Zeit für Antworten? Zeit für Antworten....
Kurz und bündig. Ja! Und wehe du verlierst jetzt ein schlechtes Wort über meine Waifu! Dann werde ich die Höllenhunde auf dich hetzen du Bastard....... Wir sind gleich wieder für sie da, nachdem sich unser Autor in seiner Wuthöhle/Kindergarten ausgetobt hat.
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Diese Frage wird aber wohl leider nie beantwortet werden.
Crowleys Strategie ist eigentlich ganz einfach. Er versucht möglichst viele Karten auf der Hand zu haben um so für jede Situation die passende Antwort zu besitzen. Er ist jemand der eher reaktionär, denn planend spielt.
Warum liebst du meine Charaktere nicht? Warum? Aber naja so schnell kann es halt gehen. Der Tod macht vor niemanden halt. Vor allem nicht wenn er durch die Hand von einem allmächtigen Alkoholiker kommt.
Halbrichtig.
All diese Szenen werden in einer erotischen Zweit FF abgehandelt, die ich gerade Plane. Auch die mit Senghok und seiner Ziege. Viel Spaß bei diesem Kopfkino und mit Kapitel 191: Miyuki und Adam
Kapitel 191: Miyuki und Adam
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Vor tausenden Jahren:
Ihre Beine waren blutig und aufgeschlagen. Jeder Schritt war eine Qual, aber sie konnte nicht stehen bleiben. Sie hörte ihre Verfolger. Sie waren nähergekommen. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht. Tränen nahmen ihr die Sicht, doch trotzdem rannte sie weiter. Die Äste der Bäume peitschten ihr gegen den Kopf, während sie ziellos durch den Wald rannte. Ihre Seiten brannten. Jeder Atemzug schmerzte. Schließlich versagte ihr Körper und sie stürzte. Stöhnend lag sie dort. Der Duft der Tannennadeln, die den Boden bedeckten, erfüllte ihre Nase. Die junge Frau rollte sich auf den Rücken und schluchzte. Sie konnte Schritte hören, welche nun verstummten. Ihre Peiniger hatten sie gefunden. Verängstigt kniff sie die Augen zusammen.
„Bitte lasst mich in Frieden. Ich...“ Ihre Worte wurden durch einen Schlag ins Gesicht unterbrochen. Der metallische Geschmack von Blut füllte ihren Mund. Sie fasste sich an ihre Nase und stöhnte entsetzt auf, als sie bemerkte, dass der Faustschlag eben sie gebrochen hatte. Einer der Männer packte sie nun an den Haaren und zerrte sie auf die Beine. Der Schmerz lies ihren Blick verschwimmen. Sie konnte nur die Konturen der vier anderen Männer, die sie umstellten erkennen. Aufgrund ihres Zustandes und ihrer Verletzungen hatte sie äußerste Mühe sich auf den Beinen zu halten.
„Bitte“, stammelte sie mit gebrochener Stimme, doch ein weiterer Schlag lies sie sofort wieder verstummen. Kaum hörbar wimmerte die junge Frau nun vor sich hin.
„Sollen wir der Hexe direkt den Kopf abschlagen?“, fragte einer der Männer nun den offensichtlichen Anführer der Gruppe. Der Mann trug eine schwere, dunkelblaue Robe. Unter seiner Kapuze konnte man seine ergrauten Schläfen noch leicht erkennen. Der Priester schüttelte den Kopf.
„Sie hat noch nicht gestanden. So kann sie keine Erlösung erfahren. Erst wenn sie zugibt eine Hexe zu sein, kann ihr im Nachleben vergeben werden.“
„Ich bin keine Hexe“, murmelte die Frau, während sie kraftlos im Griff des Mannes hinter ihr hing. Ein Tritt des Priesters in ihre Magengrube trieb jegliche Luft aus ihren Lungen. Die Frau wimmerte nur und schluchzte. Die Kraft zu Schreien hatte sie schon längst verlassen. Ihre braunen Klamotten konnte man nur als Lumpen bezeichnen. Sie waren dreckig und zerrissen. Genau wie ihre Besitzerin. Frische Peitschenspuren zogen sich über ihren Körper. An ihrer rechten Hand fehlten zwei Finger. Als sie der Mann, der sie auf den Beinen hielt, losließ stürzte sie direkt wieder auf den Boden. Widerstandslos schlug sie mit dem Gesicht auf den kühlen Waldboden.
„Warum soll ich überhaupt noch etwas tun. Es ist alles sinnlos. Ich werde sterben“, dachte sie sich.
„Ich will nicht sterben“, schluchzte sie jedoch für alle hörbar.
„Das will niemand.“ Die Männer wirbelten herum. Ein weiterer Mann stand direkt hinter ihnen. Sein langes, weißes Haar war gepflegt nach hinten gekämmt. Den Großteil seines Gesichtes verbarg er hinter einem mächtigen, ebenso weißen Bart. Seine knorrigen Hände ruhten auf einem Gehstock.
„Wer seid ihr, dass ihr es wagt das Werk Gottes zu behindern?“, fragte der Priester wütend. Die anderen Männer umzingelten den Neuankömmling.
„Ich bin Gott“, antwortete der alte Mann lapidar.
„Ketzer“, knurrte der Priester wütend. Blitzschnell holte er eine Peitsche hervor und entrollte sie. Zielsicher zischte sie nun durch die Luft und traf den alten Mann. Diese hob jedoch nur den Arm und die Peitsche löste sich vor den verdutzten Augen der Männer in Luft auf.
„Hexer!“, schrie einer der Männer nun und stürzte sich direkt auf den Alten.
„Tötet den Ketzer“, schrie der Priester und nun taten es die anderen Männer ihrem Kumpanen gleich. In dem Moment, als sie den Alten jedoch packen wollten, verschwand dieser einfach und die Männer krachten stattdessen ineinander.
„Wieso verbreitet ihr nur Hass? Wieso müsst ihr Menschen euch immer bekämpfen.“ Der Alte war direkt neben dem Priester aufgetaucht. Alle Anwesenden starrten ihn ungläubig an. Der Mann schien zu leuchten. Der Priester hielt seine Hand schützend vor seine Augen. Das Licht war so grell, dass es ihn schmerzte.
„Wenn die Anderen im Dorf...“
„Ich habe sie bereits alle getötet“, unterbrach der Weißhaarige den Priester. Dieser riss entsetzt die Augen auf und taumelte einige Schritte rückwärts. Er verlor den Halt unter den Füßen und stürzte auf den Boden.
„Wer bist du?“
„Das ist egal. Dein Leben ist schon verwirkt“, meinte der Alte vollkommen ruhig. Bevor der Priester noch etwas sagen konnte, wurde sein Kopf plötzlich nach hinten gerissen. Seinen Kumpanen erging es gleich. Sie alle öffneten den Mund und schrien, doch es drangen keine Laute daraus hervor. Ihre Augen waren vollkommen weiß und ihre Körper wurden von wilden Krämpfen geschüttelt. Der Alte betrachtete das Schauspiel stumm, während die junge Frau sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Nach allem was sie getan hatten, verdienten diese Männer noch viel schlimmeres.
„Hass führt stets zu Fanatismus und Fanatismus lässt uns blind werden. Wir sehen die Bedürfnisse unserer Mitmenschen nicht mehr. Fanatismus führt zu Leid und Leid führt zu Hass“, sagte der Alte nun, während der Priester und seine Kumpanen leblos zusammenbrachen. Ihre Augen waren heraus gebrannt worden und nur schwarz, rauchende Augenhöhlen blieben zurück. Auf der Stirn eines Jeden war ein seltsames Symbol mit Blut gezeichnet worden. Die Frau schluckte und blickte ihren Retter an.
„Wer....“ Er schüttelte jedoch nur den Kopf und legte seinen Finger auf ihre Lippen. Die Haut des alten Mannes war rau.
„Lass mich deinen Schmerz nehmen.“ Die Frau blinzelte zuerst nur verwirrt, dann jedoch weiteten sich ihre Augen vor Unglauben. Jegliche Schmerzen waren verschwunden. Sie blickte an sich hinab und es verschlug ihr den Atem. Ihre Wunden waren weg. Sie hielt sich ihre Hände vor das Gesicht und sah ihre zwei fehlenden Finger, die wieder an ihrem Ursprünglichen Platz waren. Sie rang nach Luft und Worten, doch es war ihr unmöglich ihre Dankbarkeit auszudrücken. Atemlos starrte sie den alten Mann an und erkannte, dass ihre Wunden plötzlich auf ihm erschienen waren. Zwei seiner Finger fehlten und sie konnte ihre Peitschenwunden auf den unbedeckten Stellen seines Körpers wiederfinden.
„Schmerz kann nicht einfach so verschwinden. Man muss ihn ertragen.“ Der Mann richtete sich stöhnend zu seiner vollen Größe auf und half dann ihr wieder auf die Beine. Zum ersten Mal seit er aufgetaucht war, konnte man die Last des Alters deutlich in seinem Gesicht erkennen. Zum ersten Mal sah die Frau die tiefen Falten. Der Weißhaarige legte seine rechte Hand, an der nun zwei Finger fehlten, auf die ihre. Sie spürte wie der Hass, welchen sie für die Fanatiker empfand verschwand und sich gänzlich auflöste.
„Wie ist das möglich?“, stotterte die Frau verwirrt.
„Mädchen lebe einfach. Ein Leben voller Hass ist ein verschwendetes Leben.“ Der Alte schubste sie in von sich weg.
„Danke“, stotterte die junge Frau. Sie wollte diesen Alten nicht einfach so verlassen. Nicht nach dem was er gerade getan hatte, doch sie spürte, dass er es so wollte.
„Geh einfach und lebe“, meinte der Alte und lächelte, doch das Lächeln wirkte gezwungen.
„Ich ertrage deinen Schmerz, weil ich es kann.“ Der Alte drehte sich um und als er die Schritte der jungen Frau nicht mehr hören konnte, seufzte er.
„Selbst gute Menschen wie sie verfallen den Hass. Ich muss es tun. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Endgültig!“ Der Blick des Alten glitt zu den nebelverhangenen Bergen am Horizont.
„Es ist Zeit für mein letztes Geschenkt an diese Welt“, sagte Adam und setzte sich in Bewegung.
Trotz der Hitze waren die Straßen Albaco Islands stark besucht. Diese Stadt war eine Touristenhochburg, die mit ihrem türkisblauen Wasser, ewiglangen Sandstränden, tollen Bauwerken und warmen Temperaturen jährlich tausende Menschen anzog. Obwohl Miyuki im Bikini nicht sonderlich aufgefallen wäre, von den Pfiffen der Männer einmal abgesehen, bevorzugte sie doch richtige Kleidung.
„Besser, wobei der Bikini bei der Hitze sicher angenehmer gewesen wäre“, dachte sie sich, während sie ihre Einkäufe an sich betrachtet. Eine enge Röhrenjeans und ein bauchfreies Top, dazu braune Stiefel, die sie jedoch mit der Jeans überdeckte.
„Passt“, meinte sie zu der Verkäuferin und bezahlte, bevor sie wieder in die flimmernde Hitze hinaustrat.
„Ich kann nicht ewig wegrennen, auch wenn ich es möchte.“ Seufzend schritt Miyuki durch die belebten Straßen der Stadt. Viel Leute starrten auf ihren künstlichen, rechten Unterarm. In letzter Zeit machte sie sich nicht einmal mehr die Mühe ihn mit künstlicher Haut zu überdecken.
„Sei stark Miyuki. Ich weiß das du es in dir trägst.“ Ihr Vater sagte diese Worte so einfach. Genau wie alle anderen. Wieso setzten sie ihr Vertrauen ihn sie, wo sie bisher alle nur enttäuscht hatte. Sie blickte in den Himmel, fast als hoffe sie eine Antwort zu erhalten.
„Ich bin einfach nicht würdig, dass Leute mir folgen. Ich bin Dillian nachgelaufen und danach Orinto.“ Was wollte sie wirklich? Auf diese Frage hatte Miyuki keine Antwort. Stattdessen stapfte sie ziellos durch verwinkelten Gassen der Altstadt. Sie ignorierte alle Menschen um sich so gut es ging und blendete sie aus. Sie ließ sich nun auf einer Bank in einem kleinen Hinterhof nieder und schloss die Augen. Das Rauschen der Blätter der umstehenden Bäume im warmen Sommerwind beruhigte sie. Doch diese Idylle hielt nur kurz an. Noch bevor sie die Schreie hörte, spürte sie es bereits. Die Emotionen trafen sie vollkommen unvorbereitet. Miyuki riss die Augen auf. Die Quelle der Schreie war ganz in der Nähe. Miyuki stürmte durch die Hinterhöfe Albacos und als sie de Person, die schrie, erreichte, verpasste sie ihr einen Faustschlag ins Gesicht.
„Ahhhh verdammt“, schrie Rodric McCloud, als er vom Miyukis Faust zurückgeschleudert wurde.
„Wie zum Teufel bist du dahintergekommen? Mein verzweifelter Frau-Schrei war perfekt.“
„Sie hat deine Gefühle gespürt. Sie wird besser“, antwortete der weiße Mönch neben dem Mann. Ein beißender Alkoholgeruch füllte die Luft.
„Du bist tot. Ich habe dich damals sterben sehen. Trotzdem warst du in Arlan und bist jetzt hier. Warum hilfst du Dillian?“
„Ist es nicht normal für einen Vater seinen Sohn zu unterstützen“, antwortete der Berater und warf die Kapuze zurück. Dillian Sr. blickte Miyuki traurig an. Er wirkte viel älter, als bei ihrem letzten Treffen.
„Warum“, stotterte die junge Frau entgeistert. Sie konnte es nicht glauben.
„Der Berater....“
„Der Berater ist nur eine Hülle. Ich nahm den Mantel auf und ich wurde zu ihm. Ich bin nicht das Original, aber ich bin der Berater“, sagte Dillian Sr. ruhig und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Whiskeyflasche.
„Weshalb seid ihr hier?“ Miyukis Haltung versteifte sich.
„Deine Zusammenkunft mit Clint Torino ist ein Problem. Du bist der Geist und er der Körper, auch wenn er dazu gezwungen wurde. Du darfst nicht ganz werden. Es tut mir leid.“ Die konnte das Bedauern in seiner Stimme hören, doch noch viel mehr fühlte sie es. Im letzten Moment wich sie dem Angriff Rodrics aus. Der Boden brach unter dem Tritt des Kopfgeldjägers auf.
„Sie ist gut. Ihr Herzschlag hat bis zum Schluss nicht verraten, dass sie sich meiner bewusst war“, meinte Rodric grinsend. Seine großen Fledermausohren zuckten leicht.
„Halte dich zurück Rodric. Du bist nur meine Verstärkung falls mein Sohn hier aufkreuzt. Ich werde nicht gegen Markas kämpfen.“ Dillian verschwand plötzlich und tauchte direkt hinter Miyuki auf. Die Fäuste der Beiden prallten aufeinander.
„Warum tust du das?“
„Weil Dillian nicht aufgehalten werden darf.“ Die beiden Kontrahenten trennten sich und blickten einander an.
„Ich habe die Frau, die ich liebte verraten, was macht da eine Seele mehr schon aus. Ich bin verdammt“, sagte der Alkoholiker.
„Ich werde nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht bevor ich meine Antwort gefunden habe“, antwortete Miyuki. Unzählige schwarze Porale öffneten sich um Dillian Sr. Dieser schloss die Augen und nickte.
„Wie du willst.“
Adam stöhnte und ging auf die Knie. Sein gesamter Körper schmerzte. Selbst einen Gott wie ihn drückte das Alter schließlich nieder und er weigerte sich Katarinsas Weg zu beschreiten. Der Blick fiel auf die Frucht zu seinen Füßen. Die Erste ihrer Art. Seine Macht über diese Welt ruhte darin. Wer die Frucht aß, würde seine Kraft erhalten, doch ohne die Nachteile. Die Last hatte er behalten. Den er ertrug sie. Für die Welt. Zitternd kam er wieder auf die Beine. Er befand sich auf dem höchsten Gipfel. Die Kälte drang bis in seine Knochen vor. Alles in mehreren Metern Entfernung wurde bereits vom Nebel verschluckt. Adams Atem ging stoßweise. Langsam hob er die Frucht auf. Ein letztes Mal betrachtete er sein Werk, bevor er es mit aller Kraft weg schleuderte.
„Alles was nun geschieht, liegt nicht mehr in meiner Hand.“ Er ging zu dem Altar, den er eigenhändig aus dem Stein gehauen hatte. Dabei hustete er etwas Blut. Schwarz und zischend tropfte es auf den Boden. Er beachtete es nicht, wusste er doch wie weit es schon gekommen war.
„Es ist an der Zeit für mein letztes Geschenk.“ Schwer atmend stütze der alte Mann sich auf dem Altar ab. Komplizierte Runenmuster waren darauf eingeritzt. Langsam zeichnete er die Runen mit seinem Finger nach und füllte sie so mit seinem Blut. Der Wind um ihn herum wurde stärker. Er riss an seiner Kleidung. So als wollte die Welt selbst ihn von seinem Tun abbringen. Doch nichts würde ihn jetzt noch ins Wanken bringen. Dies war das Beste für die Welt. Er wusste es. In vollkommener Stille beendete Adam den Spruch, der sein Schicksal besiegelte.
Kapitel 192: Allein
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Die zerfetzte, weiße Mönchsrobe flatterte zu Boden. Dillian blickte Miyuki an. Er hatte sich nicht verändert. Höchstens die Augenringe unter seinen Augen waren noch zahlreicher geworden. Sein struppiger, ungepflegter Bart stank nach Alkohol. Sein Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, doch auch es sah so aus, als hätte er es seit Wochen nicht mehr gewaschen. Seine Kleidung bestand mehr aus Flicken den Stoff.
„Du siehst schrecklich aus.“
„So fühle ich mich auch“, antwortete der Alkoholiker.
„Warum tust du dies alles?“
„Ich wollte dich beschützen Miyuki. Damals im Asylum und auch damals in Arlan. Du bist das letzte, was von Dillian noch übrig geblieben ist. Ich wollte dich beschützen.“ Dillian Sr. erschien aus dem Nichts vor Miyuki und packte die junge Frau am Hals. Mühelos hob er sie hoch.
„Doch ich darf nicht zulassen, dass Dillian scheitert. Er muss Erfolg haben. Egal welchen Preis ich dafür zahlen muss.“ Mit einem Tritt gegen seine Brust riss sich Miyuki von ihrem Gegner los. Keuchend landete sie einige Meter entfernt im Gras. Sie konnte Rodric McCloud auf einem der Häuserdächer hocken sehen, doch der Kopfgeldjäger machte keinerlei Anstalten sich einzumischen. Stattdessen gähnte er nur. Seine großen Fledermausohren zuckten jedoch. Er schien die Umgebung genauestens zu überwachen.
„Ich tue was getan werden muss.“
„Glaubst du wirklich daran?“ Dillian Sr. warf den Kopf in den Nacken. Er hielt sich die Hand vor sein Gesicht und lachte bitter.
„Ich glaube schon seit langem an nichts mehr. Ich schwor Marissa zu beschützen und schlussendlich war ich es, der sie an Dillian ausgeliefert hat. Ich habe diese Frau geliebt“, schrie er voller Verbitterung.
„Warum hast du es dann getan“, antwortete Miyuki nicht weniger aufgebracht.
„Weil es getan werden musste. Dillian darf nicht scheitern. Du hast keine Ahnung was sein Versagen für die Welt bedeuten würde.“
„Das stimmt ich habe keine Ahnung, aber ich weiß, dass dein Weg und der Weg Dillians die Falschen sind.“ Ein Schlag traf Miyuki in die Magengrube. Sie wollte aufschreien, doch es hatte ihr sämtliche Luft aus den Lungen getrieben, wodurch sie nur eine erbärmliches Keuchen zu Stande brachte.
„Du weißt gar nichts. Wage es ja nicht über mich zu urteilen.“
„Ich weiß, dass dein Weg der falsche ist“, knurrte Miyuki. Sie war auf die Knie gesunken und blickte nun zu Dillian Sr. auf. In ihrem Blick konnte er pure Abscheu erkennen, jedoch auch einen Hauch von Mitgefühl. Etwas, dass ihn tief traf.
„Du kennst nicht das ganze Bild. Letums Plan wird Erfolg haben. Er wird euch alle befreien.“
„Doch zu welchem Preis.“
„Es ist ein Preis der gezahlt werden muss. Wenige, die für das Wohl vieler geopfert werden“, meinte Dillian.
„Ich will dich nicht töten Miyuki, aber ich werde es tun, wenn du mir keine Wahl lässt. Eine Seele mehr macht wirklich keinen Unterschied mehr aus.“
„Ich werde niemanden über mein Leben bestimmen lassen.“ Dillian riss die Arme nach oben, als er Miyukis Angriff bemerkte. Die rechte Faust der jungen Frau war vollkommen schwarz.
„Dimensionsschlag“, schrie sie, als ihre Faust auf die zur Abwehr gekreuzten Arme Dillians traf. Der Angegriffenen grunzte unter dem Druck einer ganzen Dimension, doch er hielt stand. Was man von der Umgebung jedoch nicht behaupten konnte. Die gesamte Insel erbebte unter dem Angriff. Tiefe Risse taten sich in vielen Gebäuden auf. Die Schreie der überraschten Einwohner und Touristen erfüllten mit einem Mal die Luft.
„Das wird uns viel Aufmerksamkeit einbringen“, knurrte Rodric McCloud. Mit einem Satz landete er hinter Miyuki, ignorierte sie jedoch vollkommen. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Schaulustigen und Marinesoldaten, welche in diesem Moment schon zum Ort des Geschehens eilten. Sein Gesicht begann sich ändern und wenige Momente später, ruhte der Kopf einer Fledermaus auf seinen Schultern. Rodric riss den Mund auf. Überrascht starrten ihn die Menschen an, da überhaupt nichts geschehen war. Doch diese Verwirrung hielt nur einen Moment an. Im nächsten Moment verdrehten alle Leute vor dem Kopfgeldjäger die Augen und kollabierten. Viele übergaben sich noch, bevor sie da Bewusstsein verloren.
„Du hast dich zurückgehalten?“, merkte Dillian Sr, keuchend an. Im nächsten Moment bereute er es, dass er seine Aufmerksamkeit auf Rodric gelenkt hatte. Miyukis Tritt traf ihn in die Magengrube. Gleichzeitig öffneten sich zahlreiche, schwarze Portale um ihn herum. Blut, welches ebenso schwarz wie die Portale war, wurde vergossen.
Keuchend sank Dillian Sr. auf die Knie.
„Du bist stark Miyuki und du hast dein volles Potential noch lange nicht erreicht.“ Langsam erhob er sich. Die Schnittwunden, die seinen Körper zierten, schlossen sich ohne fremdes zu tun. In der Hand des Alkoholikers erschien nun eine Whiskeyflasche und er nahm einen Schluck daraus.
„Kämpfe nicht dagegen an Miyuki. Es ist nicht für lange. Lass mich dich verwahren.“
„Ich bin kein Gegenstand“, knurrte die Angesprochen zornig.
„Und ich werde nie wieder jemand anderes über mein Leben bestimmen lassen.“ Mit einem Aufschrei stürzte sie sich auf Dillian Sr. Dieser senkte traurig den Blick und schüttelte den Kopf.
„Warum muss es immer darauf hinauslaufen.“ Miyuki riss beide Arme nach oben um ihren Gegner mit simultanen Faustschlägen anzugreifen, doch ihr Ansturm wurde gestoppt. Miyuki schrie auf, als ein ungekannter Schmerz sie erfüllte. Sie ging in die Knie und biss die Zähne zusammen. Nein! Dieser Schmerz war nicht ungekannt. Es war genau derselbe wie in Arlan.
„Wie ich sehe hast du ihn nicht vergessen“, meinte Dillian Sr. und blickte auf die Blutrunen, welche er auf den Unterarmen der jungen Frau hinterlassen hatte.
„Der Schmerz, welchen du andauernd fühlst“, knurrte Miyuki und blickte ihren Gegner an. Sie hatte große Mühe, da ihr gesamter Körper zitterte.
„Schmerz. Diese Welt beruht auf ihm. Alles was wir tun, fügt auf die ein oder andere Weise anderen Schmerzen zu. Du verstehst das besser, als jeder andere Miyuki. Du spürst die Schmerzen diese Welt und aller Lebewesen auf ihr. Etwas, dass Adam in den Wahnsinn trieb, genauso wie es dich brechen wir, wenn du weiter ankämpfst. Und genau das ist die Gefahr, die von dir ausgeht.“ Dillian Sr. legte seine Hand auf ihre Schulter, doch Miyuki riss sich los. Schwer atmend starrte sie ihn an. Sie hatte mühe sich auf den Beinen zu halten. Die Schmerzen von Markas und Dillians Vater waren unglaublich, doch was ihr wirklich zu schaffen machte, war die Einsamkeit. Dillian Sr. war vollkommen allein. Er preschte vorwärts, weil er nicht anders konnte. Für ihn gab es niemanden mehr. Er hatte sich voll und ganz dem Plan verschrieben, welchen er verfolgte. Sonst gab es nichts mehr wofür er noch lebte. Miyuki sank auf die Knie. Was konnte sie dagegen ausrichten? Gegen eine solche Einsamkeit? Gegen jemanden, der nur für ein Ziel lebte? Sie, welche sich noch nicht einmal sicher war, ob sie Dillian noch liebte oder ihn hasste? Langsam hob sie Kopf. Sie spürte sie. Auch wenn sie nicht hier waren, so fühlte sie die Hände ihrer Freunde trotzdem auf ihren Schultern. Jedoch waren sie keine Last. Viel mehr zogen sie sie nach oben und stützten sie. Markas, Calia, Maria... Wenn sie ihr vergeben konnten und an sie glaubten, so konnte sie das auch. Dies war sie ihnen schuldig. Mit einem Aufschrei stand Miyuki auf. Dillian Sr. riss die Augen auf.
„Was...oh nein.“
„Du bist also die bemitleidenswerte Kreatur, die meine Last geerbt hat.“ Die Stimme schien von überall zu kommen. Miyuki blinzelte. Was war geschehen? Sie stand auf einem eisigen Gipfel. Vor ihr ein uralter Altar. Von Witterung und Zeit schon arg in Mitleidenschaft gezogen.
„Wer bist du?“
„Ich bin.... Ich war Adam.“
„War? Was hat das zu bedeuten?“, schrie Miyuki. Der Schneesturm nahm ihr die Sicht. Die Kälte durchdrang sie. Doch trotzdem fror sie nicht.
„Es wurde zusammengeführt, was nicht hätte vereint werden sollen. Sag mir. Wer hat dir die Dimensionsfrucht gegeben?“
„Was? Ich verstehe nicht?“
„Du hast das wahre Potential dieser Frucht in deinen Händen noch nicht erkannt.“ Adam schien erleichtert zu sein.
„Wende dich ab von dem Pfad, welchen du beschreitest. Er führt nur in die Einsamkeit und in den Tod.“
„Nein.“ Miyuki war ganz ruhig.
„Ich bin nicht alleine, noch werde ich es je wieder sein. Ich vertraue meinen Freunden.“ Sie öffnete die Augen und starrte den weißen Schemen direkt an. Deutlich konnte sie ihn nun sehen.
„Und du bist nichts weiter als ein Schemen der Vergangenheit. Ein Fragment, das hier zurückblieb.“
Miyuki sog scharf die Luft ein. Sie stand wieder in dem Hinterhof auf Albaco Island. Schnell fiel ihr Blick auf Dillian Sr, der sie entgeistert anstarrte. Sie durfte sich jetzt nicht mit dieser Vision aufhalten, sondern musste sich auf ihren Gegner konzentrieren. Doch wieso griff er nicht an? Der Schnee unter ihren Füßen knirschte, als sie ihr Gewicht verlagerte. Überrascht hielt Miyuki inne und blickte nach unten. Erst jetzt bemerkte sie es. Der gesamte Innenhof war weiß. Es sah aus, als wäre ein mächtiger Schneesturm über diesen speziellen Fleck hinweggetobt.
„Was ist hier passiert?“ Dillian Sr. antwortete nicht, sondern seine Augen verengten sich zu schlitzen.
„Es tut mir leid Miyuki, aber diesen Weg darfst du nicht beschreiten. Adam darf sich nicht wiederholen.“ Das rechte Handgelenk des Alkoholikers riss auf und Ströme von schwarzem Blut flossen hervor. Diese sammelten sich nun in seiner Hand und formten eine mächtige, pechschwarze Klinge. Der erste Angriff zerteilte die Häuser hinter Miyuki problemlos. Die junge Frau hatte sich gerade noch durch deinen beherzten Sprung retten können.
„Ich hatte gehofft es verhindern zu können, doch ich habe schon wieder versagt.“ Funkensprühend prallte die Klinge auf Miyukis Unterarm. Zum Glück hatte sie ihn in der letzten Sekunde mit einem ihrer Portale umwickelt, wodurch die Wucht des Angriffs nun ihn der Paralleldimension verpuffte. Gleichzeitig trat sie nach dem Schienbein ihres Gegners und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Bevor Dillian Sr. jedoch auf dem Boden aufschlug, verschwand er und tauchte direkt hinter ihr auf. Miyuki hatte keine Chance mehr um auszuweichen, doch trotzdem blieb sie ganz ruhig. Sie lächelte sogar. Ihr Gegner stach zu, doch er traf nicht. Stattdessen wurde sein Angriff abgelenkt, als sich eine Ranke um seinen Arm wickelte und daran riss. Eine Faust traf ihn am Kinn und schleuderte ihn zurück. Die Person, die gerade vor ihm aus der Erde gewachsen war grinste zufrieden.
„Im Gegensatz zu dir bin ich nicht alleine.“ Miyuki drehte sich um und blickte Markas, Maria und Calia an. Maria und Calia nickten ihr zu, doch Markas starrte seinen Vater an.
„Warum?“ Dillian Sr. senkte den Kopf und schüttelte den Kopf.
„Ich werde nicht gegen dich kämpfen Markas.“
„Das hast du nicht zu entscheiden. Ich frage dich warum du all dies tust? Mutter! Jetzt Miyuki! Wieso opferst du so viel für die Hülle, welche von Dillian übrig geblieben ist.“
„Weil diese Hülle einen Auftrag zu erfüllen hat.“
„Und deshalb opferst du all diese Leben? Opferst du deine eigene Seele?“
„Das Wohl Vieler überwiegt das Wohl Weniger“, meinte der Vater und blickte seinen Sohn nun direkt an. Dieser schüttelte den Kopf. Er ballte die Faust.
„Ich wünsche mir nur meinen Vater zurück. Den versoffenen Taugenichts, der du einst warst. Diese vergangenen fünf Jahre haben die Freude aus vielem verbannt. Ich sehne mich nach einfacheren Tagen zurück, in denen wir unbeschwert Spaß haben konnten.“
„Diese Tage sind vorbei.“
„Dann liegt es an uns sich zurückzubringen“, meinte Miyuki und trat neben Markas. Maria und Calia taten es ihr gleich. Zu Viert standen sie Dillian Sr. gegenüber.
„Es hat wohl keinen Sinn mehr sich zurückzuhalten. Rodric!“ Ein schriller Schrei ertönte und zwang die Vier ihre Hände auf ihre Ohren zu pressen. Etwas schwarzes Packte Markas plötzlich und riss ihn in die Luft.
„Markas!“, schrie Maria und blickte der riesigen Fledermaus nach.
„Geh deinem Ehemann helfen“, sagte Miyuki und nickte Maria zu.
„Calia.“
„Ja“, antwortete die blonde Vizeadmiralin. Die zwei Jugendrivalinnen blickten sich grinsend an und schlugen die Fäuste aneinander.
„Schmerz und Leiden sind alles was dich auf deinem Weg erwarten“, meinte Dillian Sr. Die Spitze seines Schwertes war direkt auf Miyuki gerichtet. Diese grinste.
„Mit der Hilfe meiner Freunde werde ich es ertragen. Du solltest dir eher Sorgen um dich selbst machen.“ Im nächsten Moment wurde der Boden, auf dem Dillian Sr. gerade noch gestanden hatte, von Calias Faustschlag zermalmt. Die blinde Frau knackte mit den Knöcheln.
„Zeige den Weg Miyuki und ich werde dir überall hin folgen.“ Miyuki lächelte, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf.
„Du musst mir nicht folgen Calia. Ich bevorzuge es wenn wir alle Seite an Seite kämpfen.“
Kapitel 193: Die Frau, die dereinst Königin sein wird
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„Steh auf!“ Miyuki packte Calia am Arm und zerrte sie auf die Beine.
„Verdammt wie kann ein Säufer nur so stark sein“, keuchte die blonde Vizeadmiralin. Blut tropfte von ihrer Stirn hinab und nahm ihr so die Sicht.
„Wir haben es hier nicht mehr mit einem Säufer zu tun, sondern mit einem Mann voller Überzeugung“, knurrte Miyuki und blickte Dillian Sr. an.
„Ich wünschte es gebe einen anderen Weg. Letum würde ihn sicher kennen, doch ich kann ihn nicht sehen. Doch es gibt kein Zurück mehr. Du darfst nicht erwachen Miyuki. Zumindest nicht solange Dillian keinen Erfolg hatte.“ Der Säufer erschien direkt hinter seinem Ziel. Das Schwert erhoben und bereit zuzustechen. Jedoch kam er dazu nicht, da im selben Moment Miyukis Fußtritt und Calias Faustschlag ihn in seiner Magengrube erwischten. Er wollte aufschreien, doch alles was er zu Stande brachte ,war ein erbärmliches Keuchen, als sämtliche Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. Er taumelte einige Schritte rückwärts. Sein gesamtes Sichtfeld war verschwommen. Dillian Sr. blinzelte und griff sich an die Stirn. Er musste sich jetzt stabilisieren. Er durfte nicht... Seine Gedanken wurden unterbrochen, als ihn ein weitere Schlag direkt gegen die Brust traf. Ein Tritt von unten gegen sein Kinn sandte ihn in die Luft. Er überschlug sich mehrmals. Alles drehte sich. Ein Zustand, der dem Alkoholiker nicht unbekannt war. Dieser Umstand rettete ihn nun, da er ihm die Ruhe gab zu reagieren. Er packte Miyukis Knöchel, als diese ihn mit einem Tritt wieder Richtung Boden senden wollte, und wirbelte stattdessen die junge Frau herum. Für eine Sekunde war sein Blick klar und er konnte sein Ziel deutlich sehen. Mit einem Aufschrei schleuderte er Miyuki in Calias Richtung. Die Verschnaufpause, die ihm dieser Angriff gewährte, nutzte er um tief ein und aus zu atmen. Er gewann wieder die Kontrolle über seinen Körper. Die Übelkeit verschwand und sein Blickfeld klärte sich.
„Deine Angriffe sind beängstigend Calia“, sagte er nun an die blonde Vizeadmiralin gewandt. Für Normalsterbliche war es kaum wahrzunehmen, doch er sah es deutlich. Die leichte Vibration von Calias Handschuhen.
„So siehst du die Welt nicht wahr Mädchen?“ Calia streckte ihm ihr Gesicht entgegen. Ihr blinden, weißen Augen schienen ihn direkt anzustarren.
„Alles in dieser Welt hat seine eigene Schwingung. Es hat mich einige Jahre gekostet, dies perfekt wahrnehmen zu können. Doch jetzt, da ich es verstanden habe, ist es mir möglich die Schwingung der Lebewesen zu beeinflussen. Schon die kleinste Veränderung kann unseren Körper aus der Bahn werfen.“ Dillian Sr. lächelte und wischte sich etwas Blut aus den Mundwinkeln. Sein schwarzes Blut hatte bereits die gesamte Umgebung gesprenkelt. Ein Umstand, der ihm natürlich nicht entging.
„Tragisch. Hättest du gegen Rodric gekämpft, so wäre es ein einseitiger Kampf geworden. Er hätte mit dir den Boden aufgewischt. Aber das wusstest du natürlich. Nicht wahr Seherin?“
Calias Augen verengten sich zu schlitzen.
„Ich habe mich oft gefragt, was du bist. Ich habe die Zukunft des Alten gesehen, die Zukunft Torinos und die Zukunft von Arthur. Oder besser gesagt die unzähligen Möglichkeiten, die diese Drei erwarten. Selbst das Unmögliche sah ich, doch dich kann ich nicht sehen.“ Miyuki folgte dem Austausch der Beiden schweigend. Dillian Sr. schüttelte den Kopf. Er wirkte plötzlich unendlich müde.
„Ich bin der ultimative, gescheiterte Mensch. Selbst beim Sterben habe ich versagt. Deshalb kann ich es ertragen. Alles was nötig ist.“ Das Schwert aus schwarzem Blut, welches einige Meter entfernt im Boden steckte, regte sich und flog plötzlich in seine Hand zurück. Er blickte Miyuki und Calia direkt an.
„Der Tag an dem ich in Frieden meinen Whiskey trinken kann, wird nie wieder kommen. Aber das ist in Ordnung. Für die freie Zukunft muss Blut vergossen werden und wer schert sich schon um einen alten Säufer.“
„Ich tue es.“ Miyuki trat einen Schritt nach vorne.
„Wenn dies die Kosten für eine neue Welt sind, dann bin ich nicht bereit sie zu bezahlen. Ich werde meinen eigenen Weg gehen. Ohne Blutvergießen und Menschenopfer. Eine Welt, die dies benötigt ist es nicht Wert dafür zu sterben.“ Die junge Frau knackte mit den Knöcheln.
„Auch wenn ich es mit Gewalt in dich hinein prügeln muss. Ich werde niemanden aufgeben. Dies bin ich Markas und Dillian schuldig.“ Die schwarze Faust, welche aus dem Portal schoss, das sich vor Dillian Sr. geöffnet hatte, traf diesen direkt in die Brust. Der Säufer taumelte einige Schritte zurück und presste überrascht die Hände gegen die Brust.
„Sie ist schon so weit ohne es zu realisieren. Was hat sich Torino nur dabei gedacht ihr die Kräfte zu geben“, schoss es durch seinen Kopf, während er die junge Frau anstarrte. Er konnte keinerlei Unsicherheiten in den Augen Miyukis erkennen. Seit ihrem letzten Gegenübertreten im Asylum war sie unglaublich gewachsen.
„Andere Umstände. Wie sehr wünschte ich sie herbei.“ Dillian Sr. hob die schwarze Klinge über seinen Kopf. Blitzschnell lies er die Waffe durch die Luft sausen.
„Miyuki“, schrie Calia, doch es war bereits zu spät. Miyuki erstarrte vollkommen. Der Blick unablässig auf ihren Gegner gerichtet.
„Das schwarze Blut schneidet die Realität. Du kannst es sehen, nicht wahr Calia“, meinte der Alkoholiker. Er atmete schwer. Es schien, als hätte er soeben titanische Anstrengungen über sich ergehen lassen.
„Bewege dich keinen Millimeter. Die Luft um dich.... Er hat die Realität zerschnitten.“
„Das schwarze Blut wurde aus der Ablehnung dieser Welt geboren. Es stößt diese Realität ab.“ Dillian Sr. hob sein Schwert und deutete mit der Spitze auf Miyuki.
„Ich werde dich nicht töten, es sei denn du lässt mir keine andere Wahl. Sei ver...“
„Nein“, unterbrach ihn die Angesprochene. Die junge Frau blickte ihn durchdringend an.
„Ich werde mich nicht in einen goldenen Käfig sperren lassen.“
„Du bist schon in einem Käfig“, antwertete Dillian Sr. monoton.
„Er hat Recht Miyuki. Die Realität um dich herum ist zerrissen. Eine Bewegung und dein Sein wird zersplittert werden“, meinte Calia an ihre Freundin gewandt. Man konnte den Stress deutlich aus der Stimme der blonden Vizeadmiralin vernehmen. Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit um ihre Anführerin, nein ihre Freundin, zu retten. Miyuki schloss die Augen und atmete aus. Sie ließ die Schulter sinken und für einen Moment wirkte es so, als hätte sie aufgegeben.
„Wenn die Realität um mich herum zerrissen ist, dann muss ich sie nur wieder heilen.“ Sie hob den Blick und sah ihrem Gegner selbstsicher in die Augen.
„Unmöglich!“ Dillian Sr. Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Wie viel weißt du?“
„Ich sehe noch nicht das ganze Bild, doch die Puzzlestücke fangen an zusammenzupassen. Deine Reaktion. Adams Vision. Langsam beginne ich zu verstehen.“ Calia schluckte und starrte auf ihre Freundin. Sie konnte die Schwingungen deutlich erkennen. Die leichten Veränderungen, welche alles änderten. Sie hatten begonnen.
„Sie wird ganz“, schoss es der blonden Frau durch den Kopf. Sie kannte das Ergebnis aus einer ihrer Visionen, doch nicht den Weg dorthin, noch was es eigentlich war. Doch diese Gedanken vergaß sie nun direkt, als sie sah was Miyuki tat. Die Risse schlossen sich. Die Welt heilte. Langsam tat sie einen Schritt nach vorne.
„Ich werde dich nicht aufgeben, selbst wenn du es selbst getan hast.“ Dillian Sr. lachte.
„Es tut gut dich so zu sehen. Doch ich kann nicht mehr gerettet werden, noch will ich das. Was erwartet mich denn?“ Miyuki schwieg zuerst, doch dann öffnete sie den Mund.
„Diese Antwort kann dir niemand geben. Selbst Calia kann nur die Möglichkeiten sehen. Die Wahrheit muss jeder für sicher herausfinden.“
„Dann habe ich meine Antwort schon längst gefunden und du wirst das akzeptieren, auch wenn es dir nicht gefällt.“ Er riss den Arm nach oben und blockte den Schlag von Miyuki, die gerade mithilfe von Rasur neben ihm erschienen war.
„Ich werde dich nicht aufgeben.“
„Auch wenn du diese Worte tausendmal wiederholst, ändert es nichts an der Wahrheit. Trotzdem danke.“ Seine Hände hatten nur beschränkte Bewegungsfreiheit. Die Zeit reichte nicht um herumzuwirbeln und sie direkt anzugreifen. Also rammte er den Knauf seines Schwertes gegen Miyukis Brustkorb und stieß sich vom Boden ab um Calias Angriff zu entgehen. Dieser Kampf verlief so gar nicht nach seinen Vorstellungen. Er landete mehrere Meter entfernt und blickte die Frauen an. Der Abstand war groß genug, dass sie selbst mit ihrer verbesserten Rasur zu lange brauchen würden um ihn zu überraschen.
„Ich bin kein großer Kämpfer. Im Gegensatz zu euch habe ich nie eine Ausbildung genossen. Vor diesem Hintergrund halte ich mich doch ganz gut“, sagte Dillian Sr.
„Ihr wärt nicht zufällig einverstanden eine Pause zu machen, damit ich kurz meine Kehle befeuchten kann?“ Der Säufer lachte und grinste die zwei Frauen an. Diese warfen sich bedeutende Blicke zu.
„Er versucht Zeit zu schinden“, meinte Calia.
„Kannst du ihn für eine Sekunde festhalten?“, fragte Miyuki. Die Angesprochene lachte und legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin. Das Licht der Abendsonne wurde von den goldenen Handschuhen reflektiert.
„Ich kann dir sogar fünf Sekunden schenken“, antwortete die blonde Frau und trat nach vorne. Ihre Erscheinung erstrahlte im Licht der Abendsonne und Miyuki und Dillian Sr. hoben beide die Hände um ihre Augen zu schützen. Calia schloss die Augen. Nicht das es einen großen Unterschied für sie machte, doch es half ihr sich zu beruhigen.
„Ich darf Miyuki nicht treffen.“ Sie konnte fühlen, dass Dillian Sr. jeden Muskel seines Körpers angespannt hatte. Er erwartete ihren Angriff um direkt Kontern zu können. Doch dazu würde es nicht kommen. Mit einem Lächeln auf den Lippen breitete Calia die Hände aus. Die Augen Miyukis und Dilian Sr. folgten ihr aufmerksam. Ein letztes Mal atmete sie aus.
Dann schlug sie zu.
Mit Kraft und Präzision schlug sie die Hände zusammen. Die Schwingungen erfassten sofort ihre gesamte Rüstung.
„Konzentriere dich. Verliere nicht die Beherrschung darüber.“ Blitzschnell streckte sie die linke Hand aus. Die Fingerspitzen waren direkt auf ihren Gegner gerichtet. Im selben Moment, wie sie dies tat, schrie Dillian Sr. plötzlich auf.
„Was“, schrie der Alkoholiker bevor er sich Lautstark übergab. Er hatte überhaupt kein Gefühl mehr.
Wo war oben? Wo war unten? Wo war überhaupt irgendetwas?
Er fiel genauso wie er nach oben gerissen wurde. Er drehte sich in Hundert verschiedene Richtungen. Er war komplett hilflos, doch die Hilflosigkeit verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war. Es hatte gerade einmal fünf Sekunden gedauert, auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Doch selbst diese fünf Sekunden waren mehr als genug gewesen. Kaum hatte er sich wieder gefangen, da traf ihn die schwarze Dimensionsfaust aus Miyukis Portal direkt in die Magengrube. Er wurde zurückgeschleudert, doch kam schon nach wenigen Sekunden abrupt zum stehen, als Miyuki ihm ihr Knie in den Rücken rammte. Sein Gesicht wurde auf den staubigen Boden gerammt. Er schmeckte Dreck und Erde. Miyuki war auf ihm. Ihr rechtes Knie drückte direkt in sein Kreuz.
„Ihr Zwei seid gewachsen. Calia deine Kraft ist unglaublich. Und Miyuki....“ Dillian Sr. schloss die Augen.
„Ich werde dich retten und ich werde Dillian retten. Es wird niemand mehr sterben.“
„Du kannst den Tod nicht verhindern. Selbst Letum konnte es nicht und er war seine Inkarnation.“
„Ich kann nicht jeden retten, das weiß ich. Doch ich werde nicht versagen. Nie wieder. Du und Dillian ihr könnt noch gerettet werden“, meinte Miyuki.
„Aber wollen wir das auch?“, antwortete Dillian Sr. ruhig.
„Ich lasse euch einfach keine Wahl“, antwortete die junge Frau ernst. Ihr Gegner musste daraufhin unwillkürlich lachen.
„Du verstehst es. Man kann es niemals allen recht machen. Passend für die Frau, die dereinst Königin sein sollte“, sagte der Alkoholiker und hustete. Miyuki verstärkte den Druck auf sein Kreuz.
„Ich werde über niemanden herrschen. Wir alles sollten Seite an Seite stehen. Schulter an Schulter. Als Gleichberechtigte.“ Dillian Sr. kniff die Augen zusammen. Doch es war nicht aufgrund von Miyukis Worten.
„Miyuki!“ Senghok starrte seine Tochter entgeistert an. Dieser Gesichtsausdruck wich jedoch einem Blick, der vor Stolz nur so überquoll. Er war gerade erst eingetroffen. Markas und Maria hatten gemeint, dass hier seine Hilfe eher von Nöten wäre, doch er sah nun, dass sein kommen überflüssig gewesen war. Die nächste Generation hatte sicher bereits blendend um das Problem gekümmert. Er blickte seine Tochter an. Die Worte, die sie soeben ausgesprochen hatte. Er konnte Ada deutlich in ihr erkennen.
„Miyuki... ich bin stolz auf dich“, sagte der Vater und lächelte seine Tochter an.
„Sie ist stehts ihren Weg gegangen. Genau wie du Ada.“
„Es tut mir leid Senghok“, murmelte Dillian Sr. Niemand außer Miyuki konnte ihn verstehen. Perplex blickte sie auf den bewegungsunfähigen Mann unter sich.
„Was...“ Die junge Frau verstummte abrupt, als sie es sah. Das schwarze Blut, welches Dillian Sr. während des Kampfes überall vergossen hatte. Es hatte sich gesammelt. Miyuki blickte ihn einen Wald voller schwarzer Nadeln, der sie vollkommen umgab.
„Ich kontrolliere mein schwarzes Blut. Nicht der Alte. Ich wusste von Anfang an, dass ich dies nur in einem Angriff beenden kann. Es tut mir Leid.“ Miyuki hörte den entsetzten Aufschrei ihres Vaters. Sie sah Calia, die in einer Art Schockstarre gefangen war. Es fühlte sich alles so unreal an. Sie fühlte den Schmerz nicht einmal. Sie fiel, doch schlug niemals auf. Eine gnädige Schwärze umschloss sie. Sie fühlte sich so unendlich müde. Doch anstatt sie zu schließen, riss sie die Augen weit auf.
„Nein! Ich werde nicht sterben. Ich werde nicht aufgeben. Ich...“
Dies waren die Gedanken von Miyuki Siddharta in dem Moment als ihr Herz zu schlagen aufhörte.
Kapitel 194: Väter
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Sie fürchtete sich nicht. Da war kein Licht. Kein Wiedersehen mit ihrer Mutter. Noch nicht einmal Finsternis. Es war schwer zu beschreiben. Miyuki existierte. Nicht mehr und nicht weniger. Sie war dem Tod schon oft nahe gekommen, doch dieses Mal hatte sie die Schwelle überschritten. Trotzdem fürchtete sie sich nicht. Sie war ruhig und gefasst.
„Ich werde nicht sterben.“ Es war ein Fakt. Das wusste sie.
„Ich werde nicht sterben“, wiederholte sie ihre Worte. Sie hörte keinen Widerhall in diesem Raumlosen Nichts.
„Ich werde leben. Ich werde nicht sterben. Nicht solange ich meine Aufgabe nicht erfüllt habe. Nicht solange meine Freunde mich brauchen. Ich werde nicht sterben!“ Ein Rauschen erfüllte ihre Ohren. Sie konnte fühlen wie sie hinfort gerissen wurde. Licht wirbelte um sie herum. Es war so gleißend, dass sie für einen Moment die Augen schließen musste. Als sie sie jedoch wieder öffnete, blickte sie in das Gesicht Calias.
Ihre Freundin starrte sie zuerst schockiert an. Nun jedoch blinzelte sie.
„Was.... du lebst“, stotterte die blonde Vizeadmiralin. Miyuki existierte nicht mehr nur, sie lebte wieder. Der Beweis dafür war der Schmerz. Er durchzog jede Faser ihres Seins. Sie wollte schreien, doch konnte nicht.
„Sie hat ihr Herz durch reine Willenskraft wieder zum schlagen gebracht. Beeindruckend.“ Dillian Sr. blickte Miyuki ehrfürchtig an. Trotzdem festigte dies seine Entscheidung nur noch mehr. Sie musste sterben. Er blickte Senghok in die Augen.
„Doch es macht keinen Unterschied. Miyuki ist die Inkarnation dieser Welt, während das schwarze Blut ihr Gegenteil ist. Es stößt alles ab, wofür deine Tochter steht. Es wird sie umbringen. Wenn nicht direkt, dann später.“
„Bring Miyuki in Sicherheit Calia.“ Senghoks Stimme war ruhig und gefasst. Jedoch nahm er zu keiner Sekunde seinen Blick von Dillian Sr.
„Bring sie auf das Schiff. Ich kümmere mich hierum.“ Calia widersprach nicht. Sie nickt und hob Miyuki sanft hoch. Dillian Sr. wollte gerade noch etwas sagen, als er plötzlich von einer Druckwelle getroffen wurde. Der gesamte Hinterhof leuchtete plötzlich golden. Er biss die Zähne zusammen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er einiges an schwarzen Blut spuckte.
„Selbst jetzt beherrscht du dich?“ Dillian Sr. blickte den ehemaligen Flottenadmiral an. Die Druckwelle war unglaublich stark gewesen, doch sie hatte nur ihn getroffen.
„Du hättest mich wegfegen können, doch du hast es nicht getan. Selbst jetzt stellst du das wohl der Unschuldigen und Zivilisten über deine Rachegelüste. Du bist ein großer Mann Senghok.“
„Ich habe keine Rachegelüste. Ich tue meine Pflicht. Ich kämpfe für das, was ich für richtig halte.“
„Da sind wir uns nicht einmal so unähnlich“, antwortete Dillian Sr., doch Senghok schüttelte nur den Kopf.
„Im Gegensatz zu dir ergebe ich mich nicht dem Selbstmitleid. Nicht mehr.“
„Willst du mir damit sagen, dass du mich nicht hasst? Obwohl ich deine Tochter getötet habe?“ Ein weitere Angriff traf den Alkoholiker völlig unvorbereitete und lies ihn zu Boden gehen.
„Ich hasse niemanden, aber ich werde alles tun um dich aufzuhalten. Für die Unschuldigen, welche du opferst und natürlich für meine Tochter.“ Der ehemalige Flottenadmiral blickte auf sein Gegenüber, welche sich gerade wieder aufrappelte.
„Außerdem wird Miyuki nicht sterben.“
„Liebe“, knurrte Dillian Sr. Er blickte seinen neuen Gegner an.
„Ich habe alles aufgegeben. Alles.“ Senghok bewegte sich kein Stück. Kalt blickte er seinen Gegner an. „Das kümmert mich nicht.“ Der Alkoholiker war auf den nächsten Angriff gefasst, doch trotzdem wurde er von der Schockwelle zurückgeschleudert. Sein Gegner hatte nun selbst begonnen golden zu leuchten. Trotz seines fortgeschrittenen Alters war Senghok immer noch eine beeindruckende Gestalt und hatte nur wenig von seiner früheren Kraft verloren. Dillian Sr. kniete ihm gegenüber auf dem Boden. Er spuckte schwarzes Blut, doch trotzdem lachte er.
„Es war einfacher, als alles weit weg war. Als der Plan nur ein Plan und nicht Tatsache war.“ Langsam stand der Alkoholiker auf. Eines seiner Augen war komplett schwarz.
„Verdammte Scheiße!“ Er atmete schwer. Senghok rührte sich keinen Millimeter. Ruhig lies er zu wie sein Gegner eine Whiskeyflasche in seiner Hand materialisierte und in schnellen Zügen leerte. Das rechte Auge des Alkoholikers normalisierte sich wieder. Die Schwärze wurde zurückgedrängt.
„Scheiß drauf!“, schrie er und warf den Kopf in den Nacken. Er starrte seinen Gegner an.
„Es tut mir leid, was mit Miyuki geschehen ist, doch es musste sein. Ich werde tun, was getan werden muss und ich werde mich nicht aufhalten lassen.“
„Und ich werde tun, was ich tun muss“, antwortete der ehemalige Flottenadmiral.
„Nichts für Ungut“, sagten Beide im selben Moment, als sie zusammenprallten. Dillian Sr. wurde hoch in die Luft geschleudert. Die Kraft seines alternden Feindes überrascht ihn stets wieder aufs neue. Doch dieses Mal war er auf die Flugstunde vorbereitet gewesen. Er packte Senghoks Handgelenk, als dieser ihm seine offene Handfläche gegen die Brust rammen wollte. Die Schockwelle traf ihn trotzdem, doch er biss die Zähne zusammen und hielt stand. Mit einem Lauten Aufschrei, der gleichzeitig den Schmerzen und seiner Anstrengung geschuldet war, schleuderte er Senghok mit einem Überwurf gen Boden. Natürlich würde dies den Flottenadmiral nicht wirklich etwas anhaben, doch er hatte noch etwas geplant. Kurz bevor sein Gegner auf dem Boden aufschlug, teleportierte er sich direkt unter ihn und rammte ihm mit aller Kraft die Faust in den Rücken. Dillian Sr. keuchte auf. Es war als würde er massives Metall schlagen. Trotzdem schwankte er keine Sekunde. Der Aufschrei seines Gegners gab ihm recht.
Jedoch hielt sein Triumph nur wenige Sekunden, bevor er von Senghok am Kragen gepackt wurde. Der Flottenadmiral verpasste ihm nun ein Kopfnuss. Taumelnd riss Dillian Sr. sich von seinem Gegner los. Die rechte Hand auf die Stirn gepresst sah er ihm in die Augen.
„Dieser Kopfstoß hätte einen Seekönig ausgeknockt.“
„Ich hatte Kater die waren schlimmer.“ Die zwei Männer starrten sich an. In der Entfernung konnte man die aufgebrachten Zivilisten deutlich hören, doch die Marine hielt sie vom Kampfplatz fern.
„Ist das auch dein Verdienst?“
„Sie haben nichts damit zu tun.“
„Sie haben alles damit zu tun“, meinte Dillian Sr.
„Die Menschen sollen frei sein. Und ich werde dafür sorgen.“
„Von was?“, fragte Senghok. Sein Gegenüber hielt kurz inne und blinzelte verwirrt.
„Von den selbst ernannten Göttern, die über uns herrschen. Menschen sollen frei sein ihr Leben zu leben.“
„Es wird immer jemanden geben, der sich über andere erhebt. Dein Ziel mag edel sein, aber ich werde nicht zulassen, dass du meiner Tochter noch weiter schadest. Du würdest für deine Söhne dasselbe tun.“ Dillian Sr. schüttelte traurig den Kopf.
„Ich wünschte es wäre so.“
„Dann sind wir wohl zwei verschiedene Arten von Vätern“, meinte Senghok und entfesselte eine weitere Schockwelle. Sein Gegner biss die Zähne zusammen. Er hatte Mühe dabei nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er war zwei Arten von Angriffen ausgesetzt. Senghok malträtierte seinen Körper, während er durch den Einsatz des schwarzen Blutes dem Alten ebenfalls eine Angriffsfläche bot.
„Ich habe das Recht mich Vater, Freund oder Liebhaber zu nennen, schon lange verloren.“ Er blickte Senghok in die Augen. Dieser erwiderte seinen Blick kalt.
„Das kümmert mich nicht“, knurrte der ehemalige Flottenadmiral und verpasste seinem Gegner einen mächtigen Hieb in die Magengrube. Dillian Sr. keuchte auf, doch er blieb standhaft. Zu seiner Überraschung musste Senghok feststellen, dass der Alkoholiker seinen Arm fest umklammert hielt. Mit einem Aufschrei wirbelte er ihn umher und schleuderte ihn in die Luft. Im nächsten Moment begannen die Schläge auf Senghok einzuprasseln. Dillian Sr. erschien überall um ihn herum und deckte ihn mit einem Regen von Angriffen ein. Er biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. Mit aller Kraft konzentrierte er sich und blendete die Angriff aus.
Ein goldener Blitz durchzuckte den Himmel über Albaco Island. Beinahe alle Personen auf der Insel mussten ihre Augen vor dem grellen Licht abschirmen.
„Egal was ich tue, ihr findet immer wieder eine Antwort“, schoss es Dillian Sr. durch den Kopf, während er gen Boden stürzte. Mit einem dumpfen Laut schlug er im aufgeweichten Gras etwas außerhalb der Siedlung auf. Die Erde erbebte leicht, als sein Gegner dasselbe tat. Jedoch war er auf seinen Füßen gelandet. Langsam erhob sich Dillian Sr. und blickte auf seinen Feind. Selbst jetzt schmerzte das goldene Leuchten noch leicht in den Augen. Der riesige Buddha vor ihm starrte den Alkoholiker kalt an. Der Boden unter seinen Füßen sank aufgrund seines Gewichts leicht ein. Trotzdem gab sich Dillian Sr. der Illusion, dass sein Gegner nun schwerfällig wäre, nicht hin. Durch eine geschickte Rolle schaffte er es direkt der ersten Schockwelle auszuweichen. Er atmete tief ein, als er sich wieder aufrichtete. Die salzige Seeluft erfüllte ihn.
„Ich bewundere deine Entschlossenheit.“ Dillian Sr. horchte auf, als Senghok sprach.
„Doch du folgst einem falschen Weg.“
„Was weißt du schon darüber.“
„Ich verachte Piraten. Mit jeder Faser meines Körpers. Doch trotzdem wäre es mir in den Sinn gekommen Zivilisten für einen Sieg zu opfern. Das ist ein Preis, der es nie wert ist gezahlt zu werden. Die Starken müssen die Schwachen beschützen.“
„Ich beschütze diese Welt. Vor Göttern, die uns alle in die Finsternis führen. Dafür bin ich bereit einige Wenige zu opfern um Viele zu retten.“
„Und dies unterscheidet uns“, seufzte Senghok.
„Unschuldige sind es niemals Wert geopfert zu werden. Die besten Absichten können jemanden in die tiefste Finsternis führen. Du bist das beste Beispiel dafür.“
„Du hast keine Ahnung was wahre Finsternis ist“, knurrte Dillian Sr. Mit einem Aufschrei stürzte er sich auf seinen goldenen Gegner. Als seine Faust jedoch auf den Körper Senghoks traf, schrie er überrascht auf. Jedoch tat Senghok dasselbe. Die Beiden starrten sich an.
„Deine Fähigkeit ist mächtig, doch gegen mich hat sie eine unangenehme Nebenwirkung nicht wahr?“, keuchte Dillian Sr.
„Sobald ich angegriffen werde, reflektiere ich den Schmerz. Mein Körper erhält den Schaden des Angriffs, doch der Angreifer erntet den Schmerz. Natürlich funktioniert dies nur bei physischen Angriffen, da Körperkontakt bestehen muss. Jedoch bin ich dafür kurz mit dem Angreifer verbunden.“ Senghok starrte Dillian an.
„So fühlt es sich also an, du zu sein. Kein Schlaf. Kein Entkommen vor den Geistern, die dich heimsuchen.“
„Ich brauche kein Mitleid.“
„Das verdienst du auch nicht“, knurrte der ehemalige Flottenadmiral und verpasste seinem Gegner einen Schlag, der diesen in die Luft schleuderte. Dort wurde er direkt von einer weiteren Schockwelle getroffen, die Senghok entfesselt hatte. Trotzdem landete Dillian Sr. auf den Füßen. Schwarzes Blut tropfte zischend auf den Boden, doch seine offenen Wunden schlossen sich bereits wieder.
„Du kannst mich nicht töten. Niemand kann das.“
„Also hast du nur mit Miyuki und mir herum gespielt?“ Senghok wirkte gleichzeitig beunruhigt, als auch wütend.
„Nein. Je mehr ich meine Kräfte einsetzte, desto mehr gebe ich mich einem Zwei-Fronten Krieg hin, welchen ich nur verlieren kann. Ich bin nur hiergeblieben um dir meinen Respekt zu bekunden.“ Eine weitere Schockwelle traf ihn und schleuderte ihn zurück. Inzwischen hatten sie sich weit von den Häusern entfernt und Senghok hielt sich in keinster Weise mehr zurück. Der Angriff eben hatte Bäume entwurzelt und häusergroße Erdhaufen aufgeworfen. Trotzdem stand Dillian Sr. noch. Schwer atmend, aber in keinster Weise schwankend. Senghok dagegen wirkte zum ersten Mal während des Kampfes wirklich wütend.
„Respekt!“, zischte er.
„Ich will dieses Wort aus deinem Mund nicht hören. Du respektierst nicht einmal mehr dich selbst. Du redest davon Unschuldige zu opfern. Selbst deine Söhne. Und du hast Miyuki...“ Mit einem Aufschrei attackierte Senghok seinen Gegner mit einer Abfolge von Schockwellen, die das Land selbst verwüsteten.
„Jetzt bricht es also aus dir heraus.“ Dillian Sr. wich den Angriffen geschickt durch seine Teleportation aus, doch er würde es nicht mehr lange durchhalten. Sein Ziel war sowieso erreicht. Auch wenn es ihn geschockt hatte, dass Miyuki sich ins Leben zurückgekämpft hatte, so machte es schlussendlich keinen Unterschied. Das schwarze Blut würde sie töten. Es war ihr Gegenteil. Er seufzte. Die Last zu schultern. Damals als es noch in der Zukunft lag, war er sich sicher es tun zu können. Doch jetzt war es real. Und die Last wog schwer auf seinen Schultern. Er hatte hier genug Zeit vergeudet. Er hatte Senghok lange genug von seiner Tochter ferngehalten.
„Es tut mir leid. Wirklich! Doch ich würde es wieder tun“, sagte der Alkoholiker bevor er gänzlich verschwand. Letums Worte fielen ihn wieder ein. Seltsam, dass es gerade jetzt der Fall war.
„Opfer! Sich selbst zu opfern ist nobel, doch andere zu opfern, für ihr eigenes Wohl, verlangt Monster und Held zugleich zu sein.“
Senghok starrte auf den Fleck, wo sein Gegner sich soeben in Luft aufgelöst hatte. Er wollte ihm nach schreien. Er wollte toben. Doch er tat es nicht. Es gab wichtigeres. Dieser ganze Kampf war ein Fehler gewesen. Er stürmte zu dem Ort, wo er jetzt sein musste. Er ignorierte die Menschen, die er auf dem Weg traf. Als er das Schiff erreichte, seufzte der ehemalige Flottenadmiral erleichtert auf. Sie lebte! Doch sie war schwach. Calia tupfte Miyukis Stirn gerade mit einem feuchten Tuch ab.
„Sie hat hohes Fieber und große Schmerzen. Das schwarze Blut zerfrisst sie von innen. Wir müssen einen Weg finden sie davon zu reinigen.“
„Einen Weg, den ich gefunden habe. Ihr dürft mir ruhig auf die Schultern klopfen.“ Der Mann grinste in die Runde, doch er erntete nicht die erhofften, bewundernden Blicke.
„Rück schon damit raus Clayton“, sagte Calia abschätzig. Der Angesprochene Archäologe verzog das Gesicht.
„Na gut, aber erwarte nicht, dass es mir Spaß macht.“ Er räusperte sich und zeigte auf die Steintafeln, welche Megan für ihn trug.
„Eva wird uns dabei helfen und ich weiß wo wir Eva finden. Ist es nicht toll, dass ich am Leben bin!“
Kapitel 195: Dreier
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Die Menschen suchten kreischend das weite. Viele hatten die Hände auf die Ohren gepresst, obwohl es kaum Linderung verschaffte. Das Kreischen durchdrang Erde, Fleisch und Stein. Einige der Personen verloren das Bewusstsein und mussten von ihren Freunden mitgeschleift werden. Der Boden unter den Flüchtenden war mit Erbrochenem bedeckt.
„Was soll das“, knurrte Markas. Er hatte es aufgegeben seine Ohren vor dem Kreischen schützen zu wollen. Es half nichts. Nur mühsam hielt er sich auf den Beinen. Sein Gegenüber grinste und entblößte dabei seine spitz zu geschliffenen Zähne. Das Kreischen verstummte nun, da nur noch Rodric und Markas sich auf dem großen Platz vor der Bibliothek Albaco Islands aufhielten. Der Kopfgeldjäger hatte sich bereits wieder zurückverwandelt. Nur zwei große, ledrige Fledermausohren zeugten noch von seiner vorigen Form.
„Sie haben nichts mit unserem Kampf zu tun.“ Markas blinzelte überrascht aufgrund der Worte seines Gegenübers.
„Glaube bitte nicht das ich gutherzig bin“, fuhr Rodric nun fort und hob die Klinge eines Marinesoldaten auf, welche dieser bei seiner Flucht hatte fallen lassen.
„Ich bin ein Realist. Die Zivilisten und Marinesoldaten würden uns nur in die Quere kommen. Es gibt keinen Grund für sie zu sterben, also werde ich sie auch nicht töten.“
„Das kann ich respektieren. Auch wenn es dir nicht helfen wird“, antwortete der Samurai der Weltmeere und ließ seine Knöchel knacken.
„Du scheinst ein anständiger Geselle zu sein. Ich würde es hassen dich töten zu müssen.“
„Du scheinst ein anständiger Geselle zu sein. Ich würde es hassen zu sterben“, meinte Markas und lächelte.
„Alles rein geschäftlich“, sagte Rodric und wollte sich auf Markas stürzen. Jedoch kam er dazu nicht, da er plötzlich von zwei steinernen Händen gepackt wurde, die aus dem Boden wuchsen.
„Was zum...“, entfuhr es dem Kopfgeldjäger, bevor seine Beine nach oben gerissen wurde. Er schaffte es gerade noch sich mit seinen Händen abzustürzen um so nicht mit der Stirn auf die harten Pflastersteine zu knallen. Die Frau, die soeben aus dem Boden gewachsen war, und ihn an den Knöcheln hielt, grinste überlegen. Trotzdem wirkte Rodric in keinster Weise beunruhigt.
Der Schrei, der nun folgte, lies Markas gesamtes Sichtfeld verschwimmen. Maria wurde von der Druckwelle beinahe über den gesamten Platz geschleudert. Sie rollte sich jedoch ohne Schaden zu nehmen ab und auch Markas fing sich wieder.
„Wow! Nicht schlecht“, merkte Maria anerkennend an und sah zu Rodric. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hatte schon immer eine starke Stimme und durch meine Frucht hat sich dies nur noch verstärkt. Man sagt ich hätte die stärksten Lungen seit Chloe Walsh.“
„Interessiert mich nicht“, ertönte nun Markas Stimme direkt hinter dem Kopfgeldjäger. Diesem gelang es gerade noch in letzter Sekunde durch einen beherzten Sprung zur Seite auszuweichen, bevor sein Gegner ihn mit einem Faustschlag zu Boden schicken konnte.
„Tut mir leid, aber mein Ehemann ist nicht so wissbegierig, wie ich es bin“, sagte Maria mit entschuldigender Mine, während sie sich zu Markas gesellte.
„Schon in Ordnung. Zumindest können wir diesen Dreier genießen.“
„Ne ein Dreier muss für mich schon zwei Frauen enthalten“, antwortete Markas.
„Da sind wir der gleichen Meinung“, sagte Rodric. Maria schüttelte nur abschätzig den Kopf. Im nächsten Moment prallten die drei Kontrahenten aufeinander. Eine kleine Druckwelle wurde ausgelöst. Rodric hatte die Schläge seiner Gegner blitzschnell mit seinen Schwingen abgewehrt und die Beiden dann mit einem Tritt zurückgedrängt. Nun schoss er in die Lüfte und transformierte sich direkt. Die riesige Fledermaus verschwand in den Wolken.
„Linking“, sagte das Ehepaar wie aus einem Munde. Maria riss sich einen Teil ihres Oberteils weg und entblößte eine lange Narbe, die sich von ihrem linken Schulterknochen bis knapp über ihre Brust zog. Die Narbe öffnete sich nun und entblößte ein Maul.
„Ich werde mich nie daran gewöhnen“, murmelte Markas, konzentrierte sich jedoch wieder auf den Himmel über ihnen. Seine Haut hatte dieselbe steinerne Farbe angenommen wie Marias. Die Ohren des Ehepaars zuckten nun und im nächsten Moment gingen unzählige Schallgeschosse aus den Wolken auf sie nieder. Jedoch gelang es ihnen spielend auszuweichen.
„Nicht übel“, ertönte nun Rodrics Stimme. Doch zur Überraschung seiner Gegner kam sie nicht von oben, sondern von der Seite. Im nächsten Moment wurde Maria von der riesigen Fledermaus gepackt und in die Höhe gerissen. Die Klauen der Bestie rissen ihre Haut auf, obwohl sie gerade aus Stein bestand. Jedoch stellte Rodric fest, dass die Wunden nicht so tief waren, wie sie eigentlich hätten sein sollen. Und zu seinem Schrecken stellte er ebenfalls fest, das Maria mit ihm zusammenzuwachsen schien. Die junge Frau begann langsam in seinen Körper zu wandern, doch bevor sie gänzlich mit ihm verschmolz, fluchte sie plötzlich laut und stürzte wieder aus ihm heraus.
„Wie ich es mir dachte. Mit lebenden Organismen zu verwachsen ist unmöglich.“
„Trotzdem ist es ein guter Schockeffekt“, meinte Markas, während seine Frau neben ihm landete. Da ihr Körper erneut die Eigenschaften von Stein angenommen hatte, erzeugte sie bei ihrem Aufprall einen Krater. Den zwei Gegenüber landete nun Rodric. Sein Gesicht verriet für einen Moment seinen Schock, bevor er sich wieder fing.
„In all meinen Jahren in der neuen Welt habe ich so etwas noch nie erlebt“, meinte der Kopfgeldjäger atemlos. Er zitterte immer noch leicht. Trotzdem hatte er sich wieder gefangen.
„Ihr teilt also eure Schmerzen und eure Fähigkeiten?“
„Er hat es ziemlich schnell durchschaut“, meinte Maria an ihren Ehemann gewandt und blickte auf die Wunden auf seiner Brust, welche sich an derselben Stelle geöffnet hatten, wo sie zuvor von Rodric getroffen worden war. Markas sah sie aber nicht an, sondern starrte auf ihren Gegner.
„Sie hat mich sogar gezwungen Linking bei der Geburt unserer Tochter zu aktivieren. Das war kein Spaß sage ich dir.“ Rodric verzog das Gesicht, als er Markas Worte hörte.
„Das glaube ich dir.“
„Hört ihr wohl auf hier so lapidar miteinander zu reden“, schrie Maria aufgebracht und verpasste ihrem Ehemann einen Schlag auf den Hinterkopf. Eine Aktion, die sie direkt wieder bereute, da sie die Hälfte des Schmerzes direkt wieder auf sich selbst zurück übertrug.
„Deshalb habe ich meine Freundin nie geheiratet“, merkte Rodric daraufhin an, verstummte dann jedoch aufgrund des Blickes, den ihm Maria zuwarf. Im nächsten Moment musste er sich auch schon durch einen beherzten Sprung in Sicherheit bringe, als der Boden unter ihm aufbrach und mehrere Dornenranken daraus hervorschossen. Markas hatte keinerlei sichtbare Bewegung getätigt, was Rodric ein anerkennendes Nicken abverlangte.
„Nicht schlecht“, murmelte er, bevor er den Mund aufriss. Sein Kreischen erfüllte direkt wieder den gesamten Kampfplatz. Und es hatte direkt den gewünschten Effekt. Markas knurrte und verzog das Gesicht. Erneut begann alles um ihn herum zu verschwimmen. Rodric transformierte sich gleichzeitig in eine riesige Fledermaus und machte sich bereit anzugreifen. Jedoch wurde nun stattdessen er getroffen.. Eine Faust traf ihn von unten und trieb so sämtliche Luft aus seinen Lungen. Der Kopfgeldjäger landete mehrere Meter entfernt auf dem Boden und rappelte sich direkt wieder auf. Er hatte immer noch die Form einer riesigen Fledermaus.
„Solange du dich in einem Material aufhältst, scheinst du von meinen Schallangriffen in Sicherheit zu sein“, keuchte Rodric und sah Maria an. Dies sagte nichts, sondern grinste ihn nur an. Ihr Blick war auf etwas unter ihm gerichtet. Im nächsten Moment verschwamm die Welt um ihn herum, als er von einer Explosion getroffen wurde.
„Diese Samen sind wirklich nützlich“, meinte Maria und blickte auf die dunkelbraunen Kugeln in ihrer Hand.
„Pff die Früchte und Pflanzen, die du mit Linking erzeugen kannst, verblassen vor der Auswahl, die mir offensteht“, meinte Markas.
„Dafür kannst du nicht mit Materialien verschmelzen und auch nur die Eigenschaften annehmen, die ich gerade verwende.“ Markas wollte seiner Frau gerade antworten, doch dazu kam er nicht mehr. Stattdessen brachten sich beide in Sicherheit bevor der Boden unter ihren Füßen zerbarst.
„Immer noch beeindruckend, dass ihr meinen Voice Missiles Ausweichen könnt“, meinte Rodric. Er war ziemlich außer Atem, doch dafür hatte er auch mehrere Meter tiefe Krater im harten Pflasterstein des Platzes hinterlassen. Die Explosionen von zuvor hatten kaum sichtbare Spuren an ihm hinterlassen. Er hatte sich großteils wieder in seine Menschliche Form zurückverwandelt. Zwei ledrige Schwingen auf seinem Rücken, seine Fledermausohren und seine Klauenhände waren alles, dass noch an seine vorige Gestalt erinnerte.
„Ich muss zugeben, dass ich diesen Kampf genieße.“
„Ganz meine Meinung“, antwortete Markas und spannte seinen Körper an. Er hatte sein Oberteil ausgezogen und sein Oberkörper glänzte leicht aufgrund des Schweißes. Maria warf ihm immer wieder Blicke von der Seite zu, was ihm natürlich nicht entging und ihn nur noch mehr anspornte.
„Ich finde es ja toll, dass ihr eure Ehe noch frisch haltet, aber könntet ihr das bitte nicht auf meine Kosten machen“, meinte Rodric, als er dies registrierte, und feuerte weitere Voice Missiles auf seine Gegner ab. Während Maria jedoch nur auswich, startete Markas direkt einen Gegenangriff.
„Ich kann Maria ja nicht die ganze Arbeit alleine machen lassen“, schoss es ihm durch den Kopf, während er auf seinen Gegner zu stürmte. Markas holte gerade zum Schlag aus, als ihm sein Fehler bewusst wurde. Er war viel zu Nahe um einem weiteren Schallangriff zu entgehen. Dem Gesichtsausdruck seines Gegenübers entnahm er, dass diesem dies auch bewusst war. Mit einem breiten Grinsen feuerte Rodric eine weitere Voice Missile ab. Holz zersplitterte und der Kopfgeldjäger wirkte für einen Moment verdutzt, bevor er seinen Blick nach oben wandte. Markas befand sich über ihm. Der Samurai hatte die Zähne zusammengebissen und aus der Ferne konnte Rodric das Fluchen Marias hören. Markas war in letzter Sekunde ausgewichen, in dem er seinen Baumstamm aus dem Boden unter sich hatte sprießen lassen, der ihn mit voller Wucht ins Steißbein rammte und so in die Luft katapultierte. Obwohl er sich mitten in einem Kampf befand, konnte Rodric nicht anders als laut aufzulachen.
Das Lachen blieb ihm jedoch in der Kehle stecken, als er Markas nächste Aktion sah. Eine längliche Wurzel schoss aus dem Boden. Sein Gegner packte diese nun mit beiden Händen und riss sie über seinen Kopf. Der Boden des Platzes erzitterte und brach dann auf. Zum Vorschein kam eine gigantische Knolle von der Größe eines Mehrfamilienhauses. Mit einem Aufschrei schwang Markas diese nun über seinen Kopf und lies sie auf seinen Gegner niederfahren.
„Ich könnte hier wirklich umkommen.“ Rodric grinste und festigte seinen Stand. Seine Ohren zuckten. Blitzschnell legte er einen seiner Flügel um seinen Körper und schützte sich so vor den Explosionssamen, die Maria auf ihn schleuderte. Inzwischen füllte die Knolle sein gesamtes Gesichtsfeld aus. Im letzten Moment senkte er den Flügel und starrte direkt auf die Knolle.
„Voice Cutter!“ Wenige Zentimeter vor Rodrics Gesicht zersprang die Knolle in tausende kleine Stücke. Dann jedoch wurde alles für einen Moment schwarz, als Markas, der sich direkt hinter der Knolle befunden hatte, ihm eine schmerzhafte Kopfnuss verpasste. Der Kopfgeldjäger taumelte zurück und verlor das Gleichgewicht, als ihn etwas an den Knöcheln packte. Kaum war er auf den Pflastersteinen aufgeschlagen umschlangen ihn schon Marias Arme, die aus dem Boden wuchsen. Neben ihn blickte ihn das steinerne Gesicht der Frau grinsend an.
„Und wieder einmal hat mein Dickschädel den Sieg gebracht“, meinte Markas und stemmte selbstzufrieden seine Hände in die Hüften.
„Ihr zwei seid ein gutes Team. Einzeln hätte ich euch sicherlich besiegen können“, meinte Rodric anerkennend und lächelte.
„Ich mag euch. Würde Dillian nicht so gut bezahlen, könnte ich euch helfen.“
„Du kannst es trotzdem tun“, meinte Maria. „Leider besitze ich so etwas wie Ehre. Wenn ich einmal einen Vertrag mit einem Kunden abgeschlossen habe, verrate ich ihn nicht. Tut mir leid.“ Maria wollte den Mund öffnen, doch Markas schnitt ihr das Wort ab.
„Das kann ich respektieren. Trotzdem stehen wir auf verschiedenen Seiten. Deshalb können wir dich nicht einfach so wieder gehen lassen.“
„Wollt ihr mich ins Impel Down sperren?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob das Gefängnis die halten könnte. Außerdem hast du ja keine Verbrechen gegen die Weltregierung begangen.“
„Leider werden wir dich verhören müssen“, meinte Maria.
„Das könnte ein Problem sein. Ich bin nämlich sehr vergesslich müsst ihr wissen.“
„Ach wirklich?“
„Ja. Ich habe sogar vergessen zu erwähnen, dass ich gerade Kraft sammle. Die Umklammerung war nicht stark genug um zu verhindern, dass ich eine große Menge Luft in meiner Lunge sammeln konnte.“ Markas blieb ganz ruhig und nickte nur.
„Verdammt!“
„Voice Bomb!“
Als der Staub sich wieder legte, war von dem großen Platz vor der Bibliothek Albaco Islands nur noch ein Krater übrig. Markas klopfte sich etwas Schutt von den Schultern. Neben ihm stand Maria. Die Kleidung der Beiden war großteils zerfetzt, wodurch Markas einige Einblicke erhielt, die er sonst nur im Schlafzimmer genoss.
„Zum Glück haben alle Zivilisten das Weite gesucht. Sonst hätte es wirklich unschön werden können“, dachte er sich.
„Das ihr das großteils unbeschadet überstanden habt, spricht Bände über eure Stärke. Bis demnächst.“ Die riesige Fledermaus über ihnen zog noch einen Kreis über dem Platz und verschwand dann in den Wolken.
„Er hatte niemals vor uns zu töten“, sagte Maria und streckte sich.
„Genauso wenig wie wir“, antwortete Markas und nahm seine Frau in den Arm.
„Es war ein guter Kampf.“
„Der die Einwohner der Insel zu Tode erschreckt hat“, fügte Maria mit einem Blick auf die verriegelten Fenster hinzu.
„Ich hoffe Miyuki hat ihren Kampf gut überstanden.“
„Es geht ihr gut. Ich kann nicht glauben, dass mein Vater sie wirklich töten würde. Er muss etwas anderes gewollt haben.“
„Glaubst du das wirklich? Oder willst du es nur glauben.“ Markas sah Maria an und küsste sie dann.
„Wir werden die Wahrheit gleich herausfinden“, meinte er mit einem Blick auf das Schiff vor ihnen.
Kapitel 196: Ankunft des Drachen
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„Ihr Fieber sinkt nicht.“
„Verdammt wie konnten wir nur so etwas zu lassen.“
„Das darf nicht wahr sein.“ Calia, Senghok und Maria riefen wild durcheinander, während sie um Miyukis Bett herum hetzten. Der Raum wurde nur von einigen Kerzen erhellt. Die Vorhänge waren zugezogen und die Luft war stickig. Trotzdem konnte man das Tosen des Sturmes draußen immer noch deutlich hören. Immer wieder wankte der gesamte Raum, wenn das Schiff ein weitere Welle bezwang. Hoffnungslosigkeit lag in der Luft. Denn mit jeder Sekunde wurde Miyuki Schwächer.
„Sie ist stark. Stärker als viele, aber auch ihre Kraft ist nicht endlos“, meinte Calia, während sie die Stirn ihrer Freundin mit einem Feuchten Waschlappen abtupfte. Senghok hielt die Hand seiner Tochter, während Maria sie untersuchte und gleichzeitig in ihren Büchern nachschlug.
„Ich habe keine Ahnung warum das Blut sie in diesem Maße beeinflusst. Es ist Gift für jedermann, doch für Miyuki scheint selbst die kleinste Dosis tödlich zu sein.“
„Es ist ihr komplettes Gegenteil. Das schwarze Blut verkörpert die Abstoßung unserer Welt und Miyuki ist unsere Welt. In einem gewissen Maße zumindest“, fügte Calia hinzu, während sie den Waschlappen aus wrang . Senghok schwieg, doch sein Gesicht verriet seine Besorgnis. Er lies Miyukis Hand zu keiner Sekunde los. Die Atmung der jungen Frau ging stoß weise. Unter ihren geschlossenen Liedern schienen sich ihre Augen frenetisch zu bewegen. Ein plötzlicher Krampf erfasste ihren Körper. Mit einem Aufschrei riss Miyuki die Augen auf und blickte ihre überraschten Freunde und ihren Vater an.
„Es tut mir leid“, stöhnte sie. Die Schmerzen, welche sie gerade fühlte, waren deutlich von ihrem Gesicht abzulesen. Es musste sie ihre ganze Kraft kosten zu sprechen.
„Es tut mir leid.“
„Ich verstehe nicht“, meinte Senghok.
„Was tut dir leid?“
„Miyuki bleib bei uns. Miyuki“, schrie Maria, als ihre Freundin die Augen verdrehte. Ihr Atmung war unregelmäßig und sie schien kurz davor zu sein zu kollabieren.
„Es gab keinen andern Weg.... Es tut mir leid“, keuchte Miyuki, bevor sie erneut das Bewusstsein verlor.
„Verdammt sie brennt förmlich“, meinte Calia. Schnell legte sie einen neuen, kühlen Waschlappen auf Miyukis Stirn.
„Ich frage mich nur, wofür sie sich entschuldigt hat.“
„Dafür haben wir jetzt keine Zeit Maria. Wir müssen meine Tochter retten. Ich werde nicht zulassen, dass ich auch noch die andere Frau in meinem Leben verliere.“
„Du hast Recht. Wir müssen Miyuki retten. Wir müssen Eva erreichen.“
Die Wolken waren so tiefschwarze, dass selbst die Blitze sie nicht vollends durchdrangen. Jede Faser seines Körpers sagte ihm, dass er die Augen zusammenkneifen, dass er Schutz suchen sollte, doch Markas hörte auf niemanden. Schon gar nicht auf seinen Körper. Mit einem wahnsinnigen Lachen riss er das Steuerrad herum, sodass der Bug des Schiffes eine weitere haushohe Welle traf. Ein weiteres Juchzen durchbrach das Tosen des Windes. Ein Frau balancierte breit grinsend auf der Reling. Ihr zwei langen, blauen Zöpfe flatterten im Wind. Megan breitete die Arme weit aus. „Komm schon. Komm schon. Komm schon“, schrie sie in den Sturm. Als Antwort traf sie eine mächtige Windhose und schleuderte die junge Frau quer durch die Luft. Gerade noch im letzten Moment packte sie eines der Taue, welche das Hauptsegel fixierten und verhinderte so in die tosende See zu stürzen.
„Wuhu!“
„Konzentriert euch lieber. Wir dürfen den Kurs nicht verlieren.“ Clayton hielt eine Hand schützend vor sein Gesicht um zu verhindern, dass seine Kapuze nach hinten gerissen wurde. Mit der Anderen hielt er die antike Steintafel, welche den Weg zu Eva wies, fest umschlungen. Er war das genaue Gegenteil von Megan. Ernst und konzentrierte blickte er auf das tosende Meer vor ihnen. Megan landete nun grazil neben ihm.
„Du bist lahm. Wenn ich schon nichts in die Luft jagen darf, dann will ich wenigstens...“ Sie kam nicht mehr dazu auszureden, da eine weitere starke Windböe über das Schiff hinwegfegte und Megan einen Satz machte um sich von ihr in die Luft wirbeln zu lassen. Mit einem freudigen Kreischen schlug die zierliche Frau mehrere Überschläge in der Luft und landete dann direkt neben Markas. Dieser blickte ernst auf den Wellen vor ihnen.
„Du weißt woher dieser Sturm kommt?“
„Natürlich. Es gibt keinen Zweifel, dass mein Vater dafür verantwortlich ist“, meinte der rothaarige Shichibukai und packte das Steuerrad fester. Seine Knöchel traten bereits weiß hervor. Ein weitere Welle traf das Schiff und die Gischt ging wie ein Sprühregen auf sie hinab.
„Ich hätte erwartet, dass du wütender sein würdest. Er ist immerhin dein Vater“, sagte Megan, nachdem sie das Salzwasser, dass sie soeben verschluckt hatte, wieder ausgehustet hatte. Markas nahm seinen Blick zu keiner Zeit von den Gefahren vor ihnen.
„Oh ich bin wütend, aber ich bin kein Kind mehr. Ich will auch seine Seite der Geschichte hören.“
„Die Version deines Vaters? So etwas hätte ich dir nicht zugetraut, aber ich habe auch nicht die beste Beziehung zu meinem Bruder, also was weiß ich schon.“
„Zu Verstehen warum er es getan hat, wird mir vielleicht helfen ihm zu vergeben. Irgendwann. Er ist schuldig, doch er verdient den Tod nicht. Auch wenn es ihm die Anderen vielleicht wünschen. Ich möchte nur wissen warum er es getan hat.“ Markas konzentrierte sich noch immer auf die See, doch er kam nicht umhin an die wenigen Treffen mit seinem Vater zurückzudenken. Was hatte diesen Mann so weit getrieben?
„Es ist ja schön und gut, dass ihr eure familiären Beziehungen diskutiert und überdenkt, aber wir befinden uns immer noch mitten in einem verdammten Taifun oder was auch immer“, schrie Clayton, nachdem ihn ein besonders große Welle, die das Schiff erschütterte, von seinen Füßen geholt hatte.
„Mach dir nicht in die Hosen Clayton Schätzchen. Das Lustigste kommt erst noch“, schrie Megan und blickte auf die See vor dem Schiff. Das Wasser schien lebendig zu sein. Es brodelte und wand sich.
„Verdammt“, knurrte Markas und festigte seinen Stand. Nun würde das Schiff beweisen müssen wozu es im Stande war. Das Wasser vor ihnen erhob sich. Es sah aus, als würden sich vor ihnen tausende Schlangen unter den Wellen winden.
„Hydrawellen. Verdammte Hydrawellen“, jauchzte Megan. Sie kletterte gerade zur Gallionsfigur des Schiffes und lies sich nun kopfüber davon hinunter hängen. Begeistert blickte sie auf das Chaos vor sich.
„Das wird ein Spaß. Ich glaub ja nicht, dass wir es schaffen.“
„Du musst dir ja auch keine Sorgen machen. Du hast ja keinen wirklichen Körper oder wie auch immer du das Ding nennst, in dem deine Seele steckt. Für dich kann Crowley ja einen Ersatz machen, wenn der hier kaputt geht.“
„Und woran setzt sich meine Seele währenddessen fest? Ich hab schon einmal in einem Kerl gesteckt und will das nicht wiederholen“, rief Megan, doch der Archäologe ignorierte sie und eilte stattdessen zu Markas hinauf.
„Mit Hydrawellen ist nicht zu spaßen. Wenn wir den falschen Kopf erwischen, werden sie uns in die Tiefe reißen.“
„Danke, dass du mir etwas offensichtliches erklärst. Ich segle nicht das erste Mal in der neuen Welt“, antwortete Markas. Sein Blick war auf die schlangenförmigen Wellen vor sich gerichtet. Sie wanden sich genau wie lebendige Wesen und tauschten andauernd die Plätze. Es war beinahe unmöglich die richtige Welle zu erwischen und dann auch auf ihr zu bleiben.
„Nur die besten Steuermänner und Navigatoren können mit Hydrawellen umgehen“, meinte Clayton und schluckte schwer.
„Ein Glück, dass ich gerade das Steuer in der Hand halte“, antwortete Markas grinsend. Im nächsten Moment begann der Ritt auf der Hydra.
„Warum tust du das?“ Katharina blickte Dillian Sr. an und schüttelte den Kopf.
„Weil es getan werden muss.“
„Ist dies deine Antwort für alles? Warum muss es getan werden? Wer hat gesagt das es getan werden muss?“ Ihr Gegenüber biss die Zähne zusammen und versuchte sie zu ignorieren, was jedoch nicht funktionierte, da Katharina nun vor ihn trat.
„Du bemerkst nicht einmal, dass du genau das tust, was du immer verflucht hast. Du spielst Gott.“ Dillian senkte merklich die Schultern.
„Letum wüsste was zu tun ist, doch er ist nicht mehr hier, also muss ich seinen Traum weiterführen. Was auch immer die Kosten sein mögen.“
„Was hat dir das Skelett gezeigt, dass es wert ist so weit zu gehen?“
„Er zeigte mir die einzige Zukunft für die ich bereit bin alles aufzugeben.“ Katharina schüttelt den Kopf. Ein Windstoß fuhr durch ihre langen, goldenen Haare. Sie schien zu wachsen, bis sie ihr Gegenüber um mehrere Meter überragte. Das weiße Kleid, welches sie trug, schien zu leuchten. Um sie schien sich eine Oase der Ruhe in der Finsternis des Sturms zu bilden.
„Du bedienst dich meiner Kräfte.“
„Ich tue was getan...“
„Ruhe“, schrie Katharina nun und unterbrach so Dillian. Ein Blitz traf ihn. Sein Brust wurde aufgerissen und schwarzes Blut strömte hervor.
„Ich wusste nie, dass diese von mir verlangt werden würde. Die Frau, die ich liebte zu opfern. Ich hatte keine Ahnung.“
„Hör auf zu weinen und stirb endlich“, schrie Katharina. Unzählige Blitze schlugen auf Dillian ein. Wie Monsunregen gingen sie auf ihn nieder. Markas Vater schrie auf.
„Ich werde nicht zulassen, dass du Miyuki tötest. Sie ist meine letzte Hoffnung.“
„Und ich werde nicht zulassen, dass du oder irgendjemand Miyuki benutzt. Auch wenn ich sie dafür töten muss.“
„STIRB!“
„Noch nicht.“ Eine Explosion durchbrach den Blitzangriff. Die Göttin wurde davon getroffen und auf die Wellen geschleudert über denen sie zuvor schwebte. Jeder Knochen ihres Körper schmerzte. Dillian Sr. schwebte über ihr. Ihn seiner Hand hielt er eine Whiskeyflasche, aus der er nun einen tiefen Schluck nahm.
„Ich werde sterben, doch noch ist diese Zeit leider nicht gekommen.“ Er leerte die Flasche nun und warf sie achtlos beiseite.
„Verdammt! Was soll ich tun. Ich hab keine Ahnung“, schrie er wütend gen Himmel. Fast als hoffe er eine Antwort zu erhalten. Doch sie kam nicht. Nur das Tosen des Sturmes, den er selbst geschaffen hatte, antwortete ihm.
„Scheiß drauf.“ Mit diesen Worten löste sich Dillian Sr. in Luft auf und verschwand. Katharina rappelte sich schwer atmend auf.
„Wollte er nur, so hätte er der wohl größte Gott von allen werden können.“ Ihr Blick war auf etwas in der Ferne gerichtet.
„Doch jetzt muss ich Miyuki retten. Sie wird der Schlüssel zu meiner neuen Unsterblichkeit sein.“
„Ich kann es kaum glauben“, keuchte Clayton. Seine Kleidung war vollkommen durchnässt und er klammerte sich mit aller Kraft an die Reling. Markas grinste nur. Sie hatten die Hydrawellen bezwungen. Hinter ihnen tobte der Sturm noch immer, doch am Horizont konnten sie einen goldenen Streif erkennen, der die pechschwarzen Wolken durchbrach. Megan schien ein wenig enttäuscht zu sein, dass ihr Spaß schon enden musste. Sie setzte sich schmollend neben Clayton, welcher davon nicht all zu begeistert schien.
„Kannst du nicht...“
„Nein“, schnitt Megan ihm das Wort ab und leckte dem Archäologen dann übers Gesicht.
„Was zum...“ Markas ignorierte das Geschrei und Gelächter, welches daraufhin folgte. Die Anspannung fiel merklich von seinem Körper ab, jetzt da sie den Sturm überwunden hatten. Wenn Claytons Angaben stimmten, dann würden sie in zwei Wochen erst die Insel erreichen. Er glaubte nicht, dass Miyuki so lange durchhalten würde. Zuerst sein Bruder und nun auch noch sein Vater. Ein bitteres Lächeln zierte Markas Gesicht.
„Auf die Familie ist wirklich kein Verlass.“
Die Tür zum Inneren des Schiffes wurde plötzlich aufgerissen. Aufgeregtes Geschrei drang daraus hervor.
„Was tust du Miyuki?“
„Hör auf damit.“
„Du bringst die um.“
„Verdammt leg dich wieder hin.“ Markas riss vor Überraschung die Augen weit auf. Miyuki trat an Deck. Sie zitterte und schien starke Schmerzen zu haben, aber doch stand sie aufrecht. Sie atmete schwer und jeder Schritt schien sie immense Kraft zu kosten, doch sie hielt nicht an bis sie die Mitte des Decks erreicht hatte. Langsam drehte sie sich nun um und blickte ihre Freunde und Begleiter an.
„Es tut mir leid.“ Alle Anwesenden horchten auf, als Miyuki sprach.
„Es tut mir aufrichtig leid, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Ich werde sterben bevor wir auch nur in die Nähe der Insel kommen. Deshalb habe ich diese Entscheidung getroffen.“
„Was meinst du damit?“, fragte Maria. Calia war die Erste, die seine Anwesenheit bemerkte. Entsetzt stolperte sie einige Schritte zurück und prallte gegen die Reling.
„Nein... Nein....Nein“, stotterte die Vizeadmiralin, während sie auf den Boden sank.
„Miyuki... wie konntest du nur.“ Die Anderen bemerkten ihn nun auch. Markas und Maria rissen schockiert die Augen auf. Megan neigte interessiert den Kopf. Clayton schien vollkommen überrumpelt zu sein. Und Senghok ballte die Fäuste. Sein Gesicht zierte purer Hass. Calia schluckte. Sie konnte ihren eigenen Wahnsinn spüren. Durch seine Präsenz wurde er nur noch verstärkt und riss an ihrem Bewusstsein.
„Du kannst nicht ewig davonlaufen. Weder von ihm noch von mir.“
Er war direkt hinter Miyuki erschienen. Seine Statur hatte ihr frühere Größe zurückerlangt. Kein Zeichen von Schwäche war zu sehen. Sein blutroter Umhang flatterte im Wind. Der Regen perlte an seiner tiefschwarzen Rüstung ab.
„Wenn meine Nichte mich um Hilfe bittet, komme ich natürlich. Immerhin kann ich nicht zulassen, dass Miyuki stirbt. Die Ehre des Mordes an ihr gebührt nämlich nur mir.“ Calia zitterte. Er war zurück. Sie hatte es befürchtet. Der Drache. Der Dämon. Das Monster. Clint Torino stand in voller Stärke vor ihnen.
Kapitel 197: King of Carnage
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Das fahle Licht des Vollmondes warf seinen Schein auf die Insel vor ihnen. Vereinzelte schwarze Wolken zogen über das Firmament. Eine kühle Brise fegte über das Deck und brachte Torinos Umhang in Wallung. Er stand ruhig am Bug und blickte auf das Eiland, den Hass vollkommen ignorierend. Miyuki stand hinter ihm. Man sah ihr an, dass es ihre gesamte Kraft brauchte sich auf den Beinen zu halten. Doch trotz ihres katastrophalen Zustandes war sie sie die einzige Mauer, welche Torino schützte. Wäre sie nicht hier, hätten sich ihr Vater, Calia und Markas mit Sicherheit direkt auf Torino gestürzt. Und er hätte sie in der Luft zerfetzt. Dieser Mann war kein Krüppel mehr.
„Warum Miyuki?“ Die Fragen ihrer Freunde und ihres Vaters schmerzten sie, doch ihre Entscheidung kam dadurch nicht ins Wanken. Sie würde nicht sterben.
„Ihr solltet euch besser festhalten.“ Torino hatte sich kein einziges Mal umgedreht. Er würdigte die Anderen keines Blickes. Vor dem Schiff öffnete sich ein riesiges, schwarzes Loch. Ein Abgrund in eine andere Welt tat sich auf. Nun drehte sich Torino zum ersten Mal um und blickte in die hasserfüllten Gesichter, die ihn anstarrten.
„Ihr fragt warum? Weil Miyuki leben möchte. Und ihr könnt ihr diesen Wunsch nicht erfüllen.“
„Wie kannst du es wagen“, knurrte Senghok. Sein gesamter Körper leuchtete golden.
„Er hat Recht“, warf Clayton von der Seite ein. Der Archäologe stand über ein Fass gebeugt. Darauf hatte er die Schrifttafel platziert, die er gerade studierte. Seine Notizen lagen wie immer neben ihm. Bevor ihn die Anderen nun wegen seiner Aussage verurteilten, fuhr er fort.
„Ihr wisst es selbst. Wir können die Insel Evas niemals rechtzeitig erreichen.“ Clayton zeigte auf Clint.
„Er kann es.“ Die Endgültigkeit dieser Worte lies alle verstummen. Nur Torino brach in schallendes Gelächter aus.
„Er hat Recht. Wie fühlt es sich an? Der Mann, der deine Frau getötet hat. Der Mann, der eure Mutter vergewaltigt hat. Ich bin eure einzige Hoffnung.“ Er breitete die Arme aus.
„Wie stark ist euer Glaube an Miyuki. Könnt ihr für sie den Hass vergessen oder werdet ihr versuchen mich hier und jetzt niederzustrecken?“ Markas und Senghok machten beide einen Schritt nach vorne. Miyuki wollte sich zwischen sie und Torino stellen, doch sie tat es nicht. Stattdessen lies sie sich auf den Boden sinken. Schwer atmend starrte sie ihren Vater und Markas an.
„Ich vertraue euch“, dachte sie stumm und schloss die Augen. Torino blickte auf die beiden Männer vor sich an. Sein breites Grinsen brachte ihr Blut zum kochen. Er konnte es in ihren Augen sehen. Mit weit ausgebreiteten Armen stand er da.
„Was werdet ihr jetzt tun?“
Für einen Moment stand das Schiff still. Direkt vor ihnen ragte das schwarze Loch, der Eingang in Torinos Welt, in den Himmel.
„Ich muss sagen, dass ihr mich enttäuscht.“ Markas und Senghok warfen keinen Blick zurück. Sie hatten ihm den Rücken zugedreht. Genauso wie sie es ihren Rachegelüsten getan hatten.
„Ich ruhe mich etwas unter Deck aus“, meinte Markas zu seiner Frau und Senghok folgte ihm schweigend. Torino blickte nun Calia an, die immer noch zitternd an die Reling gelehnt war.
„Ihr Menschen überrascht mich immer wieder. Doch es ändert nichts an eurem Schicksal. Ihr werdet alle sterben.“ Bilder überfluteten plötzlich den Geist der Vizeadmiralin. Der tote Alte, ein gefallen Arthur, tote Menschen, eine Welt ohne Menschheit und zuletzt das Bild eines einsamen, schneebedeckten Gipfels. Dort auf dieser Bergspitze stand Clint Torino. Er hatte die Augen geschlossen und genoss den Wind. Und zum ersten Mal sah er glücklich aus.
„Ein Welt ohne Menschen. Ohne Falschheit. Ohne Täuschung. Ohne Leid. Und vor allem ohne Leute wie dich“, meinte Torino und blickte einen überraschten Clayton an. Das Schiff trat nun in die Dimension ein. Alles um sie herum löste sich auf, bis sie in einer reinen, absoluten Finsternis schwebten. Doch auch wenn sie nicht sahen, so hörten sie es doch.
Ohrenbetäubend!
Bis auf Miyuki und Torino waren alle Anwesenden gezwungen sich die Ohren zuzuhalten.
„Warum bringst du uns hier vorbei?“, fragte Miyuki schwer atmend.
„Damit sie es sehen können“, meinte Torino.
„Wovon... oh Gott.“ Maria hatte die Augen weit aufgerissen. Über ihnen befanden sich zwei Herzen.
„Was ist das?“
„Das sind Miyukis und mein Herz. Wie denkst du ist es ihr sonst möglich meine Kräfte einzusetzen.“ Die Herzen schienen einfach in der Luft zu schweben, doch bei genauerem hinsehen konnte man zwei Membrane erkennen, welche die Organe umgaben.
„Die Membrane schützen die Herzen. Sie können nur auf zwei Arten aufgelöst werden. Entweder der Besitzer erlaubt es oder er stirbt.“
„Das heißt...“
„Wer von uns Zwei den Anderen tötet bekommt das Herz“, beantwortete Miyuki Marias Frage. Sie war nun aufgestanden und blickte ebenfalls hinauf.
„Das Herz?“ Maria wollte gerade nachhaken, als sie einen genaueren Blick auf die zwei Herzen über sich warf. Es verschlug ihr die Sprache.
„Die Herzen wachsen zusammen.“
„Am Ende wird nur Eines übrig bleiben. Das Herz des wahren Beschützers dieser Welt“, sagte Torino, bevor sie die Dimension wieder verließen.
Frische Luft füllte ihre Lungen. Das kühle Wasser spritzte auf das Deck, als das Schiff wieder im Meer aufschlug. Der Vollmond stand noch immer am Himmel. Jedoch befanden sie sich nicht mehr in den Gewässern um Albaco Island. Stattdessen ragte vor ihnen ein Turm in den Himmel.
„Solch ein Gebäude. Ich habe noch nie davon gehört“, stotterte Maria.
„Natürlich nicht. Dieser Turm existiert auf keiner Landkarte. Ohne die richtigen Koordinaten von Clayton wäre es selbst für mich unmöglich ihn zu finden“, sagte Torino. Ein plötzlicher Windstoß fegte über das Deck des Schiffes.
„Es sieht so aus, als hätte sie uns bemerkt.“
„Sie?“, fragte Maria. Torino zeigte nur auf den Turm.
„Eva!“ Unzählige Lichtblitze überzogen plötzlich das riesige Gebäude.
„Mündungsfeuer“, knurrte Clayton und ging direkt hinter Maria in Deckung. Mit zusammengekniffenen Augen wartete er auf einen Einschlag, der niemals kam. Blinzelnd öffnete er die Augen wieder und atmete erleichtert aus, als er den klaren Nachthimmel über sich sah. Keine Kanonenkugeln warfen ihre unheilvollen Schatten auf das Schiff. Stattdessen war die Luft um sie herum mit schwarzen Portalen durchzogen. Torino lachte lauthals.
„Ich werde diese Insel auseinanderreißen.“ Sein Blick wanderte zu Miyuki, die auf den Boden vor ihm zusammengesunken war. Sie hielt sich die Brust und atmete schwer.
„Versuch währenddessen nicht zu sterben. Nur ich darf das Leben aus dir herauspressen.“
„Ich werde nicht sterben! Weder jetzt noch später.“ Torino antwortete auf ihre Worte nur mit einem Kichern, bevor er sich mit einem Satz von Deck abstieß.
Dieser Turm war eine Legende. Ein weißer Fleck in der Geschichte. Niemand erinnerte sich an ihn. Er existierte auf keiner modernen Landkarte und niemand der einen Fuß hinein setzte, kehrte jemals wieder zurück. Drohend ragte das weiße Marmorgebilde hunderte Meter in die Luft. Wasserfälle stürzten aus zahlreichen Öffnungen an der Seite. Von draußen hörte man nur ein leises Wispern. Etwas Gigantisches arbeitete im Innern dieses Gebildes. Im Innern war der Lärm ohrenbetäubend. Das metallische Klirren tausender Hämmer die im gleichen Takt niederschlugen. Das Rattern von unzähligen Zahnrädern. Das Gluckern von riesigen Pumpen. Alles vermischte sich zu einem höllischen Lärm. Flüssiges Feuer stürzte in riesigen Mengen in die Tiefe und traf auf gigantische Wasserbecken. Alles war andauernd in heißen Dampf gehüllt. Zischen, rattern, gluckern, hämmern. Dies war die Umgebung in der die Wächter des Turmes geboren wurden. Hier wuchsen sie auf. Von dieser höllischen Umwelt wurden sie geformt. Sie kannten nichts anderes. Der Turm versorgte sie mit Nahrung und Unterkunft. Er war ihre Welt. Er war ihr Gott. Und für ihn waren sie bereit zu sterben.
Der Boden unter seinen Füßen bekam Risse als Torino darauf landete. Sein Umhang flatterte im Wind. Seine dunkle Rüstung verschmolz mit der Finsternis der Nacht. Nur sein kaltes, emotionsloses Gesicht war zu sehen. Doch diese Maske würde schon bald bröckeln. Ein flüchtiges Grinsen erschien auf seinen Lippen, als er die ersten Wächter sah. Sie waren vollkommen Nackt. Alles was sie trugen waren ihre Waffen. Hämmer, Schwerter, Speere. Aus den Überresten der Maschine im Innern gefertigt. Sein Blick schweifte über Männer, Frauen und Kinder. Alle trugen denselben entschlossenen Gesichtsausdruck. Zwei junge Männer erschienen plötzlich zu seinen Seiten. Ihre Geschwindigkeit war übermenschlich. Im nächsten Moment fielen ihre leblosen Körper zu Boden, während Torino ihre abgerissenen Köpfe in den Händen behielt. Eine Explosion traf seinen Körper. Er kam nicht dazu sich zu erholen, da weitere folgten. Sein gesamter Körper war in Rauch gehüllt, doch er wankte zu keine Sekunde. Er kannte Schmerz, doch diesen hieß er willkommen.
„Blut... Ich werde mich an euch laben“, knurrte Clint und machte einen Schritt nach vorne. Die Wächter wichen geschlossenen zurück. Torinos Gesicht schälte sich aus dem Rauch der Explosionen. Ein großer Teil davon war zerfetzt. Sein linkes Auge hing zur Hälfte aus seiner Höhle. Die Haut war verbrannt oder zum Teil vollkommen verschwunden. Doch sein Grinsen war nur breiter geworden. Sein intaktes Auge funkelte vor Wahnsinn. Es war auf den Schützen am Ende der Treppe vor ihm fixiert. Im nächsten Moment wurde der Mann von mehrere schwarzen Armen, die um ihn herum aus dem nichts erschienen waren, zerfetzt. Blut besudelte den weißen Marmor und die anderen Krieger um ihn. Schockiert betrachteten sie ihren gefallenen Freund, bevor sie sich mit verstärkter Entschlossenheit wieder Torino zu wandten. Dieser lachte immer noch, obwohl er unglaubliche Schmerzen fühlen musste.
„Ihr seid nichts weiter als Schlachtvieh“, knurrte der Wahnsinnige, während sich eine schwarze Membrane über seinen Körper legte. Als sie wieder verschwand, war Clint vollkommen genesen. Mit einem Aufschrei stürzten sich die Krieger nun auf ihn. Ihre Bewegungen waren mit dem Auge kaum zu verfolgen. Ihre Angriffe präzise und schnell. Sie waren es gewohnt mit Menschen zu kämpfen, welche die Raue See der neuen Welt bereisten. Doch trotzdem zögerten sie nun, als die Einzelteile der ersten Angreifer auf sie niederregneten. Das wahnsinnige Lachen Torinos übertönte sogar den Lärm des Turmes. Seine Augen schienen zu glühen, während er die Wirbelsäule eines Angreifers in den Händen hielt und sie wie eine Peitsche gegen die Frau des Mannes schwang.
„Gebt mir euer Blut. Kommt! Attackiert mich!“ Mit einem Satz landete er vor einer Gruppe Frauen, die mit Bögen bewaffnet waren. Jetzt da sie freie Schussbahn hatten zögerten sie keine Sekunde. Seine Rüstung wehrte die meisten Pfeile ab, doch einige durchdrangen die schwach gepanzerten Stellen. Sein Blut quoll unter dem schwarzen Metall hervor, doch dies schien sein Gelächter nur noch zu beflügeln. Ohne die Hilfe seiner Teufelskraft und nur mit seinen Armen riss er den Frauen die Schädel ab. Alles um ihn herum verschwamm und verschwand unter einem roten Vorhang des Blutes.
„Mehr... Gebt mir mehr.“ Er wandte sich den weiteren Verteidigern zu. Viele hatten den Willen zum Kampf verloren. Vor ihnen stand ein Mann, der inzwischen von Kopf bis Fuß in Blut getaucht war. Lachend tötete er. Die Verteidiger waren es gewohnt gegen Menschen zu Kämpfen, doch diese Kreatur vor ihnen konnte wahrlich nur als Monster bezeichnet werden.
„Gefällt es dir? Liebst du es nicht?“ Calia schüttelte vehement den Kopf, aber natürlich half es nichts. Immerhin war die Person, die zu ihr sprach, sie selbst.
„Etwas das zerbrochen ist, kann nie wieder ganz werden. Risse bleiben stets zurück. Warum verleugnest du dich selbst? Du liebst Blutvergießen. Du liebst was Torino tut.“
„Ich hasse Torino“, knurrte sie, doch ihr Wahnsinn hörte gar nicht zu, sondern fuhr unbeirrt fort.
„Du liebst es noch immer anderen Menschen schmerzen zuzufügen. Wo Miyuki heilt, möchtest du zerstören.“ Calia blickte auf. Hier in ihrer Vision konnte sie sehen und alles was ihr Sichtfeld gerade ausfüllte war die verzerrte Fratze ihres eigenen Wahnsinn.
„Du kannst mich nicht ewig einschließen. Du kannst dich nicht ewig vor mir verstecken. Ich werde dich kriegen.“
„Niemals.“ Calia sprang auf. Die Vision, welche Torinos derzeitiges Handeln zeigte, verschwand und nichts als Dunkelheit blieb zurück. Diese Finsternis wurde nun von einem Lichtstrahl durchbrochen. Calia trat hinein. Sofort wurde sie von Wärme erfüllt. Furchtlos starrte sie die Verkörperung ihres Wahnsinns an.
„Wenn Miyuki das Licht ist, so bin ich die Finsternis. Aber das ist in Ordnung.“ Calias blondes Haar schien im Licht regelrecht zu leuchten.
„Ich werde nicht aufgeben. Ich werde nicht gegen dich verlieren. Ich werde niemals aufgeben. Selbst wenn ich die Finsternis bin, so werde ich doch an Miyukis Seite im Licht stehen.“
„Wir werden sehen.“
„Was zur Hölle.“ Allen bis auf Markas hatte es die Sprache verschlagen. Die Stücke der Menschen, die diesen Turm verteidigt hatten, lagen überall verstreut. Männer, Frauen und Kinder. Torino hatte vor nichts halt gemacht. Und jetzt stand er am oberen Treppenabsatz neben dem Eingang zum Turm und grinste wahnsinnig auf sie hinab. Miyuki wurde von Maria und Calia gestützt. Sie blickte nun ebenfalls zu ihrem Onkel auf.
„Es gab leider keine andere Möglichkeit. Es tut mir leid. Alles was ich euch als Entschuldigung anbieten kann, ist das Versprechen mich eines Tages um ihn zu kümmern.“ „
Je früher dieser Tag kommt desto besser“, meinte Markas und schüttelte angesichts der zahllosen Leichen traurig den Kopf. Megan baute gerade mit kindlicher Freude aus Leichenteilen einen Turm. Clayton stand neben ihr und warf der blauhaarigen Frau einen angewiderten Blick zu.
„Lass den Unsinn.“
„Ihr kommt hierher, tötet meine Beschützer und entweiht ihre Leichen.“
„Tu nicht so als ob du wütend wärst Eva. Diese Menschen waren dir vollkommen gleichgültig.“, sagte Torino ohne sich zu der Frau hinter ihm umzudrehen. Die Anderen starrten sie nur überrascht an. Kurze schwarze Haare. Grüne Augen. Eva glich Miyuki bis aufs Haar. Alle, außer Torino, starrten die Frau nur perplex an. Clint drehte sich nun um und schritt gelangweilt durch Eva hindurch. Die Illusion flimmerte kurz, bevor sie sich wieder festigte.
„Das war aber nicht sehr nett“, meinte sie und stemmt die Hände in die Hüften.
„Du kennst also mein Geheimnis“, fuhr sie fort. Torino nickte nur.
„Als Diener des Alten weiß ich alles über dich.“ Er klopfte gegen die Außenmauer des weißen Turmes.
„Das alles hier bist du. Die Maschine, die in der Lage ist das schwarze Blut zu läutern!“
Kapitel 198: Evas Geschichte
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„Ich kannte meinen Vater kaum.“ Das Feuer war bereits herunter gebrannt. Nur einige Glutreste erhellten den Raum spärlich. Schatten tanzten an der Decke, doch auch sie verschmolzen langsam mit der Dunkelheit. Es war stickig, doch nicht unangenehm. Ein behagliche Wärme erfüllte sie. Sie fühlte sich... geborgen.
„Jedoch wusste ich, dass er mich liebte. Mehr als alles in der Welt.“ Evas Blick durchdrang sie, während Miyuki ihren Worten lauschte.
„Ich denke dies war das Problem.“
Miyuki setzte sich auf und sah sich um. Sie spürte keinerlei Schmerzen. Um genau zu sein spürte sie ihren Körper überhaupt nicht.
„Wo bin ich?“
„In mir.“ Eva antwortete lapidar, während sie ein Holzscheite nachlegte um das Feuer erneut zu entfachen. Miyuki sprang währenddessen auf die Beine. Noch immer spürte sie überhaupt nichts. Sähe sie nicht ihre Hand vor Augen und wäre sie nicht in der Lage Dinge anzufassen, sie wäre sich ihrer körperlichen Existenz nicht bewusst gewesen.
„Was bin ich?“
„Du bist ein Geist, aber hier bist du Real, da wir uns nicht in der Realität aufhalten.“
„Was?“ Miyuki verstand nicht. Verwirrt starrte sie auf Eva, die immer noch vor dem wieder entfachten Feuer kniete.
„Du bist in mir“, antwortete die Tochter Adams gelassen.
„Ich rette gerade dein Leben. Reinige dein Blut. Deshalb sind unsere Seelen gerade verbunden“, fuhr sie fort, da Miyuki immer noch nicht verstand. Langsam stand sie auf und blickte ihr Gegenüber nun an. Es war als würden sie sich in einem Spiegel betrachten. Sie glichen sich wie ein Haar aufs Andere. Miyuki schüttelte den Kopf. Langsam schritt sie zum Fenster und stieß es auf. Kalte Luft erfüllte den Raum und vertrieb die stickige Atmosphäre. Die Gardinen wurden von dem plötzlichen Luftstoß wild durcheinandergewirbelt und das Feuer flackerte hell auf. Schatten tanzten erneut über die Decke des Raumes.
„Ich weiß, dass es auf den ersten Blick unglaublich wirkt...“
„Ich habe schon so viel erlebt. So etwas überrascht mich in keinster Weise“, antwortete Miyuki. Jedoch drehte sich nicht um, sondern starrte auf etwas das außerhalb der Mauern des Raumes lag.
Durch das Fenster starrte sie auf ein kaltes Feld in einer klaren Winternacht.
„Viel mehr möchte ich wissen, was es hiermit auf sich hat.“
„Wir sind verbunden. Deshalb kannst du in meine Seele blicke und ich in die Deine.“ Instinktiv kreuzte Miyuki die Arme vor ihrer Brust, obwohl es natürlich nichts half.
„Ach bitte. Du hast geliebt und dir wurde das Herz gebrochen. Mehr ist da nicht“, meinte Eva und stellte sich neben ihr Ebenbild. Gemeinsam blickten sie hinaus auf das Feld und die Szene, welche sich dort abspielte. Ein Mann saß neben seiner kleinen Tochter und betrachtete die Sterne. Er wirkte müde, doch wann immer er seine Tochter ansah, verschwand all dies aus seinem Gesicht. In der Entfernung konnte Miyuki eine Frau erkennen, welche unter einem Baum wartete. Sie näherte sich jedoch zu keiner Zeit, sondern blieb geduldig in der Entfernung stehen.
„Wie geht es deiner Mutter?“ Das kleine Mädchen ging auf die Frage ihres Vaters nicht ein. Stattdessen plapperte sie unablässig von ihren Erlebnissen mit ihren Freunden. Den Abenteuern, die sie in den Wäldern und Wiesen der Insel erlebte.
„Ach und Mama geht es auch gut“, fügte sie am Schluss noch beiläufig hinzu. Der Mann hatte sie die ganze Zeit mit einem Lächeln angesehen. Er unterbrach sie nicht, sondern lauschte verständnisvoll. Miyuki konnte von seinem Gesicht ablesen, dass er jede Sekunde genoss.
„Das war das letzte Mal, dass ich für über zehn Jahre sah.“ Evas Blick war melancholisch, während sie ihr früheres Ich betrachtete.
„Er verschwand und kehrte zurück um die Kriege zu beenden, welche zu der Zeit tobten. In eine rote Rüstung gewandt war er die Inkarnation des Krieges. Er war zum Krieg geworden und solang er existierte würden die Kriege niemals enden. Eine grausame Ironie. Durch sein Eingreifen hielt er die Kriege am Leben. Er gab den Menschen nur einen neuen Feind. Und neue Ziele.“
Die Szene änderte sich und zeigte ein zerstörtes Dorf. Eine junge Frau kämpfte sich unter den Leichen hervor. Tränen erfüllten ihre Augen, als sie auf die Leiche ihrer Mutter blickte. In ihren letzten Momenten hatte sie ihre Tochter als Schild geschützt. Eva fiel auf die Knie und schluchzte bitterlich.
„Ich hatte alles verloren. Meine Freunde, meine Familie... nur mein Vater blieb mir noch“, meinte die Version Evas, welche neben Miyuki stand.
Ein weiteres Mal änderte sich die Szene vor ihnen. Eine erwachsene Eva saß vor einem kleinen Teich. Beiläufig warf sie Steine ins Wasser. Sie schien auf jemanden zu warten. Plötzlich schreckte sie hoch und sah sich um. Nun hörte Miyuki es auch. Das rhythmische Aufsetzen eines Gehstockes,welches sich langsam näherte. Miyuki kannte den Mann. Sie hatte ihn schon einmal in einer Vision gesehen. Sein weißer Bart wippte leicht bei jedem seiner Schritte.
„Eva“, meinte der Alte nun und lächelte.
„Vater“, sagte die Angesprochene und warf sich dem Alten um den Hals.
„Es tut gut dich noch ein letztes Mal zu sehen.“
„Vater...“ Er gebot ihr zu schweigen.
„Wir wollen heute nicht über die Zukunft reden, sondern die Gegenwart genießen.“ Sie ließen sich am Ufer des kleinen Teiches nieder. Umgeben von der Natur. Adam schloss die Augen und genoss die Stille.
„Dies ist was ich mir stets für dich gewünscht habe. Genieße was dir diese Welt bietet. Ohne Hass und ohne Leid. Ich werde diese Welt ein letztes Geschenk machen, doch in erster Linie ist es ein Geschenkt an dich.“
„Jetzt sprichst du doch von der Zukunft“, antwortete Eva lachend. Doch in ihren Augenwinkeln konnte Miyuki auch Tränen erkennen. Ohne zu zögern umarmte sie ihren Vater. Dieser war für eine Sekunde überrascht, bevor auch er seine Arme um sie legte. Er sah sie dabei jedoch nicht an, sondern blickt stattdessen in die Ferne.
„Bitte verlass mich nicht.“ Er konnte nicht antworten. Er wollte seiner Tochter diesen Wunsch nicht abschlagen, doch er wusste, dass er ihn nicht erfüllen konnte.
„Ich liebe die Eva. Mehr als alles andere. Mehr noch als diese Welt.“ Er seufzte und schob sie von sich weg. Nun blickte er ihr zum ersten Mal direkt in die Augen.
„Deshalb tue ich dies alles. Ich will nicht, dass du gezwungen bist meine Bürde zu tragen und ich will nicht, dass du in einer Welt voller Hass lebst. Ich will das du frei bist.“ Bei diesen Worten lachte die Version Evas neben Miyuki bitter.
„Ich war niemals frei und werde es nie sein.“ Die Beiden lauschten den Worten der vergangenen Version Evas und Adams noch etwas länger. Es war nichts besonderes. Nur ein Vater, der mit seiner Tochter sprach. Trotzdem war es wichtig.
„Im Endeffekt sind es solch banale Ereignisse, welche die Zukunft unserer Welt nachhaltig formen. Sie sind das Fundament, welches allen weltumspannenden Taten zu Grunde liegt“, seufzte Miyuki und betrachtete Vater und Tochter lächelnd.
„Genau.“
„Ist es dies was du mir zeigen wolltest?“ Evas Antwort bestand aus einem Kopfschütteln.
„Ich war niemals wirklich frei. Deshalb erkenne ich, wonach ich mich stets gesehnt habe ohne es zu wissen.“
Die Szene änderte sich erneut.
„Du gehörst mir!“ Miyuki musste die Hände auf die Ohren pressen. Vor ihr kniete Eva. Sie konnte ihr Gesicht nicht erkennen, doch hörte das Schluchzen der Frau deutlich. Eva wirkte älter. Ihre Haare waren bereits ergraut und ihre Statur schien ein wenig geschrumpft zu sein.
„Die Last des Alter macht vor niemanden halt. Weder vor mir noch vor meinem Vater. Man kann dem Tod nicht ewig entgehen. Jedoch kann man ihn aufschieben. Doch dies hat seinen Preis.“ Der Blick der Version Evas neben Miyuki war auf die Frau gerichtet, die über ihnen allen thronte. Die Luft um sie schien elektrisch geladen. Immer wieder wurde sie von Blitzen durchzuckt. Blitzen, welche von Katarina ausgingen. Miyuki hatte das Gefühl diese Frau zu kennen, auch wenn sie sie noch nie gesehen hatte. Trotz des Sturmes, der um sie tobte, wurde sie davon in keinster Weise beeinflusst. Ihr goldenes Haar ruhte, zu einem Zopf gebunden, auf ihrer Schulter. Nicht das leiseste Lüftchen schien sie zu erfassen.
„Es ist das beste für die Menschen.“ Katarinas Stimme war kalt und ohne jegliche Emotionen.
„Und was ist wenn ich nicht will. Was ist wenn ich leben will“, schrie die kniende Eva. Die Version neben Miyuki wandte den Blick ab. Sie bebte sichtlich. Miyuki konnte jedoch die Augen nicht von der Szene vor sich nehmen. Eva sprang auf und schrie. Blutrunen, die auf ihre Handrücken tätowiert waren, erstrahlten hell. Miyuki kniff die Augen zusammen, schloss sie jedoch nicht. Der grelle Lichtblitz hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde an, danach fiel Eva wieder auf die Knie. Die Blutrunen auf ihren Handrücken waren verschwunden. Stattdessen befanden sich dort nun zwei Brandwunden.
„Dein Vater hat dir einige Tricks beigebracht wie ich sehe.“ Katarina kickte Eva ins Gesicht, wodurch die Frau auf den Rücken geworfen wurde.
„Doch ich habe die Blutmagie erschaffen. Du bist nichts für mich. Es ist bedeutungslos was du willst. Du bist ein Werkzeug Eva. Ein Werkzeug zur Rettung diese Welt und der Erschaffung eines Utopias. Dein Vater nahm meine Hand nicht, als ich sie ihm darbot. Ich werden Fehler jemanden wählen zu lassen nicht erneut begehen.“ Eva schrie auf, als Katarina ihr die Hand auf die Brust presste.
„Die Maschine ist bereit. Nun fehlt nur noch deine Seele um sie in Betrieb zu nehmen!“
„Verstehst du es nun?“, fragte Eva neben ihr nun. Als Miyuki nicht antwortete fuhr sie fort.
„Wir sind komplett verschieden. Du solltest eigentlich nicht existieren.“ Miyuik starrte die Frau an. Sie verstand nicht.
„Adam lebt noch. Weshalb bist du dann auch hier? Weshalb existierst du, wenn der erste Wächter noch lebt? Weil du die Wahl hast.“ Sie befanden sich wieder im Raum am Anfang.
„Du musst nicht in die Fußstapfen meines Vaters treten. Du hast die Wahl. Etwas, welches ich niemals hatte. Mein Vater entschied, dass ich die Welt sehen und genießen sollte. Mein Vater fällte die Entscheidung, dass ich niemals seine Nachfolge als Wächterin antreten sollte. Katarina zwang mich in diese Existenz. Ich konnte niemals tun was ich wollte.“
„Dann frage ich dich jetzt. Was wolltest du tun?“
„Ich wollte kämpfen. Die Welt... sie hat mich nie interessiert. Ich wollte kämpfen. Für mein Heimatland und meine Familie.“ Eva starrte Miyuki durchdringend an, bevor sie einen Blick zur Decke warf. Einer Decke, die nicht vorhanden war. Stattdessen erstreckte sich der unendliche Sternenhimmel über ihnen.
„Und jetzt... Jetzt möchte ich einfach nur noch weiterziehen.“
„Du willst sterben?“
„Was ist so schlimm daran?“
„Es...“ Miyuki hielt inne. Eva sah sie an und in ihrem Blick erkannte sie, dass diese Frau abgeschlossen hatte.
„Ich rette dich nicht aus Selbstlosigkeit. Ich möchte, dass du mir die Möglichkeit gibst, diese letzte Entscheidung in meinem Leben selbst zu fällen.“
„Wie lange müssen wir noch warten?“ Megan balancierte gelangweilt über mehrere sich drehende Zahnräder. Eine falsche Bewegung und sie würde zerquetscht werden.
„Kann sie einer mal dazu bringen solchen Unsinn zu lassen“, nörgelte Clayton, während er in seinem Notizbuch las.
„Warum liest du in deinem eigenen Notizbuch? Das ist genauso Unlogisch wie die Aktionen, für die du mich immer verurteilst.“ Clayton öffnete den Mund, doch dann schloss er ihn wieder und lief etwas rot an, als er bemerkte, dass er Megans Frage nicht entwaffnen konnte.
„Ach stirb doch einfach“, knurrte er schließlich beleidigt.
„Bin ich schon einmal. Ist langweilig.“ Megan landete neben dem Archäologen und wickelte ihre langen, blauen Zöpfe um seinen Hals.
„Ach komm Clayton Schätzchen. Gegensätze ziehen sich an. Ich mag dich“, meinte sie mit einem Zwinkern.
„Lass das jetzt“, knurrte ihr Gegenüber nur, war aber nicht in der Lage sich loszureißen. Die Anderen ignorierten das Geschrei der Zwei. Stattdessen waren sie vollkommen auf Clint Torino fixiert, der gerade aus einem der Fenster des Turmes hinaus blickte.
„Warum bist du hier? Ich werde nicht zulassen, dass du Miyuki attackierst sobald sie genesen ist“, meinte Senghok und starrte den Rücken des Mannes voller Hass an.
„Miyuki interessiert mich nicht mehr. Fürs Erste zumindest.“
„Was...“ Markas Frage wurde durch den Einschlag eines Blitzes in Torino unterbrochen. Die Explosion zerfetzte die Außenmauer des Turmes und schleuderte alle Anwesenden zurück. Markas war der Erste, der wieder auf den Beinen war.
„Du scheinst ein wahres Stehaufmännchen zu sein junger Devlion“, sagte eine wohlklingende Frauenstimme.
„Doch keine Angst ich bin nicht eure Feindin.“ Katarina war urplötzlich inmitten des Raumes erschienen. Sie lächelte die Anwesenden freundlich an.
„Wer bist du?“, knurrte Calia nun.
„Oh die junge Seherin. Überrascht es dich, dass ich außerhalb deiner Reichweite liege?“
„Das beantwortet meine Frage nicht.“ Katarina kicherte und schüttelte den Kopf.
„Ihr seid solch ungestüme Kinder. Ich bin nicht eure Feindin. Ich bin hier um Miyuki zu helfen. Immerhin bin ich Gott.“
„Ich habe in meinem Leben schon genug Götter getroffen. Auf einen weiteren kann ich getrost verzichten.“ Katarinas Augen wurden kalt, als Markas diese Worte aussprach.
„Deine Frau ist selbst ein Akt eines selbsternannten Gottes und habt ihr nicht selbst Gott gespielt, als ihr eure Tochter erschaffen habt.“
„Du verdammte...“, knurrte Markas und ballte die Hände zu Fäusten. Sein Körper zitterte vor Wut. Maria ging es genauso.
„Sensibles Thema?“, meinte Katarina und lachte abschätzig.
„Ich wiederhole mich noch einmal. Ich bin nicht eure Feindin, doch wenn ihr euch mir widersetzt, werdet ihr das Schicksal aller Ketzer teilen.“ Sie hob die Hand. Von einer Sekunde auf die Andere war die Luft elektrisch geladen.
„Ich kann es kaum erwarten.“ Katarina schrie vor Schmerz und Überraschung auf, als sie von einer Faust in der Rücken getroffen wurde. Die Gestalt, die sie soeben angegriffen hatte, lachte röchelnd. Torino war vollkommen verkohlt, doch er tat nun einen Schritt durch eines seiner Portale und kam keine Sekunde später vollkommen genesen wieder heraus.
„Wenn du wirklich dachtest, dass dieser Angriff mich töten würde, bist du noch verblendeter, als ich dachte.“
„Du bist ein Monster Torino. Ich hätte dich schon viel früher vernichten sollen.“
„Ich glaube nicht, dass du dies kannst.“
„Du bist nur eine Puppe des Alten. Vom Wahnsinn zerfressen.“ Torino warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals.
„Egal was du denkst, oder was ihr alle glaubt. Lasst mich euch eines sagen.“ Er drehte den Kopf und sah alle Anwesenden durchdringend an.
„Ich weiß exakt was für Auswirkungen meine Taten hatten und haben werden. All das Leid, welches ich verursacht habe. All die Schmerzen. Ich sage es hier und jetzt. Ich bereue nichts von alle dem. Die einzigen Abscheulichkeiten, welche ich bereue, sind diejenigen, die ich nicht begangen habe. Aber dafür ist ja noch Zeit nachdem der erste Gott mir zum Opfer gefallen ist.“
Kapitel 199: Wiedergeburt
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Die Erde bebte, doch er blieb ganz ruhig. Es fiel Calia schwer zu begreifen was sie sah. Senghok hielt Wache. Zu keinster Zeit hatte er Anstalten gemacht in den Kampf einzugreifen.
„Warum?“ Sie konnte es nicht verstehen. Entgeistert packte sie den ehemaligen Großadmiral am Kragen. Dieser blickte die auf den Zehenspitzen stehende Frau an und schüttelte den Kopf.
„Ich würde nichts lieber tun, als mich in den Kampf zu werfen, doch ich bin weise genug um zu erkennen, wo ich jetzt mehr gebraucht werde.“ Ein weiteres Erdbeben erschütterte den Turm. Mörtel und kleinere Bruchstücke der Decke regneten auf sie herab. Hinter Senghok befand sich die Kammer, welche das Zentrum der gigantischen Apparatur darstellte, aus der sich der Turm zusammensetzte. Und in dieser Kammer lag etwas, dass er um jeden Preis beschützen würde.
„Clint wird eines Tages sein Schicksal ereilen. Ich vertraue auf Miyuki.“ Calia wirkte überrascht, aufgrund der Worte die Senghok aussprach.
„Wir alle vertrauen Miyuki. Nicht umsonst waren wir uns einig, sie zu unserer Anführerin zu küren. Nun muss sie nur noch selbst zu dieser Entscheidung gelangen. Es wird gut tun wieder einen Kapitän zu haben“, meinte Markas. Mächtige Wurzeln wuchsen aus den Samen in seinen Händen und stützten den Turm.
„Naja ich bin nur dabei, weil ihr lustig zu sein scheint und weil es mir Crowley befohlen hat“, meinte Megan und gähnte herzhaft. Sie hatte ihr Beine um Claytons Kopf geschlungen. Der Archäologe versuchte alles um sich aus der eisernen Umklammerung zu befreien. Gedämpfte Schreie von Wut und Verzweiflung waren von ihm zu hören, doch gegen Megan hatte er keine Chance.
„Sie scheint ja einen Narren an ihm gefressen zu haben.“ Maria nahm ihre Augen zu keiner Zeit vor dem Eingang zur Halle, in der sie sich gerade aufhielten.
„Freut mich für ihn. Dann starrt er dir in Zukunft vielleicht nicht mehr auf den Arsch.“
„Höre ich da etwas Eifersucht.“
„Ja, und das weißt du ganz genau.“ Markas beendete seine Arbeit. Mehrere Mächtige Bäume standen nun innerhalb der Halle und dienten als weitere Stützen für die bröckelnde Decke.
„Denkst du es war die richtige Entscheidung hier herunter zu kommen? So können wir nicht in den Kampf eingreifen.“ Maria seufzte.
„Wollen wir in diesen Kampf überhaupt eingreifen? Wem sollen wir den helfen? Von wem wollen wir, dass er gewinnt?“, meinte die blonde Frau und blickte zur Decke.
„Ich wäre dafür das kleinere Übel zu wählen“, sagte Markas.
„Aus meiner Sicht sind beide ziemliche Immens“, fügte Calia von der Seite hinzu.
„Das Beste wird sein hier auszuharren, Miyuki zu beschützen und zu verschwinden sobald sie geheilt ist.“
„Und dabei zu hoffen, dass der Turm nicht um uns herum zusammenstürzt“, fügte Markas noch hinzu, als ein weiteres Erdbeben Bruchteile der Decke herabregnen lies.
„Wir werden es schaffen. Miyuki ist genau wie Ada. Genau so stark und unnachgiebig.“ Senghok blickte die Anderen durchdringend an.
„Du denkst gerade an irgendeine Begebenheit mit deiner Frau zurück“, meinte Megan plötzlich. Sie war auf Senghoks Schulter gesprungen, beugte sich nun vor und starrte ihm so kopfüber ins Gesicht. Claytons erleichtertes Aufatmen konnte leicht aus einer Ecke der Halle vernommen werden.
„Ja, das tue ich“, antwortete Senghok nun auf die Frage Megans. Sein Gesicht zeigte, dass er sich deutlich unwohl führte, doch er machte keine Anstalten Megan verjagen zu wollen.
„Dann lass stecken. So ein lahmer Rückblick interessiert mich nicht“, seufzte die blauhaarige Frau und sprang mit einem Salto von den Schultern des ehemaligen Flottenadmirals.
„Und was interessiert dich dann?“, fragte Markas. Er saß an den Stamm eines seiner Bäume gelehnt und gähnte herzhaft.
„Die Eingeweide meines Bruders wie eine Krone zu tragen.“
„Ignorieren wir jetzt alle den Kampf? Ist ja nicht so, als würde uns in jedem Moment der Himmel auf den Kopf fallen“, brüllte Clayton entgeistert. Er war aufgesprungen und gestikulierte mit wilden Gesten Richtung Decke.
„Ach entspann dich Clayton“, gähnte Markas. „In nächster Zukunft sehe ich keinen von uns am Abgrund des Todes“, warf Calia von der Seite ein.
„Andererseits kann sich das Schicksal natürlich auch ändern und außerdem habe ich auch keine Ahnung wie der Kampf der Beiden ausgeht“, fügte sie noch hinzu und richtete ihre blinden Augen gen Decke.
„Das hat jetzt nicht wirklich geholfen“, sagte Markas. Maria setzte sich nun neben ihren Ehemann und legte den Kopf auf seine Schulter. Markas musste niesen, als einige der langen, blonden Haare seiner Frau an seiner Nase kitzelten.
„Wir können jetzt nur auf Miyuki vertrauen.“
„Und ich danke euch für dieses Vertrauen.“ Alle Anwesenden drehten sich auf einen Schlag zum Ursprung der Stimme um. Die Tür zur inneren Kammer öffnete sich...
„Hör auf damit!“, schrie Katarina und feuerte einen weiteren Blitz auf Torino ab. Jedoch tat dies seinem röchelnden Lachen keinen Abbruch.
„Du fürchtest dich. Gott fürchtet sich vor einem Menschen.“ Torinos Körper war schwarz verkohlt und rauchte. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte, geschweige denn noch aufrecht stand.
„Solch unendlicher Wahnsinn. Solch eine Überzeugung.“ Katarina stotterte und stolperte einige Schritte zurück, als Torino auf sie zu torkelte.
„Heile dich endlich. Beende diese Scharade.“ Ein schwarzes Portal öffnete sich. Torino trat hinein und erschien im selben Moment auf der anderen Seite. Er war vollkommen genesen.
„Ein Gott ist nichts für einen Ungläubigen.“ Er streckte die Arme aus. Zwei riesige schwarze Fäuste schlugen von beiden Seiten auf Katarina ein und drohten sie zu zerquetschen. Die Göttin wich jedoch durch einen geschickten Sprung aus.
„Wie kannst du überhaupt noch stehen? Adas letzter Angriff machte dich zu einem Krüppel. Wie hast du ihn überwunden?“
„Das habe ich nicht. Ich zehre von de Lebenskraft meines Bruders, während Ada immer noch meine langsam zerfrisst. Doch es macht keinen Unterschied. Ich habe genügend Zeit.“
„Zeit für was?“ Katarinas Augen huschten über die Trümmer, die ihr bisheriger Kampf bereits hinterlassen hatte. Der obere Teil des Turmes existierte nicht mehr. Der Sturm, welchen sie beschworen hatte, tobte ungehindert durch die Trümmer. Blitze durchzuckten das Firmament und peitschender Regen prasselte auf die Beiden ein. Der stürmische Wind riss an der leichten Robe, dem einzigen was Katarina trug. Clint schienen die Witterungen jedoch in keinster Weise zu beeinflussen. Es wirkte sogar fasst so, als würde er sich nicht einmal wahrnehmen.
„Lehnst du diese Welt dermaßen ab?“ Clint antwortete nicht. Genau wie bei ihrer vorigen Antwort schwieg er. Katarina öffnete den Mund um ihm erneut eine Frage zu stellen, doch plötzlich riss er die Augen auf.
„Du hältst dich da raus!“ Katarina kniff aufgrund seines Aufschreis die Augen zusammen.
„Der Alte!“, murmelte sie. Blitze zuckten über ihre Arme und mehrere Blutrunen, die sie eintätowiert hatte, leuchteten plötzlich auf. Schneller als mit dem menschlichen Auge wahrnehmbar überbrückte sie die Distanz zwischen sich und Clint. Mit einem Aufschrei rammte sie im ihre beiden, geballten Fäuste gegen die Brust. Der Einschlag der immensen Elektrizität lies Torinos Körper aufleuchten. Der Boden bebte unter Katarinas Angriff. Blitze, die zu den Seiten weg zuckten, zerschmetterten mannsgroße Trümmerbrocken. Doch anstatt unter ihrem Angriff zusammenzubrechen, lachte Torino nur. Seine Augen standen in Flammen, doch er lachte nur.
„Es ist unhöflich ein Gespräch zu unterbrechen“, schrie er über das Tosen des Sturmes und des Angriffs hinweg. Katarina riss entsetzt die Augen auf, doch es war bereits zu spät. Die Fäuste Torinos trafen sie an den Schläfen und zerschmetterten ihre Konzentration. Sie biss die Zähne zusammen. Alles drehte sich und ihr Kopf brachte sie fast um.
„Ein Glück, dass er nur meine Konzentration zerschmettert hat.“ Sie wollte mit einem Satz zurückspringen und so eine gewisse Distanz zwischen sich und Torino bringen, doch in der nächsten Sekunde schrie die Göttin ein weiteres mal laut auf.
„Ahhhh... du wahnsinniges Monster.“ Clint hatte seine Zähne tief im Hals Katarinas vergraben. Wie ein wildes Tier riss er ein Stück Fleisch heraus. Trotz der unglaublichen Schmerzen, die er empfinden musste, lachte er röchelnd. Gierig schlang er das Menschenfleisch hinunter und leckte sich genüsslich das Blut von seinen gesprungenen Lippen. Ein weiteres Mal trat er durch eines seiner Portale, nur um im nächsten Moment komplett geheilt wieder zu erscheinen. Katarina atmete schwer. Sie hatte eine Hand auf die Wunde an ihrem Hals gepresst. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Ihre Hand leuchtete nun auf und die Göttin keuchte laut. Als sie die Hand wieder von der Wunde nahm, konnte man sehen, dass sie verschlossen worden war. Nur eine schwärzliche Brandwunde blieb zurück.
„Du wirst dafür bezahlen. Ich werde dir mehr Schmerz zufügen, als selbst du ertragen kannst.“ Torino begann nun plötzlich zu kichern und schüttelte den Kopf.
„Denkst du das wirklich? Denkst du wirklich du könntest mir Schmerzen zufügen, welche ich nicht kenne. Einhundert Jahre folterte mich der Alte in deiner Dimension, in der Zeit keine Bedeutung hat. Ich habe Schmerzen erlitten, welche du dir nicht in deinen dunkelsten Träumen vorstellen kannst.“
„Du bist eine bemitleidenswerte Kreatur Torino. Dich zu töten ist ein Geschenk, welches du eigentlich nicht verdienst.“
„Ich werde nicht sterben bevor ich diese Welt erlöst habe.“
„Von was erlöst?“
„Von den Menschen.“
Katarina hielt kurz inne. Der tobende Sturm lies für einen Moment nach.
„Ich erlöse diese Welt von Leid, Krieg und Verrat. Ich erlöse sie von allem schlechten. Ich erlöse sie von uns.“
„Deshalb erzeugt die Dimensionsfrucht bei dir eine parallele Welt. Du lehnst diese hier ab! Als der Alte dir diese Bürde aufzwang erschuf er eine verdrehte Version des Wächters dieser Welt.“
„Er erschuf in erster Linie eine Kreatur, die niemand kontrollieren kann.“ Torino setzte sich in Bewegung. Langsam schritt er auf Katarina zu. Die Göttin wich zurück, bis sie an den Rand des Turmes gedrängt wurde. Hinter ihr ging es hunderte Meter in die Tiefe. „Du fürchtest mich“, sagte Torino vollkommen ruhig, während er Katarina langsam näherkam.
„Du fürchtest was du nicht verstehst, was du nicht kontrollieren kannst.“
„Nein!“ Der Blitz schlug in Katarina ein. Mit ausgestreckten Armen schwebte sie leicht über dem Boden. Ihre Augen leuchteten so hell, dass selbst Torino seine Hand schützend vor das Gesicht hielt. Ihr langes blondes Haar wurde nach oben gerissen. Die zwei Blutrunen, die auf ihre Handinnenflächen tätowiert waren, erstrahlten hell. Als sie nun sprach klang ihre Stimme wie ein Donnergrollen. Der Boden unter ihre, welchen sie nicht einmal berührte, bekam tiefe Risse. Der gesamte Turm bebte und wurde in seinen Grundfesten erschüttert.
„Du widerwärtige Made.“
„Das ist also die Macht der ersten Blutmagierin... Adam ist da weitaus beeindruckender.“ Ein Blitz schlug in die Stelle ein, an der Torino gerade noch gestanden hatte und spaltete den Boden.
„Es hat ihr wohl nicht gefallen, dass ich menschliche Gefühle von Furcht und Zweifel in ihr ausgelöst hatte“, keuchte Clint. Unzählige Blitze schlugen dort ein, wo immer er sich aufhielt. Doch mithilfe seiner Portale lies er viele wirkungslos in seiner Dimension verpuffen und den restlichen wich er aus. Ein Treffer würde ihn auf der Stelle töten und dann könnte nicht einmal seine Frucht ihn mehr retten. Er konnte jedoch auch sehen, dass diese Form alles von Katarina abverlangte. Ihre Haare verfärbten sich bereits weiß. Sie konzentrierte eine Kraft, welche ganze Inseln in Sekundenbruchteilen in tote Landschaften verwandelte, auf nur einen Mann. Und er überlebte. Diese Gewissheit lies sie rasend vor Wut werden. Mit einem letzten Aufschrei entfesselte sie einen Blitz, der genau denselben Durchmesser wie der Turm hatte. Keuchend sank sie nun zu Boden.
„Selbst eine Göttin hat ihre Grenzen.“ Torino trat vor sie. Auch er atmete schwer und schwitzte stark.
„Ich werde mich für eine Zeit nicht mehr in meine Dimension zurückziehen können. Alles dort ist aufgrund des letzten Angriffs elektrisch geladen.“ Er blickte auf Katarina vor sich. Es war ein Glück das ihre Energie vor der Seinen ausgegangen war. Lange hätte er nicht mehr durchgehalten. Torino wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Göttin zu seinen Füßen senkte den Blick. Ihr langes, weißes Haar verdeckte ihr Gesicht, doch er konnte ihr schluchzen hören.
„Überwältigt es dich, mit deiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert zu werden?“
„Ich werde nicht sterben“, knurrte Katarina beinahe trotzig.
„Ich war nur nicht auf dich vorbereitet Torino. Das nächste Mal werde ich dich vernichten.“
„Und du denkst wirklich, dass ich es nach dieser Aussage zu einem nächsten Mal kommen lassen werde? Ich bin wahnsinnig, nicht dumm.“ Torino ballte die Faust und holte aus. Eine schwarze Membrane wickelte sich um seine Hand. Blitze zuckten daraus hervor. Clint grunzte kurz vor Schmerz, doch es hielt ihn nicht davon ab, das gesamte Gewicht seiner Dimension in diesen Schlag zu legen. Der Regen war beinahe vollkommen versiegt. Nur noch leichter Nieselregen fiel auf sie nieder. Die tiefschwarzen Wolken waren einem stahlgrauen Himmel gewichen. Katarina blickte auf und starrte in Clints Augen.
„Bitte“, keuchte sie. Doch in den Augen ihres Gegners sah sie kein Mitleid. Keinen Hass. Nur kindliche Freude über den Mord, welchen er im Begriff war zu begehen. Sie kniff die Augen zusammen. Ihr ganzer Körper zitterte.
„Ich will nicht sterben!“
„Und das wirst du auch nicht. Keiner wird sterben.“ Katarina öffnete blinzelnd die Augen. Der gesamte Turm erzitterte, als Torinos Faust auf dem Boden aufschlug.
„Ich denke, dass wird ihm den Rest gehen. Du solltest dich beeilen Miyuki, oder wir haben bald nichts mehr, worauf wir stehen können“, meinte Markas. Miyuki blickte auf Katarina und Clint, die sich nun plötzlich mehrere Meter voneinander entfernt befanden.
„Du hast die Realität verzerrt. Also hast du endlich deine Bestimmung erkannt“, sagte die Göttin. Ihre Überraschung fiel jedoch schnell von ihr ab, als sie sich an die Erniedrigung erinnerte, welche sie soeben erlitten hatte. Schnell sprang sie zurück auf die Beine. Ein Blitz schlug in sie ein und im nächsten Moment war Katarina verschwunden.
„Sie sieht ihre Menschlichkeit als Makel. Ich wünschte wir hätten reden können“, meinte Miyuki ruhig. Ihr Blick wanderte nun zu Torino, der sie interessiert musterte.
„Wir sollten ihn töten“, meinte Calia und die anderen murmelten geschlossen ihre Zustimmung. Bis auf Megan, die viel lieber den protestierenden Clayton wie ein Pony ritt.
„Nein.Seine Zeit ist noch nicht gekommen. Clint hat noch eine Rolle zu spielen. Auch wenn dies weiteres Leid bedeutet.“
„Du klingst nicht wie eine strahlende Heldin“, meinte Torino wahnsinnig kichernd.
„Ich bin keine Heldin. Ich bin eine Wächterin.“
„Hast du dein Schicksal endlich herausgefunden?“ Miyuki schüttelte den Kopf und lächelte.
„Nein, aber ich weiß endlich was ich will. Ich bin frei von meinen Zweifeln, Ängsten, Hass und Zorn. Ich bin wahrlich wiedergeboren.“
Kapitel 200: Miyuki
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„Du hast meiner Geschichte gelauscht. Nun ist es an der Zeit deine zu erzählen.“
Die Sonne senkte sich und tauchte das Meer in einen feurigen Schein. Das orange Licht der Abenddämmerung blendete Miyuki, während sie die Sanddüne hinabstieg. Ihre silberne Rüstung glitzerte und machte die Situation nicht besser.
„Die wievielte Rüstung ist das jetzt?“
„Die Dritte in diesem Jahr.“
„Du solltest aufhören zu wachsen“, sagte Markas und grinste seine Freundin an, während er einen schweren Holzbalken in Richtung des gestrandeten Schiffes schleppte. Das sechzehnjährige Mädchen schüttelte nur den Kopf und grinste.
„Ilama besteht darauf, dass ich sie trage und da die Marine dafür aufkommt.“
„Schon gut. Reib mir ruhig unter die Nase, dass du ein verwöhntes Gör bist.“
„Das verwöhnte Gör reißt dir gleich den Arsch auf Markas.“ Drohend hob Miyuki die Faust und starrte den rothaarigen Zwilling an. Diese warf jedoch nur den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
„Ich schlage keine Frauen.“
„Du bist ein Idiot.“
„Ich weiß“, meinte Markas grinsend und wandte sich nun ab. Eine mächtige Ranke wuchs aus dem weichen Sand zu seinen Füßen und schlang sich nun um den Holzbalken. Langsam hob sie ihn dann auf das Schiff empor und Markas folgte durch einen beherzten Sprung. Miyukis Aufmerksamkeit fiel nun auf den anderen Anwesenden. Dillian starrte stumm auf das Meer hinaus. Die abendliche Brise strich durch sein schwarzes Haar. Sein aufgeknöpftes, weißes Hemd flatterte im Wind.
„Du siehst ziemlich klischeehaft aus.“
„Das hat Markas auch schon gesagt.“ Dillian drehte sich um und grinste Miyuki an. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, fielen die Zwei sich um den Hals und küssten sich innig. Markas beobachtete die Szene grinsend von seinem Aussichtspunkt auf dem Deck des Schiffes aus. Schließlich lösten sich die Zwei voneinander und nahmen auf einem angeschwemmten Baumstrunk platz. Markas beschloss sie alleine zu lassen und verschwand unter Deck um dort die Instandsetzungsarbeiten fortzusetzen.
„Manchmal denke ich, dass es auch schön wäre einfach hier auf Bartie zu bleiben.“
„Du weißt, dass das unwahrscheinlich ist Miyuki. Von hier aus kann ich die Welt nicht ändern.“
„Aber musst du das unbedingt? Warum willst du die Welt ändern.“ Dillian blickte hinaus aufs Meer. Seine schwarzen Augen fixierten den Horizont.
„Der Kampf gegen Ettar vor wenigen Wochen hat meinen Entschluss nur noch bestärkt. Ich will den Menschen zeigen, dass selbst Dämonen die Welt ändern können. Die Menschen dieser Insel haben mich und Markas stets verflucht. Ich werde ihnen beweisen, dass sie falsch lagen. Außerdem fürchte ich, dass die Finsternis mich eines Tages überkommt, wenn ich hier bleibe.“
„So wie gegen Ettar?“
„Ganz genau“, seufzte Dillian und legte seinen Arm um Miyuki. Sie drückte sich eng an ihn.
„Ich liebe dich Miyuki.“ Sie schloss die Augen und lächelte. Normalerweise war sie stark, doch hier bei ihm machte es nichts aus Schwäche zu zeigen. Hier konnte sie ihre Rüstung ablegen. Sowohl die physische, als auch die psychische. Für Dillian war sie nicht die Tochter des Großadmirals der Marine. Er war der Einzige, bei dem sie nicht das Gefühl hatte, das ihre Abstammung im Hintergrund mitschwang. Für Dillian war sie Miyuki. Sonst nichts.
„Wir sind Beide Kinder von Eltern, die wir kaum kennen.“
„Es hat keine Bedeutung, wessen Kinder wir sind. Alles was zählt, sind unsere Taten“, sagte Miyuki und schloss die Augen. Die warme Abendbrise kitzelte ihre Nase. Das Rauschen der Blätter im Hintergrund beruhigte sie.
„Trotzdem ist es sicherlich ein Grund, weswegen wir zusammenfanden.“ Dillian hob sanft ihr Kinn nach oben, sodass sie ihm nun direkt in die Augen blickte, als sie die Augen öffnete.
„Miyuki du verstehst mich in vielen Dingen und ich weiß, dass du mich auch in den Dingen, in welchen du mich nicht verstehst, unterstützt.“ Sie sah ihn etwas verwirrt an.
„Was für Dinge?“
„Du hast es im Kampf gegen Ettar gesehen und auch sonst bricht es manchmal leicht hervor. In mir ist eine große Finsternis, welche ich nicht vollkommen begreife. Doch mit deiner Unterstützung kann ich dagegen ankämpfen. Mit dir an meiner Seite kann ich alles überwinden. Das weiß ich.“
„Keine Angst Dillian. Ich bin für dich da. Ich werde dich niemals verlassen.“ Die Sonne versank im Meer und die Dämmerung brach vollends über die Insel herein.
„Närrische Worte eines unwissenden Mädchens.“
„Trotzdem fühlst du dich noch immer so.“ Eva blickte Miyuki an. Stumm hatten die zwei die Szene aus der Vergangenheit belauscht. Es war die Letzte in einer langen Reihe. In den letzten Stunden war Miyukis Leben an ihnen vorbeigezogen.
„Du gibst dir selbst die Schuld, dass du ihn nicht vor der Finsternis retten konntest.“ Miyuki seufzte. Die Szene verschwamm und sie befanden sich nun in Booty Bay. Sie fühlte den Stich in ihrem Herzen. Dies war der Moment! Dillian hatte Markas gerade halbtot geprügelt. Sie musste sich damals entscheiden. Zwischen ihren Freunden oder der Liebe ihres Lebens. Schlussendlich wählte sie niemanden und verlor beide. Ein weiteres Mal würde sie diesen Fehler nicht begehen. Miyuki ballte die Faust. Sie erinnerte sich an die beschwerlichen fünf Jahre nach dem Zusammenbruch der Bande. Sie erinnerte sich an die glückliche Zeit davor.
„Was fühlst du. Sag es. Endgültig.“ Evas Hand auf ihrer Schulter fühlte sich unendlich schwer an.
„Wenn ich ihn nicht retten kann, so werde ich ihn töten.“
„Sag es.“ Miyuki schluckte. Die Last, die sie in den letzten Jahren getragen hatte. Sie blickte Dillian direkt ins Gesicht. Sein Abbild schwebte vor ihr. Die langen, schwarzen Haare. Seine helle Haut. Jedes Merkmal seines Körpers. Jede Narbe und jede Ungereimtheit. Sie hatte nichts davon vergessen. Schlussendlich starrte sie in die schwarzen Augen.
„Ich liebe Dillian. Nichts wird das jemals ändern.“
„War das so schwer?“ Miyuki wirbelte herum. Die Welt um sie herum verschwamm. Sie blinzelte und hob den Arm um sich vor den Sonnenstrahlen zu schützen, welche durch das Blätterdach des lieblichen Hains, in dem sie sich nun befand, brachen. Trotzdem blieben ihre Augen auf die Frau vor ihr fixiert.
„Wie... Eva bist du dafür verantwortlich?“ Eva schüttelte den Kopf.
„Ich lasse euch zwei alleine. Genießt die Zeit, die ihr zusammen habt. Es ist die Letzte, welche euch verbleibt.“ Im nächsten Moment war Adams Tochter verschwunden.
„Ich...“ Weiter kam die Frau nicht, da sich Miyuki ihr nun um den Hals warf und sie so stürmisch umarmte, dass sie Beide das Gleichgewicht verloren und im Gras landeten.
„Mama!“ Lächelnd drückte Ada ihre Tochter an sich.
„Ich habe dich auch vermisst Miyuki.“
Adas Lachen schallte klar durch den Waldhain.
„Wo bin ich hier? Was hat das zu bedeuten? Du lebst? Wo bist du?“ Die Fragen ihrer Tochter prasselten nur so auf sie ein. Sie konnte nicht anders, als glücklich sein. Seite an Seite saßen Mutter und Tochter auf dem Boden. Das Rauschen der Blätter war das einzige Geräusch, neben Miyukis Geplapper, welches die Luft erfüllte. Ada hatte ihre Brille abgenommen und neben sich ins Gras gelegt. Lächelnd blickte sie ihre Tochter nun an.
„Du hast viel durchlitten, aber es freut mich, dass du immer noch Lachen kannst Miyuki“, sagte sie, während sie in das strahlende Gesicht ihrer Tochter blickte.
„Das war nicht immer so. Markas, Maria, Calia und Vater... sie haben mir das Lachen zurückgegeben.“
„Ein jeder durchschreitet in seinem Leben finstere Täler.“
„Da stimmt. Also... Willst du nicht einmal meine Fragen beantworten.“ Ada lächelte und drückte ihre Tochter an sich.
„Wir sind in deinem tiefsten Inneren.“ Sie sah sich um.
„Du hättest diesen Ort vor ein paar Stunden sehen sollen. Voller Aufruhr und Bedauern, doch es scheint, als hättest du deinen Frieden gefunden.“ Miyuki schwieg und sah sich um.
„War es wirklich so einfach? Musste ich mir nur eingestehen, dass ich Dillian immer lieben werde?“
„Wenn es so einfach war, wieso bist du dann nicht schon viel früher darauf gekommen“, antwortete Ada und gab sich direkt selbst die Antwort.
„Er hat dich tiefer verletzt, als alles andere jemals zuvor. Das du versuchst deine Gefühle zu leugnen ist nur natürlich. Trotzdem kannst du sie nicht ewig begraben. Die Wunde konnte erst heilen, als du sie anerkannt hast. Liebe ist nichts schlechtes. Du darfst nur nicht zulassen, dass sie dich blendet, noch dich ihr gegenüber verschließen.“ „
Du hast Recht, aber es ist trotzdem seltsam Ratschläge von einer Frau zu bekommen, die ihren ersten Freund geheiratet hat“, sagte Miyuki.
„Oder?“, hakte die junge Frau nach, als sie das Gesicht ihrer Mutter sah. Diese grinste schelmisch.
„Es gab da vielleicht den ein oder anderen Mann davor.“ Miyukis Mund klappte vor Überraschung nach unten. Dann lächelte sie jedoch.
„Puh... dann bin ich zum Glück doch nicht ganz so wie du.“
„Hast du und Dillian etwa irgendwann...“
„Nein, aber...“
„Aber du hast davon geträumt.“ Adas schelmisches Grinsen wurde noch breiter, als sie sah wie Miyuki rot anlief.
„Miyuki es ist doch egal, was andere denken. Mach was du willst. Begreife das endlich.“
„Danke Mutter.“
„Kopf hoch. Du packst das schon.“
Ada sprang nun auf. Von einem Augenblick auf den Anderen veränderte sich ihre Kleidung. Anstatt ihres schwarzen Anzugs trug sie nun eine eng anliegende, kurze Trainingshose und ein bauchfreies Sporttop.
„Da uns nicht viel Zeit vergönnt ist, fangen wir jetzt langsam besser mit deinem Training an.“
„Und was ist mit meinen anderen Fragen?“
„Die beantworte ich dir, sobald du mich einmal getroffen hast.“ Miyuki sprang auf und grinste ihre Mutter an.
„Ich bin kein kleines Mädchen mehr.“
„Ach Miyuki. Du wirst immer mein kleines Mädchen sein“, sagte Ada und spannte ihren Körper an. Miyukis Attacke folgte sofort. Ihr Orkanttritt war stark genug um den Boden zu spalten. Doch obwohl der Angriff mit übermenschlicher Geschwindigkeit erfolgte, wich Ada ihm spielend aus. Dabei bemerkte sie jedoch auch, dass Miyukis Tritt zwar den Boden gespalten hatte, jedoch jegliches Leben verfehlte. Kein Tier oder Baum kam zu schaden. Mit einem Lächeln löste sich Ada nun vor ihrer verblüfften Tochter in Luft auf und erschien nicht einmal einen Augenaufschlag später direkt hinter ihr.
„Rasur² nennt man die Bewegung mit Lichtgeschwindigkeit. Die Schwierigkeit liegt nicht im Erreichen dieser Geschwindigkeit, sondern in der präzisen Kontrolle. Sonst landet man schnell einmal auf einer Insel am anderen Ende der Welt“, meinte Ada belehrend und legte ihre Hände auf die Schultern ihrer Tochter. Überrascht bemerkte sie, dass sie einfach durch Miyuki hindurch glitt.
„Ich habe selbst einige Tricks auf Lager.“
„Das sehe ich“, antwortete Ada, während sie durch eine geschickte Rückwärtsbeuge unter Miyukis Tritt durch tauchte. Blitzschnell trat Ada nun nach ihrer Tochter, während sie ihre Flick-Flak Bewegung zu Ende brachte. Miyuki gelang es in letzter Sekunde den Tritt abzublocken, doch trotzdem wurde sie quer durch den Hain geschleudert.
„Das Observationshaki ist nicht unfehlbar. Jemand, der sich damit auskennt, kann es auch umkehren, sodass seine Gegner Dinge sehen, welche nicht wirklich existieren.“
„Weniger Reden, mehr kämpfen“, erwiderte Ada streng und durchlöcherte die Luft mit ihren Fingerpistolen. Jede davon war stark genug um einen Berg zu durchbohren, doch Miyuki wich ihnen geschickt aus. Ihre Tochter nahm nun eine Haltung ein, welche Ada nur zu Gut kannte.
„Hat dein Vater dich trainiert?“, fragte sie beiläufig, bevor Miyuki eine mächtige Schockwelle entfesselte. Jedoch verpuffte sie wirkungslos, als sie auf eine ebenso mächtige Gegenattacke traf.
„Du hast doch nicht geglaubt, dass ich zwanzig Jahre mit deinem Vater verheiratet bin, ohne mir einige seiner Tricks abzuschauen.“ Miyuki keuchte und starrte ihre Mutter an. Sie konnte keinerlei Schwachstelle an ihr erkennen. Adas Haltung war ruhig, aber angespannt. Sie war jederzeit bereit für Miyukis Angriff. Mit einem Aufschrei erfolgte dieser nun auch. Adas Grinsen wirkte angespannt, während sie die Faustschläge ihrer Tochter parierte. Mit dem bloßen Augen waren sie nicht zu sehen.
„Schnell und stark“, schoss es ihr durch den Kopf. Für einen Moment achtete sie nicht auf Miyuki. Der Fegetritt erwischte sie deshalb kalt. Zwar gelang es Ada gerade noch im letzten Moment durch einen Sprung auszuweichen, doch dem Faustschlag ihrer Tochter würde sie nun nicht mehr entgehen können. Dies hätte zugetroffen, wenn sie jemand anderes gewesen wäre. Jedoch war sie Ada Siddharta. Mit einem Lächeln landete sie nun einige Meter entfernt von Miyuki im Gras und atmete tief ein.
„Wirklich gut Schatz.“ Im nächsten Moment umarmte sie ihre Tochter.
„Was soll das? Warum kann ich mich nicht mehr bewegen?“
„Electric Impulse. Meine mächtigste Technik. Es ist ein kompliziertes Zusammenspiel aus perfekter Körperbeherrschung, Haki und Kraft. Was jedoch viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass du es auch lernen kannst.“
„Mutter...“
„Wir haben leider nicht ewig Zeit Miyuki. Und ich will dich nicht so bald wiedersehen.“ Ada setzte sich im Schneidersitz vor Miyuki. Die Lähmung fiel nun von ihrem Körper ab und so konnte sie sich zu ihrer Mutter setzen.
„Ein kleiner Teil meiner Seele blieb in Torino zurück, als ich starb. Er ging auf dich über, als du dich mit Clint verbandest und nun hat Eva ihn benutzt um die Schwelle für eine Sekunde aufzustoßen. Eva ist nicht außerhalb des Zirkels wie der Alte, sondern in dessen Zentrum. Sie ist weder tot noch lebendig. Deshalb dient sie als Brücke zwischen den Welten.“
„Sag mir was danach kommt“, unterbrach Miyuki ihre Mutter. Ada lächelte verständnisvoll.
„Willst du das wirklich wissen?“ Miyuki schwieg für einen Moment und sah ihre Mutter an. Dann schüttelte sie den Kopf.
„Besser nicht. Es freut mich nur, dich wiederzusehen.“
„Mich auch.“
„Es gibt so vieles, was ich dir noch sagen möchte.“ Ada zwinkerte ihrer Tochter zu.
„Keine Angst. Etwas Small Talk während des Trainings ist erlaubt.“
„Es war ein Fehler in ziehen zu lassen.“ Calia blickte auf die Stelle, an der Clint zuvor verschwunden war.
„Er ist nicht unser Ziel“, antwortete Miyuki.
„Wirst du ihn zur Verantwortung ziehen?“ Senghok sah seine Tochter durchdringend an.
„Ich verspreche es.“
„Das genügt mir.“ Die Anderen stimmten dem ehemaligen Großadmiral nickend zu.
„Also können wir nun endlich die Segel setzen und unser eigentliches Ziel ansteuern?“, fragte Markas. Sie befanden sich auf Meereshöhe. Die Trümmer des Turmes lagen überall um sie herum verstreut. Der Großteil war jedoch beim Zusammenbruch im Meer versunken.
„Lasst uns gehen.“ Sie alle blickten auf Miyukis Rücken, während sie in Richtung ihres Schiffes Schritt. Sie strahlte keinerlei Unsicherheit mehr aus.
„Die Präsenz einer Anführerin.“ Maria lächelte und hakte sich bei ihrem Ehemann ein.
„Viel Glück wünsche ich euch. Ehrlich“, sagte Clayton.
„Außer dir Megan. Dir wünsche ich jede sexuell übertragbare Krankheit auf dieser Erde.“ Die Angesprochene streckte dem Archäologen frech die Zunge heraus, bevor sie sich beleidigt abwandte.
„Und du willst wirklich noch hierbleiben?“, fragte Calia.
„Die Bücher hier sind unbezahlbares Wissen. Natürlich werde ich hierbleiben. Ich nehme einfach das Beiboot, wenn ich fertig bin“, sagte er und deutete auf das kleine Ruderboot, welches neben dem großen Schiff auf den Wellen tanzte.
„Pass auf dich auf“, meinte Maria und klopfte ihm noch auf die Schultern. Kurz blickte Clayton den Anderen noch nach, bevor er sich um wandte und sich ins zerstörte Innere des Turmes begab. Jemand Anderes blickte Miyuki und ihren Freunden dafür um so länger nach. Eva lächelte.
„Danke Miyuki und danke demjenigen, der dich hierher gebracht hat.“ Ihr Blick schweifte über die Trümmer des Turmes und der Maschine, die als ihr Körper fungiert hatte. Ein schwaches Glühen ging von dem Zentrum aus, welches früher einmal ihr fleischlicher Körper gewesen war. Dieses Glühen wurde nun immer schwächer, bis es vollends erlosch.
„Ich bin bereit.“ Lächelnd schloss Eva die Augen.
„Das hat ja Lange genug gedauert.“
„Was? Nein! Nein! Nein! Wie ist das möglich. Wo bin ich? Das kann nur ein grausamer Scherz sein.“ Evas Gedanken rasten, als sie die Augen wieder aufschlug. Weshalb lebte sie noch? Sie wollte aufschreien, doch ihre Stimme versagte ihren Dienst. Sie konnte sich weder bewegen, noch sprechen. Jedoch spürte sie ihren Körper. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie konnte es nicht begreifen. Was war hier geschehen. Plötzlich erschien ein Gesicht über ihr und warf seinen Schatten auf sie.
„Endlich wach?“, fragte Clayton nun und lächelte. Plötzlich setzte sich Eva auf, obwohl sie es nicht einmal wollte. Ihr Körper gehorchte nicht ihr. Nur ihre Stimme bekam sie nun zurück.
„Was geht hier vor?“, fragte sie den Tränen nahe. Sie wollte sterben. Endlich hatte sie diese letzte Tat in ihrem Leben selbst bestimmen können, doch nun wurde ihr dies erneut grausam entrissen. Clayton hatte ihr gegenüber auf einem Stuhl platz genommen. Er hatte die Beine überschlagen und die Arme gekreuzt.
„Warum?“, schluchzte Eva, doch plötzlich wurde ihr das Wort abgeschnitten.
„Benimm dich bitte anständig, oder ich muss dir das Privileg des Sprechens gänzlich entziehen. Du wirst noch früh genug sterben, jedoch erst nachdem du mir alles verraten hast, was ich wissen will. Und wenn das nicht der Fall ist, dann wirst du wahrlich ewig leben.“ Eva starrte Clayton schockiert an. Er hatte nichts mit dem leicht cholerischen Archäologen mehr gemeinsam, welchen sie zuvor beobachten konnte. Stattdessen wirkte er kalt und seine Augen... seine Augen strahlten ein schreckliche Leere aus. So, als würde er sie nicht als Person, sondern nur als ein Werkzeug sehen.
„Wer bist du?“
„Wenn ich einen Berri für jedes Mal erhalten hätte, wann ich das gefragt wurde, so wäre ich jetzt noch reicher, als ich es schon bin. Nicht das es einen Unterschied machen würde.“ Clayton stand auf und während er dies tat veränderte sich sein Aussehen. Seine Haare gingen etwas zurück und enthüllten Geheimratsecken. Seine Kleidung änderte sich zu einem edlen Anzug, worüber er einen schweren Wintermantel trug. Der Gentleman lächelte Eva nun kalt an.
„Ich bin ich“, meinte Crowley und deutete eine gespielte Verbeugung an.
„Ich denke nur an mich und ich lebe nur für mich. Meiner Meinung nach bin ich dadurch die wohl menschlichste Person, die sich heute auf diesem Turm aufgehalten hat.“
„Und was willst du?“ Crowley seufzte und kam direkt auf Eva zu.
„Ich habe jetzt nicht die Muße dir meine Lebensgeschichte zu erzählen.“ Er drehte Eva seinen Rücken zu. Auf diesen Moment hatte sie gewartet. Ihre Finger bewegten sich. Sie hatte die Kontrolle über diesen Körper. Mit einem blitzschnellen Sprung stürzte sie sich auch Crowley, nur um im nächsten Moment enttäuscht aufzuheulen. Langsam drehte ihr Gegenüber sich um und sah sie an. Sie war direkt vor ihm in ihrer Bewegung erstarrt.
„Ahh ja. Das ist er. Der Augenblick in dem die Hoffnung in deinen Augen stirbt. Köstlich“, meinte Crowley grinsend.
„Denkst du wirklich du könntest einen Körper, den ich geschaffen habe, ohne mein Einverständnis kontrollieren? Und ich dachte mit dem Alter kommt automatisch die Weisheit.“ Eva lies den Kopf hängen.
„Warum darf ich nichts in meinem Leben selbst entscheiden. Warum bin ich nur ein Spielball.“
„Kopf hoch. Du wirst sterben, aber nur falls du meine Fragen beantwortest.“ Er setzte sich nun Eva gegenüber auf einen Berg Trümmer.
„Es war ein Glücksfall das ich in der Nähe war um Claytons Platz nach seinem Tod einzunehmen, da ansonsten die ganze Unternehmung in Gefahr gewesen wäre. Wobei Megan wirklich nerven kann.“ Er neigte leicht den Kopf und sah Eva durchdringend an.
„Willst du mich nicht fragen, warum ich dies alles mache?“
„Wofür? Sie haben mir klar gemacht, dass sie kein Interesse haben meine Fragen zu beantworten. Also stellen sie jetzt ihre Fragen und lassen sie mich endlich gehen.“ Crowley nickte und lächelte.
„Verständlich. Dann fangen wir am Besten mit etwas beiläufigen an. Wie geht es den Adam zurzeit so?“
Hier gehts zu Kapitel 201 - 210
Die hat sich ja in den letzten Kapitel einen Platz als Liebingscharaktere bei mir gesichert. Aber, ohne dir jetzt des Gedankendiebstahls zu beschuldigen, wenn ich mir ihre Beschreibung so im Detail ansehe, kann ich mich nur fragen: Jinx?
Kurz und bündig. Ja! Und wehe du verlierst jetzt ein schlechtes Wort über meine Waifu! Dann werde ich die Höllenhunde auf dich hetzen du Bastard....... Wir sind gleich wieder für sie da, nachdem sich unser Autor in seiner Wuthöhle/Kindergarten ausgetobt hat.
Wobei ich mich auch noch fragen muss, war der Angler, der Maria zugewunken hatte, Crowley?
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Diese Frage wird aber wohl leider nie beantwortet werden.
Das ist ein gewiffter Schachzug, da Miyuki niemals Eva treffen würde, wenn Crowley es ihr empfiehlt, jedoch würde sie das sehr wohl, wenn dieser Ratschlag von Maria kommt, die ja verheimlicht teil von Crowleys Spiel zu sein.
Crowleys Strategie ist eigentlich ganz einfach. Er versucht möglichst viele Karten auf der Hand zu haben um so für jede Situation die passende Antwort zu besitzen. Er ist jemand der eher reaktionär, denn planend spielt.
Achja und dann ist ja auch noch Clayton gestorben. Tja, kann man nichts machen, wa? Einem Arschloch das seit gerade mal vier Kapitel ein bisschen mitschwingt, wird nicht nachgetrauert, aber das wolltest du ja vermutlich auch nicht erreichen.
Warum liebst du meine Charaktere nicht? Warum? Aber naja so schnell kann es halt gehen. Der Tod macht vor niemanden halt. Vor allem nicht wenn er durch die Hand von einem allmächtigen Alkoholiker kommt.
Eva ist keine Person sondern eine Waffe, liege ich zwar bestimmt falsch, aber alles andere wäre einfach zu einfach
Halbrichtig.
Ähm... ja, ich glaube das wärs auch schon gewesen. Maria und Markas kommen wieder mal auf Touren und Miyuki, Megan und Calia sind derzeit meine Favoriten für ein heißes Yuri-Trio, wobei zu erwähnen wäre, das Miyuki keineswegs die Dominate im Bunde ist, im Gegenteil. Und Senghok bleibt nur seine Ziege, wobei auch er nicht der Dominante ist, liegt wohl in der Familie...
All diese Szenen werden in einer erotischen Zweit FF abgehandelt, die ich gerade Plane. Auch die mit Senghok und seiner Ziege. Viel Spaß bei diesem Kopfkino und mit Kapitel 191: Miyuki und Adam
Kapitel 191: Miyuki und Adam
Vor tausenden Jahren:
Ihre Beine waren blutig und aufgeschlagen. Jeder Schritt war eine Qual, aber sie konnte nicht stehen bleiben. Sie hörte ihre Verfolger. Sie waren nähergekommen. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht. Tränen nahmen ihr die Sicht, doch trotzdem rannte sie weiter. Die Äste der Bäume peitschten ihr gegen den Kopf, während sie ziellos durch den Wald rannte. Ihre Seiten brannten. Jeder Atemzug schmerzte. Schließlich versagte ihr Körper und sie stürzte. Stöhnend lag sie dort. Der Duft der Tannennadeln, die den Boden bedeckten, erfüllte ihre Nase. Die junge Frau rollte sich auf den Rücken und schluchzte. Sie konnte Schritte hören, welche nun verstummten. Ihre Peiniger hatten sie gefunden. Verängstigt kniff sie die Augen zusammen.
„Bitte lasst mich in Frieden. Ich...“ Ihre Worte wurden durch einen Schlag ins Gesicht unterbrochen. Der metallische Geschmack von Blut füllte ihren Mund. Sie fasste sich an ihre Nase und stöhnte entsetzt auf, als sie bemerkte, dass der Faustschlag eben sie gebrochen hatte. Einer der Männer packte sie nun an den Haaren und zerrte sie auf die Beine. Der Schmerz lies ihren Blick verschwimmen. Sie konnte nur die Konturen der vier anderen Männer, die sie umstellten erkennen. Aufgrund ihres Zustandes und ihrer Verletzungen hatte sie äußerste Mühe sich auf den Beinen zu halten.
„Bitte“, stammelte sie mit gebrochener Stimme, doch ein weiterer Schlag lies sie sofort wieder verstummen. Kaum hörbar wimmerte die junge Frau nun vor sich hin.
„Sollen wir der Hexe direkt den Kopf abschlagen?“, fragte einer der Männer nun den offensichtlichen Anführer der Gruppe. Der Mann trug eine schwere, dunkelblaue Robe. Unter seiner Kapuze konnte man seine ergrauten Schläfen noch leicht erkennen. Der Priester schüttelte den Kopf.
„Sie hat noch nicht gestanden. So kann sie keine Erlösung erfahren. Erst wenn sie zugibt eine Hexe zu sein, kann ihr im Nachleben vergeben werden.“
„Ich bin keine Hexe“, murmelte die Frau, während sie kraftlos im Griff des Mannes hinter ihr hing. Ein Tritt des Priesters in ihre Magengrube trieb jegliche Luft aus ihren Lungen. Die Frau wimmerte nur und schluchzte. Die Kraft zu Schreien hatte sie schon längst verlassen. Ihre braunen Klamotten konnte man nur als Lumpen bezeichnen. Sie waren dreckig und zerrissen. Genau wie ihre Besitzerin. Frische Peitschenspuren zogen sich über ihren Körper. An ihrer rechten Hand fehlten zwei Finger. Als sie der Mann, der sie auf den Beinen hielt, losließ stürzte sie direkt wieder auf den Boden. Widerstandslos schlug sie mit dem Gesicht auf den kühlen Waldboden.
„Warum soll ich überhaupt noch etwas tun. Es ist alles sinnlos. Ich werde sterben“, dachte sie sich.
„Ich will nicht sterben“, schluchzte sie jedoch für alle hörbar.
„Das will niemand.“ Die Männer wirbelten herum. Ein weiterer Mann stand direkt hinter ihnen. Sein langes, weißes Haar war gepflegt nach hinten gekämmt. Den Großteil seines Gesichtes verbarg er hinter einem mächtigen, ebenso weißen Bart. Seine knorrigen Hände ruhten auf einem Gehstock.
„Wer seid ihr, dass ihr es wagt das Werk Gottes zu behindern?“, fragte der Priester wütend. Die anderen Männer umzingelten den Neuankömmling.
„Ich bin Gott“, antwortete der alte Mann lapidar.
„Ketzer“, knurrte der Priester wütend. Blitzschnell holte er eine Peitsche hervor und entrollte sie. Zielsicher zischte sie nun durch die Luft und traf den alten Mann. Diese hob jedoch nur den Arm und die Peitsche löste sich vor den verdutzten Augen der Männer in Luft auf.
„Hexer!“, schrie einer der Männer nun und stürzte sich direkt auf den Alten.
„Tötet den Ketzer“, schrie der Priester und nun taten es die anderen Männer ihrem Kumpanen gleich. In dem Moment, als sie den Alten jedoch packen wollten, verschwand dieser einfach und die Männer krachten stattdessen ineinander.
„Wieso verbreitet ihr nur Hass? Wieso müsst ihr Menschen euch immer bekämpfen.“ Der Alte war direkt neben dem Priester aufgetaucht. Alle Anwesenden starrten ihn ungläubig an. Der Mann schien zu leuchten. Der Priester hielt seine Hand schützend vor seine Augen. Das Licht war so grell, dass es ihn schmerzte.
„Wenn die Anderen im Dorf...“
„Ich habe sie bereits alle getötet“, unterbrach der Weißhaarige den Priester. Dieser riss entsetzt die Augen auf und taumelte einige Schritte rückwärts. Er verlor den Halt unter den Füßen und stürzte auf den Boden.
„Wer bist du?“
„Das ist egal. Dein Leben ist schon verwirkt“, meinte der Alte vollkommen ruhig. Bevor der Priester noch etwas sagen konnte, wurde sein Kopf plötzlich nach hinten gerissen. Seinen Kumpanen erging es gleich. Sie alle öffneten den Mund und schrien, doch es drangen keine Laute daraus hervor. Ihre Augen waren vollkommen weiß und ihre Körper wurden von wilden Krämpfen geschüttelt. Der Alte betrachtete das Schauspiel stumm, während die junge Frau sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Nach allem was sie getan hatten, verdienten diese Männer noch viel schlimmeres.
„Hass führt stets zu Fanatismus und Fanatismus lässt uns blind werden. Wir sehen die Bedürfnisse unserer Mitmenschen nicht mehr. Fanatismus führt zu Leid und Leid führt zu Hass“, sagte der Alte nun, während der Priester und seine Kumpanen leblos zusammenbrachen. Ihre Augen waren heraus gebrannt worden und nur schwarz, rauchende Augenhöhlen blieben zurück. Auf der Stirn eines Jeden war ein seltsames Symbol mit Blut gezeichnet worden. Die Frau schluckte und blickte ihren Retter an.
„Wer....“ Er schüttelte jedoch nur den Kopf und legte seinen Finger auf ihre Lippen. Die Haut des alten Mannes war rau.
„Lass mich deinen Schmerz nehmen.“ Die Frau blinzelte zuerst nur verwirrt, dann jedoch weiteten sich ihre Augen vor Unglauben. Jegliche Schmerzen waren verschwunden. Sie blickte an sich hinab und es verschlug ihr den Atem. Ihre Wunden waren weg. Sie hielt sich ihre Hände vor das Gesicht und sah ihre zwei fehlenden Finger, die wieder an ihrem Ursprünglichen Platz waren. Sie rang nach Luft und Worten, doch es war ihr unmöglich ihre Dankbarkeit auszudrücken. Atemlos starrte sie den alten Mann an und erkannte, dass ihre Wunden plötzlich auf ihm erschienen waren. Zwei seiner Finger fehlten und sie konnte ihre Peitschenwunden auf den unbedeckten Stellen seines Körpers wiederfinden.
„Schmerz kann nicht einfach so verschwinden. Man muss ihn ertragen.“ Der Mann richtete sich stöhnend zu seiner vollen Größe auf und half dann ihr wieder auf die Beine. Zum ersten Mal seit er aufgetaucht war, konnte man die Last des Alters deutlich in seinem Gesicht erkennen. Zum ersten Mal sah die Frau die tiefen Falten. Der Weißhaarige legte seine rechte Hand, an der nun zwei Finger fehlten, auf die ihre. Sie spürte wie der Hass, welchen sie für die Fanatiker empfand verschwand und sich gänzlich auflöste.
„Wie ist das möglich?“, stotterte die Frau verwirrt.
„Mädchen lebe einfach. Ein Leben voller Hass ist ein verschwendetes Leben.“ Der Alte schubste sie in von sich weg.
„Danke“, stotterte die junge Frau. Sie wollte diesen Alten nicht einfach so verlassen. Nicht nach dem was er gerade getan hatte, doch sie spürte, dass er es so wollte.
„Geh einfach und lebe“, meinte der Alte und lächelte, doch das Lächeln wirkte gezwungen.
„Ich ertrage deinen Schmerz, weil ich es kann.“ Der Alte drehte sich um und als er die Schritte der jungen Frau nicht mehr hören konnte, seufzte er.
„Selbst gute Menschen wie sie verfallen den Hass. Ich muss es tun. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Endgültig!“ Der Blick des Alten glitt zu den nebelverhangenen Bergen am Horizont.
„Es ist Zeit für mein letztes Geschenkt an diese Welt“, sagte Adam und setzte sich in Bewegung.
Trotz der Hitze waren die Straßen Albaco Islands stark besucht. Diese Stadt war eine Touristenhochburg, die mit ihrem türkisblauen Wasser, ewiglangen Sandstränden, tollen Bauwerken und warmen Temperaturen jährlich tausende Menschen anzog. Obwohl Miyuki im Bikini nicht sonderlich aufgefallen wäre, von den Pfiffen der Männer einmal abgesehen, bevorzugte sie doch richtige Kleidung.
„Besser, wobei der Bikini bei der Hitze sicher angenehmer gewesen wäre“, dachte sie sich, während sie ihre Einkäufe an sich betrachtet. Eine enge Röhrenjeans und ein bauchfreies Top, dazu braune Stiefel, die sie jedoch mit der Jeans überdeckte.
„Passt“, meinte sie zu der Verkäuferin und bezahlte, bevor sie wieder in die flimmernde Hitze hinaustrat.
„Ich kann nicht ewig wegrennen, auch wenn ich es möchte.“ Seufzend schritt Miyuki durch die belebten Straßen der Stadt. Viel Leute starrten auf ihren künstlichen, rechten Unterarm. In letzter Zeit machte sie sich nicht einmal mehr die Mühe ihn mit künstlicher Haut zu überdecken.
„Sei stark Miyuki. Ich weiß das du es in dir trägst.“ Ihr Vater sagte diese Worte so einfach. Genau wie alle anderen. Wieso setzten sie ihr Vertrauen ihn sie, wo sie bisher alle nur enttäuscht hatte. Sie blickte in den Himmel, fast als hoffe sie eine Antwort zu erhalten.
„Ich bin einfach nicht würdig, dass Leute mir folgen. Ich bin Dillian nachgelaufen und danach Orinto.“ Was wollte sie wirklich? Auf diese Frage hatte Miyuki keine Antwort. Stattdessen stapfte sie ziellos durch verwinkelten Gassen der Altstadt. Sie ignorierte alle Menschen um sich so gut es ging und blendete sie aus. Sie ließ sich nun auf einer Bank in einem kleinen Hinterhof nieder und schloss die Augen. Das Rauschen der Blätter der umstehenden Bäume im warmen Sommerwind beruhigte sie. Doch diese Idylle hielt nur kurz an. Noch bevor sie die Schreie hörte, spürte sie es bereits. Die Emotionen trafen sie vollkommen unvorbereitet. Miyuki riss die Augen auf. Die Quelle der Schreie war ganz in der Nähe. Miyuki stürmte durch die Hinterhöfe Albacos und als sie de Person, die schrie, erreichte, verpasste sie ihr einen Faustschlag ins Gesicht.
„Ahhhh verdammt“, schrie Rodric McCloud, als er vom Miyukis Faust zurückgeschleudert wurde.
„Wie zum Teufel bist du dahintergekommen? Mein verzweifelter Frau-Schrei war perfekt.“
„Sie hat deine Gefühle gespürt. Sie wird besser“, antwortete der weiße Mönch neben dem Mann. Ein beißender Alkoholgeruch füllte die Luft.
„Du bist tot. Ich habe dich damals sterben sehen. Trotzdem warst du in Arlan und bist jetzt hier. Warum hilfst du Dillian?“
„Ist es nicht normal für einen Vater seinen Sohn zu unterstützen“, antwortete der Berater und warf die Kapuze zurück. Dillian Sr. blickte Miyuki traurig an. Er wirkte viel älter, als bei ihrem letzten Treffen.
„Warum“, stotterte die junge Frau entgeistert. Sie konnte es nicht glauben.
„Der Berater....“
„Der Berater ist nur eine Hülle. Ich nahm den Mantel auf und ich wurde zu ihm. Ich bin nicht das Original, aber ich bin der Berater“, sagte Dillian Sr. ruhig und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Whiskeyflasche.
„Weshalb seid ihr hier?“ Miyukis Haltung versteifte sich.
„Deine Zusammenkunft mit Clint Torino ist ein Problem. Du bist der Geist und er der Körper, auch wenn er dazu gezwungen wurde. Du darfst nicht ganz werden. Es tut mir leid.“ Die konnte das Bedauern in seiner Stimme hören, doch noch viel mehr fühlte sie es. Im letzten Moment wich sie dem Angriff Rodrics aus. Der Boden brach unter dem Tritt des Kopfgeldjägers auf.
„Sie ist gut. Ihr Herzschlag hat bis zum Schluss nicht verraten, dass sie sich meiner bewusst war“, meinte Rodric grinsend. Seine großen Fledermausohren zuckten leicht.
„Halte dich zurück Rodric. Du bist nur meine Verstärkung falls mein Sohn hier aufkreuzt. Ich werde nicht gegen Markas kämpfen.“ Dillian verschwand plötzlich und tauchte direkt hinter Miyuki auf. Die Fäuste der Beiden prallten aufeinander.
„Warum tust du das?“
„Weil Dillian nicht aufgehalten werden darf.“ Die beiden Kontrahenten trennten sich und blickten einander an.
„Ich habe die Frau, die ich liebte verraten, was macht da eine Seele mehr schon aus. Ich bin verdammt“, sagte der Alkoholiker.
„Ich werde nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht bevor ich meine Antwort gefunden habe“, antwortete Miyuki. Unzählige schwarze Porale öffneten sich um Dillian Sr. Dieser schloss die Augen und nickte.
„Wie du willst.“
Adam stöhnte und ging auf die Knie. Sein gesamter Körper schmerzte. Selbst einen Gott wie ihn drückte das Alter schließlich nieder und er weigerte sich Katarinsas Weg zu beschreiten. Der Blick fiel auf die Frucht zu seinen Füßen. Die Erste ihrer Art. Seine Macht über diese Welt ruhte darin. Wer die Frucht aß, würde seine Kraft erhalten, doch ohne die Nachteile. Die Last hatte er behalten. Den er ertrug sie. Für die Welt. Zitternd kam er wieder auf die Beine. Er befand sich auf dem höchsten Gipfel. Die Kälte drang bis in seine Knochen vor. Alles in mehreren Metern Entfernung wurde bereits vom Nebel verschluckt. Adams Atem ging stoßweise. Langsam hob er die Frucht auf. Ein letztes Mal betrachtete er sein Werk, bevor er es mit aller Kraft weg schleuderte.
„Alles was nun geschieht, liegt nicht mehr in meiner Hand.“ Er ging zu dem Altar, den er eigenhändig aus dem Stein gehauen hatte. Dabei hustete er etwas Blut. Schwarz und zischend tropfte es auf den Boden. Er beachtete es nicht, wusste er doch wie weit es schon gekommen war.
„Es ist an der Zeit für mein letztes Geschenk.“ Schwer atmend stütze der alte Mann sich auf dem Altar ab. Komplizierte Runenmuster waren darauf eingeritzt. Langsam zeichnete er die Runen mit seinem Finger nach und füllte sie so mit seinem Blut. Der Wind um ihn herum wurde stärker. Er riss an seiner Kleidung. So als wollte die Welt selbst ihn von seinem Tun abbringen. Doch nichts würde ihn jetzt noch ins Wanken bringen. Dies war das Beste für die Welt. Er wusste es. In vollkommener Stille beendete Adam den Spruch, der sein Schicksal besiegelte.
Im besten Gewissen stürzte er die Welt in den Abgrund.
Die Frage ist nun, ob sich dies wiederholen wird.
Die Frage ist nun, ob sich dies wiederholen wird.
Kapitel 192: Allein
Die zerfetzte, weiße Mönchsrobe flatterte zu Boden. Dillian blickte Miyuki an. Er hatte sich nicht verändert. Höchstens die Augenringe unter seinen Augen waren noch zahlreicher geworden. Sein struppiger, ungepflegter Bart stank nach Alkohol. Sein Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, doch auch es sah so aus, als hätte er es seit Wochen nicht mehr gewaschen. Seine Kleidung bestand mehr aus Flicken den Stoff.
„Du siehst schrecklich aus.“
„So fühle ich mich auch“, antwortete der Alkoholiker.
„Warum tust du dies alles?“
„Ich wollte dich beschützen Miyuki. Damals im Asylum und auch damals in Arlan. Du bist das letzte, was von Dillian noch übrig geblieben ist. Ich wollte dich beschützen.“ Dillian Sr. erschien aus dem Nichts vor Miyuki und packte die junge Frau am Hals. Mühelos hob er sie hoch.
„Doch ich darf nicht zulassen, dass Dillian scheitert. Er muss Erfolg haben. Egal welchen Preis ich dafür zahlen muss.“ Mit einem Tritt gegen seine Brust riss sich Miyuki von ihrem Gegner los. Keuchend landete sie einige Meter entfernt im Gras. Sie konnte Rodric McCloud auf einem der Häuserdächer hocken sehen, doch der Kopfgeldjäger machte keinerlei Anstalten sich einzumischen. Stattdessen gähnte er nur. Seine großen Fledermausohren zuckten jedoch. Er schien die Umgebung genauestens zu überwachen.
„Ich tue was getan werden muss.“
„Glaubst du wirklich daran?“ Dillian Sr. warf den Kopf in den Nacken. Er hielt sich die Hand vor sein Gesicht und lachte bitter.
„Ich glaube schon seit langem an nichts mehr. Ich schwor Marissa zu beschützen und schlussendlich war ich es, der sie an Dillian ausgeliefert hat. Ich habe diese Frau geliebt“, schrie er voller Verbitterung.
„Warum hast du es dann getan“, antwortete Miyuki nicht weniger aufgebracht.
„Weil es getan werden musste. Dillian darf nicht scheitern. Du hast keine Ahnung was sein Versagen für die Welt bedeuten würde.“
„Das stimmt ich habe keine Ahnung, aber ich weiß, dass dein Weg und der Weg Dillians die Falschen sind.“ Ein Schlag traf Miyuki in die Magengrube. Sie wollte aufschreien, doch es hatte ihr sämtliche Luft aus den Lungen getrieben, wodurch sie nur eine erbärmliches Keuchen zu Stande brachte.
„Du weißt gar nichts. Wage es ja nicht über mich zu urteilen.“
„Ich weiß, dass dein Weg der falsche ist“, knurrte Miyuki. Sie war auf die Knie gesunken und blickte nun zu Dillian Sr. auf. In ihrem Blick konnte er pure Abscheu erkennen, jedoch auch einen Hauch von Mitgefühl. Etwas, dass ihn tief traf.
„Du kennst nicht das ganze Bild. Letums Plan wird Erfolg haben. Er wird euch alle befreien.“
„Doch zu welchem Preis.“
„Es ist ein Preis der gezahlt werden muss. Wenige, die für das Wohl vieler geopfert werden“, meinte Dillian.
„Ich will dich nicht töten Miyuki, aber ich werde es tun, wenn du mir keine Wahl lässt. Eine Seele mehr macht wirklich keinen Unterschied mehr aus.“
„Ich werde niemanden über mein Leben bestimmen lassen.“ Dillian riss die Arme nach oben, als er Miyukis Angriff bemerkte. Die rechte Faust der jungen Frau war vollkommen schwarz.
„Dimensionsschlag“, schrie sie, als ihre Faust auf die zur Abwehr gekreuzten Arme Dillians traf. Der Angegriffenen grunzte unter dem Druck einer ganzen Dimension, doch er hielt stand. Was man von der Umgebung jedoch nicht behaupten konnte. Die gesamte Insel erbebte unter dem Angriff. Tiefe Risse taten sich in vielen Gebäuden auf. Die Schreie der überraschten Einwohner und Touristen erfüllten mit einem Mal die Luft.
„Das wird uns viel Aufmerksamkeit einbringen“, knurrte Rodric McCloud. Mit einem Satz landete er hinter Miyuki, ignorierte sie jedoch vollkommen. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Schaulustigen und Marinesoldaten, welche in diesem Moment schon zum Ort des Geschehens eilten. Sein Gesicht begann sich ändern und wenige Momente später, ruhte der Kopf einer Fledermaus auf seinen Schultern. Rodric riss den Mund auf. Überrascht starrten ihn die Menschen an, da überhaupt nichts geschehen war. Doch diese Verwirrung hielt nur einen Moment an. Im nächsten Moment verdrehten alle Leute vor dem Kopfgeldjäger die Augen und kollabierten. Viele übergaben sich noch, bevor sie da Bewusstsein verloren.
„Du hast dich zurückgehalten?“, merkte Dillian Sr, keuchend an. Im nächsten Moment bereute er es, dass er seine Aufmerksamkeit auf Rodric gelenkt hatte. Miyukis Tritt traf ihn in die Magengrube. Gleichzeitig öffneten sich zahlreiche, schwarze Portale um ihn herum. Blut, welches ebenso schwarz wie die Portale war, wurde vergossen.
Keuchend sank Dillian Sr. auf die Knie.
„Du bist stark Miyuki und du hast dein volles Potential noch lange nicht erreicht.“ Langsam erhob er sich. Die Schnittwunden, die seinen Körper zierten, schlossen sich ohne fremdes zu tun. In der Hand des Alkoholikers erschien nun eine Whiskeyflasche und er nahm einen Schluck daraus.
„Kämpfe nicht dagegen an Miyuki. Es ist nicht für lange. Lass mich dich verwahren.“
„Ich bin kein Gegenstand“, knurrte die Angesprochen zornig.
„Und ich werde nie wieder jemand anderes über mein Leben bestimmen lassen.“ Mit einem Aufschrei stürzte sie sich auf Dillian Sr. Dieser senkte traurig den Blick und schüttelte den Kopf.
„Warum muss es immer darauf hinauslaufen.“ Miyuki riss beide Arme nach oben um ihren Gegner mit simultanen Faustschlägen anzugreifen, doch ihr Ansturm wurde gestoppt. Miyuki schrie auf, als ein ungekannter Schmerz sie erfüllte. Sie ging in die Knie und biss die Zähne zusammen. Nein! Dieser Schmerz war nicht ungekannt. Es war genau derselbe wie in Arlan.
„Wie ich sehe hast du ihn nicht vergessen“, meinte Dillian Sr. und blickte auf die Blutrunen, welche er auf den Unterarmen der jungen Frau hinterlassen hatte.
„Der Schmerz, welchen du andauernd fühlst“, knurrte Miyuki und blickte ihren Gegner an. Sie hatte große Mühe, da ihr gesamter Körper zitterte.
„Schmerz. Diese Welt beruht auf ihm. Alles was wir tun, fügt auf die ein oder andere Weise anderen Schmerzen zu. Du verstehst das besser, als jeder andere Miyuki. Du spürst die Schmerzen diese Welt und aller Lebewesen auf ihr. Etwas, dass Adam in den Wahnsinn trieb, genauso wie es dich brechen wir, wenn du weiter ankämpfst. Und genau das ist die Gefahr, die von dir ausgeht.“ Dillian Sr. legte seine Hand auf ihre Schulter, doch Miyuki riss sich los. Schwer atmend starrte sie ihn an. Sie hatte mühe sich auf den Beinen zu halten. Die Schmerzen von Markas und Dillians Vater waren unglaublich, doch was ihr wirklich zu schaffen machte, war die Einsamkeit. Dillian Sr. war vollkommen allein. Er preschte vorwärts, weil er nicht anders konnte. Für ihn gab es niemanden mehr. Er hatte sich voll und ganz dem Plan verschrieben, welchen er verfolgte. Sonst gab es nichts mehr wofür er noch lebte. Miyuki sank auf die Knie. Was konnte sie dagegen ausrichten? Gegen eine solche Einsamkeit? Gegen jemanden, der nur für ein Ziel lebte? Sie, welche sich noch nicht einmal sicher war, ob sie Dillian noch liebte oder ihn hasste? Langsam hob sie Kopf. Sie spürte sie. Auch wenn sie nicht hier waren, so fühlte sie die Hände ihrer Freunde trotzdem auf ihren Schultern. Jedoch waren sie keine Last. Viel mehr zogen sie sie nach oben und stützten sie. Markas, Calia, Maria... Wenn sie ihr vergeben konnten und an sie glaubten, so konnte sie das auch. Dies war sie ihnen schuldig. Mit einem Aufschrei stand Miyuki auf. Dillian Sr. riss die Augen auf.
„Was...oh nein.“
„Du bist also die bemitleidenswerte Kreatur, die meine Last geerbt hat.“ Die Stimme schien von überall zu kommen. Miyuki blinzelte. Was war geschehen? Sie stand auf einem eisigen Gipfel. Vor ihr ein uralter Altar. Von Witterung und Zeit schon arg in Mitleidenschaft gezogen.
„Wer bist du?“
„Ich bin.... Ich war Adam.“
„War? Was hat das zu bedeuten?“, schrie Miyuki. Der Schneesturm nahm ihr die Sicht. Die Kälte durchdrang sie. Doch trotzdem fror sie nicht.
„Es wurde zusammengeführt, was nicht hätte vereint werden sollen. Sag mir. Wer hat dir die Dimensionsfrucht gegeben?“
„Was? Ich verstehe nicht?“
„Du hast das wahre Potential dieser Frucht in deinen Händen noch nicht erkannt.“ Adam schien erleichtert zu sein.
„Wende dich ab von dem Pfad, welchen du beschreitest. Er führt nur in die Einsamkeit und in den Tod.“
„Nein.“ Miyuki war ganz ruhig.
„Ich bin nicht alleine, noch werde ich es je wieder sein. Ich vertraue meinen Freunden.“ Sie öffnete die Augen und starrte den weißen Schemen direkt an. Deutlich konnte sie ihn nun sehen.
„Und du bist nichts weiter als ein Schemen der Vergangenheit. Ein Fragment, das hier zurückblieb.“
Miyuki sog scharf die Luft ein. Sie stand wieder in dem Hinterhof auf Albaco Island. Schnell fiel ihr Blick auf Dillian Sr, der sie entgeistert anstarrte. Sie durfte sich jetzt nicht mit dieser Vision aufhalten, sondern musste sich auf ihren Gegner konzentrieren. Doch wieso griff er nicht an? Der Schnee unter ihren Füßen knirschte, als sie ihr Gewicht verlagerte. Überrascht hielt Miyuki inne und blickte nach unten. Erst jetzt bemerkte sie es. Der gesamte Innenhof war weiß. Es sah aus, als wäre ein mächtiger Schneesturm über diesen speziellen Fleck hinweggetobt.
„Was ist hier passiert?“ Dillian Sr. antwortete nicht, sondern seine Augen verengten sich zu schlitzen.
„Es tut mir leid Miyuki, aber diesen Weg darfst du nicht beschreiten. Adam darf sich nicht wiederholen.“ Das rechte Handgelenk des Alkoholikers riss auf und Ströme von schwarzem Blut flossen hervor. Diese sammelten sich nun in seiner Hand und formten eine mächtige, pechschwarze Klinge. Der erste Angriff zerteilte die Häuser hinter Miyuki problemlos. Die junge Frau hatte sich gerade noch durch deinen beherzten Sprung retten können.
„Ich hatte gehofft es verhindern zu können, doch ich habe schon wieder versagt.“ Funkensprühend prallte die Klinge auf Miyukis Unterarm. Zum Glück hatte sie ihn in der letzten Sekunde mit einem ihrer Portale umwickelt, wodurch die Wucht des Angriffs nun ihn der Paralleldimension verpuffte. Gleichzeitig trat sie nach dem Schienbein ihres Gegners und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Bevor Dillian Sr. jedoch auf dem Boden aufschlug, verschwand er und tauchte direkt hinter ihr auf. Miyuki hatte keine Chance mehr um auszuweichen, doch trotzdem blieb sie ganz ruhig. Sie lächelte sogar. Ihr Gegner stach zu, doch er traf nicht. Stattdessen wurde sein Angriff abgelenkt, als sich eine Ranke um seinen Arm wickelte und daran riss. Eine Faust traf ihn am Kinn und schleuderte ihn zurück. Die Person, die gerade vor ihm aus der Erde gewachsen war grinste zufrieden.
„Im Gegensatz zu dir bin ich nicht alleine.“ Miyuki drehte sich um und blickte Markas, Maria und Calia an. Maria und Calia nickten ihr zu, doch Markas starrte seinen Vater an.
„Warum?“ Dillian Sr. senkte den Kopf und schüttelte den Kopf.
„Ich werde nicht gegen dich kämpfen Markas.“
„Das hast du nicht zu entscheiden. Ich frage dich warum du all dies tust? Mutter! Jetzt Miyuki! Wieso opferst du so viel für die Hülle, welche von Dillian übrig geblieben ist.“
„Weil diese Hülle einen Auftrag zu erfüllen hat.“
„Und deshalb opferst du all diese Leben? Opferst du deine eigene Seele?“
„Das Wohl Vieler überwiegt das Wohl Weniger“, meinte der Vater und blickte seinen Sohn nun direkt an. Dieser schüttelte den Kopf. Er ballte die Faust.
„Ich wünsche mir nur meinen Vater zurück. Den versoffenen Taugenichts, der du einst warst. Diese vergangenen fünf Jahre haben die Freude aus vielem verbannt. Ich sehne mich nach einfacheren Tagen zurück, in denen wir unbeschwert Spaß haben konnten.“
„Diese Tage sind vorbei.“
„Dann liegt es an uns sich zurückzubringen“, meinte Miyuki und trat neben Markas. Maria und Calia taten es ihr gleich. Zu Viert standen sie Dillian Sr. gegenüber.
„Es hat wohl keinen Sinn mehr sich zurückzuhalten. Rodric!“ Ein schriller Schrei ertönte und zwang die Vier ihre Hände auf ihre Ohren zu pressen. Etwas schwarzes Packte Markas plötzlich und riss ihn in die Luft.
„Markas!“, schrie Maria und blickte der riesigen Fledermaus nach.
„Geh deinem Ehemann helfen“, sagte Miyuki und nickte Maria zu.
„Calia.“
„Ja“, antwortete die blonde Vizeadmiralin. Die zwei Jugendrivalinnen blickten sich grinsend an und schlugen die Fäuste aneinander.
„Schmerz und Leiden sind alles was dich auf deinem Weg erwarten“, meinte Dillian Sr. Die Spitze seines Schwertes war direkt auf Miyuki gerichtet. Diese grinste.
„Mit der Hilfe meiner Freunde werde ich es ertragen. Du solltest dir eher Sorgen um dich selbst machen.“ Im nächsten Moment wurde der Boden, auf dem Dillian Sr. gerade noch gestanden hatte, von Calias Faustschlag zermalmt. Die blinde Frau knackte mit den Knöcheln.
„Zeige den Weg Miyuki und ich werde dir überall hin folgen.“ Miyuki lächelte, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf.
„Du musst mir nicht folgen Calia. Ich bevorzuge es wenn wir alle Seite an Seite kämpfen.“
Kapitel 193: Die Frau, die dereinst Königin sein wird
„Steh auf!“ Miyuki packte Calia am Arm und zerrte sie auf die Beine.
„Verdammt wie kann ein Säufer nur so stark sein“, keuchte die blonde Vizeadmiralin. Blut tropfte von ihrer Stirn hinab und nahm ihr so die Sicht.
„Wir haben es hier nicht mehr mit einem Säufer zu tun, sondern mit einem Mann voller Überzeugung“, knurrte Miyuki und blickte Dillian Sr. an.
„Ich wünschte es gebe einen anderen Weg. Letum würde ihn sicher kennen, doch ich kann ihn nicht sehen. Doch es gibt kein Zurück mehr. Du darfst nicht erwachen Miyuki. Zumindest nicht solange Dillian keinen Erfolg hatte.“ Der Säufer erschien direkt hinter seinem Ziel. Das Schwert erhoben und bereit zuzustechen. Jedoch kam er dazu nicht, da im selben Moment Miyukis Fußtritt und Calias Faustschlag ihn in seiner Magengrube erwischten. Er wollte aufschreien, doch alles was er zu Stande brachte ,war ein erbärmliches Keuchen, als sämtliche Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. Er taumelte einige Schritte rückwärts. Sein gesamtes Sichtfeld war verschwommen. Dillian Sr. blinzelte und griff sich an die Stirn. Er musste sich jetzt stabilisieren. Er durfte nicht... Seine Gedanken wurden unterbrochen, als ihn ein weitere Schlag direkt gegen die Brust traf. Ein Tritt von unten gegen sein Kinn sandte ihn in die Luft. Er überschlug sich mehrmals. Alles drehte sich. Ein Zustand, der dem Alkoholiker nicht unbekannt war. Dieser Umstand rettete ihn nun, da er ihm die Ruhe gab zu reagieren. Er packte Miyukis Knöchel, als diese ihn mit einem Tritt wieder Richtung Boden senden wollte, und wirbelte stattdessen die junge Frau herum. Für eine Sekunde war sein Blick klar und er konnte sein Ziel deutlich sehen. Mit einem Aufschrei schleuderte er Miyuki in Calias Richtung. Die Verschnaufpause, die ihm dieser Angriff gewährte, nutzte er um tief ein und aus zu atmen. Er gewann wieder die Kontrolle über seinen Körper. Die Übelkeit verschwand und sein Blickfeld klärte sich.
„Deine Angriffe sind beängstigend Calia“, sagte er nun an die blonde Vizeadmiralin gewandt. Für Normalsterbliche war es kaum wahrzunehmen, doch er sah es deutlich. Die leichte Vibration von Calias Handschuhen.
„So siehst du die Welt nicht wahr Mädchen?“ Calia streckte ihm ihr Gesicht entgegen. Ihr blinden, weißen Augen schienen ihn direkt anzustarren.
„Alles in dieser Welt hat seine eigene Schwingung. Es hat mich einige Jahre gekostet, dies perfekt wahrnehmen zu können. Doch jetzt, da ich es verstanden habe, ist es mir möglich die Schwingung der Lebewesen zu beeinflussen. Schon die kleinste Veränderung kann unseren Körper aus der Bahn werfen.“ Dillian Sr. lächelte und wischte sich etwas Blut aus den Mundwinkeln. Sein schwarzes Blut hatte bereits die gesamte Umgebung gesprenkelt. Ein Umstand, der ihm natürlich nicht entging.
„Tragisch. Hättest du gegen Rodric gekämpft, so wäre es ein einseitiger Kampf geworden. Er hätte mit dir den Boden aufgewischt. Aber das wusstest du natürlich. Nicht wahr Seherin?“
Calias Augen verengten sich zu schlitzen.
„Ich habe mich oft gefragt, was du bist. Ich habe die Zukunft des Alten gesehen, die Zukunft Torinos und die Zukunft von Arthur. Oder besser gesagt die unzähligen Möglichkeiten, die diese Drei erwarten. Selbst das Unmögliche sah ich, doch dich kann ich nicht sehen.“ Miyuki folgte dem Austausch der Beiden schweigend. Dillian Sr. schüttelte den Kopf. Er wirkte plötzlich unendlich müde.
„Ich bin der ultimative, gescheiterte Mensch. Selbst beim Sterben habe ich versagt. Deshalb kann ich es ertragen. Alles was nötig ist.“ Das Schwert aus schwarzem Blut, welches einige Meter entfernt im Boden steckte, regte sich und flog plötzlich in seine Hand zurück. Er blickte Miyuki und Calia direkt an.
„Der Tag an dem ich in Frieden meinen Whiskey trinken kann, wird nie wieder kommen. Aber das ist in Ordnung. Für die freie Zukunft muss Blut vergossen werden und wer schert sich schon um einen alten Säufer.“
„Ich tue es.“ Miyuki trat einen Schritt nach vorne.
„Wenn dies die Kosten für eine neue Welt sind, dann bin ich nicht bereit sie zu bezahlen. Ich werde meinen eigenen Weg gehen. Ohne Blutvergießen und Menschenopfer. Eine Welt, die dies benötigt ist es nicht Wert dafür zu sterben.“ Die junge Frau knackte mit den Knöcheln.
„Auch wenn ich es mit Gewalt in dich hinein prügeln muss. Ich werde niemanden aufgeben. Dies bin ich Markas und Dillian schuldig.“ Die schwarze Faust, welche aus dem Portal schoss, das sich vor Dillian Sr. geöffnet hatte, traf diesen direkt in die Brust. Der Säufer taumelte einige Schritte zurück und presste überrascht die Hände gegen die Brust.
„Sie ist schon so weit ohne es zu realisieren. Was hat sich Torino nur dabei gedacht ihr die Kräfte zu geben“, schoss es durch seinen Kopf, während er die junge Frau anstarrte. Er konnte keinerlei Unsicherheiten in den Augen Miyukis erkennen. Seit ihrem letzten Gegenübertreten im Asylum war sie unglaublich gewachsen.
„Andere Umstände. Wie sehr wünschte ich sie herbei.“ Dillian Sr. hob die schwarze Klinge über seinen Kopf. Blitzschnell lies er die Waffe durch die Luft sausen.
„Miyuki“, schrie Calia, doch es war bereits zu spät. Miyuki erstarrte vollkommen. Der Blick unablässig auf ihren Gegner gerichtet.
„Das schwarze Blut schneidet die Realität. Du kannst es sehen, nicht wahr Calia“, meinte der Alkoholiker. Er atmete schwer. Es schien, als hätte er soeben titanische Anstrengungen über sich ergehen lassen.
„Bewege dich keinen Millimeter. Die Luft um dich.... Er hat die Realität zerschnitten.“
„Das schwarze Blut wurde aus der Ablehnung dieser Welt geboren. Es stößt diese Realität ab.“ Dillian Sr. hob sein Schwert und deutete mit der Spitze auf Miyuki.
„Ich werde dich nicht töten, es sei denn du lässt mir keine andere Wahl. Sei ver...“
„Nein“, unterbrach ihn die Angesprochene. Die junge Frau blickte ihn durchdringend an.
„Ich werde mich nicht in einen goldenen Käfig sperren lassen.“
„Du bist schon in einem Käfig“, antwertete Dillian Sr. monoton.
„Er hat Recht Miyuki. Die Realität um dich herum ist zerrissen. Eine Bewegung und dein Sein wird zersplittert werden“, meinte Calia an ihre Freundin gewandt. Man konnte den Stress deutlich aus der Stimme der blonden Vizeadmiralin vernehmen. Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit um ihre Anführerin, nein ihre Freundin, zu retten. Miyuki schloss die Augen und atmete aus. Sie ließ die Schulter sinken und für einen Moment wirkte es so, als hätte sie aufgegeben.
„Wenn die Realität um mich herum zerrissen ist, dann muss ich sie nur wieder heilen.“ Sie hob den Blick und sah ihrem Gegner selbstsicher in die Augen.
„Unmöglich!“ Dillian Sr. Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Wie viel weißt du?“
„Ich sehe noch nicht das ganze Bild, doch die Puzzlestücke fangen an zusammenzupassen. Deine Reaktion. Adams Vision. Langsam beginne ich zu verstehen.“ Calia schluckte und starrte auf ihre Freundin. Sie konnte die Schwingungen deutlich erkennen. Die leichten Veränderungen, welche alles änderten. Sie hatten begonnen.
„Sie wird ganz“, schoss es der blonden Frau durch den Kopf. Sie kannte das Ergebnis aus einer ihrer Visionen, doch nicht den Weg dorthin, noch was es eigentlich war. Doch diese Gedanken vergaß sie nun direkt, als sie sah was Miyuki tat. Die Risse schlossen sich. Die Welt heilte. Langsam tat sie einen Schritt nach vorne.
„Ich werde dich nicht aufgeben, selbst wenn du es selbst getan hast.“ Dillian Sr. lachte.
„Es tut gut dich so zu sehen. Doch ich kann nicht mehr gerettet werden, noch will ich das. Was erwartet mich denn?“ Miyuki schwieg zuerst, doch dann öffnete sie den Mund.
„Diese Antwort kann dir niemand geben. Selbst Calia kann nur die Möglichkeiten sehen. Die Wahrheit muss jeder für sicher herausfinden.“
„Dann habe ich meine Antwort schon längst gefunden und du wirst das akzeptieren, auch wenn es dir nicht gefällt.“ Er riss den Arm nach oben und blockte den Schlag von Miyuki, die gerade mithilfe von Rasur neben ihm erschienen war.
„Ich werde dich nicht aufgeben.“
„Auch wenn du diese Worte tausendmal wiederholst, ändert es nichts an der Wahrheit. Trotzdem danke.“ Seine Hände hatten nur beschränkte Bewegungsfreiheit. Die Zeit reichte nicht um herumzuwirbeln und sie direkt anzugreifen. Also rammte er den Knauf seines Schwertes gegen Miyukis Brustkorb und stieß sich vom Boden ab um Calias Angriff zu entgehen. Dieser Kampf verlief so gar nicht nach seinen Vorstellungen. Er landete mehrere Meter entfernt und blickte die Frauen an. Der Abstand war groß genug, dass sie selbst mit ihrer verbesserten Rasur zu lange brauchen würden um ihn zu überraschen.
„Ich bin kein großer Kämpfer. Im Gegensatz zu euch habe ich nie eine Ausbildung genossen. Vor diesem Hintergrund halte ich mich doch ganz gut“, sagte Dillian Sr.
„Ihr wärt nicht zufällig einverstanden eine Pause zu machen, damit ich kurz meine Kehle befeuchten kann?“ Der Säufer lachte und grinste die zwei Frauen an. Diese warfen sich bedeutende Blicke zu.
„Er versucht Zeit zu schinden“, meinte Calia.
„Kannst du ihn für eine Sekunde festhalten?“, fragte Miyuki. Die Angesprochene lachte und legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin. Das Licht der Abendsonne wurde von den goldenen Handschuhen reflektiert.
„Ich kann dir sogar fünf Sekunden schenken“, antwortete die blonde Frau und trat nach vorne. Ihre Erscheinung erstrahlte im Licht der Abendsonne und Miyuki und Dillian Sr. hoben beide die Hände um ihre Augen zu schützen. Calia schloss die Augen. Nicht das es einen großen Unterschied für sie machte, doch es half ihr sich zu beruhigen.
„Ich darf Miyuki nicht treffen.“ Sie konnte fühlen, dass Dillian Sr. jeden Muskel seines Körpers angespannt hatte. Er erwartete ihren Angriff um direkt Kontern zu können. Doch dazu würde es nicht kommen. Mit einem Lächeln auf den Lippen breitete Calia die Hände aus. Die Augen Miyukis und Dilian Sr. folgten ihr aufmerksam. Ein letztes Mal atmete sie aus.
Dann schlug sie zu.
Mit Kraft und Präzision schlug sie die Hände zusammen. Die Schwingungen erfassten sofort ihre gesamte Rüstung.
„Konzentriere dich. Verliere nicht die Beherrschung darüber.“ Blitzschnell streckte sie die linke Hand aus. Die Fingerspitzen waren direkt auf ihren Gegner gerichtet. Im selben Moment, wie sie dies tat, schrie Dillian Sr. plötzlich auf.
„Was“, schrie der Alkoholiker bevor er sich Lautstark übergab. Er hatte überhaupt kein Gefühl mehr.
Wo war oben? Wo war unten? Wo war überhaupt irgendetwas?
Er fiel genauso wie er nach oben gerissen wurde. Er drehte sich in Hundert verschiedene Richtungen. Er war komplett hilflos, doch die Hilflosigkeit verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war. Es hatte gerade einmal fünf Sekunden gedauert, auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Doch selbst diese fünf Sekunden waren mehr als genug gewesen. Kaum hatte er sich wieder gefangen, da traf ihn die schwarze Dimensionsfaust aus Miyukis Portal direkt in die Magengrube. Er wurde zurückgeschleudert, doch kam schon nach wenigen Sekunden abrupt zum stehen, als Miyuki ihm ihr Knie in den Rücken rammte. Sein Gesicht wurde auf den staubigen Boden gerammt. Er schmeckte Dreck und Erde. Miyuki war auf ihm. Ihr rechtes Knie drückte direkt in sein Kreuz.
„Ihr Zwei seid gewachsen. Calia deine Kraft ist unglaublich. Und Miyuki....“ Dillian Sr. schloss die Augen.
„Ich werde dich retten und ich werde Dillian retten. Es wird niemand mehr sterben.“
„Du kannst den Tod nicht verhindern. Selbst Letum konnte es nicht und er war seine Inkarnation.“
„Ich kann nicht jeden retten, das weiß ich. Doch ich werde nicht versagen. Nie wieder. Du und Dillian ihr könnt noch gerettet werden“, meinte Miyuki.
„Aber wollen wir das auch?“, antwortete Dillian Sr. ruhig.
„Ich lasse euch einfach keine Wahl“, antwortete die junge Frau ernst. Ihr Gegner musste daraufhin unwillkürlich lachen.
„Du verstehst es. Man kann es niemals allen recht machen. Passend für die Frau, die dereinst Königin sein sollte“, sagte der Alkoholiker und hustete. Miyuki verstärkte den Druck auf sein Kreuz.
„Ich werde über niemanden herrschen. Wir alles sollten Seite an Seite stehen. Schulter an Schulter. Als Gleichberechtigte.“ Dillian Sr. kniff die Augen zusammen. Doch es war nicht aufgrund von Miyukis Worten.
„Miyuki!“ Senghok starrte seine Tochter entgeistert an. Dieser Gesichtsausdruck wich jedoch einem Blick, der vor Stolz nur so überquoll. Er war gerade erst eingetroffen. Markas und Maria hatten gemeint, dass hier seine Hilfe eher von Nöten wäre, doch er sah nun, dass sein kommen überflüssig gewesen war. Die nächste Generation hatte sicher bereits blendend um das Problem gekümmert. Er blickte seine Tochter an. Die Worte, die sie soeben ausgesprochen hatte. Er konnte Ada deutlich in ihr erkennen.
„Miyuki... ich bin stolz auf dich“, sagte der Vater und lächelte seine Tochter an.
„Sie ist stehts ihren Weg gegangen. Genau wie du Ada.“
„Es tut mir leid Senghok“, murmelte Dillian Sr. Niemand außer Miyuki konnte ihn verstehen. Perplex blickte sie auf den bewegungsunfähigen Mann unter sich.
„Was...“ Die junge Frau verstummte abrupt, als sie es sah. Das schwarze Blut, welches Dillian Sr. während des Kampfes überall vergossen hatte. Es hatte sich gesammelt. Miyuki blickte ihn einen Wald voller schwarzer Nadeln, der sie vollkommen umgab.
„Ich kontrolliere mein schwarzes Blut. Nicht der Alte. Ich wusste von Anfang an, dass ich dies nur in einem Angriff beenden kann. Es tut mir Leid.“ Miyuki hörte den entsetzten Aufschrei ihres Vaters. Sie sah Calia, die in einer Art Schockstarre gefangen war. Es fühlte sich alles so unreal an. Sie fühlte den Schmerz nicht einmal. Sie fiel, doch schlug niemals auf. Eine gnädige Schwärze umschloss sie. Sie fühlte sich so unendlich müde. Doch anstatt sie zu schließen, riss sie die Augen weit auf.
„Nein! Ich werde nicht sterben. Ich werde nicht aufgeben. Ich...“
Dies waren die Gedanken von Miyuki Siddharta in dem Moment als ihr Herz zu schlagen aufhörte.
Kapitel 194: Väter
Sie fürchtete sich nicht. Da war kein Licht. Kein Wiedersehen mit ihrer Mutter. Noch nicht einmal Finsternis. Es war schwer zu beschreiben. Miyuki existierte. Nicht mehr und nicht weniger. Sie war dem Tod schon oft nahe gekommen, doch dieses Mal hatte sie die Schwelle überschritten. Trotzdem fürchtete sie sich nicht. Sie war ruhig und gefasst.
„Ich werde nicht sterben.“ Es war ein Fakt. Das wusste sie.
„Ich werde nicht sterben“, wiederholte sie ihre Worte. Sie hörte keinen Widerhall in diesem Raumlosen Nichts.
„Ich werde leben. Ich werde nicht sterben. Nicht solange ich meine Aufgabe nicht erfüllt habe. Nicht solange meine Freunde mich brauchen. Ich werde nicht sterben!“ Ein Rauschen erfüllte ihre Ohren. Sie konnte fühlen wie sie hinfort gerissen wurde. Licht wirbelte um sie herum. Es war so gleißend, dass sie für einen Moment die Augen schließen musste. Als sie sie jedoch wieder öffnete, blickte sie in das Gesicht Calias.
Ihre Freundin starrte sie zuerst schockiert an. Nun jedoch blinzelte sie.
„Was.... du lebst“, stotterte die blonde Vizeadmiralin. Miyuki existierte nicht mehr nur, sie lebte wieder. Der Beweis dafür war der Schmerz. Er durchzog jede Faser ihres Seins. Sie wollte schreien, doch konnte nicht.
„Sie hat ihr Herz durch reine Willenskraft wieder zum schlagen gebracht. Beeindruckend.“ Dillian Sr. blickte Miyuki ehrfürchtig an. Trotzdem festigte dies seine Entscheidung nur noch mehr. Sie musste sterben. Er blickte Senghok in die Augen.
„Doch es macht keinen Unterschied. Miyuki ist die Inkarnation dieser Welt, während das schwarze Blut ihr Gegenteil ist. Es stößt alles ab, wofür deine Tochter steht. Es wird sie umbringen. Wenn nicht direkt, dann später.“
„Bring Miyuki in Sicherheit Calia.“ Senghoks Stimme war ruhig und gefasst. Jedoch nahm er zu keiner Sekunde seinen Blick von Dillian Sr.
„Bring sie auf das Schiff. Ich kümmere mich hierum.“ Calia widersprach nicht. Sie nickt und hob Miyuki sanft hoch. Dillian Sr. wollte gerade noch etwas sagen, als er plötzlich von einer Druckwelle getroffen wurde. Der gesamte Hinterhof leuchtete plötzlich golden. Er biss die Zähne zusammen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er einiges an schwarzen Blut spuckte.
„Selbst jetzt beherrscht du dich?“ Dillian Sr. blickte den ehemaligen Flottenadmiral an. Die Druckwelle war unglaublich stark gewesen, doch sie hatte nur ihn getroffen.
„Du hättest mich wegfegen können, doch du hast es nicht getan. Selbst jetzt stellst du das wohl der Unschuldigen und Zivilisten über deine Rachegelüste. Du bist ein großer Mann Senghok.“
„Ich habe keine Rachegelüste. Ich tue meine Pflicht. Ich kämpfe für das, was ich für richtig halte.“
„Da sind wir uns nicht einmal so unähnlich“, antwortete Dillian Sr., doch Senghok schüttelte nur den Kopf.
„Im Gegensatz zu dir ergebe ich mich nicht dem Selbstmitleid. Nicht mehr.“
„Willst du mir damit sagen, dass du mich nicht hasst? Obwohl ich deine Tochter getötet habe?“ Ein weitere Angriff traf den Alkoholiker völlig unvorbereitete und lies ihn zu Boden gehen.
„Ich hasse niemanden, aber ich werde alles tun um dich aufzuhalten. Für die Unschuldigen, welche du opferst und natürlich für meine Tochter.“ Der ehemalige Flottenadmiral blickte auf sein Gegenüber, welche sich gerade wieder aufrappelte.
„Außerdem wird Miyuki nicht sterben.“
„Liebe“, knurrte Dillian Sr. Er blickte seinen neuen Gegner an.
„Ich habe alles aufgegeben. Alles.“ Senghok bewegte sich kein Stück. Kalt blickte er seinen Gegner an. „Das kümmert mich nicht.“ Der Alkoholiker war auf den nächsten Angriff gefasst, doch trotzdem wurde er von der Schockwelle zurückgeschleudert. Sein Gegner hatte nun selbst begonnen golden zu leuchten. Trotz seines fortgeschrittenen Alters war Senghok immer noch eine beeindruckende Gestalt und hatte nur wenig von seiner früheren Kraft verloren. Dillian Sr. kniete ihm gegenüber auf dem Boden. Er spuckte schwarzes Blut, doch trotzdem lachte er.
„Es war einfacher, als alles weit weg war. Als der Plan nur ein Plan und nicht Tatsache war.“ Langsam stand der Alkoholiker auf. Eines seiner Augen war komplett schwarz.
„Verdammte Scheiße!“ Er atmete schwer. Senghok rührte sich keinen Millimeter. Ruhig lies er zu wie sein Gegner eine Whiskeyflasche in seiner Hand materialisierte und in schnellen Zügen leerte. Das rechte Auge des Alkoholikers normalisierte sich wieder. Die Schwärze wurde zurückgedrängt.
„Scheiß drauf!“, schrie er und warf den Kopf in den Nacken. Er starrte seinen Gegner an.
„Es tut mir leid, was mit Miyuki geschehen ist, doch es musste sein. Ich werde tun, was getan werden muss und ich werde mich nicht aufhalten lassen.“
„Und ich werde tun, was ich tun muss“, antwortete der ehemalige Flottenadmiral.
„Nichts für Ungut“, sagten Beide im selben Moment, als sie zusammenprallten. Dillian Sr. wurde hoch in die Luft geschleudert. Die Kraft seines alternden Feindes überrascht ihn stets wieder aufs neue. Doch dieses Mal war er auf die Flugstunde vorbereitet gewesen. Er packte Senghoks Handgelenk, als dieser ihm seine offene Handfläche gegen die Brust rammen wollte. Die Schockwelle traf ihn trotzdem, doch er biss die Zähne zusammen und hielt stand. Mit einem Lauten Aufschrei, der gleichzeitig den Schmerzen und seiner Anstrengung geschuldet war, schleuderte er Senghok mit einem Überwurf gen Boden. Natürlich würde dies den Flottenadmiral nicht wirklich etwas anhaben, doch er hatte noch etwas geplant. Kurz bevor sein Gegner auf dem Boden aufschlug, teleportierte er sich direkt unter ihn und rammte ihm mit aller Kraft die Faust in den Rücken. Dillian Sr. keuchte auf. Es war als würde er massives Metall schlagen. Trotzdem schwankte er keine Sekunde. Der Aufschrei seines Gegners gab ihm recht.
Jedoch hielt sein Triumph nur wenige Sekunden, bevor er von Senghok am Kragen gepackt wurde. Der Flottenadmiral verpasste ihm nun ein Kopfnuss. Taumelnd riss Dillian Sr. sich von seinem Gegner los. Die rechte Hand auf die Stirn gepresst sah er ihm in die Augen.
„Dieser Kopfstoß hätte einen Seekönig ausgeknockt.“
„Ich hatte Kater die waren schlimmer.“ Die zwei Männer starrten sich an. In der Entfernung konnte man die aufgebrachten Zivilisten deutlich hören, doch die Marine hielt sie vom Kampfplatz fern.
„Ist das auch dein Verdienst?“
„Sie haben nichts damit zu tun.“
„Sie haben alles damit zu tun“, meinte Dillian Sr.
„Die Menschen sollen frei sein. Und ich werde dafür sorgen.“
„Von was?“, fragte Senghok. Sein Gegenüber hielt kurz inne und blinzelte verwirrt.
„Von den selbst ernannten Göttern, die über uns herrschen. Menschen sollen frei sein ihr Leben zu leben.“
„Es wird immer jemanden geben, der sich über andere erhebt. Dein Ziel mag edel sein, aber ich werde nicht zulassen, dass du meiner Tochter noch weiter schadest. Du würdest für deine Söhne dasselbe tun.“ Dillian Sr. schüttelte traurig den Kopf.
„Ich wünschte es wäre so.“
„Dann sind wir wohl zwei verschiedene Arten von Vätern“, meinte Senghok und entfesselte eine weitere Schockwelle. Sein Gegner biss die Zähne zusammen. Er hatte Mühe dabei nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er war zwei Arten von Angriffen ausgesetzt. Senghok malträtierte seinen Körper, während er durch den Einsatz des schwarzen Blutes dem Alten ebenfalls eine Angriffsfläche bot.
„Ich habe das Recht mich Vater, Freund oder Liebhaber zu nennen, schon lange verloren.“ Er blickte Senghok in die Augen. Dieser erwiderte seinen Blick kalt.
„Das kümmert mich nicht“, knurrte der ehemalige Flottenadmiral und verpasste seinem Gegner einen mächtigen Hieb in die Magengrube. Dillian Sr. keuchte auf, doch er blieb standhaft. Zu seiner Überraschung musste Senghok feststellen, dass der Alkoholiker seinen Arm fest umklammert hielt. Mit einem Aufschrei wirbelte er ihn umher und schleuderte ihn in die Luft. Im nächsten Moment begannen die Schläge auf Senghok einzuprasseln. Dillian Sr. erschien überall um ihn herum und deckte ihn mit einem Regen von Angriffen ein. Er biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. Mit aller Kraft konzentrierte er sich und blendete die Angriff aus.
Ein goldener Blitz durchzuckte den Himmel über Albaco Island. Beinahe alle Personen auf der Insel mussten ihre Augen vor dem grellen Licht abschirmen.
„Egal was ich tue, ihr findet immer wieder eine Antwort“, schoss es Dillian Sr. durch den Kopf, während er gen Boden stürzte. Mit einem dumpfen Laut schlug er im aufgeweichten Gras etwas außerhalb der Siedlung auf. Die Erde erbebte leicht, als sein Gegner dasselbe tat. Jedoch war er auf seinen Füßen gelandet. Langsam erhob sich Dillian Sr. und blickte auf seinen Feind. Selbst jetzt schmerzte das goldene Leuchten noch leicht in den Augen. Der riesige Buddha vor ihm starrte den Alkoholiker kalt an. Der Boden unter seinen Füßen sank aufgrund seines Gewichts leicht ein. Trotzdem gab sich Dillian Sr. der Illusion, dass sein Gegner nun schwerfällig wäre, nicht hin. Durch eine geschickte Rolle schaffte er es direkt der ersten Schockwelle auszuweichen. Er atmete tief ein, als er sich wieder aufrichtete. Die salzige Seeluft erfüllte ihn.
„Ich bewundere deine Entschlossenheit.“ Dillian Sr. horchte auf, als Senghok sprach.
„Doch du folgst einem falschen Weg.“
„Was weißt du schon darüber.“
„Ich verachte Piraten. Mit jeder Faser meines Körpers. Doch trotzdem wäre es mir in den Sinn gekommen Zivilisten für einen Sieg zu opfern. Das ist ein Preis, der es nie wert ist gezahlt zu werden. Die Starken müssen die Schwachen beschützen.“
„Ich beschütze diese Welt. Vor Göttern, die uns alle in die Finsternis führen. Dafür bin ich bereit einige Wenige zu opfern um Viele zu retten.“
„Und dies unterscheidet uns“, seufzte Senghok.
„Unschuldige sind es niemals Wert geopfert zu werden. Die besten Absichten können jemanden in die tiefste Finsternis führen. Du bist das beste Beispiel dafür.“
„Du hast keine Ahnung was wahre Finsternis ist“, knurrte Dillian Sr. Mit einem Aufschrei stürzte er sich auf seinen goldenen Gegner. Als seine Faust jedoch auf den Körper Senghoks traf, schrie er überrascht auf. Jedoch tat Senghok dasselbe. Die Beiden starrten sich an.
„Deine Fähigkeit ist mächtig, doch gegen mich hat sie eine unangenehme Nebenwirkung nicht wahr?“, keuchte Dillian Sr.
„Sobald ich angegriffen werde, reflektiere ich den Schmerz. Mein Körper erhält den Schaden des Angriffs, doch der Angreifer erntet den Schmerz. Natürlich funktioniert dies nur bei physischen Angriffen, da Körperkontakt bestehen muss. Jedoch bin ich dafür kurz mit dem Angreifer verbunden.“ Senghok starrte Dillian an.
„So fühlt es sich also an, du zu sein. Kein Schlaf. Kein Entkommen vor den Geistern, die dich heimsuchen.“
„Ich brauche kein Mitleid.“
„Das verdienst du auch nicht“, knurrte der ehemalige Flottenadmiral und verpasste seinem Gegner einen Schlag, der diesen in die Luft schleuderte. Dort wurde er direkt von einer weiteren Schockwelle getroffen, die Senghok entfesselt hatte. Trotzdem landete Dillian Sr. auf den Füßen. Schwarzes Blut tropfte zischend auf den Boden, doch seine offenen Wunden schlossen sich bereits wieder.
„Du kannst mich nicht töten. Niemand kann das.“
„Also hast du nur mit Miyuki und mir herum gespielt?“ Senghok wirkte gleichzeitig beunruhigt, als auch wütend.
„Nein. Je mehr ich meine Kräfte einsetzte, desto mehr gebe ich mich einem Zwei-Fronten Krieg hin, welchen ich nur verlieren kann. Ich bin nur hiergeblieben um dir meinen Respekt zu bekunden.“ Eine weitere Schockwelle traf ihn und schleuderte ihn zurück. Inzwischen hatten sie sich weit von den Häusern entfernt und Senghok hielt sich in keinster Weise mehr zurück. Der Angriff eben hatte Bäume entwurzelt und häusergroße Erdhaufen aufgeworfen. Trotzdem stand Dillian Sr. noch. Schwer atmend, aber in keinster Weise schwankend. Senghok dagegen wirkte zum ersten Mal während des Kampfes wirklich wütend.
„Respekt!“, zischte er.
„Ich will dieses Wort aus deinem Mund nicht hören. Du respektierst nicht einmal mehr dich selbst. Du redest davon Unschuldige zu opfern. Selbst deine Söhne. Und du hast Miyuki...“ Mit einem Aufschrei attackierte Senghok seinen Gegner mit einer Abfolge von Schockwellen, die das Land selbst verwüsteten.
„Jetzt bricht es also aus dir heraus.“ Dillian Sr. wich den Angriffen geschickt durch seine Teleportation aus, doch er würde es nicht mehr lange durchhalten. Sein Ziel war sowieso erreicht. Auch wenn es ihn geschockt hatte, dass Miyuki sich ins Leben zurückgekämpft hatte, so machte es schlussendlich keinen Unterschied. Das schwarze Blut würde sie töten. Es war ihr Gegenteil. Er seufzte. Die Last zu schultern. Damals als es noch in der Zukunft lag, war er sich sicher es tun zu können. Doch jetzt war es real. Und die Last wog schwer auf seinen Schultern. Er hatte hier genug Zeit vergeudet. Er hatte Senghok lange genug von seiner Tochter ferngehalten.
„Es tut mir leid. Wirklich! Doch ich würde es wieder tun“, sagte der Alkoholiker bevor er gänzlich verschwand. Letums Worte fielen ihn wieder ein. Seltsam, dass es gerade jetzt der Fall war.
„Opfer! Sich selbst zu opfern ist nobel, doch andere zu opfern, für ihr eigenes Wohl, verlangt Monster und Held zugleich zu sein.“
Senghok starrte auf den Fleck, wo sein Gegner sich soeben in Luft aufgelöst hatte. Er wollte ihm nach schreien. Er wollte toben. Doch er tat es nicht. Es gab wichtigeres. Dieser ganze Kampf war ein Fehler gewesen. Er stürmte zu dem Ort, wo er jetzt sein musste. Er ignorierte die Menschen, die er auf dem Weg traf. Als er das Schiff erreichte, seufzte der ehemalige Flottenadmiral erleichtert auf. Sie lebte! Doch sie war schwach. Calia tupfte Miyukis Stirn gerade mit einem feuchten Tuch ab.
„Sie hat hohes Fieber und große Schmerzen. Das schwarze Blut zerfrisst sie von innen. Wir müssen einen Weg finden sie davon zu reinigen.“
„Einen Weg, den ich gefunden habe. Ihr dürft mir ruhig auf die Schultern klopfen.“ Der Mann grinste in die Runde, doch er erntete nicht die erhofften, bewundernden Blicke.
„Rück schon damit raus Clayton“, sagte Calia abschätzig. Der Angesprochene Archäologe verzog das Gesicht.
„Na gut, aber erwarte nicht, dass es mir Spaß macht.“ Er räusperte sich und zeigte auf die Steintafeln, welche Megan für ihn trug.
„Eva wird uns dabei helfen und ich weiß wo wir Eva finden. Ist es nicht toll, dass ich am Leben bin!“
Kapitel 195: Dreier
Die Menschen suchten kreischend das weite. Viele hatten die Hände auf die Ohren gepresst, obwohl es kaum Linderung verschaffte. Das Kreischen durchdrang Erde, Fleisch und Stein. Einige der Personen verloren das Bewusstsein und mussten von ihren Freunden mitgeschleift werden. Der Boden unter den Flüchtenden war mit Erbrochenem bedeckt.
„Was soll das“, knurrte Markas. Er hatte es aufgegeben seine Ohren vor dem Kreischen schützen zu wollen. Es half nichts. Nur mühsam hielt er sich auf den Beinen. Sein Gegenüber grinste und entblößte dabei seine spitz zu geschliffenen Zähne. Das Kreischen verstummte nun, da nur noch Rodric und Markas sich auf dem großen Platz vor der Bibliothek Albaco Islands aufhielten. Der Kopfgeldjäger hatte sich bereits wieder zurückverwandelt. Nur zwei große, ledrige Fledermausohren zeugten noch von seiner vorigen Form.
„Sie haben nichts mit unserem Kampf zu tun.“ Markas blinzelte überrascht aufgrund der Worte seines Gegenübers.
„Glaube bitte nicht das ich gutherzig bin“, fuhr Rodric nun fort und hob die Klinge eines Marinesoldaten auf, welche dieser bei seiner Flucht hatte fallen lassen.
„Ich bin ein Realist. Die Zivilisten und Marinesoldaten würden uns nur in die Quere kommen. Es gibt keinen Grund für sie zu sterben, also werde ich sie auch nicht töten.“
„Das kann ich respektieren. Auch wenn es dir nicht helfen wird“, antwortete der Samurai der Weltmeere und ließ seine Knöchel knacken.
„Du scheinst ein anständiger Geselle zu sein. Ich würde es hassen dich töten zu müssen.“
„Du scheinst ein anständiger Geselle zu sein. Ich würde es hassen zu sterben“, meinte Markas und lächelte.
„Alles rein geschäftlich“, sagte Rodric und wollte sich auf Markas stürzen. Jedoch kam er dazu nicht, da er plötzlich von zwei steinernen Händen gepackt wurde, die aus dem Boden wuchsen.
„Was zum...“, entfuhr es dem Kopfgeldjäger, bevor seine Beine nach oben gerissen wurde. Er schaffte es gerade noch sich mit seinen Händen abzustürzen um so nicht mit der Stirn auf die harten Pflastersteine zu knallen. Die Frau, die soeben aus dem Boden gewachsen war, und ihn an den Knöcheln hielt, grinste überlegen. Trotzdem wirkte Rodric in keinster Weise beunruhigt.
Der Schrei, der nun folgte, lies Markas gesamtes Sichtfeld verschwimmen. Maria wurde von der Druckwelle beinahe über den gesamten Platz geschleudert. Sie rollte sich jedoch ohne Schaden zu nehmen ab und auch Markas fing sich wieder.
„Wow! Nicht schlecht“, merkte Maria anerkennend an und sah zu Rodric. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hatte schon immer eine starke Stimme und durch meine Frucht hat sich dies nur noch verstärkt. Man sagt ich hätte die stärksten Lungen seit Chloe Walsh.“
„Interessiert mich nicht“, ertönte nun Markas Stimme direkt hinter dem Kopfgeldjäger. Diesem gelang es gerade noch in letzter Sekunde durch einen beherzten Sprung zur Seite auszuweichen, bevor sein Gegner ihn mit einem Faustschlag zu Boden schicken konnte.
„Tut mir leid, aber mein Ehemann ist nicht so wissbegierig, wie ich es bin“, sagte Maria mit entschuldigender Mine, während sie sich zu Markas gesellte.
„Schon in Ordnung. Zumindest können wir diesen Dreier genießen.“
„Ne ein Dreier muss für mich schon zwei Frauen enthalten“, antwortete Markas.
„Da sind wir der gleichen Meinung“, sagte Rodric. Maria schüttelte nur abschätzig den Kopf. Im nächsten Moment prallten die drei Kontrahenten aufeinander. Eine kleine Druckwelle wurde ausgelöst. Rodric hatte die Schläge seiner Gegner blitzschnell mit seinen Schwingen abgewehrt und die Beiden dann mit einem Tritt zurückgedrängt. Nun schoss er in die Lüfte und transformierte sich direkt. Die riesige Fledermaus verschwand in den Wolken.
„Linking“, sagte das Ehepaar wie aus einem Munde. Maria riss sich einen Teil ihres Oberteils weg und entblößte eine lange Narbe, die sich von ihrem linken Schulterknochen bis knapp über ihre Brust zog. Die Narbe öffnete sich nun und entblößte ein Maul.
„Ich werde mich nie daran gewöhnen“, murmelte Markas, konzentrierte sich jedoch wieder auf den Himmel über ihnen. Seine Haut hatte dieselbe steinerne Farbe angenommen wie Marias. Die Ohren des Ehepaars zuckten nun und im nächsten Moment gingen unzählige Schallgeschosse aus den Wolken auf sie nieder. Jedoch gelang es ihnen spielend auszuweichen.
„Nicht übel“, ertönte nun Rodrics Stimme. Doch zur Überraschung seiner Gegner kam sie nicht von oben, sondern von der Seite. Im nächsten Moment wurde Maria von der riesigen Fledermaus gepackt und in die Höhe gerissen. Die Klauen der Bestie rissen ihre Haut auf, obwohl sie gerade aus Stein bestand. Jedoch stellte Rodric fest, dass die Wunden nicht so tief waren, wie sie eigentlich hätten sein sollen. Und zu seinem Schrecken stellte er ebenfalls fest, das Maria mit ihm zusammenzuwachsen schien. Die junge Frau begann langsam in seinen Körper zu wandern, doch bevor sie gänzlich mit ihm verschmolz, fluchte sie plötzlich laut und stürzte wieder aus ihm heraus.
„Wie ich es mir dachte. Mit lebenden Organismen zu verwachsen ist unmöglich.“
„Trotzdem ist es ein guter Schockeffekt“, meinte Markas, während seine Frau neben ihm landete. Da ihr Körper erneut die Eigenschaften von Stein angenommen hatte, erzeugte sie bei ihrem Aufprall einen Krater. Den zwei Gegenüber landete nun Rodric. Sein Gesicht verriet für einen Moment seinen Schock, bevor er sich wieder fing.
„In all meinen Jahren in der neuen Welt habe ich so etwas noch nie erlebt“, meinte der Kopfgeldjäger atemlos. Er zitterte immer noch leicht. Trotzdem hatte er sich wieder gefangen.
„Ihr teilt also eure Schmerzen und eure Fähigkeiten?“
„Er hat es ziemlich schnell durchschaut“, meinte Maria an ihren Ehemann gewandt und blickte auf die Wunden auf seiner Brust, welche sich an derselben Stelle geöffnet hatten, wo sie zuvor von Rodric getroffen worden war. Markas sah sie aber nicht an, sondern starrte auf ihren Gegner.
„Sie hat mich sogar gezwungen Linking bei der Geburt unserer Tochter zu aktivieren. Das war kein Spaß sage ich dir.“ Rodric verzog das Gesicht, als er Markas Worte hörte.
„Das glaube ich dir.“
„Hört ihr wohl auf hier so lapidar miteinander zu reden“, schrie Maria aufgebracht und verpasste ihrem Ehemann einen Schlag auf den Hinterkopf. Eine Aktion, die sie direkt wieder bereute, da sie die Hälfte des Schmerzes direkt wieder auf sich selbst zurück übertrug.
„Deshalb habe ich meine Freundin nie geheiratet“, merkte Rodric daraufhin an, verstummte dann jedoch aufgrund des Blickes, den ihm Maria zuwarf. Im nächsten Moment musste er sich auch schon durch einen beherzten Sprung in Sicherheit bringe, als der Boden unter ihm aufbrach und mehrere Dornenranken daraus hervorschossen. Markas hatte keinerlei sichtbare Bewegung getätigt, was Rodric ein anerkennendes Nicken abverlangte.
„Nicht schlecht“, murmelte er, bevor er den Mund aufriss. Sein Kreischen erfüllte direkt wieder den gesamten Kampfplatz. Und es hatte direkt den gewünschten Effekt. Markas knurrte und verzog das Gesicht. Erneut begann alles um ihn herum zu verschwimmen. Rodric transformierte sich gleichzeitig in eine riesige Fledermaus und machte sich bereit anzugreifen. Jedoch wurde nun stattdessen er getroffen.. Eine Faust traf ihn von unten und trieb so sämtliche Luft aus seinen Lungen. Der Kopfgeldjäger landete mehrere Meter entfernt auf dem Boden und rappelte sich direkt wieder auf. Er hatte immer noch die Form einer riesigen Fledermaus.
„Solange du dich in einem Material aufhältst, scheinst du von meinen Schallangriffen in Sicherheit zu sein“, keuchte Rodric und sah Maria an. Dies sagte nichts, sondern grinste ihn nur an. Ihr Blick war auf etwas unter ihm gerichtet. Im nächsten Moment verschwamm die Welt um ihn herum, als er von einer Explosion getroffen wurde.
„Diese Samen sind wirklich nützlich“, meinte Maria und blickte auf die dunkelbraunen Kugeln in ihrer Hand.
„Pff die Früchte und Pflanzen, die du mit Linking erzeugen kannst, verblassen vor der Auswahl, die mir offensteht“, meinte Markas.
„Dafür kannst du nicht mit Materialien verschmelzen und auch nur die Eigenschaften annehmen, die ich gerade verwende.“ Markas wollte seiner Frau gerade antworten, doch dazu kam er nicht mehr. Stattdessen brachten sich beide in Sicherheit bevor der Boden unter ihren Füßen zerbarst.
„Immer noch beeindruckend, dass ihr meinen Voice Missiles Ausweichen könnt“, meinte Rodric. Er war ziemlich außer Atem, doch dafür hatte er auch mehrere Meter tiefe Krater im harten Pflasterstein des Platzes hinterlassen. Die Explosionen von zuvor hatten kaum sichtbare Spuren an ihm hinterlassen. Er hatte sich großteils wieder in seine Menschliche Form zurückverwandelt. Zwei ledrige Schwingen auf seinem Rücken, seine Fledermausohren und seine Klauenhände waren alles, dass noch an seine vorige Gestalt erinnerte.
„Ich muss zugeben, dass ich diesen Kampf genieße.“
„Ganz meine Meinung“, antwortete Markas und spannte seinen Körper an. Er hatte sein Oberteil ausgezogen und sein Oberkörper glänzte leicht aufgrund des Schweißes. Maria warf ihm immer wieder Blicke von der Seite zu, was ihm natürlich nicht entging und ihn nur noch mehr anspornte.
„Ich finde es ja toll, dass ihr eure Ehe noch frisch haltet, aber könntet ihr das bitte nicht auf meine Kosten machen“, meinte Rodric, als er dies registrierte, und feuerte weitere Voice Missiles auf seine Gegner ab. Während Maria jedoch nur auswich, startete Markas direkt einen Gegenangriff.
„Ich kann Maria ja nicht die ganze Arbeit alleine machen lassen“, schoss es ihm durch den Kopf, während er auf seinen Gegner zu stürmte. Markas holte gerade zum Schlag aus, als ihm sein Fehler bewusst wurde. Er war viel zu Nahe um einem weiteren Schallangriff zu entgehen. Dem Gesichtsausdruck seines Gegenübers entnahm er, dass diesem dies auch bewusst war. Mit einem breiten Grinsen feuerte Rodric eine weitere Voice Missile ab. Holz zersplitterte und der Kopfgeldjäger wirkte für einen Moment verdutzt, bevor er seinen Blick nach oben wandte. Markas befand sich über ihm. Der Samurai hatte die Zähne zusammengebissen und aus der Ferne konnte Rodric das Fluchen Marias hören. Markas war in letzter Sekunde ausgewichen, in dem er seinen Baumstamm aus dem Boden unter sich hatte sprießen lassen, der ihn mit voller Wucht ins Steißbein rammte und so in die Luft katapultierte. Obwohl er sich mitten in einem Kampf befand, konnte Rodric nicht anders als laut aufzulachen.
Das Lachen blieb ihm jedoch in der Kehle stecken, als er Markas nächste Aktion sah. Eine längliche Wurzel schoss aus dem Boden. Sein Gegner packte diese nun mit beiden Händen und riss sie über seinen Kopf. Der Boden des Platzes erzitterte und brach dann auf. Zum Vorschein kam eine gigantische Knolle von der Größe eines Mehrfamilienhauses. Mit einem Aufschrei schwang Markas diese nun über seinen Kopf und lies sie auf seinen Gegner niederfahren.
„Ich könnte hier wirklich umkommen.“ Rodric grinste und festigte seinen Stand. Seine Ohren zuckten. Blitzschnell legte er einen seiner Flügel um seinen Körper und schützte sich so vor den Explosionssamen, die Maria auf ihn schleuderte. Inzwischen füllte die Knolle sein gesamtes Gesichtsfeld aus. Im letzten Moment senkte er den Flügel und starrte direkt auf die Knolle.
„Voice Cutter!“ Wenige Zentimeter vor Rodrics Gesicht zersprang die Knolle in tausende kleine Stücke. Dann jedoch wurde alles für einen Moment schwarz, als Markas, der sich direkt hinter der Knolle befunden hatte, ihm eine schmerzhafte Kopfnuss verpasste. Der Kopfgeldjäger taumelte zurück und verlor das Gleichgewicht, als ihn etwas an den Knöcheln packte. Kaum war er auf den Pflastersteinen aufgeschlagen umschlangen ihn schon Marias Arme, die aus dem Boden wuchsen. Neben ihn blickte ihn das steinerne Gesicht der Frau grinsend an.
„Und wieder einmal hat mein Dickschädel den Sieg gebracht“, meinte Markas und stemmte selbstzufrieden seine Hände in die Hüften.
„Ihr zwei seid ein gutes Team. Einzeln hätte ich euch sicherlich besiegen können“, meinte Rodric anerkennend und lächelte.
„Ich mag euch. Würde Dillian nicht so gut bezahlen, könnte ich euch helfen.“
„Du kannst es trotzdem tun“, meinte Maria. „Leider besitze ich so etwas wie Ehre. Wenn ich einmal einen Vertrag mit einem Kunden abgeschlossen habe, verrate ich ihn nicht. Tut mir leid.“ Maria wollte den Mund öffnen, doch Markas schnitt ihr das Wort ab.
„Das kann ich respektieren. Trotzdem stehen wir auf verschiedenen Seiten. Deshalb können wir dich nicht einfach so wieder gehen lassen.“
„Wollt ihr mich ins Impel Down sperren?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob das Gefängnis die halten könnte. Außerdem hast du ja keine Verbrechen gegen die Weltregierung begangen.“
„Leider werden wir dich verhören müssen“, meinte Maria.
„Das könnte ein Problem sein. Ich bin nämlich sehr vergesslich müsst ihr wissen.“
„Ach wirklich?“
„Ja. Ich habe sogar vergessen zu erwähnen, dass ich gerade Kraft sammle. Die Umklammerung war nicht stark genug um zu verhindern, dass ich eine große Menge Luft in meiner Lunge sammeln konnte.“ Markas blieb ganz ruhig und nickte nur.
„Verdammt!“
„Voice Bomb!“
Als der Staub sich wieder legte, war von dem großen Platz vor der Bibliothek Albaco Islands nur noch ein Krater übrig. Markas klopfte sich etwas Schutt von den Schultern. Neben ihm stand Maria. Die Kleidung der Beiden war großteils zerfetzt, wodurch Markas einige Einblicke erhielt, die er sonst nur im Schlafzimmer genoss.
„Zum Glück haben alle Zivilisten das Weite gesucht. Sonst hätte es wirklich unschön werden können“, dachte er sich.
„Das ihr das großteils unbeschadet überstanden habt, spricht Bände über eure Stärke. Bis demnächst.“ Die riesige Fledermaus über ihnen zog noch einen Kreis über dem Platz und verschwand dann in den Wolken.
„Er hatte niemals vor uns zu töten“, sagte Maria und streckte sich.
„Genauso wenig wie wir“, antwortete Markas und nahm seine Frau in den Arm.
„Es war ein guter Kampf.“
„Der die Einwohner der Insel zu Tode erschreckt hat“, fügte Maria mit einem Blick auf die verriegelten Fenster hinzu.
„Ich hoffe Miyuki hat ihren Kampf gut überstanden.“
„Es geht ihr gut. Ich kann nicht glauben, dass mein Vater sie wirklich töten würde. Er muss etwas anderes gewollt haben.“
„Glaubst du das wirklich? Oder willst du es nur glauben.“ Markas sah Maria an und küsste sie dann.
„Wir werden die Wahrheit gleich herausfinden“, meinte er mit einem Blick auf das Schiff vor ihnen.
Kapitel 196: Ankunft des Drachen
„Ihr Fieber sinkt nicht.“
„Verdammt wie konnten wir nur so etwas zu lassen.“
„Das darf nicht wahr sein.“ Calia, Senghok und Maria riefen wild durcheinander, während sie um Miyukis Bett herum hetzten. Der Raum wurde nur von einigen Kerzen erhellt. Die Vorhänge waren zugezogen und die Luft war stickig. Trotzdem konnte man das Tosen des Sturmes draußen immer noch deutlich hören. Immer wieder wankte der gesamte Raum, wenn das Schiff ein weitere Welle bezwang. Hoffnungslosigkeit lag in der Luft. Denn mit jeder Sekunde wurde Miyuki Schwächer.
„Sie ist stark. Stärker als viele, aber auch ihre Kraft ist nicht endlos“, meinte Calia, während sie die Stirn ihrer Freundin mit einem Feuchten Waschlappen abtupfte. Senghok hielt die Hand seiner Tochter, während Maria sie untersuchte und gleichzeitig in ihren Büchern nachschlug.
„Ich habe keine Ahnung warum das Blut sie in diesem Maße beeinflusst. Es ist Gift für jedermann, doch für Miyuki scheint selbst die kleinste Dosis tödlich zu sein.“
„Es ist ihr komplettes Gegenteil. Das schwarze Blut verkörpert die Abstoßung unserer Welt und Miyuki ist unsere Welt. In einem gewissen Maße zumindest“, fügte Calia hinzu, während sie den Waschlappen aus wrang . Senghok schwieg, doch sein Gesicht verriet seine Besorgnis. Er lies Miyukis Hand zu keiner Sekunde los. Die Atmung der jungen Frau ging stoß weise. Unter ihren geschlossenen Liedern schienen sich ihre Augen frenetisch zu bewegen. Ein plötzlicher Krampf erfasste ihren Körper. Mit einem Aufschrei riss Miyuki die Augen auf und blickte ihre überraschten Freunde und ihren Vater an.
„Es tut mir leid“, stöhnte sie. Die Schmerzen, welche sie gerade fühlte, waren deutlich von ihrem Gesicht abzulesen. Es musste sie ihre ganze Kraft kosten zu sprechen.
„Es tut mir leid.“
„Ich verstehe nicht“, meinte Senghok.
„Was tut dir leid?“
„Miyuki bleib bei uns. Miyuki“, schrie Maria, als ihre Freundin die Augen verdrehte. Ihr Atmung war unregelmäßig und sie schien kurz davor zu sein zu kollabieren.
„Es gab keinen andern Weg.... Es tut mir leid“, keuchte Miyuki, bevor sie erneut das Bewusstsein verlor.
„Verdammt sie brennt förmlich“, meinte Calia. Schnell legte sie einen neuen, kühlen Waschlappen auf Miyukis Stirn.
„Ich frage mich nur, wofür sie sich entschuldigt hat.“
„Dafür haben wir jetzt keine Zeit Maria. Wir müssen meine Tochter retten. Ich werde nicht zulassen, dass ich auch noch die andere Frau in meinem Leben verliere.“
„Du hast Recht. Wir müssen Miyuki retten. Wir müssen Eva erreichen.“
Die Wolken waren so tiefschwarze, dass selbst die Blitze sie nicht vollends durchdrangen. Jede Faser seines Körpers sagte ihm, dass er die Augen zusammenkneifen, dass er Schutz suchen sollte, doch Markas hörte auf niemanden. Schon gar nicht auf seinen Körper. Mit einem wahnsinnigen Lachen riss er das Steuerrad herum, sodass der Bug des Schiffes eine weitere haushohe Welle traf. Ein weiteres Juchzen durchbrach das Tosen des Windes. Ein Frau balancierte breit grinsend auf der Reling. Ihr zwei langen, blauen Zöpfe flatterten im Wind. Megan breitete die Arme weit aus. „Komm schon. Komm schon. Komm schon“, schrie sie in den Sturm. Als Antwort traf sie eine mächtige Windhose und schleuderte die junge Frau quer durch die Luft. Gerade noch im letzten Moment packte sie eines der Taue, welche das Hauptsegel fixierten und verhinderte so in die tosende See zu stürzen.
„Wuhu!“
„Konzentriert euch lieber. Wir dürfen den Kurs nicht verlieren.“ Clayton hielt eine Hand schützend vor sein Gesicht um zu verhindern, dass seine Kapuze nach hinten gerissen wurde. Mit der Anderen hielt er die antike Steintafel, welche den Weg zu Eva wies, fest umschlungen. Er war das genaue Gegenteil von Megan. Ernst und konzentrierte blickte er auf das tosende Meer vor ihnen. Megan landete nun grazil neben ihm.
„Du bist lahm. Wenn ich schon nichts in die Luft jagen darf, dann will ich wenigstens...“ Sie kam nicht mehr dazu auszureden, da eine weitere starke Windböe über das Schiff hinwegfegte und Megan einen Satz machte um sich von ihr in die Luft wirbeln zu lassen. Mit einem freudigen Kreischen schlug die zierliche Frau mehrere Überschläge in der Luft und landete dann direkt neben Markas. Dieser blickte ernst auf den Wellen vor ihnen.
„Du weißt woher dieser Sturm kommt?“
„Natürlich. Es gibt keinen Zweifel, dass mein Vater dafür verantwortlich ist“, meinte der rothaarige Shichibukai und packte das Steuerrad fester. Seine Knöchel traten bereits weiß hervor. Ein weitere Welle traf das Schiff und die Gischt ging wie ein Sprühregen auf sie hinab.
„Ich hätte erwartet, dass du wütender sein würdest. Er ist immerhin dein Vater“, sagte Megan, nachdem sie das Salzwasser, dass sie soeben verschluckt hatte, wieder ausgehustet hatte. Markas nahm seinen Blick zu keiner Zeit von den Gefahren vor ihnen.
„Oh ich bin wütend, aber ich bin kein Kind mehr. Ich will auch seine Seite der Geschichte hören.“
„Die Version deines Vaters? So etwas hätte ich dir nicht zugetraut, aber ich habe auch nicht die beste Beziehung zu meinem Bruder, also was weiß ich schon.“
„Zu Verstehen warum er es getan hat, wird mir vielleicht helfen ihm zu vergeben. Irgendwann. Er ist schuldig, doch er verdient den Tod nicht. Auch wenn es ihm die Anderen vielleicht wünschen. Ich möchte nur wissen warum er es getan hat.“ Markas konzentrierte sich noch immer auf die See, doch er kam nicht umhin an die wenigen Treffen mit seinem Vater zurückzudenken. Was hatte diesen Mann so weit getrieben?
„Es ist ja schön und gut, dass ihr eure familiären Beziehungen diskutiert und überdenkt, aber wir befinden uns immer noch mitten in einem verdammten Taifun oder was auch immer“, schrie Clayton, nachdem ihn ein besonders große Welle, die das Schiff erschütterte, von seinen Füßen geholt hatte.
„Mach dir nicht in die Hosen Clayton Schätzchen. Das Lustigste kommt erst noch“, schrie Megan und blickte auf die See vor dem Schiff. Das Wasser schien lebendig zu sein. Es brodelte und wand sich.
„Verdammt“, knurrte Markas und festigte seinen Stand. Nun würde das Schiff beweisen müssen wozu es im Stande war. Das Wasser vor ihnen erhob sich. Es sah aus, als würden sich vor ihnen tausende Schlangen unter den Wellen winden.
„Hydrawellen. Verdammte Hydrawellen“, jauchzte Megan. Sie kletterte gerade zur Gallionsfigur des Schiffes und lies sich nun kopfüber davon hinunter hängen. Begeistert blickte sie auf das Chaos vor sich.
„Das wird ein Spaß. Ich glaub ja nicht, dass wir es schaffen.“
„Du musst dir ja auch keine Sorgen machen. Du hast ja keinen wirklichen Körper oder wie auch immer du das Ding nennst, in dem deine Seele steckt. Für dich kann Crowley ja einen Ersatz machen, wenn der hier kaputt geht.“
„Und woran setzt sich meine Seele währenddessen fest? Ich hab schon einmal in einem Kerl gesteckt und will das nicht wiederholen“, rief Megan, doch der Archäologe ignorierte sie und eilte stattdessen zu Markas hinauf.
„Mit Hydrawellen ist nicht zu spaßen. Wenn wir den falschen Kopf erwischen, werden sie uns in die Tiefe reißen.“
„Danke, dass du mir etwas offensichtliches erklärst. Ich segle nicht das erste Mal in der neuen Welt“, antwortete Markas. Sein Blick war auf die schlangenförmigen Wellen vor sich gerichtet. Sie wanden sich genau wie lebendige Wesen und tauschten andauernd die Plätze. Es war beinahe unmöglich die richtige Welle zu erwischen und dann auch auf ihr zu bleiben.
„Nur die besten Steuermänner und Navigatoren können mit Hydrawellen umgehen“, meinte Clayton und schluckte schwer.
„Ein Glück, dass ich gerade das Steuer in der Hand halte“, antwortete Markas grinsend. Im nächsten Moment begann der Ritt auf der Hydra.
„Warum tust du das?“ Katharina blickte Dillian Sr. an und schüttelte den Kopf.
„Weil es getan werden muss.“
„Ist dies deine Antwort für alles? Warum muss es getan werden? Wer hat gesagt das es getan werden muss?“ Ihr Gegenüber biss die Zähne zusammen und versuchte sie zu ignorieren, was jedoch nicht funktionierte, da Katharina nun vor ihn trat.
„Du bemerkst nicht einmal, dass du genau das tust, was du immer verflucht hast. Du spielst Gott.“ Dillian senkte merklich die Schultern.
„Letum wüsste was zu tun ist, doch er ist nicht mehr hier, also muss ich seinen Traum weiterführen. Was auch immer die Kosten sein mögen.“
„Was hat dir das Skelett gezeigt, dass es wert ist so weit zu gehen?“
„Er zeigte mir die einzige Zukunft für die ich bereit bin alles aufzugeben.“ Katharina schüttelt den Kopf. Ein Windstoß fuhr durch ihre langen, goldenen Haare. Sie schien zu wachsen, bis sie ihr Gegenüber um mehrere Meter überragte. Das weiße Kleid, welches sie trug, schien zu leuchten. Um sie schien sich eine Oase der Ruhe in der Finsternis des Sturms zu bilden.
„Du bedienst dich meiner Kräfte.“
„Ich tue was getan...“
„Ruhe“, schrie Katharina nun und unterbrach so Dillian. Ein Blitz traf ihn. Sein Brust wurde aufgerissen und schwarzes Blut strömte hervor.
„Ich wusste nie, dass diese von mir verlangt werden würde. Die Frau, die ich liebte zu opfern. Ich hatte keine Ahnung.“
„Hör auf zu weinen und stirb endlich“, schrie Katharina. Unzählige Blitze schlugen auf Dillian ein. Wie Monsunregen gingen sie auf ihn nieder. Markas Vater schrie auf.
„Ich werde nicht zulassen, dass du Miyuki tötest. Sie ist meine letzte Hoffnung.“
„Und ich werde nicht zulassen, dass du oder irgendjemand Miyuki benutzt. Auch wenn ich sie dafür töten muss.“
„STIRB!“
„Noch nicht.“ Eine Explosion durchbrach den Blitzangriff. Die Göttin wurde davon getroffen und auf die Wellen geschleudert über denen sie zuvor schwebte. Jeder Knochen ihres Körper schmerzte. Dillian Sr. schwebte über ihr. Ihn seiner Hand hielt er eine Whiskeyflasche, aus der er nun einen tiefen Schluck nahm.
„Ich werde sterben, doch noch ist diese Zeit leider nicht gekommen.“ Er leerte die Flasche nun und warf sie achtlos beiseite.
„Verdammt! Was soll ich tun. Ich hab keine Ahnung“, schrie er wütend gen Himmel. Fast als hoffe er eine Antwort zu erhalten. Doch sie kam nicht. Nur das Tosen des Sturmes, den er selbst geschaffen hatte, antwortete ihm.
„Scheiß drauf.“ Mit diesen Worten löste sich Dillian Sr. in Luft auf und verschwand. Katharina rappelte sich schwer atmend auf.
„Wollte er nur, so hätte er der wohl größte Gott von allen werden können.“ Ihr Blick war auf etwas in der Ferne gerichtet.
„Doch jetzt muss ich Miyuki retten. Sie wird der Schlüssel zu meiner neuen Unsterblichkeit sein.“
„Ich kann es kaum glauben“, keuchte Clayton. Seine Kleidung war vollkommen durchnässt und er klammerte sich mit aller Kraft an die Reling. Markas grinste nur. Sie hatten die Hydrawellen bezwungen. Hinter ihnen tobte der Sturm noch immer, doch am Horizont konnten sie einen goldenen Streif erkennen, der die pechschwarzen Wolken durchbrach. Megan schien ein wenig enttäuscht zu sein, dass ihr Spaß schon enden musste. Sie setzte sich schmollend neben Clayton, welcher davon nicht all zu begeistert schien.
„Kannst du nicht...“
„Nein“, schnitt Megan ihm das Wort ab und leckte dem Archäologen dann übers Gesicht.
„Was zum...“ Markas ignorierte das Geschrei und Gelächter, welches daraufhin folgte. Die Anspannung fiel merklich von seinem Körper ab, jetzt da sie den Sturm überwunden hatten. Wenn Claytons Angaben stimmten, dann würden sie in zwei Wochen erst die Insel erreichen. Er glaubte nicht, dass Miyuki so lange durchhalten würde. Zuerst sein Bruder und nun auch noch sein Vater. Ein bitteres Lächeln zierte Markas Gesicht.
„Auf die Familie ist wirklich kein Verlass.“
Die Tür zum Inneren des Schiffes wurde plötzlich aufgerissen. Aufgeregtes Geschrei drang daraus hervor.
„Was tust du Miyuki?“
„Hör auf damit.“
„Du bringst die um.“
„Verdammt leg dich wieder hin.“ Markas riss vor Überraschung die Augen weit auf. Miyuki trat an Deck. Sie zitterte und schien starke Schmerzen zu haben, aber doch stand sie aufrecht. Sie atmete schwer und jeder Schritt schien sie immense Kraft zu kosten, doch sie hielt nicht an bis sie die Mitte des Decks erreicht hatte. Langsam drehte sie sich nun um und blickte ihre Freunde und Begleiter an.
„Es tut mir leid.“ Alle Anwesenden horchten auf, als Miyuki sprach.
„Es tut mir aufrichtig leid, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Ich werde sterben bevor wir auch nur in die Nähe der Insel kommen. Deshalb habe ich diese Entscheidung getroffen.“
„Was meinst du damit?“, fragte Maria. Calia war die Erste, die seine Anwesenheit bemerkte. Entsetzt stolperte sie einige Schritte zurück und prallte gegen die Reling.
„Nein... Nein....Nein“, stotterte die Vizeadmiralin, während sie auf den Boden sank.
„Miyuki... wie konntest du nur.“ Die Anderen bemerkten ihn nun auch. Markas und Maria rissen schockiert die Augen auf. Megan neigte interessiert den Kopf. Clayton schien vollkommen überrumpelt zu sein. Und Senghok ballte die Fäuste. Sein Gesicht zierte purer Hass. Calia schluckte. Sie konnte ihren eigenen Wahnsinn spüren. Durch seine Präsenz wurde er nur noch verstärkt und riss an ihrem Bewusstsein.
„Du kannst nicht ewig davonlaufen. Weder von ihm noch von mir.“
Er war direkt hinter Miyuki erschienen. Seine Statur hatte ihr frühere Größe zurückerlangt. Kein Zeichen von Schwäche war zu sehen. Sein blutroter Umhang flatterte im Wind. Der Regen perlte an seiner tiefschwarzen Rüstung ab.
„Wenn meine Nichte mich um Hilfe bittet, komme ich natürlich. Immerhin kann ich nicht zulassen, dass Miyuki stirbt. Die Ehre des Mordes an ihr gebührt nämlich nur mir.“ Calia zitterte. Er war zurück. Sie hatte es befürchtet. Der Drache. Der Dämon. Das Monster. Clint Torino stand in voller Stärke vor ihnen.
Kapitel 197: King of Carnage
Das fahle Licht des Vollmondes warf seinen Schein auf die Insel vor ihnen. Vereinzelte schwarze Wolken zogen über das Firmament. Eine kühle Brise fegte über das Deck und brachte Torinos Umhang in Wallung. Er stand ruhig am Bug und blickte auf das Eiland, den Hass vollkommen ignorierend. Miyuki stand hinter ihm. Man sah ihr an, dass es ihre gesamte Kraft brauchte sich auf den Beinen zu halten. Doch trotz ihres katastrophalen Zustandes war sie sie die einzige Mauer, welche Torino schützte. Wäre sie nicht hier, hätten sich ihr Vater, Calia und Markas mit Sicherheit direkt auf Torino gestürzt. Und er hätte sie in der Luft zerfetzt. Dieser Mann war kein Krüppel mehr.
„Warum Miyuki?“ Die Fragen ihrer Freunde und ihres Vaters schmerzten sie, doch ihre Entscheidung kam dadurch nicht ins Wanken. Sie würde nicht sterben.
„Ihr solltet euch besser festhalten.“ Torino hatte sich kein einziges Mal umgedreht. Er würdigte die Anderen keines Blickes. Vor dem Schiff öffnete sich ein riesiges, schwarzes Loch. Ein Abgrund in eine andere Welt tat sich auf. Nun drehte sich Torino zum ersten Mal um und blickte in die hasserfüllten Gesichter, die ihn anstarrten.
„Ihr fragt warum? Weil Miyuki leben möchte. Und ihr könnt ihr diesen Wunsch nicht erfüllen.“
„Wie kannst du es wagen“, knurrte Senghok. Sein gesamter Körper leuchtete golden.
„Er hat Recht“, warf Clayton von der Seite ein. Der Archäologe stand über ein Fass gebeugt. Darauf hatte er die Schrifttafel platziert, die er gerade studierte. Seine Notizen lagen wie immer neben ihm. Bevor ihn die Anderen nun wegen seiner Aussage verurteilten, fuhr er fort.
„Ihr wisst es selbst. Wir können die Insel Evas niemals rechtzeitig erreichen.“ Clayton zeigte auf Clint.
„Er kann es.“ Die Endgültigkeit dieser Worte lies alle verstummen. Nur Torino brach in schallendes Gelächter aus.
„Er hat Recht. Wie fühlt es sich an? Der Mann, der deine Frau getötet hat. Der Mann, der eure Mutter vergewaltigt hat. Ich bin eure einzige Hoffnung.“ Er breitete die Arme aus.
„Wie stark ist euer Glaube an Miyuki. Könnt ihr für sie den Hass vergessen oder werdet ihr versuchen mich hier und jetzt niederzustrecken?“ Markas und Senghok machten beide einen Schritt nach vorne. Miyuki wollte sich zwischen sie und Torino stellen, doch sie tat es nicht. Stattdessen lies sie sich auf den Boden sinken. Schwer atmend starrte sie ihren Vater und Markas an.
„Ich vertraue euch“, dachte sie stumm und schloss die Augen. Torino blickte auf die beiden Männer vor sich an. Sein breites Grinsen brachte ihr Blut zum kochen. Er konnte es in ihren Augen sehen. Mit weit ausgebreiteten Armen stand er da.
„Was werdet ihr jetzt tun?“
Für einen Moment stand das Schiff still. Direkt vor ihnen ragte das schwarze Loch, der Eingang in Torinos Welt, in den Himmel.
„Ich muss sagen, dass ihr mich enttäuscht.“ Markas und Senghok warfen keinen Blick zurück. Sie hatten ihm den Rücken zugedreht. Genauso wie sie es ihren Rachegelüsten getan hatten.
„Ich ruhe mich etwas unter Deck aus“, meinte Markas zu seiner Frau und Senghok folgte ihm schweigend. Torino blickte nun Calia an, die immer noch zitternd an die Reling gelehnt war.
„Ihr Menschen überrascht mich immer wieder. Doch es ändert nichts an eurem Schicksal. Ihr werdet alle sterben.“ Bilder überfluteten plötzlich den Geist der Vizeadmiralin. Der tote Alte, ein gefallen Arthur, tote Menschen, eine Welt ohne Menschheit und zuletzt das Bild eines einsamen, schneebedeckten Gipfels. Dort auf dieser Bergspitze stand Clint Torino. Er hatte die Augen geschlossen und genoss den Wind. Und zum ersten Mal sah er glücklich aus.
„Ein Welt ohne Menschen. Ohne Falschheit. Ohne Täuschung. Ohne Leid. Und vor allem ohne Leute wie dich“, meinte Torino und blickte einen überraschten Clayton an. Das Schiff trat nun in die Dimension ein. Alles um sie herum löste sich auf, bis sie in einer reinen, absoluten Finsternis schwebten. Doch auch wenn sie nicht sahen, so hörten sie es doch.
Ohrenbetäubend!
Bis auf Miyuki und Torino waren alle Anwesenden gezwungen sich die Ohren zuzuhalten.
„Warum bringst du uns hier vorbei?“, fragte Miyuki schwer atmend.
„Damit sie es sehen können“, meinte Torino.
„Wovon... oh Gott.“ Maria hatte die Augen weit aufgerissen. Über ihnen befanden sich zwei Herzen.
„Was ist das?“
„Das sind Miyukis und mein Herz. Wie denkst du ist es ihr sonst möglich meine Kräfte einzusetzen.“ Die Herzen schienen einfach in der Luft zu schweben, doch bei genauerem hinsehen konnte man zwei Membrane erkennen, welche die Organe umgaben.
„Die Membrane schützen die Herzen. Sie können nur auf zwei Arten aufgelöst werden. Entweder der Besitzer erlaubt es oder er stirbt.“
„Das heißt...“
„Wer von uns Zwei den Anderen tötet bekommt das Herz“, beantwortete Miyuki Marias Frage. Sie war nun aufgestanden und blickte ebenfalls hinauf.
„Das Herz?“ Maria wollte gerade nachhaken, als sie einen genaueren Blick auf die zwei Herzen über sich warf. Es verschlug ihr die Sprache.
„Die Herzen wachsen zusammen.“
„Am Ende wird nur Eines übrig bleiben. Das Herz des wahren Beschützers dieser Welt“, sagte Torino, bevor sie die Dimension wieder verließen.
Frische Luft füllte ihre Lungen. Das kühle Wasser spritzte auf das Deck, als das Schiff wieder im Meer aufschlug. Der Vollmond stand noch immer am Himmel. Jedoch befanden sie sich nicht mehr in den Gewässern um Albaco Island. Stattdessen ragte vor ihnen ein Turm in den Himmel.
„Solch ein Gebäude. Ich habe noch nie davon gehört“, stotterte Maria.
„Natürlich nicht. Dieser Turm existiert auf keiner Landkarte. Ohne die richtigen Koordinaten von Clayton wäre es selbst für mich unmöglich ihn zu finden“, sagte Torino. Ein plötzlicher Windstoß fegte über das Deck des Schiffes.
„Es sieht so aus, als hätte sie uns bemerkt.“
„Sie?“, fragte Maria. Torino zeigte nur auf den Turm.
„Eva!“ Unzählige Lichtblitze überzogen plötzlich das riesige Gebäude.
„Mündungsfeuer“, knurrte Clayton und ging direkt hinter Maria in Deckung. Mit zusammengekniffenen Augen wartete er auf einen Einschlag, der niemals kam. Blinzelnd öffnete er die Augen wieder und atmete erleichtert aus, als er den klaren Nachthimmel über sich sah. Keine Kanonenkugeln warfen ihre unheilvollen Schatten auf das Schiff. Stattdessen war die Luft um sie herum mit schwarzen Portalen durchzogen. Torino lachte lauthals.
„Ich werde diese Insel auseinanderreißen.“ Sein Blick wanderte zu Miyuki, die auf den Boden vor ihm zusammengesunken war. Sie hielt sich die Brust und atmete schwer.
„Versuch währenddessen nicht zu sterben. Nur ich darf das Leben aus dir herauspressen.“
„Ich werde nicht sterben! Weder jetzt noch später.“ Torino antwortete auf ihre Worte nur mit einem Kichern, bevor er sich mit einem Satz von Deck abstieß.
Dieser Turm war eine Legende. Ein weißer Fleck in der Geschichte. Niemand erinnerte sich an ihn. Er existierte auf keiner modernen Landkarte und niemand der einen Fuß hinein setzte, kehrte jemals wieder zurück. Drohend ragte das weiße Marmorgebilde hunderte Meter in die Luft. Wasserfälle stürzten aus zahlreichen Öffnungen an der Seite. Von draußen hörte man nur ein leises Wispern. Etwas Gigantisches arbeitete im Innern dieses Gebildes. Im Innern war der Lärm ohrenbetäubend. Das metallische Klirren tausender Hämmer die im gleichen Takt niederschlugen. Das Rattern von unzähligen Zahnrädern. Das Gluckern von riesigen Pumpen. Alles vermischte sich zu einem höllischen Lärm. Flüssiges Feuer stürzte in riesigen Mengen in die Tiefe und traf auf gigantische Wasserbecken. Alles war andauernd in heißen Dampf gehüllt. Zischen, rattern, gluckern, hämmern. Dies war die Umgebung in der die Wächter des Turmes geboren wurden. Hier wuchsen sie auf. Von dieser höllischen Umwelt wurden sie geformt. Sie kannten nichts anderes. Der Turm versorgte sie mit Nahrung und Unterkunft. Er war ihre Welt. Er war ihr Gott. Und für ihn waren sie bereit zu sterben.
Der Boden unter seinen Füßen bekam Risse als Torino darauf landete. Sein Umhang flatterte im Wind. Seine dunkle Rüstung verschmolz mit der Finsternis der Nacht. Nur sein kaltes, emotionsloses Gesicht war zu sehen. Doch diese Maske würde schon bald bröckeln. Ein flüchtiges Grinsen erschien auf seinen Lippen, als er die ersten Wächter sah. Sie waren vollkommen Nackt. Alles was sie trugen waren ihre Waffen. Hämmer, Schwerter, Speere. Aus den Überresten der Maschine im Innern gefertigt. Sein Blick schweifte über Männer, Frauen und Kinder. Alle trugen denselben entschlossenen Gesichtsausdruck. Zwei junge Männer erschienen plötzlich zu seinen Seiten. Ihre Geschwindigkeit war übermenschlich. Im nächsten Moment fielen ihre leblosen Körper zu Boden, während Torino ihre abgerissenen Köpfe in den Händen behielt. Eine Explosion traf seinen Körper. Er kam nicht dazu sich zu erholen, da weitere folgten. Sein gesamter Körper war in Rauch gehüllt, doch er wankte zu keine Sekunde. Er kannte Schmerz, doch diesen hieß er willkommen.
„Blut... Ich werde mich an euch laben“, knurrte Clint und machte einen Schritt nach vorne. Die Wächter wichen geschlossenen zurück. Torinos Gesicht schälte sich aus dem Rauch der Explosionen. Ein großer Teil davon war zerfetzt. Sein linkes Auge hing zur Hälfte aus seiner Höhle. Die Haut war verbrannt oder zum Teil vollkommen verschwunden. Doch sein Grinsen war nur breiter geworden. Sein intaktes Auge funkelte vor Wahnsinn. Es war auf den Schützen am Ende der Treppe vor ihm fixiert. Im nächsten Moment wurde der Mann von mehrere schwarzen Armen, die um ihn herum aus dem nichts erschienen waren, zerfetzt. Blut besudelte den weißen Marmor und die anderen Krieger um ihn. Schockiert betrachteten sie ihren gefallenen Freund, bevor sie sich mit verstärkter Entschlossenheit wieder Torino zu wandten. Dieser lachte immer noch, obwohl er unglaubliche Schmerzen fühlen musste.
„Ihr seid nichts weiter als Schlachtvieh“, knurrte der Wahnsinnige, während sich eine schwarze Membrane über seinen Körper legte. Als sie wieder verschwand, war Clint vollkommen genesen. Mit einem Aufschrei stürzten sich die Krieger nun auf ihn. Ihre Bewegungen waren mit dem Auge kaum zu verfolgen. Ihre Angriffe präzise und schnell. Sie waren es gewohnt mit Menschen zu kämpfen, welche die Raue See der neuen Welt bereisten. Doch trotzdem zögerten sie nun, als die Einzelteile der ersten Angreifer auf sie niederregneten. Das wahnsinnige Lachen Torinos übertönte sogar den Lärm des Turmes. Seine Augen schienen zu glühen, während er die Wirbelsäule eines Angreifers in den Händen hielt und sie wie eine Peitsche gegen die Frau des Mannes schwang.
„Gebt mir euer Blut. Kommt! Attackiert mich!“ Mit einem Satz landete er vor einer Gruppe Frauen, die mit Bögen bewaffnet waren. Jetzt da sie freie Schussbahn hatten zögerten sie keine Sekunde. Seine Rüstung wehrte die meisten Pfeile ab, doch einige durchdrangen die schwach gepanzerten Stellen. Sein Blut quoll unter dem schwarzen Metall hervor, doch dies schien sein Gelächter nur noch zu beflügeln. Ohne die Hilfe seiner Teufelskraft und nur mit seinen Armen riss er den Frauen die Schädel ab. Alles um ihn herum verschwamm und verschwand unter einem roten Vorhang des Blutes.
„Mehr... Gebt mir mehr.“ Er wandte sich den weiteren Verteidigern zu. Viele hatten den Willen zum Kampf verloren. Vor ihnen stand ein Mann, der inzwischen von Kopf bis Fuß in Blut getaucht war. Lachend tötete er. Die Verteidiger waren es gewohnt gegen Menschen zu Kämpfen, doch diese Kreatur vor ihnen konnte wahrlich nur als Monster bezeichnet werden.
„Gefällt es dir? Liebst du es nicht?“ Calia schüttelte vehement den Kopf, aber natürlich half es nichts. Immerhin war die Person, die zu ihr sprach, sie selbst.
„Etwas das zerbrochen ist, kann nie wieder ganz werden. Risse bleiben stets zurück. Warum verleugnest du dich selbst? Du liebst Blutvergießen. Du liebst was Torino tut.“
„Ich hasse Torino“, knurrte sie, doch ihr Wahnsinn hörte gar nicht zu, sondern fuhr unbeirrt fort.
„Du liebst es noch immer anderen Menschen schmerzen zuzufügen. Wo Miyuki heilt, möchtest du zerstören.“ Calia blickte auf. Hier in ihrer Vision konnte sie sehen und alles was ihr Sichtfeld gerade ausfüllte war die verzerrte Fratze ihres eigenen Wahnsinn.
„Du kannst mich nicht ewig einschließen. Du kannst dich nicht ewig vor mir verstecken. Ich werde dich kriegen.“
„Niemals.“ Calia sprang auf. Die Vision, welche Torinos derzeitiges Handeln zeigte, verschwand und nichts als Dunkelheit blieb zurück. Diese Finsternis wurde nun von einem Lichtstrahl durchbrochen. Calia trat hinein. Sofort wurde sie von Wärme erfüllt. Furchtlos starrte sie die Verkörperung ihres Wahnsinns an.
„Wenn Miyuki das Licht ist, so bin ich die Finsternis. Aber das ist in Ordnung.“ Calias blondes Haar schien im Licht regelrecht zu leuchten.
„Ich werde nicht aufgeben. Ich werde nicht gegen dich verlieren. Ich werde niemals aufgeben. Selbst wenn ich die Finsternis bin, so werde ich doch an Miyukis Seite im Licht stehen.“
„Wir werden sehen.“
„Was zur Hölle.“ Allen bis auf Markas hatte es die Sprache verschlagen. Die Stücke der Menschen, die diesen Turm verteidigt hatten, lagen überall verstreut. Männer, Frauen und Kinder. Torino hatte vor nichts halt gemacht. Und jetzt stand er am oberen Treppenabsatz neben dem Eingang zum Turm und grinste wahnsinnig auf sie hinab. Miyuki wurde von Maria und Calia gestützt. Sie blickte nun ebenfalls zu ihrem Onkel auf.
„Es gab leider keine andere Möglichkeit. Es tut mir leid. Alles was ich euch als Entschuldigung anbieten kann, ist das Versprechen mich eines Tages um ihn zu kümmern.“ „
Je früher dieser Tag kommt desto besser“, meinte Markas und schüttelte angesichts der zahllosen Leichen traurig den Kopf. Megan baute gerade mit kindlicher Freude aus Leichenteilen einen Turm. Clayton stand neben ihr und warf der blauhaarigen Frau einen angewiderten Blick zu.
„Lass den Unsinn.“
„Ihr kommt hierher, tötet meine Beschützer und entweiht ihre Leichen.“
„Tu nicht so als ob du wütend wärst Eva. Diese Menschen waren dir vollkommen gleichgültig.“, sagte Torino ohne sich zu der Frau hinter ihm umzudrehen. Die Anderen starrten sie nur überrascht an. Kurze schwarze Haare. Grüne Augen. Eva glich Miyuki bis aufs Haar. Alle, außer Torino, starrten die Frau nur perplex an. Clint drehte sich nun um und schritt gelangweilt durch Eva hindurch. Die Illusion flimmerte kurz, bevor sie sich wieder festigte.
„Das war aber nicht sehr nett“, meinte sie und stemmt die Hände in die Hüften.
„Du kennst also mein Geheimnis“, fuhr sie fort. Torino nickte nur.
„Als Diener des Alten weiß ich alles über dich.“ Er klopfte gegen die Außenmauer des weißen Turmes.
„Das alles hier bist du. Die Maschine, die in der Lage ist das schwarze Blut zu läutern!“
Kapitel 198: Evas Geschichte
„Ich kannte meinen Vater kaum.“ Das Feuer war bereits herunter gebrannt. Nur einige Glutreste erhellten den Raum spärlich. Schatten tanzten an der Decke, doch auch sie verschmolzen langsam mit der Dunkelheit. Es war stickig, doch nicht unangenehm. Ein behagliche Wärme erfüllte sie. Sie fühlte sich... geborgen.
„Jedoch wusste ich, dass er mich liebte. Mehr als alles in der Welt.“ Evas Blick durchdrang sie, während Miyuki ihren Worten lauschte.
„Ich denke dies war das Problem.“
Miyuki setzte sich auf und sah sich um. Sie spürte keinerlei Schmerzen. Um genau zu sein spürte sie ihren Körper überhaupt nicht.
„Wo bin ich?“
„In mir.“ Eva antwortete lapidar, während sie ein Holzscheite nachlegte um das Feuer erneut zu entfachen. Miyuki sprang währenddessen auf die Beine. Noch immer spürte sie überhaupt nichts. Sähe sie nicht ihre Hand vor Augen und wäre sie nicht in der Lage Dinge anzufassen, sie wäre sich ihrer körperlichen Existenz nicht bewusst gewesen.
„Was bin ich?“
„Du bist ein Geist, aber hier bist du Real, da wir uns nicht in der Realität aufhalten.“
„Was?“ Miyuki verstand nicht. Verwirrt starrte sie auf Eva, die immer noch vor dem wieder entfachten Feuer kniete.
„Du bist in mir“, antwortete die Tochter Adams gelassen.
„Ich rette gerade dein Leben. Reinige dein Blut. Deshalb sind unsere Seelen gerade verbunden“, fuhr sie fort, da Miyuki immer noch nicht verstand. Langsam stand sie auf und blickte ihr Gegenüber nun an. Es war als würden sie sich in einem Spiegel betrachten. Sie glichen sich wie ein Haar aufs Andere. Miyuki schüttelte den Kopf. Langsam schritt sie zum Fenster und stieß es auf. Kalte Luft erfüllte den Raum und vertrieb die stickige Atmosphäre. Die Gardinen wurden von dem plötzlichen Luftstoß wild durcheinandergewirbelt und das Feuer flackerte hell auf. Schatten tanzten erneut über die Decke des Raumes.
„Ich weiß, dass es auf den ersten Blick unglaublich wirkt...“
„Ich habe schon so viel erlebt. So etwas überrascht mich in keinster Weise“, antwortete Miyuki. Jedoch drehte sich nicht um, sondern starrte auf etwas das außerhalb der Mauern des Raumes lag.
Durch das Fenster starrte sie auf ein kaltes Feld in einer klaren Winternacht.
„Viel mehr möchte ich wissen, was es hiermit auf sich hat.“
„Wir sind verbunden. Deshalb kannst du in meine Seele blicke und ich in die Deine.“ Instinktiv kreuzte Miyuki die Arme vor ihrer Brust, obwohl es natürlich nichts half.
„Ach bitte. Du hast geliebt und dir wurde das Herz gebrochen. Mehr ist da nicht“, meinte Eva und stellte sich neben ihr Ebenbild. Gemeinsam blickten sie hinaus auf das Feld und die Szene, welche sich dort abspielte. Ein Mann saß neben seiner kleinen Tochter und betrachtete die Sterne. Er wirkte müde, doch wann immer er seine Tochter ansah, verschwand all dies aus seinem Gesicht. In der Entfernung konnte Miyuki eine Frau erkennen, welche unter einem Baum wartete. Sie näherte sich jedoch zu keiner Zeit, sondern blieb geduldig in der Entfernung stehen.
„Wie geht es deiner Mutter?“ Das kleine Mädchen ging auf die Frage ihres Vaters nicht ein. Stattdessen plapperte sie unablässig von ihren Erlebnissen mit ihren Freunden. Den Abenteuern, die sie in den Wäldern und Wiesen der Insel erlebte.
„Ach und Mama geht es auch gut“, fügte sie am Schluss noch beiläufig hinzu. Der Mann hatte sie die ganze Zeit mit einem Lächeln angesehen. Er unterbrach sie nicht, sondern lauschte verständnisvoll. Miyuki konnte von seinem Gesicht ablesen, dass er jede Sekunde genoss.
„Das war das letzte Mal, dass ich für über zehn Jahre sah.“ Evas Blick war melancholisch, während sie ihr früheres Ich betrachtete.
„Er verschwand und kehrte zurück um die Kriege zu beenden, welche zu der Zeit tobten. In eine rote Rüstung gewandt war er die Inkarnation des Krieges. Er war zum Krieg geworden und solang er existierte würden die Kriege niemals enden. Eine grausame Ironie. Durch sein Eingreifen hielt er die Kriege am Leben. Er gab den Menschen nur einen neuen Feind. Und neue Ziele.“
Die Szene änderte sich und zeigte ein zerstörtes Dorf. Eine junge Frau kämpfte sich unter den Leichen hervor. Tränen erfüllten ihre Augen, als sie auf die Leiche ihrer Mutter blickte. In ihren letzten Momenten hatte sie ihre Tochter als Schild geschützt. Eva fiel auf die Knie und schluchzte bitterlich.
„Ich hatte alles verloren. Meine Freunde, meine Familie... nur mein Vater blieb mir noch“, meinte die Version Evas, welche neben Miyuki stand.
Ein weiteres Mal änderte sich die Szene vor ihnen. Eine erwachsene Eva saß vor einem kleinen Teich. Beiläufig warf sie Steine ins Wasser. Sie schien auf jemanden zu warten. Plötzlich schreckte sie hoch und sah sich um. Nun hörte Miyuki es auch. Das rhythmische Aufsetzen eines Gehstockes,welches sich langsam näherte. Miyuki kannte den Mann. Sie hatte ihn schon einmal in einer Vision gesehen. Sein weißer Bart wippte leicht bei jedem seiner Schritte.
„Eva“, meinte der Alte nun und lächelte.
„Vater“, sagte die Angesprochene und warf sich dem Alten um den Hals.
„Es tut gut dich noch ein letztes Mal zu sehen.“
„Vater...“ Er gebot ihr zu schweigen.
„Wir wollen heute nicht über die Zukunft reden, sondern die Gegenwart genießen.“ Sie ließen sich am Ufer des kleinen Teiches nieder. Umgeben von der Natur. Adam schloss die Augen und genoss die Stille.
„Dies ist was ich mir stets für dich gewünscht habe. Genieße was dir diese Welt bietet. Ohne Hass und ohne Leid. Ich werde diese Welt ein letztes Geschenk machen, doch in erster Linie ist es ein Geschenkt an dich.“
„Jetzt sprichst du doch von der Zukunft“, antwortete Eva lachend. Doch in ihren Augenwinkeln konnte Miyuki auch Tränen erkennen. Ohne zu zögern umarmte sie ihren Vater. Dieser war für eine Sekunde überrascht, bevor auch er seine Arme um sie legte. Er sah sie dabei jedoch nicht an, sondern blickt stattdessen in die Ferne.
„Bitte verlass mich nicht.“ Er konnte nicht antworten. Er wollte seiner Tochter diesen Wunsch nicht abschlagen, doch er wusste, dass er ihn nicht erfüllen konnte.
„Ich liebe die Eva. Mehr als alles andere. Mehr noch als diese Welt.“ Er seufzte und schob sie von sich weg. Nun blickte er ihr zum ersten Mal direkt in die Augen.
„Deshalb tue ich dies alles. Ich will nicht, dass du gezwungen bist meine Bürde zu tragen und ich will nicht, dass du in einer Welt voller Hass lebst. Ich will das du frei bist.“ Bei diesen Worten lachte die Version Evas neben Miyuki bitter.
„Ich war niemals frei und werde es nie sein.“ Die Beiden lauschten den Worten der vergangenen Version Evas und Adams noch etwas länger. Es war nichts besonderes. Nur ein Vater, der mit seiner Tochter sprach. Trotzdem war es wichtig.
„Im Endeffekt sind es solch banale Ereignisse, welche die Zukunft unserer Welt nachhaltig formen. Sie sind das Fundament, welches allen weltumspannenden Taten zu Grunde liegt“, seufzte Miyuki und betrachtete Vater und Tochter lächelnd.
„Genau.“
„Ist es dies was du mir zeigen wolltest?“ Evas Antwort bestand aus einem Kopfschütteln.
„Ich war niemals wirklich frei. Deshalb erkenne ich, wonach ich mich stets gesehnt habe ohne es zu wissen.“
Die Szene änderte sich erneut.
„Du gehörst mir!“ Miyuki musste die Hände auf die Ohren pressen. Vor ihr kniete Eva. Sie konnte ihr Gesicht nicht erkennen, doch hörte das Schluchzen der Frau deutlich. Eva wirkte älter. Ihre Haare waren bereits ergraut und ihre Statur schien ein wenig geschrumpft zu sein.
„Die Last des Alter macht vor niemanden halt. Weder vor mir noch vor meinem Vater. Man kann dem Tod nicht ewig entgehen. Jedoch kann man ihn aufschieben. Doch dies hat seinen Preis.“ Der Blick der Version Evas neben Miyuki war auf die Frau gerichtet, die über ihnen allen thronte. Die Luft um sie schien elektrisch geladen. Immer wieder wurde sie von Blitzen durchzuckt. Blitzen, welche von Katarina ausgingen. Miyuki hatte das Gefühl diese Frau zu kennen, auch wenn sie sie noch nie gesehen hatte. Trotz des Sturmes, der um sie tobte, wurde sie davon in keinster Weise beeinflusst. Ihr goldenes Haar ruhte, zu einem Zopf gebunden, auf ihrer Schulter. Nicht das leiseste Lüftchen schien sie zu erfassen.
„Es ist das beste für die Menschen.“ Katarinas Stimme war kalt und ohne jegliche Emotionen.
„Und was ist wenn ich nicht will. Was ist wenn ich leben will“, schrie die kniende Eva. Die Version neben Miyuki wandte den Blick ab. Sie bebte sichtlich. Miyuki konnte jedoch die Augen nicht von der Szene vor sich nehmen. Eva sprang auf und schrie. Blutrunen, die auf ihre Handrücken tätowiert waren, erstrahlten hell. Miyuki kniff die Augen zusammen, schloss sie jedoch nicht. Der grelle Lichtblitz hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde an, danach fiel Eva wieder auf die Knie. Die Blutrunen auf ihren Handrücken waren verschwunden. Stattdessen befanden sich dort nun zwei Brandwunden.
„Dein Vater hat dir einige Tricks beigebracht wie ich sehe.“ Katarina kickte Eva ins Gesicht, wodurch die Frau auf den Rücken geworfen wurde.
„Doch ich habe die Blutmagie erschaffen. Du bist nichts für mich. Es ist bedeutungslos was du willst. Du bist ein Werkzeug Eva. Ein Werkzeug zur Rettung diese Welt und der Erschaffung eines Utopias. Dein Vater nahm meine Hand nicht, als ich sie ihm darbot. Ich werden Fehler jemanden wählen zu lassen nicht erneut begehen.“ Eva schrie auf, als Katarina ihr die Hand auf die Brust presste.
„Die Maschine ist bereit. Nun fehlt nur noch deine Seele um sie in Betrieb zu nehmen!“
„Verstehst du es nun?“, fragte Eva neben ihr nun. Als Miyuki nicht antwortete fuhr sie fort.
„Wir sind komplett verschieden. Du solltest eigentlich nicht existieren.“ Miyuik starrte die Frau an. Sie verstand nicht.
„Adam lebt noch. Weshalb bist du dann auch hier? Weshalb existierst du, wenn der erste Wächter noch lebt? Weil du die Wahl hast.“ Sie befanden sich wieder im Raum am Anfang.
„Du musst nicht in die Fußstapfen meines Vaters treten. Du hast die Wahl. Etwas, welches ich niemals hatte. Mein Vater entschied, dass ich die Welt sehen und genießen sollte. Mein Vater fällte die Entscheidung, dass ich niemals seine Nachfolge als Wächterin antreten sollte. Katarina zwang mich in diese Existenz. Ich konnte niemals tun was ich wollte.“
„Dann frage ich dich jetzt. Was wolltest du tun?“
„Ich wollte kämpfen. Die Welt... sie hat mich nie interessiert. Ich wollte kämpfen. Für mein Heimatland und meine Familie.“ Eva starrte Miyuki durchdringend an, bevor sie einen Blick zur Decke warf. Einer Decke, die nicht vorhanden war. Stattdessen erstreckte sich der unendliche Sternenhimmel über ihnen.
„Und jetzt... Jetzt möchte ich einfach nur noch weiterziehen.“
„Du willst sterben?“
„Was ist so schlimm daran?“
„Es...“ Miyuki hielt inne. Eva sah sie an und in ihrem Blick erkannte sie, dass diese Frau abgeschlossen hatte.
„Ich rette dich nicht aus Selbstlosigkeit. Ich möchte, dass du mir die Möglichkeit gibst, diese letzte Entscheidung in meinem Leben selbst zu fällen.“
„Wie lange müssen wir noch warten?“ Megan balancierte gelangweilt über mehrere sich drehende Zahnräder. Eine falsche Bewegung und sie würde zerquetscht werden.
„Kann sie einer mal dazu bringen solchen Unsinn zu lassen“, nörgelte Clayton, während er in seinem Notizbuch las.
„Warum liest du in deinem eigenen Notizbuch? Das ist genauso Unlogisch wie die Aktionen, für die du mich immer verurteilst.“ Clayton öffnete den Mund, doch dann schloss er ihn wieder und lief etwas rot an, als er bemerkte, dass er Megans Frage nicht entwaffnen konnte.
„Ach stirb doch einfach“, knurrte er schließlich beleidigt.
„Bin ich schon einmal. Ist langweilig.“ Megan landete neben dem Archäologen und wickelte ihre langen, blauen Zöpfe um seinen Hals.
„Ach komm Clayton Schätzchen. Gegensätze ziehen sich an. Ich mag dich“, meinte sie mit einem Zwinkern.
„Lass das jetzt“, knurrte ihr Gegenüber nur, war aber nicht in der Lage sich loszureißen. Die Anderen ignorierten das Geschrei der Zwei. Stattdessen waren sie vollkommen auf Clint Torino fixiert, der gerade aus einem der Fenster des Turmes hinaus blickte.
„Warum bist du hier? Ich werde nicht zulassen, dass du Miyuki attackierst sobald sie genesen ist“, meinte Senghok und starrte den Rücken des Mannes voller Hass an.
„Miyuki interessiert mich nicht mehr. Fürs Erste zumindest.“
„Was...“ Markas Frage wurde durch den Einschlag eines Blitzes in Torino unterbrochen. Die Explosion zerfetzte die Außenmauer des Turmes und schleuderte alle Anwesenden zurück. Markas war der Erste, der wieder auf den Beinen war.
„Du scheinst ein wahres Stehaufmännchen zu sein junger Devlion“, sagte eine wohlklingende Frauenstimme.
„Doch keine Angst ich bin nicht eure Feindin.“ Katarina war urplötzlich inmitten des Raumes erschienen. Sie lächelte die Anwesenden freundlich an.
„Wer bist du?“, knurrte Calia nun.
„Oh die junge Seherin. Überrascht es dich, dass ich außerhalb deiner Reichweite liege?“
„Das beantwortet meine Frage nicht.“ Katarina kicherte und schüttelte den Kopf.
„Ihr seid solch ungestüme Kinder. Ich bin nicht eure Feindin. Ich bin hier um Miyuki zu helfen. Immerhin bin ich Gott.“
„Ich habe in meinem Leben schon genug Götter getroffen. Auf einen weiteren kann ich getrost verzichten.“ Katarinas Augen wurden kalt, als Markas diese Worte aussprach.
„Deine Frau ist selbst ein Akt eines selbsternannten Gottes und habt ihr nicht selbst Gott gespielt, als ihr eure Tochter erschaffen habt.“
„Du verdammte...“, knurrte Markas und ballte die Hände zu Fäusten. Sein Körper zitterte vor Wut. Maria ging es genauso.
„Sensibles Thema?“, meinte Katarina und lachte abschätzig.
„Ich wiederhole mich noch einmal. Ich bin nicht eure Feindin, doch wenn ihr euch mir widersetzt, werdet ihr das Schicksal aller Ketzer teilen.“ Sie hob die Hand. Von einer Sekunde auf die Andere war die Luft elektrisch geladen.
„Ich kann es kaum erwarten.“ Katarina schrie vor Schmerz und Überraschung auf, als sie von einer Faust in der Rücken getroffen wurde. Die Gestalt, die sie soeben angegriffen hatte, lachte röchelnd. Torino war vollkommen verkohlt, doch er tat nun einen Schritt durch eines seiner Portale und kam keine Sekunde später vollkommen genesen wieder heraus.
„Wenn du wirklich dachtest, dass dieser Angriff mich töten würde, bist du noch verblendeter, als ich dachte.“
„Du bist ein Monster Torino. Ich hätte dich schon viel früher vernichten sollen.“
„Ich glaube nicht, dass du dies kannst.“
„Du bist nur eine Puppe des Alten. Vom Wahnsinn zerfressen.“ Torino warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals.
„Egal was du denkst, oder was ihr alle glaubt. Lasst mich euch eines sagen.“ Er drehte den Kopf und sah alle Anwesenden durchdringend an.
„Ich weiß exakt was für Auswirkungen meine Taten hatten und haben werden. All das Leid, welches ich verursacht habe. All die Schmerzen. Ich sage es hier und jetzt. Ich bereue nichts von alle dem. Die einzigen Abscheulichkeiten, welche ich bereue, sind diejenigen, die ich nicht begangen habe. Aber dafür ist ja noch Zeit nachdem der erste Gott mir zum Opfer gefallen ist.“
Kapitel 199: Wiedergeburt
Die Erde bebte, doch er blieb ganz ruhig. Es fiel Calia schwer zu begreifen was sie sah. Senghok hielt Wache. Zu keinster Zeit hatte er Anstalten gemacht in den Kampf einzugreifen.
„Warum?“ Sie konnte es nicht verstehen. Entgeistert packte sie den ehemaligen Großadmiral am Kragen. Dieser blickte die auf den Zehenspitzen stehende Frau an und schüttelte den Kopf.
„Ich würde nichts lieber tun, als mich in den Kampf zu werfen, doch ich bin weise genug um zu erkennen, wo ich jetzt mehr gebraucht werde.“ Ein weiteres Erdbeben erschütterte den Turm. Mörtel und kleinere Bruchstücke der Decke regneten auf sie herab. Hinter Senghok befand sich die Kammer, welche das Zentrum der gigantischen Apparatur darstellte, aus der sich der Turm zusammensetzte. Und in dieser Kammer lag etwas, dass er um jeden Preis beschützen würde.
„Clint wird eines Tages sein Schicksal ereilen. Ich vertraue auf Miyuki.“ Calia wirkte überrascht, aufgrund der Worte die Senghok aussprach.
„Wir alle vertrauen Miyuki. Nicht umsonst waren wir uns einig, sie zu unserer Anführerin zu küren. Nun muss sie nur noch selbst zu dieser Entscheidung gelangen. Es wird gut tun wieder einen Kapitän zu haben“, meinte Markas. Mächtige Wurzeln wuchsen aus den Samen in seinen Händen und stützten den Turm.
„Naja ich bin nur dabei, weil ihr lustig zu sein scheint und weil es mir Crowley befohlen hat“, meinte Megan und gähnte herzhaft. Sie hatte ihr Beine um Claytons Kopf geschlungen. Der Archäologe versuchte alles um sich aus der eisernen Umklammerung zu befreien. Gedämpfte Schreie von Wut und Verzweiflung waren von ihm zu hören, doch gegen Megan hatte er keine Chance.
„Sie scheint ja einen Narren an ihm gefressen zu haben.“ Maria nahm ihre Augen zu keiner Zeit vor dem Eingang zur Halle, in der sie sich gerade aufhielten.
„Freut mich für ihn. Dann starrt er dir in Zukunft vielleicht nicht mehr auf den Arsch.“
„Höre ich da etwas Eifersucht.“
„Ja, und das weißt du ganz genau.“ Markas beendete seine Arbeit. Mehrere Mächtige Bäume standen nun innerhalb der Halle und dienten als weitere Stützen für die bröckelnde Decke.
„Denkst du es war die richtige Entscheidung hier herunter zu kommen? So können wir nicht in den Kampf eingreifen.“ Maria seufzte.
„Wollen wir in diesen Kampf überhaupt eingreifen? Wem sollen wir den helfen? Von wem wollen wir, dass er gewinnt?“, meinte die blonde Frau und blickte zur Decke.
„Ich wäre dafür das kleinere Übel zu wählen“, sagte Markas.
„Aus meiner Sicht sind beide ziemliche Immens“, fügte Calia von der Seite hinzu.
„Das Beste wird sein hier auszuharren, Miyuki zu beschützen und zu verschwinden sobald sie geheilt ist.“
„Und dabei zu hoffen, dass der Turm nicht um uns herum zusammenstürzt“, fügte Markas noch hinzu, als ein weiteres Erdbeben Bruchteile der Decke herabregnen lies.
„Wir werden es schaffen. Miyuki ist genau wie Ada. Genau so stark und unnachgiebig.“ Senghok blickte die Anderen durchdringend an.
„Du denkst gerade an irgendeine Begebenheit mit deiner Frau zurück“, meinte Megan plötzlich. Sie war auf Senghoks Schulter gesprungen, beugte sich nun vor und starrte ihm so kopfüber ins Gesicht. Claytons erleichtertes Aufatmen konnte leicht aus einer Ecke der Halle vernommen werden.
„Ja, das tue ich“, antwortete Senghok nun auf die Frage Megans. Sein Gesicht zeigte, dass er sich deutlich unwohl führte, doch er machte keine Anstalten Megan verjagen zu wollen.
„Dann lass stecken. So ein lahmer Rückblick interessiert mich nicht“, seufzte die blauhaarige Frau und sprang mit einem Salto von den Schultern des ehemaligen Flottenadmirals.
„Und was interessiert dich dann?“, fragte Markas. Er saß an den Stamm eines seiner Bäume gelehnt und gähnte herzhaft.
„Die Eingeweide meines Bruders wie eine Krone zu tragen.“
„Ignorieren wir jetzt alle den Kampf? Ist ja nicht so, als würde uns in jedem Moment der Himmel auf den Kopf fallen“, brüllte Clayton entgeistert. Er war aufgesprungen und gestikulierte mit wilden Gesten Richtung Decke.
„Ach entspann dich Clayton“, gähnte Markas. „In nächster Zukunft sehe ich keinen von uns am Abgrund des Todes“, warf Calia von der Seite ein.
„Andererseits kann sich das Schicksal natürlich auch ändern und außerdem habe ich auch keine Ahnung wie der Kampf der Beiden ausgeht“, fügte sie noch hinzu und richtete ihre blinden Augen gen Decke.
„Das hat jetzt nicht wirklich geholfen“, sagte Markas. Maria setzte sich nun neben ihren Ehemann und legte den Kopf auf seine Schulter. Markas musste niesen, als einige der langen, blonden Haare seiner Frau an seiner Nase kitzelten.
„Wir können jetzt nur auf Miyuki vertrauen.“
„Und ich danke euch für dieses Vertrauen.“ Alle Anwesenden drehten sich auf einen Schlag zum Ursprung der Stimme um. Die Tür zur inneren Kammer öffnete sich...
„Hör auf damit!“, schrie Katarina und feuerte einen weiteren Blitz auf Torino ab. Jedoch tat dies seinem röchelnden Lachen keinen Abbruch.
„Du fürchtest dich. Gott fürchtet sich vor einem Menschen.“ Torinos Körper war schwarz verkohlt und rauchte. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte, geschweige denn noch aufrecht stand.
„Solch unendlicher Wahnsinn. Solch eine Überzeugung.“ Katarina stotterte und stolperte einige Schritte zurück, als Torino auf sie zu torkelte.
„Heile dich endlich. Beende diese Scharade.“ Ein schwarzes Portal öffnete sich. Torino trat hinein und erschien im selben Moment auf der anderen Seite. Er war vollkommen genesen.
„Ein Gott ist nichts für einen Ungläubigen.“ Er streckte die Arme aus. Zwei riesige schwarze Fäuste schlugen von beiden Seiten auf Katarina ein und drohten sie zu zerquetschen. Die Göttin wich jedoch durch einen geschickten Sprung aus.
„Wie kannst du überhaupt noch stehen? Adas letzter Angriff machte dich zu einem Krüppel. Wie hast du ihn überwunden?“
„Das habe ich nicht. Ich zehre von de Lebenskraft meines Bruders, während Ada immer noch meine langsam zerfrisst. Doch es macht keinen Unterschied. Ich habe genügend Zeit.“
„Zeit für was?“ Katarinas Augen huschten über die Trümmer, die ihr bisheriger Kampf bereits hinterlassen hatte. Der obere Teil des Turmes existierte nicht mehr. Der Sturm, welchen sie beschworen hatte, tobte ungehindert durch die Trümmer. Blitze durchzuckten das Firmament und peitschender Regen prasselte auf die Beiden ein. Der stürmische Wind riss an der leichten Robe, dem einzigen was Katarina trug. Clint schienen die Witterungen jedoch in keinster Weise zu beeinflussen. Es wirkte sogar fasst so, als würde er sich nicht einmal wahrnehmen.
„Lehnst du diese Welt dermaßen ab?“ Clint antwortete nicht. Genau wie bei ihrer vorigen Antwort schwieg er. Katarina öffnete den Mund um ihm erneut eine Frage zu stellen, doch plötzlich riss er die Augen auf.
„Du hältst dich da raus!“ Katarina kniff aufgrund seines Aufschreis die Augen zusammen.
„Der Alte!“, murmelte sie. Blitze zuckten über ihre Arme und mehrere Blutrunen, die sie eintätowiert hatte, leuchteten plötzlich auf. Schneller als mit dem menschlichen Auge wahrnehmbar überbrückte sie die Distanz zwischen sich und Clint. Mit einem Aufschrei rammte sie im ihre beiden, geballten Fäuste gegen die Brust. Der Einschlag der immensen Elektrizität lies Torinos Körper aufleuchten. Der Boden bebte unter Katarinas Angriff. Blitze, die zu den Seiten weg zuckten, zerschmetterten mannsgroße Trümmerbrocken. Doch anstatt unter ihrem Angriff zusammenzubrechen, lachte Torino nur. Seine Augen standen in Flammen, doch er lachte nur.
„Es ist unhöflich ein Gespräch zu unterbrechen“, schrie er über das Tosen des Sturmes und des Angriffs hinweg. Katarina riss entsetzt die Augen auf, doch es war bereits zu spät. Die Fäuste Torinos trafen sie an den Schläfen und zerschmetterten ihre Konzentration. Sie biss die Zähne zusammen. Alles drehte sich und ihr Kopf brachte sie fast um.
„Ein Glück, dass er nur meine Konzentration zerschmettert hat.“ Sie wollte mit einem Satz zurückspringen und so eine gewisse Distanz zwischen sich und Torino bringen, doch in der nächsten Sekunde schrie die Göttin ein weiteres mal laut auf.
„Ahhhh... du wahnsinniges Monster.“ Clint hatte seine Zähne tief im Hals Katarinas vergraben. Wie ein wildes Tier riss er ein Stück Fleisch heraus. Trotz der unglaublichen Schmerzen, die er empfinden musste, lachte er röchelnd. Gierig schlang er das Menschenfleisch hinunter und leckte sich genüsslich das Blut von seinen gesprungenen Lippen. Ein weiteres Mal trat er durch eines seiner Portale, nur um im nächsten Moment komplett geheilt wieder zu erscheinen. Katarina atmete schwer. Sie hatte eine Hand auf die Wunde an ihrem Hals gepresst. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Ihre Hand leuchtete nun auf und die Göttin keuchte laut. Als sie die Hand wieder von der Wunde nahm, konnte man sehen, dass sie verschlossen worden war. Nur eine schwärzliche Brandwunde blieb zurück.
„Du wirst dafür bezahlen. Ich werde dir mehr Schmerz zufügen, als selbst du ertragen kannst.“ Torino begann nun plötzlich zu kichern und schüttelte den Kopf.
„Denkst du das wirklich? Denkst du wirklich du könntest mir Schmerzen zufügen, welche ich nicht kenne. Einhundert Jahre folterte mich der Alte in deiner Dimension, in der Zeit keine Bedeutung hat. Ich habe Schmerzen erlitten, welche du dir nicht in deinen dunkelsten Träumen vorstellen kannst.“
„Du bist eine bemitleidenswerte Kreatur Torino. Dich zu töten ist ein Geschenk, welches du eigentlich nicht verdienst.“
„Ich werde nicht sterben bevor ich diese Welt erlöst habe.“
„Von was erlöst?“
„Von den Menschen.“
Katarina hielt kurz inne. Der tobende Sturm lies für einen Moment nach.
„Ich erlöse diese Welt von Leid, Krieg und Verrat. Ich erlöse sie von allem schlechten. Ich erlöse sie von uns.“
„Deshalb erzeugt die Dimensionsfrucht bei dir eine parallele Welt. Du lehnst diese hier ab! Als der Alte dir diese Bürde aufzwang erschuf er eine verdrehte Version des Wächters dieser Welt.“
„Er erschuf in erster Linie eine Kreatur, die niemand kontrollieren kann.“ Torino setzte sich in Bewegung. Langsam schritt er auf Katarina zu. Die Göttin wich zurück, bis sie an den Rand des Turmes gedrängt wurde. Hinter ihr ging es hunderte Meter in die Tiefe. „Du fürchtest mich“, sagte Torino vollkommen ruhig, während er Katarina langsam näherkam.
„Du fürchtest was du nicht verstehst, was du nicht kontrollieren kannst.“
„Nein!“ Der Blitz schlug in Katarina ein. Mit ausgestreckten Armen schwebte sie leicht über dem Boden. Ihre Augen leuchteten so hell, dass selbst Torino seine Hand schützend vor das Gesicht hielt. Ihr langes blondes Haar wurde nach oben gerissen. Die zwei Blutrunen, die auf ihre Handinnenflächen tätowiert waren, erstrahlten hell. Als sie nun sprach klang ihre Stimme wie ein Donnergrollen. Der Boden unter ihre, welchen sie nicht einmal berührte, bekam tiefe Risse. Der gesamte Turm bebte und wurde in seinen Grundfesten erschüttert.
„Du widerwärtige Made.“
„Das ist also die Macht der ersten Blutmagierin... Adam ist da weitaus beeindruckender.“ Ein Blitz schlug in die Stelle ein, an der Torino gerade noch gestanden hatte und spaltete den Boden.
„Es hat ihr wohl nicht gefallen, dass ich menschliche Gefühle von Furcht und Zweifel in ihr ausgelöst hatte“, keuchte Clint. Unzählige Blitze schlugen dort ein, wo immer er sich aufhielt. Doch mithilfe seiner Portale lies er viele wirkungslos in seiner Dimension verpuffen und den restlichen wich er aus. Ein Treffer würde ihn auf der Stelle töten und dann könnte nicht einmal seine Frucht ihn mehr retten. Er konnte jedoch auch sehen, dass diese Form alles von Katarina abverlangte. Ihre Haare verfärbten sich bereits weiß. Sie konzentrierte eine Kraft, welche ganze Inseln in Sekundenbruchteilen in tote Landschaften verwandelte, auf nur einen Mann. Und er überlebte. Diese Gewissheit lies sie rasend vor Wut werden. Mit einem letzten Aufschrei entfesselte sie einen Blitz, der genau denselben Durchmesser wie der Turm hatte. Keuchend sank sie nun zu Boden.
„Selbst eine Göttin hat ihre Grenzen.“ Torino trat vor sie. Auch er atmete schwer und schwitzte stark.
„Ich werde mich für eine Zeit nicht mehr in meine Dimension zurückziehen können. Alles dort ist aufgrund des letzten Angriffs elektrisch geladen.“ Er blickte auf Katarina vor sich. Es war ein Glück das ihre Energie vor der Seinen ausgegangen war. Lange hätte er nicht mehr durchgehalten. Torino wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Göttin zu seinen Füßen senkte den Blick. Ihr langes, weißes Haar verdeckte ihr Gesicht, doch er konnte ihr schluchzen hören.
„Überwältigt es dich, mit deiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert zu werden?“
„Ich werde nicht sterben“, knurrte Katarina beinahe trotzig.
„Ich war nur nicht auf dich vorbereitet Torino. Das nächste Mal werde ich dich vernichten.“
„Und du denkst wirklich, dass ich es nach dieser Aussage zu einem nächsten Mal kommen lassen werde? Ich bin wahnsinnig, nicht dumm.“ Torino ballte die Faust und holte aus. Eine schwarze Membrane wickelte sich um seine Hand. Blitze zuckten daraus hervor. Clint grunzte kurz vor Schmerz, doch es hielt ihn nicht davon ab, das gesamte Gewicht seiner Dimension in diesen Schlag zu legen. Der Regen war beinahe vollkommen versiegt. Nur noch leichter Nieselregen fiel auf sie nieder. Die tiefschwarzen Wolken waren einem stahlgrauen Himmel gewichen. Katarina blickte auf und starrte in Clints Augen.
„Bitte“, keuchte sie. Doch in den Augen ihres Gegners sah sie kein Mitleid. Keinen Hass. Nur kindliche Freude über den Mord, welchen er im Begriff war zu begehen. Sie kniff die Augen zusammen. Ihr ganzer Körper zitterte.
„Ich will nicht sterben!“
„Und das wirst du auch nicht. Keiner wird sterben.“ Katarina öffnete blinzelnd die Augen. Der gesamte Turm erzitterte, als Torinos Faust auf dem Boden aufschlug.
„Ich denke, dass wird ihm den Rest gehen. Du solltest dich beeilen Miyuki, oder wir haben bald nichts mehr, worauf wir stehen können“, meinte Markas. Miyuki blickte auf Katarina und Clint, die sich nun plötzlich mehrere Meter voneinander entfernt befanden.
„Du hast die Realität verzerrt. Also hast du endlich deine Bestimmung erkannt“, sagte die Göttin. Ihre Überraschung fiel jedoch schnell von ihr ab, als sie sich an die Erniedrigung erinnerte, welche sie soeben erlitten hatte. Schnell sprang sie zurück auf die Beine. Ein Blitz schlug in sie ein und im nächsten Moment war Katarina verschwunden.
„Sie sieht ihre Menschlichkeit als Makel. Ich wünschte wir hätten reden können“, meinte Miyuki ruhig. Ihr Blick wanderte nun zu Torino, der sie interessiert musterte.
„Wir sollten ihn töten“, meinte Calia und die anderen murmelten geschlossen ihre Zustimmung. Bis auf Megan, die viel lieber den protestierenden Clayton wie ein Pony ritt.
„Nein.Seine Zeit ist noch nicht gekommen. Clint hat noch eine Rolle zu spielen. Auch wenn dies weiteres Leid bedeutet.“
„Du klingst nicht wie eine strahlende Heldin“, meinte Torino wahnsinnig kichernd.
„Ich bin keine Heldin. Ich bin eine Wächterin.“
„Hast du dein Schicksal endlich herausgefunden?“ Miyuki schüttelte den Kopf und lächelte.
„Nein, aber ich weiß endlich was ich will. Ich bin frei von meinen Zweifeln, Ängsten, Hass und Zorn. Ich bin wahrlich wiedergeboren.“
Kapitel 200: Miyuki
„Du hast meiner Geschichte gelauscht. Nun ist es an der Zeit deine zu erzählen.“
Die Sonne senkte sich und tauchte das Meer in einen feurigen Schein. Das orange Licht der Abenddämmerung blendete Miyuki, während sie die Sanddüne hinabstieg. Ihre silberne Rüstung glitzerte und machte die Situation nicht besser.
„Die wievielte Rüstung ist das jetzt?“
„Die Dritte in diesem Jahr.“
„Du solltest aufhören zu wachsen“, sagte Markas und grinste seine Freundin an, während er einen schweren Holzbalken in Richtung des gestrandeten Schiffes schleppte. Das sechzehnjährige Mädchen schüttelte nur den Kopf und grinste.
„Ilama besteht darauf, dass ich sie trage und da die Marine dafür aufkommt.“
„Schon gut. Reib mir ruhig unter die Nase, dass du ein verwöhntes Gör bist.“
„Das verwöhnte Gör reißt dir gleich den Arsch auf Markas.“ Drohend hob Miyuki die Faust und starrte den rothaarigen Zwilling an. Diese warf jedoch nur den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
„Ich schlage keine Frauen.“
„Du bist ein Idiot.“
„Ich weiß“, meinte Markas grinsend und wandte sich nun ab. Eine mächtige Ranke wuchs aus dem weichen Sand zu seinen Füßen und schlang sich nun um den Holzbalken. Langsam hob sie ihn dann auf das Schiff empor und Markas folgte durch einen beherzten Sprung. Miyukis Aufmerksamkeit fiel nun auf den anderen Anwesenden. Dillian starrte stumm auf das Meer hinaus. Die abendliche Brise strich durch sein schwarzes Haar. Sein aufgeknöpftes, weißes Hemd flatterte im Wind.
„Du siehst ziemlich klischeehaft aus.“
„Das hat Markas auch schon gesagt.“ Dillian drehte sich um und grinste Miyuki an. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, fielen die Zwei sich um den Hals und küssten sich innig. Markas beobachtete die Szene grinsend von seinem Aussichtspunkt auf dem Deck des Schiffes aus. Schließlich lösten sich die Zwei voneinander und nahmen auf einem angeschwemmten Baumstrunk platz. Markas beschloss sie alleine zu lassen und verschwand unter Deck um dort die Instandsetzungsarbeiten fortzusetzen.
„Manchmal denke ich, dass es auch schön wäre einfach hier auf Bartie zu bleiben.“
„Du weißt, dass das unwahrscheinlich ist Miyuki. Von hier aus kann ich die Welt nicht ändern.“
„Aber musst du das unbedingt? Warum willst du die Welt ändern.“ Dillian blickte hinaus aufs Meer. Seine schwarzen Augen fixierten den Horizont.
„Der Kampf gegen Ettar vor wenigen Wochen hat meinen Entschluss nur noch bestärkt. Ich will den Menschen zeigen, dass selbst Dämonen die Welt ändern können. Die Menschen dieser Insel haben mich und Markas stets verflucht. Ich werde ihnen beweisen, dass sie falsch lagen. Außerdem fürchte ich, dass die Finsternis mich eines Tages überkommt, wenn ich hier bleibe.“
„So wie gegen Ettar?“
„Ganz genau“, seufzte Dillian und legte seinen Arm um Miyuki. Sie drückte sich eng an ihn.
„Ich liebe dich Miyuki.“ Sie schloss die Augen und lächelte. Normalerweise war sie stark, doch hier bei ihm machte es nichts aus Schwäche zu zeigen. Hier konnte sie ihre Rüstung ablegen. Sowohl die physische, als auch die psychische. Für Dillian war sie nicht die Tochter des Großadmirals der Marine. Er war der Einzige, bei dem sie nicht das Gefühl hatte, das ihre Abstammung im Hintergrund mitschwang. Für Dillian war sie Miyuki. Sonst nichts.
„Wir sind Beide Kinder von Eltern, die wir kaum kennen.“
„Es hat keine Bedeutung, wessen Kinder wir sind. Alles was zählt, sind unsere Taten“, sagte Miyuki und schloss die Augen. Die warme Abendbrise kitzelte ihre Nase. Das Rauschen der Blätter im Hintergrund beruhigte sie.
„Trotzdem ist es sicherlich ein Grund, weswegen wir zusammenfanden.“ Dillian hob sanft ihr Kinn nach oben, sodass sie ihm nun direkt in die Augen blickte, als sie die Augen öffnete.
„Miyuki du verstehst mich in vielen Dingen und ich weiß, dass du mich auch in den Dingen, in welchen du mich nicht verstehst, unterstützt.“ Sie sah ihn etwas verwirrt an.
„Was für Dinge?“
„Du hast es im Kampf gegen Ettar gesehen und auch sonst bricht es manchmal leicht hervor. In mir ist eine große Finsternis, welche ich nicht vollkommen begreife. Doch mit deiner Unterstützung kann ich dagegen ankämpfen. Mit dir an meiner Seite kann ich alles überwinden. Das weiß ich.“
„Keine Angst Dillian. Ich bin für dich da. Ich werde dich niemals verlassen.“ Die Sonne versank im Meer und die Dämmerung brach vollends über die Insel herein.
„Närrische Worte eines unwissenden Mädchens.“
„Trotzdem fühlst du dich noch immer so.“ Eva blickte Miyuki an. Stumm hatten die zwei die Szene aus der Vergangenheit belauscht. Es war die Letzte in einer langen Reihe. In den letzten Stunden war Miyukis Leben an ihnen vorbeigezogen.
„Du gibst dir selbst die Schuld, dass du ihn nicht vor der Finsternis retten konntest.“ Miyuki seufzte. Die Szene verschwamm und sie befanden sich nun in Booty Bay. Sie fühlte den Stich in ihrem Herzen. Dies war der Moment! Dillian hatte Markas gerade halbtot geprügelt. Sie musste sich damals entscheiden. Zwischen ihren Freunden oder der Liebe ihres Lebens. Schlussendlich wählte sie niemanden und verlor beide. Ein weiteres Mal würde sie diesen Fehler nicht begehen. Miyuki ballte die Faust. Sie erinnerte sich an die beschwerlichen fünf Jahre nach dem Zusammenbruch der Bande. Sie erinnerte sich an die glückliche Zeit davor.
„Was fühlst du. Sag es. Endgültig.“ Evas Hand auf ihrer Schulter fühlte sich unendlich schwer an.
„Wenn ich ihn nicht retten kann, so werde ich ihn töten.“
„Sag es.“ Miyuki schluckte. Die Last, die sie in den letzten Jahren getragen hatte. Sie blickte Dillian direkt ins Gesicht. Sein Abbild schwebte vor ihr. Die langen, schwarzen Haare. Seine helle Haut. Jedes Merkmal seines Körpers. Jede Narbe und jede Ungereimtheit. Sie hatte nichts davon vergessen. Schlussendlich starrte sie in die schwarzen Augen.
„Ich liebe Dillian. Nichts wird das jemals ändern.“
„War das so schwer?“ Miyuki wirbelte herum. Die Welt um sie herum verschwamm. Sie blinzelte und hob den Arm um sich vor den Sonnenstrahlen zu schützen, welche durch das Blätterdach des lieblichen Hains, in dem sie sich nun befand, brachen. Trotzdem blieben ihre Augen auf die Frau vor ihr fixiert.
„Wie... Eva bist du dafür verantwortlich?“ Eva schüttelte den Kopf.
„Ich lasse euch zwei alleine. Genießt die Zeit, die ihr zusammen habt. Es ist die Letzte, welche euch verbleibt.“ Im nächsten Moment war Adams Tochter verschwunden.
„Ich...“ Weiter kam die Frau nicht, da sich Miyuki ihr nun um den Hals warf und sie so stürmisch umarmte, dass sie Beide das Gleichgewicht verloren und im Gras landeten.
„Mama!“ Lächelnd drückte Ada ihre Tochter an sich.
„Ich habe dich auch vermisst Miyuki.“
Adas Lachen schallte klar durch den Waldhain.
„Wo bin ich hier? Was hat das zu bedeuten? Du lebst? Wo bist du?“ Die Fragen ihrer Tochter prasselten nur so auf sie ein. Sie konnte nicht anders, als glücklich sein. Seite an Seite saßen Mutter und Tochter auf dem Boden. Das Rauschen der Blätter war das einzige Geräusch, neben Miyukis Geplapper, welches die Luft erfüllte. Ada hatte ihre Brille abgenommen und neben sich ins Gras gelegt. Lächelnd blickte sie ihre Tochter nun an.
„Du hast viel durchlitten, aber es freut mich, dass du immer noch Lachen kannst Miyuki“, sagte sie, während sie in das strahlende Gesicht ihrer Tochter blickte.
„Das war nicht immer so. Markas, Maria, Calia und Vater... sie haben mir das Lachen zurückgegeben.“
„Ein jeder durchschreitet in seinem Leben finstere Täler.“
„Da stimmt. Also... Willst du nicht einmal meine Fragen beantworten.“ Ada lächelte und drückte ihre Tochter an sich.
„Wir sind in deinem tiefsten Inneren.“ Sie sah sich um.
„Du hättest diesen Ort vor ein paar Stunden sehen sollen. Voller Aufruhr und Bedauern, doch es scheint, als hättest du deinen Frieden gefunden.“ Miyuki schwieg und sah sich um.
„War es wirklich so einfach? Musste ich mir nur eingestehen, dass ich Dillian immer lieben werde?“
„Wenn es so einfach war, wieso bist du dann nicht schon viel früher darauf gekommen“, antwortete Ada und gab sich direkt selbst die Antwort.
„Er hat dich tiefer verletzt, als alles andere jemals zuvor. Das du versuchst deine Gefühle zu leugnen ist nur natürlich. Trotzdem kannst du sie nicht ewig begraben. Die Wunde konnte erst heilen, als du sie anerkannt hast. Liebe ist nichts schlechtes. Du darfst nur nicht zulassen, dass sie dich blendet, noch dich ihr gegenüber verschließen.“ „
Du hast Recht, aber es ist trotzdem seltsam Ratschläge von einer Frau zu bekommen, die ihren ersten Freund geheiratet hat“, sagte Miyuki.
„Oder?“, hakte die junge Frau nach, als sie das Gesicht ihrer Mutter sah. Diese grinste schelmisch.
„Es gab da vielleicht den ein oder anderen Mann davor.“ Miyukis Mund klappte vor Überraschung nach unten. Dann lächelte sie jedoch.
„Puh... dann bin ich zum Glück doch nicht ganz so wie du.“
„Hast du und Dillian etwa irgendwann...“
„Nein, aber...“
„Aber du hast davon geträumt.“ Adas schelmisches Grinsen wurde noch breiter, als sie sah wie Miyuki rot anlief.
„Miyuki es ist doch egal, was andere denken. Mach was du willst. Begreife das endlich.“
„Danke Mutter.“
„Kopf hoch. Du packst das schon.“
Ada sprang nun auf. Von einem Augenblick auf den Anderen veränderte sich ihre Kleidung. Anstatt ihres schwarzen Anzugs trug sie nun eine eng anliegende, kurze Trainingshose und ein bauchfreies Sporttop.
„Da uns nicht viel Zeit vergönnt ist, fangen wir jetzt langsam besser mit deinem Training an.“
„Und was ist mit meinen anderen Fragen?“
„Die beantworte ich dir, sobald du mich einmal getroffen hast.“ Miyuki sprang auf und grinste ihre Mutter an.
„Ich bin kein kleines Mädchen mehr.“
„Ach Miyuki. Du wirst immer mein kleines Mädchen sein“, sagte Ada und spannte ihren Körper an. Miyukis Attacke folgte sofort. Ihr Orkanttritt war stark genug um den Boden zu spalten. Doch obwohl der Angriff mit übermenschlicher Geschwindigkeit erfolgte, wich Ada ihm spielend aus. Dabei bemerkte sie jedoch auch, dass Miyukis Tritt zwar den Boden gespalten hatte, jedoch jegliches Leben verfehlte. Kein Tier oder Baum kam zu schaden. Mit einem Lächeln löste sich Ada nun vor ihrer verblüfften Tochter in Luft auf und erschien nicht einmal einen Augenaufschlag später direkt hinter ihr.
„Rasur² nennt man die Bewegung mit Lichtgeschwindigkeit. Die Schwierigkeit liegt nicht im Erreichen dieser Geschwindigkeit, sondern in der präzisen Kontrolle. Sonst landet man schnell einmal auf einer Insel am anderen Ende der Welt“, meinte Ada belehrend und legte ihre Hände auf die Schultern ihrer Tochter. Überrascht bemerkte sie, dass sie einfach durch Miyuki hindurch glitt.
„Ich habe selbst einige Tricks auf Lager.“
„Das sehe ich“, antwortete Ada, während sie durch eine geschickte Rückwärtsbeuge unter Miyukis Tritt durch tauchte. Blitzschnell trat Ada nun nach ihrer Tochter, während sie ihre Flick-Flak Bewegung zu Ende brachte. Miyuki gelang es in letzter Sekunde den Tritt abzublocken, doch trotzdem wurde sie quer durch den Hain geschleudert.
„Das Observationshaki ist nicht unfehlbar. Jemand, der sich damit auskennt, kann es auch umkehren, sodass seine Gegner Dinge sehen, welche nicht wirklich existieren.“
„Weniger Reden, mehr kämpfen“, erwiderte Ada streng und durchlöcherte die Luft mit ihren Fingerpistolen. Jede davon war stark genug um einen Berg zu durchbohren, doch Miyuki wich ihnen geschickt aus. Ihre Tochter nahm nun eine Haltung ein, welche Ada nur zu Gut kannte.
„Hat dein Vater dich trainiert?“, fragte sie beiläufig, bevor Miyuki eine mächtige Schockwelle entfesselte. Jedoch verpuffte sie wirkungslos, als sie auf eine ebenso mächtige Gegenattacke traf.
„Du hast doch nicht geglaubt, dass ich zwanzig Jahre mit deinem Vater verheiratet bin, ohne mir einige seiner Tricks abzuschauen.“ Miyuki keuchte und starrte ihre Mutter an. Sie konnte keinerlei Schwachstelle an ihr erkennen. Adas Haltung war ruhig, aber angespannt. Sie war jederzeit bereit für Miyukis Angriff. Mit einem Aufschrei erfolgte dieser nun auch. Adas Grinsen wirkte angespannt, während sie die Faustschläge ihrer Tochter parierte. Mit dem bloßen Augen waren sie nicht zu sehen.
„Schnell und stark“, schoss es ihr durch den Kopf. Für einen Moment achtete sie nicht auf Miyuki. Der Fegetritt erwischte sie deshalb kalt. Zwar gelang es Ada gerade noch im letzten Moment durch einen Sprung auszuweichen, doch dem Faustschlag ihrer Tochter würde sie nun nicht mehr entgehen können. Dies hätte zugetroffen, wenn sie jemand anderes gewesen wäre. Jedoch war sie Ada Siddharta. Mit einem Lächeln landete sie nun einige Meter entfernt von Miyuki im Gras und atmete tief ein.
„Wirklich gut Schatz.“ Im nächsten Moment umarmte sie ihre Tochter.
„Was soll das? Warum kann ich mich nicht mehr bewegen?“
„Electric Impulse. Meine mächtigste Technik. Es ist ein kompliziertes Zusammenspiel aus perfekter Körperbeherrschung, Haki und Kraft. Was jedoch viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass du es auch lernen kannst.“
„Mutter...“
„Wir haben leider nicht ewig Zeit Miyuki. Und ich will dich nicht so bald wiedersehen.“ Ada setzte sich im Schneidersitz vor Miyuki. Die Lähmung fiel nun von ihrem Körper ab und so konnte sie sich zu ihrer Mutter setzen.
„Ein kleiner Teil meiner Seele blieb in Torino zurück, als ich starb. Er ging auf dich über, als du dich mit Clint verbandest und nun hat Eva ihn benutzt um die Schwelle für eine Sekunde aufzustoßen. Eva ist nicht außerhalb des Zirkels wie der Alte, sondern in dessen Zentrum. Sie ist weder tot noch lebendig. Deshalb dient sie als Brücke zwischen den Welten.“
„Sag mir was danach kommt“, unterbrach Miyuki ihre Mutter. Ada lächelte verständnisvoll.
„Willst du das wirklich wissen?“ Miyuki schwieg für einen Moment und sah ihre Mutter an. Dann schüttelte sie den Kopf.
„Besser nicht. Es freut mich nur, dich wiederzusehen.“
„Mich auch.“
„Es gibt so vieles, was ich dir noch sagen möchte.“ Ada zwinkerte ihrer Tochter zu.
„Keine Angst. Etwas Small Talk während des Trainings ist erlaubt.“
„Es war ein Fehler in ziehen zu lassen.“ Calia blickte auf die Stelle, an der Clint zuvor verschwunden war.
„Er ist nicht unser Ziel“, antwortete Miyuki.
„Wirst du ihn zur Verantwortung ziehen?“ Senghok sah seine Tochter durchdringend an.
„Ich verspreche es.“
„Das genügt mir.“ Die Anderen stimmten dem ehemaligen Großadmiral nickend zu.
„Also können wir nun endlich die Segel setzen und unser eigentliches Ziel ansteuern?“, fragte Markas. Sie befanden sich auf Meereshöhe. Die Trümmer des Turmes lagen überall um sie herum verstreut. Der Großteil war jedoch beim Zusammenbruch im Meer versunken.
„Lasst uns gehen.“ Sie alle blickten auf Miyukis Rücken, während sie in Richtung ihres Schiffes Schritt. Sie strahlte keinerlei Unsicherheit mehr aus.
„Die Präsenz einer Anführerin.“ Maria lächelte und hakte sich bei ihrem Ehemann ein.
„Viel Glück wünsche ich euch. Ehrlich“, sagte Clayton.
„Außer dir Megan. Dir wünsche ich jede sexuell übertragbare Krankheit auf dieser Erde.“ Die Angesprochene streckte dem Archäologen frech die Zunge heraus, bevor sie sich beleidigt abwandte.
„Und du willst wirklich noch hierbleiben?“, fragte Calia.
„Die Bücher hier sind unbezahlbares Wissen. Natürlich werde ich hierbleiben. Ich nehme einfach das Beiboot, wenn ich fertig bin“, sagte er und deutete auf das kleine Ruderboot, welches neben dem großen Schiff auf den Wellen tanzte.
„Pass auf dich auf“, meinte Maria und klopfte ihm noch auf die Schultern. Kurz blickte Clayton den Anderen noch nach, bevor er sich um wandte und sich ins zerstörte Innere des Turmes begab. Jemand Anderes blickte Miyuki und ihren Freunden dafür um so länger nach. Eva lächelte.
„Danke Miyuki und danke demjenigen, der dich hierher gebracht hat.“ Ihr Blick schweifte über die Trümmer des Turmes und der Maschine, die als ihr Körper fungiert hatte. Ein schwaches Glühen ging von dem Zentrum aus, welches früher einmal ihr fleischlicher Körper gewesen war. Dieses Glühen wurde nun immer schwächer, bis es vollends erlosch.
„Ich bin bereit.“ Lächelnd schloss Eva die Augen.
„Das hat ja Lange genug gedauert.“
„Was? Nein! Nein! Nein! Wie ist das möglich. Wo bin ich? Das kann nur ein grausamer Scherz sein.“ Evas Gedanken rasten, als sie die Augen wieder aufschlug. Weshalb lebte sie noch? Sie wollte aufschreien, doch ihre Stimme versagte ihren Dienst. Sie konnte sich weder bewegen, noch sprechen. Jedoch spürte sie ihren Körper. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie konnte es nicht begreifen. Was war hier geschehen. Plötzlich erschien ein Gesicht über ihr und warf seinen Schatten auf sie.
„Endlich wach?“, fragte Clayton nun und lächelte. Plötzlich setzte sich Eva auf, obwohl sie es nicht einmal wollte. Ihr Körper gehorchte nicht ihr. Nur ihre Stimme bekam sie nun zurück.
„Was geht hier vor?“, fragte sie den Tränen nahe. Sie wollte sterben. Endlich hatte sie diese letzte Tat in ihrem Leben selbst bestimmen können, doch nun wurde ihr dies erneut grausam entrissen. Clayton hatte ihr gegenüber auf einem Stuhl platz genommen. Er hatte die Beine überschlagen und die Arme gekreuzt.
„Warum?“, schluchzte Eva, doch plötzlich wurde ihr das Wort abgeschnitten.
„Benimm dich bitte anständig, oder ich muss dir das Privileg des Sprechens gänzlich entziehen. Du wirst noch früh genug sterben, jedoch erst nachdem du mir alles verraten hast, was ich wissen will. Und wenn das nicht der Fall ist, dann wirst du wahrlich ewig leben.“ Eva starrte Clayton schockiert an. Er hatte nichts mit dem leicht cholerischen Archäologen mehr gemeinsam, welchen sie zuvor beobachten konnte. Stattdessen wirkte er kalt und seine Augen... seine Augen strahlten ein schreckliche Leere aus. So, als würde er sie nicht als Person, sondern nur als ein Werkzeug sehen.
„Wer bist du?“
„Wenn ich einen Berri für jedes Mal erhalten hätte, wann ich das gefragt wurde, so wäre ich jetzt noch reicher, als ich es schon bin. Nicht das es einen Unterschied machen würde.“ Clayton stand auf und während er dies tat veränderte sich sein Aussehen. Seine Haare gingen etwas zurück und enthüllten Geheimratsecken. Seine Kleidung änderte sich zu einem edlen Anzug, worüber er einen schweren Wintermantel trug. Der Gentleman lächelte Eva nun kalt an.
„Ich bin ich“, meinte Crowley und deutete eine gespielte Verbeugung an.
„Ich denke nur an mich und ich lebe nur für mich. Meiner Meinung nach bin ich dadurch die wohl menschlichste Person, die sich heute auf diesem Turm aufgehalten hat.“
„Und was willst du?“ Crowley seufzte und kam direkt auf Eva zu.
„Ich habe jetzt nicht die Muße dir meine Lebensgeschichte zu erzählen.“ Er drehte Eva seinen Rücken zu. Auf diesen Moment hatte sie gewartet. Ihre Finger bewegten sich. Sie hatte die Kontrolle über diesen Körper. Mit einem blitzschnellen Sprung stürzte sie sich auch Crowley, nur um im nächsten Moment enttäuscht aufzuheulen. Langsam drehte ihr Gegenüber sich um und sah sie an. Sie war direkt vor ihm in ihrer Bewegung erstarrt.
„Ahh ja. Das ist er. Der Augenblick in dem die Hoffnung in deinen Augen stirbt. Köstlich“, meinte Crowley grinsend.
„Denkst du wirklich du könntest einen Körper, den ich geschaffen habe, ohne mein Einverständnis kontrollieren? Und ich dachte mit dem Alter kommt automatisch die Weisheit.“ Eva lies den Kopf hängen.
„Warum darf ich nichts in meinem Leben selbst entscheiden. Warum bin ich nur ein Spielball.“
„Kopf hoch. Du wirst sterben, aber nur falls du meine Fragen beantwortest.“ Er setzte sich nun Eva gegenüber auf einen Berg Trümmer.
„Es war ein Glücksfall das ich in der Nähe war um Claytons Platz nach seinem Tod einzunehmen, da ansonsten die ganze Unternehmung in Gefahr gewesen wäre. Wobei Megan wirklich nerven kann.“ Er neigte leicht den Kopf und sah Eva durchdringend an.
„Willst du mich nicht fragen, warum ich dies alles mache?“
„Wofür? Sie haben mir klar gemacht, dass sie kein Interesse haben meine Fragen zu beantworten. Also stellen sie jetzt ihre Fragen und lassen sie mich endlich gehen.“ Crowley nickte und lächelte.
„Verständlich. Dann fangen wir am Besten mit etwas beiläufigen an. Wie geht es den Adam zurzeit so?“
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