Thema 2: Revolutionäre
Aufgabe: Wähle einen der folgenden sechs Charaktere, die sich den Revolutionären angeschlossen beziehungsweise diese Organisation gegründet haben. Es spielt dabei keine Rolle, ob sie derzeit immer noch ein Teil dieser Organisation sind oder nicht (siehe Kuma). Dieser Charakter muss im Mittelpunkt der Geschichte stehen, andere bekannte Personen aus der One Piece Welt (egal ob Revolutionäre oder wer auch immer) können aber gerne mit eingebaut werden.
Zur Auswahl stehen: Dragon, Ivankov, Inazuma, Kuma, Sabo, Koala
Schreibe einen Ausschnitt aus seinem/ihrem Leben, das mit der Organisation "Revolutionäre" verbunden ist. Ob du die Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft wählst oder die Zeitabschnitte kombiniert ist deine eigene Entscheidung (Die Gegenwart ist natürlich das aktuelle One Piece Kapitel).
Beispiele: Wie kam es dazu, dass Ivankov in Impel Down landete?, Wie/Warum/Wo/Wann ist Koala den Revolutionären beigetreten. Welche Geschichte verbirgt sich wirklich hinter Kuma und den Revolutionären? Was hat Sabo bei den Revolutionären erlebt? usw.
Einschränkung: Es darf keinen Widerspruch zum Manga geben (Sabo kann also nicht auf Marineford auftauchen um Ace zu retten).
Kriterien:
I.) Schreibstil
II.) Kreativität
III.) Umsetzung
Zur Auswahl stehen: Dragon, Ivankov, Inazuma, Kuma, Sabo, Koala
Schreibe einen Ausschnitt aus seinem/ihrem Leben, das mit der Organisation "Revolutionäre" verbunden ist. Ob du die Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft wählst oder die Zeitabschnitte kombiniert ist deine eigene Entscheidung (Die Gegenwart ist natürlich das aktuelle One Piece Kapitel).
Beispiele: Wie kam es dazu, dass Ivankov in Impel Down landete?, Wie/Warum/Wo/Wann ist Koala den Revolutionären beigetreten. Welche Geschichte verbirgt sich wirklich hinter Kuma und den Revolutionären? Was hat Sabo bei den Revolutionären erlebt? usw.
Einschränkung: Es darf keinen Widerspruch zum Manga geben (Sabo kann also nicht auf Marineford auftauchen um Ace zu retten).
Kriterien:
I.) Schreibstil
II.) Kreativität
III.) Umsetzung
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Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert.
Ein Labor. Filigrane, glänzende Geräte stapeln sich neben massiven, weitschweifigen Konstruktionen bis unter die hohe Decke. Die kühle Luft ist befangen von sonorem Surren, durchdrungen von gedämpftem Piepen und dem tropfenweisen Plätschern verschiedener Flüssigkeiten in Gefäßen aller Größe und Gestalt. Das spärliche, kalte Licht stammt von wenigen Deckenflutern, reflektiert von zum Teil beschlagenem Edelstahl, gemischt mit regelmäßig aufleuchtenden roten und grünen Knöpfen. Zentral gelegen ein Operationsglastisch, umstellt mit allerhand Gerät und Geschirr.
Auftritt Bär und Vegapunk.
Vegapunk. Herein, herein. Es mag beileibe nicht der genehmste letzte Anblick sein, den man einem guten Freunde freilich zumuten dürfte, doch selbst ein Jesuskind wusste es sich in noch so karger Krippe gemütlich zu machen, so es sich denn nur im Arme seines Nächsten wähnte.
Bär. Es ist kalt, dass mir bald die Schwermut gefriert.
Vegapunk. Eine rein medizinische Maßnahme. Was hätt' ich gegeben, Dir ein wärmeres Willkommen zu bereiten, ohne Dir gleich das Schädelinnere verfaulen zu lassen? - Verzeiht, wie pietätlos. - Kalt ist es zwar, doch ist es nötig.
Bär. Es ist gut, wie es ist. Mit jedem Atemzug, jedem Röcheln scheint mir die Luft zu fliehn versuchen und die Scheiben zu beschlagen, nur dass es keine Fenster gibt. Es ist gut, dass Du es bist.
Vegapunk. Es ist noch Zeit. Noch ist das Wachs geschmeidig, ehe es den Bund versiegelt; noch lugt ein schmaler Schein zu Angel und zur Tür herein.
Bär. Es ist gut, wie es ist, und es bleibt, wie es gut ist.
Vegapunk. So möchte ich Dich bitten, Platz zu nehmen. Entschuldigt den morbiden Ausblick und das harte Kissen für die letzte Reise, doch es sind mir die gönnenden Hände an die penible medizinische Sorgfalt gebunden.
Bär (indem er sich setzt). Was soll mich ein hartes Kissen stören, wo es doch das letzte ist, was mein bald hohler Kopf noch fühlen wird? Der Barmherzige ließ Taube dereinst wieder fühlen, Deine Barmherzigkeit raubt mir einst jedes noch verbliebene Gefühl.
Vegapunk. Und doch scheint kein Groll Deiner Kehle zu fliehen, als sei er gezogen von Missmut und Hass.
Bär. Kein Groll dieser Welt findet Platz in meinem Herzen, wo rechtschaffener Dank allein für Dich schlägt.
Vegapunk (stülpt sich Handschuhe über). Sofern der Muskel nur das Pumpen nicht lässt. - Ich werde mich schon darum kümmern.
Bär. Seit fünf Jahren nun schlägt mein Herz in Deinen Frequenzen, fünf Jahre schon dient mir als kläglicher Thron ein steriles Gestell. Die Hoffnungen, die mich damals zu Dir führten, dehnen und zerren sich nun unter metallischem Ächzen; der Sieg, den meine Brüder und Schwestern tosend auf dem Rücken der Fluten feiern, die im Lichte der Revolution das Festland suchen, frisst stumpf sich in meine Glieder und Venen und ersetzt mir durch Drähte die Menschlichkeit. Ein Pakt, der mir zur Unterschrift das noch warme Blut aus den Fingern sog, lastet auf meinen stählernen Schultern. Wärst Du nicht gewesen mit Beistand und Nähe, niemals wäre der Verrat mir geglückt. Mein Körper im Tausch für Information, der Verrat an der Schöpfung für Revolution. Der Fortschritt kann sich als verständnisvoll tarnen, doch lässt er zuweilen an Mitgefühl missen.
Vegapunk. So redselig, so offen, man merkt kaum, dass Dir die Zunge wie Eisen im Kiefer liegen muss. Und doch, Du weißt, ich bin ein Mann der Wissenschaft. Ich sehe Deine Zerrissenheit, ich selbst dürfte die gröbsten Schnitzer mit ruhiger Hand Dir zugefügt haben. Jedoch, und ich betone dabei meinen höchstnötigen Respekt, heiligt mancher Zweck durchaus seine Mittel mehr, als Dein liebender Gott seine ergebensten Schäfchen.
Bär. Es ist kalt, dass mir bald der Glaube gefriert.
Vegapunk. Dein Leben, getragen von ehrenwertesten Maximen, wird nicht verpuffen wie ein paar verlorene Regentropfen über den Feuerhöllen Sodoms und Gomorras. Sieh, ich war stets Getriebener meines Durstes; was Dir eine bessere Welt, war mir ein größeres Wissen. Unter größten Entsagungen, unter noch größeren Verrenkungen brannte nur ein leidenschaftliches Ziel in meinem sonst so nüchternen Apparat, das mich all die Einsamkeit, all die Selbstverleugnung vergessen machte. Was kümmert mich mein Leben, wo ich mich nur der Forschung ergeben fühle? Was kümmert mich die Regierung, wo ich mich nur den Gesetzen der Physik verpflichtet fühle? Was belangt mich dieser undankbare Drache „Du sollst“, wenn ich ihm mit einem scharfen „W = 1/2 mv²“ das Schuppenkleid zerschmettere?
Bär. Ich verstehe. Fern liegt mir Reue für meinen Entschluss, noch stehe ich fest auf dem Fundament meiner Ideale. Dennoch zuckt mir gelegentlich die Frage vor den Augäpfeln auf, ob der Wert meiner List, ob der Lohn meines Versteckspiels nur scheinbar in meiner Absicht verborgen liegt, der Revolution zu dienen. Was, wenn ich Tag für Tag und Jahr um Jahr widerwillig mich meinen Kameraden enthielt, um bereitwillig der Tyrannei zu dienen, schließlich gar mein letztes Blut vergoß und meiner Seele entsagte, um innigstes Vertrauen einer verächtlichen Institution zu erlangen, doch der Nutzen all dessen gleichwohl abhanden käme?
Vegapunk. Mein lieber Freund, es ist die Zeit nun nicht, sich den Kopf zu zerbrechen, bis dass die Windungen sich überhitzen und Dir die Funken zu den Ohren heraus regnen. Dein Mut, Deine Hingabe ringen selbst meinem Stolz redlich verdiente Bewunderung ab. Dazu ließe ich mich als unabhängiger Wachtposten zwischen umkämpften Fronten durchaus zu der Bemerkung hinreißen, dass Dein Wirken erheblichen Anteil am Erfolg Deiner Kameraden trägt. Aber genug parliert, der letzte Schlag des Zeigers naht.
Bär. Eine letzte Bitte brennt in meiner Brust, bangend, ob Du die Flammen zu löschen vermagst.
Vegapunk. Ein jeder hat sein letztes Gesuch verdient, drum sprich Dich aus.
Bär. Meine Hülle sei für heute Dein, doch gilt meine Bestimmung einem andren Freund. Das Schiff der Strohhüte heißt es, bis zu ihrer Wiederkehr zu verteidigen. Drum sei mein letzter Wille bei Bewusstsein, ihren Schutz notfalls mit dem Meißel in die Platinen gehämmert zu bekommen, um wenigstens im dunklen Schlummer von Gewissensbissen rein zu sein. Habt Dank.
Bär legt sich. Behutsam umschließt Vegapunk Bärs Gliedmaßen mit metallenen Fesseln und fixiert seinen Kopf. Ein greller Scheinwerfer senkt sich über den Operationstisch.
Vegapunk. Es war mir stets eine Ehre, meine Forschung an Dir zu bereichern. Es erfüllt mich mit Entzücken, Revolutionär Bartholomäus Bär gekannt zu haben.
Bär. Einander kennen? Wir haben grobe Sinne. Wir müssten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren.
Vegapunk. Ich werde die Gelegenheit gewiss nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Vorhang.
Abenddämmerung. Ein eiskalter Wind wehte durch die durstende Wüste.
Als ich vor den Toren des prächtigsten Palastes stand, den ich je sah, erschauderte ich. Für gewöhnliche Piraten nur eine klägliche Konstruktion, wirkte auf Revolutionäre wie ein sagenhaftes Schloss. Mein Atem geriet fast in Not, meine Gliedmaßen zitterten, eine kalte Flut durchströmte meine Adern. Vor einem Treffen mit ihm fürchtete ich mich seit über einer Dekade. Nun stand ich vor dem heiligsten Ort unserer Gemeinde – dem Palais auf weißer Erde – und ein Gedanke schwirrte im Kopf: Wie würde er reagieren? Wissend, dass die Zeit meine Frage beantworten sollte, besann ich mich und nahm die dumpf tönende, harmonische Musik aus dem Palais auf, um eine Fassade aufzubauen, die dem festlichen Klima gleicht. Immerhin sollte ich in Bälde dem Anführer bevorstehen. Die Tore gewährten Einlass, ich trat ein.
Bartigo.
Während sich die zugegene Stimmung erahnen ließ, krachte diesseits das schallende Orchester, mit klimperndem Klavier und trällernden Trompeten, in alle Himmelsrichtungen. Die dichte Lufthülle war gefüllt mit einem Gemisch aus stinkendem Zigarrenqualm und dem würzigen Aroma der vielfältigen Alkoholsorten. Ein Fest inmitten der weißen Steppe tobte zur Feier der endgültigen Befreiung von Tequila Wolf.
Wie wilde Affen tanzte die Meute zu freudenreicher Swingmusik, die in ihrer Glanzzeit und besonders beliebt bei Adligen und Revolutionären war. Die Ähnlichkeiten ihrer musikalischen Vorlieben verblüffte; man könnte glauben, wenn ihre politischen Differenzen nicht wären, könnten sie befreundet sein. Sie feierten wie Adlige und sahen so aus, gekleidet in außerordentlich schicken Anzügen und feinen Hüten. Einer von ihnen hatte sogar einen Mantel, zu Hälfte orangefarbig, zur Hälfte schneeweiß, stilgerecht zu seiner schrägen Frisur. Eine Prügelei zwischen betrunkenen Unholden um eine Tänzerin, inmitten der Scherben eines zerbrochenen Glastisches und angefeuert von einer benebelten Masse, die sich ringförmig um das Handgemenge versammelte, spiegelte nur ihre piratenähnlichen Manieren wider. Eine Schar, mit Absicht des Sturzes der Weltregierung – war sie wirklich besser?
Das Fest verlockte mit lärmendem Gelächter, welches taktlos die Lieder übertönte, mit Ensemble auf der Bühne, das dabei war, allen die Show ihres Lebens zu schenken, und mit bebender Erde, als würde Whitebeard persönlich mit uns feiern, doch ich selbst war aus anderem Antrieb hier. Eingeladen vom leibhaftigen König dieser Affenbande, sollte ich mich mit jenem treffen, um meine bislang wichtigste Mission zu besprechen. So brach ich auf, um durch die Höhle des Drachen zu schreiten und sein Versteck aufzuspüren.
Mein Weg durch den lauten Tanzsaal sollte mich zur großen Terrasse führen, die nach Osten ausgerichtet war. Mit jedem Schritt löste ich mich vom zelebrierenden Kollektiv, mein Rücken richtete sich den Festlichkeiten entgegen und kein Blick wandte zurück, bis ich schließlich vor den gewaltigen Fenstertüren zu jener Terrasse stand. Jahre waren seit unserer Zusammenkunft vergangen, mein Leben befand sich noch immer in seiner Schuld. Aufgereckt öffnete ich die spiegelnden Türen, mit sitzendem Zylinder und zurechtgerücktem Halstuch, als eine unerwartete, eiskalte Brise mich überfiel und mir jegliche Furcht raubte. Ich trat hinaus.
Mondschein. Ein Sternenzelt erleuchtete die Schwärze.
Während im Hintergrund die Swingmusik gedämpft vernehmbar war, erfüllte diese Terrasse ein naturverbundener Luftraum. Die spärliche Beleuchtung, durch Nachthimmel und am Geländer befestigten Laternen, war nicht vonnöten, um die famose Silhouette des Drachens erkennen. Nach Osten blickend, lehnte er sich hinaus, als sehne er nach Ferne. Meiner Präsenz war er sich bewusst, enttarnt vom geräuschvollen Pulsieren meines Blutes.
„Weißt du wofür Gladiatoren im Kolosseum kämpfen?“ Gelassen richtete er sich auf, wie ein wachsender Riese, und wandte sich in meine Richtung.
„Freiheit?“, brachte ich zurücktretend entgegen, als Dragon sich dem Eingang des großen Balkons näherte und dabei aus dem Schatten trat.
„Macht“, erwiderte er. In seiner umfassenden Pracht sah ich ihn vor mir. Eine glutrote Tätowierung zierte eine Gesichtshälfte mit drohendem Ausdruck.
„Dem Sieger des Corrida-Kolosseums in Dress Rosa wird die Feuerfrucht versprochen. Ist dir klar, was dies bedeutet?“ Natürlich war es das. Es war nur eine Frage der Zeit, dass nach Aces Tod, jene kostbare Teufelsfrucht Jemandem in die Hände gelangen würde.
„Ich erzählte dir in unserem Telefonat, dass Dress Rosa meinen Quellen zufolge auch Ruffys nächstes Ziel sein könnte. Dein Auftrag jedoch, ist die Bewahrung der Feuerfrucht vor den falschen Leuten.“ Er drehte sich wieder nach Osten, die Richtung unserer Heimat, und wanderte geräuschlos zurück zur Brüstung. Es war keine Sehnsucht nach der Ferne, sondern der Wille auf ein Treffen mit seinem Sohn – ein leidvolles Bedrängnis für den meistgesuchten Mann der Meere. Der Klang eines Feuerzeugs ertönte aus Dragons Händen.
Als meine Gedanken um den Zusammenhang zwischen Ruffy und der Feuerfrucht kreisten, erfror mein Körper in den zugigen Lüften Bartigos. Stocksteif hielt ich auf der Stelle und atmete den eisigen Wind ein. Die Frucht des Teufels war vor mir auf einem Teller serviert, ergänzt von Besteck und Servietten an den Seiten. Ein Kellner goss ein Glas Rotwein ein, um einen vorzüglichen Nachgeschmack zu wahren und der unappetitlichen Teufelsfrucht entgegenzuwirken. Ich nahm meinen Zylinder ab, hängte ihn an den Hutständer neben dem Tisch, an welchen ich mich anschließend begab. Mit Messer und Gabel zerkleinerte ich die Frucht, um ein mundgerechtes Stück, mit Gleichmut und unbeachtet der Nachwirkung, zu kosten. Erst ein scheußlicher Geschmack, dann die Sensation. Ein Flammenmeer breitete sich in meinem Körper aus, brannte unmerklich mit heißkaltem Feuer meine Adern aus und hinterließ glühende Lebendigkeit. Ich atmete aus.
„Was soll mit der Feuerfrucht geschehen?“, erkundigte ich mich beim Aufrichten meines verrutschten Zylinders. Bequem kehrte Dragon seinen Kopf zu mir, blies den Qualm seiner Zigarre aus und antwortete mit gedrucktem Lächeln im Gesicht: „Das darfst du entscheiden.“ Eine Antwort, die meine Motivation, bei Sonnenanbruch nach Dress Rosa abzureisen, anhieb und mich auf das Wiedersehen mit meinen Brüdern vorbereitete.
„Uns bleibt noch etwas Zeit!“ Die markante Lebenslust in ihrer Stimme war nicht zu überhören, als Koala auf die Terrasse donnerte und mich am Arm ergriff. Sie zerrte mich übermütig ins Innere, während die Musik mit steigender Lautstärke dröhnte.
„Lass uns tanzen!“, schrie sie lauthals und mit glückstrahlendem Ausdruck im Gesicht. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Es war Zeit mich den Festlichkeiten zu ergeben, mich von den klaren, harmonischen Klängen absorbieren zu lassen, meine Fassade zu sprengen. Und nun war es fassbar. Ich wagte einen Blick auf die tanzende Menge und meine vormaligen Zweifel waren hinfort. Sie feierte nicht sich selbst, vielmehr die Freiheit. Eine laute, doch gutherzige Affenbande. Und ich war einer von ihnen.
Morgendämmerung.
Als ich vor den Toren des prächtigsten Palastes stand, den ich je sah, erschauderte ich. Für gewöhnliche Piraten nur eine klägliche Konstruktion, wirkte auf Revolutionäre wie ein sagenhaftes Schloss. Mein Atem geriet fast in Not, meine Gliedmaßen zitterten, eine kalte Flut durchströmte meine Adern. Vor einem Treffen mit ihm fürchtete ich mich seit über einer Dekade. Nun stand ich vor dem heiligsten Ort unserer Gemeinde – dem Palais auf weißer Erde – und ein Gedanke schwirrte im Kopf: Wie würde er reagieren? Wissend, dass die Zeit meine Frage beantworten sollte, besann ich mich und nahm die dumpf tönende, harmonische Musik aus dem Palais auf, um eine Fassade aufzubauen, die dem festlichen Klima gleicht. Immerhin sollte ich in Bälde dem Anführer bevorstehen. Die Tore gewährten Einlass, ich trat ein.
Bartigo.
Während sich die zugegene Stimmung erahnen ließ, krachte diesseits das schallende Orchester, mit klimperndem Klavier und trällernden Trompeten, in alle Himmelsrichtungen. Die dichte Lufthülle war gefüllt mit einem Gemisch aus stinkendem Zigarrenqualm und dem würzigen Aroma der vielfältigen Alkoholsorten. Ein Fest inmitten der weißen Steppe tobte zur Feier der endgültigen Befreiung von Tequila Wolf.
Wie wilde Affen tanzte die Meute zu freudenreicher Swingmusik, die in ihrer Glanzzeit und besonders beliebt bei Adligen und Revolutionären war. Die Ähnlichkeiten ihrer musikalischen Vorlieben verblüffte; man könnte glauben, wenn ihre politischen Differenzen nicht wären, könnten sie befreundet sein. Sie feierten wie Adlige und sahen so aus, gekleidet in außerordentlich schicken Anzügen und feinen Hüten. Einer von ihnen hatte sogar einen Mantel, zu Hälfte orangefarbig, zur Hälfte schneeweiß, stilgerecht zu seiner schrägen Frisur. Eine Prügelei zwischen betrunkenen Unholden um eine Tänzerin, inmitten der Scherben eines zerbrochenen Glastisches und angefeuert von einer benebelten Masse, die sich ringförmig um das Handgemenge versammelte, spiegelte nur ihre piratenähnlichen Manieren wider. Eine Schar, mit Absicht des Sturzes der Weltregierung – war sie wirklich besser?
Das Fest verlockte mit lärmendem Gelächter, welches taktlos die Lieder übertönte, mit Ensemble auf der Bühne, das dabei war, allen die Show ihres Lebens zu schenken, und mit bebender Erde, als würde Whitebeard persönlich mit uns feiern, doch ich selbst war aus anderem Antrieb hier. Eingeladen vom leibhaftigen König dieser Affenbande, sollte ich mich mit jenem treffen, um meine bislang wichtigste Mission zu besprechen. So brach ich auf, um durch die Höhle des Drachen zu schreiten und sein Versteck aufzuspüren.
Mein Weg durch den lauten Tanzsaal sollte mich zur großen Terrasse führen, die nach Osten ausgerichtet war. Mit jedem Schritt löste ich mich vom zelebrierenden Kollektiv, mein Rücken richtete sich den Festlichkeiten entgegen und kein Blick wandte zurück, bis ich schließlich vor den gewaltigen Fenstertüren zu jener Terrasse stand. Jahre waren seit unserer Zusammenkunft vergangen, mein Leben befand sich noch immer in seiner Schuld. Aufgereckt öffnete ich die spiegelnden Türen, mit sitzendem Zylinder und zurechtgerücktem Halstuch, als eine unerwartete, eiskalte Brise mich überfiel und mir jegliche Furcht raubte. Ich trat hinaus.
Mondschein. Ein Sternenzelt erleuchtete die Schwärze.
Während im Hintergrund die Swingmusik gedämpft vernehmbar war, erfüllte diese Terrasse ein naturverbundener Luftraum. Die spärliche Beleuchtung, durch Nachthimmel und am Geländer befestigten Laternen, war nicht vonnöten, um die famose Silhouette des Drachens erkennen. Nach Osten blickend, lehnte er sich hinaus, als sehne er nach Ferne. Meiner Präsenz war er sich bewusst, enttarnt vom geräuschvollen Pulsieren meines Blutes.
„Weißt du wofür Gladiatoren im Kolosseum kämpfen?“ Gelassen richtete er sich auf, wie ein wachsender Riese, und wandte sich in meine Richtung.
„Freiheit?“, brachte ich zurücktretend entgegen, als Dragon sich dem Eingang des großen Balkons näherte und dabei aus dem Schatten trat.
„Macht“, erwiderte er. In seiner umfassenden Pracht sah ich ihn vor mir. Eine glutrote Tätowierung zierte eine Gesichtshälfte mit drohendem Ausdruck.
„Dem Sieger des Corrida-Kolosseums in Dress Rosa wird die Feuerfrucht versprochen. Ist dir klar, was dies bedeutet?“ Natürlich war es das. Es war nur eine Frage der Zeit, dass nach Aces Tod, jene kostbare Teufelsfrucht Jemandem in die Hände gelangen würde.
„Ich erzählte dir in unserem Telefonat, dass Dress Rosa meinen Quellen zufolge auch Ruffys nächstes Ziel sein könnte. Dein Auftrag jedoch, ist die Bewahrung der Feuerfrucht vor den falschen Leuten.“ Er drehte sich wieder nach Osten, die Richtung unserer Heimat, und wanderte geräuschlos zurück zur Brüstung. Es war keine Sehnsucht nach der Ferne, sondern der Wille auf ein Treffen mit seinem Sohn – ein leidvolles Bedrängnis für den meistgesuchten Mann der Meere. Der Klang eines Feuerzeugs ertönte aus Dragons Händen.
Als meine Gedanken um den Zusammenhang zwischen Ruffy und der Feuerfrucht kreisten, erfror mein Körper in den zugigen Lüften Bartigos. Stocksteif hielt ich auf der Stelle und atmete den eisigen Wind ein. Die Frucht des Teufels war vor mir auf einem Teller serviert, ergänzt von Besteck und Servietten an den Seiten. Ein Kellner goss ein Glas Rotwein ein, um einen vorzüglichen Nachgeschmack zu wahren und der unappetitlichen Teufelsfrucht entgegenzuwirken. Ich nahm meinen Zylinder ab, hängte ihn an den Hutständer neben dem Tisch, an welchen ich mich anschließend begab. Mit Messer und Gabel zerkleinerte ich die Frucht, um ein mundgerechtes Stück, mit Gleichmut und unbeachtet der Nachwirkung, zu kosten. Erst ein scheußlicher Geschmack, dann die Sensation. Ein Flammenmeer breitete sich in meinem Körper aus, brannte unmerklich mit heißkaltem Feuer meine Adern aus und hinterließ glühende Lebendigkeit. Ich atmete aus.
„Was soll mit der Feuerfrucht geschehen?“, erkundigte ich mich beim Aufrichten meines verrutschten Zylinders. Bequem kehrte Dragon seinen Kopf zu mir, blies den Qualm seiner Zigarre aus und antwortete mit gedrucktem Lächeln im Gesicht: „Das darfst du entscheiden.“ Eine Antwort, die meine Motivation, bei Sonnenanbruch nach Dress Rosa abzureisen, anhieb und mich auf das Wiedersehen mit meinen Brüdern vorbereitete.
„Uns bleibt noch etwas Zeit!“ Die markante Lebenslust in ihrer Stimme war nicht zu überhören, als Koala auf die Terrasse donnerte und mich am Arm ergriff. Sie zerrte mich übermütig ins Innere, während die Musik mit steigender Lautstärke dröhnte.
„Lass uns tanzen!“, schrie sie lauthals und mit glückstrahlendem Ausdruck im Gesicht. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Es war Zeit mich den Festlichkeiten zu ergeben, mich von den klaren, harmonischen Klängen absorbieren zu lassen, meine Fassade zu sprengen. Und nun war es fassbar. Ich wagte einen Blick auf die tanzende Menge und meine vormaligen Zweifel waren hinfort. Sie feierte nicht sich selbst, vielmehr die Freiheit. Eine laute, doch gutherzige Affenbande. Und ich war einer von ihnen.
Morgendämmerung.
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