Horizon (Vexor)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Einsatz von Cookies
    Beachten Sie zudem unsere Datenschutzerklärung: Pirateboard.net - Datenschutzerklärung

    • Horizon (Vexor)




      » Du jagst, du suchst, du findest. Du versuchst die Leere in deinem Inneren zu füllen, bis der schrille Schrei deiner Seele zu verstummen scheint. Du jagst, du suchst, du findest, bis dir klar wird, dass du selbst zur Beute wirst. «


      Prolog


      1499 Anno Maris

      Noch dämmerten die Straßen matt in Dunst und Nachttau dahin, als die kleine, gedrungene Gestalt unterwegs war. Flimmernd zeichneten die Fackeln der Straßen eine diesige Allee, während die Stadt sich reckte und streckte und ihr blasses Nachtgewand ablegte. Humpelnd und keuchend beschleunigte die Person ihren Schritt. Der panische Blick fiel rasch zurück und suchte etwas, etwas oder jemanden. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und auch wenn ihm das kranke Bein einen lähmenden Schmerz durch den Körper jagte, folgte er weiter dem engen Geflecht aus Straßen, bis sich der Abglanz des großen Platzes hinter ihm verlor. Das helle Morgenlicht sickerte von Balkonen und Fensterläden bis knapp über den Boden.
      Die Gestalt presste sich gegen die kalten Steinmauern und das Herz pochte ihm gegen die Kehle. War man ihm gefolgt? Seine Hand tastete suchend die porösen Steine ab, bis er endlich das von Zeit und Feuchtigkeit schwarz gewordenen Portal ertastete.

      Bläuliches Halbdunkel hüllte alles ein, nachdem die Gestalt sich durch den Eingang geschobenen hatte. Vor Nervosität war ihm mehrere Male der glatte Messingschlüssel durch die schweißnassen Finger gerutscht. Er musste sich erst an die verschlechterten Lichtverhältnisse gewöhnen, sodass die Konturen einer breiten Marmortreppe und eine Galerie mit Fresken voller Engels- und Fabelfiguren gerade eben angedeutet wurden. Hastig setzt er seinen Weg durch einen prächtigen Gang fort und gelangte in einen riesigen, kreisförmigen Saal, wo sich eine regelrechte Kathedrale aus Dunkelheit zu einer von Lichtgraben erfüllten Kuppel öffnete. Feine Staubpartikel schwirrten im hektischen Tanz durch die kleinen Lichtkegel, die vergebens versuchten den Boden mit den Fingerspitzen zu berühren. Ein Gewirr aus Gängen und von Büchern überquellenden Regalen erstreckte sich von der Basis zur Spitze und formte einen Bienenstock aus Tunneln, Treppen, Plattformen und Brücken, die eine gigantische Bibliothek von undurchschaubarer Geometrie erahnen ließen. Der Mann atmete aus, denn sobald er das Gebäude betreten hatte, schien er seine Nervosität und Paranoia wie einen Mantel abgestreift zu haben. Sein Herzschlag normalisierte sich wieder und auch die Schweißperlen waren von seiner wachsgleichen Haut geschwunden.

      Stumm lief er durch die großen Hallen. Er kannte sie schon lange, oft hatte er hier Ruhe gefunden. Die Bücher hatten eine sanfte Ausstrahlung, die ihn schon stets beruhigt und an glückliche Tage hatten denken lassen.
      Sanft atmete er ein und genoss den Geruch von altem Pergament, dem Leder, das teilweise seit Jahrhunderten die Bücher umschloss und all den anderen Gerüchen, die ihm so lange gefehlt hatten. Während er durch die Gänge strich, fuhr er vorsichtig mit den Händen über all die Blätter, Rollen und Bücher, die bis zur Decke gestapelt vor den Wänden lagerten. Niemand wusste, was hier für Schätze lagen, dessen war er sicher. Für die meisten waren das hier einfach alte Werke, Legenden oder unnütze Schriften. Doch er wusste, was für Schätze hier vergraben lagen – nicht nur weil er selbst viele der Blätter hier beschrieben hatte. Aus diesem Grund lief er immer weiter, er suchte ein ganz bestimmtes Werk.
      Er erkannte die Buchrücken und Titel der meisten Bücher, als wären sie seine eigenen Kinder doch kaum einer gönnte er mehr als einen Moment der Aufmerksamkeit, bevor er weiter eilte.
      Schließlich – er wusste nicht, wie lange er schon durch die Gänge lief – hatte er gefunden, was er gesucht hatte. Vorsichtig zog er ein einzelnes Blatt aus einem großen Bündel heraus und seufzte so sehnsuchtsvoll, als hätte er eine alte Geliebte nach etlichen Jahren wiedergefunden. Fast liebevoll und mit vorsichtiger Zurückhaltung strichen die runzligen Finger über das streckenweise vergilbte Pergament. Unbewusst formten seine rissigen und blassblauen Lippen die Worte nach, welche er im Stillen las.

      „Jedes Mal, wenn ein Buch in andere Hände gelangt, jedes Mal, wenn jemand den Blick über die Seiten gleiten lässt, wächst sein Geist und wird stark“.
      Die Stimme lies den Mann herumfahren und als er das Gesicht der Frau mit den stechenden Augen und den schneeweißen Haaren erkannte, hellte sich seine kalkweiße Mine etwas auf.
      „Was machst du denn schon hier? Ich dachte ich wäre alleine…“, seufzte der Mann und ließ sich aufhelfen, da es ihm sein Bein nicht gestattete ohne stechende Schmerzen aufzustehen.
      „Du solltest wissen, Kalos, dass wir nie allein sind. Nicht seitdem wir die Prophezeiung entschlüsselt haben.“
      Die monotone Art mit der die Frau diese Worte aussprach, ließ Kalos das Blut in den Adern gefrieren. Natürlich wusste er, dass sie Recht hatte. Es war eine schleichende Gewissheit gewesen, die sich in seinem Kopf eingenistet hatte, wie eine lauernde Giftnatter. Jederzeit bereit ihr tödliches und lähmendes Gift auszuspucken.
      Nach einem Moment der Stille, in dem sie wortlos vorbei an Dutzenden Büchern schritten, die Kalos und die Frau flüsternd in ihre Welt hinter den Buchstaben aus schwarzer Tinte ziehen wollten, ergriff der alte Mann mit belegter Stimme das Wort.
      „Wann haben die Fünf dich kontaktiert?“
      Die braunen Augen musterten ihn kühl, als hätte er einen Pakt gebrochen. Ein Versprechen, welches sie sich vor vielen Jahren gegeben hatten. Ihre Stimme klang distanziert und kühl, woraus Kalos schloss, dass sie genauso ungern hier zu sein schien, wie er.
      „Vor ungefähr vier Tagen erhielt ich den Brief. Du weißt ja, dass sie den Teleschnecken nicht trauen, aus Angst davor, dass sie von der Weltregierung oder Marine abgehört werden.“
      „Verstehe“, murmelte Kalos in seinen grauen Bart.
      „Haben wir noch Zeit es aufzuhalten, Kalos?“. Die Stimme der Frau war resigniert, als wüsste sie die niederschmetternde Antwort auf ihre Frage bereits.
      Kalos sowieso schon faltiges Gesicht konnte die Fassade nicht länger aufrechterhalten, welche auf die Frage hin zusammenbrach wie ein Kartenhaus. Er schluckte schwer und ein Ring aus Blei legte sich um sein Herz. „Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass wir nachdem wir die Formel entschlüsselt haben, alles menschenmögliche unternehmen müssen, um die Welt vor ihm zu schützen!“
      Es schien fast so als hätte die Entschlossenheit in Kalos Stimme den Schleier der Unsicherheit in einem Zug weggerissen, denn es rührte sich wieder Leben auf ihren weichen Gesichtszügen.
      „Du hast Recht. Die Weltregierung und die Fünf Propheten dürfen nicht in seinen Besitz gelangen.“
      Kalos rollte eifrig das Stück Pergament zusammen, welches er zuvor gelesen hatte und ließ es in sein Mantelinneres gleiten. Er warf den Bücherregalen einen letzten sehnsuchtsvollen Blick zu und streichelte seiner Geliebten zärtlich über den Rücken. Danach wandte er sich zum Gehen und stützte sich bei der Frau unter.
      „Übrigens Olvia, wie geht es denn deiner Tochter?“
      Die Frau hielt so abrupt inne, dass der Mann ins Stolpern geriet. Bei dem reflexartigen Versuch sich auf dem kranken Bein abzustützen, um einen Sturz zu verhindern, ließ der Schmerz ihn leise wimmern.

      Doch die Frau konnte nichts mehr erwidern, denn ein Windzug, welcher die Staubpartikel harsch aus ihrem Tanz unter der Kuppel riss, jagte durch die Bibliothek. Mit vor Angst und Gewissheit aufgerissenen Augen starrten sich Kalos und Olvia an. Es war zu spät, denn man hatte sie gefunden...und mit ihnen alles was nötig war, um Horizon zu finden.


      Arc I: Der Gefangene im Obersten Stockwerk

      Kapitel 1 - 12

      Kapitel 13 - 28



      Arc II: Mutterinstinkt

      Kapitel 29 - 42

      Kapitel 43 - 51



      Arc III: Für Immer und Ewig

      Kapitel 52 - 53

      Kapitel 54 - 66

      Kapitel 67 - 78

      Kapitel 79 - 88

      Kapitel 89



      Arc IV: Frühstück bei den Sinclairs

      Kapitel 90 - 99

      Kapitel 100 - 109

      Kapitel 110 - 118

      Kapitel 119 - 128

      Kapitel 129 - 136

      Kapitel 137 - 144



      Arc V: Memento Mori

      Kapitel 145 - 154

      Kapitel 155 - 160

      Kapitel 161 - 166

      Kapitel 167 - 174

      Kapitel 175 - 179

      Kapitel 180


      Arc VI: Früchte des Zorns

      Kapitel 181 - ?



      Für alle, die nochmal etwas zu den Charakteren nachschlagen wollen, findet man hier den Charakterguide #1, der sich auf den Informationsstand bis einschließlich Kapitel 20 befindet


      Dieser Beitrag wurde bereits 45 mal editiert, zuletzt von Vex () aus folgendem Grund: 13. Kapitel: Es bleibt keine Zeit hinzugefügt

    • Puh, der Prolog war ja ziemlich ... Seltsam. Ich weiß nicht, irgendwie fällt mir dazu gerade kein anderes passendes Wort ein xD
      Aber ich fang am besten mal ganz vorne an ...

      Wir haben im Prolog einen Mann namens Kalos kennengelernt, bei dem es sich wohl, so wie er mit den Büchern umgegangen ist, als auch mit Olivia, womit wohl, zweifelsohne, Nico Olivia gemeint war, als auch dem älteren Mann, der dann wohl Professor Kleeblatt gewesen sein dürfte, ebenfalls um einen Archäologen handelt. Dafür erst mal einen dicken Pluspunkt von mir. Die Geschehnisse um Ohara haben mich im Manga schon sehr fasziniert, allen voran natürlich auch die weitere Bedeutung von Nico Robin und deren Berufung als Archäologin. Ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie es hier mit deinem Charakter weitergehen wird, welcher wohl ebenfalls, neben Robin, zum Überlebenden des Buster Calls werden dürfte. Oder vielleicht auch einfach nur rechtzeitig noch von der Insel runter konnte, ehe die Marine zum Großangriff ansetzte ... Das Ende deines Kapitels lässt jedenfalls darauf schließen, dass der Buster Call eben nicht mehr lange auf sich warten lassen würde ("Haben wir noch Zeit es aufzuhalten?"). Persönlich mag ich solche Parallelen zwischen Fanfiction und Originalstory immer sehr gerne (arbeite damit ebenfalls des Öfteren ^^). Klingt auf jeden Fall so, als wüssten zumindest die drei bereits, was ihnen und ihrer Heimat bald widerfahren würde, worauf sie eben beschlossen haben gewisse Vorkehrungen zu treffen ... Wodurch wir wieder bei diesem einzelnen Blatt wären, welches Kalos mit sich genommen hat. Aber dazu später mehr von mir.

      Dieser Ort, an dem er eben diesen Zettel fand und mit nahm war, soweit ich das jetzt richtig interpretiert habe, wohl eine versteckte Bibliothek. Jedenfalls vermittelten die Beschreibungen deiner ersten beiden Absätze, zumindest bei mir, eben genau diesen Eindruck. Diese "Abtastszene" aus dem ersten Absatz, als auch die Erwähnung eines Portals haben eher etwas geheimnisvolles/mystisches an sich. Wenn es die einfache Bibliothek gewesen wäre, die wir bereits aus dem Flashback kennen, dann wären all diese Umschreibungen, mEn, nicht wirklich nötig gewesen.

      Dann bekommen wir, neben deinem bisher noch, logischerweise, undurchsichtbaren Protagonisten (jedenfalls denke ich, dass Kalos dein Protagonist sein wird), einige weitere bisher noch unbekannte Faktoren. Da wären zum einen die "Fünf Propheten" ... Da frage ich mich direkt, was es wohl mit diesen auf sich hat? Ist ebenfalls ein Thema für das ich mich sehr interessiere (man werfe nur einen Blick auf den Titel meiner (Haupt-) FF ^^), wodurch du auch hier gleich wieder ein paar dicke Pluspunkte bei mir gesammelt hast. In dem Prolog war, ich hoffe ich bring da jetzt nix durcheinander, darüberhinaus, die Rede davon, dass die Archäologen eine Prophezeiung wohl entschlüsselt hätten ... Da will ich von der Frage, um was es bei eben dieser wohl ging, einfach mal absehen und die Frage in den Raum werfen ... Wieso dürfen die Fünf Propheten (gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es dieselben Fünf sind, die kurz vorher erwähnt wurden und um die es auch in der Prophezeiung ging) nicht in den Besitz des Pergaments kommen? Das es der Weltregierung nicht gestattet ist ist klar, welche ja ohnehin keinen guten Draht zu Ohara und dessen Volk gehabt hat, um es mal ganz (gaaaanz) vorsichtig auszudrücken, aber wieso auch nicht die Propheten? Handelt es sich bei diesen ggf. ebenfalls um potenzielle Antagonisten deiner Geschichte? Finde diesen Aspekt derzeit, aufgrund der mangelnden Informationen, doch noch sehr fragwürdig, gleichzeitig aber auch, gerade weil mir die zukünftige Rolle dieser Gruppierung noch absolut schleierhaft ist, sehr interessant und warte einfach mal ab, was dazu wohl noch alles kommen wird.

      Zum Schluss greifst du mit deinem Schlusssatz auch direkt deinen Titel auf und kratzt zumindest schon mal kurz an, um was es sich bei "Horizon" eventuell handeln könnte ... Irgendetwas, was vermutlich von großem Interesse für die Weltregierung, aber eventuell auch die Fünf Propheten sein könnte und gleichzeitig etwas, an das diese Gruppen eben nicht herankommen dürfen. Vielleicht ein Gegenstand, ein Ort oder auch etwas ganz anderes. Ggf. sogar nicht einmal etwas Materielles. Keine Ahnung, auch hier warte ich einfach mal ab, was dazu wohl kommen wird.

      Hast mit deinem Prolog aber direkt einen ganzen Haufen an Fragen aufgeworfen. Ich werde auf jeden Fall am Ball bleiben und bin schon gespannt, worauf deine FF wohl hinauslaufen wird ... Persönlich hoffe ich natürlich noch, neben der sehr guten Idee, aus der du sicherlich eine Menge rausholen wirst, auf gut ausgearbeitete Charaktere und damit verbundene Interaktionen untereinander. Etwas Humor kann dabei natürlich auch nicht schaden und den ein oder anderen bekannten OP-Charakter, abseits der "Teufel von Ohara" würde ich auch gerne sehen.
      Wie gesagt, ich werd dran bleiben und deine Story mit großem Interesse weiter verfolgen! :)
    • Sodale, dann schreib eben auch nochmal kurz und bündig meine Meinung zu dem Prolog.

      Den Großteil hat Zetto ja bereits sehr passend zusammengefasst, und ich gehe damit eigentlich soweit konform.

      Wer jedoch der Hauptprotagonist deiner Geschichte werden wird, kann ich aber noch nicht so klar sagen. Gut, im Prolog sind wir relativ nahe an Kalos Seite, wenn man aber bedenkt dass er schon recht alt und körperlich nicht mehr ganz so robust ist (siehe Bein), dann kann ich mir im Hinblick auf das was denn da vielleicht noch in Punkto Abenteuer und Kämpfe kommt, nicht so wirklich vorstellen, dass er der Held dieser Geschichte ist.
      Nico Olvia würde sich da natürlich schon deutlich besser anbieten, vor allem da wir in der Originalstory ja nicht wirklich viel über sie erfahren haben.
      Ein eigenen Charakter, also jemanden den es so in der One Piece Welt nicht gibt, fände ich auch nicht schlecht, vielleicht ein/e Schüler/in von Olvia?
      Ich bin auf jeden Fall gespannt, welche Akteure wir denn da noch so kennenlernen werden.

      An sich ist der Prolog ja recht, undurchsichtig. Wir haben Kalos und Olvia, die scheinbar irgendeiner Organisation angehören, wir haben die Weltregierung und die Fünf Weisen.
      Letztere scheinen eine Opposition zur Weltregierung zu bilden.

      Und dann haben wir letztlich noch den/die/das titelgebende Horizon.
      Hier stellt sich natürlich die Frage: Was genau ist Horizon? Hat der Name wie auch bei den antiken Waffen in der Originalstory, vielleicht einen Bezug zu der Fähigkeit dieses Gegenstands, dieser Waffe ect?

      Dein Schreibstil ist einwandfrei, und wirklich sehr gut. Da kann ich absolut nicht meckern.

      Soweit ist es auf jeden Fall sehr spannend, und wie Zetto werde auch ich auf jeden Fall am Ball bleiben ^^
    • Arc I: Der Gefangene im Obersten Stockwerk

      1. Kapitel: Die Jagd beginnt!


      1522 Anno Maris

      Die meisten Schiffe, welche im Hafen von Märenburg schaukelnd vor Anker lagen, brauchten noch den Wind, um die Meere dieser Welt zu befahren. Der Wind, der ihnen zwischen die gewaltigen Masten fuhr, würzte die Luft mit dem Duft der saftigen Wiesen und Blumenfelder ihrer Insel. Aber die Fähren, die sie nach Katharinenstadt übersetzten sollten, hatten statt der Masten bereits Schornsteine und bliesen dem Wind verächtlich ihren schmutzigen Dampf ins Gesicht.
      Die Fähre, die Brianna mit dem Fuchs, welchen sie sich wie einen wärmenden Schal mit den zierlichen Hals gelegt hatte, bestieg, brauchte dennoch mehr als vier Tage, um den ausladenden Kanal zu überqueren, der die Herbstinsel von seiner zerstrittenen Schwesterinsel trennte.
      Der Kapitän drosselte immer wieder die Motoren, um nach Kriegsschiffen Ausschau zu halten, die sich seit Monaten einen erbarmungslosen Seekrieg lieferten. Brianna hatte das Gefühl, dass ihr die Zeit wie Sand durch die länglichen Finger ran und der Fuchs duckte sich währenddessen an der Reling und beobachtete sehnsüchtig die schäumenden Wellen, als könnte er sich so die fernen Küsten herbei wünschen. Briannas Abneigung gegen das Meer war fast ebenso groß wie die der Teufelsfruchtnutzer. Kyu hingegen balancierte über die schwankenden Planken als wäre er darauf geboren worden.
      Er war der Sohn eines Fischers. Soviel hatte er Brianna in all den Jahren, die sich schon kannten und gemeinsam unterwegs waren, anvertraut. Kyu sprach noch widerwilliger über seine Vergangenheit als sie. Alles was sie wusste war, dass er auf einer Insel im nördlichen South Blue geboren und seine Eltern beide gestorben waren.
      Der Wind fegte durch ihr rubinrotes Haar und der salzige Duft des Meeres legte sich wie ein feiner Film über ihre Haut. Ihr Blick wurde weicher als sie sah wie Kyu mit den Tatzen vergebens versuchte nach den Wasserperlen zu schlagen, welche die See ihnen wütend entgegen spuckte.
      Die kreidebleichen Felsen, die am vierten Tag aus den grauen Wellen auftauchten, kündigten Jaden in einer majestätischen Art und Weise an. Von den weißen Felsen blickten sieben Könige und Königinnen richtend und urteilend auf die Ankömmlinge Katharinenstadts herab. Brianna erinnerte sich wie ihr ein alter Wanderer in Loguetown berichtete, dass das Herrscherhaus Jadens, kurz nachdem es sich mit seinem Schwesterhaus jenseits des Kanals überworfen hatte, ihre steinernen Häupter von den talentiertesten Steinmetzen hatten schlagen lassen, um ihre Überlegenheit und Macht zu verdeutlichen.
      Die salzige Meeresluft zerfraß ihnen die Gesichter ebenso unerbittlich wie die Heuschreckenplage ihre Ernte und das Gesicht des jetzigen Königs war von einen Gerüst verdeckt, auf dem sich die königlichen Bildhauer an die Arbeit machten die gewaltige Hakennase aufzufrischen, welchem ihm den Namen „der Geier“ eingebracht hatte.
      Kyu betrachtete das Schachbrett aus ziegelbedeckten Dächern wie Feindesland, denn neben seinem Handel mit fortschrittlichen Waffen der Grandline, rühmte sich das Königshaus mit einer edlen Auswahl an Pelzen jeglicher Art. Füchse, Waschbären und Biber jagte man hier im gleichen Maß wie Wild zum Überleben.
      Brianna streichelte ihrem Gefährten beruhigend über den Rücken, aber sie spürte das struppige, gesträubte Fell unter ihren Fingern und so glitt ihr Blick hinauf zu den Fresken der Regenten Katharinenstadts.

      Sie selbst war erst einmal hier gewesen, um den Auftrag eines Adligen aus Vila zu erfüllen. Jener wünschte sich ein Relikt der dritten Königin Katharinenstadts - Amalia, der Fruchtbaren - welche im Laufe ihrer Herrschaft über zwanzig Kindern das Leben schenkte. So war sie damals im Alter von Fünfzehn – zu diesem Zeitpunkt noch ohne Kyu – hierher gereist, um in den Schlosspalast einzudringen und ihrer Grabbeigabe ein Amulett zu entwenden. Briannas Erinnerungen führten sie nur ungern an diesen Ort zurück, denn der nächtliche Ausflug in die Grabkammer der Könige, hätte sie fast das Leben gekostet.
      Amalias spitz zu laufendes Gesicht und ihre eckige Nase, die sie fast allen nachfolgenden Königen vererbt zu haben schien, schien Brianna beinahe feindselig zu mustern. So war sie froh, dass ihr heutiger Auftrag sie an einen ganz anderen Ort führen würde.
      Katharinenstadt – Glaubte man den Geschichten, welche die Einheimische sich an lauen Abenden zuflüsterten, hatte es auf dieser Insel mehr Wälder und Seen gegeben, als auf irgendeiner Insel sonst auf der Grandline. Seit der Vater des Geiers allerdings die Herrschaft vor rund Siebzig Jahren übernommen hatte, schossen die Fabriken wie Unkraut aus den ehemals regennassen, grünen Wiesen und die dichten Baumkronen waren einem Wald aus Schornsteinen gewichen, als ob das abschreckende Beispiel von Clockwork Orange nicht bereits genug wäre.
      Kyu sprang Brianna so unverhofft auf die Schultern, dass sie abrupt aus ihren Gedankenfluss gerissen wurde und die kühle Realität des Hafens ihr eine Ohrfeige verpasste. Er legte sich so geschickt um ihren Hals, zog die schneeweißen Pfoten ein und steckte die Schnauze unter ihren Mantelkragen, dass man glauben könne, Brianna trage – ganz in Mode der Hofdamen Katharinenstadts – einen Schal aus reinem Fuchspelz.

      Das Hupen des Fährdampfers ließ sie zusammenzucken und als sie den warmen Atem Kyus an ihrem Hals spürte, war sie froh die Hauptstadt des Königreich Jaden dieses Mal in Begleitung zu betreten.
      Das Hafengelände war so überfüllt mit Menschen, dass Brianna beinahe das Gefühl hatte es würde ihr die Luft zum Atmen fehlen. Sie verschränkte die Arme, um sich ein wenig zu wärmen, und eilte schnellen Schrittes durch die Gassen. Nur vereinzelt nahm sie Bilder auf, von verdorrten Balkonkästen, in denen Kräuter und Pflanzen müde und schlapp herunterhingen; Bilder von jungen Frauen, die in schwarze Tücher gekleidet waren, die Hände vor das Gesicht geschlagen, um die Tränen nicht zu zeigen; Bilder von alten Frauen, die in dieselben Gewänder gehüllt waren, jedoch am Boden kauerten und um ein paar Almosen bettelten oder um den erlösenden Tod, das konnte Brianna auf die Schnelle nicht beurteilen.
      Der Anblick schockierte die Rothaarige kaum, denn sie wusste, dass Jaden von der schlimmsten Hungersnot des Jahrhunderts geplagt worden war. Heuschrecken wüteten nun schon seit Monaten über die einst üppigen Getreidefelder des Landes und fraßen das Korn erbarmungslos auf. Die Felder des Königreich Onyx, dem verhassten Schwesterland, hingegen, blieben unversehrt und so sprach das Volk, aufgewiegelt von den Hetzreden des Geiers, vom Fluch des Schwesterlandes und forderte zum Krieg auf.
      Diese Auseinandersetzung hatte nun schon etliche Wochen und mindestens tausend so viele Soldaten verschlungen.

      Nachdem sich die beiden vom Hafengelände entfernt und die gesichtslose Masse an ausgemergelten Menschen hinter sich gelassen hatten, erlaubte Brianna Kyu den schützenden Kragen ihres Mantels zu verlassen und neben ihr einher zu trotten.
      „Wonach gelüstet es denn Evangolos dieses Mal?“, brach der blonde Fuchs die Stille, welche seit Verlassen der Fähre geherrscht hatte. Die Verachtung in seiner Stimme war greifbar und Brianna konnte sie ihm nicht einmal verübeln.
      „Der Prinz fordert einen Setzling der Bluteichen, welche im östlichen Teil Jadens wachsen“, antwortete sie mit gekünstelt bedeutungsschwangerer Tonlage, was Kyu ein Lächeln entlockte.
      „Bluteiche?“, erwiderte der Fuchs fragend und seine pechschwarzen Augen, die nur blass die Konturen seiner Pupillen erahnen ließen, musterten sie eindringlich.
      „Man verspricht sich von ihrem Nektar, dass er die Haut um mindestens fünf Lebensjahre verjüngere. Du kennst ja seine Eitelkeit nur zu gut."
      Kyu schnaubte verächtlich, ehe er mit Skepsis in der Stimme fortfuhr. „Und dazu benötigt er die Hilfe einer Schatzjägerin? Warum entsendet er nicht einen Boten nach Jaden und lässt sich den Setzling ganz offiziell aushändigen?“
      Brianna schenkte ihrem Begleiter, welcher sein Fuchsgewand so viel lieber trug, als die Menschenhaut, die im angeboren war, ein verschmitztes Lächeln.
      „Die Bluteichen sind heilig in Jaden. Niemals würde König Barbawald der Geier einen Tropfen dieses Nektars an das Ausland verkaufen, geschweige denn einen ganzen Setzling.“
      „Nicht einmal an einen der Tenryuubito?“
      „Nicht einmal an einen der Tenryuubito“, lächelte Brianna.

      Sie war nun schon seit guten zehn Jahren im Geschäft und daher hatte sie bis dato schon jede mögliche Art von Auftrag gesehen. Meist waren es Adlige und die Tenryuubito, welche mit Bitten und Forderungen an Brianna herantraten.
      In der Regel war es nutzloser Plunder, den märchenhafte Sagen irgendeinen magischen oder übernatürlichen Nutzen zusprachen. Dazu zählte auch das Amulett, welches sie für den Adligen aus Vila stehlen sollte. Die klobige Kette hatte die Chancen seiner Frau auf Empfängnis so sehr erhöht, wie ein beliebiger Stein, den man auf der Straße finden konnte, denn immerhin waren beide weiterhin kinderlos geblieben. Im Laufe der Zeit hatte sich Brianna einen Namen in der Welt der Schatzjäger gemacht, welches sich vor allem daran bemerkbar machte, dass sie immer mehr Aufträge der Tenryuubito aus Mary Joa erreichten. Ein Publikum, welches nicht leicht zu bedienen war und welches Fehlschläge bei der Erfüllung ihrer Herzenswünsche nicht zu tolerieren wusste. Einem befreundeten Schatzjäger waren diese gut bezahlten Aufträge irgendwann zum Verhängnis geworden, als Prinzessin Shaluria von ihm das Diadem der Herzogin von Arbion, welches schon seit hunderten von Jahren als verschwunden galt, forderte. Sie hatte ihn persönlich hinrichten lassen, nachdem er ihr mitgeteilt hatte, dass er nach zwei jähriger Suche nichts für sie tun konnte.
      Natürlich gab es auch unter den Tenryuubito Kunden, welche nicht so exzentrisch und launisch veranlagt waren, sodass man als Schatz- und Artefaktjäger um sein Leben fürchten musste. So zählten Sankt Evangolos und Kunigundinis schon seit Jahren zu den Stammkunden Briannas und hatten sie und Kyu auch schon in jeglichen erdenklichen Winkel der Welt und Grandline geschickt. Immerhin stimmte die Bezahlung und dies war auch das einzige, was Brianna interessierte.
      Es war ihr im Grunde egal für wen sie arbeitete oder was sie besorgen sollte. Stimmte die Bezahlung und war der Wunsch des Kunden nicht völlig utopisch, nahm sie den Auftrag an. Das hatte ihr auch schnell dem Ruf verschafft, das Unmögliche möglich zu machen.

      ~ Zwei Tage später ~

      Die Sonne stand schon tief über den Mauern der Ruine, aber Kyu schlief immer noch, erschöpft von den Schmerzen, den ihn seit Tagen schüttelten. Sie richtete sich auf und richtete Kyu mit dem Mantel zu. Die Kratzwunden am Hals des Fuches waren gut verheilt, aber Brianna, welche ihre rubinroten Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden hatte, machte sich immer noch schreckliche Vorwürfe.
      Ungeduld und Stolz Brianna…schon immer deine größten Schwachen und erneut haben sie deinen Lieben geschadet.
      Ihre meergrauen Augen tasteten über das blonde Fell des Fuches, welches ab und an schneeweiße Flecken aufwies und zu den Pfoten hin in einen milchigen Farbton hinüberfloss.
      Von der Ruine konnte man gut auf den blutroten Eichenwald hinabsehen und die letzten Sonnenstrahlen des Tages legten sich wie ein goldenes Spinnennetz über ihre Kahlen Baumwipfel. Die Fallen mit denen Barbawald den Bluteichenwald hatte schützen lassen, waren keine Überraschung gewesen. Allerdings hatten die beiden es nicht erwartet, dass auch Zwergensklaven zu den Beschützern des Waldes gehörten. Zum Glück hatte Briannas Duftdial, welches sie vor Jahren auf einen Markt erworben hatte, noch ein wenig Grabnelkenpollen gespeichert, wodurch sie die blitzschnellen Zwerge ausschalten konnten.
      In der Ferne bedeckte pechschwarzer Ruß, den die unzähligen Schornsteine Katharinenstadts in die Luft stießen, den sonst wolkenlosen Dämmerungshimmel. Kyu seufzte leicht im unruhigen Schlaf und auch Brianna merkte wie die Müdigkeit sie zu übermannen schien. Spätestens morgen wollte sie aufbrechen, um Evangolos seinen Setzling zu bringen.

      Als das mechanische Surren an ihre Ohren klang, wusste sie nicht, wie viel Stunden sie schon geschlafen hatte. Ein pechschwarzer Nachthimmel, an dem sie vereinzelt Sterne erkennen konnte, spannte sich wie ein Zelt über sie und den schlafenden Fuchs. Irritiert griff sie nach dem Hörer ihrer Miniteleschnecke, die sie immer in der Innentasche ihres Mantels trug.
      „Ja?“, murmelte sie mit trockener, verschlafener Stimme.
      „Spreche ich dort mit Brianna Emily Grimm?“, ertönte eine Stimme, die etwas Dunkles und Bedrohliches an sich hatte und ihr einen seltsamen Schauer über den Rücken laufen ließ. Der Schatzjägerin gefror aber auf Grund einer anderen Tatsache beinahe das Blut in den Adern.
      „Woher kennen Sie meinen vollen Namen?!“
      Ihre Stimme klang weniger entschlossen als sie sich gewünscht hätte und erinnerte viel mehr an ein verängstigtes Kind. Auch wenn es Brianna nicht mit voller Sicherheit sagen konnte, glaubte sie durch die Teleschnecke hören zu können, wie ihr Gesprächspartner überlegen lächelte.
      „Frau Grimm, überlassen Sie es uns, wie und woher wir unsere Informationen beziehen. Der eigentliche Grund unseres Anrufs liegt darin, dass wir einen Auftrag für Sie haben.“
      „Einen A-Auftrag?“, wiederholte Brianna holprig, während sie sich die roten Haare raufte.
      „Exakt. Am Hafen Katharinenstadts finden Sie ein Etablissement namens „Zum erlegten Fuchs“. Dort haben wir auf Ihren Namen die ersten Einzelheiten unseres Auftrags und einen Eternal Port hinterlegt.“ Nach einer kurzen Pause fügte er mit säuselnder Stimme hinzu. „Ich hoffe Ihr Begleiter nimmt keinen Anstoß an dem Namen der Einrichtung. Wir erwarten Sie dann in spätestens einer Woche bei uns, um den Auftrag zu besprechen.“
      Brianna stand der Mund immer noch fassungslos offen und sie musste das Gesagte erst einmal verdauen. Sie war schon fast soweit aufzulegen, als sich ihr noch eine entscheidende Frage auftürmte.
      „Wohin wird mich der Eternal Port bringen?“
      „Nach Mary Joa.“

      Damit war das Gespräch beendet. Die Worte hallten noch immer durch ihren Kopf als ihr langsam dämmerte, wer sie dort angerufen und nach ihren Diensten gefragt hatte. Fast unmerklich hatte sich über ihren ganzen Körper eine Gänsehaut gelegt.
      2. Kapitel: Ankunft in Mary Joa


      Mit einem leisen Surren schlossen sich die gläsernen Türen hinter Brianna und Kyu, welcher sich ängstlich gegen die Beine der rothaarigen Frau presste. Sie hätte gerne sein Unbehagen zerstreut, welches er abseits der Natur vor allem in einer hochtechnisierten, modernen Umgebung zeigte; doch die schleichende Angst hatte sich wie Herbstnebel auch über ihr Herz gelegt.
      Die verspiegelte Gondel setzte sich mit einem mechanischen Klackern und einen unsanften Ruck abrupt in Bewegung, was dem blonden Fuchs einen, für ihn ungewöhnlichen, Seufzer entlockte. Als sie sich in einem gemächlichen Tempo eingependelt hatte, erlaubte sich Brianna den Angstnebel hinfort zu wischen und Kyu beruhigend durch das kratzige Fell zu streicheln.
      „Ruhig, Kyu. Es wird alles gut“, flüsterte sie, auch wenn sie selbst merkte, dass ihre Stimme nichts von der Zuversicht hegte, die ihre Worte bei ihrem Gefährten erwecken sollte. Deswegen entschied sie sich mit gutem Beispiel voranzugehen und ließ sich auf das weiche Leder nieder, welches als Ring aus Sitzgelegenheiten in der runden Kabine angebracht worden war.
      Ihr Angesicht spiegelte sich im Glas der Gondel und erst jetzt merkte sie vollends wie ihre Haut einen kalkweißen Ton angenommen hatte.
      Was war es, das ihr diese Reise nach Mary Joa so zusetzen ließ? Immerhin war es bestimmt schon das hundertste Mal, dass sie den Mittelpunkt der Welt besucht hatte. Nein der Ort war es keineswegs, der ihr das Mark in den Knochen gefrieren ließ. Es war die Personen, denen sie nun gegenüber zu treten hatte. Es war der Auftrag, den sie fürchtete und der auch Kyu das sonst so weiche Fell in kratziges Stroh verwandelte.

      ~ 6 Tage zuvor ~

      Kyu hastete Brianna immer noch durch die mittlerweile verlassenen Straßen Katharinenstadts. Sie waren so hastig aufgebrochen, dass dem Fuchs immer noch der Schlaf in den müden Knochen saß.
      „Brianna, was ist los? Warum hetzt du so?“
      Doch die junge Frau schenkte ihm keine Antwort. Als ihre Hände ihn unsanft aus seinen Träumen gerissen hatten, war ihre Mine ausdrucksleer, aber ihre stechenden Augen voller Panik gewesen. Brianna hatte das Feuer, welches sie erst Stunden zuvor entfacht hatte, gelöscht und Kyu hatte nicht einmal Zeit gehabt sie zu fragen, ob sie Hilfe brauchte, so schnell hatte sie alle ihre Sachen zusammengepackt.
      Die beiden mussten einen seltsamen Anblick abgeben, wie sie so über das Kopfsteinpflaster der Hauptstadt Jadens rasten. Während Kyu vollkommen geräuschlos über die Steine zu fliegen schien, verursachten Briannas Lederstiefel einen Lärm, der einem herannahenden Gewitter glich.
      Sie passierten die Straße, welche sie noch am Nachmittag genommen hatten, um den Menschenmassen zu entgehen, wobei Kyu nun, mitten in der Nacht, nur den schwachen, beißenden Geruch des ein oder anderen betrunken Wirtbesuchers ausmachen konnte, der in einer Lache seines eigenen Erbrochenen in einer Gasse seinen Rausch ausschlief.

      Erst als sie am Hafen angekommen war, gestattete Brianna eine Pause, wobei sie die Arme an den Hüften abstützte und keuchend Luft holte. Kyu, dem dieses Intermezzo trotz Müdigkeit, wesentlich weniger Kraft gekostet hatte, bemühte sich nur Antworten für das plötzliche Verhalten zu finden.
      „Verrätst du mir jetzt, warum wir in einem Affenzahn aufbrechen und durch die Stadt rennen müssten als wäre uns der Frauenschlächter persönlich auf den Fersen?“
      Brianna schüttelte nur den Kopf und ehe der Fuchs protestieren konnte, ging sie mit verlangsamten, aber zielstrebigen Schritt auf ein Gebäude zu, in dem im Erdgeschoss noch vereinzelte Lichter die Nacht erhellten.
      Kyu drehte es beinahe den Magen um, als seine hervorragenden Augen das Schild, welches schief und wettergegerbt neben der Tür der Hafengaststätte hing, entziffern konnten. Zum erlegten Fuchs.

      ~ * ~

      Die gewaltige Sonnenhalbkugel versank gerade hinter den scharfkantigen Berghängen der Redline, die Brianna durch das Gondeldach zu erspähen versuchte. Kyu hatte sich mittlerweile beruhigt und es sich neben ihr gemütlich gemacht. Seine Wunden, welche ihm die Zwergengarde des Bluteichenwaldes zugefügt hatten, verheilten tadellos und Brianna erwischte sich dabei wie sie beschloss dem alten Toledo das nächste Mal ihren Dank für seine Kräutersalben auszusprechen.
      Am Boden der Gondel prangte das aus pechschwarzem Graphit geformte Emblem der Weltregierung. Die elektrische Lampe, die an der Decke der Gondel baumelte, erleuchtete die goldene Fassung, mit der das Emblem umrandet war.
      Gedankenversunken fuhr sie mit den Zehenspitzen das Zeichen nach und wieder beschlich sie ein Gefühl einer unbekannten Angst, wenn sie an die Fünf Weisen dachte, die sie vor sechs Tagen angerufen hatten.
      Dabei war ihr nicht einmal bewusst, worin diese Angst begründet lag. Die Fünf Weisen, ihres Zeichen oberstes Organ der Weltregierung, traten selten bis nie öffentlich in Erscheinung. Brianna wusste nicht einmal wie sie sich diese fünf mächtigen Herren vorzustellen hatte. Waren es überhaupt alles Herren? Wie werden sie überhaupt gewählt? Gab es immer die gleichen? Wie alt waren die Fünf Weisen überhaupt?
      Tausende solcher Fragen schwirrten auf einmal durch ihren Kopf. Im Allgemeinen wusste Brianna Grimm auch nur das, was man über sie munkelte und fabulierte. Die Spekulationen, Mutmaßungen und Sagen reichten von fünf senilen und altersschwachen Herrschaften, über begabte Krieger und Teufelsfruchtnutzer, hin zu abartigen Dämonen, die das Blut unschuldiger Jünglinge tranken, um für immer am Leben zu bleiben.
      Beim letzten Gedanken schauderte es Brianna und ihre Hand glitt instinktiv zum schlafenden Kyu, der gerade einmal fünfzehn Jahre alt war. Zumindest hatten ihm das seine Pflegeeltern erzählt, die sich bereit erklärt hatten sich um Kyu zu kümmern, nachdem seine Eltern spurlos verschwunden waren.
      Das Licht flackerte und kurz war die Gondel von dämmrigem Abendlicht erfüllt. Blutrote und pfirsichfarbene Wolken zogen über den Himmel dahin und die meergrauen Augen der Schatzjägerin machten sogar bereits die Silhouette des Mondes aus. Vollmond dachte sie zufrieden.

      ~ Sieben Stunden zuvor ~

      Die tosenden Wellen und die weiße Gischt, auf der die kleine Karavelle trieb, schaukelte das Schiff hin und her. Brianna hatte sich den grauen Mantel eng um den Körper geschlungen und drückte sich gegen den Mast. Jedes Mal wenn das Meer salzige Tropfen in ihre Richtung spie, hätte sie am liebsten selbst die Zähne gebleckt und zurück gefaucht. Kyu hingegen tänzelte fröhlich über das Deck und spielte hin und wieder mit den Wassertropfen. Der raue Wind und das schaukelnde Schiff schien ihm überhaupt nichts auszumachen. Aber was wunderte sich Brianna überhaupt? Immerhin hatte Kyu sechs Jahre lang auf den Schiffkutter seiner Pflegeeltern arbeiten müssen. Oft waren sie tagelang unterwegs gewesen und er hatte gelernt mit den Eigenarten und Stimmungsschwankungen jeglichen Wetters umzugehen. Viel mehr noch, oft kam es der Rothaarigen so vor, als ob Kyu eine fast schon symbiotische Beziehung mit dem Wasser eingegangen war. Umso tragischer, dass er nie gelernt hatte zu schwimmen. Die Teufelskräfte hätten es ihm sowieso untersagt.
      „Brianna, Brianna!“, tänzelte Kyu aufgeregt, wobei sein Fuchsschwanz hektisch hin und her wedelte. „Ich sehe es! Cliffs End!“
      Hastig sorgte der Fuchs dafür, dass die Schaufelräder, die sie so am sichersten und schnellsten zum einzigen befahrbaren Hafen der Redline gebracht hatten, langsamer wurden. Das Wetter schien sich auch langsam zu bessern, denn durch die dichte Wolkendecke tasteten bereits die glühenden Finger der Sonne nach unten und tauchten das gewaltige Gebirge in eine mit karmesinroten Brandflecken gespickte Mauer.
      Der Name der Hafenstadt schien ihren Namen alle Ehre zu machen, denn zu ihren beiden Seiten ragten messerscharfe Kliffe und Felsvorsprünge wie die Reißzähne eines Wolfes aus dem Meer und der Redline heraus. Für Brianna war es kein Wunder, dass sie Treibgut und Schiffwracks zerfleischt und ausgeweidet zwischen den Fangzähnen treiben sah.
      Wie so oft war sie froh Kyu bei sich zu haben, der ihr auf ihren etlichen Überfahrten über das Meer als hervorragender Navigator gedient hatte.

      Schnell hatten sie das Schiff, welches die Fünf Weisen für sie bereitgestellt hatten, am Hafen vor Anker gebracht. Sofort presste sich ein übergewichtiger Mann mittleren Alters, der einen viel zu engen lachsfarbenen Anzug, sowie einen lächerlich auffallenden Zylinder mit Federn trug, zu ihnen hindurch und schenkte ihnen sein freundlichstes Lächeln. Leider schien ihm dabei nicht bewusst zu sein, dass er weniger gesunde Zähe im Mund als Augen im Gesicht zu haben schien.
      „Willkömmen, Wilkömmen, Wilkömmen in unseren luxuriösen, fabulösen ünd wünderbar exötischen kleinen Städtchen und vergessen Sie nie, dass ICH Hans-Leopold Ridicule Sie in Cliffs End begrüßt habe“, trällerte er in einem hohen Tonfall los, der jeden Jagdhund vermutlich einen Tinnitus beschert hätte. „Wie ich sehe wöllen sie im Häfen von Cliffs End vör Änker gehen?“, erkundigte er sich mit gespielter Neugier, während er sich interessiert noch vorne beugte, wodurch die goldenen Knöpfe, die sein lachsfarbenes Sakko zusammenhielten, bedrohlich spannten.
      „Korrekt“, räusperte sich Brianna knapp, wobei sie nicht sicher war, ob sie beim Anblick dieses Mannes lachen oder weinen sollte.
      „Nün denn…däs würde dänn für diese hübsche kleine Kärävelle eine Million Berry machen und vergessen Sie nie, dass ICH Hans-Leopold Ridicule Ihre Hafensteuer erhoben habe!“
      Brianna hob die rote Augenbraun und musterte den Mann mit gespieltem Interesse. Erst jetzt fiel ihr der blonde Flaum auf, der sein gesamtes Gesicht bedeckte. Rasch kramte sie in ihre Tasche, die sich über die Schulter gelegt hatte und zerrte ein schneeweißes Blatt Papier hervor, dessen Wasserzeichen das Symbol der Weltregierung zeigte.
      „Schicken sie die Rechnung an die Fünf Weisen“, warf sie über die Schulter, nachdem sie dem Dicken das Blatt Papier wortlos in die wulstigen Hände gedrückt hatte.
      Vollkommen perplex blickten die glasigen Augen zwischen Brianna, Kyu und dem Blatt Papier hin und her. Der aufkeimende Ausdruck der Empörung wich der Fassungslosigkeit und dann einem zufriedenem Lächeln, als er das Siegel der Weltregierung erkannte. Sofort zückte er sein Notizbuch und schrieb eine Rechnung über Zwölf Millionen Berry.
      „Ich wünsche ihnen einen wünderbären Täg in Cliffs End und vergessen Sie nie, dass ICH Hans-Leopold Ridicule Ihnen einen wünderbären Täg gewünscht habe!!“, flötete der Mann, ehe er sich aufmachte die nächsten Besucher zu begrüßen.

      ~ * ~

      Die pechschwarze Nacht hatte die Gondel nun umhüllt. Sie saßen nun schon seit knapp zwei Stunden in der geräumigen Kuppel aus Glas und ließen immer mehr Höhenmeter unter sich zurück. Vor einer halben Stunde hatten Kyus exzellente Augen noch die wenigen Häuser erkennen können, welche die Bewohner auf Grund des mehr als beengten Platzes in die steinernen Wände der Redline hatten schlagen lassen.
      „Ob dieser Dicke die Rechnung schon geschrieben hat?“, fragte Kyu und stupste mit seiner feuchten Nase gegen Briannas Knie. Jene schreckte ein wenig auf, denn sie war bereits ein wenig weggenickt.
      „Mich würde es nicht wundern, wenn die Rechnung noch vor uns hier oben wäre und zwar persönlich getragen von Mister Reducel“, scherzte Brianna und rieb sich die vor Müdigkeit geröteten Augen.
      „Ridicule“, verbesserte sie Kyu und legte die Pfote wieder gegen die gläsernen Scheiben. „Ob es in Ordnung war die Rechnung an die Fünf Weisen zu stellen?“, fügte er etwas kleinlaut hinzu.
      Brianna schenkte ihrem beinahe zehn Jahre jüngeren Gefährten ein aufrichtiges Lächeln. Gerade in solchen Momenten zeigte sich seine kindliche Seele, die das ruhige Fuchsgewand oft geschickt zu verschleiern wusste. Um ihre Gedanken nicht durch ihren Tonfall zu verraten, fuhr Brianna mit sarkastischen Tonfall fort.
      „Auf dem Wisch, den sie uns hinterlegt haben, stand, dass sie für alle anfallenden Kosten aufkommen würden. Dazu zähle ich auch eine lächerlich hohe Hafensteuer für ein Schiff, welches mir nicht einmal gehört, für einen Mann, den man in der Dämmerung auch für einen lachsfarbenen Truthahn halten könnte.“
      Es war einen Moment ruhig, ehe das schallende Gelächter der beiden durch die Gondel jagte. Der Moment der Glückseligkeit dauerte aber nicht lange an, denn einen Augenblick später erklang wieder das mechanische Surren und elektrisches Licht schmerzte Kyu in den Augen.
      Elegant hob sich die Gondel über den scharfen Felsvorsprung der Redline und fuhr in ein kleines metallenes Gebäude ein. Der Torbogen, den die Gondel daraufhin passierte, schmückte neben dem Emblem der Weltregierung auch das Zeichen der Tenryuubito. Das eine aus schwarzem Graphit mit goldener Fassung, wie der Boden der Gondel. Das andere rubinrot, wie Brianna Haare, in silberner Fassung.
      Ohne, dass sie etwas dazu beitrugen, glitten die gläsernen Türen der Gondel mechanisch auseinander und offenbarten den Blick auf einen mit fahlen Licht erleuchteten Raum.
      Kyu war der erste, der die schemenhaften Umrisse der hochgewachsenen Frau mit den kurzgeschnittenen tannengrünen Haaren erkannte. Sie begrüßte die beiden in diesem grausam gekünstelten Akzent, den man nur im Mary Joa sprach und half ihnen aus der Gondel.
      Erst jetzt fiel ihr auf, dass die komplette Frau, welche wohl knapp die zwei Meter Körpergröße ankratzte, Brianna an eine Tanne erinnerte. Sie stellte sich als Abies Nørdman vor.

      Briannas Blick ging ein letztes Mal zurück zu der Gondelstation, deren Eingang immer noch die massiven Lettern „Himmelsleiter“ krönten. Sie musste schmunzeln, dass man in Mary Joa immer noch so nostalgisch zu sein schien.

      Das Laternenlicht füllte die Straßen von Mary Joa wie verlaufende Milch. Gaslicht und hölzerne Kutschräder, die über den glatten Marmorboden rollten, Frauen in ausfallenden magentafarbenen oder violetten Kleidern und abstrusen Frisuren, die sich wie Pflanzen zur lebensspenden Sonne reckten, bildeten ein buntes Gemisch in den Straßen Mary Joas.
      Abies führte die beiden auf direktem und zielstrebigem Weg durch die weit ausladenden Straßen der Hauptstadt der Welt. In Mary Joa schien man die Dunkelheit so sehr abzulehnen wie Brianna das Meer, denn jeder Winkel war von hunderten Laternen und Lichtern erfüllt.
      „Folgen Sie mir bitte“, klang Abies zuckersüße Stimme an Briannas Ohren. Kyu hatte es vorgezogen von der Schatzjägerin getragen zu werden und presste sich eng an sie. Seine Stimmung hier war noch ängstlicher als in Jaden, da die Tenryuubito gerne nach Menschen mit Teufelsfrüchten Ausschau hielten, um sie als Sklaven zu halten. Da half es auch nichts, dass Briannas Ruf unter den Himmelsdrachenmenschen so bekannt war, dass es sie selbst einst davor bewahrt hatte als zwölfte Braut eines Adligen zu enden.
      „Die Fünf Weisen haben Sie beide in einem der luxuriösten Anwesen der Stadt unterbringen lassen“, fuhr Abies fort, ohne sich darum zu kümmern, dass Brianna und Kyu ihr gar nicht zuzuhören schienen.
      „Auch wenn das gewöhnliche Volk immer noch glaubt sich in die Tiefe stürzen zu müssen und die Insel dieser Barbaren zu durchqueren, boomt der Fremdenverkehr in Mary Joa.“
      Abies hielt inne und schenkte den Beiden ihr herzallerliebstes Lächeln, während sie wohl erwartete zustimmende Worte seitens ihrer Gäste zu hören. Brianna gönnte ihr diese Genugtuung nicht, denn sie wusste, dass eine Einreisegenehmigung nach Mary Joa zu erhalten genauso wahrscheinlich war wie über das legendäre One Piece zu stolpern.
      Die Gesandte der Fünf Weisen quälte sie noch ungefähr zehn Minuten mit belanglosen Details und in ihren Augen witzigen Anekdoten über die Stadt und ihre Bewohner. Die Selbstverständlichkeit mit der sie die Sklaverei und Tyrannei der Himmelsdrachen dabei ausließ oder ins Positive zu verdrehen versuchte, forderte Briannas Würgereiz stark heraus. Deswegen war sie umso erleichterter, als Abies sie endlich zu den besagten Hotel führte und den goldenen Schlüssel in das Schloss zu ihrer Suite gleiten ließ.
      Nach einem kurzen Rundgang verabschiedete sie sich mit den unheilverkündenden Worten, dass sie sie morgen zum Frühstück erwarte, ehe sie sie zu den Fünf Weisen bringen würde.
      Kyu rollte genervt mit den Augen, als der Redeschwall der Frau immer noch nicht nachzulassen schien, woraufhin Brianna unwirsch die Tür vor ihrem verdatterten Gesicht ins Schloss fallen ließ.
      Unter einem lauten Seufzer ließ sie sich neben dem Fuchs ins Bett fallen. Ihre langgliedrigen Finger fuhren über den weichen Bezug und sie atmete den frischen Duft eines Parfüms ein. Auch wenn sie es Kyu gegenüber nie zugeben würde, war ihr diese Unterkunft immer noch hundertmal lieber als die windige Kajüte auf einem Schiff. Insgeheim hasste sie sich für diesen Gedanken.
      Ihr Blick blieb wieder an dem überdimensionalen Emblem hängen, welches wie ein Damoklesschwert über ihrem Bett den Mittelpunkt der Kassettendecke bildete. Sie atmete tief ein und aus.
      Morgen würde sie also auf die Fünf Weisen treffen und erfahren was ihr Auftrag sein würde.
      3.Kapitel: Audienz bei den Fünf Weisen


      Das Frühstück mit Abies verlief erstaunlich ruhig und Brianna war froh, dass sich die Gesandte der Fünf Weisen dazu hatte überreden lassen, in ihrer Suite auf dem großen, einladenden Balkon zu frühstücken. Sie wusste, dass es Kyu furchtbar unangenehm gewesen wäre, irgendwo in seiner Fuchsgestalt zu essen und ebenso wollte sie es vermeiden ihm den Zwang aufzuerlegen sich in einen Menschen zu verwandeln.
      Brianna hörte wieder einmal nur scheinheilig zu, während Abies von den Erfolgen der Weltregierung und den Vorzügen eines Lebens in einer Weltmetropole wie Mary Joa schwärmte. Immerhin hatte sich ihr riesiger Eindruck von gestern Nacht ein wenig relativiert, denn wie die Schatzjägerin zu ihrer Zufriedenheit feststellte trug Abies Nørdman waldgrüne, mit kleinen glitzernden Perlen besetzte, Stöckelschuhe, welche einen beeindruckenden zwanzig Zentimeter Absatz vorweisen konnten. Wie es der Frau möglich war auf diesen Schuhen dennoch so anmutig und graziös über den Boden zu schweben, blieb Brianna ein Rätsel.
      Abies, die anscheinend gerade eine Frage gestellt hatte und auf Briannas Antwort wartete, blickte sie durch ihre eckigen Brillengläser an.
      „Mein junges Fräulein, Sie scheinen heute aber ganz und gar nicht richtig anwesend zu sein. Nervös wegen des großen Treffens mit der größten Autorität der Welt, hmm?“
      Auch wenn ihre Worte tröstend gemeint waren und Abies, welche ihre tannengrünen Haare zu einem beeindruckenden runden Nest modelliert hatte, tröstend über ihre Hand tätschelte, erzielten ihre Worte genau das Gegenteil.
      Brianna nahm einen Schluck des grünen, künstlich schmeckenden Apfeltees und räusperte sich.
      „Nein, nein. Es ist alles in Ordnung. Ich finde ihre…ihre…Brille nur so faszinierend“, stammelte Brianna, um ihre Unsicherheit zu kaschieren. Sie hasste es, wenn andere Menschen sehen konnten, dass sie unsicher und schwach war. Und Abies Nørdman würde sie diesen Triumph erst recht nicht gönnen. Jedoch schienen ihre Worte Wirkung zu zeigen, denn die Frau schenkte Brianna ein zuckersüßes Lächeln und es schien der Rothaarigen fast so, als bildeten sich winzig kleine Tränen in ihren stark überschminkten Augenwinkeln.
      „Ach mein liebes Ding. Du bist ja herzallerliebst“, flötete sie und fuhr sich mit den grün lackierten Fingernägeln über die Brille, an deren äußeren Flügeln stilisierte, mit funkelnden Smaragden besetzte, Kiefernzapfen angedeutet waren.

      Kyu, der das Essen, welche das Hotel auf silbernem Geschirr in ihre Suite hatte bringen lassen, nicht anrührte, gähnte herzhaft. Alles, woran seine feine Nase geschnuppert hatte, roch zuckersüß und künstlich. Allgemein hätte er sich am liebsten Tücher in die Nasenlöcher gestopft, um den Angriffen von Parfums und anderen Duftstoffen auf seine Schleimhäute zu entgehen. Alles in dieser Stadt war künstlich. Sogar der blaue Himmel, wie Abies in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit verlauten ließ. An besonderen Tagen ordneten die Tenryuubito an, dass alle Wolken mit Kanonen vom Himmel geschossen werden sollten.
      Künstlich taghelle Nacht…künstlich schöner Himmel…künstliche Frauen und Männer…
      Kyu schauderte es und er sehnte bereits den Tag herbei, an dem sie diese Stadt den Rücken kehren konnten. Seine pechschwarzen Augen fokussierten Brianna, welche versuchte Interesse an den Worten der Frau zu finden, die ihr mit langweiligen und trivialen Geschichten ein Ohr abzukauen schien.
      Umso überraschender war es für ihn, als Abies mit einem schrillen Räuspern, ihre Lippen mit der Serviette abtupfte und ihren Stuhl zurückrückte.
      „Ich glaube wir sollten uns auf den Weg machen!“, verkündete sie mit einem kritischen Blick auf ihre Armbanduhr.

      Die Straßen Mary Joas waren gefüllt mit hektischen Worten, bunten Farben und einem Nebel aus verschiedenen Gerüchen. Kyu saß wieder auf Briannas Schultern und hatte die Pfote auf seine Nase gedrückt, um das Ganze ein wenig abzumildern, was ihm einen weiteren missbilligenden Blick ihrer Führerin einbrachte.
      Brianna fiel sofort auf, dass die Augenpaare der meisten Menschen, denen sie begegnete, an ihnen klebten, wie Fliegen an einem Glas Honig. Es wunderte sie auch nicht, denn mit ihren schlicht gebundenen Pferdeschwanz und den, verglichen mit den Schuhen der Frauen hier, klobigen Wildlederstiefeln, kam sie sich selbst vor wie eine Aussätzige. Immerhin hatte Abies sie davon überzeugen können das satinblaue Kleid mit den silbernen Stickereien anzuziehen, welches eine der Zimmermädchen in ihrem ansonsten leeren Kleiderschrank hinterlegt hatte. Vor allem neben ihrer riesigen Führerin, welche über ihrem smaragdgrünen Hosenanzug einen braunen Poncho aus Kaschmir trug, schien Briannas Novemberblässe erst Recht jedem ins Auge zu springen.
      Sie fühlte eine Hand auf ihren Rücken und merkte wie Abies die beiden sacht, aber bestimmt weiter antrieb, während sie sie weiter mit unnützen Details über Mary Joa quälte.
      „….und so hat die Weltregierung mit Hilfe der Himmelsdrachenmenschen beschlossen, dass am Mittsommerabend eines jeden Jahres, ein großer Umzug zu Ehren der Macht der Tenryuubito stattfinden muss. Dabei sollen die verschiedenen Königreiche je eines ihrer Schönsten Mädchen und Jungen nach Mary Joa entsenden, welcher dann die große Ehre erwiesen wird, einen der Himmelsdrachenmenschen zu ehelichen…“
      Bei der Gelassenheit mit der Abies Nørdman diese abscheuliche Realität, als schillernde Party mit den besten Speisen, die sie je gegessen hatte, darstellte, drehte es Brianna fast den Magen um. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie erkannte, wie das weiße ihrer Knöchel sich durch die gebräunte Hat abzeichnete. Brianna kannte dieses Fest nur zu gut und sie wusste auch, dass es rein gar nichts mit einer Party gemein hatte. Es war eine widerwärtige Art die Sklaverei der Tenryuubito zu feiern, indem man unschuldige Kinder wie Freiwild an die lüsternsten Männer und Frauen unter den Himmelsdrachenmenschen verkaufte.

      Sie durchquerten eine palisadenartige Gasse und befanden sich auf einmal auf der größten Hauptstraße Mary Joas, der „Allee der zwanzig Heiligen“. Wie der Name schon sagte war diese Allee, deren Seiten uralte Pappeln und Zypressen zierten, den zwanzig Gründervätern der Weltregierung gewidmet und führte direkt zum heiligen Schloss, dem Sitz der Fünf Weisen.
      Brianna und Kyu hatten diese Straße, bei ihren unzähligen Besuchen der Stadt, noch nie betreten, denn Unbefugten war der Zutritt strengstens verboten. So wunderte sich die Schatzjägerin darüber, als hunderte Marinesoldaten auf der anderen Straßenseite salutierend eine enge Gasse bildeten. Gerade im Moment, als Brianna Abies nach dem Grund für diese unnatürlich hohe Präsenz der Marine in Mary Joa fragen wollte, gab eine Pappel den Blick auf zwei Gestalten frei, die mit ihrer Größe Abies Nørdman wie einen Winzling aussehen ließen.
      Der eine war ein Bär von einem Mann und in einen schwarzen Anzug gehüllt. In seinen Armen hielt er ein Buch, wenn Brianna es richtig erkennen konnte. Der andere war zwar kleiner, aber seine Erscheinung dafür umso grotesker. Er war komplett mit einem rosafarbenen Federumhang umhüllt und fuhr sich mit der Zunge gerade genüsslich über die Lippen.
      „Hurtig, Huritg!“, ermahnte sie Abies und drückte ihre Hand wieder gegen ihren Rücken, während sie den Fremden ihren missbilligenden Blick zu warf und genervt mit der Zunge schnalzte.
      „Was ist hier los?“, erkundigte sich Kyu, der seine pechschwarzen Augen nicht von den imposanten Gestalten abwenden konnte.
      „Heute ist irgendeine Konferenz mit den Sieben Samurai der Meere, um eine vakante Stelle zu füllen. Deswegen ist das Zeitfenster der Fünf Weisen heute auch nur sehr eng, weswegen wir uns beeilen müssen“, haspelte Abies los. Man merkte eindeutig, dass sie keinerlei Interesse zu haben schien, auch nur ansatzweise einen Gedanken an das Thema oder diese Individuen zu verschwenden, was sie auch mit einem abfälligen „Piratenpack!“ untermauerte.

      ~ * ~

      Die Frau quälte ihren frühzeitig gealterten Körper ächzend in den großen, mit blauem Samt beschlagenen Ohrensessel, der dicht am prasselnden Kaminfeuer stand. Sie hatte ihre Zofe ungeduldig davon gescheucht, denn sie wollte endlich alleine sein. Ihre wunde Seele sehnte sich nach etwas Ruhe und Zeit zum Nachdenken.
      Doch schon nach wenigen Minuten bereute sie, ihre Magd fortgeschickt zu haben. Die Einsamkeit war wieder in ihr Herz gekrochen, leise und schleichend, und dabei hatte sie doch so gehofft, sie endlich bezwungen zu haben!
      Mit einem wehmütigen Seufzen ließ sie den Hinterkopf an die Stuhllehne sinken und schloss die Augen. Was wollte sie sich da eigentlich vormachen, dachte sie mit einem bitteren Schmunzeln. Sie war krank, sogar todkrank. Gering standen ihre Chancen, dass sie den nächsten Frühling erlebte. Und dabei liebte sie doch den Duft nach frisch erblühenden Blumen so sehr... Das Gefühl der ersten, lauen Frühlingsbrise, die über ihre Haut streichelte...
      Sie vermisste es, durch das frische Gras zu streifen, den Morgentau an den Fingern zu spüren und den frisch entpuppten Schmetterlingen mit den Augen über die Wiese zu folgen...
      Kinderlachen erklang tief aus einer Erinnerung in ihren Ohren. Fast schon erschrocken riss sie die Augen auf. Doch niemand war hier. Das Feuer flackerte arglos und lebendig im Kamin, eine Motte schwirrte durch das offene, nur durch schwere, schwarze Gitterstäbe versperrte Fenster herein und tanzte fröhlich um die Flammen.
      „Altes Mädchen, jetzt machst du dich schon lächerlich!“, murmelte sie leise und sank erschöpft zurück in den weichen Samt. Ein Hustenanfall schüttelte ihren Körper und ließ ihre Kehle schmerzen. Sie keuchte schweratmend. Immer deutlicher spürte sie es, mit der zunehmenden Kälte des späten Herbstes wurde auch ihr Körper, ihr Geist und ihre Seele immer schwächer.
      Doch was sie am meisten quälte, war ihr gebrochenes Herz.
      „Meine Tochter...“, schluchzte sie in die nächtliche Stille und schloss die Augen. Ihr Herz wäre schon glücklich gewesen, einfach nur ihre geliebte Tochter wieder in den Armen halten zu können...
      Doch sollte ihr das vergönnt sein? Die Frau hoffte es und verdammte diesen Wunsch mit jedem weiteren Tag zugleich. Ihrer Tochter würde das gleiche blühen wie ihr. Gefangen in diesem Turm, in dieser Stadt. Bewacht von den Menschen, die ihr den Tod wünschten.
      Es schüttelte sie wieder und die Frau schmeckte Blut in ihrem Rachen. Ja sie war krank und das obwohl sie in der heiligen Stadt lebte, wo nur wenige Meter entfernt die geschicktesten Ärzte mit der besten medizinischen Ausrüstung der Welt lebten. Sie war hier eingesperrt und fristete ein Dasein, wie ein Vogel in einem goldenen Käfig.
      Nein! Es gab einen großen Unterschied zwischen dem Vogel und ihr. Denn die Frau hatte beschlossen diese Welt zu verlassen und die Arbeit für die Fünf Weisen zu verweigern. Doch was würde dann aus ihrer Tochter werden?

      Etwas zog ihre Aufmerksamkeit ans Fenster des Turmzimmers, in welches man sie vor rund fünfzehn Jahren gesperrt hatte. Ihr Blick fiel auf den leergefegten Platz und dort erkannte sie drei Gestalten, die raschen Schrittes zum großen Eingangsportal eilten. Eine war ziemlich groß mit grünem Haar und die Frau erinnerte sich, dass sie sie eventuell in den vielen Tagen, die verschwommen ineinander übergingen, schon einmal gesehen hatte. Dann war da noch ein unscheinbares Mädchen, dessen Haare im Sonnenschein nahezu brannten und das einen Fuchs auf ihrer Schulter trug.
      Bei diesem Anblick musste sie lächeln, denn das Tier und die feuerroten Haare ließen sie an eine Frühlingswiese voller Mohn erinnern

      ~ * ~

      Abies hatte sich von ihnen verabschiedet. Ihr war es nicht gestattet den großen Konferenzsaal der Fünf Weisen zu betreten, in dem man Brianna und Kyu erwarten würde. Jetzt, wo die Frau, deren Anwesenheit Brianna den ganzen Tag genervt hatte, ihr nicht mehr zur Seite stehen würde, vermisste sie den Schutz, den ihre hoch in den Himmel ragende Gestalt ihr gespendet hatte. Wie ein Baum auf einer einsamen Weide bei einem herannahenden Gewitter. Nun war sie mit Kyu allein auf dieser Wiese und das Gewitter rollte mit pechschwarzen Wolken und fünf tobenden Gesichtern auf sie zu.

      Die Halle, die sie betrat, war beeindruckend und erinnerte wohl viel mehr an eine Kathedrale, denn Brianna musste den Kopf steil in den Nacken legen, um zur Decke hinauf schauen zu können. An die hundert größerer und kleinerer Fenster legten sich wie eine Perlenkette, um den achteckig angelegten Raum und schillerten in verschiedenen Farben, sodass der Raum in ein wahres Farbenspektrum getaucht wurde. Von kalten Blautönen, über den wärmenden Schein von Erdfarben, bis hin zu Grüntönen, die Brianna Bilder lauer Sommerabende ins Gedächtnis riefen.
      Vor ihren Augen in der Mitte des mit Marmor ausgelegten Raumes, saßen sie.
      Die fünf Autoritäten ließen ihren Gästen anscheinend die Zeit, die es benötigte, um den Raum, sowie ihre Anwesenheit zu begreifen und verarbeiten zu können, denn sie schienen sie auf keinerlei Weise wahrzunehmen.
      Briannas Herz schlug ihr bis zum Hals und sie war froh, dass sich Kyu ebenfalls fester gegen ihre Brust drückte, als sie ein paar Schritte in den Raum machte. Auf einmal kam sie sich hässlich und plump vor mit ihren ungekämmten Haaren und den zerkratzten Stiefeln. Sie bereute es dem Fuchs nicht einmal durchs Fell gebürstet und Abies nicht um ein wenig ihrer Kosmetik gefragt zu haben. Dann schüttelte sie den Kopf und atmete tief ein.
      SIE haben dich angefordert Brianna. SIE wollen etwas von DIR! Also was kümmert es dich, wie du aussiehst?, versuchte sie sich in Gedanken zu beruhigen und es schien Wirkung zu zeigen.

      Einer der Fünf Weisen, er trug einen schneeweißen Kinomo, der mit zartrosa Blütenstickereien verziert war, schien Briannas Zögern und ihre innere Beruhigungsstrategie zu bemerken und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. Mit dieser Geste schien auch das Schweigen der Fünf Weisen beendet zu sein und so wandten sie sich gemeinsam zu der Schatzjägerin und ihrem Begleiter um.
      Der Mittlere, ein Mann, dessen schneeweißer Bart und spitz zulaufendes Kinn Abies in ihrer Erscheinung als Tanne Konkurrenz machte, ergriff das Wort. Seine Stimme war erfüllt von absoluter Ruhe und Gelassenheit, aber von solch durchdringender Entschlossenheit, dass Brianna davon die Knie zitterten.

      „Frau Grimm, es freut mich, dass Sie unseren Anliegen nachgekommen sind. Wir begrüßen Sie recht herzlich in Mary Joa, der heiligen Stadt und hoffen, dass Sie einen schönen Aufenthalt hatten?“
      Nachdem die Worte gesprochen waren und durch die majestätische Kuppel gejagt waren, füllte Schweigen das Gewölbe. Es dauerte einen Moment bis Brianna begriff, dass sie es war von der nun eine Antwort verlangt wurde.
      „Ähmm ja..alles zu unserer Zufriedenheit“, stammelte sie mit belegter Stimme und es fiel ihr ein Stein vom Herz, dass man von ihr nicht verlangte das ganze weiter auszuschmücken. Der Rechte der Fünf Weisen, der Brianna und Kyu das Lächeln geschenkt hatte, nickte zufrieden.
      Nun fuhr der Linke von ihnen fort, der Brianna am jugendlichsten vorkam und so zur Heterogenität der Gruppe beitrug.
      „Sie haben sich einen beachtlichen Ruf verschafft, in ihrer Zeit als Schatz- und Artefaktjägerin.“
      Seine Stimme war, trotz seines jungen Aussehens, monotoner und strenger, als die seines Vorredners. Er nahm ein Blatt Papier von einem gläsernen Beistelltisch und seine eisblauen Augen huschten rasch über die Zeilen, während er dabei auf und abging. Brianna kam es beinahe vor, als säße sie vor Gericht.
      „Das Horn des Kriegshelms des Riesenkönigs Thórwaldson. Die Halskette Amalias der Fruchtbaren. Die Munch-Munch-Frucht aus einem nationalen Museum, Schuppen des Tausend-Feuer-Drachens aus Wa no Kuni, eine geweihte Stute vom Stamm der Walküren aus Walhalla…“, fuhr der blonde Mann mit weiteren Artefakten fort, die Brianna in den letzten Jahren allesamt erbeutet hatte und mit jeder Tat, von der sie wussten, schmiedete sich ein weiterer Eisenring um ihr Herz. Daher irritierte sie es umso mehr, als sie Kyus Stimme in ihren Ohr vernahm.
      „Sie scheinen recht beeindruckt zu sein, Brianna!“, flüsterte er ihr ins Ohr. Seine Naivität nahm ihr schlussendlich den Mut. Nein dies war keine Bewunderung, sondern das ultimative Druckmittel, mit dem die Fünf Weisen sie in der Hand hatten.

      Die Geta des Mannes im Kinomo machten ein polterndes Geräusch, als jener aufstand und das Wort übernahm. Er hielt sein Katana umklammert und fixierte Brianna und Kyu durch die Brillengläser.
      „Wir haben dich nicht hierher bestellt, um dich vor Gericht zu stellen.“
      Briannas meergraue Augen weiteten sich panisch. Schon wieder! Es kam ihr vor, als könnte dieser Mann ihre Gedanken lesen. Dennoch schien diese ausweglose Situation ihren Stolz wie eine schläfrige Bestie wieder zum Leben zu erwecken. Ihren ganzen Aufenthalt in Mary Joa hatte sie eine lähmende Furcht beschlichen und nun im Augenblick der größten Furcht rührte sie sich wieder.
      „Das möchte ich auch hoffen! Immerhin scheint der Auftrag, den Sie mir erteilen wollen, ohne meine Hilfe nicht lösbar zu sein. Sonst hätten Sie mich nicht zu Ihnen bestellt!“, sprudelte es aus Brianna zögerlicher als gehofft heraus, aber es zeigte Wirkung, bei allen Beteiligten. Die Fünf Weisen setzten eine selbstgerechte Mine auf und Kyu funkelte sie verständnislos an, was Brianna aber nur aus den Augenwinkeln wahrnehmen kann.
      Verdammt Brianna! Entweder hast du sie jetzt vollends von dir überzeugt oder deine Worte kosten dich und Kyu das Leben…denk daran Brianna…es nehmen immer deine Lieben davon Schaden…nie du…
      „Dein Feuer lodert stark und unkontrolliert, junges Mädchen“, räusperte sich einer der Fünf Weisen, der in einen noblen, schwarzen Anzug gehüllt war und dessen lockige weißgrauen Haare Korkenziehern glichen. „Aber du hast Recht! Wir brauchen dich und deinen Ruf, deine Erfahrung und dein Feuer!“
      „Wir brauchen euch beide!“, ergänzte der tannenartige Mann.
      „Wie wird unser Auftrag denn aussehen?“, erwiderte die Schatzjägerin, die merkte, dass die Situation langsam zu ihren Gunsten umschwenkte.
      „Wir suchen nach etwas…einem…sagen wir Artefakt“, ergriff der einzige der Männer, der noch nicht gesprochen hatte und dessen Gesicht ein gewaltiges Feuermal zierte, das Wort. „Es wurde vor vielen, vielen hundert Jahren geschaffen und ist äußert bedeutsam für uns…für die gesamte Welt.“
      „Es ist sozusagen von elementarer Bedeutung für den Weltfrieden und darf nicht in die falschen Hände geraten!“
      „Falschen Hände?“, entfuhr es Kyu, der bis dahin nicht den Mut gefunden hatte das Wort zu ergreifen.
      „Sehr richtig, Herr Fuchs“, richtete der blonde Weise sein strenges Wort an Kyu. „Es gibt Mächte und Personen auf dieser Erde, die vorhaben die Welt in ein komplettes Chaos zu stürzen und mit Hilfe dieses Artefaktes könnte ihnen das sogar gelingen.“
      Den Worten folgte ein längeres Schweigen und Brianna musste die gehörten Worte erst einmal verarbeiten. Dieser Auftrag schien sich komplett von allem zu unterscheiden, was sie bisher je erledigt hatte.
      „Und wo kann ich dieses Artefakt finden?“
      Nun war es an den Fünf Weisen zu schweigen und eilig tauschten sie bedeutsame Blicke.
      „Das wissen wir nicht.“
      Erst jetzt dämmerte es Brianna, als sie die beinahe versteinerten Mienen der Fünf einflussreichsten und bedeutendsten Männer der Welt erblickte. Am liebsten hätte sie lauthals losgelacht.
      „Sie wollen mir also sagen, dass ich ein Artefakt suchen soll, von dem sie nicht wissen was es ist, wo es zu finden ist und wie es aussieht?“
      Das Schweigen der Fünf Weisen wertete sie als Zustimmung, was ihrer Meinung nach dem Fass den Boden vollends ausschlug.
      „Wissen Sie denn wenigstens, wie dieses Artefakt heißt?!!“, erwiderte Brianna nun mit aufkeimenden Zorn in der Stimme.
      „Horizon“, antworteten sie alle im Kanon und die Entschlossenheit, mit der sie den Namen aussprachen, ließ Briannas flammenden Jähzorn zu kalten Rauch verpuffen. Aber es war erst der beinahe demütige Tonfall des Tannen-Weisen und die folgenden Worte, die den Widerstand der Schatzjägerin vollkommen brachen.
      „Wir wissen, dass dies viel verlangt ist, Fräulein Gimm. Aber bedenken Sie, dass wir Sie nicht darum bitten würden, wenn Sie nicht unsere letzte Möglichkeit wären. Denken Sie an das Wohl unserer aller Welt und wenn Sie einwilligen, dann werden wir dafür sorgen, dass Ihr größter Wunsch in Erfüllung geht!!“
      Der durchdringende Blick, mit dem die Fünf Weisen sie nun ansahen, eliminierte all ihr Zweifel. Sie hatte das Gefühl, dass ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Ihr Herzschlag fing an zu rasen und ihre Hände vergruben sich tief im dunkelblauen Stoff ihres Kleides. Schweißperlen legte sich wie frischer Morgentau auf ihre Stirn und sie biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie den rostigen Geschmack von Blut schmecken konnte.
      Sie wussten wo sie war und sie würden sie ihr zurückgeben, wenn sie diesen Auftrag ausführte.
      Ehe sie auch nur einen weiteren Gedanken darüber verschwendete, hörte sie ihre eigenen Worte wie aus einem weit entfernten Echo.
      „Ich nehme den Auftrag an!“
      4.Kapitel: Alte Freunde - Neue Feinde


      Die Schaufelräder des kleinen Dampfschiffes setzten sich mühsam in Bewegung und kämpften gegen die unruhige See im Hafen von Cliffs End an. Dunkle Wolken hatten sich an den Steilhängen der Redline zu einer bedrohlichen dichten Masse verengt. Es war dennoch totenstill und außer dem plätschernden Geräusch des Schiffes erfüllte keinerlei Ton den jungen Morgen.
      Brianna presste sich gegen die hölzerne Wand und ihre Augen fixierten das einzig bekannte Tor zu Mary Joa. Die mächtigen Seilbahnen der Gondel waren im dichten wolkenverhangenen Himmel kaum zu sehen und die schmalen, ins rote Gestein gehauenen Stufen, welche auch ironischerweise als „Himmelsleiter“ bekannt waren, erkannte man nur in schemenhafter Andeutung. Brianna konnte sich nicht vorstellen, wie waghalsig und gefährlich der Auf- und Abstieg über diese Stufen sein mochte. Der Blick nach oben offenbarte nur einen nicht enden wollenden, kilometerlangen Aufstieg. Unten hingegen wurde man bereits von den scharfen Reißzähnen des Meeres zum Fraß erwartet.
      Der Fuchs streifte ihr gemächlich um die Beine und die warmen, dunklen Augen ihres Gefährten lösten die Bänder, die ihre Brust zugeschnürt hatten.
      „Geht es dir gut?“, klang seine weiche Stimme an ihre Ohren und stellte die Frage, die sie sich selbst seit ihrer Abfahrt aus Mary Joa stellte.

      ~ * ~

      „Beeilung! Beeilung!“, mahnte sie Abies und scheuchte Brianna und Kyu durch die prachtvollen Gänge des Hauptschlosses. Die Knie der Schatzjägerin waren immer noch ganz weich vom Gespräch mit den Fünf Weisen und das erste Mal in all den Tagen war sie froh, dass Abies sie unentwegt voran trieb, denn wäre sie zu Ruhe gekommen, wären ihr die Beine vor lauter Erschöpfung vermutlich weggeknickt.
      Kyu musterte sie nun schon eine ganze Weile und schien nicht locker zu lassen, aber Brianna konnte sich nicht die Blöße geben ihn anzuschauen. In diesem Moment sehnte sie sich einfach nach einem gewaltigen Loch, welches sie verschlingen und nie wieder ausspucken sollte.
      Abies hatte die beiden in ihrer gewohnt munteren Art nach der Audienz abgefangen und ihnen mitgeteilt, dass die Fünf Weisen noch eine letzte Sache vor ihrer Abfahrt von ihr erwarten würden. Sie sollten mit einer Frau reden, die wesentlich mehr über Horizon zu wissen schien, als sie selbst.
      „Sie war nur ein wenig…unkooperativ“, umschrieb die Gesandte der Weltregierung die Frau, woraus Brianna sofort schloss, dass es sich um eine Gefangene handeln musste.
      Anhand der Stufen, welche sie im raschen Schritt nach oben geeilt waren, ahnte Kyu, dass sich die Gefangene in einem der zierlichen Türme der heiligen Stadt aufhalten musste. In seiner Fuchsgestalt war er wesentlich schneller als die beiden Frauen und so huschte er geschickt durch ihre Beine hindurch an ihnen vorbei, was ihm ein entnervtes Zungenschnalzen seitens Abies einbrachte. Er ignorierte es wie immer.

      Der Geruch, der ihm in die Nase stieg, als sie das Zimmer betraten, erinnerte ihn an sofort an verbranntes Papier. Schwarze Asche, der rostige Geschmack von Blut und der salzige von Tränen, füllten seine Nase. Brianna schien zu zögern und wurde von Abies in den Raum geschoben, ehe sie die schwere Holztür hinter ihnen zuzog. Im Raum gab es nicht viel und im Vergleich zu ihrem prunkvollen Hotelzimmer, kam es Kyu hier sehr karg und trostlos vor.
      Das einzige, was Kyu ein wenig an den Wohlstand der heiligen Stadt zu erinnern schien, war der große, mit samt ausgeschlagene, Ohrensessel, in dem eine zierliche Gestalt zu kauern schien. Die weißen Haare fielen ihr glanzlos und strohig über die Schultern. Ihr Gesicht war ausgemergelt und die Gefangenschaft hatte tiefe Furchen durch ihre einst volle Haut gezogen. Sie war schrecklich abgemagert und Kyu stockte der Atem. Noch nie hatte er eine solch dürre Frau gesehen. Selbst seine Mutter und Schwestern, die von der schweren Arbeit auf dem Schiffskutter und der Tatsache, dass sie oftmals nur ein Stück Brot für zehn Leute zum Essen gehabt hatten, ebenfalls ausgemergelt waren, erschienen ihm jetzt als wohlgenährt.
      Die Frau warf ihnen einen kühlen Blick zu und die wässrigen braunen Augen verrieten dem Fuchsjungen, dass sie vor kurzem geweint hatte.
      „Was wollt ihr?!“, fauchte die Frau sie an und drehte sich zur Seite. Ihre Stimme war kratzig und rau. Schon wieder füllte sich der Raum mit diesem Geruch nach Blut.
      Niemand sagte etwas. Kyus pechschwarze Augen musterten Brianna, doch jene schien den Schock von vorhin immer noch nicht abgeschüttelt haben. Zur Salzsäule erstarrt, fixierten ihre meergrauen Augen einen undefinierbaren Punkt an der grauen Wand, wo sich gewaltige Schimmelflecken ausgebreitet hatten.
      „Ähem“, räusperte sich Kyu, dem die Stille unangenehm wurde. „Uns schicken die Fünf Weisen, um mit Ihnen über Horizon zu sprechen!“
      Die Frau mit dem schneeweißen Haar richtete den Blick nun auf den Fuchs und starrte ihn ungläubig an, als hätte sie erst jetzt wirklich realisiert, dass er da war. Dann entfuhr ihr ein röchelndes, halb wahnsinniges Lachen aus der Kehle. Bei den folgenden Worten war sich der Fuchs nicht sicher, ob sie an ihn und Brianna, die Fünf Weisen oder an sich selbst gerichtet waren.
      „Glauben sie denn wirklich, dass ich mit zwei dahergelaufenen über das spreche, was ich ihnen seit zwanzig Jahren verweigere. Ein Mädchen mit feuerroten Haaren und ein Fuchs…das ich nicht lache. Jahrzehnte lang haben sie mich hier eingesperrt, haben mich gefoltert….haben versucht mich zu brechen. Zwei Monate in absoluter Dunkelheit ohne Nahrung, ohne Gesellschaft. Es klangen nur die Stimmen meiner getöteten Freunde ans Ohr…ich war allein…allein in der Dunkelheit.“
      Die letzten Silben gingen in ein ersticktes Schluchzen über und die Frau vergrub ihr Gesicht in ihren faltigen Händen.
      Irritiert blickte Kyu zu Brianna, der mit der Situation maßlos überfordert war. Es war ihre große Kunst solche Gespräche zu führen. Sie konnte die Menschen für sich einnehmen, wenn die Hoffnung schon fast verloren schien. Aber nun? Nun war sie selbst hoffnungslos. Ohne zu wissen, warum er es tat, sprang er Brianna auf die Schulter und biss ihr in die Schulter. Das Schluchzen der fremden Frau wurde nun von einem Schmerzensschrei und Fluchen Briannas unterbrochen. Doch es zeigte Wirkung, denn der aufkeimende Schmerz und Zorn hatte sie aus ihrer Erstarrung gelöst.

      Es hatte eine Weile gedauert bis die fremde Frau, die sich daraufhin als Nico Olvia vorgestellt hatte, ihr Schweigen und Schluchzen gebrochen hatte.
      „Wollen Sie uns nicht sagen, was sie über Horizon wissen. Jede noch so kleine Information könnte nützlich für uns sein!“, versuchte Brianna es erneut und streichelte ihr mitfühlend über die knochigen Schultern. Doch der Zorn, der in Olvias Augen aufflackerte, ließ Brianna augenblicklich zurückfahren, als hätte sie einen Hund gestreichelt, der daraufhin feindselig mit den Zähnen fletschte.
      „Ihr habt keine Ahnung, um was diese fünf Wahnsinnigen euch gebeten haben! Horizon darf nie und nimmer gefunden werden!!!“, überschlug sich ihre Stimme und wie eine Furie schlug sie nach Brianna und Kyu, welche an die Wand zurückwichen.
      Olvia sprang auf und warf den Sessel durch den Raum. Nicht zum ersten Mal, bemerkte Brianna, als sie den abgeplatzten Putz am Boden erkannte. Die Frau warf sich nun auf den Boden und raufte sich die Haare. Sie schrie und schlug um sich, wie ein tollwütiger Hund, ehe sie sich wie ein Kleinkind zusammenrollte und ganz still wurde. Sie hatte die Arme um die Beine geschlungen und wippte leicht nach vorne und nach hinten. Die Worte, die sie nun sprach, waren sicherlich nicht für ihre Ohren bestimmt und ähnelten eher einer Art Singsang.
      „Fünf sind gleich, fünf sind verschieden. Doch nur wer sucht und den Horizont durch das Auge sieht, wird finden, wonach sein Herz begehrt.“
      Plötzlich veränderte sich die ruhig, monotone Stimme Olvias, wobei sie zunehmend hysterischer wurde und sich überschlug.
      „Lasst meine kleine Robin in Ruhe! Was habt ihr mit ihr gemacht!!!! Wo ist sie??!!“

      ~ * ~

      Briannas Finger fuhren über die hölzerne Maserung und die knochige Struktur des Hirschkopfes nach, der an der Wand lehnte.
      Sie waren nun schon zwei Tage unterwegs und allmählich hatte sich ihre Stimmung wieder ein wenig aufgehellt. Kyu, der auf dem Schiff immer öfter auch in seine Menschengestalt schlüpfen musste, um mit dem Wetter der Grandline klar zu kommen, saß, zusammengerollt, auf einen der Stühle und musterte sie aufmerksam.
      „Was ist das eigentlich, Brianna?“
      Ihre roten Haare waren vom salzigen Wetter ganz strohig, weswegen sie sie zu einem Zopf geflochten hatte. Als sie sich umdrehte schenkte sie ihm ein herzhaftes Lächeln.
      „Das, mein lieber Kyu, ist eine Waffe, die ich schon sehr, sehr lange suche!“
      Der Fuchs zog eine Augenbraue nach oben und fixierte das komische Ding, welches an der Wand lehnte skeptisch. Er sprang vom Stuhl und betrachtete es von der Nähe.
      Es schien ein hölzerner Hirschkopf zu sein, der an einem Besenstiel festgemacht worden zu sein schien.
      „Mir ist immer noch schleierhaft, was Evangolos dir im Austausch für den Bluteichensetzling gegeben hat“, seufzte Kyu.
      „Nachdem wir bei Olvia waren und du mit Abies zu unserem Hotel gegangen bist, habe ich Evangolos und seine Frau aufgesucht, um unseren Auftrag zu Ende zu bringen. Achja jetzt habe ich es glatt vergessen liebe Grüße von den beiden zu bestellen.“
      „Danke“, erwiderte Kyu mit sarkastischen Tonfall und rollte sich wieder auf den weichen Kissen zusammen. Er wusste, dass die beiden Himmelsdrachenmenschen nicht viel von ihm hielten und dass dies nur gespielte Höflichkeit war. So künstlich wie alles in der heiligen Stadt.
      „Auf jeden Fall war er mehr als zufrieden und neben dem versprochenen Geld, erlaubte er mir noch etwas aus seiner Waffenkammer mitzunehmen.“
      „Und da hast du dich für dieses…Spielzeug…entschieden?“
      „Der Schein trügt oftmals Kyu, das sollte dir eigentlich nach all unseren Abenteuern bewusst sein. Dies ist eine Waffe, welche vom berühmten Dr. Vegapunk hergestellt wurde.“
      „Dem Vegapunk, der für die Marine arbeitet?“
      „Genau der!“, flötete Brianna entzückt und zwinkerte ihm zu. „Es handelt sich hier um einen neuen Prototyp an Waffe, denn Vegapunk ist es gelungen Teufelsfrüchte in Waffen zu implementieren!“
      „Wie bitte?!“, entfuhr es Kyu, der von solch einer Waffe noch nie gehört hat.
      „Doch es stimmt! Bei einen meiner letzten Aufträge, habe ich das erste Mal Gerüchte über ein Schwert gehört, dass sich in einen Elefanten verwandeln kann. Als ich Evangolos danach fragte, sagte er, dass er so etwas auch im Keller stehen habe, weswegen ich den Bluteichenauftrag auch überhaupt erst angenommen habe.“
      Kyus Lippen zogen sich zu einer schmalen Linie und schenkten Brianna einen übertrieben bösen Blick.
      „Jetzt schau nicht so…nur weil ich es dir nicht erzählt habe.“
      „Und was kann dieses Ding jetzt?“, fragte der Fuchs ungeduldig, dem endlich eingefallen war, woran ihm dieses Ding erinnerte. Es sah aus wie ein Steckenpferd für Kinder, nur mit einem Hirschkopf anstatt dem eines Pferdes.
      „Es hat von der Pferde-Frucht, Modell Hirsch gegessen. Allerdings war es einer der ersten Versuche Vegapunks und Evangolos versicherte mir, dass es anscheinend nicht in der Lage sei sich in einen Hirsch zu verwandeln. Aber dennoch ist es eine mächtige Waffe!“
      „Naja da wo wir hinfahren, wirst du so eine auch gebrauchen können, Brianna! Du weißt, dass wir in Chasetown nicht gerne gesehen werden!“
      Brianna seufzte und ergriff ihre neue Waffe. Ein seltsames gelbliches Leuchten ging von den leeren Augen des Hirschkopfes aus.
      „Ich weiß, aber wir haben momentan nur absolut vage Anhaltspunkte, um Horizon zu finden. Daher denke ich, dass wir ohne seine Hilfe nicht auskommen werden!“

      ~ * ~

      „Olvia hat ihr mehr Informationen gegeben, als uns in all den Jahren der Folterung“, seufzte der Weise mit dem Kimono und pustete in seine dampfende Tasse voll heißem Sake.
      „Ich denke viel eher, dass sie wegen der Folterung allmählich den Verstand verloren hat“, korrigierte ihn der Weise, der Brianna an eine Tanne an einem Wintermorgen erinnert hatte.
      „Ob sie überhaupt gemerkt hat, mit wem sie es da zu tun hat?“, lächelte der Weise mit der Brille in die Runde.
      „Ich glaube nicht. Sie kann schon lange nicht mehr zwischen Wahnsinn und Realität unterscheiden. Auch wenn sie uns, egal wie vehement wir vorgehen, das Wissen Oharas verweigert!“
      Der Mann mit dem blonden Haar und den eisblauen Augen räusperte sich, nachdem er die sonnenbeschienene Terrasse betrat.
      „Wir haben Meldung von den in Water 7 stationierten CP9-Agenten bekommen. Die Vorbereitungen zur Operation Pluton laufen auf Hochtouren!“
      „Sehr schön“, erwiderte der Mann mit dem Feuermal kühl und legte die wulstige Stirn in Falten. „Ich frage mich, ob wir Olvia für den Bau der Pluton überhaupt noch gebrauchen können. Mit jedem Tag, den sie dort oben verbringt, nistet sich der Wahnsinn mehr in ihren Kopf ein!“
      Ein zustimmendes Schweigen erfüllte die Runde, ehe der Mann mit der Narbe das Wort ergriff.
      „Wir sollten uns auf die andere Nico konzentrieren.“
      „Mein lieber, es ist ja nicht so, dass wir sie nicht schon seit zwanzig Jahren in die Finger kriegen wollen!“, unterbrach ihn der Mann mit dem weißen Kimono.
      „Nun ja, aber sie scheint unvorsichtig zu werden. Nach mehr als fünf Jahren Stille sah ein Leutnant der Marine, namens Tashigi, sie in Arbana. Vor wenigen Tagen erkannten sie Spitzel in Mocktown auf Jaya. Dort war sie mit dem Strohhut unterwegs!“
      „Dem Strohhut?!“, entfuhr es dem Mann mit dem Feuermal, der vor Schreck fast sein Glas umgeworfen hätte. „Die Leute, die ein D. im Namen tragen, sollten nicht mit den Teufeln aus Ohara verkehren!“
      „Das hast du Recht, aber gereicht uns das nicht zum Vorteil? Nach fünf Jahren, in denen wir den Blickkontakt zu ihr verloren haben, sehen wir sie gleich zweimal innerhalb kürzester Zeit. Sie scheint unvorsichtig zu werden und wird uns bald in die Fänge gehen.“
      „Vielleicht hast du Recht…“, murmelte der Tannen-Weise und griff nach einen der Kekse, die auf dem runden Glastisch standen. „Dennoch sollten wir die CP9 in Water 7 darüber in Kenntnis setzen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Strohhüte dort hindurchkommen werden.“

      Nach einem kurzen Telefonat, erschien Abies mit gesenktem Blick im Türrahmen. Sie hatte sich offenbar umgezogen, denn anstatt des dunkelgrünen Hosenanzugs, trug sie nun ein Kleid, das an Minze erinnern ließ. Auch waren ihre Haare nun nicht mehr kurzgeschnitten, sondern schulterlang und lockig.
      „Fräulein Nørdman, kontaktieren sie doch bitte die Saligia-Einheit der CP8 und schicken sie Envy zu uns. Wir haben einen Auftrag für sie!“
      „Jawohl, Eure Majestät!“
      Während sich Abies mit klackerndem Schritt entfernte, blickten seine vier Kollegen irritiert drein. Der Mann, fuhr sich durch den langen weißen Bart und schenkte ihnen ein wissendes Lächeln.
      „Die CP8 setze ich auf Frau Grimm und diesen Fuchs an. Ich möchte wissen, was sie herausfinden und zwar zu jeder Zeit. Immerhin steckt böses Blut in ihren Adern!“

      ~ * ~

      Die Wache, die man auf dem Haupttor Chasetowns aufgestellt hatte, blickte über das weite Tal.
      Das Tor leuchtete im Mondschein gespenstisch. Man hatte es nach dem Bürgerkrieg nur sporadisch wieder aufbauen lassen, nachdem die Stadt zur gesetzesfreien Zone erklärt worden war.
      Die geröteten Augen des stattlichen Mannes wanderten weiter über das Tal, blickten auf die verfallenen Mauern der Stadt, auf die schwarzen, tiefen Schächte der unterirdischen Gruben. Man brachte heute keine Steine mehr zu den Mauern, die aus den unterirdischen Stollen gebracht und mit den noch vorhandenen Mauerresten verbunden werden sollten. Stollen, die inzwischen wieder trocken waren.
      Der Staudamm, denn die Rebellen im Bürgerkrieg zerstört hatten, war wieder aufgebaut worden und so dienten die einstigen staubigen Minen dieser Stadt, welche für ihren Bergbau bekannt gewesen war, den zahllosen Gesetzlosen als Wohnraum.
      Schließlich blieb der Blick der Wache an der gewaltigen Formation aus Gestein hängen, die sich wie ein Turm aus der kohlegeschwärzten Erde erhob. Einiges sah nun anders aus als zur Zeit des Königs, aber der Schwarze Turm, wie man ihn einst im Volksmund genannt hatte, war unverändert.
      Tausende von flackernden Lichtern ließen das Gestein erglühen. Das Innere des Bergs war fast vollkommen ausgehöhlt und mit hunderten von kleinen Gängen, Stollen, Hallen und Räumen durchzogen. Wie ein Bienenstock wimmelten sich dort unzählige Männer und Frauen, Kinder und Alte, die dort Unterschlupf gesucht hatten.
      Als plötzlich der Wind drehte, schnüffelte der Wachhund beunruhigt. Er knurrte, woraus die Wache schloss, dass Menschen in der Nähe waren.
      Der Mann blickte nun den Weg entlang. Dank des Mondlichts war die Nacht nicht zu dunkel, aber er konnte nichts erkennen. Diese Person oder diese Personen mussten sich sehr gut verstecken können oder auf irgendeine Weise unsichtbar sein. Der Mann rang innerlich mit seinem Bestreben, nicht in Ärger verwickelt zu werden, seiner Faulheit und mit seiner Angst, es könnte doch etwas Wichtiges sein.
      Schließlich gewann die Faulheit die Oberhand und die Wache ging die Mauertreppe hinunter.

      Brianna, die in der einen Hand ihre neue Waffe umklammert hielt, wartete auf das Zeichen von Kyu. Ein leichtes Bellen signalisierte ihr, dass die Luft rein war. Schnell huschte sie vorwärts, wobei sie sich jedes Mal auf die Lippen biss, wenn das hohe Gras raschelte. In all den Jahren hatte sie zwar gelernt, wie man sich schnell und lautlos vorbewegen konnte, aber verglichen mit Kyu, der so still und gezielt durch das Gras hüpfte, als wäre er eine Heuschrecke, kam sie sich immer vor wie ein Elefant.
      Sie waren schnell am Tor und drückten sich in den kühlen Schatten der zerbröckelten Steinmauer. Über den Türrahmen hingen schief und von Rost zerfressen die Lettern „Chasetown“.
      Der Bürgerkrieg und die Artilleriegeschosse der Revolutionäre hatten das Königreich überrollt und nur noch Ruinen zurückgelassen. Nachdem der König und sein Gefolge exekutiert worden war, hatte man noch ein paar wenige Jahre hier Stellung gehalten. Doch den Rebellen fehlte es an den nötigen Männern und Fertigkeiten, um die Minen wieder in Betrieb zu nehmen, wodurch sie nach und nach abzogen.
      Mit ihrem Verschwinden kamen die ersten Gesetzlosen, politisch Verfolgte und sonstiges Gesindel aus der ganzen ersten Hälfte der Grandline zu dieser Insel und nahmen sie nach und nach in Besitz. Den größten Anteil unter ihnen stellten allerdings die verschiedenen Schatzjäger und ihre Banden, die vor allem in Chasetown eine Art Heimat fanden. Auch Brianna zählte zu denjenigen, welche die zerfallenen Stollen und den Schwarzen Turm wohl am ehesten als ihr Zuhause bezeichnen konnte.
      Allerdings erzeugte ihr Ruf, ihre Arbeit für die Tenryuubito und ihr damit einhergehender Wohlstand, immer mehr Neid, Missgunst und Hass unter den anderen Schatzjägern der Insel, weshalb man sie von dort vertrieb. Ganz zu schweigen von den anderen Vorwürfen, die man ihr machte.
      Ihre meergrauen Augen huschten bei diesen Gedanken zu Kyu, der ihr damals das Leben rettete, als sie nach drei Jahren Exil die Insel wieder betreten hatte. Ihr wurde wieder einmal schlagartig bewusst, wie viel sie dem Jungen doch zu verdanken hatte.
      „Worauf wartest du, Brianna?!“, zischte der Fuchs, der seinen Kopf durch ein Loch im morschen Holz des Stadttores steckte.
      Die Schatzjägerin strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, atmete tief ein und folgte dem jungen Fuchs, der sich zu ihrem Wegführer erklärt hatte. Er konnte die Gerüche von Fremden und damit Gefahren schon viele Meter im Voraus wittern und war daher ein exzellentes Alarmsystem, um sich rechtzeitig verstecken zu können.
      Allerdings schien die Stadt heute erstaunlich ruhig zu sein. Nur vereinzelt vernahm man noch das grölende Lachen Betrunkener war, aber auch Chasetown, die Stadt des schnellen Goldes, schien einmal Ruhe gefunden zu haben.
      Dennoch war Brianna froh, als sie nach wenigen Metern eine Gasse einschlugen, welche wie sie wusste aus der Stadt heraus führte. Es hatte sich in all den Jahren erstaunlich wenig geändert, außer, dass die Stadt noch dreckiger geworden war. Aber das störte sie nicht.
      Nach kurzer Zeit erreichten sie die Stadtmauer und Brianna konnte schon das Rauschen des Flusses hören, der hinter der Mauer tosend in die Tiefe stürzte. Es war ein Wagnis gewesen die Route durch die Stadt zu nehmen, aber um den Wald hinter Chasetown zu erreichen, war dies der kürzeste und ungefährlichere Weg.
      Die andere Möglichkeit hätte sie meilenweit um den Fluss und den Wasserfall herumgeführt und Brianna wusste, was alles in den östlichen Wäldern der Insel lauerte. Daher atmete sie erleichtert auf, als sie durch die zerschossene Steinmauer kletterten und ihre Füße weiches Moos unter den Sohlen spürte.

      Am Saum des Walds angekommen, ließen die beiden die Steinmauer hinter sich und traten mit vorsichtigen Schritten in den Schatten der Bäume.
      Von einem Moment auf den anderen umhüllte sie Stille.
      Kyu überkam ein Gefühl der Fremde. Dieser Wald war mit keinem Ort zu vergleichen, den er kannte. Es gab keine Freude in ihm. Alles war still und ruhig und alt.
      Und irgendwie unbekannt. Der Fuchs trat vor und strich über die tief gefurchte Rinde eines gewaltigen Baumes.
      „Ab hier übernehme ich, Kyu. Ich kenn den schnellsten Weg zu Toldeos Hütte.“
      Der Fuchs hatte nichts dagegen einzuwenden und ordnete sich hinter der Schatzjägerin ein, die ihren Blick starr auf den Boden gerichtet hatte. Sie musste nur den kleinen Abdrücken im weichen, feuchten Moss folgen und würde so am schnellsten zu ihrem Ziel kommen. Sie wusste, dass Toldeo immer mal wieder seine Zelte abrach und sich ein neues Zuhause suchte, aber den Wald würde er nie verlassen.
      Wie lange wanderten sie schon so umher? Stunden? Tage? Er wusste es nicht. Der Wald hatte schon lange von ihm Besitz ergriffen und er hätte nicht einmal mehr sagen können, ob es Morgen oder Abend war. Dass es nicht Nacht war konnte er sagen, da die Sonne schien. Oder war es der Mond? Durch die dichte Schicht aus Blättern und Ästen schien nur ein blasser Dunst, gerade genug, dass man die Hand vor Augen erkennen konnte.
      Kyu musste schon tief im Wald sein, zumindest schloss er dies aus den Lichtverhältnissen.
      Seinen ganzen Weg über hatte er das Gefühl, dass ihn vereinzelte Bäume beobachteten und mit den Ästen raschelten. Doch keiner dieser komischen Wesen schien sich ihm gegenüber feindselig zu verhalten.
      Immer weiter lief er durch den dunklen Wald. Hinter jedem Baum erschienen zwei neue Bäume, hinter jeder Pflanze kamen zwei weitere Pflanzen zum Vorschein. Gräser schauten nur vereinzelt aus dem Boden, der sonst fast nur von Pilzen und anderen lichtscheuen Gewächsen besiedelt war. Die meiste Zeit spürte er unter seinen Füßen kleine halb vermoderte Äste.
      Stunden – oder doch Tage? – später lichtete sich auf einmal langsam der Wald. Es war immer noch dunkel, doch die Äste ließen mehr Licht durch und Kyu erkannte, dass es Nacht war. Vereinzelte Sterne schickten ein leicht bläuliches Licht und erhellten den dunklen Wald. Immer weiter lief er durch den nächtlichen Wald und erkannte nun Bäume und andere Pflanzen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Doch alle wirkten niedergeschlagen, nirgendwo erblickte er auch nur eine Pflanze, die Freude am Leben zu haben schien.
      Brianna ermahnte ihn mit einer einzigen Handbewegung inne zu halten. Sie schienen also endlich am Ziel zu sein, was Kyu ein Stein vom Herzen nahm. Er hatte schon Angst gehabt sich vollends in diesem vermaledeiten Wald zu verlieren. Seiner Gefährtin schien es dabei ganz anders zu gehen. Sie blühte hier richtig auf. War ihre Nemesis das weite Meer, so war seine dieser abgeschiedene Wald.

      Die Frau mit den roten Haaren richtete sich vollends auf und streckte den Kopf in die Höhe. Ihre helle, klare Stimme irritierte den Fuchs für einen kurzen Augenblick, denn die Stimme kam ihm fremd, wie aus einer anderen Welt, vor.
      „Gib mir einen festen Punkt und ich hebe die Welt aus den Angeln!“
      Ihre Worte hallten durch den weitläufigen Wald und Kyu konnte seine Verwunderung nicht verbergen, aber in dem Moment als er etwas sagen wollte, erwiderte eine dünne Stimme etwas.
      „Wohl wahr, wohl wahr, wohl wahr! Brianna Grimm…was in aller Welt treibt dich in diesen gottverlassenen Winkel der Erde!“
      Auf Briannas Lippen zeichnete sich ein Lächeln und auch Kyus Gesichtszüge entspannten sich wieder, bei der Stimme dieses alten Bekannten.
      „Ich brauche deinen Rat und deine Hilfe.“
      Ein kurzes, heiseres Lachen war zu hören. „Wohl eher brauchst du die Weisheit eines Mannes, der 198 Jahre auf seinen Schultern trägt.“
      „Wenn du es so formulieren willst, Toledo.“
      „Für dich immer noch Toledo-san, Grünschnabel!!“, fauchte die Stimme und im nächsten Moment spürte Brianna einen pochenden Schmerz auf der Schulter. Man hatte ihr gerade eine ordentliche Kopfnuss verpasst.
      „Jetzt zeig dich endlich! Kyu findet dich sowieso!“
      „Nun gut, nun gut, nun gut!“
      Plötzlich spürte Brianna wie etwas auf ihre Schulter hüpfte und aus den Augenwinkeln erkannte sie die Silhouette Toledos, der es sich dort gemütlich machte, ehe er sich eine Pfeife anzündete. Er hatte sich wirklich kaum verändert.
      Für einen Zwerg hatte er zwar eine stattliche Größe, aber dennoch war er nicht größer als Briannas Fuß. Seinen ellenlangen grauen Bart, nutzte er als Gürtel, um seine rot-weiß karierte Hose festzubinden. Auf seinem Kopf thronte der senfgelbe Zylinder, in dem er gerne seine Pfeife verstaute, wodurch er noch einmal größer wirkte. Als Briannas Augen ihn fixierten, verneigte er sich noch einmal höflich.
      „Mylady, gestatten ich bin Toledo Latifudia, meines Zeichens weltbester Alchemist, Philosoph, Naturheiler, und alterndes Fossil! Shofofofo!!“, stellte er sich feixend vor, während er sich durch den grauen Bart fuhr. Die beiden Schatzjäger stimmten in sein ansteckendes Lachen ein.

      Eine Elster landete auf einem der knorrigen Äste und pickte sich geschäftig in den weißen Federn, ehe sie sich mit interessiertem Blick der Dreiergruppe zuwendete.
      5.Kapitel: Ich brauche eure Hilfe!


      Diffuses Licht erfüllte den Raum, ehe sich das spärliche Feuer im Kamin entzündete. Brianna zog sich augenblicklich die Lederjacke aus und ließ sich in den, mit vielen Flicken versehenen, Ledersessel sinken. Kyu hatte sich zu ihren Füßen gesetzt und folgte mit interessiertem Blick dem eifrigen Zwerg, der durch die Küche sprang und hastig versuchte ein wenig Ordnung zu schaffen. Erst jetzt fiel der Schatzjägerin auf, wie dreckig es in der kleinen Hütte im Wald überhaupt war. Überall setzte sich zentimeterdicker Staub ab und das kleine Geschirr des Zwerges stapelte sich nun beinahe bis zur niedrigen, gewölbten Decke. Ein Blick auf den Alchemisten verriet seine abgespannten Gesichtszüge und die blutunterlaufenen, verquollenen Augen. Details, welche man bei einem so kleinen Lebewesen schnell übersehen konnte.
      „Ist Dädalus gar nicht hier?“, erkundigte sich die Rothaarige neugierig, welche den zerzausten Erfinder und Lehrmeister Toledos vermisste. Anstatt einer Antwort erhielt Brianna ein unterdrücktes Schluchzen.
      „Was ist denn los, Toledo?“, entfuhr es dem Fuchs und sprang auf den Tisch, um den Zwergen näher zu mustern. Jener brach nun aber völlig in Tränen aus und verzweifelt suchte Brianna in ihrer Jacke nach einem Taschentuch, welches sie dem vollkommen aufgelösten Zwerg hätte reichen können. Doch der Zwerge hatte sich kurzerhand entschieden Kyus Fuchsschwanz als Taschentuch zu missbrauchen. Empört machte jener einen Satz zurück und funkelte Toledo mit einer Mischung aus Ärger und Mitleid an.
      „Willst du uns nicht sagen, was hier passiert ist, Toledo?“, unternahm Brianna einen erneuten Versuch und tätschelte mit dem Zeigefinger behutsam über den Rücken des Zwerges. Ihre Berührungen schienen Wirkung zu zeigen, denn sein Atem normalisierte sich wieder und bis auf ein paar Schluchzer schien er sich wieder im Griff zu haben.
      „Es..es tut mir leid, aber ich haben den Verlust wohl im-immer noch nicht verkraftet“, stammelte Toledo, während er mit seinem Jackenärmel das Glas seines Monokels säuberte.
      „Ist..ist..er…nunja…gestorben?“, hakte Kyu ungeschickt nach, wodurch der Zwerg wieder in Tränen ausbrach. Brianna rollte entnervt die Augen, schenkte Kyu einem tadelnden Blick und entschloss sich dazu Tee aufzusetzen, nachdem es ihr nicht gelang, Toledo zu besänftigen.

      Der Geruch von dampfendem Rosmarin erfüllte den Raum mit seinem lieblichen Aroma. Der Zwerge hatte sich in eine Felldecke gekuschelt und nippte an seiner kleinen Tasse Tee, welche ihm Brianna zubereitet hatte. Jene hatte sich wieder in ihren Sessel gesetzt, wobei es sich Kyu dieses Mal auf ihren Schoß bequem gemacht hatte.
      „Was ist denn nun los, Toledo? Was ist mit Dädalus passiert?“, versuchte die Rothaarige den Faden wieder aufzunehmen, welchen sich wegen Kyus ungeschickten Verhalten verloren hatten.
      „Sie haben…sie haben ihn eingesperrt“, winselte der Zwerg, dessen Monokel auf Grund des Teedampfes wieder die Farbe von milchigem Glas angenommen hatte.
      Bei diesen Worten verengten sich Briannas Augen und musterten Toledo aufmerksam.
      „Wer?“, erkundigte sich Kyu mit unverhohlener Neugier.
      Er kannte den schrulligen Wissenschaftler nur aus Briannas Erzählungen und hatte ihn persönlich noch nie kennen gelernt. Wenn sie Chasetown einen Besuch abgestattet hatten, so hatten sie sich am Rande des Waldes immer nur mit Dädalus‘ Schüler Toledo getroffen.

      ~ 1517 Anno Maris - 5 Jahre zuvor ~

      „Scher dich ja aus meinem Lokal und lass dich hier nie wieder Blicken“, brüllte die korpulente Tavernenbesitzer dem Zwergen hinterher, nachdem sie ihn mit einer Leichtigkeit in den Matsch vor ihrer Gaststätte geworfen hatte. Es regnete wie aus Kübeln, sodass dem Zwerg die Lehmbrühe beinahe bis zum Hals reichte.
      „Aber Bruni, meine Augenweide, du Goldstück, verzeih einem alternden Zwerg und senilen Alchemisten noch einmal. Ich werde auch nie wieder die Zeche prellen!“, säuselte der Zwerg mit honigsüßer Stimme, nachdem er sich aus der Schlammpfütze gekämpft und seine Kleidung notdürftig gesäubert hatte.
      „Toledo, du wirst deinem Lehrmeister immer ähnlicher“, schnaubte Bruni verächtlich. „Ein Säufer und Taugenichts. Der Rauch vernebelt euch das Hirn, wenn ihr weiter euren Träumereien hinterherjagt. Jetzt verschwinde! Hier mag euch Gesindel niemand mehr sehen!!“
      Deprimiert klopfte der Zwerge auf seinem Zylinder, setzte ihn auf und zückte seine Pfeife. Nachdem er merkte, dass die Regenschauer es ihm unmöglich machten, sie anzuzünden, machte er sich auf den Weg um zu Dädalus‘ Hütte in den Wald zurückzukehren. Er hatte schon ein paar Meter zurückgelegt, ehe er merkte, dass man ihn beobachtete. Er kniff die Augen zusammen, um durch den Regenschleier etwas erkennen zu können, ehe ihm die junge Frau mit den rubinroten Haaren auffiel.
      „Toledo, Toledo“, drang ihre Stimme durch den Platzregen. „Was ist nur aus dir geworden. Vor drei Jahren sahst du noch nicht so schäbig aus.“

      Mit zwei kleinen Handgriffen hatte Brianna das Fenster zu ihrer alten Wohnung geöffnet und war zusammen mit dem Fuchs, der Toledo auf seinen Rücken trug, ins Innere geschlüpft. Die kleine Wohnung lag am Rand von Chasetown und gehörte zu den nobleren Gegenden der Insel der Diebe. Brianna hatte sie sich während ihres Exils durch Dädalus und Toledo mieten lassen, mit der Vorstellung hier irgendwann zurückkehren zu können und sesshaft zu werden.
      Die Einrichtung in den geräumigen Zimmern war sporadisch und hatte Brianna noch von den Vormietern übernommen. Es gab nirgends eine Spur von persönlichen Habseligkeiten und heute war auch das erste Mal, dass sie die Wohnung überhaupt betreten hatte.
      Toledo hatte sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen und seine Kleidung in der Nähe des Kamins aufgehängt, um sie zu trocknen. Draußen klopften Wind und Regen immer noch energisch gegen die verstaubten Fenster. Kyu schüttelte nur einmal sein Fuchspelz und legte sich dann ans wärmende, prasselnde Feuer.
      „Weißt du, mein Junge“, setzte der Zwerg mit interessierten Blick auf Kyu an, wobei sein Auge durch das runde Monokel fast lächerlich groß wirkte. „Dädalus würde sich bestimmt gerne einmal mit dir Treffen!“
      Der Fuchs runzelte die Stirn und hob leicht den Kopf, um den Zwerg zu mustern und die Bedeutung hinter seinen Worten deuten zu können. „Wie meinst du das?“
      „Nunja unser guter Dädalus, seines Zeichens weltbester Alchemist, Erfinder, Physiker, Beherrscher längst ausgestorbener Sprachen, alles in allem gesagt Universalgenie, forscht schon lange am Thema der Teufelsfrüchte. Und wenn ich meinem Meister an dieser Stelle einmal die Worte aus dem Mund nehmen darf, du hast einen speziellen Geruch!“
      Verwirrung legte sich über das Gesicht von Kyu und Brianna, aber Toledo zog nur an seiner Pfeife und schenkte ihnen sein breites Lächeln.
      „Was meinst du damit?“, fragte Kyu, der sich noch nie besondere Gedanken über seine Teufelskraft gemacht hatte.
      „Das, mein Sohn, kann dir nur einer verraten und zwar mein Meister Dädalus!“

      ~ In der Gegenwart ~

      „Was ist jetzt mit Dädalus genau passiert?“
      „Nach dem Vorfall vor fünf Jahren und speziell dem vor acht Jahren, haben ihn die Menschen, ebenso wie dich gemieden. Sein Ruf war zerstört, weshalb er sich auch mit mir in den Wald zurückgezogen hat. Er ertrug die Demütigung mit solch stoischer Gelassenheit, dass meine Bewunderung für diesen Mann ins Unermessliche stieg. Für Besorgungen schickte er meistens mich in die Stadt. Ihr wisst ja, dass Zwerge erstaunlich stärk sind und mit Einfachheit das Mehrfache ihres eigenen Körpergewichts tragen können“, begann Toledo mit seinen Erzählungen, wobei seine Stimme immer noch belegt und die Augen gerötet waren. Der Fuchs hatte seine Ohren gespitzt und rührte sich nicht von Briannas Schoß. Jene hatte indes den Wunsch aufzuspringen und durch den Raum zu gehen, als der Zwerg auf die Geschehnisse vor acht Jahren zusprechen kam. Ich Lunge zog sich zusammen und eine Mischung aus Wut, Furcht, Dankbarkeit und Selbstverachtung stieg in ihr auf und sorgte für ein wahres Gefühlschaos in ihr.
      Dichter Nebel hatte sich über den Wald gelegt und in der Ferne hörte man die geschäftigen Rufe von Eulen, die sich dafür bereit machten in der Morgendämmerung jagen zu gehen.
      „Die Präsenz und Aktivität von Piraten auf dieser Insel ist seit euren letzten Besuch gewaltig angestiegen und der Bevölkerung geht es schlecht; noch schlechter als zuvor. Deswegen hat sich Dädalus-sensei auf den Weg gemacht, um der Bevölkerung mit seinen Erfindungen zu helfen. Ich, als Kräuterheilkundler, bin mit ihm gereist, da sich viele der Leute in Chasetown nicht einmal mehr einen Arzt leisten können.“
      „Lass mich raten, die Bürger dieser wundervollen Stadt, haben ihn gleich wieder vor die Tür gesetzt?“, fragte Brianna schnaubend, die wusste, wie undankbar und gemein die Leute hier sein konnten, vor allem wenn sie Hunger litten und tyrannisiert wurden. Dennoch würden sie die Hand desjenigen beißen, der sie zu füttern versucht.
      „Noch viel schlimmer, Brianna!“, schluchzte der Zwerg plötzlich wieder los. „Auf den großen Markt zu Füßen des schwarzen Turms, stellten wir uns auf und verkündeten, weshalb wir gekommen waren. Zu Beginn wurden wir nur mit unverhohlener Verachtung gestraft, aber irgendwann kamen die Leute und fingen an uns mit verfaulten Obst und Steinen zu bewerfen.“
      Briannas Hand fuhr über ihre Schläfen. Ihr Puls war angestiegen, als sie an ihr persönlich schlimmstes Erlebnis auf dem Marktplatz zurückdachte.
      „Was ist dann passiert?“, riss sie Kyus Frage aus ihren dunklen Gedanken.
      „Er ist gekommen und hat unseren Stand zerstört. Er hat mich mit nur einer Hand ausgeschaltet und ist dann auf Dädalus losgegangen. Zuerst hat er all seine Erfindungen zerstört und hat dann auf ihn eingeschlagen. Mein Meister Dädalus, ist zwar flink, aber dennoch alt und er hatte keine Chance gegen seine hemmungslose Gewalt.“
      Toledo stockte, denn offenbar jagte ihm die Erinnerung einen eiskalten Schauder über den Rücken. Es wurde still in der Hütte der beiden Wissenschaftler und nur das Knistern des offenen Kaminfeuers zeugte von der Präsenz von Lebewesen. Es war wieder einmal die Naivität Kyus, welche den Vorhang der Stille zerriss.
      „Wer? Wen meinst du?“
      „Crane!“, kam die Rothaarige dem Zwerg zuvor, ehe sie schlagartig aufstand, Kyu damit auf den Boden beförderte und die Hütte mit lauten Türenknallen verließ.

      Die kühle Luft war nach der, vom Feuer gewärmten, Luft der Hütte, wie ein Schlag ins Gesicht.
      Siehst du Brianna…schon wieder…schon wieder ist jemand wegen dir in Schwierigkeiten. Du bist es, die alle ins Verderben zieht. Allein du!
      Ihre Finger bohrten sich in das Leder ihrer Jacke und erst als sie den sanften Druck auf ihren Oberarmen spürte, normalisierte sich ihr Herzschlag wieder. Als sie den Namen Cranes ausgesprochen hatte, schienen all die alten Verletzungen wieder angefangen haben zu schmerzen. Ihr Atem nahm den Gestalt von weißen Nebel an, nur um sich schlussendlich wieder zu verflüchtigen. Das Knarzen der Tür riss sie aus den Gedanken und ohne es zu sehen, spürte sie die Anwesenheit ihres Gefährten.
      Seine Stimme klang sanft und weich, ganz anders als die dunklen, schmerzenden Gedanken, die sie mit diesen Ort verband.
      „Es tut mir leid, Brianna. Ich habe ganz vergessen, wer Crane ist. Toledo hat mich aufgeklärt.“
      Die Rothaarige spürte die aufrichtige Entschuldigung und ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie sich umdrehte.
      „Keine Sorge, Kyu. Mir geht es gut.“
      „Was wollen wir jetzt machen?“, fuhr der blonde Fuchs fort. Brianna ging in die Hocke und streichelte ihm über das leicht strohige Fell.
      „Wir werden Dädalus helfen!“
      „WAS?!“, entfuhr es ihm und ein undefinierbarer Schleier aus Furcht und Verwunderung hatte sich über sein Gesicht gelegt. Brianna schenkte ihm einen ernsten Blick.
      „Kyu, es ist meine Schuld, dass man ihn gefangen hält. Es ist meine Schuld, dass er und Toledo leiden mussten. Ich kann jetzt nicht gehen. Ich kann ihn nicht im Stich lassen, auch wenn das bedeutet, dass ich mich Crane und der gesamten Bevölkerung von Chasetown stellen muss.“
      „Ich verstehe“, antwortete Kyu knapp.
      „Außerdem brauchen wir doch Informationen bezüglich unseres Auftrages von ihm. Er ist der Einzige, den ich kenne, der mit den Teufeln von Ohara verkehrt hat und jene sind bisher die einzige Verbindung zu Horizon, die wir haben. Von daher werde ich mich jetzt nach Chasetown aufmachen und Dädalus dort rausholen. Du wartest hier mit Toledo, einverstanden?“
      Jetzt war es Kyu, der seine langjährige Gefährtin streng und mit ernsten Gesichtsausdrück musterte.
      „Wenn du glaubst, dass ich dich allein da rein gehen lasse, hast du dich geschnitten. Letztes Mal wärst du ohne mein Einschreiten fast draufgegangen, als du dich in die Nähe des Schwarzen Turm gewagt hast!“
      Brianna lächelte den Fuchs an und bei seinem ernsten Gesichtsausdruck konnte sie nicht anders, als zu schmunzeln. Sie nickte und damit stand es fest, dass sie sich zu zweit wieder in diese Hölle begeben würden.

      „Ich…ich kann euch gar nicht genug danken“, wimmerte Toledo vor Freude, der Briannas Rucksack noch mit ein wenig Proviant und vor allem Heiltinkturen und –salben gefüllt und sich mindestens ein dutzend Mal bedankt hatte.
      Brianna hatte den Rucksack und ihr Steckenpferd geschultert und sie standen nun am Rand des kleinen Kräutergartens, der an Toledos Hütte angrenzte.
      „Er wird vermutlich in einen der Verließe Gefangen gehalten“, fuhr er fort und Brianna nickte nur. Auf diese offensichtliche Antwort, war sie auch schon längst gekommen. Sie verabschiedeten sich noch von dem Zwerg, ehe sie sich wieder auf den Weg durch den Wald machten.
      Die Dämmerung setzte ein und tauchte den Himmel in den Farbton von Blutorangen, als Toledo Brianna und Kyu im Dickicht der Wälder aus den Augen verlor. Er machte sich gerade wieder auf den Weg in die Hütte, als er einen Vogel sah, der auf dem Zaun saß, welcher sich um seinen Kräutergarten zog. Hastig versuchte er sie zu verscheuchen, indem er einen Stein nach dem gefiederten Wesen warf, woraufhin es krächzend davon flog.
      „Das ist ja unglaublich. Die Viecher fressen meine ganze Ernte. Ich muss wohl doch eine Vogelscheuche aufstellen“, murmelte Toledo, ehe er die Tür zu seiner Hütte hinter sich zuzog.
      6.Kapitel: Der Gefangene im obersten Stockwerk


      Die Sonne wärmte ihre leicht gefrorenen Wangen, als sie beide den dunklen Wald verließen und sich die zerschossenen Stadtmauern Chasetowns vor ihnen erhoben. Brianna klopfte sich die letzten Blätter und den Dreck von der Hose, ehe sie Kyu einen eindringlichen Blick zuwarf.
      „Bereit in die Stadt zurückzukehren?“, fragte Brianna mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Tonfall, der unsicherer klang, als ihr lieb gewesen wäre. Kyu spürte ihre Zaghaftigkeit, wandte sich der Schatzjägerin ganz zu und plötzlich legte sich ein ungewohnt selbstsicherer und bestimmter Ausdruck über seine Gesichtszüge.
      „Ich würde dich bis in die Hölle begleiten und das weißt du, Brianna!“
      Die Worte hingen zwischen den beiden und die Stille war greifbar. Der Gesichtsausdruck der Rothaarigen veränderte sich von einer erstarrten Mine zu einem breiten Grinsen.
      „Dir ist schon klar, dass das aufs Gleiche hinausläuft, wenn Crane uns in seine Finger bekommt?“, erwiderte sie mit sarkastischen Tonfall. Kyu unterdrückte ein Lachen, aber seine Gesichtszüge hatten sich wieder entspannt und Brianna konnte wieder die kindliche Leichtigkeit auf seinem Fuchsgesicht erkennen.
      „Ladies first“, schmunzelte der Fuchs mit einem Blick zu Mauer, woraufhin Brianna die Augen verdrehte und sich auf den Weg machte die Felsmauer zu erklimmen. Das Gestein war feucht vom Morgentau, aber dennoch gelang es ihr sich einigermaßen geschickt an Hand von Einschusslöchern und Spalten, die sich durch poröses Steinmaterial gebildet hatten, nach oben zu ziehen. Der Fuchs war dabei aber wesentlich eleganter und sprang beinahe mit einem Satz neben Brianna.
      Jene ließ sich auf die Mauer sinken und baumelte mit den Beinen in der Luft, während um sie herum die schiefen und löchrigen Dächer Chasetowns in warmes Sonnenlicht getaucht wurden.

      ~ * ~

      Er summte nun schon seit die Sonne aufgegangen war vor sich hin, während seine dürren Finger durch den silbrigen Bart fuhren. Er war umringt von Dunkelheit und Kälte. Ein einzelner Lichtstrahl bahnte sich den Weg durch ein handbreites Fenster. Er erkannte die dunklen Silhouetten von schwarzen Gitterstäben vor sich. Der Mann hatte es sich in der hintersten Ecke des Verlieses an der mit Staub und Schmutz überzogenen, ehemals weißen Steinwand bequem gemacht.
      „Kannst du alter Kauz mit deinem infernalischen Gepfeife aufhören?!“, brummte einer der Mithäftlinge grimmig aus der Nachbarzelle. Der Mann hob, ohne sein Summen einzustellen, die weißen Augenbrauen, wodurch sich seine Stirn nun vollends in tiefe Falten legte.
      „Scheinst alle Menschen um dich herum, ja immer noch so zu erfreuen, wie eh und je, Dädalus“, ertönte plötzlich eine kräftige Stimme, wobei dem alten Gefangenen der sarkastische Unterton durchaus auffiel.
      „Dädalus-SAN, wenn ich bitten darf“, antwortete der Mann und richtete sich auf, um im Halbdunkel die Gestalt erkennen zu können, die sich an die rostigen Gitterstäbe seiner Zelle lehnte. Als er die braunen Haare und das markante Kinn erkannte, entspannten sich seine Gesichtszüge, nur um sich einen Augenblick später zu einem großen Fragezeichen zu verwandeln.
      „Mein Junge, was treibt dich denn auf diese gottverlassene Insel?“
      Die Gestalt ging in die Hocke und warf dem ausgemergelten Gefangenen einen blutroten Apfel zu, der ihn geschickt auffing. Das fahle Licht erleuchtete sein breites, verschmitztes Lächeln.
      „Geschäfte“, antwortete der junge Mann knapp.
      Dädalus richtete sich auf und klopfte den Schmutz von seiner kakaofarbenen Haut, ehe er zum Gitter ging und die, durch seine dicken Brillengläser stark vergrößerten, dunklen Augen seinen Besucher neugierig musterten.
      „Müssen schlechte Geschäfte sein, wenn sie dich nach all den Jahren nach Chasetown zurückbringen“, fügte Dädalus hinzu und biss in seinen Apfel.
      „Sei nicht so streng, mit unserer alten Heimat, Dädalus. Heimat bleibt Heimat, egal wie beschissen sie ist.“
      „Gilt das nicht auch für Familie?“, flüsterte Dädalus nun im harschen Ton und die Mine seines Gegenübers versteinerte sich. Eine betretene und spannungsgeladene Stille breitete sich zwischen beiden aus, aber dennoch beäugten sich beide intensiv, ohne den Blick abzuwenden.
      „Du weißt besser als ich, dass zu dieser Geschichte zwei Personen gehören“, erwiderte der Braunhaarige und sein Tonfall gab dem alten Dädalus zu verstehen, dass das Thema damit beendet wurde.
      „Nun ja“, fuhr der Erfinder mit heiteren Tonfall weiter, „immerhin schön, dass es dich in dieses Rattenloch bringt, welches sie Verließ nennen. Ich hätte mich vor Jahrzehnten einfach von der Weltregierung fangen lassen sollen…die behandeln ihre Gefangenen wesentlich besser!“
      „Woher willst du das denn wissen?“
      „Hab ich gehört“, entgegnete Dädalus knapp und schnippte dem Besucher gegen die Stirn, wie er es schon gemacht hatte, als jener noch ein kleines, unbeholfenes Kind gewesen war.
      „Im Übrigen, was hast du mit meinen unheimlich geselligen Mitgefangenen hier oben gemacht? Sonst fängt er an zu meckern, wie eine alternde Matrone in den Wechseljahren, wenn ich nur das Summen anfange“
      Der Besucher schenkte ihm wieder ein verschmitztes Lächeln, während er sich durch die wilden Haare fuhr und Dädalus‘ Frage mit „Duftdial“ beantwortete.
      „Wie es uns Dädalus-sensei, gelehrt hat.“
      Der Alte lächelte bei dem Gedanken an diese glücklicheren Tage, bevor die Dunkelheit über die Insel und in sein Herz gezogen war.
      „Um noch ein heikleres Thema anzuschneiden…ich glaube nicht, dass du gekommen bist, um mich hier rauszuholen oder? Versteh mich nicht falsch, ich habe schon gar nicht mehr damit gerechnet, aber bei dem Gedanken meine geschundenen, porösen, alten Knochen noch einmal durchzustrecken, wird mir richtig warm ums Herz….eine andere Erklärung dafür wäre natürlich, dass ich einen Herzinfarkt erleide; das wäre in meinem hohen Alter, sowieso schon einmal überfällig.“
      Die Worte zeigten nicht die gewünschte Wirkung, denn sein Besucher richtete sich auf und entfernte sich ein paar Schritte von der Zelle. Er legte den Kopf ein wenig schief und bedachte Dädalus noch einmal mit einem kurzen, intensiven Blick seiner markanten meergrauen Augen.
      „Du bist wahnsinnig, wenn du glaubst, dass ich mich freiwillig mit Crane und seiner Armada von hirnlosen Schlägern anlege, aber ein geschwätziges Vögelchen hat mir gezwitschert, dass schon jemand anderes deinen Wunsch in Erfüllung bringen wird. Also leb wohl, Dädalus-san!“
      Ehe der alte Mann etwas erwidern konnte, war sein unerwarteter Besucher auch schon wieder verschwunden. Kopfschüttelnd nahm der Alte wieder seinen Platz in der staubigen Ecke des Verließ ein und fing an zu summen, während er den Bart um seinen Finger zwirbelte. Es dauerte nur wenige Momente, ehe ein tiefes Brummen ihn aufschrecken ließ.
      „Verdammt, Dädalus!! Kannst du nicht einmal das Maul halten?“
      Ein Lächeln huschte über die faltigen Lippen des Universalgenies, ehe er die Augen für ein weiteres Schläfchen schloss.

      ~ * ~

      Toledo hatte gerade die Tassen abgespült, als ihn das bekannte Summen aufhorchen ließ. Schnell spurtete der Zwerg über den blank polierten Tisch und kam vor der Teleschnecke zum stehen. Er musste gar nichts sagen, da ertönte schon die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung.
      „Es geht im gut, Toledo! Ich war gerade bei ihm und er schaut fast besser aus als eh und je. Du weißt ja, dass Dädalus fast unverwüstlich ist. Der rüstige Knacker wird uns noch alle überleben.“
      „Sprich nicht so abfällig, über Dädalus-sensei! Aber ich danke dir, dass du nach dem Rechten gesehen hast. Bist du dir sicher, dass du nicht warten willst oder ihr helfen wirst?“
      Stille setzte ein und Toledo merkte, dass er mit seiner Frage zu forsch vorgegangen war. Es wunderte ihn beinahe, als ihm sein Gesprächspartner doch noch antwortete.
      „Es ist nicht an der Zeit, dass wir uns schon sehen. Es ist zu viel passiert und zu wenig Zeit vergangen. Ich muss jetzt Schluss machen, Toledo. Ich wünsch dir alles Gute!“
      „Ich dir auch!“, erwiderte der Zwerge freundlich, aber da hatte sein Gegenüber schon aufgelegt.
      Fast zeitgleich hörte er ein Geräusch, welches er nicht einordnen konnte, aber als er sich umdrehte, weiteten sich seine Augen vor panischer Angst. Er blickte in die schlitzförmigen pechschwarzen Augen einer verhüllten Gestalt, welche mit ihren giftgrünen Fingernägeln über die feine Holzmaserung fuhr.
      „Wer…wer…seid ihr? Wa-as w-w-wollt ihr?“, stotterte der Zwerge mit pochendem Herzen. Irgendetwas an dieser Person ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Sie antwortete ihm nicht und während sie näher kam, wich der Zwerg immer weiter zurück, bis er schlussendlich über eine Unebenheit im Tisch stolperte und unsanft auf seinem Hintern landete.

      ~ * ~

      Schritte waren am Gang zu hören. Er wurde nervös. In gleichmäßigem, schwerem Takt kam jemand näher. Dädalus Hände fingen an zu schwitzen, denn er kannte den schweren Schritt der Person, die jetzt näher kam. Augenblicklich hörte er auf zu Pfeifen und setzte eine stoische Mine auf.
      Die Türe des Verlieses öffnete sich und ein in Rüstung gekleideter Soldat trat herein. Mit festem Griff packte er ihn am ausgemergelten Arm und zog ihn förmlich aus seiner Zelle.
      „Komm mit“, befahl er in ruchlosem Ton. Er spürte wie sich seine kräftigen Finger in seine Haut bohrten und dunkelrote Blutergüsse formten.
      Dädalus dachte nicht einmal daran sich zu widersetzten, nein nicht einmal ein Wort wanderte über seine stummen Lippen. Endlos schien der schattige Gang zu sein, der immer wieder von grellen Lichtstrahlen durchzogen wurde. Aufmerksam hielt der Wissenschaftler nach seinen Rettern Ausschau, doch kein Lebenszeichen war zu sehen.

      Der Soldat hob eine schwere Holztür aus dem Schloss und öffnete sie einen Spalt breit.
      „Setzt dich dort hin!“, herrschte er ihn an und zeigte dabei mit seinem Finger auf eine graue Steinbank hinter der Pforte.
      Lautlos musterte Dädalus den Raum. Die Wände waren grau verfärbt, durch die schmalen Fenster drang ein wenig Licht und der eiskalte Wind wirbelte den Staub auf. Nichts befand sich in dem Raum außer dem Steinklotz in der Mitte, auf dem er bereits saß.

      Die Türe öffnete sich ein zweites Mal. Ein Mann trat herein, kaum älter als 35 Jahre. Sein Haar war blond und glatt. Ein schwarz-grauer Mantel, reichlich mit Silber und Pelz geschmückt, verdeckte seinen Körper. Mitleidig schaute er auf Dädalus hinab.
      „Seid gegrüßt!“, sagte er. Seine Stimme war so warm, süß und von solch überheblicher Ruhe gekennzeichnet, dass es den Wissenschaftler beinahe schaudern ließ. Dädalus antwortete ihm nicht, sondern schenkte ihm einen senilen Blick, der den Eindruck erwecken sollte, dass er ihn nicht richtig verstanden hatte. Der Mann stieg nicht darauf ein und ließ sich davon nicht beirren..
      „Verzeiht unseren sehr unsanften Willkommensgruß. Ihr müsst wissen, dass es dieser Tage sehr gefährlich ist in Chasetown. Überall lauert der Feind. Es bedarf nur einer kleinen Kooperation eurerseits und ihr könnt raus aus diesem schrecklichen Verließ.“
      Dädalus Ohren zuckten bei diesen Worten unmerklich und skeptisch musterte er den fremden Mann.
      „Wir wollen nur eure Dienste…meine Meister arbeiten an…nunja sagen wir einmal, dass sie euren gewaltigen Verstand, eure vielseitigen Fertigkeiten und euer Intellekt brauchen, welches an diesem Ort doch sicherlich am verrotten ist.“
      Der Tonfall des Mannes war nun so honigsüß geworden, dass Dädalus am liebsten laut aufgelacht hätte bei dem Gedanken, dass die Gestalt annahm, dass man ihn so einfach wie einen Bären ködern könnte.
      Die Aussicht auf Entlassung aus diesen kalten Mauern verflog und der Wissenschaftler verharrte in stoischer Ruhe.
      „Ihr seid schüchtern?“, frage er freundlich, aber man hörte allmählich die Ungeduld in seiner Stimme
      Dädalus seufzte und wollte schon zum Reden ansetzten. Seine Augen weiteten sich für einen Moment, doch sein Gegenüber schwieg erneut.
      „Vielleicht hilft es euch, wenn ich mich erstmals vorstelle. Mein Name ist Gryphius und meine Herren würden euch für eure Hilfe wirklich fürstlich entlohnen. Ihr könntet noch heute diese Zelle verlassen!“
      Dädalus tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe und es dauerte einen Moment, bis sein Gegenüber die Geste deuten konnte.
      „Ich weiß sehr wohl, wer eure Herren sind und ich lehne jegliche Zusammenarbeit ab. Worüber ich mich aber wirklich freuen würde, wäre ein Tässchen Tee und eine warme Decke. Ich friere nämlich ein wenig.“
      Gryphius Mine erstarrte und vollkommen perplex beobachtete er den alte Kauz, der jetzt wie ein Wasserfall redete.
      „Ich habe noch den damaligen König gesagt, er solle doch bitte in eine zentrale Fußbodenheizung in den Verließen investieren. Es reicht doch schon, wenn die Leute gefangen sind und hungern, müsse sie sich dann wirklich auch noch die Füße abfrieren?“
      Der Mann richtete seinen Mantelkragen und hob die Hand, um den zwei anwesenden Soldaten im Raum ein Zeichen zu geben. Sie reagierten sofort, zückten ihre Gewehre und gingen auf Dädalus zu. Der eine rammte seinen Schaft in den Rücken des Alten, während der andere mit seinem Gewehrlauf Dädalus Nase brach. Der Erfinder verstummte augenblicklich, während im Blut über die dunkle, mit schwarzen Altersflecken gespickte Haut tropfte. Als Gryphius das sah, entspannten sich seine Gesichtszüge wieder, wobei über seinen hohen, edlen Wangenknochen noch immer flackernde Röte zu sehen war.
      „Wenn ich wieder durch diese Tür gehe, werdet Ihr ein Gefangener bleiben.“
      Das sehe ich anders….zumindest, wenn ich vorher nicht angelogen worden bin, grübelte Dädalus, während er sich seine zertrümmerte Nase abtastete.
      Langsam schritt Gryphius zum Ausgang. Er drückte die Türschnalle nach unten und verharrte einen kurzen Augenblick, doch es kam keine Antwort.
      „Ihr habt es wohl nicht anders gewollt. SPERRT IHN WIEDER EIN!“, hallte sein scharfer Befehl durch das ganze Gebäude.
      Ein kalter Schauder lies Dädalus erzittern, als er einsam auf den kalten Boden geworfen wurde.
      Brianna allmählich könntest du kommen….ich bin müde und friere!
      7.Kapitel: Der Zwerg und die Elster


      Wie ein kalter Schneesturm auf nackter Haut traf ihn ein eisiger Wasserstrahl. Er fuhr hoch. Er sah noch nicht ganz klar, nachdem er so fest geschlafen hatte, doch er erkannte die Umrisse einer silbernen Rüstung, einen Kübel in der Hand haltend.
      Der eiserne Griff packte ihn wieder am Oberarm und schleifte Dädalus in den kalten Raum am Ende des Ganges. Das eisige Wasser tropfte von seinen Haarspitzen herunter und durchnässte sein Gewand. Die Kälte, die in den Räumen gefangen war, fing an zu beißen. Dädalus zitterte am ganzen Leib. Er wurde unsanft in die Mitte eines Raumes gestoßen, der spartanischer nicht hätte eingerichtet sein können. Der Erfinder kannte diesen Raum nicht, aber ein Blick aus den verschmutzten Fenstern offenbarte ihm, dass sie sich ungefähr im gleichen Stockwerk wie das Verließ befinden mussten. Wäre die Situation eine andere gewesen, wäre Dädalus vielleicht zum Fenster geschlendert und hätte die Aussicht auf den Wald genossen, der sich wie ein grüner Teppich vor ihm ausbreitete.
      Die Wachen drückten ihn unsanft auf einen Stuhl und nahmen dann wieder Haltung neben der Tür ein, wodurch sie ihn stumm zurückließen. Es dauerte nicht lange, da wurde dem Greis langweilig und er fing an mit den dürren Fingern auf die karge Tischplatte zu trommeln.
      „Zwei Besuche innerhalb von wenigen Stunden…dafür, dass ich außer meinem Mitgefangen in den letzten Monaten niemanden gesehen habe, ist das ja schon fast Luxus“, scherzte Dädalus, dessen Gesicht immer noch getrocknetes Blut und eine geschwollene Nase zierten.
      Die Wachen antworteten nicht, sodass Dädalus munter fortfuhr über alles Mögliche zu sinnieren, sowie seine Meinung zu seiner Behandlung, der Innenausstattung der Verließe, sowie diesen wunderschönen, sonnigen Morgen zu äußern.
      Erst als sich die Tür erneut öffnete und er den schweren Atem im Nacken spürte, verstummte er augenblicklich.
      „Du alter Greis, sitzt ja immer noch hier. Hat dich der Schnösel von Gryphius doch nicht weichklopfen können!“, brummte der Mann, der den Raum betreten hatte und sich nun vor dem alten Mann auf den Stuhl sitzen lässig. Er lehnte sich zurück und legte die schweren, schwarzen Stiefel auf der Tischplatte ab, während er Dädalus mit unverhohlener Arroganz musterte.
      „Offensichtlich nicht“, erwiderte der Wissenschaftler unbeeindruckt. „Du scheinst ja auch noch hier zu seien. Ich dachte, dass dein Ehrgeiz dich schon längst von dieser Insel getrieben hat, CRANE!“
      Der Mann lachte schallend auf, wobei sich seine Stimme anhörte, als wäre man mit einem Reibeisen darüber gegangen. Er beugte sich vor, tippte sich mit den massigen Fingern an die Nasenspitze und schenkte seinem Gegenüber ein breites Grinsen. Dädalus erkannte deutlich wie sich die Muskeln des Hünen unter seiner schwarzen Lederjacke abzeichneten und dabei fast die Nähte des robusten Materials zu sprengen schienen.
      „Immer wieder eine Freude mit dir zu Reden, Dädalus-sensei“, scherzte er belustigt und stand auf, um sich zu strecken. Dädalus hatte beinahe vergessen, wie groß und muskulös Crane in all den Jahren geworden war. Die Ähnlichkeiten zu seinem Bruder waren zwar vorhanden, aber Dädalus hatte schon immer Angst vor Crane gehabt. Er hatte etwas unterschwellig Rohes, Animalisches an sich, was er als Kind noch unter einem Deckmantel aus Güte und Reinheit verstecken konnte. Oder hatte die Zeit ihm diese Eigenschaften erst wie glühendes Metall in die Seele gebrannt?
      Crane zündete sich eine Zigarre an und lehnte sich gegen das hohe Fenster, während er den alten Erfinder nicht aus den Augen ließ. Er legte die Stirn in Falten, ehe er bläulichen Nebel gen Decke blies.
      „Also warum bin ich hier? Bestimmt nicht, um mit mir, über alte Zeiten zu reden, oder?“, durchbrach der Alte die spannungsgeladene Stille. Cranes Gesichtsmuskeln zuckten und er fuhr sich mit den tellergroßen Händen über das stoppelige Kinn. Sein Adamsapfel hüpfte leicht, ehe er die Zähne bleckte und dem Mann eine Antwort schenkte.
      „Nein das stimmt…aber ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass manche Leute einen hohen Preis für deinen Kopf zahlen werden. Bevor ich aber einen Deal mit meinem Lieblingsgefangenen eingehe, möchte ich wissen, was dich so besonders und begehrenswert macht, alter Mann!“
      Ein Funkeln zeigte sich in Cranes wässrigen, grauen Augen. Ein Funkeln, welches Dädalus augenblicklich zusammenschrecken ließ. Jetzt war ihm auch bewusst, was Crane immer so bedrohlich gemacht hatte. Er hatte den Instinkt einer Raubkatze und kombinierte seine rohe Ader mit einem wachsamen, messerscharfen Verstand.

      ~ * ~

      Eine Eiseskälte überkam Brianna als sie die Front des Schwarzen Turms vor sich sah. Seitdem sie vor drei Jahren die Insel das letzte Mal betreten hatte, hatte sie es nicht mehr richtig wahrgenommen. Sie sah auf die andere Straßenseite oder auf den Boden wenn sie daran vorbei lief, denn zu viele schreckliche und unwirkliche Stunden hatte sie darin verbracht. Ihr einstiges Zuhause war nun zu einem Hort von schrecklichen und quälenden Erinnerungen geworden.
      Die langgezogene Front war weiß und übersät von langen, dunklen Schatten. An den Ecken erhoben sich zwei massive Ecktürme, die in das Gestein geschlagen worden waren und den Rest der Formation um gut drei Meter überragten. Die Fenster waren kleine schwarze Löcher hinter denen nichts als Unheil wartete. Uneinnehmbar erschien diese Festung, doch heute war alles anders. Es herrschte eine fast schon lächerliche niedrige Präsenz an Soldaten und Truppen, welche den Haupteingang zum Schwarzen Turm bewachten. Brianna fixierte ihren Blick auf das Portal, das kaum fünfzig Meter vor ihrer Nase lag. Es stand offen und aus ihm kam die gleiche verzehrende Dunkelheit wie aus den kleinen Öffnungen ringsum.
      Ihre grauen Augen musterten Kyu, der neben ihr kauerte und das bewachte Tor genauso unzufrieden musterte, wie sie selbst. Mit hochgezogenen Brauen blickten sie sich an.
      „Gleiches Szenario wie auf Elban?“, flüsterte der Fuchs ihr zu, woraufhin Brianna unmittelbar Lächeln müsste.
      „Gleiches Szenario wie auf Elban!“, erwiderte sie zufrieden, denn sie hatte genau das gleiche im Kopf gehabt.
      Brianna duckte sich weiter in den schützenden Schatten des kleinen Häuschens, welches an den großen Marktplatz Chasetowns angrenzte. Der Platz legte sich wie ein Ring, um das bienenstockartige Hauptgebäude, wovon jeweils fünf große Straßen sternförmig in die Stadt hineinragten. Als die Rothaarige noch jünger gewesen war, erfüllten Jahrmärkte und Lachen den belebten Platz vor dem Sitz der ehemaligen Könige der Stadt.
      Ein lautes Brüllen riss die Schatzjägerin aus ihren Gedanken und sie erkannt, wie sich die Wachen, welche sich vor dem Eingang zum Schwarzen Turm postiert hatten, in Bewegung setzten, um einem hageren Jungen mit wuscheligen, blonden Haar nachzusetzen.
      Ihr Herzschlag begann zu rasen, als sie auf den dunklen, verzehrenden Eingang blickte. Sie atmete tief aus und spurtete los, um das Zeitfenster, welches Kyu ihr verschafft hatte, nicht zu verspielen.

      ~ * ~

      „Du verfluchte, kleine Ratte!“, brüllte Envy und versuchte sich das Pfefferpulver aus dem Gesicht zu reiben, welches Toledo ihr mit seiner kleinen Muskete ins Gesicht gefeuert hatte.
      „Shofofofo. Wenn du ungefragt in mein Haus kommst und danach auch noch so unhöflich bist, hast du nichts anderes verdient!“, räusperte sich Toledo, der sich unbemerkt von Envys wachsamen Augen im hölzernen Kronleuchter der Hütte einquartiert hatte Er richtete sich sein Monokel und blickte aufmerksam zur Fremden hinunter, welche ihn unmittelbar angegriffen hatte.
      Envys grüne Lippen kräuselten sich zu einer dünnen Linie und ihre giftgrünen, scharfen Fingernägel bohrten sich regelrecht in die Tischplatte.
      „Bedank dich dafür bei deinem Meister Dädalus!“, schnaubte die Frau und fuhr sich durchs lange silberne Haar, welches zu den Spitzen in einen saphirblauen Farbton überging. Sie hielt ein paar Strähnen zwischen den Fingern und ehe sich Toledo versehen konnte, hatte sie sich die Haare ausgerissen. Jedoch verwandelten sich die silber-blauen Strähnen dabei in einzelne Federn einer Elster. Ihre schmalen Lider zuckten und ihr Blick schnellte zu dem Kronleuchter hinauf, indem sich der Zwerg verschanzt hatte. Wie scharfe Messer schleuderte sie die Federn, die sich nun schwarz verfärbt hatten und metallisch glänzten, gen Decke.
      Toledo griff nach seinem Zylinder und flink sprang er auf die Vitrine nebenan, welche voller Tinkturen und alchemistischer Fläschchen war, ehe sich die rasiermesserscharfen Federn in die hölzernen Balken der Decken gebohrt hatten. Er klemmte die Pfeife zwischen die Zähne und klopfte sich ein wenig ungläubig auf den krummen Rücken.
      Envy drehte sich zu ihm um und ihre Augen waren nun schon vollkommen schwarz. Ihre Haare waren bereits dem Federkleid gewichen und ein grausames Lächeln huschte über ihre blassen Lippen.
      „Du magst schnell sein, Zwerg, aber unterschätze mich nicht“, züngelte sie, während sie ihre menschliche Gestalt vollends gegen den Elster-Körper tauschte.
      „Vogel-Vogel-Frucht, Modell: Elster“, polterte der Zwerg erstaunt und beobachtete, wie der Vogel auf den Kronleuchter Platz nahm, auf dem er sich wenige Sekunden zuvor noch befunden hatte. Ihre dunklen Augen funkelten bedrohlich im Schein der morgendlichen Sonne, die nun ungehindert ihrer Wärme in den Raum fließen ließ. Toledo pustete Rauchkringel in die Luft und griff zu seiner Muskete. Ihr metallener Lauf glänzte rötlich, während sich der Zwerg dabei ertappte, dass er es genoss mal wieder einen Kampf auszufechten.
      „Zeig mal ein wenig mehr Respekt, du Nebelkrähe!! Immerhin gehörte ich zur Leibgarde des Königs des Tontatta Königreichs. In diesen morschen Knochen steckt mehr Kraft als du denkst!“
      Envy klackerte verächtlich mit ihren scharfen Schnabel, welcher dieselbe giftgrüne Farbe aufwies, wie bereits ihr Lippenstift. Mit einem diabolischen Krächzen stieß sie sich ab, breitete die schwingen aus und segelte auf Toledo zu. Jener schulterte das Gewehr und warf etwas auf den Boden, ehe er sich zu den staubigen Fenstern aufmachte. Noch bevor die Elster ihren Flug abbremsen konnte, breitete sich der dichte Rauch um sie herum. Hustend und mit tränenden Augen warf sie den Kopf zurück. Mit den majestätischen schwarz-weiß-blauen Flügeln erzeugte sie einen Windhauch, der die Rauchschwaden auseinander stoben ließ.
      Blitzschnell fokussierten ihre scharfen Augen die orangefarbene Muschel, aus der der Rauch strömte. Mit einem festen Hieb ihres Schnabels zersprang die fragile Schale des Dials, aber Toledo hatte in der Zwischenzeit die Gelegenheit genutzt, um auf Envys Rücken zu gelangen. Genüsslich ließ er Rauch aus seinen faltigen Mundwinkeln steigen, während er der fremden Frau im Vogelkleid den Lauf seiner Muskete in den gefiederten Nacken drückte.
      „Shofofofo! Jetzt reden wir hier aber einmal Klartext! Was suchst du hier und was willst du von Dädalus?!“
      Envys dunkle Augen schnellten nach hinten, aber als sie die Lage analysiert hatte, entspannten sich ihre Gesichtszüge und ein Seufzer entfuhr ihren Schnabel.
      „Dädalus…sollte nach Kenntnis der Weltregierung eigentlich nicht mehr am Leben sein. Ebenso würden es meine Arbeitgeber nicht sehr gerne sehen, wenn sich Brianna Grimm gerade mit diesen Mann längerfristig abgibt!“
      Der Zwerg verschluckte sich beinahe, als er dies hörte, aber es gelang ihm nicht mehr eine Frage zu formulieren, denn Envy hatte ihren Vorteil ausgenutzt und sich wieder verwandelt. Während ihr gesamter Oberkörper wieder die Gestalt eines Menschen annahm, verharrten ihre Extremitäten in der Gestalt eines Vogels, wodurch sie beinahe den sagenumwobenen Vogelfrauen aus mythologischen Sagen glich. Toledo hatte nicht so schnell reagieren können und nun hatten die klauenartigen Füße Envys den Zwerg fest umklammert. Er keuchte vor Schmerzen auf, als die Frau ihren Griff verstärkte.
      „Dir ist wohl klar, dass du niemanden erzählen darfst, was du gerade gehört hast. Meine Arbeitgeber haben es nicht gerne, wenn ihre Pläne jeder erfährt, vor allem wenn es solch heikle Themen wie die bestehende Ordnung der Welt betrifft!“
      Der Zwerg stöhnte, um etwas zu erwidern, aber die Krallen bohrten sich mittlerweile durch seine Kleidung in sein nacktes Fleisch und Envy legte mit kindlicher Naivität den Kopf schief.
      „Vielleicht hast du das missverstanden, aber die einzige Möglichkeit, dass ich sicher gehen kann, dass das hier zwischen uns bleibt, ist, wenn ich dafür Sorge, dass du diese Information mit ins Grab nimmst!“, hauchte sie ihm süffisant zu, nachdem sie den Druck ihrer Klauen verstärkt hatte.
      Toledos Gesichts verzog sich vor Schmerzen, wodurch Envys Blut zu pulsieren begann und sich ein fast schon ekstatischer Schleier über ihr Gesicht legte. Ihre Zungenspitze benetzte die giftgrünen Lippen, als sie ein Windhauch innehalten ließ.
      Toledos Stöhnen war nun das einzige Geräusch im Raum, aber Envys dunkle Augen huschten von einer Ecke zur anderen, denn das Mitglied der CP8-Einheit Saligia war sich sicher, dass soeben etwas den Raum betreten hatte.

      ~ * ~

      Wie Paukenschläge klangen die Schritte Briannas, wie Paukenschläge, die ihren letzten Weg begleiteten, der ihr Absolution bringen würde. Sie vernahm nichts bis auf diese Töne, die sich dröhnend Zugang in ihren Kopf bahnten.
      Die Fackeln an den Wänden flackerten in bedrohlicher Stille, wie einsame Hände, die Brianna zum Abschied winkten, in dunkler Vorahnung des Grauens, welches sie erwarten würde.
      Die verzierten Wände und Edelsteine an ihnen, erleuchtet durch das düstere Licht, hafteten wie Augen an ihr und bohrten sich in ihre Gedanken und durchzogen sie mit Linien grausamer Schärfe.

      Immer weiter schritt Brianna den Gang entlang, vorbei an der sich monoton und eintönig wiederholenden Abfolge von Händen und Augen, begleitet von den dominanten Paukenschlägen.
      Ihr Blick war stur gerade ausgerichtet und sie ignorierte jede Abzweigung und Tür, die sich ihr bot, als würde sie von einer Kraft geleitet werden, die ihr den Weg aufzeigte, der sie zu ihrem Ziel führen würde.
      Plötzlich hielt sie an einer Stelle an und blickte irritiert das Bild einer Frau an. Sie wirkte müde und kraftvoll, hässlich und wunderschön, plump und graziös zugleich. Das Haar hing freudlos und schlaff an den Seiten herunter. Das porzellangleiche Gesicht war überzogen mit Dreck und Blut. Die Lippen einst blutrot beherbergten nun tiefe Risse, schluchtengleich, und waren mit einem matten Grauton bedeckt. Plötzlich fasste sich die Frau an die Lippe und Brianna wich zurück, bis sie merkte, dass sie sich selbst betrachtet hatte. Einen Moment verharrte sie in schockierter Fassungslosigkeit und dann schüttelte sie den Kopf.
      Sie ignorierte die lähmenden Erinnerungen und nahm, beflügelt von neuer Kraft, ihren Weg wieder auf und kam zu einer großen Tür, vor der sie instinktiv stehen blieb. Sie war aus pechschwarzem Gestein gemeißelt und die zwei gewaltigen Türflügel schienen verschlossen zu sein. Sie wischte die letzten Tränen von ihrem Gesicht und mit zitternder Hand ergriff sie den Türgriff, ehe sie mit all ihrer Kraft die schweren Steintüren öffnete, die unter großem Jauchzen schlussendlich nachgaben.
      Ihre Augen musterten den dunklen Raum blitzartig und ihr stockte der Atem.
      Es kam ihr vor, als hätte man ihr schlagartig die Luft abgeschnitten, denn Cranes lockiges, braunes Haar, seine kantigen, männlichen Gesichtszüge kamen ihr so schmerzlich vertraut vor. Mit dieser Vertrautheit drohte eine Woge von längst begrabenen Emotionen sie zu überwältigen. Doch der Hüne wartete, ebenso wie vor drei Jahren, keine einzige Sekunde. Mit der Geschwindigkeit eines Raubtiers war er zu ihr vorgedrungen und seine metallummantelte Faust bohrte sich in ihre Magengegend. Das Steckenpferd fiel ihr aus der Hand, während die Rothaarige selbst durch den Raum und an die Wand geschleudert wurde.
      Der säuerliche Geschmack nach Galle mischte sich mit dem rostigen von Blut. Doch bevor sie sich aufrappeln konnte, hörte sie Cranes schwere Stiefel über den Steinboden schlurfen und dann umfing sie Dunkelheit.

      8. Kapitel: Reise in die Vergangenheit


      Der rostige, warme Geschmack von Blut breitete sich in ihrer Mundhöhle aus. Noch immer war ihr Blick verschwommen und ihr Atem flach. Sie wusste nicht, ob sie nur Sekunden oder mehrere Stunden ohnmächtig gewesen war. Brianna versuchte sich aufzurichten, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Oder war es ihr Geist, welcher ihr die Arbeit verweigerte? Als sie den langsamen und siegessicheren Gang Cranes vernahm, wusste sie, dass sie nur wenige Augenblicke nicht bei Bewusstsein gewesen war.
      „Mich wundert es, Liebes, dass du dich hier überhaupt noch einmal her getraut hast!“, verhöhnte er die rothaarige Schatzjägerin, die sich mittlerweile auf den Rücken gedreht hatte und nach Atem ring.
      „Vor fünf Jahren habe ich dir doch eigentlich unmissverständlich klar gemacht, dass du dich in Chasetown nicht mehr sehen zu lassen brauchst, Miststück!“
      Die letzten Worte spuckte er Brianna vor die Füße und sein Visage beugte sich nun über sie. Unverhohlener Hass war ihm ins kantige Gesicht gezeichnet. Sein Lächeln wurde breiter, als er die Furcht in ihren Augen sah. Er las in ihr wie in einem offenen Buch. Briannas Atmung wurde schneller, denn all die Erinnerungen, die sie mit Crane verband, krochen aus den dunklen Kammern ihrer Seele empor, in denen sie all die Jahre diese Gedanken eingesperrt hatte.

      ~1517 Anno Maris - 5 Jahre zuvor ~


      Das Grölen und Schreien der Menge hörte Kyu nur in gedämpfter Lautstärke. Seine Ohren waren wie mit Watte ausgestopft und ohne bewusst darüber nachzudenken wurde er mit der Masse an Menschen, die zum Hauptplatz eilten, mitgeschleift.
      Er bekam nichts von den Hasstiraden, Beschimpfungen und kleinen Prügeleien mit, in welche die Bevölkerung mit den Revolutionären verwickelt war. Immer mal wieder spürte er ganz leicht, wie ihm jemand auf die Schulter klopfte oder vernahm leise die Gratulation eines Revolutionärs für den Angriff auf den Königstreuen.
      Das einzige worauf er achten konnte war das klebrige, rostrote Zeug, das seine Hände und Arme bedeckte. Für einen Moment war er sich sicher, dass es wie damals auf den Hof seiner Familie war. Gemeinsam hatten sie kiloweise Tomaten von ihren Topfpflanzen abgenommen und daraus Tomatensuppe gekocht. In diesen Tagen, die so weit weg schienen, als wäre ein ganzes Menschenleben an Kyus pechschwarzen Augen vorbeigezogen, schien alles noch gut und glücklich zu sein.

      Aber hier? Wie sah es hier aus? Verwüstung, Feuer und flammender Hass, der ihm aus allen Seiten gegen das Gesicht schlug und nun wie eine Mahnung an ihren Händen klebte.
      Noch immer fixierte er die Hände, welche früher Knoten geflochten und Fische ausgenommen hatten, als Kyu unsanft gegen etwas Hartes lief. Er prallte zurück und wären hinter ihm nicht so viele Leute gestanden, so wäre er auf den gepflasterten Boden geknallt.

      „ Pass doch auf“, grummelten die Leute bissig um ihn herum und langsam kehrten Kyus Sinne zurück.
      Der faulige Atem des Mannes gegen den er gerannt war ätzte in seiner Nase. Der Qualm und die Hitze der lodernden Fackeln um ihn herum trieben ihm die Tränen in die Augen. Zu guter Letzt waren da noch die Worte. Worte voll von Abneigung und blinden Zorns gegen den einzigen Feind gerichtet, den sie finden konnten: Brianna.
      „…Verräterin!“
      „ Feigling…dreckiges Schwein…“
      „ Hängen sollst du wie unsere Männer und Kinder….“
      „Du und dieser vermaledeite Kautz aus den Wäldern…Dädalus!“
      „ Hure aus dem Norden!“
      Bri-an-na….BRIANNA!!

      Die Gedanken an seine Freundin, rissen ihn aus der Trance. Fieberhaft raufte er sich die wuscheligen, blonden Haare und plötzlich zupfte etwas, an seinem Ohr.
      „Jungchen, was ist denn los?“, vernahm er eine Stimme, die er nicht einordnen und lokalisieren konnte. Es dauerte einen Moment, bis er erkannte, dass es der Zwerg Toledo war, der sich gemütlich seine Pfeife angesteckt hatte.
      Gemeinsam zwängten sie sich aus der Menschenmenge heraus, die immer noch stetig auf den Platz strömte und erwartungsvoll zum Balkon des Schwarzen Turms hinauf schaute, wo früher einst der König seine Reden gehalten hatte.
      „Was ist das denn an deinen Händen?“ staunte Toledo, als er die blutverkrusteten Hände des Elfjährigen sah.
      „Ich…ich…ich hab einen Mann getötet“, fing Kyu an zu wimmern, der sich gegen die Wand gelehnt hatte und dort zusammenbrach. Unvermittelt fing er zu schluchzen an.
      Toledo beobachtete ihn einen Moment mitleidsvoll, ehe er sich zu ihm herunterbeugte und ihm sein kleines, besticktes Taschentuch reichte. Leider merkte erst in diesem Augenblick, dass das Taschentuch vielleicht die Größe eines Heftpflasters hatte und daher vollkommen ungeeignet war, um die Tränen des Menschenjungen zu trocknen.
      „Kyu…“, fing er bedächtig an zu sprechen, „Ich war doch anwesend, als du diesen Mann angegriffen hast…es war Notwehr. Immerhin hat er Brianna wehgetan! Er ist aber nicht tot. So kräftig sind deine Arme nicht! Dädalus haben sie auch geholt.“
      Der Fuchsmensch blickte auf und richtete seine geröteten Augen auf den Zwerg.
      „Tatsächlich?“
      „Ja…sie wollen an ihm und Brianna ein Exempel statuieren, für die Vorfälle vor drei Jahren.“
      „Aber warum, Toledo. Was haben die beiden nur verbrochen, dass man sie in diesem Land so sehr hasst?“
      Der Zwerge schloss die Augen und legte die Stirn in Falten, ehe er sich einen kräftigen Zug seiner Pfeife genehmigte und Kyu entschlossen ansah.
      „Manchmal neigen Menschen dazu, jemanden zu hassen, obwohl er das Richtige getan hat. Manchmal ist das Leid, welches wir erfahren, so unerträglich, dass wir jemanden suchen müssen, den wir dafür verantwortlich machen können. Brianna und Dädalus haben vor einem Jahr etwas unheimlich Mutiges getan, um jemanden zu retten, aber dadurch haben sie die Situation für alle in diesem Land verschlechtert. Es wäre falsch ihnen dafür einen Vorwurf zu machen, aber es wäre ebenso falsch, die Bürger und Bürgerinnen dieser Insel für ihre heutige missliche Lage zu verurteilen.“
      Es stellte sich eine Stille zwischen ihnen ein, welche nur ab und zu von den wütenden Rufen der Menschentraube auf den großen Platz unterbrochen wurde. Ein dumpfer Schlag ließ Toledo aufhorchen und riss ihn aus seiner Versunkenheit.
      „Auf, Herr Kyu! Wir wollen unsere Freunde doch nicht diesen wütenden Mob überlassen, oder?“
      Kyu huschte ein Lächeln über das Gesicht. Er wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, um Tränen und Rotz wegzuwischen, ehe er sich in einen kleinen Fuchs verwandelte.
      Toledo schwang sich auf seinen Rücken, krallte sich im Fell fest und hob seinen Zylinder.
      „Huä, Kyu! Auf zum Schwarzen Turm!“, brüllte der Zwerg aus ganzen Herzen.

      „ Sprengt das verfluchte Tor wenn nötig“, schrie die Frau dicht neben Kyu, zwischen deren Füße sich der Fuchs zusammen mit Toledo geschlichen hatte..
      Stimmengewirr erhob sich und Toledo wusste nicht genau, was vor sich ging. Er befand sich zu weit hinten und war zu klein, um irgendetwas zu sehen. Immerhin hatte er aus den Stimmengewirr endlich verstanden, dass sie am Brunnenhof bei der Zitadelle waren.
      „NA LOS!“, brüllte ein anderer Mann und plötzlich ging ein Ruck durch die Menge, wobei Kyu und Toledo aufpassen mussten, dass sie nicht von der Menge niedergetrampelt wurden.

      ~ * ~

      Ein lautes Pochen drang an Cranes Ohr und ließ ihn aufschrecken. Augenblicklich entfernte er sich aus der Nische, wo er aus dem Fenster geschaut hatte und trat hinter der Statue eines altvorderen Königs hervor. Sein Blick war eisern auf das Eingangstor gerichtet, dass sich langsam öffnete und einen feurig-orangen Schein hereinließ.

      Emotionslos verfolgte er mit den Augen die Männer mit ihren silbernen, teilweise mit Ruß bedeckten Rüstungen. Erst als er die junge Frau mit ihrem rubinroten Haar und ihren gräulich schimmernden Augen sah, verengten sich seine Augen aus Zorn zu dünnen Schlitzen.

      Die Soldaten verteilten sich im Raum und blieben stumm an den Wänden stehen.
      „Brianna Grimm!“, sagte er mit seiner unerträglich zischenden Stimme „Brianna, Brianna. Ich habe nicht geglaubt dich noch einmal zu sehen. Bist du törichtes Weib tatsächlich in die Stadt zurückgekehrt?“
      Sie gab ihm keine Antwort.
      „Dann wird wohl der Gerechtigkeit doch noch genüge getan; Verräterin!“
      Briannas Herz raste und ihre Hände ballten sich zu Fäusten, wobei die Knöchel weiß unter ihrer Hand hervortraten.
      „Wen nennst du hier Verräterin, Crane?“
      9.Kapitel: Crane



      ~ Immer noch 5 Jahre zuvor ~



      „Wen ich hier Verräterin nenne?“, schnaubte Crane verächtlich. „Du fragst mich das doch nicht allen ernstes?“
      Seine grobschlächtigen Hände fuhren über das kantige Gesicht, erzeugten ein kratzendes Geräusch, als die rauen Handinnenseiten über den stoppeligen Dreitagebart fuhren. Unzählige Narben zierten das Gesicht, aber seine stechenden, grauen Augen ließen keinen Moment von ihr ab.
      Briannas Augen füllten sich mit Tränen und ihr Blick traf den unbeugsamen Cranes.
      „Wie konntest du das nur tun, Crane? Wie konntest du NICHTS dagegen tun?“
      Ihr Gegenüber hielt inne und musterte die Schatzjägerin mit einer Mischung aus Verachtung und Neugier. Ein fast wehmütiges Lächeln huschte über seine dünnen Lippen, ehe er sich räusperte.
      „Wir waren damals doch nur Kinder, Brianna. Ihr habt nicht absehen können, welche Auswirkungen eurer Handeln haben wird!“
      Brianna schüttelte den Kopf und die Wut schien allmählich alle Trauer zu verdampfen, denn ihre Stimme wurde lauter und schriller, bis die Worte schließlich nur noch aus ihr heraussprudelten.
      „Wie…wie kannst du hier nur von einem größeren Wohl sprechen, Crane?! Wie kannst du dich vor mich stellen und dich nicht für den Verrat an deiner eigenen Familie entschuldigen?! Wie--“.
      Crane schnitt ihr mitten im Satz das Wort ab, indem er raschen Schrittes auf sie zuging, sie am roten Haarschopf packte und mit sich zerrte.
      „Du willst wissen, wie ich das kann? Du willst wissen, warum ich nichts zu bereuen habe?“, forschte er sie mit unterdrückten Zorn an, sodass sich weiße Bläschen in seinen Mundwinkeln bildeten.
      Mit einer kräftigen Bewegung seiner freien Hand, stieß er die gläsernen Balkontüren auf. Frischer Wind umspielte Briannas Nase und ihre Augen mussten sich an das gleißende Sonnenlicht gewöhnen. Sobald die beiden Gestalten den Palast des Schwarzen Turms betreten hatten, schwollen die Hasstiraden und Beschimpfungen gegen Brianna an. Sie dröhnten wie Trompetenschläge an ihre Ohren und umspülten den schwarzen Turm wie beißende Wellen, die an das schwarze Gestein brandeten.
      „Bürger und Bürgerinnen Chastestowns, Leidensgenossen, Freunde“, erhob Crane seine gewaltige, männliche Stimme, während er den festen Griff nicht lockerte. Die Menge erwiderte seine Begrüßung und huldigte ihm, als wäre er der wahrhafte König dieses Landes. Trauer, Wut und Schmerz ließen Briannas Wahrnehmung vernebeln, aber sie war sich sicher, dass sie aus der Menge Worte wie „Erlöser“, „Heilsbringer“ und „Volksheld“ vernehmen konnte.
      „Heute nähert sich bald das Midsommerfest des heiligen Drachen…jener Schreckenstag vor drei Jahren, der uns Kummer, Leid und Elend brachte!!“
      Wieder ertönte schallende Begeisterung und Zustimmung auf Cranes Worte.
      „Und wie es der Zufall will, haben wir endlich eine der drei Personen in unsere Gewalt bringen können, die vornehmlich an der Tragödie unseres schönen Landes Schuld trägt!!“
      „Mörderin!“, „Hexe!“, rief die wütende Menge dem schemenhaften Umriss entgegen, wobei manche der Leute sogar versuchte mit Gegenständen nach ihr zu werfen.
      „Vor drei Jahren, lehnte sich diese Frau zusammen mit ihren beiden Komplizen gegen die höchste Instanz dieser Welt auf! Heute vor drei Jahren stürzte diese Frau unsere Insel ins Elend! Aber heute..“, setzte er an, ehe er eine dramatische Pause einlegte. Plötzlich wurde es totenstill und alle Augenpaare fixierten nun Crane und Brianna auf dem Balkon.
      „Heute wird diese Person, ihre gerechte Strafe erhalten! Heute Nacht wird diese Frau, welche von den Revolutionären als Funke der Hoffnung beschrieben wurde, hingerichtet werden, wie sie damals den Weltaristokraten hinrichtete!!!“
      Mit diesen Worten schloss Crane wieder die Hand um Briannas Kopf und ließ jenen so rasant nach vorne auf die steinerne Brüstung schnellen, dass man das Brechen ihrer Nase sogar unten auf der Menge hören konnte. Einen Moment ließ der Schock die Menge verstummen, ehe sie Crane hysterisch zujubelten.

      ~ * ~

      „Sie hat einen Weltaristokraten ermordet und ist dennoch noch auf freien Fuß?“, entgegnete der junge Mann ungläubig, während er sich durch das blonde Haare fuhr.
      „Hör mir zu!“, ertönte die strenge Stimme aus der Teleschnacke, die der Blonde neben sich gestellt hatte und von einem der schäbigen Dächer aus, die Szene am Balkon beobachtete.
      „Jedes Jahr zur Sonnenwende veranstalten die Himmelsdrachen ein gewaltiges Fest zur Demonstration ihrer Macht. Hierzu muss jedes der Meere einen Jungen und ein Mädchen stellen, welche dann nach Mary Joa geschickt werden, um dort als Sklaven zu dienen. Es soll die Macht der Aristokraten unterstreichen, da sie nicht einmal vor dem Schwächsten halt machen.“
      Das Lächeln auf dem Gesicht des Blonden erstarb bei diesem Gedanken.
      „Wie wählen sie dies bei der schieren Anzahl an Menschen überhaupt aus?“
      „Die Namen der Inseln landen in einem dazugehörigen Behälter. So wird beispielsweise für den East Blue aus einer Vielzahl von Namen gefischt. Die auserwählte Insel erhält dabei eine Benachrichtigung, dass sie binnen weniger Monate Besuch von einem Vertreter der Himmelsdrachenmenschen erhalten würde, welcher alle Kinder des Dorfes begutachten würde, um dann in einer feierlichen Zeremonie einen von ihnen auszuwählen.“
      „Das ist ja widerwärtig“, erwiderte der Blonde, während sich seine Lippen zu einer dünnen Linie kräuselten.
      „So begab es sich, dass sich beim Midsommerfest vor drei Jahren die Wahl auf….“.
      Der Junge lauschte den Worten mit aufmerksamen Ohren, ehe er die letzten Befehle seines Vorgesetzten erhielt.
      „Behalte die Lage im Blick, Junge! Die Revolutionäre in Chasetown warten jetzt schon seit drei Jahren auf eine Rückkehr Brianna Emily Grimms. Wir können nicht riskieren, dass sie uns wieder durch die Finger geht, ohne, dass wir mit ihr reden konnten!“
      „Einverstanden, wobei ich glaube, dass ihr Wohl in Guten Händen ist!“, antworte der Blonde, wobei in seinem Gesicht beim Gedanken an den Fuchsjungen, welchen er vorher mit blutüberströmten Händen gesehen hatte, wieder das strahlende Lächeln erblühte und dabei eine einzelne Zahnlücke offenbarte.

      ~ * ~

      Seine pelzigen Pfoten schlitterten über den glatten Marmorboden, während er mit Toledo auf den Rücken, durch die verschachtelten Gänge des bienenstockartigen Gebäudes raste. Die beiden hatten sich bereits durch ein offenes Fenster Zutritt zum Inneren gemacht, noch bevor Crane und Brianna den Balkon zusammen betreten hatten. Dennoch vermittelten ihnen die überlauten Reaktionen der wütenden Massen vor den Toren, zumindest eine Ahnung darüber, was auf dem Balkon vor sich ging.
      „Bieg da vorne rechts ab, Kyu-kun“, wies ihn der Zwerg an, welcher sein Monokel vor sein Auge geklemmt und seine kleine Muskete in Feuerposition gebrachte hatte.
      Den ersten Soldaten, welchen sie begegneten, erledigte der Zwerg mit einem gezielten Schuss zwischen die Augen.
      „Ich weiß gar nicht, was alle immer mit dem Alter haben. Für meine 193 Jahre bin ich doch noch ganz rüstig! Shofofofo“, feixte der Zwerg vor sich hin. Kyu antwortete ihm nicht. Sein Herz schlug wahnsinnig schnell und seine Gedanken richteten sich nur auf Brianna, welche gerade wohl grauenvolle Schmerzen zu erdulden hatte.
      Der zweite Soldat bemerkte gar nicht, wie die beiden durch seine Beine huschten und beim dritten hatte wieder Toledo leichtes Spiel. Während Kyu zum Sprung auf den Brustkorb des leicht bewaffneten Soldaten ansetzte, stieß sich der Zwerg von dessen Rücken ab und brach dem Soldaten mit einem gezielten Hieb seiner Muskete den Unterkiefer.

      Sie hatten damit gerechnet, dass der Hauptsaal stark bewacht war, aber die Flügeltüren standen trügerisch einladend offen, sodass sie keine Zeit mehr verlieren wollten.
      Ihre Augen musterten den dunklen Raum blitzartig und im ersten Moment verstanden sie die Szenerie nicht, denn Crane saß auf den pechschwarzen Thron und vor ihm kniete eine wimmernde Gestalt.
      Jedoch wandelte sich das Schauspiel in Sekundenschnelle, denn die Person wurde nach einer Handbewegung des Mannes durch den halben Raum gefegt und knallte Hart an eine der stützenden Säulen.
      „ NEIN!“, entfuhr es Kyu, der sich ungewollt wieder in einen Menschen verwandelte, dabei Toledo unsanft abschüttelte und zu Brianna rannte. Er stolperte und fiel neben ihr zu Boden. Er nahm ihre eiskalte Hand und versuchte einen Herzschlag zu vernehmen, aber das einzige was erhörte war das Pochen seines eigenen Herzens.
      Sie ließ ihren Kopf auf ihre Brust sinken, während er bitterlich schrie. „NEIN!, NEIN!, Wieso?, Wieso Brianna“!
      Kyu schlug mit der Faust gegen die Säule, an der die beiden lagen, solange bis seine Knöchel schmerzten und er kein Gefühl mehr in der linken Faust hatte.
      Wie ein giftiges Messer durchschnitt die Stimme Cranes die Luft in dem Raum und ließ Kyu von einer Woge des blinden Zorns übermannen.
      „Wer bist du denn, du Gör? Das hier ist keine Spielwiese!“
      Ein höhnisches Lachen war zu hören, bevor er sich auf seine eine Hand abstütze und Kyu mit verachtender Mine von seinem Thron aus betrachtete.
      Jener hatte den Blick noch nicht von seiner bewusstlosen Freundin abwenden können, blickte nun aber zu ihm herüber. Seine dunklen Augen waren vor Tränen rotgefärbt und verquollen, aber in ihnen flackerte der pure Hass.
      „Ich glaub man muss jemanden wie dir Manieren beibringen! Bist du mit der Vaterlandsverräterin hierher gekommen?!“
      Die schweren Stiefel aus Metall schlugen dumpf auf den Boden auf, während Crane zu ihm herüber schritt. Kyu stand wie angewurzelte vor ihm und versuchte diese neue, ungewohnte Gefühl des Hasses zu kontrollieren. Noch nie hatte er solch eine Gefühlsregung vernommen. Nicht einmal, wenn sein Vater die wettergegerbten Hände gegen ihn und seine Schwestern erhoben hatte, ehe er den nächsten Schluck aus der Flasche voller Bourbon nahm.
      Unsanft griff Crane ihm ans Kinn und drehte sein Gesicht zu ihm und seine widerwertige Finger wischten Kyu die Tränen vom Gesicht. Es war schon zu spät, als Crane realisierte, dass diese Träne keine Schwäche war. Es war schon zu spät, als Crane realisierte, dass vor ihm kein Elfjähriger Junge stand. Er spürte, wie sich die Hände des Jungen auf seinen kräftigen Brustkorb legten, aber auf einmal waren dort Pfoten mit rasiermesserscharfen Klauen, die sich durch seine Haut bis zu seinem Herzen schlugen. Crane schier jämmerlich auf und stieß Kyu, der mittlerweile wieder die Form eines Fuchses hatte, von sich weg. Er landete unsanft auf Briannas Körper, in der sich allmählich wieder Leben rührte.
      Der Hühne hingegen stolperte rückwärts und fiel zu Boden. Noch immer starrte er ungläubig, auf die Wunden, die ihm sein Gegenüber zugefügt hatte. Der weiße Stoff seines Hemdes färbte sich indes rot, während es sich voller Blut sog.

      „Wir sollten keine Zeit verlieren!“, keuchte Toledo atemlos, der Brianna eine bläuliche Flüssigkeit einträufelte, wodurch sie schlagartig die zugeschwollenen, grauen Augen aufriss.
      „Was..wie…wo..“, stammelte sie benommen, aber der Zwerg schüttelte nur den Kopf. „Ich hab dir eine sehr starke Medizin gegeben. Sie gaukelt deinem Körper für einen kurzen Moment vollkommene Erholung vor. Ich würde sie dir nicht geben, wenn dies unsere einzige Möglichkeit wäre zu verschwinden. Eine halbe Fuchsportion könnte ich ja noch tragen, aber du bist mir dann doch zu schwer, Brianna-kun! Shofofo!“

      ~ * ~

      Der Blonde richtete sich auf und beobachtete, wie drei Gestalten aus dem Fenster des Schwarzen Turmes klettern. Sein Grinsen wurde breiter und er schulterte die Stange.
      „Scheint so, als hätte ich den Jungen richtig eingeschätzt!“, murmelte er zu sich selbst und sprang vom Häuserdach. Er schlenderte durch die Straßen der heruntergekommenen Stadt und als er die zerfallenen Häuser und verstauben Fenster sah, kamen ihn zum ersten Mal Zweifel.
      Nach dem Mord an den Weltaristokraten, hatten die Tenyruubito amtierenden König anstelle von Brianna hingerichtet. Nachdem Tod des Königs, welches ohnehin ein Ziel der Revolutionäre gewesen, begannen sie mit der Übernahme und Demokratisierung des Landes. Doch der Handel erstarb. Niemand wollte mehr dieses Land ansteuern und so wurde es zu einem Magneten für kriminelle Energien, von der Gesellschaft ausgestoßenen und Dieben. Die Revolutionäre verließen daraufhin immer mehr Chasetown und wandten sich dem Umsturz in anderen Königreichen zu.
      Als der Mann an der kleinen Bucht angekommen war, indem sein Boot vor Anker lag, zerstreuten sich seine negativen Gedanken und voller Zuversicht setzte er die Segel.


      ~ Zurück in der Gegenwart ~


      Kyu hatte mittlerweile die Verließe erreicht und erzeugte mit dem Schlüsselbund, welchen er den Wachen abgeluchst hatte, einen ohrenbetäubenden Lärm. Sofort kamen mehrere Häftlinge zu den Gittern gestürmt und streckten die Köpfe heraus. In dem Moment, indem sie realisierten, dass der Junge mit den zerzausten blonden Haaren keiner der Wärter war, fingen sie an, wie wild zu grölen. Sofort forderten sie ihn auf, sie herauszulassen, aber Kyu war zunächst nur auf der Suche nach einem bestimmten Gefangen. Ein lauter Pfiff ließ ihn aufhorchen und er erkannte den lange, grauen Bart und die altersfleckige, dunkle Haut, welche unweigerlich Dädalus gehören musste, so wie Brianna ihn ihm beschrieben hatte.
      „Du bist bestimmt das Fuchsjungchen mit dem Heldenmut von dem Toledo mir erzählt hat, oder?“ schielte Dädalus durch die rostigen Gitterstäbe. Mehre Rinnsale Blut hatten sich mittlerweile verkrustet und bildeten einen rostbraunen Schorf in seinem Gesicht.
      Der Fuchsmensch nickte und eilte zum Ende des Ganges, um die Zelle des Gefangenen zu öffnen. Dabei musste er sich durch eine Unzahl an Schlüssel kämpfen, da keiner zu passen schien.
      „Gleiches Szenario wie Elban!“, murmelte er währenddessen, was Dädalus nur einen fragenden Laut entlockte.
      Wäre Kyu nicht so aufgeregt darüber gewesen wieder an diesem Ort zu sein und Dädalus endlich gefunden zu haben, so wäre ihm die kühle Aura sicherlich aufgefallen, welche die anderen Gefangenen augenblicklich verstummen ließ.
      „Nana, mein Jungchen“, säuselte mit honigsüßer Stimme, „ich glaube, dass du jetzt den Schlüssel fallen lassen und dich von dem Gefangenen entfernen solltest!“
      Dädalus Falten wurden zu tiefen Furchen, denn er erkannte die Stimme, welche dort sprach.
      Kyu drehte sich langsam um, denn er spürte den warmen Atem in seinen Nacken, aber als er sich umdrehte sah er keinen Menschen, sondern den überwältigenden, scharfen Schnabel eines Raubvogels, sowie zwei bernsteinfarbene Augen, die ihn durchdringend und intensiv anstarrten.
      10.Kapitel: Der Fuchs der Greif und der Greis


      Die gewaltige Explosion sprengte ein Loch in die Mauer der kleinen Hütte, welche Toledo und Dädalus bewohnten. Die grauen Ziegelsteine flogen meterweit durch die Gegend, wobei sie ein paar der Kürbisse, welche sie trafen, in Stücke rissen.
      „Mist verdammter!“, brüllte der Mann, der für die Zerstörung verantwortlich war und hielt sich den zitternden Arm. „Ich bin wohl ein bisschen aus der Übung, wie es scheint!“
      Ein honigsüßes Lachen war zu hören, ehe Envy in ihrer Elsterform eine Runde über das mit Trümmern übersehene Feld drehte und sich dann auf dem Zaun niederließ. Dabei verwandelte sie sich wieder in einen Menschen und schlug die langen, schlanken Beine übereinander. Die giftgrünen Lippen hatten sich zu einem vernichtenden Lächeln verzogen, während ihre länglichen Finger durch das silber-blaue Haar fuhren. Ihre Augen, die ein dicker nachtblauer Lidstrich zierte, funkelten überheblich. Abfällig klopfte sie sich mit der freien Hand den Staub von dem kurzen, schwarzen Abendkleid und legte auf kokette Art und Weise den Kopf schief.
      Krahlalalala! Scheint wohl nicht so richtig funktioniert zu haben, du Rüpel! Auch wenn ich ein wenig neidisch bin, wie du es geschafft hast ohne große Anstrengung so ein Chaos zu verursachen!“
      Der Mann fuhr sich durchs modisch geschnittene, braune Haar und warf der CP8-Agetin einen finsteren Blick zu. Die Schmerzen in seinem linken Arm hatten nachgelassen, aber er dehnte seinen Arm dennoch ein wenig.
      „Ich hab ja schon mit vielen dummen Hühnern zu tun gehabt, aber ein so widerspenstiges Federvieh wie dich hab ich schon lange nicht mehr gesehen!“, schnaubte der Mann und griff nach seinem Dreizack, der beim Angriff zu Boden gefallen war. Envy lachte nur verächtlich und benetzte ihre Lippen mit der Zungenspitze.
      Den Dreizack geschultert, wollte er gerade losstapfen, um den Kampf mit Envy hier draußen fortzusetzen, um Toledo nicht weiter zu gefährden, als das vertraute, blecherne Geräusch durch den stillen Wald tönte. Envys Augenbrauen verzogen sich zu einer fragenden Miene als sie den Anruf ihrer Teleschnecke, die mit S.A.L.I.G.I.A. beschriftet war, annahm.
      „Ja?“, flüsterte sie, obwohl es sinnlos war, denn ihr Gegenüber konnte in der Totenstille des Waldes jedes einzelne Wort vernehmen.
      „Mission abrechen! Nach Hause kommen! Roger!“
      „Jetzt hör mal Urs!! Du sollst mich nicht immer rumkommandieren!“
      Die brummige Stimme des Gegenübers verstummte und man konnte nur ein herzhaftes Gähnen vernehmen, ehe eine aufgedrehte, quirlige Stimme zu hören war.
      „Boah Envyyyy! Ich seh grad, dass der Kerl, der bei dir ist, totaaal süß ist. Kann ich mal mit dem Reden? Bitte, Bitte, Bitteeeee!!!
      Die grünen Fingernägel der CP8-Agentin vergruben sich in ihrer Kopfhaut und der Mann konnte deutlich erkennen, wie sich eine dicke Ader auf ihrer Stirn bildete. Als sie der quirligen Person antwortete, klang ihre Stimme seltsam gepresst, da sie ihre Wut unterdrücken musste.
      „Kannst du nicht einmal deinen Schnabel halten? Ist das ein Befehl vom Boss, oder auf euren Mist gewachsen?“
      „Befehl vom“, brummte die Stimme von vorher durch die Lautsprecher der Teleschnecke, ehe er von einem erneuten Gähnen unterbrochen wurde, „…Boss!“
      Entnervt legte Envy auf, ohne auch nur auf eine Antwort ihrer Gesprächspartner zu warten. Flink sprang sie von der Mauer und schenkte dem Fremden ein gekünsteltes Lächeln, wobei sich, während sie sprach, ihr Körper wieder in das gefiederte Wesen transformierte.
      „Also tut mir wirklich leid, dass wir unseren Kampf unterbrechen mussten, mysteriöser Fremder! Aber irgendwie habe ich es im Gefühl, dass wir uns schon bald wieder sehen. Krahalalala!!“
      Der Mann wollte ihr nachsetzen, aber die Elster entfernte sich mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit, sodass er einsehen musste, dass es ihm wohl nicht gelingen würde sie einzuholen, selbst wenn er es rechtzeitig zu seinem Skyboard schaffen würde. Wütend schleuderte er daraufhin seinen Dreizack durch die Gegend, wobei er zitternd in einem Kürbis stecken blieb.

      Das Innere der Hütte war vollkommen verwüstet, wobei er dabei eine nicht unbeteiligte Rolle gespielt hatte. Sofort hastete er zu der kleinen Gestalt, die sich dort am Boden zusammenkrümmte. Toledos Kleidung war an den Stellen, an denen Envys Krallen sich in seinen Körper geschlagen hatten, vollkommen zerfetzt. Der komplette Körper des kleinen Zwerges war mit Blut überströmt. Der Zylinder lag im Schutt des zu Bruch gegangen Geschirrs und die Pfeife bestand ebenfalls nur noch aus zwei Teilen. Plötzlich hob Toledo den Kopf und blickte seinen Retter durch das zersprungene Monokel mit Tränen in den Augen an.
      „Warum bist du hier, Marc?“
      Marcs meergrauen Augen blinzelten eine einzelne Träne weg und er reckte das kantige Kinn, denn seinen langjährigen Freund so zu sehen, brach ihm beinahe das Herz.
      „Naja…du weißt doch, dass ich Koch bin und hier gab es ein Hühnchen zu rupfen“, antwortete er ihm, wobei seine Stimme belegter klang, als er es zugeben wollte. „Komm! Ich muss dich verarzten. Du hast schon bessere Tage erlebt“, fuhr Marc unbeirrt fort und nahm Toledo zwischen seine Hände. Plötzlich rannen dem Zwerg Tränen über das Gesicht und sein wehleidiges Schluchzen erfüllte den Raum.
      „I-i-ich war Jahrzehnte lang Teil der Leibgarde des Tontatta-Königreiches…wie kann ich meinen Brüdern und Schwestern in der Heimat jemals wieder unter die Augen treten, wenn sie erfahren, dass ich gegen eine aufgedonnerte Schnepfe verloren habe?!?“
      Marc huschte unweigerlich ein Lächeln über die Lippen, denn man vergaß zu leicht, dass hinter der flapsigen Art des Zwerges eine unheimliche Stolze Ader lag.
      „Dann hör auf zu Flennen, werde wieder gesund und zusammen werden wir dieser Gans die Federn ziehen, einverstanden?“
      Die kleinen Hände fuhren über die faltigen Augenpartien und trockneten die Tränen, ehe der Zwerg vorsichtig nickte.
      Nachdem Marc Toledo in seinem weißen Halstuch verstaut hatte, ging er zurück in den Garten und sammelte den Dreizack ein. Nachdem er Zylinder und zerbrochene Pfeife in seiner Tasche verstaut hatte, griff er zu dem weiß-blauen, spitz zulaufenden Brett, welches an der intakten Hauswand lehnte. Er zögerte einen Moment und sein Blick wanderte hinauf zum schwarzen Turm jenseits der Baumwipfel. Ein Schauder durchfuhr seinen Körper, als die Flut an Erinnerungen ihn zu übermannen drohte. Dennoch griff er nach dem Skyboard und fixierte jetzt entschlossen das Zentrum Chasetowns. Er wusste, dass nun kein Weg daran vorbei führte. Er musste dorthin zurückkehren, auch wenn das bedeuten würde, dass er Crane und Brianna gegenüber treten müsste.

      ~ * ~

      Kyu konnte sich gar nicht so schnell umschauen, da hatte ihn die gewaltige Löwenpranke des Wesens von den Gitterstäben, hinter denen sich Dädalus befand, fort geschleudert. Er keuchte schmerzerfüllt auf, als er mit dem Kopf auf den steinernen Boden aufschlug. Rote Striemen bildeten sich über seinem Bauch, wo ihn die Krallen des Wesens den dünnen Stoff des T-Shirts aufgeschlitzt hatten.
      „Wer nicht hören will, der muss eben fühlen“, klackerte das Wesen mit dem scharfen Schnabel und er spannte die Flügel soweit aus, wie es ihm im begrenzten Korridor möglich war.
      Dädalus Nasenflügel bebten und er sogt tief die Luft, um sich ein, ehe er die wässrigen Augen aufschlug und sich durch den verfilzten gräulichen Bart fuhr.
      „Kryptid Zoan-Frucht, Neko Neko no Mi, Modell:Greif!“, murmelte der Wissenschaftler erfreut und wollte instinktiv nach einem Stift und Blatt Papier fragen, um sich Notizen zu machen.
      Der Greif wandte seinen Kopf zur Zelle und beäugte den Wissenschaftler mit unverhohlener Verachtung.
      „Gut erkannt, Dädalus! Ich beseitige diese Made noch schnell und dann werde ich Sie hier raus holen!“
      Die Augen des Greisen weiteten sich vor Schreck, denn in diesem Moment war ihm eingefallen, wessen Stimme das Greif-Wesen besaß und als es ihm einfiel, musste er schon fast ein Lachen unterdrücken.
      „Na das nenn ich doch mal `Nomen est omen`, Gryphius!“, feixte Dädalus amüsiert in seinen Bart hinein und hielt sich dabei die Seite.

      Kyu hatte währenddessen seine Fuchsgestalt angenommen und den Moment ausgenutzt, indem Gryphius unachtsam gewesen war. Schnell huschte er zwischen den gewaltigen Löwenpranken, von denen eine beinahe die Größe seines ganzen Körpers eingenommen hätte, hindurch und befand sich nun direkt unter dem Bauch des Greifs. Der Bauch seines Gegners spannte sich über ihm, wenn er ein- und ausatmete. Kyu wollte gerade zum Angriff übergehen, als das schallende Gelächter Gryphius‘ ihn innehalten ließ.
      „Glaubst du Wurm wirklich, dass du mich so einfach besiegen könntest? Immerhin bin ich ein Raubtier und wir wittern das Blut! Du bist nicht mehr als meine Beute.“
      Als hätten die Worte des Greifs die Wunden an seiner Bauchunterseite erneut aufgeschlagen, sah er wie Blut durch das blonde Fuchsfell zu Boden tropfte. Währenddessen hatte sich Gryphius allerdings in einen Menschen zurückverwandelt und mit dem silbernen Gehstock, den er mit sich führte, Kyu einen heftigen Hieb verpasst. Dieser ging jaulend zu Boden und der Stock, dessen Kopf ebenfalls einen veredelten Greifenkopf mit Smaragden als Augen bildete, hatte im Gesicht des Fuchses eine klaffende Wunde hinterlassen. Er strich das lange blonde Haar aus seiner Stirn und richtete seinen Mantel. Kyu atmete schwer und schaffte es nicht sich aufzurichten. Seine Beine und sein Körper wollten ihm einfach nicht mehr gehorchen. Ehe sich Gryphius auf den Weg machte, um den Fuchs den Rest zu geben, drehte er sich noch einmal zu Dädalus um, der hilflos hinter den Gitterstäben verharrte.
      „Für Ihr Schweigen von vorhin werde ich diesen Knaben töten. Ich hoffe, dass Ihnen der Ernst der Lage damit endlich bewusst wird, Dädalus! Niemand beendet so einfach die Zusammenarbeit mit meinen Meistern!“
      „Halt!!“, rief Dädalus, dessen dunkle Hände sich nun fest um die rostigen Gitterstäbe klammerten. Gryphius zog eine Augenbraue nach oben und schaute den alten Mann abschätzend, aber prüfend an. Erst jetzt merkte Dädalus, dass sein Äußeres wirklich an einen Greif erinnerte. Das längliche, adlige Gesicht mit dem spitzen Kinn und der schnabelartigen Nase. Zugleich strahlte er die majestätische Würde eines Löwen aus. Eine Teufelsfrucht, die wie geschaffen für ihn war.
      „Ja..?“, verlieh Gryphius seiner Mimik Nachdruck, der immer noch nicht verstand, dass Dädalus nur Zeit schindete.
      „Oh wissen Sie…ich musste mich nur ein wenig lockern“, scherzte Dädalus, der anfing Kniebeugen zu vollführen und sich zu strecken. „Immerhin hab ich mich schon länger nicht mehr körperlich betätigt, obwohl einem doch jeder sagt, dass man im Alter öfters die Treppe nehmen sollte!“
      Gryphius Gesicht nahm eine puterrote Farbe an und seine Nasenlöcher weiteten sich vor Zorn.
      „HÖR AUF HIER SO VIEL SCHEISSE ZU LABERN!“, brüllte er, während er im selben Moment den Gehstock auf das Gesicht des Alten zu schnellen ließ.
      „Papierschnitt“, entgegnete der Erfinder dabei nur gelassen und bewegte sich dabei blitzschnell aus dem Trefferfeld von Gryphius‘ Waffe, aber auch durch die Gitterstäbe hindurch, bis er plötzlich neben Gryphius und vor Kyu stand. Dädalus, der schon eine leicht gebeugte Haltung hatte, reichte seinem Widersacher nicht einmal bis zur Brust, aber dennoch flitzte seine Hand zu dessen Stirn empor und schnipste dagegen.
      „Ich glaube du solltest jetzt verschwinden, Greif-Männchen!“
      Gryphius Mine spiegelte dessen Perplexität wider, denn er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Glaubte dieser senile Greis wirklich, dass er es mit ihm einen mächtigen Kryptid-Zoan-Nutzer aufnehmen konnte? Es dauerte einen Moment bis der hochgewachsene Mann seine Fassung wieder erlangt hatte, aber da war Dädalus schon damit beschäftigt in den tiefen Taschen seines farbenfrohen Ponchos zu kramen.
      „Da haben wir sie ja“, murmelte er erfreut und mit kindlicher Begeisterung zog er ein paar bunte Kugeln hervor, welche die Größe von Murmeln hatten. „Ablenkungsmanöver 24 Alpha: Schmetterlingsdrops!“
      Ehe Gryphius überhaupt noch etwas sagen konnte, warf Dädalus die Murmeln auf den Boden, wodurch sich sofort starker Rauch bildete. Dem war aber nicht genug, denn aus den Murmeln stiegen künstliche Schmetterlinge empor, deren Flügel mechanisch klackerten, ehe sie sich wie wild auf den Greif-Menschen stürzten und ihn immer wieder kleine Elektroshocks verabreichten, sobald sie ihn berührten. In der Zwischenzeit hatte sich Dädalus den halbbewusstlosen Kyu geschnappt und nutzte die kurzzeitige Verwirrung seines Gegenübers aus, um die Flucht zu ergreifen. Er war schon fast am Fenster am Ende des Korridors, durch welches Marc ihn vor wenigen Stunden besucht hatte, angelangt, als ihm der Schlüssel am Boden auffiel.
      „Auch wenn du ein wenig mehr Gefallen an meinem Gesang hättest aufbringen können, verdienst du es nicht hier zu versauern. Immerhin warst du in letzter Zeit, die einzige Unterhaltung, die ich hatte“, flötete Dädalus gut gelaunt und in einer Seelenruhe klamüserte er die Schlüssel auseinander und sperrte die Tür seines Zellennachbarn auf.
      Er nahm sich nicht einmal die Zeit, um etwaige dankende Worte, seines Gegenübers abzuwarten, denn Gryphius hatte den Schockmoment überwunden und setzte den beiden Flüchtlingen nach.
      „Dann hoffen wir mal, dass mich meine Intuition nicht täuscht, mutiger Kyu-kun!“, jodelte der Wissenschaftler und sprang mit dem Fuchs in den Armen aus dem Fenster des obersten Stockwerkes.

      ~ * ~

      Die eisenbesetzte Kappe seiner Stiefel traf sie an der Schläfe und zauberte ihr einen kurzen Moment Sterne vors Gesicht, aber immerhin sorgte er dafür, dass sich Brianna wieder in der Nähe ihrer neuen Waffen befand. Cranes ließ angeberisch die Knöchel knacken und stieß bläulichen Rauch zwischen seinen Lippen empor. Briannas Adern pochten, vor allem an Schläfe und Kinn, wo seine Schläge für offene Wunden gesorgt hatten. Schmerzhaft erinnerte sie sich an den Tag vor fünf Jahren, wo sie nur mit Kyus Hilfe entkommen konnte. An jenen Tag hatte Crane ihr beinahe jeden Knochen im Leib gebrochen und der Heilungsprozess war lang, sowie qualvoll gewesen.
      Schluss jetzt Brianna! Du bist in den letzten fünf Jahren über dich hinaus gewachsen. Du wusstest immer, dass dieser Tag kommen würde. Dass du dich eines Tages für die Ereignisse von vor acht Jahren rächen würdest. Wenn du jetzt aufgibst, dann sorgst du dafür, dass wieder Menschen leiden müssen, die du liebst…Kyu…Dädalus…Toledo!
      Ihre Knöchel umgriffen den hölzernen Stil des Steckenpferdes und innerlich machte sie sich für den Gegenangriff bereit. Crane, dessen Überheblichkeit ihn blind machte, merkte nichts davon, dass Brianna bereit war IHM jeden Knochen zu brechen. Die schweren Stiefel machten einen weiteren Schritt auf sie zu und dann nahm die Rothaarige all ihren Mut zusammen, schnellte nach oben, während sie mit dem hirschköpfigen Steckenpferd schwungvoll ausholte. Die Spitze des Steckenpferdes, in Form eines gewaltigen Schädels und Geweihs eines Hirsches, trafen Crane am Kinn und ließen seine Gesichtsknochen gefährlich knacken.
      Brianna, welche den Schwung ihres Angriffs, auf Grund ihrer Verletzungen nicht richtig abschätzen konnte, stolperte an Crane vorbei und nun standen sie Rücken an Rücken auf Schlagdistanz.
      Ein unangenehmes Knacken und das Stöhnen Cranes ließen die Schatzjägerin zusammenzucken. Fast gleichzeitig drehten sie sich um und blickten sich in die Augen. Cranes Lippen und Kiefer waren blutüberströmt und tiefe Furchen hatten sich im männlichen Gesicht ihres Widersachers gebildet, wo das Geweih sich in die Haut gebohrt hatte. Erschrocken stellte Brianna fest, dass die Stelle, an der zuvor Cranes unheimlich vertrautes meergraues linkes Auge gesessen hatte, nun eine klaffende Fleischwunde zu sehen war. Die Form erinnerte Brianna an etwas, aber sie kam nicht drauf, denn der Schock, den Cranes entstelltes Gesicht verursacht hatte, wurde durch seine ruhigen, verhöhnenden Worte nur noch vergrößert.

      „Ein nettes Spielzeug hast du da, Brianna! Es wird dich und deine Freunde, aber nicht vor der unweigerlichen Niederlage retten. Du wirst büßen für das, was du meiner Familie angetan hast!“
      Jegliche Menschlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen und plötzlich fiel Brianna ein, woran sie die Form der Wunde erinnert hatte. Sie sah aus wie ein Hufabdruck.
      11.Kapitel: Das Steckenpferd



      Die kalte Luft peitsche den beiden ins Gesicht und der freie Fall ließ Dädalus‘ Poncho mächtig aufflattern. Während Kyu zu bewusstlos war um zu schreien, entschied sich der Greis dazu zu pfeifen, denn er hatte es genau ausgerechnet. Wenn ihn seine Fähigkeiten nicht im Stich ließen, würden sie in genau drei Sekunden eine Mitfahrgelegenheit erhalten.
      „3…2…1!“, zählte der Wissenschaftler in einer Seelenruhe und in dem Moment, in dem er die letzte Zahl genannt hatte, spürte er kräftige Arme, die sich um ihn schlangen.
      „Seid ihr des Wahnsinns?“, brüllte Marc, der Dädalus und Kyu nun wie ein Kleinkind in den muskulösen Armen wiegte.
      „Du wirst es nicht glauben, aber in meiner Branche geben sich Wahnsinn und Genie öfters als man denkt die Klinke in die Hand“, feixte der Greis und kletterte flink hinter Marc, der das Skyboard elegant durch die Lüfte navigierte. Es hatte die Form eines klassischen Surfbrettes und unterschied sich von diesem auch nur darin, dass an seiner Unterseite mehrere muschelförmige Wind-Diale angebracht waren, welche Marc über ein Pedal mit seinem rechten Fuß steuern konnte.
      Gemeinsam drehten sie einen Runde um den Schwarzen Turm, ehe sie im Schutze der Pergola eines flachen Daches landeten.
      „Als ich das Ding zusammengeschustert habe, hätte ich nicht gedacht, dass es überhaupt fliegen kann!“, stellte Dädalus erstaunt fest und bedauerte es zu tief, dass er seine Lesebrille nicht dabei hatte, um das Skyboard genauer zu beobachten.
      „Ja ich musste die Diale ein paar Mal auswechseln, aber immerhin hab ich einen Kontakt zu den Himmelsmenschen, die mir die Dinger recht günstig besorgen können!“, erwiderte Marc gelassen, der die nackten, bandagierten Beine durchstreckte. „Allerdings bin ich ein wenig eingerostet wie es scheint. Immerhin steh ich das erste Mal seit zwei Jahren wieder auf dem Brett.“
      „Allerdings. Was treibt dich wieder her?“, fuhr Dädalus unbeirrt fort, nachdem er Kyu auf ein Kissen gebettet hatte, dessen Atem sich wieder zu normalisieren schien.
      Die Sonne hatte sich nun endgültig über die Dächer Chasetowns erhoben und erlaubte nun einen noch besseren Blick auf dieses heruntergekommene Stückchen Erde. Marc senkte die grauen Augen und fuhr sich verlegen durchs braune Haar.
      „Ich…ich…kann sie das nicht alleine durchstehen lassen, Dädalus!“, fing er an und wurde sogleich von einem Jubelschrei Dädalus‘ unterbrochen.
      „Heureka, Marc Wataru!!“
      Jener hob aber nur beschwichtigend die Hände und schüttelte betrübt den Kopf, woraufhin Dädalus sofort verstummte. Er kannte diesen Jungen seit er noch ein kleiner, unbelehrbarer Rotzlöffel gewesen war und konnte in seinen Gesicht wie in einem Buch lesen.
      „Was ist?“, setzte er an, aber noch bevor Marc den schwerverletzten Toledo aus seinem Halstuch geholt hatte, wusste der Wissenschaftler bereits, was vor sich ging. Rasch entwand er den Zwerg aus Marcs Händen und untersuchte fachmännisch seine Wunden.
      „Oh, mein Lieber, was hast du denn da angestellt?“, fragte er liebevoll, beinahe väterlich und überprüfte die notdürftige Versorgung, welche Marc zuvor geleistet hatte.
      „Wer war das?!“, richtete Dädalus seine Worte nun scharf an Marc, der seinen alten Lehrmeister nur selten so aufgebracht und erzürnt gesehen hatte. Schnell klärte er den Greis auf, auch wenn er selbst nicht wirklich wusste, was diese Elster-Frau von dem Zwerg gewollt hatte. Dädalus nickte nur stumm und seine Stirn legte sich wieder in die Art Falten, die sich immer bildeten, wenn er scharf nachdachte. Plötzlich röchelte Kyu und Marcs graue Augen wandten sich dem Fuchs zu, dem er bis jetzt noch keines Blickes gewürdigt hatte.
      „Wer ist das?“, brummte Marc ein wenig unhöflich und musterte den Fuchs abschätzig. Dädalus war immer noch damit beschäftigt Toledo Wundverbände anzulegen und nachzudenken, sodass er seinen ehemaligen Schüler ignorierte. Als er damit fertig war, war der finstere Gesichtsausdruck noch nicht gewichen, aber immerhin klang seine Stimme nun schon wieder freundlicher.
      „Was auch immer du heute mit Crane und Brianna anstellen wolltest, musst du verschieben!“, redete Dädalus nun bestimmt auf Marc ein, der sofort zu protestieren begann.
      „Ruhe jetzt! Ich weiß, dass du da auch noch eine Rechnung offen hast, aber Toledo brauch dringend ärztliche Versorgung!“
      „Dann bring sie doch zu einem der Ärzte hier oder erledige das selber! Ich muss in den Turm!“, erwiderte der Braunhaarige schroff und griff schon nach seinem Skyboard.
      „Marc Wataru! Glaub nicht, dass ich dich nicht leicht auf die Bretter schicken könnte, wenn ich das wollte! Ich traue keinem der Ärzte hier und sie trauen mir nicht. Ich gebe das Leben meines langjährigen Freundes nur in die heilenden Hände einer Walküre! Verstanden?!“
      Marc und Dädalus blickten sich einen Augenblick unbeirrt und stur in die Augen, bis der Braunhaarige schließlich einlenkte und mit den Schultern zuckte.
      „Nun gut, was solls. War eh nicht scharf auf eine Konfrontation mit den beiden.“
      „Danke“, seufzte Dädalus erleichtert und richtete das Monokel des Zwergs, nachdem er sich von ihm verabschiedet hatte.
      „Zu wem und wohin solls gehen?“, erkundigte sich der Skyboarder, nachdem er vor der Abfahrt Dädalus noch mit ein paar Äpfeln versorgt hatte. Der Wissenschaftler hob die Augenbrauen und kramte in der Innentasche seines Ponchos nach etwas. Ein Lächeln huschte ihm über das Gesicht, als er einen kleinen Zettel zwischen seinen runzligen Fingerspitzen hielt. Er teilte das Papier und reichte es ihm. Als Marc den Namen las, der mit feiner Tinte darauf geschrieben war, musste er lächeln.
      „Das hätte ich mir auch denken können“, fügte er grinsend hinzu, woraufhin der alte Wissenschaftler errötete, auch wenn man es auf Grund seiner dunklen Hautfarbe vermutlich eh nicht bemerkte. Marc wollte sich gerade abwenden, als sein Blick auf den flach atmenden, blonden Fuchs fiel.
      „Soll ich ihn auch noch mitnehmen?“
      Dädalus schüttelte nur den Kopf und wandte sich jetzt daran die oberflächlichen Wunden Kyus zu versorgen.
      „Nein, nein! Er und ich müssen da wohl nochmal rein, wenn unsere temperamentvolle Rothaarige da in 15 Minuten nicht draußen ist.“
      „Erwähn lieber nicht, dass ich hier war.“
      „Jaja und jetzt geh“, gestikulierte Dädalus genervt, woraufhin Marc ihm ein Lächeln schenkte, zum Abschied die Hand hob und auf den Rand des Dachs zu sprintete. Im Lauf warf er das Board wie einen Speer schräg nach oben, stieß sich von der Dachkante ab und fand augenblicklich auf dem Brett halt. Sofort gab er Vollgas und sauste durch den schönen, vormittäglichen Himmel.

      ~ * ~

      Brianna hielt das Steckenpferd in der Hand und blickte immer wieder zwischen ihm und Cranes schwer verwundeten Gesichts hin und her. Ein schwaches Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht, ehe es von einem stechenden Schmerz abgelöst wurde. Ihre aufgeplatzten Wangen pochten unangenehm und mindestens ein Zahn saß locker in ihrem Mund.
      Crane tropfte nun das Blut vom Kinn und färbte den mit Marmor ausgelegten Boden scharlachrot. Dennoch wandte er seinen Blick nicht von Brianna ab. Ein Schauder jagte ihr über den Rücken, als sie den Funken von Wahnsinn in seinem Auge sah.
      „Weißt du, Brianna Grimm? Jeder wollte dich damals! Jeder, außer mir! Ich hab dich schon immer verabscheut. Ebenso mein Vater . Am liebsten hätte er dich dreckiges Kind von einfachen Spielleuten, aus der Stadt gejagt oder noch besser verbrannt“, krächzte er. In seinen Rachen musste, auf Grund von inneren Verletzungen im Mundraum, schon sehr viel Blut gesickert sein.
      Er machte einen Schritt auf sie zu, welchen sie instinktiv mit einem Schritt rückwärts erwiderte.
      „Doch das zählt alles nicht mehr. Er ist tot. Sie ist tot. Der Weltaristokrat ist tot. Und du wirst ihnen still und heimlich nachfolgen, auch wenn dies das letzte ist, was ich auf dieser Welt noch vollbringe! Es gibt nur noch dich und mich!“, säuselte Crane mit psychotischen Tonfall vor sich hin, während er unbeirrt auf sie zuwankte.
      „Falsch! Es gibt dich, mich und das Steckenpferd!“, erwiderte Brianna tapfer, schwang das Pferd und setzte auf Crane zu.

      ~ 4 Tage zuvor – Mary Joa ~

      Die Bedienstete führte Brianna durch das elegant eingerichtete Wohnzimmer, in welchem sie schon öfters gesessen hatte. Auf die Frage hin, ob sie ihren Mantel nehmen könne, verneinte die Schatzjägerin und ließ sich auf das gemütlich Ledersofa sinken. Ihre Hände fuhren über das weiche Material und für einen Moment konnte sie den Schock vergessen, den die Audienz mit den Fünf Weisen ihr eingejagt hatte.
      „Oh, Brianna, meine Teuerste!“, drang Evangolos‘ honigsüße Stimme an ihre Ohren. Der Weltaristokrat überragte sie beinahe um zwei Köpfe, wobei sich die Rothaarige nie sicher war, ob er nicht vielleicht Schuhe mit Absatz trug, die man unter seinem wallenden Morgenmantel nicht erkennen konnte. Die pechschwarzen Haare hatte er zu einem Kranz um seinen Kopf geflochten. Den Vollbart hatte er offenbar gegen ein spitzzulaufendes und ergrautes Ziegenbärtchen eingetauscht. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie mehrmals auf die Wangen.
      „Darling, du siehst wunderbar aus“, versicherte er ihr und seine, mit vielen Ringen verzierten, Finger griffen nach dem knallgelben Gebäck, welches das Dienstmädchen dort angerichtet hatte. Brianna lächelte nur, denn sie wusste, dass Evangolos sich einfach gern beim reden hörte. Ihr Blick schweifte abwesend durch den Raum, der sich, wie immer, kaum verändert hatte. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, so hatte Evangolos für einen Aristokraten erstaunlich guten Geschmack. Alles war natürlich von bester Qualität, aber es war ein Stilbewusstsein, welches eher dezent und schlicht, als auffallend und pompös war.
      „Brianna? Hörst du mir überhaupt zu? Ich wollte wissen, wo dein entzückender tierischer Begleiter ist?!“, hackte der Adlige nach und fuhr sich mit den perfekt gefeilten Fingernägeln über die Lippen.
      „Ohhh… nein. Er fühlt sich nicht sonderlich und daher bin ich von allein gekommen“, erwiderte sie knapp, denn sie wusste, dass Evangolos und seine Frau Kunigundinis Kyu nicht ausstehen konnten. Für sie empfanden sie aber eine erstaunliche Begeisterung und bezahlten sie für Aufträge mehr als großzügig.
      Der Staub im Keller überraschte Brianna. Nachdem sie den Aristokraten den Bluteichensetzling ausgehändigt hatte, war Evangolos sofort dazu übergangen ihr alles Mögliche anzubieten. Doch Brianna wusste genau, was sie wollte. Vor zwei Jahren hatte sie Kunigundinis davon schwärmen hören, wie gerne ihr Sohn mit einem Steckenpferd gespielt hatte.
      „Es hatte zwar die Form eines Hirsches, aber er war wohl zu jung, um den Unterschied zu sehen“; hatte die blonde Frau gegackert und ihr Gesichtsausdruck wurde dabei von einem seltsam seligen Schleier überdeckt. Als Brianna danach erfuhr, dass ihr Sohn an einer schweren Krankheit verstorben war, hatte es der Schatzjägerin einen stechenden Schmerz im Herzen versetzt. Dies war auch der Tag, an dem sie anfing irgendetwas wie freundschaftliche Gefühle für die beiden Weltaristokraten zu entwickeln. Neben dieser unerwarteten Gefühlsregung hatte aber auch dieses Hirschsteckenpferd ihr Interesse geweckt, vor allem nachdem die beiden ihr erklärt hatten, dass es von einer Teufelsfrucht gegessen hatte.
      „Aber sag mal, Brianna-Darling, was willst du den mit dem ollen Spielzeug?“, flötete der Weltaristokrat, der ihr zusammen mit dem stummen Dienstmädchen, in den Keller gefolgt war. „Ich hab doch schon gesagt, dass Herr Vegapunk mit leider versichert hat, dass es sich nicht verwandeln kann.“
      Brianna ignorierte ihn und ihre grauen Augen wanderten flink über den nutzlosen Plunder zweier Weltaristokraten, der sich hier seit Jahrzehnten angesammelt hatte. Das Dienstmädchen, welches erst seit ein paar Monaten im Dienste der Familie Extrochos war, hatte keine Ahnung, wo sich das Steckenpferd befand und war demnach keine große Hilfe.
      Hätte ich nur Kyu dabei, dann wäre das alles hier schnell erledigt.
      Nach ein paar Minuten, in denen sich die Rothaarige vorbei an Löwenstatuen, gewaltigen Gemälden von Mary Joa und weiteren Kram gekämpft hatte, blieb sie mit ihrem blauen Kleid an etwas hängen. Genervt wirbelte sie herum und dabei fiel ihr Blick auf eine Krippe, die mit himmelblauer Seide ausgeschlagen worden war. Sie hob den Kopf und dabei trafen ihre Augen die moosgrünen von Evangolos, der sie voller Kummer anblickte. Sie senkte schnell den Kopf und machte sich daran, ihr Kleid aus der Verhakung zu lösen, sodass er ihren mitleidvollen Blick nicht sehen konnte. Doch da erkannte sie es plötzlich. Es bestand kein Zweifel daran, dass das Ding, welches in braunen Stoff eingeschlagen an der Wand lehnte, das Steckenpferd war, nach dem sie gesucht hatte. Hastig schritt sie darauf zu und riss den Stoff herunter. Der Hirschkopf blickte sie mit leeren Augen an, doch Brianna fuhr zärtlich über die knochige Maserung des Kopfes.
      „Du bist wieder heimgekehrt“, flüsterte sie und schloss voller Freude die Augen.

      ~ In der Gegenwart ~

      Brianna hatte schon zum Gegenschlag ausgeholt, als sie ins Straucheln geriet. Crane, der mittlerweile die erste Attacke der Schatzjägerin einigermaßen verdaut hatte, wich aus, sodass Brianna den Hirschkopf nur voller Wucht auf den Marmorboden donnern ließ. Im ersten Moment geschah gar nichts, doch dann erfasste die beiden Kontrahenten eine Schockwelle, welche sie von den Beinen riss. Beide landeten unsanft auf den Rücken und rangen nach Atem. Brianna hielt das Steckenpferd immer noch fest umklammert und es schien fast so, als könnte sie das Schnaufen von Nüstern wahrnehmen.
      Die Stelle, welche Zentrum der Schockwelle gewesen war, bildete nun ein kleiner Krater. Der Marmor war aufgerissen und die Waffe hatte nur vier Hufabdrücke hinterlassen. Brianna, welche viel wendiger und leichter als ihr Gegner war, rappelte sich auf und umklammerte ihre Waffe.
      „Ein Spielzeug, Evangolos“, schnaubte sie verächtlich und stürmte erneut auf Crane zu. Jener, der jetzt wusste, worauf er sich einstellen musste, reagierte schneller und sprintete den Kopf voraus auf sie zu. Mit der rechten Hand, welche den stählernen Schlagring trug, holte er aus und verpasste Brianna einen Magenschwinger, der sie Blut spucken ließ. Sie segelte ein paar Meter durch die Luft und prallte hart auf den Boden auf, sodass ihr ein Schmerzenslaut entwich.
      „Nun gut, Brianna Grimm! Dann sind es eben du, ich und dein Steckenpferd! Das wird dich aber nicht davor bewahren, dass du in der Hölle schmoren wirst!“
      12. Kapitel: Brianna vs. Crane


      Crane, dessen gesamter Oberkörper nun voller Blut war, welches aus der Wunde, die ihm Briannas Steckenpferd zugefügt hatte, quoll, spurtete auf sie zu und packte die Rothaarige am Haarschopf. Plötzlich fing er an sich im Kreis zu drehen und wirbelte sie damit ebenfalls umher. Die Schatzjägerin fing an zu schreien, denn der Schmerz war bestialisch. Dann ließ er sie abrupt los und sie erkannte nur schemenhaft wie sie meterweit durch die Luft geschleudert wurde und hart gegen die Wände prallte. Ein unangenehmes Krachen war zu hören. Briannas Körper wurde von einer Mischung aus betäubenden Schmerzen und elektrisierenden Adrenalin übermannt, sodass sie es schlussendlich dennoch schaffte sich aufzurappeln. Das weiße, ärmellose Oberteil, welches sie unter der aufgeschürften Lederjacke trug, färbte sich an ihrer linken Seite rot. Ihre grauen Augen suchten instinktiv das Steckenpferd, aber voller Panik musste sie feststellen, dass es nicht da war. Cranes röchelndes Lachen durchfuhr den Raum.
      „Suchst du das hier?“
      Seine Lippen leckten sich die rote Flüssigkeit von den Lippen und sein entstelltes Gesicht verformte sich zu einer widerwärtigen Fratze, während er das Steckenpferd locker in der Hand balancierte.
      „Weißt du wie meine Mutter dich immer genannt hat, Miststück? Flammenmädchen oder vom Feuer geküsst, wegen deiner roten Haare. Du hast es verstanden dich in ihr Herz zu schleichen und sie für dich zu gewinnen. Mich konntest du nie damit erreichen. Doch zu einer Sache hat mich meine Mutter inspiriert: Brianna Grimm, das Flammenmädchen…du wirst brennen und das ist nicht nur mein Wunsch!!“, rief er voller Wahnsinn und stieß die gläsernen Balkontüren auf. Der frische Wind, der durch die Öffnung ins Innere des ehemaligen Thronsaales peitschte, brachte auch die hasserfüllten Worte der Menschenmenge auf dem Platz mit sich. Alle forderten sie ihren Tod und das Feueropfer.
      „Du überschätzt dich, Crane. Das hast du schon immer getan!“, keuchte Brianna, die nun wackelig auf den Beinen stand und sich ihre blutende Seite hielt. Das rote Haar hing ihr, strähnig vor Schweiß und Erschöpfung, ins Gesicht. Ihr Pferdeschwanz hatte sich gelöst und die wallende Mähne rubinroten Haares hatte sich über ihre Schultern und ihren Rücken gelegt.
      „Gib es mir wieder!“, forderte sie mit zittriger Stimme auf, woraufhin Crane nur in schallendes Gelächter ausbrach und mit verhöhnenden Tonfall mit seiner Hetztirade fortfuhr.
      „Glaubst du wirklich, dass ich dir irgendeinen Gefallen schulde? Du willst dieses Spielzeug wieder?!“
      Plötzlich nahm er das Steckenpferd in beide Hände und spannte die Muskeln an, um es zu zerbrechen.
      „NEEIN! Du wirst mir ihn nicht auch noch nehmen wie sie damals!!“
      Brianna setzte schreiend auf ihn zu, doch dann geschah etwas Seltsames. Die Augen des Hirschkopfes fingen wieder an zu leuchten und die hölzerne Struktur des Hirsches wurde mit Fell überzogen. Fast als hätte der Hirsch im Inneren des Spielzeuges den flehenden Schrei der Schatzjägerin gehört, erwachte er zum Leben und rammte das Geweih erneut in das Gesicht des Königssohnes. Brianna traute ihren Augen nicht. Ein markerschütterndes Brüllen war zu hören und auf einmal lag das Steckenpferd, welches Crane fallen gelassen hatte, wieder unverwandelt auf dem edlen Marmorboden des Thronsaals.

      ~ * ~

      „Habt ihr das gehört?“, erkundigte sich der Soldat und tippte seinem schlafenden Kollegen, der seine Beine hoch gelegt hatte, auf die Schulter. Jener zuckte nur mit den Schultern und blickte ihn verächtlich aus den Augenwinkeln an.
      „Glaubst du Oberst Crane wird nicht mit so einem Püppchen fertig?“, scherzte er und schloss wieder die Augen. Der andere kratzte sich ein wenig verlegen die kurz geschorenen, schwarzen Haare und legte die Teleschnecke, mit der er Verstärkung ordern wollte, wieder zur Seite.
      „Du hast vermutlich Recht. Crane vergnügt sich wahrscheinlich nur mit ihr.“
      „Ganz genau!“, murmelte der andere Soldat und setzte sein Mittagsschläfchen fort.
      Zur gleichen Zeit beobachteten Dädalus und Kyu genau den Eingang zum Schwarzen Turm, der immer noch unbewacht zu sein schien.
      „Was hat das zu bedeuten, Dädalus?“, wandte sich der Fuchs fragend an den Wissenschaftler, der nur unbekümmert mit den Schultern zuckte.
      „Weiß ich nicht, aber ich glaube, wir gehen da jetzt rein!“

      ~ * ~

      Crane lag fluchend am Boden und hatte die beiden, klobigen Hände vors Gesicht geschlagen, während er vor sich her schrie. Brianna verharrte wie angewurzelt an Ort und Stelle. Sie hatte keine Ahnung, was so eben geschehen war. Das Steckenpferd konnte sich in keinen Hirsch verwandeln, zumindest hatte ihr das Evangolos versichert. Wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte sich auch nur der Kopf verwandelt. Das erklärte aber immer noch nicht, wie es ihm gelungen war, eigenständig zu handeln.
      „Du…verdammte…Schlampe!“, brüllte Crane, der sich wankend aufgerichtet hatte. Als er die Hände von seinem Gesicht sinken ließ, stockte der Rothaarigen der Atem bei dem Anblick, der sich ihr dort bot.
      Sein gesamtes Gesicht oberhalb des Mundes bildete eine einzelne, von Fleischwunden übersäte Fläche. Es waren deutlich die Spuren zu erkennen, wo das Geweih des Hirsches tief unter die Haut eingedrungen war, jene aufgerissen und teilweise den Knochen freigelegt hatten. Blut sprudelte wie aus einem Springbrunnen hervor und färbte die gelben Zähne rötlich. Brianna legte die Hand vor den Mund, aber der Schock saß ihr in den Knochen und machte sie bewegungsunfähig.
      Doch Crane schien sich daran nicht mehr zu stören. Jegliche Menschlichkeit war mit seinem Gesicht gewichen und seine Seele war erfüllt von purem Hass. Er wandte sich um, schritt zu einer der großen Statuen, welche die ehemalige Königsfamilie abbildeten und wankte zur größten von ihnen. Sie bildete den Anfang der Ahnenreihe und trug einen mächtigen Dreizack aus nachtschwarzem Edelmetall.
      Brianna wagte es nicht sich zu bewegen und beobachtete fassungslos das Schauspiel, welches sich ihr bot. Ihr Widersacher hatte wie eine Schnecke eine lange Blutspur hinter sich hergezogen und sprang dennoch behände auf den Sockel der Statue. Plötzlich verfärbten sich seine gewaltigen Pranken schwarz und mit einem mächtigen Hieb, ließ er die Statue in tausend Teile zerspringen. Geschickt wich er den Brocken aus und fing den Dreizack auf, dessen Stil seine Größe bei weitem übertrumpfte. Er wandte sich um und wieder ließ diese fleischige Masse seines Gesichts Brianna würgen.

      „LOS! Hol dir deine Waffe, Brianna!“, forderte Crane sie auf und der blanke Wahnsinn hatte sich über seinen Körper gelegt und spiegelte sich am ehesten in seiner Stimme wieder, die einem krächzenden, metallischen Tonfall angenommen hatte.
      „Du sollst die Möglichkeit haben, um den Leben zu kämpfen!“
      Brianna ignorierte die Anweisung und starrte immer noch voller Entsetzten den Mann an, den sie seit ihrer Kindheit kannte. Den Mann, der ihr aus Papier immer wunderbare, zierliche Blüten gebastelt hatten. Den Mann, der ihr und Marc als pummliger Junge immer nachgerannt war. Den Mann, der sie den Weltaristokraten ausgeliefert hatte. Den Mann, der ihr Leben zerstört hatte. Doch da traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Crane, dessen Gesicht nur noch eine einzelne, klaffende Wunde war, hatte seine Metamorphose abgeschlossen. Alles Menschliche und die gemeinsame Vergangenheit waren zusammen mit dem einzig Menschlichen an ihm, seinen grauen Augen, gewichen.
      Sie schluckte schwer und schritt zu ihrer Waffe, die dort in Mitten des Raumes am Boden lag. In dem Moment, in dem sie die Waffe aufgehoben hatte, brach die Sonne mit brachialer Gewalt in den Raum und entzündete ihr rotes Haar zu einer Mähne aus lebendigen Flammen. Crane stand im Schatten der pechschwarzen Mauern des Turmes.
      Nun standen sie sich gegenüber, Feuer und Finsternis, bereit für all das zu kämpfen, was sie für verloren glaubten.


      Kapitel 13 - 28


    • ...nur kleine Gedanken

      Guten Morgen Vexor

      Ich bin kein Schreiber und auch kein Literaturlehrer oder sonst was ;] Aber einen Kommentar möchte ich schon abgeben...
      ..zuerst bekommst du einen riesigen Pluspunkt für das Einbauen der Archäologen und Nico Olivia (siehe meine FF - die haben es uns angetan..).

      Deine Schilderung gefiel mir sehr. Du machst schöne Beschreibungen, gerade gut, nicht zu viel und das darf ruhig so bleiben.

      Ich möchte noch einige eigene Gedanken loswerden, die vielleicht auf Fragen oder sonst etwas stossen werden:
      Bei den Fünf Propheten handelt es sich nicht um die 5 Weisen oder, das hab ich schon richtig verstanden?^^

      Andererseits Horizon scheint wohl eine Art 4. Waffe zu sein - jedenfalls schreib fleissig weiter :D
      I’VE BEEN TRAINING!
      MY PUNCH IS AS POWERFUL AS A PISTOL!
    • 1. Kapitel erschienen!

      ForeverFamous schrieb:

      Ich möchte noch einige eigene Gedanken loswerden, die vielleicht auf Fragen oder sonst etwas stossen werden:
      Bei den Fünf Propheten handelt es sich nicht um die 5 Weisen oder, das hab ich schon richtig verstanden?^^

      Auch hier möchte ich kurz auf die Frage eingehen: Ja da hast du genau recht die Fünf Weisen und die Fünf Propheten stellen zwei unterschiedliche Gruppierungen dar, die beide nichts (offensichtliches) miteinander zu tun haben.

      Ansonsten auch an dieser Stelle vielen Dank für deine Kritik und dein Lob. Freut mich wirklich, dass die Geschichte bis jetzt so gut anzukommen scheint.

      Nebenbei möchte ich erwähnen, dass ich das erste Kapitel "Die Jagd beginnt!" hinzugefügt habe.

      Weiterhin viel Vergnügen beim Lesen und ich freue mich auf eure Kommentare und Anregungen!

      Vexor

    • Kapitel 1: Die Jagd beginnt

      So moin Vexor, ich gleich noch einmal

      Wir haben nun also einen Zeitsprung von 23 Jahren hinter uns.
      Ich gehe richtig in der Annahme, dass Jaden und Onyx zwei Königreiche sind, welche auf der gleichen Insel beheimatet sind? Symbolisieren diese zwei "Reiche" (Märenburg, Katharinenstadt; klingen für mich wie Alt-Deutsche-Namen - ich bin kein Deutscher also bitte nicht falsch verstehen) irgendwie Ost- & Westdeutschland?

      Ansonsten noch kurz zu den Personen: Wir haben
      Brianna Grimm --> Schatzjägerin, erhält ihre Aufträge von jedem, hasst Schiffe
      Kyu --> Sohn eines Fischers, TF-User mit der Fuchsfrucht?

      Nun noch einige Kleinigkeiten welche mir aufgefallen sind (oder wie es für mich besser klingen würde):

      Vexor schrieb:


      Briannas Abneigung gegen Schiffe war fast ebenso groß wie die gegen? die der Teufelsfruchtnutzer. (Seit wann hassen TF-User Schiffe?)


      Vexor schrieb:


      Diese Auseinandersetzung hatte nun schon etliche Wochen und mindestens tausende vontausend so viele Soldaten das Leben gekostet.verschlungen.


      Vexor schrieb:


      Sie war nun schon seit guten zeahn Jahren im Geschäft und daher hatte sie bis dato schon jede mögliche Art von Auftrag gesehen.



      kleine Gedanken:
      Es war am Anfang schwierig zu verstehen, WEN du mit Kyu meintest. Du beginnst mit dem Fuchs (ohne Namen), dann plötzlich heisst er Kyu, ist der Sohn eines Fischers und ihm nächsten Moment schlägt er mit den Tatzen (Tierpfoten) nach den Seifenblasen. Ein bisschen unverständlich, aber wenn man weiterlist wird es einem klar.

      Das wars erst einmal
      FF
      I’VE BEEN TRAINING!
      MY PUNCH IS AS POWERFUL AS A PISTOL!
    • Kapitel 1: Die Jagd beginnt!

      So, jetzt da ich zwei FFs hier gedroppt habe (die Eine vorübergehend, die Andere gänzlich), hab ich endlich die Zeit gefunden mich deiner Geschichte bzw. dem ersten Kapitel dieser vollends zu widmen.

      Wie ich dir schon anderenorts geschrieben habe, hatte ich beim ersten Überfliegen des Kapitels den Eindruck, als wolltest du eigentlich eine eigenständige und von One Piece unabhängige Geschichte schreiben. Dieser Eindruck hat sich jetzt, wo ich das Kapitel gelesen haben noch mehr bekräftigt.

      Kann es sein, dass du dich bei dieser Geschichte von Cornelia Funkes Reckless hast inspirieren lassen? Die Parallelen sind nämlich geradezu überdeutlich:

      Brianna Grimm: Schon der Nachname deutet eine erste Gemeinsamkeit an. So hat Funke in Reckless viele der Märchen der Gebrüder Grimm aufgegriffen.

      Schatzjäger: Wie auch Jacob Reckless in Reckless ist Brianna eine Schatzjägerin die sich schon einen ordentlichen Ruf in der Welt angeeignet hat, und für ihre meist adeligen Kunden allerhand wundersame Artefakte uswectpp. Beschafft.

      Katharinenstadt: In Reckless gibt es Theresienstadt

      Kyu: In Reckless haben wir ein Mädchen dass wie Kyu in deiner Geschichte die Gabe besitzt, sich durch das Fell eines Fuchses in einen solchen zu verwandeln.
      Dazu kommt dann noch dass Fuchs (wie sie in Reckless genannt wir) wie auch der Kyu in deiner Geschichte, lieber im Fell des Fuchs unterwegs ist, als in der Haut des Menschn in der sie/er geboren wurde.

      Von den restlichen Namen und Artefakten/Gegenständen die bisher genannt wurden mal ganz abgesehen, die könnten ebenso gut aus Reckless stammen.

      Nicht dass mir das nicht gefallen würde, im Gegenteil ich habe die beiden bisherigen Reckless Bände verschlungen und mindestens dreimal gelesen. Ich finde aber, wie oben schon angemerkt, dass diese Geschichte in einem eigenen Setting, das nichts mit der Welt von One Piece (oder generell mit One Piece) zu tun hat, viel, viel besser passend würde.

      Obgleich es natürlich (also für mich persönlich jetzt), schon sehr erfrischend anders wirkt, da es mal nicht hauptsächlich um Piraten geht, keine hochgesteckten, schier unmöglich zu erreichenden Ziele im Vordergrund stehen.

      Aber gut, komme ich mal wieder zu dem Kapitel und dem was darin passiert ist.
      Brianna gefällt mir soweit als Protagonisten recht gut. Sonderlich viel haben wir ja jetzt noch nicht von ihr erlebt aber soweit, kann ich nicht meckern. Bei Kyu ist es ähnlich.


      Dein Schreibstil ist natürlich wieder (oder eher immer noch xD), sehr gut und viel wichtiger noch, sehr bildlich. Ich konnte mir die steinern Fresken der Herrscher Jadens und auch die restlichen Landschafts- und Personenbeschreibungen sehr gut vorstellen.
      Es lässt sich locker leicht und sehr flüssig lesen und bereitete mir beim lesen sehr viel Spaß.
      Die Spannung kommt zwar erst am Ende des Kapitel (in Form des mysteriösen Anrufs auf), aber daran ist ja absolut nichts verkehrt ^^

      Der Anruf kam wohl sehr wahrscheinlich von den Fünf Weisen, die Brianna wohl einen Auftrag erteilen werden, der mit Horizon in Verbindung steht.

      Ich bin schon sehr gespannt drauf, wie es weitergehen wird also hau ordentlich in die Tasten ;)
    • @Monkey Shibata

      Monkey Shibata schrieb:

      So, jetzt da ich zwei FFs hier gedroppt habe (die Eine vorübergehend, die Andere gänzlich), hab ich endlich die Zeit gefunden mich deiner Geschichte bzw. dem ersten Kapitel dieser vollends zu widmen.

      Wie ich dir schon anderenorts geschrieben habe, hatte ich beim ersten Überfliegen des Kapitels den Eindruck, als wolltest du eigentlich eine eigenständige und von One Piece unabhängige Geschichte schreiben. Dieser Eindruck hat sich jetzt, wo ich das Kapitel gelesen haben noch mehr bekräftigt.
      Grüße dich! Schön, dass du dir wieder Zeit genommen hast mein neues Kapitel zu begutachten und einen so schön langen, kritischen Beitrag zu schreiben :)

      Zu deiner ersten Anmerkung: Ich hab dir ja schon geschrieben, dass der Eindruck vielleicht daraus ensteht, dass ich bisher noch nichts in der "One Piece Welt" geschrieben habe. Ebenfalls gab es die Idee - da muss ich dir zustimmen - zu den Grundzügen der Idee bereits vor meiner OP-Begeisterung, weshalb einige Elemente, die damals in meinem Kopf entstanden sind, vielleicht unpassend wirken. Nichtsdestotrotz wird sich der Eindruck in den kommenden Kapiteln und im Verlauf der Geschichte hoffentlich noch legen. Die Elemente/Eigenarten/etc. von One Piece werden auch hier noch Einzug finden. Keine Sorge :)

      Monkey Shibata schrieb:


      Kann es sein, dass du dich bei dieser Geschichte von Cornelia Funkes Reckless hast inspirieren lassen? Die Parallelen sind nämlich geradezu überdeutlich:
      Zur Inspiration: Für die Autorin bekommst du schon mal 100 Punkte, aber leider liegst du im Werk falsch. Reckless steht zwar schon seit geraumer Zeit auf meiner Wunsch-Leseliste, aber Cornelia Funke mit ihrer Tintenherz-Trilogie hat meinen Schreibstil bestimmt sehr beeinflusst.
      Das ich so viele Parallelen zu Reckless gezogen habe, überrascht mich zwar auch selber. Ich habe zwar dem Klappentext damals entnommen, dass es es um einen Schatzjäger geht, aber mehr kenn ich von den Buch eigentlich nicht. Wird wohl Zeit, dass ich das mal lese^^

      Brianna Grimm: Schon der Nachname deutet eine erste Gemeinsamkeit an. So hat Funke in Reckless viele der Märchen der Gebrüder Grimm aufgegriffen.

      Schatzjäger: Wie auch Jacob Reckless in Reckless ist Brianna eine Schatzjägerin die sich schon einen ordentlichen Ruf in der Welt angeeignet hat, und für ihre meist adeligen Kunden allerhand wundersame Artefakte uswectpp. Beschafft.

      Katharinenstadt: In Reckless gibt es Theresienstadt

      Kyu: In Reckless haben wir ein Mädchen dass wie Kyu in deiner Geschichte die Gabe besitzt, sich durch das Fell eines Fuchses in einen solchen zu verwandeln.
      Dazu kommt dann noch dass Fuchs (wie sie in Reckless genannt wir) wie auch der Kyu in deiner Geschichte, lieber im Fell des Fuchs unterwegs ist, als in der Haut des Menschn in der sie/er geboren wurde.

      Von den restlichen Namen und Artefakten/Gegenständen die bisher genannt wurden mal ganz abgesehen, die könnten ebenso gut aus Reckless stammen.
      Briannas Nachnahme hat in der Tat eine Bedeutung, die mit den Gebrüder Grimm zu tun hat und auch - als kleines Forshadowing meinerseits - auch für die Geschichte noch relevant sein wird. Die Parallele zu Reckless war mir allerdings unbewusst, da ich gar nicht wusste, dass da Märchen aufgearbeitet werden. (Hört sich aber an der Stelle cool an).
      Zu Kyu: Sehr interessant. Meine Inspiration für Kyu stammte eigentlich aus Tintenherz aus der Beziehung zwischen Staubfinger und seinem Marder. Da ich aber Füchse um alles in der Welt liebe und ich zudem einen sprechenden Charakter haben wollte. (Mir erschien es schwer einen stummen Charakter zu schreiben, der nur reine animalische Züge hat). So bin ich auf die Rolle des Kyu gekommen.

      Katahrinenstadt: Da habe ich einfach nach einem altdeutschen Städtenamen gesucht und mir ist erst später aufgefallen, dass es Katharinenstadt (Theresienstadt im übrigen auch) auch in unserer Welt schon gibt. Da habe ich den Namen wohl nur aus meiner Erinnerung abgerufen.

      Zu den restlichen Parallelen überrascht es mich wie gesagt auch, aber ich denke bzw. gehe davon aus, dass sich diese ab den nächsten Kapiteln rapide verringern werden. Die Geschichte benötigt auf jeden Fall die Elemente und Eigenarten von One PIece, um endgülitg funktionieren zu können.

      Monkey Shibata schrieb:

      Obgleich es natürlich (also für mich persönlich jetzt), schon sehr erfrischend anders wirkt, da es mal nicht hauptsächlich um Piraten geht, keine hochgesteckten, schier unmöglich zu erreichenden Ziele im Vordergrund stehen.

      Aber gut, komme ich mal wieder zu dem Kapitel und dem was darin passiert ist.
      Brianna gefällt mir soweit als Protagonisten recht gut. Sonderlich viel haben wir ja jetzt noch nicht von ihr erlebt aber soweit, kann ich nicht meckern. Bei Kyu ist es ähnlich.


      Dein Schreibstil ist natürlich wieder (oder eher immer noch xD), sehr gut und viel wichtiger noch, sehr bildlich. Ich konnte mir die steinern Fresken der Herrscher Jadens und auch die restlichen Landschafts- und Personenbeschreibungen sehr gut vorstellen.
      Es lässt sich locker leicht und sehr flüssig lesen und bereitete mir beim lesen sehr viel Spaß.
      Die Spannung kommt zwar erst am Ende des Kapitel (in Form des mysteriösen Anrufs auf), aber daran ist ja absolut nichts verkehrt ^^

      Der Anruf kam wohl sehr wahrscheinlich von den Fünf Weisen, die Brianna wohl einen Auftrag erteilen werden, der mit Horizon in Verbindung steht.

      Hier möchte ich mich wieder für das Lob und das Vertrauen bedanken. Ich hoffe ich kann die Erwartungen auch weiterhin halten und werde wenn alles Gut läuft heute noch ein neues Kapitel hochladen können!

      @Forever Famous

      ForeverFamous schrieb:



      Wir haben nun also einen Zeitsprung von 23 Jahren hinter uns.

      Ich gehe richtig in der Annahme, dass Jaden und Onyx zwei Königreiche sind, welche auf der gleichen Insel beheimatet sind? Symbolisieren diese zwei "Reiche" (Märenburg, Katharinenstadt; klingen für mich wie Alt-Deutsche-Namen - ich bin kein Deutscher also bitte nicht falsch verstehen) irgendwie Ost- & Westdeutschland?
      Auch vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast einen kleinen Eindruck zum Kapitel zu hinterlassen. Zum Einen hast du meinen Hintergedanken verstanden, welchen ich bei Jaden und Onyx verfolgt habe. Das Reich, ehe es auseinander fiel, war mal eins. Während es noch vereint war, erbauten sie den Kanal (welchen Brianna und Kyu mit dem Dampfschiff überquert haben). Dadurch ergaben sich rein optisch zwei "eigenstände" Inseln, die nur durch den Kanal getrennt waren. Seit sie sich zerstritten haben, herrscht Krieg zwischen ihnen.

      Zu den anderen Punkten, die du angemerkt hast. Du hast Recht ich habe mir einen Verschreiber erlaubt. Brianna hasst nicht Schiffe wie andere Teufelsfruchtnutzer, sondern das Meer.


      Ich hoffe ich konnte soweit alles wichtige beantworten :)


      Zweites Kapitel "Ankunft in Mary Joa" erschienen!


      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Vex ()

    • 2. Kapitel: Ankunft in Mary Joa

      Ich wollte dich gestern schon gefragt haben, wann denn es denn mit deiner FF weitergeht (habs dann aber irgendwie verschwitzt oder so xD), und siehe da, das zweite Kapitel wurde bereits hochgeladen.
      Aber gut, genug der unnützen Vorrede, hier dann nun meine Meinung zu dem Kapitel.

      Ich muss sagen, das Kapitel hat mir richtig gut gefallen. Das eigentliche Ereignis, also das Treffen zwischen Brianna und den Fünf Weisen, wurde hier zwar nur vorbereitet (daher würde ich dieses Kapitel auch eher als Übergangskapitel werten), dennoch erfahren wir einige Dinge und Eigenheiten über unsere Protagonisten-Duo.
      So hegt Brianna etwa eine Abneigung gegen Schiffsfahrten (oder generell die See), ihr Ruf bewahrte sie einst davor die zwölfte Braut eines Aristokraten zu werden (ich hoffe an dieser Stelle innigst auf ein Omake-Kapitel, in dem wir genau diese Geschichte zu lesen bekommen xD), und sie ist 25 Jahre alt, was mir sehr gut gefällt.

      Kyu benimmt sich trotz seiner fünfzehn Jahre, doch stellenweise noch recht kindlich.
      Auf der einen Seite verständlich, weil er eben noch ein Fünfzehnjähriger ist, auf der anderen Seite aber auch etwas seltsam, wenn er doch schon als Kind auf einem Fischkutter gearbeitet hat (und ich würde mal meinen, diese Arbeitet ist für Erwachsene schon recht hart und anstrengend), müsste er doch auch irgendwie etwas erwachsener sein oder?

      Ansonsten punktest du natürlich wieder mit deinem Schreibstil, der mir von Kapitel zu Kapitel immer mehr gefällt. Ich mag deine Beschreibungen, die nicht zu lang aber auch nicht zu knapp sind. Sie sind gerade richtig auf den Punkt geschrieben, und für mich zumindest sehr bildlich. Egal ob Landschaften, Charaktere, oder Gedanken und Gefühle deiner Protagonisten.

      Apropos Charaktere, hier muss ich dir ein enormes Lob aussprechen, denn du skizzierst und entwirfst Charaktere mit einer ebensolchen Kreativität wie wir sie von Oda kennen, und die mir persönlich (mit unter) so wahnsinnig gut an One Piece gefällt.

      Ich nehme als Beispiel jetzt mal, Abies Nørdman. Denn bei ihr ist es mir am deutlichsten aufgefallen. Du beschreibst die Frau, als groß wie eine Tanne, ihr Haar ist tannengürn und dann noch dieser Name dazu: Abies → Botanischer Name der Tanne. Nørdman → Wohl abgeleitet von der Nordmann-Tanne?. Total cool.

      So was vermissen ich ja wirklich bei so ziemlich allen FFs die ich hier so lese oder gelesen habe. Klar die anderen Autoren geben sich auch große Mühe mit den Charakteren und deren Namen, doch bei keinem habe ich es bisher in der Form gesehen/gelesen, wie du es jetzt in diesem Fall gemacht hast.
      Du hast der Frau nicht einfach irgendeinen exotisch klingenden oder besonders fantasievollen Namen gegeben, nein du hast dir einen gesucht und zusammengebastelt, der perfekt zu ihr passt

      Joa, ich bin immer noch schwer begeistert von der Geschichte, und freue mich schon tierisch auf alles was da noch so kommt ^^
    • 3. Kapitel erschienen

      Bevor ich auf Moneky Shibatas Kommentar noch kurz eingehe, möchte ich verkünden, dass das 3. Kapitel erschienen ist! Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.



      Monkey Shibata schrieb:

      Kyu benimmt sich trotz seiner fünfzehn Jahre, doch stellenweise noch recht kindlich.
      Auf der einen Seite verständlich, weil er eben noch ein Fünfzehnjähriger ist, auf der anderen Seite aber auch etwas seltsam, wenn er doch schon als Kind auf einem Fischkutter gearbeitet hat (und ich würde mal meinen, diese Arbeitet ist für Erwachsene schon recht hart und anstrengend), müsste er doch auch irgendwie etwas erwachsener sein oder?

      Ich hoffe, dass sich das im weiteren Verlauf noch besser aufzeigen wird. Bis jetzt hat Kyu auch noch nicht die Präsenz in der Geschichte eingenommen, die er später bekommen wird. Ich denke, dann wird sich das alles besser aufklären.

      Monkey Shibata schrieb:

      Ansonsten punktest du natürlich wieder mit deinem Schreibstil, der mir von Kapitel zu Kapitel immer mehr gefällt. Ich mag deine Beschreibungen, die nicht zu lang aber auch nicht zu knapp sind. Sie sind gerade richtig auf den Punkt geschrieben, und für mich zumindest sehr bildlich. Egal ob Landschaften, Charaktere, oder Gedanken und Gefühle deiner Protagonisten.

      Apropos Charaktere, hier muss ich dir ein enormes Lob aussprechen, denn du skizzierst und entwirfst Charaktere mit einer ebensolchen Kreativität wie wir sie von Oda kennen, und die mir persönlich (mit unter) so wahnsinnig gut an One Piece gefällt.

      Ich nehme als Beispiel jetzt mal, Abies Nørdman. Denn bei ihr ist es mir am deutlichsten aufgefallen. Du beschreibst die Frau, als groß wie eine Tanne, ihr Haar ist tannengürn und dann noch dieser Name dazu: Abies → Botanischer Name der Tanne. Nørdman → Wohl abgeleitet von der Nordmann-Tanne?. Total cool.

      So was vermissen ich ja wirklich bei so ziemlich allen FFs die ich hier so lese oder gelesen habe. Klar die anderen Autoren geben sich auch große Mühe mit den Charakteren und deren Namen, doch bei keinem habe ich es bisher in der Form gesehen/gelesen, wie du es jetzt in diesem Fall gemacht hast.
      Du hast der Frau nicht einfach irgendeinen exotisch klingenden oder besonders fantasievollen Namen gegeben, nein du hast dir einen gesucht und zusammengebastelt, der perfekt zu ihr passt


      Da möchte ich nochmal meinen Dank aussprechen.
      Ja du hast recht. Abies Nørdmans Name ist genauso enstanden, wie du es aufgeschlüsselt hast. Auch bei dem netten Herren, der die Schiffssteuer erheben wollte, spielt sein Nachnahme (Ridicule) auf sein lächerliches verhalten an.
      Wieder Danke für eine ausführliche Kritik, in der auch viel Lob enthalten war. Da macht das Schreiben gleich doppelt Spaß!

      Vexor :)

    • 3. Kapitel: Audienz bei den Fünf Weisen

      Howdy! Jetzt bin ich endlich dazu gekommen, das neue Kapitel zu lesen.
      Eigentlich wollte ich es bereits am Sonntag lesen, als du es hochgeladen hattest, doch dann wurde ich abgelenkt und habs darüber verpeilt.
      Gestern musste ich dann früh raus und war nach der Arbeit zu kaputt um noch irgendwie einen längeren Text zu lesen, heute hab ich allerdings frei und daher und auch die nötige Zeit und die passende Ruhe, um mich so dem Kapitel zu widmen.

      Aber genug der unwichtigen Erklärungen, hier dann mal meine Meinung zu dem Kapitel.

      Als erstes muss ich sagen, gefällt mir Abies (obgleich sie wohl nur ein unbedeutender Randcharakter bleiben wird), immer besser.
      Ich finde es richtig cool wie du ihr Äußeres beschreibst, wie gut bei ihr alles zusammenpasst und ineinandergreift. Name, Charakter, Aussehen, es passt einfach alles total gut zusammen.

      Weiter gefällt mir sehr gut, wie du die einzelnen Ecken und Winkel von Mary Joa (etwa die Straße der Heiligen), aber auch die Gepflogenheiten und Eigenheiten der Tenryuubito beschreibst.
      Das alles irgendwie Künstlich ist, dass sie selbst die Wolken vom Himmel ballern, um ihn strahlend blau zu haben.

      Dann natürlich der Kernpunkt des Kapitels, das Treffen zwischen Brianna und den Fünf Weisen.
      Hier kann ich die Befürchtung bezügliche der vielleicht nicht ganz gelungenen Atmosphäre die du geäußert hattets, total zerstreuen.
      Für mein Befinden hast du die Atmosphäre und die Autorität der Fünf Weisen sehr treffend eingefangen und übertragen.
      Natürlich ist es immer etwas schwierig, wenn man im Grunde nichts über die Charaktere aus der Originalstory weiß, weder ihre Namen noch etwaige Charaktereigenschaften, aber ich finde auch dieses Hindernis hast du recht gut gelöst.

      Dann die kurze Szene in dem Turmzimmer/Kerker.
      Mit der alten Dame, die dem Tode ins Auge blickt und sich nichts sehnlicher wünscht als ihre Tochter noch einmal zu Gesicht zu bekommen, ehe sie aus dieser Welt scheidet.
      Ich gehe mal davon aus, dass besagt Dame Nico Olvia ist?
      Wenn ja, fände ich ein kurzes Treffen zwischen ihr und Brianna sehr interessant, denn immerhin scheint Olvia ja zu wissen um was genau es sich bei Horizon handelt, und wozu man es gebrauchen kann.
      Gut, hier bestünden natürlich die Gefahr, dass Brianna vielleicht zu schnell von allem erfährt, aber da gäbe es ja doch irgendwie Mittel und Wege, dass ihr Olvia nicht alles verrät.
      Außerdem könnte (insofern du was überhaupt geplant hast xD), Brianna Robin eine Botschaft ihrer Mutter überbringen?
      Denn so wies scheint, will Brianna auch eine geliebte Person wiederfinden?
      So deute ich zumindest ihren Wunsch, denn sie sich von den Fünf Weisen erfüllen lassen will, wenn sie den Horizon-Auftrag erfolgreich abgeschlossen hat...

      Ansonsten passiert ja erstmal nichts, außer dass Brianna den Auftrag angenommen hat.
      Ich frag mich echt, um was es sich bei Horizon handelt und ob der Name, ähnlich wie bei den drei antiken Waffen irgendeinen Rückschluss auf den Nutzen/die Fähigkeiten ermöglicht?

      Sonst hätte ich eigentlich nur einen kleinen Kritikpunkt und zwar das Pacing ^^
      Also so langsam aber sicher, könnte die Geschichte jetzt mal etwas mehr Fahrt aufnehmen.
    • 4. Kapitel erschienen!

      Wie immer auch hier die Ankündigung, dass ein neues Kapitel erschienen ist! :)

      Wieder einmal Danke an Monkey als fleißigen Leser und Kommentator. Auf viel kann und möchte ich gar nicht eingehen, denn das würde der Geschichte zu viel vorweg nehmen.
      Du hast auf jeden Fall ein paar interessante Ideen, von denen ein paar in ihren Ansatz auf jeden Fall schon mal in eine richtige Richtung weisen ;)

      Monkey Shibata schrieb:

      Sonst hätte ich eigentlich nur einen kleinen Kritikpunkt und zwar das Pacing ^^
      Also so langsam aber sicher, könnte die Geschichte jetzt mal etwas mehr Fahrt aufnehmen.

      Auch für die Kritik danke ich dir. Ich hoffe jedoch, dass das Tempo mit den neuen Kapitel an fahrt aufgenommen hat!

      Ansonsten möchte ich noch dir und alle anderen Lesern mitteilen, dass ich bis zum 12.9 erst einmal im Urlaub bin. Ich werde dort aber (hoffentlich) weiterschreiben, wodurch die Wartezeit auf ein neues Kapitel hoffentlich gering ausfällt.
      Daher setze ich mir einmal selbst eine Deadline und sage, dass das neue Kapitel voraussichtlich am 14.9 online gehen wird!



      Beste Grüße
      Vexor

    • 4. Kapitel: Alte Freunde – Neu Feinde

      Ho Ho Ho! Frohe Weihnachten und so... Okay, das war wirklich lame. Uhm, joa ich hatte ja eigentlich gesagt... Aber da ich jetzt wieder etwas aktiver sein werden (nicht so wie früher, nur bei bestimmten Themen), dachte ich mir, kann hier weiterlesen und kommentieren doch auch dazu gehören xD

      Na gut, komme ich mal zum Kapitel. Zu deinem Schreibstil muss ich glaube ich nichts weiter sagen oder? Flüssig, bildlich und sehr spannend. Daher widme ich gleich einmal den Geschehnissen in diesem Kapitel.

      Die Frau in dem Turm war also Nico Olvia, dann lag ich mit meiner Vermutung ja richtig.
      Robin scheint ja auch sehr in den Fokus zu rücken, zumindest in den der Fünf Weisen.
      Ich überlege die ganze Zeit, wo, wie und wann Brianna wohl auf Robin treffen wird (falls es zu einem Aufeinandertreffen kommen wird, aber anzunehmen ist es ja), und komme da zu dem Schluss, dass es auf Water 7 wohl am besten passen würde. Vielleicht ein kurzes Treffen nachdem Robin die SHB verlassen hat? Ich bin auf jeden Fall echt gespannt wie sich dieser Strang weiterentwickeln wird.

      Die Saligia- Einheit der CP 8. Da hätte ich es irgendwie cooler gefunden, wenn du auch die lateinischen Bezeichnungen verwendet hättest, die dieses Akronym bilden.
      Anstatt Envy eben Invidia? Ich kann aber auch verstehen, warum du dich dagegen entschieden hast. Wäre vielleicht auch zu viel des Guten ^^

      Ansonsten ein sehr spannendes Kapitel. Brianna und Kyu haben Mary Joa hinter sich gelassen und treffen nun auf, Toledo einen Zwerg. Der ihnen wohl ein kleines Stück weiterhelfen wird.

      Was ich aber noch kurz anmerken will, ist wie gut sich deine Geschichte in die original Story einfügt. Also ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das wirklich so passiert ist während wir als One Piece Leser die Story um Ruffy und Co. Verfolgt haben.

      Okay, das ist ein ziemlich kurzer Kommentar... Aber irgendwie ist es momentan so, dass zwar viel passiert, auf der anderen Seite aber nicht so wirklich was... Macht das irgendwie Sinn? Ich hoffe es.
    • Antwort auf MS & 5. Kapitel erschienen!!

      Schön, dass Sie den Weg wieder zu meiner Geschichte gefunden haben, Mr. S :thumbup:

      Monkey Shibata schrieb:

      Die Frau in dem Turm war also Nico Olvia, dann lag ich mit meiner Vermutung ja richtig.
      Robin scheint ja auch sehr in den Fokus zu rücken, zumindest in den der Fünf Weisen.
      Ich überlege die ganze Zeit, wo, wie und wann Brianna wohl auf Robin treffen wird (falls es zu einem Aufeinandertreffen kommen wird, aber anzunehmen ist es ja), und komme da zu dem Schluss, dass es auf Water 7 wohl am besten passen würde. Vielleicht ein kurzes Treffen nachdem Robin die SHB verlassen hat? Ich bin auf jeden Fall echt gespannt wie sich dieser Strang weiterentwickeln wird.

      Lass dich überraschen, aber ja Robin wird noch eine zentralere Rolle in der Geschichte einnehmen. Wie und wann das passiert, kann und werde ich dir noch nicht verraten ;)

      Monkey Shibata schrieb:

      Die Saligia- Einheit der CP 8. Da hätte ich es irgendwie cooler gefunden, wenn du auch die lateinischen Bezeichnungen verwendet hättest, die dieses Akronym bilden.
      Anstatt Envy eben Invidia? Ich kann aber auch verstehen, warum du dich dagegen entschieden hast. Wäre vielleicht auch zu viel des Guten ^^

      Wie ich mit dir ja schon geschrieben habe, dachte ich nicht, dass jemand so schnell auf die Bedeutung hinter diesen Namen kommen würde. Ich habe ein wenig Abwechslung in die Namen legen wollen und daher mit verschiedenen Sprachen, Bedeutungen und Ähnlichem gespielt, damit es schon abwechslungsreich bleibt ;)

      Monkey Shibata schrieb:

      Was ich aber noch kurz anmerken will, ist wie gut sich deine Geschichte in die original Story einfügt. Also ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das wirklich so passiert ist während wir als One Piece Leser die Story um Ruffy und Co. Verfolgt haben.

      Okay, das ist ein ziemlich kurzer Kommentar... Aber irgendwie ist es momentan so, dass zwar viel passiert, auf der anderen Seite aber nicht so wirklich was... Macht das irgendwie Sinn? Ich hoffe es.

      Zum Einen freut es mich, dass es dir gefällt, dass die Geschichte immer mal wieder Referenzen zur Orginalstory aufweist. Ich schreibe das ganz bewusst so, weil ich möchte, dass man das Werk wirklich als Erweiterung der Orignalstory sehen kann. (Sofern mir Oda nicht wieder ein paar Striche durch die Rechnung macht :D)
      Ich verstehe schon was du meinst, aber immerhin stehe ich erst am Anfang, da muss noch ein wenig aufgebaut und eingeführt werden. Wenn es jetzt wieder regelmäßiger weiter geht, dann legt sich der Eindruck hoffentlich.

      Wieder vielen Dank für dein ehrliches Feedback und als großes Dankgeschön gibt es das längst überfällige 5. Kapitel: Ich brauche eure Hilfe!

      Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! :)

    • 5.Kapitel: Ich brauche eure Hilfe!

      Da ist es also! Das letzte Kapitel in diesem Jahr, und dann auch noch passend am letzten Tag xD

      Ich muss sagen, ich mag Toledo und auch Dädalus unheimlich gerne.
      Obgleich Dädalus selbst noch gar nicht in Erscheinung getreten ist.
      Die beiden erinnern mich, also von dem wie es da in deiner Geschichte geschildert wird, etwas an Chopper und Bader.
      Auch wenn Toldeo und vor allem sein Lehrmeister Dädalus um einiges kauziger zu sein scheinen, als es Bader und Chopper waren/sind.

      Ich freue mich echt darauf, Dädalus ersten Auftritt zu lesen.

      Dann gibt es noch einige (wenn auch sehr rätselhafte), Informationen aus Briannas Vergangenheit.

      Vor fünf und vor acht Jahren gab es jeweils schlimme Vorfälle auf der Insel, einer veranlasste Brianna dazu zu fliehen, bzw. wurde sie von der Insel vertrieben und musste im Exil leben.
      Liegen diese Vorfälle in der Zeit, in der die Revolutionäre die Königsfamilie zerschlugen oder danach, als sie wieder verschwanden und die Insel quasi sich selbst überließen?

      So ganz blicke ich da noch nicht durch, wahrscheinlich ist es aber wieder total offensichtlich und ich stehe nur mal wieder auf dem Schlauch xD

      Festhalten kann ich wohl, das da etwas ziemlich schlimmes und für Brianna äußerst einschneidendes passiert sein muss!

      Die Bemerkung von Toldeo, Kyu hätte einen speziellen Geruch an sich, habe ich auch nicht so ganz verstanden.
      Besonders nicht, da sich diese ja auf seine Teufelskraft bezieht.
      Einzig schlüssige Erklärung wäre, dass Kyu nicht bloß die Fuchsfrucht gegessen hat, sondern vielleicht eine Krypto-Zoan vom Typ Fuchsgeist/Kitsune.
      Aber das fällt ja dann auch wieder flach, denn dann müsste Kyu ja in den letzten vier Jahren zumindest irgendwelche weiteren Fähigkeiten an sich entdeckt haben.

      Naja, Dädalus wird das dann wohl früher oder später aufklären.

      Dieser Crane der da Erwähnung findet, scheint dann wohl der erste kleinere (oder größere), Antagonist zu in deiner Geschichte zu sein.
      Er hat Dädalus in seiner Gewalt und scheint Brianna auch sonst nicht sehr, nun ja freundlich gesinnt zu sein.

      Alles in allem ein cooles Kapitel. Brianna und Kyu werden sich nun also in diesen Schwarzen Turm einschleichen um Dädalus zu retten, und diese Elster die Toledos Haus beobachtet hat, wird wohl zur Saligia gehören, weswegen ein Auftreten dieser auch möglich wäre.
    • Antwort auf MS & 6. Kapitel erschienen!

      So meine lieben Leser! Da geht es ab jetzt wieder im gewohnten Wochenrhythmus weiter, weshalb ich heute euch das 6.Kapitel: Der Gefangene im Obersten Stockwerk präsentieren kann.

      Wie immer möchte ich natürlich den letzten Kommentar von Monkey Shibata nicht unkommentiert lassen! ;)

      Monkey Shibata schrieb:

      Ich muss sagen, ich mag Toledo und auch Dädalus unheimlich gerne.
      Obgleich Dädalus selbst noch gar nicht in Erscheinung getreten ist.
      Die beiden erinnern mich, also von dem wie es da in deiner Geschichte geschildert wird, etwas an Chopper und Bader.
      Auch wenn Toldeo und vor allem sein Lehrmeister Dädalus um einiges kauziger zu sein scheinen, als es Bader und Chopper waren/sind.

      Ich freue mich echt darauf, Dädalus ersten Auftritt zu lesen.


      Tja dann hoffe ich mal, dass du bei diesem Kapitel auf deine Kosten gekommen bist und dich Dädalus auch überzeugen konnte.
      Bei der Beziehung der beiden habe ich zwar nicht an Bader und Chopper gedacht, aber du hast recht, dass man da Parallelen sehen kann. Ich fand die Vorstellung einfach lustig, dass Toledo mit seinen 198 einen noch älteren und kauzigeren Lehrmeister gefunden hat :P

      Monkey Shibata schrieb:

      Dann gibt es noch einige (wenn auch sehr rätselhafte), Informationen aus Briannas Vergangenheit.

      Vor fünf und vor acht Jahren gab es jeweils schlimme Vorfälle auf der Insel, einer veranlasste Brianna dazu zu fliehen, bzw. wurde sie von der Insel vertrieben und musste im Exil leben.
      Liegen diese Vorfälle in der Zeit, in der die Revolutionäre die Königsfamilie zerschlugen oder danach, als sie wieder verschwanden und die Insel quasi sich selbst überließen?

      So ganz blicke ich da noch nicht durch, wahrscheinlich ist es aber wieder total offensichtlich und ich stehe nur mal wieder auf dem Schlauch xD

      Festhalten kann ich wohl, das da etwas ziemlich schlimmes und für Brianna äußerst einschneidendes passiert sein muss!



      Da möchte ich noch gar nicht weiter drauf eingehen, außer dir versichern, dass du bis jetzt noch gar nicht auf den Schlauch stehen kannst, da noch nicht sehr viel zu Briannas Vergangenheit offenbart worden ist.
      Wenn dann waren das wirklich nur sehr subtile Details, die man eigentlich erst richtig verstehen kann, wenn man mehr Puzzle-Teile zur Verfügung hat.
      Ich kann aber schonmal ankündigen, dass in diesem Arc auf Chasetown wir zumindest einen Teil des Puzzles erfahren werden, wobei hier auch viel an Dädalus' Figur geknüpft sein wird.

      Beim Rest enthalte ich mich mal, da ich für dich und andere Leser noch nicht so viel Spoilern möchte!
      Ich wünsch viel Vergnügen beim aktuellen Kapitel! :)

    • 6. Kapitel: Der Gefangene im Obersten Stockwerk

      Da haben wir also das erste neue Kapitel in diesem noch recht jungen Jahr 2014,
      Freut mich. Vor allem dass du eine nicht ganz so lange Pause eingelegt hast, wie Oda ^^

      Aber wie immer, genug von der unwichtigen Einleitung. Hier meine Meinung zu Kapitel 6.

      Vorab muss ich allgemein etwas loswerden, ich glaube das habe ich schon einmal angemerkt.
      Das Pacing, ich hab nichts gegen Plots die sich langsam entwickeln, und über mehrer Kapitel verteilt sind.
      Ab und an finde ich persönlich jetzt, sollte aber schon ein etwas ''schnelleres'' Kapitel dazwischen sein, das die Handlung etwas zügiger vorantreibt.

      Also es passiert in den Kapitel momentan immer recht viel, doch der eigentlich Handlungsstrang (hier die Rettung von Dädalus durch Brianna und Kyu), wird nur sekundär behandelt.

      Was jetzt nicht heißt, dass Brianna mal eben innerhalb von zwei Kapiteln den Turm erstürmen, Dädalus befreien und Crane bekämpfen soll.
      Aber etwas flotter könnte es für mein Empfinden schon zugehen :)

      Wo ich gerade von der Rettung und dem Turm spreche. Der Unbekannte (der wohl eindeutig ein Verwandter von Brianna ist, ich tippe da eher auf ihren Vater als auf den Bruder),
      muss entweder über eine Teufelskraft verfügen oder aber, sonst irgendeine spezielle Fähigkeit auf Lager haben, wenn er so leicht und scheinbar von allen unbemerkt in den Turm spazieren konnte um Dädalus einen Besuch abzustatten.

      Auf der anderen Seite ist mir der Kerl aber auf Anhieb schon recht unsympathisch. Gut, kann auch sein, dass dieser Crane ein ziemlich krasses Monster ist, aber dass der Unbekannte seinen alten Lehrmeister/Freund (oder was Dädalus auch immer für ihn ist/war), einfach so zurücklässt, buuuh!

      Er hätte ja wenigstens die Zelle aufmachen und sich dann verspacen können.

      Aber gut, Brianna ist ja schon auf dem Weg.

      Dädalus an sich hat mir echt gut gefallen, der Typ ist definitiv verdammt kauzig. Ich freu mich schon auf das Zusammenspiel von ihm und Toledo.

      Der Zwerg wird inzwischen wohl von Envy attackiert, mal schauen wie er sich zur Wehr setzen wird.
      Ich hoffe ja, er hat auf seine alten Tage dennoch etwas von der zwergischen Power in den Knochen xD

      Dann lernen wir noch einen neuen Charakter kennen, Gryphius. Ich muss sagen, ich mag ''böse'', kaltherzige Charaktere. Die scheiß arrogant sind und sogar einen wehrlosen (zumindest momentan sehr wehrlosen), alten Knacker zu Brei prügeln lassen.
      Aber der Schleimbolzen wird wohl sehr bald die Quittung dafür bekommen.

      Was Gryphius Meister anbelangt, hm... da hast du uns ja jetzt nicht sehr viel Stoff für Spekulationen gegeben.
      Die Weltregierung/Tenryuubito werden es wohl nicht sein, die haben ja Vegapunk der dürfte denen wohl reichen. Der kann ja auch irgendwie alles.
      Ich bin aber mal gespannt drauf, wie du Dädalus neben Vegapunk etablieren wirst, beide scheinen ja außerordentliche Genies zu sein. Vielleicht gibt es ja sogar eine Verbindung zwischen den beiden? Lehrer und Schüler oder so? Mal schauen.

      Abschließend kann ich sagen, war es ein gutes Kapitel.
      Wenn jetzt im nächsten Kapitel das Tempo etwas angezogen wird, bin ich wunschlos glücklich.

      Ach ja, bevor ich es vergesse, diese Stirn-schnipp-Aktion von Dädalus... Die hat mich irgendwie direkt an Itachi und Sasuke erinnert. Bei denen gab es doch auch immer so eine komische Geste, wo Itachi Sasuke gegen den Kopf geschnippt hat oder so.

      Ich hoffe Dädalus macht das nicht bei jedem xDD
    • Antwort auf MS & 7. Kapitel erschienen!

      So es ist wieder Sonntag und das bedeutet, neben einer neuen Folge One Piece, ein neues Kapitel meiner FF ;)

      Monkey Shibata schrieb:


      Aber wie immer, genug von der unwichtigen Einleitung. Hier meine Meinung zu Kapitel 6.

      Vorab muss ich allgemein etwas loswerden, ich glaube das habe ich schon einmal angemerkt.
      Das Pacing, ich hab nichts gegen Plots die sich langsam entwickeln, und über mehrer Kapitel verteilt sind.
      Ab und an finde ich persönlich jetzt, sollte aber schon ein etwas ''schnelleres'' Kapitel dazwischen sein, das die Handlung etwas zügiger vorantreibt.

      Also es passiert in den Kapitel momentan immer recht viel, doch der eigentlich Handlungsstrang (hier die Rettung von Dädalus durch Brianna und Kyu), wird nur sekundär behandelt.

      Was jetzt nicht heißt, dass Brianna mal eben innerhalb von zwei Kapiteln den Turm erstürmen, Dädalus befreien und Crane bekämpfen soll.
      Aber etwas flotter könnte es für mein Empfinden schon zugehen :)



      Dann hoffe ich mal, dass dieses Kapitel dabei deinen Erwartungen gerecht wird, was das Pacing angeht. Die Situation auf Chasetown wird aber, soviel kann ich schon einmal verraten, nicht mit dem Kampf Crane vs. Brianna erledigt sein ;)

      Monkey Shibata schrieb:

      Wo ich gerade von der Rettung und dem Turm spreche. Der Unbekannte (der wohl eindeutig ein Verwandter von Brianna ist, ich tippe da eher auf ihren Vater als auf den Bruder),
      muss entweder über eine Teufelskraft verfügen oder aber, sonst irgendeine spezielle Fähigkeit auf Lager haben, wenn er so leicht und scheinbar von allen unbemerkt in den Turm spazieren konnte um Dädalus einen Besuch abzustatten.

      Auf der anderen Seite ist mir der Kerl aber auf Anhieb schon recht unsympathisch. Gut, kann auch sein, dass dieser Crane ein ziemlich krasses Monster ist, aber dass der Unbekannte seinen alten Lehrmeister/Freund (oder was Dädalus auch immer für ihn ist/war), einfach so zurücklässt, buuuh!

      Er hätte ja wenigstens die Zelle aufmachen und sich dann verspacen können.



      Hmm...warte ab. Auflösung wer das war, erfolgt vermutlich schon im nächsten Kapitel. Beweggründe klären sich nicht unbedingt schon in diesen Arc ;)

      Monkey Shibata schrieb:

      Dädalus an sich hat mir echt gut gefallen, der Typ ist definitiv verdammt kauzig. Ich freu mich schon auf das Zusammenspiel von ihm und Toledo.

      Der Zwerg wird inzwischen wohl von Envy attackiert, mal schauen wie er sich zur Wehr setzen wird.
      Ich hoffe ja, er hat auf seine alten Tage dennoch etwas von der zwergischen Power in den Knochen xD


      Freut mich, dass dir Dädalus zusagt. Ich selber schreibe die Szenen mit ihm unheimlich gerne und freue mich vor allem darauf ihn schon in späteren Arcs zu inszenieren :D
      Ja Toledo wird mit Envy kein leichtes Spiel haben, wie sich im heutigen Kapitel schon zeigt, denn man darf nicht vergessen, dass sie immerhin zur CP8 gehört und wir wissen ja, was generell bei der Cipherpol für Monster unterwegs sein können ^^

      Zum Rest äußere ich mich mal nicht weiter und wünsche dann eigentlich nur noch viel Spaß mit dem neuen Kapitel! :)

      Man liest sich,
      Vex :thumbsup:

    • 7. Kapitel: Der Zwerg und die Elster

      Dädalus xDD
      Ich mag ihn, er ist schön schrullig. Kriegt die Hucke voll aber sinniert erst einmal über den schönen Sonnenaufgang ^^

      Die Unterredung zwischen ihm und Crane kann ich nicht so recht einschätzen. Generell kann man ja nicht so viel über Crane sagen.
      Außer dass er und Dädalus und Brianna eine gemeinsame Vergangenheit haben, die wohl noch etwas genauer beleuchtet werden wird... denke ich mal.

      JA! Das will ich auch wissen! Was macht Dädlus so wertvoll? Ist er etwa besagter Wissenschaftler der diesen Durchbruch bei der Erschaffung von Teufelsfrüchten erzielt hat?

      Komme ich zu meinem Highlight in diesem Kapitel, dem Kampf zwischen Toledo und Envy. Ey, dieser Zwerg xDD
      Toledo ist einfach eine verdammt coole Socke.
      Wenn ich mir diesen alten, kauzigen Gnom vorstelle wie er da mit einer klitzekleinen Muskete durch seine Hütte flitzt und mit Pfeffer auf Envy ballert... zu ulkig XD

      Der Kampf hat mir echt gut gefallen. Tolle Dynamik und nicht zu überhastet.
      Ich gehe mal davon aus, dass dieses Etwas das da jetzt die Hütte betreten hat und von Envy bemerkt wurde, jener Kerl ist, der auch schon Dädalus im Knast besucht hat?
      Er hat Toledo zwar schon wieder verlassen, aber vielleicht kommt er ja noch einmal zurück?
      Oder es ist Kyu, der ist ja vor den Wachen davon gelaufen, aber ich denke eher er wir ebenfalls seinen Weg in den Turm finden, um seine Gefährtin zu unterstützen.

      Und hey! Brianna und Kyu waren auf Elban?!
      Also dazu (insofern dass nicht im weiteren Verlauf noch irgendeine Rolle spielt), will ich dann auch ein Omake Kapitel haben!
      Eins schuldest du mir ja noch ;)

      Brianna hat den Turm also betreten.
      Die Vision (oder wie auch immer man das nennen will), die sie da von sich selbst hatte (ich nehme mal an von ihrem letzten Besuch in dem Turm), hat mir echt gut gefallen und macht ihre Vergangenheit immer mysteriöser.

      Tja, weit kommt unsere Heldin aber leider nicht, denn Crane haut sie direkt und ohne zu zögern, mal ganz leicht aus den Latschen.
      Mieser Frauenschläger!
      Aber jetzt bin ich umso heißer darauf zu lesen, wie sich Brianna gegen so einen Gegner schlagen wird. Ich denke sie wird da nicht ganz so heil herauskommen.

      Ach, bevor ich es vergesse. Was hat die WR gegen Dädalus? Warum wollen die nicht, dass er sich längerfristig mir Brianna abgibt? Und warum, gehen sie davon aus dass er eigentlich nicht mehr am leben ist?

      Fragen über Fragen ^^

      Das Kapitel hat mir echt gut gefallen (Toledo FTW! xD), und das Pacing war auch sehr gut ;)