um die neuen Gegebenheiten innerhalb der Marine Bescheid. Er rechnete es Sakazuki hoch an, dass er sich weder Fames noch Orinto gebeugt hatte. Der Flottenadmiral war ein Idealist. Jemand der nur der absoluten Gerechtigkeit diente. Der Weltregierung als Institution und nicht einzelnen Personen. Dies lies ihn weder zum Schoßhund von Orinto noch Fames werden. Was Crowley jedoch noch mehr am roten Hund schätzte, war seine Berechenbarkeit. Sakazuki hatte viele Ordern erlassen, welche verhindern sollten, dass die Marine in den Krieg der Weisen hineingezogen wurde. Crowley wandte sich nun wieder dem Kampf der beiden Frauen zu. Die Marine konnte warten. Zurzeit genoss er sein Spiel viel zu sehr, um sich mit seinen Marine Alter-Egos aufzuhalten. Gelangweilt gähnend blickte er auf seine Uhr.
      „Flare lässt sich ganz schön Zeit. Lucy scheint ihr doch mehr zugesetzt zu haben, als ich vermutet hatte.“ Der Zeiger seiner Uhr bewegte sich unerbittlich vorwärts. Es war noch zu früh um aufzubrechen und wenn Flare jetzt wirklich verloren hätte, so wäre er sich das nächste Ziel von Lucy. Crowley wollte bereits aufstehen, als eine plötzlich Explosion den Kampfplatz erschütterte.
      „Na endlich“, dachte er sich und lies sich seufzend wieder auf seinen Platz zurück sinken.
      „So jetzt wird es wirklich interessant.“

      Lucy stöhnte und fuhr sich über die Stirn. Sie blutete stark aus einer Platzwunde und ihre Sicht wurde dadurch erheblich behindert.
      „Verdammt trotz Rüstungshaki“, stöhnte sie auf und wischte sich etwas Blut aus dem Gesicht. Mit einem schnellen Handgriff zog sie einen weiteren Flachmann aus einer der unzähligen Innentaschen ihres Mantels und lehrte ihn schnell.
      „Damit bleiben noch acht übrig.“ Die Platzwunde auf ihrer Stirn schloss sich und entschlossen starrte sie nun das Ding an, welches früher einmal Flare Scarlet gewesen war. Die sechs Augen des Höllenhundes starrten sie gierig an. Der Speichel, der aus dem linken Maul tropfte, traf zischend auf den Arenaboden. Zurück blieb nur ein tiefes Loch. Der rechte Kopf schnaubte und stieß eine Stichflamme durch seine Nasenlöcher aus. Lucy spannte ihren Körper nun an.
      „Whiskey-Road“, schrie sie und streckte die Arme gen Himmel. Ein mächtiger Schwall edelster Whiskey schoss nun daraus hervor und bildete eine verschlungene Linie am Himmel. Im nächsten Moment zermalmten die Zähne von Flares mittleren Kopf den Boden der Arena, wo soeben noch Lucy gestanden hatte. Diese blickte nun von oben auf die Zerstörung hinab. Sie konnte ihren Alkohol zur Fortbewegung nutzen, genauso wie Magellan sein Gift, doch sie wählte eine etwas andere Herangehensweise. Grinsend klopfte sie sich auf die Brust und lies einen lautes Rülpsen entweichen. Anstatt durch den Alkohol zu Reisen und ihn so zu verschwenden, trank sie ihn lieber auf. Lucy holte nun tief Lust und stieß eine mächtige Wolke Alkoholdampf aus, welche sich sofort über das Kolosseum legte. Ein normaler Mann würde nach einem Atemzug sturzbetrunken umfallen, doch sie glaubte nicht, dass dies bei Flare Scarlet funktionieren würde. Schon gar nicht nach deren Transformation. Aber darauf hoffte sie auch nicht. Stattdessen verhielt sich der Bluthund genau wie erwartet. Der rechte Kopf stieß einen mächtigen Flammenstoß aus und entzündete so die Wolke. Für einen Moment erhellte ein gewaltiger Feuerball die Arena und selbst Crowley musste schützend die Hand vor die Augen halten. Der gewaltige Höllenhund suchte fieberhaft nach einer verkohlten Leiche, welche zu Boden stürzte, doch er fand keine. Stattdessen wurde er durch ein Pfeifen auf eine Person direkt vor ihm aufmerksam gemacht. Sie war vollkommen schwarz, doch das lag nicht daran, dass sie verbrannt worden war. Vollkommen von ihrem Rüstungshaki eingehüllt starrte Lucy in die sechs Augen Flares.

      Im nächsten Moment verlor der Höllenhund den Boden unter den Füßen. Der Kinnhaken, welchen die Admirälin gegen seinen mittleren Kopf ausführte, war von solcher Wucht, dass der gigantische, mehrere Häuser große Cerberus in die Luft geschleudert wurde.
      „Das sollte dir...“ Lucys Ansage wurde abrupt unterbrochen, als Flare sie aus der Luft mit einem mächtigen Prankenhieb angriff. Die Admirälin wurde mit solcher Wucht zu Boden geschleudert, dass der ganze Boden innerhalb der Arena Risse bekam. Beim Aufprall hustete sie eine Ladung Blut.
      „Trotz meines Hakis“,schoss es Lucy durch den Kopf. Ihr gesamter Körper schmerzte. Sie hatte Mühe aufzustehen, doch schließlich kam sie zitternd auf die Beine. Etwas verdunkelte die künstliche Sonne Arlans und sie wusste, dass diese nichts gutes bedeuten konnte. Im nächsten Moment erkannte sie voller Schreck was es war. Tausende Haare von Flare schossen wie Nadeln auf sie zu. Es blieb keine Zeit mehr um auszuweichen. Lucy festigte ihren Stand und hüllte ihren Körper mit Rüstungshaki ein. Im nächsten Moment heulte sie schmerzerfüllt auf.
      Trotz ihres mächtigen Hakis hatten sich die Nadeln mehrere Zentimeter tief in ihren Körper gebohrt. Stark blutend stürzte die Admiralin nun auf den Boden. Ihre Beine hatten einfach nachgegeben. Keuchend und mit schmerzverzerrten Gesicht versuchte sie einen weiteren Flachmann aus ihrem Mantel hervorzuholen, doch sie kam leider nicht mehr dazu. Flare hatte wieder ihre menschliche Gestalt angenommen und zermalmte ihre Hand mit einem mächtigen Stampfangriff. Ein weiteres Mal heulte Lucy auf. Das Grinsen war auf Flares Gesicht zurückgekehrt und es war bösartiger denn je. Knackend renkte sie ihren Kiefer ein zweites Mal wieder ein. Blut rann ihr über das Gesicht und ihr Blick spiegelte blanken Wahnsinn wieder.
      „Du kannst Alkohol dazu benutzen deine Zellen zu reparieren. Jedoch nicht den, welchen du mit deiner Kraft erzeugst“, meinte der Bluthund und zertrümmerte auch noch den zweiten Arm Lucys. Diese hustete nur eine Ladung Blut.
      „Eine Alkoholfrucht“, lachte Flare und packte die Admirälin am Kragen. Sie brachte ihr Gesicht nah an das ihrer Feindin heran.
      „Was für eine sinnlose Frucht. Sie ist für nichts gut, außer ein paar lächerliche Taschenspielertricks auszuführen. Ich dagegen bin der Höllenhund. Ich bin das Schlimmste was die Hölle zu bieten hat, da ich ihr Wächter bin. Es ist eine Macht, welche man nicht mit Rationalität kontrollieren kann. Bleibe ich zu lange in der Gestalt des Cerberus verliere ich mich für eine Woche. Eine Woche lang vernichte ich alles, was mir in den Weg kommt. Dies ist eine Macht, welche unaufhaltsam ist.“ Flare schrie ihren Triumph laut hinaus, jedoch erhielt sie nicht die erhoffte Antwort von Lucy. Denn die Admiralin der Marine lachte nur.

      „Du bist lächerlich. Das Leben bietet so viel mehr, als Kämpfen. Was nicht heißt, dass ich einen guten Kampf nicht zu schätzen weiß.“ Plötzlich holte Lucy aus und verpasste ihrer Gegnerin eine Kopfnuss. Obwohl sie keine Arme zum zuschlagen mehr hatte, schaffte sie es trotzdem Flare immer noch Schmerzen zuzufügen. Der Bluthund lies die Admiralin los und torkelte heulend zurück. Mit schmerzverzerrten Gesichtsausdruck starrte sie Lucy an, während sie die Hände auf ihre Stirn presste.
      „Du verstehst meine Frucht überhaupt nicht. Sie ist mit Sicherheit nicht die Beste für den Kampf, doch das sollte sie auch nie sein. Das Kampfpotenzial der Alkohol Paramecia ist etwas, das ich in meiner Freizeit auslote. Von Anfang an habe ich mich, im Gegensatz zu vielen anderen Fruchtnutzern, nie auf meine Kraft verlassen.“ Lucy biss die Zähne zusammen. Unter unglaublicher Anstrengung und Schmerzen hob sie ihre zerschmetterten Arme und ballte die Hände zu Fäusten.
      „Dies ist es worauf ich mich im Kampf verlasse“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Doch trotz der Schmerzen, welche sie gerade spürte, grinste die Admiralin. Langsam lies sie die Hände wieder sinken.
      „Die wahre Kraft meiner Frucht lag nie in ihrer Zerstörungskraft oder ihrer Macht Kämpfe zu entscheiden. Nach so etwas habe ich auch niemals gestrebt. Die wahre Kraft meiner Frucht liegt darin Leute zusammenzubringen. Alkohol ist nur ein Mittel zum Zweck. Es sind die Menschen mit denen man ihn teilt, welche den wahren Genuss ausmachen. Es ist nicht der Alkohol, der mich stark oder mutig macht, sondern die Menschen. Meine Freunde. Meine Untergebenen. Mein Mentor. Sie geben mir die Entschlossenheit alles zu erreichen, was ich mir vornehme.“
      „Du verfickte Hure“, schrie Flare. Ihr Gesicht glich mehr einer dämonischen Fratze, als das einer Frau. Ihre roten Haare schienen wie Stacheln von ihrem Kopf abzustehen. Speichel tropfte aus ihrem aufgerissenen, mit Reißzähnen bewehrten Maul. Jeder Muskel ihres Körpers war sichtlich angespannt und dicke Adern zogen sich deutlich sichtbar dadurch. Die Augen hatten jegliche Menschlichkeit verloren und waren nur noch zwei glühende, rote Lichter.
      „Ich werde dir dein Herz aus der Brust reißen“, schrie Flare. Lucy gelang es gerade noch rechtzeitig einen Schluck aus einem ihrer Flachmänner zu nehmen.
      „Da kommst du leider zu spät Bluthund. Mein Herz hat schon Jahren aufgehört zu schlagen!“



      Kapitel 176: Der Fall des Hundes
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      Flares Faust zermalmte den Boden, wo Lucy soeben noch gestanden hatte. Doch sie tat noch mehr. Lucy konnte Brandspuren, sowie Verätzungen an den Rändern des Loches erkennen. Ihre Gegnerin war den Kopf in den Nacken und brüllte. Es war nichts menschliches mehr an diesem Schrei. Viel mehr klang Flare wie eine wilde Bestie. Die Augen der Admiralin huschten zwischen Flare und ihrer Umgebung hin und her. Der Großteil der Arena war bereits vollkommen zerstört. Überall verunstalteten Einschlaglöcher den ehemals ebenen Boden. Die Säulen, die eins Sichtschutz boten und taktisches Vorgehen ermöglichten, waren umgeworfen und zerschmettert. Lucys Aufmerksamkeit wurde nun wieder auf ihre Gegnerin gelenkt, als sie es gerade noch rechtzeitig schaffte einem weiteren Schlag von Flare auszuweichen. Nun erkannte sie auch, weshalb die rechte Faust des Bluthundes plötzlich ein derartige Zerstörung anrichtete. Die Hand war in einen Cerberuskopf transformiert worden. Ätzender Speichel tropfte aus seinem Maul und aus seine Nüstern schnaubte er immer wieder Stichflammen in Richtung der Admiralin. Was Lucy jedoch auch registrierte, war die große Anstrengung, die es Flare anscheinend kostete, diesen Status aufrecht zu erhalten. Ein Umstand der sie schmunzeln lies.
      „Du solltest deine Teufelskraft viel mehr genießen“, sagte Lucy breit grinsend, während sie einen klaren Alkohol von ihren Fingerspitzen in ihren Mund laufen lies. Flare antwortete jedoch nicht, sondern stürzte sich nur wütend schreiend auf ihre Gegnerin. Diese spuckte den klaren Alkohol nun mit hoher Geschwindigkeit dem Höllenhund entgegen. Die Flammen, die aus den Nüstern des Hundekopfs an Flares rechten schossen, entzündeten die Geschosse, welche nun überall auf ihrem Körper einschlugen. Der Ansturm Flares kam zum erliegen. Rauchend torkelte sie auf Lucy zu, welche ihrerseits zufrieden grinste. Jedoch hielt dieses Grinsen nicht lange an, da Flare plötzlich wieder an Geschwindigkeit aufnahm und ihr nun ihre transformierte Faust in die Magengrube rammte. Lucy spuckte Blut und torkelte zurück. Ihr Blut besudelte den Boden vor ihr. Die Admiralin keuchte. Sie konnte von Glück sagen, dass ihre Eingeweide nicht komplett über die Arena verteilt wurden. Ihr Rüstungshaki hatte im letzten Moment das Schlimmste verhindert. Mit einem schnellen Sprung brachte sie sich in Sicherheit. Im Flug leerte sie einen weiteren Flachmann.

      „Dieser Kampf geht ganz schön in meine Reserven. Kein Wunder das ihr Kopfgeld 560 Millionen Berri beträgt.“ Lucy landete auf der letzten nicht umgestürzten Säule des Kollosseums. Ihr Blick war auf Flare geheftet, welche sie ihrerseits ebenfalls stumm anstarrte. Die Augen des Bluthundes schienen rot zu leuchten, ihre Hand hatte sie jedoch wieder zurück transformiert.
      „Denkst du wirklich du hast eine Chance gegen mich?“ Flare schnupperte. Gierig zog sie die Luft durch ihre Nasenlöcher ein.
      „Du bist außer Atem, schwitzt stark und dein Herzschlag ist unregelmäßig. Kann es sein, dass das ganze Trinken deiner Ausdauer zu gesetzt hat?“ Lucy verzog das Gesicht. Was ihre Gegnerin da sagte, stimmte leider. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn.
      „Es stimmt das Ausdauer noch nie meine Stärke gewesen ist. Ich war schon immer ein Sprinter.“
      „Ein was?“ Flare verzog verwirrt das Gesicht, doch zu mehr kam sie nicht mehr. Der Schlag von Lucy war schneller, als alles was sie zuvor gesehen hatte.
      „Es hat Spaß gemacht mit dir zu Kämpfen. Hätte ich die Führung der Beiden nicht erhalten, wäre ich vielleicht zu so einer Bestie wie dir geworden.“ Lucy biss die Zähne zusammen. Ihre Brust schmerzte höllisch, doch sie durfte jetzt nicht aufgeben. Sie konnte es nicht.
      „Nur noch ein bisschen mehr.... Nur noch ein paar Sekunden.“ Ihr Schlag hatte Flare zurückgeschleudert, doch bevor der Höllenhund auf irgendwelchen Widerstand traf, wurde er schon wieder in die andere Richtung geschleudert. Wie ein Ball wurde Flare hin und her geworfen. Die Schläge von Lucy trafen sie aus allen Richtungen. Sie verlor jegliches Gefühl für Oben und Unten. Sie hatte keinerlei Möglichkeiten mehr sich zu verteidigen. Alles geschah innerhalb weniger Sekunden. In diesen wenigen Sekunden blitzte das wahre Potential und die wahre Kraft von Lucy Hawthorne auf. In diesen Sekunden konnte ihr nichts standhalten. Doch dies hielt nicht lange an. Nach dem gerade einmal Zehn Sekunden verstrichen waren, stürzten zwei Körper auf den Boden. Und mit ihrem Fall legte sich eine gespenstische Stille über die Arena. In der Ferne konnte man die Auswirkungen des Kampfes von Geddon und Adegod hören, doch hier erzeugte kein lebendiges Wesen einen Laut. Selbst Crowley war verstummt. Der Staub legte sich langsam und aus ihm schälten sich die Umrisse beider Frauen.
      „Nein nicht jetzt... nur etwas mehr... nur noch etwas mehr“ Lucys Beine zitterten stark. Man konnte ihnen ansehen, dass sie kurz davor waren ihren Dienst zu versagen. Das Gesicht der Admiralin war fahl und sie keuchte. Ihrer Gegnerin erging es nicht viel besser.
      „Ahhh verfickte Scheiße.... Das tut weh...“, heulte Flare und wälzte sich auf dem Boden. Ihr gesamter Körper war von blauen Flecken und Platzwunden überzogen.
      „Verdammte Scheiße wie viele tausend Schläge waren das“, schrie sie. Langsam erhob sie sich. Ihr ganzer Körper bebte vor Schmerzen, doch als sie den Zustand ihrer Gegnerin sah, besserte sich ihre Stimmung.
      „Dein Herz... Du bist krank“, knurrte Flare, während sie auf Lucy zu wankte.
      „Wie lange dir wohl noch bleibt, wenn du dein Herz weiter so beanspruchst? Wobei diese Frage überflüssig ist, da ich dich jetzt endlich in Stücke reißen werde. Kein Fetzen wird von dir übrig bleiben Marinehure.“ Flare grinste und entblößte ihre spitzen Raubtierzähne. Begierig leckte sie sich über ihre Lippen. Schon zu lange hatte sie auf diesen Augenblick warten müssen. Immer wieder hatte Lucy den Kopf aus der Schlinge gezogen, doch jetzt war es endgültig aus. Ihr Herz war kurz davor zu versagen.
      „Lass mich dein Gesicht sehen, während ich in deinen Eingeweiden wühle.“

      Der Schmerzensschrei von Admiralin Lucy Hawthorne hallte durch die gesamte Arena.


      „Arisa! Lucy!“ Der Schrei Adegods hallte über das Schlachtfeld. Er konnte die beiden Frauen nirgends entdecken. Ein Pirat griff den Kapitän von der Seite an, doch sein Säbel zerbrach, als er auf den Körper Adegods traf. Dieser drehte den Kopf und blickte den Angreifer an. Der Blick war genug, damit sich der Mann in die Hosen machte und dann ohnmächtig wurde. Ohne eine weitere Sekunde mit dem Piraten zu verschwenden, schritt Adegod weiter. Die Planken des riesigen Schiffes knarzten mit jedem seiner Schritte. Eines der berühmten Inselschiffe, von denen es auf der Welt weniger als fünfzig Stück gab. Sie waren groß genug um Zehntausend Personen Platz zu bieten. Doch dieses Schiff hier würde niemanden mehr Unterschlupf bieten. Einer der riesigen Hauptmasten war in der Mitte zerbrochen worden und die herabstürzenden Trümmer hatten große Verwüstung angerichtet. Die Evakuierung der Zivilisten war in vollem Gange, während die Marine immer noch die Piraten zurückschlug.
      „Arisa! Lucy“, schrie Adegod ein weiteres Mal. In den Trümmern einer kleinen Siedlung zu seiner Rechten regte sich jemand.
      „Ich muss wohl eingeschlafen sein, als die Häuser über mir zusammengestürzt sind“, stöhnte Lucy und streckte ihre müden Knochen. Gähnend rieb sie sich die Augen und schließlich erkannte sie die Person vor sich.
      „Narm...“, stotterte Vizeadmiralin Lucy Hawthorne. Sie lief rot an und richtete sich schnell ihre verstrubbelten Haare.
      „Ich wusste nicht... Ich meine.... Was machst du hier?“, stotterte sie. Adegod war lachend den Kopf in den Nacken und klopfte Lucy auf den Rücken.
      „Ich freu mich auch dich zu sehen junger Grashüpfer, aber wir müssen jetzt erstmals noch Arisa finden.“
      „Och die ist wahrscheinlich irgendwo beim Evakuieren. Wollen wir nicht lieber etwas zusammen machen? Nur du und ich. Ein paar Piraten verprügeln zum Beispiel.“ Adegod lachte immer noch, sein Blick war jedoch zu Lucys großem Unmut auf etwas in der Ferne fixiert.
      „Dafür ist später noch Zeit. Außerdem willst du Arisa doch nicht einfach bei einem solchen Spaß aussperren.“
      „Nein ich meinte … Nur du und ich weißt du?“, stotterte Lucy mit hochroten Kopf.
      „Ein ander Mal vielleicht. Kommst du jetzt?“ Adegod war schon vorgegangen und Lucy schloss nun schnell zu ihm auf. Sie wirkte irgendwie beleidigt, auch wenn Adegod keine Ahnung hatte, was der Auslöser war. Er würde diese jungen Mädchen wohl nie verstehen.
      „Wobei sich Marissa nur all zu oft auch so verhält“, schoss es ihm durch den Kopf. Ein Gedanke, der statt ihn aufzuheitern, ihm nur noch mehr Kopfschmerzen bescherte.

      „Jetzt ist nicht die Zeit um über deine Beziehungen nachzudenken Narm.“ Er ballte die Fäuste und erhöhte das Tempo. Der Großteil der Oberfläche des Schiffes war zerstört. Weite Teile standen in Flammen. Das Schiff war in vier Bezirke unterteilt. Jeder Teil hatte seine eigene Aufgabe und nur wenn sie zusammen arbeiteten, funktionierte die schwimmende Stadt als großes Ganzes. Das Ziel Adegods lag jedoch in der Mitte. Dort lagen die Felder, welche die Bevölkerung des Schiffs mit Nahrung versorgten. Im Prinzip war es eine kleine Insel, die von einem Schiff umgeben war. Dort lag auch das Evakuierungszentrum. Der Kern konnte nämlich das umliegende Schiff abkoppeln und für ein paar Tage alleine weiter segeln. Deshalb musst er auch um jeden Preis geschützt werden. Dies war jedoch nicht der Grund weswegen Adegod hier war. Arisa war die Tochter eines Weltaristokraten und er war hier um sie zu retten. Alles andere war eigentlich egal, doch es konnte ja nicht schaden, wenn er nebenbei noch so viele Zivilisten wie möglich rettete. Adegod lächelte grimmig, doch sein Lächeln erstarb, als das Zentrum des Schiffes endlich in Sichtweite kam. Die mächtige Rauchsäule, die davon aufstieg, war schon von weitem zu sehen gewesen, doch hier wurden seine schlimmsten Befürchtungen war. Sein gesamte Sichtfeld stand in Flammen. Er zählte etwa Dreißig Piraten mit einem Kopfgeld von über 50 Millionen Berri, jedoch keine über Hundert.
      „Masse statt Klasse“, seufzte Adegod und setzte sich in Bewegung. Er durfte keine Sekunde mehr verschwenden.
      „Arisa“, schrie Lucy hinter ihm. Er konnte ihre schwere Atmung deutlich hören.
      „Es ist wieder schlimmer geworden. Ich hätte sie zum Rücktritt zwingen sollen“, schoss es Adegod durch den Kopf. Ohne Mühe räumte er etwa einhundert der angreifenden Piraten aus dem Weg. Seine Hände waren von einem goldenen Schein umgeben. Schwerter zerbrachen an seiner Haut und Kugeln prallten davon ab. Lucy tat es ihm gleich, doch sie schaffte es nicht ganz alle Piraten in ihrer Umgebung auszuschalten. Vor dem letzten stürzte sie auf den Boden. Schwer keuchend und um Luft ringend war sie ein wehrloses Ziel für den Mann, auf den ein 82 Millionen Berri Kopfgeld ausgesetzt war. Er kam jedoch nicht dazu der Frau den Todesstoß zu versetzen. Eine Präsenz hinter ihm hinderte ihn daran. Der Pirat schluckte und drehte sich um. Er konnte im Flammenschein nur die Silhouette von Adegod sehen. Der Staubmantel des Kapitäns flatterte im Wind. Der Feuerschein lies seine Augen leuchten. Im nächsten Moment stürzte der Pirat auf den Boden. Seine Augen waren verdreht und er schäumte aus dem Mund.
      „Komm Lucy“, sanft streckte er seine Hand der am Boden liegenden Frau entgegen, welche sie dankend annahm. Ihre Atmung ging unregelmäßig und sie schien Mühe mit dem Stehen zu haben.
      „Du solltest dich zurückziehen...“ Adegods Ausführungen wurden nun durch einen Aufschrei unterbrochen.
      „Arisa“, stießen er und Lucy zur gleichen Zeit hervor. Schnell stürmten sie dem Ursprung des Schreis entgegen. Arisa kämpfte gerade gegen eine Überzahl an Piraten, aber die Vizeadmiralin hielt stand. Doch zur ihrem Unglück waren nicht alle Piraten auf sie fixiert. Tyson Terri ein Pirat mit einem Kopfgeld von 74 Millionen Berri hatte die Schutzmauer, welche die noch lebenden Marines gebildet hatten, durchbrochen und stürzte sich gerade auf eine junge Familie.

      Es geschah alles im Bruchteil einer Sekunde. Lucy stürzte, als ihr geschwächtes Herz versagte. Arisa warf sich zwischen den Angriff Tysons und die Familie. Und Adegod konnte nicht reagieren. Er musste sich entscheiden, doch er konnte nicht. Vor seinen Augen opferte eine Weltaristokratin ihr Leben um das einer normalen Familie zu retten und eine junge Frau wurde Opfer einer unfairen Krankheit.
      „Nein!“, schrie der Kapitän und eine Sonne formte sich in seiner rechten Faust. Es war jedoch nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie wirkungslos verdampfe. Stattdessen umgab Adegods gesamter Körper nun eine goldene Aura. Dann entfesselte er sein Köngishaki und knockte damit alle Anwesenden, Zivilisten wie Piraten, aus.
      „Warum hast du das getan?“ Adegod kniete neben Arisa. Der Einschlag des Kanonenschusses von Tyson hatte ihren gesamten Rücken aufgerissen. Sie war verloren.
      „Mein Leben ist nicht mehr wert, als das eines jeden Anderen. Ein Leben wurde geopfert um Fünf zu retten. Ein guter Deal wenn du mich fragst“, stöhnte Arisa und hustete.
      „Du und Lucy...“
      „Lucy kann noch gerettet werden.“ Adegod blickte Arissa überrascht ins Gesicht als er ihre Aussage hörte.
      „Ihr Herz mag zerstört sein, doch meines ist noch ganz.“
      „Du kannst doch nicht wollen.“
      „Wenn ich etwas bereuen würde, dann wäre es meine beste Freundin nicht gerettet zu haben“, hustete Arisa. Das Licht ihn ihren Augen begann bereits zu schwinden. Eine Antwort war nun nicht mehr vonnöten. Die Entscheidung war bereits getroffen worden und zwar von derjenigen, die als einzige das Recht dazu hatte. Adegod nickte stumm.


      Arisa hatte ihr eine zweite Chance geschenkt. Ihr Herz schlug in Lucys Brust, doch die Krankheit hatte auch begonnen dieses Herz zu attackieren. Jedoch war es dieses mal anders. Dieses Mal war Lucy nicht allein. Sie hatte die doppelte Kraft um der Krankheit zu trotzen. Arisa war an ihrer Seite. Zusammen würden sie weiterleben. Flare blinzelte überrascht. Sie hatte beide Arme tief in Lucys Eingeweiden versenkt, doch nun steckte sie fest.
      „Was soll der Scheiß“, knurrte der Bluthund.
      „Der Honigmet aus dem Himmelsrand ist so klebrig, dass er wie Superkleber wirkt“, keuchte Lucy. Die Schmerzen ließen sie beinahe ohnmächtig werden, doch dies konnte sie sich jetzt nicht erlauben. Immerhin war sie ein Admiral des Marinehauptquartiers. Flare schluckte, als sie in die entschlossenen Augen des schwarzen Hundes blickte.
      „Verdammt“, entfuhr es ihr noch, bevor Lucy ihre Fäuste im Gesicht ihrer Gegnerin vergrub. Die Schlagserie erschütterte die gesamte Umgebung. Flare konnte sich nicht im Geringsten wehren. Lucy schrie auf, als Flare mit dem letzten Schlag zurückgeschleudert wurde und dabei auch die Arme aus Lucys Eingeweiden riss. Keuchend sank die Admiralin auf die Knie. Sie hatte keine Kraft mehr in den Armen, also konnte sie ihre Flachmänner nicht mehr erreichen.
      „So wie es aussieht ist es das wohl für mich. Verdammte Versagerin... mehr werde ich wohl nicht sein“, schoss es ihr durch den Kopf, während sie auf den Rücken fiel. Ihr Atem formte kleine Wölkchen über ihr. Es war unnatürlich kalt geworden.
      „Ob dies wohl der kalte Hauch des Todes ist?“ Sie schloss die Augen, doch ihr Ende war noch nicht gekommen. Jemand setzte einen ihrer Flachmänner an ihre Lippen und flößte ihr den rettenden Alkohol ein.
      „Bleib ruhig liegen“, murmelte eine bekannte Stimme.
      „Das kann nicht sein“, schoss es Lucy durch den Kopf. Sie wollte sich aufsetzen, doch eine Hand hinderte sie sanft daran.
      „Was soll das werden Crowley?“, sagte Adegod. Er sah den Verbrecher vor sich an, der gerade Flare schulterte.
      „Ich rette nur meine Schwester. Selbst ich bin nicht frei von jeglichen Emotionen.“
      „Was willst du wirklich Crowley?“
      „Ich will einfach nur meinen Spaß haben. Etwas dem leider diese ganzen selbsternannten Götter im Weg stehen. Also man sieht sich. Es sieht nämlich so aus, als wäre mein Date endlich eingetroffen“, antwortete Crowley und warf einen Blick auf die gefrorene Schutzkuppel Arlans.



      Kapitel 177: Jack Ryder
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      Er tat sein bestes um die Verletzten zu versorgen. Zum Glück hatte er seine Brüder und Schwestern an seiner Seite. Gemeinsam hatten sie viele Zivilisten zu den Rettungsbooten geführt, doch dann hatten sie sich zurückziehen müssen. Als ES dort erschienen ist. Jack nahm einen Zug von seiner Zigarette. Sie hatten sich in eine alte Kirche zurückgezogen. Der Putz bröckelte schon von den Mauern, aber ansonsten hatte ihnen das Gebäude Schutz geboten, vor dem Chaos das draußen tobte. Jack hatte Glück gehabt. Als er mit der verletzten Mary durch die Straßen Arlans irrte, traf er auf andere Anhänger seines Gottes. Sie halfen ihm Mary weiter zu verarzten.
      „Zeigt den Menschen was sie unter meiner Herrschaft erwartet. Kümmert euch um sie, so wie ich mich um euch kümmere. Helft ihnen, sodass sie ebenfalls den Weg in meinen Schoß finden.“ Die Worte von Arthur, seinem Gott, erfüllten ihn. Die Weltregierung und auch Quellen wie die World Time, welche sich unabhängig schimpften, versuchten seinen Gott als Monster darzustellen, doch er kannte die Wahrheit. Arthur war ein Geschenk an diese verdorbene Welt. Er sah sich um und blickte in die Augen der Anwesenden. Viele waren mit Angst erfüllt, doch in einigen erblickte er auch Hoffnung. Eine Hoffnung, die er nicht enttäuschen wollte.
      „Nie wieder werde ich jemanden enttäuschen“, dachte der Reporter sich und ballte die Hände zur Faust. Er schritt an den Verletzten vorbei, die sich auf improvisierten Betten erholten. Seine Hände zitterten vor Aufregung, während er eifrig auf seinen Notizblock schrieb. Er konnte kämpfen, doch war er kein Herausragender Krieger wie Behemoth oder Nikki. Was er jedoch konnte, war den Leuten die Wahrheit erzählen. Arthur hatte ihn gerettet und er würde auch alle anderen retten. Wenn sie auch zulassen würden.
      „Das Chaos, dass in Arlan herrscht, wurde schon in die ganze Welt übertragen. Die Leute beginnen langsam die Wahrheit zu sehen. Die Weltregierung verdient es nicht mehr, dass man ihr folgt. Die CPs verhaften wahllos Leute und der Widerstand regt sich. Dragon und der falsche Aristokrat kämpfen für Freiheit.“ Jack konnte aufgrund dieser Gedanken nur Grinsen. Eine freie Welt ohne die Ordnung einer höheren Instanz war zum Chaos verdammt. Die Länder würden unablässig Krieg untereinander führen. Die Weltregierung war der richtige Ansatz gewesen, jedoch war sie korrumpiert worden.

      „Genau wie es bei einer von Menschen geleiteten Organisation zu erwarten war“, dachte er sich. Arthur jedoch war kein Mensch.
      Er war ein Gott.
      Er hatte alles Menschliche hinter sich gelassen und war zu mehr geworden. Mehr als jemals jemand sein würde. Langsam schritt er zu einer jungen Mutter. Er hatte zuvor erfahren, dass ihr Name Clarice war. Sie war ebenfalls eine Anhängerin des wahren Glaubens seit Arthur ihrem Sohn eine zweite Chance gegeben hatte. Die Frau tupfte gerade einem älteren Herrn die schweißgebadete Stirn ab.
      „Seine Wunden haben sich entzündet. Wir müssen ihn und die anderen Verletzten aus Arlan wegbringen.“ Jack nickte ernst.
      „Was war das für ein Ding, welches uns angegriffen hatte“, fuhr die Frau fort, doch der Reporter gebot ihr zu Schweigen.
      „Bitte kümmere dich weiter um die Verletzten Clarice. Ich werde mir etwas überlegen.“ Er zog sich nun wieder in das Seitenschiff der Kirche zurück. Seufzend lies er sich neben Mary fallen. Die Piraten schlief friedlich. Markas Pflanzen hatten wahre wunder gewirkt. Etwas wofür Jack dem Samurai unglaublich dankbar war.
      „Ich hoffe, dass ich dich und deine Familie eines Tages in unseren Rängen begrüßen kann.“ Er wusste, dass er eigentlich einen Plan ausarbeiten sollte um die Leute aus Arlan hinaus zu bekommen, doch eigentlich wollte er jetzt nur hier an Marys Seite bleiben. Jedoch durfte er sich jetzt nicht vor seiner Verantwortung drücken. Immerhin war er der höchstrangige Vertreter seiner Gemeinschaft hier in dieser Stadt. Es war seine Pflicht so viele Menschen wie möglich zu retten. Vor noch nicht all zu langer Zeit war er ein versoffener Reporter gewesen, doch jetzt hatte er etwas, dass er um jeden Preis beschützen wollte. Und er konnte Arthur ein bisschen besser verstehen.

      „Die Menschen liegen mir am Herzen Jack. Ich will sie nur vor Unheil und Qualen beschützen. Und mit der Zeit werden sie es auch verstehen lernen. Ich werde alle Kriege beenden. Es wird keine Verbrechen mehr geben. Unter meiner Herrschaft werden Männer und Frauen, egal welcher Rasse oder Hautfarbe, friedlich zusammenleben. Sie werden ganz einfach keine Wahl mehr haben. Schließlich weiß ich, was am Besten für diese Welt ist. Deshalb bin ich Gott.“

      Jetzt da er Mary hatte, konnte er Arthur etwas besser verstehen. Doch er konnte sich immer noch nicht im Geringsten ausmalen, wie es sein musste, das was er für Mary empfand, für die ganze Welt zu fühlen. Er drückte die Hand der jungen Piratin an seiner Seite und er konnte spüren wie sie seine Berührung schwach erwiderte. Jedoch wurde dieser kurze Moment der Zweisamkeit von einem plötzlichen Aufschrei unterbrochen.
      „ES ist hier“, schrie Clarice und rannte auf Jack zu. Er konnte die Panik in ihren Augen sehen. Er hätte sofort aufspringen und an ihr vorbei stürmen müssen. Er hätte sich schon bei den Rettungsbooten der Kreatur stellen müssen. Doch er tat es nicht. Seine Hände zitterten. Warum fürchtete er sich? Warum hatte er sich dem Bluthund ohne zu zögern entgegengestellt, doch gegen ES wagte er nicht zu kämpfen? War es das Gefühl, als ES sich ihm näherte? Hatte er sich nicht verändert?


      5 Jahre zuvor:

      Wenige Monate waren seit der Wiedergeburt des Dämonenkönigs in Gestalt von Arthur Cunningham vergangen. Sein Angriff auf die Wahl zum neuen Großadmiral war noch immer das Gesprächsthema auf der Welt.
      „Ich hoffe der Tee mundet ihnen Mylady“, meinte der Mann mit Glatze zu seiner jungen Begleiterin. Diese nickte und lächelte freundlich.
      „Er ist herrlich. Vor allem da ich ihn an der frischen Luft genießen kann. Ich hatte ja keine Ahnung wie sehr ich Sonnenschein wirklich vermisst hatte.“ Lady Scylla und Mr. Hades nahmen simultan einen Schluck des Tees. Sie befanden sich in einem herrlichen Cafe auf der Insel Baku im East Blue. Auf den gepflasterten Straßen herrschte reges Leben. Kinder spielten und tollten umher, während ihrer Mütter geschäftig miteinander plauderten und ihren Einkäufen nachgingen. Es war ein herrlicher Sommertag und eine leichte Brise sorgte für etwas Abkühlung. Lady Scylla stricht sich durch ihre schulterlangen, pinken Haare.
      „Ihr solltet wirklich etwas für euren Haarwuchs tun Mr. Hades.“
      „Und ihr solltet wissen, dass mir mein Aussehen egal ist Lady Scylla.“
      „Hmpf“, mit beleidigter Mine erhob sich die Angesprochene. Ihr leichtes Sommerkleid flatterte in der milden Brise und ihre hohen Absatzschuhe machten bei jedem ihrer Schritte ein klackendes Geräusch auf den Pflastersteinen. Mr. Hades lächelte. Langsam zog er sich seine schwarzen Lederhandschuhe wieder über, richtete seine Sonnenbrille und strich einige Krümel von dem Kuchen, den er zuvor gegessen hatte, aus seinem Ziegenbart. Seine Glatze schien das Sonnenlicht beinahe zu spiegeln, während er seiner Partnerin schnellen Schrittes folgte.
      „Ihr habt euer Halstuch vergessen“, meinte er galant und überreichte Lady Scylla ein Halstuch aus leichtem, weißen Stoff. Seine Partnerin nahm es ihm forsch ab und band es sich um. Inzwischen war der Kellner aus dem Cafe den Beiden nachgerannt.
      „Entschuldigen sie meine Herrschaften, jedoch haben sie vergessen die Rechnung zu bezahlen. Ich bin mir sicher, dass es sich dabei nur um ein bedauerliches Missverständnis handelt“, meinte der junge Mann lächelnd. Mr. Hades hielt kurz inne und musterte den Mann abschätzig.
      „Wirklich muss das gerade jetzt sein? Siehst du nicht, dass wir Beide gerade beschäftigt sind.“ Der Kellner blinzelte verwirrt. Sein Blick wanderte zwischen den Beiden hin und her. Weder Mr. Hades noch Lady Scylla schienen irgendwie beschäftigt zu sein. Die Lady gähnte gerade und setzte ihre große Sonnenbrille auf.
      „Sir ich muss sie bitten...“
      „Jaja natürlich“, unterbrach Mr. Hades den Kellner und wollte gerade seine Geldtasche zücken, wurde dann jedoch von Lady Scylla unterbrochen.
      „Könntet ihr den Unsinn bitte lassen Hades? Ich möchte jetzt anfangen.“
      „Anfangen? Womit?“, warf der Kellner verwirrt von der Seite ein. Diese ganze Situation behagte ihm überhaupt nicht. Das waren keine schwierigen Kunden, dass wusste er. Die Zwei waren schlimmer. Er konnte nur noch nicht ganz begreifen auf welche Art. Lady Scylla schritt nun aufreizend auf den Kellner zu und lächelte. Sie legte eine seiner Hände auf ihr pralles Dekolee, wobei er die Luft scharf einzog und es nicht verhindern konnte zu erröten. Dann platzierte sie ihre Hand auf seinem Kopf.
      „Anfangen euch alle umzubringen natürlich“, fügte sie beiläufig hinzu und riss dem jungen Kellner ohne sichtliche Anstrengung den Kopf ab.

      Er war wie erstarrt. Gerade einmal seit einer Woche war er jetzt der Polizeichef von Baku und schon bereute er es diese Position angenommen zu haben. Natürlich hatte er so eine Katastrophe nicht voraussehen können. Trotzdem war sein einziger Gedanke, dass er jetzt gemütlich auf einer anderen Insel hätte Dienst schieben können. Stattdessen stand er nun vor einem Massaker. Die weißen Fassaden der Häuser waren blutrot. Überall hingen Fetzen. Fetzen, welche dereinst einmal Menschen waren. Jack Ryder schluckte.
      „Verdammt wir hätten diese Menschen beschützen müssen“, schrie sein Partner Frank und schlug gegen eine Mauer. Jacks Aufmerksamkeit war jedoch auf etwas anderes gerichtet. Keiner der Polizisten hatten es bisher bemerkt, doch die Verursacher dieses Massakers waren immer noch hier.
      „Und er hat wirklich gesagt, dass wir hier warten sollen meine liebe Lady?“, fragte Mr. Hades, während er mit einem Stock in den Eingeweiden einer jungen Frau herumstocherte. Er saß auf dem Rand eines Springbrunnens, dessen Wasser komplett rot verfärbt war.
      „Ja seine Befehle waren eindeutig. Arthur Cunningham wird schon bald hier auftauchen“, erwiderte die Angesprochen, deren Sommerkleid noch immer strahlend weiß war. Die zwei Mörder schienen die Polizisten überhaupt nicht zu beachten und das obwohl unzählige Waffen auf sie gerichtet waren.
      „Wie sollen wir vorgehen Boss?“, murmelte Frank von der Seite. Es war klar, dass diese Zwei wahre Monster waren, doch ihre Stärke konnte Jack nicht einschätzen. Schließlich hatten sie hier nur unbewaffnete Zivilisten getötet. Wenn auch mit einer Grausamkeit, die jeglicher Beschreibung spottete.
      „Wir werden sie für ihre Verbrechen zur Verantwortung ziehen“, antwortete Jack und gab den Befehl anzugreifen. Unzählige Kugeln zischten durch die Luft. Jedoch traf keine davon ihr Ziel. Der Angriff schien einfach durch Lady Scylla und Mr. Hades hindurchzugehen. Lady Scylla hob nun die Hände. Es schien, als würde sie die Luft vor sich packen. Mit einem Ruck riss sie die Hände nun, begleitet von einem reißenden Geräusch, nach unten. Was darauf folgte waren die Schreie von drei Polizisten. Eine unsichtbare Kraft hatte ihnen mit einem Ruck die Haut vom Leib gerissen. Schreiend torkelten sie einige Schritte vorwärts und brachen dann zusammen. Mr. Hades nickte anerkennend.
      „Drei Stück auf einmal nicht schlecht. Jedoch bevorzuge ich Qualität vor Quantität.“ Im nächsten Moment befand sich Mr. Hades auch schon direkt vor Frank. Beiläufig klopfte er dem Polizisten gegen die Brust.Dieser riss nun entsetzt die Augen auf und... fiel in sich zusammen. Jack machte einen Satz rückwärts. Schnell hielt er sich eine Hand vor den Mund, doch es half nichts. Der Anblick lies ihn sich übergeben. Zitternd fiel er auf die Knie. Das was einmal Frank gewesen war, gab immer noch keuchende und blubbernde Laute von sich. Es war nur noch undefinierte Masse aus Fleisch. Mr. Hades hatte alle Knochen aus Franks Körper entfernt. Wahnsinnig lachend trat der Mörder nun mehrmals auf Frank ein, bis nur noch eine blutige Masse von ihm übrig war.

      Jack wandte den Blick ab. Ein weiteres Mal übergab er sich. Er zitterte am ganzen Körper. Er war unfähig sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Während um ihn herum seine Untergebenen und Partner umgebracht wurden, tat er nichts. Er war hier auf Baku Polizist geworden, weil er ein gemütliches Leben führen wollte. Durch Schwindeln und Betrügereien hatte er sich nach oben gebracht. Das Leben hätte so schön sein können. Den ganzen Tag nichts tun und mit verheirateten Frauen schlafen. Weshalb tat das Schicksal ihm dies an? Weshalb ausgerechnet er? Langsam hob Jack den Kopf. Die Schreie seiner Partner waren verstummt. Lady Scylla und Mr. Hades standen direkt vor ihm. Der Letzter packte ihn nun am Arm und zog ihn auf die Beine. Ein plötzlicher, stechender Schmerz lies Jack laut auf keuchen. Ungläubig starrte er auf seinen rechten Unterarm, der wie Gummi wirkte. Beiläufig schnippte Mr. Hades den Knochen, welche er Jack gerade geraubt hatte, beiseite.
      „Wie jämmerlich. Der Polizeichef der Insel, der unsere Zeit wenigstens etwas unterhaltsam machen sollte, ist der Schwächste von allen“, sagte Lady Scylla gähnend. Mr. Hades stimmte ihr stumm nickend zu und verpasste Jack einen Schlag gegen die Brust. Der Polizeichef torkelte zurück. Er bekam plötzlich keine Luft mehr. Sein Blick war auf seine Rippen fixiert, welche sich nicht mehr innerhalb seines Körpers befanden. Er stürzte zu Boden. Ohne den Schutz seines Brustkorbs verletzte dieser Sturz seine Inneren Organe. Der Schmerz lies alles vor seinen Augen schwarz werden. Er konnte etwas warmes in seinem Schritt fühlen, als er sich selbst beschmutzte.
      „Wie jämmerlich ich bin. Hätte ich mein Leben doch nur anders gelebt... Hätte ich es doch nur besser gelebt.“ In seinen letzten Momenten fühlte Jack Ryder keine Angst vor dem Tod, sondern nur Selbsthass. Er reflektierte über seine Entscheidungen und bereute sie alle zutiefst. Er hasste sich und sein Leben, doch sterben wollte er auch nicht. Was er wollte war eine zweite Chance. Die Chance es besser zu machen.

      „Und diese Chance sollst du erhalten!“ Jack kniff die Augen zusammen, als er die Stimme hörte. Es war eine wohlklingende, tiefe Stimme. Doch anstatt ihn mit Wärme zu erfüllen, brachte sie ihn zum zittern. Er fühlte sich, als würde er alleine in einer kalten, klaren Winternacht auf freiem Feld stehen. Er hatte keinen Körper, doch er spürte die Kälte. Sein Atem formte Wölkchen vor ihm. Das Feld schien endlos zu sein, jedoch war er nicht allein. Unzählige Lichter umgaben ihn. Manche heller als andere. Erst jetzt realisierte er, dass er eines dieser Lichter war. Tausende, wenn nicht sogar Millionen befanden sich auf diesem Feld. Doch all diese Lichter verblassten im Angesicht der Sonne, die nun über ihnen erschien. Auch sie war nur eines der Lichter, doch im Gegensatz zu ihnen hier unten, war sie gigantisch. Sie strahlte keinerlei Wärme aus. Hätte Jack noch einen Körper besessen, so wäre er längst erfroren. Gebannt starrte er auf die Sonne, unfähig sich zu bewegen oder sonst etwas zu tun. Dann erfüllte sie ihn wieder. Diese kalte, tiefe Stimme. Die Stimme eines Gottes. Die Stimme seines Gottes. Denn sie bot ihm eine zweite Chance an.



      Und wieder füllten Schreie seine Ohren. Wieder zitterten seine Hände. Hatte er sich nicht verändert? War er immer noch so unwürdig wie zuvor. Jacks Blick huschte für einen Moment zu Mary.
      „Nein!“ Langsam setzte er sich in Bewegung. Er kehrte zurück ins Hauptschiff der Kirche und warf einen Blick auf die Eingangstüre. Zwei Männer waren der Kreatur bereits zum Opfer gefallen.
      „Bringt die Verletzten in Sicherheit“, schrie der Reporter seine Glaubensmitglieder an. Einige wollten ihm widersprechen, doch als sie seinen entschlossenen Gesichtsausdruck sahen, nickten auch sie. Die Kreatur hob den Kopf und schnupperte. Schließlich drehte sie ihr scheußliches Gesicht in seine Richtung. Und wieder spürte er es. Den Hunger. Seinen eigenen Hunger. Seinen Hunger nach Anerkennung. Nach Ruhm. Nach Macht. Es war widerlich so vor sich selbst bloßgestellt zu sein, doch er durfte sich jetzt nicht fürchten. Er würde standhaft bleiben. Für seinen Gott... und für sie. Mit geballten Fäusten trat Jack vor die Kreatur. Die zugenähten Augen ängstigten ihn nicht. Eben sowenig wie es die messerscharfen Zähne taten.
      „Komm schon du Mistvieh“, sagte Jack mit leichter Unsicherheit in der Stimme. Seine Hände jedoch zitterten nicht.
      Mit einem Aufschrei stürzte sich die Hungernde auf ihn.



      Kapitel 178: Mary Read
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      „Du bist die verbotene Frucht. Irgendwann wirst du von der Wahl stehen. Aber egal wie du dich entscheidest. Wir werden immer deine Eltern sein.“

      Das Leben dieser Frau als seltsam zu umschreiben, wäre eine Untertreibung. Tochter eines Piraten und einer Marineoffizieren. Geboren zwischen zwei Welten. Mary Read!

      Das junge Mädchen lief lachend über das Deck des Marineschiffes. Die anwesenden Matrosen sahen ihr mit einem Lächeln nach, während sie in die Kabine ihrer Mutter stürmte. Die Sonnenstrahlen brachen sich im Fenster an der Rückseite des Raumes und tauchten so alles in ein warmes Licht. Seekarten, Formulare und anderer Schriftverkehr stapelten sich auf dem Schreibtisch ihrer Mutter. Amy Read seufzte, während sie sich durch seitenlange Formulierungen quälte. Sie war zur Marine gegangen um den Menschen zu helfen und nicht um Papierkram zu erledigen. Ihre Laune besserte sich jedoch merklich, als ihre Tochter hereinstürmte und ihr auf den Schoß sprang. Lächelnd verstrubbelte sie Marys lange, rote Harare und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn.
      „Was verschafft mir denn die Ehre vom gefährlichsten Mädchen der Weltmeere besucht zu werden“, sagte sie und zwinkerte ihrer Tochter zu.
      „Ich bin kein Mädchen Mama. Ich bin die gefährlichste Frau der Weltmeere“, antwortete Mary schmollend und schaute interessiert auf die Karten und Formulare, welche sich vor ihrer Mutter stapelten.
      „Und als Frau verstehst du auch sicher, all diese komplizierten Worte oder?“, sagte Amy und deutete auf mehrere Absätze im Formular direkt vor ihr.
      „Na klar“, log Mary, ohne ihre Mutter dabei anzusehen. Diese lächelte nur still in sich hinein und schubste ihre Tochter dann sanft von ihrem Schoß.
      „Willst du nicht nach dem Hafen aus schau halten?“
      „Au ja“, rief Mary freudig. Schnell sprang das junge Mädchen auf und stürmte zur Tür hinaus. Dabei warf sie die Kabinentür hinter sich mit solcher Wucht ins Schloss, dass jegliche Stapel auf Amys Schreibtisch umkippten. Das laute Fluchen ihrer Mutter, welches daraufhin aus der Kabine zu hören war, ignorierte sie lachend. Nur der arme Matrose, der die Launen seines Kapitäns nachher wieder ausbaden musste, tat ihr etwas leid. Jedoch verflogen ihre Gedanken daran in dem Moment, als sie den Wind in ihren Haaren spürte. Breit grinsend erklomm das junge Mädchen den Hauptmasten des Marineschiffs und gesellte sich zum diensthabenden Matrosen ins Krähennest. Der junge Mann machte für sie Platz und drückte ihr auch sofort sein Fernglas in die Hand, als sie jene fordernd ausstreckte. Mit einem Lächeln wandte der Mann sich ab und versuchte sich eine Zigarette anzustecken, was aufgrund des Windes gar nicht so einfach war. Mary unterdessen blickte durch das Fernrohr in die Richtung, in welche das Schiff segelte. Plötzlich jubelte sie auf.
      „Land in Sicht!“

      „Ihr bleibt hier und sichert die Stadt. Ich werde mich um ihn kümmern.“ Kapitän Amy Read lies keinen Zweifel daran, dass ihrem Befehl folge geleistet werden musste.
      „Es wäre viel zu gefährlich für euch“, sagte sie, bevor sie sich um wandte. Mary starrte ihrer Mutter mit großen Augen nach. Doch anders als die Matrosen, die ihren Kapitän mit Ehrfurcht nachblickten, wirkte sie eher gelangweilt. Einige Männer bemerkten dies und schoben es auf ihr kindliches Unwissen. Sie war noch zu jung um die Gefahr zu begreifen, in die sich ihre Mutter begab. Immerhin stellte sie sich alleine einem Mann mit einem Kopfgeld von Dreihundert Millionen Berri. Langsam löste sich Mary von der Gruppe Marinesoldaten und lief in Richtung des Brunnens in der Dorfmitte. Es war ein warmer Sommertag und der Wind strich sanft über ihr Gesicht. Sie schloss die Augen und lächelte. Schon lange hatte sie sich auf diesen Tag gefreut. Sie hatte ihm sogar extra ein Geschenkt mitgebracht. Schnell streifte sie ihre Sandalen ab. Immer noch lächelnd setzte sie sich auf den Rand des Brunnens und lies ihre Füße ins Wasser baumeln. Das kühle Nass kitzelte etwas an ihren Zehen und das junge Mädchen seufzte und legte den Kopf zurück. Sie wusste nicht wie lange sie die weißen Wolken beobachtete, welche über den hellblauen Himmel zogen, aber es kümmerte sie auch nicht. Ein paar Momente länger zu warten, machte ihr nichts aus. Zu sehr überwog die Freude über das Treffen, dass heute stattfinden würde. Die Marinesoldaten ihrer Mutter hielten immer noch an den Eingängen des Dorfes Wachte. Sie schützten die Menschen vor allen Gefahren, welche es wagten sich von Außen zu nähern. Das ihr Feind sich schon innerhalb des Dorfes befand, davon träumten sie noch nicht einmal. Ein Schatten senkte sich plötzlich über Mary und das junge Mädchen öffnete überrascht die Augen. Neugierig blickte sie nun in das Gesicht eines großes Mannes, der sie mit seinem schiefen Lächeln ansah.
      „Hallo meine Kleine“, sagte der Pirat.

      „Komm raus!“, schrie Amy und stemmte die Hände in die Hüften. Ihr Offiziersmantel, der locker über Schultern geworfen war, flatterte im leichten Wind. Im Gegensatz zur warmen Brise, welche über die Wiesen der Insel strich, war die Zugluft aus der dunklen Schlucht vor ihr kühl und lies sie leicht frösteln. Der Eingang zur Schlucht war mit einem Tor aus Gerümpel verbarrikadiert worden und bestätigte somit die Berichte der CP-4 wonach sich Grok hier aufhielt.
      „Komm heraus du Feigling“, schrie Amy und dieses Mal erhielt sie endlich eine Antwort. Das Tor wurde aufgestoßen und Grok trat der Marineoffizierin selbstbewusst entgegen. Er trug ein weißes Hemd, welches er nicht zugeknöpft hatte, und somit den Blick auf seine muskulöse, aber auch ziemlich behaarte Brust freigab. Sein langes braunes Haar war zu seinem Pferdeschwanz zusammengebunden und er strich sich mit einer Hand über seinen gestutzten Dreitagesbart.
      „Da bist du ja endlich“, meinte Amy und grinste. Grok stemmte die Hände in die Hüften und lachte lauthals.
      „Es hat ja auch lange genug gedauert bis du mich gefunden hast“, meinte er. Als Amy sich ihm nähern wollte, gebot er ihr mit einer Handbewegung anzuhalten. Überrascht hielt die Marineoffizierin inne, spannte jedoch auch gleichzeitig die Muskeln an.
      „Was soll das?“, fragte sie misstrauisch.
      „Nur ein kleines Präsent“, meinte der Pirat. Im nächsten Moment erschien einer seiner Männer hinter ihm. Was jedoch Amys Aufmerksamkeit auf sich zog, war das kleine Mädchen, welches den Mann begleitete. Die Offizierin riss überrascht die Augen auf.
      „Du willst es also wirklich so durchziehen?“
      „Dachtest du wirklich ich würde es ohne Mary tun wollen?“
      „Nein, natürlich nicht“, seufzte Amy.
      „In diesem Falle werden wir es gemeinsam durchstehen“, fügte sie noch hinzu und warf sich ihrem Ehemann dann um den Hals. Ihr Ehering, welchen sie sich angesteckt hatte, während sie auf dem Weg zur Schlucht gewesen war, glitzerte im Sonnenlicht. Unter dem tosenden Applaus seiner Crew küsste der Pirat seine Frau, die Marineoffizierin. Der Kuss wurde erst unterbrochen als sich Mary zwischen ihre Eltern schob.

      „Hey ich bin auch noch da“, meinte sie und zog eine beleidigte Schnute. Jedoch konnte sie dieses Schauspiel nicht lange aufrechterhalten, denn als ihr Vater sie packte und auf seinen Arm setzte um sie besser knuddeln zu können, lachte sie schon wieder fröhlich. Die Familie lachte und Grok warf einen Blick zu seinen Mitstreitern zurück. Amy bemerkte dabei wie sich sein Blick für einen kurzen Moment trübte.
      „Er hat es ihnen also noch nicht gesagt“, dachte sie sich. Jedoch würde sie ihn nicht dazu drängen. Dies war seine Crew. Seine Freunde. Er wusste wann der richtige Zeitpunkt gekommen war. Sie kannte ihn schon seit Kindertagen. Damals hatte sie es für einen grausamen Scherz des Schicksals gehalten, dass er sich dem Piratentum zuwandte, während sie zur Marine ging. Sie fühlte sich von ihrem Jugendfreund verraten. Als junge Kapitänin verfolgte sie ihn. Doch trotz all dem. Nach allem was sie ihm angetan hatte, rettete er sie vor dem ertrinken. Für Grok zählte es nicht ob sie zur Marine gehörte, oder nicht. Für ihn zählte nur, dass sie seine Freundin war. Und für ihn würde sich daran nie etwas ändern. Und sie hatte erkannt, dass es auch ihr egal war. An jenem Tag hätte sie für ihn die Marine verlassen. Ohne zu zögern. Doch er verlangte es nicht. Er wollte nicht, dass sie ihre Überzeugung aufgab. Sie wollte die Menschen vor Abschaum beschützen und dieser Wunsch würde niemals verschwinden. Doch sie erkannte, dass nicht alle Piraten Abschaum waren. Und so liebte sie einen Piraten, doch blieb trotzdem in der Marine. Jedoch waren die Lügen, welche sie erfinden musste um ihre Beziehung geheim zu halten, langsam über ihren Kopf hinausgewachsen. Und heute würde der Tag der Abrechnung kommen, dass wusste sie. Heute würde es enden. Zuerst hatte sie Mary heraushalten wollen, doch jetzt war sie froh, dass ihre Tochter hier bei ihr und ihrem Vater war.

      Sein Kommen kündigte sich schon lange an bevor seine Silhouette am Horizont erschien. Die Abenddämmerung hatte sich über die Insel gesenkt und nur noch Grok, Amy und Mary hielten die Stellung. Schließlich hatte Grok seinen Kameraden alles erzählt. Das hier das Ende ihrer Bande gekommen war. Sie hatten geschrien, protestiert und getobt, doch Grok lies keine Kompromisse zu. Das hatte er noch nie. Er wollte nicht, dass seine Crew hier heute ihr Leben verlor. Nun wandte auch der Pirat seinen Blick auf den Horizont, der in einem unnatürlichen Licht strahlte. Es wirkte so, als würde der Himmel brennen. Und die Flammen kamen näher.
      „Der Vizeadmiral ist hier“, meinte Amy und schluckte.

      Die Lava tropfte von Sakazukis Händen auf den Boden. Zischend brannte sie kleine Löcher in den Weg. Hinter ihm befand sich nur verbrannte Erde und Zerstörung. Die Verräterin hatte gewusst das er kommen würde. Jedoch machte es keinen Unterschied mehr. Er würde sie vernichten. Kein Fetzen würde von der Verräterin Amy Read zurückbleiben. Seine Augen verengten sich, als er sein Ziel sah. Selbstsicher stellten sie sich ihm in den Weg.
      „Du wusstest das ich kommen würde“, knurrte der Vizeadmiral.
      „Wegrennen wäre sinnlos gewesen. Als die CP-4 mir den Auftrag überbrachte, war es mir sofort klar. Es war nur eine Frage der Zeit bis es auffliegen würde“, antwortete Amy. Ihr Ehemann stellte sich an ihre Seite und gemeinsam bildeten sie eine schützende Wand vor ihrer jungen Tochter. Sakazuki verzog das Gesicht, als er die Beiden nebeneinander stehen sah.
      „Du bist eine Schande für die Marine. Dein Name wird vom Antlitz dieser Erde getilgt werden, genauso wie du selbst.“ Der Blick des Vizeadmirals fiel durch die beiden Eltern hindurch auf Mary.
      „Genau wie deine beschmutzte Blutlinie.“ Sakazukis Arme gingen in Flammen auf. Trotz der Distanz zwischen ihnen hoben Grok und Amy ihre Hände um ihre Gesichter vor der Hitze zu schützen. Das Gras im Umkreis um den Vizeadmiral ging sofort lichterloh in Flammen auf.
      „Ein jeder der sich mit Piraten einlässt, muss ohne Gnade ausgelöscht werden.“
      „Mach die Augen zu Mary“, schrie Grok. Amy drehte sich um und umarmte ihre Tochter stürmisch.
      „Tu was dein Vater dir sagt. Schließe die Augen und singe das Lied, welches Papa immer für dich singt, wenn du nicht einschlafen kannst.“ Das kleine Mädchen schien nicht ganz zu verstehen. Seit der unheimliche Schein am Horizont erschienen war, verhielten sich ihre Mutter und ihr Vater seltsam. Sie begriff den Ernst der Situation nicht wirklich. Genauso wenig wie sie es verstanden hatte, warum sie nicht öffentlich über ihren Papa reden durfte. Jedoch befolgte sie die Anweisung ihrer Mutter. Auch wenn sie nicht wusste wieso, so verstand sie doch, dass es sehr wichtig war. Mary Read schloss die Augen. Im selben Moment wirbelte ihre Mutter herum. Die gigantische Magmafaust, welche Sakazuki auf das Paar und ihre Tochter abgefeuert hatte, war nur noch wenige Meter entfernt. Von der Seite warf Amy ihrem Ehemann ein letztes Lächeln zu und aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass er es erwiderte.
      „Na dann...“
      Beide holten aus.
      Sie mit links.
      Er mit Rechts.
      Beide schlugen zu.


      „Ist es wirklich schon zehn Jahre her?“ Die siebzehnjährige Frau erhob sich von den zwei Gräbern vor denen sie gekniet hatte.
      „Ich finde es immer lächerlich, dass ihr das vergesst“, knurrte sie und tippte den beiden Personen hinter sich auf die Brust. Die grinsten jedoch nur verlegen.
      „Ach so wichtig ist das jetzt auch nicht“, meinte der Mann und kratzte sich mit seine linken Hand am Hinterkopf.
      „Wir sind nicht mehr die Jüngsten“, pflichtete seine Frau ihm bei, während sie ihre rechte Hand um seine Taille schlang.
      „Sehr witzig. Es sind ja nur eure Gräber“, sagte Mary und starrte ihre Eltern kopfschüttelnd an.
      „Ich werde nicht verstehen, warum du diesem Tag so viel Bedeutung zumisst“, antwortete Grok und klopfte seiner Tochter auf die Schultern, sodass sie ein paar Schritte nach vorne stolperte. Mary zischte wütend, was die blendende Laune ihrer Eltern jedoch nicht zu trüben wusste. Die zwei Grinsten von einem Ohr zum Anderen.
      „Ich dachte nur, dass heute der Tag war, an dem ihr vor zehn Jahren euer neues Leben begonnen habt, also ist es auch der perfekte Tag um mein neues Leben zu beginnen.“ Der Blick der jungen Frau wanderte über das kleine Schiff. Sie fühlte sich immer noch ein bisschen schlecht. Immerhin hatte sie dafür die gesamten Ersparnisse aufgebraucht, welche ihre Eltern in den letzten Jahren mit ihrem Wirtshaus verdient hatten.
      „Es ist schon in Ordnung. Die Ersparnisse waren für dich. Wie oft muss ich dir das noch sagen. Wir wollen, dass du das Leben führen kannst, welches du willst. Du sollst den Weg beschreiten, welchen du für richtig hältst. Egal was andere dazu sagen.“ Amy umarmte ihre Tochter mit ihrem verbliebenen linken Arm und drückte sie fest an sich.
      „Vergiss nicht, dass du immer ein Zuhause haben wirst Mary. Einen Platz wohin du zurückkehren kannst. Egal was passiert.“ Grok packte seine Tochter mit seinem rechen Arm und zog sie fest an sich. Zärtlich küsste er sie auf die Stirn. Für einen Moment schloss Mary die Augen und fühlte sich wieder wie das kleine Mädchen, welches sie eins war. Langsam löste sie sich dann aus der Umarmung ihres Vaters und wandte ihren Eltern den Rücken zu. Die Zeitungsberichte der letzten Zeit hatten ihren Entschluss gefestigt. Egal ob es die Strohhutpiraten in Alabasta, oder die Dämonenpiraten in Roharrinion waren. Wenn Mary daran dachte, beseelte sie nur ein Wunsch.
      „Ich möchte diese Freiheit ebenfalls haben. Ich möchte Abenteuer erleben. Ich möchte Freunde finden. Ich möchte frei sein.“ Eine Träne glitzerte in ihren Augenwinkeln, als sie die Hand ein letztes Mal zum Abschied hob. Sie blickte nicht zurück zu ihren Eltern. Sonst wäre sie womöglich direkt zu ihnen zurück gestürmt. Ein letztes Mal hörte sie ihren Vater und ihre Mutter ihr nachrufen.
      „Egal was passiert. Gib niemals deine Freiheit auf Mary. Gib sie nie auf!“



      Kapitel 179: Seine Ankunft
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      Jack keuchte. Sein Körper trug keine dauerhaften Schäden davon, noch fühlte er Schmerz, aber sein Gegner griff ihn auf mehr als nur eine Art an. Die Hungernde strahlte einen solch grenzenlosen Hunger aus, dass sich niemand dessen entziehen konnte.
      „Ihr müsst von hier verschwinden. Das Ding ist zu groß für euch“, schrie er seinen Glaubenskameraden zu. Er konnte ihnen deutlich ansehen, dass sie ihn nicht allein mit der Hungernden lassen wollten, doch es gab keinen anderen Weg. Es war jetzt wichtiger die Unschuldigen und Verletzten zu Retten. Wenn er die Hungernde lange genug beschäftigen konnte, würden die Anderen die Rettungsboote rechtzeitig erreichen. Sie würden überleben. Mary würde überleben. Ein Stechen durchzuckte ihn. Es war kein wirklicher Schmerz, aber er fühlte es deutlich. Mit steinerner Mine starrte Jack auf seine abgerissene Hand. Die Hungernde spuckte hinter ihm einen Klumpen Lehm auf den Boden und knurrte wütend. Mit einer schnellen Rolle wich er ihrem nächsten Angriff aus und schnappte sich die zerquetschten Überreste seiner Hand. Sofort verschmolzen diese mit seinem Körper und sein abgerissenes Glied formte sich neu.
      „Crowley ist ein Arsch, aber seine Kraft ist wirklich mächtig“, schoss es Jack durch den Kopf, während er mit einem weiteren Sprung auswich. Die Hungernde war komplett nackt. Ihr Körper war vollkommen abgemagert und ihre Rippen standen deutlich sichtbar hervor. Ihre dünnen Arme und Beine wirkten so zerbrechlich, obwohl sie wenige Momente zuvor mühelos Felsbrocken von der Größe eines Mannes zermalmt hatten. Die Hungernde schnupperte und ihr Kopf bewegte sich abgehakt zwischen verschiedenen Positionen hin und her. Sie warf den Kopf in den Rücken und stieß ein durchdringendes Heulen aus. Es klang schrecklich. Jack mochte sich das Leiden, welches diese Kreatur durchgemacht hatte um solch einen Laut zu produzieren, gar nicht vorstellen. Der Speichel floss in Strömen aus den Mundwinkeln der Hungernden. Ihre Augäpfel zuckten fanatisch unter ihren zugenähten Liedern hin und her. Diese Kreatur hatte unaussprechliches Leid erfahren und existierte nur noch um zu verschlingen.

      „Was für schreckliche Monster Fames erschaffen hat. Die Welt muss davon erfahren“, dachte Jack sich, während er die Kreatur weiter beobachtete. Sie schien ihn irgendwie verloren zu haben. Wild schnupperte sie in der Luft herum, doch aufgrund seines speziellen Körpers konnte sie ihn nicht riechen.
      „Auch wenn ich es nicht zugeben will, so muss ich Crowley hierfür wohl wirklich dankbar sein.“ Seine Augen weiteten sich, als er plötzlich ein Detail erkannte, welches ihm zuvor noch verborgen gewesen war. Die Hungernde trug noch die Fesseln mit denen sie zuvor anscheinend angekettet gewesen war. Jetzt jedoch erkannte er, dass die Hungernde die Fesseln nicht von den Ketten losgerissen hatte. Dafür gab es keinerlei Anzeichen.
      „Jemand muss sie befreit haben. Wer wäre zu solch einer Wahnsinnstat fähig?“ Jack hatte jedoch nicht lange Zeit um darüber nachzudenken. Der Stücke der zerstörten Häuser knirschten unter seinen Stiefeln. Sofort wirbelte die Hungernde herum und stürzte sich auf ihn. Bevor sie ihre Zähne in dem Reporter vergraben konnte, packte dieser die Kreatur am Kopf und katapultierte sich so über sie hinweg. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass die Kirche beinahe geräumt war. Einige Verletzte wurden gerade noch auf Tragen hinausgetragen. Jedoch war er nicht der Einzige, der dies bemerkte. Die Hungernde wirbelte herum. Hätte die Kreatur noch Gefühle abseits ihres alles verschlingenden Hungers gehabt, so hätte Jack geschworen, dass sie soeben grinste. Die Hungernde warf den Kopf in den Nacken und stieß einen Ohrenbetäubenden Schrei aus. Ihr Speichel flog in alle Richtungen, als sie auf die Verletzten und ihre Retter zu stürmte. Jack rannte ihr panisch hinter her. Er musste seine Glaubensbrüder beschützen. Dies war seine Pflicht. Er durfte nicht wieder versagen. Jedoch war die Kreatur zu schnell. Ihre Ziele waren vor Schreck wie erstarrt, während die Hungernde auf sie zu stürmte.
      „Rennt weg!“ Jack streckte verzweifelt seine Arme aus, jedoch war er viel zu weit entfernt. Es war ein letzter Ausdruck seiner Verzweiflung.
      „Haut doch ab!“, schrie er, doch die Augen der Retter und Verletzten waren auf die Hungernde fixiert.
      Es war zu spät!

      Der Kopf der Hungernden drehte sich abrupt nach rechts und im letzten Moment wich sie dem Angriff von de Seite aus. Mary rollte sich geschickt ab und grinste Jack an.
      „Ich hoffe ich komme noch rechtzeitig.“ Jack blickte seine Freundin ungläubig an und sein Blick wanderte dann zur Hungernden. Zwischen ihren Zähnen steckte ein seltsamer Dosenförmiger Gegenstand.
      „Bumm“, sagte Mary nun mit einem Augenzwinkern und im selben Moment explodierte die Granate. Der Kopf der Hungernden war vollkommen von Rauch eingehüllt, während die Kreatur etwas zurück taumelte. Die Explosion riss auch die Zivilisten aus ihrer Schockstarre und sie beeilten sich die letzten Verletzten in Sicherheit zu bringen. Mary klopfte Jack auf die Schultern.
      „Danke“, hauchte sie und lächelte ihn an. Dann küsste sie ihn plötzlich. Der Reporter riss überrascht die Augen auf, wehrte sich aber natürlich nicht. Grinsend leckte sich Mary einige Lehmkrümmel von der Lippe.
      „Also wie verfahren wir jetzt mit dem Monster?“
      „Du meinst die Hungernde lebt noch“, antwortete Jack beunruhigt und sah an Mary vorbei. Der Kopf der Kreatur war immer noch von Rauch eingehüllt, doch sie taumelte nicht mehr. Ganz ruhig stand sie da.
      „Na klar lebt das Ding noch. Das war nur ein kleiner Sprengsatz. Der hätte noch nicht einmal einen Hundert Millionen Berri Piraten aus den Latschen gehauen. Die größeren Kaliber hab ich leider vergessen. Rückblickend keine gute Entscheidung.“

      Mary und Jack sprangen auseinander und im nächsten Moment pulverisierte der Aufschlag der Hungernden auch schon den Ort an dem sie gestanden hatten. Die Kreatur setzte Mary sofort nach.
      „Es kann sie riechen“, schoss es Jack durch den Kopf. Schnell erzeugte Mary mehrere Spiegelbilder von sich selbst, doch es hatte natürlich keinen Effekt. Die Hungernde hielt nicht einmal für eine Sekunde inne, sondern setzte der richtigen Mary sofort nach. Doch Jack hatte sie dabei vollkommen vergessen. Ihn konnte sie nicht riechen. Der Tritt des Reporters traf die Kreatur mit voller Kraft an der Schläfe und schleuderte sie weg.
      „Wir sollten auch verschwinden. Das Ding ist extrem zäh und deine Spiegelbilder helfen hier nicht weiter. Wie du vielleicht bemerkt hast, benutzt sie ihre zugenähten Augen nicht wirklich, sondern verlässt sich auf ihr Gehör und ihre Nase.“ Jack packte seine Freundin am Arm und wollte sie wegzerren, doch Mary schüttelte nur den Kopf.
      „Nein. Ich werde nicht wegrennen. Ich lasse mir meine Freiheit nicht nehmen. Ich lasse mich nicht zwingen.“ Sie riss sich los.
      „Ihr Hunger nach Freiheit. Er hat sie übermannt. Er kontrolliert sie.“ Mit einem Aufschrie stürzte Mary sich auf die Hungernde. Sie sprang der Kreatur, welche sich gerade wieder aufrappeln wollte, auf den Rücken und klammerte sich dort mit aller Kraft fest. Jack traute seinen Augen kaum, als Mary ihre Zähne im Hals der Kreatur vergrub. Die Hungernde kreischte auf und packte Mary an den langen, roten Haaren. Mit einer schnellen Bewegung schleuderte sie die junge Piratin von sich weg. Keuchend schlug sie auf dem harten Boden auf.
      „Mary reiß dich zusammen!“ Jack packte seine Freundin am Arm und zerrte sie auf die Beine.
      „Das bist du nicht. Du lässt dich von niemanden kontrollieren. Noch nicht einmal von deinem eigenen Hunger.“ Mary wollte den Mund zum antworten öffnen, doch ihre Stimme ging im Schrei der Hungernden unter. Geifernd stürmte die Kreatur auf die Beiden zu. Ihr nackten Füße waren aufgerissen und bluteten stark aufgrund des zerstörten Steinbodens. Doch dies lies sie kein Stückchen langsamer werden. Sie riss ihr Maul weiter auf, als Jack es jemals für möglich gehalten hatte. Der Reporter ballte die Hand zur Faust.

      „Hör mir zu Mary. Ich werde uns hier raus bringen. Bitte vertrau mir.“ Er wirbelte herum und holte aus. Die Wucht des Aufpralls seiner Faust schleuderte ihn und die Hungernde zurück. Beide Kämpfer landeten auf dem Rücken sprangen jedoch sofort wieder auf. Mary kniete auf dem Boden und hielt sich ihren schmerzenden Kopf. Seit sie in der Kirche aufgewacht war, hatte sie dieses Bedürfnis sich zu beweisen. Sie wollte andern, vor allem aber sich selbst beweisen, dass sie stark genug war um auf eigenen Beinen zu stehen. Sie hatte im Asylum ihre Crew nicht beschützen können. Sie hatte im Kampf gegen Flare weder sich selbst noch Jack beschützen können. War sie überhaupt stark genug um frei zu sein? Die junge Frau stand auf. Ihr Sichtfeld war immer noch leicht verschwommen und ihr Kopf pochte. Trotzdem wollte sie sich nicht zurückziehen. Jack hatte Recht gehabt. Ihr Hunger hatte sie kontrolliert. Jetzt war es aber an der Zeit ihren Hunger zu kontrollieren. Dieses Bedürfnis, dieser unbändige Wille, konnte auch kontrolliert eingesetzt werden. Sie würde frei sein. Niemand würde sie beherrschen. Noch nicht einmal sie selbst.

      Die drei Kämpfer stürmten aufeinander zu. Die Hungernde riss ein weiteres Mal ihr Maul auf, Jack ballte beide Fäuste und Mary zog ihren Degen. Jacks erster Schlag wurde von der Hungernden abgefangen, indem sie ihm seine Faust abbiss. Den Zweiten jedoch vergrub er im Gesicht des Monsters. Dieses taumelte getroffen einige Schritte zurück. Plötzlich spritzte Blut aus unzähligen Wunden, welche Mary blitzschnell mit ihrem Degen geschlagen hatte. Trotzdem waren es nur oberflächliche Verletzungen, die kaum der Rede wert waren. Die Haut der Hungernden war dicker und widerstandsfähiger, als es den Anschein hatte. Mit Kraft eines Normalsterblichen war sie nicht zu durchdringen. Mary lies der Hungernden jedoch keine Sekunde um sich wieder zu sammeln.
      „Jack ich brauche deine Kraft“, schrie die junge Piratin. Der Reporter wusste zwar nicht ,was sie im Sinn hatte, jedoch nickte er sofort. Mary stach zu. Die Spitze des Degens traf auf Widerstand und die junge Frau grunzte vor Anstrengung. Sie brachte all ihre Kraft auf und trotzdem drang die Spitze des Degens gerade einmal wenige Zentimeter unter die Haut der Hungernden ein.
      „Jetzt Jack“, schrie sie. Ihr Partner verstand sofort. Mit aller Macht holte er aus und schlug auf den Griff des Degens. Die Klinge verbog sich unter den Kräften, die auf sie einwirkten, doch sie brach nicht. Schließlich durchbrach sie endlich die dicke Lederhaut der Hungernden und drang tief in deren Körper ein. Für einen Moment erstarrte die Kreatur vollkommen, doch dann warf sie den Kopf zurück und schrie. Es war ein Schrei, welchen Jack noch nie gehört hatte. So als würden all die Schmerzen und Qualen, welche die Kreatur jemals erlitten hatte, auf einmal auf sie niederprasseln. Dann begann sie aufzuquellen. Jack traute seinen Augen kaum. Die abgemagerte Gestalt vor ihm wurde richtig fett. Immer weiter quoll sie auf, bis sie nicht einmal mehr in der Lage war sich zu bewegen. Im letzten Moment begriff der Reporter was gleich passieren würde. Er packte Mary und gemeinsam hechteten sie hinter eine halb zerstörte Häuserwand um Schutz zu suchen. Die Explosion, die kurz darauf folgte, bestätigte Jacks Annahme.

      „Das gibt sicher eine große Sauerei“, meinte er und grinste, wobei es etwas gezwungen aussah.
      „Ihr Magen. Das ist ihr Schwachpunkt“, sagte Mary und legte den Kopf nach hinten. Sie atmete schwer, schien aber ziemlich zufrieden mit sich zu sein.
      „Und wie bist du darauf gekommen?“
      „Sie hat immer Hunger, wird aber nie satt. Es war klar, dass ihre Magen etwas damit zu tun haben muss. Anscheinend hat unser Angriff alles was sie jemals konsumiert hat mit einem Schlag in ihrem Körper freigesetzt. Kein Wunder das sie aufgegangen ist wie eine Hefegebäck“, sagte Mary und rückte etwas näher an Jack heran. Sie drückte sich an ihn und schloss die Augen.
      „Ich will mir nicht vorstellen, wer sie einmal war und was für schreckliche Qualen sie durchlaufen musste, damit sie zu solch einer Kreatur wurde.“
      „Das ist jetzt egal. Wichtig ist das wir am Leben, und meine Brüder und Schwestern in Sicherheit sind. Jetzt sollten wir jedenfalls schauen, dass wir hier wegkommen“, sagte Jack und stand auf. Dann half er Mary auf die Beine. Langsam entfernten sie sich vom Kampfplatz. Sie warfen keinen Blick zurück.
      „Die Rettungsboote sind in dieser Richtung.“ Jack hob die Hand und deutete gen Norden.
      „Die Anderen sollten dort bereits auf uns warten.“ Mary folgte ihm, jedoch war sie seltsam stumm. Etwas was auch ihrem Freund nicht entging. Sie wirkte irgendwie beunruhigt. Während des Kampfes war sie frei und pur gewesen. Sie hatte an nichts anderes, als den Kampf gedacht, nachdem sie ihren Hunger besiegt hatte. Doch jetzt nagten die Zweifel an ihr.

      „Egal was passiert. Gib niemals deine Freiheit auf Mary. Gib sie nie auf!“

      Ihr Vater sprach diese Worte am Tag ihres Abschieds und sie hatte sie jeden Tag ihres Lebens beherzigt. Es hatte sie vieles gekostet, doch sie wollte diesen Weg weiter gehen. Doch jetzt fragte sie sich, was geschehen würde, wenn sie Jack weiter folgte. Er sprach stets begeistert von Arthur Cunningham und seiner Religion. Und doch erfüllte es Mary immer noch mit ein bisschen Unbehagen.
      „Jack... deine Brüder und Schwestern.... deine Religion.... Ich habe da ein paar Fra....“ Marys Satz wurde in der Mitte unterbrochen, als Jack plötzlich inne hielt. Gebannt starrte er auf die Kuppel über ihnen. Auch Mary Aufmerksamkeit wurde nun dorthin gezogen. Die Kuppel gefror. Auch bemerkte sie, dass die unnatürliche Kälte auch sie plötzlich umgab. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen. „Was geschieht hier“, murmelte sie ungläubig. Selbst die Flammen, welche in den Trümmern überall in der Stadt loderten, gefroren. Es schien, als würde die Umgebung an Farbe verlieren. Alles wurde etwas grauer. Jack jedoch schien nicht im geringsten beunruhigt zu sein. Langsam sank er auf die Knie und presste seine rechte Faust gegen seine Brust. Überall in Arlan taten es Leute ihm gleich. Im nächsten Moment tat auch Mary es. Jedoch nicht aus freiem Willen. Es fühlte sich an, als ob ihr Hirn gefror. Nur die stärksten Anwesenden Personen konnten dem widerstehen. Der Schmerz verflog so schnell wie er gekommen war und Mary stützte sich keuchend mit den Händen ab. Sie wollte erneut fragen, doch erneut wurde sie unterbrochen. Doch dieses mal war es nicht Jack. Stattdessen erfüllte eine Stimme ihren Geist. Es war eine kalte, tiefe Stimme. Der Inhaber dieser Stimme war von unglaublicher Macht. Das konnte Mary spüren. Er war kein Mensch mehr.
      „Verneigt euch Menschen. Ihr befindet euch in Anwesenheit eines Gottes.“
      Arthur Cunningham war in Arlan angekommen!



      Kapitel 180: Mutter
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      „Vergiss niemals, dass du einen Platz in meinem Herzen hast. Egal ob du dich fürchtest oder freust. Ich freue mich mit dir. Ich fürchte mich mit dir. Vergiss niemals das du eine Mutter hast!“


      „Warum soll ich mich um sie kümmern?“ Der Mann blickte missmutig auf die beiden Jungen, welche hinter dem Haus spielten. Sein Gesicht war, genauso wie seine unbedeckten Arme, mit Narben überzogen.
      „Weil ich es von dir verlange und weil ich dich dafür bezahlen werde“, antwortete Marissa mit eisigem Blick. Es war klar, dass sie keine Diskussion zulassen würde. Jedoch konnte er immer noch versuchen seinen Preis etwas in die Höhe zu treiben. Hector schlug die Beine übereinander und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug. Seinen Blick wandte er dabei für keine Sekunde von Marissa ab. Doch zu seiner Enttäuschung sagte auch sie nichts. Eisern schweigend starrte sie ihn an.
      „Warum behältst du sie nicht? Geddon sollte doch genügend Schutz bieten“, sagte Hector schließlich und spuckte dabei etwas Bierschaum auf Marissas Haare. Diese zog nur eine Augenbraue nach oben und schüttelte die Flüssigkeit aus ihrer langen, roten Mähne.
      „Mit Geddon geht es zu Ende. Ich weiß nicht was es ist, aber ich kann meine Söhne nicht länger auf seinem Schiff lassen. Wenn ich es nicht besser wüste, würde ich sagen, dass er plant sich umzubringen.“ Für einen Moment zeigte sich die Überraschung über diese Worte auf Hectors Gesicht, doch dann warf er den Kopf zurück und lachte schallend.
      „Hah geschieht ihm recht. Dieser Bastard hat mehr Piraten ins Verderben gestürzt, als Marines.“ Er legte sein Holzbein auf den Tisch zwischen sich und Marissa und funkelte sie wütend an.
      „Auch wenn er nicht hierfür verantwortlich ist.“
      „Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Verrat wird in keiner Bande einfach so hingenommen. Ich war da keine Ausnahme.“ Hector stand auf und schritt einige Schritte auf seiner Veranda entlang.
      „Warum ich Marissa? Du hast mir mein Bein und meine Zukunft genommen. Ich könnte deine Söhne umbringen, kaum das du mir den Rücken zukehrst.“
      „Doch das wirst du nicht tun. Ich habe in deine Augen gesehen Hector. Dort ist kein Feuer mehr. Dort ist nichts mehr. Du bist erloschen und nichts kann dich je wieder entzünden.“ Der ehemalige Pirat knurrte, als sie diese Worte sagte. Jedoch widersprach er ihr nicht, sondern senkte den Blick. Stattdessen streckte er nur stumm die Hand aus. Und ohne Marissa anzusehen, nahm er ihre Bezahlung an.
      „Sie werden hier kein schönes Zuhause haben. Ihnen wird Liebe fehlen.“
      „Sie haben sich und so haben sie zumindest ein sicheres Zuhause“, erwiderte Marissa.
      „Wenn sie dich fragen, so sagst du ihnen, dass du ihr Onkel bist. Wenn sie nach mir fragen, so erzähl ihnen alles. Es gibt keinen Grund wieso ich irgendetwas verheimlichen sollte.“ Marissa drehte Hector den Rücken zu. Ihr Blick fiel ein letztes Mal für lange Zeit auf ihre Söhne.
      „So ist es am besten. Für alle von uns.“ Langsam wandte sie sich auch von ihren Söhnen ab und schritt den Pfad, der von der Hütte wegführte, entlang.
      „Ist das wirklich in Ordnung? Deine Söhne einfach so zurückzulassen?“ Hector blickte sie an. Er wirkte enttäuscht.
      „Deine Crew.... deine Söhne.... ist Geddon das wirklich wert?“ Marissa hielt noch einmal inne. Langsam nahm sie den Anhänger ab, der um ihren Hals hing. Im Innern war ein Bild von ihr, wie sie Dillian und Markas in Armen hielt. Ihr Söhne.
      „Ich liebe meine Söhne, aber Geddon braucht mich.“
      „Du liebst deine Söhne sagst du?“ Hector seufzte.
      „Aber nicht so sehr wie du Geddon liebst. Du wirst nie jemanden so sehr lieben wie ihn“, fügte er seufzend hinzu. Marissa drehte sich kein weiteres Mal um. So sah er ihr Gesicht nie wieder.

      „Vielleicht war es da beste so.“


      Kaltes Wasser wurde ihr ins Gesicht gespritzt. Stöhnend regte Marissa sich. Alles um sie herum war noch verschwommen, jedoch konnte sie Rodric McClouds Stimme deutlich vernehmen.
      „Aufwachen! Von der Vergangenheit kannst du ein anderes Mal träumen“, meinte der Kopfgeldjäger und verpasste ihr einen weiteren Schwall kaltes Wasser ins Gesicht.
      „Genug Rodric“, sagte eine melodische Stimme aus der Ecke. Langsam wurde Marissa sich ihrer Umgebung bewusst. Es war nichts weiter als ein Keller. In der Ecke stapelten sich lehre Kisten und verschiedene verrostete Gerätschaften. Das alles registrierte sie aus den Augenwinkeln, doch ihre Aufmerksamkeit galt dem Mann, der sich gerade eben aus der Dunkelheit schälte. Die leuchtenden Augen des Beraters schienen sie direkt anzustrahlen, doch er blickte sie nicht an. Zumindest sah er ihr nicht in die Augen. Etwas, dass ihr schon bei ihrer Begegnung zuvor aufgefallen war.
      „Was willst du von mir?“, knurrte sie, jedoch antwortete nicht der weiße Mönch. Ein anderer Sprach an seiner Stelle. Marissa kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf weg, als sie seine Stimme hörte. Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihr Gesicht wirkte, als würde sie gerade große Schmerzen empfinden.
      „Er will nichts von dir. Ich bin es, der nach dir verlangt hat“, sagte Dillian und stellte einen Stuhl gegenüber seiner gefesselten Mutter ab. Langsam lies er sich darauf nieder und blickte sie mit seinen klaren, grünen Augen durchdringend an.
      „Hallo Mutter. Wie ich gehört habe, hast du in den letzten Jahren deine Beziehung zu Markas repariert.“ Die Worte bohrten sich ihn ihr Herz.
      „Ich wollte dich nicht ausschließen“, murmelte sie. Dillian in die Augen blicken konnte sie jedoch nicht. Seine Reaktion beunruhigte sie jedoch zu tiefst. Kein verbittertes Lachen. Kein Wutausbruch. Er zeigte keinerlei Emotionen. Stumm sah er sie an. Langsam hob sie den Blick und sah ihren Sohn zum ersten Mal seit über fünf Jahren wieder.
      Grau!
      Wenn sie Dillian mit einem Wort hätte beschreiben müssen, so wäre es Grau gewesen. Er wirkte kalt und leblos. In seinem Blick sah sie keinerlei Freude, aber auch keinerlei Hass. Genaugenommen konnte sie nichts darin erkennen. Ihr Sohn neigte den Kopf und zog dann etwas aus seiner Jackentasche hervor.
      „Es wird dich freuen zu hören, dass du Großmutter geworden bist.“ Überrascht riss Marissa die Augen auf. Trotz der Situation, in der sie sich befand, konnte sie ein kurzes Glücksgefühl nicht unterdrücken, als Dillian ihr das Bild zeigte. Sie freute sich für Markas. Von ganzem Herzen.

      „Ich konnte ihn nicht töten.“ Dillians Worte rissen sie aus ihren Gedanken.
      „Was?“,stotterte sie ungläubig.
      „Wer bist du?“ Zum ersten Mal sah sie etwas, das entfernt an eine Emotion erinnerte, auf dem Gesicht ihres Sohnes aufblitzen.
      „Ich bin der unbändige Wunsch eines toten Mannes. Und bis dieser Wunsch in Erfüllung geht, werde ich weiter existieren.“ Dillian sah seiner Mutter tief in die Augen.
      „Egal was der Preis ist. Ich werde ihn bezahlen. Egal wie viele Unschuldige Leben es kosten wird.“
      „Du bist nicht mein Sohn. Dillian hatte die Augen eines Dämons, aber das Herz eines Menschen. Du bist genau das Gegenteil“, sagte Marissa und sah tief in die grünen Augen des jungen Mannes vor ihr. Dies war nicht ihr Sohn. Etwas war passiert. Etwas hatte ihn verändert und einen Keil zwischen Dillian und Markas getrieben. Sie wusste nicht was es wahr, doch Marissa spürte, dass dieses Ding vor ihr nicht ihr Sohn war.
      „Aus deinen Mund klingt jede Bewertung meiner Wenigkeit wie eine hohle Phrase.“ Dillian stand auf und schritt um seine Mutter herum. Sanft legte er seine Hände auf ihre Schultern. Sie erschauerte unter seine Berührung.
      „Hast du überhaupt noch das Recht dich Mutter zu nennen?“ Marissa schloss die Augen und senkte den Kopf.
      „Du hast damals entschieden uns zurückzulassen. Du hast damals entschieden, dass du als Mutter ohne deine Kinder leben kannst. Das du auf uns verzichten konntest.“
      „Nein so war es nicht. Es war zu gefährlich euch bei mir zu behalten.“ Dillians Griff um ihre Schultern verstärkte sich.
      „Glaubst du das wirklich? Oder zwingst du dich selbst es zu glauben?“ Marissa biss sich auf die Unterlippe. Sie hätte lieber dem Tod ins Auge gesehen, als auch nur noch eine Minute hier zu verbringen. Zwar war sie sich sicher, dass Dillian nicht Dillian war, jedoch hatte er immer noch das Gesicht ihres Sohnes. Und jedes seiner Worte traf ins Schwarze.

      „Hättest du nicht einen Weg finden müssen? Hätte eine wahre Mutter, eine Mutter, welche ihre Söhne wirklich liebt, nicht einen Weg gefunden um bei ihnen zu sein? Selbst als wir uns vor über fünf Jahren in Torinos Ruine wiedersahen, liest du uns zurück um deinen eigenen Gefühlen für Geddon nachzujagen.“
      „Es ist egal, was für Fehler ich in der Vergangenheit begangen habe. Ich liebe dich und Markas“, schluchzte Marissa mit erstickter Stimme.
      „Das stelle ich auch nicht in Frage. Doch Geddon liebst du mehr. Mehr als alles andere.“ Marissa senkte den Kopf und schluchzte. Dillian sah ihr nur stumm zu. Er genoss es nicht sie so leiden zu sehen. Doch berührte es ihn auch nicht. Es war einfach nur ein weiterer Schritt.
      „Warum tust du das?“
      „Weil ich Dillians Gefühle für dich überwinden muss. Ich muss endlich Erfolg haben.“
      „Erfolg? Womit? Was willst du?“, sagte Marissa und sah ihren Sohn mit Tränen in den Augen an.
      „Ich kann mir Dillian nicht länger leisten. Er verhinderte, dass ich Markas und Miyuki getötet habe. Er muss endgültig vernichtet werden.“ Dillian stand nun direkt vor seiner Mutter und packte sie am Hals. Sie sah ihm in die Augen. Keuchend rang sie sich dazu durch die folgenden Worte hervorzuwürgen.
      „Dillian lebt noch und er wird sich niemals geschlagen geben. Er wird seinen Körper zurückbekommen. Ich kann es sehen. Er lebt noch in dieser Hülle, welche sich Dillian schimpft. Mein wahrer Sohn!“
      „Vielleicht wird Dillian eines Tages wieder ganz sein und seinen Körper zurückerlangen. Aber will er das wirklich? Will er sich wirklich daran erinnern, was er getan hat? Die Unschuldigen, die er ermordet hat. Ich bin ein Teil von Dillian, aber ich bin nicht Dillian. Ich bin ein Fragment. Der Wille Letums und die Entschlossenheit Dillians. Vor fünf Jahren zersprang die Seele deines Sohnes. Ich bin, was nötig ist. Ich bin, was getan werden muss.“ Marissa hustete. Ihr Blut sprenkelte das Gesicht ihres Sohnes vor ihr. Dieser zeigte keinerlei Gefühlsregung. Stattdessen bohrte er seine rechte Hand noch tiefer in ihre Seite. Blut rann über seinen Arm und tropfte auf den Boden.
      „Ich werde mir das hier nicht länger ansehen.“ Der Berater wandte sich ab. Mit gesenkten Kopf schritt er an Marissa vorbei. Plötzlich bemerkte sie es. Etwas, dass zuvor immer von ihm verborgen worden war. Und jetzt endlich verstand sie.
      „Du“, zischte sie.
      „Wie konntest du nur“, schrie sie dem Mann in der weißen Mönchsrobe nach. Der Schmerz und die Verzweiflung waren wie weggeblasen. Ersetzt wurden sie durch einen weißglühenden Hass, der stärker war, als alles was sie jemals zuvor gefühlt hatte. Sie wollte sich losreißen und dem Berater hinterherjagen. Dem Mann, der sie jetzt schlussendlich auch verraten hatte.

      Ein Schmerz durchzuckte ihren Körper und erinnerte sie wieder an die Hand ihres Sohnes, welche in ihrer Seite steckte. Dillian schien mit sich selbst zu reden.
      „Endlich ist es mir gelungen. Endlich.... was.... nein.... es ist egal.“ Er hielt kurz inne und zog dann mit einer schnellen Bewegung die Hand aus den Eingeweiden seiner Mutter. Marissa wurde kurz schwarz vor Augen und sie drohte das Bewusstsein zu verlieren. Jedoch zwang sie sich dagegen anzukämpfen. Jetzt ohnmächtig zu werden, hätte ihren Tod bedeutet. Dillain öffnete ihre Fesseln und drehe ihr dann den Rücken zu.
      „Wirst du den Seestein finden, welchen wir in deinem Körper eingepflanzt haben, ihn entfernen und dich so selbst regenerieren. Oder wirst du mich angreifen?“ Er drehte sich um und starrte sie durchdringend an.
      „Willst du wirklich, dass Dillian sich daran erinnert, wie er seine eigene Mutter getötet hat?“ Marissa sank zu Boden. Stets hatte sie danach gestrebt stark zu sein. Jedoch musste sie sich nun eingestehen, dass ihr die Stärke fehlte gegen Dillian vorzugehen. Es wäre womöglich das Richtige gewesen, doch er war ihr Sohn. Nichts würde das je ändern.
      „Damals habe ich mich wohl falsch entschieden. Ich hätte euch niemals verlassen dürfen. Es tut mir leid“, dachte sie sich und senkte den Kopf.
      „Das Blut der eigenen Mutter. Gewaltsam ihrem Körper entrissen. Die verdorbenste Art der Blutmagie. Seine eigene Familie zu opfern, war selbst Katarina und Adam zu viel. Dadurch wird meine Blutmagie stark genug um seine Beschwörung zu erzwingen.“
      „Wen willst du rufen?“ Marissa hustete stark. Sie saß an eine Wand des Kellers gelehnt und presste beide Hände auf ihre blutende Seite.
      „Arthur. Denn er hat etwas, das ich brauche.“ Dillian presste die Hand, welche immer noch vom Blut seiner Mutter benetzt war, auf die Rune an der Wand, welche er soeben damit gemalt hatte.

      Die Temperatur fiel schlagartig. Marissas Atem bildete kleine weiße Wölkchen. Ihr ganzer Körper zitterte.Langsam schloss sie die Augen. In ihrem Leben hatte sie vieles Getan. Gutes, sowie schlechtes.
      „Markas.... bitte rette Dillian. Er kann gerettet werden. Auf die eine oder andere Art.“


      „Du hast mich gerufen und hier bin ich.“ Arthur sah Dillian durchdringend an. Der Dämonenkönig stand seinem ehemaligen Partner direkt gegenüber. Er trug eine mächtige, reich verzierte Rüstung. Das Metall schien von einer dünnen Eisschicht überzogen zu sein. Genauso wie Arthurs Gesicht. Seine Augen, das eine Weiß, das andere Schwarz, funkelten Dillian an. Die ganze Umgebung um den Dämonenkönig war gefroren. Er strahlte eine Macht aus, die selbst für Normalsterbliche greifbar war. Deshalb unterwarfen sich die Menschen ihm. Dillian spürte nichts davon. Die Splitter seines Selbst, die es getan hätten, lagen tief vergraben.
      „Weshalb tust du das? Weshalb begehrst du gegen Gott auf. Was willst du?“, fragte Arthur. Die Kälte in der Umgebung intensivierte sich noch einmal. Der Dämonenkönig kniff die Augen zusammen. Das Gesicht seines Gegenübers regte sich zu keiner Sekunde. Kalt erwiderte er den Blick Arthurs. Schwarzes Feuer schien aus seinen Handflächen hervorzubrechen und schlängelte sich um seine Arme nach oben. Dillian neigte leicht den Kopf.
      „Ich will was mir gehört. Das was mir rechtmäßig zusteht. Ich will Letum!“



      Hier gehts zu Kapitel 181 - 190
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~

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    • Ai~
      Ohne weitere Zeilen mit Begrüßungsformeln zu verschwenden, kommen wir gleich direkt zur Sache:

      170: Crowley, Nina, Miyuki und Markas kämpfen gemeinsam gegen Geddon und sind ziemlich useless. Fast schon abartig, wie wenig diese Charaktere gegen Arma ausrichten konnten, aber dieser wurde ja offensichtlich nicht zu unrecht gehyped. Gut, dass es in deiner Geschichte keine Kraft der Freundschaft gibt sondern nur brutale, krass-kranke Psyochopathen, die sich gegenseitig den Kopf einhauen. Aus diesem Grund wurde ja auch ein lang verschollener Charaktere wieder eingeführt:

      171: Adegod ist back! Irgendwie bin ich froh, dass sich Geddon nicht einfach wieder in Adegod zurückverwandelt hatte, das wär echt lahm gewesen. Also gibt es jetzt eine dieser brutal, krass-kranken Konfrontation, die ich vorher schon angesprochen habe :thumbup:. Adegod gegen Geddon ist ein ziemlich atemberaubender Kampf mit viel Zerstörung und allem und trotzdem kommt der Smalltalk nicht zu kurz, ein wirklich tolles Kapitel! Auch Crowley weiß in diesem Kapitel wieder zu überzeugen, ich mag den Kerl einfach von Kapitel zu Kapitel mehr. Eine konkrete Theorie über Megan hab ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht, aber sie wird bestimmt selbst bald auftauchen (sprich in ca. 1 1/2 Arcs).

      172: Adam tritt endlich auf. An sich kein schlechter Charaktere, jedoch mag ich diese Gott-Geschichte nicht so ganz, da die beiden in meinen Augen nicht wirklich Götter sind. Aber das ist eine andere Geschichte. Die Erschaffung der Rüstung war gut inszeniert auch wenn ich bis heute nicht wirklich von ihrer Stärke überzeugt bin, hat man das Ding überhaupt schoneinmal so richtig in Aktion erlebt? Kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass mich dieses Ding jemals beeindruckt hätte, aber naja, vielleicht bekommt die Rüstung noch einen richtigen Auftritt, mal schauen~.
      Tja, dann am Ende wurde nochmal kurz zum Self vs Self Kampf geschwenkt, der sich nun offenbar dem Ende zu neigt, ich persönlich tippe auf gegenseitige Vernichtung oder aber auf einen Sieg Adegods, der sich aber kurz daraufhin in irgendeiner Kamikaze-Aktion für irgendetwas opfert. Einen Sieg Geddons schließe ich insofern aus, da mir niemand (außer Behemoth) einfällt, der ihn dann besiegen könnte (außer du willst irgendeinen uselessen Charaktere, wie zum beispiel Dillian, hypen).


      Update zur 173: Meine Prophezeiung ging beinahe auf und Adegod und Geddon vernichteten sich gegenseitig. Sehr schön, war ein klasse Kampf, mit viel Blut und tiefen Smalltalk. Aber vor allem das Ende wird jetzt wieder interessant. Einerseits haben wir das Foreshadowing mit Nina, die eine Heldin werden will und sich deswegen vermutlich demnächst mal irgendwo dazwischen werfen wird, einfach damits dramatisch wird und der Panda dich als Autor wieder hassen kann. Aber diese Gefrier-Sache ist echt seltsam, ich bezweifle nämlich irgendwie das Ao Kiji hier einen Auftritt hinlegen wird, also wer könnte dieses Event ausgelöst haben? Einen solch rapiden Kälteabfall könnte man mit dem Totenreich in Verbindung bringen, könnte es sein das Letums Frucht neu vergeben wurde? Oder begibt sich gar Arthur nach Arlan hinab? Mein persönlicher Favorit wäre etwas Anderes, nur weiß ich nicht was ^^ (damit will ich sagen, das Letum 2.0 und Arthur nicht wirklich etwas sind, was ich jetzt noch sehen will).


      TJoa, das wars soweit von mir. Abschließend bleibt nur eine Frage offen, wer würde in einem Kampf zwischen Geddon und Jones gewinnen?
      MfG Panda Lee

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    • @Panda Lee; Megan war die Schwester von Arthur.

      Was mich ein wenig wundert: wenn Adam nach wie vor lebt, wo treibt er sich die ganze Zeit herum? Es wird die ganze Zeit von seinen Fehlern gesprochen, immer so, als wäre er seit langem tot. Zu spät, um seine Taten zu bereinigen. Nun wissen wir, dass er seit längerem mit Fames zu schaffen hat. Woher hat Adam seinen göttlichen Status? McNabb und der Berater haben ihn durch ihren Kampf gegen den Alten, Katharina war dabei eine unterstützende, treibende Kraft. Was aber hat Adam damit zutun? Reichte die Entdeckung der Blutmagie, um ihn aufsteigen zu lassen? Macht die Entwicklung jener Magie zum Gott oder aber bedingte diese gegebene Göttlichkeit die Möglichkeit, um Blutmagie zu entwickeln? - Was war zuerst da, Huhn oder Ei?

      Wenn wir uns zurückerinnern, beliefert Fames auch Katharina mit der abgezwackten Lebensenergie aus den Arlan-Spielen, weshalb im Großen eine Über-Eck-Beziehung besteht. Katharina und Adam, Adam und Fames, Fames und Katharina, sowie Dillian Sen. und Katharina. Alles gottgleiche Menschen, wobei Fames hier wohl auf das höchste Ross aufspringen will. Ich frage mich hier nach wie vor, weshalb es nicht möglich ist, diesen einfach zu töten. Anscheinend muss hier erst einmal eine totale Niederlage erfolgen, wobei du bislang damit sparst, die aktuelle Situation auf den Punkt zu bringen. Wir waren bereits am "tiefsten Punkt von R'lyeh', Fames besitzt Zugang zu schwarzem Blut und im Hintergrund der Geschichte werden die Siegel des Alten gebrochen. Einen Anfang kann man ausmachen, solches wird mit Jahrhunderten zurückliegenden Rückblicken aufgedröselt, doch bei dem aktuellen Großkrieg kennen wir zwar die Fronten, kaum jedoch deren Ziele oder genaueren Zusammensetzungen. Fames wird in Mary Joa eine Teilniederlage [?] zugefügt, zeitgleich findet Arlan statt, wo er nach wie vor keine Verluste einräumen musste. Ist eben die Frage, wie wichtig ihm diese Vorgänge dort sind, wenn doch die Gewinner der Spiele vermutlich zu Hungernden umtransformiert werden. Wozu er diese nun eigentlich braucht, ist eine andere Frage, scheinen es ewig kämpfende Bestien zu sein. Durchaus mächtig, doch der gezogene Trumpf, Stichwort: "ein Glück hatte ich Hungernde dabei, sonst wäre ich tot..." (sinngemäß) hat nicht gezogen, oder doch? FFuffziger triumphiert über den Imperator, der erst ein solcher werden konnte, nachdem Fames den Rückzug antrat. Alles sehr verworren, da wir nicht wissen, ab "wann" jemand verloren hat, da wir die genauen Ziele nicht von jedem kennen. Du verstehst? Wäre so, als würde man Boundary in seinem Spiel schlagen, obwohl er schon vor Jahren durchs Ausrutschen auf der Seife gestorben ist. xD

      Bei dem Teamkampf gegen Geddon musste ich bei einer Formulierung schmunzeln. Zuerst schriebst du von einem kollektiven Angriff, bei dem jeder, auch Crowley, auf Geddon zugeht. Im nächsten Kapitel steht er am Rand und dirigiert die anderen. Passt irgendwie nicht zu Samuel Lucifer Mister Eierkraulen Crowley, der sein volles Potential an der Seitenlinie auslebt. Vorhin lief Fußball, ya know? Jedenfalls bleibt die Aussage im Hinterkopf, dass unter anderem dafür gesorgt wurde, dass er die Möglichkeit hat von Arlan zu fliehen, während alle anderen dort feststecken werden. Frage: Kann es Crowley nicht egal sein, wenn er angeblich keinen realen Körper besitzt? Wobei das natürlich Unfug wäre, da eine reine Jahrhunderte währende Teufelsfruchtwirkung ohne Wirt nun selbst für deine Verhältnisse zuviel des Guten wäre. Dann wäre Crowley der Rachegeist von irgendeinem Apfel, der mal vom Tablett des ersten Scheidungskrieges der Menschheitsgeschichte gekullert ist. Du siehst, wie weit meine Erwartungen an deine zeitlichen Rahmen reichen? Je weiter, desto verworrener.

      Gleiches gilt für die bescheidende Leistung von FFuffziger. Da stellte sich Geddon kurzweilig, oder immer noch, in dessen Dienst, um von seinem Adegod-Seelenleiden erlöst zu werden, um uns dann zu sagen, dass der Tod von Narms engsten Bezugspersonen ausreicht, um diesen auszulöschen? Darauf wäre ich auch gekommen, wobei es natürlich leichter gewesen wäre, einfach die Schutzkuppel zu vernichten und sämtliche Leute von der Tiefsee verschlingen zu lassen. Hätte eins a geklappt, um danach die tragende Schildkröte zu verspeisen. Ob Jones das schaffen würde? Oder Fames, der jemandes Hunger darauf ins Unermessliche treibt? - Haha, ich habe Fames Kraft falsch gedeutet. Wie lustig es nach 00 Uhr werden kann...darum schließe ich hier mit den Worten: Markas und Miyuki sind wieder Freunde. Was habe ich gerungen, als die Bande erstmals getrennt wurde.
    • Hallo liebe Liebenden. Ohne Umschweife beantworte ich nun alles.... naja nicht ganz, aber ein bisschen zumindest.

      Hmm einen Kampf zwischen Geddon und Jones. Wer würde dort gewinnen? Wir werden es leider nie erfahren, da so ein Kampf nicht stattfinden wird.

      Ich könnte nun natürlich sagen, wo sich Adam so rum treibt, aber das würde die ganze Überraschung verderben. Er ist tot, aber doch nicht. Er hat Fehler begangen, die er nicht mehr korrigieren kann. Warum, dass steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Was ihm seinen göttlichen Status verliehen hat, wurde aber schon in der Geschichte angedeutet. Ziemlich deutlich sogar.^^ Nur um etwas klar zustellen. Blutmagie alleine ist schon sehr mächtig. Immerhin hat man damit die Kontrolle über das Leben an sich. Katarina und Adam waren die Erschaffer der Blutmagie. Orinto ist quasi noch ein Schüler, während diese Beiden wahre Meister sind/waren.
      Was die Ziele angeht, verstehe ich, dass es sehr unübersichtlich und verwirrend wirkt. Leider kann ich euch nicht alles so auf einmal verraten, auch wenn dann vieles mehr Sinn ergeben würde. Aber ich will versuchen ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.
      Fames Plan hat viele Puzzlestücke. Er erforscht schwarzes Blut und Teufelsfrüchte, zwackt Lebensenergie aus Arlan ab, erzeugt Hungernde. Warum er dies tut? Das sage ich noch nicht, nur so viel. Er ist sich seiner größten Schwäche, nämlich seines Körpers und Alters, kurzum seiner Sterblichkeit bewusst. ;)
      Katharina möchte einfach nur ewig leben und gleichzeitig den Alten eingesperrt halten.
      Der Alte möchte ausbrechen.
      Dillian Sr. möchte die Menschheit von befreien. Er möchte alle Götter auslöschen. Es soll nur noch Menschen geben, die sich auf Augenhöhe begegnen.
      Arthur möchte Kontrolle.
      Dillian muss Arthur aufhalten.
      Orinto möchte Ordnung schaffen.
      Ich weiß, dass das jetzt sehr einfach und kurz zusammengefasst ist, aber ich möchte einfach noch nichts genaueres preisgeben. Ja es ist frustrierend immer nur kleine Puzzleteile präsentiert zu bekommen. Vor allem wenn diese Teile alles nur noch verwirrender machen. Am liebsten würde ich alle 150+ Kapitel, die noch kommen werden, auf einen Schlag herausbringen, damit ihr sie euch in einem Rutsch durchlesen könnt, aber das ist leider nicht möglich. Also kann ich euch leider, wieder nur damit vertrösten, dass ich mir bei all dem etwas gedacht habe und es Sinn ergibt. Sorry ;)

      Crowley sagt zwar oft, dass er keinen wirklich Körper hat, aber sagt er auch wirklich die Wahrheit. Was passiert, wenn all seine Körper vernichtet werden? Wo erzeugt er neue? Eine Teufelsfrucht funktioniert nicht ohne menschlichen Wirt, an dessen Körper sie gebunden ist. Diese Regel kann nicht gebrochen werden. Nicht mal von mir.^^ Ein integraler Bestandteil von Crowleys Mysterium ist, seine Teufelskraft. Wenn man weiß, welche Frucht er gegessen hat, versteht man ihn besser. Und zu dem Seitenlininevergleich. Crowley macht, was er will. Wonach ihm gerade der Sinn steht. Er sieht die Welt als großes Schachbrett und je nach Stellung der Figuren macht er seinen nächsten Zug.

      Die Kuppel zu zerstören, hätte natürlich 1a geklappt, aber Geddon wollte Marissa mit eigenen Händen ermorden. Er wollte Adegod durch ihre Augen sterben sehen. Ein typischer Fall von dämlichen Prinzipien, welche einem Charakter schlussendlich zum Verhängnis werden. Jones schlägt da in dieselbe Kerbe. Er will kämpfen. Einfach nur das. Ohne Hinterhalte oder dergleichen. Er will einen einfachen, unverfälschten Kampf bis auf den Tod mit würdigen Gegnern. Deshalb lässt er Personen, von denen er denkt, dass sie zu würdigen Gegnern reifen könnten, auch am Leben. Selbst wenn ihm das eines Tages zum Verhängnis werden könnte. Oder vielleicht will er genau dies.

      Der Temperaturabfall. Was könnte das nur bedeuten? Ihr werdet es in Kapitel 179 erfahren, wenn alles nach Plan verläuft. Es ist aber kein Letum 2.0 dessen Kraft wurde damals von Arthur absorbiert. Der Dämonenkönig wurde in drei Teile zerschlagen. Das Schwert mit der Kraft über das Leben. Letums Frucht mit der Macht über den Tod. Und die Seele von Umbra selbst. Arthur besitzt zwei dieser Teile + die Kraft Tausender Seelen. Die Vermutung mit der Kälte und dem Totenreich ist aber gar nicht so falsch.

      Kapitel 175: Live it up ist erschienen.


      Kapitel 176: Der Fall des Hundes ist erschienen.


      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~

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    • Das C in PCT steht für Comment und so einen bekommst du jetzt auch! (Das P steht vermutlich für Porno und bei T will ich erst gar nicht anfangen)

      174: In diesem Kapitel geht es ja hauptsächlich um Flare und wie sie Leute umbringt. Das mag zwar schön und alles sein, aber es wurde definitiv von Crowleys Auftritt getoppt, der Typ ist einfach zu cool. An dieser Stelle würde ich auch gleich meine neueste Theorie zu Crowleys Teufelskraft abgeben, allem anschein nach handelt es sich wohl um eine Golem-Frucht, die es ihm ermöglicht aus jedem Material menschliche Wesen zu formen. Das würde die immer wieder aufkommenden Lehmspuren erklären und würde auch die Tatsache, das der Golem der von Alex besuchte, sich wie Watte anfühlte, umfassen. Aber auch über Lucys Wiederauftreten hab ich mich gefreut, endlich tritt unser aller Lieblingsadmiral wieder Ärsche, zwar diesmal nur einen, aber immerhin.

      175: Mit Schimpfwörtern hast du ja diesmal nicht gespart, was du eigentlich nie tust wenn Flare auftritt, aber diesmal gab es ja doppelt so viele schöne Worte :3. Der Kampf war schön blutig und auschweifend, gemischt mit einer Lobhymne auf den Alkohol. Da wir gerade beim Thema Alkohol sind: Lucys ist eindeutig der Alcohol-Dragon Slayer, ihre Fähigkeiten passen eindeutig auf diese Beschreibung, falls du nicht mit Fairy Tail vertraut sein solltest, kannst du diesen Satz hier übersprigen. Aber wie bereits erwähnt ist der Kampf echt cool, auch wenn ich nicht wirklich verstehe, wie Lucy am Schluss noch ihren Flachmann trinken konnte, waren ihre Hände nicht zuvor von Flare zerschmettert worden?

      176: Bevor der Kampf nun endete gab es noch einen kleinen Flashback mit dem Tod Arisas, irgendwie war ihr Tod ein wenig abrupt, aber es war irgendwo schon klar, dass sie hier sterben würde (hatte man eigentlich schon vorher gewusst, dass sie tot ist?) Zum Schluss wird jetzt nocheinmal zum Schlachtfeld geschwenkt, offenbar war es schlussendlich doch wieder nur ein Unentschieden, ich meine ernsthaft, wann sterben wieder Charaktere bei dir? Ach ja und Crowley zeigt uns nocheinmal warum wir ihn lieben, ihm ist alles scheiß egal (als ob er für Flare tatsächlich irgendwelche echten (seien sie nun geschwisterliche oder andere) Gefühle hätte) und er will nur seinen Spaß, bester Antagonist in deiner Story!

      Phe~w, der Arlan Arc geht immer noch weiter und es scheint immer noch kein Ende in Sicht zu sein, da sich nun Megan aus dem Totenreich erhebt um von Crowley über den Tisch gezogen zu werden, aber ich frage mich, wie die Gute nun eigentlich noch am Leben sein kann? Oder ist sie dies überhaupt? Wurde tatsächlich das Tor zum Totenreich aufgestoßen? Man weiß es nicht, ich weiß nur, das man das letzte Mal, als man Megan gesehen hat, ihr Kopf auf dem Boden rumgerollt ist, also bin ich auf ihr Auftreten gespannt!

      Nach einem seit 3 Tagen andauernden Yuru Yuri Marathons ist deine FF wieder mal eine krasse Abwechslung. Zur heilen Welt des Shoujo Ai School Life Comedy (bestes Genre ever, btw), wirkt die dunkle und düstere Welt die im Schatten eines Dämons steht nur noch düsterer. Aber nun zu den eigentlichen Neuerscheinungen:

      177: Zu Jack Ryders Vergangenheit will ich nicht allzu viel sagen, nur dass er Sympathie-Punkte verliert, da er eigentlich schon um einiges älter als Mary ist, was ihn nicht mehr zum witzigen, dynamischen, jungen und leicht perverser Reporter macht, sondern zum alten, perversen Mann macht, der nur versucht wenigstens besser als sein altes Selbst zu sein.

      178: Daraufhin geht es auch mit Marys Vergangenheit weiter, die um einiges weniger blutig war als Jacks, aber nicht weniger dramatisch. Auch brichst du die goldene Shonen-Regel das Eltern höchststerblich sind, gefällt mir ^^. Grundsätzlich diente das Kapitel um den Charaktere der jungen Piratin Read mehr Tiefe zu geben, weiter so, wäre auch echt lahm, wenn sie demnächst stirbt und dann nichtmal einen Flashback hatte (dabei ist anzunehmen, dass ich derzeit davon ausgehen, dass alle deine Charaktere sterben :)).

      179: Die Hungernde geht drauf, aber soweit ich mich erinnern kann, hat doch Fames mehrere von denen, oder? Ich denke schon, vermutlich wird auch klassischer Weise der/die nächste Hungernde viel stärker und besser sein, als die, die in diesem Kapitel in die Luft geflogen ist. Aber um es noch klassischer zu halten, wird dieser bessere Hungernde von einen noch overpowerten Charaktere ge-onehittet. Andererseits war deine Geschichte bis her nie wirklich klassich. Nun ja, auf jeden Fall werden noch ein Haufen Leute sterben, yeay :D.
      Ach ja, und Arthur der Armleuchter ist auch da, woohoo :thumbdown:


      Over and out,
      MfG Panda Lee

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    • Kommentar
      *Hust* mit einem gebrochenen Finger zu schreiben ist umständlicher als man vermuten würde. Das Husten war übrigens nur für den dramatischen Effekt mich kranker wirken zu lassen.

      Nach einem seit 3 Tagen andauernden Yuru Yuri Marathons ist deine FF wieder mal eine krasse Abwechslung. Zur heilen Welt des Shoujo Ai School Life Comedy (bestes Genre ever, btw), wirkt die dunkle und düstere Welt die im Schatten eines Dämons steht nur noch düsterer.



      Ich hoffe du verzeihst.

      Jack Ryder: Jack ist 36 Jahre Alt. Er wird nur immer wieder als junger Reporter genannt, da er erstens noch nicht lange dabei ist und in erster Linie, da sein neuer Körper in etwa einem 22-jährigen entspricht. Der Angriff auf sein Dorf fand übrigens erst nach den Ereignissen in Booty Bay statt.

      Mary Read: Alle Charaktere werden sicher nicht sterben, aber einige wird es sicher noch erwischen. Immerhin haben wir nach diesem noch 3 Arcs vor uns^^ Mary Eltern leben übrigens glücklich und zufrieden auf einer abgelegenen Insel und führen ein wirklich erstklassiges Gasthaus. Bei Mary habe ich als Grundthema für ihren Charakter "Freiheit" gewählt. Bei Jack dagegen steht eine tiefe Dankbarkeit Arthur gegenüber im Mittelpunkt. Er verehrt seinen Gott, der ihm eine zweite Möglichkeit geboten hat. Sein Grundthema wäre wohl Verehrung/Absolute Gehorsamkeit. Mal sehen wie sich diese beiden Grundthemen im Zusammenspiel weiterentwickeln werden ;)

      Seine Ankunft: Ja Fames hat mehrere Hungernde. Eine hielt sich zur Zeit des Angriffs des falschen Aristokraten ja in Mary Joa auf. Wie viele Fames genau hat, weiß wohl nur er selbst. Aber ich kann jetzt schon verraten, dass es so etwas wie einen super Hungernden nicht gibt. Ich würde sie von der Stärke über den Pazifistas ansiedeln. Mit dem Vorteil, dass sie weitaus leichter zu "produzieren" sind, dafür aber auch nur wirklich von Fames kontrolliert werden können.
      Und wie kannst du es wagen Arthur als Armleuchter zu bezeichnen. Er ist immerhin Gott... oder hält sich zumindest für einen. Ein, das muss ich zugeben, weit verbreiteter Charakterzug in meiner FF. Jedenfalls ist er jetzt da und das Finale dieses Arcs kann endlich steigen ;)

      mfg
      Dillian



      Kapitel 181: Splitter
      Spoiler anzeigen


      „Du forderst?“ Arthur lachte. Es war ein kaltes, tiefes Lachen und wenn Dillian noch etwas gefühlt hätte, so wäre er wohl erschauert. Doch stattdessen bewegte sich seine Mimik keinen Millimeter. Kalt begegnete er dem Blick des Dämonenkönigs.
      „Ich bin Gott. Du hast nichts zu fordern. Du kannst nur hoffen. Hoffen, dass ich gnädig bin und dir deinen Wunsch gewähre.“ Blitzschnell zog Arthur seine legendäre Klinge und zeigte mit der Spitze auf Dillians Brust. Der Bedrohte wich keinen Schritt zurück, sondern verstärkte nun seinerseits die lodernden, schwarzen Flammen, welche über seine Arme züngelten.
      „Du bist kein Gott. Du bist Mensch. Ein Mensch, der Gott spielt“, antwortete Dillian kalt. Mit einem Aufschrei schlug Arthur plötzlich zu. Der Boden zersplitterte, als sein Schwert auf die Steinplatten traf, nur um dann sofort zu gefrieren. Die unnatürliche Kälte, welche sich im Raum und in ganz Arlan ausgebreitet hatte, intensivierte sich sogar noch einmal. Jedoch hatte Arthur seinen Gegner nicht getroffen. Kurz bevor seine Klinge Dillian traf, verschwand dieser in einem schwarzen Blitz. Er tauchte auf der anderen Seite des Raumes wieder auf, machte jedoch keine Anstalten Arthur anzugreifen. Dieser zog nun seinerseits seine Klinge aus dem Boden und drehte sich wieder seinem Widersacher zu.
      „Ich bin kein Mensch. Ich keiner von euch. Ich verbitte mir dies Aussage. Ich bin Gott“, schrie Arthur. Schlagartig gefror der gesamte Raum. Riesige Eiszapfen bildeten sich in Sekundenschnelle an der Decke. Dillian strich über das Raureif, das sich auf einem der abgestellten Tische der Gerümpelkammer gesammelt hatte. Sein Blick huschte für einen Moment zu seiner Mutter. Die Blutlache unter Marissa war noch größer geworden und sie hatte sich zitternd zusammengerollt. Unbewusst fasste Dillian sich an die Brust, als er seine Mutter so sah, doch kaum bemerkte er was er gerade tat, riss er die Hand wieder weg.
      „Verdammte Splitter“, knurrte er. Arthur entging dies nicht. Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen.
      „Ich kann deine Seele sehen Dillian. All ihre Splitter. Weswegen willst du Letum? Du brauchst ihn doch nicht.“
      „Von was redest du?“ Arthur ging nicht auf Dillians Frage ein, sondern fuhr unbeirrt fort.
      „Ich kann dich wieder ganz machen. Und zwar so, dass keinerlei Risse zurückbleiben werden. Unterwerfe dich mir und ich werde dich heilen.“

      Dillian schüttelte den Kopf.
      „Du verstehst es nicht. Mein einziger Sinn ist dich zu vernichten.“
      „Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen. Der Alte lebt noch“, antwortete Arthur.
      „Nur ich kann töten was nicht sterben kann“, fügte er hinzu und festigte den Griff um sein Schwert. Die Zeit der Worte war beinahe vorbei. Das schwarze Feuer hatte Dillian inzwischen komplett eingehüllt. Seltsamerweise schien es ihn dabei zu verbrennen. Seine Haut löste sich ab und schien mit den Flammen zu verschmelzen. Die Umgebung um ihn herum schien an Farbe zu verlieren.
      Kein Schwarz oder Weiß. Kein Rot oder Blau. Nur ein mattes Grau blieb zurück.
      Arthur verstärkte den Griff um sein Schwert. Sein Blick verriet, dass er Dillian durchaus ernst nahm.
      „Deine größte Schwäche liegt immer noch in dir Dillian. Die Splitter deiner Seele.... Deine Gefühle....“ Langsam schritt er auf das sich ausbreitende Feuer zu. Es schmolz weder das Eis, noch strahlte es irgendeine Form von Wärme aus. Alles was Arthur fühlte war eine Leere. Das Fehlen einer Seele. Doch tief in diesem Ozean aus Nichts konnte er kleine Inseln spüren. Kleine Inseln, die verzweifelt dagegen ankämpften nicht zu versinken. Langsam streckte der Dämonenkönig die Hand aus.
      „Ich kann dir wieder helfen ganz zu werden. Hörst du mich Dillian? Der echte Dillian, der immer noch tief im Innern dieser Hülle existiert. Ich bin kein grausamer Gott. Ich bin gnädig. Unterwerfe dich mir und du wirst wieder ganz sein. Ich werde ein Welt des Friedens und der Einigkeit erschaffen. Und du kannst Teil dieser Welt sein. Genauso wie Miyuki, Markas, Maria und alle anderen, welche die Wahrheit erkennen. Überwinde deinen unsinnigen Hass gegen mich und begehre gegen diese leere Hülle auf, die dich kontrolliert. Nimm meine Hand oder spüre meinen gerechten Zorn. Denn ich bin Gott.“ Arthur streckte die Hand aus. Doch die Person innerhalb des schwarzen Feuers machte keine Anstalten sie zu ergreifen. Stattdessen schrie Dillian nun auf und deine mächtige Feuersäule durchbrach die Decke und schoss weit in den künstlichen Himmel über Arlan.
      „Du hast also die falsche Wahl getroffen. Wie bedauerlich“, sagte Arthur mit ruhiger Stimme, bevor er von der Feuersäule verschlungen wurde.


      „Wo willst du hin Miyuki?“ Markas kannte die Antwort auf diese Frage zwar, doch er musste sie stellen. Er musste die Bestätigung aus Miyukis Mund hören. Nina hatte sich zuerst zwar gewehrt, aber nachdem er ihr etwa zwanzig Mal versichert hatte, dass er verheiratet war und keinerlei versteckte Intentionen besaß, hatte sie ihm erlaubt sie auf dem Rücken zu tragen.
      „Außerdem bist du eh nicht mein Typ.“ Diese Aussage hatte ihm direkt noch eine schmerzhafte Kopfnuss eingebracht. Er würde die Frauen wohl nie verstehen stellte er seufzend fest, während er auf Miyukis Antwort wartete. Als sie jedoch nicht kam, fuhr er fort.
      „Du willst zu Dillian. Du denkst er hat Arthur hier hergeholt. Willst du ihn immer noch retten?“ Miyuki schwieg eisern und rannte stattdessen unbeirrt in Richtung der beiden starken Hakiquellen, welche sie fühlen konnte. Der eisige Wind strich durch ihre kurzen, schwarzen Haare und lies sich leicht frösteln, doch sie wurde zu keiner Sekunde langsamer.
      „Damals hat er gezögert.“ Markas schreckte auf, als Miyuki plötzlich sprach.
      „Damals hätte er uns beide töten können. Er wollte es auch, doch er zögerte. Etwas in ihm hielt ihn davon ab.“
      „Und was ist wenn dieses letzte Stückchen meines Bruders nicht mehr gerettet werden kann? Wenn er schon zu weit entfernt ist für Rettung.“ Miyuki schluckte, als sie die Frage hörte. Nina hob interessiert den Kopf.
      „Dann werde ich ihn töten.“ Markas schüttelte den Kopf. Sein Gesichtsausdruck war ernst.
      „Ich glaube dir nicht wirklich, aber ich werde sicherstellen das es dazu kommen wird.“ Er legte seine Hand auf Miyukis Schulter und drückte sanft zu. Er war sich sicher, dass Miyuki, sollte es wirklich dazu kommen, es ihm nicht danken würde. Und trotzdem würde er es tun. Denn dafür waren echte Freunde da. Plötzlich hielt Miyuki inne. Eine schwarze Feuersäule war plötzlich auf einem Platz in der oberen Region Arlans durch den Boden gebrochen. Normalerweise hätte es hier von Touristen nur so geschwärmt, aber die meisten waren schon evakuiert worden. Blitzschnell änderte Miyuki ihren Kurs. Trotz der unnatürlichen Kälte, die allen Anwesenden stark zusetzte, bewegte sie sich mit einer Geschwindigkeit über die Dächer der Unterwasserstadt, die atemberaubend war. Selbst Markas hatte Probleme ihr zu folgen.
      „Das ich Nina aufm Buckel habe und aus Prinzip nie Schuhe trage hilft auch nicht wirklich“, schoss es ihm durch den Kopf, während er einen Blick zu seinen Zehen riskierte, die er schon seit geraumer Zeit nicht mehr spürte. Dadurch prallte er nun von hinten gegen Miyukis Rücken, was diese wiederum einige Meter vor stolpern lies. Dabei wäre sie beinahe in einen offenen Schornstein geplumpst, doch der dicke Eisklumpen, der den Schornstein verstopfte, verhinderte dies zum Glück. Nachdem sie Markas einen Blick zuwarf, der diesen auf unangenehme Weise an seine Frau erinnerte, wandte sie sich wieder der Feuersäule zu. Diese schien nun langsam zu verpuffen und Miyuki konnte Arthur erkennen. Er stand ruhig inmitten des Platzes.
      Sie konnte seine schwarze Rüstung....
      „Moment mal. Bewegt sich seine Rüstung?“, spracht Markas aus, was sie soeben auch sah. Sie kniff ihr verbliebenes, linkes Auge zusammen. Die schwarze Masse schien Arthur komplett zu bedecken. Immer wieder schlugen lange Tentakel in alle Möglichen Richtungen aus. Der Dämonenkönig schien keinerlei Anstalten zu machen sich zu wehren. Selbst als ein Teil der Masse sich von ihm löste und hinter ihm ein mit Reißzähnen, bewehrtes Maul bildete.
      „Wo ist Dillian“, stotterte Miyuki. Sie fürchtete die Antwort, auch wenn sie sie kannte. Schließlich sprach es Markas aus.
      „Das Ding ist Dillian.“


      Eine unglaubliche Wärme erfüllte sie. Marissa schreckte hoch, doch ein starke Hand hielt sie sanft zurück.
      „Wie hast du mich gefunden“, stotterte sie überrascht. Der Mann, der über ihr kniete, lächelte.
      „Ich würde dich überall finden Marissa“, sagte er. Sie schloss zufrieden die Augen und lächelte.
      „Und wie soll ich dich nennen mein Retter? Geddon oder Adegod?“ Der Angesprochene lachte.
      „Wie du willst. Ich bin Adegod und ich bin Geddon. Doch gleichzeitig bin ich mehr. Ich bin der Mann, in welchen du dich dereinst verliebt hast. Aaron.“ Langsam setzte Marissa sich auf. Aaron halft ihr dabei. Schließlich sahen die Beiden sich in die Augen. Das Blut, dass aus Beider wunden strömte, vermischte sich auf dem Boden.
      „Es ist also so weit?“, meinte Aaron mit ruhiger Stimme.
      „Schon bald. Aber ich bin froh, dass es mit dir zu Ende geht“, antwortete Marissa.
      „Ich konnte weder Dillian retten, noch mit Markas über meine Enkelin sprechen. Ich bin wohl keine wirklich gute Mutter.“
      „Das stimmt wohl, aber ich denke die Jungs verzeihen dir deine Fehler. Immerhin bist du ihre Mutter“, sagte Aaron und grinste breit.
      „Aber auch wenn wir in unserem Leben viele Fehler begangen habe, so können wir der Jugend doch noch eine Zukunft schenken. Ich werde sicherstellen ,dass sie überleben.“ Langsam erhob sich Aaron und warf Marissa ein letztes, warmes Lächeln zu. Sie erwiderte es. Doch dann konnten sie sich nicht mehr zurückhalten. Er hob Marissa hoch. Riss sie an sich. Und er küsste sie. So stürmisch wie sie es früher immer auf hoher See getan hatten. Als sich ihre Lippen zum letzten Mal trennten, bereuten sie nichts. Sein Umhang mit der Aufschrift Gerechtigkeit fiel von seinen Schultern, als er sich ein letztes Mal umdrehte und in Richtung der schwarzen Feuersäule davon marschierte.


      Arthur biss die Zähne zusammen. Äußerlich wirkte er vollkommen ruhig, doch er spürte wie Dillian an seiner Seele riss. Und nicht nur an seiner, sondern an allen anderen, welche er ebenfalls in sich trug. Er musste sie kontrollieren. Sie waren sein. Sein Geburtsrecht. Sein Besitz. Er war Gott.
      Ein mächtiger Eiszapfen durchbohrte die schwarze Fratze, die soeben ihre Zähne in seiner Schulter vergraben wollte. Mit einem Aufschrei entfesselte der Dämonenkönig einen mächtigen Windstoß, welcher die schwarze Masse von ihm weg blies. Der eisige Wind war so intensiv, dass er die Fassaden der Häuser und die Steinplatten am Boden zerschnitt. Schnitte, die sofort darauf gefroren. Die schwarze Masse sammelte sich nun in einiger Entfernung. Was ihr entstieg, hatte mit Dillian Devlion nichts mehr gemeinsam. Die Kreatur schien keinen wirklichen Körper zu besitzen, sondern nur aus dieser schwarzen, schleimartigen Masse zu bestehen. Sein Unterleib hatte keinerlei Konturen und schwarze Tentakel schlugen immer wieder davon in alle möglichen Richtungen aus. Die Hände waren zu langen Klauen verformt. Zwei mächtige Schwingen standen von seinem Rücken ab. Mehrere Hörner zierten sein Haupt. Sein Gesicht hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einem Menschlichen. Zwei glühende Rote Augen starrten Arthur durchdringend an und sein riesiges Maul war mit noch größeren Reißzähnen bestückt.
      „Was für ein Monster. Es scheint, als würde jeder Gott einen Teufel brauchen“, sagte Arthur und stampfte auf den Boden. Unzählige Eisspeere schossen um Dillian aus dem Boden und durchbohrten ihn.
      „Diese Welt ist mein Anrecht. Siehst du nicht, dass es so besser ist. Wenn ich alles kontrolliere gibt es keine Kriege, keine Hungersnöte und kein Leid mehr.“ Dillian reagierte auf Arthurs Worte nur mit einem Aufschrei und stürzte sich auf den Dämonenkönig. Die Löcher, welche die Eiszapfen in seinen Körper geschlagen hatten, schlossen sich ohne Spuren zu hinterlassen. Sein Körper verflüssigte sich und wickelte sich wie eine Schlange um Arthur. In seinen Händen entflammten schwarze Flammen und er rammte sie seinem Widersacher nun mit aller Macht gegen die Brust.
      „Weder die ätzende Säure des Hasses, noch die heiß lodernde Flamme der Liebe. Denkst du, dass du mich mit dieser Leere wahrhaft bezwingen kannst?“, knurrte Arthur.
      „Ich kenne die Stärke deiner Seele, aber was dich zu einem Gott macht, sind die tausenden Unschuldigen, welche du in dir trägst und von deren Kräften du zehrst“, antwortete Dillian und stieß sich von Arthur ab. Entsetzt starrte der Dämonenkönig dem dünnen, weißen Schleier nach, welcher aus seiner Brust gerissen wurde und sich dann in Luft auflöste.

      „Nein“, schrie er und rammte sein Schwert in den Boden. Die Umgebung, welche bisher nur von einer Schicht Raureif überzogen war, gefror schlagartig.
      „Hundert Seelen.... Hundert Leben.... ausgelöscht.“ Für einen Moment starrte Arthur Dillian entgeistert an, bevor sich sein Gesicht zu einer Fratze des Zorns verzerrte.
      „Sie gehörten mir. Sie waren MEIN! Diese Welt und alles auf ihr existiert nur um von kontrolliert zu werden. Ich bin MACHT!“, schrie der Dämonenkönig und das Eis um ihn bekam leichte Risse. Den schwarzen Flammenstrahl, welchen Dillian auf ihn abfeuerte, spaltete er mit seinem Schwert. Die Temperatur fiel mit jeder Sekunde. Sie hatte bereits Werte erreicht, welche man nur auf den kältesten Winterinseln im Winter vorfand. Und die Kälte breitete sich immer weiter aus. Arthur verschwand und im nächsten Moment hing Dillian, aufgespießt von Arthurs Klinge, in der Luft. Der Dämonenkönig hatte ihn am Hals gepackt. Bevor er etwas sagen konnte, spie ihm sein Gegner jedoch einen schwarzen Feuerball ins Gesicht. Er lies Dillian los und schrie auf. Die Flammen verbrannten ihn nicht, doch sie entzogen ihm wieder einige Seelen.
      „Es reicht!“ Mit einem Brüllen, dass ganz Arlan erschütterte, entfesselte Arthur eine Schnittwelle mit seinem Schwert.
      „Ihre Macht ist groß genug um die Redline zu spalten und ihre Temperatur liegt auf dem absoluten Gefrierpunkt. Möge der kalte Wind des Todes dich restlos von dieser Welt tilgen du Teufel“, knurrte Arthur und sah seiner Todbringenden Attacke nach. Dillian riss beide Arme nach oben und entfesselte eine gewaltige, schwarze Feuersäule. Ein gleißender Lichtblitz durchzuckte Arlan, als die beiden Angriffe aufeinanderprallten. Doch ansonsten geschah nichts.

      „Du bist nichts und deine Angriffe verwandeln alles in Nichts. Und du bist eine Sonne, die Licht aber keine Wärme spendet.“ Aaron blickte Arthur und Dillian an. Das Eis um ihn herum begann bereits zu schmelzen. Blut tropfte noch immer aus seiner Bauchwunde, doch es verdampfte aufgrund der Hitze, welche die Supernova in seiner rechten Hand erzeugte. Sein Blick schweifte für eine Sekunde zu drei Personen, die in einiger Entfernung auf einem Häuserdach standen.
      „Ich bin hier um Wärme anstatt Kälte zu spenden. Um eine Zukunft anstatt das Nichts zu schaffen.“ Er blickte Dillian und Arthur durchdringend an.
      „Arthur Cunningham! Dillian Devlion! Ich bin hier um euch zu retten!“



      Kapitel 182: Das Ende Arlans
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      „Retten?“ Arthur brach in schallendes Gelächter aus. Jedoch lag keine Wärme darin. Es wirkte kalt und grausam. Er hielt sich die Hand vor die Augen und schüttelte den Kopf.
      „Ein Mensch wie du ermaßt sich einen Gott wie mir zu unterstellen, dass er gerettet werden müsse.“ Arthur rammte sein Schwert in den Boden, woraufhin dieser sofort gefror. Bevor Aaron reagieren konnte, war er schon festgefroren.
      „Ihr Blinden überschätzt euch. Öffnet eure Augen und erkennt mich als euren Gott an.“
      „Du bist kein Gott. Du musst deine Augen öffnen. Diese Macht ist für niemanden gedacht. Sie wird dich verzehren Arthur Cunningham.“
      „Ruhe!“, schrie der Dämonenkönig. Das Eis, welches Aarons Füße einschloss, wuchs seinen Körper empor bis er vollkommen davon eingeschlossen war.
      „Mein Wort ist endgültig. Meine Entscheidungen sind fehlerfrei. Die Leute werden sich mir unterwerfen. Sie werden keine andere Wahl haben und sie werden glücklich sein. Keine Kriege und keine Kämpfe mehr. Dafür werde ich sorgen.“ Das Eis, welches Aaron einschloss, begann zu glühen und schmolz nun.
      „Siehst du nicht, dass dies ein falscher Frieden ist. Es ist eine Lüge“, sagte er nun und blickte auf die Sonne in seiner rechten Hand. Sie strahlte eine unglaubliche Wärme aus. Selbst Arthurs fahle Haut schien erwärmt zu werden und gewann etwas an Farbe zurück.
      „Es kümmert mich nicht, ob du den Frieden, welchen ich schaffen werde, falsch nennst oder nicht. Fakt ist, dass es unter meiner absoluten Herrschaft keine Krankheiten und Kämpfe mehr geben wird. Es wird perfekt sein.“
      „Was du hier anpreist ist kein wahrer Frieden.“
      „Der Zweck heiligt die Mittel. Es kümmert mich nicht, was du oder andere denken. Es wird keine Kriege und Krankheiten mehr geben, sondern Frieden und Einheit. Alles andere ist egal.“ Arthur ballte die Faust. Der Boden unter seinen Füßen schien zu gefrieren. Es war deutlich, dass er nicht mehr in der Stimmung für Diskussionen war. Man hatte ihm schon zu lange widersprochen. Er war Gott und seine Entscheidung endgültig. Bevor er jedoch Aaron attackieren konnte, traf ihn ein schwarzer Feuerstoß von der Seite. Der Dämonenkönig heulte auf, als erneut hunderte Seelen ausgelöscht wurden. Das Nichts verschlang sie vollends.
      „Nein!“ Arthur rammte seine Klinge in den Boden und die Umgebung gefror schlagartig. Aaron und die Kreatur, die dereinst Dillian war, waren ebenfalls erstarrt. Jedoch hielt es bei beiden nicht lange an und sie befreiten sich aus dem Eisgefängnis.
      „Hör auf Dillian“, schrie Aaron, doch sein Aufruf verhallte ungehört, da sich der Angesprochene direkt wieder auf Arthur stürzte. Ohne eine feste Form anzunehmen bewegte sich die schwarze Masse blitzschnell auf den Dämonenkönig zu. Ein greller Blitz hielt sie jedoch davon ab ihr Ziel zu erreichen, als Aaron eine Supernova auf sie schleuderte. Zu spät bemerkte Aaron jedoch, dass er selbst ebenfalls Ziel des Angriffs gewesen war. Dillian hatte sich aufgespalten.

      „Verdammt“, knurrte Aaron. Seine Beine waren schon von der schwarzen Masse eingehüllt. Er spürte wie es an seiner Seele riss. Mit jeder Sekunde schien die Welt um ihn herum an Farbe zu verlieren. Alles wurde matt. Er fühlte keine Wärme mehr und auch keine Kälte. Langsam glitt er ins Nichts. Etwas blitzte vor seinen Augen auf. Aaron blinzelte, doch dann sah er sie. Die Gesichter seiner Vergangenheit. Die Fehler, welche er gemacht hatte. Die Triumphe, die er genossen hatte. Und zum Schluss sah er sie. Nina und Marissa. Zwei Frauen, die sein Leben geprägt hatten. Zwei Frauen, denen er grausame Dinge angetan hatte, die sich nie wieder gutmachen ließen. Zwei Frauen, welche er liebte. Und ein weiteres Mal gaben sie ihm die Stärke, die er brauchte. Mit einem Aufschrei entfesselte er eine Supernova, die ihn vollkommen einhüllte und alle Spuren der Bestie hinwegfegte. Die Wärme schmolz das dicke Eis, welches den Kampfplatz eingehüllt hatte sofort und selbst Arthur musste die Hand heben um sich vor dem grellen Licht zu schützen. Die Hitze wärmte ganz Arlan und für einen Moment erstrahlte die zerstörte Unterwasserstadt. Aaron richtete sich zu seiner ganzen beeindruckenden Größe auf. Er überragte Arthur um mehr als einen Kopf. Er blickte den Dämonenkönig durchdringend an und auch Dillian, der sich in sicherer Entfernung wieder zusammensetzte, betrachtete er aus den Augenwinkeln.
      „Seid ihr wirklich so verblendet? Denkst du wirklich, dass du ein Gott bist?“ Er sah Arthur an und schüttelte traurig den Kopf.
      „Und du...“ Er deutete auf Dillian.
      „Hast du wirklich aufgegeben? Alles was du mit deinem Bruder und deinen Freunden durchgemacht hast. Alles was du dir geschworen hast. Hast du dies alles aufgegeben und dieser leeren Hülle das Feld überlassen?“ Aaron erzeugte zwei Supernovas. In jeder Hand eine. Langsam umgab er sie mit einem goldenen Schimmer, als er sein Königshaki mit seiner Teufelskraft kombinierte. Etwas, dass weder Geddon noch Adegod jemals gelungen war.
      „Geddon war ein Monster, welches durch meine Schwäche geboren wurde. Jedoch hatte er in einem Punkt Recht. Alle Menschen sind gleich. Niemand sollte sich über die anderen erheben. Alle sollen an einem Strang ziehen. Dies die Menschheit zu lehren, dass sollte unsere Aufgabe sein. Nicht sie zu unterjochen.“
      „Die Menschen gehören mir. Es ist mein Recht als Gott“, schrie Arthur.
      „Die Menschen sind mir egal. Es ist bedeutungslos wie viele ich töte, solange ich Arthur stürze“, antwortete Dillian.
      „Ihr hättet noch viel zu lernen gehabt. Jedoch kann ich den Missbrauch eurer Macht nicht tolerieren. Ich kann diese Welt nicht euch überlassen.“ Aaron keuchte. Der Blutverlust aus seinem Kampf zuvor macht ihm schwer zu schaffen. Jedoch war sein Wille ungebrochen. Er würde nicht versagen.

      Ohne zu zögern schleuderte er die goldenen Sonnen auf seine zwei Widersacher. In dem Moment, in welchem die Attacke einschlug, war er mit den Beiden verbunden. Aaron keuchte überrascht auf, als er Dillian vor seinem Inneren Auge sah. Doch er sah den jungen Mann nicht einmal, sondern unzählige Male. Sie alle waren Dillian, doch jeder war anders. Eine Version kniete auf dem Boden und weinte bitterlich, währen ein anderer sich voller Hass gegen unsichtbare Fesseln stemmte. Ein anderer starrte ins Leere. Sein Körper war von schrecklichen Narben überzogen. Alls letztes fiel Aarons Blick auf einen Dillian, welcher ihn direkt anstarrte. Er schien der Einzige zu sein, der Aaron registrierte. Jedoch sagte er nichts, sondern blickte ihm nur stumm in die Augen. Bevor er etwas sagen konnte, wurde Aarons Bewusstsein nun zu Arthur gerissen. Und zum ersten Mal spürte er die Last auf Arthurs Schultern. Die Tausenden von Seelen, welche in Arthurs Brust gefangen waren, lagen schwer auf den Schultern des Dämonenkönigs. Ihre Trauer, Hass, Bedauern, Zweifel, Wut, Liebe, Freude. All ihre Emotionen bombardierten Arthur andauernd. Doch was Aaron am meisten schockierte, war Arthurs selbst. Seine Seele thronte über allen. Doch alles was er fühlen konnte, war eine schreckliche Kälte und eine endlose Gier. Arthur Cunningham würde niemals zufrieden sein. Aaron fiel auf die Knie. Er blicke in die Richtung seiner Gegner. Die Explosion seiner Novas hatte er gar nicht mitbekommen. Dillian kniete auf dem Boden. Er hatte wieder seine menschliche Form angenommen. Arthur stand noch, doch sein gesamter Körper war vom Rauch der Explosion eingehüllt.
      „Ich habe alles gegeben. Diese Attacke hätte eine Insel auslöschen können“, schoss es ihm durch den Kopf, während er sich zitternd auf den Beinen hielt. Zweifel übermannten ihn.
      Hatte er erneut versagt?
      Weder hatte er Dillian und Arthur retten können, noch konnte er die Welt vor ihnen bewahren.
      „Mein Leben war wohl doch nur ein riesige Fehlschlag.“ Aaron fiel auf die Knie und blickte auf die dunkle Tiefsee über sich.
      „Das stimmt nicht!“ Drei Stimmen ertönten in seinem Kopf.
      „Du warst mir stets ein scheinendes Vorbild Adegod“, sagte Lucy.
      „Auch wenn du viele Fehler hattest, so warst doch du es der mich zu der Frau gemacht hast, die ich bin. Und du warst es der mich zurück auf meinen Pfad gebracht hat“, fügt Nina hinzu.
      „Und du bist immer noch der Mann, welchen ich liebe“, schloss Marissa. Aaron konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er biss die Zähne zusammen und erhob sich erneut. So wie er es stets tun würde.

      Mit einem Aufschrei hob Arthur sein Schwert gen Himmel. Ein blauer Energiestrahl schoss auf die Glaskuppel Arlans. Die Risse, welche sich durch die Kämpfe zuvor, darin gebildet hatten, barsten nun.
      „Eure Anmaßung endet hier. Ihr werdet alle in der Tiefe der See begraben werden“, schrie Arthur. Mit einem weiteren Schwertschlag spaltete er Arlan. Er war klar, dass er sich nun nicht mehr zurückhielt. Um ihn formte sich eine Wand aus eisigen Winden, die alles zerschnitt und sofort gefror, was sie berührte. Nichts würde ihn aufhalten. Die Kälte des Todes würde alle, die sich ihm widersetzten vernichten. Doch trotzdem durchbrach nun etwas seine Windwand. Die Hitze war überwältigend. Er konnte fühlen wie sie ihn durchdrang. Arthur knurrte, während er Aaron anstarrte. Die goldene Sonne in dessen Hand erstrahlte hell.
      „Du wirst die Flamme des Lebens niemals gänzlich auslöschen Arthur. Genauso wenig wie das Feuer der Freiheit“, schrie Aaron und streckte die goldene Supernova gen Himmel. Das goldene Licht erfüllte Arlan und fegte die Kälte hinweg. Alle Leute in der Unterwasserstadt, egal welcher Fraktion sie angehörten, schlossen für einen Moment die Augen und genossen die Wärme. Überall fielen bereits Wasserfälle durch die Risse in der Schutzkuppel und begannen Arlan zu fluten. Die ganze Stadt bebte. Der Spalt, welchen Arthur geschlagen hatte, schien zu wachsen. Häuser stürzten in sich zusammen und ihr Trümmer fielen in die Tiefe. Zum Glück waren die meisten Menschen schon evakuiert worden. Nur noch wenige Unglückliche hielten sich in Arlan auf. Aaron ging schwer atmend in die Knie. Seine goldene Sonne verglühte in seiner Hand. Die schneidenden Winde, welche Arthur umgaben, waren erneut stärker geworden. Sie befanden sich am absoluten Nullpunkt. Nichts überlebte ihre Berührung.
      „Du wirst sterben“, sagte Dillian nun und blickte Aaron kalt an. Dieser keuchte und blickte auf die tiefe Wunde an seiner Seite. Er hatte schon so viel Blut verloren. Es gab kein zurück mehr. Er würde sterben. Jedoch fürchtete er sich seltsamerweise nicht. Auf seinem Gesicht zeichneten sich deutliche Schmerzen ab, als er sich langsam erhob.
      „Ich konnte euch nicht aufhalten. Noch konnte ich euch Retten.“ Traurig senkte er den Blick und schüttelte den Kopf. Die Wassermassen, welche durch die Risse in der Schutzkuppel auf Arlan niedergingen, wurden von Minute zu Minute stärker. Mächtige Wasserfälle stürzten auf die dem Untergang geweihte Stadt.
      „Aber ich kann einer neuen Generation immer noch eine Zukunft schenken.“ Er warf einen Blick auf die drei Personen, die sich auf einem Dach in der Nähe aufhielten.
      „Dillian du bist kein verlorener Fall. Du kannst noch gerettet werden. Jedoch musst du es auch wollen.“
      „Ich muss nicht gerettet werden“, antwortete der Angesprochen kalt.
      „Mit dir habe ich auch nicht geredet“, knurrte Aaron und erwiderte den Blick des jungen Mannes. Langsam ballte er seine Fäuste. Sein zerschlissener Mantel hielt sich kaum noch auf seinen Schultern. Er riss sich die Hälfte von Arma Geddons Maske, die noch auf seinem Gesicht verblieben war, herunter.

      Der Angriff Arthurs kam nicht unerwartet. Der kalte Luftzug kündigte die Schnittwelle an. Mächtige Eiskristall sprossen hinter ihr aus dem Riss, welchen sie schlug. Mit einem Aufschrei erzeugte Aaron zwei weitere Sonnen in seinen Händen und stemmte sich der Attacke entgegen. Das Aufeinanderprallen der absoluten Kälte und der unglaublichen Hitze entfesselte einen Sturm, der mannsgroße Trümmer hinwegfegte. Selbst in mehreren hundert Metern Entfernung hatten Miyuki, Markas und Nina Mühe davon nicht fortgerissen zu werden.
      „Ihr seid nichts im Vergleich zu mir“, schrie Arthur und riss seine Klinge gen Himmel. Das Schwert glühte in einem unheimlichen blauen Licht. Die meisten Lichtkristalle, die Arlan erhellt hatte, waren durch die Zerstörungen bereits erloschen und so erstrahlte Arthur nun im Licht seines Schwertes. Hinter ihm lag das zerstörte Arlan, welches von mächtigen Wassermassen, die vom Himmel stürzten, verschlungen wurde. Tausende blaue Lichter schossen nun aus der Spitze von Arthurs Klinge. Aaron gelang es im letzten Moment einem der Lichter auszuweichen. Er hatte die Kälte erst gespürt, als es beinahe zu spät gewesen war. Sobald die Lichter etwas berührten, zerplatzten sie und der Gegenstand gefror sofort. Sie schienen von allen Seiten zu kommen. Selbst mit seinem hervorragenden Beobachtungshaki war es Aaron kaum möglich auszuweichen. Jedoch attackierten sie nicht nur ihn. Etwa die Hälfte schoss auf Dillian zu, der sich jedoch keinen Millimeter bewegte. Schwarze Flammen brachen plötzlich überall auf seinem Körper hervor. Die Lichter, welche ihn berührten, gefroren nicht, sondern änderten ihre Farbe in Schwarz und schossen auf Arthur zurück. Der Dämonenkönig knurrte. Blitzschnell führte er sein Schwert und zerteilte die schwarzen Sphären.
      „Dies führt zu nichts. Wir befinden uns in einer Sackgasse. Es war ein Fehler hierher zu kommen“, sagte Dillian ruhig.
      „Ihr seid meiner Gegenwart nicht würdig“, antwortete Arthur. Aarons Blick huschte zwischen den Beiden hin und her. Sein Sichtfeld verschwamm zusehendes. Mit jeder weiteren Sonne, die er erzeugte, verbrauchte er viel seiner kostbaren Lebenskraft.
      „Es wird der Tag kommen, an dem du dich für deine Verbrechen verantworten musst Arthur.“
      „Ich... antworte... NIEMANDEN“, schrie Arthur und streckte sein Schwert ein weiteres Mal gen Himmel. Doch bevor er eine erneute Attacke ausführen konnte, wurde er unterbrochen.

      Sarkastischer Applaus erfüllte die Luft. Ein Mann im edlen Anzug trat an die drei Kämpfenden heran. Er trug einen warmen Wintermantel und grinste hämisch.
      „Oh wie kreativ Arthur. Wahrlich die Worte eines geistig beschränkten Gottes“, sagte er und gähnte. Der Dämonenkönig zog die Augen zu Schlitzen zusammen.
      „Was soll das Crowley?“, zischte er wütend.
      „Ich bin dein Gott...“
      „Ja ich weiß. Du bist Gott. Bla Bla Bla...“, unterbrach Crowley Arthur. Jedoch zuckte er im nächsten Moment zusammen und ging auf keuchend auf die Knie. Blut rann aus seinen Mundwinkeln. Arthur öffnete die Hand, welche er soeben zur Faust geballt hatte, wieder.
      „Vergiss nicht wo dein Platz ist du Hund.“
      „Oh ich kenne meinen Platz ganz genau. Ihr seid es die blind seid“, antwortete der Angesprochene und erhob sich zitternd. Die Schmerzen waren deutlich von Crowleys Gesicht abzulesen, aber trotzdem lächelte er.
      „Als ich hörte, dass du nach Arlan beschworen werden solltest, konnte ich mein Glück kaum fassen. Hier würdest du nicht von tausenden Anhängern umgeben sein. Hier wärst du womöglich sogar geschwächt nach deinem Kampf.“ Crowley richtete sich zu seiner gesamten Größe auf.
      „Das ist euer Problem. Ihr seid so in euren Plänen festgefahren, dass ihr Schlaglöchern in der Straße nicht ausweichen könnt. Ich habe keinen Plan. Ich passe mich nur an um das Spiel interessant zu halten.“
      „Was redest du da?“, knurrte Arthur. Crowley breitete die Arme aus.
      „Ich will nur meinen Spaß haben“, sagte er grinsend. Als Arthur erneut die Hand zur Faust ballen wollte, hob Crowley tadelnd den Finger.
      „Wusstest du das ich schon einmal in R'lyeh war. Dort habe ich einiges gelernt. Über Seelen und Blutmagie. Und das man manchmal etwas opfern muss um seine Ziele zu erreichen. Zum Beispiel einen Teil seiner Seele.“
      „Von was redest du?“, fragte Arthur und man konnte eine leichte Beunruhigung aus seiner Stimme heraushören. Crowley grinste teuflisch. Er hatte seine rechte Hand gegen seine Brust gepresst.
      „Du hast niemals meine ganze Seele besessen. Nur einen Teil. Einen Teil, welchen ich dir freiwillig gab, nicht weil du mich bezwungen hast. Einen Teil, welchen ich zur Bombe umfunktioniert habe.“
      „Du hast was!“, schrie Arthur, doch es war bereits zu spät. Crowley aktivierte die Blutrune auf seiner Brust. Die Explosion hüllte Arthur vollkommen in eine weiße Rauchwolke ein. Im selben Moment schrie Crowley vor Schmerzen auf und ging auf die Knie. Er blutete gleichzeitig aus Mund, Augen, Nase und Ohren.
      „Selbst ohne richtigen Körper tut das verdammt weh“, knurrte er. Er fiel auf die Knie, jedoch lächelte er immer noch. Grund dafür war das Schauspiel vor seinen Augen. Hunderte kleine Lichter brachen aus der weißen Rauchwolke hervor. „Es tut mir Leid, aber ich brauche nur eine von euch“, sagte Crowley grinsend und preschte plötzlich nach vorne. Zielsicher steuerte auf eine bestimmtes Licht zu und presste es in seine Brust, wo es mit seinem lehmartigen Körper verschmolz.
      „Keine Angst Megan das ist nur vorübergehend“, sagte er keuchend.
      „Hmm ich habe vergessen wie das Früchtekompott meiner Mutter geschmeckt hat“, fügte er mit leicht trauriger Stimme hinzu. Ein Schrei fegte nun die weiße Rauchwolke hinweg und die weißen Lichter, welche zu entkommen versucht hatte, wurden zurück in Arthurs Schwert gezogen.
      „Was willst du mit meiner Schwester.“
      „Es tut mir Leid Arthi, aber ich stehe nicht mehr in dienen Diensten, also werde ich dir auch nicht antworten. Wo bliebe dann der ganze Spaß“, sagte Crowley lächelnd. Er atmete immer noch schwer und wirkte stark mitgenommen.
      „Ich werde...“
      „Du wirst gar nichts“, unterbrach Crowley den Dämonenkönig erneut und wirbelte blitzschnell herum. Mit einem Sprung stürzte er sich den Abhang hinter sich hinunter und landete direkt auf dem Kopf des riesigen Höllenhundes, der dort im selben Moment erschienen war.
      „Los Flare bring uns hier weg, sonst wird es noch ungemütlich“, hustete er. Arthur holte zum Schlag aus um dies zu verhindern, doch er wurde davor von einer goldenen Sonne in die Brust getroffen.

      Der Einschlag schleuderte ihn zurück, jedoch schaffte er es gerade noch so sich auf den Beinen zu halten.
      „Ihr seid alle Maden. Erkennt ihr nicht, dass ich die einzige Alternative bin, die ihr habt. Ohne mich wird es nie Frieden geben“, schrie der Dämonenkönig. Er wirkte mitgenommen. Schwer atmend starrte er Aaron und Dillian an. Aaron erwiderte seinen Blick. Dillian jedoch schien ihn komplett vergessen zu haben. Er starrte auf etwas anderes. Mit einem Aufschrei streckte Arthur sein Schwert gen Himmel. Ein mächtiger Schneesturm entstand plötzlich um ihn herum und verhüllte die Sicht. Der Schneesturm blieb bestehen, doch nach kurzer Zeit lies er nach und Arthur war verschwunden. Aaron fiel erschöpft auf die Knie.
      „Nina! Verschwindet von hier. Ich werde euch die Zeit erkaufen, welche ihr benötigt“, schrie er mit voller Kraft. Als er keine Wiederworte hörte, schloss er beruhigt die Augen und stand auf. Ein letztes Mal. Er hatte ihre Anwesenheit schon länger gespürt und er musste zugeben, dass er ganz glücklich darüber war.
      „Dillian“, sagte Marissa und sah ihren Sohn an. Die Wunde, welche er ihr geschlagen hatte, blutete immer noch stark. Die rothaarige Frau hustete und sprenkelte den Boden vor sich mit Blut.
      „Ich weiß, dass viele dein Tat als unverzeihlich ansehen werden. Doch ich verzeihe dir. Immerhin bin ich deine Mutter.“ Marissa zwang sich zu Lächeln. Sie sah ihren Sohn traurig an.
      „Ich hoffe nur, dass du mir ebenfalls verzeihen kannst. Ich hätte für dich da sein müssen. Ich hätte dich retten sollen. Ich hätte vieles tun sollen, was ich nicht getan habe. Ich kann es nicht wiedergutmachen, sondern nur auf deine Vergebung hoffen.“ Dillians klare grüne Augen fixierten seine Mutter.
      „Du bedeutest mir nichts“, sagte er, doch seine Stimme wirkte geschwächt.
      „Und weshalb weinst du dann?“, antwortete Marissa und lächelte traurig. Ungläubig fuhr Dillian sich über sein Gesicht. Seine Mutter sagte die Wahrheit. Er blickte auf seine Hände. Das schwarze Feuer, welche sie umgab, begann zu flackern und sich in grüne Flammen zu verändern. Der junge Mann knurrte und starrte das Feuer ungläubig an. Seine Bewegungen wirkten hektisch und fahrig.
      „Es ist schon gut Dillian. Ich vergebe...“
      „Rodric!“, schrie der Angesprochen und unterbrach so seine Mutter.
      „Bring uns hier raus.“ Das Rauschen gewaltiger Flügel und ein ohrenbetäubendes Kreischen ertönten. Aaron und Marissa pressten beide die Hände auf die Ohren. Eine riesige Fledermaus stürzte auf Dillian herab und packte ihn. Im nächsten Moment war er verschwunden.

      Ein gewaltiges Erdbeben erschütterte Arlan nun. Die Titanenschildkröte schien unruhig zu sein. Der untere Teil der Stadt war bereits überflutet und die Risse, durch welche die Wassermassen in die Kuppel flossen, wurden mit jeder Sekunde größer.
      „Es wird nicht mehr lange dauern bis das Meer alles verschlingt. Die Anderen werden nicht rechtzeitig fliehen können“, sagte Marissa, doch Aaron schnitt ihr das Wort ab. Er schüttelte den Kopf.
      „Sie werden überleben. Ich werde dafür sorgen.“
      „Ist es eine Wiedergutmachung für Geddon?“
      „Nichts kann seine Taten ungeschehen machen. Dies ist keine Wiedergutmachung. Ich tue es um der neuen Generation eine Chance zu geben. Und es eine Ehre.“ Marissa lächelte. Sie packte Aarons Arm und drückte sich an ihn.
      „Ich glaube das es ihnen gut gehen wird. Sie werden vollbringen, woran wir gescheitert sind.“ Die Kuppel über Arlan barst und das Meer stürzte auf die dem Untergang geweihte Stadt hinab. Im selben Moment durchzuckte ein goldene Lichtblitz die schwärze der Tiefsee. Mit einem Aufschrei riss Aaron beide Hände nach oben und erzeugte eine goldene Sonne. Die Wassermassen verdampften schlagartig. Er spürte Marissas Hand auf seinem Arm. Ihre Haut war zum Teil aufgeplatzt und sie wies schwere Brandwunden auf. Doch trotzdem zitterte sie nicht, sondern umfasste ihn mit starkem Griff. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, genauso wie er die Seine.
      „Es tut mir leid meine Söhne.“ Marissa schloss die Augen und lächelte. Sie konnte ihre Logia aufgrund des Seesteins in ihrer Wunde nicht einsetzen, weshalb sie mit jeder Sekunde schwere Verbrennungen erlitt.
      „Ihr werdet euer Leben ohne mich weiterleben. Ihr werdet stark sein. Ihr werdet einen Weg finden. Das weiß ich. Als eure Mutter gibt es nur etwas, dass ich euch gerne noch gesagt hätte. Ich liebe euch.“


      Alles um sie herum stürzte zusammen. Arlan war dem Untergang geweiht und trotzdem harrten Mary und Jack noch aus.
      „Was soll das?“, fauchte sie ihren Freund an, doch dieser lächelte nur.
      „Er hat mir gesagt, dass wir hier warten sollen. Uns wird nichts geschehen.“
      „Wer?“
      „Ich“, ertönte eine tiefe, kalte Stimme hinter Mary. Sofort fiel Jack auf die Knie. Mary schluckte und drehte sich langsam um. Instinktiv hielt sie die Luft an, als sie Arthur Cunningham zum ersten Mal sah. Er strahlte eine Kälte und Überlegenheit aus, welche ihr die Sprache verschlug. Doch bemerkte sie auch, dass er deutlich mitgenommen wirkte. Seine Rüstung wies schrammen auf und einige Strähnen seines weißen Haares hingen ihm ins Gesicht. Außerdem atmete er schwer.
      „Was ist mit euch geschehen?“, fragte Jack und blickte seinen Gott beunruhigt an. Dieser hob jedoch beschwichtigend die Hand.
      „Keine Angst Jack mir geht es gut. Jedoch haben es einige Ungläubige gewagt sich mir in den Weg zu stellen.“ Langsam schritt Arthur an Jack und Mary vorbei.
      „Doch sie werden es auch noch verstehen. Alle werden es verstehen.“ Er lies sich auf einem Geröllhaufen nieder und blickte nun Mary durchdringend an. Sie fühlte sich unbehaglich unter dem kalten Blick seiner Augen. Es war als würde er ihre Seele abschätzen und beurteilen. Doch schließlich lächelte Arthur.
      „Jack hat mir in seinen Gebeten viel von dir erzählt Mary Read. Es freut mich, dass ihr Zwei zusammengefunden habt.“ Mary errötete bei diesen Worten leicht. Es war seltsam. Trotz der Wärme von Arthurs Worten, lag keine in seiner Stimme.
      „Du zweifelst an mir.“ Sie hob überrascht den Kopf und blickte den Dämonenkönig an.
      „Es tut mir leid. Es ist nur....“
      „Entschuldige dich nicht“, meinte Arthur und hob beschwichtigend die Hand.
      „Wenn du dich uns anschließen willst, so tust du dies aus freien Stücken. Ich verlange nur zwei Dinge von dir. Absolute Gehorsamkeit mir gegenüber und dass du deine Glaubensbrüder nicht schädigst, sondern ihnen mit all deiner Kraft beistehst.“ Mary schluckte. Jack hatte ihr so viel gutes über Arthur erzählt. Und sie hatte seine Macht mit eigenen Augen gesehen. Der Dämonenkönig drängte sie nicht zu einer Entscheidung und trotzdem hatte sie das Gefühl keine Wahl zu haben. Langsam schluckte sie den Klos, der sich ihn ihrem Hals gebildet hatte, hinunter.
      „Ich bin bereit“, sagte sie und blickte dabei Jack tief in die Augen. Er nickte. Sie schloss die Augen und ballte die Fäuste. Mit aller Kraft kniff sie die Augen zusammen. Dann erfüllte sie plötzlich eine grenzenlose Kälte. Sie befand sich auf einem weiten leeren Feld. Das gefrorene Gras knirschte unter ihren Stiefeln. Plötzlich blendete sie eine Sonne. Sie war riesig und schwebte über ihr. Sie musste die Hand vor die Augen halten um nicht geblendet zu werden. Eine weitere, viel kleinere Sonne löste sich nun aus ihrer Brust und flog hinauf zu der Riesigen. Mary wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund erfüllte sie dies mit einer grenzenlosen Angst und Trauer. Tränen stiegen in ihren Augen nach oben und sie fiel auf die Knie. Plötzlich befand sie sich wieder in Arlan. Auch hier war sie auf die Knie gefallen und Jack war an ihrer Seite. Sie spürte seine Wärme und drückte sich an ihn. Dabei blickte sie Arthur an und erstarrte. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab. Das Gesicht des Dämonenkönigs glich für einen kurzen Moment einer verzerrten Fratze. Er strahlte eine endlose Gier aus. Eine Gier, die niemals befriedigt werden konnte. Doch all dies hielt nur einen Bruchteil einer Sekunde an. Danach normalisierte sich Arthurs Gesicht wieder. Er wandte sich von Jack und Mary ab.
      „Kommt wir werden Arlan nun verlassen“, sagte der Dämonenkönig. Jack blickte glücklich auf Mary hinab.
      „Nun bist du ein Teil von unserer Gemeinschaft. Ist das nicht wundervoll?“
      „Ja“, antwortete die Angesprochene.
      „Warum siehst du dann so traurig aus?“
      Bevor Mary antworten konnte, wurden sie und Jack von einem Schneesturm eingehüllt und verschwanden mit Arthur aus Arlan.


      Sie schwiegen, während sie durch das zerstörte Arlan hetzten. Eine von ihnen hatte ihren Bruder verloren. Ein Anderer seine Mutter. Und sie? Sie hatte ihn schon vor langer Zeit verloren und trotzdem weigerte sich noch immer loszulassen. Miyuki biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte Markas und Nina jetzt nicht ansehen. Als Markas die Wunden an seiner Mutter gesehen hatte... Seine Körperhaltung hatte sich schlagartig verändert. Seine Fäuste zitterten und als Marissa mit ihm gesprochen hatte, konnte Miyuki ihm ansehen, dass er sich am liebsten direkt in den Kampf zwischen Dillian, Aaron und Arthur geworfen hätte. Der Anblick, wie Marissa ihre Stirn zum Abschied gegen Markas presste, hatte selbst ihr beinahe das Herz gebrochen. Sie konnte sie kaum ausmalen, wie es für Markas gewesen sein musste.
      „Ich werde Dillian wahrscheinlich nicht retten könne, aber ich will euch diese Last nicht aufbürden. Wenn ihr es tun versuchen wollt, dann versucht es, doch wenn ihr damit abgeschlossen habt, so ist dies auch in Ordnung.“ Mit diesen Worten hatte sich Marissa von ihnen verabschiedet und war Aaron zu Hilfe geeilt. Sie erreichten nun das U-Boot, welches Markas hergebracht hatte und das sie retten würde. Die Drei hielten inne und blickten ein letztes Mal zurück auf Arlan, welches unter dem goldenen Schein der Sonne Aarons erstrahlte. Noch immer hielt er die Wassermassen zurück. Trotz seines geschwächten Zustands.
      „Es ist nicht fair“, schrie Nina nun plötzlich und schlug mit aller Macht gegen die Stahlwand des U-Boots, die sich darauf leicht verformte.
      „Nach all den Jahren kommt er zurück und nun verlässt er mich wieder. All die Zeit mit ihm, die mir verwehrt bliebt... Und jetzt kann ich sie nicht einmal nachholen.“
      „Du hast ihn wirklich geliebt“, sagte Miyuki mit belegter Stimme.
      „Natürlich! Er ist mein Bruder.“ Nina sank auf den Boden.
      „Ich wünschte ich hätte die Zeit mit ihm verbringen können. Nicht mit Arma Geddon oder Narm Adegod. Sondern mit Aaron. Meinem Bruder!“ Die Drei schwiegen für eine kurze Zeit, bevor sich Nina erhob.
      „Doch ich werde nach vorne sehen und weiter leben. Und ihr solltet dies auch tun. Auch wenn es schmerzt. Wir werden leben.“ Sie öffneten die Türe des U-Boots und blickten überrascht auf den bewusstlosen Körper von Lucy Hawthorne.
      „Anscheinend hat mein Bruder nicht nur uns gerettet“, sagte Nina. Sie betrat nun das U-Boot und Markas tat es ihr gleich.
      „Miyuki? Kommst du?“, fragte der Shichibukai seine ehemalige Crewkameradin nun. Diese sah ein letztes Mal zurück auf das zerstörte Arlan.
      „Torino. Dillian. Orinto. Ich wünschte du wärst hier und könntest mir einen Rat geben Mutter. Ich wünsche mir so vieles. Doch ich weiß, das ohne Taten unsere Wünsche niemals war werden können. Ich habe mich endlich entschlossen. Es hat lange gedauert. Zu lange und das tut mir leid. Doch ich bin mir sicher was ich will. Ich werde Dillian retten. Auf die eine oder andere Art.“


      „Wir sind allein“, sagte Aaron. Die letzten Personen hatten Arlan soeben verlassen. Es gab nur noch ihn und Marissa. Langsam lies er die Sonne erlöschen und sah auf die Frau an seiner Seite. Ihr Körper war mit Brandwunden überzogen, aber sie lächelte ihn an. Zärtlich nahm er ihr Gesicht in seine Hände. Er sah ihr an, dass seine Berührungen schmerzen, doch sie wehrte sich nicht. Ein letztes Mal küsste er die Frau, die er liebte. Ihre aufgesprungenen Lippen kratzen über die Seinen, doch es störte ihn kein bisschen. Er genoss jede Sekunde. Über ihm erlosch gerade der letzte Funken seiner goldenen Sonne und die Finsternis der Tiefsee legte sich über die Beiden. Er war froh, dass die Dunkelheit alles verbarg. Denn so konnte man die Tränen nicht sehen, welche in Strömen über sein Gesicht rannen. Marissas Herz hatte aufgehört zu schlagen. Sie war in seinen Armen gestorben. Zärtlich drückte er sie an seine Brust, während er den Kopf in den Nacken warf und mit aller Kraft schrie. Es war ein Schrei, der seine unbändige Trauer ausdrückte.
      „Selbst wenn man es kommen sieht, so ist man doch nie darauf vorbereitet.“ Aaron riss überrascht die Augen auf. Er befand sich an einem Sandstrand. Die Sonne versank gerade im Meer und tauchte alles in ein rötliches Licht. Dort wo der Strand langsam in einen normalen Untergrund überging, konnte er zwei Gräber sehen, die vor kurzer Zeit ausgehoben worden waren.
      „Jemand geliebtes zu verlieren schmerzt immer. Egal wie gut man sich vorbereitet.“
      „Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten?“, antwortete Aaron und sah den weißen Mönch an.
      „Wieso hast du uns hier hergebracht?“
      „Ich dachte das Marissa es verdient auf ihrer Heimatinsel beerdigt zu werden.“
      „Durch dich? Den Mann, der sie verraten hat.“ Der Berater zuckte unter den Worten Aarons sichtlich zusammen. Kraftlos lies er die Schultern sinken.
      „Ich habe mehr Schuld auf mich geladen, als das ich jemals dafür Buße tun könnte. Für mich gibt es keine Rettung mehr. Ich werde tun, was ich tun muss. Denke nicht, dass ich nicht unter Marissas Tod leide. Ich versprach sie immer zu beschützen und ich brach dieses Versprechen. Ich möchte nichts lieber, als aufzugeben. Meine Wut meine Trauer in die Welt hinauszuschreien. Aber ich werde es nicht tun. Es tut mir leid. Alles. Und das meine ich ehrlich. Aber ich werde nicht umkehren.“ Aaron blickte auf Marissa hinab.
      „Du hast deine Entscheidungen getroffen. Mögest du mit ihnen leben. Lange.“ Er lies sich in den heißen Sand von Tarsonis zurück sinken. Die Sonne versankt im Meer und die Nacht legte sich über die Insel. Aaron schloss die Augen... und öffnete sie nicht mehr.
      Langsam streifte der Berater die Kapuze zurück.

      „Wenn man sich einer Sache vollkommen verschreibt. Wenn man sein selbst dafür aufgibt. Dann wird man zu mehr als einem Menschen. Dann kann nicht einmal der Tod dich aufhalten. Du wirst zu einem Symbol. Unkorrumpierbar. Unaufhaltsam. Unsterblich. Wenn die Zeit reif ist, wirst du seinen Mantel aufnehmen. Du wirst Er. Du wirst zur Legende.“

      Diese Worte hatte Letum einst zu ihm gesagt, bevor sie sich trennten. Dillian blickte auf das stille Meer hinaus und schloss die Augen.





      Arc 6:


      Kapitel 183: Enttäuschte Erwartungen
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      Nebelschwaden zogen über das Moor. Wie geisterhafte Finger durchzogen sie die Umgebung. Schienen sich fast nach allem Lebenden auszustrecken. Die Bäume waren kahl und ohne Blätter, so wie es für die Jahreszeit üblich war. Und wie für die Jahreszeit üblich hatte sich eine gespenstische Stimmung über den Sumpf gelegt. Nur das Heulen des kalten Windes und das knarzen der Äste durchbrach diese Stille. Keine Tierlaute waren zu hören und selbst das Rattern einer Kutsche war nur gedämpft zu hören. So als würde es vom Nebel verschluckt werden. Außenstehende nannten es unheimlich, beängstigend oder schrecklich. Die Einwohner nannten es Herbst. Das Leben im Dorf inmitten des Sumpfes lies sich nicht von solch Lächerlichkeiten wie Jahreszeiten beeinflussen. Der stahlgraue Himmel war sowieso ein ständiger Begleiter.
      „Es sieht nach Regen aus“, merkte ein junger Mann an.
      „Tut es das nicht immer“, war die schnippische Antwort, die er erhielt. Der Markt in der Dorfmitte war großteils verlassen. Nur wenige wagten sich an diesem kalten Morgen aus dem Haus und die Auswahl an Waren war in dieser Jahreszeit sowieso mehr als spärlich. Die Leute hier in Korven waren großteils Eigenbrötler. Deshalb zog die Kutsche, welchen nun vor dem einzigen Gasthof der Stadt anhielt, einige misstrauische Blicke auf sich. Von drinnen waren gedämpfte Schreie zu hören. Diese wurden nun deutlich lauter, als die Türe aufgestoßen wurde.
      „Du Arsch... Du Hurenbock!“ Diese und auch noch andere kreativere Beleidigungen waren heraus zu hören. Die Frau, welche sie aussprach, schien außer sich vor Zorn zu sein.
      „Ein Kleid... ein verficktes Kleid... Sag mal geht’s noch.“ Kleidungsfetzen flogen aus der offenen Türe der Kutsche, während ein Mann seelenruhig ausstieg. Er schien sichtlich vom Benehmen seiner Begleiterin irritiert zu sein.
      „Was für eine Enttäuschung. Keinerlei Manieren“, schnaufte er und knallte die Türe hinter sich zu, wodurch die Schreie der Frau wieder gedämpft wurden. Nun sah er sich im Dorf um und bemerkte die unzähligen Blicke, welche auf ihn gerichtet waren.
      „Hallo Korven“, sagte Crowley und breitete die Arme aus. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Alles was er jedoch als Reaktion darauf erhielt, waren hochgezogenen Augenbrauen.
      „Ich habe auch schon bessere Begrüßungen erlebt“, seufzte er tadelnd. Sein Blick fiel auf eine von Moos überwucherte Statue, die halb ihm Moor versunken war. Einst stand sie in der Dorfmitte, jedoch hatte sich diese mit den Jahrhunderten verlagert, und nun nahm der Marktplatz diese Stellung ein.
      „Welch Schande solch ein Kunstwerk so verrotten zu lassen“, sagte Crowley und eine tiefe Traurigkeit lag in seiner Stimme. Behutsam, beinahe zärtlich, entfernte er das Moos vom Gesicht der Statue.

      „Ahh noch immer so schön wie am Tag ihrer Entstehung“, fügte er dann Stolz hinzu, während er in sein eigenes, steinernes Antlitz blickte. Sichtlich mit sich zufrieden kehrte er nun zum Gasthof zurück. In der Kutsche war es inzwischen seltsam ruhig geworden, aber er kümmerte sich jetzt nicht darum. Stattdessen betrat er über die knarzenden Holzstufen die trostlose Gaststube. Die Stimmen, welche man aus dem Innern vernehmen konnte, hatten es bereits angedeutet. Das Gasthaus war gut besucht. Anscheinend suchten viele Durchreisende hier Schutz vor der Kälte des Sumpfes und wollten sich aufwärmen, bevor sie weiterreisten. Es war früher Nachmittag und wenn man nicht zu lange trödelte, konnte man die Berge noch vor Einbruch der Nacht erreichen um eine der legendären Siedlungen, welche im Innern der Felsen errichtet worden waren, zu besuchen. Und natürlich das Schloss, welches der Adelsfamilie gehört hatte, und das immer noch von einem Geist heimgesucht wurde. Crowley schob sich zielsicher durch die Menschen und gelangte schließlich an die Theke. Schnell bestellte er drei Flaschen seines Lieblingsbieres, dessen Rezeptur sich glücklicherweise seit seiner Jugend nicht verändert hatte, und ließ sich dann an einem Tisch in der Ecke nieder. Der Mann, der dort bereits saß, nahm nun das Bier dankend an, welches ihm von Crowley angeboten wurde.
      „Wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen?“
      „Ein Jahr Vater. Es ist genau ein Jahr her, da ich dich jedes Jahr an deinem Geburtstag besuchen komme“, antwortete Crowley und stieß mit dem alten Mann an. Nachdem sie beide einen tiefen Schluck aus der Flasche genommen hatte, sahen sie sich lange an und grinsten dann.
      „Wie läuft das spuken im Schloss?“
      „Sehr Gut. Es ist einfach ein schönes Projekt mit dem man nie fertig wird. Immer wieder entdecke ich mögliche Verbesserungen an den Fallen oder entwerfe sie gleich ganz neu. Es hilft einem die Gedanken frei zu bekommen und die Zeit totzuschlagen.“ Crowley lauschte seinem Vater und nahm einen weiteren Schluck Bier.
      „Du weißt nicht zufällig das Rezept für Mutters Früchtekompott?“, warf er nun ein und unterbrach so seinen Vater. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf.
      „Es tut mir Leid, aber das ist ein Geheimnis, welches sie mit ins Grab genommen hat.“ Der alte Mann strich sich über seinen buschigen Schnurrbart. Dieser war ebenso Schneeweiß wie sein langes Haar, welches seinen Rücken hinab fiel.Er hustete etwas und nahm schnell einen Schluck Bier.
      „Trockene Kehle“, fügte er erklärend hinzu.

      „Warum bist du damals nicht mit ihr gegangen?“ Crowleys Vater verschluckte sich und rang hustend um Luft. Dabei verteilte er Schaum auf dem Tisch und seinem Sohn vor sich. Dieser war davon wenig angetan und wischte sich die Tropfen mit angewiderter Mine von seinem Mantel.
      „Weshalb fragst du?“
      „Der Verlust eines Teils deiner Seele lässt dich über solche Dinge nachdenken.“ Crowleys Vater seufzte. Er wirkte plötzlich uralt. Seine Wangen waren eingefallen und seine Finger knöchern.
      „Vor wie vielen Jahren hast du deiner Mutter und mir diese Körper gegeben?“
      „Es war vor genau 263 Jahren, Fünf Monaten und siebzehn Tagen“, antwortete Crowley.
      „Und ich gab sie euch weil ihr mich darum gebeten habt. Nicht aus Liebe oder Mitleid.“ Sein Vater wischte sich gerade den Mund ab und nickte.
      „Ja genau. Das hast du immer deutlich gemacht. Wir waren nur ein weiteres Geschäft für dich.“
      „Die einzige Person, die meiner Liebe würdig ist, bin nun einmal ich“, meinte Crowley und leerte seine Bierflasche in einem Zug. Dabei wippte er ein wenig mit seinem Stuhl vor und zurück. Die Gaststube leerte sich langsam. Immer mehr Reisende machten sich auf um in Richtung der Berge aufzubrechen. Sie wollten die bedrückende Stimmung Korvens schnell hinter sich lassen. Crowley konnte es ihnen nicht verdenken.
      „Vor zwanzig Jahren beschloss deine Mutter zu sterben. Sie war des Lebens nach so langer Zeit überdrüssig und so schied sie dahin. Aus eigenem, freien Willen.“
      „Das ist ein Privileg, das nicht viele Menschen auf dieser schönen Erde genießen“, meinte Crowley und sah seinem Vater durchdringend in die Augen.
      „Ein Privileg, für welches ich dir durchaus dankbar bin mein Sohn. Aber...“
      „Aber?“ Crowley hob die Augenbrauen. Er wippte stärker mit dem Stuhl vor und zurück. Die Arme hatte er vor seiner Brust verschränkt.
      „Aber ich fürchte mich vor dem Tod. Ich habe Angst.“ In den Augen seinen Vaters sah er eine tiefe Furcht. Der alte Mann zitterte unter dem Schatten des Todes. Dies Furcht bestimmte sein gesamtes Leben. Crowley schüttelte den Kopf. Er hatte für seinen Vater nichts übrig. Dies lag nicht daran, dass er sein Vater war. Crowley mochte einfach keine Feiglinge. Er hatte seine Eltern weder gehasst, noch liebte er sie. Aufgewachsen zu einer Zeit, in der sein Adelsgeschlecht noch geblüht hatte, mangelte es ihm an nichts. Doch er hatte sich damit niemals begnügt.

      „Warum fürchtest du dich nicht Sohn?“, fragte ihn sein Vater nun. Er tippte sich gegen das Kinn und dachte kurz darüber nach.
      „Weil es nichts zu fürchten gibt. Du und Mutter wähltet meine Gabe, da ihr den Tod gefürchtet habt. Doch schließlich wurde Mutter des Lebens in einem solchen Maße überdrüssig, dass sie selbst den Tod akzeptierte. Jedoch verschwand ihre Furcht niemals. Anstatt dem Ende stolz entgegenzutreten und es willkommen zu heißen, kauerte sie ihn ihrem Bett.“ Crowley war aufgestanden. Sein Vater blickte ihn mit großen Augen an.
      „Du fürchtest den Tod wirklich nicht.“
      „Nicht wirklich. Er ist eher ein Nebensächlichkeit, welche ich noch nicht bereit bin einzugehen. Ich fand es einfach unfair, dass ich nicht alles tun konnte, wozu ich Lust hatte. Glücklicherweise ermöglicht mir meine Teufelskraft dies. Warum muss ich ein Leben als Pirat ausschließen, wenn ich zur Marine gehe? Weshalb muss ich mit dem Hass des Einen leben, nur weil ich einem Anderen die Treu schwöre? Warum müssen Entscheidungen endgültig sein? Ich will alles auskosten. Ich will meinen Spaß haben. Ich will das Spiel interessant halten. Und wenn ich das getan habe, dann bin ich bereit zu sterben.“, sagte Crowley und drehte dem alten Mann den Rücken zu.
      „Einen schönen Geburtstag wünsche ich noch Vater“, sagte er und verabschiedete sich mit einem beiläufigen Winken ohne jedoch einen Blick zurückzuwerfen.

      „Die gleiche Enttäuschung wie jedes Jahr“, seufzte er, als er sich wieder im Freien befand.
      „Kaum zu glauben, dass die Beiden einen derart charmanten Teufel in die Welt setzen konnten“, fügte er noch grinsend hinzu. Sein Grinsen gefror jedoch, als er den Blick auf die Überreste seiner Kutsche warf.
      „Verdammte Sche... Nein das wäre meiner nicht würdig“, korrigierte er sich selbst und knöpfte seinen Wintermantel zu.
      „Ich brauche etwas stärkeres.“ Zielsicher wühlte er in den Überresten der Kutsche und zog eine unversehrte Flasche Cognac und ein dazu passendes Glas hervor. Genüsslich schenkte er sich etwas davon ein und nahm einen tiefen Schluck. Zufrieden seufzte er auf. Im nächsten Moment landete der Verursacher des Chaos auch schon hinter ihm. Er drehte sich zu ihr um, nur um direkt mit einem Kleid beworfen zu werden. Megan starrte ihn wütend an. Ihr langes, blaues Haar war zu zwei dünnen Zöpfen geflochten, welche ihr bis zu den Knöcheln reichten. Am Oberkörper trug sie nicht mehr als ein Bikini Oberteil, wodurch man ihr zahlreichen Tattoos sehen konnte. Ihr linker Arm und ihre linke Seite waren damit überzogen. Ihre Jeans hatte sie zerrissen, sodass nicht mehr als Hotpants übrig geblieben waren. Dazu trug sie ein Paar schwarzer Stiefel, welche mit Schlamm verkrustet waren. In der Hand hielt sie einen schwarzen Koffer. Sie war ziemlich schlank und zierlich. Gerade einmal bis zur Brust reichte sie ihrem Gegenüber. Dieser faltete gerade sorgfältig das Kleid zusammen, welches sie ihm an den Kopf geworfen hatte.
      „Weißt du wie viel dieses Kleid wert ist Megan?“
      „Ich weiß, dass es mich einen Scheißdreck interessiert.“ Crowley rieb sich die Schläfen.
      „All meine Nachforschen besagten, dass du eine ruhige, gehobene Dame warst.“
      „Weißt du wie es war in meinem Bruder zu sein?“
      „Du weißt schon wie das klingt“, antwortete der Angesprochene und ging nicht auf Megans Frage ein.
      „Arthur ist nicht gnädig. Er sagt es zwar, doch er lügt. Gehorcht man ihm, so kann man auf Frieden, vielleicht sogar einen Körper, hoffen. Wenn du jedoch widerspenstig bist, so wird er dich brechen.“
      „Und hat er dich gebrochen meine Liebe?“
      „Nein. Ich ertrug es. Ich brach nicht. Mein Verstand ist jedoch nicht unbeschadet davongekommen.“

      „Das würde deine Instabile Persönlichkeit erklären“, merkte Crowley mit einem Blick auf die Überreste seiner Kutsche an.
      „Ich werde Arthur töten. Ich werde mit seinem Brustkorb Schlitten fahren und mit seinen Gedärmen Hockey spielen.“ Megans Augen glühten mit fanatischer Begeisterung. Sie schien ganz außer sich zu sein vor Vorfreude.
      „Hör zu. Ich möchte Arthur genauso tot sehen. Daran hat sich nichts geändert. Außer natürlich, dass er jetzt weiß, dass ich ihn tot sehen will. Wodurch ich nun einer der meist gejagten Männer des Planeten bin.“
      „Das interessiert mich nicht die Bohne“, meinte Megan gelangweilt und wirbelte einen ihrer Zöpfe wie ein Lasso über ihrem Kopf umher.
      „Er hat mein Haus niedergebrannt“, schrie Crowley sie nun an. Er wirkte wirklich wütend. Als Megan erneut etwas sagen wollte, unterbrach er sie.
      „Sie haben meinen Schneider gehängt!“ Vor allem dies schien ihm wirklich nahe zu gehen, wie man an seiner Stimmlage hören konnte. Er ging langsam auf die junge Frau zu, bis er ihr direkt gegenüberstand.
      „Und trotzdem stehe ich hier mit der Schwester des Dämonenkönigs und unterhalte mich auf offener Straße“, schrie er ihr direkt ins Gesicht. Während seiner Schimpftirade war das Grinsen Megans immer breiter geworden.
      „Nimm mich“, flüsterte sie ihm ins Ohr, doch er schlug ihr Angebot beiseite und wirbelte herum.
      „Ich bin jetzt nicht in Stimmung um mich mit noch einer Verrückten einzulassen. Wenn du dich abreagieren willst, kannst du es gerne an den Wachen tun.“ Sie waren inzwischen von mehreren Wachen umzingelt worden. Jeder der Männer wurde dabei von einem mannshohen Wolf begleitet.
      „Sie sehen Unruhe hier nicht so gerne. Vor allem nicht seit der neue König an der Macht ist“, meinte Crowley und lächelte. Megan schien ihn jedoch nicht zu hören stattdessen starrte sie die Wachen nur blutdürstig an. Mit einer schnellen Bewegung klappte sie ihren Koffer auf. Sechs Katanas kamen daraus hervor geflogen. Zwei davon fing sie geschickt auf, während die restlichen vier wie von Geisterhand um sie herum schwebten.
      „Zumindest bekomme ich deine legendäre Sechs-Schwerter Technik zu sehen.“ Crowley trat einen Schritt zurück und überließ Megan das Feld. Beiläufig fegte er einige Fusel von seinem Mantel.
      „Um die Wölfe musst du dir übrigens keine Sorgen machen. Ich habe meinen eigenen Hund dabei.“ Unter den Trümmern der Kutsche regte sich etwas. Der Kutscher, welcher zuvor tief geschlafen hatte, war anscheinend nicht mal durch das Zertrümmern seines Gefährts aufgeweckt worden. Er reckte sich nun, wobei ihm sein schwerer Wintermantel mit Kapuze herunterrutschte.
      „Verfickt ist das verfickt noch einmal scheiße Kalt hier“, knurrte Flare und starrte Crowley wütend an.
      „Mein Hund ist größer“, sagte dieser mit einem Grinsen an Megan gewandt.
      „Ich mag ihre Art sich zu artikulieren“, erwiderte diese. Die beiden Frauen stürzten sich direkt auf die Wachen. Sie warteten nicht einmal darauf, dass Crowley etwas Abstand gewinnen konnte, wodurch dessen Kleidung nun mit Blut besudelt wurde.
      „Ganz toll. Nun hast du nicht Eine, sondern zwei verrückte Frauen am Hals. Damit kann ich meinen Wunsch nach etwas Intellektualität, Kultiviertheit und Anstand wohl vergessen. Was für eine Enttäuschung“, seufzte er, während er langsam Richtung Dorfausgang schritt. Die grausamen Laute, die vom Kampfplatz dabei an sein Ohr drangen, kümmerten ihn nicht. Viel mehr schien er davon genervt zu sein.
      „Beeilt euch. Dillian Devlion bringt sich nicht von alleine um.“



      Kapitel 184: Kopfgeldjäger
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      Der Wind zischte durch die Spitzen der Tannenbäume. Regen peitschte gegen die Fenster des einsamen Hauses im Wald. Der Boden draußen war bereits vollkommen aufgeweicht. Das Heulen des Sturms wurde von Minute zu Minute stärker. Jeder Blitz, welcher das Firmament durchzuckte, warf bedrohliche Schatten an die Wände. Die Äste knarzten unter den unbarmherzigen Windböen, die ihnen entgegenschlugen. Der Regen, der gegen die Fenster des Hauses prasselte, vermischte sich mit dem Knistern des Feuers zu einem gespenstischen Lied. Zumindest hätte er dies, wenn die Personen im Innern leise gewesen wären. Unterhaltungen erfüllten die Luft. Bier wurde in Strömen getrunken und verschüttet. Diese Absteige war einer der bekanntesten Treffpunkte für Kopfgeldjäger in der neuen Welt. Nicht das sie noch viel Arbeit hatten. Im Chaos der neuen Welt wählte man entweder eine Seite oder man wurde eliminiert. Hier trafen sich nur noch die Verzweifelten und Sturen.
      Oder Neuankömmlinge.

      „Verdammt ist das da draußen ein Sauwetter“, knurrte Dan und schob seinen beiden Partnern jeweils einen Krug Met zu. Jason nickte nur stumm. Für einen ehemaligen Adeligen hatte er sich extrem schnell an das Leben, das sie nun führten, gewöhnt. Außerdem erwiesen sich seine Tüftler-Fähigkeiten als äußerst nützlich.
      „Das Wetter ist unser geringstes Problem“, antwortete Tia, welche sich im Raum umblickte.
      „Die Walküre, die Coke-Brüder, Xono der dunkle General...“ Dies waren nur die bekanntesten Kopfgeldjäger, welche sie zählte. Darunter hatten sich noch unzählige unbekannte Anfänger gemischt. Genau wie sie selbst auch. Zwar sorgten die wachsamen Augen des Mannes hinter der Theke dafür, dass keine Kämpfe ausbrachen, aber Tia war sich nicht sicher, ob er im Falle eines Falles einen Kampf verhindern könnte. Diese Mann war eine lebende Legende. Atom Aberfeldy. Es gab keine Information, die er nicht beschaffen konnte. Und er verweigerte sein Wissen niemanden. Zumindest solange man ihn bezahlen konnte.
      „Denkt ihr wirklich, dass er den Aufenthalt von Crowley kennt? Vom Echten meine ich“, fragte Jason nun und blickte seine Kameraden an.
      „Man sagt das er jede Information beschaffen kann.“
      „Selbst die Kaiser nahmen seine Dienste in Anspruch, als es sie noch gab“, fügte Dan noch hinzu, nachdem Tia ausgesprochen hatte.
      „Die Frage ist eher, ob wir ihn bezahlen können.“ Der ehemalige Marinesoldat kratzte sich am Kopf.
      „Die Aufträge in den letzten Monaten haben einiges an Geld herein gespült. Und wenn wir diesen hier abschließen sollte es sich locker ausgehen. Ich hatte nur nicht mit so viel Konkurrenz gerechnet.“ Dan lies seinen Blick durch den Raum wandern. Die bekannten Namen machten ihm durchaus sorgen, doch auch die Unbekannten wollte und durfte er nicht unterschätzen.
      „Ich bin nur froh, dass wir den Auftrag in Arlan nicht angenommen haben“, warf Jason von der Seite ein. Er tat dies öfters. Wechselte das Thema und wollte ein wenig reden. Ob er das tat um sich abzulenken, oder weil er die Situation nicht gut abschätzen konnte, hatten Dan und Tia noch nicht herausgefunden.
      „Hör auf ablenken zu wollen“, meinte Tia und gab Jason einen Klaps auf den Hinterkopf. Dieser zuckte mit den Schultern und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug. Sie hatten sich in den letzten Monaten verändert. Sowohl seelisch, als auch körperlich.

      Jason trug zerschlissene Klamotten und einen langen braunen Mantel. Er wirkte wie ein Vagabund. Ein Eindruck, der durch den Sack, welchen er stets mit sich herumtrug, nur noch verstärkt wurde. Seine körperliche Fitness hatte sich im Gegensatz dazu zum Besseren entwickelt. Das meiste Fett war von seinem Körper verschwunden, auch wenn ein paar letzte Polster sich hartnäckig weigerten. Dan trug immer noch seine alte Marineuniform. Alte Gewohnheiten legte man nun einmal nicht so leicht ab. Jedoch war inzwischen jegliche Farbe heraus gewaschen worden. Sein Körper war zuvor schon gestählt gewesen, jedoch hatte er nun zwei neue Narben dazu gewonnen. Eine zog sich schräg über seine Stirn und streifte sein linkes Auge, während die andere die Stelle zierte, wo sein Oberarm beinahe abgetrennt worden wäre. Die Verletzung war inzwischen verheilt, doch die Narbe schmerzte immer noch. Tia betrachtete ihre beiden Freunde genau. Einer strich sich über seine Narbe, während der andere in seinem Sack voller Spielereien herum wühlte. Sie war die einzige, die sich auch auf die anderen Anwesenden konzentrierte. Die ehemalige Bergräuberin seufzte. Sie hatte ihren Haarschnitt geändert. Langsam strich sie sich durch ihre kurzen, blauen Haare. Das Tattoo ihrer ehemaligen Bande immer noch deutlich auf ihrer rechten Brust zu sehen. Den tiefen Ausschnitten hatte sie nicht abgeschworen. Sie trug eng anliegende Lederkleidung. Mehrere Messer steckten in ihrem Gurt. Ihr Augen wanderten durch den Raum. Die Coke-Brüder spielten gerade ein Würfelspiel mit einigen der anderen Kopfgeldjäger. Xono polierte seinen riesigen Morgenstern. Am längsten blieb Tias Blick jedoch Freya hängen. Die Walküre war eine Legende. So viele Schlachten hatte sie bereits geschlagen, dass man sie gar nicht mehr zählen konnte. Man sagte ihr nach, dass sie die ehren vollste Kreatur auf Erden sei. Stets gab sie ihren Sold den Bedürftigen. Niemals verletzte sie Unschuldige. Ihre Schwester hatte stets zu Freya aufgeblickt. Stets hatte Tia gehofft, dass Luna sie eines Tages mit denselben Augen sehen würde. Deshalb schloss sie sich der Marine an. Deshalb tat sie alles um ihre kleine Schwester zu beschützen. Das machte ihr damaliges Versagen nur um so bitterer. Tia schloss die Augen und senkte den Kopf, als die schmerzhaften Erinnerungen sie übermannten. Einen Moment fühlte sie zwei starke Hände auf ihren Schultern. Jason und Dan hatten ihre Trauer sofort gespürt. Sie schniefte kurz und lächelte ihre Freunde dann an. Das sie drei sich getroffen hatten, war ein wahrer Glücksfall gewesen.

      Die Tür wurde aufgestoßen. Alle Blicke waren mit einem Mal auf die Dunkelheit draußen gerichtet. Das Heulen des Sturms übertönte nun jegliches Geräusch. Die Dielen hinter der Tür waren in Sekundenbruchteilen vollkommen durchnässt. Etwas schoss nun aus der Dunkelheit hervor und landet mit einem unappetitlichen Geräusch auf dem Boden.
      „Oh verdammt“, knurrte Dan.
      „Scheiße“, entfuhr es Tia.
      „Es lebt noch“, meinte Jason und zog eine Augenbraue nach oben. Auf dem Boden war gerade ein Mann aufgeschlagen. Obwohl man ihn nicht mehr wirklich einen Menschen nennen konnte. Die röchelnde, fleischige Masse zuckte und gab unmenschliche Laute von sich. Jemand hatte jegliche Knochen aus dem Körper des Mannes entfernt.
      „Also wirklich. Wir sind hier um Kopfgeldjäger anzuheuern und dabei hat schon jemand welche auf uns angesetzt“, seufzte Mr. Hades, während er eintrat. Ihm folgte eine hübsche Frau, welche auf seine Aussage nur mit den Schultern zuckte. Sie trug einen schwarzen Trenchcoat. Dazu schwarze Strümpfe und Schuhe mit solch lächerlich hohen Absätzen, dass Tia sich unweigerlich fragte, wie die Frau sich noch nicht beide Beine gebrochen hatte. Ihr langes, pinkes Haar bildete einen starken Kontrast zu der dunklen Farbe ihrer Kleidung. Langsam schloss sie ihren schwarzen Schirm und stellte ihn beiseite. Ihr Partner legte seinen Hut ab und entblößte so seine Glatze. Er blickte sich im Raum um und strich sich über seinen Ziegenbart. Jedes Augenpaar im Raum war auf Mr. Hades und Lady Scylla gerichtet. Jedes bis auf das des Inhabers. Dieser wusch gerade pfeifend ein paar Gläser ab. Mr. Hades zog seine schwarzen Handschuhe aus und legte seinen Regenmantel ab.
      „Hallo liebe Kopfgeldjäger.“ Langsam trat er einen Schritt nach vorne, packte die röchelnde Masse vor sich und warf sich schwungvoll zur Türe hinaus, bevor er ebenjene schloss. Keiner der Anwesenden Kopfgeldjäger verzog die Mine, oder zuckte auch nur mit einem Muskel.
      „Starke Mägen. Gut.“, meinte Lady Scylla lächelnd, während sie sich aufreizend auf einem Stuhl neben dem Eingang niederließ.
      „Es freut mich, dass so viele Leute sich dazu entschlossen haben unserer Einladung zu folgen. Wir wollen auch gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Wir wollen den Kopf des Anführers des Kults der Schattenflamme. Wir wollen Dillian Devlion tot.“ Ein Raunen ging durch die unbekannten Kopfgeldjäger, während die Erfahrenen weiter keine Reaktion zeigten.

      „Und weshalb?“, fragte nun ein Gestalt im hinteren Teil des Raums. Bis jetzt war sie niemandem aufgefallen. Der ganze Körper war in einen schwarzen Kapuzenumhang gehüllt. Das Gesicht der Person konnte man nicht sehen. Was man jedoch deutlich sehen konnte, war die große Sense, welche der Kapuzenträger mit sich führte. Ein weiteres Mal ging ein Raunen durch den Raum, doch dieses mal beteiligten sich auch die bekannten Kopfgeldjäger daran. Mr. Hades grinste nur, während Lady Scylla mit den Strähnen ihres Haares spielte.
      „Seit wann interessiert ihr Kopfgeldjäger euch für den Grund eurer Aufträge.“ Langsam schritt Mr. Hades zum Tresen. Mit einer schwungvollen Bewegung zog er einen Beutel aus seiner Tasche hervor.
      „Die Belohnung für unseren Auftrag.“ Er öffnete den Beutel und ein gleißendes Licht erfüllte den Raum. Ein perfekter weißer Edelstein lag auf dem Tresen.
      „Solch einen Edelstein gibt es nur einmal auf dieser Welt. Ich denke er ist eine angemessene Belohnung für den Tod jenes Mannes, der dieser Welt die Seele rauben will.“
      „Was meinen sie damit?“, warf Freya von der Seite ein. Ihre silberne Rüstung schien im Licht des Edelsteins nur noch mehr zu erstrahlen.
      „Das, solltet ihr an euren Seelen hängen, ihre euch besser anstrengt unseren Auftrag zu erfüllen.“ Verwirrtes Gemurmel erfüllte nach dieser Aussage den Raum.
      „Können wir gehen? Dies langweilt mich und von den Männern hier gefällt mir auch keiner“, meinte Lady Scylla und gähnte. Dabei fiel ihr Blick auf Dan.
      „Wobei“, fügte sie mit einem verführerischen Lächeln hinzu und leckte sich über die Lippen.
      „Das gefällt mir nicht“, meinte Tia und schluckte.
      „Du wurdest nicht gerade angegraben, also beschwere dich nicht“, meinte Dan und wich einige Schritte zurück. Währenddessen hatte Mr. Hades den Edelstein wieder sicher verstaut.
      „Tötet einfach Dillian. Derjenige, der uns seinen Kopf bringt, bekommt den Edelstein.“ Mr. Hades wirkte plötzlich beunruhigt. Er rieb sich seine Schläfen. Auch Lady Scylla zeigte dieselben Anzeichen. Sie kniff die Augen zusammen und stöhnte.
      „Er ruft uns.“
      „Er war noch nie der Geduldigste“, sagte ihr Partner. Die Beiden verließen den Raum. Für einen Moment verschlang der Sturm von draußen alle Geräusche bis die Tür hinter den Beiden wieder ins Schloss fiel.

      Alle Blicke waren auf den Inhaber der Bar gerichtet. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
      „Tut mir leid, aber mehr weiß ich auch nicht. Ich bringe nur Auftraggeber und Kopfgeldjäger zusammen.“ Die Walküre war die Erste, welche sich erhob.
      „Dafür habe ich keine Zeit. Ihr habt mich belogen Abefeldy. Die Frucht war nicht die Belohnung für diesen Auftrag, so wie ihr es mir versprochen habt.“ Der alte Aberfeldy zuckte leicht zusammen, als der Speer direkt vor seinem Gesicht anhielt. Die Spitze glänzte im Kerzenschein. Die anderen Kopfgeldjäger waren aufgesprungen. Tia, Dan und Jason schluckten.
      „Wo ist die Frucht?“
      „Lass ihn.“ Freya zischte und machte einen Satz rückwärts. Im nächsten Moment zersplitterten die Holzdielen, dort wo sie eben noch gestanden hatte. Der Kapuzenträger zog seine Sense aus dem Boden. Aberfeldy hatte sich inzwischen wieder gefangen.
      „Du bist nicht die Einzige, die auf der Suche nach dieser Frucht ist. Der Person, der sie rechtmäßig zusteht, war auch schon hier.“ Freyas Augen verengten sich zu Schlitzen.
      „Ich töte keine Unbeteiligten, aber wenn du mir nicht sagst wo die Frucht....“
      „Gerüchte sagen, dass sie sich auf den Outlands befindet. Aber das sind nur...“ Bevor er fertig gesprochen hatte, war Freya schon zur Tür raus gestürmt. Andere Kopfgeldjäger folgten ihr nun. Jedoch redeten sie aufgeregt davon, was sie mit dem Edelstein anstellen würden, sollten sie ihn bekommen.
      „Ich weiß nicht ob wir den Auftrag annehmen sollen? Die Konkurrenz ist auch nach dem Ausscheiden der Walküre noch ziemlich groß“, meinte Jason. Tia nickte. Dan schüttelte jedoch den Kopf.
      „Dieser Edelstein... etwas ist sonderbar an ihm.“
      „Du hast gute Augen.“ Die Drei fuhren hoch. Erst jetzt bemerkten sie, dass sie, zusammen mit Abefeldy und dem Kapuzenträger, die letzten verbleibenden Personen im Raum waren.
      „Dieser Edelstein stammt vom Ersten.“
      „Vom Ersten?“, fragte Tia. Sie und ihre Freunde waren aufgestanden und traten dem Kapuzenträger geschlossen entgegen.
      „Der Erste, ja. Adam!“ Die Stimmung im Raum schlug um. Tia, Dan und Jason konnten nicht verhindern, dass ihnen ein kalter Schauer über den Rücken lief.
      „Wer ist?“, wollte Dan fragen, doch der Kapuzenträger unterbrach ihn.
      „Er war der Erste. Er ist der Grund für alles. Mehr weiß ich leider auch nicht. Letum hat mich nie wirklich eingeweiht.“ Mit einer Bewegung warf der Mann die Kapuze zurück und enthüllte sein Gesicht. Viel war davon nicht zu sehen, da es zu großen Teilen von einem rotbraunen Bart bedeckt war. Was jedoch deutlich herausstach, waren die leuchtenden Augen des Mannes.

      Shine lächelte und klopfte dem alten Aberfeldy neben sich auf die Schulter.
      „Ich möchte diesen Edelstein und ihr werdet mir helfen ihn zu bekommen. Und im Gegenzug helfe ich euch.“
      „Und wie wollt ihr uns helfen?“
      „Abefeldy hier weiß wo Crowley ist. Der Echte. Und ich werde euch helfen ihn zu erledigen.“
      „Und wie können wir sicher sein, dass ihr uns nicht verratet“, meinte Tia und blickte Shine durchdringend an. Seine leuchtenden Augen bereiteten ihr Unbehagen, doch sie hielt den Blickkontakt aufrecht.
      „Das könnt ihr nicht“, war die lapidare Antwort, die sie erhielten.
      „Dann...“
      „Ja oder nein“, sagte Shine ruhig. Es war deutlich, dass er nicht hier war um zu warten oder zu verhandeln. Die drei Kopfgeldjäger sahen sich kurz an und nickten dann.
      „Ja“, antworteten alle gleichzeitig.
      „Sehr gut. Mein Schiff liegt bereits im Hafen.“ Shine blieb noch für einige Momente zurück, nachdem die Drei den Raum verlassen hatten. Der alte Aberfeldy, der bis jetzt vollkommen ruhig gewesen war, brach nun in schallendes Gelächter aus. Shine schien es nicht zu kümmern.
      „Bist du dir wirklich sicher?“, meinte der ehemalige Vizeadmiral.
      „Ich bin ein Händler Shine. Ich gebe den Leuten was sie wollen. Du willst den Edelstein und Dillian tot sehen. Die Drei wollen mich. Ich helfe gerne. Ob ihr Erfolg habt steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber euch zuzusehen macht trotzdem sehr viel Spaß“, sagte Crowley. Er grinste sein Gegenüber von hinter der Theke an.
      „Du spielst ein gefährliches Spiel Crowley.“
      „Sonst wäre es ja auch langweilig. Und ich liebe nun einmal die Herausforderung. Man muss über die herkömmlichen Grenzen hinaus denken.“ Shine stimmte ihm nun zu.
      „Es ist wirklich erstaunlich was du aus deiner Frucht gemacht hast. Ich denke niemand hat seine Kraft so weit entwickelt wie du.“
      „Jede Frucht hat das Potenzial die Stärkste zu sein. Außer die Dodo Frucht natürlich. Ich meine, was soll es schon bringen sich in einen flugunfähigen Vogel verwandeln zu können.“ Lachend stießen die beiden Männer an. Schließlich verabschiedete sich Shine von seinem Freund und trat in den tosenden Sturm hinaus. Sein Griff um die Sense, welche er von seinem früheren Boss gestohlen hatte, bevor dieser starb, verstärkte sich.
      „Letum hat mir alles genommen. Nun werde ich seinem Erben alles nehmen.“



      Kapitel 185: Freundschaft
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      „Ich kann es immer noch nicht glauben“, murmelte Miyuki und blickte auf das schlafende Kind vor sich. Das junge Mädchen schlummerte friedvoll. Ab und zu drehte es sich selbst um. Einmal lies es sogar einen lauten Furz entweichen.
      „Das hat sie von mir“, verkündete Markas stolz. Gelächter folgte auf seine Aussage. Miyuiki nahm einen weiteren Schluck von Marias Tee.
      „Das ist zum Glück das Einzige was sie von dir hat“, meinte die Mutter des Mädchens und betrachtete ihre Tochter mit liebevollem Blick. Es stimmte. Layla hatte das blonde Haar und gute Aussehen ihrer Mutter geerbt. Nur ein paar Sommersprossen um die Nase herum erinnerten an ihren Vater.
      „Kann es sein, dass du deine Gene etwas verstärkt hast“, flüsterte Miyuki Maria mit einem Zwinkern ins Ohr. Diese grinste nur, doch es reichte als Antwort. Maria stand nun auf. Sie trug einen langen Pyjama. Ihr Haar war zu einem langen Pferdeschwanz gebunden, der sanft über ihren Rücken hinab fiel.
      „Trägst du das eigentlich immer“, frage Miyuki und blickte auf Marias Augenringe.
      „Ich muss die gesamten Themen und Neuigkeiten filtern, welche wir in der Zeitung platzieren. Das sind hunderte Artikel jeden Tag. Da bleibt nicht viel Zeit für andere Sachen. Füge dann noch ein gerade mal ein Jahr altes Kind hinzu und du kannst die Antwort ausrechnen.“
      „Duschen könntest du trotzdem öfter“, warf Markas von der Seite ein, was ihm einen Schlag auf den Kopf von seiner Frau einbrachte.
      „Und du hättest deine Haare behalten können“, meinte sie und warf einen Blick auf die Glatze ihres Mannes.
      „Sag das dem Bluthund“, knurrte dieser und strich sich über die kaum verheilten Brandwunden, welche noch immer seine Kopfhaut zierten. Maria gähnte und widmete sich wieder ihrer Tochter.
      „Wie ist das eigentlich möglich? Immerhin bist du ein...“, fragte Miyuki nun und blickte Layla interessiert an.
      „Du weißt, dass dies eine ziemlich persönliche Frage ist“, meinte Maria, während sie ihre Tochter liebevoll ansah.
      „Ich meinte...“
      „Schon in Ordnung. Ich habe es meinem Vater zu verdanken.“
      „Pestis?“ Miyuki wirkte überrascht. Markas saß schweigend auf seinem Stuhl. Es war besser, wenn er Maria alles erklären lassen würde. Er blickte nachdenklich in die Flammen im Kamin vor sich.
      „Ich sollte wohl besser sagen, dass ich Layla dem Mann verdanke, der mein Vater einst war. Bevor... du weißt schon“, sagte Maria nun und nahm ihre Tochter aus dem Kinderbett. Das kleine Mädchen gähnte herzhaft und öffnete blinzelnd die Augen, währende es sich liebevoll an seine Mutter schmiegte.
      „Sein Tagebuch war unglaublich. Er hatte so viel Wissen darin niedergeschrieben. Wissen, welches er später vollkommen zur Seite warf um sich auf sein Ziel zu konzentrieren.“ Maria strich durch Laylas Haar und das kleine Mädchen kicherte.
      „Aber es hat mir auch enthüllt, was für eine zerrissene Seele mein Vater war. Ich verstehe ihn inzwischen viel besser.“

      „Was natürlich nicht heißt, dass ich seine Verbrechen billige“, fügte sie noch schnell hinzu und blickte Miyuki schon fast entschuldigend an. Diese musste aufgrund dessen sogar etwas lächeln.
      „Ich bin die Letzte vor der du dich zu rechtfertigen hast Maria“, meinte sie und stand auf. Gähnend rieb sie sich ihren schmerzenden Hals. Sie hatte schon viel zu lange hier verbracht. Nachdem Lucy und Nina sich verabschiedet hatte um ihren eigenen Zielen nachzujagen, hatte sie Markas Angebot dankend angenommen. Er hatte ihr vergeben. Maria sogar noch viel früher, wie sie es bei ihrem Wiedersehen beteuert hatte. Miyuki bereute ihre Entscheidung von damals. Es war nicht falsch Dillian nachzujagen, jedoch war sie noch nicht dafür bereit gewesen. Und ihr überstürztes Handeln damals hatte dies nur noch länger hinausgezögert. Die Narben, welche sie davongetragen hatte, würden niemals gänzlich verheilen. Ohne es selbst zu merken strich sie sich über die verheilte Wunde an ihrem Hals, während sie tief in Gedanken versunken war. Markas und Maria warfen sich bedeutende Blicke zu. Miyuki schloss die Augen. Sie war sich endlich vollkommen sicher. Sie liebte Dillian immer noch. Nicht jedoch was aus ihm geworden war. Dies war nicht Dillian. So viel wusste sie nun mit Sicherheit. Miyuki stand auf und blickte aus dem Fenster. Hinaus auf die sonnendurchfluteten Straßen des Shabondy Archipels. Mit einer Hand strich sie sich durch ihre schulterlangen, schwarzen Haare.

      „Wir müssen Dillian aufhalten.“
      „Bist du dir sicher“, meinte Maria und blickte ihre Freundin an. Diese drehte sich langsam und nickte überzeugt.
      „Ich werde ihn retten. Auf die ein oder andere Weise“, antwortete sie und legte ihre Hand auf Marias Schulter. Markas lächelte und legte nun seinerseits seine Hände auf die Schultern der beiden Frauen.
      „Du hast keine Ahnung wie sehr ich es vermisst habe eine Crew zu haben“, sagte er grinsend.
      „Und wer hat dich zum Kapitän ernannt?“, sagte Maria mit hochgezogenen Augenbrauen.
      „Also...“
      „Wechsel lieber Laylas Windeln“, unterbrach seine Frau Markas Einwand, worauf er sich fluchend und unter dem Gelächter der Frauen ans Werk machte. Seine Tochter schien davon nicht viel mitzukriegen, sondern jauchzte nur glücklich als ihr Vater sie in den Arm nahm.
      „Es tut gut dich lachen zu sehen“, meinte Maria nun zu Miyuki, welche sich gerade eine Lachträne aus den Augenwinkeln wischte.
      „Nach allem was du durchgemacht hast.“ Ihr Blick wanderte über den Körper ihrer Freundin. Sie hatte die Wunden gesehen, welche unter ihrer Kleidung verborgen lagen. Die Armprothese und die Augenklappe.
      „Wir beide haben viel durchgemacht. Es freut mich, dass du auch dein Glück gefunden hast“, antwortete Miyuki und warf einen Blick auf Markas und Layla im hinteren Teil des Raumes. Das Kind kicherte gerade, während ihr Vater die Nase rümpfte.
      „Wir haben noch so viel nachzuholen. Es kommt mir vor, als seien die zwei Wochen seit eurer Ankunft aus Arlan wie im Flug vergangen“, meinte Maria. Sie wurde jedoch von einer Teleschnecke unterbrochen, welche in einem angrenzenden Raum zu klingeln begann.

      Miyuki hatte den Raum schon oft gesehen. Hunderte Teleschnecken waren dort zu finden. Jede symbolisierte einen Reporter der World Times. Die Zeitung hatte in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg erlebt und war nun selbst Orinto und Fames ein Dorn im Auge. Und dies alles verdankte sie nur Mr. Truth. Oder Mrs. Truth besser gesagt. Miyuki blickte ihre Freundin an, welche schnell und bestimmt ihre Befehle in die Teleschnecke brüllte. Dabei benutzte sie ein kleines Gerät um ihre Stimme zu verzerren und unkenntlich zu machen.
      „Die Wahrheit kennt kein Gut oder Böse. Sie ist nur eines. Fair.“ Dies hatte ihr Maria gesagt, als sie ihr enthüllte, wer hinter Truth steckte.
      „Als Besitzer dieser Zeitung verachte ich Arthur nicht. Ich sehe das Gute, welches er für die Welt tut, aber ich sehe ebenfalls was für ein Monster er doch ist. Und leider überwiegt das Schlechte bei ihm deutlich.“
      „Und weshalb hast du dann Jack Ryder nicht aufgehalten? Wieso hast du seine Berichte zugelassen.“
      „Weil es nicht mein Recht ist die Wahrheit zurückzuhalten. Jack schrieb die Wahrheit.“
      „Er schrieb seine Wahrheit“, meinte Miyuki und blickte Maria durchdringend an. Die Spannung, die sich zwischen den beiden Frauen aufgebaut hatte, verflog jedoch schnell wieder.
      „Es ist nicht einfach solche Entscheidungen zu fällen. Ich wünschte Nicolas und Sophie wären noch hier. Sie haben mir damals sehr geholfen beim Aufbau“, seufzte Maria und rieb sich die Schläfen. Sie wirkte müde und erschöpft, während sie die schweigenden Teleschnecken vor sich betrachtete.
      „Ich brauche eine Dusche“, meinte sie schließlich und wandte sich ab. Miyuki blieb alleine und mit ihren Gedanken zurück.
      „Maria hat hier ein Leben mit Markas aufgebaut. Ist es wirklich richtig sie in all dies hineinzuziehen? Sie hat eine Tochter.“

      Miyuki schlenderte zurück in den vorderen Teil des Hauses, der aus einer Bar bestand. Die einzige Bar der Welt, wo man von einem echten Samurai der Weltmeere bedient wurde. Normalerweise war sie stets gut besucht, doch heute hatte Markas nicht geöffnet.
      „Ich hab heute keine Lust“, war seine lapidare Erklärung gewesen. Miyuki lies sich auf einem Barhocker am Tresen nieder und senkte den Kopf.
      „Sie wollte Markas und Maria nicht hineinziehen. Sie wollte das Glück ihrer Freunde nicht gefährden. Doch war sie alleine genug. Konnte sie Dillian wirklich entgegentreten.“
      „Alleine wirst du scheitern. Jedoch bist du nicht alleine“, sagte eine Stimme hinter ihr. Miyuki blickte nicht auf, noch drehte sie sich um. Ihr Gesicht zierte jedoch ein Lächeln.
      „Calia“, sagte sie. Sie konnte ein Glitzern in ihren Augenwinkeln erkennen. Etwas, dass auch von den Gläsern vor ihr reflektiert wurde.
      „Du trägst die Rüstung“, sagte Miyuki überrascht und drehte sich nun doch um. Die blonde Vizeadmiralin trug ihre alte goldene Rüstung. Sie lächelte.
      „Deine ist auf dem Schiff.“
      „Schiff?“
      „Ich habe gesehen was du vorhast. Du wirst sterben wenn du dich Dillian alleine stellst. Zum Glück bist du nicht alleine“, sagte Calia und setzte sich neben Miyuki.
      „Calia... Ich kann euch nicht...“
      „Stimmt du kannst uns nicht davon abhalten dir zu helfen“, meinte Markas und grinste die beiden Frauen an.
      „Ihr habt das von Anfang an geplant?“, sagte Miyuki fassungslos. Ihr Blick wanderte zwischen den Beiden hin und her.
      „Nicht von Anfang an, aber es war mir klar, dass du ohne uns losstürmen würdest. Miyuki wir wollen an deiner Seite kämpfen. Wir wollen dir helfen. Dafür sind Freunde da“, sagte der Shichibukai.
      „Ich habe mich mit Calia in Verbindung gesetzt und hier sind wir. Außerdem betrifft dies dich nicht alleine. Dillian ist mein Bruder.“
      „Es tut mir leid.“
      „Du solltest aufhören dir so viele Gedanken zu machen“, sagte Calia und klopfte ihrer alten Rivalin auf die Schulter.
      „Wir werden wieder gemeinsam segeln“, sagte Markas und grinste breit.
      „Dann sollten wir vielleicht rausgehen und aufräumen“, sagte Calia. Miyuki nickte. Sie hatte ihre Anwesenheit auch schon gespürt. Sie waren Calia gefolgt. Etwa eintausend Männer und Frauen befanden sich vor der Bar.
      „Er versucht wohl all die Verbindungen zu seinem früheren Leben abzutrennen“, sagte Miyuki, während sie an der Seite ihrer beiden Freunde nach draußen trat.

      Die Flaggen wehten leicht in der abendlichen Brise. Sie waren überall im Imperium aufgehängt worden. Orintos Profil blickte alle Bewohner seines Reiches unablässig an. Der Imperator lies keine Widerstand zu. Alles was seiner Ordnung widerstrebte, musste ausgelöscht werden. Die Welt war gespalten.
      „Hätte ich es verhindern können, wenn ich in Mary Joa geblieben wäre? Hätte ich Orinto helfen können?“ Diese Fragen hatte sie Miyuki häufig gestellt, doch die Antwort, die sich selbst gab, war stets dieselbe.
      „Nein! Dies ist der Weg, welchen Orinto eingeschlagen hat. Dies ist was er will und er wird aufgehalten werden. Dann wenn die Zeit reif dafür ist.“ Sie lies ihren Blick über die Männer und Frauen vor sich schweifen. Die Fenster der Häuser waren verriegelt worden. Anscheinend wollten die Zivilisten keinen Anteil an diesem Schauspiel nehmen. Es war vielleicht auch besser so. Miyuki legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Tief atmete sie die Brise der See ein, welche vom Hafen herüber geweht wurde. Markas grinste und vergrub seine nackten Füße im weichen Boden. Calia neigte den Kopf nur leicht. Ihr blinden weißen Augen schienen zwischen ihren Gegnern hin und her zu wandern. Sie alle drei hörten wie die Abzugshähne an den Gewehren gespannt wurden.

      Die Kugeln erreichten ihr Ziel niemals.
      Verdutzt starrten die Angreifer auf die unzähligen schwarzen Portale, welche sich direkt vor ihnen geöffnet und die Kugeln aufgesogen hatten. Miyuki lies die Hand sinken. Sie wurde nun ebenfalls von einem ihrer Portale verschlungen und in der nächsten Sekunde tauchte sie mitten zwischen den Angreifern auf. Bevor diese reagieren konnten, hatte sie Fünfzig von ihnen auch schon ausgeschaltet. Die Angreifer zogen nun ihre Schwerter. Calia schien dies jedoch nicht zu kümmern, da sie seelenruhig auf die Menge zu spazierte. Einige Tollkühne attackierten sie direkt. Doch keiner der Angriffe traf sie. Es war, als würde sie alle voraussehen. Vielmehr schien Calia nicht einmal auszuweichen. Die Angriffe trafen sie einfach nicht. Langsam, beinahe schon gemächlich, hob sie nun ihre Fäuste und schlug sie zusammen. Miyuki konnte die kaum sichtbare Vibration erkennen, welche Calias Handschuhe nun erfasste. Beiläufig schlug sie einen Mann, der etwa zwei Köpfe größer als sie war, nieder und konzentrierte sich auf ihre ehemalige Rivalin. Diese verpasste nun einer Frau neben sich einen leichten Klaps mit ihren vibrierenden Fäusten. Die Angegriffene hielt sofort inne und brach zusammen. Überrascht sah Miyuki wie die Frau sich zuerst übergab und dann das Bewusstsein verlor. Alles darauffolgende ging blitzschnell. Calia bewegte sich so geschwind, dass ihr mit dem bloßen Augen kaum mehr zu folgen wahr und im nächsten Moment brachen einhundert Männer und Frauen zusammen. Markas beobachtete beide Frauen beeindruckt. Er hatte die Hände in den Hosentaschen stecken und schien sich für seine Gegner gar nicht zu interessieren.
      „Habt ihr ernsthaft geglaubt hier etwas erreichen zu können? Ihr greift eine Vizeadmiralin, einen Samurai der Weltmeere und eine ehemalige Spezialagentin der Regierung an“, seufzte der Pirat und strich sich durch seinen kurzen Bart. Im nächsten Moment brachen unzählige Ranken um ihn herum aus dem Boden und wickelten sich wie hungrige Würgeschlangen um die Angreifer.
      „Orinto hat euch wirklich direkt in euren Untergang geschickt“, meinte Miyuki und grinste. Sie stand, genau wie Calia auch, auf einem Berg besiegter Gegner. Fünfhundert der Eintausend waren bereits gefallen.
      „Orinto hat uns nicht hier hergeschickt ohne uns wichtige Informationen zu geben“, murmelte eine Frau, über deren Gesicht sich eine unschöne Narbe zog. Die Aufmerksamkeit aller wurde nun zum Eingang der kleinen Bar gelenkt. Maria wurde von zwei Männern heraus gestoßen. Ihr Haar glänzte immer noch feucht von der Dusche, welche sie soeben hatte, und fiel lose über ihren Rücken hinab. Sie trug eine einfache Jeans, braune Stiefel und ein ärmelloses Shirt. In der Hand trug sie Layla, welche sich kichernd umsah. Das Kind schien die Situation entweder noch nicht zu begreifen, oder es war ihr herzlich egal.
      „Wir haben deine Frau Samurai“, meinte die Narbenfrau nun. Markas rieb sich über die Stirn.
      „Oh verdammt. Nachher darf ich mir sicher eine Predigt anhören. Von wegen ich kann meine Familie nicht beschützen. Was wäre wenn, blablabla“, stöhnte er.
      „Schatz könntest du Layla bitte kurz halten“, schrie Maria nun. Die verdutzten Augen der Angreifer folgten nun dem kleinen Mädchen, welches von seiner Mutter durch die Luft geschleudert wurde. Layla lachte aus voller Kehle, während sie mit aufgeschreckten Armen in Richtung ihres Vaters flog. Dieser fing seine Tochter geschickt und sanft auf. Dabei stöhnte er aufgrund des unerwarteten Gewichts Laylas.
      „Du hättest mir auch sagen können, dass sie gerade aus Stein ist“, knurrte der Samurai, doch seine Frau hörte ihn nicht mehr.

      In der Sekunde, in welcher sie Layla geworfen hatte, verschwand Maria in der Erde. Sie grub sich nicht ein, nein sie verschmolz vielmehr mit dem Boden unter sich. Und als sie direkt hinter der vernarbten Frau, welche zuvor die Befehle gebrüllt hatte, herausschoss schien sie selbst aus Erde zu bestehen. Jedoch verfestigte sie sich eine Sekunde später und ihre Haut nahm ein metallisches Glitzern an. Alle Schwerter, die sie trafen, zerbrachen an ihrer Haut.
      „Wow“, stieß Miyuki begeistert hervor.
      „Maria kann inzwischen mit jedem Material, dessen Eigenschaften sie annimmt, verschmelzen. Dazu noch unsere Linking Fähigkeit und ihre Möglichkeit in begrenztem Maße Teufelsfrüchte zu kopieren. Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass sie womöglich die Stärkste von uns hier ist.“ Miyuki nickte anerkennend. Maria bewegte sich unglaublich schnell. Nicht ganz so schnell wie sie oder Calia, jedoch für Normalsterbliche immer noch außerhalb deren Wahrnehmungsgrenze. Sie verschmolz mit dem Boden oder den Wänden und tauchte plötzlich an anderer Stelle wieder auf um weiter anzugreifen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie zweihundert Mann ausgeschaltet. Die verbleibenden Dreihundert hatten einen Kreis gebildet um sich gegenseitig zu schützen.
      „Nicht schlecht“, sagte Calia nun, als Maria neben ihnen aus dem Boden schoss.
      „Bewegung ist das Beste um die Schwangerschaftspfunde loszuwerden“, antwortete die junge Mutter und nahm ihre Tochter wieder in den Arm. Das Mädchen schmiegte sich an ihre Brust und gähne herzhaft.
      „Die Faulheit und das lange Schlafen hat sie definitiv von dir geerbt“, fügte sie an ihren Mann gewandt hinzu. Die Vier lachten und es schien, als hätten sie die dreihundert Angreifer, welche noch übrig waren, komplett vergessen. Doch bevor diese etwas tun konnten, wurden sie nun von einer mächtigen Schockwelle erfasst. Ein goldenes Leuchten erhellte für eine Sekunde die gesamte Umgebung, während die Männer und Frauen bewusstlos zu Boden gingen. Miyukis Augen weiteten sich.
      „Wollt ihr mich etwa die ganze Zeit auf dem Schiff warten lassen? Eigentlich hätte ich der Erste sein sollen, der sie begrüßt Calia. Immerhin ist sie meine Tochter.“ Sein weißer Bart wippte leicht hin und her, während er auf Miyuki zu schritt. Er hatte sich komplett verändert seit sie ihn das letzte Mal sah. Endlich strahlte er wieder Gelassenheit und Kraft aus. Sein Gang war aufrecht und stolz. Lachend breitete er die Arme aus, als sie sich ihm um den Hals warf.
      „Es freut mich auch dich zu sehen“, sagte Senghok, als er seine Tochter umarmte.



      Kapitel 186 Piraten und Seefahrer
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      Miyuki kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ihre Beine versagten den Dienst. Kraftlos sank sie auf den Boden. Dabei hielt sie sich gerade noch so an der Reling des Schiffes fest. Kaum hatte sie sich erholt, genügte ein weiterer Blick auf ihren Vater, um sie erneut in schallendes Gelächter ausbrechen zu lassen. Sie kugelte sich förmlich auf dem Boden, während sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte. Senghok starrte seine Tochter an. Sein Gesichtsausdruck zeigte seinen Missmut nur all zu deutlich.
      „Ich bin nur Gast hier“, knurrte er mit verschränkten Armen. Sein Blick schweifte über die anderen Anwesenden, welche ihn ebenfalls breit grinsend anstarrten. Alle bis auf Calia. Die blinde Frau grinste zwar auch, schien dabei jedoch an ihm vorbei zu blicken.
      „Du kannst es nennen wie du willst, aber du bist auf einem Piratenschiff“, meinte Miyuki, während sie lautstark nach Luft japste.
      „Der ehemalige Flottenadmiral... Pirat“, jauchzte sie und hämmerte feixend auf die Dielen.
      „Ich bin kein Pirat“, antwortete ihr Vater und klang dabei wie ein beleidigtes Kleinkind. Es fehlte nur noch, dass er wütend mit den Füßen aufstampfte, und das Bild wäre perfekt gewesen. Leider tat Senghok den Versammelten diesen Gefallen nicht, sondern drehte ihnen stattdessen den Rücken zu und starrte auf das Meer hinaus. Die Sonne war gerade im Begriff im Meer zu versinken. Die Wellen, welche gegen den Bug des Schiffes brandeten, glühten Feuerrot. Es wirkte so, als würde das gesamte Meer in Flammen stehen.
      „So viele Fahrten habe ich unternommen. Wer hätte gedacht, dass ich auf meine alten Tage noch auf einem Piratenschiff landen würde“, seufzte der ehemalige Flottenadmiral. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da er schien schon das breit grinsende Gesicht seiner Tochter über seiner Schulter.
      „Na war das so schwer Dad?“, meinte die junge Frau. Senghok schloss die Augen. Im nächsten Moment ertönte der laute Schmerzensschrei Miyukis. Mit schmollendem Mund starrte sie ihren Vater an, der ihr gerade eine schmerzende Kopfnuss verpasst hatte. Markas betrachtete die Beiden aus sicherer Entfernung.
      „Sieht so aus, als hätte sich Miyuki in ein Kind zurückentwickelt“, murmelte er seiner Frau zu. Maria nickte zustimmend. Auch sie grinste über beide Ohren. Ihre Augenringe waren verschwunden. Endlich hatte sie etwas wichtigeres, als die World Times gefunden. Seine Frau so glücklich zu sehen, freute Markas und er lies es zu einmal nicht an das Bevorstehende zu denken. Ein Stoß in die Rippen riss ihn jedoch aus seinen glücklichen Gedanken.
      „Genieße den Tag doch einfach und denk einmal nicht an die Zukunft“, sagte Maria und knuffte ihn.
      „Was denkst du was ich gerade gemacht habe, bist du mich unterbrochen hast“, antwortete dieser und packte seine Frau. Unter ihren lautstarken Protesten und Gelächter warf er Maria über seine Schultern. Calia hörte das Gelächter der Anderen. Es machte sie glücklich, die Anderen so fröhlich zu sehen, und so beschloss sie ihnen die Vision noch nicht zu offenbaren. Dafür war später auch noch Zeit.


      Dieses schreckliche Gefühl. Obwohl es nur eine Vision war, fühlte sie sich so real an. Calia lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Das letzte Mal hatte sie dies gefühlt, als sie den Tod des Alten sah. Etwas, dass eigentlich unmöglich sein sollte. Genau wie die Maschine vor ihr. Alles an ihr wirkte falsch. Calia folgte Dillian, der um die Metallmonstrosität herumging. Wie immer war sein Gesicht völlig emotionslos.
      „Es ist also endlich vollbracht“, sagte der junge Mann und berührte den kalten Stahl leicht.
      „Ja. Es hat lange gedauert, und wenn mir eine wirklich künstliche Seele zur Verfügung gestanden hätte, wäre ich schon vor Monaten fertig gewesen.“ Victor betrachtete seine Schöpfung voller Ehrfurcht. Sein langer, weißer Doktorkittel streifte den Boden leicht. Sein Blick glitt über die unzähligen Rohre, Drähte und Verstrebungen. Liebevoll sah er die Metallmonstrosität an.
      „Wie erfolgreich waren die ersten Testläufe?“
      „Zu 100% Zufriedenstellend“, sagte der Wissenschaftler.
      „Nicht ein Fünkchen ist zurückgeblieben.“
      „Sehr gut“, antwortete Dillian und drehte Victor den Rücken zu.
      „Ich kann mich nicht auf das Level eines Gottes erheben. Aber mit dieser Maschine kann ich ihn zu uns herunter zerren.“ Dillian schritt direkt durch Calia hindurch. Die junge Frau zuckte zusammen, ehe sie sich klar wurde, dass dies nur eine Vision war.
      „Wann können wir mit der Massenfertigung beginnen?“ Victor wollte gerade die Stimme erheben, doch es war jemand anderes, der die Frage beantwortete.
      „Ich habe bereits mit den ersten Schritten begonnen. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis die Fertigung beginnen kann“, warf Thaira von der Seite ein. Die junge Forscherin ignorierte den wütenden Blick, welchen ihr Victor zu warf und steuerte stattdessen direkt Dillian an.
      „Askaba hat ein weiteres Mal versucht auszubrechen und Jones ist verschwunden.“ Der Angesprochene zog die Augenbrauen nach oben.
      „Askaba versuchte auszubrechen? Hast du sie nicht in Ketten gelegt, so wie ich es befohlen hatte?“ Thaira versteifte sich merklich und schluckte. Calia registrierte Dillians Hand, welche sich zur Klaue formte.
      „Ich dachte...“ Weiter kam Thaira nicht, da sie ihr Gegenüber nun an der Gurgel packte.
      „Du wirst meinen Befehl umsetzen“, sagte Dillian kalt. Calia sah wie Thaira etwas an Farbe verlor. Sie schien grauer zu werden, bis ihr Gegenüber sie schließlich fallen lies. Keuchend stürzte die junge Forscherin zu Boden.
      „Verstanden“, stotterte sie, während Dillian sich schon wieder abgewendet hatte. Victor ging ebenfalls an der jungen Frau vorbei. Ein zufriedenes Grinsen zierte sein Gesicht.
      „Victor! Du wirst weitere Testläufe mit den Bewohnern der Insel durchführen.“ Der Forscher nickte und machte sich sofort daran den Befehl in die Tat umzusetzen.
      Endlich war Dillian allein. Zur Überraschung Calias keuchte der junge Mann plötzlich auf und ging in die Knie.
      „Nein“ Immer wieder wiederholte er dieses Wort. Für einen Moment schienen seine Augen komplett schwarz zu werden, bevor er sich wieder fing und aufstand. Calia bemerkte, dass sie nicht die einzige Augenzeugin des gerade eben stattgefundenen Schauspiels war. Thaira hatte es aus sicherer Entfernung ebenfalls beobachtet und war gerade dabei eifrig in ihren Notizblock zu kritzeln.
      „Was hat dies alles zu bedeuten? Hatten die Ereignisse in dieser Vision bereits stattgefunden, oder lagen sie noch in der Zukunft?“ Diese Fragen quälten Calia.

      Doch bevor sie ihnen auf den Grund gehen konnte, wurde sie unterbrochen. Alles um sie herum schien plötzlich zu verschwimmen.
      „Nein“, keuchte die blonde Frau, doch es war bereits zu spät. Sie konnte nicht mehr aus der Vision fliehen. Sie war gefangen. Gefangen mit ihm. Ein irres Kichern erfüllte die Luft. Der Mann, der soeben erschienen war, presste seine Hände gegen die Seiten seines Kopfes. Er sah aus, wie wenn er von schrecklichen Kopfschmerzen geplagt werden würde. Clint Torino starrte Calia mit weit aufgerissenen Augen an.
      „Hallo Mädchen“, sagte er und packte sie. Sie konnte nicht fliehen. In weniger als einem Augenblick war er hinter ihr. Sie wolle schreien, doch kein Ton entkam ihrer Kehle. Die Welt wurde auf den Kopf gestellt, als er sie an den Knöcheln packte und hochriss.
      „Du weißt, dass du mir nicht entkommen kannst. Das wirst du niemals können“, sagte Clint. Es schmerzte, doch Calia zwang sich nach oben in sein Gesicht zu sehen.
      „Du bist nicht real“, knurrte sie. Mit aller Kraft kämpfte sie die Tränen zurück.
      „Natürlich bin ich nicht real“, antwortete Clint ihr und lies sie fallen. Mit einem dumpfen Knall schlug Calia auf dem Boden auf. Sie befand sich nicht mehr in dem Labor, sondern auf einer hölzernen Oberfläche. Es gab keine Wände oder Decke. Der Holzboden schwebte frei in unendlicher Finsternis. Eine schwache Glühbirne, die an nichts sichtbarem befestigt war, spendete etwas Licht. Clint blickte sie durchdringend an.
      „Hast du etwa schon alles vergessen? Calia du bist Miyuki und den Anderen sieben Jahre voraus. Sieben Jahre, in denen ich dich in meiner Welt gequält und gebrochen habe. Danach hast du es genossen selbst Schmerzen zuzufügen. Und das tust du immer noch.“
      „Du bist nicht Clint“, sagte Calia keuchend. Sie wurde plötzlich an den Schultern gepackt und hochgerissen.
      „Das stimmt.“ Ihr eigenes Gesicht erschien vor ihr.
      „Ich bin du. Ich bin was Clint geschaffen hat. Der Wahnsinn, welcher in dir schlummert. Ich bin etwas, was du niemals besiegen wirst“, sagte ihre Doppelgängerin. Das blonde Haar ihres Spiegelbildes war struppig und ausgebleicht. Ihr Gesicht zu einer Fratze des Wahnsinns verzogen. Geziert von einem breiten Grinsen.
      „Niemand konnte dir bis jetzt einen Weg zeigen, der dich ausgefüllt hat. Weder dein Großvater, noch Ada, noch Torino. Warum denkst du, dass Miyuki anders ist. Weshalb willst du ihr folgen?“ Calia riss sich los und torkelte einige Schritte zurück. Dabei nahm sie den Blick nie von ihrem Gegenüber. Ihr wahnsinniges Spiegelbild grinste immer noch.
      „Du kannst nicht entkommen.“
      „Das weiß ich“, schrie Calia und ballte die Fäuste. Der Anblick des Wahnsinns ihr gegenüber schmerzte. Seit Jahren quälte er sie. Dieser Teil von ihr. Die gebrochen, wahnsinnige Seite ihres Seins, welche Torino in den sieben Jahren der Folter erschaffen hatte. Sie hatte versucht ihn wegzusperren und zu begraben, doch nun war er wieder hervorgebrochen. Und mit jedem Tag schien er etwas mehr von ihr zurückzuerobern.
      „Solange du mich nicht akzeptierst, wirst du mich niemals los.“
      „Niemals. Ich werde dich niemals akzeptieren. Du bist nicht ich.“ Ihr wahnsinniges Gegenüber lachte lauthals.
      „Du hast es genossen im Namen Torinos Menschen zu töten. Genauso wie du es genossen hast, als Kind mit deinem Großvater zu kuscheln.“ Ihr Spiegelbild erschien wieder direkt vor ihrem Gesicht. Die Nasenspitzen berührten sich schon beinahe. Calia konnte den fauligen Atem riechen.
      „Wir werden uns wiedersehen. Denn egal wie sehr du dich sträubst. Egal wie sehr du es leugnest. In deinem tiefsten Innern verzehrst du dich nach mir, nach dem Wahnsinn und seiner Einfachheit.“
      „Ich werde kämpfen“, knurrte Calia.
      „Für das, was richtig ist.“
      „Und ich werde zusehen wie du versagst. Calia ich bin du. Akzeptiere es und du findest vielleicht einen Weg. Leugne es weiter und ich werde dich verschlingen.“ Mit diesen Worten verschwamm alles um sie herum und wurde dann schwarz.


      Calia schreckte in ihrem Bett hoch. Dort wo es in letzter Zeit stets für sie geendet hatte, wenn sie ihre Kräfte benutzen wollte. Der Wahnsinn suchte sie häufiger heim. Es war schlimmer geworden.
      „Was hast du gesehen?“ Sie war nicht überrascht seine Stimme zu hören, da sie seine Präsenz schon seit dem Moment ihres Erwachens gefühlt hatte. Selbst ein ehemaliger Flottenadmiral konnte sich nicht so leise bewegen, dass es ihrem Gehör entgangen wäre. Bevor sie antworten konnte, fuhr Senkghok bereits fort.
      „Du darfst dich nicht überanstrengen Calia.“
      „Du bist nicht mein Vater“, antwortete die junge Frau mit leicht schmollendem Unterton in der Stimme.
      „Ada hielt große Stücke auf dich Calia und ich tue das auch. Natürlich ist Miyuki besser...“
      „Hey!“
      „..., aber du kannst immer noch ihre Stellvertreterin sein. Hast du nicht selbst gesagt, dass du Miyuki folgen willst, als du bei mir vorstellig wurdest um mich für dieses Unterfangen zu rekrutieren.“
      „Davon muss sie ja nicht unbedingt etwas wissen“, meinte Calia und stand auf. Stöhnend rieb sie sich ihren schmerzenden Nacken.
      „In der Rüstung zu schlafen ist unbequem.“
      „Das hast du dir selbst zu zuschreiben. Deine Kräfte einfach so einzusetzen und dann zu kollabieren. Du hast uns einen ziemlichen Schreck eingejagt“, antwortete Senghok und starrte sie streng durch seine kreisrunde Brille an.
      „Ich wollte nur herausfinden, was die Zukunft bringt. Doch es war nur dieselbe Vision wie beim letzten Mal.“
      „Es ist nicht immer gut die Zukunft zu kennen“, antwortete Senghok. Sein Blick wirkte bedrückt. Calia wusste, was ihm auf dem Herzen lag. Immerhin hatte sie es ihm gesagt. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und lächelte nun.
      „Ada hat einmal gesagt, dass man Ganz sein muss um sein Potential zu entfalten.“ Mit diesen Worten lies er sie allein und verließ ihren Raum. Dabei folgte ihm seine kleine Ziege, deren Anwesenheit Calia erst jetzt bemerkte.

      „Pwngoat ich liebe dich“, lallte Markas und warf sich der Ziege um den Hals, kaum hatten sie und Senghok das Deck betreten. Der ehemalige Flottenadmiral kam nicht einmal dazu zu reagieren, da sprang Maria schon von hinten auf ihren Ehemann rauf.
      „Ich werde mich nicht von einer verdammten Ziege geschlagen geben“, brüllte die blonde Frau und riss Markas zurück. Lachend verloren die Beiden das Gleichgewicht, während sie über Deck des Schiffes rollten. Miyuki lachte ebenfalls, während sie das Steuer fest in der Hand hielt. Es war eine sternenklare Nacht und das Meer war ruhig.
      „Die perfekte Gelegenheit um sich zu betrinken“, warf Calia ein, welche Senghok gefolgt war. Dies rieb sich die Schläfen.
      „Zu meiner Zeit gab es noch so etwas wie Disziplin auf See.“
      „Sie meinen so wie bei Vizeadmiral Garp.“
      „Erinnere mich bloß nicht an diesen Tölpel“, seufzte er und klopfte Calia auf den Rücken.
      „Ich werde mich etwas mit meiner Tochter unterhalten.“ Calia spürte wie er sich entfernte und lehnte sich nun selbst an die Reeling. Markas und Maria rauften immer noch am Boden liegend, während Senghoks Ziege gemütlich auf ein paar Seekarten herumkaute. Es lagen mehrere leere Rumflaschen überall verstreut herum und erklärten so das Verhalten der beiden Verheirateten. Calia lächelte.
      „Ich werde meine Kräfte für eine Weile ruhen lassen. Jetzt werde ich erst einmal die Gesellschaft genießen.“

      Die Feier auf dem Schiff ging noch bis in die frühen Morgenstunden. Am Schluss waren Layla und Senghok die einzig nüchternen Personen auf dem Schiff. Selbst die Ziege hatte eine halbe Flasche Rum gelehrt. Immerhin hatte Senghok den Anderen noch die Bezeichnung Seefahrer für ihre Unternehmung abgerungen, sodass sie sich nicht Piraten nennen mussten. Etwas, dass auch Calia beruhigte, da sie immer noch eine Vizeadmiralin des Marinehauptquartiers war. Und so segelten die Seefahrer der Morgensonne der Neuen Welt entgegen. Sich dessen vollkommen unbewusst, das sie beobachtet wurden. Eine Person stand auf dem Wasser und beobachtete das Schiff. Die Luft um sie war elektrisch geladen. Immer wieder entluden sich Blitze ins Wasser.
      „Die Seherin und das Kind der Welt haben endlich zusammengefunden.“ Katarina starrte auf das Wasser zu ihren Füßen. Direkt hindurch in die Tiefe blickte sie. Immer tiefer. Bis in die dunkle Stadt. Direkt ins Herz R'lyehs blickte sie.
      „Was wirst du jetzt tun, oh du Alter?“



      Kapitel 187: Der Archäologe und die Visionärin
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      Der Sonnenaufgang am nächsten Tag war für keinen der Anwesenden besonders angenehm. Bis auf Senghok und Layla wachten alle mit einem schrecklichen Kater auf und ihre schlechte Stimmung vermieste auch dem ehemaligen Flottenadmiral die Stimmung. Während sich die Morgensonne aus dem Meer erhob, war die Luft von Stöhnen und Fluchen erfüllt. Maria gähnte herzhaft. Ihre Augen waren kaum geöffnet, während sie ihre Tochter fütterte. Layla kicherte unablässig. Das zerzauste Haar und der Gesichtsausdruck ihrer Mutter schienen sie köstlich zu amüsieren.
      „Also die Schadenfreude hat sie definitiv von dir“, murmelte Miyuki. Sie rieb sich ihren schmerzenden Kopf und leerte gerade ein Glas Tomatensaft auf einen Zug. Ein Grunzen war alles, was sie als Antwort von Markas erhielt. Er hatte das Gesicht zwischen den Armen vergraben und bewegte sich kein Stückchen. Die Tür wurde aufgestoßen und Calia trottete in die Kombüse. Ihre Augen waren geschlossen, obwohl das bei ihr auch keinen Unterschied machte. Gähnend schenkte sie sich ein Glas Wasser ein und trank es gierig.
      „Dein Vater hat das Steuer übernommen.“
      „Sonst ist ja auch niemand in der Lage zu steuern“, meinte Miyuki und versenkte ebenfalls das Gesicht in den Armen. Senghoks Ziege hatte es sich neben ihr gemütlich gemacht und kaute genüsslich auf ein paar Gräsern herum, wobei niemand wusste woher sie diese hatte. Das Fluchen und Stöhnen hielt noch mehrere Minuten an, bis Layla mit einem lauten Rülpsen verkündete, dass sie satt war.

      „Unser nächstes Ziel ist Albaco Island“, sagte Maria. Sie war aufgestanden und hatte ihre Tochter im Arm. Das Gesicht der jungen Mutter zeigte deutlich, dass sie zurzeit nichts lieber als schlafen würde. Trotzdem ging sie nun zur Spüle und setzte Layla dort ab. Ein paar Spritzer kaltes Wasser und ein ordentliches Strecken später, sah die Welt schon ganz anders aus. Maria atmete tief durch. Sie sah sich um. Auch den Anderen ging es ein wenig besser, aber sie boten noch immer einen erbärmlichen Anblick.
      „Nie wieder“, murmelte Markas zu ihrer Linken.
      „Das sagst du jedes Mal“, antwortete sie ihm und verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.
      „Verdammt Weib, lass das.“ Maria konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während sie den Kopf schüttelte. Sie stapfte an den Anderen vorbei hinaus ins Freie. Die kühle Morgenluft schlug ihr entgegen. Für eine Sekunde schloss sie Augen und genoss den Wind.
      „Du hast Layla vergessen“, rief ihr Markas nach.
      „Layla darf jetzt ein bischen Daddy Zeit haben“, antwortete Maria, bevor sie die Türe schloss. Mit einem Grinsen blickte sie auf die Sonne, welche sich gerade aus dem Meer erhob. Ein herzhaftes Gähnen erinnerte sie daran, dass sie gerade einmal zwei Stunden geschlafen hatte, aber das kümmerte sie jetzt nicht. Mit den ersten Sonnenstrahlen begannen auch die Temperaturen zu steigen. Abaco Island war eine tropische Sommerinsel und teilte sich so ihr Klima mit der umliegenden See.
      Tropische Hitze.
      Zum Glück konnte Maria ihren künstlichen Körper an jedwede Temperaturen oder äußerlichen Einflüsse anpassen. Für einen Moment bemitleidete sie die Anderen. Dann wandte sie sich wieder wichtigeren Dingen zu. Die World Times konnte auch ohne sie überleben. Sie hatte vertrauenswürdige Redakteure überall auf der Welt. Die Wahrheit würde nicht sterben Jetzt musste sie erst einmal ihre Freundin unterstützen. Sie blickte auf die Palmen am Strand Albaco Islands. Die Blätter wiegten sanft im lauen Morgenwind. Ein Mann stand auf einer der Landzungen, welche ins Meer hineinragten. Er winkte ihr zu und wandte sich dann wieder seiner Angel zu. Maria seufzte. Dafür, dass sie die Betreiberin der Zeitung war, welche von sich selbst behauptete nur die Wahrheit zu verkünden, fiel es ihr selbst schwer jene auszusprechen.

      Hinter ihr wurde eine Türe aufgestoßen und Wortfetzen drangen aus dem Inneren des Schiffes zu ihr durch.
      „Und ich sage dir, dass Layla keinen Freund haben wird, solange ich auf dieser grünen Erde wandle“, sagte Markas und trat ins Freie. Miyuki folgte direkt hinter ihm.
      „Väter“, meinte sie nur kopfschüttelnd und warf ihrem einen Blick zu. Senghok schaute gerade demonstrativ in den Himmel und pfiff.
      „Er war schon immer ein schlechter Lügner“, schoss es Miyuki durch den Kopf. Calia folgte den Beiden stumm. Die vier jungen Erwachsenen versammelten sich an der Reling. Ein warmer Wind strich über das Meer. In der Ferne konnte man den Hafen der Insel erkennen. Layla starrte mit großen Augen auf die Insel und das türkisfarbene Meer. Ihr Vater hatte sie auf dem Arm und während er ihrem Blick folgte, formte sich unwillkürlich ein Lächeln auf seinem Gesicht.
      „Also... Weshalb sind wir hierhergekommen“, fragte Miyuki nun.
      „Wir werden hier Clayton treffen.“
      „Clayton?“ Markas zog eine Augenbraue nach oben.
      „Clayton?“ Im Gegensatz zu Markas hörte man aus Miyukis Stimme deutlich heraus, dass sie keine Ahnung hatte, um wen es hier ging.
      „Was wollen wir mit Clayton. Er ist ein Arsch“, meinte der rothaarige Samurai nun.
      „Nur weil er nicht über deine Witze lacht, ist er noch lange kein Arsch“, antwortete seine Frau. Miyuki wollte gerade den Mund öffnen um noch einmal nach der Identität Claytons zu fragen, als Maria fortfuhr.
      „Clayton ist ein Archäologe. Einer der Besten.“
      „Für was brauchen wir einen Archäologen?“
      „Um Dillian aufzuhalten.“ Miyuki blickte Maria durchdringend an. Ihr Freundin wich ihrem Blick aus und starrte stattdessen auf das Meer.
      „Maria was weißt du.“
      „Miyuk ich...“
      „Maria“, unterbrach sie ihre Freundin und packte sie sanft an den Schultern. Die blonde Frau sah ihr kurz in die Augen, wandte den Blick dann aber wieder ab. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Doch schließlich redete sie.
      „Dillian hat eine Maschine gebaut.“
      „Du weißt auch davon?“, entfuhr es Calia. Sofort drehten die Drei sich zu der Marineoffizierin um.
      „Ich habe es gesehen“, antwortete diese erklärend und zeigte auf ihre blinden Augen.
      „Dann haben sich die Gerüchte, welche ich gehört habe, bestätigt“, seufzte Maria und riss sich von Miyuki los.
      „Dillian hat eine Maschine gebaut, welche Seelen zerstören kann.“
      „Weshalb?“
      „Um Arthur aufzuhalten“, fuhr Maria fort.
      „Dillian existiert nur noch um Arthur zu vernichten. Er hat es euch selbst in Arlan gesagt. Dafür wird er alles tun.“ Miyuki bemerkte, dass sich Marias Griff um die Reling verstärkte, während sie Layla einen langen Blick zu warf.
      „Arthur besitzt eine einzigartige Seele. Eine Seele, welche auf der ganzen Welt ihres gleichen sucht. Doch trotzdem bezieht er den Großteil seiner Macht aus den abertausenden Seelen, die in seiner Klinge gefangen sind. Ohne diese Seelen ist er nur noch ein Mensch. Ein extrem mächtiger Mensch, doch nichts desto trotz nur ein Mensch.“ Die vier Freunde verstummten, nachdem Maria fertig gesprochen hatte.

      „Woher weißt du so viel?“
      „Ich habe die letzten Jahre damit verbracht mich weiterzuentwickeln. Sowohl körperlich als auch geistig“, antwortete Maria.
      „Doch warum brauchen wir einen Archäologen?“, warf Calia von der Seite aus ein.
      „Weil er sich mit R'leyh auskennt.“ Ein unnatürlich kalter Luftzug wehte über das Deck, als Maria diesen Namen aussprach. Calia zog scharf die Luft ein und Miyuki schluckte schwer. Nur Markas und Layla schienen nicht großartig beeindruckt zu sein.
      „R'leyh? Das ist doch diese Stadt von der uns Topper damals in Booty Bay erzählt hat.“
      „Die Stadt der Seelen“, murmelte Calia. Selbst als sie unter Torino gedient hatte, war sie niemals dort gewesen. Doch sie kannte es aus ihren Visionen.
      „R'leyh ist die Geburtsstätte der Blutmagie. Blutmagie ist nichts anderes als Transformation. Sie transformiert unsere Lebensenergie in das gewünschte Resultat. Im Prinzip opfern wir mit jeder Anwendung von Blutmagie einen kleinen Teil von uns selbst. Clayton kennt sich mit Blutmagie aus. Er erforscht sie schon lange.“
      „Kann er sie anwenden?“, fragte Miyuki misstrauisch.
      „Nein“, antwortete Maria.
      „Er ist kein Kämpfer, sondern ein Lehrensucher. Wissen ist das Einzige was ihn interessiert. Er erforscht die Blutmagie nur um mehr über die Ersten herauszufinden.“
      „Die Ersten?“
      „Dafür ist später auch noch Zeit. Wir sind da“, beendete Maria das Gespräch und machte einen Satz auf den Steg, an dem sie gerade angelegt hatten. Miyuki und Calia blickten ihr Beide nach.
      „Die Ersten“, murmelten beide Frauen gleichzeitig.



      „Das kann doch nicht dein Ernst sein.“ Der Mann ihr gegenüber tobte. Wütend hämmerte er mit der Faust auf den Tisch neben sich. Einige Gläser fielen auf den Boden und gingen laut klirrend zu Bruch. Clayton starrte die blauhaarige Frau wutschäumend an. Sein gesamter Körper bebte.
      „Mein Läufer kann dich jetzt Schachmatt setzen“, schrie er Megan an und deutete auf das Schachbrett vor den Beiden. Die Angebrüllte grinste nur.
      „Aber wirst du das wirklich tun? Ich meine, dass wäre doch langweilig. Oder?“ Clayton knurrte, packte seinen Turm und machte seinen Zug.
      „Deine Züge folgen keinem System, keinem Plan, keinem gar nichts. Du denkst nicht nach, sondern spielst nur.“
      „Ich bin eine Visionärin.“
      „Nein du bist eine Chaotin.“
      „Gibt es da einen Unterschied“, antwortete Megan feixend. Clayton starrte sie ungläubig an.
      „Diese Frau ist vollkommen verrückt. Da kann man nichts mehr retten“, dachte er sich.
      Und dann sah er es. Megans Bauer! Megans Bauer, welchen er in seinem Zorn übersehen hatte.
      „Schachmatt!“
      „Ahh“ Mit einem Aufschrei schmiss Clayton den Tisch samt Schachbrett um.
      „Wie lange brauchen diese Affen noch. Ich bin es leid.“ Megan grinste und legte ihre Stiefel in seinen Schoss.
      „Leid mit mir zu spielen, oder Leid meine Geißel zu sein.“ Claytons Blick wanderte nach unten zu seinen Füßen und den beiden Pfählen, welche Megan hindurch getrieben hatte um ihn an der Flucht zu hindern. Dann sah er seine Geiselnehmerin missbilligend an, da sie ihn wieder an den Schmerz erinnert hatte.
      „Ach komm sei nicht so“, sagte die Blauhaarige. Mit einem Satz sprang sie hoch und landete mit ihrem Hintern direkt auf Claytons Kopf. Megan war ein echtes Leichtgewicht, weswegen selbst ein eher schmächtiger Mann wie Clayton kein Problem hatte ihr Gewicht zu tragen. Megan drehte sich ein paar Mal auf seinem Kopf um die eigene Achse und sprang dann wieder von ihm herunter.
      „Was sollte das jetzt?“
      „Mir war einfach danach.“ Clayton heulte auf. Solch unbefriedigende Antworten erhielt er von ihr am laufenden Band. Er war von der Geiselnahme eher genervt, denn eingeschüchtert. Wie konnte sie es überhaupt wagen. Sie kam ins Archiv, schlachtete alle Anwesenden bis auf ihn ab und versaute mit all dem Blut Jahrhunderte alte Dokumente. Er schniefte im Gedenken an all die Schriften, die er niemals lesen würde. Megan turnte derweil im Archiv umher. Sie schlug Räder und sprang über Bücherregale.
      „Wenigstens hast du deinen Spaß“, knurrte Clayton und warf ihr einen giftigen Blick zu.
      „Du musst jetzt nicht beleidigt sein, weil ich dich im Schach fertig gemacht habe.“
      „Ich bin nicht beleidigt.“
      „Bist du wohl.“
      „Bin ich nicht.“
      „Bist du wohl.“
      „Vergiss es.“, knurrte Clayton.
      „Hah gewonnen“, antwortete Megan. Ein weiteres Mal heulte Clayton vor Wut auf.
      „Du bist wahnsinnig“, schrie er die Frau an.
      „Wahnsinnig unterhaltsam ich weiß“, antwortete diese. Der Archäologe starrte ins Leere. Seine eigene Zunge abzubeißen, erschien ihm plötzlich als ein akzeptabler Ausweg.


      „Einmal würde ich gerne in ein Stadt kommen, in der uns kein Aufruhr erwartet“, seufzte Markas.
      „Da du ein Samurai der Weltmeere bist, wird das wohl ein Wunschtraum bleiben“, antwortete Maria und knuffte ihren Mann. Doch trotz seines Status war Markas dieses mal nicht der Grund für den Aufruhr. Die Menschen strömten in Richtung des großen Archivs der Stadt. Dort fand zurzeit anscheinend eine Geiselnahme statt. Den vier jungen Erwachsenen war klar, dass Clayton darin verwickelt war.
      „Wo sonst sollte sich ein Archäologe aufhalten, wenn nicht in einem der größten Geschichtsarchive der neuen Welt“, hatte Maria gesagt und sie alle stimmten dieser Logik zu. Senghok war auf dem Schiff zurückgeblieben um darauf und auf Layla aufzupassen.
      „Außerdem sollt ihr jungen Wilden die Arbeit erledigen. Ich bin nur Begleitperson.“
      Die Vier sahen sich an und machten einen ersten Schritt auf die Pflastersteine Albaco Islands.
      „Na dann last uns loslegen“, meinte Markas und lies die Knöchel knacken.



      Kapitel 188: Drahtzieher
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      Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und brannte unbarmherzig auf Albaco Island hinab. Die Luft flimmerte. „Diese Hitze bringt mich noch um“, keuchte Markas mit heraushängender Zunge. Miyuki und Calia stimmten ihm stöhnend zu. Aufgrund der Hitze hatten sie auf ihre Rüstungen verzichtet und nur jeweils die Handschuhe angezogen. Calias goldene Handschuhe mit dem Emblem der Marine auf dem Handrücken reflektieren das Sonnenlicht, im Gegensatz zu Miyukis Paar, dessen Handrücken schwarz war. Die Spuren von Ilamas Flammenschwert waren selbst nach all den Jahren nicht verschwunden. Ansonsten trug Calia ihren weißen Marineanzug und Miyuki eine einfache Kombination aus Bluse und Jeans. Markas war wie immer Barfuss und trug nur eine Jeans. Sein tätowierter Oberkörper war vollkommen frei.
      „Verdammte Mücken“, knurrte er, während er einige der Plagegeister auf seinem verschwitzten Oberkörper totschlug. Einige Mädchen, welche sich anscheinend nicht für die Geiselnahme im Archiv der Insel interessierten, starrten dem Samurai der Weltmeere kichernd hinterher. Ein Fakt, den dieser sichtlich genoss. Ganz im Gegensatz zu seiner Frau. Diese verpasste ihm nun einen schmerzhaften Schlag in die Seite. Maria war die Einzige, die nicht von der Hitze beeinträchtigt schien. Sie trug einen einfachen Rock und eine Weste, hatte mit den Temperaturen jedoch überhaupt kein Problem.
      „Verdammter Homunkulus Körper“, keuchte Markas eifersüchtig. Maria grinste ihn nur an. Bei jedem ihrer Schritte schwang ihr Pferdeschwanz leicht im Takt mit. Miyuki trug ihr schulterlanges, schwarzes Haar ebenso offen, wie Calia ihr langes Blondes. Markas stricht sich durch seinen dichten, roten Bart und sein kurzes Haar, welches gerade erst wieder zu sprießen angefangen hatte. Die Vier passierten einige Springbrunnen. Kinder spielten darin, während deren Mütter besorgte Blicke in Richtung des Archivs warfen. Es lag direkt im Zentrum der Stadt. Auf der einen Seite des großen Platzes thronte das Rathaus und auf der Anderen das Archiv. In der Mitte befand sich eine hölzerne Plattform, auf der Hinrichtungen abgehalten wurden. Eine große Menge hatte sich vor dem Archiv versammelt und konnte gerade so von den Anwesenden Mitgliedern der Marine in Schach gehalten werden.
      „Was geht da drinnen vor sich?“
      „Was wollen die Geiselnehmer?“
      „Mein Mann arbeitet im Archiv.“ Die Leute schrien durcheinander und das Chaos war kurz davor loszubrechen.

      Calia seufzte.
      „Lasst mich das regeln.“ Mit einem Satz sprang die blonde Frau über die Menge hinweg und landete auf den Stufen des Archivs. Die Soldaten wirbelten herum und richteten instinktiv ihre Waffen auf sie.
      „Wer ist der befehlshabende Offizier?“ Die Soldaten schienen sie nicht zu erkennen, da keiner Anstalten machte zu antworten. Erst als der diensthabende Offizier ihnen befahl die Waffen sinken zu lassen, entspannten sich die Männer.
      „Vizeadmiral Calia...“ Sie schnitt dem etwas dicklichen Mann das Wort ab.
      „Was geht hier vor?“, fragte sie mit beherrschendem Unterton in der Stimme. Der Mann schluckte.
      „Wir wissen es nicht. Die Geiselnehmer haben noch keinerlei Forderungen gestellt.“ Die Menge hatte sich durch Calias plötzliches Auftreten beruhigt, doch nun begannen sie wieder die Stimmen zu erheben.
      „Benehmt euch. Ihr befindet euch in Anwesenheit einer Vizeadmiralin des Marine Hauptquartiers“, schrie der Offizier, doch es half nichts. Die Menschen stampften wütend auf die Pflastersteine des Platzes.
      „Dann soll sie besser etwas unternehmen, anstatt hier herumzustehen“, schrie ein Mann und die Menge stimmte ihm zu.
      „Es tut mir leid“, versuchte der Offizier das Verhalten der Menschen zu entschuldigen.
      „Schon gut“, sagte Calia an ihn gewandt, bevor sie ihre Stimme erhob.
      „Ich werde nicht unüberlegt hinein stürmen. Falls es noch Überlebende gibt, so könnte dies für sie eine Gefahr darstellen. Wir dürfen nun nicht überstürzt handeln, sondern müssen mit Bedacht vorgehen.“ Ein Raunen ging durch die Menge, doch die Meisten schienen Calia zu zustimmen.
      „Ihr und eure Männer passt auf. Niemand betritt dieses Archiv außer mir und meinen Begleitern.“ Der Offizier salutierte und bellte seinen Männern die Befehle zu. Währenddessen ging ein Raunen durch die Menge.
      „Das ist Markas Devlion.“
      „Der Shichibukai?“
      „Ich habe gehört, dass er Arlan überlebt hat.“
      „Ich habe gehört, dass er an der Katastrophe dort beteiligt war.“
      „Und ich habe gehört, dass er unglaublich Lustig ist“, meinte Markas zu den Männern, welche gerade ein Gespräch über ihn geführt hatten. Diese verstummten umgehend und starrten ihn angsterfüllt an. Markas seufzte und rollte mit den Augen. Maria und Miyuki bekamen nicht einmal halb so viele Blicke wie Markas zugeworfen, doch ab und zu wanderte ein interessiertes Paar Augen auch über sie. Langsam stiegen sie die Stufen zum Archiv hinauf. Die Blicke der Menge folgten ihnen, während sie die dunklen Räumlichkeiten betraten.

      „Ich glaube nicht, dass wir noch Überlebende finden werden“, meinte Miyuki und warf einen Blick auf die blutverschmierten Wände.
      „Der Täter hatte keinerlei System“, meinte Calia, während sie ihre Finger über die Leichen der Menschen wandern lies.
      „Er hat sie vollkommen willkürlich und chaotisch aufgeschlitzt. Ich kenne niemanden, der so kämpft.“ Maria schwieg und betrachtete die Umgebung. Das Innere des Archivs war alt. Das Holz, die Einrichtung, alles verströmte den Geruch der Vergangenheit. Es war schwer zu beschreiben. Die Luft war schwer. Wie in einem uralten Wald.
      „Wir sollten zum Kuppelsaal gehen“, meinte Maria nun.
      „Dann führe uns“, antwortete ihr Ehemann. Miyuki und Calia ließen von den Leichen ab, welche sie gerade untersucht hatten und folgten den Beiden. Stumm schlichen sie zwischen alten Bücherregalen umher und durchquerten Lesezimmer, deren Kamine längst erloschen waren. Der edle Marmorboden im Archiv war reich verziert. Licht fiel spärlich durch die Fenster und die Strahlen enthüllten wie staubig die Luft hier drinnen wirklich war. Vorsichtig tasteten sie sich vor. Die alte Treppe, welche Maria sie nun hinaufführte, ächzte unter ihrem Gewicht. Die Vier waren bis auf das Äußerste angespannt. Jeder Schatten wurde misstrauisch beobachtet. Der Weg führte an weiteren Bücherregalen vorbei, bis sie schließlich vor einer großen Doppeltüre standen.
      „Dahinter und unter uns liegt der große Kuppelsaal. Albaco ist einer der fünf Wissensspeicher der Welt, also bitte passt auf.“
      „Wir sollen aufpassen, damit keine Bücher zerstört werden. So ein Unsinn.“
      „Markas ich liebe dich, aber du bist ein Idiot. Also erwarte ich nicht, dass du verstehst, wie wichtig das Wissen ist, welches hier aufbewahrt wird. Trotzdem solltest du aufpassen, wenn du in nächster Zeit mit mir die Ehe vollziehen willst.“
      „Oh solch eine gewählte Ausdrucksweise“, meinte Markas seufzend.
      „Ich bin jetzt nicht in Stimmung für Streit“, knurrte Maria und verpasste ihrem Ehemann einen Tritt in die Leistengegend. Das Wimmern, welches der Samurai daraufhin von sich gab, zeigte, dass er verstanden hatte. Miyuki und Calia konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.
      „Möchtest du uns noch etwas sagen Maria“, fügte Calia nun hinzu. Die Angesprochene hielt inne und lächelte dann.
      „Du wirst immer besser Calia. Ich könnte dich wirklich als Reporterin der World Times gebrauchen.“
      „Tut mir leid, aber das Schreiben liegt mir nicht“, war die Antwort, welche Maria erhielt.
      „Also?“, drängte Miyuki auf das Herausrücken der Informationen, während Markas gerade erst wieder keuchend auf die Beine kam.
      „Unsere Gegnerin ist Megan Cunningham.“
      „Cunningham! So wie in Arthur Cunningham“, sagte Miyuki überrascht. Ihre Augen waren in ungläubigen Entsetzen aufgerissen.
      „Ja es ist Arthurs Schwester.“
      „Aber er hat doch seine Familie umgebracht.“
      „Jemand hat sie zurückgebracht.“
      „Wer?“
      „Das ist jetzt nicht von Bedeutung. Wir müssen uns jetzt auf die Rettung von Clayton konzentrieren. Bitte Miyuki vertrau mir“, sagte Maria und bevor jemand noch einen Einwand aussprechen konnte, stieß sie die Türen zum Kuppelsaal weit auf.

      Der Saal war gigantisch und die Kuppel war bereits deutlich von Außen sichtbar gewesen. Die Vier befanden sich auf einem kleinen Balkon und konnten den Saal überblicken. Unter ihnen erstreckten sie hunderte Tische, von denen die meisten jedoch inzwischen zerstört oder zumindest umgeworfen worden waren. Die Wände waren bis unter die Decke mit Büchern gefüllt und überall konnte man kleine, roboterähnliche Apparaturen sehen, welche unablässig Bücher umsortierten, herausholten oder wieder einordneten.
      „Vegapunks Erfindung“, sagte Maria erklärend, doch niemand interessierte sich dafür. Viel eher fielen ihre Blicke auf die beiden Personen in der Mitte des Saales.
      „Ihr habt euch ja ewig Zeit gelassen. Jetzt Rettet mich verdammt nochmal. Außer Markas. Der kann von mir aus zur Hölle fahren.“
      „Halt die Schnauze Clayton, du Arsch“, schrie der Angesprochene.
      „Jetzt hast du verraten, dass wir hier sind.“
      „Ich wusste es schon die ganze Zeit. Ihr hättet euch das Schleichen ersparen und direkt zu mir kommen können. Das hätte mir eine Menge Warterei erspart“, sagte eine Stimme vor den Vieren. Im nächsten Moment spürte Markas einen Luftzug. Überrascht riss der Samurai die Augen auf und riss die Arme nach oben. Im letzten Moment fingen die Titanenranken, welche er im Bruchteil einer Sekunde hatte sprießen lassen, den Angriff ab.
      „Die Dinger sind ja hart“, meinte Megan überrascht. Sie landete wieder neben Clayton und rammte ihre beiden Schwerter in den Boden. Mit ihren freien Händen packte sie ihre langen, blauen Zöpfe und wirbelte diese umher.
      „Megan Cunningham?“, fragte Miyuki.
      „Die bin ich“, antwortete Megan grinsend. Im nächsten Moment zersplitterte der Stuhl, auf dem Megan gerade hatte Platz nehmen wollen. Langsam zog Miyuki ihre Faust aus dem Krater, welchen sie selbst gerade erschaffen hatte.
      „Was willst du von Clayton?“, fragte Markas nun, während er den Hinterkopf ihrer Gegnerin packte und sie mit aller Macht in den Boden rammte. Als Antwort erhielt er nur unverständliches Gemurmel, was aber auch verständlich war, da er Megans Gesicht gerade in massiven Marmor gerammt hatte. Schnell zog er sie wieder hoch, doch zu seiner Überraschung zierte ihr Gesicht keine Schramme. Stattdessen kickte sie ihn nun gegen die Brust. Die Kraft, welche ihn ihren dünnen Beinen steckte, überraschte den Samurai. Er musst die Zähne zusammenbeißen und eine kleine Menge Blut wurde zwischen ihnen herausgepresst. Markas wurde zurückgeschleudert und schlug laut krachend in eine Bücherregal in der Wand ein, welches über ihm zu Bruch ging.
      „Das war jetzt aber nicht meine Schuld“, schrie er sofort und sprang wieder auf. Auch er hatte keine sichtbare Spur von dem eben stattgefundenen Angriff davongetragen.
      „Was ist dein Ziel?“, fuhr Calia nun mit dem Verhör von Megan fort. Die blonde Vizeadmiralin erschien direkt hinter ihrer blauhaarigen Widersacherin und verpasste ihr zwei sanft Stöße in die Seiten.
      „Was zum“, entfuhr es direkt darauf der überraschten Calia, als ihre Gegnerin keine Reaktion zeigte.
      „Dieser Golemkörper hat wirklich Vorteile“, sagte Megan grinsend und schlug nun ihrerseits mit beiden Fäusten gegen Calias Brust, was diese wie trockenes Laub wegfegte.
      „Verdammt das hätte ich nicht sagen sollen. Crowley wird mich jetzt sicher bestrafen“, fügte sie mit einem dreckigen Grinsen hinzu.

      „Crowley“, knurrte Miyuki. Ihr rechte Faust wurde vollkommen schwarz, als sie sie mit Rüstungshaki einhüllte. Doch darunter lag noch etwas. Ein kleiner Hauch von Gold.
      „Königshaki“, knurrte Megan und verengte ihre Augen zu schlitzen. Funkensprühend prallte Miyukis Faust auf Megans Klinge. Sie hatte das Schwert in Sekundenbruchteilen aus dem Boden gezogen. Das erste Mal zeigte Megan so etwas wie Anstrengung. Sie biss die Zähne zusammen und knurrte. Mit einem Satz brachte sie etwas Distanz zwischen sich und Miyuki. Diese wurde nun von Markas und Calia flankiert.
      „Vier gegen eine ist nicht wirklich fair“, meinte Markas.
      „Wir sollten nicht unsere ganzen Kräfte einsetzen. Sonst wird das noch langweilig“, fügte er hinzu.
      „Vier? Bis jetzt haben...“ Megan kam nicht mehr dazu ihren Gedanken zu Ende zu führen, da sie nun von zwei Händen gepackt wurde, welche plötzlich aus dem Boden gewachsen waren und sie nun festhielten.
      „Wir haben da einen Insider“, meinte Markas grinsend.
      „Der war echt scheiße“, ertönte Claytons Stimme von hinten.
      „Ach halt doch dein Maul, du Arsch.“ Megan nutzte die kurze Verwirrung und schlug nach den Händen, welche sie festhielten. Maria zog sich jedoch rechtzeitig zurück, bevor die Klingen von Megans Schwertern sie erreichten. Sie wuchs nun neben ihrem Ehemann aus dem Boden. Megan kicherte wahnsinnig. Sie stand vier Personen gegenüber, von denen wahrscheinlich jede Einzeln genau so stark war wie sie. Mit einem Tritt öffnete sie das Schloss des Koffers zu ihren Füßen. Während all den Angriffen hatte sie sich heimlich hierher manövriert. Vier Schwerter schossen aus dem Koffer in die Luft und blieben nun auf Brusthöhe vor ihr plötzlich stehen. Die Schwerter schwebten.
      „Das ist also Megan Cunninghams berühmter sechs Schwerter Stil“, meinte Maria und sah ihr Gegenüber interessiert an. „Das sind alles Königsschwerter“, meinte Miyuki mit einem Blick auf Megans Waffen. Die Vier verstärkten ihre Gesamten Körper mit Rüstungshaki und Megan tat es ihnen gleich. Fünf vollkommen schwarze Gestalten standen sich gegenüber. Dann jedoch, ohne Vorwarnung, lies Megan die Waffen sinken.
      „Na gut lasst uns ein Bier trinken gehen“, sagte sie. Die Vier ihr Gegenüber starrten sie verdutzt an.
      „Ehrlich ich will nicht wirklich gegen euch Kämpfen. Wir können doch Freunde werden.“ Megan grinste über beide Ohren. Sie leistete keinen Widerstand. Weder als Miyuki ihre Schwerter wieder im Koffer verstaute und diesen an sich nahm, noch als Calia ihr Seesteinhandschellen anlegte. Währenddessen befreite Markas Clayton und nahm den Archäologen auf die Schultern. Ein Umstand, der keinen der Beiden Glücklich machte.
      „Was soll das?“, fragte Miyuki Megan nun, während sie zwischen ihr und Calia nach draußen eskortiert wurde.
      „Ich werde alles erklären. Sobald ich mein Bier bekommen habe. Markas wollte gerade ebenfalls den Kuppelsaal verlassen, drehte sich aber noch einmal kurz um.
      „Kommst du?“, fragte er an Maria gewandt. Diese winkte ab.
      „Hier drinnen gibt es noch ein Buch, welches ich unbedingt lesen will.“ Der Blick des Samurais schweifte über die tausenden von Büchern in den Regalen.
      „Na dann viel Glück.“ Mit einem Schulterzucken verließ Markas mit Clayton den Saal.

      Die Ruhe kehrte wieder ein. Seufzend lies sich Maria auf einen noch intakten Stuhl fallen und lies alles sacken.
      „Wahrheit. Lustig nicht wahr? Was ist Wahrheit? Das was wir selbst glauben, oder das was wir andere glauben lassen.“ Marias Blick zeigte nichts als Abscheu, während sie den Mann ansah. Dieser lächelte. Er strich sich durch sein kurzes, bereits im zurückgehen begriffenes, schwarzes Haar. Sein eleganter, schwarzer Wintermantel schien auf dieser tropischen Insel vollkommen fehl am Platz, doch es kümmerte ihn nicht. Seine schwarzen Schuhe glänzten richtiggehend, da er sie eben hatte polieren lassen. Langsam schritt er durch die Trümmer auf Maria zu. Er schien jeden Schritt, jeden Moment zu genießen.
      „Warum zeigst du mir immer die kalte Schulter Maria? Sind wir nicht Geschäftspartner? Bin ich nicht der Drahtzieher hinter dieser ganzen Unternehmung?“ Crowley grinste, während er sich Maria gegenüber niederließ.
      „Also reden wir über das Geschäft.“



      Kapitel 189: Sympathy for the Devil
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      Vor sechs Jahren, 2 Wochen nach dem Zerbrechen der Dämonen Piraten:

      „Bitte erlaube es mir mich vorzustellen.
      Ich bin ein Mann des Reichtums und Geschmackes.
      Ich bereise diese Welt schon seit vielen, vielen Jahren.
      Dabei habe ich vielen Menschen schon die Seele und den Glauben genommen.“


      Die Luft in der alten Bibliothek auf dem Shabondy Archipel war stickig. Spät am Abend hielt sich hier kaum noch jemand auf. Deshalb wunderte es sie, dass sie die Präsenz des Mannes erst so spät registriert hatte. Er war buchstäblich aus dem Nichts erschienen. Langsam nahm er seinen breiten Hut ab und legte ihn auf einen der Lesetische. Die Erscheinung dieser Person konnte man nur als gepflegt beschreiben. Von seinem leicht zurückgegangen Haaransatz bis zu den Spitzen seiner schwarzen Lackschuhe. Er schien sein Gegenüber nicht wirklich zu beachten. Langsam legte er seinen schweren Wintermantel ab und strich die Falten aus seinem Anzug. Erst jetzt wandte er sich der jungen Frau zu, die ihn schon die ganze Zeit über die Ränder ihres Buches anstarrte. Der Mann lächelte Maria an. Der Körper der jungen Frau spannte sich direkt an.
      „Samuel Crowley. Kopfgeld 276 Millionen Berri.“ Crowley verneigte sich bei der Nennung seines Namens.
      „Was wollen sie von mir? Ich habe kein Interesse mich einer Piraten Bande anzuschließen.“ Crowley warf den Kopf in den Nacken und lachte aufgrund dieser Aussage.
      „Meine Liebe ich habe keine wirklich Bande. Niemand außer mir ist würdig dauerhaft mit mir zu reisen“, sagte der Pirat mit einem schelmischen Grinsen. Gemächlich sank er in den Stuhl Maria gegenüber und warf einen Blick auf den Rücken ihres Buches.
      „Geschichte? Warum sollten wir uns mit der Vergangenheit aufhalten, wenn wir die Zukunft schmieden könnten.“
      „Weil wir ohne dieses Wissen bestimmt sind die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen“, antwortete Maria. Crowley klappte nun plötzlich ihr Buch zu und starrte sie direkt an.
      „Ich habe den Großteil dieser Vergangenheit miterlebt und sie ist wirklich nicht von Bedeutung.“ Maria wirkte überrascht.
      „Wie meinen...“ Weiter kam sie nicht. Scharf zog sie die Luft ein, als der Mann vor ihr sich veränderte. Sein Äußeres, seine Kleidung, alles veränderte sich vollkommen.
      „Was zur Hölle“, keuchte Maria. Vor ihr saß nicht mehr Samuel Crowley der Pirat, sondern Horatio Nelson, der vor hundertfünfzig Jahren Flottenadmiral der Marine gewesen war.
      „Was sind sie?“

      „Genauso wie jeder Marinesoldat ein Verbrecher ist, sind alle Piraten Heilige. Kopf ist Zahl. Es macht keinen Unterschied. Ich hoffe du errätst nun meinen Namen.“ Maria schluckte schwer. Ihre Augen waren groß geworden und sie starrte den Mann vor sich ungläubig an. Konnte es wirklich sein? War es keine Legende? Überall auf den Meeren kannte man ihn. Den...
      „Ganz richtig ich bin Crowley. Allistair, Calvin, Samuel, Horatio.... Namen sind nicht von Bedeutung für mich. Ich bin wer oder was ich sein will.“ Maria fing sich wieder. Den Kopf schüttelnd erhob sie sich von ihrem Platz. Crowley hatte derweil wieder seine normale Gestalt angenommen. Er grinste über beide Ohren, während sein Blick Maria folgte.
      „Was wollen sie von mir?“
      „Ich will dir helfen.“
      „Wobei und was wollen sie im Gegenzug dafür.“ Crowley legte seine Hände auf ihre Schultern. Instinktiv wirbelte sie herum und zerteilte den Mann mit einem gezielten Handkantenschlag.
      „Stahl?“, meinte Crowley nur gelangweilt, während sein Oberkörper zu Boden fiel. Sein Blick war auf die metallisch glänzenden Hand Marias fixiert.
      „Deine Kräfte sind wirklich faszinierend. Ich wünschte ich hätte die Gelegenheit gehabt deinen Vater kennen zu lernen.“ Crowley marschierte nun auf seinen Händen zu seinem Unterkörper. Die Schnittstelle, wo die beiden Hälften geteilt wurden, wirkte lehmartig und einige Krümmel davon fielen auf den Teppich in der Bibliothek. Als die Körperteile sich berührten, verschmolzen sie wieder ohne eine Spur von Marias Angriff zu hinterlassen.
      „Was sind sie?“
      „Also bitte wie oft wollt ihr diese Frage noch fragen? Jedes mal dasselbe“, stöhnte Crowley, während er wieder aufstand und sich den Staub und ein paar Lehmkrümel aus der Anzughose klopfte.
      „Außerdem wäre es doch langweilig, wenn ich es einfach so verraten würde. Ein Mann muss seine Geheimnisse haben. Das macht ihn attraktiv und mysteriös.“ Maria rollte mit den Augen und setzte sich hin. Markas hätte Crowley wohl schon mehrfach angegriffen, doch sie hatte erkannt, dass dies hier nicht zum Ziel führen würde. Diesen Mann konnte man nicht mit Gewalt beikommen. Crowley setzte sich ihr nun Gegenüber.
      „Ich möchte dir helfen Maria.“ Er steckte sich eine Zigarre an und blies den Rauch genüsslich gen Decke. Die Augen seines Gegenübers wanderten zwischen ihm und der Türe hin und her. Anscheinend befürchtete sie, dass die Bibliotheksaufseherin Miss Cloudberry jeden Moment ihren Auftritt feiern würde. Offenes Feuer und Rauch waren sicherlich nicht zuträglich für den Zustand der hunderte Jahre alten Bücher.
      „Du suchst Wissen und Wahrheit. Nachdem du dein Leben in den Schatten und voller Lügen verbracht hast, während du unter deinem Vater dientest, sehnst du dich danach.“ Die junge Frau starrte ihn überrascht an. Er lächelte nur und nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarre.
      „Ich möchte dir dabei helfen, dass zu erreichen. Ich kann dich mit Leuten bekannt machen, welche deinen Traum teilen.“
      „Und was spring dabei für dich heraus?“
      „Ich werde meinen Spaß schon haben.“
      „Spaß.“ Maria wirkte entgeistert. Sie starrte Crowley ungläubig an.
      „Ist das alles nur ein Spiel für dich?“
      „Natürlich“, antwortete dieser grinsend.
      „Alles? Menschenleben? Schicksale?“
      „Ja“, meinte Crowley nun und klang dabei etwas genervt. Bevor Maria noch einmal fragen konnte, fuhr er fort.
      „Für was lebst du? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten und ich habe meine Antwort schon lange gefunden. Ich lebe nur für mich. Alles andere interessiert mich nicht. Irgendwann werde ich ins Gras beißen, aber ich kann dir garantieren, dass ich nichts bereuen werde. Kannst du von dir das selbe sagen?“ Maria starrte ihn nur stumm an, was für Crowley Antwort genug war. Er schob ihr einen kleinen Fetzen Papier hin.
      „Mit dieser Vivre-Card wirst du mich finden, wenn du über mein Angebot nachgedacht hast.“ Er stand auf und warf keinen Blick zurück. Beim Verlassen des Gebäudes passierte er die Leiche von Miss Cloudberry. Er hatte sie ohne Kampf ausschalten können, indem er die Gestalt ihrer Tochter angenommen hatte und ihr dann von hinten die Kehle aufgeschlitzt hatte. Glücklich pfeifend schlenderte Crowley in den Sonnenuntergang. Maria starrte ihm noch nach, nachdem er schon lange außer Sichtweite verschwunden war.
      Sie wusste nicht, ob sie ihn bemitleiden oder bewundern sollte.



      „Mehr Bier“, grölte Megan und tanzte auf dem Tisch. Ihre Hände waren immer noch mit Seesteinhandschellen bestückt, doch trotzdem hatte Markas größte Mühe sie im Zaum zu halten. Die Männer in der Kneipe jubelten dem zierlichen, blauhaarigen Mädchen, welches sie alle in Sekundenbruchteilen hätte zerteilen können, zu.
      „Ausziehen“, skandierten einige.
      „Würde ich gerne, wenn ich keine Handschellen tragen würde“, sagte Megan mit traurigem Blick.
      „Verrückte Schlampe“, knurrte Clayton und starrte missmutig auf seine Füße. Markas grinste zufrieden.
      „Irgendwie mag ich sie.“
      „Nur weil sie mich zur Weißglut treibt. Etwas, dass ihr beiden Idioten gemein habt.“ Miyuki und Calia tranken nur stumm, während die zwei Männer weiter stritten. Währenddessen hatten sich mehrere Männer um Megan geschart und sich an ihr und an ihren Handschellen zu schaffen gemacht.
      „Jetzt reicht es aber“, erschallte plötzlich Markas Stimme durch die Kneipe. Im nächsten Moment waren alle Anwesenden bis auf Megan und die Vier am Tisch von dicken Ranken eingewickelt. Fluchen und Stöhnen waren die Folgen.
      „Raus mit euch.“ Markas beförderte alle Männer und Frauen aus der Kneipe und verbarrikadierte den Eingang und die Fenster mit dicken Ranken. Von draußen konnte man noch gedämpftes Fluchen und die dumpfen Aufschläge der Schwerter auf den Ranken hören.
      „Spielverderber“, sagte Megan und zog eine Schnute.
      „Ich weiß immer noch nicht, was ich von dir halten soll“, sagte Miyuki und blickte die Blauhharige an.
      „Du solltest sie abmurksen“, warf Clayton von hinten ein.
      „Ach sei doch nicht so Clayton Schätzchen. Du gefällst mir. Chaos und Ordnung. Gegensätze ziehen sich an“, antwortete Megan und setzte sich im Schneidersitz auf den Tisch der Vier. Clayton murmelte daraufhin nur noch einige Drohungen und senkte den Kopf.
      „Können wir jetzt endlich anfangen?“, seufzte Megan gelangweilt.

      „Ja.“ Alle noch Anwesenden drehten den Kopf um. Maria blickte alle durchdringend an und setzte sich dann zu ihnen. Sie war soeben aus dem Holzboden der Taverne gewachsen.
      „Gut das du dafür gesorgt hast, dass wir ungestört sind“, sagte sie und lächelte ihren Ehemann an. Dann blickte sie Megan durchdringend an.
      „Also was hat das alles zu bedeuten? Die Geiselnahme, der kurze Kampf und die Aufgabe?“ Megan zuckte nur mit den Schultern.
      „Mir war nicht nach kämpfen zumute.“ Die anderen Anwesenden hoben nur die Augenbrauen und schließlich seufzte sie und fuhr fort.
      „Crowley hat gesagt, dass ich es so machen soll. Ich hätte sowieso keine Chance gegen euch alle gehabt, also dachte ich mir, dass ich dieses Mal seinem Befehl auch Folge leisten könnte.“ Megan grinste unschuldig, doch bis auf Markas gab sich keiner der Anderen mit dieser Antwort zufrieden.
      „Und was will Crowley?“
      „Herrgott woher soll ich das wissen? Er hat mich wiederbelebt und ich weiß nicht einmal wofür. Denkt ihr wirklich er vertraut mir seine Pläne an, sofern er so etwas überhaupt hat. Crowley macht doch sowieso wozu er Lust hat.“
      „Ach komm schon erzähl keinen Quatsch“, antwortete Markas, woraufhin sich ein Wortgefecht zwischen ihm, Clayton und Megan entwickelte. Maria wirkte nachdenklich. Miyuki sah ihre Freundin an, da diese dem Gespräch nicht wirklich folgen zu schien. Auch Calia war seltsam ruhig. Miyuki seufzte und blickte auf Megan. Langsam erhob sie sich und schlug dann auf den Tisch. Der Streit verstummte.
      „Wirst du uns angreifen, wenn ich dir die Handschellen abnehme?“
      „Nein.“
      „Wirst du uns verraten?“
      „Nein.“
      „Gut, dann vertraue ich dir“, sagte Miyuki und nahm Arthurs Schwester die Handschellen ab. Megan grinste und verneigte sich dankend. Miyuki stand nun auf und ging zu Megans Koffer. Mit einer schnellen Bewegung warf sie ihn seiner Besitzerin zu.
      „Spinnst du“, schrie Clayton. Auch Markas wirkte besorgt. Nur Maria und Calia blieben vollkommen ruhig.

      „Du wirst mir nun erklären, wie dein Technik funktioniert“, sagte Miyuki bestimmend. Megan machte einen angedeuteten Knicks.
      „Wie du wünschst.“ Mit sicheren Handgriffen öffnete sie den Koffer und lies vier Schwerter auf den Boden fallen. Die restlichen Zwei nahm sie in die Hände.
      „Wie ihr wisst, wurde auf meiner Insel die Technik der vollkommen Beherrschung entwickelt. Eine Technik mit der man seinen Körper vollkommen unter Kontrolle hatte und die vier Pfeiler des Körpers steuern konnte. Stärke, Geschwindigkeit, Verteidigung und Regeneration. Beherrschte man die Technik perfekt, konnte man diese Vier in ein absolutes Gleichgewicht bringen und so zu einer ultimativen Kampfmaschine werden. Jedoch beherrschte kaum jemand die Technik perfekt.“ Megan blickte abwechselnd zwischen den Drei am Tisch und Miyuki hin und her.
      „Ich kann euch die Technik leider nicht vorführen, da ich sie nicht mehr benötige. Dieser Golemkörper, den ich von Crowley erhalten habe, befindet sich andauernd in dem Zustand der perfekten Balance.“ Sie starrte die Fünf abwechselnd an.
      „Ihr solltet wirklich aufpassen. Crowley hat seine Teufelskraft bis zur absoluten Perfektion gemeistert.“ Langsam ging Megan auf Miyuki zu, bis sie direkt vor ihr stand.
      „Mein Bruder war ein Genie. Er hatte die Technik früher, als jeder Andere zuvor, perfekt gemeistert. Jedoch fehlte ihm die Vision. Einen Fehler, welchen er immer noch hat. Er denkt nicht weiter, nicht außerhalb der Grenzen.“ Megan grinste.
      „Ich tat dies.“ Die vier Schwerter am Boden begannen nun sich zu bewegen. Wie von Geisterhand schwebten sie zu Megan und blieben dort in Brusthöhe um sie herum in der Luft stehen.
      „Nachdem ich meinen Körper perfekt gemeistert hatte, fragte ich mich ob dies alles sei. Körper und Geist sind verbunden, doch sie sind nicht eins. Wenn ich meinen Körper perfekt beherrsche, warum nicht auch meinen Geist. Ich habe mich weiterentwickelt. Mehr als nur die perfekte Beherrschung des Körpers. Mehr als nur die perfekte Beherrschung des Geistes. Ich habe es verbunden. Ich bin ganz.“ Miyuki kniff die Augen zusammen. Sie konnte sie sehen. Die vier geisterhaften Hände, welche aus Megans Rücken wuchsen und die Schwerter hielten.
      „Selbst mein Wahnsinn vermag dies nicht zu zerstören. Nicht einmal mein Bruder konnte es. Mein Geist ist nicht durch meinen Körper beschränkt. Er kann über dessen Grenzen hinausgehen.“

      Nachdem Megan geendet hatte, kehrte Stille im Raum ein. Miyuki, Maria, Calia, Markas und selbst Clayton starrten Megan ehrfürchtig an.
      „Ich denke wir können viel voneinander lernen“, sagte Arthurs Schwester nun.
      „Vieles was mir helfen wird Arthur noch grausamer umzubringen“, fügte sie wahnsinnig gackernd hinzu. Ihr plötzlicher Ausbruch überraschte die Anderen und Miyuki wich einige Schritte zurück. Nach einigen Momenten beruhigte sie sich wieder und schüttelte den Kopf.
      „Entschuldigung“, meinte sie grinsend und streckte die Zunge raus. Maria stand nun auf.
      „Wenn Miyuki Megan vertrauen möchte...“ Sie warf Miyuki einen Blick zu, worauf diese nickte.
      „... dann habe ich kein Problem damit. Jedoch sollten wir au das Schiff zurückkehren um den zweiten Teil unseres Aufenthaltes hier in Angriff zu nehmen.“
      „Einverstanden“, sagten Calia. Megan zuckte nur mit den Schultern. Miyuki wirkte etwas verwirrt, nickte aber dann doch.
      „Habe ich hier nichts zu melden“, sagten Markas und Clayton im selben Moment und warfen sich direkt darauf giftige Blicke zu.
      „Nein“, antworteten alle vier Frauen gleichzeitig und grinsten. Die Sechs verließen die Taverne nun. Der wütende Mob draußen wurde von Miyuki mithilfe ihres Königshakis ausgeknockt. Senghoks Tochter schritt an der Spitze der Gruppe. Maria war am Ende. Die blonde Frau lächelte. Als Miyuki in der Taverne die Führung übernahm und Megan befreite, hatte sie innerlich aufgeatmet. Der Grund dieser Unternehmung und Crowleys Worte aus der Bibliothek von Albaco Island beschäftigten sie.
      „Miyuki muss ganz werden. Sie muss endlich das werden, wozu sie auserkoren wurde. Sie muss eine Anführerin werden.“


      Zuvor in der Bibliothek von Albaco Island:

      Crowley lachte, während er Maria nachblickte.
      „Wirst du ihnen alles erzählen oder spielst du mein Spiel weiter? Setzt du alles für die Wahrheit aufs Spiel oder ist die Wahrheit nicht gut genug für deine Freunde?“ Bevor sie den Kuppelsaal verließ hielt Maria noch einmal inne. Crowley war direkt hinter ihr. Langsam drehte sie sich um und sah ihn an.
      „Ich habe dir geholfen dein jetziges Leben aufzubauen und trotzdem hast du mir immer misstraut und versucht irgendwie gegen mich zu arbeiten. Du hast es sogar geschafft, dass sie mich ins Blight Asylum geworfen haben. Doch trotz all dem hast du nie herausgefunden, wie du mich schlagen könntest. Sobald du mitspielst hast du schon verloren. Du könntest mich nur schlagen, indem du das Spiel nicht spielst, aber dafür ist es jetzt zu spät.“ Er ging um sie herum und stellte sich in den Türrahmen. Er nahm die Knäufe der Flügeltür in die Hände und sah Maria durchdringend an.
      „Du hast mich schon oft gefragt wer ich bin. Weißt du es inzwischen endlich?“ Die blonde Frau nickte, worauf Crowley zufrieden grinste.

      „So, wenn du mich das nächste mal triffst.
      Zeige Höflichkeit.
      Zeige Sympathie.
      Zeige Geschmack.
      Benutze deine gelernten gehobenen Umgangsformen
      oder ich werde deine Seele in den Abgrund reißen.“




      Kapitel 190: Schicksal und Wissen
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      Die Luft flimmerte. Die Hitze war beinahe unerträglich. Genauso wie sie es am Tag zuvor und am Tage vor diesem schon gewesen war. Die Queen Vivis Revenge, so hatte Markas ihr Schiff genannt, lag immer noch im Hafen von Albaco Island vor Anker. „Auf was warten wir eigentlich“, stöhnte Calia. Die Hitze machte allen zu schaffen und die Untätigkeit, zu der sie verdammt waren, verschlimmerte die Situation nur noch. Calia lag im Bikini auf dem Deck und sonnte sich, während Markas an seinem Garten werkte, welchen er auf dem Heck des Schiffes angelegt hatte.
      „Clayton braucht seine Zeit bis er die Texte, welche ich ihm gegeben habe, übersetzt hat“, antwortete Maria. Sie saß auf den Schultern ihres Ehemannes und hatte ihre Beine um ihn geschlungen. Markas schien sich daran nicht wirklich zu stören. Viel mehr ignorierte er seine Frau. Diese setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf und hielt Markas die Augen zu.
      „Lass das Weib“, stöhnte dieser genervt, doch sein Aufbegehren hatte keinen Erfolg. Geschickt schlang Maria ihre Beine um seinen Hals, lies sich zurückfallen und packte das Geländer hinter sich. Bevor Markas reagieren konnte, hatte seine Frau ihn so von der Erhöhung, auf der sich das Steurrad des Schiffes befand, herunter geschleudert. Keuchend schlug der Samurai auf dem Deck auf und im nächsten Moment war seine Frau schon auf ihm gelandet. Ihre Knie drückten gegen seine Handgelenke und hielten ihn so auf dem Boden fixiert.
      „Zuerst Laylas Geburt, dann Arlan und jetzt diese Reise... Du kümmerst dich gar nicht mehr um mich.“ Markas starrte seine Frau überrascht an.
      „Calia ist gerade einmal ein paar Meter entfernt.“
      „Die ist blind.“
      „Hey“, warf Calia von der Seite ein, während sie weiter über die Blindenschrift ihres Buches strich. Markas war trotzdem ziemlich rot geworden. Lachend lies Maria nun von ihm ab.
      „Du bist immer noch so leicht aus der Fassung zu bringen“, meinte seine Frau und zupfte an ihrem Kleid um ihm einen kurzen, tiefen Einblick in ihr Dekoltee zu gewähren.
      „Samurai der sieben Weltmeere, nie um einen dämlichen Spruch verlegen, aber wenn es um Sex geht schüchtern wie ein Zwölfjähriger.“
      „Du spuckst große Töne für jemanden, der bis vor fünf Jahren noch nicht einmal wusste was Sex ist.“
      „Wie war das?“ Maria hatte Markas an der Wange gepackt und zerrte sein Gesicht direkt vor ihres.
      „Verfluchter Homunkulus“, knurrte der rothaarige Mann.
      „Aufgeblasener Fatzke“, erwiderte seine Frau.
      „Jetzt reichts.“ Markas packte seine Frau und schulterte. Ihre gespielten Widersprüche ignorierend ging er zu Reling.
      „Wir sind zum Abendessen zurück. Wenn Layla aufwacht, schau bitte nach ihr“, sagte er an Calia gewandt.
      „Viel Spaß“, sagte diese beiläufig, konnte ihr Grinsen aber nicht verbergen. Mit einem Sprung schwang sich Markas über die Reling und landete sicher auf dem Steg, an dem sie angelegt hatten. Ohne zu zögern stürmte er mit seiner Frau in Richtung des Palmendschungels davon.
      „Schön wenn man verheiratet ist“, murmelte Calia und blätterte um.

      „Hast du was gesagt?“, ertönte Miyukis Stimme von der Seite des Schiffes. Ihr Kopf war gerade aus dem türkisblauen Meer aufgetaucht und sie blickte interessiert zu Calia hoch. Bevor sie jedoch die Antwort ihrer Freundin hören konnte, wurde sie von Megan plötzlich wieder unter Wasser gedrückt. Arthurs Schwester war neben ihr aus den Wellen geschossen und auf ihrem Kopf gelandet. Miyuki schluckte eine große Menge Salzwasser. Hustend und Prustend tauchte sie wieder aus den Wellen auf, was von Megan mit hämischem Lachen quittiert wurde.
      „Du....dumme....“ Weiter kam Miyuki nicht, das sie von einem Hustenanfall unterbrochen wurde.
      „Wann geht es endlich weiter? Da war ja das Reisen mit Crowley noch interessanter“, rief Megan Calia nun zu. Die blonde Frau zuckte mit den Schultern.
      „Wann immer Clayton den Text übersetzt hat?“
      „Text? Was stand den da drauf?“
      „Sehr lustig“, knurrte Calia und deutete auf ihre blinden Augen.
      „Das wird mein zweites Standbein, nachdem ich meinen Bruder an seinen Gedärmen aufgehängt habe“, antwortete Megan, bevor sie wieder untertauchte. Miyuki murmelte immer noch Flüche in Richtung von Arthurs Schwester, während sie wieder an Bord des Schiffes kletterte.
      „Halts Maul“, knurrte sie in Calias Richtung, welche sie grinsend anstarrte. Miyuki lies sich nun auf einen Stuhl neben ihrer Freundin fallen.
      „Das Warten ist das Schlimmste.“
      „Ich finde es zur Abwechslung sehr erfrischen, wenn nur die Hitze nicht wäre“, antwortete Calia und legte ihr Buch beiseite. Sie drehte den Kopf in Richtung ihrer Freundin.
      „Wie geht es deinen Eltern?“, fragte diese schnell.
      „Gut. Sie sind natürlich stolz darauf eine Vizeadmiralin als Tochter zu haben. Leider habe ich sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen, aber wir schreiben uns noch ab und zu Briefe. Aber um mich geht es nicht. Du weißt, dass diese ganze Reise nur dir gilt.“ Miyukis Herzschlag erhöhte sich. Dieses Gespräch war ich unangenehm. Calia fühlte es.
      „Ich... ich bin nicht so wichtig.“
      „Doch das bist du. Miyuki ich folge dir nicht ohne Grund.“
      „Du folgst mir?“
      „Stimmt, dass hätte ich mal erwähnen können“, sagte Calia und grinste entschuldigend.

      „Miyuki ich habe die Zukunft gesehen. Eine von vielen Möglichen, aber es war Eine für die ich kämpfen werde. Du bist der Schlüssel zu dieser Zukunft. Maria, Markas und dein Vater wissen dies.“ Calia legte ihrer Freundin die Hand auf die Schulter. Diese schwieg.
      „Du wurdest schlimmer verletzt als alle anderen hier. Trotzdem stehst du noch. Auch wenn es schwer ist.“ Miyuki lachte abfällig über die Bemerkung Calias.
      „Es ist nicht schwer. Es ist zu einfach.“ Langsam ging die schwarzhaarige Frau zur Reeling und blickte auf Albaco Island. Die Palmen, deren Blätter sanft im Wind raschelten. Die Straße, welche in die Stadt führte und die trotz der Hitze gut besucht war. Sie konnte es fühlen. Die Luft über ihr. Das Land unter ihr. Die Menschen, die sie umgaben. Sie fühlte die Welt. Es war in den letzten Wochen immer stärker geworden. Seit sie den Entschluss gefasst hatte Dillian gegenüberzutreten.
      „Weißt du wieso ich nicht gegen Dillian vorgegangen bin. Weil ich mich nicht entscheiden kann. Beide Alternativen sind einfach, doch keine ist Richtig. Den Schmerz zu ertragen war einfacher, als ihm gegenüberzutreten. Ich bin feige.“ Sie ließ die Schultern hängen und starrte auf den Boden. Wenn sie Dillian treffen würde, wüsste sie was zu tun ist. Dies hatte sie stets gehofft, doch ihr Wiedersehen in Arlan hatte nichts geändert. Diese Antwort konnte sie nur alleine finden und davor fürchtete sie sich.
      „Hast du deshalb die Flucht nach vorne angetreten?“ Calia stand neben ihr an der Reling.
      „Es muss etwas getan werden. Dillian... Arthur... Torino... wir dürfen sie nicht einfach so gewähren lassen.“
      „Denkst du wirklich, dass du sie aufhalten kannst, solange du dich nicht selbst gefunden hast. Miyuki du musst endlich zu der Frau werden, welche es dir auserkoren wurde zu sein.“ Miyuki machte einen Satz von Calia weg. Leichtfüßig landete sie auf dem Steg.
      „Ihr alle sprecht vom Schicksal. Was ist wenn ich einen Scheiß darauf gebe? Es ist mir egal zu was ich auserkoren wurde.“ Trotzig blickte sie in den Himmel. Miyuki wusste nicht was sie tun sollte, aber der Spielball Anderer zu sein, dies lehnte sie in jedem Fall ab. Wütend ballte sie die Fäuste. Sie sehnte die einfachen Zeiten zurück. Markas, Dillian, Maria und sie. Einfache Piraten auf See. Warum hatten die Geschehnisse diese Wendung nehmen müssen?
      „Miyuki“, hörte sie Calia vom Schiff rufen. Sie schüttelte den Kopf.
      „Jetzt nicht... Ich brauche Zeit für mich“, antwortete sie ruhig und entfernte sich dann vom Schiff. Calia seufzte, als sie die Schritte ihrer Freundin nicht mehr hören konnte.
      „Ich hab es wohl versaut. Warum muss es immer so kompliziert sein.“
      „Du hättest auch einfach alle umbringen können“, antwortete eine Stimme in ihrem Kopf. Die blonde Marinesoldatin kniff die Augen zusammen und rieb sich die Schläfen.
      „Verdammt!“


      Die Hitze draußen bemerkte er noch nicht einmal. Zu sehr war auf die Aufgabe vor sich konzentriert.
      „Verdammte Maria“, knurrte Clayton und starrte die drei Steintafeln vor sich an.
      „Diese Schriften sind älter als R'lyeh.“ Er hatte bisher noch nicht viel entziffern können. Nur einige Wortfetzen hier und da. Adam... Katarina.... und Eva. Dieser Name tauchte am häufigsten auf.
      „Wer zur Hölle ist Eva“, knurrte der Archäologe und wühlte sich durch die unzähligen Bücher und Schriftrollen, die in der Kabine verstreut waren. Er war mit der Blutmagie vertraut, also kannte er auch Adam und Katarina. Zumindest kannte er ihre Namen. Viel mehr war über die Begründer der Blutmagie nicht bekannt. Doch Eva war ihm neu. Und doch wurde sie häufiger erwähnt, als Katarina und Adam zusammen. Seufzend lies Clayton sich in den Sessel fallen. Er hatte hier einen erholsamen Sommer verbringen wollen. Sich durch die Bibliothek und Archive von Albaco Island wühlen. Hier und da einen Artikel für die World Times verfassen. Zum lokalen Schachmeister werden. Alles davon konnte er nun in die Tonne klopfen. Noch schlimmer war, dass er jetzt mit Markas auf einem Schiff festsaß.
      „Der verdammte Rotschopf hat eine Frau wie Maria doch gar nicht verdient.“ Fluchend nahm er einen Schluck aus seinem Wasserglas. Es schmeckte schal und war lauwarm. Hustend sah er sich um. Die Kerze war beinahe abgebrannt.
      „Wie lange sitze ich hier schon rum?“ Er stand auf und streckte sich. Stöhnend tat er der Welt kund, wie gut ihm das gerade tat. Langsam trottete er zum Fenster und blickte durch einen Spalt hinaus. Das helle Sonnenlicht schmerzte in seinen Augen.
      „Ich muss unbedingt mit der Übersetzung dieser Tafeln fertig werden, sonst werde ich nie wieder ruhig schlafen können.“ Er kehrte nun an seinen Schreibtisch zurück. Langsam setzte die Lesebrille wieder auf und nahm den Federhalter in die Hand.
      „Adam...Erstgeborener.... zusammen mit Katarina.... Blutmagie.... Götter.“ Die Zeichen war unglaublich schwer zu Lesen. Er war wahrscheinlich der Einzige auf dieser Welt, der sie lesen konnte. Außer der Schöpfer natürlich, aber diese waren natürlich nicht mehr am Leben. Die Tafeln waren immerhin tausende von Jahren alt.
      „Eva, Tochter des Gottes.... Tochter von wem?“ Clayton schüttelte den Kopf. Blutmagie war ein Kult gewesen, doch in keinen seiner Schriften wurde ein Gott erwähnt. Er kannte nur die beiden Brüder und die große Bestie.
      „Der schwarze Ritter, der Berater und der Alte. Ist einer von ihnen damit gemeint?“ Das schwache Kerzenlicht, welches den Raum erhellte, begann zu flackern, doch Clayton bemerkte es nicht einmal. Er war zu sehr fokussiert.
      „Der Alte ist ein Monster. Er hat keinen Ursprung in dieser Welt. Also kann nur der Berater oder der schwarze Ritter gemeint sein. Hatte einer von ihnen ein Kind? Adam... Katarina...“ Clayton schlug sich gegen die Stirn.
      „Der Berater und der schwarze Ritter... Adam und Katarina... Es ist alles klar.“ Zwar hatte er die Tafeln nicht vollständig entschlüsseln können, doch er brauchte es nun auch nicht mehr. Sein überlegener Intellekt hatte es ihm erlaubt zu kombinieren und so die Antwort herauszufinden.
      „Adam und Katarina sind der schwarze Ritter und der Berater. Sie bekämpften den Alten. Und sie hatten eine Tochter namens Eva. Es macht alles Sinn.“ Grinsend überflog er die Steintafeln und entdeckte noch etwas.
      „Koordinaten! Das ist es wonach Maria gesucht hat. Der Aufenthaltsort Evas. Dort muss ihr Grab sein. Was für Wissen es wohl bereit hält. Ich muss es erfahren.“ Clayton ging aufgeregt in seiner Kabine auf und ab. Die Mühen hatten sich ausgezahlt.
      „Ich hab die Lösung“, schrie er und reckte die Hände in die Höhe.

      „Leider hast du alles falsch verstanden.“ Der Archäologe riss die Augen auf und starrte auf die Hand, welche aus seiner Brust herausragte. Er wollte etwas sagen, doch anstatt dessen hustete er nur eine Menge Blut. Der beißende Alkoholgeruch, der den Raum füllte, fiel ihm erst jetzt auf. Der Berater zog seine Hand aus dem Brustkorb des Archäologen. Die weiße Robe blieb strahlend weiß. Das Blut Claytons perlte einfach davon ab. Langsam nun warf der weiße Mönch seine Kapuze zurück. Das Gesicht, welches darunter zum Vorschein kam, blickte Clayton traurig an. Das ungepflegte, braune Haare zu einem Pferdeschwanz zurück gebunden und mit tiefen Augenringen sah Dillian Sr. den Mann vor sich an.
      „Es tut mir wirklich Leid, aber Opfer sind unerlässlich. Evas Aufenthaltsort entzieht sich sogar mir, aber Miyuki darf sie unter keinen Umständen treffen. Ihr dürft Dillian nicht aufhalten.“ Er wollte sich gerade umdrehen, als Clayton ihn am Ärmel packte. Der sterbende Archäologe sah ihm in die Augen. Er konnte nichts mehr sagen, da Dillians Angriff seine Lungen durchbohrt hatten. Doch sein Blick war genug. Wut und Bedauern waren darin vermischt.
      „Es tut mir leid. Ich kann dir nur versichern, dass ich für meine Taten in der Hölle brennen werde. Niemand verdient dies mehr als ich, der die Frau, die er liebte, verraten hat.“ Eine Träne formte sich im Augenwinkel Dillians. Doch es war eine schwarze Träne. Zischend schlug sie auf dem Holzboden des Raumes auf. Im selben Moment verschwand Dillian Sr, alias der Berater, und lies einen sterbenden Mann zurück. Clayton taumelte zu seinem Schreibtisch und brach darauf zusammen.
      „Die Koordinaten!“, schoss es ihm noch durch den Kopf. Er musste sie aufschreiben, doch sein Federhalter entglitt seinen zitternden Fingern. Es wurde langsam dunkel. Er bedauerte es zu sterben. So viel Wissen, welches er nun nie lernen würde. Sein Blick fiel auf die Lache seines Blutes, welche sich zu seinen Füßen formte. Es war klischeehaft, aber jetzt machte es auch keinen Unterschied mehr. Schnell tauchte er seine Hand in den roten Lebenssaft.

      Zufrieden betrachtete Clayton sein letztes Werk. Langsam sank er gegen seinen Schreibtisch und schloss die Augen.
      „Ein jeder muss einmal sterben, aber es ist trotzdem immer zu früh.“ Gerade jetzt in seinen letzten Momenten fiel ihm nicht mehr ein, wer diesen Satz einst gesagt hatte. Ein Stummes Verdammt formte sich auf Claytons Lippen, bevor er endgültig dahinschied.



      Hier gehts zu Kapitel 191 - 200
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    • Oh, yea~h!
      Endlich ist Marissa tot! BAM! Hat lang genug die Story unerträglich gemacht. Ja, ich weiß, ich bin böse, weil ich mich über so einen tragischen Tod freue, aber hey, bei Aces Tod hab ich mich auch schlapp gelacht.
      Nun kann ich eigentlich nur noch den Tod Arthurs herbeisehnen, der als Gott, sowas von eine Null ist. Eigentlich viel weniger als eine Null, er ist ein richtig armseeliger Gott. Dieses ständige Rumgeheule, dass er die große Nr. 1 ist, lässt die ganze Gottatmossphäre sowas von verfliegen. Keine Ehrfurcht, keine Bewunderung, man sieht nur ein quängelndes Kind welches gerne Gott sein würde, tze...

      Abgesehen davon war der Dreier zwischen Dillian, Aaron und Mimimigott eigentlich recht unterhaltsam. Ein rasanter Schlagabtausch an dessen Ende mal endlich diese verdammte Kuppel zusammenbrach. Man kann eigentlich nichts daran aussetzen (außer das oben genannte). Auch Crowleys Auftritt hat wieder mal alle Erwartungen übertroffen, der Typ rockt einfach nur. Auch wenn mir sein Tentakelcity-Ausflug etwas abrupt eingeführt wurde (oder wurde das schon mal erwähnt?). Jedenfalls dürfte so langsam klar sein, dass Crowley wohl deine Geschichte nicht überleben wird, schade eigentlich, aber irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass er irgendwann mal vor einer tödlichen Situation stehen wird und dann nur grinsend "It was fun" flüstern wird, ehe er für immer aus dem Spiel fliegt. Traurig... (und seien wir mal ehrlich, nachdem er einen Gott vernichtet hat, wird er bestimmt nichts mehr finden, was ihm genauso viel Spaß machen würde)

      Ja, was gibt es noch so zu sagen?
      Die Szene am Ende vom Arlan Arc fand ich dann doch etwas unnötig. Der Berater rettet Aaron und Marissan Körper nur um sie zu beerdigen? Da, wenn ich das richtig verstanden habe, auch Aaron gestorben ist, verstehe ich nicht ganz welchen Sinn dieser Absatz hatte, da ich auch keine Relevanten Fakten daraus filtern kann.
      Außerdem muss ich dir auch noch Marys Beitritt zum Mimimigott-Fanclub noch ankreiden. Das fand ich einfach nicht cool. Marys sollte eignetlich über solchen Fangemeinschaften stehen. Aber wenigstens kann sie sich nun einen Nacktback-Wettkampf mit Nikki (so hieß die doch, oder?) leisten. Hehehe... das würde nicht nur Jack gefallen.

      Tjoa, das wars eigentlich auch schon wieder.
      Was bleibt nun abschließend noch zu sagen?
      Crowley rockt.
      Miyuki hat endlich mal einen Entschluss gefasst und macht hoffentlich bald Nägel mit Köpfen.
      Dillian scheint wirklich noch gerettet werden zu können, was eigentlich irgendwo schon klar war, aber jetzt hast du ja ziemlich viele Grundsteine dafür gelegt (auch wenn ich bei deiner Geschichtsführung einen Tod Dillians noch nicht ganz ausschließen kann ;))
      Im nächsten Arc (insofern es jetzt nicht zu einem Schwenk kommt) werden wir wohl endlich wieder Maria sehen. Besonders freue ich mich hier schon auf ihre kleinen Ehestreits mit Markas :D. Und auch was sie sagt wenn Käpt'n Lucy ihren Flur vollreiert xD (dabei sei zu erwähnen, das ich gerade davon ausgehe, dass die 4 U-Boot-Insassen allesamt zu Markas nach Hause mitkommen).

      Ähm, ja... jetzt ist aber wirklich langsam mal Schluss!
      Stirb Arthur, stirb!
      MfG Panda Lee
    • Was du magst Arthur nicht? Wie kannst du nur... Wobei ich deiner Zusammenfassung durchaus zustimmen muss. Arthur ist im Prinzip ein Kind, das immer mehr will. Er ist kein erhabener Gott, sondern ein extrem mächtiger Nimmersatt :D

      Crowleys Ausflug nach R'leyh wurde wirklich schon einmal erwähnt. Siehe dazu Kapitel 162, als Chloe ihre Visionen hat.
      Und als letztes sah sie einen lächelnden Gentleman, der eine alte Steintafel zerbrach, bevor er selbst zersprang.

      Ob Crowley überleben wird, wird sich zeigen muahahaha...

      Mary ist auch nicht wirklich glücklich über ihren Einstieg bei Arthur, was man hoffentlich auch an ihrer Reaktion nach dem Beitritt gesehen hat. Sie ist immer noch stark von Zweifeln geprägt, aber sie hat sich entschlossen Jack zu folgen. Hoffentlich bereut sie diese Entscheidung nicht.

      Genauso wie Miyuki, welche nun ihrerseits eine endgültige Entscheidung getroffen hat. ;)

      Der Schluss hatte schon seinen Zweck und machte auch Sinn, wenn man die Identität des Beraters mit einbezieht. Wie ich schon in Kapitel 150 und auch noch einmal am Ende von Kapitel 182 gesagt habe:
      „Wenn man sich einer Sache vollkommen verschreibt. Wenn man sein selbst dafür aufgibt. Dann wird man zu mehr als einem Menschen. Dann kann nicht einmal der Tod dich aufhalten. Du wirst zu einem Symbol. Unkorrumpierbar. Unaufhaltsam. Unsterblich. Wenn die Zeit reif ist, wirst du seinen Mantel aufnehmen. Du wirst Er. Du wirst zur Legende.“

      Der Berater hat für Jahrhunderte existiert. Der Berater ist am Ende von Arc 3 gestorben, aber der "Berater" kann niemals sterben. Er ist mehr als ein Mensch. Wobei ich zugeben muss, dass ich Dillians Vater vielleicht nicht auch Dillian hätte nennen sollen.^^

      Ach und bitte es heißt Admiral Lucy... für diese Respektlosigkeit würde sie dich mit ihren Revolvern tanzen lassen und danach einen mit dir heben. :D

      mfg
      Dillian

      Ein neues Kapitel gibt es übrigens auch: Kapitel 185: Freundschaft
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    • Oh, Crowley :love:
      Das ist so das Einzige, an dass ich während den neuen Kapiteln denken konnte. Der Kerl ist einfach viel zu awesome für alles. Irgendwie sollte er der neue Hauptcharaktere werden, wer braucht schon Miyuki und Dillian, wenn man Crow-chan Non-Stop haben könnte? Aber naja, wird es vermutlich nicht spielen, also hier mein seriöser(er) Rest des Kommentars:

      Erstmals geht es in Crowleys Heimatstadt. Die Story selbst war nicht so machtig, dafür gab es ein paar kleine interessante Details: Erstens gibt es eine Statue von Crowley. Diese ist, so denke ich, nicht auf seinen Kleinadelstand zurückzuführen, das wäre so einfach. Ich denke, er hat sich zu irgendeinen Zeitpunkt in der Vergangenheit als Held versucht, schließlich wäre ein "konstanter Bösewicht" gegen seine "alles-ausprobier"-Lebensphilosophie. Vielleicht kann man mit diesem Gedankengang später mal etwas anfangen. Auch wurde nochmal unterstrichen das Crowleys Teufelskraft keineswegs besonders ist, sondern von Crowley so mächtig gemacht wurde. Ich persönlich bin immer noch der Meinung das ich mit meiner Theorie der Golem-Frucht noch immer sehr gut dabei bin.
      Auch hast du uns die reizende Megan vorgestellt. Besonders interessant an ihr finde ich ihren Sechs-Schwerter-Stil. Dieser kann logisch betrachtet eigentlich nicht von einer Teufelskraft ausgehen, da sie ja derzeit eigentlich nur eine Seele ist, die in einen von Crowleys "Golems" gepflanzt wurde, somit dürfte es eigentlich keine Teufelskraft sein, da diese ja eigentlich an den Körper gebunden ist, oder? Sollte es doch eine TF sein, macht es Crowley nur noch overpowerter. Doch auch Blutmagie sollte man irgendwo auschließen, schließlich kann dieser Voodoo-Zauber nicht für alles in deiner Story verantwortlich sein, wobei jedoch Megans Tättowierungen für Blutmagie sprechen würden. Hm... fraglich auf was ihre Fähigkeit beruht.

      Im nächsten Kapitel ging es eigentlich auch um Crowley, anfangs jedoch um seine "Widersacher" (ehrlich, ich finde es lachhaft, dass du diese Pfeifen als Bedrohung für Crowley aufbaust). Seine Widersache finde ich nicht sonderlich prickelnd, also überspringe ich die einfach mal und komme zu den interessanter Parts. Da wäre einerseits Mr. Hades für dessen Fähigkeit auch eine Theorie hätte, denn sie erinnert mich an den Charaktere Tiki Mikk aus D.Gray-Man, der auch Organe aus einem Körper entfernen konnte, ohne den Körper zu verletzen. Die Fähigkeit Mikks beruhte darauf, dass er beliebige Objekte durchlässig oder eben nicht durchlässig machen konnte. Davon ausgehend das Hades eine Teufelskraft besitzt, die ihm dies ermöglicht, wäre die Theorie das er den Körper seiner Opfer mit Ausnahme des Skelettes durchlässig macht und dann eben das Skelett herauszieht. Das wäre mal meine TK-Theorie zu diesem Charaktere.
      Auch trat Shine wieder auf, tatsächlich ist mir, sogar ohne nachzusehen, wieder eingefallen, wer das überhaupt ist. Shine war der erste Tote in deiner FF und verstarb im Prolog, wurde jedoch zu Letums Diener. Tja, nun will er Dillian ausschalten und hat dazu ein paar Luschen im Schlepptau. Viel Glück wünsch ich ihm da.

      Das neue Kapitel war zwar leider ohne Crowley hatte aber trotzdem seine guten Momente. Wie ich bereits geahnt hatte, sind die Ehepaar-Streiterein zwischen Markas und Maria einfach nur der Hammer, da sprichst du eindeutig meine Vorliebe für Liebeskomödien an. Auch der Kampf gegen den gemeinen Pöbel war ganz nett zu lesen. Aber das überspringe ich mal gekonnt und komme zu dem wirklich interessant Part: Die Zukunft. Endlich geht es wieder etwas piratig weiter und im Gepäck sind Miyuki, Markas, Calia und Senghok, das nenn ich mal ein geiles Aufgebot an Charakteren (ich vermute einfach mal das Maria mit ihrer Tochter zu Hause bleibt. Immerhin muss ja jemand die World Times rausbringen). Auch will ich gleich mal meine Wetten platzieren: Senghok geht als erstes drauf. Er ist einfach der nette, alte, aufopfernde Kerl, der in näherer Zukunft Miyuki ein paar Moves beibringen wird, aber dann bald in einem ernsten Kampf das Zeitliche segnen wird. Schade um ihn. Hat er sich eigentlich eine neue Ziege zugelegt? Die würde dem Rescue-Dillian-Team noch eine wenig extra Feuerkraft verschaffen.

      Tjoa, ich glaube jetzt hab ich alles abgedeckt was ich sagen wollte. Hab mir ja Zeit genug dafür genommen :D
      MfG Panda Lee
    • Oh, Crowley :love:

      Nehmt euch ein Zimmer :D

      So denn lasset uns beginnen.

      Erstens gibt es eine Statue von Crowley. Diese ist, so denke ich, nicht auf seinen Kleinadelstand zurückzuführen, das wäre so einfach. Ich denke, er hat sich zu irgendeinen Zeitpunkt in der Vergangenheit als Held versucht, schließlich wäre ein "konstanter Bösewicht" gegen seine "alles-ausprobier"-Lebensphilosophie.

      Damit hast du absolut Recht. Crowley sieht sich auch jetzt nicht wirklich als Bösewicht. Gut und Böse. Pah! Er steht über solchen Etiketten. Er tut einfach das, worauf er Lust hat. Leider schadet das meist anderen Menschen, weswegen er wohl doch eher zur Bösewicht Kategorie gehört. Aber es gab auch Zeiten, in denen er als Held verehrt wurde. Leider gelangte er recht schnell zu der Auffassung, dass andere Menschen nicht einmal würdig sind ihn zu verehren.

      uch hast du uns die reizende Megan vorgestellt. Besonders interessant an ihr finde ich ihren Sechs-Schwerter-Stil. Dieser kann logisch betrachtet eigentlich nicht von einer Teufelskraft ausgehen, da sie ja derzeit eigentlich nur eine Seele ist, die in einen von Crowleys "Golems" gepflanzt wurde, somit dürfte es eigentlich keine Teufelskraft sein, da diese ja eigentlich an den Körper gebunden ist, oder? Sollte es doch eine TF sein, macht es Crowley nur noch overpowerter. Doch auch Blutmagie sollte man irgendwo auschließen, schließlich kann dieser Voodoo-Zauber nicht für alles in deiner Story verantwortlich sein, wobei jedoch Megans Tättowierungen für Blutmagie sprechen würden. Hm... fraglich auf was ihre Fähigkeit beruht.

      Es ist weder Blutmagie, noch eine Teufelskraft. Es ist sogar eine Technik, welche ich vor langer langer Zeit einmal in meiner FF vorgestellt habe. Megan hat sie nur über die augenscheinlichen Grenzen perfektioniert. Ihre Tätowierungen haben übrigens nichts mit Blutmagie zu tun, sondern sind stink normal. Crowley hat 1 zu 1 ihr Aussehen vor ihrem Tod rekonstruiert. Sie ist also wieder vollkommen die Alte. Bist auf den Wahnsinn, welcher durch die Gefangenschaft "in" ihrem Bruder zu Stande kam.

      Im nächsten Kapitel ging es eigentlich auch um Crowley, anfangs jedoch um seine "Widersacher" (ehrlich, ich finde es lachhaft, dass du diese Pfeifen als Bedrohung für Crowley aufbaust).

      Pfeifen ist ein hartes Wort. Ein jeder von ihnen hat eine tiefer gehende Motivation als Crowley. Wobei ich selbst auch die Seite von Crowley bevorzugen würde.
      Das Kapitel sollte ihn erster Linie zeigen, dass sich Dillian ziemlich viele Feinde gemacht hat.

      Da wäre einerseits Mr. Hades für dessen Fähigkeit auch eine Theorie hätte, denn sie erinnert mich an den Charaktere Tiki Mikk aus D.Gray-Man, der auch Organe aus einem Körper entfernen konnte, ohne den Körper zu verletzen. Die Fähigkeit Mikks beruhte darauf, dass er beliebige Objekte durchlässig oder eben nicht durchlässig machen konnte. Davon ausgehend das Hades eine Teufelskraft besitzt, die ihm dies ermöglicht, wäre die Theorie das er den Körper seiner Opfer mit Ausnahme des Skelettes durchlässig macht und dann eben das Skelett herauszieht. Das wäre mal meine TK-Theorie zu diesem Charaktere.

      Ich habe D.Gray-Man leider nie gelesen, also kenne ich Tiki Mikk nicht. Mr. Hades Kraft ist der Seinen durchaus ähnlich, aber nicht so mächtig. Sagen wir es so. Mr. Hades Kraft kann nur auf Körper angewandt werden. Aber wie du richtig erkannt hast, entfernt er das Skelett seiner Opfer, was diese weiterleben lässt. Wenn auch nicht für lange.

      Auch trat Shine wieder auf, tatsächlich ist mir, sogar ohne nachzusehen, wieder eingefallen, wer das überhaupt ist. Shine war der erste Tote in deiner FF und verstarb im Prolog, wurde jedoch zu Letums Diener. Tja, nun will er Dillian ausschalten und hat dazu ein paar Luschen im Schlepptau. Viel Glück wünsch ich ihm da.

      Schön das du dich an Shine erinnerst. Er hatte bisher ja noch nicht wirklich viel Screentime. Ich denke sogar, dass er seit dem Ende des ersten Arcs nicht mehr aufgetreten ist. Naja dafür wird er jetzt in diesem Arc eine Rolle spielen.

      Senghok geht als erstes drauf. Er ist einfach der nette, alte, aufopfernde Kerl, der in näherer Zukunft Miyuki ein paar Moves beibringen wird, aber dann bald in einem ernsten Kampf das Zeitliche segnen wird. Schade um ihn. Hat er sich eigentlich eine neue Ziege zugelegt?

      Neue Ziege? Pwngoat ist ewig. Niemand kann und wird sie je ersetzen. Sie wird zusammen mit Behemoth und Crowley mit Arthur den Boden aufwischen, den Alten auf ewig einsperren und die Drei werden sich dann auf eine Insel mit ganz viel Koks und Nutten zurückziehen, welche sie Happyland nennen.
      Das Ende!

      mfg
      Dillian

      Kapitel 190: Schicksal und Wissen ist erschienen.
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    • Joah, das hat man davon wenn man es schleifen lässt. Nun bin ich aber wieder da um dir meine PCT ins Gesicht zu klatschen!

      Da sich die letzten vier Kapitel ja an einen Handlungsstrang halten, kann ich das ja in einem durchziehen, also fangen wir mal gleich oben an. Die PiratenSeefahrercrew der superlative kämpft erstmals gegen einen Kater der hyperlative. Diesen recht kurzen Kampf können sie auf unrealistische Weise gewinnen, echt so einen Sieg kauft dir niemand ab. Aber ich will mich nicht zu lange an dieser unrealistischen Storyentwicklung aufhalten, also kommen wir zur Visionärin. Die hat sich ja in den letzten Kapitel einen Platz als Liebingscharaktere bei mir gesichert. Aber, ohne dir jetzt des Gedankendiebstahls zu beschuldigen, wenn ich mir ihre Beschreibung so im Detail ansehe, kann ich mich nur fragen: Jinx?
      Also zurück zum Thema. Megan ist echt der Hammer und zeichnet sich durch ihren wirren Charaktere, der sich entschieden von dem anderen Wahnsinn in deiner Geschichte differenziert, aus. Aber auch dieser Kampf war zu schnell vorbei, aber das rechne ich dir jetzt nicht negativ an. Immerhin hatte Megan keine Lust, dass muss man verstehen. Achja und da war auch noch Clayton, aber der ist ein Arsch.
      Joah, weiter im Text. Crowley hat auch noch Maria in seinem Spiel eingebunden, eine interessante Entwicklung, die ich so eigentlich gar nicht erwartet habe. Wobei ich mich auch noch fragen muss, war der Angler, der Maria zugewunken hatte, Crowley? Nur so ein unbedeutender Gedankengang meinerseits. Jedenfalls stachelt Crowley Maria dazu an, die Wahrheit zu suchen. Die Schriften wird sie vermutlich auch von ihm haben, da Crowley ja will, dass Miyuki "eins" wird, was vermutlich mit einem Treffen mit Eva geschehen würde. Das ist ein gewiffter Schachzug, da Miyuki niemals Eva treffen würde, wenn Crowley es ihr empfiehlt, jedoch würde sie das sehr wohl, wenn dieser Ratschlag von Maria kommt, die ja verheimlicht teil von Crowleys Spiel zu sein. Alles sehr verworren und ich rieche eine weitere Krise innerhalb der Gruppe.
      Achja und dann ist ja auch noch Clayton gestorben. Tja, kann man nichts machen, wa? Einem Arschloch das seit gerade mal vier Kapitel ein bisschen mitschwingt, wird nicht nachgetrauert, aber das wolltest du ja vermutlich auch nicht erreichen. Viel eher geht es um die Koordinaten. Die Koordinaten zu Eva. Hm... Eva, Tochter eines Gottes. Das ist jetzt schwierig, da es in deiner Geschichte keine Götter sondern nur Leute mit Gottkomplex gibt. Da mir gerade nichts sinniges einfällt, gebe ich eine Random-Theorie ab: Eva ist keine Person sondern eine Waffe, liege ich zwar bestimmt falsch, aber alles andere wäre einfach zu einfach ;)
      Ähm... ja, ich glaube das wärs auch schon gewesen. Maria und Markas kommen wieder mal auf Touren und Miyuki, Megan und Calia sind derzeit meine Favoriten für ein heißes Yuri-Trio, wobei zu erwähnen wäre, das Miyuki keineswegs die Dominate im Bunde ist, im Gegenteil. Und Senghok bleibt nur seine Ziege, wobei auch er nicht der Dominante ist, liegt wohl in der Familie... Ja, somit beende ich nun diese fragwürdig gewordene PCT .

      MfG Panda Lee