Horizon (Vexor)

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    • So beinahe ein Wochenrhythmus, wenn ich an den Inhalten des Kapitels nicht noch etwas umgestellt hätte.
      Ich wünsche euch schon einmal viel Spaß beim Lesen, ehe ich auf eure wundervollen Kommentare eingehe :)

      @Bo


      -Bo- schrieb:

      Lange ist es her, dass ich in diesen Thread schreiben und durfte und ja, vielleicht werde ich ein kleines großes bisschen feucht, während ich diese Zeilen tippe. Da ich weiß, welch gnadenloser und anstrengender Weg hinter dir liegt, möchte ich es nochmal in aller Förmlichkeit sagen, bevor ich frohen Mutes zur Tat schreite: WILLKOMMEN ZURÜCK!
      Ich freue mich ebenso wieder da zu sein. Es ist einfach ein tolles Gefühl! Danke dir :)

      -Bo- schrieb:

      Deine schwere und durch zahlreiche Gründe eingetretene Schreibblockade hat dich zweifellos an einer der wohl ungünstigsten Stellen deiner Geschichte ereilt, fällt aber dennoch weitaus weniger ins Gewicht, als ich befürchtet habe. Dein neues Kapitel bildet einen runden Wiedereinstieg in die FF und fügt sich harmonisch an das letzte Kapitel an. Hier war es die absolut richtige Entscheidung, direkt an den Cliffhanger von Kapitel 158 anzuknüpfen und keine deiner anderen Baustellen sofort wieder in Betrieb zu nehmen. Als Leser findet man vergleichsweise schnell wieder in die Handlung, die dank der geringen Figurenzahl in der Gegenwart und der erfrischend geradlinigen Erzählweise Dädalus' deinen Hang zur Schnörkelei zum Glück erst einmal außen vor lässt. Denn nach dieser Pause hättest du eigentlich keinen fataleren Fehler begehen können, als uns mit der Fülle dieses Arcs zu erschlagen. Daher: Gute Entscheidung, gute Umsetzung, gutes Kapitel.
      Ja ich dachte auch, dass es euch schwerer fallen wird, in die Geschichte zu finden. Auch beim heutigen habe ich versucht, wieder an bekannteren Inhalten anzuknüpfen, und allmählich die anderen Handlungsstränge wieder ins Gedächtnis zu rufen.

      -Bo- schrieb:

      Dädalus, der in die Rolle des silberzüngigen Märchenonkels hineingeboren scheint, erweist sich als angenehmer, weil konsequenter Erzähler und verliert sich Gott sei Dank nicht so sehr wie sonst in seinen kleinen Gehässigkeiten. Vielleicht, weil er der Tochter seiner einstigen großen Liebe eine gewisse Zuneigung entgegenbringt; vielleicht aus Mitleid, weil Raphaela im Kern eine geschundene und gepeinigte Gestalt ist; oder er ist einfach zu müde und emotional abgekämpft, nachdem er bereits mit seinem alten Freund Luzifer die Zungen kreuzen musste...Das klingt falsch. xD
      Jedenfalls überrascht mich die Vergangenheit des Greises bisher nicht, was aber keinesfalls als Kritik zu verstehen ist. Der Alte in Jugendjahren erscheint ohnehin höchstens als Nebenfigur in dieser Erzählung, die sich einzig und allein um Sybill zu entspinnen scheint. Erneut setzt sich die verrottende Königin im Zentrum des Geschehens fest, ohne auch nur einen Finger dafür rühren zu müssen. Wie in der Gegenwart haftete ihr schon in jungen Jahren eine übermenschliche, nahezu diabolisch-göttliche Ausstrahlung an und vermochte es, die Menschen um sie herum in einen lähmenden Bann zu ziehen. Im Gegensatz zu meiner Ondine scheint sich Sybill ihrer Macht oder zumindest ihrer Selbst aber bewusster zu sein. Wusste sie schon damals um die Prophezeiung und die Rolle, die sie in dieser zu spielen hatte oder zumindest zu spielen glaubte? Ihre unheiligen Hexenworte scheinen darauf hinzudeuten, jedoch könnte sie diese auch auswendig gelernt haben. So oder so ist es ihr Glück, dass der kleine Dedale ihren Reizen verfällt, wie grünohrige Jungen es nun einmal tun. Dabei ist es eine durchaus unbehagliche Sache, die aussätzige Herrin der Parasiten, Fäkalien und toten Dinge nun als wunderschönes Mädchens erleben zu müssen, welches unschuldig lächelt und Dädalus um den Finger zu wickeln versteht. Gewiss, jeder hat eine Vergangenheit - aber selten scheint der Zahn der Zeit ärger und darbender genagt zu haben.^^
      Wir hatten ja schon privat geschrieben, dass ich die Flashbackelemente auf ein Nötigstes reduzieren werde. Nicht, weil sie weniger interessant sind, sondern einfach, weil ich den Arc allmählich hinter mir lassen möchte. Es wird wohl noch zwei - drei größere Flashbacksequenzen geben, aber dann ist die Geschichte um Sybill-Luzifer und Michel auch fürs Erste ad acta gelegt.

      -Bo- schrieb:

      Luzifer nimmt im Rückblick die Rolle des Skeptikers ein, was ich einerseits auf seine kältere und weniger leidenschaftliche Natur schiebe, anderseits auf seine Blindheit und damit sein Desinteresse an der natürlichen Anmut, die Sybill Dädalus wie ein Gift einzuimpfen vermochte. Der Konflikt, der sich um Sybill und die beiden Freunde anbahnt, schimmert in der kurzen Szene deutlich durch und dürfte umso konturenreicher werden, desto näher der arrogante Michel an das Geflecht der Drei heranrückt. Die Darstellung des engelslockigen Blonden, dem die Herzen zufliegen und der sich dessen wohlgewahr ist, verheißt eigentlich keine guten Aussichten für Dädalus und seine Ambitionen. Tatsächlich sicher, ob mir eine etwaige FSK18-Version der Drei Fragezeichen gefallen würde, bin ich mir zwar nicht...jedoch werde ich auch nicht glauben, dass die umwälzenden Begebenheiten der Zukunft allein durch ein hormongeschwängertes Gerangel dreier Knaben um ein schönes Mädel ausgelöst werden. Gerade Luzifer wirkt dafür noch viel zu gesetzt und argwöhnisch, vielleicht sogar stoisch und misstrauisch gegenüber der undurchschaubaren Sybill. Es ist ein interessantes Detail, dass seine Teufelskräfte das Mädchen nicht durchdringen können. Handelt es sich hierbei um die Kräfte der Hexen oder doch um eine individuellere Macht, die über das Erbe der Einäugigen hinausgeht? Immerhin scheint es jene Gabe zu sein, die Sybills jahrelanges parasitäres Wirken in Luzifers Traumreich überhaupt möglich macht.
      Die Frage im Bezug auf Sybill und Luzifer werde ich natürlich noch ausführlicher beantworten, auch was das ganze mit den Hexen nun wirklich auf sich hat.

      -Bo- schrieb:

      Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse gefühlt, was dem Auftritt einer gewissen Dame in den Schatten zu verdanken ist. Um hier niemandem die Überraschung zu verderben, hülle ich mich in Schweigen, gestehe jedoch meine Bewunderung für die Figur ein. Das vampirische Motiv, welches bislang nur vage durchschien, nimmt nun festere Formen an und sagt mir einfach nur unglaublich zu. Ein blutrünstiges Geschöpf der Nacht, das sich lauernd durch die Dunkelheit bewegt und mit Fleischfetzen zwischen den Zähnen böse lächelt. Ich liebe es. Der Charakter gefällt mit mit jedem erneuten Auftreten besser und besser, was nicht nur meiner Vorliebe für starke und gefährliche Frauenfiguren geschuldet ist. Ganz nebenbei verquickst du dabei zudem noch die Ereignisse deiner FF mit Odas Werk und führst führst damit die Naht weiter, welche bereits Viktoria und Lin-Lin zusammenhält. Deine anfänglichen Mühen und Verzweiflungen haben sich wahrhaft ausgezahlt, angesichts der hanebüchenen Striche, die Oda dir kreuz und quer durch deine Rechnungen gemacht hat. :D
      Katerina ist immer wieder ein Genuss zu schreiben. Da weiß ich, wie es dir mit Carla gehen mag.

      -Bo- schrieb:

      Nichtsdestotrotz fällt es mir nach dieser Pause äußerst schwer, etwaige Deutungen vorzunehmen oder gar Vermutungen für die kommenden Kapitel anzustellen. Vorerst werde ich noch genießen, was du uns vorsetzt und übe mich in Geduld, bis mir etwas Gescheites einzufallen vermag. Daher bleibt mir für den Moment nur zu sagen, dass dir ein hervorragendes Kapitel gelungen ist, dem man die lange Pause abseits weniger wackliger Passagen kaum anmerkt. Du hast dich richtig entschieden und den Plot konsequent vorangetrieben, hast einen runden narrativen Bogen konstruiert und den Leser bei der Hand genommen, wofür man dir nur dankbar sein kann. Das Ende wirkt zwar ein wenig wirr, jedoch im Horizon-typischen besten Sinne, und wartet mit einem Monolog auf, für den man deine FF einfach schätzen und lieben muss. Ich bin wahnsinnig gespannt auf die weitere Geschichte und wie du das Motiv der Unsterblichkeit aufgreifst, welches du nun von den Weisen auch auf den Lord und besagte Anhängerin zu überragen scheinst. Die kleinen und großen Verweise auf meine FF waren zudem ein netter Bonus, der mir den Lesespaß noch einmal versüßt hat. Ich freue mich auf das nächste Kapitel! :)
      Auch hier wird es in diesem Arc noch größere Enthüllungen geben. Von daher einfach abwarten und genießen. Große Deutungen sind nach der Pause auch gar nicht nötig. Ich muss mich selbst erst wieder in mein Handwerk finden.

      Vielen Dank für deinen tollen Kommentar, der mir auf jeden Fall wieder einiges an Motivation geschenkt hat.

      @qoii


      qoii schrieb:

      Zunächst ist mir gefühlt erst jetzt wirklich klar geworden/aufgefallen, dass Michael der Vater von Gabriel und Raphaela ist, was im eigentlichen Sinne zwar nichts besonders ist, aber da es sich bei allen Namen um Erzengel handelt, doch auffällig. Deswegen frage ich mich auch, ob die beiden ihre Namen noch von ihrem Vater bekommen haben oder doch erst von Luzifer. Übrigens auch ein ehemaliger Engel, aber dass müsste ich schon mehrfach erwähnt haben. Jedenfalls stellt sich mir gerade noch die Frage, ob auch innerhalb deines FFs dies die Namen der/von Erzengel sind, denn darüber bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher.
      Also die Namen der Erzengel, die unter Luzifer arbeiten und in der Gegenwartshandlung aktiv sind, sind Raphaela, Gabriel und Uriel.


      qoii schrieb:

      Weiterhin irritiere mich die Bezeichnung von Raphaela als junge Frau, wurde sie bisher auch so bezeichnet? Wobei dies auch mit Unklarheiten über den zeitlichen Ablauf innerhalb deines FFs zusammenhängen könnte. Meine geistige Zeitachse sieht derzeit ungefähr so aus:
      Luzifer, Michael und Gabriel treffen sich und machen sich irgendwann gemeinsam auf die Suche nach der Prophezeiung, dabei stoßen sie auf die Triade bzw erschaffen sie irgendwie mit.
      Im Laufe dessen kommt es irgendwann zum Bruch zwischen den Dreien und Michael und Sybille sterben.
      Danach trifft Dädalus auf Kuleha und nimmt sie mit in seine Heimat. Während dieser Zeit besteht über Genevieve weiterhin Kontakt zu der Triade bzw zum Lord, während Luzifer ebenfalls seine eigene Macht ausbaut.
      Irgendwann stirbt dann Dädalus Sohn und da dieser mit Briannas Großvater befreundet war, müssten sicher noch einige Jahre ins Land gehen, bis er schließlich auf Brianna trifft.
      Sprich wenn dies grob richtig ist, dürfte Raphaelas eigentlich keine junge Frau mehr sein. Denn um als junge Frau zu gelten, müsste Raphaela nur ein paar Jahre älter sein als Brianna und in diesem Fall müsste der Bruch der drei Freunde gar nicht so lange her sein. Im Prinzip relativ kurz bevor Luzifer seinen Auftrag in SF angenommen hat und lange nach dem Tod von Ikarus. Es sei denn auch bei Raphaela wurde in der Traumwelt am Alter rumgespielt.
      Du hast es eigentlich schon richtig gesagt: Raphaela wird als junge Frau bezeichnet, aber ob sie auch jung ist, habe ich nie behauptet. Es ist ja nicht die erste Frau, die ohne größeren Schaden den Zahn der Zeit überstanden hat, wenn wir uns mal an Genevieve, Katerina oder aber auch Kuleha erinnern.
      Was es hier aber noch zu entdecken gibt, wird noch aufgeklärt, auch wenn die ein Teil der Erklärung auf der Hand liegen sollte.


      qoii schrieb:

      Anscheinend soll Siena degli Illuminatis durch einen BusterCall zerstört werden, zumindest würde ich so die goldene Teleschnecke deuten. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass diese Insel als Sitz der Fünf benannt wurde, sofern ich mich nicht vertue. Allerdings könnten sie sich auch einfach danach dort angesiedelt haben, denn anscheinend waren sie jetzt für die Zerstörung dieser Insel (Mit-)Verantwortlich.
      Korrekt.

      qoii schrieb:

      Weiterhin frage ich mich gerade, ob es sich dabei auch um eine der Element-Bibliotheken gehandelt hat. Allerdings waren es meiner Erinnerung nach nur vier, wobei eine Verschollen war oder war die fünfte verschollen ? Denn die eine wurde von Kyu auf SF, niedergebrannt, die andere ist auf dem Wolkengebiet des AA und die dritte lag auf Ohara, womit eigentlich nur noch die Verschollene übrigbleiben würde, sollten es nur vier sein. Allerdings ist dies eine Bibliothek der/von Mönchen bzw der Kirche, einer Fraktion welcher ich die bisherigen drei Element-Bibliotheken definitiv nicht zuordnen würde. Ähm ja, ist irgendwie blöd wenn einem gerade nur Bruchstücke und Informationsfetzen einfallen^^. Übrigens hat auch mir die Anspielung auf Bos FF aber auch auf Wa No Kuni sehr gefallen.
      Also bei Siena handelt es sich um keine der Elementarbibliotheken. Aber ich bin froh, dass diese nicht ganz aus den Erinnerungen verschwunden sind. Sie werden schon bald eine Rolle spielen.

      qoii schrieb:

      Viel interessanter ist aber die Erwähnung des Lords durch die dunkle Frau. Denn wenn ich mit meiner gedachten Zeitachse richtig liege, dürfte er zu diesem Zeitpunkt nicht sehr viel älter sein, als Luzifer und Dädalus. Zwar widerspricht das nicht unbedingt einer Führungsposition innerhalb einer (kleinen) Gruppierung, sofern er vielleicht schon 15 ist. Aber anscheinend hat dieser Lord schon Kontakt zu den Fünf oder Arbeitet mit ihnen zusammen, weswegen es sich durchaus schon um die Triade handeln könnte. Dafür, dass er in einer schon länger existierenden Organisation schon einen solchen Rang erreicht hat. fände ich ihn dann doch etwas jung, sofern es im Laufe der Geschichte nicht mehrere Lords gegeben hat. Dies also ein Titel ist, der immer weitergereicht wird.
      Bevor ich dich unnötig verwirre, könntest du mir noch erklären, wie du auf die Schätzung des Alters kommst?
      Ansonsten werden die kommenden Kapitel da mehr Aufklärung geben.


      qoii schrieb:

      Was die dunkel Frau angeht war ich mir zu Anfang überhaupt nicht sicher, aber nach den Erwähnungen bei Bo, dass sie schon einmal auftreten ist, würde ich derzeit Katerina für am wahrscheinlichsten halten. Wobei ich mich dann Frage, warum sie immer noch als Untergebene agiert und nicht schon selber die Leitung übernommen hat oder macht sie dies schon lange und der Lord ist nur ihr Strohmann. Immerhin wurde in seinem Namen in letzter Zeit einiges erledigt und wie wir erfahren haben, war er ganz wo anders.
      Also bei der Frau handelt es sich um Katerina, genau.

      qoii schrieb:

      Ansonsten kann ich Bo weitgehend zustimmen, weswegen ich die von ihm bereits genannten Punkte auch nicht nochmal aufgegriffen habe und meinen gefühlt etwas wirren und löchrigen Kommentar einfach mal beende.
      Bis zum nächsten mal oder der Q&A-Runde, je nachdem was schneller ist.^^
      Auch dir vielen Dank, dass du so einen tollen Kommentar geschrieben und mir die lange Pause verziehen hast.

    • Weniger erbärmliche Menschen haben am Samstagabend sicher besseres zu tun, als deine FF zu kommentieren. Sei froh, dass du mich hast. :D

      Das Kapitel beginnt gnädiger Weise dort, wo das letzte endete und präsentiert uns eine panische Caramel. Da der Twist um die kinderhassende Menschenhändlerin im Ordensgewand nicht zieht, verpasst du Caramel zur passenden emotionalen Untermalung mal eben eine Vergangenheit - und die fällt gewohnt unangenehm aus. Natürlich konnte Caramel ihren Bruder nicht einfach vor einer Haustür absetzen oder einem Waisenhaus, nein. Das wäre zu menschlich. Da musste es gleich der Kinderstrich sein, auf dem er feilgeboten wurde. Nicht, dass es mich stört - immerhin wurde uns Caramel seit jeher als ein habgieriges und opportunistisches Miststück vorgestellt und du lieferst hier nur die Antwort auf die Frage, ob sie schon immer so war - aber es ist doch auffällig, wie gerne du Kindern abscheuliche Dinge antust. Da kommt der Lehrer durch, nehme ich an? :D
      Die kleine Zusatzinfo hat mir jedenfalls gut gefallen und stellt für mich auch einen angenehmen Mittelweg zwischen deiner FF und Odas Werk da. Du sparst dir große kreative Ausschmückungen, die Oda später vielleicht sogar widerlegen könnte, und setzt an den kleinen Feinheiten an, für die Oda schlichtweg keine Zeit findet. Diese Vorgehensweise macht für mich eine gute FF aus, die dem Originalwerk treu bleibt und trotzdem seine eigene Marke setzen will.

      Aber zurück zu Caramel, welche in ihrer unendlichen Großherzigkeit vier weiteren Kindern neben ihrem Zielobjekt das Leben rettet...oder so ähnlich. Die gackernde Ironie ist überdeutlich und wird durch die Außergewöhnlichkeit der Jungs sogar noch auf die Spitze getrieben. Mit Neunmalklug Dädalus, Herzensbrecher Michel und Kaltblüter Luzifer sitzen drei der wohl stärksten (und kuriosesten) Persönlichkeiten des Klosters in Caramels Boot. Diese Drei sind auch die treibenden Kräfte in der Zukunft, welche du uns nun wohl nach und nach eröffnen wirst und die letztendlich entweder zum Aufbau der Triade oder zu den Ereignissen führen, die Dädalus und Co. zu Mitgliedern eben jener gemacht haben. Natürlich kann man nun anführen, dass Dädalus als mittel- und heimatloses Kind in die Triade oder deren Vorreiter hineinerzogen wurde, manipuliert von äußeren Umständen und Menschen, die sich in der Not um ihn gekümmert haben. Jedoch, und deshalb mein Hinweis auf die starken Persönlichkeiten, hoffe ich auf eine weniger simple Lösung dieser Problematik. Dädalus wurde uns als aufgewecktes und kritisches Kind vorgestellt, das stundenlang in der Bibliothek schwere Wälzer durchpflügt, Lehren hinterfragt und zur Not auch Streit mit dem Himmel anzetteln würde, gäbe er ihm Grund dazu. Einem solchen Kind traue ich zu, auch in bitterer Hoffnungslosigkeit zu seinen Werten und Prinzipien zu stehen. Daher erhoffe ich mir, dass Dädalus mit den Werten der Triade/des Lords entweder konform geht oder von diesem (oder dessen Gefährten) irgendwie überzeugt wird. Interessant wäre es allemal, wenn der hochintelligente und aufgeklärte Dädalus von einem geschickten und charmanten Demagogen um den Finger gewickelt würde. Der Lord könnte ein ebensolcher sein, war der junge Shmuel doch selbst ein Kind der Armut und gefangen in einer Welt, die sein großes Potenzial in Staub und Tyrannei zu ersticken versuchte. Der Lord könnte zum kleinen Dädalus durchdringen, ihm einen Weg jenseits des blinden Zorns gegen die Weltregierung aufzeigen; oder ihn und seine Begleiter - Luzifer, Sybill, Michel - in ihrem Bestreben noch unterstützen. Vielleicht war es der Lord/die Triade, die den Kampf der Kinder gefördert und geformt hat. Die Kinder haben die Hingabe und den Eifer, die Triade die Mittel und Möglichkeiten.

      Die Frage ist nun, wie diese Geschichte zu bewerten ist. Gut, böse, Grauzonen. Der Hass der Kinder ist nachvollziehbar, ebenso wie das Eingreifen des Lords in Form von Katerina, welche jedoch noch immer geheimnisvoll in den Schatten verweilt und das eigentliche Ziel ihres Anführers verwahrt. Fügt man die Hexen in Form von Sybill, die Prophezeiung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie die Rachegelüste der Kinder zusammen, ergibt sich...was? Die Vernichtung der Weltregierung durch eine krude Überlieferung, die in irgendeiner Weise mit Horizon zusammenhängt und zum Untergang der 5 Weisen selbst führen könnte? Erinnert man sich an ihre Unsterblichkeit, die allem Anschein nach auch der Lord und Katerina auf die eine oder andere Weise teilen, wäre ein logischer Zusammenhang vage gegeben. Aber ist es so einfach? Wenn Horizon gefunden oder entfesselt oder freigesetzt wird, könnte das Leben der Weisen damit verlängert werden? Oder das vom Lord und Katerina? Vermutlich ist es für solche Fragen noch zu früh, jedoch scheint sich der Nebel langsam zu lichten. Eine Überlegung wert wäre auch die Intention der Herzkönigin und des Zaren. Beide wirkten bisher eher wie weltliche Monarchen mit ebenso weltlichen Zielen und Ansprüchen, die sich der mythischen Schnitzeljagd des Lords eher aus Verpflichtungen ihm gegenüber verschrieben haben. Inwieweit also sind sie in die Prophezeiung eingeweiht, in die Pläne und Vorhaben des Lords? Werden sie am Ende nur benutzt, als Machtmittel? Die Herzkönigin ist immerhin bereits auf Kriegsfuß mit Shmuel und hat sich dafür sogar über eine politische Ehe an den Zaren gekettet, welcher jedoch seinerseits mit den Walküren auf Walhalla (für den Lord?) beschäftigt ist. Dass die Triade in ihrer Form dem Ende nahe ist, sollte klar sein. Der Weg dahin und ihre Geburtsstunde sind da schon spannender. Wer benutzt wen und welche Rolle spielte Luzifer über all die Jahre, vor und nach dem Ausstieg von Dädalus? Immerhin schien Dädalus irgendwann nicht mehr mit den Vorhaben der Triade einverstanden. War tatsächlich Brianna respektive ihre Tochter diese Zäsur? Und welche Rolle spielen die Eltern der Rothaarigen, welche auch mehr zu sein scheinen als angenommen?

      Sybill ist aktuell immerhin durchaus selbstbewusst im Umgang mit Brianna, weiß offensichtlich auch über deren Rolle im großen Spiel der Könige und wirkt beunruhigend zuversichtlich. Wird sie entfesselt, sobald Luzifer fällt? Vertraut sie deshalb auf Brianna, die bereits einmal durch Luzifers Traumwand gebrochen ist? Die Vorstellung, Sybill auf die echte Welt loszulassen, ist...gelinde gesagt verstörend. Diese Frau personifiziert in ihrer abstoßenden Allmacht und bedrückenden Abgebrühtheit zunehmend das wahre Böse, welches sich all die Jahre an Luzifer gelabt hat und nun endlich zurückzukehren bereit ist, um an der Seite der Auserwählten die Erfüllung der (/ihrer?) Prophezeiung mitzuerleben. Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass selbst der Tod Sybill nicht aufhalten kann. Sybill siegt, sobald sich die Prophezeiung erfüllt und sollte die Prophezeiung mit Horizon zusammenhängen, so wird Brianna früher oder später genau das tun, was Sybill so sehr begehrt. Um ihre Tochter zu retten, vor wem oder was auch immer, wird Brianna ihr Schicksal erfüllen und damit den "bösen Mächten" in die Hände spielen - unabhängig davon, ob sie sich am Ende gegen sie stellt oder nicht. Momentan haftet Sybill etwas Unaufhaltsames an, was beängstigend und faszinierend zugleich ist. Gute Arbeit.

      Zum Abschluss möchte ich natürlich noch zu Drake kommen, der endlich einen Bezug zum Rest des Geschehens abseits der zeitlosen Verstrickung der Erwählten und Unsterblichen darstellt. Die Handlung fügt sich Schritt für Schritt zusammen, immerhin haben sich derweil Kol und Marc sowie Kaisa und Aloe gefunden. Mit dem Eingreifen der Herzkönigin, die endlich ihre Truppen ausschwärmen lässt und damit den Kämpfen Tür und Tor öffnet, bewegt sich der Arc auf sein unausweichliches Finale zu. Kampfpaarungen sind an dieser Stelle ebenso unsinnig wie schwierig zu mutmaßen, jedoch freue mich auf die Ritter der Herzkönigin und möchte dich an dieser Stelle noch einmal für deren Darstellung loben. Obwohl sie bisher noch nicht so viel gezeigt haben, gefallen mir diese schaurigen Wunderlandgestalten sehr gut. Ich hoffe jedoch, dass du dich mit den kommenden Kämpfen weniger schwer tust als noch mit den Sieben Todsünden. Vielleicht hilft es, dass Alice & Co. noch nicht so lange und intensiv Teil der Handlung und deines kreativen Herzens waren. Oder du hast aus dem letzten Arc gelernt und kannst die Kämpfe nun besser jonglieren und ausloten. So oder so, ich freue mich auf Viktorias Vasallen und die Protagonisten, die gegen diese Monster in die Schlacht ziehen müssen. Gerade bei Brianna erwarte ich da eigentlich einen kompakten und knackigen Fight, der ohne den aufgedunsenen - wenn auch notwendigen - Schicknack ihres letzten großen Kampfes gegen den Hochmut auskommt. :)


    • Kapitel 159: Erde zu Erde II

      Kurz vor der großen Q&A-Runde haue ich noch schnell einen kleinen Kommentar raus.

      Vexor schrieb:

      Also bei Siena handelt es sich um keine der Elementarbibliotheken. Aber ich bin froh, dass diese nicht ganz aus den Erinnerungen verschwunden sind. Sie werden schon bald eine Rolle spielen.
      Ja meine Gedankengänge liefen ungefähr so :
      >Scheiße die schöne Bibliothek → ist schon die dritte im FF → Nein, die vierte, gab ja noch Ohara, die auch so zerstört wurde → Moment waren sie bzw. Dädalus nicht auf der Suche nach einer Verschollenen → Warte, die auf der Himmelsinsel existiert noch → Wieso denke ich dabei an Luft → War da nicht irgendwas mit besonderen Bezeichnungen... Auch ja irgendetwas mit Elementen ...< ^^

      Vexor schrieb:

      Bevor ich dich unnötig verwirre, könntest du mir noch erklären, wie du auf die Schätzung des Alters kommst?
      Ich hatte in Erinnerung, dass Luzifer und Theresa nach einem Aufstand des Kalifen nach Siena gebracht worden sind. Die Kernereignisse Rund um Shumel scheinen kurz nach diesem Ereignis/Aufstand zu spielen, da der Vater seiner Freundin aus dem Judasring, der ehemalige Kalif, für seinen Aufstand mit dem eisernen Prometheus bestraft wurde und noch am Leben ist.
      Der Lord kann nicht viel Jünger als Luzifer sein, da dieser mit der Tochter des bestraften Kalifen befreundet ist, beide grob gleich alt sind und er den Kalifen schon zu kennen scheint, bevor dieser Eingesperrt wurde.
      Viel älter kann der Lord aber auch eigentlich nicht sein, da er sonst die Ereignisse nach dem Aufstand nicht in einem Heim der Kirche erlebt haben dürfte, er wäre dann wahrscheinlich schon alt genug gewesen, um die Insel zu verlassen bzw würde anders Kaserniert./Untergebracht sein.
      Mein Hauptargument war aber die Gleichartigkeit mit der Tochter des Kalifen, was mit dem Abstand zu den Ereignissen grob ein ähnliches alter zu Luzifer bedeuten müsste. Das waren zumindest meine Überlegungen.

      Aber nun zu Kapitel in dem es zu einem nicht unerheblichen Teil darum geht, womit ich mich schon beim letzten mal abgefunden habe. Der weiteren Zerstörung einer großen gut Ausgestatteten Bibliothek, nebst Insel und dessen wahrscheinlich sehr schönen und alten Gebäuden. (*schnief ;( ).

      Sehr schön gelöst ist natürlich wie und warum die fünf Kinder, welche sich eigentlich in verschiedenen Konstellationen eher weniger mögen, zusammen gefunden haben. Trotz ihrer Gegensätze dürften sie alle mehr oder weniger der WR und Marien negativ gegenüber eingestellt sein, da diese ihre Heimat zerstört haben.

      Wobei man Sybill, nicht hundertprozentig dazurechnen kann, da sie nur kurz auf der Insel war. Allerdings frage ich mich gerade, was ihre Aufgabe war bzw was das Ziel der gesamten Aktion. Katharina hat Caramel doch damit beauftragt Sybill auf der Insel einzuschleusen, welche dann irgendetwas in einer fremden Sprache vor der >Verbotenen Abteilung< gemurmelt hat. Danach hat Katharina schon den BC auf die Insel losgelassen. Bleibt natürlich auch die Frage in wieweit Sybill in alles eingeweiht war, denn wenn ja, hätte sie auch so von der Fluchtrute wissen können ohne von Caramel in letzter Minute "gerettet" zu werden. Zumindest habe ich es so verstanden, dass es irgendeine Verbindung zwischen Katharina und Sybill und somit dem (vermeintlichen) Lord gegeben hat.

      Sofern es sich bei dem jungen Mann am Ende um den Lord handelt, ist es auch auffällig, dass bis jetzt alle Hexen/Dreiaugenstämigen zum Lord zu gehören scheinen, wenn man von Raphaela absieht. Aber sie wäre sicher auch beim Lord gelandet, wenn Luzifer sich nicht ihrer angenommen hätte. Denn Dädalus gehörte mehr oder minder zum Lord und da er bis zu Letzt mit Michael "befreundet" war, müssten sie zur gleichen Fraktion gehört haben. Luzifer hatte sich irgendwann von ihnen entfernt/ eine andere Richtung eingeschlagen, was letztendlich dazu führte, dass er von Michael unter Einsatz seines Lebens aufgehalten wurde

      Ich frage mich gerade, ob Sybill vielleicht sogar etwas mit Genevieve zu tun, Tochter, Schwester oder so etwas. Wenn der Augenstamm wirklich weitgehend freundliche Verbindungen mit dem Lord hat und es nicht nur Genevieve und ihre (erweiterte) Familie ist, wäre dies schon die zweite besondere Frauengruppe, welche dem Lord wohlgesonnen scheint. Denn er müsste auch zu den Walküren gute Beziehungen haben, sofern ich mich recht entsinne. Zwar hat Herleif dafür gesorgt, dass Brianna und Co von Luzifer gefangen wurden, aber dies war nur eine größere Falle, um den Leuten des Lord zu ermöglichen, selber auf die beiden Schiffe zu kommen und somit an ihren von Luzifer gefangenen Anführer.

      Die Idee Caramel hier in ihren jüngeren Jahren einzubauen hat mir auch sehr gut gefallen. Wobei ich nicht umhinkomme mich zu Fragen, ob ihr armer Bruder vielleicht doch nochmal wichtig wird. Denn ich halte es nicht für Zufall, dass die Ereignisse in Moskvas, der wahrscheinlichen Hauptstadt des Zarenreiches, stattgefunden haben.
      So da wir fast 19.00 Uhr haben, mache ich mal besser Schluss, vielleicht ergänze ich später noch etwas. ^^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Kapitel 161 - 166

      161. Kapitel: Wer hat Angst vorm bösen Fuchs?


      Das Heulen des eiskalten Nordwindes wich dem lauschigen Knistern eines Kaminfeuers und ihre frostroten Wangen, in die zuvor noch die Schneedolche der silberweißen Wüste geschnitten hatten, liebkosten nun weiche Stoffe und Pelze. Auch das Kind, welches sie gerade noch in den Armen getragen hatte, nichts weiter als ein hilfloses Bündel, beschützt von einem völlig planlosen Engelsmädchen, schien schwerer zu werden und unter ihren zarten Händen zu wachsen. Ein Bein verweilte in eisiger Tundra, die pfirsichroten Eiswangen schienen indes unter dem Hitzeschwall des Feuers zu platzen. Ein menschliches Knäuel, zu einem gefrorenen gordischen Knoten geschmiedet, glitt durch das Meer muffigen Fells. Dies alles geschah, während sie durch die Nacht flogen, das Flattern der Krähen und Brummen eines Bären im Nacken; während die Eiswüste sich in das biedere Wohnzimmer einer alleinstehenden Frau mittleren Alters verwandelte; während der Mond durch Aloës zielsicheres Pflanzengeschoss in ein Spiegelmeer zerbarst und den Ausweg aus der Hölle freilegte. Gemeinsam verließen Aloë und Kaisa das klirrend kalte Inferno, um in das wärmende Wohnzimmer des Teufels zu steigen. Sie hatten die Kälte hinter sich gelassen, um sich im sündigen Feuer der Vorhölle zu wärmen. Das Mädchen ächzte unter dem Gewicht der Grünhaarigen, als sie aus dem Kleiderschrank stolperten, ehe sie die scheinbar schlummernde Frau fallen ließ, ihre geröteten nackten Beine einknickten und sie nach vorne fiel, nur um einen antiken Beistelltisch unter sich zu begraben. Dem Engel schwirrte der Kopf, als sie versuchte, einen Hauch an Orientierung zurückzugewinnen. Ihre voluminöse Lockenpracht fiel ihr symbolträchtig wie ein Vorhang vors Gesicht, nahm ihr den Durchblick für das Geschehen, während sie versuchte, sich von dem Scheiterhaufen zu rollen, der das antiquierte Holz unter ihrem Bauch bildete, bereit, sich Satan persönlich als Geschenk darzubieten. Sie wollte sich soeben an ihre grünhaarige Begleitung wenden, die – so viel hatte sie mittlerweile bereits realisiert – mit dem Spiegelportal ihre normale Gestalt zurückbekommen hatte, als sich etwas Spitzes in ihr Schulterblatt bohrte. Der Schmerz explodierte in ihrem Rücken, pulverisierte die letzten Abschiedsgrüße der Tundra mit einem quälenden Hagelschauer zerfetzter Nervenstränge, der Aloë aufschreien ließ. Ihre helle, verwaschene Jeansjacke sog sich augenblicklich mit dunklem Blut voll, während Tränen ihre Augäpfel füllten, in denen die bernsteinfarbenen Iriden wie hilflose Fischerboote trieben.
      »Ich werde nie wieder zu euch zurückkehren«, schnitten unbegreifliche Worte einer vertrauten und dennoch fremden Stimme durch die knisternde Luft des biederen Wohnzimmers. Aloë sah sich zwischen frisch aufgeschüttelten, bestickten Kissen, altmodisch anmutenden Spiegeln voller blinder Altersflecken und einer beunruhigenden Obsession für verzierte Teller gefangen, während Kaisa sich über sie beugte und ihre schwarzlackierten Finger den Vorhang aus rauchblauem Haar lüfteten und den Kopf des Engels brutal nach oben rissen. »Nie-mals!«, hauchten ihre blutroten Lippen und die Eiseskälte, welche jede einzelne Silbe wie ein fröstelnder Blizzard begleitete, ließ Aloë sogar den Schmerz ihrer pulsierenden Schulterblätter vergessen. Sie biss die Zähne aufeinander, versuchte nicht zu schreien und sich zu konzentrieren. Selbst als die ehemalige Agentin die freie Hand um ihre Kehle schloss, hielt der Engel die bernsteinfarbenen Augen geschlossen, versuchte das ohrenbetäubende Schreien ihrer Nervenstränge zu ignorieren, welche die Synapsen ihres Gehirns malträtierten; versuchte das Keuchen des Raubtiers auszublenden, das in ihre Ohren hechelte oder das höhnische Grinsen des Teufels, der auf den Scheiten ruhte und seinen Flammenkörper im Kamin rekelte. All das musste sie verstummen lassen, um sich zu sammeln und als der Moment gekommen war, schlug sie die voluminösen Wimpern auf und presste einen schiefen Pfeifton zwischen ihren Lippen hervor. Unweigerlich barsten die Fenster auf, zerfetzten den gehäkelten Tand, den die Verzweiflung des Alters als Fensterdekoration dort platziert hatte, fegte mit heulendem Getöse durch das Weinzimmer, alles mit sich reißend, was nicht niet- und nagelfest war, um anschließend Kaisas Körper zu ergreifen, und ihn gegen die nächste Kommode zu schleudern. Erleichtert atmete Aloë auf, drehte sich auf den Rücken und fasste sich an die Stirn. Schweiß, Tränen und Schmutz hatten sich wie verlaufene Kosmetik über ihre jugendlichen Gesichtszüge gelegt, während sie die Kühle der feinen Glieder ihres Bettlerarmbands genoss, die sich an ihre Stirn schmiegten. Der Engel sog die frische Luft der Dämmerung ein, die allmählich durch die zerborstenen Fenster sickerte. Selbst das Knistern des Teufels war im Angesicht des Sturms verstummt und hatte nur das hämische Glühen seiner toten Augen im Kamin zurückgelassen.
      »W-wo...bin ich?«, stammelte die Grünhaarige, die sich erhoben und von ein paar der zerbrochenen Dekoteller befreit hatte, die zusammen mit dem Regal auf sie niedergeregnet waren. »Bist du das, Aloë?“«, blinzelte sie irritiert und strich den Stoff ihres Hemdes in Camouflageoptik glatt, das sie wie ein knappes Kleid trug. Die kalten Fangzähne und das bedrohliche Hecheln des Raubtiers waren einer zerstreuten Unsicherheit gewichen, die Kaisa paradoxerweise noch fremder waren als die berechnende Bedrohlichkeit der herzlosen Jägerin. Dennoch ließ der Engel den Kopf wieder zufrieden sinken und lächelte. Alles war gut. Zumindest für den Moment.

      ~ Wenige Minuten später ~

      »Drake? Bist du das?«, blaffte Kaisa durch den Hörer ihrer Teleschnecke, die sie wie alle anderen Mitglieder der Schatzjägertruppe als schwarze Miniaturausgabe um das Handgelenk trugen. Sie duckte sich mit Aloë unter den Fensterrahmen, schmiegten die Schultern aneinander und hatten die Beine angewinkelt, um sich vor der drohenden Gefahr von außen zu verstecken.
      »Zum Glück erreiche ich jemanden. Ich weiß nicht, wo wir hier gelandet sind, aber du bist der erste, dessen Teleschneckensignal reagiert hat. Aloë und ich sind in irgendeiner südländischen Stadt gelandet...alles etwas verwirrend...aber das wichtigste ist, dass wir uns in einem der Häuser verschanzen musste. Hier wimmelt es von Soldaten, die durch die Stadt patrouillieren.«
      »Soldaten?«, nutzte Drake die Atempause der Frau, deren Stimme er sofort als Kaisas erkannt haben musste. Seine Stimme hallte ein wenig und klang verzerrt, als würde er durch einen Tunnel oder ähnliches schlendern.
      »Es sind Kartensoldaten! Drake, wir wurden von den Untergebenen der Herzkönigin umzingelt!«, erwiderte Kaisa energisch, als der Engel sie mit samt ihres vollen Gewichts zur Seite tackelte. Nur eine Millisekunde später bohrte sich eine herzförmige Lanze durch die Wand und spießte eines der Zierkissen auf. Nach Luft japsend rappelten sich die beiden Frauen auf und blickten in die gesichtslosen, grotesken Lebewesen, die sich um das Haus positioniert hatten. Nichts weiter als die rechteckigen, leicht nach innen gewölbten grotesken Körper aus Papier. Keine Augen, nur ein zahnloser, schwarzer Schlund als Mund, der sich über die bunten Muster und Zahlen der Wesen zog. Über ein Dutzend Kartensoldaten, mit herzförmigen Lanzen und Schilden bewaffnet, hatten einen Belagerungsrum um das Haus gezogen, in dessen biederem Wohnzimmer Kaisa und Aloë nun gefangen waren. Die lippenlosen Münder der Wesen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen, gaben raschelnde Geräusche, gleich dem Reißen Papiers, in einer unverständliche Sprache wieder, um miteinander zu kommunizieren.
      »Das ist das Werk Humpty Dumptys«, zischte Kaisa, aus purer Gewohnheit an ihrer Zigarette ziehend. Sie entließ den kalten Rauch mit einem schelmischen Lächeln, erneut in die Haut der Jägerin schlüpfend, die seit langer Zeit wieder auf ebenbürtige Beute getroffen war. »Ich habe schon viel von dir gehört, Herold des mannigfaltigen Origami

      ~ Die große Kathedrale ~

      »Der große gönnerhafte Retter dieser Nacht nahm uns ab diesem Tag unter seine Fittiche, nahm uns auf in die Familie, die eigentlich nur einen Platz für Sybill haben sollte, und dennoch war dieser Mann derjenige, der uns ein zweites Leben schenkte. Shmuel oder der Lord, wie du ihn vermutlich besser kennst«, endete Dädalus und sein Körper fühlte sich schlaff an, auch wenn er die wichtigsten Kapitel seiner gemeinsamen Reise mit Raphaelas Eltern noch nicht einmal angeschnitten hatte. Er räusperte sich verlegen, versuchte die blutenden Schürfungen der Fesseln an seinen Handgelenken zu ignorieren, die sich mit der schwindenden Abendsonne immer tiefer in seine dunkle Haut und sein Bewusstsein schnitten. Doch erneut wies die dünne Weißhaarige seine stumme Bitte ab, ihm die Fesseln zu lösen, woraufhin er resigniert die Augen schloss und sich in eine Zeit zurückversetzen zu versuchte, die aus ihm den Mann geformt hatten, der er heute war. Im Positiven wie Negativen.
      »Jeden einzelnen von uns förderte und forderte Shmuel auf seinem Schiff und auf seine Art, während wir streng isoliert von den anderen Menschen leben mussten. In den ersten drei Jahren, in denen er uns in Kampf, Geschichte und Wissenschaft unterwies, lernten wir kein einziges anderes Mitglied seiner Mannschaft kennen. Und wie dankbar waren wir...aufgefangen von einem Mann, der so mächtig und stolz wirkte, ohne dabei seine Menschlichkeit verloren zu haben…oh, wie naiv wir waren...wie geschickt uns der Lord in seinem freundlichen Netz aus familiärer Liebe, individueller Zuwendung und Förderung formte. Ein Rattenfänger und Demagoge und mit uns hatte er die naiven Nagetiere gefunden, die er für seine Zwecke instrumentalisieren konnte...Jünger für seinen Krieg gegen Gott und den Himmel persönlich!«, schnaubte der greise Mann verächtlich, mehr zu sich selbst, als zu Raphaela sprechend, die in den zusammenhangslosen Ausführungen des Wissenschaftlers trieb und sichtlich nach dem Boot suchte, auf das sie klettern konnte, um den Strom der Vergangenheit wieder zu bereisen. Doch dieses Glück sollte ihr nicht vergönnt sein, als sich ihre Nackenhaare aufstellten. Blankes Entsetzen auf die marmorgleichen Gesichtszüge gemeißelt, wirbelte sie herum und kniff die blutroten Augen zusammen. Das glühende Licht der Dämmerung fiel nur mehr als diffuses Abendlicht in die Kirchenschiffe der großen Kathedrale Corto Malteses, ehe sie sich abermals umdrehte und Dädalus den Finger auf die faltigen, blutverkrusteten Lippen legte. Beinahe flehentlich offenbarte die junge Frau nach der emotionslosen Puppe und der fauchenden Furie nun eine neue Seite von sich, denn die gescholtene Miene eines verunsicherten Kindes strahlte ihm voll aufrichtiger Unschuld und Angst entgegen.
      »Es tut mir leid, aber ich muss gehen!«, flüsterte sie in verschwörerischem Tonfall. »Bitte sag ihm nicht, dass ich hier war und mit dir geredet habe. Ich darf nicht hier sein. Nicht mehr. Bitte! Ich möchte mehr über meinen Vater erfahren. Versprichst du mir das?«.
      Dädalus brauchte Raphaela nicht einmal intensiver zu mustern, um die Aufrichtigkeit ihrer Worte zu akzeptieren. Mit jeder Sekunde, in der ihre dürren Finger auf seinen Lippen verweilten, mit jedem Millimeter, in dem sich die Abendsonne gen Horizont senkte, schlug ihr von Panik und Schuld gejagtes Herz wilder. Das Nicken des Greisen beendete die Hatz in ihrem Inneren und Raphaela atmete hörbar erleichtert aus. Ein letztes Mal blickte sie sich zu den verschlossenen Flügeltüren um, ehe sie die graue Kapuze des Büßergewandes wieder über den Kopf zog und über den Altarraum dem Alptraum der Kathedrale entfloh, der sich nun unter dem Knarzen der schweren Eichentore Zutritt verschaffte. Für einen kurzen Moment erhaschte Dädalus einen Blick auf das Meer aus blutroten Ziegeldächern, konnte über die eintretende Gestalt hinweg den gesamten Tempelberg hinab über die zwölf Ringe Corto Malteses blicken, ehe die Tore hinter dem Hünen scheppernd ins Schloss fielen und die beiden Männer allein im diffusen Schein der Dämmerung ließen.
      Die kohlschwarzen Augen des Wissenschaftlers mussten nur einen Moment über den protzigen Gang des Mannes schweifen, nur für einen Wimpernschlag auf den hochnäsigen Gesichtszügen verweilen, auf die blonden Locken und in das dunkle Scharlachrot seiner Augen blicken, um zu erkennen, wen er da vor sich hatte.

      »Welch Freude, dass mich endlich jemand besuchen kommt, nachdem eure durchlauchte Blindschleiche mich vor etlichen Stunden hier zurückgelassen hat, allein mit einer von der Inkontinenz des Alters geplagten Blase. Sagen Sie mir, junger Mann, bringen Sie mir Hostien, Wein und eine Bettpfanne im Angesicht meiner letzten Stunden auf dieser verfluchten Erde?«, entzündete Dädalus das Wortfeuerwerk, welches auch am Zwillingsbruder Raphaelas dieselbe entwaffnende Wirkung zeigte. Der Wissenschaftler hegte zumindest keinen ernsthaften Zweifel daran, dass nur die Ankunft des zweiten, totgeglaubten Sprösslings Sybills und Michels die junge Büßerin in die Flucht hatte schlagen können. Und so wie sich der loyale Jünger Luzifers hier in seiner glänzenden Rüstung als richtender Gockel präsentierte, sah sich der Dunkelhäutige einer jungen Version Michels konfrontiert. Doch schien hier die Willensstärke Sybills und die natürliche Selbstsicherheit Michels durch die toxische Erziehung Luzifers zu einem wahrhaft verabscheuenswerten Zögling der Gattung Mensch mutiert zu sein.
      »Spar mir deine vergiftete, gottlose Zunge, alter Mann«, entgegnete Gabriel genervt. »Der Teufel selbst hat dich mit seiner schwarzen Hand gekennzeichnet, und es wäre mir eine Freude, den Körper deiner minderwertigen Rasse Sehne für Sehne auseinanderzunehmen, während du nach deinen heidnischen Gottheiten flehst, ehe ich dein Herz im Weihwasser von all den Sünden reinwasche und dich auf deine lange, qualvolle Reise durch das Fegefeuer schicke. Aber mein Herr und Vater hat andere Pläne für dich, und ich bin hier, um die Kathedrale für die Messe vorzubereiten.«
      Als der Mann mit seiner energischen Rede geendet hatte, hob Dädalus nur spöttisch die Augenbrauen. Zu oft in den letzten Monaten war er der verblendeten Ideologie Luzifers entgegengetreten, sowohl in persönlicher Form auf San Fardo, als auch durch die marionettenhaften Münder seiner beiden Ziehkinder.
      »Kennst du das Gefühl, wenn man einen Ohrwurm einer ganz fürchterlichen Melodie hat, den man einfach nicht losbekommt? Ich entwickle bei eurem Geschwätz ähnliche Symptome!«, stichelte Dädalus mit abfälligem Tonfall, woraufhin sich sofort dicke Adern wie schlangenhafte Wulststränge auf Gabriels Stirn und seinem Hals bildeten. Doch hatte der Greis offenbar die Freude an Gewalt und Schmerz unterschätzt, die im fanatischen Wahn dieser Stadt wie ein Unkrautsetzling in Gabriels Seele gewurzelt haben musste. Die Ruhe eines Mönches mimend, aber ein diabolisches Lächeln auf den Lippen tragen, schnellte Gabriel in atemberaubender Geschwindigkeit nach vorne, die ein paar der Grablichter am Ende der Sakristei flackern ließ, schwang das Weihrauchfass, welches neben dem Altar lagerte, schleuderte es wie ein Lasso durch die Lüfte und schlug Dädalus damit brutal ins Gesicht. Der qualmende Nebel aus Weihrauch und Myrrhe legte sich in wabernden Schleierfetzen über das überdimensionale Holzkreuz, an dem der Greis wie ein Opferlamm prangte. Der Gestank der beiden rituellen Kräuter ließ ihn augenblicklich würgen, als er zähneknirschend den Kopf hob und Gabriel dabei beobachtete, wie er nun in sich ruhend und liebevoll die kupfergoldene Oberfläche des Fasses säuberte. Seltsamerweise schmeckte Dädalus den rostigen Geschmack seines eigenen Blutes, bevor er die wärmenden Rinnsale auf seiner Wange spürte, die wie kleine Wasserfälle von seinen Lidern tropften. Teilnahmslos blickte Gabriel zu ihm herüber, den Anflug eines Lächelns in den ausgeprägten Grübchen andeutend, eher er ihm den Rücken zuwandte und die Kathedrale für die anstehende Messe vorbereitete. Als der Rüstungsträger in der letzten Kirchenreihe angekommen war und noch einmal einen prüfenden Blick durch die Kathedrale wandern ließ, wandte er sich mit süffisanter Überlegenheit an den Greis. »Keine letzten Worte voller spitzfindiger Überheblichkeit? Immerhin habe ich dir nur ein Auge genommen und dir nicht die widerwärtige Schlangenzunge herausgeschnitten. Also?«, säuselte er erniedrigend, ohne dabei aber eine Antwort des Wissenschaftlers abzuwarten. Er hatte die Kirche bereits verlassen, als Dädalus schwer atmend den Kopf hob und ihm mit einem verbleibenden Auge hasserfüllt hinterher blickte. Das andere war indes einer blutigen Fleischwunde gewichen, aus dem der Lebensnektar wie aus einer Quelle sprudelte.

      ~ Kyus Traumwelt ~

      Die kleine Hütte am Rand des Waldes glich einem Schlachthaus. Die zu engen, schiefen Steinwände, in denen er seine Kindheit voller Pein und Schikanen durch seine Stiefbrüder und seinen Stiefvater verbracht hatte, waren in den ausdrucksstarken Farbpaletten des Todes gesprenkelt. Die alten, abgenutzten Möbel, die sein leiblicher Vater noch vor dessen Tod auf den hiesigen Basar für seine hochschwangere Frau gekauft und in liebevoller Handarbeit restauriert hatte, waren einem zerstörten Haufen Schrotts gewichen. Die wenigen Familienfotos mischten sich aus spitzen Scherben unter zersplittertem Holz und blutgetränkten Stofffetzen. Garniert wurde dieses Schauspiel der unkontrollierten Zerstörung nur durch die menschlichen Überreste, die ein psychopathischer Künstler scheinbar in filigraner Detailverliebtheit als Körnung seiner pervertierten Collage dort drapiert hatte. Im flüchtigen Blick konnte man hier einen Arm, dort ein Bein oder sogar einen beinahe völlig erhaltenen Schädel erahnen, der einem von Kyus Stiefbrüdern gehört haben musste. Erst dem findigen Blick eines Kenners, der nach winzigen Bruchstücken der Wahrheit strebt, fielen die winzigen Hautfetzen auf, die sich über den Boden verteilten. Erst dann erkannte man die aschblonden Strähnen der Frau, die vier Kindern das Leben geschenkt hatte, der der Tod aber den ersten Mann entrissen und die das Schicksal und die blanke finanzielle Not in die Arme eines gewalttätigen Säufers getrieben hatte. Bei den zerfleischten und freigelegten Organen, die sich im inneren Chaos des Schlachthauses in wüster Unordnung verteilt hatten, fiel es sogar dem spitzfindigen Kenner schwer zu zuordnen, welchem von Kyus Familienangehörigen es einmal gehört haben musste. Vermutlich aus diesem Grund oder getrieben von der stumpfen Langeweile ihres Charakters, balancierte das junge Mädchen die Leber nur einen kurzen Moment mit halbgarem Interesse in ihren Händen, ehe sie sie platschend auf den Boden fallen ließ. Blut spritzte wie an einem Regentag ihr blütenweißes Kleid hinauf und sprenkelte die weiße Leinwand der falschen Unschuld mit roten Pünktchen.
      „Sieh dich nur an, Kyu. Voller Blut, voller Schuld. Alle sind tot. Deine unschuldige Schwester, deine misshandelte Mutter, deine missratenen Brüder und dein alkoholkranker Vater. Du hättest ihnen helfen können, anstatt sie für ihre Fehler zu bestrafen, aber tief in deinem Inneren wusstest du bereits damals, dass du nicht fähig wärst, dies zu tun. Nachdem du dich an Gretchens Körper gelabt hast, wusstest du, dass du genauso verdorben warst wie sie zusammen. Und endlich bist du zurückgekehrt, um deine Tat zu vollenden“, zischte die Schlange mit gespaltener Zunge, ehe sie sich das Blut von seinem Gesicht leckte.
      „M-m-marie Deveraux?“, stammelte Kyu mit gebrochener Stimme und verquollenen Augen, die dem Mädchen aber keinerlei Mitleid, sondern nur ein höhnisches Lachen entlockten.
      „M-m-marie D-deveraux?“, äffte sie ihn spöttisch nach. „Glaubst du, deine Unschuldsmiene zieht, sobald du dem Wächter der Totenwelt gegenüberstehst? Glaubst du, dass deine Sünden verschwinden, sobald du die Karte des unschuldigen Jungen ausspielst? Du hinterlässt eine Schneise an Toten und es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis du die, welche du am meisten liebst, mit in den Tot reißt!“
      „Ich würde Brianna nie etwas antun!“, verteidigte sich Kyu vehement, auch wenn ihm die Kraft fehlte, überhaupt aufzustehen und dem Mädchen entgegenzutreten, die nun mit verschränkten Armen als seine persönliche Richterin über ihm stand.
      „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das von Gretchen auch behauptet hättest, aber alles, was ich aus deiner persönlichen Hölle gelernt habe, in der du hier gefangen bist, ist, dass du ein Heuchler bist, Kyu!“
      Seine helle Stoffhose hatte sich bereits bis zu den Oberschenkeln mit Blut vollgesogen, als er neben der missgestalteten Leiche kniete, die einst seine kleine Schwester dargestellt hatte. Es war beinahe wie an jenem Tag vor acht Jahren, als er das erste und letzte Mal die Kontrolle über den Fuchsgeist in sich verloren hatte.
      Jedoch stand er nun irgendwie neben Marie Deveraux, die gelangweilt das pinke Lockenhaar um die Zeigefinger zwirbelte, als er sein Siebenjähriges Ich betrachtete. Rotz und Tränen liefen ihm über das Gesicht, in dem man in unschuldiger Unkenntnis vielleicht einen Jungen vermuten könnte, der sein Gesicht in einen Krug voll roter Grütze gesteckt hatte. Doch das tote Mädchen zu seinen Füßen bewies jedem mit unweigerlicher Deutlichkeit das Gegenteil. Die dürren Arme des Blonden schüttelten das Mädchen, das seinen letzten Atemzug bereits in dem Moment ausgehaucht hatte, als seine spitzen Zähne und Klauen in ihren Hals und Wanst vorgedrungen waren. Als das gefräßige Maul des Fuchsgeistes der Vierjährigen die Kehle herausriss. Faserige Fetzen hingen sogar dem menschlichen Jungen noch jetzt an den Lippen, als er schluchzend nach hinten stolperte.
      »Siehst du, was dein Unterbewusstsein all die Jahre vor dir verwahrt hat? Welch grausame Schuld du in so jungen Jahren auf dich geladen hast?«, schmatzte Marie Deveraux grausam in seine Richtung und ließ den Kaugummi bedeutungsschwanger vor seinem fassungslosen Gesicht zerplatzten.
      »A-aber...nein...das kann nicht...ich wollte nicht...ich würde...«, stammelte Kyu fassungslos, während er mitansehen musste, wie seine jüngere Version in tiefer Verzweiflung schreiend aus dem Haus stolperte. Die nackten Füße färbten das knöchelhohe Gras vor der kleinen Hütte am See in klebriges Rubin.
      »Niemals...jemandem etwas antun«, äffte ihm die jüngste Deverauxschwester erneut nach, ehe sie Kyu dazu brachte, sich umzudrehen. Nur wenige Sekunden, nachdem der junge Blonde aus dem Haus gestürmt war, betrat die Frau den Raum, die ebenfalls eine jüngere Version seiner Mutter war. Ihre Haut wirkte rosiger, ihr Haar voller und sie schien sogar ein Lied zu pfeifen.
      »Ich erinnere mich wieder...«, flüsterte der Fuchsjunge, während er mit ansehen musste, wie seine eigene Mutter die zerfetzte und geschändete Leiche ihrer jüngst geborenen Tochter entdeckte. Wie sie schlagartig um zehn Jahre alterte und ihr Gesicht die verhärmte Verbitterung annahm, mit der er ihr vor wenigen Minuten so eben selbst in diesem irrealen Trauerspiel begegnet war. »Mutter war an dem in den Wald gegangen...i-ich...sollte auf Gretchen aufpassen, während mein Vater und meine Stiefbrüder mit dem Fischerboot unterwegs waren. Wie immer, wenn wir allein waren, ärgerte sie mich...wollte wissen, wie meine Fuchsform aussieht, von der ich ihr im Geheimen erzählt hatte...ich trug das Fell erst seit ein paar Wochen, nachdem mich meine Brüder gezwungen hatten die verfaulten Kirschen zu essen. Ich hatte mich noch nie vollständig verwandelt...bis zu diesem Tag...«, erzählte Kyu monoton, als die Bilder jenes schicksalhaften Nachmittags wie eine Sturmflut ins einen Geist zurückgeströmten. All die Bilder, all die Emotionen, all der Selbsthass, die Trauer und die Wut, die er bis zum heutigen Tage in sich verschlossen hatte; tief vergraben in der dunkelsten Ecke seiner Seele, von der er nicht einmal wusste, dass er dazu noch Zugang hatte.
      Während Kyu erzählte, tänzelte Marie Deveraux leichtfüßig durch die Lachen aus gerinnendem Blut. Ihre nackten Zehen tapsten von einer Pfütze in die nächste. Ab und an blieb sie neugierig stehen, löste die hinter ihrem Rücken verschränkten Hände, und tauchte die Fingerspitzen tief in die aufgerissenen Körper der Toten. Als sich die Prinzessin des Himmelkönigreiches wieder ihrem Spielgefährten zuwandte, war dieser kreidebleich und mit seinen Ausführungen zum Ende gekommen. Geschickt ergriff sie den blutroten Faden, der Kyu zu entgleiten schien und setzte das Gespräch an der Stelle fort, an der er geendet hatte.
      »Dies war der erste Tag, an dem du gemordet hast. Der erste Tag, an dem du dein wahres Ich gezeigt hast...doch das schlimmste...das wahrlich perverse«, ging das Mädchen mit dem rosafarbenen Locken Kyu nun regelrecht an. Jedes ihrer Worte schnalzte wie eine Peitsche über ihre Zunge und Lippen, »...das wahrlich scheußliche an dir ist jedoch, dass du es genossen hast!«
      »Nein«, wollte Kyu energisch erwidern, aber es kam nur ein undefinierbares Krächzen aus seiner Kehle, die sich auf einmal unheimlich trocken anfühlte. Marie Deveraux lächelte und stand nun direkt vor ihm, legte den Kopf in den Nacken und ihre senfgelben Echsenaugen blinzelten in seine pechschwarzen Pupillen.
      »Lüg mich nicht an, Kyu«, fuhr sie fort und die Schärfe ihrer Worte war einer liebevollen Wärme gewichen, die zwei enge Vertraute miteinander fühlten, ehe sie ihre blutigen Malerhände auf seine Brust legte, durch welche das Herz das Blonden im hektischen Trommelfeuer schlug. »Gretchen war der Neuanfang für deine Mutter. Du hast ihr nie verziehen, dass sie einen neuen Mann in ihr Leben ließ, nachdem der Tod dir deinen Vater nahm und dir stattdessen dieses Monster an den Tisch setzte. Doch das hättest du vielleicht noch überwinden können, aber es war dieser Hure nicht genug ein Bett mit diesem Säufer und Schläger zu teilen...auch seine Brut trug sie aus und schmiedete damit ein unzerstörbares Band der Familie, in dem du einfach keinen Platz mehr hattest. Und genau aus diesem Grund bereitete es dir Freude, diese Nachgeburt zu zerfleischen. Habe ich nicht recht?«.
      Sie hatte sich mittlerweile an ihn geschmiegt, wie zwei Liebende standen sie da, eng umschlungen im Chaos aus Blut und Zerstörung. Nun legte sie beide Hände an seine Wangen, sodass er sich ganz auf sie konzentrierte; damit er ganz bei ihr war, für ihre nächsten Worte.
      »Dies alles ist auch gar kein Problem, oh naiver Kyu! Du lernst erst jetzt, was es heißt, ein Monster zu sein, aber versprich mir eines, dass du nicht mehr davor wegläufst. Du darfst das Monster in deinem Inneren nicht länger verschließen, oder du wirst niemals stark genug sein, um diejenigen zu beschützen, die du liebst und diejenigen zu vernichten, die es verdient haben, von deiner Hand gerichtet zu werden«, sprach sie ihm mit sanfter Tonlage zu, während ihre animalischen Augen ihn in einen hypnotischen Bann zogen.
      »A-aber wie? Wie soll ich das schaffen?«.
      Marie Deveraux lächelte, als wäre dies die unschuldigste und dümmste Frage, die ein Kind jemals hätte stellen können.
      »Wozu glaubst du denn, dass ich hier bin? Ich bin da, um dir zu helfen, um die wahre Bestie in deinem Inneren zu entfesseln, die schon so lange darauf wartet, endlich zum Zug zu kommen. Gretchen tötetest du aus blankem Hass und niederer Missgunst, aber mich...mich hast du getötet, weil es dir gefallen hat...das habe ich gespürt«, wisperte sie, stellte sich auf die verfärbten nackten Zähne und hauchte ihm nun beinahe verführerisch ins Ohr:
      »Es hat dich erregt, wie du mein Genick gebrochen hast...die Macht, die du gespürt hast, als du Henker, Richter und Geschworener über mein Leben warst...ich weiß, dass du manchmal davon träumst...dass jede Faser deines Körpers danach strebt, dieses Gefühl noch einmal zu spüren!«
      »J-a-a«, zischte Kyu mit geschlossenen Augen und ekstatischem Zittern in der Stimme, woraufhin Marie überlegen grinste und die Echsenzunge über die blassrosa Lippen glitt.
      »Dann gibt es jetzt nur noch eines zu tun, um die Bestie in deinem Inneren zu entfesseln!«
      »Ja?«
      »Friss mich!«
      Sie spürte die Irritation, sie spürte wie die wabernde Trance zu brechen drohte, sodass sie sich enger an ihn schmiegte und versuchte, seine Wärme zu spüren.
      »Gemeinsam werden wir es schaffen, Kyu! Friss mich! Beende, was du bei Gretchen nicht vollenden konntest, wiederhole, was dich bei mir noch heute in Ekstase bringt!«
      »A-aber..«.
      »Tu es!«, fauchte sie und ihre Fingernägel krallten sich nun in seinen Hals, während ihre Zähne sich tief in dem weißen Stoff seines Oberteils vergraben. Kyu ächzte vor Schmerzen, aber voll Wohlfallen fühlte das Echsenmädchen, wie das Blut vor Adrenalin und Erregung in Wallungen geriet. Sie spürte, wie heißer Atem aus seiner Schnauze entwich, wie blondes, majestätisches Fell verletzlicher Haut wich. Manisch feixend wich sie zurück, bis sie knöcheltief im Blut und den Gedärmen von Kyus Familie stand. Sie breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und zeichnete mit dem Zeigefinger ein X aus getrocknetem Blut an die Kehle. Herausfordernd blickte sie das eindrucksvolle animalische Wesen an, welches sich im Türrahmen manifestiert hatte. Im Gegenlicht des hereinfallenden Sonnenlichts hatte Kyu die Metamorphose eines pechschwarzen Fuchsgeistes abgeschlossen. Die neun Schwänze, an dessen Köpfen türkisblaue Flamen tanzten, zuckten erwartungsvoll hin und her, während die gefletschten Zähne ihr Lächeln scheinbar erwiderten.
      »Genau hier, Kyu!«, quiekte sie vor Ekstase, während sie auf das gezeichnete Mal an ihrem Hals deutete. »Vollende es dort, wo es vor all den Jahren angefangen hat!«
      Das Türkis der Flammen erleuchtete ein letztes Mal ihre giftgelben Augen, als der Kitsune zum Sprung ansetzte und Marie Deveraux noch in der Luft zerfetzte.

      ~ Corto Maltese: Katakomben ~

      Die Welle aus Pein und Schmerzen war allmählich abgeklungen und die Walküre würde jedem, wie auch immer gearteten, Schöpfer danken, der dafür gesorgt hatte, dass ihr Peiniger sie vorerst in Ruhe gelassen hatte. Welchen Grund auch immer Gabriel von seiner peinlich exakten Folter und Tortur der Walküre weggelotst hatte, Herleif wusste, dass sie nur dieses Zeitfenster hatte, um sich hieraus zu befreien. Doch waren ihre Hände und Beine an das marternde Kreuz in den niedrigen, staubigen Katakomben dieser verfluchten Stadt gekettet. Sie besaß keine Möglichkeit, ihre Teufelskräfte einzusetzen und selbst die übernatürliche Stärke der Walküren reichte nicht aus, um die Ketten zu sprengen, die sie an diesen Ort banden. Fluchend übernahm sie einen weiteren, vergeblichen Versuch, um sich zu befreien, als sie etwas hörte. Einen lähmenden Augenblick befürchtete sie, dass der eitle Hüne bereits zurückgekehrt war, als sie türkises Licht aufblitzen sieh. Die Erleichterung brach wie eine erlösende Sintflut über sie herein.
      »Gott sei Dank, Kyu. Du bist es! Wir sollten wirklich aufhören uns so zu treffen?«, witzelte die Walküre, an ihre erste Begegnung im Gefängnis von Clockwork Orange denkend, als sie stutzte. Der Fuchs war mittlerweile aus dem Halbdunkel der Katakomben gestiegen und das flackernde Licht der Dutzend Kerzen, die Gabriel entzündet hatte, kämpfte gegen das kalte Feuer an, welches den Fuchsjungen umgab. Doch war dieser erheblich größer geworden, als Herleif ihn in seiner Fuchsgestalt in Erinnerung hatte. Es waren indes seine Augen, die Herleif die Sprache verschlagen. Kein warmer Funke eines freundlichen Jungen blitzte mehr im Onyx seiner Augenhöhlen auf. Die düstere Finsternis eines knurrenden Monsters funkelte ihr grimmig entgegen. Herleif wollte gerade noch einmal zu Kyu sprechen, als jener die Zähne fletschte und mit den Schwänzen zuckend auf sie zu hechtete.
      162. Kapitel: Bube. Dame. König. As


      Die Fingerkuppen ihrer langgliedrigen Hände legten sich gegen die blinden Flecken des Spiegels, der ihr Antlitz in ein Zerrbild ihrer selbst verwandelte. Schiefe Lider legten sich über schimmelbefallenes Moos, zarte Krähenfüße verwandelten sich in Schluchten, welche Depression, Selbstekel und Zeit in emsiger Freude geschliffen hatten, während ein flüchtiges Lächeln von borstigen Lippen zur Fratze eines doppelgesichtigen Dämons verkam. All das sah Viktoria Stuart, als sie in den Zerrspiegel blickte, der ihr bescheidenes und ihres Standes unwürdiges Zimmer schmückte. Oder offenbarte er ihr vielleicht bloß eine allzu bekannte Wahrheit? Zeigte ihr mit ebendiesen blinden Flecken, die ihre Fingerkuppen berührten, genau die Wahrheit, welche sie niemals leugnen konnte; welche sie niemals kaschieren konnte. Keine Liebesgeständnisse ihres Gatten, keine Gemälde, in denen die begabtesten Maler dieser Welt sich ihrer vermeintlichen inneren Schönheit bedienten, um nicht das groteske Abbild realer Äußerlichkeit auf die Leinwand bringen zu müssen. Keine Tinkturen, Heilsalben und teure Kosmetik aus Princess Suie oder Moskva vermochte sie selbst von der Illusion zu überzeugen. Ja, selbst jetzt, in diesem Moment, als man ihr das atemraubende Korsett anlegte, welches sie fast die Hälfte ihres Vermögens und mehrere Jahrzehnte gekostet hatte. Jahrzehnte, die ihr die Falten mit dem Messer der verzweifelt Hoffenden in die Haut geritzt hatten. Selbst jetzt, in der die Schönheit zarten Alabasters sich wie reiner Morgentau über ihre Haut legte, Lider, Falten, Knochen und Knorpel zurechtrückte und nach dem Vorbild antiker Nymphen formte, vermochte dieser alberne Zerrspiegel diese Illusion zu zerstören, die sie selbst wohl niemals akzeptieren konnte. Die hässlich, entstellte Frau erwiderte ihren tränenverschleierten Blick hämisch feixend.
      »Ist dies zu fest, meine Herrin?«, flüsterte ihr Vasall zärtlich, als er das Mieder zu schnüren begann, welches ihr die Schönheit buchstäblich auf die Haut geschneidert hatte. Sie schüttelte mit dem Kopf, auch wenn Viktoria das Gefühl hatte, dass mit jeder Schlaufe, die sich um ihre Taille schloss, ihre Rippen weiter brachen. Jedes ruckartige Ziehen nahm ihr weiter die Möglichkeit zu atmen.
      »Mach dir keine Sorgen, Humpty Dumpty. Wir wissen nicht, was diese Nacht noch für uns bereithält. Dieses Korsett sollte auch noch halten, wenn die Umstände verlangen, dass ich Es befreien muss«, erwiderte die Herzkönigin, den Blick ihrer mandelförmigen Augen aus moosigem Smaragd unaufhörlich auf das Zerrbild ihres Inneren gerichtet. Das besorgte Ausatmen ihres treuen Dieners ließ ihre Nackenhaare elektrisiert in die Höhe schnellen.
      »Glauben Sie wirklich, dass dies nötig sein wird? Meine Kartensoldaten und im Notfalls Ihre restlichen Vasallen und die ruchlosen Untergebenen Luzifers sollten genügen, um diese Schatzjäger zu bändigen, oder etwa nicht?«.
      Zum ersten Mal an diesem Abend konnte die Herzkönigin die unsichtbaren Fesseln lösen, welche sie an diesen Spiegel gebunden hatten und blickte durch die Reflexion der befleckten Oberfläche in die schlammfarbenen Iriden ihres Vasallen. Ein Lächeln umspielte nun die perfekten Lippen der älteren Frau, während sie sich im aufreizenden Spiel einer Jugendlichen eine Haarsträhne hinter die Ohren strich.
      »Mein lieber Humpty Dumpy. Wisst Ihr, wieso Ihr gegen meinen Gatten stets im Schach verliert?«
      Seine Stirn legte sich in krause Falten und der Langbeinmensch hielt in seinem routinierten Ankleidespiel inne, um der unerwarteten Frage seiner Königin eine zufriedenstellende Antwort zu geben. Mit der freien Hand zwirbelte er gedankenverloren an seinem prachtvollen Schnauzbart, bei dem er sich von den Offizieren der freien Reichsmetropole, Katharinenstadt, hatte inspirieren lassen. Noch bevor seine Lippen eine Antwort formulieren konnten, versiegelte ein stummes Lachen Viktorias seine Lippen. Sie lehnte sich zurück, schmiegte sich an seine Brust und legte eine Hand an seine frisch rasierten Wangen.
      »Falsch«, widersprach sie seinen unausgesprochenen Gedanken mit mütterlicher Weisheit, »mein Gatte und ich wappnen uns stets für das undenkbare Ereignis. Das Leben spielt nicht nach Regeln. Logik, Wahrscheinlichkeit und Vorsehung sind ihm Fremdwörter, aber wer sich nur darauf verlässt, die mathematisch kalkulierbare Lösung in den Blick zu nehmen...nunja...der hat bereits verloren. Eine Lektion, die wir alle einmal lernen müssen.«

      ~ 1480 Anno Maris (50 Jahre zuvor) – Duchess Court ~

      Die gleißende Sonnenkugel hatte sich wie der Bauch einer Hochschwangeren gen spiegelndem Horizont gesenkt und die ruhige See um die Gewässer Duchess Courts in ein tosendes Flammenmeer verwandelt. Zumindest hatte die Welt so ausgesehen, als Viktoria Stuart vor Stunden das letzte Mal bewusst aus dem Fenster ihres Schlafgemachs geblickt hatte. Sie musste sich stundenlang im Geflecht ihrer Gedanken verloren haben wie in einem Irrgarten, denn der bläuliche Nachtdunst hatte das Orange der Abendröte bereits vollkommen zersetzt und die Hauptstadt des Königreichs, in dem man sie mittlerweile als ‚Herzkönigin’ verehrte und fürchtete, in seinen schlummernden Nebel gehüllt. Gähnend streckte sie die Glieder, ignorierte die Schmerzen, die jede Faser ihres Körpers in jahrelanger Monotonie durch ihr gepeinigtes Fleisch jagte, und stützte sich am Schreibtisch ab, um sich aufzurichten. Sie versuchte nach dem Gehstock zu greifen, der der jungen Frau den Weg zu ihrem Schlafgemach um einiges erleichtern würde, als sie merkte, dass dieser nicht wie üblich an der Flanke des schweren Eichenholztisches ruhte.
      »Suchst du den hier?«, hauchte eine Stimme aus einem Winkel des Zimmers, der in verschlingender Finsternis zu versinken schien.
      »Wer ist da?«, entgegnete die zweiundzwanzigjährige Monarchin selbstbewusst, auch wenn die Schmerzen ihr den Verstand zu vernebeln drohten. Es war, als würde jemand einen kleinen Nagel in ihre Hüfte hämmern wollen, aber nicht energisch und pulsierend, sondern mit der Langsamkeit eines eingefrorenen Faultiers. Auch wenn sie die Frau in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, so hörte Viktoria sie schmunzeln und glaubte, Zähne wie silberne Dolche in der Dunkelheit aufblitzen zu sehen.
      »Zeit meines Lebens trug ich viele Namen, aber du darfst mich Katerina nennen. Katerina Petrova!«
      Die Dunkelheit bekam nach einem Namen nun auch ein Gesicht, als sich die Fremde anschickte, den Käfig aus Düsternis zu verlassen und sich in all ihrer Schönheit vor Viktoria zu zeigen. Jene verschlang jeden Pinselstrich, den die Künstlerin Mutter Natur in verhöhnender Perfektion auf diese Welt gezeichnet hatte. Von Katerinas gewellten schokoladenbraunen Haar, über ihre spitz zulaufenden Gesichtszüge, bis hin zu den langen Beinen. Die Herzkönigin beneidete und hasste die Fremde von der ersten Sekunde an und entfachte damit eine Glut in ihrem Herzen, die sich bis zu ihrem Lebensende nie wieder legen würde. Doch all dieses Gefühlschaos, welches wie ein desaströser Orkan durch ihr Inneres wütete, ließ sich Viktoria nach außen nicht anmerken. Mit erhobenem Haupt machte sie ein paar Schritte auf die Fremde zu. Ihr Blick glich der sagenumwobenen Medusa, gleichgültige Verachtung und Tod wie Pfeile verschießend, während jede einzelne Faser ihres Geistes und Körpers nur darauf bedacht war, sich weder die Verkrüppelung, noch die Missgunst oder die Furcht anmerken zu lassen, die Viktoria bei Katherinas Anblick das Mark von Innen zerfraß. Als sie eine Handlänge von der Brünetten entfernt war, schnitten ihre Worte wie Edelstahl durch die Finsternis, obwohl sich der Speichel auf ihren Lippen mittlerweile vollkommen in rostige Galle verwandelt hatte.
      »Was willst du hier?«
      Die Süffisanz in Katherinas Gesichtszügen war dem Anflug eines anerkennenden Lächelns gewichen, als sie Viktoria, die sie immerhin trotz ihres krummen Rückens um einen ganzen Kopf überragte, den Gehstock als Friedensgeschenk überreichte.
      »Ich bin hier als Botin des ‚Lords’, der dich darum bittet, sein Angebot anzunehmen, sich ihm anzuschließen.«
      »Und warum sollte ich diesem...Lord...auch nur irgendeinen Funken meiner kostbaren Zeit schenken? Insbesondere, nachdem seine Dienerin als Misstrauen erweckende Hure der Finsternis in meinem Schlafzimmer abseits jeglicher Audienzzeiten erscheint?«, fuhr Viktoria ihre Widersacherin schnippisch an. Sie wollte die Fremde in die Enge treiben, wollte ihr die Luft zum Atmen abschnüren, so wie sie es in dem Moment getan hatte, als sie sie erniedrigt hatte.
      »Viktoria Stuart, geborene Charlotte. Gemahlin von Charles Stuart, seines Zeichens Vetter dritten Grades des fountischen Königs. Erweicht das Herz Charles’ im zarten Alter Vierzehns, als sie als Bürgerliche nach Duchess Court kommt. Vermutlich nach einem Disput mit ihren Eltern sowie ihrer einzigen leiblichen Schwester, Linlin Charlotte. Piratin mit einem Kopfgeld jenseits der Fünfhundert Millionen Berry. Verhandelt die Unabhängigkeit des Fürstentums von der fountischen Krone als erster Akt royaler Tätigkeit 1474 im Alter von Sechzehn. Zahlreiche Abgänge...vermutlich auf Grund ihrer schweren Verformungen und Knorpel-«, spulte Katherina im analytischen Tonfall ab, als würde sie die wichtigsten Eckpunkte und tiefsten Geheimnisse ihres Lebens gerade aus einer sorgfältig zusammengetragenen Akte ablesen, als ein entsetztes »Genug« die Brünette zum Schweigen brachte.
      »Was möchte der Lord genau von mir?«, zischte Viktoria wie ein geschlagenes Raubtier. Ihr Angriff war nach hinten losgegangen. Sie hatte maßlos unterschätzt, dass sie weder wusste, gegen wen, noch weshalb sie kämpfte. Ihre Widersacherin hatte bloß mit ihr gespielt. Sei es aus eiskalter Berechnung oder aus perfider Freude.
      »Vorerst?«, fuhr die Brünette fort, als hätte sie niemals einen anderen Ausgang dieses Gesprächs erwartet. »Vorerst möchte der Lord lediglich, dass Duchess Court an seinen Bemühungen festhält, als Teil der Staatengemeinschaft der Weltregierung aufgenommen zu werden und ihn über alles Relevante dort zu informieren.«
      »Ich nehme an, dass eine Weigerung meinerseits dazu führt, dass meine Familiengeschichte den Weg zu den obersten Gremien der Weltregierung findet und unsere Hoffnungen auf Unabhängigkeit vollends zu Nichte macht?«.
      Die analytische Maske der Brünetten wich zunächst einem mitleidvollen, dann einem beinahe mütterlich stolzen Gestus, als sie Viktoria die Hand an die Wange legte.
      »Oh, meine Liebe. Das wäre wohl das Mindeste, was passieren würde. Du musst dich stets für das undenkbarste Ereignis wappnen. Aber ich sehe, wir verstehen uns. Ich wusste, dass du eine gute Wahl sein würdest. Ich melde mich wieder!«

      ~ Traumwelt: Corto Maltese ~

      Sie löste sich aus der Nähe, die ihr Schweißperlen der Scham, Anziehung und Angst in den Nacken getrieben hatte, und wandte sich wieder dem Zerrspiegel zu. Indem sie die Fingerkuppen auf die blinden Flecken legte, fühlte sie sich erneut mit ihrem wahren Selbst verbunden und konnte die fremde Schönheit vergessen, die sie noch immer nicht akzeptiert hatte. Sie wollte zurück in ihren Kokon, wollte wieder die hässliche Raupe werden, denn sie war nicht bereit, die Schwingen des Schmetterlings zu tragen.
      »Humpty Dumpty?«, keuchte sie, den süßlichen Schmerz unterdrückend, als ihr Vasall die vorletzte Schlaufe des Korsetts mit kräftigen Bewegungen zuschnürte. »Findest du mich eigentlich hübsch?«.
      Die Zerbrechlichkeit ihrer Worte ließ die Hände des Langbeinmenschen zittern, als er endlich anschickte, das Ankleiden seiner Königin abzuschließen. Zügig beendete er seine Arbeit, ehe seine rauen Hände ihre milchig weißen, nackten Arme hinaufglitten und auf Schulterhöhe zum Ruhen kamen. Er beugte sich ein wenig zu ihr hinab, sodass sein Schnauzer auf angenehme Weise ihre geröteten Wangen kitzelte. Viktoria hatte derweil die Augen geschlossen. Sie wollte allein sein mit diesem Mann, den sie kannte und dem sie vertraute, seit sie als junges Mädchen an den Hof Duchess Courts gekommen war. Sie wollte nicht, dass diese beiden optischen Versionen ihrer selbst, diese beiden Frauen, die sie verabscheute, dabei waren, als ihr treuer Diener sich ihr öffnete und mit bebendem, heißem Atem zu flüstern begann.
      »Du warst und bist die schönste Frau, die ich jemals sehen durfte. Doch viel wichtiger, wenn man bedenkt, wer meine Gattin ist, ist, dass du die stärkste Frau dieser Erde bist und auf ewig sein wirst!«
      Einen flüchtigen Moment genoss sie die Berührungen ihres Dieners, spürte die Wärme seiner Hände, die ihre fröstelnden Arme mit Nähe und Liebe auftauten. Doch dann schlug sie die Augen auf und die schiefen Lippen der Fratzengestalt im Zerrspiegel blickten ihr entgegen, und um Contenance ringend stürzte sie keuchend nach vorne.
      »Wir sollten uns beeilen. Die Messe beginnt bald und Luzifer wartet nicht gerne auf seine Gäste.«

      ~ Erster Ring: Oberer Kathedralenbezirk ~

      Die kleine Kapelle, die wie die unscheinbare kleine Schwester der prächtigen gotischen Kathedrale mit ihren unzähligen Ornamenten, aufwendigen Zierarbeiten und Fresken wirkte, jedoch viel älter und geschichtsträchtiger war, lag in beinahe verschlingender Dunkelheit. Nur ein paar der Kerzen, welche die Einwohner Corto Malteses im stillen Gedenken an die kürzlich Verstorbenen oder schon längere Zeit köchelnden Seelen ihrer sündhaften Angehörigen entfacht hatten, flackerten im dicken Mauerwerk des ältesten Gotteshauses, welches auf dem Tempelberg errichtet worden war. Die Luft vergangener Jahrtausende waberte, noch modrige Flüche gegen alle Ungläubigen wispernd, im alten Gemäuer umher. Etwas unbehaglich zog die junge Frau die Pelerine aus mitternachtsblauem Stoff enger über die Schultern, um den frevelhaften Ausschnitt zu kaschieren, den ihre weiße Bluse offenbarte, und der ihr unangemessen in einem Etablissement wie diesem erschien. Sie wusste selbst nicht, weshalb sie hier war, welcher wirre Faden ihres Geistes sich hierher entsponnen hatte, aber irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie hierher gehörte. Ja, dass sie hier sein musste. Das blasse Mondgelb ihrer wachsamen Katzenaugen reflektierte die stoisch tänzelnden Kerzen an den Mauern und eiligen Schrittes wandte sie sich der kleinen Auslage zu, fischte zwei der Teelichter hinaus und entzündete sie, ehe sie zwei Goldmünzen als Obolus entrichtete.
      »Das ist für euch, Tweedledee und Tweedledum. Möget ihr Frieden finden, egal in welcher Hölle ihr euch gerade befindet«, murmelte Alice, nachdem sie die Kapuze gelüftet hatte und ihr blondes Haar wie flüssiges Gold aus deren Inneren auf ihre Schultern fiel.
      Sie blickte sich um. Sie war ganz allein, auch wenn sie das nicht wundern sollte. Sie waren bereits alle in der großen Kathedrale, um an einer Messe teilzunehmen, welche Luzifer angesetzt hatte. Die Minkfrau schnaubte bei dem Gedanken daran verächtlich. Sie wussten doch bereits, dass die Schatzjäger die Stäbe ihrer Albtraumzellen gesprengt hatten und geflohen waren. Die Kartensoldaten durchkämmten bereits die Stadt. Seelenlose Häscher auf der Suche nach ihrer wichtigen Beute. Doch anstatt sich der Jagd anzuschließen, anstatt etwas Sinnvolles zu tun, sollten sie ihre Körper auf die unbequemen Bänke einer Kirche zwängen, um die einfältigen Worte eines Greises zu vernehmen. Der Blinde hatte die Situation augenscheinlich nicht mehr unter Kontrolle und dennoch folgte ihm ihre Königin mit gesenktem Haupt. Was für ein lächerliches Bild das abgab. Ein gerissener Wolf, der vor einem greisen Lamm katzbuckelte. Alice stieß einen Fluch aus, der wohl orthodoxe Nonnen in Ohnmacht fallen und Statuen der Heiligen Jungfrau Blut aus den Ohren strömen gelassen hätte. Der Nachhall ihrer Worte ließ sie schockiert die Tatze vor die feinen Gesichtszüge schlagen und wie ein kleines Kind wanderten ihre Pupillen wie einen Radar durch den gesamten Raum. Sondierend, ob irgendein Anhänger des gefallenen Kardinals oder Marzipan in der Nähe war, die sie tadelnd zu weiteren Jahren in der Küche Duchess Courts oder weitaus schlimmerem verdonnern würde. Sie wollte gerade seufzend ausatmen, als sie das Knirschen von Stiefeln ganz in ihrer Nähe vernahm. Kampfbereit hob sie die Tatzen und beinahe entzückt beim Anblick dieser Mordinstrumente ließen die Teelichter Alice’ Klauen in der Dunkelheit blitzen. Noch bevor sie fragen konnte, wer hier sei, legt sich eine kräftige Hand auf ihre Schultern. Nicht unangenehm, aber verdeutlichend, wer von beiden siegreich aus einer unnötigen Konfrontation hervorgehend würde.
      »Ruhig«, brummte die sonore Stimme des glatzköpfigen Mannes, den die blonde Katzenfrau bereits bei ihrer Ankunft gesehen hatte. Sein Gesicht zeigte keine Spur von Tadel, keine Wut, keinen Zorn über ihre unflätigen Worte oder das unerlaubte Betreten dieses sakralen Ortes. Es blinzelte ihr lediglich in Stein gemeißelte Gleichgültigkeit entgegen und erst jetzt realisierte Alice, dass dieses Gefühl, diese stoische Absenz jeglicher Emotionen, an der man sich orientieren könnte, um einiges furchteinflößender war, als jede Schimpftirade und Folter, die ihr im Laufe ihres Lebens am Hof der Herzkönigin je widerfahren war.
      »I-ich..wo-llte...nich-... ich...die Kerzen«, stammelte das Mädchen von Uriels Art völlig eingeschüchtert, und gestikulierte wild in Richtung der Grablichter, die höhnisch kichernd ihre Flammenköpfe zueinander streckten. Sie versuchte auf bestmögliche Art und Weise eine Erklärung für ihre Anwesenheit zu finden, auch wenn dies nicht der ganzen Wahrheit entsprach. Dieses unerklärliche Gefühl, dieser stumme Ruf, der sie hierhergeführt hatte, wollte noch nicht ganz von ihr ablassen und echote indes als fernes, undeutliches Flüstern in ihrem Kopf.
      »Du hättest mehr anzünden sollen«, entgegnete der Mönch indes kryptisch und nahm die Hand von Alice’ Schulter, ihr damit ein wenig Sicherheit und Selbstvertrauen zurückgebend.
      »Wie meinst du das?«
      »Dass du und deine Untergebenen nicht wissen, worauf sie sich hier eingelassen haben. Dies ist kein Spiel am Hof eurer Königin, auch wenn unser Heiliger Vater es ‚Spiel der Könige’ getauft hat«, fuhr Uriel fort und steckte die Dochte der Kerzen wieder in Brand, die durch Alice’ unbeholfenes Fuchteln soeben erloschen waren. Er schloss dabei die Augen, um den Toten und Lebenden den nötigen Respekt zu zollen, während Alice von der ruhigen Art des Mönchs zunehmend irritiert wurde. Ungeduldig stemmte sie die Fäuste in die Hüften und blies die Wangen ein wenig auf, wie immer, wenn sie versuchte, ihren aufkeimenden Ärger zu kontrollieren. Ihre Schnurrhaare sträubten sich gen Himmel und ihre Augen funkelten bedrohlich.
      »Ich glaube kaum, dass so ein dahergelaufener Bettlermönch überhaupt etwas von den Gedanken meiner Königin verstehen kann«, erwiderte Alice und musste dabei den inneren Drang unterdrücken, ihm beleidigt die Zunge herauszustrecken. Doch Uriel schien sie zu ignorieren, oder sich zumindest nicht anmerken zu lassen, wenn er etwas an ihrem Verhalten auszusetzen hatte.
      »Möglich«, seufzte Uriel mit geschlossenen Augen und zuckte mit den Schultern, aus dem Mitleid, welches er für Alice auf Grund ihrer grenzenlosen Naivität empfand, keinen Hehl machend, auch wenn er seine Worte im unschuldigen Schafspelz belangloser Gleichgültigkeit zu kaschieren versuchte. »Wo sollen Verstand und Geist auch leben, wenn man kopflos einem Herrn folgt, der es vorzieht, seine Schützlinge blind zu erziehen. Habe ich Recht?«.
      Die Minkfrau blinzelte mehrmals deutlich, während sich in ihrem Kopf die schweren Mühlsteine in Gang setzten, um die Worte zu verarbeiten, die ihr wie ein kryptischer Sermon erschienen, auch wenn sie das Gefühl nicht abschütteln konnte, soeben beleidigt worden zu sein.
      »Du solltest gehen. Die Messe beginnt bald und die Schlächter wollen ihre Lämmer noch einmal in den süßen Wortkokon hüllen, um ihnen die markerschütternde Angst zu nehmen«, fuhr der Mönch fort, der sich mittlerweile vor dem Altar im hinteren Teil der schmucklosen Kapelle niedergelassen und bekreuzigt hatte. Er schenkte den zitternden Wangenflügeln Alice’ keine Beachtung mehr, als diese fauchend auf dem Absatz kehrtmachte. Erst als sie das Holztor scheppernd in das rostige Schloss knallen ließ und damit die Teelichter panisch wie eine Horde Tauben aufflattern ließ, erhob Uriel sein Haupt, welches er in demütiger Pose auf dem kühlen Steinboden abgelegt hatte. Seine dunklen Augen blieben weiterhin geschlossen, während seine feinlinigen Lippen zu murmeln begannen.
      »Mater sine labe concepta, erhöre mich! Es ist getan. Alles verläuft nach Plan. Was soll ich tun?«
      Seine Worte echoten unerwidert durch die alten Gemäuer der Kathedrale, als ein eiskalter Hauch, den Satan persönlich aus der Hölle entsandt haben musste, die schlichten Fenster der Kapelle aufsprengte und als Windhose durch die Kapelle wirbelte. Der Höllenfrost wischte die Wärme der entzündeten Kerzen wie ein lästiges Insekt bei Seite, die Fürbitten der Lebenden ignorierend und die Verstorbenen damit zu ihrem erbärmlichen Dasein im Fegefeuer verdammend, ehe sich die unsichtbare Hand in sinnlicher Umarmung um den Körper des Mönchs legte.
      »Ich danke dir«, hauchte ihm die frostige Süße einen unsichtbaren, keuschen Kuss auf die Wangen. »Ich bin bereits auf den Weg. Verharre noch ein wenig und bewache die Rote Tür. Sorge dafür, dass niemand entkommen kann. Es wird Zeit, dass die Königin dieses Albtraums diesen einfältigen Narren zeigt, auf welches tödliche Spiel sie sich hier eingelassen haben!«
      163.Kapitel: Auferstanden von den Toten


      Lebendige Schleier aus flüchtigem Rauch waberten durch die gewaltige Kathedrale, während Raphaela im murmelnden Sermon durch die Reihen schritt. Ihre Hände ließen das silbern glänzende Gefäß voller Weihrauch wie ein Pendel schwingen. Noch war das imposante Bauwerk aus anthrazitgrauem Gestein vollkommen leer. Nur zwei Häupter verweilten unter den hohen Kuppeln des Gotteshauses. Raphaelas schneeweißes Haar leuchtete wie eine silberne Klinge im Inneren der Kathedrale, von dessen Schneide feine Linien frischen Blutes tropften. Der andere, dessen Blick auf den kontrollierten Bewegungen der jungen Frau ruhte, ließ sein Auge zu den hohen Kirchenfenstern wandern. Doch es erwartete ihn keine nachtblaue Finsternis, die sich den Horizont und das Himmelszelt nach der täglichen Herrschaft der Sonne zurückerobert hatte, sondern zähflüssiger Rubin sickerte durch die Streben der Kirchenfenster.
      »Wir haben heute einen Blutmond«, konstatierte Raphaela und Dädalus war sich nicht sicher, ob sie ihm diese Auskunft gegeben hatte, weil sie seine Gedanken lesen konnte, oder sie ohnehin die unsichtbare Spannung zu entschärfen versuchte, die zwischen ihnen knisterte wie eine gefräßige Glut. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre vollen Lippen, als sie sich dem Greisen zuwandte. Halb in Rauchschwaden gehüllt verweilte sie auf dem Mittelgang, der vom Eingang der Kathedrale zum Altar führte. Eine einsame Braut der Finsternis, die ihren angeketteten Bräutigam wehmütig betrachtete. Ohne, dass sie es mitbekam, war sie mit gedankenverlorenem Blick zu Dädalus geschritten und hatte ihre Hand ausgestreckt. Sie verweilte nur wenige Millimeter von seiner Wange entfernt. Ihre Fingerkuppen strahlten frostige Kühle aus, welche wie Balsam auf der blutverkrusteten Haut des Wissenschaftlers wirkte. Das brennende Feuer, das Gabriels Angriff hinterlassen hatte, war längst einem lähmenden Schwellbrand gewichen.
      »Ich hatte eine nette Begegnung mit deinem Bruder«, scherzte der Greis, auch wenn seiner Stimme die gewohnte Lockerheit fehlte, die seine Zunge sonst wie eine Feder in einem wütenden Orkan zu Höchstleistungen antrieb. Doch Raphaelas Blick verfinsterte sich und ihre Hände verkrampften, als wären sie aus Stein gegossen. Ihre blutroten Augen verengten sich zu schlitzen, als die Flügeltüren der Kathedrale knarzend aufgestoßen wurden und die muskulöse Pracht Gabriels in den gierigen Schlund des Löwenmauls stolzierte.
      »Spricht man vom Teufel und der Teufel erscheint«, zischte Dädalus gehässig und sein verbleibendes schwarzes Auge taxierte den blondgelockten Diener Luzifers mit abfälligem Hass. Die schallende Ohrfeige entzündete die Verletzungen mit solcher Gewalt, als hätte man Alkohol in die lodernde Glut geschüttet. Keinerlei wohltuende Kälte ergoss sich aus ihren Händen, sondern schweißtreibende, hasserfüllte Hitze.
      Anerkennung oder vielleicht sogar Stolz legte sich wie eine verhöhnende Maske auf Gabriels Gesicht, ehe er den gewaltigen Hammer schulterte.
      »Ich sehe, dass du schon die Bekanntschaft meiner Schwester gemacht hast, du ungläubiger Wurm«, schnatterte Gabriel, während er wie ein stolzer Gockel den Mittelgang entlang schlenderte. Die Monstrosität eines Steinblocks, der wirkte, als hätte man ihn aus der Behausung eines Riesen geschlagen, balancierte beinahe leichtfüßig auf seinen silbernen Schulterplatten. »Sie mag die Gestalt eines Engels haben, aber sei dir bewusst, dass sie eine Schlange ist, deren Seele verrottet ist bis auf den Kern. Habe ich nicht Recht, Schwesterherz?«, zischte er mit feindseliger Anzüglichkeit in die Ohren seiner weißhaarigen Schwester. Die Abfälligkeit, mit der er sie bedachte, ließ Dädalus erschaudern und als Raphaela mit bebenden Lippen stumm nickte, war sich der Greis sicher, dass der flammende Zorn, der ihm noch auf der Wange pulsierte, ihrem Bruder gewidmet war. Stimmengewirr und das erlösende Läuten der Kirchenglocken entkrampfte die spürbaren Spannungen. Doch während Gabriel und Raphaela die Plätze einnahmen, die Luzifers krankes Hirn ihnen in diesem grotesken Spiel zugedacht hatte, blieb Dädalus’ Auge auf den Haupteingang gerichtet, wo sich vereinzelte Schatten im blutrot leuchtenden Horizont wie lüsterne Dämonen abzeichneten. Seine Ohren blendeten das trommelfellberstende Scheppern aus, das aus dem oberen Glockenturm die Lämmer zur Schlachtbank begleitete, aber als die Diener der Herzkönigin die Kathedrale betraten, wurde das Rauschen in seinem Inneren immer lauter.
      »So beginnt es also...das Spiel der Könige.«

      ~ Traumwelt: Corto Maltese - Judasring ~

      Sie rannte. Sie rannte durch die verzweigten Katakomben dieser verfluchten Stadt. Das blutgetränkte Spitzenkleid hing ihr wie schwerer Zement auf den Schultern. Die nackten Zehen ihrer offenen Sandalen pflügten sich durch die Kloake der Stadt, pflügten sich durch Exkremente, Gedärm und totes Getier. Und dennoch rannte sie. Rannte immer weiter, während türkisfarbene Flammengeister ihre konturlosen Finger spreizten, um sie anzufeuern. Briannas Herz wollte vor Anstrengung in tausend Stücke zerspringen, als sich die Irrlichter teilweise erschrocken, teilweise kichernd formierten, um die Rothaarige zu dem grausamen Schauplatz zu bringen, von dem der spitze Schrei erklungen war. Sie wusste selbst nicht, wo sie Drake und Sybill zurückgelassen hatte, aber es hatte keinen Zweifel für sie gegeben, dass dieses Feuer, welches ihr gefühlt in einem anderen Zeitalter das Leben gerettet hatte, von Kyu stammte.
      »KYU?!«, zwang sie ihren luftleeren Lungen einen fragenden Schrei ab, der ihr vor Schmerz glühende Nadeln in die Augäpfel trieb. Sie rannte immer weiter und die beklemmende Dunkelheit, die vom türkisen Schimmer der Irrlichter in gespenstische Atmosphäre getüncht wurde, schien sich aufzulösen und einer wärmeren Helligkeit Platz zu machen. Das flackernde Kerzenlicht zeichnete bizarre Schatten auf die lehmverschmierten Steinwände, leuchtete das widerwärtige Grauen in plastischer Realität aus, durch welches sich ihre Füße noch immer wühlten. Doch Brianna interessierte sich nicht für den blutigen Sumpf, aus dem sie wie eine Kröte erneut den Namen des Fuchsmenschen vernahm. Dieses Mal indes war es aber nicht ihre eigene hauchdünne Stimme.
      »Kyu...bitte nicht...was ist denn nur los mit dir!«, tönte es aus dem kleinen, kerzenerleuchteten Raum, dem sich Brianna nun mit langsam werdenden Schritten näherte. Sie erkannte Herleifs Stimme, auch wenn der Schatzjägerin der Blick auf die Walküre noch versperrt war. Brianna wusste, dass sie nur noch ein Schritt von der Wiedervereinigung mit Kyu entfernte. Nur ein Atemzug im fauligen Gestank dieses unterirdischen Albtraums, aber all ihr blinder Aktionismus, all ihre felsenfeste Entschlossenheit versiegte in dem Moment, als sie das bedrohliche Knurren des Monsters vernahm; als sie die Irrlichter sah, die im Götzenkult die wild tanzenden neun Schwänze aus falbem Fell umkreisten. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich im Schatten der Ungewissheit sicherer, denn sie hatte Angst, was sie erblicken würde, sobald sie ins Licht ging.
      »Brianna?!«, prasselte die hechelnde Stimme des Meermanns gegen ihren Rücken, der Sybill wie einen Schlitten hinter sich herzuziehen schien. Vielleicht waren es die Worte Drakes, die sie anschoben und sie mit erhobenem Steckenpferd in die Katakomben platzen ließ. Vielleicht war es aber auch nur die Scham, die sie empfand, weil die blanke Angst aus dem blutbraunem Sumpf emporgestiegen war und sich einen Moment zu lang an ihren Körper geschmiegt, und Brianna diese Berührung zu sehr genossen hatte.
      Die Druckwelle des Steckenpferds wirbelte das bräunliche Kloakenmeer in Kaskaden auf, verscheuchte die panischen Feuergeister und sprenkelte das blonde Fell des Kitsunes mit ockerfarbenen Sprenkeln. Die Erde und Briannas Herz bebten zeitgleich, als sich das imposante Fuchswesen zu ihr herumdrehte und von der verletzten Walküre abließ. Die spitzen Ohren Kyus zuckten, als er die Rothaarige erblickte, auch wenn jene keinen Funken des Wiedererkennens im kalten Onyx seiner Augen erkannte. Ein Tränenschleier legte sich über das graue Meer, welches ihre Pupillen umschiffte.
      »Kyu...bitte«, flehte sie, die Waffe parierend und drohend erhoben. »Ich bin es, Brianna!«
      Ihr Herz setzte voll naiver Hoffnung überschäumend einen Moment aus, als sich der Kitsune auf seine beiden Hinterpfoten stellte und den Kopf schief legte.
      »Drake...jetzt!«, echote Herleifs Stimme durch die Katakomben und die Rothaarige nahm wie in Trance war, dass Wassersäulen aus menschlichen Ausscheidungen auf den Fuchsjungen zu jagten. Das animalische Biest peitschte mit den Schwänzen, hüllte sich in einen Kokon aus türkisen Flammen und hechtete über Brianna hinweg und den Flur entlang. Der Meermann packte die klapprige Sybill, die mit erquickender Faszination das fantastische Biest anglotzte, zog sie zur Seite und gemeinsam blickten alle vier dem bläulichen Lichtkegel nach, der sich im Labyrinth der Katakomben verlor.

      Sybills blutrote Augen verloren sich noch einen Moment in der Dunkelheit, die nach der kurzen Ebbe schwallartig in den Flur zurückflutete. Ein maliziöses Lächeln verwandelte ihr Gesicht in eine Kraterlandschaft, als sie ihr Machwerk begutachtete. Sie überhörte den kurzen Streit zwischen den Schatzjägern, denn sie wusste, dass ihre Zeit gekommen war. Langsam drehte sie sich um, betrachtete die vernarbten Hände voller Eiterpusteln und die zerschlissenen Handgelenke, um die immer noch die vermaledeiten Handschellen baumelten.
      »...das war unsere einzige Chance, Brianna. Kyu war nicht er selbst. Siehst du nicht, was er mit Herleif getan hat!«, keuchte Drake erschöpft, der Brianna beide Hände auf die Schultern gelegt hatte und sie eindringlich musterte. Die Tränen nur schwer zurückhaltend, besah die Schatzjägerin die Walküre mit trotzigem Blick, auch wenn die Wahrheit schon längst ins Innerste ihrer Seele gesickert war. Das Grinsen auf Sybills spröden Lippen wurde breiter, als sie erkannte, dass dies der Moment war, um endgültig von den Toten aufzuerstehen. Sie nutzte die kurze Pause, in der Brianna sich eine Entschuldigung abzuringen versuchte und räusperte sich.
      »Ich weiß, wie man eurem felligen Freund helfen kann«.
      Die Worte verfehlten nicht ihre beabsichtigte Wirkung, denn die Aufmerksamkeit der zwei Schatzjäger und der Walküre prasselte wie ein plötzlicher Regenguss auf sie nieder. Das »Wie?« stand ihnen wortlos ins Gesicht geschrieben, aber die uralte Hexe kostete die verstreichenden Sekundenzeiger wie bittersüßen Wein aus. Stumm hob sie die Arme, klimperte mit den rostigen Ketten, die sie wie eine vergessene Sklavin wirken ließen. Brianna, welche die Implikation verstanden hatte und ihre Wut nun erneut auf die ungewollte Anwesende lenken konnte, schnalzte augenrollend mit der Zunge.
      »Wir haben schon versucht, dir die Dinger abzunehmen. Warum sollte es jetzt funktionieren?«.
      Das perfekte Kartenblatt in den Händen haltend, ignorierte Sybill die Anfeindungen der Rothaarigen und deutete mit ihren krummen Finger auf die Walküre im Hintergrund, welche noch immer mit Wunden übersät und an das gewaltige Kruzifix gefesselt war.
      »Ihr habt es schon versucht, ja...aber noch nicht sie

      ~ Matthäusring ~

      Mit ein paar kräftigen Tritten hatte sich die Grünhaarige in die Lüfte erhoben, um der hartnäckigen Armada an Kartensoldaten zu entkommen. Sie sah die karmesinrote Lanze auf sich zu fliegen, noch bevor Aloë sie davor gewarnt hatte. Beinahe mühelos wehrte sie den Angriff mit ihrem glänzenden schwarzen Oberschenkel ab und ließ die Asche ihre Zigarette in die glimmende Nachtluft rieseln. Die beiden Frauen hatten sich auf dem verschnörkelten Eisengitter eines höher gelegenen Balkons zurückgezogen und betrachteten die Wellen pergamentfarbenen Papiers, die sich zu ihren Füßen brachen und eine Gischt aus rostigen Lanzen zu ihnen hinauf spie.
      »Die sind ganz schön hartnäckig«, lächelte der Engel verschlagen, der im Gegensatz zu Kaisa noch immer in der Luft segelte, wie eine schwerelose Feder im Takt der Lüfte wiegend.
      »Ich denke, dass ich die Kräfte der Falt-Falt-Frucht ein wenig unterschätzt habe«, zischte Kaisa anerkennend, ehe sie den Tabakrauch in graziösen Ringeln aus ihren Lippen wandern ließ. Lediglich auf den Fußballen ihrer schwarzen Pumps balancierend, richtete sie sich auf und legte den Kopf in den Nacken. Ihre grüne Haarmähne schimmerte im kräftigen Licht des Blutmondes beinahe in den Schattierungen einer unreifen Clementine. Die folgende Entscheidung traf sie innerhalb eines Wimpernschlags. Kaisa sah den Engel mit dem rauchblauen Haar ernst an.
      »Nein. Wir trennen uns nicht schon wieder. Das ist Selbstmord, Kaisa!«, redete Aloë energisch auf die ehemalige Agentin ein, die sich nur stumm die nächste Zigarette angezündet hatte und die alte ins Kartenmeer aus vor Wut schäumenden Häschern warf. »Du hast keine Ahnung, wer sich dort oben alles befindet! Brianna wollte, dass wir auf sie warten...und...und...«, fuhr sie hektisch weiter fort, ehe sie ins Stammeln kam, als sie ein Lächeln auf Kaisas vollen Lippen bemerkte, welches sie nicht einzuschätzen wusste. Ihre stahlblauen Augen fixierten sie beinahe mütterlich, als die Grünhaarige sich in Bewegung setzte.
      »Mach dir keine Sorgen um mich! Sorge nur dafür, dass Brianna und die anderen so schnell wie möglich zur Kathedrale kommen. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich sie alleine aufhalten kann!«, rief sie ihr mit flatterndem Haar hinterher, ehe Kaisa einen Kopfsprung wagte, um tief in das Haifischbecken aus rasiermesserscharfem Papier einzutauchen. Noch im Sturzflug winkelte sie eines der trainierten Beine an, wirbelte elegant um die eigene Achse und ließ es wie ein Klappmesser nach vorne schnellen. Der Orkankick zerfetzte sofort ein Dutzend der Kartensoldaten, zerfetzte die zahnlosen Schlünde, die ihr gierig entgegen gefeixt hatten. Doch Kaisa hatte sich keinen Moment der Illusion hingegeben, dass der Zauber, der diese seelenlosen Fratzen Leben eingehaucht hatte, durch ihre Angriffe verfliegen würde. Im Gegenteil. Kurz bevor das gehäckselte Papier auf die leergefegten Straßen Corto Malteses sinken konnte, fügten sie sich wie von Geisterhand zusammen. Legten sich erneut an die glatten Kanten und verschmolzen zu einem grotesken Wesen. Einer Hydra aus dünnem Papier mit messerscharfen Zähnen und leeren kalkweißen Augen, welche die Grünhaarige mit bestialischer Gier anfunkelten. Genervt stöhnend klemmte Kaisa die Zigarette zwischen die ungeschminkten Lippen, ließ die Schultern kreisen und lockerte noch einmal ihre Haare, indem sie sich mit den Fingern hindurchfuhr, ehe sie die lechzende Grimasse mit dem selbstbewussten Lächeln der Jägerin erwiderte.

      ~ Oberer Kathedralenbezirk ~

      »Unreines Getier sind sie, wie sie durch diese Welt stromern. Abfall der Gesellschaft, die nur die tiefsten Abgründe und Sünden dieser Welt widerspiegeln. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie diese Welt verlassen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie die Auserwählte kompromittieren, dass sie sich unseren Zielen in den Weg stellen, für die wir so hart und erbarmungslos gekämpft haben!«
      Hätte Dädalus gezählt, wäre dies mit Sicherheit schon das Dutzendste mal gewesen, dass er mit seinem verbleibenden Auge gerollt hatte. Große Reden und Predigen schwingen konnte er. Luzifer war ein Meisterdemagoge. Nicht die einzige, aber vielleicht die wichtigste Lektion, die ihm der Lord in all den Jahren beigebracht hatte, in denen sie unter seiner Schirmherrschaft gelebt hatten. Er wusste, wie er die Menschen an seine Lippen binden konnte. Wie naive Fische gingen sie an seine Angelköder aus Vokalen und Konsonanten, verloren sich in der wohlwollenden Architektur seiner Sätze, in der Blase aus Allgemeinplätzen und himmelhochjauchzenden Metaphern, die seine Zuhörer einlullten, bis sie nur noch sabbernde Hunde waren, die auf die neuesten Leckerli ihres blinden Herrchens fieberten, dabei brav mit dem Schwanz wackelnd und sogar mit ihrer hervorragenden Nase das versteckte Gift nicht erschnuppernd. Und gerade diese Tatsache machte Luzifer so beeindruckend, so gefährlich, so imposant. Ein Fakt, den nicht einmal der Wissenschaftler nach all den Jahren und all dem bitterbösen Blut zwischen ihnen leugnen konnte. Die Kleingeistigen und Schwachen mit großen Worten zu umgarnen, ist eine Kunst, die einfachen Stümpern ebenso gelingen könnte, aber es verlangt nach einem wahren Demagogen, diejenigen zu verführen, denen der liebe Gott mehr als eine Glühbirne in ihr Oberstübchen geschraubt hatte.
      Während er darüber sinnierte, blieb sein Blick nicht gerade zufällig an den makellosen Gesichtszügen Viktoria Stuarts hängen, die er erst nach einigen Minuten und an Hand ihres exponierten Sitzplatzes in der vordersten Reihe der Kathedrale erkannt hatte. Er hatte sie in seinem Leben nur ein paar Mal persönlich getroffen, kannte sie aber vor allem aus den Zeitungen, die ihren Aufstieg, ihren Ruhm und ihre Gewitztheit feierten. Die Herzkönigin hatte ihren Spitznamen der Hassliebe zu verdanken, welche ihr die Gesellschaft entgegenbrachte. Von ihrem Volk im wahnhaften Kult verehrt, als Bringerin der Unabhängigkeit und beinahe heilsbringende Göttin warfen sie ihr blindlings ihre Herzen zu. Von ihren privaten und politischen Gegnern gefürchtet und mit den giftigen Mythen versehen, dass sie die Herzen ihrer Feinde auf einem Silbertablett und mit bloßen Fingern verschlang. Sie war so ein Exemplar dieser intelligenten Haie, die den wortgewaltigen Predigten Luzifers ins Netz gegangen zu sein schienen. Die ermüdende Stimme des blinden Kardinals war verstummt, was der gedankenversunkene Dädalus jedoch auch nur bemerkte, als sich Raphaelas schlanke Finger wie filigrane Tänzer über die Tasten der Orgel schwangen. Als wären die Worte Luzifers nicht schon pathetisch genug gewesen, schlugen die zarten Stimmbänder des Knabenchors an und begleiteten die Orgelpfeifen mit ihrem engelsgleichen Gesang. Die Inszenierung sakraler Tragik schien ihren Höhepunkt gefunden zu haben, während die gierigen Dämonen auf den Kirchenbänken bereits ihre Mistgabeln wetzten und Fackeln schwangen. Die Hexenjagd auf die Schatzjäger schien eröffnet zu sein und der Wissenschaftler sah das gierige Funkeln in ihren Augen. Ihre Zungen leckten im wohligen Klang der Orgelpfeifen über die Lippen. Doch da entfuhr dem pausbackigen Gesicht Marzipans, die sich an die kräftige Brust ihres Ehemanns geschmiegt hat, ein entsetztes Quieken. Mit vor Panik geweiteten Augen deuteten ihre kurzen Wurstfinger auf die hohe Kanzel über dem Altar, auf dem der Knabenchor Raphaela singend begleitet hatte. Jedoch schienen sie verstummt zu sein und Dädalus versuchte verzweifelt, seinen gefesselten Körper dem Geschehen zuzuwenden, welches hinter seinem Rücken vor sich ging und die jagdhungrigen Dämonen in eine fassungslose Starre versetzt hatte. Als der erste Kinderschädel auf dem edlen Marmor wie überreifes Fallobst zerschellte und das weiße Laken des Altars mit Liquor, Blut und Gehirn sprenkelte, war der Greis auf bedrückende Weise erleichtert, dass er das Schauspiel nicht mit ansehen musste. Die Fäden schienen endgültig durchschnitten, und die singenden Engelsmarionetten in ihren blütenweißen Gewändern fielen von der Empore, zerschellten eines nach dem anderen auf dem Kirchenboden zu Füßen des sprachlosen Blinden. Während die anderen mit ansehen mussten, wie eine Hand voll seiner Küken von einer unsichtbaren Kraft aus ihren Nestern gestoßen wurde, ohne dass jene in der Lage gewesen wären, ihre Flügel auszubreiten, denn jemand hatte ihnen vorher die Kehle und damit die Stimmbänder zerschnitten, konnte Luzifer sich diese Gräueltaten nur vor seinem inneren Auge vorstellen. Ein Los, welches er nicht gerade als gnädig erachtete. Raphaelas Gesicht hatte die Farbe ihrer Haare angenommen und wäre vor Schreck beinahe von ihrem Hocker gefallen, als sich die Tasten der gewaltigen Orgel wie von Geisterhand in Bewegung setzten. Dabei eine schiefe und verzerrte Melodie voller Melancholie und übersteigerter Tragik durch das Hauptschiff der Kathedrale jagend.
      Dieses Mal war es Dädalus, der einen völlig freien Blick auf die Geschehnisse hatte, die nun folgten. Wie in Zeitlupe öffneten sich die Tore der Kirche und aus dem schäumenden Meer nächtlichen Bluts entstieg die zerschlissene Gestalt einer Bettlerin. Die Perlmutttasten des Instruments jagten sich in einer wilden Hetzjagd, brachten die kupfernen Orgelpfeifen an ihre Belastungsgrenzen, während sie das klapperdürre Skelett einer Frau begrüßten, die nun den Wogen der Nacht entstiegen war, um sie alle mit offenen Armen willkommen zu heißen.
      »D-d-...das ist nicht mög...d-du...liegst in Ketten«, stammelte der Blinde, welcher nach Dädalus der Zweite war, der die Ankunft der Toten bemerkt hatte. Und seiner Erkenntnis, sowie seinen Worten folgten daraufhin alle anderen Beteiligten, die sich synchron auf ihren Plätzen umdrehten und dem verspäteten Gast die Aufmerksamkeit schenkten, die sie sich erhofft hatte. Mit erhobenem Zeigefinger und zahnlosem Katzenlächeln tadelte sie Luzifer, ehe sie voller Inbrunst und mit einer Stimme, die kaum zum Organ dieser schwächlichen Gestalt passen wollte, das Wort für ihre eigene Predigt ergriff.
      »Na, na, na. Begrüßt man so eine alte Freundin, Luzifer? Ich fühle mich gekränkt, dass du mich nicht zu deiner kleinen Party eingeladen hast...war ich doch diejenige, die dir diesen perfiden Plan erst in dein hübsches Köpfchen gepflanzt hat«, krächzte sie mit wohltuender Arroganz, die ihren Körper in Wallungen brachte. Es schüttelte sie voller Ekstase, schüttelte die Hautlappen, die an ihren müden Knochen hingen und mit Wunden, Ekzemen und Geschwüren übersät waren. Eine ihrer Brüste lugte in abstoßender Freizügigkeit unter dem kotverschmierten Lumpen hervor, der ihre weibliche Scham mehr schlecht als recht bedeckte. Und dennoch wirkte diese Greisin mit ihren ausgefallenen Haaren und ihren eingefallenen, blutunterlaufenen Augäpfeln wie der Teufel persönlich, der an diesen heiligen Ort gekommen war, um über sie alle zu richten. Während Luzifer nur stumm nach Worten und Fassung rang, waren Humpty Dumpty und Gabriel beinahe zeitgleich aufgesprungen und mit gezückten Waffen wie Geparde auf die alte Frau zu gesprintet. Die höhnische Fratze der Dämonin verfinsterte sich, ehe sie die Hand mit dem erhobenen Zeigefinger, der immer noch wie ein mahnendes Henkerbeil in der Luft schwebte, nach unten schnellen ließ. Sofort und unweigerlich riss es die beiden Angreifer auf die Knie, ehe sie von einer unsichtbaren Leine und vor Schmerzen jaulend zu den verkrüppelten Füßen der Greisin geschliffen wurden.
      »Wer hat euch dreckigen Kötern erlaubt aufzustehen? Wisst ihr nicht, wie ihr euch gegenüber einer Königin angemessen verhaltet?«.
      Mit einer dezenten Handbewegung ihrer Hände zwang sie die beiden Soldaten, ihre Füße zu küssen, ehe sie herauserfordernd den Blick Luzifers suchte, der mit jeder Sekunde ihrer Anwesenheit zu schrumpfen schien. Enttäuscht die Vorderlippe vorschiebend, wanderten ihre blutroten Augen stattdessen zu Dädalus, dem sie verstohlen zuzwinkerte.
      »Oh, wie habe ich das vermisst«, gackerte sie zufrieden, mit beißender Rhetorik keinerlei Reaktion erwartend und streckte die Arme aus, als wäre sie gerade vom Sonnenschein eines frischen Tages sanft geweckt worden, bereit aufzustehen und einen wundervollen Tag zu genießen.
      164. Kapitel: Die Kinder des Teufels


      ~ Wenige Minuten zuvor ~

      Wie eine Anklägerin hatte Sybill den Finger auf die geschundene Gestalt der Walküre erhoben und die anderen beiden Schatzjäger in das ungewollte Kostüm eines Richters gesteckt.
      »Wer zum Teufel bist du?«, entfuhr es der Walküre kaltschnäuzig, die keine Ahnung hatte, was es mit diesem wandelnden Wrack auf sich hatte, welche sie zur Lösung ihrer Probleme erhob. Die Brauen zu sarkastischen Wellen schlagend, rüttelte sie mit den Händen und Beinen an den Fesseln, welche Gabriel ihr bei ihrem Folterrendezvous zuvor angelegt hatten. »Meine Hände sind buchstäblich gebunden, also wie soll ich dir helfen?!«
      Die Feindseligkeit, mit der die vollbusige Frau mit dem rosafarbenen Haaren sie bedachte, schien Sybill nicht im Geringsten zu stören. Sie stemmte beinahe verführerisch die Hand in die Seite und strich sich ein paar der erbärmlichen silbergrauen Haarfetzen hinter die angeknabberten Ohrläppchen, als wollte sie der Walküre beweisen, wer in dieser schäbigen Szenerie die wahre Schönheit war.
      »Der Teufel hat mich in diesem Szenario zu eurem Messias oder eurer Henkerin auf dem Weg zur Schlachtbank erhoben, du naives Gör. Los! Mach ihre Fesseln ab«, herrschte sie den Meermann an, welcher der Auseinandersetzung der beiden willensstarken Frauen mit der Reserviertheit eines Gentlemans gefolgt war, der wusste, dass man zankenden Vertretern des weiblichen Geschlechts mit derselben Vorsicht begegnen sollte, die man auch wilden Bärenmüttern und der tückischen Verlockung eines kostenlosen Essens entgegen bringen sollte. Dennoch leistete er ohne einen Muckser Folge, während Brianna Sybill weiterhin misstrauisch beäugte. Jeder Nerv ihres Körpers und jede Synapse ihres Gehirns sträubten sich dagegen, dieser Frau zu helfen, die sie mit der zuckersüßen Unschuld eines Großmütterchens fixiert hatte, den gierigen Wolf geflissentlich und mit inszenierter Schlampigkeit ignorierend. Die Feindseligkeit, welche Herleif lediglich mit der Schneide ihrer Zunge geführt hatte, entsandte die Rothaarige mit ihren Blicken, die keinen Hehl aus der Abneigung machten, die sie für die Greisin empfand. Und doch führte sich Sybill auf, als würden Ovationen und Herzlichkeit wie ein warmer Sommerregen auf ihr Haupt niederprasseln. Mit lasziven Bewegungen, welche die Schatzjägerin dem gebrechlichen Gestell dieser Unterweltkröte niemals zugetraut hätte, setzte sie sich in Bewegung. Ihre knochigen Hüften schwangen dabei im Takt eines maliziösen Metronoms und gaben einen verwelkten Lichtblick auf die Schönheit, welche Sybill einmal in einem anderen Leben wie eine zweite Haut getragen haben musste. Die Hexe zwinkerte Brianna kokett zu, als sie die Schatzjägerin passierte und sich zu Herleif gesellte, die Drake mittlerweile von ihren Fesseln befreit hatte. Ächzend schlang die Walküre die Arme um den muskulösen Nacken ihres Retters und seufzte merklich, als er sie auf den Boden setzte. Erst jetzt trat das volle Ausmaß ihrer Verletzungen zu Tage. Die zahlreichen Verbrennungen und Schlitzer, welche die blässliche Schneelandschaft ihrer nordischen Haut mit purpurfarbenen Blumen schmückte, waren nur ein lächerlicher Nebenschauplatz der dramatischen Inszenierung, die ihr zertrümmerter Fuß bildete. Ein blutiger Klumpen aus Fleisch, Muskelfasern und Knochensplittern hatte den Platz eingenommen, den einst Herleifs Füße gebildet hatten. Brianna konnte nicht anders, als anerkennend zu seufzen, denn ihr war es schleierhaft, wie die Walküre überhaupt noch bei Bewusstsein war, geschweige denn in der Lage war, freundlichen Smalltalk mit ihnen zu fühlen.
      »Ach, das sieht schlimmer aus, als es ist«, scherzte Herleif abwinkend, auch wenn die Schatzjägerin jetzt die Schweißperlen bemerkte, die sich wie Morgentau auf ihrer hohen Stirn sammelten. »Du siehst nicht gerade besser aus«, merkte sie mit dem Lächeln eines Totgeweihten an und musterte die Rothaarige, der immer noch das Blut Theresas wie eine ungewollte Morgendusche anhaftete. Brianna wollte scherzhaft etwas erwidern, als die Greisin mitleidsvoll mit der Zunge schnalzte und in die Hocke gegangen war, um mit den rubinroten Augenhöhlen die Wunden zu begutachten, welche Gabriel am makellosen Körper der Walküre hinterlassen hatte.
      »Du armes Ding, was hat dieser Barbar deinem Körper nur angetan«, züngelte sie honigsüß, Unschuld und aufrichtige Bestürzung mimend. Die faulenden Finger tanzten nur wenige Millimeter über den pulsierenden Fleischwunden und Herleif musste das Bedürfnis unterdrücken zu schreien, während Sybill ihre kotverschmierten Hände wie die Fliegen des Todes über Herleifs geschundenen Körper schwirren ließ.
      Auf Briannas Stirn pulsierte mittlerweile eine Ader des Zorns, die ihr die Fingernägel in das harte Holz des Steckenpferds graben ließ, bis ihre weiße Knöchel die Haut ihrer Hände zu zerbersten drohte.
      »Du sagtest, du kannst uns helfen! Tu es, oder ich werf dich zurück in den Moloch, aus dem ich dich gezerrt habe!«, keifte sie ohne Geduld, aber Sybill schenkte ihr keinerlei Funken ihrer Aufmerksamkeit, zumindest drehte sie sich nicht zu der Rothaarigen um.
      »Anstatt mich mit solch üblen Worten zu bedenken, könntest du mir die Glasscherbe reichen, mit der du der Kinderschänderin Theresa vorher mit solch Brutalität und roher Gewalt einen Aderlass verpasst hast«, säuselte sie unbeeindruckt, dabei dem Blickduell mit Herleif mühelos standhaltend. Sybill wusste, dass sie nur gewinnen konnte. Alles hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt genauso abgespielt, wie sie es inszeniert hatte. Jeder Schachzug, jede Wendung, die Luzifer, Brianna, Dädalus und der Herzkönigin wie ein Wink des Schicksals, wie ein Fehler in ihrem Plan und ein zufälliges Detail erschienen, war den Fingern der Hexe entronnen.
      »Sie befindet sich in der linken Außentasche deines Kleides, falls du es vergessen hast«, fügte sie kühl hinzu, ihre Allwissenheit wie einen silbernen Dolch in Briannas trotziges Herz schmetternd. Zufrieden betrachtete sie aus den blutunterlaufenen Augenwinkeln, wie die Schatzjägerin ausdruckslos in ihre Tasche griff und die Scherbe herauszog. Sie selbst hatte nicht einmal mehr gewusst, dass sie sie eingesteckt hatte. Woher konnte dieses alte Weibsbild es wissen?
      »Jetzt reich sie Herleif. Unsere befleckte Walküre weiß ganz genau, was ihre Aufgabe ist, nicht wahr?«, schmunzelte sie zufrieden, richtete sich wieder auf und strich den Lumpen glatt, als würde sie das feinste Abendkleid tragen. Geduldig faltete sie die Hände, ignorierte das zustimmende Knurren voller Feindseligkeit und sah mit funkelnder Ekstase in den Augen zu, wie Brianna der Rosahaarigen die Scherbe reichte.
      »Zuerst kümmere ich mich um meine Wunden«, bellte sie bockig Sybill entgegen, die kaum merklich mit den Schultern zuckte. Sie hatte mehrere Jahrzehnte auf diesen Tag gewartet, was würden ein paar Sekunden jetzt noch für einen Unterschied machten. So setzte Herleif die zackige Spitze auf ihrem Oberarm an und mit ein paar gezielten, sowie geübten Bewegungen ritzte sie ein paar Linien und Symbole in die Haut, die kaum eine Reaktion des Schmerzes bei ihr hervorzurufen schienen.
      »Was?«, wollte Brianna soeben fragen, als die Wunden auf der Haut der Walküre zu glühen schienen und im nächsten Moment weiteten sich ihre und Drakes Augen voll fassungslosen Erstaunens. Die Schnitte und Verbrennungen ihrer Haut bildeten sich zurück, als wären sie nie geschehen und sogar die zertrümmerte Architektur ihres Fußes setzte sich getreu der Baupläne zusammen, welche die Biologie für ihn vorgesehen hatte.
      »Solch große Macht, in solch wertlosen und niederträchtigen Händen«, seufzte Sybill und streckte Herleif nun auffordernd ihre gefesselten Handgelenke hin. Die Gelassenheit schien mit jedem Zeigerschlag der Uhr von ihr abzufallen und die Ungeduld eines zu lange in Gefangenschaft gehaltenes Raubtiers in ihrem Inneren zu brodeln. »Nun denn! Zeig mir die Macht deiner Runenfrucht
      »Warte!«, schaltete sich die Rothaarige ein, doch da war es schon zu spät. Herleif hatte die Scherbe bereits abgesetzt, mit der sie ein komplett unterschiedliches Symbol auf das rostige Metall gezeichnet hatte. Beinahe unterwältigend schnappten die Schlösser der Fesseln auf und alle starrten schwer atmend Sybill an, die mit Tränen verschleierten rubinroten Iriden ihre Handgelenke betrachtete. Der Dank, der wie ein zartes Flüstern ihre Lippen verließ, war von solch herzzerreißender Ehrlichkeit, dass sogar Herleif und Brianna ihre Abscheu gegenüber Sybill einen Moment vergaßen und das unschuldige Tier sahen, das man zu unrecht eingesperrt hatten.
      »Ich...bin...frei«, stotterte sie vollkommen fassungslos und drehte sich kurz im Kreis, als könnte sie jetzt zum ersten Mal frei atmen. »Meine Stunde ist gekommen!«, schrie sie voller aufgestauter Ekstase, schlug die Hände zusammen und begann sich in Luft aufzulösen. Brianna und Herleif hechteten beiden nach vorne, um den schwindenden Körper der Hexe zu erfassen, prallten aber nur unsanft mit den Köpfen aneinander.
      »Verdammt!«, fluchte Brianna und ließ die Faust auf die Erde donnern, »wir hatten einen Handel, du niederträchtige Hexe!«
      »Krah~el~le«, krächzte es von überall und nirgendwo aus dem unterirdischen Labyrinth der Katakomben. »Und ich werde mein Wort halten, wenn du es tust! Töte Luzifer und ich werde dich und deine Freunde aus diesem Albtraum führen!«
      Ihre Worte verebbten und ließen Brianna in verzweifelndem Zorn zurück.

      ~ Traumwelt: Mary Joa ~

      »Was hast du getan?!«, heulte der Braunhaarige auf und stürzte sich auf den Himmelsdrachenmenschen, dem der Kurator soeben die Kehle aufgeschlitzt hatte. Die Arme des Kochs wälzten den beleibten Tenryuubito mit seiner ungesund grauen Haut, die schon seit mehreren Jahrzehnten keinerlei Sonne mehr gesehen zu haben schien, auf den Bauch, um schluchzend die klaffende Wunde zu stillen, die seinem Peiniger sofort und erbarmungslos das Leben geraubt haben musste. Irritiert und etwas unbeholfen tappte Kol von einem Bein aufs andere und fuhr sich durch die Strudel aus zartschmelzendem Karamell, die seine Haare bildeten. Seine lindgrünen Augen taxierten den Koch, der die blutverschmierten Hände vors Gesicht schlug, ehe all seine bittere Verzweiflung in glühenden Hass umschlug und sich auf ihn konzentrierte. Kol sah die kräftige Faust des muskulösen Mannes auf sich zu schnellen, aber irgendetwas in ihm ließ ihn an Ort und Stelle verharren. Vielleicht wusste er, dass all dieser Schmerz, den Marc empfand, einen Kanal brauchte und vielleicht musste ja er der Blitzableiter für den Zorn sein, der ihn mit der Gewalt eines tollwütigen Bären von den Füßen riss.
      »Was hast du getan?! Was hast du getan?!«, prasselten die Worte mit tatkräftiger Unterstützung seiner Fäuste auf Kol nieder, welcher mit jedem Schlag die Ebbe des Zorns verspürte und als die zerschundenen Knöchel ein letztes Mal auf seine Wange trommelten, setzte der Regen ein, der sich aus einem meergrauen Himmel in salzigen Tropfen auf sein Gesicht ergoss.
      »D-das...war die einzige Möglichkeit meine Tochter zu finden...all die Monate hier...ich..wie konntest du...«, schluchzte Marc herzzerreißend. Tränen und Rotz liefen sein Kinn hinunter, tropften auf die nackte Brust. Währenddessen richtete Kol sich auf, schulterte das Rapier mit dem eleganten Löwenkopf und wischte sich das Blut aus dem gestutzten Dreitagebart, ehe er wortlos Marc die Hand reichte. Irritiert und mit verquollenen Augen hob jener den Kopf und blickte den Kurator verzweifelt an.
      »Reiß dich zusammen!«, ergriff Kol nun endlich das Wort und schlug einen Ton an, den sein Ziehvater gerne bei ihm angeschlagen hatte, wenn er sich zu sehr in seinem Selbsthass und seinen Sorgen verfangen hatte. »Wie willst du deiner Tochter helfen, wenn du wie ein nacktes Häufchen Elend am Boden kauerst?! Sieh dich an, Marc! Mach die Augen auf! Merkst du denn nicht, dass dies alles nicht real ist?«
      »Nicht real?«, echote der Koch die bestimmten Worte seines Gegenübers und der Funken der Erkenntnis äußerten sich in einem kehligen Schnaufen, welches Kol ein zufriedenes Lächeln auf das geschundene Gesicht zauberte. Perplex und als sähe er sie zum ersten Mal, betrachtete Marc seine Hände, fasste sich ans Bein, fühlte das nackte, weiche Fleisch, welches zuvor noch der Himmelsdrachenmensch mit seinen wulstigen Fingern und seiner feuchten Zunge erkundet hatte.
      »Nicht real...«, wiederholte er, als wäre die endgültige Bestätigung dieser bizarren Realität erst jetzt in sein Bewusstsein gesickert.
      »Also los! Lass uns einen Ausgang aus diesem Irrgarten finden. Brianna und die anderen brauchen bestimmt unsere Hilfe!«

      ~ Corto Maltese: Oberer Kathedralenbezirk ~

      Das Blut der toten Kinder rann wie kleine Bächlein aus ihren aufgeschlitzten Kehlen, die zu größeren Strömen zusammenflossen, um schlussendlich als wogende Welle über den uralten Marmorboden zu gleiten. Es tropfte soeben die Stufen hinab, welche zum Altar und dem hinteren Teil des Kirchenschiffs führten, als Sybill in die Hände klatschte, als wäre der erste Akt ihrer pathetischen Inszenierung der Wiedergeburt des Teufels soeben zu Ende gegangen. Entzückt lächelte sie den beiden Männern zu, die sie mit gezwungen treudoofem Blick fixierten. Sie wuschelte Gabriel durch die blonden Locken, und hätte ihm wohl auch ein Leckerli zwischen die bebenden Lippen gestopft, wenn sie die letzte ihrer Ratten nicht im Judasring verspeist hätte. Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet. Teils schockiert, teilweise angewidert, teilweise hasserfüllt. Sybill genoss jedoch jedes einzelne von ihnen, ergötzte sich an dem Scheinwerferlicht, welches sie selbst so gekonnt und stilsicher auf sich ausgerichtet hatte, um sich im Mittelpunkt dieses kruden Schauspiels zu sehen.
      »Warum sagt denn niemand etwas?«, flötete sie mit geschürzten Lippen, als ihre Marionetten noch immer kein Wort von sich gaben, ehe sie in erstickendes Gelächter ausbrach und sich nach wenigen Minuten die Tränen aus den Augenwinkeln wischte. »Stimmt ja, ich hab euch ja einen Maulkorb auferlegt, und wisst ihr wieso? Na, wisst ihr es?!«.
      Sie schlenderte durch die Reihen der Kirchenbänke, ihre Hände streichelten sanft die aus dunklem Mahagoniholz geschnitzten Putten, bis sie ganz nach vorne gewandelt war und sich mit einer eleganten Drehung, die jede Dame auf einem Opernball vor Neid und Eifersucht erblassen hätte lassen, zu ihrem unfreiwilligen Publikum umdrehte.
      »Weil dies MEIN Tag ist. Meine Auferstehung. Meine Rache! Und ihr alle wurdet von mir handerlesen, um diesem Tag beizuwohnen. Ihr seid meine Gäste und euer Tod, euer Niedergang, wird meine Rückkehr in das bittersüße Leben sein.«
      Das bellende Lachen voll Novemberkühle schallte als Erwiderung und irritierte Sybill einen kurzen Moment, ehe sie sofort um Fassung rang und die Frau betrachtete, die sich aus der vorderen Reihe der Kirchenbänke erhoben hatte. Viktorias Schönheit trug sie trotz all ihrer Unsicherheiten nun wie Schild und Speer, bereit, den widerwärtigen Eber zu erlegen, der sich mit Sybill in diese heiligen Hallen verirrt hatte.
      »Und wer bist du, wenn man fragen darf?«.
      Ihre Stimme war aus eiskaltem Stahl geschmiedet und lies keinen Zweifel darüber offen, dass sie keine Antwort von solch einem schäbigen Wesen erwartete, noch duldete, dass solch eine Kreatur überhaupt die Stimme erhob. Viktoria trat mit der Selbstsicherheit auf, mit der sie ihrem unbedeutenden Dasein, dem verfluchten Blut der Charlottes und dem Sklavenstatus Duchess Courts entstiegen war. Sie hatte sich mit Klauen und Zähnen ihren Platz in dieser Welt erkämpft und sie würde nicht zulassen, dass diese Missgeburt ihren Plan zum Sturz des Lords durchkreuzen würde. Sybill nickte anerkennend, auch wenn sie die Porzellanhaut der Herzkönigin am liebsten mit ihren fingernägellosen Händen zerkratzt hätte, bis sie ihr die künstliche Schönheit von den Knochen geschält hätte wie die Schichten einer Zwiebel.
      »Ach, Viktoria, naive, dumme Viktoria. Wir beide, wir sind gar nicht so verschieden. Vielleicht hätten wir Freundinnen sein können, denn wir haben dem falschen Mann vertraut und unser Schicksal einem Heuchler und Verräter ausgehändigt. Doch im Gegensatz zu dir, die sich in den flüchtigen Kokon falscher Schönheit flüchten muss; im Gegensatz zu dir, die trotz aller mentalen und körperlichen Stärke doch nichts weiter ist als eine banale Raupe, die sich gegen einen Orkan stellen möchte, werde ich diesen Ort als Königin verlassen, während du im ewigen Nimbus eines unendlichen Albtraums enden wirst, der dein bisheriges Leben als reinsten Sonnenschein in blasser Erinnerung erscheinen lässt.«
      Der aufkeimende Zweifel legte sich wie faltiges Pergament über die porzellanweiße Stirn und Sybill leckte sich gierig die Lippen, als sie die Klinge des Zweifels, die sie bereits in Viktorias Herz getrieben hatte, genüsslich um die eigene Achse drehte. Den Triumph und den Schmerz ihrer Widersacherin bis aufs letzte auskostend.
      »Du möchtest Rache für deine Erniedrigung durch den Lord, nicht wahr? Möchtest endlich die Freiheit, nach der du dich sehnst, seit du ein kleines Mädchen warst. Freiheit von deinen Eltern, die dir keine Liebe schenken konnten. Freiheit von der psychedelischen Schwester, deren Blutsverwandtschaft wie ein richtendes Damoklesschwert über deinem Haupt schwebt. Freiheit von der Triade und vom Lord, der seine machthungrigen Finger um deine Kehle drückt? All dies begehrst du...das kann ich in deinen wundervollen Augen sehen«.
      Die Stimme der Greisin schwoll zu einem Donnergrollen an, als sie den Finger der Anklage auf Luzifer richtete, der kopfschüttelnd und mit versteinerter Miene auf einen Stuhl gesunken war. »Und dafür verbündest du dich mit dem doppelzüngigen Prediger? Mit dem Hochstapler, der alles um sich herum in einen toxischen Sumpf zieht, über den er als Sermon quakende Kröte gebietet? Du möchtest Rache am Lord?! Warum händigte dir Luzifer ihn dann nicht aus, obwohl er seit geraumer Zeit in der Krypta dieser Kirche in ihrer realen Zwillingsschwesterstadt liegt?!«
      Der donnernde Paukenschlag traf Viktoria in die Magengrube, dunkle Wolken zogen sich über ihr Gesicht, tünchten die Haut in einem tristen Grau und ließen sie zurück auf die Bank sinken. Für sie gab es keinen Zweifel an den Worten der Greisin. Es war ein untrügliches Bauchgefühl, welches sie erkennen ließ, dass Sybill mit jedem einzelnen Wort die Wahrheit gesagt hatte. Die diabolische Dirigentin im Gewand der verwahrlosten Bettlerin wandte sich nun wieder der versammelten Audienz hin, schwang ihre verkrüppelten Finger wie einen Taktstock und setzte zum nächsten Takt an.
      »Ihr alle habt euer Leben schon längst dem Fährmann des Styx übergeben, als ihr diese Welt betreten habt. Mit Blut habt ihr den Vertrag besiegelt und euch damit nicht nur zu spirituellen, sondern realen Schauspielern in dieser Elegie gemacht. Ihr ward alle verflucht, sobald ihr die Schwelle dieser Welt übertreten hattet und das Blut, welches durch die Mauern dieser Albtraumarchitektur pulsiert, wird bald das Fundament meiner Auferstehung sein!«
      »Unmöglich...«, keuchte Luzifer mehr zu sich selbst, als zu Sybill sprechend, welche die erste Regung des buchstäblich gefallenen Kardinals mehr als dankend annahm, um mit dem Henkerbeil auch endlich über sein Haupt zu richten. Sie legte ihm die fauligen Finger unters Kinn und zwang ihn, sie direkt mit seinen milchigen Augen anzublicken. Auch wenn seine Iriden blind waren, so konnte sie die Verwirrung, die Angst und die Schuld deutlich im cremeweißen Meer pulsieren sehen. Doch die Rachefurie war nicht mehr in der Lage, Gnade walten zu lassen, sondern spuckte dem Greis abfällig ins Gesicht.
      »Belüge dich nicht selbst«, fuhr sie nun mit gemäßigterem Ton fort, nachdem sie sich am purpurfarbenen Ordensgewand die Lippen gesäubert habe. »Vergiss nicht, dass du mich selbst in deinen Kopf gepflanzt hast. Eine kostbare Erinnerung an die Frau, deren Leben du geraubt hast, obwohl sie nur Schutz und Hilfe bei einem alten Freund gesucht hat. Wie eine seltene Pflanze hast du die Erinnerung an mich gehegt, gepflegt und damit still und heimlich meine Macht konserviert. Die starken Emotionen, die du dank deiner Teufelskräfte im tiefsten Unterbewusstseins deines Verstandes vergraben hattest, waren der Nährboden, aus dem dieses Schattengewächs sprießen konnte, welches nun vor dir steht. Du selbst hast mich unsterblich gemacht. Mit jedem Tag wurde mein Geist stärker und mein Einfluss auf dich war schleichend. Stück für Stück infiltrierte ich deine Gedanken, streckte meine Fühler aus, ertastete mit meinen Tentakeln deinen Geist, um mich wie ein Krebsgeschwür in jeder Synapse, in jeder Erinnerung und jedem deiner Gedanken auszubreiten. Und mit der Zeit…wurden meine Gedanken deine Gedanken. Wurden meine Wünsche deine. Oder glaubst du wirklich, dass dein Spatzenhirn von alleine auf die geniale Idee gekommen wäre, die Triade zu entzweien? Herzkönigin und Zaren gegen den Lord aufzustacheln und die Schatzjäger als Köder zu nutzen? Das waren MEINE Pläne! Ich brauchte den Abfall dieser niederträchtigen Menschen und anderen Rassen, die sich unter ihrem Banner vereint hatten, um endlich dem erstickenden Sumpf deines Verstandes entsteigen zu können, und ich brauchte die Auserwählte, um die Weltregierung dafür leiden zu lassen, was sie meinem Volk...ja was sie MIR angetan haben. Sie haben sich auf den Thron dieser Welt gesetzt, der MIR zusteht! Wir sind die Kinder des Teufels und auch wenn der Dreiaugenstamm in all den Jahrtausenden seiner Existenz verlernt haben mag, was seine wahren Wurzeln sind, so gibt es immer noch mich, die als ihre Königin zurückkehren wird, um all diesen verirrten Schäflein zu zeigen, dass sie die eigentlichen Wölfe sind, die über die Welt zu gebieten haben!«
      Beinahe keuchend vor Erschöpfung wankte die Furie ein wenig zurück, hielt sich am Altar fest und fixierte nun mit allen drei Hexenaugen ihr Publikum, das dem Höhepunkt ihrer dramatischen Inszenierung als stumme Rezipienten ausgeliefert war. Ihre Finger ergriffen den goldenen Kelch, den Gabriel bereits für das Abendmahl und die Segnung der Messgänger vorbereitet hatte, und setzte den heiligen Wein an ihre Lippen, der ihre blasse Röte mit sommerlicher Frische benetzte. Als sie anschließend noch eines der Hostien in ihren Rachen schob, schien sie ihre Fassung und Beherrschtheit endgültig wieder errungen zu haben, bereit, das Schauspiel mit einem Paukenschlag zu beenden.
      »Für das, was jetzt kommt, benötige ich ein kleineres Publikum«, konstatierte sie mit trockener Stimme, schloss ihre normalen Augen, sodass nur noch das Hexenauge wie ein blutroter Golem über die Anwesenden wachte. Ihre Hände breiteten sich wie die Schwingen eines Adlers aus, ehe die Kirchenfenster der Kathedrale weißgolden zu glimmen begannen. »Hat mir eine Freude gemacht, euch kennenzulernen, ihr armseliges Pack«, krächzte sie zufrieden und mit der dezenten Handbewegung ihrer Finger wurden alle Messgänger von ihren Plätzen gerissen und gegen die Fenster geschleudert. Doch es folgte kein Splittern von Glas, kein Scherbenregen, der den Blick auf die blutrote Vollmondnacht freilegte, sondern es schien, als würde das glühende Glas Viktoria, Marzipan, Gabriel und die anderen regelrecht verschlucken. So schnell und fulminant das Finale ihres Theaterstückes auch begonnen hatte, so rasch war der Spuk auch wieder vorbei und Sybill leerte in einem kräftigen Zug den goldenen Kelch.
      »Damit können wir mit der Zugabe beginnen, meine Herren«, klatschte sie begeistert in die Hände und wandte sich damit den drei verbleibenden Darstellern ihres Theaterstücks zu. Luzifer und Dädalus beäugten ihre ehemalige Kindheitsfreundin mit einem Gesichtsausdruck, für den es keine Worte mehr gab. Die letzten Minuten hatten beide in einen Strudel der Emotionen und Empfindungen verschlungen, aus dem es so schnell kein Auftauchen mehr geben sollte. Sie waren von der verkrüppelten Sirene bis zum Meeresboden geschleift wurden, doch jene schien gerade eh noch kein Interesse an ihnen zu haben, denn sie blickte zum anderen Ende des Altarraums, fixierte die weißhaarige Frau, die noch immer wie versteinert an den Tasten der Orgel saß, deren Klänge mit dem Auftritt der Albtraumkönigin verstummt waren. Die Greisin streckte auffordernd ihre Hände aus und blinzelte mit ihren drei Augen Raphaela an.
      »Komm her mein Kind! Lass dir die Geschichte erzählen, wie diese zwei Männer, deinen geliebten Vater und deine Mutter die eiskalte Klinge des Verrats in die Herzen trieben!«
      Ohne ein Wort der Irritation, ohne eine Regung generell, erhob sich Raphaela, ergriff Sybill und ließ sich von ihr an ihre Seite ziehen.
      »Mutter und Tochter vereint«, frohlockte sie beinahe quietschend und schmatzte der Weißhaarigen einen fauligen Kuss auf die Wange, sodass die Röte des Weins einen höhnischen Abdruck mütterlicher Liebe auf der hellen Haut Raphaelas hinterließ.

      ~ 1399 Anno Maris (125 Jahre zuvor) ~

      Menschen. Sie waren überall. Wie Mückenlarven in einem Teich. Sterblichkeit machte fruchtbar und so schufen sie Felder, Straßen, Städte. Sie formten sich die Welt neu nach ihrem sterblichen Geschmack, gestriegelt, begradigt, gestutzt und gezähmt. Und doch fand das Mädchen einen Funken Gefallen an den Bemühungen der Menschen ihre jämmerliche Existenz zu beschönigen. Mittlerweile machte sie sich auch nicht mehr die Mühe, ihre Ansiedlungen zu meiden. Sie sollten sehen, dass sie sich nicht mehr fürchtete, auch wenn sie früher Steine nach ihr geworfen und Abbilder aus Stroh von ihr verbrannt hatten. Noch heute, wenn sie das dritte Auge verbarg und sich unter die Sterblichen mischte, sah sie sie hinter den Gardinen stehen und tuscheln. »Da ist sie, das Hexenbalg! Sie frisst die Herzen unserer Kinder, weil der Teufel ihr selbst keins schenken konnte!«
      So viele Dörfer. So viele Städte. Sie alle bildeten einen Fungus, der sterbliche Leiber trieb. Und dennoch wurde die Vorstellung, ihr Zeitalter auf dieser Erde alleine zu verbringen, zu einem bohrenden Schmerz in ihrer Seele, der stetig und unaufhörlich wie eine Schlange am Weltenbaum ihres Innersten nagte. Gedankenverloren zwirbelte sie die weißen Haare um ihre Finger, während ihre Beine über dem onyxfarbenen See baumelten. Nur wenige Millimeter trennten ihre nackten Zähen von der Wasseroberfläche, sodass allein der Windhauch ihrer Bewegungen genügte, um kleine nachdenkliche Wehen auf den unendlichen Teich zu entsenden.
      »Woran denkst du, meine Liebste?«
      Da war sie wieder. Diese Wärme, welche die Kühle in Sybills Inneren sofort zum Schmelzen brachte. Eine Wärme, die sie nicht zuvor kennengelernt hatte, war sie doch mehrere Jahrhunderte allein gewesen. Alleine unter einem Netz von Motten schlief sie im Dickicht dieser Welt. Und doch schaffte er es, sie aus dem sicheren Hafen der Natur hinein in die Zivilisation zu locken. Schaffte er es, dass ihr Hexenblut sich nach der Wärme eines Menschen sehnte. Als seine Hände ihren Nacken berührten, wusste sie, dass sie nie mehr zurückkehren könnte. Dass diese gestriegelte Welt der Menschen, dieser Fungus an sterblichen Leibern ihr Zuhause bleiben würde, selbst wenn sie seine Existenz überdauert hatte. Ihre kindlichen Lippen schenkten ihm ein Knospenlächeln und ihre drei Hexenaugen glänzten im Schein der Sonne wie die kostbarsten Edelsteine. Vor ihm brauchte sie sich nicht zu verstecken. Er hatte sie vom ersten Moment an angesehen. Wahrhaftig angesehen. Durch ihre drei Augen in das Innerste ihrer mottenverhüllten Seele.
      »Es ist nichts...ich glaube...ich bin glücklich«, erwiderte sie, doch die Hälfte ihres Satzes wurde erstickt von der brennenden Hitze des leidenschaftlichen Kusses, welchen er ihr auf die Lippen presste. Der Eisblock in ihrem Inneren war geschmolzen, sie zerfloss in den starken Armen des Mannes, der seine Arme um ihre Taille schlang. Das pechschwarze Wasser reflektierte die Silhouette des ungleichen Paares. Die unschuldige Hülle eines Kindes auf der einen Seite, die eine Seele beherbergte, die älter war, als jeder Baum und jeder Stein, der den Onyx des Sees umgab; sowie der erwachsene Körper eines Mannes mit wuscheligem schwarzbraunem Haar, dessen Herz noch ab und an im unregelmäßigen Takt eines prepubertären Kindes schlug, das zu früh hatte erwachsen werden müssen. Licht und Dunkelheit verweilten in inniger Umarmung, ehe Sybill sich löste und dem Mann, der Rettung und Verdammnis gleichermaßen symbolisierte, tief in die Augen schaute.
      »Wir sollten gehen, Shmuel.«
      165.Kapitel: Erde zu Erde - III


      ~ 1397 Anno Maris: Tiefsee (wenige Tage nach dem Angriff auf Siena degli Illuminati) ~

      Das Porzellan ihrer Finger glitt über das kühle Glas und schien Eiskristalle der Einsamkeit auf die spiegelnden Oberflächen zu zeichnen, welche als allwissende Augen in die Düsternis der Tiefsee glotzten ohne zu Blinzeln. Ab und an erleuchtete einer der Kerzenleuchter im Inneren des geräumigen Schiffbauches die Dunkelheit, warf Licht auf Kreaturen mit glänzenden Schuppen, entzündete panische Flammen in weißen Augäpfeln oder legte groteske Silhouetten über maritimes Gestein. Sybill hätte stundenlang vor den Fenstern stehen bleiben können, sich in der endlosen Stille dieser Unterwasserwelt verlieren können, als sich der schlanke Körper ihres unfreiwilligen Retters und Wohltäters in die Bibliothek schlich, lautlos ein Tablett auf das dunkle Holz der Tische sinken ließ und mit seinen schlammbraunen Augen ihren Rücken taxierte. Sie schloss die Augen, atmete fest aus und schmolz mit ihrem warmen Atem das Eis auf dem Glas. Sie wollte allein sein. Sie sehnte sich nie nach Gesellschaft. Nicht mehr. Und doch war dieser Mann so unangenehm und heilsam wie ein heftiges Fieber, welches einen Körper heimsucht, die Glieder erzittern lässt, ein rasches Ende herbeisehnen lässt, um am Ende Körper und Geist zu kurieren und neuen Lebensdurst zu säen.
      »Ich dachte mir, dass ich dich hier finden würde«, setzte sich Shmuel über die Stille hinweg, welche das Mädchen mit eisernem Stoizismus verteidigt hatte. »Ich selber halte mich gerne hier auf. Natürlich kann sich die Bibliothek nicht mit Ohara, San Fardo oder dem Aurora Archipel messen, aber für ein paar Abende lässt es sich hier durchaus aushalten würde ich meinen. Die Gesellschaft von Büchern ist mir oftmals die Liebste. Sie laden ein, sich hinter ihren Ledereinbänden zu verlieren, hinter ihre vergilbten Seiten durch die Tinte der Buchstaben in andere Welten zu tauchen...«.
      Für jemanden, der die Einsamkeit hinter den nutzlosen Seiten einfachen Papiers sucht, scheinst du das gleichwertige Bedürfnis anderer Menschen wenig zu respektieren, seufzte Sybill innerlich, welche weiterhin keine Anstalten machte, dem sogenannten Lord einen Funken aktiven Interesses zu schenken. Jener hatte sich weltmännisch auf der Armlehne des mintgrünen Ohrensessels niedergelassen, fuhr mit seinem Monolog fort, als wäre er es gewöhnt, von seiner Umwelt ignoriert zu werden oder – und dieser Gedanke lies bei Sybill kurzzeitig sogar einen Funken schlechten Gewissens im Ödland ihrer Psyche sprießen – als wäre er es gewöhnt, mit sich selbst zu sprechen, um die Einsamkeit zu betäuben. Vielleicht war es dieser Keimling in ihrem Inneren, der sie dazu veranlasste, sich schließlich doch noch zu Shmuel umzudrehen oder war es nur die Gewissheit, dass sie hier ohnehin keine Ruhe mehr finden würde? Jedenfalls wählte sie das kleinere Übel, indem sie ihren ungewollten Besucher verjagte, um sich danach wieder ungestört den Kreaturen, welche in der verschlingenden Finsternis lauerten, hinzugeben.
      Herausfordernd und kalt legten sich die zwei blutroten Rubine auf den drahtigen Körpers Shmuels, der die passiv-aggressive Drohgebärde der weißhaarigen Kobra mit der naiven Gelassenheit eines Mannes parierte, der den Tod nicht nur gesehen, sondern sich seinen eisigen Klauen bereits mehrmals entrissen hatte. Die Wärme in seinem Blick ließ das Mädchen augenblicklich zurückweichen, auch wenn ihr das erst bewusst wurde, als sich der gräuliche Stoff ihres Kleides gegen die Scheiben der Bibliothek presste und die Kühle des Glases mit dem Schauer konkurrierte, der ihr über den Rücken lief.
      »Warum bin ich hier?«
      Ihre Worte waren hart, kalt und dennoch nicht von der mutigen Zunge einer Kobra gezischt, die ihrem Opfer Gnade gewähren könnte, sondern als Gejagte in die Ecke getrieben wurde. Das entwaffnende Lächeln Shmuels schnitt ihr wie ein Messer ins Fleisch ihrer Ungeduld.
      »Du bist hier, weil ich euch aufgenommen habe. Dich, das andere Mädchen, den blinden und den blonden Jungen sowie diesen kauzigen Kerl. Ich sehe nur ungern mit an, wie so viel junges Potential unter die Wagenräder einer unbarmherzigen Fortuna gerät, weswegen..«.
      Das Schnalzen ihrer Zunge ließ den Wortschwall des Schwarzhaarigen abbrechen, der die Stirn kräuselte und mit vorsichtigem Interesse die Kobra beobachtete, die zum Gegenschlag auszuholen schien.
      »Oh bitte, erspar mir dieses Geschwätz. Diese Ammenmärchen kannst du dir für die Hohlschädel aufholen, die du als Kollateralschaden auf dieses Schiff geholt hast, aber mich auf eine Stufe mit ihnen zu stellen beleidigt mich zutiefst. Ich-«.
      »Ich weiß, wer du bist. Oder sollte ich viel mehr sagen, was du bist«, lächelte der Lord erneut dieses aufrichtige Lächeln, welches Sybill die Waffen aus der Hand nahm, mit denen sie sich Zeit ihres langen Lebens immer zu verteidigen gewusst hatte. Als hätte er diesen Monolog vorbereitet, schritt er zielsicher durch die Bibliothek, fischte Bücher, zwei Papyri und sogar eine Steinplatte aus unterschiedlichen Regalen und balancierte sie wie ein Artist in seinen Armen, während er ihren Inhalt dozierte.
      »Die Mönche der erleuchteten Stadt nannten sie Strega, die abgeschlachteten Yoruba im Herzen des Dschungels auf Magnolia Niger nennen sie Arje, was man mit Mutter übersetzen kann. Im Heimatland meiner Mutter würde sie Mechaschef gerufen. Heutzutage ist wohl der Begriff Hexe am geläufigsten. Im Laufe der Jahrhunderte haben etliche Gruppierungen, Rassen und Nationen mit ihnen und gegen sie gekämpft, mit ihnen das Bett geteilt und sie verbrannt, bis sie sich 602 Anno Maris mit den Herrschern eines mächtigen Königreichs verbanden. Hier enden die Erwähnungen einer ganzen Rasse, die davor zu den mächtigsten Fraktionen dieser Erde gehörte. Hundert Jahre später scheinen sie ebenso aus den Annalen dieser Welt radiert worden zu sein wie ihre Kultstätten und Königreiche. Kein einziges Mal mehr wird der Name Strega, Arje oder Mechaschef genannt, Hexe nur noch als böses Flüstern einer gewaltsam in Ketten gelegten und weggesperrten Vergangenheit. Doch braucht es nicht einmal einen Historiographen, um die Verknüpfungen zu etwas zu ziehen, was 702 Anno Maris als neue Ethnie am Horizont einer reformierten Weltordnung erscheint: Der Dreiaugenstamm. Beinahe mit so vielen Geheimnissen und Mythen umwoben wie die Hexen der Vergangenheit, aber bei weitem weniger mächtig. Heimatlos, orientierungslos und wie kopflose Hühner stromern sie durch diese Welt....eine Schande, wenn du mich fragst!«.
      Das Schnauben des Mädchens ließ den drahtigen Mann mit den ausgemergelten Gesichtszügen, welche als ewiges Echo seiner Kindheit in den Ghettos Corto Malteses in seine Haut gebrannt worden waren, stutzen.
      »Du verstehst nichts! Oder glaubst du, ein paar Schriftrollen geben dir Auskunft über das Leiden meines Volkes?! Die Aussätzigen, die Kinder des Teufels...ersäuft, erdrosselt, gehängt, verbrannt, geviertelt...Ich habe in meinem Leben mehr Kinder und Frauen sterben sehen als die Henker im Impel Down«, zischte Sybill Worte voller Wut und Verzweiflung, während Shmuel sich mit dem Zeigefinger interessiert und aufmerksam über die dünnen Lippen fuhr.
      »Also ist es wahr?«
      Die Frage schien Sybill aus dem Konzept zu bringen, die während ihrer Ausführungen unbewusst auf und ab gegangen war, die Arme fest um die kindliche Taille geschlungen, welche die Knospen ihrer Weiblichkeit noch kaum zum Sprießen gebracht hatte. Irritiert legte sie den Kopf zur Seite, ehe Shmuel fortfuhr und sich ihr behutsam und vorsichtig näherte.
      »Was man über euch erzählt...ich hielt es für ein Gerücht. Die Unsterblichkeit der Hexen, aber so, wie du es schilderst, bist du nicht nur ein Abkömmling der Hexen, sondern bist ebenfalls ein Sprössling des Teufels persönlich.«
      Das Lächeln, welches seine Mundwinkel umspielte und so grausam entwaffnend war, dass sich Sybill nackt und ungeschützt vorkam, ließ sie ein wichtiges Detail übersehen. Jedoch hatte der Lord sie im nächsten Moment fordernd aber liebevoll an den Schultern gepackt, sodass er nun direkt vor ihr stand und sie seinen warmen Atem auf ihrer Stirn spüren konnte, wo das dritte Auge im Schlaf der Vergessenheit schlummerte.
      »Glaub mir, wenn ich dir versichere, dass ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn dein Volk versklavt, deine Familie und Freunde getötet werden. Ich verlor meine Mutter, meine Schwester, meine Freunde und jeden, der mir etwas bedeutete, an Monster, die sich für etwas Besseres hielten«, sprach er auf sie ein, drangen seine Worte in sie ein, schlugen mit eloquenten Hieben auf den Panzer ein, den sie jahrhundertelang gehegt und verstärkt hatte.
      »Lass die Azrael dein Zuhause sein, dein sicherer Hafen, während wir gemeinsam Vergeltung üben an allen, die es gewagt haben, sich über uns zu erheben.«
      »Du überschätzt deine Macht bei weitem...«, erwiderte das weißhaarige Mädchen schwach, während ihr Rücken sich gegen das Glas der Fenster presste, deren Kühle sie nun angenehmer denn je empfand, während eine unbekannte Hitze aus ihrem Herzen strahlte. Ein Anglerfisch, der zuvor die beiden Eindringlinge in seinem Revier der Tiefsee mit der Interesse eines Raubtiers betrachtet hatte, suchte nun das Weite, als dessen blinde Augen vom Kerzenschein der Bibliothek entzündet wurden.
      »Wir brannten die Felder Wa No Kunis nieder, um Rache für die Taten des Shoguns an einer der unseren zu verüben, hoben Inseln in die Lüfte, um eine Heimat für die Vertriebenen zu finden, machten die Fünf Weisen zu unseren Sklaven. Wir schrecken vor nichts zurück, denn wir haben die Tore zur Hölle bereits passiert und wandeln schon längst auf den Strömen des Styx. Wir werden erst aufhören, sobald die Hölle über die Welt hereingebrochen ist!«
      Er starrte ihr fest in die Augen und als er das ungläubige Funkeln in ihnen bemerkte, als die Kobra angriffslustig mit dem Schwanz zuckte, um ihre Ohren von den verblendeten Worten des fanatischen Predigers zu befreien, beugte er sich vor und küsste ihr Stirn. Küsste die Stelle, unter der das dritte Auge schlummerte, ehe seine Lippen zu ihren Ohren wanderten und er mit heißem Atem Worte flüsterte, die ihren Panzer mit ungeahnter Intensität sprengten.
      »Lass uns gemeinsam unsere Völker aus der Verdammnis führen, lass uns den Thron dieser Welt besteigen als ihr König und ihre Königin, während wir die Weltmeere zu unseren Füßen in Flammen stehen sehen.«

      ~ Sieben Monate später ~

      Seine Nase witterte den Rauch, noch bevor seine Ohren den Lärm vernehmen konnten, der durch sein Fenster in den Raum waberte und seine Meditation störte. Seit sieben Monaten verbrachte er die meiste Zeit in diesem Zimmer und versuchte, der Gesellschaft dieser törichten Versammlung an Mördern, Verbrechern und Kreaturen zu entgehen, die sich als seine Retter und Wohltäter aufspielten. Sie alle waren dem Demagogen in der Gestalt eines unscheinbaren Mannes verfallen. Sogar die kühle und unberechenbare Sybill, deren diffuser Strudel aus Emotionen, welcher ihre Seele umströmte, nun greifbarer und menschlicher wirkte, schien sich auf die charmanten Vorträge und Verlockungen auf diesem Totenschiff einzulassen. Dass seine naive Schwester und der einfältige Narr, Michel, sofort für die Ausdünstungen des Mächtigen und Verführungen der Dunkelheit zugänglich waren, wunderte ihn hingegen weniger. Einzig Dédale schien seine Skepsis für diesen Ort zu teilen, auch wenn er diese eher durch ein Stakkato an bohrenden Fragen und einer Recherchewut in den Bibliotheken zum Ausdruck brachte. Shmuel schien auf alles eine Antwort zu haben, dabei fröhlich in der Sphäre des Ungreifbaren zu schweben und nur mit dem kleinen Zeh auf dem Boden des Eindeutigen zu verharren. Eine artistische Meisterleistung des Nichts-Sagens, welche auf die beharrliche Starrköpfigkeit eines Jungspundes traf, der keinen anderen Weg zu kennen schien, als die Welt an den Hörner zu packen, auch wenn es in Wahrheit Windmühlen waren. Doch er war anders gestrickt, denn das Leben hatte ihn nicht mit samtenen Schuhen gepackt und über himmlische Felder geführt, sondern seine Schwester und ihn stattdessen in den Moloch der Welt gestoßen, ohne sich noch einmal nach ihnen zu erkundigen. Dort waren sie Krieg, Gewalt, Hass und Hunger überlassen, zusammengepfercht mit hunderten anderen verlorenen Seelen, die im Kerker einer gottlosen Stadt vegetierten; regiert von Intoleranz und peitschenschwingender Verdammnis.
      »Die Düsternis hängt heute wieder als trübe Gewitterwolke über deinem Haupt, junger Luzifer«, riss ihn das eifrige Zischeln einer Schlange aus den blutigen Erinnerungen, die Refugium und Purgatorium zugleich waren. Die schlaksige Gestalt des Lords lehnte am Türrahmen und seine Augen bohrten sich in den Rücken des blinden Jungen, welcher sich nicht einmal die Mühe machte oder den Anstand besaß, sich zu seinem Retter und Meister umzudrehen, geschweige denn, auf seine Äußerung einzugehen. Er schloss erneut die Augen, versuchte in die Meditation zurückzukehren, die Ziegel der Vergangenheit zu durchschreiten, um der lähmenden Realität zu entfliehen, die sich mit beißendem Gestank und bohrenden Blicken unausblendbar in sein Bewusstsein drängte.
      »Du bist nun schon etliche Monate auf meinem Schiff und dennoch habe ich das Gefühl, dass wir uns noch gar nicht wirklich unterhalten haben«, fuhr der Lord fort, der sich im Schneidersitz zu Luzifer gesellt hatte. »Ich werde den Eindruck nicht los, dass du nicht hier sein möchtest.«
      Der Blinde schnaubte ob dieser gekünstelten Naivität so laut und abfällig, dass er einen kurzen Augenblick fürchtete, die Gutmütigkeit und Gunst seines ungewollten Retters endgültig verspielt zu haben.
      »Darf ich das als ein ‚Ja‘ werten?«, lächelte ihn Shmuel an. Zumindest stellte sich der blinde Junge vor, wie dieser ungreifbare Klumpen Fleisch, dessen Konturen hinter einem undurchsichtigen Schleier verborgen blieben, ein verführerisches Lächeln aufgesetzt hatte. Kleine Fältchen, die sein undefinierbares Alter weiter in den Bereich des Nebulösen entrückten, gesellten sich in die eher blasse Haut eines kühlen Novembertages. Ja. So musste es sein. Eine grinsende Puppe aus Knochen, Fleisch und Sehnen ohne Gesicht, ohne Emotionen, die er hätte lesen können und die ihm ein Gefühl der Sicherheit in seinem Dasein voller Unsicherheit und Selbstzweifel gaben. Er vermisste sein Augenlicht selten. Weder bei dem sülzenden Geschwafel seiner Schwester beim Anblick eines hübschen Kleides oder den sinnlichen Beschreibungen von Natur, Blumen und Getier, welche Sybill in den seltenen Momenten eines Gesprächs offenbarte. Einzig Dédale hatte in ihm das Bedürfnis erweckt, die Welt über den Wolken mit eigenen Augen zu sehen. Sich in der schneeweißen Unendlichkeit unter einem azurblauen Himmelszelt zu verlieren, so wie es ihm sein Freund so oft beschrieben und ihn fühlen gelassen hatte. Doch dieser Mann, dieser Wechselbalg ohne Gesicht weckte ihn ihm das nagende Bedürfnis, ihn mit demselben durchdringenden Blick zu durchbohren, den der Lord auf ihn taxierte.
      »Es ist Ihr Schiff. Ich bin hier nur zu Gast«, erwiderte Luzifer kurz angebunden, dem die folgende Stille wie ein schweres Tier auf der Brust zu Lasten schien. Der Tumult von außen war abgeschwollen und auch die beißenden Rauchwolken hatten sich verflüchtigt. Der Lord musste fast lautlos an ihm vorbeigeschlendert sein und vor dem Fenster stehen, denn kein wärmender Sonnenstrahl legte sich mehr auf die aschfahle Haut des Blinden und die Stimme seines Gesprächspartners klang deutlich gedämpfter, als er in die glühende Luft hinaus sprach:
      »Durch mich geht man hinein zur Stadt der Trauer,
      Durch mich geht man hinein zum ewigen Schmerze,
      Durch mich geht man zu dem verlornen Volke.
      Gerechtigkeit trieb meinen hohen Schöpfer,
      Geschaffen haben mich die Allmacht Gottes,
      Die höchste Weisheit und die erste Liebe.
      Vor mir ist kein geschaffen Ding gewesen,
      Nur Ewiges, und ich muss ewig dauern.
      Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!«
      Luzifer versteinerte bei den Worten, die ein längst verdrängtes Narbengeflecht mit spitzen Krallen aus dumpfen Tönen grausam und unerbittlich aufrissen und ihn innerlich verblutend taumeln ließen.
      »Woher....?«, keuchte Luzifer im Angesicht seiner personifizierten Furcht.
      Die Puppe ohne Gesicht, der Wechselbalg mit dem falschen Lächeln drehte sich zu ihm um und zum ersten Mal konnte Luzifer etwas fühlen. Schmerz. Wut. Verzweiflung. Trauer. Erst dachte er, die Geister seiner Vergangenheit wären in ihm wieder aufgestiegen, aber nun fühlte er es ganz deutlich, als seine Emotionen mit denen Shmuels kommunizierten. Dieses Leid fußte nicht nur auf der Gemeinsamkeit eines Gefühls, das jedem Menschen innewohnen konnte. Nein. Dieses Leid war an demselben Ort geschmiedet worden.
      »Es ist an der Zeit, dass wir aufhören, zu Gast zu sein und endlich nach Hause zurückkehren! Findest du nicht auch?«.
      Seine Frage war rhetorischer Natur und Luzifer wäre es niemals in den Sinn gekommen, zu widersprechen. Er schmeckte die Tränen auf den trockenen Lippen, bevor er überhaupt bemerkt hätte, dass er weinte. Die Innschrift auf den Toren seiner Heimatstadt hallten noch immer durch die Geisterstadt seiner Erinnerungen, während die verkohlten Engel dieser Höllenstadt ihr Requiem anstimmten. Er rutschte auf Knien zum Lord, ergriff seine Hand schluchzte voller Dankbarkeit. Der Wechselbalg war tot. Er hatte ihn eigenhändig erschlagen, denn sein neu erwählter Prophet legte ihm die Hand auf die Stirn und war bereit, ihn aus dem Fegefeuer der schmachvollen Vergangenheit zu führen.

      ~ 1402 Anno Maris ~

      Er presste die Luft zischend zwischen den Lippen hervor, als seine Hände das scharfe Rasierwasser in die glatte Haut einmassierten. Seine Handbewegungen waren dabei routiniert und kontrolliert. Abschließend vergrub er sein Gesicht im Handtuch, blickte auf und beäugte missmutig die roten Flecken, welche die Rasur auf seiner fahlen Haut hinterlassen hatten. Er kämmte sich das matschbraune Haare strähnig nach hinten und schlenderte mit beschwingtem Gang in das Schlafzimmer, welches in das flüssige Silber getaucht war, das wabernd durch die halb geöffneten Vorhänge in das Schlafzimmer sickerte, dabei die kühle Nachtluft wie ein Pferdegespann vor sich hertreibend. Sternenglanz verzauberte jeden Winkel des Schlafzimmers in einen mystischen Hort für all die Lebewesen einer verschleierten Spiegelwelt, in der Feen, Gnome und Nymphen hausten. Die urplötzliche Wehmut packte ihn am Kehlkopf, raubte ihm den Atem und verschleierte ihm mit salzigen Tränen die Sicht auf die Welt, die er sich mit seiner Schwester in den Katakomben seiner Heimat ausgemalt hatte. In einem anderen Leben, einer anderen Welt, die so weit entfernt zu sein schien, als hätte er tausend Zeitalter seitdem erlebt. Ein klägliches Schluchzen presste sich aus seinen Lungenflügeln, als er auf die Knie ging und sein Blick sich auf die Wand hinter seinem schlichten Bett richtet. Die leuchtenden Finger des Mondes waberten silbern über der matten Satinbettwäsche und lagen als glänzender Spiegelsee unter der Malerei aus blutroter Farbe, die nun wie die kostbarste Mischung aus Silberfäden und Rubinen funkelte. Doch die Gewissheit über diesen makabren Scherz offenbarte sich erst, als die Dunkelheit die silbernen Glieder des Mondes in unbarmherziger Brutalität abhackte, um alles in ihrer Welt aus Finsternis zu begraben.
      »Es tut..«, stotterte der Mann, dessen Gesichtszüge immer blasser und kränklicher wurden, je massiver sich die Dunkelheit um ihn herum verdichtete. Doch die unendliche Schwärze um ihn herum schien zwei ungreifbare Hände zu formen, wobei sich ein Finger auf seine schmalen, spröden Lippen legte und die andere ihm beinahe mütterlich über die frisch rasierten Wangen strich.
      »Was siehst du an der Wand?«, zischte die Stimme verzerrt, als würde sie aus weiter Entfernung und aus der Unendlichkeit des Nichts zu ihm sprechen. Der Finger löste sich von seiner Lippe, erteilte ihm damit das Wort, während die freie Hand aus rauchartiger Dunkelheit seinen Blick zu dem Symbol führte, das trotz der Finsternis weiterhin im blutigen Silber des Mondes glänzte.
      »Es ist der große Lindwurm, der Verschlinger der Welt. Ein Titan, geschmiedet im Nimbus der Unendlichkeit, der in seiner unendlichen Gier anfängt, seinen eigenen Schwanz zu fressen...und...und dabei mit dem ewigen Kreis doch die perfekteste aller Formen symbolisiert: Ouroboros. Heilsbringer, Dämon, Totenfürst und Schicksalsrichter«.
      Die eisige Kälte, welche die Silhouette aus Dunkelheit wie toxischen Schweiß absonderte, manifestierte sich nun in pechschwarzen Gewitterwolken hinter dem Mann und schmiegte sich an seine feuchte Haut wie eine verschmähte Geliebte. »Hast du vergessen, wem du deine Loyalität geschworen hast?«, liebkosten ihre Worte in stummer Drohung seinen Nacken. »Hast du verdrängt, wem du dein Leben verdankst...wer dich aus der Endlosigkeit eines rauschenden Limbus gezogen hat, um dich vor den gierigen Fingern des Teufels zu bewahren, der sich nach deinem verdorbenen Blut sehnt«, hauchte ihm die Silhouette in süßlicher Schärfe ins Ohr. Der Mann war wie gelähmt von der umwerfenden Präsenz fleischgewordener Düsternis.
      »N-n-natürlich nicht«, stammelte der Mann, während sein Herz es nicht wagte, auch nur einen verräterischen Schlag in Gegenwart dieser Gestalt zu tätigen, welche ihre unheilverheißenden Schwingen ausbreitete, um sich nun wie die Göttin des Todes vor ihm aufzubauen. Ihre Augen im wabernden Schein des Nichts funkelten in verschlingender Wut und die Süße in ihren Worten hatte einer frostigen Schärfe Platz gemacht, welche dem Braunhaarigen mit jeder Silbe tief ins Fleisch und die verrottete Seele schnitt.
      »Und wieso hintergehst du mich dann, Shmuel?!«
      »Ich-«, setzte er in der törichten Hoffnung an, den Sturm, der gleich über ihn hereinbrechen sollte, mit einem Regenschirm aus falschen Entschuldigungen überstehen zu können.
      »LÜGNER!«, toste das Unwetter in keifenden Böen über ihn hinweg, während sich die ihre Dunkelheit wie eine Schlinge um seinen Hals legte. »Ich weiß, was du mit dieser kleinen Schlampe von Hexe vorhast. Du weißt genau, was ich von den Kindern des Teufels halte. Was sie mir...was sie uns angetan haben! Ich ließ euch vier immer gewähren. Ließ euch gewähren über die Jahrzehnte unserer gemeinsamen Reise hinweg«. Mit jeder Böe schien der Sturm sich zu legen, auch wenn die Bedrohung im brodelnden Auge des Orkans sich wie knisternde Elektrizität im gesamten Raum aufgeladen hatte und Shmuels Herz noch immer jeden Schlag verweigerte. »Und dennoch hattet ihr eine Aufgabe. Einen Lebenszweck, den ich euren armseligen Köpfen und Herzen eingetrichtert habe: Findet die Prophezeiung und bringt sie mir, damit wir auf ewig diese lächerlichen Ketten ablegen können, die uns bändigen.«
      Shmuel wollte sprechen, wollte sich erklären, aber die Frau im Zentrum des Sturms ließ ihre Lippen mit dem kühlsten Lächeln der Welt umspielen, das Todesurteil, Anerkennung und in seltenen Momenten sogar Liebe zugleich verheißen konnte. »Nutze die Hexe zu deinem Vorteil, mein Kind. Nutze den lächerlichen Funken, den du für Liebe hältst und der in deiner Brust zu schlagen scheint, um sie für dich zu gewinnen...um in ihrem hübschen Köpfchen die Antworten zu finden, welche ich von dir erwarte. Schenke ihr Blumen, kette sie an den Bug dieses Schiffes. Lies ihr jeden Wunsch von den Augen ab, peitsch sie aus, bis ihr die schneeweiße Haut von den Knochen pellt. Es ist mir egal, aber wage es ja nicht, so etwas törichtes wie aufrichtige Gefühle für sie zu entwickeln. Du weißt, dass alle Liebe vergänglich ist. Sie macht uns träge, faul und gierig«, fuhr sie im mütterlichen Tonfall fort, während die Düsternis ihm über das feuchte Haar streichelte. »Am Ende geht es uns wie Ouroboros und das darf niemals passieren. Familie ist der einzige Ort, an dem Liebe gedeihen darf. Vergiss das niemals, mein lieber Shmuel.«
      »Niemals«, schluckte der Braunhaarige mit heiserer Stimme und auch wenn er sich nicht einmal sicher war, ob er es überhaupt ausgesprochen hatte, nickte der Schatten, beugte sich vor und presste ihm einen Kuss auf die Stirn. Als Shmuel im nächsten Moment die geschlossenen Augen voller Demut öffnete, war der Schatten verschwunden und das kreisrunde Symbol des Lindwurms kaum mehr als eine verblasste Kontur auf der mit türkisem Samt ausgeschlagenen Wand. Mit dem Mondlicht kehrte auch der Herzschlag des Mannes zurück, der erst zögerlich und dann im Trommelwirbel eines von Zorn zerfressenen Rhythmus‘ zu pochen begann.

      ~ 1405 Anno Maris - Eine Insel in der neuen Welt ~

      Die Hexe strapazierte Pearl Wus Nerven noch am wenigsten. Sie war so still wie eine Leiche, die im Schlamm eines Tümpels zum ewigen Schweigen verurteilt war. Selbst der Blonde war zu ertragen, auch wenn er ständig nach der nächsten Mahlzeit fragte und jedem Bauernmädchen hinterher ritt, welches ihren Weg passierte. Dédale hingegen kitzelte einen Part ihres Charakters, der meistens damit endete, dass sie aufgespießte Augäpfel in eine Schale würziger Sojasauce tunkte. Der Jungspund redete ununterbrochen, wenn er nicht gerade in sein Notizbuch kritzelte. Jedes Schloss zwischen den immer noch winterkahlen Weinbergen, jede verfallene Kirche, jeder Ortsname auf irgendeinem verwitterten Wegweiser löste einen Schwall von Erklärungen aus. Namen, Jahreszahlen, Fürstenklatsch. Sein Geschwätz war wie das Summen einer Hummel, die Pearl im Gehörgang saß und welche sie am liebsten unter Qualen aufgespießt hätte. Wieder und wieder, bis ihr brummendes Summen zu einem wunderschönen Nichts verstummt wäre.
      »Dédale!«, unterbrach sie ihn irgendwann, als er erläuterte, warum das Dorf, durch das sie ritten, mit Sicherheit nicht der Geburtsort einer lokalen Berühmtheit einer Insel war, deren Name die reservierte Frau schon längst vergessen hatte. Sie wusste selbst nicht, warum sie sich vom Lord hatte breitschlagen lassen, die Jungspunde hierher zu begleiten, nur weil die Hexe auf einmal Vision vom Ende der Welt hatte. »Siehst du das hier?«, schnitten ihre pechschwarzen Lippen wie Klingen in seine Ausführungen und töteten den Redeschwall augenblicklich ab. Befriedigt genoss sie die Einkehr einer delikaten Stille.
      Der junge Schwarze verstummte augenblicklich und blickte verwirrt auf die drei Gegenstände, die im schwachen Licht eines wolkenverhangenen Nachmittages verstohlen funkelten und als feingliedrige Kette um ihren Hals baumelten. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er begriff, was er dort vor sich hatte und welche groteske Grausamkeit unter dem mitternachtsblauen Satinstoff ihres Kimonos gelauert hatte.
      »Du siehst richtig!«, bleckte sie die makellosen Zähne wie ein Raubtier, »Ein Finger, ein Auge und eine Zunge. Sie haben mich alle belästigt. Was denkst du, würde ich dir wohl herausschneiden?«.
      Schweigen. Köstliches Schweigen.
      Pearl hatte die die drei Andenken, wie sie sie zärtlich zu nennen pflegte, in einer Folterkammer des Shoguns aufgesammelt, kurz nachdem man sie dort befreit hatte und bevor sie sich dem Lord anschloss. Sie verfehlten nie ihre Wirkung. Man musste an seinem schlechten Ruf arbeiten, vor allem, wenn man wie sie das Abschneiden von Fingern und Ausstechen von Augen nicht als Vergnügen, sondern als Verschwendung betrachtete. Man konnte so viel Besseres mit diesen Dingen anfangen.

      Dédales Schweigen hielt tatsächlich an, bis die Klostermauern, welche Sybill ihnen beschrieben hatte, vor ihnen auftauchten. Es reichte ein Blick durch das morsche Holztor, um zu sehen, dass die Abtei verlassen war. In den Kreuzgängen wucherten Nesseln und in den ärmlichen Zellen hausten nur noch die Mäuse. Der einzige Friedhof, den sie entdecken konnten, bestand aus acht Holzkreuzen, in die die Namen toter Mönche und ihr Sterbedatum geschnitzt waren. Keines der Gräber war mehr als sechzig Jahre alt, aber sollte die weißhaarige junge Frau tatsächlich recht mit ihrer Aussage gehabt haben, müsste ihr Ziel vor mehr als sechshundert Jahren hier begraben worden sein.
      »Bist du dir sicher, dass das der richtige Ort ist?«, wandte sich Dédale, welcher mittlerweile als einziger abgestiegen war und die Gräber genauer untersucht hatte, an Sybill, die seine Frage mit ihrem stetig nichts und gleichzeitig die gesamte Palette menschlicher Gefühle abbildenden Gesichtsausdruck erwiderte.
      »679 wurden hier an dieser Stelle neunundvierzig Unschuldige verbrannt. Darunter war auch eine Hexe namens Esther. Ihre Gebeine wurden auf den Feldern begraben, auf denen diese blutrünstigen Mörder dann ihr Gotteshaus errichteten. Die Hinweise auf die Prophezeiung müssen sich also hier befinden«, entgegnete sie vollkommen reserviert Angesicht der Tatsache, dass auf dieser Insel eines der größten Massaker an ihrem Volk vollzogen worden war.

      ~ Ein paar Stunden später ~

      Und wieder nichts. Dédale warf eine weitere Hand zu den Knochen, die sie durchsucht hatten. Sybill war hinter dem Haufen schon kaum noch zu sehen, während Michel eine Bank zertrümmerte und die Holzscheite als Fackeln in jeden leeren Kerzenleuchter gesteckt hatte. Dennoch erstickte das spärliche Licht, als würde etwas nicht wollen, dass die Dunkelheit aus diesem Ort vertrieben wurde und es gab immer noch Tausende von Knochen, die die Dunkelheit selbst vor den allwissenden Augen des Hexenmädchens zu verbergen schien.
      »Was, wenn die Hand nicht in der verdammten Kirche ist? Oder sie noch irgendwo draußen in der feuchten Erde steckt?«, murrte der Blonde und streckte sich einmal durch, sodass seine Knochen unangenehm knacksten. Oder war Dédale soeben nur auf den Haufen an Überresten getreten, die sie gerade in unorthodoxer Art und Weise übereinander gestapelt hatten?
      »Vielleicht hätt‘ ich mich dem blinden Bastard anschließen sollen und zusammen mit dem Lord ein paar Scheitel in Corto Maltese glattziehen sollen«, maulte er vor sich hin, ehe er Dädalus auf die Schulter klopfte. »Allerdings hätte ich sein stoisches Schweigen keine fünf Minuten ertragen. Da bist du mir schon lieber, alter Kauzschädel!«. Dédale schenkte ihm eines dieser flüchtigen schmunzelnden Lippenbewegungen, die er sich immer für Michel aufhob. Er wusste selbst nicht, wie er die Beziehung zwischen ihnen definieren sollten. Seit Luzifers Abreise vor zwei Jahren waren sich die beiden Jugendlichen auf einer freundschaftlichen Ebene nähergekommen, was vor allem aus ihrem gemeinsamen Interesse an Basteleien, Experimenten und der Konstruktion unzähliger kleiner Erfindungen resultierte. So konnte der Schwarzhaarige nicht leugnen, dass an Michel ein begnadeter Ingenieur und Schmied verloren gegangen war, was natürlich keineswegs darüber hinwegtäuschte, dass seine emotionale Intelligenz einem präpubertären Schimpansenjungen glich. Angestrengt massierte sich Dédale den Nasenrücken, fuhr sich durch die wuscheligen krausen Haare und starrte Sybill ein Loch in den Rücken. Jene stand geistesverloren vor der Sakristei und blickte durch die zersplitterten Buntglasfenster in die mondlose Nacht hinaus.
      Hier ist nichts und ich denke, dass du das auch genau weißt. Was ist dein Ziel, Sybill? Nach all den Jahren bist du mir noch genauso mysteriös und schleierhaft wie an jenem schicksalshaften Tag vor fünf Jahren. Ich weiß so gut wie nichts von dir und doch habe ich das Gefühl, dass du alles über uns zu wissen scheinst.

      ~ 1407 – Auf hoher See ~

      Sybill legte die Handfläche auf die kühlen Scheiben, durch welche sie hinaus auf den nebelverhangenen Ozean blicken konnte. Der Himmel hatte sich in melancholischer Schwermut auf die Erde niedergelegt, um alles um sich herum in die Laken aus grauen Wolkenbändern zu hüllen. Ein himmlisches Gefängnis geformt aus überdauernder Ewigkeit, so wie dieser Ort. Wie dieses Schiff. Ein ewiger Kerker aus dunklem Ebenholz und Eisenstreben, menschlichem Fleisch und der Magie eines höhnischen Teufels, den sie in der naiven Hoffnung auf Rettung betreten hatte. Nun war sie eine Gefangene. Eine Gefangene dieser menschlichen Gefühle, vor denen sie ihre Mütter und Schwestern immer gewarnt hatten. Ihr Gesicht verzog sich zu einer bittersüßen Grimasse, als sie die schweren Stiefel ihres Kerkermeisters die Treppe hinunter zu ihren Gemächern schlurfen hörte. Er war gekleidet in die unschuldigen Lumpen eines hageren Mannes mit mandelförmigen eingefallenen Augen, schlammbraunem Haar und dem Lächeln eines charismatischen Taugenichts. Hechelnd lehnte er am Türrahmen und die Frau mit dem hüftlangen schneeweißen Haar roch den beißenden Gestank ihrer Inhaftierung. Heute hatte er den ätzenden Geruch kristallklaren Wodkas angenommen, welcher die einst unschuldigen Blicke ihrer einstigen Rettung in lüsterne Wolfsaugen verwandelten.
      »Keine Begrüßung für deinen Meister?«, gluckste Shmuel, wobei er sich stark zusammenreißen musste, nicht zu lallen und den Inhalt seiner Flasche über den mit Teppich ausgelegten Fußboden zu verteilen. Er war währenddessen auf Sybill zu getorkelt und die Ausdünstungen von Schweiß, Alkohol und Gier umhüllten sie wie eine pervertierte Nebelwand, welche sie außerhalb des Schiffes von den Blicken der Welt abschirmte.
      »Du bist betrunken«, erwiderte sie kühl und drehte sich nicht um. Sie zuckte nicht einmal mit den Wimpern, als Shmuels zitternde Hände über ihre Schultern fuhren. Als seine Blicke sie auszogen und sein heißer Atem ihren Panzer aus abwehrendem Eis zu schmelzen versuchte. Seine Fingerkuppen verweilten nie lange auf ihrer Haut, als hatte er Angst, sich an ihrem Fleisch zu verbrennen. »Lief das Rendezvous mit dem Engel der Finsternis in Mary Joa nicht so wie erwartet?«, flüsterte sie gespielt teilnahmslos. Sollte ihn die sarkastische Spitze getroffen haben, versteckte er seine wahren Gefühle gut. Sein Körper hatte sich nun fest an sie geschmiegt, zumindest nahm Shmuel es so war. Für Sybill fühlte sich diese Berührung an, als hätte sich ein Gorilla mit seinem zenterschweren Gewicht auf sie gestürzt, ihr die Gliedmaßen gebrochen und beschnupperte nun die fremde Wilde mit animalischer Lust.
      »Oh Sybill...«, keuchte er nun und sie spürte, dass jegliche Fesseln der Vernunft gerissen waren und seine Triebe ihn übermannten. »Du köstliche Frucht aus einem verbotenen Garten!«

      Die Länder jenseits der Wälder, die sie geboren hatten, lagen in einem schier endlosen Marschland aus kleinen Seen vor den Augen des kleinen Mädchens. Kein Wald säumte die Ufer, nur zahllose Tümpel zwischen schilfigem Gras, in denen sich der Nachthimmel spiegelte. Funkelnde Becken voll Sternenlicht blinzelten ihr in tausend Augen der Nacht entgegen. Silberne Fäden entsponnen sich zwischen ihnen. Ein Faserwerk aus Verbindungen wie Routen aus purem Silber. Die Netze ihrer Herrin spannten sich zwischen den Schilfhalmen und über dem Wasser. In den Fäden fingen sich alle Farben des Lebens, Hoffnung, Furcht, Glück, Unglück...Liebe und Hass. Nur die Weberin kannte die Muster. Sie kannte sie alle.
      »Was tust du hier, Schwester, die nichts vom Tod weiß?«
      Ihre Stimme klang, als zupften tausend Finger an den Saiten der Welt.
      »Ich brauche deine Hilfe«, antwortete die Hexe verlegen und strich das beschmutzte Kleid glatt. Die Flucht aus dem sicheren Hain hatte ihre Spuren an ihrem zierlichen Körper hinterlassen. Ihre Beine waren von roten Striemen übersät und sie versteckte die Hände hinter ihrem Rücken, als hätte sie Angst, die Weberin könnte die rußgeschwärzten Finger sehen, welche sie sich solange sauber geschrubbt hatte, bis sie wie die großen Sonnenwendfeuer in allen Spektren der Flammen leuchteten.
      Die Weberin verwandelte sich in einen Schwarm schwarzer Schwäne. Sie ließen sich flügelschlagend auf dem See nieder und der größte nahm die Gestalt einer Frau an. Ihr Körper bestand aus Fäden, schwarz wie die Nacht, weiß wie der Tod, durchlässig wie das Netz der Spinnen. Sie Schritt leichtfüßig über das Wasser, und als sie ans Ufer trat, musste die Hexe zu ihr aufblicken.
      »Du hast den langen Weg umsonst gemacht.« Die Augen in dem gesponnenen Gesicht waren rund und schwarz wie die der achtbeinigen Wächterin. Ihre Glieder schauderten, aber vielleicht war es auch nur der Wind, der ihr in den gesponnenen Körper fuhr. »Ich kann dir nicht helfen, jüngste Tochter des Teufels. Es wurde gepflückt, was nicht gepflückt werden durfte und selbst die Glut der Sonne kann diese Sünde nicht mehr tilgen!«

      Der Zorn ebbte wie eine Sturmflut über sie danieder. Shmuels grabschende Finger hatten ihr das Kleid bis zur Hüfte hochgezogen, rissen, kratzten und fummelten die Innenseite ihres Oberschenkels entlang, als sie sich fauchend umwandte. Den uralten Zorn in ihren Augen für die Erwiderung seiner Lust missdeutend, lächelte der Braunhaarige, als ihre Hände sich zu den Klauen eines Raubtiers verformten und ihm das Gesicht zerfetzten.
      »Hältst du mich für so dumm, dass ich nicht weiß, was du vorhast, du erbärmlicher Mensch?!«, fauchte sie im hysterischen Gesang eines Harpyienchors, während ihre Klauen immer weiter auf den fassungslosen Shmuel einschlugen. »Zehrst. mich. in. deine. Welt!«, jedes Wort hinterließ eine weitere Narbenspur auf dem winselnden blutüberströmten Körper des Mannes, dem sie einst vertraut hatte. Dem sie alles über ihr Volk anvertraut hatte und der sie doch nur benutzen wollte.
      »Syb-«, presste Shmuel hervor und hob schützend die Arme vors Gesicht, während die weißhaarige Frau die Hand erhoben hatte, bereit, als Schicksalsgöttin über die Lebenden und Toten zu richten.
      »Das hättest du nicht tun sollen«.
      Etwas hatte sich verändert. Etwas, was Sybill bis aufs Mark schaudern ließ. Blut, Schweiß und Tränen verzogen Shmuels Gesicht zu einer grotesken Maske aus Wut, Verzweiflung, Zorn, Leidenschaft, Gier und Lust. Sie zögerte. Versuchte, in den Gesten des Mannes zu lesen, der ihr die Ewigkeit zu einem Hauch menschlicher Existenz verkürzt hatte, um welche alle Kinder des Teufels die Menschen immer beneidet hatten. Sie hielt inne und in diesem winzigen Zögern erkannte sie ihren Fehler. Ihr Wutausbruch hatte etwas im Inneren Shmuels befreit, dass er lange zurückgehalten hatte und sich nun wie ein ausgehungerter Köter aus seinem fleischgewordenen Gefängnis losbrach. Die Handschellen aus Holz schlossen sich um ihr Handgelenk, noch bevor sie Shmuels Bewegungen überhaupt hatte erahnen können. Die Frau lächelte beinahe zufrieden, als sie den salzigen Geruch des Holzes vernahm, der sie einst geboren hatte, der Hain und Fluch zugleich darstellte. Mit dem Geruch des Baums impfte ihr Shmuel die Angst direkt ins Herz. Eine Angst, die man nie überwinden kann, die von den Urängsten eines jeden Lebewesens zehrt und nach Tod, Verwesung und Krankheit stinkt. Mit einer einzigen machtvollen Bewegung schleuderte er sie aufs Bett, verdrehte ihr die Arme im abstrakten Winkel, presste ihre Beine auseinander und versenkte sein Gesicht zwischen ihren Schenkeln. Das Toxin der Furcht breitete sich wie ein ungewöhnlich warmer Schauer in ihr aus. Sie wehrte sich nicht. Versuchte nicht einmal, sich törichterweise gegen ihn zu erheben. Sie selbst hatte ihm von der Schwachstelle ihrer Schwestern erzählt. Sie selbst hatte das Monster in seinem Inneren gesehen und es liebevoll gestreichelt, als hätte ihre Liebe es im Zaum halten können. Am Ende hatten sie wohl beide miteinander gespielt, aber sie war es nun, welche die Konsequenzen zu tragen hatte. So wie es ihr die Weberin damals prophezeit hatte. Ihr Volk war verflucht und würde es auf immer sein.
      Als er gewaltsam in sie eindrang und die Quelle ihrer Macht mit einem kräftigen Stoß zerbarst, erlaubte sie sich ein leises schmerzverzerrtes Quieken. Ein letztes Eingeständnis ihrer Schwäche, bevor sie den Zorn in ihrem Herzen versiegelte. Sie würde Rache üben und jede Sekunde davon auskosten wie die Früchte des verbotenen Gartens.

      Die Frau machte einen Schritt vor dem anderen, auch wenn ihre Beine und Eingeweide brannten, als würden sie in Säure gekocht werden. Sie ignorierte das Blut, welches ihr in Strömen die Beine entlang rann, während sie den dunklen Flur entlang torkelte. Ein Schritt vor den anderen und den Kopf gerade. Sie würde es nicht wagen, ihr Haupt zu senken, auch wenn das Stück Holz in ihrem Rücken ihr die Nerven mit einem heißen Schmiedeeisen verkohlte. Das Rascheln von Stoff ebbte wie eine schwache Welle an ihre Ohren, als sie gegen den jungen Mann rannte, dessen blonde Locken im Schein der Laternen golden schimmerten.
      »Sybill....was ist passiert?«

      ~ 1407 – Corto Maltese ~

      »Wir haben es gleich geschafft«, frohlockte der junge Mann mit der schwarzen Haut, die im Schein eines blutroten Mondes mystisch glänzte. Er streckte der Frau mit dem weißen Haar eine Hand entgegen, um ihr den Aufstieg über die zahlreichen Treppen zu erleichtern, die sich in geschwungenen Serpentinen um den ganzen steilen Felskamm wanden, der das Fundament der Küstenstadt Corto Maltese bildete.
      »Ich habe immer noch ein schlechtes Gefühl dabei«, brummte ein schlanker Mann, dessen Körper in einen weiten Mantel gehüllt war.
      »Ja. Das sieht man, Michel!«, zischte der Schwarzhaarige, wobei sich seine Augen zu missbilligenden Schlitzen verengten, als er das geschwungene Schwert anvisierte, das unter dem Mantel wie eine Drohung silbern aufblitzte.
      »Hört auf, euch zu streiten!«, keuchte die hochschwangere Frau und fasste sich an den Bauch, der sich schon gefährlich gesenkt hatte. »Es ist zu spät umzukehren und entweder hilft uns Luzifer oder nicht. Die Uhr schlägt nicht mehr zu unseren Gunsten und wir brauchen seine Hilfe, wenn wir den Lord noch aufhalten wollen!«
      Die Männer nickten und beide griffen Sybill unter die Arme, während sie gemeinsam durch das gewaltige Tor schritten, das sich in alten Gravierungen als Eingang in die ewigen Kreise der Hölle proklamierte.

      ~ * ~

      Sybill kniete neben der Kanzel auf dem edlen Marmorboden, während sie die Luft stoßweise zwischen ihren Lippen herauspresste, das Gesicht zu einer Abbildung reinen Schmerzes verzerrt. Die Abenddämmerung färbte ihr das grüne Kleid fast so schwarz wie die aufziehende Nacht und Luzifer ging verloren in den Bildern, die ihr Anblick zurückbrachte. Vergessene Bilder an Tage, an denen er sie gehasst und heimlich geliebt hatte.
      »Tu das nicht, Luzifer!«, flehte Dédale, dem das Blut aus Ohren und Nase tropfte. »Du täuscht dich in ihm. Sieh doch, was er ihr angetan hat!«.
      Panisch gestikulierte er in Richtung Sybills, die nun zusammengebrochen war und sich unter kreischenden Verbiegungen auf dem Boden krümmte. Blut und Fruchtwasser fluteten den Boden der Kathedrale, in der sie Schutz suchen wollten und welche sich als Ort ihres Untergangs entpuppen sollte. Michel versuchte zu schreien und sich aus den giftgrünen Fesseln zu befreien, in welche Luzifers Schwester Theresa ihn stumm und teilnahmslos eingekerkert hatte. Jegliche kindliche Verliebtheit und unschuldige Liebe für den blond gelockten Jüngling war nun einer fanatischen Hörigkeit gegenüber ihrem Bruder gewichen. Sie würde ihm durch die Tore der Hölle folgen, wenn sie es nicht schon getan hatte. Luzifer schnaubte und ergriff das gezackte Schwert Michels, welches er selbst geschmiedet und gegen Luzifer erhoben hatte, als er ihnen die Hilfe verweigert hatte. Die silberne Klinge hatte sich im Glanz des Blutmondes bereits verheißungsvoll verfärbt und blitzte auf, als der Blinde sie auf den gewölbten Bauch der Schwangeren richtete. Er schüttelte den Kopf, wollte etwas erwidern, aber er hörte bloß die Hexe in seinem Kopf.
      »Was haben sie dir versprochen? Was hat er dir versprochen?«
      »Ihr undankbaren Narren!«, schluchzte Luzifer. Dédale war sich nicht sicher, ob es Mitleid oder Zorn war, der ihm die Augen wässerte und Luzifer Schaum vor die Lippen trieb. »Wie könnt ihr es wagen, euch gegen unseren Retter zu stellen! Mein Leben in euer Chaos zu ziehen?! Ich habe nicht mehr von ihm erwartet«, zischte er mit abfälligem Blick auf den vor Wut brodelnden Michel, »oder von ihr! Aber du! Dédale, wir waren Freunde! Wie konntest du mich so hintergehen?«.
      Die Anschuldigungen schmiedeten eiserne Ringe um das Herz des Schwarzen, der nach den letzten neun Monaten selbst nicht mehr wusste, was er fühlen sollte. Die Vergewaltigung und Schwangerschaft Sybills, ihre Geständnisse über die Prophezeiung, die Ziele des Lords und das Schicksal Corto Malteses und der anschließende Entschluss der drei, ihn dafür bezahlen zu lassen, nachdem Sybill und ihre Kinder in Sicherheit waren.
      »Du glaubst dieser Hexenschlampe?!«, keifte Luzifer und sein Gesicht zeichnete mehr Emotionen, als Dédale es jemals bei ihm zuvor gesehen hatte. »Ihr Geschlecht ist nicht ohne Grund von der Weltregierung ausgemerzt worden! Die Kinder des Teufels verdrehen jedem den Verstand und ich hatte gehofft, dass du klüger wärst, Dédale. Ich hatte gehofft, dass du deinen Schwur hältst und wir gemeinsam die Geheimnisse dieser Welt erkunden, aber ich fürchte, dass sich unser Weg heute trennen wird. Erde zu Erde-«.
      Der berstende Schrei ließ Theresa wanken und Luzifer abrupt stoppen, als Michel sich schließlich aus dem Wurzelgeflecht befreite und mit hinkendem Bein auf den Blinden stürzen wollte. Doch dieser wich leichtfertig zurück, schnippte nur kurz mit den Fingern, um Michel von seinen Emotionen überwältigen zu lassen und zögerte dann keinen Moment. All der gereifte Hass, der seine Seele infiziert hatte, all die Eifersucht, der Zorn und die Enttäuschung, die von seiner Teufelsfrucht in diesem Moment bis zur Unendlichkeit gesteigert wurden, führten das Schwert gegen seinen eigenen Erschaffer und so enthauptete die Blitzklinge den Blonden im Kampf. Sein Schädel fiel wie überreifes Fallobst zu Boden, erzeugte dabei ein seltsam platschendes Geräusch, als wäre ein Karpfen auf dem Boden aufgeschlagen. Theresa schlug bestürzt die Hände vors Gesicht und Dédale konnte gar keine Worte oder Regung aufbringen. Es war Sybill, deren Schluchzen und Flehen die erdrückende Leere in der Kathedrale erfüllte.
      »Nein!«.
      Luzifer hatte nicht gewusst, dass sie so schwach klingen konnte. So verletzlich. Motten schwärmten ihr aus Haar und Kleidern. Sie erfüllten die Kathedrale und Michel verschwand unter den flatternden Körpern, während Sybills Finger nach seinem Kopf tasteten. Der Anblick benebelte Luzifer den Verstand, aber sein Herz war aus Stein und so hob er das Schwert erneut, von dessen gezackter Spitze gierig dunkles Blut tropfte.
      »Nein!«, keuchte Dédale, der klang, als hätte er eine Zunge aus Silber. »Lass sie gehen!«.
      Die Motten ließen von Michel ab und schwärmten auf Luzifer zu. Wie Rauch aus schwarzen Flügeln. Ihr Blick war schwarz wie die Nacht, als Sybill sich zornentbrannt an Luzifer wandte. Ihre Magie kehrte zurück, was bedeutete, dass die Kinder in ihrem Leib am Sterben waren. Und dort, als schemenhafte Gestalt am Eingang der Kathedrale erkannte sie ihn. Erkannte den Mann, der ihr das angetan hatte. Den sie einst geliebt, vertraut, gehasst und verflucht hatte.
      Er zögerte. So, wie sie es wieder und wieder in ihren Träumen gesehen hatte. Aber selbst Hexenträume wurden nicht immer wahr. Hatte sie sich deshalb auf diesen törichten Plan eingelassen? Nein. Was belog sie sich selbst? Sie war zu beschäftigt mit ihrem Liebeschmerz gewesen. Der Schmerz war fort, ebenso wie die Liebe. So viel Zorn. Vergeltung für alte Schulden. Und sie war so müde. Das war alles, was sie fühlte. Müdigkeit. Auch ihr Henker zögerte. Offensichtlich hatte er seinen Meister und ihren Schicksalsengel selbst nicht bemerkt. Nein, sie wollte ihn nicht so nennen. So viel Zorn. So viel alter Zorn. Dédale wollte der Klinge in den Weg springen. Er wehrte sich verzweifelt gegen die Fesseln, die sie ihm angelegt hatte und die ihn schützen sollten. Sie hatten es alle so eilig, für sie zu sterben. Aber wozu? Die Klinge würde sie früher oder später finden. Ihre Schwestern hatten recht gehabt. Sie wäre denselben Weg trotzdem noch einmal gegangen. Weil es ihr Weg war. Als die Klinge ihr Herz durchbohrte, vernahm sie so viel Dunkelheit und so viel Licht. War es das, was sie Tod nannten? Ihre Kinder würden wie ihre Schwester vergehen und sie würde schuld sein. Wieder einmal. Doch dies würde nicht das Ende sein. Ihr zweiter Akt war noch nicht geschrieben. So viel konnte sie noch denken. Dann lösten sich selbst ihre Gedanken auf, wurden feucht und fließend und so klar, wie kein Körper es erlaubte, während der Rest von ihr starb.

      Die Hexe fiel ohne einen Laut. Wie ein Blatt. Luzifer hörte wie ihr letzter Atem seine Wange streifte, fühlte einen Schauder durch seinen Körper fahren, der sich wie die eisigen Finger des Todes anfühlte, die sich um sein Herz schlossen und in seinen Verstand bohrten. Schmerzerfüllt ließ er das Schwert fallen und ging auf die Knie. Er hatte seine Aufgabe erfüllt, er hatte seinem Meister Treue erwiesen, der ihm seine Heimat zurückerobert und einen Lebenszweck gegeben hatte. Doch zu welchem Preis? Ein feuerroter Fleck entflammte in dem milchigen Farbband an Emotionen, die seine Augen waren. Sybills Tod hatte Dédales Fesseln gelöst und seinen Zorn entfacht. Doch keine Faust, kein physischer Schmerz, der ihn aus seiner eigenen Starre löste. Stattdessen Dunkelheit und tiefblaue Trauer. Der Lord war gekommen.

      ~ 1411 – Corto Maltese ~

      Er kratzte sich an den glatten Wänden erneut die Fingerspitzen blutig und hämmerte mit den Fäusten an die dicken Scheiben, bis er seine Hände nicht mehr spürte. Immer wieder versuchte er den Weg zurück zu der Öffnung im Stahl zu finden, durch die er gestoßen war und bohrte seine Fingernägel in den Spalt, aber das Metall gab nicht nach.
      Mit einem elektrisierenden Knacken brachen schließlich seine Nägel ab und keuchend prallte er gegen die Wand, dabei seinen Schrei mit der Faust erstickend. Panisch suchten seine weit aufgerissenen Augen die Dunkelheit ab, aber da war nichts. Dann entfuhr seiner Kehle ein Schrei. Ein Schrei, der ihm in den Ohren gellte, bis die Stimme versagte.
      Der Schall hallte ihm noch durch den Kopf, als er sich schluchzend in eine Ecke verzog und die Beine zu sich heranzog. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen wieder, wobei das keinen Unterschied machte. Die Dunkelheit um ihn herum herrschte, egal ob er die Augen schloss oder offen hatte. Doch plötzlich kitzelte etwas seine Nase, eine Ahnung von frischer Luft, welche von der Decke herrührte.
      Er saugte an seinen blutenden Fingern und der rostige Geschmack bereitete ihm auf gewisse Art Genugtuung. Er genoss noch einen Moment diese Ruhe, ehe er sich vom Boden aufrichtete und blind die Decke fokussierte. Dann explodierte Licht in seinen Augen und er schrie auf vor Schmerz, als das Tageslicht seine Netzhaut verglühte.
      »Es ist Zeit, Dédale! Vier Jahre im Eisernen Prometheus für vier Menschenleben, die dein Verrat gekostet hat!«
      Oh, wie oft hatte diese Stimme in seinem Kopf gegeistert. Wie viele Nächte hatte sie in den letzten vier Jahren seine Träume heimgesucht. Er spuckte Blut und Galle zur Sonne hinauf, welche der Schwerkraft aber nicht trotzen konnten und nur in seinem eigenen ausgemergelten Gesicht landeten.
      »Deine Schuld ist damit noch nicht beglichen, soll ich dir ausrichten. Der Lord lässt dich gehen, wird seine Schuld aber noch einfordern, wenn der Tag gekommen ist. Bis dahin ist es dir erlaubt zu leben, wie es dir beliebt!«, konstatierte Luzifer in teilnahmslosem Tonfall.
      »Fahr zur Hölle, du Gift predigender Bastard und nimm die ganze Sippschaft des Lords gleich mit!«

      ~ * ~

      Luzifer hatte die Arme verschränkt, während er vom Glockenturm der großen Kathedrale aus das kleine Schiff beobachtete, welches in See gestochen war. Dédale hatten die vier Jahre in Isolation stark gezeichnet und es war ihm kaum möglich gewesen, seinem ehemaligen Freund in die Augen zu schauen. Nicht, dass der Schwarzhaarige daran überhaupt Interesse gehabt hätte.
      »Mein Vater«, schob sich eine schüchterne, engelsgleiche Stimme zu ihm heran, riss ihn aus seinen melancholischen Gedanken und schmiegte sich vorsichtig wie eine streunende Katze an sein Bein, die noch immer nicht sicher war, ob sie bleiben konnte. »Wer war dieser Mann?«
      Ein schwaches und seltenes Lächeln umzauberte Luzifers Lippen, als er das weiße Haar des Mädchens tätschelte, deren rubinrote Augen mit der Weisheit der Unsterblichen ebenfalls auf das Meer hinausblickten. »Ein alter Freund! Und nun geh und suche deinen Bruder. Ihr solltet die Messe vorbereiten!«
      Die Schritte des Mädchens verhallten im hölzernen Ausbau des Glockenturms, während sich Luzifer keinen Schritt bewegt hatte.
      Eines Tages werden wir uns wiedersehen, Dédale. Ich bereue nicht, was ich an jenem Tag getan habe. Ich bereue die Ermordung Michels und Sybills nicht. Ich bereue nicht, dass ich die beiden Kinder rettete, deren unschuldige Angst ich spürte, als der Lord mir befahl, ihre Leichen zu verbrennen. Ich bereue lediglich, dass ich nicht früher verstanden habe, dass wir alle nur Spielzeuge in seinem Spiel sind und ich hoffe, dass du an meiner Seite bist, wenn das Ende nah ist. So wie wir es uns einst versprochen haben. Erde zu Erde...
      166.Kapitel: Full House

      Keuchend presste sich Aloë gegen die Hauswand der verschlungenen Gasse, deren Windungen sich im Nirgendwo der mittleren Ausläufer der Stadt verliefen. Schmutziger Putz bröckelte von den Häuserwänden, deren Mauern sich wie Riesen über ihrem Kopf erhoben und sie aus dunkelgrauen Augen ausdruckslos musterten. Der Nachthimmel war im Antlitz des Blutmondes in karmesinrote Schleier gehüllt, die wie die quälenden Traumfänger eines gierigen Dämons über ihr schwebten. Sie riss sich ein Stück des weißen ärmellosen Shirts ab und wickelte es um die tiefe Schnittwunde. Ihr kompletter rechter Arm sah aus, als hätte man ihn in rote Farbe getaucht und noch immer tropfte Blut von ihren Fingerspitzen auf den buckeligen Pflasterboden. Der Engel biss sich auf die Lippen, als der Stoff sich in die glatten Ränder der Wunde legte. Sie verdrängte den elektrisierenden Schmerz und atmete erleichtert auf, als ihre bernsteinfarbenen Augen gen Himmel blickten.
      Ich hoffe, dass sie in Sicherheit sind. Mehr konnte ich nicht tun. Ich darf keine Zeit verlieren und muss so schnell es geht zur Kathedrale.
      Ihre Gedanken kreisten um die anderen Schatzjäger, von denen sie vor wenigen Minuten getrennt worden war. Die Blauhaarige hob den Kopf, versuchte über die Fassaden der Häuserschluchten zu blicken, die sie wie zwei muskulöse Arme eines Golems von den restlichen Geschehnissen abschirmten. Hätte ihr kurzer Abstecher mit Kaisa und ihr Flug über die Dächer der Stadt ihr nicht bereits verraten, dass sich die Stadt als steinerne Schlange um den hufeisenförmigen Felsen schlängelte, hätte sie nicht einmal gewusst, in welche Richtung sie zu gehen hatte. Aloë schloss die Augen, versuchte sich zu sammeln und den winzigen Geistern zu lauschen, deren Stimmengewirr und Gelächter sie dank ihrer Teufelsfrucht hören konnte. Angestrengt spitzte sie die Ohren, aber hier war nichts. Kein Gelächter der unsichtbaren Nymphen, dabei hatte sie doch erst vorher etwas wahrgenommen. Es war kaum mehr als ein dumpfes Rauschen gewesen, als hätte man mit ihr durch einen dicken Vorhang mit verstellter Stimme gesprochen. Doch jetzt gerade hatte sie das Gefühl, als wäre alles um sie herum verdorrt und abgestorben. Da war selbst die Aschelandschaft Liberty Bourbons gesprächiger gewesen als dieses albtraumhafte Zerrbild der realen Welt. Sie seufzte und machte sich auf den Weg. Dann würde sie die Kathedrale eben zu Fuß erreichen. Doch als das Kreischen einer Katze und das schrille Scheppern von Blech oder Metall ertönte, wirbelte sie augenblicklich herum. Die enge Gasse entrollte sich wie die fleischfarbene Zunge des Teufels einen steilen Hügel hinab. Von einer Katze, einem Tier oder Mülleimern, die jemand umgeworfen haben könnte, fehlte jede Spur. Einen kurzen Augenblick lang wollte sie die Geräusche schon in die Auswüchse ihrer Fantasie verbannen, angefeuert vom Blutverlust und dem lebendig geworden Albtraum, als sie ein Schnurren an ihrem rechten Ohr vernahm und ein heißer Atem ihre Wange liebkoste.
      »Wer ist da?!«, schnellte sie herum, während aus ihrem silbernen Armbands bereits die ersten Keimlinge sprossen, sich miteinander verflochten und braune Rinde wie eine Panzerung trieben. Innerhalb von Sekunden durchlebten sie das Wachstum mehrere Jahre, ehe sie als stabiler Bō in Aloës Händen ruhten. Der Engel war in der Zwischenzeit bereits in die Hocke gegangen, um den im Mondlicht funkelnden Gegenstand in Augenschein zu nehmen. Ihr Herz pulsierte gegen ihre flache Brust, als sie die langen Finger nach dem roten Gegenstand ausstreckte. Die Haut des Apfels glänzte im Schein des Blutmondes wie ein gigantischer Diamant, und hypnotisiert strich Aloë das weiße Schriftröllchen glatt, welches jemand am Stiel der perfekten Frucht befestigt hatte. Sie hörte ein kindliches Kichern, als sie die beiden Wörter las und ihre Nackenhaare sträubten sich, als sich weiches Fell an ihren Hals schmiegte.
      »Iss mich?«

      ~ Die große Kathedrale ~

      Sybill strich sich eine der wenigen verbleibenden Haarsträhnen hinter die verwesenden Ohren und atmete schwer aus, als hätte ihre Predigt sie mehr Kräfte gekostet als die Anwesenden, die aber nicht minder zermürbt und angeschlagen aussahen als ihre allmächtige Kerkermeisterin. Dädalus schien um mehrere Jahre gealtert zu sein, obwohl er immer noch an das gewaltige Holzkreuz gekettet war und sein Gesicht im Gegenlicht des hereinfallenden roten Lichtes in kompletter Dunkelheit lag. Luzifer indes war kreidebleich, als würde er dem leibhaftigen Tod oder seinem Schöpfer gegenüberstehen. Sein Gesicht war ebenso eingefallen wie das der Hexe, doch wo bei ihm Verbitterung, Erkenntnis und Gewissensbisse tiefe Furchen in die kalkweiße Haut gefressen hatten, erblühten bei Sybill Triumph und Rache zu Landschaften des Wahnsinns. Ihr Gesicht vollführte sekündlich akrobatische Meisterleistungen, verzog sich zur Fratze einer rachsüchtigen Furie, einer trauernden Witwe oder der entstellten Leiche, die sich nur mit Hilfe eines tief wurzelnden Zorns an den letzten Faden des Lebens klammerte. Die Dirigentin des Chaos streckte ihre Arme aus, schenkte der einzigen Person, der sie es vergönnt hatte zu bleiben, ein bizarres mütterliches Lächeln und flüsterte ihren Namen mit all der sanftmütigen Güte, die sie in den letzten Jahrzehnten in ihrem finsteren Verließ einstudiert hatte.
      »Raphaela! Sieh den Männern in die Augen, die deine Mutter und deinen Retter ermordet haben!« Sie wandte sich an die beiden alten Männer und beäugte sie mit einem Hass, der älter war als die beiden zusammen, den die Geschichte und der Teufel persönlich in ihr Mark geschmiedet hatten. »Dieser«, echauffierte sie sich, während sie mit dem nagellosen Zeigefinger auf das Kreuz deutete. »Dieser hat uns ins Verderben geführt, indem er uns direkt in das Nest der Schlange führte, uns Schutz und Sicherheit vorgaukelte.«
      »Sybill, ich-«, setzte der Schwarze ein. Seine Stimme klang brüchig und voll aufrichtiger Reue, aber seine Richterin war schon lange nicht mehr in der Lage, Vernunft und Ratio walten zu lassen. Sie ballte die Fäuste, schüttelte ihren klapprigen Körper in der rasenden Ekstase der Wut und ließ Dädalus für sein unerlaubtes Brechen des auferlegten Schweigens Blut spucken.
      »Ein Köter hat zu gehorchen und zu schweigen, wenn seine Herrin es befiehlt«, bleckte Sybill die Lippen und offenbarte ihr verfaultes Inneres mit dem Stolz der Unbezwingbaren. »Doch diesem hätte man vergeben können, war er doch nur ein geblendetes Schaf. Eingelullt in die Worte eines Demagogen und verführt von den Zaubertricks eines blinden Narren. Der Tod deines Retters und deiner Mutter, Raphaela, hätte das kühne Feuer in seinem Herzen entzünden können! Doch das Schaf wurde zur Hure! Katzbuckelte vor dem mächtigen Lord«. Sybill spuckte den Namen ihres Vergewaltigers voller Abfälligkeit auf den Boden der Kathedrale, ehe sie beherzt in ihren Tiraden fortfuhr. »Er verkaufte seinen Seelenfrieden, seinen Durst nach Rache für ein Leben in Frieden«. Ein höhnisches Lachen unterbrach Sybill, während sie von Raphaela abließ, von der Kanzel stieg und direkt unter das hölzerne Kreuz trat und den Wissenschaftler von unten beinahe mitleidig in das verbleibende Auge blickte. Blut ergoss sich in Strömen aus der klaffenden Wunde, die Gabriel ihm hinterlassen hatte und tropfte auf die kot- und schmutzverschmierte Stirn der Hexe, aber jene schien den leidenden Anblick ihres ehemaligen Freundes wie einen lauen Sommerschauer zu genießen.
      »Sag mir, Freund, welch friedvolles Leben hat es dir gebracht? Dein Kind tot, deine Frau Alkoholikerin, und was du der armen Brianna angetan hast, wollen wir lieber gar nicht erst erwähnen, oder? Drei Frauen hast du das Kind geraubt.« Sybill hatte sich auf die nackten Zehen gestellt, sodass ihre Lippen beinahe Dädalus' Kinn berührten. Genüsslich leckte ihre faulige, mit Pusteln übersäte Zunge über das gerinnende Blut, ehe sie ihm die Worte wie Gift direkt ins Herz injizierte. »Für Menschen wie dich hält der Teufel einen besonderen Platz parat. Glaub mir ruhig, immerhin bin ich doch eine seiner Töchter!«, zwinkerte sie ihm genüsslich zu, strich ihm noch einmal über die unrasierte Wange und wandte sich erneut ihrer Tochter zu, die bis zu diesem Moment stumm und folgsam zugehört hatte. Keine einzige Ausführung Sybills hatte ihrem porzellangleichen Gesicht eine Regung oder bloß ein Zucken abgerungen. Mit gefalteten Händen stand sie im Korridor zwischen den Kirchenbänken und lauschte der Predigt ihrer Mutter. Doch als die Herrscherin der Hölle sich ihrer Nemesis zuwandte, glaubte Dädalus, etwas zu erkennen. Ihre linke Hand verkrampfte sich, als sich Sybill auf den Blinden zubewegte. Doch so schnell und flüchtig Raphaelas Gefühlswelt war, so schnell verebbte sie auch wieder, als die Richterin über Luzifer thronte. In diesem Moment schien sie aus Blut und Finsternis gegossen. Die windigen Lumpen bedeckten beinahe gar nichts mehr ihres knöchernen und entstellten Körpers, der weniger von Haut und Sehnen, sondern von Abszessen, Geschwüren und Tumoren zusammengehalten wurde. Aber der wahre Kleister, der dieses Gestell zusammenschweißte, war der Hass auf den Blinden zu ihren Füßen. Als dieser nicht zu ihr aufblickte und die Dramatik ihres Auftritts nicht bewunderte, trat sie ihm unvermittelt ins Gesicht. Immer und immer wieder, während ihre Worte sie im trommelnden Stakkato begleiteten.
      »Was ist Luzifer? Kein Wimmern, kein Jammern? Kein Flehen oder der Versuch, dein armseliges Leben zu retten? Spiel mir nicht den Starken vor, oder habe ich dich schon jetzt gebrochen?«
      Dädalus war froh, dass sein verlorenes Auge und seine unflexible Position am Kreuz ihn daran hinderten, mitansehen zu müssen, wie Luzifer misshandelt wurde. Er hörte sein Stöhnen, das ekstatische Keuchen Sybills, die ihre animalische Freude nicht einmal zu kaschieren versuchte, er vernahm das Splittern von Knochen und das Spritzen von Blut. Ja, er hasste Luzifer. Er hasste Luzifer für alles, was er getan hatte. Doch als die Furie endlich von jenem abließ und er sich wimmernd auf die Seite rollte, presste er vier Worte zwischen den faltigen Lippen hervor. Vier Worte, und sie wahren das Echo einer Vergangenheit. Eines jungen Luzifers, der einen naiven Dédale in den Katakomben Sienas degli Illuminatis Bilder fühlen ließ. Es war die Reminiszenz eines Kindes, dessen Herz sicherlich nie vollkommen rein, aber dennoch unschuldig gewesen war.
      »Es tut mir Leid«, hallte kaum mehr als winselndes Krächzen durch die Katakomben und wurde sofort vom schallenden Hagelsturm Sybills niedergemäht.
      »Für eine Entschuldigung ist es ungefähr hundert Jahre zu spät!«

      Und während Sybills folgende Worte im unverständlichen Strudel aus Hass und Rache verschlungen wurden, fokussierte der Schwarze die stille Puppe im Korridor. Raphaela war teilnahmslos wie eh und je, aber er war sich sicher, dass auch sie verstanden hatte. Die Entschuldigung galt nicht Sybill, sondern ihr. Sie galt der einzig richtigen Entscheidung, die Luzifer in seinem gesamten Leben getroffen hatte, als er die beiden Kinder rettete, sie vor dem Erbe des Lords schützte, indem er ihnen erzählte, dass Michel ihr Vater wäre. Er hatte sie sogar geschützt, als er Dädalus persönlich zum Sündenbock in dieser antiken Tragödie voll Verrat, Missverständnissen und erwiderter Liebe gemacht hatte. Es war auf eine paradoxe Weise grotesk, dass die einzig richtige Entscheidung im Leben des Blinden ihrer aller Untergang besiegelt hatte.

      ~ Matthäusring ~

      »Verfluchte Scheiße!«, brüllte die Grünhaarige, während sie mit einem Rückwärtssalto dem schnappenden Maul der abstrakten Hydra auswich, die ihre rasiermesserscharfen Papierzähne in das terrakottafarbene Pflaster bohrte. Die scheinbar harmlosen Kiefer aus Papier zermalmten das Gestein und pulverisierten es zu poröser Asche, die sich als feiner Nebel über den ehemaligen Marktplatz legte. Kaisa seufzte und musterte von der erhöhten Position aus, auf die sich zurückgezogen hatte, das verwüstete Viertel. Sie wusste nicht, wie sie sich der Flut an Feinden erwehren sollte, die wie ein aufgescheuchter Ameisenhaufen unter ihr wütete. Aus allen Ecken der Stadt quollen die eifrigen, seelenlosen Soldaten aus Papier zu dem Platz, auf dem sich das Ungeheuer in jeder Sekunde neu zusammensetzte. Es war ein ewiger Strudel aus zerfetztem Papier, unzähligen zahnlosen Mäulern und Kartenmuster. Für jedes Körperglied, welches Kaisa abtrennen konnte, ließen sich die heranstürmenden Kartensoldaten freiwillig zerfetzen, warfen sich in den verschlingenden Abgrund, um aus dem Limbus des Nichts wiedergeboren zu werden. Seelenlose Häscher, die alles in ihrem Weg zerstörten, um ihre Beute zu finden, und diese schienen sie in der grünhaarigen Agentin gefunden zu haben. Jene mahlte unzufrieden die Backenzähne aufeinander, biss dabei den Filter ihrer Zigarette ab und stieß sich kraftvoll in die Lüfte, als das Monster die sensenförmigen Klauen auf die Häuserfassade niederschnellen ließ. Das Papier filetierte die veilchenblaue Fassade wie geschmolzene Butter. Trotz der herabstürzenden Trümmer, welche zahllose Kartensoldaten unter erstickenden leeren Schreien begruben, folgte das Haupt der Papierhydra Kaisa bei jeder ihrer Bewegungen. Die Grünhaarige glaubte, ein diabolisches Lächeln ausmachen zu können, ehe ihr Orkankick einen Kopf des Monstrums spaltete. Während sich das Biest aus dem zerfetzten Kokon seiner alten Hülle schälte, erlaubte sich Kaisa einen flüchtigen Blick zur Kathedrale, deren Kirchturm sich wie ein dämonischer Engel als pechschwarze Silhouette vor dem Blutmond abzeichnete. Doch ihre stahlblauen Augen zuckten freudig, als sie am Horizont etwas ausmachte, was ihr verriet, dass Aloë ihr Ziel erreicht und Brianna gefunden haben musste.
      »Gut gemacht, Kleine«, lächelte sie zufrieden in sich hinein, als ihre Freude jäh von einem Gefühl der stumpfen Angst erstickt wurde. Wie eine Seifenblase zerplatzte diese Freude, als ihre Adleraugen die scharfkantigen Karten am Horizont ausmachen konnte. Ein Krähenschwarm aus Papier erhob sich dort in die Lüfte und Kaisa biss sich vor Zorn auf die Lippen, als der Dämon in ihrem Nacken gierig hechelte. Sie war dem Vasallen der Herzkönigin in die Falle gegangen, als sie sich von Aloë getrennt hatte. Während sie hier seine willenlosen Bestien unterhielt, konnte er sich in Ruhe um die anderen kümmern und ihren Weg zur Kathedrale und damit aus diesem Albtraumkäfig heraus torpedieren. Wutentbrannt ließ sie das Maul des Papierdämons nach ihrem schwarzverfärbten Bein schnappen, ehe es jaulend wie eine verletzte Schlange zurückschnellte. Humpty Dumpty hatte die ganze Zeit über mit ihr gespielt, während sie gehofft hatte, dass ihr beherzter Kampf und die Zerstörung seiner Fußsoldaten ihn früher oder später zu ihr führen würde. Sie fischte in der Jackentasche, umfasste den silbernen Gegenstand, ehe sie sich ein letztes Mal eine frische Zigarette anzündete.
      »Richte deinem Meister aus, dass ich auf dem Weg bin!«, grinste sie süffisant und ließ das verzierte Zippo in die Fluten aus kalkweißem Papier fallen. Das mannigfache Lächeln zahnloser Münder erstarb in dem Moment, als die ersten gierigen Funken am süßen Nektar trockenen Papiers leckten und verzogen sich zu einem kreischenden Jaulen, als ein Feuerteufel aus den tosenden Fluten stieg. Der Dämon und seine Heerscharen an austauschbaren Häschern hatten keine Chance zu fliehen und zerfielen beim ersten Kontakt mit den glühenden Fingern des Feuers zu harmloser Asche. Doch das dämonische Papier hatte seinen Hunger geweckt und genüsslich leckte sich der Feuerteufel über die Lippen, als seine gleißenden Augen die leerstehenden Häuser erblickten. Kaisa war schon längst auf direktem Weg zur Kathedrale, hüpfte wie eine Katze meterweit über die schiefen Schindeldächer Corto Malteses, während sich die Feuerwalze durch den Matthäusring fraß. Die Tore des Lukas- und Judasrings würden den Teufel nicht aufhalten, der aus Kaisas Feuerzeug und der Papierhydra geboren worden war.

      ~ Johannesring: Eingang zum Oberen Kathedralenbezirk ~

      Das Schweigen zwischen den beiden Männern fühlte sich zwar mittlerweile weniger verkrampft an, was Kol wohl der Tatsache verdankte, dass sie recht schnell aus Marks Traumgefängnis entkommen waren und sich mit ihrer neuen Situation zurechtfinden mussten.
      »Wie fühlst du dich?«, versuchte der Kurator mit den lockigen Haaren das Eis zu brechen, während sie durch die einst edlen Stadtteile dieser fremden Stadt marschierten. Sie hatten bis jetzt keinen Kontakt zu Brianna oder Dädalus aufnehmen können, auch wenn Mark beinahe im Minutentakt der Teleschnecke vielsagende Blicke zuwarf, die ihre Augen jedoch fest geschlossen hielt, als wäre sie selbst in einem Albtraum gefangen oder kein Interesse daran hätte, auch nur eine Sekunde in diesem bizarren Zerrbild der Realität zu verbringen.
      »Unnatürlich real...«, erwiderte der Koch, während er seinen Arm begutachtete, der zum Großteil nur noch aus Metall, Schrauben, Drähten und künstlichen Fasern bestand. Die Oberfläche aus anthrazit schimmerte rötlich im Mondlicht, während Marks Augen wie in Trance über die metallische Haut wanderten, die vor wenigen Minuten noch Fleisch gewesen war. »Wenn du verstehst, was ich meine?«, fügte er kleinlaut hinzu, als er merkte, dass er wohl einen Moment zu lange in Trance versunken war. Kol nickte ihm freundlich zu, der zufrieden war, dass der Braunhaarige gerade nicht die Lust verspürte, die Situation von vorher zu klären. Dem Kurator spukte noch immer der Harlekin im Kopf herum, dessen Präsenz ihm jede wache und schlafende Minute seit den Ereignissen in Clockwork Orange verfolgte. Er war zu einem zweiten Schatten geworden, der Kol auf jedem Schritt begleitete und die letzten mysteriösen Worte des psychedelischen Gauklers fraßen sich wie ein gieriger Wurm durch die Windungen seines Gehirns.
      »Kol!«, rief Mark, der in der Zwischenzeit an ihm vorbeigezogen sein musste, denn die lindgrünen Augen des Schwertkämpfers blieben einen Moment an den Narben der Tenryuubito hängen, welche im blutigen Vollmondlicht wie frisch auf seine Haut gebrannt schimmerten. »Was ist das?«
      In der Ferne erbebte die Erde, aber Kol blickte an Marks nacktem Rücken durch die verzierten Windungen des goldenen Tors vorbei, dessen Inschrift den Namen Porta Sancta trug und in einer verschnörkelten Schrift den Eingang zum Oberen Kathedralenbezirk verhieß. Der Kurator zog mit Mark gleich und er wusste zwar nicht, was er in dieser bizarren Welt erwartet hatte, aber er war sich sicher, dass er mit diesem Anblick nicht gerechnet hatte. Der Obere Kathedralenbezirk hinter den goldenen Toren des Johannesrings wartete nicht mit feinen Patrizierhäusern der gehobenen und heiligen Gesellschaft dieser Stadt auf. Keine Fresken von Engeln, keine Mahnmale des unerschütterlichen Glaubens, Schreine der gemarterten Jungfrauen und unschuldigen Kinderchöre offenbarten sich hinter den Pforten zum Paradies und kündigten ein Land voll fließendem Wein und Honig auf Gottes erbarmungswürdiger Erde an. All dies konnten sich die beiden Männer lediglich in ihrer Fantasie ausmalen, als sie in die groteske Landschaft aus gesponnenen Fäden und Netzen blickten, die sich von Fassade zu Fassade, Statue zu Laterne und über alle Bäume, Fenster und Eingänge spannte. Alles war in die Pracht aus silbern glänzenden Weben gehüllt, beinahe, als wollte es die Schönheit des Ortes konservieren und vor den unwürdigen Augen der beiden Schatzjäger bewahren.
      »S-sind...sind das Spinnweben?«, schluckte Kol schwer, der beim Gedanken an die Ausmaße dieser schöpfenden Kreatur lieber panisch die Flucht ergriffen hätte. Auch Mark wich zurück, doch als seine Hände etwas Weiches berührten, wirbelte er keuchend zurück. Seine meergrauen Augen weiteten sich vor lauter Schock, als er bemerkte, dass das Eingangsportal hinter ihnen bereits von einem dichten Netz versiegelt worden war. Beiden schlug das Herz bis zur Brust, als sie ein Rascheln hörten und das kräftige, aber flinke Schaben von acht haarigen Beinen, das von allen Seiten an ihre Ohren drang. Kol zückte unweigerlich sein Rapier, zog es aus der Scheide, sodass die Augen des Löwenkopfes im Mondschein rötlich schimmerten. Mark jedoch betrachtete seine Hand, die soeben mit dem Netz der monströsen Spinne in Berührung gekommen war und runzelte die Stirn. Er berührte den Kurator an der Schulter und wollte ihm gerade seine Erkenntnis mitteilen, als sich das gewaltige Monstrum mit klackernden Kiefern auf die beiden Männer stürzte.

      ~ Über Corto Malteste ~

      »Drake!«
      Briannas Stimme verhallte in einem heiseren Schreien, als sie den Meermann fallen sah. Selten hatte sie sich so machtlos gefühlt wie in diesem Moment über den Dächern einer Stadt, in deren Mauern sie heute voller Glückseligkeit erwacht war. Erwacht in einer Welt, in der alles um sie herum das erste Mal seit acht Jahren wieder in Ordnung gewesen war. Doch nun schien sie durch einen endlosen Kaninchenbau aus Blut und Tod zu fallen, wobei sie noch mehr Angst davor hatte, wie die Welt wohl aussehen möge, wenn sie tatsächlich unten angekommen wäre oder am nächsten Morgen erneut die Augen aufschlagen würde. Gab es überhaupt ein Erwachen aus einem Albtraum, der so real, so greifbar, so grausam und verzehrend war wie dieser hier?
      »Brianna! Wir haben es fast geschafft!«, riss eine Frauenstimme sie aus dem düsteren Strudel aus Gedanken, der die Rothaarige zu verschlingen drohte. »Dort ist die Kathedrale!«
      Herleifs freier Arm führte ihre Augen zu dem imposanten Bauwerk aus gotischen Türmen, verschnörkelten Wasserspeiern und rubinrotem Sandstein. Wie der Eingang zur Hölle thronte die Kathedrale hinter dem gewaltigen Vollmond und Brianna schluckte. Sie wusste nicht, was sie dort erwartete, aber beim Verlauf des heutigen Tages konnte es nur der Tod persönlich sein, der sie alle mit offenen Armen willkommen hieß.
      Sie nickte Herleif zu, die nur wenige Meter unter ihr schwebte und ihr als Letzte bei ihrer abenteuerlichen Reise durch die Lüfte geblieben war. Die Walküre strahlte eine ungeheure Sicherheit aus, die sie zeitgleich mit Aloës Wind in einen wohligen Kokon hüllte. Gemeinsam machten sich die beiden Frauen zur Landung bereit. Ihren kahlköpfigen Verfolger hatten sie offensichtlich abgeschüttelt.

      ~ Wenige Minuten zuvor – Ausgang aus dem Judasring ~

      Sie alle blickten auf die kniende Aloë, die ihre Hände auf den buckligen Boden gelegt hatte, der ebenso krumm war wie die Rücken der Aussätzigen, die man zum Leben in die finsteren Ringe der Stadt verbannt hatte. Während sich der blauhaarige Engel konzentrierte, um ihren Plan umzusetzen, hatten Drake und Brianna einen Verband aus zerrissenen Kleiderstücken angefertigt und ihn der Walküre angelegt. Sie hatte sich das altrosafarbene Haar in mehreren Strähnen zu kleinen Zöpfen geflochten und hinten in einen straffen Pferdeschwanz zusammenlaufen lassen. Ihre scharfen Gesichtszüge verzogen sich schmerzhaft, als Brianna den Verband festzog. Die Hände der Schatzjägerin verweilten einen kurzen Moment auf der filigranen Rune, die sich dort in die Haut geritzt hatte und die azurblau durch den Verband leuchtete und zu pulsieren schien.
      »Es ist keine permanente Heilung, falls du das fragen wolltest«, schien die Walküre ihre Gedanken zu lesen. »Die Rune verstärkt nur die Heilungsprozesse, die in jedem Menschen verankert sind und lindert ein wenig den Schmerz. Zudem ist sie für jeden anderen Menschen kaum zu ertragen, wenn nicht sogar tödlich!«.
      »Wenn wir hier entkommen sind, musst du mir mehr über diese Teufelsfrucht erzählen«, schmunzelte die Rothaarige Herleif zu und ein undefinierbarer Schatten legte sich über Briannas Gesicht. Die Walküre wollte sich gerade erkundigen, ob alles in Ordnung sei, als Aloë triumphierend die Faust in die Luft streckte. Alle wandten sich zu ihr um und wichen instinktiv einen Schritt zurück, als der Boden zu pulsieren begann. Der Engel hatte wieder beide Handflächen auf das Pflaster gelegt, als ein erneutes Beben den kleinen Platz erschütterte. Der Meermann wollte sich gerade erkundigen, was hier vor sich ging, als etwas aus dem Boden spross. Drei mannshohe Pflanzen rekelten sich, trieben Blätter und schlängelten sich aus dem unwirtlichen Boden, um inmitten dieser unwirtlichen Gegend zu erblühen.
      »Das sind-«, setzte Herleif perplex an.
      »Pusteblumen!«, beendete Aloë zufrieden feixend ihren Satz und trat einen Schritt zur Seite, um Herleif, Drake und Brianna den Weg frei zu machen. Sichtlich erleichtert betrachtete sie die drei Pusteblumen, die sie erschaffen hatte und deren abgeblühte Köpfe sachte im lauen Wind wiegten. Es hatte sie deutlich mehr Kraft gekostet, als sie angenommen hatte und im ersten Augenblick hatte sie gar keine Stimme der Waldgeister vernehmen können. Im Boden pulsierte der Tod wie schwarzes Blut und der Engel war froh, dass sie sich bald auf den Weg machen konnten, um die Kathedrale zu erreichen.
      Als sich alle drei an einen der Stile geklammert hatten, schloss Aloë die Auge und mit einer filigranen Handbewegung ihrer Hände frischte ein Wind auf, der den Schatzjägern beherzt in die Kleider griff und die Pusteblumen aus dem unwirtlichen Boden riss. Der Engel ließ sich einfach wie eine Feder mit ihnen in die Lüfte gleiten und gemeinsam steuerten sie ihr Ziel am Gipfel des Berges an.

      ~ In der Gegenwart ~

      Er wusste, dass es keinen Sinn mehr hatte, die beiden Frauen zu verfolgen. Die Jägerin war bereits auf dem Weg und sie trieb den Gestank von Ruß, Asche und verbrennendem Papier vor sich her. Humpty Dumpty balancierte auf den Spielkarten, die er wie selbstverständlich in den Lüften schweben ließ. Sie umgaben ihn wie Tänzerinnen auf einer Gala, waren zugleich aber auch Schild und Speer, bereit, die Jägerin in die nächste Falle tappen zu lassen. Er war der Herr der Karten und er erwartete die Teufelstänzerin bereits mit einem perfekten Blatt.
      »Full House!«, grinste der eierförmige Mann und zwirbelte seinen pechschwarzen Schnauzer.


      Hier geht es mit Kapitel 167 weiter


    • Antwort auf Fanpost & 161. Kapitel erschienen

      Meine Abstände kommen mir mittlerweile auch vor wie eine Ziehharmonika...mal lang, mal kurz, aber immerhin bin ich meinem Ziel, vor Weihnachten zwei Kapitel zu veröffentlichen, um 50 % näher gekommen. Kann sich doch auch sehen lassen, oder?
      Das neue Kapitel, welches dafür immerhin so lang war, dass ich einen neuen Beitrag (eins über diesen) anfangen musste, entschädigt dann vielleicht für die Wartezeit.

      Damit ist alles gesagt und ich kann mich euren Kommentaren widmen.

      @Bo

      -Bo- schrieb:

      Das Kapitel beginnt gnädiger Weise dort, wo das letzte endete und präsentiert uns eine panische Caramel. Da der Twist um die kinderhassende Menschenhändlerin im Ordensgewand nicht zieht, verpasst du Caramel zur passenden emotionalen Untermalung mal eben eine Vergangenheit - und die fällt gewohnt unangenehm aus. Natürlich konnte Caramel ihren Bruder nicht einfach vor einer Haustür absetzen oder einem Waisenhaus, nein. Das wäre zu menschlich. Da musste es gleich der Kinderstrich sein, auf dem er feilgeboten wurde. Nicht, dass es mich stört - immerhin wurde uns Caramel seit jeher als ein habgieriges und opportunistisches Miststück vorgestellt und du lieferst hier nur die Antwort auf die Frage, ob sie schon immer so war - aber es ist doch auffällig, wie gerne du Kindern abscheuliche Dinge antust. Da kommt der Lehrer durch, nehme ich an? :D
      Die kleine Zusatzinfo hat mir jedenfalls gut gefallen und stellt für mich auch einen angenehmen Mittelweg zwischen deiner FF und Odas Werk da. Du sparst dir große kreative Ausschmückungen, die Oda später vielleicht sogar widerlegen könnte, und setzt an den kleinen Feinheiten an, für die Oda schlichtweg keine Zeit findet. Diese Vorgehensweise macht für mich eine gute FF aus, die dem Originalwerk treu bleibt und trotzdem seine eigene Marke setzen will.
      Joa...was soll ich sagen? Kinder sind so ein wunderbares Zielobjekt für Leid und erwecken damit recht schnell Emotionen...du musst aber zugeben, dass ich mit Prinzessin Lillybitch und den Tweedletwins auch schon genug Kinder ins Spiel gebracht hab, die genug grausames getan haben.
      Hält sich dann vielleicht irgendwie die Waage? :D

      Die Szene hat sich einfach perfekt angeboten, um Novgorod schon ein wenig anzuteasern. Du weißt ja, dass meine Freude immens ist, diesen Arc irgendwann vor dem Eintritt ins Rentenalter zu beginnen :)

      -Bo- schrieb:

      Aber zurück zu Caramel, welche in ihrer unendlichen Großherzigkeit vier weiteren Kindern neben ihrem Zielobjekt das Leben rettet...oder so ähnlich. Die gackernde Ironie ist überdeutlich und wird durch die Außergewöhnlichkeit der Jungs sogar noch auf die Spitze getrieben. Mit Neunmalklug Dädalus, Herzensbrecher Michel und Kaltblüter Luzifer sitzen drei der wohl stärksten (und kuriosesten) Persönlichkeiten des Klosters in Caramels Boot. Diese Drei sind auch die treibenden Kräfte in der Zukunft, welche du uns nun wohl nach und nach eröffnen wirst und die letztendlich entweder zum Aufbau der Triade oder zu den Ereignissen führen, die Dädalus und Co. zu Mitgliedern eben jener gemacht haben. Natürlich kann man nun anführen, dass Dädalus als mittel- und heimatloses Kind in die Triade oder deren Vorreiter hineinerzogen wurde, manipuliert von äußeren Umständen und Menschen, die sich in der Not um ihn gekümmert haben. Jedoch, und deshalb mein Hinweis auf die starken Persönlichkeiten, hoffe ich auf eine weniger simple Lösung dieser Problematik. Dädalus wurde uns als aufgewecktes und kritisches Kind vorgestellt, das stundenlang in der Bibliothek schwere Wälzer durchpflügt, Lehren hinterfragt und zur Not auch Streit mit dem Himmel anzetteln würde, gäbe er ihm Grund dazu. Einem solchen Kind traue ich zu, auch in bitterer Hoffnungslosigkeit zu seinen Werten und Prinzipien zu stehen. Daher erhoffe ich mir, dass Dädalus mit den Werten der Triade/des Lords entweder konform geht oder von diesem (oder dessen Gefährten) irgendwie überzeugt wird. Interessant wäre es allemal, wenn der hochintelligente und aufgeklärte Dädalus von einem geschickten und charmanten Demagogen um den Finger gewickelt würde. Der Lord könnte ein ebensolcher sein, war der junge Shmuel doch selbst ein Kind der Armut und gefangen in einer Welt, die sein großes Potenzial in Staub und Tyrannei zu ersticken versuchte. Der Lord könnte zum kleinen Dädalus durchdringen, ihm einen Weg jenseits des blinden Zorns gegen die Weltregierung aufzeigen; oder ihn und seine Begleiter - Luzifer, Sybill, Michel - in ihrem Bestreben noch unterstützen. Vielleicht war es der Lord/die Triade, die den Kampf der Kinder gefördert und geformt hat. Die Kinder haben die Hingabe und den Eifer, die Triade die Mittel und Möglichkeiten.
      Also ich denke, dass ich einen guten Mittelweg finden werde, um eine akzeptable Mischung aus beiden Varianten zu finden.
      Einerseits ist Dädalus (ich spreche mal subsumierend für die restliche Gruppe) ein aufgewecktes, stures Köpfchen, aber dann irgendwie doch noch ein Kind und anfällig für die Lehren, die ein geschickter Demagoge ihm als die große Weisheit auftischt.
      Aber ich werde hier auf jeden Fall auch zeigen, dass nicht erst das Alter und die Verbitterung Dädalus auf Konfliktkurs mit dem Lord/der Triade geführt hat.

      -Bo- schrieb:

      Die Frage ist nun, wie diese Geschichte zu bewerten ist. Gut, böse, Grauzonen. Der Hass der Kinder ist nachvollziehbar, ebenso wie das Eingreifen des Lords in Form von Katerina, welche jedoch noch immer geheimnisvoll in den Schatten verweilt und das eigentliche Ziel ihres Anführers verwahrt. Fügt man die Hexen in Form von Sybill, die Prophezeiung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie die Rachegelüste der Kinder zusammen, ergibt sich...was? Die Vernichtung der Weltregierung durch eine krude Überlieferung, die in irgendeiner Weise mit Horizon zusammenhängt und zum Untergang der 5 Weisen selbst führen könnte? Erinnert man sich an ihre Unsterblichkeit, die allem Anschein nach auch der Lord und Katerina auf die eine oder andere Weise teilen, wäre ein logischer Zusammenhang vage gegeben. Aber ist es so einfach? Wenn Horizon gefunden oder entfesselt oder freigesetzt wird, könnte das Leben der Weisen damit verlängert werden? Oder das vom Lord und Katerina? Vermutlich ist es für solche Fragen noch zu früh, jedoch scheint sich der Nebel langsam zu lichten. Eine Überlegung wert wäre auch die Intention der Herzkönigin und des Zaren. Beide wirkten bisher eher wie weltliche Monarchen mit ebenso weltlichen Zielen und Ansprüchen, die sich der mythischen Schnitzeljagd des Lords eher aus Verpflichtungen ihm gegenüber verschrieben haben. Inwieweit also sind sie in die Prophezeiung eingeweiht, in die Pläne und Vorhaben des Lords? Werden sie am Ende nur benutzt, als Machtmittel? Die Herzkönigin ist immerhin bereits auf Kriegsfuß mit Shmuel und hat sich dafür sogar über eine politische Ehe an den Zaren gekettet, welcher jedoch seinerseits mit den Walküren auf Walhalla (für den Lord?) beschäftigt ist. Dass die Triade in ihrer Form dem Ende nahe ist, sollte klar sein. Der Weg dahin und ihre Geburtsstunde sind da schon spannender. Wer benutzt wen und welche Rolle spielte Luzifer über all die Jahre, vor und nach dem Ausstieg von Dädalus? Immerhin schien Dädalus irgendwann nicht mehr mit den Vorhaben der Triade einverstanden. War tatsächlich Brianna respektive ihre Tochter diese Zäsur? Und welche Rolle spielen die Eltern der Rothaarigen, welche auch mehr zu sein scheinen als angenommen?
      Der Arc ist ein Meilenstein, was die Triade angeht und wird Anfangs- und Schlusstein dieser Institution als solches besiegeln. Das war zumindest eine der spannenden Prämissen, die mich zur Bündelung der Fäden in diesen Arc bewogen haben und auch wenn ich manches gestrichen habe, so wird diese Auflösung nicht angetastet werden.
      Es wird defintiv eine Entwirrung all der Fäden geben, die mit der Triade zu tun haben. Besonders die Motive der Herzkönigin werden in den nächsten Kapiteln angerissen werden. Immerhin steht die gute Frau und ihre Untergebenen da wieder einmal im Mittelpunkt, um auch ihre Charakterisierung voranzubringen.

      -Bo- schrieb:

      Sybill ist aktuell immerhin durchaus selbstbewusst im Umgang mit Brianna, weiß offensichtlich auch über deren Rolle im großen Spiel der Könige und wirkt beunruhigend zuversichtlich. Wird sie entfesselt, sobald Luzifer fällt? Vertraut sie deshalb auf Brianna, die bereits einmal durch Luzifers Traumwand gebrochen ist? Die Vorstellung, Sybill auf die echte Welt loszulassen, ist...gelinde gesagt verstörend. Diese Frau personifiziert in ihrer abstoßenden Allmacht und bedrückenden Abgebrühtheit zunehmend das wahre Böse, welches sich all die Jahre an Luzifer gelabt hat und nun endlich zurückzukehren bereit ist, um an der Seite der Auserwählten die Erfüllung der (/ihrer?) Prophezeiung mitzuerleben. Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass selbst der Tod Sybill nicht aufhalten kann. Sybill siegt, sobald sich die Prophezeiung erfüllt und sollte die Prophezeiung mit Horizon zusammenhängen, so wird Brianna früher oder später genau das tun, was Sybill so sehr begehrt. Um ihre Tochter zu retten, vor wem oder was auch immer, wird Brianna ihr Schicksal erfüllen und damit den "bösen Mächten" in die Hände spielen - unabhängig davon, ob sie sich am Ende gegen sie stellt oder nicht. Momentan haftet Sybill etwas Unaufhaltsames an, was beängstigend und faszinierend zugleich ist. Gute Arbeit.
      Sehr gut. Genau diesen Eindruck wollte ich Erwecken. Ob Sybill am Ende tatsächlich unaufhaltsam ist und ihr Brianna oder jemand anderes doch nicht noch einen Strich durch die Rechnung machen kann, möchte ich so weder bestätigen, noch vereinen.
      Es gilt hier eine Feindin zu schlagen, die physisch bereits nicht mehr vorhanden ist. Umso schwieriger und reizvoller die Arbeit und ich bin wirklich froh, dass dir Sybill bisher so zusagt. Es bereitet mir wahrlich Freude mit ihr zu schreiben.

      -Bo- schrieb:

      Zum Abschluss möchte ich natürlich noch zu Drake kommen, der endlich einen Bezug zum Rest des Geschehens abseits der zeitlosen Verstrickung der Erwählten und Unsterblichen darstellt. Die Handlung fügt sich Schritt für Schritt zusammen, immerhin haben sich derweil Kol und Marc sowie Kaisa und Aloe gefunden. Mit dem Eingreifen der Herzkönigin, die endlich ihre Truppen ausschwärmen lässt und damit den Kämpfen Tür und Tor öffnet, bewegt sich der Arc auf sein unausweichliches Finale zu. Kampfpaarungen sind an dieser Stelle ebenso unsinnig wie schwierig zu mutmaßen, jedoch freue mich auf die Ritter der Herzkönigin und möchte dich an dieser Stelle noch einmal für deren Darstellung loben. Obwohl sie bisher noch nicht so viel gezeigt haben, gefallen mir diese schaurigen Wunderlandgestalten sehr gut. Ich hoffe jedoch, dass du dich mit den kommenden Kämpfen weniger schwer tust als noch mit den Sieben Todsünden. Vielleicht hilft es, dass Alice & Co. noch nicht so lange und intensiv Teil der Handlung und deines kreativen Herzens waren. Oder du hast aus dem letzten Arc gelernt und kannst die Kämpfe nun besser jonglieren und ausloten. So oder so, ich freue mich auf Viktorias Vasallen und die Protagonisten, die gegen diese Monster in die Schlacht ziehen müssen. Gerade bei Brianna erwarte ich da eigentlich einen kompakten und knackigen Fight, der ohne den aufgedunsenen - wenn auch notwendigen - Schicknack ihres letzten großen Kampfes gegen den Hochmut auskommt.
      Das Wunderland samt Herzkönigin wird noch ein wenig Anstrich bekommen, aber ich denke, dass ich - was die Kämpfe angeht - einen besseren Weg finden werde. Ich habe mit Kaisa und Aloë jetzt bereits ein paar der Charaktere ins Kampfgeschehen gezogen und werde jene versuchen ein wenig mehr zu verteilen, während andere noch/schon in der Handlung verstrickt sind. Gerade das Konzept des Arcs, bietet sich für diese Lösung gut an. Aber dazu mehr, wenn es soweit ist. Ein kleines wenig wird es schon noch dauern.


      @qoii

      qoii schrieb:

      Aber nun zu Kapitel in dem es zu einem nicht unerheblichen Teil darum geht, womit ich mich schon beim letzten mal abgefunden habe. Der weiteren Zerstörung einer großen gut Ausgestatteten Bibliothek, nebst Insel und dessen wahrscheinlich sehr schönen und alten Gebäuden. (*schnief ).
      Die Szene gab es nur für dich, mein Lieber :D

      qoii schrieb:

      Wobei man Sybill, nicht hundertprozentig dazurechnen kann, da sie nur kurz auf der Insel war. Allerdings frage ich mich gerade, was ihre Aufgabe war bzw was das Ziel der gesamten Aktion. Katharina hat Caramel doch damit beauftragt Sybill auf der Insel einzuschleusen, welche dann irgendetwas in einer fremden Sprache vor der >Verbotenen Abteilung< gemurmelt hat. Danach hat Katharina schon den BC auf die Insel losgelassen. Bleibt natürlich auch die Frage in wieweit Sybill in alles eingeweiht war, denn wenn ja, hätte sie auch so von der Fluchtrute wissen können ohne von Caramel in letzter Minute "gerettet" zu werden. Zumindest habe ich es so verstanden, dass es irgendeine Verbindung zwischen Katharina und Sybill und somit dem (vermeintlichen) Lord gegeben hat.
      Hierzu fehlt dir noch ein Puzzlestück, um das weiter zu verstehen. Generell ging es Katharina nur darum zu erfahren, ob das, was sie brauchte, tatsächlich auf Siena war.

      qoii schrieb:

      Sofern es sich bei dem jungen Mann am Ende um den Lord handelt, ist es auch auffällig, dass bis jetzt alle Hexen/Dreiaugenstämigen zum Lord zu gehören scheinen, wenn man von Raphaela absieht. Aber sie wäre sicher auch beim Lord gelandet, wenn Luzifer sich nicht ihrer angenommen hätte. Denn Dädalus gehörte mehr oder minder zum Lord und da er bis zu Letzt mit Michael "befreundet" war, müssten sie zur gleichen Fraktion gehört haben. Luzifer hatte sich irgendwann von ihnen entfernt/ eine andere Richtung eingeschlagen, was letztendlich dazu führte, dass er von Michael unter Einsatz seines Lebens aufgehalten wurde
      Bestätigung, dass es sich dabei um den Lord handelt, hast du ja bereits bekommen und ja..es ist kein Zufall, dass sich alle Hexen genau dort befinden.
      Aber zu den Hexen kommt ja auch noch mehr in diesem Arc.

      qoii schrieb:

      Ich frage mich gerade, ob Sybill vielleicht sogar etwas mit Genevieve zu tun, Tochter, Schwester oder so etwas. Wenn der Augenstamm wirklich weitgehend freundliche Verbindungen mit dem Lord hat und es nicht nur Genevieve und ihre (erweiterte) Familie ist, wäre dies schon die zweite besondere Frauengruppe, welche dem Lord wohlgesonnen scheint. Denn er müsste auch zu den Walküren gute Beziehungen haben, sofern ich mich recht entsinne. Zwar hat Herleif dafür gesorgt, dass Brianna und Co von Luzifer gefangen wurden, aber dies war nur eine größere Falle, um den Leuten des Lord zu ermöglichen, selber auf die beiden Schiffe zu kommen und somit an ihren von Luzifer gefangenen Anführer.
      Also zu diesem Punkt enthalte ich mich noch, aber Aufklärung gibt es mit dem Ende des Arcs.


      Wie immer die obligatorische Entschuldigung, dass es solange gedauert hat und bis zum nächsten Mal!

      - V.

    • Fast eine Woche ist dein Kapitel schon wieder alt? Es ist beunruhigend, wie viel Zeit vergangen ist, in der ich rein gar nichts auf die Kette gekriegt habe. Verstörend, verstörend. Weiter im Text, bevor ich zu schreien anfange und nie wieder aufhöre. :D

      Vorneweg muss ich sagen, dass ich bei diesem Kapitel irgendwie gemischte Gefühl empfinde. Da es nun doch strammen Schrittes in Richtung Finale geht, mit pompösen Beinamen der Antagonisten und allem drum und dran, hat sich bei mir doch ein etwas verhaltenes "Okay" als Reaktion breitgemacht. Woran das genau liegt, mag ich gar nicht auf den Punkt einzugrenzen. Jedoch würde ich als Beispiel beinahe die Szene mit Dädalus anbringen, der in wenigen Sätzen doch relativ umstürzende Erlebnisse schildert. Mit dem Lord, der nun endlich aus den Schatten tritt und beinahe greifbar erscheint - wenn auch nicht ist - habe ich mir ehrlich gesagt eine etwas...umfangreichere Darstellung erwartet. Verstehe mich nicht falsch, der Flashback von Dädalus und das Auftreten des Lords am Ende haben mir gut gefallen, diese "Joa, und dann hat er uns halt eingewickelt und wir wurden manipuliert"-Nummer war mir dann aber zu platt. Vielleicht hätte sich hier ein bisschen mehr Arbeit, ein bisschen mehr Flashback doch angeboten. Einfach, weil der Lord als Figur so groß ist und diese Sätze von Dädalus so klein, dass die Diskrepanz irgendwo doch ernüchtert. Eine kleine Szene, ein erstes Gespräch des Lords zu den Kindern oder was auch immer. Einfach, um diese Figur plastischer zu machen. Vielleicht willst du dir das noch aufsparen, vielleicht Rückblenden nachreichen. Aber wenn, dann stimmt das Timing für mich nicht. Es mag ein kleiner Kritikpunkt sein, der die ansonsten starke Handlung um Dädalus und Raphaela für mich aber etwas säuert. Als wäre dir am Ende die Tinte ausgegangen, oder die Geduld.

      Dädalus hingegen stellst du gewohnt kaltschnäuzig dar. Er ist schlau, er ist furchtlos und gerade waghalsig genug, um seine große Fresse verwegen erscheinen zu lassen. Vielleicht sind mir seine Sprüche hier und da ein klitzekleines bisschen zu lang, um sie als Oneliner durchgehen zu lassen, aber unterhaltsam sind seine kreativen Beleidigungen allemal. :D
      Gleichzeitig finde ich es angenehm konsequent, dass du Dädalus endlich für seine vorgeschobene Großkotzigkeit büßen lässt. Wie endgültig der Verlust des Auges nun ist - gemessen an der Tatsache, dass du mit Dädalus und dem kleinen Wunderkind bei Barcelo zwei der klügsten Leute aller Meere in deiner FF hast - mag streitbar sein. Dennoch überraschend heftig, wie Gabriel hier durch die vielzitierte Plot Armor eines Protagonisten bricht und ihm sein Auge nimmt. Gute Szene für den Erzengel, der bisher zwar eindringlich, aber nicht unbedingt einprägsam auftrat. Zwar bin ich noch unsicher, wie und ob Dädalus aus seinen Ketten entkommen will, einen Kampf gegen den Sohn (und das Ebenbild) seines einstigen Gefährten würde ich aber nicht unbedingt ablehnen.^^

      Wenn wir schon bei dem Thema sind, können wir auch gleich mit dem mannigfachen Origami weitermachen. Vom Titel mal abgesehen, den ich immer noch abstrus finde, kristallisiert sich H.D. erneut als verlässlichster und wertvollster Vasall der Herzkönigin heraus. Seine Soldaten bilden die - Achtung - Trumpfkarte im Ärmel der Königin und machen sogar der abgebrühten Kaisa Ärger. Ob sich hier die nächste Kampfpaarung anbahnt? So undurchschaubar die Stärkeverhältnisse auch sind, Kaisa ist definitiv an der oberen Riege anzusiedeln und verdient einen entsprechend gewichtigen Widersacher. Der Eiermann würde sich anbieten, auch wenn ich mir den Kampf selbst nicht recht vorstellen kann. xD

      Kyu, Kyu...ja, was schreibe ich zu Kyu? Du weißt, dass Kyu nie mein Lieblingsheld in deiner Geschichte war. Ich mag seine Rolle und den Charakter, aber wirklich favorisieren konnte ich ihn nie. So habe ich auch nie wirklich auf seine Vergangenheit hingefiebert, wenngleich sie mich natürlich auch interessiert hat. Wir haben nun erfahren, dass er seine Familie und seine Sandkastenfreundin abgeschlachtet und verschlungen hat, was das Glossar deiner inszenierten Grausamkeiten um einen Eintrag erweitert.^^
      Die Szene selbst hat mir rein handwerklich gut gefallen, mit Marie hast du dir zudem einen Charakter ausgewählt, der sein inneres Monster stets nach außen gekehrt hat und damit alles darstellt, was Kyu niemals war und immer gefürchtet hat. Wie lange der Fuchs nun die Oberhand behält und ob die Walküre wirklich sterben wird, wage ich mal nicht zu mutmaßen. Es wäre eigentlich beinahe poetisch, wenn Kyu im Kommenden durch Brianna gerettet würde. Nachdem er ihr im Kampf gegen Narcisse den Kopf wusch, könnte sie nun an den Jungen in der Bestie appellieren und ihm helfen, die Kontrolle zurückzuerlangen. Je nach Entwicklung der Endphase natürlich vor, während oder nach seinem Kampf. Was nicht heißen soll, dass beide wieder ein Teamduell bestreiten sollten. Dass ich Brianna gerne in einem knackigen Zweikampf ohne große emotionale Anwallungen sehen will, sollte ja kein Geheimnis mehr sein. :D

      Was bleibt? Insgesamt ein gutes Kapitel, welches spürbar das Ende vorbereitet. Kyu ist nunmehr in der "Realität" angekommen, wenngleich auch nicht er selbst, und Dädalus' Geschichte wurde durch Gabriel auch beendet. Ein bisschen ernüchtert war ich vom plumpen Umgang mit dem Lord und der Ausbruch von Kyus innerem Monster kam mir vielleicht einen Ticken zu...konstruiert, aber in Anbetracht des Arcs und deiner Probleme mit ihm sind beide Punkte zu verschmerzen. Die Fahnen stehen auf Sturm und ich freue mich auf die Finalphase. :)


    • Kapitel 161: Wer hat Angst vorm bösen Fuchs?

      Nach viel zu langer Zeit komme ich auch endlich wieder mal dazu, einen Kommentar zu schreiben. Die lange Pause ist definitiv nicht der Stille im FF Bereich geschuldet, im Gegenteil bisher kam sie mir eher entgegen und es gibt keine unkommentierten Kapitel. Hoffen mir einfach mal, dass wir alle im neuen Jahr wieder mehr Zeit und Inspiration finden werden.

      Anders als sonst möchte ich diesem mit einer Bemerkung zu Bos Kommentar beginnen, da ich mir bei lesen nicht ganz sicher war, ob wir von den gleichen Grundvoraussetzungen ausgehen. Denn soweit ich mich entsinne, befinden sich Brianna und Co immer noch alle in einer der Albtraumwelten, von Luzifer und wir wissen noch nicht, ob körperliche Verletzungen oder sogar der Tod innerhalb dieser Welt, Auswirkungen in der Realität hat. Deswegen hat mich der (derzeitige) Verlust von Dädalus Auge irgendwie ziemlich wenig beeindruckt. Zwar könnte es noch in den folgenden Kämpfen wichtig werden oder Briannas Zorn weiter entfesseln, aber derzeit gehe ich noch nicht von einer dauerhaften Einschränkung aus. Die seelischen Schäden, die jeder der Beteiligten in diesem Welten angesammelt hat, reichen eigentlich schon völlig aus, um die Truppe nach ihrem erwachen lang genug zu beschäftigen und "einzuschränken".

      Bei Kaisa finde ich besonders die Aussage »Ich werde nie wieder zu euch zurückkehren« interessant, nachdem sie von Aloe aus der Eiswelt gerettet wurde, aber geistig noch nicht völlig zurück war. Wen bzw welche Organisation meist die damit, den bei ihr kommen Grundsätzlich so viele in Frage, da mehrfache Lagen von Unterwanderdungsaufträgen ausgeführt hat.
      Wenn ich mich recht entsinne, ist die am weitesten zurückreichende Information außerhalb dieser Abraumwelten, dass sie von einem Mann aus einem Eismeer gerettet worden ist. Dieser wurde, wenn ich mich recht entsinne, als bärenartig beschrieben. Von ihm und seiner Organisation, ist sie dann trainiert worden. Die nächste Station war die CP-9, von der sie als Sekretärin bei den Todsünden eingeschleust wurde. Als sie auf dieser Stelle saß, wurde sie von irgendwem nach SF geschickt, wo sie sich nach den Kämpfen Brianna angeschlossen bzw ihre Truppe begleitet hat. Wie wir irgendwann nebenbei durch ein Teleschnekengespräch erfahren haben, erfolgte dies mehr oder minder auf den Befehl einer anderen Person, wobei wir dazu den bärenartigen Typen im verdacht hatten, der sie damals gerettet hat. Schlussendlich können wir also vermuten, dass sie die ganze Zeit für diese Organisation gearbeitet hat, aber ist dies auch die Organisation zu der sie nie mehr zurückkehren möchte. Irgendwie glaube ich das eher weniger, da sie in ihrer Albtraumwelt, in der sie geistig noch festhing, gerade erst auf diese getroffen ist, die Tundra passt sehr gut als Eismeer. Deswegen würde ich vermuten, dass sie bereits vorher irgendwie bei einer anderen Organisation mit drin gehangen hat, wahrscheinlich die gleiche, welche für ihre Tattoos verantwortlich sind und dass sie zu dieser nicht mehr zurück will. Übrigens meine ich das nur oder wurde schon mal bestätigt, dass der Bärentyp zu den Revos gehört?

      Humpty Dumpty, Herold des mannigfaltigen Origami!« ist für die Kartensoldaten verantwortlich, welche bei einer Anlehnung an die Herzkönigin nicht fehlen dürfen. Ich würde vermuten, dass er von einer Papierfrucht gegessen hat, die es ihm entweder ermöglicht, Papier/Papp-Gegenstände einfach zum Leben zu erwecken oder er muss dem Origami treu bleiben und sie vorher noch irgendwie bearbeiten/falten. Im Prinzip sind seine Kräfte der Zeichnen/Malfrucht nicht unähnlich. Kaisa und Aloe sitzen jetzt erst mal fest, wobei ich mir vorstellen könnte, dass diese Soldaten nicht nur eine extreme schwäche gegen Feuer haben, was Kyu begünstigen würde, sonder auch Wasser seinen Dienst tun wird, womit Aloe auch eine Chance haben könnte.

      Leider erfahren wir nicht wirklich mehr über die Vergangenheit der fünf Kinder oder des Lords, da die kleine Unterhaltung von der Ankunft Gabriels unterbrochen wird, der noch einmal seinen Fanatismus unterstreicht. Anscheinend hat Luzifer eine menge beim Lord gelernt, was das Umgarnen und Beeinflussen von Kindern angeht. Der einzige Grund. warum es bei Raphaela nicht geklappt zu haben scheint ist höchstwahrscheinlich, dass sie durch ihr drittes Auge oder zumindest die Ansätze von diesem sehr unter ihrem Bruder gelitten haben dürfte.

      Bei den Ereignissen rund um Kyu stellt sich mir wieder die Frage was einstricht den realen Erinnerungen bzw Gegebenheiten und was ist nur in der Traumwelt passiert. Derzeit würde ich davon ausgehen, dass er damals bei seinem Kontrollverlust "nur" seine Schwester gefressen hat. Denn als die Ereignisse begannen, hat ihn nur die Anwesenheit seiner Schwester aus dem Konzept gebracht und nicht die seiner Mutter bzw Brüder und Vater. Hier hatte er sich zwar auch die Erinnerung geschaffen, dass Vater und Brüder für den Tod der Schwester verantwortlich sind, aber wenn er seine ganze Familie getötet hätte, würde ich eine etwas andere Schutzerinnerung erwarten. Weiterhin sprich Marie auch davon, dass er jetzt nach Gretchen seine Tat vollendet hat. Mit ihr hast du, wie Bo bereits erwähnt hat, einen wunderbaren Gegenpart zu Kyu gewählt. Während dieser unter seiner Tat und den Kräften immer mal wieder leidet, hat sie den tierischen Teil in sich immer vollkommen akzeptiert und mit Genuss freien Lauf gelassen. Zwar ist sie es nicht wirklich, denn Luzifer dürfte nie an ihre Erinnerungen gekommen sein, aber selbst Luzifers Einflüsterungen an Kyu, durch sie durchführen zu lassen, ist nicht nur für Kyu sehr passend, sonder besonders für uns Leser, die dann doch das eine oder andere mehr über sie Wissen. Nun haben Brianna und Co. jedenfalls vorerst das Problem eines Außenkontrolle geratenen Fuchsgeistes oder derzeit wohl eher Herleif. Mal schauen ob sie ihn erreichen kann oder doch Gabriel "rechtzeitig" zurückkommt um die Aufmerksamkeit des Fuchses auf sich zu ziehen.

      Wie bereits oben erwähnt schließt sich damit ein Jahr im FF-Bereich welches durch viele Zeit und Inspirationen "Probleme" bei allen Beteiligten geprägt war. Hoffen wir darauf, dass das neue Jahr erfolgreicher verlaufen wird. :)
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Antwort auf Fanpost & 162. Kapitel erschienen

      Ohne Umschweife und großes Tara möchte ich auf eure Kommentare eingehen, bevor ihr euch Kapitel 162 widmen könnt.

      @Bo

      Wir hatten da ja schon etwas ausführlich privat drüber gesprochen, weswegen ich da gar nicht weiter darauf eingehen möchte.
      Du kennst ja mein geplantes Vorgehen.

      -Bo- schrieb:

      Dädalus hingegen stellst du gewohnt kaltschnäuzig dar. Er ist schlau, er ist furchtlos und gerade waghalsig genug, um seine große Fresse verwegen erscheinen zu lassen. Vielleicht sind mir seine Sprüche hier und da ein klitzekleines bisschen zu lang, um sie als Oneliner durchgehen zu lassen, aber unterhaltsam sind seine kreativen Beleidigungen allemal. :D
      Gleichzeitig finde ich es angenehm konsequent, dass du Dädalus endlich für seine vorgeschobene Großkotzigkeit büßen lässt. Wie endgültig der Verlust des Auges nun ist - gemessen an der Tatsache, dass du mit Dädalus und dem kleinen Wunderkind bei Barcelo zwei der klügsten Leute aller Meere in deiner FF hast - mag streitbar sein. Dennoch überraschend heftig, wie Gabriel hier durch die vielzitierte Plot Armor eines Protagonisten bricht und ihm sein Auge nimmt. Gute Szene für den Erzengel, der bisher zwar eindringlich, aber nicht unbedingt einprägsam auftrat. Zwar bin ich noch unsicher, wie und ob Dädalus aus seinen Ketten entkommen will, einen Kampf gegen den Sohn (und das Ebenbild) seines einstigen Gefährten würde ich aber nicht unbedingt ablehnen.^^
      Dädalus vs. Gabriel? Möglich, aber ich würde nicht mein hart verdientes Geld drauf wetten :P
      Gabriels Charakter wird zwar hier und da vielleicht noch ein wenig beleuchtet und seine innere Motivation herausgearbeitet werden, aber im Grunde soll es bei diesem "einfachen" Charakter bleiben. Er ist ein Hardliner, er ist grausam und brutal und bestimmt auch nur ein Opfer der Umstände, aber mehr steckt nicht dahinter.


      -Bo- schrieb:

      Wenn wir schon bei dem Thema sind, können wir auch gleich mit dem mannigfachen Origami weitermachen. Vom Titel mal abgesehen, den ich immer noch abstrus finde, kristallisiert sich H.D. erneut als verlässlichster und wertvollster Vasall der Herzkönigin heraus. Seine Soldaten bilden die - Achtung - Trumpfkarte im Ärmel der Königin und machen sogar der abgebrühten Kaisa Ärger. Ob sich hier die nächste Kampfpaarung anbahnt? So undurchschaubar die Stärkeverhältnisse auch sind, Kaisa ist definitiv an der oberen Riege anzusiedeln und verdient einen entsprechend gewichtigen Widersacher. Der Eiermann würde sich anbieten, auch wenn ich mir den Kampf selbst nicht recht vorstellen kann. xD
      Abwarten. Noch müssen sich Kaisa und Aloë ja nur den Kartensoldaten stellen und noch nicht dem eigentlich Urheber.


      -Bo- schrieb:

      Kyu, Kyu...ja, was schreibe ich zu Kyu? Du weißt, dass Kyu nie mein Lieblingsheld in deiner Geschichte war. Ich mag seine Rolle und den Charakter, aber wirklich favorisieren konnte ich ihn nie. So habe ich auch nie wirklich auf seine Vergangenheit hingefiebert, wenngleich sie mich natürlich auch interessiert hat. Wir haben nun erfahren, dass er seine Familie und seine Sandkastenfreundin abgeschlachtet und verschlungen hat, was das Glossar deiner inszenierten Grausamkeiten um einen Eintrag erweitert.^^
      Also in der Realität sind Kyus Eltern noch am Leben. Er hat dort tatsächlich "nur" seine Schwester getötet und gefressen. Macht das ganze vielleicht nicht besser, aber immerhin.

      -Bo- schrieb:

      Die Szene selbst hat mir rein handwerklich gut gefallen, mit Marie hast du dir zudem einen Charakter ausgewählt, der sein inneres Monster stets nach außen gekehrt hat und damit alles darstellt, was Kyu niemals war und immer gefürchtet hat. Wie lange der Fuchs nun die Oberhand behält und ob die Walküre wirklich sterben wird, wage ich mal nicht zu mutmaßen. Es wäre eigentlich beinahe poetisch, wenn Kyu im Kommenden durch Brianna gerettet würde. Nachdem er ihr im Kampf gegen Narcisse den Kopf wusch, könnte sie nun an den Jungen in der Bestie appellieren und ihm helfen, die Kontrolle zurückzuerlangen. Je nach Entwicklung der Endphase natürlich vor, während oder nach seinem Kampf. Was nicht heißen soll, dass beide wieder ein Teamduell bestreiten sollten. Dass ich Brianna gerne in einem knackigen Zweikampf ohne große emotionale Anwallungen sehen will, sollte ja kein Geheimnis mehr sein. :D
      Herleif werde ich an dieser Stelle nicht sterben lassen. Auch wenn das die Gefahr und die Veränderung, die gerade mit Kyu passiert, an dieser Stelle nicht abmildern möchte. Ich brauche Herleif einfach noch und die Szene (samt Auflösung) ist einfach wichtig, um zu zeigen, dass Kyu nicht mehr derselbe ist nach diesem Arc und vielleicht auch nie mehr sein wird.

      -Bo- schrieb:

      Was bleibt? Insgesamt ein gutes Kapitel, welches spürbar das Ende vorbereitet. Kyu ist nunmehr in der "Realität" angekommen, wenngleich auch nicht er selbst, und Dädalus' Geschichte wurde durch Gabriel auch beendet. Ein bisschen ernüchtert war ich vom plumpen Umgang mit dem Lord und der Ausbruch von Kyus innerem Monster kam mir vielleicht einen Ticken zu...konstruiert, aber in Anbetracht des Arcs und deiner Probleme mit ihm sind beide Punkte zu verschmerzen. Die Fahnen stehen auf Sturm und ich freue mich auf die Finalphase.
      Ja. Es wird wohl noch ein paar Charakterbuildups geben, aber mit jedem Kapitel steuern wird jetzt dem Grande Finale entgegen. Das werde ich vermutlich erst nach meinem Examen angehen können.

      @qoii


      qoii schrieb:

      Anders als sonst möchte ich diesem mit einer Bemerkung zu Bos Kommentar beginnen, da ich mir bei lesen nicht ganz sicher war, ob wir von den gleichen Grundvoraussetzungen ausgehen. Denn soweit ich mich entsinne, befinden sich Brianna und Co immer noch alle in einer der Albtraumwelten, von Luzifer und wir wissen noch nicht, ob körperliche Verletzungen oder sogar der Tod innerhalb dieser Welt, Auswirkungen in der Realität hat. Deswegen hat mich der (derzeitige) Verlust von Dädalus Auge irgendwie ziemlich wenig beeindruckt. Zwar könnte es noch in den folgenden Kämpfen wichtig werden oder Briannas Zorn weiter entfesseln, aber derzeit gehe ich noch nicht von einer dauerhaften Einschränkung aus. Die seelischen Schäden, die jeder der Beteiligten in diesem Welten angesammelt hat, reichen eigentlich schon völlig aus, um die Truppe nach ihrem erwachen lang genug zu beschäftigen und "einzuschränken".
      Dazu gibt es auch noch keine offizielle Aussage meinerseits, aber es gab durchaus Anspielungen und spätestens Uriels Aussage im aktuellen Kapitel sollte ein deutlicher Hinweis darauf sein, dass nicht nur mit seelischen Schäden zu rechnen ist.

      qoii schrieb:

      Bei Kaisa finde ich besonders die Aussage »Ich werde nie wieder zu euch zurückkehren« interessant, nachdem sie von Aloe aus der Eiswelt gerettet wurde, aber geistig noch nicht völlig zurück war. Wen bzw welche Organisation meist die damit, den bei ihr kommen Grundsätzlich so viele in Frage, da mehrfache Lagen von Unterwanderdungsaufträgen ausgeführt hat.
      Wenn ich mich recht entsinne, ist die am weitesten zurückreichende Information außerhalb dieser Abraumwelten, dass sie von einem Mann aus einem Eismeer gerettet worden ist. Dieser wurde, wenn ich mich recht entsinne, als bärenartig beschrieben. Von ihm und seiner Organisation, ist sie dann trainiert worden. Die nächste Station war die CP-9, von der sie als Sekretärin bei den Todsünden eingeschleust wurde. Als sie auf dieser Stelle saß, wurde sie von irgendwem nach SF geschickt, wo sie sich nach den Kämpfen Brianna angeschlossen bzw ihre Truppe begleitet hat. Wie wir irgendwann nebenbei durch ein Teleschnekengespräch erfahren haben, erfolgte dies mehr oder minder auf den Befehl einer anderen Person, wobei wir dazu den bärenartigen Typen im verdacht hatten, der sie damals gerettet hat. Schlussendlich können wir also vermuten, dass sie die ganze Zeit für diese Organisation gearbeitet hat, aber ist dies auch die Organisation zu der sie nie mehr zurückkehren möchte. Irgendwie glaube ich das eher weniger, da sie in ihrer Albtraumwelt, in der sie geistig noch festhing, gerade erst auf diese getroffen ist, die Tundra passt sehr gut als Eismeer. Deswegen würde ich vermuten, dass sie bereits vorher irgendwie bei einer anderen Organisation mit drin gehangen hat, wahrscheinlich die gleiche, welche für ihre Tattoos verantwortlich sind und dass sie zu dieser nicht mehr zurück will. Übrigens meine ich das nur oder wurde schon mal bestätigt, dass der Bärentyp zu den Revos gehört?
      Erst einmal hast du das alles noch ziemlich gut im Kopf. Kaisas Vergangenheit wird im übrigen im kommenden Arc thematisiert werden.
      Und ja den Bärentyp hab ich meines Wissens nach spätestens in ihrer Traumversion als Kuma bestätigt.

      qoii schrieb:

      Humpty Dumpty, Herold des mannigfaltigen Origami!« ist für die Kartensoldaten verantwortlich, welche bei einer Anlehnung an die Herzkönigin nicht fehlen dürfen. Ich würde vermuten, dass er von einer Papierfrucht gegessen hat, die es ihm entweder ermöglicht, Papier/Papp-Gegenstände einfach zum Leben zu erwecken oder er muss dem Origami treu bleiben und sie vorher noch irgendwie bearbeiten/falten. Im Prinzip sind seine Kräfte der Zeichnen/Malfrucht nicht unähnlich. Kaisa und Aloe sitzen jetzt erst mal fest, wobei ich mir vorstellen könnte, dass diese Soldaten nicht nur eine extreme schwäche gegen Feuer haben, was Kyu begünstigen würde, sonder auch Wasser seinen Dienst tun wird, womit Aloe auch eine Chance haben könnte.
      Fähigkeiten soweit richtig, und doch falsch. Die Auflösung wird aber schon im nächsten oder spätestens übernächsten Kapitel erfolgen.

      qoii schrieb:

      Leider erfahren wir nicht wirklich mehr über die Vergangenheit der fünf Kinder oder des Lords, da die kleine Unterhaltung von der Ankunft Gabriels unterbrochen wird, der noch einmal seinen Fanatismus unterstreicht. Anscheinend hat Luzifer eine menge beim Lord gelernt, was das Umgarnen und Beeinflussen von Kindern angeht. Der einzige Grund. warum es bei Raphaela nicht geklappt zu haben scheint ist höchstwahrscheinlich, dass sie durch ihr drittes Auge oder zumindest die Ansätze von diesem sehr unter ihrem Bruder gelitten haben dürfte.
      Der Flashback ist noch nicht ganz zu Ende. Ich muss immerhin noch beleuchten, wie es zum Bruch zwischen Sybill, Michel und Dädalus kam.

      qoii schrieb:

      Bei den Ereignissen rund um Kyu stellt sich mir wieder die Frage was einstricht den realen Erinnerungen bzw Gegebenheiten und was ist nur in der Traumwelt passiert. Derzeit würde ich davon ausgehen, dass er damals bei seinem Kontrollverlust "nur" seine Schwester gefressen hat. Denn als die Ereignisse begannen, hat ihn nur die Anwesenheit seiner Schwester aus dem Konzept gebracht und nicht die seiner Mutter bzw Brüder und Vater. Hier hatte er sich zwar auch die Erinnerung geschaffen, dass Vater und Brüder für den Tod der Schwester verantwortlich sind, aber wenn er seine ganze Familie getötet hätte, würde ich eine etwas andere Schutzerinnerung erwarten. Weiterhin sprich Marie auch davon, dass er jetzt nach Gretchen seine Tat vollendet hat. Mit ihr hast du, wie Bo bereits erwähnt hat, einen wunderbaren Gegenpart zu Kyu gewählt. Während dieser unter seiner Tat und den Kräften immer mal wieder leidet, hat sie den tierischen Teil in sich immer vollkommen akzeptiert und mit Genuss freien Lauf gelassen. Zwar ist sie es nicht wirklich, denn Luzifer dürfte nie an ihre Erinnerungen gekommen sein, aber selbst Luzifers Einflüsterungen an Kyu, durch sie durchführen zu lassen, ist nicht nur für Kyu sehr passend, sonder besonders für uns Leser, die dann doch das eine oder andere mehr über sie Wissen. Nun haben Brianna und Co. jedenfalls vorerst das Problem eines Außenkontrolle geratenen Fuchsgeistes oder derzeit wohl eher Herleif. Mal schauen ob sie ihn erreichen kann oder doch Gabriel "rechtzeitig" zurückkommt um die Aufmerksamkeit des Fuchses auf sich zu ziehen.
      Genau das hast du noch richtig im Kopf. Kyu hat nur in der Traumwelt seine komplette Familie abgeschlachtet. In Realität war es "nur" seine Schwester. Danach ist er ja von zu Hause weggelaufen und irgendwann Brianna in die Arme gelaufen. Und so hat das Schicksal unserer beiden Freunde ihren Lauf genommen.

      Wie sich die Szene zwischen diesen beiden abspielen wird, erfahrt ihr dann in Kapitel 163.




      - V.

    • Ohne lange Vorrede gleich zum Kapitel, weil mir keine einleitenden Worte einfallen wollen. :D

      Den ersten Teil des Kapitel fand ich etwas behäbig. Ich mag Viktoria, ich mag ihre Geschichte und ich mag die Art und Weise, wie du sie als gebrochene und wieder zusammengekittete Figur darstellst, die an sich selbst nur die geklebten Risse und nicht die Schönheit dazwischen sieht. Aber spätestens nach der dritten sehr bildlichen, sehr textintensiven Hervorhebung ihres verzerrten Spiegelbildes, welcher sich durch den gesamten Abschnitt zieht, hat es mir dann doch gereicht. Weniger wäre da mehr gewesen, finde ich.^^
      Dafür gefiel mir der Flashback, weil er in angenehmer Kürze den eher unfreiwilligen Beitritt der Herzkönigin in die Triade beleuchtet. Damit dürfte nämlich einleuchten, wieso sich Viktoria gegen den Lord stellt. Wäre die Triade ein gleichberechtigtes Interessenbündnis, so wäre ihr Verrat hauptsächlich durch Habgier und Machtsucht erklärt gewesen. Nun jedoch verdichtet sich der Eindruck, dass Viktoria in erster Linie die Schmach und die Kränkung rächen möchte, welche ihr durch den Lord per Vertreter zugefügt wurden. Die stummen Tränen der kleinen verkrüppelten Viktoria, welche im Schatten ihrer selbstvergessenen Schwester kauerte und sich in ihrem Rollstuhl und Eisenkorsett von der Welt verhasst fühlte, schienen an diesem Tage erneut hervorzuquellen. Nachdem sie so viel hatte erreichen, sich selbst und der Menschheit so viel Achtung und Respekt hatte abtrotzen können, musste sich sich wieder ergeben. Dem Lord, Katerina, den Mächten im Schatten. Ich denke, Viktoria handelt in der Gegenwart zu gleichen Teilen aus aristokratischem Machtbewusstsein, tiefsitzender Rachsucht und dem treibenden Bedürfnis nach einer kathartischen Befreiung. Vielleicht hofft sie, würde nur der Lord besiegt und ihre Seele frei sein, könnte sie sich selbst endlich im Spiegel erkennen und vorfinden, was ihr treuer Diener in ihr sieht: Eine schöne, starke Frau. Vielleicht ist es das, was Viktoria unterbewusst erreichen will. Sich selbst so zu sehen, wie sie es von der Welt verlangt.

      Dem gegenüber steht Katerina als teuflische Gesandte, die sich ihrer eigenen Kräften und der Mächte, die hinter ihr in der Finsternis lauern, genauestens bewusst ist. Ihre Arroganz wirkt nicht aufgesetzt, weil sie es nicht ist. Sie kann sich jede Überheblichkeit, jede Gehässigkeit und sadistische Spielerei erlauben. Noch wissen wir nicht, welche Fähigkeiten Katerina besitzt und können nicht abschätzen, ob sie selbst dem Ruf gerecht wird, den ihre Attitüde und der Lord im Hintergrund ihr bisher verleihen. Jedoch bin ich zuversichtlich, dass Katerina als eine der letzten Figuren auf dem Feld verbleiben wird, wenn das Spiel der Könige in die Vollen geht. Bisher ist sie als Charakter zu wichtig und gleichzeitig zu nebulös, als dass ich an eine zeitnahe Auflösung glaube. Bisher ist sie das Sprachrohr und der lange Arm des Lords. Würde mich daher nicht wundern, wenn sie mit seiner Rückkehr wieder zu seiner rechten Hand würde. An seiner Seite, bis zum Ende - wie auch immer jenes auch aussehen mag. Wie es danach weitergeht, wer weiß. Bisher ist Katerina zu undurchsichtig, um ihre Loyalität abschätzen zu können. Bisher erscheint sie nicht als jemand, der dem Lord abtrünnig würde. Andererseits stellen Not und Gelegenheit oft verheißungsvolle Versprechen in Aussicht...^^

      H.D. finde ich...schräg. Gerade nachdem du uns hast wissen lassen, dass du dir den Eiermann als tatsächliches Eiergesicht auf Beinen vorstellst, erscheint mir jede Szene mit ihm irgendwie absurd. Nicht negativ, nicht positiv. Nur eine keimende irrwitzige Verwirrung, die mich befallen hat, als sich H.D. wie ein wölfischer Harley an Viktoria Nacken geheftet und ihr schöne Worte ins Ohr geflüstert hat. xD
      Ich freue mich aber darauf, ihn allmählich in Aktion zu sehen. Er und Alice interessieren mich momentan von allen Untertanen der Herzkönigin am ehesten. Jene hast du in diesem Kapitel auch endlich genauer beleuchtet und mir damit Hoffnungen gemacht, vielleicht doch einen Einzelkampf mit Brianna erleben zu dürfen. Ungewohnt zerbrechlich, beinahe aufgelöst scheint Alice zu sein und den Terrorzwillingen der satanischen Todesqualen echte Gefühle entgegenzubringen. Ein nettes und unerwartetes Detail, welches ich so nicht erwartet hatte. Bisher machte Alice auf mich einen hauptsächlich soziopathischen Eindruck, weshalb ich sie wohl etwas vorschnell zur obligatorischen Psycho-Dame des Arcs erkoren hatte. Nun zeigt sie sich aber weniger enthemmt als Marie oder Coliere vor ihr, sondern erinnert mit ihrer versteckten, einsamen Trauer und der überspielten Verletzlichkeit beinahe an Brianna aus früheren Arcs. Dem bin ich nicht abgeneigt, im Gegenteil. :D

      Uriel ist auch wieder da, bekommt einen angenehmen Schuss Persönlichkeit sowie Besucht von einer ominösen Stimme, die...wem gehört? Erst dachte ich an Katerina, was aber auch nur dem Flashback geschuldet sein könnte. Immerhin wäre Sybill wohl die logischere Alternative, wenngleich ich die Verbindung zu Uriel entweder verdrängt habe oder du bisher noch keine gegeben hast. Jedenfalls wäre es die passende Beschreibung für Sybill, welche im Alptraum die Fäden zieht und bisher auf dem besten Weg ist, ihr Ziel zu erreichen. Die Frage ist lediglich, ob das Sinn macht. Schließlich könnte auch Viktoria als Königin gemeint sein, doch warum sollte Uriel mit der Herzkönigin konspirieren und welche Figur könnte hinter der frostigen Stimme stecken, die Uriel einen Kuss auf die Wange drückt? Gerade beim Lord fehlen uns noch ein paar Kräfte, aber auch Sybill könnte sicherlich eine derartige Macht besitzen - und ich traue der Frau zu, über sich selbst in der dritten Person zu reden. xD

      Die rote Tür ist dann der Ausgang aus dem Alptraum? Kam schon eine rote Tür vor? So oder so dürfte Uriel seine Rolle als Wächter den Kopf kosten. Irgendjemand wird aus dem Alptraum entkommen, und spätestens der Lord wird sich von einem Uriel gewiss nicht an der langersehnten Freiheit hindern lassen. Dabei fällt mir ein, dass Sybills Plan auch schlicht sein könnte, dem Lord endlich aus Luzifers Gefängnis in die Freiheit zu verhelfen. Nach allem, was wir wissen, möchte der Lord die Prophezeiung erfüllen und Sybill, als Hexe, vielleicht ebenso. Womöglich ist Sybill diejenige, die dem Lord über all die Jahre treu geblieben ist und unermüdlich in Luzifers Welt verweilte, um hier und jetzt die langersehnte Chance ergreifen und den Lord befreien zu können. Wäre vielleicht eine beinahe ironische Rolle für die verfaulende Königin und mächtige Hexe, gleichzeitig aber auch eine Möglichkeit, wie sie über ihren Tod hinaus siegreich sein kann. Indem der Lord freikommt, lebt auch ihr Wille und ihre Macht weiter, die Prophezeiung doch noch erfüllen zu können.

      Puh, wieder mehr Mutmaßungen und ausschweigende Gedanken als kluge Überlegungen. xD
      Das Kapitel hat mir gut gefallen, insbesondere die neuen Einblicke in Viktorias Persönlichkeit und die überfälligen Eindrücke von H.D. und Alice. Katerina ist ohnehin ein stets gern gesehener Gast und das Flüstern am Ende macht Lust auf das Kommende. Sehr schön. :D


    • Kapitel 162-Also doch Punkte statt Striche

      Da mir von Kommentaren, die meine Eindrücke vom Gesamtwerk beinhaltet hätten, strikt abgeraten wurde, werde ich sie als kleine Krümel in den folgenden Kommentaren meisterhaft verstecken. Jetzt geht es erstmal um Kapitel 162 ... und die Krümel


      Ein Gaffer und ein Zugunglück

      Ich denke, die Herzkönigin ist hässlich. Was ich persönlich jetzt nicht schlecht finde- im Gegenteil. In einer Welt voller „wunderschöner“ Frauen, die auf ihren langen Beinen üppige Vorbauten tragen und mit Wespentaillen umherwandern, auf welche Sanduhren neidisch glotzen, ist es auch mal schön, ein solch hässliches Biest zu haben. Ich könnt es verstehen, wenn sich die Königin unwohl in dieser abscheulichen Hülle fühlen würde, weshalb ich als Leser ja auch schon Fünkchen Mitleid für die alte Dame aufbringe. Würd sie jetzt nicht gleich tröstend in die Arme schließen (weil hässlich), aber trotzdem finde ich Gefallen an ihr als Charakter. Sie mit einer üblich menschlichen Unsicherheit bezüglich ihres Aussehens zu versehen, ist ein guter Weg ein Fuß in die Tür zu bekommen und deshalb frage ich mich, wohin es mit ihr gehen wird. Bisher lag der Fokus auf ihrer Unschönheit und der daraus resultierenden Unsicherheit, nun auch noch der Flashback, in welchem wir sie Katerina Petrova und dem Lord unterliegen sehen. Bisher machte sie noch keinen allzu „bedrohlichen“ Eindruck, was sich natürlich schnell ändern kann. Noch kann ich sie nicht als Gegnerin der Ikarier sehen, eher als Verbündete gegen den Lord. Sie könnte ja ihre Crew aufgeben und anschließend Briannas Bande joinen, weil dem heterogenen Trupp eine hässliche, alte Wachtel fehlt. Ein treuer Fan kann doch träumen…

      In der Traumwelt

      Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen nicht geahnt hab, dass hinter dem Lord Shmuel steckt. Lag womöglich daran, dass die letzten Kapitel verschlungen habe. Zuerst war ich überhaupt nicht angetan vom Arcanfang, da mir das Setting nicht richtig zusagte, ich mich zu sehr an die Gossenkinder von San Fardo erinnert fühlte (Schwester Theresa war da keine Hilfe) und generell der Anfang recht „sperrig“ war. Kann an den Sätzen, Wörtern und der allgemeinen Thematik der ersten Kapitel liegen. Glücklicherweise verflogen diese Irritationen recht schnell und im Zuge dessen entpuppte sich der kleine Junge als Lord. Positiv überrascht, weil es unerwartet kam: zum einen bedeutete das, dass der Arc anders verlaufen würde als gedacht, und zum anderen gab es uns äußerst interessante Einblicke in das Leben einer Schlüsselperson. Vielleicht kann man, weil es in diesem Universum üblich zu sein scheint, aus seiner frühen Kindheit Schlüsse auf seine derzeitigen Ziele ziehen, die man noch in Verbindung mit der Prophezeiung und Horizon bringen könnte(?). Titel, Kindheit, erste Interaktion (indirekt) mit der Herzkönigin und seine bisherige Gefolgschaft. Merklich schlecht in solchen Sachen überlass ich das schön der Interpretationssektion deiner Leserschaft. Ich möchte lediglich mein Interesse für diesen alten Greis bekunden. Was hat den selbstlosen Shmuel zum mächtigen Lord gemacht? Da immer noch die Chance besteht, dass er nicht widerlich abstoßend hässlich aussieht, eilt er der Herzkönigin im Rennen eine Nasenlänge voraus.

      Schnurr


      Nachdem ich vor kurzem den Anime HxH geschaut habe, kommt eine Katzenlady wie Alice ganz gelegen. Wenn ich raten müsste, würd ich sagen, dass Alice kindlich naiv, angriffslustig und unter Umständen gefährlich ist. Gleichzeitig scheint sie die Tweedles gemocht zu haben und ihr missfällt es, wie ihre Königin scheinbar von dem Blinden gedemütigt wird. Stolz? Sie wird bestimmt für reichlich frischen Wind sorgen und freu mich schon, wer gegen sie antreten darf. Mag sie.

      Den Abschluss bilden Uriel und ein Geist, den wir mal spontan Sybill nennen. Sie selbst ließ bereits verlauten, dass sie die Fäden in der Hand hält, und auf diese Weise könnte man sie gut einbinden. Sie ist zwar nicht einer meiner Lieblinge (weil hässlich), würde es aber begrüßen, wenn man ihr so viel Macht zuspräche. Dann muss sich auch nicht mehr in ihrem eigenen Kot suhlen. Weiterhin frage ich mich, wie genau die Beziehung zwischen Luzifer, dem angeblichen Alptraumarchitekten, der tatsächlichen Alptraumkönigin Sybill, sofern die Stimme am Ende tatsächlich ihr zuzuordnen wäre, und den restlichen Handlangern ist. Irgendetwas ist da faul, denk ich zumindest. Nichts, was sich nicht in einem ausschmückenden Flashback klären ließe.

      Cat Minks and Cat Fish

      Die Frage des Tages: Wie alt ist Katerina? Charakter guide auf Seite 21 war auch keine große Hilfe… Nach ihrem ersten Auftritt als Hochzeitschrasherin hatte ich sie tatsächlich viel jünger eingeschätzt. Nun heißt es, dass sie bereits seit mindestens 50 Jahren im Geschäft ist? (mal ernsthaft: wieso sind so viele Charaktere steinalt? Ich wette, dass das Durchschnittsalter deiner Figuren bei über 100 Jahren liegt^^). Sie hatte damals schöne braune Haare, ein Puppengesicht und eine jugendliche Frische und Spitzigkeit, wo kein einziger Leser, ohne jegliche Ausnahme, sie für älter als 30 halten dürfte. Damals war sie richtig bad ass- jetzt als Oma hat sie wahrscheinlich einen bad ass.

    • Antwort auf Fanpost & 163. Kapitel erschienen.

      Ja wer hätte das gedacht, aber ich bin ja doch noch zu einem annährend wöchentlichen Veröffentlichungsrhythmus fähig.
      Also mit Vollgas zu euren Kommentaren.

      @Bo


      -Bo- schrieb:

      Den ersten Teil des Kapitel fand ich etwas behäbig. Ich mag Viktoria, ich mag ihre Geschichte und ich mag die Art und Weise, wie du sie als gebrochene und wieder zusammengekittete Figur darstellst, die an sich selbst nur die geklebten Risse und nicht die Schönheit dazwischen sieht. Aber spätestens nach der dritten sehr bildlichen, sehr textintensiven Hervorhebung ihres verzerrten Spiegelbildes, welcher sich durch den gesamten Abschnitt zieht, hat es mir dann doch gereicht. Weniger wäre da mehr gewesen, finde ich.^^
      Kann ich so unterschreiben. Wie immer, wenn ich aus ner Schreibabstinenz komme, habe ich so meine Probleme mit den ersten Szenen und verliere mich gerne mal in zu langen Beschreibungen. Ich werde in Zukunft versuchen, da wieder ein wenig stärker drauf zu achten.

      -Bo- schrieb:

      Dafür gefiel mir der Flashback, weil er in angenehmer Kürze den eher unfreiwilligen Beitritt der Herzkönigin in die Triade beleuchtet. Damit dürfte nämlich einleuchten, wieso sich Viktoria gegen den Lord stellt. Wäre die Triade ein gleichberechtigtes Interessenbündnis, so wäre ihr Verrat hauptsächlich durch Habgier und Machtsucht erklärt gewesen. Nun jedoch verdichtet sich der Eindruck, dass Viktoria in erster Linie die Schmach und die Kränkung rächen möchte, welche ihr durch den Lord per Vertreter zugefügt wurden. Die stummen Tränen der kleinen verkrüppelten Viktoria, welche im Schatten ihrer selbstvergessenen Schwester kauerte und sich in ihrem Rollstuhl und Eisenkorsett von der Welt verhasst fühlte, schienen an diesem Tage erneut hervorzuquellen. Nachdem sie so viel hatte erreichen, sich selbst und der Menschheit so viel Achtung und Respekt hatte abtrotzen können, musste sich sich wieder ergeben. Dem Lord, Katerina, den Mächten im Schatten. Ich denke, Viktoria handelt in der Gegenwart zu gleichen Teilen aus aristokratischem Machtbewusstsein, tiefsitzender Rachsucht und dem treibenden Bedürfnis nach einer kathartischen Befreiung. Vielleicht hofft sie, würde nur der Lord besiegt und ihre Seele frei sein, könnte sie sich selbst endlich im Spiegel erkennen und vorfinden, was ihr treuer Diener in ihr sieht: Eine schöne, starke Frau. Vielleicht ist es das, was Viktoria unterbewusst erreichen will. Sich selbst so zu sehen, wie sie es von der Welt verlangt.
      Ja, puh. Da fällt mir ehrlich ein Stein vom Herzen, weil ich echt Sorgen hatte, dass es vielleicht zu kurz war, oder Viktorias Charakter nicht genügend in Szene gesetzt wurde.
      Aber genauso, wie du es hier schilderst, verhält es sich auch. Viktoria ist eine stolze Frau, nicht ohne Grund eine Charlotte, und sie hat das best möglichste aus den Karten gemacht, welches ihr das Leben in die Hände gespielt hat. Eine Bürgerliche heiratet einen Aristokraten, schwingt sich zu einer Königin auf und tritt sogar der Weltregierung bei. All das, obwohl sie sich selbst - vor allem auf Grund ihres Äußeren - völlig verabscheut. Es sollte eine unique Motivation sein, die jetzt auch nicht eines fünfteiligen Flashbacks Bedarf.
      Daher freut es mich, dass es genauso rübergekommen ist.

      -Bo- schrieb:

      Dem gegenüber steht Katerina als teuflische Gesandte, die sich ihrer eigenen Kräften und der Mächte, die hinter ihr in der Finsternis lauern, genauestens bewusst ist. Ihre Arroganz wirkt nicht aufgesetzt, weil sie es nicht ist. Sie kann sich jede Überheblichkeit, jede Gehässigkeit und sadistische Spielerei erlauben. Noch wissen wir nicht, welche Fähigkeiten Katerina besitzt und können nicht abschätzen, ob sie selbst dem Ruf gerecht wird, den ihre Attitüde und der Lord im Hintergrund ihr bisher verleihen. Jedoch bin ich zuversichtlich, dass Katerina als eine der letzten Figuren auf dem Feld verbleiben wird, wenn das Spiel der Könige in die Vollen geht. Bisher ist sie als Charakter zu wichtig und gleichzeitig zu nebulös, als dass ich an eine zeitnahe Auflösung glaube. Bisher ist sie das Sprachrohr und der lange Arm des Lords. Würde mich daher nicht wundern, wenn sie mit seiner Rückkehr wieder zu seiner rechten Hand würde. An seiner Seite, bis zum Ende - wie auch immer jenes auch aussehen mag. Wie es danach weitergeht, wer weiß. Bisher ist Katerina zu undurchsichtig, um ihre Loyalität abschätzen zu können. Bisher erscheint sie nicht als jemand, der dem Lord abtrünnig würde. Andererseits stellen Not und Gelegenheit oft verheißungsvolle Versprechen in Aussicht...^^
      Ebenfalls schön zusammengefasst. Katerina ist eine meine Schlüsselfiguren im Arc und sie wird bis zum Ende auf dem Tableau bleiben. Daher ist sie zu wichtig und wir haben erst einen Bruchteil ihrer Relevanz für die Geschichte erfahren.

      -Bo- schrieb:

      H.D. finde ich...schräg. Gerade nachdem du uns hast wissen lassen, dass du dir den Eiermann als tatsächliches Eiergesicht auf Beinen vorstellst, erscheint mir jede Szene mit ihm irgendwie absurd. Nicht negativ, nicht positiv. Nur eine keimende irrwitzige Verwirrung, die mich befallen hat, als sich H.D. wie ein wölfischer Harley an Viktoria Nacken geheftet und ihr schöne Worte ins Ohr geflüstert hat. xD
      Ich freue mich aber darauf, ihn allmählich in Aktion zu sehen.
      Ja. Ich versteh deine Befremdung. Stell dir aber vor, dass er sich immer noch an Viktoria schmiegt, die er auch schon vor ihrem magischen Korsett attraktiv fand.
      Auf Humpty Dumpty freue ich mich auch schon sehr. Eine erste Kostprobe seiner Macht gab es ja schon im aktuellen Kapitel.

      -Bo- schrieb:

      Er und Alice interessieren mich momentan von allen Untertanen der Herzkönigin am ehesten. Jene hast du in diesem Kapitel auch endlich genauer beleuchtet und mir damit Hoffnungen gemacht, vielleicht doch einen Einzelkampf mit Brianna erleben zu dürfen. Ungewohnt zerbrechlich, beinahe aufgelöst scheint Alice zu sein und den Terrorzwillingen der satanischen Todesqualen echte Gefühle entgegenzubringen. Ein nettes und unerwartetes Detail, welches ich so nicht erwartet hatte. Bisher machte Alice auf mich einen hauptsächlich soziopathischen Eindruck, weshalb ich sie wohl etwas vorschnell zur obligatorischen Psycho-Dame des Arcs erkoren hatte. Nun zeigt sie sich aber weniger enthemmt als Marie oder Coliere vor ihr, sondern erinnert mit ihrer versteckten, einsamen Trauer und der überspielten Verletzlichkeit beinahe an Brianna aus früheren Arcs. Dem bin ich nicht abgeneigt, im Gegenteil. :D
      Ich deutete ja schon in einem länger zurückliegenden Kommentar an, dass Alice nicht die Psychotante des Arcs sein wird. Sie hat zwar defintiv nicht mehr das vollkommenste Porzellanservice in ihrem Schränkchen, aber sie ist durchaus mehrdeutiger.
      Ich weiß nicht, wieviel ich über ihren Werdegang bei der Herzkönigin noch offenbaren kann, aber ein paar Puzzleteile wird es mit Sicherheit noch geben.

      -Bo- schrieb:

      Uriel ist auch wieder da, bekommt einen angenehmen Schuss Persönlichkeit sowie Besucht von einer ominösen Stimme, die...wem gehört? Erst dachte ich an Katerina, was aber auch nur dem Flashback geschuldet sein könnte. Immerhin wäre Sybill wohl die logischere Alternative, wenngleich ich die Verbindung zu Uriel entweder verdrängt habe oder du bisher noch keine gegeben hast. Jedenfalls wäre es die passende Beschreibung für Sybill, welche im Alptraum die Fäden zieht und bisher auf dem besten Weg ist, ihr Ziel zu erreichen. Die Frage ist lediglich, ob das Sinn macht. Schließlich könnte auch Viktoria als Königin gemeint sein, doch warum sollte Uriel mit der Herzkönigin konspirieren und welche Figur könnte hinter der frostigen Stimme stecken, die Uriel einen Kuss auf die Wange drückt? Gerade beim Lord fehlen uns noch ein paar Kräfte, aber auch Sybill könnte sicherlich eine derartige Macht besitzen - und ich traue der Frau zu, über sich selbst in der dritten Person zu reden. xD
      Das neue Kapitel sollte wohl deutlich gemacht haben, wer die Fäden in der Hand hat. Eine weitere Auflösung hierzu erfolgt dann auch schon im nächsten Kapitel.

      -Bo- schrieb:

      Die rote Tür ist dann der Ausgang aus dem Alptraum? Kam schon eine rote Tür vor? So oder so dürfte Uriel seine Rolle als Wächter den Kopf kosten. Irgendjemand wird aus dem Alptraum entkommen, und spätestens der Lord wird sich von einem Uriel gewiss nicht an der langersehnten Freiheit hindern lassen. Dabei fällt mir ein, dass Sybills Plan auch schlicht sein könnte, dem Lord endlich aus Luzifers Gefängnis in die Freiheit zu verhelfen. Nach allem, was wir wissen, möchte der Lord die Prophezeiung erfüllen und Sybill, als Hexe, vielleicht ebenso. Womöglich ist Sybill diejenige, die dem Lord über all die Jahre treu geblieben ist und unermüdlich in Luzifers Welt verweilte, um hier und jetzt die langersehnte Chance ergreifen und den Lord befreien zu können. Wäre vielleicht eine beinahe ironische Rolle für die verfaulende Königin und mächtige Hexe, gleichzeitig aber auch eine Möglichkeit, wie sie über ihren Tod hinaus siegreich sein kann. Indem der Lord freikommt, lebt auch ihr Wille und ihre Macht weiter, die Prophezeiung doch noch erfüllen zu können.
      Ja die Rote Tür ist der Ausgang aus dem Albtraum, aber sie kam bisher noch nicht vor.

      Zu der anderen Theorie muss ich mich aus spoilergründen selbstverständlich in Schweigen hüllen.

      -Bo- schrieb:

      Puh, wieder mehr Mutmaßungen und ausschweigende Gedanken als kluge Überlegungen. xD
      Das Kapitel hat mir gut gefallen, insbesondere die neuen Einblicke in Viktorias Persönlichkeit und die überfälligen Eindrücke von H.D. und Alice. Katerina ist ohnehin ein stets gern gesehener Gast und das Flüstern am Ende macht Lust auf das Kommende. Sehr schön. :D
      Das freut mich sehr. Ich bin gespannt, ob das neue Kapitel die Erwartungen dann erfüllen konnte.


      @Calli


      C. /s schrieb:

      Da mir von Kommentaren, die meine Eindrücke vom Gesamtwerk beinhaltet hätten, strikt abgeraten wurde, werde ich sie als kleine Krümel in den folgenden Kommentaren meisterhaft verstecken. Jetzt geht es erstmal um Kapitel 162 ... und die Krümel
      Verdreh uns nicht die Worte im Mund! Ein Gesamteindruck bleibt weiter gern gesehen!

      C. /s schrieb:

      Ich denke, die Herzkönigin ist hässlich. Was ich persönlich jetzt nicht schlecht finde- im Gegenteil. In einer Welt voller „wunderschöner“ Frauen, die auf ihren langen Beinen üppige Vorbauten tragen und mit Wespentaillen umherwandern, auf welche Sanduhren neidisch glotzen, ist es auch mal schön, ein solch hässliches Biest zu haben. Ich könnt es verstehen, wenn sich die Königin unwohl in dieser abscheulichen Hülle fühlen würde, weshalb ich als Leser ja auch schon Fünkchen Mitleid für die alte Dame aufbringe. Würd sie jetzt nicht gleich tröstend in die Arme schließen (weil hässlich), aber trotzdem finde ich Gefallen an ihr als Charakter. Sie mit einer üblich menschlichen Unsicherheit bezüglich ihres Aussehens zu versehen, ist ein guter Weg ein Fuß in die Tür zu bekommen und deshalb frage ich mich, wohin es mit ihr gehen wird. Bisher lag der Fokus auf ihrer Unschönheit und der daraus resultierenden Unsicherheit, nun auch noch der Flashback, in welchem wir sie Katerina Petrova und dem Lord unterliegen sehen. Bisher machte sie noch keinen allzu „bedrohlichen“ Eindruck, was sich natürlich schnell ändern kann. Noch kann ich sie nicht als Gegnerin der Ikarier sehen, eher als Verbündete gegen den Lord. Sie könnte ja ihre Crew aufgeben und anschließend Briannas Bande joinen, weil dem heterogenen Trupp eine hässliche, alte Wachtel fehlt. Ein treuer Fan kann doch träumen…
      Aktuell ist sie ja nicht mehr hässlich. Immerhin hat sie einen Haufen Geld springen und Köpfe rollen lassen, um sich das Korsett zu basteln, welches ihr aktuell Schönheit und Eleganz verleiht.

      Über ihre weitere Rolle in dem Arc kann ich natürlich noch nicht viel sagen, um Spoiler zu vermeiden. Da muss ich dich wohl weiter auf die Folter spannen.

      C. /s schrieb:

      In der Traumwelt

      Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen nicht geahnt hab, dass hinter dem Lord Shmuel steckt. Lag womöglich daran, dass die letzten Kapitel verschlungen habe. Zuerst war ich überhaupt nicht angetan vom Arcanfang, da mir das Setting nicht richtig zusagte, ich mich zu sehr an die Gossenkinder von San Fardo erinnert fühlte (Schwester Theresa war da keine Hilfe) und generell der Anfang recht „sperrig“ war. Kann an den Sätzen, Wörtern und der allgemeinen Thematik der ersten Kapitel liegen. Glücklicherweise verflogen diese Irritationen recht schnell und im Zuge dessen entpuppte sich der kleine Junge als Lord. Positiv überrascht, weil es unerwartet kam: zum einen bedeutete das, dass der Arc anders verlaufen würde als gedacht, und zum anderen gab es uns äußerst interessante Einblicke in das Leben einer Schlüsselperson. Vielleicht kann man, weil es in diesem Universum üblich zu sein scheint, aus seiner frühen Kindheit Schlüsse auf seine derzeitigen Ziele ziehen, die man noch in Verbindung mit der Prophezeiung und Horizon bringen könnte(?). Titel, Kindheit, erste Interaktion (indirekt) mit der Herzkönigin und seine bisherige Gefolgschaft. Merklich schlecht in solchen Sachen überlass ich das schön der Interpretationssektion deiner Leserschaft. Ich möchte lediglich mein Interesse für diesen alten Greis bekunden. Was hat den selbstlosen Shmuel zum mächtigen Lord gemacht? Da immer noch die Chance besteht, dass er nicht widerlich abstoßend hässlich aussieht, eilt er der Herzkönigin im Rennen eine Nasenlänge voraus.
      Zu Shmuel werden wir ja noch ein bisschen was erfahren, wenn ich den restlichen Flashback rund um Luzifer, Sybill und Michel behandel. Dort werden wir Shmuel mit Sicherheit noch ein wenig kennenlernen.
      Ansonsten noch die Anmerkung zu den Parallelen zwischen San Fardo und Corto Maltese: Ja die waren auch so gewollt, da Luzifer und Theresa San Fardo ja ein wenig nach dem Vorbild ihrer alten Heimat geformt haben.

      C. /s schrieb:

      Nachdem ich vor kurzem den Anime HxH geschaut habe, kommt eine Katzenlady wie Alice ganz gelegen. Wenn ich raten müsste, würd ich sagen, dass Alice kindlich naiv, angriffslustig und unter Umständen gefährlich ist. Gleichzeitig scheint sie die Tweedles gemocht zu haben und ihr missfällt es, wie ihre Königin scheinbar von dem Blinden gedemütigt wird. Stolz? Sie wird bestimmt für reichlich frischen Wind sorgen und freu mich schon, wer gegen sie antreten darf. Mag sie.
      Danke. Alice wird zwar sicherlich keine Naturgewalt sein, aber man sollte sie nicht unterschätzen.

      C. /s schrieb:

      Den Abschluss bilden Uriel und ein Geist, den wir mal spontan Sybill nennen. Sie selbst ließ bereits verlauten, dass sie die Fäden in der Hand hält, und auf diese Weise könnte man sie gut einbinden. Sie ist zwar nicht einer meiner Lieblinge (weil hässlich), würde es aber begrüßen, wenn man ihr so viel Macht zuspräche. Dann muss sich auch nicht mehr in ihrem eigenen Kot suhlen. Weiterhin frage ich mich, wie genau die Beziehung zwischen Luzifer, dem angeblichen Alptraumarchitekten, der tatsächlichen Alptraumkönigin Sybill, sofern die Stimme am Ende tatsächlich ihr zuzuordnen wäre, und den restlichen Handlangern ist. Irgendetwas ist da faul, denk ich zumindest. Nichts, was sich nicht in einem ausschmückenden Flashback klären ließe.
      Das aktuelle und das kommende Kapitel sorgt da auf jeden Fall noch für ein wenig Aufklärung, wie sich das ganze mit Sybill jetzt so ergeben konnte. Mal schauen, ob ich sie dir als Charakter damit noch schmackhafter machen kann.

      C. /s schrieb:

      Die Frage des Tages: Wie alt ist Katerina? Charakter guide auf Seite 21 war auch keine große Hilfe… Nach ihrem ersten Auftritt als Hochzeitschrasherin hatte ich sie tatsächlich viel jünger eingeschätzt. Nun heißt es, dass sie bereits seit mindestens 50 Jahren im Geschäft ist? (mal ernsthaft: wieso sind so viele Charaktere steinalt? Ich wette, dass das Durchschnittsalter deiner Figuren bei über 100 Jahren liegt^^). Sie hatte damals schöne braune Haare, ein Puppengesicht und eine jugendliche Frische und Spitzigkeit, wo kein einziger Leser, ohne jegliche Ausnahme, sie für älter als 30 halten dürfte. Damals war sie richtig bad ass- jetzt als Oma hat sie wahrscheinlich einen bad ass.
      Ähm dir ist aber schon klar, dass das Thema "Unsterblichkeit" ein wenig das Motto meiner FF ist? Immerhin ist es die zentrale Thematik bei den Fünf Weisen, von denen einer Katerina als seine Tochter bezeichnet. Die Hexen scheinen ihr eigenes Mittel gegen den Tod gefunden zu haben und die dritte Fraktion, die mit einem unnatürlich langen Leben gesegnet sind, sind die Walküren, welche aber Riesenblut in sich haben.

      Damit sind die einzigen Charaktere, die bisher ein unnatürliches Alter haben: Luzifer, Theresa und Dädalus. Und hier wird es kein Zufall sein, dass diese beim Lord großgeworden sind.

      Und optisch ist Katerina weiterhin eine 30-jährige.



      In diesem Sinne viel Vergnügen mit dem Kapitel, welches an alter Stelle zu finden ist.

      - V.

    • 163- Das Spiel der Könige: Die Könige spielen immer noch

      Der einäugige Dädalus. Ich find es noch immer krass, dass der Waldschrat tatsächlich ein Auge verloren hat, weil ich nicht damit gerechnet und den Part mit Gabriel dafür extra zweimal gelesen habe, um mich zu vergewissern. Muss gestehen, dass er mir designtechnisch nun um einiges besser gefällt (9/10). Ein Einäugiger und die Walküren/Walhalla, wo das wohl hinführen kann? Ob diese Parallele zur nordischen Mythologie in einer Zeit, wo wir schon alsbald die Ufer von Walhalla ansteuern könnten, tatsächlich Zufall sein kann? Natürlich besteht auch noch die Chance, dass ich zu viel in diese Situation hineininterpretiere und diese Folterszene diente lediglich dazu, die Leser Gabriel hassen zu lernen. Aber dieser Zug sollte doch auch längst abgefahren sein, da man spätestens seit der Folterszene mit Herleif den blonden Penner nicht mögen sollte. Verblendete Fundamentalisten sind mitunter die schrecklichsten Menschen und Gabriel verdient es, mal ordentlich verprügelt zuwerden. Da wir gesehen haben, dass die Beziehung zwischen ihm und seiner weißhaarigen Schwester nicht die beste zu sein scheint, kann ich mir vorstellen, dass Dedale Raphaela erfolgreich einlullen und im Zuge dessen sie als Mitstreiterin gewinnen könnte. Im Anschluss darauf könnten sie zusammen Rache an Gabriel nehmen. Als der Waldschrat Raphaela über ihre Mutter aufklärte, bewies er schon einmal seine Fähigkeit, sie zu „lenken“, weil er sich Zeit durch seine Vorträge erkaufte. Die Weißhaarige ist womöglich der Schlüssel, der ihn aus dieser heiklen Lage befreit. Natürlich hat sich die Lage mit dem Erscheinen von Luzifer und Sybill drastisch verschlechtert, welche mit dem Befehl, ihre ekelhaften, kotverschmierten Füße zu küssen, eindeutig ihren Wunsch zu dominieren unter Beweis stellte. Dies sollte einen Fluchtversuch erschweren. Aber ein geschicktes Ablenkungsmanöver und eine verbündete Hand später sollte es dem Greis dennoch gelingen. Und anschließend natürlich noch schnell Gabriel töten.

      Und da wir schon bei den ekelhaften Füßen sind: Also in Luzifers Schuhen würde ich zurzeit nicht gerne stecken. Sybill ist grad auf ihrem Powertrip und die Alte hat es in sich. Kaum ist sie die Handschellen los, sterben schon die ersten Leute. Dabei scheint Luzifer das Hauptziel ihrer Wut zu sein, Dädalus ist sie …ebenfalls feindlich gesinnt? Das ist mir zurzeit noch nicht klar. Dies schreit nach der Fortsetzung des Flashbacks, der mit dem Gespräch zwischen Dädalus und Raphaela begann.
      Wenn ich mich richtig erinnere, meinte Luzifer mal, er sei von seinen Brüdern Dädalus und Michael verraten worden (wie viel man diesen Worten glauben mag, sei dahin gestellt). Dem Flashback war zu entnehmen, dass sich die Freundschaft zwischen den drei Jungen erst nach ihrer Flucht von der Insel entwickelte und sich wohl alles auf dem Schiff von Shmuel ereignete. Isoliert vom Rest der Welt und einem BC entkommen – dies waren bestimmt günstige Voraussetzungen für eine tiefe Bindung und noch bessere für Vertrauensbruch.
      Zeitgleich wurden sie von Shmuel unterrichtet und erbten wohl auf diese Weise den Suchdrang nach Horizon/ Erfüllung der Prophezeiung. Ob Michi und Dedale den Verrat begingen, indem sie dieses Ziel aus dem Fokus verloren? Manche Gläubige verkraften den (Kirch-)Austritt anderer nicht und Gabriels inquisitorischen Tätigkeiten nach zu urteilen (als Schützling Luzifers), kann man wohl diese Sippschaft um den Alptraumarchitekten zu einer solchen Gruppe zählen. Es gibt zurzeit zu viele Variablen, als das man Michis Tod einfach damit in Verbindung setzen könnte. Vielleicht kriegt die Interpretationssektion mehr raus, aber mir fehlen noch die restlichen Informationen aus dem Flashback. Michis Tod, Dedales Flucht (?), Sybills Rolle im Plan vom Lord,…

      Aber du musst damit nicht eilen. Jetzt wäre ich sowieso mit ein bisschen Kyu-Action zufrieden. Der Kerl ist merklich erwachsen geworden im Verlauf der Geschichte und es ist so schön schrecklich zu sehen, wie er die Kontrolle im letzten Kapitel verloren hatte, als er eine Mitstreiterin attackierte. Da werden die Ikarier vor eine harte Aufgabe gestellt und es muss vor allem für Brianna belastend sein, ihren besten Freund Kanekyu auf diese Weise zu sehen. Sollte sie jemals von seiner düsteren Vergangenheit erfahren, wird das bestimmt nicht viel an ihrem Gern-Mögen von Kyu ändern. Auch wenn sich das jetzt konträr anhören sollte,weil ich ja ein Fan vom Jungen im Fuchsgewand bin, aber ich hoffe, dass du ihn noch weiterwüten lässt. Dieser emotionale Abgrund, in dem er sich zurzeit befindet, wird dem Charakter sehr gut tun und ist viel zu wichtig, als das Kyu zu schnell wieder zu sich finden sollte (wenn er das überhaupt jemals schafft-aber man muss ja bescheiden bleiben). Mit der Hilfe seiner Freunde sollte er das schon hinkriegen. Wär nett, wenn du ihn und die anderen darunter vorerst noch leiden lässt.

      Bemerkung: Sybill stell ich mir ein Mal mehr wie die alte Frau aus dem Film Titanic vor. Natürlich mit albinoroten Augen.

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    • Kapitel 162 Bube Dame König Ass & Kapitel 163 Auferstanden von den Toten

      Mein Gott wie lange ist es schon her, dass ich es nicht geschafft habe, ein Kapitel zu kommentieren, bevor das nächste raus gekommen ist. Ich sollte wohl besser mal schnell kommentieren, bevor es drei Kapitel werden^^

      Den größten Teil des älteren Kapitels nimmt die Hintergrundgeschichte und Charakterisierung von Viktoria ein. Dabei kann ich Bo weitgehend zustimmen, ich mag die Art wie du sie darstellst, aber das eine oder andere weniger hätte es auch getan. Allerdings ist ein größerer Teil von dem was man theoretisch weglassen könnte, genau das, was mir besonders Freude bereitet und zur die Überschneidungen, Entlehnungen und Verbindungen zu Bos Menschenjagt. Grundsätzlich wäre es egal, welche Mittel sie alle zur Verbesserung ihrer Schönheit versucht hat, aber wenn diese aus PS kommen, dann sagt das einem Leser, der beide Projekte kennt, schon viel mehr. Ähnliches gilt auch für die fountischen Verbindungen. Ja beide sind an England angelehnt, aber wenn man erfährt, dass Duchess Court vormals ein Teil bzw Fürstentum der fountischen Krone war, ergibt sich gefühlte eine viel größere und tiefere Hintergrundgeschichte. Besonders wenn man bedenkt, dass diese Unabhängigkeit grob 54 Jahre her ist und DC in dieser Zeit schon eigene Kolonien errichteten konnte, welche wiederum für ihre Unabhängigkeit gekämpft haben, wie z.B. das jetzige CO.

      Weiterhin erfahren wir, dass die Herzkönigin vor fünfzig Jahren im Prinzip gezwungen wurde mit dem Lord zusammen zu arbeiten, weswegen es auch durchaus möglich ist, dass es die Triade erst seit diesem Zeitraum existiert. Allerdings hat man in dem FB das Gefühl eines ziemlichen Machtgefälles zwischen dem Lord und der Königin, was einer ungefähren Gleichheit an Macht, welche das Wort Tirade suggeriert, doch ziemlich entgegensteht. Allerdings war DC zu diesem Zeitpunkt auch noch kein von der WR anerkanntes Königreich. Dies hat es alles seiner Königen Viktoria Stuart zu verdanken, womit sie der Macht, Einfluss und der Fähigkeit, Leute von ihren Ideen zu überzeugen, des Lords ziemlich ebenbürtig erscheint. Sprich beides sind Menschen, die wissen wie sie ihre Ziele aus zunächst schwachen Positionen erreichen können und wie sie ihre Macht erhalten. Anders ausgedrückt, ihre direkte Macht ist/war damals nicht zu vergleichen/ebenbürtig, dafür aber die stärke ihrer Persönlichkeit oder nennen wir es besser Ausstrahlung/ Wirkung auf Andere.

      Alice scheint einen kleinen aber feinen Knacks zu haben, der je nachdem wie er weiter dargestellt wird, noch zu sehr interessanten bis lustigen Situationen führen kann. Schmunzeln musste ich wirklich, als sie direkt davon ausgehen, dass Tweedledee und Tweedledum nur in irgendeiner Hölle gelandet sein können und dort ihren Frieden finden sollen.

      Als nächstes hätten wir dann noch Uriel, der anscheinend Luzifer nicht (mehr) die Treue hält, sonder der Königin dieser Altraumwelt, bei der es sich eigentlich nur um Sybille handeln kann. Auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch nicht die macht gehabt haben müsse einen solchen Auftritt hinzulegen, da die Fesseln noch aktiv waren.

      Viel mehr aber frage ich mich gerade, was überhaupt der Sinn dieses Albtraumspiels ist und warum die Herzkönigin da mitmacht. Ich erinnere mich noch daran, dass ich zunächst dachte, es ginge um eine Art Machtprobe zwischen ihr und Luzifer, in der Brianna und Co irgendeiner Nebenrolle spielen sollten. Aber mit Alice Gedankengängen scheint es so zu sein, als sollte es dort von Anfang an Luzifer und Herzkönigin nebst Gefolge gegen Brianna und Co gehen, eventuell ergänzt durch Shumel/den Lord. Haben sie sich erhofft, noch an irgendwelche Inforationen zu kommen oder warum haben sie die Schatzjäger nicht gleich vernichtet, denn das scheint irgendwie das letztendliche Ziel der gesamten Aktion zu sein. Zumindest, wenn ich meine Erinnerungen wieder richtig zusammengesetzt habe. Der einzige Vorteil der Herzkönigin wäre die Anwesenheit des Lord, der sie damals hat demütigen lassen, aber ob sie von ihm Kenntnis hat, wissen wir nicht, soweit ich mich erinnere.

      Nun aber zum aktuellen Kapitel.

      Bei Gabriel und Raphaela zeigt sich nochmal sehr gut, was ich schon in einem der letzten Kommentare vermutet habe. Gabriel tritt als Aufrechter Rächer und Verteidiger der Kirche auf. Er sieht sich als ein Werkzeug Gottes bzw. der Kirche, welches die Ungläubigen und das Verdorbene bekämpft und auslöscht. Ein wirklicher Fanatiker, so wie ich mir auch einen Inquisitor zur Zeiten der (spanischen) Inquisition vorstelle, auch wenn damals sich nicht alle so gewesen sind. Sein Fanatismus macht auch vor seiner Schwester nicht halt, die nicht nur das Pech hat, eine Frau zu sein und somit schon von vornherein viel verdorbener und weniger wert ist als er. Sie hat weiterhin auch noch das Blut einer Hexe in sich, was sie von vornherein doppelt Verdorben macht. Wie bei jedem guten Fanatiker ist es ihm dabei egal, dass in seinen Adern das gleiche Blutgemisch fließt.
      Raphaela hat jedenfalls Angst vor ihrem Bruder und hasst ihn für alles was er ihr angetan hat. Die Narbe auf ihrer Stirn wird sicher auch von ihm bzw. seiner Entfernung ihres dritten Auges stammen. Aber gerade deswegen könnte sie den Schatzjägern am Ende zumindest gegen ihren Bruder helfen, besonders da jetzt ihre Mutter in Erscheinung getreten ist und alleine dadurch Luzifer mehr als nur aus der Bahn geworfen hat. Ich bin schon sehr gespannt darauf wie die beiden Geschwister auf ihre Mutter reagieren werden. Besonders Gabriel, immerhin hat sie ihm gleich mal ihre (Hexen-)Macht demonstriert

      Die wichtigste Frage für unsere Schatzjäger dürfte aber sein, wie Sibyll zu ihnen steht, denn in diesem Bezug bin ich mir noch völlig unsicher. Zum einen könnte sie immer noch eine Treue zum Lord bzw den Zielen der Prophezeiung haben oder stammt diese nicht sogar von ihr? Allerdings ist Dädalus nicht mehr auf Seiten des Lord, hat aber damals mit ihrem Mann oder besser gesagt dem Vater ihrer Kinder (Michael) Luzifer aufgehalten. aber war das in ihrem Sinne oder nicht?
      Anders gesagt ich kann noch überhaupt nicht einschätzen, wie sie zu all den anderen Figuren steht. Fest steht nur, dass sie auf jeden Fall Luzifer vernichten und bestrafen will. Aber sie hat auch dafür gesorgt, dass Luzifer überhaupt den Plan gefasst hat, die Schatzjäger in die Albtraumwelt zu sperren. Zwar scheint sie diese gebraucht zu haben, damit sie genug an den Grundfesten rütteln kann, um überhaupt die Kontrolle zu übernehmen, dies bedeute aber nicht, dass sie ihnen letztendlich wohlgesonnen ist. Immerhin wird ziemlich deutlich angeschnitten, dass sie für Kyus derzeitigen Zustand verantwortlich ist, da es >ihr Werk< ist. Weiterhin lenkt sie Brianna nur Stück für Stück und sorgt nicht einfach dafür, dass alle Schatzjäger wieder zusammen finden, was sie zumindest nach meiner Interpretation der Andeutungen durchaus schaffen könnte. Immerhin hat sie dafür gesorgt, dass Drake genau im richtigen Moment aufgetaucht ist. Alles noch ziemlich ungewiss, sie könnte sich am Ende durchaus gegen alle stellen. Besonders da sie Uriel angewiesen hat die tür zu bewachen, damit keiner Entkommen kann.

      Weiterhin frage ich mich, warum anscheinend Herleif dazu im Stande ist die Ketten zu lösen, nicht aber Brianna oder Drake. Hat es etwas damit zu tun, dass sie eine Walküre ist oder steckt da doch etwas anders dahinter, vielleicht in welche Welt die einzelnen zuerst gesteckt worden sind oder wie viel Kontakt die mit bestimmten Personen hatten oder was weiß ich. Das ist auch noch sehr Rätselhaft, wie die gesamten Strukturen, Einflussebenen der Albtraumwelt. Denn zumindest Luzifer und seine Untergebenen handeln sehr häufig, als würden sie sich in der Realen Welt befinden. Sie haben die Kathedrale per Hand für die Messe hergerichtet, die Orgel wird von Hand gespielt und ich meine mich auch daran zu erinnern, dass Raphaela irgendein Raum gefegt hat. Sollte Luzifer als (vermeintlicher) Herr des Albtraums nicht eigentlich alles nach seinen Wünschen richten können bzw einfach die Erinnerung einer Fertig vorbereiteten Kathedrale aufrufen können. Immerhin hat Sybille auch die Macht den Kinderchor in Fetzen zu reißen und die Orgel spielen zu lassen. Ganz abgehen davon, dass gerade zufällig in einer so wichtigen Nacht ein Blutmond am Himmel steht, wobei ich diesen doch eher Luzifer zurechnen würde.

      Die beiden Kapitel haben mir, wie du sicher an der Menge des Textes sehen kannst, wieder sehr gut gefallen. Besonders da ich eigentlich kaum auf den direkten Inhalt eingehe und mich mehr in meinen Spekulationen und Gedankengängen verliere. Besonders erwähnen muss ich aber noch diesen kleinen Familienmoment zwischen Kaisa und Aloë, die distanzierte Tante scheint irgendwie etwas aufzutauen. ^^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Der erste Abschnitt setzt wohl hauptsächlich den Blutmond in Szene, welcher im Kapitel fast ebenso prominent eingesetzt wird wie die handelnden Figuren. Ob es sich dabei nun um eine rein ästhetische Modifizierung der Szenerie handelt oder einen tieferen Sinn innehat, etwa die farbanalogische Rückkehr von Menschen, Fleisch und Blut in die Alptraumwelt, vage ich nicht zu mutmaßen. Eine Verbindung zur Prophezeiung schließe ich erst einmal aus, da der Blutmond ebenso wenig real ist wie der Horizont, über dem er aufgeht.

      Gabriel und Raphaela mögen sich ja richtig dolle. Total herzig, wie beide da miteinander umgehen. Ein Familienpicknick mit Familie Luzi dürfte fast so spannend werden wie ein Frühstück bei den Geschwistern Sinclair, wobei ich eine diplomatische Ehe zwischen beiden Sippen auch gerne sehen würde. xD
      Jedenfalls verdichtet sich die Frage, auf wessen Seite Raphaela am Ende stehen wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie früher oder später vollkommen eigennützig agiert, da sie weder ihrem Bruder noch Dädalus genug Vertrauen oder Respekt entgegenbringt, um sie zu unterstützen. Sollte es zu einem Kampf kommen, der die Geschwister gegeneinander hetzt, setze ich mein Geld allerdings nicht auf Raphaela. Zumindest nicht ohne Hilfe von Dädalus, dem ich den Sieg über Gabriel selbstverständlich gönnen würde. Andererseits wäre da auch noch Sybill, deren Allmachtsvorstellung stark an One Piece'sche Katastrophen erinnert. Vielleicht wäre es auch hier hilfreich - und offensichtlich ironisch - wenn Dädalus, Luzifer und Raphaela gegen Sybill kämpfen müssten. Wie auch immer ein solcher Kampf aussehen würde, aber letztere sind nunmal die Architekten der Traumwelt und Dädalus ist Dädalus.^^

      Nächster Punkt: Schieben wir es jetzt auf die narrative Ökonomie, dass Brianna und Anhang direkt in dem Tunnelsystem unterwegs sind, in welchem Kyu nach dem Ausbruch aus seiner persönlichen Hölle landete und Herleif auf den Tod wartete? Theoretisch hättest du mit Sybill ohnehin alle Möglichkeiten der Welt, Charaktere genau dahin zu bugsieren, wo du sie gerade haben willst, aber...ganz kommentarlos wollte ich diesen günstigen Zufall nicht verstreichen lassen. Zumindest, sollte es sich tatsächlich um einen Zufall handeln und nicht um eine logische Entwicklung, die ich nur wieder vergessen habe. xD
      Auch mir sagt es zu, dass Brianna Kyu nicht zu bändigen imstande ist - und mir sagt es zu, dass Kyu nach seiner Flucht noch immer durch die Traumwelt wütet. Sybill selbst hat gesehen, wozu der Fuchs imstande ist und verfügt zudem noch über die Mittel, ihn genau ins Auge des Orkans zu lotsen. Es würde mir gefallen, wenn sie Kyu als Chaos auf vier Pfoten auf das Schlachtfeld zaubern würde, wo jener dann eines der ranghöheren Mitglieder der Herzkönigin zerfetzt. Das hätte Stil und würde logisch erklären, wie die Helden gegen die Übermacht der royalen Leibgarde bestehen können. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass die Vasallen der Herzkönigin maßgeblich als Antagonisten herhalten werden, nun, da Uriel anscheinend auf Sybills Seite steht und Gabriel vielleicht mit Raphaela und/oder Dädalus aneinander gerät.

      Kaisa ist wie immer cool, cooler, am coolsten. Es ist eigentlich nicht mehr nötig zu betonen, wie cool sie ist. Daher muss man sich nur noch fragen, wie sie die nächsten Kapitel überstehen wird. Wenn ich mich jetzt nicht täusche, stürzt sie sich direkt ins Auge von Sybills Zorn, was nur bedingt vielversprechende Aussichten sind. Rettet sie Dädalus vor Sybill? Oder wird sie vorher von, sagen wir mal, H.D. oder Marzipan oder dem Märzhasen-Hutmacher abgefangen? Ehrlich gesagt traue ich Kaisa durchaus zu, mit einem kleineren Vasallen der Herzkönigin vor der Kirche den Boden zu wischen, um dann mit einem großen Auftritt in selbige zu stürmen und sich einen der Bigshots (vornehmlich H.D.) vorzuknöpfen. Das würde aber voraussetzen, dass nicht Marc oder Kol noch dazu stoßen, welche selbst Gegner bräuchten. Und Drake ist ja auch noch da, genau wie Monster-Kyu. An starken Helden mangelt es dir da eigentlich nicht, also könnte sich Kaisa auch mit einem einzigen Gegner begnügen. Schauen wir mal.^^

      Dinge, die ich aus der letzten Szene mitnehme: Luzifer ist ein Demagoge und Sybll liiiiiieeeeebt theatralische Auftritte. Eine sich selbst spielende Orgel, ein Kinderchor, der wie tote Vögel von seiner Empore fällt, aufklaffende Kirchentüren und ein Blutmond, der rubinrotes Licht durch die Buntglasfenster brennt. Meine Fresse und drei Ave Maria, Liberace hätte es nicht kitschiger inszenieren können. :D
      Aber es passt zu Sybill, die all die Jahrzehnte auf diese große Rückkehr in die Manege der Lebenden gewartet hat. Jetzt ist es Zeit für ihre Rache, für die Prophezeiung und...für den Lord? Ich bin nach wie vor gespannt, wie der in die Gleichung um Sybill und die Traumwelt hineinpasst. Aber das wirst du sicher nicht gleich im nächsten Kapitel enthüllen, weshalb ich mich jetzt erst einmal auf Sybills weiteres Vorgehen freue. Zerquetscht sie Luzifer sofort, oder aber darf sich jener doch noch wehren? Denn, wie gesagt, so gesehen ist er der einzige, welcher Sybill noch irgendwas entgegensetzen könnte. Er hat die Traumwelt erschaffen, vielleicht mit Raphaela zusammen. Wenn er es nicht schafft, irgendwas gegen Sybill auszurichten...wer dann?

      Ingesamt wieder ein schönes Kapitel und so perfekt im Zeitplan, dass es mir Angst macht. WER BIST DU?! :D


    • Kapitel 164 erschienen

      Heyho Leute,

      aller guten Dinge sind drei, weswegen es heute auch das Dritte Kapitel in Folge gibt. Drei Kapitel, drei Wochen...ich weiß nicht, was falsch mit mir gelaufen ist, aber man soll ja bekanntlich aufhören, wenns am schönsten ist, weswegen ich jetzt wohl wieder auf einen zwei- bis dreiwöchigen Rhythmus umschwenken werde, bis meine Prüfungen vorbei sind.

      Kommentare werde ich dann die Tage nachreichen. Kapitel ist hier zu finden.

      Viel Vergnügen.

      - V.

    • Drittes Kapitel, dritter Kommentar. Würde ich nicht in zwei Wochen Prüfungen haben und mich wie ein Fisch im Sand fühlen, wäre die Welt schön. Hach.

      Du bestätigst die Runen-Frucht, was ich erst einmal achselzuckend zur Kenntnis nehme. Wie Sybill anmerkte, scheint es sich um eine mächtige Frucht zu handeln und die Möglichkeiten respektive Grenzen der Kräfte sind wohl an die Zahl und Art der Runen gebunden, die Herleif beschwören kann. Theoretisch sind dem geneigten Sprachhistoriker keinerlei Schranken gesetzt, sofern man die richtigen Symbole aneinanderreiht, was aber die Frage aufwirft, wo die faktische Linie zwischen "mächtig" und "göttlich" verläuft. Zwar hat Oda jüngst auch zahlreiche Ketten gesprengt, aber da du selten ein Freund dieser Methoden warst, erwarte ich hier durchaus eine logische Grenze. Nicht, dass Herlief am Ende nur die Rune für "Tod" auf ihre Axt ritzen muss und schon kippen die Gesandten der Triade wie Zedern im Sturm um. xD
      Sybill erwähnte es bereits, Herleif hat das Potenzial ihrer Frucht noch nicht erreicht bzw. wird nicht in der Lage sein, es zu erreichen. Aber wenn dies geschehen würde...wie sähe das aus? Bin ja persönlich selbst kein riesiger Fan dieser allmächtigen Teufelskräfte, weshalb mich das schon interessieren würde.^^

      Diesen Aufhänger nutzend, mache ich bei der aktuellen Allmacht in Person weiter: Sybill. Ihre Selbstdarstellung dauert an, sie kostet jeden Moment ihrer Rückkehr wie süßen Wein aus und gefällt sich dabei sichtlich in ihrer Rolle der unerträglichen Höllenfürstin, die von jedermann gefürchtet, verachtet und angewidert beäugt wird. Der Kontrast zwischen lasziver Göttin und verfaulendem Gewürm hat schon einen gewissen Reiz, auch wenn mein bildliches Vorstellungsvermögen dich für so manchen Schwenk über Sybills derangierten Leib verflucht hat.
      Gleichzeitig muss man aber auch Viktoria loben, die zumindest für einen Moment in der Lage war, sich Sybill rhetorisch entgegenzustellen. Natürlich konnte sie keinen Sieg erringen, dafür hat Sybill diesen ihren Moment zu lange geplant, modelliert und in Form gegossen. Aber dieser kurze Moment des Zögerns, als sich Viktoria tatsächlich gegen Sybill erhob...den mochte ich sehr. Auffällig fand ich an dieser Stelle auch den kurzen Vermerk Sybills über Viktorias "psychische und physische" Stärke. Du hast uns bisher ja vergleichsweise im Dunkeln darüber gelassen, ob Viktoria tatsächlich kämpferisch aktiv werden könnte oder nicht. Diese Aussage könnte die Möglichkeit unterstützen, oder aber nur auf Viktorias Leidensgeschichte verweisen. Schwer zu sagen, hat mich aber aufhorchen lassen.
      Wohin Sybill die Herzkönigin und ihre Vasallen verfrachtet hat? Ich nehme mal an, irgendwohin, wo sie eher früher als später auf die Schatzjäger treffen. Kaisa ist immerhin direkt auf dem Weg und Aloe wird Brianna & Co. sicherlich auch bald gefunden und in die richtige Richtung verwiesen haben. Bleiben nur Marc und Kol, die mir beide aber irgendwie total egal sind. Der eine ist eh erst seit diesem Arc dabei und der andere ist, naja, Marc. :D

      Aber zugegeben, der hat immerhin Charakterstärke offenbart. Bisschen Fifty Shades of Gay für den Aufenthaltsort seiner Tochter, warum nicht. Eigentlich eine sehr gute Geschichte und eindrucksvoller Anknüpfpunkt für eine tiefergreifende Charakterisierung der Figur, aber...ja. Ich werde mit ihm einfach nicht richtig warm, es liegt nicht an dir oder den Dingen, die du dir für Marc ausgedacht hast. Das ist wie mit den Bärennarben damals, die Marcs Großherzigkeit und seinen Mut impliziert haben. Irgendwie springt der Funke nicht über und ich kann spontan nicht sagen, woran das liegt. Es ist, wie es immer war. Marc halt.
      Auf der Habenseite steht immerhin der Fakt, dass die beiden Herren nun hoffentlich schnell aus ihrem Alptraum verschwinden und den anderen beistehen können. Je nachdem, ob die Herzkönigin und ihre Armee an einem Flecken oder doch eher verstreut landen, sollte den Einzelkämpfen nicht mehr viel im Weg stehen. In der Kirche geht meine Prognose (Sybill vs. Luzifer, Raphaela & Dädalus) anscheinend auch auf, oder aber Raphaela schlägt sich noch auf die Seite der Hexe und es kommt zu einem 2 vs. 2, dem Luzifer und Dädalus aber eigentlich nicht gewachsen sein sollten. Keine Ahnung.

      Jetzt ist ohnehin erst einmal wieder Zeit für eine saftige Rückblende, die anscheinend endlich den großangekündigten Verrat beinhaltet. Der Einstieg gelingt dir hier hervorragend, sowohl die metaphorische Betrachtung der Welt durch Sybill als auch die schrittweise Entfremdung der Hexe von diesen Ansichten. Wenn man mit einem nahezu endlosen Leben gesegnet/verflucht wurde, fallen wegweisende Prämissen wie Tod und Leben, das Verständnis von Zeit und Zeitlosigkeit, von Carpe Diem und Memento Mori einfach weg. Sybill ist nicht an die Gesetze gebunden, die den Rest der Welt unaufhörlichen in den nächsten Tag treiben und entwickelte daraufhin ihr eigenes, viel umfassenderes Konzept der Realität. Sie sieht das große Ganze, wo andere kaum mehr als ein Leben zur Verfügung haben, um auch nur Fragmente auszumachen. Auch Sybills Einsamkeit und Isolation von den Menschen, die sie ohnehin stets argwöhnisch und feindselig behandelt haben, ist ein geschickter Übergang zu der Liebe, die sie durch Shmuel erhält. Einerseits, weil die Liebe zwischen zwei Menschen gleichzeitig so klein und so groß ist, andererseits, weil Sybill durch sie einen Hauch von Menschlichkeit erfahren hat. Klammern wir an dieser Stelle dann auch großzügig die Tatsache aus, dass Sybill im Körper eines Kindes steckt und Shmuel bereits erwachsen zu sein scheint, ist das eigentlich eine sehr schöne Szene, die einen wunderbaren Einstieg in den Untergang darstellt.

      Wie genau ich zu dieser Liebe stehe, die mich zu überraschen wusste, kann ich jedoch noch nicht zweifelsfrei beurteilen. Zwar bezeugt diese Liebe die tiefe Verbindung zu Shmuel und bietet Sybill einen neuen, gänzlich anderen motivationalen Spielraum, bringt aber auch die altbekannte narrative Trope "Liebe" ein. Dagegen habe ich natürlich nichts, aber ich möchte sehen, was du daraus machst. Es würde Sybill nicht gerecht werden, wenn sie nun wie eine schwärmerische Dirne dargestellt würde, die sich nur für ihren Liebsten all die Jahre in der Gedankenwelt Luzifers eingenistet hat. Am liebsten wäre mir hier eine Verquickung beider Systeme. Zum einen die romantische Ebene, auf der Sybill ihren Geliebten aus den Fängen Luzifers befreien möchte, und zum anderen die ideologische Ebene, auf der jener ihr gemeinsames Werk, ihren Traum wahr werden lassen soll. Mit dieser Idee könnte ich mich wirklich anfreunden. Sie macht Sybill menschlicher, den Lord greifbarer sowie die Geschehnisse der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft grauer.


      Was soll ich sagen? Ein starkes Kapitel. Sybill fügt einen Großteil der bisherigen Handlung zusammen, bereitet simultan das herannahende Finale des Arcs vor und liefert uns im Kommenden auch noch den langersehnten Flashback um Dädalus und seine einstigen Freunde. So kann es weitergehen.^^


    • Kaum hinterlässt man hier einen Kommentar, bekommt man die Benachrichtigung, dass ein neues Kapitel online ist. Beeindruckend, beängstigend und inspirierend. Viel Glück.

      Nach dem letztem Kapitel hast du mich mit der Darstellung von Herleifs teuflischen Kräften tatsächlich neugierig gemacht. Ich kenne mich mit den Schriftzeichen kaum aus, startete demnach sofort eine superaufwendige Googlesuche, die nahezu ergebnislos verlief. Es ist immer mal wieder die Rede von Zauberei und dergleichen, aber so richtig schlau wurde ich da ehrlich gesagt noch nicht. Hier muss man wohl oder übel auf eine Erklärung seitens Nutzerin oder der allwissenden Sybill warten. Bisher wissen wir, dass die Runenkraft ihrem Nutzer die Fähigkeiten einräumt, Heilmagie einzusetzen und Fesseln zu lösen. Weckt Erinnerungen an Latein-Stunden, als das Thema Aberglaube im Mittelpunkt stand. Egal, abwarten ist angesagt.

      Ich vermute, die Frucht sollte sowieso bald sehr nützlich werden. Wie ich bereits im letzten Kommentar verlauten ließ, wäre ich einem intensiven Gewaltexzess seitens Kyus, in welchem er unkontrolliert alles und jeden um ihn herum in Brand steckt, alles andere als abgeneigt. Dem aktuellen Kapitel nach zu urteilen sollte es Herleif möglich sein, selbst schlimme Wunden zu heilen, wie wir an ihrem lädierten Bein gesehen haben. Dies könnte Kyu quasi einen Freifahrtschein in seinem Streben, sich nach Belieben auszutoben und derweil einen Pfad des Leids und der Verwüstung hinter sich zu lassen, gewähren und den Fall um einiges tragischer. Während seines Wutausbruchs könnte der Fuchsjunge demnach, vollkommen verzehrt von den Fuchsflammen und hilflos in Maries Bann gezogen, auf Freund wie Feind losgehen, einige Gegner aus dem Verkehr ziehen und anschließend seinen Weggefährten Schaden zufügen. Sollte er, nachdem er wieder bei Sinnen ist, das verheerende Ausmaß seines Kontrollverlusts realisieren, wird ihn das abermals an den Rand des Abgrunds treten und drohen, ihn zu verschlucken. Kyu, der naive, herzensgute Junge, scheint einer zu sein, der sich sowas nur schwer verzeihen könnte. Die physischen Wunden des Körpers heilen, die psychischen bleiben. Insofern bin ich sehr angetan von Herleifs Kräften, da sie die Möglichkeit eröffnet, Kyu die Macht seines Zorns in Fülle zu kosten, ohne den Hauptcharakteren auf permanente Weise körperlich zu schaden. Gleichzeitig besteht die Chance, dass Misstrauen gegenüber Kyu in der Gruppe keimt (auch wenn ich das nicht kommen sehen kann, weil sich doch alle so doll lieb haben). Eventuell ergeben sich interessante Konflikte innerhalb der Gruppe auf der Ikarus, es bilden sich Gruppen mit verhärteten Fronten (?). Das Potential für eine Menge wünschenswerter Dramatik ist gegeben. Wenn Brianna zusätzlich noch über Dädalus "Verrat" aufgeklärt wird... Vorbei die Zeit, wo alle superviel Spaß auf dem Schiff hatten.

      Und da wir schon von Konflikten reden: Marc und Cole bekommen einen Auftritt, der sich kaum von ihrem letzten unterscheidet. Ehrlich gesagt, kann ich mit beiden Kerlen nicht viel abgewinnen. Marc weil er Marc ist und Cole, weil er noch nicht viel Zeit hatte, wo er tatsächlich interessant werden konnte. Auf Clockwork Orange fand ich den Karamellbrünetten für den Arc recht gut und mir gefiel die Rolle, die ihm im Zusammenhang mit dem Harlekin zukam, recht gut. Was für mich die Fan Fiction besonders stark macht, ist die Interaktion der einzelnen Ikarier untereinander, woraus dann besondere Bindungen resultieren, die einem die Charaktere näherbringen. Kyu-Drake, Kyu-Dädalus, Kyu-Brianna, Brianna-Aloe, Brianna-Dädalus, Dädalus-Kaisa, Kaisa-Aloe (bahnt sich nach den neusten Ereignissen mit den Kartensoldaten womöglich an?). Interessante Freundschaften, die auf die einzelnen Teilnehmer individuell abgestimmt sind. Marc sehe ich mit keinem irgendwie auf einem ähnlichen Level interagieren, höchstens noch mit Brianna. Daher nehme ich ihn auch nicht als "Mitglied" war, sondern oft nur als Randerscheinung, der sich glücklicherweise in die Kämpfe stürzen kann. Dabei schlummert in ihm genug Potential, um mehr zu sein. Just in diesem Kapitel wurde wieder betont, wie er sich der Sklaverei hingegeben hat, um seine Tochter zu finden.
      Btw: Wo ich so über Sexsklaverei nachdenke- es hilft ihm halt auch mal so gar nicht, dass ich ihn mir im Leia-Outfit als Sklave einem fetten, hässlichen Himmelsdrachenmenschen zu Füße liegend/lasziv räkelnd vorstelle.
      Außerdem bin ich aus persönlichen Gründen kein Fan von Surfboards und dergleichen, weshalb er weitere Sympathiepunkte verliert.
      Ähnlich wie Marc besitzt auch Cole eine Daseinsberechtigung, mit den Ikariern in Abenteuerreise zu stechen (Rache an Harlekin?). Gleichzeitig empfinde ich ihn auch noch nicht als Teil der Gruppe, was nicht weiter verwunderlich ist, da er noch nicht einmal einen Arc lang Mitglied ist. Kann alles noch mit starken Konversationen oder gruppenbindungsstärkenden Momenten folgen.

      Wie bereits erwähnt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass wir in den kommenden Kapiteln eine sich anbahnende Freundschaft zwischen Kaisa und Aloe wahrnehmen werden, da ich die zwei zusammen ziemlich sympathisch finde. Klar wird Kaisa demnächst ihrem BFF Dädalus, nachdem er nun ein Auge verloren hat, etwas mehr Zeit schenken, doch sollte sie Aloe ja nicht vernachlässigen.
      Diese ist vor allem stärketechnisch in letzter Zeit enorm gewachsen, wenn man einen flüchtigen Blick auf ihre bisherigen Gegner und ihre Errungenschaften wirft. Aus diesem Grund frag ich mich, weshalb sich die beiden reizenden Damen überhaupt getrennt haben, anstatt Aloe versuchen zu lassen, die Kartensoldaten mit einem kräftigen Windstoß wegzuwehen. Oder sie unter einer kolossalen Wasserwelle zu begraben oder sie mit mächtigen Erdbrocken zu erdrücken (weil Natur). Natürlich drängt die Zeit und Aloe wird die glorreiche Aufgabe zuteil, Brianna und Co. zur Kathedrale, dem Ort des spannenden Finales zu führen. Wenn Kyu aus heiterem Himmel die Versammlung mit einem blutrünstigen Gewaltakt platzt... :kreygasm:

      was ich mir aber wegen der Allwissenheit der koprophilen Sybill nicht vorstellen kann. Obwohl ich denke, dass man ein Mastermind, welches seine Gegner und Mitspieler wie Figuren auf einem Brett aufstellt und deren Handlung wie ein Spiel bestimmt, am besten mit einem unvorhersehbaren, unmöglich zu planenden Ereignis schlägt, so denke ich, interessiert sich Sybill kaum für Kyu. Sie nahm seinen Wutausbruch damals, als Herleif ihre Fesseln öffnete, auch nicht wirklich als Gefahr wahr. Auf dem jetzigen Stand verweilend wüsst ich nicht, auf welche Weise du den Abgang der ekelerregenden Antagonistin planst. Sie mit einem ausgeklügelten Plan körperlich bezwingend? Beschwatzend? Ein unvorhersehbares Ereignis wie der Ausbruch einer irrationalen, menschlichen Emotion? Team-Arbeit der Ikarier oder durch einen Hinterhalt von ihrer Tochter Raphaela? Da sollte man sich als Leser getrost zurücklehnen und den Flashback zu Ende lesen, bevor man voreilige Schlüsse zieht. Womöglich offenbart sich uns während dieser Erzählung ein Schwachpunkt der Greisin, da sie bereits einmal bezwungen und verraten wurde. Unbesiegbar ist sie demnach nicht.
      Lediglich unsterblich. Die Frau weilt schon seit unzähligen von Jahren auf dieser Welt, sammelte in der gesamten Zeit enorm viel durchgemacht. Die Menschen hielten sie für ein bedrohliches Monster, drängten sie in die peinigende Einsamkeit. Shmuel schien der Erste zu sein, der das wahre Potential in ihr erkannte, und gab ihr wohl das, was sie suchte. Einen Platz. Ob da wahre Gefühle dahinter stecken oder ob diese Beziehung gänzlich der Agenda diente, wird sich wahrscheinlich noch zeigen. Ich tippe hierbei auf Ersteres. In diesem Zusammenhang wird natürlich auch wieder ihre Beziehung zu Michi, dem Vater ihrer Kinder interessant. Ob Michis Liebe sein frühzeitiges Ableben begünstigte? Anscheinend brach der Verrat von Dedale und Luzifer ihm das Genick (oder jedenfalls ist das zu erwarten), was mMn eher auf Probleme mit der Ideologie hindeuten würde. Oder aber die beiden verrieten dem Lord, dass Michi und Sybill ein Liebespaar waren, sie zwei (nicht nur ein) Kinder gezeugt haben, woraufhin der Lord ihn umbringen ließ- unbefriedigende Lösung.
      Es kann natürlich sein, dass uns Sybill mit dem nächsten Kapitel die ganze Wahrheit verrät, was weitere Dümpelraterei meinerseits obsolet machen würde. Mal sehen, ob wir nächstes Mal auch Einblicke in die Mannschaft/Organisation des Lords erhalten. Freuen würd ich mich.

      Gutes Kapitel, öffnet die Türe für den kommenden Flashback, der uns hoffentlich mit saftigen Hintergrundinformationen füttert.



      Fun Fact: Nach diesem Kapitel hab ich eine Runenrechnung durchgeführt, mit welcher man herausfinden kann, welche Rune einem zugeordnet wird. Mein Schriftzeichen heißt "Kenaz" und es gleicht einem "kleiner als" Zeichen.

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    • Kapitel 164: Die Kinder des Teufels

      Zeit, dass ich auch meinen Kommentar endlich mal fertig machen, bevor du aufgrund deiner Prüfungen doch noch das vierte Kapitel in vier Wochen veröffentlichst.^^

      Als Herleif ihre Wunden mit Hilfe einer Rune geheilt hat und die Runenfrucht bestätigt wurde, habe ich mich zuerst schon gefragt, wo dies jetzt plötzlich herkommen soll. Später sind mir dann wieder die Runen auf ihren Streitäxten eingefallen, welche beim Kampf aufleuchteten, irgendwie habe ich das komplett vergessen. Jedenfalls ist dies schon eine sehr mächtige Frucht, wobei ich ihre Grenzen unter anderem in der benötigten Kenntnis der jeweiligen Bedeutung der Runen(-Kombinationen) sehe. Weiterhin braucht es natürlich auch etwas Zeit, die jeweiligen Runen zu schreiben und anscheinend müssen sie auch auf das entsprechende Objekt direkt aufgetragen, eingeritzt werden. Somit ist es schon eine sehr mächtige Frucht, welche aber derzeit noch ihre schwächen zu haben scheint. Immerhin konnte sie ihre Kräfte nicht nutzten, um sich aus Gabriels Fängen, bzw von ihren eigenen Ketten zu befreien.

      Erstaunt hat mich auch, dass Herleif Sybill so schnell befreit. Zumindest nach dem, wie die Interaktion zwischen den beiden bisher gelaufen war, hatte ich irgendwie mehr zögern oder zumindest genauere Nachfragen erwartet. Besonders, da Herleif auch gemerkt haben dürfte, dass sie zwar mit Brianna unterwegs war, diese aber auch von Sybill nicht wirklich begeistert war.

      Zu Marc und Kol fällt mir nicht wirklich etwas neues ein. Zumindest für mich war irgendwie immer klar, dass Marc zum Sklaven wurde, um irgendwie wieder an seine Tochter heranzukommen. Zwar könnte man hier herauslesen, dass er einen Deal mit genau diesem Tenryuubito hatte, aber ich kann es mir bei diesen nicht wirklich vorstellen, dass sie irgendeinen Deal eingehen würden. Zwar haben auch welche Geschäfte mit Brianna gemacht, aber wenn sie diese zu ihrer Sklavin gemacht hätten, könnten sie Brianna nicht mehr auf Artefakt suche schicken, während Mark als Lustsklave, sobald der in MJ ist und sein Brandmal hat, keine Verhandlungsposition mehr hätte. Weiterhin meine ich mich noch dunkel zu erinnern, dass er in irgendeinem FB in einem Käfig zum verkauf gezeigt wurde. Er hat wohl einfach die "Position" des Sklaven als einzige Möglichkeit gesehen, wie er nach MJ kommen kann, um dann dort irgendetwas über seine Tochter herauszufinden.

      Jetzt aber zu dem Teil, der mir sicher das meiste Kopfzerbrechen bereitet und mich wahrscheinlich vom einen früheren Kommentieren abgehalten hat, Sybill oder besser gesagt ihre Beziehungen zu den diversen männlichen Charakteren.

      Das die Mitglieder des Drei-Augen-Stammes oder bei dir Hexen genannt, sehr lange Leben wussten wir spätestens seit Genevieve auftauchen, aber jetzt erfahren wir, dass sie anscheinend zumindest was das Alter angeht (fast) unsterblich sind. Wobei mir dann noch nicht ganz klar ist, in wieweit sie körperlich Altern bzw wie lange es dauert, bis sie von einem optischen Kind, zu einer optischen Frau werden, wobei wir eine optische Oma wohl ausschließen können. Denn Sybill wird hier trotz ihres Alters von Jahrhunderten als Kind beschrieben, während Genevieve bei ihrem FB, wo sie das Aurora Archipel erhobt, ein Kind und später eine Frau war. Wobei sie in deiner letzten Charakterübersicht als Mensch/Hexe bezeichnet wird, ist sie also wie Raphaela keine reine Hexe? Ach ja ich denke, dass Sybill in der Traumwelt als alte Frau erscheint liegt daran, dass sie hier nur Seele/Erinnerung ist, welche immer weiter verfault und nicht, weil sie in dieser Welt wirklich altern würde.

      Wo wir schon bei Unsterblichkeit sind, wenn ich mich recht Entsinnen hat Katerina ihrem Vater, einem der fünf Weisen, doch eine Phiole mit Blut gebracht, welche ihm "gesundheitlich2 helfen sollte. Genauso wie der Horizon etwas mit Unsterblichkeit zu tun hat. Ich würde mich jetzt mal zu der Vermutung hinreißen lassen, dass in der Phiole Hexenblut war und der Horizon ebenfalls irgendwie mit diesem Stamm und dessen Macht/Unsterblichkeit in Verbindung steht.

      Aber jetzt zu dem eigentlichen Thema, dem Beziehung Chaos.
      Zunächst hat es mich einmal ziemlich Überrascht, dass Sybills liebe Shmuel/dem Lord gilt oder gegolten hat. Immerhin sind Gabriel und Raphaela die Kinder von ihr und Michael bzw so wurde es immer gesagt und Gabrieles Ähnlichkeit zu Michael wurde auch immer wieder betont. Womit wir eigentlich ausschließen können, dass die beiden doch Shmuels Kinder sind, welch wegen des optischen Altersunterschieds Michael zugeschoben wurden.

      Allerdings bleibt noch die Frage, ob Sybill weiterhin Shmuel liebt/ unterstützen will oder ob er sich auch irgendwie ihren Zorn zugezogen hat. Dieser scheint aber zumindest schon so stark zu sein, dass sie lieber gegen alle anderen zur Felde zieht, als Shmuel aus der Albtraumwelt zu befreien.

      Aber nun zu dem Problem mit dem Verraten. Während ich mich daran erinnere, dass wir bis jetzt die Information hatten, dass Dädalus und Michael zusammen Luzifer aufgehalten haben/wollten und Michael dabei gestorben ist, sagt Sybill jetzt, dass Dädalus und Luzifer sie und Michael verraten hätten. Weiterhin sagt sie, dass sie sich zu Luzifer wegen irgendetwas geflüchtet und der dann sie getötet und ihren Erinnerung eingesperrt hätte.
      Mit diesen Informationen kann ich sehr gut sehen, warum Sybill sagt, dass Luzifer sie verraten hätte, aber warum nennt sie dann auch Dädalus und Michael. Wenn auch die Information stimmt, die wir von Dädalus erhalten haben, könnte ich mir vorstellen, dass bei dem Versuch Luzifer aufzuhalten Michael in einer Situation gestorben ist, welche man auch als Verrat von Dädalus an ihm auslegen könnte. Also Dädalus geht weiter oder bleibt zurück, um irgendetwas technisches aufzuhalten, während Michael im Kampf stirbt oder so.
      Jedenfalls wäre es wichtig zu wissen, warum Sybill zu Luzifer geflohen ist. Sie könnte allgemein in Gefahr gewesen sein und Luzifer hat dies ausgenutzt, um sie zu beseitigen und sich ihre Erinnerungen zu eigen zu machen und musste dann von Dädalus und Michael aufgehalten werden . Andererseits könnte Sybill vor den beiden bzw deren Ablehnung von einem wichtigen Plan zu Luzifer geflohen, der diesen dann auch weiterführen wollte und deswegen von Dädalus und Michael aufgehalten werden musste.
      Irgendwie gibt es da noch viel zu viele Möglichkeiten bzw mir Fallen viel zu viele ein.

      Auch länger überlegt habe ich bei dem erwähnten Verrat bzw. >dem falschen Mann vertraut< in der Auseinandersetzung zwischen Viktoria und Sybille. Denn wie Zweitere sich ausdrückt, handelt es sich bei beiden Frauen um den selben Mann. Da Viktoria dem Lord sicher nie vertraut haben dürfte, kann es sich bei diese, Mann eigentlich nur um Luzifer handeln. Denn Sybill vertraute ihm damals und wurde in dieser Welt eingesperrt und Viktoria vertraute ihm ebenfalls um in diese Welt zu kommen und Rache am Lord nehmen zu können.

      Weiterhin habe ich mich dabei auch gefragt, wie viel Kontrolle Sybill in dieser Welt hat. Sie konnte Gabriel und HD ohne Probleme in eine Verbeugung zwingen, so wie sie sich ausdrückt konnte sie am Anfang verhindern, dass jemand ihren Auftritt mit Zwischenrufen zerstört. Aber Viktoria hat dies schließlich geschafft, bzw. Sybill schien bei ihrem lachen leicht irritiert. Ist also Viktoria mental so stark, dass sie Sybills Kontrolle überwinden konnte oder war es von Anfang an nur wie Wucht ihres Auftrittes, der alle zu schweigen verdonnert hat.

      Weiterhin dürfte noch Interessant sein, dass Sybill diese Welt als Königin verlassen will. Wir können also davon ausgehen, dass sie ihre Feinde nicht nur hier vernichten möchte, sonder auch aus dieser Welt in die reale Welt zu entkommen plant. Dies kann eigentlich nur klappen, wenn sie einen fremden Körper übernimmt. Zusätzlich müssen wir beachten, dass sie Brianna damit beauftragt hat Luzifer zu töten und da diese Welt aufgrund seiner Fähigkeiten existiert, können wir nicht ausschließen, dass die Welt mit seinem Tod endet, es sei denn der Körper bleibt nach dem Tod des Geistes trotzdem am Leben oder ein Tod in dieser Welt hat keine Auswirkungen in die Realität.
      Also da Luzifer der Erschaffer dieser Welt ist, könnte Sybill mit/nach seinen Tod planen diesen und (eventuell) leeren Körper zu übernehmen, aber ich glaube irgendwie nicht daran, dass sie damit glücklich wäre.
      Als nächstes gibt es natürlich Viktoria, da sie dieser ein Leben in einem Albtraum in Aussicht gestellt hat, während sie selber eine Königin wird. Aber auch hier sehen ich nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, genauso wie bei Herleif, an dessen Runenfrucht sie ebenfalls Interesse bekundet hat.
      Nein mit die größte Chancen sehe ich bei Brianna, weil sie die Auserwählte ist, sofern die Prophezeiung natürlich nicht genau Briannas jetzigen Geist/Wesen voraussetzt.
      An Stelle Nummer eins zur Übernahme eines fremden Körpers durch Sybill sehe ich derzeit Raphaela. Damit hätte Sybill wieder den Körper einer Hexe und da es ihre Tochter ist, könnten sie auch sehr gut kompatibel sein. So wie Sybill bis jetzt dargestellt wurde, glaube ich kaum dass sie sich groß um ihre Kinder schert, welche von Luzifer verdorben wurden. Gabriel wollte sie z.B. ein Leckerli geben, weil er so gut auf sie gehört hat, dies zeugt nicht gerade von Mutterleibe.

      Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass du zu kaum einen meiner Ausführungen rund um Sybill etwas sagen kannst ohne groß zu Spoilern, aber es hat doch gut getan mal alles niederzuschreiben was mir so durch den Kopf gegeistert ist.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Hallo. Ja. Ich weiß. Viel Spaß!

      @Calli #1

      Callico schrieb:

      Der einäugige Dädalus. Ich find es noch immer krass, dass der Waldschrat tatsächlich ein Auge verloren hat, weil ich nicht damit gerechnet und den Part mit Gabriel dafür extra zweimal gelesen habe, um mich zu vergewissern. Muss gestehen, dass er mir designtechnisch nun um einiges besser gefällt (9/10). Ein Einäugiger und die Walküren/Walhalla, wo das wohl hinführen kann? Ob diese Parallele zur nordischen Mythologie in einer Zeit, wo wir schon alsbald die Ufer von Walhalla ansteuern könnten, tatsächlich Zufall sein kann? Natürlich besteht auch noch die Chance, dass ich zu viel in diese Situation hineininterpretiere und diese Folterszene diente lediglich dazu, die Leser Gabriel hassen zu lernen. Aber dieser Zug sollte doch auch längst abgefahren sein, da man spätestens seit der Folterszene mit Herleif den blonden Penner nicht mögen sollte. Verblendete Fundamentalisten sind mitunter die schrecklichsten Menschen und Gabriel verdient es, mal ordentlich verprügelt zuwerden. Da wir gesehen haben, dass die Beziehung zwischen ihm und seiner weißhaarigen Schwester nicht die beste zu sein scheint, kann ich mir vorstellen, dass Dedale Raphaela erfolgreich einlullen und im Zuge dessen sie als Mitstreiterin gewinnen könnte. Im Anschluss darauf könnten sie zusammen Rache an Gabriel nehmen. Als der Waldschrat Raphaela über ihre Mutter aufklärte, bewies er schon einmal seine Fähigkeit, sie zu „lenken“, weil er sich Zeit durch seine Vorträge erkaufte. Die Weißhaarige ist womöglich der Schlüssel, der ihn aus dieser heiklen Lage befreit. Natürlich hat sich die Lage mit dem Erscheinen von Luzifer und Sybill drastisch verschlechtert, welche mit dem Befehl, ihre ekelhaften, kotverschmierten Füße zu küssen, eindeutig ihren Wunsch zu dominieren unter Beweis stellte. Dies sollte einen Fluchtversuch erschweren. Aber ein geschicktes Ablenkungsmanöver und eine verbündete Hand später sollte es dem Greis dennoch gelingen. Und anschließend natürlich noch schnell Gabriel töten.
      Sagen wir mal so. Ich habe die Szene mit Dädalus fehlenden Auge sicherlich nicht ohne Grund eingebaut, wozu sie noch gut sein mag, werdet ihr wohl noch sehen.
      Ansonsten alles schön soweit zusammengefasst. Raphaela ist mit Sicherheit eine Schlüsselfigur, ob sie sich am Ende wirklich lenken lässt oder nicht, werden wir wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt erfahren.

      Callico schrieb:

      Und da wir schon bei den ekelhaften Füßen sind: Also in Luzifers Schuhen würde ich zurzeit nicht gerne stecken. Sybill ist grad auf ihrem Powertrip und die Alte hat es in sich. Kaum ist sie die Handschellen los, sterben schon die ersten Leute. Dabei scheint Luzifer das Hauptziel ihrer Wut zu sein, Dädalus ist sie …ebenfalls feindlich gesinnt? Das ist mir zurzeit noch nicht klar. Dies schreit nach der Fortsetzung des Flashbacks, der mit dem Gespräch zwischen Dädalus und Raphaela begann.
      Wenn ich mich richtig erinnere, meinte Luzifer mal, er sei von seinen Brüdern Dädalus und Michael verraten worden (wie viel man diesen Worten glauben mag, sei dahin gestellt). Dem Flashback war zu entnehmen, dass sich die Freundschaft zwischen den drei Jungen erst nach ihrer Flucht von der Insel entwickelte und sich wohl alles auf dem Schiff von Shmuel ereignete. Isoliert vom Rest der Welt und einem BC entkommen – dies waren bestimmt günstige Voraussetzungen für eine tiefe Bindung und noch bessere für Vertrauensbruch.
      Tja der Flashback wurde ja dann heute zu Ende gebraucht und sollte all deine Fragen und Spekulationen bestätigen oder widerlegen :D

      Callico schrieb:

      Zeitgleich wurden sie von Shmuel unterrichtet und erbten wohl auf diese Weise den Suchdrang nach Horizon/ Erfüllung der Prophezeiung. Ob Michi und Dedale den Verrat begingen, indem sie dieses Ziel aus dem Fokus verloren? Manche Gläubige verkraften den (Kirch-)Austritt anderer nicht und Gabriels inquisitorischen Tätigkeiten nach zu urteilen (als Schützling Luzifers), kann man wohl diese Sippschaft um den Alptraumarchitekten zu einer solchen Gruppe zählen. Es gibt zurzeit zu viele Variablen, als das man Michis Tod einfach damit in Verbindung setzen könnte. Vielleicht kriegt die Interpretationssektion mehr raus, aber mir fehlen noch die restlichen Informationen aus dem Flashback. Michis Tod, Dedales Flucht (?), Sybills Rolle im Plan vom Lord,…
      Also alles, was ich mir dazu vorgestellt habe, konnte ich leider nicht in den Flashback packen, sodass es halt auf ein paar Kernszenen reduziert wurde. Die ganze Beziehung um Dädalus und Co. wäre Stoff für eine eigenständige FF gewesen. Mal sehen. Vielleicht schreib ich ja mal ein Prequel :D

      Callico schrieb:

      Aber du musst damit nicht eilen. Jetzt wäre ich sowieso mit ein bisschen Kyu-Action zufrieden. Der Kerl ist merklich erwachsen geworden im Verlauf der Geschichte und es ist so schön schrecklich zu sehen, wie er die Kontrolle im letzten Kapitel verloren hatte, als er eine Mitstreiterin attackierte. Da werden die Ikarier vor eine harte Aufgabe gestellt und es muss vor allem für Brianna belastend sein, ihren besten Freund Kanekyu auf diese Weise zu sehen. Sollte sie jemals von seiner düsteren Vergangenheit erfahren, wird das bestimmt nicht viel an ihrem Gern-Mögen von Kyu ändern. Auch wenn sich das jetzt konträr anhören sollte,weil ich ja ein Fan vom Jungen im Fuchsgewand bin, aber ich hoffe, dass du ihn noch weiterwüten lässt. Dieser emotionale Abgrund, in dem er sich zurzeit befindet, wird dem Charakter sehr gut tun und ist viel zu wichtig, als das Kyu zu schnell wieder zu sich finden sollte (wenn er das überhaupt jemals schafft-aber man muss ja bescheiden bleiben). Mit der Hilfe seiner Freunde sollte er das schon hinkriegen. Wär nett, wenn du ihn und die anderen darunter vorerst noch leiden lässt.
      Also Kyus Ragemode ist noch nicht zu Ende. Der ist nicht reines Mittel zum Zweck, also solltest du in dieser Hinsicht schon einmal zufrieden sein, denke ich.


      @qoii #1

      qoii schrieb:

      Den größten Teil des älteren Kapitels nimmt die Hintergrundgeschichte und Charakterisierung von Viktoria ein. Dabei kann ich Bo weitgehend zustimmen, ich mag die Art wie du sie darstellst, aber das eine oder andere weniger hätte es auch getan. Allerdings ist ein größerer Teil von dem was man theoretisch weglassen könnte, genau das, was mir besonders Freude bereitet und zur die Überschneidungen, Entlehnungen und Verbindungen zu Bos Menschenjagt. Grundsätzlich wäre es egal, welche Mittel sie alle zur Verbesserung ihrer Schönheit versucht hat, aber wenn diese aus PS kommen, dann sagt das einem Leser, der beide Projekte kennt, schon viel mehr. Ähnliches gilt auch für die fountischen Verbindungen. Ja beide sind an England angelehnt, aber wenn man erfährt, dass Duchess Court vormals ein Teil bzw Fürstentum der fountischen Krone war, ergibt sich gefühlte eine viel größere und tiefere Hintergrundgeschichte. Besonders wenn man bedenkt, dass diese Unabhängigkeit grob 54 Jahre her ist und DC in dieser Zeit schon eigene Kolonien errichteten konnte, welche wiederum für ihre Unabhängigkeit gekämpft haben, wie z.B. das jetzige CO.
      Ja manchmal verliert man sich dann in Details, besonders wenn man so unregelmäßig schreibt, weil man ja auch selbst wieder in die Geschichte kommen muss. Ich hoffe aber dennoch, dass ich den Arc jetzt stringenter zu Ende bringen kann. Es ist schon lange überflüssig.

      qoii schrieb:

      Weiterhin erfahren wir, dass die Herzkönigin vor fünfzig Jahren im Prinzip gezwungen wurde mit dem Lord zusammen zu arbeiten, weswegen es auch durchaus möglich ist, dass es die Triade erst seit diesem Zeitraum existiert. Allerdings hat man in dem FB das Gefühl eines ziemlichen Machtgefälles zwischen dem Lord und der Königin, was einer ungefähren Gleichheit an Macht, welche das Wort Tirade suggeriert, doch ziemlich entgegensteht. Allerdings war DC zu diesem Zeitpunkt auch noch kein von der WR anerkanntes Königreich. Dies hat es alles seiner Königen Viktoria Stuart zu verdanken, womit sie der Macht, Einfluss und der Fähigkeit, Leute von ihren Ideen zu überzeugen, des Lords ziemlich ebenbürtig erscheint. Sprich beides sind Menschen, die wissen wie sie ihre Ziele aus zunächst schwachen Positionen erreichen können und wie sie ihre Macht erhalten. Anders ausgedrückt, ihre direkte Macht ist/war damals nicht zu vergleichen/ebenbürtig, dafür aber die stärke ihrer Persönlichkeit oder nennen wir es besser Ausstrahlung/ Wirkung auf Andere.
      Nunja gleichrangig ging es in der Triade nie wirklich zu, aber das wird in diesem Arc noch näher beleuchtet werden. Die Einzelheiten über die Triade werden dann aber noch beleuchtet werden, wenn es zum Zaren geht.

      qoii schrieb:

      Viel mehr aber frage ich mich gerade, was überhaupt der Sinn dieses Albtraumspiels ist und warum die Herzkönigin da mitmacht. Ich erinnere mich noch daran, dass ich zunächst dachte, es ginge um eine Art Machtprobe zwischen ihr und Luzifer, in der Brianna und Co irgendeiner Nebenrolle spielen sollten. Aber mit Alice Gedankengängen scheint es so zu sein, als sollte es dort von Anfang an Luzifer und Herzkönigin nebst Gefolge gegen Brianna und Co gehen, eventuell ergänzt durch Shumel/den Lord. Haben sie sich erhofft, noch an irgendwelche Inforationen zu kommen oder warum haben sie die Schatzjäger nicht gleich vernichtet, denn das scheint irgendwie das letztendliche Ziel der gesamten Aktion zu sein. Zumindest, wenn ich meine Erinnerungen wieder richtig zusammengesetzt habe. Der einzige Vorteil der Herzkönigin wäre die Anwesenheit des Lord, der sie damals hat demütigen lassen, aber ob sie von ihm Kenntnis hat, wissen wir nicht, soweit ich mich erinnere.
      Also, da ich selber nicht mehr sicher bin, ob ich das jetzt schon so explizit geschrieben habe, habe ich das im aktuellen Kapitel durch Sybill noch einmal deutlich werden lassen. :D

      qoii schrieb:

      Bei Gabriel und Raphaela zeigt sich nochmal sehr gut, was ich schon in einem der letzten Kommentare vermutet habe. Gabriel tritt als Aufrechter Rächer und Verteidiger der Kirche auf. Er sieht sich als ein Werkzeug Gottes bzw. der Kirche, welches die Ungläubigen und das Verdorbene bekämpft und auslöscht. Ein wirklicher Fanatiker, so wie ich mir auch einen Inquisitor zur Zeiten der (spanischen) Inquisition vorstelle, auch wenn damals sich nicht alle so gewesen sind. Sein Fanatismus macht auch vor seiner Schwester nicht halt, die nicht nur das Pech hat, eine Frau zu sein und somit schon von vornherein viel verdorbener und weniger wert ist als er. Sie hat weiterhin auch noch das Blut einer Hexe in sich, was sie von vornherein doppelt Verdorben macht. Wie bei jedem guten Fanatiker ist es ihm dabei egal, dass in seinen Adern das gleiche Blutgemisch fließt.
      Raphaela hat jedenfalls Angst vor ihrem Bruder und hasst ihn für alles was er ihr angetan hat. Die Narbe auf ihrer Stirn wird sicher auch von ihm bzw. seiner Entfernung ihres dritten Auges stammen. Aber gerade deswegen könnte sie den Schatzjägern am Ende zumindest gegen ihren Bruder helfen, besonders da jetzt ihre Mutter in Erscheinung getreten ist und alleine dadurch Luzifer mehr als nur aus der Bahn geworfen hat. Ich bin schon sehr gespannt darauf wie die beiden Geschwister auf ihre Mutter reagieren werden. Besonders Gabriel, immerhin hat sie ihm gleich mal ihre (Hexen-)Macht demonstriert
      Bis auf die Sache mit Raphaelas Auge schon einmal eine gute Erkenntnis. Mehr kann ich aus Spoilergründen aber auch nicht dazu sagen.

      qoii schrieb:

      Die wichtigste Frage für unsere Schatzjäger dürfte aber sein, wie Sibyll zu ihnen steht, denn in diesem Bezug bin ich mir noch völlig unsicher. Zum einen könnte sie immer noch eine Treue zum Lord bzw den Zielen der Prophezeiung haben oder stammt diese nicht sogar von ihr? Allerdings ist Dädalus nicht mehr auf Seiten des Lord, hat aber damals mit ihrem Mann oder besser gesagt dem Vater ihrer Kinder (Michael) Luzifer aufgehalten. aber war das in ihrem Sinne oder nicht?
      Fragen, auf die das aktuelle Kapitel Aufschluss gibt.

      qoii schrieb:

      Anders gesagt ich kann noch überhaupt nicht einschätzen, wie sie zu all den anderen Figuren steht. Fest steht nur, dass sie auf jeden Fall Luzifer vernichten und bestrafen will. Aber sie hat auch dafür gesorgt, dass Luzifer überhaupt den Plan gefasst hat, die Schatzjäger in die Albtraumwelt zu sperren. Zwar scheint sie diese gebraucht zu haben, damit sie genug an den Grundfesten rütteln kann, um überhaupt die Kontrolle zu übernehmen, dies bedeute aber nicht, dass sie ihnen letztendlich wohlgesonnen ist. Immerhin wird ziemlich deutlich angeschnitten, dass sie für Kyus derzeitigen Zustand verantwortlich ist, da es >ihr Werk< ist. Weiterhin lenkt sie Brianna nur Stück für Stück und sorgt nicht einfach dafür, dass alle Schatzjäger wieder zusammen finden, was sie zumindest nach meiner Interpretation der Andeutungen durchaus schaffen könnte. Immerhin hat sie dafür gesorgt, dass Drake genau im richtigen Moment aufgetaucht ist. Alles noch ziemlich ungewiss, sie könnte sich am Ende durchaus gegen alle stellen. Besonders da sie Uriel angewiesen hat die tür zu bewachen, damit keiner Entkommen kann.
      Also soviel sei verraten: Sybill möchte die Welt brennen sehen und es ihr dabei egal, wer über die Klippe springt.

      qoii schrieb:

      Weiterhin frage ich mich, warum anscheinend Herleif dazu im Stande ist die Ketten zu lösen, nicht aber Brianna oder Drake. Hat es etwas damit zu tun, dass sie eine Walküre ist oder steckt da doch etwas anders dahinter, vielleicht in welche Welt die einzelnen zuerst gesteckt worden sind oder wie viel Kontakt die mit bestimmten Personen hatten oder was weiß ich. Das ist auch noch sehr Rätselhaft, wie die gesamten Strukturen, Einflussebenen der Albtraumwelt. Denn zumindest Luzifer und seine Untergebenen handeln sehr häufig, als würden sie sich in der Realen Welt befinden. Sie haben die Kathedrale per Hand für die Messe hergerichtet, die Orgel wird von Hand gespielt und ich meine mich auch daran zu erinnern, dass Raphaela irgendein Raum gefegt hat. Sollte Luzifer als (vermeintlicher) Herr des Albtraums nicht eigentlich alles nach seinen Wünschen richten können bzw einfach die Erinnerung einer Fertig vorbereiteten Kathedrale aufrufen können. Immerhin hat Sybille auch die Macht den Kinderchor in Fetzen zu reißen und die Orgel spielen zu lassen. Ganz abgehen davon, dass gerade zufällig in einer so wichtigen Nacht ein Blutmond am Himmel steht, wobei ich diesen doch eher Luzifer zurechnen würde.
      Also ich hab das zwar schon ein paar mal erklärt, aber ich versuch es noch einmal einfacher in Worte zu fassen:
      Luzifer hat aus seinen Erinnerungen, den Erinnerungen seiner Schwester und denen des Lords diese Welt konstruiert. Es war auch eine perfekte Welt, in der wir Brianna zu Beginn mit Mark und ihrem Kind gesehen haben. Durch das Eingreifen Raphaelas jedoch wurden die Wände dieser perfekt konstruierten Welt eingerissen, sodass die tatsächlichen Erinnerungen sich mit Luzifers Konstruktion vermischen. Daher auch die verschiedenen Ebenen, die alle ziemlich konfus durcheinander wirken.
      Darüber hinaus hat Luzifer nachdem er selbst die Welt betreten hat, keine Macht mehr über ihr Äußeres. Er ist jetzt selbst im Spiel sozusagen und lenkt nicht mehr bloß.

      qoii schrieb:

      Die beiden Kapitel haben mir, wie du sicher an der Menge des Textes sehen kannst, wieder sehr gut gefallen. Besonders da ich eigentlich kaum auf den direkten Inhalt eingehe und mich mehr in meinen Spekulationen und Gedankengängen verliere. Besonders erwähnen muss ich aber noch diesen kleinen Familienmoment zwischen Kaisa und Aloë, die distanzierte Tante scheint irgendwie etwas aufzutauen. ^^
      Natürlich tut sie das. Wie könnte man auch anders als bei so einer liebevollen "Nichte" :D
      Und danke für deine Spekulationen. Das macht mir immer meisten Spaß.

      @Bo #1

      -Bo- schrieb:

      Der erste Abschnitt setzt wohl hauptsächlich den Blutmond in Szene, welcher im Kapitel fast ebenso prominent eingesetzt wird wie die handelnden Figuren. Ob es sich dabei nun um eine rein ästhetische Modifizierung der Szenerie handelt oder einen tieferen Sinn innehat, etwa die farbanalogische Rückkehr von Menschen, Fleisch und Blut in die Alptraumwelt, vage ich nicht zu mutmaßen. Eine Verbindung zur Prophezeiung schließe ich erst einmal aus, da der Blutmond ebenso wenig real ist wie der Horizont, über dem er aufgeht.

      Dann nehme ich die farbanalogische Rückkehr von Menschen, Fleisch und Blut in die Alptraumwelt. Das gefällt mir als Begründung :D
      Nein...was heißt tieferer Sinn. Es bezieht sich wohl eher als kleiner Hinweis auf eine Teufelsfrucht, die du ja schon kennst ;)

      -Bo- schrieb:

      Jedenfalls verdichtet sich die Frage, auf wessen Seite Raphaela am Ende stehen wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie früher oder später vollkommen eigennützig agiert, da sie weder ihrem Bruder noch Dädalus genug Vertrauen oder Respekt entgegenbringt, um sie zu unterstützen. Sollte es zu einem Kampf kommen, der die Geschwister gegeneinander hetzt, setze ich mein Geld allerdings nicht auf Raphaela. Zumindest nicht ohne Hilfe von Dädalus, dem ich den Sieg über Gabriel selbstverständlich gönnen würde. Andererseits wäre da auch noch Sybill, deren Allmachtsvorstellung stark an One Piece'sche Katastrophen erinnert. Vielleicht wäre es auch hier hilfreich - und offensichtlich ironisch - wenn Dädalus, Luzifer und Raphaela gegen Sybill kämpfen müssten. Wie auch immer ein solcher Kampf aussehen würde, aber letztere sind nunmal die Architekten der Traumwelt und Dädalus ist Dädalus.^^
      Abwarten. Raphaelas Rolle ist schon etwas besonders, sagen wir mal so und dann doch wieder nicht.

      -Bo- schrieb:

      Nächster Punkt: Schieben wir es jetzt auf die narrative Ökonomie, dass Brianna und Anhang direkt in dem Tunnelsystem unterwegs sind, in welchem Kyu nach dem Ausbruch aus seiner persönlichen Hölle landete und Herleif auf den Tod wartete? Theoretisch hättest du mit Sybill ohnehin alle Möglichkeiten der Welt, Charaktere genau dahin zu bugsieren, wo du sie gerade haben willst, aber...ganz kommentarlos wollte ich diesen günstigen Zufall nicht verstreichen lassen. Zumindest, sollte es sich tatsächlich um einen Zufall handeln und nicht um eine logische Entwicklung, die ich nur wieder vergessen habe. xD
      Ne, also das ist tatsächlich logisch. Also Brianna und Co. waren ja unterwegs in Richtung Oberwelt und diese führt nur durch die Katakombe, in der Gabriel Herleif gefoltert hat. Dass jetzt Kyu dort in den Traum eingestiegen ist, ist Zufall ja. Aber ich denke jetzt nicht argh konstruiert. Immerhin entscheidet ja Sybill, wo die Leute landen, sobald sie in den "Haupttraum" einsteigen. Aber zumindest die Korrelation Brianna und Herleif ist logisch.

      -Bo- schrieb:

      Auch mir sagt es zu, dass Brianna Kyu nicht zu bändigen imstande ist - und mir sagt es zu, dass Kyu nach seiner Flucht noch immer durch die Traumwelt wütet. Sybill selbst hat gesehen, wozu der Fuchs imstande ist und verfügt zudem noch über die Mittel, ihn genau ins Auge des Orkans zu lotsen. Es würde mir gefallen, wenn sie Kyu als Chaos auf vier Pfoten auf das Schlachtfeld zaubern würde, wo jener dann eines der ranghöheren Mitglieder der Herzkönigin zerfetzt. Das hätte Stil und würde logisch erklären, wie die Helden gegen die Übermacht der royalen Leibgarde bestehen können. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass die Vasallen der Herzkönigin maßgeblich als Antagonisten herhalten werden, nun, da Uriel anscheinend auf Sybills Seite steht und Gabriel vielleicht mit Raphaela und/oder Dädalus aneinander gerät.
      Genau so hab ich mir das in etwa auch vorgestellt.

      -Bo- schrieb:

      Aber es passt zu Sybill, die all die Jahrzehnte auf diese große Rückkehr in die Manege der Lebenden gewartet hat. Jetzt ist es Zeit für ihre Rache, für die Prophezeiung und...für den Lord? Ich bin nach wie vor gespannt, wie der in die Gleichung um Sybill und die Traumwelt hineinpasst. Aber das wirst du sicher nicht gleich im nächsten Kapitel enthüllen, weshalb ich mich jetzt erst einmal auf Sybills weiteres Vorgehen freue. Zerquetscht sie Luzifer sofort, oder aber darf sich jener doch noch wehren? Denn, wie gesagt, so gesehen ist er der einzige, welcher Sybill noch irgendwas entgegensetzen könnte. Er hat die Traumwelt erschaffen, vielleicht mit Raphaela zusammen. Wenn er es nicht schafft, irgendwas gegen Sybill auszurichten...wer dann?
      Die Antwort darauf hast du ja im folgenden Kapitel selbst und spätestens mit dem heutigen Kapitel erhalten.

      -Bo- schrieb:

      Kaisa ist wie immer cool, cooler, am coolsten. Es ist eigentlich nicht mehr nötig zu betonen, wie cool sie ist. Daher muss man sich nur noch fragen, wie sie die nächsten Kapitel überstehen wird. Wenn ich mich jetzt nicht täusche, stürzt sie sich direkt ins Auge von Sybills Zorn, was nur bedingt vielversprechende Aussichten sind. Rettet sie Dädalus vor Sybill? Oder wird sie vorher von, sagen wir mal, H.D. oder Marzipan oder dem Märzhasen-Hutmacher abgefangen? Ehrlich gesagt traue ich Kaisa durchaus zu, mit einem kleineren Vasallen der Herzkönigin vor der Kirche den Boden zu wischen, um dann mit einem großen Auftritt in selbige zu stürmen und sich einen der Bigshots (vornehmlich H.D.) vorzuknöpfen. Das würde aber voraussetzen, dass nicht Marc oder Kol noch dazu stoßen, welche selbst Gegner bräuchten. Und Drake ist ja auch noch da, genau wie Monster-Kyu. An starken Helden mangelt es dir da eigentlich nicht, also könnte sich Kaisa auch mit einem einzigen Gegner begnügen. Schauen wir mal.^^
      Ich weiß nicht wie ich das bewerten soll und ich ja wirklich nicht, dass Kaisa hier zum Zoro meiner FF wird. Bitte schreit dann ganz laut Stop. Ich dachte nur, dass es nach ihrer passiven Rolle auf CO Zeit wird zu zeigen, was sie drauf hat.


      @Bo #2

      -Bo- schrieb:

      Du bestätigst die Runen-Frucht, was ich erst einmal achselzuckend zur Kenntnis nehme. Wie Sybill anmerkte, scheint es sich um eine mächtige Frucht zu handeln und die Möglichkeiten respektive Grenzen der Kräfte sind wohl an die Zahl und Art der Runen gebunden, die Herleif beschwören kann. Theoretisch sind dem geneigten Sprachhistoriker keinerlei Schranken gesetzt, sofern man die richtigen Symbole aneinanderreiht, was aber die Frage aufwirft, wo die faktische Linie zwischen "mächtig" und "göttlich" verläuft. Zwar hat Oda jüngst auch zahlreiche Ketten gesprengt, aber da du selten ein Freund dieser Methoden warst, erwarte ich hier durchaus eine logische Grenze. Nicht, dass Herlief am Ende nur die Rune für "Tod" auf ihre Axt ritzen muss und schon kippen die Gesandten der Triade wie Zedern im Sturm um. xD
      Sybill erwähnte es bereits, Herleif hat das Potenzial ihrer Frucht noch nicht erreicht bzw. wird nicht in der Lage sein, es zu erreichen. Aber wenn dies geschehen würde...wie sähe das aus? Bin ja persönlich selbst kein riesiger Fan dieser allmächtigen Teufelskräfte, weshalb mich das schon interessieren würde.^^
      Also die Frucht kennt Grenzen, keine Frage. Wie "logisch" diese sind, kann ich nicht sagen. Aber so etwas wie dein Beispiel werde ich sicherlich nicht bringen. So viel Vertrauen solltest du in mich haben. Ich gebe der Frucht einfach die Grenzen, die ich für sinnvoll erachte. So wie Robin keine Minihände wachsen lassen kann, die die Organe ihrer Feinde von innen zerquetschen, musst du mir einfach vertrauen, dass ich weiß, was ich tue :D
      Ich werde die Frucht aber zu gegebener Zeit noch näher beleuchten.

      -Bo- schrieb:

      Diesen Aufhänger nutzend, mache ich bei der aktuellen Allmacht in Person weiter: Sybill. Ihre Selbstdarstellung dauert an, sie kostet jeden Moment ihrer Rückkehr wie süßen Wein aus und gefällt sich dabei sichtlich in ihrer Rolle der unerträglichen Höllenfürstin, die von jedermann gefürchtet, verachtet und angewidert beäugt wird. Der Kontrast zwischen lasziver Göttin und verfaulendem Gewürm hat schon einen gewissen Reiz, auch wenn mein bildliches Vorstellungsvermögen dich für so manchen Schwenk über Sybills derangierten Leib verflucht hat.
      Mulligan lässt grüßen, würde ich sagen :D

      -Bo- schrieb:

      Gleichzeitig muss man aber auch Viktoria loben, die zumindest für einen Moment in der Lage war, sich Sybill rhetorisch entgegenzustellen. Natürlich konnte sie keinen Sieg erringen, dafür hat Sybill diesen ihren Moment zu lange geplant, modelliert und in Form gegossen. Aber dieser kurze Moment des Zögerns, als sich Viktoria tatsächlich gegen Sybill erhob...den mochte ich sehr. Auffällig fand ich an dieser Stelle auch den kurzen Vermerk Sybills über Viktorias "psychische und physische" Stärke. Du hast uns bisher ja vergleichsweise im Dunkeln darüber gelassen, ob Viktoria tatsächlich kämpferisch aktiv werden könnte oder nicht. Diese Aussage könnte die Möglichkeit unterstützen, oder aber nur auf Viktorias Leidensgeschichte verweisen. Schwer zu sagen, hat mich aber aufhorchen lassen.
      Richtig gehorcht, mal schauen in welche Richtung es geht ;)

      -Bo- schrieb:

      Wohin Sybill die Herzkönigin und ihre Vasallen verfrachtet hat? Ich nehme mal an, irgendwohin, wo sie eher früher als später auf die Schatzjäger treffen. Kaisa ist immerhin direkt auf dem Weg und Aloe wird Brianna & Co. sicherlich auch bald gefunden und in die richtige Richtung verwiesen haben. Bleiben nur Marc und Kol, die mir beide aber irgendwie total egal sind. Der eine ist eh erst seit diesem Arc dabei und der andere ist, naja, Marc. :D
      Marc halt :D
      Naja allein aus narrativen und Zeitgründen werden die Kampfpaarungen jetzt halt wortwörtlich von zauberhand zusammengewürfelt. Bin da ja sonst kein Fan von, aber mit Sybill erschien mir das dieses Mal passend und kommt mir zu Gute.

      -Bo- schrieb:

      Aber zugegeben, der hat immerhin Charakterstärke offenbart. Bisschen Fifty Shades of Gay für den Aufenthaltsort seiner Tochter, warum nicht. Eigentlich eine sehr gute Geschichte und eindrucksvoller Anknüpfpunkt für eine tiefergreifende Charakterisierung der Figur, aber...ja. Ich werde mit ihm einfach nicht richtig warm, es liegt nicht an dir oder den Dingen, die du dir für Marc ausgedacht hast. Das ist wie mit den Bärennarben damals, die Marcs Großherzigkeit und seinen Mut impliziert haben. Irgendwie springt der Funke nicht über und ich kann spontan nicht sagen, woran das liegt. Es ist, wie es immer war. Marc halt.
      Haben ja schon oft genug darüber geredet. Geht mir auch so und das werde ich wohl nicht mehr ändern können.

      -Bo- schrieb:

      etzt ist ohnehin erst einmal wieder Zeit für eine saftige Rückblende, die anscheinend endlich den großangekündigten Verrat beinhaltet. Der Einstieg gelingt dir hier hervorragend, sowohl die metaphorische Betrachtung der Welt durch Sybill als auch die schrittweise Entfremdung der Hexe von diesen Ansichten. Wenn man mit einem nahezu endlosen Leben gesegnet/verflucht wurde, fallen wegweisende Prämissen wie Tod und Leben, das Verständnis von Zeit und Zeitlosigkeit, von Carpe Diem und Memento Mori einfach weg. Sybill ist nicht an die Gesetze gebunden, die den Rest der Welt unaufhörlichen in den nächsten Tag treiben und entwickelte daraufhin ihr eigenes, viel umfassenderes Konzept der Realität. Sie sieht das große Ganze, wo andere kaum mehr als ein Leben zur Verfügung haben, um auch nur Fragmente auszumachen. Auch Sybills Einsamkeit und Isolation von den Menschen, die sie ohnehin stets argwöhnisch und feindselig behandelt haben, ist ein geschickter Übergang zu der Liebe, die sie durch Shmuel erhält. Einerseits, weil die Liebe zwischen zwei Menschen gleichzeitig so klein und so groß ist, andererseits, weil Sybill durch sie einen Hauch von Menschlichkeit erfahren hat. Klammern wir an dieser Stelle dann auch großzügig die Tatsache aus, dass Sybill im Körper eines Kindes steckt und Shmuel bereits erwachsen zu sein scheint, ist das eigentlich eine sehr schöne Szene, die einen wunderbaren Einstieg in den Untergang darstellt.
      Vielen Dank. Es freut mich wirklich, dass das auch so aufgenommen wurde, wie ich mir das gewünscht habe.

      -Bo- schrieb:

      Wie genau ich zu dieser Liebe stehe, die mich zu überraschen wusste, kann ich jedoch noch nicht zweifelsfrei beurteilen. Zwar bezeugt diese Liebe die tiefe Verbindung zu Shmuel und bietet Sybill einen neuen, gänzlich anderen motivationalen Spielraum, bringt aber auch die altbekannte narrative Trope "Liebe" ein. Dagegen habe ich natürlich nichts, aber ich möchte sehen, was du daraus machst. Es würde Sybill nicht gerecht werden, wenn sie nun wie eine schwärmerische Dirne dargestellt würde, die sich nur für ihren Liebsten all die Jahre in der Gedankenwelt Luzifers eingenistet hat. Am liebsten wäre mir hier eine Verquickung beider Systeme. Zum einen die romantische Ebene, auf der Sybill ihren Geliebten aus den Fängen Luzifers befreien möchte, und zum anderen die ideologische Ebene, auf der jener ihr gemeinsames Werk, ihren Traum wahr werden lassen soll. Mit dieser Idee könnte ich mich wirklich anfreunden. Sie macht Sybill menschlicher, den Lord greifbarer sowie die Geschehnisse der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft grauer.
      Ich denke, dass dir meine Auflösung gefallen wird. Beziehungsweise hoffe ich das. Weder Sybill noch Shmuel erfüllen hier ein gewisses Klischee und sind auch deutlich von anderen Motivationen und Mächten getrieben, aber das siehst du dann ja im Kapitel..

      @Calli #2

      Callico schrieb:

      Nach dem letztem Kapitel hast du mich mit der Darstellung von Herleifs teuflischen Kräften tatsächlich neugierig gemacht. Ich kenne mich mit den Schriftzeichen kaum aus, startete demnach sofort eine superaufwendige Googlesuche, die nahezu ergebnislos verlief. Es ist immer mal wieder die Rede von Zauberei und dergleichen, aber so richtig schlau wurde ich da ehrlich gesagt noch nicht. Hier muss man wohl oder übel auf eine Erklärung seitens Nutzerin oder der allwissenden Sybill warten. Bisher wissen wir, dass die Runenkraft ihrem Nutzer die Fähigkeiten einräumt, Heilmagie einzusetzen und Fesseln zu lösen. Weckt Erinnerungen an Latein-Stunden, als das Thema Aberglaube im Mittelpunkt stand. Egal, abwarten ist angesagt.
      Erklärung wird folgen ;)

      Callico schrieb:

      Ich vermute, die Frucht sollte sowieso bald sehr nützlich werden. Wie ich bereits im letzten Kommentar verlauten ließ, wäre ich einem intensiven Gewaltexzess seitens Kyus, in welchem er unkontrolliert alles und jeden um ihn herum in Brand steckt, alles andere als abgeneigt. Dem aktuellen Kapitel nach zu urteilen sollte es Herleif möglich sein, selbst schlimme Wunden zu heilen, wie wir an ihrem lädierten Bein gesehen haben. Dies könnte Kyu quasi einen Freifahrtschein in seinem Streben, sich nach Belieben auszutoben und derweil einen Pfad des Leids und der Verwüstung hinter sich zu lassen, gewähren und den Fall um einiges tragischer. Während seines Wutausbruchs könnte der Fuchsjunge demnach, vollkommen verzehrt von den Fuchsflammen und hilflos in Maries Bann gezogen, auf Freund wie Feind losgehen, einige Gegner aus dem Verkehr ziehen und anschließend seinen Weggefährten Schaden zufügen. Sollte er, nachdem er wieder bei Sinnen ist, das verheerende Ausmaß seines Kontrollverlusts realisieren, wird ihn das abermals an den Rand des Abgrunds treten und drohen, ihn zu verschlucken. Kyu, der naive, herzensgute Junge, scheint einer zu sein, der sich sowas nur schwer verzeihen könnte. Die physischen Wunden des Körpers heilen, die psychischen bleiben. Insofern bin ich sehr angetan von Herleifs Kräften, da sie die Möglichkeit eröffnet, Kyu die Macht seines Zorns in Fülle zu kosten, ohne den Hauptcharakteren auf permanente Weise körperlich zu schaden. Gleichzeitig besteht die Chance, dass Misstrauen gegenüber Kyu in der Gruppe keimt (auch wenn ich das nicht kommen sehen kann, weil sich doch alle so doll lieb haben). Eventuell ergeben sich interessante Konflikte innerhalb der Gruppe auf der Ikarus, es bilden sich Gruppen mit verhärteten Fronten (?). Das Potential für eine Menge wünschenswerter Dramatik ist gegeben. Wenn Brianna zusätzlich noch über Dädalus "Verrat" aufgeklärt wird... Vorbei die Zeit, wo alle superviel Spaß auf dem Schiff hatten.
      Interessante Ideen, zu denen ich mich aus Spoilergründen nicht äußern kann. Vieles wird wie erwartet kommen und manches ganz anders.

      Callico schrieb:

      Und da wir schon von Konflikten reden: Marc und Cole bekommen einen Auftritt, der sich kaum von ihrem letzten unterscheidet. Ehrlich gesagt, kann ich mit beiden Kerlen nicht viel abgewinnen. Marc weil er Marc ist und Cole, weil er noch nicht viel Zeit hatte, wo er tatsächlich interessant werden konnte. Auf Clockwork Orange fand ich den Karamellbrünetten für den Arc recht gut und mir gefiel die Rolle, die ihm im Zusammenhang mit dem Harlekin zukam, recht gut. Was für mich die Fan Fiction besonders stark macht, ist die Interaktion der einzelnen Ikarier untereinander, woraus dann besondere Bindungen resultieren, die einem die Charaktere näherbringen. Kyu-Drake, Kyu-Dädalus, Kyu-Brianna, Brianna-Aloe, Brianna-Dädalus, Dädalus-Kaisa, Kaisa-Aloe (bahnt sich nach den neusten Ereignissen mit den Kartensoldaten womöglich an?). Interessante Freundschaften, die auf die einzelnen Teilnehmer individuell abgestimmt sind. Marc sehe ich mit keinem irgendwie auf einem ähnlichen Level interagieren, höchstens noch mit Brianna. Daher nehme ich ihn auch nicht als "Mitglied" war, sondern oft nur als Randerscheinung, der sich glücklicherweise in die Kämpfe stürzen kann. Dabei schlummert in ihm genug Potential, um mehr zu sein. Just in diesem Kapitel wurde wieder betont, wie er sich der Sklaverei hingegeben hat, um seine Tochter zu finden.
      Um Bo zu zitieren: Marc halt.

      Callico schrieb:

      Btw: Wo ich so über Sexsklaverei nachdenke- es hilft ihm halt auch mal so gar nicht, dass ich ihn mir im Leia-Outfit als Sklave einem fetten, hässlichen Himmelsdrachenmenschen zu Füße liegend/lasziv räkelnd vorstelle.
      Außerdem bin ich aus persönlichen Gründen kein Fan von Surfboards und dergleichen, weshalb er weitere Sympathiepunkte verliert.
      Ähnlich wie Marc besitzt auch Cole eine Daseinsberechtigung, mit den Ikariern in Abenteuerreise zu stechen (Rache an Harlekin?). Gleichzeitig empfinde ich ihn auch noch nicht als Teil der Gruppe, was nicht weiter verwunderlich ist, da er noch nicht einmal einen Arc lang Mitglied ist. Kann alles noch mit starken Konversationen oder gruppenbindungsstärkenden Momenten folgen.
      Also so grausam wollte ich gegenüber Marc auch nicht sein, aber es gab tatsächlich eine ähnliche Idee.

      Callico schrieb:

      Wie bereits erwähnt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass wir in den kommenden Kapiteln eine sich anbahnende Freundschaft zwischen Kaisa und Aloe wahrnehmen werden, da ich die zwei zusammen ziemlich sympathisch finde. Klar wird Kaisa demnächst ihrem BFF Dädalus, nachdem er nun ein Auge verloren hat, etwas mehr Zeit schenken, doch sollte sie Aloe ja nicht vernachlässigen.
      Diese ist vor allem stärketechnisch in letzter Zeit enorm gewachsen, wenn man einen flüchtigen Blick auf ihre bisherigen Gegner und ihre Errungenschaften wirft. Aus diesem Grund frag ich mich, weshalb sich die beiden reizenden Damen überhaupt getrennt haben, anstatt Aloe versuchen zu lassen, die Kartensoldaten mit einem kräftigen Windstoß wegzuwehen. Oder sie unter einer kolossalen Wasserwelle zu begraben oder sie mit mächtigen Erdbrocken zu erdrücken (weil Natur). Natürlich drängt die Zeit und Aloe wird die glorreiche Aufgabe zuteil, Brianna und Co. zur Kathedrale, dem Ort des spannenden Finales zu führen. Wenn Kyu aus heiterem Himmel die Versammlung mit einem blutrünstigen Gewaltakt platzt... :kreygasm:
      Aloë hat außer dem Wind und gewisser Pflanzen eigentlich noch gar keine Naturbändigung erlernt und Kaisa sah sich wohl gewappnet genug, um den Kartensoldaten allein in den Weg zu stellen, während Aloë sich auf die Suche nach den anderen macht.

      Callico schrieb:

      was ich mir aber wegen der Allwissenheit der koprophilen Sybill nicht vorstellen kann. Obwohl ich denke, dass man ein Mastermind, welches seine Gegner und Mitspieler wie Figuren auf einem Brett aufstellt und deren Handlung wie ein Spiel bestimmt, am besten mit einem unvorhersehbaren, unmöglich zu planenden Ereignis schlägt, so denke ich, interessiert sich Sybill kaum für Kyu. Sie nahm seinen Wutausbruch damals, als Herleif ihre Fesseln öffnete, auch nicht wirklich als Gefahr wahr. Auf dem jetzigen Stand verweilend wüsst ich nicht, auf welche Weise du den Abgang der ekelerregenden Antagonistin planst. Sie mit einem ausgeklügelten Plan körperlich bezwingend? Beschwatzend? Ein unvorhersehbares Ereignis wie der Ausbruch einer irrationalen, menschlichen Emotion? Team-Arbeit der Ikarier oder durch einen Hinterhalt von ihrer Tochter Raphaela? Da sollte man sich als Leser getrost zurücklehnen und den Flashback zu Ende lesen, bevor man voreilige Schlüsse zieht. Womöglich offenbart sich uns während dieser Erzählung ein Schwachpunkt der Greisin, da sie bereits einmal bezwungen und verraten wurde. Unbesiegbar ist sie demnach nicht.
      Lediglich unsterblich. Die Frau weilt schon seit unzähligen von Jahren auf dieser Welt, sammelte in der gesamten Zeit enorm viel durchgemacht. Die Menschen hielten sie für ein bedrohliches Monster, drängten sie in die peinigende Einsamkeit. Shmuel schien der Erste zu sein, der das wahre Potential in ihr erkannte, und gab ihr wohl das, was sie suchte. Einen Platz. Ob da wahre Gefühle dahinter stecken oder ob diese Beziehung gänzlich der Agenda diente, wird sich wahrscheinlich noch zeigen. Ich tippe hierbei auf Ersteres. In diesem Zusammenhang wird natürlich auch wieder ihre Beziehung zu Michi, dem Vater ihrer Kinder interessant. Ob Michis Liebe sein frühzeitiges Ableben begünstigte? Anscheinend brach der Verrat von Dedale und Luzifer ihm das Genick (oder jedenfalls ist das zu erwarten), was mMn eher auf Probleme mit der Ideologie hindeuten würde. Oder aber die beiden verrieten dem Lord, dass Michi und Sybill ein Liebespaar waren, sie zwei (nicht nur ein) Kinder gezeugt haben, woraufhin der Lord ihn umbringen ließ- unbefriedigende Lösung.
      Es kann natürlich sein, dass uns Sybill mit dem nächsten Kapitel die ganze Wahrheit verrät, was weitere Dümpelraterei meinerseits obsolet machen würde. Mal sehen, ob wir nächstes Mal auch Einblicke in die Mannschaft/Organisation des Lords erhalten. Freuen würd ich mich.

      Gutes Kapitel, öffnet die Türe für den kommenden Flashback, der uns hoffentlich mit saftigen Hintergrundinformationen füttert.
      Abwarten und Kapitel lesen. interessante Gedanken sind es auf jeden Fall.

      @qoii #2

      Hahahahahahahahahaha.

      qoii schrieb:

      Als Herleif ihre Wunden mit Hilfe einer Rune geheilt hat und die Runenfrucht bestätigt wurde, habe ich mich zuerst schon gefragt, wo dies jetzt plötzlich herkommen soll. Später sind mir dann wieder die Runen auf ihren Streitäxten eingefallen, welche beim Kampf aufleuchteten, irgendwie habe ich das komplett vergessen. Jedenfalls ist dies schon eine sehr mächtige Frucht, wobei ich ihre Grenzen unter anderem in der benötigten Kenntnis der jeweiligen Bedeutung der Runen(-Kombinationen) sehe. Weiterhin braucht es natürlich auch etwas Zeit, die jeweiligen Runen zu schreiben und anscheinend müssen sie auch auf das entsprechende Objekt direkt aufgetragen, eingeritzt werden. Somit ist es schon eine sehr mächtige Frucht, welche aber derzeit noch ihre schwächen zu haben scheint. Immerhin konnte sie ihre Kräfte nicht nutzten, um sich aus Gabriels Fängen, bzw von ihren eigenen Ketten zu befreien.
      Das wären beispielsweise mal rein "technische Einschränkungen", aber die Frucht wird - wie bereits angedeutet - noch zu einem späteren Zeitpunkt zu genüge ausgeführt werden.

      qoii schrieb:

      Zu Marc und Kol fällt mir nicht wirklich etwas neues ein. Zumindest für mich war irgendwie immer klar, dass Marc zum Sklaven wurde, um irgendwie wieder an seine Tochter heranzukommen. Zwar könnte man hier herauslesen, dass er einen Deal mit genau diesem Tenryuubito hatte, aber ich kann es mir bei diesen nicht wirklich vorstellen, dass sie irgendeinen Deal eingehen würden. Zwar haben auch welche Geschäfte mit Brianna gemacht, aber wenn sie diese zu ihrer Sklavin gemacht hätten, könnten sie Brianna nicht mehr auf Artefakt suche schicken, während Mark als Lustsklave, sobald der in MJ ist und sein Brandmal hat, keine Verhandlungsposition mehr hätte. Weiterhin meine ich mich noch dunkel zu erinnern, dass er in irgendeinem FB in einem Käfig zum verkauf gezeigt wurde. Er hat wohl einfach die "Position" des Sklaven als einzige Möglichkeit gesehen, wie er nach MJ kommen kann, um dann dort irgendetwas über seine Tochter herauszufinden.
      Dein letzter Satz ist die richtige Lösung. Mark wusste sich nicht zu helfen, hat sich selbst als Sklaven an die Tenryuubito verkauft, um etwas über das Schicksal seiner Tochter zu erfahren. Mit mäßigem Erfolg. Da war Brianna schon deutlich klüger unterwegs.

      qoii schrieb:

      Das die Mitglieder des Drei-Augen-Stammes oder bei dir Hexen genannt, sehr lange Leben wussten wir spätestens seit Genevieve auftauchen, aber jetzt erfahren wir, dass sie anscheinend zumindest was das Alter angeht (fast) unsterblich sind. Wobei mir dann noch nicht ganz klar ist, in wieweit sie körperlich Altern bzw wie lange es dauert, bis sie von einem optischen Kind, zu einer optischen Frau werden, wobei wir eine optische Oma wohl ausschließen können. Denn Sybill wird hier trotz ihres Alters von Jahrhunderten als Kind beschrieben, während Genevieve bei ihrem FB, wo sie das Aurora Archipel erhobt, ein Kind und später eine Frau war. Wobei sie in deiner letzten Charakterübersicht als Mensch/Hexe bezeichnet wird, ist sie also wie Raphaela keine reine Hexe? Ach ja ich denke, dass Sybill in der Traumwelt als alte Frau erscheint liegt daran, dass sie hier nur Seele/Erinnerung ist, welche immer weiter verfault und nicht, weil sie in dieser Welt wirklich altern würde.
      Also zum Alterungsprozess der Hexen müsst ihr euch vielleicht noch ein wenig gedulden. Ebenso was Genevieve angeht, da habe ich sicherlich noch ein paar Informationen parat.

      qoii schrieb:

      Wo wir schon bei Unsterblichkeit sind, wenn ich mich recht Entsinnen hat Katerina ihrem Vater, einem der fünf Weisen, doch eine Phiole mit Blut gebracht, welche ihm "gesundheitlich2 helfen sollte. Genauso wie der Horizon etwas mit Unsterblichkeit zu tun hat. Ich würde mich jetzt mal zu der Vermutung hinreißen lassen, dass in der Phiole Hexenblut war und der Horizon ebenfalls irgendwie mit diesem Stamm und dessen Macht/Unsterblichkeit in Verbindung steht.
      Möglich, aber doch nicht ganz richtig.

      qoii schrieb:

      Zunächst hat es mich einmal ziemlich Überrascht, dass Sybills liebe Shmuel/dem Lord gilt oder gegolten hat. Immerhin sind Gabriel und Raphaela die Kinder von ihr und Michael bzw so wurde es immer gesagt und Gabrieles Ähnlichkeit zu Michael wurde auch immer wieder betont. Womit wir eigentlich ausschließen können, dass die beiden doch Shmuels Kinder sind, welch wegen des optischen Altersunterschieds Michael zugeschoben wurden.
      Genetik ist schon etwas wunderbares, nicht wahr ;)

      qoii schrieb:

      Aber nun zu dem Problem mit dem Verraten. Während ich mich daran erinnere, dass wir bis jetzt die Information hatten, dass Dädalus und Michael zusammen Luzifer aufgehalten haben/wollten und Michael dabei gestorben ist, sagt Sybill jetzt, dass Dädalus und Luzifer sie und Michael verraten hätten. Weiterhin sagt sie, dass sie sich zu Luzifer wegen irgendetwas geflüchtet und der dann sie getötet und ihren Erinnerung eingesperrt hätte.
      Mit diesen Informationen kann ich sehr gut sehen, warum Sybill sagt, dass Luzifer sie verraten hätte, aber warum nennt sie dann auch Dädalus und Michael. Wenn auch die Information stimmt, die wir von Dädalus erhalten haben, könnte ich mir vorstellen, dass bei dem Versuch Luzifer aufzuhalten Michael in einer Situation gestorben ist, welche man auch als Verrat von Dädalus an ihm auslegen könnte. Also Dädalus geht weiter oder bleibt zurück, um irgendetwas technisches aufzuhalten, während Michael im Kampf stirbt oder so.
      Jedenfalls wäre es wichtig zu wissen, warum Sybill zu Luzifer geflohen ist. Sie könnte allgemein in Gefahr gewesen sein und Luzifer hat dies ausgenutzt, um sie zu beseitigen und sich ihre Erinnerungen zu eigen zu machen und musste dann von Dädalus und Michael aufgehalten werden . Andererseits könnte Sybill vor den beiden bzw deren Ablehnung von einem wichtigen Plan zu Luzifer geflohen, der diesen dann auch weiterführen wollte und deswegen von Dädalus und Michael aufgehalten werden musste.
      Irgendwie gibt es da noch viel zu viele Möglichkeiten bzw mir Fallen viel zu viele ein.
      Dafür würde ich den Flashback mit dem heutigen Kapitel abwarten. Es ist schwer zu sagen, aber manchmal nimmt ein jeder eine Situation auch anders wahr ;)

      qoii schrieb:

      Weiterhin habe ich mich dabei auch gefragt, wie viel Kontrolle Sybill in dieser Welt hat. Sie konnte Gabriel und HD ohne Probleme in eine Verbeugung zwingen, so wie sie sich ausdrückt konnte sie am Anfang verhindern, dass jemand ihren Auftritt mit Zwischenrufen zerstört. Aber Viktoria hat dies schließlich geschafft, bzw. Sybill schien bei ihrem lachen leicht irritiert. Ist also Viktoria mental so stark, dass sie Sybills Kontrolle überwinden konnte oder war es von Anfang an nur wie Wucht ihres Auftrittes, der alle zu schweigen verdonnert hat.
      Sybill ist ja erst seit wenigen Minuten (nach Ablegen der Handschellen) im Besitz ihrer vollen Kräfte und ja eine gewisse Geistesstärke ist durchaus relevant.

      qoii schrieb:

      Weiterhin dürfte noch Interessant sein, dass Sybill diese Welt als Königin verlassen will. Wir können also davon ausgehen, dass sie ihre Feinde nicht nur hier vernichten möchte, sonder auch aus dieser Welt in die reale Welt zu entkommen plant. Dies kann eigentlich nur klappen, wenn sie einen fremden Körper übernimmt. Zusätzlich müssen wir beachten, dass sie Brianna damit beauftragt hat Luzifer zu töten und da diese Welt aufgrund seiner Fähigkeiten existiert, können wir nicht ausschließen, dass die Welt mit seinem Tod endet, es sei denn der Körper bleibt nach dem Tod des Geistes trotzdem am Leben oder ein Tod in dieser Welt hat keine Auswirkungen in die Realität.
      Also da Luzifer der Erschaffer dieser Welt ist, könnte Sybill mit/nach seinen Tod planen diesen und (eventuell) leeren Körper zu übernehmen, aber ich glaube irgendwie nicht daran, dass sie damit glücklich wäre.
      Als nächstes gibt es natürlich Viktoria, da sie dieser ein Leben in einem Albtraum in Aussicht gestellt hat, während sie selber eine Königin wird. Aber auch hier sehen ich nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, genauso wie bei Herleif, an dessen Runenfrucht sie ebenfalls Interesse bekundet hat.
      Nein mit die größte Chancen sehe ich bei Brianna, weil sie die Auserwählte ist, sofern die Prophezeiung natürlich nicht genau Briannas jetzigen Geist/Wesen voraussetzt.
      An Stelle Nummer eins zur Übernahme eines fremden Körpers durch Sybill sehe ich derzeit Raphaela. Damit hätte Sybill wieder den Körper einer Hexe und da es ihre Tochter ist, könnten sie auch sehr gut kompatibel sein. So wie Sybill bis jetzt dargestellt wurde, glaube ich kaum dass sie sich groß um ihre Kinder schert, welche von Luzifer verdorben wurden. Gabriel wollte sie z.B. ein Leckerli geben, weil er so gut auf sie gehört hat, dies zeugt nicht gerade von Mutterleibe.
      Oh alles sehr interessant und ich muss mich in Schweigen hüllen. Es wird seine Auflösung haben, versprochen.


      In diesem Sinn viel Spaß mit dem Kapitel, welches ihr hier finden könnt.

      - V.


    • So ungefähr darfst du dir meinen Gesichtsausdruck am Ende des Kapitels vorstellen, während die letzten 100 Kapitel deiner Geschichte in meinem Kopf durchliefen und ich versuchte, sie mit den umwälzenden Begebenheiten des neuen Chapters zu verknüpfen. Natürlich musst du dir meine Haare gülden und perfekter vorstellen, aber du verstehst schon.

      Wo beginnen? Ich nehme sofort vorweg, dass ich gar nicht erst versuchen werde, irgendwelche weitreichenden Analysen vorzunehmen. Dieses Kapitel hat mich erschlagen und ausgebrannt zurückgelassen. Der Lord, die Kinder, Dädalus. Irgendwie passt alles zusammen und doch ergibt nichts einen Sinn, weil du dich auf Kernszenen beschränkst und dir Lücken offen hältst, die nur zu weiteren Fragen führen. Vielleicht bietet es sich an, chronologisch die handelnden Figuren abzuarbeiten und sich an ihren Leiden durch diesen Beitrag zu hangeln. Denn was haben deine Figuren gelitten.

      Begonnen bei Sybill, die in diesem Flashback beinahe puppenhaft wirkt. Ihre Rolle so vorgegeben, ihr Schicksal so fremdbestimmt. Der Lord sieht in ihr ein Werkzeug und wider besseren Wissens eine Geliebte, und scheint an diesem Kontrast zu zerbrechen. Es mag zweifelhaft anmuten, wenn ein erwachsener Mann die kindgebliebene Hexe begehrt - aber in den Augen des Lords ist Sybill kein Kind. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er ihre irdische Hülle sieht. Ich habe eher den Eindruck, Shmuel sah in Sybill die Geschichte ihres Volkes und die Personifikation aller Völker, die durch ungerechten und willkürlichen Machtmissbrauch vertrieben und verfolgt und vernichtet wurden. Vielleicht sah Shmuel auch einen Teil seiner selbst in Sybill, unter dem Werkzeug und der Kulmination all der Dinge, die ihn antreiben. Shmuel selbst bleibt auch nach diesem Flashback so nebulös und gesichtslos, wie Luzifer ihn sich in seinem blinden Geiste vorstellte. Schimmer von Menschlichkeit scheinen immer wieder durch, aber insgesamt bleibt der Lord eine hagere und schlaksige Maske, die seinen Schäfchen nur die Dinge erzählt, die sie hören wollen. Große Worte von der Gerechtigkeit für die geschändeten Völker, Rache an jenen, die Unrecht taten. Shmuel hat Sybill und Luzifer genau das erzählt, was sie hören wollten und selbst Pearl steht in Shmuels Schuld, ohne dass wir die Beweggründe des Lords tatsächlich fassen können.

      Das ist gleichermaßen frustrierend und faszinierend, auch wenn mir die letzte Szene in der Kirche beinahe zu getrieben wirkte. Plötzlich ging alles schnell, Michels Relevanz verlor sich irgendwo in diesem luftleeren Raum aus Vergewaltigung, düsteren Vorausdeutungen und bitteren Wahrheiten. Aber angesichts deiner Probleme mit diesem Flashback und dem Arc ingesamt ist das zu verschmerzen. Die Geschichte um Dädalus und Luzifer wurde ebenso abgehandelt wie die Beziehung von Sybill und Shmuel. Letzterer dürfte in Zukunft ohnehin eine größere Relevanz einnehmen, weshalb seine Rolle im Flashback vollkommen ausreichend ist. Einzig den Grund, wie und warum Luzifer den Lord in seine Traumwelt gesperrt hat, musst du jetzt noch liefern und dann kannst du diesen Teil deiner Geschichte endgültig hinter dir lassen. :D

      Dädalus bleibt in dieser Rückblende erstaunlich nebensächlich und nimmt kaum eine gewichtigere Rolle ein als der arme Michel, was ich aber nur konsequent finde. Letzten Endes war es nicht seine Geschichte, sondern die Geschichte von Sybill und Luzifer und deren Beziehung zum Lord. Wir werden wahrscheinlich noch genügend Gelegenheiten haben, Dädalus mit der Triade interagieren zu sehen, Sodas ich die Infos des Kapitels daher als gelungene Grundlage abnicke. Nicht umsonst wirst du im Flashback keinen einzigen Vertrauten des Lords gezeigt haben. Zumindest, sollte es sich bei der bedrohlichen Schattengestalt nicht um Katerina gehandelt haben. Ist jetzt die Frage, ob der Lord am Ende auch nur ein Werkzeug einer noch größeren Macht ist, oder er sich über diesen Zustand bereits erhoben hat. Am Ende läuft alles bei der Prophezeiung zusammen, doch wer die Fäden zieht, ist noch immer undurchsichtig. Ich hoffe nur, dass das am Ende nicht wie bei Naruto wird und du immer neue oberste Instanzen aus dem Hut ziehst. xD
      Aber da bin ich eigentlich unbesorgt. Zugegeben, es wird zunehmend konfuser und auch immer OP-untypischer, aber solange du dich nicht komplett verrennst, soll mir das recht sein. Sollte es sich um Katerina handeln, dürfte diese in der Hierarchie deiner FF mal eben um mindestens zwei Plätze aufgesteigen. Ist am Ende sie eine der großen Gestalten im Hintergrund und ihre scheinbare Treue zum Lord nur Mittel zum Zweck? Verdrehte Sache. Ich würde es Katerina zutrauen, aber ob das die Rolle des Lords nicht zu sehr schmälert? Andererseits ist der ein versoffener Pseudo-Kinderschänder, als was soll's. :D

      Ich weiß, der Kommentar ist nicht einmal ansatzweise genug, um diesem Kapitel gerecht zu werden. Bestimmt stecken noch viel mehr Infos und Verweise drin, aber ich könnte das niemals sortieren. Daher freue ich mich einfach, dass du wieder da bist und diesen unseligen Flashback endlich abschließen konntest. Die Kämpfe liegen in der Luft und alles riecht nach Befreiungsschlag. Hurra.^^