Der Traum von neuem Glanz II (blink) (Fortsetzung im spin-off)

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    • Der Traum von neuem Glanz II (blink) (Fortsetzung im spin-off)

      Here we start...


      Hinweis: Mein Replay reicht immer bis zum angegebenen Kapitel, daher sollte es nicht vorzeitig gelesen werden. Alles, was außerhalb dieses Beitrages nicht im Spoiler steht, sind allgemeine Informationen!


      Kapitel 1: Das Bekenntnis von St. Atlantis
      „Fürwahr, so blendete mich das Antlitz jener Welt, von Menschenhand geschaffen, und göttlicher Macht ausgesetzt, um so stärkere Faszination zu entsenden. Der Unmut der Menschen erreicht mich. Jeden Tag, jede Nacht.

      Es ist eine Bürde. Ich stelle mein Werk sobald in Frage.“

      St. Atlantis

      *

      „Das soll es gewesen sein?“ Die Stimme des Mannes zitterte. Sie erwarteten sich alle mehr Antworten. Es war ein unnatürliches Schauspiel, welches sich ihnen darbot. Eine vergilbte alte Rolle vermochte ihnen solch eine Niederlage zu bereiten. Weder der Inhalt, noch der Stoff auf dem er niedergeschrieben stand, war etwas, dass beängstigend erschien. Das Geschriebene war hunderte Jahre alt.
      Er wäre kein Gelehrter, wenn der Sinn hinter alledem nicht viel größere Herausforderungen offenbaren würde.
      „Es handelt sich hierbei um keine Fälschung?“, fragte er forsch, und bereute seine Worte, nachdem sein offenbarter Zweifel ihm deutlich bewusst wurde.
      Er kniff die Augen zusammen, schob dabei die Gläser seiner Brille nach oben, um seinem Gegenüber kurz ausweichen zu können.
      Nur ein kurzer Augenblick der Distanz musste ihm genügen.

      Diese Ausgangslage war nämlich anders. Ihre Macht hatte in seiner Gegenwart absolut keinen Stellenwert. Es bedurfte Jahrzehnte der Einsicht, dass nicht über alles geherrscht werden konnte. Das Wetter, die Evolution, die Zeit selbst. Manche Dinge waren unantastbar und sie akzeptierten dies nach langem Zögern, da es schlichtweg für jeden galt. Niemand auf der Welt würde so etwas gegen sie einsetzen.

      Der Weise betrachtete den Überbringer der alten Niederschrift. Seine Gedanken rasten. Er zügelte sich.
      Es störte ihn nicht, dass er alterte. Nicht einmal der Gedanke an den Tod ängstigte ihn. Es wäre töricht, dies alles zu verneinen. Doch es graute ihm davor, dass sie so eben die Bestätigung erhielten: Der Mythos um St. Atlantis ruhte auf wahrem Fundament.

      Der Alte blickte zurück zu seinen Kameraden, die bei weitem nicht so stark waren. Ob es daran lag, dass sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit handelten, oder die Pein des Unwissens an ihnen nagte, da platzte schließlich die unangebrachte Frage aus einem von ihnen heraus. Neugier verführte und dafür hüteten sie sich. Vergebens.

      „Woher haben Sie dieses Dokument?“

      Es störte. Ihnen lagen so viel mehr Fragen auf den Lippen. Allerdings durften sie sich keine weitere Blöße erlauben. Das waren sie sich und ihrem Schwur schuldig. Nervös biss sich der Fragende auf die Lippe. Seine Neugierde und seine Ideale konfrontierte er soeben. Er schämte sich zutiefst.
      Es war ihre Pflicht, ihr Schicksal, zu herrschen. Um so intensiver durchlebten sie diese Erniedrigung, da sie Antworten suchten und deswegen von ihm abhängig waren. Sie durften auf ihrer Suche nichts unversucht lassen.

      Er wusste dies. Lächeln wollte er nicht, obwohl es angebracht schien.

      „Lassen Sie dies meine Sorge sein“, entgegnete er endlich. Keinerlei Gehässigkeit war in seiner Stimme zu hören. Lediglich sein stechender Blick trübte dieses ansonsten absolut neutrale Verhalten des Händlers.
      Es hatte keinen Zweck, diesen aus der Reserve zu locken. Es war ohnehin merkwürdig, jemandem vertrauen zu müssen, der nicht einmal einen Namen hatte. Geschweige denn ein menschliches Aussehen.

      Al Gandhi ballte die Faust vor Wut. Das Ausmaß der Katastrophe wirkte mit den neu gewonnenen Informationen noch sehr viel größer als ursprünglich gedacht. Und es gab leider keinerlei Veranlassung diesen Händler und den Gehalt seiner Waren in irgendeiner Form anzuzweifeln.

      Der Anführer der Weisen musste ehrlich zu sich selbst und seinen aufkommenden Emotionen sein. Diese Situation war ihnen zuwider und unwürdig. Der Brillenträger hasste es, dass gerade heute sein Todestag war. Die Not war selten größer und er sehnte sich im tiefsten Herzen nach jenem Mann, der die Welt beschützte. - Einem, dem sie vor dem Palast eines von zwei neuen Denkmälern gewidmet hatten.

      Wäre er jetzt hier, hätte er unlängst einen Plan geschmiedet. Da war sich Al Gandhi seines Lebens sicher. Boundary Colant, der vermisste siebte Weise.

      Als der Händler den nachdenklichen Ausdruck im Gesicht des Weisen erblickte und las, revidierte er seinen ursprünglichen Eindruck. Es kehrte ein Lächeln in sein Gesicht zurück. Fünf Leute in diesem Raum würden es als Geste eines erfolgreichen Geschäftsabschlusses ansehen.

      Er interpretierte es anders.
      Kapitel 2: Lichtgestalt
      Sie standen Spalier. Herrschte Krieg, gingen die Offiziere an ihnen vorbei. Männer, die durch einen falschen Gedanken den Tod fanden. Sei es die fatale Entscheidung, die das Land in den Abgrund stürzte oder aber war es ein einziger Soldat, der aus der ehrerbietigen Haltung ausbrach und den tödlichen Schuss setzte. - Wie oft gingen ranghohe Männer der Marine an ihnen vorbei. Kaum einer würdigte sie eines Blickes. Manch einer bemühte sich um eine anerkennende Geste, die die Disziplin, für das, wofür man stand, ehrte.
      Heute war es anders.

      Die schweren Türen des Palastes öffneten sich, doch anstelle bekannter Silhouetten, die sich für gewöhnlich riesenhaft abzeichneten, trat nur eine Gestalt heraus.
      Waren die Fünf Weisen von ihrer eigenen Kontinentalgarde, Könige von ihrem Stab oder die Direktoren von ihren CP-Einheiten begleitet worden, so verwunderte es bei diesem Anblick. Die Bediensteten des Regierungshofes standen Spalier und nicht wenigen von ihnen stand die Nervosität ins Gesicht geschrieben. Der hohe Gast, für den sie sich seit Stunden die Beine in den Bauch standen, schritt mutterseelenallein an ihnen vorbei. Sobald er das Heilige Land Mary Joa verließ, war er wie jeder andere auf seinen eigenen Schutz angewiesen. Ungewöhnlich schien die Aufmachung jenes Besuchers. Ein purpurfarbener Kapuzenumhang umhüllte ihn. Zu ihrem Erstaunen alles außer das auffälligste Merkmal: das Gesicht.

      Zu früh waren ihre Erwartungen bereits bei der Mehrheit der Ranghohen, die sie keines Blickes würdigten. Sie einfach bei Wind und Wetter stehen ließen, um sie als Selbstverständlichkeit hinzunehmen. Dieser Gast allerdings war anders.
      Obwohl sein Blick in die Ferne gerichtet war, kam es einem jeden so vor, als hätte er ihnen in die Augen gesehen. Als würde er ihre Gefühle ausmachen und ihnen das geben, was sie sich sehnlichst wünschten. Manchen Soldaten zitterten die Knie. Die Wolken verzogen sich und hüllten den Steinweg in gellendes Licht. Niemandem kam diese Szenerie zu Beginn realistisch vor. Nicht wenige wollten sich die Augen reiben.
      Sie standen zu Hunderten vor der Residenz der Fünf Weisen und es überkam sie heute ein größeres Gefühl des Stolzes als jemals zuvor. Nicht die Herrscher dieser Welt, die Weisen, waren es, sondern diese eine Gestalt, die wortlos an ihnen vorbei schritt. War es ihr ungewöhnliches Aussehen oder ihre stechenden Augen. Obgleich dieser bedrohlichen Merkmale fühlte jeder eine Sicherheit, die ihnen in den letzten Monaten niemand sonst bieten konnte.
      Die Rädchen der Vergangenheit begannen erneut ineinander zu greifen.

      Einer nahm den Mut, jetzt, in diesem Moment zusammen. Auf der einen Seite standen die Bemühungen der Obersten, die drohende Katastrophe in den Griff zu bekommen, auf der anderen Seite die schmerzende Gewissheit ihres drohenden Scheiterns.
      Vor Jahren löste ein einzelner Soldat einen Schuss, zerstörte die Einheit des Spaliers. Heute war ein Tag gekommen, an dem die Einheit erneut zerbrach. Dieses Mal jedoch aus ehrenhaftem Motiv heraus.
      Der junge Mann ließ seinen starren Stolz hinter sich, schritt auf den Weg und brach das vorgesehene Schweigen.
      „Ist diese Welt noch zu retten?“

      Seine Worte verhallten.
      Erneute Stille setzte ein, ehe ein rüder Aufruhr die Atmosphäre sprengte. Aus der hoffnungsvollen Ruhe, die den Fremden wie eine Aura umgab, wurde zur Erleichterung des Jungen nichts anderes. Er schien seine Frage wohlwollend registriert zu haben. Jene, die ihm seit langem auf der Seele brannte.
      Zu nahe arbeitete er an der höchsten Instanz, zu deutlich vernahm er die emotionalen Schwingungen, die aus dem Palast kamen. Es waren keine guten. Die fünf alten Männer besaßen die höchste Autorität, bedienten sich eines umfangreichen Apparates. Ein Mitglied ihrer Kontinentalgarde konnte hunderte Soldaten aufwiegen. Doch all dies schien nicht mehr auszureichen.
      Probleme, die zum Teil Jahrhunderte zurück lagen, drohten nun um so stärker auf die Gegenwart einzuwirken. In dieser düsteren Zeit einen Hoffnungsschimmer zu entdecken, war umso einfacher. Es passierte immer seltener, dafür konnte man sich wenigstens sicher sein. Genau diese Sicherheit verkörperte jener fremde Mann, der nun stehen blieb. Der eben noch zuvor den Weisen ein altes Stück niedergeschriebener Vergangenheit verkaufte.

      Die murmelnde Unruhe um ihn herum veränderte in seinen Augen gar nichts. Selbst wenn jeder Soldat aus der Reihe tanzen, jeder einzelne sein Gewehr auf ihn richten und abdrücken würde. All diese Szenarien ängstigten ihn nicht im geringsten.
      Es überraschte ihn nicht einmal, als der junge Sprecher von den Beinen gerissen wurde und blutend zu Boden stürzte. Aus der Lücke, die der Sprecher beim Verlassen seines Platzes hinterließ, trat ein hagerer Mann hervor, der sich die rauchende Faust küsste. Nachdem er den niedergeschlagenen Soldaten herablassend begutachtete, salutierte er mit zwei Fingern, was ihm alle Anwesenden prompt nachmachten.
      „Ich bitte vielmals um Entschuldigung“, entgegnete er geheuchelt und musterte den Gast. Dieser blickte nach wie vor in die Ferne, beachtete den Oberst nicht einmal.
      „Diese Frage war angebracht, Tabb!“
      „Oberst Loreney Tabb“, entgegnete dieser gereizt und versteckte das grimmige Gesicht hinter seinem dichten grauen Schnauzbart. Der Fremde ignorierte die gestaute Wut des Vorgesetzten der Spalier-Garde und deutete auf den Verwundeten, ohne diesen auch nur einmal angesehen zu haben.
      „Ich bitte darum, Leutnant Petrus ins Krankenhaus zu bringen.“
      „Ihr habt gehört, was er gesagt hat“, brüllte Tabb. Seine Stimme zitterte dabei merklich. Er merkte, dass er zu forsch reagierte. Sowohl verbal, als auch physisch.

      Ehe der Fremde ging, legte er dem Oberst seine klauen-artige Hand auf die Schulter, der bei der bloßen Berührung fast vor Angst das Bewusstsein verlor. Doch vor seinen Untergebenen musste er sich mit allen Mitteln zusammen reißen. Drum vernahm er die Worte mit stoischem Nicken.
      „Sie werden diesem Leutnant hörig sein, bis er vollständig genesen ist.“

      Petrus würde die Schilderung des restlichen Tages nie vergessen. Neben den acht Leuten, denen er wirklich vertraute, hat er jenen Menschen, dem er sein Leben zu Füßen werfen würde. Er lächelte verlegen, als er sich die Geschehnisse jenes Tages durchlas. Wie lange er im Koma lag, wusste er bis eben nämlich nicht.
      Kapitel 3: Acarbonas
      Der widerliche Geschmack der Tabletten brannte auf seiner Zunge. Die Aufnahmen seiner Verletzungen hingen über dem Bett. Es waren komplexe Brüche, die sich vom Rücken aus über sämtliche Gliedmaßen erstreckten.
      Der Oberst hatte ganze Arbeit geleistet. Wenn er jetzt kurz vor der Lähmung stand, was hätte ihm dann bei richtiger Kritik gedroht?
      Petrus wandte sich vom Fenster ab. Was er dort draußen sah, beunruhigte ihn zutiefst.

      Als er sich auf Krücken zum Bett hievte, fiel sein Blick auf den Oberst, welcher zusammengekauert auf einem Stuhl saß und vor sich hin schnarchte. Er hätte beinahe vergessen, dass Tabb die nächste Zeit unter ihm diente. Schon komisch, wie das Leben so spielt. Vor kurzem war er einfacher Matrose und über Nacht wurde er auf Geheiß des Fremden mehrfach befördert.
      In den Aufzeichnungen, die ihm zugesandt wurden, stand die Antwort des Händlers drinnen. Inzwischen las sie sich Petrus das siebte Mal durch.
      „Sie sind wach...“ Die Stimme des Oberst klang äußerst dumpf, was daran lag, dass sein Gesicht sich im Boden des Krankenzimmers vergraben hatte. Seine Füße waren hinter die Lehne geklemmt, während er mit seinen Armen hilflos herum ruderte. Petrus wusste nicht, wie das geschehen konnte, doch es störte ihn gar nicht mehr. Laut den Papieren hieß es, dass der Oberst sich nach der Abreise des Fremden in das Turmverlies zurück zog und dort stundenlang bittere Tränen weinte. Ob dies wirklich so stimmte? Die Garde hatte ihn von dort zu entfernen, als der Weise Bob sich dorthin aufmachte, um in jenem Verlies seinem Hobby nachzugehen. Dem Basteln von Holzpuppen mit geflochtenen Bärten.
      Den Gerüchten nach ist es eines der wenigen Herrschererzeugnisse, die noch kein Räuber zu stehlen versuchte. Ihr qualitativer Wert war erbärmlich gering. Dieser Leidenschaft an solch trostlosem Ort zu frönen, war demnach das einzig Richtige, wie die übrigen Weisen intern beschlossen.
      Erzähler: „Es ist wirklich erstaunlich, dass diesem Produkt eine solch große Bedeutung beigemessen werden wird.“ Wissend, zu viel verraten zu haben, suchte der Erzähler einen Platz im Gesicht, der letzte Nacht nicht geschunden wurde. Nachdem er fündig wurde, schlug er sich ärgerlich darauf und knirschte mit den Zähnen.

      „Wieso haben Sie dies gemacht, Oberst?“ Die Stimme des Leutnant begann zu Zittern, als er sich versuchte den eigenen Rücken zu berühren. Das Leibchen wurde äußerst vorsichtig vom Verwundeten an die Stelle geführt, in der eine tiefere Wunde die Wirbelsäule beinahe freilegte. Tabb, gezeichnet von Holzresten, nickte, als er seinen angedeuteten Faustabdruck erkannte.
      „Es hätte Sie nicht umgebracht“, antwortete er nüchtern. Petrus seufzte. Er hatte dieses zähe Spiel satt. Ihm war klar, dass sein Leben zu keiner Sekunde in Gefahr war. Der Oberst besaß nicht das Format, um ungestraft aus einem Mord herauszukommen. Dafür war er zu vernarrt das, was er sich mühsam erkämpft hatte. Er schloss die Augen.
      „Beantworten Sie mir meine Frage.“ Der Bruch in Petrus Stimme war verschwunden. Der Oberst durfte sich keinerlei Fehltritt mehr erlauben. Dem waren sie sich beide bewusst. Still wurde es.
      *

      Unfassbare Kälte verschlang seinen Körper. Die Steinplatte unter ihm schien nach und nach zu brechen. Das Knacken wurde immer lauter. Dieser Ort hatte es wahrlich nicht mit Fremden.
      Reflexartig wich er zurück, landete auf einem Stück Wiese und verfolgte den Schneesturm vor seinen Augen. Ihn selbst betraf er nicht, etwas, was er gar nicht bewusst realisierte. Zuerst dachte er, dass er vor Erleichterung schwitzte, zu natürlich war die Handbewegung, die über seine Stirn fuhr. Neben seinen Füßen erblühte so manche zierliche Pflanze. Wenige Zentimeter weiter wäre dies völlig unmöglich. In gewohnter Manier warf er seinen Mantel über die Schulter, nachdem tropische Temperaturen erreicht waren. In der Ferne erspähte er einen Berg aus Eis, der bis in die Wolken zu ragen schien.
      Ein Impuls riss ihn plötzlich von den Beinen. Danach war er weg.


      Der Fremde nahm seine Hand von der Schulter des Oberst.
      *

      Tabb schluckte, als ihm diese Erinnerungsfetzen in den Sinn kamen. Er hatte diesen gigantischen Eisberg noch nie gesehen.
      „Es geschehen im Moment zu viele Dinge, die niemand versteht“, sagte er schließlich konsterniert. „Bald ist wieder die Zeit der Martellarts, vor Wochen hat sich ein Loch inmitten des Meers gebildet und was das da draußen ist...“ Tabb stöhnte, raufte sich die Haare und schleppte sich erschöpft ans Fenster. Ihn beunruhigte jener Anblick auf die selbe Art und Weise. Aus Seestein erbaute Stufen standen inmitten eines alten Marktplatzes. Die Ebene rund um jene Stufen schien wie ausgestorben. Die Häuser brachen nach und nach ohne ersichtliche Einwirkung zusammen. Am Ende eben dieser Treppe befand sich ein schwarzes Portal, dessen Inneres den Fünf Weisen größte Sorge bereitete.
      „All diese Dinge gehen mir nicht mehr aus dem Kopf...“, Tabb wandte sich ab. „Just in diesem Moment ist jemand unterwegs, der um Antworten bemüht ist...“

      [an einem anderen Ort]

      „Was...zur...Hölle...ist...das?“ Die Stimme wurde durch das Rauschen für seine Kollegen immer undeutlicher. Die hiesigen Temperaturen waren ihnen nicht bekannt, da ihre Anzüge sie auf exakt 22° hielten. Sie befanden sich erst wenige Minuten hier, jedoch kam es ihnen alles unnatürlich vor. Ununterbrochen schlugen grüne Strahlen in die Erde ein und obwohl der Aufprall hörbar war, passierte nichts offensichtliches. Tiere hatten sie noch keine entdeckt, was bei der Vielfalt an Pflanzen äußerst ungewöhnlich war.
      „Das sind Menschen“, erwiderte eine zweite Stimme. „Doch sie sind völlig erstarrt und farblos.“ „Ihr seid absolut ahnungslos. Kein Wunder, dass ihr keine Namen habt!“
      Aus dem Gebüsch stürzte ein Mann, der anstelle der Schutzkleidung einen weißen Anzug trug. Auf seinen Schultern hing ein geflochtener Korb.
      „Dafür sollte ich den also anfertigen...“, lachte einer der Assistenten, doch dieses blieb ihm im Halse stecken als der Mann einen grünen Blitz aus dem Korb zog und auf die starren Figuren schleuderte. Mit lautem Knall wehte eine Rauchwolke an ihnen allen vorbei, was den Trägern der Schutzhelme die Sicht raubte.
      „Wie ich es mir dachte“, erwiderte der Mann als wäre sein Verhalten das Normalste der Welt.
      „Das sind Jirain Shadner und Siyajan Parandeus, seit über einem Jahr tot.“ Der Wissenschaftler schüttelte den Staub aus seinem Kittel, den er über seinem Anzug trug und wartete genüsslich aus die Reaktion seiner Mitarbeiter. „Was ist das für ein Brief?“
      „Du Ahnungsloser...“, schnaubte er süffisant und deutete auf den Umschlag. Der behandschuhte Finger des Assistenten wollte den Brief in der Hand des benannten Shadner berühren, als ihn eine grünliche Membran umgab und die Hand des Mannes abstieß.
      „Was...?“
      „Das ist eine Teufelsfrucht“, erklärte der Wissenschaftler. „Nur derjenige, an den der Brief adressiert, kann ihn aufnehmen.“ „Das wussten sie bereits?“, knurrte der Gehilfe, dessen Hand von innen heraus zu brennen begann.
      „Selbstverständlich“, entgegnete der Mann, der Acarbonas genannt wurde.
      Kapitel 4: Eden
      „Schickt den Boten!“
      Schiere Wut überkam ihn, als sein Verstand die Balance zu verlieren drohte. Er hasste es, wenn niemand zügig schaltete. Hypothesen und Argumente, Fragen und Antworten, all dies schwirrte unentwegt durch seinen Verstand. Seit seiner Kindheit gab es kaum noch Sachverhalte, die ihm unergründet blieben. Die wahren Auswirkungen des Vollmondes, die Entwicklung der Lebewesen; alles was die Natur an Phänomenen hervorbrachte und offenbarte, war ihm unlängst bekannt. Um so schmerzlicher war ihm bewusst, dass seine Zeit ablaufen würde.
      Ohne Unfälle blieben seinem Körper nur noch 37 Jahre. Im Alter von neunundachtzig würde er sterben. Friedlich im Bett schlafend. Er wird einfach nicht mehr aufwachen. Unheimlich.
      Natürlich wusste er, wie er seine biologische Uhr lesen, wie er sie zu verstellen imstande war. Doch diese Zeit, die er dadurch erschleichen würde, hielt ihn von dem ab, was er tagtäglich tat: Antworten suchen, Gewohnheiten folgen.
      Acarbonas war sich im klaren, dass sein Befehl nicht eins zu eins umgesetzt wird. Er erahnte auch, dass es ihn furchtbar erzürnen würde, jedwedes müde Detail erklären zu müssen. Dies war jedoch notwendig, um sein rasendes Gehirn abzukühlen.
      Sein Gesicht lief puterrot an, als ihn seine Assistenten wie erwartet ratlos anblickten. Er griff einen der Blitze aus dem Korb und schleuderte ihn vor die Füße der Begleiter, die mit dem Aufprall durch die Luft geschleudert wurden.
      „Ich habe euch vorhin gesagt, an wen dieser Brief gerichtet ist. Schickt den Boten, um diese Person ausfindig zu machen und hierher zu bringen.“ Er atmete kurz ein, ging ein paar Schritte auf die sich windenden Männer, um seine Erklärung fortsetzen zu können. Räuspernd versuchte er seine gebrochene Stimme noch einmal zu erheben.
      „Wir sind hier, um die Ursachen für die Naturkatastrophen zu finden. Darum entsendet jetzt diesen verdammten Boten und lasst mich hier allein weiter arbeiten!“ Die Wut war Acarbonas anzumerken, seine Stimme hatte sich regelrecht überschlagen. Um so erschöpfter atmete er nun ein, in dem Wissen, dass sein Anliegen jetzt ausgeführt wurde.
      Noch einmal griff er in den Korb und musterte die anderen. Es dauerte nicht lange, bis sie begriffen und aus dem Portal zurück nach Mary Joa eilten.
      Der Wissenschaftler blickte ihnen nach, ließ den Blitz los und drehte sich zu den Leichen, die den geheimnisvollen Umschlag bereit hielten. Er selbst konnte ihn zwar nicht greifen, jedoch jenen Begriff lesen, der auf ihm geschrieben stand.

      Allein stand er da, verlassen in der Fremde einer anderen Welt hörte er seine laute Atmung nach und nach im Gehölz verhallen. „Ich weiß, worum es hier geht. Es ist so einfach“, murmelte Acarbonas in sich gekehrt. Doch gleichzeitig sprach er denjenigen an, der seiner Auffassung nach nicht weit war. Doch immer noch in einem sicheren Abstand. Der kluge Kopf bildete sich nicht einmal das Rascheln im Gebüsch ein. Acarbonas wusste, wie er sich zu verhalten hatte. Normale Menschen würden Neugierde und Angst entwickeln. Doch er hörte nichts und niemanden. Daher war da auch nichts.
      Infolgedessen holte er in aller Seelenruhe seine Ausrüstung hervor und begann ein mannshohes Fernglas zusammen zu montieren. Den Vorschriften nach musste er für seine Untergebenen erreichbar bleiben. Daher hätte es keinen Sinn, sich nun ins tiefere Dickicht zu begeben. Was ihn ohnehin mehr interessierte, war der Obelisk, der sich mehrere Kilometer entfernt auf einem Berg lokalisieren ließ. Eventuell erspähte sein bloßes Auge auch eine großartige Statue, doch da zweifelte er seine schwächelnde Sehkraft ein wenig an.

      Erzähler: „Der Ort ist unheimlicher als der Mordkeller meines Nachbarn. Daher blicken wir auf eine Insel, deren wage Existenz nur in tief verzweigten Kreisen unter vorgehaltener Hand als eine Art Gerücht kursiert.“

      „Herzlich Willkommen im Sommerdorf, dem größten Paradies der Grandline!“, rief die Erdbeere und lief lachend auf die Kinder zu, welche daraufhin schreiend zum Schiff zurück rannten, dass gerade eine Schar Touristen an den Hafen brachte.
      Der Träger des Kostüms wunderte sich über diese ständig wiederkehrende Reaktion. Unmut machte sich in ihm breit. War es einst sein Großvater, der eine pompöse Hotelanlage auf dieser Insel erbaute, oblag es nun seiner Generation, dieses Erbe in Ehren zu halten. Alle Welt liebte seine Familie, verehrte ihn, doch zugleich brandeten immer wieder Wellen des Ekels gegen seine zarte Seele. Die riesigen schwarzen Pupillen verbargen seine Trauer nur unmerklich, da der Stoff sich schließlich mit seinen Tränen vollsog und ihn unweigerlich nach vorne fallen ließ. Jaulend rollte er das Gefälle hinab, die davon laufenden Kinder verfolgend, bis er schließlich am Ende des Hafenstegs zum Stehen kam.
      Wimmernd tastete er nach dem festen Untergrund, als er mit einer Hand einen Schuh berührte. „Herzlich...Willkommen...im...Sommerdorf“, stammelte er noch benommen, ohne den Besitzer des Schuhs dabei ansehen zu können. Eine kräftige Hand packte ihn schließlich und warf ihn ohne Anstrengung nach oben, bis er unbeholfen auf beiden Füßen landete. Noch wankte er. Langsam konnte er sich nach und nach ein Bild von seinem Gegenüber machen. Dieser hatte ihm inzwischen die Handfläche auf die Schulter gelegt, um dem Taumeln entgegenzuwirken.
      „Ich begrüße Sie, Bürgermeister Sommerbär!“, sagte der Neuankömmling nun und blickte dem Mann im Erdbeerkostüm ins Gesicht. Einen solchen Jammerlappen hatte er noch nie im Leben gesehen. Es schien also alles zu stimmen, was man sich über diese Insel und ihre Persönlichkeiten sagte.

      Zufrieden blickte er am breiten Kostüm vorbei auf die Hauptstraße, die mit prächtigen Gebäudekomplexen versehen war. Hier würde er bestimmt fündig werden.
      „Mein Name ist Eden Desvoltscairs! Sehr erfreut!“

      Das Lächeln des Mannes blieb bestehen, selbst nachdem sich der Bürgermeister auf seine sündhaft teuren Schuhe erbrach. Angeblich war dies eine der angenehmeren Situationen, die einem in Gegenwart von Deede „Sommerbär“ van Bogar widerfahren konnten.
      Kapitel 5: Die zwei Säulen der Insel
      „Darf ich fragen, was Sie zu uns führt, Mr. Des...deswolltsgeil“, stammelte Sommerbär, der sich mit seinen übergroßen Handschuhen die Nase zu schnäuzen versuchte. Zu spät bemerkte er die zu engen Löcher seines Kostüms. Sein Begleiter schmunzelte, als dem Bürgermeister vor Ekel ein Schauer durch den Körper jagte. Zugleich richtete er seinen Hut, um seine Augen zu verbergen. Offensichtlich kämpfte er darum, keine Tränen der Schadenfreude zu offenbaren.
      „Nennen Sie mich Eden“, erwiderte er leicht grinsend, während sie nebenher vor dem Rathaus stehen geblieben waren. „Als ich das letzte Mal hier war, stand noch keine Büste...“, ergänzte er mit Blick auf das Denkmal eines Mannes in den mittleren Dreißigern.
      „Das haben wir zu Ehren meines alten Sekretärs...“, Sommerbär versagte die Stimme, als er den Kopf seines Kostüms abnahm. Sein Gesicht schien die Nacht auf der Oberfläche der Sonne selbst verbracht zu haben. „Ein Unfall?“
      Sommerbär seufzte. „Nein, es war die Marine, die ihn liquidierte...“ Eden schüttelte ungläubig den Kopf. Nicht, weil er der Marine so etwas nicht zutraute, sondern weil es unwirklich war, diesen Mann in seinem Erdbeerkostüm ernst zu nehmen. „Ein Mann hat mir das erzählt, er, dem ich blind vertraue!“ Die Stimme des Bürgermeisters hatte jegliches Wehklagen verloren. Erstmals musste Eden davon ausgehen, einen Mann vor sich stehen zu haben. Er zog sein schneeweißes Jacket aus, legte es sich über den Arm und stieß die Flügeltüre des Rathauses auf.

      *

      „Hier ist ihr Cocktail, Mr. Cappuccino!“ Die Bedienung lächelte den jungen Mann freundlich an und wurde wie gewöhnlich mit einem üppigen Trinkgeld davon geschickt. Dieser blätterte in der dunkel wirkenden Zeitung. Seiner Sonnenbrille blieb er treu, ebenso dem Schnauzer, der seit seiner Ankunft keinen Millimeter gewachsen war. Die Zeitung titelte über eine weitere Naturkatastrophe, die sich inmitten des Meeres ereignete. Ohne Vorwarnung tat sich ein Loch auf, eines, welches Enies Lobby seinen außergewöhnlichen Standort einbrachte. Doch ohne eine kontrollierte Bebauung fielen bereits mehrere Handelsschiffe diesem Schlund zum Opfer.
      Erst ein namhafter Mann soll demnach in der Lage gewesen sein, diesem Unglück aus dem Weg zu gehen, indem er sein Schiff heldenhaft gegen eine Mangrove steuerte. Kein geringerer als König Archibald, der Peinliche, vollbrachte persönlich jene Rettungstat, bei der 74 Passagiere verletzt wurden.
      Cappuccino spuckte beinahe sein Getränk aus, nachdem er das Foto des Königs sah, auf dem er mitsamt seinem Umhang von einer Harpune regelrecht an den Mast genagelt wurde. Kurioserweise kopfüber durch eigene versehentliche Betätigung.
      „Keine Nachrichten über die C-Corp“, seufzte er daraufhin leise. Nichts über jene einflussreiche Chemikalienproduktion, der er seit Wochen mit gemischten Gefühlen begegnete. Sie war Vergangenheit, dachte er sich in dem Moment, und schlürfte danach wieder an seinem Drink. Ein neues Dreigespann verpasste ihr seit der Übernahme ein neues, für ihn fragwürdiges, Image. Doch jetzt war er erst einmal für sich, allein, überlegend, welches Getränk er als nächstes bestellen sollte.

      *

      „Weshalb wollen Sie wissen, wo und ob diese Frau sich auf dieser Insel befindet?“ Seit gut zehn Minuten durchlöcherte die rechte Hand des Bürgermeisters ihn mit teils giftigen Fragen. Ordnung, Privatsphäre, Dominanz, all dies war der Frau ein hohes, beinahe götzenhaft angebetetes Gut. Trotz ihrer geringen Körpergröße bohrten sich ihre Augen in seine Seele, weshalb Eden sich inzwischen auch seines weißen Hutes entledigte, um leichter über seine nasse Stirn zu wischen.
      „Schatz, sei doch bitte nicht so streng“, flehte der Bürgermeister unter dem Schreibtisch. Selbst wenn er keine Angst vor seiner Verlobten und Sekretärin hätte, würde er hier so schnell nicht hervor kommen. Zum einen aus Furcht, doch viel relevanter war der Fakt, dass er feststeckte.
      Ihr eng anliegender Zopf bewegte sich kein Stück, als sie tadelnd mit dem Kopf wackelte, sich die Brille, die wie festgeeist anlag, der Wirkung halber zurecht rückte und mit dem Zeigefinger kleine blaue Flecken auf der Brust des Mannes zurück ließ. „Die Leute sind hier, um sich zu entspannen, um aus ihrem Alltag fliehen zu können.“ Ihre Stimme überschlug sich nach jedem Satz aufs Neueste, auch wenn es weder Eden noch Sommerbär noch für möglich hielten. Die immer wiederkehrende Überraschung war dementsprechend eindrucksvoll, wie erschreckend.
      „Wenn sie es nicht gewünscht hat, können wir Ihnen bei dieser Angelegenheit nicht helfen, verstanden?“ Ehe Eden antworten durfte, bohrte sich der Finger der Sekretärin in seinen Bauch, wobei sie ein erneutes „Verstanden?“ zu zischen begann.

      „Durchaus“, antwortete Eden schlagartig ruhig und näherte sich unentwegt der Sekretärin. „Doch leider geht es hier um Leben und Tod, etwas, wo Ihre ehrlichen Prinzipien hinten anzustehen haben.“ Er drehte sich zur Tür. „Ich habe die Antworten, die ich brauche. Einen schönen Tag!“ Danach verließ er das Büro und ließ eine verdutzte Sekretärin zurück.
      „Ich habe ein ungutes Gefühl“, erkannte sie vollkommen ernüchtert. Der Mann eben ließ sich überrumpeln, allerdings zu keinem Zeitpunkt einschüchtern. Das hatte sie die ganze Zeit über gemerkt. Doch so etwas zuzugeben, fiel ihr dementsprechend schwer. Wenn es nicht gar eine ihrer größten Schwächen war.
      „Ein ungutes Gefühl?“, ächzte Sommerbär, der zu seinem Schrecken mit einer sehr nervösen Blase auf die Welt kam.
      Kapitel 6: Die besondere Frau
      Erzähler: „Flüchtige Affären sind eine sehr unangenehme Sache. Ich bin absolut dafür, meinen Söhnen davon abzuraten. Doch leider kenne ich sie nicht alle!“

      Diese Schreie wollten ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen.
      Mit dem Ansatz von hellbraunem Haar, gepaart mit stahlblauen Augen sah er bereits ehrfürchtiger aus als ihr Gastgeber. Sie musste lächeln. Immerhin strahlte eine mit Watte gepolsterte Parkbank mehr Gefahr als der Bürgermeister aus.

      Was sie wunderte: Andere seines Alters mieden den Kontakt zu ihm. Manche Frauen schauten ihn vorwurfsvoll an, nachdem er ihre Kinder zum weinen brachte. Dabei war er ein Baby. Sie nahm ihren Sohn auf den Arm, die Haare leicht zerzaust, lediglich von der Wärme schweißgebadet.
      Ihr Körper brauchte die Erholung auf dieser herrlichen Insel. Es geschah bis heute nämlich sehr viel.
      Sie machte ihm keinen Vorwurf, dass er sie mit seinem Kind zurückließ. Schwangerschaft war ein Risiko, dass sie bereit einzugehen war. Sie war bereit für ihn, jenen Mann, der sie mit dem ersten Augenblick in seinen Bann zog. Auf dieser Insel einem solchen Menschen zu begegnen, war Schicksal, alles weitere die Geschichte einer alkoholdurchzechten Liebesnacht unter Palmen und feierwütigen Menschen ihres Jahrgangs.

      Sie wusste, dass das Kind ein Segen für sie war. Ausschlaggebend war die Nacht seiner Geburt, an der Angst und Wahnsinn in einen Zustand der Freude und Erleichterung übergingen. Kurz vergessen waren die Tage als Angestellte eines weltweit wirkenden Konzerns.

      Ihr direkter Vorgesetzter war in ihren Augen ein guter Mensch, jemand, der mit den menschlichen Abgründen und dem Ruf des Geldes zu kämpfen hatte, trotz dessen eine weiße Weste anhatte. Selbst zwielichtige Geschäfte sahen mit ihm als Teilnehmer plötzlich ganz anders aus. Vorurteile und Missgunst verflogen schneller als einem bewusst war.
      Es zerstörte ihre Vorstellungen, als dieser Vorgesetzte, und Freund, bis zum Tod gejagt wurde. Begründung: Vielfacher Mord.
      Der Bürgermeister und sie unterhielten sich oft darüber. Für ihn war ihr Chef ein Mann, dem er bis zuletzt blind vertrauen würde. Gestern, wie heute. Vielleicht war das ein Grund, der sie hierher zurück führte. Vom Gipfel der gnadenlosen Geschäftswelt auf den herrlichen Strand eines einzigartigen Ortes.

      „Das ist ein süßes Kind“, sagte ein Mann, welcher sie weiter daran hinderte, über ihre Entscheidungen zu sinnieren. Neben ihm stand eine schwarze Ziege, die zu ihrer Verwunderung dieselbe grüne Badehose trug. „Wir sind Partner fürs Leben“, erklärte der Mann lachend und kniete sich in den brühenden Sand, um ihr sanft über den Kopf zu streicheln. Unbehagen kam in ihr auf, als sie ihn näher ansah. Eventuell war es der erste Blick in sein Gesicht, der erste Eindruck. Es vermochte sicher nicht am Anglerhut liegen, der sicher nur aus geschmackvollen Gründen getragen wurde.
      „Entschuldigen Sie mich, Mr...“ „Martis!“, erwiderte der Mann ungefragt, während die Ziege neben ihm Sand zu essen begann.
      „Ich glaube, dass wir erst einmal ein schattiges Plätzchen benötigen“, sagte die Mutter etwas angespannt. Martis schaute sie an, ohne dabei auf ihre Bikinifigur auszuweichen, und half ihr von der Liege auf. Als er schmunzelnd zur Ziege hinüber blickte, schüttelte sie sich kurz die Hände, richtete sich die Sonnenbrille und nahm ihren Sohn auf den Arm, der inzwischen eingeschlafen war.
      „Einen schönen Tag, Martis“, rief sie in freundlichem Ton und drehte ab, ohne allzu hektisch wirken zu wollen. Und das trotz seines guten Aussehens...

      „Mach´s gut, Emmi!“, antwortete Martis und blickte kurz auf seine brennenden Füße. Danach blickte er auf die Ziege, die ächzend auf dem Rücken lag. „Du verbrennst dich noch am Sand“, murmelte er leicht besorgt.

      „Was war das für ein Kerl?“, fragte sie sich, nachdem ein Café den ruhigeren Platz bot. Abgesehen von leichtem Schnarchen konnte sie sich von der eben noch unangenehmen Atmosphäre lösen. Die übrigen Besucher raunten kurz, als sich ein Betrunkener auf der Bank von ihnen wegdrehte, dabei ein Grunzen von sich gab. Dutzende leere Cocktailgläser standen vor ihm, was ihn mit einem anregenden Duft anstelle eines widerlichen Dunstes umgab.
      Endlich ein angenehmer Verkaterter, stellte sie zufrieden fest. Sie strich sich durchs lange braune Haar. Es gab genug Kerle, die ihr Aussehen, ihre damalige Position sahen und regelrecht ausflippten. Je betrunkener, desto aufdringlicher. Der Fluch des Erfolgs. Sie blickte ins Gesicht ihres Sohnes und lächelte glücklich.

      Es war, als würde die Zeit um sie herum rennen.
      Während sie ihr erstes Getränk zu sich nahm, gingen unzählige Leute an ihr vorbei. Manche von ihnen gingen langsamer, blickten in ihre Richtung, grinsten verschmitzt. Männer, Frauen, manche blieben sogar für einige Minuten stehen, um zu sehen, ob ein potentieller Begleiter das Café verlassen und sich zu ihr setzen würde. Einige merkten dann, dass sie nur mit dem Baby auf ihrem Schoß da war.
      Was war verwerflich an einer schönen Nacht. Die Lust auf sie keimte in vielen Gemütern auf. Baby hin oder her. Was änderte es an der Begierde selbst.
      Sie genoss lediglich ihren Cappuccino, träumte, und beachtete die jungen Kerle nicht weiter. Auf ein Abenteuer war sie nicht aus. Nicht mit der Verantwortung, die sie am Boden hielt. Die fremden Blicke zogen sie nicht aus. Für die anderen war es nicht viel, um dies zu bewerkstelligen.
      Ihr Selbstvertrauen war jedoch groß genug. Schritte gingen auffällig nahe an ihr vorbei, doch weiteres kam nicht dazu. Keine Anmachsprüche oder falsche Bekundungen für ihren Kleinen. Es hatte viele Gründe, wieso man ihr letzten Endes auswich. Doch die wenigsten davon kannte sie. Das Andenken ihrer gemeinsamen Nacht hing seit je her an ihrem Hals. Eine kleine Kette mit einer Kastanie.
      Sie dachte sich nichts weiter dabei, als ein weiteres Paar Füße in ihre Nähe kam. Der überraschend gute Duft des Betrunkenen wich dem Gestank von Erbrochenem, der von den Schuhen des Mannes herrührte.

      [Mary Joa]

      „Hallo Isa, darf ich wissen, wo Oberst Tabb ist?“, fragte der Untergebene von Acarbonas. In seiner Hand hielt er den Brief, welchen er dem höchsten Boten Tabb mitzugeben versuchte. Äußerst wichtige Informationen wurden starken Leuten anvertraut, damit sie nicht in die Hände des Feindes fallen konnten. So die damalige Überlegung der Weisen.
      „Abkommandiert“, krähte die alte Sekretärin und rümpfte kopfschüttelnd ihre Nase, als sie den verbrannten Schutzanzug roch.
      Ihr unfreundliches Auftreten war unter sämtlichen Angestellten von Regierung und Marine berühmt berüchtigt. Der Respekt vor allem ging ihr aufgrund der Berufsjahre unlängst ab, weshalb ihr eine höhere Macht als den Fünf Weisen zugesprochen wurde. Natürlich unter vorgehaltener Hand.
      „Du weißt doch sicher, was dieser Verkäufer für ein Standing hat. Der Mann kann uns alles abverlangen, so auch die Versetzung hochrangiger Leute!“ Müde kratzte sie sich an der Nase, während sie in ihrem Roman weiterblätterte.
      „Es ist sehr wichtig, dass dieser Brief schleunigst seinen Empfänger erreicht!“
      „Natürlich ist es das, immerhin regeln wir hier Tag und Nacht die Organisation der Welt“, entgegnete Isa genervt und tauchte einen Keks in ihre Tasse Milch. „Bevor du fragst, der stellvertretende oberste Bote John ist nicht zugegen und danach komme ich auf der Leiter.“
      Sie blickte auf, da sie wusste, dass er dies gleich sagen würde. Freundlich lächelnd betrachtete sie den etwas unsicher wirkenden Jüngling. „Also würden Sie diesen Brief bitte übergeben?“ „Nein!“, schnauzte sie kurz und bündig. Danach widmete sie sich wieder ihrem Roman. Dort würde es nämlich gleich zur Sache gehen.

      Verwirrt stand er da. Minutenlang.

      Neben ihm ging gerade ein Vizeadmiral entlang, der schließlich vor Isas Schalter stehen blieb. Er war bekannt als Rookie-Jäger, da er alle Piraten abfing, die es über Mary Joa in die Neue Welt schafften.
      „Mein Arbeitsvertrag soll um weitere vier Jahre verlängert werden, hier ist das Schreiben des Großadmirals“, hörte er den Vizeadmiral sagen. Das nächste hörbare war das Zerreißen von Papier.
      „Sie werden erst woanders gebraucht, Whineford!“
      Gereizt und zugleich neugierig starrte er die Sekretärin an, als das letzte Stückchen seines Vertrags zu Boden rieselte.
      „Der Bub da vorne braucht einen Boten, die anderen sind momentan nicht verfügbar.“ „Aber Sie sind doch eine der drei Boten!“ Perplex kratzte er seinen zurückgehenden Haaransatz. „Richtig erkannt, Sie heller Kopf!“, antwortete sie zufrieden und öffnete eine Packung Zucker.

      Niedergeschlagen von dieser Abfuhr, begann er seiner gesicherten Zukunft innerlich hinterher zu winken. Seit diesem grausigen Vorfall dankte er der Möglichkeit, einen verhältnismäßig sicheren Posten in der Neuen Welt zu bekleiden. Diese Sicherheit war ihm soeben von der alten Schabracke in klitzekleine Fetzen zerlegt worden.
      „Wollen Sie es machen?“, fragte der Assistent den Vizeadmiral mitfühlend. Gramgebeutelt stand dieser da, schniefte leicht. Seine große, breite Statur stand im krassen Widerspruch zu seiner offenen Enttäuschung.

      Nach einigem Zaudern und Gefluche in Richtung der selbstherrlichen alten Schachtel, nahm er den Brief schließlich an sich. Er kniff kurz die Augen zusammen, als er las, an wen diese Botschaft gerichtet war.
      „Ist etwas? Ich kann verstehen, dass das alles sehr plötzlich kommt...“
      Whineford erwiderte nur lachend, dass er in seinem Rang variabel einsetzbar sein müsste. Ein Seufzen war dabei nicht zu überhören.
      „Geben Sie Acarbonas bitte Bescheid, sobald der Brief sein Ziel erreicht hat...“
      „Nun hört schon auf zu schnattern, macht euch an die Arbeit!“, brüllte Isa.


      „Jawohl, Mam“, erwiderten beide und rannten schleunigst davon.

      „Ich liebe meinen Job“, lobte die Sekretärin ihren turbulenten Alltag.
      Kapitel 7: Von Mördern und Dieben
      Erzähler: „Manche Entdeckungen sind ausschließlich dafür gedacht, damit Leute sprachlos gemacht werden. Ich genieße dies besonders, wenn dadurch endlich die belehrenden Prostituierten schweigen!“

      Seine Stimme zitterte. Ihr Standort wurde von fahlem Licht verhüllt, die Bäume und Pflanzen, das rege Leben, das er noch vor kurzem mit einem dichten Dschungel gleichsetzte, es zog sich nach und nach in die Erde zurück. Neben dem Steinweg blieb nur noch platt getretenes Gras, das, von den Blitzeinschlägen getroffen, indes zu leuchten begann. In der Ferne erblickten sie weitere gleichsam entstandene Lichtovale, die fleckenartig die weite Ebene durchzogen. Als sie nach oben guckten, sahen sie etwas, das ihnen vertraut und dennoch absolut neuartig vorkam.
      „Die Rückseite vom Mond...“
      Acarbonas blinzelte, sichtete in der Ferne die Statue, die er mit der Ausrüstung auf dem Bergvorsprung ausgemacht hatte. Die Naturphänomene interessierten ihn trotz all ihrer Schönheit lediglich bedingt.
      Viel zu wissen, hieß zu seinem Leidwesen, genau so vieles zu unterdrücken. Um so leichter fiel es ihm jetzt, da der Auftrag der Fünf Weisen unmissverständlich war.
      „Diese Statue“, begann er an einen Assistenten gewandt, „zeigt Philipp III., den einflussreichsten Mann, der je gelebt hat!“ Der Wissenschaftler zog den Assistenten vom Fernglas weg und schleifte ihn unsanft zu den zwei Statuen, die sie als erstes entdeckt hatten.
      Sein Finger deutete auf den toten, maskierten Mann. Die andere Hand war auf den Berg ausgerichtet, um die Verbindung mittels Gestik darzustellen.
      „Philipp war ein Vorfahre von Siyajan Parandeus. Der eine war König, sie nannten ihn Weltenmeister, der andere Mörder, er hörte bis vor kurzem auf den Beinamen, der Prophet. Beide waren sie auf ihrem Gebiet absolut einzigartig. “
      Acarbonas legte eine kurze Pause ein, nachdem er weitere Personen aus dem Portal kommen hörte.
      „Konnte Tabb erreicht werden?“, fragte er.
      „Nein“, entgegnete der zweite Helfer missmutig.
      „Und John, konnte John erreicht werden?“ Nach einer Denkpause musste Acarbonas aufgrund der Frage lachen. Doch jenes klang nach unbeholfenem Krächzen, dass seine Begleiter zutiefst erschrak.
      „Eine Floskel meinerseits. Wer ist denn die Nummer vier?“, fragte er darauf neugierig.
      „Vizeadmiral Whineford!“
      - Ein Schütteln jagte durch den Körper des Wissenschaftlers. Doch letztlich überwog die Gewissheit, dass jener Mann zumindest fähig war, sie aufzufinden.
      Er seufzte.
      „Nun gut, jeder hat sein Paket zu tragen!“
      „Im wahrsten Sinne...“, erwiderte einer der Assistenten, worauf sie in Gelächter ausbrachen. So etwas konnte er nicht leiden. So etwas konnte er absolut nicht leiden.
      Sein Gesicht lief rot an, er griff nach den Blitzen und schleuderte sie erneut auf seine Mitarbeiter.
      „Ich sehe hier keine Komik!“, schrie Acarbonas den qualmenden Gestalten entgegen.

      [im Sommerdorf]

      Der Gestank von Erbrochenem stieg ihr in die Nase und der Fremde schien keine Anstalt zum Weitergehen zu machen.
      „Darf ich Ihnen helfen?“, fragte Emmi, wobei der Kleine im Schlaf zu husten begann. Er schaute sich das Baby genau an, etwas, das seine Mutter mit Misstrauen aufnahm. Sie kannte alle Tricks, die Männer angewandt hatten, um ihr Nahe zu kommen. Verstohlene, ausweichende Blicke, unangemessene Nähe, alles. Gleichzeitig war sie selbstkritisch genug, um zu erkennen, dass sie nicht immer im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen konnte. Ihr Kind war etwas besonderes und das leider nicht nur, weil sie es liebte. Es gehören sowohl neben ihr als Mutter auch der Vater dazu. Sie wusste seit längerem, wer er war, dem sie einst bedingungslos verfallen war. Und dieser jemand, war jemand.

      - Welche Strategie sollte er anwenden? Jetzt, wo er kurz davor stand, kam ein leiser Anflug von Unsicherheit auf. So etwas hatte er noch nie gemacht. Vieles, aber nicht das.

      [vor wenigen Tagen]

      Sein Boot wurde zerstört, seine Beute entrissen. Entkräftet hielt er sich an den Holzresten fest, die er panisch zusammengesucht hatte.

      Er schloss die Augen, versuchte das endlos weite Meer auszublenden, seine aufkommende Unruhe zu unterdrücken. Solange er Halt hatte, würde er nicht untergehen. Solange er nicht hungerte, würde er nicht loslassen. Die Zeit war der einzige Trumpf, den er besaß. Jene Minuten, die es brauchte, bis er sich nicht mehr über Wasser halten konnte. In diesem Zeitraum musste er gerettet werden. Je länger er die Augen zu ließ, um so ruhiger wurde sein Puls.
      Über dieses Wesen, das ihn ausraubte, machte er sich keine Gedanken. Er kannte ihn. Jeder tat dies.
      Er wollte sich nicht aufregen, da er die Panik danach kaum ertragen würde. Ein wütender Rachegedanke wäre womöglich sein letzter. Etwas, das schließlich unerfüllt blieb. Je mehr er darüber nachdachte, weshalb es falsch war, je mehr kämpfte er gegen dieses negative Gedankengut an. Anstatt darauf zu schreien, riss er sich ein letztes Mal zusammen, schlang seine Arme fester um das Gehölz und begann ein Lied anzustimmen.

      „Piraten besegeln das Meer,
      die Marine, gleich hinterher,
      Pirat sei der, der frei sei,
      frei, auf allem blau,
      mit Gefahren, stets dabei,
      das wussten sie, ganz genau.

      Denn sie hatten doch eins gemein,
      eines, so sollte es sein,
      solange, sie lebten, solange sie strebten,
      solange waren sie frei...“

      Die dritte Strophe war er nicht mehr imstande zu singen, da es seinen Körper in immer weitere Tiefen verschlug. Zu seinem Glück verlor er schnell das Bewusstsein, anstatt mit blanker Angst dem Tod entgegen zu treten.
      *

      Als er in das Leben zurück kehrte, spürte er als erstes das Holz, auf dem er lag. Er fühlte einen festen Untergrund, etwas, das nicht nachgab. Erleichtert stand er auf, schaute sich um. Nur durch ein kleines eingelassenes Fenster konnte er Meer erblicken. Das Licht, das ihn vor wenigen Sekunden beim Öffnen der Augen blendete, kam von einem Kronleuchter, der an einer Holzdecke hing. Ein leichtes Wanken verriet ihm, dass er sich an keinem Hafen, sondern auf einem Schiff befand. Erleichtert seufzte er auf.

      „Du bist wach“, murmelte eine Stimme, die aufgrund der weite des Raumes unnatürlich hallte. Ein Mann trat aus den Schatten, die alles hinter ihm verbargen.
      „Wo bin ich hier?“, fragte Eden, der sich noch sammeln musste. Der Mann verschränkte die Arme. Es schien, als würde er diese Frage nicht begrüßen. Sein blau-weiß-gestreiftes Matrosenshirt zerriss beinahe, wurde jedoch durch schwarze Färbung daran gehindert.

      Hinter ihm war eine kleine Silhouette zu sehen, deren bedrohliches Knurren die Dunkelheit in Edens Augen begrüßte. Dieser ovale Raum war außer dem, was er nicht erkennen konnte, vollkommen leer. Langsam erinnerte er sich wieder an die Panik, die er vor dem Ertrinken entwickelte. Diese wich endgültig einer tiefen Angst vor dem Unbekannten, welches ihn hier erwartete. Als hätte der Mann seine Gedanken gelesen, ließ er sich mit seiner Antwort bewusst Zeit. Seine Mimik verändert sich wie seine Haltung absolut gar nicht.

      Eden schaute kurz aus dem Fenster, klapperte mit den Zähnen, als wie gerufen ein Unwetter aufkam. Nach gefühlten Minuten der Angst erlöste ihn der Mann schließlich mit seinen Worten.

      „Da Horatio glaubt, dass ertrunkene Besucher der See Unglück über dieses Schiff bringen, lebst du. Jedoch glaubt Horatio ebenfalls, dass es gegen die Regeln verstößt, als Außenstehender an diesem Orte zu sein!“

      „Bist du Horatio?“, fragte Eden verwundert und nach wie vor unschlüssig über sein Schicksal.
      „Nein, ich heiße Tom“, erwiderte der Mann gereizt, wobei sein T-Shirt eine erneute schwarze Färbung annahm.
      Kapitel 8: Von Dieben und Betrunkenen
      Der Wellengang brachte den Kronleuchter erneut ins Schaukeln. Aufmerksam verfolgte Eden den Lichtkegel, der weite Teile des Raumes erhellte. Doch die Leere war es, die diese Umsicht schließlich bestrafte. Nichts verwies auf die Funktion dieses Schiffes. Hinter Tom war und blieb es düster, die umher wandernden Umrisse ließen unzählige Spekulationen aufkommen. Sein Retter machte keine Anstalten, ihn über näheres aufzuklären. Mit in den Hüften gestemmten Händen musterte er Eden ausgiebig.
      „Du bist entweder ein Jäger, oder aber ein Dieb“, sagte Tom nun. Bei keinem der beiden Schlagworte kam Unruhe in seiner Stimme auf. Er ging am Schiffbruch erlittenen Mann vorbei an die Tür und öffnete sie. Eine Sturmböe knallte an ihm vorbei in den Raum, die Bretter unter und über ihnen ächzten, der Leuchter schlug an die Decke. Glas rieselte zu Boden.
      Im Bruchteil einer Sekunde konnte Eden vor ihm einen halbwegs besetzten Tisch ausmachen, ehe die Dunkelheit den übrigen Raum wieder in undurchsichtige Schwärze tauchte. Keine der Personen hatte in seine Richtung geblickt. Es schien, als würde er für sie gar nicht existieren. Eden zitterte vor Kälte, ehe Tom die Tür trotz des Sturms ohne Mühen verschließen konnte. Ein letzter Blitz erhellte den Raum durchs Bullauge und bestätigte Eden die Anwesenheit von weiteren Personen. Die kleinen Umrisse waren unterdessen verschwunden, nur noch ein tiefes Fauchen rührte von der Existenz eines Ungeheuers.
      „Du bist ein Kunstdieb, wie ich eben hörte.“
      Tom stand vor ihm, einen nassen Umschlag in den Händen haltend, und half ihm nun auf die Beine. Danach führte ihn an den Punkt, an dem die übrig gebliebenen Lampen den hellen Teil des Raumes vom Rest abtrennten.
      „Horatio, können wir einen Dieb in unserem Kreis aufnehmen?“ Toms Hand ruhte auf Edens Schulter, wurde mit jeder Sekunde, die wortlos verstrich, schwerer. Der Druck auf seinen Schultern wuchs im wahrsten Sinne in unerträgliche Maße. Losreißen wollte er sich nicht.
      Der Boden unter ihren Füßen begann zu Beben. Eine Gischt kletterte pfeilschnell über die Höhe des Bullauges, signalisierte, dass das Schiff kritisch getroffen wurde. Nur Toms Hand konnte ihn vor dem Umfallen bewahren, seelenruhig stand dieser neben ihm und erwartete die Antwort Horatios. Ein dumpfes Geräusch hallte durch den Raum, Holz rieb sich über Holz, bis danach Holz auf Holz prallte. Den Stuhl beiseite geschoben, stapfte eine Gestalt an sie heran. Eden blinzelte, sah, wie Tom seinen Kopf nach oben streckte. Zurecht, da vor ihnen eine große, breite Gestalt zu stehen gekommen war. Ein einzelner Lichtstrahl verirrte sich in dessen Richtung und deutete durch ein Schimmern auf einen akribisch polierten Lederstiefel. Das Kratzen deutete auf ein Holzbein, dass durch das bewegliche Schiff Zentimeter über den Boden streifte.
      Mehr war der Dieb nicht imstande zu erkennen. Lediglich die Statur verriet, dass es tatsächlich keinen Ausweg geben sollte. Der Gedanke an die Flucht war schon nach dem Erwachen nicht besonders stark ausgeprägt. Jetzt wollte er diesen erst Recht begraben haben. Was immer ihn erwarten würde, ein schneller Tod war ihm tausendmal lieber als zu ertrinken.

      *

      Ob es die Furcht war, die ihn überkam. Die Ungewissheit, die sein Gewissen vergiftete, der Egoismus, der an seine zweite Chance appellierte.
      Eden wusste nicht, welches Gefühl überwog, als er ein Parfümfläschchen hervor holte und der Mutter ein paar Spritzer ins Gesicht sprühte. Ohne Worte der Klage schloss sie die Augen und fiel mit dem Körper weit zurück in die Stuhllehne. Ihr aufgewecktes Kind begann zu schreien, die Blicke der Gäste auf sich ziehend.
      Eden analysierte sein Vorgehen nun gründlich.
      Es war nämlich die Umstellung, einen Diebstahl bei Tag zu begehen. Er kam sich dabei regelrecht dumm vor, da ihm etwas wichtiges fehlte. Die Chance, ohne jegliche Spuren zu agieren. Jeder seiner früheren Raubzüge war von großer Sorgfalt geprägt. Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen, Grundrisse zu studieren, Uhrzeiten akribisch einzuhalten, all dies machte den Reiz einer Operation aus. Ein falscher Schritt konnte ihn letzten Endes auffliegen lassen. Doch solange er eben diesen verhindern konnte, blieb der Anreiz eines perfekten Unternehmens bestehen.

      Er nahm das Baby in den Arm und klopfte ihm auf die Schulter. Leise redete er auf es ein, entfernte sich auf eine nahe gelegene Bank, um mit ihm auf dem Schoß zu spielen. Selten wurde eine Entführung ohne Gewalt als eine solche wahrgenommen. Dem war sich der Dieb bewusst, weshalb er noch einige Minuten in der Nähe der Mutter verbringen wollte, ehe er das Café schließlich hinter sich lassen würde.
      Hektische Bewegungen waren verdächtig. Unklare Vorgänge regten zu Fragen an. Schwieg die Gruppe, so schwieg der Einzelne. Beschäftigten sich die Anwesenden wieder mit ihren Mitmenschen oder ihrem Kaffee, dann sollte niemandem ein Verdacht aufkommen. Die Frau würde schlafend zurück bleiben und alles würde nach Plan aufgehen.
      Dann würde er seine Schuld gesühnt haben.
      Es musste nur noch klappen.

      Beim Umdrehen kam ihm ein helles Lächeln auf, da der Klang von zerbrechendem Glas ihm in die Karten spielte. Langsam stand er auf, das ruhende Baby in den Armen und ging die ersten Schritte. Die Aufmerksamkeit der Leute lag in diesem Moment beim Betrunkenen.
      Aber auch seine natürliche Neugierde ließ Eden nicht los. Auch er erkundete das Geschehene.
      Der Mann lag regungslos in einem Haufen von Scherben. Vorhin nach sorgfältig gereihte leere Cocktailgläser, nun ein Haufen Müll, der den Fokus endgültig von seiner Tat nehmen würde. Schnelleren Schrittes stapfte Eden ermutigt in Richtung Hafen. Dort sollte er seinen Kontakt antreffen.
      Die Zeiten sausten durch seinen Kopf. In drei Minuten würde die Betäubung abklingen und der Kindesverlust bemerkt werden. Nach fünf Minuten sollte er bei gleichbleibendem Tempo am Ziel ankommen. Und nach geschätzten sieben Minuten würde sich diese Gruppe entweder seiner annehmen oder ihn gehen lassen.

      Soweit kamen seine Gedanken, die ihn schließlich stehen ließen. Die Ungewissheit übermannte ihn wieder.
      Was wollte er eigentlich danach? Wollte er einer Gruppe beitreten und Immunität erlangen oder aber sein eigenes Ding durchziehen, ohne den Schutz anderer zu beanspruchen? Er wägte ab.
      Er tat so eben etwas schlechtes, verletzte jedoch niemanden. Außerdem blieb das Motiv des Überlebens bestehen. - Was wollten sie mit dem Kind anfangen? Einem kleinen Geschöpf, dass er noch gar nicht richtig kennen lernen durfte?
      Sollte ihm etwas widerfahren, träfe ihn die Schuld. Er verfluchte sich gerade für seine eigentliche Stärke, die Nachdenklichkeit. Etwas, was er als Dieb immer brauchte. Ohne die Eventualitäten seines Tuns wäre er bereits beim ersten Mal gescheitert.
      Er blickte das Kind an, dass friedlich in seinen Armen schlief.

      Eden verfluchte sich dafür, als er unentwegt in Richtung Hafen aufbrach. Ein Blick haschte dabei auf seine Schuhe, auf die sich der Bürgermeister vor kurzem erbrach. Um so überraschter war er über den wohligen Duft, der in seine Nase stieg.

      War es also doch keine willkommene Ablenkung. Eden biss sich auf die Zähne, als er seinen Schnitzer beim Umdrehen erkannte. Der Einzige, der vom Wesentlichen abgelenkt wurde, war er selbst. Das sollte ihm wohl zum Verhängnis werden, nachdem sich eine kühle Masse um seine Füße schloss.

      „Sieht so aus, als würde mein Urlaub eine Pause einlegen müssen“, säuselte der Betrunkene.
      Kapitel 9: Der besondere Mann
      Erzähler: „Ein schlechter Ruf kann einem alles verderben. Klingst du morgens wie ein brünftiger Elch, dann laufen dir die Frauen in Scharen davon!“

      Es war ruhig geworden. Niemand warf einen strengen Blick in ihre Richtung. Als schien es das natürlichste auf der Welt zu sein, gingen die Passanten an Eden vorbei, welcher inzwischen bis zu den Knien von der zähflüssigen Masse umschlungen wurde. Da er das Baby noch immer in den Händen hielt, verbot sich ein Hilfeschrei. Hinter ihm ruhte der hauchende Atem des Mannes, der sich die Sonnebrille richtete. Eben noch konnte man ihm das hochrote Gesicht ansehen. Doch je mehr der blauen Masse sich um den Dieb legte, um so mehr hellte sich der Teint des junggebliebenen Mannes auf.
      „Was soll das, Desvoltscairs?“, fragte er sonor, die Hände in den Taschen seines lila Anzugs vergraben. Als er sich eine seiner dunkelblonden Strähnen aus dem Gesicht pustete, spürte Eden den warmen, wohlriechenden Atem an seinem Hinterkopf. Er hatte es hier auf keinen Fall mit einem Trinker zu tun. Eden bewegte sich, soweit es seine Fesseln zuließen, und überlegte angestrengt, wie er vorgehen sollte.
      Diese Männer gaben ihm immerhin eine zweite Chance.

      Neben ihnen beiden gingen indes Leute ein und aus, setzten sich auf die Bänke, schauten in ihre Richtung. Doch trotzdem geschah nichts. Sie wirkten höchst zufrieden. Was ihm hier vorfiel, schien nicht von Belang zu sein.
      „Sie wollten nach dem Aufwachen einen weiteren Drink...!“ Eden drehte sich mühselig, traf das Augenpaar der Kellnerin, welches seinen fragenden Blick kurz erwiderte. Sie lächelte, nahm das Geld entgegen und kehrte auf der Promenade in Richtung des Cafés zurück.
      Ruhig schlürfte er an seinem Drink, schmatzte vor Genuss und legte danach seine Hand auf die Schulter des Diebes.
      „Mach dich ganz, ganz locker, dieser Ort hier ist Urlaub. Nichts anderes.“ Ehe etwas entgegnet wurde, ließ der Mann sein Glas fallen und entnahm dem verdutzten Eden das Kind aus den Händen, die danach von der blauen Masse verschlungen wurden.
      „Jeder sieht hier nur einen Ort der Entspannung...!“ Der Spross lag seelenruhig im Arm des ehemaligen Geschäftsmannes.
      Weitere Frauen kreuzten ihren Weg, sahen den Kleinen schlafend und begannen herzerfüllt zu seufzen. Beiden erwachsenen Männern wurde hingegen ein einfaches verführerisches Lächeln geschenkt. Und das, obwohl einer von ihnen nahezu vollständig von blauen Schleim überzogen war. Es war abstrus.
      „Schau ganz genau hin!“, flüsterte er an Eden gerichtet. Dieser konnte nicht mehr antworten, sein Blick wich vor Schreck nach unten. Gleich wäre er verschwunden, so viel Unglück an wenigen Tagen. Resigniert ließ er den Kopf hängen und kniff die Augen zusammen, als die Sonne ihn blendete. Es dauerte einige Sekunden, bis er merkte, wie so etwas möglich sein konnte. Eine feine Linie verlief über die Pflastersteine, sie reflektierte das Licht. Immer weiter folgte er ihr, bis er verstand, was hier vor sich ging.
      „Manche Leute wollen sehen, was sie fühlen und nicht das, was sie sollen“, murmelte der Geschäftsmann ruhig und ließ die Schulter Edens los, der vornüber auf die Knie sank und tief ausatmete. Der Schleim verdampfte schlagartig und sammelte sich im Glas, dass nach wie vor unversehrt auf dem Boden stand. Der Mann nahm es, schnippte gegen und trank das flüssig gewordene Gelee.

      „Du bist ein Kunsträuber, daher beantworte mir eines: Was hast du hier zu suchen?“, wiederholte der Pausierende seine anfängliche Frage. Der Schleim bildete vor seinem Bauch einen Beutel, in welchen er das Kind behutsam hinein legte. Dies auch nur, um seine Hände wieder in den Taschen seines Anzuges verstauen zu können.
      „Ich halte es für keine gute Idee, mit Ihnen zu kooperieren!“, antwortete Eden. Sein noch immer unsicher wirkendes Gesicht spiegelte sich in den Gläsern des Mannes, ließ ihn erkennen, dass er immer wieder unbewusst die Muskeln anspannte. Er ließ sich seine letzte Aussage durch den Kopf gehen, merkte, dass er keinerlei Subtext benutzte. Weder eine Drohung, noch eine gewollte Distanzierung. Er wirkte trotz seines Unbehagens äußerst entspannt.
      Er wusste, dass sein Gegenüber wusste, dass er keinerlei Chance besaß. Doch aus seinem einfachen Lächeln entwickelte sich kein Deut mehr. Weder Überheblichkeit, noch Gewissheit eines Triumphes.

      „Ich verstehe. Du hast die Gedanken des Bürgermeisters gelesen, um den Aufenthalt meiner Kollegin Emely herauszufinden.“
      Die Stimme des vermeintlichen Trinkers verlor ein wenig an Ruhe, als er einen Schritt auf Eden zuging. „Der Fehler ist, dass Du dir der Konsequenzen deiner Handlung nicht bewusst bist.“ Der Vorwurf war deutlich zu hören, etwas, dass Eden vollkommen überraschte. Die Tatsache, dass sein Gegenüber zugriff auf sein Wissen besaß, kam ihm dabei nicht einmal näher in den Sinn.

      „Was wollen Sie mit meinem Kind?“ Die Stimme der Frau durchbrach die Stille, die sich abwechselnd zwischen die Worte der beiden Männer gelegt hatte.

      Damit hatte er nicht gerechnet. Die Menschen um sie herum blickten ihn jetzt klagend an. Sein Zauber verflog. Doch noch durfte er keine größere Aufmerksamkeit erregen.
      Der Angesprochene bewegte sich keinen Millimeter.
      Er blickte auf seine Uhr und vermied es, sich in ihre Richtung zu drehen. Angesichts der Lage und der Beziehung, in der sie sich befunden hatten, war eine direkte Konfrontation äußerst gefährlich. Wissend, was er tun musste, strich er sich über das Gesicht, seinen falschen Schnauzbart und packte den Leib des Kindes, während seine provisorische Bauchtasche zerlief und seine Hose hinab tropfte.
      „Gib ihr das Baby!“, wies er Eden an. „Versteck dich irgendwo und lass sie dich nicht finden...“

      Mr. Cappuccino, wie er sich inzwischen nennen musste, nahm das Glas, welches neben ihm stand. Die Linien, die Eden und ihn umgaben, lösten sich auf. Vorbei war die Illusion, die er den Fremden vorgaukeln konnte. Leuten, die diesen Trick noch nicht kannten. Die Zeit, die er brauchte, um diesen kleinen Fisch, der Eden Desvoltscairs in seinen Augen war, nachhaltig zu beeinflussen.
      Ehe die Menschen erahnen konnten, wer sich unter dieser mickrigen Maskerade verbarg, verwandelte sich sich in einen blauen Tropfen und verdampfte schlagartig.

      Wartend, blickte sie ihrem alten Chef hinterher. Es hatte einen Grund, weshalb er sie mied. Doch das war ihr in dem Moment egal. Er lebte, woran sie nie zweifelte und er kümmerte sich nach wie vor um sie. Einmal mehr bestätigte sich diese Vermutung, als der Dieb schließlich auf sie zuging und ihr schweigend das Kind übergab. Er schaffte es nicht, ihr dabei in die Augen zu sehen. Dieser Mann wusste nämlich jetzt, dass er eine Marionette war.
      Ein kleiner Kunstdieb, den das Schicksal auf einen Weg brachte, den er niemals begehen konnte. Seine ganze Arbeit hier war von vorne bis hinten stümperhaft, etwas, wofür er sich angesichts seines wahren Könnens schämte.

      Doch was meinte Er letztlich mit den Konsequenzen?
      Eden schaute sich das Baby an. Nichts an ihm kam ihm anders vor. Dessen Mutter schaute es mit dem selben liebevollen Blick an, der ihm ebenfalls einst zuteil geworden war. So einen Blick zu zerstören, war es das, was Er meinte?

      „Was wollen sie von meinem Kind?“, fragte sie nun. Eden verstand nicht, weshalb sie die treffende Frage stellen konnte. Es ging nicht um ihn, sondern sie, die hinter ihm standen. Zögernd suchte er ihre Augen, zitterte kurz als er sie fand, erstarrte, als sie ihn nicht mehr los ließen.
      Ihr Blick bohrte sich in den seinigen, voller Vorwurf und Hass, eines, was Cappuccino noch zuvorkommend zu unterdrücken wusste.
      „Sie haben keine Ahnung, was sie wollen, nicht wahr?“ Sie strich sich durchs Gesicht und hielt Eden dann einen Finger unter die Nase. Er roch einen verbliebenen Rest seines Betäubungssprays, würgte, da es ihn nicht sofort in den rettenden Schlaf versetzte. So blieben die Vorwürfe bestehen, denen er sich auszusetzen hatte.

      „So ein Blick zeigt mir, dass Sie selbst kein Interesse an ihm haben“, sagte sie und drückte ihr Kind an sich. Eine weitere Geste, die ihn bestrafte. Er wusste tatsächlich, dass es gut für ihn war, doch nicht, weshalb. War dieses Kind denn wirklich so wichtig?
      Ohne dass er ihr den Kontext seiner Gedanken zutraute, näherte sie sich ihm und hielt dem Spross das hörende Ohr zu.

      „Sie sind ein mieses, kleines Schwein. Wenn diese Typen Ihnen schon eine Chance geben, dann machen Sie einfach das Beste draus und ergreifen Sie die Chance zur Flucht...!“
      Ihre Nase presste sich fest an seine, als sie die an ihn gerichteten Worte aussprach. „Aber kommen Sie ja nicht auf die Idee, tatsächlich dieses, mein Kind, aus meinen Armen heraus zu stehlen!“

      Emmi wusste, dass dieser Typ heillos überfordert sein musste. Seine Situation war beschissen, doch dafür konnte sie nichts. Es war ihr Kind, ihre Familie, ihr Leben. So etwas wog mehr als alles andere.

      „Wenn Sie jetzt etwas sinnvolles tun wollen, dann gehen Sie zum Hafen und sehen zu, dass Calvin zurück kehrt. Wie ich ihn kenne, wird er versuchen Ihren Kontaktmann aufzuhalten!“
      Erst jetzt wurde ihm klar, dass sein Auftrag zum Scheitern verurteilt war. Die Sekretärin verunsicherte ihn bereits mit ihrem harten Auftreten. Doch dies war völlig anders.

      Er zitterte am ganzen Körper, als er die steinharten Augen der Mutter spürte. „Es ist nicht gut für Sie, sondern das Richtige, daher verpissen Sie sich aus meinem Blickfeld“, schnauzte sie energisch, nahm danach die Hand vom Ohr ihres Kindes, hob es hoch und herzte es aus vollen Kräften.

      Sie wusste, weshalb der Kleine ein besonderer Mann war. Allerdings auf eine ganz andere Art und Weise als es Calvin, ihr alter Chef war. Der war kein kleines, unschuldiges Baby, sondern ein totgeglaubter Mörder. Trotzalledem waren sie beide gleichsam liebenswert.

      „Wenn hier jemand liebenswert ist, dann DU!“
      Emmi wollte sich schon umdrehen, als sie sich gerade erst wieder an ihren Tisch zurück gesetzt hatte. Doch zu ihrer Erleichterung war es nur Martis, der zu seiner Ziege sprach.
      Es verstörte sie weniger deren Anwesenheit, als dass die Ziege nun rücklings in einem riesigen Eisbecher lag und schlief.
      Kapitel 10: Seine Rettung
      'Cool bleiben, Mr. C. Immer cool bleiben!'
      [vor geraumer Zeit]

      Sie hatten ihn gejagt. Seine Firma, sein Einfluss, all seine Glaubwürdigkeit war dahin. Jeder sah in ihm die Autoritätsperson, die die großen Geschicke zu leiten imstande war. Man konnte ihm zwar niemals in die Karten schauen, dennoch war das Vertrauen in ihn um so größer. Er hätte die Welt und ihre Bewohner wie Puppen tanzen lassen können. Doch er tat es nicht. Jeder hielt ihn für einen Gutmenschen. Bis zu jener Nacht.
      Unzählige Morde wurden ihm zur Last gelegt, ein Suchbefehl ausgesprochen, der erst mit seinem Tod außer Kraft trat. Die Marine hatte sich entschieden: Calvin Carpaccio musste unter allen Umständen sterben. Erst dann würde Ruhe einkehren und jenen Menschen die Pause vergönnt werden, die ihn bis aufs Blut vor sich her trieben.

      Er stürzte immer tiefer. Im wahrsten Sinne, denn die Wolken und dichten Schwaden passierte er mit zunehmender Geschwindigkeit. Die Redline, von der er sich stürzte, war nach wie vor zu sehen. In wenigen Bruchteilen sah er vereinzelte Pfade, die der legendäre Martell hinein geschlagen hatte. Ein Weg, der den Kontinent hinauf führte. Zugleich ein Pfad, an dem die Marine seine Spur verlor. Wann würde er endlich die Wasseroberfläche passieren?
      Würde der bloße Aufprall für seinen Tod sorgen?
      Würden die Verletzungen ihn vom Ertrinken ablenken?

      'Cool bleiben! Gleich ist es vorbei.'

      Keine seiner Erwartungen wurde erfüllt.

      *

      Mr. Cappuccino, wie er seit jenem Neuanfang hieß, rückte seine Sonnenbrille zurecht. Eine Bewegung, die ihm beinahe leichter fiel als atmen. Er schloss jetzt mit dem Gedanken ab, einen völlig entspannten Leichnam abzugeben.
      Ein verschmitztes Lächeln, die Hände in den Jackentaschen und eine leicht gebückte Haltung. Er fiel wirklich lange die Redline hinunter, sodass er diese Position aufs Neueste einnehmen und einüben konnte.

      Wenn er schon weiterlebte, sollte seine Neugierde befriedigt werden. Den Gestalten, die seine Firma übernahmen, wollte er sich ein anderes mal widmen.
      Edens Kontaktmann war hier, um Antworten zu liefern. Jede andere Begründung wollte nicht in den Kopf des angeblichen Mörders gehen. Gut, dass sein Selbstbewusstsein keinerlei Schaden mitnahm. Nahtoderfahrungen veränderten die Menschen normalerweise, sensibilisierten sie für ihre Umwelt und deren Gefahren. Ihn veränderte es nicht, er nahm das Leben wie es kam. Genauso würde er jederzeit den Tod akzeptieren. Wenn der Tod ihn jetzt noch nicht wollte, war das nicht sein Problem.

      Er hatte unterdessen einen breiten Steg betreten. Holzkisten waren an dessen Seiten gestapelt. Nur am Ende des getürmten Kistenweges war eine kleine Nussschale vertäut, die den einzig noch möglichen Anlegeplatz besetzte. Das Holz ächzte unter seinen Schritten. Sein Blick wanderte nach links und rechts, er bemerkte, dass dieser Steg nicht für solche Lasten gemacht war. Luxusboote legten hier an, reiche Kaufleute setzten hier ihren Fuß auf festen Grund. Doch wie es jetzt hergerichtet war, erschien ihm völlig abstrus.
      Er konnte nicht mehr über die Kisten hinweg schauen. Lediglich auf einen Mann, der auf die Nussschale starrte. Mit der Ferse stand er noch auf dem Steg, während er mit den Zehen nach oben und unten wippte.
      „So fühlt sich die Sonne gut an“, sagte der Mann. Die Schatten, die zuvor von den Kisten auf die freie Fläche des Stegs geworfen wurden, verschwanden schlagartig, als die Sonne frontal in den Pass hinein schien. Trotz seiner dunklen Gläser fühlte er sich geblendet.
      „Dafür lohnte es sich, die ganzen Kisten hierher zu bringen“, erklärte der Mann und drehte sich um. Mit verschränkten Armen musterte Tom den dürftig getarnten Carpaccio.
      „Guten Tag!“, sprach er ruhig, ohne seine abwehrende Haltung zu lockern. Sein gestreiftes Matrosenhemd wechselte sekündlich zwischen einer blau-weißen Schraffierung und einem tiefen Schwarz, etwas, dass der Geschäftsmann nie zuvor gesehen hatte.
      Reflexartig schaute er, ob nicht noch jemand diese brillante Geschäftsidee gesehen haben könnte. Der Steg und die angrenzende Promenade waren jedoch verwaist.

      „Wie spät ist es?“, fragte Tom nun und deutete auf seine Taschenuhr, die er zugleich aus der Hosentasche hervorzog.
      „Schauen Sie doch auf ihre Uhr“, antwortete Carpaccio irritiert.
      „Ich habe eine Uhr?“, erwiderte Tom ungläubig.
      „Ja, Sie halten eine Uhr in der Hand!“, reagierte Carpaccio um so irritierter.
      „Wie schön, ich habe eine Uhr!“, antwortete Tom und ein Strahlen zeichnete sein bislang emotionsloses Gesicht.
      Der mäßig inkognito lebende Carpaccio beobachtete den ihm unbekannten Mann, wie er regungslos, aber seltsam grinsend, auf seine tickende Uhr starrte. Erst mit einem „DING“ der Uhr wusste er auch, weshalb diese Fröhlichkeit äußerst unbeholfen wirkte.
      Mit stählerner Miene und verschränkten Armen stapfte Tom auf ihn zu, sagte lediglich, dass seine Zeit jetzt um sei und ging danach unentwegt an Carpaccio vorbei in Richtung des Inselinneren.

      [vor geraumer Zeit]

      Er taumelte benommen durch eine Eislandschaft. Die Sonne brannte in seinem Nacken und er war sich nicht einmal mehr im Klaren, ob er frieren oder schwitzen musste. Sein Blick wanderte hin und her, von oben wurde er geblendet von unten reflektierte das Eis die Strahlen. Es war unruhig um ihn herum, mit einem kurzen Beben landete er auf den Knien und vergrub seine Hände im Gesicht. Die feinen Vibrationen ließen ihn ungewollt über das Eis schlingern, auf allen Vieren erfolglos nach Stand suchen. Schließlich stoppte er seine Bemühungen und legte sich flach auf den Boden. Er fror nicht. Der pralle Himmelskörper über ihm ließ nicht mehr als ein Blinzeln zu, während er durch das Nichts glitt. Eis, soweit er es wahrnehmen konnte. Doch mehr als das war es nicht. Die Bewegungen unter ihm wurden immer stärker, es schien, als würde das gesamte Eis pulsieren.

      „Hast du Angst gehabt?“, fragte er den flüchtigen Geschäftsmann. Carpaccio sah sich um. Bei genauerem Hinsehen waren keinerlei Schäden oder Form von Nässe auf dem Schiffsdeck zu sehen. „Was ist bitteschön passiert?“, entgegnete er ebenso fragend.
      „Ich bin kein guter Schwimmer, daher habe ich dich mit bloßen Händen aufgefangen“, antwortete die Gestalt ehrlich.
      Carpaccio war noch klar bei Verstand, daher wusste er, dass das physikalisch unmöglich sein konnte.
      „Was hast du gesehen?“, fragte ihn sein Gesprächspartner, um auf seine Eingangsworte zurückzukommen. Mr. C wusste nicht weshalb, doch es schien, als sollte er nicht über seine Flucht und seinen Absturz berichten. Er richtete sich und seine Sonnenbrille auf und musterte sein Gegenüber.
      „Ich sah etwas Einzigartiges im Eis, ein schlagendes, eingeschlossenes Herz!“

      Die Gestalt nickte, wobei seine purpurne Kapuze im Takt mitwippte.
      „Es ist schön mit weisen Menschen zu sprechen. Denn jede ihrer Interpretationen klingt sehr interessant!“
      Unverblümt reichte Carpaccio seinem Retter die Hand.
      „Ab heute heiße ich Calvin Cappuccino“, sagte er mit Blick auf seine zweite Chance.
      „Du kannst Fes zu mir sagen“, murmelte er und ergriff mit seiner Klaue die Hand seines neuen Freundes.
      „Die Fünf Weisen wollen bald mit mir sprechen, daher sage mir, wohin ich dich bringen soll!“
      Der einflussreiche Händler blickte auf die Redline und wie sie sich nach und nach von ihnen entfernte.

      „Falls es dich interessiert, als ich das erste Mal diese Landschaft betreten hatte, war dort noch kein Eis. Es war genauso trostlos wie in deiner Wahrnehmung. Lediglich der Herzschlag war bereits da.“
      Carpaccio blickte in das nicht menschliche Gesicht des Händlers, den er zwar kannte, jedoch nichts von ihm wusste.
      „Was ist im Eis und wieso zeigst du es mir?“, fragte Carpaccio. Mit seiner zweiten Chance konnte er mehr anfangen als mit der erhaltenen Antwort. Immerhin etwas.
      Kapitel 11: Schlüssel
      „Ich habe mehr gesehen als jeder andere.“ Jede Berührung lieferte den Beweis für seine Behauptung.


      Carpaccio richtete sich die Gläser seiner Sonnenbrille, schaute dem Mann hinterher, der nicht weniger skurril zu sein schien.
      Fes lieferte Informationen, etwas, das er ohne Weiteres jedem Menschen, jeder Familie, Gemeinschaft oder Ausgestoßenem zuteil werden ließ. Es gab keine Unterschiede zwischen Absicht und Missbrauch.

      „Was wollt ihr von diesem Baby?“ Tom spürte die zähe Masse über seine Schultern laufen, Tropfen, die auf sein Schuhwerk klatschten. Der blaue Chemikalienteppich dampfte unter seinen Füßen, versuchte sich in seine Haut hineinzufressen. Unter zunehmendem Zischen blickte der Gehaltene auf seine Uhr. Nach wenigen Sekunden verdampfte die Substanz, woraufhin Tom wieder seines Weges ging.
      Der Geschäftsmann schüttelte den Kopf. Er hatte als Firmenbesitzer mit unzähligen zwielichtigen Gestalten zu tun gehabt. Für solche Personen schärfte er einen siebten Sinn, einer, der ihm heute gute Dienste erwies. Auch wenn er noch nicht erahnte, was an dem Fremden so falsch war.
      „Hände hoch!“, rief er Tom zu und richtete beide Zeigefinger auf ihn, die Daumen weit abgespreizt. Weit und breit war niemand am Strand zu sehen, was um die Zeit außergewöhnlich anmutete. Als hätte man alles daran gesetzt, um sie an diesem Ort unter sich bleiben zu lassen.
      Carpaccio schmunzelte bei diesem Gedanken, während das Sonnenlicht hervorkam, um einen größer werdenden Schatten im Sand abzulichten. Tom hob nämlich wie befohlen seine Hände. „Braver Junge!“, murmelte der Teufelsfruchtbesitzer, dem der Schweiß die Stirn hinab lief. Blaue Tropfen fielen von seinen Fingerspitzen und verdampften beim Aufprall.
      „Neue Geschäftsidee: Aromatischer Nebel zum Mitnehmen!“
      Erzähler: „Ich hatte eine ähnliche Idee. Doch Frauen, die in den Koffer passen, sind meist klein und unheimlich!“

      *

      [vor geraumer Zeit]

      „Welche unglückliche Seele hat sich an diesen Platz verirrt?“
      Die Stimme des Hünen Horatio hallte über Edens Kopf hinweg. Dessen Blick hatte sich an das Holzbein des Mannes geheftet, zitternd, um jenem nicht ins Gesicht schauen zu müssen. Gerade noch am Ertrinken, war ihm die Panik immer noch anzusehen. Eigentlich hatte er sich bereits mit einem Seemannslied verabschiedet, nur um bei Fremden triefend nass um sein banges Leben zu fürchten.
      „Wie gesagt, ist dies ein berühmter Kunstdieb“, wiederholte Tom und nickte in Richtung des Häufchen Elends. „Was machen wir nun mit ihm?“
      „Fünf! Wir sind fünf!“, rief Horatio sofort und stampfte die ausgerufene Zahl mit seinem Holzbein auf. Es lag ein ungewöhnlicher Zorn in seiner Stimme. Eden fühlte nicht, dass sich diese Wut gegen ihn richtete. Es schien mit dem Aberglauben zu tun zu haben, den Tom erwähnte.

      „Es gibt eine Verwendung für dich, Dieb!“
      „Kunstdieb“, entgegnete Eden beleidigt, innerlich jedoch erleichtert, da sich hier irgendeine Form von Ausweg auftat. Diesen Strohhalm galt es nun mit letzter Kraft zu ergreifen. Genauso tat er es, als ihm eine Hand aufhalf. War es bei Horatio das Holzbein, so fielen ihm bei diesem weniger gigantischen Herrn die roten Schuhe auf.
      „Was seid ihr für Leute?“, fragte er den Mann, der im Gegensatz zu Horatio und Tom einigermaßen normal wirkte.
      „Es bringt Unglück, dies offen auszusprechen!“, rief Horatio von hinten drein und untermalte die Silben des Wortes Unglück mit bebendem Händeklatschen.
      „Du hast ihn gehört, daher reicht es zu wissen, dass du einen Schlüssel besorgen sollst.“
      „Einen Schlüssel?“
      „Ganz genau, das ist alles.“ Der Mann strich sich über das kastanienbraune Haar.

      „Der Aufenthaltsort ist hierin vermerkt.“ Tom warf dem auftauenden Eden den eben erworbenen Umschlag zu und tauschte letzte Blicke mit Horatio und dem Dritten aus.
      „Eine letzte Frage habe ich“, murmelte Eden nun. „Bringt es Unglück, nach dem Sinn des Schlüssels zu fragen?“ Der Dritte und Horatio zuckten mit den Schultern.
      „Wieso sollten Schlüssel Unglück über uns bringen?“ Der Kronleuchter begann unter den ausgesprochenen Worten Horatios hin und her zu schwanken, selbst das struppige Haar des Dritten begann zu flattern.
      „Du solltest den Schlüssel einfach als Metapher ansehen. Und nun an die Arbeit!“, beschloss der Dritte mit ruhiger Stimmlage und schickte Eden nach draußen in den strömenden Regen. Würde er versagen, war es ein leichtes, alte Zöpfe abzuschneiden. Darum war es nur konsequent, dass der Dieb mit Tom an der Seite nicht allein gelassen wurde.
      Kapitel 12: Unter Bekloppten
      „Woher hätte ich wissen sollen, dass ich einen Menschen entführen soll?“ Der gescheiterte Dieb lehnte an einer Hauswand und seufzte merklich laut. Unter dem kalten Blick der liebenden Mutter haderte Eden mit seinem Schicksal. Er war erst vor wenigen Tagen aus dem Heichen-Archiv gekommen. Zeitungen auf der ganzen Welt titelten vom gelungenen Einbruch, schürten die Angst vorm „besten Dieb seiner Zeit“. Er, Eden Desvoltscairs, war der Meister seiner Zunft.
      Doch seit jenem Vorfall hielten ihn nur noch die anderen für ein Genie. Auf offenem Meer wurde ihm der reich verzierte Holzverschlag genommen, sein Boot zerstört und sein Leben auf des Messers Schneide überlassen. Der Händler zeigte keine Genugtuung, nachdem er ihm die Hand auflegte. Bilder aus vergangenen Epochen strömten in den Kopf des Opfers, zermürbten innerhalb weniger Sekunden seinen Geist. Seit diesem Moment war er nicht mehr derselbe.

      „Sie wären schon längst weg, nicht wahr?“ Sein Schmunzeln verwunderte ihn, da sie den Nagel hier und jetzt auf dem Kopf getroffen hatte. Eden schaute sie nicht an, während er ruhig lehnte und abwartete. Ihren Blick, von Trauer und Wut verzehrt, hätte er nicht gesehen, ihre Worte nicht gehört. Das schlechte Wissen, dass ihm die Mutter jetzt mit vollstem Recht machte, ihm wäre es egal gewesen. Was sein konnte, interessierte ihn nicht. Ansonsten wäre er kein Dieb geworden.
      Er war heute nicht abgebrüht genug, zweifelte. Das reichte bereits in seiner Liga, um etwas nicht zu Ende zu bringen.
      „Würdest Du mir denn eine Chance lassen, es besser zu machen?“ Er wartete ab und empfing die Ohrfeige, die ihm gebührte. Natürlich nicht, hatte ihm Emely wütend an den Kopf geworden. Was anderes hatte er nicht erwartet. Eden machte keine Anstalten sich zu wehren oder gar aufzustehen. Er nahm den Zorn an und erst nach dem vierten Schlag, der ihn an der Schläfe traf, begann das Baby zu schreien.
      Ein lauter Knall hallte vom Strand in ihre Richtung. Es half nicht, ihm die Ohren zuzuhalten. Dieses laute Geräusch kam so schnell und plötzlich, dass der Schreck selbst den Erwachsenen anzusehen war. Lautsprecher gingen an, doch mehr als das panische Gestammel des Bürgermeisters konnte niemand verstehen. Es handelte sich anscheinend um einen Aufruf zur Ruhe, den Sommerbär mit einsetzendem Wimmern immer und immer wieder wiederholte. Nach einem dumpfen Geräusch verstummte die Mitteilung, etwas, was an gewöhnliche Prozedur erinnerte. Deede van Bogar war schlicht in Ohnmacht gefallen.
      „Wer ist noch hier?“ Emely starrte auf die Wolke, die den aufgewirbelten Sandstrand verhüllte, dann wieder zu Eden, dem die langsam zurück gekehrte Sicherheit mit kurzem zweifelnden Blick abhanden kam.
      „Tom ist hier. Er ist mitgekommen...“
      'Mr. C...' Die Sorge um ihn war unverkennbar.
      „Ist dieser Tom gefähr...?!“ Sie brachte ihre Frage nicht zu Ende, als sie den Blick in Edens Gesicht sah.
      „Er hätte nicht eingreifen dürfen...“ Genugtuung oder Angst. Der Blick konnte alles bedeuten.
      *

      Der Geschäftsmann hielt sich die Hand vors Gesicht, um nicht all zu viel aufgewirbelten Sand abzukriegen. Seinen makellosen Teint wollte er unter allen Umständen aufrecht erhalten. Die Sonne knallte in sein Gesicht, nachdem sich die Wolke verzogen hatte. Er atmete lauter, senkte seinen Finger, dessen Spitze irgendwo im Sand liegen musste.
      „Kinder werden sich erschrecken!“ Überrascht betrachtete Carpaccio sein Gegenüber, dessen Körper eine enorme Hitze abstrahlte. Schweiß rann ihm von der Stirn, der Boden unter ihm dampfte regelrecht und ließ ihn ein wenig in den Sand einsinken. Die Hände hatte er immer noch gehoben, so, wie es Mr. C ihm befahl. Er nickte mit seinem Kopf in Richtung des Fleisches, dass sich Carpaccio mit seinem Angriff absprengte. Um so beunruhigter war dieser nun, als er nach genauerer Betrachtung sah, dass ihm die Explosion mehr schadete, als seinem Gegenüber.
      „Kein Problem, mein Körper kann das beheben“, flüsterte er lächelnd, hob den Teil seines Fingers auf, der daraufhin in seiner Handfläche von Säure zerfressen wurde. Anschließend bildete sich unter leisem, schnellem Brodeln ein identisches Stück an seinem Zeigefinger nach.
      „Produzieren wie eine Paramecia, regenerieren wie eine Logia!“, erklärte er gewissenhaft, darauf bedacht, keine Zweifel in seiner Stimme zu hinterlassen. Es konnte nicht sein, dass seine chemische Explosion keinerlei Wirkung erzielte.
      Doch auch Tom schien keine Anstalten zu machen, auf irgendeine Weise zu reagieren.
      „Sie haben mich etwas gefragt“, rief er plötzlich. Tom nickte nun in Richtung des Inselinneren. „Wir gedenken einen Schlüssel zu finden, mit dem wir 'Level Acht' öffnen können.“ Carpaccio nickte, woraufhin Tom seine Arme runter nahm und sie unter sichtlichem Kribbeln durchschüttelte.
      „Vielen Dank, mir schliefen fast die Glieder ein. Haben Sie jetzt eine Paramecia oder Logia-Frucht verzehrt?“ Der Geschäftsmann war ein wenig ungehalten über diese schier endlose Leitung, die ihm Tom präsentierte. Vermutlich würde er erst in ein paar Stunden merken, dass seine Überreste hier überall verstreut herum liegen müssten.
      Er war ein zu großer Gefahrenherd, um nicht Nägel mit Köpfen zu machen. Sein inneres Alarmsystem sah rot, Tom musste schleunigst beseitigt werden. Carpaccio biss die Zähne zusammen, um nicht los zu knurren. Es schmeckte ihm nicht, die Klarheit vor Augen zu haben und zugleich mit gebundenen Händen dazustehen.
      Das Sommerdorf war der denkbar schlechteste Ort, um im wahrsten Sinne alles aus sich rauszuholen.
      „Ich tippe auf eine Paramecia, wobei zwei Früchte sicherlich ihren Reiz hätten“, sagte Tom mit einem leichten Seufzer, der er sein Wissen darüber nicht gestillt sah.

      „Wurde jemand verletzt?“ Mit besorgter Stimme lief ein Mann in grüner Badehose auf den Geschäftsmann zu, kniete sich nach zehn gelaufenen Metern hin und japste unentwegt. Er nahm seinen modischen Anglerhut in die Hand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Meine Güte ist das heiß“, klagte er. Seine Augen brannten, er konnte kaum noch etwas sehen und sackte dann neben Carpaccio zusammen.
      Mr. C zuckte irritiert mit den Schultern und richtete seinen Blick auf die schwarze Ziege, die ebenfalls in grüner Badehose gekleidet war. Meckernd wackelte sie mit ihrem Hinterteil, bis eine Substanz aus ihrer Hosentasche in den Sand plumpste.
      „Riechsalz...“ Sofort ergriff Mr. C das Fläschchen, öffnete es und hielt es dem Mann unter die Nase. Da er es nicht anders kannte, gab er ihm leichte Ohrfeigen, bis der ältere Herr mit tränenden Augen erwachte.
      „Wo bin ich?“, stammelte er keuchend. „Im Sommerdorf.“
      „Welcher Tag ist heute?“ „Montag.“
      „Gut, dann habe ich noch Urlaub. Vielen Dank, Mr. C“, rief Martis, gähnte und legte sich schnarchend in den heißen Sand. Seine Ziege tat es ihm gleich, erstarrte und fiel regungslos, aber selig ruhig schlafend um.
      „Was ist hier eigentlich los?“, fragte Carpaccio. „Und was ist bitte Level Acht?“
      „Heute Abend ist ein großes Grillfest anberaumt und Level Acht ist eine verschlossene Dimension, die über das Portal in Mary Joa erreicht werden soll.“
      „Danke...“, seufzte Carpaccio an Tom gerichtet. Er war nur von Verrückten umgeben. Manche waren unbeholfen, andere wiederum brandgefährlich. Hier war er machtlos, sofern er nicht vorhatte, diese Urlaubsoase von der Landkarte zu tilgen.

      Was sollte er jetzt machen? Irrte er sich in Tom? Diese Annahme schloss er mit vehementem Kopfschütteln aus.
      Kapitel 13: Erledigt
      Seine sonst so tiefe Stimme überschlug sich vor Angst. Seine nun hohe Melodie legte sich über den Sturm, verwandelte die bedrohliche Kulisse in einen Hort der Inspiration.
      „Ohje, welch schlimmer Zauber wird sich alsbald auf unsere Seelen legen?“ Die Worte des großen Horatio drückten die dichte Wolkendecke hinfort und ließen das Schiff in gleißendem Sonnenlicht erstrahlen. Die inspirierende Umgebung war erschaffen.
      Erzähler: „Wohl wahr, nur verbitterte Leute suchen sich Ideen in dunklen Gemäuern!“ Laut lachend sonnte sich der Erzähler am Strand, während seine Füße mit Honig übergossen wurden.

      Jetzt waren sie zu zweit und trieben ziellos über das Meer. Die Überraschungen der Neuen Welt amüsierten ihn, während sein riesiger Partner ihr grauenvolles Vorhaben anklagte. Er selbst lag barfüßig an Deck und erzeugte die weit und breit einzigen Wolken mit dem Rauch seiner Zigarre. „Genieße die Sonne und beruhige dich, alter Freund!“ Die Stielaugen der Teleschnecke guckten aus seinen roten Schuhen heraus.
      „Die magische Fünf wird auch Morgen existieren.“ Das 'magisch' betonte er dabei besonders.
      „Wir werden fünf Leute bleiben“, wiederholte er ruhig und tätschelte im Liegen den Fuß des Hünen.
      „Was ist mit dem Zauber?“, fragte Horatio mit kleinlauter Stimme und funkelnden Augen. Ein Lächeln zierte das Gesicht des jungen Mannes. „Dafür gibt es Bauernopfer...“
      *

      „Meinen Sie, dass wir die Vorbereitungen langsam abschließen können?“ Der Hausmeister zog ein kleines Wägelchen hinter sich her. In diesem stand ein hoher Grill, den der Bürgermeister auf einer Leiter in mehreren Etagen bedienen sollte. Heute Abend war nämlich ein großes Fest geplant, auf welches sich der Hausmeister seit Monaten freute. Er ließ den Griff los und schritt zur Wegbank unter welcher sich Sommerbär versteckte.
      „Gehen wir zum Strand und platzieren den Grill“, rief der Hausmeister feixend und überreichte seinem Chef die traditionelle big-pig-Grillschürze. Hinter ihnen knallte es erneut und eine riesige Explosion wirbelte Unmengen an Sand ins Inselinnere.
      „Wollen wir nun los?“, rief der Hausmeister unbekümmert und beobachtete den zitternden Sandhaufen der sich über die Bank und den darunter kauernden Bürgermeistern legte.
      „Vermutlich imitiert er den Blackout am nächsten Tag“, murmelte der Hausmeister. Jemanden, der wehklagend unter einer Bank herumlag.
      „So lob' ich mir das!“, schrie der Hausmeister, während es hinter ihm erneut explodierte. Der größer gewordene Sandhaufen zitterte stärker denn je.
      *

      „Nichts funktioniert...“ Carpaccio senkte die Fäuste. Der dunkle Farbton auf Toms gestreiftem Matrosenhemd verschwand und dessen Träger atmete tief durch. „Sie sind kein Mörder.“
      Der Ton in Toms Stimme hatte sich verändert. Er wurde tiefer und ernster, jetzt war er es, der die Fäuste hob und einen letzten Blick auf seine Uhr warf.
      „Sie versuchen nicht alles, um uns aufzuhalten.“ Mit zusammengekniffenen Augen musterte er den Geschäftsmann und seinen falschen Schnauzer. „Wer immer Sie auch sind, Sie sind gerissen!“ Tom holte zum Schlag aus. Mr. C musterte die dunkle Färbung der Faust, sein eigener Körper raste, riss sich in zwei Teile, um den Angriff ins Leere laufen zu lassen.
      Das Loch, in das Tom hinein schlug, konnte er nur kurz ausmachen. Mr. C wollte nicht einmal triumphierend grinsen, als es in ihm zu zischen begann. Die unterschiedlichen Temperaturen zwischen eigenem und Fremdkörper lösten eine neue Reaktion in ihm aus. Eine, die ein für alle mal beweisen sollte, dass seine Teufelsfrucht keines natürlichen Ursprungs war. Toms Faust begann sich zu verflüssigen. Es schmerzte nicht, fühlte sich nicht einmal neu für ihn an. Überrascht zog er zurück und beobachtete seine Faust, die sich in blaue Pampe verwandelte und laut auf dem Boden klatschte. Ruhig beobachtete er den Stumpf, aus dem sich eine neue Hand bildete.
      „Ich verstehe“, sagte er und blickte sein schmunzelndes Gegenüber an. „Sie verschaffen sich Zeit.“ Toms verwandelte Hand versuchte Carpaccios Schulter berühren, zerfloss jedoch sofort, bevor sie sie endgültig berührte.
      Carpaccio lachte, als er nach einem Schnippen beobachten durfte, wie Toms Hand zu Boden floss. Dieses Mal wuchs sie allerdings nicht nach. „Wenn ich keine Antworten bekomme, wird Ihre Zeit bald enden.“ Die langsame, unbescholtene Ansicht, die Tom ihm bot, hatte ihn zu keinem Zeitpunkt irritieren können. Vor ihm stand ein Mann, der sich seiner Stärke bewusst war. Einer der wusste, was um ihn herum geschah und vor allem, weshalb.
      Sie waren sich ziemlich ähnlich. Nur, so wusste Mr. C, versteckte er weder Intelligenz noch großartiges Aussehen vor seinen Mitmenschen. Da war er seinem beunruhigend unaufgeregten Gegenüber weit voraus.
      Schritte kamen auf sie zu, langsame, unregelmäßige Schritte, bis sie still standen und ein erschöpfter Körper zwischen Martis und seiner ebenso schlafenden Ziege landete.
      Ein einfaches Lächeln huschte über Toms Gesicht, verschwand aber innerhalb von Bruchteilen. Nun packte er seine Uhr ein, nachdem er Eden im Sand liegen sah. Dessen Gesicht war blau angelaufen, die Augen wirkten leer und was Tom beruhigte, war die intakte Phiole in der Hand des Diebes.
      „Was ist mit ihm los?“ Carpaccio knirschte wütend mit den Zähnen.
      Er war extra hierher gekommen, um Eden jeglichen Konflikt zu ersparen. Er brauchte ihn selbst noch. Weshalb passierte ihm irgendetwas, obwohl Tom die ganze Zeit bei ihm blieb?
      „Sind hier mehrere von euch involviert?“ Tom erwiderte seine Fragen mit einem Nicken. Er holte erneut zum Schlag aus und ehe sich Mr. C versah, fügte sich sein Körper gegen seinen Willen zusammen. Der Geschäftsmann spürte die volle Härte, die seine Brust zermalmte. Ihm wurde schwarz vor Augen. Sein Herz pulsierte schneller, hemmende Stoffe verteilten sich in seiner Blutbahn, hielten ihn auf den Beinen. Sein ganzes Blut schien von seinem Kopf in die höllisch schmerzende Brust zu laufen. Er wankte.
      „Zur ersten Frage: er ging von vornherein ein seelisches Risiko ein. Zweite Frage, nein.“ Gelassen bückte er sich und griff mit seiner verbliebenen Hand nach der Phiole.
      „Verrat!“, zischte es ihm entgegen. Eden hielt das längliche Glas fest zwischen seinen Fingern. Er keuchte schwer, sein Herz schlug unangenehm schnell und intensiv.
      „Du machst sie kaputt“, entgegnete ihm Tom, wobei ein erstes Mal Unruhe in seiner Stimme lag. „Ja, ich mache sie kaputt“, plapperte der Dieb benommen. In ihm kam für einen kurzen Moment ein zufriedenstellendes Gefühl auf, wie er Toms besorgte Miene wahrnahm.

      Tom entriss dem geschwächten Eden die Phiole und blickte einen Dorn an, der im verfärbten Wasser schwamm. „Das genügt. Die Arbeit ist erledigt.“

      Carpaccio sah um sich. Das Kind war noch auf der Insel. Und er selbst stand auch noch. Als sich Tom entfernt hatte, ließ er los und knallte neben Martis, seiner Ziege und Eden in den Sand. Alles wurde schwarz.
      Kapitel 14: Blut und Macht
      [vor langer Zeit]

      Eine solche Streitmacht hatten sie seit Jahrhunderten nicht mehr zu Felde geführt. Als das Antike Königreiche Utopia verbannt wurde, hatte es zuletzt eine solche Zusammenführung gegeben. Von diesem Tag behauptete man, dass er dazu imstande war, eine neue Ordnung ins Leben zu rufen. Darum waren sie hier. Damit alles beim alten blieb.
      „Er hat es schon wieder getan...“, murmelte einer der Vasallen und blickte mit zusammengekniffenen Augen gen Himmel. Ein schwarzes Loch bewegte sich kreisend um diesen Ort. Kometen und sogar die Sonne waren in ihm auszumachen. Die Streitmächte, die das Schloss umstellt hielten, blickten fassungslos in die Luft. Manche trauten ihren Augen kaum, als sie die Sonne am Himmel und die gleiche Sonne im schwarzen Loch erblickten. Als würden sie durch ein Teleskop blicken – mit bloßem Auge.
      „Faszinierend, ein semipermeables Portal!“ Der Gelehrte rückte sich die Brille zurecht. „Mit einem Sprung wären wir im Weltraum und sterben danach eines qualvollen Todes.“ Sein sanftes Lachen und die Vorstellung beunruhigte die gestandenen Krieger um ihn herum. Einige von ihnen tippten sich mit dem Finger an die Stirn. Während die Soldaten auf ihre Aktivierung warteten, befanden sich im Schloss zehn weitere Personen, die der Elften den Vogel und andere obszöne Gesten entgegen warfen. Ein Verhalten, das ihres Standes unwürdig war.

      „Was hast du getan?“ Ängstliche Schreie durchbrachen die Stille. Wo eben noch ein eisiges, lautes Heulen ihrer aller Ohren zu erzittern brachte, war es seine egalitäre Haltung, die sie schockierte. Er war einer von ihnen, doch er verhielt sich nicht wie ihresgleichen. Geschockt starrten sie einen der Nachfahren der zehn Gründerkönige an. Sein Blut begründete die Weltregierung. Das war alles, was sie miteinander verband. So vieles, zugleich so wenig.
      „Er stört mich.“
      Das war die Antwort jenes Mannes, der sie alle von seinem goldenen Thron aus mit Argwohn beäugte. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, auf seine Hände zu gucken. Seit Minuten jonglierte er mit der Krone des ersten Vorsitzenden und seinen polierten Lederstiefeln.
      Dreistigkeiten waren sie von ihm gewohnt, doch heute schlug er dem Fass den Boden aus. Wenn sie nicht gesehen hätten, dass der vornehme Prinz noch auf dem Boden zitterte, hätten sie diesen Mord sofort gesühnt. „Philipp, bitte. Platziere die heilige Krone wieder auf dem ihr angestammten Platz.“ Einer der Ihrigen suchte bedachtes, ruhiges Wort und näherte sich dem Kauerndem.
      „Berühr' ihn besser nicht“, summte Philipp vor sich her, ein Lächeln auf den Lippen. Zum Schrecken aller warf er die Krone des Vorsitzenden in hohem Bogen über seine Stuhllehne. Wenn sie die Physis besessen hätten, wäre ein jeder von ihnen in den Staub gesprungen. Alles hätten sie getan, um dieses Relikt aufzufangen. Nachdem die Weltregierung einst gegründet wurde, hatten die zehn Könige unter wechselndem Vorsitz getagt. Für eine kurze Zeit stach der Kronenträger unter allen anderen heraus, war als Vorsitzender mit der Macht eines Königs unter den Königen ausgestattet. Schockiert warteten die Adligen auf den dumpfen Aufprall und das Geräusch einer untilgbaren Schande. Doch es blieb aus. Lachend starrte Philipp die offenen Münder der Männer vor ihm an, drehte sich, um einen Blick hinter seinen Thron zu werfen. Unversehrt war die Krone auf einem Polster gelandet. „Ein guter Wurf“, nickte er anerkennend und klopfte sich auf die Schulter.

      Als wäre dieser Schock noch nicht verarbeitet, war es der ruhige Alte, der jetzt einen Schrei des Entsetzens ausstieß. Der vornehme Prinz hatte zwar lediglich eine blutige Nase erhalten, nachdem Philipp seinen Kopf auf den Tisch donnerte, dafür war sein Gesicht in einem dunklen bläulichen Ton angelaufen. Seine Augen wirkten leer, geradezu seelenlos.
      Um Fassung ringend, übergab der Alte den röchelnden Prinzen seinen Mitstreitern und baute sich vor Philipp auf. Er deutete auf das geöffnete Fenster. „Ich bin der Annahme aufgesessen, dass dies dein Werk gewesen ist!“ Der Alte suchte den Blick Philipps, den dieser zu seiner Verwunderung ohne Umschweife erwiderte. „Leider nein“, entgegnete dieser grinsend.
      „Lügner!“
      „Verräter!“
      „Bastard!“
      Die Stimmen im Saal überschlugen sich. Hätten Philipps Vorfahren nicht ihren Teil zur Machtergreifung beigetragen; ein Raunen hallte durch den Raum. „Ruhe bitte!“ Mit erhobenen Händen drängte der federführende Alte die aufgebrachten Könige zurück. Danach wandte er sich wieder ihrem problematischen Fall zu.
      „Wir wollen hier eines ein für alle Mal klären: es ist strengstens verboten, die vier Dimensionen zu öffnen!“ Philipps Mimik änderte sich nur unmerklich. Seine strenge adelige Erziehung hatte ihre Wirkung noch nicht gänzlich verloren. Er hörte dem alten Mann zu, fiel ihm nicht ins Wort. Nicht, weil er sich fürchtete. Sein Schuh war ihm runter gefallen und er war zu faul, ihn zum jonglieren wieder aufzuheben. Er sah, wie sich die Lippen des Alten bewegten, er nickte, doch viele Worte flogen einfach an ihm vorbei. „...hast du mich verstanden?“, beendete der Alte seine Ausführungen.
      Philipp Parandeus nickte. „Eure schmutzigen Geheimnisse wurden von dieser schönen blauen Erde abgetrennt und in eigene Welten ausgelagert. Nur weil ihr nicht in der Lage seid, sie zu vernichten...“ Er blickte seinen Gesprächspartner an, ließ danach den Blick über die Menge schweifen. Schließlich traf er das Paar Augen eines verschüchterten Mannes, von schmächtiger Gestalt und seidener Kleidung. „Wie fühlst du dich, Gregor?“ Philipp wartete seine Antwort nicht einmal ab. Er stand so abrupt auf, dass der Thron hinter ihm zu wackeln begann. Während der Alte sich zum Thron stürzte, um ihn am umkippen zu hindern, spurtete Philipp in seinen löchrigen Socken über den polierten, immer stärker pulsierenden Untergrund. „Bleibt bloß zurück!“, schrie er den Königen wahnsinnig lachend zu. Ehe sie sich erbost zeigen konnten, brachen sie mit schäumenden Mündern zusammen.
      „Genieße diese Geräuschkulisse, mein lieber Gregor!“ „Welche...?“ Ohrenbetäubender Lärm erfüllte ganz Mary Joa, zwangen den jungen Gregor dazu, sich die Hände auf die Ohren zu pressen. Das Schloss begann zu wackeln, die bewusstlosen Körper der Könige rutschten durch die Gegend, der Thron stürzte um und begrub den Alten mitsamt der Krone unter sich. Kronleuchter stürzten von der Decke landeten auf dem Tisch, der die einzige Konstante im Raum bot. Alles um ihn herum stürzte nahezu in sich zusammen, lediglich die blutverschmierte Platte mitsamt dem Holzgestell bewegte sich keinen Millimeter. Philipp, der sich am Fensterrahmen festhielt, blickte nach draußen, gebot Gregor aufzustehen und sich das Spektakel draußen anzusehen. Tausende Männer, die sich zur Demonstration ihrer Macht versammelt hatten, lagen bewusstlos am Boden. Ihre Rüstungen erzeugten einen höllischen Lärm, der sich erst nach und nach zu legen schien.
      Gebannt starrte Gregor die Streitmächte der Könige an, allesamt ausgeschaltet. „Du bist ein König...wieso...?“ König Philipp Paradeus, der Dritte, wie er mit vollem Titel hieß, lachte nur noch still in sich hinein, wandte sich dem jungen Mann zu, den er als Einzigen zu verschonen gedachte. „Gregor, mein lieber Gregor!“, er starrte diesen unentwegt an und fuhr dann fort. „Ich habe dich als meinen Nachfolger ausgewählt und möchte dir unter vier Augen mitteilen: du bist jetzt König!“ Er verbeugte sich lächelnd und trat ans Fenster zurück, beobachtete die geöffnete Dimension: Spacefort.
      „Du bist der Mächtigste von allen...“ Gregors Blick schweifte zwischen den neun Königen, die die Gewalt über die Welt unter sich aufteilten und dem ehemaligen zehnten König, der trotzdem aus alle dem herausragte.
      „Ich wurde mit einem Titel geboren, der mir die Welt sichert.“
      Er drehte sich um und offenbarte Gregor ein Lächeln, das keinerlei Hochmut zierte. „Es macht mich traurig zu sehen, wer sich König schimpft!“ Sein Blick auf die im Staub liegende Menge zeigte nichts als Verachtung. „Ich werde diese Regierung nicht zerstören.“ Gregor schluckte. Keines der Worte, das Philipp sagte, schien irgendein Palaver zu sein. Er war so mächtig. Wäre er kein König geworden, hätte sich Gregor vor dem einfachen Menschen verneigt, den Philipp jetzt politisch verkörperte. Königliches Blut, das nicht mehr als solches erachtet wurde.
      „Was wäre, wenn ich die Geheimnisse der Regierung offenbare und sie zerstöre? Bei einem neuen Aufbruch bin ich letztlich wieder ganz oben...“ Philipp schmunzelte bei dieser Vorstellung.

      „Was hast du hier zu suchen?“, fragte er plötzlich mit Ernst gewordener Stimme. Im Rücken des ehemaligen Königs war eine Gestalt eingetreten. Wortlos schlich diese über die Könige hinweg, musterte mit kurzem Blick den blau angelaufenen, aus dem Mund schäumenden Prinzen.
      „Was ist das für ein Tisch?“, fragte die Gestalt lediglich mit dumpfer Stimme. Philipp begann zu lachen und schob den stammelnden Gregor zur Seite. Dieser traute seinen Augen kaum, hielt er den Neuankömmling bloß für eine Erzählung.
      „Du erkennst sofort die wahrhaft wichtigen Dinge, das mag ich!“ Stolz ging Philipp zu seinem Tisch, strich über die Platte aus dem Material, aus dem Seestein bestand, und den mit eingeschnitzten Figuren versehenen Holzrahmen, von dem ein Stück abgesplittert war.
      „Der Prinz hat wirklich einen Dickschädel“, murmelte Philipp und musterte die blutige Stelle am Holz. Er wandte sich der Gestalt danach wieder zu. „Es ist ein wahres Schmuckstück. Carbonerit und Holz vom Adamsbaum.“
      „Dazu eine mächtige Kraft, die ihm innewohnt.“ Unbeirrt ergriffen die Klauen der Gestalt den Splitter, der auf dem Boden lag und verstaute diesen in einer Tüte. Die Augen der Kreatur trafen die von Philipp. Dieser nickte nur.
      „Soll ich diesen Tisch während Ihrer Abwesenheit verwahren?“, fragte die Gestalt uneigennützig und verstaute den Splitter im Inneren ihres Umhangs.
      „Du weißt immer, was den Leuten gefällt!“, rief Philipp applaudierend, zog sich seine Stiefel wieder an und verließ Mary Joa noch am selben Tag.
      „Der Handel ist mein Beruf“, sagte die Gestalt, wandte sich vom zitternden Gregor ab und verschwand noch in der selben Minute.
      Kapitel 15: Treffpunkt der Elite
      Erzähler: „Die Regierung gleicht einem edel verzierten Stuhl, der auf üppigem Teppich steht. Doch was befindet sich darunter? Macht sich darüber überhaupt jemand Gedanken? Etwa derjenige, der auf dem Stuhl sitzt? Der nicht glauben will, dass jemand die geheime Klappe unter dem Teppich entdecken könnte? Und auf all die Geheimnisse stoßen könnte, die tief unter dieser heilen Kulisse verborgen lagen? Die Weltregierung hatte genau diesen Gedanken vor Jahrhunderten und tat etwas dagegen. Vieles wurde im wahrsten Sinne vom Antlitz der Welt getilgt. Jedoch war es nicht möglich, die bloße Existenz eines Geheimnisses für alle Zeiten zu bannen.“

      Whineford hielt den Brief in seinen Händen. Er atmete tief durch. Ein Vizeadmiral hatte seine Ängste zu zügeln. Jeder wusste, dass sie existierten. Doch sein eigenes Geheimnis war lediglich einem erlesenen Kreis näher bekannt. Er drehte sich um, sah die stürmische See, die er allein passierte. So weit hatte er sich lange nicht mehr von seinem Stützpunkt entfernt. Ein ruhiger Ort am Anfang der Neuen Welt. Rookie-Jäger nannten sie ihn. Die Aufenthalte, die von der Fischmenscheninsel aus an die Oberfläche führten, waren dank der Strömungen überschaubar. An manchen Tagen beobachtete er von einem Liegestuhl aus das aufschäumende Meer. Eine Coating-Blase platzte, ein Schiff tauchte auf und entblößte sich umgehend durch die Flagge.
      War es ein Piratenschiff, stand er auf, schlich sich über das Wasser und ehe sich die Piraten von der wilden Fahrt erholen konnten, war es eine Frage der Zeit, bis das Kleinholz, was mal ihr Schiff war, über das Meer trieb. Er ließ die Crew ihr eigenes Holz aus dem Wasser fischen und zwang sie dazu, daraus Tische, Stühle und Betten für ihn zu bauen. Ein fairer Ausgleich für das Chaos, das manche Banden in seinem Stützpunkt anrichteten. Diese Arbeit war gemütlich, und ein Konzert, auf dem er mitspielen wollte.

      Es gab Konzerte, auf denen konnte und welche, auf denen wollte er nicht mitspielen. Er zitterte, mit ihm der Steg, auf dem er stand.
      „Ich hoffe, es ist zu Ihrer Zufriedenheit!“, japste ein Piratenkapitän, der die letzte Stufe der Treppe anfertigen durfte. Whiteford nickte, schritt über den Steg auf eine Treppe zu, über die er eine steinerne Plattform zu erreichen gedachte.
      „Haut ab!“, rief er den Piraten zu.
      „Ihr habt ihn gehört!“, flüsterte der Kapitän und hielt sich das geschwollene Auge. Im Rücken des Vizeadmirals schwamm eine kleine Bande auf einem dürftig zusammengestellten Floß davon. Ohne Schiff und ohne Zukunft, nachdem sie eine Welle erfasste. Doch diese Schicksale bekam Whineford nicht mehr mit, war er voll und ganz auf seinen Auftrag konzentriert. Unter seinem Schuhwerk knisterten die Tüten, die er sich über seine Stiefel gezogen hatte. Es war nicht irgendein Ort, den er hier betrat. War es aus der Ferne lediglich ein Quader aus Granit, wusste trotzdem jeder Mensch, was für eine Bedeutung er trug. Die Möwen kreischten, während sie um den Ort kreisten. Als würde eine unsichtbare Barriere um die „Insel“ gezogen, wagte es nicht einmal der Wind über dieses Gebiet zu ziehen. Mitten im Meer gelegen, gehörte dieser Bereich hier nicht her. Einen Meter weiter konnte es stürmen und doch benetzte kein Tropfen Wasser den harten Untergrund. Alles Weltliche respektierte diesen Ort. Selbst das Wetter. Isktar, das Grab der Elite.

      „Du kannst die ganze Welt kennen...“ Die Stimme einer Frau drang an sein Ohr.
      „Du kannst alles gesehen haben...“ Whineford blickte sich um, doch nichts außer Gräbern und einem Marmortisch waren an diesem Ort verstreut. Eine junge Dame erschien plötzlich hinter ihm, legte die Hand auf seine Schulter und deutete auf einen offenen Sarg. Der Vizeadmiral betrachtete den aufgebahrten alten Mann. Ohne weiter nachzudenken, verbeugte er sich und salutierte. Als er den Toten erkannte, schnürte sich seine Kehle zu. Die Welt wusste, dass er verstorben war. Kaum einer hatte ihn allerdings gesehen, nachdem er gegangen war. Seine Statue stand voller Größe und Pracht vor dem Palast der Fünf Weisen. Ein Monument der Erhabenheit für ihn, den ehrenwerten Sanford Jigen, einer der – damals – Sieben Weisen und zugleich Anführer der angesehensten Kampfelite der ganzen Welt.
      „Großartig, ihn zu sehen!“, murmelte Whineford und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er lächelte.
      „Dieser Ort ist immer wieder einzigartig“, sagte die Frau an seiner Seite.
      „Sie sind...?“, fragte der Vizeadmiral nun. Die Frau schmunzelte. Inzwischen kam es ihr nicht mehr unbehaglich vor. Daher deutete sie auf ein anderes, leeres, Grab.
      „Sind sind...!“ Whineford erstaunte sichtlich.
      „Wir sind die Elite!“ Ein breites Lächeln zierte ihr Gesicht. Sie nahm den verdutzten Vizeadmiral wie einen Schuljungen an die Hand und schlenderte mit ihm durch das Portal, aus dem sie gekommen war.

      „Ziehen Sie die Tüten aus, Sie wirken albern!“, spottete ihre Stimme vergnügt, ehe das Portal immer kleiner wurde und schließlich ein einsames Fleckchen im Meer zurückließ.
      Kapitel 16: Willkommen in der Höhle
      Die Weltregierung war eine Idee. Sie dagegen waren die Umsetzung einer Idee. Männer, die sich bereit erklärten, eine Balance aufrecht zu erhalten. Sie beobachteten ihre Umgebung, erkannten Ungleichheiten, handelten unabhängig.
      Die Weltregierung war eine Idee, hatte Schwächen. Ihr Aufbau war nur ein einziges Mal möglich. Danach hing alles davon ab, wie man dieser Konstruktion Stabilität verlieh. Sie dagegen konnten sterben und vergessen werden. Solange jemand ihr Ideal pflegte, war ihre Stabilität immer gewährleistet. Die M-Acht war einst die Umsetzung dieser Idee, älter als die Weltregierung. Aufgebaut von einem Mann namens Maius, begründete sich vor dem Verlorenen Jahrhundert eine Vereinigung aus acht Leuten. Begonnen als Maius-Acht währte diese hehre Tradition über Jahrhunderte, bis hin zur letzten Generation. Sie wurde angeführt von San Jigen alias Heidi Hoe, einem der Sieben Weisen. Nach seinem Rücktritt – und einem weiteren Vorfall – bestand die Weltregierung aus den Fünf Weisen, die bis heute im Amt sind. Ludwig, der Lockige, Adam East, Al Gandhi, Joseph G und Bob.

      „Gleich sind wir da!“, sagte die junge Frau, strich sich im Fallen durchs lange dunkle Haar. Der Vizeadmiral hinter ihr schrie, nickte als er es hörte und schrie weiter, während sie durch einen dunklen Tunnel stürzten. Grüne Lichter blitzten neben ihnen auf, blendeten ihn, während er Raum und Zeit um sich herum vergaß. Er spürte nur, dass sie sich im freien Fall befanden, lauter Donnergroll in seinen Ohren hämmerte und ihm diese Reiseart ganz und gar nicht zusagte.
      „Woher wissen Sie...“, wollte er ihr nachrufen. Stattdessen würgte er und sah Weiß auf sich zukommen. Weiße Fläche, die sich als Steinboden herausstellen sollte. Er schloss die Augen und bereitete sich auf den Aufprall vor. Seine Haut verfärbte sich schwarz, um den Körper vor Schäden zu schützen. Doch es war vergebens.
      „Und hepp!“ Die Kräfte, die auf ihn wirkten, waren verschwunden. Irritiert fand er sich in den Armen der Frau wieder, unter ihnen fein behauene Steinplatten.
      „Wir sind da!“, murmelte die Frau mit einem Lächeln und warf den verdutzten Vizeadmiral über ihre Schultern hinweg, bis dieser nach einer Rolle rückwärts zitternd auf seinen Füßen landete. Wo war er hier gelandet. Leuchtende Kristalle hingen an den Wänden der Höhle, ihr Glanz spiegelte sich im klaren Wasser. Vor ihnen lag eine Treppe, die zu einem geöffneten Tor führte.
      „Es ist ein billiges Klischee, dennoch, willkommen in unserer Heldenhöhle.“
      „Sehr einfallsreich“, erwiderte Whineford und betrachtete sein Antlitz im Wasser.
      „Danke.“ Sie nahm den Vizeadmiral erneut an die Hand und führte ihn die Treppe hinauf.
      „Heldenhöhle klingt sehr viel fröhlicher als der ursprüngliche Name.“ Sie schluckte kurz, blieb stehen. Für einen Augenblick lag in ihrem Blick etwas ängstliches. Ehe Whineford etwas sagen konnte, drückte sie seine Hand und schleuderte ihn im hohen Bogen durch die Tür. Er wollte dies nicht verstehen. Nicht die hübsche höchst seltsame Frau, nicht die verwunderliche Tatsache, dass er schon wieder auf den Füßen landete. Ein wohliges Gefühl überkam ihn, wie er über den flauschigen Teppich schritt, welcher den gesamten Eingangsbereich zierte. Selbst an den Wänden. Grausig klingendes Schmatzen kam aus einem der Räume, die vor ihm lagen. Jener war zum Eintritt geöffnet, die übrigen sechs verschlossen.
      „Es ist Essenszeit“, flüsterte sie und ging seelenruhig auf den Raum zu. Der Vizeadmiral schlug die Hände vor den Mund, als ein weiterer Schrei das riesige Tor in seinem Rücken ins Schloss fallen ließ. Erschrocken sprang er auf und riss die Frau zu Boden. Es wurde kurz still. Ein lautes Grummeln drang an ihre Ohren, wie er kreidebleich auf ihr lag und nur stetig langsam seinen Blick aufrichtete, das ins Auge fasste, was sich vor ihm abspielte.
      „Ich sagte doch, dass ihr Charme bei jedem wirkt!“, murmelte eine Frauenstimme mit einem Hauch der Genugtuung. Sie strich sich durchs blonde Haar und musterte ihre Gefährtin, die grinsend vor der Tür lag. Auf ihr der errötete Vizeadmiral, der in diesem Moment die Unbeholfenheit in Person darstellte.
      „Unter zehn Minuten ist ein Rekord. Ein Rekord, der zu denken gibt!“, erwiderte ein Mann in sachlichem Ton. Er schaute seine abgelenkten Kollegen an und nahm die Chance wahr. Hastig vergrub er seine Gabel im letzten Fleischbällchen, das auf dem Teller lag.
      „Ich schulde dir sehr viel Geld“, seufzte der Dritte unter ihnen und applaudierte unter leisem Schluchzen.
      „Hallo Leute!“, antwortete die nicht mehr begrabene Person, stand auf und klopfte sich die Kleidung ab. Whineford wusste gar nicht, ob es Sinn machte zu salutieren, seinen Status zu erheben oder sonst irgendetwas zu sagen. Vor ihm standen vier Mitglieder der M-Acht und er verhielt sich wie ein Clown. Das war nicht seine Art und insgeheim empfand er trotz dieses lockeren Ambientes eine höchst unangenehme Scham.

      „Sie haben uns etwas mitgebracht, nicht wahr?“ Der Anführer der M-Acht erhob sich von seinem Stuhl, verabschiedete ein ehemals ihm gehörendes Bündel an Geldscheinen auf dem Tisch und reichte dem Vizeadmiral die Hand. Sein Blick war klar, sah das, was vor ihm lag, was hinter ihm lag, was gerade passierte und was nicht passierte. Obwohl Whineford einem Mann gegenüberstand, der gerade einmal kurz vor den 30ern war, sah er in seinem Blick die Erfahrung eines ewig langen Lebens. Trauer, Wut, Glück, Lust, Freude, Verbitterung. Alles kam in ihm zum Ausdruck. Sein Äußeres war gezeichnet von allem, was ihn umgab. Er trug ausschließlich schwarz, obwohl sein Innerstes ganz anderes vermuten lässt. Whineford verstand sofort, weshalb sein Gegenüber der Nachfolger von einem ehemaligen Weisen ist. Er nahm den Brief und gab ihn dem jungen Mann. Die Membran, die es unmöglich machte, ihn zu lesen, löste sich umgehend auf, nachdem er ihn in die Hand nahm, wog und ihn ohne Zögern aufriss.
      Whineford folgte den Augen, die über das beschriebene Papier huschten. Hinter ihnen wischte der Mann den Essenstisch ab, die Damen warfen die Geldscheine in die Luft und ließen sie freudejauchzend auf sich herabregnen. Weshalb interessierte es sie nicht, was er hier tat?

      Schließlich senkte der junge Mann seine Hand in der der Brief lag. Ein Lächeln zierte seine Lippen, sein Körper bebte, sein Blick zeigte Trauer, Tränen liefen seine Augen hinab, gleichzeitig stellte sein Blick zusammen mit seinem Lächeln den schieren Wahnsinn dar. Alle Emotionen kamen in ihm zum Vorschein, der, der er stets so ruhig und besonnen agierte.
      „Ist alles gut?“, fragte der Vizeadmiral mit leisen Zweifeln behaftet. Das Beben im Körper des Mannes ließ langsam nach, er atmete tief durch und schaute Whineford an.
      „Willkommen in unserer Heldenhöhle!“, sagte der, den sie alle Mind nannten.
      Kapitel 17: Der Brief des Prinzen
      Willkommen in der Heldenhöhle. Das war seine Antwort. Der Anführer der M-Acht beantwortete seine Frage nicht mit Worten. Mit Bedacht strich er nur über das Briefpapier, dessen Inhalt er soeben gelesen hatte. Sein Blick wirkte in einem Augenblick unglaublich fokussiert, nur um im nächsten Moment Zweifel zu offenbaren.
      Whineford betrachtete Mind, den Nachfolger des großen San Jigen. Es war eine ausgesprochene Ehre, der M-Acht anzugehören. Sei es das Schicksal der Geburt oder die Ausübung großer Taten. Die Zahl derer, die die Welt vor dem sicher geglaubten Untergang bewahrten, war nachweislich immens. Noch heute vermischten sich Mythen und Realität, um den Schein des Legendären aufrecht zu erhalten.
      „Jetzt verstehe ich endlich seine letzten Worte...“ Mind entfaltete den Brief und las die darauf geschriebene Worte ein zweites, ein drittes, ein viertes Mal. Jirain Shadner war sein Freund. Er opferte sich für ihn. Er war der Grund, dass eine neue M-Acht gegründet wurde. Er und Mind kämpften zusammen gegen den Propheten, den gefährlichsten Mann seiner Zeit. Keiner konnte den anderen töten, drum passierte etwas außergewöhnliches. Etwas Einzigartiges. Mind schüttelte nervös den Kopf, als er daran zurückdachte. Sein Freund opferte seine Menschlichkeit, um ihn zu retten.
      Den Geschichten zufolge, die mir Vater früher erzählte, war der Prinz ein äußerst raffinierter Mann.
      Bis heute fragte sich Mind, wer oder was mit der Prinz ist oder gewesen war.
      Der Prinz hat einen Ort erschaffen, in die er die Unmöglichkeiten dieser Welt bündelte.
      Bis heute fragte sich Mind, welcher Ort es ist oder gewesen war.
      Die Welt des Prinzen war dermaßen gefährlich, dass sie mit Teufelskräften versiegelt wurde. Enttäuscht über die Schmähung seines Werkes suchte er ein Mittel, um diese Macht zu brechen.
      Bis heute fragte sich Mind, welche Gefahren da draußen lauerten. Dieser Brief gab ihm Antworten, nach denen er sich seit Jahren sehnte. Er war an ihn, den Anführer der M-Acht gerichtet. Etwas anderes konnte die Versiegelung nicht bedeuten...
      Einladung zur Schatzsuche
      Willkommen Ihr Nachfolger des Maius. Es hat sich vieles verändert. Die Beschaffenheit unserer Erden nimmt Ausmaße an, über die gesagt wird, sie seien chaotisch und unumkehrbar. Ich halte dies für weinerliches Resignieren.
      Darum rufe ich zur Entscheidung auf:
      1. Meidet die Konfrontation.
      2. Belebt den Wettbewerb, an dem ich teilzunehmen gedenke.
      Es existieren Gründe für die Besonderheiten der angeblich letzten Insel der Grandline, Gründe für die Dunkelheit des Mysteriösen Dreiecks, Gründe für den ewigen Tag auf Enies Lobby.
      Sie erklären die plötzlichen Löcher im Meer, die Instabilität des Raum-Zeit-Gefüges.

      Einst unternahm ich Reisen, um Antworten auf diese Gefahren zu finden. Ich bin ein Mann des Wortes – ich bin ein Mann der Tat.
      Es ist für Euch gewiss motivierend, wenn ich behaupte:
      All diese Gefahren, die unsere Welt an den Abgrund drängen, sind beeinflussbar, das haben meine Reisen mich gelehrt.
      Wäre es unverantwortlich, diesen Einfluss jemandem ohne weitere Bedingungen zu überlassen?
      Wäre es unverantwortlich, die Launen der Natur die Launen eines Menschen zu nennen? Wer ohne Regeln handelt, wird nicht verurteilt werden, da er nichts – was als falsch gilt – tat.
      Somit rufe ich erneut zur Entscheidung auf:
      1. Seid eine Schande, M-Acht, Acht des Maius und geht im Sturm unter.
      2. Belebt den Wettbewerb an dem ich teilzunehmen gedenke.
      Im Icardium beweist Ihr, dass die M-Acht zum handeln bereit ist.

      Es ist das einzige Zeichen, das euch meinen Respekt einbringen wird.
      Ehre, wem Ehre gebührt,

      Ihr Prinz

      ...der Rest ist Geschichte.
      Das waren die letzten Worte, die Mind damals vom Propheten vernahm. Danach verloren er und Jirain 'Shady' Shadner ihre Seelen – ihre Menschlichkeit.
      'Der Rest ist Geschichte...' Mind, der die Vergangenheit Revue passieren ließ, blickte Whineford nun an. Minutenlang sagte er nichts, schwelgte in Erinnerungen, setzte das Puzzle seines bislang größten Kampfes in Gedanken zusammen. Nun war er wieder im hier und jetzt.
      „Sie fragten mich, ob alles gut sei...“
      Verdutzt nickte der Vizeadmiral, da er mit gar keiner Antwort mehr gerechnet hatte. Er überbrachte den Brief und blamierte sich. Mehr hatte er doch nicht mehr zu tun.
      „Es ist besser geworden.“ Mind lächelte.
      „Es geschehen momentan so viele Dinge, die wir uns nicht erklären können. Dieser Brief hier ist ein Anhaltspunkt, um in einer Sache weiterzukommen.“
      „Und wie kann ich jetzt weiterhelfen?“, fragte Whineford verlegen. Obwohl er stramm auf die fünfzig Jahre zuging, empfand er großen Respekt gegenüber der M-Acht. Dabei waren Mind und die drei Gestalten in der Küche junge Leute, vermutlich zwischen Mitte und Ende Zwanzig. Hoffentlich würde es dieser jungen Generation nicht an Erfahrung mangeln. Der große San Jigen hatte das hundertste Lebensjahr weit hinter sich gelassen und selbst er war trotz seiner immensen Erfahrung nicht vor Überraschungen gefeit. Doch aus irgendeinem Grund hatte der Vizeadmiral in Minds Gegenwart keine Bedenken. Er vertraute ihm.
      „Kann ich Sie um einen Gefallen bitten?“, fragte Mind ihn schließlich. Seine Mitstreiter, die eben noch mit Geldscheinen um sich warfen, waren indes aus der Küche gekommen und versammelten sich im Foyer. Es wurde ernst. Sie kannten sich blind und vor allem kannten sie ihren Freund. Sie kämpften an mehreren Fronten und ihr Anführer behielt trotzdem die Fassung. Sie vertrauten ihm.
      Whineford blickte an ihm vorbei, sah zwei junge Frauen und einen größeren Mann, der seine Hände in den weiten Taschen eines weißen Kittels vergraben hatte. Während die Damen über den vorhin puterroten Vizeadmiral kicherten, wirkte der größere Mann unglaublich konzentriert, wobei er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Als würde ihm die Umgebung jetzt noch fremdartig vorkommen. Ob er wusste, was sich hinter allen sechs hier verschlossenen Türen befinden möge?
      Ehe er etwas sagen konnte, blickte ihn Mind flehend an. Zumindest empfand es der Vizeadmiral so, da er sich merklich unwohl führte. Vielleicht lag es auch an den attraktiven Damen, vor denen er sich zum Gespött machte.
      Erzähler: „Ja, das ist eine wahre Tortur! Du Jammerlappen!“
      „Bringen Sie uns bitte mit Dr. Acarbonas zusammen!“
      Ein Schütteln jagte durch den Körper des Vizeadmirals. Jetzt gab es noch mehr Gründe, um sich hinzulegen und diesen grausigen Tag zu vergessen. Dabei wollte er doch nur einen neuen Arbeitsvertrag...
      „Acarbonas legt keinen Wert auf einen Doktortitel“, murmelte der größere Mann nun.
      Mind drehte sich um.
      „Vielen Dank für die Klarstellung, Dr. Nolivan!“
      Kapitel 18: Ihre Ängste
      Erzähler: „Puh! So viel Monolog wurde mir zuletzt vom fiesen Anwalt meiner Sommerromanze an den Kopf geworfen. Als ob das in so kurzer Zeit alles möglich gewesen wäre...“

      Acarbonas. Die Verlegenheit, die ihn gefühlte Monate überkam, war schlagartig der Wut gewichen. Der Vizeadmiral rümpfte die Nase. Wäre er in einer fiktiven Geschichte, würde ihm hier und jetzt heißer Dampf aus der Nase schießen. So wäre das laute Pfeifen eines Teekessels aus seinen Ohren heraus das normalste auf der Welt. Wäre er nicht so erzürnt, würde er über diese Vorstellungen lachen können. Doch das war unmöglich. Seit jenem Vorfall hatte sich zu vieles verändert.
      „Ich werde euch zu ihm bringen, aber das Reden übernehmt ihr!“
      „Ist es sehr bitter?“, fragte die blonde junge Frau. Ihr und allen anderen war der Spaß verflogen. Der Luftzug an einem schwülen Tag war fort. Jetzt kehrte die drückende Hitze, der Ernst des Tages zurück.
      Erzähler: „Der Ernst des Tages bin immer noch ich! Ähm. Geht ein Mann ins Restaurant und sagt: ich hätte gerne eine Hühnersuppe und kein Welpensteak. - Aber Sir, wir haben doch ganz gewiss kein Welpensteak! - Ich will ja auch keins!“
      Badumm tssss

      „Du hast leider keine Vorstellung“, erwiderte Whineford seufzend.
      „Ich denke schon.“ Die blonde Frau, Arina, nickte ohne Zögern. Sie war ihrer Angst erst vor wenigen Tagen begegnet. Jenem Mann, der ihre Familie und ihre Heimat auslöschte. Jetzt weilte dieser im Impel Down und hütete die Gefangenen, von denen ein, zwei Gestalten noch ärger gebeutelt waren. Mit dem reinen Herzen eines Kindes und der erkrankten Seele des Teufels.
      Mind schüttelte den Kopf. Er erahnte Arinas Gedankengänge, die hier nicht zielführend waren.
      Das Impel Down war momentan nicht von Interesse. Es gab dort gewiss Dinge, die der Welt Schrecken bereiten würden. Doch solange sie dort unten gebunden waren, war es das nicht wert, darüber nachzudenken. Jeder hatte seine Aufgaben: Der Psychologe Dr. Ryan Jay Krueger leitete das Impel Down und er, Mind, organisierte die M-Acht.

      „Shawna, bist du bereit, uns nach Mary Joa zu bringen?“
      Der Vizeadmiral blickte die angesprochene Frau an. Die, die mit ihm flirtete. Zumindest dachte er, dass es irgendetwas in der Richtung war. Sie kam ihm bekannt vor, doch ihm wollte bis eben nicht in den Sinn kommen woher.
      Es gab dar einst ein junges Mädchen mit schwarzen Haaren und grünen Augen. Ihre Mutter ließ unzählige Gemälde von ihrer Tochter anfertigen und hing diese in einem bestimmten Zimmer auf. An manchen Tagen, wenn ihr Mann, gezeichnet von der Bürde der Macht, ihnen beiden Unrecht tat, zog sie sich ins Zimmer zurück und wartete auf die Mittagssonne. Sobald diese in den Raum trat, reflektierten die smaragdgrünen Gemäldeaugen ihrer geliebten Tochter das Licht und verwandelte den Raum in ein beruhigendes Moment der Hoffnung. Noch heute existiert dieses Zimmer in Mary Joa.
      „Sie sind Shawna Gauß, die Tochter des Weisen...“
      „Lasst uns aufbrechen!“, rief die Schwarzhaarige nun laut und unkontrolliert. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, während sie mit ihrem Finger einen Halbkreis in die Luft zeichnete. Kaum geschehen, entstand ein kleiner Riss in der Luft. Ein leicht bewölkter doch blauer Himmel war durch ihn inmitten der Höhle zu sehen.
      Dr. Nolivan nickte leicht und klopfte Whineford auf die Schulter.
      „Ein Hinweis von einem Arzt. Reden Sie, werter Vizeadmiral, niemals über Shawnas Vater.“
      „Ich...“
      „Er war einer der Sieben Weisen, ja. Alles weitere ist, soweit ich weiß, weniger...achtenswert!“ Der Arzt vergrub wieder seine Hände in den Taschen, blickte Shawna und Mind hinterher, die versuchten den Vizeadmiral ins Portal hinein zu schubsen. Verständlicherweise wollte dieser nicht noch so eine magendurchschüttelnde Kurzreise auf sich nehmen. Doch nach einem saftigen Tritt in den Hintern wurde sein Aufschrei in ein langes Kreischen gezehrt, wie er vom Raum-Zeit-Kontinuum in abstrakte Formen gepresst wurde. Dr. Henri Nolivan und Arina kicherten leise in sich hinein, waren sie doch diejenigen, die nicht mitreisen mussten – und sich stetes Unwohlsein infolgedessen ersparen durften.
      Mind blickte die zwei schmunzelnden Gestalten neidvoll an. „Ich habe das Gefühl, dass ihr hier nicht lange ausharren werdet. Shira gibt euch sicher neue Informationen!“ Schließlich drehte er sich um, hielt sich die Nase zu, kniff die Augen zusammen und sprang in den Spalt hinein. Obwohl er das inzwischen dutzende Male tat, würde er es nie kapieren. Wie um alles in der Welt konnte diese Reiseart Spaß machen? Schwindel begleitete ihn neben Shawnas Freuden- und Whinefords Leidensschreie.

      „Nun sind wir hier“, murmelte Henri, der sich die Socken ausgezogen hatte, um auf diesem flauschig weichen Teppich stehen zu können.
      „Wer diesen Raum hier eingerichtet hat, ist die wahre Legende“, seufzte Arina entspannt und ließ sich in ein sprichwörtliches Wolkenbett fallen.
      „Arina.“
      „Henri?“
      Der Arzt räusperte sich und lehnte sich nun in den Türrahmen der Küche.
      „Wie schlimm ist es für dich, dass ich ihm das Leben gerettet habe?“
      Die blonde Frau zitterte kurz, streckte die Beine aus, um das Wohlgefühl ihres Liegekomforts voll auszukosten. Der Mann, der nun im Impel Down tätig ist, tötete ihre Eltern. Der Mann litt an einer Krankheit, die ihn töten sollte. Selbst Dr. Narone – M-Acht-Mitglied der vorherigen Generation – der sogar Kuleha und Bader noch minimal übertraf, scheiterte daran.
      Dessen Schüler Henri Nolivan fand eine Lösung für dieses Problem. T4Z, die aggressivste Blutkrankheit, konnte geheilt werden.

      Henri Nolivan, Freund und Mitstreiter von Arina, rettete dem Mörder ihrer Eltern das Leben.
      „Es ist dein Job, du Dummkopf!“, erwiderte sie lächelnd. Eine einzelne Träne lief ihr Gesicht herab. „Du musst das machen.“ Es blieb bei einer Träne. Sie schloss die Augen und entspannte sich weiter.

      „Ich bin stolz auf dich!“, sagte Henri plötzlich. Er blickte an die Stelle, wo eben noch Shawna, Mind und Whineford verschwunden waren.
      „Du begegnest deiner Angst und das finde ich glaubwürdig.“ Arina sagte nichts, lächelte in sich hinein und blickte an die Decke der Höhle. Der Kronleuchter über ihr war nicht angeschaltet, stattdessen leuchteten Kristalle, die aus dem Gestein ragten. Wenn sie eines Tages starb, wollte sie doch bitte hier begraben werden und nicht auf dem kleinen steinernen Quadrat namens Isktar, der sich irgendwo abgelegen im Meer befand.
      „Du begegnest deiner Angst“, wiederholte Henri freudig nickend.
      „Doch bei Shawna und Whineford habe ich dieses Gefühl leider nicht...“

      „Und bei Mind sieht es...“

      „Hey ihr zwei!“
      Arina unterbrach ihren Gedanken, neigte den Kopf zur Seite als eine der vielen Türen aus den Angeln sprang, durch den Raum flog und den überraschten Henri unter sich begrub.
      „Was gibt es, Schwesterherz?“, fragte das blonde Mädchen, während undeutliches Gemurmel unter der Tür hervorkam.
      Shira richtete ihre Brille, nachdem sie die fehlenden Scharniere inspiziert hatte.
      „Diese Hektik ist nicht gesund“, urteilte sie stöhnend und ging aus dem türlosen Raum heraus. Vor ihren Augen lag Arina, eine Tür und darunter der Arzt. Eine ungewöhnliche, doch überraschenderweise nicht allzu seltene Konstellation.
      „Entschuldige, Dear!“, sagte sie an das – mit ihr – älteste Mitglied der M-Acht gerichtet und erschrak, als sie sich auf der Tür stehend wiederfand. Ein schmerzerfülltes Seufzen war unter ihren Schuhen zu vernehmen.
      „Auf ein neues. Was gibt es, Schwesterherz?“
      Shira erwiderte ihren Blick. Inzwischen fühlte es sich gut an, als 'große Schwester' angesehen zu werden. Anfangs ungewohnt, schmeichelte ihr mit der Zeit die Rolle der vernünftigen wohl sortierten Bezugsperson in dieser illustren Runde.
      „Ws gbt s, Dear?“, fragte die Stimme unter der Tür.

      „Er ist wieder da!“
      „Wr?“
      Shira kniete sich, unter lautem Knarzen, auf der Tür hin, um Arinas Hände zu nehmen.
      „Dreh nicht durch, doch allen Anschein nach ist Mr. C wieder da!“
      Ehe Arina vor Freude aufspringen konnte, drückte Minds Schwester ihre Hände noch fester um die ihrer 'jüngsten Schwester'.
      „Sein Zustand ist sehr kritisch!“, ergänzte Shira. Schwesterherz, Dear, Dearest Dear, welche Namen man ihr auch immer geben mochte. Sie drückte so fest sie konnte.

      Ihre Angst war noch nicht besiegt. Von niemandem hier.
      Kapitel 19: Jene Männer
      Ciao.

      Das sollte sein letztes Wort gewesen sein. Ein schnörkelloser Abgang. So, wie es einem Geschäftsmann seines Formates zuzutrauen war. Bezichtigt der Verbrechen, die er nicht begangen hatte und gejagt, bis das der Tod ihn schließlich holen würde. Jenes charmante und zugleich traurige Bild hatte sie von Calvin Carpaccio. Es war ungerecht und würdevoll. Er war Geschäftsmann und Mensch – kalkulierend und liebenswert. Arina vermisste ihn. Jetzt fürchtete sie sich. Wo vorher keinerlei Möglichkeit bestand, aktiv zu werden, war es nun anders. Jetzt konnte sie eingreifen.
      „Auf, auf!“, rief sie Henri zu, während die Schildkröten gesattelt wurden. Dieser stöhnte unter der Tür, die ihn begrub, sehnsüchtig nach Freiheit, hervor.
      Erzähler: „Seit Jahrhunderten leisteten Blutspurst, St. Dying, Elvis Pressleid und Fridolin der M-Acht treue Dienste. Viele ehemalige Leute der Gruppe beanspruchten ihre Stiftung für sich, doch der Ursprung dieser carnivoren Zeitgenossen liegt viel weiter zurück. Uhhh, das klingt sehr geheimnisvoll.“ Vor Staunen versank der Erzähler mit aufgerissenen Augen sowie o-Mund in seinem Sessel und ward für längere Zeit nicht mehr gesehen.
      [vor geraumer Zeit]

      Eine knarzende Zugbrücke wurde heruntergelassen, ein rostiges Eisentor hochgezogen, hektische Schritte entfernten sich von den Uniformierten, die keine Anstalten machten ihm zu folgen. Dann stand er vor ihm. Voller Inbrunst sog er die Luft in seine Lungen, um dann loszuschreien.
      „Ich bin Ferd Bas, der größte Verbrecher aller Zeiten!“
      Ekstatisch vergriff er sich im Holz des Tischrandes und musterte den dahinter sitzenden Beamten, der mit dem kleinen Finger in der Nase herum bohrte.
      „So.“ Er gähnte und blätterte mit der freien Hand in einem Wäschekatalog herum. Ferd Bas erfuhr von ihm keinerlei Beachtung, was diesen in seinem Auftreten nur noch mehr anspornte.
      „Dieses Gefängnis kann Stolz darauf sein.“ Er deutete mit beiden Daumen auf sich selbst.
      „Frauen und Kinder, jetzt seid ihr wieder sicher, denn Ferd Bas ist jetzt hier!“
      Hätte er ein Mikrofon gehabt, so hätte er seinen Namen noch einige weitere Male hinein geschmettert. Schließlich erhob sich der Beamte, nahm seinen Katalog und reichte ihn teilnahmslos Ferd Bas heran.
      „Bin fertig damit – was wollen sie?“, fragte er, während ein kleiner Finger in seinem Ohr verschwand. Fasziniert musterte er seinen Ohrenschmalz und versuchte ihn weg zu schnipsen.
      „Auf meinen Kopf ist ein hübsches Sümmchen ausgesetzt“, polterte Ferd Bas und drückte sich tiefer in die Tischkante hinein. Es knarzte ein wenig. Noch lauter aber wurde es, als hinter ihm der Eingang geöffnet wurde. Sonnenlicht fiel in das höllische Gefängnis. Der Beamte sprang auf und ließ Ferd Bas am Tisch zurück. Dieser rümpfte die Nase und musterte den Ohrenschmalz, der auf seinem schwarzen Hemd gelandet war.

      „Herzlich Willkommen im Impel Down!“, sagte der Beamte erfreut und küsste die erste weibliche Hand, die er zu greifen bekam. Shawna verzog leicht das Gesicht. Arina kicherte.
      „Mein Name ist Hannyabal, ehrfürchtiger Leiter des Impel Down!“
      „Dr. Henri Nolivan!“, antwortete dieser schließlich, nachdem die errötete Shawna keinen Mucks von sich gab. Ihre Augen musterten die des charismatischen Leiters.
      „Was ist mit mir, Ferd Bas?“, kam es aus der zweiten Reihe.
      „Haben Sie etwas gesagt?“, fragte Hannyabal gelangweilt, drehte sich zu diesem hin und bohrte in der Nase herum. Sofort wandte er sich wieder Shawna zu und gluckste voller Freude, wie er ihre zitternden Hände griff.
      „Darf ich Sie ein wenig herumführen?“, säuselte er.

      „Das bezeichnet man als chaotische Konversation. Klassisch!“ Eine Tür öffnete sich und ein älterer Herr ging auf die fünf Personen zu, die die Szenerie belebten. Ein buntes Hemd mit Palmenmuster konnte seinen Bauchansatz nicht verbergen, wie er zügigen Schrittes auf die Besucher zusteuerte. Obwohl auf seinem Namensschild 'Leiter' stand, klopfte er Hannyabal anerkennend auf die Schulter.
      „Sie sind hier der wahre Herr im Haus!“ Danach wandte er sich Ferd Bas zu.
      „Ihr Buhlen um Aufmerksamkeit ist ausgesprochen stark ausgeprägt. Doch erscheint es Ihnen nicht atypisch, eine verlassene Stadt niederzubrennen?“ Er schaute dem Mann tief in die Augen.
      „Wenn niemand ihre Tat gesehen hat, haben Sie diese dann begangen?“
      Ehe der Angesprochene etwas erwidern konnte, fiel der Blick des Leiters auf die zitternde Shawna. Erschrocken zog er eine Augenbraue nach oben.
      „Geleiten Sie diese Dame umgehend heraus!“ Er klatschte in die Hände, worauf zwei Uniformierte erschienen. Das Zittern Shawnas wurde immer deutlicher erkennbar. Brüskiert schrie Hannyabal auf, als die blass gewordene Dame aus seinen fürsorglichen und warmen Händen gerissen wurde. Ehe Arina etwas sagen konnte, hielt Henri sie zurück.
      „Vertrau ihm.“ Widerstandslos wurde Shawna aus dem Gefängnis gebracht. Sie weinte nicht, obwohl ihr Tränen aus den Augen schossen. Eher war sie der gnädigen Ohnmacht nahe.
      „Ihre Reaktion habe ich nicht so intensiv eingeschätzt“, murmelte der Leiter kopfschüttelnd. Erneut legte er dem nun schluchzenden Hannyabal die Hand auf die Schulter.
      „Es liegt nicht an Ihnen. Traumatische Erinnerungen haben Frau Gauß eingeholt.“
      Kapitel 20: David
      „Was sagen Sie da?“, rief Arina schockiert. Sie riss sich von Henri los, ehe der liebestolle Hannyabal nun ihr die Aufwartung machte und sie festhielt. Entnervt blieb sie stehen und blickte den Leiter prüfend an. Die laszive Schwärmerei um ihr güldblondes Haar ignorierte sie.
      Der Leiter atmete kurz ein und blickte kurz hinter sich. Er hasste sich manchmal dafür. Er war Psychiater, der wohl Beste der Welt. Doch seine Methoden waren eigen. Mehr als das. Nur ein Schlag ins Gesicht bot ihm die schnellste Antwort nach menschlichem Empfinden.
      „Nachdem ich die Leitung hier angetreten hatte, studierte ich dieses Gefängnis.“ Er deutete auf die Karte an der Wand, die einzelne Etagen skizzierte.
      „Jedes Level, jede Folter. Ich studierte nahezu alles, um die Gedanken jedes Insassen zu jeder Zeit nachvollziehen zu können.“ Er trat an die Karte und zeigte auf eine unbeschriftete Etage, die sich am Meeresgrund befand.
      „Es gibt ein geheimes, sechstes Level, in dem die gefährlichsten aller Verbrecher bis an ihr Lebensende einsitzen.“ Dort, wo die Karte endete, schlug der Leiter seine Faust an die nackte Wand.
      „Keiner meiner Bediensteten wusste davon, selbst meine Vorgänger blieben mir Rede und Antwort schuldig.“ Sein Finger kreiste um eine Stelle an der Wand, die die imaginäre Karte ergänzen sollte.
      „Es existiert ein siebtes Level. Der letzte Mann, der es betrat, war niemand geringeres als Sanford Jigen: Ehemaliger Anführer der M-Acht und Mitglied der Sieben Weisen.“
      Ferd Bas grinste, nachdem er diese gewonnenen Informationen sacken ließ.
      Henri starrte den Leiter mit offen stehendem Mund an.
      „San Jigen saß hier nie ein“, entgegnete Arina trocken. Wütend ballte sie die Faust. Wie konnte der Leiter Shawna hierher beordern? Wenn er wusste, dass 'jener Mann' hier sein musste. Wenn er wusste, dass Shawna Gauß die bloße Präsenz 'jenes Mannes' nicht ertragen konnte.
      „Sie sind zurecht wütend“, sprach der Leiter mit klaren Worten und schob Hannyabal sachte beiseite, der er kurz davor war Arinas Hände vollzusabbern.
      'Wir brauchen dringend mehr Frauen hier', dachte er und schmunzelte kurz. Sofort wurde er wieder ernst und schenkte Arina seine ganze Aufmerksamkeit.
      „Sanford Jigen hat den Insassen des siebten Levels vor Jahren besucht. Leider ist mir der Zugang zu diesem Distrikt momentan noch unbekannt.“ Er blickte mit Wehmut in Arinas Gesicht.
      „Ich musste die Reaktion von Shawna Gauß mit eigenen Augen sehen. Jene Reaktion, die mir beweist, dass der Mann noch am Leben ist.“
      „Sie meinen doch nicht...?“ Plötzlich hielt sie inne. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sollte sie Henri und Shawna deswegen hierher begleiten? Schweiß lief über ihr Gesicht, zitternd blickte sie den Arzt an. Henri schaute betreten zu Boden und fiel danach auf die Knie.
      „Entschuldige!“, rief er laut aus. Hinter dem Leiter kam eine weitere Person aus dem Büro und ging wortlos an Ferd Bas vorbei, dessen Grinsen immer tiefere Grübchen ins Gesicht schlug. Das war wohl einer der besten Tage, die er jemals erleben durfte.
      „Arina Parandeus, darf ich Ihnen den neuesten Angestellten des Impel Downs vorstellen?“ Der Leiter, Dr. Ryan Jay Krueger führte ihre und die Hand des Neuankömmlings zueinander. Sanft wurde ihre Hand von einem Mann geschüttelt. Er begrüßte sie nicht, da es ihm schlichtweg nicht möglich war. Ruhig blickte er sie an, danach sank auf die Knie und legte seinen Kopf auf den Boden. Er empfand Reue.
      Sie schwieg, drehte sich noch einmal zu Henri um, der wieder auf beiden Beinen stand und sie mit gemischten Gefühlen betrachtete. Er hatte ein schlechtes Gewissen und empfand zugleich Stolz dafür. Arina blickte den jung gebliebenen Mann an, der vor ihr kniete und um Vergebung bat. Er sah so aus wie Mind. Doch er war es nicht: David 'Shy' war der Mörder ihrer Eltern.

      Sie reagierte anders als Shawna. Eine einzige Geste konnte alles verändern, jedes Gefühl von Machtlosigkeit überwinden. Henri sagte ihr, dass sie Dr. Krueger vertrauen sollte. Sie vertraute Henri. Sie vertraute Dr. Krueger.

      Sie legte David die Hand auf die Schulter und zog ihn zu sich hoch.
      „Ich weiß, warum du es getan hast.“

      Danach nahm sie ihn in den Arm.

      [In der Gegenwart]

      „Wir sind da!“, rief Henri ihr zu. Gedankenversunken blickte sie auf den Ozean. Henri schüttelte sie kurz, blickte den Schildkröten nach, die über den Strand krochen und kleine Kinder anplärrten. Lautes Weinen war auf dieser Insel nicht an der Tagesordnung, außer, wenn der Bürgermeister wieder ohne Hosen an einer Polonaise teilnahm. Ein idyllisch weiter Sandstrand, Menschen, die eben noch ruhig in ihren Liegen vor sich hin brutzelten. Musik weit und breit, klirrende Gläser und eine Frau mit streng gestecktem Haar, die in ihren hohen Absätzen auf Arina und Henri zu stakstelte. Obwohl sie im Sand versank, tat es ihrem eleganten Gang keinen Abbruch.
      „Willkommen im Sommerdorf!“
      Ehe Henri die Sekretärin des Bürgermeisters grüßen konnte, wurde er schmerzhaft an der Schulter gepackt.
      „Kommen Sie schon, Herrn Carpaccio geht es alles andere als gut!“, rief sie besorgt und brach dem Arzt vermutlich das Schlüsselbein. Wimmernd folgte er ihr.
      „Was für eine Woche“, sagte Arina mehr zu sich selbst.

      „Absolut“, erwiderte ein rundlicher Mann und blickte von seiner Liege auf. Neben ihm lag eine schwarze Ziege.
      'Wieso trägt sie grün...? Obwohl, stehen tut es ihr ja', dachte Arina über das schlafende Tier. Der Mann schaute sie fragend an, da er ihre Gedanken nicht erahnen konnte. Dann wandte er sich wieder seinem Getränk zu. Er musste seinen Resturlaub genießen.

      „Nun komm schon“, rief die Sekretärin Carry, welche Henris Schmerzensschreie nicht wahrnahm – oder geflissentlich ignorierte.

      Erzähler: „Ich mag es schon mal härteraaahhhhhhh!“
      Kapitel 21: Schön dass ihr hier seid!
      Lautes Kreischen erfüllte den Strand, als die Schildkröten nach den Bikinis sich bräunender Damen schnappten. Mühevoll errichtete Sandburgen wurden vor den verquollenen Augen kleiner Kinder zerstört. Eben noch grölende eingegrabene Männer, deren Köpfe aus dem Sand schauten, wurden ganz still, während die Jahrhunderte alten Kreaturen sich bedächtig und mit unheimlich vorgetragenem Krächzen auf sie zubewegten. Der Strand verwandelte sich in ein Tollhaus, welches von den Außenstehenden nicht als solches angesehen wurde. Schmunzelnd verfolgten die Menschen aus sicherer Entfernung das rege Treiben, tranken ihren Kaffee, schlürften am Cocktail oder knabberten an ihrem Cappuccino-Beilagenkeks. Es war schön hier, selbst – oder gerade dann, wenn es skurril wurde. Das lehrte sie der Bürgermeister, der gerade nicht auf der ewig währenden Suche nach seiner Hose am Strand herum irrte.
      „Kommen Sie, kommen Sie“, zischte Carry, die Henri vor sich her trat. Arina spazierte neben ihnen her. Auf dieser Straße begegnete sie Mind zum ersten mal. Damals war sie relativ ziellos über die Grandline gereist, mehr nach gusto denn nach Plan. Doch es hatte zu was geführt. Sie lächelte kurz, blieb vor einem Plakat stehen. Gebannt starrte sie es an. Luvvbazar stand darauf. Ein kleiner Stand aus Holz war drauf zu sehen. Dahinter stand ein Händler, den sie kannte. Jeder kannte ihn.
      „Hopp, hopp“, rief Carry ihr zu und verpasste dem Arzt einen saftigen Tritt in den Hintern. Sie führte die beiden in ein kleines Häuschen, blieb dort im Eingangsbereich stehen.
      „Ziehen Sie sich bitte die Schuhe aus“, murmelte sie, wurde dabei leiser und schaute zu Boden. Um sie herum war es im Großen und Ganzen ordentlich, während sie die beiden ins Wohnzimmer führte. Abgesehen von unzähligen Hosen, die sich in Bücherregalen, auf der Herdplatte der angrenzenden Küche oder einer Stehlampe befanden, war es besenrein. Auf einem ausgezogenen Sofa lagen zwei Männer, deren Gesichter glühend rot zu leuchten schienen. Neben ihnen lagen feuchte Umschläge, die von ihren Köpfen gerutscht waren. Nasse Spuren zeichneten sich auf Stirn und Wange ab. Einer der beiden Männer hustete und drehte sich zu den eingetretenen Personen.
      „Willkommen im Hause von Bürgermeister Erdbeere“, rief Eden und schmunzelte über die kürzlich erfolgte Begegnung mit dem Mann im Obstkostüm. Carpaccio, noch immer mit markantem Schnauzbart getarnt, atmete leise neben ihm. Seine Augen, unter einer Sonnenbrille verborgen, waren geschlossen. Henri nahm die Hände aus den Taschen und berührte kurz die Stirn der beiden. „Hallo auch an Sie“, antwortete er Eden dabei freundlich. Diesen blickte er kurz an, überlegte höchstens eine Sekunde. Danach stellte er seine Diagnose.
      „Ihr Körper wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen.“ Überrascht blickte der Kunstdieb den Arzt an, der er wieder die Hände in den Taschen vergraben hatte. Nicht umsonst galt Dr. Nolivan als einer der Besten auf seinem Gebiet.
      „Ich bin in diesem Bereich noch nicht ganz durchgedrungen, doch meiner Meinung nach haben Sie eine einfache Seelenfraktur“, ergänzte der Doktor hüstelnd und warf seiner Begleitung einen fragenden Blick zu. Arina musterte Edens Gesichtsfarbe und entdeckte dabei ein Zucken seines Augenlids. Als sie ihm daraufhin in die Augen schaute, sah sie für einen Bruchteil einer Sekunde ein Flimmern auf der Pupille. Bilder schossen ihr durch den Kopf. Ein Prozess, der sie inzwischen gar nicht mehr erschreckte. Henri war ein Genie hinsichtlich des menschlichen Körpers. Sie hingegen konnte Menschen auslesen: Vor ihrem inneren Auge flackerten Bilder auf, die sie in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen versuchte. Sie sah zuerst Eden, der einem Baby einen Dorn in den Finger stach. Es begann daraufhin zu lachen. Der Mann lächelte und atmete erleichtert aus. Er hielt den Dorn zwischen den Zähnen fest, holte dann eine Phiole hervor und schraubte sie behutsam auf. Anschließend legte er den Dorn hinein, musterte das muntere Baby, wandte sich winkend ab und verschwand.
      Ein sehr einfacher, wenn auch unüblicher Vorgang, wie sie feststellte. Irgendetwas in dieser Kette von Ereignissen griff seine Seele an. Arina überlegte. Ein schlechtes Gewissen konnte es nicht sein, da er das Kind nicht verletzte. Sie entschärfte den Blick in seine Augen und musterte wieder das ganze Gesicht. Erleichterung und Unsicherheit waren gleichermaßen darauf zu erkennen. Dafür musste man kein Spezialist sein. Jeder konnte es sehen. Eden hatte etwas geleistet, doch er wusste nicht, wohin es führen sollte.
      „Er sieht hungrig aus“, flüsterte Henri ihr nun zu. Lächelnd legte sie den Kopf schräg.
      „Da liegen Sie absolut falsch, Dr. Nolivan!“ Sie musste ein lautes Lachen unterdrücken, wie der verwirrte Arzt sich am Kopf kratzte.
      „Ich bin auf dem Gebiet wirklich nicht gut“, merkte er seufzend an.

      „Arina!“
      Carpaccio war abrupt aufgestanden. Die Sekretärin wollte ihn gerade stützen oder niederschlagen, so sicher war sie sich dessen noch nicht, da warf der ehemalige Geschäftsmann die Decke beiseite und stand nun geradewegs im Raum. Kein Zittern war an seiner kerzengeraden Haltung zu erkennen.
      „Ich habe lange genug Urlaub gemacht“, beantwortete er die Frage, die jedem auf den Lippen lag. Er strich sich über seinen Anzug und richtete den Kragen.
      „Ich bin topfit!“, gab er mit einem Schmunzeln zu verstehen.
      „Schön, dass Du lebst...“, merkte er beiläufig an Eden gerichtet an und schritt unentwegt auf Arina zu. Ohne viel Zaudern schloss er sie in seine Arme.
      „Schön, dass Du hier bist“, sagte er mit merklicher Anspannung in der Stimme. Er konnte die vielen Fragen in ihren Augen sehen. In der Geschäftswelt hieß es: Zeit ist Geld. Doch es war hier kein Geschäft, kein Deal, nichts, wofür man eine Entscheidung von Tragweite abwägte. Es ging hier um Familie. In gewisser Hinsicht. Sie waren nicht blutsverwandt, doch das spielte keine Rolle. Zeit ist Ungewissheit – und sie war lange im Ungewissen über seinen Verbleib. Er war kein Tröster, kein Heiliger, der die Hand auflegte und Besserung gelobte. Er war einfach ein Kerl, der dem Tod von der Schippe gesprungen ist, ohne es mit einem Sterbenswort zu sagen. Das war nicht möglich. Doch er versuchte es, die Hand aufzulegen – und Schmerzen zu nehmen. Drum legte er die Hand auf ihre Schulter und blickte sie an.
      „Hast du eine Sekunde daran geglaubt, dass ich einfach sterbe?“
      Sie blickte auch ihn an. Was für eine Woche, kam es ihr erneut in den Sinn. Sie musste keine Sekunde zögern, holte mit der Hand aus. Kraftvoll erneuerte sie die Umarmung und zog den Mann, den sie schon ewig kannte, an sich. Drückte ihn fest, bis sie mit ihrem Mund an sein Ohr gelangte. „Natürlich nicht!“, flüsterte sie in es hinein. Mr. C lächelte.
      „War mir klar“, entgegnete er und blickte über ihre Schulter hinweg auf den Eingang der Wohnung. Dort stand ein kleiner Mann, mit Tränen in den Augen. Seine Hose lag fein säuberlich gefaltet auf seiner Schulter, schniefend strich er sich über das Lätzchen, das noch immer vollgekleckert um seinen Hals hing.
      „Esst niemals Pfefferhummer“, schniefte Bürgermeister Sommerbär und wischte sich über seine gereizten Augen. Kaum blickten ihn die Menschen in seinem eigenen Wohnzimmer an, wurden sie schon von einer ausgeniesten Gewürzwolke eingehüllt, die ihnen allen das Wasser in die Augen jagte. Kaum war der Bürgermeister eingetreten, warf er seine Hose wahllos in eine Ecke, doch zu seiner Verwunderung blieb sie an einer Lampe hängen.
      „So was...“, wunderte er sich und kratzte sich am Hintern. Beschämt rümpfte die Sekretärin ihre Nase und hob einladend den Arm.
      „Darf ich vorstellen, der ehrenwerte Deede van Bogar, Bürgermeister dieser Insel!“
      „Wo ist meine Holzscharte, mein Rücken juckt wie Hulle!“, brummte Sommerbär abwesend.
      „Gut, dass Sie hier sind“, merkte die Sekretärin prompt an, um Seriosität in dieses hosenreiche Haus zu überführen.
      „Der Händler für den Luvvbazar ist eingetroffen und wünscht ein paar werbende Worte für seinen Laden.“

      „Alles zu seiner Zeit, der Bürgermeister ist beschäftigt“, merkte eine Stimme an, die aus einem angrenzenden Badezimmer kam. Der Wasserhahn wurde geöffnet und die Hände gewaschen. Kurz darauf stand ein Mann im Wohnzimmer, mehr eine Gestalt. Alle starrten sie mit gebannten Augen an. Ungerührt faltete sie ihr Lätzchen zusammen und legte es auf den Tisch.
      „Woher...?“
      „Ich habe mit diesem Mann gerade Hummer gegessen. Vorzüglich, sage ich!“ Mit seinen klauenartigen Händen strich er über die Tischplatte, über das Lätzchen und strich es noch einmal glatt.
      „Wer etwas kaufen möchte, sei herzlich Willkommen!“ Danach schwebte der Händler ruhig durch den Raum, vorbei an Carpaccio und Eden, die ihn beide entgeistert anstarrten.

      „Schön, dass ihr beiden noch lebt“, wandte Fes an die beiden gewandt und verließ daraufhin das Haus.
      Kapitel 22: Seine Rehabilitierung
      Schön, dass ihr beiden noch lebt.

      Der Satz wurde mit keinerlei Ironie ausgesprochen. Die Betonung transportierte Aufrichtigkeit. Eden schüttelte trotz dessen den Kopf. Was der Händler Carpaccio und ihm mitteilte, war eine persönliche Information. Doch jede Nachricht konnte auf verschiedenste Art und Weise interpretiert werden. Das war ihm klar. Eden ballte die Fäuste. Er musste nachdenken, sich sammeln, alles tun, um keinen Aufstand loszutreten. Fes. Dieser Name würde ihn ewig heimsuchen.

      *

      „Dieses Artefakt ist gefährlich, darum werde ich es an mich nehmen.“
      Der Meisterdieb war völlig perplex, drückte den Holzverschlag fest an seine Brust. Er ließ gerade seinen Einstieg ins berüchtigte Heichen-Archiv Revue passieren, als ein großes Floß aus dem Nichts aufgetaucht war. Die Stimme, so fordernd und nüchtern zugleich, kam aus einem aus Brettern gefertigten Haus, welches auf dem Floß stand. Die Tür wurde geöffnet und der ominöse Händler schwebte heraus. Es geschah alles so abrupt, sodass Eden gar nicht in der Lage war, sich diese skurrile Situation zu verdeutlichen.
      „Sie sind...“, stammelte er nur ungläubig.
      „Fes werde ich genannt.“ Eden spürte sein stärker pochendes Herz und es schien, als würde die Holzschatulle an seiner Brust pulsieren. Er blickte zitternd nach unten, wusste nicht, woher seine ungeheuerliche Angst kam. Über ihm schien die Sonne, das Meer war ruhig. Niemand aus dem Archiv verfolgte ihn.
      „Nun...“, begann der Händler. Eden schreckte auf. Die Gestalt stand bereits wenige Zentimeter vor ihm.
      „Wie sind Sie auf mein Boot...?“ Er blickte an seinem unerwarteten Gast vorbei auf das Floß, welches aber verschwunden war. Ungläubig wollte er sich die Augen reiben. Doch die markante Stimme zog wie ein schneidender Luftzug an seinen Ohren vorbei.
      Was ist hier...?
      „Es ist nicht mehr wichtig, wer diesen Gegenstand haben wollte.“ Mit einem beherzten Griff nahm Fes die gestohlene Schatulle an sich. Eden wollte protestieren, doch ein dicker Kloß in seinem Hals hinderte ihn an der Ergreifung des Wortes.
      „Ich werde sie verwahren“, fügte Fes jetzt hinzu.
      Das durfte nicht passieren.
      Edens Auftraggeber hatte sich klar ausgedrückt. Wenn jemand näheres über das Archiv vom Weisen Heichen wusste, dann musste es eine sehr einflussreiche Person sein. Es war schwer genug, diese Einrichtung und ihre Sicherheitsmaßnahmen zu überwinden. Diese von langer Hand geplante Arbeit durfte nicht mit einem Mal über den Haufen geworfen werden. Eden griff den Ärmel des Händlers, der daraufhin innehielt. Die Szene, so schnell und hektisch sie sich in Edens Augen abspielte, sie wandelte sich in einen Prozess, der in Zeitlupe abzulaufen schien, deren schiere Unendlichkeit ihn nach wenigen Sekunden regelrecht übermannte. Fes ruhige Stimme zeigte nach wie vor keinerlei Verärgerung über diesen kargen Widerstand.

      „Atme tief ein, es ist gleich vorbei!“

      Danach verschwand er und ließ Eden zurück, der vor seinem inneren Auge das Floß mit seinem Händler in einen dichten Nebel davon ziehen ließ. Um ihn herum war alles sonnig, in seinem Verstand hingegen wich dieser endlos andauernde Moment einer Hektik, die die Gedanken in seinem Kopf wie eine Welle brechen ließ.
      Eden begann zu schreien, als sich vor seinen Augen Szenen abspielten, die er nicht kannte und die sein Leben niemals betrafen. Einem fremden Leben gleichend, blickte er auf verhüllte Gestalten, die ihn lauthals klagend mit langen Stäben durchbohrten. Er blickte auf seinen Körper herab, der nicht sein eigener war, sah das Blut, das aus den erzeugten Wunden heraustrat. Seine eigenen Schmerzen brachte er nicht zum Ausdruck, denn alles um ihn herum donnerte in höllischem Lärm durch sein Gehör. Er wünschte sich nur noch die Taubheit, um diese bösartig formulierten Worte und den Kanonendonner – oder was es auch immer sein möge – nicht mehr annehmen zu müssen. Er konnte die Augen schließen, die Bilder ausblenden, doch er hörte alles: Krieg, Verrat, unendlichen Zorn, der sich in Wort und Tat entlud. Ein weiterer Stab, er war golden, wurde durch seinen geschwächten Körper getrieben. Endlich erreichte er sein Ziel und brach hinten draus.
      „Kannst Du immer noch nicht sterben?“, fragte eine der verhüllten Gestalten. Keinerlei Genugtuung war herauszuhören. Es war keine bitterböse Ironie, sondern reiner Hass. Purer, menschlich entfachter Hass, der ihn marterte. Seine Seele angriff. Doch nichts würde ihn brechen...

      Eden schrie lauter denn je. Kalt war es. Er fand sich im Wasser des ruhigen Meeres wieder. Sein Boot war in Stücke geschlagen, seine Beute fort. Er zitterte, zog sich auf mehrere zusammenhängende Bretter. Seine Fäuste waren blutüberströmt. Was war passiert?

      *

      „Diesen Blick kenne ich.“ Carpaccio rüttelte Eden auf, dessen glasige Augen durch den Raum wanderten. Beide hatten sie eines gemein: Sie lebten für kurze Zeit ein Leben, das nicht das ihrige war. Sahen Dinge, die aus fremden Augen gesehen wurden. Fühlten eine Macht, die unbeugsam über diese Erde wanderte. Doch es war nicht ihre.
      „Hast Du in irgendeiner Form seinen Körper berührt?“, fragte Mr. C mit leiser Stimme. Eden blickte verstohlen durch den Raum. Obwohl sie niemand beobachtete, fühlte er sich wie in einem Verhör. Anscheinend hatten sie tatsächlich die gleiche Erfahrung durchlebt. Schließlich nickte er. Carpaccio wandte sich von Eden ab und vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jacke.
      „Ich werde deine Dienste sehr bald in Anspruch nehmen!“
      Eden nickte erneut.

      „Wie geht es dir?“, fragte Arina, nachdem sich der Geschäftsmann zu ihr auf eine Bank gesetzt hatte. Neugierig beobachtete er den Balanceakt, den es erforderte, um fünf Eiskugeln nicht mit der Zunge herunter zu stoßen. Sie hatten es sich neben einem kleinen Café gemütlich gemacht. Erstmals seit Jahren strahlte ihm die Sonne ins ganze Gesicht. Die Stelle, welche zuvor mit einem Schnauzbart dekoriert wurde, hatte nun wieder etwas Licht abbekommen. Das Kitzeln seiner Tarnung, es war fort. Etwas wehmütig strich er über den Bart in seiner Tasche. Er war wieder er selbst. Auf die Stunde genau war er ein freier Mann. Für die Regierung war er jetzt lange genug Tod, sodass jeglicher Suchbefehl eingestellt werden musste. Er hatte zwar nicht das getan, was ihm vorgeworfen wurde. Doch seine Unschuld konnte trotzdem nicht bewiesen werden. Das ärgerte ihn. Während er in den Tod stürzte, ärgerte es ihn. Danach wurde er gerettet und konnte untertauchen. Das ärgerte ihn nicht mehr. Carpaccio lächelte und schleckte an dem Eis, welches ihm angereicht wurde.
      „Es geht mir gut!“, entgegnete er, woraufhin ein riesiger Eisturm in seinem Gesicht landete.
      „Ess geeht miir guuut!“, wiederholte er mit fröstelndem Zittern in seiner Stimme.

      Arina lachte, dann kaufte sie ein neues Eis.

      Kapitel a: Die Notizen des Erzählers (bis #20)

      Wichtige Charaktere:
      "Fes", "der Händler"/"die Lichtgestalt" |#1
      Al Gandhi, Kopf der Fünf Weisen
      Boundary Colant, "der siebte Weise"

      Petrus, Leutnant der Marine |#2
      Oberst Loreney Tabb, Ranghöchster (1.) Bote der Weltregierung

      Acarbonas, Wissenschaftler der Weltregierung |#3
      Bob, Mitglied der Fünf Weisen, Produzent der Kollektion "Holzpuppen mit geflochtenen Bärten"
      Ernst, attraktiver und höchst potenter Erzähler dieser Geschichte, besticht durch Bescheidenheit
      Jirain 'Shady' Shadner
      Siyajan Parandeus, "der Prophet"

      Bürgermeister Deede "Sommerbär" van Bogar, Bürgermeister des Sommerdorfes |#4
      Eden Desvoltscairs, Kunstdieb
      Der Sekretär, ehemaliger Sekretär des Bürgermeisters

      Mr. Calvin "Cappuccino" Carpaccio, ehemaliger Inhaber der C-Corp |#5
      "Dreigespann", Neubesitzer der Chemikalienfirma C-Corp
      König Archibald, der Peinliche
      Carry, Verlobte und Sekretärin von Sommerbär

      Emmi (Emely), ehemalige Mitarbeiterin von Carpaccio, Mutter eines Kindes |#6
      Martis, bester Freund einer Ziege, Besucher des Sommerdorfes
      Ziege, bester Freund von Martis, trägt eine grüne Badehose und ist pechschwarz
      Isa, Sekretärin der Weltregierung, Ranghöchster (3.) Bote der Weltregierung
      John, Ranghöchster (2.) Bote der Weltregierung - ist selten zugegen
      Vizeadmiral Whiteford, "der Rookie-Jäger", von Isa zum Ranghöchsten (4.) verfügbaren Boten ernannt

      Philipp III. / Philipp, der Dritte, Vorfahre der Familie Parandeus, genannt "der Weltenmeister" |#7
      Horatio, abergläubischer Seemann
      Tom, Kamerad von Horatio, Kontaktmann von Eden

      Martell, legendärer Mann, der Wege in den Kontinent (Redline) hinein anlegte |#10

      Gregor, königlicher Nachfolger von Philipp Paradeus III. |#14

      Mind, Anführer der M-Acht
      San Jigen alias Heidi Hoe, vorheriger Anführer der M-Acht, Minds Vorgänger |#16

      Dr. Henri Nolivan, Arzt der M-Acht |#17
      "der Prinz", Verfasser des Briefes, erwähnt in Minds Rückblende

      Shira, Organisatorin der M-Acht, Minds ältere Schwester |#18
      Shawna Gauß, Transporter der M-Acht, Tochter vom ehemaligen Weisen Gardan Gauß
      Arina, Mitglied der M-Acht
      Dr. Ryan Jay Krueger, Psychologe und Leiter des Impel Down
      David "Shy", Mörder von Arinas Eltern, Wächter des Impel Down

      Ferd Bas, Verbrecher |#19
      _______________________

      Wichtige Orte:
      Residenz der Fünf Weisen (Mary Joa) |#1

      Turmverlies (Mary Joa), Produktionsstätte von Al Gandhis Puppen |#3
      Schwarzes Portal (Mary Joa)
      Dimension "der grünen Blitze", erreichbar durch das "Schwarze Portal"

      Sommerdorf |#4

      C-Corp (Firma) |#5

      Schiff von Horatio und Tom |#7

      Heichen-Archiv |#12
      Level Acht

      Spacefort |#14
      Das Antike Königreich Utopia

      Isktar, Friedhof der M-Acht |#15

      "Heldenhöhle", Stützpunkt der M-Acht |#16

      Icardium, erwähnter Ort im Brief des Prinzen |#17

      Impel Down, erstmals erwähnt in "Kapitel Zero" |#18

      Level Sieben (geheime Passage des Impel Down)|#20
      ________________________

      Fragliche Begrifflichkeiten und Vorfälle:
      Ort: "Mythos St. Atlantis" |#1
      zwei Denkmäler (vor dem Palast der Fünf Weisen)

      Kontinentalgarde |#2
      "acht Leute" (denen Petrus vertraut)

      Versiegelter Brief aus der Grüne-Blitze-Dimension |#3
      Illusion I "Berg aus Eis" (Loreney Tabb)
      Martellarts

      Bedeutung von Emelys Baby |#6
      Whinefords "grausiger Vorfall"

      "nasser Umschlag, den Tom in den Händen hält" |#8

      Illusion II | "Herzschlag im Eis" (Carpaccio) |#10
      "Fes"

      Ort: Level Acht |#12

      Der Tisch von Philipp III. |#14
      Ort: Spacefort

      Ort: Heldenhöhle, sie hatte ursprünglich einen anderen Namen, an den traurige Erinnerungen geknüpft sind |#16

      Illusion III | Verhüllte Gestalten und Kriegsdonner |#22
      Kapitel b: In der Ferne sehen wir...
      • ...Ghost.
      • ...eine Person, die auf die dunkle Seite gezogen wird.
      • ...den stärksten Mann der Welt.
      • ...wie der Brief sein Ziel erreicht und einen großen Prozess in Gang setzen wird.
      • ...Fescaliba.
      Kapitel Zero: -7
      „Eine weitere Einheit gilt als vermisst, Sir!“
      Der Admiral raufte sich die Haare, als er von seinem Untergebenen auf den Aktenstapel blickte, welcher sich bis zur Zimmerdecke auftürmte. Er war keine fünf Jahre im Amt und es wurde ihm jetzt bereits zu viel.
      'Dieses verdammte Ding hat der Menschheit furchtbaren Ärger bereitet...', dachte er, wobei er die Lippen unbewusst mitbewegte. Das war eine Eigenart, auf die er noch nie angesprochen wurde. Vielleicht lag es daran, dass nur wenige Menschen ihn befehligen konnten. Niemand traute sich.
      Was war aus dieser Welt bloß geworden, seitdem sie verschwunden waren.
      Die Personen, die für Recht und Ordnung sorgten. Jetzt war der Schwur gebrochen, oder wie immer man diesen historischen Einschnitt bezeichnen konnte. Das Gefüge von Macht war noch nie so zerrüttet gewesen. Nicht einmal vor 800 Jahren, und das wäre allen nur ein herzhaftes Gähnen wert. Schade, dass kaum einer die Wahre Geschichte kannte, um einen konkreten Vergleich ziehen zu können. Der Admiral lächelte müde.
      Er war eine der letzten Bastionen, die völliges Chaos zu verhindern vermochte.
      „Wie viele Mannen sind inzwischen tot?“, fragte er trocken. Es war heutzutage schon beinahe alltäglich, dass irgendwelche kranken Bastarde sich an jeglicher Persönlichkeit vergriffen. Der Botschafter stutzte und rückte sich seine Brille zurecht, als er seine Zahlenreihen durchging.
      „Es wurden immer noch keinerlei Leichen gefunden. Das ist einer der seltsamsten Fälle, der mir als Analyst jemals untergekommen ist“, antwortete der Brillenträger und lächelte verschmitzt.

      „Ich habe schon oft genug gesagt, was Sache ist!“, polterte eine Stimme in das große Büro hinein. Der Admiral fasste sich geschockt an die Schläfe. Als ob der Tag nicht schon jetzt ein reines Durcheinander war, nun tauchte auch noch er auf.
      „E, was machen Sie schon wieder hier?“, fragte der Admiral mit angesäuertem Unterton. Der Neuankömmling trug einen zugeknöpften grauen Mantel, ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte, kurze Haare und schwarze Slipper. Und einen schicken Hut.
      „Das Gleiche, was ich immer wieder in diesem Saftladen probiere. Ihnen die Lösung präsentieren!“, schimpfte dieser barsch zurück.
      E steckte sich eine Zigarre an und stieß die erste Ladung Rauch in Richtung der einzigen Zimmerpflanze aus, deren Oberfläche schon eine widerliche braune Kruste erhielt.
      „Wie oft noch, Sie Spinner? Rauchen sie woanders. Verschwinden sie am besten gleich wieder“, rief der Admiral wütend und warf einen Schreibblock in Richtung des Unerwünschten, der diesen mit seiner freien Hand auffing.
      „Endlich bewerfen Sie mich mal mit was brauchbarem“, sagte E und steckte den Block in seine weite Jackentasche, wonach er den Raum verließ.
      „Dieser Mann ist einfach pures Gift für mein sanftes Gemüt“, sagte der Admiral mit zusammen gepressten Zähnen.

      Der Analyst schaute sich um und sah den Hutträger ein Baby in der Höhe haltend, um dann sanft über dessen Haar streicheln zu können.
      „Der schaut doch ganz freundlich aus“, bemerkte er knapp und drehte sich wieder zum Vorgesetzten. Dieser sah wiederum, wie E seinen Qualm direkt in den Kinderwagen blies und die brennende Glut an der weißen Tapete ausdrückte.
      Als der Analyst wiederum den verneinenden Blick des Admiral erkannte, drehte er sich wieder um und sah diesmal, wie E einer jungen Mutter ihre Tasche aushob, die ihr zu Boden fiel.
      „Wirklich hilfsbereit, da gibt es nichts zu sagen“, lobte der Analyst und schaute wieder den Admiral an, der nun als Einziger sah, wie E beim Bücken einer kleinen Oma mitten ins Gesicht blähte, worauf diese bewusstlos zu Boden sank.

      Der Admiral räusperte sich nun, ehe sie beide immer weitere widersprüchliche Szenarien auf dem Flur sehen würden.
      „Wie viele Leute sind denn heute verschwunden?“
      „Über 300 Soldaten“, antwortete der Analyst.
      „Dreihundert?“ Der Admiral fiel auf seinen Stuhl zurück.
      „Es sind doch bestimmt schon um die Tausend...meine Güte.“
      „Sir, es sind um die 2500 Soldaten...und keiner von den Vermissten wurde gefunden.“
      Der Admiral stand auf und ging auf den Analysten zu.
      „Wir werden wohl die nächsten Wochen öfters miteinander zu tun haben. Wie heißen Sie?“
      „Steven, Sir, 23 Jahre, Analyst und angehender Professor für personelle Statistik.“
      „So etwas gibt es? Sei es drum. Admiral John, doch John reicht, das geht schneller!“
      „Heißt das, dass ich Sie duzen darf?“
      „Von mir aus...wenigstens etwas hier, was dann abgesprochen ist“, sagte John und ging in die Mittagspause.

      Wenn man den Montag, an dem er um elf Uhr morgens hier sein musste, in einer Zahlenskala von eins bis zehn bewerten müsste, dann stünde der Wert jetzt bei 13. Auch, wenn der Admiral meist ein fauler Strick war, so erschien der Stress durchaus berechtigt.

      So auch an anderen Orten, die vom kritischen Blick der Bevölkerung allerdings verschont blieb. In den Tiefen des Impel Downs blieb einiges unentdeckt.
      Zum Beispiel die Damendusche, in die noch nie ein männliches Lebewesen hinein ging. Selbst die Erbauerinnen waren die ersten arbeitenden Frauen ihrer Zeit gewesen. Ein langer Gang, den die Frauen völlig unbekleidet entlang zu gehen pflegten, war von einer hohen Mauer durchzogen. Das hatte den Sinn, dass wenn man zehn Meter hoch klettern konnte, sofort einen Blick auf die nackten, nassen Körper werfen konnte. Meist waren die beschäftigten Damen dazu aufgerufen, besonders laut zu singen, damit der Mann in der Zelle wusste, dass ein gekonnter Blick nun eine Belohnung bereit hielte.
      In Verbindung mit der Abstinenz, der erzwungenen Enthaltsamkeit, die ein jeder Gefangener bis zu seinem Tod durchleben musste, bildete diese sinnliche Geräuschkulisse eine zusätzliche Folter. Man wollte dahin, wurde dazu sprichwörtlich aufgerufen, aber man saß in seiner Zelle fest. Ungepflegt, mit Lust, ohne Spaß und anderen Gefühlen, außer der inneren Leere, die viele einfach mit Wut füllten.
      Heute war es Sadi-chan, die splitternackt durch den Gang ging und bei jedem heißen Wasserstrahl, der ihre Haut zu verbrennen schien, lustvoll aufstöhnte. Als sie fertig war, hatten sich wieder einige Gefangene umgebracht, da sie nicht dabei sein konnten und auch niemals die Chance dazu bekommen würden.
      Das war anstößig und pervers, aber dennoch eine psychische Folter, die von einem prüden Direktor, wie Magellan es einst war, niemals eingeführt worden wäre.

      „Das ist einfach so ungerecht!“, wimmerte ein Gefangener, der als letzter Mensch in seiner Zelle übrig blieb. Alle anderen waren nach Tagen und Wochen wahnsinnig geworden. Nicht nur wegen der verpassten Dusche, auch, da etwas Unheimliches im Gefängnis vorging. Es schien, als wenn etwas zu hören war.
      Das Impel Down bot viele Schrecken, das Level 6 war inzwischen als fester Fakt in der Historie etabliert, die sich die Gefangenen untereinander erzählen konnten. Das sechste Level, die unendliche Hölle, lag am Meeresgrund. Das war sonderbar.
      Der Gefangene drehte sich um, im Kreis und brüllte wie am Spieß, als die Stimme in seinem Kopf immer lauter wurde.
      „Da ist was!“, jammerte er, während er mit dem Gesicht im Dreck lag.
      „Es ist etwas unter uns...“
      Er brach in Tränen aus, überhörte dabei völlig, wie seine Zellentür geöffnet wurde. Stiefel traten auf dem harten Boden herum, ein Gegenstand wurde durch den Staub geschliffen. Der Gefangene verfiel noch immer seiner Hysterie und merkte überhaupt nicht, wie neben ihm zwei Gefangene hingelegt wurden, die sich bereits umgebracht hatten. Es lag nicht einmal am Duschprogramm, welches der neue Direktor eingeführt hatte.
      Nein.
      Das war für jemanden, der seine körperliche, völlig normale Begierde niemals ausleben konnte, natürlich ein hartes Pflaster. Aber eine duschende Frau konnte niemals den Wahnsinn in ihm, oder seinen toten Zellengenossen ausgelöst haben. Nicht nur deshalb.

      Ein Schlag und Blut spritzte quer durch die Zelle. Der Wärterkommandant wiederholte dieses Prozedere mit seinem Hammer, bis schließlich noch ein verkrampfter, zitternder Mensch übrig blieb.

      „Der kranke Joey!“, sagte der Stiefelträger und hob mit zwei Fingern das Kinn des seelisch Leidtragenden an.
      „Ahh, was machst du hier, Lucio?“, fragte dieser entsetzt. Die Angst überschlug sich geradezu in seinem Gesichtsausdruck.
      Der Mann in seiner dunkelroten Uniform zog sich die Mütze zurecht und grinste schief.
      „Hast du wieder Anfälle, Joey?“, fragte Lucio und stützte sein eigenes Kinn auf dem Griff seines riesigen Hammers ab. Mit diesem zertrümmerte er die Hände der Gefangenen, die Suizid begingen, um sicherzugehen, dass sie sich nicht nur tot stellten.
      Der, der „Joey“ genannt wurde, raffte sich auf und sprang dem Kommandanten an den Kragen.
      „Lucio, bitte! Irgendwas ist hier...“
      Der Wärter wischte den geschwächten Gefangenen mit einer Handbewegung weg und setzte sich nun auf den Hammerkopf.
      „Du bist krank. Wir wissen alle, dass du für deine Tat nichts konntest. Es liegt an deiner Paranoia. Du bist wahrscheinlich der Einzige hier, der niemals einer Fliege was zu Leide tun könnte“, erklärte Lucio kühl.
      „Du bist der Einzige, der nie verurteilt werden konnte. Trotzdem bist du nun in der unendlichen Hölle eingekerkert.“
      Joey ließ nicht locker, er warf sich zu Boden, presste seine Arme auf den Kopf und drückte ihn in die Erde hinein.
      „Unter uns ist was“, sagte er mit Dreck verschmiertem Gesicht und schaute dem Wärter flehend in die Augen. Diesem tat es im Herzen weh, dass sein Gegenüber im Ursprung ein guter Mensch war. Aber was er einst tat, war unverzeihlich. Auch, wenn jeder sehr gute Arzt seine Krankheit diagnostizieren könnte, die ihm jegliche Bürde von den Schultern nehmen konnte. Es durfte sich schlichtweg niemals wiederholen. Daher war Level 6 angemessen.

      „Was ist eigentlich mit dir, hm?“
      Lucios Blick wanderte von Joey auf den anderen noch lebenden Gefangenen, der beinahe unverletzt in der Ecke saß. Die Ketten lagen neben ihm fein säuberlich aufgewickelt. Er hätte Lucio angreifen und aus der geöffneten Zelle womöglich fliehen können. Doch er tat es nicht.
      Der Fischmensch grummelte nur.
      „Jetzt, wo nur noch ihr zwei Gefangenen da seid, fällst du mir auch langsam auf, Hai!“, bemerkte Lucio mit leicht spöttischem Ton. Der Fischmensch reagierte auf die Verallgemeinerung seiner Spezies nicht besonders wütend. Er war ein relativ kleiner Hai-Fischmensch mit schwarzen stoppeligen Haaren und einem blauen Strichpullover.
      „Man Name ist Jalkin“, brummelte er beinahe unhörbar und verschränkte mürrisch die Arme, was bei ihm wiederum äußerst ungewöhnlich, geradezu lustig ausschaute.

      Lucio ahnte, dass auch er wahrscheinlich gar kein Massenmörder sein konnte. Normalerweise waren Gefangene ordinär, laut und gewalttätig. Aber bis eben fiel ihm Jalkin gar nicht auf. Hin und wieder sah er ihn zwar, aber er wirkte nie bedrohlich. Höchstens eingeschnappt und verschlossen. Es wirkte hier komisch. Ohne die ganzen Gefangenen wirkte es in dieser Zelle harmlos, beinahe freundlich.

      „Ähem“, räusperte sich der Fischmensch, als Lucio seine Inspektion beinahe abgeschlossen hatte. „Wir sind hier am Meeresgrund?“
      „Durchaus. Hier ist Endstation!“, antwortete der junge Wärter.
      „Ich will nicht schimpfen. Aber es ist wirklich laut und das kommt definitiv nicht von Level 5“, sagte der Hai.
      Joey drehte sich strahlend und zitternd zum Fischmensch um, danach robbte er auf Knien zu Lucio hinüber.
      „Ahhha, glaubst du mir jetzt? Wenigstens diese Stimme war keine Einbildung“, schrie Joey erleichtert auf und fiel auf den Rücken.
      „Das ist völlig unmöglich. Unter uns kann nichts sein. Da ist der Meeresgrund! Ihr hört bloß die Seekönige, deren Frequenzen für unser menschliches Gehör kaum wahrnehmbar sind.“

      Jalkin grummelte und deutete auf sich selbst. Wenn die Meereskreaturen sangen, dann hörte er es als Artgenosse. Aber was aus nächster Nähe kam, war niemals dem Meer selbst zuzuordnen.
      Es kam von unten.

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    • Auch wenn sich die Resonanz hier im Thread noch (oder besser gesagt immer noch) zurückhält, denke ich dass du endlich mal mit deiner neuen Story loslegen solltest. Die Leser kommen dann sicherlich von selbst. Jedoch solltest du womöglich dich wichtigsten Eckdaten, welche man für den Genuß der neuen Story braucht, davor zusammenfassen, da es sich ja um eine Nachfolgestory zum Traum vom neuen Glanz handelt. Oder du setzt bei deiner neuen Story keinerlei Vorwissen voraus und deckst alle Hintergründe nach und nach im Rahmen der neuen Story auf. Diese Herangehensweise würde ich persönlich bevorzugen, da die neuen Leser dadurch keinen Nachteil hätten und Kenner deines "Erstlingswerks" sich trotzdem über gewisse Querverweise, Cameos und Insider freuen können.
      Hauptsache du kommst endlich mal in die Pötte und schreibst wieder.
      Die Antwort ist jetzt zwar etwas kurz, aber du wolltest ja nur ein kurzes Statement. Mehr gibt es dann bei meiner ersten Review, wenn es endlich los gegangen ist.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Erst einmal eine Frage an mich: Warum entdecke ich diesen Thread erst jetzt? -> Danke an Dillian an dieser Stelle! :)
      Jetzt eine Ansage an dich: Schreib weiter und ich werde von Anfang an dabei sein!

      Ich weiß, dass ich dir immer noch ein schulde deine erste Story durchzulesen und ich versichere dir, dass ich immer noch dabei bist. (Jetzt weiß ich schon, dass ich mir von dir was im Bezug auf "langsame Leser" anhören darf :P)
      Ich bin aber immer noch interessiert und dabei und werde das ganze schon irgendwie in meinen Terminkalender quetschen können. Momentan ist der aber vollgesteckt mit tollen Sachen von Schillers "Kabale und Liebe" über "Diagnostik und Förderung bei Deutsch als Zweitsprache" bis hin zu Freuds "Jenseits des Lustprinzips".

      Umso mehr freut es mich zu lesen, dass man nicht unbedingt die Story kennen muss! So habe ich keinen Druck und werde bei der Fortsetzung nicht schon wieder hinterherhinken ;)

    • Grüßt Euch!

      • Ich habe es so angelegt, dass der Rückbezug sowohl in die alte Geschichte eingeordnet, als auch eigenständig stehen bleiben kann. Manches habe ich gezielt nicht beantwortet, bzw. an manchen Handlungssträngen konkret verdeutlicht, dass es "für diese" Geschichte abgeschlossen ist. Wer solche Verknüpfungen herstellen kann, wird das Abgeschlossene mit noch weiterem Blickwinkel sehen können. Quasi 360° plus. Vorwissen wird inhaltlich nicht relevant sein. Es ist erwähnenswert, dass das erste neue Vorspann-Kapitel einen Namen enthält, der gegen Ende der alten Geschichte in den Raum geworfen wurde. Damals ein reines Spannungsmoment, welches nun mit Informationen gefüllt wird. Von diesem Beispiel abgesehen sollte es deutlich geworden sein, wie ich schreibe und aufbaue. Von diesem grundlegenden Gerüst werde ich mich nicht vollständig entfernen, weshalb der "bekannte" blink-Stil nicht verloren gehen wird.

      • Da ich privat an der Bachelorarbeit sitze, sehe ich es momentan als gesunde Alternative an, nebenher an etwas weniger verfänglichem zu schreiben. Daher dieser Zeitpunkt, an dem beides noch nicht aus den Kinderschuhen heraus gewachsen ist.

      • Bezüglich des langsamen Lesers, den Vexor selbstkritisch skizziert, habe ich nach zahllosen Versuchen davon abgesehen, diesen im missionierenden Sinne als Terminus zu gebrauchen. Als Stichelei wird er selbstredend weiterhin Einzug halten, sofern angebracht.

      Liebe Grüße,

      blink

      PS: Da neue Titel völlig andere Assoziationen wecken, lasse ich mich nicht drauf ein, ihn großartig zu ändern. Harry Potter heißt schließlich immer Harry Potter, obwohl er in vielen Bänden völlig unwichtig ist. Ebenso Naruto, bei dem die Kritik in verschärfter Form zutrifft.
    • Hallo, hallo und willkommen zur ersten PCT zu DTvnG2!
      Deine neue Geschichte startet genauso, wie wir es von deiner ersten gewohnt sind. Es geschehen lauter Sachen und keiner blickt durch was eigentlich passiert. Aber das ist ja bekanntlich nichts schlechtes. Trotzdem will ich versuchen deinen kurzen Prolog so gut es geht zu analysieren.

      Also, wir haben die fünf Weisen, die von einer namentlich unbekannten Kreatur ein Stück Papier kaufen auf dem ein philosphisches Wirrwarr von einem gewissen St. Atlantis steht. Schon mal eine recht seltsame Ausgangssituation. Bei diesem niedergeschriebenen Wirrwarr könnte es sich um die Schilderung vom Untergang der Stadt Atlantis handeln, da die Rede von "von Menschenhand geschaffen, und göttlicher Macht ausgesetzt" ist. Fraglich wie storyrelevant das Ganze für später ist, könnte möglicherweise Atlantis in neuem Glanz das neue Ziel für diese Geschichte sein?

      Weiter im Text. Tatsächlich gab es zwei seltsamere Stellen. Erstens dachte Al Gandhi an seinen Todestag, der anscheinend an jenem Tag sein sollte, aber wieso wusste er davon? Eine Hinrichtung sei einmal ausgeschlossen und auch sonst will mir nicht wirklich etwas dazueinfallen. Vielleicht habe ich es auch nur falsch interpretiert. Zweitens ist von Boundary dem siebten Weisen die Rede, aber wenn ich mich recht entsinne: Gibt es nicht fünf original Weise + Heidi Hoe + Gardan Gauß? Ich kann mich irren, aber ich meine mich zu erinnern, dass Gauß auch ein Weiser war. Aber naja, wird schon seine Gründe haben.

      Jedenfalls kann ich noch nicht sonderlich mehr aus diesem Prolog filtern. Grundsätzlich bleibt für mich hängen:
      • Al Gandhi wird in den folgenden Kapiteln sterben
      • Eine namenlose nicht-menschliche Kreatur wird in Zukunft eine Rolle einnehmen
      • Die Wiederauferstehung von Atlantis könnte das Hauptmotiv der neuen FF sein


      Weitere Schätzungen für die Zukunft von meiner Seite aus sind:
      • Mind ist nicht der Hauptcharaktere, wird aber auftreten
      • John wird weiterhin nicht auftreten, jedoch wird er auch weiterhin stetig erwähnt werden
      • Ernst wird auch diesmal wieder der Erzähler sein (das hier ist besonderes Wunschdenken :D)
      • Und zu guter Letzt könnte ich mir noch gut vorstellen, das Kapitel 1 wieder auf der Sommerinsel stattfinden wird ;)


      Soviel von meiner Seite aus, PCT over and out
      MfG Panda Lee
    • Falls irgend ein Leser, der den Traum vom neuen Glanz nicht gelesen hat, nicht ganz durchblick, dann kann ich ihn beruhigen. Ich hab auch nicht wirklich eine Ahnung was gerade vor sich geht.
      Das Gardan Gauß nicht als der 7te Weise bezeichnet wird, hängt denke ich mit seinem Verbrechen zusammen. Er wurde quasi aus den Geschichtsbüchern gestrichen und existiert nicht mehr. Deshalb haben sie wohl auch Boundary "posthum" den Sessel des 7ten Weiesn zugesprochen.
      St. Atlantis war ja der Name von Utopia der Heimat der drei Brüder, wenn ich mich richtig erinnere. Jetzt frage ich mich natürlich, ob dies auch die Dimension war, in welche Siyajin und Shady am Schluss deiner vorigen Storry "verbannt" wurden. Oder ist dies die Dimension, welche Makaveli, der sich zurzeit ja zwischen den Welten befindet, aufsuchen möchte? Oder trifft davon gar nichts zu, das es womöglich zu viel Vorwissen benötigen würde? Fragen über Fragen.

      Ich stimme Lee zu, dass Al Ghandi schon bald sterben wird, und glaube auch gleichzeitig, dass dies womöglich das Ende der fünf Weisen einläuten könnte. Oder vielleicht tritt jemand vor und füllt den frei gewordenen Platz, was ich aber für unwahrscheinlich halte. Mir würde auf die Schnelle auch niemand einfallen, der dafür in Frage käme.
      Was die Hauptstory deiner neuen FF sein könnte, kann ich nach diesem Prolog noch nicht sagen. Aber schließlich dachte ich nach dem Prolog deiner ersten Storry auch, dass Sommerbär der Hauptcharakter wird.^^
      Interessant wird für mich jetzt noch, ob du in den nächsten Kapiteln den Bogen zum Impel Down, seinem neuen Leiter und dem Gefangenen am Meeresgrund spannst, oder ob du diesen Storybaustein inzwischen verworfen/umgebaut hast.
      Also bring jetzt endlich mal das nächste Kapitel raus, sonst stehst du auf einer Faulheitsstufe mit mir und das willst du jetzt doch wirklich nicht oder?^^

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Replay | St. Atlantis

      Grüßt Euch!

      Spoiler anzeigen
      • Die Fünf Weisen wollen manche Geschehnisse der Vergangenheit erforschen, um der Antwort auf ein bestehendes Problem näher zu kommen. Dass sie bei der Informationsbeschaffung von jenen Personen, die diese Informationen haben, abhängig sind, ist ihnen zuwider. Vor allem Al Gandhi ist über diese nicht vorhandene Unabhängigkeit beschämt. Diese kann er, im Gegensatz zum Tod, nicht hinnehmen. Sollte er eines Tages sterben, ist es der Lauf der Dinge. In seiner Position wiederum auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, passt nicht zu seinen Vorstellungen. Dass er sterben wird, steht gar nicht im Kontext. Er empfindet manche Schande einfach schlimmer als den Tod selbst.
      • Die Zählung der Weisen ist "historisch" / "politisch" korrekt. Wieso dies so ist, soll für neue Leser herausgearbeitet werden, während die von Dillian angeführten Gründe durchaus zu berücksichtigen sein können.
      • St. Atlantis ist eine Person, die ihre Kreation nach sich selbst benannt hat. Jene ist für die Geschichte von hoher Bedeutung. Die Ausmaße dessen sind natürlich im Dunklen, was auch so gewollt ist.
      • St. Atlantis =//= Utopia
      • John, Mind und Ernst werden alle ihre Rollen haben! Ebenso wie das Impel Down.
      • Ob Kapitel 1 im Sommerdorf spielt, warten wir ab. Bisher ist "Kapitel 1" ja noch nicht draußen. Im Gegensatz zu: Lichtgestalt.

      Liebe Grüße,

      blink
    • Sooo~ Prolog Teil 2 und 3 sind nun ebenfalls erhältlich, also starten wir gleich mit der nächsten PCT:
      Wie bereits in Teil 1 ist erst nach genauerm Lesen wirklich klar, was passiert. Grundsätzlich ist der Händler von mehreren Hunderten verabschiedet worden, dabei ist Petrus nach vorne gestürzt um ihn etwas zu fragen und wurde daraufhin niedergeschlagen. Das ist so grundlegend der Inhalt, nicht gerade aufregend. Details sind auch nicht zu sehr hervorgetreten, eigentlich wurde nur noch ein weiteres Mal die Situation der Welt und der Status des Fremden hervorgehoben. Aber ansonsten fällt mir jetzt auch nicht mehr ein/auf.

      Im dritten Teil gibt es dann schon ein paar mehr interessante Infos. Einerseits wird die mysteriöse Kraft des Fremden gezeigt, die offenbar Tabb für kurze Zeit in eine bizarre Welt gezerrt hatte, beziehungsweise ihm diese gezeigt hatte. Bizarro-Welt-Kraft, lol. Die eigentliche Position des Fremden ist auch weiterhin unbekannt. Auch wurde wieder die apokalyptischen Ausmaße, die auf der Welt herrschen gezeigt. Gerade fällt mir auf, das genau wie bei deiner ersten Geschichte immer noch nicht ersichtlich ist, wer die Hauptperson ist. Auch wenn Petrus jetzt temporär einen lustigen Schosshund hat, denke ich nicht, das er der Hauptcharaktere sein wird. Mein persönlicher Tipp liegt immer noch auf einem Marine-Soldaten, das wäre einfach was anderes.
      Aber naja, widme ich mich mal lieber den letzten Part. Ein seltsamer Ort mit seltsamen Personen darauf. Selbst nach mehrmaligen durchlesen ist mir eines nicht klar, ist Arcabonas nun einer der Wissenschaftler oder jemand anderes? Ich denke eher, dass er ein Wissenschaftler ist, aber woher hat er diesen grünen Blitz und wie konnte er ihn in einen Korb packen? Naja, da werden wir bestimmt noch eine Erklärung bekommen. Was jedoch viel wichtiger ist, sind die Leichen von Shady und dem Propheten und natürlich dieser Brief. Eine Wiederbelebung der beiden schließe ich jetzt einfach mal aus, das wäre nicht sinnig, da der Tod Shadys dadurch weniger dramatisch und sinnlos werden würde. Daher ist dieser Brief wesentlch interessanter, da mir jetzt spontan niemand bekannt ist, der eine Teufelskraft hatte, die grüne, intelligente Membranen erzeugt (eve. Mr. C. aber unwahrscheinlich), schließe ich aus, dass der Brief von Shady selbst ist, da er eine solche Person vermutlich auch nicht kannte. Daher glaube ich, dass sie beiden Leichen bereits entdeckt wurden und dann der Brief hinterlassen wurde um eventuelle Forscher, etc. in die Irre zu führen. Wäre doch ziemlich gerissen.

      Tja, das wars dann mit Prolog 2+3, recht viel mehr, kann ich nicht herausfiltern.
      Abschließend kann ich also noch sagen, dass mich der Auftritt Ernsts erfreut hat, hoffentlich sehen wir ihn auch weiterhin!
      MfG Panda Lee
    • So Prolog 1,2 und 3 sind jetzt draußen und wir sind nicht wirklich schlauer geworden.
      Jedenfalls hast du uns zumindest einen potentiellen Hauptcharakter vorgestellt. Leutnant Petrus von der Kontinentalgarde. Wir lernen auch seinen Vorgesetzten den ihm unterstellten Oberst Tabb kennen, der anscheinend seinen Job etwas zu ernst genommen hat. Ob Petrus jetzt wirklich der Hauptcharakter wird, kann man bei dir nicht sagen, da du uns bei deiner ersten Story schon mit Sommerbär am Anfang hinters Licht geführt hast. Auch kannst du natürlich den Weg von z.b "Das Lied von Eis und Feuer" einschlagen und gar keinen wirklichen Hauptcharakter präsentieren.
      Kommen wir nun aber zum wichtigsten: Bobs Schnitzereien. Wo werden sie aufbewahrt? Wie grässlich sind sie wirklich? Sind sie eine geheime Verbindung zum untergegangenen Königreich Utopia? Aber ich schweife ab....

      Soso der mysteriöse Nachrichtenüberbringer verhüllt sein Gesicht also nicht. Damit wissen alle außer den Lesern um wen es sich da handelt. Oder vielleicht auch nicht. Meine Theorie ist ja das der Fremde nicht aus dieser Dimension stammt, sondern durch den Riss, welcher sich in Mary Joa geöffnet hat, hergekommen ist. Dieser Riss wirft auch noch Fragen auf. Wer hat ihn geöffnet? Makavelli? San Jigen? Shady im Kampf mit dem Propheten? Im Lichte des dritten Prologkapitels gehe ich aber davon aus, dass diese Portal vom Kampf gegen den Propheten zurückgeblieben ist. So wie ich es verstanden habe, haben die fünf Weisen ein Team durch das Portal geschickt. Dieses wird von einem Forscher namens Acarbonas geleitet. Er scheint ziemlich mächtig zu sein, da er von den Außenbedingungen dieser Dimension nicht beeinträchtigt wird, obwohl er keinen Schutzanzug trägt. Wer ist dieser Forscher? Der einzige Wissenschaftler, der für die Weltregierung arbeitet und mir auf die Schnelle einfällt, wäre Dr. Krueger, aber dieser hat bis jetzt noch nie großartige physische Leistungen gezeigt und ich halte Paralleldimensionen auch nicht für sein Spezialgebiet. Er erforscht lieber die menschliche Psyche.
      Naja jedenfalls ist dieser Suchtrupp nicht der Erste, der diese Dimension besucht und Shady und den Propheten findet. Ich denke es kann mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen werden, dass einer der Verstorbenen den Brief geschrieben hat. Mr. C wäre eine Möglichkeit, aber ich habe eine andere Theorie. Diese fällt und steht mit der Annahme, dass die Teufelskraft von Carpaccio eine künstlich erzeugte war, so wie Freddys nur eine Kopie von Shawnas TF war. Meine Theorie ist also, dass der eigentliche Besitzer der Chemiefrucht von Crapaccio diesen Brief hinterlassen hat. Es kann natürlich sein, dass meine Annahme total falsch ist und irgendwo schon einmal gesagt wurde, dass die TF von Mr. C nicht künstlicher erzeugt wurde, aber ich will jetzt nicht durch 250+ Kapitel deiner alten FF lesen nur um meine Theorie besser untermauern zu können.

      Das Letzte auf das ich noch zu sprechen kommen möchte, wäre die Kraft des Fremden. Die Vision, welche er Oberst Tabb gezeigt hat, könnte mithilfe der Dimensionsfrucht ermöglicht worden sein, aber da diese Frucht Shawna gehört, und ich sie mir nicht als den Fremden vorstellen kann, fällt diese Möglichkeit weg. Außerdem wurde im ersten Kapitel gesagt, dass St. Atlantis kein menschliches Äußeres besaß. Damit fällt auch meine Theorie flach, dass es sich bei ihm um Mind handeln könnte. Im Endeffekt weiß ich, dass ich nichts weiß.
      Und mit dieser schönen Weisheit verabschiede ich mich nun.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Replay | Acarbonas

      Grüßt Euch!

      Spoiler anzeigen
      • Falls der Kerninhalt nicht klar deutlich wird, hilft die Überschrift weiter. Vorher habe ich diese erst nach dem Beenden des Kapitels dazu angepasst. Jetzt ist es so, dass ich erst den Titel wähle und ihn danach versuche diesen entsprechend umzusetzen. So haben wir mit dem Schuldeingeständnis eine Problematik, die (unter anderem) von St. Atlantis los getreten wurde. Das Kapitel Lichtgestalt stilisiert den Fremden als jemanden, der Licht ins Dunkel bringen kann, bzw. der von den Anwesenden als ein solcher Heilsbringer angesehen wird. Acarbonas erklärt sich mit dem gleichnamigen Wissenschaftler von selbst. Daher rate ich dazu, den Inhalt explizit mit dem Titel zu verknüpfen. Indes hat er ein größeres Gewicht erhalten, was ich irgendwann auch sagen muss. Lieber früh als spät. ^^
      • Shady und Siyajan sind nicht am Leben. Da diese Figuren für neue Leser ebenfalls integriert werden, wird deren Wirken erläutert. Es ist zu erwähnen, dass sie nicht bei Eintritt in die Dimension "sofort" gestorben sind.
      • Die charakteristischen Farben des Charakters Carpaccio waren blau / lila. Seine Frucht war künstlicher Natur. (Zum Zweck der Selbstverteidigung.)
      • Ein Marinesoldat wird eine gewichtige Rolle einnehmen!
      • Petrus ist kein Mitglied der Kontinentalgarde. Diese ist eine Einheit, die ausschließlich für die Fünf Weisen zuständig ist. Das Kapitel sagte de facto: Spandam hat seine CP9, Königreiche haben ihren eigenen Hofstab, wie es Peruh und Chaka in Alabasta sind, die Fünf Weisen haben ihre Kontinentaleinheit. Im Kapitel ist dies nebeneinander aufgelistet, um die Positionierung der KE deutlicher zu veranschaulichen.
      • Korrekt, dass Portal ist das, welches am Ende der ersten FF geöffnet wurde. Doch das wird im folgenden auch genauer erläutert.
      • Acarbonas ist ein beauftragter Wissenschaftler, der diesen fremden Ort untersuchen soll. Laut Tabb gibt es vermehrt Naturkatastrophen, seitdem das Portal offen ist. Diese Ursprünge sollen ergründet werden.
      • Kleine Verwechslung deinerseits, @Dillian: Der Fremde, nennen wir ihn der Einfachheit halber den "Händler", hat kein menschliches Gesicht. Und: St. Atlantis ist nicht der Händler.

      Liebe Grüße,

      blink
    • Und weiter geht es mit dem munteren Einführen neuer Charaktere. Eden Desvoltscairs besucht also das Sommerdorf. Womöglich könnte er der neue Hauptcharakter deiner FF sein. Damit wäre auch eine parallele zu deiner ersten FF geschlagen, in der Mind auch das Sommerdorf besucht zu Beginn der Geschichte. Sommerbärs wiederauftreten hat mir natürlich ein breites Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Es ist aber verständlich, dass ein fetter, besoffener Mann im Erdbeerenkostüm auf kleine Kinder verängstigend wirken kann. Doch was ist der Grund für Edens Besuch im Sommerdorf. Soll er vielleicht den Brief überbringen? Ich denke nicht, da dies im Umkehrschluss bedeuten würde, dass Sommerbär der Hauptcharakter der Story wäre. Und bei aller liebe zu Sommerbär kann ich mir das nicht vorstellen. Sonst ist es schön das Sommerdorf mal wieder zu sehen, aber mehr kann ich dazu auch noch nicht sagen. Sehen wir mal, was sich im nächsten Kapitel so ergibt.
      War das jetzt eigentlich Kapitel Nummer 1 oder befinden wir uns immer noch im Prolog.

      Der erste Teil des Kapitels (ja ich ich widme mich im zweiten Teil meines Kommentars dem ersten Teil deines Kapitels. Fuck teh System - Ich bin Hardcore!) stellt uns Acarbonas etwas genauer vor. Es ist übrigens eine ziemlich beängstigende Vorstellung genau zu wissen, wann man sterben wird. Zumindest wenn keine Unfälle oder Dergleichen dazwischen kommen. Jedenfalls ist Acarbonas nicht gerade der geduldigste Mensch, den es gibt. Er schickt seine Leute also lost um denjenigen zu benachrichtigen, an den der Brief gerichtet ist. Er schickt also einen Brief los um jemanden zu sagen, dass er einen Brief hat. Briefception sozusagen. Danach kommt eine Szene, welche ich nicht ganz kapiere. Er hört anscheinend etwas, aber beschließt nichts zu hören, wodurch da auch nichts ist. Ich wünschte, dass würde bei mir auch funktionieren, dann müsste ich keine Prüfungen mehr schreiben.^^
      Jedenfalls baut er danach ein Teleskop auf und beobachtet einen seltsamen Obelisk und eine Statue. Womöglich befindet er sich nicht in einer Paralleldimension, sondern in Ägypten. Naja leider kann ich dazu auch noch nicht mehr sagen, da es nichts zu sagen gibt. Es ist alles noch sehr kryptisch und etwas unübersichtlich. Mal sehen wann wir einen etwas klareren Blick bekommen werden.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Kapitel 1-5

      HeyHo!

      Hab mir dann jetzt auch mal, deine neue FF oder vielmehr die quasi Fortsetzung deiner alten FF, zur Brust genommen. Hatte ich ehrlich gesagt eigentlich gar nicht vor, aber da ich gerad irgendwie im Kommentier-Fieber bin, und die Story noch nicht so viele Kapitel hat die ich aufholen müsste, hab ich sie nun doch gelesen ^^

      Vorab möchte ich kurz etwas zum Titel der Geschichte sagen. Ich kann zwar verstehen, warum du für die neue Geschichte den alten Titel genommen hast, da es (wenn ich dich richtig verstanden habe), aber keine direkte Fortsetzung der anderen Geschichte ist, und auch die Hauptprotagonisten andere sind, finde ich die Wahl etwas langweilig.

      Denn wenn man es nicht weiß und nur dem Titel nachgeht, könnte man vermuten es sei eine direkt Fortsetzung von ''Der Traum von neuem Glanz'', und dass man ein gewisses Vorwissen aus diesem ersten Teil braucht, um die Geschehnisse in dieser Geschichte hier zu verstehen.

      Vielleicht hättest du lieber einen zusätzlichen Untertitel gewählt, der die beiden Geschichten etwas klarer von einander trennt. Oder du fügst für die potentiellen neuen Leser eine kurze Anmerkung ein?

      Aber gut, halten wir uns nicht länger mit Kleinigkeiten auf. Ich schreibe im folgenden einen Kommentar zu allen Kapiteln, und sobald dann das nächste neue Kapitel da ist, gibt es zu jedem der Kapitel einen eigenen Kommentar.

      An sich kann ich gar nicht viel zu der Geschichte sagen. Ein Wort das mir nach dem lesen aller fünf Kapitel direkt in den Sinn kam war: Konfus.

      Irgendwie ist alles recht wirr und undurchsichtig. Was es für mich zumindest bisher eher schwierig macht, da ein Gesamtbild zu erkennen.

      Ein offenes Portal verursacht weltweit Katastrophen, was den Weisen erheblich Sorge bereitet. Ein nicht menschlicher Fremdling verkauft ihnen eine Schriftrolle mit einem kurzen, nicht minder wirren Text. Ein Soldat befragt den Fremden nach der Lage der Welt, wird niedergeschlagen, befördert und liegt nun im Krankenhaus.

      Ein Wissenschaftler, soll die Welt hinter dem Portal erforschen. Dabei werden zwei Personen entdeckt, die einen Brief bei sich haben, der aber nur von der Person geholt werden kann, an die er adressiert ist (hat etwas von den Prophezeiung aus Harry Potter ^^)
      Es wird ein Bote gesandt um besagte Person zu holen.

      Auf der Sommerinsel, begleiten wir Eden, einen jungen Mann ins Rathaus, wo er sich nach einer besonderen Dame erkundigt. Ende. Fortsetzung folgt.

      Na ja, mal sehen wie es weitergeht ^^

      Zu deinem Schreibstil kann ich insofern eigentlich nur sagen, dass er echt gut ist. Liest sich für mich zwar recht trocken, aber das ist ja eher eine subjektive Ansicht.
      Die Namen der Charaktere finde ich soweit ganz cool. Eden finde ich für eine männlichen Akteur eine ziemlich interessante Wahl, seinen Nachname allerdings kann ich überhaupt nicht aussprechen, daher klingt es wenn ich es versuche wohl eher so wie Sommerbärs Version xD
      Petrus und Tabb sind soweit auch ganz gut. Al Ghandi und Acarbonas auch. Die Namen der beiden Typen mit dem Brief, kann ich mir allerdings nicht merken.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Monkey Shibata () aus folgendem Grund: Story wurde gedroppt

    • Kapitel 1-6

      So blink,

      nach fast vier Monaten schaff ich es auch deine neue Geschichte zu lesen und einen Kommentar zu hinterlassen.

      Um anzufangen und eins deutlich zu machen: Ich bin verwirrt! Aber ich möchte mal sagen auf eine doch sehr positive Weise. Die Flut an Namen, neuen Charakteren und Orten ist zwar gewaltig, denn in fast jedem Kapitel spielte eine andere Person eine Hauptrolle, aber langsam scheine auch ich die feinen Verknüpfungen und Referenzen wahrzunehmen, welche du angelegt hast (oder auch nicht :P).

      Zum Inhalt selber möchte ich jetzt noch gar nicht soviel schreiben, da ich mich noch nicht wirklich zu einer genaueren Aussage geschweige denn Vorhersage traue.
      Wofür ich dir aber wirklich ein Lob aussprechen möchte ist die Darstellung der Charaktere, welche schon differenziert ist und nicht einönig. (Ist bie der bisherigen Menge und dem Tempo, indem sie eingeführt worden sind, wirklich positiv zu bewerten!)

      Am besten und ulkigsten fand ich bis jetzt Isa, Ich kann mir so richtig vorstellen wie die alte SChachtel den Laden namens Weltregierung im Griff hat! :thumbsup:

      Das Thema an sich fasziniert mich wirklich, da es in eine Richtung geht, die ich bis jetzt so noch nicht gesehen habe.

      Werde mir zum besseren Verständnis allerdings die Kapitel noch einmal durchlesen müssen, da ich auch an den Kommentaren deiner Stammleser gesehen habe, dass das ab und zu wirklich hilfreich ist, um den Gesamtüberblick zu verstehen.
      Dann wird es beim nächsten Kapitel auch hoffentlich ein Review geben, welches sich auch stärker auf den Inhalt (v.a im Bezug zu den vorherigen Kapiteln) konzentrieren kann.

      Ansonsten kann ich dir wirklich nur ein großes Lob für deine bis jetzt schon komplexe Geschichte geben, welche du natürlich mit einen schönen Schreibstil untermauerst.

      Weiter so!

      Vexor

    • Replay | Die besondere Frau

      Grüßt Euch!

      Spoiler anzeigen
      • Eden ist nicht der Hauptprotagonist der Geschichte. Er ist im Gegensatz zum Händler allerdings der erste "normale" nicht fraktionsbekannte Charakter, der hier auftritt.
      • Die Stille, die Acarbonas bewusst wahrnimmt, widerspricht der menschlichen Paranoia. Wenn wir uns an einem uns unbekannten Ort befinden, an dem Gefahrenquellen mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhanden sind, horchen wir genau hin und bilden uns in der Übervorsicht vielleicht Geräusche ein, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Da Acarbonas allerdings weiß, dass ihm keine Gefahr droht, bildet er sich auch nichts ein, bzw. weiß ganz genau, dass etwaige Einbildungen tatsächlich nicht weiter zu hinterfragen wären.
      • Derjenige, der den Brief kriegt, ist ein Protagonist der Geschichte. Zumindest aus schreibtechnischer Hinsicht.
      • Ich habe mich entschlossen, keine Zahlen in die Spoiler reinzuschreiben. Lediglich in bestimmte Abschnitte, die "nebenher" als Extra laufen können.
      • Diese FF trägt den einfachen Titel "Der Traum von neuem Glanz II", da es eine direkte Fortsetzung der vorangegangenen Geschichte ist. Diese ist in sich abgeschlossen, "kann" trotzdem fortgesetzt werden. Ich hätte es genau so stehen lassen können, jedoch entschließe ich mich, die ein oder andere gezielt offen gehaltene Frage nachträglich aufzulösen. Die Zusammenhänge zwischen beiden Geschichten müssen jedoch nicht zwingend gekannt werden. Manche Erkenntnis ist im Nachhinein vielleicht befriedender, als wenn man nicht mit dem Vorwissen heran ginge.
      • Den Text des Schriftstückes, welchen die Weisen zu beginn der Geschichte zitierten, ist ein Ausschnitt dessen, was sie erhielten. Der ganze Umfang ist dem Leser bis dato unbekannt. Der Rat, dass alle meine Geschichten bisher, hahaha, mehrgleisig fahren. Insofern ist neben dem Lesen der Kniff, etwaige Inhalte den Handlungssträngen zuzuordnen. Letztlich kommt es immer zu Überschneidungen / Vereinigungen.
      • Edens Nachname wird, entgegen der Schreibweise, "des"-"wollt"-"(eng.)skyes" ausgesprochen. So liegt die Betonung bei bisher vergleichsweisem Fall bei "Boundary"
      • Da ich im Blick habe, was ich wie mache, sind die von Vexor erwähnten Verknüpfungen allesamt gewählt. ^^

      Liebe Grüße,

      blink
    • Kapitel 7: Von Mördern und Dieben

      Es geht also weiter und dieses Mal liegt uns ein drei geteiltes Kapitel vor, zumindest was die handlungstragenden Charaktere angeht.

      Im ersten Teil begleiten wird Acarbonas zu einen Ort, an dem sich ihnen ein beeindruckender Anblick bietet. Dennoch frage ich mich an dieser Stelle folgendes: Woher weiß man, dass man gerade die Rückseite des Mondes betrachtet. Sehen wir den Mond zu jedem Tag nicht aus einer anderen Perspektive, sodass wir pauschal gar nicht sagen können, dass dies Vorder- beziehungsweise Rückseite ist.
      Zum anderen erfahren wir von (verstorbenen?) Personen, welche beide für ihre einzigartigen Taten berühmt waren.
      Auch wird ein Bezug zu einem Vizeadmiral Whineford hergestellt, welcher zumindest mir jetzt noch unbekannt ist. Anscheinend wird aber nichts Gutes mit diesen Namen assoziiert.
      (Als ich von Mond und Blitzen las, musste ich gleich an Enel denken^^)

      Wir machen einen Ausflug ins Sommerdorf, wo wir kurz in die Beweggründe/Gedankenwelt einer Mutter abtauchen, wobei am Ende ein Perspektivensprung zu einer männlichen Person stattfindet. Die Stelle hat mich beim ersten Mal irritiert, aber ich frage mich schon, was für eine Auflösung du da für uns bereit hältst.

      Im dritten geht es dann um Eden, welcher am Ertrinken ist und in seinen letzten Momenten noch ein altes Piratenlied anstimmt. Jedoch wird er gerettet/aus dem Tod zurückgeholt, denn er wirkt eindeutig nicht tot.
      Auch lernen wir die Figur des Horatio kennen, der sich noch nicht sicher zu sein scheint, ob er den (ertrunkenen?) Eden retten soll. Zugleich wird die Andeutung gemacht, dass sie sich an einem besonderen Ort befänden. Ich frage mich, ob es vielleicht am Ort liegt, dass Eden überlebt hat.

      Dein Schreibstil hat mir in diesem Kapitel besonders gefallen, da er etwas bildhafter war, als in den Kapitel zuvor.

      Ansonsten wünsche ich mir nur, dass es bald weitergeht :)

    • Also etwas, was du mit Sicherheit nicht verlernt hast, ist verrückte Charakter zu erschaffen. Diejenigen, welche noch ganz bei Trost sind, sind in deiner FF ganz klar in der Unterzahl.
      Sommerbär ist dabei so liebenswert wie immer. Ich meine was kann man sich charmanteres vorstellen, als einen Mittvierziger, der rotzverschmiert und heulend unter einem Schreibtisch festklemmt.
      Derweil trifft Emmi mit ihrem Sohn *hust bezug zur ersten Gescichte hust* auf den Kumpel von Senghok. Ob die zwei zu einem Geheimen Orden der Ziegenfreunde gehören? Ich sage ja. Außerdem wird sie dann noch von Eden ausgemacht, der, so interpretiere ich das jetzt einmal, von Tom oder Horatio den Auftrag bekommen hat Emmi Sohn zu töten. Das hängt natürlich mit dem Vater des Junge zusammen und ich glaube ich weiß die Motivation, die dahinterstecken könnte. Natürlich ist es bei dir nie so einfach, aber was soll es. Ich denke das es darum geht zu verhindern, dass ein neuer Prophet entsteht. Die Frage ist jetzt nur ob Eden es über sich bringt ein Kind zu töten, und ob der Mann mit der Ziege nicht vielleicht so etwas wie ein Beschützer von Emmi und ihrem Sohn ist.
      Ach ja und Mr. Capuccino hallte ich für ein Alias. Ein schlecht gewähltes Alias, falls es sich bei ihm wirklich um Mr. C handelt, aber trotzdem ein Alias.

      Mit Whineford habe ich jetzt schon Mitleid und die Sekretärin hasse ich. Der Arme Vizeadmiral wollte nur sein Leben in Ruhe genießen und jetzt das. Interessanter ist aber die Frage wo John und Thatch sind. Gleich zwei wichtige Lieferungen, welche keinen Aufschub dulden, sodass die beiden Boten nicht da sind, oder sind sie genauso faul wie Isa. Über Whineford werden wir ja dann den Hauptprotagonisten der Geschichte kennen lernen und ich bin wirklich gespannt, was in dem Brief steht. Und noch interessanter wer den Brief geschrieben hat? Shady oder Siyajin?
      Derweil betrachtet Arcabonas die Rückseite des Mondes. Dummkopf. Jeder weiß doch, dass der Mond die Rückseite der Sonne ist^^ Dann sieht er noch eine Statue von Phillip dem 3. Ob dessen berühmter Tisch wohl auch abgebildet ist? Interessant ist aber, dass du danach die Leichen von Shady und dem Propheten auch als Statuen bezeichnest. Handelt es sich bei der "Statue" von Philipp vielleicht um seinen echten Körper? Weshalb ist er dann ebenfalls in dieser Dimension? Liege es daran das er ein Parandeus ist? Hat er sie womöglich sogar geschaffen? Leider kann ich auf diese Fragen noch keine Antworten geben, da wir noch zu wenig Informationen haben. Nur bei einem bin ich mir sicher. Bei der "Statue" handelt es sich um Philipps echten Leichnahm.

      So der letzte Part führt uns wieder zu Eden. Deshalb habe ich auch oben geschrieben, dass Eden wahrscheinlich von Horatio oder Tom den Auftrag bekommen hat, Emmis Kind zu töten. Nur aus diesem Grund wurde er wahrscheinlich gerettet. Ich könnte mir nämlich gut Vorstellen, dass Horatio und Tom ihr Schiff nicht verlassen können. Für mich wirkt es so wie eine Art Zwischenwelt. Gefangen zwischen Leben und Tod. Würde auch zu Edens Situation passen. Weshalb Horatio und Tom nicht wollen, dass es womöglich einen neuen Propheten gibt, entzieht mich zwar meiner Kenntnis, aber es wird schon sinn machen.

      Eden hat seit seinem ersten Auftreten ständig bei mir an Sympathie verloren und nach den letzten beiden Kapiteln ist sie endgültig am Tiefpunkt angelangt. Sonst haben wir leider nicht all zu viel erfahren. Außer das Horatio ein Hüne ist und anscheinend eine Pokerrunde im Dunkeln unterhält. Wer Mr. Capuccino ist, dürfte für Leser der alten Story direkt klar werden, wodurch auf mich die zur Schaustellung seiner Kräfte gegen Eden natürlich nicht überraschend wirkte. Ich kenne sie ja schon. Das Eden Emmis Sohn nur entführen sollte, überraschte mich, aber wir kennen natürlich nicht die wahre Motivation von Horatios Gruppe.
      Naja jedenfalls bin ich ziemlich froh darüber, dass Eden nicht der Protagonist deiner Geschichte ist. Hoffentlich ist es auch nicht Emmi, da sie auf mich wie eine ziemlich eingebildete Ziege wirkt und ich sie nicht ausstehen kann. Naja immerhin hast du ja noch Marten und seine Ziege. Die sind ganz ok ;)
      Was die nächsten Kapitel so bringen werden, kann ich nicht sagen, nur das ich hoffe, dass wir langsam einmal denjenigen kennen lernen, an welchen der Brief adressiert ist.


      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~

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    • Kapitel 1 - 10

      Hoi blink,
      ich gehöre zu den Lesern, die deine erste FF nicht komplett gelesen haben, besser gesagt über Kapitel 7 kam ich nicht hinaus. Dennoch schön zu lesen, dass dies kein Hindernis ist und ich mit dem Einstieg in Teil II nicht soweit benachteiligt werde. Jedenfalls dauert es mehrere Kapitel bis die ersten Verbindungen langsam aber sicher verknüpft werden. Viele Fragen werden aufgeworfen, wenig bisher beantwortet.
      Der Kunstdieb Eden sorgt dann für die erste größere Aktion in der Geschichte und man möchte ihn schon fast bemitleiden, von welchem Pech er doch verfolgt wird. Warum hat er nicht einfach das Weite gesucht? Diese Frage stellte ich mir zuerst aber so einfach ist das nun einmal nicht. Irgendwie mag ich den Typen schon aber ich denke, er wird keine größere Rolle in der Zukunft mehr spielen. Viel mehr dient er wohl als Bindeglied für die Geschichte.

      Mit Fes, Cappuccino, Petrus, Acarbonas und Whineford scheinen hier wohl die wichtigen Charaktere für den weiteren Verlauf der Geschichte gefunden zu sein. Was ich bisher von ihnen lesen durfte, hat mir doch ganz gut gefallen und einen persönlichen Favoriten konnte ich bisher noch nicht ausmachen. Aber Acarbonas ist schon ein cooler Hund. Das Dokument, Atlantis, das Projekt der Wissenschaftlicher und das Baby sind die ersten Puzzleteile, die es gilt, zusammenzusetzen. Bisher kann man noch nicht soviel dazu sagen, weswegen mein Kommentar auch ein wenig spärlich ausfällt.
      Auch wenn du uns bisher nur kleine Leckerbissen hingeworfen hast, konntest du zumindest mich damit erfolgreich ködern. Ich bin gespannt in welche Richtung die Geschichte einschlagen wird und hoffe, du wirst in Zukunft wieder häufiger ein paar weitere Kapitel veröffentlichen.

      Grüße, Zoot


      Die Nacht ist finster und voller Schrecken aber das Feuer wird sie alle verbrennen...

      Absolute Gerechtigkeit!
    • Ma~n, bei dir zu kommentieren fällt mir irgendwie immer am schwersten. Vermutlich weil ich noch absolut keinen Dunst habe um was es eigentlich geht. Jeder neu eingeführte Charaktere fällt gleich als Hauptcharaktere weg und jeder anscheinende Handlungsstrang wird entweder gleich wieder beendet oder es wird ein Szenenwechsel vollführt. Echt, worum geht es eigentlich?

      Der einzige Charaktere, der derzeit als Hauptprotagonist in Frage kommt ist Mr. C aber das wäre einfach viel zu schön um wahr zu sein. Unser Lieblingsmafiosi mit Allrounder-TF und einer Vorliebe für Männer (bzw. für einen Mann), das wäre einfach zu schön. Und auch über die Handlung bin ich noch unschlüssig. Geht es um den Sohn des Propheten, der von der Welt, beziehungsweise dem Jenseits (so bezeichne ich jetzt einfach mal Horatios Schiff), gejagt wird? Oder geht es um Mr. Cs Rache Feldzug gegen die Welt? Oder macht sich Mr/s. X (also der/die Hauptprotagonist/in um mal geschlechterneutral zu bleiben) nach Atlantis auf? Ich habe keinen blassen Schimmer und das ärgert mich langsam, den entweder habe ich arg was überlesen oder wir befinden uns in einem undefinierten Anfangs-Arc, der überhaupt nirgendwo hinführt, da du vermutlich im nächsten Kapitel den nächsten Arc mit einem neuen Charaktere an einem anderen Handlungsort startest.
      Aber ja, du siehst, ich bin reichlich verwirrt über die derzeitige Situation. Nur Ernst gibt mir Halt in dieser unbekannten Geschichte, von der man weder Hand noch Fuß erkennen kann. Ich rechne also damit, das wir im nächsten Kapitel wieder irgendwo anders mit irgendwem anderen landen und ich hoffe, dass dann endlich die Story ins Rollen kommt.

      Joah, soviel zu der Handlung. Nun zu den Charakteren: Sommerbär, Ernst und Cappuccino strahlen immer noch ihren alten Glanz aus dem ersten Werk aus und das begrüße ich sehr, da sie alle Lieblingscharaktere von mir sind. Auch mit Tom hast du einen Charakter geschaffen, der interessant werden könnte. Immerhin macht er einen sehr verwirrten, bizarren Eindruck und dieses wechseln der Farbe seiner Kleidung ist äußerst mysteriös. Mein Tipp dazu wäre: Entweder wechselt er ständig zwischen der Welt und dem Jenseits hin und her, oder was noch absurder wäre: Es handelt sich um einen anderen Tom, was erklären würde, warum er nicht wusste im Besitz einer Uhr zu sein. Achja und da wäre auch noch Fes, der anscheinend eine höhere Rolle in der Welt einnimmt, ähnlich Dillians Berater, da er C vor dem Tod rettete, weswegen ich ihn jetzt irgendwie als Gegenpol zu Horatio sehe. Mal schauen, ob Fes demnächst auch einen "Gefallen" von Cappuccino verlangt.

      Abschließend will ich noch sagen, die Sache mit der Eiswelt verstehe ich überhaupt nicht. So wie die meisten deiner Metaphern, falls es eine Metapher war. Aber was würde eine heiße Eiswelt mit einem gefrorenen Herzen für eine Metapher sein? Vielleicht ist es ja lediglich eine andere Dimension? Ein Sinnbild für das Ende der Welt? Happyland? Oder vielleicht doch nur die Schwelle zwischen Welt und Jenseits? Man weiß es nicht und man wird es wohl auch nicht so schnell erfahren, denke ich.

      Zusammengefasst noch mein Tipp fürs nächste Kapitel: Anderer Ort, neuer Charaktere, neuer Handlungsstrang
      Tja, das war die PCT soweit,
      MfG Panda Lee
    • Joa verwirrend. So lässt sich bisher deine Geschichte zusammenfassen. Du springst von Handlungsort zu Handlungsort. Von Charakter zu Charakter und ich habe absolut keine Ahnung was los ist. Langsam solltest du mal einen roten Faden reinbringen. Ich hab jetzt sicher schon wieder die Hälfte der Namen vergessen.^^
      Ein komplizierter Start also, aber ein spannender. Viel ist los in der Welt und im neusten Kapitel erfahren wir wie unser hochgeschätzter Mister C überleben konnte. Er wurde von einer höheren Macht gerettet, hat zur Religion gefunden und trägt nach seiner Wiedergeburt den neuen Namen Mr. Cappuccino. Ich bin immer noch der Meinung, dass dies der schlechteste Tarnnahme aller Zeiten ist, aber anscheinend hat bisher niemand gemerkt, dass es Carpaccio ist.
      Mir gefällt übrigens das Denken von Mr. C, der in Toms Farbenspiel direkt eine Möglichkeit sieht Kapital zu machen. Ein Geschäftsmann durch und durch eben.
      Mit Tom stellst du uns wieder einen herrlich verrückten und kauzigen Charakter vor, wie ich es von dir eigentlich auch schon gewohnt bin. Panda Lees Theorie des zwischen den Welten wechseln, gefällt mir sehr gut und deshalb unterstütze ich sie jetzt einfach einmal.
      Sonst kann ich nur noch über die Eislandschaft etwas schreiben. Ich hab keinen blassen Dunst, wo und was das ist. Zuerst dachte ich es könnte die Dimension sein, in welcher Shady und der Prophet gelandet sind, jedoch fehlen dafür die grünen Blitze. Außerdem wurde die Eislandschaft als vollkommen trostlos beschrieben. Wir wissen nur, dass das schlagende Herz schon vor dem Eis da war. Es könnte sich bei dieser Dimension um einen Blick ins Nachleben handeln, oder es hat etwas mit den drei Brüdern und Atlantis zu tun.
      Ach und bei Fes scheint es sich um den Händler zu handeln (haha wortspiel), der die fünf Weisen im allerersten Kapitel besucht hat. Mich interessiert nur, was der Preis für Carpaccios Rettung war. Immerhin ist Fes ja ein Händler und normalerweise hat alles seinen Preis.

      mfg
      Dillian
      ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
    • Der Traum von neuem Glanz II

      Was soll ich sagen, nachdem ich aufgrund deiner Einladung die 12 Kapitel durchgelesen habe.

      Ich bin im weiteren sinne einfach nur ziemlich verwirrt, auch wenn so langsam eine Ordnung durchscheint.

      Eigentlich habe ich es mir zu Angewohnheit gemacht bei neuen FF die alten Kommentare nicht zu lesen, um unbeeinflusst zu sein. Da dein FF aber „Der Traum von neuem Glanz II“ heißt habe ich zuerst mal in der ersten Antworten nachgehen, ob ich erst die I lesen muss und war erleichtert das dies nicht der Fall war. Nachdem ich aber nach den 12 Kapiteln fast noch genauso ratlos war wie am Anfang habe ich doch die Kommentare der andern quergelesen, um festzustellen ob es ihnen genauso geht wie mir. Dabei ist mir aufgefallen, dass es trotzdem eine menge Verbindung zwischen den beiden Geschichten zu geben scheint, welche Teilweise zum Verständnis beitragen; bzw. scheint es einfacher zu sein wenn man deinen Stiel kennt. Jedenfalls klingt es so, dass ein Großteil der Personen die bis jetzt aufgetaucht sind schon im ersten Teil zu finden waren.
      Ich denke mal, das ich noch ein paar Kapitel abwarten werde bevor ich mich endgültig entscheide, ob ich dein FF weiter verfolgen werde oder nicht. Fürs erste habe ich nicht vor„Der Traum von neuem Glanz I“zu lesen, aber vielleicht entwickelt sich dein neues FF so interessant, das ich doch neugierig werde. ;)

      So jetzt aber noch ein bisschen zu eigentlichen Inhalt. Deine Charakter sind jedenfalls schön schräg. :thumbsup:
      Besonders die Sekretärin Isa konnte ich mir richtig schön Vorstellen, wie sie hinter ihrem Schreibtisch sitzt die anderen beherrscht und ihren willen durchsetzt, wobei sich keiner Traut ihr zu wiedersprechen. 8-)
      Aber auch deine anderen Charaktere sind nachdem man sich etwas an ihre Eigenheiten gewöhnt hat wirklich klasse.

      Mit den Inhalt der Story kann ich, wie ich bereits erwähnt, noch nicht wirklich etwas anfangen, aber ich denke das wird sich mit der Zeit geben. Interessant finde ich vor allem die Idee mit dem Erzähler.

      Mehr kann ich derzeit leider nicht sagen, da ich noch nicht wirklich durchblicke und meine Kommentare bei den andere FF Autoren ein gutes Stück Spekulation über die Bedeutung von Aussagen/Inhalten/Hinweisen für den weiteren Verlauf der Story beinhalten. Wenn man aber beim Grundverlauf noch nicht durchgeblickt hat ist dies aber leider etwas schwierig. ^.^
      Jedenfalls werde ich dein FF weiter verfolgen und hoffe das ich hier bald genauso gut durchsteige wie bei den Anderen.
      Mir fällt gerade auf, dass deins das sechste laufende FF ist welches ich verfolge. Gut dass nicht alle so fleißig sind wie Vexor, Bo und OneBrunou, sonst hätte ich riesengroße Probleme mit dem kommentieren hinterher zu kommen. XD

      Bis zum nächsten Kapitel
      Gruß qoii
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett