Der Schatten des Dämons (Dillian)

    • Zeit für Antworten? Zeit für Antworten....

      Die hat sich ja in den letzten Kapitel einen Platz als Liebingscharaktere bei mir gesichert. Aber, ohne dir jetzt des Gedankendiebstahls zu beschuldigen, wenn ich mir ihre Beschreibung so im Detail ansehe, kann ich mich nur fragen: Jinx?

      Kurz und bündig. Ja! Und wehe du verlierst jetzt ein schlechtes Wort über meine Waifu! Dann werde ich die Höllenhunde auf dich hetzen du Bastard....... Wir sind gleich wieder für sie da, nachdem sich unser Autor in seiner Wuthöhle/Kindergarten ausgetobt hat.

      Wobei ich mich auch noch fragen muss, war der Angler, der Maria zugewunken hatte, Crowley?

      Vielleicht, vielleicht auch nicht. Diese Frage wird aber wohl leider nie beantwortet werden.

      Das ist ein gewiffter Schachzug, da Miyuki niemals Eva treffen würde, wenn Crowley es ihr empfiehlt, jedoch würde sie das sehr wohl, wenn dieser Ratschlag von Maria kommt, die ja verheimlicht teil von Crowleys Spiel zu sein.

      Crowleys Strategie ist eigentlich ganz einfach. Er versucht möglichst viele Karten auf der Hand zu haben um so für jede Situation die passende Antwort zu besitzen. Er ist jemand der eher reaktionär, denn planend spielt.

      Achja und dann ist ja auch noch Clayton gestorben. Tja, kann man nichts machen, wa? Einem Arschloch das seit gerade mal vier Kapitel ein bisschen mitschwingt, wird nicht nachgetrauert, aber das wolltest du ja vermutlich auch nicht erreichen.

      Warum liebst du meine Charaktere nicht? Warum? Aber naja so schnell kann es halt gehen. Der Tod macht vor niemanden halt. Vor allem nicht wenn er durch die Hand von einem allmächtigen Alkoholiker kommt.

      Eva ist keine Person sondern eine Waffe, liege ich zwar bestimmt falsch, aber alles andere wäre einfach zu einfach ;)

      Halbrichtig.

      Ähm... ja, ich glaube das wärs auch schon gewesen. Maria und Markas kommen wieder mal auf Touren und Miyuki, Megan und Calia sind derzeit meine Favoriten für ein heißes Yuri-Trio, wobei zu erwähnen wäre, das Miyuki keineswegs die Dominate im Bunde ist, im Gegenteil. Und Senghok bleibt nur seine Ziege, wobei auch er nicht der Dominante ist, liegt wohl in der Familie...

      All diese Szenen werden in einer erotischen Zweit FF abgehandelt, die ich gerade Plane. Auch die mit Senghok und seiner Ziege. Viel Spaß bei diesem Kopfkino und mit Kapitel 191: Miyuki und Adam


      Kapitel 191: Miyuki und Adam
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      Vor tausenden Jahren:

      Ihre Beine waren blutig und aufgeschlagen. Jeder Schritt war eine Qual, aber sie konnte nicht stehen bleiben. Sie hörte ihre Verfolger. Sie waren nähergekommen. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht. Tränen nahmen ihr die Sicht, doch trotzdem rannte sie weiter. Die Äste der Bäume peitschten ihr gegen den Kopf, während sie ziellos durch den Wald rannte. Ihre Seiten brannten. Jeder Atemzug schmerzte. Schließlich versagte ihr Körper und sie stürzte. Stöhnend lag sie dort. Der Duft der Tannennadeln, die den Boden bedeckten, erfüllte ihre Nase. Die junge Frau rollte sich auf den Rücken und schluchzte. Sie konnte Schritte hören, welche nun verstummten. Ihre Peiniger hatten sie gefunden. Verängstigt kniff sie die Augen zusammen.
      „Bitte lasst mich in Frieden. Ich...“ Ihre Worte wurden durch einen Schlag ins Gesicht unterbrochen. Der metallische Geschmack von Blut füllte ihren Mund. Sie fasste sich an ihre Nase und stöhnte entsetzt auf, als sie bemerkte, dass der Faustschlag eben sie gebrochen hatte. Einer der Männer packte sie nun an den Haaren und zerrte sie auf die Beine. Der Schmerz lies ihren Blick verschwimmen. Sie konnte nur die Konturen der vier anderen Männer, die sie umstellten erkennen. Aufgrund ihres Zustandes und ihrer Verletzungen hatte sie äußerste Mühe sich auf den Beinen zu halten.
      „Bitte“, stammelte sie mit gebrochener Stimme, doch ein weiterer Schlag lies sie sofort wieder verstummen. Kaum hörbar wimmerte die junge Frau nun vor sich hin.
      „Sollen wir der Hexe direkt den Kopf abschlagen?“, fragte einer der Männer nun den offensichtlichen Anführer der Gruppe. Der Mann trug eine schwere, dunkelblaue Robe. Unter seiner Kapuze konnte man seine ergrauten Schläfen noch leicht erkennen. Der Priester schüttelte den Kopf.
      „Sie hat noch nicht gestanden. So kann sie keine Erlösung erfahren. Erst wenn sie zugibt eine Hexe zu sein, kann ihr im Nachleben vergeben werden.“
      „Ich bin keine Hexe“, murmelte die Frau, während sie kraftlos im Griff des Mannes hinter ihr hing. Ein Tritt des Priesters in ihre Magengrube trieb jegliche Luft aus ihren Lungen. Die Frau wimmerte nur und schluchzte. Die Kraft zu Schreien hatte sie schon längst verlassen. Ihre braunen Klamotten konnte man nur als Lumpen bezeichnen. Sie waren dreckig und zerrissen. Genau wie ihre Besitzerin. Frische Peitschenspuren zogen sich über ihren Körper. An ihrer rechten Hand fehlten zwei Finger. Als sie der Mann, der sie auf den Beinen hielt, losließ stürzte sie direkt wieder auf den Boden. Widerstandslos schlug sie mit dem Gesicht auf den kühlen Waldboden.
      „Warum soll ich überhaupt noch etwas tun. Es ist alles sinnlos. Ich werde sterben“, dachte sie sich.
      „Ich will nicht sterben“, schluchzte sie jedoch für alle hörbar.

      „Das will niemand.“ Die Männer wirbelten herum. Ein weiterer Mann stand direkt hinter ihnen. Sein langes, weißes Haar war gepflegt nach hinten gekämmt. Den Großteil seines Gesichtes verbarg er hinter einem mächtigen, ebenso weißen Bart. Seine knorrigen Hände ruhten auf einem Gehstock.
      „Wer seid ihr, dass ihr es wagt das Werk Gottes zu behindern?“, fragte der Priester wütend. Die anderen Männer umzingelten den Neuankömmling.
      „Ich bin Gott“, antwortete der alte Mann lapidar.
      „Ketzer“, knurrte der Priester wütend. Blitzschnell holte er eine Peitsche hervor und entrollte sie. Zielsicher zischte sie nun durch die Luft und traf den alten Mann. Diese hob jedoch nur den Arm und die Peitsche löste sich vor den verdutzten Augen der Männer in Luft auf.
      „Hexer!“, schrie einer der Männer nun und stürzte sich direkt auf den Alten.
      „Tötet den Ketzer“, schrie der Priester und nun taten es die anderen Männer ihrem Kumpanen gleich. In dem Moment, als sie den Alten jedoch packen wollten, verschwand dieser einfach und die Männer krachten stattdessen ineinander.
      „Wieso verbreitet ihr nur Hass? Wieso müsst ihr Menschen euch immer bekämpfen.“ Der Alte war direkt neben dem Priester aufgetaucht. Alle Anwesenden starrten ihn ungläubig an. Der Mann schien zu leuchten. Der Priester hielt seine Hand schützend vor seine Augen. Das Licht war so grell, dass es ihn schmerzte.
      „Wenn die Anderen im Dorf...“
      „Ich habe sie bereits alle getötet“, unterbrach der Weißhaarige den Priester. Dieser riss entsetzt die Augen auf und taumelte einige Schritte rückwärts. Er verlor den Halt unter den Füßen und stürzte auf den Boden.
      „Wer bist du?“
      „Das ist egal. Dein Leben ist schon verwirkt“, meinte der Alte vollkommen ruhig. Bevor der Priester noch etwas sagen konnte, wurde sein Kopf plötzlich nach hinten gerissen. Seinen Kumpanen erging es gleich. Sie alle öffneten den Mund und schrien, doch es drangen keine Laute daraus hervor. Ihre Augen waren vollkommen weiß und ihre Körper wurden von wilden Krämpfen geschüttelt. Der Alte betrachtete das Schauspiel stumm, während die junge Frau sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Nach allem was sie getan hatten, verdienten diese Männer noch viel schlimmeres.
      „Hass führt stets zu Fanatismus und Fanatismus lässt uns blind werden. Wir sehen die Bedürfnisse unserer Mitmenschen nicht mehr. Fanatismus führt zu Leid und Leid führt zu Hass“, sagte der Alte nun, während der Priester und seine Kumpanen leblos zusammenbrachen. Ihre Augen waren heraus gebrannt worden und nur schwarz, rauchende Augenhöhlen blieben zurück. Auf der Stirn eines Jeden war ein seltsames Symbol mit Blut gezeichnet worden. Die Frau schluckte und blickte ihren Retter an.

      „Wer....“ Er schüttelte jedoch nur den Kopf und legte seinen Finger auf ihre Lippen. Die Haut des alten Mannes war rau.
      „Lass mich deinen Schmerz nehmen.“ Die Frau blinzelte zuerst nur verwirrt, dann jedoch weiteten sich ihre Augen vor Unglauben. Jegliche Schmerzen waren verschwunden. Sie blickte an sich hinab und es verschlug ihr den Atem. Ihre Wunden waren weg. Sie hielt sich ihre Hände vor das Gesicht und sah ihre zwei fehlenden Finger, die wieder an ihrem Ursprünglichen Platz waren. Sie rang nach Luft und Worten, doch es war ihr unmöglich ihre Dankbarkeit auszudrücken. Atemlos starrte sie den alten Mann an und erkannte, dass ihre Wunden plötzlich auf ihm erschienen waren. Zwei seiner Finger fehlten und sie konnte ihre Peitschenwunden auf den unbedeckten Stellen seines Körpers wiederfinden.
      „Schmerz kann nicht einfach so verschwinden. Man muss ihn ertragen.“ Der Mann richtete sich stöhnend zu seiner vollen Größe auf und half dann ihr wieder auf die Beine. Zum ersten Mal seit er aufgetaucht war, konnte man die Last des Alters deutlich in seinem Gesicht erkennen. Zum ersten Mal sah die Frau die tiefen Falten. Der Weißhaarige legte seine rechte Hand, an der nun zwei Finger fehlten, auf die ihre. Sie spürte wie der Hass, welchen sie für die Fanatiker empfand verschwand und sich gänzlich auflöste.
      „Wie ist das möglich?“, stotterte die Frau verwirrt.
      „Mädchen lebe einfach. Ein Leben voller Hass ist ein verschwendetes Leben.“ Der Alte schubste sie in von sich weg.
      „Danke“, stotterte die junge Frau. Sie wollte diesen Alten nicht einfach so verlassen. Nicht nach dem was er gerade getan hatte, doch sie spürte, dass er es so wollte.
      „Geh einfach und lebe“, meinte der Alte und lächelte, doch das Lächeln wirkte gezwungen.
      „Ich ertrage deinen Schmerz, weil ich es kann.“ Der Alte drehte sich um und als er die Schritte der jungen Frau nicht mehr hören konnte, seufzte er.
      „Selbst gute Menschen wie sie verfallen den Hass. Ich muss es tun. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Endgültig!“ Der Blick des Alten glitt zu den nebelverhangenen Bergen am Horizont.
      „Es ist Zeit für mein letztes Geschenkt an diese Welt“, sagte Adam und setzte sich in Bewegung.


      Trotz der Hitze waren die Straßen Albaco Islands stark besucht. Diese Stadt war eine Touristenhochburg, die mit ihrem türkisblauen Wasser, ewiglangen Sandstränden, tollen Bauwerken und warmen Temperaturen jährlich tausende Menschen anzog. Obwohl Miyuki im Bikini nicht sonderlich aufgefallen wäre, von den Pfiffen der Männer einmal abgesehen, bevorzugte sie doch richtige Kleidung.
      „Besser, wobei der Bikini bei der Hitze sicher angenehmer gewesen wäre“, dachte sie sich, während sie ihre Einkäufe an sich betrachtet. Eine enge Röhrenjeans und ein bauchfreies Top, dazu braune Stiefel, die sie jedoch mit der Jeans überdeckte.
      „Passt“, meinte sie zu der Verkäuferin und bezahlte, bevor sie wieder in die flimmernde Hitze hinaustrat.
      „Ich kann nicht ewig wegrennen, auch wenn ich es möchte.“ Seufzend schritt Miyuki durch die belebten Straßen der Stadt. Viel Leute starrten auf ihren künstlichen, rechten Unterarm. In letzter Zeit machte sie sich nicht einmal mehr die Mühe ihn mit künstlicher Haut zu überdecken.
      „Sei stark Miyuki. Ich weiß das du es in dir trägst.“ Ihr Vater sagte diese Worte so einfach. Genau wie alle anderen. Wieso setzten sie ihr Vertrauen ihn sie, wo sie bisher alle nur enttäuscht hatte. Sie blickte in den Himmel, fast als hoffe sie eine Antwort zu erhalten.
      „Ich bin einfach nicht würdig, dass Leute mir folgen. Ich bin Dillian nachgelaufen und danach Orinto.“ Was wollte sie wirklich? Auf diese Frage hatte Miyuki keine Antwort. Stattdessen stapfte sie ziellos durch verwinkelten Gassen der Altstadt. Sie ignorierte alle Menschen um sich so gut es ging und blendete sie aus. Sie ließ sich nun auf einer Bank in einem kleinen Hinterhof nieder und schloss die Augen. Das Rauschen der Blätter der umstehenden Bäume im warmen Sommerwind beruhigte sie. Doch diese Idylle hielt nur kurz an. Noch bevor sie die Schreie hörte, spürte sie es bereits. Die Emotionen trafen sie vollkommen unvorbereitet. Miyuki riss die Augen auf. Die Quelle der Schreie war ganz in der Nähe. Miyuki stürmte durch die Hinterhöfe Albacos und als sie de Person, die schrie, erreichte, verpasste sie ihr einen Faustschlag ins Gesicht.
      „Ahhhh verdammt“, schrie Rodric McCloud, als er vom Miyukis Faust zurückgeschleudert wurde.
      „Wie zum Teufel bist du dahintergekommen? Mein verzweifelter Frau-Schrei war perfekt.“
      „Sie hat deine Gefühle gespürt. Sie wird besser“, antwortete der weiße Mönch neben dem Mann. Ein beißender Alkoholgeruch füllte die Luft.
      „Du bist tot. Ich habe dich damals sterben sehen. Trotzdem warst du in Arlan und bist jetzt hier. Warum hilfst du Dillian?“
      „Ist es nicht normal für einen Vater seinen Sohn zu unterstützen“, antwortete der Berater und warf die Kapuze zurück. Dillian Sr. blickte Miyuki traurig an. Er wirkte viel älter, als bei ihrem letzten Treffen.
      „Warum“, stotterte die junge Frau entgeistert. Sie konnte es nicht glauben.
      „Der Berater....“
      „Der Berater ist nur eine Hülle. Ich nahm den Mantel auf und ich wurde zu ihm. Ich bin nicht das Original, aber ich bin der Berater“, sagte Dillian Sr. ruhig und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Whiskeyflasche.
      „Weshalb seid ihr hier?“ Miyukis Haltung versteifte sich.
      „Deine Zusammenkunft mit Clint Torino ist ein Problem. Du bist der Geist und er der Körper, auch wenn er dazu gezwungen wurde. Du darfst nicht ganz werden. Es tut mir leid.“ Die konnte das Bedauern in seiner Stimme hören, doch noch viel mehr fühlte sie es. Im letzten Moment wich sie dem Angriff Rodrics aus. Der Boden brach unter dem Tritt des Kopfgeldjägers auf.
      „Sie ist gut. Ihr Herzschlag hat bis zum Schluss nicht verraten, dass sie sich meiner bewusst war“, meinte Rodric grinsend. Seine großen Fledermausohren zuckten leicht.
      „Halte dich zurück Rodric. Du bist nur meine Verstärkung falls mein Sohn hier aufkreuzt. Ich werde nicht gegen Markas kämpfen.“ Dillian verschwand plötzlich und tauchte direkt hinter Miyuki auf. Die Fäuste der Beiden prallten aufeinander.
      „Warum tust du das?“
      „Weil Dillian nicht aufgehalten werden darf.“ Die beiden Kontrahenten trennten sich und blickten einander an.
      „Ich habe die Frau, die ich liebte verraten, was macht da eine Seele mehr schon aus. Ich bin verdammt“, sagte der Alkoholiker.
      „Ich werde nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht bevor ich meine Antwort gefunden habe“, antwortete Miyuki. Unzählige schwarze Porale öffneten sich um Dillian Sr. Dieser schloss die Augen und nickte.
      „Wie du willst.“


      Adam stöhnte und ging auf die Knie. Sein gesamter Körper schmerzte. Selbst einen Gott wie ihn drückte das Alter schließlich nieder und er weigerte sich Katarinsas Weg zu beschreiten. Der Blick fiel auf die Frucht zu seinen Füßen. Die Erste ihrer Art. Seine Macht über diese Welt ruhte darin. Wer die Frucht aß, würde seine Kraft erhalten, doch ohne die Nachteile. Die Last hatte er behalten. Den er ertrug sie. Für die Welt. Zitternd kam er wieder auf die Beine. Er befand sich auf dem höchsten Gipfel. Die Kälte drang bis in seine Knochen vor. Alles in mehreren Metern Entfernung wurde bereits vom Nebel verschluckt. Adams Atem ging stoßweise. Langsam hob er die Frucht auf. Ein letztes Mal betrachtete er sein Werk, bevor er es mit aller Kraft weg schleuderte.
      „Alles was nun geschieht, liegt nicht mehr in meiner Hand.“ Er ging zu dem Altar, den er eigenhändig aus dem Stein gehauen hatte. Dabei hustete er etwas Blut. Schwarz und zischend tropfte es auf den Boden. Er beachtete es nicht, wusste er doch wie weit es schon gekommen war.
      „Es ist an der Zeit für mein letztes Geschenk.“ Schwer atmend stütze der alte Mann sich auf dem Altar ab. Komplizierte Runenmuster waren darauf eingeritzt. Langsam zeichnete er die Runen mit seinem Finger nach und füllte sie so mit seinem Blut. Der Wind um ihn herum wurde stärker. Er riss an seiner Kleidung. So als wollte die Welt selbst ihn von seinem Tun abbringen. Doch nichts würde ihn jetzt noch ins Wanken bringen. Dies war das Beste für die Welt. Er wusste es. In vollkommener Stille beendete Adam den Spruch, der sein Schicksal besiegelte.

      Im besten Gewissen stürzte er die Welt in den Abgrund.
      Die Frage ist nun, ob sich dies wiederholen wird.





      Kapitel 192: Allein
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      Die zerfetzte, weiße Mönchsrobe flatterte zu Boden. Dillian blickte Miyuki an. Er hatte sich nicht verändert. Höchstens die Augenringe unter seinen Augen waren noch zahlreicher geworden. Sein struppiger, ungepflegter Bart stank nach Alkohol. Sein Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, doch auch es sah so aus, als hätte er es seit Wochen nicht mehr gewaschen. Seine Kleidung bestand mehr aus Flicken den Stoff.
      „Du siehst schrecklich aus.“
      „So fühle ich mich auch“, antwortete der Alkoholiker.
      „Warum tust du dies alles?“
      „Ich wollte dich beschützen Miyuki. Damals im Asylum und auch damals in Arlan. Du bist das letzte, was von Dillian noch übrig geblieben ist. Ich wollte dich beschützen.“ Dillian Sr. erschien aus dem Nichts vor Miyuki und packte die junge Frau am Hals. Mühelos hob er sie hoch.
      „Doch ich darf nicht zulassen, dass Dillian scheitert. Er muss Erfolg haben. Egal welchen Preis ich dafür zahlen muss.“ Mit einem Tritt gegen seine Brust riss sich Miyuki von ihrem Gegner los. Keuchend landete sie einige Meter entfernt im Gras. Sie konnte Rodric McCloud auf einem der Häuserdächer hocken sehen, doch der Kopfgeldjäger machte keinerlei Anstalten sich einzumischen. Stattdessen gähnte er nur. Seine großen Fledermausohren zuckten jedoch. Er schien die Umgebung genauestens zu überwachen.
      „Ich tue was getan werden muss.“
      „Glaubst du wirklich daran?“ Dillian Sr. warf den Kopf in den Nacken. Er hielt sich die Hand vor sein Gesicht und lachte bitter.
      „Ich glaube schon seit langem an nichts mehr. Ich schwor Marissa zu beschützen und schlussendlich war ich es, der sie an Dillian ausgeliefert hat. Ich habe diese Frau geliebt“, schrie er voller Verbitterung.
      „Warum hast du es dann getan“, antwortete Miyuki nicht weniger aufgebracht.
      „Weil es getan werden musste. Dillian darf nicht scheitern. Du hast keine Ahnung was sein Versagen für die Welt bedeuten würde.“
      „Das stimmt ich habe keine Ahnung, aber ich weiß, dass dein Weg und der Weg Dillians die Falschen sind.“ Ein Schlag traf Miyuki in die Magengrube. Sie wollte aufschreien, doch es hatte ihr sämtliche Luft aus den Lungen getrieben, wodurch sie nur eine erbärmliches Keuchen zu Stande brachte.

      „Du weißt gar nichts. Wage es ja nicht über mich zu urteilen.“
      „Ich weiß, dass dein Weg der falsche ist“, knurrte Miyuki. Sie war auf die Knie gesunken und blickte nun zu Dillian Sr. auf. In ihrem Blick konnte er pure Abscheu erkennen, jedoch auch einen Hauch von Mitgefühl. Etwas, dass ihn tief traf.
      „Du kennst nicht das ganze Bild. Letums Plan wird Erfolg haben. Er wird euch alle befreien.“
      „Doch zu welchem Preis.“
      „Es ist ein Preis der gezahlt werden muss. Wenige, die für das Wohl vieler geopfert werden“, meinte Dillian.
      „Ich will dich nicht töten Miyuki, aber ich werde es tun, wenn du mir keine Wahl lässt. Eine Seele mehr macht wirklich keinen Unterschied mehr aus.“
      „Ich werde niemanden über mein Leben bestimmen lassen.“ Dillian riss die Arme nach oben, als er Miyukis Angriff bemerkte. Die rechte Faust der jungen Frau war vollkommen schwarz.
      „Dimensionsschlag“, schrie sie, als ihre Faust auf die zur Abwehr gekreuzten Arme Dillians traf. Der Angegriffenen grunzte unter dem Druck einer ganzen Dimension, doch er hielt stand. Was man von der Umgebung jedoch nicht behaupten konnte. Die gesamte Insel erbebte unter dem Angriff. Tiefe Risse taten sich in vielen Gebäuden auf. Die Schreie der überraschten Einwohner und Touristen erfüllten mit einem Mal die Luft.
      „Das wird uns viel Aufmerksamkeit einbringen“, knurrte Rodric McCloud. Mit einem Satz landete er hinter Miyuki, ignorierte sie jedoch vollkommen. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Schaulustigen und Marinesoldaten, welche in diesem Moment schon zum Ort des Geschehens eilten. Sein Gesicht begann sich ändern und wenige Momente später, ruhte der Kopf einer Fledermaus auf seinen Schultern. Rodric riss den Mund auf. Überrascht starrten ihn die Menschen an, da überhaupt nichts geschehen war. Doch diese Verwirrung hielt nur einen Moment an. Im nächsten Moment verdrehten alle Leute vor dem Kopfgeldjäger die Augen und kollabierten. Viele übergaben sich noch, bevor sie da Bewusstsein verloren.
      „Du hast dich zurückgehalten?“, merkte Dillian Sr, keuchend an. Im nächsten Moment bereute er es, dass er seine Aufmerksamkeit auf Rodric gelenkt hatte. Miyukis Tritt traf ihn in die Magengrube. Gleichzeitig öffneten sich zahlreiche, schwarze Portale um ihn herum. Blut, welches ebenso schwarz wie die Portale war, wurde vergossen.

      Keuchend sank Dillian Sr. auf die Knie.
      „Du bist stark Miyuki und du hast dein volles Potential noch lange nicht erreicht.“ Langsam erhob er sich. Die Schnittwunden, die seinen Körper zierten, schlossen sich ohne fremdes zu tun. In der Hand des Alkoholikers erschien nun eine Whiskeyflasche und er nahm einen Schluck daraus.
      „Kämpfe nicht dagegen an Miyuki. Es ist nicht für lange. Lass mich dich verwahren.“
      „Ich bin kein Gegenstand“, knurrte die Angesprochen zornig.
      „Und ich werde nie wieder jemand anderes über mein Leben bestimmen lassen.“ Mit einem Aufschrei stürzte sie sich auf Dillian Sr. Dieser senkte traurig den Blick und schüttelte den Kopf.
      „Warum muss es immer darauf hinauslaufen.“ Miyuki riss beide Arme nach oben um ihren Gegner mit simultanen Faustschlägen anzugreifen, doch ihr Ansturm wurde gestoppt. Miyuki schrie auf, als ein ungekannter Schmerz sie erfüllte. Sie ging in die Knie und biss die Zähne zusammen. Nein! Dieser Schmerz war nicht ungekannt. Es war genau derselbe wie in Arlan.
      „Wie ich sehe hast du ihn nicht vergessen“, meinte Dillian Sr. und blickte auf die Blutrunen, welche er auf den Unterarmen der jungen Frau hinterlassen hatte.
      „Der Schmerz, welchen du andauernd fühlst“, knurrte Miyuki und blickte ihren Gegner an. Sie hatte große Mühe, da ihr gesamter Körper zitterte.
      „Schmerz. Diese Welt beruht auf ihm. Alles was wir tun, fügt auf die ein oder andere Weise anderen Schmerzen zu. Du verstehst das besser, als jeder andere Miyuki. Du spürst die Schmerzen diese Welt und aller Lebewesen auf ihr. Etwas, dass Adam in den Wahnsinn trieb, genauso wie es dich brechen wir, wenn du weiter ankämpfst. Und genau das ist die Gefahr, die von dir ausgeht.“ Dillian Sr. legte seine Hand auf ihre Schulter, doch Miyuki riss sich los. Schwer atmend starrte sie ihn an. Sie hatte mühe sich auf den Beinen zu halten. Die Schmerzen von Markas und Dillians Vater waren unglaublich, doch was ihr wirklich zu schaffen machte, war die Einsamkeit. Dillian Sr. war vollkommen allein. Er preschte vorwärts, weil er nicht anders konnte. Für ihn gab es niemanden mehr. Er hatte sich voll und ganz dem Plan verschrieben, welchen er verfolgte. Sonst gab es nichts mehr wofür er noch lebte. Miyuki sank auf die Knie. Was konnte sie dagegen ausrichten? Gegen eine solche Einsamkeit? Gegen jemanden, der nur für ein Ziel lebte? Sie, welche sich noch nicht einmal sicher war, ob sie Dillian noch liebte oder ihn hasste? Langsam hob sie Kopf. Sie spürte sie. Auch wenn sie nicht hier waren, so fühlte sie die Hände ihrer Freunde trotzdem auf ihren Schultern. Jedoch waren sie keine Last. Viel mehr zogen sie sie nach oben und stützten sie. Markas, Calia, Maria... Wenn sie ihr vergeben konnten und an sie glaubten, so konnte sie das auch. Dies war sie ihnen schuldig. Mit einem Aufschrei stand Miyuki auf. Dillian Sr. riss die Augen auf.
      „Was...oh nein.“

      „Du bist also die bemitleidenswerte Kreatur, die meine Last geerbt hat.“ Die Stimme schien von überall zu kommen. Miyuki blinzelte. Was war geschehen? Sie stand auf einem eisigen Gipfel. Vor ihr ein uralter Altar. Von Witterung und Zeit schon arg in Mitleidenschaft gezogen.
      „Wer bist du?“
      „Ich bin.... Ich war Adam.“
      „War? Was hat das zu bedeuten?“, schrie Miyuki. Der Schneesturm nahm ihr die Sicht. Die Kälte durchdrang sie. Doch trotzdem fror sie nicht.
      „Es wurde zusammengeführt, was nicht hätte vereint werden sollen. Sag mir. Wer hat dir die Dimensionsfrucht gegeben?“
      „Was? Ich verstehe nicht?“
      „Du hast das wahre Potential dieser Frucht in deinen Händen noch nicht erkannt.“ Adam schien erleichtert zu sein.
      „Wende dich ab von dem Pfad, welchen du beschreitest. Er führt nur in die Einsamkeit und in den Tod.“
      „Nein.“ Miyuki war ganz ruhig.
      „Ich bin nicht alleine, noch werde ich es je wieder sein. Ich vertraue meinen Freunden.“ Sie öffnete die Augen und starrte den weißen Schemen direkt an. Deutlich konnte sie ihn nun sehen.
      „Und du bist nichts weiter als ein Schemen der Vergangenheit. Ein Fragment, das hier zurückblieb.“

      Miyuki sog scharf die Luft ein. Sie stand wieder in dem Hinterhof auf Albaco Island. Schnell fiel ihr Blick auf Dillian Sr, der sie entgeistert anstarrte. Sie durfte sich jetzt nicht mit dieser Vision aufhalten, sondern musste sich auf ihren Gegner konzentrieren. Doch wieso griff er nicht an? Der Schnee unter ihren Füßen knirschte, als sie ihr Gewicht verlagerte. Überrascht hielt Miyuki inne und blickte nach unten. Erst jetzt bemerkte sie es. Der gesamte Innenhof war weiß. Es sah aus, als wäre ein mächtiger Schneesturm über diesen speziellen Fleck hinweggetobt.
      „Was ist hier passiert?“ Dillian Sr. antwortete nicht, sondern seine Augen verengten sich zu schlitzen.
      „Es tut mir leid Miyuki, aber diesen Weg darfst du nicht beschreiten. Adam darf sich nicht wiederholen.“ Das rechte Handgelenk des Alkoholikers riss auf und Ströme von schwarzem Blut flossen hervor. Diese sammelten sich nun in seiner Hand und formten eine mächtige, pechschwarze Klinge. Der erste Angriff zerteilte die Häuser hinter Miyuki problemlos. Die junge Frau hatte sich gerade noch durch deinen beherzten Sprung retten können.
      „Ich hatte gehofft es verhindern zu können, doch ich habe schon wieder versagt.“ Funkensprühend prallte die Klinge auf Miyukis Unterarm. Zum Glück hatte sie ihn in der letzten Sekunde mit einem ihrer Portale umwickelt, wodurch die Wucht des Angriffs nun ihn der Paralleldimension verpuffte. Gleichzeitig trat sie nach dem Schienbein ihres Gegners und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Bevor Dillian Sr. jedoch auf dem Boden aufschlug, verschwand er und tauchte direkt hinter ihr auf. Miyuki hatte keine Chance mehr um auszuweichen, doch trotzdem blieb sie ganz ruhig. Sie lächelte sogar. Ihr Gegner stach zu, doch er traf nicht. Stattdessen wurde sein Angriff abgelenkt, als sich eine Ranke um seinen Arm wickelte und daran riss. Eine Faust traf ihn am Kinn und schleuderte ihn zurück. Die Person, die gerade vor ihm aus der Erde gewachsen war grinste zufrieden.

      „Im Gegensatz zu dir bin ich nicht alleine.“ Miyuki drehte sich um und blickte Markas, Maria und Calia an. Maria und Calia nickten ihr zu, doch Markas starrte seinen Vater an.
      „Warum?“ Dillian Sr. senkte den Kopf und schüttelte den Kopf.
      „Ich werde nicht gegen dich kämpfen Markas.“
      „Das hast du nicht zu entscheiden. Ich frage dich warum du all dies tust? Mutter! Jetzt Miyuki! Wieso opferst du so viel für die Hülle, welche von Dillian übrig geblieben ist.“
      „Weil diese Hülle einen Auftrag zu erfüllen hat.“
      „Und deshalb opferst du all diese Leben? Opferst du deine eigene Seele?“
      „Das Wohl Vieler überwiegt das Wohl Weniger“, meinte der Vater und blickte seinen Sohn nun direkt an. Dieser schüttelte den Kopf. Er ballte die Faust.
      „Ich wünsche mir nur meinen Vater zurück. Den versoffenen Taugenichts, der du einst warst. Diese vergangenen fünf Jahre haben die Freude aus vielem verbannt. Ich sehne mich nach einfacheren Tagen zurück, in denen wir unbeschwert Spaß haben konnten.“
      „Diese Tage sind vorbei.“
      „Dann liegt es an uns sich zurückzubringen“, meinte Miyuki und trat neben Markas. Maria und Calia taten es ihr gleich. Zu Viert standen sie Dillian Sr. gegenüber.
      „Es hat wohl keinen Sinn mehr sich zurückzuhalten. Rodric!“ Ein schriller Schrei ertönte und zwang die Vier ihre Hände auf ihre Ohren zu pressen. Etwas schwarzes Packte Markas plötzlich und riss ihn in die Luft.
      „Markas!“, schrie Maria und blickte der riesigen Fledermaus nach.
      „Geh deinem Ehemann helfen“, sagte Miyuki und nickte Maria zu.
      „Calia.“
      „Ja“, antwortete die blonde Vizeadmiralin. Die zwei Jugendrivalinnen blickten sich grinsend an und schlugen die Fäuste aneinander.
      „Schmerz und Leiden sind alles was dich auf deinem Weg erwarten“, meinte Dillian Sr. Die Spitze seines Schwertes war direkt auf Miyuki gerichtet. Diese grinste.
      „Mit der Hilfe meiner Freunde werde ich es ertragen. Du solltest dir eher Sorgen um dich selbst machen.“ Im nächsten Moment wurde der Boden, auf dem Dillian Sr. gerade noch gestanden hatte, von Calias Faustschlag zermalmt. Die blinde Frau knackte mit den Knöcheln.
      „Zeige den Weg Miyuki und ich werde dir überall hin folgen.“ Miyuki lächelte, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf.
      „Du musst mir nicht folgen Calia. Ich bevorzuge es wenn wir alle Seite an Seite kämpfen.“



      Kapitel 193: Die Frau, die dereinst Königin sein wird
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      „Steh auf!“ Miyuki packte Calia am Arm und zerrte sie auf die Beine.
      „Verdammt wie kann ein Säufer nur so stark sein“, keuchte die blonde Vizeadmiralin. Blut tropfte von ihrer Stirn hinab und nahm ihr so die Sicht.
      „Wir haben es hier nicht mehr mit einem Säufer zu tun, sondern mit einem Mann voller Überzeugung“, knurrte Miyuki und blickte Dillian Sr. an.
      „Ich wünschte es gebe einen anderen Weg. Letum würde ihn sicher kennen, doch ich kann ihn nicht sehen. Doch es gibt kein Zurück mehr. Du darfst nicht erwachen Miyuki. Zumindest nicht solange Dillian keinen Erfolg hatte.“ Der Säufer erschien direkt hinter seinem Ziel. Das Schwert erhoben und bereit zuzustechen. Jedoch kam er dazu nicht, da im selben Moment Miyukis Fußtritt und Calias Faustschlag ihn in seiner Magengrube erwischten. Er wollte aufschreien, doch alles was er zu Stande brachte ,war ein erbärmliches Keuchen, als sämtliche Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. Er taumelte einige Schritte rückwärts. Sein gesamtes Sichtfeld war verschwommen. Dillian Sr. blinzelte und griff sich an die Stirn. Er musste sich jetzt stabilisieren. Er durfte nicht... Seine Gedanken wurden unterbrochen, als ihn ein weitere Schlag direkt gegen die Brust traf. Ein Tritt von unten gegen sein Kinn sandte ihn in die Luft. Er überschlug sich mehrmals. Alles drehte sich. Ein Zustand, der dem Alkoholiker nicht unbekannt war. Dieser Umstand rettete ihn nun, da er ihm die Ruhe gab zu reagieren. Er packte Miyukis Knöchel, als diese ihn mit einem Tritt wieder Richtung Boden senden wollte, und wirbelte stattdessen die junge Frau herum. Für eine Sekunde war sein Blick klar und er konnte sein Ziel deutlich sehen. Mit einem Aufschrei schleuderte er Miyuki in Calias Richtung. Die Verschnaufpause, die ihm dieser Angriff gewährte, nutzte er um tief ein und aus zu atmen. Er gewann wieder die Kontrolle über seinen Körper. Die Übelkeit verschwand und sein Blickfeld klärte sich.
      „Deine Angriffe sind beängstigend Calia“, sagte er nun an die blonde Vizeadmiralin gewandt. Für Normalsterbliche war es kaum wahrzunehmen, doch er sah es deutlich. Die leichte Vibration von Calias Handschuhen.
      „So siehst du die Welt nicht wahr Mädchen?“ Calia streckte ihm ihr Gesicht entgegen. Ihr blinden, weißen Augen schienen ihn direkt anzustarren.
      „Alles in dieser Welt hat seine eigene Schwingung. Es hat mich einige Jahre gekostet, dies perfekt wahrnehmen zu können. Doch jetzt, da ich es verstanden habe, ist es mir möglich die Schwingung der Lebewesen zu beeinflussen. Schon die kleinste Veränderung kann unseren Körper aus der Bahn werfen.“ Dillian Sr. lächelte und wischte sich etwas Blut aus den Mundwinkeln. Sein schwarzes Blut hatte bereits die gesamte Umgebung gesprenkelt. Ein Umstand, der ihm natürlich nicht entging.
      „Tragisch. Hättest du gegen Rodric gekämpft, so wäre es ein einseitiger Kampf geworden. Er hätte mit dir den Boden aufgewischt. Aber das wusstest du natürlich. Nicht wahr Seherin?“

      Calias Augen verengten sich zu schlitzen.
      „Ich habe mich oft gefragt, was du bist. Ich habe die Zukunft des Alten gesehen, die Zukunft Torinos und die Zukunft von Arthur. Oder besser gesagt die unzähligen Möglichkeiten, die diese Drei erwarten. Selbst das Unmögliche sah ich, doch dich kann ich nicht sehen.“ Miyuki folgte dem Austausch der Beiden schweigend. Dillian Sr. schüttelte den Kopf. Er wirkte plötzlich unendlich müde.
      „Ich bin der ultimative, gescheiterte Mensch. Selbst beim Sterben habe ich versagt. Deshalb kann ich es ertragen. Alles was nötig ist.“ Das Schwert aus schwarzem Blut, welches einige Meter entfernt im Boden steckte, regte sich und flog plötzlich in seine Hand zurück. Er blickte Miyuki und Calia direkt an.
      „Der Tag an dem ich in Frieden meinen Whiskey trinken kann, wird nie wieder kommen. Aber das ist in Ordnung. Für die freie Zukunft muss Blut vergossen werden und wer schert sich schon um einen alten Säufer.“
      „Ich tue es.“ Miyuki trat einen Schritt nach vorne.
      „Wenn dies die Kosten für eine neue Welt sind, dann bin ich nicht bereit sie zu bezahlen. Ich werde meinen eigenen Weg gehen. Ohne Blutvergießen und Menschenopfer. Eine Welt, die dies benötigt ist es nicht Wert dafür zu sterben.“ Die junge Frau knackte mit den Knöcheln.
      „Auch wenn ich es mit Gewalt in dich hinein prügeln muss. Ich werde niemanden aufgeben. Dies bin ich Markas und Dillian schuldig.“ Die schwarze Faust, welche aus dem Portal schoss, das sich vor Dillian Sr. geöffnet hatte, traf diesen direkt in die Brust. Der Säufer taumelte einige Schritte zurück und presste überrascht die Hände gegen die Brust.
      „Sie ist schon so weit ohne es zu realisieren. Was hat sich Torino nur dabei gedacht ihr die Kräfte zu geben“, schoss es durch seinen Kopf, während er die junge Frau anstarrte. Er konnte keinerlei Unsicherheiten in den Augen Miyukis erkennen. Seit ihrem letzten Gegenübertreten im Asylum war sie unglaublich gewachsen.
      „Andere Umstände. Wie sehr wünschte ich sie herbei.“ Dillian Sr. hob die schwarze Klinge über seinen Kopf. Blitzschnell lies er die Waffe durch die Luft sausen.
      „Miyuki“, schrie Calia, doch es war bereits zu spät. Miyuki erstarrte vollkommen. Der Blick unablässig auf ihren Gegner gerichtet.

      „Das schwarze Blut schneidet die Realität. Du kannst es sehen, nicht wahr Calia“, meinte der Alkoholiker. Er atmete schwer. Es schien, als hätte er soeben titanische Anstrengungen über sich ergehen lassen.
      „Bewege dich keinen Millimeter. Die Luft um dich.... Er hat die Realität zerschnitten.“
      „Das schwarze Blut wurde aus der Ablehnung dieser Welt geboren. Es stößt diese Realität ab.“ Dillian Sr. hob sein Schwert und deutete mit der Spitze auf Miyuki.
      „Ich werde dich nicht töten, es sei denn du lässt mir keine andere Wahl. Sei ver...“
      „Nein“, unterbrach ihn die Angesprochene. Die junge Frau blickte ihn durchdringend an.
      „Ich werde mich nicht in einen goldenen Käfig sperren lassen.“
      „Du bist schon in einem Käfig“, antwertete Dillian Sr. monoton.
      „Er hat Recht Miyuki. Die Realität um dich herum ist zerrissen. Eine Bewegung und dein Sein wird zersplittert werden“, meinte Calia an ihre Freundin gewandt. Man konnte den Stress deutlich aus der Stimme der blonden Vizeadmiralin vernehmen. Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit um ihre Anführerin, nein ihre Freundin, zu retten. Miyuki schloss die Augen und atmete aus. Sie ließ die Schulter sinken und für einen Moment wirkte es so, als hätte sie aufgegeben.
      „Wenn die Realität um mich herum zerrissen ist, dann muss ich sie nur wieder heilen.“ Sie hob den Blick und sah ihrem Gegner selbstsicher in die Augen.
      „Unmöglich!“ Dillian Sr. Augen verengten sich zu Schlitzen.
      „Wie viel weißt du?“
      „Ich sehe noch nicht das ganze Bild, doch die Puzzlestücke fangen an zusammenzupassen. Deine Reaktion. Adams Vision. Langsam beginne ich zu verstehen.“ Calia schluckte und starrte auf ihre Freundin. Sie konnte die Schwingungen deutlich erkennen. Die leichten Veränderungen, welche alles änderten. Sie hatten begonnen.
      „Sie wird ganz“, schoss es der blonden Frau durch den Kopf. Sie kannte das Ergebnis aus einer ihrer Visionen, doch nicht den Weg dorthin, noch was es eigentlich war. Doch diese Gedanken vergaß sie nun direkt, als sie sah was Miyuki tat. Die Risse schlossen sich. Die Welt heilte. Langsam tat sie einen Schritt nach vorne.
      „Ich werde dich nicht aufgeben, selbst wenn du es selbst getan hast.“ Dillian Sr. lachte.
      „Es tut gut dich so zu sehen. Doch ich kann nicht mehr gerettet werden, noch will ich das. Was erwartet mich denn?“ Miyuki schwieg zuerst, doch dann öffnete sie den Mund.
      „Diese Antwort kann dir niemand geben. Selbst Calia kann nur die Möglichkeiten sehen. Die Wahrheit muss jeder für sicher herausfinden.“
      „Dann habe ich meine Antwort schon längst gefunden und du wirst das akzeptieren, auch wenn es dir nicht gefällt.“ Er riss den Arm nach oben und blockte den Schlag von Miyuki, die gerade mithilfe von Rasur neben ihm erschienen war.

      „Ich werde dich nicht aufgeben.“
      „Auch wenn du diese Worte tausendmal wiederholst, ändert es nichts an der Wahrheit. Trotzdem danke.“ Seine Hände hatten nur beschränkte Bewegungsfreiheit. Die Zeit reichte nicht um herumzuwirbeln und sie direkt anzugreifen. Also rammte er den Knauf seines Schwertes gegen Miyukis Brustkorb und stieß sich vom Boden ab um Calias Angriff zu entgehen. Dieser Kampf verlief so gar nicht nach seinen Vorstellungen. Er landete mehrere Meter entfernt und blickte die Frauen an. Der Abstand war groß genug, dass sie selbst mit ihrer verbesserten Rasur zu lange brauchen würden um ihn zu überraschen.
      „Ich bin kein großer Kämpfer. Im Gegensatz zu euch habe ich nie eine Ausbildung genossen. Vor diesem Hintergrund halte ich mich doch ganz gut“, sagte Dillian Sr.
      „Ihr wärt nicht zufällig einverstanden eine Pause zu machen, damit ich kurz meine Kehle befeuchten kann?“ Der Säufer lachte und grinste die zwei Frauen an. Diese warfen sich bedeutende Blicke zu.
      „Er versucht Zeit zu schinden“, meinte Calia.
      „Kannst du ihn für eine Sekunde festhalten?“, fragte Miyuki. Die Angesprochene lachte und legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin. Das Licht der Abendsonne wurde von den goldenen Handschuhen reflektiert.
      „Ich kann dir sogar fünf Sekunden schenken“, antwortete die blonde Frau und trat nach vorne. Ihre Erscheinung erstrahlte im Licht der Abendsonne und Miyuki und Dillian Sr. hoben beide die Hände um ihre Augen zu schützen. Calia schloss die Augen. Nicht das es einen großen Unterschied für sie machte, doch es half ihr sich zu beruhigen.
      „Ich darf Miyuki nicht treffen.“ Sie konnte fühlen, dass Dillian Sr. jeden Muskel seines Körpers angespannt hatte. Er erwartete ihren Angriff um direkt Kontern zu können. Doch dazu würde es nicht kommen. Mit einem Lächeln auf den Lippen breitete Calia die Hände aus. Die Augen Miyukis und Dilian Sr. folgten ihr aufmerksam. Ein letztes Mal atmete sie aus.
      Dann schlug sie zu.
      Mit Kraft und Präzision schlug sie die Hände zusammen. Die Schwingungen erfassten sofort ihre gesamte Rüstung.
      „Konzentriere dich. Verliere nicht die Beherrschung darüber.“ Blitzschnell streckte sie die linke Hand aus. Die Fingerspitzen waren direkt auf ihren Gegner gerichtet. Im selben Moment, wie sie dies tat, schrie Dillian Sr. plötzlich auf.
      „Was“, schrie der Alkoholiker bevor er sich Lautstark übergab. Er hatte überhaupt kein Gefühl mehr.

      Wo war oben? Wo war unten? Wo war überhaupt irgendetwas?
      Er fiel genauso wie er nach oben gerissen wurde. Er drehte sich in Hundert verschiedene Richtungen. Er war komplett hilflos, doch die Hilflosigkeit verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war. Es hatte gerade einmal fünf Sekunden gedauert, auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Doch selbst diese fünf Sekunden waren mehr als genug gewesen. Kaum hatte er sich wieder gefangen, da traf ihn die schwarze Dimensionsfaust aus Miyukis Portal direkt in die Magengrube. Er wurde zurückgeschleudert, doch kam schon nach wenigen Sekunden abrupt zum stehen, als Miyuki ihm ihr Knie in den Rücken rammte. Sein Gesicht wurde auf den staubigen Boden gerammt. Er schmeckte Dreck und Erde. Miyuki war auf ihm. Ihr rechtes Knie drückte direkt in sein Kreuz.
      „Ihr Zwei seid gewachsen. Calia deine Kraft ist unglaublich. Und Miyuki....“ Dillian Sr. schloss die Augen.
      „Ich werde dich retten und ich werde Dillian retten. Es wird niemand mehr sterben.“
      „Du kannst den Tod nicht verhindern. Selbst Letum konnte es nicht und er war seine Inkarnation.“
      „Ich kann nicht jeden retten, das weiß ich. Doch ich werde nicht versagen. Nie wieder. Du und Dillian ihr könnt noch gerettet werden“, meinte Miyuki.
      „Aber wollen wir das auch?“, antwortete Dillian Sr. ruhig.
      „Ich lasse euch einfach keine Wahl“, antwortete die junge Frau ernst. Ihr Gegner musste daraufhin unwillkürlich lachen.
      „Du verstehst es. Man kann es niemals allen recht machen. Passend für die Frau, die dereinst Königin sein sollte“, sagte der Alkoholiker und hustete. Miyuki verstärkte den Druck auf sein Kreuz.
      „Ich werde über niemanden herrschen. Wir alles sollten Seite an Seite stehen. Schulter an Schulter. Als Gleichberechtigte.“ Dillian Sr. kniff die Augen zusammen. Doch es war nicht aufgrund von Miyukis Worten.
      „Miyuki!“ Senghok starrte seine Tochter entgeistert an. Dieser Gesichtsausdruck wich jedoch einem Blick, der vor Stolz nur so überquoll. Er war gerade erst eingetroffen. Markas und Maria hatten gemeint, dass hier seine Hilfe eher von Nöten wäre, doch er sah nun, dass sein kommen überflüssig gewesen war. Die nächste Generation hatte sicher bereits blendend um das Problem gekümmert. Er blickte seine Tochter an. Die Worte, die sie soeben ausgesprochen hatte. Er konnte Ada deutlich in ihr erkennen.
      „Miyuki... ich bin stolz auf dich“, sagte der Vater und lächelte seine Tochter an.
      „Sie ist stehts ihren Weg gegangen. Genau wie du Ada.“
      „Es tut mir leid Senghok“, murmelte Dillian Sr. Niemand außer Miyuki konnte ihn verstehen. Perplex blickte sie auf den bewegungsunfähigen Mann unter sich.
      „Was...“ Die junge Frau verstummte abrupt, als sie es sah. Das schwarze Blut, welches Dillian Sr. während des Kampfes überall vergossen hatte. Es hatte sich gesammelt. Miyuki blickte ihn einen Wald voller schwarzer Nadeln, der sie vollkommen umgab.
      „Ich kontrolliere mein schwarzes Blut. Nicht der Alte. Ich wusste von Anfang an, dass ich dies nur in einem Angriff beenden kann. Es tut mir Leid.“ Miyuki hörte den entsetzten Aufschrei ihres Vaters. Sie sah Calia, die in einer Art Schockstarre gefangen war. Es fühlte sich alles so unreal an. Sie fühlte den Schmerz nicht einmal. Sie fiel, doch schlug niemals auf. Eine gnädige Schwärze umschloss sie. Sie fühlte sich so unendlich müde. Doch anstatt sie zu schließen, riss sie die Augen weit auf.
      „Nein! Ich werde nicht sterben. Ich werde nicht aufgeben. Ich...“

      Dies waren die Gedanken von Miyuki Siddharta in dem Moment als ihr Herz zu schlagen aufhörte.



      Kapitel 194: Väter
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      Sie fürchtete sich nicht. Da war kein Licht. Kein Wiedersehen mit ihrer Mutter. Noch nicht einmal Finsternis. Es war schwer zu beschreiben. Miyuki existierte. Nicht mehr und nicht weniger. Sie war dem Tod schon oft nahe gekommen, doch dieses Mal hatte sie die Schwelle überschritten. Trotzdem fürchtete sie sich nicht. Sie war ruhig und gefasst.
      „Ich werde nicht sterben.“ Es war ein Fakt. Das wusste sie.
      „Ich werde nicht sterben“, wiederholte sie ihre Worte. Sie hörte keinen Widerhall in diesem Raumlosen Nichts.
      „Ich werde leben. Ich werde nicht sterben. Nicht solange ich meine Aufgabe nicht erfüllt habe. Nicht solange meine Freunde mich brauchen. Ich werde nicht sterben!“ Ein Rauschen erfüllte ihre Ohren. Sie konnte fühlen wie sie hinfort gerissen wurde. Licht wirbelte um sie herum. Es war so gleißend, dass sie für einen Moment die Augen schließen musste. Als sie sie jedoch wieder öffnete, blickte sie in das Gesicht Calias.

      Ihre Freundin starrte sie zuerst schockiert an. Nun jedoch blinzelte sie.
      „Was.... du lebst“, stotterte die blonde Vizeadmiralin. Miyuki existierte nicht mehr nur, sie lebte wieder. Der Beweis dafür war der Schmerz. Er durchzog jede Faser ihres Seins. Sie wollte schreien, doch konnte nicht.
      „Sie hat ihr Herz durch reine Willenskraft wieder zum schlagen gebracht. Beeindruckend.“ Dillian Sr. blickte Miyuki ehrfürchtig an. Trotzdem festigte dies seine Entscheidung nur noch mehr. Sie musste sterben. Er blickte Senghok in die Augen.
      „Doch es macht keinen Unterschied. Miyuki ist die Inkarnation dieser Welt, während das schwarze Blut ihr Gegenteil ist. Es stößt alles ab, wofür deine Tochter steht. Es wird sie umbringen. Wenn nicht direkt, dann später.“
      „Bring Miyuki in Sicherheit Calia.“ Senghoks Stimme war ruhig und gefasst. Jedoch nahm er zu keiner Sekunde seinen Blick von Dillian Sr.
      „Bring sie auf das Schiff. Ich kümmere mich hierum.“ Calia widersprach nicht. Sie nickt und hob Miyuki sanft hoch. Dillian Sr. wollte gerade noch etwas sagen, als er plötzlich von einer Druckwelle getroffen wurde. Der gesamte Hinterhof leuchtete plötzlich golden. Er biss die Zähne zusammen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er einiges an schwarzen Blut spuckte.
      „Selbst jetzt beherrscht du dich?“ Dillian Sr. blickte den ehemaligen Flottenadmiral an. Die Druckwelle war unglaublich stark gewesen, doch sie hatte nur ihn getroffen.
      „Du hättest mich wegfegen können, doch du hast es nicht getan. Selbst jetzt stellst du das wohl der Unschuldigen und Zivilisten über deine Rachegelüste. Du bist ein großer Mann Senghok.“
      „Ich habe keine Rachegelüste. Ich tue meine Pflicht. Ich kämpfe für das, was ich für richtig halte.“
      „Da sind wir uns nicht einmal so unähnlich“, antwortete Dillian Sr., doch Senghok schüttelte nur den Kopf.
      „Im Gegensatz zu dir ergebe ich mich nicht dem Selbstmitleid. Nicht mehr.“
      „Willst du mir damit sagen, dass du mich nicht hasst? Obwohl ich deine Tochter getötet habe?“ Ein weitere Angriff traf den Alkoholiker völlig unvorbereitete und lies ihn zu Boden gehen.
      „Ich hasse niemanden, aber ich werde alles tun um dich aufzuhalten. Für die Unschuldigen, welche du opferst und natürlich für meine Tochter.“ Der ehemalige Flottenadmiral blickte auf sein Gegenüber, welche sich gerade wieder aufrappelte.
      „Außerdem wird Miyuki nicht sterben.“

      „Liebe“, knurrte Dillian Sr. Er blickte seinen neuen Gegner an.
      „Ich habe alles aufgegeben. Alles.“ Senghok bewegte sich kein Stück. Kalt blickte er seinen Gegner an. „Das kümmert mich nicht.“ Der Alkoholiker war auf den nächsten Angriff gefasst, doch trotzdem wurde er von der Schockwelle zurückgeschleudert. Sein Gegner hatte nun selbst begonnen golden zu leuchten. Trotz seines fortgeschrittenen Alters war Senghok immer noch eine beeindruckende Gestalt und hatte nur wenig von seiner früheren Kraft verloren. Dillian Sr. kniete ihm gegenüber auf dem Boden. Er spuckte schwarzes Blut, doch trotzdem lachte er.
      „Es war einfacher, als alles weit weg war. Als der Plan nur ein Plan und nicht Tatsache war.“ Langsam stand der Alkoholiker auf. Eines seiner Augen war komplett schwarz.
      „Verdammte Scheiße!“ Er atmete schwer. Senghok rührte sich keinen Millimeter. Ruhig lies er zu wie sein Gegner eine Whiskeyflasche in seiner Hand materialisierte und in schnellen Zügen leerte. Das rechte Auge des Alkoholikers normalisierte sich wieder. Die Schwärze wurde zurückgedrängt.
      „Scheiß drauf!“, schrie er und warf den Kopf in den Nacken. Er starrte seinen Gegner an.
      „Es tut mir leid, was mit Miyuki geschehen ist, doch es musste sein. Ich werde tun, was getan werden muss und ich werde mich nicht aufhalten lassen.“
      „Und ich werde tun, was ich tun muss“, antwortete der ehemalige Flottenadmiral.
      „Nichts für Ungut“, sagten Beide im selben Moment, als sie zusammenprallten. Dillian Sr. wurde hoch in die Luft geschleudert. Die Kraft seines alternden Feindes überrascht ihn stets wieder aufs neue. Doch dieses Mal war er auf die Flugstunde vorbereitet gewesen. Er packte Senghoks Handgelenk, als dieser ihm seine offene Handfläche gegen die Brust rammen wollte. Die Schockwelle traf ihn trotzdem, doch er biss die Zähne zusammen und hielt stand. Mit einem Lauten Aufschrei, der gleichzeitig den Schmerzen und seiner Anstrengung geschuldet war, schleuderte er Senghok mit einem Überwurf gen Boden. Natürlich würde dies den Flottenadmiral nicht wirklich etwas anhaben, doch er hatte noch etwas geplant. Kurz bevor sein Gegner auf dem Boden aufschlug, teleportierte er sich direkt unter ihn und rammte ihm mit aller Kraft die Faust in den Rücken. Dillian Sr. keuchte auf. Es war als würde er massives Metall schlagen. Trotzdem schwankte er keine Sekunde. Der Aufschrei seines Gegners gab ihm recht.

      Jedoch hielt sein Triumph nur wenige Sekunden, bevor er von Senghok am Kragen gepackt wurde. Der Flottenadmiral verpasste ihm nun ein Kopfnuss. Taumelnd riss Dillian Sr. sich von seinem Gegner los. Die rechte Hand auf die Stirn gepresst sah er ihm in die Augen.
      „Dieser Kopfstoß hätte einen Seekönig ausgeknockt.“
      „Ich hatte Kater die waren schlimmer.“ Die zwei Männer starrten sich an. In der Entfernung konnte man die aufgebrachten Zivilisten deutlich hören, doch die Marine hielt sie vom Kampfplatz fern.
      „Ist das auch dein Verdienst?“
      „Sie haben nichts damit zu tun.“
      „Sie haben alles damit zu tun“, meinte Dillian Sr.
      „Die Menschen sollen frei sein. Und ich werde dafür sorgen.“
      „Von was?“, fragte Senghok. Sein Gegenüber hielt kurz inne und blinzelte verwirrt.
      „Von den selbst ernannten Göttern, die über uns herrschen. Menschen sollen frei sein ihr Leben zu leben.“
      „Es wird immer jemanden geben, der sich über andere erhebt. Dein Ziel mag edel sein, aber ich werde nicht zulassen, dass du meiner Tochter noch weiter schadest. Du würdest für deine Söhne dasselbe tun.“ Dillian Sr. schüttelte traurig den Kopf.
      „Ich wünschte es wäre so.“
      „Dann sind wir wohl zwei verschiedene Arten von Vätern“, meinte Senghok und entfesselte eine weitere Schockwelle. Sein Gegner biss die Zähne zusammen. Er hatte Mühe dabei nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er war zwei Arten von Angriffen ausgesetzt. Senghok malträtierte seinen Körper, während er durch den Einsatz des schwarzen Blutes dem Alten ebenfalls eine Angriffsfläche bot.
      „Ich habe das Recht mich Vater, Freund oder Liebhaber zu nennen, schon lange verloren.“ Er blickte Senghok in die Augen. Dieser erwiderte seinen Blick kalt.
      „Das kümmert mich nicht“, knurrte der ehemalige Flottenadmiral und verpasste seinem Gegner einen mächtigen Hieb in die Magengrube. Dillian Sr. keuchte auf, doch er blieb standhaft. Zu seiner Überraschung musste Senghok feststellen, dass der Alkoholiker seinen Arm fest umklammert hielt. Mit einem Aufschrei wirbelte er ihn umher und schleuderte ihn in die Luft. Im nächsten Moment begannen die Schläge auf Senghok einzuprasseln. Dillian Sr. erschien überall um ihn herum und deckte ihn mit einem Regen von Angriffen ein. Er biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. Mit aller Kraft konzentrierte er sich und blendete die Angriff aus.

      Ein goldener Blitz durchzuckte den Himmel über Albaco Island. Beinahe alle Personen auf der Insel mussten ihre Augen vor dem grellen Licht abschirmen.
      „Egal was ich tue, ihr findet immer wieder eine Antwort“, schoss es Dillian Sr. durch den Kopf, während er gen Boden stürzte. Mit einem dumpfen Laut schlug er im aufgeweichten Gras etwas außerhalb der Siedlung auf. Die Erde erbebte leicht, als sein Gegner dasselbe tat. Jedoch war er auf seinen Füßen gelandet. Langsam erhob sich Dillian Sr. und blickte auf seinen Feind. Selbst jetzt schmerzte das goldene Leuchten noch leicht in den Augen. Der riesige Buddha vor ihm starrte den Alkoholiker kalt an. Der Boden unter seinen Füßen sank aufgrund seines Gewichts leicht ein. Trotzdem gab sich Dillian Sr. der Illusion, dass sein Gegner nun schwerfällig wäre, nicht hin. Durch eine geschickte Rolle schaffte er es direkt der ersten Schockwelle auszuweichen. Er atmete tief ein, als er sich wieder aufrichtete. Die salzige Seeluft erfüllte ihn.
      „Ich bewundere deine Entschlossenheit.“ Dillian Sr. horchte auf, als Senghok sprach.
      „Doch du folgst einem falschen Weg.“
      „Was weißt du schon darüber.“
      „Ich verachte Piraten. Mit jeder Faser meines Körpers. Doch trotzdem wäre es mir in den Sinn gekommen Zivilisten für einen Sieg zu opfern. Das ist ein Preis, der es nie wert ist gezahlt zu werden. Die Starken müssen die Schwachen beschützen.“
      „Ich beschütze diese Welt. Vor Göttern, die uns alle in die Finsternis führen. Dafür bin ich bereit einige Wenige zu opfern um Viele zu retten.“
      „Und dies unterscheidet uns“, seufzte Senghok.
      „Unschuldige sind es niemals Wert geopfert zu werden. Die besten Absichten können jemanden in die tiefste Finsternis führen. Du bist das beste Beispiel dafür.“
      „Du hast keine Ahnung was wahre Finsternis ist“, knurrte Dillian Sr. Mit einem Aufschrei stürzte er sich auf seinen goldenen Gegner. Als seine Faust jedoch auf den Körper Senghoks traf, schrie er überrascht auf. Jedoch tat Senghok dasselbe. Die Beiden starrten sich an.
      „Deine Fähigkeit ist mächtig, doch gegen mich hat sie eine unangenehme Nebenwirkung nicht wahr?“, keuchte Dillian Sr.
      „Sobald ich angegriffen werde, reflektiere ich den Schmerz. Mein Körper erhält den Schaden des Angriffs, doch der Angreifer erntet den Schmerz. Natürlich funktioniert dies nur bei physischen Angriffen, da Körperkontakt bestehen muss. Jedoch bin ich dafür kurz mit dem Angreifer verbunden.“ Senghok starrte Dillian an.
      „So fühlt es sich also an, du zu sein. Kein Schlaf. Kein Entkommen vor den Geistern, die dich heimsuchen.“
      „Ich brauche kein Mitleid.“
      „Das verdienst du auch nicht“, knurrte der ehemalige Flottenadmiral und verpasste seinem Gegner einen Schlag, der diesen in die Luft schleuderte. Dort wurde er direkt von einer weiteren Schockwelle getroffen, die Senghok entfesselt hatte. Trotzdem landete Dillian Sr. auf den Füßen. Schwarzes Blut tropfte zischend auf den Boden, doch seine offenen Wunden schlossen sich bereits wieder.

      „Du kannst mich nicht töten. Niemand kann das.“
      „Also hast du nur mit Miyuki und mir herum gespielt?“ Senghok wirkte gleichzeitig beunruhigt, als auch wütend.
      „Nein. Je mehr ich meine Kräfte einsetzte, desto mehr gebe ich mich einem Zwei-Fronten Krieg hin, welchen ich nur verlieren kann. Ich bin nur hiergeblieben um dir meinen Respekt zu bekunden.“ Eine weitere Schockwelle traf ihn und schleuderte ihn zurück. Inzwischen hatten sie sich weit von den Häusern entfernt und Senghok hielt sich in keinster Weise mehr zurück. Der Angriff eben hatte Bäume entwurzelt und häusergroße Erdhaufen aufgeworfen. Trotzdem stand Dillian Sr. noch. Schwer atmend, aber in keinster Weise schwankend. Senghok dagegen wirkte zum ersten Mal während des Kampfes wirklich wütend.
      „Respekt!“, zischte er.
      „Ich will dieses Wort aus deinem Mund nicht hören. Du respektierst nicht einmal mehr dich selbst. Du redest davon Unschuldige zu opfern. Selbst deine Söhne. Und du hast Miyuki...“ Mit einem Aufschrei attackierte Senghok seinen Gegner mit einer Abfolge von Schockwellen, die das Land selbst verwüsteten.
      „Jetzt bricht es also aus dir heraus.“ Dillian Sr. wich den Angriffen geschickt durch seine Teleportation aus, doch er würde es nicht mehr lange durchhalten. Sein Ziel war sowieso erreicht. Auch wenn es ihn geschockt hatte, dass Miyuki sich ins Leben zurückgekämpft hatte, so machte es schlussendlich keinen Unterschied. Das schwarze Blut würde sie töten. Es war ihr Gegenteil. Er seufzte. Die Last zu schultern. Damals als es noch in der Zukunft lag, war er sich sicher es tun zu können. Doch jetzt war es real. Und die Last wog schwer auf seinen Schultern. Er hatte hier genug Zeit vergeudet. Er hatte Senghok lange genug von seiner Tochter ferngehalten.
      „Es tut mir leid. Wirklich! Doch ich würde es wieder tun“, sagte der Alkoholiker bevor er gänzlich verschwand. Letums Worte fielen ihn wieder ein. Seltsam, dass es gerade jetzt der Fall war.

      „Opfer! Sich selbst zu opfern ist nobel, doch andere zu opfern, für ihr eigenes Wohl, verlangt Monster und Held zugleich zu sein.“

      Senghok starrte auf den Fleck, wo sein Gegner sich soeben in Luft aufgelöst hatte. Er wollte ihm nach schreien. Er wollte toben. Doch er tat es nicht. Es gab wichtigeres. Dieser ganze Kampf war ein Fehler gewesen. Er stürmte zu dem Ort, wo er jetzt sein musste. Er ignorierte die Menschen, die er auf dem Weg traf. Als er das Schiff erreichte, seufzte der ehemalige Flottenadmiral erleichtert auf. Sie lebte! Doch sie war schwach. Calia tupfte Miyukis Stirn gerade mit einem feuchten Tuch ab.
      „Sie hat hohes Fieber und große Schmerzen. Das schwarze Blut zerfrisst sie von innen. Wir müssen einen Weg finden sie davon zu reinigen.“
      „Einen Weg, den ich gefunden habe. Ihr dürft mir ruhig auf die Schultern klopfen.“ Der Mann grinste in die Runde, doch er erntete nicht die erhofften, bewundernden Blicke.
      „Rück schon damit raus Clayton“, sagte Calia abschätzig. Der Angesprochene Archäologe verzog das Gesicht.
      „Na gut, aber erwarte nicht, dass es mir Spaß macht.“ Er räusperte sich und zeigte auf die Steintafeln, welche Megan für ihn trug.
      „Eva wird uns dabei helfen und ich weiß wo wir Eva finden. Ist es nicht toll, dass ich am Leben bin!“



      Kapitel 195: Dreier
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      Die Menschen suchten kreischend das weite. Viele hatten die Hände auf die Ohren gepresst, obwohl es kaum Linderung verschaffte. Das Kreischen durchdrang Erde, Fleisch und Stein. Einige der Personen verloren das Bewusstsein und mussten von ihren Freunden mitgeschleift werden. Der Boden unter den Flüchtenden war mit Erbrochenem bedeckt.
      „Was soll das“, knurrte Markas. Er hatte es aufgegeben seine Ohren vor dem Kreischen schützen zu wollen. Es half nichts. Nur mühsam hielt er sich auf den Beinen. Sein Gegenüber grinste und entblößte dabei seine spitz zu geschliffenen Zähne. Das Kreischen verstummte nun, da nur noch Rodric und Markas sich auf dem großen Platz vor der Bibliothek Albaco Islands aufhielten. Der Kopfgeldjäger hatte sich bereits wieder zurückverwandelt. Nur zwei große, ledrige Fledermausohren zeugten noch von seiner vorigen Form.
      „Sie haben nichts mit unserem Kampf zu tun.“ Markas blinzelte überrascht aufgrund der Worte seines Gegenübers.
      „Glaube bitte nicht das ich gutherzig bin“, fuhr Rodric nun fort und hob die Klinge eines Marinesoldaten auf, welche dieser bei seiner Flucht hatte fallen lassen.
      „Ich bin ein Realist. Die Zivilisten und Marinesoldaten würden uns nur in die Quere kommen. Es gibt keinen Grund für sie zu sterben, also werde ich sie auch nicht töten.“
      „Das kann ich respektieren. Auch wenn es dir nicht helfen wird“, antwortete der Samurai der Weltmeere und ließ seine Knöchel knacken.
      „Du scheinst ein anständiger Geselle zu sein. Ich würde es hassen dich töten zu müssen.“
      „Du scheinst ein anständiger Geselle zu sein. Ich würde es hassen zu sterben“, meinte Markas und lächelte.
      „Alles rein geschäftlich“, sagte Rodric und wollte sich auf Markas stürzen. Jedoch kam er dazu nicht, da er plötzlich von zwei steinernen Händen gepackt wurde, die aus dem Boden wuchsen.
      „Was zum...“, entfuhr es dem Kopfgeldjäger, bevor seine Beine nach oben gerissen wurde. Er schaffte es gerade noch sich mit seinen Händen abzustürzen um so nicht mit der Stirn auf die harten Pflastersteine zu knallen. Die Frau, die soeben aus dem Boden gewachsen war, und ihn an den Knöcheln hielt, grinste überlegen. Trotzdem wirkte Rodric in keinster Weise beunruhigt.

      Der Schrei, der nun folgte, lies Markas gesamtes Sichtfeld verschwimmen. Maria wurde von der Druckwelle beinahe über den gesamten Platz geschleudert. Sie rollte sich jedoch ohne Schaden zu nehmen ab und auch Markas fing sich wieder.
      „Wow! Nicht schlecht“, merkte Maria anerkennend an und sah zu Rodric. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
      „Ich hatte schon immer eine starke Stimme und durch meine Frucht hat sich dies nur noch verstärkt. Man sagt ich hätte die stärksten Lungen seit Chloe Walsh.“
      „Interessiert mich nicht“, ertönte nun Markas Stimme direkt hinter dem Kopfgeldjäger. Diesem gelang es gerade noch in letzter Sekunde durch einen beherzten Sprung zur Seite auszuweichen, bevor sein Gegner ihn mit einem Faustschlag zu Boden schicken konnte.
      „Tut mir leid, aber mein Ehemann ist nicht so wissbegierig, wie ich es bin“, sagte Maria mit entschuldigender Mine, während sie sich zu Markas gesellte.
      „Schon in Ordnung. Zumindest können wir diesen Dreier genießen.“
      „Ne ein Dreier muss für mich schon zwei Frauen enthalten“, antwortete Markas.
      „Da sind wir der gleichen Meinung“, sagte Rodric. Maria schüttelte nur abschätzig den Kopf. Im nächsten Moment prallten die drei Kontrahenten aufeinander. Eine kleine Druckwelle wurde ausgelöst. Rodric hatte die Schläge seiner Gegner blitzschnell mit seinen Schwingen abgewehrt und die Beiden dann mit einem Tritt zurückgedrängt. Nun schoss er in die Lüfte und transformierte sich direkt. Die riesige Fledermaus verschwand in den Wolken.
      „Linking“, sagte das Ehepaar wie aus einem Munde. Maria riss sich einen Teil ihres Oberteils weg und entblößte eine lange Narbe, die sich von ihrem linken Schulterknochen bis knapp über ihre Brust zog. Die Narbe öffnete sich nun und entblößte ein Maul.
      „Ich werde mich nie daran gewöhnen“, murmelte Markas, konzentrierte sich jedoch wieder auf den Himmel über ihnen. Seine Haut hatte dieselbe steinerne Farbe angenommen wie Marias. Die Ohren des Ehepaars zuckten nun und im nächsten Moment gingen unzählige Schallgeschosse aus den Wolken auf sie nieder. Jedoch gelang es ihnen spielend auszuweichen.

      „Nicht übel“, ertönte nun Rodrics Stimme. Doch zur Überraschung seiner Gegner kam sie nicht von oben, sondern von der Seite. Im nächsten Moment wurde Maria von der riesigen Fledermaus gepackt und in die Höhe gerissen. Die Klauen der Bestie rissen ihre Haut auf, obwohl sie gerade aus Stein bestand. Jedoch stellte Rodric fest, dass die Wunden nicht so tief waren, wie sie eigentlich hätten sein sollen. Und zu seinem Schrecken stellte er ebenfalls fest, das Maria mit ihm zusammenzuwachsen schien. Die junge Frau begann langsam in seinen Körper zu wandern, doch bevor sie gänzlich mit ihm verschmolz, fluchte sie plötzlich laut und stürzte wieder aus ihm heraus.
      „Wie ich es mir dachte. Mit lebenden Organismen zu verwachsen ist unmöglich.“
      „Trotzdem ist es ein guter Schockeffekt“, meinte Markas, während seine Frau neben ihm landete. Da ihr Körper erneut die Eigenschaften von Stein angenommen hatte, erzeugte sie bei ihrem Aufprall einen Krater. Den zwei Gegenüber landete nun Rodric. Sein Gesicht verriet für einen Moment seinen Schock, bevor er sich wieder fing.
      „In all meinen Jahren in der neuen Welt habe ich so etwas noch nie erlebt“, meinte der Kopfgeldjäger atemlos. Er zitterte immer noch leicht. Trotzdem hatte er sich wieder gefangen.
      „Ihr teilt also eure Schmerzen und eure Fähigkeiten?“
      „Er hat es ziemlich schnell durchschaut“, meinte Maria an ihren Ehemann gewandt und blickte auf die Wunden auf seiner Brust, welche sich an derselben Stelle geöffnet hatten, wo sie zuvor von Rodric getroffen worden war. Markas sah sie aber nicht an, sondern starrte auf ihren Gegner.
      „Sie hat mich sogar gezwungen Linking bei der Geburt unserer Tochter zu aktivieren. Das war kein Spaß sage ich dir.“ Rodric verzog das Gesicht, als er Markas Worte hörte.
      „Das glaube ich dir.“
      „Hört ihr wohl auf hier so lapidar miteinander zu reden“, schrie Maria aufgebracht und verpasste ihrem Ehemann einen Schlag auf den Hinterkopf. Eine Aktion, die sie direkt wieder bereute, da sie die Hälfte des Schmerzes direkt wieder auf sich selbst zurück übertrug.
      „Deshalb habe ich meine Freundin nie geheiratet“, merkte Rodric daraufhin an, verstummte dann jedoch aufgrund des Blickes, den ihm Maria zuwarf. Im nächsten Moment musste er sich auch schon durch einen beherzten Sprung in Sicherheit bringe, als der Boden unter ihm aufbrach und mehrere Dornenranken daraus hervorschossen. Markas hatte keinerlei sichtbare Bewegung getätigt, was Rodric ein anerkennendes Nicken abverlangte.
      „Nicht schlecht“, murmelte er, bevor er den Mund aufriss. Sein Kreischen erfüllte direkt wieder den gesamten Kampfplatz. Und es hatte direkt den gewünschten Effekt. Markas knurrte und verzog das Gesicht. Erneut begann alles um ihn herum zu verschwimmen. Rodric transformierte sich gleichzeitig in eine riesige Fledermaus und machte sich bereit anzugreifen. Jedoch wurde nun stattdessen er getroffen.. Eine Faust traf ihn von unten und trieb so sämtliche Luft aus seinen Lungen. Der Kopfgeldjäger landete mehrere Meter entfernt auf dem Boden und rappelte sich direkt wieder auf. Er hatte immer noch die Form einer riesigen Fledermaus.
      „Solange du dich in einem Material aufhältst, scheinst du von meinen Schallangriffen in Sicherheit zu sein“, keuchte Rodric und sah Maria an. Dies sagte nichts, sondern grinste ihn nur an. Ihr Blick war auf etwas unter ihm gerichtet. Im nächsten Moment verschwamm die Welt um ihn herum, als er von einer Explosion getroffen wurde.

      „Diese Samen sind wirklich nützlich“, meinte Maria und blickte auf die dunkelbraunen Kugeln in ihrer Hand.
      „Pff die Früchte und Pflanzen, die du mit Linking erzeugen kannst, verblassen vor der Auswahl, die mir offensteht“, meinte Markas.
      „Dafür kannst du nicht mit Materialien verschmelzen und auch nur die Eigenschaften annehmen, die ich gerade verwende.“ Markas wollte seiner Frau gerade antworten, doch dazu kam er nicht mehr. Stattdessen brachten sich beide in Sicherheit bevor der Boden unter ihren Füßen zerbarst.
      „Immer noch beeindruckend, dass ihr meinen Voice Missiles Ausweichen könnt“, meinte Rodric. Er war ziemlich außer Atem, doch dafür hatte er auch mehrere Meter tiefe Krater im harten Pflasterstein des Platzes hinterlassen. Die Explosionen von zuvor hatten kaum sichtbare Spuren an ihm hinterlassen. Er hatte sich großteils wieder in seine Menschliche Form zurückverwandelt. Zwei ledrige Schwingen auf seinem Rücken, seine Fledermausohren und seine Klauenhände waren alles, dass noch an seine vorige Gestalt erinnerte.
      „Ich muss zugeben, dass ich diesen Kampf genieße.“
      „Ganz meine Meinung“, antwortete Markas und spannte seinen Körper an. Er hatte sein Oberteil ausgezogen und sein Oberkörper glänzte leicht aufgrund des Schweißes. Maria warf ihm immer wieder Blicke von der Seite zu, was ihm natürlich nicht entging und ihn nur noch mehr anspornte.
      „Ich finde es ja toll, dass ihr eure Ehe noch frisch haltet, aber könntet ihr das bitte nicht auf meine Kosten machen“, meinte Rodric, als er dies registrierte, und feuerte weitere Voice Missiles auf seine Gegner ab. Während Maria jedoch nur auswich, startete Markas direkt einen Gegenangriff.
      „Ich kann Maria ja nicht die ganze Arbeit alleine machen lassen“, schoss es ihm durch den Kopf, während er auf seinen Gegner zu stürmte. Markas holte gerade zum Schlag aus, als ihm sein Fehler bewusst wurde. Er war viel zu Nahe um einem weiteren Schallangriff zu entgehen. Dem Gesichtsausdruck seines Gegenübers entnahm er, dass diesem dies auch bewusst war. Mit einem breiten Grinsen feuerte Rodric eine weitere Voice Missile ab. Holz zersplitterte und der Kopfgeldjäger wirkte für einen Moment verdutzt, bevor er seinen Blick nach oben wandte. Markas befand sich über ihm. Der Samurai hatte die Zähne zusammengebissen und aus der Ferne konnte Rodric das Fluchen Marias hören. Markas war in letzter Sekunde ausgewichen, in dem er seinen Baumstamm aus dem Boden unter sich hatte sprießen lassen, der ihn mit voller Wucht ins Steißbein rammte und so in die Luft katapultierte. Obwohl er sich mitten in einem Kampf befand, konnte Rodric nicht anders als laut aufzulachen.

      Das Lachen blieb ihm jedoch in der Kehle stecken, als er Markas nächste Aktion sah. Eine längliche Wurzel schoss aus dem Boden. Sein Gegner packte diese nun mit beiden Händen und riss sie über seinen Kopf. Der Boden des Platzes erzitterte und brach dann auf. Zum Vorschein kam eine gigantische Knolle von der Größe eines Mehrfamilienhauses. Mit einem Aufschrei schwang Markas diese nun über seinen Kopf und lies sie auf seinen Gegner niederfahren.
      „Ich könnte hier wirklich umkommen.“ Rodric grinste und festigte seinen Stand. Seine Ohren zuckten. Blitzschnell legte er einen seiner Flügel um seinen Körper und schützte sich so vor den Explosionssamen, die Maria auf ihn schleuderte. Inzwischen füllte die Knolle sein gesamtes Gesichtsfeld aus. Im letzten Moment senkte er den Flügel und starrte direkt auf die Knolle.
      „Voice Cutter!“ Wenige Zentimeter vor Rodrics Gesicht zersprang die Knolle in tausende kleine Stücke. Dann jedoch wurde alles für einen Moment schwarz, als Markas, der sich direkt hinter der Knolle befunden hatte, ihm eine schmerzhafte Kopfnuss verpasste. Der Kopfgeldjäger taumelte zurück und verlor das Gleichgewicht, als ihn etwas an den Knöcheln packte. Kaum war er auf den Pflastersteinen aufgeschlagen umschlangen ihn schon Marias Arme, die aus dem Boden wuchsen. Neben ihn blickte ihn das steinerne Gesicht der Frau grinsend an.
      „Und wieder einmal hat mein Dickschädel den Sieg gebracht“, meinte Markas und stemmte selbstzufrieden seine Hände in die Hüften.
      „Ihr zwei seid ein gutes Team. Einzeln hätte ich euch sicherlich besiegen können“, meinte Rodric anerkennend und lächelte.
      „Ich mag euch. Würde Dillian nicht so gut bezahlen, könnte ich euch helfen.“
      „Du kannst es trotzdem tun“, meinte Maria. „Leider besitze ich so etwas wie Ehre. Wenn ich einmal einen Vertrag mit einem Kunden abgeschlossen habe, verrate ich ihn nicht. Tut mir leid.“ Maria wollte den Mund öffnen, doch Markas schnitt ihr das Wort ab.
      „Das kann ich respektieren. Trotzdem stehen wir auf verschiedenen Seiten. Deshalb können wir dich nicht einfach so wieder gehen lassen.“
      „Wollt ihr mich ins Impel Down sperren?“
      „Ich bin mir nicht sicher, ob das Gefängnis die halten könnte. Außerdem hast du ja keine Verbrechen gegen die Weltregierung begangen.“
      „Leider werden wir dich verhören müssen“, meinte Maria.
      „Das könnte ein Problem sein. Ich bin nämlich sehr vergesslich müsst ihr wissen.“
      „Ach wirklich?“
      „Ja. Ich habe sogar vergessen zu erwähnen, dass ich gerade Kraft sammle. Die Umklammerung war nicht stark genug um zu verhindern, dass ich eine große Menge Luft in meiner Lunge sammeln konnte.“ Markas blieb ganz ruhig und nickte nur.
      „Verdammt!“
      „Voice Bomb!“

      Als der Staub sich wieder legte, war von dem großen Platz vor der Bibliothek Albaco Islands nur noch ein Krater übrig. Markas klopfte sich etwas Schutt von den Schultern. Neben ihm stand Maria. Die Kleidung der Beiden war großteils zerfetzt, wodurch Markas einige Einblicke erhielt, die er sonst nur im Schlafzimmer genoss.
      „Zum Glück haben alle Zivilisten das Weite gesucht. Sonst hätte es wirklich unschön werden können“, dachte er sich.
      „Das ihr das großteils unbeschadet überstanden habt, spricht Bände über eure Stärke. Bis demnächst.“ Die riesige Fledermaus über ihnen zog noch einen Kreis über dem Platz und verschwand dann in den Wolken.
      „Er hatte niemals vor uns zu töten“, sagte Maria und streckte sich.
      „Genauso wenig wie wir“, antwortete Markas und nahm seine Frau in den Arm.
      „Es war ein guter Kampf.“
      „Der die Einwohner der Insel zu Tode erschreckt hat“, fügte Maria mit einem Blick auf die verriegelten Fenster hinzu.
      „Ich hoffe Miyuki hat ihren Kampf gut überstanden.“
      „Es geht ihr gut. Ich kann nicht glauben, dass mein Vater sie wirklich töten würde. Er muss etwas anderes gewollt haben.“
      „Glaubst du das wirklich? Oder willst du es nur glauben.“ Markas sah Maria an und küsste sie dann.
      „Wir werden die Wahrheit gleich herausfinden“, meinte er mit einem Blick auf das Schiff vor ihnen.



      Kapitel 196: Ankunft des Drachen
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      „Ihr Fieber sinkt nicht.“
      „Verdammt wie konnten wir nur so etwas zu lassen.“
      „Das darf nicht wahr sein.“ Calia, Senghok und Maria riefen wild durcheinander, während sie um Miyukis Bett herum hetzten. Der Raum wurde nur von einigen Kerzen erhellt. Die Vorhänge waren zugezogen und die Luft war stickig. Trotzdem konnte man das Tosen des Sturmes draußen immer noch deutlich hören. Immer wieder wankte der gesamte Raum, wenn das Schiff ein weitere Welle bezwang. Hoffnungslosigkeit lag in der Luft. Denn mit jeder Sekunde wurde Miyuki Schwächer.
      „Sie ist stark. Stärker als viele, aber auch ihre Kraft ist nicht endlos“, meinte Calia, während sie die Stirn ihrer Freundin mit einem Feuchten Waschlappen abtupfte. Senghok hielt die Hand seiner Tochter, während Maria sie untersuchte und gleichzeitig in ihren Büchern nachschlug.
      „Ich habe keine Ahnung warum das Blut sie in diesem Maße beeinflusst. Es ist Gift für jedermann, doch für Miyuki scheint selbst die kleinste Dosis tödlich zu sein.“
      „Es ist ihr komplettes Gegenteil. Das schwarze Blut verkörpert die Abstoßung unserer Welt und Miyuki ist unsere Welt. In einem gewissen Maße zumindest“, fügte Calia hinzu, während sie den Waschlappen aus wrang . Senghok schwieg, doch sein Gesicht verriet seine Besorgnis. Er lies Miyukis Hand zu keiner Sekunde los. Die Atmung der jungen Frau ging stoß weise. Unter ihren geschlossenen Liedern schienen sich ihre Augen frenetisch zu bewegen. Ein plötzlicher Krampf erfasste ihren Körper. Mit einem Aufschrei riss Miyuki die Augen auf und blickte ihre überraschten Freunde und ihren Vater an.
      „Es tut mir leid“, stöhnte sie. Die Schmerzen, welche sie gerade fühlte, waren deutlich von ihrem Gesicht abzulesen. Es musste sie ihre ganze Kraft kosten zu sprechen.
      „Es tut mir leid.“
      „Ich verstehe nicht“, meinte Senghok.
      „Was tut dir leid?“
      „Miyuki bleib bei uns. Miyuki“, schrie Maria, als ihre Freundin die Augen verdrehte. Ihr Atmung war unregelmäßig und sie schien kurz davor zu sein zu kollabieren.
      „Es gab keinen andern Weg.... Es tut mir leid“, keuchte Miyuki, bevor sie erneut das Bewusstsein verlor.
      „Verdammt sie brennt förmlich“, meinte Calia. Schnell legte sie einen neuen, kühlen Waschlappen auf Miyukis Stirn.
      „Ich frage mich nur, wofür sie sich entschuldigt hat.“
      „Dafür haben wir jetzt keine Zeit Maria. Wir müssen meine Tochter retten. Ich werde nicht zulassen, dass ich auch noch die andere Frau in meinem Leben verliere.“
      „Du hast Recht. Wir müssen Miyuki retten. Wir müssen Eva erreichen.“


      Die Wolken waren so tiefschwarze, dass selbst die Blitze sie nicht vollends durchdrangen. Jede Faser seines Körpers sagte ihm, dass er die Augen zusammenkneifen, dass er Schutz suchen sollte, doch Markas hörte auf niemanden. Schon gar nicht auf seinen Körper. Mit einem wahnsinnigen Lachen riss er das Steuerrad herum, sodass der Bug des Schiffes eine weitere haushohe Welle traf. Ein weiteres Juchzen durchbrach das Tosen des Windes. Ein Frau balancierte breit grinsend auf der Reling. Ihr zwei langen, blauen Zöpfe flatterten im Wind. Megan breitete die Arme weit aus. „Komm schon. Komm schon. Komm schon“, schrie sie in den Sturm. Als Antwort traf sie eine mächtige Windhose und schleuderte die junge Frau quer durch die Luft. Gerade noch im letzten Moment packte sie eines der Taue, welche das Hauptsegel fixierten und verhinderte so in die tosende See zu stürzen.
      „Wuhu!“
      „Konzentriert euch lieber. Wir dürfen den Kurs nicht verlieren.“ Clayton hielt eine Hand schützend vor sein Gesicht um zu verhindern, dass seine Kapuze nach hinten gerissen wurde. Mit der Anderen hielt er die antike Steintafel, welche den Weg zu Eva wies, fest umschlungen. Er war das genaue Gegenteil von Megan. Ernst und konzentrierte blickte er auf das tosende Meer vor ihnen. Megan landete nun grazil neben ihm.
      „Du bist lahm. Wenn ich schon nichts in die Luft jagen darf, dann will ich wenigstens...“ Sie kam nicht mehr dazu auszureden, da eine weitere starke Windböe über das Schiff hinwegfegte und Megan einen Satz machte um sich von ihr in die Luft wirbeln zu lassen. Mit einem freudigen Kreischen schlug die zierliche Frau mehrere Überschläge in der Luft und landete dann direkt neben Markas. Dieser blickte ernst auf den Wellen vor ihnen.

      „Du weißt woher dieser Sturm kommt?“
      „Natürlich. Es gibt keinen Zweifel, dass mein Vater dafür verantwortlich ist“, meinte der rothaarige Shichibukai und packte das Steuerrad fester. Seine Knöchel traten bereits weiß hervor. Ein weitere Welle traf das Schiff und die Gischt ging wie ein Sprühregen auf sie hinab.
      „Ich hätte erwartet, dass du wütender sein würdest. Er ist immerhin dein Vater“, sagte Megan, nachdem sie das Salzwasser, dass sie soeben verschluckt hatte, wieder ausgehustet hatte. Markas nahm seinen Blick zu keiner Zeit von den Gefahren vor ihnen.
      „Oh ich bin wütend, aber ich bin kein Kind mehr. Ich will auch seine Seite der Geschichte hören.“
      „Die Version deines Vaters? So etwas hätte ich dir nicht zugetraut, aber ich habe auch nicht die beste Beziehung zu meinem Bruder, also was weiß ich schon.“
      „Zu Verstehen warum er es getan hat, wird mir vielleicht helfen ihm zu vergeben. Irgendwann. Er ist schuldig, doch er verdient den Tod nicht. Auch wenn es ihm die Anderen vielleicht wünschen. Ich möchte nur wissen warum er es getan hat.“ Markas konzentrierte sich noch immer auf die See, doch er kam nicht umhin an die wenigen Treffen mit seinem Vater zurückzudenken. Was hatte diesen Mann so weit getrieben?
      „Es ist ja schön und gut, dass ihr eure familiären Beziehungen diskutiert und überdenkt, aber wir befinden uns immer noch mitten in einem verdammten Taifun oder was auch immer“, schrie Clayton, nachdem ihn ein besonders große Welle, die das Schiff erschütterte, von seinen Füßen geholt hatte.
      „Mach dir nicht in die Hosen Clayton Schätzchen. Das Lustigste kommt erst noch“, schrie Megan und blickte auf die See vor dem Schiff. Das Wasser schien lebendig zu sein. Es brodelte und wand sich.
      „Verdammt“, knurrte Markas und festigte seinen Stand. Nun würde das Schiff beweisen müssen wozu es im Stande war. Das Wasser vor ihnen erhob sich. Es sah aus, als würden sich vor ihnen tausende Schlangen unter den Wellen winden.
      „Hydrawellen. Verdammte Hydrawellen“, jauchzte Megan. Sie kletterte gerade zur Gallionsfigur des Schiffes und lies sich nun kopfüber davon hinunter hängen. Begeistert blickte sie auf das Chaos vor sich.
      „Das wird ein Spaß. Ich glaub ja nicht, dass wir es schaffen.“
      „Du musst dir ja auch keine Sorgen machen. Du hast ja keinen wirklichen Körper oder wie auch immer du das Ding nennst, in dem deine Seele steckt. Für dich kann Crowley ja einen Ersatz machen, wenn der hier kaputt geht.“
      „Und woran setzt sich meine Seele währenddessen fest? Ich hab schon einmal in einem Kerl gesteckt und will das nicht wiederholen“, rief Megan, doch der Archäologe ignorierte sie und eilte stattdessen zu Markas hinauf.
      „Mit Hydrawellen ist nicht zu spaßen. Wenn wir den falschen Kopf erwischen, werden sie uns in die Tiefe reißen.“
      „Danke, dass du mir etwas offensichtliches erklärst. Ich segle nicht das erste Mal in der neuen Welt“, antwortete Markas. Sein Blick war auf die schlangenförmigen Wellen vor sich gerichtet. Sie wanden sich genau wie lebendige Wesen und tauschten andauernd die Plätze. Es war beinahe unmöglich die richtige Welle zu erwischen und dann auch auf ihr zu bleiben.
      „Nur die besten Steuermänner und Navigatoren können mit Hydrawellen umgehen“, meinte Clayton und schluckte schwer.
      „Ein Glück, dass ich gerade das Steuer in der Hand halte“, antwortete Markas grinsend. Im nächsten Moment begann der Ritt auf der Hydra.


      „Warum tust du das?“ Katharina blickte Dillian Sr. an und schüttelte den Kopf.
      „Weil es getan werden muss.“
      „Ist dies deine Antwort für alles? Warum muss es getan werden? Wer hat gesagt das es getan werden muss?“ Ihr Gegenüber biss die Zähne zusammen und versuchte sie zu ignorieren, was jedoch nicht funktionierte, da Katharina nun vor ihn trat.
      „Du bemerkst nicht einmal, dass du genau das tust, was du immer verflucht hast. Du spielst Gott.“ Dillian senkte merklich die Schultern.
      „Letum wüsste was zu tun ist, doch er ist nicht mehr hier, also muss ich seinen Traum weiterführen. Was auch immer die Kosten sein mögen.“
      „Was hat dir das Skelett gezeigt, dass es wert ist so weit zu gehen?“
      „Er zeigte mir die einzige Zukunft für die ich bereit bin alles aufzugeben.“ Katharina schüttelt den Kopf. Ein Windstoß fuhr durch ihre langen, goldenen Haare. Sie schien zu wachsen, bis sie ihr Gegenüber um mehrere Meter überragte. Das weiße Kleid, welches sie trug, schien zu leuchten. Um sie schien sich eine Oase der Ruhe in der Finsternis des Sturms zu bilden.
      „Du bedienst dich meiner Kräfte.“
      „Ich tue was getan...“
      „Ruhe“, schrie Katharina nun und unterbrach so Dillian. Ein Blitz traf ihn. Sein Brust wurde aufgerissen und schwarzes Blut strömte hervor.
      „Ich wusste nie, dass diese von mir verlangt werden würde. Die Frau, die ich liebte zu opfern. Ich hatte keine Ahnung.“
      „Hör auf zu weinen und stirb endlich“, schrie Katharina. Unzählige Blitze schlugen auf Dillian ein. Wie Monsunregen gingen sie auf ihn nieder. Markas Vater schrie auf.
      „Ich werde nicht zulassen, dass du Miyuki tötest. Sie ist meine letzte Hoffnung.“
      „Und ich werde nicht zulassen, dass du oder irgendjemand Miyuki benutzt. Auch wenn ich sie dafür töten muss.“
      „STIRB!“
      „Noch nicht.“ Eine Explosion durchbrach den Blitzangriff. Die Göttin wurde davon getroffen und auf die Wellen geschleudert über denen sie zuvor schwebte. Jeder Knochen ihres Körper schmerzte. Dillian Sr. schwebte über ihr. Ihn seiner Hand hielt er eine Whiskeyflasche, aus der er nun einen tiefen Schluck nahm.
      „Ich werde sterben, doch noch ist diese Zeit leider nicht gekommen.“ Er leerte die Flasche nun und warf sie achtlos beiseite.
      „Verdammt! Was soll ich tun. Ich hab keine Ahnung“, schrie er wütend gen Himmel. Fast als hoffe er eine Antwort zu erhalten. Doch sie kam nicht. Nur das Tosen des Sturmes, den er selbst geschaffen hatte, antwortete ihm.
      „Scheiß drauf.“ Mit diesen Worten löste sich Dillian Sr. in Luft auf und verschwand. Katharina rappelte sich schwer atmend auf.
      „Wollte er nur, so hätte er der wohl größte Gott von allen werden können.“ Ihr Blick war auf etwas in der Ferne gerichtet.
      „Doch jetzt muss ich Miyuki retten. Sie wird der Schlüssel zu meiner neuen Unsterblichkeit sein.“


      „Ich kann es kaum glauben“, keuchte Clayton. Seine Kleidung war vollkommen durchnässt und er klammerte sich mit aller Kraft an die Reling. Markas grinste nur. Sie hatten die Hydrawellen bezwungen. Hinter ihnen tobte der Sturm noch immer, doch am Horizont konnten sie einen goldenen Streif erkennen, der die pechschwarzen Wolken durchbrach. Megan schien ein wenig enttäuscht zu sein, dass ihr Spaß schon enden musste. Sie setzte sich schmollend neben Clayton, welcher davon nicht all zu begeistert schien.
      „Kannst du nicht...“
      „Nein“, schnitt Megan ihm das Wort ab und leckte dem Archäologen dann übers Gesicht.
      „Was zum...“ Markas ignorierte das Geschrei und Gelächter, welches daraufhin folgte. Die Anspannung fiel merklich von seinem Körper ab, jetzt da sie den Sturm überwunden hatten. Wenn Claytons Angaben stimmten, dann würden sie in zwei Wochen erst die Insel erreichen. Er glaubte nicht, dass Miyuki so lange durchhalten würde. Zuerst sein Bruder und nun auch noch sein Vater. Ein bitteres Lächeln zierte Markas Gesicht.
      „Auf die Familie ist wirklich kein Verlass.“

      Die Tür zum Inneren des Schiffes wurde plötzlich aufgerissen. Aufgeregtes Geschrei drang daraus hervor.
      „Was tust du Miyuki?“
      „Hör auf damit.“
      „Du bringst die um.“
      „Verdammt leg dich wieder hin.“ Markas riss vor Überraschung die Augen weit auf. Miyuki trat an Deck. Sie zitterte und schien starke Schmerzen zu haben, aber doch stand sie aufrecht. Sie atmete schwer und jeder Schritt schien sie immense Kraft zu kosten, doch sie hielt nicht an bis sie die Mitte des Decks erreicht hatte. Langsam drehte sie sich nun um und blickte ihre Freunde und Begleiter an.
      „Es tut mir leid.“ Alle Anwesenden horchten auf, als Miyuki sprach.
      „Es tut mir aufrichtig leid, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Ich werde sterben bevor wir auch nur in die Nähe der Insel kommen. Deshalb habe ich diese Entscheidung getroffen.“
      „Was meinst du damit?“, fragte Maria. Calia war die Erste, die seine Anwesenheit bemerkte. Entsetzt stolperte sie einige Schritte zurück und prallte gegen die Reling.
      „Nein... Nein....Nein“, stotterte die Vizeadmiralin, während sie auf den Boden sank.
      „Miyuki... wie konntest du nur.“ Die Anderen bemerkten ihn nun auch. Markas und Maria rissen schockiert die Augen auf. Megan neigte interessiert den Kopf. Clayton schien vollkommen überrumpelt zu sein. Und Senghok ballte die Fäuste. Sein Gesicht zierte purer Hass. Calia schluckte. Sie konnte ihren eigenen Wahnsinn spüren. Durch seine Präsenz wurde er nur noch verstärkt und riss an ihrem Bewusstsein.
      „Du kannst nicht ewig davonlaufen. Weder von ihm noch von mir.“
      Er war direkt hinter Miyuki erschienen. Seine Statur hatte ihr frühere Größe zurückerlangt. Kein Zeichen von Schwäche war zu sehen. Sein blutroter Umhang flatterte im Wind. Der Regen perlte an seiner tiefschwarzen Rüstung ab.
      „Wenn meine Nichte mich um Hilfe bittet, komme ich natürlich. Immerhin kann ich nicht zulassen, dass Miyuki stirbt. Die Ehre des Mordes an ihr gebührt nämlich nur mir.“ Calia zitterte. Er war zurück. Sie hatte es befürchtet. Der Drache. Der Dämon. Das Monster. Clint Torino stand in voller Stärke vor ihnen.



      Kapitel 197: King of Carnage
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      Das fahle Licht des Vollmondes warf seinen Schein auf die Insel vor ihnen. Vereinzelte schwarze Wolken zogen über das Firmament. Eine kühle Brise fegte über das Deck und brachte Torinos Umhang in Wallung. Er stand ruhig am Bug und blickte auf das Eiland, den Hass vollkommen ignorierend. Miyuki stand hinter ihm. Man sah ihr an, dass es ihre gesamte Kraft brauchte sich auf den Beinen zu halten. Doch trotz ihres katastrophalen Zustandes war sie sie die einzige Mauer, welche Torino schützte. Wäre sie nicht hier, hätten sich ihr Vater, Calia und Markas mit Sicherheit direkt auf Torino gestürzt. Und er hätte sie in der Luft zerfetzt. Dieser Mann war kein Krüppel mehr.
      „Warum Miyuki?“ Die Fragen ihrer Freunde und ihres Vaters schmerzten sie, doch ihre Entscheidung kam dadurch nicht ins Wanken. Sie würde nicht sterben.
      „Ihr solltet euch besser festhalten.“ Torino hatte sich kein einziges Mal umgedreht. Er würdigte die Anderen keines Blickes. Vor dem Schiff öffnete sich ein riesiges, schwarzes Loch. Ein Abgrund in eine andere Welt tat sich auf. Nun drehte sich Torino zum ersten Mal um und blickte in die hasserfüllten Gesichter, die ihn anstarrten.
      „Ihr fragt warum? Weil Miyuki leben möchte. Und ihr könnt ihr diesen Wunsch nicht erfüllen.“
      „Wie kannst du es wagen“, knurrte Senghok. Sein gesamter Körper leuchtete golden.
      „Er hat Recht“, warf Clayton von der Seite ein. Der Archäologe stand über ein Fass gebeugt. Darauf hatte er die Schrifttafel platziert, die er gerade studierte. Seine Notizen lagen wie immer neben ihm. Bevor ihn die Anderen nun wegen seiner Aussage verurteilten, fuhr er fort.
      „Ihr wisst es selbst. Wir können die Insel Evas niemals rechtzeitig erreichen.“ Clayton zeigte auf Clint.
      „Er kann es.“ Die Endgültigkeit dieser Worte lies alle verstummen. Nur Torino brach in schallendes Gelächter aus.
      „Er hat Recht. Wie fühlt es sich an? Der Mann, der deine Frau getötet hat. Der Mann, der eure Mutter vergewaltigt hat. Ich bin eure einzige Hoffnung.“ Er breitete die Arme aus.
      „Wie stark ist euer Glaube an Miyuki. Könnt ihr für sie den Hass vergessen oder werdet ihr versuchen mich hier und jetzt niederzustrecken?“ Markas und Senghok machten beide einen Schritt nach vorne. Miyuki wollte sich zwischen sie und Torino stellen, doch sie tat es nicht. Stattdessen lies sie sich auf den Boden sinken. Schwer atmend starrte sie ihren Vater und Markas an.
      „Ich vertraue euch“, dachte sie stumm und schloss die Augen. Torino blickte auf die beiden Männer vor sich an. Sein breites Grinsen brachte ihr Blut zum kochen. Er konnte es in ihren Augen sehen. Mit weit ausgebreiteten Armen stand er da.
      „Was werdet ihr jetzt tun?“

      Für einen Moment stand das Schiff still. Direkt vor ihnen ragte das schwarze Loch, der Eingang in Torinos Welt, in den Himmel.
      „Ich muss sagen, dass ihr mich enttäuscht.“ Markas und Senghok warfen keinen Blick zurück. Sie hatten ihm den Rücken zugedreht. Genauso wie sie es ihren Rachegelüsten getan hatten.
      „Ich ruhe mich etwas unter Deck aus“, meinte Markas zu seiner Frau und Senghok folgte ihm schweigend. Torino blickte nun Calia an, die immer noch zitternd an die Reling gelehnt war.
      „Ihr Menschen überrascht mich immer wieder. Doch es ändert nichts an eurem Schicksal. Ihr werdet alle sterben.“ Bilder überfluteten plötzlich den Geist der Vizeadmiralin. Der tote Alte, ein gefallen Arthur, tote Menschen, eine Welt ohne Menschheit und zuletzt das Bild eines einsamen, schneebedeckten Gipfels. Dort auf dieser Bergspitze stand Clint Torino. Er hatte die Augen geschlossen und genoss den Wind. Und zum ersten Mal sah er glücklich aus.
      „Ein Welt ohne Menschen. Ohne Falschheit. Ohne Täuschung. Ohne Leid. Und vor allem ohne Leute wie dich“, meinte Torino und blickte einen überraschten Clayton an. Das Schiff trat nun in die Dimension ein. Alles um sie herum löste sich auf, bis sie in einer reinen, absoluten Finsternis schwebten. Doch auch wenn sie nicht sahen, so hörten sie es doch.
      Ohrenbetäubend!
      Bis auf Miyuki und Torino waren alle Anwesenden gezwungen sich die Ohren zuzuhalten.
      „Warum bringst du uns hier vorbei?“, fragte Miyuki schwer atmend.
      „Damit sie es sehen können“, meinte Torino.
      „Wovon... oh Gott.“ Maria hatte die Augen weit aufgerissen. Über ihnen befanden sich zwei Herzen.
      „Was ist das?“
      „Das sind Miyukis und mein Herz. Wie denkst du ist es ihr sonst möglich meine Kräfte einzusetzen.“ Die Herzen schienen einfach in der Luft zu schweben, doch bei genauerem hinsehen konnte man zwei Membrane erkennen, welche die Organe umgaben.
      „Die Membrane schützen die Herzen. Sie können nur auf zwei Arten aufgelöst werden. Entweder der Besitzer erlaubt es oder er stirbt.“
      „Das heißt...“
      „Wer von uns Zwei den Anderen tötet bekommt das Herz“, beantwortete Miyuki Marias Frage. Sie war nun aufgestanden und blickte ebenfalls hinauf.
      „Das Herz?“ Maria wollte gerade nachhaken, als sie einen genaueren Blick auf die zwei Herzen über sich warf. Es verschlug ihr die Sprache.
      „Die Herzen wachsen zusammen.“
      „Am Ende wird nur Eines übrig bleiben. Das Herz des wahren Beschützers dieser Welt“, sagte Torino, bevor sie die Dimension wieder verließen.

      Frische Luft füllte ihre Lungen. Das kühle Wasser spritzte auf das Deck, als das Schiff wieder im Meer aufschlug. Der Vollmond stand noch immer am Himmel. Jedoch befanden sie sich nicht mehr in den Gewässern um Albaco Island. Stattdessen ragte vor ihnen ein Turm in den Himmel.
      „Solch ein Gebäude. Ich habe noch nie davon gehört“, stotterte Maria.
      „Natürlich nicht. Dieser Turm existiert auf keiner Landkarte. Ohne die richtigen Koordinaten von Clayton wäre es selbst für mich unmöglich ihn zu finden“, sagte Torino. Ein plötzlicher Windstoß fegte über das Deck des Schiffes.
      „Es sieht so aus, als hätte sie uns bemerkt.“
      „Sie?“, fragte Maria. Torino zeigte nur auf den Turm.
      „Eva!“ Unzählige Lichtblitze überzogen plötzlich das riesige Gebäude.
      „Mündungsfeuer“, knurrte Clayton und ging direkt hinter Maria in Deckung. Mit zusammengekniffenen Augen wartete er auf einen Einschlag, der niemals kam. Blinzelnd öffnete er die Augen wieder und atmete erleichtert aus, als er den klaren Nachthimmel über sich sah. Keine Kanonenkugeln warfen ihre unheilvollen Schatten auf das Schiff. Stattdessen war die Luft um sie herum mit schwarzen Portalen durchzogen. Torino lachte lauthals.
      „Ich werde diese Insel auseinanderreißen.“ Sein Blick wanderte zu Miyuki, die auf den Boden vor ihm zusammengesunken war. Sie hielt sich die Brust und atmete schwer.
      „Versuch währenddessen nicht zu sterben. Nur ich darf das Leben aus dir herauspressen.“
      „Ich werde nicht sterben! Weder jetzt noch später.“ Torino antwortete auf ihre Worte nur mit einem Kichern, bevor er sich mit einem Satz von Deck abstieß.


      Dieser Turm war eine Legende. Ein weißer Fleck in der Geschichte. Niemand erinnerte sich an ihn. Er existierte auf keiner modernen Landkarte und niemand der einen Fuß hinein setzte, kehrte jemals wieder zurück. Drohend ragte das weiße Marmorgebilde hunderte Meter in die Luft. Wasserfälle stürzten aus zahlreichen Öffnungen an der Seite. Von draußen hörte man nur ein leises Wispern. Etwas Gigantisches arbeitete im Innern dieses Gebildes. Im Innern war der Lärm ohrenbetäubend. Das metallische Klirren tausender Hämmer die im gleichen Takt niederschlugen. Das Rattern von unzähligen Zahnrädern. Das Gluckern von riesigen Pumpen. Alles vermischte sich zu einem höllischen Lärm. Flüssiges Feuer stürzte in riesigen Mengen in die Tiefe und traf auf gigantische Wasserbecken. Alles war andauernd in heißen Dampf gehüllt. Zischen, rattern, gluckern, hämmern. Dies war die Umgebung in der die Wächter des Turmes geboren wurden. Hier wuchsen sie auf. Von dieser höllischen Umwelt wurden sie geformt. Sie kannten nichts anderes. Der Turm versorgte sie mit Nahrung und Unterkunft. Er war ihre Welt. Er war ihr Gott. Und für ihn waren sie bereit zu sterben.


      Der Boden unter seinen Füßen bekam Risse als Torino darauf landete. Sein Umhang flatterte im Wind. Seine dunkle Rüstung verschmolz mit der Finsternis der Nacht. Nur sein kaltes, emotionsloses Gesicht war zu sehen. Doch diese Maske würde schon bald bröckeln. Ein flüchtiges Grinsen erschien auf seinen Lippen, als er die ersten Wächter sah. Sie waren vollkommen Nackt. Alles was sie trugen waren ihre Waffen. Hämmer, Schwerter, Speere. Aus den Überresten der Maschine im Innern gefertigt. Sein Blick schweifte über Männer, Frauen und Kinder. Alle trugen denselben entschlossenen Gesichtsausdruck. Zwei junge Männer erschienen plötzlich zu seinen Seiten. Ihre Geschwindigkeit war übermenschlich. Im nächsten Moment fielen ihre leblosen Körper zu Boden, während Torino ihre abgerissenen Köpfe in den Händen behielt. Eine Explosion traf seinen Körper. Er kam nicht dazu sich zu erholen, da weitere folgten. Sein gesamter Körper war in Rauch gehüllt, doch er wankte zu keine Sekunde. Er kannte Schmerz, doch diesen hieß er willkommen.
      „Blut... Ich werde mich an euch laben“, knurrte Clint und machte einen Schritt nach vorne. Die Wächter wichen geschlossenen zurück. Torinos Gesicht schälte sich aus dem Rauch der Explosionen. Ein großer Teil davon war zerfetzt. Sein linkes Auge hing zur Hälfte aus seiner Höhle. Die Haut war verbrannt oder zum Teil vollkommen verschwunden. Doch sein Grinsen war nur breiter geworden. Sein intaktes Auge funkelte vor Wahnsinn. Es war auf den Schützen am Ende der Treppe vor ihm fixiert. Im nächsten Moment wurde der Mann von mehrere schwarzen Armen, die um ihn herum aus dem nichts erschienen waren, zerfetzt. Blut besudelte den weißen Marmor und die anderen Krieger um ihn. Schockiert betrachteten sie ihren gefallenen Freund, bevor sie sich mit verstärkter Entschlossenheit wieder Torino zu wandten. Dieser lachte immer noch, obwohl er unglaubliche Schmerzen fühlen musste.
      „Ihr seid nichts weiter als Schlachtvieh“, knurrte der Wahnsinnige, während sich eine schwarze Membrane über seinen Körper legte. Als sie wieder verschwand, war Clint vollkommen genesen. Mit einem Aufschrei stürzten sich die Krieger nun auf ihn. Ihre Bewegungen waren mit dem Auge kaum zu verfolgen. Ihre Angriffe präzise und schnell. Sie waren es gewohnt mit Menschen zu kämpfen, welche die Raue See der neuen Welt bereisten. Doch trotzdem zögerten sie nun, als die Einzelteile der ersten Angreifer auf sie niederregneten. Das wahnsinnige Lachen Torinos übertönte sogar den Lärm des Turmes. Seine Augen schienen zu glühen, während er die Wirbelsäule eines Angreifers in den Händen hielt und sie wie eine Peitsche gegen die Frau des Mannes schwang.
      „Gebt mir euer Blut. Kommt! Attackiert mich!“ Mit einem Satz landete er vor einer Gruppe Frauen, die mit Bögen bewaffnet waren. Jetzt da sie freie Schussbahn hatten zögerten sie keine Sekunde. Seine Rüstung wehrte die meisten Pfeile ab, doch einige durchdrangen die schwach gepanzerten Stellen. Sein Blut quoll unter dem schwarzen Metall hervor, doch dies schien sein Gelächter nur noch zu beflügeln. Ohne die Hilfe seiner Teufelskraft und nur mit seinen Armen riss er den Frauen die Schädel ab. Alles um ihn herum verschwamm und verschwand unter einem roten Vorhang des Blutes.
      „Mehr... Gebt mir mehr.“ Er wandte sich den weiteren Verteidigern zu. Viele hatten den Willen zum Kampf verloren. Vor ihnen stand ein Mann, der inzwischen von Kopf bis Fuß in Blut getaucht war. Lachend tötete er. Die Verteidiger waren es gewohnt gegen Menschen zu Kämpfen, doch diese Kreatur vor ihnen konnte wahrlich nur als Monster bezeichnet werden.


      „Gefällt es dir? Liebst du es nicht?“ Calia schüttelte vehement den Kopf, aber natürlich half es nichts. Immerhin war die Person, die zu ihr sprach, sie selbst.
      „Etwas das zerbrochen ist, kann nie wieder ganz werden. Risse bleiben stets zurück. Warum verleugnest du dich selbst? Du liebst Blutvergießen. Du liebst was Torino tut.“
      „Ich hasse Torino“, knurrte sie, doch ihr Wahnsinn hörte gar nicht zu, sondern fuhr unbeirrt fort.
      „Du liebst es noch immer anderen Menschen schmerzen zuzufügen. Wo Miyuki heilt, möchtest du zerstören.“ Calia blickte auf. Hier in ihrer Vision konnte sie sehen und alles was ihr Sichtfeld gerade ausfüllte war die verzerrte Fratze ihres eigenen Wahnsinn.
      „Du kannst mich nicht ewig einschließen. Du kannst dich nicht ewig vor mir verstecken. Ich werde dich kriegen.“
      „Niemals.“ Calia sprang auf. Die Vision, welche Torinos derzeitiges Handeln zeigte, verschwand und nichts als Dunkelheit blieb zurück. Diese Finsternis wurde nun von einem Lichtstrahl durchbrochen. Calia trat hinein. Sofort wurde sie von Wärme erfüllt. Furchtlos starrte sie die Verkörperung ihres Wahnsinns an.
      „Wenn Miyuki das Licht ist, so bin ich die Finsternis. Aber das ist in Ordnung.“ Calias blondes Haar schien im Licht regelrecht zu leuchten.
      „Ich werde nicht aufgeben. Ich werde nicht gegen dich verlieren. Ich werde niemals aufgeben. Selbst wenn ich die Finsternis bin, so werde ich doch an Miyukis Seite im Licht stehen.“
      „Wir werden sehen.“


      „Was zur Hölle.“ Allen bis auf Markas hatte es die Sprache verschlagen. Die Stücke der Menschen, die diesen Turm verteidigt hatten, lagen überall verstreut. Männer, Frauen und Kinder. Torino hatte vor nichts halt gemacht. Und jetzt stand er am oberen Treppenabsatz neben dem Eingang zum Turm und grinste wahnsinnig auf sie hinab. Miyuki wurde von Maria und Calia gestützt. Sie blickte nun ebenfalls zu ihrem Onkel auf.
      „Es gab leider keine andere Möglichkeit. Es tut mir leid. Alles was ich euch als Entschuldigung anbieten kann, ist das Versprechen mich eines Tages um ihn zu kümmern.“ „
      Je früher dieser Tag kommt desto besser“, meinte Markas und schüttelte angesichts der zahllosen Leichen traurig den Kopf. Megan baute gerade mit kindlicher Freude aus Leichenteilen einen Turm. Clayton stand neben ihr und warf der blauhaarigen Frau einen angewiderten Blick zu.
      „Lass den Unsinn.“
      „Ihr kommt hierher, tötet meine Beschützer und entweiht ihre Leichen.“
      „Tu nicht so als ob du wütend wärst Eva. Diese Menschen waren dir vollkommen gleichgültig.“, sagte Torino ohne sich zu der Frau hinter ihm umzudrehen. Die Anderen starrten sie nur überrascht an. Kurze schwarze Haare. Grüne Augen. Eva glich Miyuki bis aufs Haar. Alle, außer Torino, starrten die Frau nur perplex an. Clint drehte sich nun um und schritt gelangweilt durch Eva hindurch. Die Illusion flimmerte kurz, bevor sie sich wieder festigte.
      „Das war aber nicht sehr nett“, meinte sie und stemmt die Hände in die Hüften.
      „Du kennst also mein Geheimnis“, fuhr sie fort. Torino nickte nur.
      „Als Diener des Alten weiß ich alles über dich.“ Er klopfte gegen die Außenmauer des weißen Turmes.
      „Das alles hier bist du. Die Maschine, die in der Lage ist das schwarze Blut zu läutern!“



      Kapitel 198: Evas Geschichte
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      „Ich kannte meinen Vater kaum.“ Das Feuer war bereits herunter gebrannt. Nur einige Glutreste erhellten den Raum spärlich. Schatten tanzten an der Decke, doch auch sie verschmolzen langsam mit der Dunkelheit. Es war stickig, doch nicht unangenehm. Ein behagliche Wärme erfüllte sie. Sie fühlte sich... geborgen.
      „Jedoch wusste ich, dass er mich liebte. Mehr als alles in der Welt.“ Evas Blick durchdrang sie, während Miyuki ihren Worten lauschte.
      „Ich denke dies war das Problem.“

      Miyuki setzte sich auf und sah sich um. Sie spürte keinerlei Schmerzen. Um genau zu sein spürte sie ihren Körper überhaupt nicht.
      „Wo bin ich?“
      „In mir.“ Eva antwortete lapidar, während sie ein Holzscheite nachlegte um das Feuer erneut zu entfachen. Miyuki sprang währenddessen auf die Beine. Noch immer spürte sie überhaupt nichts. Sähe sie nicht ihre Hand vor Augen und wäre sie nicht in der Lage Dinge anzufassen, sie wäre sich ihrer körperlichen Existenz nicht bewusst gewesen.
      „Was bin ich?“
      „Du bist ein Geist, aber hier bist du Real, da wir uns nicht in der Realität aufhalten.“
      „Was?“ Miyuki verstand nicht. Verwirrt starrte sie auf Eva, die immer noch vor dem wieder entfachten Feuer kniete.
      „Du bist in mir“, antwortete die Tochter Adams gelassen.
      „Ich rette gerade dein Leben. Reinige dein Blut. Deshalb sind unsere Seelen gerade verbunden“, fuhr sie fort, da Miyuki immer noch nicht verstand. Langsam stand sie auf und blickte ihr Gegenüber nun an. Es war als würden sie sich in einem Spiegel betrachten. Sie glichen sich wie ein Haar aufs Andere. Miyuki schüttelte den Kopf. Langsam schritt sie zum Fenster und stieß es auf. Kalte Luft erfüllte den Raum und vertrieb die stickige Atmosphäre. Die Gardinen wurden von dem plötzlichen Luftstoß wild durcheinandergewirbelt und das Feuer flackerte hell auf. Schatten tanzten erneut über die Decke des Raumes.
      „Ich weiß, dass es auf den ersten Blick unglaublich wirkt...“
      „Ich habe schon so viel erlebt. So etwas überrascht mich in keinster Weise“, antwortete Miyuki. Jedoch drehte sich nicht um, sondern starrte auf etwas das außerhalb der Mauern des Raumes lag.

      Durch das Fenster starrte sie auf ein kaltes Feld in einer klaren Winternacht.
      „Viel mehr möchte ich wissen, was es hiermit auf sich hat.“
      „Wir sind verbunden. Deshalb kannst du in meine Seele blicke und ich in die Deine.“ Instinktiv kreuzte Miyuki die Arme vor ihrer Brust, obwohl es natürlich nichts half.
      „Ach bitte. Du hast geliebt und dir wurde das Herz gebrochen. Mehr ist da nicht“, meinte Eva und stellte sich neben ihr Ebenbild. Gemeinsam blickten sie hinaus auf das Feld und die Szene, welche sich dort abspielte. Ein Mann saß neben seiner kleinen Tochter und betrachtete die Sterne. Er wirkte müde, doch wann immer er seine Tochter ansah, verschwand all dies aus seinem Gesicht. In der Entfernung konnte Miyuki eine Frau erkennen, welche unter einem Baum wartete. Sie näherte sich jedoch zu keiner Zeit, sondern blieb geduldig in der Entfernung stehen.
      „Wie geht es deiner Mutter?“ Das kleine Mädchen ging auf die Frage ihres Vaters nicht ein. Stattdessen plapperte sie unablässig von ihren Erlebnissen mit ihren Freunden. Den Abenteuern, die sie in den Wäldern und Wiesen der Insel erlebte.
      „Ach und Mama geht es auch gut“, fügte sie am Schluss noch beiläufig hinzu. Der Mann hatte sie die ganze Zeit mit einem Lächeln angesehen. Er unterbrach sie nicht, sondern lauschte verständnisvoll. Miyuki konnte von seinem Gesicht ablesen, dass er jede Sekunde genoss.
      „Das war das letzte Mal, dass ich für über zehn Jahre sah.“ Evas Blick war melancholisch, während sie ihr früheres Ich betrachtete.
      „Er verschwand und kehrte zurück um die Kriege zu beenden, welche zu der Zeit tobten. In eine rote Rüstung gewandt war er die Inkarnation des Krieges. Er war zum Krieg geworden und solang er existierte würden die Kriege niemals enden. Eine grausame Ironie. Durch sein Eingreifen hielt er die Kriege am Leben. Er gab den Menschen nur einen neuen Feind. Und neue Ziele.“

      Die Szene änderte sich und zeigte ein zerstörtes Dorf. Eine junge Frau kämpfte sich unter den Leichen hervor. Tränen erfüllten ihre Augen, als sie auf die Leiche ihrer Mutter blickte. In ihren letzten Momenten hatte sie ihre Tochter als Schild geschützt. Eva fiel auf die Knie und schluchzte bitterlich.
      „Ich hatte alles verloren. Meine Freunde, meine Familie... nur mein Vater blieb mir noch“, meinte die Version Evas, welche neben Miyuki stand.

      Ein weiteres Mal änderte sich die Szene vor ihnen. Eine erwachsene Eva saß vor einem kleinen Teich. Beiläufig warf sie Steine ins Wasser. Sie schien auf jemanden zu warten. Plötzlich schreckte sie hoch und sah sich um. Nun hörte Miyuki es auch. Das rhythmische Aufsetzen eines Gehstockes,welches sich langsam näherte. Miyuki kannte den Mann. Sie hatte ihn schon einmal in einer Vision gesehen. Sein weißer Bart wippte leicht bei jedem seiner Schritte.
      „Eva“, meinte der Alte nun und lächelte.
      „Vater“, sagte die Angesprochene und warf sich dem Alten um den Hals.
      „Es tut gut dich noch ein letztes Mal zu sehen.“
      „Vater...“ Er gebot ihr zu schweigen.
      „Wir wollen heute nicht über die Zukunft reden, sondern die Gegenwart genießen.“ Sie ließen sich am Ufer des kleinen Teiches nieder. Umgeben von der Natur. Adam schloss die Augen und genoss die Stille.
      „Dies ist was ich mir stets für dich gewünscht habe. Genieße was dir diese Welt bietet. Ohne Hass und ohne Leid. Ich werde diese Welt ein letztes Geschenk machen, doch in erster Linie ist es ein Geschenkt an dich.“
      „Jetzt sprichst du doch von der Zukunft“, antwortete Eva lachend. Doch in ihren Augenwinkeln konnte Miyuki auch Tränen erkennen. Ohne zu zögern umarmte sie ihren Vater. Dieser war für eine Sekunde überrascht, bevor auch er seine Arme um sie legte. Er sah sie dabei jedoch nicht an, sondern blickt stattdessen in die Ferne.
      „Bitte verlass mich nicht.“ Er konnte nicht antworten. Er wollte seiner Tochter diesen Wunsch nicht abschlagen, doch er wusste, dass er ihn nicht erfüllen konnte.
      „Ich liebe die Eva. Mehr als alles andere. Mehr noch als diese Welt.“ Er seufzte und schob sie von sich weg. Nun blickte er ihr zum ersten Mal direkt in die Augen.
      „Deshalb tue ich dies alles. Ich will nicht, dass du gezwungen bist meine Bürde zu tragen und ich will nicht, dass du in einer Welt voller Hass lebst. Ich will das du frei bist.“ Bei diesen Worten lachte die Version Evas neben Miyuki bitter.
      „Ich war niemals frei und werde es nie sein.“ Die Beiden lauschten den Worten der vergangenen Version Evas und Adams noch etwas länger. Es war nichts besonderes. Nur ein Vater, der mit seiner Tochter sprach. Trotzdem war es wichtig.
      „Im Endeffekt sind es solch banale Ereignisse, welche die Zukunft unserer Welt nachhaltig formen. Sie sind das Fundament, welches allen weltumspannenden Taten zu Grunde liegt“, seufzte Miyuki und betrachtete Vater und Tochter lächelnd.
      „Genau.“
      „Ist es dies was du mir zeigen wolltest?“ Evas Antwort bestand aus einem Kopfschütteln.
      „Ich war niemals wirklich frei. Deshalb erkenne ich, wonach ich mich stets gesehnt habe ohne es zu wissen.“

      Die Szene änderte sich erneut.
      „Du gehörst mir!“ Miyuki musste die Hände auf die Ohren pressen. Vor ihr kniete Eva. Sie konnte ihr Gesicht nicht erkennen, doch hörte das Schluchzen der Frau deutlich. Eva wirkte älter. Ihre Haare waren bereits ergraut und ihre Statur schien ein wenig geschrumpft zu sein.
      „Die Last des Alter macht vor niemanden halt. Weder vor mir noch vor meinem Vater. Man kann dem Tod nicht ewig entgehen. Jedoch kann man ihn aufschieben. Doch dies hat seinen Preis.“ Der Blick der Version Evas neben Miyuki war auf die Frau gerichtet, die über ihnen allen thronte. Die Luft um sie schien elektrisch geladen. Immer wieder wurde sie von Blitzen durchzuckt. Blitzen, welche von Katarina ausgingen. Miyuki hatte das Gefühl diese Frau zu kennen, auch wenn sie sie noch nie gesehen hatte. Trotz des Sturmes, der um sie tobte, wurde sie davon in keinster Weise beeinflusst. Ihr goldenes Haar ruhte, zu einem Zopf gebunden, auf ihrer Schulter. Nicht das leiseste Lüftchen schien sie zu erfassen.
      „Es ist das beste für die Menschen.“ Katarinas Stimme war kalt und ohne jegliche Emotionen.
      „Und was ist wenn ich nicht will. Was ist wenn ich leben will“, schrie die kniende Eva. Die Version neben Miyuki wandte den Blick ab. Sie bebte sichtlich. Miyuki konnte jedoch die Augen nicht von der Szene vor sich nehmen. Eva sprang auf und schrie. Blutrunen, die auf ihre Handrücken tätowiert waren, erstrahlten hell. Miyuki kniff die Augen zusammen, schloss sie jedoch nicht. Der grelle Lichtblitz hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde an, danach fiel Eva wieder auf die Knie. Die Blutrunen auf ihren Handrücken waren verschwunden. Stattdessen befanden sich dort nun zwei Brandwunden.
      „Dein Vater hat dir einige Tricks beigebracht wie ich sehe.“ Katarina kickte Eva ins Gesicht, wodurch die Frau auf den Rücken geworfen wurde.
      „Doch ich habe die Blutmagie erschaffen. Du bist nichts für mich. Es ist bedeutungslos was du willst. Du bist ein Werkzeug Eva. Ein Werkzeug zur Rettung diese Welt und der Erschaffung eines Utopias. Dein Vater nahm meine Hand nicht, als ich sie ihm darbot. Ich werden Fehler jemanden wählen zu lassen nicht erneut begehen.“ Eva schrie auf, als Katarina ihr die Hand auf die Brust presste.
      „Die Maschine ist bereit. Nun fehlt nur noch deine Seele um sie in Betrieb zu nehmen!“

      „Verstehst du es nun?“, fragte Eva neben ihr nun. Als Miyuki nicht antwortete fuhr sie fort.
      „Wir sind komplett verschieden. Du solltest eigentlich nicht existieren.“ Miyuik starrte die Frau an. Sie verstand nicht.
      „Adam lebt noch. Weshalb bist du dann auch hier? Weshalb existierst du, wenn der erste Wächter noch lebt? Weil du die Wahl hast.“ Sie befanden sich wieder im Raum am Anfang.
      „Du musst nicht in die Fußstapfen meines Vaters treten. Du hast die Wahl. Etwas, welches ich niemals hatte. Mein Vater entschied, dass ich die Welt sehen und genießen sollte. Mein Vater fällte die Entscheidung, dass ich niemals seine Nachfolge als Wächterin antreten sollte. Katarina zwang mich in diese Existenz. Ich konnte niemals tun was ich wollte.“
      „Dann frage ich dich jetzt. Was wolltest du tun?“
      „Ich wollte kämpfen. Die Welt... sie hat mich nie interessiert. Ich wollte kämpfen. Für mein Heimatland und meine Familie.“ Eva starrte Miyuki durchdringend an, bevor sie einen Blick zur Decke warf. Einer Decke, die nicht vorhanden war. Stattdessen erstreckte sich der unendliche Sternenhimmel über ihnen.
      „Und jetzt... Jetzt möchte ich einfach nur noch weiterziehen.“
      „Du willst sterben?“
      „Was ist so schlimm daran?“
      „Es...“ Miyuki hielt inne. Eva sah sie an und in ihrem Blick erkannte sie, dass diese Frau abgeschlossen hatte.
      „Ich rette dich nicht aus Selbstlosigkeit. Ich möchte, dass du mir die Möglichkeit gibst, diese letzte Entscheidung in meinem Leben selbst zu fällen.“


      „Wie lange müssen wir noch warten?“ Megan balancierte gelangweilt über mehrere sich drehende Zahnräder. Eine falsche Bewegung und sie würde zerquetscht werden.
      „Kann sie einer mal dazu bringen solchen Unsinn zu lassen“, nörgelte Clayton, während er in seinem Notizbuch las.
      „Warum liest du in deinem eigenen Notizbuch? Das ist genauso Unlogisch wie die Aktionen, für die du mich immer verurteilst.“ Clayton öffnete den Mund, doch dann schloss er ihn wieder und lief etwas rot an, als er bemerkte, dass er Megans Frage nicht entwaffnen konnte.
      „Ach stirb doch einfach“, knurrte er schließlich beleidigt.
      „Bin ich schon einmal. Ist langweilig.“ Megan landete neben dem Archäologen und wickelte ihre langen, blauen Zöpfe um seinen Hals.
      „Ach komm Clayton Schätzchen. Gegensätze ziehen sich an. Ich mag dich“, meinte sie mit einem Zwinkern.
      „Lass das jetzt“, knurrte ihr Gegenüber nur, war aber nicht in der Lage sich loszureißen. Die Anderen ignorierten das Geschrei der Zwei. Stattdessen waren sie vollkommen auf Clint Torino fixiert, der gerade aus einem der Fenster des Turmes hinaus blickte.
      „Warum bist du hier? Ich werde nicht zulassen, dass du Miyuki attackierst sobald sie genesen ist“, meinte Senghok und starrte den Rücken des Mannes voller Hass an.
      „Miyuki interessiert mich nicht mehr. Fürs Erste zumindest.“
      „Was...“ Markas Frage wurde durch den Einschlag eines Blitzes in Torino unterbrochen. Die Explosion zerfetzte die Außenmauer des Turmes und schleuderte alle Anwesenden zurück. Markas war der Erste, der wieder auf den Beinen war.
      „Du scheinst ein wahres Stehaufmännchen zu sein junger Devlion“, sagte eine wohlklingende Frauenstimme.
      „Doch keine Angst ich bin nicht eure Feindin.“ Katarina war urplötzlich inmitten des Raumes erschienen. Sie lächelte die Anwesenden freundlich an.
      „Wer bist du?“, knurrte Calia nun.
      „Oh die junge Seherin. Überrascht es dich, dass ich außerhalb deiner Reichweite liege?“
      „Das beantwortet meine Frage nicht.“ Katarina kicherte und schüttelte den Kopf.
      „Ihr seid solch ungestüme Kinder. Ich bin nicht eure Feindin. Ich bin hier um Miyuki zu helfen. Immerhin bin ich Gott.“
      „Ich habe in meinem Leben schon genug Götter getroffen. Auf einen weiteren kann ich getrost verzichten.“ Katarinas Augen wurden kalt, als Markas diese Worte aussprach.
      „Deine Frau ist selbst ein Akt eines selbsternannten Gottes und habt ihr nicht selbst Gott gespielt, als ihr eure Tochter erschaffen habt.“
      „Du verdammte...“, knurrte Markas und ballte die Hände zu Fäusten. Sein Körper zitterte vor Wut. Maria ging es genauso.
      „Sensibles Thema?“, meinte Katarina und lachte abschätzig.
      „Ich wiederhole mich noch einmal. Ich bin nicht eure Feindin, doch wenn ihr euch mir widersetzt, werdet ihr das Schicksal aller Ketzer teilen.“ Sie hob die Hand. Von einer Sekunde auf die Andere war die Luft elektrisch geladen.

      „Ich kann es kaum erwarten.“ Katarina schrie vor Schmerz und Überraschung auf, als sie von einer Faust in der Rücken getroffen wurde. Die Gestalt, die sie soeben angegriffen hatte, lachte röchelnd. Torino war vollkommen verkohlt, doch er tat nun einen Schritt durch eines seiner Portale und kam keine Sekunde später vollkommen genesen wieder heraus.
      „Wenn du wirklich dachtest, dass dieser Angriff mich töten würde, bist du noch verblendeter, als ich dachte.“
      „Du bist ein Monster Torino. Ich hätte dich schon viel früher vernichten sollen.“
      „Ich glaube nicht, dass du dies kannst.“
      „Du bist nur eine Puppe des Alten. Vom Wahnsinn zerfressen.“ Torino warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals.
      „Egal was du denkst, oder was ihr alle glaubt. Lasst mich euch eines sagen.“ Er drehte den Kopf und sah alle Anwesenden durchdringend an.
      „Ich weiß exakt was für Auswirkungen meine Taten hatten und haben werden. All das Leid, welches ich verursacht habe. All die Schmerzen. Ich sage es hier und jetzt. Ich bereue nichts von alle dem. Die einzigen Abscheulichkeiten, welche ich bereue, sind diejenigen, die ich nicht begangen habe. Aber dafür ist ja noch Zeit nachdem der erste Gott mir zum Opfer gefallen ist.“



      Kapitel 199: Wiedergeburt
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      Die Erde bebte, doch er blieb ganz ruhig. Es fiel Calia schwer zu begreifen was sie sah. Senghok hielt Wache. Zu keinster Zeit hatte er Anstalten gemacht in den Kampf einzugreifen.
      „Warum?“ Sie konnte es nicht verstehen. Entgeistert packte sie den ehemaligen Großadmiral am Kragen. Dieser blickte die auf den Zehenspitzen stehende Frau an und schüttelte den Kopf.
      „Ich würde nichts lieber tun, als mich in den Kampf zu werfen, doch ich bin weise genug um zu erkennen, wo ich jetzt mehr gebraucht werde.“ Ein weiteres Erdbeben erschütterte den Turm. Mörtel und kleinere Bruchstücke der Decke regneten auf sie herab. Hinter Senghok befand sich die Kammer, welche das Zentrum der gigantischen Apparatur darstellte, aus der sich der Turm zusammensetzte. Und in dieser Kammer lag etwas, dass er um jeden Preis beschützen würde.
      „Clint wird eines Tages sein Schicksal ereilen. Ich vertraue auf Miyuki.“ Calia wirkte überrascht, aufgrund der Worte die Senghok aussprach.
      „Wir alle vertrauen Miyuki. Nicht umsonst waren wir uns einig, sie zu unserer Anführerin zu küren. Nun muss sie nur noch selbst zu dieser Entscheidung gelangen. Es wird gut tun wieder einen Kapitän zu haben“, meinte Markas. Mächtige Wurzeln wuchsen aus den Samen in seinen Händen und stützten den Turm.
      „Naja ich bin nur dabei, weil ihr lustig zu sein scheint und weil es mir Crowley befohlen hat“, meinte Megan und gähnte herzhaft. Sie hatte ihr Beine um Claytons Kopf geschlungen. Der Archäologe versuchte alles um sich aus der eisernen Umklammerung zu befreien. Gedämpfte Schreie von Wut und Verzweiflung waren von ihm zu hören, doch gegen Megan hatte er keine Chance.
      „Sie scheint ja einen Narren an ihm gefressen zu haben.“ Maria nahm ihre Augen zu keiner Zeit vor dem Eingang zur Halle, in der sie sich gerade aufhielten.
      „Freut mich für ihn. Dann starrt er dir in Zukunft vielleicht nicht mehr auf den Arsch.“
      „Höre ich da etwas Eifersucht.“
      „Ja, und das weißt du ganz genau.“ Markas beendete seine Arbeit. Mehrere Mächtige Bäume standen nun innerhalb der Halle und dienten als weitere Stützen für die bröckelnde Decke.
      „Denkst du es war die richtige Entscheidung hier herunter zu kommen? So können wir nicht in den Kampf eingreifen.“ Maria seufzte.
      „Wollen wir in diesen Kampf überhaupt eingreifen? Wem sollen wir den helfen? Von wem wollen wir, dass er gewinnt?“, meinte die blonde Frau und blickte zur Decke.
      „Ich wäre dafür das kleinere Übel zu wählen“, sagte Markas.
      „Aus meiner Sicht sind beide ziemliche Immens“, fügte Calia von der Seite hinzu.
      „Das Beste wird sein hier auszuharren, Miyuki zu beschützen und zu verschwinden sobald sie geheilt ist.“
      „Und dabei zu hoffen, dass der Turm nicht um uns herum zusammenstürzt“, fügte Markas noch hinzu, als ein weiteres Erdbeben Bruchteile der Decke herabregnen lies.
      „Wir werden es schaffen. Miyuki ist genau wie Ada. Genau so stark und unnachgiebig.“ Senghok blickte die Anderen durchdringend an.
      „Du denkst gerade an irgendeine Begebenheit mit deiner Frau zurück“, meinte Megan plötzlich. Sie war auf Senghoks Schulter gesprungen, beugte sich nun vor und starrte ihm so kopfüber ins Gesicht. Claytons erleichtertes Aufatmen konnte leicht aus einer Ecke der Halle vernommen werden.
      „Ja, das tue ich“, antwortete Senghok nun auf die Frage Megans. Sein Gesicht zeigte, dass er sich deutlich unwohl führte, doch er machte keine Anstalten Megan verjagen zu wollen.
      „Dann lass stecken. So ein lahmer Rückblick interessiert mich nicht“, seufzte die blauhaarige Frau und sprang mit einem Salto von den Schultern des ehemaligen Flottenadmirals.
      „Und was interessiert dich dann?“, fragte Markas. Er saß an den Stamm eines seiner Bäume gelehnt und gähnte herzhaft.
      „Die Eingeweide meines Bruders wie eine Krone zu tragen.“
      „Ignorieren wir jetzt alle den Kampf? Ist ja nicht so, als würde uns in jedem Moment der Himmel auf den Kopf fallen“, brüllte Clayton entgeistert. Er war aufgesprungen und gestikulierte mit wilden Gesten Richtung Decke.
      „Ach entspann dich Clayton“, gähnte Markas. „In nächster Zukunft sehe ich keinen von uns am Abgrund des Todes“, warf Calia von der Seite ein.
      „Andererseits kann sich das Schicksal natürlich auch ändern und außerdem habe ich auch keine Ahnung wie der Kampf der Beiden ausgeht“, fügte sie noch hinzu und richtete ihre blinden Augen gen Decke.
      „Das hat jetzt nicht wirklich geholfen“, sagte Markas. Maria setzte sich nun neben ihren Ehemann und legte den Kopf auf seine Schulter. Markas musste niesen, als einige der langen, blonden Haare seiner Frau an seiner Nase kitzelten.
      „Wir können jetzt nur auf Miyuki vertrauen.“
      „Und ich danke euch für dieses Vertrauen.“ Alle Anwesenden drehten sich auf einen Schlag zum Ursprung der Stimme um. Die Tür zur inneren Kammer öffnete sich...


      „Hör auf damit!“, schrie Katarina und feuerte einen weiteren Blitz auf Torino ab. Jedoch tat dies seinem röchelnden Lachen keinen Abbruch.
      „Du fürchtest dich. Gott fürchtet sich vor einem Menschen.“ Torinos Körper war schwarz verkohlt und rauchte. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte, geschweige denn noch aufrecht stand.
      „Solch unendlicher Wahnsinn. Solch eine Überzeugung.“ Katarina stotterte und stolperte einige Schritte zurück, als Torino auf sie zu torkelte.
      „Heile dich endlich. Beende diese Scharade.“ Ein schwarzes Portal öffnete sich. Torino trat hinein und erschien im selben Moment auf der anderen Seite. Er war vollkommen genesen.
      „Ein Gott ist nichts für einen Ungläubigen.“ Er streckte die Arme aus. Zwei riesige schwarze Fäuste schlugen von beiden Seiten auf Katarina ein und drohten sie zu zerquetschen. Die Göttin wich jedoch durch einen geschickten Sprung aus.
      „Wie kannst du überhaupt noch stehen? Adas letzter Angriff machte dich zu einem Krüppel. Wie hast du ihn überwunden?“
      „Das habe ich nicht. Ich zehre von de Lebenskraft meines Bruders, während Ada immer noch meine langsam zerfrisst. Doch es macht keinen Unterschied. Ich habe genügend Zeit.“
      „Zeit für was?“ Katarinas Augen huschten über die Trümmer, die ihr bisheriger Kampf bereits hinterlassen hatte. Der obere Teil des Turmes existierte nicht mehr. Der Sturm, welchen sie beschworen hatte, tobte ungehindert durch die Trümmer. Blitze durchzuckten das Firmament und peitschender Regen prasselte auf die Beiden ein. Der stürmische Wind riss an der leichten Robe, dem einzigen was Katarina trug. Clint schienen die Witterungen jedoch in keinster Weise zu beeinflussen. Es wirkte sogar fasst so, als würde er sich nicht einmal wahrnehmen.
      „Lehnst du diese Welt dermaßen ab?“ Clint antwortete nicht. Genau wie bei ihrer vorigen Antwort schwieg er. Katarina öffnete den Mund um ihm erneut eine Frage zu stellen, doch plötzlich riss er die Augen auf.

      „Du hältst dich da raus!“ Katarina kniff aufgrund seines Aufschreis die Augen zusammen.
      „Der Alte!“, murmelte sie. Blitze zuckten über ihre Arme und mehrere Blutrunen, die sie eintätowiert hatte, leuchteten plötzlich auf. Schneller als mit dem menschlichen Auge wahrnehmbar überbrückte sie die Distanz zwischen sich und Clint. Mit einem Aufschrei rammte sie im ihre beiden, geballten Fäuste gegen die Brust. Der Einschlag der immensen Elektrizität lies Torinos Körper aufleuchten. Der Boden bebte unter Katarinas Angriff. Blitze, die zu den Seiten weg zuckten, zerschmetterten mannsgroße Trümmerbrocken. Doch anstatt unter ihrem Angriff zusammenzubrechen, lachte Torino nur. Seine Augen standen in Flammen, doch er lachte nur.
      „Es ist unhöflich ein Gespräch zu unterbrechen“, schrie er über das Tosen des Sturmes und des Angriffs hinweg. Katarina riss entsetzt die Augen auf, doch es war bereits zu spät. Die Fäuste Torinos trafen sie an den Schläfen und zerschmetterten ihre Konzentration. Sie biss die Zähne zusammen. Alles drehte sich und ihr Kopf brachte sie fast um.
      „Ein Glück, dass er nur meine Konzentration zerschmettert hat.“ Sie wollte mit einem Satz zurückspringen und so eine gewisse Distanz zwischen sich und Torino bringen, doch in der nächsten Sekunde schrie die Göttin ein weiteres mal laut auf.
      „Ahhhh... du wahnsinniges Monster.“ Clint hatte seine Zähne tief im Hals Katarinas vergraben. Wie ein wildes Tier riss er ein Stück Fleisch heraus. Trotz der unglaublichen Schmerzen, die er empfinden musste, lachte er röchelnd. Gierig schlang er das Menschenfleisch hinunter und leckte sich genüsslich das Blut von seinen gesprungenen Lippen. Ein weiteres Mal trat er durch eines seiner Portale, nur um im nächsten Moment komplett geheilt wieder zu erscheinen. Katarina atmete schwer. Sie hatte eine Hand auf die Wunde an ihrem Hals gepresst. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Ihre Hand leuchtete nun auf und die Göttin keuchte laut. Als sie die Hand wieder von der Wunde nahm, konnte man sehen, dass sie verschlossen worden war. Nur eine schwärzliche Brandwunde blieb zurück.
      „Du wirst dafür bezahlen. Ich werde dir mehr Schmerz zufügen, als selbst du ertragen kannst.“ Torino begann nun plötzlich zu kichern und schüttelte den Kopf.
      „Denkst du das wirklich? Denkst du wirklich du könntest mir Schmerzen zufügen, welche ich nicht kenne. Einhundert Jahre folterte mich der Alte in deiner Dimension, in der Zeit keine Bedeutung hat. Ich habe Schmerzen erlitten, welche du dir nicht in deinen dunkelsten Träumen vorstellen kannst.“
      „Du bist eine bemitleidenswerte Kreatur Torino. Dich zu töten ist ein Geschenk, welches du eigentlich nicht verdienst.“
      „Ich werde nicht sterben bevor ich diese Welt erlöst habe.“
      „Von was erlöst?“
      „Von den Menschen.“

      Katarina hielt kurz inne. Der tobende Sturm lies für einen Moment nach.
      „Ich erlöse diese Welt von Leid, Krieg und Verrat. Ich erlöse sie von allem schlechten. Ich erlöse sie von uns.“
      „Deshalb erzeugt die Dimensionsfrucht bei dir eine parallele Welt. Du lehnst diese hier ab! Als der Alte dir diese Bürde aufzwang erschuf er eine verdrehte Version des Wächters dieser Welt.“
      „Er erschuf in erster Linie eine Kreatur, die niemand kontrollieren kann.“ Torino setzte sich in Bewegung. Langsam schritt er auf Katarina zu. Die Göttin wich zurück, bis sie an den Rand des Turmes gedrängt wurde. Hinter ihr ging es hunderte Meter in die Tiefe. „Du fürchtest mich“, sagte Torino vollkommen ruhig, während er Katarina langsam näherkam.
      „Du fürchtest was du nicht verstehst, was du nicht kontrollieren kannst.“
      „Nein!“ Der Blitz schlug in Katarina ein. Mit ausgestreckten Armen schwebte sie leicht über dem Boden. Ihre Augen leuchteten so hell, dass selbst Torino seine Hand schützend vor das Gesicht hielt. Ihr langes blondes Haar wurde nach oben gerissen. Die zwei Blutrunen, die auf ihre Handinnenflächen tätowiert waren, erstrahlten hell. Als sie nun sprach klang ihre Stimme wie ein Donnergrollen. Der Boden unter ihre, welchen sie nicht einmal berührte, bekam tiefe Risse. Der gesamte Turm bebte und wurde in seinen Grundfesten erschüttert.
      „Du widerwärtige Made.“
      „Das ist also die Macht der ersten Blutmagierin... Adam ist da weitaus beeindruckender.“ Ein Blitz schlug in die Stelle ein, an der Torino gerade noch gestanden hatte und spaltete den Boden.
      „Es hat ihr wohl nicht gefallen, dass ich menschliche Gefühle von Furcht und Zweifel in ihr ausgelöst hatte“, keuchte Clint. Unzählige Blitze schlugen dort ein, wo immer er sich aufhielt. Doch mithilfe seiner Portale lies er viele wirkungslos in seiner Dimension verpuffen und den restlichen wich er aus. Ein Treffer würde ihn auf der Stelle töten und dann könnte nicht einmal seine Frucht ihn mehr retten. Er konnte jedoch auch sehen, dass diese Form alles von Katarina abverlangte. Ihre Haare verfärbten sich bereits weiß. Sie konzentrierte eine Kraft, welche ganze Inseln in Sekundenbruchteilen in tote Landschaften verwandelte, auf nur einen Mann. Und er überlebte. Diese Gewissheit lies sie rasend vor Wut werden. Mit einem letzten Aufschrei entfesselte sie einen Blitz, der genau denselben Durchmesser wie der Turm hatte. Keuchend sank sie nun zu Boden.
      „Selbst eine Göttin hat ihre Grenzen.“ Torino trat vor sie. Auch er atmete schwer und schwitzte stark.
      „Ich werde mich für eine Zeit nicht mehr in meine Dimension zurückziehen können. Alles dort ist aufgrund des letzten Angriffs elektrisch geladen.“ Er blickte auf Katarina vor sich. Es war ein Glück das ihre Energie vor der Seinen ausgegangen war. Lange hätte er nicht mehr durchgehalten. Torino wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Göttin zu seinen Füßen senkte den Blick. Ihr langes, weißes Haar verdeckte ihr Gesicht, doch er konnte ihr schluchzen hören.
      „Überwältigt es dich, mit deiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert zu werden?“
      „Ich werde nicht sterben“, knurrte Katarina beinahe trotzig.
      „Ich war nur nicht auf dich vorbereitet Torino. Das nächste Mal werde ich dich vernichten.“
      „Und du denkst wirklich, dass ich es nach dieser Aussage zu einem nächsten Mal kommen lassen werde? Ich bin wahnsinnig, nicht dumm.“ Torino ballte die Faust und holte aus. Eine schwarze Membrane wickelte sich um seine Hand. Blitze zuckten daraus hervor. Clint grunzte kurz vor Schmerz, doch es hielt ihn nicht davon ab, das gesamte Gewicht seiner Dimension in diesen Schlag zu legen. Der Regen war beinahe vollkommen versiegt. Nur noch leichter Nieselregen fiel auf sie nieder. Die tiefschwarzen Wolken waren einem stahlgrauen Himmel gewichen. Katarina blickte auf und starrte in Clints Augen.
      „Bitte“, keuchte sie. Doch in den Augen ihres Gegners sah sie kein Mitleid. Keinen Hass. Nur kindliche Freude über den Mord, welchen er im Begriff war zu begehen. Sie kniff die Augen zusammen. Ihr ganzer Körper zitterte.
      „Ich will nicht sterben!“

      „Und das wirst du auch nicht. Keiner wird sterben.“ Katarina öffnete blinzelnd die Augen. Der gesamte Turm erzitterte, als Torinos Faust auf dem Boden aufschlug.
      „Ich denke, dass wird ihm den Rest gehen. Du solltest dich beeilen Miyuki, oder wir haben bald nichts mehr, worauf wir stehen können“, meinte Markas. Miyuki blickte auf Katarina und Clint, die sich nun plötzlich mehrere Meter voneinander entfernt befanden.
      „Du hast die Realität verzerrt. Also hast du endlich deine Bestimmung erkannt“, sagte die Göttin. Ihre Überraschung fiel jedoch schnell von ihr ab, als sie sich an die Erniedrigung erinnerte, welche sie soeben erlitten hatte. Schnell sprang sie zurück auf die Beine. Ein Blitz schlug in sie ein und im nächsten Moment war Katarina verschwunden.
      „Sie sieht ihre Menschlichkeit als Makel. Ich wünschte wir hätten reden können“, meinte Miyuki ruhig. Ihr Blick wanderte nun zu Torino, der sie interessiert musterte.
      „Wir sollten ihn töten“, meinte Calia und die anderen murmelten geschlossen ihre Zustimmung. Bis auf Megan, die viel lieber den protestierenden Clayton wie ein Pony ritt.
      „Nein.Seine Zeit ist noch nicht gekommen. Clint hat noch eine Rolle zu spielen. Auch wenn dies weiteres Leid bedeutet.“
      „Du klingst nicht wie eine strahlende Heldin“, meinte Torino wahnsinnig kichernd.
      „Ich bin keine Heldin. Ich bin eine Wächterin.“
      „Hast du dein Schicksal endlich herausgefunden?“ Miyuki schüttelte den Kopf und lächelte.
      „Nein, aber ich weiß endlich was ich will. Ich bin frei von meinen Zweifeln, Ängsten, Hass und Zorn. Ich bin wahrlich wiedergeboren.“



      Kapitel 200: Miyuki
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      „Du hast meiner Geschichte gelauscht. Nun ist es an der Zeit deine zu erzählen.“

      Die Sonne senkte sich und tauchte das Meer in einen feurigen Schein. Das orange Licht der Abenddämmerung blendete Miyuki, während sie die Sanddüne hinabstieg. Ihre silberne Rüstung glitzerte und machte die Situation nicht besser.
      „Die wievielte Rüstung ist das jetzt?“
      „Die Dritte in diesem Jahr.“
      „Du solltest aufhören zu wachsen“, sagte Markas und grinste seine Freundin an, während er einen schweren Holzbalken in Richtung des gestrandeten Schiffes schleppte. Das sechzehnjährige Mädchen schüttelte nur den Kopf und grinste.
      „Ilama besteht darauf, dass ich sie trage und da die Marine dafür aufkommt.“
      „Schon gut. Reib mir ruhig unter die Nase, dass du ein verwöhntes Gör bist.“
      „Das verwöhnte Gör reißt dir gleich den Arsch auf Markas.“ Drohend hob Miyuki die Faust und starrte den rothaarigen Zwilling an. Diese warf jedoch nur den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
      „Ich schlage keine Frauen.“
      „Du bist ein Idiot.“
      „Ich weiß“, meinte Markas grinsend und wandte sich nun ab. Eine mächtige Ranke wuchs aus dem weichen Sand zu seinen Füßen und schlang sich nun um den Holzbalken. Langsam hob sie ihn dann auf das Schiff empor und Markas folgte durch einen beherzten Sprung. Miyukis Aufmerksamkeit fiel nun auf den anderen Anwesenden. Dillian starrte stumm auf das Meer hinaus. Die abendliche Brise strich durch sein schwarzes Haar. Sein aufgeknöpftes, weißes Hemd flatterte im Wind.
      „Du siehst ziemlich klischeehaft aus.“
      „Das hat Markas auch schon gesagt.“ Dillian drehte sich um und grinste Miyuki an. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, fielen die Zwei sich um den Hals und küssten sich innig. Markas beobachtete die Szene grinsend von seinem Aussichtspunkt auf dem Deck des Schiffes aus. Schließlich lösten sich die Zwei voneinander und nahmen auf einem angeschwemmten Baumstrunk platz. Markas beschloss sie alleine zu lassen und verschwand unter Deck um dort die Instandsetzungsarbeiten fortzusetzen.

      „Manchmal denke ich, dass es auch schön wäre einfach hier auf Bartie zu bleiben.“
      „Du weißt, dass das unwahrscheinlich ist Miyuki. Von hier aus kann ich die Welt nicht ändern.“
      „Aber musst du das unbedingt? Warum willst du die Welt ändern.“ Dillian blickte hinaus aufs Meer. Seine schwarzen Augen fixierten den Horizont.
      „Der Kampf gegen Ettar vor wenigen Wochen hat meinen Entschluss nur noch bestärkt. Ich will den Menschen zeigen, dass selbst Dämonen die Welt ändern können. Die Menschen dieser Insel haben mich und Markas stets verflucht. Ich werde ihnen beweisen, dass sie falsch lagen. Außerdem fürchte ich, dass die Finsternis mich eines Tages überkommt, wenn ich hier bleibe.“
      „So wie gegen Ettar?“
      „Ganz genau“, seufzte Dillian und legte seinen Arm um Miyuki. Sie drückte sich eng an ihn.
      „Ich liebe dich Miyuki.“ Sie schloss die Augen und lächelte. Normalerweise war sie stark, doch hier bei ihm machte es nichts aus Schwäche zu zeigen. Hier konnte sie ihre Rüstung ablegen. Sowohl die physische, als auch die psychische. Für Dillian war sie nicht die Tochter des Großadmirals der Marine. Er war der Einzige, bei dem sie nicht das Gefühl hatte, das ihre Abstammung im Hintergrund mitschwang. Für Dillian war sie Miyuki. Sonst nichts.
      „Wir sind Beide Kinder von Eltern, die wir kaum kennen.“
      „Es hat keine Bedeutung, wessen Kinder wir sind. Alles was zählt, sind unsere Taten“, sagte Miyuki und schloss die Augen. Die warme Abendbrise kitzelte ihre Nase. Das Rauschen der Blätter im Hintergrund beruhigte sie.
      „Trotzdem ist es sicherlich ein Grund, weswegen wir zusammenfanden.“ Dillian hob sanft ihr Kinn nach oben, sodass sie ihm nun direkt in die Augen blickte, als sie die Augen öffnete.
      „Miyuki du verstehst mich in vielen Dingen und ich weiß, dass du mich auch in den Dingen, in welchen du mich nicht verstehst, unterstützt.“ Sie sah ihn etwas verwirrt an.
      „Was für Dinge?“
      „Du hast es im Kampf gegen Ettar gesehen und auch sonst bricht es manchmal leicht hervor. In mir ist eine große Finsternis, welche ich nicht vollkommen begreife. Doch mit deiner Unterstützung kann ich dagegen ankämpfen. Mit dir an meiner Seite kann ich alles überwinden. Das weiß ich.“
      „Keine Angst Dillian. Ich bin für dich da. Ich werde dich niemals verlassen.“ Die Sonne versank im Meer und die Dämmerung brach vollends über die Insel herein.

      „Närrische Worte eines unwissenden Mädchens.“
      „Trotzdem fühlst du dich noch immer so.“ Eva blickte Miyuki an. Stumm hatten die zwei die Szene aus der Vergangenheit belauscht. Es war die Letzte in einer langen Reihe. In den letzten Stunden war Miyukis Leben an ihnen vorbeigezogen.
      „Du gibst dir selbst die Schuld, dass du ihn nicht vor der Finsternis retten konntest.“ Miyuki seufzte. Die Szene verschwamm und sie befanden sich nun in Booty Bay. Sie fühlte den Stich in ihrem Herzen. Dies war der Moment! Dillian hatte Markas gerade halbtot geprügelt. Sie musste sich damals entscheiden. Zwischen ihren Freunden oder der Liebe ihres Lebens. Schlussendlich wählte sie niemanden und verlor beide. Ein weiteres Mal würde sie diesen Fehler nicht begehen. Miyuki ballte die Faust. Sie erinnerte sich an die beschwerlichen fünf Jahre nach dem Zusammenbruch der Bande. Sie erinnerte sich an die glückliche Zeit davor.
      „Was fühlst du. Sag es. Endgültig.“ Evas Hand auf ihrer Schulter fühlte sich unendlich schwer an.
      „Wenn ich ihn nicht retten kann, so werde ich ihn töten.“
      „Sag es.“ Miyuki schluckte. Die Last, die sie in den letzten Jahren getragen hatte. Sie blickte Dillian direkt ins Gesicht. Sein Abbild schwebte vor ihr. Die langen, schwarzen Haare. Seine helle Haut. Jedes Merkmal seines Körpers. Jede Narbe und jede Ungereimtheit. Sie hatte nichts davon vergessen. Schlussendlich starrte sie in die schwarzen Augen.
      „Ich liebe Dillian. Nichts wird das jemals ändern.“
      „War das so schwer?“ Miyuki wirbelte herum. Die Welt um sie herum verschwamm. Sie blinzelte und hob den Arm um sich vor den Sonnenstrahlen zu schützen, welche durch das Blätterdach des lieblichen Hains, in dem sie sich nun befand, brachen. Trotzdem blieben ihre Augen auf die Frau vor ihr fixiert.
      „Wie... Eva bist du dafür verantwortlich?“ Eva schüttelte den Kopf.
      „Ich lasse euch zwei alleine. Genießt die Zeit, die ihr zusammen habt. Es ist die Letzte, welche euch verbleibt.“ Im nächsten Moment war Adams Tochter verschwunden.
      „Ich...“ Weiter kam die Frau nicht, da sich Miyuki ihr nun um den Hals warf und sie so stürmisch umarmte, dass sie Beide das Gleichgewicht verloren und im Gras landeten.
      „Mama!“ Lächelnd drückte Ada ihre Tochter an sich.
      „Ich habe dich auch vermisst Miyuki.“


      Adas Lachen schallte klar durch den Waldhain.
      „Wo bin ich hier? Was hat das zu bedeuten? Du lebst? Wo bist du?“ Die Fragen ihrer Tochter prasselten nur so auf sie ein. Sie konnte nicht anders, als glücklich sein. Seite an Seite saßen Mutter und Tochter auf dem Boden. Das Rauschen der Blätter war das einzige Geräusch, neben Miyukis Geplapper, welches die Luft erfüllte. Ada hatte ihre Brille abgenommen und neben sich ins Gras gelegt. Lächelnd blickte sie ihre Tochter nun an.
      „Du hast viel durchlitten, aber es freut mich, dass du immer noch Lachen kannst Miyuki“, sagte sie, während sie in das strahlende Gesicht ihrer Tochter blickte.
      „Das war nicht immer so. Markas, Maria, Calia und Vater... sie haben mir das Lachen zurückgegeben.“
      „Ein jeder durchschreitet in seinem Leben finstere Täler.“
      „Da stimmt. Also... Willst du nicht einmal meine Fragen beantworten.“ Ada lächelte und drückte ihre Tochter an sich.
      „Wir sind in deinem tiefsten Inneren.“ Sie sah sich um.
      „Du hättest diesen Ort vor ein paar Stunden sehen sollen. Voller Aufruhr und Bedauern, doch es scheint, als hättest du deinen Frieden gefunden.“ Miyuki schwieg und sah sich um.
      „War es wirklich so einfach? Musste ich mir nur eingestehen, dass ich Dillian immer lieben werde?“
      „Wenn es so einfach war, wieso bist du dann nicht schon viel früher darauf gekommen“, antwortete Ada und gab sich direkt selbst die Antwort.
      „Er hat dich tiefer verletzt, als alles andere jemals zuvor. Das du versuchst deine Gefühle zu leugnen ist nur natürlich. Trotzdem kannst du sie nicht ewig begraben. Die Wunde konnte erst heilen, als du sie anerkannt hast. Liebe ist nichts schlechtes. Du darfst nur nicht zulassen, dass sie dich blendet, noch dich ihr gegenüber verschließen.“ „
      Du hast Recht, aber es ist trotzdem seltsam Ratschläge von einer Frau zu bekommen, die ihren ersten Freund geheiratet hat“, sagte Miyuki.
      „Oder?“, hakte die junge Frau nach, als sie das Gesicht ihrer Mutter sah. Diese grinste schelmisch.
      „Es gab da vielleicht den ein oder anderen Mann davor.“ Miyukis Mund klappte vor Überraschung nach unten. Dann lächelte sie jedoch.
      „Puh... dann bin ich zum Glück doch nicht ganz so wie du.“
      „Hast du und Dillian etwa irgendwann...“
      „Nein, aber...“
      „Aber du hast davon geträumt.“ Adas schelmisches Grinsen wurde noch breiter, als sie sah wie Miyuki rot anlief.
      „Miyuki es ist doch egal, was andere denken. Mach was du willst. Begreife das endlich.“
      „Danke Mutter.“
      „Kopf hoch. Du packst das schon.“

      Ada sprang nun auf. Von einem Augenblick auf den Anderen veränderte sich ihre Kleidung. Anstatt ihres schwarzen Anzugs trug sie nun eine eng anliegende, kurze Trainingshose und ein bauchfreies Sporttop.
      „Da uns nicht viel Zeit vergönnt ist, fangen wir jetzt langsam besser mit deinem Training an.“
      „Und was ist mit meinen anderen Fragen?“
      „Die beantworte ich dir, sobald du mich einmal getroffen hast.“ Miyuki sprang auf und grinste ihre Mutter an.
      „Ich bin kein kleines Mädchen mehr.“
      „Ach Miyuki. Du wirst immer mein kleines Mädchen sein“, sagte Ada und spannte ihren Körper an. Miyukis Attacke folgte sofort. Ihr Orkanttritt war stark genug um den Boden zu spalten. Doch obwohl der Angriff mit übermenschlicher Geschwindigkeit erfolgte, wich Ada ihm spielend aus. Dabei bemerkte sie jedoch auch, dass Miyukis Tritt zwar den Boden gespalten hatte, jedoch jegliches Leben verfehlte. Kein Tier oder Baum kam zu schaden. Mit einem Lächeln löste sich Ada nun vor ihrer verblüfften Tochter in Luft auf und erschien nicht einmal einen Augenaufschlag später direkt hinter ihr.
      „Rasur² nennt man die Bewegung mit Lichtgeschwindigkeit. Die Schwierigkeit liegt nicht im Erreichen dieser Geschwindigkeit, sondern in der präzisen Kontrolle. Sonst landet man schnell einmal auf einer Insel am anderen Ende der Welt“, meinte Ada belehrend und legte ihre Hände auf die Schultern ihrer Tochter. Überrascht bemerkte sie, dass sie einfach durch Miyuki hindurch glitt.
      „Ich habe selbst einige Tricks auf Lager.“
      „Das sehe ich“, antwortete Ada, während sie durch eine geschickte Rückwärtsbeuge unter Miyukis Tritt durch tauchte. Blitzschnell trat Ada nun nach ihrer Tochter, während sie ihre Flick-Flak Bewegung zu Ende brachte. Miyuki gelang es in letzter Sekunde den Tritt abzublocken, doch trotzdem wurde sie quer durch den Hain geschleudert.
      „Das Observationshaki ist nicht unfehlbar. Jemand, der sich damit auskennt, kann es auch umkehren, sodass seine Gegner Dinge sehen, welche nicht wirklich existieren.“

      „Weniger Reden, mehr kämpfen“, erwiderte Ada streng und durchlöcherte die Luft mit ihren Fingerpistolen. Jede davon war stark genug um einen Berg zu durchbohren, doch Miyuki wich ihnen geschickt aus. Ihre Tochter nahm nun eine Haltung ein, welche Ada nur zu Gut kannte.
      „Hat dein Vater dich trainiert?“, fragte sie beiläufig, bevor Miyuki eine mächtige Schockwelle entfesselte. Jedoch verpuffte sie wirkungslos, als sie auf eine ebenso mächtige Gegenattacke traf.
      „Du hast doch nicht geglaubt, dass ich zwanzig Jahre mit deinem Vater verheiratet bin, ohne mir einige seiner Tricks abzuschauen.“ Miyuki keuchte und starrte ihre Mutter an. Sie konnte keinerlei Schwachstelle an ihr erkennen. Adas Haltung war ruhig, aber angespannt. Sie war jederzeit bereit für Miyukis Angriff. Mit einem Aufschrei erfolgte dieser nun auch. Adas Grinsen wirkte angespannt, während sie die Faustschläge ihrer Tochter parierte. Mit dem bloßen Augen waren sie nicht zu sehen.
      „Schnell und stark“, schoss es ihr durch den Kopf. Für einen Moment achtete sie nicht auf Miyuki. Der Fegetritt erwischte sie deshalb kalt. Zwar gelang es Ada gerade noch im letzten Moment durch einen Sprung auszuweichen, doch dem Faustschlag ihrer Tochter würde sie nun nicht mehr entgehen können. Dies hätte zugetroffen, wenn sie jemand anderes gewesen wäre. Jedoch war sie Ada Siddharta. Mit einem Lächeln landete sie nun einige Meter entfernt von Miyuki im Gras und atmete tief ein.
      „Wirklich gut Schatz.“ Im nächsten Moment umarmte sie ihre Tochter.
      „Was soll das? Warum kann ich mich nicht mehr bewegen?“
      „Electric Impulse. Meine mächtigste Technik. Es ist ein kompliziertes Zusammenspiel aus perfekter Körperbeherrschung, Haki und Kraft. Was jedoch viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass du es auch lernen kannst.“
      „Mutter...“
      „Wir haben leider nicht ewig Zeit Miyuki. Und ich will dich nicht so bald wiedersehen.“ Ada setzte sich im Schneidersitz vor Miyuki. Die Lähmung fiel nun von ihrem Körper ab und so konnte sie sich zu ihrer Mutter setzen.
      „Ein kleiner Teil meiner Seele blieb in Torino zurück, als ich starb. Er ging auf dich über, als du dich mit Clint verbandest und nun hat Eva ihn benutzt um die Schwelle für eine Sekunde aufzustoßen. Eva ist nicht außerhalb des Zirkels wie der Alte, sondern in dessen Zentrum. Sie ist weder tot noch lebendig. Deshalb dient sie als Brücke zwischen den Welten.“
      „Sag mir was danach kommt“, unterbrach Miyuki ihre Mutter. Ada lächelte verständnisvoll.
      „Willst du das wirklich wissen?“ Miyuki schwieg für einen Moment und sah ihre Mutter an. Dann schüttelte sie den Kopf.
      „Besser nicht. Es freut mich nur, dich wiederzusehen.“
      „Mich auch.“
      „Es gibt so vieles, was ich dir noch sagen möchte.“ Ada zwinkerte ihrer Tochter zu.
      „Keine Angst. Etwas Small Talk während des Trainings ist erlaubt.“


      „Es war ein Fehler in ziehen zu lassen.“ Calia blickte auf die Stelle, an der Clint zuvor verschwunden war.
      „Er ist nicht unser Ziel“, antwortete Miyuki.
      „Wirst du ihn zur Verantwortung ziehen?“ Senghok sah seine Tochter durchdringend an.
      „Ich verspreche es.“
      „Das genügt mir.“ Die Anderen stimmten dem ehemaligen Großadmiral nickend zu.
      „Also können wir nun endlich die Segel setzen und unser eigentliches Ziel ansteuern?“, fragte Markas. Sie befanden sich auf Meereshöhe. Die Trümmer des Turmes lagen überall um sie herum verstreut. Der Großteil war jedoch beim Zusammenbruch im Meer versunken.
      „Lasst uns gehen.“ Sie alle blickten auf Miyukis Rücken, während sie in Richtung ihres Schiffes Schritt. Sie strahlte keinerlei Unsicherheit mehr aus.
      „Die Präsenz einer Anführerin.“ Maria lächelte und hakte sich bei ihrem Ehemann ein.
      „Viel Glück wünsche ich euch. Ehrlich“, sagte Clayton.
      „Außer dir Megan. Dir wünsche ich jede sexuell übertragbare Krankheit auf dieser Erde.“ Die Angesprochene streckte dem Archäologen frech die Zunge heraus, bevor sie sich beleidigt abwandte.
      „Und du willst wirklich noch hierbleiben?“, fragte Calia.
      „Die Bücher hier sind unbezahlbares Wissen. Natürlich werde ich hierbleiben. Ich nehme einfach das Beiboot, wenn ich fertig bin“, sagte er und deutete auf das kleine Ruderboot, welches neben dem großen Schiff auf den Wellen tanzte.
      „Pass auf dich auf“, meinte Maria und klopfte ihm noch auf die Schultern. Kurz blickte Clayton den Anderen noch nach, bevor er sich um wandte und sich ins zerstörte Innere des Turmes begab. Jemand Anderes blickte Miyuki und ihren Freunden dafür um so länger nach. Eva lächelte.
      „Danke Miyuki und danke demjenigen, der dich hierher gebracht hat.“ Ihr Blick schweifte über die Trümmer des Turmes und der Maschine, die als ihr Körper fungiert hatte. Ein schwaches Glühen ging von dem Zentrum aus, welches früher einmal ihr fleischlicher Körper gewesen war. Dieses Glühen wurde nun immer schwächer, bis es vollends erlosch.
      „Ich bin bereit.“ Lächelnd schloss Eva die Augen.


      „Das hat ja Lange genug gedauert.“
      „Was? Nein! Nein! Nein! Wie ist das möglich. Wo bin ich? Das kann nur ein grausamer Scherz sein.“ Evas Gedanken rasten, als sie die Augen wieder aufschlug. Weshalb lebte sie noch? Sie wollte aufschreien, doch ihre Stimme versagte ihren Dienst. Sie konnte sich weder bewegen, noch sprechen. Jedoch spürte sie ihren Körper. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie konnte es nicht begreifen. Was war hier geschehen. Plötzlich erschien ein Gesicht über ihr und warf seinen Schatten auf sie.
      „Endlich wach?“, fragte Clayton nun und lächelte. Plötzlich setzte sich Eva auf, obwohl sie es nicht einmal wollte. Ihr Körper gehorchte nicht ihr. Nur ihre Stimme bekam sie nun zurück.
      „Was geht hier vor?“, fragte sie den Tränen nahe. Sie wollte sterben. Endlich hatte sie diese letzte Tat in ihrem Leben selbst bestimmen können, doch nun wurde ihr dies erneut grausam entrissen. Clayton hatte ihr gegenüber auf einem Stuhl platz genommen. Er hatte die Beine überschlagen und die Arme gekreuzt.
      „Warum?“, schluchzte Eva, doch plötzlich wurde ihr das Wort abgeschnitten.
      „Benimm dich bitte anständig, oder ich muss dir das Privileg des Sprechens gänzlich entziehen. Du wirst noch früh genug sterben, jedoch erst nachdem du mir alles verraten hast, was ich wissen will. Und wenn das nicht der Fall ist, dann wirst du wahrlich ewig leben.“ Eva starrte Clayton schockiert an. Er hatte nichts mit dem leicht cholerischen Archäologen mehr gemeinsam, welchen sie zuvor beobachten konnte. Stattdessen wirkte er kalt und seine Augen... seine Augen strahlten ein schreckliche Leere aus. So, als würde er sie nicht als Person, sondern nur als ein Werkzeug sehen.
      „Wer bist du?“
      „Wenn ich einen Berri für jedes Mal erhalten hätte, wann ich das gefragt wurde, so wäre ich jetzt noch reicher, als ich es schon bin. Nicht das es einen Unterschied machen würde.“ Clayton stand auf und während er dies tat veränderte sich sein Aussehen. Seine Haare gingen etwas zurück und enthüllten Geheimratsecken. Seine Kleidung änderte sich zu einem edlen Anzug, worüber er einen schweren Wintermantel trug. Der Gentleman lächelte Eva nun kalt an.

      „Ich bin ich“, meinte Crowley und deutete eine gespielte Verbeugung an.
      „Ich denke nur an mich und ich lebe nur für mich. Meiner Meinung nach bin ich dadurch die wohl menschlichste Person, die sich heute auf diesem Turm aufgehalten hat.“
      „Und was willst du?“ Crowley seufzte und kam direkt auf Eva zu.
      „Ich habe jetzt nicht die Muße dir meine Lebensgeschichte zu erzählen.“ Er drehte Eva seinen Rücken zu. Auf diesen Moment hatte sie gewartet. Ihre Finger bewegten sich. Sie hatte die Kontrolle über diesen Körper. Mit einem blitzschnellen Sprung stürzte sie sich auch Crowley, nur um im nächsten Moment enttäuscht aufzuheulen. Langsam drehte ihr Gegenüber sich um und sah sie an. Sie war direkt vor ihm in ihrer Bewegung erstarrt.
      „Ahh ja. Das ist er. Der Augenblick in dem die Hoffnung in deinen Augen stirbt. Köstlich“, meinte Crowley grinsend.
      „Denkst du wirklich du könntest einen Körper, den ich geschaffen habe, ohne mein Einverständnis kontrollieren? Und ich dachte mit dem Alter kommt automatisch die Weisheit.“ Eva lies den Kopf hängen.
      „Warum darf ich nichts in meinem Leben selbst entscheiden. Warum bin ich nur ein Spielball.“
      „Kopf hoch. Du wirst sterben, aber nur falls du meine Fragen beantwortest.“ Er setzte sich nun Eva gegenüber auf einen Berg Trümmer.
      „Es war ein Glücksfall das ich in der Nähe war um Claytons Platz nach seinem Tod einzunehmen, da ansonsten die ganze Unternehmung in Gefahr gewesen wäre. Wobei Megan wirklich nerven kann.“ Er neigte leicht den Kopf und sah Eva durchdringend an.
      „Willst du mich nicht fragen, warum ich dies alles mache?“
      „Wofür? Sie haben mir klar gemacht, dass sie kein Interesse haben meine Fragen zu beantworten. Also stellen sie jetzt ihre Fragen und lassen sie mich endlich gehen.“ Crowley nickte und lächelte.
      „Verständlich. Dann fangen wir am Besten mit etwas beiläufigen an. Wie geht es den Adam zurzeit so?“



      Hier gehts zu Kapitel 201 - 210
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    • Hallo~? Bin ich hier bei Schatten des Dämons? Ja? Wirklich? Gut, denn der zauberhafte Freundschaftsglitter überall, hat mich kurz irritiert.
      Was soll diese kuriose Einleitung bedeuten? Ganz klar, ich bin verwirrt, vor wenigen Kapiteln gab es noch eine schwer depressive Miyuki, die sich durch dunkle Stadt, in der ein massiger Kampf auf Leben und Tod stattfindet, kämpfte und nun besteht sie mit der Kraft der Freundschaft gegen den stärksten Alkoholiker deiner Geschichte? Das ist schon irgendwie ein Kulturschock von blutrot-pechschwarz gestreift, hat deine Geschichte fast schon plötzlich einen gänzlich neuen Anstrich erhalten.
      Ich will diesen Wechsel jetzt nicht von Grund auf verteufeln, nur habe ich bei dir solche Freundschafts- und Gleichberechtigungsparolen seit dem Ende der Dämonen-Piratenbande nicht mehr gehört. Dazwischen war es ein Schlagabtausch zwischen "Göttern", Psychopathen und Crow-chan. Naja, gucken wir mal wo das hinführt.

      Rollen wir das ganze mal von hinten auf. Miyuki stirbt, klar.
      Miyukis Tod ist genauso wahrscheinlich, wie ein Trauergottesdienst, der von mir für Clayton abgehalten wird. Jetzt stellt sich nur die Frage, wie kommt sie zurück? Mit dem Titel "Väter" gehe ich von einem Einschreiten Senghoks aus, der bestimmt eine goldene Haki Wiederbelebungstechnik drauf hat, oder sowas in diese Richtung. Jedenfalls sei an dieser Stelle erwähnt das mich Whiskey-sans "schwächlicher" Auftritt hier, etwas verwundert hat. Nicht das ich jetzt Miyuki und Calia keine Kampfpower zutrauen würde, aber Whiskey-san wurde immer ein wenig overpowerter dargestellt, wie die anderen, oder hab ich mir das nur eingebildet?

      Nun ja, weiter im Text. Da war ja immerhin noch die Sache mit Adam, der als Masochisten-Gandalf gerne die Leiden anderer auf sich nimmt. Aber Adam ist nicht nur ein Masochist, sondern auch ein Sadist, immerhin stürzte er die Welt in den Abgrund, wie immer der das auch getan hat. Ja, das wie, das ist in der Tat eine interessante Frage, ich bezweifle, dass er den Alten frei gelassen hat, immerhin war der ja schon immer da, oder? Immerhin wendetete Adam Blutmagie an, die den Ursprung in R'lyeh hatte und ich kann mir irgendwie keine Tentakelstadt ohne den großen Tentakelguru vorstellen. Also, was könnte er sonst getan haben? R'lyeh für die Welt zugänglich machen? Oder hat er es gar versiegelt? Hat er einen Virus ausgelöst? Hat er etwas getan, dass eigentlich schon längst in der Story erwähnt wurde und ich nur vergessen habe? Oder hat er gar die Gräueltat begangen und alkoholfreies Bier erfunden? Wir werden es wohl "bald" erfahren.

      Hm... was ist sonst noch so passiert? Naja, Whiskey-san hatte viel Screentime also sollte ich auch noch was über ihn schreiben. Hm... die weiße Robe die er equipped hat, hat definitiv einen -50% Coolness Perk und einen zusätzlichen Coolness Drain, ansonsten kann ich seine Entwicklung nicht anders deuten. Früher (zumindest in meiner Erinnerung) war er der Typ, der seinen Plan ausführte und dabei keine Rücksicht auf irgendwem nahm, das war ja noch alles ganz cool und so. Aber mit dieser Robe ist es auf einmal Lame. Ich kann es mir auch nicht wirklich erklären, vielleicht fällt es mir erst jetzt auf, aber hat Whiskey-san schon immer so viel über sein Leben und seinen Plan gewhined? Ist vielleicht nur meine Meinung, aber momentan nervt er mich fast genauso wie Emo-Miyuki.

      Joah, beim zweiten Durchlesen fällt mir auf, dass dieser Kommentar ziemlich negativ rüber kommt, aber sei dir sicher, dass nur daran liegt, dass ich nur die negativen Sachen hervorgehoben. Der Rest ist immer noch sehr gut und insbesondere die Kampfszenen in den letzten Kapiteln waren richtig klasse. Also weiter so~

      MfG Panda Lee
    • Es wird Zeit mich wieder einmal meinen Fans meinem Fan zu widmen.

      Was soll diese kuriose Einleitung bedeuten? Ganz klar, ich bin verwirrt, vor wenigen Kapiteln gab es noch eine schwer depressive Miyuki, die sich durch dunkle Stadt, in der ein massiger Kampf auf Leben und Tod stattfindet, kämpfte und nun besteht sie mit der Kraft der Freundschaft gegen den stärksten Alkoholiker deiner Geschichte? Das ist schon irgendwie ein Kulturschock von blutrot-pechschwarz gestreift, hat deine Geschichte fast schon plötzlich einen gänzlich neuen Anstrich erhalten.
      Ich will diesen Wechsel jetzt nicht von Grund auf verteufeln, nur habe ich bei dir solche Freundschafts- und Gleichberechtigungsparolen seit dem Ende der Dämonen-Piratenbande nicht mehr gehört. Dazwischen war es ein Schlagabtausch zwischen "Göttern", Psychopathen und Crow-chan. Naja, gucken wir mal wo das hinführt.

      Gewöhn dich daran. Emo-Miyuki ist Geschichte. Sie hat uns jetzt lange genug mit ihrer Anwesenheit beehrt. Es wird Zeit für eine Weiterentwicklung. Das Zusammentreffen und die Gemeinsame Reise mit Markas, Calia und Maria haben diese Bewirkt. Jemand, der voller Reue auf die Vergangenheit blickt, kann niemals die Zukunft bestreiten. Also verabschiede dich von Emo-Miyuki. Ein Abschied, der dir sicher nicht schwer fällt.

      Rollen wir das ganze mal von hinten auf. Miyuki stirbt, klar.

      Das hast du ganz richtig erfasst. Unumkehrlich und für immer. Antworten kann da nur das neue Kapitel liefern.

      Jedenfalls sei an dieser Stelle erwähnt das mich Whiskey-sans "schwächlicher" Auftritt hier, etwas verwundert hat. Nicht das ich jetzt Miyuki und Calia keine Kampfpower zutrauen würde, aber Whiskey-san wurde immer ein wenig overpowerter dargestellt, wie die anderen, oder hab ich mir das nur eingebildet?

      Wird im neuen Kapitel kurz angeschnitten. Sagen wir es so: Er kämpft einen zwei Fronten Krieg. Seine Kraft kommt vom schwarzen Blut, durch das er wiederbelebt wurde. Je mehr er sich dieser bedient, desto mehr Angriffsfläche bietet er dem Alten. Und der ist durch das brechen der Siegel in den letzten Jahren nicht unbedingt schwächer geworden.

      Also, was könnte er sonst getan haben? R'lyeh für die Welt zugänglich machen? Oder hat er es gar versiegelt? Hat er einen Virus ausgelöst? Hat er etwas getan, dass eigentlich schon längst in der Story erwähnt wurde und ich nur vergessen habe? Oder hat er gar die Gräueltat begangen und alkoholfreies Bier erfunden? Wir werden es wohl "bald" erfahren.

      Also so einen schrecklichen Mensch wie den Erfinder des alkoholfreien Bieres kann ich mir nicht einmal in meinen sadistischsten Träumen ausdenken.
      Was Adam getan hat, wurde in der Geschichte noch nie direkt erwähnt. Jedenfalls möchte ich anmerken, dass Adam eine der tragischsten Figuren der Geschichte ist. Er handelte, im Gegensatz zu einigen anderen Figuren, wirklich immer in bestem Gewissen. Er schuf die Rüstung des Krieges um den Krieg zu bekämpfen. Und als dies nicht klappte, entschloss er sich zu einem noch drastischerem Schritt um die Welt zu retten. Was aber gehörig in die Hose ging.

      Was bleibt sonst noch zu sagen? Das Dillian Sr. so Emo rüberkommt, liegt daran, dass der Plan nun Realität ist. Außerdem hat er vor ein paar Kapiteln erst die Frau, die er liebte und zu beschützen schwor, verraten und sie in den Tod geschickt. Es ist einfach über einen Plan zu reden, doch etwas anderes wenn er dann wirklich Realität wird. Etwas, dass Dillian Sr. am eigenen Leib erfahren musste.

      So das war es auch schon wieder mit meinen Antworten.
      bis demnächst

      Kapitel 196: Ankunft des Drachen ist erschienen.


      mfg
      Dillian
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    • Heyho!
      Emo-Miyuki ist Geschichte? Ach ja? Für mich sieht es so aus, als hätte sie im neuen Kapitel ihren lieben Onkel gebeten sie zu töten! Lüg mich nicht an, Dillian! Das verletzt meine Gefü... Genitalien, ich bin ein Kerl ich hab keine Gefühle!

      Nun aber, schön der Reihe nach! Senghok tritt kräftig Ärsche, gefällt mir, hätte dem alten Sack eine solche Kampfkraft nicht mehr zugetraut, ich denke das ständige "Training" mit Pwngoat dürfte ihn jung halten. Jedenfalls war der Kampf ziemlich cool, wobei das Ende etwas abrupt war, hätte nicht gedacht das Whiskey-san abhaut ohne Senghok zu killen. Jedenfalls steigt Senghok jetzt um 10 Panda-Punkte, während Whiskey-san um 25 fällt. Außerdem lebt Clayton noch -50 Panda-Punkte für ihn. Wieso lebt Clayton noch? Es wurde doch beschrieben wie er starb... ist er vielleicht gestorben? Ich meine, der Tod ist keine Hürde in deiner Geschichte. Hat ihn vielleicht Crowley oder gar Katharina zurückgebracht? Immerhin ist Clayton der Schlüssel zwischen dem Treffen von Miyuki und Eva.

      35 Panda-Punkte für Markas, Maria und Rodric! "Dreier" war ein geniales Kapitel mit einem genialeren Kampf, nicht nur scheint keine Partei den Kampf ernstzunehmen, noch sparen sie mit Kraftdemonstrationen und witzigen Small-Talk. Wirklich top! Es ist eine nette Abwechslung, wenn man mal wieder einen Kampf zwischen "normalen" Menschen sieht und nicht gegen "Götter". Recht viel mehr gibt es über dieses Kapitel nicht zu sagen, also setz ich noch eine Wette für die Zukunft: Rodric stirbt.

      "Ankunft des Drachens" und dann kommt nur der olle Clint. Aber wenigstens konnte Megan in diesem Kapitel glänzen, wie sie es immer tut, sie ist der Hammer! 100 P.Punkte dafür! Und nochmal 40 weniger für Clayton, einfach weil er wieder aufgetaucht ist. Jedenfalls hatten wir eine schöne Beschreibung von einem Sturm, du stellst ja nicht das erste Mal unter Beweis das du geniale Szenen beschreiben kannst ;). Was lässt sich sonst noch so sagen? Markas wird Whiskey-san nicht bekämpfen, voerst. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ihm Whiskey-sans Grund nicht gefallen wird und er ihm dann trotzdem das Gesicht einschlagen wird. Da wir jedoch über Markas reden, wird er ihm das Gesicht einschlagen und ihm verzeihen, irgendwie so. Und Miyuki stirbt, so wie sie das letzte Mal gestorben ist, wie gesagt, der Tod ist nicht wirklich das Ende in deiner Geschichte. Was jedoch Clint hier zu suchen hat, ist mir ein Rätsel. Seit Beginn des "zweiten" Abschnitts ist mir überhaupt Clints Wert und Sinn in der Geschichte schleierhaft. Was macht der Kerl hier? Kann er nicht einfach sterben... oh ja, wenn er sterben würde, würde er vermutlich nur noch mehr Screentime bekommen :P.

      Nun ja, das wars voerst auch wieder von mir.
      MfG Panda Lee
      PS: nochmal -15 Punkte für Clayton
    • All hail Clayton. Ich glaube es ist mir noch nie zuvor gelungen einen Charakter zu erschaffen, der so universell geliebt wurde. Es freut mich verkünden zu dürfen, dass er ab sofort der Hauptcharakter dieser Story ist und ich die Geschichte in "Claytons extravagante Abenteuer der Exzellenz" umbenennen werde.

      Emo-Miyuki ist Geschichte? Ach ja? Für mich sieht es so aus, als hätte sie im neuen Kapitel ihren lieben Onkel gebeten sie zu töten! Lüg mich nicht an, Dillian! Das verletzt meine Gefü... Genitalien, ich bin ein Kerl ich hab keine Gefühle!

      Hier hast du etwas falsch verstanden. Es stimmt das Torino Miyuki töten möchte, aber jetzt ist er hier um ihr zu helfen. Torinos Wunsch Miyuki zu töten rührt von der Prophezeiung des Alten, dass eine Frau mit dem blute Baelans ihn töten würde. Ich denke es sollte mit dem neuen Kapitel ein bisschen klarer sein, was Torino will. Jedenfalls will Miyuki nicht sterben und sie weiß, dass nur Torino die Macht dazu hat, sie schnell genug zu Eva zu bringen. Also wie gesagt. Keine Emo-Miyuki mehr.

      Ich meine, der Tod ist keine Hürde in deiner Geschichte.

      Naja der Tod ist größtenteils schon endgültig in meiner Story. Würde ich zumindest behaupten. Die Einzige, die wirklich von den Toten zurückgekehrt ist, ist Megan. Sonst sind alle bisher tot geblieben. Und Miyuki war nur kurz tot. Das fällt unter Beinahe-Tod-Erfahrung.

      Da wir jedoch über Markas reden, wird er ihm das Gesicht einschlagen und ihm verzeihen, irgendwie so

      Verzeihen ist wichtig, aber Fresse einschlagen macht zu viel Spaß :D Aber wer kann schon sagen, was Markas wirklich machen wird. Also außer mir, da ich ja der Autor bin und alles weiß.

      Seit Beginn des "zweiten" Abschnitts ist mir überhaupt Clints Wert und Sinn in der Geschichte schleierhaft.

      Er hat wirklich nicht viel zu tun gehabt im zweiten Abschnitt bisher, aber das liegt einfach daran das Clint hauptsächlich im R'leyh Arc eine tragende Rolle spielen wird. Er ist viel zu sehr mit dem Alten verknüpft. Aber das liegt noch weit in der Zukunft. Jetzt geht es erstmal um Miyuki und Dillian.

      mfg
      Dillian
      PS. Clayton ftw!

      Kapitel 200: Miyuki ist erschienen.
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Dillian ()

    • Ei, ei, ei,
      du hast Glück, dass meine Lernmethoden so schlecht sind, ansonsten würde ich nicht die Zeit finden, dir zu deinem 200sten Kapitel zu gratulieren! PAM!

      Aber nun zu den Kapiteln, zu denen ich noch nichts geschrieben hab:
      197: Splatter Action mit Onkel Client und eine beiläufige Erklärung, wie Miyuki seine Fähigkeiten benutzen kann. Auch wenn ich immer noch nicht verstehe, wie das funktionieren soll, dürfte wohl eine Glaubensache sein. Ansonsten hatte das Kapitel nicht so viel Story, da es ja mit einer detaillierten Beschreibungen von Clints Masturbationsfantasien (darf ich sowas hier schreiben? Wir werden es sehen, sollte mein Beitrag demnächst gelöscht werden :D) gefüllt war. Achja und Eva ist aufgetaucht, aber um die gehts ja erst so richtig im nächsten Kapitel.

      198: Eva, eine Seele, die in einem gigantischen Turm lebt. Interresante Entwicklung. Aber der Grund, warum sie da lebt, ist schleierhaft. Klar, Katharina hat sie dort eingesperrt, aber wozu? Wozu diente dieser Turm? Und warum hat Katharina in später so ohne weiteres bombardiert? Was war also der Zweck dieses Turms? (Gerade meine ich mich zu erinnern, dass er das schwarze Blut negiert, aber warum sollte Katharina das wollen? Vermutlich um den Alten zu killen, aber wozu das wiederrum?)

      199: Öhm, ja, im vorherigen Paragraph bin ich schon ein wenig in dieses Kapitel gestolpert. Katharina vs. Clint. Uninterresanter Charaktere, den ich nicht mag vs. Wahnsinniger Alles-Könner mit 3-Tage-Bart. Eine wirklich interessante Konstellation, auch wenn ich erstaunt bin, wie gut sich Clint schlägt, beziehungsweise, wie schlecht sich Katharina macht. Naja, bevor einer der Beiden fällt, taucht Miyuki mit einem Badass-Justice-Auftritt auf und vertreibt die olle Hexe und den Wahnsinnigen.

      200: Das Kapitel auf das wir alle gewartet haben. Dillian geht über die 200. Und im Angesichts dieses Kapitels kann ich nur sagen, dass ich dich auch ganz doll liebe, Dillian. Ernsthaft, ist das nicht komisch, ständig über Dillian und Dillian Sr., deren Leiden und Lieben zu schreiben, obwohl man selbst mit dem Namen Dillian assoziert wird? Würde mich mal interersieren. Auch würde ich gerne wissen, wie man interesieren richtig schreibt, aber das ist eine andere Geschichte.
      Aber nun zum eigentlichen Kapitel. Miyuki hat einen kleinen Herzerweichenden Flashback, in dem sie über den tragischen Tod von Ettar dem stinkenden Vergewaltiger (oder so ähnlich) weint. Dann kommt es zu einer kleinen Trainingseinheit mit Ada. Man hab ich die vermisst. Sie steht in meinem Beliebtheits- und Stärkeranking soweit oben, das ich immer noch nicht verstehe, wie sie gegen Clint verlieren konnte. Aber, das ist schon lange vorbei und man sollte sich ja lieber auf die Zukunft konzentrieren. Also, was ist die Zukunft?
      Miyuki wird zum nächsten Abenteuer aufbrechen und ich habs im Urin, dass es irgendwie etwas sein wird, das Anfangs trivial erscheint und dann sterben wieder massig Zivilisiten. Schlagzeilenmäßig Richtung: "Sauna Besuch endet in 500 Menschen Massaker".
      Tja, was bleibt noch zu sagen? Da Clayton doch gestorben ist, fallen natürlich alle negativ Punkte weg. Er ist nun kein Hass Charaktere mehr, sondern einer, der mir vollkommen egal ist. Vielmehr werden jetzt alle negativ Punkte von Clayton zu Panda Punkte für Crowley. Yeay~ Crow-chan, Held, Bösewicht, Millionär, Charmeur, Mörder und nun auch erstklassiger Schauspieler. Was kann dieser Mann eigentlich nicht? Und viel mehr, was hat er nun vor? Fraglich, wie er das Wissen um Adam und eine "erwachte" Miyuki zu seinem Gunsten (also einem lebenslangen Aufenthalt in Happy Land) umwandeln kann. Aber das werden wir bald herausfinden, wenn wieder eine neue Episode zu "Crow-chans wundersame Reise voller Geld, Alkohol und Bitchez" rauskommt.

      Sooo~, das wärs auch schon gewesen,
      MfG Panda Lee
    • Willkommen zu Onkel Dillians Antwortstunde. Warum Onkel? Weil ich letztens eine Aufforderung meiner Bank zur Pensionsvorsorge erhalten habe, und mich deshalb jetzt alt fühle.

      Ei, ei, ei,
      du hast Glück, dass meine Lernmethoden so schlecht sind, ansonsten würde ich nicht die Zeit finden, dir zu deinem 200sten Kapitel zu gratulieren! PAM!

      Danke.
      Und in diesem Falle hoffe ich auch weiterhin, dass du nichts lernst. PAM!

      Splatter Action mit Onkel Client und eine beiläufige Erklärung, wie Miyuki seine Fähigkeiten benutzen kann. Auch wenn ich immer noch nicht verstehe, wie das funktionieren soll, dürfte wohl eine Glaubensache sein.

      Achtung hier folgt die Auslegung der Teufelskräfte in meiner Story: Teufelskräfte sind ja ''Dämonenseelen'', deren Gefängnisse die Früchte darstellen. Isst man eine Frucht, so wird man selbst zum neuen Gefängnis. Stirbt man wächst auf dem Baum der Teufelskräfte ein neues Gefängnis, in welches die Seele zurück übertragen wird. Sehr komplizierte Blutmagie das ganze. Jedenfalls ist das Herz das Zentrum des menschlichen Körpers, der Hort der Seele und der Ort an dem der Dämon aufbewahrt wird. Teufelskräfte kommen also von Herzen. Dadurch das sie ihre Herzen verschmolzen haben, erlangten sowohl MIyuki als auch Clint Zugriff auf die Dimensions TF. Man muss also sein Herz nicht physisch in seinem Körper behalten um Zugriff auf seine TF zu haben. Crowley ist da ein gutes Beispiel dafür, wobei das mit dem Körper bei ihm so eine Sache ist.

      Eva, eine Seele, die in einem gigantischen Turm lebt. Interresante Entwicklung. Aber der Grund, warum sie da lebt, ist schleierhaft. Klar, Katharina hat sie dort eingesperrt, aber wozu? Wozu diente dieser Turm? Und warum hat Katharina in später so ohne weiteres bombardiert? Was war also der Zweck dieses Turms?

      Eva kann, als Tochter Adams, das schwarze Blut negieren und ''reinigen''. Deshalb hat Katarina Eva am Leben erhalten und quasi diesen Turm aus ihr gemacht. Aber was hat sie damit bezweckt? Vielleicht hoffte sie damit den Alten kontrollieren zu können, da er ja nicht sterben kann. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinne.^^ Und warum bombardiert sie dann den Turm ohne weiteres? Ihre Attacken hatten nie die Absicht den ''Kern'' des Turmes zu beschädigen und gegen Clint konnte sie sich halt nicht zurückhalten. Und vielleicht hat sie etwas anderes entdeckt, welches ihrem Plan dienlicher ist. Etwas, dass Eva überflüssig macht. Oder Jemand um präziser zu sein. Sorry, dass dies in den Kapiteln nicht wirklich herausgekommen ist.

      Katharina vs. Clint. Uninterresanter Charaktere, den ich nicht mag vs. Wahnsinniger Alles-Könner mit 3-Tage-Bart. Eine wirklich interessante Konstellation, auch wenn ich erstaunt bin, wie gut sich Clint schlägt, beziehungsweise, wie schlecht sich Katharina macht.

      Also ich mag beide Charaktere, aber ich mag eben alle meine Charas. Trotzdem hoffe ich, dass zumindest der Kampf unterhaltsam war.

      Das Kapitel auf das wir alle gewartet haben. Dillian geht über die 200. Und im Angesichts dieses Kapitels kann ich nur sagen, dass ich dich auch ganz doll liebe, Dillian. Ernsthaft, ist das nicht komisch, ständig über Dillian und Dillian Sr., deren Leiden und Lieben zu schreiben, obwohl man selbst mit dem Namen Dillian assoziert wird? Würde mich mal interersieren.

      Ich glaube nicht, dass so viele darauf gewartet haben :D Auf was ich dagegen gewartet habe, war die Frage ob es nicht komisch ist seinen Hauptcharakter nach sich selbst zu benennen. Nicht war Kapitän Lee :D Die Benennung meines Hauptcharakters (wobei er das ja nicht mal mehr ist) war damals eine kurzfristige Entscheidung. Eigentlich wollte ich ja meinen damaligen WoW Namen Thain hier als Nickname nehmen. Leider weiß ich selbst nicht mehr, warum ich es schlussendlich nicht gemacht habe. Dieses Wissen ist in den Tiefen der Vergangenheit verloren gegangen. Jedenfalls habe ich mich dann hier nach meinem Char in meiner FF benannt. Also war es eigentlich umgekehrt. Ich habe mich nach meinem Hauptcharakter benannt und nicht umgekehrt. Trotzdem habe ich immer versucht Dillian möglichst neutral zu schreiben, damit er nicht zu stark rüberkommt und man mir vorwirft einen billigen Self-Insert zu betreiben. Wobei ich es so bei all meinen Charakteren halte.

      Miyuki wird zum nächsten Abenteuer aufbrechen und ich habs im Urin, dass es irgendwie etwas sein wird, das Anfangs trivial erscheint und dann sterben wieder massig Zivilisiten. Schlagzeilenmäßig Richtung: "Sauna Besuch endet in 500 Menschen Massaker".

      Erstmal: Was rauchst du und kann ich auch was davon haben?^^
      Zweitens: Das nächste Abenteuer steht schon fest. Dillian ist das Ziel.
      Übrigens freut es mich, dass du Ada magst. Ich mochte sie auch. Deshalb musste sie sterben. Echte Männer töten was sie lieben, bevor es sie schwächt.

      Yeay~ Crow-chan, Held, Bösewicht, Millionär, Charmeur, Mörder und nun auch erstklassiger Schauspieler. Was kann dieser Mann eigentlich nicht?

      Mit seiner Zunge seine Nasenspitze berühren. Es sei den er schummelt und benutzt einen Klon von sich dafür.

      Und viel mehr, was hat er nun vor? Fraglich, wie er das Wissen um Adam und eine "erwachte" Miyuki zu seinem Gunsten (also einem lebenslangen Aufenthalt in Happy Land) umwandeln kann.

      Crowley will einfach nur seinen Spaß haben. So einfach ist das.^^ Und je mehr man weiß, desto besser kann man auf die Pläne seiner Gegenspieler reagieren. Es stört ihn nicht, wenn er verliert, aber das heißt nicht, dass er nicht gewinnen möchte.

      Und jetzt geht es direkt weiter mit den neuesten Kapiteln. Viel Spaß wünsche ich.

      Kapitel 201: Walküre
      Spoiler anzeigen


      Die Outlands hatten sich als falsche Fährte herausgestellt und als sie Aberfeldy zur Rede stellen wollte, war dieser nirgends zu finden. Und nun war sie hier am Ort seiner Geburt und hoffte die Frucht zu finden.

      „Saufen! Saufen! Wir wollen saufen!“ Die Männer der Piratenbande grölten und stießen an. Bier schwappte über die Ränder ihrer vollen Krüge. Mit einem Zug leerten sie sie und wischten sich dann lachend den Schaum aus den Bärten. Der Lauteste und Vulgärste von ihnen nahm gerade einen großen Bissen von der Hammelkeule, die er zuvor bestellt hatte.
      „Was zu fressen, was zu saufen... Jetzt fehlt uns nur noch was zum Ficken“, sagte er laut schmatzend und seine Crew stimmte ihm grölend zu. Eine der Kellnerinnen kreischte, als sie von einem der Piraten gepackt und auf seinen Schoß gezerrt wurde. Sie wehrte sich jedoch nicht und auch sonst trat niemand zu ihrer Rettung auf den Plan. Die anderen Anwesenden versuchten möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen und senkten ihre Köpfe. Alle bis auf eine Person.
      „Widerlich.“
      Das Grölen der Piraten verstummte. Die Augen des Kapitän zuckten und er wandte seine Aufmerksamkeit der Frau an der Theke zu. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und schien in ihren Krug zu starren. Ihre Rüstung war so rein und glänzend, dass es beinahe in den Augen schmerzte. Ihr langes Haar war von so einem hellen Blond, dass man es schon beinahe als Weiß bezeichnen konnte. Es war zu einem Zopf geflochten, der sanft auf ihrer Schulter ruhte. Neben ihr lehnte ein Speer an der Theke, der ebenso Groß wie die Frau war.
      „Frauen sollten Männer nicht unterbrechen, wenn sie sprechen. Ihr solltet brav euren Mund halten und tun was man euch sagt“, knurrte der Piratenkapitän und erhob sich nun. Mit großen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen sich und der Frau. Er war ein wahrer Hüne. Viele bezeichneten ihn als Halbriesen. Sein pechschwarzer Bart war ebenso ungepflegt, wie sein langes Haar. Mehrere Zähne fehlten. An seinem Gürtel hingen mehrere Pistolen und eine riesige Keule, die ebenso groß wie ein normaler Mann war. Er musste sich bücken um nicht mit dem Kopf an der Decke der Gaststube anzustoßen.
      „Weißt du wer ich bin?“, knurrte der hünenhafte Pirat und starrte auf die zierliche Frau hinunter.
      „Bartholomew ''Dunkelbart'' Roberts. Kopfgeld 85 Millionen Berri.“ Der Pirat wirkte überrascht, als die Frau seinen Namen nannte, fing sich jedoch schnell wieder.
      „Ganz genau. Also weißt du auch, was es heißt mich zu unterbrechen.“ Er lehnte sich neben der Frau gegen die Theke. Das Holz ächzte unter seinem Gewicht.
      „Wenn du brav bist, mache ich dich zu einer meiner Konkubinen und werfe dich nach der Benutzung nicht weg“, sagte er grinsend. Seine Crew grölte zustimmend. Sie hatten wieder angefangen zu trinken und die Kellnerinnen zu belästigen. Die Frau an der Theke nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Krug. Sie schien zu lachen.
      „Du bist besser ruhig. Jedes Wort führt dich tiefer in dein Verderben.“ Plötzlich warf sie den Kopf zurück und lachte lauthals. Ihre Stimme war hell und klar. Ihr Gesicht war makellos. Roberts leckte sich gierig über die Lippen und kratzte sich mit seiner rechten Hand im Schritt.
      „85 Millionen Berri. Dafür lohnt es sich noch nicht einmal aufzustehen.“ Das Gesicht des Piraten verdunkelte sich, als er die Worte der Frau vernahm.
      „Was hast du gesagt Schlampe!“

      Roberts richtete sich nun zu voller Größe auf. Mit den Fäusten zertrümmerte er die Decke des Gasthauses. Kreischend suchten die meisten Besucher das Weite. Der Wirt hechtete hinter seiner Theke in Sicherheit. Und zur Freude der Frau an der Bar nutzten die Kellnerinnen die Gelegenheit und rissen sich von den Piraten los um ins Freie zu stürmen. In wenigen Sekunden waren alle Gefolgsmänner von Roberts auf den Beinen und hatten ihre Waffen gezogen. Ihre Blicke waren auf die Frau an der Theke fixiert, welche immer noch ruhig da saß. Keines der herabregnenden Bruchstücke der Decke hatte sie getroffen. Zumindest ihr Lachen war verstummt. Viel mehr seufzte sie nun.
      „Was für ein lästiger Geselle. Beruhige dich wieder. Ich bin nicht an dir interessiert. So lächerliche Beträge lohnen sich nicht.“ Der Pirat heulte nun vor Wut laut auf. Mit beiden Händen packte er seine riesige Keule und hob sie über den Kopf.
      „Ich bin Dunkelbart. Ich habe innerhalb eines Jahres ein Kopfgeld von 85 Millionen Berri errungen. Ich habe hunderte Schiffe versenkt. Ich bin der Marine entkommen. Bald werde ich die neue Welt betreten. Jeder, der sich mir in den Weg stellt, wird sterben. Du hättest eines meiner Spielzeuge werden können, doch jetzt werde ich dich zerquetschen Schlampe!“
      „Redest du immer so viel Unsinn?“, meinte die Frau gähnend. Das Gesicht Roberts war von Wut verzerrt. Dicke Adern zogen sich über seine Stirn.
      „Was für eine Verschwendung. Sie sieht geil aus.“
      „Zerquetsche sie Kapitän.“
      „Zeig der Schlampe, was es heißt sich gegen die Dunkelbart-Piraten zu stellen.“ Die Gefolgsmänner Dunkelbarts schrien durcheinander und rasselten mit ihren Säbeln. Die Frau rollte mit den Augen. Im nächsten Moment schlug der hünenhafte Pirat zu. Die Kraft hinter seinem Schlag war groß genug um ein Schiff zu zertrümmern. Trotzdem bebte die Erde nicht, noch wurde sie gespalten. Dunkelbart blinzelte überrascht. Sein Crew starrte geschockt und mit offenem Mund auf den Einschlagsort. Sie war noch nicht einmal aufgestanden. Mit einer Hand hatte die Frau den Schlag abgefangen. Ihr Arm glänzte schwarz.
      „Oh du hast noch nicht einmal Haki eingesetzt? Dann war das ja gar nicht nötig“, meinte sie gähnend. Langsam erhob sich die Frau nun und packte ihren Speer. Dunkelbart schüttelte seinen Kopf und holte erneut aus.
      „Bitte richte nicht noch mehr Zerstörung an, als du schon hast. Das macht den Unschuldigen nur Scherereien.“ Die Frau war plötzlich hinter Roberts. Niemand war in der Lage ihrer Bewegung zu folgen.
      „Wie“, stieß der Pirat aus, bevor seine Beine unter ihm versagten und er zu Boden stürzte. Blut quoll aus den Wunden an seinen Armen und Beinen, welche der Speer der Frau in einem Sekundenbruchteil geschlagen hatte. Beiläufig platzierte die Frau ein Bündel Geldscheine auf der Theke. Im gleichen Moment brachen alle Gefolgsmänner von Dunkelbart mit schäumenden Mund zusammen.
      „Dies sollte für die Reparatur des Gasthauses reichen. Sein Kopfgeld überlasse ich auch euch. Und keine Angst. Er wird sich für mehrere Tage nicht bewegen können.“ Langsam schritt sie zum Ausgang. Dabei packte sie noch einen Fetzen, der zum Abwischen der Gläser benutzt wurde, und wischte damit das Blut von der Spitze ihres Speeres.
      „Ich hasse es wenn Gesindel meine Waffe verdreckt“, knurrte Freya und verließ das Gasthaus.

      Ein warmer Sommerwind blies ihr entgegen. Roharrinion war für seine langen und milden Sommer bekannt. Nicht zu heißt und nicht zu kalt. Wobei Freya die Kälte bevorzugte. Hier würde sie die Frucht endlich finden. Es gab keinen Zweifel. Die Gerüchte sagen, dass sie in seinem Heimatdorf erschienen war. Die Ruinen zu finden war nicht einfach gewesen. Niemand hier sprach gerne über die grausamste Bestie, welche das Land jemals hervor gebracht hatte. Freyas Blick schweifte über die Dächer Marinos. Die Stadt war in die kahlen Hänge der nördlichen Bergkette geschlagen. Ihr Blick glitt hinunter ins Tiefland und schließlich zum Stadtberg von Erador, der im Zentrum des Landes stand. Unter der Herrschaft des neuen Königs hatte sich Roharrinion in den letzten Jahren zum Besseren gewandt. Es war immer noch Teil der Weltregierung, doch das Land hatte sich weitreichende Autonomie Rechte erstritten. Eines dieser Rechte war die Straffreiheit des königlichen Beraters Teron. Freyas Griff um ihren Speer verstärkte sich. Er war ein ehemaliges Crewmitglied Geddons. Er würde ihr die letzten Informationen geben können.
      Lärm zu ihrer linken erregte nun ihre Aufmerksamkeit.
      „Du bist doch wahnsinnig.“
      „Haltet sie auf.“ Ein Tumult hatte sich in einer der Gassen gebildete, welche zu dem Gasthaus führten, in dem sie soeben Dunkelbart besiegt hatte.
      „Dunkelbart! Ich bin hier um deinen... *hicks* Kopf zu holen“, schrie eine Frau. Mehrere Bewohner der Stadt versuchten die offensichtlich Betrunkene zurückzuhalten. Trotzdem torkelte die Frau unbeirrt weiter. Sie schien eine unglaubliche Kraft zu haben, das sie mühelos fünf Männer mitschleifte. Die Betrunkene trug eine ausgebleichte Jeans und ein simples, kariertes Hemd. Dazu einfache Stiefel. Jedoch waren ihre Klamotten ziemlich mitgenommen und mit einigen Flicken versehen.
      „Lasst sie. Soll sie in ihr Verderben rennen.“ Die Männer ließen nun von der Frau ab. Die plötzliche Gewichtsverlust überraschte sie und so stürzte sie direkt vor Freya. Ohne ihren Sturz irgendwie zu bremsen knallte sie mit ihrem Gesicht auf die harten Pflastersteine.
      „Aua“, stöhnte die Frau. Die Walküre zog eine Augenbraue nach oben.
      „Es tut mir leid, aber ich habe mich bereits um diesen widerwärtigen Schwächling gekümmert.“ Die Augen der Männer und Frauen leuchteten auf.
      „Ihr habt ihn besiegt?“
      „Danke.“
      „Ich weiß nicht, wie ich es euch danken kann.“
      „Ihr könnt alles aus meinem Laden haben, wenn ihr wollt.“ Dankbar umringten die Bewohner Freya. Diese wich einige Schritte zurück, da es ihr offensichtlich unangenehm war.

      „Verdammt. Ich mag es nicht, wenn man mir meine Arbeit abnimmt“, knurrte nun die Betrunkene und rappelte sich auf. Einige der Bewohner drehten sich zu ihr um und beschimpften sie.
      „Sei dankbar. Du wärst mit Sicherheit in deinen Tod gerannt. Dieser Pirat hatte ein Kopfgeld von 85 Millionen Berri“, meinte eine junge Frau und tippte der Betrunkenen gegen die Brust. Diese ignorierte ihr Gegenüber jedoch und starrte stattdessen Freya an, die sich gerade auf die Bewohner konzentrierte, welche sie umringten. Ein lauter Rülpser brachte nun alle zum verstummen. Irritiert drehten sich die Bewohner zu der Betrunkenen um, welche zufrieden grinste. Sie strich sich nun durch ihre verfilzten, braunen Haare und wühlte in dem Beutel herum, welchen sie mit sich trug.
      „Du hast mich um meinen Zeitvertreib gebracht. Was gedenkst du mir als Wiedergutmachung anzubieten? Sag schon Freya.“ Die Augen der Walküre verengten sich. Mit einem Satz sprang sie aus der Mitte der Menge heraus und landete auf einem Häuserdach in der Nähe. Ihre Speerspitze war auf die Betrunkene gerichtet, welche sich nun in aller Ruhe den Mantel anzog, den sie zuvor hervorgekramt hatte. Ein Raunen ging durch die Menge. Lucy Hawthorne richtete sich nun zu voller Größe auf und starrte Freya an.
      „Admiral Lucy Hawthorne. Was bringt den schwarzen Hund hierher? Diese Insel liegt auf der ersten Hälfte der Grandline. Hier gibt es nichts, was die Aufmerksamkeit eines Admirals wert wäre.“
      „Ich begleite nur eine Freundin, die sich auf der Suche nach einem Andenken befindet.“
      „Und was ist dieses Andenken?“ Lucy grinste und starrte Freya durchdringend an.
      „Die Nova-Frucht“, sagte sie.

      Der Boden unter ihren Füßen zersplitterte. Die anwesenden Bewohner schrien auf. Freya hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Alleine die Kraft ihres Stoßes hatte eine Druckwelle entfesselt, welche einen normalen Menschen zerfetzt hätte.
      „Wir sollten den Platz wechseln.“
      „Da stimme ich zu“, meinte Freya und nickte in Richtung der Admiralin, die neben ihr auf dem Dach gelandet war. Mit einem Satz sprangen beide Frauen von dem Hausdach herab und spazierten nebeneinander in Richtung Stadtausgang. Die Bewohner blickten den Zwei verdutzt hinterher.
      „Dieser Speer ist wirklich beeindruckend.“
      „Ja. Er wurde aus demselben Material wie die zwölf Drachenschwerter geschmiedet. Legenden besagen, dass er eine ganze Insel spalten kann.“
      „Und hast du es schon einmal ausprobiert?“
      „In allen Legenden steckt ein Körnchen Wahrheit?“, meinte Freya und zwinkerte.
      „Nur ein Körnchen?“ Lucy zog eine Augenbraue nach oben.
      „Willst du es ausprobieren?“ Freya drehte sich nun zu Lucy. Die Beiden Frauen sahen sich an. Sie befanden sich weit außerhalb der Stadt. Auf den Mauern Marinos konnten sie viele Schaulustige erkennen.
      „Ich rechne es dir hoch an, dass du mich nicht frühzeitig angegriffen hast.“
      „Das wäre nicht ehrenvoll gewesen“, antwortete Freya kurz angebunden. Sie atmete tief ein, dann fuhr sie fort.
      „Es ist nichts gegen dich persönlich, aber ich muss diese Frucht bekommen.“ Lucy nickte und knackte mit den Knöcheln.
      „Man bekommt nicht immer, was man möchte. Lass uns diesen Kampf genießen.“

      Der erste Aufprall der Beiden erzeugte eine Druckwelle, welche das Grasland um sie herum erbeben lies. Einige der Schaulustigen wurden davon umgeworfen und noch einmal so viele verloren das Bewusstsein.
      „Verdammt ist der Speer hart“, knurrte Lucy und starrte auf ihre blutende Faust.
      „Verdammt ist ihr Rüstungshaki stark“, meinte Freya und blickte auf ihre Waffe. Es war das erste Mal gewesen, dass sie etwas nicht direkt durchstoßen konnte. Die spät-sommerliche Abendsonne warf ihre goldenen Strahlen auf die zwei Kontrahentinnen. Ein mächtiger Windstoß fegte über den Kampfplatz. Im nächsten Moment prallten die Walküre und der schwarze Hund ein weiteres Mal aufeinander. Freya stieß zu. Die Spitze ihres Speers war dieses Mal mit Rüstungshaki überzogen. Jedoch wich Lucy blitzschnell aus und packte den Griff der Waffe direkt hinter der Klinge. Mit ihrer freien Hand holte sie aus und verpasste ihrer Gegnerin einen mächtigen Kinnhaken. Trotzdem ging ihr Plan Freya von ihrer Waffe zu trennen nicht auf. Stattdessen schrie nun Lucy vor Schmerzen auf und torkelte zurück. Sie starrte auf ihre Handflächen, welche vollkommen gefroren waren. Schnell spuckte sie auf das Eis und rieb ihre Hände gegeneinander um so den Alkohol, welchen sie soeben aufgetragen hatte, zu entzünden.
      „Ahh verdammt“, knurrte die Admiralin als ihr Gefühl wieder in ihre Hände zurückkehrte. Freya wischte sich derweil etwas Blut aus dem Mundwinkel.
      „Das nächste Mal bitte nicht ins Gesicht“, sagte sie mit ernster Stimme. Die Walküre rammte nun den Griff ihres Speers in den Boden.
      „Die eisigen Winde des Nordens. Seine erbarmungslosen Stürme. Die kalte Schönheit der Nordlichter. Meine Waffe ist von der Seele der nördlichen Lande erfüllt.“ Der Boden um Freya gefror. Dunkle Wolken bildeten sich in Sekundenschnelle über dem Kampfplatz der Beiden und ein Blitz schlug in die Spitze des Speeres ein. Lucy betrachtete das Schauspiel grinsend. Mit einer schnellen Bewegung zog sie zwei Füllhörner aus den tiefen ihres Mantels hervor.
      „Nach dem Kampf würde ich gerne mit dir anstoßen. Ich habe guten Met auf Lager.“
      „Wenn du danach noch stehen kannst gerne“, meinte Freya und lächelte. Die Beiden stürzten sich ein weiters Mal aufeinander. Zu spät bemerkten sie dabei die Frau, welche gedankenverloren auf das Kampffeld geschlendert war. Entsetzt rissen die Kämpferinnen die Augen auf. Keine wollte eine Unschuldige verletzen. Ihre Sorgen waren jedoch unbegründet. Der entsetzte Gesichtsausdruck verblieb aber auf ihren Gesichtern. Auch wenn er nun einen anderen Grund hatte. Beide Kämpferinnen keuchten überrascht auf, doch ihre Stimmen wurden von den üppigen DD-Körbchen gedämpft, in die sie gedrückt wurden.
      „Ihr solltet nicht streiten“, sagte die Frau, während sie die Zwei innig an ihre Brust drückte.. Ein Lächeln zog sich über ihr gesamtes Gesicht und sie hatte die Augen zusammengekniffen.
      „Stattdessen sollten wir alle Freunde sein und Arthur dienen“, fügte sie hinzu, während sich Lucy und Freay losrissen.
      „Ich werde euch die Wahrheit zeigen und danach backe ich euch einen Kuchen. Das hört sich doch nach Spaß an, oder?“ Aufgeregt klatschte Nikki in die Hände und hüpfte auf und ab. Ihr breites Lächeln veränderte sie dabei zu keiner Zeit. Es war warm, freundlich und voller Freude.
      Trotzdem jagte es Lucy und Freya einen kalten Schauer über den Rücken.



      Kapitel 202: Das lächelnde Monster I I
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      Er konnte das Flüstern der Leute auf den Straßen deutlich hören. Obwohl sie durch die massiven Mauern der Residenz des Bürgemeisters voneinander getrennt waren, hörte Arthur die Worte, als würden die Menschen direkt hinter ihm stehen. Genauso wie er ihre Seelen spürte.
      „Ich weiß nicht, ob wir ihnen vertrauen können. Ich meine...“ Er gebot dem Bürgermeister zu schweigen, worauf dieser seiner Order schluckend Folge leistete.
      „Ihr müsst mir nicht vertrauen. Falls ihr euch mir nicht anschließen wollt, so akzeptiere ich dies. Es ist eure freie Entscheidung, aber ich bin mir sicher, dass ihr das Richtige tun werdet.“ Der Bürgermeister zitterte stark. Diese leeren Augen, die ihn unter dem Helm des Dämonenkönigs anstarrten, ängstigten ihn. Er konnte sie nicht lesen und dabei war dies seine Spezialität. Nur deshalb hatte er es geschafft Dreimal wiedergewählt zu werden. Doch in den Augen des Dämonenkönigs konnte er nichts erkennen. Manchmal glaubte er eine endlose Gier zu erahnen, doch er konnte sich nicht sicher sein.
      „Nun sagt mir wo die Bestie ist, welche eure Insel seit Jahren geißelt?“ Arthur war aufgestanden. Der Boden unter seinen Füßen gefror. Der Bürgermeister zitterte nur noch mehr. Zu seiner Angst gesellte sich nun die Kälte. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als selbst die Flamme der Kerze hinter Arthur gefror. Es war ein surreales Bild. Er zwang sich den Dämonenkönig anzusehen. Er wusste nicht wieso, aber in seiner Gegenwart fühlte sich der Bürgermeister, der sonst immer beherrschend auftrat, unbedeutend und klein.
      „Sie befindet sich in den den westlichen Bergen. Ich weiß nicht wie sie aussieht, da niemand jemals zurückgekehrt ist, der sich hinauf gewagt hat.“ Arthur verschwendete keine weitere Sekunde, sondern wirbelte herum und verließ das Arbeitszimmer. Der Bürgermeister wollte ihm folgen, stolperte dabei jedoch beinahe über seinen teuren Teppich. Er konnte den Sturz gerade noch so verhindern, indem er sich am Türrahmen festhielt.
      „Könnt ihr das Monster wirklich töten?“, rief er Arthur nach. Dieser hielt nun inne und warf dem etwas dicklichen Mann hinter ihm einen langen Blick zu.
      „Ich werde sie nicht töten“, antwortete er mit ruhiger Stimme.
      „Aber was...“, stotterte der Bürgermeister. Er wirkte verwirrt und verzweifelt. Arthur fuhr ruhig fort.
      „Was für ein Gott wäre ich, wenn ich nicht einmal ein einziges Mädchen retten könnte.“

      Der Einschlag ihrer Faust brachte die Erde zum Beben. Trotzdem bewegte sich Arthur keinen Millimeter. Ihr Angriffe hätten seinen Körper zerschmettern müssen, doch der Dämonenkönig zeigt sich unbeeindruckt.
      „Du bist stark.“ Die Frau ihm gegenüber kicherte. Trotz der beißenden Kälte der Insel war sie nackt. Ihr Haar war verfilzt und dreckig. Ihr Gesicht lag ihm Schatten. Nur ihr strahlendes Lächeln war zu erkennen. Der nächste Angriff folgte direkt. Der Boden unter Arthur erzitterte und bekam Risse. Von Nikki war keine Bewegung zu erkennen gewesen und auch der Dämonenkönig rührte sich nicht. Stattdessen fuhr er fort.
      „Deine Vergangenheit hat dich zu der Person gemacht, die du bist, doch sie hat keine Bedeutung für den Mensch, welcher du in Zukunft sein kannst.“ Nikki kam direkt vor ihm zum Stillstand. Sie neigte den Kopf zur Seite, fast so als würde sie über seine Worte nachdenken, bevor sie ihr Faust doch in seiner Magengrube vergrub. Arthur keuchte und biss die Zähne zusammen.
      „Nichts weiter als brutale Körperkraft. Beispiellos.“ In der Luft zog Arthur sein Schwert und richtete die Spitze auf Nikki. Im nächsten Moment waren die Beine seiner Gegnerin am Boden festgefroren.
      „Bist du glücklich?“ Seine Gegnerin erstarrte.
      „Natürlich“, antwortete sie. Es war das erste Mal seit ihr Kampf begonnen hatte, dass sie zu ihm sprach. Ihr Grinsen schien noch breiter zu werden.
      „Und warum weinst du dann?“
      „Ich bin nicht traurig. Ich lache.... Ich lache.... ICH LACHE!“ Die letzten Worte schrie Nikki. Sie riss sich nun los und stürmte auf Arthur zu. Ein kalter Wind blies über die Wiese. Im nächsten Moment war der gesamte Kampfplatz gefroren. Die gesamte Umgebung war in ihrer Bewegung erstarrt. Das Eis glitzerte im Sonnenlicht. Nikki blickte in den Himmel. Das Lachen war von ihrem Gesicht verschwunden. Zum ersten Mal seit über zehn Jahren. Arthur stand hinter ihr. Er hatte sie von hinten mit seinem Schwert durchbohrt.
      „Du spürst es, nicht wahr? Wir sind verbunden. Du siehst, dass ich es kann. Schließe dich mir an und ich verwandle dein falsches Lächeln in ein Wahres.“ Nikki schloss die Augen. Tränen quollen daraus hervor. Unwillkürlich zogen sich ihre Mundwinkel nach oben. Sie wusste nicht wie, aber ihr Vergangenheit fiel von ihr ab. Sie vergaß nicht, doch es kümmerte sich nicht mehr. Sie fühlte sich, als könnte sie zum ersten Mal seit einer Ewigkeit aufatmen.
      „Ja!“


      „Was stimmt mit dir nicht?“, knurrte Freya und starrte Nikki durchdringend an. Die Frau hüpfte noch immer aufgeregt auf der Stelle auf und ab. Da sie unter ihrem Kleid nichts zu tragen schien, wurden selbst Freyas Augen auf ihre großen Brüste gezogen.
      „Ein Mann hätte hier wohl keine Chance“, dachte die Walküre und packte ihren Speer fester.
      „Geil“, war alles was Lucy dazu zu sagen hatte. Aus der Hand der Admiral quoll nun ein Strom von Rum, welchen Lucy nun mit einem Schluck trank.
      „Ihr habt Angst vor mir oder?“ Nikki neigte den Kopf. Die Haltung der zwei Frauen vor ihr versteifte sich.
      „Das ist schon in Ordnung. So geht es vielen. Früher hat mich das traurig gemacht, aber jetzt nicht mehr. Arthur liebt mich. Das ist alles was zählt.“
      „Ich bezweifle das der Dämonenkönig irgendwelche Gefühle besitzt“, meinte Freya.
      „Sag so etwas bitte nicht. Sonst machst du mich wirklich traurig.“ Der Schmerzensschrei der Walküre war bis nach Marino zu hören. Keuchend hielt Freya sich ihre Seite, wo Nikkis Tritt sie getroffen hatte. Der Angriff war so schnell und plötzlich erfolgt, dass sie keine Chance hatte.
      „Ich habe keinerlei Feindseligkeit gefühlt“, knurrte sie und starrte die lächelnde Frau an. Nikki hatte immer noch die Augen zusammengekniffen und ihr breites Grinsen entblößte ihre weißen Zähne.
      „Warum sollte ich wütend auf euch sein? Ihr würdet einen Käfer, der euch zwickt, doch auch nicht hassen. Er weiß es eben nicht besser. Aber bestrafen muss man ihn trotzdem.“ Lucy trat nun einen Schritt auf Nikki zu. Sie knackte mit ihren Knöcheln und grinste ihr Gegenüber an.
      „Du siehst uns als Käfer? Ohh das gefällt mir überhaupt nicht. Ich glaube ich muss...“ Ihre Antwort wurde von Nikki unterbrochen.
      „Breast Pound!“ Sie rammte ihre großen DD-Körbchen auf Lucys Kopf und die Admiralin somit ungespitzt in den Boden. Nur noch Lucys Kopf war zu sehen.
      „Und jetzt reibt sie mir auch noch ihre Brustgröße unter die Nase“, knurrte sie, während sie sich befreite.
      „Das kann ich überhaupt nicht leiden.“ Ihr Blick fiel auf ihre eigenen, kleineren Brüste.
      „Metfessel!“ Lucy schlug ihre Hände zusammen. Zwei lange Ströme klebrigen Honigmets schossen daraus hervor und schlangen sich um Nikki. Bevor sie reagieren konnte, hatte die Admiralin den Alkohol schon entzündet. Mit einem grellen Lichtblitz ging Nikki in Flammen auf.

      „Das ist aber nicht nett.“ Mit einer schnellen Bewegung wirbelte Nikki um ihre eigene Achse und löschte die Flammen. Ihr Kleid war vollkommen verbrannt und enthüllte nun, dass sie darunter wirklich nichts trug.
      „Verdammt“, knurrte Lucy und wischte sich etwas von ihrem Nasenbluten weg. Freya rollte nur mit den Augen und packte nun Lucys Beutel, welchen diese achtlos an der Seite des Kampffeldes liegengelassen hatte. Schnell kramte sie daraus eine einfache Hose und ein Hemd hervor und warf es Nikki zu.
      „Oh... Danke“, meinte diese und machte einen leichten Knicks.
      „Es wäre nicht ehrenvoll dich nackt kämpfen zu lassen. Außerdem scheint der Marineadmiral davon abgelenkt zu werden.“
      „Ach wirklich? Na dann können wir ja vielleicht später zusammen ein Bad nehmen, wenn wir alle Arthur dienen und Freunde geworden sind“, antwortete Nikki. Den wütenden Einwurf von Lucy im Hintergrund ignorierten die Beiden.
      „Wirst du jetzt richtig kämpfen, oder willst du weiter herumspielen?“
      „Ich werde richtig kämpfen. Alles andere wäre euch gegenüber unfair. Aber wenn ihr verliert müsst ihr mir versprechen, dass ihr euch uns anschließt. Und dann gibt es Kuchen für alle. Juhu!“ Nikki hüpft erneut vor Begeisterung auf und ab.
      „Ich mag keinen Kuchen“, meinte Freya. Daraufhin zogen sowohl sie, als auch Nikki scharf die Luft ein. Freya aufgrund der Tatsache, dass sie sich von der Unbeschwertheit ihrer Gegnerin hatte mitreißen lassen und Nikki weil Freya keinen Kuchen mochte.
      „Hört auf mich zu ignorieren.“ Lucys Kick spaltete den Boden und erzeugte eine tiefe Schlucht. Die beiden Attackierten hatten sich jedoch mit einem Sprung in Sicherheit gebracht.
      „Sie mag keinen Kuchen.... Was mach ich jetzt nur... Soll ich Kekse machen? Oder Muffins? Oder eine Torte?“ Nikki presste die Hände gegen ihr Gesicht und dachte scharf nach.
      „Das tut jetzt nichts zur Sache“, schrien Lucy und Freya gleichzeitig und stürzten sich dann auf ihre Kontrahentin. Nikki wich jedoch mit einem geschickten Rückwärtsalto aus und verpasste nun ihrerseits den Zwei einen Faustschlag gegen die Brust, der Lucy und Freya mehrere hundert Meter zurückschleuderte.

      Lucy stürzte sich direkt wieder auf Nikki, während Freya stehenblieb. Sie packte den Stiel ihrer Waffe fester. Dann stieß sie zu. Dadurch entfesselte sie eine mächtige Druckwelle, die alles was sie traf einfror und dann zerschnitt. Lucy wirkte überrascht, als der Angriff sie überholte, grinste dann jedoch. Zum ersten Mal seit dem Beginn des Kampfes riss Nikki nun die Augen auf. Sie festigte ihren Stand und streckte die rechte Hand aus. Obwohl sie immer noch grinste, merkte man das sie die Zähne zusammenbiss, als der Angriff ihre Handfläche traf.
      „Arthurs Angriffe sind stärker. Ich bin Kälte gewohnt“, keuchte sie, während sie die Druckwelle gen Himmel umlenkte.
      „Dann lass mich dich ein wenig aufwärmen“, ertönte Lucys Stimme von ihrer Linken. Der Arm der Admiralin war mit Alkohol und Rüstungshaki überzogen und entzündete sich nun. Ein greller Lichtblitz und eine kleine Explosion folgten, als Lucys Faust Nikkis Seite traf. Nikki schrie auf, als sie in die Luft geschleudert wurde. Sie kam jedoch nicht dazu sich zu erholen, da Lucy direkt eine Flasche hochprozentigen Alkohol leerte und ihn dann dazu benutze Feuer auf ihre Gegnerin zu spucken. Diese schaffte es gerade so sich in der Luft zu drehen und so einen Wirbelwind zu erzeugen, der die Flammen abwehrte. Trotzdem wurde sie nun von einem weiteren Angriff Freyas getroffen. Ein mächtiger Eiszapfen traf sie frontal in die Brust. Davon getroffen fiel sie zu Boden.
      „Wie stark ist ihr Körper?“, knurrte die Walküre, während sie auf Nikki blickte. Diese rappelte sich gerade wieder auf. Der Angriff hatte ihr keinen sichtbaren Schaden zugefügt. Sie grinste immer noch, aber atmete zumindest etwas schwerer.
      „Sie musst mit einem unglaublich zähen und starken Körper geboren worden sein“, meinte Lucy, welche direkt neben der Walküre stand.
      „Außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir Verbündete wären.“ Mit einem Tritt schickte sie Freya fliegen, sodass die Drei sich nun in einem Dreieck gegenüberstanden.
      „Spinnst du eigentlich“, schrie Freya die grinsende Lucy an. Nikki kicherte nur.
      „Ihr seid lustig. Ich freue ich schon darauf, wenn wir alle Freunde sind und ich uns Ku... Ich meine eine Torte backe.“
      „Zwischen Kuchen und Torten ist kaum ein Unterschied“, schrie Freya und lief direkt rot an, da sie sich erneut in solch belanglosen Smalltalk hatte ziehen lassen. Sie rammte nun ihren Speer in die Erde. Kaum hatte sie dies getan gefror die gesamte Kampffläche. Sie ignorierte das fröhliche Jauchzen Nikkis und das wütende Fluchen Lucys, als diese auf dem Hintern landete, und blickte stattdessen zu den dunklen Sturmwolken, die sich über ihrem Kopf sammelten. Ein eisiger Wind wehte über den Kampfplatz. Die schaulustigen Bewohner Marinos konnten nichts mehr erkennen, da die dunklen Wolken die Drei nun vollkommen einhüllten.

      „Das wird jetzt interessant“, knurrte Lucy und hüllte ihren gesamten Körper mit Rüstungshaki ein. Es war keinen Moment zu früh gewesen, da sie noch in derselben Sekunde von einem mächtigen Blitzschlag getroffen wurde. Wie Regen prasselten die Blitze auf Nikki und Lucy ein. Freya keuchte heftig, während sie ihre Waffe umklammert hielt. Mit der Spitze des Speeres dirigierte sie die Angriffe. Kaum lies der Blitzregen nach, da wurde er schon durch einen Hagelsturm ersetzt.
      „Das soll doch wohl ein Witz sein?“, knurrte Lucy. Hausgroße Hagelkörner stürzten auf sie und Nikki nieder. Blitzschnell spuckte sie Alkohol auf ihre Fäuste und entzündete ihn mithilfe von Reibung. Ihr Blick fiel auf Nikki, welche lächelnd zum Schlag ausholte. Das erste Hagelkorn, welche sei traf, pulverisierte sie direkt. Schließlich endete auch dieser Ansturm. Auf dem Kampfplatz hatte sich ein kleiner See gebildet, aufgrund der vielen Hagelkörner, die Lucy geschmolzen hatte. Das Wasser floss jedoch schnell in die Schlucht ab, welche der Kick der Admiralin zuerst erschaffen hatte.
      „Das hat Spaß gemacht“, meinte Nikki und hüpfte wieder auf und ab.
      „Vielleicht sollte ich mich einmal wirklich anstrengen“, sagte Lucy und leerte eine weitere Flasche Rum.
      „Ihr nehmt das hier nicht wirklich ernst.“ Freyas Augen waren zu Schlitzen verengt. Sie schritt langsam auf die zwei anderen Frauen zu.
      „Ich bin nur hier um sicherzustellen, dass meine Freundin die Nova-Frucht findet.“
      „Oh was für ein Zufall. Deshalb bin ich auch hier. Arthur möchte diese Kraft gerne haben.“
      „Hört auf damit.“ Freya schrie nun. Sie deutete mit der Spitze ihres Speeres abwechselnd auf ihre Gegnerinnen.
      „Wagt es nicht meinen Traum so beiläufig zu behandeln. Diese Frucht war mein Ziel seit ich denken kann. Ihr Missbrauch durch Geddon schmerzte mich. Nur deshalb wurde ich Kopfgeldjägerin. Nur um ihn töten zu können. Deshalb habe ich trainiert. Deshalb habe ich gekämpft. Wagt es nicht so beiläufig über mein Schicksal zu sprechen. Mit dieser Frucht kann ich eine Sonne werden. Ich kann meinen Mitmenschen endlich die Wärme spenden, welche sie verdienen.“ Sie packte nun ihren Speer mit beiden Händen.
      „Die Sonne spendet Leben und Wärme und genau dasselbe werde ich tun.“ Die Atmosphäre begann vor Macht zu knistern, als diese drei Frauen sich nun so gegenüberstanden.
      „Admiral Lucy Hawthorne! Zuvor sagte ich, dass in allen Legenden ein Körnchen Wahrheit steckt. Nun wirst du es aus erster Hand erfahren.“



      Kapitel 203: Vulmir, der Weltenspalter
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      Im Norden erzählt man sich die Legende einer Frau. Eine Kriegerin der Gerechtigkeit, die die nördlichen Lande seit Jahrhunderten beschützt. Und mit sich führt sie eine Waffe. Eine Waffe, die selbst die Mächtigsten unter ihren Feinden erzittern lässt.

      „Die Piraten sind uns zahlenmäßig überlegen. Sie haben eine bessere Bewaffnung und sind uns auch positionstechnisch überlegen. Wir müssen auf Verstärkung warten.“ Konteradmiral Stamos knurre, während er den Ausführungen seines obersten Maats lauschte. Sein Blick schweifte hinauf zu der Festung, welche aus der Felswand ragte.
      „Verstärkung werden wir keine erhalten. Die nächste Basis ist über eine Woche entfernt. Wir müssen es so schaffen. Hattet ihr zumindest in den umliegenden Dörfern Erfolg?“ Der oberste Maat schüttelte mit dem Kopf, woraufhin sein Vorgesetzter laut seufzte.
      „Wir konnten einige Informationen sammeln, doch die Menschen sind keine Kämpfer. Die meisten Soldaten der königlichen Armee sind tot und der Rest ist wahrscheinlich mit dem König zusammen eingesperrt.“ Ein kalter Wind blies über die kargen Ebenen der Insel Valhalla.
      „Zumindest haben wir Licht“, meinte Stamos seufzend und blickte gen Himmel. In den Wintermonaten traf kein einziger Sonnenstrahl dieses Eiland im hohen Norden. Und die Winter dauerten lang. Das Gras bewegte sich sanft durch die kühle Sommerbrise. Der Marinekapitän stand auf. Er wandte sich nun an seine Männer. Die rechte Hand zur Faust geballt streckte er sie in die Höhe.
      „Wir sind Soldaten der Marine. Krieger der Gerechtigkeit. Beschützer der Schwachen. Und wir werden alles daran setzen diese Insel vom Abschaum der Piraterie zu befreien. Für die Menschen, die dieses Eiland ihr Zuhause nennen.“ Seine Männer und Frauen stimmten ihm brüllend zu, doch er konnte auch die Unsicherheit in den Augen vieler sehen. Selbst er war sich nicht sicher ob sie es schaffen würden. Es waren keine bekannten Piraten, aber es waren verdammt viele und gut bewaffnet noch dazu.
      „Wir brechen auf.“ Stamos schulterte seinen Rucksack. Ihr einzige Chance bestand darin über die Nordwand des Berges aufzusteigen und so die Festung von oben anzugreifen, da sie auf dem normalen Weg mehrere Stunden vor ihrer Ankunft bemerkt werden würden. Seine Vorbereitungen wurden jedoch von einem seiner Soldaten unterbrochen.
      „Sir.“ Der junge Mann salutierte vor ihm. Er schien außer Atem zu sein.
      „Was ist los?“, fragte Stamos beunruhigt.
      „Es ist jemand zu unserer Verstärkung eingetroffen.“
      „Wer?“ Die Frage des Konteradmirals wurde jedoch nicht von seinem Maat beantwortet, sondern von der Ankunft der Verstärkung. Alle Blicke der Mainesoldaten waren auf sie geheftet. Ein junges Mädchen schritt langsam auf den Konteradmiral zu. Stamos schätzte das sie nicht älter als Vierzehn sein konnte. Trotzdem trug sie eine silberne Rüstung für den Kampf. Ihr langes, silberblondes Haar war zu zwei Zöpfen gebunden. Die meisten Blicke waren jedoch auf ihren Speer gerichtet. Die Waffe war fast doppelt so groß wie das Mädchen und trotzdem trug sie ihn mit einer Hand.
      „Wer bist du?“, fragte Stamos, als das Mädchen vor ihm zum Halt kam.
      „Mein Name ist Freya. Ich bin die neue Walküre. Bitte erlaubt mir euch zur Seite zu stehen, da dies hier meine Heimat ist.“ Sie verneigte sich kurz und blickte dann den Konteradmiral durchdringend an.
      „Es geht gegen alle meine Prinzipien ein Kind in Gefahr zu bringen, doch wenn es stimmt und du die neue Walküre bist, so ist deine Kraft sicher eine große Hilfe für unsere Unternehmung. Auch wenn du immer noch ein Kind bist“, meinte Stamos und legte seine Hand auf Freyas Kopf. Etwas was von dem Mädchen mit einem genervten Augenrollen quittiert wurde.
      „Versucht uns nur nicht in den Weg zu kommen“, meinte der Konteradmiral noch lachend, bevor er und seine Männer sich auf den Weg machten.
      „Denkt ihr wirklich, dass dies eine gute Idee ist? Sie ist noch ein Kind.“
      „Hast du ihren Blick gesehen? Sie würde so oder so kämpfen. So können wir sie wenigsten beschützen und aus dem Gröbsten raushalten.“ Die Kompanie setzte sich in Bewegung. Freya lief am hinteren Ende der Kolone neben einer jungen Frau.
      „Ich denke du wärst ein guter Ausguck, aber dafür musst du diese Rüstung ablegen. Sie fällt zu sehr auf. Und deine Waffe lässt du besser auch da“, sagte die Marinesoldatin und lächelte Freya freundlich an.
      „Keine Angst ich passe auf dich auf.“ Das junge Mädchen sah die freundliche Soldatin nun zweifelnd an.
      „Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst.“

      Die Schlacht war vorbei und Stamos konnte es immer noch nicht glauben. Keiner seiner Soldaten war verletzt worden. Alle Männer und Frauen der neunundzwanzigsten Einheit waren unverletzt. Etwas was man von den Piraten nicht behaupten konnte. Trotzdem war auch von ihnen keiner gestorben. Der Blick des Konteradmirals fiel nun auf Freya. Niemand wagte sich in ihre Nähe. Alle starrten sie nur voller Ehrfurcht oder Furcht an. Sie blickte auf das Land unter sich. Ignorierte alle Blicke, welche auf ihr ruhten. Sie alle hatten es gesehen. Gesehen wozu Vulmir in de Lage war. Die Bergspitze über ihr... sie war gespalten!


      „Selbst den Blitzen weicht sie spielend aus“, knurrte Freya und blickte auf Nikki, welche immer noch von einem Ohr zum Anderen grinste.
      „Dabei müsste sie das nicht einmal. So stark sind die Angriffe jetzt auch nicht“, antwortete Lucy Hawthorne. Der Großteil ihres Körpers war von schwarzen Rauch eingehüllt, da sie die Blitzangriffe der Walküre einfach ertrug. Diese richtete nun ihren Speer auf Lucy, doch zum Angriff kam sie nicht mehr, da im selben Moment Lucy von einem Tritt Nikkis getroffen wurde. Keuchend torkelte die Admialin zurück.
      „Man macht sich über Andere nicht lustig. Das ist gemein“, meinte Nikki und hob tadeln den Zeigefinger. Kurz darauf wurde sie von einem Blitz direkt in die Brust getroffen. Ihr Köprer verschwand in einer schwarzen Rauchwolke, doch schon eine Sekunde später schoss sie daraus hervor und verpasste Freya einen Kinnhaken.
      „Und jemanden anzugreifen, während er redet ist auch unhöflich.“ Die Walküre knurrte. Blut spritzte zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor.
      „Ich hab doch gesagt nicht ins Gesicht.“ Mit einem Tritt, welcher frontal Nikkis Gesicht traf, stieß sie sich von ihrer Gegnerin weg.
      „Aber mein Gesicht darfst du treten“, meinte die Getroffene etwas schmollend, bevor sie schon vom nächsten Angriff getroffen wurde. Ein Strahl dunklen Rums traf sie. Und im nächsten Moment rammte ihr Lucy, die sich durch den Alkohol bewegt hatte, ihren Kopf in die Magengrube. Zum ersten Mal keuchte Nikki leicht auf. Ihr Lächeln schwand jedoch zu keiner Sekunde. Lucy packte nun ihre Arme und verpasste ihre ein Kopfnuss, welche den Boden in der Umgebung zum erzittern brachte. Doch damit stoppte ihr Angriff nicht, da sie nun ausholte und Nikki mit aller Macht ihre Faust gegen die Brust rammte. Der Boden um die Zwei bekam noch tiefere Risse. Schwer atmend blickte Lucy in das Gesicht ihrer Gegnerin und musste entsetzt feststellen, dass diese immer noch grinste.
      „Das hat echt weh getan. Ein Glück das ich so einen starken Körper habe.“ Lucy Hawthorne schrie vor Schmerzen, als Nikki ihr nun beide Hände gegen die Brust rammte. Das Brechen ihrer Rippen konnte selbst Freya hören. Bewegungslos landete die Admiralin mehrere Meter weit entfernt.
      „Dann ist es jetzt wohl an mir. Sie war sowieso nur eine Ablenkung. Ich fordere dich zum ehrenwerten Duell heraus“, meinte Freya und richtete die Spitze ihres Speeres auf Nikki. Diese wollte antworten, wurde jedoch von lautem Fluchen unterbrochen.
      „Verfickte Scheiße! Das tut WEH! AAHHH...Verdammt!“, schrie Lucy, während sie sich aufrappelte. Ihre Brust war deutlich sichtbar eingeschlagen und wölbte sich nach Innen. Es war ein Wunder das sie noch stand. Schnell fischte sie nun einen silbernen Flachmann aus den Tiefen ihres Umhangs hervor und leerte ihn mit einem Zug. Mit einem lauten Rülpser wölbte sich ihr Brustkorb nach außen und nahm seine natürlich Form wieder an.
      „Körperlich hast du sogar noch mehr drauf als der Bluthund“, meinte sie an Nikki gerichtet, die daraufhin einen Knicks machte.
      „Danke“, meinte sie lächelnd. Freya blieb ruhig. Ihr Blick sprang zwischen den anderen beiden Frauen hin und her. Sie musste eine von ihnen schnell ausschalten. Das Problem war, dass sie dafür noch nicht bereit war.
      „Ich muss mehr Zeit schinden.“

      Ohne Vorwarnung attackierte sie nun Lucy. Ihr Speer erzeugte einen kalten Windstoß, der die Admiralin in die Luft riss. Direkt darauf wirbelte Freya um ihre eigene Achse und führte eine Stoßbewegung in Richtung Nikki aus. Diese wurde von der Druckwelle getroffen und zurückgeschoben, wobei sie tiefe Furchen im zerstörten Boden der Ebene hinterließ. Die goldenen Sonnenstrahlen der Abendsonne, die kurz davor war hinter den Bergen zu verschwinden, ließen Freyas Rüstung erstrahlen. Mit einem Lächeln registrierte die Walküre eine Bewegung in ihrem Augenwinkel. Mit einem Sprung wich sie dem Feurball aus, der von der Luft aus auf sie geschossen wurde. In der Luft stieß sie direkt darauf ihren Speer in Richtung Nikki, auf die ebenfalls ein Feuerball abgefeuert wurde. Der Blitz- und Feuerangriff trafen die Lächelnde gleichzeitig und schmetterten sie zu Boden. Lucy landete nun wieder. Sie wischte sich noch einige Reste des Alkohols, welchen sie soeben in ihrem Mund entzündet hatte, aus den Mundwinkeln und grinste.
      „Kein schlechtes Teamwork. Wenn auch nicht freiwillig.“ Freya ignorierte sie, sondern blickte nur auf die Rauchsäule, welche von Nikkis Körper aufstieg. Deshalb bemerkte sie Lucys Attacke erst im letzten Moment. Es gelang ihr gerade noch sich zur Seite zu drehen, sodass der Faustschlag nur ihre linke Schulter anstatt der Rechten traf.
      „Verflucht sollst du sein mich so hinterhältig zu attackieren.“
      „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir Freunde sind. Außerdem ist das eigentlich unser Kampf. Das Tittenmonster hat sich nur eingemischt.“
      „Das ist aber nicht nett“, unterbrach Nikki den Streit der beiden Frauen. Sofort wirbelten Freya und Lucy herum. Nikki hatte keine sichtbaren Schäden von dem Angriff soeben davongetragen, auch wenn ihr Oberteil nur mehr aus Fetzen bestand. Grinsend sah sie die beiden Frauen an. Sie kniff die Augen zusammen und rieb sich die Schläfen.
      „Es tut mir wirklich Leid, aber ich muss jetzt ernst machen. Arthur wartet auf mich und ich hab Jack und Mary eine Erdbeertorte versprochen.“
      „Das interessiert...“ Lucy kam nicht mehr dazu ihre Worte zu Ende zu sprechen, da ihr Nikki nun ihre Faust in die Magengrube rammte. Der Aufprall entfesselte eine Druckwelle, die bis nach Marino spürbar war.
      „Verfluchte Scheiße“, knurrte Lucy durch ihre zusammengebissenen Zähne. Blut sprenkelte Nikkis Gesicht. Die Admiralin packte nun den Kopf ihrer Gegnerin und versuchte deren Genick zu verdrehen, was ihr jedoch nicht gelang.
      „Wie stark ist ihr verdammter Körper“, schoss es ihr durch den Kopf, als sie nun stattdessen blitzschnell ausholte und mit ihren Fäusten von beiden Seiten auf Nikkis Schläfen einschlug. All dies spielte sich im Bruchteil einer Sekunde ab.

      Alles um Lucy drehte sich. Sie konnte den dunkelblauen Abendhimmel über sich erkennen. Eine milde Brise strich über ihr Gesicht und kitzelte sie an der Nase. Dazu gesellte sich das beruhigende Geräusch ihrer röchelnden Atemzüge.
      „Verdammt sie hat meine Lunge punktiert.“ Lucy tastete schnell nach einem ihrer Flachmänner, doch ihre Hand wurde nun auf den Boden gepinnt. Nikki stand über ihr und drückte ihren Fuß auf Lucys Arm.
      „Das war nicht nett“, meinte die Lächelnde und holte aus.
      „So schnell kann es gehen, wenn man nicht voll bei der Sache ist“, unterbrach Freya die Zwei mit tadelndem Unterton. Ein eiskalter Windstoß traf Nikki nun und schleuderte sie von Lucy weg.
      „Ihr seid stark. Das respektiere ich.“
      „Bist du mit aufladen endlich fertig?“, fragte Lucy röchelnd. Freya warf ihre einen überraschten Blick zu.
      „Du hast es gemerkt.“
      „Du selbst hast doch gesagt, dass du mir zeigen möchtest ob in der Legende ein Funken Wahrheit steckt. Deshalb hast du deinen rechten Arm nicht eingesetzt, oder?“ Die Walküre nickte ernst. Sie blickte auf Nikki und dann auf ihren Speer.
      „Einst nannte man diese Waffe Vulmir, den nördlichen Sturm. Sie trägt in sich die Essenz des Nordens. Seine kalte Schönheit. Sein raue Wildnis. Seine Ungezämtheit.“ Freyas Blick traf den Nikkis.
      „Doch nachdem ich diese Waffe aufgenommen habe, gab man ihr einen neuen Namen.“ Die Walküre festigte ihren Stand und ihre Gegnerin tat es ihr gleich. Doch trotzdem konnte sie keine Furcht oder dergleichen in Nikkis Gesicht erkennen. Nur Neugierde.
      „Sie fürchtet sich nicht. Nicht wahr?“, meinte Lucy röchelnd. Sie lag immer noch auf dem Rücken hinter Freya.
      „Arthur hat ihr alle negativen Emotionen genommen.“
      „Ein Leben ohne Furcht und Hass ist kein Leben“, sagte Freya. Die Rüstung um ihren rechten Arm barst nun. Ihr vormals schlanker, zierlicher Arm war nun extrem muskulös und aufgepumpt. Dicke Adern zogen sich über ihren Bizeps.
      „Ich lernte die ganze Kraft dieser Waffe zu entfesseln. Seit jenem Tag nennt man diesen Speer Vulmir, den Weltenspalter.“

      Die Spitze des Speeres leuchtete hell auf. Mit einem Aufschrei stieß Freya zu und die Welt endete. Das Tosen des Angriffs übertönte alles. Eine Druckwelle mit der Kraft eine Insel zu spalten traf auf Nikki. Diese stemmte sich mit aller Macht dagegen. Der Boden um sie herum zersplitterte nicht, er wurde regelrecht pulverisiert. Immer tiefer drückte es Nikki in die Erde. Das Grinsen war von ihrem Gesicht verschwunden. Stattdessen biss sie die Zähne vor Anstrengung aufeinander. Freya tat dasselbe. Der Griff um ihre Waffe lies nicht nach, sondern verstärkte sich nur noch. Lucy rappelte sich keuchend auf. Sie hatte sich mit ihrem Alkohol ein weiters mal geheilt und starrte mit offenem Mund auf das Schauspiel vor ihr.
      „Das Hauptquartier hat die Walküre deutlich unterschätzt.“ Sie hatte keinen Zweifel daran, dass der Angriff die Berge pulverisieren würde, wenn Nikki ihn nicht aufgehalten hätte.
      „Zum Glück sind keine Zivilisten in diese Richtung.“ Plötzlich horchte Lucy auf. Sie konnte Nikkis Stimme hören. Die Lächelnde schrie mit aller Macht über das Tosen der Druckwelle hinweg.
      „Vergesst nicht meine Worte, glaubt daran das meine Seele weiterlebt. Trauert nicht um mich, jetzt da ich gegangen bin. Ich sehe hinter den Schleier dieser Welt und erkenne die Wahrheit. Wenn auch ihr wisst, dass eure Zeit gekommen ist. Vielleicht beginnt ihr dann zu verstehen. Das Leben hier unten ist nichts als eine seltsame Illusion. Gelobt sei sein Name!“ Mit dem Aufschrei ihrer letzten Worte lenkte sie den Angriff Freyas gen Himmel.

      Keuchend sanken beide Frauen auf die Knie, doch Nikki sprang schon nach kurzer Zeit wieder hoch. Erneut grinste sie.
      „Puh da hast du mich wirklich fast ausradiert. Gut gemacht. Deine Kraft wird Arthur sicher gefallen.“ Lucy ballte ihre Fäuste und stellte sich neben die Walküre.
      „Oh dich hab ich natürlich nicht vergessen. Auch du wirst Arthur sicher gefallen. Ich freu mich wirklich schon auf eure Willkommensfeier.“ Nikki hüpfte aufgeregt auf und ab. Es wirkte so, als wäre sie vom Kampf eben in keinster Weise ausgelaugt.
      „Verflucht soll diese Bestie sein. Selbst der Weltenspalter konnte sie nicht besiegen“, sagte Freya und schlug wütend auf den zerstörten Boden unter sich. Ihr rechter Arm war wieder normal.
      „Meine Heimatinsel versinkt sieben Monate im Jahr in Finsternis. Ich brauche diese Frucht. Nur so kann ich ihnen Licht und Hoffnung spenden. Diese Frucht kann Leben in der Finsternis erschaffen. Ich möchte den Menschen ein Vorbild sein. Ich will sie in eine leuchtende Zukunft führen.“ Freya blickte Nikki an, die gerade wieder ihre Fäuste ballte.

      „Gut gesprochen, aber um zu strahlen brauchst du keine Teufelskraft. Im Endeffekt zählst nur du selbst. Jeder kann eine Sonne sein.“ Eine Explosion zerstörte den Boden unter Nikkis Füßen und schleuderte die Lächelnde zurück. Sie landete auf der anderen Seite des Kraters, welchen der Angriff geschlagen hatte.
      „Endlich bist du da. Ich nehme an alles ist gut gelaufen?“, meinte Lucy und klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. Diese zuckte nur mit den Achseln.
      „Ich kann die Kraft noch immer nicht kontrollieren, aber im Notfall habe ich ja auch noch meine Rüstung.“ Sie war von Kopf bis Fuß in eine feuerrote Rüstung eingehüllt, die ihre körperlichen Merkmale komplett verbarg. Ein weinroter Umhang fiel von ihren Schultern hinab und flatterte leicht im Wind.
      „Der Umhang sieht lächerlich aus“, meinte Lucy, drehte ihrer Freundin den Rücken zu und kniete sich neben Freya.
      „Schnauze! Damit sehe ich endlich wie eine echte Superheldin aus“, antwortete Nina grinsend und klappte das Visier ihres Helms nach unten.



      Kapitel 204: Heimkehr
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      „Ich brauche deine Hilfe nicht“, knurrte Freya, als Lucy sich neben sie kniete.
      „Und mir ist egal, was du brauchst oder willst“, antwortete die Admiralin und stopfte der Walküre zwei ihrer Finger in den Mund.
      „Und wehe du beißt“, fügte sie noch hinzu, während sie Alkohol erzeugte. Nikki neigte währenddessen den Kopf beiseite. Sie wirkte enttäuscht.
      „Du hast also die Frucht schon gegessen. Das wird Arthur gar nicht gefallen. Ich hoffe er versohlt mir den Hintern“, sagte sie nun wieder breit lächelnd. Nina schüttelte nur den Kopf.
      „Du hast hier nichts mehr zu suchen, also verschwinde besser.“ Nikki lachte nun lauthals.
      „Aber ich will doch meine neuen Freundinnen nicht zurücklassen. Weißt du was? Du könntest dich Arthur doch auch anschließen. Kommt! Wir werden alle Freundinnen.“ Die Antwort, welche sie darauf erhielt, war das Nina ihre Faust in Nikkis Magen vergrub.
      „Uff“, keuchte die Getroffene, doch ihr Grinsen schwand nicht.
      „Stark“, meinte Nina anerkennend, bevor Nikki ihr nun ihrerseits die Faust ins Gesicht rammte und sie so zurückdrängte. Sie hinterließ tiefe Furchen im Erdreich, als sie zum Halt kam. Der Treffer ihrer Gegnerin hatte sie fast hundert Meter zurückgeschleudert. Trotzdem überbrückten sie und Nikki diese Distanz nun im Bruchteil einer Sekunde und prallten erneut zusammen. Die Druckwelle, die entstand, riss die letzten kümmerlichen Reste Gras aus, die den vorigen Kampf überstanden hatten. Nina wich nun durch eine Rolle zur Seite aus, wodurch Nikki ihre Faust in die Erde rammte. Im nächsten Moment erschütterte eine Explosion den Kampfplatz, als eine Sonne in Nikkis Rücken einschlug.
      „Aua! Das tut echt weh“, meinte Nikki. Ihr Kleidung am Rücken war restlos verbrannt. Anstatt einer Antwort erhielt sie jedoch einen Tritt Ninas gegen den Hinterkopf, der sie nun zu Boden schleuderte. Sie sprang jedoch sofort wieder auf und wirbelte herum. Mit zusammengekniffenen Augen und breit Grinsend blickte sie Nina an.
      „Du bist echt irre stark. Sooo coool. Wenn du in der Mine arbeiten würdest, ginge der Abbau sicher unglaublich viel schneller voran. Und Abends backe ich dir Kuchen, Torten oder was immer du willst.“
      „Muffins wären nett“, meinte Nina und knackte mit den Knöcheln.
      „Dann gibt es Muffins.“
      „Hey ich mag nicht mal Muffins“, rief Lucy von der Seite dazwischen.
      „Oh stimmt. Sorry“, antwortete Nina und rieb sich entschuldigend am Hinterkopf.
      „Ihr san doch oalle deppat“, entfuhr es Freya. Direkt drauf schlug sie die Hände vor den Mund, räusperte sich und sprach dann.
      „Ihr seid doch alle fernab jeglich geistlicher Normalität.“ Jedoch half es nichts. Lucy starrte sie von oben breit grinsend an.
      „Wehe du sprichst jemals davon“, knurrte die Walküre und verpasste der Admiral einen Schlag ins Gesicht, worauf diese nun laut zu fluchen begann. „
      Ihr seid wirklich lustig. Ich freue mich schon darauf, wenn wir alle Arthur dienen“, meinte Nikki und wischte sich Lachtränen aus den Augen.
      „Leider wird das nie passieren“, erwidere Nina.
      „Dann zwing ich euch halt.“

      Nikki tauchte plötzlich direkt vor ihrer Gegnerin auf. Blitzschnell schlug sie zu, doch zu ihrer Überraschung packte Nina ihren Arm nun und brachte ihren Angriff so zum stehen. Mit ihrer freien Hand erzeugte sie nun eine Sonne und rammte sie sie direkt ins Gesicht ihrer Gegnerin. Der Lichtblitz zwang Freya und Lucy ihren Streit zu unterbrechen und ihre Augen abzuschirmen. Rauchend torkelte Nikki zurück. Ihr Kopf war von schwarzem Qualm komplett eingehüllt.
      „Das tut weh. Bitte hör auf damit. Du machst mich ganz unglücklich“, meinte Nikki. Ninas Mine veränderte sich kein Stück, als der Qualm sich verzog. Zwar lachte Nikki noch immer, aber die Spitzen ihrer Haare waren versengt.
      „Wie stark ist ihr Körper?“, knurrte Nina.
      „Das haben wir uns auch schon gefragt“, warf Lucy von der Seite ein.
      „Sollen wir dir wirklich nicht helfen?“
      „Nein! Ich...“ Weiter kam Nina nicht mehr, da sie nun ihrerseits von einem Tritt Nikkis getroffen wurde. Ihre Angreiferin war hochgesprungen und hatte sie angegriffen, indem sie ihre Ferse von oben auf Ninas Schädel gerammt hatte. Dies rammte sie ungespitzt in den Boden. Als Nikki jedoch mit einem Schlag nachsetzen wollte, wurde sie von einer Explosion unterbrochen und durch die Druckwelle etwas zurückgedrängt. Nina wischte sich ein paar Krümel Erdreich von der Schulter. Sie stand inmitten des großen Kraters, welchen sie soeben geschaffen hatte. Ruhig sah sie sich um. Der Kampfplatz, eine ehemals blühende Wiese, war nun nichts weiter als ein totes Ödland. In der Entfernung konnte sie die Stadtmauern von Marino sehen. Nur noch wenige Menschen hielten sich darauf auf um den Kampf zu verfolgen. Die Meisten waren in ihre Häuser geflohen. Zum Glück war der Kampf immer noch mehrere Kilometer von der Stadt entfernt. Nina atmete tief ein. Die Sonne war schon hinter den Bergen verschwunden und die Dämmerung über das Land hereingebrochen.
      „Lucy und wie immer du auch heißen magst... Verschwindet!“ Lucy holte Luft um zu widersprechen, lies es dann jedoch sein. Stattdessen packte sie nun Freya und wollte sie sich über die Schulter werfen. Diese wehrte sich jedoch und rammte ihr Knie in das Gesicht der Admiralin, worauf diese sie fallen lies.
      „Ich kann selbst laufen. Eure Hilfe benötige ich dazu nicht“, meinte die Walküre und warf einen interessierten Blick an der fluchenden Lucy vorbei auf Nina.
      „Warum sollen wir uns zurückziehen?“
      „Weil nun nicht mehr Nina kämpfen wird.“ Freya wollte gerade eine weitere Frage stellen, doch Lucy beantwortete sie bevor sie ausgesprochen wurde.
      „Jetzt kommt die Zeit von War!“

      Die Rüstung Ninas schien nun von ihr abzuperlen und einen Vortex um sie zu bilden. In nur wenigen Sekundenbruchteilen war sie vollkommen davon verdeckt. Nikki neigte fasziniert den Kopf. Sie machte keinerlei Anstalten einzugreifen. Stattdessen verfolgte sie mit offenem Mund grinsend das Schauspiel. Nachdem der Vortex sich verflüchtigt hatte, war Nina verschwunden. Stattdessen stand ein roter Hüne in Ritterrüstung vor Nikki. Sein Helm verdeckte jegliche Gesichtszüge. Er schien nicht einmal einen Sehschlitz zu haben.
      „Verschwinde jetzt oder spüre die Konsequenzen“, dröhnte War mit dumpfer Stimme. Nikki kicherte jedoch nur.
      „Komm legen wir los. Ich freue mich schon.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, zerschmetterte Wars Faust auch schon den Boden unter ihren Füßen. Es war ihr gerade noch gelungen im letzten Moment auszuweichen. Grinsend holte sie nun zum Gegenangriff aus. Jedoch wich ihr Grinsen nun einem überraschten Gesichtsausdruck, als ihr Schlag wirkungslos an der Rüstung ihres Gegners abprallte. Gleich darauf öffnete sie zum ersten Mal die Augen, als War sie nun ihrerseits mit einem Faustschlag traf. Jedoch war dies nicht alles. Im selben Moment, als seine mächtige Faust sie traf, erzeugte er eine Nova, wodurch der Einschlag noch einmal deutlich verstärkt wurde. Zum ersten Mal hörte man so etwas wie ein schmerzerfülltes Stöhnen aus Nikkis Kehle. Mit einer schnellen Bewegung federte sie zurück auf ihre Beine. Ihre Kleidung war erneut vollkommen zerfetzt, was sie jedoch nicht kümmerte.
      „Das tut echt weh“, stöhnte sie und wischte sich etwas Blut aus den Mundwinkeln. Plötzlich faltete sie die Hände und fiel auf die Knie. Staub wurde aufgewirbelt. Sie richtete den Blick gen Himmel und das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht.
      „Es tut mir leid Arthur, aber ich glaube nicht, dass ich meine neuen Freundinnen mitbringen kann.“ Langsam stand Nikki wieder auf. Sie neigte den Kopf zur Seite und das Grinsen kehrte auf ihr Gesicht zurück.
      „Ich glaube nicht, dass sie es überleben. Dafür backe ich einen großen Kuchen zu ihrem Begräbnis.“ Als sie sich nach vorne vom Boden abstieß, erzeugte sie eine riesige Staubwolke. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit überbrückte sie die Distanz zwischen sich und War. Ihr Gegner hatte keine Chance zu reagieren. Die Druckwelle, die der Einschlag ihrer Faust in Wars Magengrube auslöste, fegte Lucy und Freya von den Beinen. Die Stadtmauer von Marino bekam Risse. Kein Baum im Umkreis überstand es. Der dumpfe Schmerzensschrei Wars erfüllte die Luft. Jedoch setzte der Hüne direkt zum Gegenangriff an. Um seine Fäuste erzeugte er jeweils eine Nova. Die Hitze verbrannte die kümmerlichen Reste Grases unter ihren Füßen sofort. Er holte nun aus um Nikkis Kopf zwischen seinen Fäusten zu pulverisieren, doch seine Gegnerin reagierte rechtzeitig und blockte den Angriff ab. Beide Gegner machten nun deinen Satz rückwärts und starrten sich keuchend an. Direkt darauf preschten sie wieder vor und attackierten erneut. War holte aus. Seine Faust war beinahe so groß wie Nikki. Diese wich durch einen geschickten Sprung aus. Sie packte die Faust von War und wirbelte herum um ihrem Gegner einen Tritt gegen die Schläfen zu verpassen. Gleich darauf lies sie die Faust jedoch wieder los und keuchte schmerzerfüllt, da War eine Sonne um seine Faust erzeugt hatte. Die Kopfnuss, welche ihr Gegner ihr nun verpasste, schleuderte sie erneut zurück. Schwer atmend federte Nikki auf die Beine zurück, während sich War an der Seite seines Kopfes rieb. Stumm standen sie sich gegenüber. Ein heftiger Windstoß blies über das tote Kampffeld. Mit einem Aufschrei entfesselte War nun eine Sonne zwischen seinen Händen. Lucy und Freya schirmten mit den Händen ihre Augen ab und selbst Nikki schien ihre noch enger zusammenzukneifen.
      „Wenn ich diesen Angriff abwehre, könnte das tausende das Leben kosten. Ich hoffe du weißt das“, sagte sie grinsen und ballte die Fäuste. Lucy und Freya schreckten beide Hoch, als sie dies Worte hören, doch es war bereits zu spät. Stumm schleuderte War die Sonne auf seine Gegnerin. Die Hitze war unerträglich. Nikki murmelte erneut ein Gebet an Arthur. Sie riss die Augen plötzlich weit auf und holte aus.

      Der Aufprall zwischen ihrer Faust und dem Angriff fand jedoch niemals statt. Stattdessen zerteilte ein kräftiger Windstoß nun die Sonne und leitete ihre Hälften gen Himmel, wo sie sich auflöste. Das grelle Licht und die heftige Hitze verpufften mit ihnen.
      „Was denkt ihr, was ihr hier eigentlich tut. Vor allem du Nina!“ Die blutrote Rüstung perlte von War ab, bis nur noch Nina auf der verbrannten Erde stand. Nikki starrte den Neuankömmling ebenfalls an.
      „Das hat aber lange gedauert bist du endlich kommst“, meinte Nina trocken und blickte Teron direkt in die Augen. Sein Haar war länger geworden und inzwischen schon mehr weiß als grau. Er trug eine einfache Robe mit dem Symbol Roharrinions über der linken Brust. Sein langer Bart flatterte im Wind. Streng blickte er die beiden Frauen vor sich an. Nina grinste.
      „Du hast es also immer noch.“
      „Um nichts in der Welt würde ich es aufgeben.“ Teron hob den mächtigen Zweihänder in seiner linken Hand und deutete mit der Spitze auf Nikki und Nina. Obwohl das Schwert riesig und offensichtlich dafür gedacht war mit beiden Händen geführt zu werden, hob der alte Pirat es mühelos mit einer Hand.
      „Eines der zwölf Drachenschwerter. Der Sturmbändiger“, murmelte Freya ehrfürchtig und blickte dann auf ihre eigene Waffe. Die Klinge von Terons Schwert schien leicht grünlich zu schimmern.
      „Euer Kampf gefährdet dieses Land und ich werde nicht zulassen, dass ihr meine Heimat zerstört.“
      „Es ist nicht nur deine Heimat“, warf Nina von der Seite ein, was ihr einen kalten Blick von Teron einbrachte. Nikki hüpfte aufgeregt auf und ab, was sich natürlich auch auf ihre großen Brüste übertrug.
      „Es wäre sooo toll den Windmagier im Einsatz zu sehen, aber ich glaube nicht, dass ich gegen euch alle bestehen kann. Und wenn ich tot wäre, würde das Arthur sicher soooooooooooooo traurig machen. Trotzdem wäre es toll, wenn ihr euch uns anschließen würdet. Früher oder später werdet ihr das zwar, aber wenn ihr jetzt beitretet gibt es noch Kuchen für euch.“ Sie kicherte und zwinkerte den Anwesenden zu, bevor sie allen einmal zum Abschied winkte und sich dann mit einem Satz auf die weit entfernten Bergspitzen katapultierte.
      „Wie stark ist...“ Terons Gedankengang wurde von Lucy unterbrochen.
      „Das haben wir uns alle schon gefragt. Kein Grund mehr für dich dasselbe zu tun.“
      „Willst du mich festnehmen Lucy Hawthorne? Von wegen die Verbrechen eines Piraten verfallen nie und so.“ Die Admiralin lachte.
      „Ich habe habe ihr hier..“, sie nickte in Ninas Richtung,
      „geholfen. Ich bin wirklich die Letzte, die dich festnehmen würde. Da würde ich mir eher Sorgen um die Walküre machen. Dein Kopfgeld ist immer noch beträchtlich.“ Teron blickte nun auf Freya, die ihn durchdringend anstarrte. Sie saß etwas entfernt auf dem Boden und hatte die Arme um die Beine geschlungen. Ihr Speer lag in Griffweite neben ihr.
      „Ich verspüre keinerlei Begehren nach eurem Kopf. Ich kam in dieses Land um die Nova-Frucht zu erlangen, doch dies ist nun nicht mehr möglich.“
      „Denkst du gerade daran mich umzubringen um so deine Chance wiederzubeleben?“, fragte Nina.
      „Natürlich dachte ich daran.“ Nina lachte und ging dann mit verschränkten Armen auf Teron zu.
      „Vom einfachen Wirt zum Berater des Königs.“
      „Vom Vize zur Toten zum Kriegsgott“, antwortete dieser. Lachend umarmten die Zwei sich.
      „Es ist lange her.“
      „Zu lange. Ich hielt dich für tot. Hätte mir Marissa es nicht vor einem Jahr gesagt, dass du noch lebst, so wäre ich jetzt wohl aus allen Wolken gefallen. Und wer sagt eigentlich, dass ich kein Wirtshaus mehr habe.“ Er wandte sich nun auch den anderen beiden Frauen zu.
      „Ihr seid alle recht herzlich eingeladen. Ich bin mir sicher, dass ihr einige Fragen habt. Vor allem du Nina.“
      „Da hast du Recht.“

      Wenig später saßen die Vier in einem Wirtshaus in Erador. Es befand sich innerhalb des Stadtberges. Die Fackeln an den Wänden spendeten ein schummriges Licht. Draußen hing ein einzelnes Schild.
      „Heute geschlossen!“
      Der einzige Raum der Gaststätte war mit Essensresten übersät. Lucy lachte grölend und trank einen riesigen Bierkrug mit einem Zug leer. Nina saß auf dem Tisch und aß gerade eine Schweinehaxe mit ihren Füßen.
      „Ihr seid alles Schweine“, seufzte Teron und sah sich um.
      „Hey“, warf Freya missmutig ein. Ihr Teller und Essensplatz waren blitzblank.
      „Entschuldige“, meinte der alte Pirat und rieb sich den Hinterkopf.
      „Also Nina. Du bist doch sicher nicht nur wegen der Frucht hier.“ Er wandte sich seiner ehemaligen Crewkameradin zu. Diese nickte ernst.
      „Nach Aarons und Marissas Tod...“ Teron zog scharf die Luft ein, als er diese Worte hörte. Für einen Moment zeigte sein Gesicht ungläubiges Entsetzen.
      „Es tut mir leid. Fahr fort“, sagte er dann und strich sich durch den Bart.
      „Nach dem Tod der Beiden sollte meine Geschichte abgeschlossen sein. So dachte ich zumindest. Doch das war nicht der Fall. Ich traf die unterschiedlichsten Menschen und ich erinnerte mich an meinen Traum. Und dafür muss ich wissen wer ich bin. Ich muss wissen was Aaron wusste.“
      „Du willst sein Tagebuch.“
      „Nicht das Tagebuch von Arma Geddon oder Narm Adegod. Sonder das meines Bruders.“ Während sie sprach rieb sich Nina unbewusst über ihre Arme. Teron nickte ernst.
      „Du weißt, dass ich und Aaron uns damals in den Minen kennengelernt haben. Ich war dabei als der Berater ihm einen Besuch abstattete.“ Der alte Pirat nahm einen tiefen Zug von seiner Pfeife.
      „Ich werde dir sagen, wo das Tagebuch ist“, sagte er schließlich und stand auf.
      „Trotzdem werde ich dich nicht begleiten. Dies ist nicht mehr mein Leben.“
      „Danke Teron. Es war schön dich wiederzusehen.“
      „Mein Wirtshaus steht dir immer offen. Schließlich bist du hier zu hause Nina.“ Die Zwei sahen sich an und lächelten. Teron wandte sich nun Freya zu.
      „Du warst so still.“
      „Dies alles hier betrifft mich nicht. Ich war nur hungrig.“ Der alte Pirat lachte und schüttelte den Kopf.
      „Stur und Schön. Genau wie deine Vorgängerin.“ In den Augen der Walküre konnte er ihre Überraschung deutlich sehen.
      „Es hat einige Zeit gedauert um den Schaden, welcher von Pestis hier verursacht wurde, wieder zu reparieren. Ich wollte das Land verändern. Komplett umkrempeln. Dabei habe ich jedoch etwas von den Leuten gelernt.“ Er sah Freya nun tief in die Augen.
      „Beantworte mir bitte eine Frage. Du möchtest deine Heimatinsel mit der Frucht verändern. Hast du dir die Einwohner deiner Insel einmal angesehen? Hast du in ihre Augen geblickt? Sind sie unglücklich?“ Freya hielt inne.
      „Das dachte ich mir. Warum willst du etwas ändern, dass nicht geändert werden muss. Denk darüber nach.“ Er wandte sich nun Lucy zu, die an die Wand gelehnt stand.
      „Seit wann arbeitet ein Pirat mit einem Kopfgeld von über 600 Millionen Berri als Psychologe?“
      „Als Wirt lernt man seine Gäste zu lesen.“
      „Wohl eher zu lesen, wann sie mehr Bier benötigen.“ Lucy löste sich von der Wand und kam auf Teron zu.
      „Warum hilfst du Nina?“ Die Admiralin zuckte auf diese Frage mit den Schultern.
      „Weil ich denke, dass sie das Richtige tut.“
      „Deshalb hilfst du einer gesuchten Verbrecherin.“
      „Die Marine kämpft für Gerechtigkeit, aber jeder hat seine eigene Auffassung davon. Was ist schon das Richtige? Ich bin davon überzeugt, dass es die Taten sind, die den Menschen helfen.“
      „Und du glaubst, dass Nina das tun kann.“
      „Ihre Worte haben mich überzeugt. Außerdem hilft man seinen Freunden. Nicht wahr?“, meinte Lucy lächelnd und klopfte Teron auf die Schultern.
      „Da hast du Recht. Doch ich denke, dass Nina deine einzige Freundin ist. Du hilfst noch jemanden.“ Lucy grinste und senkte den Blick.
      „Ich bin auch auf der Jagd.“ Sie ballte die Hand zur Faust.
      „Und deshalb muss ich dich nun Fragen Teron, Berater des Königs. Was wollte der falsche Aristokrat hier?“



      Kapitel 205: Bruder und Schwester
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      Der Tau glitzerte in der Morgensonne. Die Gräser der weiten Steppen Roharrinions bewegten sich leicht im Wind. Nina nahm einen tiefen Atemzug. Sie genoss die kühle Morgenluft. Schon bald würde die Tageshitze diese Frische hinwegfegen und sie wollte es jetzt noch genießen. Ihr Umhang flatterte leicht im Wind, während sie die Stufen hinabstieg. Sie befanden sich etwa in der Mitte des Stadtberges. Hier hatte es einige leere Zimmer gegeben, in denen sie die Nacht verbracht hatten. Nun standen Freya, Lucy und Teron oben auf einem steinernen Balkon der das Land etwa fünfhundert Meter unter ihnen überblickte.
      „Wollt ihr nicht durch den Berg gehen? Die Stufen im Freien sind nicht die Sichersten“, meinte Teron und blickte Nina hinterher, die sich schon an den Abstieg machte.
      „Selbst wenn wir stürzen würden, glaube ich kaum, dass der Fall einen von uns Umbringen könnte“, antwortete Lucy herzhaft gähnend.
      „Den Wein bezahlst du mir noch“, sagte Teron. Die Admiralin hatte sich ein Fass unter den Arm geklemmt und füllte draus immer wieder den Krug nach, den sie in der anderen Hand hielt.
      „Schick die Rechnung an die Marine.“ Der alte Pirat schüttelte aufgrund diese Antwort nur den Kopf und machte sich nun selbst an den Abstieg. Lucy folgte ihm laut lachend. Schlussendlich stand nur noch Freya auf dem Balkon und blickte über das Land. So früh am Morgen und in dieser Höhe war der Wind noch angenehm kühl, der ihre silberblonden Haare nach hinten blies. Die Worte, die ihr Teron gestern gesagt hatte, ließen sie nicht mehr los. Die Menschen ihrer Heimat waren nicht unglücklich.
      „Wäre das Land noch unsere Heimat, wenn ich es verändern würde?“ Sie seufzte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Die Menschen in ihrer Heimat waren stets stolz auf sie gewesen. Sie konnte es nur zu deutlich in ihren Gesichter und Augen sehen.
      „Du warst es, die mehr wollte. Du wolltest stets die Sonne sein, die den Norden erhellt. Du wolltest etwas ändern, dass nicht geändert werden musst. Aber verdienen die Leute nicht etwas besseres? Wäre es wirklich besser?“ Freya schlug die Hand vor das Gesicht. Was wollte sie wirklich? Sie blickte den anderen Drei nach, die sich schon im Abstieg befanden. Langsam setzte sie sich in Bewegung und folgte ihnen. Die Steinstufen waren in den Hang des Berges geschlagen. Wind und Wetter hatten sie über die Jahrhunderte arg in Mitleidenschaft gezogen. Immer wieder bröckelten Teile davon ab, während Nina, Teron, Lucy und Freya hinabstiegen. Die Sonne stieg höher und die Temperaturen taten es ihr gleich.

      Endlich erreichten die Vier die Ebene. Vor ihnen erstreckte sich nun die endlos wirkende Steppe Roharrinions. In weiter Entfernung konnten sie einige Wälder ausmachen, doch sonst beeinträchtigte nichts ihren Blick bis an den Horizont. Keine einzige Wolke war am Himmel zu finden.
      „Schwitzt du nicht unter dieser Rüstung?“, fragte Lucy Nina. Diese zuckte nur mit den Achseln.
      „Für mich fühlt es sich so an, als würde ich gar nichts tragen“, sagte sie mit einem schelmischen Grinsen und strich über ihre feuerrote Rüstung. Ihr Umhang flatterte leicht im Wind.
      „Gute Idee. Nackt zu reiten klingt erfrischend“, antwortete die Admiralin lachend. Ihren Admiralsumhang hatte sie locker über ihre Schultern geworfen.
      „Schändlich“, knurrte Freya abschätzend. Lucy hob abwehrend die Hände.
      „Tut mir leid Miss ich versuche euch im Schlaf umzubringen um an die Nova-Frucht zu kommen.“ Freya verstummte augenblicklich und warf Lucy einen giftigen Blick zu. Teron lachte daraufhin lauthals und nickt in Richtung einiger Pferde.
      „Behandelt sie gut. Sie waren nicht billig.“ Nina nickte. Sie ignorierte den Streit, welchen Freya und Lucy gerade vom Zaum brachen und ging zu Teron hin.
      „Es ist Vergangenheit.“ Der Angesprochene blinzelte verwirrt.
      „Du hast mir die ganze Zeit, während ich hier war, nicht in die Augen gesehen.“ Der alte Pirat öffnete den Mund, doch kein Ton kam über seine Lippen. Schließlich senkte der den Kopf.
      „Es tut mir leid Nina, aber nach allem was ich dir angetan habe.“
      „Du hast mir nie etwas angetan.“
      „Ich habe... Wir alle haben zugesehen und es toleriert. Wir waren kein Deut besser als dein Bruder.“
      „Arma Geddon war nicht mein Bruder. Er war Hass, der eine menschliche Form angenommen hatte. Mehr nicht.“
      „Trotzdem folgten wir ihm alle. Er hat uns angesteckt. Wir alle waren seine Mittäter.“
      „Diese Schuld trifft mich ebenso, aber es ist Vergangenheit. Ich bereue meine Taten, doch ich würde sie niemals vergessen wollen. Denn dann bestünde das Risiko, dass ich sie wiederhole.“
      „Du bist wirklich gewachsen Nina. Ich bin stolz dich als meine Freundin zu wissen.“
      „Machs gut und bis bald“, meinte Nina und verpasste ihrem alten Freund einen leichten Faustschlag gegen die Schulter, bevor sie sich zu den anderen Beiden gesellte. Teron blickte ihnen noch nach bis sie nichts mehr als Punkte am Horizont waren.


      „Was denkst du gerade?“ Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er blickte auf den jungen Mann, der neben ihm auf dem Boden saß.
      „Eine Piratenbande gründen? Ich weiß nicht. Und dann willst du noch deinen Namen ändern?“
      „Ich bin nicht mehr der Junge, der in diesen Minen geschuftet hat.“
      „Wir alle haben uns verändert“, antwortete Teron und blickte auf die rauchenden Leichen, welche ihn und Arma Geddon umgaben. Dieser stand nun auf und streckte die Arme aus. Die Sonne, die auf seinen Rücken tätowiert war, schien zu leuchten. Seine Gesichtszüge waren wie immer unter seiner weißen Maske verborgen, doch seine Körperhaltung war mehr als genug um Ehrfurcht in die Herzen seines Gefolges zu schlagen. Langsam schritt er an den Leichenbergen, die er und Teron zu verantworten hatten, vorbei.
      „Dieses Land ist nicht genug für mich. Die ganze Welt soll brennen“, meinte Geddon und ballte die Hand zu Faust. Teron grinste bösartig und nickte. Er packte seinen mächtigen Zweihänder und schulterte ihn.
      „Kommst du Nina?“ Er blickte auf das junge Mädchen zu seiner Linken. Sie sah ihn nicht an, sondern starrte nur auf den Boden. Ihre Arme waren ein bandagiert und mit Schienen fixiert. Erst vor einer Woche hatte ihr Bruder sie gebrochen. Dies war nichts ungewöhnliches und es hatte Nina dazu gezwungen zu lernen ihr tägliches Leben nur mit ihren Füßen zu bewerkstelligen.
      „Geht vor. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung“, sagte das junge Mädchen mit einem dunklen Unterton in ihrer Stimme. Teron zuckte mit den Schultern.
      „Du verpasst den ganzen Spaß.“ Er trat hinaus in die strahlende Mittagssonne. Nachdem er sich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatte, blickte er nun auf das Tal unter sich. Die Luft hier im Süden des Landes war trocken. Vor allem in den Minentälern der südlichen Berge. Geddon stand mit gekreuzten Armen an der Klippe. Vor ihm führte ein schmaler Pfad hinab ins Tal zu den Schmelzstätten, in denen das Erz weiterverarbeitet wurde. Der Boden des Tals war karg und es fehlte jegliche Vegetation.
      „Sie kommen“, meinte Geddon und nickte in Richtung eines Stoßtrupps der Armee, welcher gerade den Pfad zu ihnen nach oben marschierte. Teron lachte.
      „Soll ich mich um sie kümmern?“
      „Gute Idee. Dann kannst du mir dein neues Schwert vorführen.“
      „Erwarte nicht zu viel. Ich habe es erst vor zwei Wochen aus der Waffenkammer des Königs geraubt.“
      „Solange du genügend Körperteile abschlägst bin ich zufrieden“, sagte Geddon und klopfte Teron auf die Schulter. Dieser verstärkte den Griff um das Heft seiner Klinge und sprang mit einem Satz hinab zu den Soldaten. Grinsend landete er direkt vor der Hauptfrau, welche den Trupp anführte. Diese gebot nun ihren Soldaten zu halten.

      „Seid ihr hier um zu verhandeln oder um euch zu ergeben?“ Teron warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals, als er diese Worte vernahm.
      „Wir werden euch Tiere ausräuchern. Ergebt euch jetzt und ein schneller Tod ist euch gewiss.“ Anstatt zu antworten lachte Teron nur noch lauter. Man konnte die Wut, die sie gerade empfand, deutlich im Gesicht der Hauptfrau erkennen.
      „Tötet...“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, wurde jedoch vor Beendigung ihres Satzes unterbrochen. In hohem Bogen flog die obere Hälfte ihres Schädels durch die Luft. Entsetzt wichen ihre Gefolgsleute geschlossen einen Schritt zurück. Das Schwert Terons war noch nicht einmal in die Nähe seiner Gegnerin gelangt.
      „Wusstet ihr das mein Wind selbst Stein schneidet? Da ist so ein kleiner Schädel kein Problem. Und eure Rüstung wird euch auch nicht helfen“, sagte Teron und blickte auf die Kleidung der Männer und Frauen, welche zu großen Teilen aus Leder bestand, welches nur an den wichtigsten Stellen mit Eisen verstärkt war. Blitzschnell wirbelte er nun sein Schwert durch die Luft und erzeugt einen gewaltigen Tornado, der auf die Truppe zuraste. Aufgrund des engen Bergpfades, auf dem sie sich befanden, konnten die Männer und Frauen nicht zur Seite ausweichen und drängten stattdessen rückwärts. Doch es war hoffnungslos. Die Letzten wurden von ihren zurückweichenden Vordermännern niedergestoßen, während die Vordersten von Terons angriff regelrecht zerstückelt wurden. Teron wandte sich ab. Er blickte hinauf zu Geddon und dann wieder auf die Überlebenden seines Angriffs. Etwa die Hälfte der Truppe hatte er verschont. Die Männer und Frauen rappelten sich gerade auf. Viele starrten ihn angsterfüllt an. Terons Blick wanderte zwischen den Überlebenden, Geddons Figur und seinem Schwert hin und her. Schließlich drehte er sich langsam um und hob seine Klinge über den Kopf. Er wusste das Geddon ihn gerade genau beobachtete. Mit einem weiteren Angriff entfesselte er mehrere Orkanböen, welche die Überlebenden sofort erfassten. Schreiend wurden die Soldaten über die Klippe gewirbelt. Dabei zerrte der reißende Wind an ihnen und zerfetze ihre Rüstung und Körper, bevor sie blutend in die Tiefe stürzten. Mit emotionsloser Mine wandte sich Teron ab und begann seinen Aufstieg.

      „Wie langweilig“, gähnte Geddon, als er wieder bei ihm war.
      „Hättest du keinen Ratschlag für meinen Freund, wie er die Leute noch brutaler umbringen könnte? Das ist doch dein Job oder?“, meinte er nun an die Person neben sich gerichtet. Teron machte überrascht einen Satz rückwärts und zog sein Schwert. Direkt neben Geddon war plötzlich ein weißer Mönch aus dem Nichts erschienen.
      „Ich habe es dir bereits bei unserem ersten Treffen gesagt, dass ich nicht deine Marionette werde“, meinte Geddon und gähnte herzhaft. Teron bemerkte, dass die Fäuste des Fremden zitterten. Anscheinend gefielt im der Umgangston Geddons überhaupt nicht.
      „Und ich habe dir gesagt, dass du keine andere Wahl hast, als dein Schicksal zu akzeptieren.“
      „Und was jetzt? Möchtest du mir dein Geschenk aufzwingen?“ Der Berater seufzte und zog eine Phiole voller Blut aus seinem Umhang hervor.
      „Du bist der letzte Nachfahre Adams. Du musst diese Gabe akzeptieren. Sie ist dein Schicksal.“ Geddon warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. Er ballte die Hand zu Faust und trat an die Klippe heran. Vor ihm erstreckte sich das Tal. Unten konnte er Battalione von Soldaten erkennen, aber auch viele Unschuldige Bewohner des Tales.
      „Was siehst du wenn du nach unten blickst Teron?“
      „Ich verstehe nicht worauf du hinaus willst.“ Teron wirkte verwirrt und blickte ebenfalls nach unten.
      „Ich sehe unsere Gegner und die Einwohner des Tals. Ich sehe Menschen, die...“
      „Falsch“, unterbrach ihn Geddon mit kalter Stimme. Er spürte eine unglaubliche Hitze auf seiner Haut. Teron machte einen Satz rückwärts und floh in die Mine um nicht von der unglaublichen Hitze von Geddons Supernova verbrannt zu werden. Doch trotzdem hörte er die Stimme seines Kapitäns noch immer klar in seinen Ohren.
      „Alles was ich sehe ist Brennstoff.“


      „Ich verstehe den Berater. Ich weiß wieso er meinen Bruder aufsuchte.“ Ninas Blick war ernst und nach vorne gerichtet, während sie mit Lucy und Freya sprach. Die anderen Beiden schwiegen. Schockiert starrten sie noch immer auf das Tal vor ihnen.
      „Hier wird auch für die nächsten tausend Jahre nichts wachsen.“ Die Erde unter den Hufen ihrer Pferde war tot und verbrannt. Keinerlei Ruinen oder Überreste bezeugten das hier einstmals Menschen gelebt hatten.
      „Wenn Geddon etwas zerstörte, so löschte er es restlos aus. Nichts blieb übrig. Egal ob Frau oder Kind. Egal ob Unschuldiger oder Kämpfer. Mein Bruder machte keinen Unterschied. Er vernichtete alles. In gewissem Maße war er Krieg. Er machte keine Unterschiede und verschonte niemanden. König oder Bauer. Für ihn war alles nur Brennholz.“ Nina blickte hinauf zum Eingang der Mine.
      „Was für Antworten hoffst du in seinem Tagebuch zu finden?“
      „Ich habe meinen Bruder beinahe vollkommen vergessen. Meinen wahren Bruder. Nicht Geddon oder Adegod.“ Nina sprang mit einem Satz von ihrem Pferd hinab.
      „Ich möchte euch nicht belügen. Diese Reise dient nicht dem größeren Wohl der Welt oder dergleichen. Sie ist für mich.“ Lucy zuckte mit den Schultern.
      „Das Leben wäre langweilig, wenn wir nicht ab und zu etwas selbstsüchtig wären. Nicht wahr Freya?“ Die Admiralin klopfte der Walküre auf die Schulter, worauf diese wütend zischte.
      „Ihr wartet hier. Ich möchte dies alleine tun.“ Lucy und Freya nickten und blickten Nina nach, während sie ihren Aufstieg begann.
      „Und was wirst du jetzt tun Walküre?“
      „Du sagtest es doch selbst, nicht wahr? Wie langweilig wäre es wenn man sich nicht ab und zu der Selbstsucht hingäbe.“
      „Also wirst du versuchen Nina zu töten?“
      „Vielleicht! Jedoch gewiss nicht heute oder morgen. Ich werde meine Heimat aufsuchen und mir klar werden, was ich möchte. Genau wie sie es gerade tut.“ Freya blickte hinauf zu dem kleinen Punkt, der Nina war, und der sich beständig nach oben zur Mine vorkämpfte.
      „Und was wirst du tun Admiral Lucy Hawthorne?“ Die Angesprochene lächelte verschmitzt. Das klingeln ihrer Teleschnecke schien ihre Frage zu beantworten.
      „Ich werde weiter das tun, was mein Imperator von mir verlangt.“ Mit einem Klicken nahm sie den Anruf entgegen.
      „Bist du da Lucy?“, meldete sich die Stimme Sankt Orintos aus dem Lautsprecher.
      „Der Angriff auf Fames steht unmittelbar bevor!“



      Kapitel 206: Imperator Orinto
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      Die Stimmung in Mary Joa war unbeschreiblich. Jane konnte sich gar nicht satt sehen. Prächtige Fahnen hingen von allen Häusern. Alle zierte das Porträt von Sankt Orinto. Der Imperator hatte eine neue Ära des Reichtums und Wohlstandes eingeleitet. Er hatte der Welt Ordnung gebracht. Die vier Blues und die erste Hälfte der Grandline standen komplett unter seiner Kontrolle. Natürlich hatte es dafür Opfer gegeben, doch diese waren es Wert. Außerdem traf es nur die niederen Rassen. Glücklich schlenderte die junge Frau durch die Straßen der Stadt. Dank Orinto konnte dies nun jeder tun. Die heilige Stadt stand allen Bürgern offen. Sie genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Lächelnd strich sie sich durch ihre kurzen, blonden Haare und blickte nun ehrfürchtig auf den Regierungssitz des Imperators.
      „Schon bald darfst du ihn unterstützen.“ Mit einem letzten tiefen Atemzug trat Jane auf die erste Stufe zu ihrem neuen Leben.

      „Ihre neue Assistentin ist eingetroffen.“ Jane schluckte und tat es dem Mann, der sie durch das Gebäude geführt hatte, gleich. Beide verneigten sich vor der Person, die ihnen gegenüber am Fenster stand. Unzählige Akten und Berichte stapelten sich auf seinem Schreibtisch. Sein Büro war so groß, dass Janes gesamte Wohnung mehrmals hineingepasst hätte. Feinster, burgunderfarbener Teppich bedeckte den Boden. An den Wänden hingen riesige Gemälde von seinen Vorgängern den fünf Weisen. Sankt Orinto drehte sich nun zu ihr um. Jane schluckte und blickte schüchtern zu Boden. Langsam kam er auf sie zugeschritten.
      „Du bist also das Mädchen, welches als einzige den Test bestanden hat?“ Er klopfte ihr anerkennend auf die Schulter und das Herz der jungen Frau macht einen Sprung.
      „Ja das ist richtig“, stotterte sie und schluckte nervös.
      „Beeindruckend“, meinte Sankt Orinto nun und gebot dem Mann, der sie hergeführt hatte, sich zurück zu ziehen. Dieser verbeugte sich noch einmal so tief, dass seine Nase seine Zehenspitzen berührte und befolgte dann den Befehl.
      „Ich muss dir sagen, dass deine Arbeit kein Zuckerschlecken wird.“
      „Ich werde mein Bestes geben um euch zufrieden zu stellen.“ Orinto nickte streng.
      „Ich hoffe, dass es gut genug sein wird.“ Jane schluckte und richtete sich auf.
      „Für euch, mein Imperator, würde ich alles tun.“ Eine kurze Stille breitete sich zwischen den Beiden aus. Orinto zog eine Augenbraue nach oben. Erst jetzt realisierte Jane, was sie soeben gesagt hatte. Sofort lief sie hochrot an.
      „Es tut mir leid. Ich meine... Ich wollte...“, stammelte sie, doch zu ihrer Überraschung fing der Imperator jetzt an lauthals zu lachen. Er wischte sich einige Lachtränen aus den Augenwinkeln, während er sich zurück an seinen Schreibtisch begab. Jane senkte den Kopf.
      „Es tut mir leid.“
      „Ich hoffe du kannst dich trotzdem auf deine Arbeit konzentrieren.“ Jane schluckte und richtete sich auf.
      „Natürlich Imperator.“
      „Sehr gut. Dann kannst du ja anfangen diese Akten durchzugehen.“ Orinto deutete auf einen riesigen Aktenberg auf der linken Seite seines massiven Schreibtisches. „Dort drüben ist dein Arbeitsplatz.“ Der Imperator zeigte auf einen kleineren Schreibtisch etwas seitlich von seinem eigenen. Jane verlor keine Zeit und machte sich daran die Akten zu ihrem Schreibtisch. Dabei versuchte sie alle auf einmal zu tragen, was ihr jedoch gründlich misslang. Mit einem lauten Kreischen verlor sie die Balance und stürzte. Doch als sie nicht auf dem Teppich aufschlug, öffnete sie blinzelnd die zuvor zusammengekniffenen Augen. Perplex starrte sie auf die Akten, die vor ihr in der Luft schwebten. Es war so, als würde sie eine unsichtbare Hand halten. Dieselbe unsichtbare Hand, welche sie aufgefangen hatte.

      „Also daran musst du noch arbeiten“, meinte Sankt Orinto nun hinter ihr. Er saß auf seinem Schreibtisch und hatte den linken Ärmel seines Anzugs hochgekrempelt. Darunter konnte Jane unzählige Runen sehen, die er auf seine Haut tätowiert hatte. Eine dieser Runen leuchtete rötlich. Mit einem Schnipsen Orintos flogen die Akten und Jane nun zu ihrem Schreibtisch. Der Imperator krempelte seinen Ärmel wieder nach unten und strich sich durch sein blondes Haar.
      „Pass auf, dass dies nicht noch einmal vorkommt. Schusslige Assistenten kann ich nicht gebrauchen.“
      „Es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen“, sagte Jane und schluckte schwer. Sofort machte sie sich nun daran die Akten zu studieren und zu ordnen. Es ging hauptsächlich um Nahrungsmitteltransporte. Etwas machte Jane jedoch stutzig. Einige Inseln erhielten niemals Waren.
      „Ich denke ich bin auf einen Fehler gestoßen.“ Orinto blickte sie durchdringend an und hob eine Augenbraue. Er legte die Dokumente, die er selbst gerade studiert hatte, beiseite und stand auf.
      „Diese Inseln erhalten keinerlei Versorgung von uns. Wenn es so weiter geht, werden die Leute dort verhungern.“
      „Ich weiß“, antwortete Orinto kalt.
      „Diese Inseln sind nicht von Wert. Um die Nahrungsversorgung des Großteils unserer Bevölkerung sicherzustellen, müssen wir die Anzahl der Menschen verringern.“
      „Aber treibt das die Leute dann nicht in die Arme der Revolution oder des falschen Aristokraten.“
      „Natürlich. Der Großteil dieser Inseln hat uns schon verraten.“ Orintos Blick wirkte eiskalt, während er über die Berichte schweifte.
      „Sie widersetzen sich meiner Ordnung und somit habe ich nun einen Grund um sie zu vernichten.“ Jane schluckte schwer und senkte den Blick.
      „Das ist grausam“, murmelte sie.
      „Das ist Politik.“

      Später an diesem Abend lag Jane mit offenen Augen in ihrem Bett. Sie hatte eine kleine Stadtwohnung in Mary Joa gekauft. Es war nicht viel, aber es gehörte ihr. Sie war den weiten Weg von ihrer Heimatinsel im East Blue hierhergekommen um ihren Idol zu dienen, doch der heutige Tag hatte einige Risse in der Fassade hinterlassen. Sie hatte sie nie gefragt woher der Wohlstand, den Sankt Orinto brachte, kam. Ihr Traum war es stets gewesen den Menschen zu helfen. Deshalb hatte sie sich für diesen Posten beworben. Doch heute hatte sie das Schicksal und die Leben zahlloser Menschen bestimmt. Nichts mehr als Zahlen und Daten in mehreren Tabellen, dass waren die Leute hier. Jane schlug die Hände vor das Gesicht und stöhnte. Sie wusste, dass Orinto all dies für das größere Wohl der Welt tat, doch es war trotzdem hart. Wie hart musste es erst für ihn sein diese Entscheidungen zu treffen? Sie war kurz davor in einen dämmrigen Halbschlaf zu gleiten, als ein plötzliches Ringen ihrer Teleschnecke sie hochschrecken ließ. Benommen nahm sie den Hörer ab, doch als sie Sankt Orintos Stimme hörte, war sie sofort hellwach. Wenige Minuten später hetzte sie durch die Straßen Mary Joas. Ihre Haare waren ungekämmt und unter ihrer Jacke hatte sie noch ihren Pyjama an, aber das kümmerte sie nicht. Die Straßen der Stadt waren gut bewacht, doch mit dem Ausweis, der sie als direkte Untergebene von Sankt Orinto auswies, kam sie ohne größere Probleme bis zum Palast. Sankt Orinto erwartete sie bereits am Fuße der Treppe, die zum Eingang empor führte. Er wirkte ungeduldig und als sie vor ihm zum Halt kam würdigte er sie keines Blickes.
      „Du hast dich heute mit den Gegebenheiten von Elara vertraut gemacht?“ Jane nickte atemlos, woraufhin Sankt Orinto zufrieden wirkte.
      „Gut. Soeben wurde mir gemeldet, dass auf der Insel ein Aufstand ausgebrochen ist. Ich brauche sofort alle Informationen über die Insel, ihre Einwohner und die Befestigungen.“ Jane schluckte und nickte dann. Schnellen Schrittes folgte sie Sankt Orinto. Sein Büro war, im Gegensatz zu heute Nachmittag, aufgeräumt. Immerhin hatte sich Jane ja auch stundenlang durch die Aktenberge gekämpft. In der Mitte des Raumes war ein großer Tisch platziert worden, auf dem Elara abgebildet war. Während sie zu ihrem Schreibtisch hetzte um die Unterlagen hervorzuholen, kam Jane nicht umhin sich zu fragen, ob der Imperator überhaupt geschlafen hatte. Sankt Orinto wirkte zwar vollkommen ruhig, doch unter seinen Augen konnte sie tiefe Augenringe erkennen. Diese waren ihr schon heute Nachmittag aufgefallen, aber nun waren sie noch deutlicher zu erkennen. Schnell wandte sie den Blick wieder auf ihre Dokumente, als Orinto bemerkte, dass sie ihn anstarrte.
      „Ich habe jetzt keine Zeit für Schwärmereien“, knurrte er und riss ihr die Mappe mit Elara Verteidigungsstellungen aus der Hand.
      „Ich wollte nicht... Ich mein... Entschuldigung“, antwortete Jane und senkte den Blick. Sie atmete tief ein und fuhr dann fort.
      „Elara war eine der ersten Inseln, die öffentliche Kritik an euch geäußert haben. Jedoch beschränkte sich dies stets auf die politische Ebene. Möglicherweise hat die Isolationspolitik, welche sie seit mehreren Monaten verfolgen, sie nun zu diesem drastischen Schritt bewogen.“
      „Das ist sogar ganz sicher der Grund, aber wieso gerade jetzt?“, murmelte Orinto und kratzte sich am Kinn. Er betrachtete die Karte der Insel.
      „Es ist weder das Werkt des falschen Aristokraten noch von Dragon.“ Jane horchte überrascht auf. Woher wollte der Imperator das wissen? Jetzt war jedoch keine Zeit sich solche Fragen zu stellen. Sie musste ihre Arbeit verrichten. Schnell holte sie einen Bericht über die Verteidigungsstellungen der Insel hervor.
      „Die größte Verteidigung von Elara sind die mächtigen Katapulte an der Küstenlinie. Ihre Geschosse sind so groß und gleichzeitig präzise, dass sie ohne Probleme ein Kriegsschiff bei voller Fahrt versenken können. Jedoch können sie die Katapulte ohne die Marine, die auf der Insel stationiert ist, nicht benutzen, also...“
      „Die Marine ist ebenfalls übergelaufen“, unterbrach sie Orinto. Er wirkte nachdenklich und strich sich über das Kinn.
      „Warum rebellieren sie?“, fragte er mehr sich selbst, als Jane. Trotzdem antwortete sie.
      „Es ist doch egal was ihren Hunger auf Rebellion befeuert hat, wichtig ist was wir dagegen unternehmen.“

      Orinto horchte auf. Für einen Moment ziert ein Grinsen sein Gesicht, bevor es sich wieder verdunkelte. Er hämmerte seine Faust auf den Tisch vor sich.
      „Hunger!“ Schnell hastete er zu seinem Schreibtisch. Laut fluchend durchsuchte er mehrere Schubladen, bis er schließlich fand, was er suchte. Schnell rollte er die alte Schriftrolle auf, nur um kurz darauf wütend aufzuschreien.
      „Natürlich! Es ist seine verdammte Heimatinsel.“ Orinto hämmerte auf seinen Schreibtisch der unter der Wucht seines Schlages zersplitterte. Jane kreischte und duckte sich, doch trotzdem bohrten sich einige Holzsplitter in ihre Haut. Orinto ignorierte sie.
      „Du wirst kein Wort über Elara verlieren. Hast du mich verstanden“, knurrte der Imperator, als er sie an ihren Schultern wieder auf die Füße zerrte. Die junge Frau zitterte stark. Stumm nickte sie. Orinto lies sie nun los und schritt davon.
      „Verfluchter Hungerhaken. Was will er?“ Fluchend verließ Orinto den Raum und lies Jane zurück. Die junge Frau sank auf den Boden. In nur einem Tag war ihr Bild von Sankt Orinto als immer gut gelauntem, warmherzigen Imperator großteils zerstört worden. Trotzdem würde sie ihm weiter dienen. Sie war immer noch davon überzeugt, dass er für das Wohl der Menschen handelte. Nur verlangte dieses Wohl oft Opfer. Jane rappelte sich auf, ballte die Fäuste und sprach sich selbst Mut zu.
      „Wenn er zurückkehrt wird Sankt Orinto sein Büro in tadellosem Zustand wiederfinden. Ich werde alle Dokumente die noch offen stehen abarbeiten. Du schaffst das Jane.“ Sie erinnerte sich an die stolzen Blicke ihrer Familie, als sie das Schiff nach Mary Joa betreten hatte. Die Welt war nicht perfekt, genauso wenig wie Sankt Orinto, doch Jane wusste, dass sie mit ihrer Arbeit etwas bewegen konnte. Sie machte sich daran die Dokumente vom Teppich aufzusammeln und zu ordnen, als ihr Blick auf etwas fiel. Eine alte Karte Elaras auf der unterirdische Gewölbe eingezeichnet waren. Schnell packte sie das verblichene Stück Papier. Wie hatte sie so etwas nur übersehen können. Der Imperator musste davon erfahren. Ohne zu zögern rannte die junge Frau los. Sie war so sehr auf ihr Ziel fokussiert, dass sie gar nicht bemerkte, dass keinerlei Wachen anwesend waren.

      Was sie jedoch bemerkte war die Silhouette eines Mannes der plötzlich vor ihr eine Gangkreuzung passierte. Instinktiv presste Jane sich in einen Seitengang.
      „Warum mache ich das? Es gibt nichts zu fürch...“ Ihre Augen weiteten sich, als sie den Mann erkannte. Gerade noch rechtzeitig presste sie sich die Hände vor den Mund und unterdrückte so einen Schrei. Selbst zu atmen wagte sie nicht mehr. Diesen Helm mit dem aufgemalten Totenkopf kannte jeder Mensch. Der falsche Aristokrat schritt seelenruhig durch die Hallen des Palastes. Jane schluckte. Schnell zog sie ihre Schuhe aus und schlich dem Eindringling Barfuß nach. Sie wusste, dass es ihr Todesurteil wäre, wenn er sie sah, doch sie musste herausfinden, was er im Schilde führte. Durch unzählige Korridore und Hallen schritt der falsche Aristokrat und nun frage sich auch Jane wo alle Wachen ab geblieben waren. Plötzlich bog eine weitere Person vor dem Aristokraten um die Ecke und stand ihm nun direkt gegenüber. Als Jane erkannte um wen es sich handelte, musste sie sich mit aller Macht auf die Zunge beißen um nicht zu schreien. Es tat höllisch weh, doch sie blieb ruhig. Sankt Orinto starrte den falschen Aristokraten ruhig an. Dieser bewegte sich ebenfalls keinen Millimeter. Jane konnte nicht hören worüber die Zwei sprachen, doch sie wirkten vollkommen ruhig. Fast so als wären sie alte Bekannte. Der falsche Aristokrat überreichte Sankt Orinto nun ein Stück Papier und dieser nickte. Jane überlegte gerade, ob sie sich näher heranschleichen sollte, als der falsche Aristokrat plötzlich seinen Helm abnahm. Was die junge Frau nun sah, zerschmetterte ihr, heute schon drastisch ins wanken geratene, Weltbild. Sie wollte schreien, doch brachte keinen Ton über die Lippen. Der fahle Schein des Mondes fiel durch die offenen Fenster in den langen Gang. Die langen Gardinen flatterten im spätsommerlichen Wind. Jane kannte den Mann unter der Maske. Jeder kannte diesen Mann.
      „Alles ist eine Lüge. Alles woran du geglaubt hast. Alles wofür du gelebt hast.“ Eine Welle der Verbitterung überschwemmte Jane. Alles was sie in diesem Moment nur noch wollte, war es allen zu erzählen. Die Welt sollte die Wahrheit erfahren und daran zerbrechen. Dieses Gefühl verschwand nun jedoch so schnell wie es gekommen war und wurde durch etwas anderes ersetzt. Angst! Was würde mit ihr nun geschehen? Woran konnte sie noch glauben? Ein unglaubliche Panik erfasste sie. Sie spürte wie sie den Boden unter sich verlor. Die Angst drohte sie zu verschlingen. Erst jetzt und zu ihrem unbändigen Entsetzten bemerkte sie, dass sie wahrhaft den Boden unter den Füßen verloren hatte. Die weißen Bandagen, die sie umwickelten, erstickten alle ihre Schreie. Alles was sie noch sah war das feuerrote Haar der hünenhaften Frau vor ihr.
      „Es tut mir leid, aber eine Mutter wird ihren Sohn immer beschützen.“ Dies war das Letzte was Jane hörte.
      Dann wurde alles schwarz.




      Kapitel 207: Er, der den Hunger kennt
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      „Alles hat einen Preis.“ Diese Aufschrift stand über der Eingangstüre zu einem kleinen Laden. Wo sich dieser Laden befand, wusste niemand so genau. Er wechselte oft den Standort. Jedoch schien er immer die richtigen Leute zu finden. Denn wenn man die Aufschrift aus einem anderen Blickwinkel betrachtete änderte sich das erste Wort.
      „Jeder hat einen Preis.“
      Tritt man ein so findet man ein aufgeräumtes Geschäft. Kein Staub bedeckt die Waren. Nirgends findet man Flecken oder Getier, welche sich sonst in so alten Läden herumtreibt. Doch trotz der Reinlichkeit wiegt die Luft schwer. Kunden sagen oft, dass sie kaum Atmen konnten. Und trotz der, durch die Fenster einfallenden Lichtstrahlen, fühlten sie etwas dunkles. Hatte man etwas gefunden was man begehrte, und das fand man immer, so trat man schließlich vor ihn. Den Besitzer des Ladens. Ein junger, adretter Mann namens Semaf. Er würde freundlich lachen, die Ware in die Hand nehmen und dann den Käufer lange und ausführliche betrachten. Viele erzählten später davon, dass sie sich unter seinem Blick selbst wie Exponate gefühlt hätten. So als würde er ihren Wert gegen den Gegenstand in seiner Hand wiegen. Mintuen flossen zäh dahin und es fühlte sich für die Kunden wie Tage an. Viele zitterten wie Espenlaub, während andere stoisch versuchten die Ruhe zu bewahren. Doch schließlich dachten alle daran, einfach kehrt zu machen und den Laden zu verlassen. Und jedes mal passierte das Gleiche. Kurz bevor die Kunden den Entschluss fasten den Laden zu verlassen, nannte Semaf einen lächerlich geringen Berri Preis. Egal was das Produkt war, es kostete stets die Hälfte von dessen ,was der Kunde in seiner Brieftasche hatte. Und auch was nach dem Kauf passierte war stets dasselbe. Während er das Geld entgegennahm würde Semaf nach einer kleinen Gefälligkeit fragen. Eine Gefälligkeit, die stets jemanden anderen schaden würde. Und jedes mal akzeptierten die Käufer diese Bitte. Im gleichen Moment würde sich der Hunger nach ihrem neuen Besitztum unsäglich verstärken. Sie konnten nicht mehr ohne es. Mit der Zeit ergriff Paranoia von ihnen Besitz. Die Käufer schotteten sich ab. Sie ließen niemanden mehr in ihr Haus. Alles was für sie noch zählte war was auch immer sie in diesem kleinen Laden erworben hatten. Bis eines Tages Semaf vor ihrer Tür stand und den Gefallen einforderte. Die Geschichte endete jedes Mal gleich. Die Stadt brannte. Doch wenn die Marine die Vorfälle untersuchte, war von dem Laden keine Spur zu finden. Selbst die Überlebenden schienen sich nicht mehr daran zu erinnern. Und so wurde die Geschichte vom Laden des Teufels eine Legende. Nur eines ist Gewiss. Der erste Laden Semafs befand sich auf Elara und der letzte in Mary Joa. Doch diese Geschichte ist nun über hundert Jahre alt und kaum jemand erinnert sich an sie.


      „Meister Fames?“ Der junge Mann neigte ehrfürchtig den Kopf. Er wirkte überrascht den ehemaligen Weisen hier anzutreffen. Der alte Mann drehte sich nicht um. Stattdessen blickte er weiter auf das Objekt in seiner Hand. Es war eine alte Tafel. So eine, wie man sie früher über Läden aufgehängt hatte.
      „Ich bitte vielmals um Entschuldigung für meine Unverfrorenheit, aber hier ist es nicht sicher. Wir wissen nicht wie der Imperator reagieren wird. Seine Truppen...“
      „Orinto wird keine Truppen schicken. Er wird selbst kommen.“ Der junge Kommandant blinzelte verwirrt, aufgrund der Worte des ehemaligen Weisen. Diese fuhr nun fort. Seine Stimme war vollkommen ruhig und kalt. Es jagte dem Mann hinter ihm einen kalten Schauer über den Rücken.
      „Er wird alleine kommen, da er nur dann sicher sein kann. Er kann niemandem vertrauen, da ihr Hunger sie anfällig macht.“ Fames ballte die Hand zur Faust. Der junge Mann hinter ihm keuchte auf, als sich sein Magen plötzlich zusammenzog. Er fühlte sich, als hätte er seit Wochen nichts gegessen. Doch was ihn beinahe rasend machte, war sein Begehren nach Freiheit. Wäre in diesem Moment seine Familie anwesend, so hätte er seine Tochter und Frau ohne zu zögern getötet.
      „Sie halten dich zurück. Du bleibst nur wegen der Verpflichtung gegenüber dieser Zwei auf der Insel.“ Seine Gedanken rasten. Wenn die Beiden tot wären, würde ihn nichts mehr auf Elara halten. Er könnte frei das Meer bereisen. So wie er es sich in seiner Jugend erträumt hatte. Sein Hunger stieg ins unermessliche. Fames drehte sich nun um. Die Augen des Mannes waren glasig. Langsam zog er seine Waffe und machte sich gerade daran sich umzudrehen.

      „Wo willst du hin?“ Der Mann stoppte und schüttelte den Kopf. Etwas Klarheit kehrte in seinen Blick zurück, doch er wirkte immer noch abwesend.
      „Was dich in erster Linie auf dieser Insel hält, bin ich. Weder deine Familie noch deine Freunde sind wichtiger als ich.“ Fames kam langsam näher. Bei jedem seiner Schritte setzte er seinen Stock auf dem harten Pflasterstein der Straße auf. Die Hand des Mannes zitterte.
      „Jemanden der nicht vollständig hinter mir steht, kann ich nicht gebrauchen.“ Der Kommandant hob sein Schwert. Fames stand direkt vor ihm. Er musste nur zuschlagen. Danach könnte er immer noch seine Familie töten. Jegliche Fesseln würden ihm genommen und er wäre frei. Stumm und mit glasigem Blick schlug er zu. Doch anstatt sein Schwert in den Schädel des ehemaligen Weisen zu rammen, sprenkelte er dessen Gesicht nur mit seinem Blut.
      „Zu langsam“, knurrte Fames wütend, jedoch meinte er damit nicht sein Gegenüber. Ein lautes Knurren war von einem der Häuserdächer zu vernehmen. Der Mann schüttelte den Kopf. Er schien wieder zu sich zu kommen. Entsetzt blickte er auf den Stummel, wo sich zuvor noch seine Hand befunden hatte. Ihm fehlte jegliche Kraft zu schreien und auch die Kraft in seinen Beinen verließ ihn. Hart schlug er mit dem Hintern auf dem Pflasterstein auf und kroch von Fames weg.
      „Es tut mir leid... Es tut mir leid... Ich weiß nicht was über mich gekommen ist“, stammelte der junge Kommandant entsetzt. Fames wischte sich währenddessen das Blut vom Gesicht. Angewidert warf er dem jungen Mann das Tuch nun hin.
      „Du hast den Test nicht bestanden. Ich kann niemanden gebrauchen, der nicht zu hundert Prozent hinter mir und Elara steht. Ich kann keine anderen Träume auf dieser Insel akzeptieren“, sagte der alte Mann und musterte den jungen Mann. Dieser entschuldigte sich noch immer stotternd. Fames wandte sich nun ab und hob die Hand. Sofort landeten mehrere Gestalten um den Kommandanten. Die nackten Männer und Frauen neigten die Köpfe. Allen waren die Augen zugenäht worden. Ihre Mäuler waren mit Reißzähnen gespickt. Ihre Hände konnten mehr als Klauen bezeichnet werden. Die Körper der Hungernden waren mit Narben übersät und extrem abgemagert. Trotzdem strahlten sie keinerlei Schwäche aus. Langsam näherten sich dem weinenden Mann. Die Schreie, welche danach in der Gasse widerhallten, konnten nicht beschrieben werden.


      „War dies der Letzte?“ Die streng wirkende Frau rückte ihre Brille zurecht. In der Hand hielt sie ein Klemmbrett. Durch die hohen Absätze ihrer Schuhe sah sie von oben auf Fames herab, wodurch sie sich nur um so tiefer verneigte, als der ehemalige Weise an ihr vorbei schritt. Sie befanden sich auf einer kreisrunden Aussichtsplattform. Von hier aus konnte man den großen Hafen Elaras gut überblicken. Ein milder Wind wehte von Westen. Fames seufzte und schloss die Augen.
      „Ich kann keinen Hunger, der mit meinen Plänen kollidiert fühlen. Er war der Letzte“, meinte der ehemalige Weise und stützte sich mit beiden Händen auf seinen Stock. Vor ihm breitete sich das Meer in die Unendlichkeit aus. Eine salzige Brise strich über seine Glatze. Fames genoss es.
      „Man versteht erst, was man hatte, wenn es zu Ende geht.“ Die Frau hinter ihm wirkte bedrückt. Sie strich sich eine Strähne ihres dunkelblauen Haares aus dem Gesicht.
      „Meister Fames... Ich habe mich nie bei euch bedankt.“ Der ehemalige Weise lächelte, drehte sich jedoch nicht um.
      „Ihr habt meinen Traum verwirklicht.“
      „Ich spürte nur deinen Hunger und habe ihn geweckt. Sonst hättest du ja nichts unternommen.“ Die Frau lächelte nun, wodurch sie sofort weniger streng wirkte. Sie strich sich über ihren Unterleib und nickte.
      „Und dafür dankte ich euch. Ich und Henry. Von ganzem Herzen.“ Der alte Mann lachte.
      „Hier auf Elara trägt meine Frucht wohl eher den Namen der Traumfrucht, denn der Hungerfrucht.“ Die Frau nickte und senkte glücklich den Blick. Fames blickte nun auf die Sonne, die ihm Meer versank. Die ganze Insel war in ein seichtes Abendlicht getaucht. Er konnte die Männer im Hafen arbeiten hören. Der salzige Geruch stieg ihm in die Nase und erinnerte ihn an früher.

      „Schon bald wird der Traumlose träumen.“
      Langsam wandte er sich ab. Die Hungernden waren bereits mit ihrem Mahl fertig und warteten auf den Häuserdächern. Sieben Stück. Alles ehemalige Gewinner der Arlan Spiele. Die Kreaturen landeten nun mit einem Satz neben ihm. Interessiert schnupperten einige in Richtung von Miranda. Die Sekretärin war dies jedoch bereits gewohnt und ignorierte die Kreaturen.
      „Wir sollten bald aufbrechen Meister Fames. Exitum wartet bereits in den Laboratorien.“ Fames nickte und warf einen letzten Blick auf den Hafen seiner Heimatinsel im Abendrot.
      „Ich frage mich wann er kommen wird.“
      „Wer wird kommen?“, fragte Miranda verwirrt und blickte ebenfalls auf den Hafen. Die Befestigungen waren bereits großteils aufgebaut. Alle Bewohner Elaras waren auf den Angriff der Marine vorbereitet, nun da sie offiziell gegen Imperator Orinto rebellierten. Jedoch würde dieser Angriff erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. In den Gewässern gab es derzeit keine starke Marinepräsenz, welche zur Belagerung Elaras in der Lage wäre. Und mit den Lieferungen ihrer Verbündeten würden die Bewohner der Insel einer Belagerung mehr als ein Jahr standhalten können. Das periodische Aufsetzen von Fames Stock riss sie nun aus ihren Gedanken. Der alte Mann drehte sich zu ihr um.
      „Kommst du Miranda?“ Schnell schloss sie zu ihm auf.
      „Wer kommt?“, fragte sie erneut, worauf hin Fames belustigt gluckste.
      „Es ist wirklich schade, dass wir ihm keinen Empfang bereiten. Immerhin beehrt der Imperator nicht oft einen Ort außerhalb von Mary Joa mit seiner Anwesenheit.“ Schallend lachend ließ Fames, begleitet von seinen Hungernden, eine geschockte Miranda zurück. Der Mund der jungen Frau stand weit offen. Selbst nachdem sie Fames nachgelaufen war, konnte man es immer noch in ihrem Gesicht sehen. Ihre stotternden Fragen ignorierte der ehemalige Weise. Stattdessen blickte er auf eine alte Villa, welche sich über die Hauptstadt der Insel Elara, welche ebenfalls diesen Namen teilte, erhob. Der Kies, der den sich windenden Weg zum Gebäude hinauf bedeckte, knirschte unter seinen Sandalen. Schließlich drang doch noch eine Aussage Mirandas zu ihm durch.
      „Wenn Orinto kommt müssen wir ihn sofort abfangen. Er darf die Villa und die Laboratorien unter keinen Umständen erreichen.“ Fames schüttelte aufgrund der Worte seiner Sekretärin nur den Kopf.
      „Er soll ruhig kommen. Er soll es mit eigenen Augen sehen. Dann wird er er endlich verstehen, wie sinnlos sein Krieg ist. Er wird erkennen, dass ich gewonnen hatte, bevor es überhaupt begann.“


      Der Abend hatte sich bereits über den Hafen Elaras herabgesenkt. Nur noch wenige Arbeiter waren dabei den Befestigungen den letzten Schliff zu verpassen. Die Geräusche der letzten Schweißarbeiten und Nieten, die in den Stahl getrieben wurden, erfüllte die Luft und vermischte sich mit dem Geschrei der Möwen. Der Vorarbeiter trieb die Männer und Frauen dazu an ihre Aufgaben zu erledigen, während er sich selbst einen Hamburger zur Stärkung gönnte. An den Docks lagen noch viele Schiffe vor Ort. Schon bald würden sie hinausfahren um einer drohenden Seeblockade zu entgehen. Sie sollten auch zur Evakuation dienen, falls die Belagerung der Marine Erfolg haben sollte. Deshalb durften sie um keinen Preis versenkt werden, und mussten an einen sicheren Ort gebracht werden.
      „Hast du deiner Frau eigentlich schon ein Geschenk gekauft?“, fragte einer der Arbeiter einen Anderen.
      „Nein. Sie lässt mich ja nicht mal ins Haus zurzeit. Ich hab es echt verbockt.“
      „Tschuldigung. Ich hätte dich nicht zum Saufen überreden sollen.“
      „Ach ist nicht deine Schuld. Ich hätte mich ganz einfach an unseren Hochzeitstag erinnern sollen“, antwortete der zweite Arbeite und trieb weitere Nieten in den Stahl. Das Lachen der beiden Männer hallte im Hafen wieder. Genauso wie die Gespräche der anderen Arbeiter. Es lag keinerlei Spannung in der Luft und auch sonst spürte man keine Anzeichen des drohenden Angriffs in der Stimmung der Inselbewohner. Deshalb reagierten die Arbeiter und Arbeiterinnen auch überhaupt nicht aufgeregt auf den Mann, der sich ihnen nun näherte. Bevor er zu ihnen sprach, drehte sich der Neuankömmling noch einmal um und rief in Richtung seines Begleiters, mit dessen Hilfe er anscheinend hier angekommen war.
      „Du kannst dich jetzt verziehen Clint.“ Der Angesprochene, der ebenfalls von einem Mantel verhüllt war, zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Das er nun in der Luft zu verschwinden schien, bemerkte keiner der Anwesenden, da sie alle nur auf den anderen Fremden fixiert waren, der nun angefangen hatte zu sprechen.
      „Entschuldigt. Könntet ihr guten Leute mir vielleicht den Weg zum Anwesen von Lord Fames weisen“, fragte er höflich.
      „Klar. Das ist einfach die Hauptstraße entlang, dann mitten durch Elara hindurch und dann sieht man die Villa schon auf den Hügeln über der Stadt“, sagte eine der Arbeiterinnen und zog die Nase hoch.
      „Danke.“ Der Fremde verneigte sich höflich und drehte sich um.
      „Was willst du eigentlich da oben?“, fragte der Vorarbeiter den Fremden nun und packte ihn gleichzeitig am Arm. Der Mann schien nun zu seufzen.
      „Das ist wirklich nicht höflich.“ Der Vorarbeiter taumelte nun zurück. Er schien mehr verdutzt, als verletzt. Seine Stirn zierte plötzlich eine hellrot, leuchtende Rune. Die anderen Arbeiter waren aufgesprungen. Alle starrten sie den Fremden an.

      „Verhält man sich so seinem Imperator gegenüber. Ich war höflich zu euch, schließlich habe ich auch einen Ruf zu wahren, und so dankt man es mir“, sagte Sankt Orinto und warf seine Kapuze zurück. Schockiert starrten ihn die Anwesenden an. Sein plötzliches und unerwartetes Auftreten schien sie in eine Starre versetzt zu haben. Er durfte nun keine Zeit verlieren. Blitzschnell zeichnete er eine Rune vor sich in die Luft. Diese leuchtete für einen Moment hell auf, bevor sie sich aufspaltete und auf jeden Arbeiter zuflog. Bevor die Männer und Frauen sich versahen, war jeder von ihnen mit einer solchen Rune auf der Stirn gekennzeichnet. Einer der Männer wollte nun Alarm geben, jedoch hob Orinto den Zeigefinger und unterbrach ihn.
      „Ich würde mir meine Worte gut überlegen. Denn solltet ihr mich auch nur im entferntesten erwähnen, so wird euch euer Hirn schneller um die Ohren fliegen, als ihr auch nur das erste Wort beenden könnt.“ Die Männer und Frauen starrten ihn entsetzt an. Einige kratzten wie wild an ihrer Rune herum. Schließlich hob der Mann, welcher zuvor noch über die Probleme in seiner Ehe gesprochen hatte, die Stimme.
      „Denkst du wir fürchten dich Tyrann? Denkst du, dass wir schweigen werden.“ Orinto musterte den Mann genau. Seine kalten, blauen Augen bohrten sich förmlich in den Arbeiter.
      „Es ist eure Wahl, ob ihr euer Leben wegwerft oder nicht. Für mich stellt sich dadurch nur die Frage, ob ich Fames in Ruhe gegenübertreten kann, oder auch noch alle Zivilisten auf dieser Insel abschlachten muss.“ Die Augen des Imperators verengten sich.
      „Und ich meine alle!“
      Die Arbeiter schluckten schwer und senkten die Köpfe. Einige funkelten Orinto kurz noch herausfordernd an, doch der Imperator bedachte sie nicht einmal mit einer Reaktion. Er drehte sich einfach um und stapfte von dannen.
      „Seine Augen! Sie sahen uns nicht einmal als Menschen.“
      „Wie kann man nur solch einem Monster folgen, anstatt Lord Fames.“ Die Männer und Frauen sahen sich gegenseitig an.
      „Und was sollen wir jetzt tun?“
      „Wir müssen die Anderen warnen.“
      „Du hast ihn doch gehört. Damit werfen wir nicht nur unser Leben weg, sondern auch das von allen Anderen auf der Insel.“
      „Und wenn wir sie nicht warnen, so wird dieser Bastard sie früher oder später sowieso hinrichten. So haben wir zumindest eine Chance.“
      „Ich stimme zu. Unsere Brüder und Schwestern haben es verdient zu kämpfen. Sie verdienen es ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.“ Die Arbeiter sahen sich gegenseitig an. Der Entschluss war getroffen. Doch leider kamen die guten Männer und Frauen der Docks nicht mehr dazu ihn umzusetzen. Niemand hörte ihre erstickten Schreie, als sich der Angreifer aus den Schatten erhob. Die weißen Bandagen wickelten sich um sie und verhinderten die Flucht, während sie gleichzeitig von ihren schrecklichsten Ängsten heimgesucht wurden.
      Den am Ende wird eine Mutter ihr Kind immer beschützen.



      Kapitel 208: Drecksarbeit
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      Fames gähnte herzhaft und streckte die Beine aus. Durch ein offenes Fenster wehte ein sanfter Wind herein und lies die prächtigen Gardinen flattern. Im Kamin prasselte ein wärmendes Feuer. Der alte Weise nahm einen tiefen Schluck Tee und lächelte. Schatten tanzten an den Wänden. Sie beruhigten ihn. Langsam setzte er die Tasse ab und sah zu Exitum, der an der Tür verharrte. Der gefühllose Hüne regte sich kein Stück. Seine Sekretärin war soeben eingetreten. Sie machte ihren Job hervorragend, seit er ihre Vorgängerin an Crowley verloren hatte. Sie verneigte sich nun und trat dann an ihn heran.
      „Die Vorbereitungen im Hafen sind abgeschlossen. Ich habe soeben die Bestätigung erhalten. Außerdem geht alles im Labor weiter planmäßig voran. Wir sind bereit euch zu beschützen.“ Fames nickte und lächelte.
      „Danke meine Liebe. Möchtest du dich vielleicht auf einen Tee zu mir setzen.“ Die Sekretärin wirkte etwas überrascht, nahm das Angebot dann jedoch danken an.
      „Womit verdiene ich...“ Fames unterbrach sie mitten im Satz.
      „Genieße es einfach“, meinte der alte Mann und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Tasse. Schweigend saßen die Zwei da und tranken. Irgendwie fühlte die Sekretärin sich unwohl. Jedoch konnte sie nicht sagen weshalb. Sie hatte eine Ahnung, doch Gewissheit wollte sie nicht erlangen. Trotzdem fragte sie nun.
      „Meister Fames... was... was passiert wenn die Maschine in Gang gesetzt wird?“
      „Ich werde sterben.“ Sie riss die Augen auf und starrte den Weisen geschockt an. Fassungslos lies sie ihre Tasse fallen, woraufhin diese klirrend zu Bruch ging. Mit zitternden Händen versuchte sie die Scherben aufzusammeln. Ihr Blick war fest auf den Teppich vor sich geheftet.
      „Haha... ein wirklich guter Witz Sir“, stammelte sie, während sie verbissen weiter vermied Fames anzusehen. Dieser wirkte ganz ruhig und hörte auch zu keiner Sekunde auf seinen Tee zu trinken.
      „Ich werde natürlich nicht wirklich sterben. Viel mehr werde ich aufsteigen. Ich werde mehr sein als je zuvor.“ Mit einem Lächeln setzte er die Teetasse ab und stand nun auf. Langsam humpelte er ans Fenster, wo er seinen Stock zurückgelassen hatte. Er blickte hinaus auf seine Heimatinsel. Fames schloss die Augen und lies den Hunger aller Einwohner auf sich einwirken. Langsam öffnete er sie nun wieder.
      „Er ist hier und seinen Leibwächter hat er auch mitgebracht. Was für ein Narr. Ich kann Nightmares Hunger meilenweit spüren.“ Fames lachte lauthals.
      „Benachrichtige die Krieger im Dorf. Bereitet dem Imperator einen schönen Empfang.“ Seine Sekretärin nickte, als sie seinen Befehl hörte. Man konnte ihr die Überraschung über Orintos plötzliches Erscheinen deutlich ansehen, doch sie überspielte sie schnell und stürmte aus dem Raum. Exitum bewegte sich nun zum ersten Mal.
      „Sie werden keine Chance gegen ihn haben.“ Die Stimme des Hünen war dumpf und leer. Es lagen keinerlei Emotionen in ihr.
      „Natürlich werden sie sterben. Je mehr Leute er tötet, desto stärker wird ihm die Sinnlosigkeit bewusst werden.“ Fames ging langsam an Exitum vorbei in Richtung Ausgang. Kurz bevor er den Raum verließ, hielt er noch einmal inne. Die Wände des Raumes waren mit unzähligen Bildern verschiedenster Adeliger behangen, die diese Villa einmal ihre Heimat genannt hatten. Fames Blick war jedoch auf einen abgemagerten Jungen geheftet. Die Szene auf dem Bild zeigte den Jungen, wie er auf einer Anhöhe vor unzähligen ebenso abgemagerten Menschen stand. In der Hand hielt der Junge einen Apfel, welchen er vor den knienden Menschen in die Höhe hielt. Fames fasste sich an den Bauch, als er dieses Bild ansah.
      „Hunger...“, murmelte der ehemalige Weise, bevor er den Raum verließ.


      „Auf eure Positionen Männer!“ Der Hauptmann brüllte unentwegt Befehle in alle Richtungen, während er dazu noch wild mit den Armen fuchtelte. Kaum war die Warnung gekommen, hatten sie schnell reagiert. Die Barrikaden um den Hauptplatz waren in wenigen Minuten errichtet gewesen. Genauso wie sie es geübt hatten. Auf den umliegenden Häuserdächern hatten die Frauen mit ihren Armbrüsten Stellung bezogen. Die Kinder, Alten und Kampfunfähigen waren zum hinteren Teil des Platzes gebracht worden und warteten dort. Dort befanden sich ebenfalls ein improvisiertes Krankenlager und eine Küche zur Versorgung der Truppen. Der Schlachtplan von Lord Fames war perfekt umgesetzt worden.
      „Ich glaube ja nicht, dass wir das brauchen. Immerhin hieß es das Orinto alleine gekommen sei. Und die Vorhut hat ihn bestimmt schon gefangen genommen.“
      „Bist du ein Idiot? Als ob der Imperator alleine kommen würde. Ich wette er hat tausende Marinesoldaten dabei.“
      „Und wo sind dann die Schiffe? Ihm Hafen sehe ich nämlich keine.“
      „Die benutzen sicher diese experimentellen Schiffe die unter Wasser fahren.“
      „Ruhe jetzte!“, unterbrach der Hauptmann die Diskussion der beiden Soldaten und verpasste beiden einen Schlag auf den Hinterkopf.
      „Egal was passiert, wir werden mit vollem Einsatz kämpfen. Für Lord Fames und für unsere Heimat.“ Die beiden Soldaten schluckten und nickten dann. Der Hauptmann wandte sich ab und brüllte wieder seine Befehle in die Nacht hinaus. Die Männer und Frauen verstärkten den Griff um ihre Waffen. Alle Blicke waren auf die gewundene Straße gerichtete, welche in Schlangenlinien vom großen Hafen hinauf in die Stadt führte. Die Anspannung war ihnen allen anzusehen. Viele zitterten. Immerhin war nur etwas die Hälfte von ihnen ausgebildete Krieger.
      „Da kommt jemand.“

      Der Schrei der Frau im Ausguck lies sie alle hochfahren. Angespannt starrten alle auf die Straße. Verkrampft hoben sie ihre Waffen. Die Silhouette kam langsam näher. Ein einzelner Roter Punkt glimmte in seinem Gesicht, wann immer er einen Zug von seiner Zigarette nahm. Die Männer und Frauen schluckten schwer. Viele konnten und wollten es nicht glauben. Er war ein Adeliger und Herrscher. So etwas durfte es nicht geben. Orintos Körper war vollkommen blutüberströmt. Jedoch war es nicht sein eigenes Blut, dass war sicher. Das Oberteil seines Anzugs war vollkommen zerfetzt. Darunter konnte man seinen muskulösen Oberkörper sehen. Er war vollkommen von verschiedenen Runentättowierungen bedeckt. Mehrere Narben zogen sich über seine Arme und Rücken und eine Große in der Form eines Sternes bedeckte seine Brust. Auf seiner Schulter ruhte eine riesige, blutrote Streitaxt. Bei näherer Betrachtung schien die Waffe zu glühen und sich leicht zu bewegen. Orinto spuckte nun die Zigarette ins Gras am Wegesrand und baute sich knapp außer Schussreichweite der Armbrüste auf. Er hatte den Blick gesenkt, wodurch sein Gesicht unter einem Schatten lag und nicht gesehen werden konnte.
      „Gebt auf!“
      Die Bewohner Elaras blinzelten verdutzt. Obwohl der Imperator mehrere hundert Meter entfernt war, konnten sie ihn alle so klar hören, als würde er direkt vor ihnen stehen.
      „Gebt auf und ich werde euch am leben lassen. Ich bin nur wegen Fames hier. Seine Zeit ist endgültig gekommen. Also tretet zur Seite.“ Orinto war ganz ruhig. Langsam nahm er den Finger von der Blutrune, welche auf seiner linken Schulter tätowiert war. Er kannte die Antwort der Bewohner bereits. Mehr als ihnen einen anderen Ausweg zu zeigen konnte er nicht. Was nun geschehen würde, lag nicht mehr in seiner Verantwortung. Die Bewohner der Insel hatten ihre Zukunft selbst gewählt.
      „Niemals!“

      Orinto seufzte, als er den Schrei der Männer und Frauen vernahm. Er nahm etwas von dem Blut der Vorhut, die er zuvor getötet hatte, zwischen die Finger und zeichnete blitzschnell eine Blutrune vor sich auf den Boden. Dann tat er dasselbe in der Luft vor ihm. Mit einem Fingerzeig setzte sich die zweite Rune in Bewegung. Orinto trat nun auf die Erste und im selben Moment als die zweite Rune über dem Hauptplatz zum halten kam, erschien er aus ebenjener. Schockiert wirbelten die Männer, die den Haupteingang bewachten herum und hoben ihre Waffen. Die Frauen auf den Häuserdächern fingen sich schneller und feuerten nun sofort auf Orinto. Dieser berührte eine weitere Rune, die groß auf seine rechte Brust tätowiert war. Gleichzeitig biss er die Zähne zusammen, als sein ganzer Rücken aufzubrechen schien. Vor den entsetzten Blicken der Bewohner Elaras brach ein riesiges Skelett aus Blut aus Orinto hervor und hüllte den Imperator vollkommen ein. Die Bolzen der Armbrüste wurden allesamt abgefangen. Doch dabei blieb es nicht. Mit einem Aufschrei Orintos schossen die Bolzen auf ihre Besitzerinnen zurück. In weniger als fünf Sekunden hatte Elara seine gesamten Armbrustschützinnen verloren. Ungläubig starrten viele Männer auf die Frauen. Jede wurde von dem Bolzen, welchen sie zuvor auf Orinto abgefeuert hatte, zielsicher zwischen die Augen getroffen. Genauso schnell wie das Blutskelett erschienen war, verschwand es nun wieder. Nicht eine Spur blieb auf dem Rücken des Imperators zurück. Er kniete keuchend inmitten der Stadt.
      „Verdammt. Hätte ich Mutter an meiner Seite müsste ich mich nicht um meinen eigenen Körper sorgen“, knurrte er, bevor er sich wieder zu voller Größe aufrichtete. Er hatte den Verteidigern ihre Fernkämpfer genommen. In Orinto glühte ein kleiner Funken Hoffnung auf, dass der Verlust ihrer Frauen die Bewohner zur Aufgabe bewegen würde, doch dieser Funken erlosch direkt wieder, als sich der erste, frisch verwitwete Mann auf ihn stürzte. Der Imperator wicht mit einem Schritt zur Seite aus. Sein Griff um die mächtige Streitaxt verstärkte sich und mit einem mächtigen, einhändig geführten Hieb spaltete er den Angreifer in zwei Teile.
      „Was für eine Magie ist das?“, knurrte ein andere Soldat. Er starrte Orinto mit hasserfüllten Augen an und hob seine Waffe. Der Imperator seufzte.
      „Dies ist keine Magie, sondern pure Muskelkraft“, meinte er und hob die Axt hoch über seinen Kopf.
      „Das ist Magie“, fügte er nun hinzu und deutete auf die Blutrune auf der Klinge seiner Waffe. Im nächsten Moment explodierte die Axt und unzählige Klingen aus Blut schossen in alle Richtungen daraus hervor. Etwas die Hälfte der Soldaten schaffte es rechtzeitig auszuweichen. Die Anderen hatten nicht so viel Glück. Entsetzt blickten die zwei Männer, die sich zuvor an der Barrikade unterhalten hatten, auf den abgetrennten Kopf des Hauptmannes.

      „Du Monster“, schrie eine überlebende Frau und hob zitternd ihr Schwert. Orinto drehte sich zu ihr um.
      „Was habt ihr erwartet? Ein kleines Scharmützel ohne Opfer? Das hier ist Krieg.“
      „Bitte wir geben auf. Hab Gnade“, schrie eine junge Mutter nun von der Seite. Orinto schüttelte mit dem Knopf.
      „Ich bot euch einen Ausweg an, doch ihr habt ihn euch selbst versperrt. Für Gnade gibt es in meiner Weltordnung keinen Platz mehr. Es gibt nur Gehorsam oder Tod.“ Das Blut der Opfer Orintos erhob sich nun in die Lüfte und formte einen Tornado um den Imperator. Einige Wenige versuchten ihn anzugreifen, doch sie wurden sprichwörtlich zerfetzt, als sie den Tornado berührten. Inmitten kniete Orinto und zeichnete eine komplizierte Rune auf den Boden. Schließlich verschwand der Tornado, da sämtliches Blut in die Rune geflossen war.
      „Denkst du wirklich, dass du das richtig tust? Dass du ein Held bist? Du bist ein Monster Sankt Orinto.“ Er drehte sich zu dem Mann um, der soeben gesprochen hatte. Sein Gesicht glich einer Maske.
      „Ich bin kein Held. Ich bin Imperator. Und als Imperator tue ich nicht das Richtige, sonder das was Nötig ist. Und wenn für das Wohl der Bevölkerung einige Inseln sterben müssen, so werde ich auch das tun.“
      „Wir reden hier von Menschen. Menschen!“
      „Im Endeffekt sind Menschen nur eine weitere Ressource, die es zu verwalten gibt“, erwiderte der Imperator mit kalter Stimme und blickte den Mann an.
      „Ich hoffe du genießt dein Imperium des Drecks!“ Der Hass, der in den Augen des Mannes zu sehen war, schien förmlich greifbar. Und nicht nur bei ihm. Überall starrten die Überlebenden Orinto mit denselben Augen an. Selbst die Kinder. Der Imperator seufzte.
      „Ich werde es nicht genießen.“ Die Überlebenden schlossen die Augen, als der Imperator seine Hand auf die Rune unter sich legte. Als die Menschen jedoch kurz darauf immer noch am Leben waren, wagten sie es sie blinzelnd wieder zu öffnen.

      „Also bist du mir doch gefolgt? Ich dachte du wolltest, konntest nicht mehr diesen Weg mit mir beschreiten?“, sagte Orinto ruhig an die Person gewandt, welche ihn zurückgehalten hatte. Chloe seufzte. Ihr langes, rotes Haar streifte den Boden. Bis auf den Kopf war ihr gesamter Körper von Bandagen eingewickelt.
      „Ich kann dich das nicht tun lassen.“ Als die Überlebenden diese Worte vernahmen, keimte Hoffnung in ihnen auf. Orinto lachte.
      „Willst du mich aufhalten?“ Seine Mutter schüttelte den Kopf und drehte ihn um, so dass er nun in ihre Augen blickte.
      „Wie kannst du das nur denken.“ Chloe umarmte ihren Sohn nun stürmisch. Die Überlebenden wussten nicht was sie davon halten sollten. Verwirrt starrten sie auf den Imperator und die große Frau, die ihn aufgehalten hatte. Sie alle waren wie erstarrt.
      „Ich will nicht, dass du deine Seele noch weiter belastest.“
      „Es macht keinen Unterschied. Du kennst das Ende.“
      „Es tut weh, wenn du das sagst. Du weißt gar nicht wie sehr“, seufzte Chloe.
      „Dich zu verletzen war das Letzte, was ich will, aber du weißt, dass es nicht anders geht. Dies ist der Weg, den Arisa, Lucy, Simon und Ich gewählt haben.“
      „Ich weiß. Ich habe lange genug versucht dich davon abzubringen. Ich denke nur, dass ich stets den Wunsch gehegt habe, dich retten zu können.“
      „Du musst mich nicht retten.“
      „Das sagst du Alexander. Aber auch wenn ich dich nicht retten kann, so kann ich dich immer noch beschützen. Ich will nicht, dass du weitere Lasten auf deine Seele lädst.“ Chloe löste sich von ihrem Sohn und trat vor die Überlebenden. Diese blickten sie verängstigt und verwirrt an.
      „Mutter ich...“, meinte Orinto, doch sie gebot ihn mit einer Handbewegung zu schweigen. Sie ballte die Hände zur Faust und nahm einen tiefen Atemzug. Die Luft schmeckte metallisch, aufgrund des vielen Blutes, das bereits vergossen worden war. Chloe musste Lächeln, als sie an die Worte dachte, die ihr Vater einst zu ihr sagte. Doch es war ein bitteres Lächeln.
      „Egal ob du zehn oder vierzig bist. Du bist meine Tochter und ich werde dich immer beschützen.“ Sie holte tief Luft. Alexander wandte sich ab.
      „Auch wenn ich diesen Weg nicht mit dir zu Ende gehen kann, so lass mich zumindest die Drecksarbeit für dich erledigen. Alexander du bist mein Sohn und ich werde dich immer lieben.“



      Kapitel 209: Dies ist dein Leben!
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      Es begann bereits zu dämmern. Ein kalter Wind blies durch die engen Gassen der Stadt. Die Schatten wurden länger und griffen nach den Passanten, die schnell nach hause hetzten. Aus vielen Fenstern fiel Licht auf die Straßen. In den letzten Tagen hatte es stark abgekühlt, doch der Schnee war noch ausgeblieben. Trotzdem war es bitterkalt und die Menschen zogen ihre Jacken und Mäntel eng an sich. Ein junger Mann stand inmitten der Straße. Er schien die Menschen, die sich fluchend an ihm vorbei drängten gar nicht zu bemerken. Stattdessen starrte er nach oben in den grauen Himmel. Er trug einen langen Wintermantel und dazu feste Stiefel. Sein Haar war kurz und blond. Alexander Torino lächelte und genoss die Winterkälte. Langsam setzte er sich nun in Bewegung. Zwischen den ganzen Leuten, die mit ihren Einkäufen an ihm vorbei hetzten, um der Kälte zu entkommen, wirkte seine Ruhe fast schon unheimlich. Als er eine kleine Bank neben einem Brunnen erreichte, lies er sich dort nieder. Von hier überblickte er die Einkaufsstraße. Die Häuser, hier im Nobelviertel der Stadt, waren groß und prunkvoll. Genauso wie die Geschäfte. Der junge Mann lächelte. Hier hatte er gute Beute gemacht. Beiläufig schüttelte er mehrere Uhren und Geldbörsen, die er im vorbeigehen entwendet hatte, aus seinem Ärmel.
      „Wahnsinn. Alleine mit dem Geld, welches jemand hier beiläufig mit sich trägt, könnte man eine gesamte Familie in den Slums ernähren.“ Alexander schüttelte den Kopf.
      „Aber so ist das Leben. Jemand wird sich immer über andere stellen. Die meisten Menschen sind dafür geschaffen, dass man über sie herrscht. Mit wahrer Freiheit können nur die wenigsten umgehen.“ Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Die Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt. Er schloss die Augen.
      „Mit Mutter soll ich mich erst um Mitternacht treffen. Vielleicht kann ich ja bis dahin noch die ein oder andere Villa ausräumen.“ Von diesem Gedanken beflügelt stand er auf und mischte sich wieder unter die Leute. Die Dunkelheit hatte sich inzwischen über die Insel ausgebreitet und die Straßenlaternen waren eingeschaltet worden. Immer weniger war auf den Straßen los, sodass die Möglichkeiten für Taschendiebstahl natürlich auch rapide abnahmen. Trotzdem brachte Alexander noch die ein oder andere Kostbarkeit in seinen Besitz. Immerhin war er, trotz seines jungen Alters von gerade einmal siebzehn Jahren, ein Profi. Gemächlich schlenderte er über die gepflasterten Straßen und hielt nach lukrativen Zielen Ausschau, als ein keuchender Husten seine Aufmerksamkeit erregte.

      Eine junge Frau kauerte zitternd Torbogen eines bereits geschlossenen Geschäfts. Ihre Kleidung war kaum als solche zu bezeichnen, bestand sie doch mehr aus Lumpen. Ihr, unter anderen Umständen, schönes Haar war vollkommen verfilzt und strohig. Sie trug keine Schuhe und Alexander konnte Schürfwunden und Erfrierungen an ihren Füßen erkennen. Als sie bemerkte, dass er vor ihr angehalten hatte, blickte sie zu ihm auf. In ihrem Blick sah er kein flehen, oder betteln. Ihre Augen waren vollkommen leer. Alexander erwiderte ihren Blick kalt. Das Mädchen senkte ihren wieder, doch dann griff Alexander in die Innentasche seines Mantels und warf ihr eine der Geldbörsen, die er zuvor entwendet hatte zu. In diesem Augenblick sah er etwas in ihren Augenwinkeln aufblitzen. Ob es Dankbarkeit, Hoffnung oder nur Verwirrung war, mochte er nicht zu sagen.
      „Nimm das Geld raus und wirf die Geldbörse weg, sonst bekommst du noch Probleme“, sagte er, bevor er sich abwandte und auf den Weg machte. Ziellos schlenderte er durch die Straßen der Stadt. Immer wieder passierte er Bettler und immer wieder gab er ihnen etwas. Er brauchte das Geld nicht wirklich. Taschendiebstahl war mehr ein Hobby um in Form zu bleiben. Leider fand er keine Villa, die es Wert gewesen wäre, einzubrechen. Die Nacht war inzwischen vollends hereingebrochen und so beschloss er zum Schiff zurückzukehren um dort auf seine Mutter zu warten. Zielstrebig steuerte er auf den Hafen zu. Sein Schiff war noch immer da. Genauso wie er es verlassen hatte, tanzte es auf den Wellen. Doch bevor er es betreten konnte, hielt er plötzlich inne.
      „Du bist gut. Ich habe dich erst jetzt bemerkt.“ Eine Person trat hinter ihm ins Licht einer Straßenlaterne. Überrascht stellte er fest, dass es das Mädchen war, welchem er heute als Erstes geholfen hatte. Sie schluckte und starrte ihn unsicher an. Er konnte sehen, dass sie ihren Mund öffnete, verstand ihre Worte jedoch nicht.
      „Sprich lauter.“
      „Danke“, krächzte sie und Alexander sah, dass dafür all ihre Kräfte aufwenden musste. Sie spuckte sogar etwas Blut. Alexander musterte sie einige Sekunden lang. Er konnte sehen, dass sie fror.

      „Komm mit rein“ ,sagte er schließlich seufzend und ging in Richtung seines Schiffes. Er konnte sehen, dass die junge Frau stark zitterte und ihr jeder Schritt schwer fiel, doch trotzdem drehte er sich zu keiner Sekunde um. Zumindest die Türe hielt er ihr offen, als er sie ins warme Innere seines Schiffes führte. Sie seufzte merklich, als sie aus der Kälte ins Warme trat. Orintos Schiff war nur spärlich eingerichtet. Es bestand nur aus zwei kleinen Räumen. Ein kleiner Holztisch, mehrere Stühle und eine Kochstelle waren alles was sich im Raum befand, in dem sie sich gerade aufhielten, doch trotzdem sah die junge Frau aus, als hätte sie eine Luxusbleibe vor Augen.
      „Warum bist du mir gefolgt?“ Sie drehte sich nun zu Alexander um und sah ihm in die Augen. Er lehnte im Türrahmen und starrte sie an. Er schien sie von Kopf bis Fuß zu durchleuchten. Das Mädchen öffnete den Mund, doch wieder brachte sie nichts weiter als ein krächzendes Husten zusammen. Ihr Gegenüber rollte mit den Augen und kam auf sie zu. Schnell biss er sich in den Daumen und brachte sich so zum bluten. Er konnte die Furcht in ihren Augen sehen, als er sich ihr näherte. Trotzdem wich sie nicht zurück. Sie kniff nur die Augen zusammen und lies ihn gewähren.
      „Mach die Augen auf“, knurrte Alexander. Schnell fasste die Frau sich an die Stirn und fuhr über die Rune, welche er ihr darauf gezeichnet hatte.
      „Was hast du...“ Sie verstummte und starrte Alexander mit großen Augen an. Ungläubig fuhr sie über ihre Kehle.
      „Ich...“
      „Ja du kannst wieder reden. Ich habe deine Wunden geheilt“, unterbrach Orinto sie und setzte sich nun.
      „Es hat dich zwar ein Jahr deines Lebens gekostet, aber ich denke, dass das nicht so schlimm ist.“ Die Frau blickte ihn verwirrt an.
      „Ich verstehe nicht“, sagte sie nun und als sie sprach, konnte man ihr ansehen, dass sie es noch immer nicht wirklich fassen konnte. Am liebsten wäre sie herum gehüpft. Sie hatte keinerlei Schmerzen mehr. Ein Zustand, welchen sie schon fast vergessen hatte.
      „Denkst du, dass solch eine Heilung einfach aus dem Nichts kommt? Etwas aus dem Nichts erschaffen ist unmöglich. Alles was ich tun kann ist Energie eine neue Form zu geben.“ Orinto hielt inne. Beiläufig strich er über den Rücken des Buches, das vor ihm auf dem Tisch lag. Seltsame Runen, welche die junge Frau nicht kannte, waren darauf eingeprägt. Nur ein Wort verstand sie, obwohl sie nicht wusste wie. Sie hatte diese Runen noch nie gesehen, und trotzdem konnte sie sie lesen.

      „R'yleh“, murmelte sie und setzte sich dann zu Orinto. Dieser musterte sie durchdringend.
      „Willst du nicht gehen?“, fragte der junge Mann, woraufhin sie vehement den Kopf schüttelte.
      „Ich habe nichts. Doch als ihr euch heute meiner angenommen habt... Ich dachte mir schon, dass ihr ein Pirat seid und... bitte nehmt mich mit aufs Meer.“ Die junge Frau starrte ihn entschlossen an. Sie hatte die Fäuste geballt und biss sich in Erwartung seiner Antwort auf die Unterlippe. Orinto wirkte überrascht, musste dann jedoch lachen.
      „Ich bin kein Pirat.“
      „Dann halt Seefahrer, Dieb oder Freibeuter. Bitte nehmt mich mit. Ich kann hier nicht mehr bleiben.“
      „Wirst du etwa verfolgt?“ Orinto wirkte beunruhigt. Er konnte es sich nicht leisten sich noch weitere Probleme aufzuhalsen. Vor allem nicht im Lichte des Auftrags, den er und seine Mutter hier zu erfüllen hatten. Zu seiner Erleichterung schüttelte die junge Frau jedoch den Kopf.
      „Ich werde nicht verfolgt. Ich glaube nicht, dass überhaupt jemand meine Existenz je bemerkt hat.“ Sie packte Orinto nun am Kragen seines Wintermantels.
      „Ihr wart der Erste seit vielen Jahren, der mir in die Augen gesehen hat.“
      „Du missverstehst da etwas. Ich habe dir das Geld nur gegeben, weil ich es nicht brauche. Ich bin kein guter Mensch und werde es auch nie sein.“ Während er diese Worte sprach, strichen seine Finger über den Rücken des Buches. Nun packte die junge Frau jedoch seine Hände und zwang ihn so ihr in die Augen zu sehen.
      „Nein! Ich habe es heute ihn deinen Augen gesehen. Du bist...“ Die Worte der jungen Frau wurden unterbrochen, als die Welt plötzlich Kopf stand. Im nächsten Moment strömte die kalte Nachtluft in seine Lungen. Keuchend blickte Orinto auf die Rune auf dem Boden, welche er schon bei seiner Ankunft vor einigen Tagen hier platziert hatte. Sie hatte ihm soeben das Leben gerettet.
      Nur ihm!
      Mit seiner linken Hand hielt er noch immer das Buch umklammert, während in seiner Rechten nur ein paar Lumpen verblieben.
      „Sieht so aus, als wären mir ein paar Soldaten gefolgt.“ Er drehte sich zu der großen Gestalt hinter ihm um. Wie immer war seine Mutter von den weißen Bandagen komplett eingehüllt. Sie sah über ihre Schulter um sicher zu gehen, dass die Soldaten ihr nicht noch weiter gefolgt waren. Orinto starrte sie an, doch es wirkte fast so, als würde er durch sie hindurchsehen. Sein Blick war dumpf.
      „Die Verteidigung des Königs war ausgezeichnet, aber ich habe es“, sagte Chloe und reichte Orinto das Buch, welches sie bei sich trug. Es glich dem, welches Alexander schon besaß, wie ein Haar dem Anderen.
      „Sehr gut“, sagte der junge Mann mit monotoner Stimme.
      „Was ist los?“, fragte seine Mutter nun ernst und legte ihre Hände auf seine Schultern. Ihre Stimmung war sofort um geschwungen und sie sah ihren Sohn nun besorgt an.
      „Ich war nicht allein auf dem Schiff.“ Chloe blickte zu dem brennenden Wrack. Die Soldaten des Königs umkreisten es bereits.
      „Alexander...“, begann sie, wurde dann jedoch von ihrem Sohn unterbrochen.
      „Warum hätte ich sie retten sollen? Hätte ich es versucht, so hätte ich mich selbst in Gefahr gebracht. Ich hatte keinen Grund das Mädchen zu retten.“ Chloe starrte ihren Sohn durchdringend an. Sie wollte etwas sagen, aber Orinto fuhr direkt fort.
      „Warum bin ich dann so traurig?“
      Er schloss die Augen, als seine Mutter ihn umarmte.


      „Warum wir sie retten sollen?“ Simon verpasste Orinto einen Schlag gegen die Rippen.
      „Er hat alles riskiert um die Sklaven und sich selbst zu befreien. Sie verdienen eine Chance.“ Simon blickte auf das brennende Mary Joa. Der Sklavenaufstand, der durch Fisher Tiger angezettelt worden war, würde mit Sicherheit blutig niedergeschlagen werden.
      „Wir können nicht alle retten“, meinte Alexander.
      „Aber wir müssen es versuchen“, erwiderte Simon. Sowohl Arisa als auch Lucy stimmten ihm zu.
      „Wie immer werde ich überstimmt“, seufzte Alexander. Simon nickte und begann sofort.
      „Alex du sorgst dafür, dass die Leute einen Korridor zur Redline haben. Ich und Arisa werden den Abstieg sichern und Lucy sorgt für etwas Chaos.“ Lucy grinste.
      „Perfekt.“ Sie klatschte die Hände zusammen.
      „Whiskey Road!“ Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schoss aus ihren Fingerspitzen und im nächsten Moment war Lucy schon verschwunden.
      „Wolltest du ihre Aufgabe nicht etwas näher spezifizieren?“
      „Sie hätte sowieso nicht zugehört Alex“, meinte Simon lächelnd.
      „Wenigstens hat sie ihre Kapuze dieses Mal dabei“, sagte Arisa lachend.
      „Und ihr passt auch auf, dass ihr nicht erkannt werden. Immerhin seid ihr Weltaristokraten. Die ehemaligen Sklaven reagieren sicher nicht all zu positiv auf euch“, sagte Alexander und nickte Arisa ernst zu. Dann packte er plötzlich Simon, der davon sichtlich überrascht wurde, und küsste ihn.
      „Dann lasst uns mal Menschenleben retten.“ Mit einem Satz sprang Alexander von der Klippe hinab in die brennende Stadt. Arisa grinste Simon an.
      „Das war echt romantisch.“
      „Ach halt die Klappe Ris“, meinte Simon, doch auch er lächelte.
      „Er wird bei solchen Unterfangen immer so rührselig, aber das ist jetzt nicht wichtig.“ Die zwei Aristokraten stülpten ebenfalls ihre Kapuzen über um so ihre Gesichter zu verbergen.
      „Wie in alten Zeiten“, meinte Simon, während er seine Faust beiläufig gegen Arisas stieß.
      „Du meinst, genauso wie letzte Woche.“
      „Was auch immer.“

      Alexander landete währenddessen unten in der Stadt und sah sich um. Viele Häuser standen bereits in Flammen. Er konnte mehrere Sklaven sehen, die gerade eine Familie einkesselten. Die Fischmenschen trugen Fackeln in den Händen, während der Vater versuchte seine Tochter und Frau abzuschirmen.
      „Nieder mit den Sklaventreibern!“ Immer wieder skandierten die Fischmenschen diesen Spruch.
      „Bitte wir sind keine Adeligen“, flehte der Vater, doch der Kreis um ihn und seine Familie wurde immer enger gezogen.
      „Hört auf“, sagte Alexander ruhig. Die Fischmenschen hielten inne und sahen ihn über die Schulter an. Einer der ehemaligen Sklaven wartete nicht lange und stürzte sich direkt auf den Neuankömmling. Seine improvisierte Waffe, die aus einem Kerzenständer bestand, wurde nun funkensprühend aufgehalten. Überrascht starrten alle Anwesenden bis auf Alexander auf die Klinge aus Blut, welche er soeben in seiner Hand materialisiert hatte.
      „Flieht und ihr werdet überleben.“ Mit einem Tritt stieß Alexander den Fischmenschen von sich. Nicht um ihn zu verletzen, sondern um Abstand zu gewinnen.
      „Ich will euch nichts tun. Ich bin hier um eure Flucht sicherzustellen, aber wenn ihr unschuldige Menschen verletzen wollt, so werde ich euch aufhalten.“ Die Fischmenschen starrten ihn für eine Weile an, bevor sie sich abwandten und davonrannten. Langsam schritt Alexander an der Familie, die er soeben gerettet hatte, vorbei.
      „Danke“, stammelte der Vater.
      „Ich...“
      Eine Bewegung in seinen Augenwinkeln erregte Orintos Aufmerksamkeit. Der brennende Dachstuhl des Gebäudes hinter der Familie stürzte zusammen. Im nächsten schlugen mehrere lodernde Dachbalken an dem Ort ein, an welchem sich die Familie gerade noch befunden hatte. Der Vater, seine Frau und ihre Tochter verfolgten dieses Schauspiel aus sicherer Entfernung. Erst jetzt bemerkten sie es. Überrascht sahen sie sich um. Sie befanden sich an dem Ort, an welchem zuvor noch ihr Retter gestanden hatte.
      „Warum hätte ich sie retten sollen? Ich hatte keinen Grund dazu.“ Er hatte diese Frage Simon schon oft gestellt. Und immer hatte er dieselbe Antwort erhalten.
      „Ich kann dir nicht sagen, warum DU Menschen retten sollst, aber ich kann dir sagen, warum ich es tue. Weil es das Richtige ist. Weil wir alle Menschen sind. Keiner ist besser als der Andere. Jeder verdient eine Chance. Und wir, die wir die Macht haben, den Menschen diese Chance zu geben, haben auch die Verpflichtung dies zu tun.“ Orinto hatte die Augen geschlossen. Für ihn schien es so, als würde er durch ein endloses Nichts treiben. Nur die unglaubliche Hitze verriet ihm, dass dies nicht so war. Vor den schockierten Augen der Familie wurden die brennenden Balken nun gen Himmel geschleudert. Orinto erhob sich aus den Trümmern. Seine Kleidung war zu großen Teilen verbrannt und so konnte man seinen muskulösen und von Runentätowierungen überzogenen Oberkörper sehen.
      „Geht nachhause.“ Dies war alles das er sagte, als er die Familie passierte und in Richtung der Kämpfe weiterzog.


      „Alle Menschen sind gleich.“ Seufzend betrachtete Sankt Orinto, der erste Imperator der Weltregierung, die Wolken unter sich. Er befand sich am Rande der Redline. Vor ihm fiel die Klippe tausende Meter in die Tiefe.
      „Wahrscheinlich wäre alles anders gekommen, wenn unser ursprünglicher Plan aufgegangen wäre. Wenn du noch hier wärst Simon.“ Er drehte die Münze in seinen Händen um die eigene Achse.
      „Wenn es uns gelungen wäre die Sitze der fünf Weisen mit Arisa, Lucy, Simon, Dragon und mir zu besetzen, so hätte es vielleicht eine friedlichere Möglichkeit gegeben. Doch dies war nun unmöglich. Er musste diesen Weg alleine zu Ende gehen. Orinto erinnerte sich noch gut an das junge Mädchen, welches damals seinetwegen gestorben war. Er hatte niemals vergessen, was er in den Gassen dieser namenlosen Stadt zurückgelassen hatte. Genauso hatte er den ersten Menschen, welchen er getötet hatte, niemals vergessen.
      „Manche Dinge bleiben wohl ewig an dir selbst haften.“ Seine Mutter hatte einmal gesagt, dass das Töten niemals leichter wurde, denn wenn es das würde, so durfte man sich nicht länger als Mensch bezeichnen. Im Gegensatz zu seinem Bruder war Alexander Torino immer ein Mensch geblieben.
      Und alle Menschen waren gleich.
      Das Wohl vieler überwog den Tod weniger. Menschenleben mussten geopfert werden, damit sein Ziel erreicht werden konnte.
      „Zumindest ist ihr Tod nicht sinnlos“, seufzte Orinto, während er die Rune auf den Boden zeichnete, die ihn nach Elara bringen würde. Simon hatte stets alle retten wollen. Alexander wusste, dass dies unmöglich war.
      „Mit dir an meiner Seite hätte ich das Unmögliche bewerkstelligen können, aber alleine...“ Der Imperator seufzte. Ein Windstoß fuhr durch sein blondes Haar. Er blickte hinab auf die Welt unter sich.
      „Ich kann die Welt nicht verändern, aber ich kann die Leute aufwecken, die es können.“ Alexander blickte hinauf in den wolkenlosen Himmel und schloss die Augen.
      Dann lies er sich fallen.


      „Woran denkst du?“ Chloe sah ihren Sohn an. Sie hatten die Stadt hinter sich gelassen und wanderten den Berg zu Fames Villa empor. Nach dem Massaker, welches sie in der Stadt zu verantworten hatten, waren ihnen keine Menschen mehr entgegentreten.
      „Wir hätten sie zumindest begraben können.“
      „Dafür ist später auch noch Zeit Alexander.“
      „Denkst du, dass ich ein schlechter Mensch bin?“
      „Ich unterteile Menschen nicht in Gut und Böse. Es gibt nur verschiedene Standpunkte. Du... Wir kämpfen für das Richtige.“ Orinto lachte bitter, als er die Worte seiner Mutter hörte.
      „Die schrecklichsten Dinge wurden aus der Intention das Richtige zu tun begangen.“
      „Wie zum Beispiel deinen Bruder zu retten.“ Chloe sah ihren Sohn durchdringend an, der die Augen zusammenkniff.
      „Es tut mir leid.“
      „Ich habe dir dafür noch nicht vollends vergeben. So etwas geht nicht von Heute auf Morgen, aber ich bin deine Mutter und...“
      „Ich weiß, doch darüber sollten wir jetzt nicht reden. Dafür haben wir später auch noch Zeit.“
      „Da hast du Recht.“ Die Zwei blickten hinauf zu der Villa, die über ihnen auf dem Hügel thronte.
      „Ich freue mich schon auf deinen Tee. Nach dem all dies hier vorbei ist“, sagte Orinto und stieß das Tor zu den Gärten von Fames Villa auf.



      Kapitel 210: Doppelidentität
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      Ein kühle Brise blies sein Haar zurück. Orintos Blick schweifte über die dunklen Gärten der Villa.
      „Fames hat Geschmack, dass muss ich ihm lassen“, meinte der Imperator. Vor ihm erstreckte sich ein ausladender Park. In der Entfernung konnte er das Plätschern eines kleinen Gewässers hören. Mächtige Eichen spendeten tagsüber Schatten. Im Dunkeln konnte man die Blumen nicht erkennen, doch mit Sicherheit boten sie ein Bild der Schönheit. Langsam schritt der Imperator über das Gras. Er wirkte seltsam gelassen. Im Gegensatz dazu huschte der Blick seiner Mutter stets von einer Seite zur Anderen.
      „Pass besser auf Alexander. Ich kann mich nicht erinnern, so einen unvorsichtigen jungen Mann groß gezogen zu haben.“ Der Imperator lächelte.
      „Mütter“, meinte er seufzend.
      „Der Angriff wird kommen, aber es wird kein Hinterhalt werden. Das wäre nicht Fames Stil.“
      „Als ob diese Kampf mit Fairness gewonnen werden könnte.“
      „Er wird seine Kämpfer Frontal gegen uns schicken. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, dass Fames etwas beweisen will“, sagte Orinto und lies seinen Blick über die Villa schweifen, welche vor ihnen empor ragte. Die Äste der umliegenden Eichen ächzten im Wind und das fahle Licht des Mondes beleuchtete die Umgebung nur spärlich. Orintos Körper spannte sich nun merklich an, genauso wie es bei Nightmare der Fall war.
      „Sie kommen“, meinte der Imperator noch lächelnd, bevor er einen Satz zurück machen musste. Dort wo er grade noch gestanden hatte, befand sich nun ein kleiner Krater. Exitum zog die Faust aus dem Boden und richtete sich zu voller Größe auf. Der hünenhafte Mann musterte Orinto ruhig. Wie immer zeigte er keinerlei Emotionen und auch seine Stimme war kalt, als er sprach.
      „Wie konntest du mein Kommen vorausahnen?“ Orinto zuckte mit den Schultern.
      „Vielleicht hatte ich einfach nur Glück.“
      „Das ist unmöglich. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist viel zu gering, als das sie ernsthaft in Betracht gezogen werden könnte.“ Exitum wirkte, trotz der offensichtlichen Provokation Orintos, vollkommen ruhig.
      „Lustig. Der Eine fühlt keinen Hunger, während die Anderen praktisch nur daraus bestehen.“ Ein Rascheln in den umliegenden Baumkronen ertönte. Doch weder Nightmare noch Orinto schienen überrascht. Der Blick des Imperators schweifte nun über die nackten Männer und Frauen, welche von den Ästen herabgestiegen waren. Ihre Augen waren zugenäht worden. Speichel tropfte aus ihren mit Reißzähnen bewehrten Mäulern. Die sieben Kreaturen umkreisten ihn und Nightmare, doch sie machten keinerlei Anstalten zu attackieren. Etwas überraschte Orinto nun doch. Seine Mutter lachte. Ihr langes, rotes Haar wippte sanft, während sie den Kopf in den Nacken warf und lachte.
      „Ein Rest Menschlichkeit ist also verblieben.“ Sie hob eine Hand und ballte sie zur Faust, woraufhin die Hungernden plötzlich geschlossen aufheulten.
      „Sie fürchten sich. Welch bedauernswerte Existenzen. Stets gefangen in ihrem endlosen Hunger und stets fürchten sie sich vor dem Verhungern.“ Die Bandagen wickelten sich nun erneut um das Gesicht seiner Mutter, wodurch Chloe Walsh vollkommen zu Nightmare wurde.
      „Ich kümmere mich um die Hungernden und du übernimmst Exitum“, sagte sie mit ihrer zischenden Stimme. Blitzschnell wickelten sich einige ihrer Bandagen um die Füße der Hungernden, welche immer noch heulend ihre Hände gegen die Schläfen pressten. Mit einer einzigen Bewegung schleuderte sie die Kreaturen hoch in die Luft und folgte ihnen dann mit einem Sprung.

      Mit einem Lächeln blickte ihr Orinto nach, bis sie mit ihren Gegnern über den Wolken verschwand.
      „Einen schlimmeren Feind für die Hungernden gibt es nicht“, dachte er sich, bevor er sich erneut Exitum zu wandte. Der hünenhafte Mann hatte die Ganze Zeit über ruhig gewartet und keine Anstalten gemacht einzugreifen.
      „Worauf wartest du?“
      „Darauf, dass du mir eine Antwort gibst, die mich zufrieden stellt. Warum konntest du mein Kommen vorausahnen? Es sollte unmöglich sein mich zu spüren. Weder mit Haki noch mit einer Teufelskraft.“ Orinto betrachtete sein Gegenüber genau. Er log nicht.
      „Adam hat mit dir wohl ganze Arbeit geleistet. Ich will dir deine Frage beantworten, wenn du im Gegenzug dasselbe für mich tust.“ Gespannt wartete der Imperator auf die Reaktion seines Gegners, und als dieser nickte, tat Orinto dies ebenfalls. Er hob die rechte Hand und blies nun etwas, dass er darauf materialisiert hatte in Richtung von Exitum. Dieser machte keinerlei Anstalten auszuweichen, sondern hob stattdessen die Hand und fing es ab.
      „Blut?“
      „Winzige Blutfäden. Ich habe sie überall in den Gärten verteilt. Keine Bewegung bleibt mir verborgen.“
      „Du bist wahrlich ein unvergleichlicher Blutmagier. Du erinnerst mich an ihn.“
      „Adam...“ Orintos Stimme hatte einen leicht ehrfürchtigen Unterton angenommen.
      „Wo ist er zurzeit?“
      „Adam starb vor langer Zeit und doch lebt er. Er wandert über diese Erde und ist doch nicht frei. Sein Blut spendet totes Leben. Nur Wahnsinn existiert noch.“
      „Und was soll ich damit anfangen?“ Orinto kratzte sich am Kopf. Die Worte seines Gegenüber ergaben keinen Sinn.
      „Warum dienst du Fames?“ Der Hüne warf nun den Kopf zurück und lachte. Orinto wich verwirrt zurück.
      „Du hast Emotionen?“
      „Ich habe diese Rolle nun lange genug gespielt.“ Exitum krempelte den Ärmel hoch und enthüllte so eine Blutrune, welche auf seinen rechten Oberarm eintätowiert war.
      „Wie wäre es wenn wir uns unterhalten Alexander Torino. Von einem Blutmagier zum Anderen.“

      Der Imperator wirkte für einen Moment perplex, bevor er sich wieder fing. Er verengte seine Augen zu Schlitzen.
      „Welches Spiel spielst du?“ Exitum grinste und machte es sich im Gras bequem. Im Schneidersitz blickte er zu Orinto auf.
      „Keine Angst wir werden kämpfen, aber wir können davor doch noch kurz reden? Ich habe die Rolle des Emotionslosen nun wirklich lange genug gespielt, da wirst du es mir doch nicht verübeln, dass es mich nach Konversationen dürstet.“
      „Wer bist du?“ Orinto hatte sich gegenüber niedergelassen und musterte Exitum misstrauisch. Diese ganze Situation war unwirklich. Er saß im Gras und unterhielt sich mit seinem Gegner.
      „Mein Name ist David Vauban und ich bin Blutmagier. Freut mich.“
      „Was soll der Unsinn?“ Sein Gegenüber warf erneut den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
      „Ich muss zugeben, dass ich mir diese Unterhaltung genauso vorgestellt habe.“ Sein Gegenüber schien sich glänzend zu amüsieren.
      „Es tut gut endlich wieder einmal zu Lachen.“ David schnippte mit den Fingern erzeugte eine Zigarre in seiner Hand.
      „Blutmagie für so etwas zu missbrauchen.“
      „Hey es ist meine Lebensenergie und damit kann ich machen was ich will.“ David stand nun auf. Er überragte Orinto um mehr als einen Kopf und war beinahe doppelt so breit. Seine schwarze Kleidung wies keinerlei Muster oder Verzierungen auf.
      „Willst du mich nicht beglückwünschen, dass ich es so lange geschafft habe, euch alle zu täuschen?“ Der Hüne lachte und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre.
      „Das war nicht einfach.“
      „Was willst du?“, knurrte der Imperator und ballte die Fäuste.
      „Es gefällt euch nicht, wenn eine unbekannte Variable euer Spiel durcheinander bringt. Darin sind du und Fames euch sehr ähnlich. Und trotzdem bist vor allem du blind für die Geschehnisse, die dich umgeben Sankt Orinto.“ Die Spitze von Alexanders Blutklingte kam nun kurze vor Davids Hals zum halten. Ein kleines Blutrinnsal bildete sich, als sie die weiche Haut des Hünen etwas aufschlitzte. Der Blick des Imperators war eiskalt.
      „Wer bist du?“
      „Der letzte Überlebende einer Gruppe von Blutmagiern, die du ausgelöscht hast.“ Davids Stimme war kühl geworden. Ruhig blickte er von oben auf Orinto hinab.
      „Ich überlebte nur, weil ich an diesem Tag nicht zugegen war.“
      „Also willst du Rache.“
      „Natürlich. Es ist nur normal, dass ich den Mann, der all meine Freunde getötet hat, zur Verantwortung ziehen will. Doch an jenem Tag begann ich die Welt wirklich zu sehen.“

      Orinto stach zu.
      Mühelos durchdrang seine Klinge Davids Hals. Der Blutklon verflüssigte sich sofort, doch Alexander überraschte dies überhaupt nicht. Mit einem geschickten Satz rückwärts, wich er dem wirklichen Angriff Davids aus. Der Boden zersplitterte unter dem Einschlag des Hünen. Knurrend zog er nun die Faust aus dem Krater, welchen er selbst geschaffen hatte. Er trug mächtige, stählerne Handschuhe, die seine, unter normalen Umständen bereits riesigen Hände, monströs erschienen ließen.
      „Endlich fertig mit deinem Ablenkungsmanöver.“ David erwiderte Orintos Blick ernst.
      „Eine Unterhaltung damit zu unterbrechen seinem Gesprächspartner durch die Kehle zu stechen, ist nicht sehr nett.“
      „All dies nur um dich irgendwann an mir rächen zu können.“
      „Mein Rache ist nur ein kleiner Teil. Wie ich schon sagte. An jenem Tag sah ich die Welt wirklich.“ Ohne Aufschrei stürzte er sich nun auf den Imperator. Mit unglaublicher Geschwindigkeit schlug er zu. Orinto wurde zurückgedrängt, während er den Angriffen Davids geschickt auswich.
      „Warum greift er mich physisch an? Warum nutzt er keine Blutmagie? Jemand, der es geschafft hat, so lange unentdeckt zu bleiben, hat doch sicherlich...“ Orintos Gedankengang wurde unterbrochen, als David plötzlich die Geschwindigkeit seiner Angriffe steigerte. Die riesige Metallfaust raste nur wenige Zentimeter an Alexanders Kopf vorbei.
      „Du willst nicht wirklich kämpfen, da es noch unbeantwortete Fragen gibt. Stimmts?“, meinte David und neigte leicht den Kopf.
      „Warum hast du dich bei Fames eingeschlichen? Warum offenbarst du dich erst jetzt? Was soll all dies?“ David schüttelte den Kopf.
      „Du bist so blind Sankt Orinto. Deshalb war es nie ein Kampf zwischen dir und Fames.“ Orinto war vollkommen still geworden. Kalt sah er seinen Gegner an. Seine Fäuste bebten vor Zorn. Er hatte Mühe sich zurückzuhalten.
      „Ich hab die Blutmagie zu ihrer Quelle zurückverfolgt. Du wendest sie nur an, doch ich verstehe sie und deshalb arbeite ich für Fames. Das was er tun wird... Es wird die Welt in keinster Weise erschüttern und doch tiefgreifender sein, als alles je zuvor. Und wenn Fames gegangen ist, so kann ich seinen Platz einnehmen und mein eigenes Schicksal schmieden.“ David grinste nun. Er warf den Kopf zurück und lachte lauthals.
      „Ich habe jetzt lange genug gewartet. Es wird Zeit für meine Rache.“ Sein Gesichtsausdruck wurde mit einem Schlag todernst. Leicht neigte er seinen Nacken, der daraufhin laut knackte.
      „Das Tragische ist, dass Fames dich all die Jahre wirklich als seinen Nachfolger gesehen hat und es noch immer tut.“ Orinto riss die Augen auf.
      „Was?“

      Im nächsten Moment wurde er schon zurückgeschleudert, als sein Gegner ihn frontal mit einem Faustschlag traf. Der Imperator riss die Augen auf. Sein Schmerzensschrei hallte zwischen den Baumwipfeln des Parks wieder. Hart schlug er im Gras auf und spuckte dabei einiges an Blut aus. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er biss die Zähne zusammen und rappelte sich auf. Gerade noch rechtzeitig um den anstürmenden David zu erkennen. Mit einer schnellen Rolle wich er dem Hünen aus und federte dann zurück auf die Beine. Er zwang sich zur Ruhe. Sein Körper schrie ihn förmlich an, doch Orinto ignorierte die Schmerzen. Stattdessen ballte er langsam die Hand zur Faust.
      „Warum benutzt er keine Blutmagie? Weshalb attackiert er mich direkt, anstatt sich auf einen magischen Kampf einzulassen.“ Die Antwort war nahe, doch Orinto konnte sie noch nicht ganz ergreifen. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Er konnte Davids Ansturm auf seiner Haut fühlen. Ein leichter Hauch ging dem Hünen voraus. Blitzschnell wirbelte er herum. Seine blanke Faust prallte auf die Metallene seines Gegners. Doch es war der Hüne, der zurückgeschleudert wurde. Man konnte die Überraschung deutlich auf seinem Gesicht sehen. Orinto hatte keine Blutmagie verwendet.
      „Clint ist nicht der Einzige in dieser Familie, der mit einem außerordentlich starken Körper gesegnet ist“, sagte Alexander ruhig, während sein Gegner rücklings im Gras landete. Er starrte seinen Gegner kalt an, während dieser zurück auf die Beine sprang.
      „Warum nutzt du keine Blutmagie“, schrie David wütend, jetzt da er sich wieder aufgerappelt hatte. Dreck und Erde rieselten von seiner gewaltigen Gestalt herab.
      „Ich weiß nun endlich wieder, welcher Gruppe an Blutmagiern du angehört hast.“
      „Du hast es vergessen?“ Der Zorn Davids vermischte sich mit dem Schock dieser Erkenntnis. Orinto legte seine Jacke nun ab. Sie war sowieso schon vollkommen zerrissen und wertlos. Mit den Knöcheln knackend trat er nun seinem Gegner gegenüber. Ein Lächeln zierte sein Gesicht.
      „Dich mir zu offenbaren war der größte Fehlen, welchen du begehen konntest. Hätte ich gegen Exitum gekämpft, so hätte ich wohl verloren. Nun jedoch hast du keine Chance mehr. Du leere Hülle!“

      David nahm nun eine gebückte Haltung ein. Die Fäuste stemmte er dabei gegen den Boden.
      „Deine Überheblichkeit wird dein Untergang sein Sankt Orinto.“
      „Das wird sie ganz sicher, aber nicht durch dich“, meinte der Imperator kryptisch. Mit einem Aufschrei stürmte David los. In einem Wimpernschlag überbrückte er die Distanz zwischen sich und Alexander, doch diese wich trotzdem mühelos aus. Mithilfe eines Saltos sprang er über seinen Gegner hinweg und rammte ihm zusätzlich noch die Ferse gegen den Hinterkopf. Der Tritt war stark genug um David zu Boden zu schmettern.
      „Ich kämpfe lieber nicht physisch, da es eine wahre Tortur für meinen Körper ist, aber du lässt mir keine andere Wahl“, knurrte Orinto. Er atmete schwer und drehte sich um, nur um verbittert festzustellen, dass sein Gegner schon wieder auf den Beinen war. David spuckte etwas Erdreich aus, welches er verschluckt hatte, als sein Kopf gegen den Boden gerammt worden war.
      „Ich habe zu lange darauf gewartet. Du wirst dafür bezahlen.“
      „Ich habe mehr Existenzen vernichtete, als ich zählen könnte. Aber ich werde nicht scheitern.“ Orinto wich dem Faustschlag Davids zur Seite aus. Der Luftstoß der vorbei rasenden Faust blies seine Haare nach hinten. Im selben Moment packte er den Arm seines Gegners und schleuderte ihn mit einem Wurf über seine Schulter zu Boden. Bevor David reagieren konnte, war seine Brust schon durchbohrt. Orinto war von oben auf ihn niedergefahren und hatte seine Faust mit aller Kraft in den Körper seines Feindes getrieben.
      „Ich wusste es“, meinte der Imperator und riss seine Hand zurück, um dem Angriff seines Gegners, der ihn mit den Armen umklammern wollte, zu entgehen.
      „Sich zu seiner eigenen Marionette zu machen. Nicht schlecht.“ Orinto blickte auf seine Hand, die frei von jeglichem Blut war. Er konnte direkt durch das Loch, welches er mit seiner Faust geschlagen hatte, hindurchsehen. David Vauban war vollkommen hohl.
      „Ich frage mich wie viel ich von deinem Körper zerstören muss, bis es vorbei ist.“
      „Dazu wird es nicht kommen. Du brauchst unzählige Treffer, doch mir genügt einer.“ Orinto lächelte.
      „Das macht es nur umso anspruchsvoller.“
      „Du verdammter...“ Der Imperator tauchte unter dem Faustschlag seines Gegners hindurch und verpasste diesem nun einen Kinnhaken. Die Wucht des Schlages war erneut so groß, das David zurückgeschleudert wurde. Doch kaum hatte er wieder Boden unter den Füßen, stürmte er schon wieder auf Orinto zu. Egal wie viele Schläge er einsteckte, er würde immer wieder attackieren. Der Imperator schwitzte bereits deutlich sichtbar. Auch atmete er schwer. Trotzt seiner bisherigen Überlegenheit forderte dieser physische Kampf bereits seinen Tribut.
      „Wie lange kannst du diese Belastung noch ertragen? Dein Körper spielt nicht ewig mit. Du allein kannst nicht gegen mich gewinnen“, schrie David, während er versuchte Orinto in die Hände zu bekommen. Noch wich ihm der Imperator spielend aus, doch er hatte bereits eine deutliche Reduktion in Orintos Geschwindigkeit bemerkt.
      „Deshalb bin ich nicht alleine“, knurrte der Imperator.

      Als hätten sie auf dieses Stichwort gewartet, öffneten sich nun die Wolken, durch die Chloe zuvor mit den Hungernden verschwunden war. Doch das Bild, welches sich nun bot, beunruhigte ihn. Nightmare fiel. Bewegungslos stürzte seine Mutter in Richtung des Bodens. Ihre Bandagen flatterten im Wind, während Chloe Walsh sich wild drehend in die Tiefe stürzte. „Mutter!“, entfuhr es Orinto entsetzt. Diese Ablenkung nützte David eiskalt aus. Alexanders Entsetzens- ging in einen Schmerzensschrei über, als er von der Faust seines Gegners in die Seite getroffen wurde. Dieses Mal hatte er nicht einmal die Zeit seinen Körper mit Rüstungshaki zu schützen. Er konnte mehrere seiner Rippen brechen hören. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Für einen Moment wurde alles schwarz, doch als er hart gegen den Stamm einer der mächtigen Eichen im Park prallte, kehrte die Farben zurück. Und mit ihnen ein beinahe sinnesraubender Schmerz.Schwer keuchend und hustend sank der Imperator auf den Boden. Blut und Magensäfte spuckend versuchte er sich aufzurappeln.
      „Ich werde nicht versagen. Nicht hier und auch niemals sonst.“ Er würde seine Mutter, Simons Traum und die Zukunft dieser Welt beschützen. Er würde für Ordnung sorgen. Koste es was es wolle. Und er würde niemals wieder scheitern. Schwer atmend erhob sich Orinto. Ganz zur Überraschung seines Gegners. Diese Überraschung stieg nur noch mehr, als David den entschlossenen Blick Orintos sah. Doch die Entschlossenheit begann nun zu wanken. Schockiert folgte Alexanders Blick nun dem, was sich nach Chloe aus den Wolken geschält hatte, und nun in Richtung Erde stürzte.
      „Bei allem was Heilig ist. Was ist das?“



      Hier gehts zu Kapitel 211 - 220
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      Dieser Beitrag wurde bereits 11 mal editiert, zuletzt von Dillian ()

    • Nach bestandener Prüfung kann ich mich wieder meinem 37 liebsten Zeitvertreib widmen, Schatten des Dämon kommentieren (keine Sorge, Schatten des Dämons lesen liegt natürlich viel weiter oben)
      Kommen wir also zu den zwei neusten Kapiteln, in denen es hauptsächlich um Brüste geht. Abgesehen davon hast du auch wieder nicht an Kämpfen und derber Sprache gespart, was ja auch nicht ganz positiv ist, aber gehen wir auf das ganze ein wenig mehr ins Detail ein.

      Freya gurkt in einem schwer schreibbaren und uns bekannten Ort herum. Tatsächlich erinnere ich mich sogar an Rohharinnon (?), oder wie man das schreibt. Auch erinnere ich mich an Freya, die ja ganz interresant ist, auch wenn ihre Art zu Sprechen ein wenig nervig ist, wahrscheinlich redet sie ganz normal, aber in meinem Kopf wird das ganze seltsam mittelalterich/ritterlich projeziert. Naja, jedenfalls ist Freya cool und haut gleich mal nen großen Statistenfettsack weg, den braucht eh niemand. Doch sogleich kracht sie mit dem coolsten Admiral des ganzen Kanons + allen FFs zusammen, Lucy, the blackmadhardcore Dog. Gut, dass die gleich wieder einen Auftritt hat. Mir fällt spontan nicht der Name ihrer Freundin ein, für die sie die Frucht sucht, kennen wir den überhaupt? Ich glaube nicht, die einzige die mir einfällt ist tot, also braucht die keine Frucht mehr. Jedenfalls kommt es zum Kampf, bei dem, ganz untypisch für dich, die Zivilisiten verschont werden. Jedenfalls Kampf beginnt und liest sich ziemlich hammermäßig, jedoch kommt es noch hammermäßiger!

      Nikki ist wieder da! Oh ja! Sexappeal, Kuchen und Gefahr auf Mord, was kann sich ein Mann nur mehr von einer Frau wünschen? Naja, die extreme Religiösität ist zwar ein richtiger Abturner, aber man(n) kann ja nicht alles haben. Genug davon und kommen wir lieber zum kurzen Flashback von Nikki. Hier erfahren wir nicht viel, Nikki killt aus unbekannten Gründen ein Haufen Leute und Arthur manipuliert ihre Seele, damit sie ihm folgt, natürlich nur wegen ihrer Kampfstärke. Dann geht es wieder mit dem Kampf weiter, der sich immer mehr ins Unglaubliche hochschraubt, Kritiker würden behaupten, es wäre zu unrealisitsch, ich behaupte das Unrealistischte an der ganzen Sache ist, ist das Nikki in eins von Lucys Shirt passt. Aber ich schweife schon wieder ab, also Kampf: Der Kampf liest sich bombastisch, die Erde spaltet sich, Sachen gefrieren, Sachen explodieren, typisch Dillian eben. Solltest du jemals zur Filmindustrie wechseln, sieht Michael Bay alt aus, obwohl, der sieht jetzt schon alt aus.

      Was lässt sich sonst noch so sagen? Mit dem letzten Absatz kommt Freya irgendwie fanatisch rüber, sie möchte die neue Sonne werden, hört sich seltsam an. Außerdem verstehe ich Lucys TF nicht. Es ist doch eine Alkohol-Paramecia, oder? Also kann sie Alkohol erzeugen und kontrollieren, doch wie kann sie auch eine ganze Flasche materialisieren? Irgendwo im Kapitel kam es so rüber, als würde sie auch gleich die ganze Flasche mit heraufbeschwören, was rein von ihrer Frucht eigentlich nicht möglich sein sollte.

      So viel dazu, kommen wir nun zu Pandas Zukunftsprognose:
      Lucy kämpft für jemand anderen um die Frucht, daher denke ich nicht, das sie gewinnen wird, wobei ich auch ihren Tod ausschließe. Ich vermute sie wird sich irgendwann aus dem Kampf zurückziehen
      Freya kämpft für ihre fanatischen Ziele, ihr würde ich am ehesten sowohl Sieg als auch Tod zutrauen, wobei ich auch mit etwas völlig anderem rechne, in etwa: Sie bekommt die Frucht und verbrennt sich selbst, irgend sowas, Icarus-mäßiges eben, dunno, lol.
      Nikki kämpft für Arthur, ebenfalls mit fanatischem Hintergrund. Ich möchte eigentlich nicht das sie gewinnt, da ich Arthur nicht mag, aber ich mag sie, also bin ich da ein wenig im Zwiespalt. Wenn wir die Sache nüchtern betrachten, wurde sie irgendwie als "wichtig" in Arthurs Kult gezeigt, weswegen ich ihren Tod hier ausschließe, jedoch wird sie aber, genau wie Freya, bis zum bitteren Ende diesen Kampf ausfechten, also bin ich gerade bei ihr höchst unschlüssig über die Zukunft. Ich setz einfach mal auf mein Bauchgefühl und sag, sie verliert den Kampf, überlebt aber durch Arthurs Hilfe.

      Weils so schön war, häng ich gleich noch ein wenig Kommentar hinten dran, also: Vulmir
      Nach dem neuen Kapitel sieht das Ranking eindeutig Behemoth > Crowley > Nikki > Rest aus, ich meine wenn ihre Arme stärker als eine ganze Welt ist, muss sie doch zumindest halb so overpowered wie Behemoth sein, oder? Jedenfalls ist Nikki wirklich klasse, aber auch Lucy zeigt sich als Untotbar, was mir natürlich gefällt. Freya hat zwar ein bisschen geschwächelt, dafür bekam sie einen kleinen Flashback, in dem wir eigentlich das gesehen haben was wir uns alle schon dachten: Freya war schon immer so, wie sie eben ist. Zurück zum Kampf: jetzt kommt auch noch Nina dazu (ein yeay! dafür), auch wenn das jetzt hinterher blöd klingt, tatsächlich dachte ich mir schon, dass sie die Freundin Lucys sein könnte, immerhin hatte sie ja auch mit Geddon zu tun. Also was kann man nun zusammenfassend über diesen Kampf sagen? Hat in deiner Geschichte eigentlich irgendjemand mit einem Penis eine annehmbare Kampfkraft? Ich meine abgesehen von Behemoth würde doch jeder gegen Nikki verlieren, wahrscheinlich könnte sie sogar Geddons Supernovas ganz einfach wegboxen. Und auch Lucy, Freya und Nina könnten vermutlich alles unter Geddon einfach wegknocken. Was ich damit sagen will, die Kampfkraft liegt in deiner Geschichte eindeutig auf der femininen Seite, weiß Gott wie man das deuten sollte xD


      Nun ja, das wars mit der PCT, ich gebe zurück ans Studio,
      MfG Panda Lee

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    • Kapitel 1 bis 105

      Hallo,
      eigentlich hatte ich mich dazu entschlossen nur dann ein neues FF anzufangen, wenn dessen Autor einen Kommentar bei einem der FF hinterlässt, welches ich verfolge. Weil dies aber schon längere Zeit nicht mehr vorgekommen ist und ich neben 3,5 aktiven noch etwas Zeit und vor allem Interesse habe ein weiter zu verfolgen, dachte ich das ein Geburtstag auch ein guter Grund ist. :D In den letzten 11 Tagen bin ich bis Kapitel 105 gekommen, da dies ungefähr Halbzeit ist und ein neuer Arc beginnt, wollte ich mich mal melden. Wie immer habe ich bis jetzt keine Kommentare zu den Kapitel gelesen.

      Allgemein muss ich sagen, dass mir dein FF sehr gut gefällt. Es hat eine interessante und durchdacht Story. :thumbsup:
      Ich habe nur Probleme diese wirklich als Teil des One Piece Universums zu sehen, da du neben den Teufelsfrüchten und übermächtigen „Körperkämpfen“, noch Dinge wie den Berater, den Alten oder die VAR eingeführt hat. Diese passen meiner Meinung nach nicht zu One Piece, auch wenn ihre Existenz durch deine Erklärungen mittlerweile etwas schlüssiger geworden sind. Wie bereits gesagt dein FF gefällt mir trotzdem sehr gut. Ich sehe es aber mehr als eine Story die auf der Grundstruktur von One Piece aufbaut und in ihrem eigenen Universum spielt. Anders als die FF von Vexor, One Brunou oder -Bo-, welche sich für mich ohne Probleme in die eigentliche Story eingliedern lassen.

      So viel mal zu allgemeinen, trotz dieser „Abtrennung“ vergleiche ich immer wieder mal dein FF mit den Ereignissen in One Piece.
      Da dein FF zu den ältesten gehört kommt immer wieder etwas, was du dir ausgedacht hast, später auch in irgendeiner Form in Original vor. Das erste Beispiel was mir aufgefallen war ist die Schlammfrucht von Dillians Mutter ein. Als ich davon las war mein erster Gedanke was bei der Veröffentlichung gerade bei One Piece los war(Großes Ereignis). Mit der Schlammfrucht hast du sehr gut Odas spätere Umsetzung mit Caribou getroffen, obwohl dein Charakter natürlich viel mehr drauf hat als dieser. Auch deine Nennung der CP 0 bei der fand ich im Nachhinein sehr lustig. Aber auch ein paar inhaltliche Unterschiede gab es, wie die Ermordung von Fisher Tiger durch Narm Adegod oder die Fischmenschenschnellstraße, wobei diese eigentlich noch nicht ganz ausgeschlossen werden kann. ;)

      Allgemein hast du einige Lücken welche es in der Welt von One Piece auch sehr gut gefüllt, wie beispielsweise mit dem ehemaligen Kaisern Arma Geddon (Armageddon) oder dem Marineadmiral mit der Feuerfrucht. Sehr interessante und gute Gedankenspiele zur Vorgeschichte in One Piece. Genauso wie die Teufelsfrüchte welche du dir ausgedacht hast und deine Erklärung zu Entstehung der Teufelskräfte fand ich innerhalb deines FF sehr stimmig. Deine Idee zu den verschiedenen Eigenschaften des Königshaki fand ich auch sehr interessant, wobei Luffys Fähigkeit dan wohl seine Eigenschaft wäre sich überall Freunde zu machen.

      Was mich manchmal etwas gestört hat waren die übermächtigen Strippenzieher im Hintergrund, aber ich muss einfach mal abwarten wie sich deine Geschichte weiterentwickle, ich bin ja gerade mal bei der Hälfte.

      Zu den einzelnen Charakter will ich eigentlich nichts sagen, da sie sich ja noch weiter verändern werden. Nur das du Sengoku mit Ada verheiratet hast hat mich sehr gestört. Nicht das Ada oder ihre Tochter schlecht gewesen sind, aber eine uneheliche Beziehung hätte mir irgendwie besser gefallen bzw ich kann mir nicht vorstellen das Sengoku heiraten würde.

      Das sollte erst mal reichen, da ich dir nur mal ne kurze Rückmeldung über meine bisherigen Gesamteindruck geben wollte. Ich bereue es nicht dein FF angefangen zu haben, auch wenn es noch einiges aufzuholen gibt. :thumbsup:
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • So dann will ich mich mal an die Antworten setzen, bevor ich es wieder ewig vor mir herschiebe.

      Was ich damit sagen will, die Kampfkraft liegt in deiner Geschichte eindeutig auf der femininen Seite, weiß Gott wie man das deuten sollte xD

      Verdammt du hast Recht. Wie ich das jetzt selbst deuten soll, da habe ich keine Ahnung, aber (zu meiner Verteidigung) es gibt auch viele mächtige Männliche Charaktere. Zurzeit stehen nur die Frauen eher im Fokus, bis auf Markas, Senghok und (für dich) Crowley.

      Das bei den Kämpfen auch viel zu Bruch geht, kann man bei dem Kaliber der Kämpfer auch erwarten. Hier kämpfen immerhin ein Admiral, eine Kopfgeldjägerin der neuen Welt und eine Frau mit Körbchengröße DD gegeneinander.

      Außerdem verstehe ich Lucys TF nicht. Es ist doch eine Alkohol-Paramecia, oder? Also kann sie Alkohol erzeugen und kontrollieren, doch wie kann sie auch eine ganze Flasche materialisieren? Irgendwo im Kapitel kam es so rüber, als würde sie auch gleich die ganze Flasche mit heraufbeschwören, was rein von ihrer Frucht eigentlich nicht möglich sein sollte.

      Du verstehst die Frucht schon richtig. Das mit der Flasche war einfach ein Fehler meinerseits, welchen ich aber inzwischen korrigiert habe und somit erneut perfekt und fehlerlos bin. Lucy kann jeglichen Alkohol mit ihrer TF erzeugen, aber keine anderen Materialien.

      Sonst freut es mich, dass dir die geballte Frauenpower anscheinend gefallen hat, und ich kann dir versichern, dass wir uns nach diesem Abschnitt wieder jemanden widmen, der einen Penis besitzt. Nur ob du den Kerl magst, weiß ich nicht.


      Und nun zu etwas, dass ich nicht mehr erwartet hätte. Jemand neues hat wirklich meine Geschichte angefangen. Danke schonmal hierfür. Und danke für den Kommentar.

      Ich habe nur Probleme diese wirklich als Teil des One Piece Universums zu sehen, da du neben den Teufelsfrüchten und übermächtigen „Körperkämpfen“, noch Dinge wie den Berater, den Alten oder die VAR eingeführt hat. Diese passen meiner Meinung nach nicht zu One Piece, auch wenn ihre Existenz durch deine Erklärungen mittlerweile etwas schlüssiger geworden sind. Wie bereits gesagt dein FF gefällt mir trotzdem sehr gut. Ich sehe es aber mehr als eine Story die auf der Grundstruktur von One Piece aufbaut und in ihrem eigenen Universum spielt. Anders als die FF von Vexor, One Brunou oder -Bo-, welche sich für mich ohne Probleme in die eigentliche Story eingliedern lassen.

      Das kann ich sogar sehr gut verstehen. Das diese Fanfiktion mein erster Versuch einer längeren Geschichte war, habe ich mich entschlossen sie im Gerüst einer One Piece FF zu gestalten. Damit hatte ich ein Grundgerüst im Rahmen dessen ich meine Story aufziehen konnte. Weswegen meine FF ja auch eher untypisch ist, da keine bereits etablierten Charaktere die Hauptrolle spielen, sondern meine Geschichte quasi nur von Orginalel bevölkert wird. Wobei ich mich hier im Pirateboard damit ja in guter Gesellschaft befinde. Das hatte halt auch zur Folge das meine Story inzwischen nicht mehr so viel mit One Piece zu tun hat und schon mehr eine Parallelgeschichte, als eine FF ist. Aber das gebe ich auch offen zu :D

      Da dein FF zu den ältesten gehört kommt immer wieder etwas, was du dir ausgedacht hast, später auch in irgendeiner Form in Original vor.

      Ja das ist leider unumgänglich. Wobei ich ja den leisen Verdacht habe, das Oda bei mir abschreibt.

      Was mich manchmal etwas gestört hat waren die übermächtigen Strippenzieher im Hintergrund, aber ich muss einfach mal abwarten wie sich deine Geschichte weiterentwickle, ich bin ja gerade mal bei der Hälfte.

      Ich fand Doflamingo halt so cool, dass ich ihn gleich mehrmals in meiner Story verwendet hab. (Wegen Strippenzieher... Versteht ihr? Ein Brüller^^) Ich wollte einfach eine breit gefächerte Geschichte erzählen, welche viele "Spieler" beinhaltet. Vielleicht habe ich es dabei etwas übertrieben, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.

      Zu den einzelnen Charakter will ich eigentlich nichts sagen, da sie sich ja noch weiter verändern werden. Nur das du Sengoku mit Ada verheiratet hast hat mich sehr gestört. Nicht das Ada oder ihre Tochter schlecht gewesen sind, aber eine uneheliche Beziehung hätte mir irgendwie besser gefallen bzw ich kann mir nicht vorstellen das Sengoku heiraten würde.

      Da haben wir zwei wohl einfach eine unterschiedliche Charakterauslegung von Senghok. Ich kann ihn mir sehr gut als Familienvater vorstellen. Das ist Vor- und Nachteil bei einem Charakter wie Senghok, von dem wir bisher nicht viel und wenn dann auch nur seine berufliche Tätigkeit als Großadmiral gesehen haben.

      Jedenfalls nochmals danke für deinen Kommentar.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Kapitel 106 bis 182

      So Zeit für einen neuen Zwischenbericht, da ich in der letzten Woche nicht mehr dazu gekommen bin weiter zu lesen und ich gerne meine Meinung zum letzten Arcs äußern möchte, bevor ich einiges wieder vergessen habe.

      Lustig fand ich auf jeden Fall, dass ich zufällig vor dem Zeitsprung meinen letzte Kommentar abgegeben haben und so einen guten Block getroffen habe.
      Jetzt ist der Block eben vom wieder auftritt Arma Geddons bis zu seinem Ende.

      Nach dem Zeitsprung hast du nun endgültig mit dem Original gebrochen, da bis auf den Großadmiral und die fünf sechs Weisen Charaktermäßig nichts mehr übriggeblieben ist.
      Und was soll ich sagen, dieser Schritt hat mir sehr gut gefallen. :thumbsup: Besonders das die drei bis vier aktuellen Kaiser überhaupt keine Chance gegen Arma Geddons und Arthur hatten, genauso wenig wie die Admiräle. Auch dass der neue Großadmiral eine menge neuer Anweisungen und Richtlinien eingeführt hat passt sehr gut. :thumbup:

      Was ist noch erwähnenswertes passiert?

      Das zweite Staatsgefängnis hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, genauso wie der neue übermäßig Starke Charakter Waylon Jones. Welcher sich komplett mit dem Dämon in seiner TF verbunden hat und deswegen auch keine Schwächen der TF mehr hat. Genauso gut hat mir die Erklärung über die Entstehung der Dämonen in den TF gefallen und woher dadurch die ganzen unterschiedlichen Fähigkeiten kommen :thumbup: .

      Und dann natürlich der letzte Arc, in dem ein großes Aufräumen unter den Charakter stattgefunden hat. Diesen Arc halte ich bis jetzt für einen deiner Besten, da du es geschafft hast hier eine große menge an zum Teil übermächtigen Leuten gut und glaubhaft unter einen Hut zu bringen. Die sechs Weisen sind jetzt nur noch einer und auch die Zahl der einzelnen Protagonisten hat sich wiedermal etwas reduziert.

      Zu den einzelnen Charakteren werde ich mich immer noch nicht äußern, da die Lebenden sicher noch eine Entwicklung durchmachen und die Toten für dich bereits seit über einem Jahr weg sind. ^.^

      Ich werde dein FF auf jeden Fall bis zum ende Verfolgen, auch wenn ich dafür sicher noch einige Zeit brauchen werde, da die anderen FFs auch ihre Aufmerksamkeit brauchen. :)
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
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      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
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    • Der pandastischte unter deinen Lesern meldet sich wieder mal zu Wort!
      Also starten wir gleich mal durch, genau wie es Nina und Nikki in der 204 getan haben. Der Kampf hat wirklich seinen Höhepunkt erreicht und wie von mir prophezeit könnte Nikki auch Novas wegboxen. Lucy und die geheime Österreicherin, Freya, halten sie da schön raus, den die würden ja sowieso nur im Weg stehen und dann elendig verrecken. Aber kommen wir zurück zum Kampf in dem selbst War nichts gegen Nikki erreichen kann. Apropro War ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das schonmal zur Sprache gebracht habe, aber warum heißt War War, wenn doch beispielsweise Letum Letum hieß und nicht etwa Death oder ein anderes englisches Wort.
      Naja soviel dazu, machen wir weiter mit der Nikki Problematik, wer soll diesen Charaktere besiegen? Behemoth ist auf ihrer Seite also gibt es keinen Charaktere der stärker ist als sie und sie auch töten würde. Ganz ehrlich mit meinem immerschwarzen Farbeiemer male ich mir eine nicht so rosige Zukunft für Nikki aus. Da dieser Charaktere vermutlich entweder durch Arthur stirbt, da diese Lusche vermutlich mal kräftig einfährt und dann einen Kraftschub in Form von einer starken Seele braucht oder Nikki von irgendeinem Charatkere (derzeit tippe ich auf Dillian) ohne sichtlichen Widerstand abgemurkst wird um eben jenen Charaktere (auf ziemlich unrealistische Weise) zu hypen. Soviel zu meiner Theorie, vermutlich streichst du jetzt wild in deinem Notizblock rum, damit du verbergen kannst, wie oft ich schon deine Schemen durchschaut habe xD
      Okay, jetzt kommen wir wirklich wieder zum Kapitel zurück, War scheint Nikki unterlegen zu sein und selbst Teron müsste sich mit Nina (und wahrscheinlich noch 1 2 Charakteren) zusammenschließen um Nikki alle zu machen. Jedenfalls endet der Kampf dann doch, weil Nikki keinen Grund mehr hat, ihre Gegner zu bashen.

      Das nächste Kapitel war dann ziemlich ruhig, den Flashback rundum Geddon fand ich nicht so interresant und auch den Sinn von Aarons Tagebuch für die gesamte Geschichte versteh ich eher weniger. Klar wenn sich Nina klar wird, was sie eigentlich will, wird das natürlich die Story beeinflussen, aber das Buch an sich, dürfte wohl keinen Stellenwert haben. Im Allgemeinen ist nicht viel in diesem Kapitel passiert, aus dem man großartig Gedankengänge spinnen könnte, einzig eine heißen Beziehung zwischen Lucy und Freya steht in Aussicht. Freiliebige Alkoholikerin trifft auf engstirnige Tsundere, das dürfte die Kassen zum Klingeln bringen.

      Das neueste Kapitel war da schon interessanter. Orinto in seinem Größenwahn bekommt eine neue Assistentin, bei der ich keinen großen Nutzen für das große Gesamtbild sehe. Entweder ist sie schon tot, oder ihre Erinnerungen werden gelöscht, oder sie wird irgendwie zum Gehorsam gezwungen, aber nachdem sie herausgefunden hat, das Orinto der falsche Aristrokrat ist, wird sie nicht mehr frei rumlaufen können. Tatsächlich hab ich schon mittendrin im Kapitel mit dem Gedanken gespielt das Orinto der falsche Aristrokrat sein kann, warum mir nicht früher die Idee gekommen ist, bleibt mir schleierhaft, immerhin IST Orinto ein falscher Aristrokrat. Naja, soviel dazu. Wie ich prophezeit habe bleibt Nightmare auf Orintos Seite vermutlich weiß er dies jedoch nicht.

      Soo, jetzt bin ich auch schon am Ende meines Kommentars angelangt, also wird es wieder Zeit für eine pandastische Zukunftsprognose: Fames ist der nächste wichtige Charaktere der stirbt, jedoch wird er zu einer 50% Wahrscheinlichkeit Orinto mit sich nehmen oder ihn mit einer 80% Wahrscheinlichkeit sehr stark schwächen.

      MfG Panda Lee
    • So dann will ich mich mal nicht lumpen lassen und meinen (erneut) längst überfälligen Kommentar verfassen.

      Erstmals freut es mich natürlich das du weitergelesen hast und, auch wenn sich meine Story weiter vom Grundwerk entfernt den je, noch daran gefallen findest. Das sich im Arlan Arc viel getan hat, liegt daran, dass wir uns jetzt schon in der zweiten Hälfte der FF befinden. 8 Arcs wird es insgesamt geben und wir befinden uns zurzeit im 6ten wobei ich noch nicht sagen kann wie lange diese Arcs noch werden^^ Immerhin hab ich so viele Storystränge angefangen und die alle wollen behandelt werden.
      Jedenfalls freue ich mich auf deinen nächsten Kommentar und danke das du dabeibleibst. ;)

      So kommen wir nun zu dem Kommentator, der sich auf dem aktuellen Stand befindet. Applaus für Panda Lee.

      Lucy und die geheime Österreicherin, Freya, halten sie da schön raus, den die würden ja sowieso nur im Weg stehen und dann elendig verrecken.

      Wie kommst du darauf das Freya Österreicherin ist^^ Nur weil ihre Sprache ihr einmal entglitten ist? Das ist aber ganz schön Vorverurteilend von dir. Sie könnte auch Bayerin sein oder so...

      Apropro War ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das schonmal zur Sprache gebracht habe, aber warum heißt War War, wenn doch beispielsweise Letum Letum hieß und nicht etwa Death oder ein anderes englisches Wort

      Ich... habe keine Ahnung. Die Namensgebung der Vier Reiter ist schon so lange her und mein Gedächtnis vom Alkohol und anderen Exzessen so zerfressen, dass ich mich nicht mehr erinnere. Ich glaube es war einfach der Fakt, das mir das lateinische Wort für Krieg nicht gefallen hat.

      Naja soviel dazu, machen wir weiter mit der Nikki Problematik, wer soll diesen Charaktere besiegen?

      Keine Angst. Dafür hab ich schon eine Lösung. Ich werde mir ganz sicher keinen Madera in die Story setzen, von dem ich selbst nicht weiß, wer ihn aufhalten kann.

      Behemoth ist auf ihrer Seite

      Ist er das?

      Soviel zu meiner Theorie, vermutlich streichst du jetzt wild in deinem Notizblock rum, damit du verbergen kannst, wie oft ich schon deine Schemen durchschaut habe xD

      Du hast mich noch nie durchschaut *hust* Dillian hypen... gute Idee *hust*

      Das nächste Kapitel war dann ziemlich ruhig, den Flashback rundum Geddon fand ich nicht so interresant und auch den Sinn von Aarons Tagebuch für die gesamte Geschichte versteh ich eher weniger.

      Für die gesamte Geschichte? Eher keinen. Für Nina. Das wird es schon wärmer. Übrigens werdet ihr Leser auch nie erfahren, was in dem Tagebuch drinsteht. Einfach weil ich es kann. Muahahaha

      Freiliebige Alkoholikerin trifft auf engstirnige Tsundere, das dürfte die Kassen zum Klingeln bringen.

      Alles für meine Fans!

      Tatsächlich hab ich schon mittendrin im Kapitel mit dem Gedanken gespielt das Orinto der falsche Aristrokrat sein kann, warum mir nicht früher die Idee gekommen ist, bleibt mir schleierhaft, immerhin IST Orinto ein falscher Aristrokrat.

      Orinto ist ein falscher Aristokrat, aber wie kommst du darauf, dass er DER falsche Aristokrat ist? Es wurde nur gesagt, dass die wahre Identität des falschen Aristokraten weltbekannt ist. Außerdem... warum sollte Orinto gegen sich selbst Krieg führen?

      Soo, jetzt bin ich auch schon am Ende meines Kommentars angelangt, also wird es wieder Zeit für eine pandastische Zukunftsprognose: Fames ist der nächste wichtige Charaktere der stirbt, jedoch wird er zu einer 50% Wahrscheinlichkeit Orinto mit sich nehmen oder ihn mit einer 80% Wahrscheinlichkeit sehr stark schwächen.

      Jein

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Kapitel 183 - Kapitel 207

      So damit bin ich auf dem aktuellen Stand. Nachdem meine anderen FF Autoren erstaunlicher Weise mal nicht so produktiv waren wie sonst, habe ich die Zeit gefunden mir die letzten Kapitel durchzulesen. :D

      Die Story entwickelt sich auch weiterhin sehr gut und ich kann nun endgültig verkünden das ich an deinem FF dranbleiben werde. :thumbup:

      Miyuki hat jetzt also ihre neue Piratencrew Seefahrercrew beisammen. Schön, dass sich wieder eine Gruppe gebildet hat, so verringert sich die Anzahl der Schauplätze.
      Dillian Sr. Versucht mittlerweile alles um den Plan noch durchzusetzen, dabei jammert er ständig, dass Letum sicher einen anderen weg gefunden hätte. Ich meine was erwartet er, Letum hatte hunderte Jahre mehr Erfahrung als er. Natürlich kennt er mehr Möglichkeiten, da er die anderen Fehler schon alle gemacht hat. ;)

      Eine weiter Frage die ich mir stelle ist, war Megan schon immer so schön durchgeknallt :thumbsup: , oder ist sie dies erst seit der Spezialbehandlung durch ihren Bruder. Mal abwarten sie die reagiert, wenn sie erfährt dass sie die ganze Zeit auf Crowley statt auf Clayton rumgeturnt ist. Aber wie ich sie bis jetzt einschätze wird sie dies nicht groß stören. ;)

      Aber nun zur wichtigsten Frage, wo ist Marias und Marcs Tochter geblieben. Anfangs war immer noch einer bei ihr auf dem Schiff, aber nun scheint nur noch die Ziege auf sie aufzupassen.

      Crowley ist weiterhin an fast jeder Aktion in der Welt auf irgendeine weise anwesend oder beteilig, Wird echt interessant sein zu erfahren, was für eine Frucht er nun wirklich hat. Aber da werde ich mir noch einige Gedanken zu machen.

      Den sehr schönen Abschnitt über die Neuvergabe der Nova-Frucht :thumbsup: spare ich mir einfach, da hier fürs erste keine Fragen und Ideen offen geblieben sind.

      Kommen wir nun zu den letzten beiden Kapiteln. Jane erlebt dass man seinem Idol nie zu nahe kommen sollte, da man Grundsätzlich eigentlich nur enttäuscht werden kann. Die Frage wer der Falsche Aristokrat ist, wurde immer noch nicht beantwortet, wir haben nur den Hinweis bekommen, dass ihn jeder kennt. Weiterhin muss er in irgendeiner Verbindung zu Orinto stehen, sonst würde sie nicht so geschockt sein. Mal abwarten wer mir mit der Zeit so einfällt. Fames ist jedenfalls wieder aufgetaucht und wird nun im nächsten Kapitel erneut mit Orinto zusammentreffen.

      So das war erst mal wieder von mir, ab dem nächsten Kapitel werde ich mich dann genauer mit den einzelnen Inhalten beschäftigen und versuchen hinter deine Gedankengänge zu kommen :evil: . Wenn du meine Kommentare bei den anderen FF Kennst weißt du was dich erwartet. ;)
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
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      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
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      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Ich weiß ich bin faul und alt und brauche immer viel zu lange für meine Kommentarantworten, aber irgendwann kommen sie doch. Also will ich ohne große Umschweife direkt loslegen.

      So damit bin ich auf dem aktuellen Stand. Nachdem meine anderen FF Autoren erstaunlicher Weise mal nicht so produktiv waren wie sonst, habe ich die Zeit gefunden mir die letzten Kapitel durchzulesen.

      Liegt wahrscheinlich an der Hitze. Zumindest macht die mir ordentlich zu schaffen.

      Die Story entwickelt sich auch weiterhin sehr gut und ich kann nun endgültig verkünden das ich an deinem FF dranbleiben werde. :thumbup:

      Freut mich. Dafür bekommst du ein Fleißsternchen und ich eine neues Seele. muahahaha

      Dillian Sr. Versucht mittlerweile alles um den Plan noch durchzusetzen, dabei jammert er ständig, dass Letum sicher einen anderen weg gefunden hätte. Ich meine was erwartet er, Letum hatte hunderte Jahre mehr Erfahrung als er. Natürlich kennt er mehr Möglichkeiten, da er die anderen Fehler schon alle gemacht hat. ;)

      Das stimmt. Außerdem ist Letum, bei aller Liebe zu Dillian Sr., der Intelligentere von Beiden.

      Aber nun zur wichtigsten Frage, wo ist Marias und Marcs Tochter geblieben. Anfangs war immer noch einer bei ihr auf dem Schiff, aber nun scheint nur noch die Ziege auf sie aufzupassen.

      Sie ist noch immer auf dem Schiff und ja die Ziege ist derzeit ihr Babysitter. Und diesen Job macht sie sehr gut.

      Crowley ist weiterhin an fast jeder Aktion in der Welt auf irgendeine weise anwesend oder beteilig, Wird echt interessant sein zu erfahren, was für eine Frucht er nun wirklich hat. Aber da werde ich mir noch einige Gedanken zu machen.

      Crowleys Frucht ist deshalb so stark, weil er sie weit über ihre Grenzen hinaus ausgebaut hat. Und das Crowley fast überall seine Finger im Spiel hat, liegt daran, dass er so die interessantesten "Spielplätze" für sich herausfinden kann.

      Den sehr schönen Abschnitt über die Neuvergabe der Nova-Frucht :thumbsup: spare ich mir einfach, da hier fürs erste keine Fragen und Ideen offen geblieben sind.

      Der Abschnitt diente auch nur der Vorstellung von Team NFL, welches nichts mit Football zu tun hat. Freut mich das dir der Abschnitt gefallen hat.

      Mal abwarten wer mir mit der Zeit so einfällt. Fames ist jedenfalls wieder aufgetaucht und wird nun im nächsten Kapitel erneut mit Orinto zusammentreffen.

      Das Zusammentreffen wird noch etwas warten müssen und ich will mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber es wird nicht euren oder Orintos Erwartungen entsprechen. ;)

      So das war erst mal wieder von mir, ab dem nächsten Kapitel werde ich mich dann genauer mit den einzelnen Inhalten beschäftigen und versuchen hinter deine Gedankengänge zu kommen :evil: . Wenn du meine Kommentare bei den anderen FF Kennst weißt du was dich erwartet. ;)

      Ich verfolge zurzeit leider keine der anderen FFs aktiv, aber ich freu mich schon auf deine Kommentare (für die ich wahrscheinlich wieder ewig zum beantworten brauche, also schon einmal Sorry im Voraus) und das Lesen von Vexor, Bo, OneBrunnou und Co. steht auch auf meiner (vollen) To-Do Liste.

      mfg
      Dillian
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    • Kapitel 208: Drecksarbeit

      So da kann ich mich wohl auch nicht länger drücken und muss einen Kommentar zum letzten Kapitel verfassen ;) . Als kleiner Tipp für die Disziplin, die anderen FF Autoren beantworten die Kommentare im Normalfall wenn sie auch das neue Kapitel rausbringen. Ich halte dies für einen sehr guten Rhythmus, da so das letzte Kapitel auch „abgeschlossen“ wird und man nicht dazu verführt wird mit der Antwort immer weiter zu trödeln.

      Fames stirbt also wenn die Maschine angeschaltet wird, bzw er will aufsteigen; mächtiger werden. Wenn es dabei nicht um eine Art Geisterexistenz geht würde ich als erstes auf einen Körpertausch Tippen. Entweder in einem Roboterkörper oder wahrscheinlicher in einen anderen Menschen, vielleicht Exitum. Sein jetziger Körper ist schon sehr alt und wird so oder so nicht lange durchhalten. Exitum scheint einen starken Körper zu haben, der sicher noch mächtiger wird wenn die Hungerfrucht übertragen wird. Andererseits kommt mir gerade die Idee, dass sich Fames auch komplett mit seinem Dämon verbinden könnte, wie Johns; der mit der Krokodilfrucht. Immerhin scheint er ihn für Forschungszwecke überredet zu haben ins Gefängnis zu kommen. :P

      Das Bild mit dem Jungen und dem Apfel irritiert mich, dass hast du sicher nicht umsonst reingebracht könnte vielleicht Fames der Junge sein?

      Orinto ein Imperator/Diktator der es nicht scheut, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Er taucht nicht mit einer Arme auf, sondern ist höchst selbst bereit die Bevölkerung der Insel auszulöschen. Diese Grundeinstellung gefällt mir an ihm, anders als seine Ausrottungspläne.

      Innerhalb weniger Sekunden bringt er die meisten Frauen auf der Insel um, welche zu Armbrustschützinnen ausgebildet worden waren, kurz darauf ist auch die Hälfte der Männer Tod. Ergebnis: sehr sehr viele (Halb-)Weisen. Jedenfalls ist die Bevölkerung extrem geschrumpft und der hat eine Menge Blut für deinen nächsten Trick, welcher sich um den Rest der Bewohner kümmern soll. Aber bevor er diesen „Zauber“ anwenden kann wird er von seiner Mutter gestoppt. Dies sorgt kurzzeitig für etwas Hoffnung bei den Bewohnern, aber sie will die Drecksarbeit nur selbst übernehmen.

      Ich glaube es gibt bis jetzt kein FF in dem es so viele Opfer gibt, bei wie vielen bist du mittlerweile eigentlich angelangt. Wenn ich mich recht entsinne waren wir bis jetzt bei der Auslöschung von mindestens 4 kompletten Inseln dabei und auf mindestens 3 weiten gab es viele Opfer, auch in der Mary Joa kam es in regelmäßigen Abständen zu toten. Von den ganzen anderen Inseln in unserer Abwesenheit zerstört wurden will ich gar nicht reden. Müsste nicht mittlerweile mindesten Einviertel (¼) der ursprünglichen Bevölkerung der Welt Tod sein.^^

      Zum Schluss bekommen wir noch eine Andeutung, dass alles Teil eines Plans ist. Haben die vier vielleicht zu viel Code Geass gesehen ;) , bis jetzt erinnert mich sein Handeln doch sehr an den letzten Plan von Loluch oder wie der auch immer geschrieben wurde. Andererseits habe ich es so verstanden, dass der Falsche Aristokrat irgendwie Simon zu sein scheint, welcher eigentlich verstorben ist und dieser ist mit Orintos Handlungen nicht einverstanden.

      Insgesamt hat mir das Kapitel sehr gut gefallen, es zeigt nochmal wie überlegen die Blutmagie gegen normale Menschen ist. :thumbup:

      So das wars erst mal wieder von mir, mehr beim nächsten Kapitel. :)
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
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    • Es wäre kein Panda Kommentar, wenn er pünktlich ankommen würde!
      Also Heyho!

      Wie ich bereits richtig getippt habe: Fames wird sterben, jedoch vermutlich nicht so, wie Orinto das gerne hätte. Bei dieser "aufsteigen" Sache, denke ich an eine eher geisterhafte Existenz. Fames wird vermutlich sein Bewusstsein samt Teufelskraft irgendwie in eine unbesiegbare, unsichtbare, geisterhafte Kraft verwandeln, mit der er dann die gesamte Welt kontrollieren kann, oder irgendwie so. Ansonsten haben wir ja so einiges über Fames erfahren, er war mal ein galanter Händler, der mit einem Gefallen an seine Ziele gekommen ist, auch eine interresante Möglichkeit ein Weiser zu werden. Auch dieses Foto mit dem Jungen und dem Apfel ist interessant. Einerseits könnte es Fames sein und der Apfel ist seine Teufelsfrucht gewesen, andererseits könnte es auch einfach ein belangloser Zeitungsauschnitt sein, der Fames dazu inspirierte, dass Hunger die Stärkste Kraft auf der Welt ist, oder so. Das der Junge irgendeine andere Beziehung zu Fames hat, bezweifle ich, da würde mir nichts einfallen.

      Auch ansonsten, wird wieder mal nicht mit Blut gespart. Orinto tritt auf der Insel auf und schlachtet alles ab was keucht und fleucht. Dabei finde ich die Strategie Fames irgendwie widersprüchlich. Einerseits liebt er sein Heimatland, andererseits lässt er seine Leute in Orintos Streitaxt laufen, damit sich eventuell etwas mentaler Belast auf Orinto absetzt. Klar, es ist zielführend, aber widersprüchlich. Nun, jetzt erweist uns ja Nightmare die Ehre und Orinto muss sich die Hände nicht noch schmutziger machen. Naja, für die Bewohner macht es unter dem Strich keinen Unterschied. Bevor ich mit der Zukuntfsprognose weitermache: Skellete die aus dem Rücken kommen und Angriffe abwehren? Susano'O?

      Also, wie versprochen nun zur Zukunftsprogrnose. Wenn man sich die bisherige Entwicklung ansieht, wird klar, dass Orinto und Fames diesmal 100% aufeinandertreffen. Eine weitere Verlegung des Endkampfes hat keinen Sinn und ist bei diesem Setting auch kaum mehr möglich. Denn entweder gewinnt Orinto und Fames stirbt oder Fames gewinnt und Fames "stirbt". Jedoch im Detail bin ich mir ziemlich sicher das Exitum gegen Nightmare kämpfen wird, während Orinto ein Pläuschen mit Fames führen wird, bei dem sie gegenseitig ihre bösen Plänen, ganz in Disney-Manier, besingen werden. Noch zu den weiteren Details der Prognose, ich denke nicht das eine weitere Partei eingreifen wird, auch wenn dies für einen gewaltigen Wow-Effekt sorgen würde, wenn plötzlich sich Windelpupsergott auf die Insel hinablassen würde.

      Das wars von mir,
      MfG Panda Lee
    • So dann will ich direkt einmal qoiis Rat befolgen und mich direkt dem beantworten eurer Kommentare widmen. Immerhin bin ich gerade eh in Schreiblaune.

      Fames stirbt also wenn die Maschine angeschaltet wird, bzw er will aufsteigen; mächtiger werden. Wenn es dabei nicht um eine Art Geisterexistenz geht würde ich als erstes auf einen Körpertausch Tippen.

      Du und Panda Lee habt beide Recht, aber dann auch wieder nicht. Mehr will ich dazu jetzt noch nicht sagen.

      Das Bild mit dem Jungen und dem Apfel irritiert mich, dass hast du sicher nicht umsonst reingebracht könnte vielleicht Fames der Junge sein?

      Das Bild habe ich bewusst erwähnt, aber all zu große Bedeutung würde ich ihm nicht beimessen. Und ja der Junge ist Fames.

      Orinto ein Imperator/Diktator der es nicht scheut, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Er taucht nicht mit einer Arme auf, sondern ist höchst selbst bereit die Bevölkerung der Insel auszulöschen. Diese Grundeinstellung gefällt mir an ihm, anders als seine Ausrottungspläne.
      Ich glaube es gibt bis jetzt kein FF in dem es so viele Opfer gibt, bei wie vielen bist du mittlerweile eigentlich angelangt.

      Ja das fällt mir auch immer wieder selbst auf, dass ich nicht wirklich zimperlich mit unbeteiligten umgehe. Vielleicht sollte ich einmal das Drehbuch zu einem Slasher-Horror schreiben, da könnte ich mich dann so richtig austoben. Aber es ist immerhin Krieg und da kann Orinto keine Rücksicht auf die Gegenseite nehmen.

      Zum Schluss bekommen wir noch eine Andeutung, dass alles Teil eines Plans ist. Haben die vier vielleicht zu viel Code Geass gesehen ;) , bis jetzt erinnert mich sein Handeln doch sehr an den letzten Plan von Loluch oder wie der auch immer geschrieben wurde. Andererseits habe ich es so verstanden, dass der Falsche Aristokrat irgendwie Simon zu sein scheint, welcher eigentlich verstorben ist und dieser ist mit Orintos Handlungen nicht einverstanden.

      Code Geass habe ich noch nie gesehen, aber ich kenne Lelouchs Plan und das Ende. Und ja ich kann auch durchaus parallelen zwischen Lelouch und Orinto erkennen, aber ich hatte ihn sicher nicht im Hinterkopf, als ich Alexander entworfen habe. Generell hatte ich ziemlich wenig im Hinterkopf, als ich die meisten Charaktere entwickelt habe und ich habe mit dieser Geschichte auch sehr viel über Storytelling und Planung gelernt.

      Insgesamt hat mir das Kapitel sehr gut gefallen, es zeigt nochmal wie überlegen die Blutmagie gegen normale Menschen ist.

      Blutmagie ist auch eine meiner liebsten Erfindungen in meiner Geschichte. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass sie zwar mächtig ist, aber auch einen hohen Preis hat. Immerhin verbrennt Orinto hier seine Lebensenergie.
      Hmm vielleicht sollte ich mal meinen Leitfaden zur Blutmagie veröffentlichen, welchen ich hier auf dem Pc gespeichert habe.
      Ich werde es mir jedenfalls überlegen.


      Es wäre kein Panda Kommentar, wenn er pünktlich ankommen würde!

      Genauso wie du es mit deinen Panda Kommentaren nimmst, nehme ich es mit meinen Kommentarantworten.

      Ansonsten haben wir ja so einiges über Fames erfahren, er war mal ein galanter Händler, der mit einem Gefallen an seine Ziele gekommen ist, auch eine interresante Möglichkeit ein Weiser zu werden

      Ursprünglich wollte ich das Kapitel Needfull Things nennen, von wo ich auch einen Großteil der Inspiration für Fames bezogen habe. Gier, Neid und Völlerei sind alles Eigenschaften, welche mit dem Hunger (nach Besitz, Essen, etc.) einhergehen und weswegen ich Fames Kraft so schätze. Generelle bevorzuge ich manipulative TFs, wie eben Fames oder Crowleys (wobei Crowleys Kraft dies nur ist, weil ihr Besitzer sie so dermaßen ausgebaut hat). Wobei so etwas wie die Nova-Frucht auch ne Menge Spaß macht.

      Einerseits liebt er sein Heimatland, andererseits lässt er seine Leute in Orintos Streitaxt laufen, damit sich eventuell etwas mentaler Belast auf Orinto absetzt.

      Sagen wir es so. Es ist ein Opfer, welches Fames bereit ist zu bringen, auch wenn er seine Heimatinsel noch immer schätzt. Lieben wäre vielleicht ein zu starktes Wort für jemanden wie Fames. Aber die Erklärung wird geliefert werden, wenn sich Fames und Orinto gegenüberstehen. Falls es noch dazu kommt.^^

      Bevor ich mit der Zukuntfsprognose weitermache: Skellete die aus dem Rücken kommen und Angriffe abwehren? Susano'O?

      Hmm du hast Recht, aber wie schon bei Lelouch war dies nicht meine Inspiration. Ich dachte nur, dass es total kewl aussieht und habe es deshalb eingebracht^^

      Wenn man sich die bisherige Entwicklung ansieht, wird klar, dass Orinto und Fames diesmal 100% aufeinandertreffen. Eine weitere Verlegung des Endkampfes hat keinen Sinn und ist bei diesem Setting auch kaum mehr möglich

      Richtig!

      Jedoch im Detail bin ich mir ziemlich sicher das Exitum gegen Nightmare kämpfen wird, während Orinto ein Pläuschen mit Fames führen wird, bei dem sie gegenseitig ihre bösen Plänen, ganz in Disney-Manier, besingen werden.

      Der Disney Song ist eine interessante Idee, aber ich denke eher nicht, dass das was wird. Sonst solltest du nicht die Hungernden vergessen.

      Noch zu den weiteren Details der Prognose, ich denke nicht das eine weitere Partei eingreifen wird, auch wenn dies für einen gewaltigen Wow-Effekt sorgen würde, wenn plötzlich sich Windelpupsergott auf die Insel hinablassen würde.

      Meinst du mit Windelpupsergott jetzt Arthur, oder spielst du mit der Idee, dass ein überdimensionales Baby, welches mit mächtigen Darmwinden angreift, sich einmischen könnte. Es hätte nämlich beides seinen Reiz.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Kapitel 209: Dies ist dein Leben!

      So deines ist als nächstes dran.

      Du kannst sagen was du willst, es gibt was Alex und seine Freunde betrifft eine Menge Gemeinsamkeiten mit Code Geass. Vielleicht habe ich aber auch nur diesen Eindruck, weil es bei beiden um die wichtige Grundfrage geht was kann/soll ein Mensch der große Macht hat tun, um andere zu Retten und wie weit soll er gehen. Ist es richtig einige zu Opfern, damit es der Mehrheit besser geht, wo soll man seine persönliche Grenze ziehen. Und vor allem wie viel „Böses“ ist man bereit zu tun um etwas „Gutes“ zu erreichen. Um diese und weitere Fragen in dieser Richtung geht es bei Alex, wenn mir noch andere Animes einfallen würden bei denen es um ähnlich Fragen geht könnte ich sicher noch weitere Gemeinsamkeiten finden.
      Wie gesagt vielleicht sehe ich die ganzen Parallelen nur weil, die Handlungen um das gleiche Grundthema kreisen.

      Die Idee, dass die Sklaven beim Aufstand weiter Unterstützung benötigt haben um zu entkommen gefällt mir sehr gut :) . Mich hat es schon immer ein wenig irritiert, dass ein einziger starker Fischmensch solche Probleme verursachen konnte und so viele Sklaven befreit hat. Wenn dies „so einfach“ wäre könnte doch jeder Kaiser mit Leichtigkeit Mary Joa einnehmen bzw. reiche Beute machen. Weiterhin stimmt es dass die Sklaven sicher mehr lust darauf hatten sich zu rächen als einfach nur zu entkommen.

      Der erste Teil in dem Alex zum Zeitvertreib Leute bestiehlt und das Geld dann irgendwie verteilt hat mir auch sehr gut gefallen. Wichtig finde ich auch die Info, dass man mit der Blutmagie auch relativ einfach auf fremde Lebensenergie zurückgreifen kann. Bis jetzt hatte ich eher den Eindruck, dass dies nur geht wenn man die andere Person tötet.

      Nightmare und er scheinen auf der jagt nach weiteren Büchern über Blutmagie gewesen zu sein, ob sie dies im Auftrag gemacht haben oder einfach nur die Bücher aus dem Verkehr ziehen wollten wissen wir noch nicht. Allerdings wird scheint es sich bei den beiden gezeigten Exemplaren um das gleiche Buch zu handeln. Habe ich das richtig verstanden, das Mädchen konnte die Runen lesen oder ist es nur so das sich der Name R'yleh bzw. sein Zeichen im kollektiven Gedächtnis festgesetzt hat. Eine weitere Möglichkeit ist, das jeder auf den Blutmagie angewendet wurde die Runen danach lesen kann. Also nur die welche unter dem Bann/Fluch der Blutmagie stehen können die Runen entziffern. ^.^

      Weiterhin scheint Alex schon bei Plan B zu sein, in Elara dürfte es dann wohl die seiner Meinung nach besser geeigneten Menschen geben. Diesen Ort würde ich aufgrund seiner wahrscheinlich Mythologischen Herkunft irgendwo im inneren der Erde vermuten.

      Ein sehr interessantes Kapitel, welches nochmal die Hintergrundgeschichte von Alex beleuchtet. Ich bin schon sehr gespannt darauf wie es weitergeht. :thumbsup:
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
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    • Kommentar
      Das Kapitel ist draußen und ich will euch nicht länger auf meinen Kommentar warten lassen.

      Du kannst sagen was du willst, es gibt was Alex und seine Freunde betrifft eine Menge Gemeinsamkeiten mit Code Geass. Vielleicht habe ich aber auch nur diesen Eindruck, weil es bei beiden um die wichtige Grundfrage geht was kann/soll ein Mensch der große Macht hat tun, um andere zu Retten und wie weit soll er gehen. Ist es richtig einige zu Opfern, damit es der Mehrheit besser geht, wo soll man seine persönliche Grenze ziehen. Und vor allem wie viel „Böses“ ist man bereit zu tun um etwas „Gutes“ zu erreichen. Um diese und weitere Fragen in dieser Richtung geht es bei Alex, wenn mir noch andere Animes einfallen würden bei denen es um ähnlich Fragen geht könnte ich sicher noch weitere Gemeinsamkeiten finden.
      Wie gesagt vielleicht sehe ich die ganzen Parallelen nur weil, die Handlungen um das gleiche Grundthema kreisen.

      Da hast du Recht. Es ist einfach schwer heutzutage etwas zu schreiben, was es nicht schon einmal gab. Bei Alexander ist die Grundfrage einfach, wie du schon richtig analysiert hast, wie viel Böses ist man bereit zu tun um etwas Gutes zu erreichen. Auch wenn Alexander sicher nicht all seine Taten als böse ansieht. So etwas liegt ja auch immer im Auge des Betrachters. Ist es in Ordnung ein unschuldiges Mädchen zu töten, um unzählige Menschenleben zu retten?

      Die Idee, dass die Sklaven beim Aufstand weiter Unterstützung benötigt haben um zu entkommen gefällt mir sehr gut :) . Mich hat es schon immer ein wenig irritiert, dass ein einziger starker Fischmensch solche Probleme verursachen konnte und so viele Sklaven befreit hat. Wenn dies „so einfach“ wäre könnte doch jeder Kaiser mit Leichtigkeit Mary Joa einnehmen bzw. reiche Beute machen. Weiterhin stimmt es dass die Sklaven sicher mehr lust darauf hatten sich zu rächen als einfach nur zu entkommen.

      Ich muss sagen, dass ich mir persönlich hier noch etwas von Oda erwarte. Fisher Tiger war stark, aber ich kann einfach nicht glauben, dass er alleine einen Aufstand im Machtzentrum der Weltregierung anzetteln konnte. Und das die Sklaven einen gewaltigen Hass auf ihre "Herren" entwickeln, dürfte wohl logisch sein. Zumindest die Sklaven, die psychisch noch nicht gebrochen wurden.

      Der erste Teil in dem Alex zum Zeitvertreib Leute bestiehlt und das Geld dann irgendwie verteilt hat mir auch sehr gut gefallen. Wichtig finde ich auch die Info, dass man mit der Blutmagie auch relativ einfach auf fremde Lebensenergie zurückgreifen kann. Bis jetzt hatte ich eher den Eindruck, dass dies nur geht wenn man die andere Person tötet.

      Stell es dir wie ein Blutabnahme vor. Ist auch nicht wirklich schwer, wenn die Person sich nicht wehrt. Natürlich kann man sich selbst vor dem Zugriff auf seine Lebensenergie schützen. Und es ist nicht einmal nötig Blutmagie dafür zu beherrschen. Es ist deine Lebensenergie und nur du kannst sie nutzen. Natürlich kann man deine mentale Kraft nun durchbrechen oder dich überwältigen um deine Lebenskraft anzuzapfen. Jemanden zu töten ist einfach nur der schnellste Weg um an seine verbleibende Lebensenergie zu kommen. Bei dem Mädchen ging es einfach so leicht, weil sie überhaupt keinen Willen mehr besaß, bevor sie Orinto traf, wie er auch mit einem Blick in ihre Augen festgestellt hatte.

      Habe ich das richtig verstanden, das Mädchen konnte die Runen lesen oder ist es nur so das sich der Name R'yleh bzw. sein Zeichen im kollektiven Gedächtnis festgesetzt hat.

      Sie konnte die Runen nicht wirklich lesen bzw. verstehen. R'leyh ist nur quasi, wie du schon angemerkt hast, im kollektiven Gedächtnis der Menschheit verankert. Warum das so ist, werde ich noch erklären, sobald wir diese mystische Stadt erneut betreten. Aber dazu kommt es erst im nächsten Arc *uuuh Foreshadow^^*

      Weiterhin scheint Alex schon bei Plan B zu sein.

      Naja Plan A war es zusammen mit Simon, Arisa, Lucy und Dragon die Macht zu übernehmen, aber der ist ja augenscheinlich gescheitert. Verdammte tödliche Krankheiten. Immer ruinieren sie alles.

      mfg
      Dillian


      Kapitel 211: Hunger
      Spoiler anzeigen


      Sie hatte den Kampf unter Kontrolle gehabt. Die Hungernden waren kein Problem gewesen. Mit ihren Bandagen hatte sie die Wolken durchdrungen und so eine Kampffläche erschaffen. Ihre Schallwellen hatten die Körper der Kreaturen zerrissen. Chloe Walsh war den Schöpfungen Fames komplett überlegen gewesen, doch trotzdem stürzte sie nun geschlagen in Richtung Boden.
      „Die Hungernden existieren nur um zu verzehren. Egal was!“, meinte David, während auch er in den Himmel blickte. Sein Blick war auf die Kreatur gerichtet, die sich nach Chloe aus den Wolken geschält hatte. Der Körper der Frau war zu grotesken Proportionen aufgedunsen. Aus ihrem Maul ragten noch immer die Füße ihrer letzten Mahlzeit. Aus mehreren Löchern in ihrem Bauch ragten die Hände und Füße der anderen Hungernden heraus, welche sie verschlungen hatte. Die Kreatur landete nun direkt zwischen David und Orinto. Ein kleiner Krater entstand dort wo die Hungernde einschlug. Ihn ihrer grotesken, neuen Gestalt überragte sie selbst David um mehrere Meter. Kopf, Arme und Beine waren für ihre neue Körpergröße viel zu klein, doch trotzdem stand sie nun mühelos auf.
      „Sie verschlingen sich gegenseitig.“ Davids Blick war auf die Villa gerichtet.
      „Das heißt, dass Fames...“ Bevor er seinen Gedanken zu Ende führen konnte, wurde er plötzlich gezwungen einen Satz rückwärts zu machen. Trotzdem war es bereits zu spät. Mit einem wütenden Knurren blickte er an die Stelle, an der sich zuvor noch sein rechter Arm befunden hatte. Orinto starte entsetzt auf die Hungernde. Sie hatte sich noch nicht einmal bewegt. Er spürte einen kalten Windhauch. Blitzschnell überzog er seinen gesamten Körper mit Rüstungshaki. Trotzdem ging er im nächsten Moment schreiend zu Boden. Instinktiv presste er seine Hände auf die linke Schulter. Dort befand sich eine tiefe Bisswunde, welche bis zum Knochen ging.
      „Trotz Hakis“, knurrte der Imperator, während er sich vor Schmerzen wand.
      „Was ist diese Kraft.“ Stöhnend rappelte er sich wieder auf, musst dabei den Baum hinter sich jedoch als Stütze verwenden.
      „Sie kann Zonen des Hungers erschaffen.“
      „Zonen des Was?“ Orinto starrte David durchdringend an.
      „Selbst ich weiß nicht zu hundert Prozent was Hungernde eigentlich sind. Jedoch können sie die physischen Grenzen überwinden. Sie kann zubeißen ohne die Kiefer zu schließen. Verstehst du?“
      „Und wie sollen wir dann gegen dieses Ding Kämpfen?“
      „Ich hab keine Ahnung, aber WIR werden ganz sicher nicht dagegen kämpfen.“

      Orinto riss die Augen auf. Fluchend wich er dem Angriff Davids durch einen Sprung aus. Sein Blut sprenkelte das Gras unter ihm. Noch immer quoll es unter seiner Handfläche hervor. David war ein starker Gegner, doch er war sich sicher, dass er damit umgehen konnte. Mit den Hungernden hatte er jedoch nicht gerechnet. Warum hatten sie sich gegenseitig verschlungen?
      „Hungernde haben einen endlosen Hunger und jetzt da Fames sie nicht mehr kontrolliert...“
      „Was!“ Orinto starrte David entsetzt an.
      „Was ist mit Fames passiert?“ Der Hüne zuckte mit den Schultern.
      „Ich habe keine Ahnung, aber wenn du überlebst kannst du ja versuchen es herauszufinden.“ Orinto spürte erneut einen leichten Windhauch, doch dieses Mal wich er rechtzeitig aus. Auch sein Gegner entkam dem erneuten Angriff der Hungernden. Sie hatte inzwischen die Beine hinab gewürgt. Orinto bemerkte das ihre Augäpfel unter ihren zusammengenähten Augenlidern panisch hin und her huschten.
      „Sie wird einfach nur noch alles verschlingen“, meinte David und grinste wahnsinnig.
      „Ist dir deine Rache wirklich so wichtig?“
      „Keine Angst ich werde nicht sterben. Schon bald werde ich Fames Operationen übernehmen und zu neuer Größe führen.“
      „Das werde ich nicht zulassen.“ David lachte aufgrund der Worte Orintos nur noch lauter, was ihm jedoch die Aufmerksamkeit der Hungernden eingebrockte. Sein Lachen schwenkte nun in wütende Knurren um, während er sich mit einem Sprung in Sicherheit brachte. Dort wo er gerade eben noch gestanden hatte, befand sich nun ein großer Krater, welchen die Kiefer der Kreatur in den Boden gerissen hatten. Orinto richtete sich nun zu voller Größe auf. Er atmete tief ein und aus. Sein Blick war auf seine Mutter gerichtete, welche in einiger Entfernung bewegungslos auf dem Boden lag.
      „Was hat das Ding mit dir gemacht?“ Schnell und zielsicher begann er sich zu Bewegen. Es wirkte beinahe wie ein Tanz, welchen der Imperator ausführte. Die Luft um ihn herum begann zu knistern. Die Machte, welche Alexander gerade führte war beinahe greifbar. Blutrunen bildeten sich um ihn herum in der Luft und begannen hell zu strahlen. David war so sehr mit der Hungernden beschäftigt, dass er Orinto erst jetzt bemerkte. Es war jedoch schon zu spät.
      „Verdammt“, knurrte der Hüne und warf sich auf den Boden. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig. Die Hungernde hatte nicht so viel Glück. Sie wurde von hunderten Blutspeeren durchbohrt, welche sich um sie herum geformt hatten.
      „Woher hattest du so viel Blut?“, schrie David fassungslos.

      Orinto wirkte ruhig. Er wischte sich etwas seines eigenen Blutes aus den Mundwinkeln und schleuderte es in die Luft, wo es direkt von einem der Blutspeere absorbiert wurde.
      „Ich habe es dir zuvor gesagt. Die gesamte Umgebung war von winzigen Blutfäden durchsetzt, die ich aus dem Blut der Bewohner geformt habe.“
      „Du konntest sie wieder sammeln?“ Der Hüne schien fassungslos aufgrund der unglaublichen Kontrolle über das Blut, welche der Imperator gerade zur Schau gestellt hatte. Sein Gesichtsausdruck schlug jedoch in pure Wut um, als einer der Speere nun seinen Rücken durchbohrte und ihn am Boden fest setzte. Mit seiner verbliebenen Hand versuchte David die Waffe wieder herauszuziehen, aber es war vergebene Mühe. Er konnte die Schreie der Hungernden hören, die ebenfalls bewegungsunfähig am Boden festgehalten wurde. Ruhig kam Orinto auf ihn zu.
      „Eine einzige Unachtsamkeit kann einen Kampf auf diesem Niveau beenden. Das habe ich schon sehr früh gelernt.“ Der Imperator wirkte vollkommen ruhig. Trotzdem ging sein Atem stoßweise und seine Schulter blutete noch immer stark. Er stand nun direkt vor David, doch außerhalb von dessen Reichweite. Der kühle Abendwind strich über das Gras und brachte die Blätter der Bäume zum rascheln.
      „Lass uns herausfinden wie viel von deinem Körper ich zerstören muss damit du stirbst.“
      „Du kannst nicht...“, stotterte David und blickte den Imperator flehend an.
      „Halt den Mund. Bewahre dir wenigstens im Tod ein wenig Ehre und flehe nicht.“ Orinto streckte die Hand zum Himmel. Blut begann sich darum zu sammeln und einen kleinen Wirbel zu bilden. Doch nun hielt er inne. Das Blut verflüchtigte sich wieder, während der Imperator seine Hand sinken lies. Er blinzelte kurz und blickte dann zum Mond. Dann wandte er sich ab.

      Dies war die Möglichkeit. David spürte, dass er sich mit genügend Kraft losreißen konnte. Doch er tat es nicht. Er blieb einfach liegen. Jemand anderes ergriff die Chance jedoch. Mit aller Kraft stemmt die Hungernde sich gegen die Speer und mit einem Aufschrei befreite sich die groteske Kreatur schließlich. Orinto drehte sich um und blickte sie an. Jedoch machte er keine Anstalten sich ihr entgegenzustellen. Er bewegte sich überhaupt nicht. Er hatte die Schultern gesenkt und wirkte vollkommen kraftlos. Langsam stapfte das Monster auf ihn zu. Trotzdem spürte er keinerlei Bedürfnis irgendetwas zu tun. Er hatte keinen Antrieb mehr. Speichel tropft auf sein Gesicht während er nach oben ins Maul der Hungernden blickte. Es war zu spät. Alles war verloren. Orinto wusste dies, doch es kümmerte ihn nicht. Er hatte zu lange gebraucht um es zu bemerken und nun war es zu spät.
      „Ihr Hunger kennt keine Grenzen. Sie verschlingen sogar den Hunger selbst.“ Er verlor den Boden unter den Füßen, als er plötzlich zurück gerissen wurde. Die Kiefer der Hungernden schlossen sich um nichts als Luft. Kraftlos sank Orinto zu Boden. Er hatte noch nicht einmal die Kraft seinen Retter anzusehen. Stattdessen blickte er in den schwarzen Nachthimmel über sich. Die Hungernde heulte wütend auf. Speichel flog um sie herum zu Boden, als sie wild den Kopf schüttelte. Die Kreatur war außer sich. Doch Orintos Retter schien das nicht zu kümmern. Schützend hatte er sich vor dem Imperator aufgebaut. In dem Moment, als sie sah, dass die Hungernde kurz davor war ihren Sohn zu verschlingen, fiel alle Apathie von ihr ab. Ein heißes Feuer pulsierte durch ihre Venen und spülte die Kälte der Apathie hinweg. Chloe ballte die Hand zur Faust.
      „Nichts auf der Welt wird mich je daran hindern dich zu beschützen.“

      Orinto sah das lange, rote Haar seiner Mutter sanft im Wind flattern. Sie starrte die Hungernde furchtlos an. Die Bandagen, die ihren Körper umgaben fielen von ihr ab. Nichts würde sie nun noch zurückhalten. Mit ein Aufschrei stürzte die Hungernde sich nun auf ihre Gegnerin, doch Chloe machte keine Anstalten auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Anstatt dessen lächelte sie sogar. Die Haut der Kreatur wurde zerfetzt und sie so zum anhalten gezwungen, als Chloe ihren Schrei entfesselte. Natürlich hielt dies nicht lange an und kaum eine Sekunde später musste sie sich mit einem Sprung in Sicherheit bringen um nicht von den Kiefern der Hungernden zermalmt zu werden. Orinto hatte sie sich kurzerhand unter den Arm geklemmt. Sie starrte die Kreatur mit einem Blick an, der selbst den Dämonenkönig hätte erzittern lassen.
      „Alexander! Du musst kämpfen. Vergiss nicht weshalb du all dies tust.“ Mit einem weiteren Sprung wicht sie dem nächsten Angriff der Hungernden aus. Während sie sich jedoch in der Luft befand, sah sie wie sich Alexanders Haar unter einem leichten Lufthauch bewegte. Chloe zögerte keine Sekunde. Schnell drehte sie sich in der Luft. In der nächsten Sekunde bildete das rote Blut Chloes einen starken Kontrast zum dunkelblauen Nachthimmel. Sie biss die Zähne zusammen. Alexander entglitt ihrem Griff und fiel ins weiche Gras. Blut tropfte auf ihn. Sie konnte die widerlichen Laute hören, welche die Hungernde machte, während sie Chloes Hand zwischen ihren Kiefern zermalmte. Ihr Blick fiel auf ihren linken Unterarm, der in der Mitte abrupt in einer blutigen Wunde endete.
      „Steh auf Alexander.“ Sie blickte auf ihren Sohn, der immer noch kraftlos im Gras lag. Er zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er auf sie hören würde. Die Hungernde kam langsam näher. Speichel und Blut tropften aus ihren Mundwinkeln und besudelten den Boden. Chloe spannte ihren Körper an. Aufrecht und stolz stellte sie sich vor ihren Sohn. Sie ballte ihre verbliebene Hand und holte aus. Jedoch kam sie nicht mehr dazu zuzuschlagen, da die Hungernde nun plötzlich von der Seite getroffen wurde. Mehrere Blutspeere bohrten sich ihn ihren grotesken, aufgedunsenen Leib. Heulend taumelte die Kreatur etwas zurück. Chloe erlaubte es sich ihren Körper etwas zu entspannen. Glücklich lächelte sie, als sie die Hand ihres Sohnes auf ihrer Schulter spürte.
      „Es tut mir leid.“
      „Das muss es nicht.“
      „Trotzdem...“
      „Na gut, dann verpasse ich dir für meine Hand eine Woche Hausarrest“, sagte Chloe und sah Alexander an. Dieser musste nun lachen. Es klang bitter, doch es war ernst gemeint.

      „Benutze mein Blut. Es sollte ein ziemlich scharfes Schwert abgeben“, meinte seine Mutter und schritt nun direkt auf die Hungernde zu. Orinto sah auf die Blutlache, welche seine Mutter hinterlassen hatte. Währenddessen blickte Chloe nicht zurück. Ihre Frucht hatte keine Auswirkung mehr auf diese Kreatur. Dieses Ding war die persönliche Inkarnation des Hungers. Es fürchtete nichts, da es keine Bewusstsein mehr hatte. Sie musste nun schnell handeln. Mit einer Seitwärtsrolle wich sie dem ersten Angriff der Kreatur aus. Mit einem Satz vorwärts tauchte sie unter dem Nächsten hinweg und attackierte nun ihrerseits. Ihr Faustschlag gegen den Magen der Kreatur lies die Erde beben. Mit einem konzentrierten Schrei verstärkte sie den Druck weiter, bis der Körper der Hungernden endlich nachgab. Ihr Bauch platzte förmlich und Chloe konnte sich gerade noch so in Sicherheit bringen, bevor die Umgebung mit Magensaft überflutet wurde.
      „Töte es!“ Sie wirbelte herum und sah ihren Sohn an. Dieser nickte grimmig und stürmte direkt auf die Kreatur zu. Geschickt wich er jedem Angriff aus. Was Chloe jedoch überraschte, war dass er keine Waffe in der Hand hielt. Stattdessen wirbelte ihr Blut um seine rechte Hand herum. Mit einem Satz sprang Orinto nun direkt auf die Hungernde. Er zögerte keine Sekunde und rammte seine Hand direkt ins Maul der Kreatur. Chloe schloss die Augen.
      Die Hungernde riss ihre dafür weit auf! Die Nähte wurden herausgerissen. Ein gurgelnder Schrei, der allen Anwesenden das Blut in den Adern gefrieren lies, ertönte. Orintos Gesicht war kalt und emotionslos. Blut begann aus den Ohren, Augen und der Nase der Kreatur zu quellen. Der Körper der Hungernden zuckte unkontrolliert, doch schließlich brach sie zusammen.

      „Warum hast du ihr nicht einfach den Kopf abgeschlagen?“
      „Diese Kreaturen müssen restlos vernichtet werden“, meinte Orinto kalt.
      „Das Ding ist nur noch eine Hülle.“ Er blickte nicht zurück, sondern schritt zielgerichtet auf David zu. Der andere Blutmagier rieb sich gerade die Stirn mit seiner verbliebenen Hand. Er kniete und blickte verwirrt um sich. Schließlich fiel sein Blick auf die tote Hungernde und den Imperator, der ruhig auf ihn zukam.
      „Nein! Das war nicht mein Schicksal“, keuchte er entsetzt.
      „Die Zeiten ändern sich“, knurrte Orinto und nickte in Richtung seiner Mutter. Das Nächste was David fühlte, war wie sein gesamter Körper von den Bandagen Chloe Walshs eingehüllt wurde.
      „Wir werden ihn in Mary Joa verhören.“ Seine Mutter nickte stumm. Er drehte sich zu ihr um. Seine Hände legte er auf ihre Wunde. Mit einem zischenden Geräusch versiegelte er sie.
      „Es tut mir Leid.“
      „Das muss es nicht.“
      „Nur wegen mir werden die Leute verletzt.“ Chloe nahm ihren Sohn in die Arme. Sie presste ihre Stirn gegen seine.
      „Du kannst keine schlechte Person sein, egal wie sehr du es versuchst. Alexander. Menschen verletzten sich. Du kannst nicht alles auf deinen Schultern tragen.“
      „Ich weiß. Ich wünschte ich könnte es.“ Er löste sich von seiner Mutter und drehte sich nun zur Villa um.
      „Ich kann nicht das Feuer sein, welches diese Welt läutert, aber ich kann der Funke sein der es entzündet.“ Ein Windstoß blies sein Haar zurück. Sein Gesichtsausdruck zeigte nichts als Entschlossenheit. Egal was ihn erwartete, er würde sich nicht von seinem Pfad abbringen lassen.
      „Die Menschen werden nie wieder Sklaven sein.“ Er nahm einen tiefen Atemzug. Frische Luft füllte ein letztes Mal seine Lungen bevor er eintrat.

      Fames und Orinto. Zwei Männer. Einer formte die Weltregierung, während ein anderer sie zerstörte. Nur einer würde Überleben.



      Kapitel 212: Satt
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      Er blickte hinab auf die Menschen. In ihren Augen sah er nichts als Hunger. Hunger, welchen er selbst gebündelt hatte. Leicht bewegte er den Apfel, den er in Händen hielt, von einer Seite zur Andern. Ihre Blicke folgten ihm.
      „Gib einem verhungernden Menschen einen Fisch und er wird für einen Tag satt sein, doch lehre ihm das Fischen und er wird nie mehr Hungern.“ Fames wollte den Menschen das Fischen nicht lehren. Denn sonst würden sie ihn ja nicht mehr brauchen. Trotz seiner jungen Jahre hatte er bereits verstanden, worum sich diese Welt drehte.
      Hunger!
      Hunger war der Faktor, der die Menschheit antrieb. Vielleicht erkannte er dies, weil er selbst keinen Hunger kannte. Wenn er auf seine Hände blickte, sah er nur Knochen. Doch er fühlte nichts. Weder ein Grummeln seines Magens, noch das Bedürfnis es zum Schweigen zu bringen. Er war abgemagert, doch trotzdem übte der saftige Apfel in seiner Hand keinerlei Anziehung auf ihn aus. Er spürte kein Bedürfnis seine Zähne darin zu vergraben. Genauso erging es ihn mit seinen Träumen. Er hatte sie, doch tief in seinem Innern spürte er, dass es ihm egal war. Ob er sie erreichte oder scheitere machte keinen Unterschied. Fames blickte hinauf zu dem Mann, der ihm seine Frucht gegeben hatte. Derjenige, der es ihm ermöglichte sein Wissen in die Tat umzusetzen. Die Robe des weißen Mönches flatterte im Abendwind. Hinter ihm versankt die Sonne hinter den Hügeln Elaras. Der Berater wollte ihn benutzen und Fames machte es nichts aus, doch er kam nicht umhin zu Grinsen, als er nun deutlich den Hunger des Mannes spüren konnte, der ihn und die Welt als seine Schachfiguren betrachtete. Er dachte, er hätte sich abgeschirmt, doch vor seinem Hunger kann sich niemand verstecken. Fames blickte zurück auf die Menge vor ihm. Er sah in die sabbernden Gesichter der abmagerten Frauen und Männer. Dann sah er hinauf zur Villa des Herrschergeschlechts.
      „Sie verlangen nach Nahrung, doch darunter liegt so viel mehr. Sie hungern nach Gerechtigkeit.“ Fames lächelte. Trotz seiner jungen Jahre wusste er etwas mit Gewissheit.
      „Gib einem Menschen wonach es ihm giert, und du kannst sein Leben bestimmen.“


      Ein kalter Windstoß blies zum offenen Fenster herein und fuhr durch Orintos blondes Haar. Der Imperator schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Die Villa war vollkommen verlassen. Alles war in vollkommene Dunkelheit getaucht. Während er durch den langen Gang schritt kam sich Orinto beinahe wie ein Gefangener vor, der seinen letzten Weg beschreitet. Doch so würde es nicht enden. Er wusste es. Heute Nacht würde Fames sein Ende finden. Doch der nagende Zweifel blieb bestehen. Die Worte, die er gehört hatte, ließen ihn nicht los.
      Ich werde aufstiegen!
      „Was will Fames“, knurrte der Imperator und blickte auf die schwere Holztüre vor sich. Leicht strich er über die komplizierten Verzierungen. Die Stille, die ihn umgab, verlieh dieser Szenerie etwas gespenstisches. Nicht einmal das Rascheln der Blätter von draußen vernahm er noch. Er hatte eine Leere betreten, welche ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Trotzdem stieß Orinto die Türe nun ohne zu zögern auf, nur um direkt inne zu halten. Er wusste nicht was er erwartet hatte, aber der Anblick, der sich ihm bot, überraschte ihn.
      „Was...“, murmelte der Imperator verdutzt. Der Raum vor ihm war vollkommenen normal! Ein gemütliches Feuer brannte im Kamin und tauchte ihn in ein warmes Licht. Schatten tanzten auf den Wänden, während das prasseln der Flammen die Luft erfüllte.
      „Endlich da?“, merkte Fames an. Der ehemalige Weise saß in einem der beiden Lehnsessel, die sich vor dem Kamin befanden. Er bedeutet dem Imperator sich zu setzen. Eine Aufforderung, der Orinto schweigend nachkam.
      „Was hast du erwartet? Einen Kampf? Das ich nun zum Schluss enthülle, dass ich auf einer Stufe mit den Großen dieser Welt stehe?“ Fames lachte. Er wirkte noch älter, als Orinto ihn in Erinnerung hatte. Seine Wangen waren eingefallen und tiefe Schatten lagen unter seinen Augen. Der alte Weise hustete nun und beugte sich vor. Mit zitternden Händen deutete er auf die beiden Teetassen, welche auf dem kleinen Marmortisch zwischen den Sesseln standen.
      „Wärst du so gütig. Ich denke nicht, dass ich dazu noch in der Lage bin.“ Orintos Augen verengten sich zu Schlitzen, doch er kam der Bitte seines Gegenübers nach. Der wohlrichende Duft der heißen Flüssigkeit stieg ihm in die Nase, während er die Tassen füllte. Fames bedeute ihm nun zu trinken.
      „Nur zu. Es ist meine Lieblingssorte.“
      „Von deiner Heimatinsel nehme ich an“, merkte Orinto an, bevor er einen Schluck nahm und sich dabei fast die Zunge verbrannte.
      „Nein das ganz sicher nicht. Elara produziert schrecklichen Tee. Dieser hier stammt aus Dressrosa. Sehr süße Note“, antwortete Fames lachend und nahm nun seinerseits einen Schluck.
      „Er war immer meine Lieblingssorte, da er am wenigsten nach Asche schmeckt.“

      Für einen kurzen Moment breitete sich ein Schweigen zwischen den Beiden Männern aus. Jedoch hielt es nicht lang ab, denn nachdem Fames seine Tasse klirrend abgesetzt hatte, fuhr er fort.
      „Ich kann deine Verwunderung deutlich sehen. Nach all den Jahren kennst du mich noch immer nicht.“
      „Ich habe dich hier in die Enge getrieben und werde es ein für alle Mal beenden. Du weißt das und trotzdem begrüßt du mich mit einer Tasse Tee?“ Orintos Blick war kalt, doch tief darin verborgen konnte Fames etwas erkennen. Etwas, dass der Imperator mit aller Macht zu verstecken versuchte. Leichte Unsicherheit.
      „Gräme dich nicht mein lieber Alexander. Du hattest nie eine Chance, da du meinen Plan nicht kanntest. Und wie hättest du ihn auch kennen können, wenn ihn nur ich kannte. Victor, Mr. Scott und die Anderen... Sie wussten nur Bruchstücke, welche niemals zum großen Ganzen zusammengefügt hätten werden können.“ Fames lächelte und blickte ins Feuer. Er wirkte schon beinahe melancholisch.
      „Ich war nie dein Feind mein Junge.“ Orinto stand auf.
      „Nicht mein Feind! Nicht mein FEIND!“, schrie er Fames an. Der Alte blieb ganz ruhig.
      „Wir haben Krieg geführt Fames. Tausende Menschen starben, damit ich die Kontrolle über die Weltregierung erlange.“
      „Ein Rolle, welche dir von Anfang an zugedacht war Alexander Torino. Seit dem Tag, als du die Identität deines Liebhabers angenommen und sie als Sankt Orinto wiedergeboren hast.“ Alexander wirkte verwirrt, doch seine Hände zitterten immer noch vor Wut. Als er aufgesprungen war, hatte er seine Teetasse umgeworfen, wodurch sich das Getränk nun langsam auf dem Teppich ausbreitete.
      „Rede! Erkläre mir alles. Es macht sowieso keinen Unterschied, da du hier sterben wirst.“
      „Da hast du Recht Alexander, doch ich bin mir trotzdem sicher, dass du diese Insel nicht glücklich verlassen wirst.“ Fames genehmigte sich einen weiteren Schluck Tee und stellte die leere Tasse dann zitternd auf dem Marmortisch ab.
      „Falls du mehr möchtest, kannst du dir ruhig nach schenken.“
      „Verschone dich mit deinen Spielereien.“
      „Erstens ist Tee niemals eine Spielerei. Und zweitens solltest du dich beruhigen. Ich wüsste nur zu gern, was du jetzt denkst.“ Orinto schnaufte verächtlich.
      „Mach dich nicht über mich lustig, du...“
      „Ich habe diese Kraft nicht mehr.“ Fames plötzlicher Einwurf brachte den Imperator aus der Fassung. Schockiert starrte er den Weisen an.
      „Niemand wird diese Fähigkeit je wieder erlangen. Dafür habe ich gesorgt.“ Fames blickte ihm gelassen in die Augen. Er schien nur auf eine weitere Reaktion Orintos zu warten. Als diese Ausblieb sah der Imperator beinahe so etwas wie Enttäuschung im Blick des alten Weisen aufblitzen. Doch Alexander war einfach zu perplex um zu reagieren.

      „Was redest du da?“
      „Macht es dich wütend so unwissend zu sein? Gut. Demut ist etwas, dass du noch lernen musst Alexander. Und es ist eine der wichtigsten Eigenschaften für jeden Herrscher. Sei demütig. Und jetzt setz dich hin.“ Widerwillig befolgte Alexander Fames Anweisung.
      „In dir sah ich stets, was ich in den andern Weisen vermisst habe. Sie waren zu satt, doch du warst hungrig. Du warst und bist noch unzufrieden. Und deshalb bringst du Veränderungen. Veränderungen die Notwendig sind, damit die Weltregierung überleben kann.“
      „Die Weltregierung hat dich doch niemals interessiert.“ Fames Blick wurde plötzlich kalt.
      „Sprich nicht so respektlos.“ Die knöchernen Hände des Alten krallten sich in die Lehnen seines Sessels.
      „Ich glaube an die Weltregierung. Mit jeder Faser meines Seins. Die großen Kriege, welche es zu Zeiten des Alten, des Dämonenkönigs und des antiken Königreichs gegeben hat, gehören der Vergangenheit an. Seit achthundert Jahren leben wir in Frieden.“
      „Auf Kosten...“
      „Komm mir nicht mit diesen kindischen Einwürfen. Ich habe dich für intelligenter gehalten Alexander“, unterbrach Fames sein Gegenüber zischend.
      „Allen Menschen ein Utopia zu bieten ist unmöglich. Dem Großteil der Bevölkerung geht es gut und wenn dafür ein paar wenige Leiden müssen, so ist dies ein Preis, den wir als Herrscher bereit sein müssen zu bezahlen. Aber ich bin nicht hiergeblieben um dich über die Weltregierung zu belehren. Sie ist nötig. Du als ihr Imperator solltest das besser wissen als alle anderen.“ Fames erhob sich aus seinem Sessel. Er zitterte stark und hatte offensichtliche Mühen sich auf den Beinen zu halten. Langsam schritt er zum Kaminfeuer und verharrte dort auf seinen Stock gestützt. Er schloss die Augen und seufzte. Orinto starrte ihn an. Er wusste nicht was er tun sollte, und diese Erkenntnis machte ihn rasend.
      „War dies hier alles nur ein Spiel für dich?“
      „Nein“, antwortete Fames und drehte sich um. Mit dem Feuer im Rücken wirkte er, trotz seines gebrechlichen Körpers, bedrohlich. Orinto spannte unweigerlich die Muskeln an, doch der alte Weise winkte direkt ab.
      „Du magst vielleicht denken, dass es nur ein Spiel war, und ich nehme es dir nicht übel, doch ich habe es immer ernst genommen. Die Menschen, die geopfert wurde, opferten wir zu deinem Wohl.“
      „Meinem Wohl!“ Orinto war erneut aufgesprungen. Es viel ihm nur schwer sich zurückzuhalten. Er fühlte sich wie ein Kind, welches gerade von seinem Lehrer zurechtgewiesen wurde.
      „Ich bin alt Alexander und am Ende meines Lebens werde ich nun erlangen, was mir ewig verwehrt blieb. Trotzdem glaube ich an die Weltregierung und ich musste jemanden finden, der die Zügel nach meinem Abgang übernehmen würde. Du bist dieser Jemand.“ Fames war vollkommen ruhig.

      Selbst als Orinto ihn am Kragen packte und hochhob. Er blickte seinem Gegner und Nachfolger nur ruhig in die Augen und fuhr fort.
      „Wir haben gekämpft, weil du es so wolltest. Anders hättest du es niemals akzeptiert Alexander. Und jetzt musst du die Zukunft der Weltregierung schultern. Ich hätte mich niemals zurückgezogen, wenn ich nicht denken würde, dass du bereit bist. Du hast gesehen, zu was Arthur und der falsche Aristokrat im Stande sind. Es ist deine Pflicht sie aufzuhalten.“ Langsam ließ Orinto Fames los und wandte sich ab.
      „Du hast mich wie eine Puppe nach deiner Pfeife tanzen lassen.“ Der alte Weise nickte und sah seinem jungen Widersacher nach. In seinem Blick lag jedoch keine Häme oder dergleichen.
      „Ich bin der Hunger Alexander. Ich kann das tiefste Begehren eines jeden Menschen spüren. Du willst den Traum von Simon erfüllen und nun hast du die Möglichkeit dazu. Führe die Weltregierung in eine neue Ära.“ Orinto hatte eine Hand über seine Augen gelegt. Jetzt warf er plötzlich seinen Kopf nach hinten und lachte. Es war ein dunkles und bitteres Lachen. Ein Zittern ging durch Fames Körper, als sein Gegenüber plötzlich herumwirbelte und seinen Magen mit der bloßen Hand durchstieß.
      „Was ist dein Aufstieg?“ Fames lächelte nur. Blut rann aus seinen Mundwinkeln, während er auf Orinto hinab sah. Dieser verzog das Gesicht vor Wut und presste den alten Mann nun gegen eine naheliegende Wand.
      „Antworte mir!“
      „Ich werde Hunger sein“, sagte Fames hustend und sprenkelte das Gesicht seines Gegners dabei mit Blut.
      „Was?“
      „Eine jede Teufelsfrucht beherbergt einen Teufel. Ich haben den Bewohner meiner Frucht vernichtet und gleichzeitig sein Sein mit mir verbunden. Wenn ich meine fleischliche Hülle zurücklasse, so werde ich mehr sein. Ich werde keine Präsenz oder Geist sein, sondern einfach Hunger.“
      „Also wirst du uns alle beeinflussen?“
      „Nein Alexander. Das euer Hunger euch beeinflusst hat es immer gegeben und das wird es immer geben. Ich werde gar nichts tun, denn mich wird es nicht mehr geben. Fames hört auf zu existieren. Nur Hunger bleibt.“ Der alte Mann lächelte. Er der Traumlose, würde die Träume aller sein. Orinto zog seine Hand zurück, wodurch Fames seinen Halt verlor und kraftlos zu Boden sackte. Dabei hinterließ er eine lange Blutspur an der Wand. Orinto schritt in die Mitte des Raumes und drehte sich dann zu seinem Gegner um. Ohne den Blick von Fames zu nehmen, biss er sich in den Finger und zeichnete eine Rune auf seinen Unterarm. In seiner Hand formte sich ein langer Speer.
      „Die Menschen begehren immer das, was sie nicht haben können. Nicht wahr Fames.“ Er hob den Speer und zielte auf die Brust des alten Weisen. Dieser blickte ihm in direkt in die Augen. Er wirkte vollkommen ruhig. Fames würde zufrieden sterben. Orintos Mundwinkeln hoben sich zu einem leichten Lächeln. Auch wenn er Fames aufstieg nicht verhindern konnte, oder die Dinge in der Vergangenheit ungeschehen, so konnte er dem alten Bastard zumindest dies noch nehmen. Sein Blick war kalt und hart, als er den Mund öffnete und die Worte sprach. Die Augen des ehemaligen Weisens weiteten sich vor Schock und Unglauben, als er sie hörte. Im selben Moment durchbohrte ihn der Speer.
      Und so starb Fames, obwohl er triumphierte, doch mit Reue im Herzen. Denn sein Sieg war ein Leerer, jetzt da er die Zukunft kannte.


      Als Orinto wieder ins Freie trat, richtete er als erstes seinen Blick zum klaren Sternenhimmel. Inzwischen war keine Wolke mehr am Himmel zu sehen. Er schloss die Augen und genoss die kühle Brise auf seiner Haut. Dann schritt er langsam die Stufen von Fames Villa hinab. Seine Mutter wartete bereits auf ihn. Ihr gesamter Körper, bis auf ihr Gesicht, war wieder von ihren Bandagen umwickelt. Alexander blickte auf ihre linken Untearm, der in der Mitte abrupt endete, und er fühlte einen Stich im Herzen. David Vauban saß neben seiner Mutter im Gras. Sie hatte einige ihrer Bandagen um ihn gewickelt um so jegliche Bewegung zu verhindern. Alexander kam nun zu den Beiden, als er jedoch den Mund öffnete um etwas zu sagen, unterbrach ihn seine Mutter.
      „Du hast Besuch.“ Überrascht wirbelte der Imperator herum und sah auf die Stelle, an die seine Mutter zeigte. Seine Überraschung wich einem ernsten Ausdruck, als er den Mann sah.
      „Wie hast du uns gefunden?“
      „Ich bin der beste Fährtenleser der Welt. Vor mir kann sich niemand verstecken.“ Obwohl er direkt durch ein Blumenbeet schritt, während auf Orinto zuging blieben seine Socken strahlend weiß. Behemoth lächelte freundlich. Sein schneeweißes Haar wehte sanft im Wind. Er trug einen schweren Wintermantel.
      „In Arthurs Nähe ist es meistens verdammt Arschkalt“, antwortete er auf den fragenden Blick Orintos.
      „Weiß er...“
      „Natürlich nicht. Bist du blöd?“ Alexander knurrte entnervt, als ihn Behemoth unterbrach, doch der Alte schien davon nur mäßig beeindruckt.
      „Warum bist du hier?“
      „Es ist an der Zeit. Die Vorspeise ist vorbei. Jetzt folgt der Hauptgang.“ Behemoth gluckste aufgrund des kleinen Wortspiels, während er an Orinto vorbei auf Fames Villa blickte.
      „Weiß er davon?“
      „Ich glaube nicht, dass er überhaupt etwas weiß. Seit er den weißen Mantel aufgenommen hat, versucht er sein Bestes um der Welt die Zukunft zu schenken, von der er träumt. Doch dabei wird er seinem Vorgänger immer ähnlicher ohne es zu merken. Aber er ist jetzt nicht von Belang.“ Behemoth stand direkt vor Orinto. Langsam schob er seine Hand in seinen Mantel. Alle Augen waren auf ihn fixiert. Und alle Augen wurden nun vor Ehrfurcht weit aufgerissen, als sie sahen, was er aus den Tiefen seines Mantels hervorzog.
      „Ist das?“, stotterte David, doch niemand beachtete ihn.
      „Alexander! Was hast du vor?“, frage Chloe besorgt.
      „Ich werde ein Versprechen einlösen.“ Orinto schluckte schwer, während er den Gegenstand in Empfang nahm. Behemoth wandte sich ab.
      „Ich kehre zu Arthur zurück und behalte ihn im Auge. Nun liegt es an dir und Thaira. Ihr müsst Dillian wieder auf den rechten Weg zurückführen. Beide!“ Alexander nickte stumm. Sein Griff um den Gegenstand in seiner Hand verstärkte sich. Man konnte sehen wo die Klinge die Schädeldecke durchstoßen hatte. Langsam hob Orinto den Totenschädel ins fahle Licht des Mondes.
      „Wir müssen Miyuki finden!“



      Kapitel 213: Die Frau im Boden
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      Die Straßen der Insel waren wie ausgestorben. Dort wo vor mehreren Wochen noch Märkte und Feste stattgefunden hatten, fand man nun nur noch Trostlosigkeit vor. Trotzdem waren keinerlei Zeichen von Verfall zu erkennen. Die Stadt wirkte so, als wären all ihre Einwohner von einer Sekunde auf die Nächste vom Erdboden verschluckt worden. Doch diese war nicht das einzig gespenstische. Denn nicht nur die Menschen waren verschwunden. Keinerlei Leben war mehr vorzufinden. Keinerlei Geräusche. Nur Totenstille. Diese Stille wurde nun jedoch unterbrochen. Die Straßen von Palermo waren nicht vollkommen verlassen. Drei junge Leute hasteten durch die engen Sandstreingassen. Tia, Dan und Jason sahen sich nicht um. Es war alles schief gegangen, was schief gehen konnte.
      „Wenn man von einem Kult redet, hat man normalerweise nicht eine Armee im Sinn, die ein mittleres Land einnehmen könnte“, rief Jason atemlos. Jedoch erhielt er keine Antwort von seinen zwei Partnern, die etwas vor ihm rannten. Stattdessen hielt Dan nun plötzlich inne, packte seine zwei Freude und hechtete durch ein zerbrochenes Fenster in eines der Häuser. Alle drei bissen die Zähne zusammen und unterdrückten so einen Aufschrei, als die Splitter des Glases in ihre Haut schnitten. Keiner der Drei gab auch nur einen Ton von sich, während sie die Scherben herauszogen.
      „Wir müssen weg vom Fenster“, flüsterte Dan und stand auf. Sein Körper schmerzte, doch er zwang sich weiterzumachen. Er wusste, dass es den anderen Beiden auch so ging. Die Drei stützten sich gegenseitig, während sie sich ins obere Geschoss schleppten. Die Schritte, welche im nächsten Moment vor ihrem Unterschlupf zu hören waren, verrieten ihnen, dass sie es keine Sekunde zu früh getan hatten.
      „Wie viele sind es alleine hier in der Stadt? Zehntausend? Zwanzigtausend?“, fragte Jason und lies sich auf das Bett fallen. „Viel zu viele, als das wir auch nur den Hauch einer Chance hätten“, antwortete Tia, während sie sich im Zimmer umsah. Auch dieses Schlafzimmer wirkte so, als hätten sich die Bewohner von einem Moment auf den nächsten in Luft aufgelöst.
      „Was ist nur mit den Menschen passiert?“ Dan stand am Fenster. Er drückte sich an die Wand und verschmolz mit den Schatten, sodass er von draußen kaum zu sehen war. Sein Blick war jedoch auf die Straße geheftet.

      Dort wo Sie nach den Dreien suchten. Frauen, Kinder und Männer. Die Bewohner Linetias. Bauern, Kaufleute, Hausfrauen. Alle waren in den Mob vertreten, der die Straßen Palermos gerade auf der Suche nach Tia, Dan und Jason durchstreifte. Doch obwohl es nur gewöhnliche Menschen waren, wagten die drei Kopfgeldjäger es nicht sich ihnen entgegenzustellen. Denn auch wenn es auf den ersten Blick so schien, so waren dies keine normalen Menschen mehr. Die Drei hatten gesehen, was diese Leute mit erfahreneren Kopfgeldjägern gemacht hatten. Dan schüttelte den Kopf und lies nun die Schultern sinken. Als die letzte Frau um die Ecke verschwunden war, entspannte er sich sichtlich.
      „Und was jetzt?“, frage Jason. Der ehemalige Adelige ließ die Schultern hängen. Auch Tia wirkte verzweifelt. Ihr Äußeres spiegelte auch die Gefühlswelt Dans wider, doch er wusste, dass er es sich nicht anmerken lassen durfte. Wenn er seinen Freunden jetzt keine Hoffnung spendete, so würde es niemand tun. Dies war die Last, welche er als Anführer bereit war zu tragen. Die Zwei sahen ihn unsicher an, als er seine starken Hände auf ihre Schultern legte.
      „Jetzt werden wir uns zur Bucht durchschlagen und uns ein Schiff besorgen. Sie müssten alle noch vor Anker liegen. All die Schiffe mit denen wir vor einer Woche hier gelandet sind.“
      „Und wie sollen wir das schaffen? Diese Menschen... Diese Dinger schlafen nicht. Sie essen nicht. Sie werden nicht aufhören.“ Tia war aufgesprungen. In ihren Augen sah Dan zum ersten Mal seit er sie kannte Furcht. Es fiel im selbst schwer an seine Worte zu glauben, doch trotzdem sprach er sie aus.
      „Wir werden das schaffen. Wir haben bis jetzt überlebt und wir werden jetzt nicht scheitern.“ Er stand auf und spannte seinen Körper an. Dan spürte die Blicke seiner Freunde auf sich, doch er drehte sich nicht um. Stattdessen blickte er zum Fenster hinaus. Die Sonne war zwischen den Wolken hervor gekommen und ließ die Stadt in grellem Licht erstrahlen.
      „Wenigstens ist es heute nicht so heiß wie in den letzten Tagen“, seufzte Jason und stand nun ebenfalls auf.
      „Ach zur Hölle mit euch. Was bleibt mir anderes übrig, als dir ein weiteres Mal zu vertrauen“, seufzte Tia und zwang sich zu Lächeln.
      „Wir werden sie nicht in einen Kampf verwickeln. Wir haben gesehen wozu das führt. Jason gibt mir stattdessen mal deinen Sack“, sagte Dan und erinnerte sich an den Tag vor einer Woche zurück.


      Aberfeldy hatte die Kopfgeldjäger mit allen wichtigen Informationen über den Kult der Schattenflamme versorgt. Aufenthaltsort, Mitglieder, alles war ihnen bekannt. Und von diesem Standpunkt hatte auch alles auf einen Sieg der Kopfgeldjäger hingedeutet. Sie waren im Schutze der Nacht angekommen und in einer Bucht wenige Kilometer von Palermo entfernt vor Anker gegangen. Shine hatte sie darüber aufgeklärt, dass die Bewohner dieses Landes zu großen Teilen friedliche Bauern waren. Linetia hatte keine Reichtümer oder Schätze. Selbst eine Königsfamilie gab es hier schon lange nicht mehr. Heutzutage war der Bürgermeister von Palermo quasi der Verwalter der gesamten Insel. Deshalb hatte auch keiner der Kopfgeldjäger mit ernsthaftem Widerstand gerechnet. Die Sorge, dass sich selbst angriffen, war dagegen viel größer gewesen. Doch zum Glück hielt die Waffenruhe zwischen den Männern und Frauen. Die Probleme begannen in Palermo. Die Stadt war vollkommen ausgestorben. Die engen Gassen und weiten Plätze der mediterranen Metropole waren verlassen. Und dies änderte sich auch nicht, als die Kopfgeldjäger tiefer ins karge Innere des Landes vordrangen. Die Olivenhaine, Weinberge und Obstplantagen der Insel waren verlassen. Selbst die Stärksten unter ihnen wurden unruhig. Trotzdem bewegten sie sich vorwärts. Ihr Ziel hatten sie stets vor Augen. Die Schattenburg war der ehemalige Sitz der Herrscher des Landes. Seit über hundert Jahren verlassen, hatte sich der Kult der Schattenflamme hier nun eingenistet. Sie thronte hoch über den trockenen Grassteppen der Insel. Im Krater eines erloschenen Vulkans. Dort hatte vor hunderten Jahren ein kataklysmisches Ereignis stattgefunden, welches die Nordwand des Berges komplett vernichtet und den Vulkan für immer zum Erlöschen gebracht hatte. Zwar hatte dieser Ausbruch jegliches Leben auf Linetia ausgelöscht, doch es war auch ein Neubeginn gewesen. Die fruchtbare Asche, die sich dabei über die gesamte Insel verteilte, ermöglichte erst das entstehen einer Zivilisation auf dem kargen Land. In den erkalteten Krater erbauten die neuen Bewohner der Insel die Schattenburg. Ihren Namen verdankte das Bauwerk dem Umstand, dass es niemals von einem Sonnenstrahl berührt wurde. Auf ewig wachte die Burg im Schatten des Vulkans über die Insel. Und genau dieser Burg näherten sich die Kopfgeldjäger. Es war ihnen klar, dass sie schon längst entdeckt worden waren, doch es kümmerte sich nicht. Um ehrlich zu sein waren sie sogar auf einen Kampf aus. Der Kult der Schattenflamme verfügte über einige herausragende Einzelkämpfer, doch über keinerlei Armee. Und kampflos hätten sie Dillian sowieso nie erreicht. Deshalb sehnten die Kopfgeldjäger den Kampf herbei. Auf einen besseren Plan hatten sich die zerstrittenen Männer und Frauen nicht einigen könnten, denn zu den größten Strategen zählten sie auch nicht. Doch zum Kampf kam es nicht, denn was sie an den Hängen des Vulkans erwartete waren keine Einzelkämpfer sondern ein Streitmacht. Die Bewohner der Insel stellten sich ihnen geschlossen entgegen. Was sie dann bekämpften, hatte mit einfachen Bauern und Kaufleuten nicht mehr viel gemeinsam. Unaufhaltsam, unerbittlich und unmenschlich. Es war ein Gemetzel gewesen.


      Dan lief noch immer ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte. Diese Menschen konnten nicht mehr aufgehalten werden. Selbst wenn man ihnen Gliedmaßen abschlug kämpften sie unbeirrt weiter. Es hatte sich so angefühlt, als würden ihre Gegner von nichts mehr zurückgehalten. Der ehemalige Marinesoldat schüttelte den Kopf. Er musste seine Gedanken frei halten. Nur so konnten sie überleben. Tia und Jason waren hinter ihm und er spürte ihre Blicke auf seinem Rücken. Doch er empfand sie nicht als Last. Vielmehr stärkten sie ihn. Seine Freunde gaben ihm Kraft.
      „Wie siehts aus?“, murmelte Tia und spickte über Dans Schulter.
      „Sollen wir versuchen die Distanz mit einem Sprint zu überbrücken?“, frage Jason. Die Drei befanden sich an den Grenzen Palermos. Vor ihnen lagen einige Plantagen, bevor der Weg eine scharfe Kurve zwischen mehreren Hügeln und in einen Pinienwald machte.
      „Die Bäume werden uns nur einen bedingten Sichtschutz bieten.“
      „Solange ich aus dieser schrecklichen Hitze herauskomme“, stöhnte Jason und fächerte sich etwas Luft zu. Dan kniff die Augen zusammen. Jason hatte etwas wichtiges angesprochen, auch wenn er sich dessen nicht bewusst war. Die Luft flimmerte vor Hitze.
      „Schaffen wir es bei solchen Temperaturen überhaupt so Lange zu sprinten?“ Ihre Gegner schienen von Temperaturen oder Erschöpfung überhaupt nicht betroffen zu sein. Wie Roboter durchkämmten sie noch immer die Straßen. Die drei Flüchtlinge drückten sich tiefer in die Schatten der Seitengasse um nicht gesehen zu werden. Sie hatten seit mehreren Tagen kaum geschlafen und nun hatten sie die letzten Stunden damit verbracht sich durch die Straßen und über die Dächer Palermos zu schleichen.
      „Es ist hoffnungslos, nicht wahr?“, meinte Tia und lies die Schultern hängen.
      „Hundertfünfzigtausend. Selbst mit einer Armee hätten wir keine Chance.“
      „Wir werden nicht sterben. Das lasse ich nicht zu. Vertraut mir“, sagte Dan und stand auf.
      „Was hast du vor?“, fragte Jason misstrauisch.
      „Du willst doch nicht etwa?“, sagte Tia und sprang auf. Ihr Blick folgte Dans, der auf die unzähligen Menschen starrte, die sich in einiger Entfernung aufhielten. Der ehemalige Marinesoldat sah sie nun an und schüttelte den Kopf.
      „Ganz sicher nicht. Wer würde sonst auf euch aufpassen? Außerdem, und ich weiß, dass das selbstsüchtig klingt, will ich noch viele Abenteuer mit euch bestehen. Wenn wir das hier überleben, dann zusammen!“ Er lächelte seine Freunde an.
      „Und was machen wir dann jetzt?“
      „Jetzt setzen wir alles auf eine Karte.“ Kaum hatte Dan ausgesprochen, als eine Explosion Palermo erschütterte.
      „Deshalb musste ich also meinen Sack dort lassen“, meinte Jason und blickte melancholisch in Richtung der Rauchsäule, welche über den Dächern aufstieg.
      „Mit dem ganzen explosiven Kram, welche du so zusammenbastelst, war er nun einmal perfekt für eine Ablenkung geeignet.“ Grimmig lächelnd wandten sich die Drei in Richtung der tausenden Menschen, die zwischen ihnen und ihrer Flucht standen. Jedoch gefror ihr Lächeln direkt wieder. Keiner rührte sich. Die Einwohner der Insel blickten zwar in Richtung der Explosion, doch niemand verließ seinen Posten. Ein heißer Wind fegte über das Land und wirbelte etwas Staub auf.
      „Und was jetzt?“, seufzte Tia und ließ sich kraftlos gegen eine Hauswand sinken. Selbst Dan ließ die Schultern hängen.
      „Jetzt habe ich auch keine Ahnung mehr.“ Überraschenderweise war es Jason, der als einziger Aufrecht blieb.
      „Ich sage euch was wir jetzt tun werden. Wir werden überleben.“ Die Anderen blickten ihn überrascht an. Der ehemalige Adelige hatte die Hand zur Faust geballt. Grimmig starrte er auf die tausenden Menschen, welche ihnen den Weg versperrten.
      „Wir haben es bis hierher geschafft und ich werde nicht aufgeben. Mein Leben ist es verdammt nochmal wert gelebt zu werden. Wir werden uns in Palermo verstecken und überleben, bis wir einen Ausweg finden. Aber verdammt nochmal, ich werde nicht aufgeben!“ Dan und Tia sahen Jason verwundert an, doch dann nickten auch sie grimmig.
      „Es tut gut zu wissen, dass niemand von uns diese Last alleine schultern muss.“ Tia wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln.
      „Ich liebe euch ihr verdammten Bastarde“, knurrte die ehemalige Bergräuberin und warf sich ihren zwei Freunden um den Hals.

      „Wirklich gut gesprochen.“ Die drei Überlebenden machten einen Satz zurück. Beinahe wäre Jason ein Schreckensschrei entkommen. Schockiert blickten die drei auf die Pflastersteine zu ihren Füßen. Das Gesicht, welches sich dort befand lächelte jedoch nur.
      „Es ist wirklich gut, dass wir noch Überlebende gefunden haben. Keine Angst ich passe von jetzt an auf euch auf.“ Vor den verdutzten Augen der Drei wuchs nun eine Frau aus dem Boden. Sie selbst schien ebenfalls aus Stein zu bestehen, doch mit jeder Sekunde ließ dieser Eindruck nun nach. Mit einem Lächeln strich sie sich eine Strähne ihres langen, blonden Haares aus den Augen. Ihr Grinsen wurde nur noch breiter, als sie die überraschten und misstrauischen Blicke der drei Kopfgeldjäger sah. Bevor Maria etwas sagen konnte, hatte Dan seinen Unterarm gegen ihren Hals und sie gegen die Mauer hinter ihr gepresst.
      „Du reagierst schnell, aber wenn ich euch hätte töten wollen, dann hättet ihr das überhaupt nicht mitbekommen.“ Dans Unterarm prallte nun auf den warmen Stein, als Maria mit der Mauer hinter ihr verschmolz, nur um direkt neben ihm wieder hervorzutreten. Fröhlich pfeifend ging sie an Jason und Tia vorbei und trat hinaus ins gleißende Sonnenlicht. Sie musst eine Hand schützend über die Augen halten um etwas erkennen zu können.
      „Hmm die Anderen lassen sich aber Zeit. Muss ich die hundertfünfzigtausend am Ende selber erledigen?“ Den Dreien hinter ihr klappte aufgrund dieser Bemerkung nur die Kinnlade nach unten. Maria jedoch kratzte sich seelenruhig am Kopf.
      „Ahh ja da kommen sie ja endlich. Und keine Sekunde zu früh.“ Entsetzt bemerkten Dan, Tia und Jason, dass sie entdeckt worden waren. Das Pfeifen der Fremden hatte die Aufmerksamkeit der Bewohner auf sich gezogen.
      „Sie werden uns in Stücke reißen“, stotterte Jason.
      „Was für ein Glück, dass ich mich wieder zusammensetzten kann“, antwortete Maria grinsend und mit zusammengekniffenen Augen. Langsam schritt die blonde Frau weiter hinaus in den Sonnenschein und auf die Menschen zu.
      „Ich werde ganz sicher nicht ohne Kampf abtreten“, knurrte Tia beinahe trotzig. Sie umklammerte den letzten Dolch, der ihr geblieben war. Auch Jason packte seinen Stock, mit dem er auch kämpfte, und Dan ballte die Fäuste. Sie konnten die gleichmäßigen Schritte tausender Menschen hören, welche langsam näher kamen.
      „Also ist das unser letztes Gefecht?“
      „Das kann ich dir jetzt noch nicht beantworten Jason“, sagte Dan und atmete noch einmal tief ein.
      „Wie lange brauchst du denn noch?“ Der Schrei Marias ließ sie noch einmal inne halten. Vor allem, da die blonde Frau nun eine Antwort erhielt.
      „Denkst du es ist einfach einen gesamten Wald zu bewegen.“ Erst jetzt fiel den Dreien auf, dass der Pinienwald stetig nähergekommen war.
      „Was zur Hölle geht hier vor“, stotterte Dan.
      „Ihr Drei lehnt euch am besten zurück. Wir erledigen das“, meinte Maria nur grinsend.
      „Sechs gegen Einhundertfünfzigtausend. Klingt nach Unterforderung.“ Die Einwohner der Insel waren schon bedrohlich nahe gekommen, als Maria plötzlich noch einmal inne hielt und sich gegen die Stirn schlug.
      „Ach verdammt ich habe ja die Ziege vergessen. Dann also Sieben gegen Einhundertfünfzigtausend.“



      Kapitel 214: Die glorreichen Sieben
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      Vor den überraschten Augen von Dan, Tia und Jason schoss nun ein Mann aus dem Pinienwald hervor. Er segelte durch die Lüfte und landete inmitten einer Ansammlung Menschen.
      „Ihr versteht das nicht. Das sind keine normalen Menschen mehr“, meinte Tia und packte Maria an der Schulter.
      „Sie spüren keinen Schmerz und kein Bedauern. Es gibt nichts, dass sie zurückhält. Sie haben uns in der Luft zerrissen, als wir angegriffen hatten.“ Die blonde Frau lachte, trotz der Worte, die an sie gerichtet waren.
      „Keine Angst. Auch wir sind keine gewöhnlichen Menschen.“ Maria nickte in Richtung des Mannes, der zuvor aus dem Wald gesprungen war. Man konnte ihn bereits nicht mehr erkennen, da sich hunderte von Menschen auf ihn geworfen hatten.
      „Sie haben ihn zerquetscht“, stotterte Jason und schluckte schwer.
      „Ach bitte jetzt mach dich nicht lächerlich“, sagte Maria. Im selben Moment wurden die Angreifer plötzlich in die Luft geschleudert, als ein riesiger Pinienbaum in ihrer Mitte aus dem Boden schoss. Lachend stand Markas auf der Krone. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß einen lauten Jubelschrei aus. Dann stampfte er auf die Baumkrone, wodurch sich die Nadeln lösten und auf die Angreifer unter ihn hinab schossen. Die Männer und Frauen Linetias wurden von den übergroßen Nadeln durchbohrt und auf den Boden gepinnt. Trotzdem bemerkten Dan und die Anderen, dass dabei keine lebenswichtigen Organe getroffen wurden.
      „Warum...“
      „Weil wir keine Unschuldigen töten“, beantwortete Maria die Frage, noch bevor sie richtig gestellt worden war.
      „Hört mir denn keiner zu? Das sind keine Menschen mehr“, schrie Tia.
      „Da hast du vielleicht recht, aber das heißt nicht, dass wir es nicht wieder umkehren können. Und solange die Chance dafür besteht, werden wir diese Leute nicht töten.“ Maria hatte die Arme verschränkt. Ernst blickte sie in Richtung Markas und nickte grimmig, als sich ihre Augen und die ihres Mannes trafen. Markas landete nun wieder auf dem trockenen Boden inmitten der bewegungsunfähigen Einwohner der Insel. Es war gespenstisch. Obwohl sie von Nadeln von der Größe eines Schwertes durchbohrt worden waren, gaben die Männer, Frauen und Kinder keinen Ton von sich. Selbst dem Shichibukai war es unangenehm ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich vergeblich gegen die Nadeln stemmten. All dies geschah in vollkommener Stille. Er passierte ein junges Mädchen, welches wohl gerade erst im schulfähigen Alter war. Die Nadel hatte ihre Schulter durchbohrt. Trotzdem war sie vollkommen ruhig, während sie sich mit aller Kraft dagegen stemmte. Ihre Augen waren auf Markas fixiert. Kalt und emotionslos starrte sie ihn an. Ihre Haut war, genauso wie bei allen anderen Einwohnern, ergraut und farblos.

      „Verdammt Dillian. Was hast du nur getan“, knurrte der rothaarige Mann und ballte die Fäuste. Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war. Sein, inzwischen wieder lang gewachsenes, rotes Haar flatterte leicht im warmen Wind. Schnell holte er aus und schlug auf den Boden. Kaum eine Sekunde später sprossen mächtige Ranken um ihn herum und wehrten die ankommenden Angriffe ab.
      „Das wird anstrengend werden“, meinte Markas seufzend und blickte auf die Katapulte, die soeben auf ihn gefeuert hatten.
      „Wir haben es hier wohl wirklich mit einer Armee zu tun. Können wir nicht noch einmal über die Regel reden.“
      „Du wirst niemanden töten Megan.“ Er blickte entnervt auf die Frau, die gerade auf ihn zu kam.
      „Ach komm schon... nur so ein klitzekleines Massaker.“
      „Nein“, knurrte Markas und verpasste seinem Gegenüber einen leichten Klaps gegen den Hinterkopf, worauf sie ein beleidigte Schnute zog.
      „Nie darf ich meinen Spaß haben.“ Schmollend setzte sie sich auf den staubigen Boden und verschränkte die Arme. Beinahe schon trotzig stellte sie ihren Koffer mit den sechs Schwertern neben sich ab. Währenddessen konzentrierte sich Markas weiter auf die Angriffe. Geschickt lenkte er seine Ranken um jegliche Geschosse abzuwehren und seine Gegner auf Abstand zu halten. Trotzdem rückten die Bewohner der Insel unablässig näher.
      „Du darfst mir auch gerne zur Hand gehen“, knurrte er in Richtung der Frau hinter ihm. Mit einem geschickten Sprung wich er gleichzeitig einem ankommenden Angriff aus. Der Speer verfehlte ihn, spießte dafür jedoch Megan auf. Noch während Markas in der Luft war, erzeugte er mehrere Samen in seiner Hand und schleuderte sie in Richtung der Katapulte. Mit Kraft und Präzision traf er sein Ziel. Kaum berührten die Samen die hölzernen Konstruktionen, begannen schon Ranken daraus zu sprießen. Innerhalb weniger Sekunden waren die Katapulte vollständig von Efeu eingehüllt und somit unbrauchbar.
      „Ach verdammt. Das tut weh.“
      „Jetzt stell dich nicht so an. Du spürst das nicht einmal“, sagte er und zog Megan auf die Beine. Die blauhaarige Frau grunzte ihn nur missmutig an und zog den Speer aus ihrer Brust. Ein paar Lehmkrümmel rieselten dabei zu Boden.
      „Nicht töten“, sagte Markas nun noch einmal und hob ermahnend den Zeigefinger.
      „Aber du kannst sie von mir aus Bewusstlos prügeln.“ Die Stimmung Megans hob sich sichtlich, als sie diese Worte hörte.
      „Deal“, sagte sie mit einem breiten Grinsen und riss sich darauf den rechten Arm aus. Markas rollte nur mit den Augen, während Megan losstürmte und ihren Arm dabei wie einen Streitkolben schwang. Ihr erster Schlag war mit solcher Wucht geführt, dass er etwa fünfzig Männer und Frauen in die Luft schleuderte. Dabei lachte sie nur wahnsinnig.
      „Ich fühle mich so verfickt noch mal am Leben“, schrie sie, während sie sich abstieß, auf den Köpfen der Menge landete und dann los rannte. Mit einem Salto holte sie Schwung und schmetterte dann ihren Arm mit aller Macht auf den Boden. Die Druckwelle alleine fegte die Umstehenden von den Beinen. Grinsend federte Megan zurück auf die Beine und sah sich um.
      „Ist das schon alles? Da hat es ja mehr Spaß gemacht mit Clayton zu spielen.“

      Dan, Tia und Jason beobachteten aus sicherer Entfernung das Schauspiel. Diese zwei Leute alleine hatten es bereits geschafft gut dreitausend Angreifer auszuschalten.
      „Unglaublich“, murmelten die Drei gleichzeitig.
      „Haha wartet bis ihr den Rest gesehen habt“, sagte Maria und blies sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht. Die blonde Frau ließ sich nun nach vorne fallen und verschmolz mit dem Boden. Direkt darauf begann dieser auch schon zu beben. Die drei Kopfgeldjäger klammerten sich aneinander fest um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Einwohner, die sie umstellten, hatten jedoch nicht so viel Glück. Der Boden unter ihren Füßen senkte sich plötzlich ab und schoss dann nach oben, wodurch die Leute in die Luft katapultiert wurden. Direkt darauf verformte sich die Erde und bildete zwei riesige Hände, welche die Menschen nun einschlossen. Alles passierte im Bruchteil einer Sekunde. Zurück blieb ein kompakter Block aus Erde, aus dem etwa tausend Köpfe herausragten. Grinsend wuchs Maria neben den staunenden Kopfgeldjägern wieder aus dem Boden und wischte sich etwas Erde von den Schultern. Sie atmete schwer und schwitzte stark, doch wirkte glücklich.
      „Puh das kostet wirklich Kraft, aber ich werde besser“, sagte sie mehr zu sich selbst, als zu den Dreien neben ihr.
      „Ihr tötet wirklich niemanden, oder?“, fragte sie Dan nun, während er auf die etwa zweitausend eingesperrten Einwohner Linetias blickte.
      „Das würde ich so nicht sagen. Wir sind keine Heiligen. Aber wenn die Chance besteht, dass sie gerettet werden können, so werden wir alles daran setzen, das Leben dieser Menschen zu bewahren.“
      „Die Frag ist nur, ob sie, nachdem was sie durchgemacht haben, überhaupt gerettet werden wollen“, meinte Tia nachdenklich.
      „Nun, dass kann ich nicht für sie entscheiden. Und wenn ich sie jetzt fragen würde, glaube ich kaum, dass sie antworten“, meinte Maria und berührte die Mauer eines der Gebäude, worauf ihre Haut sofort dieselbe Farbe annahm. Sie kam jedoch nicht mehr dazu die verbleibenden Angreifer auszuschalten, da diese nun direkt vor ihr kollabierten.
      „Kommt ihr endlich auch?“, rief Maria in Richtung der vier Personen, die etwas entfernt auf einem Häuserdach standen. Wobei Personen nicht wirklich zu traf, da nur drei von ihnen Menschen waren und eine ein davon ein Kind. Senghok seufzte. Direkt neben ihm stand seine treue Ziege auf deren Rücken eine kichernde Layla ritt. Das kleine Mädchen jauchzte vor Freude, als es seine Mutter sah. Mit einem Satz überbrückte Maria die Distanz zwischen sich und ihrer Tochter und landete direkt neben den Anderen auf dem Dach. Schnell schloss sie Layla in die Arme und rieb ihre Nase gegen die ihres Kindes.
      „Sollte sie nicht eigentlich auf dem Schiff bleiben?“ Senghok zuckte unter ihrem vorwurfsvollen Blick zusammen. Mit einer Mutter wollte man sich nicht anlegen. Egal welche Position man inne hatte. Das hatte er in seiner langen Amtszeit immer wieder gelernt.
      „Außer dir hätte es wohl niemand geschafft sie vom Rücken der Ziege herunter zu kriegen. Außerdem hat Markas...“ Marias Augen verengten sich zu Schlitzen.
      „Markas“, knurrte sie und blickte in Richtung ihres Ehemanns, der gerade dabei war ein weiteres Bataillon Angreifer mit Megan auszuschalten. Langsam setzte sie ihre Tochter wieder auf den Rücken der Ziege, was Layla mit einem weiteren Jauchzen quittierte.
      „Könnt ihr kurz weiter auf meine Tochter aufpassen, während ich meinem Mann die Leviten lese?“
      „Mitten auf dem Schlachtfeld“, meinte Calia lachend.
      „Na wo denn sonst“, erwiderte Maria mit einem ebenso breiten Grinsen und verschmolz mit dem Dach des Hauses.

      Senghok schüttelte nur den Kopf und stieß sich dann ebenfalls vom Dach ab. Ein goldenes Strahlen erfüllte den gesamten Himmel, als der ehemalige Flottenadmiral seine Fähigkeit aktivierte. Der Boden unter ihm brach auf als er landete und seine Schockwelle erzeugte tiefe Risse und schaltete etwa dreitausend Kämpfer auf einen Schlag aus. Dan, Tia und Jason mussten die Augen abschirmen um überhaupt etwas erkennen zu können.
      „Unglaublich. Sie nehmen es mit einer gesamten Armee auf.“ Ungläubig blickten die Drei auf das Schauspiel vor sich und bemerkten dabei gar nicht die Menschen, die sich ihnen über die Häuserdächer näherten. Erst als eine Einwohnerin der Insel neben ihnen zu Boden stürzte, schreckten sie auf. Schnell brachten sie sich in Sicherheit, als nun noch mehr Männer und Frauen bewegungslos zu Boden fielen.
      „Was geschieht hier?“
      „Sie haben ihr Gleichgewicht verloren“, sagte Calia seelenruhig, während sie auf die Drei zu ging. Neben ihr schritt Senghoks Ziege und kaute gemütlich auf einem Blatt, während Layla jauchzend auf ihrem Rücken herumtollte.
      „Warst du das?“, fragte Jason und deutete auf die bewegungsunfähigen Menschen. Calia nickte. Ihr blinden weißen Augen zuckten hin und her. Es wirkte fast so, als würde sie sich umsehen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schob sie sich nun zwischen Tia und Dan durch. Mit weit ausgebreiteten Armen ging sie auf die angreifenden Menschen zu. Dabei strahlte sie eine beinahe greifbare Ruhe aus. Doch diese Ruhe wurde nun hinweggefegt. Auch wenn es nur für einen Moment war, so konnte man es doch deutlich fühlen. Etwas brodelte unter der Oberfläche der Vizeadmiralin. Sie biss die Zähne zusammen, ihr Mantel flatterte leicht im Wind und ihre goldene Rüstung funkelte in der heißen Mittagssonne. Mit Urgewalt schlug Calia ihre Arme gegeneinander. Immer wieder. Man konnte ihren Bewegungen mit den Augen kaum folgen. Die Wirkung dieses Schauspiels zeigte sich sofort. Etwa tausend Männer und Frauen, welche soeben noch auf Calia zu gestürmt waren, brachen plötzlich zusammen.
      „Fledermaus“, murmelte Jason, der verstand was die Vizeadmiralin gerade getan hatte.
      „Was?“, fragten Tia und Dan gleichzeitig.
      „Sie ist blind.“
      „Das haben wir auch bemerkt.“
      „Gerade eben hat sie mit ihren Handschuhen Schallwellen erzeugt. Diese haben den Gleichgewichtssinn ihrer Gegner durcheinander gebracht.“
      „Richtig“, warf Calia ein, während sie sich wieder zu den drei Kopfgeldjägern umdrehte. Sie lächelte.
      „Allerdings wird es nicht wirklich lang anhalten. Aber zumindest wird es lang genug sein, bis sie ankommt.“
      „Sie?“
      „Die Frau, welche uns anführt.“ Calia schloss die Augen.

      Ein kalter Schauer lief Dan, Tia und Jason über den Rücken. Es war kein unangenehmes Gefühl. Viel mehr fühlten die Drei sich, als wären sie soeben früh am morgen in einen kühlen See gesprungen. Die Kopfgeldjäger schlossen die Augen. Eine kühle Brise strich über ihre Gesichter. Die brütende Hitze war wie fortgeblasen. Der salzige Geruch des Meeres stieg Dan in die Nase, während Tia die frisch gemähten Bergwiesen ihrer Heimat roch.
      „Was geht hier vor?“ Calia antwortete nicht, sondern nickte nur in Richtung Süden. Dort vom Meer aus kam sie. Seelenruhig schritt Miyuki auf das Schlachtfeld zu. Jeder hatte ihre Ankunft bemerkt. Ein Windstoß blies durch ihr kurzes, schwarzes Haar. Sie trug ein einfaches, kariertes Hemd, dessen Ärmel sie nach oben gekrempelt hatte, und Jeans, sowie ihre silbernen Handschuhe. Beiläufig strich sie über die Totenschädel, welche vor so langer Zeit auf den Handrücken eingebrannt worden waren. Die drei Kopfgeldjäger zuckten zusammen, als nun Senghok, Markas, Maria und Megan direkt neben ihnen landeten. Alle blickten sie stumm auf Miyuki. Selbst Senghoks Ziege lies das blöken, nachdem sie einen Mann, der soeben Layla angreifen wollte, mit einem Tritt ausgeknockt hatte.
      „Was ist dieses Gefühl“, murmelte Dan.
      „Ihr Königshaki“, antwortete Senghok. Stolz blickte er auf seine Tochter, die seelenruhig einer Armee aus beinahe einhundertfünfzigtausend Menschen entgegenschritt. Als er nun bemerkt, dass weder Dan, Tia oder Jason ihn verstanden, fuhr er fort.
      „Königshaki hat die Kraft Gegner mit schwächerem Geist auszuschalten. Man überwältigt sie mit schierer Willenskraft. Deshalb nennt man es auch das Haki des Tyrannen. Doch das ist nur eine Seite der Münze. Die andere ist das Haki des Herrschers.“ Senghok verschränkte die Arme und nickte in Richtung Miyukis. Die junge Frau schien von einer leuchtend, goldenen Aura umgeben zu sein. Sie erfüllte alle Anwesenden mit Hoffnung.
      „Dies wäre eine Frau, der ich bereit wäre zu folgen. Jemanden den ich meinen Anführer nennen könnte.“ Obwohl er Miyuki noch nie zuvor gesehen hatte, war Dan von diesem Gedanken überzeugt. Und er sah seinen Freunden an, dass es diesen genauso ging.
      „Ein König ist nichts ohne seine Untertanen. Ein Inhaber des Königshakis hat nicht nur die Fähigkeit seine Gegner zu überwältigen, sondern, und das ist viel wichtiger, seine Freunde und Gefolgsleute zu inspirieren. Die Kraft Menschen zu bewegen. Ihnen Hoffnung zu spenden und ihre eigenen Kräfte zu wecken. Die Macht Menschen zusammenzubringen und zu Einen. Das ist die wahre Kraft des Königshakis. Bedauerlicherweise nutzen es die wenigstens, welche diese Veranlagung hätten. Doch es gibt Ausnahmen.“ Die Blicke aller Anwesenden waren auf Miyuki gerichtet. Die junge Frau hatte inne gehalten. Ruhig atmete sie ein und aus. Inzwischen war sie vollkommen umzingelt. Langsam streckte sie einen Arm aus und winkelte den Anderen an. Überrascht riss Senghok nun die Augen auf.
      „Diese Haltung...“, murmelte er. Seine Überraschung wich nun jedoch einem Lächeln. Er senkte den Kopf und schloss die Augen.
      „So ist das also. Dann zeige mir, dass du deine Mutter übertroffen hast.“ Langsam öffnete er seine Augen. Genau im selben Moment tat Miyuki dasselbe.
      „Electric Impulse!“



      Kapitel 215: Heiße Nächte in Palermo
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      „Nie darf ich meinen Spaß haben. Ich war gerade mal bei fünftausend.“ Megan wirkte enttäuscht, während sie ihren abgerissenen Arm gerade selbst wieder annähte. Missmutig blickte sie zu Markas auf, der gerade neben ihr erschienen war und die offene Handfläche ausstreckte.
      „Achttausend“, sagte der Shichibukai grinsend.
      „Verdammt!“, schrie Megan und klatschte ihrem Gegenüber Fünfzigtausend Berri in die ausgestreckte Handfläche.
      „Nächstes Mal gewinne ich.“
      „Das bezweifle ich.“ Markas warf den Kopf zurück und lachte schallend. Dieses Lachen blieb ihm jetzt jedoch im Hals stecken, als ihm jemand von hinten auf die Schulter klopfte.
      „Wenn ich mich recht erinnere, hast du auf dem Schiff noch großspurig verkündet, dass ihr hier fertig seid bis ich komme.“ Markas verzog das Gesicht und drehte sich zu Miyuki um.
      „Also?“ Beleidigt murmelnd legte der rothaarige Shichibukai das Geld, welches er soeben von Megan erhalten hatte, in die ausgestreckte Hand seiner Freundin.
      „Jetzt sei nicht beleidigt. Maria hätte dich sowieso das Geld nicht behalten lassen.“
      „Verdammt richtig“, ertönte Marias Einwurf aus der Entfernung. Sie beobachtete gerade Layla, die lachend auf dem Rücken der Ziege zwischen den Einwohnern Linetias herum ritt.
      „Es ist wirklich unglaublich.“ Tia berührte die Wange einer Einwohnerin. Die Augen der Frau folgten ihr zwar, doch ansonsten rührte sie sich nicht. Senghok ging gerade zu seiner Tochter hin.
      „Du hast deine Mutter wahrlich übertroffen.“
      „Es hat mich meine gesamte Kraft gekostet, aber sie sollten sich für etwa zwei Tage nicht rühren können.“
      „Ada gelang es nie ihr Köngishaki mit ihrem Electric Impulse zu verbinden. Deshalb bewältigte sie ihre Missionen lieber alleine. So musste sie keine Rücksicht auf ihre Verbündeten nehmen.“
      „Was hast du gemacht?“ Dan kam nun von der Seite auf die Zwei zu. Sein Gesicht zeigte pure Verwirrung.
      „Mit Electric Impulse setze ich elektrische Störungen in den Nerven meiner Gegner frei. Es gibt viele Anwendungsmöglichkeiten. Bei den Einwohnern hier habe ich einfach die Muskeln komplett gelähmt. Sie können sich nicht mehr bewegen. Gleichzeitig habe ich euch mit meinem Königshaki abgeschirmt, sodass ihr davon nicht betroffen seid.“
      „Unglaublich“, stotterte Dan verdattert, während er seinen Blick über die Menschen schweifen lies. Er hätte es sich nie zu träumen gewagt, dass es solche Kräfte auf dieser Welt gab. Als Marinegefreiter hatte er eine gründliche Kampfausbildung genossen, doch vor diesen Leuten fühlte er sich wie ein unwissendes Kleinkind.
      „Trotzdem verbraucht diese Technik extrem viel Power“, fügte Miyuki hinzu. Erst jetzt bemerkte er, dass die Frau stark schwitzte. Auch ihre Atmung ging ungleichmäßig. Ihr Vater stützte sie nun. Dankend nahm sie seine Hilfe an.
      „Wir müssen uns ausruhen,“ meinte der ehemalige Großadmiral.
      „Alle“, fügte er mit einem Blick auf Megan hinzu, welche gerade mit Markas stritt und drohend die Faust hob.
      „Wir müssen trotzdem auf der Hut sein. Mein Electric Impulse hat nur eine begrenzte Reichweite und dicke Wände kann er nicht durchdringen.“ Senghok, Maria, Markas, Megan und Calia bildeten nun einen schützenden Ring um Miyuki und setzten sich in Bewegung. Tia, Dan und Jason folgten etwas hinter den Sieben.
      „Denkst du wirklich, dass wir auf diese Frau vertrauen könnten? Das wir ihr folgen könnten?“ Tia blickte auf Miyuki. Im Blick der Bergräuberin lag Hoffnung, aber auch eine tiefe Unsicherheit. Dan schwieg. Stattdessen sah er auf die erstarrten Leute, zwischen denen sie gerade durchliefen und dann auf seine eigene Hand.
      „Ich glaube kaum, dass wir mit unseren Kräften schritt halten könnten“, antwortete er schließlich.


      Die Sonne versank gerade im Meer und tauchte die gesamte Stadt in ein goldenes Licht. Trotzdem flimmerte die Luft aufgrund der Hitze immer noch. Normalerweise wäre dies ein wunderbarer Sommerabend gewesen, an dem das Leben in der Stadt nur so pulsiert hätte. Die Märkte wären mit Besuchern übergequollen. Man hätte den Abend in einem der zahllosen Bistros verbracht, oder wäre in einer nahegelegen Bucht noch einmal ins Wasser gesprungen. Doch dies war kein normaler Abend mehr. Genauso wenig wie Linetia eine normale Insel war. Die drei Kopfgeldjäger schluckten, während sie die unzähligen Leute anstarrten, die in den Straßen Palermos standen. Selbst hier hatte der Electric Impulse von Miyuki sie gelähmt. Die Augen der Einwohner folgten ihnen stumm, während sie durch die Gassen schlenderten. Während Tia, Jason und Dan die Anspannung deutlich anzumerken war, gaben sich die Anderen vollkommen entspannt.
      „Lass den Unsinn“, knurrte Maria in Megans Richtung.
      „Ach wirklich? Dein Mann scheint da anderer Ansicht zu sein.“ Sofort als sie die Antwort von Arthurs Schwester hörte, wirbelte Maria herum und erwischte Markas gerade noch dabei wie er direkt auf Megan starrte.
      „Also bitte, ich bin...“ Zu mehr kam der Shichibukai nicht mehr, da er dann auch schon eine schmerzhafte Kopfnuss von Maria abbekam. Auch Miyuki schüttelte enttäuscht den Kopf, als sie bemerkte, dass ihr Vater sich zwar nichts anmerken lies, aber trotzdem ziemlich rot im Gesicht war.
      „Es ist aber auch verdammt heiß“, rechtfertigte Megan sich, während sie splitterfasernackt vor den Anderen her schritt.
      „Du bist wirklich total wahnsinnig“, meinte Maria und schüttelte den Kopf.
      „Ich war jahrelang IN meinem Bruder, der mich umgebracht hat. Beweisführung abgeschlossen“, erwidert Megan und streckte der blonden Frau die Zunge raus.
      „Darf ich sie bitte umbringen Miyuki?“
      „Du kannst ihr einen Arm ausreißen.“ Während Maria Miyuki in ein Streitgespräch verwickelte, beugte sich Markas zu seiner Tochter hinab.
      „Zumindest wissen wir jetzt, dass Megan nur auf dem Kopf Haar...“ Die Wucht mit der Maria ihren Ehemann gegen die Schläfe kickte, lies die Umgebung erbeben. Layla, die natürlich überhaupt nichts von dem verstanden hatte, was ihr Vater soeben gesagt hatte, jauchzte vor Vergnügen und hielt sich an den Hörnern der Ziege fest.
      „Calia pass kurz auf meine Tochter auf“, knurrte Maria und krempelte die Ärmel ihrer Bluse nach oben. Die Vizeadmiralin nickte und tätschelte das kleine Mädchen behutsam auf den Kopf. Sie zogen nun weiter, und versuchten so gut es ging die unmenschlichen Laute zu ignorieren, welche Markas gerade von sich gab.
      „Wahrscheinlich gefällt es ihm eh“, meinte Miyuki grinsend.
      „Das will ich gar nicht wissen“, meinte Calia. Layla lachte immer noch und wann immer ein Schrei ihres Vaters die Luft durchdrang jauchzte sie.
      „Sie scheint es jedenfalls gewöhnt zu sein“, fügte Calia noch hinzu.

      „Wo ist eigentlich Megan hin?“
      „Während Maria Markas ein blaues Auge verpasste, hat Megan einige Einwohner gesehen, die sich anscheinend in einem Keller oder dergleichen aufgehalten haben, und so meinem Electric Impulse entgangen sind.“
      „Die Schwerter hat sie aber schon hiergelassen.“
      „Ja hat sie“, meinte Miyuki und hob den Koffer, welchen sie in Händen hielt etwas höher. Kurz darauf realisierte sie, dass Calia das nicht sehen konnte, also lies sie ihn wieder sinken.
      „Dieses mal hat sie sich das linke Bein ausgerissen und verwendet das als Knüppel. Sie meinte, dass das die Dinge interessanter macht.“
      „In solchen Momenten bedauere ich es blind zu sein“, antwortete Calia grinsend. Gerade als die Vizeadmiralin diese Worte ausgesprochen hatte, stürzte einige hundert Meter ein Haus zusammen.
      „Zurückhaltung ist keine Stärke von ihr“, meinte Senghok und schüttelte den Kopf.
      „War es denn jemals eine Stärke von dir?“ Der ehemalige Großadmiral zuckte unter den Worten seiner Tochter zusammen.
      „Deine Mutter hat dir wohl einiges erzählt.“
      „Alles“, meinte Miyuki und als sie das Gesicht ihres Vaters sah, musste sie lauthals lachen.
      „Sie wissen aber schon, dass wir uns inmitten von Feindesgebiet befinden?“, murmelte Tia.
      „Ich hab keine Ahnung“, antwortete Dan. Jason hatte den Mund einfach nur weit offenstehen und sagte gar nichts.
      „Keine Angst wir haben alles im Griff“, sagte Calia beruhigend und drehte sich zu den Dreien um.
      „Die Einwohner diese Insel sind zwar keine gewöhnlichen Menschen, aber in diesem Falle war uns das von Nutzen.“
      „Wie...“, fing Dan an, doch er wurde direkt von Miyuki unterbrochen.
      „Hundertfünfzigtausend denkende Menschen hätte ich wohl nicht für so eine lange Zeit ausschalten können“, erklärte Miyuki. Senghok ergänzte die Worte seiner Tochter noch weiter.
      „Diese Menschen haben keine Seele mehr. Damit haben sie auch keine Verteidigung gegen Haki. Selbst ein normaler Zivilist hat eine gewisse Grundabwehr gegen Haki. Hätten wir es hier mit normalen Menschen zu tun gehabt, so wäre es für Miyuki unmöglich gewesen alle mit ihrem Köngishaki zu durchdringen und so ihren Electric Impulse perfekt zu steuern. Wir hätten normal kämpfen müssen, was sicher nicht gänzlich ohne Opfer funktioniert hätte.“ Die Blicke der drei Kopfgeldjäger wechselten ehrfürchtig zwischen Miyuki und ihrem Vater.
      „Und was werden wir jetzt tun?“ Miyuki hielt inne. Sie holte tief Luft.
      „Jetzt reden wir mit den Überlebenden.“ Calia und Senghok nickten, während Dan, Tia und Jason sich verdutzt umsahen. Sie befanden sich auf einem kleinen Platz, wie es sie in Palermo zuhauf gab. Ein kleiner Springbrunnen stand in der Mitte und die Häuser, welche sie umringten, waren mit prächtigen Blumen dekoriert.
      „Ihr wusstet also das wir hier sind. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung.“ Die Tür eines kleinen Restaurants schwang auf und mehrere Menschen traten daraus hervor. Beruhigt stellte Tia fest, dass diese Bewohner des Landes noch eine normale Hautfarbe hatten. Die Abendsonne tauchte alles in eine warmes Licht, als Miyuki auf die Anführerin der Überlebenden zu ging und ihr die Hand gab.
      „Wir haben viel zu bereden Prinzessin.“
      „Ich führe diesen Titel nicht und ich habe ihn nie geführt.“
      „Trotzdem ist dies euer Geburtsrecht.“ Die junge Frau blickte an Miyuki vorbei auf Senghok. Sie neigte leicht den Kopf.
      „Der Großadmiral hat euch wohl alles über mich erzählt.“ Miyuki schmunzelte und legte ihre Hand auf die Schulter der jungen Frau.
      „Er nicht. Meine Mutter hat mich aufgeklärt. Ada hat mir einiges erzählt. Einiges, aber nicht alles. Den Rest würde ich gerne aus euren Mund hören.“ Der Gesichtsausdruck der jungen Frau hellte sich merklich auf, als sie den Namen von Miyukis Mutter hörte. Sie schloss die Augen und nickte.
      „Dann kommt. Die Umstände sind ernst, vielleicht sogar hoffnungslos, doch wir Linetianer haben unsere Gastfreundschaft nicht verlernt.“


      Der beißende Geruch von Alkohol eilte ihm voraus. So wie immer. Die weiße Robe war inzwischen schmutzig und ausgebleicht, doch es kümmerte ihn nicht wirklich. Er nahm einen tiefen Schluck Whiskey. Dabei verschluckte er sich jedoch, woraufhin er die Hälfte der Flüssigkeit hustend auf seiner Robe verteilte.
      „Drauf geschissen“, knurrte Dillian und blickte auf. Im Innern der Schattenburg herrschte stete Dämmerung. Trotzdem sah er nun etwas, dass seine Aufmerksamkeit erregte. „Also hat er es getan“, seufzte der Alkoholiker. Auf dem massiven Steinplatten waren schwarze Fußabdrücke eingebrannt. Sie führten zum Haupttor der Burg. Das mächtige Eichentor war groß genug damit ein Riese es bequem durchschreiten konnte. Und es lag in Trümmern. Irgendetwas hatte es mit unglaublicher Wucht getroffen und zerschmettert. Holzsplitter, die einen erwachsenen Mann durchbohrt hätten, lagen überall verstreut. Tiefschwarz und verkohlt vermittelten sie ein grimmiges Bild von der Urgewalt, die das Tor vernichtet hatte. Dillian rieb sich seine schmerzenden Schläfen und wandte sich ab. Schnell eilte er in den ehemaligen Thronsaal. Dort wo ihn sein Sohn erwartete. Er warf die Kapuze zurück und enthüllte sein struppiges und ungepflegtes Haar. Die Blicke der Anwesenden schwenkten kurz zu ihm, kehrten dann jedoch zu Dillian zurück. Nur die klaren, grünen Augen seines Sohnes verharrten auf ihm. Er saß auf dem ehemaligen Thron dieses Landes. Genau wie die Könige von dereinst. Und genau wie die Könige von dereinst war er gerade von seinen Generälen umgeben.
      „Warum darf Kalaen den ganzen Spaß haben“, knurrte Flare Scarlet und spuckte auf den Boden.
      „Weil ich einen Testlauf wollte“, antwortete Dillian kalt und stand auf. Die Bluhündin rollte mit den Augen, doch er war noch nicht mit ihr fertig.
      „Wir sollten eher über Melkor sprechen. Er war in deiner Division. Wo ist er hin.“
      „Hab ich doch keine Ahnung“, meinte Flare gähnend, woraufhin Waylon Jones nur donnernd lachte.
      „Halt die Schnauze. Du hast den Großteil deiner Leute aufgefressen.“ Der riesige Hüne lachte nur noch lauter.
      „Mit der Zeit werde ich euch Welpen alle verschlingen.“ Jones ließ sich nun im Schneidersitz auf den Boden fallen. Die Erde bebte leicht und Staub rieselte von der Decke.
      „Ich werd dir deine hässliche Fratze gleich hier um dekorieren du Arschloch“, schrie Flare und ballte die Fäuste. Sie wurde nun jedoch von Rodric zurückgehalten.
      „Dekorieren! Du hast dir das Wörterbuch, das ich dir geschenkt habe, also doch angesehen“, merkte der Kopfgeldjäger glücklich an.

      „Beruhigt euch jetzt.“ Dillians Stimme war kalt und emotionslos. So wie immer. Sein Vater bemerkte, dass Ricket und Alice sich keinen Millimeter gerührt hatten. Ihre Haut hatte seit dem letzten Mal noch weiter an Farbe verloren. Sie waren beinahe schon so grau wie die Einwohner Linetias. Dillian Sr. seufzte und trat nun an seinen Sohn heran.
      „Wer sind die neuen Angreifer?“
      „Es ist Miyuki.“ Für einen kurzen Moment sah der Vater etwas in den Augen seines Sohnes aufflackern.
      „Sie...“ Grüne Flamen bildeten sich kurz um Dillians Fäuste, doch sie erloschen genauso schnell wie sie erschienen waren. Schnell fasste er sich an die Stirn und schüttelte den Kopf.
      „Wir müssen uns vorbereiten. Thaira!“ Die angesprochene Forscherin trat aus dem Schatten des Thrones hervor.
      „Wie weit sind Onox und die Coke-Zwillinge?“
      „Beinahe fertig. Victor verpasst ihnen gerade den letzten Feinschliff.“
      „Wir werden die Ergebnisse mit Kalaen abwarten, bevor wir sie auch aussenden.“
      „Also hast du ihn wirklich ausgesandt.“ Er packte seinen Sohn an den Schultern, doch Dillian riss sich direkt los. Er drehte sich nun zu seinen Leuten um. Flare rang gerade mit Rodric auf dem Boden, während Waylon das Treiben lachend betrachtete.
      „Ihr werdet nach euren Divisionen sehen. Macht euch für einen Angriff bereit.“
      „Werden wir angreifen oder angegriffen?“, fragte Rodric und warf Flare von sich herunter.
      „Das werden wir noch sehen.“ Der Kopfgeldjäger nickte und wandte sich ab. Schnell verwandelte er sich in eine Fledermaus und schoss durch deines der hohen Fenster knapp unter der Decke hinaus.
      „Ich hasse meine Division. Sie stinkt“, knurrte Flare und trottete ebenfalls davon.
      „Deswegen passt sie zu dir“, konnte man Rodrics Stimme aus der Entfernung vernehmen.
      „Verfickter Fledermausbastard“, schrie Flare wütend und spie dabei sogar tatsächlich Flammen. Ihr Wutausbruch wurde nun jedoch von dem titanischen Knurren von Waylon Jones Magen übertönt.
      „Dann will ich in meiner Division auch nach dem Rechten sehen“, meinte der Titan und lachte dumpf. Ricket und Alice waren direkt nach Dillians Befehlt schon los geeilt. Sein Vater ließ sich nun auf den Boden sinken. Er lehnte gegen die Wand und blickte seinen Sohn durchdringend an.
      „Ist das der richtige Weg, welchen wir beschreiten?“
      „Es kümmert mich nicht ob es richtig oder falsch ist. Ich tue was getan werden muss“, antwortete Dillian. Sein Vater schüttelte den Kopf.
      „Ob es das Wert ist. Es war wirklich einfacher, als alles weit weg war.“
      „Du wirst mich weiter begleiten?“ Er blickte in die klaren Augen seines Sohnes und seufzte.
      „Natürlich. Ich werde nicht umkehren. Konsequenz heißt es auch Holzwege zu Ende zu gehen.“ Dillian nickte und wandte sich ab. Trotzdem hielt er noch einmal kurz inne, bevor er den Raum verließ.
      „Vergiss niemals, dass ihr dafür verantwortlich seid. Ihr habt mich zurückgelassen um eure Scherben aufzuräumen. Du und Letum... Ihr habt mich zu dem gemacht, was ich bin!“



      Kapitel 216: Der letzte Sohn
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      Markas rieb sich seinen, immer noch schmerzenden, Kopf und sah sich um.
      „Also von Gastfreundschaft verstehen die Leute hier wirklich etwas“, murmelte er und nahm sich einen Eisbeutel für sein blaues Auge.
      „Und du verstehst etwas davon Maria zum kochen zu bringen“, meinte Miyuki grinsend und stupste ihn in die Seite.
      „Habt ihr zwei da hinten eigentlich...“
      „Darüber will ich jetzt nicht reden“, unterbrach der rothaarige Shichibukai seine gute Freundin, welche daraufhin hämisch grinste.
      „Wo ist eigentlich meine Tochter.“
      „Die reitet gerade.“
      „Immer noch auf der Ziege.“
      „Nein sie hat ein neues Reittier gefunden.“
      „Könnte mir jemand helfen“, ertönte Calias verzweifelte Stimme. Sie hatte Layla auf den Schultern sitzen und das kleine Mädchen hatte sich an ihren langen, blonden Haaren festgekrallt und nutzte diese als Zügel.
      „Helft mir“, flehte die Vizeadmiralin, während das kleine Mädchen jauchzend an ihren Haaren riss. Ein Umstand, der von Maria mit einem herzlichen Lachen quittiert wurde.

      „Wisst ihr was ich nicht verstehe?“, frage Dan seine zwei Freunde. Die drei Kopfgeldjäger hielten sich in einer entlegenen Ecke des großen Kellergewölbes auf. Hier direkt neben großen Weinfässer hatten sie sich niedergelassen.
      „Du meinst abgesehen davon, dass wir uns auf einer besetzten Insel befinden und trotzdem gerade Zeuge eines Festmahles werden“, meinte Tia. Jason stimmte der ehemaligen Bergräuberin nickend zu, während er weiter an seinem gerösteten Hammelbein nagte.
      „Die Prinzessin hat doch selbst gesagt, dass Linetia das gastfreundlichste Land der Welt ist“, sagte Dan. Von der angespannten Stimmung, welche im Freien geherrscht hatte, war nichts mehr zu sehen. Hier in diesem von Fackeln erhellten Kellergewölbe tobte das Leben. Leute tanzten auf den Tischen. Eine Frau mit pinken Haaren balancierte auf einem rollenden Fass. Die Luft war erfüllt vom köstlichen Geruch verschiedenster Gewürze. Über mehreren Feuerstellen wurde Fleisch gebraten. Körbe voll mit reifstem Gemüse standen auf den Tischen. Dan nahm einen weiteren Löffel Suppe und biss vom frischen Brot ab, welches ihm zuvor gereicht worden war. Im Gegensatz zu Miyuki und ihrer Truppe wirkte er noch immer ernst und besorgt.
      „Was mich wundert ist, dass diese Menschen sich uns nicht gezeigt haben. Wo waren sie, als wir uns durch Palermo schlugen? Als wir Hilfe brauchten.“ Seine beiden Begleiter hielten inne. Der ehemalige Marinegefreite hatte Recht.
      „Liegt das nicht auf der Hand?“ Die Drei schreckten hoch und starrten nach oben ins Halbdunkel. Dort auf dem Weinfass saß Megan und grinste auf die Kopfgeldjäger hinab. In der Hand hielt sie einen Krug, der in etwas so groß wie sie selbst war.
      „Wisst ihr, saufen macht nur halb so viel Spaß, wenn man nicht besoffen wird. Einer der Nachteile von diesem Körper.“ Sie sprang nun vom Fass herunter und landete direkt neben den Dreien. Immerhin hatte sie sich wieder etwas angezogen, auch wenn es nur äußerst knappe Hotpants und ein Bikinioberteil waren.
      „Deine Schnürsenkel sind offen“, meinte Tia abschätzig mit einem Blick auf die Stiefel von Arthurs Schwester.
      „Ich hab Schnürsenkel“, war die wenig befriedigende Antwort, die sie darauf erhielt. Megan lachte und genehmigte sich einen tiefen Schluck aus ihrem überdimensionalen Krug.
      „Wollt ihr wirklich wissen, warum die verbliebenen Einwohner sich euch nicht gezeigt haben?“
      „Es muss etwas...“, begann Dan, wurde jedoch direkt unterbrochen.
      „Weil ihr schwach seid. Ihr wart auf der Flucht. Wir kamen als Eroberer. Das hier ist keine Gastfreundschaft. Diese Überlebenden sind Parasiten, die sich an uns heften, weil wir stark sind. Im Gegensatz zu euch.“

      Ohne einen weiteren Blick auf die Drei zu verschwenden, wandte Megan sich nun ab.
      „Solch eine Weltsicht muss unglaublich depressiv sein“, meinte Jason.
      „Der Alkohol würde helfen, wenn ich verfickt nochmal besoffen werden könnte. Verfickt nochmal Crowley“, fluchte Megan und stürzte sich von hinten auf Markas, was zur Folge hatte das Maria dasselbe tat und der Shichibukai unter dem plötzlichen Angriff zusammenbrach. Die drei Kopfgeldjäger warfen sich jedoch vielsagende Blicke zu.
      „Crowley“, murmelten alle gleichzeitig. Das Fest dauerte noch lange an. Selbst als der Großteil der Nahrungsmittel aufgegessen und aller Alkohol getrunken war, sangen die Menschen noch. Miyuki sah sich um und musste lächeln. Es war schön die Hoffnung in den Augen der Überlebenden zu sehen. Es fühlte sich gut an.
      „Du siehst gerade so sehr wie deine Mutter aus“, meinte Senghok und lächelte seine Tochter an. Er verstrubbelte die kurzen Haare Miyukis, so wie er es viel zu selten getan hatte, als sie ein Kind gewesen war.
      „Soll das ein Kompliment sein?“
      „Ehm, wie... Natürlich... Ich meine...“ Miyukis Lachen unterbrach den stotternden Großadmiral.
      „Verdammt. Außer Adegod, Garp und Ada hat das sonst nie jemand geschafft.“
      „Oh, da fühle ich mich aber geehrt in solch illustrer Gesellschaft“, sagte Miyuki lachend und klopfte ihrem Vater auf den Rücken. Dieser schmunzelte ebenfalls. Ein Räuspern unterbrach die Beiden nun jedoch. Die junge Frau, welche zuvor die Überlebenden angeführt hatte, trat an Miyuki heran.
      „Wir müssen reden.“
      „Gewiss Prinzessin.“
      „Ich sagte schon einmal, dass ich diesen Titel nicht führe und nie geführt habe.“
      „Doch schon bald werdet ihr ihn führen.“ Miyuki wirkte ernst. Ihr Vater nickte ihr zu und entfernte sich dann. Nun saßen die zwei Frauen sich vollkommen alleine gegenüber.
      „Was habt ihr vor.“
      „Dillian alleine zu schlagen reicht nicht. Ich werde kein Machtvakuum hinterlassen, welches in einem Bürgerkrieg gipfelt. Ihr mögt eure Gastfreundschaft preisen, doch ich weiß wie es um Linetia stand kurz bevor Dillian hier eintraf.“
      „Ihr wollt meinen Bruder befreien?“ Miyuki nickte stumm. Die Prinzessin senkte ihren Blick.
      „Nennt mich bitte trotzdem Jennifer.“


      „Bevor Dillian kam stand dieses Land kurz vor einem Bürgerkrieg.“ Jennifer sah die die vor ihr versammelten Menschen durchdringend an. Senghok, Calia, Markas, Maria und selbst Megan waren vollkommen ruhig. Auch die drei Kopfgeldjäger lauschten den Worten der Prinzessin aus einiger Entfernung.
      „Es gab eine Untergrundbewegung, die es sich zum Ziel gemacht hatte, die Königsfamilie zurück an die Macht zu bringen. Angeführt wurde diese Bewegung von meinem älteren Bruder Kalaen.“ Die Prinzessin lies sich auf einem Tisch, auf dem sie stand, nieder und schlug die Beine übereinander. Trotz des einfachen, weißen Kleides mit brauner Schürze, das sie trug, strahlte sich doch eine gewisse Aura von Erhabenheit aus. Sie schüttelte ihr langes, braunes Haar nach hinten und fuhr dann fort.
      „Die Bewegung wuchs mit jedem Tag. Die Leute sehnten sich nach dem Glanz früherer Tage. Sie wollten der Korruption des Bürgermeisters von Palermo den Kampf ansagen. Doch es gab ein gravierendes Problem. Der Anführer der Bewegung war selbst korrupt. Mein Bruder sehnte sich nur nach Macht und nicht nach Gerechtigkeit. Er handelte mit dem Bürgermeister einen Kompromiss aus. In der Öffentlichkeit wurden die Königstreuen als Terroristen dargestellt und mein jüngerer Bruder Naril musste als Sündenbock herhalten.“
      „Und wo warst du während dieses Aufruhrs?“, fragte Maria.
      „Ich lebte hauptsächlich bei meiner Tante und meinem Onkel in Mary Joa. Erst als die Situation mit der Machtergreifung des Imperators unhaltbar wurde, schickten sie mich hierher. Doch ich kam nur vom Regen in die Traufe.“ Die junge Prinzessin stand auf und ging direkt auf Miyuki zu.
      „In der neuen Welt gab es nur drei Arten zu überleben. Entweder man war Teil der Weltregierung, stark genug sich selbst zu behaupten oder man stellte die Insel unter den Schutz eines Kaisers. Der Bürgermeister von Palermo tat letzteres. Zwar verlangte Kaido gewisse... ''Opfer'', doch wir waren sicher. Der Sturz der Kaiser und der Aufstieg des Dämonenkönigs zerstörte dieses Gleichgewicht. Die Leute wussten nicht, wem sie noch vertrauen konnten. In dieser Stunde der Not erschien Dillian.“ Sie blickte Miyuki und Markas durchdringend an.
      „Er versprach uns Schutz. Er versprach uns Stärke. Die Einwohner willigten ein und er hielt Wort. Ich besuchte die Insel damals oft und Linetia blühte auf. Dann jedoch begannen die ersten Fälle von verschwundenen Leuten an die Öffentlichkeit zu dringen. Der Bürgermeister und Kalaen beruhigten die Leute jedoch.“ Jennifer seufzte.
      „Und die alten Grabenkämpfe brachen erneut auf. Der Sturz der Kaiser hatte die Lager geeint, doch es war nur ein brüchiger Frieden. Als ich dauerhaft hierher zog, wurde ich von vielen Königstreuen kontaktiert. Sie wollten, dass ich die alte Flamme erneut entfache. Dort wo meine Brüder versagt hatten, sollte ich triumphieren. Und obwohl ich nicht wirklich daran glaubte, willigte ich ein. Für einen kurzen Moment lies ich mich vom Versprechen der Macht blenden. Und diese Moment der Schwäche hat uns alle gerettet.“ Sie nahm ein Stück Brot zwischen ihre Fingerspitzen und brach einen kleinen Teil heraus.
      „Am Tag als Dillian die Seelen der Bewohner nahm, waren wir nicht auf Linetia. Wir hielten uns auf einer kleinen Insel unweit der Küste auf um unsere Pläne zu besprechen. Es war schieres Glück, welches uns vor diesem Schicksal bewahrte.“
      „Warum sollten wir den Leuten hier helfen? Lass uns Dillian abschlachten, mit seinem Kopf Ball spielen und dann abhauen“, knurrte Megan.
      „Versteh mich nicht falsch, es macht Spaß den Leuten die Scheiße aus dem Leib zu prügeln, aber ich will endlich wieder einmal jemand gepflegt zerhacken“, fügte sie noch hinzu und tätschelte liebevoll ihren Schwertkoffer. Miyuki drehte sich jedoch noch nicht einmal in die Richtung von Arthurs Schwester.

      „Wir werden den Leuten hier helfen, weil ich gekommen bin um ein Blutbad zu verhindern und nicht um eines auszulösen. Falls wir die Einwohner dieser Insel wirklich retten, so wird es zu einem Bürgerkrieg kommen, wenn wir das Machtvakuum nicht füllen.“
      „Und warum setzen wir die Prinzessin dann nicht einfach auf den Thron“, meinte Markas und sah Jennifer durchdringend an.
      „Weil sie keine Anführerin ist“, antwortete Miyuki ruhig. Die Anderen erwarteten eine Reaktion von Seiten Jennifers, doch es kam keine. Stattdessen nickte die Prinzessin nur.
      „Ihr habt Recht. Mein Brüder waren Anführer. Ich verwalte nur die Überreste. Zu mehr bin ich leider nicht in der Lage.“
      „Kalaen klingt nicht wirklich nach einer Alternative, also werden wir wohl auf Naril setzen“, sagte Calia. Sie war Layla endlich losgeworden und man konnte ihr die Erleichterung deutlich ansehen.
      „Genau deshalb sind wir hier. Die Weltregierung wusste zwar einiges über Linetia, aber die Insel war nie offizielles Mitglied, weswegen die Informationen begrenzt waren. Doch mit der Prinzessin an unserer Seite kann es uns gelingen die Leute zu befreien.“
      „Und wie genau wollen wir es erreichen.“
      „Wir werden nichts erreichen, sondern die Einwohner selbst. Die effektivste Methode ein Land zu befreien ist durch seine Einwohner.“ Senghok lächelte stolz, währender den Ausführungen seiner Tochter lauschte.
      „Sie hat wirklich viel von dir Ada.“ Miyuki war aufgestanden.
      „Wir werden den letzten Sohn Linetias, Kronprinz Naril, befreien, und er wird zusammen mit seiner Schwester das Land retten. Und während er dies tut, knöpfen wir uns Dillian vor.“ Die anderen Anwesenden nickten ernst. Miyuki ballte die Fäuste und blickte entschlossen.
      „Es wird Zeit für den nächsten Schritt. Wir haben einen Großteil von Dillians Streitkräften lahmgelegt, doch es gibt noch immer mehr als genug davon. Außerdem hat er auch einige überragende Einzelkämpfer in seinem Gefolge. Als Erstes müssen wir deshalb unsere Stellung festigen, bevor wir die Schattenburg stürmen. Markas und Maria werden den Süden auskundschaften, während mein Vater und Calia den Norden übernehmen.“
      „Und ich?“, warf Megan von der Seite ein.
      „Du wirst Chaos stiften. Täusche den Feind. Vermittle ihm den Eindruck, dass wir in Richtung Landesmitte weitergezogen sind. Und zerhack niemanden.“
      „Nie darf ich meinen Spaß haben“, schmollte die blauhaarige Schwester Arthurs und lies widerwillig ihren Koffer stehen.
      „Und ihr Drei.“ Miyuki drehte sich zu Jason, Dan und Tia um.
      „Beschützt die Leute hier so gut es geht.“ Die Kopfgeldjäger nickten. Man konnte ihnen deutlich ansehen, wie glücklich sie waren nicht ignoriert worden zu sein.
      „Trotzdem. Sucht keinen Kampf.“
      „Und was wirst du tun?“, fragte Tia zögernd. Miyuki lächelte und klopfte Jennifer auf die Schultern.
      „Wir werden den Prinzen retten.“ Die Prinzessin fuhr überrascht herum.
      „Was? Ich denke nicht...“
      „Du kennst das Gefängnis besser als ich. Außerdem spüre ich, dass ich deine Stärke brauchen werde.“ Jennifer senkte den Blick.
      „Ich bin nicht stark.“
      „Diese Leute hier.“ Sie deutete über den prall gefüllten Keller.
      „Sie leben nur dank dir.“
      „Ich habe nur getan was nötig war“, meinte Jennifer demütig und senkte den Blick. Miyuki lächelte.
      „Ist da so?“ Ohne weitere Worte schob sie die Prinzessin nun in Richtung Ausgang. Auch die Anderen bereiteten sich auf ihre Aufgaben vor.

      Kurz bevor Miyuki den Keller mit Jennifer verließ, hielt sie Markas noch einmal an.
      „Was wirst du mit Dillian tun, wenn wir siegen?“ Die Angesprochene antwortet nicht, hielt jedoch inne.
      „Ich habe deinen Blick gesehen, als Megan davon sprach ihn zu köpfen. Also Miyuki. Was wirst du tun?“ Endlich sah sie ihn an. In ihren Augen konnte er kein zögern erkennen.
      „Ich werde Dillian nicht töten.“ Miyuki riss sich los und verließ den Raum. Markas blickte ihr nach, folgte ihr aber nicht. Schließlich wandte er sich seufzend ab.
      „Verdammt. Immer bleibt es an mir hängen.“


      An einem unbekannten Ort auf Linetia:

      „Verdammt... Verdammt....Verdammt.“ Johann Bolender, der Bürgermeister von Palermo, hetzte durch die engen Gänge des Verlieses. Wasser tropfte von den mit Moos überwucherten Wänden. In Momenten wie diesen verfluchte der Bürgermeister seinen Bauch.
      „Nächste Woche fange ich mit abnehmen an“, dachte er sich, doch gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er es sowieso nicht umsetzen würde. Schlitternd kam er schließlich vor einer Zelle am tiefsten Punkt des Kerkers zum stehen.
      „Verdammt. Wie konnte Dillian uns so hintergehen. Haben Verträge heutzutage keine Bedeutung mehr.“ Zwar hatte Dillian zuerst Wort gehalten und den Bürgermeister, Kalaen sowie einige ihrer Gefolgsleute verschont, jedoch hatte er dafür noch weitaus schlimmeres im Sinn gehabt. Am meisten bedauerte der Bürgermeister, dass er bei seiner Flucht aus der Schattenburg seine Habseligkeiten hatte zurücklassen müssen. Doch immerhin hatte er noch einen Plan B. Mit schwitzenden Händen ging er die Schlüssel durch, bis er schließlich den Richtigen fand. Mit einem zufriedenstellen Knacken schloss das Schloss auf und er konnte die Türe öffnen. Der Gestank im Innern der Zelle raubte ihm beinahe den Atem, doch tapfer kämpfte er dagegen an. Im Halbdunkel konnte er eine Gestalt erkennen. Sie war an der gegenüberliegenden Wand zusammengesunken. Feste Stricke an den Knöcheln und Händen fixierten den Mann. Der Bürgermeister schluckte schwer, als er den abgemagerten Körper des ehemaligen Prinzen sah.
      „Naril? Lebst du noch?“ Langsam wagte Johann sich vor, bis er direkt vor dem bewegungslosen Prinzen stand.
      „Hör zu wir...“ Die Worte des Bürgermeisters wurden plötzlich unterbrochen und schwangen stattdessen in Röcheln um, als Naril ihn an der Kehle packte. Trotz seines abgemagerten Körpers hatte der Prinz noch erstaunliche Kräfte. Mühelos hob er den Bürgermeister hoch.
      „Weißt du wie es ist jahrelang ohne Das auszukommen, welches du am dringendsten benötigst?“ Obwohl er gerade um sein Leben kämpfte, vermied es der Bürgermeister direkt auf das Gesicht Narils zu blicken. Dieser lachte nun kalt.
      „Ich nehme an, dass du hier bist, weil du meine Hilfe brauchst. Du möchtest dich bestimmt entschuldigen.“ Der Bürgermeister schaffte es gerade noch zu nicken. Langsam wurde alles Schwarz um ihn herum.
      „Dann will ich deine Entschuldigung annehmen. Immerhin hast du etwas, dass ich möchte.“ Der Bürgermeister begann an Farbe zu verlieren. Seine Mundwinkel bekamen Risse und seine Haare fielen aus.
      „Und ich werde mir alles holen.“



      Kapitel 217: Zwei Prinzen
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      Vor 8 Jahren:

      „Ihr seid Prinzen. Von königlichem Geblüt. Vergesst das niemals. Ihr wurdet geboren um zu herrschen!“ Er schloss die Augen und genoss die Umarmung seiner Mutter ein letztes Mal. Der Körper seines Bruders an seiner Seite bebte. Trotzdem war Naril vollkommen ruhig.

      Wieder einmal schreckte er in seinem Feldbett hoch. Der Traum war derselbe wie in den letzten Nächten gewesen. Und stets hatte er dieselbe Wirkung. Naril wischte sich den Schweiß von der Stirn, während er sich in seinem Bett aufsetzte. Schnell griff er nach der Karaffe auf seinem Nachttisch. Er machte sich nicht einmal die Mühe das Wasser in ein Glas zu füllen. Gierig trank er die kühle Flüssigkeit, wobei nur etwa die Hälfte auch wirklich in seinem Mund landete. Der Rest rann über seinen blanken Oberkörper hinab. Ein Fakt, der den Prinzen nicht störte, kühlte es ihn immerhin ab. Die schwülen Nächte seiner Heimat hatte er nie wirklich gut vertragen. Langsam stand Naril nun auf.
      „Verdammt“, seufzte er still, während er sich seine schmerzenden Schläfen rieb. Er schritt auf die andere Seite seines Zeltes. Ohne zu zögern packte er seine Waschschale und kippte sich das Wasser ins Gesicht. Jedoch verschaffte es ihm nur eine kleine Erleichterung.
      „Prinz Naril!“ Die junge Frau schien überrascht ihn auf den Beinen zu sehen. Sie hielt im Zelteingang inne und starrte ihn an. Nach kurzer Zeit war sie bereits bis zu ihrer spitzen Nase hochrot angelaufen. Verdattert wickelte sie einige Strähnen ihres pinken Haares um ihre Finger.
      „Es tut... ich... ihr...“, stotterte sie, nahm ihren Blick jedoch nicht vom nackten Körper des Prinzen. Diesen schien das überhaupt nicht zu kümmern.
      „Was ist Sheryl?“, fragte er und gähnte herzhaft.
      „Euer Bruder verlangt nach euch.“ Der Prinz seufzte und schob sich an der jungen Frau vorbei. Diese verharrte noch eine Weile an Ort und Stelle. Der Anblick ging ihr nicht aus dem Kopf. Die unzähligen Narben, die den Körper Narils zierten.
      „Ohne mich...“, dachte sie sich. Sheryls Gedanken wurden nun jedoch unterbrochen, als ein lauter Tumult draußen ausbrach.
      „Verdammt Naril du hast schon wieder nichts an!“
      „Es sind Kinder anwesend!“
      „Nimm das Ding aus meinem Sichtfeld.“ Sheryl konnte nicht anders, als zu kichern. Manche Dinge änderten sich eben nicht. Die Gedanken von zuvor waren wie weggeblasen. Schnell packte sie die Kleidung des Prinzen, die auf einem Stuhl in der Ecke lag und rannte ihm nach.

      Der warme Nachtwind wehte durch das Zeltlager. Überall brannten Lagerfeuer um die sich die Menschen versammelten. Ein besonders kräftiger Windstoß wirbelte einige Funken auf. Immer höher trug er sie, bis sie schließlich die Spitze des Hügels erreichten hinter dem das Lager errichtet worden war.
      „Bruder“, sagte Naril, der diesen Ort im selben Moment erreichte. Er trug die Uniform, die ihm Sheryl gebracht hatte. Die Orden an seiner Brust und die Streifen auf seinen Schultern verrieten, dass er den zweithöchsten Rang innerhalb der Truppe innehatte. Derjenige mit dem Höchsten stand direkt vor ihm.
      „Warum bestehst du immer darauf, dass ich diesen unbequeme Uniform tragen soll?“ Der Mann vor Naril rührte sich nicht. Stattdessen bedeutete er seinem Bruder mit einem Kopfnicken sich neben ihn zu stellen. Prinz Kalaen blickte auf die Bucht von Palermo hinab. Obwohl es mitten in der Nacht war erstrahlte die Küstenstadt trotzdem in hellstem Licht.
      „Diese Stadt schläft wirklich niemals“, meinte Naril und lächelte. Sein Bruder teilte diesen Gesichtsausdruck jedoch nicht. Stattdessen wandte er sich nun Naril zu.
      „Du trägst dies Uniform aus demselben Grund wie ich. Weil wir Prinzen sind.“
      „Das siehst du und die Leute, die uns folgen vielleicht so, aber weder die Weltregierung noch....“
      „Es kümmert mich nicht was die anderen denken“, knurrte Kalaen wütend. Naril stolperte einige Schritte rückwärts. Der jüngere Prinz war eine beeindruckende Gestalt. Kein Gramm überschüssiges Fett war an seinem Körper zu finden. Jedoch wirkte er im Vergleich mit seinem Bruder wie ein Zwerg. Kalaen überragte Naril um mehr als einen Kopf. Dazu war er beinahe doppelt so breit wie sein Bruder. Seine fahle Haut und die Brandnarbe, die seine Glatze zierte, verliehen dem älteren Prinzen ein noch bedrohlicheres Aussehen.
      „Also was wolltest du von mir?“
      „Warum hast du dich in der letzten Schlacht vor Sheryl geworfen? Der Kanonentreffer hätte dich beinahe umgebracht.“ Naril begegnete dem Blick seines Bruders ohne Furcht. Er schüttelte den Kopf und stellte sich neben Kalaen. Beide blickten nun hinab auf Palermo.
      „Wenn wir wirklich die Herrschaft unseres Geschlechts wiederherstellen wollen, dann müssen wir unsere Untertanen beschützen. Wir sind ihr Schild...“
      „Nein!“ Kalaen schüttelte den Kopf. Seine beiden Hände stützten sich auf den Griff seine mächtigen, schwarzen Hammers. Naril bemerkte, dass der Boden um die Waffe vollkommen schwarz und versengt war.
      „Du verstehst es immer noch nicht. Du hast die Worte unserer Mutter noch nie verstanden. Wir sind Herrscher. Es ist nicht unsere Pflicht die Leute zu schützen, sondern es ist genau umgekehrt. Sie sind unser Schild.“ Ein warmer Luftstoß traf die beiden Männer. Keiner der Beiden sah den Anderen an. Stattdessen blickten sie auf das Land, das sich unter ihnen bis zum Meer ausbreitete.
      „Ich denke einfach, dass wir verschiedene Auffassungen haben, was die letzten Worte unserer Mutter zu bedeuten haben.“ Naril wandte sich ab.
      „Wohin gehst du?“
      „Nach Palermo.“


      Vor 16 Jahren:

      „Ahh Palermo. Es ist schon viel zu lange her, dass ich das letzte mal hier war.“ Die Mutter blickte liebevoll auf ihre beiden Söhne hinab, die sich mit großen Augen umsahen. Kalaen und Naril staunten über die vielen Menschen. Niemand kniete vor dem Anderen. Stattdessen begegneten sich die Leute hier alle auf Augenhöhe.
      „Mama wo sind die Sklaven?“, fragte Kalaen. Einige Menschen, die an den Dreien vorbeigingen, warfen dem Jungen überraschte Blicke zu. Die Mutter der Beiden schüttelte den Kopf.
      „Wir sind hier nicht in Mary Joa. Hier gibt es keine Sklaven.“ Die beiden Brüder sahen sich an.
      „Gut“, antworteten beide mit einem erleichterten Grinsen. Die Mutter lächelte ebenfalls und schob ihre Söhne nun weiter. Sie passierten unzählige Läden und Restaurants. Kalaen und Naril schnupperten interessiert. Die verschiedensten Düfte und Gerüche erfüllten die Luft. In den Auslagen fanden sie alles von frischem Gemüse, über köstliche Würste bis zu den verschiedensten Gewürzen. Dies alles vermischte sich mit den Düften aus den offenen Küchen Palermos zu einem wunderbaren Aroma. Es war berauschend. An jeder Ecke veränderte sich der Geruch leicht. Palermo war wirklich der Vergnügungspark des Geschmacks. Eine warme Brise blies salzige Meeresluft durch die belebten Straßen und verlieh dem Duft so eine weiter Facette. Immer wieder rannten die beiden Brüder vor um sich umzusehen. Palermo war so fundamental anders als Mary Joa. Die Mutter der Beiden blickte ihnen lächelnd nach.
      „Ich wünschte Jennifer hätte mitkommen können.“ Das Lächeln der Mutter erstarb, als sie die Worte Narils hörte. Kalaen schlug seinem Bruder gegen den Hinterkopf. Mit einem Zischen bracht er den fluchenden Naril zum verstummen und blickte zurück zu seiner Mutter. Diese hatte sich jedoch abgewandt und blickte stattdessen den Kanal, neben dem sie gerade spazierten, entlang Richtung Meer.
      „Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht über Jennifer sprechen sollst“, sagte die Mutter ohne ihren Sohn anzublicken. Dieser schluckte und nickte. Er senkte den Blick und sah betreten auf seine Schuhe.
      „Aber sie ist doch meine Schwester“, brachte er schließlich heraus.
      „Aber nicht meine Tochter“, zischte die Mutter. Eine eisige Stille breitete sich zwischen Mutter und Sohn aus, bevor sie schließlich den Kopf schüttelte und Naril in die Arme schloss.
      „Es tut mir Leid Naril. Meine Probleme mit Jennifer sind Meine. Ich sollte sie nicht auf dich abwälzen. Bitte versteh nur, dass ich es nicht mag wenn du deine Schwester erwähnst. Dieser Ausflug ist nur für uns Drei.“ Der junge Prinz nickte und kuschelte sich an seine Mutter, während sein älterer Bruder zufrieden lächelte.
      „Mama können wir uns noch die Rosengärten ansehen bevor es dunkel wird?“, frage Kalaen. Die Mutter kicherte und verstrubbelte die langen, blonden Haare ihres älteren Sohnes.
      „Du warst schon immer ein zarter Geist Kalaen. Natürlich können wir uns die Gärten noch ansehen.“ Lächelnd nahm sie ihre beiden Söhne an den Händen und führte sie in die richtige Richtung.

      Die Sonne war bereits kurz davor im Meer zu versinken und tauchte die Insel in ein warmes Abendlicht. Die beiden Prinzen und ihre Mutter ruhten sich gerade auf einer kleinen Bank in den Rosengärten Palermos aus. Diese Gärten waren eines der großen Wunder der Stadt. Das ganze Jahr über blühten die Rosen. In den verschiedensten Farben erstrahlten sie und verwandelten die Umgebung in einen Rausch aus Farben. Unter den überwachsenen Lauben hatte sich schon manch Liebespaar gefunden und bei den Einwohnern der Stadt trug dieser Garten den Namen Armors Garten. Ein Rose aus diesen Gärten symbolisierte ewige Liebe. Deshalb waren sie auch nicht billig. Kalaen und Naril schlummerten gerade friedlich im Schoß ihrer Mutter. Diese genoss wiederum die Stille der Abendstunden hier.
      „Meine Söhne verdienen ein Königreich und nicht nur eine Villa in Mary Joa.“ Die Mutter strich durch das Haar ihrer Kinder. Seit ihrer Geburt erfuhren Kalaen und Naril die beste Ausbildung, die man sich für Geld kaufen konnte. Sie mochten zwar nicht mehr offiziell die Königsfamilie von Linetia sein, jedoch hatten sie immer noch mächtige Unterstützer unter den Weltaristokraten. Außerdem unterstützte die Weltregierung selbst ihr Vorhaben, solange sie versprach, dass das Land sich danach der Regierung anschließen würde.
      „Seid ihr Königin Sidori?“ Die Mutter schreckte hoch und blickte den Mann an. Durch die tiefstehende Sonne konnte sie sein Gesicht nicht sehen. Langsam, ohne ihre Söhne aufzuwecken, erhob sie sich und nickte.
      „Und ihr seid der Kontaktmann...“ Die Augen der Mutter weiteten sich. Ihr Blick und der ihres Gegenübers fielen gleichzeitig auf das Messer, dass in ihren Eingeweiden steckte.
      „Tod der Königsfamilie. Freiheit für Linetia“, schrie der Mann und stach noch mehrmals auf sein Opfer ein.
      „Mama?“ Naril rieb sich verschlafen die Augen. Mit einem herzhaften Gähnen öffnete er sie nun voll. Er sah gerade noch wie ihn der Angreifer seiner Mutter direkt anblickte, bevor der Mann sich abwandte und davon stürmte. Erst jetzt fiel der Blick des jungen Prinzen auf seine Mutter. Und erst jetzt sah er das Blut.
      „Mama!“ Mit einem Aufschrei sprang Naril auf und rannte zu seiner Mutter, die inzwischen zusammengebrochen war. Alles kam ihm wie ein Traum vor. Ein schrecklicher Alptraum. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Kalaen ebenfalls aufgewacht war. Es fühlte sich alles so unwirklich an. Die Berührung seiner Mutter, als sie ihre Söhne zu sich zog um sie ein letztes Mal zu umarmen, kam ihm wie in einem Traum vor. Naril war ganz ruhig, während er den letzten Worten seiner Mutter lauschte.
      „Ihr seid Prinzen...


      Anstatt wie damals im Licht der Abendsonne erstrahlte der Rosengarten nun im kühlen Licht des Morgens. Natürlich war es auf Linetia niemals wirklich kühl, doch im Vergleich zur Hitze des Tages war es um diese Uhrzeit beinahe schon erfrischend. Trotzdem schwitzte Naril leicht. Er schloss die Augen und lies sich auf eine Bank fallen. Erst viel später erfuhren sie warum ihre Mutter damals gestorben war. Sie hätte sich damals mit der Herrschaftselite von Linetia rund um den Bürgermeister von Palermo Johann Bolender treffen sollen. Jedoch war dies anscheinend durch eine undichte Stelle durchgesickert. In den langen Jahren ohne Königsfamilie hatte sich bei einigen Einwohnern des Landes ein tiefer Hass gegen deren Nachfahren gebildet. Und einer dieser verbitterten Einwohner hatte die Königin in einem Akt des Hasses ermordet. Er konnte niemals gefasst werden und natürlich verurteilten der Bürgermeister und seine Kumpanen diesen feigen Mord öffentlich. Kalaen und Naril hatten ihnen niemals geglaubt. Sein Bruder sprach oft davon, was er dem Mörder seiner Mutter antun wolle. Auch Naril hatte oft darüber nachgedacht, doch im Gegensatz zu Kalaen hatte er keine Antwort gefunden.
      „Das ist wohl eine Frage, die man erst beantworten kann, wenn man sie sich wirklich stellen muss.“ Seufzend streckte der junge Prinz die Beine aus.
      „Ihr seid doch Naril?“ Langsam öffnete er ein Auge und blickte in die Augen des jungen Mannes vor ihm. Die langen, beinahe schon weißblonden Haare stellten einen starken Kontrast zu Narils schwarzer Mähne dar.
      „Und wenn dem so wäre?“, fragte der Prinz.
      „Dann hätte ich einen Auftrag für euch und eure Söldnertruppe. Das seid ihr doch? Eine Söldnertruppe, angeführt von Kalaen und Naril.“
      „Und du bist?“
      „Josef Bolender.“ Narils Augen verengten sich zu schlitzen.
      „Ich gebe dir diesen Tipp nur einmal. Halte dich von uns fern. Ich denke kaum, dass mein Bruder gut auf dich zu sprechen wäre.“
      „Ach wirklich?“ Josef tippte sich gegen die Unterlippe.
      „Aber du bist nicht wie dein Bruder. Nicht wahr Naril Sor?“ Ohne den Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, schob Naril sich an ihm vorbei.
      „Wir sind unterschiedlich, aber ich würde Kalean bis zu meinem Tod unterstützen.“
      „Ob er das auch für dich tun würde?“
      „Es ist egal was er tut. Das ändert nichts an mir.“ Beide Männer standen Rücken an Rücken. Die Spannung, die in der Luft lag, war beinahe greifbar.

      „Vater... Nein! Vater...VATER!“ Erst der laute Schrei einer Frau durchbrach die angespannte Stille. Beide Männer sahen überrascht zum nördlichen Ende des Rosengartens. Trotz der frühen Stunde hatte sich dort eine Menschenmenge gebildet.
      „Jemand muss ihm helfen.“ Die Frau, die geschrien hatte, sah sich hilfesuchend um. Mit Tränen verschmierten Augen kniete sie über einem älteren Mann, der augenscheinlich ihr Vater war.
      „Ich weiß, dass er etwas unverzeihliches getan hat, aber ihr...“ Sie verstummte, als sie sah, dass sich alle Anwesenden von ihr abwandten.
      „Bitte“, schluchzte sie und sah sich flehend um. Jedoch starrte sie nur auf die Rücken der Männer und Frauen. Eine ältere Frau sprach schließlich.
      „Es hat lange gedauert diesen Entschluss zu fassen, aber wir haben es einstimmig beschlossen. Wir sind nicht hier um dem Mörder zu helfen. Wir sind hier um ihm beim sterben zuzusehen.“ Die junge Frau schluchzte hemmungslos. Ihr gesamter Körper bebte.
      „Aber ihr...“ Sie verstummte mitten im Satz. Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken. Schockiertes Gemurmel ging durch die anwesende Menge, als sich diese teilte. Während er auf die Frau und ihren Vater zu ging, blickte Naril in die Augen jedes Anwesenden. Keiner erwiderte seinen Blick. Nur die junge Frau sah im direkt in die Augen. Er konnte das blanke Entsetzen in ihrem Blick gut verstehen. Josef blieb auf Abstand beobachtete die Szene jedoch interessiert. Naril schluckte und blickte auf das Gesicht des Mannes vor ihm. Es gab keinen Zweifel. Der Mörder seiner Mutter lag vor ihm. Der junge Prinz schüttelte den Kopf.
      „Das Schicksal ist seltsam.“ Für einen kurzen Moment öffnete der Mann die Augen und blickte in das Gesicht des Prinzen. Dann jedoch kniff er sie wieder zusammen. Tränen quollen nun daraus hervor. Der Prinz wirkte überrascht. Im Gesicht des Mannes konnte er keine Furcht erkennen. Nur Scham. Langsam kniete Naril sich nun neben den Mann. Die Blicke aller Anwesenden waren auf ihn gerichtet, doch niemand wagte es auch nur einen Atemzug zu tätigen.
      „Was für eine Blutgruppe hat dein Vater?“ Die junge Frau schreckte hoch, als der Prinz sie so direkt ansprach.
      „Blutgruppe E“, stotterte sie verdattert, woraufhin Naril lachen musste.
      „Das Schicksal ist wirklich seltsam.“ Ohne zu zögern riss er einen Ärmel seiner Uniform ab. Aus den Innentaschen holte er notdürftige Operationsmaterialien heraus, die er immer bei sich trug.
      „Was... Was macht ihr?“, fragte die junge Frau verunsichert. Naril nahm seinen Blick zu keiner Zeit von dem Mann.
      „Ich rette dem Mörder meiner Mutter das Leben“, antwortete der Prinz ruhig.

      Die Sonne stieg am Himmel empor und die Hitze nahm zu. Eine Stunde verging wie im Flug.
      „Warum?“ Der Mann hatte die Augen geöffnet. Ein konstanter Fluss von Tränen strömte seine Wangen hinab.
      „Warum hast du mich gerettet?“ Naril saß ruhig neben ihm. Die Zwei waren durch einen dünnen Schlauch verbunden, durch den Naril sein Blut mit dem Mann teilte.
      „Versteh es nicht falsch. Ich hasse dich, ich hasse was du getan hast und ich werde dir nie verzeihen.“ Der Mann kniff die Augen zusammen und schluchzte hemmungslos, als er die Worte des Prinzen hörte.
      „Trotzdem verdienst du den Tod nicht.“ Er trennte nun die Infusion und stand auf. Von oben blickte er ein letztes Mal auf den Mörder seiner Mutter. Dieser konnte ihn noch nicht einmal ansehen.
      „Falls ich jemals an die Macht komme, so werde ich dafür sorgen, dass du die Strafe erhältst, die du verdienst. Du wirst sie in einer Zelle absitzen. Du wirst mit der Schuld leben, sodass du eines Tages ein besser Mann sein wirst.“ Er blickte nicht zurück, während er den Mann und seine Tochter zurück lies. Er hatte seine Antwort gefunden.
      „Der Tod ist niemals eine Lösung. Denn ein Toter kann sich niemals bessern.“ Als er den Rosengarten verließ gesellte sich Josef Bolender zu ihm. Der Sohn des Bürgermeisters sagte nichts. Schweigend gingen die Zwei nebeneinander.
      „Es ist interessant, dass der Mörder meiner Mutter niemals gefangen wurde, obwohl er anscheinend der Gärtner des Rosengartens ist“, sagte Naril schließlich mit ruhiger Stimme. Josef lies sich nichts anmerken. Er sah Naril noch nicht einmal an. Stattdessen starrte er nur grinsend und mit zusammengekniffenen Augen gen Himmel.
      „Ja das ist durchaus interessant.“



      Kapitel 218: Scheideweg
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      „Du warst stehts eine zarte Seele Kalaen. Du liebst die Gärten und die Natur. Du hast Mitgefühl mit allen Lebewesen. Deshalb wirst du ein guter Herrscher sein.“ Das Zischen des verbrennenden Fleisches und das Brechen der Rippen vermischte sich mit den Schreien des Mannes und riss Kalaen so aus seinen Gedanken. Es waren sieben Jahre vergangen seit seine Mutter starb und die Worte von damals hatten nun keine Bedeutung mehr.
      „Du bist schwach. So leicht zu zerbrechen“, knurrte der Prinz, während er den Druck seines Hammers auf die Brust des Mannes weiter erhöhte. Als Antwort erhielt er nur ein flehendes Röcheln. Zu mehr war sein Opfer nicht mehr in der Lage. Die Höllenfaust. Dies war der Name seines mächtigen Kriegshammers. Die vollkommen aus einem unzerstörbaren, schwarzen Metall gefertigte Waffe war inzwischen sein Markenzeichen. Durch die Luftschlitze, die in die Seiten des Kopfes eingelassen waren, fiel ein heller Scheint auf das Gesicht des Mannes vor Kalaen. Denn im Innern des Hammers brannte ein niemals erlöschendes Feuer. Alleine die Berührung der Waffe verbrannte seine Gegner schwer. Der Prinz warf einen letzten erbarmungslosen Blick auf den Mann und erhöhte den Druck weiter. Mit einem Knacken, welches laut in der Umgebung wieder hallte, zerschmetterte er schließlich endgültig die Brust seines Feindes und überließ ihm seinem Schicksal. Die Blicke seiner Gefolgsleute folgten ihm Stumm als er vom Platz der Exekution weg schritt. Zurück lies er nur eine gebrochene Leiche und verbrannte Erde. Kalaen Sor lies nichts lebendes zurück. Weder Mensch, Tier oder Pflanze. Nichts überstand seinen Zorn. Dies war der Ruf, den er sich in den letzten Jahren erarbeitet hatte. Als er sein Zelt betrat erwartete Naril ihn schon.
      „Ist es vorbei?“
      „Ja.“ Die beiden Brüder sahen sich lange an. Keiner sagte ein Wort.
      „Was willst du? Mich erneut darüber belehren, dass der Tod keine Lösung birgt?“, knurrte Kalaen schließlich. Naril schüttelte den Kopf.
      „Du hast deine Art die Dinge zu lösen und ich habe Meine. Ich möchte mit dir über Linetia reden.“
      „Unsere Heimat...“ Kalaens Blick schien in die Ferne zu schweifen. Er ballte seine rechte Hand zur Faust.
      „Es ist noch nicht an der Zeit unser Geburtsrecht einzufordern. Noch sind wir nicht stark genug.“
      „Ich frage mich, ob wir es überhaupt sollten.“ Kalaen wirbelte herum, als er Narils Worte hörte.
      „Wir haben Unterstützer in der Bevölkerung, doch der Großteil ist mit der derzeitigen Situation zufrieden“, sagte der jüngere Prinz.
      „Es kümmert mich nicht, was die Bevölkerung denkt.“ Die Erde bebte leicht, als er seinen Hammer neben Naril abstellte.
      „Ich werde herrschen!“ Naril senkte den Blick und nickte.
      „Wie ihr meint, mein General.“ Er verließ das Zelt und lies Kalaen alleine zurück. Dieser blickte ihm nicht nach, sondern packte stattdessen seinen Hammer. Eine Waffe, die sonst nicht einmal zwei gesunde Männer zusammen anheben konnte, stemmte er mit einer Hand. Mit seiner freien Hand riss er sich das Oberteil seiner Uniform vom Körper. Die Söldner und Söldnerinnen traten ehrfürchtig beiseite, als er durch das Lager schritt. Die Blicke seiner Gefolgsleute waren auf seinen blassen beinahe schon grauen Oberkörper gerichtet. Jeder Quadratzentimeter von Kalaens Haut schien mit Brandnarben bedeckt zu sein.
      „Wo geht er hin?“, fragte ein Neuankömmling.
      „Er geht schmieden.“

      Die Höhle lag etwas abgelegen vom Hauptteil des Lagers. Ein heller Schein erleuchtete die Umgebung um ihren Eingang. Selbst hier draußen war die Hitze deutlich zu spüren. Kalaen trat ein und atmete die tiefschwarzen Rauchschwaden ein. Hier, in seiner provisorischen Schmiede, waren die Temperaturen unerträglich. Außer Naril und ihm hielt es niemand aus. Der Fels selbst glühte. Mit einem Lachen hieß Kalaen die höllischen Temperaturen willkommen. Der starke Windstoß, der entfesselt wurde, als er den mächtigen Blasebalg betätigte, fegte den Rauch hinfort und lies die Flammen noch stärker lodern.
      „Du bist ein zarter Geist.“ Mit bloßer Hand packte der Prinz das glühende Stück Metall. Sein Gesichtsausdruck änderte sich zu keiner Zeit. Selbst als der Geruch seines verbrannten Fleisches die Luft erfüllte. Mit einer emotionslosen Maske Schlug er auf das Metallstück ein und brachte es so in Form.
      „Du liebst die Natur. Nicht wahr Kalaen?“ Das Feuer des Hochofens, in dem er das Metall erhitzte, loderte hell auf, als es mit neuem Holz gefüttert wurde. Die Hitze im Innern der Höhle erhöhte sich noch weiter. Die neuen Waffen stapelten sich inzwischen. Kalaen drosselte sein Tempo jedoch zu keiner Zeit. Endlich legte er das letzte neu-geschmiedete Schwert auf den Berg aus Waffen. Die Schatten tanzten an den Wänden. Kalaens Blick fiel auf sie. Wütend sprang er auf.
      „Seht ihr es? Seht ihr, dass es keine Schwäche in mir gibt.“ Er hob seine linke Hand in Richtung der Schatten. Die neuen Brandwunden darauf glühten rötlich.
      „Ich werde jeden Widerstand brechen!“ Wütend schlug er gegen die Felswand. Einige Splitter lösten sich aus der Felswand und bohrten sich in sein Fleisch. Immer wieder schlug er gegen die Felswand. Es kümmerte ihn nicht, dass seine Knöchel aufgerissen wurden. Sein Blut verfärbte den Fels, doch er hörte nicht auf.
      „Es gibt keinerlei Schwäche in mir!“

      Erst das Klingeln der Teleschnecke unterbrach ihn. Von einem Moment auf den Anderen hielt Kalaen inne. Sein Blut sprenkelte den Boden, während er zur stark schwitzenden Teleschnecke ging und den Hörer abnahm.
      „Ja“, knurrte der Prinz von Linetia. Seine dunkle Stimme schien die Umgebung erbeben zu lassen.
      „Mein Sohn...“ Kalaen riss überrascht die Augen auf. Er hatte nicht damit gerechnet diese Stimme jemals wieder zu hören.
      „Vater“, murmelte der Prinz überrascht, ehe er sich fing.
      „Was willst du... Onkel.“ Kalaen gab sich alle Mühe das letzte Wort mit all der Verachtung auszusprechen, die er aufbringen konnte. Nachdem er eine andere Frau geschwängert hatte und seine Mutter alleine lies, obwohl sie selbst mit Naril schwanger war, hatte sein Vater seinen Tod vorgetäuscht um ein neues Leben beginnen zu können. Sidori Sor kam von einer langer Linie Adeliger und ihre Familie war mächtig. Durch die Heirat mit dem im Exil lebenden Kronprinzen von Linetia sah ihre Familie eine Möglichkeit von einfachen Adeligen zu Königen aufzusteigen. Deshalb waren sie und seine Mutter stets so versessen darauf gewesen die rechtmäßige Herrschaft in Linetia wiederherzustellen. Um dem Zorn der Familie zu entgehen täuschte Niral deshalb seinen Tod vor. Kalaen und Naril hatten von dieser Schande ihres Vaters erst später erfahren. Denn Trotz allem was er ihr antat, liebte Sidori Niral immer noch. Sie half ihm sie zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen. All die Jahre klammerte sie sich an die Hoffnung, dass er zu ihr zurückkehren würde. Ihren berechtigten Hass projizierte sie dagegen auf Jennifer, der sie die Schuld an allem gab. Es war ein kompliziertes Lügenkonstrukt und der einzige Grund, weshalb Kalaen es nicht niederriss, war die Liebe für seine verstorbene Mutter.
      „Kalaen es geht um Jennifer.“ Der Prinz schnaubte verächtlich. Alleine die Stimme seines wertlosen Vaters verärgerte ihn. Jennifer war ihm dagegen vollkommen egal. Naril dagegen hatte sich stets gut mit ihrer Halbschwester verstanden. Naril! Kalaens Gedanken schweiften ab. Er liebte seinen Bruder, doch für ihn bestand kein Zweifel. Um sein Ziel zu erreichen würde er auch ihn opfern.
      „Ich denke daran sie nach Linetia zu schicken. Schließlich ist das...“ Die Worte seines Vaters erzürnten Kalaen.

      „Was“, knurrte der Prinz. Er konnte deutlich hören, wie sein Vater auf der anderen Seite einen Satz zurück machte.
      „All die Jahre ignorierst du uns. All die Jahre lebst du glücklich mit deiner Zweitfamilie... mit der Hure, für die du unsere Mutter verraten hast. All die Jahre habe ich es ignoriert, doch nun willst du mir mein Anrecht streitig machen? Denkst du etwas das Jennifer die Leute von Linetia auf ihre Seite bringen könnte? Diese Insel ist MEIN... und niemand wird sich mir in den Weg stellen. Wenn Jennifer einen Fuß auf Linetia setzt, werde ich sie höchstpersönlich zermalmen.“ Er wartete einige Sekunden, doch nachdem er keinerlei Antwort erhielt, legte Kalaen auf. Er kochte. Wie konnte dieser Nichtsnutz es wagen.
      „Ich hätte ihn zermalmen sollen, als ich die Möglichkeit dazu hatte.“ Wütend spuckte der Prinz aus, als die Teleschnecke ein weiteres Mal klingelte. Langsam nahm er erneut den Hörer ab. Ein weiteres Mal meldete sich eine vertraute Stimme, doch dieses Mal grinste Kalaen.
      „Es gibt viel zu besprechen Kalaen. Du stehst nun am Scheideweg. Hast du deine Entscheidung getroffen?“
      „Das habe ich... Bürgermeister!“


      Naril streckte sich und sah Josef neben sich an. „Also waren es dein Vater und die anderen Oberhäupter, die für den Mord an meiner Mutter verantwortlich waren.“ Der Bürgermeistersohn nickte. Er wirkte etwas überrascht über den Fakt, dass Naril komplett ruhig blieb.
      „Gab es daran denn etwa jemals Zweifel?“
      „Für Kalaen nicht, doch ich hatte stets gehofft, dass es sich um die Tat eines einsamen und armen Irren gehandelt hat.“ Naril seufzte und biss in den saftigen Apfel, den er zuvor von einem der Marktstände geklaut hatte.
      „Und du erzählst mir das weshalb?“ Josef lächelte. Er lies sich auf einer Bank nieder. Der Wind raschelte durch die Blätter des Laubbaumes direkt darüber.
      „Diese Insel ist zu klein für mich. Ich wollte niemals in die Fußstapfen meines Vaters treten. Denn mein Vater herrscht nicht. Er verwaltet nur. Alles was er tut, erhält nur den Status Quo.“
      „Und warum wartest du dann nicht, bis dein Vater dir die Macht abgibt? Dann könntest du gestalten.“ Josef lachte. Überrascht stellte Naril fest, dass er ihm den Apfel direkt aus der Hand gestohlen hatte.
      „Es scheint so, dass außer meinem Bodyguard niemand mich versteht. Diese Insel ist nichts. Die Welt da draußen.“ Er zeigte auf den Horizont.
      „Das ist es was ich will.“
      „Dann geh. Was hält dich noch hier?“
      „Nichts.“ Josef stand auf.
      „Du lügst.“ Naril sah ihm in die Augen. Er wicht dem Blick des Prinzen nicht aus.
      „Jeder hat etwas wofür er kämpft... oder jemanden.“ Josef sah ihn ruhig an.
      „Nicht jeder“, sagte der Sohn des Bürgermeisters nun. Naril wirkte verwirrt, doch Josef winkte ab.
      „Es ist nicht wichtig. Aber lass mich dir etwas raten Prinz Naril. Ich erkenne Größe. Ich sehe sie in euch und ich sehe sie in meinem Bodyguard. Doch in Prinz Kalaen sehe ich sie nicht.“
      „Pass auf was du über meinen Bruder sagst.“ Naril packte sein Gegenüber am Kragen. Er bemerkte eine Bewegung am Rande seines Sichtfeld.
      „Dein Bodyguard?“
      „Er ist gut, aber ich habe ihm befohlen nicht einzugreifen.“

      „Er ist wirklich gut. Bis jetzt habe ich ihn nicht bemerkt.“
      „Heute werdet ihr am Scheideweg stehen Prinz Naril. Eure Familie oder euer Land. Was werdet ihr wählen?“ Josef riss sich los. Naril war über die Geschwindigkeit seines Gegenübers überrascht. Er hatte keine Chance es zu verhindern.
      „Was weißt du?“, fragte der Prinz. Zum ersten Mal seit Beginn dieser Unterhaltung klang er beunruhigt.
      „Du hast die Schatten des Landes gesehen.“ Josef wandte sich ab.
      „Wenn dir alles genommen wird, was du im Schweiße deines Angesichts produzierst. Wenn du über dein Hab und Gut nicht selbst bestimmen kannst. Wenn deine gesamtes Leben vorherbestimmt ist. Was unterscheidet diese Leute dann noch von Sklaven? Unzählige müssen im Dreck leben, damit die wenigen auf ihren Schultern frische Luft atmen können.“
      „Du liebtest jemanden aus der untersten Kaste.“ Naril wirkte keineswegs überrascht. Ganz im Gegenteil. Er konnte Josef gut verstehen. Der Prinz schloss die Augen und lächelte.
      „Liebe ist...“
      „Nicht wirklich“, unterbrach ihn der Sohn des Bürgermeisters beiläufig. Der Prinz sah den ihn verwirrt an.
      „Ich habe gesehen was sich hinter dem Vorhang befindet. Ich habe es in seinen Augen gesehen. Du verstehst dieses Gefühl nicht. Jemanden so zu sehen. Jemanden, den du respektiert hast. Jemanden, der auf einer Stufe mit dir steht. Ihn in solch einem Zustand zu sehen.“ Josefs Stimme brach.
      „Du kennst nur die oberflächliche Dunkelheit dieses Landes, doch nicht das Schwarze, das tief im Innern schwärt. Dein Bruder wird nichts ändern. Er hat nicht die Kraft dazu. Und er wird dich verraten.“

      Naril blickte Josef noch lange nach. Viele Gedanken beschäftigten ihn. Was genau hatte Josef bezweckt. Was wusste der Sohn des Bürgermeisters. Was wusste er über Kalaen.
      „Es gibt nur einen Weg die Wahrheit herauszufinden.“ Er holte tief Luft. Der Treffpunkt befand sich etwas außerhalb von Palermo. Auf dem Weg dorthin bemerkte er das fehlen jeglicher Passanten. Er spürte was in der Luft lag.
      „Noch kannst du umkehren.“ Naril schloss die Augen und ging weiter. Er zögerte nicht, als er ins Freie trat. Sein Blick fiel auf seinen Bruder.
      „Für was entscheidest du dich Prinz Naril? Familie oder Heimatland?“ Er blickte auf Sheryl und die Anderen, die gefesselt in der Mitte saßen. Sie waren von Soldaten Linetias und ihren eigenen Kameraden umzingelt. Etwa ein Drittel der Söldner hatten Kalaen anscheinend ihre Gefolgschaft verweigert. Als sie Naril sahen, rissen sie die Augen auf.
      „Rennt Prinz! Kalaen hat uns verraten.“ Er hörte ihre Warnungen und sah ihre entsetzten Gesichter, doch Naril wurde zu keiner Zeit langsamer. Er konnte den Bürgermeister und einige andere Würdenträger in einiger Entfernung erkennen. Sie wurden von besonders vielen Soldaten beschützt. Kalaen rührte sich nicht von der Stelle. Erst als Naril direkt vor ihm stand öffnete er die Augen.
      „Was hat das hier zu bedeuten“, fragte der jüngere Prinz ruhig. Er kannte die Antwort, doch er musste sie aus dem Mund Kalaens hören.
      „Das Ende unserer Gemeinschaft.“ Naril nickte und verpasste seinem Bruder dann einen Kinnhaken, der diesen zurück taumeln lies. Einige Soldaten zückten bereits ihre Schwerter, doch der ältere Prinz gebot ihnen zu warten. Anerkennend blickte er seinen Bruder an und rieb sich das schmerzende Kinn.
      „Du bist stark geworden. Es tut mir leid dich opfern zu müssen.“ Naril blickte in die Augen Kalaens. Überrascht öffnete er den Mund, doch er fand keine Worte. Zum ersten Mal, seit sie diese Söldnerbande zusammen gegründet hatten, sah Naril Bedauern in den Augen Kalaens.
      „Wir sind einfach zwei verschiedene Menschen. Du hast unsere Leute stets nur als Werkzeug betrachte.“
      „Und du sahst in ihnen eine neue Familie.“ Die beiden Brüder reichten sich die Hand. Beide lächelten einander an.
      „Durch die Allianz mit dem Bürgermeister sichere ich meine Herrschaft.“
      „Er ist der Mörder unserer Mutter. Er hat vielleicht nicht das Messer...“
      „Es ist bedeutungslos. Alles was zählt ist meine Herrschaft!“
      „Nein!“ Naril riss sich von seinem Bruder los. Er sah zurück auf Palermo. Kalaen bemerkte, dass er in Richtung der Rosengärten sah.
      „Bis zum letzten Moment wusste ich nicht was ich tun würde. Ist das nicht verrückt? Erst als ich die Operation begann, war ich mir sicher, dass ich ihm das Leben retten werde. Doch ich bin glücklich, dass ich ihn heute morgen getroffen habe. Denn nun weiß ich auch, was ich hier zu tun habe.“ Er drehte sich wieder zu seinem Bruder und sah ihm in die Augen.
      „Du hast nicht nur mich verraten, oder unsere Gefolgsleute... in erster Linie hast du dich selbst verraten Kalaen. Als dein Bruder werde ich das nicht zulassen.“
      „Also gedenkst du dich mir zu widersetzen.“ Der ältere Prinz hob seinen Hammer an. Naril lächelte und nickte.
      „Ganz genau. Ich werde nicht zulassen, dass du dich selbst verrätst Kalaen. Ich werde dich und das Land retten.“



      Kapitel 219: Brüder!
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      „Der Verräterkönig. So nannte man Kalaens und Narils Vorfahren. Er ist dermaßen verhasst, dass sein Name aus den Geschichtsbüchern der Insel gestrichen wurde.“ Josef Bolender steckte sich eine Zigarette an, während er die Hafenpromenade entlang schlenderte.
      „Vor etwa hundert Jahren brach eine schreckliche Krankheit in der neuen Welt aus. Es gab keine Heilung. Millionen kamen ums Leben.“ Josef lies sich in einem Cafe nieder. Nachdem er bestellt hatte, fuhr er fort.
      „Linetia ist kein reiches Land, doch es ging den Leuten gut. Der Vater des Verräterkönigs hatte dafür gesorgt. Alles was das Land produzierte wurde fair an seine Bewohner verteilt. Niemand war reich, doch auch niemand musste hungern. Selbst die Königsfamilie lebte nicht im übermäßigen Luxus.“ Josef lächelte die junge Kellnerin freundlich an, als sie ihm seinen Kaffee brachte. Genüsslich nahm er einen Schluck und blickte hinaus auf das Meer. Die Morgensonne stand schon hoch am Himmel und lies das Wasser sanft glitzern. Nur das Kreischen der Möwen und das plätschern der Wellen im Hafenbecken erfüllten die Luft. Um diese Uhrzeit war hier überhaupt nichts los. Die meisten Leute kamen entweder zum Mittag- oder Abendessen hierher. Ein Sonnenuntergang im Hafen von Palermo war etwas Magisches. Zumindest sagte man das zu den Touristen um hier Abends horrende Preise verlangen zu können.
      „Ich denke wirklich, dass ich das hier vermissen werde“, meinte Josef beinahe schon wehleidig. Erst das ungeduldige Knurren seines Bodyguards lies ihn mit seiner ursprünglichen Geschichte fortfahren.
      „Der Verräterkönig war schon in jungen Jahren ein ziemliches Arschloch. Tut mir leid, aber ich kann es nicht anders ausdrücken. Ein typisches schwarzes Schaf. Leider war er auch der einzige Thronerbe. Als seine Herrschaft begann, fingen die Einschnitte an. Damit er mehr haben konnte, musste die Bevölkerung natürlich verzichten. Doch es war ihm nicht genug. Es gibt nun einmal nur so Viel auf Linetia zu holen.“ Josef nahm einen weiteren Schluck und kostete von dem Keks, der zusammen mit dem Kaffee gebracht worden war. Dann sprach er weiter und verteilte dabei einige Krümel vor sich auf dem Tisch.
      „Dann kam die Krankheit. Der König hatte sich schon darauf vorbereitet, denn dumm war er nicht. Er hatte beinahe alle Lebensmittel in die Schattenburg gebracht und lies diese nun verriegeln. Niemand kam hinein oder hinaus. So wurde Linetia nicht nur von der Krankheit, sondern auch von einer Hungersnot heimgesucht.“ Josef beugte sich nun vor und sah seinen Bodyguard verschwörerisch an.
      „Doch wie es das Schicksal so wollte, war jemand in der Burg schon infiziert. In kürzester Zeit war ein Großteil der Leute in der Burg dahingeschieden. Der König verbarrikadierte sich in seinen Gemächern, doch irgendwann trieb ihn der Hunger hinaus. Er aß von den verseuchten Nahrungsmitteln... und wurde nicht krank.“ Josef lachte.

      „Er war immun. Als womöglich einziger Mensch auf dieser Welt konnte ihm die schreckliche Krankheit nichts anhaben. Jetzt sah er seine Chance gekommen. Mithilfe der besten Ärzte der Insel konnte man aus seinem Blut mit Sicherheit ein Gegenmittel entwickeln. Oder...“ Der Bürgermeistersohn lehnte sich zurück und sah seinen Bodyguard durchdringend an. Einige Passanten warfen ihm missmutige Blicke zu. Diese Geschichte kannte auf Linetia jeder, und sie war nicht sehr beliebt.
      „Der König verließ noch in dieser Nacht mit einigen Getreuen die Insel.“
      „Verräter“, zischte eine ältere Frau, die gerade ihren Hund ausführte.
      „In der Tat Mylady“, antwortete Josef und lächelte freundlich. Die Frau hatte sich jedoch schon abgewandt. Sie spuckte noch einmal angewidert auf den Boden und setzte dann ihren Weg fort.
      „Der König kam nach Mary Joa und verkaufte dort sein Blut im Austausch gegen Reichtum und einen Platz in der heiligen Stadt. Sein Land kümmerte ihn nicht mehr. Als er eine Chance auf ein besseres Leben sah, lies er Linetia fallen und sah kein einziges Mal zurück. Die Weltregierung behielt das Heilmittel lange für sich. Immerhin tötete die Krankheit auch viele Piraten in der neuen Welt, was der Regierung nur recht war. Erst als die gesamte Neue Welt beinahe entvölkert war, verteilten sie das Gegenmittel. In dieser vier Jahre dauernden Epidemie verloren zwei Drittel der Linetianer ihr Leben.“
      „Deshalb gibt es noch immer so viele verlassene Farmen und Häuser auf dieser Insel“, merkte der Bodyguard an. Josef nickte.
      „Und warum erzählst du mir das Josef?“
      „Deshalb hassen die Menschen die Königsfamilie, doch viele haben ihr auch vergeben. Viele erinnern sich auch an das Gute, welches die Könige vor dem Verräter vollbracht haben. Denn nachdem der König aus Linetia verschwunden war, begann die Herrschaft der Bürgermeister. Und sie führten die Politik der Ungleichheit fort. Die reichen Bürger Palermos besitzen fünfundneunzig Prozent der Reichtümer dieses Landes, während die Bauern im Landesinnern wie Sklaven schuften müssen.“ Josef bezahlte die Rechnung und stand auf.
      „Zu herrschen heißt an alle zu denken und nicht nur an sich selbst. Denn die Gefühle der Menschen sind das Wichtigste was ein Herrscher verwalten muss.“ Sein Bodyguard folgte ihm, während sie zu Josefs Schiff gingen.
      „Und du wirst eines Tages herrschen, dass weiß ich.“
      „Weil du es gesehen hast.“ Josef wirbelte herum und blickte tief in die Augen seines Leibwächters. Er konnte sie deutlich sehen und sie erdrückte ihn beinahe. Wenn Josef Seelen beschreiben müsste, so würde er sie mit Lichtquellen vergleichen. Die Seele seines Vaters reichte kaum aus um dessen eigenen Körper zu erhellen. Prinz Narils strahlte hell und erleuchtete seine gesamte Umgebung. Doch die Seele des Mannes vor ihm. Vor ihr verblassten alle anderen bei weitem. Die ganze Insel erstrahlte unter ihr. Trotzdem war es kein warmes Licht. Josef kam es sogar so vor, als ob er leicht frieren würde. Ein kalter Schauer jagte seinen Rücken hinab. So wie jedes mal wenn er in die Augen dieses Mannes blickte. Beide schüttelten sich die Hände.
      „Damit bist du sicher auf deinem Boot zur Redline. Meine Auftrag ist damit erfüllt.“
      „Es war Schicksal das wir uns getroffen haben. Und zwar ein Schicksal, welches weitaus größer als diese Insel ist.“ Der Leibwächter lächelte. „Die Zeit wird kommen, in der ich herrschen werde, und es wird der Tag kommen, an dem ich nach dir und deiner Kraft verlange Josef Bolender.“
      „Und ich werde deinem Ruf mit Freuden folgen Arthur!“


      „Du musst mich nicht retten. Denn ich brauche dich nicht. Ich brauche niemanden“, knurrte Kalaen.
      „Du brauchst offensichtlich den Bürgermeister um die Macht zu ergreifen“, antwortete Naril kalt. Als Antwort erhielt er nur einen wütenden Schrei seines Bruders. Im letzten Moment wich er dem Hammerschlag mit einem Sprung zur Seite aus. Kalaen setzte ihm nicht nach. Stattdessen wartete er bis Naril wieder auf den Beinen war.
      „Du brauchst mich nicht zu retten.“ Dieses Mal klang es fast so als würde Kalaen flehen.
      „Warum gibst du dich selbst auf Kalaen? Warum?“
      „Ich muss herrschen. Es war der letzte Wunsch unserer Mutter.“
      „Deshalb schließt du einen Pakt mit dem Teufel?“
      „So werde ich einen Bürgerkrieg verhindern. Wenn wir unseren Weg weitergegangen wären, so hätte es in einem Blutbad geendet. So erhalte ich die Einheit des Landes.“
      „Eine oberflächliche Einheit. So wirst du den Zorn der einfachen Bauern, der unter der Oberfläche brodelt, nicht besänftigen können.“
      „Ich werde es schaffen. Doch dafür brauche ich ein Opfer. Jemanden, den wir der Bevölkerung als Sündenbock präsentieren können.“
      „Wenn es einen echten Wandel zur Folge hätte, so würde ich nicht zögern, doch für dies...“ Naril deutete auf den Bürgermeister und seine Gefolgschaft, welche es sich unter einem hastig aufgebauten Pavillon gemütlich gemacht hatten und dort nun offensichtlich ein Bankett abhielten.
      „Für das werde ich mich nicht opfern. Denn das bist nicht wirklich du.“
      „Worte können hier wirklich nichts mehr bewirken.“ Kalaen verstärkte den Griff um seinen Hammer.
      „Ich hatte gehofft es anders zu lösen, da du mein Bruder bist Naril. Doch du wolltest wie immer nicht hören. Jetzt werde ich dir meine Stärke zeigen.“ Naril grinste.
      „Dann komm... Mamas kleiner Feingeist!“

      Mit einem Aufschrei sprang Kalaen auf seinen Bruder zu und überbrückte die Distanz zwischen den Beiden in wenigen Sekunden. Der Hammer verfehlte Naril jedoch, da der jüngere Bruder einen Satz zurück gemacht hatte. Mit einem dunklen Lachen zog der ältere Prinz seinen Waffe aus dem Boden und streckte sie gen Himmel.Rauch begann nun aus dem Schlitzen hervorzuquellen. Immer mehr davon stieg in Richtung Himmel und verdunkelte den Kampfplatz. Kein Sonnenstrahl durchbrach ihn. Im Zwielicht standen sich die Brüder nun gegenüber. Naril fing einige der Rußflocken, die vom Himmel regneten, mit der Hand auf. Sein Gesicht glich einer emotionslosen Maske. Selbst als Kalaen seinen Hammer mit einem mächtigen Schlag in den Boden rammte, rührte er sich nicht. Die Soldaten Linetias schluckten, während sie das Schauspiel aus der Entfernung betrachteten. Dabei bemerkten sie gar nicht, wie alle Söldner geschlossen einige Schritte zurück machten. Sheryl hatte die Augen abgewandt. Sie konnte es nicht mit ansehen. Zwei Männer, die sie verehrte, bekämpften sich bis aufs Blut.
      „Wie krank ist dieses Land, wenn es Brüder zum Kampfe zwingt“, murmelte sie traurig. Ein alter Mann neben ihr schüttelte den Kopf.
      „Ich denke, dass dies von Anfang an ihr Schicksal war. Sie sind zwei Seiten einer Münze. Sie gehören zusammen, aber ein Miteinander war ihnen nie bestimmt.“ Der Boden unter Narils Füßen begann nun rötlich zu glühen. Mit einem Sprung rückwärts wich der junge Prinz der Feuersäule aus, die aus dem Boden schoss. Doch dabei blieb es nicht. Kaum landete Naril brach der Boden auch schon wieder auf. Unzählige Feuersäulen verwandelten das Schlachtfeld in eine wahre Hölle. Die Hitze war selbst in mehreren hundert Metern Entfernung zu spüren. Kalaen riss seinen Hammer nun aus dem Boden und holte aus. Gerade noch rechtzeitig, da Naril ihn schon beinahe erreicht hatte. Der jüngere Prinz stand vollkommen in Flammen, da er direkt durch das höllische Feld gestürmt war. Die Faust des jüngeren Prinzen prallte auf die Faust der Hölle und zur Überraschung der Meisten war es Kalaen, der zurück taumelte.
      „Verdammt dein Feuer ist echt heiß“, knurrte Naril, der immer noch in Flammen stand. Einige Soldaten stellten überrascht fest, das die Faust, welche er gegen den Hammer seines Bruder gerammt hatte, total verformt war. Doch der junge Prinz strich nun einfach darüber und stellte so die ursprüngliche Form wieder her. Gleichzeitig atmete er tief ein und sog so förmlich die Flammen von seinem Körper. Die einzige Folge, die diese Tat nach sich zog, war ein feuriges Rülpsen.
      „Unglaublich. Ihre Stärke ist einfach unglaublich“, meinte ein jüngerer Söldner neben Sheryl. Diese schüttelte nur mit dem Kopf.
      „Nein. Keiner der Beiden hat bisher ernst gemacht.“

      Kalaen packte seinen Kriegshammer nun mit beiden Händen und hob ihn über den Kopf. Als er zuschlug wurde die Welt auf den Kopf gestellt. Selbst der Bürgermeister verlor den Boden unter den Füßen. In der gesamten Umgebung bebte der Boden. Dort wo der Hammer eingeschlagen hatte, war dies jedoch nicht der Fall. Hier wurde die trockene Steppe pulverisiert. Der Boden zersplitterte und mit einem weiteren Schlag schickte Kalaen die gigantischen Trümmer in die Luft. Innerhalb weniger Sekunden hatte der ältere Prinz einen gewaltigen Krater geschaffen, an dessen Rand er nun stand. Die Anwesenden folgten dem Schauspiel mit großen Augen. Augen, die sich nur noch mehr weiteten, als sie die kleine Figur sahen, die trotzig auf einem der Felsbrocken stand. Kalaen knurrte nur wütend. Geschickt sprang Naril von einem Brocken zum Nächsten. Als er jedoch nun seine Finger in den Fels rammte und einen Brocken von der Größe eines Hauses auf Kalaen schleuderte, überraschte das seinen älteren Bruder. Er konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, doch der Angriff endete damit nicht. Durch seine Attacke hatte Kalaen Naril ausreichend Wurfgeschosse gegeben. Blitzschnell wechselte der junge Prinz zwischen den Trümmern und schleuderte sie zielsicher in Richtung seines Bruders. Dieser wich zwar aus, doch mit jedem Felsbrocken gelang ihm das schlechter. Schließlich musste er seinen Hammer anheben und zuschlagen. Zwar zertrümmerte er den riesigen Fels ohne Probleme, doch trotzdem knurrte er wütend, als der Staub sich legte und er wieder freie Sicht hatte.
      „Verdammt!“ Die Faust Narils, der direkt hinter dem Felsen sich befunden hatte, traf ungebremst das Gesicht seines Bruders. Kalaen wurde nach hinten geschleudert und hinterließ eine tiefe Furche im Boden ehe er zur Ruhe kam. Wütend rappelte er sich direkt wieder aus. Mit einem lauten Knacken reckte er sich seine Nase wieder ein und spuckte dann etwas Blut auf den Boden. Beim Aufprall zersetzte er zischend einige Grashalme.
      „Warum rennst du nicht weg.“ Kalaen schrie Naril direkt an und zum ersten Mal seit Beginn dieses Kampfes schien er wirklich wütend zu sein.
      „Das ist der Zorn, mit dem er sonst seinen Gegnern begegnet“, murmelte Shery. Ihr war es schon länger aufgefallen, aber Kalaens Angriffe hatten Naril immer weiter von den Soldaten weg gedrängt. Wenn er es gewollt hätte, so hätte der Prinz fliehen können.
      „Du musst das nicht tun Naril.“
      „Ich werde dich nicht im Stich lassen Kalaen. Und auch niemanden sonst.“

      Beide Brüder blickten sich in die Augen. Beide nickten sie stumm. Die Sonne durchbrach die dunkle Rauchdecke über dem Schlachtfeld. Mehrere Strahlen durchfluteten die Ebene mit Licht. Die Erde bebte leicht unter dem Aufschlag der Höllenfaust, als Kalaen diese wegwarf.
      „Wie in alten Zeiten im Kinderzimmer“, meinte der ältere Prinz.
      „Ganz genauso“, antwortete der Jüngere. Jeden der Beiden traf die Faust des jeweils anderen gegen die Brust. Doch keiner wankte zurück. Stattdessen folgten auf den ersten Faustschlag weitere. Unerbittlich schlugen sie aufeinander ein. Es schien den Beiden wie Stunden, obwohl es nur wenige Minuten waren, die vergingen.
      „Du warst schon immer ein zarter Geist.“
      Mit erhobener Faust stand Kalaen vor Naril. Sein Bruder hatte offensichtlich nicht mehr die Kraft seine Hände zu heben.
      „Ich muss herrschen. Ich muss dieses Land einen. Ich muss es retten... Dies ist meine Bestimmung. Dies ist der Wunsch meiner Mutter. Und nur ich bin stark genug ihn zu erfüllen. Warum... Warum sehe ich uns dann nur gemeinsam.“
      Kalaen zögerte.
      In diesem Moment schloss sein Bruder die Augen und nickte.
      „Danke.“ Mit einem letzten Aufbäumen stieß Naril Kalaen zur Seite. Er packte die Höllenfaust und hob sie empor. Es kostete ihn all seine Kraft, doch er musste es tun. Jetzt hatte er die Möglichkeit noch etwas zu verändern. In der Entfernung konnte er die Rufe des Bürgermeisters hören.
      „Es reicht! Legt dieses Tier endlich in Ketten.“ Mit einem Lächeln hob Naril den Hammer hoch empor und ließ ihn dann niederfahren. Kaum hatte er dies getan, brach das Feuer auch schon bei den gefesselten Söldnern aus dem Boden. Zwar verbrannte es sie leicht, doch es durchtrennte auch ihre Fesseln. Naril warf einen letzten Blick auf Sheryl. Sie und die Anderen waren vollkommen unbewacht, da alle Soldaten sich auf Naril stürzten. Er nickte ihr zu und lächelte. Sie tat dasselbe, bevor sie sich mit Tränen in den Augen abwandte.

      Unzählige Hände packten den Prinzen und rissen ihn zu Boden. Sie fesselten ihn mit rauen Stricken. Die Hände auf den Rücken und die Füße zusammengebunden. So hatte er keinerlei Chance zur Flucht. Er konnte schwere Schritte hören, als der Bürgermeister auf ihn zu kam. Das erste was er von Johann Bolender sah, war die Sohle seines Stiefels, als der Bürgermeister von Palermo ihm einen Tritt gegen die Schläfen verpasste.
      „Naril Sor sie werden wegen Hochverrats gegen das Land und die guten Leute von Linetia hiermit festgenommen. Für seine Mithilfe wird Kalaen Sor der Rang eines Stadtrates verliehen.“ Naril hörte nicht wirklich hin, als sie seine Anklage verlasen.
      „Nun kannst du damit beginnen deine Herrschaft zu errichten. Mit mir an deiner Seite natürlich. Kalaen. Ist das nicht toll?“ Johann Bolender half dem älteren Prinzen auf die Beine. Dieser drehte sich um und nahm seinen Hammer, der direkt neben Naril lag. Er warf einen letzten Blick auf seinen kleinen Bruder.
      „Ja... jetzt da der Ballast weg ist, kann ich herrschen. Denn ich bin stark. Ich brauch niemanden.“
      „Bis auf mich natürlich“, meinte Johann Bolender lachend.
      „Es war richtig zu mir zu kommen, damit du den Traum einer Mutter endlich erfüllen kannst. Denk nur daran welchen Glanz wir Linetia mit einer Königsfamilie wieder verleihen könnten.“
      „Rede nicht über meine Mutter Johann. Nicht du.“
      „Natürlich Kalaen... natürlich.“ Die Stimmen entfernten sich von Naril, während er gegen den staubigen Boden gedrückt wurde.
      „Er hat nicht zugeschlagen! Er ist nicht verloren. Kalaen wird das Richtige tun.“ Diese Gedanken waren das Einzige das Naril Sor, der Prinz Linetias noch hatte. Sie waren das Einzige, dass seinen Kopf beherrschte, als sie ihn in Palermo an den Pranger stellten. Als sie ihn folterten. Als sie ihn in ein dunkles Loch warfen.
      „Kalaen wird zu mir zurückkommen!“


      8 Jahre später:

      Im Schein der Fackeln konnte er es kaum glauben. Zum ersten Mal seit beinahe acht Jahren sah er seine Hände wieder. Mit den dürren, abgemagerten Fingern glichen sie mehr Klauen als menschlichen Händen, doch trotzdem erfüllt es ihn mit unglaublichem Glück. Mit zitternden Schritten ging er weiter in Richtung Ausgang. „Du bist nicht gekommen Kalaen. Also muss ich jetzt zu dir kommen!“



      Kapitel 220: Ungebrochen
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      „Dies ist das Gefängnis? Miyuki zog eine Augenbraue nach oben und blickte auf das unscheinbare Gebäude vor sich. Sie befanden sich am Stadtrand von Palermo. Das sanfte Rauschen des Meeres erfüllte ihre Ohren und vermischte sich mit dem Krächzen der Möwen. Vor ihnen lag ein einfaches Gebäude. Im typischen Stil der Stadt erbaut, stach es überhaupt nicht heraus. Es lag inmitten eines kleinen Wohnviertels. Der milde Wind strich durch das Haar der beiden Frauen, die sich im Schatten eins Akazienbaumes aufhielten.
      „Ich weiß selbst nicht viel darüber“, antworte Jennifer schließlich. Die junge Prinzessin schluckte.
      „Was ich jedoch darüber weiß, lässt mir die Haare zu Berge stehen.“ Miyuki sah ihre Begleiterin von der Seite interessiert an.
      „Wo Licht ist, gibt es immer Schatten.“
      „Das mag sein, doch der Schatten, der sich in diesem Gebäude befindet, ist tief“, seufzte Jennifer. Beide traten sie nun gemeinsam ein. Es gab keinerlei Wachen. Wahrscheinlich waren sie, wie die anderen Bewohner der Insel, Opfer von Dillians Seelenraub geworden. Das Foyer des Gebäudes war sauber und aufgeräumt.
      „Was zum“, entfuhr es Miyuki. Auf der linken Seite befand sich ein Tresen, hinter dem sich normalerweise eine Empfangsdame aufhielt. Die Wand auf der rechten Seite wurde dagegen von einem großen Gemälde eingenommen.
      „Den Bewohnern von Linetia eine gesunde Zukunft.“ Diese Worte standen in großen Lettern über einem Bild des Bürgermeisters, der einen Mann in Zwangsweste ins Licht führte.
      „Feinde Linetias werden generell als Geisteskranke gebrandmarkt. Dadurch kann man die gewöhnliche Justiz umgehen und sie ohne Umschweife hierher verfrachten.“ Jennifer seufzte.
      „Hätte ich gewusst was mich hier erwartet, ich wäre zuhause bei meinem Onkel und meiner Tante geblieben.“ Miyuki drehte sich zu ihr um und warf ihr einen durchdringenden Blick zu.
      „Verachtest du mich für diese Aussage? Das mir mein eigenes Wohl wichtiger ist, als dieses Land, zu dem ich, außer meinen Ahnen, keine Verbindung habe?“ Miyuki schüttelte den Kopf und packte Jennifer an den Schultern.
      „Nein überhaupt nicht.“ Sie drehte sich um und stieß die Flügeltüre auf, welche tiefer in das Gebäude führte.
      „Aber jetzt bist du hier und du kannst das nicht mehr ändern. Die Leute haben dir Vertraut und du hast bisher bewiesen, dass du des Vertrauens würdig bist. Also höre auf dein Schicksal zu bedauern, akzeptiere die Umstände und gehe der Zukunft mit erhobenem Haupt entgegen.“

      Jennifer schluckte und blickte Miyuki nach. Diese Frau strahlte etwas aus. Ein Licht, welches alles in ihrem Umkreis erhellte. Ohne zu zögern folgte sie ihr nun. Die zwei Frauen stießen nun tiefer in den Komplex vor. Hier an der Oberfläche wirkte alles ordentlich und aufgeräumt. Jedoch befanden sich hier auch keine Zellen, oder wie es in den Akten ausgedrückt wurde, Behandlungsräume. Nachdem sie einige Büros durchsucht hatten, wandten sich die beiden Frauen nun der zentralen Halle zu. Hier waren früher auf verschiedenen Anzeigetafeln die täglichen Aufgaben verteilte worden. Und hier befand sich auch der Abstieg in den Untergrund. In das eigentliche Herz dieser Einrichtung. Kaum waren Jennifer und Miyuki hinabgestiegen, da änderte sich das Bild ihrer Umgebung sofort. Anstatt hellen, weißen Bürogängen fanden sie sich nun einem düsteren Verlies wieder. Ihr Weg führte sie tiefer hinab und hinaus unter das Meer. Überall tropfte das Salzwasser von Wänden und Decke. Sie passierten dabei unzählige Behandlungsräume. Miyuki knurrte, als sie die unzähligen Foltergeräte sah, welche sich in diesen Räumen befanden. Und schließlich erreichten sie auch die Zellen. Der Gestank von Verwesung, der den Beiden entgegenschlug, war ein untrügliches Zeichen. Ohne Versorgung waren die Gefangenen hier drinnen jämmerlich verhungert. Während Jennifer angeekelt die Hand vor ihr Gesicht hielt, biss sich Miyuki auf den Daumen.
      „Ich hoffe, dass Naril ihr Schicksal noch nicht geteilt hat.“ Nur das dämmrige Licht der Fackel, die Miyuki in Händen hielt, erhellte die Umgebung. Diese Finsternis zusammen mit der allgegenwärtigen Nässe und dem salzigen Geruch musste wahrlich der Hölle gleichkommen. Angewidert spuckte sie auf den Boden.
      „Du hättest die Geheilten sehen sollen“, meinte Jennifer hinter ihr nun.
      „Ehemals starke Männer und Frauen reduziert zu nichts. Diese Anstalt brach Menschen. Egal wie lange es dauerte, am Ende sahen sie alle gleich aus. Ihre Augen waren vollkommen leblos. Ohne eigenen Willen plapperten sie nur noch nach, was man ihnen auftrug. Was dieses Gebäude verließ waren keine Menschen mehr, sondern nur noch kaputte Roboter. Allen erging es so.“
      „Allen bis auf einen“, erwiderte Miyuki, doch nun hielt sie inne. Sie war den verschlungenen Gängen immer tiefer gefolgt und nun hatten sie Narils Zelle erreicht. Auf allen Plänen war sie mit einer Krone markiert gewesen. Doch die schwere Holztüre stand sperrangelweit offen. Im Halbdunkel der Zelle konnte man eine zusammengesunkene Gestalt erkennen.
      „Verdammt“, knurrte Miyuki und sprintete los.
      „Wer...“, entfuhr es ihr jedoch kaum eine Sekunde später. Der Mann, der keuchend gegen die Wand gelehnt saß, war nicht Prinz Naril.
      „Bürgermeister Bolender“, sagte Jennifer überrascht, als sie zu Miyuki aufgeschlossen hatte. Kraftlos blickte der Angesprochene auf. Es war ihm anzusehen, dass er kurz davor war das Bewusstsein zu verlieren. Seine Haare waren fast zur Gänze ausgefallen und seine Mundwinkel und Fingernägel hatten tiefe Risse.
      „Was ist mit ihm geschehen.“
      „Eisenmangel“, antwortet Jennifer, während sie neben dem Bürgermeister niederkniete.
      „Ich habe eine Ausbildung zur Ärztin abgebrochen, bevor ich hierherkam“, fügte sie erklärend hinzu.
      „Er wollte wohl meinen Bruder freilassen, aber der Plan ist nach hinten losgegangen. Naril hat ihn ziemlich übel zugerichtet, aber er wird durchkommen. Alles was er braucht ist Ruhe und ein ordentliches Steak.“ Miyuki nickte und nahm hob den Bürgermeister hoch um ihn Huckepack zu tragen.
      „Das Naril so etwas tun würde“, meinte Jennifer nachdenklich, während sie den Bürgermeister ansah.
      „Du übersiehst das Wichtige“, erwiderte Miyuki und drehte sich zu Jennifer um.
      „Selbst nach acht Jahren Gefangenschaft und Folter. Selbst nach all dem was ihm der Bürgermeister angetan hat. Naril hat nicht getötet!“


      „Langweilig!“ Tia stöhnte und streckte die Arme zum Himmel. Die Augen der bewegungsunfähigen Bewohner Linetias folgten ihr, doch inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt. Dan und Jason unterhielten sich gerade mit einigen der Überlebenden, die noch bei Verstand waren. Aus den Augenwinkeln konnte die ehemalige Bergräuberin zudem noch eine Frau mit rosanen Haaren sehen, die auf einem der Dächer Wache hielt.
      „Hmm eigentlich wäre das ja unsere Aufgabe, aber ich werde mich jetzt mal nicht beschweren.“ Stattdessen lies die junge Frau sich nun auf einer Bank neben dem Springbrunnen nieder, der das Zentrum dieses Platzes darstellte.
      „Ich halte es nur für keine gute Idee, dass wir uns in einer Stadt aufhalten, welche bis zum Rande mit Feinden überquillt. Auch wenn sie sich nicht bewegen können“, meinte Dan und rieb sich die Schläfen. Seit Stunden diskutierte er nun schon mit den Überlebenden, doch sie wollten es einfach nicht einsehen.
      „Wir haben uns vor eurer Ankunft hier durchgeschlagen und wir werden es auch weiter tun.“
      „Ja, aber jetzt wissen die...“ Dan deutete zu den bewegungslosen Einwohnern.
      „..., dass ihr euch hier in der Stadt versteckt.“
      „Und wieso sollten wir dann auf der südlichen Halbinsel sicherer sein?“
      „Die Wälder und Höhlen dort bieten...“
      „Wir haben dort nichts zu Essen.“
      „Ich bin sicher, dass einige von euch jagen...“
      „Sollen wir uns wie die Tiere verkriechen?“ Der ehemalige Marinesoldat war die Hände zum Himmel. Es war hoffnungslos. Er konnte Jason von der Seite her kichern hören.
      „Was ist daran so lustig.“
      „Das ich davon nicht betroffen bin“, antwortete der Adelige, während er an einer neuen Erfindung von sich herum schraubte. Tia musste kichern, während sie die Beiden aus der Entfernung beobachtete.
      „Die Zwei ändern sich wirklich niemals.“ Mit einem herzhaften Gähnen streckte sie nun ihre Füße aus und sah zum Himmel.
      „Sieht nach Regen aus.“ Tia runzelte die Stirn. Die dicken, schwarzen Wolken waren eigentlich viel zu tief.
      „Das sind keine Wolken. Das ist...“

      „Rauch!“ Der Schrei der Frau, die Wache gehalten hatte, unterbrach jegliche Diskussion, die unten stattgefunden hatte.
      „Rauch?“ Dan und Jason blickten verwirrt gen Himmel. Was sie jedoch noch mehr überraschte, war die Reaktion der Menschen. Entsetzt starrten die Leute nach oben. Man konnte die Furcht deutlich auf ihren Gesichtern erkennen. Trotzdem brach keine Panik aus, Die drei Kopfgeldjäger hatten kaum Zeit zu reagieren, da waren die überlebenden Bewohner schon verschwunden.
      „Ihr solltet euch besser auch verstecken.“ Die Frau mit den rosanen Haaren landete direkt neben Jason, Dan und der herbeigeeilten Tia.
      „Was hat das zu bedeuten?“
      „Der Prinz kommt.“ Kaum hatte Sheryl diese Worte ausgesprochen, da explodierte ein Haus in der Entfernung. Rote Funken mischten sich nun in die tiefschwarzen Rauchschwaden, die Palermo bedeckten.
      „Der Prinz kommt? Und wer bist du überhaupt?“ Tia packte Sheryl am Arm. Die Frau riss sich jedoch direkt los. Grimmig blickte sie in Richtung des Feuers, welches die Explosion ausgelöst hatte.
      „Ich bin Sheryl, eine ehemalige Söldnerin aus der Gruppe von Naril und Kalaen, den zwei Prinzen von Linetia. Einen davon werdet ihr jetzt kennenlernen.“ Aus einer der Straßen schoss nun eine schwarze Rauchwolke hervor. Die vier Anwesenden hielten schützend die Hände vor ihre Gesichter. Die Hitze raubte ihnen beinahe den Atem. Tia, Dan und Jason schluckten schwer, als sie die Gestalt sehen konnte, die sich aus der Finsternis schälte.
      Auf seiner rechten Schulter ruhte ein Hammer, den sie nicht einmal zu Dritt hätten stemmen können. Seine Haut war aschfahl und das Gesicht und die Glatze mit Brandnarben überzogen. Die Rüstung, die er trug, pechschwarz.
      „Brennt er?“, stotterte Tia. Einige Risse befanden sich in der Rüstung des Neuankömmlings. Daraus loderten in regelmäßigen Abständen Stichflammen hervor. Genauso wie aus seinem Hammer.
      Kalaen Sor, der Prinz von Linetia, begutachtete die Vier, die sich ihm in den Weg stellten. Seine Augen blieben an Sheryl hängen.
      „Ratte“, knurrte er, während er seinen Hammer hob.
      „Weg hier“, schrie die ehemalige Söldnerin. Instinktiv folgten die drei Kopfgeldjäger ihrem Befehl. Gerade noch rechtzeitig sprangen sie zur Seite, denn in dem Moment, als Kalaens Hammer auf dem Boden aufschlug, brachen an den Stellen, wo sie zuvor noch gestanden hatten, mächtige Feuersäulen aus dem Boden. Im gleichen Moment explodierten die Bomben, die Jason auf Kalaen geschleudert hatte. Schützend hob der Prinz eine Hand um die Splitter abzuwehren. Dadurch war er jedoch Dans Angriff gegenüber blind. Der ehemalige Marinesoldat holte weit aus und verpasste seinem Gegner einen harten Hieb gegen die Brust. Doch trotz seiner Schlagringe war es Dan der mit einem Schmerzensschrei zu Boden ging.
      „Verdammt“, knurrte er, während er seine Hand hielt. Der eiserne Schlagring war leicht geschmolzen und er hatte einige Brandwunden davongetragen.
      „Was ist das für ein Monster.“ Kalaen grinste grausam.
      „Ihr seid keinerlei Gegner für meinen brennenden Hass.“
      „Was hat Dillian dir nur angetan“, Sheryls Tritt traf das Kinn des Prinzen und lies ihn zurück taumeln. Die Söldnerin knurrte, als ihre Stiefel verbrannten. Schnell entledigte sie sich ihrer.
      „Er hat mich stark gemacht. Stark genug um alle zu zermalmen, die sich mir in den Weg stellen.“ Mit einem Aufschrei hob Kalaen seinen Hammer gen Himmel. Die Blicke der Anwesenden folgten ihm schockiert. Selbst Tia erstarrte mit gezücktem Dolch direkt hinter dem Prinzen. Ein riesiger Drachenkopf aus purem Feuer schoss aus der Waffe hervor. Die Hitze war kaum auszuhalten.
      „Ich werde alles zu Asche verbrennen.“
      „Nein!“ Sheryl kniff die Augen zusammen. Langsam wanderte ihre Hand zu ihrem Gürtel.
      „Ich habe mich so lange auf diesen Tag vorbereitet. Du wirst niemanden mehr verraten Kalaen. Nicht noch einmal. Es endet hier.“


      „Und du bist dir sicher, dass er hier ist?“ Miyuki zog eine Augenbraue nach oben und blickte auf die Schmiede. Sie befanden sich etwas außerhalb von Palermo. Hier auf einem der Hügel über der Stadt hatte Kalaen seine Schmiede errichtet, nachdem er neben dem Bürgermeister die Macht ergriffen hatte. Ein beeindruckendes Bauwerk aus schwarzem Stahl. Drohend thronte es über der Stadt. Aus dem mächtigen Schloten loderte unablässig Feuer. Jennifer nickte grimmig.
      „Ich bin mir absolut sicher.“ Behutsam setzte Miyuki den Bürgermeister ab.
      „Dann sollten wir reingehen und uns vorstellen.“ Beide Frauen keuchten aufgrund der unglaublichen Hitze, die ihnen entgegenschlug, als sie eintraten. Direkt unter ihren Füßen flossen Flüsse aus geschmolzenem Metall. Die Gitter, auf denen sie sich bewegten, glühten alle rötlich.
      „Hier kann doch niemand arbeiten“, stöhnte Miyuki und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Schon nach kurzer Zeit fühlte sie sich vollkommen ausgetrocknet.
      „Kalaen war der festen Überzeugung, dass jegliche Schwäche heraus gebrannt werden müsse“, meinte Jennifer erklärend. Beide Frauen hielten inne, als sie den zentralen Raum erreichten. In der Mitte befand sich ein riesiger Kessel, der bis zum Rand mit geschmolzenem Metall gefüllt war. Darunter brannte ein blaues Feuer. Selbst in der Höllendimension Torinos, während ihres Trainings, war Miyuki einer solchen Hitze nicht ausgesetzt gewesen. Doch daran verschwendete sie keinen Gedanken. Stattdessen starrte sie auf den Mann, der auf dem Plattform über dem Kessel stand. Miyuki hatte Bilder von Prinz Naril gesehen, bevor sie hierher aufgebrochen war. Von dem Mann von einst war nicht mehr viel übrig. Der Prinz war bis auf die Knochen abgemagert. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch stehen konnte. Seine Haare war dünn und brüchig. An der rechten Hand besaß er nur noch drei Finger. Daumen, Zeige- und Ringfinger waren ihm abgeschnitten worden. Überall auf seinem nackten Körper waren Narben zu sehen. Sein linkes Auge fehlte. Miyuki konnte den Mann kaum ansehen. Sie mochte sich nicht vorstellen, welche unaussprechlichen Gräuel man ihm in den letzten acht Jahren angetan hatte. Doch trotzdem strahlte der Prinz noch immer eine Aura von Stärke aus. Auch zitterte er nicht. Ruhig stand er auf der Plattform und blickte hinab in den Kessel.

      „Hat dir der Bürgermeister hiervon erzählt?“ Erst jetzt bemerkte Miyuki, dass Jennifer nicht mehr an ihrer Seite war. Die junge Frau war nach oben zu ihrem Bruder geklettert. Dieser drehte sich langsam um
      „Es tut gut dich zu sehen Jennifer.“ Die Prinzessin wandte den Blick ab.
      „Weinst du?“
      „Dich so zu sehen Naril.“
      „Es ist, wie es ist.“ Der Prinz schloss die Augen und atmete tief ein.
      „Es tut mir leid, aber so kann ich dich nicht ansehen.“ Miyuki riss entsetzt die Augen auf, als Jennifer ihren Bruder von der Plattform stieß. Naril lächelte, während er in das geschmolzene Metall stürzte.
      „Was hast du getan!“ Miyuki packte Jennifer am Handgelenk. Wütend starrte sie die Prinzessin an.
      „Hast du ihn überhaupt angesehen? So konnte er nicht weiterleben.“
      „Du Närrin. Er hätte...“
      „Außerdem wäre er sowieso selbst gesprungen. Was glaubst du wieso er sonst hierher kam.“ Miyuki lies Jennifer los und wandte sich ab. Ein Schatten hatte sich über ihre Augen gelegt. Langsam ging sie zum Rand der Plattform und blickte hinab in das geschmolzene Metall. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Die sanften Wellen auf der Oberfläche des Kessels schienen sie zu verhöhnen.
      „Wellen?“ Miyuki kniff die Augen zusammen. Eine muskulöse Hand schoss aus dem geschmolzenen Metall hervor. Jennifer trat neben die überraschte Frau und lächelte grimmig.
      „Bist du bereit für die Wiedergeburt von Naril Sor, Prinz von Linetia?



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