Horizon (Vexor)

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    • Antwort auf Fanpost & Kapitel 166 erschienen

      Antwort auf Fanpost & Kapitel 166 erschienen.
      Keine Müdigkeit vorschützen und den Flow ausnutzen, wenn dieser da ist. Daher ohne große Umschweife zum Kapitel:

      @Bo


      -Bo- schrieb:

      Wo beginnen? Ich nehme sofort vorweg, dass ich gar nicht erst versuchen werde, irgendwelche weitreichenden Analysen vorzunehmen. Dieses Kapitel hat mich erschlagen und ausgebrannt zurückgelassen. Der Lord, die Kinder, Dädalus. Irgendwie passt alles zusammen und doch ergibt nichts einen Sinn, weil du dich auf Kernszenen beschränkst und dir Lücken offen hältst, die nur zu weiteren Fragen führen. Vielleicht bietet es sich an, chronologisch die handelnden Figuren abzuarbeiten und sich an ihren Leiden durch diesen Beitrag zu hangeln. Denn was haben deine Figuren gelitten.
      Dieses Kapitel ist auch - wie wir ja schon besprochen haben - keineswegs dazu da, dass man es sofort versteht. Es füllt einige Lücken und wird als Basis dazu dienen, dass man vieles in diesem und den kommenden Arcs besser einordnen kann.

      -Bo- schrieb:

      Begonnen bei Sybill, die in diesem Flashback beinahe puppenhaft wirkt. Ihre Rolle so vorgegeben, ihr Schicksal so fremdbestimmt. Der Lord sieht in ihr ein Werkzeug und wider besseren Wissens eine Geliebte, und scheint an diesem Kontrast zu zerbrechen. Es mag zweifelhaft anmuten, wenn ein erwachsener Mann die kindgebliebene Hexe begehrt - aber in den Augen des Lords ist Sybill kein Kind. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er ihre irdische Hülle sieht. Ich habe eher den Eindruck, Shmuel sah in Sybill die Geschichte ihres Volkes und die Personifikation aller Völker, die durch ungerechten und willkürlichen Machtmissbrauch vertrieben und verfolgt und vernichtet wurden. Vielleicht sah Shmuel auch einen Teil seiner selbst in Sybill, unter dem Werkzeug und der Kulmination all der Dinge, die ihn antreiben. Shmuel selbst bleibt auch nach diesem Flashback so nebulös und gesichtslos, wie Luzifer ihn sich in seinem blinden Geiste vorstellte. Schimmer von Menschlichkeit scheinen immer wieder durch, aber insgesamt bleibt der Lord eine hagere und schlaksige Maske, die seinen Schäfchen nur die Dinge erzählt, die sie hören wollen. Große Worte von der Gerechtigkeit für die geschändeten Völker, Rache an jenen, die Unrecht taten. Shmuel hat Sybill und Luzifer genau das erzählt, was sie hören wollten und selbst Pearl steht in Shmuels Schuld, ohne dass wir die Beweggründe des Lords tatsächlich fassen können.
      Sehr gut. Wirklich hervorragend analysiert und das habe ich mir auch beim Schreiben gedacht. Ich wusste, dass ich vor dem "Problem" stehen werde, dass Sybill noch im Körper eines Kindes steckt, aber es ging Shmuel hier tatsächlich (zunächst) auch um kein körperliches, sondern ein rein emotionales Begehren und da ist Sybill in vielerlei Hinsicht eine Spiegelfigur für sein eigenes Schicksal.
      Shmuel selbst wird wohl erst verstanden werden können, wenn ich den Lord und die Fraktion endgültig in den Mittelpunkt rücke. Hier warten noch ein paar Enthüllungen, die das ganze greifbarer machen, aber meine Geschichte ist ja nach dem Arc noch nicht vorbei.

      -Bo- schrieb:

      Das ist gleichermaßen frustrierend und faszinierend, auch wenn mir die letzte Szene in der Kirche beinahe zu getrieben wirkte. Plötzlich ging alles schnell, Michels Relevanz verlor sich irgendwo in diesem luftleeren Raum aus Vergewaltigung, düsteren Vorausdeutungen und bitteren Wahrheiten. Aber angesichts deiner Probleme mit diesem Flashback und dem Arc ingesamt ist das zu verschmerzen. Die Geschichte um Dädalus und Luzifer wurde ebenso abgehandelt wie die Beziehung von Sybill und Shmuel. Letzterer dürfte in Zukunft ohnehin eine größere Relevanz einnehmen, weshalb seine Rolle im Flashback vollkommen ausreichend ist. Einzig den Grund, wie und warum Luzifer den Lord in seine Traumwelt gesperrt hat, musst du jetzt noch liefern und dann kannst du diesen Teil deiner Geschichte endgültig hinter dir lassen. :D
      Ja sie war getrieben, daran gibt es leider keinen Zweifel.
      Aber ich war müde und es ging einfach nicht besser. Ich wollte den Weg von der Vergewaltigung bis zum Tod Michels länger gestalten, mehr Zwischenstationen einbauen, die ihre Freundschaft aufkeimen lassen und auch den Konflikt, aber ich wollte schlicht und ergreifend nicht mehr. Am Ende wird Michel nach diesem Arc nie wieder erwähnt werden und das für mich einfach ein Kompromiss, der mir nicht leicht gefallen ist, sonst hätte das Kapitel und der Flashback nicht so viel Monate und Geduld meinerseits gefressen.
      Am Ende kann ich hinter meine Entscheidung stehen, auch wenn ich absolut weiß, dass dies hätte galanter geschehen können.

      -Bo- schrieb:

      Dädalus bleibt in dieser Rückblende erstaunlich nebensächlich und nimmt kaum eine gewichtigere Rolle ein als der arme Michel, was ich aber nur konsequent finde. Letzten Endes war es nicht seine Geschichte, sondern die Geschichte von Sybill und Luzifer und deren Beziehung zum Lord. Wir werden wahrscheinlich noch genügend Gelegenheiten haben, Dädalus mit der Triade interagieren zu sehen, Sodas ich die Infos des Kapitels daher als gelungene Grundlage abnicke. Nicht umsonst wirst du im Flashback keinen einzigen Vertrauten des Lords gezeigt haben. Zumindest, sollte es sich bei der bedrohlichen Schattengestalt nicht um Katerina gehandelt haben. Ist jetzt die Frage, ob der Lord am Ende auch nur ein Werkzeug einer noch größeren Macht ist, oder er sich über diesen Zustand bereits erhoben hat. Am Ende läuft alles bei der Prophezeiung zusammen, doch wer die Fäden zieht, ist noch immer undurchsichtig. Ich hoffe nur, dass das am Ende nicht wie bei Naruto wird und du immer neue oberste Instanzen aus dem Hut ziehst. xD
      Dädalus Beziehung zur Triade ist noch nicht auserzählt und wird auf die ein oder andere Weise natürlich noch eine relevante Rolle spielen. Ich bin auch froh, dass dir das mit den Untergebenen aufgefallen ist. In einem ersten Entwurf kam nicht einmal Pearl vor, aber mir erschien sie passender als der Shmuel persönlich und daher diese Entscheidung.

      -Bo- schrieb:

      Aber da bin ich eigentlich unbesorgt. Zugegeben, es wird zunehmend konfuser und auch immer OP-untypischer, aber solange du dich nicht komplett verrennst, soll mir das recht sein. Sollte es sich um Katerina handeln, dürfte diese in der Hierarchie deiner FF mal eben um mindestens zwei Plätze aufgesteigen. Ist am Ende sie eine der großen Gestalten im Hintergrund und ihre scheinbare Treue zum Lord nur Mittel zum Zweck? Verdrehte Sache. Ich würde es Katerina zutrauen, aber ob das die Rolle des Lords nicht zu sehr schmälert? Andererseits ist der ein versoffener Pseudo-Kinderschänder, als was soll's. :D
      Zu Katerina hülle ich mich in Schweigen, aber der Arc ist ja auch noch nicht vorbei.
      Und meine Geschichte wird mit dem nächsten Arc auch wieder in vielen Belangen bodenständiger und diesen mystischen Boden wieder verlassen oder sagen wir besser...entmystifizieren.

      -Bo- schrieb:

      Ich weiß, der Kommentar ist nicht einmal ansatzweise genug, um diesem Kapitel gerecht zu werden. Bestimmt stecken noch viel mehr Infos und Verweise drin, aber ich könnte das niemals sortieren. Daher freue ich mich einfach, dass du wieder da bist und diesen unseligen Flashback endlich abschließen konntest. Die Kämpfe liegen in der Luft und alles riecht nach Befreiungsschlag. Hurra.^^
      Mehr möchte ich auch gar nicht verlangen. Es war ein sehr zufriedenstellender Kommentar und ich bin froh, dass er bei dem langen Kapitel so schnell kam. Derweilen bin ich einfach froh, dass ich wieder im Spiel bin und hoffe, dass ich den Arc jetzt einfach zügig und mit einem soliden Niveau abschließen kann.


      Kapitel ist an alter Stelle zu finden. Viel Spaß beim Lesen.

      - V.

    • Bevor ich mich dann komplett in meiner Prüfungsvorbereitung und anderem Kram verliere, lade ich mal meine 5 Cent zum aktuellen Kapitel hier ab. Momentan scheint es ja gut zu laufen, also wer kann schon sagen, wann das nächste Kapitel eintrudelt? *Überkreuzt beide Finger und bringt ein Kind als Opfer dar.*

      Dieses Kapitel markiert maßgeblich den Übergang zu den Einzelkämpfen, welche dank Sybills allmächtiger Zauberkunst auch relativ problemlos starten können. Herzkönigin und Co. KG wurden aus der Kirche direkt in die Füße der Schatzjäger geschleudert bzw. so postiert, dass sich beide Parteien zwangsläufig feindlich gegenüberstehen müssen. Vermutlich will Sybill mit diesem Vorgehen einerseits Blut und Chaos über die Traumwelt bringen, gleichzeitig aber auch ungebetene Gäste von der Kathedrale fern halten. Immerhin ist das Kirchenschiff ihre Bühne, auf der sie sich nach Herzenslust an Dädalus und Luzifer austoben kann. Raphaelas Rolle in diesem Stück ist derweil offen, aber immerhin haben wir in diesem Kapitel eine erste Gefühlsregung gesehen. Persönlich würde ich dazu tendieren, dass Raphaela sich auf Luzifers Seite schlagen wird. Sybill ist vielleicht ihre Mutter, aber auch eine verdorbene und sowohl innerlich wie äußerlich verrottete Kreatur voller Bosheit, Zorn und Widerwärtigkeit. Ganz gleich wie gerecht und kathartisch die Rache für Sybill sein mag, Raphaela sieht in der Oberhexe bisher nur ein ekelhaftes Monstrum, das ihren ideellen Vater foltert. Vielleicht irre ich mich auch und Raphaela erhebt ihr Erbe am Ende doch über das Fleisch, welches sie großzog. Aber für den Moment bleibe ich dabei, dass sich Sybill drei Gegnern wird stellen müssen: Dädalus, Luzifer und Raphaela. Würde ich auch für eine angemessene Gegenmacht halten, immerhin ist Sybill nahezu übermächtig.

      An anderer Stelle hast du meine Erwartungen hingegen zerschlagen. Mein Tipp war Brianna vs. Alice, und du hast mich vollkommen auflaufen lassen. :D
      Es wird sich zeigen müssen, wie Aloe gegen eine bisher relativ physisch erscheinende Gegnerin wie Alice agieren wird bzw. muss und gleichzeitig, wie du Alice gegen eine vergleichsweise omnipotente Figur wie Aloe in Szene setzen willst. Zwar macht Aloe mit ihrem neuen Holztrick einen ungewohnt körperlichen Eindruck, aber gerade die Szene mit den Pusteblumen macht deutlich, dass der Engel immer noch ein großes Arsenal an Möglichkeiten im Ärmel hat. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich Aloes Kräften skeptisch gegenüberstehe und hoffe etwas, dass dieser Kampf meine Bedenken dahingehend zerstreut. Grenzen der Frucht bzw. eine genauere Eingrenzung, zu was diese...Nymphen-Waldgeister Aloe nun eigentlich befähigen und wozu nicht, wären mir ganz lieb. xD

      An anderer Stelle fragt man sich, wer sich unter der abscheulichen Maske der haarigen fetten Spinne verbirgt. Eigentlich bleiben nur noch die Herzkönigin, Gabriel und Marzipan. Die Frage ist jetzt, ob du mit der Darstellung der Spinne nicht nur geschickt trollst und das Vieh am Ende zwar groß, aber eben nicht riesengroß ist. Heißt, eine Marzipan könnte die Spinne und nur extrem schnell sein. Hand aufs Herz, eine etwa kopfgroße Riesenspinne ist immer noch blanker Horror und könnte vielleicht sogar zu einem interessanteren - und gleichzeitig humoristischeren - Kampf führen als eine OP-typische Gigantenarachnide. Andererseits würde die Spinne zur Herzkönigin auch sehr gut passen und die Frage beantworten, was die gute Viktoria denn nun auf dem Kasten hat oder eben nicht. Wenn ausgerechnet Marc und Kol gegen diese große Antagonistin kämpfen würden, hättest du zudem einen entscheidenden Handlungsfokus auf zwei eher blassere Figuren des Arcs gelegt. Wäre eine Möglichkeit, sofern sich aus dieser Konstellation auch Handlungsrelevanz ergeben würde.
      Gabriel als dritte Möglichkeit sehe ich eigentlich nicht hinter den acht Beinen der Spinne. Vielleicht irre ich mich, aber dann soll es so sein.^^

      Frei sind jetzt ohnehin nur noch Herleif, Kyu, Brianna und Drake. Da ich mir für Brianna einen knackigen, wenig aufgeblasenen Einzelfight wünsche und mir Herleif relativ egal ist, würde ich der Walküre und Drake irgendwie den Hutmacher und Marzipan aufhalsen, sollte jene nicht die Spinne sein, wie gesagt. Oder Herleif bekommt ihre Rache an Gabriel.
      Irgendwie kam mir auch die Idee, dass Kyu selbst als Gegner fungieren könnte. Wäre vielleicht sogar ein ziemlich cooler Kampf, den ich derzeit aber nur Drake kräftetechnisch zutrauen würde. Außerdem hätte man dann ein nettes Wasser vs. Feuer.
      Aber naja. Guter Rat ist teuer, wenn jeder überall erscheinen kann und noch einige Charaktere lose in der Luft hängen. Am gespanntesten bin ich ohnehin bei Brianna, der ich nach dem emotionalen und psychologischen Drama gegen Narcisse nichts als eine gepfefferte Schlägerei wünsche. :D

      Zum Abschluss komme ich natürlich noch zu den beiden Stars des Kapitels. Kaisa ist einfach nur cool und H.D. alias Eierkopf alias Kartenmeister alias Pokerface alias Origami-Irgendwas gefällt in der Rolle des mächtigen Goliath, den es zu besiegen gilt, um die Schlacht zu gewinnen. Du hast diesen Kampf lange aufgebaut und ich freue mich, dass er bald zustande kommt. Mehr gibt es zwar nicht zu sagen, aber unerwähnt lassen wollte ich es trotzdem nicht. xD

      Insgesamt ein gutes Übergangskapitel, dass einem den Mund wässrig macht. Die Kämpfe können kommen. Ich giere nach Blut, das zur Abwechslung mal nicht aus Sybills Geschwüren tropft.^^


    • 167. Kapitel - 174.Kapitel

      167.Kapitel: Die Teegesellschaft der Herzkönigin


      Ein Kaleidoskop an Farben explodierte vor seinen Augen und er hatte das Gefühl, dass er all die Farben auf seinen vollen Lippen schmecken konnte. Es waren vornehmlich Rottöne, die ihm die Sinne vernebelten. Sattes Rot brachte die Erinnerung an laue Sommernächte zurück und den Geschmack der bittersüßen Kirschmarmelade, welche Alice eingekocht hatte und die so herrlich zu den frisch gebackenen, noch dampfenden Scones schmeckte. Leuchtendes Orange brannte sich als milder Sonnenbrand auf seine weiße Haut, als er mit Humpty Dumpty schachspielend auf den ausladenden Terrassen Duchess Courts saß. Die Sonne ging als lodernde Feuerkugel über den endlosen Savannen des Landes nieder und Flamingos zogen ihre Kreise als schwarze Flecken am Horizont. Zartrosa benetzte seine Augen und er konnte den Stoff unter seinen schwieligen Händen fühlen, hörte das Schnippen der Schere, während er in perfektionistischer Kleinarbeit durch die edle Seide schnitt und das Hochzeitskleid für Marzipan schneiderte. Zu guter Letzt schmeckte er salziges Blut auf seinen Lippen und roch den süßlichen Stoff der beiden Zwillinge, während er ihre reglosen Körper gegen seine Brust drückte und aus tiefem Herzen schluchzte. Ein Echo, dass sich im endlosen Schlund der unterirdischen Stadt zu einem unbedeutenden Mollakkord verlor. All diese Eindrücke, all diese Farben und Gefühle umschwirrten seinen Kopf, machten ihm die Augen schummrig im Kaleidoskop aus purer Röte. Doch die Kugel aus Farben zerplatzte und der Schmerz explodierte unvermittelt heftig in seinem Rücken, als er buchstäblich aus seiner heilen Blase gerissen wurde und hart auf dem Boden der Tatsachen aufschlug. Er stöhnte und der Alkohol stiftete seinen Magen zur Rebellion an, als ihm klar wurde, dass er gerade aus dem freien Fall erwacht war.
      »Untersteh dich jetzt zu Kotzen, Theo!«, brummte eine Stimme, die ihm nur zu gut vertraut war, und seine giftgrünen Augen suchten die Nachtluft nach der Frau ab, welcher er ewige Treue geschworen hatte. Währenddessen richtete er sich langsam auf, versuchte, seinen Magen zu ignorieren, der mit den fünf Flaschen Whiskey in seinen Venen gerade Achterbahn fuhr, versuchte, die bitteren Erinnerungen zu verdrängen, die ihm der Höllenflug wie stichelnde Nadeln zurück ins Gedächtnis gerufen hatte und sich vollkommen auf die kleinwüchsige Frau zu konzentrieren. Ihr vulgäres Lächeln auf den viel zu dicken Lippen tragend, schwebte Marzipan vor ihm in der Luft, balancierte sich auf einer Blase, die kaum kleiner war als sie selbst und in der sich der rote Mondschein in seinem ganzen Spektrum an Farben brach. Marzipans zahlreiche Zöpfe, zu denen sie ihr krauses Haar in einer bizarren Frisur gezähmt hatte, hüpften wild umher, als sie sich auf den Bauch drehte und das Kinn auf den kräftigen Armen abstützte. Noch während es Theophilus dämmerte, brachte es seine Ehefrau kurz und bündig auf den Punkt.
      »Schien mir nötig, deinen versoffenen Arsch zu retten! Sind wir jetzt ausgenüchtert?«
      Marzipans Stimme war trotz der harschen Worte frei von jedem Urteil. Der Hutmacher wusste nur zu gut, dass seine Frau besser als jeder andere verstand, was in ihm vorging. Tweedledee und Tweedledum waren wie die beiden Töchter gewesen, die sie beide niemals haben können sollten und umso schwerwiegender hatte ihr Tod die beiden getroffen. Während er seitdem Zerstreuung und Antworten auf dem Boden einer jeden Flasche suchte, die ihm zwischen die Finger kam, hatte sich Marzipan eine noch dickere Haut wachsen lassen, als ihr von Natur aus schon vergönnt gewesen war. Eine harte Schale mit einem extrem weichen und verletzlichen Kern, den sie hinter derben Sprüchen und rauen Manieren zu kaschieren versuchte. Ihre haselnussbraunen Augen blitzten bedrohlich auf, als könnte sie seine Gedanken lesen.
      »Werd‘ jetzt ja nicht sentimental, Saukerl«, grunzte sie abfällig und vielleicht konnte sie tatsächlich Gedanken lesen. Theophilus hatte keine Zeit sie zu fragen, als etwas schrill und aufgeregt zu zwitschern begann und dem verkaterten Hutmacher vorkam, als würde sich ein Hundertfüßer mit seinem zangenartigen Kauwerkzeugen durch sein Trommelfell nagen.
      »Marzipan? Bist du das?«, drang nun die sonore Stimme Humpty Dumptys aus dem gefalteten Origamikolibri, welchen der Hutmacher erst jetzt erspähte. »Ist Theophilus bei dir?«, fuhr der Langbeinmensch fort, als Marzipan seine Frage bejaht hatte.
      »Ich bin hier«, krächzte der Hutmacher angeschlagener als es ihm lieb war. Er war mittlerweile aufgestanden, hatte sein auberginenfarbenes Sakko glattgestrichen und den von jadegrünem Tüll umhüllten Zylinder gerade gerückt.
      »Hervorragend«, konstatierte ihr Gesprächspartner knapp. Ganz der General, dachte der Hutmacher und war zu seiner Ehefrau geschritten, die nun auf der wabernden Blase balancierte und Theophilus dennoch kaum bis zum Kinn reichte. In ihren rauen ausgestreckten Händen flatterte aufgeregt das Kunstwerk aus gefaltetem Papier und schnatterte weiterhin die weiteren Schlachtpläne, um in diesem Höllenszenario wieder Herr der Lage zu werden. Während Marzipan ihm gebannt folgte, taxierte der Hutmacher die buschigen Brauen seiner Gattin, atmete ihren natürlichen Duft nach gebrannten Mandeln ein und erkannte jede ungerade Faser des cremeweißen Anzugs aus Jeansstoff, welchen er für sie maßgefertigt hatte, damit der buschige Schwanz, den sie ihren halben Zwergengenen zu verdanken hatte, auch seinen Platz hatte. Vielleicht war es der Restalkohol, der allmählich in seinen Blutgefäßen versickerte und der ihn die Befehle des Herzvasallen seiner Königin nur beiläufig wahrnehmen ließ, aber er konnte nicht anders, als an den Tag zu denken, an dem er um Marzipans Hand anhielt; an Tage, an denen Selbsthass und Verzweiflung noch nicht Trübsal blasend über ihren Häuptern schwebten und der Tod sich noch nicht die blutverschmierten Stiefel an ihrer Fußmatte abstreifte.

      ~ 1503 Anno Maris – Duchess Court ~

      »Linlin! Hör mir doch zu!«, schrie die Frau im Rollstuhl nun schon fast durch die Teleschnecke, welche auf dem silbernen Beistelltisch die zornentbrannte Fratze einer Frau mimte, deren Antwort nur noch an einen schnaufenden Stier erinnerte, der bereit war, alles in seinem Weg auf die tödlichen Hörner zu nehmen. Theophilus' Herz schlug ihm in jugendlicher Manier bis zum Hals. Er hatte sich für seine Königin zurechtgemacht und sich sogar einen nagelneuen Anzug aus einem elfenbeinfarbenen Stoff geschneidert, in welchen er mit ringelblumengelbem Garn verschiedene Ornamente eingearbeitet hatte. Die Mimik der Teleschnecke erstarb und der Hutmacher klopfte nach ein paar Sekunden mit den behandschuhten Fingerknöcheln gegen die feine Holztäfelung. Viktoria hob nicht einmal den Kopf, sondern bedeutete ihm nur mit einer kurzen Handbewegung, dass er eintreten dürfe. Alles an ihr wirkte schwerfällig, als würden Zentner auf ihrem geschundenen Körper ruhen. Sogar das sonst so voluminöse, lockige Haar aus glänzendem Fuchsia hing schlaff und freudlos an ihr herunter und legte sich als wehmütiger Schleier über sie.
      »Oh Theophilus...welch Freude«, logen ihre Lippen, auch wenn sie wusste, dass ihre müden Augen die Wahrheit nicht kaschieren konnten. Ihr Mund formte ein falsches Lächeln, als er mit einer tiefen Verbeugung auf dem ledernen Sofa zu ihrer Rechten Platz nahm. Er war bisher noch nie in ihren Gemächern gewesen, obwohl er nun schon seit mittlerweile fünf Jahren ihr Hofschneider war. Dennoch hatte Theophilus kaum Augen für den erstaunlicherweise wenig opulent eingerichteten Raum. Seine Finger verkrampften sich um die Hutkrempe seiner lavendelfarbenen Melone, deren Band sogar echter Lavendel aus dem Hofgarten Duchess Courts schmückte. Die Herzkönigin tat es ihm gleich, auch wenn in ihren Händen das beige Pergament eines Steckbriefs zerknitterte.
      »Sie kann einfach nicht verstehen, dass ich sie dennoch liebe«, seufzte die Herzkönigin und richtete sich auf. Das Ächzen ihrer schiefen Knochen ließ Theophilus unbehaglich mit den Zähnen knirschen. Er wusste, dass Viktoria niemals Hilfe annehmen würde, wenn es um ihre körperliche Verfassung ging, aber es brach ihm jedes Mal das Herz, wenn er sie Humpeln sah. Sie lehnte nun am Fensterrahmen, blickte hinaus auf die glühenden Savannen der Insel, deren souveräne Königin sie nun seit fast genau drei Jahrzehnten war. Das hereinfallende Tageslicht entzündete ihr Haar und setzte ihr eine Krone aus Flammen aufs Haupt. »Ich kann diesem Land keinen Wohlstand schenken ohne einen Platz im Staatenbund der Weltregierung und ich kann der Weltregierung nicht beitreten, solange noch immer die Gerüchte kursieren, dass Viktoria Stuart, geborene Charlotte, die Schwester eine der gefährlichsten Piratinnen dieser Meere ist....und ich kann mich nicht von meiner Schwester distanzieren, ohne ihr das Herz zu brechen und ihren Zorn auf diese Insel zu ziehen...und das, obwohl sie so viel für mich getan hat«, fuhr sie fort, wobei ihre Stimme zwischen Resignation und Wut schwankte. Hilflos und erbost schlug sie mit der geballten Faust gegen die Schreiben, sodass diese vor Ehrfurcht erzitterten.
      »Es tut mir leid, dass ich die Fassung verloren haben«, seufzte Viktoria, massierte sich die Schläfen und versuchte ihrem Hofschneider ein aufrichtiges Lächeln zu schenken. Doch dessen Mine war versteinert und seine Stimme ungewohnt ernst. Seine Nervosität hatte sich gelegt und die Melone ruhte nun friedlich auf seinem Schoss.
      »Sie müssen sich niemals vor mir rechtfertigen oder entschuldigen, meine Hoheit«, erwiderte er unterwürfig und mit gesenktem Haupt. »Allerdings hätte ich eine Bitte und damit verbunden vielleicht auch eine Lösung für Ihr Problem.«
      Die Wehmut in ihrem Gesicht wich der Neugier und beinahe schmerzfrei schritt Viktoria zurück zu ihrem Rollstuhl, in dem sie sich mit eisernem Gesichtsausdruck sinken ließ.
      »Vor einigen Monaten entsandten Sie mich in meiner Tätigkeit als königlicher Hofschneider nach Whole Cake Island, um dort Kleider für Eure Schwester zu schneidern. Ich lernte dort eine Ihrer Töchter kennen. Charlotte Marzipan, eine Halbzwergin, welche mein Herz im Sturm eroberte. Ich kam heute mit der Hoffnung zu Ihnen, um Ihre Durchlaucht zu bitten, mich von meinen royalen Pflichten zu entbinden, sodass ich mich auf den Weg zur Kucheninsel machen könnte, um Fräulein Marzipan um ihre Hand zu bitten. Doch vielleicht könnten wir angesichts Eurer Probleme eine Lösung finden, die zwei Ellen Seide mit einer Schere teilt?«
      Die königsblauen Augen der Herzkönigin ruhten nun voll Staatsräson abwägend auf der unterwürfigen Gestalt Theophilus, den sie vor fünf Jahren aus der Gosse geholt hatte, nachdem sie auf ihren Besuchen in den Scherbenvierteln Duchess Courts die umwerfenden Arbeiten des zwölfjährigen Schneidergesellen erblickt hatte.
      »Ich bin ganz Ohr«, antwortete sie knapp und staatsmännisch. Sie hatte bisher jegliche Widrigkeiten mit Bedacht und Kalkül umschifft. Daher war sie nicht so naiv, dem Rat eines ihrer Vertrauten nicht zumindest Gehör zu schenken. Zu viele Staatsmänner, die sie kannte, waren daran zugrunde gegangen, dass sie sich nur auf ihre eigene Meinung und ihren eigenen Schwanz versteift hatten. Man durfte durchaus die Ohren für Rat und Meinung spitzen, man musste nur besonnen genug sein, eine weise Eule von den zischelnden Weissagungen einer verräterischen Schlange zu unterscheiden.

      ~ Corto Maltese – Mittlere Stadt: Thaddäusring ~

      Weiches Fell streifte ihre Wange, doch Aloë fühlte nichts als nackte Angst, die ihr die Glieder emporkroch.
      »Aloë Labonair...bist du wirklich ein Engel?«, schnurrte das Katzenmädchen ihr ins Ohr und Aloë spürte wie ihre Krallen ihr über die Flügel tänzelten. Voller Faszination weiteten sich die kohlrabenschwarzen Pupillen des Minks, verdrängten den goldenen Topas aus ihren Augen. Blanke Schwärze verriet nichts von der bestialischen Lust, die in ihrem Inneren seit dem Moment Wurzeln geschlagen hatte, als sie den Engel zum ersten Mal erblickt hatte.
      »Weißt du...ich...ich wollte schon immer ein Engel sein«, flüsterte sie beinahe zärtlich, aber Aloë hörte die rasiermesserscharfen Zähne in ihrem Nacken ein tödliches Sonett klimpern. Der Engel wollte gerade den Ellbogen ausfahren und dem fremdartigen Katzenwesen mit ihrem Stab einen heftigen Schlag verpassen, als das Lächeln der Katze erstarb und sie sich mit einem grazilen Sprung vom Engel entfernte. Mit wehendem rotem Mantel und das Haupt unter dem leuchtenden Karmesin verborgen hangelte sie sich von schiefem Windladen zu Windladen, um sich kopfüber wie eine Fledermaus von den Straßenlaternen hängen zu lassen, die mit flackerndem Licht über der Gasse gespannt waren
      »Was willst du?!«, blaffte der Engel mit den rauchblauen Haaren zu dem Katzenwesen hinauf, dessen Pupillen sich wieder zu engen Schlitzen verengt hatten. Ihr schien jede Bewegung des Mädchens aufzufallen. Die Stirn der Katze kräuselte sich auf die forsche Frage des Engels hin, ehe sie sich beinahe mühelos um ihre eigene Achse schwang, um nun mit allen Vieren über das dünne Drahtseil zu balancieren. Musternd schritt sie auf und ab, ihre Beute immer fest im Blick, die wie verwurzelt noch immer an der Stelle verharrte und sogar noch den Apfel in der Hand hielt, den sie ihr wie ein vergammeltes Stück Käse als Köder dargeboten hatte.
      »Hab‘ ich das nicht schon erläutert?«, säuselte Alice mit viel sanfterer Stimme, als ihr raubtierhafter Katzenbuckel und aufgestellter Schwanz suggerierten. »Ich wollte schon immer ein Engel sein. Stattdessen wurde ich als streunendes Fellmonster geboren«, fuhr sie grummelnd fort und hob die Pfoten, als könnte Aloë nicht erkennen, welcher Rasse sie angehörte.
      »Tja, Karma ist halt 'ne Schlampe!«, zischte der Engel frech, woraufhin Alice lächelte. Aloë war sich sicher, dass das Minkmädchen noch etwas erwidern wollte, als plötzlich eine forsche Stimme durch die Gasse schallte. Ein schneidender Tonfall eines Mannes, der wusste, wie man führte und der seine Untergebene genau kannte.
      »ALICE! Töte das verdammte Gör!«
      Einen kurzen Augenblick lang wirkte Alice enttäuscht, auch wenn Aloë nicht wusste, ob es daran lag, dass sie nicht länger mit ihrer Beute spielen durfte oder weil sie ihr tatsächlich nichts tun wollte. Sie bleckte die tödlichen Zähne beim Klang der Stimme und zwirbelte genervt die langen Schnurrhaare, ehe sie die Kapuze von ihrem Kopf streifte, die spitzen, von gräulichem Fell bedeckten Ohren offenbarte und die Schlaufe ihres karmesinroten Mantels löste. Das Kleidungsstück flatterte wie das Startsignal eines Stierkampfes zu Boden. Die Luft war erfüllt von elektrisierender Stille und die Stadt hielt den Atem an, als Alice sich mit voller Kraft von dem Seil auf die hilflose Maus in der Gasse stürzte. Bläuliche Funken stoben wie Regentropfen in alle Richtungen, entluden sich in der flackernden Laterne mit solcher Intensität, dass die schmutzige Glasfassung zerbarst. Scherben und Elektrizität prasselten auf den Engel nieder, doch das Mädchen spürte nur die aufgeladenen Krallen, die sich ihr in die Wange bis auf den Knochen bohrten. Brennender Schmerz fraß sich ihr ins Gesicht und sie hatte das Gefühl, ihr würde der Schädel spalten, als der Wucht des Angriffs sie in den Boden des Ringes presste.
      »Ich glaube, ich wäre ein Todesengel geworden«, schmunzelte Alice währenddessen zufrieden und der gelbe Topas in ihren Augen funkelte diabolisch.

      ~ Johannesring: Der Eingang zum Oberen Kathedralenbezirk ~

      Kol konnte nicht schnell genug reagieren, um sich und Mark in einen schützenden Kokon aus Harz zu hüllen, geschweige denn, sich gegen das Monstrum zu wehren, welches geduldig im silbernen Schutz ihrer Netze auf sie gelauert und sie unvermittelt angegriffen hatte. Er umklammerte sein Löwenrapier, versuchte sich mit einer Hechtrolle zur Seite zu retten, aber die Beine des Ungetiers erwischten ihn am Rücken und zerfetzten ihm den Stoff des blütenweißen Hemdes. Zumindest dachte er das, als das erstaunlich leichte Wesen auf ihm landete. Keuchend drehte er sich um, bereit, den unzähligen Unheil verheißenden Augen der Spinne entgegenzublicken.
      »Was zur Höl-?!«, presste er atemlos hervor, als sich das undefinierbare Wesen mit seinen Kiefern direkt auf ihn stürzte. Dieses Mal reagierte er schneller, verwandelte seinen gesamten Körper in leuchtenden Bernstein, an dessen harter Oberfläche die Fangzähne abprallten. Doch irgendetwas stimmte nicht mit dem Wesen, welches sich nun mit seinem gesamten Körper und Gewicht erfolglos auf das Stück Bernstein warf. In den schützenden Kokon aus erhärtetem Harz gehüllt, beobachtete der Kurator das Wesen intensiver. Seine Bewegungen und seine Anatomie glichen einer echten Spinne bis aufs letzte Haar an den kräftigen Beinpaaren und doch war sich Kol nun sicher, dass es sich hier um kein echtes Lebewesen handelte. Abgesehen von der Tatsache, dass es sich kaum von der Farbe der silbernen Netze unterschied, als hätte sich das Unwesen in jahrelanger Evolution tarnend an die Farben seiner tödlichen Fallen angepasst, war das Ungetier kein Wesen aus Fleisch und Blut. Der gesamte Körper wirkte, als wäre er gewoben, als hätte ein filigraner Künstler mit einem Faden eine exakte Nachbildung einer Spinne gefertigt. Mit dem einzigen entscheidenden Unterschied, dass es sich hierbei um ein lebendiges und äußerst aggressives Lebewesen handelte, dass anscheinend vollkommen schmerzunempfindlich mit Beinen, Kieferwerkzeugen und sogar dem eigenen Schädel auf den Bernsteinkokon einschlug, um ihn wie eine süße Frucht aufzubrechen und Kols Innerstes daraus zu schlürfen. Er wollte gerade mit seinem Rapier voran durch den Wanst des Ungetüms stoßen, als Mondlicht das Harz rubinrot färbte. Etwas Schwarzes hatte sich mitten durch den gewobenen Schädel der Spinne gebohrt und die leeren Augen der seltsamen Kreatur zerquetscht. Die geballte Faust wälzte das erschlaffte Tier von Kols Körper, als wäre es aus Papier geformt, ehe sie sich öffnete und Kol zum Aufstehen aufforderte.
      »Es ist Seide«, grinste Mark zufrieden, als er dem Lockenkopf auf die Beine geholfen hatte und ignorierte nonchalant, dass seine blanke Faust gerade den Schädel einer mannsgroßen Spinne gespalten hatte. »Die Netze. Das sind keine echten Spinnen...das ALLES hier ist Seide«, fuhr der Koch fort, da er bei der ausbleibenden Reaktion auf seine Beobachtung davon ausging, dass der Kurator ihn nicht verstanden hatte. Kol hatte ihn zwar genau verstanden und sah sich in seiner eigenen Vermutung bestätigt, jedoch hatte etwas seine Aufmerksamkeit erhascht. Es war kaum mehr als ein Flüstern gewesen, welches aus dem Dickicht aus Seidenetzen wie Sirenengesang zu ihnen herüberschwappte. Immer wieder wurde es von leisem Schluchzen und kindlichem Kichern unterbrochen. Ein psychedelisches Zwiegespräch aus Tadel, Vorwürfen und naiver Euphorie.

      »Schau her, Linny! Schau doch mal wie sie miteinander umhertollen und spielen! Fast wie deine singenden und sprechenden Teetassen, auch wenn ich noch nicht soweit bin, dass sie sprechen können!«, säuselte die eine Stimme und Kol war, als könnte er die vor Stolz geschwollene Brust des gesichtslosen Mädchens sehen, deren Stimme aus den Wäldern aus Seide hallte. Unbewusst hatte er ein paar Schritte auf die Geräuschquelle zugemacht, das Rapier fest umschlossen, während Mark ihm aufmerksam folgte. Sie beide waren stumm zu der Übereinkunft gekommen, dass der einzige Weg heraus aus diesem Irrsinn der direkte Weg nach vorne war.
      »WÄH! Vicky! Das ist ja eklig! Meine Hände kleben an dem Zeug...du bist ja wie eine fette, dicke Spinne!«.
      Die Verachtung tropfte wie giftiger Schwefel von den Seidefäden, die nun so dicht waren, dass sie sich auf die Kleidung der beiden Männer legte und sie erneut in einen Kokon spannen.
      »Das ist gemein!«, schluchzte es nun ganz deutlich um sie herum und jeder Faden, den sie berührten und aus ihrem sorgsam gesponnenen Netz rissen, schien die selbe Abfolge des Dialogs in einer Dauerschleife anzustimmen, bis sie sich in einem Gewirr aus verzerrten Stimmen gefangen sahen und völlig die Orientierung verloren hatten. In jedem Netz, in jeder Wand aus silberne Seide sah Mark tausend Spinnenaugen, die ihn neugierig und lüstern anblinzelten und Kol hatte sogar das irrationale Gefühl, das Klimpern der Glockenschuhe des Harlekins zu hören, als er den Kopf sah und etwas erspähte, bei dem sich seine Augen weiteten. Direkt über ihnen hing ein Damoklesschwert in Form eines gewaltigen Kokons, der von tausend Fäden in der Luft gehalten wurde und über dessen Oberfläche sicherlich fünfzig der gewobenen Spinnenkreaturen patrouillierten, welche Mark am Eingang des Seidenwaldes ausgeschaltet hatte. Sie krabbelten in unterschiedlicher Größe über den massiven, herzförmigen Kokon, dessen geflochtene Struktur an manchen Stellen so dick und wulstig wurde, dass es pulsierenden Äderchen glich. Die Seidenspinnen huschten emsig über die weiche Oberfläche und die verankernden Fäden, bereit, jede einzelne Faser des Kokons zu schützen, als wäre es ihr Muttertier. Beide Männer wichen instinktiv einen Schritt zurück und standen nun Rücken an Rücken. Marks Adamsapfel hüpfte, als er laut hörbar schluckte.
      »Ich nehme an, dass uns dein Bernstein auf Dauer wohl nicht beschützen wird?«
      Kol wusste nicht einmal, ob er noch Zeit gehabt hatte, den Kopf zu schütteln, als die Armada aus Spinnen sich vom Netz ihrer unbekannten Herrin abzuseilen begann.

      ~ Über den Dächern der Stadt ~

      Humpty Dumpty verschränkte die Arme, als die beiden Orkankicks die Karten zerteilten, die er wie ein Magier vor sich schweben lies und in der Zwischenzeit das filigrane Revers begutachtete. Das von Dornenranken umgebene Herz seiner Königin zierte das Kartendeck, welches er geschaffen hatte. In den jeweiligen Ecken befanden sich in dieser besonderen albtraumhaften Ausgabe des Decks ein Zylinder, ein lächelnder Mund, eine Blase und ein Origamikranich. Die vier Insignien der anwesenden Mitglieder der ehrenwerten Teegesellschaft der Herzkönigin.
      »Das waren meine beiden Buben«, konstatierte er bedauernd, ehe er die fliegende Fingerpistole mit drei Damen parierte, die sich rasant vom Kartenstapel, auf welchem er Platz genommen hatte, zu seinem Schutz in die Lüfte erhoben. »Da hat rohe Gewalt wohl über mein Full House obsiegt«, lächelte er verschmitzt, als die Urheberin der Angriffe mit geröteten Wangen vor ihm in der Luft zum Stehen kam. Seine kohlrabenschwarzen Augen musterten das zerrissene Hemd in Tarnfarbenoptik, welches die grünhaarige Frau wie ein viel zu kurzes Kleid trug.
      »Freut mich, dich kennenzulernen, Mademoiselle. Wenn ich mich vorstellen darf-«, setzte der Langbeinmensch mit dem eierförmigen Oberkörper an, indem er eine ehrwürdige Verbeugung gemäß der alten Schule eines offiziellen Duells zwischen Gentlemen anstimmte.
      »Ich weiß, wer du bist. Humpty Dumpty, Herzvasall Viktoria Stuarts, Nutzer der Falt-Falt-Frucht. Kein offizielles Kopfgeld, aber definitiv ein Großkaliber, welches es nicht zu unterschätzen gilt«, ratterte Kaisa gelangweilt Fakten herunter, ehe sie beiläufig und schulterzuckend mit dem Daumen nach hinten deutete. »Was ich bisher sehen durfte, nicht allzu beeindruckend«, fügte sie kaltschnäuzig hinzu und blies bläulichen Rauch in die rötliche Nachtluft. Sie hatte mit Zorn und verletzten Stolz gerechnet, aber nicht mit dem ulkigsten Lachen, welches sie je gehört hatte. Es klang, als hätte man eine Flöte mit Wachs verstopft und würde unter Wasser versuchen, die Nationalhymne der Himmelsdrachenmenschen anzustimmen. Glucksend und kichernd hielt sich Humpty Dumpty den Bauch, während er mit jedem abstrusen Lachlaut weiter nach hinten stolperte und völlig ohne Vorwarnung den halt verlor und rücklings von dem Kartenstapel fiel, welcher ihm als Podest gedient hatte. Kaisa war nicht naiv genug zu glauben, dass dem Vasallen der Herzkönigin tatsächlich etwas passiert wäre, und dennoch traf sie seine Schnelligkeit völlig unvermittelt. Sie spürte den Luftzug nur, weil er in ihre grüne Mähne griff, hörte seine Stimme, noch bevor sie der Handschlag unvorbereitet im Nacken traf. Doch es war nicht die Wucht des Schlages, die sie lähmte, es waren die Worte des Mannes, die ihr bis tief in die Seele schlugen.
      »Deine rotzfreche Art erinnert mich an sie. Sag mir, wie geht es der grauen Dame
      Noch während sie fiel, spürte sie, wie ihr Körper wie wild zu flattern begann. Sie versuchte die Füße zu spannen, sich in den Lüften zu halten, wie sie es sich durch eisernes und stahlhartes Training über Jahre hinweg antrainiert hatte, aber es schien beinahe so, als wäre ihr Körper ohne Muskeln, ja gar ohne Knochen. Kaisa flatterte durch die Lüfte und als sie ihren Arm erblickte, dämmerte es ihr. Haut und Knochen waren zu Papier geworden.

      ~ Oberer Kathedralenbezirk ~

      Eiskalte Nadeln bohrten sich in ihre Knochen, als Herleif auf dem ovalen Platz landete und ihr gesamtes Gewicht für einen kurzen Moment auf den Fuß verlagert wurde, den der wahnsinnige Schlächter zertrümmert hatte. Ihre Hände wanderten zu dem Verband, durch welchen sie die glühende Rune sehen konnte. Sie überlegte einen kurzen Moment, ob sie eine weitere Heilrune auftragen sollte, auch wenn sie wusste, dass dies kaum einen Zweck hatte. Zähneknirschend versuchte sie sich aufzurichten, als ihr jemand unter die Arme griff und ihr ein Lächeln schenkte, welches nur Todgeweihte teilen konnten.
      »Alles in Ordnung?«, fragte Brianna, in deren Gesicht eine Entschlossenheit lag, welche Herleif zutiefst bewunderte. Was musste diese Frau schon erlebt haben, dass ein zur Wirklichkeit gewordener Albtraum keine Verzweiflung, sondern einen unerklärlichen Tatendrang in ihr hervorrief? Sie hatte kaum etwas von den Mythen und Gerüchten über die enthüllte Prophezeiung vernommen. Rebekha hatte ihr einiges erzählen wollen, aber Herleif war pragmatisch genug, um nicht an Prophezeiungen, Wahrsagerei, schlechte Omen und Vorzeichen zu glauben. Nicht die beste Eigenschaft in Walhalla, wo eiserner Pragmatismus und mystische Nebelschwaden ein paradoxes, aber kaum trennbares Paar bildeten. Diese Einstellung hatte Herleif schon so oft in Schwierigkeiten gebracht und umso tragisch-komisch war es, dass die Rettung ihrer Heimat nun in ihren Händen lag. Ausgerechnet in ihren, hatte sie doch schon vor langer Zeit mit ihrer Heimat gebrochen.
      »Was uns nicht umbringt, macht uns stärker«, scherzte die Walküre, um sich von ihren eigenen Gedanken abzulenken, zog ihre Flechtfrisur fest und zückte die beiden Streitäxte, die sie beinahe mühelos in ihren Händen balancierte. Die Rothaarige betrachtete sie beeindruckt, folgte ihrem Blick und erkannte am Rand des ovalen Platzes, zu dem sie Aloës Pusteblumen getragen hatten, zwei Gestalten. Wie zwei Wasserspeier säumten sie den Eingang zur großen Kathedrale, welche über der gesamten Stadt und über den beiden Frauen wie ein Mahnmal der Zerstörung, des Todes und des Hasses prangte. Sie spurte Eis durch ihre Venen kriechen, als sie die junge Frau mit dem silberweißen Haar betrachtete. Brianna hatte sie nur einmal als schemenhafte Engelsfigur aus schmelzendem Fleisch und gerinnendem Blut in ihrem vermeintlichen Fiebertraum erblickt, erkannte sie aber sofort.
      »Schaut aus, als wäre der Tod näher, als wir denken«, erwiderte die Schatzjägerin und zückte ebenfalls ihr Steckenpferd. Sie würde an diesem Ort nicht sterben, sie würde Kyu und die anderen retten, sie würde Luzifer und Sybill in die Hölle schicken und niemand würde sich ihr dabei in den Weg stellen. Brianna wollte diese Fäden durchschneiden, die sie zur Marionette einer Prophezeiung machten; die Fäden, die ihr Schicksal zu lenken schienen, seit ihre Eltern gestorben waren.
      »Dann los!«

      ~ Untere Stadt: Jakobusring ~

      Das Gesicht der fremden Frau wirkte unnatürlich verzerrt, als sie ihre rosigen Wangen gegen die Ränder der Blasen drückte, in denen er sich hilflos verfangen sah. Seine Tentakel hatten einen Ausweg aus der seltsam klebrigen und flexiblen Flüssigkeit gesucht, doch das Material dehnte sich mit seinen Bewegungen aus. Die buschigen Augenbrauen wirkten wie die klobigen Borsten eines Besens, die man unter einem Mikroskop begutachtete. Sie blähte verächtlich die Wangen auf und zog Grimassen, sodass dem Meermann endgültig der Geduldsfaden riss und er mit der blanken Faust voran nach vorne schnellte. Er wollte ihr das freche Grinsen aus dem Gesicht wischen oder ihr sogar den Schädel einschlagen. Er musste zu den anderen und hatte keine Zeit zu verlieren. Die Kleinwüchsige wich dem Angriff ihres unfreiwilligen Gefangenen indes mühselig aus, machte auf ihrer eigenen Blase balancierend eine Rückwärtsrolle und gab seinem klebrigen Gefängnis mit ihrem Schweif einen kleinen Stups, sodass er unkontrolliert zu zirkulieren begann und wie ein Gummiball durch die enge Gasse hüpfte. Eingesperrt in einem Ball aus Schwerelosigkeit wurde er hin und her geschleudert, prallte gegen Mauern, Parkbänke und Fensterscheiben, ohne sich innerhalb seines fluoreszierenden Gefängnisses orientieren zu können. Gackernd und johlend trieb die Kleinwüchsige ihn voran, dribbelte ihn wie einen überdimensionalen Basketball oder übte Golfabschläge mit ihrem Schwanz. Anhand ihrer Anatomie hatte Drake mittlerweile verstanden, dass es sich bei seiner Widersacherin um eine Vertreterin des Zwergenstamms handeln musste, auch wenn er noch nie einen so großen zu Gesicht bekommen hatte, und auch ihr maliziöser Charakter wollte so gar nicht zu den Sagen der gutherzigen Zwerge passen, die ihm in seinen Tagen als Kopfgeldjäger zu Ohren gekommen waren. Sein Magen hörte urplötzlich auf zu rebellieren und misstrauisch ob dieser unvorbereiteten Pause im Strudel der unkontrollierbaren Bewegungen blinzelten seine himmelblauen Augen vorsichtig. Die Frau stand direkt vor ihm und hatte ihm den breiten Rücken zugewandt. Ihr blütenweißer Stoff glänzte rotgolden im Schein des Mondes, zumindest dachte der Meermann dies im ersten Moment. Doch als süßlicher Sirup auf sein Gesicht zu tropfen begann und heiße Luft ihm die Nasenhaare versengte, lugte er über die Schulter der Zwergin und blickte in den Schlund einer gewaltigen Feuerwalze, die sich wie eine Herde an Nashörnern durch die engen Gassen walzte. Die Feuersbrunst spie kreischende Flammenpfeile als Vorhut, schlug um sich und leckte mit ihrer zerstörerischen Zunge begierig über alles, was entflammbar schien. Von nun an handelte der Meermann instinktiv, seine Tentakel schlangen sich um den zur Salzsäule erstarrten Körper der Frau, die ihn soeben noch drangsaliert hatte und stellten sie schützend hinter seinen eigenen. Die Muskeln spannten sich unter dem sonnengelben Tanktop, als er die Arme ausbreitete und sich ein wässriger Schleier um die beiden Handflächen, Finger und Gelenke bildete.
      »Kannst du noch mehr von deinen Blasen produzieren? Die bisherige Flüssigkeit wird nicht ausreichen, um uns von der Feuerwalze abzuschirmen«, wandte er sich schroff und direkt an die immer noch versteinerte Frau. Die heranbrausende Hitze trieb ihm Schweißperlen auf die Stirn, welche wie magisch von den beiden Wasserblasen an seinen Handflächen angezogen wurden. »SOFORT!«, brüllte er nun, sodass die Zwergin aus ihrer Starre erwachte und ihm einen finsteren Blick zuwarf, ehe sie mit dem Daumen und Zeigefinger einen Kreis formte und an ihre wulstigen Lippen legte. Sie sog tief Luft ein und pustete in die Öffnung, die von einem öligen Schleier überzogen war. Sofort sprudelten Seifenblasen in verschiedenen Größen und Formen hervor, wurden magnetisch von Drake angezogen.
      »Reicht das?«, keifte die Braunhaarige missbilligend, aber der Meermann hatte bereits mit der Wasserbändigung begonnen. Die Schlange aus brodelnder Hitze zischelte bereits die todbringende gespaltene Zunge, doch als Salvador Drake die Arme ruckartig auseinander riss, verteilte sich die gesammelte Flüssigkeit in einem dichten Netz aus winzigen Perlen und Wassermolekülen um die beiden, schlossen sie in einem schützenden Mantel aus Feuchtigkeit ein.
      »Ich hoffe es«, erwiderte der Salvador kurz angebunden und bevor die Zwergin entsetzt nachhaken konnte, ob sie richtig verstanden hatte, prasselte der Feuerreigen auf sie herab. Die Bestie zischte und fauchte, biss sich die Zähne am Wasserkokon aus und wie ein Fels in der hereinstürzenden Brandung teilten das unfreiwillige Gespann aus Meermann und Zwergin die Flammenbrunst, die hinter ihnen zur harmlosen Welle verebbte und sich am Gestein abprallend endgültig verlor. Die Frau atmete erleichtert aus und murmelte unaufrichtige Worte des Dankes, aber Salvador blinzelte die letzte Hitze und Tränen aus den himmelblauen Augen, als er fassungslos ins tote Maul der Feuerschlange blickte, die, ihren Odem in Rauch und Dampf aushauchend, zu letzten Feuernestern verwelkte. Der animalische Blick der Bestie und die sonst gütigen kohlrabenschwarzen Augen funkelten im ungezügelten Hass des Raubtiers. Entmutigt seufzte der Meermann aus und seine Stimme klang, als wäre er gerade schlagartig um mehrere Jahrzehnte gealtert.
      »Es ist noch nicht vorbei.«
      »Hä? Wie meinst du das zum Teufel?«, krächzte die Zwergin, welche den neunschwänzigen Fuchs hinter dem muskulösen Kreuz des Oktopusmannes noch nicht erblickt hatte.
      »Kyu...«, flüsterte Drake, und es war keine Antwort auf die Frage der Fremden, deren zeternde Stimme auf taube Ohren stieß, sondern ein fruchtloser Hilferuf an einen Freund, der sich ihm nun knurrend in den Weg stellte.
      168.Kapitel: Erinnerungen wie Seide


      Die Last eines ganzen Lebens dröhnte ungewollt in Raphaelas Ohren, als die gewaltige Tore der Kathedrale hinter ihr ins Schloss krachten. Erinnerungen, die nicht die ihren waren, Gefühle, die ihr nie das Herz entzweigerissen hatten, und Narben, die für das menschliche Auge nicht sichtbar waren, quälten ihren Körper und lähmten ihren Geist. Das Rot ihrer Augen glich dem blutigen Leichentuch, welches sich als Nachthimmel über den höchsten Punkt der Stadt entfaltete. Der Obere Kathedralenbezirk Corto Malteses erhob sich als halbmondförmiges Plateau vor der gewaltigen Kathedrale, die nun von der verfaulenden Finsternis okkupiert worden war, während sie, die Vikarin dieser heiligen Stadt und dieses gesegneten Ortes, zur Türsteherin des verdorbenen Albtraums gemacht wurde. Ihre zierlichen Finger griffen sich an die Stirn, fuhren über die unregelmäßige wulstige Narbe, an der einst ihr drittes Auge, Symbol der Hexen und Makel der Unreinheit, geprangt hatte.
      »Lass dir das Herz nicht schwer werden, Schwester«, räusperte sich eine tiefe Stimme, die sich aus der Dunkelheit der Kathedrale schälte und dicht an die dürre Frau trat, die den muskulösen Mann in seiner rubinrot glänzenden Rüstung mit einer Spur Misstrauen bedachte. »Zweifel sind keine Schwäche, nicht einmal, wenn sie dem Verstand einer Frau und dem verrotteten Blut deines Stammes entspringen«, konstatierte der Mann, den Raphaela schon seit ihrer Geburt und weit darüber hinaus kannte, welcher aber dennoch für sie stets ein Fremder geblieben war.
      »Ist sie es wirklich?«, fuhr Gabriel mit seinen Fragen fort und die Weißhaarige war sich sicher, dass sie ihn selten so besonnen und selten so zerbrechlich in ihrem gesamten gemeinsamen Leben gesehen hatte.
      »Ich meine...ist sie unsere Mutter?«, spezifizierte der Blonde seine Frage, da er Raphaelas Schweigen nicht als ihre Verwunderung ob seines freundlichen Verhaltens, sondern als eine Art Missverstehen deutete. Dennoch fand sie kaum angemessene Worte, welche diese Frage adäquat hätten beantworten können, obwohl die Antwort klar sein sollte, wenn man nicht der Brut des Teufels entstammte. Durch ihre Adern pulsierte das Blut dieser Frau, welche sich selbst Sybill nannte. In ihren sogar noch einmal stärker als in den Adern ihres Bruders, hatte sie doch die Last, die Verantwortung, nein, den Fluch der Hexensippe geerbt. Und dennoch. Wie konnte diese Frau, dieses Ungetüm aus verwesender Haut, welches nur von Zorn und Rache zusammengehalten wurde, tatsächlich ihre Mutter sein? Es war eine lächerliche Vorstellung und Raphaela vermochte sich nicht einmal auszumalen, wie dieses Monstrum sie neun Monate in ihrem grausamen Wanst getragen hatte. So entschied sie sich lediglich zu nicken und, um ihre Verwirrung auf die Spitze zu treiben, schenkte Gabriel ihr eines seiner seltenen Lächeln. Ein Lächeln, welches für den Bruchteil einer Sekunde den verhärmten Schlächter und Fanatiker verdrängte und einen kurzen Blick auf den Mann gewährte, der ihr Zwillingsbruder hätte werden können, wenn nicht Sybill, der Lord und Luzifer ihre Elternfiguren gewesen wären und ihr Schicksal bereits besiegelt gehabt hätten, bevor sie überhaupt gezeugt worden waren.
      »Nimm dies! Er hätte gewollt, dass wir seine Ehre verteidigen!«, entgegnete er warmherzig, während er der Vikarin ein glänzendes Langschwert entgegenstreckte, dessen Griff kunstfertig gestaltete Engelsflügel zierten und dessen Schneide wie eine lebendige Flamme geschliffen war.
      »Was ist das?«, hauchte sie mit brüchiger Stimme, die sich nicht anhörte wie ihre eigene. Doch nichts seit diesem Tage fühlte sich noch richtig an.
      »Es ist das Schwert, welches unser Vater schmiedete«, verkündete er stolz, als wäre er selbst anwesend gewesen, als ein imaginärer Vater, den er sich in seinen Träumen ausgemalt hatte, mit einer kindlichen Version seiner selbst am Feuer der heißen Esse gestanden hatte, um das Schwert zu schmieden. Gabriels Stimme wurde noch sanfter und ruhiger, als er fortfuhr, betreten zu Boden blickend. Ihre Finger zuckten, als ihre Finger das kalte Metall des Griffs berührten, als wäre das Schwert tatsächlich aus glühend heißen Flammen geschmiedet, und ein makabrer Einfall durchzuckte ihre Gedanken.
      Nein! Nicht das Schwert unseres Vaters, sondern des Mannes, den wir uns einst als unseren Vater ausgemalt haben. Ein kindisches Produkt unserer Fantasie. Doch dies war das Schwert Michels...das Schwert, welches von unserem Ziehvater genutzt wurde, um unsere Mutter wie ein wertloses Stück Vieh zu schlachten...
      Doch von ihrem Gedanken konnte und wollte Raphaela ihrem Bruder nichts mitteilen. Sie selbst trug die Last dieser Wahrheit, um die sie nie gebeten und welche sie nie gewollt hatte. Unbeholfen standen die beiden nebeneinander, als Gabriel plötzlich seinen gewaltigen Hexenhammer schulterte und auf den Rand des Plateaus zeigte, hinter dem sich der endlose Ozean erstreckte. Zwei Frauen waren dort erschienen und ebenso wie die beiden Zwillinge hatten sie ihre Waffen gezückt. Ein aufrichtiges Lächeln umspielte Raphaelas Mundwinkel, als Gabriel ihr die Hand auf die Schulter legte. Ein weißes Funkeln im Meer aus Finsternis.
      »Machen wir unsere Eltern stolz, Schwester!«
      Es war keine Frage, sondern eine Aufforderung und eine heilsame Woge ergriff ihren Körper, als Raphaela klar wurde, dass sie mit der Person gemeinsam diese Welt verlassen würde, mit der sie sie auch betreten hatte.


      ~ Untere Stadt: Thaddäusring ~

      Aloë spuckte Blut und rang nach Atem, denn der Schmerz in ihrem Körper, der sich schraubstockartig in ihr Rückgrat bohrte, wollte nicht nachlassen. Alles um sie herum war glasklar und verschwommen, totenstill und ohrenbetäubend laut zu gleich. Sie wollte schreien, weinen, sterben und nach heilsamem Atem lechzen. Erst nach einer halben Ewigkeit lockerte das Minkmädchen seinen Schlag, um die nächste Runde der Tortur einzuleiten. Beinahe anzüglich warf sie sich auf den Körper des Engels, schmiegte sich an ihre jugendlichen Rundungen und rieb das Fell an den Stellen nackter Haut, die ihre Kleidung offenbarte. Als das Schnurren ihr das Trommelfell zu zerbersten drohte, riss Aloë die bernsteinfarbenen Augen auf. Sie versuchte sich hochzudrücken, die Last der Raubkatze abzuschütteln, aber Alice' Pfoten hielten sie wie eiserne, unnachgiebige Fesseln an den Boden gekettet. Die raue Zunge leckte ihr Staub und Blut von der Wange und giftgelber Topas bohrte sich durch ihre Pupillen direkt in die Tiefen ihres Schädels hinein. Der animalische Kampfgeist ihrer Widersacherin lähmte jede Partie ihres Körpers. So etwas hatte sie noch nie in ihrem Leben zuvor gespürt. Weder während ihrer Konfrontation mit Marie Deveraux noch beim Kampf gegen Envy in Clockwork Orange. Marie war ein diabolisches Kind gewesen, dem der Teufel die Werkzeuge eines Biestes gegeben hatte, welche sie zu ihrer aller Glück noch nicht einmal annähernd zu gebrauchen wusste, und Envy war ebenso wie sie selbst eine Schachfigur in einem Spiel gewesen, welches sie beide unfreiwillig zu Gegnerinnen gemacht hatte. Doch in Alice pulsierte das Blut der Minks, das Blut einer animalischen Bestie, deren Natur sie von Geburt an gepflegt, gefördert und innerhalb einer unwirtlichen Umgebung zur vollen Reife gebracht hatte.
      Konzentrier dich!, ermahnte sich Aloë selbst. Aber der Rat war ebenso unnütz wie einem Ertrinkenden zu sagen, er solle ruhig bleiben. Unvermittelt packte Alice sie an der Schulter, unterbrach den kurzen Moment der Ruhe, den ihr Körper und ihr Geist dem Engel gewehrt hatten und drehte sie auf die Schulter.
      »Zeit, dass ich ein Engel werden kann!«, zischte die Katze zufrieden, ließ die Krallen aus den Fingern wachsen und in einem einzigen Hieb trennte sie Aloë den linken Engelsflügel ab. Die Schmerzen explodierten in ihrem Schulterblatt und die Blauhaarige schrie. Sie schrie so markerschütternd, spuckte Blut und Galle, während sie das Gefühl hatte, dass ihr ganzer Rücken in Flammen aufgegangen war und ihr Schädel zu explodieren drohte. Sie kreischte und ihre Fingernägel bohrten sich in die aufgebrochenen Pflastersteine, zermahlten das Gestein zu feinem Sand, ehe sie sich selbst wie ein wildes Tier aufbäumte. Auf eine befremdliche Art und Weise hatte der Schmerz sie aufgeweckt. War das Rettungsseil gewesen, welches den Ertrinkenden aus dem tiefen Wasser zog. Ihre plötzliche Bewegung nicht voraussahnend, stürzte Alice nach hinten, schlug fauchend auf dem Boden auf und leckte sich das blutverschmierte Fell. Keuchend hob und senkte sich Aloës Rücken, der sich zum Buckel verkrümmt hatte, ehe sie sich mit blankem Hass an Alice wandte.
      »Du willst ein Engel sein?! Du willst die Letzte deines Volkes sein?! Du wagst es, mich, die letzte Lebonair zu verstümmeln?!«
      Ihre Worte echoten noch durch die Gasse, ehe sie auf Alice zu sprintete und ihren Kampfstab wie ein Henkerbeil schwang, während Wurzeln und Blumen unkontrolliert aus dem porösen Boden, den Straßenlaternen, den schiefen Windläden und verdorrten Blumenkästen wucherten. Ein undurchdringlicher Urwald war am Entstehen, der rücksichtslos alles Lebende und Tote zurückeroberte, das der Mensch ihm gestohlen hatte, ehe er die beiden Kämpferinnen in einem Käfig einschloss, dessen einziger Schlüssel in die Freiheit der Tod war.

      ~ Eingang zum Oberen Kathedralenbezirk – Wenige Minuten zuvor ~

      Beeindruckt hob Theophilus den Kopf und betrachtete das gigantische Bauwerk aus feinster, funkelnder Seide. Es juckte in seinen Fingern, die Fäden zu dickeren Strängen zu verweben. Daraus Stoffe zu fertigen und Kleider zu schneidern, welche sogar die Himmelsdrachenmenschen in der Heiligen Stadt vor Neid erblassen lassen würden. Ehrfürchtig tänzelten seine Finger über die Netze, zupften an den Saiten eines stummen Instrumentes, bis er sich immer weiter in dem Bienenstock aus purem Weiß verlor. Ab und an hörte er ein Summen oder vielmehr ein entferntes Flüstern. Mal war der Ton klarer, dann wieder ein fernes Rauschen aus einer anderen Welt. Doch als er um eine der Ecken bog, hörte er ganz klar die Stimme seiner Königin, obwohl er sie nirgends entdecken konnte. Erst in diesem Moment nahm er das Flimmern war, welches von einem der Seidenstränge ausging. Ein kaum merkliches Glühen wie frisch gefallener Schnee im glitzernden Morgenlicht. Fasziniert folgte er dem Glimmen, ehe er die Worte Viktorias vernahm, als würde sie direkt vor ihm stehen.
      »Spieglein, Spieglein an der Wand...«

      ~ Oberer Kathedralenbezirk: Das Plateau ~

      Ein elektrisches Sirren durchzuckte die milde Nachtluft, als Herleifs Äxte auf das grobe Gestein des Hexenhammers prallten und ihre hellen Augen funkelten, als sich Schweißtropfen auf Gabriels Stirn zu sammeln begannen.
      »Gar nicht schlecht für eine Frau, oder?«, schmunzelte sie, ehe sie ein Stück nach hinten sprang und eine neue Kampfposition einnahm. Gabriels schwere Eisenstiefel bohrten sich tief in die kostbaren Steinplatten aus cremig-weißem Alabaster, als er von der Wucht des Angriffs zurückgedrängt worden war. Er lockerte seine Schultern und ließ den Hexenhammer sinken. In seinen Augen war jeder Glanz menschlicher Wärme gewichen, den er zuvor noch im Gespräch mit seiner Schwester offenbart hatte. Der Hexenschlächter und große Inquisitor Corto Malteses war wieder auf den Plan getreten und er würde mit seiner gefürchteten Waffe der Walküre den Schädel spalten, wie er es schon mit unzähligen Ketzern und Häretikern zuvor getan hatte, die die Dreistigkeit besessen hatten, sich ihm in den Weg zu stellen.

      ~ Eingang zum Oberen Kathedralenbezirk ~

      Kols karamellbraune Locken wippten aufgeregt auf und hab, als er mit gezückter Klinge nach vorne schnellte, um gleich zwei der künstlichen Spinnentiere zu zerteilen. Problemlos durchschnitt die scharfe Klinge seines Rapiers die feine Seide und verwandelte die aggressiven Tiere in ein nutzloses Bündel aus Fäden.
      »Ich bräuchte mal Hilfe hier drüben, falls du Zeit hast!«, rief ihm Marc mit gekünstelter Leichtfertigkeit in der Stimme zu, auf den sich gleich drei Spinnen gestürzt hatten, um ihn mit ihren tödlichen Kieferwerkzeugen zu zermalmen. Zwei hatten sich an seinem mechanischen Arm verfangen, während die andere sich gierig auf das verletzliche Fleisch seines linken Beines konzentrierte. Entschieden hüllte Kol seinen freien Arm in flüssiges Harz, ehe er sie in einem lanzenartigen Strahl auf den Koch feuert. Er hob den befallenen Arm wie ein Schild, sodass die beiden Achtbeiner, die seinen Cyborgarm umklammert hielten, unter einem erstaunlich lebensechten Quieken zerfetzt wurden.
      »Du darfst ihn behalten!«, grinste Kol zufrieden, als Mark, unter einem Haufen Seide begraben, zum Dank die Hand hob und feixend nach dem Bernsteindreizack griff, zu dem sich Kols Harz verhärtet hatte. Bevor der Kurator sein nächstes Ziel anvisieren konnte, vernahm er wieder die Stimme dieser Frau und zu seiner rechten entfachte sich ein warmes Licht, welches aus dem Inneren der Fadennetze zu glimmen schien.
      »Wage es ja nicht, dem Spiegel diese Frage zu stellen!«
      So rasch das Leuchten und die männliche Stimme auch aufgetaucht war, so plötzlich und ohne weiteren Kontext verstummten sie wieder in unbedeutender Stille, ehe Kol in der Nähe der Stelle, an der Marc gerade zwei Spinnen auf einen Streich aufgespießt hatte, ein weiteres Leuchten und dieses Mal erneut die männliche Stimme vernahm, welche ihm seltsam vertraut vorkam.
      »Bist du dir sicher, dass es keine andere Möglichkeit gibt, Schatz?«
      Kol richtete sich auf, als sich ein Funken der Erkenntnis in seinem Inneren regte. Ein Flimmern der Erinnerung, der jedoch von einer anderen Erkenntnis verdrängt wurde, als er mit den grünen Augen der glimmenden Seide zurück zu dem Ort folgte, an dem er stand und daraufhin seinen Blick zu dem gewaltigen Kokon wandern ließ, der über ihnen schwebte.
      »Es...es sind...Synapsen?!«, hauchte er die Antwort auf eine Frage, die er sich stumm gestellt hatte, um den Sinn und den Zweck dieses Spinnenbaus aus Seide und verdrängten Erinnerungen zu enträtseln. Er wollte sich mit seiner Erkenntnis gerade an den Koch wenden, als die verzerrte weibliche Stimme von vorhin sein Trommelfell mit glühenden Nadeln zu punktieren schien und die Gewissheit besiegelte, die in seinem Inneren innerhalb der letzten Minute gekeimt war.
      »Ich will Liberty Bourbon brennen sehen, Charles! Bis jede einzelne Seele dieses Landes zu Kohle erstarrt ist!«
      Zornestränen schossen ihm in die Augen, als er feindselig den gewaltigen Kokon taxierte, der wie eine tödliche Sonne über ihnen schwebte. Die Gewissheit in seinem Inneren hatte Früchte getrieben, als er sein Rapier von den letzten Seidenfäden befreite und das Zentrum ihres silberweißen Käfigs anvisierte. In diesen Kokon musste sie sich zurückgezogen haben. Viktoria Stuart, die ehemalige Regentin Liberty Bourbons, Herzkönigin und diejenige, die das Hölleninferno über seine Heimat gebracht hatte.
      »Ich fürchte, dass ich nicht zulassen kann, was du dir gerade in den Kopf gesetzt hast!«, zischte eine Stimme bedrohlich und dieses Mal war sie klarer und deutlich als die Erinnerungsfetzen der Herzkönigin. Ohne zu zögern wirbelte der Kurator herum, bereit, den neuen Feind mit seinem Rapier zu töten, doch dieser blockte den Angriff mit zwei gewaltigen scherenartigen Klingen. »Immerhin ist die Metamorphose meiner Königin noch nicht abgeschlossen!«

      ~ Das Plateau ~

      Zeitgleich ließ Raphaela die Klinge Michels auf Brianna niederfahren, welche den ungeschickten Angriff ihrer Widersacherin aber mühelos mit dem Stil ihres Steckenpferdes parierte. Die Schatzjägerin wollte unter jedem Preis die Kathedrale erreichen, Dädalus aus den Fängen dieser beiden Wahnsinnigen befreien und diesen Albtraum verlassen.
      »Wir müssen das nicht tun«, keuchte Raphaela, deren dürre Gestalt gewaltige Kräfte aufbringen musste, um das schwere Schwert überhaupt über dem Kopf halten zu können. Die Rothaarige war jedoch nicht hergekommen, um zu reden oder zu verhandeln.
      »Wirst du mich daran hindern, die Kathedrale zu betreten?«, fauchte sie feindselig und wartete keine Antwort der Weißhaarigen ab, ehe sie entschlossen fortfuhr und das Steckenpferd vor Raphaelas Füßen niederprasseln ließ. »Denn ich werde mich nicht aufhalten lassen!« Der Alabaster zerbarst in aufgestäubten Schnee und riss Raphaela von den Füßen, ehe sie über das halbe Plateau zum Rande des Abgrunds geschleudert wurde. Brianna drehte sich nicht einmal zu ihr um, stieg über ein paar größere Trümmer und schritt eilig auf die große Kathedrale zu, hinter deren mächtigen Toren aus dunklem wettergegerbten Holz alle warteten, mit denen sie noch eine Rechnung zu begleichen hatte. Sie hatte es schon über den halben Platz geschafft, als der Boden unter ihren Füßen zu beben begann und das kostbare Weiß unter einem heftigen Knacken entzwei barst. Es kam Brianna vor, als würde sich vor ihren Füßen das Tor zur Hölle öffnen, doch was sie für gierige Flammen hielt, die aus der Unterwelt emporgestiegen waren, um die Ankunft ihres gehörnten Meisters aus Asche und Ruß unter feurigen Fanfaren anzukündigen, waren seltsam kristalline Stacheln aus einer rubinroten Substanz. Die tödliche Barrikade trennte Brianna nicht nur vom Eingang der Kathedrale, sondern auch von der anderen Kampfpaarung, die sich jedoch auch immer weiter von der Kathedrale entfernte. Wie magnetisiert starrte die Schätzjägerin auf die Wand, in deren tödlichen Spitzen sich ihr Spiegelbild hundertmal zusammensetzte, wieder zerbrach und sie in allen möglichen grotesken Formen und Schattierung karikierte.
      »Ich bin Vikarin dieser Stadt und Hüterin des Glockenturms der großen Kathedrale«, schallte die Stimme Raphaelas in einer hohen, unmenschlichen Frequenz aus dem kristallinen Gestein, ehe Brianna einen Moment zu spät erkannte, dass eine der spitzen Stacheln direkt auf sie zuschoss. Sie sprang nach hinten, doch die Lanze aus Rubin bohrte sich tief in ihre Schulter und brachte sie brüllend zu Boden. »Auch ich werde mich nicht aufhalten lassen«, erwiderte Raphaela entschlossener als zuvor, die nun direkt über ihr stand und die Klinge gezückt hatte, welche nun kraftvoller und sicherer in ihren filigranen Händen ruhte.

      ~ Innerhalb der Kathedrale ~

      »Steh auf, du nichtsnutziger Bastard! STEH AUF!«, schrie Sybill in perfider Freude, während sie mit ihren nackten Füßen immer wieder auf Luzifer eintrat, der sich nicht einmal mehr die Mühe machte, sich zu krümmen oder irgendeinen Laut von sich zu geben. Irgendetwas in ihm hatte aufgegeben und war gestorben. Seit Sybill Raphaela vor ein paar Minuten aus der Kathedrale geschickt hatte, um die Neuankömmlinge zu beschäftigen, bis sie ihre Rache vollends ausgekostet hatte, war Luzifer völlig teilnahmslos.
      »TÖTE IHN DOCH EINFACH!«, flehte Dädalus Sybill forsch an, der unabhängig seiner eigenen Gefühle für den Blinden nicht mit ansehen konnte, wie sich dieses verfaulte Wrack am Leid des wehrlosen Mannes ergötzte. Der Zorn ihres Blickes kastrierte Dädalus, ehe sie sich mit bedrohlicher Ruhe in der Stimme an ihn wandte.
      »Ich würde aufpassen, was ich sage, alter Freund! Im Gegensatz zu ihm, brauche ich dich nicht mehr! Und dein Leben und das deiner Freunde hängt allein von meiner Gnade und meiner Stimmung ab«, säuselte sie gönnerhaft. »Also sei so gut und verdirb mir meine Laune nicht, es wäre eine Schande, wenn die arme Brianna ohne ihre Freunde diesen Ort verlässt. Immerhin habe ich noch so viel mit ihr vor!«
      »Wage-!«, platzte es mit väterlichen Ton aus ihm hervor, aber Sybill hob mahnend den krummen, kotverschmierten Finger und tadelte ihn wie eine überfürsorgliche Mutter.
      »Nananana! Spar dir die väterlichen Gefühle für deinen verstorbenen Sohn!«, spuckte sie ihm die verletzenden Worte giftig vor die Füße, ehe sie ihm wieder den Rücken zuwandte und sich erneut dem Blinden widmete, der sich in der Zwischenzeit keinen Millimeter bewegt hatte.
      »Kommen wir wieder zu dir, du verabscheuenswerte Kakerlake. Meine Rach-!«.
      Ihre Worte erstarben im spitzen Kreischen einer gebrechlichen alten Frau, als Dädalus sich mit seinem gesamten Gewicht auf warf. Die steifen Gelenke ächzten unter dem Bemühen und der Wissenschaftler hatte das Gefühl, dass fünf Krämpfe gleichzeitig seinen geschundenen Körper heimsuchten, als er seinen Ellbogen treffsicher zwischen ihren Schulterplatten versenkte. Eine der Eiterbeulen an ihrem Rücken spie in Verteidigung ihrer verrottenden Wirtin grüngelblichen Schleim in sein Gesicht, ehe er, Sybill und Luzifer zu einem widerwärtigen teuflischen Knäuel verschmolzen.
      169.Kapitel: Aloë vs. Alice


      Fauchend war Alice zurückgewichen und blickte sich nun panisch um. Der giftgelbe Topas in ihren Augen wurde vom panischen Schwarz ihrer Pupillen zur Seite gedrängt, als sie sich im undurchdringlichen Käfig aus Pflanzen wiederfand. Sonnenblumen, Funghien, Disteln, Efeu und Wein rankten sich um ihre eigenen Achse, verdichteten sich zu dicken Strängen aus saftigem Grün, geschmückt mit fluoreszierenden Blütenornamenten in sämtlichen Farbtönen, welche der Palette eines Künstlers zur Verfügung gestanden hätten.
      »Es tut mir leid, Dädalus«, seufzte der Engel und rieb sich das nackte Handgelenk, an dem zuvor das silberne Armkettchen geprangt hatte. »Wir suchen gemeinsam ein neues aus, wenn wir hier rauskommen!«

      ~ Reale Welt: Clockwork Orange – zwei Wochen zuvor ~

      Melancholisch ließ sie ihren Blick über die dunklen Wände des Appartements wandern, in denen sie sich von den Strapazen im Kampf gegen die CP-7 erholen sollten. Metallisches Anthrazit und ein subtil glimmendes Grau bildeten die gesamte Farbpalette eines Raumes, den Kol noch als modern und stilgerecht bezeichnet hatte. Und dennoch vermisste sie beim Anblick dieser düsteren Welt, die fernab des Sonnenlichts aus Stein und Metall geboren wurde, die Farben satten Grüns, den Klang des Windes, wenn er in die belaubten Baumkronen wie ein leidenschaftlicher Liebhaber griff oder das Tosen des Baches, der durch die Wälder ihrer Heimat hoch über den Wolken gerauscht war. Dieser Ort, selbst seine überirdische Schwester im Ödland aus Asche, war das komplette Gegenteil des Aurora Archipels. Ihre Heimat, die schon jetzt, mit jedem Tag, der verging, immer stärker zu verblassen drohte. Aloë hatte die Beine im Schneidersitz verschlungen und versuchte sich zu konzentrieren. Kol hatte ihr auch ein Hemd gegeben, welches für ihren jugendlichen Körper wohl mehr als drei Nummern zu groß und deutlich zu lang war, denn sie könnte es mit einem Gürtel problemlos als knielanges Kleid tragen. Sie saß auf einem weichen rauchblauen Teppich, der fast dieselbe Farbe wie ihre langen Haare hatte, die ihr über die Schulter hingen. Erneut streckte sie ihren Rücken durch, versuchte, das leise Summen der nackten Glühbirne, welche von einer abstrakten geometrischen Figur aus Kupferdraht umhüllt wurde, zu verdrängen. Sie hielt nicht viel von Meditation, wie es ihre Großmutter im Fôret Noir manchmal über Tage hinweg getan hatte. Die Augen geschlossen, im Fluss der Zeit versunken und den Geistern der Natur lauschend, hatte sie Wochen im tiefen Dickicht des Waldes verbracht und war dabei dennoch weit über die Grenzen der Baumkronen hinaus gereist.
      »...und das ohne von der Nymphenfrucht gegessen zu haben«, seufzte der Engel mit geschlossenen Augen, ehe sie ein Schmunzeln vernahm, welches sich anhörte, als würde man altes Pergament gegeneinander reiben.
      »Dädalus?!«, echauffierte sich die Blauhaarige und wirbelte herum, wo sie den kauzigen alten Mann auf einem modern geschnitten Stuhl sitzen sah. Er verharrte ebenso wie sie im Schneidersitz, wobei nur ein Auge geschlossen war, sodass es aussah, als würde er ihr verschmitzt zuzwinkern. »Wie lange beobachtest du mich schon?«
      »Lang genug, um zu sehen, dass du die Treppen zu deinen persönlichen Selbstzweifeln geradewegs herunterpurzelst«, erwiderte er mit tadelndem Tonfall, der Aloë in Anbetracht ihrer Situation ungerechtfertigt vorkam. Doch der Wissenschaftler hatte sich wie so oft erst warm geredet und schnitt ihren Widerworten vehement und beinahe dreist den Saft ab. »Verziehst dich hier in dieses dunkle Kämmerchen und schmollst wie eine verzogene Göre mit Liebeskummer. Ich bin ja wirklich erleichtert, dass du Shallows Radio nicht dazu missbraucht hast, um dir irgendwelchen depressiven Punk-Rock reinzuziehen. Dann hätten wohl nur noch Räucherstäbchen, Weihwasser und ein poliertes Kruzifix geholfen.«
      »Also-«, setzte Aloë an, um den schimpfenden Tiraden Dädalus‘ Einhalt zu gebieten, aber es war, als würde sie gegen einen tauben Sturm anschreien. Das kalte Licht der Lampe legte sich als eisiger Schimmer über seine dunkle Haut, ehe er fortfuhr.
      »Glaubst du wirklich, dass du deinem Volk so Ehre erweisen kannst? Dass du deine verstorbenen Großeltern auf diese Weise mit Stolz erfüllst, indem du ihr Geschenk, ihr Vermächtnis und deine Zukunft mit Selbstzweifeln überschattest?«
      Der Engel schluckte. Die Tirade des zeternden Greises hatte sich binnen zweier Fragen zum treffenden Nagel einer nagenden Ungewissheit in ihrem Inneren gewandelt, deren Erkenntnis ihr die Tränen in die Augen trieb. Dädalus löste sich aus seinem Schneidersitz und kniete sich vor Aloë, die mit Müh und Not darum kämpfte, nicht völlig die Fassung zu verlieren. Als seine rauen Hände jedoch ihre Wange berührten, brachen sich all die verdrängten Gefühle Bahn, seit sie hatte miterleben müssen, wie das Wolkenarchipel in den Abgrund gestürzt war. Der Verlust ihrer Heimat, die Entführung ihrer Schwester, der Tod, der im Kampf gegen Marie und Envy an ihre noch junge Tür geklopft hatte. All dies entlud sich durch die Berührung des Mannes, der mit dem Engel dieselbe Heimat geteilt hatte und vielleicht als einziger wirklich die gähnende Leere verstand, die solch eine Erfahrung in einem Menschen hinterließ.
      »Ich versteh deinen Schmerz, Kind. Wirklich. Die Erinnerung verblasst. Die atemberaubenden Sonnenaufgänge, die Geburt meines Sohnes und seine Beerdigung«, teilte er seine innersten Gefühle mit dem Engel, welche sich nun gemeinsam mit dem Greis an das kühle Leder des Bettes gelehnt hatte, während sie Seite an Seite in Erinnerungen schwelgend an den Wolkenküsten des Aurora Archipels saßen und die Füße im milchig-weißen Meer baumeln ließen. »Ich bin nun schon solange auf dieser Erde. Habe Leben im Wert mehrerer Männer und Frauen gelebt, die sicherlich bedeutender und wichtiger waren als ich. Ich habe Königreiche fallen und auferstehen gesehen, aber dennoch gab es nur einen Ort, an dem ich mich wahrlich geerdet gefühlt habe. Die schneeweißen Strände des Archipels, glühend im Orangerot einer aufgehenden Sonne, die nach Unendlichkeit, Frühstück und frischem Tabak duftet. Zumindest für mich!«, lächelte er den Engel an und wischte eine Träne fort, die sich an ihrem spitzen Kinn verfangen hatte. »Daher weiß ich, wie du dich fühlst, wenn du glaubst, dass dies alles zu verblassen droht, aber das, was wirklich zählt, sind keine Erinnerungen. Es sind die Gefühle, die du in deinem Herzen verschlossen hast. Die kann nicht mal die unaufhaltsamen Mühlen der Zeit zerreiben, Aloë.«
      Sie schenkte ihm ein müdes Lächeln. Auch wenn sie wusste, dass seine Worte vermutlich wahr waren, war sie noch nicht bereit, sie zu akzeptieren und ihre Zweifel hinfort zu wischen. Doch Dädalus war noch nicht fertig und die Sanftmut in seiner Stimme wich einer nachdenklichen Ernsthaftigkeit. »Was ich jedoch nicht verstehe, ist, woher die Zweifel an dem Vermächtnis deines Volkes stammen. Ich habe gesehen, wozu du fähig bist, Aloë, und ich kenne Geschichten über ehemalige Nutzer der Nymphenfrucht! Wieso zweifelst du deine eigene Stärke an?«
      Die Stirn des Engels verzog sich nachdenklich bei seinen Worten. Als sie eine Antwort zu formulieren versuchte, waren ihre Worte zögerlich, als würde sich die Erkenntnis in ihrem Kopf erst bilden, während sie sprach. »Ich...ich glaube, dass mit dem Aurora Archipel und meinen Großeltern auch meine Verbindung z-z-zu den Waldgeistern...nunja...ge-gestorben ist. Es fällt mir immer schwerer mich zu konzentrieren und den Nymphen zu lauschen...außerdem habe ich noch nicht einmal annähernd verstanden, wozu ich eigentlich fähig bin!«
      »Das ist das erste Vernünftige, was du heute gesagt hast, Mädchen! Der Rest ist völliger Blödsinn und kommt aus dem Mund eines naiven und verängstigten Kindes!«
      Seine Worte waren hart und so voller Wahrheit, dass es dem aufbrausenden Engel nicht einmal einfiel, Widerworte zu geben. »Und wenn du solch quälende Fragen zu deinen Kräften hast, warum hast du mich nicht aufgesucht? Jean-Baptiste Dédale Chevalier de Lamarck, besser bekannt als Dädalus, seines Zeichens Alchemist, Universalgelehrter, Adjutant der wissenschaftliche Akademie Oharas, Chefbibliothekar der Bibliothek auf der Îl de azur des Aurora Archipels, Diplomingenieur und selbst ernannter Laienexperte auf dem umstrittenen Gebiet der Teufelsfrüchte! Es haben schon schäbigere Leute mit unehrenhafteren Absichten meinen Rat gesucht, warum dann nicht ein unsicheres Mädchen, das ich in mein Herz geschlossen habe?«

      ~ * ~

      »Die Auswahl vor Ort lässt sich natürlich nicht mit größeren Bibliotheken dieser Erde vergleichen, aber wir müssen uns wohl mit dem begnügen, was wir hier haben«, bemerkte Dädalus abfällig, als sie durch die überschaubare Ansammlung von Büchern der hiesigen Bibliothek gingen, wobei der Greis darauf bestand, dass dieser Ort vielmehr den Namen ‚Leihbücherei‘ verdient hätte. »Vielleicht hätten sie bei der Unabhängigkeit darauf achten sollen, mehr als ihren alten Namen und vielleicht ein paar Bücher aus der Moore University mitzunehmen. Man kann über die fountischen Teesäufer sagen, was man will, aber Ahnung von Literatur und Wissenschaft haben sie allemal«, murmelte Dädalus halblaut, während er lautstark durch die Gänge stolzierte, was ihm einen vernichtenden Blick der vertrockneten Bibliothekarin einbrachte, die mit einem Pinsel in minutiöser Sisyphusarbeit Staub von den Lettern der Buchrücken fegte. Entnervt seufzend hielten sie bei einem Regal an und Dädalus stieg die Leiter nach oben, ehe er scheinbar wahllos Bücher verschiedener Größe und Dicke herauszog und auf den Boden zu Aloës Füßen warf.
      »Metamorphosen eines gequälten Geistes. 21 Anzeichen dafür, dass ihr Kind eine Teufelsfrucht gegessen haben könnte«, las Dädalus verächtlich, »wollen die mich verarschen? J.T Corkwright ist schon vor zwei Jahrhunderten widerlegt und als Hochstapler verurteilt worden«. Dennoch warf Dädalus das Buch zu dem Stapel, wo es sich unter anderem zu Titeln von Porcia Luvidicus, Vegapunk, Caesar Crown und Ludmilla Maximova gesellte. »Wir haben echt Glück, dass das Symposium der Wissenschaften hier so oft getagt hat. Die meisten Aufzeichnungen haben das Hölleninferno überlebt. NICHT!«, blaffte er den Engel an, als diese das Werk J.T. Corkwrights aufheben wollte, welches Dädalus zuletzt ausgewählt hatte. »Ich bin ja fester Anhänger der Theorie, dass Dummheit ansteckend ist und diese Verschwendung von Tinte und Papier ist die Begleitlektüre für jeden Leichenschmaus des wissenschaftlichen Arbeitsethos. Das gehört auf den Müll, in den Schlund eines Vulkans oder am besten in den aufgeblasenen Hintern von Corkwrights pseudophilologischen Kadaver geschoben!«
      Während die Blauhaarige ein amüsiertes Glucksen nicht unterdrücken konnte, tauchte die vertrocknete Bibliothekarin mit bebenden Nasenflügeln und schiefer Hornbrille auf. Dädalus zeigte sich jedoch unbeeindruckt, warf ihr einen vernichtenden und vielsagenden Blick zu, ehe sie dem Engel forsch das Buch entriss und unter dem Klackern ihrer zu großen Gesundheitssandalen das Schlachtfeld räumte.

      ~ * ~

      »...aber wie soll mir das alles bei meinem Problem helfen?!«, raufte sich Aloë die Haare, nachdem sie Dutzende Artikel gelesen hatte, die sich über unterschiedliche Zugängen mit de Thema Teufelskräfte, ihre Entstehung, Kräfte und Wirkung beschäftigten. Ihre Augen brannten, obwohl die warmen smaragdgrünen Lampenschirme ausreichend Licht spendeten. Es kam ihr vor, als sähe sie den Wald vor lauter Bäumen nicht. Dädalus indes war auch keine Hilfe, denn dieser hatte sich, nachdem er ihr die Zwangslektüre aufgehalst hatte, dazu entschieden, die Bibliothek weiter von den unmöglichen Auswüchsen wissenschaftlicher Abhandlungen und hanebüchenen Schriftstücken zu säubern. Sogar die Bibliothekarin hatte vor der Sturheit und Überheblichkeit des Wissenschaftlers kapitulierend ihre Arbeit eingestellt und war nach Hause gegangen.
      »Die Antwort liegt direkt vor dir!«, rief ihr Dädalus aus den verschlungenen Wirrungen der Bibliothek zu, was Aloë dazu veranlasste, nun völlig die Geduld zu verlieren. Wutentbrannt schlug sie die Hände auf die Tischplatten, was zum sicheren Herzinfarkt der Bibliothekarin geführt hätte. »Das sagst du mir jetzt schon zum hundertsten Mal, Dädalus! In keinem der Artikel steht drinnen, wie ich meine Frucht benutzen soll, nachdem meine Heimat verschwunden ist! Gerade...gerade höre ich NICHTS. Kein Flüstern, kein Wispern! Es ist, als wäre die Magie verschwunden.«
      »HAH!«, sprang der Wissenschaftler jubelnd aus einer Ecke, wo er vor lauter Freude sogar die Bücher fallen ließ, die er eigentlich in sein neues System hatte einordnen wollen.
      »Hah?«
      »Magie!«
      »Was soll damit sein?«, erwiderte Aloë verwirrt, die einfach nicht verstehen mochte, worauf der Greis hinauswollte.
      »Hast du in einem dieser Werke etwas von ‚Magie‘ gelesen?«
      »Nein...aber...das ist doch nur ein Wort...«.
      »Au contraire, junges Fräulein! Das ist essentiell! Es geht um Wissenschaft. Hinter jeder Teufelskraft steckt Wissenschaft, daran glaube ich…nein, davon bin ich überzeugt! Für unsere Vorfahren war es vielleicht Magie, aber nur weil sie es noch nicht verstanden haben. Götter, Mystik, Horoskope, Wahrsagerei...das alles, was der unwissende Laie als Magie bezeichnet, ist lediglich Wissenschaft, die wir noch nicht verstehen, oder Blendkunst eines aufgeblasenen Scharlatans!«, sprudelte es euphorisch aus Dädalus hervor, der mit freudig aufgerissenen Augen nun neben Aloë saß und belanglos die Wälzer zur Seite schob, durch die er sie hatte ackern lassen. »Darum habe ich dir diese Lektüre gegeben, damit du verstehst, dass deine Kräfte nicht von einer Art mystischen Magiequelle herrühren, die gemeinsam mit dem Aurora Archipel versiegt ist. Die Kräfte, mit denen du glaubst, Waldgeister und Nymphen zu hören, sind in Wahrheit Wissenschaft!«
      Aloë rieb sich die Stirn, während sie versuchte, die Worte des Mannes zu verdauen. Es widersprach diametral dem, was sie seit ihrer Kindheit über ihre Umgebung gehört hatte. Der Lebonairstamm lebte seit jeher im Einklang mit der Natur, verehrte die unsichtbaren Geister der Natur, die für gute Ernte und den unerschütterlichen Kreislauf des Lebens sorgten. Dädalus, der ihre Verwirrung zu spüren schien, ergriff ihre Hände und lächelte sie an.
      »Das muss nicht heißen, dass alles, was du gelernt hast, falsch ist, Aloë! Sieh es viel mehr als eine Art...Interpretation...an. Ich habe noch nie verstanden, warum Wissenschaft und Glaube, Forschung und Mystik, Vernunft und Gefühl immer als Widerspruch gesehen werden müssen, wenn sie gemeinsam erst das große Ganze bilden. Was deine speziellen Teufelskräfte angeht...«. Er berührte das silberne Armband, welches sie um ihr Handgelenk trug und das er für sie gefertigt hatte. »In jeder Kammer ruhen Samen verschiedener Pflanzen. Jede dieser Pflanzen gedeiht normalerweise in ihrem eigenen Rhythmus, hat naturwissenschaftlich und biologisch erklärbare Prozesse, die dafür sorgen, dass sie unter dem richtigen Einfluss von Sonnenlicht, Wasser und Nährstoffen keimen, Blüten und Blätter treiben und wieder verwelken, sobald ihre Zeit gekommen ist, um dann wiederum Nährstoff für neue Pflanzen zu bilden. Was du als ‚Stimmen der Waldgeister‘ beschreibst, bezeichne ich als diese wissenschaftlichen Prozesse. Du bist jedoch im Gegensatz zu uns in der Lage, sie tatsächlich zu hören, in diese Prozesse einzugreifen, sie zu manipulieren und nicht nur unbeteiligt zu beobachten. Du kannst kein Leben erschaffen, wo es nicht schon in der Erde wuchert. Du bist lediglich in der Lage, diese Prozesse zu beschleunigen, zu lenken und für deine Zwecke zu nutzen.«
      »Ich verstehe...«, murmelte Aloë, die von den Informationen des Greises noch immer erschlagen war, aber allmählich zu verstehen glaubte. »Doch was ist mit dem Wind…und ich glaubte auch schon, die Stimmen im Gestein, Feuer und Wasser zu hören.«
      »Was glaubst du, ist Wind, ist Feuer und Wasser, wenn nicht Wissenschaft? Wind entsteht auf Grund von Thermik, Wasser besteht aus Molekülen und auch das Feuer ist lediglich ein natürlicher Prozess....wie ich bereits sagte, du kannst nicht erschaffen, was nicht da ist. Aber du bist in der Lage, das zu manipulieren, was du kennst und verstehst. Vergleiche es mit dem Lernen einer Fremdsprache. Umso jünger du bist, desto leichter fällt es dir, eine neue Sprache zu lernen. Vokabeln, Grammatik und das Gefühl für den richtigen Satzbau gehen dir beinahe mühelos in Fleisch und Blut über, während ein erwachsener Mensch sich ausgesprochen schwer damit tun, auch wenn es natürlich nicht unmöglich ist. Du bist während deiner Kindheit in einem uralten Wald hoch über den Wolken aufgewachsen. Du hast mit Menschen zusammengelebt, welche die sogenannten Geister der Erde und der Lüfte verehrten, die dich darin lehrten, diese Stimmen zu verstehen und ihrer Macht mit Ehrfurcht zu begegnen. Daher fällt es dir auch vergleichsweise leicht, die ‚Nymphen‘ des Waldes und des Windes zu verstehen und sie zu manipulieren. Hätte ein Kind aus Clockwork Orange beispielsweise deine Teufelsfrucht gegessen, würde seine natürliche Begabung vollkommen anders aussehen.«
      »...weil es eine andere Sprache gelernt hat«, formulierte Aloë ihren Gedankengang laut, die tatsächlich allmählich begriff, worauf der kauzige Greis hinauswollte. Dädalus nickte zufrieden darüber, dass seine Schülerin seine Ausführungen verstanden zu haben schien.
      »Dass du glaubst, den Kontakt zu den Geistern verloren zu haben, ist keine Frage des Verstandes oder deiner vorhandenen Fertigkeiten, sondern liegt vielmehr hier vergraben«, entgegnete er wieder mit der väterlichen Sanftmut, mit der er ihr vorher begegnet war und legte seine Hand auf ihr Herz.
      »Danke«, schluchzte Aloë, der unmerklich die Tränen gekommen waren.

      ~ Traumwelt: Untere Stadt – Thaddäusring ~

      Sie holte mit dem Stab aus, um den Katzenmink damit im Gesicht zu treffen, die sie bis zum Rand des wuchernden Käfigs getrieben hatte. Jenen hatte sie aus sämtlichen Samen erschaffen, welche ihr Armband beherbergt hatten. Ihre Lunge schmerzte, als bekäme sie keine Luft, wobei sich Aloë nicht sicher war, ob ihre pochende Verletzung am Rücken oder der immense Kraftakt hinter dem Dschungelkerker dafür verantwortlich waren. Jedenfalls mussten ihre Bewegungen vorhersehbar und schwerfällig sein, denn Alice hüpfte leichtfüßig zur Seite, sodass sich der Kampfstab des Engels lediglich im Dickicht aus sprießenden Pflanzen verfing und dort eine bedeutungslose Kerbe schlug.
      »Süß«, kommentierte Alice, deren Panik in Anbetracht ihrer geschwächten Gegnerin wieder verflogen war. Ihr abnorm breites Lächeln offenbarte wieder die Reihe an tödlichen Reißzähnen, ehe sie beeindruckt die rosa Nase schnuppern ließ. »So viele Blumen. Ich werde dafür sorgen, dass sie allesamt dein Grab zieren werden!«
      Sie stieß sich vom Boden ab, Funken stoben in die Lüfte und die beiden Handballen aneinandergepresst, rotierte sie auf Aloë zu, die sich gerade rechtzeitig umgedreht hatte. Mehr instinktiv als bewusst ließ sie eine der Sonnenblumen zu sich herüberranken, welche den desaströsen Angriff der Katze abfederte, sodass der Engel lediglich von der Druckwelle des Angriffs gegen die Kerkerwände aus Blattwerk geschleudert wurde. Sie stieß ein erschöpftes Stöhnen aus, sank zu Boden und blinzelte die Schmerzenstränen weg, die ihr die Sicht verwässerten. Alice zerfetzte lässig die Ranken und Wurzeln, die nach ihren Knöcheln griffen und konnte sich ein höhnisches Lachen nicht verkneifen. »Du bist wahrlich keine Kämpferin, oder? Wie naiv muss man sein, seine sämtlichen Kräfte in eine solche Attacke zu legen, wenn man danach zu erschöpft ist, einen Nutzen daraus zu ziehen?«
      Mit zitternden Knien richtete sich die Blauhaarige auf. Ihr Stab lag zwischen ihr und der Katze, aber der Engel hatte Mühe, sich überhaupt auf beiden Beinen zu halten. Sie spürte das warme Blut aus der Wunde sprudeln und über ihre nackte Wade rinnen, als Alice' schwarze Springestiefel, die beinahe bis zum Knie straff geschnürt waren, sie im Gesicht trafen und ihr die Nase brachen. »Ich liebe Teufelskraftnutzer, die meinen, sie wären allmächtig«.
      Genüsslich leckte ihre raue Zunge über die Bluttropfen, welche ihr grau-getigertes Fell besprenkelten und sah zu, wie Aloë ächzend auf dem Boden aufprallte und ein rötliches Gemisch aus Blut und Galle spuckte.
      »Muss ich dich eigentlich töten, um aus diesem Kerker freizukommen? Ich bin wirklich ein Fan meiner Bewegungsfreiheit«, neckte Alice den gefallenen Engel, die sich mittlerweile wieder auf Knie und Unterarme gestürzt hatte. Sie würde den Kampf nicht aufgeben, bis einer von ihnen ihren letzten Atemzug getan hatte, auch wenn ihr klar war, dass die Katze in ihr kaum mehr als eine Maus sah, mit der man sich solange spielend beschäftigte, bis sie tot war. Ohne wirklich Kraft in den Tritt zu legen, ließ Alice ihre Stiefelspitze in Aloës Becken rasen, raubte ihr den Atem und sah ihr amüsiert dabei zu, wie sie erneut zu Boden ging. »Ich hätte eigentlich gedacht, dass du und deine Freunde mehr auf dem Kasten haben, wenn ich mir überlege, was für ein Aufgebot wir hier aufgefahren haben. Aber ich sehe hier nur ein verängstigtes, kleines, naives Mädchen und das ist einfach nur erbärmlich!«
      Aloë, welche ihr Gesicht im Staub der schmutzigen Straße vergraben hatte, war kaum noch in der Lage, etwas von dem zu vernehmen, was ihre Widersacherin faselte, aber sie lächelte, als ihre Stimme in einem spitzen Kreischen Oktaven erreichte, die dem Engel trotz ihrer verheerenden Wunden ein süffisantes Grinsen auf die aufgeplatzten, blutverkrusteten Lippen zauberte.

      ~ Untere Stadt: Matthäusring ~

      Sie segelte zu Boden, verformt zu einem wirbellosen Origamikranich, obwohl sie Blut, Fleisch und Knochen in ihren Gliedern noch immer spürte. Ein seltsam deformiertes Wesen in einem Zwitterzustand zwischen Mensch und Papier. Doch ihre Gedanken waren längst nicht mehr bei dem überraschenden Angriff der erwachten Teufelsfrucht, sondern bei dem Namen, der gerade über die Lippen des eierförmigen Mannes gehuscht war. So beiläufig, als wäre ihre Vergangenheit kein wohlgehütetes Geheimnis hinter dicken Aktenordnern im Verwaltungsgebäude der Cipher Pol oder eine versiegelte Wahrheit im weißen Fels von Bartigo. Sie krachte mit ihrem menschlichen Arm hart auf den terrakottafarbenen Ziegeln eines der Häuser auf, die man an den Wanst des Felsens gezimmert hatte, um den sich die gesamte Stadt schlängelte. Kaisa richtete sich auf, begutachtete erst die flattrige Deformation aus Papier, die einst ihr Arm gewesen war, ehe sie interessiert feststellte, dass sie dieses abstruse Ding dennoch nutzen konnte, um ihren anderen Arm wieder einzurenken. Sie schmeckte rostiges Blut, als sie sich vor Schmerz auf die Lippen biss. Sie hörte das Flattern von Karten und erwartete die Ankunft des Origamimeisters, während sie spürte, wie Blut und damit Leben in den verwandelten Arm zurückkehrten, sich die scharfen Faltkanten aufblähten, ehe sie Knochen, Muskeln und Sehen ihren angedachten Platz zurückgaben.
      »Du erholst dich schnell! Ich tippe auf einen guten Metabolismus und das knallharte Training, dass du erfahren haben musst!«, summte Humpty Dumpty zufrieden, der die langen Beine übereinander geschlagen hatte und auf einer Karte ungefähr fünf Meter über ihrem Kopf schwebte. Die stahlblauen Augen Kaisas fraßen sich vor Abscheu in das süffisant grinsende Gesicht des Vasallen. »Ich hätte jedoch von einer Frau auch nichts anderes erwartet, die es schon längst zu einer der Kommandantinnen innerhalb der Revolutionsarmee geschafft haben könnte, wenn ihre Lehrmeisterin nicht die graue Dame gewesen wäre!«
      »Woher?«, nahm sich Kaisa die Zeit, gelassen zu reagieren, um ihrem Kontrahenten nicht zu zeigen, wie sehr seine Worte sie aus dem Konzept brachten.
      »Glaubst du wirklich, die Herzkönigin würde nur an offizieller Stelle oder innerhalb der Triade agieren? Unsere Beziehungen reichen weit in die Unterwelt hinein und du würdest dich wundern, welch Vöglein Geschichten über dich und deine Freunde singen könnten, wenn man ihnen nur das richtige Futter unter die diebischen Schnäbel hält!«
      Der kalte Rauch entwich zögerlich und ohne jede Freude aus den Nasenlöchern der Grünhaarigen, welche noch immer versuchte, die Dämonen zu beruhigen, welche der Langbeinmensch aus dem Dunkel ihrer Vergangenheit mit der bloßen Erwähnung des Namens gezerrt hatte.
      »Bringen wir es hinter uns«, erwiderte sie daraufhin betont gelassen, auch wenn sich ein kalter Schweißfilm über die Innenseite ihrer Handflächen gelegt hatte. Ein undefinierbares Funkeln blitzte hinter dem Monokel Humpty Dumptys auf, ehe er die Achseln zuckte.
      »Du behältst die Ruhe, das imponiert mir. Nach allem, was man so hört, scheint sogar Charlotte Linlin in Punkto Grausamkeit ein frommes Lamm gegenüber der grauen Dame zu sein, aber umso mehr freue ich mich darauf zu sehen, was das letzte der neunundvierzig Kinder so zu bieten hat!«
      Ohne eine Sekunde zu zögern, stürmte Humpty Dumpty nach vorne und attackierte Kaisa frontal. Sie zog die limettengrünen Augenbrauen irritiert zusammen, als sie zur Seite hechtete und der Schlag des Langbeinmenschen in einer tosenden Staubwolke mitten in den Felshang krachte. Hatte der Eiermann tatsächlich erwartet, dass sie diesem Angriff nicht ausweichen konnte? Vorsichtig sondierte die ehemalige Agentin die Lage, während Schutt und Asche, welche zu einer Wolke aufgewirbelt worden waren, sich lichteten, doch da erkannte sie mit entsetztem Blick die wahre Absicht hinter dem vermeintlich plumpen Angriff. Der gesamte Felsen, der sich noch etliche Meter über ihren Kopf in den Himmel reckte und die restlichen Ringe, sowie die Kathedrale an seiner Spitze beherbergte, schien sich auf sie zuzubewegen. Instinktiv hüpfte Kaisa rückwärts und brachte mehr Abstand zwischen sich, ihren Gegner und das Massiv aus Gestein und Häuserfronten. Aus den Augenwinkeln erkannte sie Humpty Dumpty, der die Handfläche vom Gestein nahm und ihr zuzwinkerte. Erst jetzt realisierte sie, was passiert war.
      Der Mistkerl hat den gesamten Felsen gefaltet!

      ~ Untere Stadt: Thaddäusring ~

      Es klingelte in Aloës Ohren, als sie die Dunkelheit hinfort blinzelte und ihr Bewusstsein wiedererlangte. Wie lange war sie bewusstlos gewesen und wo war Alice? Beides schien der Katzenmink ihr mit Freuden beantworten zu können, denn aggressives Schnurren an ihrem rechten Ohr war wohl der eigentliche Auslöser dafür gewesen, dass ihr Körper sie zurück ins Bewusstsein gezerrt hatte.
      »Netter Versuch!«, keuchte Alice angestrengt. Etwas Warmes tropfte auf die Schultern des Engels. Es roch nach Blut, aber sie konnte nicht mehr ausmachen, ob es ihr eigenes oder das ihrer Gegnerin war. »Vermutlich hättest du mich mit deinen miesen Tricks sogar überrumpelt, wenn du nicht so erbärmlich schwach und untrainiert wärst«, fuhr die Katze fort, während sie Aloë am blauen Haarschopf packte und nach oben zerrte. Sie spürte schon lange keinen Schmerz mehr, obwohl ihr reflexartig die Tränen einschossen. Dennoch konnte sie die offenen Wunden erkennen, welche ihre Rosenpeitsche an Alices Hals hinterlassen hatte. An ein paar Stellen prangten sogar noch die Dornen wie ein Zeichen ihres nutzlosen Triumphs im Hals des Minks. Ihr grau-getigertes Fell war nun vom Dekolletee an blutüberströmt, aber die Katze stand noch, war mehr als lebendig und auf Rache aus. Aloë erkannte an ihrer Stimme, ihrer Körperhaltung und vor allem im animalischen Glanz ihrer Augen, dass die Jagd zu Ende war. Kein Katz-und-Maus-Spiel mehr, sondern die Gier nach einem grausamen und schnellen Ende für den Engel strömten aus jeder Pore ihrer Gegnerin. »Ich fange mit deinem zweiten Flügel an...aber vielleicht fresse ich dich auch einfach auf...«.
      Aloë hörte ihr nicht mehr zu. Sie schloss die Augen und sah einen Strand vor sich. Einen schneeweißen Strand mit einer orangeroten Sonne, die nach Frühstück und frischem Tabak roch. Dädalus hatte recht gehabt. Die Erinnerungen an ihre Heimat waren nie verblasst, sondern immer in ihr gewesen. Vielleicht war dies das Ende, aber so konnte sie vielleicht endlich zurück zu ihrer Familie und noch einmal durch die uralten Wälder des Aurora Archipels streifen. Sie spürte die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Sie waren heiß, furchtbar heiß. So heiß, dass sie ihr die Schweißperlen auf die Stirn trieben. Als Aloë die bernsteinfarbenen Augen wieder aufschlug, da sah sie sich umrandet von Feuer. Glühend rote Flammen, welche den Dschungel aus Pflanzen auffraßen, den sie geschaffen hatte. Die Feuerbrunst verschlang in zerstörerische Wut alles, was sie mit letzter Kraft zur Blüte getrieben hatte. Sie wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte, als Alice ihren beinahe leblosen Körper zu Boden fallen ließ und die Zähne bleckte.
      »Was bist du?«, fragte sie in das Meer aus Flammen hinein und erst jetzt nahm Aloë die verschwommenen Umrisse eines Tieres war, das eins mit dem Feuer sein musste. Neun Schwänze peitschten auf den Boden und ein Lächeln umspielte die geschwollenen Lippen des Engels.
      »Kyu…du bist gekommen, um mich zu retten…Wie damals?«, hauchte sie erschöpft und kaum hörbar unter dem qualvollen Ächzen der Häuser um sie herum, die von der Höllenbrunst verschlungen wurden. Doch ein leerer Blick konterte ihre innere Freude und ein bestialisches Röhren zerstörte ihre naive Hoffnung. Alice stand nur wenige Meter von ihr entfernt, als sich der gewaltige Fuchsgeist auf sie stürzte und Aloë von Dunkelheit umhüllt wurde.
      170.Kapitel: Bestien im Mondlicht


      Unbeeindruckt wich Kol einen Schritt zurück und beäugte seinen Widersacher in einer Mischung aus Vorsicht und Neugier. Er erkannte den Mann in seinem seltsam geschneiderten Anzug wieder, der auf einem schmalen Grad zwischen modisch-stilistischem Meisterwerk und der Arbeit eines farbenblinden Soziopathen wanderte. Rote Äderchen bildeten ein filigranes Geflecht, welches fast bis zu den leuchtend giftgrünen Iriden führte. Der Alkoholkonsum der letzten Wochen hatte sich tief in seine Haut und Seele gefressen. Aufgedunsene, gerötete Haut und blutunterlaufene Augen waren das Aushängeschild einer geschundenen Physis, welche die Last einer gebrochenen Seele wie eine blinkende Reklametafel nach außen trug. Der Kurator erkannte die Anzeichen sofort, hatte er sie doch über die Jahre hinweg bei seinem eigenen Vater gesehen.
      »Was glotzt du so blöd?!«, keifte ihn der Hutmacher feindselig an. Das anthrazitfarbene Metall seiner scharfen Scherenklingen leuchtete bedrohlich im diffusen Schein des übergroßen Kokons aus funkelnder Seide, in welchem sie allesamt eingeschlossen waren. Kol wollte nichts erwidern, wollte keine Unterhaltung mit dem Handlanger der Frau führen, die seine Heimat aus einer simplen Laune heraus in ein Ödland verwandelt hatte, welches sogar der Teufel an schlechten Tagen mied. Sich seines Zieles sicher, schwang der Dunkelblonde sein Rapier in die Lüfte, schnalzte die Klinge wie eine silberne Peitsche, ehe der vergoldete Löwenkopf mit den rubinroten Augen das bernsteinfarbene Gold wie ein Wasserspeier schwallartig auf seinen Gegner schwappen ließ. Noch während es als zähflüssige Welle auf den Hutmacher zu rollte, verhärtete es sich in der fließenden Bewegung zu festem Harz und bildete so einen Wall, der seinen Gegner abschirrmte. Zufrieden blickte Kol auf die Mauer, an der sich sein Widersacher lange genug die Zähne ausbeißen sollte. Mit finsterem Blick wandte er sich nun wieder an das Deckengewölbe des Seidenkokons. Der nemëische Löwe in seinem Inneren bereitete sich für die Hatz auf die rothaarige Gazelle vor, welche dort am Firmament wie eine perfide Sonne des Todes im weichen Bett schlummerte. Er stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab, ignorierte die wachsamen Spinnentiere, die seinen Angriff längst kommen sahen und sich im blinden Gehorsam auf Kol und damit in ihren eigenen Tod stürzten. Mühelos zerfetzte das Maul des Löwen die armseligen Bestien aus unverarbeitetem Stoff, als etwas vor seinen Augen vorbeisurrte, dicht gefolgt von einer atemlosen Entschuldigung. Er ignorierte das verzerrte Jaulen, konzentrierte sich einzig und allein auf den nun schutzlosen Kokon. Die Gazelle schlummerte, schien den Angriff des Raubtiers nicht zu spüren, sich in Sicherheit zu wiegen in der schneeweißen Savanne unter dem blutroten Vollmond. Mit dem Lächeln des mysteriösen Rächers Clockwork Oranges und dem diabolischen Grinsen, welches sich als parasitärer Schatten unbewusst über sein Gesicht gelegt hatte, ließ Kol die Klinge seines Rapiers durch das weiße Oval gleiten. Als würde er durch ein weich gekochtes Frühstücksei schneiden, durchtrennte er ihn Faser für Faser, Sehne für Sehne und Strick für Strick. Löste damit die Verbindung zum Deckengewölbe und vernahm aus den Augenwinkeln, wie das Opfer seiner Hetzjagd im freien Fall zu Boden stürzte. Er selbst landete behände auf dem Boden, drehte sich um und konnte die Gier in seinem Gesicht nicht verstecken, welches die erlegte Beute inspizieren wollte. Doch auf dem Boden windete sich keine Gazelle im Todeskampf, kein scheues Wesen, welches der Löwe in die Enge getrieben und zerfetzt hatte, sondern ein grausames Geschöpf. Ein bizarres Monstrum umhüllt vom triefenden Saft einer schleimigen Nachgeburt. Kols lindgrüne Augen weiteten sich vor Schock, als sich die Herzkönigin buchstäblich in all ihrer furchteinflößenden, majestätischen Schönheit entfaltete. Seine Hände zitterten leicht, als sie sich aufrichtete, das flammend rote Haupt erhoben, während von ihren Gliedmaßen Schleim und klebrige Seidenreste tropften. Nein, er hatte keine Gazelle erlegt, sondern war lediglich der Geburtshelfer einer noch viel größeren Bestie gewesen.

      ~ Untere Stadt: Thaddäusring ~

      Sengende Hitze trieb Alice die Tränen ins Gesicht, als sie ein paar Meter zurückwich, um wieder Herr der Lage zu werden, welche sie bis soeben dominiert hatte. Die Wunden an ihrem Hals waren schon längst zu einem subtilen Pochen verstummt, vom Adrenalin in ihrem Körper zum Schweigen verdammt, welches die Feuersbrunst und die Bestie in ihrem Inneren entfacht hatte. Der goldene Topas in ihren Augen suchte einen kurzen Moment den reglosen Körper des blauhaarigen Engels, der dort in seinem eigenen Blut wohl die letzten Atemzüge einer naiven Seele ausatmete. Um sie musste sie sich also keine Sorgen mehr machen, sodass die lähmende Anspannung, die zwar ihre Glieder steif werden ließ, ihre Sinne jedoch schärfte, allmählich abfiel. Zufrieden stellte sie fest, dass die Flammen begierig nach dem saftigen Grün des Kerkers griffen, ihr Lebenselixier in verbrannte Asche verwandelten und dem Minkmädchen damit dennoch eine Rückzugsmöglichkeit schufen. Ihre schweren Springerstiefel knirschten, als sie vorsichtig einen Rückwärtsschritt tätigte, den neunschwänzigen Fuchs im Herz aus türkisen Flammen dabei jedoch keinen Augenblick aus dem aufmerksamen Fokus ihrer Katzenaugen ließ. Alice versuchte, seine Bewegungen zu lesen, sein Handeln vorauszusagen, doch er wirkte wie eine leere Hülle, getrieben von einem unbarmherzigen Geist und plötzlich stellte sich jedes einzelne Härchen ihres graugetigerten Fells auf, als das verschlingende Schwarz seiner mandelförmigen Augen sie zu verschlingen schien. Er hatte sie erst jetzt wahrgenommen und er zögerte nicht. Jaulend stürzte er auf das Mädchen zu, deren Fassung sich in nackte Panik verwandelte, ehe sie durch die Wand aus gefräßigen Flammen stürzte, um sich in Sicherheit zu bringen. Leichtfüßig, aber unbeholfener als sonst kletterte sie die Fassade des Häuserblocks empor, um genügend Abstand zur tobenden Bestie zu ihren Füßen zu erlangen. Gehetzt blickte sie sich um, während ihr Herz wild gegen ihre Schädeldecke trommelte und ihre Lunge japsend nach Luft verlangte, als der feuchte Atem ihres Verfolgers ihren Nacken streifte. Trotz der tänzelnden Flammen, welchen den blonden Fuchs wie ein Schwarm tödlicher Glühwürmchen umgaben, spürte sie keine Hitze, sondern nur die Eiseskälte einer Welt, in die sie schon so viele schuldige wie unschuldige Männer und Frauen geschickt hatte. Die scharfen Zähne schnappten nach ihrem Bein, verfingen sich mit glühend heißen Speeren in ihren Schenkeln, versengten das Fell und rösteten das Fleisch. Kreischend schlug sie mit ihren eigenen Krallen nach ihrem Jäger aus, zerfetzte ihm die Wange, sodass er einen Moment von ihr abließ. Totenbleich wand sie sich aus seinem Maul, während sie fassungslos mit ansah, wie die emsigen Irrlichter aus türkisen Flammen die blutende Wunde umschwirrten. Das Feuer in seinem Inneren loderte und Alice stockte der Atem, als sie sah, dass sich die Wunden bereits wieder zu schließen begonnen hatten.
      Seine Regeneration...ist er etwa?!....Das kann nicht sein!
      Alice kroch rücklings ein paar Meter über die angenehm kühlen Schindeln der schiefen Dächer, versuchte, wieder Herr ihrer Sinne zu werden, während die Fuchsbestie sich ebenfalls wieder sammelte. Mal war er ein unkontrolliertes Biest, ihr an Schnelligkeit, Brutalität und Kraft hoffnungslos überlegen und in Momenten wie diesen wirkte er fast wie ein verlorenes Kind. Doch die Verwirrung in seinem Inneren schien nur einen kurzen Augenblick anzuhalten, denn die funkelnden Dolche der pechschwarzen Lefzen waren bereit, sie in Stücke zu reißen. Als der Tod auf vier Pfoten und mit peitschenden neun Schwänzen auf sie zu trottete, legte sie mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken. Auf einmal war um sie herum alles still und wie in Zeitlupe. Adrenalin hatte nun jeden letzten Winkel ihres geschmeidigen Körpers erfüllt und ihr Herz schlug nun im gleichmäßigen, kontrollierten Rhythmus. Sie waren wohlwissend über die möglichen Konsequenzen in diesen Albtraum gestiegen. Sie waren ihrer Königin in bedingungsloser Loyalität gefolgt und hatten geschworen, ihre Mission auch mit ihrem eigenen Tod mit Erfolg krönen zu lassen. Es gab kein Entkommen aus dieser Hölle und ihr eigenes Leben war schon immer an die Gnade ihrer Königin geknüpft gewesen, sodass es nun auch schon keinen Unterschied mehr machte. Sie würde nie mehr aus diesem Albtraum erwachen, aber sie würde so viele schuldige wie unschuldige Seelen mit in den Moloch dieses unfriedlichen Todes reißen. Entschlossen schlug sie die Augen auf, lächelte beinahe, als der goldene Topas den funkelnden Rubin am sternenklaren Firmament traf und sich ihre Augen weiteten, als sich jede Sehne ihres Katzenkörpers anspannte. Einen kurzen Moment fühlte es sich an, als würde sie zerreißen, doch dann spürte sie die schlummernden Kräfte in ihrem Inneren erwachen. Sie brüllten aus der vergessenen Ferne ihrer Instinkte und kreischend durchlebte sie die Metamorphose im verheißungsvollen Mondlicht.

      ~ Die große Kathedrale ~

      Die Stellen an seinen Fuß- und Handgelenken, an denen er stundelang in körperlicher wie emotionaler Folter ans Kreuz gefesselt gewesen war, brannten unaufhörlich, als sie wieder mit Blut durchströmt wurden. Doch Dädalus verschwendete keinen Gedanken an seinen gebrechlichen Körper, sondern rammte der zeternden Hexe mit einem gezielten Schlag den Ellbogen gegen die Schläfe. Er vernahm das unangenehme Splittern von Knochen und war sich nicht sicher, ob sein Arm oder Sybills verrotteter Schädel der Leidtragende gewesen war, denn jeder einzelne Nerv im Körper des Greisen schien nun im brennenden Höllenfeuer aus Schmerzen aufgegangen zu sein. Mit einem angewiderten Blick trat er Sybills Körper von Luzifer herunter, welcher ebenso wie die Hexe das Bewusstsein verloren haben musste. Unwirsch verpasste er dem Blinden eine Ohrfeige nach der anderen, bis dieser die Lider aufschlug und sein nackter Blick den Wissenschaftler musterte.
      »Dädalus? Bist du das?«
      »Dein Schöpfer bin ich auf jeden Fall nicht!«, brummte Dädalus und half seinem alten Freund mit einem nervösen Blick zu Sybill auf. »Ich glaube kaum, dass sie lange außer Gefecht ist. Wir müssen hier verschwinden, Luzifer! Wo ist der Ausgang?«
      »Dädalus...«, stammelte Luzifer gebrochen, was dem dunkelhäutigen Mann nur ein entnervtes Stöhnen begleitet von einem gewaltigen Augenrollen entlockte.
      »Spar dir deine Erklärungen, du blinder Volltrottel! Jetzt ist weder der richtige Zeitpunkt noch Ort für sowas!«
      Luzifer nickte und Dädalus kam nicht umher, die kleinlaute und gebrochene Art des Mannes insgeheim als Genugtuung zu empfinden. Als ihm jedoch wieder klar wurde, in welcher Situation sie sich befanden, fasste er Luzifer erneut an den Schultern und fuhr ihn harsch an.
      »Ausgang?! Wo sind die anderen?!«
      »Raphaela...«, murmelte Luzifer benommen, während sie gemeinsam durch die verwüstete Kathedrale Richtung Ausgang eilten.
      »Raphaela?«, fragte Dädalus mit überraschtem Tonfall, doch es war nicht er selbst, welcher die verdutzte Frage in den Raum stellte, sondern die selbstgefällige Stimme der Frau, welche ächzend ihre Glieder aufrichtete und sich an den blutenden Kopf fasste.
      »Glaubst du wirklich, du hättest noch irgendeinen Einfluss auf dein Ziehkind...auf meine Tochter? Mein Einfluss auf sie währt schon wesentlich länger als heute, das sollte dir bewusst sein, oder warum sonst hat sie ihre abscheulichen Kräfte genutzt, um euch alle als Marionetten in diese Welt zu setzen?«, fuhr Sybill mit spöttischem Tonfall fort, während Dädalus und Luzifer sich langsam zu ihr umdrehten. Sie wussten beide, dass es keinen Zweck hatte, vor ihr zu fliehen. »Glaubst du noch immer, dass ALLES hier war deine Idee? Ich habe es dir schon einmal gesagt, Luzifer! ICH bin die Architektin dieses Albtraums und meine Tochter hat dafür gesorgt, dass ihr alle hier zum Sterben versammelt seid, um meine Rückkehr auf die Erde in einem Körper aus Fleisch und Blut zu bezeugen. Raphaela hält die blutigen Fäden eurer Leben in ihren Händen und ich werde die Klinge schwingen, die euch auf ewig in den Albtraum sinken lässt, so wie ich es die letzten einhundertfünfzehn Jahre lang getan habe!«
      Stille. Ihre Worte verloren sich im großen Kirchenschiff, verebbten im jahrhundertealten Marmor der Kathedrale, die schon so vielen unterschiedlichen Weltanschauungen und Religionen als Tempel, Gotteshaus und Wallfahrtsort gedient hatte. Schweigend standen sich Sybill und die beiden alten Männer gegenüber. Sie alle waren kaum mehr als groteske Abziehbilder ihrer Kindertage, vom Alter, dem Leben und falschen Entscheidungen innerlich wie äußerlich entstellt, verzerrt und gebrochen.
      »Du kannst mich nicht töten«, krächzte Luzifer gönnerhaft und Dädalus war selbst überrascht darüber, dass er froh darüber war, dass die Lebensgeister im Blinden wieder zu erwachen schienen, auch wenn dies bedeutete, dass seine großspurige Attitüde ebenfalls zurückgekehrt war.
      »Noch nicht«, erwiderte Sybill mit einem süffisanten Lächeln um die verkrusteten, aufgeplatzten Lippen.
      »Dädalus?«, wandte sich der Blinde fragend an den Wissenschaftler, der nur überrascht die Brauen hob. »Erinnerst du dich noch an unser Wiedersehen auf San Fardo?!«
      Der Dunkelhäutige stutzte, hatte er doch keine Ahnung, worauf sein Gegenüber mit dieser abstrusen Frage hinauswollte, als er plötzlich merkte, dass Luzifer etwas an ihrem vorherigen Kampfschauplatz zurückgelassen hatte. Ein spitzbübisches Grinsen verwandelte sein Gesicht wieder in den Achtjährigen zurück, welcher gemeinsam mit seinem Freund deutlich nach Ende der Sperrstunde durch die Klostergänge Sienas geschlichen war, um allerlei Unfug und Schabernack zu betreiben. Er wandte sich Sybill zu und zog einen unsichtbaren Hut, ehe er eine tiefe Verbeugung vollführte und murmelte: »Von Schlange zu Schlange, welch poetisches Bild für die Verstoßene aus den Gärten des Teufels!«
      Sybill schnalzte genervt mit der Zunge, ehe sich plötzlich ein Schatten über sie legte. Die giftgrünen Schuppen waren lautlos über den Marmor zu ihrer Kadaverbeute geglitten und erst ihr monströser Schatten, welcher die riesigen Buntglasfenster der Kathedrale verdunkelten, warnten ihre Beute, die sich mit flatternden Hautlappen zu der Bestie im Schuppenkleid einer riesigen Schlange umdrehte. Erwachsen aus dem geschmolzenen Gold des Kreuzstabs zischte Eva und schnappte nach Sybill.
      »Ich dachte, wir hätten sie auf San Fardo getötet!«, keuchte Dädalus mit erfreuter Faszination für die unerwartete Verbündete im Kampf gegen die verfaulende Hexe.
      »In unseren Träumen erwachen selbst die Toten und werden zu Lebenden, mein alter Freund«, konstatierte Luzifer wehmütig und packte Dädalus am Kragen seines bunten Ponchos. »Lass uns gehen. Wir müssen Raphaela finden!«

      ~ Thaddäusring: Über den Dächern der Stadt ~

      Ihre Krallen zerfetzten das Fell des Fuchses, als wäre es ein schäbiger Teppich und sie eine unerzogene Hauskatze. Ihre leuchtenden Augen waren im ewigen Blut des Mondes getränkt und genüsslich vernahm sie die jaulenden Schmerzensschreie des Teufelskraftnutzers, dessen türkise Irrlichter die Wunden kaum so schnell schließen konnten, wie sie ihm neue Verletzungen zufügte. Die Schmerzen ihres verbrannten Körpers interessierten sie kaum noch. Das Feuer des Fuchses hatte sie noch während ihrer Verwandlung umschlossen und ihr das Fell von der Haut und den Knochen geätzt. Sie glich nun der pechschwarzen Nacht und dennoch fühlte sie sich stärker denn je zuvor. Noch nie hatte sie es gewagt, ihre Vollmondform anzunehmen. Noch nie war es nötig gewesen. Doch der Neunschwanz hatte sie mit seinem animalischen Verhalten selbst an die Grenze getrieben. Sie. Ein Abkömmling des Minkstamms, von einem Zoannutzer überwältigt. Einem Menschen, der sich das Fell nur geborgt hatte und nicht damit geboren worden war? Zufrieden leckte sie die Spritzer frischen Bluts von ihren verkohlten Wangen, als der Fuchs ihr Zögern ausnutzte und sich zur Seite rollte, sodass ihr nächster Schlag das Dach spaltete und eine Lawine aus Schindeln und Schutt in den Dachstuhl des Wohnhauses rieseln ließ. Seine Glieder zitterten, als er sich auf die Hinterpfoten aufrichtete und das Blut in Strömen aus seiner Seite tropfte. Verärgert stellte Alice fest, dass die Irrlichter bereits dabei waren, feurige Haut zu weben und wie Küsse auf die Wunden zu legen, die sie ihm zugefügt hatte. Dennoch bemerkte sie voll Schadenfreude, dass auch diese Fähigkeit ihre Grenzen zu haben schien. Ein Pflaster für eine Schusswunde. Die gewaltige Glocke der Kathedrale schlug im Klang der Verdammnis eine Stunde nach Mitternacht und zählte bedeutungsschwanger die Stunden ab, in denen sie sich wortlos gegenüberstanden. Alice zitterte am ganzen Körper, während die unvorstellbaren Kräfte ihres Volkes in ihr wie ein Unwetter tobten. Mit jedem Glockenschlag spürte sie, wie ihr eigener Geist dämmrig wurde und die Kraft sie zu überwältigen drohte. Die Wunden im Kampf gegen den Engel und die verheerenden Verletzungen durch den Fuchsgeist waren nur noch Tropfen auf einem heißen Stein, der sie längst von innen heraus versengt hatte. Sie taumelte zur Seite, fing sich und erbrach einen Schwall Blut auf die Dächer. Freudig tätschelten die Mondstrahlen über die glänzende Flüssigkeit, als würde der Himmelskörper, der ihr diese Kräfte geschenkt hatte, sie verhöhnen wollen. Sie musste unweigerlich grinsen, als sie an die Worte dachte, welche sie vor einer gefühlten Ewigkeit an die Blauhaarige gerichtet hatte, welche sich nun voller Ironie gegen sie selbst richteten. Ihr Blick wanderte zu der großen Kathedrale hinauf, deren Glockenspiel verstummt war, ihre verkohlten Lippen murmelten stumm eine Entschuldigung für die Frau, die sie aus der Sklaverei der Gosse befreit, der sie ewige Treue geschworen, und die sie wie eine eigene Mutter geliebt hatte. Sie sah das türkise Flammenmeer auf sich zu rollen und stürzte sich trotz der Ausweglosigkeit im Kampf gegen die Gezeiten in die gierigen Fluten. Ihre Krallen zerfetzten Irrlichter, Gestein und Fleisch, während sich ihre scharfen Zähne in einem der Schwänze des Fuchsgeistes verfingen. Selbst als die Flammendolche ihr das pulsierende Herz aus dem Leib rissen, ließ sie nicht locker. Sie kämpfte bis zum letzten Atemzug und darüber hinaus, im Schein eines gütig schimmernden Mondes, der ihre glorreiche Niederlage bezeugte.
      171.Kapitel: Hexenblut

      ~ 1415 Anno Maris – Corto Maltese ~

      Das Zirpen der Zikaden auf den schattenspendenden Pinien über ihrem Kopf schwoll immer weiter an, sodass das kleine Mädchen in einem Kokon aus Lärm eintauchte. Dennoch wollte sich der Knoten in ihrem Herzen nicht lösen. Sie empfand weder Hunger noch Durst, obwohl sie nun schon für mehrere Stunden seit Sonnenaufgang auf der hohen Mauer des Johannesring saß, die Füße über der Kante baumeln und ihren Blick im endlosen Blau des Ozeans versinken ließ. Das blendende Weiß brach als silberner Staub auf der spiegelnden Oberfläche des Meeres, aber Raphaela wollte nicht blinzeln. Wollte mit ihren Augen das gesamte Licht einfangen. Mit allen drei Augen. Allein beim Gedanken an das Ritual kamen ihr erneut die Tränen und sie hatte das Gefühl, dass besonders das dritte Auge, welches sich erst vor wenigen Wochen auf ihrer Stirn geöffnet hatte, den größten Kummer empfand. Ihre zierlichen Finger tasteten sich vom Wangenknochen über die schneeweißen Brauen hin zu dem Lid, welches sich nun schloss, als könnte es sich hinter der feinen Schicht aus porzellangleicher Haut vor den blitzenden Klingen seiner Jäger verstecken. Sie seufzte, blickte zu ihren nackten Zehen hinab, die über den Dächern des Tempelbergs zu schweben schienen und einen kurzen Moment überlegte sie, sich einfach fallen zu lassen. Es waren vielleicht zehn oder fünfzehn Meter, welche an der schroffen Felskante entlang zu den Dächern des Jakobusrings führten. Reichte dieser Abstand, um zu sterben? Raphaela legte den Zeigefinger an die Lippen, während sie angestrengt nachdachte. Sie wusste selbst nicht, warum sie vor der Zeremonie solche Angst hatte. Sie war es doch gewesen, welche das abscheuliche Ding sofort hatte loswerden wollen, als sie es vor ein paar Wochen zum ersten Mal gesehen hatte. Zunächst hatte sie das sich abzeichnende Lid für einen Kratzer gehalten. Eine dieser zahllosen Wunden, die man sich als herumtobendes Kind zuzog, ohne es zu merken. Doch dann hatte es sich ihr an einem schwülen Sommerabend offenbart. Ihr drittes Auge. Kreischend war sie an ihrem Zwillingsbruder vorbei zu ihrem Ziehvater gerannt, welcher gerade die morgendliche Messe vorbereitete. In seinem Gesicht hatte sich jedoch nicht die Panik gespiegelt, welche ihren ganzen Körper in schüttelnden Wellen erfasst hatte, sondern ein Ausdruck von Bedauern, den sie bisher nur bei den zahlreichen Beerdigungen in der Stadt bei den Angehörigen der Verstorbenen gesehen hatte, welche Luzifer seinen Segen ausgesprochen hatte. Es war diese Mischung aus quälender Erinnerung und einer sich erfüllenden Gewissheit, welche man aber in eine unerreichbare Zukunft entrückt hatte. Luzifer hatte sie damals gefragt, ob sie bereit wäre, sich von der Sünde zu reinigen und dem Blut zu entsagen, welches für den Makel auf ihrer Stirn verantwortlich wäre und sie hatte ohne zu zögern bejaht, auch wenn sie nicht genau begreifen konnte, welch verborgene Wahrheit hinter seinen Worten schlummerte. Danach hatte sie sich schluchzend eines der Bußgewänder übergestreift und war in ihr Zimmer im Glockenturm zurückgekehrt. Die letzten Wochen hatte sie dann büßend mit Beten und Selbstgeißelung verbracht, wie es Luzifer ihr und Gabriel seit Kindertagen gezeigt hatte. Jetzt waren ihre Glieder wund und taub, aber am schlimmsten waren die Zweifel, welche in ihrer kathartischen Einsamkeit in ihr gereift waren. Zweifel, die sie nicht erklären konnte und die doch so tief in ihr verwurzelt schienen, dass sie Angst hatte, sich selbst zu verlieren, wenn Luzifer heute Abend die Klinge segnen würde, sodass sie sich das Auge heraustrennen könnte. Die Zikaden mussten heute besonders aktiv und ohrenbetäubend gewesen sein, denn sie hatte die schweren Schritte ihres Bruders nicht vernommen, der sich unbeholfen neben sie stellte. Wie sehr hätte sie sich gewünscht, dass er sie in den Arm nähme oder zumindest Worte des Trostes für sie hätte. Theresa, die einzige, welche die Weißhaarige in den letzten Tagen in den Glockenturm gelassen hatte, hatte ihr erzählt, dass Gabriel Luzifer angefleht hatte, ihm auch ein Auge zu nehmen. Er konnte nicht verstehen, warum die Sünde nicht auch von seinem Körper befallen worden war. Warum nur seine Schwester solch schreckliche Qualen erdulden musste, während er selbst – nach seinen eigenen Worten ein viel schlechterer Mensch – unverletzt, unentstellt weiterleben durfte. Raphaela waren bei diesen Ausführungen die Tränen gekommen. Sie teilte nicht dieses untrennbare Band mit ihrem Zwillingsbruder, wie es andere Kinder und Leute beschrieben. In vielerlei Hinsicht war Gabriel ihr schon seit sie denken kann fremd gewesen und dennoch war er ihr jetzt so nah wie nie zu vor. Nicht auf einer körperlichen Ebene, sondern emotional, obwohl er einfach nur schweigend neben ihr stand und sie gemeinsam versuchten, die letzten Sonnenstrahlen einzufangen. Fünf Augen, welche auf den Ozean gerichtet waren, ehe sich ein Paar von ihnen wortlos abwandte und davon schritt. Das Mädchen wusste, dass er heute nicht dabei sein würde. Nicht dabei sein wollte und konnte. Es war in Ordnung. Theresa und Luzifer würden da sein. Gemeinsam würden sie in der kleinen Kapelle neben der Kathedrale stehen, beobachtet von den Heiligenbildern, im Schein einer blutroten Sonne, welche durch die Buntglasfenster hereinsickerte, würde sie einen Teil von sich verlieren und damit vielleicht das Gefühl von sündhafter Schuld, welches sie schon so lange begleitete wie ihr eigener Herzschlag.

      ~ Traumwelt: Oberer Kathedralenbezirk - Vorplatz ~

      Zornentbrannt trieb die Klinge tief ins steinerne Fleisch aus Marmor direkt neben dem Kopf der rothaarigen Schatzjägerin. Die Gier nach Blut flackerte wie ein wildes Feuer in Raphaelas Augen, als sie enttäuscht feststellte, dass sie Brianna nur ein paar Haarsträhnen, nicht jedoch den Kopf abgetrennt hatte. Jene rollte sich keuchend zur Seite, stützte sich auf eine Hand ab und versuchte der Vikarin mit einem ausladenden Tritt den Boden unter den Beinen wegzuziehen. Doch sofort sprossen rubinrote Stacheln aus dem flatternden Gewand der Weißhaarigen, welche Brianna innehalten ließen. Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete ihre Widersacherin in ihrem stacheligen Panzer, denn mittlerweile zierten nicht nur ihre mausgrauen Gewänder, sondern auch ihre Handflächen, Wangenknochen und sogar ihr Kopf den stacheligen Dornenüberzug. Wie ein menschengroßer Morgenstern blockierte sie als wandelnde Barrikade den Zugriff auf die Kathedrale, wo Luzifer, Sybill und Dädalus auf sie warteten.
      »Du bist die Frau aus meinem ›Traum‹, nicht wahr?«.
      Brianna stutzte einen Augenblick, als ihr die fünf Buchstaben über die vollen Lippen rollten. Traum. Welch lächerliches Wort anbetrachts der Tatsache, dass sie hier in einem lebendig gewordenen Albtraum festsaßen. Sie selbst hatte die Orientierung über die zahllosen Welten verloren, durch die sie heute schon gewandelt war. Es war ein endloser Kaninchenbau aus Wundern und lähmender Angst gewesen und der Morgen, an dem sie ihrer Tochter gegenübergesessen hatte, schien Monate und Jahre in einem anderen Leben zurückzuliegen und war dabei nicht mehr oder minder real als ihr Kampf gegen Narcisse in Clockwork Orange, die Reise über den Wolken, der Maskenball auf San Fardo oder das Wiedersehen mit Crane seit ihrer erfolglosen Suche nach Horizon und dem Versprechen, ihre Tochter wieder zu sehen. Kopfschüttelnd fuhr sie fort. »Du warst die Ordensschwester in dieser Kapelle...der...der-«.
      »Benedetta...«, vollendete das Mädchen ihren Satz im gleichgültigen Tonfall, während ihr Gesicht sich nun zu einer ausdruckslosen, aber aufmerksamen Miene verhärtet hatte.
      »Richtig«, nickte Brianna ernst. »Dein schmelzendes Gesicht hat sich mir wohl für immer ins Gedächtnis gebrannt.«
      »Hmpf«, schnaubte die Weißhaarige abfällig. »Das Fleisch ist nur der sterbliche Kerker für unsere Seele, welche durch unser Blut pulsiert.«
      »Ist es das? Das Credo der Hexen? Deine Mutter sagte zu mir etwas Ähnliches.«
      Zufrieden stellte Brianna fest, dass ihre Worte den rubinroten Morgenstern ins Wanken brachten. Raphaela taumelte nur wenige Millimeter rücklings, aber das genügte der Schatzjägerin, ihren Konterangriff zu starten. Fast unmerklich ließ sie das Steckenpferd zu Boden fallen, welches beim ersten Aufschlag sofort eine Druckwelle durch den Boden jagte, welche die edlen Marmorplatten bersten ließ und unberechenbare Geschosse in die aufgewühlte Nachtluft wirbelte. Wie ein aufgescheuchtes Huhn kreiste Raphaela mit den Händen umher, um die niederprasselnden Felsbrocken abzuwehren, die sie für den eigentlichen Angriff ihrer Widersacherin erachtete. Fast filigran und simultan ließ sie zahlreiche Stacheln schlangenartig in alle Himmelsrichtungen austreiben, pulverisierte kleinere Geschosse zu feinem Kies oder spießte sie zumindest auf, sodass sie ihr keinen Schaden zufügen konnten. Gefangen zwischen Briannas Worten und der Abwehr ihres vermeintlichen Angriffs hatte sie in der Zwischenzeit jedoch keinen freien Gedanken mehr an die Rothaarige verschwendet, welche geschickt über den wabernden, aufgewühlten Boden sprintete, die Hand zur Faust geballt hatte und ihre gesamte Kraft in den einen Schlag setzte. Auch wenn das Rüstungshaki sich im Gegensatz zu ihrem Training mit Kaisa nicht als glänzend schwarze Legierung über ihre Knöchel legen wollte, spürte sie zumindest die gebündelte Aura ihre Faust umhüllen. Das Rubin in Raphaelas Augen wurde in panischer Angst zur Seite gedrängt, als sie die Rothaarige plötzlich vor sich auftauchen sah. Doch für eine Parade war es zu spät. Briannas Schlag traf sie mitten im Gesicht, ließ ihr Jochbein zu einem porösen Fragment eines Knochens zersplittern und riss die Weißhaarige von ihren Beinen, ehe sie jaulend in ihre eigene Barrikade krachte. Neben Brianna regnete es noch immer Staub und kleinere Felsbrocken, während Raphaela ihr Dornenkleid abgelegt hatte und einen Moment regungslos im Schutt ihres eigenen Machwerks verharrte. Brianna hatte gerade ihr Steckenpferd aufgehoben, als eine krächzende Stimme an ihrem Ohr dröhnte. Ein krächzendes Nagen an ihrem Trommelfell. Schleppend und pfeifend.
      »Woher?«
      Die Schatzjägerin musste nicht lange überlegen, worauf sich die Frage der Vikarin bezog.
      »Du bist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Dieselben Haare, dieselben Augen und bei der Narbe auf deiner Stirn war es für mich offensichtlich«.
      Raphaela lächelte gezwungen. Eine der Stacheln hatte sich durch ihre Hauptschlagader gebohrt, aus der nun wie aus einer Fontäne Blut sprudelte. Mit einer Hand hielt sie sich die Wunde zu, während die andere unter einem bittersüßen Seufzen die Narbe an ihrer Stirn abtastete. Brianna hatte Mitleid mit ihr, als sie mit beschleunigtem Herzschlag über ihrer Widersacherin stand und auf sie hinabblickte. Einen kurzen Moment musste sie dem inneren Drang widerstehen, Raphaela die Hand zu reichen, während die kühle Nachtluft ihre schweißbedeckten Arme frösteln ließ. Ihre meergrauen Augen wanderten jedoch zu den gewaltigen Toren der Kathedrale, in deren Inneren es gewaltig zu rumpeln begann.
      »Dädalus«, keuchte sie atemlos und offenbar laut, denn Raphaelas röchelndes Lachen wiederholte spöttisch den Namen, den sie gerade ausgesprochen hatte.
      »Du würdest dem Teufel wohl auch noch die verfaulten Füße lecken, wenn er dein Kind vor deinen Augen vergewaltigt, oder?«
      »Wie bitte?«, zitterte Briannas Stimme in einer besorgniserregenden Mischung aus Verwunderung, Zorn und einer nagenden Erinnerung.
      »Du kennst die Wahrheit, Brianna. Vergiss nicht, dass ich in deinem Kopf war; dass ich dein Blut gekostet habe und Luzifer mir deine tiefsten Ängste, deine größten Freuden und deine wildesten Fantasien gezeigt hat!«
      Brianna wich einen Schritt zurück und erkannte beinahe amüsiert, dass sie in dieselbe Falle getreten war wie Raphaela zuvor bei ihr. Die Weißhaarige hatte sich geschwind aufgerichtet und die Hand von ihrer Wunde genommen. Das Blut sprudelte immer noch hervor und benetzte das Gesicht der Schatzjägerin in feinen Sprenkeln.
      »Deine Wunde...dein H-hals«, entfuhr es Brianna entsetzt, während sich die Fontäne in einer tödlichen Schönheit zu scharfen Kanten und gefährlichen Spitzen zu verfestigen begann. Raphaelas zertrümmertes Gesicht verzog sich zu einer süffisanten Miene, ehe sie den entstandenen blutigen Speer unbeeindruckt von ihrem Hals brach und diesen zielsicher auf Briannas Arm schleuderte, der das Steckenpferd umklammerte.
      »Was interessieren mich Verletzungen, wenn ich menschgewordenes Blut bin!«, brüllte sie gegen die Schmerzensschreie der Rothaarigen an, deren Unterarm vom blutigen Speer durchbohrt wurde.

      ~ 1415 Anno Maris – Corto Maltese ~

      »Sanguis-Sanguis-Frucht«, murmelte das Mädchen und durchforstete die alten Pergamentrollen, welche Luzifer in seinen privaten Gemächern verstaut hatte. Dort lagerten etliche Schriftstücke in verschiedenen Sprachen, selbst in solchen, von denen Raphaela noch nie etwas gehört hatte und deren Entschlüsselung für sie Jahre dauern würden. Sie hatte sich in den letzten Jahren zwar die gängigsten acht Sprachen dieser Welt angeeignet, wobei vier von ihnen schon seit Jahrhunderten ausgestorben waren, aber während ihrer flüchtigen Suche erblickten ihre Augen noch mindestens sieben weitere Unbekannte. Der bittere Geschmack des Granatapfels oder zumindest dessen, was sie dafür gehalten hatte, hing ihr immer noch wie ein fader Geschmack im Gaumen. Dennoch lenkte es sie zumindest ein wenig von der heiß-pulsierenden Narbe auf ihrer Stirn ab. Raphaela hatte noch immer nicht den Mut gehabt, sich die Wunde vom Vortag anzusehen. Nach dem Ritual war sie schnurstracks in den Glockenturm geeilt und hatte es dort zugelassen, dass Tränen, Schmerz und Verzweiflung sie übermannten und beinahe liebevoll in einen rastlosen Schlaf wiegten. Heute morgen hatte sie Luzifer dann mit der besonderen Frucht überrascht und bis jetzt war sie in der Bibliothek gewesen, um mehr über die Kräfte des Teufels zu erfahren, welche die Leere in ihrem Inneren ausfüllen sollten. Zumindest hatte Luzifer es so bezeichnet.
      »Ich möchte allein sein«, richtete sie mit direktem Tonfall an die verschlossene Tür, dem Irrglauben erliegend, Gabriel wäre erneut gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Sie wollte ihm nicht gegenübertreten. Nicht solange die Narbe kaum mehr als ein blasser Strich auf ihrer ohnehin blassen Haut war. Als sich die Tür jedoch trotz ihrer Bitte öffnete und schlurfende Schritte das geistliche Oberhaupts Corto Malteses ankündigten, verebbte ihr Zorn. Luzifer trug eine purpurfarbene Robe und bedachte sie mit dem gütigen Blick eines Vaters, der unendlich stolz auf seine Tochter war. Sie schenkte ihm ein halb gezwungenes Lächeln. Sie wusste selbst nicht, weshalb sie wütend auf ihn war. Vielleicht war sie letztendlich nur wütend auf sich selbst. Wütend auf die Angst, die sie empfunden hatte, als der große Tag näher gerückt war. Derweil hätte sie Dankbarkeit spüren müssen. Dankbarkeit gegenüber dem Mann, der sie und ihren Bruder wie ihre eigenen Kinder aufgezogen hatte, nachdem eine verräterische Schlange ihre Eltern umgebracht hatte.
      »Möchtest du dich verabschieden?«, flüsterte Raphaela weiter mit dem aufgesetzten Lächeln, da ihr kein anderer Grund einfallen wollte, warum der Blinde sie zu dieser Tageszeit noch einmal aufsuchen sollte. Er würde wieder für ein paar Wochen verschwinden, andere Gemeinden besuchen und Seelsorge betreiben, um am Ende mit einer Aura aus Dunkelheit zurückzukehren, die sich erst nach wenigen Wochen vollends lüften würde. Als Luzifer ihr jedoch nicht antwortete, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Er stand im Raum. Schweigend. Mit Tränen in den Augen und als er anfing zu reden, da kam es Raphaela vor, als wäre es ein Fremder, der mit ihr sprach, obwohl sie sah, wie sich Luzifers Lippen öffneten und wieder schlossen. Ja, sie erkannte zweifelsfrei auch seine Stimme, aber zur gleichen Zeit hörte es sich an, als würde jemand anderes durch seinen Mund sprechen. Eine zweite Tonspur einer verzerrten weiblichen Stimme, die sich synchron über Luzifers Worte legte.
      »Mein wunderschönes Kind...was hat man dir nur angetan?!«
      Die Frau schluchzte und dem weißhaarigen Mädchen schmerzte aus einem unerfindlichen Grund das Herz, aber am meisten störte sie, dass die Narbe auf ihrer Stirn mit jeder gesprochenen Silbe still aber kontinuierlich zu pulsieren begann. Als hätte Luzifer ihre Gedanken gelesen, wanderten seine blinden Augen zu ihrer Stirn und er schüttelte wehmütig den Kopf, ehe die Frauenstimme fortfuhr.
      »Nicht das Auge, auch wenn allein dieser Frevel einen zornigen Teufel persönlich auf die Stufen dieses erbärmlichen Hauses rufen sollte...es ist dein Blut, welches korrumpiert wurde. Oh, die Sünde. Die Sünde unseres Stammes nagt am verrottenden Stamm meines eigenen Geschlechts!«
      Luzifer wand sich, schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. Raphaela verfolgte fassungslos das ungläubige Schauspiel, war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Einen kurzen Moment spielte sie mit dem Gedanken, lauthals loszulachen, um das Geschehen als Scherz zu entlarven, den sich Luzifer mit ihr erlaubte, um sie von ihren Sorgen abzulenken. Doch da warf sich der alte Mann mit flatternden Gewändern zu ihren Füßen und packte ihre geröteten Wangen. Seine Hände glühten auf ihrer kühlen Haut und seine milchig-weißen Augen schienen ein Portal in eine andere Welt, in einen gänzlich anderen Kosmos zu sein.
      »Das Hexenblut, verdorben durch die Frucht des Teufels! Wie konnte er dir das antun, mein Kind? Wie konnte er dein Erbe damit verwirken?«
      Nackte Panik quoll über seine dünnen Lippen und Raphaela empfand Mitleid. Mitleid vor der nackten Angst, welche ihr entgegenschwappte. Sie hatte schon oft erlebt, dass sie Emotionen in der Nähe ihres Ziehvaters intensiver und greifbarer empfand, aber dieses Mal hatte sie das Gefühl, dass sie auch seine Emotionen oder vielmehr die Gefühle dieser Frau in seinem Inneren als die Ihrigen spüren konnte.
      »Wer bist du?«
      Sie kam sich dumm vor, so eine Frage zu stellen, vor allem da sie immer noch nicht sicher war, ob sich hier jemand einen Scherz mit ihr erlaubte. Einen Scherz, den sie nicht einmal ansatzweise verstand und der auch nicht zum stoischen Charakter Luzifers passen wollte. Doch dieser legte nun mit geschlossenen Augen seine Stirn an ihre und im ersten Moment wollte Raphaela schreien. Die Narbe brannte wie loderndes Feuer, als die faltige Stirn des Greises auf die frisch verkrustete Stelle traf. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie erneut durch das Watt aus Schmerz wandern, aber als die Stimme der Frau erneut an ihre Ohren drang, wurde sie von einer wohligen Brise eingehüllt und von einer Woge einer längst vergessenen Wahrheit erfasst.
      »Ich bin deine Mutter, Raphaela. Mein Name ist Sybill!«

      ~ Traumwelt: Oberer Kathedralenbezirk - Vorplatz ~

      Das Steckenpferd knallte zu Boden und die golden leuchtenden Augen des Hirschkopfes erloschen unter Briannas Schmerzensschreien. Sie torkelte ein paar Schritte zurück, während ihre linke Hand ihren rechten Unterarm umfasste. An vier Stellen hatten sich die rubinroten Stacheln in ihr Fleisch gebohrt und damit ein Feuer an Schmerzen an ihren Nerven entfacht, der sich bis zu ihrem Schädel ausbreitete. Sofort versuchte sie den Spieß zu entfernen, scheiterte aber beim ersten Versuch, der ihr die Tränen in die Augen trieb. Erst beim zweiten Mal gelang es ihr in einem Ruck unter einem erstickten Schrei sich zu befreien und die Lage zu sondieren. Sie sah sich selbst in einem Ring aus stachligen Barrikaden umzingelt. Eingeschlossen in einer eisernen Jungfrau aus kristallisiertem Blut, während ihre Widersacherin zufrieden auf einer der Spitzen balancierte und das Schwert wie eine Henkerin über ihr baumeln ließ. Die Gesichtshälfte, die Briannas Schlag hatte einstecken müssen, war mittlerweile von einer dünnen Schicht derselben Kristalle überzogen, die auch ihre Halswunde verschlossen hatten.
      »Wage es nie wieder, den Namen meiner Mutter in den Mund zu nehmen!«, ermahnte sie Raphaela im trotzigen Tonfall, ehe sie blitzende Klingenspitze auf sie richtete. »Ich werde nicht zulassen, dass sie diese Welt verlässt! Eine solch verseuchte Dunkelheit darf nie unter der Sonne wandeln und deren Antlitz verdunkeln!«
      Brianna stutzte. Ihre feuerroten Haare hingen ihr schweißverklebt im Nacken und ihr schmerzender Unterarm nahm ihr fast gänzlich die Möglichkeit zum Reden, als sie sich an Raphaela wandte.
      »Warum sollte ich deiner Mutter helfen?!«
      »Du bist das Gefäß, auf welches sie wartet, um wieder unter den Lebenden zu verweilen!«
      Gefäß. Das Wort sickerte durch ihre schmerzvernebelten Gedanken, ehe es ihr fast sekündlich dämmerte, was Raphaela damit meinte. Ihr Augenlid zuckte bei dem Gedanken, als die Erde unter ihnen plötzlich zu Beben begann.

      ~ 1522 Anno Maris – Corto Maltese ~

      Ihr Magen verknotete sich, als sie zum ersten Mal wieder vor den dunklen Eichenholzportalen der Kathedrale stand. Ihre Augen wanderten nicht mehr fasziniert wie früher, sondern mit einer Übelkeit bereitenden Abscheu über das verwitterte Furnier und die Dutzenden Darstellungen von Fabelwesen und Putten. Sie hatte den Horror der letzten Woche noch immer nicht verwunden, als sie wie jeden Sonntag die Kathedrale aufgesucht hatte, um sich die Beichte abnehmen zu lassen. Sie hatte die Lachen aus Blut erst gesehen, als sie knöcheltief durch diese watete, um zu ihrem schluchzenden Ziehvater zu gelangen, der seine tote Schwester in den blutgetränkten Armen hielt. Ihre Hände zitterten, als sich ihre langen Finger um die Eisengriffe legten und sie die Tore aufzog. Das Licht schien die Dunkelheit der Kathedrale ebenso meiden zu wollen wie sie selbst, denn als die Tore krachend hinter ihr ins Schloss fielen, sah sie sich selbst in einem Meer aus unendlicher Schwärze. Aus Gedenken an die oberste Ordensschwester Corto Malteses hatte man jegliche Messe dieser Woche abgesagt und die bunten, Leben, Freude, Licht und Farbe spendenden Buntglasfenster mit schwarzer Seide ausstaffiert und sämtliche Kerzen gelöscht. Die Dunkelheit war über die Insel gekommen und hatte Luzifers Schwester geraubt, so hatte er ihr gegenüber die brutale Ermordung ihrer Tante durch eine bestialische Kreatur in kryptische Worte gehüllt. Und in ebendieser Dunkelheit müsste sie jetzt einem noch viel gefährlicheren Biest gegenübertreten. Unter dem massiven Kreuz aus Adamsholz, welches aus dem seltenen Baum geschnitzt worden war, der einst auf dem Gipfel des Tempelberges gestanden hatte, saß sie nun. In der Dunkelheit glänzten ihre weißen Augen, die sie mit dem Mann teilte, dessen Körper sie wie ein Parasit befallen hatte.
      »Du kommst spät!«, mahnten sie ihre Worte ab und Raphaela empfand noch immer einen angsterfüllten Schauer, wenn sie ihr gegenübertrat. Sie hatten sich oft in den letzten hundert Jahren getroffen. Zu Beginn hatte sie erwartungsvoll und begeistert den Geschichten über ihre wahre Herkunft gelauscht. Den Erzählungen über die Hexeninsel und den ewigen Garten, in dem sämtliche Obstbäume dieser Erde gediehen. Über die besonderen Kräfte der Hexen, welche ihre Macht direkt aus der Natur selbst und dem Odem des Teufels schöpfen konnten, wenn sie in diesen Dingen unterwiesen worden waren. Ebenso über den Verfall und Niedergang ihres Volkes, den Untergang eines antiken Königreichs und die Verdammnis, in die mächtige Männer das Geschlecht der Hexen gestürzt hatten. Dabei war Sybill immer wieder den Fragen über ihre Vergangenheit, ihren Vater und den Umstand ihres Todes ausgewichen. Sie hatte sich in nebulösen Andeutungen und Halbwahrheiten ihrer bohrenden Neugier zu entwinden versucht. Ebenso wie es Luzifer meist getan hatte, als Gabriel und sie noch jünger gewesen waren. Erst nach und nach war sie mit der Wahrheit ans Tageslicht getreten. Doch umso heftiger sie Luzifer verdammte, desto stärker wurde ihre Abneigung gegen die Frau, welche ihren Ziehvater als Wirt missbrauchte, während gleichzeitig paradoxerweise ihr Mitgefühl mit Sybill stieg, die dort als verdammter Geist in einem fremden Körper vegetieren musste. An manchen Tagen kam es Raphaela so vor, als würden zwei Personen in ihrem Inneren wohnen, die jeweils unendlichen Hass und grenzenlose Liebe für Sybill und Luzifer empfanden.
      »...habe ich ihn davon überzeugt«, fuhr Luzifer mit Sybills Stimme fort und riss Raphaela damit aus ihren Gedanken. Dennoch wusste die Vikarin schon längst, dass es um das ›Spiel der Könige‹ ging, von dem der Blinde seit Theresas Tod unentwegt sprach. »Er ist vollkommen in der Rache an Katherina verfangen, dass ich seinen Geist in den letzten Wochen noch viel leichter infiltrieren kann«. Sie lächelte und Raphaela musste ihr zustimmen. Ihre Stimme hatte noch nie so klar und kraftvoll aus Luzifers Mund geklungen. »Soeben waren der Vasall der Herzkönigin, Humpty Dumpty, und der Anführer des Bestienchors des Zaren hier. Beide haben unterschiedlich auf meinen Plan reagiert. Während der Zar zumindest wohlwollende Neutralität zugesichert hat, möchte die Herzkönigin selbst in das Spiel eingreifen, um an den Inhalt der Prophezeiung zu gelangen, die sich in den Köpfen der Schatzjäger befindet. Soll mir recht sein. Am Ende wird niemand diesen Albtraum verlassen außer mir.«
      »Wird sich diese Auserwählte denn so leicht infiltrieren lassen?«, warf Raphaela fragend ein und bereute ihre Worte sofort.
      »Zweifelst du etwa meine Kräfte an, du wertlose Teufelskraftnutzerin? Nur weil du von dieser Frucht genascht und dein Erbe verwirkt hast, kannst du dir nicht einmal vorstellen, welche Kräfte eine Hexe entwickeln kann, deren Magie so lange reift und perfektioniert wurde wie die meine!«
      Ihre Ungeduld schnalzte wie eine Peitsche an Raphaelas Ohren und dennoch fand sie erneut den Mut etwas zu erwidern.
      »Wirst du deine Kräfte im Körper der Schatzjägerin nicht verlieren?«
      Raphaela hätte sich am liebsten auf ihre vorlaute Zunge gebissen, aber heute war nun einmal die Raphaela am längeren Hebel, welche Sybill am liebsten gleich mit einem silbernen Pflock das Herz durchbohrt hätte und sie alle von diesem Rachegeist befreit hätte.
      »Im Körper der ›Auserwählten‹ brauche ich mein Hexenerbe nicht mehr. Ich weiß, welche Kräfte meine Vorfahren ihr vorhergesagt haben. Sie wird das Gefäß sein, welches meine Rache an dieser Erde entfesseln wird!«
      Raphaela nickte stumm, stand auf und strich sich das graue Kleid glatt, als Luzifers Hände nach ihren Fingern griffen.
      »Du weißt, was du zu tun hast, oder? Niemand darf Luzifers Albtraum lebend verlassen!«
      »Solange mein Herz schlägt und Blut durch meine Adern pumpt, wird niemand wieder ihre Augen öffnen! Ich werde mit meinen nutzlosen Teufelskräften das Garn aus ihrem gesammelten Blut weben, der sie unweigerlich an den Traum binden wird«, wiederholte sie im gelangweilten Sermon den Plan, der nun schon seit fast einem halben Jahrhundert immer weiter gereift und in dem Moment Wirklichkeit geworden war, als diese Brianna Grimm auf den Plan getreten war. Sybill lächelte sie an, ignorierte ausnahmsweise den widerspenstigen Sarkasmus ihrer Tochter, streckte die Hand aus und wollte ihr liebevoll über die Wange streicheln, aber Raphaela entzog sich aalgleich ihrem Griff und verließ schnellen Schrittes die Kathedrale, bevor die Übelkeit sie übermannte. Draußen blendete sie das gleißende Sonnenlicht beinahe, als sie zur Brüstung stürzte und sich auf die Dächer des Jakobusrings übergab. Mit traurigen Blick schaute sie noch einmal zur Kathedrale, in der mittlerweile ein unwissender Luzifer einen Albtraum konzipierte, der sein eigenes Grab sein sollte.
      Luzifer, Sybill, die Herzkönigin, Brianna...sie selbst. Niemand von ihnen darf dem Albtraum entkommen. Es wird Zeit für die Dämonen dieser Welt, sich schlafen zu legen!

      ~ Traumwelt: Oberer Kathedralenbezirk - Vorplatz ~

      Raphaela und Brianna konnten gerade so rechtzeitig in Deckung gehen, als ihnen die massive Eichentüre entgegen geschleudert wurde. Wie ein tobender Stier wälzte sie sich durch das tödliche Kunstwerk Raphaelas und erwehrte sich wie ein mächtiges Schild sämtlicher Blutspeere in seinem Weg, ehe sie Stück für Stück in ihre Einzelteile zerbarst. Die Weißhaarige, welche vom linken Seitenflügel der Tür hart am Rücken getroffen worden war, rappelte sich gerade auf und folgte dem entsetzten Blick der Rothaarigen über den mittlerweile völlig verwüsteten Vorplatz der Kathedrale. Von Herleif und Gabriel war längst keine Spur mehr, aber stattdessen offenbarte sich den beiden Frauen ein seltsames Schauspiel. Ein gewaltiges Geflecht an Schuppen hatte sich um die beiden Außenpfeiler der Kathedrale und die gesprungen Fenster wie eine riesige Schlingpflanze gewunden. Aus der Kirche sahen sie hingegen zwei humpelnde Männer fliehen. Beide atmeten erleichtert aus, als sie in ihnen Luzifer und Dädalus erkannten. Ihre Freude verebbte jedoch in einer lähmenden Welle des Schocks, als der Kopf des Schuppentiers zischend aus seinem frisch eroberten Bau direkt auf sie zu kroch.
      172.Kapitel: Die Tyrannei des Schmetterlings


      Ein brummendes Stöhnen entfloh Marcs Kehle, als er den Dreizack aus gehärtetem Bernstein aus dem zuckenden Leib der unnatürlichen Spinnenkreatur zog, die zu seinen Füßen den letzten Atemzug ihrer künstlichen Lunge tätigte. Bittere Galle sammelte sich an seinem Gaumen, während er das Meer aus glänzend weißer Seide betrachtete, durch dessen unruhige Wellen seine Beine wateten. Die Flut an stummen Dienern der Herzkönigin schien nicht abreißen zu wollen, auch wenn sich ihre filigranen Körper mit jedem gefallenen Kameraden sichtlich zu vereinfachen schienen. Die Königin in ihrem schützenden Kokon schien nicht schnell genug neue Spinnenvasallen aus klebriger Seide knüpfen zu können wie Marc und Kol sie zerfetzten. Der Braunhaarige fuhr sich durch die schweißnassen Haare, die ihm strähnig in die hohe Stirn hingen und nutzte die kurze Atempause, um nach seinem Kameraden Ausschau zu halten. Die Waffe aus Bernstein ruhte wie selbstverständlich in seinen schwieligen Händen, als hätte Kol sie eins zu eins nach dem Vorbild seines eigenen Dreizacks geschaffen. Einen Moment wunderte sich der Koch darüber, ehe ihm wieder einfiel, dass Kol als Kurator nicht nur mit antiken Kunstwerken, Statuen und Gemälden bewandert war, sondern auch über Waffen einige Kenntnisse besaß. Zumindest erinnerte er sich daran, dass er nach ihrer Abreise von Clockwork Orange seinen Dreizack interessiert gemustert und seine Entstehungszeit auf 1239 Anno Maris datiert hatte. Marc musste lächeln. Nicht, weil ihm diese Erinnerung ein Gefühl besonderer Glückseligkeit bescherte, sondern vielmehr, weil er in einer kruden Mischung aus Beängstigung und Neugier feststellte, dass sich die letzten Wochen und Monate für ihn wie eine Ewigkeit angefühlt hatten. Mit Brianna war nicht nur die vielleicht wichtigste Person seines Lebens wieder in sein Leben getreten, sondern sie hatte in ihrem Schlepptau eine ganze Armada aus Licht und Dunkelheit mit sich gezogen. So viele unterschiedliche Menschen, die sich schon jetzt wie eine Familie anfühlten. So viele verdrängte Erinnerungen, die ihn in den finstersten Stunden der Nacht in dunkle Gewässer zerrten, in denen er zu ertrinken drohte. Brianna war in diesen Tagen Rettungsanker und gefährliche Sirene zugleich gewesen. Mal hob sie ihn aus den gefräßigen Fluten, riss ihn aus der Dunkelheit, die in seinem Herzen nistete, seit dem Tag, an dem ihre gemeinsame Tochter aus ihrem Leben gestohlen wurde. Doch manchmal war sie auch selbst die Dunkelheit, vor der er sich so sehr fürchtete. Sie folgte ihr wie ein zweiter Schatten und dies schon vor den schicksalshaften Tagen des Mittsommernachtsfests. Er seufzte laut auf, um dem Strudel an Gedanken zu entkommen, als er das tödliche Klacken der Kieferwerkzeuge von der Seite vernahm. Er hatte keine Zeit, um mit seinem Dreizack zu reagieren. Stattdessen wirbelte er um die eigene Achse, packte das humpelnde Tier, dem seine Herrin lediglich sieben Beine geschenkt hatte, mit der freien Hand am Kiefer und zerriss die schlampig geknüpften Seidenfäden beinahe mühelos. Im Schleier aus zu Boden rieselnden Stoffes erblickte er zudem Kol, welcher es anscheinend auf das Herz des glänzenden Labyrinths abgesehen hatte. Just in diesem Moment peitschte eine Welle aus goldenem Harz über den Boden, streckte seine zähflüssigen Finger gen abgeschirmtem Nachthimmel aus, um sich zu einer leuchtenden Mauer aus steinhartem Bernstein zu verfestigen. Im nächsten Moment erkannte der Koch auch, wovor sich der Kurator überhaupt zu schützen versucht hatte, als er einen Mann in einem grellen Anzug beobachtete, der die Mauer ebenso erstaunt wie er selbst betrachtete. Marc musste nicht lange überlegen, um in ihm den ‚Hutmacher‘ von Dädalus Übersichtstafel über die Triadenmitglieder zu erkennen. Ohne zu zögern machte er sich auf den Weg, als Theophilus in die Hocke ging. Der Braunhaarige konnte die Transformation des Anzugträgers lediglich aus der Ferne betrachten, als jenem lange graue Ohren aus der Hutkrempe wuchsen und seine Beine muskulösen Schenkeln wichen, welche sich für einen kraftvollen Absprung bereit machten. Marc hatte ihn fast erreicht, ehe er sich mit schelmischem Gesicht zu ihm umdrehte und die lachsfarbene Nase rümpfte, dabei gewaltige und gefährliche Zähne offenbarte. Seine Barthaare tänzelten leicht, als er mit hoher Stimme sprach.
      »Tut mir leid. Muss gehen. Hab keine Zeit für ein Tänzchen mit dir!«
      Sein Absprung ließ die losen Seidenfetzen aufwirbeln und ein paar der Spinnentiere nach hinten reißen, welche sich an Marcs Fersen gehängt hatten. Jener folgte dem Kaninchenmenschen, der über die Mauer zu hüpfen versuchte, und schmunzelte. Er kniff ein Auge zu und legte den Dreizack an, während er den perfekten Winkel suchte, um auf Hasenjagd zu gehen. Als Theophilus den Scheitelpunkt der Mauer überwand und bereits die funkelnde Scherenklinge zückte, schleuderte er den Bernsteindreizack mit sämtlicher Kraft, die sein mechanischer Arm ihm ermöglichte, auf den Teufelskraftnutzer. Die Waffe schnitt mit einem hörbaren Laut durch die Luft. Obwohl Theophilus Löffelohren das Surren der Luft noch rechtzeitig vernahmen, konnte er dem Angriff nicht ausweichen. Seine Fellhände packten nach der Waffe, aber die Kraft des Dreizacks war zu gewaltig, sodass er mit ihm fortgerissen wurde. Zufrieden blinzelte Marc in Richtung Kokon, welchen Kol mit einem einzigen Schwerthieb zerteilt hatte und dadurch eine schleimige Gestalt zu Boden regnen ließ. Er kümmerte sich jedoch nicht darum, denn sein Widersacher wartete jenseits der goldenen Mauer auf ihn.

      ~ Oberer Kathedralenbezirk: Der Friedhof ~

      Die Axt glitt wie ein Buttermesser durch den uralten Grabstein. Skalpierte den pausbackigen Engel und strich ihm den Scheitel glatt, ehe sie sich tief in das Erdwerk des Friedhofs fraß, dabei Würmer und Leichname aus ihrem ewigen Totenschlaf reißend. Gabriel selbst war ihrem brachialen Angriff ausgewichen. Balancierte mit einer Leichtfüßigkeit, die Herleif ihm niemals zugetraut hätte, auf einem uralten klobigen Kreuz, welches das Zentrum der von hohen Mauern umgebenen Ruhestätte bildete. Herleif stand mit dem Rücken zu dem klaffenden Loch, durch das die beiden Kämpfer gebrochen waren und welches der Hexenhammer des Inquisitors in die Mauer geschlagen hatte, wobei der Angriff eigentlich für den Kopf der Walküre bestimmt gewesen war. Ihr Arm pulsierte, als sie die zweite Axt vom Boden aufhob und die frischen Runenmale leuchteten wie die Sterne über ihren Köpfen. Funkelnde Perlen, die in mühevoller Kleinarbeit an das Himmelszelt gestickt worden waren, schienen die leuchtende Schrift ihres Volkes zu reflektieren. Der Gedanke an den schimmernden Mondsee, dessen Wasser bei Vollmondnächten so hell leuchtete, als hätte der Mond direkt den Sternenglanz in den riesigen See Walhallas gegossen, spornte die Walküre an, auch wenn die Heilrune bereits wieder zu verblassen drohte. Je schneller die Schrift verblasste, desto stärker wurden die Schmerzen in ihrem linken Fuß. Gabriels helle Augen bohrten sich derweil durch ihren Schädel direkt in ihre Gedanken. Zumindest hatte Herleif dieses Gefühl, denn auf einmal lächelte der Mann, der außer brodelndem Zorn so selten eine Gefühlsregung zeigte.
      »Deine heidnische Hexenkunst verliert ihre Wirkung, nicht wahr?«
      Unbeeindruckt schob Herleif trotzig das Kinn nach vorne. Sie versuchte es wenigstens, um sich weder von den Worten ihres Gegenübers aus der Fassung bringen zu lassen, noch die brennenden Krallen des Schmerzes, die in ihrem Inneren wüteten, die Oberhand gewinnen zu lassen.
      »Was macht dich darin so sicher?«
      Wieder dieses mitleidvolle, nein, verachtungsvolle Lächeln.
      »Dein Puls ist stark beschleunigt und der Schweiß steht dir auf der Stirn. Ich höre, wie dein Herz mit jedem Schlag schneller gegen deinen Kehlkopf trommelt.«
      Die Walküre versuchte, ihre Überraschung zu kaschieren. Sie hatte Gabriel unterschätzt, denn hinter der Maske aus fanatischer Brutalität lauerte eine noch viel gerissenere Bestie. Hochintelligent. Grausam, aber nicht der Grausamkeit willens, sondern aus einem inneren Antrieb heraus, der tiefer wurzelte, als es jeder Fanatismus könnte. Es drehte Herleif den Magen um, als sie zu realisieren begann, dass sie und Gabriel sich vielleicht ähnlicher waren, als es der Walküre lieb war. Sie würde über Leichen gehen, um Walhalla zu schützen. Um das zu schützen, dem sie sich mit Leib und Seele verschrieben hatte, obwohl man sie aus ihrer Heimat verbannt und zur Geächteten gemacht hatte. Sie war mit einer Mission aufgebrochen, die zum Scheitern verurteilt war und dennoch kämpfte sie wie eine Berserkerin, um das Ziel zu erreichen und auf eine seltsame Art und Weise glaubte sie, dass es Gabriel ganz genauso ging.
      »Dann bringen wir es lieber schnell hinter uns!«, erwiderte Herleif jedoch kühl. All die Gedanken, all diese kreisenden Gedanken und Erinnerungen an ein Leben vorher und eine Existenz morgen wischte sie beiseite. Gabriel stand nun als nächste Hürde zwischen ihr und der Rettung ihrer Heimat. Er war nicht die erste Hürde und er würde nicht die Letzte sein. Doch um herauszufinden, wie viele Stufen sie noch zu erklimmen hatte, musste sie diese erst überwinden. So griff sie nach ihrer Axt, spürte das kühle Metall wie einen frostigen Gruß Walhallas in ihren Händen und stürzte sich auf Gabriel.

      ~ Johannesring: Der Eingang zum Kathedralenbezirk ~

      Jede Faser in seinem Körper war einer uralten Angst erlegen. Es war eine dieser Urängste, die jegliche Lebewesen vom Moment ihrer Geburt bis zum letzten Atemzug auf der Bahre begleiten. Eine nebulöse Ungewissheit, die sich in dein Herz schleicht, dir die Seele vergiftet und dein Denken in Dunkelheit hüllt, während man selbst als wimmerndes Häufchen Elend in der Ecke eines leeren Raumes verkümmert und hofft, dass diese Angst vorbei gehen würde; so wie jede Nacht schließlich ihr Ende findet, auch wenn man selbst sicher war, dass die sternenlose Finsternis für immer währen würde. Kol traute sich nicht einmal einen Schritt rückwärts zu gehen, während das Monstrum vor seinen lindgrünen Augen aus dem klebrigen Kokon kletterte. Schleim tropfte ihr wie abstoßender Morgentau von den gefächerten Fühlern auf ihrer Stirn, welche aus dem flammend roten Haar sprossen. Er hatte Abbildungen Viktoria Stuarts gesehen. Eine herbe Frau, der das grausame Schicksal ins Gesicht gemeißelt worden war und die ihre körperlichen Defizite wie eine Gravur in ihren faltigen Gesichtszügen trug. Doch die hellen, mandelförmigen Augen waren verschwunden. Es waren zwei unendlich wirkende Opale aus tiefschwarzem Onyx, in dessen Facettenstruktur sich Kols Antlitz hunderte Mal brach, neu zusammengesetzt wurde, um dann wieder zu skurrilen Formen zu zersplittern.
      Ein animalisches Grölen entfloh den fellbedeckten Lippen des Monstrums. Ein Geräusch, welches Kol die Nackenhaare zu Berge stehen ließ und eine eisige Schicht des Fröstelns über seine Haut legte. Die Kreatur bewegte sich, auch wenn Kol unter den klebrigen Schichten aus Schleim und Seide keine Beine erkennen konnte. Generell war es schwer, überhaupt etwas außer dem Insektengesicht der Herzkönigin zu erkennen, denn die Flügel des Wesens ruhten noch wie eine schützende Decke um den Leib ihrer Herrin. Kols Lippen kräuselten sich bebend, als das Wesen erneut einen Laut von sich gab. Dieser klang menschlicher, greifbarer und dennoch bereitete er dem Kurator mehr Angst, als alles, was er zuvor gesehen und gehört hatte. Es war Erleichterung. Pure Erleichterung in Form eines kehligen Lachens, das aus den tiefsten Winkeln eines verstaubten Herzens zu sprudeln schien. Zeitgleich breitete die Herzkönigin die Flügel aus. Breitete sie zur vollen Spannbreite aus. Tausend Augen zogen sich wie patrouillierende Wächter über die gemusterten weißgrauen Flügel und Kol wurde das Herz schwer, als ihm klar wurde, dass die Herzkönigin ihn erst jetzt zu bemerken schien. Sie legte den Insektenkopf schief und betrachtete ihre Beute, die ihr ungewollt und unbeabsichtigt in die Falle gegangen war.

      ~ Reale Welt: Ein paar Tage zuvor ~

      Viktoria lehnte sich gegen die steife Rückenlehne ihres Stuhls. Sie spürte den kratzigen Stoff an ihrem Nacken, ehe sie beschloss, dass sie die gesamte Esszimmergarnitur austauschen würde, sobald sie zurückgekehrt wäre. Zurückkehren. Sie schmunzelte ein bitteres Lächeln, als ihre Zunge bei dem inneren Monolog über dieses Wort stolperte. Als würde sie eine Reise tätigen, und doch war es etwas gänzlich anderes. Kein Schiff würde sie zu einer neuen Küste bringen. Nein. Blut und ein Schlaftonikum wären Schiff und Segel in eine Welt jenseits der Gesetze von Raum, Zeit und Logik. War sie verrückt? Ja, vermutlich war sie es. Luzifer zu trauen war ebenso ratsam wie mit offenen Wunden die Ratten der Pestlazarette zu liebkosen. Vielleicht barg dieses Unternehmen sogar einen besseren Ausblick auf Erfolgschancen, als dieses Spiel der Könige, dem sie sich verschrieben hatte. Ihre Zähne nagten wieder an dem wunden Fleisch ihrer Backeninnenseite und zufriedenstellend breitete sich der rostige Geschmack von Blut in ihrem Mund aus. Ihre Finger griffen zu dem vollen Glas, ehe sie den Vorgeschmack des Todes mit köstlichem Wein hinunterspülte.
      »Noch kannst du umdrehen«, flüsterte der klein gewachsene Mann am anderen Ende der Tafel, als hätte er den Nebel ihrer trüben Gedanken durchblickt. Sie schenkte ihm ein bittersüßes Lächeln, obwohl sie wusste, dass sie Charles nichts verheimlichen konnte. Er kannte sie vermutlich besser, als sie sich selbst. Er war einer der wenigen Menschen, wenn nicht sogar der Einzige, der sie wirklich verstanden hatte. Der sie gesehen hatte. Die wahre Viktoria hinter den unzähligen Schichten, Facetten und Schleiern, in die sie sich im Laufe der Zeit gehüllte hatte, sodass sie sich manchmal selbst vor ihrem eigenen Spiegelbild erschrak, welches ihr abends eine Frau zeigte, die sie den ganzen Tag in den Keller ihres Seins gesperrt hatte. Nur er kannte sie ohne das Königsgewand, ohne das heilende Korsett, ohne die teure Kosmetik und ohne den eisernen Panzer an Gefühlskälte, den sie anlegen musste, um in dieser Welt voller Haifische nicht als schwächliche Sardine entlarvt zu werden.
      »Ich kann nicht umdrehen, seit der Schatten des Lords auf mein Antlitz gefallen ist und ich kann erst aufhören, wenn eine gleißende Sonne über meinem Haupt scheint«.
      Charles’ faltiges Gesicht fiel in sich zusammen, obwohl er mit der Antwort nicht nur gerechnet hatte, sondern sie im genauen Wortlaut hätte mitsprechen können. Die weißen Barthaare seines gewaltigen Schnauzers kaschierten die in stiller Wehmut verzogenen Mundwinkel zu einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. Auch er wusste, dass er seiner Gattin nichts vorzumachen brauchte. Er hatte nie ihre Stärke besessen und sich ohne Zweifel auf dem Platz neben ihr eingefunden. Trotz seines Erbrechts, trotz seines königlichen Geblüts und ihrer zweifelhaften Abstammung war sie die unangefochtene Führerin ihres Volkes, die Dirigentin ihres Lebens und er ihr treuer Gefolgsmann, auch wenn sie ihm immer das Gefühl vermittelt hatte, ein gleichwertiger Partner zu sein.
      »Hast du wenigstens mit Charlotte gesprochen? Unsere Tochter weiß nichts von dem dunklen Erbe, welches sie erwartet, solltest du nicht siegreich aus diesem Spiel zurückkehren.«
      Seine Stimme klang gefasster, als er es erwartet hatte. Vielleicht spiegelte sich darin sogar eine simple Form von Trotz. Trotz gegen die egoistische Suche seiner Frau, welche sich nach Rache sehnte, wo keine zu finden war oder deren Preis nicht nur von ihr, sondern von ihm, ihrer Tochter und ihrem Volk zu tragen war, sollte sie scheitern.
      »Ich habe im Schatten gelebt und war eine wehrlose Raupe, die sich im Antlitz eines gefräßigen Raubvogels totstellen musste, um zu überleben. Ich habe mich in meinen Kokon zurückgezogen. Habe mich von nichts außer Rache und Zorn genährt, um nach diesem schicksalshaften Bündnis mit dem blinden Teufel als neue Frau zurückzukehren. Die Prophezeiung wird die Sonne erstrahlen lassen und die Finsternis vertreiben, ehe eine neue Ära anbricht, welche meinen Stempel tragen wird!«
      Charles erwiderte ihren kühlen Blick. Versuchte, die Viktoria zu erreichen, die er so oft des Nachts schluchzen hörte. Jene Frau, die voll Mut und Verletzlichkeit seine Gattin wurde, ehe sie gemeinsam die fountischen Ketten der Sklaverei durchtrennt hatten. Doch im trotzigen Gesicht seiner Frau residierte in diesem Augenblick nur noch die Herzkönigin. Welch ironischer Name für die Facette einer Frau, welche alles besaß außer einem Herzen. So hob er resigniert sein Glas und prostete seiner Frau zu, auch wenn der Wein ob der Gewissheit bitter schmeckte, dass er sie vielleicht nie mehr wiedersehen würde.

      ~ Traumwelt: Jakobusring ~

      Die Tentaklen des Meermanns schlängelten sich rasch um einen der Laternenmasten, sodass er sich gerade noch rechtzeitig aus der zerstörerischen Bahn der Feuerwalze retten konnte, welche durch die Straßen pflügte und alles mit einer kohlrabenschwarzen Schicht überzog. Die Flammen öffneten sich noch im dunklen Nachthimmel wie Hibiskusblüten, während sie zeitgleich aber bereits am welken waren und zu glimmenden Funken verglühten.
      »Was zum Teufel?!«, keuchte Drake, dem der Schweiß auf die Stirn getreten war und dessen himmelblaue Augen fassungslos auf die schnaubende Bestie am anderen Ende der Gasse gerichtet waren.
      »Ist dies nicht dieser Fuchsjunge aus eurer Mannschaft? Seit wann hat er von einer Krypto-Zoan gegessen?«, motzte die Stimme der Halbzwergin, welche auf einer kleinen Blase über seinem Kopf balancierte.
      »Tja, unser Kyu steckt halt voller Überraschungen«, erwiderte Drake mit einer Spur Stolz und Anerkennung in seiner Stimme, die er trotz der misslichen Lage nicht verstecken konnte. Er wollte gerade eine gemeinsame Strategie vorschlagen, um der Situation Herr zu werden, als sich seine Nackenhaare aufstellten und er aus den Augenwinkeln vernahm, wie sich etwas blitzschnell auf ihn zubewegte. Erneut wich er in letzter Sekunde aus und erkannte nur noch Marzipans Silhouette, als diese an seiner Nasenspitze vorbeirauschte und sich wie ein Projektil in die Mauer des angrenzenden Hauses bohrte. Putz bröckelte zu Boden und Staubpartikel mischten sich unter die letzten verglimmenden türkisenen Funken.
      »Was zum Teufel?!«, brummte der Meermann zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten, während sich Marzipan aus dem entstandenen Loch schälte. »Wieso hast du das gemacht?!«
      Ein viel zu tiefes und maskulines Lachen schälte sich aus ihrem pausbäckigen Gesicht, ehe sie sich den Staub von der beigen Kleidung klopfte und das krause Haar schüttelte.
      »Mein Auftrag ist es, alle Mitstreiter der rothaarigen Schatzjägerin von der Kathedrale fernzuhalten und zu eliminieren. Glaubst du ernsthaft, dass ich es nicht mit euch beiden aufnehmen kann. In meinen Adern fließt das Blut von Bi-!«
      »Sorry, das hab ich nicht verstanden!«, grinste der Meermann zufrieden, nachdem sich eine seiner Tentakeln um den kleinen Körper der Zwergin geschlängelt und ihr buchstäblich das Wort abgeschnitten hatten. »Ich muss mich jetzt wirklich um meinen Freund da drüben kümmern und wenn du mir nicht helfen willst, hab ich keine andere Wahl!«
      Ihre dunklen Augen funkelten voll Abscheu und feuerten Blitze der Verachtung in Richtung des Meermanns, der das Problem als gelöst erachtete und sich wieder dem Fuchsgeist zuwandte, der sich in der Zwischenzeit kaum einen Millimeter bewegt hatte. Er hob beschwichtigend die Arme und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Seine Worte wählt er mit bedacht, indem er ruhig und langsam sprach. Er versuchte, jede einzelne Silbe zu schmecken, um durch die pechschwarzen Augen voll animalischen Hasses und den Schutzring aus tanzenden türkisenen Feuergeistern zu dringen.
      »Na, Kumpel? Wie geht es dir?«
      Kyus Ohren spitzten sich sofort, als seine Stimme durch die Gasse schallte, in der die letzten Feuernester noch immer knisterten. Er hob zu Drakes Freude sogar ein wenig den Kopf, als würde er ihn anschauen wollen, auch wenn die spitzen Zähne noch immer gefletscht waren und nach frischem Blut gierten. Dennoch wertete der Meermann es als positives Zeichen und bewegte sich sogar ein paar Schritte auf ihn zu. Die freien Tentakeln rutschten dabei vorsichtig über den Boden, ertasteten zuvor jeglichen Stein, zersprungenes Glas und sonstiges Geräuschquellen, welche den Fuchsjungen von seiner ruhigen Stimme hätten ablenken können.
      »War ein ziemlich ereignisreicher Tag? Oder Nacht? So wirklich bin ich ja immer noch nicht durchgestiegen, was hier eigentlich abgeht. Vielleicht können wir beide gemeinsam ja eine Antwort finden. Wie hört sich das an?«.
      Kyus Lefzen senkten sich und der Meermann war sich sicher, dass er sogar ein kurzes Funkeln in den Augen des riesigen Fuchsungeheuers hatte erkennen können. Die Feuergeister umschwirrten ihren Herrn jedoch immer noch treu ergeben und beäugten das Wesen des Meeres misstrauisch, als wäre allein seine Gegenwart eine Existenzbedrohung für sie. Ebenso zuckten die neun Schwänze noch immer wild umher. Drake hatte jedoch den Abstand zwischen ihnen halbiert und versuchte die strampelnde Marzipan zu ignorieren, als er plötzlich merkte, wie ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Schockiert öffnete sich der freie Tentakelarm und die Zwergin schlüpfte unter einem schrillen Keuchen aus ihrem temporären Gefängnis. Sie spuckte verächtliche Worte des Zorns in Richtung Drake, dessen Tentakeln von einer wabernden Seifenschicht umgeben waren, die ihn entgegen aller Gesetze der Schwerkraft in die Höhe zog. Der Tumult ließ Kyus blonde Schwänze panisch auf den Boden peitschen und ehe der Meermann erneut zu ihm durchdringen konnte, hechtete er auf ihn zu, die Zähne dabei als perlweiße Armada zum tödlichen Gefecht entblößt.

      ~ Traumwelt: Johannesring ~

      Tausend tote Augen folgten ihm, als er über den Boden geschleift wurde und gegen eine der Seidenwände donnerte. Der Aufprall raubte ihm den Atem, ehe er erleichtert feststellte, dass der zerstörerische Angriff der Herzkönigin ihn nicht das Rapier gekostet hatte.
      »Soll dies deine Rache sein, nemëischer Löwe?!«, krächzte die grausame Stimme der Insektenfrau durch die klare Sternennacht. Ihre Stimme klang wie spitze Fingernägel, welche über eine Schiefertafel kratzten. Quälend und unerbittlich. Ein kreischendes Fiepen, in Schwung gesetzt von Stimmbändern aus unbeugsamem Chitin. Viktoria bewegte sich kaum. Ihre Flügel schlugen beinahe sacht, um sich wenige Zentimeter über dem Boden zu halten. Das königsblaue Korsette schmiegte sich an ihren verwandelten Körper, während ihre Arme die Seidenfäden wie eine Spinnerin dirigierten. Sie umgaben sie in einem messerscharfen Konstrukt aus dünnen und dickeren Strängen. Ein Bollwerk aus lebendiger Seide, ihrer tyrannischen Schöpferin untertan und bereit, ihrem stummen Willen zu folgen. Viktoria schuf Schild und Speer aus dem silbernen Material, ohne auch nur einen Finger krümmen zu müssen. Sie schöpfte ihre Kraft aus dem klebrigen Käfig, in welchen Marc und er so siegessicher gestolpert waren. Kol stemmte sich in die Höhe und wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus den Mundwinkeln, ehe er ihren widerlichen Facettenblick mit einem ehrgeizigen Lächeln quittierte.
      »Ich musste mit ansehen, wie meine Heimat in ein Ödland aus Asche und Wahnsinnigen verwandelt wurde. Ich hörte die Klagen der Kinder, die fern der Sonne und frischer Luft aufwachsen mussten. Ich spürte den Wahnsinn der Prediger, die sich in ein totengraues Elysium oberhalb der Erde flüchteten, durch die steinernen Decken sickern! Dein Hölleninferno hinterließ nichts als Schmerz und Pein«.
      Seine Hände schlossen sich fest um den Griff seines Rapiers, sodass die weißen Knöchel die helle Haut des Kurators beinahe zu zerfetzen drohten. So viel Zorn pulsierte durch seine Adern, als er der ehemaligen Herrscherin Liberty Bourbons gegenüberstand. Ein ironisches Schnauben durchbrach den Monolog Kols in seinem Inneren, als ihm klar wurde, dass die toten, abscheulichen Augen dieses Monstrums den wahren Kern seiner einstigen Königin perfekt auf den Punkt brachten. Er unterbrach seine Ausführungen für eine spöttische Verneigung, ehe er all seine Missgunst und Abneigung in seine Worte legte.
      »Man nennt euch die Herzkönigin, Euer Durchlaucht. Doch ich bezweifle, dass überhaupt ein Herz aus Fleisch und Blut in Eurer Brust schlägt!«
      Er zückte das Schwert, während die silbernen Fäden aus Seide sich wie ein Schwarm emsiger Bienen sofort zu einem dicken Schild aus weicher Watte verwoben, hinter deren Rändern die Insektenkönigin zu verschwinden drohte. Nur die toten Augen ihrer Flügel ragten als groteske Zier des Seidenschilds hervor.
      »Du musst es mir wohl schon aus dem Leib schneiden, um diese Antwort zu erlangen«, klackerte Viktorias Stimme gedämpft durch ihren Schutz. Kol lächelte zufrieden, eher er die Hand aufs Gesicht legte. Die Punkte, an denen seine Finger Schläfen, Stirn und Wange berührten, wandelten sich zu fließendem Gold und überzogen die kantigen Gesichtszüge des Mittelblonden mit einer feinen Schicht aus Bernstein. Backen, Nase und Kinnpartie trieben animalische Formen, ehe das feindselige Gesicht eines angriffslustigen Löwen als leuchtende Maske sein Gesicht zierte und dem flatternden Schmetterling symbolisch entgegen brüllte.
      »Ich verstehe dies als Aufforderung, Eure Hoheit!«, brummte Kol aus der Maske und stürzte sich inmitten des silbernen Bienenschwarms, der sich mit seidenen Speeren ebenfalls daran machte, ihn aufzuspießen.
      173. Kapitel: Steinerne Herzen


      Das Blut pulsierte wie flüssiges Magma durch ihre Venen und ihr Herz raste, als sie sich aufrappelte. Ihre dünnen Finger tasteten über den Boden, erfühlten Gesteinsbrocken, Erde und spitze Kristalle aus zerborstenem Rubin. Ihre Lunge rasselte, ehe sie beim Versuch aufzustehen zusammensackte. Etwas Warmes bahnte sich seinen Weg über ihre Stirn, schmiegte sich an ihre Schläfen, tünchte die rostbraunen Augenbrauen in karmesinroten Schimmer und bettete sich in ihren Mundwinkeln zur Ruhe, den Geschmack des Totenreiches auf ihre Lippen zaubernd. Wo war ihr Steckenpferd? Briannas Hände suchten noch immer nach der Waffe, ohne die sie sich so macht- und hilflos fühlte. Der schmutzige Marmor unter ihrem Körper erbebte und sie hörte ein seltsam verstörendes Kreischen, das Ächzen von Knochen, ehe Stille folgte. Stille, die sich als atemraubender Schleier über ihre Ohren legte und ihren Schädel unter seiner unsichtbaren Last zu zerquetschen drohte. Sie hob den Kopf, strich sich die blutige Haarsträhne aus dem Gesicht und da erspähte sie es. Glück schoss ihr wie eine Lanze in die Brust. All die unsichtbaren Ketten, die sie an den Boden gefesselt hatten, schienen gelöst zu sein. Sie stemmte sich in die Höhe und sprintete los. Es waren fünf Meter und dennoch kam ihr die Strecke wie ein halber Marathon vor. Unter den weichen Sohlen ihrer Ledersandalen knirschte es und einmal wäre sie beinahe weggeschlittert. Das weiße Holz des Hirschkopfes glänzte im trüben Licht des Blutmondes über ihrem Kopf. Die endlosen schwarzen Augenhöhlen waren erloschen, aber es schien der Rothaarigen, als würde es nach ihr rufen. Als würde es ihren Namen flüstern. Leise und vertraut. Brianna. Noch zwei Schritte. Sie sah ihre Fingerspitzen bereits das stabile Holz des elfenbeinweißen Stils umschließen, als ihr die gleichgültigen Gesichtszüge Raphaelas in den Weg traten.
      »Es wird Zeit, dass du uns verlässt. Sie ist hier!«
      Das Schwert in ihrer Hand blitzte auf, als sie die Klinge nach ihr schnappen ließ, aber die Schatzjägerin war zu nah an ihrem Ziel, um sich jetzt noch aufhalten zu lassen. Sie war auf den Vorplatz der unheiligen Kathedrale getreten, um Dädalus aus den Fängen Luzifers zu befreien und sie würde sich von niemandem aufhalten lassen. Noch während die blitzförmige Klinge die kühle Nachtluft mit einem Sirren zerteilte, warf Brianna sich zu Boden. Grätschte mit den Füßen voran auf Raphaela zu und riss ihr mit dem Tritt den Boden unter den Füßen weg. Die Vikarin Corto Malteses stieß einen spitzen Schrei aus, als sie mit den Armen flatternd zu Boden segelte. Doch die Rothaarige achtete nicht mehr auf die weißhaarige Frau, die hinter ihr taumelte. Ihre meergrauen Augen fixierten wie magnetisiert das Steckenpferd, welches ihren Namen nun deutlich in die finstre Nacht hinausbrüllte. BRIANNA. Erst das golden funkelnde Glühen der Hirschaugen beendeten seine sehnsüchtigen Schreie und ließ Brianna erleichtert aufatmen. Es würde alles gut werden. Ohne eine Sekunde zu warten, schnellte sie herum und ließ ihre tödliche Waffe auf den verwüsteten Marmorboden donnern. Die Druckwelle ließ den Boden Wellen schlagen, sodass Geröll und Marmor als speiende Gischt eines Geysirs in die Luft geschleudert wurden. Die Weißhaarige wurde im tosenden Orkan in die Lüfte gerissen und eine der Steinplatten zerfetzte ihr das Gesicht. Ihr Körper wirbelte durch die Lüfte, als hätten sich ihre sämtlichen Wirbel pulverisiert und unter einem Hagelsturm aus herabfallendem Geröll klatschte ihr Körper unsanft am Rand des Vorplatzes auf. Brianna beobachtete einen Moment das Schauspiel, musterte, ob es eine Regung ihrer Widersacherin gab. Doch als das Leben ihrem dürren Körper zu entweichen schien, machte sie auf dem Absatz kehrt, um nach Dädalus zu suchen. Jener kletterte gerade über eine der Barrikaden, die Raphaela zuvor erschaffen hatte und ein breites Grinsen stahl sich auf die blutverkrusteten Lippen der Schatzjägerin, welches jedoch so plötzlich erstarb, wie es erblüht war.

      Dummes naives Mädchen, dröhnte eine verzerrte Stimme, welche den überlappenden Farbton der zahlreichen Widersacher der letzten Monate ähnelte, in ihrem Kopf. Luzifer, Genevieve, Narcisse, Sybill. Sie alle sprachen gleichzeitig die Worte, die sich als eine verdrängte Wahrheit in ihrem Herzen eingenistet hatte. Bittersüßer Verrat.
      Der alte Greis hatte sie noch nicht erkannt, als er Luzifer unter die Arme griff, um dem Gepeinigten über die Barrikade zu helfen. Als er sich umdrehte, schwollen seine anthrazitfarbenen Augen über vor Freude und Glückseligkeit.
      »Oh Brianna, mein liebes Kind, es geht dir gut!?«, stürzte es aus ihm heraus und er auf sie zu, aber ihre meergrauen Augen fixierten den Blinden, der sich schwer atmend an den leuchtenden Rubin lehnte. Der Zorn erstickte die Freude und er wucherte in ihrem Herzen, als sie den Architekten dieses Albtraums erblickte. Ein Herz, das mit jeder weiteren Wucherung zu kaltem Gestein zu erstarren drohte. Der Mann, der sie und ihre Freunde gefangen, gefoltert und missbraucht hatte. Unsanft stieß sie Dädalus von sich weg, der sie nur vollkommen perplex musterte.
      »Was ist denn?«, flüsterte er verunsichert, aber ein Funken von Erkenntnis flackerte in seinen dunklen Augen, als er ihrem hasserfüllten Blick folgte. Hundert Erklärungen schwirrten ihm durch den Kopf, aber keine Einzige ließ sich in Buchstaben kleiden, denn die Erde zu ihren Füßen erbebte und im nächsten Moment regnete es Blut und Gedärme auf sie herab.

      ~ Jakobusring ~

      Türkise Flammengeister streckten ihre flackernden Flügel, leckten an der flimmernden Oberfläche, ehe sie mit zischenden Zungen zurückwichen. Sie fauchten, spieen verhöhnende Funken in Richtung des Schwarms aus glitzernden Blasen. Sie schäumten aus den Poren der kleinen Frau und tauchten die Gasse in ein flirrendes Farbenmeer. Das Monster mit falbem Fell sprintete durch die Wand aus sacht treibenden Bläschen. Ließ den Schutzwall, vor dem seine emsigen Irrlichter noch zurückgewichen waren, zu traurigen Tröpfchen platzen, als wären sie das Machwerk eines naiven Straßenkünstlers und nicht das Produkt einer fähigen Teufelskraftnutzerin. Doch Marzipan zeigte sich unbeeindruckt. Ihre buschigen Augenbrauen kräuselten sich nicht einmal. Kein Funken Anerkennung gab es für die wilde Bestie mit den toten Augen, die mit gefletschten Zähnen auf sie zu sprintete. Ihre Finger schnellten zu Boden. Betasteten den terrakottafarbenen Ziegelstein unter ihren Füßen. Drakes himmelblaue Augen weiteten sich erstaunt, als sich orangerote Blasen aus dem Boden erhoben und die Halbzwergin wie ein Bollwerk umgaben.
      »Schauen wir mal, ob du dich bei diesen Kugeln auch so unbeeindruckt zeigst, Fuchsjunge!«, keifte die untersetzte Frau triumphierend, als Kyus Schädel gegen die erste neu entstandene schwebende Kugel krachte. Doch dieses Mal regnete es keine Tropfen zerplatzter Seifenlauge, sondern hellrotes Blut und zerbröckelten Backstein. Ohne zu zögern hüpfte Marzipan in die Höhe und ließ auch die restlichen Ziegelsteinblasen wie einen tödlichen Hagelschauer auf den Fuchsgeist regnen, der nach der ungewohnten Attacke ins Schlittern geraten war. Das mitleidvolle Jaulen der Bestie ließ Salvadors Herz zerreißen, auch wenn das unkontrollierte Monster dort unten in der Gasse kaum noch Ähnlichkeit mit dem friedvollen, beinahe naiven Jungen hatte, den es vor dieser albtraumhaften Welt dargestellt hatte.
      »Zu dir komm ich auch gleich, Meermann«, rief Marzipan ihm zu, wobei sie ihren Kopf ungesund weit in den Nacken geworfen hatte, um den Krakenmenschen überhaupt erspähen zu können, der mit jeder fortschreitenden Sekunde weiter in den Nachthimmel trieb. Drake versuchte den Spott in ihren Worten mit einem gleichgültigen Augenrollen zu kontern, aber er konnte nicht verbergen, dass er die Teufelskräfte seiner Widersacherin maßlos unterschätzt hatte.
      Bubble-Bubble-Frucht, dröhnte ihm Dädalus altkluge Stimme in den Ohren. Hätte er an dem Abend nur besser aufgepasst, welch Potential hinter der harmlos klingenden Teufelskraft wahrlich schlummerte. Doch war dies jetzt noch wichtig? Jetzt, wo all seine acht Tentakelspitzen von wabernden Kugeln umhüllt waren, die ihn stetig weiter in die Höhe treiben ließen, während er wie ein Fisch am Haken mit dem Kopf nach unten baumelte? In der Gasse war ein Tumult zu hören, doch Drakes blonde Mähne aus buschigen Dreadlocks versperrte ihm in diesem Moment die Sicht, sodass er nur das spitze Kreischen Marzipans hören konnte, ehe ihm der Duft nach verbranntem Fleisch in die Nase stieg.

      ~ Matthäusring ~

      Es war still um sie. So still, dass sich nicht einmal ihr eigenes, kaltes Herz traute, einen einzigen Schlag zu tätigen und diese Grabesstille zu unterbrechen. Kein Lüftchen, keine Regung eines einzigen Moleküls störte ihren Blick. Ihren panischen, todesschwangeren Blick, während sich das Felsmassiv scheinbar seelenruhig auf sie zubewegte. Langsam senkte er sich über sie wie eine gemächliche Wolke, deren einziges verräterisches Merkmal die pechschwarze Färbung war, die Orkane und Blitzregen prophezeite. Doch dauerte es nicht viel zu lange, dass der Fels sie unter seiner tonnenschweren Last begrub? Statt dem Gesetz einer Schwerkraft zu gehorchen, die jeden Menschen, jedes Lebewesen und jeden Gegenstand gleich behandelte, segelte der Felsen beinahe friedlich zu Boden, trotzte den Regeln der Physik, die auch für ihn gelten müssten. Erst als sich jemand erdreistete die beinahe andächtige Ruhe zu stören, schienen die Gesetze der Physik, von Raum und Zeit sie alle wieder einzuholen. Es war ein Schnippen. Ein simples Fingerschnippen von den kalkweißen Fingern eines Mannes, dessen teuflische Mächte sich über die Grundfesten dieser gottlosen Erde erhoben hatte. Seine Hände hatten dem Fels sein steinernes Gewand geraubt und es in ein Korsett aus Papier gezwängt. Seine Hände waren es nun, die diesen Akt rückgängig machten, um die Grünhaarige unter sich zu begraben. Doch das Schnippen löste nicht nur die Fesseln des Felsen, sondern auch die Instinkte der Grünhaarigen. Es weckte uralte Lebensgeister in ihr, sodass sie den einzigen Weg wählte, der sie aus der Lage retten würde. Es blieb keine Zeit mehr, um nach links oder rechts auszuweichen. Der Weg nach unten wäre, als würde sie sich selbst in ihr eigenes Grab legen, um den Totenwächtern dabei zuzusehen wie sie sie bei lebendigem Leib begruben. Nein. Es gab nur einen Ausweg und dieser führte durch ein steinernes Herz. Sie lehnte ihren Körper an die Hauswand, verlagerte ihr gesamtes Gewicht in ihre Beine, ehe sich ihr ganzer Leib von den Zehenspitzen bis zum Haareinsatz schwarz verfärbte. Sie musste härter als Stein sein, widerstandsfähiger als die Schwerkraft werden und die Durchschlagskraft eines Blitzes erlangen. Ein letztes Mal atmete sie tief aus. Fühlte einen winzigen Lufthauch auf ihren onyxschwarzen Wangen. War dies ein verzweifelter Abschiedsgruß dieser gottlosen Natur? Ein Abschiedskuss, der bereits darauf verwies, dass es keine Zukunft, kein Entkommen, keine Rettung gegen jemanden gab, der den Teufel in sein Herz gelassen hatte?
      Doch Kaisa schenkte solchen Gedanken keinen Platz in ihrem Kopf. Das hatte sie nie getan. Stattdessen machte sie auf dem schmalen Fenstersims einen Handstand und stieß sich mit ihrer sämtlichen Kraft davon ab. Mit den metallisch glänzenden Beinen voran trotze sie nun den Gesetzen der Schwerkraft und steuerte direkt auf das Gesteinsmassiv zu, welches sämtliche südlichen Ringe Corto Malteses unter sich begraben sollte. Ein wackerer Todesschrei, der jeden möglichen Ausgang dieses buchstäblichen Zusammenpralls in glorreichen Heldenmut tauchte, entfuhr ihren Lungen, als sich ihre Fußspitzen ins steinerne Fleisch bohrten. Zunächst schien es Kaisa, als würde sie in eine weiche Masse eintauchen. Sanft, nachgiebig, beinahe einladend. Doch mit jedem Millimeter, den sie weiter eindrang, schien sich das Massiv zu verhärten und dem Druck ihres Angriffs nicht länger standhalten zu können. Der Klang ihres Schreis verhallte im umhüllenden toten Gestein, ehe der Fels ihr zu Antworten schien und in ihr Klagelied einstimmte. Ein Kanon, gesungen von zersplitternden Kindern und bröckelnden Greisen. Das steinerne Herz wurde mit jeder angestimmten Zeile schwächer, ehe der ganze Körper in einer fulminanten Schlussarie zerbarst und die pechschwarze Frau aus den steinernen Fluten auftauchen ließ. Sie schnappte nach Atem, ehe sie einen Blick auf den zufriedenen Gesichtsausdruck des Eierkopfes erhaschte. Ein Lächeln, welches man sonst nur ungezogenen Kindern schenkte, die ihre Lektion nach einer Tracht Prügel endlich gelernt hatten. Als er auch noch die Dreistigkeit besaß, ihr verächtlich zu applaudieren, riss Kaisa der Geduldsfaden. Noch immer in ihr schwarzes Witwengewand gekleidet drehte sie sich wie eine todbringende Spirale durch die Lüfte, bereit, nach diesem steinernen Herz nun auch sein allzu fleischliches Herz zu zermalmen.

      ~ Jakobusring ~

      Rauch und Staub hatten sich wie ein klebriges Spinnennetz zwischen den Häuserzeilen eingenistet. Die Gasse sah aus, als hätte ein Tornado gewütet. Tiefe Furchen hatten sich wie die Krallen eines Monstrums in die Straße gekrallt. Häuser waren streckenweise eingestürzt und überall züngelten sich kohlrabenschwarze Brandspuren entlang, als hätte das Feuer in Form einer personifizierten Dirne mit ihrer gierigen Zunge über jeden freien Winkel des Jakobusrings geleckt. Drake wedelte ein wenig mit den Händen, um die Rauchschwaden zu vertreiben, ehe er eine Gestalt erkannte, die sich hinter einer eingestürzten Häuserfront abzeichnete. Seine anfänglichen Hoffnungen erschlafften zeitgleich mit seinen Gesichtszügen als er die zeternde Stimme Marzipans vernahm. Sie schien sich gerade Staub von der abgenutzten Kleidung zu klopfen, als sie den Meermann in ihrem Rücken bemerkte. Fauchend wirbelte sie herum und offenbarte die Brandnarben, welche die Hälfte ihres Gesichts und einen Teil ihrer lockigen Mähne gefressen hatten.
      »Du?!«, funkelten ihre Augen voll Schmerz und Zorn. »Wie konntest du dich befreien?!«
      Doch Drake ignorierte sie, als er denjenigen erspähte, nach dem er eigentlich gesucht hatte. Mit röchelndem Atem zog sich der übergroße Fuchs aus einem Trümmerhaufen. Sein blondes Fell hatte einen Anstrich von dunklem Rot und staubigem Grau erhalten, während in seinen dunklen Augen wässriger Schmerz waberte. Marzipan folgte seinem Blick und schnalzte mit der Zunge.
      »Hast du immer noch nicht genug, Kleiner?!«
      Der Fuchs knurrte ihr zu, aber es wirkte mehr wie das rebellische Jaulen einer Katze, deren Herrchen sie solange mit Fußtritten malträtiert hatte, dass jeglicher freier Wille gebrochen war. Drake betrachtete den geschundenen Körper seines Freundes mitleidsvoll. Die fremden Spuren eines Kampfes, mit denen er sich in die Auseinandersetzung zwischen ihm und der Halbzwergin eingemischt hatten, schienen ihm nun mehr denn je zuzusetzen und der Meermann fragte sich, wie es überhaupt möglich war, dass er noch auf allen Vieren stand. Kyu wankte ein wenig zur Seite, als Marzipan die zerschlissenen Ärmel hochkrempelte.
      »Dann beenden wir das jetzt ein für alle Mal«, motzte sie, als hätte sie jemand dazu verdonnert, die Toiletten sauber machen zu müssen, als die Erde unter ihren Füßen zu beben begann. Überrascht hielt sie inne, als klares Wasser aus der zerklüfteten Erde sprudelte und sich wie eine undurchdringliche Mauer quer über die Gasse ausbreitete.
      »Ich glaube, dass wir dem guten Kyu jetzt eine Pause gönnen, meine Liebe?«, brummte Drakes tiefe Stimme ernst. Jeglicher Schalk, jegliches Schmunzeln waren daraus verschwunden und seine himmelblauen Augen musterten die Halbzwergin mit eisernem Ernst. Ungläubig wandte sich Marzipan zu ihm um, ehe sie unbeeindruckt schnaubte.
      »Und was soll jetzt anders laufen? Ich habe dich einmal aus dem Spiel genommen und werde es wieder tun.«
      »Oh dieses Mal werde ich wohl nicht nur mit halber Kraft kämpfen«, lächelte er zufrieden, während seine Augen zu seinen Händen wanderten, die er interessiert musterte, als würde er sie zum ersten Mal erblicken. Elektrische Funken stoben zwischen seinen Fingerkuppen auf, ehe er Marzipan siegessicher zuzwinkerte.
      174.Kapitel:Herz des Ozeans

      Er atmete aus. Versuchte jedes Geräusch mit seinem Atem zu kontrollieren und auf ein Minimum zu dämpfen. Fernab schwappte das dumpfe Echo eines Kampfes an seine Ohren. Splitternder Fels, knisternde Flammen, berstendes Metall, verwelkende Blüten und das letzte Grölen einer monströsen Bestie. All die Geräusche verebbten zu einem Wattenmeer der Stille. Stille, die seine Gliedmaßen wie ein laues Flüstern umgarnte. Liebevoll und in ihrer schieren Unendlichkeit einlullend, sodass ihm die Lider und Glieder schwer wurden. Ein letztes Mal atmen, um ein letztes Mal in das Traumland ferner Süße hinabzusteigen. Einem Land, in dem kein Schmerz, keine Pein, keine Gräuel regierten. Splitternder Fels und knisternde Flammen verstummten im tödlichen Wispern, berstendes Metall und verwelkende Blüten versiegten zu rastlosem Schweigen. Einzig das Grölen der Bestie filterte sich als störende Dissonanz aus der Stille. Ein langer Fingernagel auf einer Schieferplatte, dessen kreischendes Geräusch das Trommelfell bluten und das Gehirn verkrampfen ließ. Ein Hoppeln hier. Ein Trippeln dort. Hüpfend und hechelnd bewegte sich die schneeweiße Bestie durch sein Wattenmeer aus Stille, spielte mit blitzenden Klingen sein perverses Spiel. Doch Marc traute sich nicht zu blinzeln, traute sich nicht, das dürre Seil zu verlassen, welches er sich über dem rauschenden Ozean aus Lärm gespannt hatte und auf dessen porösen Fasern er dem Spiel des blutrünstigen Hasen entgehen konnte. Ein Schritt vor den anderen. Ein Schritt, um den klappernden Scheren zu entgehen, welche Stoff, Fleisch, Garn und Sehnen gleichermaßen eifrig schneiden würden.
      »Hab‘ ich dich!«, keuchte der Braunhaarige entschlossen, schlug die Augen auf, ließ das dumpfe Licht der Morgendämmerung seine meergrauen Iriden fluten, ehe er den metallenen Arm ausstreckte, um Theophilus Jackett zu packen. Die grauschwarzen Fingerkuppen ertasteten den karmesinroten Stoff, fühlten das kostbare Material und dennoch griffen sie ins Leere. Heißer hastiger Atem hauchte ihm verhöhnend einen Abschiedskuss auf den Handrücken, ehe sich die giftgrünen wirren Augen vor seinen markanten Gesichtszügen manifestierten.
      »Nicht einmal annähernd, eifriger Wolkentänzer!«, mümmelte der Hofschneider der Herzkönigin süffisant und Marc spürte die Klinge schon durch das weiche Fleisch seiner allzu verletzlichen Haut schneiden. Blut und Tränen kämpften sich durch seinen Körper, bereit, völlig nutzlos auf den Angriff seines Gegenübers zu reagieren. Doch wo der Schmerz in seiner Brust hätte explodieren müssen, machte sich Verwirrung breit. Verwirrung, die sich im Gesichtsausdruck des Hasen spiegelte.
      »Ist das nicht..?«, entfuhr es dem Koch, welcher aber sofort gewahr wurde, dass er den kurzen Moment nicht verstreichen lassen konnte, in dem der flinke Hase selbst von den Ereignissen um ihn herum wie gelähmt war. Seine menschliche Hand packte Theophilus an den zuckenden Ohren, während die metallene ihm die Scherenklinge entwendete. Schreie durchzuckten die blutrote Morgendämmerung. Theophilus schrie, als Marc ihn wie einen Mehlsack über den Kopf wuchtete und zu Boden schleuderte. Der Koch selbst schrie, als sich die rasiermesserscharfen Zähne des Karnickels in das weiche Fleisch seiner Handgelenke fraßen und die porösen Knöchel seiner Hand zu Staub zermalmten. Lärm flutete das Wattenmeer und das dünne Seil aus Stille riss, während Marc gemeinsam mit Theophilus in den schmerzerfüllten Fluten zu ertrinken drohte. Der Hutmacher spuckte Blut und Galle, als er mit dem Rücken auf dem harten Boden aufstieß, während der Braunhaarige fluchend nach hinten torkelte und seine nutzlose Hand musterte. Die Finger hingen verkrampft und gleichzeitig wie nutzlose Zapfen an der blutüberströmten Hand. Knöchel, Muskelfasern, Sehnen und Knorpel quollen wie ein Geschwür aus der gewaltigen Bisswunde, die ihm der Hase zugefügt hatte. Marcs Kiefer trieben wie schwere Mühlsteine aufeinander. Versuchten den Schmerz durch einen anderen Reiz zu übertünchen. Ein Unterfangen, welches ebenso nutzlos zu sein schien wie seine Attacke gegen den Hasen, der sich bereits wieder aufrichtete. Ein kleines Blutrinnsal färbte das weiße Fell des Karnickels in ein zartes Rosa und seine giftgrünen Augen waren nun alles andere als wirr. Er spuckte zu Boden und stützte sich auf seine Klinge, ehe er sich mit einem kräftigen Schub vom Boden abstieß. Kaum eine Sekunde später regnete es eiserne Schnitte auf den Schatzjäger hinab.

      ~ Jakobusring ~

      Er pflügte sich wie eine Naturgewalt durch die Häuserfront. Das feine Eichenmobiliar splitterte unter den rabiaten Fäusten des Meermannes, dessen gesamter Körper einer einzigen unaufhaltsamen Abrissbirne glich, welche der nicht ganz so zierlichen Zwergin auf ihrer sinnlosen Flucht hinterherjagte. Gerade bohrten sich die aschblonden Dreadlocks durch das milchige Glas einer mittelalterlichen Vitrine, hinter der sich feine Keramik aus Ka No Kuni befand, als Marzipan keuchend in einem Fensterrahmen zu stehen kam.
      »Na, schon müde, du halbgarer Thunfisch?«
      »Ich?!«, säuselte Drake zufrieden und schälte sich aus dem Schutthaufen, unter dem sein Angriff ihn begraben hatte. »Au contraire, mademoiselle!«
      Sofort rieb er die Hände gegeneinander, sodass gelb und bläulich fluoreszierende Funken dazwischen zu rauschen begannen. Wie einen elektrischen Speer schleuderte er sie auf die genervt mit den Augen rollende Halbzwergin, welche sich unbeeindruckt aus dem Fenster fallen ließ. Der Angriff pulverisierte das Mauerwerk, welches soeben noch Marzipan und den Fensterstock beherbergt hatte und als sich der Meermann ebenfalls die Gasse hinabgestürzt hatte, gab der gesamte Häuserblock in seinem Rücken wie ein alter Gaul den Geist auf und brach in sich ächzend zusammen. Auf einer Wolke aus Staub und Asche reitend nahm der Blonde die Verfolgungsjagd wieder auf, als er sich plötzlich in einem Dickicht aus schwirrenden Kugeln verlor. Seine himmelblauen Augen leuchteten aufgeregt, als er die verschiedenfarbigen Blasen erblickte. Sie alle leuchteten in den unterschiedlichsten Schattierungen. Das blanke Grau der Gaslaterne, das rostrot der Terrakottatöpfe, in denen zuvor Kamelien in voller Blüte standen, das nachtblau von kitschigen Vorhängen, welche neugierige Blicke der Gasse abgeschirmt hatten und das freundliche sonnengelb der Briefkästen, die so manche eifrige Liebe der südländischen Stadt einen unschuldigen Anfang geschenkt hatten. Sie alle leuchteten um ihn. Stupsten sich sanft an und kaschierten damit die tödliche Macht, die ihnen innewohnte. Die tödliche Macht, welche ihre Herrin und Erschafferin jederzeit entfesseln konnte, wenn sie es wollte.
      »Hat Spaß gemacht«, tönte ihre Stimme aus dem undurchdringlichen Nebel aus flimmernden Farben. »Allerdings möchte ich diesen Albtraum so schnell es geht verlassen. Wir sind schon viel zu lange hier und die verrückte Schabracke hat ihre gerechte Strafe auch noch nicht erhalten!«
      Drake schwieg. Behutsam schlängelte er sich durch die wabernden Seifenblasen, welche nur an ihrer Farbe ihren ursprünglichen Charakter erahnen ließen. Achtsam nutzte er die Flexibilität und Biegsamkeit seines Körpers, um keine der Kugeln zu berühren. Er konnte nur erahnen, welche tödliche Salve sich daraufhin wie ein Lauffeuer entzünden würde. Zudem versuchte er dem Klang von Marzipans Stimme zu folgen. Wie Brotkrumen pickte er jede Silbe ihrer gesprochenen Wörter auf, um der Zwergin näher zu kommen. Blut pulsierte durch seine Finger, die in kryptischen Bewegungen zu kreisen begannen, sich verkrampften, spreizten, um sich wieder zu lösen. Er brauchte nur noch wenige Sekunden und Blickkontakt zu Marzipan, um diesen Kampf für sich zu entscheiden.
      »Lebe wohl!«, zischte ihre Stimme durch das Dickicht an seifigen Farben, aber da erspähte Drake sie. Erspähte ihren feisten Körper auf einer der Blasen fläzend. Seine Hände schmerzten vor Anstrengung, als Marzipans Kaugummiblase platzte und ihr folgten sämtliche wabernden Schwestern der Gasse. Der Kugelhagel war eröffnet und Drake befand sich direkt im Auge des tödlichen Orkans.

      ~ Oberer Kathedralenbezirk: Kapelle der unschuldigen Mutter ~

      Die Kerzen erzitterten schon, bevor der feuchte Atem der Bestie gegen die morsche Holztür des Raumes schlug. Sein fauliger Atem, der Tod und Verderben in die heiligste Kapelle Corto Malteses sickern ließ, ließ Angstschweiß über Uriels kahl rasierten Schädel wie Morgentau ziehen. Dennoch rührte er sich nicht. Saß mit stoischer Miene im Schneidersitz vor der unscheinbaren Tür. Der schwarze Mönch sollte nicht fürchten. So hatte es ihm die höchst unheilige Mutter und Erlöserin der eifrigen Schäfchen nicht gelehrt. Nein. Sybill hatte ihn darin unterwiesen, dass man nichts zu fürchten brauchte, solange man glaubte. Solange man an die unveränderlichen Gefüge dieser Welt glaubte, die sich unbarmherzig und unaufhaltsam an den Herzen der Einfältigen und Ungläubigen labten. Man konnte sein eigenes Schicksal nicht ändern, denn es war schon vor Urzeiten in Stein gemeißelt, in Rinde geritzt oder in den Teppich der Gezeiten geknüpft worden. Sie alle waren nur unbedeutende Fasern im Schicksalsstrang dieser Welt und es machte keinen Unterschied, ob die grausamen Urmütter in längst vergessener Zeit, in der die Welt noch einen anderen Namen trug, den Tod eines Einzelnen vorgesehen hatten. Sterben mussten sie alle und er wusste schon seit etlichen Jahren, wann seine Zeit gekommen sein sollte. Ja, die höchst unheilige Mutter hatte ihm sein Schicksal offenbart, hatte es ihm bis ins Detail geschildert und ihm so Erlösung geschenkt. Denn was gab es zu fürchten, wenn man wusste, dass das Leben nichts weiter war als ein Schachspiel, in dem es nicht einmal bedeutsam war, ob man Bauer oder Königin, Springer oder Turm war? Niemand hatte einen Einfluss darauf.
      »Oh, unheilige Mutter, Tochter des Teufels, Erlöserin der Verdammten und Verdammnis der Erlösten...«, setzte Uriel an und schloss seine Augen, während die Krallen der Bestien die heiligen Pforten der Kapelle beschmutzten. »...gib mir deine Kraft, schenke mir deine Weisheit, so wie der Teufel deinem Geschlecht einst die Weisheit schenkte!«
      Dort waren sie. Unter splitterndem Holz drangen die schändlichen, falschen Kinder des Teufels in diesen heiligen Ort ein. Vor Schreck hauchten die zitternden Kerzen ihren letzten Lebenswillen aus, verflüchtigten sich zu feigem Rauch und ließen den schwarzen Mönch in vertrauter Dunkelheit zurück.
      Die Bestie keuchte in der Dunkelheit, brachte den rostigen Duft frischen Blutes mit sich. Ebenso wie die Herrin der Nacht es vorhergesagt hatte. Der entfesselte Dämon wird kommen. Lass nicht zu, dass er den Traum verlässt, ohne seine Rolle gänzlich erfüllt zu haben.
      »Ich habe dich schon erwartet, Fuchsdämon«, brummte Uriel, ohne dabei die Augen zu öffnen. Der Gestank des Fuchses erfüllte den gesamten Raum, erstickte den wohltuenden Duft von Weihrauch und Myrrhe. »Deine Instinkte haben dich wohl weißlich zum einzigen Ausgang aus diesem Albtraum geführt.«
      »W-w-wo?«.
      Uriels Augenbrauen kräuselten sich vor Erstaunen. Sybill hatte ihn nicht davon unterrichtet, dass der Junge schon wieder bei klarem Verstand sein sollte. Auch wenn seine Stimme brüchig, kaum zu verstehen und wie ein halbes Knurren klang.
      »Verlasse diesen Ort, Feuerteufel!«
      »N-nein! I-ich...will...a-auf-aufwachen! Bi-tte!«
      Die Stimme des gewaltigen Fuchses klang flehend und entbehrte zugleich jeder Milde. Als im nächsten Moment die Schweife des Neunschwanzes auf den Boden peitschten und türkise Irrlichter wie rachsüchtige Geister kaltes Licht in die Kapelle warfen, wusste Uriel, dass der Faden seines Schicksals früher reißen sollte, als die höchst unheilige Mutter der Nacht es ihm prophezeit hatte. Dennoch lächelte er, als die tödlichen Kiefer des Monstrums sich in seinen Brustkorb schlugen, als kaltes Feuer ihn von innen heraus verbrannte. Seine dunklen Augen blickten nur zur roten Tür hinter sich. Eine Tür, die sich ohne den blutigen Schlüssel niemals öffnen lassen würde. Ein Geheimnis, welches er mit ins Grab nehmen würde. Ein Grab, welches aus Albträumen konstruiert worden war und welches auch eine unwissende Sybill beherbergen würde.
      »Oh, höchst unheilige Mutter, vergib mir meine Schuld, wie ich auch vergebe meinen Schuldigern!«

      ~ Oberer Kathedralenbezirk ~

      Theophilus war kaum mehr als Schatten, der sich kurz vor seinen meergrauen Augen aufbaute, um dann im nächsten Moment wieder zu verschwinden. Die Ahnung eines Schattens aus dem Augenwinkel, welche sich unvorbereitet an den Körper des Kochs anschlich, um dann wieder zu verschwinden, sich im Nichts aufzulösen und eins zu werden mit der Umgebung aus silbernen Spinnenfäden. Marc brauchte nur einen Muskel in seinen Füßen anzuspannen, so bewegte sich der flinke Hase wieder hinfort. Die Scherenklinge schwang er dabei wie eine stetige Warnung, dass er den Ton in diesem tödlichen Spiel angab, denn viel mehr war es zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr. Ein Spiel eines überlegenen Raubtiers mit einer Beute, die zu langsam war, um zu reagieren. Zu träge, um seinem geschickten Gegner etwas entgegenzusetzen. Die nächste Schnittwelle traf ihn am Schulterblatt, überwand die erbärmliche Schutzschicht aus Haki, welche der Koch viel zu spät und ohne große Sorgfalt wie eine zweite Haut übergestreift hatte. Ein Flächenbrand aus Schmerzen entbrannte auf seinem Rücken, gesellte sich zu den anderen Schnittwunden, welchen seinen Körper wie ein groteskes Muster überzogen. Einzig und allein sein künstlicher Arm und sein stählernes Bein waren von den Angriffen des Hasen verschont geblieben. Doch was nutzte all diese technische Raffinesse, mit der Dädalus ihn ausgestattet hatte, mit der er bis zu diesem Zeitpunkt überlebt hatte, wenn er jetzt an diesem düsteren Ort sterben würden? Welchen Nutzen hatte sein Leben dann gehabt, wenn es jetzt enden würde? In dieser trostlosen Stadt, in dieser albtraumhaften Wüste aus verlorenen Erinnerungen? Marcs Knie zitterten, als Theophilus' muskulöse Pfoten gegen sein Rückgrat prallten und seine Wirbel unangenehm knacken ließen.
      »Wehr dich nicht, dann mache ich es kurz und schmerzlos«, nagten die hastig genuschelten Worte des Hasenmenschen an seinen Ohren, ehe er Galle schmeckend auf die Knie sank. Der Hutmacher packte ihn am kakaobraunen Schopf, drehte ihn zu sich herum, sodass sie sich erneut in die Augen blickte. Jäger und Beute. Schneider und Koch. Das weiß-graue Fell zog sich zurück wie Schnee in der erstarkenden Märzsonne und gab rotfleckige, aufgedunsene Haut Preis, die sich in dunklen Augenringen zu verlieren schien.
      »Du hast tapfer gekämpft«, sprach Theophilus ihm aufmunternd zu. Er wirkte beinahe zärtlich. Wie ein Vater, der seinem törichten Sohn eine Lektion erteilen musste. Marc hingegen blinzelte kaum, hielt dem giftgrünen Blick des Hutmachers stand, dessen Hände ihn liebevoll am Nacken tätschelten.
      »Lass es zu! Lass den Tod in dein Herz und du wirst sehen, dass du einfach nur in einen endlosen Schlaf hinwegdämmern wirst!«.
      Die Worte des Teufelskraftnutzers fühlten sich wohlig und warm an. Sie lullten ihn ein, wie es die Stille zuvor getan hatte. Der Braunhaarige schloss die Augen und legte den schweren Eisenarm auf das Schulterblatt des Hutmachers, der ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. Voll Stolz schloss auch er die Augen und murmelte lobende Worte, ehe ein metallisches Surren ihm das Wort abschnitt und ein Schwall lauwarmen Blutes seine vollen Lippen flutete und in höhnischem Regen auf Marcs Gesicht prasselte. Jener lächelte. Schmeckte das Blut auf seinen Lippen und in seinem Mund. Eine Schaumserenade aus bittersüßem Blut umhüllte die beiden Kämpfenden, die eng umschlungen im zerfetzten Kokon der Herzkönigin ruhten. Marcs künstliche Hand hielt noch immer den Scherenflügel in der Hand, während die Klinge beide Sterbenden durchbohrt hatte. Er seufzte zufrieden. Seufzte und dachte an Dädalus, der ihm erneut das Leben gerettet hatte. Ein Leben, welches dennoch in Corto Maltese enden würde. Ein Leben, welches er geopfert hatte, um seinen Feind zu schlagen. Die magnetischen Fingerkuppen würden sich kaum von der Klinge lösen, die erst ihn selbst und dann Theophilus Brust durchschlagen hatte. Dennoch wurde es ihm so schwarz vor Augen und eine unendliche Müdigkeit umhüllte ihn. Eine Müdigkeit, die ihm so surreal vorkam, wenn er doch bedachte, dass er gerade ohnehin schlief.

      ~ Jakobusring ~

      Marzipan fuhr sich gerade durch die bauschige Lockenpracht, als ihre mandelförmigen Augen den Meermann zwischen ihrer tödlichen Falle entdeckten. Ein breites Grinsen offenbarte ihre gelblichen Zähne, gaben einen Ausblick auf den gierigen Schlund, der ganz der Natur ihrer Mutter keine Sättigung kannte.
      »Sayonara, Arschloch!«, schmatzte sie, auf ihrem Kaugummi kauend, ehe sie die rosafarbene Blase anschwellen ließ. Vielleicht waren es die Brandverletzungen des elendigen Fuchses oder ihre dröhnenden Ohren, seit sie mit dem Kraken gemeinsam durch die Häuserwand gekracht war, auf jeden Fall hörte die Halbzwergin das Grölen nicht. Ein Tosen, welches klang, als hätten sich tausend Sturmfluten gleichzeitig um sie herum aufgebaut. Ein Heulen des Windes und ein Stöhnen des Meeres, dessen Grundfesten zu bersten drohten. Nein. Sie hörte nicht wie Drake in einer wortlosen Sprache mit den Strömungen des Meeres kommunizierte und wie seine Finger ihre geregelten Bahnen aus ihren Verankerungen zu reißen drohten. Jede Wasserader der Stadt, welche wie ein verzweigtes Geäst tief bis zum Herz des Ozeans faserten, stand plötzlich unter purer Anspannung und als Marzipan ihren Kaugummi platzen ließ, um die Kugelsalve auf den Meermann zu eröffnen, schrie das Wasser nach Vergeltung. Erst, als die Erde, nein, als der ganze Berg von Innen heraus zersprengt wurde, hörte die Halbzwergin es. Sie hörte den Ozean schreien. Gepeinigt vom blonden Meermann zu ihren Füßen und wie einen schäumenden Geysir lenkte er den Zorn der Weltmeere auf die völlig verdutzte Frau. Die Wassersäulen stiegen empor, trieben Äste, Zweige und Gabelungen, die wie ein Baum im Zeitraffer von Millionen Jahren in tiefblauer Schönheit sprossen. Das Wasser schien überall zu sein, schien die glitzernden Seifenblasen der Teufelskraftnutzerin zum Platzen zu bringen, bevor sie ihre wahre Natur als tödliches Geschoss hatte entfesseln können. Marzipan wollte schreien, aber der Urwald aus verschlingenden Fluten erstickte ihre Schreie zu einem ertränkten Gurgeln. Der Meermann dirigierte die salzige Gischt wie eine Fessel, welche Marzipan in einen flüssigen Kerker sperrte und in die Tiefe des Meeres zu ziehen drohte. Die Halbzwergin wollte sich wehren, wollte sich widersetzen, aber das Herz des Meeres kannte kein Erbarmen für die falschen Kinder des Teufels. Doch Drake genügte es nicht, Marzipan dem gierigen Schlund aus nachtblauen Sturmfluten zu übergeben. Seine himmelblauen Augen funkelten wie erloschene Sterne, während er über den Kronen des Wellenbaums schwebte, die Finger in Ekstase verkrampft und jede Faser seines Körpers zum Bersten gespannt. Solch Gnade hatte er selbst in den Jahren fernab des beruhigenden Klangs des Meeres nie erfahren dürfen und in seiner Brust schlugen seit jeher mehr als das Herz des Ozeans.
      »Was bist du?«, gurgelte Marzipan benommen im rauschenden Käfig, als der leuchtende Glanz im Auge des Meermanns erstarb und pure Energie Funken treiben ließ.
      »Ich bin der Hybrid!«, brummte Drake mit tiefer und entrückter Stimme und aus jeder Pore seines Körpers strömte die Elektrizität wie zuckendes Gift durch das Geäst aus Wasseradern. Zischender Dampf stieg empor und unter den Stromschlägen des Meermanns ächzte der Ozean, dessen natürliche Bahnen Drake aus den Angeln gehoben hatte. Drake stöhnte, das Meer spie gepeinigte Gischt, aber über allem tönten die spitzen Schreie Marzipans. Der Meermann ergötzte sich einen Augenblick am süßen Klang der Schmerzensmelodie, ehe er seine Finger und damit die Fessel des Ozeans löste. Wie ein geschlagenes Tier zog es sich zurück, sickerte durch die aufgesprengten Spalten des Felsens. Keuchend lehnte sich Salvador an eine Hauswand, hielt Ausschau nach Marzipan, deren Schreie so plötzlich verstummt waren, dass der Meermann kurz fürchtete, sein Gehör verloren zu haben.
      »Das Herz des Ozeans fordert immer einen Tribut!«, konstatierte er nüchtern, als er sie nirgends finden konnte und einen flüchtigen Moment glaubte er sogar, ihre Schreie aus den Tiefen des Meeres schallen zu hören.

      ~ Der Vorplatz der Kathedrale~

      Gelangweilt streckte sie die Arme aus und schüttelte das klumpige Fleisch von ihren zierlichen Händen. Das Herz in ihrer rechten pulsierte noch warm und kräftig, sodass Sybill dem Drang nicht widerstehen konnte, ihre fauligen Zähne im zarten Fleisch des Schlangenherzens zu versenken. Oh, wie gut schmeckte es im Vergleich zu den Rattenkadavern, die sie all die letzten Jahre zum Fressen verurteilt gewesen war. Im Pestregen aus Blut und Gedärmen schwebte sie zu Boden, wo sich all diejenigen versammelt hatten, welche sie für den letzten Akt ihres Auftritts vorgesehen hatte. Theatralisch strich sie sich durchs schüttere Haar und leckte sich das Blut von den Wangen, ehe sie wie die Erlöserin der sündigen Schäflein die Arme ausbreitete.
      »Ich glaube kaum, dass unsere Unterhaltung schon zu Ende war, Dédale und Luzifer!«
      Ihre Stimme war fest und kraftvoll. Viel zu lange hatte sie diesen Moment in ihren Gedanken schon ausgekostet. Dennoch blitzten ihre rubinroten Augen vor Begierde kurz auf, als sie die Rothaarige erblickte. »Und du, mein Kind? Hatten wir nicht eine Abmachung? Wieso schlägt Luzifers vergiftetes Herz immer noch? Wir alle haben unsere Rolle in diesem Albtraum zu spielen und wenn du deine nicht erfüllst, werde ich dafür sorgen, dass keiner deiner Freunde jemals wieder etwas anderes als diese verrottete Stadt zu Gesicht bekommt, so wie ich es die letzten Jahrzehnte tun musste!«
      Wie trotzig sie ihr das Kinn entgegenstreckte, und dennoch konnte sie ihrer aller Furcht auf ihren Lippen schmecken wie das Blut der riesigen Schlange, die sie mit bloßen Händen zerfetzt hatte.
      »Lasst uns dies infernalische Spiel endlich zu Ende bringen!«

      Hier geht es weiter!


    • Antwort auf Fanpost & Kapitel 167 erschienen

      Es läuft und Reisende soll man ja bekanntlich nicht aufhalten, also geht es frisch weiter mit Kapitel 167!


      -Bo- schrieb:

      Bevor ich mich dann komplett in meiner Prüfungsvorbereitung und anderem Kram verliere, lade ich mal meine 5 Cent zum aktuellen Kapitel hier ab. Momentan scheint es ja gut zu laufen, also wer kann schon sagen, wann das nächste Kapitel eintrudelt? *Überkreuzt beide Finger und bringt ein Kind als Opfer dar.*
      War wohl ein gutes Kind. Zum Glück hast du nicht eins von minderwertiger Qualität genommen.

      -Bo- schrieb:

      Dieses Kapitel markiert maßgeblich den Übergang zu den Einzelkämpfen, welche dank Sybills allmächtiger Zauberkunst auch relativ problemlos starten können. Herzkönigin und Co. KG wurden aus der Kirche direkt in die Füße der Schatzjäger geschleudert bzw. so postiert, dass sich beide Parteien zwangsläufig feindlich gegenüberstehen müssen. Vermutlich will Sybill mit diesem Vorgehen einerseits Blut und Chaos über die Traumwelt bringen, gleichzeitig aber auch ungebetene Gäste von der Kathedrale fern halten. Immerhin ist das Kirchenschiff ihre Bühne, auf der sie sich nach Herzenslust an Dädalus und Luzifer austoben kann. Raphaelas Rolle in diesem Stück ist derweil offen, aber immerhin haben wir in diesem Kapitel eine erste Gefühlsregung gesehen. Persönlich würde ich dazu tendieren, dass Raphaela sich auf Luzifers Seite schlagen wird. Sybill ist vielleicht ihre Mutter, aber auch eine verdorbene und sowohl innerlich wie äußerlich verrottete Kreatur voller Bosheit, Zorn und Widerwärtigkeit. Ganz gleich wie gerecht und kathartisch die Rache für Sybill sein mag, Raphaela sieht in der Oberhexe bisher nur ein ekelhaftes Monstrum, das ihren ideellen Vater foltert. Vielleicht irre ich mich auch und Raphaela erhebt ihr Erbe am Ende doch über das Fleisch, welches sie großzog. Aber für den Moment bleibe ich dabei, dass sich Sybill drei Gegnern wird stellen müssen: Dädalus, Luzifer und Raphaela. Würde ich auch für eine angemessene Gegenmacht halten, immerhin ist Sybill nahezu übermächtig.
      Hierzu kann ich mich natürlich nicht äußern, und nur mit einem interessierten Nicken verbleiben. Deine Ausführungen sind richtig und zugleich wieder falsch und die Antwort ist vielleicht so komplex wie die ganze Beziehung zwischen Raphaela, Sybill und Luzifer. Die Antwort wird aber mit jedem Kapitel klarer werden.

      -Bo- schrieb:

      An anderer Stelle hast du meine Erwartungen hingegen zerschlagen. Mein Tipp war Brianna vs. Alice, und du hast mich vollkommen auflaufen lassen. :D
      Es wird sich zeigen müssen, wie Aloe gegen eine bisher relativ physisch erscheinende Gegnerin wie Alice agieren wird bzw. muss und gleichzeitig, wie du Alice gegen eine vergleichsweise omnipotente Figur wie Aloe in Szene setzen willst. Zwar macht Aloe mit ihrem neuen Holztrick einen ungewohnt körperlichen Eindruck, aber gerade die Szene mit den Pusteblumen macht deutlich, dass der Engel immer noch ein großes Arsenal an Möglichkeiten im Ärmel hat. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich Aloes Kräften skeptisch gegenüberstehe und hoffe etwas, dass dieser Kampf meine Bedenken dahingehend zerstreut. Grenzen der Frucht bzw. eine genauere Eingrenzung, zu was diese...Nymphen-Waldgeister Aloe nun eigentlich befähigen und wozu nicht, wären mir ganz lieb. xD
      Wie bereits persönlich schon mitgeteilt, wird diese Erklärung zu Aloës Frucht bald kommen. Ebenso sollte der heutige Part dir schon Auskunft darüber gegeben haben, dass der Kampf zwischen Aloë und Alice körperlicher, brutaler und herausfordernder wird. Das gilt vielleicht für alle Schatzjäger, aber trifft für den Engel sicherlich besonders zu.

      -Bo- schrieb:

      An anderer Stelle fragt man sich, wer sich unter der abscheulichen Maske der haarigen fetten Spinne verbirgt. Eigentlich bleiben nur noch die Herzkönigin, Gabriel und Marzipan. Die Frage ist jetzt, ob du mit der Darstellung der Spinne nicht nur geschickt trollst und das Vieh am Ende zwar groß, aber eben nicht riesengroß ist. Heißt, eine Marzipan könnte die Spinne und nur extrem schnell sein. Hand aufs Herz, eine etwa kopfgroße Riesenspinne ist immer noch blanker Horror und könnte vielleicht sogar zu einem interessanteren - und gleichzeitig humoristischeren - Kampf führen als eine OP-typische Gigantenarachnide. Andererseits würde die Spinne zur Herzkönigin auch sehr gut passen und die Frage beantworten, was die gute Viktoria denn nun auf dem Kasten hat oder eben nicht. Wenn ausgerechnet Marc und Kol gegen diese große Antagonistin kämpfen würden, hättest du zudem einen entscheidenden Handlungsfokus auf zwei eher blassere Figuren des Arcs gelegt. Wäre eine Möglichkeit, sofern sich aus dieser Konstellation auch Handlungsrelevanz ergeben würde.
      Gabriel als dritte Möglichkeit sehe ich eigentlich nicht hinter den acht Beinen der Spinne. Vielleicht irre ich mich, aber dann soll es so sein.^^
      Die Antwort hast du ja im aktuellen Kapitel erhalten :D

      -Bo- schrieb:

      Frei sind jetzt ohnehin nur noch Herleif, Kyu, Brianna und Drake. Da ich mir für Brianna einen knackigen, wenig aufgeblasenen Einzelfight wünsche und mir Herleif relativ egal ist, würde ich der Walküre und Drake irgendwie den Hutmacher und Marzipan aufhalsen, sollte jene nicht die Spinne sein, wie gesagt. Oder Herleif bekommt ihre Rache an Gabriel.
      Irgendwie kam mir auch die Idee, dass Kyu selbst als Gegner fungieren könnte. Wäre vielleicht sogar ein ziemlich cooler Kampf, den ich derzeit aber nur Drake kräftetechnisch zutrauen würde. Außerdem hätte man dann ein nettes Wasser vs. Feuer.
      Aber naja. Guter Rat ist teuer, wenn jeder überall erscheinen kann und noch einige Charaktere lose in der Luft hängen. Am gespanntesten bin ich ohnehin bei Brianna, der ich nach dem emotionalen und psychologischen Drama gegen Narcisse nichts als eine gepfefferte Schlägerei wünsche. :D
      Drake vs. Kyu war ein mutiger Tipp, auch wenn ich da noch abwarten würde.
      Zu Brianna teile ich deine Hoffnung, auch wenn es vielleicht nicht eine gepfefferte Schlägerei wird, wie du dir das vorstellst, wird es anders als ihr Kampf gegen Narcisse oder ihre relativ passive Rolle auf dem Aurora Archipel.

      -Bo- schrieb:

      Zum Abschluss komme ich natürlich noch zu den beiden Stars des Kapitels. Kaisa ist einfach nur cool und H.D. alias Eierkopf alias Kartenmeister alias Pokerface alias Origami-Irgendwas gefällt in der Rolle des mächtigen Goliath, den es zu besiegen gilt, um die Schlacht zu gewinnen. Du hast diesen Kampf lange aufgebaut und ich freue mich, dass er bald zustande kommt. Mehr gibt es zwar nicht zu sagen, aber unerwähnt lassen wollte ich es trotzdem nicht. xD
      Die Auseinandersetzung zwischen den beiden gefällt mir auch sehr gut, zumal ich Humpty Dumpty sehr mag als Figur. Auch Kaisa trifft hier auf einen Gegner, der mehr ist als Järv oder Alexandre, die vergleichsweise einfach zu besiegen waren.

      -Bo- schrieb:

      Insgesamt ein gutes Übergangskapitel, dass einem den Mund wässrig macht. Die Kämpfe können kommen. Ich giere nach Blut, das zur Abwechslung mal nicht aus Sybills Geschwüren tropft.^^
      Extra für dich keine Sybill in diesem Kapitel :D

      - V.

    • Schlag auf Schlag geht es weiter, hier in diesem Thread und in deinen Kapiteln. Wenn es so weiter geht, könnte man den FF-Bereich fast schon lebendig schimpfen. Unglaublich. :D

      Überraschend an diesem Kapitel war für mich der Fokus auf Theophilus und Marzipan, deren Ehe ich so nicht mehr auf dem Schirm hatte. Komplett neu erscheint mir die Information allerdings nicht, vermutlich ist sie also im Laufe der Monate, die du pausiert hast, einfach nur verschüttet worden und nun wieder ans Tageslicht gedrungen. Schon ein nettes Detail, welches die Vasallen der Herzkönigin eine Spurweite menschlicher macht. Auch bedingt durch den zerfurchten Verlauf des Arcs blieb der royale Hofstaat nämlich in meinen Augen etwas auf der Strecke. Aber momentan gewinnt H.D. durch seine Rolle als General und Chefstratege an Kontur und Theophilus samt Marzipan wurden dank der kleinen Paarinteraktion und des Flashbacks näher beleuchtet. Du bist also auf einem guten Wege, der Truppe auf der Zielgeraden noch Leben und Persönlichkeit einzuhauchen - vorausgesetzt, die Figuren befinden sich auf der Zielgeraden. Davon würde ich im Moment allerdings ausgehen. Es riecht nach finalen Einzelkämpfen, wie sie auch das Ende der Devereauxs und SALIGIA eingeläutet haben, und ingesamt bin einfach nicht der Meinung, dass man aus Figuren wie Alice oder Marzipan noch sonderlich viel Handlungsrelevanz. Mit der absonderlichen Patchwork-Familie des Lords und dem bereits angeteaserten Bestienchor des Zaren stehen bereits neue, frische und unverbrauchte Widersacher und den Startlöchern und machen Lust auf die Welt hinter den Spiegel, die richtige Welt.

      Das heißt natürlich nicht, dass ich mich auf die bevorstehenden Kämpfe nicht freuen würde. Gerade der...nennen wir es mal Quasi-Battle Royal zwischen Drake, Kyu, Theo und Marzipan hat ordentlich Potenzial. Drake muss an dieser Stelle seinen Freund retten, ohne von dessen Flammen versenkt zu werden oder den Vollstreckern der Herzkönigin zum Opfer zu fallen. Das gibt dir den Vorteil, Drake nicht zu überlegen darzustellen. Momentan halte ich Drake ohnehin für den mächtigsten Schatzjäger, dicht gefolgt von Kaisa, weshalb mir diese ziemlich unfaire Ausgangslage auf Kosten des Meermannes durchaus zusagt. Sicherlich wird diese Episode nicht ewig gehen, früher oder später muss Kyu zur Vernunft kommen. Ich wäre aber nicht traurig drüber, würde Drake vorher ein bisschen brutzeln. xD
      Selbiges gilt dann auch gleich für Aloe, die bekanntlich nicht zu meinen Favoriten in deiner FF zählt. Alice macht eine gute Figur und wurde in ihrer Beherrschung der Mink-Elektro-Technik als äußerst kompetent dargestellt. Eine wirkliche Chance würde ich Aloe in einem fairen Kampf nicht zugestehen, aber bei Aloe und ihrer Frucht der Tausend Wunder ist gefühlt halt alles möglich, also weiß ich nicht...ich kann es einfach kaum erwarten, bis du die Erklärungen dazu springen lässt. Denn die Tatsache, dass Aloe sich irgendwie je nach Situation fast alles aus dem kleinen Engelshintern ziehen kann, macht mir diese Konfrontation irgendwie madig. Zwar gehe ich von einem stark physischen Kampf aus, der Aloe aufgrund von Alice Angriffslust eher in die Defensive drängt, aber schauen wir mal. Momentan erinnert mich die Konstellation ein wenig an Effie vs. Luca, nur das Aloe rein physisch noch schlechtere Karten haben dürfte als die Blondine.^^

      Zu Viktoria weiß ich irgendwie nichts zu sagen. Mir gefällt das Motiv und die Idee zur Frucht, aber ich fühle mich unangenehm an Flamingo autonome Klone erinnert. Wir wissen, dass es möglich ist - wirklich in einer FF verbaut muss ich es jedoch nicht sehen. Klar, ich bleibe aufgeschlossen und freue mich auf den Kampf...ein fader Beigeschmack bleibt jedoch.
      Nichtsdestotrotz mag ich die Parallele zur Bienenkönigin Big Mum. Du treibst die Verbindung weiter voran und baust Viktoria zunehmend als dunkleres Zerrbild der Kaiserin auf. Bei Big Mum ist alles kunterbunt und süß und quietschvergnügt, sie als Bienenkönigin muss nur in der Mitte ihres Bienenstocks sitzen und sich von ihren Drohnen und Arbeiterinnen aushalten lassen. Viktoria hingegen ist die Spinne, die ihre Fäden zusammenhalten und sich um ihr Netz kümmern muss, der niemals etwas gereicht oder auf dem Silbertablett serviert wurde. Mir gefällt die Gegenüberstellung. Sehr sogar.

      Kurz zu Herleif und Brianna: Ja. Keine Ahnung. Herleif bekommt wohl ihre Rache gegen Gabriel, während Brianna gegen Raphaela antreten wird. Wieso die nun nicht mehr in der Kathedrale ist, wirst du uns vermutlich noch erklären. Ich weiß persönlich nicht, was ich von dieser Konstellation halten soll. Freilich, Herleif ist mir irgendwie egal. Das liegt nicht unbedingt an dir, sondern eher daran, dass mir auf LB einfach zu viele Leute mit ins Boot gekommen sind. Kol und der Golem sind auch noch da und obwohl letzterer noch nicht handlungsrelevant ist, trägt er doch dazu bei, Herleif eher als Teil dieser Gruppe an Neuankömmlingen zu sehen - im Übrigen vielleicht auch einer der Gründe, warum Kol ein wenig untergegangen ist. Hinzu kommt, dass mir Herleif weder sympathisch noch unsympathisch ist. Sie ist einfach...da. In der Handlung. Agierend. Keine Ahnung. Weder ihre Einführung im Gefängnis noch ihre Folterszene haben bei mir irgendwelche Spuren hinterlassen und so kann ich erst einmal nur sagen, dass mir ihr Kampf relativ egal ist.
      Bei Brianna bin ich schon eher gespalten. Wie gesagt, ich hab mir einen Kampf ohne Ballast gewünscht. Kein triefender Pathos, kein ewiges Herumreiten auf der Prophezeiung und diesem ganzen "Oh, Auserwählte"-Getue, welches Narcisse ja beinahe sekündlich über Brianna ausgegossen hat. Ich will Brianna einfach nur mal richtig kämpfen sehen und bin mir nicht sicher, ob Raphaela da die richtige Adresse ist. Ich traue dir dennoch einen guten Kampf zu, keine Frage. Nur ob es das ist, was ich mir gewünscht haben, bleibt abzuwarten. Wenn du verstehst, was ich meine. xD

      Zu guter Letzt wieder H.D. und Kaisa, die endlich zueinander gefunden haben. Die Fast-Frucht gefällt mir ganz gut und könnte so oder so ähnlich auch von Oda stammen, denke ich. Es wird sich zeigen, wie Kaisa gegen einen so listenreichen Gegner bestehen kann, waren ihre bisherigen Widersacher ja eher offensiver Hau-Drauf-Natur. Insgesamt der Kampf, auf den ich mich am meisten freue. Damit schließe ich dann auch. Gutes Kapitel, so kann es weitergehen. :D


    • Kapitel 165

      Hmm soll ich mich darüber beschweren, dass innerhalb von sechzehn Tagen drei Kapitel veröffentlicht worden sind und ich nicht vorgewarnt wurde… Wohl besser nicht, :) Viel mehr sollte ich mich darüber freuen, dass es hier weitergeht und mich wieder am Riemen reißen, was einen zeitigen Kommentar angeht. Auch wenn ich zu meiner Verteidigung ziemlich viele und anstrengende Dienste sowie andere Aufgaben aufführen kann.

      Grundsätzlich gilt auch bei dir, dass es wohl etwas dauern wird, bis ich alle Verbindungen und Punkte wieder aus den verschiedenen Ecken meines Gedächtnisses zusammengeklaubt habe, allerdings dürfte die so verringerte Trefferquote dir sicher auch recht sein. Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich bei dir Gefühlt schneller wieder an diverse Einzelheiten und Verbindungen erinnert habe, als es bei Bo der Fall war.

      Schon im ersten Abschnitt stecken eine große Menge an an offenen Punkten, Hinweisen, losen Fäden die verknüpft werden müssen usw. Ursprünglich wollte ich die Absätze chronologisch durchgehen, aber dann gab es doch zu viele Querverweise.^^

      Interessant ist natürlich, dass Sybill vor den Ereignissen auf Siena degli Illuminati noch nichts mit Shmuel zu tun gehabt hat. Sybills Aktion damals und ihre direkte Rettung bzw. der rechtzeitige Abtransport vor dem Angriff durch Caramel zu Shmuel wirkten doch so, als wäre die ganze Aktion vollkommen geplant gewesen. Aus dem Gespräch lasst sich aber nun deutlich ableiten, dass sie ihm vielleicht nicht zufällig aber zumindest von ihr Ungeplant in die Fänge gegangen ist. Dadurch bleibt mal wieder die Frage, wer sie nach SdI geschickt hat bzw. ob sie dies selbst in die Wege geleitet hat um dort an irgendwelche Informationen zu kommen, aber durch den Angriff davon abgehalten wurde.

      Des weiteren stellt sich mal wieder die Frage nach dem Alter des Lord, denn bisher war er für mich ungefähr so alt wie Dädalus und Luzifer oder besser gesagt höchstens zehn Jahre Älter. Immerhin hat er auch auf CM unter der Kirche bzw den Gegebenheiten gelitten, genauso wie Luzifer und Theresa, weswegen ich bisher davon ausgegangen bin, dass die drei die gleichen Unruhen erlebt haben. Allerdings sagt er am Ende dieses Abschnittes, dass >wir< also er und seine Mitstreiter auch Inseln in die Höhe gehoben haben, was ein ziemlich starker Hinweis auf das Aurora Archipel ist. Allerdings wurde dies schon vor viel längerer Zeit erhoben, da Dädalus sofern ich mich recht entsinne, von dort stammt. Meint Shmuel also mit >wir< eine schon länger operierende Gemeinschaft der er selbst erst später beigetreten, deren Anführer er geworden ist.
      Weiterhin wurde das AA mit Genevieve Teufelskräften in die Luft gehoben und diese wurde als Kind von jemandem dazu aufgefordert. Man könnte die Vermutung aufstellen, dass dies Shmuel gewesen ist, immerhin hat die Lordfraktion schon ein paar mal in deinen Kapiteln Andeutungen bekommen die auf einen Zugang zu Dingen hinweisen, welche ein ziemlich Langes leben ermöglichen. Zusätzlich spricht die Schattengestalt von Jahrzehnten, die sie schon zusammen arbeiten, was ein weiterer Hinweis auf einen sehr langes Leben von Shumel ist.

      Sollte Shumel wirklich schon so lange dabei sein, hätte er in diesem Fall durch Genevieve auch schon Kontakt zu den Hexen gehabt, was zum einen seine ruhe Sybill gegenüber erklären könnte, aber nicht, dass er von ihrer Unsterblichkeit/ewigen Kindheit/Jugend erstaunt zu sein scheint. Dies könnte er natürlich nur spielen, aber ich halte es auch für möglich, das Genevieve keine reine Hexe bzw. wie Shmuel aus ausdrückt >>nicht nur ein Abkömmling der Hexen, sondern bist ebenfalls ein Sprössling des Teufels persönlich <<. Die Hexen sind nach der Verbindung mit den Königreich schwächer und werden als der drei Augen Stamm bezeichnet. Da laut den Andeutungen von Shmuel Sybill als "reine Hexe" etwas besonders ist, würde ich vermuten, dass der Drei Augen Stamm "nur" die Nachfahren der Hexen sind, welche aus irgendwelchen gründen weitergehend ausgestorben sind bzw sich mit den Menschen dieses Königreiches verbunden, sprich Kinder bekommen haben. Wie wir später erfahren, scheint dies mit dem Verlust ihrer Macht(=Magie?) verbunden zu sein. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob dieser Machtverlust nur für die Zeit der Schwangerschaft gilt,→ es wird alle Energie für die Versorgung der entstehenden Kinder benötigt oder der Machtverlust dauerhaft ist, → die Macht also an die Kinder weitergegeben/ von diesem Absorbiert wird. Aus der Andeutung gegen Ende des Kapitels, dass Sybills Kräfte deswegen zurückkehrten, weil die Kinder in ihrem Leib am sterben waren, würde ich aber eher von einem dauerhaften Machtverlust; weitergrabe der Macht ausgehen.

      Weiterhin steht die frage im Raum, mit welchen Königreich sie die Hexen verbunden haben. Zwar könnte es sich um das AA handeln, da dies auch als Land der Hexen bezeichnet wurde und Genevieve wurde zu Erhebung der Insel aufgefordert, um einen sicheren Hafen für ihr Volk zu erschaffen, aber ich glaube irgendwie, dass dies später gesehenen ist. Besonders da Genevieve für mich zu sehr zum Lord gehört bzw. auf seinen Befehl hin dass AA auch wieder Fallen lässt, selbst wenn sie im Nachhinein wie Sybill von Shmuel getäuscht wurde.

      Das Perla Wu damals auch schon dazugehört hat bzw in einem etwas fortgeschrittenen Alter war und bisher nicht als Oma bezeichnet wurde, deute für mich ebenfalls auf ein langes Leben einiger Mitglieder der Lordfraktion hin. Vielleicht handelt es sich bei ihr um eine der vier Personen, welche von der Schattengestalt bei Shmuel erwähnt wurde. Weiterhin ist es ziemlich deutlich, dass sich die Erwähnung des niederbrennen der Felder von Wa No Kunis auf sie beziehen dürfte.

      Der Abschnitt wie Sybill auf die Weberin trifft hat sicher auch noch eine Bedeutung, welche wir noch nicht erfassen können. Aber diese sicher an die Nornen, Parzen, Moirai angelehnt ist, müssten sie etwas mit den Schicksal zu tun haben und da hier einige Andeutungen von Schmutzigkeit/Unreinheit bei Sybill vorhanden sind, könnte es ein Hinweis auf die Hexen/ Kinder des Teufels sein, die bzw der irgendetwas angestellt hat, was diesem Volk die Magie oder die Unsterblichkeit ermöglicht. Im Besonderen wegen jenem Satz: >>Es wurde gepflückt, was nicht gepflückt werden durfte und selbst die Glut der Sonne kann diese Sünde nicht mehr tilgen << Was wurde gepflückt, ein Apfel vielleicht? ;)

      Weiterhin kommt mir gerade die Frage in den Sinn, ob die schwarze Schattengestalt bei Shmuel etwas mit der Weberin zu tun hat, da diese auch schwarz und formwandlerisch ist. Zusätzlich sagt sie, dass die Hexen >ihnen< etwas angetan haben, wobei ihnen sich sowohl auf die schwarze Gestalt und ihre Angehörige, als auch auf Shumel und seine drei anderen Mitstreiter beziehen könnte. Es könnte also sein, dass die Schattengestalt die z.B. eine der Weberinnen oder die Wächterin des gepflückten Gegenstandes ist und einer der Ziele die endgültige Vernichtung/ Bestrafung der Nachkommen des Teufels ist. Allerdings…
      Ich ziehe hier wohl besser mal einen Schlussstrich, sonst werde ich nie fertig. Es gibt zwar noch einige Pfade denen ich folgen könnte, aber es wird mehr und mehr wilde Spekulation aufgrund von einzelnen Worten oder Andeutungen und deren möglicher Hintergründe unterfüttert durch Sagenwissen und Geschichte aus unserer Welt. Allein wenn ich jetzt noch die Teufelsfrüchte ins Spiel bringen würde, weil a Kinder des Teufels und b verbotener Wiese gepflückte Sache/Frucht würde sich mindesten eine weitere Seite Spekulationen ergeben.

      Allerdings möchte ich noch zwei Dinge im Bezug auf die Schattengestalt bzw ihre Verbindung mit dem Shmuel erwähnen. Zum einen scheint es ziemlich sicher zu sein, dass es sich bei der Schattengestalt nicht um dem Teufel handelt, was man aufgrund ihres Auftretens durchaus vermuten könnte. Zum anderen haben sie ihr Schiff mit Azrael nach dem Engel des Todes im Islam genannt. Zwar bin ich mir nicht sicher, in wieweit er auch im Judentum eine Rolle spielt, aber für mich ist da eher entscheidender, dass die unsterblichen Hexen eine ihrer Hauptgegner zu sein scheinen. Auch wenn es mit Genevieve und jetzt ihrer Tochter Nepthys mindesten zwei diesen Volkes bei ihnen gibt.


      *Gedanklicher Bruch, einmal neu Sammeln und schauen was ich noch wichtiges erwähnen wollte. ^^

      Luzifer wird mehr und mehr zu einer sehr rätselhaften Figur. Zunächst steht er gegen Shmuel, was wahrscheinlich vor allem daran liegt, dass er seine Emotionen nicht Lesen/Wahrnehmen kann. Dies könnte vielleicht ein weiterer Hinweis auf die Besonderheit von Shmuel sein, die mit der Schattengestalt in Verbindung steht oder Shmuel ist einfach gut trainiert was das verbergen von Informationen angeht.
      Nachdem Luzifer aber das Versprechen der Rache und Rückeroberung seiner Heimat bekommen hat, wird er zu einem treuen Anhänger von Shmuel, der für diesen sogar seine Freunde verrät und tötet. Wobei es natürlich auffällig ist, dass sein bester Freund am Ende doch noch am Leben ist.
      Nachdem Dädalus vier Jahre im Prometheus gefangen war, wird dieser von Luzifer (im Auftrag des Lords) freigelassen. Als Dädalus am Horizont verschwindet, klingt es wieder eher so, als wäre er letztendlich wieder auf Dädalus Seite, auch wenn er seine Entscheidungen nicht bereut. Allerdings tritt er derzeit wieder als extremer Feind von Dädalus auf und auch wenn er derzeit den Lord gefangen hält ist er bisher doch als Gegner von Brianas und somit Dädalus Fraktion aufgetreten. Also was will er wirklich oder auf wessen Seite steht er, ist er für die Erfüllung der Prophezeiung oder dagegen oder verfolgt er einen dritten Weg bzw auf welchem der Möglichen Wege schreitet Dädalus? Alles wieder viel zu offen, wobei man Luzifers Satz auch einfach so deuten könnte, dass er im Moment seinen Todes/Endes einfach nur einen (ehemaligen) Freund in seiner nähe wissen will.

      Dädalus ist ein weiteres Rätsel, da er anscheinend schon ziemlich früh mit dem Shmuel/dem Lord und seiner Fraktion gebrochen hat. Noch bevor er auf Kuleha getroffen ist, weit bevor er zum AA zurückgekehrt ist und dort wieder freundschaftlich mit Genevieve gesprochen hat. Weit vor dem Tod seinen Sohnes und dem Treffen mit Briannas Vorfahren. Unendlich weit vor dem Moment wo er die Entführung von Briannas Kind mit ermöglicht hat. Warum hat er nach diesem Erlebnis anscheinend noch so lange oder zumindest regelmäßig mit Mitgliedern der Lordfraktion zu tun gehabt und dies mehr oder weniger freiwillig. Ich meine mich zwar zu erinnern, dass er nach der Entführung von Briannas Kind als >frei< bezeichnet wurde, aber trotzdem kommt es mir insgesamt etwas viel vor. Besonders da er Fin erkannt hat (Danke Charakterguide), der so um die zehn bis fünfzehn Jahre alt sein müsste.

      Gegen Ende des Kommentars werde ich nun auch nicht darum herum kommen mich mit der Vergewaltigung von Sybill durch Shmuel und ihren Folgen zu beschäftigen. Wie bereits gemutmaßt wurde, ist Michael nicht der Vater von Raphaela und Gabriel sonder Shmuel. Allerdings frage ich mich dann, sofern die Schwängerung das Ziel von Shmuel war, welches der Schatten davor erwähnte, warum er Luzifer befohlen hat seine Kinder zu verbrennen. Wenn Samuel um die Vernichtung von Sybill gegangen wäre hätte er dies auch anders Schaffen können, besonders da sie ihm anscheinend eine ihrer Schwachstellen verraten hat. Die in diesem Abschnitt erwähnte/angedeutete Herkunft aus Holz lasse ich erst mal außer acht.

      Weiterhin finde ich es noch auffällig, dass auch in der Nacht wo Sybill und Michael gestorben sind, auf CM ein Blutmond geherrscht hat, genau wie gerade in der Traumwelt. Zusätzlich bin ich mir nicht sicher, ob Luzifer Sybill hier bewusst eingefangen und eingesperrt hat oder ob sie sich zumindest teilweise selbst in ihn übertragen hat. Denn ich meine so etwas aus dem Abschnitt heraus lesen zu können. Bei der ganzen Szene ist mir auch nicht klar, warum Sybill derzeit behauptet, sie sei und Michael seinen von Dädalus verraten worden. Zumindest meine ich mich an eine solche Aussage von ihr zu erinnern. Hier wirkt es eher so, als wäre Dädalus durchaus bereit sich für sie zu Opfern, aber sie selbst verhindert es mit einem Teil ihrer Macht, da sie sein Opfer als Sinnlos betrachteten.

      Damit will ich den Kommentar zu Kapitel 165 auch beenden. Zwar schwirren immer noch einige Lose erwähnenswerte Enden durch meinen Kopf, aber dies wäre dann doch wieder zu viel offene Spekulation und der Kommentar ist mit über drei Seiten mehr als lang genug. Die nächsten Kapitel werde ich entweder später Editieren oder in einem neuen Kommentar packen, wenn du mir mit einen weiteren Kapitel zuvorkommst. Allgemein freue ich mich, trotz meines leichten Rückstandes was die Kapitel angeht, einfach nur darüber, dass du wieder Zeit und Lust gefunden hast weiterzuschreiben und das in einer Qualität, die nach meiner Erinnerung, den letzten Kapiteln in keiner Weise hinterherhinkt. :thumbup:
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
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    • Kurzer Einwurf, keine Sorge das neue Kapitel ist noch nicht fertig.

      qoii schrieb:

      Hmm soll ich mich darüber beschweren, dass innerhalb von sechzehn Tagen drei Kapitel veröffentlicht worden sind und ich nicht vorgewarnt wurde… Wohl besser nicht, Viel mehr sollte ich mich darüber freuen, dass es hier weitergeht und mich wieder am Riemen reißen, was einen zeitigen Kommentar angeht. Auch wenn ich zu meiner Verteidigung ziemlich viele und anstrengende Dienste sowie andere Aufgaben aufführen kann.
      Ich wollte/konnte nicht auf dich warten, weil ich Angst hatte, dass ich aus dem Schreibrhythmus rauskomme, wenn ich warte bis du mit den Kommentaren fertig bist.
      Außerdem dachte ich, dass so für dich der Druck größer wird :P
      Also diese Woche wird Donnerstag Abend oder Freitag Vormittag noch ein Kapitel erscheinen, weil ich nicht sicher weiß wie ich nächste Woche dazu komme.
      Soviel zu deiner Zeitplanung. Aber erstmal schön, dass du überhaupt da wieder da bist :)

      - V.

    • Kapitel 166 Full House & Kapitel 167 Die Teegesellschaft der Herzkönigin

      Mal schauen ob ich mit den Kommentar noch fertig werde, bevor du dein neues Kapitel veröffentlichst. Weiterhin hoffe ich, das du den beginn meines letzten Kommentars mit dem Augenzwinkern wahrnehmen konntest, mit dem es gemeint war. Übrigens wirken viele aufzuholende Kapitel auf mich eher demotivierend als motivierend, da ich in diesem Fällen immer gefühlt zu viele Ideen und Gedanken unterbringen muss.^^

      Beginnen wir in der Kathedrale, wo Sybill uns verrät, warum sie Dädalus als einen ihrer Feinde sieht. Zumindest nach ihrer Logik, denn wirklichen Argumenten scheint sie nicht mehr zugänglich zu sein. Aber was will man erwarten wenn man 115 Jahre nur als zurückgebliebene Erinnerung in einem anderen Geist existiert. So wie sie es ausdrückt, war es damals Dädalus Idee Luzifer um Hilfe zu bitten, was letztendlich zu ihrem und Michaels Tot führte. Dies hätte sie ihm zwar noch verziehen, aber anders als sie es erwarten würde hat er nicht ewige Rache gegen Luzifer und dem Lord geschworen, sondern sich mehr oder weniger mit ihnen Arrangiert. Trotzdem gilt der Hauptteil ihres Zorns immer noch Luzifer.

      Bevor ich mich eher kurz als lang zu den einzelnen Begegnungen/Kampfpaarungen in CM zuwende, komme ich nicht umhin zu erwähnen, dass der Stadt gerade etwas ziemlich wichtiges zu fehlen scheint, ihre Einwohner. Zumindest ist seit einiger Zeit kein normaler Mensch mehr aufgetaucht. Zwar räumt man bei Kämpfen am besten sowieso den Platz frei, um keinen allzu großen Kollateralschaden beschreiben zu müssen, aber für die Ausgedentheit der Kämpfe bzw. die Flächenwirkung von Viktorias, Humpty Dumptys und Kys Kräften ist eine komplette nicht Erwähnung schon auffällig. Durch das Setting der Albtraumwelt gibt es zwar auch keine allzugroßen Probleme das verschwinden der Bürger zu erklären, würde dann aber auch wieder einiges an vorheriger bewusster Planung durch den TFN benötigen, um die Stadt zu füllen. Weiterhin kann ich damit wohl davon ausgehen, dass wir zumindest auf diese Weise nichts weiter über die Vorgeschichte von Shmuel erfahren. Genau so wenig wie über die Geschichte der Stadt und dieses Mädchen (Tochter des Kalifen?) mit dem er befreundet war.

      Weiterhin war ich etwas erstaunt wie gut und schnell sich die Teegesellschaft organisieren und jeden Ring besetzten konnte, nachdem sie von Sybill aus der Kathedrale geschleudert wurden. Dies haben sie anscheinend der taktischen Geschick und der flugbedingten Übersicht von Humpty Dumpty zu verdanken, der selbst seiner Königen auf die beste Position schickt. Wobei man natürlich auch fragen könnte, warum sich keiner für Luzifers Schicksal bzw. Sybill zu interessieren scheinen und sie sich leider daran machen Brianna aufzuhalten. Immerhin hat Sybill ziemlich deutlich gemacht, dass sie das Ganze nun übernommen hat und die ursprüngliche Vereinbarung / der ursprüngliche Plan für das Spiel nicht mehr gelten dürfte.

      Humpty Dumpty der Meister der Karten liefert sich einen sehr interessanten Kampf mit Kaiser, welche die größte Schwäche seiner Kreaturen ziemlich schnell erkannt haben dürfte, aber für Aleo erst mal Zeit schinden wollte, bis sie erkennt dass eigentlich sie aufgehalten wurde. Auch in der direkten Auseinandersetzung mit ihm wirkt sie ziemlich souveränen, bis er einen schnellen Doppelschlag landet. Zum einen scheint ihm die (erwachte) Faltfrucht auch zu ermöglichen Menschen teilweise in Papier zu verwandeln bzw. zu Falten und zum anderen dürfte er etwas über Kaisers Vergangenheit wissen. Von der grauen Dame hören wir zwar zum ersten mal, aber wahrscheinlich dürfte es sich bei ihr um eine Führungsperson der Gruppe handeln, welche Kaiser letztendlich zu den Schatzjägern geschickt hat und vorher zur CP-9. Damit würde die Frage im Raum stehen, woher HD von ihr weiß und wie sich diese Fraktion in den Gesamtkontext einfügen könnte. Sie ist höchstwahrscheinlich kein Teil der Triade, aber an weiteren Möglichkeiten mangelt es nicht. Von einen Gegenspieler der Triade bis zu einem der vier Personen, welche die Schattengestalt im vorletzten Kapitel bei Shmuel erwähnt, ist alles möglich.

      Als nächstes in der Rangfolge bleibt eigentlich nur Viktoria gegen Marc und Kol. Zu der Symbolik von Viktroia als Spinne kann ich mich eigentlich nur Bos Äußerungen anschließen, genauso wie seinen Assoziationen zu Mingos Fadenfrucht. Weiterhin kämpfst du jetzt natürlich mit dem Problem, das deine Hintergrundgeschichte zu Viktoria und Lin, mittlerweile von Original überholt und eigentlich nicht mehr möglich ist. Aber das dieser Punkt kommen wird war schon vorher klar. Um so besser gefällt es mir wie du weiterhin neue Informationen aus dem Original einbaust, denn irgendwie denke ich kaum, dass Marzipan von Anfang an als Tochter von BM geplant gewesen ist.

      Auch mir war war entfallen, dass sie mit Theophilus verheiratet ist, dem ich übrigens im ersten Moment die Seidenfrucht zugeordnet habe, da ich vergessen hatte das seine TF schon bekannt war. Allerdings habe ich mich schon gefragt, warum die beiden keine Kinder bekommen können. Immerhin scheint es BM geschafft zu haben ein Kind mit einem Zwerg zu bekommen und dieses Größenverhältnis ist noch verstörender als bei Neptun und Otohime. Wobei die andere Sortierung der Geschlechter das ganze schon etwas… weniger Schmerzhaft macht. Jedenfalls bekommen die beiden dadurch mehr Hintergrund und auch Theophilus Verzweiflung über das Ende der Zwillinge wird um einiges besser beleuchtet.

      Während Theophilus Aufenthaltsort derzeit unbekannt ist, hat Marzipan mit ihrer Seifen(blasen)frucht zunächst Drake aufgefangen und scheint nun gezwungen zu sein mit ihm gegen Kyu zu bestehen. Mal schauen wie sich das ganze entwickeln wird oder ob sie eine gute Gelegenheit nutzt, um davonzuschweben. Drake scheint mit der Wasserpower der Fischmenschen jedenfalls eine gute Chance gegen Kys Feuer zu haben, wenn nur mehr Wasser in der Stadt bzw in seiner Nähe vorhanden wäre. Bis dahin muss er wohl zunächst auf Marzipans Unterstützung zählen.

      Alice hast du ihn ihrer leicht verrückt-seltsamen Art wieder wunderbar dargestellt. Irgendwie denke ich nicht, dass Aleo ihr gewachsen ist, zumindest auf körperlicher Ebene. Auch auf die Kräfte ihrer Frucht kann sie in CM bzw in der Traumwelt nur schwer Zurückgreifen, wahrscheinlich weil dies (die Natur) etwas ist, auf dass Luzifer und die anderen Säulen der Traumwelt nie groß geachtet haben. Letztendlich bleibt Aleo also nur Alice irgendwie auszutricksen bzw einen Glückstreffer bei ihrer von Alice Ticks/Seltenheiten zu landen und so zu entkommen bzw sie auszuschalten oder auf ihre Seite zu bringen.

      Zu Brianna fällt mir erstmal nicht interessantes ein, weswegen ich den Kommentar hier beende. Wie immer wenn ich mehrere Kapitel zusammen kommentiere habe ich das Gefühl so gut wie nichts gesagt zu haben, bzw nicht vernünftig zu spekulieren, aber das war mir schon vorher klar. ^^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
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    • Antwort auf Fanpost & 167. Kapitel erschienen.

      Tja da macht man mal wieder ne Ankündigung zu einem Kapitel und dann wird das nichts. Das werde ich wohl tunlichst vermeiden :D

      Nichtsdestotrotz ist das Kapitel fertig und kann an alter, neuer Stelle gelesen werden.

      @Bo

      Viel mehr halbtot und verfault, aber wir arbeiten daran :D

      -Bo- schrieb:

      Überraschend an diesem Kapitel war für mich der Fokus auf Theophilus und Marzipan, deren Ehe ich so nicht mehr auf dem Schirm hatte. Komplett neu erscheint mir die Information allerdings nicht, vermutlich ist sie also im Laufe der Monate, die du pausiert hast, einfach nur verschüttet worden und nun wieder ans Tageslicht gedrungen. Schon ein nettes Detail, welches die Vasallen der Herzkönigin eine Spurweite menschlicher macht. Auch bedingt durch den zerfurchten Verlauf des Arcs blieb der royale Hofstaat nämlich in meinen Augen etwas auf der Strecke. Aber momentan gewinnt H.D. durch seine Rolle als General und Chefstratege an Kontur und Theophilus samt Marzipan wurden dank der kleinen Paarinteraktion und des Flashbacks näher beleuchtet. Du bist also auf einem guten Wege, der Truppe auf der Zielgeraden noch Leben und Persönlichkeit einzuhauchen - vorausgesetzt, die Figuren befinden sich auf der Zielgeraden. Davon würde ich im Moment allerdings ausgehen. Es riecht nach finalen Einzelkämpfen, wie sie auch das Ende der Devereauxs und SALIGIA eingeläutet haben, und ingesamt bin einfach nicht der Meinung, dass man aus Figuren wie Alice oder Marzipan noch sonderlich viel Handlungsrelevanz. Mit der absonderlichen Patchwork-Familie des Lords und dem bereits angeteaserten Bestienchor des Zaren stehen bereits neue, frische und unverbrauchte Widersacher und den Startlöchern und machen Lust auf die Welt hinter den Spiegel, die richtige Welt.
      Das viel mehr zu den Charakteren des Arcs da ist, muss ich wohl nicht mehr wiederholen. Daher versuche ich jetzt noch hier und da ein paar EInzelheiten und Details einzuflößen, damit zumindest der Hauch einer Ahnung da bleibt und wenn ich das mal mit Oda vergleiche, dürfte Theophilus jetzt schon vier Mal so viel Aussagekraft wie Daifuku haben :D
      Ansonsten war das Detail tatsächlich völlig neu. Ich habe höchstens Mal erwähnt, dass Marzipan mit jemanden verheiratet ist, aber auch daran kann ich mich selbst nicht erinnern.
      Und ja ZIELGERADEN. ich werde nicht mehr abbiegen oder sonst was. Das Ende ist nah und ich möchte es erreichen.

      -Bo- schrieb:

      Das heißt natürlich nicht, dass ich mich auf die bevorstehenden Kämpfe nicht freuen würde. Gerade der...nennen wir es mal Quasi-Battle Royal zwischen Drake, Kyu, Theo und Marzipan hat ordentlich Potenzial. Drake muss an dieser Stelle seinen Freund retten, ohne von dessen Flammen versenkt zu werden oder den Vollstreckern der Herzkönigin zum Opfer zu fallen. Das gibt dir den Vorteil, Drake nicht zu überlegen darzustellen. Momentan halte ich Drake ohnehin für den mächtigsten Schatzjäger, dicht gefolgt von Kaisa, weshalb mir diese ziemlich unfaire Ausgangslage auf Kosten des Meermannes durchaus zusagt. Sicherlich wird diese Episode nicht ewig gehen, früher oder später muss Kyu zur Vernunft kommen. Ich wäre aber nicht traurig drüber, würde Drake vorher ein bisschen brutzeln. xD
      Es ist ein Battle Royal, aber gerade nur mit drei Parteien. Theophilus ist wie wir heute erfahren haben, an einem anderen Ort.
      Und ansonsten reicht diese Konstellation aus drei sehr starken Kämpfern durchaus aus, um ein ausgewogenes Duell zu Stande zu bringen, denn so viel sei verraten: Allein könnte Marzipan nicht allzu viel gegen Drake ausrichten.

      -Bo- schrieb:

      Selbiges gilt dann auch gleich für Aloe, die bekanntlich nicht zu meinen Favoriten in deiner FF zählt. Alice macht eine gute Figur und wurde in ihrer Beherrschung der Mink-Elektro-Technik als äußerst kompetent dargestellt. Eine wirkliche Chance würde ich Aloe in einem fairen Kampf nicht zugestehen, aber bei Aloe und ihrer Frucht der Tausend Wunder ist gefühlt halt alles möglich, also weiß ich nicht...ich kann es einfach kaum erwarten, bis du die Erklärungen dazu springen lässt. Denn die Tatsache, dass Aloe sich irgendwie je nach Situation fast alles aus dem kleinen Engelshintern ziehen kann, macht mir diese Konfrontation irgendwie madig. Zwar gehe ich von einem stark physischen Kampf aus, der Aloe aufgrund von Alice Angriffslust eher in die Defensive drängt, aber schauen wir mal. Momentan erinnert mich die Konstellation ein wenig an Effie vs. Luca, nur das Aloe rein physisch noch schlechtere Karten haben dürfte als die Blondine.^^
      Ich sagte ja mal, dass dieser Kampf die größte Herausforderung für Aloë wird und das unterstreiche ich weiterhin. Was das am Ende genau bedeutet, wird wohl das nächste Kapitel zeigen.
      Deine Kritik an ihrer TF ist mittlerweile durchaus angekommen und ich kann nicht mehr tun als dich auf das Kapitel zu vertrösten, wo sie genauer beleuchtet wird. Wie ich auch schon einmal sagte, ob sie dir dann gefallen wird, kann ich nicht sagen. Sie wird jedoch nicht weniger greifbar als Ondines Kräfte und bewegt sich in einem ähnlichen Spektrum. :)

      -Bo- schrieb:

      Zu Viktoria weiß ich irgendwie nichts zu sagen. Mir gefällt das Motiv und die Idee zur Frucht, aber ich fühle mich unangenehm an Flamingo autonome Klone erinnert. Wir wissen, dass es möglich ist - wirklich in einer FF verbaut muss ich es jedoch nicht sehen. Klar, ich bleibe aufgeschlossen und freue mich auf den Kampf...ein fader Beigeschmack bleibt jedoch.
      Um ehrlich zu sein, überrascht mich die Kritik an dieser Stelle ein wenig. Ich denke immer noch, dass ein Unterschied zwischen einem autonom agierenden, denkenden und sprechenden Klon besteht, der die volle Bandbreite an Fähigkeiten und Fertigkeiten seines Meisters beherrscht und der Erschaffung von willenlosen Spinnen, die quasi durch einen Lufthauch ausgeschaltet werden können. Daher akzeptiere ich deine Kritik, auch wenn das für mich zwei völlig unterschiedliche paar Schuhe sind. Vielleicht relativiert sie sich ja auch noch, sobald mehr über die Frucht bekannt wird.

      -Bo- schrieb:

      Kurz zu Herleif und Brianna: Ja. Keine Ahnung. Herleif bekommt wohl ihre Rache gegen Gabriel, während Brianna gegen Raphaela antreten wird. Wieso die nun nicht mehr in der Kathedrale ist, wirst du uns vermutlich noch erklären. Ich weiß persönlich nicht, was ich von dieser Konstellation halten soll. Freilich, Herleif ist mir irgendwie egal. Das liegt nicht unbedingt an dir, sondern eher daran, dass mir auf LB einfach zu viele Leute mit ins Boot gekommen sind. Kol und der Golem sind auch noch da und obwohl letzterer noch nicht handlungsrelevant ist, trägt er doch dazu bei, Herleif eher als Teil dieser Gruppe an Neuankömmlingen zu sehen - im Übrigen vielleicht auch einer der Gründe, warum Kol ein wenig untergegangen ist. Hinzu kommt, dass mir Herleif weder sympathisch noch unsympathisch ist. Sie ist einfach...da. In der Handlung. Agierend. Keine Ahnung. Weder ihre Einführung im Gefängnis noch ihre Folterszene haben bei mir irgendwelche Spuren hinterlassen und so kann ich erst einmal nur sagen, dass mir ihr Kampf relativ egal ist.
      Ja, keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Kann ich wohl nicht ändern, außer sie in die Handlung einzubinden. Selbiges gilt für Kol.

      -Bo- schrieb:

      Bei Brianna bin ich schon eher gespalten. Wie gesagt, ich hab mir einen Kampf ohne Ballast gewünscht. Kein triefender Pathos, kein ewiges Herumreiten auf der Prophezeiung und diesem ganzen "Oh, Auserwählte"-Getue, welches Narcisse ja beinahe sekündlich über Brianna ausgegossen hat. Ich will Brianna einfach nur mal richtig kämpfen sehen und bin mir nicht sicher, ob Raphaela da die richtige Adresse ist. Ich traue dir dennoch einen guten Kampf zu, keine Frage. Nur ob es das ist, was ich mir gewünscht haben, bleibt abzuwarten. Wenn du verstehst, was ich meine. xD
      Da Raphaela nichts mit der Prophezeiung am Hut hat, wird das auch nicht der Fall sein. Das haben wir aber schon über WhatsApp

      -Bo- schrieb:

      Zu guter Letzt wieder H.D. und Kaisa, die endlich zueinander gefunden haben. Die Fast-Frucht gefällt mir ganz gut und könnte so oder so ähnlich auch von Oda stammen, denke ich. Es wird sich zeigen, wie Kaisa gegen einen so listenreichen Gegner bestehen kann, waren ihre bisherigen Widersacher ja eher offensiver Hau-Drauf-Natur. Insgesamt der Kampf, auf den ich mich am meisten freue. Damit schließe ich dann auch. Gutes Kapitel, so kann es weitergehen. :D
      Dann danke ich erstmal für die positiven und kritischen Anregungen.

      @qoii #1+2


      qoii schrieb:

      Interessant ist natürlich, dass Sybill vor den Ereignissen auf Siena degli Illuminati noch nichts mit Shmuel zu tun gehabt hat. Sybills Aktion damals und ihre direkte Rettung bzw. der rechtzeitige Abtransport vor dem Angriff durch Caramel zu Shmuel wirkten doch so, als wäre die ganze Aktion vollkommen geplant gewesen. Aus dem Gespräch lasst sich aber nun deutlich ableiten, dass sie ihm vielleicht nicht zufällig aber zumindest von ihr Ungeplant in die Fänge gegangen ist. Dadurch bleibt mal wieder die Frage, wer sie nach SdI geschickt hat bzw. ob sie dies selbst in die Wege geleitet hat um dort an irgendwelche Informationen zu kommen, aber durch den Angriff davon abgehalten wurde.
      Also die Aktion war durchaus geplant, aber nicht von Shmuel. Zumindest nicht von ihm direkt angeordnet, aber wer dahinter steckt, wird sich am Ende des aktuellen Arcs klären, wen der Lord und seine Fraktion genauer beleuchtet werden.

      qoii schrieb:

      Des weiteren stellt sich mal wieder die Frage nach dem Alter des Lord, denn bisher war er für mich ungefähr so alt wie Dädalus und Luzifer oder besser gesagt höchstens zehn Jahre Älter. Immerhin hat er auch auf CM unter der Kirche bzw den Gegebenheiten gelitten, genauso wie Luzifer und Theresa, weswegen ich bisher davon ausgegangen bin, dass die drei die gleichen Unruhen erlebt haben. Allerdings sagt er am Ende dieses Abschnittes, dass >wir< also er und seine Mitstreiter auch Inseln in die Höhe gehoben haben, was ein ziemlich starker Hinweis auf das Aurora Archipel ist. Allerdings wurde dies schon vor viel längerer Zeit erhoben, da Dädalus sofern ich mich recht entsinne, von dort stammt. Meint Shmuel also mit >wir< eine schon länger operierende Gemeinschaft der er selbst erst später beigetreten, deren Anführer er geworden ist.
      Weiterhin wurde das AA mit Genevieve Teufelskräften in die Luft gehoben und diese wurde als Kind von jemandem dazu aufgefordert. Man könnte die Vermutung aufstellen, dass dies Shmuel gewesen ist, immerhin hat die Lordfraktion schon ein paar mal in deinen Kapiteln Andeutungen bekommen die auf einen Zugang zu Dingen hinweisen, welche ein ziemlich Langes leben ermöglichen. Zusätzlich spricht die Schattengestalt von Jahrzehnten, die sie schon zusammen arbeiten, was ein weiterer Hinweis auf einen sehr langes Leben von Shumel ist.
      Alt! Sie sind alle sehr alt :D
      Und definitiv älter als Luzifer und Theresa, die ja beide ein fixes Alter bekommen haben. Die Fraktion des Lords ist auch mit einer gewissen "Unsterblichkeit" (nicht im klassischen Sinne oder wie bei den Hexen) gesegnet. Woher das rührt und wie das kommt, das muss man wohl noch abwarten.

      qoii schrieb:

      Sollte Shumel wirklich schon so lange dabei sein, hätte er in diesem Fall durch Genevieve auch schon Kontakt zu den Hexen gehabt, was zum einen seine ruhe Sybill gegenüber erklären könnte, aber nicht, dass er von ihrer Unsterblichkeit/ewigen Kindheit/Jugend erstaunt zu sein scheint. Dies könnte er natürlich nur spielen, aber ich halte es auch für möglich, das Genevieve keine reine Hexe bzw. wie Shmuel aus ausdrückt >>nicht nur ein Abkömmling der Hexen, sondern bist ebenfalls ein Sprössling des Teufels persönlich <<. Die Hexen sind nach der Verbindung mit den Königreich schwächer und werden als der drei Augen Stamm bezeichnet. Da laut den Andeutungen von Shmuel Sybill als "reine Hexe" etwas besonders ist, würde ich vermuten, dass der Drei Augen Stamm "nur" die Nachfahren der Hexen sind, welche aus irgendwelchen gründen weitergehend ausgestorben sind bzw sich mit den Menschen dieses Königreiches verbunden, sprich Kinder bekommen haben. Wie wir später erfahren, scheint dies mit dem Verlust ihrer Macht(=Magie?) verbunden zu sein. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob dieser Machtverlust nur für die Zeit der Schwangerschaft gilt,→ es wird alle Energie für die Versorgung der entstehenden Kinder benötigt oder der Machtverlust dauerhaft ist, → die Macht also an die Kinder weitergegeben/ von diesem Absorbiert wird. Aus der Andeutung gegen Ende des Kapitels, dass Sybills Kräfte deswegen zurückkehrten, weil die Kinder in ihrem Leib am sterben waren, würde ich aber eher von einem dauerhaften Machtverlust; weitergrabe der Macht ausgehen.
      Zu Genevieve: Mehr im kommenden Arc.
      Zu den Hexen allgemein: Noch ein paar Informationen im übernächsten Kapitel
      Zum Machtverlust: Während der Schwangerschaft und eigentlich geht sie bei der Geburt auf die neue Generation über. Sybills Tod ist in der Hinsicht etwas besonderes. Die Kinder starben vermeintlich mit ihr, und ihr Geist pflanzte sich in Luzifers Geist. Also war diese Sybill mit Kräften. Die Kinder erwachten dann aber doch noch durch Luzifers eingreifen zum Leben. Ob Raphaela nun Kräfte hat oder nicht, wird sich noch zeigen.

      qoii schrieb:

      Weiterhin steht die frage im Raum, mit welchen Königreich sie die Hexen verbunden haben. Zwar könnte es sich um das AA handeln, da dies auch als Land der Hexen bezeichnet wurde und Genevieve wurde zu Erhebung der Insel aufgefordert, um einen sicheren Hafen für ihr Volk zu erschaffen, aber ich glaube irgendwie, dass dies später gesehenen ist. Besonders da Genevieve für mich zu sehr zum Lord gehört bzw. auf seinen Befehl hin dass AA auch wieder Fallen lässt, selbst wenn sie im Nachhinein wie Sybill von Shmuel getäuscht wurde.
      Vielleicht war es ja ein Königreich, welches wie die wahren Hexen aus den Annalen dieser Welt gestrichen wurden ;)

      qoii schrieb:

      Der Abschnitt wie Sybill auf die Weberin trifft hat sicher auch noch eine Bedeutung, welche wir noch nicht erfassen können. Aber diese sicher an die Nornen, Parzen, Moirai angelehnt ist, müssten sie etwas mit den Schicksal zu tun haben und da hier einige Andeutungen von Schmutzigkeit/Unreinheit bei Sybill vorhanden sind, könnte es ein Hinweis auf die Hexen/ Kinder des Teufels sein, die bzw der irgendetwas angestellt hat, was diesem Volk die Magie oder die Unsterblichkeit ermöglicht. Im Besonderen wegen jenem Satz: >>Es wurde gepflückt, was nicht gepflückt werden durfte und selbst die Glut der Sonne kann diese Sünde nicht mehr tilgen << Was wurde gepflückt, ein Apfel vielleicht?
      Ja vielleicht ein Opfer oder eine besondere Frucht!

      qoii schrieb:

      Nachdem Dädalus vier Jahre im Prometheus gefangen war, wird dieser von Luzifer (im Auftrag des Lords) freigelassen. Als Dädalus am Horizont verschwindet, klingt es wieder eher so, als wäre er letztendlich wieder auf Dädalus Seite, auch wenn er seine Entscheidungen nicht bereut. Allerdings tritt er derzeit wieder als extremer Feind von Dädalus auf und auch wenn er derzeit den Lord gefangen hält ist er bisher doch als Gegner von Brianas und somit Dädalus Fraktion aufgetreten. Also was will er wirklich oder auf wessen Seite steht er, ist er für die Erfüllung der Prophezeiung oder dagegen oder verfolgt er einen dritten Weg bzw auf welchem der Möglichen Wege schreitet Dädalus? Alles wieder viel zu offen, wobei man Luzifers Satz auch einfach so deuten könnte, dass er im Moment seinen Todes/Endes einfach nur einen (ehemaligen) Freund in seiner nähe wissen will.
      Luzifer ist eine zutiefst zerrüttete Gestalt und ebenso opportunistisch. Er hasst jeden und sehnt sich gleichzeitig einfach nur nach Liebe und Geborgenheit.
      Deswegen war er eifersüchtig auf Dädalus, auf Sybill, auf Michel und auch auf den Lord. Das einzige Muster, welches sich wirklich bei ihm abzeichnen lässt, ist dass Dädalus tatsächlich der einzige Mensch ist, den er als Freund bezeichnen würde, auch wenn er das nicht immer zeigt.

      qoii schrieb:

      Dädalus ist ein weiteres Rätsel, da er anscheinend schon ziemlich früh mit dem Shmuel/dem Lord und seiner Fraktion gebrochen hat. Noch bevor er auf Kuleha getroffen ist, weit bevor er zum AA zurückgekehrt ist und dort wieder freundschaftlich mit Genevieve gesprochen hat. Weit vor dem Tod seinen Sohnes und dem Treffen mit Briannas Vorfahren. Unendlich weit vor dem Moment wo er die Entführung von Briannas Kind mit ermöglicht hat. Warum hat er nach diesem Erlebnis anscheinend noch so lange oder zumindest regelmäßig mit Mitgliedern der Lordfraktion zu tun gehabt und dies mehr oder weniger freiwillig. Ich meine mich zwar zu erinnern, dass er nach der Entführung von Briannas Kind als >frei< bezeichnet wurde, aber trotzdem kommt es mir insgesamt etwas viel vor. Besonders da er Fin erkannt hat (Danke Charakterguide), der so um die zehn bis fünfzehn Jahre alt sein müsste.
      Hatte er danach noch Kontakt? Oder war die Hilfe bei der Entführung von Briannas Kind nicht nur dieser Gefallen, den der Lord nun (aus bisher ungeklärten Gründen) eingefordert hat? Ob Dädalus Genevieve schon vorher kannte, wissen wir nicht, und um es mal vorweg zu nehmen: Kannte er nicht. Genevieve war schon immer auf ihren Außenposten auf dem Aurora Archipel und über ihre Beziehung zum Lord erfuhr Dädalus erst nach dem Tod seines Kindes.

      qoii schrieb:

      Gegen Ende des Kommentars werde ich nun auch nicht darum herum kommen mich mit der Vergewaltigung von Sybill durch Shmuel und ihren Folgen zu beschäftigen. Wie bereits gemutmaßt wurde, ist Michael nicht der Vater von Raphaela und Gabriel sonder Shmuel. Allerdings frage ich mich dann, sofern die Schwängerung das Ziel von Shmuel war, welches der Schatten davor erwähnte, warum er Luzifer befohlen hat seine Kinder zu verbrennen. Wenn Samuel um die Vernichtung von Sybill gegangen wäre hätte er dies auch anders Schaffen können, besonders da sie ihm anscheinend eine ihrer Schwachstellen verraten hat. Die in diesem Abschnitt erwähnte/angedeutete Herkunft aus Holz lasse ich erst mal außer acht.
      Also die Vergewaltigung hatte jetzt nicht zwingend das Ziel Sybill zu schwängern. Also nicht, dass der Lord etwas dagegen gehabt hätte, aber die Vergewaltigung war prinzipiell eine Affekthandlung aus gekränkten Stolz.
      Und die Verbrennung war halt einfach ein Befehl, um mit dem Verlust umzugehen. Er wusste ja nicht, dass die Kinder noch am Leben sind. Du darfst ja nicht vergessen, dass Shmuel ziemlich angepisst war, dass Sybill hochschwanger einfach abgehauen war.

      qoii schrieb:

      Weiterhin finde ich es noch auffällig, dass auch in der Nacht wo Sybill und Michael gestorben sind, auf CM ein Blutmond geherrscht hat, genau wie gerade in der Traumwelt. Zusätzlich bin ich mir nicht sicher, ob Luzifer Sybill hier bewusst eingefangen und eingesperrt hat oder ob sie sich zumindest teilweise selbst in ihn übertragen hat. Denn ich meine so etwas aus dem Abschnitt heraus lesen zu können. Bei der ganzen Szene ist mir auch nicht klar, warum Sybill derzeit behauptet, sie sei und Michael seinen von Dädalus verraten worden. Zumindest meine ich mich an eine solche Aussage von ihr zu erinnern. Hier wirkt es eher so, als wäre Dädalus durchaus bereit sich für sie zu Opfern, aber sie selbst verhindert es mit einem Teil ihrer Macht, da sie sein Opfer als Sinnlos betrachteten.
      Sehr schön, dass dir das auffällt. Das ist natürlich kein Zufall mit dem Blutmond.

      qoii schrieb:

      Damit will ich den Kommentar zu Kapitel 165 auch beenden. Zwar schwirren immer noch einige Lose erwähnenswerte Enden durch meinen Kopf, aber dies wäre dann doch wieder zu viel offene Spekulation und der Kommentar ist mit über drei Seiten mehr als lang genug. Die nächsten Kapitel werde ich entweder später Editieren oder in einem neuen Kommentar packen, wenn du mir mit einen weiteren Kapitel zuvorkommst. Allgemein freue ich mich, trotz meines leichten Rückstandes was die Kapitel angeht, einfach nur darüber, dass du wieder Zeit und Lust gefunden hast weiterzuschreiben und das in einer Qualität, die nach meiner Erinnerung, den letzten Kapiteln in keiner Weise hinterherhinkt.
      Sehr schön. Ich freue mich einfach, dass du auch wieder auf dem aktuellen Stand bist und dementsprechend beantworte ich gleich mal deine weiteren Kommentare.

      qoii schrieb:

      Beginnen wir in der Kathedrale, wo Sybill uns verrät, warum sie Dädalus als einen ihrer Feinde sieht. Zumindest nach ihrer Logik, denn wirklichen Argumenten scheint sie nicht mehr zugänglich zu sein. Aber was will man erwarten wenn man 115 Jahre nur als zurückgebliebene Erinnerung in einem anderen Geist existiert. So wie sie es ausdrückt, war es damals Dädalus Idee Luzifer um Hilfe zu bitten, was letztendlich zu ihrem und Michaels Tot führte. Dies hätte sie ihm zwar noch verziehen, aber anders als sie es erwarten würde hat er nicht ewige Rache gegen Luzifer und dem Lord geschworen, sondern sich mehr oder weniger mit ihnen Arrangiert. Trotzdem gilt der Hauptteil ihres Zorns immer noch Luzifer.
      Genau in ihrer eigenen, kleinen Welt hat Dädalus sie nicht nur (ungewollt) in den Tod gebracht, sondern eben auch in ihren Tod nie angemessen gerächt.

      qoii schrieb:

      Bevor ich mich eher kurz als lang zu den einzelnen Begegnungen/Kampfpaarungen in CM zuwende, komme ich nicht umhin zu erwähnen, dass der Stadt gerade etwas ziemlich wichtiges zu fehlen scheint, ihre Einwohner. Zumindest ist seit einiger Zeit kein normaler Mensch mehr aufgetaucht. Zwar räumt man bei Kämpfen am besten sowieso den Platz frei, um keinen allzu großen Kollateralschaden beschreiben zu müssen, aber für die Ausgedentheit der Kämpfe bzw. die Flächenwirkung von Viktorias, Humpty Dumptys und Kys Kräften ist eine komplette nicht Erwähnung schon auffällig. Durch das Setting der Albtraumwelt gibt es zwar auch keine allzugroßen Probleme das verschwinden der Bürger zu erklären, würde dann aber auch wieder einiges an vorheriger bewusster Planung durch den TFN benötigen, um die Stadt zu füllen. Weiterhin kann ich damit wohl davon ausgehen, dass wir zumindest auf diese Weise nichts weiter über die Vorgeschichte von Shmuel erfahren. Genau so wenig wie über die Geschichte der Stadt und dieses Mädchen (Tochter des Kalifen?) mit dem er befreundet war.
      Die "Einwohner" Corto Malteses verschwanden in dem Moment, als sich die Handlung in die Metaebene verlagerte, in denen sich die Protagonisten mittlerweile alle befinden. Tatsächliche Figuren und Statisten gab es nur in den Träumen, die Luzifer für jeden einzelnen kreiert hatte. Doch in dem Moment, als Raphaela ihm ins Werk fuschte und Brianna in dem "Flashback" des Lords landete, und Luzifer sich gezwungen sah, selbst einzugreifen, verschwanden die Einwohner. Die anderen namhaften Figuren werden wir vielleicht noch in einem späteren Arc sehen, wenn es um den Lord geht.

      qoii schrieb:

      Weiterhin war ich etwas erstaunt wie gut und schnell sich die Teegesellschaft organisieren und jeden Ring besetzten konnte, nachdem sie von Sybill aus der Kathedrale geschleudert wurden. Dies haben sie anscheinend der taktischen Geschick und der flugbedingten Übersicht von Humpty Dumpty zu verdanken, der selbst seiner Königen auf die beste Position schickt. Wobei man natürlich auch fragen könnte, warum sich keiner für Luzifers Schicksal bzw. Sybill zu interessieren scheinen und sie sich leider daran machen Brianna aufzuhalten. Immerhin hat Sybill ziemlich deutlich gemacht, dass sie das Ganze nun übernommen hat und die ursprüngliche Vereinbarung / der ursprüngliche Plan für das Spiel nicht mehr gelten dürfte.
      Diese Frage wird sich mit der Motivation der Herzkönigin klären, überhaupt das Spiel der Könige zu bestreiten. Sie möchte die Prophezeiung und damit in ihren Augen die Mittel, um sich aus der Verpflichtung gegenüber dem Lord zu entbinden. Daher ist Brianna zunächst so wichtig für sie. Erst danach wird sie sich Sybills entledigen.

      qoii schrieb:

      Humpty Dumpty der Meister der Karten liefert sich einen sehr interessanten Kampf mit Kaiser, welche die größte Schwäche seiner Kreaturen ziemlich schnell erkannt haben dürfte, aber für Aleo erst mal Zeit schinden wollte, bis sie erkennt dass eigentlich sie aufgehalten wurde. Auch in der direkten Auseinandersetzung mit ihm wirkt sie ziemlich souveränen, bis er einen schnellen Doppelschlag landet. Zum einen scheint ihm die (erwachte) Faltfrucht auch zu ermöglichen Menschen teilweise in Papier zu verwandeln bzw. zu Falten und zum anderen dürfte er etwas über Kaisers Vergangenheit wissen. Von der grauen Dame hören wir zwar zum ersten mal, aber wahrscheinlich dürfte es sich bei ihr um eine Führungsperson der Gruppe handeln, welche Kaiser letztendlich zu den Schatzjägern geschickt hat und vorher zur CP-9. Damit würde die Frage im Raum stehen, woher HD von ihr weiß und wie sich diese Fraktion in den Gesamtkontext einfügen könnte. Sie ist höchstwahrscheinlich kein Teil der Triade, aber an weiteren Möglichkeiten mangelt es nicht. Von einen Gegenspieler der Triade bis zu einem der vier Personen, welche die Schattengestalt im vorletzten Kapitel bei Shmuel erwähnt, ist alles möglich.
      Ja Humpty Dumpty weiß ein bisschen etwas über Kaisa. Was, warum und wieso erfahren wir im nächsten Kapitel.

      qoii schrieb:

      Als nächstes in der Rangfolge bleibt eigentlich nur Viktoria gegen Marc und Kol. Zu der Symbolik von Viktroia als Spinne kann ich mich eigentlich nur Bos Äußerungen anschließen, genauso wie seinen Assoziationen zu Mingos Fadenfrucht. Weiterhin kämpfst du jetzt natürlich mit dem Problem, das deine Hintergrundgeschichte zu Viktoria und Lin, mittlerweile von Original überholt und eigentlich nicht mehr möglich ist. Aber das dieser Punkt kommen wird war schon vorher klar. Um so besser gefällt es mir wie du weiterhin neue Informationen aus dem Original einbaust, denn irgendwie denke ich kaum, dass Marzipan von Anfang an als Tochter von BM geplant gewesen ist.
      Also in meiner Version der Ereignisse geht die Geschichte durchaus noch auf. Sie spielt nur zu einem Zeitpunkt, nach bzw. während des offiziellen Flashbacks. Da ich das wohl im Detail nicht mehr so direkt in die Geschichte einbauen kann:
      Linlin zieht ja gemeinsam mit Streusen los und sucht darunter eben auch ihre Familie auf, die sie damals in Stich gelassen hat. Viktoria das neue und wieder nutzlose, verkrüppelte Kind rettet sie aber aus Güte. (Die junge Linlin war ja durchaus kein Schlechter Mensch). Die beiden entzweien sich erst im Folgenden. (Ob das am Ende dann noch passt, wird sich zeigen)
      Und Marzipan war ursprünglich als richtige Zwergin gedacht. Die Sache mit Big Mom hat dann umso besser gepasst.

      qoii schrieb:

      Auch mir war war entfallen, dass sie mit Theophilus verheiratet ist, dem ich übrigens im ersten Moment die Seidenfrucht zugeordnet habe, da ich vergessen hatte das seine TF schon bekannt war. Allerdings habe ich mich schon gefragt, warum die beiden keine Kinder bekommen können. Immerhin scheint es BM geschafft zu haben ein Kind mit einem Zwerg zu bekommen und dieses Größenverhältnis ist noch verstörender als bei Neptun und Otohime. Wobei die andere Sortierung der Geschlechter das ganze schon etwas… weniger Schmerzhaft macht. Jedenfalls bekommen die beiden dadurch mehr Hintergrund und auch Theophilus Verzweiflung über das Ende der Zwillinge wird um einiges besser beleuchtet.
      Dazu werde ich noch was schreiben. Also warum sie keine Kinder bekommen können.

      qoii schrieb:

      Alice hast du ihn ihrer leicht verrückt-seltsamen Art wieder wunderbar dargestellt. Irgendwie denke ich nicht, dass Aleo ihr gewachsen ist, zumindest auf körperlicher Ebene. Auch auf die Kräfte ihrer Frucht kann sie in CM bzw in der Traumwelt nur schwer Zurückgreifen, wahrscheinlich weil dies (die Natur) etwas ist, auf dass Luzifer und die anderen Säulen der Traumwelt nie groß geachtet haben. Letztendlich bleibt Aleo also nur Alice irgendwie auszutricksen bzw einen Glückstreffer bei ihrer von Alice Ticks/Seltenheiten zu landen und so zu entkommen bzw sie auszuschalten oder auf ihre Seite zu bringen.
      Warten wir ab ;)

      qoii schrieb:

      Zu Brianna fällt mir erstmal nicht interessantes ein, weswegen ich den Kommentar hier beende. Wie immer wenn ich mehrere Kapitel zusammen kommentiere habe ich das Gefühl so gut wie nichts gesagt zu haben, bzw nicht vernünftig zu spekulieren, aber das war mir schon vorher klar. ^^
      Och ist doch alles wunderbar. Ich danke für deine Gedanken und freue mich auf den neuen Kommentar.

      Viel Vergnügen beim Lesen!
      -V

    • Neues Kapitel, neuer Kommentar. Ganz wie in den guten alten Zeiten.

      Die Kampfpaarungen scheinen endgültig zu stehen und bis auf ein paar kaum erwähnenswerte Schönheitskorrekturen, die eventuell Kol und Marc noch die Gegner tauschen lassen, dürfte die Aufbauphase damit abgeschlossen sein und die Einzelkämpfe beginnen. Wobei das für Aloe wohl wie Hohn klingen dürfte, immerhin ist ihr Kampf nicht schon längst in vollem Gange, sondern hat sie bereits einen ihrer kostbaren Engelsflügel gekostet. Du hast ja gesagt, dass diese Kämpfe für die Schatzjäger fordernder und extremer werden als jemals zuvor - aber das heißt doch jetzt wohl nicht nur, dass jeder um ein Gliedmaß ärmer wird, oder? xD
      Wollen wir Wetten abschließen, wem als nächstes was abgetrennt, zerfetzt, abgerissen oder aus dem Körper geprügelt wird? Dädalus und sein Auge, Aloe hat einen Flügel eingebüßt...verliert Drake eine Tentakel? Oder schlimmer, eine seiner geliebten Dreadlocks? Bam Bam...BAM. :D
      Zu Aloe selbst sage ich erst einmal nichts. Optisch finde ich ihren Angriff sehr stark, aber das war ja nie mein Problem mit ihr. Ich urteile dann später, wenn ihre Kräfte erklärt werden, und genieße solange das Gemetzel.^^

      Warum Raphaela jetzt vor der Kathedrale steht und niemanden hindurch lässt...kommt da noch was? Ich meine, ihre ambivalenten Gefühle gegenüber ihrer Herkunft sind eine Sache, aber der Ekel und die Abscheu vor ihrer syphilitischen Abszessmutter haben sich schwerlich in Luft aufgelöst. Geht es wirklich bloß darum, Sybill ihre Rache an Luzifer zu ermöglichen und sich damit selbst für die Lügen zu rächen, die er den Zwillingen aufgetischt hat? Oder alle für die Ungerechtigkeiten büßen zu lassen, die ihre Mutter - grauenhaft, wie sie auch sein mag - widerfahren sind?
      Irgendwo hast du mich hier verloren. Es sei denn, da kommt noch was und ich mache hier wieder den zweiten Schritt vor dem ersten.^^
      Jedenfalls kämpft Brianna gegen Raphaela und macht bisher keine schlechte Figur. Musste aber leicht schmunzeln, als Raphaela plötzlich das Schwert bekommen hat. Hat mich fast an Pica erinnert, auch wenn es hier wenigstens nicht wortwörtlich aus dem Arsch gezogen kam und durchaus eine gewisse Notwendigkeit gegeben ist, die offensiv recht harmlose Raphaela entsprechend auszustatten.

      Apropos "ausstatten", Marc hat einen neuen Dreizack und Kol bekommt Vietnam-Flashbacks. Wie eingangs erwähnt frage ich mich an dieser Stelle, ob du die Kampfpaarung nicht noch zugunsten von Kol vs. Herzkönigin verschiebst. Einerseits wäre das vielleicht schade für Marc, der dann wieder nur die zweite Geige spielt, aber andererseits wäre es halt wesentlich passender und kathartischer, wenn Kol sein Trauma aufarbeiten und seine Räche bekommen könnte. Und seien wir mal ehrlich: Ein Kampf gegen die Herzkönigin würde Marc nun auch nicht die große Relevanz verleihen. Daher denke ich, dass Kol und Viktoria das konsequentere Kampfpaar ergäbe - Marc kannst du kämpferisch schließlich auch gegen Theophilus in Szene setzen, bevor er dann eventuell im Zaren-Arc charakterlich mehr glänzen wird. Wer weiß. Kol jedenfalls würde dieser Fokus momentan sehr gut tun, immerhin ist er neu und so. Oder aber es kommt zu einem klassischen 2 vs. 2. Auch eine Möglichkeit, die etwaige Wertigkeiten aushebelt.

      Auch in der Kirche geht's nun zur Sache. Luzifer & Dädalus vs. Sybill. Auf den Kampf freue ich mich eigentlich am meisten, weil die Ausgangssituation so vielfältig ist. Wir haben die emotionale Ebene der alten Freunde und Leidensgenossen, die zu Verrätern und Feinden wurden; die kämpferische Ebene aus Sybills übermächtigen Hexenmächten, Luzifers raumgebenden und realitätsmanipulierenden Teufelsfrüchten sowie Dädalus'...nennen wir es mal Taschenspielertricks, die gepaart mit seinem brillanten Geist aber zu gefährlichen Waffen werden; und natürlich die Aussicht darauf, dass wir in diesem Kampf zumindest ein wenig Input zur Prophezeiung erhalten könnten oder zumindest über den Lord, welcher spätestens am Ende dieses Arcs auferstehen und seinen Zug machen wird. Die Weichen für einen furiosen Kampf sind gestellt, aus dem eigentlich bloß Dädalus lebendig hervorgehen kann. Denn solange Luzifer lebt, "lebt" auch Sybill.


      Wie geht es nun also weiter? Mit Kämpfen. xD
      Schätzungsweise mit Kaisa und Drake, die wohl die forderndsten Gegner abbekommen haben. Kaisa nimmt es schließlich mit dem treuesten Vasall und General der Herzkönigin auf, während Drake nicht nur Marzipan aufhalten, sondern sich auch des - Achtung - fuchsteufelswilden Kyu erwehren muss und gleichzeitig auch Sorge zu tragen hat, dass dieser nicht allzu schwer verletzt wird. Sehr interessante Situationen, von den Konfrontationen in und vor der Kathedrale ganz zu schweigen. Ich bin zufrieden.^^


    • Kapitel 168: Erinneurngen wie Seide

      Zeit auch hier den Kommentar endlich fertig zu bekommen.

      Raphaela ist derzeit relativ Durcheinander, da gerade das Bild ihrer Mutter welches sie sich in ihrer Kindheit gemacht hat, das Bild welches Sybill ihr vorhin gezeichnet hat und wie ihre Mutter nun ist bzw. was von ihr übrigblieben ist, gegeneinander Kämpfen.
      Warum sie nun aber Sybills Befehl befolgt und ihrer Ziehvater bei dieser … sagen wir besser diesem >etwas< zurücklässt müsste eventuell nochmal beleuchtet werden. Genauso woher ihre Todessicherheit im letzten Satz des ersten Abschnittes kommt, da sie davon ausgeht diese Welt, womit vermutlich nicht nur die Traumwelt gemeint ist, zusammen mit ihrem Bruder verlassen wird.
      Dieser scheint sich auch nicht gerade groß für ihren Ziehvater zu interessieren bzw. scheint trotz seines Rauswurfes aus der Kathedrale davon auszugehen, dass dieser alles unter Kontrolle hat.
      Ergänzend lässt sich noch erwähnen, dass Raphaela anscheinend auch eine TF gegessen hat, welche wohl irgendetwas mit Kristallen zu tun zu haben scheint, wobei sie sich anscheinend auch in diese verwandeln kann. Zumindest würde ich so die erwähnte Veränderung ihrer Stimme so deuten.

      Wie erwartet hat Aloë vorerst keine Chance gegen die körperlich Überlegene Alice. Trotz HDs Befehl spielt Alice noch ganz Katzenhaft mit ihrer Beute, wobei eine gewisse intelligente Grausamkeit durchscheint, welche sie wohl der fürsorglichen Pflege durch die Herzkönigin und ihren anderen Untergebenen zu verdanken ist, ähnlich wie wir es auch bei den Zwillingen erleben durften. Dabei trennt sie Aloë einen ihrer Flügel ab, was dieser zwar höllische Schmerzen bereitet, allerdings auch dazu führt, dass sie wieder klarer denken und kämpfen kann. Weiterhin scheinen dadurch ihrer Teufelskräfte einen ordentlichen Schub bekommen zu haben bzw. sie kann mehr aus dem machen was vorhanden ist. Hatte sie bisher ziemliche Probleme dort irgendetwas ausreichend Wachsen zu lassen erobert die Natur den Straßenzug nun aus jeder Ritze zurück.
      Im Bezug auf den abgetrennten Flügel muss ich zugeben, dass ich obwohl Aloë zu meinen Lieblingscharakter gehört immer wieder ihre Abstammung vergesse und sie mir ohne Flügel vorstelle, weswegen dieser Verlust meinen imaginären Bild eher zuträglich ist.^^

      Was hast du mit Viktoria vor, bzw was bedeutet/beinhaltet die Metamorphose von ihr welche von Theophilus erwähnt wird. Zum einen könne wir festhalten, dass diese … „Technik“ von ihr nicht zum ersten Mal angewandt wird, da Theophilusziemlich genau über den Vorgang oder zumindest die Hinweise auf einen solchen Vorgang informiert zu sein scheint. Weiterhin werden in dieser Phase Erinnerungen/Gedanken der Herzkönigin über ihre gesponnenen Seidenfäden übertragen bzw Kol erkennt… sagen wir besser deutet die Fäden als Synapsen, was wohl beutet, dass sie entweder ihre Nerven oder ihr Gehirn während der Metamorphose in der Umgebung ausspannt. Dies könnte darauf hindeutet, das Viktoria am Ende eventuell irgendwie die Kontrolle über ihre Umgebung übernehmen kann bzw alles um sich herum immer wahrnehmen kann, also ähnlich wenn nicht sogar besser als mit dem Observations-Haki. Andererseits könnte es aber auch eine schwäche werden, wenn zu viele Seidenfäden=Synapse gekappt werden. Jedenfalls bin ich sehr gespannt wohin uns deine Ideen führen werden.
      Besonders da Kol jetzt erkennt hat, um wen es sich Handelt und vor Rachedurst brennt wie einstmals LB. Theophiluswird sicher alles versuchen um schaden von seiner Königin abzuhalten, wobei er wie bereits in den letzten Kapitel deutlich wurde, nicht ganz auf seiner früheren Höhe ist. Im Gegensatz dazu hat Marc nun wieder eine im gewohnte Waffe, wobei noch nicht feststeht in wieweit der Bernstein mit seinem eigentliche Dreizack mithalten kann.

      Als letztes bleibt dann noch der letzte Abschnitt zu den Geschehnissen in der Kathedrale, zu denen mir nicht wirklich etwas einfällt. Luzifer scheint derzeit endgültig aufgegeben zu haben bzw derzeit keinen Sinn darin zu sehen, sich zu wehren. wohingegen Dädalus so etwas wie Mitleid mit ihn zu haben scheint und weiterhin versucht Sybill aufzuhalten. Bei der beginnenden Prügelei am Ende weiß ich wirklich nicht wem ich die besseren Chancen geben soll, da alle auf irgendeine Weise angeschlagen sind.

      Auch wenn es diesmal ein eher knapper Kommentar von mir geworden ist, war das Kapitel wie immer sehr interessant und gut geschrieben. Im diesen Sinne bleibt mir nur abzuwarten, bis du deine Antworten auf unsere Kommentare geschrieben hast und ich das neue Kapitel lesen darf ;).
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Antwort auf Fanpost & Kapitel 169 erschienen

      So meine lieben. Eigentlich wollte ich ja ein Doppelkapitel veröffentlichen, aber das ging wohl nicht so auf wie ich mir das vorgestellt habe.

      @Bo


      -Bo- schrieb:

      Die Kampfpaarungen scheinen endgültig zu stehen und bis auf ein paar kaum erwähnenswerte Schönheitskorrekturen, die eventuell Kol und Marc noch die Gegner tauschen lassen, dürfte die Aufbauphase damit abgeschlossen sein und die Einzelkämpfe beginnen. Wobei das für Aloe wohl wie Hohn klingen dürfte, immerhin ist ihr Kampf nicht schon längst in vollem Gange, sondern hat sie bereits einen ihrer kostbaren Engelsflügel gekostet. Du hast ja gesagt, dass diese Kämpfe für die Schatzjäger fordernder und extremer werden als jemals zuvor - aber das heißt doch jetzt wohl nicht nur, dass jeder um ein Gliedmaß ärmer wird, oder? xD
      Wollen wir Wetten abschließen, wem als nächstes was abgetrennt, zerfetzt, abgerissen oder aus dem Körper geprügelt wird? Dädalus und sein Auge, Aloe hat einen Flügel eingebüßt...verliert Drake eine Tentakel? Oder schlimmer, eine seiner geliebten Dreadlocks? Bam Bam...BAM. :D
      Zu Aloe selbst sage ich erst einmal nichts. Optisch finde ich ihren Angriff sehr stark, aber das war ja nie mein Problem mit ihr. Ich urteile dann später, wenn ihre Kräfte erklärt werden, und genieße solange das Gemetzel.^^
      Ich nehme gerne Wetten über fehlende und verstümmelte Gliedmaßen an :P

      -Bo- schrieb:

      Warum Raphaela jetzt vor der Kathedrale steht und niemanden hindurch lässt...kommt da noch was? Ich meine, ihre ambivalenten Gefühle gegenüber ihrer Herkunft sind eine Sache, aber der Ekel und die Abscheu vor ihrer syphilitischen Abszessmutter haben sich schwerlich in Luft aufgelöst. Geht es wirklich bloß darum, Sybill ihre Rache an Luzifer zu ermöglichen und sich damit selbst für die Lügen zu rächen, die er den Zwillingen aufgetischt hat? Oder alle für die Ungerechtigkeiten büßen zu lassen, die ihre Mutter - grauenhaft, wie sie auch sein mag - widerfahren sind?
      Irgendwo hast du mich hier verloren. Es sei denn, da kommt noch was und ich mache hier wieder den zweiten Schritt vor dem ersten.^^
      Jedenfalls kämpft Brianna gegen Raphaela und macht bisher keine schlechte Figur. Musste aber leicht schmunzeln, als Raphaela plötzlich das Schwert bekommen hat. Hat mich fast an Pica erinnert, auch wenn es hier wenigstens nicht wortwörtlich aus dem Arsch gezogen kam und durchaus eine gewisse Notwendigkeit gegeben ist, die offensiv recht harmlose Raphaela entsprechend auszustatten.
      Raphaelas Hintergrund selbst ist noch nicht ergründet. Kapitel 171 wird den Titel "Hexenblut" tragen und sich genau dieser Fragen noch widmen. Wir wissen bisher ja nicht, ob Raphaela dies alles heute zum ersten Mal erfahren hat oder ob sie Sybill nicht schon zuvor begegnet ist. Immerhin lief ihre Begegnung ja ohne große Überraschung der Weißhaarigen ab.
      Raphaela hat also durchaus ihre Gründe, warum sie Sybill vorerst machen lässt und ihr ihren Willen gewährt.

      -Bo- schrieb:

      Apropos "ausstatten", Marc hat einen neuen Dreizack und Kol bekommt Vietnam-Flashbacks. Wie eingangs erwähnt frage ich mich an dieser Stelle, ob du die Kampfpaarung nicht noch zugunsten von Kol vs. Herzkönigin verschiebst. Einerseits wäre das vielleicht schade für Marc, der dann wieder nur die zweite Geige spielt, aber andererseits wäre es halt wesentlich passender und kathartischer, wenn Kol sein Trauma aufarbeiten und seine Räche bekommen könnte. Und seien wir mal ehrlich: Ein Kampf gegen die Herzkönigin würde Marc nun auch nicht die große Relevanz verleihen. Daher denke ich, dass Kol und Viktoria das konsequentere Kampfpaar ergäbe - Marc kannst du kämpferisch schließlich auch gegen Theophilus in Szene setzen, bevor er dann eventuell im Zaren-Arc charakterlich mehr glänzen wird. Wer weiß. Kol jedenfalls würde dieser Fokus momentan sehr gut tun, immerhin ist er neu und so. Oder aber es kommt zu einem klassischen 2 vs. 2. Auch eine Möglichkeit, die etwaige Wertigkeiten aushebelt.
      Abwarten würde ich sagen. Aber ich denke, dass wir da recht ähnlich ticken ;)

      -Bo- schrieb:

      Auch in der Kirche geht's nun zur Sache. Luzifer & Dädalus vs. Sybill. Auf den Kampf freue ich mich eigentlich am meisten, weil die Ausgangssituation so vielfältig ist. Wir haben die emotionale Ebene der alten Freunde und Leidensgenossen, die zu Verrätern und Feinden wurden; die kämpferische Ebene aus Sybills übermächtigen Hexenmächten, Luzifers raumgebenden und realitätsmanipulierenden Teufelsfrüchten sowie Dädalus'...nennen wir es mal Taschenspielertricks, die gepaart mit seinem brillanten Geist aber zu gefährlichen Waffen werden; und natürlich die Aussicht darauf, dass wir in diesem Kampf zumindest ein wenig Input zur Prophezeiung erhalten könnten oder zumindest über den Lord, welcher spätestens am Ende dieses Arcs auferstehen und seinen Zug machen wird. Die Weichen für einen furiosen Kampf sind gestellt, aus dem eigentlich bloß Dädalus lebendig hervorgehen kann. Denn solange Luzifer lebt, "lebt" auch Sybill.
      Ja auf den Kampf bin ich persönlich auch sehr gespannt. Ich weiß wie er ausgehen wird und ich weiß auch grob, wie ich dort hinkommen werde. Aber dennoch bin ich gleichermaßen auch selbst noch ein wenig im unklaren wie ich den Kampf genau aufziehen werde. Von daher mal abwarten. Es ist auch für mich ein Abenteuer ^^

      -Bo- schrieb:

      Wie geht es nun also weiter? Mit Kämpfen. xD
      Schätzungsweise mit Kaisa und Drake, die wohl die forderndsten Gegner abbekommen haben. Kaisa nimmt es schließlich mit dem treuesten Vasall und General der Herzkönigin auf, während Drake nicht nur Marzipan aufhalten, sondern sich auch des - Achtung - fuchsteufelswilden Kyu erwehren muss und gleichzeitig auch Sorge zu tragen hat, dass dieser nicht allzu schwer verletzt wird. Sehr interessante Situationen, von den Konfrontationen in und vor der Kathedrale ganz zu schweigen. Ich bin zufrieden.^^
      Puh. Da bin ich zufrieden, wenn du zufrieden bist. Ursprünglich ist alles, was in Kapitel 170 kommen wird, eigentlich noch für Kapitel 169 geplant gewesen. Daher wirst du dein Kampfkapitel wohl erst nächste Woche erhalten :D

      @qoii

      qoii schrieb:

      Raphaela ist derzeit relativ Durcheinander, da gerade das Bild ihrer Mutter welches sie sich in ihrer Kindheit gemacht hat, das Bild welches Sybill ihr vorhin gezeichnet hat und wie ihre Mutter nun ist bzw. was von ihr übrigblieben ist, gegeneinander Kämpfen.
      Warum sie nun aber Sybills Befehl befolgt und ihrer Ziehvater bei dieser … sagen wir besser diesem >etwas< zurücklässt müsste eventuell nochmal beleuchtet werden. Genauso woher ihre Todessicherheit im letzten Satz des ersten Abschnittes kommt, da sie davon ausgeht diese Welt, womit vermutlich nicht nur die Traumwelt gemeint ist, zusammen mit ihrem Bruder verlassen wird.
      Dieser scheint sich auch nicht gerade groß für ihren Ziehvater zu interessieren bzw. scheint trotz seines Rauswurfes aus der Kathedrale davon auszugehen, dass dieser alles unter Kontrolle hat.
      Ergänzend lässt sich noch erwähnen, dass Raphaela anscheinend auch eine TF gegessen hat, welche wohl irgendetwas mit Kristallen zu tun zu haben scheint, wobei sie sich anscheinend auch in diese verwandeln kann. Zumindest würde ich so die erwähnte Veränderung ihrer Stimme so deuten.
      Wie schon bei Bo ausgeführt. Es fehlt euch noch ein Puzzleteil zu Raphaelas Vergangenheit, um ihr Verhalten tatsächlich vollständig zu verstehen. Von daher müsst ihr euch wohl noch 1-2 Wochen gedulden.
      Und nein...keine Kristalle ;)

      qoii schrieb:

      Wie erwartet hat Aloë vorerst keine Chance gegen die körperlich Überlegene Alice. Trotz HDs Befehl spielt Alice noch ganz Katzenhaft mit ihrer Beute, wobei eine gewisse intelligente Grausamkeit durchscheint, welche sie wohl der fürsorglichen Pflege durch die Herzkönigin und ihren anderen Untergebenen zu verdanken ist, ähnlich wie wir es auch bei den Zwillingen erleben durften. Dabei trennt sie Aloë einen ihrer Flügel ab, was dieser zwar höllische Schmerzen bereitet, allerdings auch dazu führt, dass sie wieder klarer denken und kämpfen kann. Weiterhin scheinen dadurch ihrer Teufelskräfte einen ordentlichen Schub bekommen zu haben bzw. sie kann mehr aus dem machen was vorhanden ist. Hatte sie bisher ziemliche Probleme dort irgendetwas ausreichend Wachsen zu lassen erobert die Natur den Straßenzug nun aus jeder Ritze zurück.
      Im Bezug auf den abgetrennten Flügel muss ich zugeben, dass ich obwohl Aloë zu meinen Lieblingscharakter gehört immer wieder ihre Abstammung vergesse und sie mir ohne Flügel vorstelle, weswegen dieser Verlust meinen imaginären Bild eher zuträglich ist.^^
      Mal schauen wie es sich für Aloë weiterentwickelt. Umso besser, wenn du dich sie damit besser vorstellen kannst :D

      qoii schrieb:

      Was hast du mit Viktoria vor, bzw was bedeutet/beinhaltet die Metamorphose von ihr welche von Theophilus erwähnt wird. Zum einen könne wir festhalten, dass diese … „Technik“ von ihr nicht zum ersten Mal angewandt wird, da Theophilusziemlich genau über den Vorgang oder zumindest die Hinweise auf einen solchen Vorgang informiert zu sein scheint. Weiterhin werden in dieser Phase Erinnerungen/Gedanken der Herzkönigin über ihre gesponnenen Seidenfäden übertragen bzw Kol erkennt… sagen wir besser deutet die Fäden als Synapsen, was wohl beutet, dass sie entweder ihre Nerven oder ihr Gehirn während der Metamorphose in der Umgebung ausspannt. Dies könnte darauf hindeutet, das Viktoria am Ende eventuell irgendwie die Kontrolle über ihre Umgebung übernehmen kann bzw alles um sich herum immer wahrnehmen kann, also ähnlich wenn nicht sogar besser als mit dem Observations-Haki. Andererseits könnte es aber auch eine schwäche werden, wenn zu viele Seidenfäden=Synapse gekappt werden. Jedenfalls bin ich sehr gespannt wohin uns deine Ideen führen werden.
      Besonders da Kol jetzt erkennt hat, um wen es sich Handelt und vor Rachedurst brennt wie einstmals LB. Theophiluswird sicher alles versuchen um schaden von seiner Königin abzuhalten, wobei er wie bereits in den letzten Kapitel deutlich wurde, nicht ganz auf seiner früheren Höhe ist. Im Gegensatz dazu hat Marc nun wieder eine im gewohnte Waffe, wobei noch nicht feststeht in wieweit der Bernstein mit seinem eigentliche Dreizack mithalten kann.
      Zumindest weiß der Hutmacher, was passiert. Ob das zwanglsäufig bedeutet, dass das schon einmal geschehen ist, kann man so natürlich noch nicht sagen.
      Ansonsten hüll ich mich in schweigen, was Viktorias Teufelskräfte angeht. Im nächsten Kapitel gibt es schon neue Hinweise.

      qoii schrieb:

      Auch wenn es diesmal ein eher knapper Kommentar von mir geworden ist, war das Kapitel wie immer sehr interessant und gut geschrieben. Im diesen Sinne bleibt mir nur abzuwarten, bis du deine Antworten auf unsere Kommentare geschrieben hast und ich das neue Kapitel lesen darf ;).
      Hab ich doch wohl doch noch ein wenig länger auf die Folter gespannt. Neue Kapitel wird es voraussichtlich nächste Woche Donnerstag/Freitag geben, damit du es dir einplanen kannst.


      Wie immer viel Vergnügen beim Lesen!
      -V.

    • Kapitel 169 Aloë vs. Alice

      Diesmal gibt es einen relativ frühen Kommentar von mir. :)

      Trotz ihres beeindruckenden Pflanzenkäfigs hat Aloë keine wirkliche Chance gegen Alice bzw die Natur gegen eine intelligente wilde Bestie. Zwar schafft es Aloë, Alice zeitweise einzuschüchtern bzw einzufangen, aber letztendlich ist sie nicht mehr stark genug dafür. Ob dies jetzt wie Alice behauptet alleine an der Verausgabung bei der Erschaffung des Käfigs liegt oder doch eher an den Verletzungen, Schmerzen und Erschöpfung welche sie Alice angriffen zu verdanken hat, möchte ich noch dahingestellt lassen. Wobei ich mehr zu Alice tendieren wurde und die Erschaffung des Käfigs mehr oder minder durch die letzten Kraftreserven ermöglicht wurden, an welche sie ansonsten vielleicht überhaupt nicht gekommen wäre. Letztendlich ist dies aber auch egal, da Kyu auftaucht und die Macht des Feuers zeigt, welcher weder die Natur(=Fauna und Flora) noch die intelligente wilde Bestie etwas entgegensetzen können. Zumindest im ersten Moment, den letztendlich kehrt die Fauna und Flora doch wieder zurück sobald das Feuer ausgebrannt ist. Vielleicht ein Hinweis darauf wer entscheidend dabei helfen könnte Kyu wieder zu beruhigen, denn Aloë repräsentiert immerhin nicht nur Fauna und Flora. ;)

      Weiterhin kommt die Leserschaft des FF-Bereichs nun schon zum zweiten mal innerhalb kürzester Zeit in den Genuss Dädalus als (leicht) besserwisserisch-überheblichen, angenervten Lehrer über Teufelskräfte zu erleben, der sich trotzdem irgendwie doch seine positiven Gedanken um den Nutzer macht bzw ihm wirklich helfen möchte. Ich fand es einfach sehr interessant wie ähnlich sie die beiden Grundsituationen waren und kann nur nochmal lobend erwähnen, wie gut Bo Dädalus bei sich getroffen hat. Obwohl deine Szene sicher auch etwas von Dädalus auftritt in Menschenjagt beeinflusst worden ist und ich meine eine leichte Seitenhiebe in diese Richtung bzw Richtung Cassiopeia entdeckt zu haben.
      Aloë jedenfalls scheint nicht nur wie ich vermutet habe an einem mangel an Materialien für ihre Teufelskraft zu leiden, sondern in erster Linie an Selbstzweifeln und trauer über den Verlust ihrer Heimat und Unsicherheiten im Umgang mit ihren Kräften, auch hervorgerufen durch die Andersartigkeit der Natur an anderen Orten. Damit, dass die Teufelskräfte und der Umgang damit durch die jeweilige nutzende Person und deren Erfahrungen um Sozialraum beeinflusst werden, bist du übrigens auf der gleichen Linie wie ich, wenn es um deren Interpretation und Einsatzmöglichkeiten geht.
      Allgemein ist der ganze FB einfach nur eine wunderbare Szene, welche mir äußerst gut gefallen hat und in der ich um ein leichtes Mitleid mit der Bibliothekarin nicht herumgekommen bin.

      Bei Kaisa bin ich mir weiterhin nicht ganz sicher, was jetzt bestätigt wurde und was nicht. Fest steht nur, dass sie bzw die 49 Kinder von jemandem… angeleitet wurden, die sich die graue Dame nennt und die noch einen schlechteren Ruf genießt als BM. Weiterhin wird angedeutet, dass sie bei den Revos ohne ihre Mentorin schon eine Kommandantin sein könnte, aber ob sie noch bei den Revos ist bzw. ob diese ihre höchsten/ am weitesten hinten Auftraggeber sind, wird weiterhin nicht deutlich. Sagen wir vielleicht besser, wir erfahren nicht ob die Graue Dame zu den Revos gehört, den davon hängt einiges ab. Wir wissen, dass Kaiser irgendwann von einem bärenartigen Typ aus einem Eismeer gefischt wurde und jetzt kann man diese Person fast sicher als Kuma benennen, aber ob dies vor Kaisas treffen mit der Grauen Dame ist wissen wir nicht.
      Allerdings meine ich es so zu verstehen, dass sowohl die CPs als auch die Revos über ihre Verbindung zur Grauen Dame wissen und wenn diese eine Revo gewesen wäre bzw die 49 Kinder zu den Revos gehören, dann wäre es für sich doch ziemlich schwierig gewesen sich bei den CPs als Untercoveragentin einzuschleusen, immerhin wurde sie mehrfach erkannt. Deswegen würde ich vermuten, dass sie eines der 49 Kinder der Grauen Dame war und von dort entkommen ist bzw der Stützpunkt/ diese Organisation wurde angegriffen und zerstört. Daraufhin wurde Kaisa von den Revos gerettet, welche sie aufnahmen und weiter trainierten, wobei ihre Herkunft bis jetzt einen Aufstieg in die höheren Ränge verhindert hat. Ihre Tattoos sind in diesen Fall von der Grauen Dame, sofern dies nicht ehe schon bestätigt worden ist und in ihrem Albtraum-FB wollte sie nicht mehr zurück zur Grauen Dame.

      Ansonsten wurde noch bestätigt, dass HD TF erwacht ist und er deswegen auch Menschen und seine Umgebung falten kann. Wobei sich das Falten darauf zu beziehen scheint, dass er diese Dinge falten kann als wäre es Papier und sie zeitweise auch teilweise Eigenschaften von Papier annehmen, aber trotzdem noch in einem gewissen Maße normal genutzt werden können. Weiterhin verwandeln sich Körperteile noch einer gewissen Zeit wieder zurück, wobei diese Zeit vom Metabolismus und Haki beeinflusst werden.

      Damit bin ich auch schon wieder am Ende meines Kommentars angekommen und schon sehr gespannt wie und wo du genau im nächsten Kapitel weitermachst. :-D
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Nach qoii kommentieren? In letzter Zeit ein seltenes Vergnügen. Hoffentlich bin ich nicht aus der Übung. :D

      Da haben wir also die angekündigte "wissenschaftliche" Erklärung zu Aloes Teufelsfrüchten. Schön, dass wir an dieser Stelle wieder den gleichen Riecher bewiesen und Teufelsfrüchte gleich aufgefasst haben: Als physikalische Phänomene, die sich zumindest innerhalb gewisser Grenzen wissenschaftlich erklären lassen. Oda scheint diesen Weg mit den SMILEs, Ceasars Forschung und Vegapunk ebenfalls gehen zu wollen und ich bin entsprechend gespannt, inwiefern unsere Ausführungen den Entwicklungen im Hauptwerk standhalten werden. Unsere Chancen stehen aber nicht so schlecht, würde ich sagen.
      Gleichzeitig bildet sich tatsächlich eine gewisse Lore heraus, die unsere Geschichten erneut verbindet. Dafür bot sich Dädalus als Schnittstelle hervorragend an, der seiner Rolle selbstredend auch in deinem Kapitel mehr als gerecht wird. Wäre auch fatal, wenn nicht. xD

      Die Szene hatte auf jeden Fall viel Charme, sowohl in Bezug auf Aloes Probleme und festgesetzte Gedankengänge, als auch durch das Zusammenspiel mit dem kauzigen Akademiker Dädalus, dessen großväterliche Anwallungen launenhafter nicht sein könnten und nur allzu jäh durch scholastische Eitelkeiten abgelöst werden. Auf der zwischenmenschlichen Ebene machst du hier wieder alles richtig, und mir persönlich kam der Flashback auch weder zu lang noch zu ausschweifend vor. Sicherlich hättest du erst später ansetzen können, bereits in der Bibliothek oder Dädalus gleich zum Erklärbär machen, aber auf diese Weise hast du Aloe noch eine Ecke mehr Tiefe verliehen und diese familiären Bindungen aufgegriffen, die sich innerhalb der Schatzjäger zunehmend entspinnen. Außerdem verdient Aloe als Star des Kapitels entsprechend Screentime und Platz zur Entfaltung

      Was nun die Erklärungen selbst angeht...bleibe ich geteilter Meinung. Nicht, weil ich die Kräfte nicht greifen kann oder sie mir zu allgemein sind, sondern eher aufgrund der Grundprämisse. Selbst wenn man die Nymphen-Frucht auf diese natürlichen Prozesse reduziert, bleibt ein enormer Fundus an Möglichkeiten, da natürliche Prozesse im Grunde alles sind, was die physikalische Welt umfasst. Vielleicht hätte es mir an dieser Stelle besser gefallen, wenn du schwer greifbare Materialen wie Feuer oder Stein hier herausgelassen und dich auf organische Stoffe konzentriert hättest bzw. jene Faktoren, die sich allein auf diese beziehen. Du sagst zwar, dass z.B. Ondines Kräfte ähnlich schwer fassbar sind, aber der Unterschied ist folgender: Ondines Energie-Impulse sind nur das. Sie wird damit nie mehr tun, als Dinge bewegen zu können. Kinetische Energie halt. Aloe hingegen kann noch immer eine enorme Menge an Möglichkeiten ausschöpfen. Das ist an sich weder falsch noch schlecht, auch Oda nutzt dieses Motiv ja zunehmend und weitet die Spannbreiten gewisser Teufelskräfte massiv aus. Du befindest dich also im Rahmen des Mangas - mir gefallen muss es deshalb noch lange nicht. Du weißt ja, dass ich Teufelskräfte favorisiere, die aus einer simplen Grundprämisse viel herausholen und grundprinzipiell passiert das bei Aloe ja auch. Dennoch wäre es mir lieber gewesen, du hättest ihre TF im Vorfeld etwas entschlackt. Sei es die Art der Prozesse, mit denen sie auf Stoffe einwirken kann, oder eben die Stoffe selbst.
      Gut finde ich aber, dass du dir hier tatsächlich eine nachvollziehbare Erklärungen überlegt hast und nicht wie Oda einfach nur Kräfte einbaust, die höchstens marginal mit dem eigentlichen Motiv der Teufelsfrucht zu tun haben oder gar komplett willkürlich erscheinen. Fasse meine Kritik also bitte nicht als völligen Verriss auf. Aloes Kraft ist einfach nicht meine Welt, war sie nie und wird sie auch nie werden. Aber durch deine Erklärung in diesem Kapitel kann ich deine Gedanken hinter der Idee zumindest nachvollziehen und damit für mich abschließen. Zumal die Szene insgesamt sehr schön war. :)

      Machen wir auch gleich mit etwas Gutem weiter: Ich finde es absolut stimmig, dass Aloe diesen Kampf verliert bzw. verloren hätte. Ihre Teufelsfrucht ist extrem mächtig, aber Aloe selbst ist noch längst nicht in der Verfassung, um erfahrene Krieger wie Alice zu besiegen. Zwar hätte ich einen Sieg mit Blick auf Nami vs. Miss Doublefinger abgenickt, aber diese Variante gefällt mir wesentlich besser. Aloe hat eine verheerende Niederlage erlitten und musste erkennen, dass ihre Kräfte manchmal einfach nicht genug sind. Dass ihr mit Alice eine rein physische Kämpferin ohne Teufelsfrüchte die Leviten gelesen hat, stärkt dieses Bild zusätzlich und lässt mich auch versöhnlicher auf diese Kampfpaarung blicken.^^
      Ich kann mir sehr gut vorstellen bzw. wünsche mir, dass dieses Erlebnis eine Zäsur in Aloes Entwicklung darstellt. Nachdem sie im Kampf gegen Envy gewissermaßen ihre Unschuld verloren und die (offensive) Macht in ihren Händen erfahren hat, muss sie sich nun mit der Tatsache auseinandersetzen, dass zu wahrer Stärke mehr gehört als nur ihre Teufelsfrüchte. Du hast bereits angekündigt, dass diese Kämpfe einen gewissen Bruch darstellen und für jeden Schatzjäger von nachwirkender Bedeutung sein werden. Für Aloe dürfte dieser Bruch nun erreicht sein, egal wie die Geschichte mit ihr, Alice und Kyu endet. Sie wurde vernichtend geschlagen, hat einen Flügel (und damit ein Stückweit ihres Erbes und ihrer Heimat) verloren und hat sich zuletzt mit dem Tod abgefunden. Das zu verkraften wird schwer sein, darüber hinauszuwachsen und es in etwas Kraftvolles umzumünzen, aber noch viel schwerer.

      Noch kurz zum zweiten Handlungsort: Kaisa hat ihre liebe Mühe mit H.D.
      Dieser setzt ihr nicht nur mit seiner trickreichen Teufelsfrucht zu, sondern punktiert sie auch mit feinen seelischen Spitzen. Ich mutmaße mal, dass die Graue Dame eine Art Zelot ist. Vielleicht eine radikalere Splittergruppe der Revos, die sich vor langer Zeit von jenen losgesagt hat. Entsprechend könnten die 49 Kinder eine Armee gewesen sein, herangezüchtet und trainiert für den Krieg gegen die WR oder wen auch immer. Vielleicht waren diese Kinder Waisen, oder aber wurden gezielt gesucht und entführt. Die Verbindung zu den Porneglyphen impliziert dabei ein gewisses Wissen der Grauen Dame, welches vielleicht auch deren Hass auf die WR oder sonstige Kräfte erklärt. Eine Armee aus Kindersoldaten würde mir gefallen und vielleicht auch erklären, wie Kaisa zur WR kam. Vielleicht hat sie die Cipherpol als letzte Überlebende der 49 beeindruckt - oder aber sie hat sich ihnen aus Hass verschrieben, um genau jenen zu dienen, die die Graue Dame so sehr verabscheut. An diesem Punkt sind mehrere Faktoren möglich, aber wenn die Graue Dame tatsächlich so grausam ist/war wie angedeutet, dann könnte eine Kaisa sicherlich mannigfach auf dieses Trauma reagiert haben.

      Soviel von mir. Ein langer Kommentar, hoffentlich auch mit genug Inhalt.^^
      Das Kapitel hat mir gut gefallen. Der Fokus auf Aloe war nötig und förderlich, durch Dädalus' Ausführungen haben wir tatsächlich unsere eigene kleine FF-Lore geschaffen (die bislang auch nicht im Widerspruch zu OP steht, hurra) und der kleine Abschnitt um Kaisa macht hungrig auf die weiteren Kämpfe und neugierig, endlich Kaisas Geschichte zu erfahren.


    • Antwort auf Fanpost & Kapitel 170 erschienen

      Pünktlich vor dem Urlaub kann ich dann wohl doch noch ein Kapitel raushauen. Ich bin jetzt erst einmal zwei Wochen weg, aber ich habe eigentlich schon vor, zumindest ein Kapitel auch noch während des Urlaubs zu schreiben, damit ich nicht ganz aus dem Schreibrhythmus rauskomme. Wir werden sehen wie das klappt. Dann geht es mit gewohnter Manier erst einmal an eure Kommentare.

      @qoii

      qoii schrieb:

      Trotz ihres beeindruckenden Pflanzenkäfigs hat Aloë keine wirkliche Chance gegen Alice bzw die Natur gegen eine intelligente wilde Bestie. Zwar schafft es Aloë, Alice zeitweise einzuschüchtern bzw einzufangen, aber letztendlich ist sie nicht mehr stark genug dafür. Ob dies jetzt wie Alice behauptet alleine an der Verausgabung bei der Erschaffung des Käfigs liegt oder doch eher an den Verletzungen, Schmerzen und Erschöpfung welche sie Alice angriffen zu verdanken hat, möchte ich noch dahingestellt lassen. Wobei ich mehr zu Alice tendieren wurde und die Erschaffung des Käfigs mehr oder minder durch die letzten Kraftreserven ermöglicht wurden, an welche sie ansonsten vielleicht überhaupt nicht gekommen wäre. Letztendlich ist dies aber auch egal, da Kyu auftaucht und die Macht des Feuers zeigt, welcher weder die Natur(=Fauna und Flora) noch die intelligente wilde Bestie etwas entgegensetzen können. Zumindest im ersten Moment, den letztendlich kehrt die Fauna und Flora doch wieder zurück sobald das Feuer ausgebrannt ist. Vielleicht ein Hinweis darauf wer entscheidend dabei helfen könnte Kyu wieder zu beruhigen, denn Aloë repräsentiert immerhin nicht nur Fauna und Flora.
      Mal schauen, welche Rolle Aloë tatsächlich noch einnehmen wird in diesem Arc. Jetzt wird ja erstmal noch die Frage zu klären sein, was alles passiert, bevor Kyu zu Drake und Marzipan stößt, denn der Kampf mit Alice spielte sich davor ab.

      qoii schrieb:

      Weiterhin kommt die Leserschaft des FF-Bereichs nun schon zum zweiten mal innerhalb kürzester Zeit in den Genuss Dädalus als (leicht) besserwisserisch-überheblichen, angenervten Lehrer über Teufelskräfte zu erleben, der sich trotzdem irgendwie doch seine positiven Gedanken um den Nutzer macht bzw ihm wirklich helfen möchte. Ich fand es einfach sehr interessant wie ähnlich sie die beiden Grundsituationen waren und kann nur nochmal lobend erwähnen, wie gut Bo Dädalus bei sich getroffen hat. Obwohl deine Szene sicher auch etwas von Dädalus auftritt in Menschenjagt beeinflusst worden ist und ich meine eine leichte Seitenhiebe in diese Richtung bzw Richtung Cassiopeia entdeckt zu haben.
      Also sie wurde mit Sicherheit maßgeblich davon beeinflusst bzw. entstand sie aus der Idee daraus. Ich wollte für euch ja noch eine Erklärung einfügen und hatte ein ähnliches Szenario, als Bo mit seinem Vorschlag an mich herantrat. Dadurch fand ich es eine ziemlich gute Möglichkeit, eine ähnliche Szene zu schreiben.

      qoii schrieb:

      Aloë jedenfalls scheint nicht nur wie ich vermutet habe an einem mangel an Materialien für ihre Teufelskraft zu leiden, sondern in erster Linie an Selbstzweifeln und trauer über den Verlust ihrer Heimat und Unsicherheiten im Umgang mit ihren Kräften, auch hervorgerufen durch die Andersartigkeit der Natur an anderen Orten. Damit, dass die Teufelskräfte und der Umgang damit durch die jeweilige nutzende Person und deren Erfahrungen um Sozialraum beeinflusst werden, bist du übrigens auf der gleichen Linie wie ich, wenn es um deren Interpretation und Einsatzmöglichkeiten geht.
      Sehr schön, dass wir da auf einer Wellenlänge sind. Es ist eben meine persönliche Überzeugung, dass Teufelskräfte sich je nach Nutzer anders "entwickeln", einfach weil jeder die Kräfte anders nutzt und formt.

      qoii schrieb:

      Bei Kaisa bin ich mir weiterhin nicht ganz sicher, was jetzt bestätigt wurde und was nicht. Fest steht nur, dass sie bzw die 49 Kinder von jemandem… angeleitet wurden, die sich die graue Dame nennt und die noch einen schlechteren Ruf genießt als BM. Weiterhin wird angedeutet, dass sie bei den Revos ohne ihre Mentorin schon eine Kommandantin sein könnte, aber ob sie noch bei den Revos ist bzw. ob diese ihre höchsten/ am weitesten hinten Auftraggeber sind, wird weiterhin nicht deutlich. Sagen wir vielleicht besser, wir erfahren nicht ob die Graue Dame zu den Revos gehört, den davon hängt einiges ab. Wir wissen, dass Kaiser irgendwann von einem bärenartigen Typ aus einem Eismeer gefischt wurde und jetzt kann man diese Person fast sicher als Kuma benennen, aber ob dies vor Kaisas treffen mit der Grauen Dame ist wissen wir nicht.
      Kaisas Vergangenheit wird im nächsten Arc im Mittelpunkt stehen. Von daher hülle ich mich erstmal in Schweigen.

      qoii schrieb:

      Allerdings meine ich es so zu verstehen, dass sowohl die CPs als auch die Revos über ihre Verbindung zur Grauen Dame wissen und wenn diese eine Revo gewesen wäre bzw die 49 Kinder zu den Revos gehören, dann wäre es für sich doch ziemlich schwierig gewesen sich bei den CPs als Untercoveragentin einzuschleusen, immerhin wurde sie mehrfach erkannt. Deswegen würde ich vermuten, dass sie eines der 49 Kinder der Grauen Dame war und von dort entkommen ist bzw der Stützpunkt/ diese Organisation wurde angegriffen und zerstört. Daraufhin wurde Kaisa von den Revos gerettet, welche sie aufnahmen und weiter trainierten, wobei ihre Herkunft bis jetzt einen Aufstieg in die höheren Ränge verhindert hat. Ihre Tattoos sind in diesen Fall von der Grauen Dame, sofern dies nicht ehe schon bestätigt worden ist und in ihrem Albtraum-FB wollte sie nicht mehr zurück zur Grauen Dame.
      Genau, soweit richtig zusammengefasst. Bezüglich Details muss ich auf den kommenden Arc verweilen.

      qoii schrieb:

      Ansonsten wurde noch bestätigt, dass HD TF erwacht ist und er deswegen auch Menschen und seine Umgebung falten kann. Wobei sich das Falten darauf zu beziehen scheint, dass er diese Dinge falten kann als wäre es Papier und sie zeitweise auch teilweise Eigenschaften von Papier annehmen, aber trotzdem noch in einem gewissen Maße normal genutzt werden können. Weiterhin verwandeln sich Körperteile noch einer gewissen Zeit wieder zurück, wobei diese Zeit vom Metabolismus und Haki beeinflusst werden.
      Exakt.

      qoii schrieb:

      Damit bin ich auch schon wieder am Ende meines Kommentars angekommen und schon sehr gespannt wie und wo du genau im nächsten Kapitel weitermachst.
      Dann wünsche ich mal viel Spaß beim Lesen.

      @Bo

      -Bo- schrieb:

      Da haben wir also die angekündigte "wissenschaftliche" Erklärung zu Aloes Teufelsfrüchten. Schön, dass wir an dieser Stelle wieder den gleichen Riecher bewiesen und Teufelsfrüchte gleich aufgefasst haben: Als physikalische Phänomene, die sich zumindest innerhalb gewisser Grenzen wissenschaftlich erklären lassen. Oda scheint diesen Weg mit den SMILEs, Ceasars Forschung und Vegapunk ebenfalls gehen zu wollen und ich bin entsprechend gespannt, inwiefern unsere Ausführungen den Entwicklungen im Hauptwerk standhalten werden. Unsere Chancen stehen aber nicht so schlecht, würde ich sagen.
      Gleichzeitig bildet sich tatsächlich eine gewisse Lore heraus, die unsere Geschichten erneut verbindet. Dafür bot sich Dädalus als Schnittstelle hervorragend an, der seiner Rolle selbstredend auch in deinem Kapitel mehr als gerecht wird. Wäre auch fatal, wenn nicht. xD
      Im Zweifelsfall löschen wir unsere Geschichte und setzen uns mit unserem nicht verdienten Geld irgendwo auf die Bahams ab oder Polen oder einer einsamen Blockhütte in Kasachstan.

      -Bo- schrieb:

      Die Szene hatte auf jeden Fall viel Charme, sowohl in Bezug auf Aloes Probleme und festgesetzte Gedankengänge, als auch durch das Zusammenspiel mit dem kauzigen Akademiker Dädalus, dessen großväterliche Anwallungen launenhafter nicht sein könnten und nur allzu jäh durch scholastische Eitelkeiten abgelöst werden. Auf der zwischenmenschlichen Ebene machst du hier wieder alles richtig, und mir persönlich kam der Flashback auch weder zu lang noch zu ausschweifend vor. Sicherlich hättest du erst später ansetzen können, bereits in der Bibliothek oder Dädalus gleich zum Erklärbär machen, aber auf diese Weise hast du Aloe noch eine Ecke mehr Tiefe verliehen und diese familiären Bindungen aufgegriffen, die sich innerhalb der Schatzjäger zunehmend entspinnen. Außerdem verdient Aloe als Star des Kapitels entsprechend Screentime und Platz zur Entfaltung
      Freut mich, dass sie gut angekommen ist und eben auch, dass unsere Geschichten dadurch stärker miteinander verwoben wurde. Das macht das Schreib- und Lesevergnügen - wie ich in meinem Kommentar bei dir ja auch schon geschrieben habe - einfach noch mal eine Spur interessanter und das Erlebnis intensiver.

      -Bo- schrieb:

      Was nun die Erklärungen selbst angeht...bleibe ich geteilter Meinung. Nicht, weil ich die Kräfte nicht greifen kann oder sie mir zu allgemein sind, sondern eher aufgrund der Grundprämisse. Selbst wenn man die Nymphen-Frucht auf diese natürlichen Prozesse reduziert, bleibt ein enormer Fundus an Möglichkeiten, da natürliche Prozesse im Grunde alles sind, was die physikalische Welt umfasst. Vielleicht hätte es mir an dieser Stelle besser gefallen, wenn du schwer greifbare Materialen wie Feuer oder Stein hier herausgelassen und dich auf organische Stoffe konzentriert hättest bzw. jene Faktoren, die sich allein auf diese beziehen. Du sagst zwar, dass z.B. Ondines Kräfte ähnlich schwer fassbar sind, aber der Unterschied ist folgender: Ondines Energie-Impulse sind nur das. Sie wird damit nie mehr tun, als Dinge bewegen zu können. Kinetische Energie halt. Aloe hingegen kann noch immer eine enorme Menge an Möglichkeiten ausschöpfen. Das ist an sich weder falsch noch schlecht, auch Oda nutzt dieses Motiv ja zunehmend und weitet die Spannbreiten gewisser Teufelskräfte massiv aus. Du befindest dich also im Rahmen des Mangas - mir gefallen muss es deshalb noch lange nicht. Du weißt ja, dass ich Teufelskräfte favorisiere, die aus einer simplen Grundprämisse viel herausholen und grundprinzipiell passiert das bei Aloe ja auch. Dennoch wäre es mir lieber gewesen, du hättest ihre TF im Vorfeld etwas entschlackt. Sei es die Art der Prozesse, mit denen sie auf Stoffe einwirken kann, oder eben die Stoffe selbst.
      Meine Einschränkung ist und bleibt zumindest die Tatsache, dass sie die anderen Elemente und Prozesse niemals so gut kontrollieren können wird wie Pflanzen und Luft. Wenn sie es überhaupt schafft. Da bin ich mir selbst noch nicht sicher und das ist eben die Einschränkung, die ich der Frucht gegeben habe. Ich verstehe deine Kritik auf jeden Fall.

      -Bo- schrieb:

      Gut finde ich aber, dass du dir hier tatsächlich eine nachvollziehbare Erklärungen überlegt hast und nicht wie Oda einfach nur Kräfte einbaust, die höchstens marginal mit dem eigentlichen Motiv der Teufelsfrucht zu tun haben oder gar komplett willkürlich erscheinen. Fasse meine Kritik also bitte nicht als völligen Verriss auf. Aloes Kraft ist einfach nicht meine Welt, war sie nie und wird sie auch nie werden. Aber durch deine Erklärung in diesem Kapitel kann ich deine Gedanken hinter der Idee zumindest nachvollziehen und damit für mich abschließen. Zumal die Szene insgesamt sehr schön war.
      Das reicht mir völlig zu ;)

      -Bo- schrieb:

      Machen wir auch gleich mit etwas Gutem weiter: Ich finde es absolut stimmig, dass Aloe diesen Kampf verliert bzw. verloren hätte. Ihre Teufelsfrucht ist extrem mächtig, aber Aloe selbst ist noch längst nicht in der Verfassung, um erfahrene Krieger wie Alice zu besiegen. Zwar hätte ich einen Sieg mit Blick auf Nami vs. Miss Doublefinger abgenickt, aber diese Variante gefällt mir wesentlich besser. Aloe hat eine verheerende Niederlage erlitten und musste erkennen, dass ihre Kräfte manchmal einfach nicht genug sind. Dass ihr mit Alice eine rein physische Kämpferin ohne Teufelsfrüchte die Leviten gelesen hat, stärkt dieses Bild zusätzlich und lässt mich auch versöhnlicher auf diese Kampfpaarung blicken.^^
      Ich kann mir sehr gut vorstellen bzw. wünsche mir, dass dieses Erlebnis eine Zäsur in Aloes Entwicklung darstellt. Nachdem sie im Kampf gegen Envy gewissermaßen ihre Unschuld verloren und die (offensive) Macht in ihren Händen erfahren hat, muss sie sich nun mit der Tatsache auseinandersetzen, dass zu wahrer Stärke mehr gehört als nur ihre Teufelsfrüchte. Du hast bereits angekündigt, dass diese Kämpfe einen gewissen Bruch darstellen und für jeden Schatzjäger von nachwirkender Bedeutung sein werden. Für Aloe dürfte dieser Bruch nun erreicht sein, egal wie die Geschichte mit ihr, Alice und Kyu endet. Sie wurde vernichtend geschlagen, hat einen Flügel (und damit ein Stückweit ihres Erbes und ihrer Heimat) verloren und hat sich zuletzt mit dem Tod abgefunden. Das zu verkraften wird schwer sein, darüber hinauszuwachsen und es in etwas Kraftvolles umzumünzen, aber noch viel schwerer.
      Eine Zäsur ist es auf jeden Fall und wird eben auch wichtige Weichen für den kommenden und den nachfolgenden Arc stellen. Das gilt besonders für die drei "schwächeren" Mitglieder der Truppe: Brianna, Kyu und Aloë, welche gegenüber Drake und Kaisa, aber auch Kol noch deutlich aufholen müssen. Marc und Dädalus bewegen sich hierbei in einem komfortablen Mittelfeld.

      -Bo- schrieb:

      Dieser setzt ihr nicht nur mit seiner trickreichen Teufelsfrucht zu, sondern punktiert sie auch mit feinen seelischen Spitzen. Ich mutmaße mal, dass die Graue Dame eine Art Zelot ist. Vielleicht eine radikalere Splittergruppe der Revos, die sich vor langer Zeit von jenen losgesagt hat. Entsprechend könnten die 49 Kinder eine Armee gewesen sein, herangezüchtet und trainiert für den Krieg gegen die WR oder wen auch immer. Vielleicht waren diese Kinder Waisen, oder aber wurden gezielt gesucht und entführt. Die Verbindung zu den Porneglyphen impliziert dabei ein gewisses Wissen der Grauen Dame, welches vielleicht auch deren Hass auf die WR oder sonstige Kräfte erklärt. Eine Armee aus Kindersoldaten würde mir gefallen und vielleicht auch erklären, wie Kaisa zur WR kam. Vielleicht hat sie die Cipherpol als letzte Überlebende der 49 beeindruckt - oder aber sie hat sich ihnen aus Hass verschrieben, um genau jenen zu dienen, die die Graue Dame so sehr verabscheut. An diesem Punkt sind mehrere Faktoren möglich, aber wenn die Graue Dame tatsächlich so grausam ist/war wie angedeutet, dann könnte eine Kaisa sicherlich mannigfach auf dieses Trauma reagiert haben.
      Dazu muss ich mich bekanntlich in Schweigen hüllen, aber es sind ein paar sehr interessante und auch richtige Ideen wie Ansätze vorhanden. Der nächste Arc liefert uns Klarheit darüber.

      -Bo- schrieb:

      Soviel von mir. Ein langer Kommentar, hoffentlich auch mit genug Inhalt.^^
      Das Kapitel hat mir gut gefallen. Der Fokus auf Aloe war nötig und förderlich, durch Dädalus' Ausführungen haben wir tatsächlich unsere eigene kleine FF-Lore geschaffen (die bislang auch nicht im Widerspruch zu OP steht, hurra) und der kleine Abschnitt um Kaisa macht hungrig auf die weiteren Kämpfe und neugierig, endlich Kaisas Geschichte zu erfahren.
      Dann freu ich mich einfach, dass es dir gefallen hat, auch wenn das kommende Kapitel nicht unbedingt an der Stelle ansetzt, die du dir vielleicht direkt gewünscht hast. Ansonsten Danke für deinen ausführlichen Kommentar, der mir sehr viel Freude bereitet hat.

      - V.

    • Nehmen wir mal vorweg, dass dieser Beitrag wohl nicht allzu lang werden dürfte, und beginnen. xD

      Du schließt relativ nahtlos an das letzte Kapitel an und präsentierst uns den Kampf der Bestien. Kyu ist Alice dabei weit überlegen, was aber im Grunde nicht anders zu erwarten war. Diese neunschwänzige Fuchsgestalt dürfte das Ende der Fahnenstange in der sukzessiven Entwicklung des Jungen sein und die Fähigkeiten, die wir bisher von Kyu gesehen haben, um ein Vielfaches übersteigen. Kyu kann diese Form nicht kontrollieren, seine eigene Macht verschlingt ihn quasi und bedenkt man, dass Alice "nur" eine einfache Gefolgsfrau der Herzkönigin ist, wäre ein ausgeglichener Kampf an dieser Stelle ein Knieschuss in Reinkultur. Es warten noch hochkarätigere Gegner auf die Schatzjäger, sodass du die Messlatte für diese finale Fuchsform entsprechend hoch anlegen kannst und wohl auch solltest, um zumindest die großen Endkämpfe einigermaßen logisch aufziehen zu können. Unabhängig davon, ob Kyu am Ende deiner Geschichte in der Lage sein wird, die neun Schwänze zu kontrollieren. Es reicht ja theoretisch schon, wenn er z.B. 7 oder so für seinen bewussten Endgegner (etwa Finn) benutzt, aber dafür vorher ein Großkaliber in der Bestiengestalt zerreißt. Irgendwie musst du ja die Herde ausdünnen.
      Dennoch finde ich es lobenswert, dass du Alice in ihren letzten Zuckungen einen Glanzmoment gewährst. Die Wer-Form passt natürlich perfekt, nur ein bisschen mehr optische Umschreibungen hätte ich mir an dieser Stelle vielleicht gewünscht. Das ging doch recht schnell und statisch vonstatten. Ein bisschen was fürs Auge hätte der Szene vvielleicht gut getan. Persönlich habe ich mir ihre Transformation etwas wie einen Schneeleoparden vorgestellt, aber das nur am Rande. :D
      Interessant fand ich Alice' Aussage zu Kyus regenerativen Fähigkeiten. Worauf spielst du hier an? Handelt es sich bei der Fuchsgeist-Frucht um eine Schwellenfrucht, die ähnlich wie die Phönix-Kraft logia-ähnliche Eigenschaften besitzt? Rein thematisch würde es passen und (begrenzte) Regeneration als Kompromiss zwischen animalischer Leistungsfähigkeit und elementarer Formlosigkeit kommt auch hin.

      An anderer Stelle nimmt meine Vision derweil feste Züge an, Kol wird sich der Herzkönigin stellen und damit sein Trauma ein stückweit aufarbeiten. Diese Konstellation ist nur recht und billig, zumal sie uns neben dringend benötigten Charaktermomenten für Kol auch den finalen Schliff bezüglich Viktoria bescheren dürfte. Insgesamt ist die Herzkönigin zwar schon ein sehr ausgereifter Charakter, aber gerade in den letzten Kämpfen legst du ja gerne noch einmal Hand an und rundest Figuren ab.
      Derweil gehe ich davon aus, dass dieses Ding, welches an Kol vorbeigesaust ist, Marc war? :D
      Der dürfte wohl von Viktorias Kräften überrumpelt worden sein und fliegt nun über die Bernsteinmauer (oder gleich durch sie hindurch) dem Hutmacher entgegen. Zumindest ist das meine Idee, wie es nun noch zum Kampf Marc vs. Theo kommt.^^

      Zu guter Letzt: Endlich rührt sich Dädalus. Zwar überrascht es mich, dass er Sybill so leicht ausknocken konnte, aber vermutlich hat er die alte Schabracke nur überwältigt. Die Idee mit Eva finde ich sehr gut, ein netter kleiner Rückbezug zum zweiten Arc und eine glaubhafte Möglichkeit, wie Dädalus und Luzifer zumindest für diesen Moment die Oberhand gewinnen und die Beine in die Hand nehmen konnten. Große Chancen rechne ich der Schlange zwar nicht ein, aber hey. An Stelle der alten Männer würde ich auch nach jedem noch so verzweifelten Strohhalm greifen, um der verrottenden Hexenfürstin zu entfliehen. xD

      ...und das war's auch schon. Nimm es mir nicht übel, aber das Chapter war ein Kampfkapitel erster Güte und nötigt einem nicht so viele Gedanken ab. Dennoch hat es Spaß gemacht und stellt die Weichen für die nächsten Entwicklungen, zumal es Alice' Ende besiegelt und damit einen Vasall der Herzkönigin abschließt. Weiter so!


    • Antwort auf Fanpost & Kapitel 171 erschienen

      -Bo- schrieb:

      Du schließt relativ nahtlos an das letzte Kapitel an und präsentierst uns den Kampf der Bestien. Kyu ist Alice dabei weit überlegen, was aber im Grunde nicht anders zu erwarten war. Diese neunschwänzige Fuchsgestalt dürfte das Ende der Fahnenstange in der sukzessiven Entwicklung des Jungen sein und die Fähigkeiten, die wir bisher von Kyu gesehen haben, um ein Vielfaches übersteigen. Kyu kann diese Form nicht kontrollieren, seine eigene Macht verschlingt ihn quasi und bedenkt man, dass Alice "nur" eine einfache Gefolgsfrau der Herzkönigin ist, wäre ein ausgeglichener Kampf an dieser Stelle ein Knieschuss in Reinkultur. Es warten noch hochkarätigere Gegner auf die Schatzjäger, sodass du die Messlatte für diese finale Fuchsform entsprechend hoch anlegen kannst und wohl auch solltest, um zumindest die großen Endkämpfe einigermaßen logisch aufziehen zu können. Unabhängig davon, ob Kyu am Ende deiner Geschichte in der Lage sein wird, die neun Schwänze zu kontrollieren. Es reicht ja theoretisch schon, wenn er z.B. 7 oder so für seinen bewussten Endgegner (etwa Finn) benutzt, aber dafür vorher ein Großkaliber in der Bestiengestalt zerreißt. Irgendwie musst du ja die Herde ausdünnen.
      Ja genau. Das war auch mein Gedanke dahinter. Die entfesselte Form jetzt ist nur ein kurzer Blick in die Zukunft und ich bin selbst noch nicht sicher, wie weit ich Kyus Entwicklung reizen möchte, aber das wird sich zeigen.

      -Bo- schrieb:

      Dennoch finde ich es lobenswert, dass du Alice in ihren letzten Zuckungen einen Glanzmoment gewährst. Die Wer-Form passt natürlich perfekt, nur ein bisschen mehr optische Umschreibungen hätte ich mir an dieser Stelle vielleicht gewünscht. Das ging doch recht schnell und statisch vonstatten. Ein bisschen was fürs Auge hätte der Szene vvielleicht gut getan. Persönlich habe ich mir ihre Transformation etwas wie einen Schneeleoparden vorgestellt, aber das nur am Rande. :D
      Interessant fand ich Alice' Aussage zu Kyus regenerativen Fähigkeiten. Worauf spielst du hier an? Handelt es sich bei der Fuchsgeist-Frucht um eine Schwellenfrucht, die ähnlich wie die Phönix-Kraft logia-ähnliche Eigenschaften besitzt? Rein thematisch würde es passen und (begrenzte) Regeneration als Kompromiss zwischen animalischer Leistungsfähigkeit und elementarer Formlosigkeit kommt auch hin.
      Ja das stimmt. Ich tat mich persönlich allerdings ein wenig schwer damit, Alice hier optisch in Worte zu fassen. Die Schneeleopardenform ist defintiv eine sehr coole Idee, aber ich war mir dann zwischenzeitlich gar nicht mehr sicher, ob alle Minks tatsächlich weißes Fell bekommen oder ob das eben nur bei Carrot so war.
      Zu dem regenerativen Charakter: Abwarten.

      -Bo- schrieb:

      An anderer Stelle nimmt meine Vision derweil feste Züge an, Kol wird sich der Herzkönigin stellen und damit sein Trauma ein stückweit aufarbeiten. Diese Konstellation ist nur recht und billig, zumal sie uns neben dringend benötigten Charaktermomenten für Kol auch den finalen Schliff bezüglich Viktoria bescheren dürfte. Insgesamt ist die Herzkönigin zwar schon ein sehr ausgereifter Charakter, aber gerade in den letzten Kämpfen legst du ja gerne noch einmal Hand an und rundest Figuren ab.
      Derweil gehe ich davon aus, dass dieses Ding, welches an Kol vorbeigesaust ist, Marc war? :D
      Der dürfte wohl von Viktorias Kräften überrumpelt worden sein und fliegt nun über die Bernsteinmauer (oder gleich durch sie hindurch) dem Hutmacher entgegen. Zumindest ist das meine Idee, wie es nun noch zum Kampf Marc vs. Theo kommt.^^
      Ja. Ein wenig werden wir Viktoria durchaus noch kennenlernen. Dazu aber dann im nächsten Kapitel mehr.
      Und nochmals ja. Das war Marc. Oder zumindest sein Dreizack, der Theophilus erst einmal gestoppt hat.

      -Bo- schrieb:

      Zu guter Letzt: Endlich rührt sich Dädalus. Zwar überrascht es mich, dass er Sybill so leicht ausknocken konnte, aber vermutlich hat er die alte Schabracke nur überwältigt. Die Idee mit Eva finde ich sehr gut, ein netter kleiner Rückbezug zum zweiten Arc und eine glaubhafte Möglichkeit, wie Dädalus und Luzifer zumindest für diesen Moment die Oberhand gewinnen und die Beine in die Hand nehmen konnten. Große Chancen rechne ich der Schlange zwar nicht ein, aber hey. An Stelle der alten Männer würde ich auch nach jedem noch so verzweifelten Strohhalm greifen, um der verrottenden Hexenfürstin zu entfliehen. xD
      Keine Sorge, Sybill ist tatsächlich einfach nur kurzzeitig außer Gefecht gesetzt gewesen. Sie mag zwar unendliche Kräfte haben, aber sie steckt dennoch im Körper einer zerbrechlichen alten Frau.

      -Bo- schrieb:

      ...und das war's auch schon. Nimm es mir nicht übel, aber das Chapter war ein Kampfkapitel erster Güte und nötigt einem nicht so viele Gedanken ab. Dennoch hat es Spaß gemacht und stellt die Weichen für die nächsten Entwicklungen, zumal es Alice' Ende besiegelt und damit einen Vasall der Herzkönigin abschließt. Weiter so!
      Ist doch völlig verständlich. Ich erwarte ja ohnehin nie doktorarbeitverdächtige Abhandlungen und gerade bei Kampfkapiteln ist das besonders schwierig.

      Dann wünsch ich euch wie immer viel Vergnügen beim Lesen.

      -V.

    • 171. Kapitel: Hexenblut

      Da ist es also: Das Kapitel, auf das du dich so gefreut hast.^^

      Der entscheidende Teil von Raphaelas Geschichte wird offenbart und deutet zugleich ihre Rolle respektive die Rolle ihrer Teufelskräfte für die Traumwelt an. Dazu hatten wir uns privat einmal kurz verständigt, da ich so meine Probleme mit der Konstruktion dieser luzifer'schen Kopfgeburt hatte, und kann nur wiederholen: Okay. xD
      Die Kombination aus der Gedanken-/Emotionskraft Luzifers und der physischen Seite Raphaelas formen die Traumwelt und binden die diversen Figuren in diese, was auch die Auswirkungen der Geschehnisse in der Traumwelt auf die realen Körper erklärt. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass wir danach erst einmal wieder zu...normaleren Kräften in deiner TF zurückfinden. Du weißt ja, ich bin Fan von simple(re)n Teufelskräften und freue mich schon, wenn der Zar und sein Bestienchor mit ein paar netten Zoans oder "straighten" Paramecias aufwarten. Nach dem ganzen kryptischen Hexengelaber und der vertrackten Traumwelt sehnt sich mein Herz langsam nach Dingen, die man auf Anhieb nachvollziehen kann. xD

      Wie auch immer. Der Plan der Oberhexe Sybill steht bereits lange, und damit wird auch der Beweggrund für Raphaela klar, Brianna von der Kathedrale fernzuhalten. Sobald Brianna auf Sybill trifft, befürchtet Raphaela den unaufhaltsamen Erfolg des Plans. Brianna wird von Sybill übernommen, verlässt die Traumwelt und kehrt somit auf das Antlitz der Welt zurück. Dass der Plan zum Scheitern verurteilt ist, versteht sich wohl von Selbst. Außer, irgendwie gelingt es Sybill doch, aber das hoffe ich irgendwo nicht. Da wäre es mir lieber, wenn anstelle Sybills irgendwie der Lord auf das Spielfeld zurückkehrt und Sybill durch ihre Ränke somit nicht nur ihre eigene Existent vernichtet, sondern die des ihr verhassten Lords auch noch gerettet hätte. Wäre ein angemessenes Ende für die Hexe, welche zwar allen Grund für ihren Hass und ihre Rache hat, sich in dieser jedoch auch komplett verloren hat. Von der alten Sybill ist nichts mehr übrig, nur die verrottende rachsüchtige Intrigantin und Wahnsinnige ist geblieben, die mit der Prophezeiung weiß Gott was vorhat. Ob der Lord an dieser Stelle besser ist, sei mal dahingestellt. Aber wenn Sybill Brianna braucht, um sich zu befreien - ist der Lord allein deshalb schon die geeignetere Alternative. Außer du gehst das Wagnis ein, beide aus der Traumwelt zu entfesseln und ein Großteil des nächsten Arcs fokussiert sich darauf, Brianna Sybill auszutreiben. Aber daran glaube ich eigentlich nicht.^^

      Ansonsten hat mir der Flashback gut gefallen. Raphaela konnte als Figur durchaus Sympathiepunkte sammeln, auch wenn das alles in diesem doch recht speziellen Rahmen des Arcs geschieht. Das ist nicht als Kritik zu verstehen, eher als mein persönliches Empfinden. Durch die recht surreale Konzeption des Handlungsortes kann ich auch die Figuren nur schwer greifen. Insbesondere Raphaela betrifft das, die in den ersten Kapiteln des Arcs durch ihre kryptischen Gebärden und zusätzlich mythischen Äußerlichkeiten stärker mit dieser nebligen Traumwelt verwoben wurde. Daher freut es mich, dass die Figur an dieser Stelle noch eine gewisse Menschlichkeit erhalten hat, wenngleich ich mit ihr vermutlich nicht mehr warm werde. Aber das ist okay und kann ja durchaus auch seinen Reiz haben. Der Kampf mit Brianna ist...gut. Nicht ganz das, was ich mir für Brianna gewünscht habe, aber dennoch.^^
      Brianna weiß also unterbewusst um Dädalus' Rolle, hat sie aber verdrängt bzw. will sie nicht wahrhaben? Das schreit beinahe schon danach, bald die große Bombe zu zünden und ein Zerwürfnis innerhalb der Kopfgeldjäger heraufzubeschwören. Wäre irgendwo schon cool, wenn es die Truppe vor oder auf Walhalla zerreißt. Damit wäre schon eine teilweise Aufsplitterung der Gruppe gegeben, ohne eine trennende Lawine oder was auch immer. xD
      Immerhin steht auch Kaisas potenzieller Verrat noch im Raum, von Herleifs bereits begangenem ganz zu Schweigen. Ich liebe den Geruch von Konfliktpotenzial am Morgen.

      Soviel dazu. Ein sehr gutes Kapitel, welches in einem wirklich schönen Flashback wichtige Infos vermittelt und gleichzeitig einer eher schwer greifbaren Figur Menschlichkeit einhaucht. Wenn ich Kritik äußern müsste, dann die Konzeption des Ablaufs. Ich hätte den Flashback eher bereits in die Kathedrale gepackt, bevor Raphaela hinausstürzt. Quasi wie die Erinnerungen, die beim Anblick von Sybill in Raphaela getriggert werden. Dann hättest du mit der Idee spielen können, Raphaela würde Dädalus und Luzifer im Kampf gegen die ihr verhasste manipulative Mutter unterstützen - doch dann verlässt Raphaela die Kathedrale und im finalen Flashback-Fetzen wird dann die Rolle Briannas offenbart und, dass Raphaela alle in dieser Traumwelt töten will, um Sybill nicht obsiegen zu lassen.
      Auf diese Weise hättest du diesen etwas...stumpfen Auftritt Raphaelas ausgehebelt, die plötzlich mit Gabriel vor der Kathedrale stand. Hätte mir besser gefallen als diese nachträgliche Erklärung jetzt. Aber ist vielleicht auch Geschmacksache.^^


    • Höchste Zeit auch hier mal wieder einen Kommentar zu verfassen, besonders nachdem du beim letzten Kapitel mir rechtzeitig Bescheid gegeben hast und ich dir am Ende trotzdem Abgesagt habe. Dafür gibt es jetzt aber auch meinen 1200 gezählten Kommentaren. :)

      Zum vorletzten Kapitel habe ich nicht wirklich viel neues Beizutragen. Wie bereits von euch erwähnt, ist es vor allem eine Kampfkapitel, indem Alice ihren großartigen Abgang bekommt und die Stärke des erwachten Fuchsdämons herausgestellt wird. Interessant fand ich dabei auch mal wieder die Treue der Truppe zu ihrer Königin, besonders bei Alice wilder und teilweise unabhängig wirkender Art. Anscheinend beruht diese treue im besonders darauf, dass sie von der Königin sozusagen aus der Gosse gerettet wurde, was in diversen Variationen bisher bei allen Untergebenen der Herzkönigin angedeutet wurde, sofern ich mich recht entsinne. Jeder scheint zwar seine eigne grausame Art/Knacks zu haben, besonders Alice und die Todeszwillinge, aber einig scheinen sich alle in ihrer unbedingten Treue zu sein.

      Das Ende von Alice war sehr schön und gut dargestellt, sehr passend für diese animalische leicht psychopathische Kämpfern, welche sich in ihrer erwachten Form auch hätte zurückziehen können, um ihrer Königin in einem anderen Kampf besser dienen zu können. Aber dafür waren ihr stolz als Mink gegen eine Zoan und ihr leichter Knacks wohl einfach zu stark. Trotzdem hat sie es geschafft dem Fuchsdämon zumindest etwas Probleme zu bereiten. Nebenbei habe ich mich gefragt ob die Bewusstlos am Boden liegende Aloe nicht eigentlich nebenbei mit verbrannt worden ist. Zumindest so wie ich mir die Szene ausgemalt hatte, müsste die Gasse doch verhältnismäßig schmal und der Fuchsdämon relativ groß gewesen sein.^^

      Zum beginn bei Kol und der Herzkönigin kam mir nur der Gedanke, ob die Seidenfrucht schon bestätigt ist? Denn zumindest als ich den letzte Satz des Abschnittes gelesen habe kam in mir der Gedanke auf, ob es nicht doch eine Zoan sein könnte; Seidenraupe oder so etwas in der Art. Immerhin wurde von einer Metamorphose/Evolution gesprochen und zusammen mit der in diesem Kapitel erwähnten Bestie kam mir das Prinzip von Tamagos "Entwicklungsstufen" in den Sinn, welche sofern ich es recht verstanden habe auch nicht von Dauer sind.

      Das neue Kapitel konzentriert sich hingegen voll und ganz auf Raphaela und ihre Entwicklung Lebensgeschichte.

      Am erstauntesten war ich aber, dass Sybill schon so früh die Kontrolle über Luzifer übernehmen konnte bzw. das dies überhaupt möglich war. Bisher hatte ich es immer so interpretiert, dass die durch die Ketten gefangen überhaupt nichts machen kann, außer als leise Stimme in Luzifers Hinterkopf seine Entscheidungen zu beeinflussen/ihm Ideen einzuflüstern sowie in der Traumwelt Abkürzungen und Verbindungen zu öffnen. Weiterhin stellt sich dann die Frage, warum sie nicht einfach dauerhaft die Kontrolle übernehmen sollte bzw seinen Geist extra/geheim beeinflussen muss, um ihre Ziele zu erreichen. Aber dazu hast du sicherlich schon eine Lösung parat, den mir sind dazu auch schon zwei eingefallen. Zum einen könnte es sehr Anstrengen sein und zum anderen, was mir gerade besser gefällt, könnte Sybille nur die Kontrolle übernehmen, wenn Luzifer schläft, denn zumindest bei ihrem zeitlich ersten Auftritt im FB wurde auf die ungewöhnliche Tageszeit verwiesen.

      Am interessantesten finde ich die Aussage, dass Raphaelas Hexenblut von der Teufelsfrucht verdorben wurde und dies schlimmer ist, als die Entfernung des Auges. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob Luzifer davon wusste oder er mit der TF Raphaela nur auf eine gewisse Art trösten wollte. Wobei ich nicht umhin komme schmunzelnd zu bemerken, dass das Hexenblut eine nicht gottgefällige Sünde/Verderbnis ist, während es völlig OK und in Gottes sinne zu sein scheint, einen Teufel in den Körper zu lassen, wenn das die Kirchen unserer Welt wüssten.^^
      Jedenfalls scheint damit bestätigt, dass die Kinder des Teufels und die Teufelsfrüchte nichts Miteinander zu tun haben, bzw Gegeneinader stehen. Wobei der Teufel auch die Teufelsfrüchte erschaffen haben könnte, aber seinen Kindern verboten hat diese zu essen… klingt irgendwie immer mehr nach Gott und dem Paradies^^. Moment haben nicht Genevieve und später Nepthys eine TF bekommen, damit wären diese Halb und Viertelhexen auch korrumpiert…. Hmm da fehlt wohl immer noch zu viel Hintergrundwissen.

      Weiteres werde ich später ergänzen bzw in einen neuen Kommentar packen, wenn das neue Kapitel vorher fertig ist. Irgendwie kommt in letzter Zeit immer etwas dazwischen wenn ich mich mit den Kommentaren zu FF-Kapiteln beschäftigen will. :(

      __________________________________________________________________________________________
      Endlich habe ich mal Zeit und Muse gefunden weiterzuschreiben. :)

      Jedenfalls bekommen wir auch einige weitere kleinere Andeutungen zu den Kräften der Hexen, wobei ich bei der Beschreibung >>Über die besonderen Kräfte der Hexen, welche ihre Macht direkt aus der Natur selbst und dem Odem des Teufels schöpfen konnten.<< sehr an die Teufelsfrüchte und bei Natur besonders an die TF von Aloe denken musste/ mich erinnert fühlte. Wobei vielleicht liegt es zu einen großen Teil daran, dass hier von Teufelsfrüchten und den Kindern/Kräften des Teufels gesprochen wird, es also mehr eine deutschsprachige Sache ist. Die Hexen als Kinder des Teufels und Gegner der Kirche sind im deutschen Sprachraum ziemlich gesetzt, weil der Teufel, im Gegensatz zu Dämonen, mehr als einzelne und sehr mächtige Gestalt gesehen wird, der eventuell noch über die Dämonen herrscht. Sprich du hättest die Hexen schlecht als Kinder eines/des Dämons verstellen können, wenn du bei den Lesern die Teufelsassoziation haben möchtest. (Ich hoffe mein Gedankengang wird klar.) Dadurch kommt es aber zu er Wortgleichheit Teufel und Teufels-Früchte, die es nicht gegeben hätte, wenn diese Früchte im Original beispielsweise als Dämonenfrüchte übersetzt worden wäre.
      Also wie bereits weiter oben Angedeutet, kann es eine irgendwie geartete Verbindung zwischen den Kindern des Teufels und der Teufelsfrüchte geben oder es ist einfach nur die Wortgleichheit. Allerdings klingt die kurze Beschreibung der Hexenkräfte zumindest einigen Teufelskräften sehr ähnlich und man verliert die Hexenkräfte wenn man eine Teufelsfrucht isst. Dies in Verbindung mit den Andeutungen über eine Frucht bei dem Hexen aus einem der vorherigen Kapitel und dem hier kurz erwähnten Paradies lässt bei mir die Vermutungen aufkommen, dass die Hexen als Kinder des Teufels einen umfassenderen zugriff auf... sagen wir mal mehrere Teufelskräfte haben könnten, während das Essen einer Teufelsfrucht nur zugriff auf eine dieser Kräfte ermöglicht und auch die Hexenkräfte überschreiben kann.
      Versuchen wir es mal anders zu beschreiben, der Teufel verfügt über alle Teufelskräfte und die Hexen als seine Kinder bis zu einer gewissen Ebene ebenfalls. Allerdings ist die Nutzung der einzelnen Kräfte mit einem härteren Training und der Notwendigkeit der Unterweisung in den einzelnen Kräften verbunden. Dagegen stehen die (vom Teufel erschaffenen) Teufelsfrüchte, welche mit dem Verzehr die Möglichkeit geben eine einzige der Kräfte des Teufels zu nutzen. Die Teufelsfrüchte sind aber stärker als das ererbte Blut und blockieren dieses.

      Auch sonst hatte ich in diesem Kapitel bei den kleinen Informationen über die Hexen immer wieder aufblitzende Verbindungen zu Paradiesgeschichte in der Bibel gesehenen, womit ich nicht umhin kam auch diesem Satz besonders aufhorchen. >> Unter dem massiven Kreuz aus Adamsholz, welches aus dem seltenen Baum geschnitzt worden war, der einst auf dem Gipfel des Tempelberges gestanden hatte, saß sie nun.<< ADAMsbaum --> Hexen und Natur/Baum --> ehemaliger Tempel um/beim Baum... kann viel bedeuten oder auch nichts... wohl eher nichts^^. Da der Adamsbaum als besonderer Baum von Oda vorgegeben wurde und einen alten Tempel umzuwidmen sowie dabei das falsche Heilige ebenfalls neu zu verwenden hat die Kirche in unserer Welt auch immer gerne gemacht.

      Ähmm... ja zurück zum eigentlichen bzw den genannten Fakten. Raphaela hat also die Sanguis-Sanguis-Frucht bzw Blutfrucht erhalten. Stimmt da war doch so eine andeuten von dir, als Bo diese bei seinem FF eingeführt hat.^^ Aber wie immer scheint ihr sehr schöne und gute, aber unterschiedliche Ideen zu den diversen Möglichkeiten zu haben. Während sie bei Bo derzeit mehr einer Logia nebst Selbstheilungsfähigkeiten ähnelt, wirkt sie bei dir viel mehr physich?... Nein sagen wir sie erinnert mich eher an TF wie z.B. die Wachsfrucht, wobei Raphaela trotzdem ziemlich problemlos eine große Menge ihres eigenen Blutes verlieren und schwer verwundet werden kann, ohne dass es ihr groß etwas ausmacht.

      Durch den FB werden auch viele Handlungen und Reaktion von Raphaela klarer, welche bisher etwas seltsam erscheinen, aber wenn sie schon seit hundert Jahren von der Existenz ihrer Mutter weiß und Sybills Pan dieser gegenüber unterstützt erscheint vieles logischer. Allerdings hat Raphaela beschlossen, dass keiner der Anwesenden wieder auf die Welt losgelassen werden kann. Nicht ihre auf Rache sinnende Mutter. Nicht Brianna, welche laut der Prophezeiung irgendwelche (in Raphaelas Augen) schädliche Kräfte bzw. Einflüsse auf die Welt haben wird. Nicht ihr (Zieh-)Vater der sie Belogen und ihre Mutter und Vater verraten hat. Nicht ihr fanatischer Bruder, der zwar im ersten FB-A bschnitt noch ganz der gute Bruder zu sein scheint, aber mittlerweile ein Fanatiker ist, der dem bösen in nicht nachsteht, wie es bei vielen Inquisitoren war. Raphaela sieht hier ihre Gelegenheit gekommen all das Böse aus der Welt zu tilgen, womit sie auch "nur" eine religiöse Fanatikerin ist, die aber anders als ihr Bruder keinen Spaß am Quälen zu haben scheint.
      Übrigens wird angedeutet, dass die Traumwelt bzw die Geschehnisse dort auch Auswirkungen auf die Körper in der realen Welt haben wird. Ganz hinten in meinem Gedächtnis regt sich dabei die Erinnerung an (magische) Blutkreise in denen die Untergebenen des Lords die Schatzjäger und alle anderen gefunden haben. Also mal abwarten, ob wir in Zukunft mit einem einäugigem Dädalus unterwegs sind und einer einflügeligen Aloe.

      Ich glaube damit habe ich alles angesprochen, was mir so im Kopf herum geschwirrt ist und hoffe dass man dem Bruch im Kommentar von knapp fünf Tagen nicht zu sehr merkt. Mir hat das Kapitel jedenfalls wieder sehr gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt darauf zu erfahren wie es weitergeht.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
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      Death, Discworld, Terry Pratchett

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      Ich komme hier mit einer anderen Form von "Bitte" bzw. einem kleinen Vorschlag zu euch. Der Arc ist ja bekanntlich einem recht radikalen Rotstift zum Opfer gefallen, weswegen ich euch die Möglichkeit geben möchte, zu ein paar Charakteren tiefere Einblicke zu geben, die entweder so geplant gewesen wären oder simpel Hintergrundinfos sind, die es einfach nicht in die Geschichte geschafft haben.
      Ich weiß, dass der Arc noch nicht vorbei ist, aber wenn ich sehe, dass generell zu Charakter XY noch mehr Infos gewünscht werden, kann ich diese vielleicht sogar noch aktiv in den Handlungsverlauf einbauen.
      Ihr habt zwei Stimmen zur Verfügung und die obersten 2-3 Charaktere (hängt ein wenig von den Informationen ab, welche ich zur Verfügung habe) werde ich dann in einem separaten Post näher beleuchten, sobald der Arc vorbei ist.
      In diesem Sinne bedanke ich mich schon einmal für eure Teilnahme und wir sehen uns hoffentlich bald mit dem nächsten Kapitel.

      - V.