Bokkō

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    • Es war einmal vor langer Zeit… da zückte der Onkel Prancer sein Geschichtsbuch und startete eine Dreierserie von Mangathreads zu Serien, die sich allesamt als Historienmanga verstanden. Doch beleuchteten alle drei jeweils einen anderen Zeitabschnitt in einer bestimmten Region. Da geht es einmal 2.300 Jahre in die Vergangenheit nach China, ein anderes Mal in die Mitte des 16. Jahrhunderts nach Japan und zu guter Letzt noch nach Zentralasien, in die unmittelbare Nähe des kaspischen Meeres, ins 19. Jahrhundert.

      In diesem Thread soll es um die Manga-Adaption eines mehrfach preisgekrönten, gleichnamigen Romans von Sakemi Ken’ichi aus dem Jahre 1991 gehen: Bokkō von Mori Hideki und Kubota Sentarō. Das Werk entführt in eine Zeit, die gemeinhin als „Ära der Streitenden Reiche“ in den chinesischen Annalen bezeichnet wird und sich zwischen 475 v. Chr. und 221 v. Chr. einordnen lässt.
      Zwar nimmt Mori im späteren Verlauf mehr und mehr Abstand von der Buchvorlage und schreibt einen großen Original-Handlungsbogen, doch weiß die Geschichte des Werkes trotz allem sehr zu gefallen und kann sich auch unter qualitativen Gesichtspunkten sehen lassen. Als logische Folge wurde dem Werk im Jahre 1994 der Shogakukan-Mangapreis in der Kategorie „Bester Seinen-Manga/Manga allgemein“ verliehen. (Dasselbe Jahr, in dem auch Inoues SLAM DUNK als bester Shōnen-Manga ausgezeichnet wurde!)
      Tauchen wir also in ein Geschichtsepos ein, das in eine fremde und exotische Welt entführt und in dessen Zentrum ein Märtyrer steht, der die Bezeichnung „Titelheld“ (der Geschichte) wie kaum ein zweiter verdient…

      Allgemeine Informationen
      • Serie: Bokkō
      • Macher: Mori Hideki (Zeichner; Mangaka [ab Band 5]), Kubota Sentarō (Autor bis Band 5)
      • Genre: Historie, Action, Tragödie, Philosophie
      • Magazin: Big Comic (Shogakukan)
      • Erscheinungsjahr(e): 1992 – 1996
      • Status: in 11 Bänden abgeschlossen (insg. 107 Kapitel); Scanlations 100%
      • Anmerkung: Die meisten in den Scanlations verwendeten Scans entstammen der französischen Adaption der Serie aus dem Jahre 2002, für welche die Seiten gespiegelt wurden. Die Leserichtung ist also von links nach rechts!
      Story
      Schauplatz der Geschichte ist China zur Zeit der streitenden Reiche, einer äußerst unruhigen und wirren Epoche, in der das Land in sieben große Staaten aufgeteilt war: Wei, Zhao, Han, Qi, Yan, Chu und Qin. Jene sieben Reiche standen im steten Zwist miteinander und kämpften unerbittlich um die Vorherrschaft des Landes. – Inmitten dieser Kriegsunruhen existierte nun zudem noch eine gänzlich unabhängige Kraft, namentlich die „Männer von Boku“ oder auf Japanisch Bokka, eine vom Philosophen Mozi (jap. Bokushi; *480 v. Chr., † 390 v. Chr.; zugehöriger dt. Wikipedia-Artikel) ins Leben gerufene Schule, die sich für den Frieden und gegen jegliche Formen des Krieges einsetzte. Die Bokusha verurteilten Krieg als das größte Verbrechen an der Menschlichkeit und sicherten folgerichtig Städten und Staaten, die unter militärischem Angriff standen, ihre Unterstützung zu und stellten sich in den Dienst ihrer Verteidigung.

      Die Geschichte von Bokkō beginnt nun damit, dass sich die Stadt Ryō, Hauptstadt der Region Yan (jap. Name: En), durch die militärischen Bestrebungen des mächtigen Staates Zhao (jap. Name: Chō) in Gefahr sieht. Ryōkei, König von En, ersucht daraufhin die Männer von Boku um Hilfe, doch scheint sein Hilferuf nicht erhört zu werden. Mehr als 5.000 feindliche Soldaten haben bereits Stellung an den Ufern des Ekisui-Flusses bezogen, der gut zwei Kilometer vor den Stadtmauern Ryōs verläuft. Weitere 10.000 Soldaten sind auf dem Weg. Die Hauptstadt von En ist zahlenmäßig weit unterlegen, zählt sie nur gut 4.000 Einwohner, die meisten davon Bauern, von denen ein erheblicher Anteil zudem auch Frauen, Kindern und Alte ausmachen.
      Gerade als man die Hoffnung schon aufgeben will, tritt jedoch einer der legendären Bokusha auf den Plan, namentlich Kakuri, Hauptfigur der Geschichte. Seine Hiobsbotschaft: Er ist die einzige Unterstützung, die Ryō von den Männern von Boku zu erwarten hat. Aber verspricht Kakuri seine uneingeschränkte Loyalität und schwört bei seinem Blut, Ryō vor den Angriffen der 15.000 Soldaten von Chō zu verteidigen.

      Ob dies gelingen kann? – Davon sind die wenigsten überzeugt. Gerade der Hofadel selbst zeigt sich äußerst skeptisch und sogar empört, u.a. angesichts Kakuris Forderung, dass ein jeder Bewohner Ryōs (d.h. auch die königliche Familie und Eliten) seinen Befehlen Folge zu leisten und bei den Verteidigungsmaßnahmen mitzuwirken hat, wenn dieses Vorhaben gelingen soll… es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Feind klopft quasi schon an der Tür. Es gibt für Kakuri und die Bewohner Ryōs zahlreiche Hürden zu nehmen, doch schafft es der Mann von Boku nach und nach die Leute auf seine Seite zu ziehen und für sich zu gewinnen.
      Ein von Taktik und militärischem Geschick getragener Kampf steht bevor und die Autoren bereiten die Geschichte mit viel Liebe zum Detail und um Realitätsnähe bemüht für uns Leser auf.

      Doch gibt es auch innerhalb der Reihen der Bokka großes Konfliktpotential und Unruhen. Die Schule, gegenwärtig unter Leitung von Denjōshi, dem dritten Anführer der Bokusha, befindet sich in einem Umbruch, große Veränderungen stehen bevor. Doch wo führen diese hin und welche Rolle spielt dabei der korrupte Setsuhei, seines Zeichens rechte Hand Denjōshis!? – Das alles gilt es herauszufinden!



      Artwork – 9/10 Punkte
      Wie kann man das Artwork von Bokkō treffend, auf den Punkt runter brechen? – Vielleicht am ehesten mit der schönen Phrase „old but gold!“. Selbstverständlich sind Moris Zeichnungen etwas in die Jahre gekommen, jährt sich das Jubiläum des Serienstarts nunmehr zum 20. Male, doch ändert dies trotz allem nichts an der Tatsache, dass es sich um handwerklich hervorragende, klassische Kompositionen handelt. Mit den Spielregeln und der typischen künstlerischen Handschrift des Gekiga-Manga kann der Leser hier wunderbar in diese fremde Zeit eintauchen, die lang, lang zurückliegt. Immer wieder laden uns großangelegte Doppelseiten ein, verschlucken den Leser förmlich und eröffnen uns die Welt der Geschichte. Daneben geben storyboardähnliche Handlungsfolgen ein sehr genaues Bild davon, was gerade in den jeweiligen Szenen vor sich geht. (Dies ist insbesondere in Schlachtenszenen und bei den verschiedenen Taktikmanövern von Vorteil, helfen sie dabei, nie den Überblick zu verlieren und dem Geschehen problemlos zu folgen; ganz gleich wie kompliziert und ausgefuchst es auch zugehen mag!)
      Für eine perfekte Wertung reicht es nicht ganz, weil sich vereinzelt Ungenauigkeiten in die Zeichnungen einschleichen können (ein unsauber gezeichnetes Gesicht, komische Körperhaltungen o.ä.) und mir bei manchen Porträts etwas zu wenig mit Schraffuren und/oder entsprechenden Rasterfolien gearbeitet wurde, weswegen manch ein Gesicht ein wenig flach und unzureichend plastisch ausfällt. Trotzdem kann der Aufwand, den manche Doppelseite vom Zeichner abverlangt haben muss, nicht hoch genug eingeschätzt werden. Da ist es dann klar, dass zig dutzend Soldaten nicht bis ins kleinste Detail durchgearbeitet und etwas schemenhaft erscheinen, doch ist die anatomische Akkuratesse der jeweiligen Figuren sowie der Detailgrad der Charakterzeichnungen enorm! Ganz dickes Lob für diese Leistung.
      Ich könnte sicher noch das ein oder andere Wort zum Artwork verlieren (allen voran beispielsweise über die Tier- und Naturzeichnungen, die mir besonders zu gefallen wissen: Heuschrecken, Wölfe, Pferde, Wiesen, Gräser, Täler etc.), doch lasse ich an dieser Stelle einfach mal das Werk und seine Bilder für sich sprechen:



      Plot – 9,5/10 Punkte
      Die Handlung des Manga weist sich an zahlreichen Stellen durch Geschichtsnähe aus, immer wieder wird auf diverse Quellen und Überlieferungen explizit Bezug genommen und Informationen werden mit historischen Randdaten untermauert. Als Beispiele seien hier u.a. die Entdeckung und Verwendung von Mineralöl, Schießpulver und diverser Gifte sowie das Einbauen der Speerschleuder/des Atlatl erwähnt. Dies ist schon mal überaus positiv zu bewerten.
      Grob lässt sich das Werk in zwei große Handlungsbögen einteilen. Das wäre zunächst der Konflikt zwischen Ryō und den Truppen von Chō bis einschließlich Band 4. Hier hält sich der Manga noch sehr genau an die Sakemis Romanvorlage (einzig der Charakter Ryōkai, der älteste Sohn von König Ryōkei wurde der Adaption hinzugefügt), entsprechend wenig gibt es storytechnisch auszusetzen. – Wie bei einem mehrfach ausgezeichneten Geschichtsepos wohl wenig verwunderlich. – Die zahlreichen Schlachten zwischen den Stadtbewohnern und den abertausenden Soldaten Chōs sind zu jedem Zeitpunkt spannend, mitreißend und vor allem abwechslungsreich. Die militärischen Auseinandersetzungen zeichnen sich auf beiden Seiten durch Strategien, Kniffe und taktische Manöver aus und sind äußerst realistisch dargestellt.
      Im zweiten Teil der Geschichte wird die Reichweite der Auseinandersetzungen dann erheblich gesteigert. Der Fokus wird auf die Bokka selbst gerichtet, in deren Reihen es zu fundamentalen Veränderungen kommt. Gemeinsam mit den Truppen des bevölkerungsstarken Staates Shin heißt das Ziel ganz China zu unterwerfen und somit schließlich gewaltsam zu einen. Es beginnt mit einem Übergriff auf das Reich Kan und als nächstes soll es Chō und seiner Hauptstadt Sei an den Kragen gehen…

      Die perfekte Wertung wird hier leider durch zwei Faktoren zunichte gemacht: Wo ich noch drüber hinweg sehen kann, ist die Tatsache, dass das Ende der Geschichte etwas überraschend kommt und über den Leser quasi hereinbricht. Hier lässt Mori ein gesundes Maß an Weitsicht vermissen, gerade wenn im letzten Band noch 3-4 in sich geschlossene Kurzepisoden eingeschoben werden, die auf Metaebene nur von wenig oder überhaupt keiner Bedeutung sind. Hier hätte uns der Autor etwas schonender auf das Ende vorbereiten können, eine Art „erzählerisches Ausklingen“, wenn man so möchte.
      Der zweite Punkt stieß mir hingegen richtig übel auf, weil er so unnötig war wie ein Kropf, schließlich ereignete er sich in einer der zuvor erwähnten Mini-Episoden und hätte damit ohne weiteres weggelassen werden können (, um beispielsweise noch Raum für zusätzliche Storyeinschübe zu lassen). Ich beziehe mich hier auf einen Charakter namens Sankai (bzw. „Griffon“ in den Scanlations). Mit dieser Figur und ihrer übermenschlichen Superkräfte bricht Mori komplett mit dem ansonsten so um Realitätsnähe und Authentizität bemühten Werk. Ganz großes pfui!

      Trotzdem darf man diese negativen Aspekte nicht zu hoch hängen, wenn man bedenkt, wie ausgeklügelt und taktisch raffiniert die militärischen Auseinandersetzungen vorgetragen werden, wie flüssig sich die Geschichte liest (ich habe das Werk damals in einem Zuge verschlungen und das binnen weniger Stunden) und wie straff das Erzähltempo gehalten wird. Mori schließt das Ganze auf seine ganz eigene Art ab und trägt seine Theorien vor, wo die Geschichtschroniken Fragen offen lassen. Es endet mit einem Plädoyer für den Frieden und gegen jegliche Form von Krieg. – Tja, wie würde unsere heutige Welt wohl aussehen, wenn sie stärker von Leuten wie Kakuri geprägt worden wäre…?

      Charaktere – 8,5/10 Punkte
      Der Kreis der handelnden Figuren, deren Wesen auch wirklich weiter ausgearbeitet wird, ist überraschend klein. – Gerade wenn man sich den Rahmen der Handlung ins Gedächtnis ruft: hier steht immerhin ganz China im direkten Konflikt! Der Großteil der Dorfbewohner und Soldaten wird als „gesichtslose Figur“ gehalten (sowohl metaphorisch als auch wörtlich auf zeichnerischer Ebene), nur wenige Charaktere werden bewusst hervorgehoben: Kakuri, die königliche Familie von Ryō, der Bauer Saikyū, General Kōenchū und Kakuris Gegenspieler Setsuhei, viel mehr dürften es kaum gewesen sein.
      Im zweiten Teil der Serie, als sich die Geschichte zunehmend von der Buchvorlage entfernt, werden Kakuri dann zahlreiche Gefährten an die Seite gestellt, die es im Roman nicht gab. Ich möchte aber nicht sagen, dass dies schlecht wäre, das Gegenteil dürfte sogar eher der Fall sein. (Auch wenn gerade der weibliche Sidekick ein wenig arg klischeebehaftet ist…) Somit wird die Handlung nämlich nicht mehr gar so sehr auf Kakuri fixiert und alleinig vom Bokusha getragen. Seine Freunde Unkei, Ranchū und Niang (Ich weiß nicht, was die Scanlations hier getrieben haben, dass daraus Yunji, Kobu und Nimae werden kann…? Bleibt mir ein Rätsel!) zeichnen sich durch unterschiedliche Wesenszüge aus, doch stehen sie allesamt – aus unterschiedlichen Gründen, aber vom selben Wunsch getrieben – für ähnliche Ziele ein und sind im Herzen gute Menschen. Besonders Ranchū, der verwitwete Bauer aus Kan, Untergrund-Revolutionsführer und Pflegevater von zahlreichen Waisenkindern, hat es mir von den Dreien angetan.
      Kakuri selbst ist und bleibt aber natürlich trotzdem die zentrale Reflexionsfigur der Geschichte und weilt die meiste Zeit im Fokus des Geschehens. Was besonders bei ihm gefällt, ist, dass sein Heldenbild nicht überzeichnet wirkt! Er ist kein muskelbepackter Übermensch, der alleine 10.000 Soldaten im Kampf besiegen könnte. Der dickliche Mann ohne Haare ist natürlich auch in zahlreichen Kampfkünsten ausgebildet, doch zeichnet er sich vor allem durch sein taktisch kluges Agieren aus. Darüber hinaus ist er ein echter Edelmann, der bereit ist, sich für seine Ideale und Ziele zu opfern und das zu jedem Zeitpunkt.

      Themen und Motive – 10/10 Punkte
      Abschließend sollte der Blick noch kurz auf einige der wichtigsten Themen der Serie wandern. Die Handlung wird vornehmlich von politischen Interessen und Matchbestrebungen getragen, sie sind Auslöser für die zahlreichen Kriege und Schlachten während der Zeit der streitenden Reiche. Wie in diesen Sphären üblich, spielen natürlich auch Intrigen, Verrat, Korruption, Neid und Größenwahn eine überaus gewichtige Rolle. Somit ist stets für Spannung gesorgt und man kann sich als Leser nie zu sicher sein, ob Unterfangen X jetzt auch tatsächlich gelingen wird, nur weil es in der Momentaufnahme so scheint.
      Daneben lernt man aber auch eine Menge über die chinesische Geschichte und die Geschichte einer der weniger bekannten, jedoch zweifelsohne interessanten Philosophieschule des asiatischen Kulturraums. Ich persönlich muss gestehen, dass mir Mozi und sein Mohismus zuvor absolut kein Begriff gewesen sind. Erst durch diesen Manga habe ich ein wenig nachgelesen und recherchiert. Auch wenn ich mit derartigen Strömungen eher wenig am Hut habe und meine Interessengebiete anders verorten würde, kann ich nicht bestreiten, dass ich durchaus angespornt war, mehr über die Hintergründe der Handlung/Serie herauszufinden.
      Besonders schön – wenngleich auch nur haarscharf an der Schwelle zum leicht platten Kitsch vorbeigeschrammt – fand ich Moris Blick in die Zukunft, über 2.300 Jahre, ins das Hier und Jetzt. Obwohl es nur wenige Seiten waren, hinterließen diese durchaus einen Eindruck bei mir.

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      Ich denke, ich habe diesen schönen Klassiker damit hinreichend beleuchtet und vorgestellt. Lasst euch nicht von solch einer Lappalie wie einem vermeintlich „alten“ Produktionsjahr abschrecken. Manga von früher haben noch soviel mehr Seele, da steckt einfach sehr viel mehr Herzblut drin als in heutigen Tagen. Wagt diese Reise und ich bin mir sicher, ihr werdet nicht enttäuscht. Ein intelligenter Titel über Krieg und Frieden, über Politik und Philosophie, über Ideologie und Ideale. Abermals eine klare Leseempfehlung von meiner Seite!

    • Mal wieder ein großes Dankeschön für diesen gelungenen Startpost PP!

      PrincePrancer schrieb:

      Abermals eine klare Leseempfehlung von meiner Seite!

      Nun, wenn "The greatest user there ever was or will be" so eine Leseempfehlung ausspricht, dann schau ich doch mal rein und les ein bisschen - dachte ich mir gestern gegen Mittag. Ich habe den Manga mittlerweile verschlungen und wäre ich nicht zu einem Fest eingeladen gewesen, so wäre ich auch deutlich schneller fertig gewesen.
      Eine Kurzfassung der Story brauche ich jetzt nicht wiedergeben, aber meine Meinung, festgemacht an einem einfachen Punktesystem von 1 bis 10, möchte ich dennoch kundtun:

      Story
      Ich gehe so weit und bezeichne diesen Manga als (fast) epochales Meisterwerk!
      Dieses klitze kleine "fast" ist bedingt durch 2 Faktoren:
      Nummer 1: Der, wie auch von PP schon angesprochene, übermenschlich starke Sankai/Griffon. Auch wenn er wirklich nur einen sehr kurzen Auftritt hat, musste ich dennoch den Kopf schütteln, wie so ein Charakter in diesen Manga gelangen kann, bzw. konnte.
      Nummer 2: Der, ebenfalls von PP angesprochene Schluss: Er bricht zu schnell über den Leser herein, wer Eyeshield 21 gelesen hat, der weiß wie einem Leser ein derartiges Ende missfällt. Doch gerade die letzten paar Seiten wissen wieder überaus zu gefallen und machen diesen Punkt fast wett.
      Doch trotz dieser zwei Punkte vergebe ich Storytechnisch eine 10/10.
      Artwork
      Es gab ein paar Panels, an denen ich hängen blieb, da die Körperhaltung mancher Menschen abnormal wirkte, ansonsten muss ich sagen dass ich mehr als begeistert bin. Mehr gibt es von mir hierzu nicht zu sagen, ich schließe mich hier PP an und verteile 9/10 Punkten.
      Charaktere
      Kakuri, der Hauptcharakter, weiß zwar zu gefallen, auch seine (im zweiten Teil der Story) an die Seite gestellten Gefährten gefallen mir an sich sehr gut. Mir fehlt hier jedoch ein Charakter der heraussticht, den man sich sofort in Erinnerung ruft wenn man an diesen Manga denkt. Auch war mir (im zweiten Teil der Story) Kakuris "Hauptfeind" (ich will nicht spoilern, daher diese Bezeichnung)...nun mir fällt kein Wort ein....ich wurde schlicht nicht warm mit ihm. Daher 7/10.

      Nun, auch von mir gibt es also eine klare Leseempfehlung! Es gibt einige Stellen, die einen diesen Manga lieben lassen, beispielsweise als die Streitmacht vor den Toren der Stadt steht, Kakuri sich mit dem General der Gegner trifft, mit ihm ein Spiel spielt und sich beide laut lachend über das Spiel amüsieren.

      Ich habe gelesen dass es auch einen Film über den Manga/Roman geben soll. Ich würde mich freuen wenn mir jemand auch hierzu etwas sagen könnte und wünsche nun noch eine gute Nacht.

      Mfg
      GG
    • Ach ja... kaum lässt man sich ein paar Stunden zu lange Zeit für seine Rezension, da kommt von irgendwo ein GuitarGod her und schnappt einem die Threadentjungferung weg. :D Und schon vergehen die Tage...

      Wie dem auch sei – Ring frei für Runde 2! Nachdem ich Ikusa no ko schon gelesen und mir die drei auf Deutsch erschienenen Bände von A Bride’s Story bei Amazon bestellt habe, war es Zeit für die längste von Onkel Prancers Geschichten: Bokkō. Obwohl doch gar nicht mal so kurz – elf Bände können durchaus eine Menge sein -, habe ich den Manga gerade zu verschlungen und in kürzester Zeit gelesen. Schnelles Lesen bedeutet ja in den meisten Fällen entweder große Liebe zum Werk oder großen Hass ihm gegenüber. Was hier zutrifft, sollte an meiner Wortwahl aber schon erkenntlich geworden sein. ^^

      Im Großen und Ganzen kann ich dem vorherrschenden Tenor zustimmen. Der stärkste Punkt ist die Story. Ich habe mich ja zunächst über den französischen Titel gewundert („Stratège“, was „Stratege“ heißt); aber der erklärt sich ja in kürzester Zeit. Diese erste paar bände, in denen Kakuri eine kleine Stadt gegen eine scheinbar übermächtige Armee verteidigt, wussten natürlich besonders durch Kakuris zahlreiche Strategien zu gefallen. Ob langfristig, provisorisch, in Notfällen oder triviale Dinge wie das Konstruieren von Waffen – der Mann scheint ein Meister seines Faches zu sein; und das zu sehen, macht einfach nur Spaß.
      Aber vor allem war es schön zu sehen, wie realistisch Mori das Szenario gestaltet hat. Es wurden wirklich viele Aspekte mit hereingenommen; angefangen damit, dass zunächst keine Kakuri wirklich traute, bis hin zur allgemeinen Depression angesichts kommender Schlachten respektive Angst vor einer Niederlage in solch einer. Auch die wirklich schmutzigen Seiten des Krieges hat Mori alles andere als versteckt – im Gegenteil: er hat sie immer und immer wieder betont. Dieses Herausstellen des Schlechten kann man auch als eine Zustimmung seinerseits zur Lehre der Boku sehen, die ja den Krieg aufs Schärfste verurteilen. Gutes entsteht nie aus einem der Kriege im Manga, was das noch einmal betont.

      Dass der zweite Teil sich vom ersten unterscheiden würde, war ja schon früh klar, da er durch das Auftauchen von Setsuhei ein erstes Foreshadowing erhielt. Auch dieser längere Handlungsabschnitt hat mir sehr gefallen, wengleich ich etwas anderes erwartet hatte. Zum einen hatte ich an eine stärkere direkte Einbindung der Boku gedacht (wie bspw. Den Anführer), aber auch eine Einbindung weiterer Staaten. Rückblickend muss ich wohl einsehen, dass das nicht ganz so realisierbar wäre, weil eine großräumigere Geschichte zwangsläufig (um realitätsnah zu bleiben) auch mehr Zeit in Anspruch genommen hätte.
      Die zwei Mankos wurden ja schon von PP und GG angesprochen. Trotzdem möchte ich noch einmal auf den Jungen mit den übermenschlichen Kräften eingehen. Zu den negativen Aspekten möchte ich nichts sagen, dem wurde bereits Genüge getan. Aber man muss auch die andere Seite der Medaille sehen: diese zwei Kapitel bringen weitere Gesichtspunkte in diesen ohnehin schon motivreichen Manga. Ein Sonderling mit zweifelhaften Fähigkeiten und einer bizarren Erscheinung greift Kakuri an. Doch dieser, nachdem fast gestorben, lässt das Kind und seine zwei begleiter laufen. Diese Gnade, diese Freundlichkeit freuen das Wesen offensichtlich mehr als die Freiheit, töten zu dürfen, die ihm von der Armee Shins gegeben wurde, welche ihn aber gleichzeitig verachteten und fürchteten. Nicht dass mich jetzt sentimentale Geschichten rühren, aber es bringt noch einmal andere Aspekte in die Geschichte, und das muss man anerkennen, finde ich.

      Insgesamt gebe ich trotz der winzigen Unpässlichkeiten volle Punktzahl: 10/10!

      Die Charaktere sind so eine Sache. Ich kann GG verstehen, wenn er sagt, dass er mit Kakuri nicht richtig warm wurde. Wir erleben ihn zwar durchweg als Helden der Geschichte, doch seine Gefühle, was er wirklich denkt, was er will – das erfahren wir nie so wirklich genau. Auch dem Leser gegenüber bleibt er geheimnisvoll und verschlossen. Erst gegen Ende, da er sich seiner Liebe hingibt, werden seine wahren Motive sichtbarer.
      Auch die weiteren Charaktere bieten nicht viel Tiefgang, sind aber passend und historisch glaubwürdig gestaltet (so auch der Soldat als gesichtsloser Mann). Es passt alles gut in die Geschichte, es sticht aber kein Charakter wirklich heraus. Mein Favorit wäre wohl Kakuri, wegen dessen taktischen Glanzleistungen und seinem überlegten Reaktionsvermögen – sowohl geistig als auch körperlich.

      7/10 Punkten von mir für die Charaktere.

      Zu guter Letzt also das Artwork. Ich kann mich hier meinen Vorrednern anschließen; es ist äußerst gelungen, hat aber ein paar Ungenauigkeiten. Neben den Insekten, die immer wieder ein Highlight waren, fand ich die Charakterdesigns gelungen. Obwohl hier mitunter auch die angesprochenen Schwächen zu finden sind, ist die Gestaltung der Charaktere sehr gelungen. Auch die verschiedenen Kampfszenen (insbesondere die, in denen viele Menschen zu sehen sind bzw. solche, in denen generell Chaos herrscht) sind mir positiv in Erinnerung geblieben. Dass der Manga bereits etwas älter ist, hat überhaupt nicht gestört. Zwar war der Stil ein klein wenig gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Zeit fand ich meine Freude dran.

      9/10 Punkten für eine gute Leistung!

      Wie immer eine Empfehlung, die sich gelohnt hat. Wen Krieg, Taktiken in Schlachten und/oder chinesische Geschichte interessiert, der sollte sich nicht scheuen, mal einen Blick auf diesen Manga zu werfen.
    • Wow .. ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll und ..

      Drauf gekommen bin ich aufgrund der Vorstellung hier. Ich hatte den Thread gleich gelesen, warum auch immer, tu ich sonst nie, aber als ich durch war, war eines für mich klar .. diesen Manga muss auch ich lesen .. irgendwann.

      Nun, das kann echt nicht angehen, GG und Ce .. da kommt man mal 3 Monate zu spät und schon ist der Thread entjungfert; klappt's bei euch noch ganz? :D

      Nun, was habe ich noch groß zu sagen? Ich schließe mich dem bisherigen an, auch der Empfehlung. Ich interessiere mich für asiatische Geschichte und asiatische Mythologie, was nicht bedeuten soll, dass ich mich besonders auskenne, aber zumindest musste ich das Werk lesen. Das tat ich dann nachdem ich Sonntag Nacht schon PrisonSchool durchgelesen hatte.
      Da ich aber insgesamt im Bereich der Manga ziemlich unbelesen bin, möchte ich mich von einer Bewertung in Punkten (von 10) distanzieren.

      Griffon/Dragon:
      Was das mit Griffon zu bedeuten hatte, ist mir bis jetzt noch nicht zugänglich. Im Nachhinein finde auch ich diesen Einschub ziemlich daneben, während es mir beim lesen eher so vor kam, als sollte das an diesen missgestalteten "Dragon"-Typen anschließen. Diesen hat Kakuri ja auch verschont, nachdem wir in einer Rückblende gesehen haben, wie beschämend Kakuri in seiner Jugend gegenüber diesem Typen gehandelt hat. Das fand ich zum Beispiel sehr gut; ich dachte, als Kakuri den Typen dingfest gemacht hat, dass dieser ihn auch irgendwie von seiner Existenz erlöst; dem war aber nicht so .. er rettete ihn stattdessen damit aus der Stadt zu entkommen und wünschte ihm sogar noch ein gutes Leben. Das zahlte sich später auch aus.

      Strategie:
      Das war mir anfangs nicht bewusst und der Titel fiel mir auch erst später auf und dann habe mich ähnlich wie Ce darüber gewundert.
      Kakuri, der Mann, der alles möglich macht, zeichnet sich durch ein hervorragendes taktisches Geschick aus. So wussten mir nicht nur seine einzelnen Methoden der Verteidigung zu gefallen, nein, auch fand ich es sehr gut, dass er sich aus der "Burg" herausgewagt hat um an wichtige Informationen zu kommen. Während man manchmal von Strategen (Filme, oä) enttäuscht wird, weil sie sich in ihrer vermeintlich sicheren "Burg" hinter dicken Mauern verstecken und sich so unglaublich überlegen fühlen, macht Kakuri diesen Fehler nicht und schaut selbst, was bei dem Gegner so ab geht. Nicht um einen Gegenangriff zu starten (das kam auch vor), sondern einfach um den nächsten Schachzug planen zu können. Überhaupt war Kakuri sehr weitsichtig und hatte einige Tricks auf Lager um die feindlichen Manöver zu kontern. Hatte er doch durch seine kritischen Gedanken stets Spitzel eingeplant und Tricks gewusst um sie zu entlarven oder konnte im Verhalten der Feinde eine tiefere Absicht zu erkennen.

      Figuren:
      Nicht der Titelheld, den ich erwartet habe. Klein, dicklich .. komischer Kopf/komisches Gesicht, wobei mich eher die Augen gestört haben, aber gut, er hat andere Qualitäten ^^ Mit der Wunde auf der Stirn hätte man ihm auch ein drittes Auge wachsen lassen können.
      Ich muss GG eindeutig zustimmen, weder der Titelheld noch seine Gefährten stechen so hervor, dass man sofort an sie denkt, wenn man den Titel hört. Trotzdem allesamt wirklich bereichernde Personen. Yunji war aus dieser Gruppe meiner Meinung nach der coolste. Nicht so leicht zu beeindrucken wie Kobu, aber auch bei weitem nicht so fähig wie Kakuri oder Nimae, aber sehr entspannend ihn bei seinem Tun zu verfolgen .. da er eine gewisse Art hatte, zu verstehen, dass Kakuri versucht sich stets allen Gefahren bewusst zu sein und er so einfach in ihn vertrauen konnte, wohingegen Nimae und Kobu schon ab und an Zweifel zeigten.

      Trotzdem gibt es für mich eine Figur, die ich ziemlich besonders finde: Der Typ mit dem Bienenkorb, der hat mich sehr überrascht. So hatte er doch scheinbar völlig selbstlos, obwohl er einer der bittersten Feinde hätte werden können dem Team von Kakuri geholfen zu fliehen. Am Ende wissen wir warum. ^^

      Artwork:
      Auch hier kann ich mich nur anschließen, wirklich bildgewaltiges Material. Besonders was sämtliche Tiere angeht.
      Die meisten der Menschen hingegen fand ich ziemlich daneben. Gut, sind halt meistens auch nur Statisten gewesen, aber muss man die deswegen oft gleich so entstellen? Da waren schon einige ziemlich seltsame Kopfformen dabei, allen voran diese Ratte von Dragon.

      Das Ende:
      Nun, dem Thread-Autor schien es ja nicht so gefallen zu haben. Und in der Tat wäre es fast ins lächerliche abgedriftet, aber ich fand es trotzdem herausragend und nachdenklich stimmend. Dass es so urplötzlich über einem hereinbricht, empfinde ich weniger schlimm, eher ganz gelungen.

      Liebe Grüße
      Steins;Gate

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