Menschenjagd (Bo)

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    • Bah. Bei 30 Grad in einer Einzimmerwohnung oder im überfüllten Zug zu schreiben, ist eine Zumutung sondergleichen. Hoffentlich ergibt das neue Kapitel irgendeinen Sinn, denn zwischendurch habe ich sicherlich den ein oder anderen Hitzekoller durchlitten. xD
      Es trägt jedenfalls den Titel "Ketten" und kann an alter Stelle gelesen werden. Gute Unterhaltung, wünsche ich. :)

      Vexor


      Vexor schrieb:

      Für mich geht es also quasi nahtlos weiter mit den buchstäblichen Nachbeben der vorherigen Kapitel, was sowohl der Angriff auf Copperfield als auch die kurze Rückblende zwischen Ulysses und Carla angeht. Wir starten nämlich mit den Huren und dürfen Bloody Mary noch einmal umfassend kennenlernen. Zunächst erreicht alle die feurig-blutige Botschaft aus Copperfield und die Sorge um Mercedes ist natürlich da. Besonders beeindruckt hat mich hier der Schwenk auf Luca, die Mercedes die Stange hält und sich für ihre "Freundin" einsetzt bzw. den Glauben an sie nicht verliert.
      Das gefällt mir besonders gut, nachdem du ja schon die recht spannende Entwicklung und Beziehungen zwischen den beiden Frauen angelegt hast und ist für mich einfach eine sehr positive Weiterentwicklung der Figur Lucas, welche im Gefängnis paradoxerweise charakterlich aufzublühen scheint.
      Luca wird im neuen Kapitel eine besondere Relevanz einnehmen, wie du sehen wirst. Bin gespannt, wie das bewertet wird. Letztlich ist jede Szene mit Luca irgendwie eine Gratwanderung als Konsequenz der eingeschränkten narrativen Möglichkeiten, die sich aus ihrer restriktiven Situation ergeben. Mehr als sie charakterlich auszubauen geht eigentlich nicht, von daher -- danke. Bin froh, dass das bisher geklappt hat. :D

      Vexor schrieb:

      Das fröhliche Intermezzo mit ihrem Gefängniswärter unterbricht dann unser blinder Pädophiler erster Güte. Hier weiß ich gar nicht mehr, was der letzte Stand war. Er war ja Anhänger dieser mysteriösen Vereinigung Almanag. Kocht er hier ein Süppchen für Carla oder gar für diese Organisation oder seine eigenen Interessen? Möglichkeiten gibt es ja genug, aber ich freue mich immer wieder etwas von Luca zu lesen und bin froh, dass du sie nicht vergessen hast.
      Wir hatten uns ja bereits privat verständigt, dass es sich bei Remington nicht um den pädophilen Hearst handelt. Hoffentlich wird die Abgrenzung beider Figuren in Zukunft klarer, sobald sie an Kontur gewinnen. Hearst diniert ja derzeit mit Carla und den Huren.^^
      Remington ist ein komplexer Charakter, zumindest in meinen Notizen, und wird eine sehr prägnante Rolle in diesem Arc spielen. Für den Anfang gibt es in diesem Kapitel einen kleinen Appetitanreger .

      Vexor schrieb:

      Und dann kommen wir zur unheilvollen Tafelrunde, die an morbiden Tamtam und Theatralik meiner FF in nichts nachstehen würde. Carla ist die Königin der Inszenierung und auch, wenn ich mir nicht wirklich sicher bin, um was es sich bei diesen Babydingern jetzt handelt (Essen? Trinkschalen?) hat mir die ganze Szenerie im Ganzen sehr gut gefallen. Ich gehe mal davon aus, dass Carla die Steinfiguren mithilfe ihrer Spinnenteufelskräfte und der Fäden steuert. So ähnlich wie das Viktoria mit ihren Seidenfiguren auch macht, oder ich habe an der Stelle dann vielleicht eine wichtige Erklärung überlesen. Auf jeden Fall kommen Carlas wichtige Untergebene zusammen und nur Ètain, die tatsächlich ihren Dorgenrausch in Copperfield auskuriert, und Waterloo, dessen gesundheitlicher Zustand ja auch eher zu Wünschen übrig lässt, sind auch alle anwesend.
      Das mit den Statuen werde ich noch aufklären, aber du denkst da einen Ticken zu kompliziert. :D
      Bei den Schälchen handelte es sich um die hohlen Körperteile der Babypuppe, die von der wandelnden Skulpturenarmee zerrissen wurde. Wie du sagtest: Dramatischer Zirkus, um Carlas Gästen feuchtfröhliches Unbehagen zu bereiten.

      Zwei kleine Berichtigungen: Etain schläft ihren Rausch in Ulysses Dachwohnung aus, die im Elendsviertel von Nickleby liegt. So konnte Ulysses aus seiner Dachwohnung die Rauchschwaden aus Copperfield am Horizont sehen. Und bei der Sache mit Waterloo bin ich mir nicht sicher, ob du noch weißt, dass der arme Kerl tot ist und nicht nur verletzt. Also...er ist tot, nur nochmal als Klarstellung. xD

      Vexor schrieb:

      Mittendrin die Huren um Mary Kelly. Ich hab dir ja schon im letzten Kapitel ein Lob für deine Dialoge ausgesprochen und auch hier enttäuscht du nicht. Überrascht war ich über die Loyalität und Kreativität, mit der Fawn und Cocky die offensichtlich überrumpelte Mary unterstützt haben. Es sollte mich nicht wundern, dass Carla mit ihrem buchstäblichen Netzwerk herausgefunden hat, dass Mary mal mit den Kopfgeldjägern zu tun hatte, aber ich unterstelle ihr sogar, dass sie über die aktuellen Verbindungen zumindest nicht überrascht wäre. Ich schätze Carla zumindest so ein, dass sie ihre Verbündeten mehr als einmal gründlich durchcheckt.
      Natürlich. Carla ist nicht umsonst die moriarty-eske Spinne im Netz, die jedermanns Geheimnisse zu ergründen und für sich nutzbar zu machen versucht. Umso beeindruckender -- wie von dir richtig beschrieben -- wie reaktionsschnell und überzeugend Mary und ihre Stellvertreterinnen Carlas Verhör abwenden konnten.

      Vexor schrieb:

      Damit kommen wir auch zum Flashback, der mir gut gefallen hat, da er vor allem endlich ein Mysterium um Laura O'Rourke auflöst bzw. anschneidet. Die Verbindung zu Ulysses kam für mich an dieser Stelle überraschend. Ebenso die Verbindung zu Étain. Jetzt ergab die kurze Namensrecherche, dass die gleichen Nachnamen schon bekannt waren, was mich insofern verwundert, ob wir das schon einmal angesprochen haben oder uns das tatsächlich noch nicht aufgefallen ist? In welchen Verhältnis stehen die beiden Damen nun? Insbesondere auch in Anbetracht an die letzte Flashbackszene (danke für die Aufklärung übrigens). Hmm...eine interessante Persönlichkeit auf jeden Fall.
      Ausdrücklich benannt war die Verwandtschaftsbeziehung noch nicht, die Namen allerdings sind schon seit einiger Zeit bekannt. Bisher viel es nur nicht auf, da Laura nicht erwähnt wurde und ich Etains Nachnamen selten nutze. Ich bestätige daher einfach mal, dass die beiden irgendwie verwandt sind und daher auch die Bekanntschaft mit Ulysses herrührt, welche bekanntlich auch mit Laura kollaboriert hat.
      qoii


      qoii schrieb:

      Diesmal beginnt es mit einem fast normalen Morgen in Marys Reich, welchen du einfach nur wunderbar lebhaft und doch alltäglich dargestellt hast. Aber Mary hat nicht nur eine unerwartete Einladung von Carla erhalten, sondern darf sich auch an dem unerfreulichen Anblick der beiden restlichen KGJ erfreuen, die mal wieder ihr eigenes Ding gemacht und somit sie und alle ihre Untergebenen noch mehr in Gefahr gebracht haben. Dies beunruhigt Krill und O‘Mara natürlich überhaupt nicht, was man an ihren fast schon desinteressierten Antworten auf Marys Ermahnungen erahnen kann. Zu allem Überfluss stürzt auch noch der keine Timy in den Raum und schafft es mit seiner Meldung über die Ereignisse in Chopperfield mehr Aufmerksamkeit zu bündeln als Mary mit ihren Ermahnungen.
      Diese Routine war mir noch einmal wichtig. Mary ist die Hurenmutter und damit das Oberhaupt des Bordells. Ein wenig ist sie mir im Laufe des Arcs untergegangen, zwischen Carla und Ulysses und den Kopfgeldjägern, weshalb ich dieses Kapitel noch einmal exzessiv für Marys Charakterzeichnung benutzt habe. Schön, dass es dir gefallen hat. :D

      qoii schrieb:

      Diese wunderbare Inszenierung setzt sich in Carlas Anwesen fort, in der du nicht nur ein wunderbar dunklesBild des Anwesens zeichnest, sondern die schwarze Witwe in dessen Mitte setzt und ihre Fäden im sprichwörtlichen Sinne spinnen lässt.Sie hat ihre Beute in Form der drei Huren und Hearst bewusst positioniert und mit dem leeren Stuhl für Étaín eine weitere Botschaft bzw Nachricht gesetzt, welche von den anderen zwar als solche erkannt, aber nicht entschlüsselt wurde. Denn auch Waterloo und Remington fehlen, aber für sie gab es keine Stühle. Diese (vermeintlichen) Nachrichten setzten sich dann mit der Statuen und der Verteilung der Drinks weiter fort, bis sie Mary direkt mit den KGJ konfrontiert.
      Carla ist eine Meisterin der psychologischen Kriegsführung und weiß, wie sie ihre mangelnde physische Stärke durch geschickte Manipulation und Taktik ausgleicht. Ganz abgesehen davon, dass sie mit Lorca sowieso eine menschliche Massenvernichtungswaffe an ihrer Seite hat. xD

      qoii schrieb:

      Worauf wir ein wunderbares Zusammenspiel der drei Huren erleben und ich mich am Ende sogar gefragt habe, ob die Nachricht über die Anwesenheit der KGJ Carla wirklich noch nicht erreicht hat. Immerhin scheint sie sich recht einfach mit den Erklärungen zufriedenzugeben, auch wenn das natürlich noch alles teil ihres Spiels sein kann.
      Wer weiß was? Natürlich nicht eindeutig festzustellen. Fakt ist, für diesen Moment haben sich die Hure noch rechtzeitig aus der Schusslinie begeben können und Carlas Überraschungsangriff gewissermaßen abgewehrt. Carla ist nicht dumm, aber Mary hat ihrerseits perfekt reagiert -- und ihre beiden Stellvertreterinnen ebenso.

      qoii schrieb:

      Dabei stellte sich mir auch die Frage, ob Mary weiß in welcher Beziehung Carla und Ulysses stehen. Zwar meine ich mich zu erinnern, dass Mary von Ulysses an Carla verwiesen wurde, als er ihr das Bordell überschrieb, aber ob sie weiß, dass Carla eigentlich eine Untergebene von Ulysses ist, ist nach meiner Erinnerung nicht bekannt.
      Jain. Mary weiß, dass Carlas fountisches Syndikat in Ulysses' Namen entsteht und somit über Carlas Position als Gesandte des Bastardkönigs. Wie fragil das Bündnis zwischen Carla und Ulysses aber tatsächlich ist bzw. unter welchem immensen Druck Carla tatsächlich steht, weiß Mary nicht. Ebenso wenig wie die Kopfgeldjäger, auch wenn diese immerhin stärker in die Umstände von Carlas Verrat involviert waren. Aber Carla ist offenkundig eine Meisterin darin, ihre eigene gefährliche Situation zu kaschieren und sich als überlegen zu inszenieren.

      qoii schrieb:

      Das Cocky mehr als eine Schraube locker hat, wissen wir schon lange, aber mit diesem Kapitel sind definitiv noch einige dazugekommen. Auch wenn es irgendwie für sie spricht, dass sie ebenfalls über Carlas Art die Drinks zu verteilen entsetzt war. ^^
      Also ich habe viel Spaß mit dem Charakter. :D

      qoii schrieb:

      Das wirklich interessante war für mich aber der FB bzw. die Informationen, welche sich aus dem Auftreten von Laura O'Rourke, der Leiterin des wahnsinnigen O'Rourke—Syndikats ergebenhaben. Damit wissen wir endlich mehr über Laura, die in den FB bisher eigentlich nur als Wirtin des Pubs aufgetreten ist, in dem Ulysses und O‘Mara gearbeitet hatten. Zwar wurde schon immer angedeutet, dass sie eine dunkel, brutale und bekannte Persönlichkeit der larischen Bevölkerung war, aber nun wissen wir, dass sie mit ihrem Syndikat wahrscheinlich einen Großteil der Unterwelt kontrolliert hat. Zumindest innerhalb des Empires, wenn nicht der ganzen OP-Welt.
      Laura ist eine sehr, sehr, sehr komplizierte Person und stellt eine elementare Komponente in der Vergangenheit von Ulysses & Co. da. Im Flashback haben wir ihre brutale, kaltschnäuzige Seite gesehen und ich verspreche, dass noch mehr Schichten ihrer Persönlichkeit hinzukommen werden. Aber wie du sagst: Ihr Ruf war schon immer der einer brutalen und mächtigen Frau. Das ändert sich nicht.

      qoii schrieb:

      Weiterhin hat sie den gleichen Nachnamen wie Etain, was sehr sicher auf eine Verwandtschaft hindeutet. Grundsätzlich könnte ich mir zwar ein Mutter Tochter Verhältnis vorstellen, aber da Etain sie in letzten FB mit Laura und nicht mit Mutter oder so bezeichnet hat, könnte sie auch ihre Tante sein. Wobei ich mir bei so einer Mutter auch sehr gut ein Verhältnis vorstellen kann, wo sie selbst ihre Tochter mit Vornamen anspricht.
      Dazu sage ich noch nichts, aber du beweist wieder den richtigen Riecher.^^

      qoii schrieb:

      Dadurch stellt sich auch die weitere Frage, ob Ulysses das Syndikat später übernommen hat, da Etain z.B. nicht als neue Leiterin geeignet war oder ob er seine eigene Organisation aufbaute. Natürlich kann er in diesem Fall zunächst auch nur Teile übernommen haben, denn je größer ein Syndikat ist, umso mehr hängt der Zusammenhalt dieses an der Führungsperson und falls Laura irgendwann weg war, könnte das Syndikat auch zerbrochen sein.
      Also Ulysses Macht speist sich auf die eine oder andere Weise aus Lauras Imperium. Wie sehr und wie es dazu kam...naja, das werden wir noch sehen. ;)

      qoii schrieb:

      Dieser Gedanke speist sich aber zum Teil aus etwas, was auch ein Flüchtigkeitsfehler sein könnte. Den Ulysses hat das Bordell von Stussy gekauft, bevor er es Mary übergeben konnte. Wenn ich mich recht entsinne, hast du in deiner Antwort auf meinen Kommentar damals geschrieben, dass Stussy eine spontane Änderung war und das Bordell ursprünglich direkt Ulysses gehören sollte. In diesem Fall hätte er es von Laura sozusagen geerbt und da ich kaum glaube, dass Stussy Laura mit einer neuen Haarfarbe ist, muss das Bordell eigentlich irgendwann den Besitzer gewechselt haben.
      Vollkommen richtig. Es handelt sich dabei nicht um einen Fehler, sondern eine spontane Änderung, die sich wunderbar in die Geschichte einfügen wird. Ich erinnere dich nur an deinen Einwurf, dass viele Imperien beim Fall ihres Oberhaupts nicht immer glimpflich davonkommen und belasse es erstmal dabei.^^

      qoii schrieb:

      Weiterhin dürfte dann auch Laura und nicht Ulysses für den großen Anschlag auf die damalige larische Hauptstadt und die Vernichtung der Armeeeinheiten verantwortlich sein.
      Wer weiß, wer weiß. :D

      qoii schrieb:

      Als letztes bleibt dann noch Luca welche sich weiterhin königlich mit ihrem Bewacher Kevin zu amüsieren scheint, bzw frag ich mich beim Zusammenspiel der beiden immer wer hier wirklich der „Gefangene“ ist. Mal schauen was Douglas bei bzw mit ihr vorhat, immerhin wissen wir noch immer nichts über die wirklichen Absichten von Almanag.
      An dieser Stelle geht es nun unter anderem weiter, also...viel Vergnügen. :D



    • Kapitel 146 Ketten

      Ob ich wohl jemals wieder zur alter Hochform auflaufen werde und für einen Kommentar nicht mehr auf deine Warnungen vor einem neuen Kapitel angewiesen sein werde? :-/

      Dieses Mal präsentierst du uns drei Handlungsorte, zwischen denen du meines empfinden nach häufiger Springst als sonst, was wahrscheinlich auch verdeutlichen soll, dass dies alles gleichzeitig stattfindet. Ganz abgesehen davon, dass zumindest zwei sich dem gleichen Punkt zu nähen scheinen.

      Aber beginnen wir bei Luca, welche Besuch von Reminton bekommt. Was er dort genau erreichen möchte, ist für mich ziemlich Fraglich, denn ich glaube nicht, dass er ihr nur etwas Gesellschaft leisten möchte. Andererseits würde ich bis jetzt auch nicht davon ausgehen, dass Carla ihn geschickt hat um irgendetwas bei Luca zu erreichen. Viel mehr scheint Remington einfach neugierig zu sein, wer ihm in letzter Zeit die ganze Arbeit eingebrockt und die Unterwelt anscheinend in große Aufruhr versetzt hat. Nachdem was er andeutet, scheint es sich bei Almanag um eine Organisation (der Unterwelt) zu handeln, welche in Richtung Versicherungsunternehmen, Bank oder Organisator geht. Zumindest wird angedeutet, dass Unruhe in der Unterwelt Mehrarbeit nach sich zieht. Dabei bleibt aber noch die Frage, ob Almanag zu Ulysses gehört, wie es bei Harley der Fall war oder ob sie ein gleichberechtigter Partner/ Finanzier von Ulysses ist. Immerhin hat er, sofern ich mich recht erinnere, irgendwann mal gesagt, das er hier ist um die (finanziellen) Interessen seines Arbeitgebers sicherzustellen.

      Während er meint, ein nettes Pläuschen mit Luca zu haben schickt er sie (unbeabsichtigt) auf einen psychischen Höllentrip, der nochmal verdeutlicht, was sie in der letzten Zeit so alles durchmachen musste. Danach bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob sie daran jetzt (fürs erste) zerbricht oder ob sie nach ihrer Befreiung… nennen wir es mal ein wirkliches Mitglied der psychisch zerrütteten KGJ um Cal wird. Denn bis jetzt schien sie von allen die einzige Person zu sein, der man wieder ein normales Leben zutrauen würde. Wobei Flint insgesamt nochmal eine Sonderrolle einnehmen würde, da er auf eine andere Art schon zerrüttet war,

      Als Nächstes hätten wir dann den guten Zeitungsjungen Timmy der in der paradiesischen Hölle gelandet zu sein scheint. Nachdem sich seine Angebetete Mary auf den Weg zu Carla gemacht hat, nehmen sich ihre Mädchen des armen Timmys an und… scheinen sich köstlich mit ihm zu amüsieren. Nicht nur, dass es jedem Jungen durcheinander bringen würde plötzlich in einer solchen Gesellschaft zu landen, sie füttern in auch noch mit Informationshäppchen zu seiner Angebeteten, die seine Fantasie in Wallung bringen. Dazu trägt auch O‘Mara seinen Teil bei, entführt ihn aber letztendlich aus der Situation, da er sich mit seiner Hilfe über die Drogen auf Etains Spur setzten möchte.

      Währenddessen ist auch Ennis in einer Art Hölle gelandet, wobei diese aus mehren Ebenen besteht. Zunächst einmal muss er sich zu seinem neuen Arbeitgeber begeben, dem größten und brutalsten Feind seines Heimatlandes und dann wirken er und sein Versteck auch noch nicht so großartig wie der erwartet hat, sondern einfach nur heruntergekommen. Man könnte schon von desillusionierend sprechen. Aber das ist wohl häufig so, wenn man eine Legende trifft und letztendlich erkennt, dass sie doch ziemlich Menschlich ist.
      Als Nächstes gibt es dann die Verlockung des Geheimnisses, was hinder dieser Tür liegt und das wirkt schon um einiges interessanter als der Rest der Wohnung. Aber bei einem Mann wie Ulysses sollte man sich besser nicht erwischen lassen, was Ennis auch (erstaunlicherweise) sehr gut gelingt.

      Jetzt hat er noch den Auftrag bekommen Ulysses zu den Drogen zu führen, was auf ein baldiges Zusammentreffen mit O‘Mara und Timmy schließen lässt. Was natürlich dadurch verstärkt wird, dass du im vorletzten Absatz die Unterhaltungen der vier ineinander gebaut hast. Falls du natürlich nicht das Lieblingsmotiv für Leute, die sich suchen bemühen willst und die vier ganz knapp aneinander Vorbeilaufen, ohne sich zu bemerken.

      Weiterhin kam mir der Gedanke, ob Timmy und Ennis sich vielleicht sogar kennen, obwohl es dafür bis jetzt nicht den kleinsten Hinweis gab und sie eigentlich in völlig unterschiedlichen Milieus unterwegs sind.

      Auch der kleine Hinweis auf eine Tochter von BM ist mir natürlich nicht entgangen.

      Insgesamt war das wieder ein sehr schönes Kapitel und ich hoffe einfach mal, dass ich diesmal wieder den Antrieb finde das Kapitel zu kommentieren, bevor du mich waren musst. Dabei liegt der Mangel an Antrieb beileibe nicht an der Qualität oder der Spannung der Kapitel, sondern vor allem an dem "fehlenden" Zeitdruck, der einen früher zu schnellem und zeitigem kommentierte "getrieben" hat.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Kapitel 146 Ketten

      Damit liefere ich dem FF-Bereich auch mal wieder einen Abstecher und kommentiere mal das neue Kapitel. Erstaunlichweise war ich noch ganz gut in der Geschichte drinnen, weshalb mir der Einstieg nicht so schwer gefallen ist wie gedacht.

      An sich möchte ich dir mal ein großes Lob für die Konzeption des Kapitels aussprechen. Mir hat die Parallelität des Aufbaus sehr gut gefallen und auch die Tatsache, dass die Handlungsstränge und Dialoge ineinandergreifen. Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob es gut aufgehen würde, aber tatsächlich hat es meist gut funktioniert und man war schnell in dem System drinnen, da es sich ja auch wirklich durch das ganze Kapitel gezogen hat und am Ende ja auch in dem Finale kulminiert ist.

      An sich war das Kapitel für mich ein klassisches Kapitel, welches die Handlung eher vorangetrieben hat bzw. die Handlungsstränge neu positioniert hat und jetzt nicht zwingend mit großen Enthüllungen oder neuen Gegebenheiten aufgewartet hat. (Vielleicht bin ich auch deshalb besser reingekommen, da ich eher anknüpfen konnte).

      Lucas Abschnitte haben mir wieder sehr gut gefallen. Ich hab dir das Lob ja schon für das letzte Kapitel ausgesprochen, aber du holst aus den buchstbälich (oder sinnbildlich :P) engen Handlungsspielraum der Blonden sehr viel raus und die Interaktion mit Remington hat seine Früchte getragen. Einerseits ist mir der Charakter etwas näher gekommen, was schon lange überfällig war und andererseits skizzierst du uns Luca in Hochform vom scharfzüngigen Biest bis zur vollständig gebrochenen Schönheit bekommen wir den vollen Luca-Umschlag. Unsicher bin ich mir noch, ob dieses aufgelebte Trauma tatsächlich auf Remington und eventuell eine Teufelsfrucht zurückzuführen ist oder die Erwähnung von PS tatsächlich einfach das Trauma getriggert hat. Beides wäre in meinen Augen plausibel und daher warte ich einfach ab, in welche Richtung es sich gut. Zu Remingtons Motiven kann ich nur spekulieren. Ich traue dem Blinden durchaus auch eine eigene Agenda zu. Reines Interesse an den Kopfgeldjägern kann natürlich auch seine Motivation sein, aber irgendwie erwarte ich mir da aktuell etwas mehr, aber da wird die Zukunft wohl noch mehr hervorbringen.

      Der Abschnitt zu Timmy in den lustvollen Fängen der Huren bringt für mich am wenigstens Mehrwert für die Handlung. Seine Sorge um Mary Kelly ist natürlich rührend und ich würde dir auch zutrauen, dass Timmy am Ende vielleicht sogar wirklich die Hure auf die ein oder andere Art und Weise retten darf, um seinen "Spitznamen" gerecht zu werden und seine persönliche Hingabe zu präsentieren, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass der gute Timmy das Kräftemessen der Parteien auf der Insel wohl nicht überleben wird. Ein tragischer Tod schwingt bei mir schon seit seinem ersten Auftritt irgendwie mit.
      Die Meerjungfrauhure und die Tochter Big Moms hab ich auch registriert.

      Ennis gibt uns derweil noch weiteren Einblick auf Ulysses und seine Fürsorge hinsichtlich Etain. Eine Verbindung zwischen ihm und Timmy erwarte ich nicht, wohl aber vielleicht ein zukünfitges Zusammentreffen der beiden. Hier hat mir besonders der verschränkte Dialog gefallen, wo ich im ersten Moment sogar dachte, dass du mit den Namen durcheinander gekommen bist :D
      Hier bin ich mal gespannt, wohin du uns noch lotsen wirst und ob wir auf dieser Insel tatsächlich das Zusammentreffen der Kinder-/Jugendfreunde O'Mara und Ulysses erleben dürfen.

      Insgesamt wieder ein gutes Kapitel. Darf man an der Stelle mal fragen, wo du prozentual in der Story stehst? Also falls du dazu überhaupt ne Aussage machen kannst.

    • Seid gegrüßt,

      Kapitel 147 ist endlich fertiggestellt, trägt den Titel "Der Fuchs und der Hund" und kann an alter Stelle gelesen werden. Abermaliges Entschuldigen für die längere Wartezeit klemme ich mir an dieser Stelle, weil...das würde schnell langweilig werden. Stattdessen wünsche ich viel Spaß bei der Lektüre. :D

      qoii

      qoii schrieb:

      Dieses Mal präsentierst du uns drei Handlungsorte, zwischen denen du meines empfinden nach häufiger Springst als sonst, was wahrscheinlich auch verdeutlichen soll, dass dies alles gleichzeitig stattfindet. Ganz abgesehen davon, dass zumindest zwei sich dem gleichen Punkt zu nähen scheinen.
      Sehr viel häufiger. Die Komposition des Kapitels lebt nicht nur von der Parallelität, sondern auch der Verdichtung der Handlungsstränge, bis diese am Ende komplett zusammenlaufen (siehe den letzten Satz oder auch der verschränkte Dialog zwischen O'Mara, Ulysses und ihren jeweiligen Stadtführern). Nenne es eine Art literarisches Experiment, um mich mit neuen Erzählweisen vertraut zu machen. :D

      qoii schrieb:

      Aber beginnen wir bei Luca, welche Besuch von Reminton bekommt. Was er dort genau erreichen möchte, ist für mich ziemlich Fraglich, denn ich glaube nicht, dass er ihr nur etwas Gesellschaft leisten möchte. Andererseits würde ich bis jetzt auch nicht davon ausgehen, dass Carla ihn geschickt hat um irgendetwas bei Luca zu erreichen. Viel mehr scheint Remington einfach neugierig zu sein, wer ihm in letzter Zeit die ganze Arbeit eingebrockt und die Unterwelt anscheinend in große Aufruhr versetzt hat. Nachdem was er andeutet, scheint es sich bei Almanag um eine Organisation (der Unterwelt) zu handeln, welche in Richtung Versicherungsunternehmen, Bank oder Organisator geht. Zumindest wird angedeutet, dass Unruhe in der Unterwelt Mehrarbeit nach sich zieht. Dabei bleibt aber noch die Frage, ob Almanag zu Ulysses gehört, wie es bei Harley der Fall war oder ob sie ein gleichberechtigter Partner/ Finanzier von Ulysses ist. Immerhin hat er, sofern ich mich recht erinnere, irgendwann mal gesagt, das er hier ist um die (finanziellen) Interessen seines Arbeitgebers sicherzustellen.
      In erster Linie dient diese Konstellation tatsächlich dazu, Remington Substanz zu verleihen. Bislang noch recht konturlos und blass, wollte ich ihn aus dem Schatten der anderen Figuren lösen und unabhängig von Carla agieren lassen. Welche Rolle er genau spielt, wird aber in Bälde aufgeklärt. Ich möchte nicht zu viel verraten, also mache ich das auch nicht. xD

      qoii schrieb:

      Während er meint, ein nettes Pläuschen mit Luca zu haben schickt er sie (unbeabsichtigt) auf einen psychischen Höllentrip, der nochmal verdeutlicht, was sie in der letzten Zeit so alles durchmachen musste. Danach bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob sie daran jetzt (fürs erste) zerbricht oder ob sie nach ihrer Befreiung… nennen wir es mal ein wirkliches Mitglied der psychisch zerrütteten KGJ um Cal wird. Denn bis jetzt schien sie von allen die einzige Person zu sein, der man wieder ein normales Leben zutrauen würde. Wobei Flint insgesamt nochmal eine Sonderrolle einnehmen würde, da er auf eine andere Art schon zerrüttet war,
      Eine gute Frage. Auch wenn Vex mich vielleicht wieder damit aufziehen wird, Luca permanent durch die Mangel zu nehmen, so halte ich diese Entwicklung schlichtweg für eine Notwendigkeit. Luca stehen alle Wege offen, zumindest bis jetzt, und sie muss sich entscheiden, ob sie ein Teil der Meute sein will oder nicht, wenn all das vorbei ist. Wann und wie auch immer das der Fall sein wird. Dabei ist entscheidend, wie und ob sie verkraftet, was ihr nun widerfährt bzw. widerfahren ist.

      qoii schrieb:

      Als Nächstes hätten wir dann den guten Zeitungsjungen Timmy der in der paradiesischen Hölle gelandet zu sein scheint. Nachdem sich seine Angebetete Mary auf den Weg zu Carla gemacht hat, nehmen sich ihre Mädchen des armen Timmys an und… scheinen sich köstlich mit ihm zu amüsieren. Nicht nur, dass es jedem Jungen durcheinander bringen würde plötzlich in einer solchen Gesellschaft zu landen, sie füttern in auch noch mit Informationshäppchen zu seiner Angebeteten, die seine Fantasie in Wallung bringen. Dazu trägt auch O‘Mara seinen Teil bei, entführt ihn aber letztendlich aus der Situation, da er sich mit seiner Hilfe über die Drogen auf Etains Spur setzten möchte.
      Hach, Timmy. Ich mag ihn. Seine Szenen speisen sich direkt aus dem nervösen kleinen Teenager, der wohl in uns allen haust und permanent unzüchtige Gedanken formt, wenn man gerade nicht aufpasst. :D

      qoii schrieb:

      Währenddessen ist auch Ennis in einer Art Hölle gelandet, wobei diese aus mehren Ebenen besteht. Zunächst einmal muss er sich zu seinem neuen Arbeitgeber begeben, dem größten und brutalsten Feind seines Heimatlandes und dann wirken er und sein Versteck auch noch nicht so großartig wie der erwartet hat, sondern einfach nur heruntergekommen. Man könnte schon von desillusionierend sprechen. Aber das ist wohl häufig so, wenn man eine Legende trifft und letztendlich erkennt, dass sie doch ziemlich Menschlich ist.
      Richtig. Dennoch dürfte klar sein, dass Ulysses seiner Legende durchaus gerecht wird. Das muss auch Ennis einsehen, früher als er ahnt. Heißt: Im neuen Kapitel.^^

      qoii schrieb:

      Als Nächstes gibt es dann die Verlockung des Geheimnisses, was hinder dieser Tür liegt und das wirkt schon um einiges interessanter als der Rest der Wohnung. Aber bei einem Mann wie Ulysses sollte man sich besser nicht erwischen lassen, was Ennis auch (erstaunlicherweise) sehr gut gelingt.
      Vermutlich hätte ihn Ulysses sonst auch umgebracht. Ohne Scheiß. xD

      qoii schrieb:

      Jetzt hat er noch den Auftrag bekommen Ulysses zu den Drogen zu führen, was auf ein baldiges Zusammentreffen mit O‘Mara und Timmy schließen lässt. Was natürlich dadurch verstärkt wird, dass du im vorletzten Absatz die Unterhaltungen der vier ineinander gebaut hast. Falls du natürlich nicht das Lieblingsmotiv für Leute, die sich suchen bemühen willst und die vier ganz knapp aneinander Vorbeilaufen, ohne sich zu bemerken.
      Antwort gibt es im neuen Kapitel.^^

      qoii schrieb:

      Weiterhin kam mir der Gedanke, ob Timmy und Ennis sich vielleicht sogar kennen, obwohl es dafür bis jetzt nicht den kleinsten Hinweis gab und sie eigentlich in völlig unterschiedlichen Milieus unterwegs sind.
      Vielleicht ja, vielleicht nein. ;)

      qoii schrieb:

      Auch der kleine Hinweis auf eine Tochter von BM ist mir natürlich nicht entgangen.
      Sehr schön. Hat gerade so gut gepasst, wo die Frau überall ihren...nun, nicht Samen gestreut hat, aber du weißt schon.^^
      Vexor

      Vexor schrieb:

      An sich möchte ich dir mal ein großes Lob für die Konzeption des Kapitels aussprechen. Mir hat die Parallelität des Aufbaus sehr gut gefallen und auch die Tatsache, dass die Handlungsstränge und Dialoge ineinandergreifen. Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob es gut aufgehen würde, aber tatsächlich hat es meist gut funktioniert und man war schnell in dem System drinnen, da es sich ja auch wirklich durch das ganze Kapitel gezogen hat und am Ende ja auch in dem Finale kulminiert ist.
      Vielen Dank. In diesem Arc probiere ich ja einige neue handwerkliche Herangehensweisen aus und bin froh, dass diese gefruchtet hat. Die Konzeption und der Schreibprozess waren zwar die Hölle, habe alles tausendmal hin und wieder zurück verschoben usw., aber das Ergebnis hat mir dann doch gut gefallen. Ansonsten hätte man mich wohl endgültig einweisen können. xD

      Vexor schrieb:

      An sich war das Kapitel für mich ein klassisches Kapitel, welches die Handlung eher vorangetrieben hat bzw. die Handlungsstränge neu positioniert hat und jetzt nicht zwingend mit großen Enthüllungen oder neuen Gegebenheiten aufgewartet hat. (Vielleicht bin ich auch deshalb besser reingekommen, da ich eher anknüpfen konnte).
      Richtig. Ich verspreche aber, dass ich in Kürze Nägel mit Köpfen machen und den Umbruch dieses Arcs einleiten werde. Es sind nur noch wenige Stationen, die abgearbeitet werden müssen. Versprochen.

      Vexor schrieb:

      Lucas Abschnitte haben mir wieder sehr gut gefallen. Ich hab dir das Lob ja schon für das letzte Kapitel ausgesprochen, aber du holst aus den buchstbälich (oder sinnbildlich :P) engen Handlungsspielraum der Blonden sehr viel raus und die Interaktion mit Remington hat seine Früchte getragen. Einerseits ist mir der Charakter etwas näher gekommen, was schon lange überfällig war und andererseits skizzierst du uns Luca in Hochform vom scharfzüngigen Biest bis zur vollständig gebrochenen Schönheit bekommen wir den vollen Luca-Umschlag. Unsicher bin ich mir noch, ob dieses aufgelebte Trauma tatsächlich auf Remington und eventuell eine Teufelsfrucht zurückzuführen ist oder die Erwähnung von PS tatsächlich einfach das Trauma getriggert hat. Beides wäre in meinen Augen plausibel und daher warte ich einfach ab, in welche Richtung es sich gut. Zu Remingtons Motiven kann ich nur spekulieren. Ich traue dem Blinden durchaus auch eine eigene Agenda zu. Reines Interesse an den Kopfgeldjägern kann natürlich auch seine Motivation sein, aber irgendwie erwarte ich mir da aktuell etwas mehr, aber da wird die Zukunft wohl noch mehr hervorbringen.
      Also ich schicke voraus, dass ihre psychischen Aussetzer und ihr Wahn nichts mit einer Teufelsfrucht zu tun haben, sondern allein durch Remingtons Worte getriggert wurden. Was aber nicht heißt, dass Remington keinen Einfluss darauf hat. Im Vergleich zu ihren Gesprächen mit Kevin, dem Wachhund, besitzt die Konversation eine veränderte Dynamik und Remington, ob bewusst oder nicht, strahlt eine andere Präsenz aus. Ansonsten werde ich mich zu Remington noch in Schweigen hüllen. Ich bin aber zuversichtlich, dich dahingehend noch überzeugen zu können. Eigentlich sollte er voll dein Typ sein. Höhö.

      Vexor schrieb:

      Der Abschnitt zu Timmy in den lustvollen Fängen der Huren bringt für mich am wenigstens Mehrwert für die Handlung. Seine Sorge um Mary Kelly ist natürlich rührend und ich würde dir auch zutrauen, dass Timmy am Ende vielleicht sogar wirklich die Hure auf die ein oder andere Art und Weise retten darf, um seinen "Spitznamen" gerecht zu werden und seine persönliche Hingabe zu präsentieren, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass der gute Timmy das Kräftemessen der Parteien auf der Insel wohl nicht überleben wird. Ein tragischer Tod schwingt bei mir schon seit seinem ersten Auftritt irgendwie mit.
      Ja, stimmt. Aber ich mag Timmy und hyperpanische Teenagerpeinlichkeiten liegen mir im Blut. :D
      Deine dunkle Vorahnung zu ihm nehme ich zur Kenntnis, kommentarlos.^^

      Vexor schrieb:

      Die Meerjungfrauhure und die Tochter Big Moms hab ich auch registriert.
      Yay. :D

      Vexor schrieb:

      Ennis gibt uns derweil noch weiteren Einblick auf Ulysses und seine Fürsorge hinsichtlich Etain. Eine Verbindung zwischen ihm und Timmy erwarte ich nicht, wohl aber vielleicht ein zukünfitges Zusammentreffen der beiden. Hier hat mir besonders der verschränkte Dialog gefallen, wo ich im ersten Moment sogar dachte, dass du mit den Namen durcheinander gekommen bist :D
      Sehr schön. Darauf bin ich auch ein klitzekleines bisschen stolz, muss ich sagen.^^

      Vexor schrieb:

      Hier bin ich mal gespannt, wohin du uns noch lotsen wirst und ob wir auf dieser Insel tatsächlich das Zusammentreffen der Kinder-/Jugendfreunde O'Mara und Ulysses erleben dürfen.
      Schon der Titel des neuen Kapitels dürfte diese Frage beantworten. Ich hoffe übrigens, dass du besagten Titel in besonderer Weise wertschätzt. :D

      Vexor schrieb:

      Insgesamt wieder ein gutes Kapitel. Darf man an der Stelle mal fragen, wo du prozentual in der Story stehst? Also falls du dazu überhaupt ne Aussage machen kannst.
      Das ist verflucht schwer zu sagen. Rein storytechnisch findet in Kürze ein großer Umbruch statt, aber wie es danach aussieht? Schwierig. Ich würde den momentanen Anteil bei vielleicht 60-65% auf der Handlungsebene verorten. Aber du weißt ja selbst, wie Handlungen auf der Planungsebene schnell erzählt sind, im fertigen Kapitel dann aber erstaunlich viel Platz fressen. Gerade die angekündigten Info-Bomben könnten diese Angabe daher etwas verzerren. Dialoge nehmen viel Raum ein. Denke dennoch, mit 60-65% liegen wir ganz gut, solange du mich nicht auf diese Zahl festnagelst.^^


    • Kapitel 147 - Der Fuchs und der Hund

      Nutze ich den Flow vom Schreiben auch gleich noch aus, um dir hier einen Kommentar zu hinterlassen. Außerdem hat mir das Kapitel so gut gefallen, dass ich dich gar nicht erst warten lassen möchte.

      Inhaltlich und erzähltechnisch setzt du ja genau am letzten Kapitel an und präsentierst uns eine Fortsetzung der Geschichte von Ulysses und O'Mara, wobei der Erzählstrang genauso ineinander verwoben ist wie das letzte Mal. Es war an dieser Stelle auf jeden Fall die richtige Entscheidung, dass du diese Erzählstrang mit derselben narrativen Technik schon im letzten Kapitel angefangen hast, da es in meinen Augen im aktuellen Kapitel ne größere Wirkung entfalten konnte.

      Ich versuche dennoch ein bisschen nach übergeordneten Themenkreisen vorzugehen und widme mich als erstes mal Laura. Bei der Szene im Käfig dachte ich tatsächlich, dass du ihr vielleicht die Fadenfrucht gegeben hast, bevor diese an Flamingo weitergereicht wurde. Zum Glück habe ich mir keine Mühe gemacht, um zu recherchieren, ob das zeitlich hingeht, da du uns ja in dem Kapitel noch darüber aufklärst, dass die gute Frau von der Taubenfrucht genascht hat. Eine vergleichsweise harmlose Frucht für eine Frau, die so einen großen Einfluss auf die Story zu haben scheint, aber in meinen Augen eine dennoch passende Wahl. Jetzt weiß ich gerade zwar auch nicht, ob die Taube in ihrer Symbolkraft noch eine größere Rolle für Irland spielt, da ich persönlich nur die biblische Deutung kenne. Aber auch hier gefällt mir der (bewusste oder unbewusste) Kontrast zwischen Laura und der Friedenstaube tatsächlich sehr gut. Ansonsten ist es ja nur eine kurze Impression einer Frau die herrschsüchtig und herrisch ist. Es wird auf jeden Fall deutlicher, welchen Einfluss sie auf Ulysses hatte.

      Der Flashback selber war insofern für mich erfrischend, da ich es ganz gerne habe, wenn "Villains" mal ganz unten anfangen und mehr war Ulysses zu dem Zeitpunkt nicht. Ein Strößenköter und Nutztier Lauras, das sein eigenes Potential noch nicht abschätzen konnte und selbst Laura erst zu realisieren beginnt, wozu er fähig sein könnte. Der Kampf mit O'Mara hat mir an der Stelle ebenfalls wirklich gut gefallen.

      Das restliche Kapitel führt uns dann durch die fountischen Gossen und die Unterwelt der Insel. Diese ganze Suche-Aktion, wobei O'Mara Ulysses immer einen Schritt hinterhergehinkt ist, haben mich an so einen klassischen Heist-/Spionagefilm erinnert und zumindest bei mir kam da auch das richtige Feeling auf. Zu den einzelnen Charakteren, die im Kapitel aufgetreten sind, werde ich mich jetzt nicht im Detail äußern. Sowohl der Apotheker als auch Mortimer waren and dieser Stelle ja mehr Mittel zum Zweck, aber die Insel erhielt für mich dadurch weiter ihren typischen Dark Noir/spätviktorianischen Falir wie ich ihn auch in Syndicate kennengelernt habe.

      Am Ende kuliminiert das alles dann im Clash zwischen O'Mara und Ulysses, für den ich dir ein Lob aussprechen möchte. Einerseits hätte ich tatsächlich nicht damit gerechnet, dass die beiden aufeinander treffen. Ich sah Ulysses schon Feige die Flucht ergreifen und du uns das erste Wiedersehen auf eine unbestimmte Zukunft verschieben. Andererseits kam O'Maras Verzweiflung wirklich gut rüber. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen wie es sein muss, wenn man seiner Erinnerungen beraubt wird und dann ist die ganze Sache mit Ulysses natürlich auch noch einmal verworrener. Ebenso scheint aber auch O'Mara mehrere Traumata bei Ulysses zu triggern, wodurch einfach ne sehr starke Szene entstanden ist. Von den körperlichen Schäden, die beide aber vor allem der tollwütige Fuchs davontragen musste, möchte ich gar nicht erst sprechen.

      Hier bin ich vor allem gespannt, inwiefern O'Mara jetzt noch einsatzfähig ist. Wir wissen ja zwar schon, dass seine Kampfkraft mit den eigenen Schmerzen (wie auch immer^^) eher zunimmt, aber dennoch. Mit Carla und ihren Schergen sind die wichtigsten Bösewichte ja noch immer unversehrt und auch wenn ich mir aktuell gar nicht mehr so sicher bin, ob es zum großen Zusammenprall kommt oder wie der Arc überhaupt enden wird, bin ich mal auf die Fortsetzung dieses Handlungsstrangs gespannt.

      Eine - zumindest für mich - neue Information erhalten wir auch zu Ulysses Krankheit. Eine Art von Spasmen oder Zuckungen. Verbuche ich mal unter "Interessant", wobei ich jetzt hier nicht irgendwie spekulieren möchte.

      Auf jeden Fall weiß er wo Luca ist. Schockiert mich jetzt nicht wirklich, aber ist natürlich gut zu wissen, dass es eine Hoffnung auf Rettung für die Blondine gibt. Die anderen stochern da ja eher im Leeren herum. Vielleicht wird Luca auch das Pfand Ulysses, um sich erstmal O'Maras "Rache" und Suche nach Antworten entziehen zu können.

      Insgesamt ein sehr schönes Kapitel, welches Charakterentwicklung vorantreibt und den Fuchs hab ich natürlich wohlwollend wahrgenommen :P

    • Kapitel 147 - Der Fuchs und der Hund

      Wie immer in letzter Zeit spare ich mir jetzt einfach die Entschuldigungen, dass es wieder bis zu deiner Warnung vor einem neuen Kapitel mit meinem Kommentar gedauert hat und hoffe einfach, dass ich mit der zurückkehrenden Regelmäßigkeit wieder in mein altes Muster finden kann.

      Das Kapitel ist wieder sehr gut aufgebaut, mit einem schönen wechsel an einer Gegebenheit aus der Vergangenheit und der Spur der Drogen, welcher in der Gegenwart sowohl Ulysses als auch O‘Mara folgen. Wobei auch gleichzeitig in der Vergangenheit nochmal die Freundschaft der Beiden betontwird, während es in der Gegenwart auf ihre Gegnerschaft hinausläuft.

      Aber beginnen wir mit dem FB wo wir einen Teil des führen Alltags der Beiden unter Lauras Fürsorge erleben dürfen. Leider kann ich die angegebene Zeit gerade nicht zu den anderen FBs in Bezug setzten bzw. weiß nicht mehr genau, wie alt die Beiden in den jeweiligen FBs waren. Aber wenn ich mich recht entsinnen, müsste es sich diesmal um einen früheren Zweitpunkt, als die letzten male handeln, aber sicher bin ich mir nicht.
      Dieser Eindruck wird auch dadurch verstärkt, dass Laura hier viel mehr wie eine Untergrundkönigin wirkt, die sie zwar auch sonst war, aber nicht wie eine Anführerin/Kopf/Mitglied einer Organisation, die zumindest etwas für die Freiheit ihres Volkes erreichen möchte. Zwar wurde, glaube ich nie wirklich ausdrücklich gesagt, dass sie so ein Ziel mit verfolgt, aber ich meine zumindest bisher Andeutungen herausgelesen zu haben.
      Weiterhin scheinen die beiden hier auch noch einen geringeren Stand als bei den anderen FBs einzunehmen, aber wie schon gesagt, dass kann auch alles eine Mischung aus persönlichem Eindruck und falscher Erinnerung sein. Immerhin muss das Geld auch irgendwo herkommen und so ganz scheinen die beiden nicht etwas dagegen zu haben, sich regelmäßig windelweich zu prügeln.

      Ansonsten bekommen wir dadurch einen Eindruck davon, wie die beiden zu ihrer Kampfkraft und den Nehmerqualitäten gekommen sind, die sie bisher gezeigt haben und wenn sie sich als Freunde schon seit frühster Kindheit immer wieder prügeln mussten sinkt natürlich auch die Hemmschwelle, Gewalt gegen wirkliche Gegner /Feinde hinzusetzten.

      Auch die Enge ihrer Freundschaft wird hier noch einmal betont, indem sie beide bereit waren weiteren Zorn von Laura auf sich zu ziehen, um damit den anderen zu schützen. Damit wird es noch interessanter zu erfahren, was O‘Mara damals eigentlich angestellt hat, um auf diese Weise aus der Gruppe geschmissen zu werden oder vielleicht was geschehen ist, dass O‘Mara nicht verarbeiten konnte. Deswegen bin ich einfach sehr auf den Moment gespannt, wenn er seine Erinnerungen zurückbekommt und auch seine derzeitigen Gegner wieder in einem anderen Licht sieht. Denn immerhin sind es einige heftige Beleidigungen, mit denen er seine ehemaligen Kameradenbedenkt, als er sich mit Ulysses (wieder einmal) schlägt.

      Dabei finde ich es schon interessant, dass O‘Mara im größeren ganzen doch etwas die Überhand zu haben scheint und Ulysses anfangs versucht ihm nur auszuweichen und es nicht auf meinen Kampf ankommen zu lassen. Zwar kann es durchaus sein, dass Ulysses durch seine Krankheit angeschlagener ist als früher und deswegen kaum eine Chance hat bzw sieht, aber ich denke auch, dass eine gute Portion sich nicht mit O‘Mara Prügeln wollen, bzw. inneren her können, eine Rolle spielt. Bei seiner Krankheit würde ich übrigens aus Epilepsie oder doch eher Parkinson tippen. Hatte dies nicht auch irgendein bekannter Boxer als (mögliche) Folge von seinen kämpfen bekommen?

      Ansonsten finde ich es noch interessant, dass Ulysses O‘Mara und seine Freunde weiterhin aus der Stadt haben möchte und dabei scheint es nicht unbedingt darum zu gehen, dass sie seine Geschäfte stören könnten. Viel mehr wirkt es nach seiner Andeutungenso, dass hier in nächster Zeit noch was ganz großes gesehenenwird und wenn er nicht lügt, um sich selbst zu retten/helfen, befindet sich Luca in ihrem Gefängnis außerhalbdes Gefahrenbereichs. Weiterhin scheint er sich sicher zu sein, dass Carla ihr nichts antun würde. Mal schauen wie lange er noch (etwas) an sie glaubt, immerhin wird er sicher irgendwann darüber stolpern, dass sie für die vergifteten Drogen verantwortlich ist und nicht irgendein Straßenpanscher.

      Zu der sehr positiven Wirkung des Einbindensdes Apothekers und dem Wiederauftauchen des Leichenbeschauers und Drogenschmugglers hat Bo schon einiges geschrieben, dem ich mich nur anschließen kann. Die beiden haben der ganzen Situation nochmal etwas mehr Hintergrund gegeben und nochmal betont, wie gnadenlos Ulysses gegen jeden ist, der seine Familie gefährdet.
      Dabei scheint er von Laura gelernt zu haben die alles auseinandernimmt und bedroht, was ihr Geschäft gefährdet. Die Wahl der Taubenfrucht für sie finde ich auch sehr interessant und ich bin schon gespannt, ob sich daraus noch irgendetwas Interessantes in der Vergangenheit ergibt. Also dass die Art ihrer TF nochmal bei irgendeinem Ereignis wichtig wird, aber auch so ist sie sicher sehr praktisch alle Ableger ihrer Firma immer Zeitnah besuchen zu können und nicht auf die sicher sehr langsamen Verkehrsmittel angewiesen zu sein.

      Wie immer ein sehr interessantes und gutes Kapitel, mal schauen wie es weitergeht und wer Ulysses letztendlich findet. Immerhin müsste eigentlich Ennis noch irgendwo sein, der seinen neun Boss nach den Erlebnissen in der Apotheke anscheinend nicht in die Leichenkammer begleitet hat und auch Timmy müsste eigentlich noch in der Gegend sein.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Guten Abend, werte Leser. Kapitel 148 ist fertiggestellt und kann an alter Stelle gelesen werden. Wenn es gut läuft, folgt das nächste Kapitel bereits im Verlaufe der nächsten beiden Wochen; ich würde meine Semesterferien ganz gerne nutzen, um in absehbarer Zeit zumindest bis zu Kapitel 150 zu kommen und den Arc so etwas voranzutreiben. Schauen wir mal, wie das klappt. :D

      Erst einmal geht es ohnehin an die Kommentare. :)

      Vexor

      Vexor schrieb:

      Inhaltlich und erzähltechnisch setzt du ja genau am letzten Kapitel an und präsentierst uns eine Fortsetzung der Geschichte von Ulysses und O'Mara, wobei der Erzählstrang genauso ineinander verwoben ist wie das letzte Mal. Es war an dieser Stelle auf jeden Fall die richtige Entscheidung, dass du diese Erzählstrang mit derselben narrativen Technik schon im letzten Kapitel angefangen hast, da es in meinen Augen im aktuellen Kapitel ne größere Wirkung entfalten konnte.
      Da habe ich mir genau so gedacht. Schön, dass es funktioniert hat. Gerade die Parallelität zwischen O'Mara und Ulysses samt eigenem Stadtführer und persönlicher Schnitzeljagd hat mir beim Schreiben großen Spaß bereitet.^^

      Vexor schrieb:

      Ich versuche dennoch ein bisschen nach übergeordneten Themenkreisen vorzugehen und widme mich als erstes mal Laura. Bei der Szene im Käfig dachte ich tatsächlich, dass du ihr vielleicht die Fadenfrucht gegeben hast, bevor diese an Flamingo weitergereicht wurde. Zum Glück habe ich mir keine Mühe gemacht, um zu recherchieren, ob das zeitlich hingeht, da du uns ja in dem Kapitel noch darüber aufklärst, dass die gute Frau von der Taubenfrucht genascht hat. Eine vergleichsweise harmlose Frucht für eine Frau, die so einen großen Einfluss auf die Story zu haben scheint, aber in meinen Augen eine dennoch passende Wahl. Jetzt weiß ich gerade zwar auch nicht, ob die Taube in ihrer Symbolkraft noch eine größere Rolle für Irland spielt, da ich persönlich nur die biblische Deutung kenne. Aber auch hier gefällt mir der (bewusste oder unbewusste) Kontrast zwischen Laura und der Friedenstaube tatsächlich sehr gut. Ansonsten ist es ja nur eine kurze Impression einer Frau die herrschsüchtig und herrisch ist. Es wird auf jeden Fall deutlicher, welchen Einfluss sie auf Ulysses hatte.
      Zur Taube kann ich dir leider keine schlaueren Gedanken mit auf dem Weg geben, da ich Laura die Frucht (und den Beinamen) allein aufgrund des inhärenten Kontrastes zu ihrer Person gegeben habe. Genau wie ihr Aussehen als unschuldige junge Streberin samt Omawolle und Perlen, dient auch ihr Beiname und ihre Frucht dieser Diskrepanz. Schließlich ist sie alles andere als friedfertig oder liebevoll, sobald man nur einen kurzen Blick hinter ihre biedere Fassade geworfen hat. Ihr Umgang mit Ulysses war definitiv prägend für ihn. Teilweise hat er ja sogar ihre Gebärden und Redensarten übernommen. Wie groß ihr Einfluss auf ihn aber tatsächlich war, werden weitere Ausflüge in die Vergangenheit noch zeigen.

      Vexor schrieb:

      Der Flashback selber war insofern für mich erfrischend, da ich es ganz gerne habe, wenn "Villains" mal ganz unten anfangen und mehr war Ulysses zu dem Zeitpunkt nicht. Ein Strößenköter und Nutztier Lauras, das sein eigenes Potential noch nicht abschätzen konnte und selbst Laura erst zu realisieren beginnt, wozu er fähig sein könnte. Der Kampf mit O'Mara hat mir an der Stelle ebenfalls wirklich gut gefallen.
      Vielen Dank, sehe ich genauso. Zwar begann Machiavellis ebenso in Armut, aber die Tragweite ist bei Ulysses natürlich eine gänzlich andere. Gleichzeitig nutze ich diese Rückblenden aber natürlich auch, um O'Mara und den Rest der Lairen-Gruppierung zu beleuchten. Mehrere Fliegen, sozusagen.^^

      Vexor schrieb:

      Das restliche Kapitel führt uns dann durch die fountischen Gossen und die Unterwelt der Insel. Diese ganze Suche-Aktion, wobei O'Mara Ulysses immer einen Schritt hinterhergehinkt ist, haben mich an so einen klassischen Heist-/Spionagefilm erinnert und zumindest bei mir kam da auch das richtige Feeling auf. Zu den einzelnen Charakteren, die im Kapitel aufgetreten sind, werde ich mich jetzt nicht im Detail äußern. Sowohl der Apotheker als auch Mortimer waren and dieser Stelle ja mehr Mittel zum Zweck, aber die Insel erhielt für mich dadurch weiter ihren typischen Dark Noir/spätviktorianischen Falir wie ich ihn auch in Syndicate kennengelernt habe.
      Gerade der Gerichtsmediziner Shades ist reines Comic Relief. Aber irgendwo verdient, immerhin schmuggelt er Drogen in den Leichen schwangerer Frauen und staffiert Tote zu Puppen aus, um sie zu fotografieren und...ja. Was auch immer er noch mit den Körpern anstellt. xD

      Vexor schrieb:

      Am Ende kuliminiert das alles dann im Clash zwischen O'Mara und Ulysses, für den ich dir ein Lob aussprechen möchte. Einerseits hätte ich tatsächlich nicht damit gerechnet, dass die beiden aufeinander treffen. Ich sah Ulysses schon Feige die Flucht ergreifen und du uns das erste Wiedersehen auf eine unbestimmte Zukunft verschieben. Andererseits kam O'Maras Verzweiflung wirklich gut rüber. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen wie es sein muss, wenn man seiner Erinnerungen beraubt wird und dann ist die ganze Sache mit Ulysses natürlich auch noch einmal verworrener. Ebenso scheint aber auch O'Mara mehrere Traumata bei Ulysses zu triggern, wodurch einfach ne sehr starke Szene entstanden ist. Von den körperlichen Schäden, die beide aber vor allem der tollwütige Fuchs davontragen musste, möchte ich gar nicht erst sprechen.
      Diese Szene. Wie lange hatte ich die im Kopf und wie viele Liter Schweiß sind beim Schreiben geflossen? Glaube, das war vergleichbar mit deiner Enthüllung von Sybill. Dieses erste Aufeinandertreffen musste einfach gelingen. Dezenter Druck. Ich bin wirklich froh, dass es mir gelungen ist und du sowohl O'Maras als auch Ulysses' verrückt spielende Emotionen spüren konntest. Glaube, O'Maras Monolog in die Finsternis und Ulysses' Reaktion darauf dürften auch zu meinen liebsten Momenten bis dato gehören, sofern man das über sein eigenes Werk sagen darf, ohne wie ein narzisstischer Kotzbrocken zu klingen. xD

      Vexor schrieb:

      Hier bin ich vor allem gespannt, inwiefern O'Mara jetzt noch einsatzfähig ist. Wir wissen ja zwar schon, dass seine Kampfkraft mit den eigenen Schmerzen (wie auch immer^^) eher zunimmt, aber dennoch. Mit Carla und ihren Schergen sind die wichtigsten Bösewichte ja noch immer unversehrt und auch wenn ich mir aktuell gar nicht mehr so sicher bin, ob es zum großen Zusammenprall kommt oder wie der Arc überhaupt enden wird, bin ich mal auf die Fortsetzung dieses Handlungsstrangs gespannt.
      Lass dich überraschen.^^
      Ein Law 2.0-Schema, wie ich es im letzten Arc noch bemüht habe, wird es dieses Mal nicht geben. Da bin ich lernfähig. O'Mara wird die Auswirkungen dieses Kampfes zu spüren bekommen.

      Vexor schrieb:

      Eine - zumindest für mich - neue Information erhalten wir auch zu Ulysses Krankheit. Eine Art von Spasmen oder Zuckungen. Verbuche ich mal unter "Interessant", wobei ich jetzt hier nicht irgendwie spekulieren möchte.
      Richtig. Wurde in meiner Geschichte auch schon an anderer Stelle eingeführt und benannt. Aber keine Angst, du musst jetzt nicht recherchieren. Es wird im Laufe des Arcs noch aufgedeckt. :D

      Vexor schrieb:

      Auf jeden Fall weiß er wo Luca ist. Schockiert mich jetzt nicht wirklich, aber ist natürlich gut zu wissen, dass es eine Hoffnung auf Rettung für die Blondine gibt. Die anderen stochern da ja eher im Leeren herum. Vielleicht wird Luca auch das Pfand Ulysses, um sich erstmal O'Maras "Rache" und Suche nach Antworten entziehen zu können.
      Ulysses weiß zumindest, wo Luca war oder...sein sollte. ;)
      qoii

      qoii schrieb:

      Das Kapitel ist wieder sehr gut aufgebaut, mit einem schönen wechsel an einer Gegebenheit aus der Vergangenheit und der Spur der Drogen, welcher in der Gegenwart sowohl Ulysses als auch O‘Mara folgen. Wobei auch gleichzeitig in der Vergangenheit nochmal die Freundschaft der Beiden betontwird, während es in der Gegenwart auf ihre Gegnerschaft hinausläuft.
      So kann man es sagen. Wobei zumindest Ulysses bislang mit allen Mitteln verhindern wollte, dass dieser Konflikt derart eskaliert. Aber...Pustekuchen.^^

      qoii schrieb:

      Aber beginnen wir mit dem FB wo wir einen Teil des führen Alltags der Beiden unter Lauras Fürsorge erleben dürfen. Leider kann ich die angegebene Zeit gerade nicht zu den anderen FBs in Bezug setzten bzw. weiß nicht mehr genau, wie alt die Beiden in den jeweiligen FBs waren. Aber wenn ich mich recht entsinnen, müsste es sich diesmal um einen früheren Zweitpunkt, als die letzten male handeln, aber sicher bin ich mir nicht.
      Also es spielt irgendwann vor dem Flashback, in dem O'Mara und Ulysses auf den Pestdoktor Church treffen und auch vor Ulysses' Treffen mit der mysteriösen Unbekannten, gegen die er und O'Mara zuvor gekämpft haben. Wirklich entscheidend ist es aber nicht, stellt diese Rückblende nur einen Auszug aus ihrem Leben unter Laura dar.

      qoii schrieb:

      Dieser Eindruck wird auch dadurch verstärkt, dass Laura hier viel mehr wie eine Untergrundkönigin wirkt, die sie zwar auch sonst war, aber nicht wie eine Anführerin/Kopf/Mitglied einer Organisation, die zumindest etwas für die Freiheit ihres Volkes erreichen möchte. Zwar wurde, glaube ich nie wirklich ausdrücklich gesagt, dass sie so ein Ziel mit verfolgt, aber ich meine zumindest bisher Andeutungen herausgelesen zu haben.
      Das ist ein sehr wichtiger Punkt: Wer ist Laura? Verbrecherin, Matriarchin, Freiheitskämpferin? Momentan ist diese Frage nicht eindeutig zu klären -- aber am Ende des Arcs schon. :D

      qoii schrieb:

      Weiterhin scheinen die beiden hier auch noch einen geringeren Stand als bei den anderen FBs einzunehmen, aber wie schon gesagt, dass kann auch alles eine Mischung aus persönlichem Eindruck und falscher Erinnerung sein. Immerhin muss das Geld auch irgendwo herkommen und so ganz scheinen die beiden nicht etwas dagegen zu haben, sich regelmäßig windelweich zu prügeln.
      Nicht unbedingt. Ihren jeweiligen Beinamen besitzen die beiden bereits und sie verfügen über die Stärke, ausgewachsene Männer mit einem Schlag zu töten. Ihren Ruf besitzen sie schon, dieser verhallt jedoch angesichts der schieren Unüberwindlichkeit, die Laura darstellt. Im Vergleich zu ihr sind sie winzige Fische, ja. Deshalb sind sie der Taube derart hörig. Aber im größeren Kontext genießen die beiden durchaus eine gewisse Reputation in Hoolahara. Wenn auch nur als Lauras Kampfhunde.

      qoii schrieb:

      Ansonsten bekommen wir dadurch einen Eindruck davon, wie die beiden zu ihrer Kampfkraft und den Nehmerqualitäten gekommen sind, die sie bisher gezeigt haben und wenn sie sich als Freunde schon seit frühster Kindheit immer wieder prügeln mussten sinkt natürlich auch die Hemmschwelle, Gewalt gegen wirkliche Gegner /Feinde hinzusetzten.
      Exakt. Sehr gut formuliert. Deshalb war ich in der Vergangenheit immer sehr vorsichtig, wie ich die Gewalt bei beiden dargestellt habe. Während O'Mara Gewalt als valides Mittel und berufsbedingte Notwendigkeit in seinem Alltag sieht, so scheint Ulysses alle Hemmungen abgelegt zu haben. Er ist nicht grausam oder sadistisch, sondern schlichtweg abgestumpft. Es kümmert ihn nicht, wem er was bricht oder wie er tötet. Im Vergleich konnte sich O'Mara trotz der allgegenwärtigen Gewalt seines alltäglichen Lebens ein Stück Menschlichkeit bewahren und Ulysses...nicht.

      qoii schrieb:

      Auch die Enge ihrer Freundschaft wird hier noch einmal betont, indem sie beide bereit waren weiteren Zorn von Laura auf sich zu ziehen, um damit den anderen zu schützen. Damit wird es noch interessanter zu erfahren, was O‘Mara damals eigentlich angestellt hat, um auf diese Weise aus der Gruppe geschmissen zu werden oder vielleicht was geschehen ist, dass O‘Mara nicht verarbeiten konnte. Deswegen bin ich einfach sehr auf den Moment gespannt, wenn er seine Erinnerungen zurückbekommt und auch seine derzeitigen Gegner wieder in einem anderen Licht sieht. Denn immerhin sind es einige heftige Beleidigungen, mit denen er seine ehemaligen Kameradenbedenkt, als er sich mit Ulysses (wieder einmal) schlägt.
      Seien wir ehrlich, O'Mara hat derzeit wenig Gründe, seine alten Freunde sonderlich zu mögen. Besonders die Sache mit Mulligan sitzt tief und weder die beiden inzestuösen Geschwister noch die labile Etain haben den Eindruck einer funktionstüchtigen Freundschaft vermitteln können. Derzeit ist Ulysses, und mit ihm dessen Gefährten, der Boss von Carla. Und Carla ist Lucas Geiselnehmerin. Mehr will und kann O'Mara momentan nicht sehen, was Ulysses offensichtlich ziemlich zusetzt, schließlich besitzt er nicht nur seine eigenen, sondern auch O'Maras Erinnerungen.

      qoii schrieb:

      Dabei finde ich es schon interessant, dass O‘Mara im größeren ganzen doch etwas die Überhand zu haben scheint und Ulysses anfangs versucht ihm nur auszuweichen und es nicht auf meinen Kampf ankommen zu lassen. Zwar kann es durchaus sein, dass Ulysses durch seine Krankheit angeschlagener ist als früher und deswegen kaum eine Chance hat bzw sieht, aber ich denke auch, dass eine gute Portion sich nicht mit O‘Mara Prügeln wollen, bzw. inneren her können, eine Rolle spielt. Bei seiner Krankheit würde ich übrigens aus Epilepsie oder doch eher Parkinson tippen. Hatte dies nicht auch irgendein bekannter Boxer als (mögliche) Folge von seinen kämpfen bekommen?
      Oberhand ist ein starkes Wort, wenn man bedenkt, dass O'Mara mehrere Rippen und einen gesamten Arm eingebüßt hat. xD
      Ulysses Krankheit ist hingegen sehr speziell, aber dazu später mehr. Mit Epilepsie und Parkinson liegst du gar nicht so verkehrt. Vielleicht macht es ja noch Klick! bei dir. Aufgetreten ist die Krankheit jedenfalls schon. ;)

      qoii schrieb:

      Ansonsten finde ich es noch interessant, dass Ulysses O‘Mara und seine Freunde weiterhin aus der Stadt haben möchte und dabei scheint es nicht unbedingt darum zu gehen, dass sie seine Geschäfte stören könnten. Viel mehr wirkt es nach seiner Andeutungenso, dass hier in nächster Zeit noch was ganz großes gesehenenwird und wenn er nicht lügt, um sich selbst zu retten/helfen, befindet sich Luca in ihrem Gefängnis außerhalbdes Gefahrenbereichs. Weiterhin scheint er sich sicher zu sein, dass Carla ihr nichts antun würde. Mal schauen wie lange er noch (etwas) an sie glaubt, immerhin wird er sicher irgendwann darüber stolpern, dass sie für die vergifteten Drogen verantwortlich ist und nicht irgendein Straßenpanscher.
      Ja, das ist ganz richtig. Ulysses plant etwas. Allein aus diesem Grund ist Mercedes ja nach Copperfield gereist. Um dieses "etwas" irgendwie zu verhindern. Zum Verhältnis mit Carla sage ich nichts. Das ist verzwickt. :D

      qoii schrieb:

      Zu der sehr positiven Wirkung des Einbindensdes Apothekers und dem Wiederauftauchen des Leichenbeschauers und Drogenschmugglers hat Bo schon einiges geschrieben, dem ich mich nur anschließen kann. Die beiden haben der ganzen Situation nochmal etwas mehr Hintergrund gegeben und nochmal betont, wie gnadenlos Ulysses gegen jeden ist, der seine Familie gefährdet.
      Dabei scheint er von Laura gelernt zu haben die alles auseinandernimmt und bedroht, was ihr Geschäft gefährdet. Die Wahl der Taubenfrucht für sie finde ich auch sehr interessant und ich bin schon gespannt, ob sich daraus noch irgendetwas Interessantes in der Vergangenheit ergibt. Also dass die Art ihrer TF nochmal bei irgendeinem Ereignis wichtig wird, aber auch so ist sie sicher sehr praktisch alle Ableger ihrer Firma immer Zeitnah besuchen zu können und nicht auf die sicher sehr langsamen Verkehrsmittel angewiesen zu sein.
      Die Taube ist in erster Linie ein Kontrastmittel. Laura sieht aus wie eine noch zartere, noch zahmere Version von Rory aus Gilmore Girls, besitzt eine derart liebliche Teufelskraft -- und ist doch eine grausame Frau, die mit Gewalt und Drohungen ein gewaltiges kriminelles Syndikat am Leben erhält. Diese Kontrast gefällt mir sehr gut. Und man hat ja bereits gesehen, wie tödlich ein scheinbar harmloses Tier wie die Taube sein kann. Laura ist schnell. Sehr, sehr schnell. :P


    • Kapitel 148 Es sit ein weiter Weg zum Fluss

      So wieder mal nur durch Vorwarnung einigermaßen rechtzeitig mit dem Kommentar fertig geworden.

      Für das Bild des ersten Absatzes muss ich direkt mal Loben. Das Bild kommt mir so real vor, dass ich mich gefragt habe, ob du hier nicht doch ein schon vorhaltendes Gemälde beschreibst, an dem ich mal vorbeigekommen bin. ^^

      Dieses Bild einer reinen und von der Oberschicht gebildeteren Gesellschaft wird durch die drei Matronen des VW gestört, welche wieder in ihr reich Stiefeln. OK das klingt jetzt nicht doch so gut wie ich gedacht habe oder sagen wir besser mein Wortgemälde ist ziemlich schlecht XD.
      Jedenfalls scheint die Begegnung mit Carla doch mehr an Mary zu nagen, als sie nach außen zeigen möchte. Dabei spielt nicht nur die Gefahr durch Carla allgemein eine Rolle, der sie durch Ulysses „Geschenk/Bitte“ schon etwas länger ausgesetzt ist. Sondern zusätzlich auch die Anwesenheit Cals nicht friedlich erzogenen Bluthunde, die die Gefahr für das FW, welche von Carla ausgeht, um ein vielfaches multiplizieren. Zusätzlich hat sie mit ihnen und mit deren Herrschen ein zusätzliches Mal, sehr schlechte Erfahrungen gemacht, was sie zusätzlich belasten dürfte.
      Jedenfalls ist sie psychisch schon nicht mehr ganz auf der Höhe und darf jetzt darüber hinaus noch herausfinden, dass O‘Mara sich direkt mit Ulysses angelegt hat und dieser ihm entkommen ist. Wobei ich nicht weiß, welcher Ausgang ihr lieber gewesen wäre. Wahrscheinlich einer in dem die beiden sich gar nicht getroffen hätten.^^

      Allerdings frage ich mich, warum mal wieder ein Teil eines Armenviertels zusammenbrachen ist. Irgendwie kann ich mich nicht direkt an etwas erinnern, was den Einsturz oder eine Explosion ausgelöst haben könnte, in deren Resten Mary und Cocky O‘Mara aufgelesen haben.

      Während Mary wegen O‘Mara wahrscheinlich kurz vor einen Herzinfarkt steht, fängt sich ihr größter Verehrer weitere Probleme für die gesamte Man Frauschaft ein. Nachdem O‘Mara ihn zurückließ, um sich mit Ulysses auseinanderzusetzen, hat Timmy zufällig einen Gesprächsfetzen von Ennis aufgeschnappt, der ihn hellhörig gemacht hat. Wie ein guter Ritter versucht er nun weitere Informationen über den Feind seines Fräuleins herauszufinden. Was ihr und ihm sicheraber nur nochgrößere Probleme einhandeln wird. Denn nun ist er durch einen dummen Zufallnicht nur der Tötungvon Ennis überführt, was Ulysses vielleicht noch ansatzweise abtun würde. Nein, er steht im direktenverdacht, etwas mit Étaín verschwinden zu tun zu haben und dies wird Ulysses sicher nicht auf die leichte Schulter nehmen oder sagen wir besser, dies legt noch einen ordentlichen Packen an Gewalt drauf. Von der Verletzung seines geliebten Hundes ganz zu schweigen.

      Die kleine Spionagestory hast du mal wieder wunderbar hinbekommen, wobei man auch sehr gut sehen konnte, dass Ennis und seine Kumpanen in diesem Bereich überhaupt keine Erfahrungen haben und sich einige grobe Schnitzer leisteten, denn bei aller liebe besonders gut war Timmy auch nicht. Dafür war die Panik in welche Ennis verfallen ist als er feststellen musste, dass Etain verschwunden ist mehr als nur nachvollziehbar. Immerhin haben sich seine herangeschafften Wachen einen riesigen Bock geleistet und wie unentspannt sein neuer Boss ist, musste er hautnah miterleben.

      Derzeit würde ich übrigens eher davon ausgehen, das sie aus eigenem willen, mit dem Plan sich neuen Stoff zu besorgen verwunden ist. Denn auch wenn sie mehr als nur ein bisschen angeschlagen ist, wüsste ich derzeit keine der bekannt in der Stadt anwesenden Parteien, die etwas davon hätte sie verschwinden zu lassen.

      Bevor ich es vergesse, muss es natürlich auch nochmal ein Lob für die Tafelrunde der Schwarzen Witwe geben, die ebenfalls großartig inszeniert war.

      Damit komme ich dann auch schon zu Luca, welche es mittlerweile Remington dazu gebracht hat, einen genauen blick… wohl eher tasten, auf sie zu werfen. Was er zu tasten bekommt, scheint ihn sehr zu faszinieren und ähnlich zu verzaubern wie seine "Untersuchung" von Carla. Allerdings gibt es für ihn hier ein weniger schönes Ende, welches er einfach nicht verstehen kann. Aber Luca hat einfach genug von ihrem persönlichen Kammerdiner Kevin und hat sich auf eine durchschlagende Art einen Ersatzschlüssel besorgt. Mal schauen wie erfolgreich sie letztendlich sein wird.

      Damit bin ich wieder mit einem wunderbaren Kapitel durch, welches sicher noch einiges mehr an besonderen Erwähnungen verdient hätte, aber ich denke, das Meiste müsste drin sein. In diesem Sinne bis zum nächsten Mal ^.^
      (hoffentlich diesmal ohne Vorwarnung)
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Ich bin ziemlich ausgelaugt. Erwarte dieses Mal also bitte nicht zu viel.

      Der Anfang war etwas holprig und zwar um in die Geschichte einzusteigen. Ich bin ein Fan deines Schreibstils, das muss ich nach knapp 150 Kapiteln nicht mehr sagen, aber gerade dieser erste Absatz hatte für mich so leichte PS-Züge und war in solcher nebulöser Kunstfertigkeit verschachtelt, dass ich ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden habe, was du da beschreiben wolltest. War jetzt nur ein kleiner Absatz und auch kein Weltuntergang, zumal es dann deutlich(!) "besser" wurde, aber ich wollte es mal angemerkt haben.

      Ansonsten ist das Kapitel so jetzt trotz seiner Länge erstaunlich ereignisarm, obwohl ich gerade auch nicht weiß, ob das die richtigen Worte sind.
      Die Tafelrunde bei Carla hat mir sehr gut gefallen und meine Fragen/Unsicherheiten aus den vorherigen Kapiteln bezüglich der "Statuten" auch beantwortet. GEnerell mochte ich die Atmosphäre und ebenso, dass sich Mary entscheiden hat, Kontra zu geben. Das hat Carla nicht gefallen, aber ich rechne hier mit keinem großen Vergeltungsschlag.
      Wir begleiten dann Mary noch durch das Armenviertel und ihre Epiphanie mit Callaghan war interessant. (Wir wissen noch nicht, woher sich die beiden genau kennen oder?) Es hat zumindest Lust auf mehr gemacht und ich bin gespannt wie du den Handlungsstrang noch weiter voranführen wirst. Die Huren sind eine interessante Gruppierung, aber aktuell hab ich irgendwie das Gefühl, dass wir uns hier zwischen den ganzen Ränkespielen ein wenig im Kreis bewegen. Aber vielleicht trügt der Eindruck durch die Pausen nur. ich kenne das ja nur zu gut.
      Am Ende treffen sie noch auf O'Mara, der sofort von seinem Zusammenstoß mit Ulysses berichtet.

      Der Part um Timmy war nett zu lesen, für meinen Geschmack vielleicht etwas zu ausführlich, aber immerhin hat es den armen jungen nicht das Leben gekostet. Ennis ist tot und Etain verschwunden und am Ende kommt Ulysses. Persönlich glaube ich, dass es den Bastardkönig am meisten stören wird, dass seiner Hündin die Pfote gebrochen wurde. Etain wird wohl einfach keinen Bock mehr gehabt haben wie ein Vogel im Käfig zu sitzen und Ennis war ja so oder so nur Mittel zum Zweck.

      Apropos Vogel im Käfig: Luca bereitet ihre Flucht vor. Also du vom Silberanzug gesprochen hast, dachte ich schon, dass sie ihre TF nutzt, um so irgendwie einen Fluchtweg zu kreieren, aber die Schraube tot es natürlich auch. Mich wundert es ein wenig, dass Remington sie einfach so gehen/gewähren lässt. Immerhin war das ja ein tätlicher Angriff. Aber umso besser für die Blonde. Es wird Zeit, dass ihr Handlungsstrang in Gefangenschaft allmählich mal zu Ende geführt wird.

      Ja. Kurzer Kommentar zu einem langen Kapitel. Ich hatte größere Schwierigkeiten als sonst der Handlung zu folgen, war aber auch beide Male schon ziemlich müde als ich es gelesen habe. Ansonsten aber ein solides Kapitel! Der Nachschub wartet ja schon als lasse ich mal nicht zu lange darauf warten!

    • Guten Abend liebe Leser,

      ohne Umschweife zur Tat: Kapitel 149 kann an bekannter Stelle unter dem Titel "Heredita Pandemonium I" gelesen werden. Das nächste Kapitel, 150, wird voraussichtlich nicht lange auf sich warten lassen, da am 14.10. mein neues Semester beginnt und ich bis dahin veröffentlicht haben will. Schauen wir mal, wie das klappt. :D

      Nun natürlich noch zu meinen treuen Kommentatoren:
      qoii

      qoii schrieb:

      Für das Bild des ersten Absatzes muss ich direkt mal Loben. Das Bild kommt mir so real vor, dass ich mich gefragt habe, ob du hier nicht doch ein schon vorhaltendes Gemälde beschreibst, an dem ich mal vorbeigekommen bin. ^^
      Vielen Dank. Weder der sturmdurchwühlte Himmel noch die fortfliegenden Stoffteile sind gänzlich neue, also gibt es derartige Bilder bestimmt. Wer weiß. Aber ich hatte keines zur Hand, das kann ich dir versichern. :D

      qoii schrieb:

      Jedenfalls scheint die Begegnung mit Carla doch mehr an Mary zu nagen, als sie nach außen zeigen möchte. Dabei spielt nicht nur die Gefahr durch Carla allgemein eine Rolle, der sie durch Ulysses „Geschenk/Bitte“ schon etwas länger ausgesetzt ist. Sondern zusätzlich auch die Anwesenheit Cals nicht friedlich erzogenen Bluthunde, die die Gefahr für das FW, welche von Carla ausgeht, um ein vielfaches multiplizieren. Zusätzlich hat sie mit ihnen und mit deren Herrschen ein zusätzliches Mal, sehr schlechte Erfahrungen gemacht, was sie zusätzlich belasten dürfte.
      Richtig. Für Mary ist diese gesamte Situation in mehrfacher Hinsicht furchterregend. Sie wird, das wird im neuen Kapitel noch deutlich werden, nicht nur mit den Problemen der Gegenwart konfrontiert, sondern auch von ihrer Vergangenheit eingeholt. Gleichzeitig ist sie für die Mädchen in ihrem Bordell verantwortlich und somit angehalten, Stärke zu zeigen. Aber einen tieferen Einblick in ihre Psyche gibt es im neuen Kapitel, weshalb ich an dieser Stelle noch schweige.^^

      qoii schrieb:

      Jedenfalls ist sie psychisch schon nicht mehr ganz auf der Höhe und darf jetzt darüber hinaus noch herausfinden, dass O‘Mara sich direkt mit Ulysses angelegt hat und dieser ihm entkommen ist. Wobei ich nicht weiß, welcher Ausgang ihr lieber gewesen wäre. Wahrscheinlich einer in dem die beiden sich gar nicht getroffen hätten.^^
      O'Mara hätte das Bordell gar nicht erst verlassen dürfen. Eigentlich hatten er und Krill schließich Hausarrest aufgebrummt bekommen. xD

      qoii schrieb:

      Allerdings frage ich mich, warum mal wieder ein Teil eines Armenviertels zusammenbrachen ist. Irgendwie kann ich mich nicht direkt an etwas erinnern, was den Einsturz oder eine Explosion ausgelöst haben könnte, in deren Resten Mary und Cocky O‘Mara aufgelesen haben.
      Der Zusammensturz resultierte aus der Erschütterung, die beim Zusammenstoß zwischen O'Mara und Ulysses entstand. Also der erste Schlag O'Maras, den Ulysses abfing. Dieser Zusammenprall setzte eine gewaltige Energie frei, die einen Teil der Oberwelt ins Wanken brachte.

      qoii schrieb:

      Während Mary wegen O‘Mara wahrscheinlich kurz vor einen Herzinfarkt steht, fängt sich ihr größter Verehrer weitere Probleme für die gesamte Man Frauschaft ein. Nachdem O‘Mara ihn zurückließ, um sich mit Ulysses auseinanderzusetzen, hat Timmy zufällig einen Gesprächsfetzen von Ennis aufgeschnappt, der ihn hellhörig gemacht hat. Wie ein guter Ritter versucht er nun weitere Informationen über den Feind seines Fräuleins herauszufinden. Was ihr und ihm sicheraber nur nochgrößere Probleme einhandeln wird. Denn nun ist er durch einen dummen Zufallnicht nur der Tötungvon Ennis überführt, was Ulysses vielleicht noch ansatzweise abtun würde. Nein, er steht im direktenverdacht, etwas mit Étaín verschwinden zu tun zu haben und dies wird Ulysses sicher nicht auf die leichte Schulter nehmen oder sagen wir besser, dies legt noch einen ordentlichen Packen an Gewalt drauf. Von der Verletzung seines geliebten Hundes ganz zu schweigen.
      Ja, vermutlich schmerzt ihn die Hündin am meisten.^^
      Timmy hat sich in eine unaussprechlich beschissene Lage manövriert. Im Grunde ist alles schief gegangen, was hätte schief gehen können und mit Ulysses hat er bekanntermaßen niemanden vor sich, der viel Federlesens betreibt. Oder halbe Sachen macht.

      qoii schrieb:

      Die kleine Spionagestory hast du mal wieder wunderbar hinbekommen, wobei man auch sehr gut sehen konnte, dass Ennis und seine Kumpanen in diesem Bereich überhaupt keine Erfahrungen haben und sich einige grobe Schnitzer leisteten, denn bei aller liebe besonders gut war Timmy auch nicht. Dafür war die Panik in welche Ennis verfallen ist als er feststellen musste, dass Etain verschwunden ist mehr als nur nachvollziehbar. Immerhin haben sich seine herangeschafften Wachen einen riesigen Bock geleistet und wie unentspannt sein neuer Boss ist, musste er hautnah miterleben.
      Ja, ich habe mich in der Szene treiben lassen. Mir gefiel die Mischung aus mittelalterliche Heldenepik und Spionagegeschichte, Timmy als eifriger Vasall im Dienste seiner Lady Kelly. Hinzu kam die Parallelität der beiden Schicksale von Timmy und Ennis, die irgendwie gleich und doch grundverschieden zu eben diesem Punkt geführt haben. Hat mir beim Schreiben Spaß bereitet.^^

      qoii schrieb:

      Derzeit würde ich übrigens eher davon ausgehen, das sie aus eigenem willen, mit dem Plan sich neuen Stoff zu besorgen verwunden ist. Denn auch wenn sie mehr als nur ein bisschen angeschlagen ist, wüsste ich derzeit keine der bekannt in der Stadt anwesenden Parteien, die etwas davon hätte sie verschwinden zu lassen.
      Ja, Etain ist freiwillig verschwunden und mit ihrer TF hatten die Jungs natürlich keine Chance, sie irgendwie aufzuhalten.

      qoii schrieb:

      Bevor ich es vergesse, muss es natürlich auch nochmal ein Lob für die Tafelrunde der Schwarzen Witwe geben, die ebenfalls großartig inszeniert war.
      Danke. :)

      qoii schrieb:

      Damit komme ich dann auch schon zu Luca, welche es mittlerweile Remington dazu gebracht hat, einen genauen blick… wohl eher tasten, auf sie zu werfen. Was er zu tasten bekommt, scheint ihn sehr zu faszinieren und ähnlich zu verzaubern wie seine "Untersuchung" von Carla. Allerdings gibt es für ihn hier ein weniger schönes Ende, welches er einfach nicht verstehen kann. Aber Luca hat einfach genug von ihrem persönlichen Kammerdiner Kevin und hat sich auf eine durchschlagende Art einen Ersatzschlüssel besorgt. Mal schauen wie erfolgreich sie letztendlich sein wird.
      Ich hülle mich in Schweigen. :D
      Vexor

      Vexor schrieb:

      Der Anfang war etwas holprig und zwar um in die Geschichte einzusteigen. Ich bin ein Fan deines Schreibstils, das muss ich nach knapp 150 Kapiteln nicht mehr sagen, aber gerade dieser erste Absatz hatte für mich so leichte PS-Züge und war in solcher nebulöser Kunstfertigkeit verschachtelt, dass ich ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden habe, was du da beschreiben wolltest. War jetzt nur ein kleiner Absatz und auch kein Weltuntergang, zumal es dann deutlich(!) "besser" wurde, aber ich wollte es mal angemerkt haben.
      Hm, also du meinst die ersten Zeilen? Mit dem Beginn des Dialogs endete das Bild der fliegenden Kleidungsstücke ja bereits. Wobei wir da weit von PS entfernt sind, immerhin hab ich die Schirme und Hauben bereits im zweiten Satz benannt. Da gab es schon wesentlich schlimmeres. :D

      Vexor schrieb:

      Ansonsten ist das Kapitel so jetzt trotz seiner Länge erstaunlich ereignisarm, obwohl ich gerade auch nicht weiß, ob das die richtigen Worte sind.
      Das ist wahr. Aber du kennst es wohl selbst am besten: Wenn man einen Plan hat, kann man machmal etwas ausschweifen. Das Kapitel war ein Übergang und knüpfte notwendige Enden zusammen, etwa Mary und O'Mara oder die Huren nach der Tafelrunde.

      Vexor schrieb:

      Die Tafelrunde bei Carla hat mir sehr gut gefallen und meine Fragen/Unsicherheiten aus den vorherigen Kapiteln bezüglich der "Statuten" auch beantwortet. GEnerell mochte ich die Atmosphäre und ebenso, dass sich Mary entscheiden hat, Kontra zu geben. Das hat Carla nicht gefallen, aber ich rechne hier mit keinem großen Vergeltungsschlag.
      Ja, die Antwort war vielleicht etwas zu simpel für deinen Geschmack, aber ich wollte Carla jetzt nicht plötzlich irgendwelche Marionettenspieler-Fähigkeiten andichten und Lorca hätte nicht die mentale Beherrschung, um die "Statuen" in einem Stücken zu lassen. Bei Mary stimme ich zu. Ihre Aufmüpfigkeit hat Carla nicht gefallen, aber...vielleicht ein wenig imponiert? ;)

      Vexor schrieb:

      Wir begleiten dann Mary noch durch das Armenviertel und ihre Epiphanie mit Callaghan war interessant. (Wir wissen noch nicht, woher sich die beiden genau kennen oder?) Es hat zumindest Lust auf mehr gemacht und ich bin gespannt wie du den Handlungsstrang noch weiter voranführen wirst. Die Huren sind eine interessante Gruppierung, aber aktuell hab ich irgendwie das Gefühl, dass wir uns hier zwischen den ganzen Ränkespielen ein wenig im Kreis bewegen. Aber vielleicht trügt der Eindruck durch die Pausen nur. ich kenne das ja nur zu gut.
      Am Ende treffen sie noch auf O'Mara, der sofort von seinem Zusammenstoß mit Ulysses berichtet.
      Wissen tut ihr es nicht, aber Callaghan ist derjenige, der Mary entjungfert hat und dies fand unmittelbar nach ihrem "Gespräch" mit Laura O'Rourke statt. Du kannst dir also denken, in welchem Zustand Mary und wie...freiwillig dieser Akt war. Sagen wir einfach, Mary steht den Kopfgeldjägern nicht ohne Grund derart zwiespältig gegenüber.

      Zum Kreisdrehen. Gut möglich, aber wirkliche Ränke werden eh nicht mehr gesponnen. Die Huren und Kopfgeldjäger haben ihren Plan, den es nun umzusetzen gilt, Carla versucht sich mit Königin Catherine gut zu stellen und Ulysses...hat Timmy am Wickel, während Mercedes noch in Copperfield ist. Es mag mittlerweile ein wenig langatmig anmuten, das kann ich nachvollziehen. Aber ich verspreche, dass das neue Kapitel spürbar neue Luft bringen wird.

      Vexor schrieb:

      Der Part um Timmy war nett zu lesen, für meinen Geschmack vielleicht etwas zu ausführlich, aber immerhin hat es den armen jungen nicht das Leben gekostet. Ennis ist tot und Etain verschwunden und am Ende kommt Ulysses. Persönlich glaube ich, dass es den Bastardkönig am meisten stören wird, dass seiner Hündin die Pfote gebrochen wurde. Etain wird wohl einfach keinen Bock mehr gehabt haben wie ein Vogel im Käfig zu sitzen und Ennis war ja so oder so nur Mittel zum Zweck.
      Hier habe ich mich einfach treiben lassen. Mir gefiel die Parallelität der Schicksale von Timmy und Ennis ohnehin, ebenso den Einschlag höfischer Minne und verdeckter Geheimmission aufseiten Timmys. Vielleicht keine Szene, die man derart ausbreiten müsste, aber mir hat es beim Schreiben Spaß gemacht.^^
      Zustimmung zum Rest, Etain ist ausgeflogen und Ulysses kümmert sich mehr um seine Hündin als alles, was Timmy sonst noch angestellt hat.

      Vexor schrieb:

      Apropos Vogel im Käfig: Luca bereitet ihre Flucht vor. Also du vom Silberanzug gesprochen hast, dachte ich schon, dass sie ihre TF nutzt, um so irgendwie einen Fluchtweg zu kreieren, aber die Schraube tot es natürlich auch. Mich wundert es ein wenig, dass Remington sie einfach so gehen/gewähren lässt. Immerhin war das ja ein tätlicher Angriff. Aber umso besser für die Blonde. Es wird Zeit, dass ihr Handlungsstrang in Gefangenschaft allmählich mal zu Ende geführt wird.
      Luca hat ja Seesteinfesseln um, damit kann sie ihre TK nicht nutzen. Sonst hätte sie es längst versucht. Seit Effie ist sie ja zumindest ansatzweise in der Lage, ihre Kräfte auch ohne ihr Rapier anzuwenden. Und Remington hat nicht zurückgeschossen, weil a) Luca offiziell noch immer unter Ulysses' Schutz steht und b) er Remington ist. xD


    • Kapitel 149 - Heredita Pandemonium I

      So es geht weiter mit einem sehr unterhaltsamen Kapitel!

      Fangen wir mit dem großen Lob für dieses Kapitel an und zwar der Interaktion zwischen Krill und O'Mara. Ich weiß noch, dass du in der Vergangenheit öfters Bedenken geäußert hast, dass du das Zwischenmenschliche nicht gut darstellen kannst und ich habe es dir in diesem Arc schon öfters gesagt, aber du brauchst hier wirklich absolut keine Bedenken mehr zu haben. Deine Dialoge, deine Interaktionen, die Gefühle, die dort vermitteln möchtest. Das ist alles greifbar, echt und unmittelbar. Du machst das mittlerweile besser als ich es je gemacht habe und damit hast du mich wohl in jedem Aspekt des Schreibens mittlerweile bei weitem überflügelt. Wirklich Hut ab und das war jetzt nicht einmal die stärkste Interaktionsszene, die du bisher geschrieben hast. Das wollte ich nur noch einmal betont haben, da ich in Zukunft keinerlei Selbstzweifel mehr hören möchte diesbezüglich!

      Inhaltlich gut hat mir gefallen, dass Krill sich sehr stark und deutlich positioniert und man merkt, dass Callaghan als zähmendes und Mercedes als vermittelndes Element innerhalb der Gruppe fehlt. Finde das immer wichtig, dass man merkt, wenn sich die Gruppendynamik verschiebt.

      Mary hingegen lässt auch ein wenig in ihr Innerstes blicken und wir bekommen die endgültige Bestätigung/Offenbarung der "Interaktion" zwischen ihr und Callaghan. Generell bin ich ja ein Fan der fragilen und dennoch stahlharten Frau. Ein wenig hatte ich zwar das Gefühl, dass ich diese Szene/diesen inneren Monolog in anderen Worten schon einmal so bei ihr gelesen habe, aber das kann auch einfach nur eine Fehleinschätzung meinerseits sein, da ich sie mir einfach so als Charakter vorgestellt habe.

      Derweil schreitet der Plan mit der kleinen Ondine voran und ich bin wirklich mehr als gespannt, wie das Ganze jetzt nun ablaufen wird. Hearst ist am Ende in der Höhle des Löwen, Ondine wohl schlau genug, damit sie weiß, was zu tun ist und durch die Interaktion mit der Nixe insofern auch geschult, was sie erwarten wird. Dennoch frage ich mich, wie weit werden Mary und die anderen den Mann gehen lassen. Und vor allem wie wird es weitergehen? Geht es jetzt nur darum, ihn ins Bordell zu locken, ihn zu überwältigen und den Standort von Luca endlich zu erfahren? Oder möchte man ihn damit vielleicht auch diskreditieren und seinen öffentlichen Ruf und damit seine Nützlichkeit für Carla minimieren? Vermutlich am Ende wohl eine Mischung aus beiden, aber ich bin genauso gespannt auf den Fortgang der Szene wie Hearst auf die kleine Ondine. (Mit unterschiedlicher Motivation, versteht sich!)

      Zum Flashback zu Hearst fällt mir nicht so viel ein. Also ich weiß nicht, ob da vielleicht noch mehr kommt. Ein wenig gibt es uns wohl den emotional-psychologischen Hintergrund für seine Beweggründe und seine Handlungen. Die Erziehung seines Vaters hat immerhin dafür gesorgt, dass er nicht schwul ist. (Hat er bei Kindern eigentlich eine Präferenz oder geht es ihm einfach nur darum, dass es Kinder sind?). Dass er nen gestörten Päderasten großgezogen hat, könnte ihn vielleicht sogar mit Stolz erfüllen. Zumindest schätze ich den Vater so ein :D

      Insgesamt ein kurzer Kommentar, der aber das wichtigste anspricht, glaube ich. Starkes Kapitel, dass die Handlung vorantreibt und schöne Einblicke in die Hauptcharaktere und wichtigen Nebencharaktere zulässt. Weiter so!

    • Kapitel 149 - Heredita Pandemonium I

      So nachdem ich wieder mal bis fast zur letzten Minute gebraucht habe, kommt jetzt auch mein Kommentar.

      Als ich gestern den ersten Abschnitt deines aktuellen Kapitels gelesen habe, konnte ich mich aufgrund der aktuellen Ereignisse hier im Board der Vorstellung nicht entziehen, was wäre, wenn sich Cliff reizender Vater der Diskussion im Sexismus-Thread beteiligen würde oder sollte ich besser sagen, seine geistigen Brüder toben sich dort bereits aus. <X Mir liegt es auf der Zunge ihn ein Kind seiner Zeit zu nennen, aber da mal wieder beweisen wurde, dass dieses Gedankengut nicht ausgestorben ist, ... *stöhn. Hoffen wir einfach mal, dass gewisse Leute hier nicht reinschauen und auf weitere Ideen kommen die voll banane sind. :thumbdown:

      Aber zurück zum eigentlich Thema. Zwar weiß ich nichts zu genaueres über die wirklich gedanklichen und moralischen Einstellungen der Oberschicht zu Zeiten des Empire und der Industriellen Revolution in GB, aber meine klischeehafte Vorstellung hast du wunderbar getroffen. Nicht nur im ersten Absatz, wo Cliffs Vater ihm einen Vortrag über wahre Männlichkeit hält, sondern auch bei Hearst darauffolgendem auftritt als Leiter seiner Fabrik. Zumindest gehe ich davon aus, dass Cliff irgendeine Art von Spitz/ Kosename für unseren späteren königlichen Uhrmacher ist, (Nachbemerkung, meine Namensübersicht hat mir gerade verraten, dass Hearst eigentlichHeathcliff Bentley heißt und die Suchfunktion im PB hat mich daran erinnert, dass er anscheinend Mitglied von Ziz ist.).
      Dieser sieht sich als Gott seiner Fabrik, der den armen armen Menschen Arbeit gibt, wofür sie ihn lieben und vergöttern, ja sich mit Begeisterung selbst ausbeuten. Da wäre es doch mal interessant zu erfahren, was der einfache Arbeiter hier so wirklich denkt. Wobei es auch durchaus sein kann, dass Hearst hier wirklich ein besserer Arbeitgeber ist und sich besser um seine Belegschaft kümmert, als die anderen Industriellen. Aber seinen wir ehrlich noch unseren Standards geht es seiner Arbeiter trotzdem nicht gut und von der Kinderarbeit brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Besonders weil dies seine Gedanken direkt auf… nennen wir es mal "ungünstige" Abwege bringt, welche ich beim besten Willen nicht unterstützen kann. Aber abgesehen von diesen eher unerfreulichen Zeilen bzw Inhalt, hast du die gesamte Szenerie mal wieder wunderbar dargestellt und dem König der Fabrik einen wunderbaren Auftritt vor seinen Untertanen gegeben.

      Dagegen hat Mary diesmal etwas Probleme sich die Persönlichkeit >Bloody< anzulegen. Dafür ist in letzter Zeit wohl auch zu viel passiert, was sie einfach nicht kontrollieren kann. Dabei hast du durch die literarische Arbeit mit dem Spielgel es wieder sehr gut geschafft ihre zwei Persönlichkeiten oder sollte ich besser sagen ihre innersten Gedanken Gefühle und Erinnerungen darzustellen. Zunächst ihren inneren Kampf und mit den hinzukommen von Fawnes die äußere Stimme, die ihr auch wieder mehr Sicherheit gibt und die Wahrheit ausspricht. Sie hatte diesmal wirklich keine Wahl, weder bei Ulysses noch bei Carla und auch O‘Mara und Co wären bei einem Nein sicher nicht einfach abgezogen.

      Währenddessen wird auch Ondine fein gemacht, wobei ich mir wieder die Frage stelle, was begreift sie wirklich von der ganzen Situation oder sagen wir besser, was hat sie im Kloster schon alles erleben müssen. Bei allen ihren Äußerungen und ihrer gesamten Art, habe ich immer mehr das Gefühl, dass sie genau weiß was geschehen wird/soll. Also dass es sich nicht um kindliche Unwissenheit handelt, sondern ihre normale Art … ihr Spiel... ihr vergnügen ist… Keine Ahnung, ob deutlich wird, was ich meine aber… nun ja, ich denke sie weiß genau um was es geht und was Sache ist und hätte auch wenig Probleme, wenn sie nicht von den anderen "beschützt" würde und siw "nie wirklich in Gefahr wäre" sprich, sie meint/weiß genau was Hearst machen will und würde zur Not auch selbst mit ihm fertig werden.
      Besonders also sie Krill und O'Mara fragt, ob sie wie eine Puppe aussieht und dann bei Krill den Witz mit dem Sehen macht und O'Mara im Prinzip tröstet/beruhigt, hatte ich einfach das Gefühl ihr jemand viel erfahren vor mir zu haben, der einfach etwas mit den beiden Spielen/sie Necken möchte, aber trotzdem genau weiß, was gleich passieren soll und warum die beiden so reagieren.

      Weiterhin erfahren wir, dass sie eine Faszination für Meereslebewesen zu haben scheint, sofern man Fischmenschen so bezeichnen darf. Zusätzlich bekommen wir auch wieder ein paar ihrer schönen Spitznamen zu hören, wobei ich mich Frage, ob sie mit >laFemme Rouge<jetzt die Bloody Mary meint oder doch unsere Lieblingsblut-Bändigerin Triagast. Monsieur Moribond ist dabei natürlich auch nicht zu verachten.^^

      Dem gegenüber stehe ich dem Streit von Krill und O‘Mara teilweise etwas ratlos gegenüber. Denn zum einen muss ich O‘Mara in der Hinsicht recht geben, dass Krill genauso in dem Plan drinsteckt wie er selbst, denn wenn Krill >nein< gesagt hätte, wäre dies auch ein nein gewesen, genauso wie es ein >ja< war, als er Ondine mitnehmen wollte. Weiterhin hat auch er sich vorher einfach mit Ondine davon gemacht, auch wenn es mehr Triagast Idee gewesen ist. Deswegen denke ich eher, dass es darum ging, dass O‘Mara klarer bekommt, was er eigentlich möchte, aber dann kann ich Krills Reaktion und teile seiner Argumente nicht ganz nachvollziehen. Aber wahrscheinlich wird sich da mit weiteren Kapiteln mehr ergeben oder wenn ich gleich Vexors Kommentar gelesen habe.

      Damit möchte ich auch noch einmal zu dem Plan kommen bzw etwas verstehe ich nicht ganz oder sagen wir besser, dieser Punkt ist mir bis jetzt nicht bewusst aufgefallen. Es geht doch darum Hearst in die Finger zu bekommen und ihn letztendlich für sich arbeiten zu lassen bzw an gewisse Informationen zu kommen. Würde es dann nicht reichen ihn in das Bordell zu locken und dann festzusetzen? Warum muss Ondine dafür "schön" gemacht werden bzw muss er sich bei ihr "wohlfühlen". Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich bis jetzt eigentlich davon ausgegangen, dass Hearst Ondine sehen sollte um dann (mit Ihr) ins Bordell zu kommen oder sie in sein Anwesen rein zu lassen, um damit den KGJ zugriff auf ihn zu ermöglichen. Jetzt kommt er aber freiwillig ins Bordell, wo die KGJ eigentlich ohne Probleme zugriff auf ihn hätten, also warum dann doch Ondine zurechtmachen?

      Wie immer war dies ein wunderbares Kapitel, auch wenn ich es in der zweiten Hälfte in Bordell in den abschnitten nicht nochmal extra angesprochen habe. Meine Irritation rund um den "Streit" zwischen Krill und O'Mara wird sich sicher auch bald klären, aber eigentlich bin ich nu sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Fast Mitternacht, aber immerhin pünktlich! :D
      Kapitel 150 trägt den Titel "Die Feilbietung" und kann direkt unter diesem Beitrag gelesen werden. Viel Spaß, wünsche ich.
      Gleichzeitig markiert dieses Kapitel ein kleines Jubiläum und sollte eigentlich mit einem One-Shot gefeiert werden. Aber da ich mich maßlos überschätzt habe, was meine Motivation in den Semesterferien angeht, ist daraus leider nichts geworden. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, das verspreche ich.^^

      Nun noch zu den Kommentaren. Vielen Dank wie immer an euch. :)
      Vexor

      Vexor schrieb:

      Fangen wir mit dem großen Lob für dieses Kapitel an und zwar der Interaktion zwischen Krill und O'Mara. Ich weiß noch, dass du in der Vergangenheit öfters Bedenken geäußert hast, dass du das Zwischenmenschliche nicht gut darstellen kannst und ich habe es dir in diesem Arc schon öfters gesagt, aber du brauchst hier wirklich absolut keine Bedenken mehr zu haben. Deine Dialoge, deine Interaktionen, die Gefühle, die dort vermitteln möchtest. Das ist alles greifbar, echt und unmittelbar. Du machst das mittlerweile besser als ich es je gemacht habe und damit hast du mich wohl in jedem Aspekt des Schreibens mittlerweile bei weitem überflügelt. Wirklich Hut ab und das war jetzt nicht einmal die stärkste Interaktionsszene, die du bisher geschrieben hast. Das wollte ich nur noch einmal betont haben, da ich in Zukunft keinerlei Selbstzweifel mehr hören möchte diesbezüglich!
      Okay, vielen Dank. Die Szene hat mir beim Schreiben tatsächlich Mühen bereitet und mich in neue Selbstzweifel getrieben, aber wenn das Ergebnis gut ist...werde ich nichts sagen. xD
      Danke dir. :)

      Vexor schrieb:

      Inhaltlich gut hat mir gefallen, dass Krill sich sehr stark und deutlich positioniert und man merkt, dass Callaghan als zähmendes und Mercedes als vermittelndes Element innerhalb der Gruppe fehlt. Finde das immer wichtig, dass man merkt, wenn sich die Gruppendynamik verschiebt.
      Ja, das wollte ich herausstellen. Natürlich trieft Krill nahezu vor Doppelmoral, aber genau das ist der Punkt. Krill hat schon immer diese sehr eigene, sehr isolierte Vorstellung von Richtig und Falsch gehabt, war schon immer sehr egozentrisch in seiner Sicht auf die Dinge. Das kollidiert nun mit O'Mara, dem es ironischerweise überhaupt nicht (mehr) um sich selbst geht, sondern allein um Luca. Ein Callaghan hätte den Streit niedergerbrüllt und die dringend notwendige Führung übernommen, eine Mercedes hätte die Vermittlerin gespielt und beide daran erinnert, wofür sie tun, was sie eben tun (obschon sie gegen Ondine als Köder war, natürlich). Aber jetzt hocken die beiden "blanken Nerven" Krill und O'Mara aufeinander, was unweigerlich zu Zahnschmerzen führt. :D

      Vexor schrieb:

      Mary hingegen lässt auch ein wenig in ihr Innerstes blicken und wir bekommen die endgültige Bestätigung/Offenbarung der "Interaktion" zwischen ihr und Callaghan. Generell bin ich ja ein Fan der fragilen und dennoch stahlharten Frau. Ein wenig hatte ich zwar das Gefühl, dass ich diese Szene/diesen inneren Monolog in anderen Worten schon einmal so bei ihr gelesen habe, aber das kann auch einfach nur eine Fehleinschätzung meinerseits sein, da ich sie mir einfach so als Charakter vorgestellt habe.
      Das ist auch die unterschwellige Botschaft, die aus jeder Szene mit ihr hervorgeht. Mary im Kampf mit sich selbst, die selbstbewusste Domina und die unterwürfige Hure. Gegenwart vs. Vergangenheit. Mary ist genau das. Sie versucht ihre Mädchen zu schützen und zu führen, obwohl sie sich selbst nicht immer dazu in der Lage sieht. Die in diesem Kapitel wieder angesprochene Tatsache, dass sie Compeyson überlebt hat, lässt zudem auf ein weiteres zurückliegendes Trauma blicken. In dieser Hinsicht ist Mary eine unfassbar starke Frau in einer Welt, die sie von Anfang an brechen wollte. So sehe ich sie zumindest.

      Vexor schrieb:

      Derweil schreitet der Plan mit der kleinen Ondine voran und ich bin wirklich mehr als gespannt, wie das Ganze jetzt nun ablaufen wird. Hearst ist am Ende in der Höhle des Löwen, Ondine wohl schlau genug, damit sie weiß, was zu tun ist und durch die Interaktion mit der Nixe insofern auch geschult, was sie erwarten wird. Dennoch frage ich mich, wie weit werden Mary und die anderen den Mann gehen lassen. Und vor allem wie wird es weitergehen? Geht es jetzt nur darum, ihn ins Bordell zu locken, ihn zu überwältigen und den Standort von Luca endlich zu erfahren? Oder möchte man ihn damit vielleicht auch diskreditieren und seinen öffentlichen Ruf und damit seine Nützlichkeit für Carla minimieren? Vermutlich am Ende wohl eine Mischung aus beiden, aber ich bin genauso gespannt auf den Fortgang der Szene wie Hearst auf die kleine Ondine. (Mit unterschiedlicher Motivation, versteht sich!)
      Nun. Ich denke bzw. hoffe, dass es tatsächlich eine kleine Überraschung geben wird. Aber vielmehr möchte ich tatsächlich gar nicht sagen, da das neue Kapitel bereits alle Antworten bereithält.^^

      Vexor schrieb:

      Zum Flashback zu Hearst fällt mir nicht so viel ein. Also ich weiß nicht, ob da vielleicht noch mehr kommt. Ein wenig gibt es uns wohl den emotional-psychologischen Hintergrund für seine Beweggründe und seine Handlungen. Die Erziehung seines Vaters hat immerhin dafür gesorgt, dass er nicht schwul ist. (Hat er bei Kindern eigentlich eine Präferenz oder geht es ihm einfach nur darum, dass es Kinder sind?). Dass er nen gestörten Päderasten großgezogen hat, könnte ihn vielleicht sogar mit Stolz erfüllen. Zumindest schätze ich den Vater so ein :D
      Ja, ein Hoch auf den Vater, der seinen ohnehin nicht schwulen Sohn entschwulisiert hat. :D
      Hearst hat, wie sich im neuen Kapitel zeigen wird, eine Präferenz: Mädchen. Zwar sind Kinderhände für ihn generell ein Fetisch, da sie in diesem Stadium noch keine geschlechtsspezifische Reifung durchgemacht haben, aber seine Präferenz sind Mädchen. Speziell der Typus Puppe, der angesichts von Catherines Beinamen durchaus Brisanz beinhaltet, hat es ihm angetan. Deswegen wurde Ondine derart ausstaffiert.

      Dieser kleine Flashback sollte auch nur die Grundlage dessen bilden, was Hearst zu dem gemacht hat, der er ist. Da wird noch mehr folgen und damit hoffentlich das Bild eines komplexen Mannes vervollständigen -- zumindest hoffe ich das, da ich Hearst als Charakter sehr "mag".
      qoii

      qoii schrieb:

      Als ich gestern den ersten Abschnitt deines aktuellen Kapitels gelesen habe, konnte ich mich aufgrund der aktuellen Ereignisse hier im Board der Vorstellung nicht entziehen, was wäre, wenn sich Cliff reizender Vater der Diskussion im Sexismus-Thread beteiligen würde oder sollte ich besser sagen, seine geistigen Brüder toben sich dort bereits aus. Mir liegt es auf der Zunge ihn ein Kind seiner Zeit zu nennen, aber da mal wieder beweisen wurde, dass dieses Gedankengut nicht ausgestorben ist, ... *stöhn. Hoffen wir einfach mal, dass gewisse Leute hier nicht reinschauen und auf weitere Ideen kommen die voll banane sind.
      Lustigerweise ist der Monolog bereits vor einigen Wochen entstanden und wurde von mir nur erst jetzt eingebaut. Umso schockierender, wie authentisch die Szene im Vergleich mit diesen Spezialisten anmutet. Dieses antiquierte, sexistische Denken ist in seinem Wesen derart stumpf und transparent, dass ich es genau so reproduzieren konnte, wie es sich momentan im Board hervortut. Irgendwie gruselig, aber für mich als Schreiber natürlich nicht unbefriedigend. Mission erfüllt, würde ich sagen. :D

      qoii schrieb:

      Aber zurück zum eigentlich Thema. Zwar weiß ich nichts zu genaueres über die wirklich gedanklichen und moralischen Einstellungen der Oberschicht zu Zeiten des Empire und der Industriellen Revolution in GB, aber meine klischeehafte Vorstellung hast du wunderbar getroffen. Nicht nur im ersten Absatz, wo Cliffs Vater ihm einen Vortrag über wahre Männlichkeit hält, sondern auch bei Hearst darauffolgendem auftritt als Leiter seiner Fabrik. Zumindest gehe ich davon aus, dass Cliff irgendeine Art von Spitz/ Kosename für unseren späteren königlichen Uhrmacher ist, (Nachbemerkung, meine Namensübersicht hat mir gerade verraten, dass Hearst eigentlichHeathcliff Bentley heißt und die Suchfunktion im PB hat mich daran erinnert, dass er anscheinend Mitglied von Ziz ist.).
      Ja, Benedict Hearst ist eigentlich Heathcliff Bentley. Jedoch ist er bereits schon so lange Teil der Insel, dass er längst zu seinem Alter Ego geworden ist. Hearst ist, so meine ich, eine sehr komplexe Figur und rein charakterlich einer meiner Lieblinge dieses Arcs. Ich denke, mit voranschreitender Handlung werdet ihr verstehen, wieso ich den Charakter so schätze. Dieser erste Einblick in seine Natur und sein Wesen ist nur ein Anfang gewesen.

      qoii schrieb:

      Dieser sieht sich als Gott seiner Fabrik, der den armen armen Menschen Arbeit gibt, wofür sie ihn lieben und vergöttern, ja sich mit Begeisterung selbst ausbeuten. Da wäre es doch mal interessant zu erfahren, was der einfache Arbeiter hier so wirklich denkt. Wobei es auch durchaus sein kann, dass Hearst hier wirklich ein besserer Arbeitgeber ist und sich besser um seine Belegschaft kümmert, als die anderen Industriellen. Aber seinen wir ehrlich noch unseren Standards geht es seiner Arbeiter trotzdem nicht gut und von der Kinderarbeit brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Besonders weil dies seine Gedanken direkt auf… nennen wir es mal "ungünstige" Abwege bringt, welche ich beim besten Willen nicht unterstützen kann. Aber abgesehen von diesen eher unerfreulichen Zeilen bzw Inhalt, hast du die gesamte Szenerie mal wieder wunderbar dargestellt und dem König der Fabrik einen wunderbaren Auftritt vor seinen Untertanen gegeben.
      Hearst ist sich zumindest der Ausbeutung bewusst und handelt durchaus altruistisch, bedenkt man seine innovative Stadtplanung und die vergleichsweise beträchtlichen Gehälter, die er zahlt. Das halbe Stadtviertel Jaggers ist praktisch seine Idee, um weniger Menschen in den toxischen Fabriken des Bezirks Union Black arbeiten zu lassen. Hearst ist also definitiv nicht der schlimmste Fabrikant in den Zeiten der tödlichen Industrie, aber angesichts seiner dunklen Geheimnisse und der zynischen Selbstgefälligkeit, mit der er seine Arbeiter behandelt, auch nicht der wirtschaftliche und soziale Heilsbringer, als den ihn viele verehren. Aber welcher Mensch wird schon seiner eigenen Legende gerecht?^^

      qoii schrieb:

      Dagegen hat Mary diesmal etwas Probleme sich die Persönlichkeit >Bloody< anzulegen. Dafür ist in letzter Zeit wohl auch zu viel passiert, was sie einfach nicht kontrollieren kann. Dabei hast du durch die literarische Arbeit mit dem Spielgel es wieder sehr gut geschafft ihre zwei Persönlichkeiten oder sollte ich besser sagen ihre innersten Gedanken Gefühle und Erinnerungen darzustellen. Zunächst ihren inneren Kampf und mit den hinzukommen von Fawnes die äußere Stimme, die ihr auch wieder mehr Sicherheit gibt und die Wahrheit ausspricht. Sie hatte diesmal wirklich keine Wahl, weder bei Ulysses noch bei Carla und auch O‘Mara und Co wären bei einem Nein sicher nicht einfach abgezogen.
      Schön, dass dir die Szene gefallen hat. Mary ist eine Frau im Konflikt mit sich selbst; der Person, die sie ist, und der Person, die sie einst war. Ihre Vergangenheit holt sie ein, während sie in der Gegenwart um ihre Zukunft bangen und kämpfen muss. Diese Extremsituation, gepaart mit ihren allgegenwärtigen Traumata bezüglich Macht, Unterwerfung und Dominanz, führen Mary auf einen sehr fragilen Weg. Natürlich hatte Mary keine andere Wahl, als sich Ulysses und Carla zu unterwerfen -- doch angesichts ihrer Vergangenheit nagt diese Entscheidung an ihr, egal wie unausweichlich sie war.

      qoii schrieb:

      Währenddessen wird auch Ondine fein gemacht, wobei ich mir wieder die Frage stelle, was begreift sie wirklich von der ganzen Situation oder sagen wir besser, was hat sie im Kloster schon alles erleben müssen. Bei allen ihren Äußerungen und ihrer gesamten Art, habe ich immer mehr das Gefühl, dass sie genau weiß was geschehen wird/soll. Also dass es sich nicht um kindliche Unwissenheit handelt, sondern ihre normale Art … ihr Spiel... ihr vergnügen ist… Keine Ahnung, ob deutlich wird, was ich meine aber… nun ja, ich denke sie weiß genau um was es geht und was Sache ist und hätte auch wenig Probleme, wenn sie nicht von den anderen "beschützt" würde und siw "nie wirklich in Gefahr wäre" sprich, sie meint/weiß genau was Hearst machen will und würde zur Not auch selbst mit ihm fertig werden.
      Guter Punkt, auf den ich nicht allzu ausschweifend eingehen kann oder werde.^^
      Ondine ist ein Kind, wie selbst Cassiopeia feststellen musste. Jedoch sieht und begreift sie die Welt auf eine Weise, die anderen Kindern und gar manchem Erwachsenen fremd erschiene. Dazu aber mehr, wenn es soweit ist. ;)

      qoii schrieb:

      Besonders also sie Krill und O'Mara fragt, ob sie wie eine Puppe aussieht und dann bei Krill den Witz mit dem Sehen macht und O'Mara im Prinzip tröstet/beruhigt, hatte ich einfach das Gefühl ihr jemand viel erfahren vor mir zu haben, der einfach etwas mit den beiden Spielen/sie Necken möchte, aber trotzdem genau weiß, was gleich passieren soll und warum die beiden so reagieren.
      Die Frage ist: Weiß Ondine um die Wirkung ihrer Taten und Worte? Oder ist sie am Ende doch nur ein Kind, das im und für den Augenblick lebt?

      qoii schrieb:

      Weiterhin erfahren wir, dass sie eine Faszination für Meereslebewesen zu haben scheint, sofern man Fischmenschen so bezeichnen darf. Zusätzlich bekommen wir auch wieder ein paar ihrer schönen Spitznamen zu hören, wobei ich mich Frage, ob sie mit >laFemme Rouge<jetzt die Bloody Mary meint oder doch unsere Lieblingsblut-Bändigerin Triagast. Monsieur Moribond ist dabei natürlich auch nicht zu verachten.^^
      Ondine ist auf Krill geprägt, daher ihr Interesse an Fisch- und Meermenschen. Aber generell findet Ondine Gefallen am Meer und an maritimen Szenerien, wie ihre kurze Wanderung im Nebel an der Seite von Ddalus gezeigt hat. Ganz umsonst habe ich sie nicht nach den Undinen benannt. :D
      Und mit La Femme Rouge ist tatsächlich Mary gemeint -- für Cassiopeia hat sie einen gemeineren Beinamen parat, soviel sei gesagt. xD

      qoii schrieb:

      Dem gegenüber stehe ich dem Streit von Krill und O‘Mara teilweise etwas ratlos gegenüber. Denn zum einen muss ich O‘Mara in der Hinsicht recht geben, dass Krill genauso in dem Plan drinsteckt wie er selbst, denn wenn Krill >nein< gesagt hätte, wäre dies auch ein nein gewesen, genauso wie es ein >ja< war, als er Ondine mitnehmen wollte. Weiterhin hat auch er sich vorher einfach mit Ondine davon gemacht, auch wenn es mehr Triagast Idee gewesen ist. Deswegen denke ich eher, dass es darum ging, dass O‘Mara klarer bekommt, was er eigentlich möchte, aber dann kann ich Krills Reaktion und teile seiner Argumente nicht ganz nachvollziehen. Aber wahrscheinlich wird sich da mit weiteren Kapiteln mehr ergeben oder wenn ich gleich Vexors Kommentar gelesen habe.
      Krill, wenngleich hochgradig doppelmoralisch und selbstgerecht, stellt O'Mara hier die direkte und dabei doch sehr doppelbödige Frage, warum er sich derzeit verhält, wie er sich verhält. Krills Grund, mit Cassiopeia zu gehen, war Ondine. Auch war das Interesse an Ondine für ihn die Begründung, sich gegen Mercedes und für den Plan der Huren zu entscheiden. Krill hat O'Mara also gefragt, warum er sich dafür entschieden hat; warum er derzeit derartig erratisch und impulsiv handelt und sich gar allein einer Gefahr wie Ulysses aussetzt. Die Frage "Wer ist deine Ondine?" ist eindeutig: Krill hat O'Mara über seine eigenen unterdrückten Gefühle aufgeklärt. Denn mittlerweile dürfte klar sein, dass es O'Mara nicht vordergründig um Carla oder Ulysses oder seine Erinnerungen geht. Er will nur eines, oder eher: Jemanden.^^

      Vex hat dabei einen weiteren Punkt angesprochen: Das Gruppengefüge zerbricht. Krill und O'Mara sind wie zwei gegensätzliche Pole. Krill ist kühl, unnahbar, emotional entrückt und in seinem Denken schwer zu durchschauen. O'Mara hingegen ist leicht zu verstehen, getrieben von Süchten, Trieben und Gefühlen, die er nur schwer verbergen kann. Es war nur eine Frage der Zeit, bis diese beiden ungleichen Männer aneinandergeraten, sobald Callaghans Führung und Mercedes' Fürsorge wegfallen.

      qoii schrieb:

      Damit möchte ich auch noch einmal zu dem Plan kommen bzw etwas verstehe ich nicht ganz oder sagen wir besser, dieser Punkt ist mir bis jetzt nicht bewusst aufgefallen. Es geht doch darum Hearst in die Finger zu bekommen und ihn letztendlich für sich arbeiten zu lassen bzw an gewisse Informationen zu kommen. Würde es dann nicht reichen ihn in das Bordell zu locken und dann festzusetzen? Warum muss Ondine dafür "schön" gemacht werden bzw muss er sich bei ihr "wohlfühlen". Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich bis jetzt eigentlich davon ausgegangen, dass Hearst Ondine sehen sollte um dann (mit Ihr) ins Bordell zu kommen oder sie in sein Anwesen rein zu lassen, um damit den KGJ zugriff auf ihn zu ermöglichen. Jetzt kommt er aber freiwillig ins Bordell, wo die KGJ eigentlich ohne Probleme zugriff auf ihn hätten, also warum dann doch Ondine zurechtmachen?
      Kurzum: Hearst soll sich fallen lassen. Er soll sich gänzlich auf Ondine fokussieren. Jeder schwache Moment soll ausgenutzt werden, denn obschon Krill und O'Mara physisch nichts zu befürchten haben dürften, so könnte jeder Fehler Mary oder ihren Mädchen das Leben kosten. So ist es ja bereits einmal in der Vergangenheit geschehen. Dieses Versagen will Mary nicht wiederholt sehen.
      Ondine fungiert also als eine Art Götze, dessen Macht sich Hearst nicht entziehen kann. Der Überraschungsmoment ist der entscheidende Faktor, den es mit allen Mitteln auszuschöpfen gilt. Es war vielleicht nicht grundsätzlich nötig, Ondine derart auszustaffieren, aber es hilft. Und das ist alles, was für Mary (und O'Mara) zählt.

      qoii schrieb:

      Wie immer war dies ein wunderbares Kapitel, auch wenn ich es in der zweiten Hälfte in Bordell in den abschnitten nicht nochmal extra angesprochen habe. Meine Irritation rund um den "Streit" zwischen Krill und O'Mara wird sich sicher auch bald klären, aber eigentlich bin ich nu sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.
      Ich hoffe, ich konnte dir etwas Klarheit verschaffen. :)


    • Kapitel 150 - ???

      Kapitel 150 - Die Feilbietung

      Dort wartete sie, ein kostbarer Frühblüher auf den schneeweißen Seidenlaken des hochherrschaftlichen Himmelbettes. Die gebundenen Strähnen ihres königsblauen Zopfes, das Rot der hineingeflochtenen Nelken, ihre ungeküssten Kusslippen — Benedict Hearst verweilte vor den langen wabernden Vorhängen wie ein Mann, der zum ersten Mal in seinem Leben wahre Kunst erblickte. Obschon sich sein anschwellendes Fleisch nach ihrem kleinen, weißen Körper verzehrte und seine Fantasie bereits die mächtigen Hände um die winzigen Fingerchen schloss, näherte sich der Uhrmacher dem wunderschönen Kleinod um keinen Schritt. Fürchtete er, die verzauberte Nymphe würde in die weißen Fluten entfliehen oder, einer Fata Morgana gleichend, binnen eines Augenblicks verglühen, bevor er sie würde fassen können? Er war ein Mann von 62 Jahren und doch fühlte er sich wie ein unbedarfter Knabe. Er war drinnen und draußen, gefangen in der Demimonde.
      Kaum lebendiger als die Puppen, die seine kleine Prinzessin einst so abgöttisch geliebt hatte, ruhte das blaue Geschöpf auf dem Bett. Ihre Knie, rein von den Makeln der wunden Frauen, lugten neugierig unter dem rosenbestickten Saum des entzückenden weißen Kleidchens hervor. Wollten sie ihn begrüßen? Plötzlich begriff Hearst die Botschaft hinter dem Pinselstrich und die Einladung auf der weißen Haut, die sie ihm zeigte. Beinahe hörte er das sehnsüchtige Flüstern in der stehenden Luft. Sie wollte ihn, und zu widerstehen hieße, das Atmen aufzugeben oder die Schönheit eines Sonnenuntergangs mit Verachtung zu strafen. So lüftete er den weißen Vorhang des Himmelbettes wie den Schleier seiner Braut. Nur kleine Mädchenkörper verströmen diesen unbeschreiblichen Duft, der zwischen den Seidenstoffen in der Luft oszillierte. Eine reinigende Woge, eine Emanation seltenster Unbeflecktheit, die noch nicht vom stinkenden Sündenpfuhl der Welt in schändliches Monatsblut getränkt worden war. Er sah sie und sie sah ihn. Doch fühlte sie auch, was er fühlte beim Anblick ihrer Kirschlippen? Beim vorsichtigen Umschmeicheln ihrer runden, samtigen Bäckchen mit Blicken so zögerlich, als könnte ein einziger falscher Augenaufschlag ihre Porzellanhaut zerbrechen?
      Noch bevor er ein Wort zu sagen wusste, öffnete sich plötzlich ihr roter Schmollmund und wisperte:
      »Sir Benedict, darf ich auf deinem fetten Schwanz reiten?«
      Sofort klaffte eine verunsicherte Furche auf der Stirn des Uhrmachers auf und Ondine, welche noch keinen Ton hervorgebracht hatte, tat es ihm verblüfft gleich. Für den großen Mann aber starrte dieses kleine Mädchen lüstern zurück. Auf allen Vieren räkelte es sich, streckte der Welt ihren knospenden Mädchenpo entgegen.
      »Bitte, Sir Benedict«, raunte sie lasziv. Ihre Milchzähne formten das Lächeln einer Hure. »Lass mich deinen fetten Schwanz reiten, bis meine Fotze ganz blutig ist!«
      »Du…solltest so etwas nicht sagen…«, presste er hervor — zu gleichen Teilen angewidert von ihren Worten und von der pochenden Erektion, die seinen Hosenbund zu sprengen drohte.
      »Bitte?«
      Ihre Stimme war verändert. Zarter, perfekter. Die wahre Ondine hatte gesprochen und mit einem Schlag vertrieben, was den Uhrmacher zuvor beherrscht hatte.
      »Monsieur, du siehst ganz blass aus. Geht es dir gut?«
      »Ich…ich…«
      Verwirrt und beschämt wandte Hearst den eisblauen Blick ab. Sein Verstand hatte ihn sehen und hören lassen, was er in den tiefsten, dunkelsten Schlünden seiner Seele wahrhaftig begehrte. Ondine saß noch immer auf den Knien, ganz die zarte blaue Blume seiner Träume, jedoch hasste er sie plötzlich für ihre Reinheit und ihre Tugend, wollte ihre reizvolle Blüte pflücken und rupfen und nichts zurücklassen als einen brachen deflorierten Acker. Er wollte sie besitzen, unterwerfen, ihren kleinen Körper packen und gegen die Wand pressen und sie spalten wie—
      »…alt bist du?«, fragte er schnaubend wie ein brünstiger Ochse, der schweißperlende Fliegenschwärme von seiner Stirn vertreiben musste, »Wie alt bist du, meine Liebe?«
      An sechs kleinen Fingerchen zählte Ondine sechs kleine Jahre ab, was Benedict Hearst bis ins Mark zu erschüttern schien. Mit unfassbarer Panik in den markanten, eisernen Zügen stürzte er aus dem Bett, wie ein Tobsüchtiger einen manischen Monolog brabbelnd:
      »Du…bist zu jung, zu jung…das…darf nicht…zu jung, ich könnte nicht…darf nicht…du bist so…so schön, so…«
      Scheinbar gegen seinen Willen und von einer höheren Macht besessen, reckte sich die mächtige Pranke des Uhrmachers nach ihrem Gesichtchen.
      »Nein!«, brüllte er sofort, befahl die abtrünnigen Fingerkuppen wieder zurück, auf dass sie durch sein schwarzes, grauwelliges Haar fuhren und seinen Wahnsinn bühnenreif untermalten. »Sie ist zu jung, ich kann nicht…Verzeih mir, meine Kleine! Oh, Gott! Verzeih mir!«
      Endlich schien er sich gefasst zu haben, trat entschlossen die Flucht gen Tür an — und erwachte an einen eisernen Stuhl gefesselt.

      »Willkommen zurück«, echote eine raue, garstige Stimme durch seinen brennenden Geist. Sie gehörte nicht dem roten Krakenmenschen, der in einem pastellfarbenen Sessel vor ihm saß, sondern dem blonden Mann hinter jenem an der Wand.
      »Das ist Roger, ich bin Rayleigh, du fickst kleine Mädchen und wir wollen wissen, wo Carla unsere Freundin versteckt hält. Wenn du uns in weniger als 10 Sekunden antwortest, darfst du vielleicht deinen kinderschändenden Schwanz behalten. Eins…«
      »Was?! Wer?!«
      »Zwei…«
      »Wisst ihr eigentlich, wer ich—?!«
      »Scheiß drauf. Zehn.«
      Wie ein beseelter Golem schälte sich der Kraken Tentakel um Tentakel aus seinem Sitz und lüftete die Klinge des bläulichen Katanas, dessen Griff den Uhrmacher zuvor ausgeknockt hatte.
      »Wartet! Ihr…ihr seid die Kopfgeldjäger, natürlich! O'Mara, Krill!«
      »Messerscharf deduziert, Arschloch. Schneid ihn ab, Krill.«
      Der Meermann setzte soeben die Spitze der Schneide an Hearsts gefangenen Schoß, da schneite Fawne Chastain mit einer ledergebundenen Akte zur Tür herein, als habe sie die steingehauenen Gebote eines neuen Gottes im Schlepptau.
      »Gentlemen, bitte. Blut ruiniert das Parkett. Wenn ihr gestattet?«
      Widerwillig ließ O'Mara sie gewähren, jedoch nicht ohne sich zuvor bedrohlich über dem gefesselten Hearst aufzubauen und ihm einen zwiebelnden linken Haken zu verpassen, dem ein Backenzahn zum Opfer fiel.
      »Sag deinem Schwanz trotzdem Lebewohl«, knurrte der Blonde bösartig, »Nur zur Sicherheit.«
      »Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte Mary, die auf das winselnde Röcheln des Uhrmachers hin in das Zimmer gestelzt kam. Ihre Miene war hart wie Stahl, aber schmunzelte über den Worten: »Ich nämlich schon.«
      »Du falsche Schlange«, kläffte Hearst aus bluttropfenden Lippen, »Verräterin! Ich hätte es wissen müssen! Du hinterlistige, schwanzlutschende—!«
      Die Ohrfeige der Gesellschafterin im Sessel brachte ihn zum Schweigen. Fawnes Handrücken pochte, doch die Genugtuung wog den Schmerz wieder auf.
      »Rede nicht so mit ihr, und hör mir genau zu. Dein Leben kann dir gleichgültig sein, denn sobald du uns verrätst, wo sich Luca aufhält, ist es verwirkt. Die Hunde des Bastardkönigs werden dich bis an das Ende der Welt jagen und zerfleischen, sobald du es erreicht hast.«
      »Narren! Dafür werdet ihr Schwachköpfe hängen! Mir zu schaden wäre die gröbste und letzte Torheit eures armseligen Lebens!«
      Klatschend brachte ihn ein salopper, nasser Schwinger aus Krills Tentakelfundus zum Schweigen. Sofort zierten die Abdrücke dreier Saugnäpfe wie frische Knutschflecke das wohlgealterte, aber wutbrandig verzerrte Gesicht des Gefangenen.
      »Augen auf mich, Hearst.« In Fawnes Stimme kondensierte hochkonzentriertes diplomatisches Kalkül. »Du kannst dich nicht retten. Deine Zeit ist um.«
      Buchhalterisch öffnete sie das schwere Manifest auf ihrem Schoß, die rahmenlose Brille tief in die Nase geschoben und eine liederliche braune Strähne aus dem strengen Gesicht scheuchend.
      »Sieh her.«
      Mit grenzenlosem Entsetzen entdeckte Hearst durch den Tränenfilm in seinen eisblauen Augen eine penible und bis auf den letzten Berry genau geführte Auflistung seiner Sünden.
      Lisa, 12, 1.000.000 Berry. Theresa, 13, 800.000 Berry. Alisson, 11, 1.500.000 Berry. Belle, Suzy, Esther, Shelly, Mina, Dory, Winnifred, Tamara, Liz…Sie alle und so viele weitere Namen warteten als in Tinte gebannte Erinnyen auf einen Befehl ihrer bürokratischen Herrin, um loszuschlagen und das Leben des royalen Uhrmachers in Trümmer zu legen.
      »Nein…«, brauste Hearst fassungslos auf, »Ich habe diesen Mädchen nichts getan! Niemals! Keine Hand habe ich an sie gelegt! Ich habe ihnen nie ein Haar gekrümmt!«
      »Aber sie haben an dich Hand angelegt«, bemerkte Mary zynisch, »Jede Einzelne wird das mit Freuden bezeugen.«
      Vorsichtig siegesgewiss lächelte Hearst ihren Einwand fort.
      »Unmöglich. Ich habe sie fortbringen lassen. Keines dieser Mädchen befindet sich noch in eurer Reichweite!«
      »Tatsächlich?«, erwiderte die Hurenmutter gelassen, »Liz, meine Liebe!«
      Blanke Bestürzung entsprang dem eisernen Antlitz des Uhrmachers, als die kleine Liz mit den Brüsten und Händen einer Heranwachsenden unter dem Türrahmen erschien. Ihr kastanienbraunes Haar war kürzer als damals und verschandelte selbst die letzten kindlichen Reize, die die unbarmherzige Natur ihrem pubertierenden Körper bislang gelassen hatte.
      »Liz…«, überkam es ihn, »Was…ist nur mit dir passiert?«
      »Sie ist älter geworden«, antwortete Mary anstelle des Mädchens, »Sind sie alle, und sie beginnen zu begreifen, was du und Männer wie du ihnen angetan haben.«
      »Und ich werde es in die Welt hinausschreien!«, meldete sich Liz endlich zu Wort. Derart gereift und selbstbestimmend wohnten der nunmehr Sechzehnjährigen keine der lieblichen Tugenden mehr inne, welche Hearst einst an ihr geliebt hatte. Sie war alt und hässlich geworden, wie alle kleinen Mädchen alt und hässlich werden.
      »Oh, meine Liz. Du wirst hängen, genau wie sie. Mach so weiter und du…«
      »Danke, Liz.« Auf Marys Geheiß zerstäubte sich das Mädchen in den dunklen Gängen des Bordells, während Fawne eindrücklich und erbarmungslos in das Ohr des schweißgetränkten Hearst raunte:
      »Was passiert wohl, wenn diese Mädchen gegen dich aussagen? Ja, ganz recht. Wir haben sie alle ausfindig gemacht, jedes Mal aufs Neue.«
      »Und…und wenn schon!«, versuchte sich Hearst selbst zu überzeugen, »Sie sind…Huren! Niemand wird ihnen Gehör schenken, niemand wird mich verurteilen! Diese Stadt verzeiht jede noch so verabscheuungswürdige Sünde, solange sie an Frauen wie euch verübt wird! Das wisst ihr! Ihr seid bedeutungslos, ihr seid nichts! Die Menschen werden sich wegdrehen und sie werden die Grausamkeit hinnehmen, wenn sie sich damit nur ihre wohlgehütete Ignoranz bewahren können, die nichts sieht und nichts hört von euren erbärmlichen Schreien! Ich bin Sir Benedict Hearst! Unzählige Leben ruhen auf meinen Schultern. Diese Mädchen sind NICHTS im Vergleich, NIEMAND wird mich anklagen! Weil diese verkommene Stadt mich braucht!«
      »Mag sein«, fistelte Mary nach dieser flammenden Ansprache gehässig, »Du magst in die trüben Wasser entfleuchen können, doch gilt das auch für…Unsere Majestät?«
      Der Fieberschub, den Hearst bei dieser Bemerkung erlitt, schlug ihn mit unbändiger, blinder Raserei. Die massiven Ketten rasselten und gellten und schepperten. Krill und O'Mara mussten den eisernen Thron des wildgewordenen Gefangenen festklammern, um dessen krachenden Sturz auf den dunklen Holzboden zu verhindern.
      »ICH HABE MEINE KLEINE PRINZESSIN NIEMALS ANGEFASST IHR VERLOGENEN DRECKIGEN HUREN FAHRT ZUR HÖLLE IHR ALLE ICH HABE SIE NIEMALS ANGEFASST NIEMALS WÜRDE ICH MEINER KLEINEN CATHERINE ETWAS ANTUN BRENNEN SOLLT IHR UND EURE GESPALTENEN ZUNGEN SOLLEN BRENNEN IHR KRANKEN BASTARDE!«
      »Große Worte vom königlichen Kinderficker«, spöttelte O'Mara über den tobenden Anfall des Uhrmachers hinweg, bevor er diesen mit einem gezielten Fausthieb zur Besinnung prügelte.
      »Zuhören, Arschloch. Mir geht deine ›kleine Prinzessin‹ am Arsch vorbei. Soll sie bis ans Ende ihrer Tage auf überpuderten Diplomatenbällen Schweineeuter in Minzsauce fressen und mit Kolonialherren beim Tee um Sklaven schachern. Ich will nur eine Sache von dir, hörst du? Nur eine Frage musst du mir beantworten, um die arme kleine Catherine vor dieser Schande zu bewahren…«
      »Ich habe sie nicht angefasst!«, schluchzte Hearst wie ein Kind. Jeder Lebensgeist hatte seinen gestählten Körper fluchtartig verlassen. »Meine kleine Prinzessin…bitte…niemals würde ich…«
      »Oh, ich glaube dir«, versprach nun Mary mit einer verstiegenen sadistischen Sanftheit, die selbst Krill die Saugnäpfe zu Berge stehen ließ. Sämig wie Blut floss die Domina in ihrem verruchten roten Leder an O'Mara vorbei, um sich tief zum wimmernden Hearst hinunterzubeugen und seine bebenden Wangen in ihre behandschuhten Hände zu betten.
      »Geheimnisse, Lügen und Wahrheiten sind wie die Wolken und der Kohlendampf: In dieser Stadt nahezu unmöglich zu unterscheiden. Wer also soll dir glauben? Wer wird glauben, dass ein notorischer Kinderbesamer wie du seine abartigen Griffel bei sich behalten konnte? All die Jahre standest du ihr zur Seite. Du hast sie praktisch großgezogen. Was glaubst du? Wie lange würde es dauern, bis unsere geliebte Puppenkönigin öffentlich als Matratzenmonarchin diffamiert würde?«
      »Nein! Oh, Herr!«
      »Der wird dir nicht helfen.« Mary kanalisierte ihre innere Carla mit Bravour. »Du allein kannst deine kleine Prinzessin noch retten. Du bist ihre einzige Hoffnung, Hearst, also sag mir: Wo. Ist. Luca?«
      Nicht Sir Benedict Hearst war es, dessen Gesicht sich in diesem Moment rot und tränenentzündet gen Zimmerdecke hob. Es war nicht das stolze Antlitz des royalen Uhrmachers, auf dessen ausgefuchsten Kopfgeburten sich die industrielle Revolution des urmächtigen Commonwealth begründete. Nicht einmal der eisblaue Blick des entbehrenden Ziehvaters. Nein. Heathcliff Bentley sollte die brüchigen Worte sprechen, die Carlas größten Trumpf aushebelten — um das Einzige zu retten, was seiner jahrzehntelangen Scharade unter falscher Flagge einen Sinn gegeben hatte.
      »Union Black. Im Norden von Union Black findet ihr einen Fabrikkomplex namens Engine Barker, in der 26. Liegenschaft. Eure Freundin wird im alten Kesselhaus gefangen gehalten. Das heruntergekommene Gebäude mit Kuppeldach, ist mit dem Rest der Anlage über einen modernen Anbau verbunden. Nicht zu verfehlen.«
      Gebrochen wie ein entehrter Ritter sank Bentley nach diesem Verrat in sich zusammen, während Krill sich in Bewegung setzte. Das Yubitsume geschultert, drängte er O'Mara einen seiner vielsagenden blinden Blicke auf.
      »Jaja, ich weiß schon«, wehrte der Blonde genervt ab, bevor er jedoch beinahe flehend hinzusetzte: »Hol sie da raus.«
      Nickend verschwand Krill und die Huren, welche sich nach diesem Akt der Erpressung schmutziger fühlten als nach so mancher bezahlten Nacht, folgten ihm in einer stillen Prozession.

      »Was ist mit deinem Arm passiert?«
      »Etwas Hässliches.«
      »Verstehe«, schmunzelte Bentley wie ein Mann, dessen letzte Worte vor dem Galgentod ungehört vom Raunen der jubelnden Massen verschluckt wurden. Eine nahezu asketische Bedachtsamkeit ruhte auf den gealterten, maskulinen Gesichtszügen und erfüllte den Uhrmacher mit jener greisen Seelenruhe, die der Jugend fremder war als die Vergänglichkeit.
      »Ulysses ist kein Mann der halben Sachen«, schlussfolgerte er wohlwissend, nachdem O'Mara sich ein Glas Brandy eingefüllt hatte, »Aber du hast ihn überlebt.«
      Verächtlich schniefend sackte der Kopfgeldjäger in den Sessel nieder und genoss sein Saftglas Fusel vor den Augen des durstigen Gefangenen. »Du kennst ihn?«
      »Aus einem anderen Leben«, erwiderte Hearst kryptisch, »Als ich noch ich und sein Weg aus Gold gepflastert war. Oder zumindest hatte man ihm das weisgemacht.«
      Nachdenklich legte der blutende Hearst den Nacken über die unbequeme Eisenlehne und verkniff die schmalen Lippen.
      »Du hast Valentine getroffen, nicht wahr? Er und Ulysses…sie können nicht mehr entkommen. Genauso wenig wie ich. Wir sind längst ein Teil dieser gottlosen Wildnis geworden. Der Geschmack von Blut klebt uns an den Zähnen und wird alles sein, woran wir für den Rest unseres Lebens werden denken können.«
      »Was interessiert's mich?«
      O'Maras Frage klang wie die unschuldige Frage eines kleinen Jungen, obschon der moosgrüne Blick des Blonden keinerlei Unschuld mehr in sich trug. Für einen Moment glaubte Bentley gar, in die trübsinnigen Augen des Bastardkönigs zu sehen und antwortete ehrlich:
      »Weil du einer von ihnen bist. Ein Kind der Gewalt. Ich sehe es an deinen Pupillen. Diesen verzweifelten Fokus, als wärst du unentwegt auf der Suche nach einem sicheren Hafen am unerreichbaren Horizont.«

      Sanfte Ruhe, die sich blau und glänzend und uferlos über dem weißen Schoß der summenden Cocky Lynn ergoss. Sie kraulte die dösende Ondine mit der Hingabe einer großen Schwester und surrte die Melodie ihrer verlorenen Kindheit. Das Einzige, was Cocky aus ihrem Elternhaus mitgenommen hatte, war diese Melodie aus den Lippen ihrer Mutter. Wie ein junges Kätzchen schob Ondine Händchen und Füßchen von sich, in der Luft musizierend, bevor sie sich mit einem saftigen Schmatzen wieder in ihre behütenden Traumlande zurückzog.
      »Sie war großartig«, flüsterte Fawne am gegenüberliegenden Ufer des alabastischen Teppichs. Nixenhaft wie die Nixe neben ihr lehnte sie gegen die violette Polstergarnitur und bedachte das sonderbare Kind mit einem mütterlichen Lächeln.
      »Dieses Mädchen…«, erinnerte sich Abazure an das Bad mit Ondine, »Es ist anders. Ich wusste, sie würde es schaffen.«
      »Anders ist gut«, grinste Cocky Lynn ein volles Grinsen, das ganz nah an Ondines Muschelohr heranfuhr und durch die spitzen Zähne hauchte:
      »Anders ist gut. Lass dir das niemals wegnehmen.«
      Urplötzlich schwangen sich Ondines lange falsche Wimpern auseinander, als sich die blonde Honeycomb der verdächtig raschelnden Garderobe näherte.

      »Ich kann dir keine Antworten geben, ganz gleich, welche Fragen du auch zu stellen gedenkst. Mein Leben mag verwirkt sein, doch meine Loyalität werden sie mit mir begraben.«
      »Ist's also wahr, was man über die virtuose Ehre der Kinderschänder hört«, spottete O'Mara giftig. Hearst schüttelte nur das lockige, ergrauende Haupt wie eine Dornenkrone.
      »Ich habe deine Verachtung nicht verdient. Keinem dieser Mädchen habe ich ein Leid zugefügt. Ich könnte ihnen niemals wehtun. Ich habe sie niemals…«
      »Also sei dir verziehen, weil dir die Kinder nur einen blasen mussten?«
      Hearst schürzte eine gönnerhafte Miene vor, die O'Maras Gnadenlosigkeit zu belächeln schien.
      »Hat es dich schon einmal gejuckt und du konntest nicht kratzen?«, holte der Uhrmacher aus, »Schon einmal einen unstillbaren Appetit verspürt oder einen…Durst, den du nicht löschen konntest?«
      Ertappt nahm O'Mara das halbgeleerte Glas von seinen alkoholtriefenden Lippen, woraufhin Hearst bestärkt fortfuhr:
      »Wie lange hälst du es ohne einen einzigen Schluck aus, hm? Ohne einen winzigen Tropfen? Wann beginnt das Zittern?«
      O'Mara hielt trotzigen Blickkontakt, schweigend.
      »Oh, so schlimm? Na, sowas. Du maßt dir an, deine kleingeistigen Werturteile über mich zu fällen, obschon du dich in deinem bigotten Dünkel um nichts scherst als den nächsten Schnaps. Seit 62 Jahren verzehre ich mich nach diesem nächsten Schluck, O'Mara! 62 Jahre lang sehne ich mich bereits nach dieser verbotenen Frucht, deren süßen Nektar ich niemals geschmeckt habe. Mich zerreißt eine Leidenschaft, die dir zurecht bestialisch erscheint. Doch wer bist du, dass du mich verurteilst? Du magst mich für ein Scheusal halten. Ich versichere dir, das bin ich nicht! Aber ich ringe mit ihm, jeden Tag und jede Nacht! Jede verdammte Sekunde meines Lebens!«

      Mary durchschnitt die Traube aus Huren mit Händen wie Scheren, um sich ihren Weg bis an die Mysterien der altbekannten Garderobe zu bahnen, in der Hearsts schwarzer Mantel die Aufmerksamkeit ihrer Mädchen vereinnahmt hatte. Winzige, kosmische Irrlichter schwirrten in kräuselnden Schwärmen um das magische Gewand und erglühten zu windigen Feuern, wenn das Licht des Kronleuchters im Salon durch die Haarfluten der neugierigen Frauen brach. Das halbe Bordell ergötzte sich an diesem berückenden Schauspiel. Allein die kleine Ondine ließ die allgemeine Aufregung unbeeindruckt zurück. Das aufgeweckte Mädchen strebte nach Höherem und rutschte unbemerkt das Geländer der langen Treppe hinauf.

      »Du und ich, O'Mara. Wir sind vom gleichen Schlag.«
      Der Kopfgeldjäger wollte protestieren, aber Hearst hatte sich längst in einen Rausch geredet. Mit jedem treibenden Wort hämmerten seine gefesselten Hände härter gegen die eisernen Armlehnen und seine Zehen wippten in den glattpolierten schwarzen Schuhen.
      »All diese Menschen da draußen sind nichts als Lämmer. Sie fürchten sich vor dem Rascheln im Unterholz und verkriechen sich des nachts, wenn die Räuber heulen.«
      Mucksmäuschenstill zwängte sich das weiße Gesichtchen der neugierigen Ondine durch den Türspalt, dass Abdrücke ihrer hellen Schminke am Holz abschmierten.
      »Sie alle, O'Mara — die Huren und Bettler und Könige gleichermaßen — sie alle kämpfen nur darum, die Wölfe fernzuhalten.«
      »Ondine!«, fuhr O'Mara beim Anblick des Kindes hoch, »Was machst du hier?«
      »Sie werden uns niemals verstehen…«, monologisierte der Uhrmacher mit düsteren Blicken des Begehrens weiter, während Mary den Mantelärmel zwischen den roten Fingern rieb und so dem dunklen Stoff eine Myriade der aschentänzelnden Zauberflocken austrieb. »Denn wir sind anders!«
      »Halt die Fresse«, bellte O'Mara hart, »Ondine! Geh wieder. Na, los. Mach schon.«
      Das Mädchen ignorierte ihn patzig, stahl sich immer tiefer in den Raum. Gefräßig blähte Hearst die geprügelten Wangen auf.
      »Manche von uns können in den Herden leben und sich damit begnügen, die Krallen in unbeobachteten Momenten an ihren pulsierenden Kehlen zu reiben. Wir geben uns mit Krumen zufrieden, obwohl wir ganze Brocken aus ihren Leibern reißen könnten!«
      »Halt dein Maul, Arschloch! Ondine, du sollst—!«
      Aufgebracht setzte O'Mara auf das Mädchen zu, welches von Hearsts manischen Worten hypnotisiert schien.
      »Wir wollen sie nicht töten, wir wollen es nicht! Doch wir können nicht ewig gegen unsere innerste Natur ankämpfen. Früher oder später übermannen uns unsere Instinkte!«
      O'Mara packte die quengelnde Ondine am Arm und Mary erkannte mit Schrecken — dass es zu spät war.
      »Und am Ende der Nacht werden wir mit Blut an unseren Händen erwachen, O'Mara, denn wir sind keine Lämmer, die die Wölfe fürchten müssen — Wir sind die Wölfe!«
      Die Furie aus Wüstenhitze riss das Bordell aus seinen Grundfesten. Gleich einer Sturmfront, die aus den Tiefen der Erde beschworen wurde, explodierte eine staubende Druckwelle aus dem schwarzen Mantel und zerschmetterte die Garderobe in winzige Splitter. Die Huren flogen durch den zerberstenden Salon, Fenster zersprangen, Sitzpolster platzten, das Obergeschoss erbebte. Entfesselt riss, zerriss, die schreiende Staubwolke Möbel und Wände, Spiegel und Türen, ergoss sich in ihrer unaufhaltsamen Sintflut über die Treppen und zermalmte die Stufen hinter sich.
      Ondines zarter Körper war chancenlos, als die Ausläufer der gewaltigen Detonation sie erfassten und aus O'Maras Griff zerrten. Wie eine ungeliebte Stoffpuppe wurde das Mädchen durch den Raum geschleudert, bis es sich die bloße Stirn am Bettpfosten aufschlug und leblos auf die Dielen prallte.
      Betäubt von Lärm und Chaos folgte O'Mara dem Pfeifen zwischen seinen Ohren und versuchte taumelnden Schrittes zur verletzten Ondine vorzudringen. Nur aus dem verschwommenen Augenwinkel bemerkte er dabei die schwarzen Schatten, die sich aus dem Rücken des gefesselten Hearst freibrachen. Massive, lederartige Schwingen durchstießen die stählernen Ketten und katapultierten den angeschlagenen O'Mara mit der Wucht eines Drachenschweifs aus dem Fenster. Noch bevor er auf dem dreckigen Pflasterstein der Straße aufschlug, umringt von fallenden Scherben und hölzernen Schrapnellen, streckte der Kopfgeldjäger vergeblich die Hand nach dem flatternden blauen Zopf der armen Ondine aus, die in den monströsen Klauen eines geflügelten schwarzen Teufels in die Nacht entführt wurde.

      Sie war gekommen, um zu strafen, und weder Gott noch der Teufel vermochten ihren unerträglichen Zornesschrei niederzubrüllen. Dionisia María Lorca war Rache und Tod und Verdammnis. Schleppen aus Staub quollen wie toxische Dämpfe aus ihrem erlesenen gelben Abendkleid und folgten ihr wie einer tödlichen Braut auf ihrem Weg zum blutgetränkten Altar.
      »MARY!«, brüllte sie — ein Donnerrollen, ein Wüstensturm, der das zusammenbrechende Hurenhaus erzittern ließ. Der sausende Wind, der durch die gesprungenen Fenster einbrach, peitschte ihr schulterlanges Haar zu zischenden Schlangen auf.
      »ZEIG DICH!«
      Jeder stampfende Schritt pulverisierte das Dielenholz unter ihren nackten braunen Füßen und ein bloßer Fingerzeig genügte, um massive Eichenmöbel zu zersprengen. Ohne Mühe hoben Lorcas Gespenster die bewusstlose Becky vom Boden auf und brachen ihr wie einem Nagetier das dünne Genick.
      »MARY!« Der Staub wirbelte heißer als höllisches Feuer um ihr feuerrotes Antlitz. »MARY!«
      Inmitten des zerstörten Gesellschaftssalons fand Lorca die Angeklagte inmitten toter Huren. Zwei schwerverletzte Überlebende, die auf dem Weg der Rächerin ausbluteten, erstickten in den staubtrockenen Gasen; die kleine Liz wurde von Lorca wie eine rostige Blechdose zerquetscht. Eine Kakophonie des Sterbens untermalte das Massaker im Hurenhaus, welches die Vollstreckerin der Schwarzen Witwe zu Ehren der blutspuckenden Mary Kelly abhielt. Verstört und geblendet suchte jene in dieser Verwüstung nach einem Sinn; nach einer Richtung, in der ein Ende des Chaos und des Todes zu finden wäre. Doch alles, was Mary erblickte, waren ihre leblosen Mädchen und die langen nackten Beine der drakonischen Diane Rovira.
      »Hoch mit euch!«
      Augenblicklich breitete sich ein dünner Staubfilm unter Mary, Fawne und den anderen Überlebenden aus, der mit rasender Macht abhob und die Huren gegen die bröckelnde Zimmerdecke heftete. Die benommene Mary spürte, wie Fawne das Leben aus dem Leib gepresst wurde, und versuchte mit aller Kraft, die aufgesprungenen Lippen zu öffnen:
      »Bitte…«
      Mitleidslos ließ Lorca die Blonde zurück auf das demolierte Parkett klatschen. In ihrem zerrissenen roten Lederanzug, mang all der zerfetzten, aufgespießten und verrenkten Leiber, erinnerte die kauernde Mary an einen verschmierten Blutfleck.
      »Wie war das?«, zischte Lorca zornblasig, »Bitte? Erbärmliche Bittgebete sind alles, was der berüchtigten ›Verbotenen Frau‹ einfällt?! Jämmerli—«
      Die Kugel durchstieß Lorcas sehnige Schulter schneller als der Schall, der ihr nachsauste, und malte eine nasse blutige Blume auf ihre gelbe Abendrobe. Fuchsteufelswild warf sie sich herum, nur um von weiteren wässrigen Geschossen gestreift zu werden. Abazure und Cocky Lynn nutzten das überlaufende Toilettenwasser aus dem zertrümmerten Badezimmer, um die keifende Staubfrau mit rasiermesserscharfen Tropfen zu spicken. Sekundenlang hielten die Frauen des Meeres an ihrem Krieg fest, bis sich Lorcas wüstenbraune Schwärme zu schwarzglänzenden Gewitterwolken verhärteten.
      »NEIN«, echote Marys verzweifelter Schrei durch die Nacht, als die stahlharten Staubkörner Cockys jungen Körper durchsiebten und nichts zurückließen als Locken und Fleischfetzen, die an blutigen Fäden zu Boden platschten.
      »Du miese…!«
      Gedankenverlassen stürzte Mary voran, ihre wiederentdeckte Peitsche aus den Trümmern bergend, und ließ einen Hagel aus Hieben auf Lorca niederprasseln. Die verdickten Seesteinklumpen an den Spitzen der Geißeln trieben blutende Furchen in den braunen Rücken der schmerzverzerrt aufschreienden Südländerin — ihre Übermacht aber brach Mary nicht. Ein verheerender Malstrom entstieg Lorcas fleckigen Poren und warf die Huren von den Beinen.
      Obwohl die wunden Pusteln im Gesicht der Schwarzhaarigen nun roter glühten als die Striemen auf ihrer Haut, unterbrach Lorca ihren Blutrausch für eine scholastische Bestandsaufnahme der halbtoten Abazure. Ohne einen einzigen Finger rühren zu müssen, ergriffen ihre unentrinnbaren Staubkrallen die Nixe und ließen sie kopfüber in der Luft baumeln, direkt über der bewegungslosen Mary. Die Hurenmutter blinzelte trüb in die flehenden Augen der Meerjungfrau — und der hilflosen Fawne, die inmitten der anderen Mädchen qualvoll an der Decke erstickte.
      »Altern ist grausam«, hörte sie Lorca heiser zischen, »Aber das…fand ich schon immer überaus erheiternd.«
      »Bitte…nicht«, wimmerte Abazure. Sie spürte mit Grauen, wie sich ihre Flossen spreizten.
      »Woher weiß die Natur nur, wann sie mit dem Spalten aufhören muss? Zweifellos eine Selbstbeherrschung, die ich nicht besitze«, flachste Lorca selbstironisch — und riss die Meerjungfrau in zwei Hälften. Blut und Gedärme platschten auf das entsetzte Gesicht der Hurenmutter, der das Kreischen und Weinen ihrer Mädchen in den Ohren schmerzte.
      »Ah, die Bloody Mary. Durchaus. Jetzt sehe ich es auch.«
      Mit einer unscheinbaren Geste, als wolle sie sich lediglich das schwarze Haar richten, zwang Lorca die Hurenmutter vor sich auf alle Viere. Die restlichen Frauen an der Decke warf sie wie Abfall gegen die bedrohlich knackende Wand hinter sich.
      »Carla vergibt Verrätern nicht«, fauchte sie triefend vor Hitze und Hass, »Sie zerstört sie!«
      Ein schrilles Quieken später rollte der abgerissene blonde Schopf Honeycombs über die löchrigen Dielen.
      »Aufhören…«, flehte Mary aus tränenüberströmten, schwarzverschmierten Augen. Es gab keine Rettung, das wusste sie.
      »Töte mich…bitte, aber…« Ihr zitternder Blick traf die erlischenden Augen Fawnes, die gegen die Wand blutete.
      »Es war meine Entscheidung! Meine Mädchen trifft keine Schuld! Bitte!«, unterwarf sich die Hurenmutter den nackten Füßen der übermächtigen Lorca, »Lass meine Mädchen gehen! Es war allein mein Frevel! Ich habe Carla verraten, nicht sie! Ich bin die Schuldige!«
      »Ich entscheide nicht über Schuld oder Unschuld«, erwiderte Lorca indifferent, »Ich richte nur.«
      »Dann richte mich!«, bettelte Mary, »Töte mich, bestrafe mich! Für dein Vergnügen und für ihre Leben!«
      Hellhörig entließ Lorca die Huren aus ihren staubigen Ketten.
      »Du willst dich opfern? Bist gewillt, für ihre Sünden zu sterben?«
      Felsenfest blickte Mary an ihrer hochragenden Peinigerin empor.
      »Ja!«
      »Nun gut. So sei es. Opfere dich. Töte dich selbst. Vielleicht verschone ich dann deine Mädchen.«
      »Versprich es!«
      Lorca schien die Entschlossenheit der Bloody Mary wahrhaftig zu imponieren. Nach kurzem Nachdenken antwortete sie:
      »Abgemacht.«
      Die Hurenmutter sah keine andere Wahl, als der Teufelin zu vertrauen, und zögerte keine Sekunde. Mit einem letzten Wimpernschlag umarmte sie ihre armen, weinenden Mädchen und lächelte ihrer lieben Fawne zu, deren Mund stumme Worte der Liebe und der Angst formte. In diesem Augenblick fühlte Mary einen ungeahnten, aber gerechten Frieden. Sie mochte ein Leben in fremden Händen geführt haben, doch dieser Tod gehörte ihr allein. Sie starb für die Menschen, die sie liebte — und niemand konnte ihr nehmen, was sie sich selbst nahm, um sie zu retten.
      »Es tut mir so leid«, flüsterte die Bloody Mary Kelly ihren Mädchen zu, Fawne, den entstellten Überresten von Abazure, Honeycomb und Cocky Lynn. Dann klaubte sie einen spitzen Holzsplitter vom Boden auf und rammte ihn sich in den tätowierten Hals. Wieder und wieder und wieder durchstach sie die kathedralischen Tintengeflechte, bis das sprudelnde Blut ihren zusammenfallenden Körper gänzlich umschloss und in einem See aus Hurenrot ertränkte.

      »Miss Dreadful! Wir haben ihn! Wie sie gesagt haben, wir haben den Fischmenschen! A—«
      Millimeter vor den selbstzufriedenen Rabenklauen hatten die aufgeschlitzten Fingerknöchel plötzlich abrupt innegehalten. So nah, dass Carla nur die schwarzen Lippen hätte spitzen müssen, um das fließende Blut zu kosten, zitterte die Faust des Kopfgeldjägers in ihrer Falle. Dennoch schien die Frau in Schwarz sorgenfrei, ihre Teleschnecke mit der Selbstvergessenheit einer schönen Despotin in der Manteltasche verstauend.
      »Wie klein doch die Welt ist«, waberte ihre sonore Stimme durch die lichtlose Gasse, in der O'Maras Körper aufgeschlagen war, »Willkommen in meiner Stadt.«
      Carla genoss das Spiel und ihren Sieg sichtlich. Wie ein wandelnder Schatten schlängelte sie sich an seinem ausgestreckten Arm entlang durch die Nacht. Ein sauberer, blumiger Duft umspielte ihren verruchten Körper und selbst die eisige Luft, die O'Maras zornig gerümpfte Nase schnappatmend einsog, schmeckte nach frischer Reizwäsche. Für einen schwachen Moment gab er sich gar diesem hauchenden Odem hin, bis die gewetzten Rabenlippen in einer sadistischen Metamorphose ekelerregenden arachnoiden Beißzangen wichen.
      »Sagte ich es nicht? Kommt ihr mir zu nahe…«, klickerten die schwarzen Kauwerkzeuge an seinem Hals, »Verfangt ihr euch in meinem Netz — und werdet gefressen!«
      Der Biss stach mit dutzenden spitzen Nadeln und pumpte das Gift der Schwarzen Witwe in seine Adern. Binnen Sekunden spürte der bewegungsunfähige Kopfgeldjäger das Toxin durch seine Muskeln kriechen. Krampfend, schmerzgeschüttelt hing er in den labyrinthischen rasiermesserscharfen Netzen, in die ihn die gerissene Spinne gelockt hatte. Zu kopflos war er beim Anblick des lackschwarzen Korsetts losgestürmt, als dass er die gespannten Fäden im nächtlichen Sturm hätte ausmachen können, die nun in seine Glieder schnitten. Er hing als Fliege in ihrem Netz.
      »Glaubtest du wirklich, mich in meinem eigenen Spiel ausstechen — gar schlagen! — zu können?«, züngelte Carla sinister. An ihrem langen, schwarzen Ledermantel bleckten silbrige Nieten wie Reißzähne und gellten im carnischen Sturm. »Dein niedlicher kleiner Plan war kaum schwerer zu durchschauen als das dunkle Geheimnis des Uhrmachers. Ach, O'Mara…«
      Mit theatralischer Eleganz drückte sie der schweißgebadeten Wange des vergifteten Kopfgeldjägers einen schadenfrohen schwarzen Kuss auf. »Du hast dich mir feilgeboten wie die Huren, die du so leichtsinnig zur Schlachtbank geführt hast.«
      Die Wahrheit in ihren Worten verspottete ihn, gemeinsam mit den lallenden Sturmböen und den schrecklichen Schreien aus dem zusammenstürzenden Bordell.
      »Du hättest ihre kümmerlichen Täuschungsmanöver hören sollen«, amüsierte sich Carla auf Kosten der Toten, doch O'Mara ertrug ihre schneidende Stimme nicht länger und unterbrach sie mit erlahmender Zunge:
      »Wenn du mich umbringen willst…dann mach es endlich!«
      »Verlockend.« Die maliziöse schwarze Sichel zwischen ihren blassen Grübchen kräuselte sich in sublimer Erregung. »Ich muss gestehen, die Versuchung ist groß. Nicht zuletzt, da ich Luca mein Versprechen gab, dich bei der erstbesten Gelegenheit unter meinem Stiefel zu zerquetschen.«
      Das Gift ließ O'Mara würgen. »Was hält dich ab?!«
      »Ihr Männer…«, seufzte Carla kopfschüttelnd, O'Maras unrasiertes Kinn zwischen die schwarzlackierten Fingernägel kneifend, »Die hässlichen Knödel zwischen deinen Beinen sind nicht nur zum Ficken da, weißt du? Spürst du nicht den Sturm, der deine kostbare kleine Manneskraft schrumpfen lässt?«
      Als wäre er ihr devoter Komplize, brauste der Orkan durch die schmale Hintergasse und riss Carlas hochgesteckten Zopf entzwei. Teerschwarze Strähnen flossen über ihre giftigen grünen Schlangenaugen und benetzten die dunklen Lippen mit einer unbeschreiblichen Finsternis, während sie unheilschwanger sprach:
      »Der Wind hat gedreht, O'Mara, und der Winter naht. Harleys kindischer Ungestüm im Auge der Katastrophe war sein Niedergang. Ich hingegen werde die reizvolle Kurzweil vorschnellen Stolzes nicht über meine Ambitionen gebieten lassen.«
      Ihr Opfer noch immer niederstarrend, zurrte sie an einem ihrer Fäden und setzte so einen grausamen Flaschenzug in Gang, der O'Maras umwickelte Hände bis auf den dreckigen Pflasterstein zog. Unter einem Schmerzensschrei zerbarst der Gips um seinen zertrümmerten Arm und ließ den Kopfgeldjäger zähneknirschend auf den Knien zurück.
      »Keine Angst«, flüsterte ihm Carla wie eine schaurige Geliebte zu, »Ich werde dich töten. Doch zuvor wirst du mir zu Diensten sein.«
      Zornentbrannt rotzte ihr O'Mara ins Gesicht. Der schleimige Brocken rutschte schneckenlangsam über ihren markanten Wangenknochen bis in den verzogenen Mundwinkel.
      »Der Bastardkönig scheint ein ungesundes Interesse an deinem Wohlergehen zu haben, welches ich zu meinen Gunsten nutzen werde«, beschloss sie dennoch unbeeindruckt — und zerrte den langen Faden, der den Kopfgeldjäger in die Unterwerfung gezwungen hatte, bis auf den Grund. Japsend vor Schmerz spreizte sich O'Maras rasselnde Brust, als seine Handwurzeln gegen den Pflasterstein abknickten.
      »Was sieht McKenna in dir?«
      Ohne eine Antwort abzuwarten, riss Carla sein weißes Hemd auf, wischte sich mit einem Fetzen des Stoffes das besudelte Gesicht und stopfte ihm den dreckigen Lumpen tief in den Mund.
      »Ich werde eure süßen Geheimnisse lüften. Und bis es soweit ist…« Triumphierend stellte sie ihren hohen Absatzstiefel auf seiner entblößten Brust ab. »…bist du mein Fußschemel.«
      Kapitel 151 - Die Loslösung

      1509 Anno Maris

      Zuckelnd setzte sich der herrschaftliche Landauer in Bewegung, ließ die verruchte Kirchenruine mitsamt ihrer brünstigen Schäfchen hinter sich und ruckelte durch die sonnenverbrannten Weinfelder des caligulanischen Südens einem unbehaglichen Gespräch entgegen. Bis auf das Zwitschern der Vögel und Schnauben der trabenden Zugpferde wagte sich kein Laut in das hölzerne Innere der opulenten Kutsche. Die halbnackte Luca, verbarrikadiert hinter verschränkten Armen und einer aufgerissenen Schuluniform, hatte sich in die hinterste Ecke gequengelt und schmollte. Vis-à-vis versuchte ihr Vater, die gleißende Mittagssonne von seiner empfindsamen Glatze abzuschirmen. Das flutende Licht flammte wie ein Heiligenschein um sein zornrotes Haupt und prickelte in den salzigen Schweißperlen, die sich auf den Härchen des patriarchischen Schnauzers angereichert hatten. Luca wusste um den Sturm, der sich in ihm zusammenbraute. Die schweren Barten zitterten wie Baumkronen im Wind und kündigten das Gewitter bereits an. Bald würde der Donner brechen. Mit dieser Aussicht im Nacken streckte die gefallene Tochter ihre markante Nase ostentativ gleichmütig den lichtdurchströmten Tälern entgegen, bis das Pferdegespann plötzlich von der Hauptstraße abzweigte und einen unwirtlichen Trampelpfad durch die hitzeversengte Pampa einschlug.

      Zurück in der Gegenwart

      »Wohin bringst du mich?«
      »Weg.«
      »Wieso?«
      »Matinée mit der Königin.«
      Seit ihrer Attacke auf den Augenlosen war das Verhältnis zu ihrem demolierten Kerkermeister zu einem rudimentären Organ verkümmert, das abseits gebellter Befehle und gedämpfter Flüche keiner menschlichen Kommunikation Spielraum gewährte. Bedeutungsvoll griff er an die Scheide seines Katanas, als wollte er dessen Debüt vor Luca feierlich zelebrieren, und drohte finster:
      »Eine falsche Bewegung und ich filetiere dich, verstanden?«
      Ein deplatzierter Stolz, sich von der Schwalbe im Käfig zur Probleminsassin hochgekämpft zu haben, erfüllte Lucas Brust. Schließlich verlangt ein Raubtier nach bewaffneten Hütern.
      »Angst, Kevin?«
      »Halt die Fresse.«
      Mit einem verachtenden Lodern in den ockerfarbenen Augen löste er ihre schweren Seesteinfesseln von den Kupferrohren und schleppte die Gefangene wie einen Hund an der Leine aus ihrem Tresor. Der lange Korridor, den Luca zuvor nur durch den Türspalt hatte erahnen können, ragte zu ihren nackten Füßen endlos in die Düsternis und verströmte den metallischen Duft einer gefahrenvollen Freiheit.
      »Wohin geht's?«, fragte sie lammfromm — und schlangenfalsch. Insgeheim brüteten ihre schmerzenden Hände bereits seit Stunden an dem hartnäckigen Schloss, das ihren Körper an den widerwärtigen Seestein schmiedete. Es bräuchte nur einen geschickten Kniff, das Einrasten des richtigen Zinkens zur rechten Zeit, und die bitter erkämpfte Schraube aus Remingtons Brille würde ihr die Chance auf den Rest ihres Lebens aufschließen. Doch der Mechanismus war ausgeklügelt und Lucas Finger an ihren Rücken geknebelt.
      »Vorwärts.«
      Der ewige Gang lötete Eisen an Dunkelheit. Kein Licht drang in die Gedärme dieses metallenen Lindwurms, in dem das Patschen unter Lucas bloßen Zehen den hämmernden Stiefelschritten des Wächters wie ein Echo folgte. In ihrem fleckigen weißen Sommerkleidchen schlurfte die Angekettete durch ihren eigenen kristallinen Atemdunst, während ihre gefrierenden Finger den Griff um ihren improvisierten Schlüssel zu verspielen drohten. In einer tragikomischen Wende des Lebens verspürte Luca gar eine plötzliche Sehnsucht nach den feuchtheißen Dampfapparaturen ihres verhassten Tresors, was ihr ein nostalgisches Grinsen auf die breiten, eingerissenen Lippen zauberte. Selbst nach all den Jahren, dachte sie selbstironisch, schien jeder Schritt nach vorn einen Rückschlag zu bedeuten und sie in ihre Vergangenheit zurückzutreiben. Darüber schmunzelte sie bitter, bis ein Zucken ihrer blonden Brauen die Grübchen vertrieb. Die unerklärliche Ahnung einer kolossalen Erschütterung erfasste Luca urplötzlich und urtümlich. Wie eine Welle, die sich durch einen glasklaren See an ihre nackten Füße wälzte, oder ein sublimes Beben, das in ihren Zehenspitzen kribbelte, spürte die Gefangene einen unbegreiflichen Impuls purer Energie. Einer Energie, die ihr unerklärlich vertraut erschien. Ihr schimpfender Wächter hingegen hatte offenbar nichts vernommen und zurrte unvermindert barsch an ihren Ketten.
      »Was ist? Los, weiter!«
      In den kommenden Sekunden aszendierte Luca in eine fantastische, spirituelle Trance. Mit einem katzenhaften Satz stießen sich ihre nackten, wundgefrorenen Füße vom harten Metallboden ab und überholten den überraschten Kevin, just bevor die stählerne Wand neben den beiden nachgab und zerbarst. Nur Millimeter schrammten die stählernen Schrapnelle an Lucas Körper vorbei; nur Millimeter trennten sie von den kochend heißen Dämpfen, die aus dem klaffenden Loch wie aus einem Teekessel zischten und den Korridor in weißen Nebel tunkten.
      »Was zum…!?«
      »Übrigens, Kevin«, vernahm ihr fluchender Wärter ihre Stimme durch die siedend aufquellenden Dampfwolken, »Eine Matinée wird tagsüber aufgeführt!«
      Dem gellenden Lärm zu Boden scheppernder Ketten hallte das Tapsen voranstürmender nackter Fußsohlen nach, bevor sich der kochende Dunst verflüchtigte und den alleingelassenen Kevin lichtete. Sein geprügelter Schädel hämmerte, die Hämatome unter seinen geschwollenen Augenlidern pochten und ein unerträglicher Schmerz durchzuckte seinen Kiefer, als er sich vor blankem Hass den angebrochenen Backenzahn zerbiss.
      »Sie ist frei!«, schimpfte er in die Teleschnecke an seinem Handgelenk, »Sektor 3! Schneidet ihr den Weg a—!«
      Eine ohrenbetäubende Druckwelle pfiff wie das Kreischen tausender Raubvögel durch die Fabrik und der Sturm, der ihren schlagenden Flügeln entwich, sauste und röhrte durch die metallenen Hallen. Nur im letzten Augenblick gelang es Kevin, sein Katana zu ziehen und die schneidende Bö mit der Klinge zu spalten — ihre sausenden Splitter jedoch schlugen Kerben in die Wand hinter ihm und wirbelten seinen verdatterten Körper von den Beinen.

      Die Detonation hob Lucas verzweifelten Marathon unter und ließ sie fliegen, frei wie eine Schwalbe vor dem großen Regen, just bevor die Schwerkraft sie einholte und ein blutiges Andenken auf ihren Knien hinterließ. Naserümpfend rappelte sie sich wieder auf, kurz vornüberfallend, aber festentschlossen. Der endlose Eisenflur gab Raum für eine unbegreifliche urbane Kathedrale, in dem ein rostendes Gewirr hohler Kreuzrippen die verschlungenen Alkoven eines hängenden industriellen Gartens überwucherte. Treppen und Förderbänder von mannigfacher geometrischer Absurdität verschachtelten sich ineinander, umeinander, verziert von titanisch erblühten Zahnrädern und durchstoßen von elektrischen Säulen fleckigen Lichts, die den kupferfarbenen Himmel vor dem Einsturz bewahrten. Das stählerne Blau in Lucas Augen trat beim Anblick dieses bedrückenden maschinellen Märchenschlosses beinahe über die Ufer ihrer Pupillen, doch die Schergen der Schwarzen Königin sammelten sich bereits in den weißen Rändern und verwehrten ihr jedes Staunen. Ein kampfbereites Dutzend von Carlas Söldnerhorden formierte sich wie eine Ameisenkolonie in ihrem Bau, legte drohende Gewehre an und wetzte die Klingen an den eisernen Stahlstreben, die dem mächtigen Kuppelbau wie Tropfstein entwuchsen.
      »Wir wollen dich nicht verletzen, junges Fräulein!«, hallte es aus den stillgelegten Hochöfen und von den unentwirrbaren Gitterkonstrukten, die sich über ihr gen Dach aufspannten, »Aber wir tun's, wenn du uns keine Wahl lässt!«
      »Junges Fräulein?«, blaffte Luca gepresst. Unfähig, jeden einzelnen Schergen ihrer mörderischen Peinigerin in diesem Hexenkessel aus Muttern, Schrauben und Nieten auszumachen, fühlte sich Luca in die elysischen Albtraumwelten unter den Festen von Roßkosch zurückversetzt. Hatten ihr in Harleys goldenen Grüften noch die blutdürstige Effie Rappaport samt lüsterner Schwesternschaft aufgelauert, so musste sich Luca nun den gesichtslosen Auftragsschlägern ihrer verhassten, rabenlippigen Geiselnehmerin stellen. Wovor fürchtete sie sich? Der Tod war es nicht.
      »Holt mich doch«, flüsterte sie daher und stürzte los. Zugleich prasselten die Söldner wie hinabgesandte Engelsheere aus den kupferroten Himmeln und legten die Gewehre an, offensichtlich die Kapitulation der widerspenstigen Ausreißerin erwartend. Luca aber wusste um die Befehle dieser armseligen Puppen. Sie mochte die Gefangene gewesen sein, doch nun waren allein ihren Wachen die Hände gebunden. Selbstentschlossen preschte sie auf ihren nackten Füßen vorwärts, schlug einen tollkühnen Haken und hechtete durch die dystopischen Straßenschluchten der Maschinenstadt zur nächstbesten Wand. Massive Bolzen durchbohrten die beängstigenden Stahlmauern wie Sargnägel und hefteten einen Flickenteppich aus blauschwarzem Stein — Seestein! — gegen das Metall. Die hohen Tore, durch die einst monströse menschengemachte Behemoths auf ehernen Loren in das Innere dieser megalomanischen Fabrik befördert wurden, waren von gleichsam tiefblauen Lackierungen überzogen. Kein Ausweg, keine Freiheit. Atemlos hielt Luca inne; ein Reh, dass auf der Flucht vor dem Wolf erkennen musste, dem Rudel in die Falle gegangen zu sein. Das Klicken eines Schlagbolzen kam dem Heulen des Leitwolfs gleich, dessen Reißzähne ihre Fersen zerbissen. Schreiend und fluchend schlitterte Luca über den unebenen Fabrikboden, dass sich Fetzen ihres feinen weißen Kleides und der Haut, die es kaum verhüllte, in den Rillen und hervorstehenden Nieten verfingen. Schmerzgeschüttelt robbte sie sich vorwärts, wütender über die eigene Machtlosigkeit als den hartnäckigen Schmerz, den die messerscharfen Fallstricke in ihre Sehnen stickten.
      »Bleib liegen. Ich flehe dich an«, nagelte sie die aufgeraute Stimme ihres demolierten Wachhundes fest. Das strähnige schwarze Haar hing in schweren Lumpen vor seinen blutunterlaufenen Augen, die Farben auf Kevins zerklüfteten Gesichtszügen fluoreszierten grell und halbdurchschimmernd wie die giftigen Häute obskurer Tiefseekreaturen. Aber kein Lächeln und keine Genugtuung im Angesicht ihrer Niederlage. Er schien resigniert, müde — und ihrer endgültig überdrüssig.

      10 Jahre zuvor

      »Moment! Hier geht's nicht zur Stadt!«, brach Luca vor blanker Verwirrung ihr selbstauferlegtes Schweigegelübde.
      »Nein«, bestätigte der Signore ihre Beobachtung, und für den Bruchteil einer Sekunde stahl sich ein bedröppelter Ausdruck des Unglaubens auf das patzige, zornige Gesicht seiner Tochter. Er hätte ein Vermögen gezahlt, um ihn in ein Gemälde bannen zu dürfen.
      »Du gehst nicht zurück in die Stadt.«
      »Wohin bringst du mich?« Ihre Stimme flatterte unstet wie die heiße Luft am Horizont. »Vater!?«
      »Luca…«
      »Wohin bringst du mich? Ich schwöre beim Grab deiner Mutter, wenn du mich wieder in dieses verfluchte Kloster zu stecken versuchst, dann werde ich dieses Mal nicht nur den Pastor abmelken! Nein, ich werde diese ganze ach-so-sakrale, überglorifizierte Nervenheilanstalt für sexuell frustrierte Schreckschrauben bis auf die Grundmauern niederbrennen! Und ich werde deinen Namen mit der Asche über die ganze beschissene Insel schreiben und darunter die Tage und Stunden und Minuten wie eine beschissene Gefangene in ihrer Zelle mit ihrem eigenen Blut, weil diese ganze bigotte Insel mein Gefängnis ist und du der verfluchte Wärter!«
      »Hör mich an…«
      »Bring mich zurück!«
      »Zurück wohin? Zu dieser dreckigen Orgie, damit du dir weiß Gott was von diesen…diesen…«
      »Wage es nicht! Das sind meine—«
      »Verschone mich«, schalt er sie.
      »Diesen Menschen bedeute ich etwas!«
      Er grunzte angewidert. »Solange du dich nackt auf einem Altar räkelst?«
      »Du hast keine Ahnung! Kutscher, zurück!«
      »Weiterfahren.«
      »Kutscher! BRING MICH—!«
      »RUHE!«, brach der Sturm endlich aus seinen väterlichen Lungen und mit ihm all die verkrusteten Kränkungen, die in den letzten Jahren gestreut und ihm die Luft abgeschnürt hatten. »Ich ertrage es nicht mehr, Luca! Sei…sei einfach still. Bitte. Sei einfach einen Augenblick lang still und lass mich reden.«
      Beinahe entkräftet sackten die schweren haarigen Hände, welche sich zuvor derart energisch aufgestellt hatten, auf seine zitternden Knie ab. In diesem Moment sah Luca in ihrem Vater nicht länger den stolzen Patriarchen, der in der Kutsche eingepfercht das lackierte Holz mit blanker Manneskraft zu zersprengen drohte. Der große wandelnde Schnauzbart, den sie einst verehrt und später zu missachten begonnen hatte, klebte plötzlich im zerfurchten Gesicht eines gebrochenen, kahlköpfigen Greises — und wirkte klein, versunken in den endlosen Polstern des geräumigen Landauers.
      »All die Erniedrigungen, die Bloßstellungen«, begannen sich die Lippenhärchen zu regen, »Die entsetzlichen Dinge, die du tust und sagst und die in den Zeitungen landen, weil du es so willst. Ich…ich bin es leid. Das eben in der Kirche…ich sollte so etwas nicht sehen müssen.«
      Sie wusste nichts zu sagen. Viele Jahre lang hatten sie gestritten, Abscheulichkeiten ausgetauscht und einander mit Anschuldigungen gesteinigt. Gesagt aber hatten sie nichts. Eine einsame Träne rollte über seine monolithische Wange und brannte auf dem Gesicht seiner Tochter nach, als weinte er ihrer beider Schmerzen.
      »Ich kann nicht mehr. Du bist mein einziges Kind, Luca, meine Tochter. Du bist mein Fleisch und mein Blut und ich wünschte…ich wünschte, du würdest mich nicht hassen.«
      Schockiert versuchte Luca seine zitternde Hand zu ergreifen, doch jetzt war er es, der sie mit eisiger Unnahbarkeit strafte. Seine kleinen, flimmernden Augen starrten leer und geistesfern wie in einen geborstenen Spiegel. Ein letztes Mal sollte er sie ansehen, wie er sie einst angesehen hatte; beim Ausritt entlang der endlosen Reben auf den sonnengeküssten Wiesen, wenn die Lese das Volk hinaus in die Natur lockte. Er sah diesen unerschrockenen Wildfang, der die größten Kinder beim Fechtkampf ausstach und seinen Hauslehrern mit grässlich amüsanten Streichen das Fürchten lehrte. Ein letztes Mal sollte er seine Tochter ansehen wie den Erben, den er sich immer gewünscht hatte. Dann hielt die Kutsche inmitten eines idyllischen Waldweges, auf dem das Licht der Mittagssonne glänzende Wildkräuter irisierte. Luca spürte die schattige Waldluft angenehm kühl in ihrem verschwitzten Nacken und schneidend frostig auf ihrer tränenbenetzten Wange. Sie spürte die Schwingungen in der Luft, die das Herannahen einer zweiten Kutsche ankündigten, und sie spürte die schwindende Präsenz ihres Vaters.
      »Ich habe es versucht, Luca, auf meine Weise und ich weiß, dass es nicht immer richtig war. Ich wollte immer dein Bestes. Deine Mutter hätte…sie hätte…«
      Die zweite Kutsche hielt und Luca wusste, was geschehen würde.
      »Es tut mir leid, dass du mich hasst. Dieser Hass…ist das hässlichste Gefühl der Welt und er zerfrisst uns beide. Du zerstörst dich selbst, um mich zu bestrafen, und ich verkrafte es nicht länger, dir machtlos dabei zusehen zu müssen. Ich liebe dich, Luca, das tue ich wirklich, aber…ich ertrage dich nicht mehr.«

      Zurück in der Gegenwart

      »Fasst mich nicht an!«, rasselte ihre Kehle wie eine aufgeschreckte Klapperschlange, »Ihr armseligen, schwanzlosen—!«
      Gnadenlos versenkte Kevin seinen schwarzen Schnürschuh in Lucas Magengrube.
      »Du würdest lieber sterben, als auch nur für einen Moment die Klappe zu halten. Kann das sein?«
      Luca grinste breiter als eine goldene Trophäe, obwohl Magenschleim und Speichel wie Harz aus ihren Zähnen eiterten.
      »Ich würde lieber sterben, als mich euch impotenten Arschleckern zu ergeben.«
      »Steht leider nicht zur Debatte«, blaffte ihr Wachhund und befahl seinen Männern die neuerliche Inhaftierung. Dieses Mal warnte das Chaos Luca nicht vor. Der Lärm einer Seeschlacht überrollte die mickrigen Menschen und ihre irdischen Querelen, noch bevor die Lawine aus Stahl, Schrott und Gotteszorn über sie hereinbrach. Wie eiserne Gletscher klafften die turmhohen Apparate der stillgelegten Fabrik auseinander, die Förderbänder zersprangen und schlugen um sich, unsichtbare Krallen rissen zwischen den Seesteinflicken tiefe Wunden in die stählernen Mauern. Mittendrin: Luca, Kevin und die Söldner, deren Einheit von herabkrachenden Walzen erschlagen, Nägeln durchlöchert und niederregnenden Eisenplatten in zwei blutsprudelnde Hälften zerteilt wurden. Nur in letzter Sekunde rettete Kevin seiner widerwilligen Geisel das Leben, indem er eine peitschend-niederschnalzende Seilwinde mit gezielten Schwerthieben zerstückelte.
      »Nicht schon wie—«
      Tiefschlag. Kevins Weichteile implodierten gleich der niedergehenden Fabrik und Luca, deren Faust hervorragend in die Intimzone ihres Kerkermeisters passte, mopste ihm sein Katana mit kleinmädchenhafter Unverfrorenheit aus den Fingern, um ihre Fußfesseln zu lösen.
      »Glückwunsch«, drang ihre schnarrende, widerlich-selbstgefällige Stimme an seine blutroten Ohren, »Hast doch Eier.«
      Mit grazilem Schwung wirbelte die Blondine auf den wunden Knien um die eigene Achse, weidete den letzten verbliebenen Schergen wie ein Metzger aus und wollte soeben den prustenden, zu Boden sinkenden Kevin köpfen, als jener geistesgegenwärtig zuschlug. Kaum mehr als ein wirrer, unkoordinierter Schwinger gegen Lucas Brust, der ihren hageren Körper jedoch weit genug zurückstieß, um der Guillotine zu entgehen.
      Während Luca zusammengekrümmt darauf bedacht war, nicht an ihrem eigenen Keuchen zu ersticken, fiel ihr stahlblauer Blick auf eine verheißungsvolle Grotte in den Fabrikmauern. Eine winzige Nische, kaum eine handbreit, die die Klauen des mysteriösen Poltergeistes zwischen den Seesteinen in das Metall gefräst hatten. Indes schnaufte auch Kevin gegen den Schmerz an; in berauschten, unbeherrschten Atemzügen. Zur selben Zeit und mit selber Unbeholfenheit kämpften sie sich schließlich auf die wackligen Beine, waren zu Spiegelbildern geworden, die durch den Tränenschleier des jeweils anderen zu sehen gelernt hatten. Er bemerkte das Schwarze in ihren Augen, das in Richtung der unscheinbaren Klamm ausschlug; sie bemerkte seine Anwesenheit in ihren Gedanken. Um ein Haar hätte sie ihn dafür respektiert. Stattdessen spurtete sie los.
      »Oh, komm schon!«, brüllte er ihr angefressen hinterher, »Du hättest nicht so viel Sushi fressen dürfen. Selbst du passt da nicht durch! Zwing mich nicht, dich von der Wand abzukratzen!«
      Er sprach die Wahrheit eines Ignoranten. Die Wahrheit jener, die es nicht besser wissen und die die Geheimnisse, die sich ihnen verborgen halten, als zusammengesponnene Legenden abtun. Luca hingegen kannte ihre Wahrheit und vielleicht zum ersten Mal seit 26 Jahren akzeptierte sie sie auch. Als sie zum Sprung ansetzte, um durch die dunkle Ritze in die Nacht zu entfleuchen, ging die caligulanische Morgensonne hinter dem Dunkel des Spalts auf und formte das grüne Auge des Mannes, der sie aus ihrem Verlies retten würde.

      Monate zuvor

      »Und zuletzt, nach Jahren des Versteckens und des Schleichens, entpuppt es sich doch: Das hässliche Entlein entwächst seinen ruppigen grauen Daunen und erblüht wie eine Magnolie im jungen Jahres erstem Glanze…zur Gestalt eines unleidlichen, zänkischen, impertinenten, postpubertären Gänserichs!«
      Mit grandiosem Pomp zupfte Michelangelo Machiavelli den monströsen grauen Schnauzbart aus dem überschminkten Gesicht seiner Gefangenen, als enthüllte er den Budenzauber eines raffgierigen Scharlatans.
      »Gianluca Augustino Briatore, geschmückt mit falschen Federn. Es zeugt von großer Hingabe und einem beachtlichen Überschwang an Verbissenheit, Monate in dieser Kluft zuzubringen und dabei keinen Hauch von Scham über diese absurde Kostümierung zu verströmen. Von anderen übelerregenden Odeuren wollen wir gänzlich schweigen…«
      Der Vizeadmiral inszenierte sich als großen Erlöser. Sofort war Luca der hohen Turmfenster gewahr geworden, vor denen sich die samtbeschlagenen Vorhänge in verspielten Kräuseln von der salzigen Meeresbrise treiben ließen. Die Schergen ihrer Nemesis mussten sie eigens aus ihren Haken gelöst haben, um den luxuriösen blutigen Schimmer roter Rosen auf die weißen Ziermauern des Palazzo Imperiale zu projizieren. Machiavelli selbst streckte sich in seinem tiefschwarzen Dreiteiler wie der Tod höchstselbst. Das teerglänzende Haar schillerte glatt und gescheitelt im rubinfarbenen Sonnenspiel und sein Augengrün starrte löwenhaft auf die kniende, zu beiden Seiten bewachte Luca nieder.
      »Ich muss gestehen«, setzten seine geschwungenen Lippen an, zungenbleckend, »Deine Raffinesse und Contenance im Angesicht des Endes imponieren mir. Selbst jetzt noch, da ich deine Schmierenkömodie mit eigenen Augen habe miterleben dürfen, mutet es mir nahezu unbegreiflich an, die Unannehmlichkeiten der letzten Monate als das Werk eines einzelnen, obschon außerordentlich motivierten, kleinen Mädchens abtun zu wollen. Ich erwartete, eine sittenfremde, mäßig koordinierte Bande autochthoner Subjekte vom Rande des politischen Spektrums vorzufinden.«
      »Danke«, mühte sich Luca ab. Die Tage im Kerker und die Aussicht auf ihre eigene Ermordung verschlugen selbst ihr die Sprache. Machiavelli schien ihre Ängste zu lesen wie eines der langen Bücher, die er niemals beendet hatte, und runzelte die perfekten schwarzen Brauen.
      »Du wirst sterben, Luca. Du wirst sterben, weil du eine lästige Stubenfliege bist, die meine Konzentration gestört, meine Geduld überstrapaziert und meine kostbare Zeit verschwendet hat — und du wirst sterben, weil die obsessiven Manien meiner Schwester dich als gefälliges Opferlamm auserkoren zu haben scheinen.«
      Alarmiert horchte Luca auf, obwohl sie vorgab, es nicht zu tun.
      »Sie versucht, ihre Besessenheit vor mir zu verbergen, doch wie bei einem Kinde, das vergiftete Beeren aus einem fremden Garten nascht, ist es dieses Geheimnis, das sie krank macht.«
      Aufgebracht setzte er auf seinen endlosen Schattenbeinen auf Luca zu und zurrte sie am Kinn unnachgiebig empor. In seinen grünen Augen schwelte ein Hass, der ihr die Knie aufweichte.
      »Ich werde dem geistigen Zerfall meiner Schwester nicht länger tatenlos beiwohnen, Luca! Weder um deinetwillen noch um den ihren. Sie mag mir dafür grollen, doch lieber lasse ich diese sturmdurchwühlte Nacht über mein Haupt hinwegfegen, auf dass ich einen friedfertigen Morgen erlebe, als die Strahlen der Sonne weiterhin mit einem missratenen Endling wie dir teilen zu müssen.«
      Sie spürte den Lauf der Pistole auf ihrer schnappatmenden Brust.
      So sehr versuchte sie, nicht zu weinen.
      »Addio per sempre, Signorina Briatore!«
      So sehr—

      Sie öffnete die Augen und weinte Tränen aus Silber. In ihrer Brust brannten die Einschusslöcher wie Meteoritenkrater und die Flammen des Krematoriums, in das Machiavellis Schergen ihren ausblutenden Leib geschleift hatten, züngelten an ihrem empfindsamen Fleisch. Ihr Körper aber weigerte sich zu sterben, klammerte sich an dieses gottverfluchte Dasein und fühlte keinerlei Schmerz. Selbst dem Ruf des Schnitters verweigerte sich Luca. Sie weinte silberne Tränen und schwitzte glänzenden Schweiß, bis eine Woge der Vertrautheit aus ihrer Haut emanierte; ein gleißend-silbriges Licht, das aus ihrem Herzen — oder ihrem Magen? — in die Freiheit strömte und ungeahnte Mächte mit sich an die Oberfläche trieb. Schmatzende, matschige Laute röhrten aus dem Verbrenner, überlagert vom Fauchen der lodernden Feuersbrünste.
      »Klingt ja übel«, maulte einer der Handlanger angewidert.
      »Ist's auch«, gab sein Kumpan lakonisch zurück, während Luca wie eine polierte Münze zerschmolz, aufquoll und zu einem schillernden Rinnsal zusammenschrumpfte, das durch die Fugen des Ofens abfloss und nur Machiavellis Kugeln zurückließ.

      Zurück in der Gegenwart

      Sie rannte gen Wand und lächelte Tränen aus Silber. Die Nische öffnete sich vor ihren glänzenden Münzaugen wie die heilige Himmelspforte und das wüste Gebrüll ihres Kerkermeisters verhallte zum Gesang der Engelschöre, die ihre Ankunft im Reich der Freien und Geflüchteten begrüßten. Vor den ungläubigen Augen Kevins zog sich Lucas Körper zusammen, zerging in einer Pfütze aus Silber und wusch durch die Ritze der Nacht entgegen. Nur sein zu Boden klirrendes Katana hielten die massiven Mauern der Fabrik bei sich.
      »Unfassbar«, stieß er tattrig hervor. Hinter ihm krachten die Regenerationsöfen und Stahlschmieden in sich zusammen, die Zahnrädern donnerten im freien Fall nieder und die aufgeschlitzten Schlangenleiber aus Schienen, Förderbändern und Winden verendeten der Länge nach ausgestreckt zu seinen Schuhspitzen. Zuletzt rührten sich in den verwüsteten Überresten allein die übelträchtigen weißen Nebeldämpfe, die zischelnd und köchelnd über die gefallenen Eisenhünen krochen. Stumme, geisterhafte Richter seines Niedergangs.
      »Ich bin so gefickt.«

      Sie tropfte. Doch im Gegensatz zu ihrem ersten unerwarteten Tropfen vor knapp 13 Jahren konnte sie nun keine verlegene Vaterfigur herbeirufen, die ihrerseits eines der Zimmermädchen heranpfiff, um den Wischlappen des Schweigens über dieses adoleszente Malheur auszubreiten. Wieder belohnte sie ihr Leben für ihren überragenden Meilenstein mit einer Medaille voll bitterer Kehrseiten: Sie hatte ihren Tod akzeptiert, ihre Niederlage gegen den Fürsten überwunden und sich gegen die niederträchtige Stimme in ihrem Kopf erhoben, die die Macht der Silver-Silver-Frucht als Versündigung gegen die Menschheit abtat. Sie hatte sich von ihrem Körper und all seinen Unsicherheiten losgelöst, war gänzlich in ihr Element abgetaucht und eins geworden mit den unbegreiflichen Kräften, die bislang nur ihre Martinsschwalbe aus ihr hatte hervorkitzeln können. Ihr Erfolgsmoment hätte vollkommen sein können — wäre sie nicht an den klumpigen, klebrigen Elefantenfuß gefesselt gewesen, der sich nicht in seine menschliche Gestalt zurückverwandelt hatte, sondern wie ein halbfester-halbflüssiger Zwitter an ihrer Wade klebte und eine silberglänzende Spur Schneckenschleim hinter ihr herzog.
      »Komm schon!«, feuerten ihre Lippen; ob sich selbst an oder gegen ihre amorphe Mauke war kaum auszumachen, »Du kannst das. Du hast das unter Kontrolle, du dämliche Schlampe! Du nutzlose Enttäuschung. Mach nur einmal etwas richtig! Mach deinem Namen einmal Ehre! Nur einmal—«

      1510 Anno Maris

      »—möchte ich erleben, wie sich dieser verknöcherte Haufen beim Aufstieg die Hüften bricht«, gestand Luca ruchlos, während sie ihren unerbittlichen Blick über die endlosen Gräberreihen und begrünten Hügelmausoleen der Camere schweifen ließ. Die Gedenksteine und Totenstätten bahrten sich an den meerabschüssigen Hängen wie Weinstöcke im Spätsommer auf, verknüpft zu Perlensträngen aus Wildefeu, Engelsstatuetten und verwitterten Gravuren.
      »Du hättest etwas essen sollen«, sagte Isabella kopfschüttelnd. Nichts als manische Worte, erstickte Schreie und roter Wein hatten die Lippen ihrer widerwilligen Beschützerin berührt, seit die Kunde vom tragischen Unfalltod des Finanzministers die Sommerinsel in Bestürzung versetzt hatte. Die braunen Augen der falschen Schwester nahmen Luca und deren schwarzes Ausgehkleid verdrießlich maß, als hielte sie bereits Ausschau nach einem geeigneten Grab inmitten der steingehauenen Traubenreben. Kaum lebendiger als die Leiche ihres Vaters, die unter ihren Füßen verfaulte, hatte sich Luca an diesem brütend heißen Tag den unangebrachten Fummel übergestreift, war barfuß in glitzernde Pumps geschlüpft und erwartete nun die Ankunft der lahmenden Trauerprozession mit Tränen im Gesicht, Spliss im Haar und Alkohol im Blut. Allein hatte sie ihn begraben lassen und nur der öffentliche Druck sie dazu bewegen können, eine standesgemäße Trauerfeier zu seinen Ehren abzuhalten.
      »Wie schwarze, schleimige Schnecken«, blaffte sie abschätzig. Schweiß und Tränenreste hatten ihren Lidschatten aufgefüllt und hässliche dunkle Tümpel um ihre vorwurfsvollen stahlblauen Augen gemalt.
      »Bist du dir sicher, dass du—«
      »Das könnte ihm so passen!«, schlug es der besorgten Isabella entgegen, »Ich kann das! Das könnte ihm so passen, dass ich mich raushalte. Was denkt er sich? Dass ich endlich die Klappe halte, nur weil er tot ist? Pah. Eltern sterben. Das weißt du doch am besten.«
      Isabella biss sich auf die Lippen, schwieg jedoch. Endlich hatte sich der triefende Trott bis auf den letzten geschnäuzten Tropfen vor den Familiengräbern der Briatores angereichert, um das plötzliche Ableben des vorletzten Namensträgers dieses alten, ehrwürdigen Geschlechts traditionsbewusst zu betrauern. Lange glotzte Luca unschlüssig in diese andächtig gesenkten Gesichter, die ihrem glasigen Starren respektvoll auswichen. Dann begann sie, wie sie immer begann — mit einer Kränkung.
      »Bei 35 Grad müssen wir uns in dieser schwarzen Kluft den Berg hochquälen. Vergessen Sie seine Steuerpolitik, selbst tot lässt uns mein Vater noch ordentlich schwitzen.«
      Seufzend legte Isabella in vorderster Reihe die Hand gegen die Stirn, während sich der Rest der Trauergemeinde in empörter Stille umblickte. Hatten sie sich soeben verhört? Isabella hasste die Antwort. Die angetrunkene Trauerrednerin nahm den verunglückten Witz schulterzuckend hin, stakste auf ihren schwarzen Absätzen einen holprigen Schritt in die weiche Erde des Grabes und wagte den zweiten Versuch:
      »Zähes Publikum, ich seh's schon. Wissen Sie…ich…was kann ich über meinen Vater sagen? Ich bin nach ihm benannt, Gianluca Augustino Briatore II, also ist er Gianluca Augustino Briatore I. Großer Name, wichtiger Name. Mein Vater absolvierte schon mit 15 die florentinische Privatschule, danach Studium in San Fardo, selbstredend mit Abschluss summa cum laude. Bleib brav im Getriebe, sonst entehrst du deine Ahnen. Was die wohl über mich denken?«
      Das Flüstern und Tuscheln inmitten der schwarzen Gestalten schwappte höher und raschelte umso lauter, desto fahriger sich Luca durch ihre skandalöse Rede nuschelte.
      »Nach seiner Rückkehr hat er sich seinen Weg zum Finanzminister hochgearbeitet. Und gearbeitet hat er wirklich, hab nämlich nie irgendjemanden gesehen, der mit meinem Vater hätte schlafen wollen, was wohl bedeutet, dass er niemandem Avancen für seinen Posten machen musste.«
      Nun erhielt Luca ihre ersehnte Reaktion aus der Masse, obschon es nur ein verstörtes Raunen war. Sie nahm, was sie kriegen konnte.
      »Jedenfalls…Wo war ich? Egal. Mein Vater hatte einen wichtigen Beruf. Der war so wichtig, dass er mich bei Hauslehrern ablud, nachdem meine wachsenden Brüste ihn an meine Vagina erinnert hatten. Meine Pubertät hat ihn härter getroffen als mich. Nachdem ich die Jungs entdeckt hatte, steckte er mich in ein Kloster, wo ich's dem Pastor im Beichtstuhl mit der Hand gemacht hab, um wieder rauszukommen.«
      Isabella wollte intervenieren, doch Lucas zittrige Hand wies sie zum Innehalten an.
      »Mein Vater hat viel Scheiße mitgemacht, das geb ich zu. Am letzten Tag, an dem ich ihn sah, hat er mich aus einer schnapstrunkenen Orgie in irgendeiner Kirchenruine geschleift, bevor mich ein wildfremder Lokalprolet in den Arsch ficken konnte. Ach, nun schauen Sie nicht so empört. Keine gute Geschichte ohne einen Schuss Sodomie. Richterin Baldini, Sie wissen, wovon ich rede.«
      Erschüttert wehrte sich die Bezichtigte gegen diese wüste Mutmaßung, doch die flammende Kirschröte auf ihren faltigen Wangen strafte jeden Zweifel Lügen.
      »Aber reden wir nicht drüber. Wissen Sie…Die Wahrheit ist: Ich weiß nicht wirklich, wer mein Vater war oder wie er gelebt hat. Ich…ich wusste es mal, als ich noch jung und sein kleiner Junge war, aber damit war es mit meinem ersten blutigen Höschen vorbei und alles, was mir jetzt bleibt, sind die Erinnerungen an den Ärger, den ihm meine Übertretungen bereitet haben. Ich weiß nicht wirklich, wer mein Vater war, aber vermutlich rotiert er gerade unter meinen Füßen wie ein Drehspieß in seinem Grab, weil ich es selbst auf seiner Beerdigung nicht hinbekomme, nur einen verfickten Moment lang nicht über mich selbst zu reden und…und…«

      Als Lucas abstruser Monolog schlingerte, hofften die Trauergäste auf eine gnädige Intervention Gottes — oder zumindest des Weines, der sich endgültig gegen die Unverfrorenheiten der letzten Briatore aufstemmte. Allein Isabella wagte es, den eingefrorenen Pupillen Lucas zu folgen, die über die aufseufzende Menge hinweggeglitten waren. Gleich spektraler Projektionen brannten sich die blendenden Umrisse der caligulanischen Machthaber durch die dämmrigen Hügelgräber und trieben Luca frische Tränen in die schwarzverschmierten Augen.
      »Ich…ich kann Ihnen nicht sagen, wie mein Vater gelebt hat«, fing sie sich mit brüchiger Stimme und anklagendem Zeigefinger, »Aber ich kann Ihnen zeigen, wie er gestorben ist!«
      Brodelnden Zorns wies sie auf diese sonnenbestrahlten Mörder, die reuelos lebten, wo sie ihren Vater dem Tode übergeben musste. Das Japsen der Gäste verstummte ebenso barsch, wie es angeschwollen war, als die schöne Nera den schwarzen Auflauf spaltete und ihrer Anklägerin furchtlos gegenübertrat. Ihr Bruder Michelangelo verharrte hinter der geteilten Menge, ohne die unzertrennlichen Bande zum Leibe seiner Schwester zu kappen; denn ihr langer Schatten endete, wo seine schwarzen Schuhspitzen begannen.
      »Oh, Signorina Briatore. Treibt Ihnen die abendliche Sonne das Rot in die Wangen, oder köchelt sie lediglich den süßen Wein auf, der durch Ihre Adern zu fließen scheint?«, säuselte Nera hämisch. Ihr zum Kranz geflochtenes schwarzes Haar und das perfekte Trauergewand über ihrem dunklen Körper glänzten makellos im Abendschimmer, wohingegen Luca kaum vorzeigbarer erschien als eine Hafenhure nach Ende eines Landgangs.
      »Es tut mir leid um Euren Vater«, versicherte Nera betroffen, falsch, übelerregend brillant.
      »Wie kannst du es wagen!«, fauchte Luca. Ihr Magen wölbte sich gegen ihre Speiseröhre. Ungebremst rutschte die vaterlose Tochter ihrem Ruin entgegen.
      »Verschwindet! Sofort! Oder, noch besser: Tanzt doch auf seinem Grab! Deshalb seid ihr doch hier, ihr schadenfrohen Schakale! Damit ihr euch an eurem Werk laben könnt wie die aasfressenden Bastarde, die ihr seid!«
      »Signorina Briatore…«
      »Ihr habt ihn umgebracht!«, schrie Luca hysterischer und verzweifelter, da keiner der Anwesenden ihrer verkündeten Wahrheit Glauben schenkte. Alle drucksten sie nur auf ihren schwarzen Sohlen und bekundeten den dämonischen Geschwistern aus dem Augenwinkel verlegenes Mitleid. Nera und ihr Bruder, der sich wie ein Habicht auf Lucas gebrochenes Antlitz fixierte, entwuchsen den manischen Schreien und gefielen sich als die tragischen Opfer einer verleumderischen Hetzkampagne.
      »Sie waren es!«, weinte Luca vor blanker Resignation, »Und ihr Ratten kriecht ihnen auch noch in den Arsch! Schämt euch! Fahrt zur Hölle!«
      Inmitten der lärmenden Trauergemeinde wurzelte Isabella untröstlich, aber im Angesichts der todbringenden Machiavellis vollkommen paralysiert. Die arme Luca verwelkte vor ihren braunen Augen, indes Nera Machiavelli wie eine Rose voller Dornen erblühte.
      »Bitte, Luca. Denken Sie an Ihren Vater. Hätte er nicht gewollt, dass Sie sein Andenken wahren?«
      »Mein Vater…mein Vater…!«
      Bebende Lippen, aufgeblasene Nasenflügel. Das verhaltene Tuscheln und Wispern der nervösen Zuschauer türmte sich zu spitzen Schreien auf, als sich die kreischende Luca furienhaft auf Nera zu stürzen versuchte. Allein Michelangelo Machiavelli, der seine Schwester mit übernatürlicher Geschwindigkeit abgeschirmt hatte, und die herbeieilende Isabella konnten das unausweichliche Blutvergießen abwenden.
      »LASS MICH!!«, keifte Luca besessen. Tränen, Speichel und Schweiß schossen um ihr rasendes Haupt, die ganze Welt stand in Flammen und wirbelte vor ihren gefluteten Augen einem finsteren Schlund entgegen, der Nera Machiavellis sardonisches Lächeln lächelte. Selbst Isabellas enger Klammergriff vermochte Lucas fiebrigen Zusammenbruch nicht zu verhüten. All der Ärger, die Wut, der Schmerz und die Trauer platzten plötzlich mit dem roten Wein aus ihr heraus und pladderten auf das ehrwürdige Grab des seligen Finanzministers. Zufrieden wichen die Geschwister Machiavelli zurück, salbten sich in dem angeekelten Raunen der Trauergäste. Einige bekreuzigten sich, andere pressten Tücher und Schleier vor Mund und Nase, Isabella hielt Lucas strähniges blondes Haar, während sich jene vor den amüsierten Machiavellis und der caligulanischen Oberschicht auf die letzte Ruhestätte ihres Vaters erbrach. In galligen Schüben besudelte der weinrote Magensud den Grabstein des Gianluca Augustino Briatore, bis die goldenen Lettern seines Namens unter Strömen aus Blut verderbten.
      »Er war ein großer Mann«, sprach Nera gerade laut genug, um die erbärmlichen Würgelaute der letzten Briatore zu übertönen, »Es schmerzt mich leidenschaftlich, mitansehen zu müssen, welche Schande Sie über sein Vermächtnis bringen. Möge Gott seiner Seele gnädig sein — und der Ihren ebenso.«

      Zurück in der Gegenwart

      »Jedes Kind kennt die Spur aus Brotkrumen…und ich selbst bin schon einigen Blutflecken gefolgt. Aber ein Fluss aus Silber? Das ist dick aufgetragen, sogar für deine Verhältnisse.«
      Durch die dunkelste Nacht war er ihrer Fährte gefolgt, vorbei an Bergen aus Stahl und Steilhängen aus Müll, entlang blutbenetzter Stacheldrähte unter den brennenden Teufelshörnern Union Blacks hindurch, bis er die ausgebüxte Blondine ausfindig gemacht hatte. Auf ihrer wilden Flucht hatte Luca Fetzen ihrer Haut, ihres Kleides und ihrer Schönheit eingebüßt. Halbtot erbrach sie sich auf den eisigen, nassen Pflasterstein. Kaum mehr als eine kümmerlich kauernde Kreatur, die sich aus dem verseuchten Giftsud des Pirrip gequält hatte und zum ersten Mal in ihrem Leben Luft atmete.
      »Komm mit mir«, befahl Kevin beinahe mitleidig, »Es ist vorbei…«
      »Nein!«, quoll eine widernatürliche Stimme aus Lucas krampfender Kehle. Verschreckt zuckte ihr Jäger zusammen, bevor er sich ihrer absonderlichen Gestalt näherte und erschauderte. Luca erbrach Ströme schmelzenden Silbers, die eine polierte Fläche unter ihrer Nasenspitze bildeten und spiegelten, in was sich die junge Frau verwandelte. Mit eigenen Augen musste sie mitansehen, wie ihr angstverzerrtes Gesicht zu silbrigem Wachs zerschmolz und in den hochgewürgten Spiegel tropfte. Wie Brauen und Augäpfel in ihre Wangen drifteten, ihre Zähne durch die glibberigen Lippen abflossen, der Gaumen nachgab und sich selbst ausspie. Mit jedem losgelösten Teil ihres Körpers schwemmte der schillernde See unter ihr weiter auf, bis die silberne Lake nichts spiegelte als die entsetzte Visage des herbeigeeilten Kevin und das Höllenfeuer über Union Black.
      Kapitel 152 - Die Offenlegung

      »Hältst du mir jetzt den Spiegel vor?«, fragte der ahnungslose Kevin die silberne Pfütze, in der Lucas schaurige Metamorphose verendet war. Ungläubig und hilflos betrachtete er die amorphe Suppe, klemmte die Hände an die Hüften, zog sein Schwert, nur um es sogleich wieder zu verstauen, und suchte in den Bergen aus Müll, Unrat und Industrierost nach einer klugen Lösung oder einem Zeichen Gottes. Doch die einzigen Lichter, die über seinem schwarzen Scheitel aufgingen, waren die brennenden Blumen des Union Black hoch droben in den schwarzwallenden Rußwolken.
      »Von mir aus! Du hast es nicht anders gewollt«, fluchte er mit der Endgültigkeit eines Vaters, dessen Geduldsfaden zu beiden Enden qualmte, und stampfte wütend gen Schrotthalde, »Du wirst eingetütet. Wie ein Dschinn in eine Flasche gesperrt! Willst du das?!«
      Ein verräterisches Blubbern im silbrigen Sumpf konnte vom Schwarzhaarigen als brummelnder Protest gewertet werden. Mit hochgezogenen Brauen, die zu gleichen Teilen Argwohn, Vorsicht und Neugier stemmten, kehrte der Söldner an die Ufer des Spiegels zurück, wo eine grässliche Visage sein misstrauisches Starren erwiderte. Die strafenden Prügel, die Diane Rovira seinem Gesicht beigebracht hatte, waren mit den dunklen Augenringen und tiefen Sorgenfalten zu einer ledrigen, fettglänzenden Maske aus gequetschtem Fleisch verschmolzen.
      »Hast du mir etwas zu sagen?«, fragte er müde, die Dame aus dem Silbersee jedoch ließ keinen weiteren Ton verlauten. Stattdessen entsandte sie einen streitlustigen Speer, der Kevins angeschwollene Schläfe aufschlitzte.

      Wie ein geschlachtetes Lamm klatschte der Leichnam der Bloody Mary Kelly auf den harten Pflasterstein. Noch warm war das Blut, das aus ihrer aufgerissenen Kehle auf O'Maras Wange spritzte, noch heiß der verglimmende Restschimmer in ihren toten Augen. Ihr Geist mochte in die schwarzen Aschenhimmel der fountischen Hauptstadt entfleucht sein, doch die bohrende Glut war in ihrem gebrochenen Antlitz gefangen und legte Feuer an sein Herz. Vorwurfsvoll. Rachsüchtig. Im Tode glich die Verbotene Frau eher einem Schlachtengemälde als dem Menschen, der sie einst gewesen war. Ein blutroter Pinselstrich auf der Leinwand eines mitleidlosen Schöpfers.
      »Sie sind alle tot«, verlas die finstere Hintergasse O'Maras Gedanken melodramatisch, gekleidet in das gelbe Abendgewand der diabolischen Dionisia María Lorca. Barfüßig entstieg ihr sonnengeküsster Leib den düsteren Staubschwaden und schwebte wie eine vom Kreuze errettete Heilige gen Erde. Hinter ihrem nachtschwarzen Scheitel stürzte das verwüstete Bordell Mörtel um Mörtel, Ziegel um Ziegel in sich zusammen, ohne die angrenzenden Reihenhäuser mit sich in den Abgrund zu zerren. Lorcas tödlicher Fluch galt den Huren allein, deren verheerenden Ruin O'Mara beizuwohnen hatte — beiwohnen sollte. Mit bloßer Brust, kniend und geknebelt bäumte sich der Kopfgeldjäger vergebens gegen das Netz der Schwarzen Witwe auf. Die messerscharfen Schnüre schnitten blutige Flüsse in sein zitterndes Fleisch, das Gift der Spinne zwickte wie eine glühende Zange in seinen Gedärmen und jeder schmerzgeschüttelte Fluch erstickte an dem nassen Stoffknäuel zwischen seinen gefletschten Zähnen. Er war, was und wo Carla ihn erkoren hatte zu sein. Ein wohlgegartes Spanferkel auf ihrer festlich gedeckten Tafel. Sie hatte ihren Festschmaus gewissenhaft präpariert, ihn sich in seinem selbstgefälligen Stolz über die eigene Spitzfindigkeit suhlen lassen, während er mit fixen Ideen von naiven Winkelzügen gemästet worden war. All die wohlfingierten Schwachstellen hatte er ihr bereitwillig aus der Hand gefressen, sämtliche haarsträubende Nachlässigkeiten als willkommene Gelegenheiten aufgeleckt. Mit jeder köstlichen Lüge hatte sie ihn tiefer in ihr Schlachthaus gelockt und er, gierend und zornig, hatte genau das getan, was sie wollte. Als sie ihre blasse Hand auf seine Wange legte, spürte O'Mara die niederschmetternde Hierarchie dieser Geste wie ein Brandzeichen in seinem Gesicht.
      »Sie gewinnt, du verlierst«, lautete das vernichtende Urteil der Stimme in seinem Kopf — Ulysses' Stimme, wie er seit Gavroche wusste. Recht hatte er.

      Luca entstieg ihrer nassen Grotte nicht als zarte Nymphe, die ihre kostbare Scham mit silbrigen Schleiern verhüllte; nicht als mächtige Walküre, deren silberne Brustplatten im Schein der Feuertürme nordlichterloh funkelten. Auf blutigen, abgebrochenen Nägeln quälte sie sich an die eisige Nachtluft — eine atavistische Posse der Natur, ein amphibischer Fischzwitter aus der Ursuppe. Durch die blutüberströmten Finger hindurch fokussierte Kevin diese gestrandete Nixe. Das ganze verdammte One Piece hätte er gegeben, um diesem hinterlistigen Wassergeist das Herz aus der Brust zu schneiden und heraustropfen zu sehen, was ihren Adern das Leben einflößte — Silber? Blut? Waffenfähige Aufmüpfigkeit? — und dennoch nestelte sein Schwertarm seltsam unentschlossen am Griff seines Katanas. Gegen seinen Willen übermannte ihn erneut jenes sublime Gefühlschaos aus Zögern und Hingabe, das die Ausübung seiner Pflicht bereits im Kesselhaus der Fabrik zu sabotieren gedroht hatte. Silberne Erzadern pulsierten durch Lucas langes, nassblondes Haar und Klumpen des glitzernden Sumpfes klebten wie Drachenschuppen an ihren nackten Beinen und schlanken Händen. Das Schöne und das Erhabene vereinten sich in diesen stahlblauen Augen auf eine furchteinflößende, atemberaubende Weise. In einem anderen Leben hätte er diese Frau lieben und ein Band flechten können, das aus sanften Schwüren und süßen Verspechen geknüpft würde — doch im Hier und Jetzt verbanden sie allein die schweren Ketten, die er seiner Gefangenen unweigerlich würde anlegen müssen. Ob er es wollte, oder nicht. Ob er sie begehrte, oder nicht.
      »Du gehst wieder in die Zelle», rang er sich ab, als müsse er sich selbst überzeugen, »Du gehst zurück. Und wenn ich in dich hineingreifen und an deinen Eierstöcken zurückschleifen muss. Du landest wieder in diesem Loch, Luca!«
      Ihr silberbespritzter Augenaufschlag nahm seine Worte wie ausklingende Musik hin. Binnen eines Atemzugs verkniff Kevin die schorfigen Lippen, blähte die Nasenflügel, seufzte, tauchte in die Dunkelheit der Nacht ein — und wieder auf. Seine Hand griff in ihren Nacken, durch ihren Nacken, nichts als flüssiges Metall blieb haften.

      »Mercedes sagte mir, sie könne die ungesagten Schreie hören, die in meinem Innersten widerhallten. Nun, da ich dich in all deiner Verwundbarkeit vor mir sehe, kann ich es ihr nachfühlen. Dionisia.«
      Auf Geheiß ihrer dunklen Fürstin klafften die winzigen Krähenfüße an Lorcas braunen Lidern zu Landgräben auf, aus denen Schwärme schwirrender Staubmotten in die Nacht trudelten.
      »Kämpfe nicht dagegen an«, flüsterte Carla zwinkernd, als die flatternden Falter O'Maras Haupt in heißen Puder einbalsamierten. Mit wachsender Panik spürte er, wie die klare Herbstluft an der wüstentrockenen Maske abperlte. Doch je stärker er rackerte, strampelte und kämpfte, desto tiefer schabten sich die Fallstricke der Spinne in seine Glieder und Lorcas Drohnen in seine Nüstern.
      »Ist schon gut. Lass dich einfach fallen.« Carlas gönnerhafter Tonfall mischte der Wärme ihrer tröstenden Hand eine unerträgliche Intimität bei. »Schließe deine Augen und gleite in die Schwärze des Wassers.«
      »Fick dich!«, brummelte es durch den besabberten Knebel und O'Mara, beinahe in den Staubschwaden erstickt, warf plötzlich das Kinn derart enthemmt gegen den Nachthimmel, dass seine Nackenwirbel krachend nachgaben.

      Mit gazellenhafter Grazie wich Luca dem Stiefelabsatz ihres Wärters aus, schleuderte im Drall ihre eigene nackte Sohle gegen dessen Schläfe und horchte nach dem scheppernden Schellen der Silberstollen an ihren klimpernden Zehen. Jede Niete riss winzige Platzwunden in Kevins Stirn und betäubte seine Sinne. Chancenlos war er dem amorphen Arm ausgeliefert, der, halbflüssig und halbmenschlich, gegen seine Brust klatschte und am Hemdkragen festbackte. Jeden Muskel musste Luca gegen den eisigen Pflasterstein stemmen, um den trainierten Körper ihres Häschers von den Beinen zu wuchten. Ihr gedämpftes Ächzen verhallte an den ratternden Zahnrädern und grölenden Fabriken, Kevins Aufprall in den Halden aus Müll jedoch echote löwenbrüllend durch die Stadt der Maschinen.

      Unerträgliche Schmerzensschreie brandeten gegen den Stofffetzen, lauter noch als das Jaulen des Sturms und das raschelnde Rauschen der Staubmotten. Gleich einer Schlange, die ihren Kiefer vor dem Verschlingen ihrer Beute ausrenkt, hakte sich O'Maras Gebiss aus, schob den hängenden Unterkiefer hinunter und wölbte die lose Zunge über den rechten Mundwinkel, bis der weiße Knebel aus seinem nunmehr pferdeartigen Schlund rutschte. Speichel und Blut erbrachen sich schubartig aus seinem klaffenden Rachen, besudelten das angewiderte Gesicht der zurückschreckenden Carla und regneten auf seine aufgebäumte, spastisch zuckende Brust. O'Maras Haut schien nasser als Wasser und ebenso durchschimmernd. Muskelstränge und Nervenfasern furchten übelerregende Reliefs auf seinem Fleisch, wabblige Knödel und feste Brocken trieben auf tiefschwarz hervortretenden Adern über seinen einfallenden Bauch und die auskugelnden Schultern bis in die gefesselten Arme.
      »Lorca!«, schrie Carla entsetzt und zu spät.

      Kevins sausender Schatten hatte sich bereits in Lucas silberbenetzten Haaren festgekrallt und ihre Nase mit seinem Knie zerschmettert. Blut und Silber schäumten aus der röchelnden Blondine, ehe sie mit schier unbegreiflicher Reststärke spitze Nadeln in ihrer Handfläche materialisierte, auf ihren einknickenden Füßen einen Halbkreis um ihren Gegner zog und ihm mit einer schallenden Ohrfeige das Gesicht zerfetzte.

      Ohren vermögen die animalischen, gurgelnden Laute nicht zu beschreiben, die in dieser Sekunde aus seiner Kehle röhrten. Menschliche Stimmorgane wären zu solch abnormaler Widerwärtigkeit nicht fähig, und doch brach sie sich donnerrollend aus O'Maras abartigem, bluteiterndem Pferdemaul frei. Knötchen und Beulen unter seiner papierdünnen Haut hatten massive, haki-stählerne Buckel auf seinem Rücken ausgebildet, zogen tumorartige Bergketten über seine Arme und kanalisierten Kräfte jenseits aller weltlichen Biologie. Wie durch ein Wunder hielten Carlas rasiermesserscharfe Fäden diesem Monstrum stand — die Hauswände, an denen jene klebten, jedoch nicht.

      Benebelt vor Schmerz und Wut hustete Kevin gegen die Ströme aus Blut an, die aus seinem entstellten Gesicht auf die dreckige Straße pladderten.
      »Ich gehe niemals zurück!«, flog ihm Lucas entfesselte Stimme mit den aufpeitschenden Winden um die Ohren. Ihr halber Körper hatte sich mittlerweile in eine unförmige, zähfließende Woge aus Silber gekleistert und glitschte in unkoordinierten Wellen auf ihn zu.
      »Stimmt«, keuchte er bitter, endlich sein Schwert ziehend. In der blitzenden Schneide der Klinge erhaschte Kevin einen Schimmer seiner zerfleischten Visage und verlor jedes Maß an Beherrschung, welches er für seine Gefangene zuvor noch hatte aufbringen können. Schwarz wie seine Gedanken und die scharfe Schneide hob er einen fliegenden Schnitt in Lucas linker Flanke aus, der ihr die Luft abschnürte, während die Häuserkette in O'Maras deformiertem Rücken von titanischen Kräften aus dem Erdboden gezerrt wurde. Luca bündelte ihre letzten Kräfte gleichermaßen, verlor sich in der Wärme des Silbers und erschuf schlagende Flügel, wo zuvor Arme gezittert hatten. Reaktionsschnell flüchtete sich Carla in den schwarzen sechsbeinigen Außenpanzer der Spinne, ohne den niederprasselnden Häuserfassaden entkommen zu können — fassungslos erkannte Kevin im selben Moment, die tropfenden Silberschwingen nicht gänzlich abwehren zu können. Als sein Katana den rechten Flügel stutzte, erwischte ihn der Linke mit ungeahntem Schwung.
      Luca brüllte ihre Qualen hinaus, Carla stockte der Atem, O'Mara hatte seinen Verstand der grässlichen Mutation geopfert und die zornentbrannte Lorca vermochte erst im letzten Augenblick, ihre Herrin vor dem zyklopischen Steinschlag abzuschirmen. Wie flammende Meteore donnerten die zerberstenden Hausreihen gegen ihre Wälle aus Hitze und Staub, bis nichts blieb als ein finsterer Krater der Zerstörung in einer aus dem Schlaf gerissenen, verängstigten Stadt.

      Mac Brónach

      Unter schrillem Scheppern sprang das dreckige Fensterglas aus seiner Umrahmung und ergoss spitze Scherben über Töpfe, Pfannen, Möbel und die Leiche auf dem Fußboden. Mitgerissen von der Gewalt des Orkans flogen die wurmstichigen Fensterläden aus ihren Angeln und prellten — Klack! Klack! Klack! Klack! — wie Spielbälle gegen die Außenfassade, bis zwei vernarbte schwarze Hände dem ohrenzermarternden Geklapper ein jähes Ende bereiteten.
      »Mürrisches fountisches Wetter«, ätzte seine gedankenversunkene Kollegin gegen die hereinbrechenden Böen, der nachtmüde Headshot aber schüttelte das blondierte bärtige Haupt wie ein mürrischer General am Vorabend einer verlorenen Schlacht.
      »Das war nicht der Sturm. Sieh dir das an.«
      Neugierig stieg Cassiopeia Triagast auf ihren blutroten Absätzen über den toten Körper zu ihren Füßen hinweg, um ein sturmdurchwühltes Mac Brónach durch die Augen des Bastardkönigs zu betrachten. Wann hatte Ulysses McKenna zuletzt an ebendiesem Fenster gestanden und in die verwahrlosten Elendsschluchten dieser Jauchegrube geblickt, wo die Gestrandeten und Vergessenen seines Volkes ein todgeweihtes Dasein im Schatten der krebstreibenden Aschenwolken fristeten? Mit einer Verachtung, die auch er empfunden habe musste, überflog Cassiopeias bernsteingelber Blick dieselben gotischen Straßenlabyrinthe, dieselben namenlosen Gassen — nicht jedoch dieselbe apokalyptische Sinkhöhle, die sich hinter den Abhängen des lairischen Ghettos in die Erde gefressen hatte.
      »Ich bin zwar nur'n Tourist«, brummte Headshot trocken, »Aber in dieser Richtung müsste das Bordell liegen.«
      »Nein«, korrigierte Cassiopeia trockener, »In dieser Richtung lag das Bordell.«
      Als gedachten sie dem Dahinscheiden einer flüchtigen Bekanntschaft, legten die Agenten vor der bedrohlichen Stadtkulisse Nicklebys eine Schweigeminute zu Ehren ihrer offenkundig versemmelten Mission ein.
      »Du hättest dort sein sollen.«
      »Natürlich«, schnalzte Cassiopeia angesäuert, »Möge es ihnen eine Lehre sein.«
      Augenblicklich machte sie auf dem Hacken kehrt, die wilde rostrote Mähne wie ein modisches Accessoire über die Schulter werfend, und stanzte gen Tür. Die Dachstube war verwaist, ausgeplündert, verlassen und aufgegeben. Sie musste den scheuen Hund um nur wenige Stunden verpasst haben. Ein Ärgernis, das an ihr nagte.
      »Gehen wir. Lorelei wird den Schaden evaluieren wollen.«
      »Was ist mit ihm?«
      Cassiopeia musste nicht von der Türklinke aufsehen, um Headshots Worte zu deuten. Auch die Ermordung des armen Jungen, der in einer Lache seiner eigenen ausgerissenen Zähne dahinsiechte, hatte sie so knapp verpasst wie dessen Mörder.
      »Er bleibt, offensichtlich.«
      Die widerstrebenden Zornesfalten, die sich im dunklen Gesicht ihres Kollegen auftaten, schwelten nahezu in Cassiopeias Rücken. Doch die versierte Agentin ließ keinerlei Sentimentalitäten gelten.
      »Was willst du, ein Militärbegräbnis? Komm schon«, drängelte sie zynisch. Stoisch sank Headshot vor dem toten Jungen auf die Knie, tätschelte den aschblonden Schopf und schloss ihm die angstverzerrten, starren Kinderaugen. Wenn er betete, tat er es leise.
      »Er ist tot, Headshot, hier oder anderswo.«
      Der Agent nickte — gequält, aber akzeptierend, und rumorte schließlich auf seinen schweren Armeestiefeln an der Leiche vorbei gen Treppenhaus.
      »Er verdient mehr als das. Was auch immer er wusste…kein Wort hat er gesagt.«
      »Glaubst du?«, hallte Cassiopeias rauchige Stimme aus den unteren Etagen. Vermutlich übersprang sie auf ihren roten Stelzen mehrere Stufen gleichzeitig.
      »Wenn du zu reden bereit wärst…«, rief Headshot ihr hinterher,
      »…würdest du damit bis nach dem letzten Zahn warten?«

      Engine Barker: Außenbereich, Union Black

      Zusammengekrümmt, halbnackt und zitternd kauerte Luca auf dem eiskalten Straßenpflaster. Ihre majestätischen Silberschwingen waren verklebten, gerupften Daunen gewichen und sickerten über ihre blutüberströmten Arme ins Nichts. Tagelang hatte sie ausgeharrt, taktiert, gelauert, mit offenen Augen geschlafen, Erniedrigungen ertragen und Gefühle geschluckt. Hatte sich für den Moment des Kampfes gewappnet und um ihr Leben gekämpft, als er endlich gekommen war. Mit jeder Zelle ihres Körpers hatte sie sich gegen Carla aufgelehnt, gegen Remington und Lorca, die Söldner und diesen unverwüstlichen, unentrinnbaren Wachhund, dessen humpelnde Schritte durch die Erde echoten. Luca hatte diese letzte Schlacht geschlagen — und verloren. Zuletzt bewies Kevin den längeren Atem. Seine tödliche Klinge schleifte über die Straße, Funken schlagend, die Luca auf ihrer gebrochenen Nase zu spüren glaubte. Sein schmerzverzogenes Keuchen wucherte wie ein Geschwür in der bewegten Luft. Vermutlich hatte sie seine Lungen punktiert. Ein tröstlicher Gedanke, irgendwie. Das hochfrequente Quieken, das er zu unterdrücken versuchte, enthüllte seinen gehobenen Schwertarm. In wenigen Atemzügen würde das Katana niederschnellen. Kein sauberer Schnitt, aber ein endgültiger.
      »Fickt euch alle«, tropfte es lautlos aus Lucas aufgeplatzten Lippen. Dann folgte der Hieb, ein Schrei. Stille.
      Als Luca die blutverkrusteten Wimpern teilte, begrüßte sie das schmalste Lächeln der Welt. Eine Frau in Weiß hatte sich über sie gebeugt, jadegrüne Augen, die durch einen Vorhang windgepeitschter schwarzer Haarsträhnen schimmerten.
      »Ich wünschte, wir würden uns unter anderen Umständen kennenlernen«, sagte die Fremde bedeutungsvoll. Ihre blassen Lippen formten eine Sichel, die ihrem schneidigen Antlitz eine marmorne Schärfe verlieh. Reflexartig schreckte Luca vor der tastenden Hand zurück, doch ihre Glieder gehorchten der Blondine längst nicht mehr.
      »Keine Angst«, sprach die Frau in Weiß wie eine alte Freundin, als sie die manikürten Finger auf Lucas schmutzige Wange bettete und ihr geheimniswabernd ins Ohr flüsterte:
      »Excelsior!«

      Ruinen des Forbidden Woman, Cattle's Corridor

      »WO IST ER?!«
      Lorcas allmächtiger Zorn entlud sich in glühenden Sturzfluten über die Überreste des Bordells und die Trümmer der Häuserkette, die O'Mara in seiner unheiligen Transformation aus ihren Ankern gerissen hatte. Staubstürme wie schreiende Vogelschwärme durchpflügten die tiefschwarze Nacht auf der Suche nach dem Unauffindbaren, indes Carla in kühler Kontemplation auf dem Beckenrand einer geplatzten Messingwanne Platz genommen hatte und die Nachwirkungen dieses ereignisreichen Abends kalkulierte. Sie zog eine durchwachsene Bilanz, bevor sie die tosende Lorca zurückpfiff.
      »Wir sollten gehen. Das Chaos und die Dunkelheit werden unsere Gesichter nicht länger verbergen. Die ersten Schaulustigen werden noch vor den Einsatzkräften herbeieilen.«
      »Aber was ist mit O'Mara?«, protestierte Lorca teufelswild, »Und Hearst?! Er—«
      »Ist ein Mann ohne Zeit.«
      »Was?«
      Allmählich verschwanden die feurigen Stresspusteln, die Lorcas braungebranntes Gesicht wie eine hartnäckige Akne sprenkelten, und gaben Raum für einen fragenden Ausdruck der Ahnungslosigkeit. Wie so oft sprach Carla in großen Rätseln, während sie so selbstsicher dreinblickte, als habe sie die Lösung längst gefunden.
      »Bring uns zum Stadtrand. Ich erkläre dir alles auf dem Weg.«
      »Gut«, ließ sich die Staubfrau eher unzufrieden abspeisen, »Ich verstehe trotzdem nicht, wie uns O'Mara mit seinen Verletzungen entkommen konnte.«
      »Ich auch…ni…«, setzte Carla an, die schlangengrünen Augen plötzlich auf eine trübe Pfütze einschießend, die in einer Trümmerspalte vom Zugwind gestreichelt wurde. Zielbewusst schob sich die Frau in Schwarz an Lorca vorbei, sank nieder, nahm einen Finger der zähen Masse — und konnte sich ein galgenhumoriges Rabenlächeln nicht verkneifen.
      »Was ist das?«, wollte Lorca wissen und Carla antwortete, nicht gänzlich unbeeindruckt:
      »Lehm.«

      Schon oft hatte sich O'Mara bereits mit dem ersten Blinzeln den Tod herbeigewünscht, doch bislang hatte kein Kater seinen Körper derart allumfassend gegen ihn aufgestachelt. Schädel, Rumpf, Glieder — ein einziger wunder Nerv. Waren seine Knochen durch Ulysses' brachiale Fäuste in Trümmer gelegt worden, so hatten Carlas Spinnfäden das Fleisch zerfetzt, das die gesplitterten Wrackteile zusammengehalten hatte. Selbst seine Kiefergelenke bereiteten ihm Höllenqualen, als er sich zähneknirschend aufzurichten versuchte.
      »Ganz vorsichtig«, mahnte ihn die liebliche Stimme der Frau, deren weiche Hand seine Brust befühlte. Nach den sadistischen Herabsetzungen der schwarzen Spinne eine ebenso unerwartete wie willkommene Verbesserung. Seine Retterin verströmte den aromatischen Duft von Jasmin und scharfen Gewürzen, die seine blutende Nase nicht zu benennen, doch aber zuzuordnen wusste.
      »Agentin Gamisha…«, spuckte sein gemartertes Hirn schließlich ihren Namen aus.
      »Shrimati genügt«, antwortete sie knapp. Ihr Atem roch nach frisch aufgebrühtem Pfefferminztee.
      »Wo…sind wir?«
      »Unter der Stadt.«
      Verblüfft rieb sich O'Mara die verklebten Augen, was ihm mannigfache Höllenqualen eintrug. Doch endlich lichtete sich der milchige Schleier und entblößte die schöne Agentin mit der Karamellhaut in einem desolaten Erdloch, ihr exotischer Stirnsaphir illuminiert vom brüchigen Schein einer rostigen Gaslaterne.
      »Wie bin ich…?«
      »Nachdem du…Nach deinem Zusammenprall mit Lorca habe ich dich aus den Trümmern gezogen, dir ein Antidot gegen Carlas Gift injiziert und deinem Körper bei der...Rückverwandlung zugesehen. Was war das? Es handelt sich um eine Form des ›Seimei Kikan‹, oder? Zumindest eine bizarre Perversion davon, immerhin—«
      »Shrimati, wo genau sind wir?«
      »Oh.« Die Agentin schien geknickt, aus ihren hochtheoretischen Gedankenflüssen gerissen worden zu sein. »Diese Tunnel waren die Kopfgeburt von Ferdinand Greenaway, Kopf des Wirtschaftskonglomerats, das Nickleby industrialisiert hat. Unterirdische Eisenbahnlinien sollten eine Art spiegelverkehrte Metropole begründen, eine Stadt unter der Stadt. Aber das Vorhaben wurde verworfen, weil Nickleby auf Grütze steht. Feuchtes Marschland. Ein Wunder, dass die Stadt noch nicht—«
      »Ich versteh schon«, unterbrach O'Mara ihren Redeschwall erneut, »Sag mir einfach: Was passiert jetzt?«
      »Jetzt?«, erklärte Shrimati munter, hob ihre Laterne vom Boden auf und reichte O'Mara einen improvisierten Krückstock aus getrocknetem Lehm, »Jetzt bringen wir dich zu meiner Chefin.«
      O'Maras Beine sperrten sich gegen jede Form körperlicher Betätigung, bis Shrimati mit einem beherzten Ruck nachhalf.
      »Oh, gut!«, prustete sie erleichtert, »Ich hatte schon Angst, du wärst gelähmt. Komm, ich stütze dich. Oh, Gott…Vielleicht nicht so sehr…Eher…So. Jetzt geht's. Genau so, ein Schritt vor den anderen. Ich hoffe, die Gänge halten. Nichts als Schlick und Schwefel in diesen Tunneln…«
      »Shrimati?«
      »Ja?«
      O'Mara hasste die Frage und fürchtete die Antwort.
      »Was ist mit Krill?«

      Engine Barker, Union Black

      »Auf gewisse Weise beneide ich dich. Für die Sehenden muss diese Vorstellung einem leibhaftigen Albtraum gleichkommen, aber für mich, der beide Seiten erlebt hat? Das Licht und die Dunkelheit? Ich weiß nicht, was der wahre Albtraum ist: Niemals die Schönheit eines Sonnenuntergangs bestaunt zu haben oder in dem Wissen leben zu müssen, ihn niemals wieder zu sehen? Man kann nicht missen, was man nicht kennt. Ich versuche, mir all die Bilder aus meiner Kindheit lebendig zu halten, weißt du? Klammere mich an jede Erinnerung in der Hoffnung, mir diese alten Eindrücke in meinem Gedächtnis bewahren zu können. Aber es funktioniert nicht. Die Farben in meiner Gedankengalerie verblassen mit jedem vergehenden Tag. Verstehe mich nicht falsch, ich…ich erwarte kein Mitleid von dir.«
      »Gut. Das erspart dir eine Enttäuschung.«
      Remington schmunzelte kleinmütiger als ein geschlagenes Kind über diese ersten Worte des Meermannes seit seiner Gefangennahme. Obwohl der rote Kraken mit ausgebreiteten Armen und langgezogenen Tentakeln an die kalte Eisenwand der Fabrik geschmiedet war, eingezwängt in seesteinerne Ketten und umzingelt von bewaffneten Wachen, strahlte er die unerschütterliche Seelenruhe eines überlegenen Jägers aus. Unwillkürlich fügte Remington seiner inneren Bildersammlung ein weiteres Kunstwerk hinzu: Die milchweißen Augen des Kopfgeldjägers, die niemanden beachteten und jedermann sahen. Zwei stille, wachende Monde in einem Firmament aus Blut.
      »Ich entschuldige mich für diese Behandlung. Aber nach Lucas Verschwinden und dem Ausmaß der Verwüstungen, die du hinterlassen hast…«
      Krill nickte diese Rechtfertigungen gelassen ab, bevor er spitz erwiderte:
      »Die Verwüstung auf deiner Brust leckt übrigens.«
      »Ah, verflucht.«
      Behände löste Remington die polierten Knöpfe des frischweißen Hemdes, welches er sich hatte bringen lassen. Die Naht des tiefen Schnittes, den das Yubitsume über seine trainierte Brust gefräst hatte, öffnete sich wie ein hungriger Mund und spuckte tiefrote Kreolen in den sauberen Stoff. Auf ein Fingerschnippen des Blinden rollte der Arzneiwagen samt Sanitäter herbei, um die bösartige Wunde abermals zu verschließen. Während sich die Heftklammern in Remingtons schmerzdurchzuckter Brustmuskulatur festbissen, nun, da der Bindfaden versagt hatte, vernahm Krill neue Schwingungen in den metallenen Alkoven. Ein bulliger Mann würde die gepanzerte Tür aufstoßen, mit militärischen Stiefelschritten in den Kerker marschieren und vor dem improvisiertem Feldlazarett seines Vorgesetzten strammstehen. So geschah es.
      »Noch immer keine Neuigkeiten von Quoll, Sir. Die Gefangene bleibt verschwunden, genau wie er.«
      Nachdem er diesem getuschelten Flüstern gelauscht hatte, blies sich Krill mit einem zufriedenen Pfeifen die langen violetten Haarsträhnen aus dem geprügelten Gesicht. Reflexhaft legten die Wachen ihre Gewehre an und Remington tastete nach seinem Blindenstock, ohne ihn tatsächlich zu ergreifen. Sekundenlang visierten die Blinden aneinander vorbei, die Regungen im Gesicht des jeweils anderen wie Braille lesend. Während Remington über die kantigen, hohlen Zügen seines Gegenübers in eine unergründliche Tiefe eintauchte, entdeckte Krill in den leeren, ausgebrannten Höhlen hinter Remingtons Schraubringbrille die brodelnde, leidenschaftliche Besonnenheit eines kontrollierten Feuers, das Tiere gezielt aus ihren Bauten treibt.
      »Was ist?«, fragte Remington herausfordernd, als sich die dünnen Lippen des Kraken plötzlich kräuselten.
      »Luca ist fort, dein Lakai wird vermisst. Du hast versagt.«
      »Dich habe ich dafür eingefangen. Zu was macht mich das?«
      Krill überlegte kurz. »Zum berüchtigten blinden Huhn?«

      Irgendwo unter Nickleby

      Wie ein verkrüppelter Zentaur lahmten sie durch die uferlosen schwarzen Tunnelschächte, vorbei an ausgebrannten Gaslaternen und zerschlissenen Kabeln, durch die niemals ein einziger Funke Elektrizität geflossen war. Der schwerverletzte Kopfgeldjäger ackerte und schnaubte, als kämpfe er um sein Leben. Mit rapide schwindenden Kräften baumelte er an Shrimatis Seite und setzte die Lehmkrücke unbeholfen voran. Vielleicht, flüsterte das glühende Fieber O'Mara ein, war dies seine Strafe für Marys Tod. Er hatte Ulysses gesucht, gefunden und doch versagt. Die Frage, ob sein alter Busenfeind mittlerweile an der gebrochenen Augenhöhle erblindet war, pulsierte in seinen Schläfen. Aber welche Rolle spielte es, wollte die Stimme des Bastardkönigs wissen. Wären seine Schultern noch die seinen gewesen, so hätte O'Mara sie aufzucken lassen. Er wusste, dass er allein die Schuld für den Horror dieser Nacht trug; dass er Carla auszuspielen versucht und dabei sein gesamtes Blatt offengelegt hatte. Leichtfertig und rücksichtslos wie das Kind, das Mercedes vollkommen zurecht in ihm sah.
      »Einen Moment.«
      Plötzlich ließ ihn Shrimati auf seinen schwankenden Beinen zurück. Wie ein Turm ohne Fundament schwankte er gegen die Schwerkraft, während die junge Agentin an einem hölzernen Verschlag fuhrwerkte, den O'Mara in seinem Delirium nicht einmal bemerkt hatte. Ein gelernter Handgriff der schlanken, dunklen Finger setzte eine findige Vorrichtung in Gang — Drähte und Zahnräder, die hinter dem unscheinbaren Türchen wuselten und ratterten, bis ein helles Klicken goldenes Lampenlicht durch den Türspalt einließ.
      »Geschafft«, bekräftigte Shrimati mit einem mutmachenden Nicken ohne jedes Lächeln. In ihren hellbraunen Augen erahnte O'Mara in groben Zügen die abscheuliche, gebeutelte Kreatur, zu der Ulysses, Carla und seine verzweifelte Transformation ihn verdammt hatten. Wieder auf die Agentin gestützt trat er durch die Öffnung, wie ein verwundetes Wildtier den verstaubten Geruch von Holz und Staubfängern witternd, der halbverblasst und doch allgegenwärtig durch den lichtdurchfluteten, pastellfarbenen Gesellschaftssalon auf der anderen Seite spukte. Hinter den altbackenen Intarsien antiker Eichenmöbel, welche sich erbitterte Kriege mit den rotbraungelben Blumenarabesken auf der Tapete lieferten, steckten kitschige Zierpflanzen in zu kleinen Terrakottavasen den Grundriss
      eines biederen Stadthauses der obersten fountischen Mittelschicht ab.
      »Wo sind wir?«, fragte O'Mara naserümpfend. Das gesamte Zimmer blendete ihn mit kitschigen Keramikfigürchen hinter polierten Vitrinen und unaussprechlich gemusterten Lampionschirmen, die ihn vage an steife Reifröcke erinnerten — samt Rüschen und Stützkorsett. Wenn das diese angepriesene Zivilisation sein sollte, von der die Weltregierung ihren Schäfchen vorbetete, müsste er unweigerlich dem Heidentum frönen.
      »Komm, setz dich. Warte hier.«
      Mit chirurgischer Präzision bettete Shrimati seinen verstümmelten Körper in die geschmacklosen beigen Polster eines patriarchischen Altherrensessels, bevor sie den modifizierten Wandschrank schloss, aus dem sie geschlüpft waren, und dem Salon auf leisen Sohlen entfloh. Augenblicklich fiel O'Mara in einen unruhigen, brennenden Schlaf. Er sollte nur wenige Sekunden andauern. Auf der anderen Seite der Tür zischelten vertraute Stimmen wie die Feuerzungen in seinem Schädel. Was blieb ihm also, als fiebertrunken auf seine Füße zu fallen und über die widerstrebenden Beine mit der Stirn voran gegen die Türklinke zu stolpern? Der Schmerz in seinen Nebenhöhlen schlug ihn nahezu nieder, doch letztendlich hing er im geöffneten Türrahmen, blinzelte benommen in eine pittoreske Küchendiele — und die stahlblauen Augen, deren flehenden Blicken er seit Wochen in seinen Träumen nachjagte.
      »Luca…!«
      Kaum mehr ein Knäuel aus Wolle und Blut, eingewickelt in eine wärmende Decke, bibberte auf einem hölzernen Stuhl und nippte an einer Teetasse, die beim Anblick des demolierten Kopfgeldjägers aus den aufgerissenen Händen rutschte. Noch bevor die Scherben über den Boden klirrten, knabberten Lucas wunde Lippen bereits an einem beiläufigen Gruß oder einem kecken Spruch, der dem Moment seinen Schrecken nehmen und dem Albtraum, dem sie entkommen war, die Macht entreißen sollte. Doch alles, was sie herausbekam, war Schweigen. Luca war durch die Hölle gegangen und O'Mara sah aus, als wäre er ihr den ganzen Weg gefolgt. Sekundenlang stand seine Welt still, bis ihm die Beine endgültig versagten und er in ihre Arme fiel.

      Red Apple Palace, Rosary Hill

      »Miss Dreadful! Dieser Überfall ist in allerhöchstem Maße ungebührlich!«, entrüstete sich Catherine publikumswirksam, umringt von zahllosen Zofen und Kammerdienern und weiteren hochergebenen Leibeigenen, die die Nachtwäsche richteten. Zwei Mägde waren vonnöten, um das karamellblonde Zopfgeflecht der Puppenkönigin unter eine goldgesäumte Schlafhaube zu drapieren — Möge sie morgendliche Knötchen verhüten — und kein royales Füßchen tat auch nur einen einzigen Schritt ohne die sanfte Umarmung hasenohriger Pelzpantoffeln.
      »Ich wünsche in meiner Zu-Bett-geh-Zeit nicht gestört zu werden, Miss Dreadful! Ihre rebellische Impertinenz mag Ihnen den ›Club Dahlia‹ und Ihren Posten an meinem Hofe eingebracht haben, doch diese Verletzung meiner intimsten Intimsphäre dulde ich in keiner Weise! Ich habe bereits meinen Gute-Nacht-Tee eingenommen, Himmel noch eins!«
      »Dann solltet Ihr einen Wachmacher ordern, meine Königin. Euch steht eine schlaflose Nacht bevor.«
      Hinter Catherines kristallblauen Augen rangelten Empörung und Furcht, bevor sie der verdächtigen schwarzen Tasche neben Carlas frivolen Stiefeln gewahr wurden.
      »Haben Sie mir etwas mitgebracht?«, fragte die Königin kleinmädchenhaft. Fortgeweht schienen ihr Zorn über die späte Störung und die Angst, die ihr die Mahnung ihrer unverfrorenen Erzieherin eingeflößt hatte.
      »Ihr solltet Euch setzen, Hoheit.«
      Carla sprach überaus wohlwollend, doch Catherine schien keineswegs überzeugt. Verschanzt hinter verschränkten Armen lieferte sich die junge Herrscherin ein erbittertes Blickduell mit den schlangengrünen Augen der Frau in Schwarz, an dessen Ende ihre Niederlage jedoch unausweichlich dämmerte.
      »Also schön!«, platzte sie schließlich hervor — und, an ihre Kammerdiener gerichtet: »Ihr habt sie gehört!«
      Emsiger als Bienendrohnen bugsierten die Männer das Mädchen in die rotgeblümten Daunenlaken des lächerlich-pompösen Himmelbettes, in dem die Haarzofen bereits Kissen, Decken, Überlaken und Stofftiere zurechtgerückt hatten. Nachdem dieses heilige Werk vollbracht war, scheuchte die Monarchin ihre Bediensteten zur Tür hinaus und fixierte Carla mit kritischer Ungeduld.
      »Nun, Miss Dreadful?«, forderte sie auf ihrem wolkenweichen Thron wie eine olympische Göttin, »Welche nächtlichen Geschenke vermag ich nicht im Stehen entgegenzunehmen?«
      So sehr mussten Carlas dunkle Lippen gegen das schadenfrohe, vorfreudige Lächeln ankämpfen. Sie selbst vermochte nicht zu bestimmen, aus welcher Geistesstärke sie die todernste Leichenbittermiene schöpfte, die ihre folgenden Worte untermauern sollte:
      »Königin Catherine. Weder dient dieses nächtliche Ersuchen allein Eurer Nervenerregung…noch bringe ich Geschenke. Ich bin gekommen, um eine Verschwörung gegen das fountische Volk, Eure Krone und nicht zuletzt gegen Euch persönlich offenzulegen!«
      Über diese Ansprache gefror das seidenweiche, blasse Mädchengesicht wahrhaftig zur unbeweglichen Porzellanmaske einer bemalten Puppe. Die Königin sprach nicht, blinzelte nicht, atmete — ein, aber nicht wieder aus.
      »Wappnet Euch, Eure Hoheit.« Festentschlossen öffnete Carla die mitgebrachte Tasche, blickte ausdruckslos hinein und fragte:
      »Seid Ihr gewappnet?«
      Catherines spitzes Puppenkinn wippte unmerklich auf und ab.
      »Nun, denn. Nicht weit außerhalb der Stadtgrenzen, inmitten der grauen Marsch, befindet sich ein frisches, flaches Grab. Ich habe dieses Grab offengelegt und fand…«
      Der Schrei der Puppenkönigin alarmierte den gesamten Palast. Wie Sand, der durch eine Sanduhr strömt, stürzten die Nachtwachen in das Schlafgemach und fanden die kreidebleiche Catherine unberührt, aber angststarr in ihrem Bett vor; zu Tode erschrocken über ihren treuen Generalsekretär Chester Sundermare, dessen abgetrennten Kopf Miss Penny Dreadful soeben aus ihrer Tasche gezogen hatte.
      Kapitel 153 - Königin in Schwarz

      Obwohl er seinen Blick eisern in der Maserung des abgenutzten Holzes vergrub, obwohl er seine geprügelte Visage in seinem Glas Whiskey ertränkte, obwohl er aussah und sich gab wie all die anderen einsamen, sonderbaren Einzelgänger in dem abgehalfterten Pub, der so viele einsame, sonderbare Einzelgänger bewirtete, lungerte das kleine Mädchen an seinem Tisch herum, suchte seine Aufmerksamkeit und betatschte schlussendlich seine Schulter. Eine ganze Weile versuchte er das impertinente Geschöpf zu ignorieren, aber ihr pickender Finger insistierte. Mit Nachdruck.
      »Tut das weh?«, fragte sie und meinte den tiefblauen Flickenteppich, der seine rechte Gesichtshälfte tapezierte. Er erwiderte nichts, da sie ihm keine Zeit ließ.
      »Du bist der Bastardkönig, ne?«
      Endlich knickte der Gast ein, lethargisch und grummelnd wie ein Golem, den sie aus dem Schlaf der Erde gerissen hatte. Abseits der kleinen Hände, die in ihren braunen Haaren dichte Nester bauten, entblößte das etwa zehnjährige Mädchen keinerlei Unsicherheiten.
      »Du bist's doch, oder? Warum bist du hier und nich in Hoolahara? Gibt's da keinen Whiskey? Bestimmt, oder? Ich war noch nie in Hoolahara, aber…«
      Worte, Worte, noch mehr Worte. Ulysses trank leidenschaftslos, während sich das Kind wie selbstverständlich an seinen Tisch pflanzte und ihn mit Fragen und Imperativen bombardierte. Ob er die Bärin von Andarta kenne, wie sie das große Südtor verteidigt habe, ob Moria Graham wirklich so schön sei wie auf den Bildern in der Zeitung und — ganz ehrlich! — habe sie realistische Chancen auf den Parlamentsvorsitz? Im Gegensatz zu »Miss Graham« verstehe sie Politik ganz und gar nicht, sagte das Mädchen. Sie würde aber wie die Bärin kämpfen, jawohl, kämpfen! Für die Freiheit! Ihre Eltern, die Schankwirte, wären ins Feindesland geflohen, sie aber wäre ein wahres Kind der Wilden Mähre und würde mit den freien Lairen in die Schlacht ziehen. Das Grau in ihren Augen leuchtete, wie nur Kinderaugen zu leuchten vermögen, und Ulysses…trank. Er hatte ihre Vermutung noch immer nicht bestätigt, da ihm die Aussicht auf einen plappernden Mädchenmund, der halb Mac Brónach die Anwesenheit des Bastardkönigs verkündete, ärgere Magenschmerzen bereitete als der dampfende Grünkohl am Nebentisch. Aber sie hatte ihre Antwort längst von seinen Augen abgelesen, vom gleißenden Grün der McKennas und dem vergifteten Cromwell-Blut, das aus den aufgeplatzten Äderchen sickerte.
      »Dann kennst du doch auch…«, plötzlich lehnte sie sich bedeutungsschwanger vor, als dürfe niemand ihrer geheimen Konspiration lauschen, »Du kennst dann auch…die Lilie von Og MacLarr?!«
      Die legendäre Lilie schien ihr liebste Heldengestalt und Identifikationsfigur zugleich, eine überlebensgroße Heroine im unerbittlichen Krieg gegen das dauergierende, dauerfressende fountische Imperium. Eines Tages wolle sie wie sie sein — nicht um der Verehrung Willen, sondern, weil die Welt mehr Frauen wie sie brauche. Ihre Versicherung wirkte aufrichtig, was Ulysses zu gleichen Teilen imponierte und beängstigte.
      »Ist sie wirklich so groß wie ein ausgewachsener Mann?! So groß wie mein Papa?!«, fragte das Mädchen eifrig. Offensichtlich arbeitete sie einen umfangreichen Fragenkatalog ab. Nach Augenmaßnehmen des feisten Wirtes, dessen argwöhnische Miene Ulysses mit einem beschwichtigenden Lächeln abgespeist hatte, antwortete er:
      »Größer.«
      Die Zähne des Kindes wuchsen länger und länger zwischen den gekräuselten Lippen. Endlich hatte er es zugegeben! Der sagenhafte, doppelgesegnete König des Landes ihrer Vorväter saß ihr direkt gegenüber. Jetzt müsste sie nur noch einen Blick auf seine abstoßenden Beißer erhaschen und ihr Glück wäre vollkommen.
      »Und hat sie wirklich 30 Männer mit einem Streich getötet?!«
      »Mehr.«
      »Und ihr Speer, kann der wirklich-?!«
      Plötzlich füllte sich der schummrige Pub mit Schreien, Flüchen und explosionsartigem Reizhusten. Eine unbeschreibliche, trockene Hitze legte sich wie eine schwere Wolldecke über Mobiliar wie Menschen, aus der eine furchteinflößende Frau im gelben Abendkleid in die Existenz trat. Lang, hager und gebräunt wie die Abendsonne stemmte sie die spitzen Ellbogen zwischen dem widerwilligen König und dessen ergebenster Untertanin auf die Tischplatte.
      »Hoheit«, nickte sie ihm jovial zu, eine devote Verbeugung persiflierend. Schwarze Haarsträhnen trudelten über ihre Stirn vor die sandfarbenen Augen wie dunkle Schatten hinter Wüstendünen.
      »Lorca«, grunzte Ulysses, »Oder Rovira oder was auch immer. Gehen Sie, ich…« Seine grellgrünen Augen suchten das kleine Mädchen, doch jenes hatte sich bereits unter die väterliche Schürze verkrümelt. »…unterhalte mich gerade.«
      Belegtes Seufzen.
      »Was will sie von mir?«
      »Widerstandslose Kooperation«, bestimmte Lorca — untersetzt vom steinernen Rasseln der schweren Handschellen, die sie auf dem Tisch ablud. »Die Königin wünscht eine Audienz.«
      »Die Königin?« Ulysses blonde Brauen krümmten sich wie winselnde Hunde. »Catherine?«
      »Das ist noch nicht raus.«
      Sichtlich widerstrebend hievten Ulysses' kräftige Arme seinen Rumpf aus dem Stuhl. Die massiven Muskeln spannten das hellblaue Karoflanell seines Hemdes bedrohlich und das fiese Kariesgelb der schiefen Zähne glänzte glasig zwischen den zurückweichenden Lefzen. Wäre das kleine Mädchen nicht zu Tode erschrocken gewesen, hätte es vor Überwältigung vermutlich aufgejubelt.
      »Dünnes Eis«, warnte Lorca den berüchtigten scheuen Hund, der ihr knapp bis zur Nasenspitze reichte, und deutete auf die Handschellen. »Anlegen. Oder soll ich das übernehmen?«
      »Ich würde dich töten.«
      »Vielleicht«, lächelte Lorca unbekümmert, »Vielleicht nicht. Der vermaledeite Konjunktiv. Ich aber werde jeden einzelnen Menschen in dieser Kaschemme mit einem einzigen Atemzuges von innen nach außen stülpen, wenn du dich weiterhin zierst.«
      In den grauen Mädchenaugen, halb verborgen hinter der väterlichen Schürze, spiegelte sich der getriebene Blick eines in die Ecke gedrängten Tieres. Witternde, unwirsche Bewegungen in den Pupillen des Bastardkönigs entblößten eine Zerrissenheit, die das Kind nicht verstehen, aber spüren konnte. Selbst die Atemluft gurgelte und verendete in ihrer bebenden Kehle, als die schwieligen Pranken des Blonden kapitulierend in seinen Mantel und die Fesseln schlüpften. Der rechtmäßige Erbe des Grüns, von der mysteriösen Gelben Dame wie ein gemeiner Dieb abgeführt. Sollte sie ihm helfen? Ja! Aber, wie? Sie war keine Lilie von Og MacLarr, nicht einmal die Butterblume des Mac Brónach. Ihr Gewissen rang unerbittlich mit ihrem gesunden Menschenverstand, bis sie seine Botschaft entdeckte. Noch im Türrahmen sah Ulysses über seine breiten Schultern zurück in die leichenstille Bar — nur für sie. Er lächelte nicht, doch seine hässlichen Zähne schillerten durch einen dünnen Spalt wie ein geheimer Code. In diesem Moment erkannte das Mädchen, dass er dankbar war für ihre Zurückhaltung und ihr Vertrauen; dass sie sich auserwählt fühlen durfte, mit den großen Helden des lairischen Widerstandes auf wilden Stuten zur Jagd zu reiten, den fountischen Löwen zu erlegen und sein schwarzes Fell in die Asche einer befreiten Nation zu treten. Eines Tages würde sie Seite an Seite mit der Lilie von Og MacLarr kämpfen, mit der Bärin von Andarta und dem Bastardkönig, den die unheilvolle Fremde soeben durch die Tür geschoben hatte. Eines Tages würde sie das Banner der McKennas unter einem freien lairischen Himmel hissen, eines Tages.

      Copperfield

      Als er die Augen aufschlug und in das endlose Leid blinzelte, das er und seinesgleichen über die Stadt Copperfield ausgeschüttet hatten, erbrach er schwarzes Blut auf seine verarztete Schulter und wimmerte vor Schmerz. Eine mickrige Klage, die ungehört in das ohrenbetäubende Schreien und Weinen, Flehen und Fluchen einstimmte. Die grässliche Kakophonie toste wie der sturmdurchwühlte Ozean auf hoher See, allgegenwärtig, unentrinnbar und so tief, dass kein Mensch seine wahren Ausmaße verkraften könnte, ohne den Verstand zu verlieren. In seinem Siechtum erkannte der Graue Spion erst auf den zweiten verirrten Blick, welche bekannte Kulisse dem improvisierten Lazarett als Unterschlupf diente: Das knochenfarbene Bahnhofsgebäude, in dem er und Mercedes ihren Getriebeölkaffee hinuntergewürgt und die Hintergründe der fountischen Vermisstenfälle elaboriert hatten. Seltsam, wie leichtfertig das Leben altbekannte Bilder in neue Farbe tunkt. Die talgblassen Pendler waren blutverschmierten Wiedergängern gewichen, die halbtot und doch zum Fühlen verdammt durch die rauchverhangenen Hallen schlurften, das enervierende Gebimmel der Schaffner war im Donnerrollen der Feuersbrünste zerschellt und engelhafte Gestalten in weißen Lumpen wuselten zwischen blutigen Lachen von Pritsche zu Pritsche. Offenbar hatten sich die Ärzte und Pfleger Copperfields jedes greifbare helle Textil übergeworfen, das ihre Profession zu signalisieren imstande war. So schwirrten sie umher, weiße, beruhigende Leuchtfeuer, die die Verletzten und Hilfesuchenden wie Motten anzogen. Das hellste unter ihnen, Mercedes Delacroix, hinkte auf ihrem metallenen Bein wie ein Druide auf seinem Wurzelstock umher, bewaffnet mit Bandagen und dem unerschütterlichen Lächeln einer abgeklärten Ärztin. Der Graue Agent hatte sie sofort zwischen den Verwundeten ausgemacht. Ihre schmiedeeisernen Hände hielt sie unter weißen Handschuhen verborgen, um die Kinder und Alten nicht zu verschrecken. Stundenlang hätte er dieser famosen Frau beim Heilen, Retten, Wunderwirken zuschauen können, wenn ihn nicht der Durst eines Verdurstenden geplagt hätte. Ein jämmerliches Stimmchen aus seiner verbundenen, mit Messerklingen besetzten Kehle genügte, um die ungeteilte Aufmerksamkeit der Kopfgeldjägerin zu gewinnen. Sein Zustand mochte kläglich sein, doch er fühlte sich wie der glücklichste Patient der Welt.

      Irgendwo in Nickleby

      »Du bist kein Monster, Heathcliff. Du bist verflucht. Helden werden verflucht«, rezitierte Bentley sein geheimes Mantra, ohne sich in der üblichen seligen Akzeptanz salben zu können. Diese letzten Worte seiner Mutter waren ihm stets wohltätiger Balsam gewesen, ein Ausweg aus dem üblen Selbsthass und der Selbstgeißelung, die seine Natur umumgänglich erscheinen ließ. Doch an diesem Abend fing eine Macht, die größer war als die Liebe einer Mutter, seine Bannsprüche ab. Vorsichtig tupfte er über die blutende Wunde auf der hohen, weißen Mädchenstirn. Der nasse Lappen, den er zu säubern auserkoren hatte, war sanft, warm und von exquisiter Qualität. Noch immer fürchtete der Uhrmacher, das bewusstlose Kind könnte bei jeder unbedachten Bewegung wie eine Porzellanpuppe unter seinen Händen zerbrechen.
      »Du musst keine Angst haben«, flüsterte er ihr zu — oder sich selbst ein. »Du schläfst so ruhig, weil du weißt, dass du keine Angst haben musst. Nicht wahr? Ja. So muss es sein…«

      Harker-Anwesen, Anne-The-Splendid

      Der fantastische Duft ihrer Haut, ihres Haares und ihrer Lippen strömte aus dem Schlüsselloch wie heiße Luft aus einem Teekessel. Hinter der schwarzen Tür vereinnahmte Carla Griswold den gesamten Raum; ihr Körper, ihre Kosmetik, ihre Wäsche, ihre Laken. Douglas Remington hatte nie geahnt, wie schmutzig etwas derart Sauberes riechen kann, wenn die eigene Nase an einem Kopf voll verdorbener Gedanken hängt.
      »Kommen Sie herein«, schallte es durch das dunkle Teakholz. Über seine olfaktorischen Tagträume hatte er sein Klopfen bereits vollkommen vergessen und zwängte sich mit dem Unbehagen eines zweifelnden Kirchendieners in Carlas Schlafgemach. Sofort füllte sich seine innere Gedankengalerie mit grellen, anrüchigen Aquarellen. Weiße Blumen auf schwarzen Gräsern, Frauen in bunten Kleidern und Frauen, die nichts trugen — wie in den verbotenen Heftchen, die er als Kind unter dem Bett seines Bruders gefunden hatte.
      »Miss Griswold, ich—«
      »Carla.«
      »Carla. Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht belügen, aber—«
      »Bitte«, unterbrach sie ihn seidig wie eine Sirene. Mit Freuden wäre er auf jedes ihrer Riffe aufgelaufen.
      »Ich bin vertraut mit den Lügengebilden, die Menschen im Namen undankbarer Obrigkeiten ersinnen«, fuhr sie verständnisvoller fort, als er es zu verdienen glaubte, »Seien Sie sich dessen versichert, Douglas. Ich lebte sie jahrelang.«
      »Dann…« Seine Stimme versumpfte in einem Morast aus Verblüffung und Scham. »Dann vergeben Sie mir?«
      »Vergeben?«, gluckste sie amüsiert. Ihr Lachen: ein Aphrodisiakum.
      »Douglas, kommen Sie her.«
      Zittriger als ein Greis dem Schnitter folgte Remington seinem Blindenstock. Ein Schritt, zwei Schritte, drei—
      Gänzlich unvermittelt, gänzlich atemnehmend fand ihre Hand plötzlich die seine. Ihre perfekten Finger lösten den störenden Gehstock aus seinem Griff und warfen ihn zu Boden, noch bevor der Blinde einen gepressten Protest hätte hervorbringen können.
      »Als Sie mich nach meinem…Disput mit dem armen Waterloo zusammenflickten, fragten Sie mich, ob ich einsam sei. Erinnern Sie sich?«
      Oh, er erinnerte sich; jeden Abend und jede Sekunde unter der Dusche.
      »Ihr Schauspiel macht Sie ebenso einsam, nicht wahr? Chapeau, im Übrigen, es war exzellent.«
      »Es war kein Schauspiel«, versuchte er sich bußsüchtig zu erklären, aber die Wärme ihrer Hand und der Odem ihrer Nähe betäubten seine Zunge. Wie einer aufputschenden Droge fühlte er sich ihr bedingungslos ausgeliefert, mächtiger als Gott und hilflos zugleich.
      »Sie haben mich hinter Ihre Fassade blicken lassen, obwohl es Sie Ihre achtsam orchestrierte Legende kostete. Ich ehre dieses Opfer, Douglas, mehr noch, als es Ihnen möglicherweise bewusst ist.« Ihre Finger schnürten sich fester um seine kaltschweißige Hand. »Aber ich kann nicht mit Menschen arbeiten, die ich nicht einschätzen kann. Dass mir ›Almanag‹ einen bürokratischen Aufpasser abstellt…damit kann ich leben. Einen gedungenen Mörder hingegen dulde ich nicht in meinem Zirkel, ganz gleich, wie gefährlich das Spiel ist, welches ich zu gewinnen gedenke.«
      »Carla, bitte! Ich habe mich Ihnen offenbart, um sie zu schützen!«, beschwor er sein furiosestes Plädoyer, ihrer beider Hände umschließend, »Nach dem Vorfall mit Waterloo sollte ich Ihre Schande für sie aufbewahren. Das waren Ihre Worte, und nun bitte ich Sie um denselben Gefallen! Bitte! Was kann ich tun, um Sie von meiner Aufrichtigkeit zu überzeugen?«
      Carlas Schmunzeln knisterte lauter durch seine Ohren als das Schnalzen ihrer Zunge.
      »Beginnen wir von vorn?«, bot sie ihm kokett an und er, halbbesessen, brüllte nahezu:
      »Ja, bitte! Was kann ich tun?«
      »Ich zeige dir meins, wenn du mir deins zeigst.«
      Wie gern erfüllte er ihren Wunsch. Die angestaute Hitze, die Leidenschaft, der süße Schmerz durchbrach die aufgebauten Dämme und entlud sich in einem warmen Nebel, der Carlas Schlafzimmer in prickelnden, tauweißen Dunst lullte. Endlich fühlte er seine Umgebung wieder. Sein Blindenstock lag neben seinen Füßen auf dem Boden, Carla saß vor ihm auf der Bettkante. Der wabernde Dampf benetzte ihre samtige Haut, schmiegte sich an ihre Brustwarzen, ihren Nabel und an den glatten Schoß, der sich zwischen gespreizten Schenkeln vor ihm ausbreitete. Schlagartig verweigerten sich ihm die Knie, als wäre seinen Beinen sämtliches Blut abgewandert. Vermutlich war es so.
      »Carla, Sie—?! Sind nackt!«
      »Ich weiß«, flüsterte die Frau in Schwarz und zog ihn zu sich heran, eine Hand an seinen Fingern, die andere an seinem beinahe aufberstenden Hosenbund. Flugs lockerten sich der Gürtel und der Verschluss und seine stählerne Erektion lag blank, aufgestellt wie eine polierte Lanze. Während sie seinen Schaft liebkoste, löste sie Jackett und Hemd. Knopf um Knopf um Knopf, bis sein Anzug wie der Vorhang vor dem letzten Akt niederfiel und er nichts am Leibe trug als seine schwarzen Schuhe und die schwere Schraubringbrille.
      »Komm zu mir«, forderte sie verführerisch und verletzlich zugleich. Nun, da ihn der heiße Dampf leitete, fanden ihre entblätterten Körper ungestört zueinander. Etwas verkrampft wuselte er sich aus seinen Schuhen und Socken, bevor er auf ihr lag, seine kraftvollen Arme neben ihrem schmalen Lächeln in die Matratze gestützt. In den Tiefen seines Herzens wusste Douglas, dass die Schwarze Witwe keinen Funken Zuneigung für ihn empfand und niemals lieben könnte, weder sich selbst noch irgendeinen anderen Menschen, der ihr Bett oder Leben teilte. Doch ihre Haut war weich, so unfassbar weich, und ihr lustvoller Atem perlte wunderbar auf seinen Lippen. Instinktiv rieb er seine pochende Männlichkeit über ihre glattrasierte Scham. Die Berührung allein drohte ihn zum Höhepunkt zu treiben. Gerade noch rechtzeitig löschte eine unerwartete Berührung an seiner Brille die überkochende Lust ab.
      »Abgemacht ist abgemacht«, hauchte sie in seinen Nacken, just nachdem sie das eiserne Gestell über sein fuchsiarotes Haar abgestreift hatte. Jedes Widerwort schien zwecklos, obwohl die seelenlosen, ausgefressenen Augenhöhlen aus dieser Nähe nichts als grenzenlose Abscheu hervorbringen würden. Tausende Fragen schossen durch seinen fiebrigen Schopf, tausende Antworten hallten zurück, aber nur ihr Name schwappte wieder und wieder aus seinem Mund.
      »Tu es!«, forderte sie endlich und so drang er in sie ein. Schnell, stark und ungestüm. In einer orgiastischen Dampfwolke schoss seine Erregung aus den schwitzenden Muskeln und hüllte sie in einen kribbelnden Kokon, der nass und feucht auf ihrem sich windenden Körper glänzte wie…

      …der erste warme Regen des Sommers. Die heiße Luft roch nach Orangenblüten, verbrannten Kerzen und dem wohlvertrauten Feuer einer unverdienten Ohrfeige.
      »Wasch mir die Haare, Carla.«
      »Ja, Mama.«
      Als die kleine Carla ihren rabenschwarzen Schopf über die kochende Badewanne beugte, kollabierten ihre kleinen Lungen beinahe in der aufsteigenden Hitze der stickigen Seifendämpfe.
      »Carla, ich warte…«
      »Ja, Mama…«, röchelte sie mit belegter Stimme und griff nach einigem Zögern in das kochende Badewasser. Sie musste sich auf die Lippen beißen, derart unerträglich brannte das Bad auf ihrer Haut bis tief in die Knochen. Aber Carla schluckte den Schmerz bereitwillig. Denn wenn die dichten braunen Haarsträhnen ihrer Mutter wie geschmolzene Milchschokolade durch ihre weißen Hände rannen, fühlte sich das Mädchen ihr näher und verbunden. Die nassen Locken kitzelten lustig zwischen ihren Fingerchen und taten ihr niemals weh. Mit größter Umsicht massierte Carla die empfindsame Kopfhaut, durchpflügte die dunklen Wellen und shampoonierte gemächlich, um die gewundenen Spitzen nicht zu strapazieren.
      »Du und dein Vater, ihr habt mein Leben ruiniert, weißt du das?« Das strahlende Grün in den Augen des Kindes welkte fahl, um Jahre gealtert.
      »Ja, Mama…«
      »Ich hoffe, eines Tages wirst auch du Mutter sein.«
      Sie wusch und massierte, massierte und wusch. »Ja, Mama…«
      »Mutter von einem verzogenen Geschöpf wie dir, damit du siehst, wie viel Leid und Plackereien du mir immer bereitet hast—«
      »Ja, Mama…«
      »—und wie furchtbar schwer es für mich war, dir undankbarem Ding trotzdem eine gute Mutter zu sein.«
      »Ja, Mama…«
      »Ja…«
      »Ja!«

      Doubletrouble Manor, Anne-The-Splendid

      »Wer ist Margot
      Diese Frage schnitt tiefer als die Splitter seiner gebrochenen Knochen. Selten war er in bequemeren, wolkengleicheren Daunen aufgewacht und doch fühlte er sich vom Schlund der Hölle höchstselbst ausgekotzt. Luca hingegen saß gänzlich unbehelligt am Rande des herrschaftlichen Doppelbettes und erschien in ihrem flauschigen Frotteebademantel unwahrscheinlich vorzeigbarer als er; abseits ihrer Bandagen und vernähten Wunden. Um ein Haar hätte er sie unter seine Decke eingeladen. Um ein blondes, sonnengeküsstes Haar.
      »Du hast im Schlaf ihren Namen gerufen. Ich konnte allerdings nicht ausmachen, ob du vor Schmerz oder Erregung gestöhnt hast.«
      »Ja«, antwortete O'Mara angeschossen. Die bloße Erwähnung dieses Namens beleidigte ihn und ließ einen Hass hochkochen, den er längst im Alkohol ertränkt zu haben glaubte. Er brauchte dringend einen Drink, doch stattdessen fragte er:
      »Wie geht es dir?«
      »Besser als dir, offenkundig.«
      »Das meine ich nicht.«
      »Sondern?«
      »Ich frage dich, wie es dir nach wochenlanger Geiselhaft in den Fängen einer Psychopathin geht.«
      »Besser als dir.«
      Er ächzte vor Schmerz und Ärger, sie schmunzelte dieses breite, hässliche, zauberhafte Schmunzeln. Ihre großen, vollen Lippen spalteten ihr gesamtes Gesicht und zogen eine Kerbe bis zwischen ihre hellblonden Augenbrauen. Mitleid, Trauer, Erleichterung, Schadenfreude — ihr gebräuntes Antlitz feuerte ein Kaleidoskop der Emotionen ab und verriet doch keinen Gedanken von Wert. Sie wäre eine gloriose Poker-Spielerin, oder eine lausige.
      »Luca, ich…«, setzte er plötzlich bedeutungsvoller an, als es ihrer wankelmütigen Laune zuträglich war. Entsprechend froh schien sie über die Frau in Weiß, die gerade rechtzeitig in den Raum flaniert kam, um seine Ansprache abzuwürgen.
      »Brian O'Mara!«, rief die Fremde energetischer als drei Espresso ohne Wasser, »Unerschütterlich. Wie geht es Ihnen?«
      »Schlechter als ihr, offenkundig.«
      Luca grinste, er grinste, die Fremde nicht. Ihr langer, schlanker Körper schien aus und in Milch gegossen, das schneidige Gesicht wie in Marmor geschlagen. Jadegrüne, im elektrischen Licht metallisch-schillernde Augen über einer langen, vorgewölbten Nase leuchteten stumm urteilend aus einem halbrunden Rahmen teerschwarzer Haare, die ihren zerbrechlichen Schwanenhals stützten.
      »Mein Name ist Lorelei Greenaway«, stellte sie sich unumwunden vor, »Ich leite die Einheit, die Ihnen durch die Agentinnen Gamisha und Triagast bereits vertraut ist.«
      »Klasse«, hustete O'Mara schwellartig aus, während er sich in seinem olympischen Kissenhort aufzurichten versuchte. Nun, da er sie aus der Vertikalen betrachtete, mutete Lorelei in ihrem schneeweißen Trenchcoat wie eine Karikatur der Weltregierung selbst an, die schrille Masken zur Tarnung aufsetzt und vor aller Augen Welt verborgene Kabale hinter goldenen Toren ausheckt.
      »Mein Beileid«, sprach Lorelei so unvermittelt wie zuvor, »Der Verlust von Miss Kelly und ihren Mädchen wiegt schwer. Seien Sie aber versichert, dass ihr Opfer nicht vergebens sein wird.«
      »Ihr Opfer…«, spuckte O'Mara wütend aus. Wütend auf sich selbst. »Was ist mit Krill? Mercedes? Und Ondine! Wir müssen—!«
      »Wir werden das Notwendige zu gegebener Stunde erörtern. Die Nacht ist lang und—«
      Headshot marschierte in den Raum, ohne nach links oder rechts zu blicken. Sein blondierter Schopf erschien, baute sich über dem Krankenbett des Kopfgeldjägers aus, schob die schwarze Nase an Luca vorbei, lüftete die Decke, beschnüffelte O'Mara vom zerzausten Scheitel bis zu den nackten Zehenspitzen — und verschwand wieder.
      »Zum Glück trage ich Unterwäsche. Wer war das?«
      »Ein Mitglied meines Teams«, erklärte Lorelei ruhig wie eine Salzsäule, »Er wird die kleine Ondine aufspüren. In einem anderen Leben war er einer der besten Fährtenleser der Marine.«
      O'Mara, der lieber mit Luca allein gewesen wäre, nahm die fachmännische Direktheit der mysteriösen Lorelei Greenaway argwöhnisch hin. Vage erinnerte er sich an diesen Namen, den Shrimati in den Tunnel fallengelassen hatte, und inspizierte ihre Haute Couture mit einem verhaltenen Naserümpfen. Sie passte in dieses biedere Haus und doch nirgendwohin, wie ein weißer Farbfleck auf einer andersweißen Wand.
      »Ich habe Ihr Leben gerettet«, konstatierte sie schroff. Anscheinend hatte sie seine Gedanken gelesen, die in dieser Sekunde abwägten, ob sie vertrauenswürdiger wäre als ihre Kollegin mit den blutroten Haaren und dem Drachenlächeln.
      »Ohne mein Team würden Sie sich nun mit Ihrem Freund eine Zelle in den Folterverliesen der Schwarzen Witwe teilen und die liebe Luca hier…« Die Blicke der Frauen trafen sich auf eine Weise, die O'Mara nicht zu definieren wusste. »Sagen wir einfach, dass Ihnen dieses Arrangement wesentlich genehmer sein dürfte als sein Gegenstück. Gewiss werden Sie ähnlich empfinden, wenn wir uns besser kennengelernt haben.«
      »Kommt darauf an«, murrte O'Mara, »Werden Sie unsere aussichtslose Lage auch ausnutzen, um uns in eine Mattsituation zu manipulieren und Ihre eigenen Interesse auf unsere Kosten durchzusetzen?«
      »Vielleicht«, antwortete die Agentin mit einem flackernden Lächeln — dem ersten, seit sie den Raum betreten hatte.
      »Jetzt fühle ich mich gleich besser und wieso zur Hölle bist du so verdammt still?!«, fuhr er in einem Atemzug Luca an, die beim Eintreten der Agentin zu Stein erstarrt war und nun wie ein verschrecktes Rehkitz hochschreckte. Erneut entspann sich der undurchschaubare Blickkontakt zwischen ihr und CP Greenaway und O'Mara fühlte sich ausgeschlossen von der Welt; bis die Welt ihn einholte, in das Zimmer schneiend wie ein Blizzard durch offene Fenster.
      »Lorelei! Irgendetwas geschieht da draußen!«
      Shrimatis Schritte hallten bestürzt über das Parkett, vorbei an ihrer überrascht dreinblickenden Vorgesetzten bis zu den bauschigen geblümten Vorhängen, die unschöne Erinnerungen an schreckliche Ballkleider in Luca hochtrieben. Ruckartig zog sie den schweren Stoffwall beiseite und entblößte einen gewaltigen Balkon, der gleich eines steilen Küstenstreifens in die pittoresken Tieflande des noblen Heiress Borough ragte. Das nächtliche Nickleby räkelte sich in einer beängstigenden, sternlosen Finsternis. Tumbe Laternenlichter, teils elektrisiert und teils gaszündelnd, zitterten in den dunklen, sturmdurchpflügten Gassen und illuminierten die schaurigen Fassaden drohender Turmspitzen, kathedralischer Festungsanlagen und untersetzter Backsteinbauten unter rußenden Schlöten. Verloren versammelten sich Lorelei, Shrimati und die noch wacklige Luca vor der gläsernen Balkontür und starrten hinaus in diese bedrückende gotische Metropole, in der der Wind den Mond anheulte und Maschinenmonster mit Maschinenmäulern in den Schatten grollten.
      »Ich hasse diese Stadt«, bemerkte Lorelei ehrlich und dankbar für die Zeit, die sie fernab dieses industriellen Albtraums in grünen Tälern, exotischen Wäldern und atemberaubenden Hafenstädten hatte verleben dürfen. Der Luxus eines unbeschwerten Lebens, der die Bürde einer privilegierten Geburt aufwiegt. Zumindest fast.
      »Was ist das?«
      Auf Lucas Frage quälte sich O'Mara neugierig, aber schneckenlangsam aus den Laken. Seine Beine waren, wie der Großteil seines Körpers, blaugrün angeschwollen und übersät von einem Sammelsurium an Quetschungen und Blutergüssen. Zu spät entdeckte er den Rollstuhl neben seinem Bett, als dass er ihn rechtzeitig hätte zu fassen kriegen können. Unsanft landete sein Kopf auf den Dielen, bevor der Rest seines Körpers solidarisch nachfolgte.
      »Wie ich sehe, sind Sie nicht nur meiner Zunft ein unleidiger Patient«, hörte er die rauchige Stimme der rothaarigen Menschenfresserin über sich. Beinahe spürte er ihre Worte wie Blut aus ihren roten Lippen auf seine Kopfhaut tröpfeln. »Geben Sie sich einen Ruck, Brian.«
      Besagter Ruck hievte ihn sogleich in den Rollstuhl und schob ihn neben Luca vor das Fensterglas.
      »Was zum…?«

      Riesige Schnecken mit schwarzen Löwen auf ihren goldenen Panzern krochen über die versunkene Stadt hinweg, die eisigen Hauswände hinauf und entlang der langen Kupferrohre zwischen den zyklopischen Fabrikanlagen. Luca, O'Mara, die Agentinnen, Hearst in seinem Unterschlupf, Headshot inmitten dutzender Passanten auf der Straße, das kleine Mädchen und ihre Eltern im Pub, ganz Nickleby schaute in dieser Sekunde in den finsteren Himmel hinauf, wo die leuchtenden Stielaugen der Projektorschnecken ein gewaltiges Konterfei der Puppenkönigin Catherine I. gegen die Nacht warfen.
      »Fountisches Volk!«, fegte die Stimme der jungen Regentin mit dem Donnern tausender Gewitter über die fountische Hauptstadt hinweg — und darüber hinaus, denn im gesamten Commonwealth waren die Schnecken aus ihren Bauten gekrochen, um die royale Bekanntmachung zu übertragen. Mercedes, der Graue Spion und die restlichen Verwundeten Copperfields schauten ebenso verdutzt auf das projizierte Bild an der Bahnhofsdecke wie die nördlichen Kolonien auf ihre beschienen Blockhütten und die schwarzen Arbeitssklaven des South Blue auf die erleuchteten Zuckerrohrfelder.
      »Mein geliebtes Volk!«, hallte es durch alle Himmel des fountischen Hoheitsgebietes, »Diese Nacht ist eine Nacht des Schreckens…und der Trauer!«
      Das Bild verschob sich, die allumspannende Frontale der Monarchin gab Raum für ihr fragiles Halbporträt in schwarzen Trauergewändern. Ihr monumentaler Thron war mit dunklen Schleiern behangen und sie lehnte das federleichte Gewicht ihres Körpers auf einen tiefschwarzen Pelz mit rotgoldenen Gravuren.
      »Mein treuer Berater und langjähriger Freund, unser ehrenvoller Generalsekretär Sir Chester Sundermare…ist tot. Er starb den Tod eines Helden, den Tod des Beschützers, der er mir im Leben stets gewesen war! Doch versuchte er nicht nur mich zu schützen, nein! Er versuchte zu beschützen, woran er glaubte: An die Krone, an das Commonwealth, an euch alle! Er starb, weil er ein hinterlistiges, durchtriebenes Komplott des Bösen aufgedeckt hatte, welches…«
      Mit aller Kraft und doch vergebens wehrte sich die Puppenkönigin gegen die aufkeimenden Tränen, die aus ihren kristallblauen Augen über die rotgeweinten Wangen klimperten. Wie Perlen rollten sie über ihre bebenden Lippen, während Catherine stoisch schniefend fortfuhr:
      »Ein K-komplott, welches aus den höchsten Kreisen meines Palastes…und meines Geschlechts arrangiert und befeuert wurde! Ein alter Feind ist zurückgekehrt, und er verbrüderte sich mit einem alten Freund gegen uns…!
      Der Mann, den ihr als unseren brillanten Uhrmacher kennt und liebt, Sir Benedict Hearst, ist in Wahrheit ein gemeiner, parasitärer Widerling namens Heathcliff Bentley! Und er konspirierte mit einem Mann, dessen Missetaten gegen unser Land ebenso abscheulich sind wie seine Geschichte: Mit dem Bastardkönig von Saoirse Láire, Ulysses Cromwell-McKenna!«
      »Große Worte für eine 15-Jährige ohne Berater«, warf Lorelei ein, worauf Cassiopeia trocken beifügte:
      »Fehlt nur noch der schwarze Lippenstift.«
      »Verräter und Staatsfeinde!«, schrie sich die riesenhafte Catherine die Lungen leer, »Hand in Hand schmiedeten sie einen infamen Plan, um meine Herrschaft zu erodieren, unsere glänzende Nation auszuhöhlen—«
      »—und den Untergang des Commonwealth herbeizuführen«, wisperten Carlas Rabenlippen die königliche Verlautbarung mit, die sie selbst ersonnen hatten. Während der schnarchende Remington in ihrem Rücken den Schlaf der Befriedigten schlief, lehnte sich die splitterfasernackte Schwarze Witwe aus ihrem geöffneten Fenster in die frostige Nachtluft und folgte Catherines entfesselter Rede Silbe für Silbe. »Sie ermordeten unseren edlen Chester Sundermare…«
      »…und fingierten einen grässlichen Fabrikunfall in Copperfield, dem tausende Leben zum Opfer fielen! Und heute Abend schlugen diese Intriganten eine Schneise der Verwüstung durch die Straßen des Cattle's Corridor, wo die Schutzbedürftigsten und Erbarmungswürdigsten unserer Landsleute Zuflucht gefunden haben! Diese Akte grenzenloser Unmenschlichkeit offenbaren eine Verachtung für alles, wofür dieses Land und ich selbst als seine Königin stehen! Wir sind mächtig, wir sind mutig und wir lassen uns nicht von barbarischem Terror in die Knie zwingen! Der Bastardkönig, den ich nicht länger bei seinem Namen nennen werde, liegt bereits in Ketten in den Kerkern des Red Apple Palace und erwartet seine gerechte Strafe! Seine Mitverschwörer jedoch befinden sich weiterhin auf freiem Fuße! Ihre Ergreifung wird oberste Priorität besitzen; solange, bis auch der letzte Feind der Founts die Zähne des schwarzen Löwen an seiner Kehle spürt! Zu diesem Zwecke setze ich hiermit — und mit sofortiger Wirkung! — die Carta Reginae außer Kraft!«
      »Die was?«, fragte Luca und Shrimati erklärte leichenstarr:
      »Der Gesetzeskatalog, der allen freien Bürgern des Commonwealth ein Mindestmaß an Grundrechten und den Schutz vor Verfolgung und Willkür garantiert. Im Grunde hat sie gerade mehr als 200 Millionen Menschen für vogelfrei erklärt…«
      »Bitte«, appellierte die Königin an ihre allerorts panischen Untertanen, »Die Unschuldigen haben keinerlei Repressalien zu befürchten. Öffnet den Soldaten eure Türen und die Unschuld wird euch reinwaschen! Den fehlgeleiteten Umstürzlern und Terroristen jedoch sage ich: Eure Zeit wird enden! Der gerechte Zorn des fountischen Volkes wird das Schwert sein, das euch entzwei schlägt! Und Bened—! Nein! Heathcliff Bentley! Stellen Sie sich!«
      Bentley, neben dem Bettchen der reglosen Ondine am Fenster stehend, weinte wie ein mutterloses Kind unter den hassverzerrten, tränenverblendeten Blicken des Mädchens, das er großgezogen hatte. »Oh, Catherine…Was hat sie dir nur angetan…«
      »Ich möchte hören, was Sie zu sagen haben«, schluchzte die Königin belegt, just bevor sich ihre Kehle wieder in Rage redete:
      »Was den Rest angeht…dieses rückgratlose, feige, bombenlegende Pack! Eure Missetaten verlangen weder nach einer Erklärung noch nach einem Prozess! Seit Anbeginn der Zeit intrigiert ihr und begehrt auf gegen die Zivilisation, die wir euch schenkten! Ihr undankbaren Aufrührer, die ihr unter euren schmutzigen Götzen für den Verfall unserer glorreichen Nation betet, angeführt und vergiftet von eurer falschen Prophetin! Der ›Lilie von Og MacLarr‹, wie ihr sie nennt! Heldenschlächterin nennen wir sie! Und fürchten sollte sie sich!
      Denn hiermit erkläre ich die ›Wilde Jagd‹ nach Beatrix de Barra und ihrer LIA für wiedereingesetzt! Die Übereinkünfte des ›Almanag-Kontrakts‹ sind damit aufgehoben und eure missratenen Anführer nicht länger sicher hinter ihren Bergen aus Lügen und Tücke! Gráinne Bloom! Moira Graham! Brian O'Mara! Selbst Flügel könnten euch nicht über genügend Meere tragen, um dem entfesselten Zorn der Founts zu entrinnen! Die lange Nacht der Jagd beginnt, und Tage des fountischen Jubels werden ihr nachhallen! Mein Volk! Ich liebe euch, von ganzem Herzen und ganzer Seele! Möge uns diese dunkelste Stunde ein für allemal von der Geißel der lairischen Rachsucht befreien! Gott schütze euch…und Gott schütze das Commonwealth!«

      Die Augen der großen Schnecken erloschen und alles war still. Auf den Straßen, in den Häusern und Palästen und Fabriken. Ganz Nickleby verharrte in einer stummen, erstickenden Agonie, bis sich O'Mara in seinem Rollstuhl herumdrehte und agitiert fragte:
      »Was ist hier gerade passiert? Und wer zum Teufel ist Beatrix de Barra?!«
      Kapitel 154 — Wer zum Teufel ist Beatrix de Barra?!

      Gráinne Mayread Bloom hatte seit jeher befürchtet, gute 20 Kilo zu schwer für ihre Strandfigur zu sein — doch dass sie zur Bestätigung ihrer These weder Badeanzug noch verurteilende Blicke benötigte, versetzte selbst der stolzen Bärin von Andarta einen herben Schlag. Fernab der vertrauten Mauern ihrer Heimat, unter einer sadistisch lachenden Tropensonne, prügelte sie auf die blutsprudelnden, knochensplitternden Überreste des letzten missgestalteten Fischmenschen ein, der sich aus den Fluten auf sie gestürzt hatte. Mit jedem sengenden Atemzug erstickte sie an der flimmernd-heißen Hitze. Der brennende Sauerstoff zirkulierte wie in einem alten Ofen durch ihre rasselnde Brust, rote Feuermale zierten ihr pausbäckiges Gesicht und die salzige Gischt aus den zertrümmerten Fischmäulern ätzte sich in ihre wundgeschlagenen Knöchel. Längst hatte Bloom die Kontrolle über sich selbst und die Zeit verloren, die der Kampf gegen die Armee aus dem Ozean ihr abverlangt hatte. Vielleicht waren es Minuten gewesen, womöglich Stunden. Schnappatmend wischte sie sich die dicken mischbraunen Kraushaare aus den nougatfarbenen Augen. Hinter den Echos der kreischenden Möwenschatten flutete das türkisblaue Meer in den wolkenlosen Horizont. Ignorierte man die schemenhaften Wracks der gekenterten Schiffe und die zweidutzend abgeschlachteten Fischmenschen, in deren bloßliegenden Eingeweiden die Fliegen bereits ihre Eier legten, gab diese namenlose Insel ein vortreffliches Urlaubsziel ab. Zumindest für Badenixen, die weder Bräunungsstreifen noch Bikinis scheuten. Mit einem saftigen Schwinger pfefferte Bloom die deformierte Haifischfratze auf das Massengrab zu ihren Füßen. Die Schneise ihres Sieges erstreckte sich über den gesamten Strand bis hinter die dichten Palmenhaine. Rote Wellen rollten über roten Sand, Meeresrauschen wie jubelnde Heerscharen. Die Schlacht war gewonnen, der Krieg jedoch hatte eine folgenschwere Wende gegen die Sache genommen.
      Ihrer nächsten Schritte daher ungewiss, scharrte Bloom mit den nackten Zehen tiefe Mulden in die aufgeheizte Erde. Sollte sie Ulysses informieren, von dem sie weder geistreiche Einfälle noch strafende Vorhaltungen zu erwarten hatte? Oder lieber Moira, die ihr eine enervierende, aber zumindest hilfreiche Predigt hielte? Bex? Keine Option!
      Während sie nach einer Entscheidung suchte, fand ihr kleiner Zeh statt einer kühlen Stelle die Schere einer Krabbe. Einen spitzen Schrei später verlor Bloom das Gleichgewicht und landete wie eine verunglückte Tanzbärin auf ihrem Hintern. Wieder klebten ihr Haare und Strand im klitschnassen Gesicht, aber wenigstens hatten der weiche Sand und die verflixten 20 Kilo größeren Schaden verhütet. So saß sie und schwitzte, die überfallene Bärin von Andarta, inmitten einer strahlenden Sommersee, umgeben von Palmen und toten Fischmenschen, als sich die Teleschnecke des Bastardkönigs in ihrer violetten Blusentasche meldete. Selbst der weiße Schafbock auf dem Gehäuse hatte fremdes Blut abbekommen.
      »Er ist weg«, maulte Bloom ausgelaugt.
      »Wer ist weg?«
      »Étaín?«
      »Ja. Wer ist weg?«
      »Lange Geschichte. Wo ist Ulysses?«
      »…lange Geschichte.«

      Auglynn Metropolitan Theatre, Oileán an Auglynn, Saoirse Láire

      Die Augen hatten zu blinzeln aufgehört, die Streicher zu streichen, die Flötistin zu flöten, vorzügliche Canapés saugten sich in erlahmten Backen mit Speichel voll und aus den Schnäbeln der schmelzenden Eisschwäne tropften kalte Tropfen auf die blütenweißen Tischdecken des endlosen Banketts. Plitsch…Platsch…Plitsch…Platsch…Plitsch…
      Sogar die Scherben der zersprungenen Gläser funkelten unberührt und unbeachtet zu Füßen der erstarrten Kellner, die mit offenen Mündern und leergefegten Tabletts gen Leinwand starrten. Noch immer fühlten sie die erdrückende Last der überdimensionierten Stirn, den lähmenden Nachhall der royalen Verlautbarung wie ein schwingendes Henkersbeil über ihren Schöpfen. Ebenso urplötzlich, wie das omnipräsente Konterfei der Puppenkönigin die Übertragung der Projektorschnecken okkupiert hatte, war es auch wieder dem ursprünglichen Programm gewichen: Parlamentarierin Moira Graham, die nur wenige Sekunden zuvor durch Schleier aus Licht und Rauch auf die marmorgemaserte Bühne flaniert war, in ihrem Abendkleid aus silbernen Paletten hochherrschaftlich und doch zum Greifen nahbar hinter dem Podium aus Glas und Gravuren. Graham 1519 — Láirinn go brách! Ihr strahlender Auftritt war es gewesen, den die glühenden Stielaugen bis zur fountischen Übernahme auf die cremefarbenen Leinwände geworfen hatten. Moira Graham, verhalten optimistisch und doch kämpferisch; Moira Graham, winkend und dankbar für den Applaus der fetten Bonzen, die sich an diesem tristen lairischen Herbstabend in ihre Fracks, Reifröcke und Kutschen geschmissen hatten, um sich für Zweimillionen Berry pro Nase an überglorifizierten Schnittchen und neokonservativer Rhetorik gütlich zu tun. Nun aber, im Jahre 0 nach Catherine, glotzten die sturmgrauen Augen der schönen Lairin ebenso bedröppelt und leer in die stumme Masse wie die stumme Masse auf sie zurück. Was war soeben geschehen? Dieser eine Abend, der in diese eine Nacht hätte fließen und Moiras spektakuläre Kopfgeburt hatte krönen sollen — eine furiose letzte Spendengala, um den Endspurt ihres Wahlkampfes zu finanzieren und den Himmelsritt zum obersten Sitz des Parlaments zu besiegeln. Jede Silbe jeder Lüge hatte Moira mitsamt gewinnbringender Intonation und vertrauenswürdigster Miene minutiös eingeprobt, auf dass die schönen Versprechungen von Reichtum und Fortschritt den habgierigen Gönnern die arthritischen Signierfinger lockerten. Moira war bereit gewesen, diesen grandiosen Monolog im dritten Akt zu schmettern, ganz in der langen Traditionen der alten Helden in Strumpfhosen, die Beatrix so verehrte. Nur, dass dieser Abend nie als Tragödie geplant gewesen war. Moira wollte sich den Erwartungen widersetzen und erheben, wo die antiken Stücke dem unausweichlichen Niedergang frönten. Allein auf der Bühne und umflutet von Licht als strahlendes Sinnbild des neuen, zukunftsträchtigen lairischen Parlaments, dessen Vorsitz sie anstrebte. Lang war der Wahlkampf gewesen, länger die Kundgebungen und schmierigen Berührungen der unverfrorenen Förderer, die ihr die Finger zerquetscht oder aufdringliche Handküsse aufgezwungen hatten. Lächeln, bejahen, versprechen und ertragen waren die seligen Tugenden der edlen Moira Graham gewesen, ihrerseits vielversprechendste Anwärterin auf den prestigeträchtigen Posten. Doch nun? Zu keinem Lächeln sah sich ihr zitternder Mund mehr imstande, kein Wort vermochte ihren erblassten Lippen noch zu entweichen. Erst die vertrauten Hände an ihren Schultern sollten Moira in die Realität zurückziehen — so steinschlagend und verheerend jene auch auf sie einzustürzen drohte.
      »Du musst von der Bühne runter«, mahnte ihr Bruder eindringlich und gerade noch rechtzeitig, bevor das aufquellende Raunen und Zetern der verstörten Festgesellschaft jeden Laut unter sich begrub.
      »LIA?!«, fauchte es aus dem hochkochenden Eintopf Menschenwut. Die Menge schäumte und brodelte: Ungeheuerlich! Skandalös! Grässlich! Eine Schande! Die Presse, die eigentlich den triumphalen Erfolg der Graham'schen Wahlkampagne bezeugen und verbreiten sollte, leckte das allgemeine Chaos gierig auf und bombardierte die betäubte Moira mit scharfen Fragen, deren Antworten längst abgedruckt schienen.
      »Miss Graham! Spricht die Königin die Wahrheit?! Miss Graham! Welche Verbindungen unterhalten Sie noch zu Beatrix de Barra?! Miss Graham, was bedeutet die Inhaftierung des Bastardkönigs für Ihren Wahlkampf?! Werden Sie eine persönliche Stellungnahme abgeben?! Miss Graham, existiert die LIA noch immer?! Miss Graham!?«
      …wurde von ihrem Bruder und Leibwächter Cathal Donoghue umgehend abgeschirmt und gen Seitenausgang gezogen, ehe der tobsüchtige Mob über die Ränder der Bühne schwappte. Flugs geleitete der Braunhaarige seine Geliebte durch die verwinkelten Gedärme des Theaters zu ihrer Garderobe, trug sie nahezu über den Boden, und sperrte die Tür hinter sich zu.
      »Geschmeiß!«, fluchte er. Er hasste seinen Smoking, er hasste Königin Catherine und er hasste die halbtote Teilnahmslosigkeit, die das brillante Antlitz seiner Schwester entstellte.
      »Geht es dir gut?«
      Unschlüssig neigte sie das spitze Kinn. Instinktiv suchte und fand sie seine Nähe, stützend, wärmend, kosend. Der süßlich-fruchtige Duft ihres dichten, honigblonden Haares verdrehte ihm selbst in solch denkbar ungünstigsten Momenten den Kopf.
      »Was tun wir jetzt?«, fragte er vorsichtig an. Nicht, um sie unter Druck zu setzen, sondern, um sie wachzurütteln. »Moira? Du weißt, dass nur einer von uns beiden clever genug ist, um uns aus diesem Morast zu ziehen…«
      Exemplarisch kratzte er sich den kurzgeschorenen braunen Kopf, was sie aufzuheitern schien. Aus nächster Nähe durfte er miterleben, wie die gesunde rosige Röte auf die hohen Wangenknochen seiner Schwester wiederkehrte. Offenbar fiel der erste Schock von ihr ab. Moira Graham erlangte die schwanengleiche, selbstbestimmende Anmut ihrer natürlichen Existenz zurück und blies sogleich zum Gegenangriff:
      »Ich…ich muss zurück auf die Bühne.«
      »Um dich mit Scheiße bewerfen zu lassen?«, opponierte Cathal, »Das ist das reinste Affenhaus da draußen.«
      »Wir müssen gegen diese Lügen vorgehen, Cathal.«
      »Aber es sind keine Lügen. Abgesehen von der Sache mit O'Mara, warum auch immer Catherine den mit hineinziehen musste.«
      »Spielt keine Rolle«, erklärte Moira kurzentschlossen, den Daumen zur Beruhigung über seine schwarzen Bartstoppeln streichend, »Solange wir in die Offensive gehen, sind diese Anschuldigungen eben das: Anschuldigungen. Ob Sie nun aus den verschwitzten Schreibbuden eines Wochenblatts stammen oder aus dem Thronsaal des Red Apple Palace. Wir streiten ab, sind empört, wehren uns gegen diese infamen Unterstellungen — und wir entsagen Bex.«
      Unwillkürlich stieß Cathal einen bedeutungsschwangeren Pfiff aus. »Klingt wie'n Meineid.«
      »Wir haben keine Wahl. Entweder wir verleumden Bex oder verprellen unsere wichtigsten Gönner. Wir sind so nah dran, Cathal. So unsagbar nah. Was auch immer Ulysses widerfahren ist, darf uns nicht mit in den Abgrund reißen. Was sagst du?«
      Vielsagend und vertrauensvoll reichte sie ihm die schlanke, perfekte Hand; ihr zartes Spiegelbild in seinen skeptischen nachtblauen Augen. Natürlich musste er sie ergreifen, heute wie vor 20 Jahren.
      »Was soll ich schon sagen?«, gab er widerstrebend nach, »Du bist der Boss. Láirinn go brách, meine Liebste…«

      Mulligan Meatworks, Hoolahara, Shamrock County

      Er war so hart und die kleinen Ferkel wollten es so sehr. Während er sich über ihren Futtereimern aufbaute und unter der rotbehaarten Plauze nach seinem Gemächt fingerte, kreisten seine Gedanken einzig und allein um die kleine Catherine und deren rotgeweintes Puppengesicht, welches sich derart willig und bettelnd an die hohe Backsteinfeste seiner Schweinemast geworfen hatte. Silberner Löffel hin oder her, unter ihrem güldenen Krönchen und der biederen Hofetikette rubbelte sich die Königin des Commonwealth auch nur ihre feuchte Fotze und wollte sich ficken lassen. Nach einem richtigen Mann verlangte sie, sonst hätte das kleine Flittchen ihm ihre Fresse nicht wie eine Reklametafel vorgehalten. Genau wie die Ferkel in ihren Buchten verzehrte sie sich nach seinem Körper — und würde ebenso laut quieken, sobald er sie von hinten nahm. Ihr unschuldiger Mädchenkörper mit den knospenden Brüstchen und dem weichen Flaum über ihrer heißen Spalte, der sich breitbeinig über die Schweinetröge beugte, unter jedem unerbittlichen Stoß erzitterte und nach mehr, mehr, immer mehr schrie. Das jungfräuliche Blut wurde gefälliges Schmiermittel, um aus ihrem Schlitz direkt in den engen Arsch zu rutschen. Mit roher Gewalt, damit sie wie die aufgespießten Säue quietschte. Sie konnte kaum mehr stehen, als er sie endlich niederknien ließ. Dankbar sank sie in den Matsch und die Fäkalien, schleckte begierig Blut und Säfte und Scheiße von seinem Schwanz und saugte ihn bis zum letzten Tröpfchen Protein aus. Kleines geiles Ferkelchen.
      »Ja, rein damit. Alles für euch«, schnaufte George Mulligan nach seinem raschen, zuckenden Höhepunkt. Die imaginierte Catherine hatte ihm gute Dienste geleistet und noch den letzten Spritzer Mannessaft in die Futtereimer abgemolken. Milchig und gallig schwammen seine sterbenden Spermien auf der zähen Maispampe, die er seinen Schweinen nun mit heruntergelassener Hose in die Tröge umfüllte.
      »Ja…fresst…«, stöhnte er gedämpft, seinen erschlaffenden Penis knetend, und ergötzte sich am lautstarken Schmatzen der preisgekrönten Zuchtschweine. Oft wurde er gefragt, was das Mulligan-Fleisch denn so zart, saftig und reich mache, und stets erwiderte Mulligan: Liebe und Hingabe. Liebe und Hingabe.
      Mulligans Vater, der weltmännische George Sr., hatte stets die unerbittliche Schubkraft des Kapitalismus gepredigt, in dessen rotierenden Fleischwölfen der Wert jedes Schweines nur am Fett gemessen wurde, das man aus ihm herausschnitt. Seinem Sohn hingegen bereiteten mästen und schlachten pochende Leidenschaften. Das Fressen und das Sterben waren ihm seit jeher als die urtümlichsten und natürlichsten Prozesse der Natur erschienen. Das Lebensspendende und das Lebensnehmende im ewigen, unausweichlichen Kreislauf. Konnte es denn etwas Geringeres sein, wenn seine handverlesenen Prachttiere durch seine Milch gesäugt und seine Hand vernichtet wurden?
      Wieder angezogen ließ Mulligan die zufriedenen Ferkel in ihren Boxen zurück, seinen adipösen Leib in den menschenverlassenen Innenhof hinausschleppend, den die mehrstöckigen Stall- und Fabriklabyrinthe der Mulligan-Schlachtereien wie Gefängnismauern einbetonierten. In diesen turmhohen Mauerwerken fraß, schrie, starb und suhlte sich das Vieh zum scheppernden Takt der gewetzten Beile, die zu jeder Tages- und Nachtzeit auf die rosigen fetten Nacken niedersausten. Selbst der stürmische Winterwind des zornigen Loch Llyr, den Mulligan wie das Baden hasste, vermochte die wundervolle, grunzende Kakophonie der Mulligan Meatworks nicht zu übertönen. In dieser wolkenverhangenen Herbstnacht bliesen die Böen gar angenehm erquickend um sein schwitzendes Haupt. Mochte die gute Laune seiner spätabendlichen Masturbation zu verdanken sein? Der warmen Befriedigung beim Gedanken an seine wachsenden Züchtungen, die sich an seiner Manneskraft labten? Schließlich dämmerte Mulligan, welche Laune des Schicksals ihm den rabenschwarzen Himmel versüßte und reckte die plattgerunzelte Nase zufrieden gen Finsternis.
      »Oh, Ulysses!«, dachte er mit einem amphibischen Grinsen, das seine diversen Kinns unter dem breiten Krötenmaul anschwellen ließ. »Hoffentlich wirste im Knast ordentlich in den Arsch gefickt, biste dich wieder erinnerst, wo du eigentlich hingehörst. Direkt auf'n Strich.«
      Doch kaum hatte er sich diesen schadenfrohen Fantasien hingegeben, raute der Orkan berstend auf und peitschte ihm die fettig-braunen Haarfransen vor die picklige Stirnwulst und winzigen schweißblauen Augen.
      »Fick dich!« brüllte er dem Sturm entgegen und der Sturm brüllte zurück:
      »Fick dich selbst!«

      In einer rasanten Schraube sauste Umanagh Fitzgibbon gen Boden, herumwirbelnd und formvollendet auf den Spitzen seiner schneeweißen Lederslipper landend — direkt in einer Pfütze Schweineurin. Mulligan prustete derart heiser aus, dass sein vollmundiges Gelächter in einen trockenen Hustenanfall umschlug und die fetten Fettschwarten wie Gelee über seinem Gehänge schlabbern ließ.
      »Hast du es gesehen?«, unterbrach ihn die Stimme des blauhaarigen Fischmenschen zackig und abgehackt wie ein militärisches Telegramm, scheinbar unberührt vom vollständigen Ruin der glänzenden Lieblingsschuhe.
      »Gesehen? Was gesehen?«, gab sich Mulligan dumm und kam sich schrecklich klug dabei vor.
      »Lass den Scheiß.«
      Während der Fischmann seine flügelartigen Gleitfinnen in den eingenähten Seitentaschen des korallenroten Maßanzuges verstaute, sondierte sein fliederweißer Blick die komplette Außenfassade der monolithischen Schlachtereien wie ein habgieriger Steuereintreiber. Mulligan wurde nervös, zu nervös. Doch erst, als sich die Glubschaugen des Blauhaarigen zwischen den silberglänzenden Lidern zu frischgeprägten Münzen verengten, sah sich der Schweineschlächter zum Handeln gezwungen und fragte wenig diplomatisch:
      »Rede, Gräte. Was willste?«
      »Catherines Rede schallte von allen Dächern«, zischte Umanagh kurzangebunden, als erklärte es alle Rätsel der Welt, und fügte halblaut hinzu: »Wird reichen müssen.«
      »Reichen?«, blaffte Mulligan aufgescheucht. Die engmaschige Bestandsaufnahme seines Erbes missfiel ihm gehörig. »Was reicht?«
      »Mulligan Meatworks. Die Schlachthöfe werden als Bürgschaft dienen müssen, bis ich unsere Geschäftspartner von Limericks Liquidität überzeugt habe.«
      Als glaubte er, sich verhört zu haben, pulte Mulligan einen saftigen grüngrauen Batzen Schmalz aus dem Ohr.
      »Was muss was?«
      »Du musst verstehen«, sprach Umanagh betont pragmatisch, »Catherine hat unsere Ställe angesteckt, wenn wir in deinem begrenzten Jargon kommunizieren wollen. Wir müssen so viele Tiere wie möglich aus den Flammen retten, das Feuer löschen, den angerichteten Schaden evaluieren und entsprechend unserer verbleibenden Ressourcen reagieren. Kapiert?
      Mulligans Gedankenzüge waren längst entgleist.
      »Okay«, seufzte Umanagh schläfenreibend, »Zum Bleistift: Catherines kleine Rede hat uns gefickt. Unsere finanziellen Mittel—«
      »Reichen aus! Lasst gefälligst meine Schweine da raus!«
      »Unsere Schweine, Mulligan, unsere. Und nein, tun sie nicht. Ohne Roßkoschs Rohstoffe müssen wir mit den verbliebenen Exporten haushalten, und Blooms fixe Idee, Machiavellis weggebrochene Geldwäsche mit Pazzis Weinhandel zu überbrücken, erwies sich — wenig überraschend — als vollkommen unzureichend. Bestenfalls.«
      »Ja. Und?«
      »Und uns zerrinnt das Geld in der flachen Hand, du Fettarsch!«, brauste Umanagh auf, »Grahams Wahlkampf, Blooms Aufrüstung…und hast du eine Ahnung, wieviel Kohle Ulysses im Monat allein für diese verseuchten Straßenköter rauswirft? In unserem Geldbeutel klaffen Löcher größer als dein Arsch, Mulligan! Wenn ich diese nächsten Geschäfte nicht einfädeln kann…was mir nur aus einer Position der Stärke heraus gelingen wird, die uns nach Catherines beschissener Ansprache allerdings vollkommen abgeht…«
      »Immer noch nich mein Problem, Gräte. Flossen weg von meinen Schweinen!«
      »Unseren Schweinen«, präzisierte Umanagh ungehalten. Wie die Klingen einer Schere spalteten seine silbernen Lippen die kobaltblauen Bartstoppeln unter seinem prächtigen Schnauzer.
      »Unsere Schweine und unser Problem. Oder glaubst du nicht mehr an uns? Ist es das, Mulligan? Soll ich Beatrix mitteilen, dass du der Sache nicht länger vertraust und aussteigen willst?«
      Allein die Erwähnung dieses Namens pumpte Mulligans Herzschlag bis in seine erbebenden Doppelkinns.
      »Mo-moment! Umi, komm schon! Bau kein Scheiß! Bex würd…Ich…Ich bin der Sache treu, du Arsch! Was brauchste?! Bargeld, Rücklagen, Schweinefüße? Kriegst alles, kein Ding! Okay…Ich…ich…«
      Eiskalter Schweiß ergoss sich aus seinen fettigen Poren und bildete stinkende Stromschnellen zwischen den roten Eiterpickeln. Wie frischer Kompost zerfiel George Mulligan Zentimeter um Zentimeter, bis er sich ebenso mickrig und kleinlaut gebärdete wie sein zusammengeschrumpftes Stimmchen.
      »Sag einfach, wasde brauchst, ja? Nur…halten wir Beatrix aus der Sache raus…Halten wir sie raus…Okay?«

      Küstenlinie vor Ayecester, Fountleroy Island

      Weder das graugrüne Kriechtier noch die müde Étaín sahen sich imstande, gegen das Rattern des Abendzuges anzureden, der sich entlang der schwarzen Steilküsten des fountischen Nordens durch den pfeifenden Herbststurm kämpfte. Die schöne Lairin umklammerte ihre feuerorangenen Strähnen wie einen Rettungsring, Blooms Teleschnecke imitierte das knurrige Zähneknirschen des weißen Bären auf ihrem Panzer und selbst die bandagierte Kitty, deren sabbernde Faltenschnauze in Étaíns Schoß vergraben lag, unterbrach ihr Jaulen für einen Moment stiller Resignation.
      Die Orkanböen des Loch Llyr unterhielten sich allein in ihren archaischen Zungen, bis sich Bloom schlussendlich doch einmischte:
      »Was ist mit Bex?«
      Étaíns sommersprossiges Gesicht verzog sich ins Ratlose. Diese Frage spukte durch das menschenleere Zugabteil, seit sich die winzigen Projektorschnecken wieder in die unergründlichen Zahnradwelten der Lokomotive zurückgezogen hatten.
      »Wer weiß. Moira sagte damals, je weniger Beatrix involviert wäre, desto besser. Ich glaube, sie haben ihr nicht einmal eine Teleschnecke gegeben…«
      Bloom schnaufte — halb meditativ, halb stierschnaubend:
      »Was sagt Moira jetzt dazu?«
      »Sie ist nicht zu erreichen. Aber ich ahne, wie ihre Spendengala gelaufen ist…«
      »Scheiße, richtig. Die Gala. Da wird unsere Zuckerrpinzessin aber ordentlich Süßholz raspeln müssen, um diese Kacke in die andere Richtung zu quirlen.«
      »Was können wir tun?«
      »Wir? Nichts.« Die hoffnungsträchtige Stimme der Bärin war wie ein verunglücktes Soufflee in sich zusammengefallen. »Ich bin nicht vor Ort und du wurdest abgezogen. Das ist Ulysses' Flug gen Sonne.«
      »Das muss nicht heißen, dass er einen Plan hat«, protestierte die Rothaarige, »Ich…«
      Bloom schien zu ahnen, was folgen würde, gemessen am mitleidigen Ausdruck ihrer Teleschnecke.
      »Ich hatte einen Rückfall. Mehr…als einen. Deshalb hat er mich abgezogen. Ich hatte eine Überdosis. Er hat mir das Leben gerettet.«
      »Na, das war doch sehr nett von ihm.«
      »Bloom…«
      »Ich weiß, was du denkst«, versuchte sich die Teleschnecke an einem schwachbrüstigen Trost, »Dass er dich weggeschickt hat, weil du nicht mehr tragbar wärst und er dir nicht vertrauen kann. Richtig?«
      Étaín nickte unwillkürlich und Bloom, das aufklaffende Schweigen folgerichtig deutend, fuhr fort:
      »Ulysses hält große Stücke auf dich. Er…hat dich allerdings schon immer wie das feinste Porzellan behandelt, das man nur zu besonderen Anlässen herausholt. Was er mir damals für eine Szene gemacht hat, als ich dich wieder allein losgeschickt habe…«
      »Richtig«, wimmerte die Rothaarige mit einem schiefen Lächeln, »Das bereust du jetzt wohl.«
      »Pah! Bereuen? Ich habe die Nacht bei den O'Laughlins nicht bereut, da fange ich jetzt nicht damit an.«
      »John oder Mack O'Laughlin?«
      »Jop.«
      »Oh.«
      »Hör zu, Étaín…Ulysses hat dir einen seiner Hunde überlassen, stimmt's?«
      Matt lächelnd verlor sich Étaíns azurblauer Blick in den aufquellenden Kratern aus Fell und Falten, die über ihren Schenkeln dahinschmolzen. »Hat er.«
      »Siehst du. Einen größeren Vertrauensbeweis kannst du diesem Mann gar nicht abtrotzen. Also mach dir keine Sorgen.«
      »Wie kannst du das sagen? Ulysses ist ein Gefangener der fountischen Krone, Catherine hat dich und Moira zu Staatsfeinden erklärt! Und Beatrix—«
      »Ist die gottverdammte Lilie von Og MacLarr!«
      Donnernd brandete der Ozean gegen den endlosen Küstenstreifen, Schaumwellen wie Raureif gegen die zitternde Fensterscheibe peitschend. Étaín fuhr schrecklich in sich zusammen, die Teleschnecke flüchtete das graugrüne Haupt in ihren sicheren Bärenpanzer und Kitty, erfasst von grässlichster Agonie, warf den schlabbernden Doggenkopf gen Zugdach und heulte mit dem Sturm.
      »Bloom? Bloom?!«
      Kein Tippen und kein Tapsen am gewundenen Häuschen vermochten das bibbernde Tierchen hervorzulocken. Das Gespräch, so hatte die Teleschnecke entschieden, war beendet.
      »Ach, Kitty…«, hauchte Étaín mutlos. Angestrengt versuchte sie, die riesige Hündin zu beruhigen, ungelenk den sehnigen Hals tätschelnd. Ganz so, wie Ulysses es ihr einst gezeigt hatte. Doch Étaín besaß weder die Tierliebe des Bastardkönigs noch seine Instinkte und so war alles, was sie in den großen braunen Hundeaugen ausmachte, blanke Angst. Die treue Kitty vermisste ihren Herren, und Étaín fühlte es ihr nach.

      Galedove, The Gales, Saoirse Láire

      Auf dem Dach ihres Hauses auf den Hügeln wollte das Kind in ihr die Arme zu Schwingen ausbreiten, den tosenden Orkan in den Fingerspitzen sammeln und hinaufsteigen, bis die Welt sich drehte und hinabtauchte in die bodenlose Nacht. Jeden Abend gab sie sich diesen sensiblen Träumen hin, Träumen von Freiheit und Vögeln, von Abenteuern und fantastischer Ferne. In den vielen Büchern, die die Wände ihres kleinen Häuschens auf dem Hügel eintapezierten, flirrten die Seiten unter dem aufregenden Leben schöner Maiden, edler Ritter und aufregender Bewährungsproben voll lebensbedrohlicher Gefahren und kostbarster Belohnungen. Drachen, die auf Bergen aus Gold und Gemmen Feuerringe schnarchten; Kobolde, die ihre gestohlenen Schätze eifersüchtig in dunklen Höhlen horteten; heilige Artefakte, deren waghalsige Bergung nur dem reinsten Herzen gelänge. Es bestand kein Zweifel: Hinter dem Horizont lag ihre Bestimmung oder der Magen einer Bestie — und sie war bereit, dieses Risiko einzugehen. Denn ganz gleich, wie wohlig warm das Feuer in ihrem kleinen Häuschen knisterte und wie weiß das Weiß der Schafe in den grünen Tälern glänzte, hinter dem rankenden Efeu der Mauern von Galedove erwarteten sie die verwunschenen Wälder des Síd al Mag, die uneinnehmbaren Festungsmauern von Andarta und die kolossale Steilküste, an der die weite See seit Urzeiten ihre Krallen schärfte. Welche Geschichten der Ozean zu berichten wüsste, wie viele Erinnerungen die schwarzen Fluten horteten. Versunkene Fregatten auf dem eiskalten Meeresboden, ertrunkene Entdecker in den Bäuchen unaussprechlicher Monstren. Der bloße Gedanke an dieses Wagnis elektrisierte sie, die sie es niemals über die pittoresken Wiesen der Gales hinausgeschafft hatte. Sie, die nicht undankbar sein wollte und sich doch nach mehr sehnte. Geboren zwischen Schafen und den Sternen, hatte sie ein Leben voller Liebe und Glück, Musik und Tanz führen dürfen. Vor ihrem Sprung zum Menschenkind hatte sie blökende Lämmer auf die Welt geholt und Schafe geschoren, wo sie heute das Skalpell ansetzte. Der Dorfarzt hatte ihr alles beigebracht, was sie zu wissen brauchte, um seine Praxis zu übernehmen. Aber was sie nicht wusste, was ihr verborgen blieb, war der Rest der Welt. Seufzend, lächelnd klemmte sie sich eine der blonden Strähnen hinters Ohr und hob die Hand zum Gruß. Bei der hochschwangeren Elenore schienen die Wehen eingesetzt zu haben. Ihr Frischvermählter Irvin schob sie unter Leibeskräften auf einer Getreidekarre den Hügel hinauf. Er musste ihm ebenso endlos erscheinen wie der Ärztin dieses gemütliche, sorglose Leben.
      »Dr. Coulomb!«, schrie und schnaufte Irvin lauter als seine gebärende Gattin, »Es is soweit! Komm Sie, schnell!«
      »Ich mache euch auf!«, rief Clementine zurück, bis über beide Ohren strahlend. Die Geburt würde sie aufheitern und das Fest zu Ehren des neuesten Dorfbewohners ebenso. Mit Whiskey, Bier und Wein würden sie prosten, mit Lammkeulen und Kartoffelkuchen dem Kater vorbeugen. Ganz Galedove würde leuchten und schwirren wie schwärmende Glühwürmchen über einem See bei Nacht, und für einen Abend wären sie vergessen, die Steilküste und das verheißungsvolle Meer, die Feste von Andarta und die sagenumwobenen Feenreiche des Síd al Mag…

      ~Im grünen Gras vor Og Maclarr saß ich mit meiner Liebsten…~
      Die singende Mädchenstimme, weder schön noch melodisch, leitete die drei ungleichen Wanderer durch die surrealen Gefilde des Síd al Mag bis in das Herz des verzauberten Waldes. Obwohl die dunklen Kronen der turmhohen Laubbäume des Leuchten des Mondes und den Glanz der Sterne wie gehobene Schilde abwehrten, folgten die verlorenen Kinder einer Spur aus purem Licht. Lumineszente Pilze sprenkelten das finstere Unterholz wie Irrlichter und schufen pulsierende Farben, wo das Augenlicht versiegte. Rot, blau, grün, gelb, violett und zahllose weitere Spektren kaleidoskopischer Pracht sprossen aus der Schwärze und beträufelten die feuchten Blätter mit schillerndem Tau. Weißglühende Flechten umwucherten die himmelhohen Stämme, fluoreszierende Pflanzenadern wanden sich wie Regenbögen durch das finstere Dickicht, aus dem hunderte glühender Augen die ziellosen Schritte der Eindringlinge belauerten. Noch immer leitete sie allein der schiefe Gesang durch die nächtlichen Schatten.
      ~Mein Herz schlug schnell und voller Sturm, die Sonne fiel im Westen…~
      Die Speerspitze des Dreiertrotts übernahm ein hageres Figürchen mit hohen Wangen blasser als die Elfenflügel, die in alter Zeit in dem lichten Kosmos dieses heiligen Hügels geklimpert haben sollen. Obschon ihre Furcht vor den labyrinthischen Weiten den Argwohn ihrer beiden Gefährten um ein Vielfaches übertraf, schritt sie auf ihren weißgeblümten Lackschühchen festentschlossen über den nassen Waldboden. Das Mädchen in ihrem Rücken — plüschbäckig, braunäugig und ungeduldig — versuchte sich angestrengt zu erinnern, woran sie der entrückte, gleitende Gang erinnerte; die vor der Brust gefalteten Hände…
      ~…Ich wollte sie, sie wollte mich, auf unserm Bett aus wilden Lilien…~
      Endlich der Geistesblitz: Das erhobene Antlitz, in dem Zögern lag und doch der unbeirrbare Glaube an den richtigen Pfad, gemahnte das pummelige Mädchen an die Ordensschwestern der Heilenden Kirche, die auf ihren allmorgendlichen Prozessionen gen Gebet pilgern.
      ~Doch ein feiger Schuss durchschlug das Herz, das starb mit meiner Liebsten…~
      Ein winziges Tierchen huschte direkt neben den Kindern einen rotbeschienenen Stamm hinauf, glühend wie ein Bote der Hölle. Augenblicklich entfleuchte ihrer holden Führerin ein schrilles Fiepen und das Mädchen hinter ihr schlug im Affekt nach dem unschuldigen Geschöpf aus. Doch ihre kleine Faust traf weder Fell noch Holz, sondern die rauen Schwielen einer menschlichen Hand. Er verlor kein Wort, aber die stechenden giftgrünen Augen des Jungen bedeuteten eine eindringliche Warnung. Trotzig entriss sie ihre Knöchel aus seinem mahnenden Griff und plusterte sich wie eine stolze Henne auf, bevor sich die Drei wieder in Bewegung setzten.
      ~Die blut'gen Hände ruh'n auf mir…ihre Schönheit ohne Seele…~
      Ob sie sich dem Gesang näherten oder er sich ihnen, war unmöglich auszumachen. Längst rieselte die raue Stimme von allen Ästen. Während sich die Kinder über eine abschüssige Böschung quälten, deren goldschimmernde Dornen ihre Finger aufrissen, passierten sie Pilze in der Größe von Ebern und unterquerten funkelnde Lilien, deren Blüten sich wie Kirchenglocken über ihren Schöpfen neigten.
      ~Verzeihen werd ich nimmermehr, so lang ich kämpf und lebe…~
      Die Vegetation wuchs überwältigender, rauer und unbeschreiblicher.
      Blumen aus Glas glitzerten zwischen den Ausläufern silberknospender Trauerweiden entlang blauvioletter Waldbäche, Farne wie Phönixschwingen legten rotgrüne Feuer an smaragdenes Moos über schlafenden Findlingen — und die weißbemalten Felskanten eines archaischen Trilithen ragten aus einer pilzüberwucherten Lichtung im Schein der Sterne in den Himmel. Instinktiv wandten sich die Kinder diesem urtümlichen Steinbau zu, auf den die Ahnen ihrer Heimat die Abbilder dreier gewaltiger Titanen gebannt hatten: Eine zähnefletschende Bärin mit erhobenen Pranken und ein aufgebäumter Schafbock mit gewundenen Hörnern stützten zu beiden Seiten den zyklopischen Deckstein, über dessen gesamte Länge ein verschnörkelter Schwan seine winterlichen Schwingen ausbreitete.
      ~Schüsse hall'n, Schwerter schell'n, im Echo unsrer Liebe…~
      Aufgescheucht rissen sich die Kinder von den hypnotischen Malereien los, als sich eine hochgewachsene Gestalt aus den Wirren des Waldes schälte und ihren Platz inmitten des riesigen Dolmen einnahm.
      »…Und der Regen fällt so schwer…auf ihr Grab aus wilden Lilien. Willkommen, meine Freunde.«
      »Bex!«, rief das zarte Mädchen freudig aus. Ihr langes Haar sprudelte wie dunkler Honig über die breiten Schultern der Sängerin, als sie jener in den Arm fiel.
      »Moira! Wie schön, dich wiederzusehen. Es ist zu lange her.«
      Eine ganze Weile verweilten beide festumschlungen unter den behütenden Fittichen des krönenden Schwans, bevor sich Beatrix de Barra aus der blutigen Umarmung löste und sprach:
      »Gráinne, Ulysses. Danke, dass ihr gekommen seid.«
      »Kein Ding. Aber ich hab das Kalb zum Opfern vergessen«, witzelte Bloom um ihr Leben. Die martialische Sogkraft dieser kultischen Szenerie flößte ihr eine tiefgreifende Furcht ein. Ulysses hingegen, dessen Locken im Schimmer der fluoreszierenden Farne ebenso goldgrün glühten wie seine aufgerissenen Augen, stand vor Entsetzen das schiefe Gebiss offen. Im Gegensatz zur angriffsbereiten Bloom rührte er sich um keinen Millimeter, als Beatrix de Barra barfüßig durch den neolithischen Torbogen stampfte. Dreck und Moos quollen zwischen ihren Zehen empor, ein laues Lüftchen strich über ihre kurzgeschorenen wallnussbraunen Haare und das blutige Hirschfell auf ihren nackten Schultern. Nichts als warmes Blut und kalte Erde klebte ihr am Leib, im Schein des nächtlichen Mondes schwärzer als Teer auf ihren entblößten Muskeln und den großen Brüsten glänzend. Trotzdem fokussierte Ulysses McKenna allein das schwelende Zimtrot ihrer undurchdringlichen Augen, als sie bedeutungsvoll fragte:
      »Wie hast du dich entschieden? Bastard…oder König?«
      Er schluckte sein Unbehagen wie bittere Medizin. »Ja.«
      Ihr Grinsen wuchs breiter und breiter unter der kleinen Knollnase.
      Plötzlich umarmte sie ihn — er wagte keinen Atemzug — und fragte Bloom über seinen verkrampften Nacken hinweg:
      »Und du, Gráinne? Bist du eine Bärin…oder doch eher ein Kalb?«
      »Ganz ehrlich?«, erwiderte Bloom angewidert, »Ich bin, was auch immer du willst, solange ich mich nicht ausziehen muss.«
      »Wunderbar!«, lachte Bex, zog die Widerspenstige an sich und quetschte Ulysses zwischen ihren Körpern ein. Als sich auch Moira an das blutgetränkte Menschenknäuel heftete, wollte er sterben. Doch das Bündnis war geschlossen, die Bande geknüpft. Das Blut des Hirsches befleckte sie alle unter den steinernen Augen der heidnischen Götter.


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    • SO abend erst mal

      ich habe es endlich nach 6 monaten geschafft deine FF fertig zu lesen , nebenbei auf arbeit war das manchmal garnicht so einfach ^^

      aber fangen wir einfach mal an

      erst mal fand ich deine FF ziehmlich gut geschrieben man merkt richtig wie sehr dir das spaß macht die zu schreiben wenn du wie ich in den kommentaren schon gelesen habe nicht gerade ein formtief hast ^^ , und ich muss auch ehrlich sagen deine FF hat mir auch eins ganz gut gezeigt wieso du one piece in letzter zeit so viel schlecht redest ,ich kann dich jetzt einfach viel besser verstehen was dir so alles fehlt was ja auch vollkommen oki ist aber da will ich jetzt nicht weiter drauf eingehen da es hier ja um deine FF geht

      Also dein einstieg in die FF war echt gut man kam gut rein und hat die charaktere kennengelernt und es hat auch nicht lange gedauert um zu wissen das es keine kindergeschichte hier wird ^^

      mir gefallen die KGJ sehr gut und deren geschichten die noch nicht fertig geschrieben sind

      die einzelen arcs waren auch echt gut und verdammt spannend gewesen auch wenn ich mit princess suie hoffe das war richtig so geschrieben hatte ich bisschen meine probleme da vieles schwer zu lesen war aber das wird einfach an mir liegen ^^


      ich bin aufjedenfall sehr gespannt wie es weiter geht ist ja gerade richtig die scheiße am dampfen ,

      und mal sehen wann wir wieder was von flint und cal zu sehen bekommen ,

      ich hoffe du bleibst hier dran an der geschichte weil bei dillian seine eine FF die bei kapitel 262 endet und nicht fortgesetzt wurde war es echt schade da die auch echt gut war
    • Habe gerade gestern (ich muss gestehen nur dank Mangel an Alternativen) noch einmal den Beginn von Menschenjagd gelesen, den ich mir damals auf meinen Tolino geladen habe. Da wurde ich wieder ganz nostalgisch und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich unbedingt wieder anfangen muss weiter zu lesen. Hatte zwischenzeitlich sogar so ein bisschen Eigenmotivation hinsichtlich meiner eigenen FF entwickelt (wobei ich da meine Angefangene lieber ignorieren würde, da mir diese schon damals völlig über den Kopf gewachsen ist), leider hat dies den Beginn der Uni nicht überlebt...
      Da ich gerade gesehen habe, dass auch andere neu dazu gestoßen sind, dachte ich, ich verfasse mal wieder einen Beitrag, um mir etwas Feuer unter dem Hintern zu machen^^
      Also @-Bo-: etwas pathetisch, aber I'll be back! Frage mich nur gerade, ob ich es hinkriege, wieder einzusteigen, wo ich aufgehört habe (so um 130 herum war das meines Erachtens) oder ob ich deutlich früher ansetzen sollte. Was meinst du? Genügt der aktuelle Arc?

      Lese "einfach" nochmal alles durch. Arc I ging ja wenig überraschend schnell und auch Arc II war im Vergleich zum Rest danach noch harmlos. Betrifft sowohl die Menge, als auch die inhaltliche Härte. Jetzt in Arc III geht es wieder hart zur Sache. Aktuell bin ich bis Kapitel 52 gekommen, sprich bis Seite 260 und sehe: der Arc geht einfach noch über 220 Seiten weiter ( 8o ). Dann solide 400 Seiten Arc IV ( =O ) und ich bin da, wo ich damals aufgehört habe, Beginn Arc V. Die 250 Seiten bisher sind dann ja komplett neu, nice :thumbsup:
      Langer Rede, kurzer Sinn: kann noch etwas dauern, bis ich aufgeholt habe, gefesselt hat es mich bereits wieder :-D
      Kriege nur schon wieder Angst, den Überblick zu verlieren^^
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
      Langeweile? Lust auf etwas Neues? Komm nach Düsterwald in unsere Gemeinschaft! Wir freuen uns immer über neue Mitspieler!

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    • Kapitel 150 Die Feilbietung

      Wie es aussieht, brauche ich wohl auch weiterhin immer einen kleinen Arschtritt, um den Kommentar zu schreiben. Dabei liegt es aber wirklich nicht daran, dass ich keine Lust mehr hätte hier im FF-Bereich zu kommentieren, das mache ich immer noch sehr gerne nur scheine ich derzeit extreme Probleme zu haben mit dem Schreiben anzufangen, wenn es keinen druck gibt. :(

      Als Erstes ist mir Aufgefallen, dass es nicht wie erwartet mit >Heredita Pandemonium II< weitergeht, sondern das wir einen >Die Feilbietung<. Allerdings glaube ich, dass wir nochmal auf >das Erbe der Hauptstadt der Hölle< zurückkommen werden. Zumindest ist das die Übersetzung/Bedeutung des Kapitelnamens, welches ich mir dank googel zusammengereimt habe. Vielleicht passt auch besser >Erben der Hölle< oder wie auch immer man es übersetzten möchte, die grundlegende Botschaft des Namens sollte aber klar sein und welche im FF vorhandene Stadt du meinst auch^^.
      Aber dieses Kapitel beginnt, wie der Name schon verrät, mit der Feilbietung von Ondine an Hearst. Dabei Kämpfen in ihm Engelchen und Teufelchen gegeneinander, wobei es wahrscheinlich besser passt, wenn man von seinem >Es< und >Über-Ich< spricht, wenn man den "lieben" Freud bemühen will. Allerdings weiß ich nicht, ob dieser sehr gut dargestellter innere Kampf Hearst sympathischer macht oder nicht, denn innerlich weiß er (eigentlich) das sein Handeln seine Begierden falsch sind, hat ihnen aber trotzdem schon diverse Male nachgegeben, auch wenn er es dieses Mal anscheinend nicht wollte.

      Was mir moralisch aber gar nicht gefällt ist, der erhobene Zeigefinder der Huren gegen seine gelüste, nein besser gegen das Ausleben seiner Gelüste, welche in ihrem Archiv hinterlegt sind, denn wer hat ihm wohl die Mädchen zur Verfügung gestellt! Sie werfen ihm hier etwas vor, was sie erst ermöglicht; wozu sie Beihilfe geleistet haben. Ein einfaches Aufzählen hätte mich nicht so gestört. Nein natürlich hätte es mich gestört, dass er seine Gelüste an Kindern ausgelebt hat, aber… Oh man mal wieder sehr schwierig so eine Aussage in Worte zu fassen^^. Was mich an den Huren stört, ist das sie hier (ein wenig) als moralische Instanz auftreten zu scheinen, welche sein Handeln verurteilt und es nicht wie jedes andere Tagesgeschäft im Bordell behandeln. Wenn sie es als moralisch so verwerflich sehen, hätten sie es ihm gar nicht ermöglichen sollen. Anders gesagt ihre Finger sind nur sehr leicht weniger schmutzig als seine.

      Ansonsten gehen Krill und O‘Mara nicht gerade sanft mit ihm um, auch wenn sie ebenfalls keine weiße Weste haben, allerdings sollen es Verbrecher die sich in irgendeiner weise an Kindern vergehen auch unter anderen Verbrechern im Gefängnis sehr schwer haben. Jedenfalls schaffen es KGJ und Huren am Ende ihn (vorübergehend) zu brechen, indem sie die Königin ins Spiel bringen oder besser gesagt die Möglichkeit, dass die Öffentlichkeit denkt, dass er sich auch an ihr vergangen hat. Trotz seiner gelüste und seinem Desinteresse über das Schicksal seiner Opfer und der Huren allgemein bedeutet ihm seine Prinzessin sehr viel; alles und zwar auf einer anderen Ebene. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ob er auch in ihre Richtung Fantasien hat, aber anscheinend war sie ihm wichtig genug, dass sein >Es< nicht triumphieren konnte.

      Er war vorsichtig genug zu versuchen seine Opfer verschwinden zu lassen, wobei er nie die endgültige Lösung gewählt hat bzw. wählen konnte. Allerdings frage ich mich wie er die Mädchen aus dem Bordell herausbekommen hat bzw warum er glaubte, dass die Huren sie nie finden würden, denn es gibt wohl nur wenige die in der Unterwelt/in den unteren Schichten besser vernetzt ist, als die Bloody Mary. Hatte sie nicht sogar einen Spitznamen in Richtung Königin?

      Aber Hearst ist nicht lange gebrochen, sobald er mit O‘Mara alleine ist, beginnt er wieder Oberwasser zu bekommen, da er in ihm so etwas wie eine verwarnte Seele im "Laster" gefunden hat. Weiterhin dürfte O‘Mara für solche Angriffe am empfindlichsten sein, da er eben wirklich nichts über seine Vergangenheit weiß und keinen Tag ohne Alkohol überleben kann.

      Das Hearst so etwas wie eine Drachen- oder Dämonen-Zoan gegessen hat, macht seine Rolle als Monster nochmal um einiges stärker. Besonders wenn man bedenkt, dass irgendwie Teil dieser Geheimnisverflechtungen ist. Wobei ich nicht mehr weiß, ob er jetzt Teil einer der CP-0 Einheiten war/ist, zu TroLaHe(oder war es TrLoHa) gehörte oder doch direkt zu Ulysses.

      Währenddessen gilt, das interessiere der Huren der Garderobe und besonders seinem Mantel während Ondine das Geländer hochrutscht, den runter ist für das einfache Folk. ^^
      Leider landet sie dadurch am Ende doch wieder in den Klauen von Hearst. Nun frage ich mich wo er hinfliegt. Er könnte zwar zu seiner Prinzessin zurückkehren, aber wenn eine der Huren überlebt, könnten sie ihm trotzdem etwas anhängen bzw ihn anklagen, wodurch seine Prinzessin in Gefahr wäre. Immerhin ist so ein Massaker nicht gerade unauffällig. Weiterhin hat er auch Carlas Geheimnis verraten, was sie ihm sicher auch sehr übel nehmen wird. Aber letztendlich stellt sich wohl einfach die Frage, für wen er gearbeitet hat und wie sicher er dadurch noch ist bzw wer in diesem Moment seine schützende Hand über Hearst hält oder eben nicht mehr. Derzeit würde ich eher davon ausgehen, dass er versuchen muss unterzutauchen, wobei ein zusammentreffen zwischen Ondine und der Königin sicher sehr interessant verlaufen dürfte.^^

      Carla scheint jedenfalls gegen Hearst geung misstrauen gehegt zu haben oder zumindest gegen die Huren zu denen er unterwegs war um Dionisia zu befehlen sich in Staubform an seinem Mantel zu hängen. Denn ich glaube nicht, dass sie mit Hearst Wissen und Einverständnis dabei war. Diese Besuche waren seine Schwäche, welche er sicher sehr gerne vor Carla verborgen hätte, aber dafür ist sie dann noch einfach zu gut.

      Nun passiert jedenfalls das von Mary eigentlich die ganze Zeit gefürchtet hat ihr Bordell und besonders ihre Mädchen werden sprichwörtlich auseinander genommen. In denen du deiner Kunst wieder freien lauf lässt.
      (Wozu ich mich morgen noch genauer äußern werde, genauso wie zum letzten Abschnitt des Kapitels, denn meine Konzentration ist aufgebraucht)

      _____________________________________________________
      So mit neuer Energie zum Rest des Kapitels. Ich habe das von gestern nochmal nachgelesen, ein paar Fehler ausgebessert und in den letzten Absätzen teilweise noch eine kleine Konkretisierung ergänzt. Allerdings insgesamt nichts zu auffälliges.

      Das grausame Ende der Huren hat mich in ersten Moment schon etwas überrascht, aber dann kam ich mir doch ziemlich "dumm" vor. Immerhin hast du nicht aufgehört immer wieder zu betonen, wie besorgt Mary um das Schicksal ihrer Mädchen war und was das letzte Mal passiert ist, als diese mit den KGJ zusammenarbeiten mussten. Weiterhin gibt es bei dir keinen Arc in dem es am Ende nicht zu einem ordentlichen Massaker kommt.^^

      Dionisia wüten hast du, wie ich bereits gestern erwähnt habe, auf eine sehr "schöne" Art dargestellt. Die meisten Huren deren Namen wir kannten bekommen ihren eigenen individuellen Tod und alles geschieht von Dionisia Seite fast auf eine beiläufige aber doch schon "schön" grausame Art und wiese, wobei bei ihr das töten fast beiläufig anläuft. Zumindest scheint sie sich dafür nicht groß anstrengen zu müssen und belasten tut sie dies auch nicht. Sobald jemand ihre Herrin/Göttin Carla hintergeht oder sonst wie in Gefahr bringt, verfällt sie sofort in eine gewisse Art von Raserei und will diese Bedrohung auslöschen. Ähnlich wie es in den Sagen für die Mänaden, die Begleiterin ihres Namenspatronen Dionysos erzählt wird, wobei diese sich in solchen Momenten meist noch in zusätzlicher Ekstase befunden haben sollen.

      Mary jedenfalls erkennt ziemlich schnell, dass sie keine Chance gegen sie haben und versucht wenigstens die letzten ihrer Mädchen zu retten. Auch wenn kaum noch eine übrig geblieben ist, welche wir mit Namen kennen. Letztendlich gibt Dionisia ihr das Versprechen, aber ob sie es einhält, bleibt abzuwarten. Allerdings glaube ich schon, dass sie genug von Marys handeln beeindruckt war, um ihr den Wunsch zu gewähren.

      Über die Information, dass Abazure und Cocky Lynn das Wasser aus der Toilette für ihre Angriffe genutzt haben musste ich wirklich schmunzeln. Aber leider scheint Dionisia ihre TF besser unter Kontrolle bzw im Griff zu haben als damals Sir Crocodile in Alabaster, zumindest hatte er mehr Probleme, sobald er mit etwas Wasser in Berührung kam.

      Damit bleibt noch der letzte Abschnitt, in dem Carla wieder einen ihrer großen Auftritte hat. Angeblich wurde neben O'Mara jetzt auch Krill gefangengenommen und sie meint jetzt etwas in der Hand zu haben, mit dem sie sich gegen Ulysses wehren kann. Allerdings befürchte ich, dass es nicht so ablaufen wird, wie sie es erwartet. Besonders wenn Ulysses spitz kriegt, dass sie für Etains zustand verantwortlich ist. So eine kleine Spinne wird den Bastardkönig sicher nicht aufhalten und sie wird, wahrscheinlich zusammen mit ganz Nickleby zerquetscht werden. Denn nicht nur er bringt Zerstörung wohin er auch kommt, auch die KGJ beherrschen dies meisterhaft.

      Carla scheint jetzt jedenfalls die Gelegenheit nutzen zu wollen O'Mara so richtig zu demütigen, wie die KGJ es in gewisser weise auch mit ihr gemacht haben, oder besser wozu sie gezwungen war, nachdem diese Harley in den Untergang geführt haben.

      Wie sicher auch an der Länge des Kommentars zu sehen ist, wieder mal ein wunderbares Kapitel. Sehr gerne viel mehr davon und bitte weiterhin vor der Veröffentlichung des nächsten mir per PN in den Arsch treten. Anders scheint es zur Zeit leider nicht zu klappen. ^^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

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    • So, nachdem ich den letzten bereits vollständigen Arc zum zweiten Mal durchgelesen habe (bzw. ganz allgemein ein zweites Mal Menschenjagd gelesen habe), kommt mein Kommentar zum bisherigen Geschehen. Natürlich konnte ich nicht an mich halten und habe bereits weiter gelesen, also mal schauen, wie gut ich das noch trennen kann^^ Jedenfalls wird es dann gesondert - also geplant nach dem neuen Kapitel - einen Eindruck zum laufenden Arc geben.
      Versuchen wir mal etwas Struktur in den Beitrag zu bringen. Zum einen wären da die einzelnen Arcs, zum anderen aber auch die darüber stehenden Elemente. Folgende Gliederung ergibt sich daraus:
      1. Arc I - Arc IV
      2. Sprache
      3. Aufbau
      4. Interpretation
      5. Inhalt
      6. Was man so schön unter "miscellaneous" (tolles Wort) findet


      Arc I: Der Einführungsarc, der zwar laut deiner eigenen Aussage im Nachhinein so nicht mehr geschrieben werden würde, aber nichtsdestotrotz so noch existiert. Persönlich empfinde ich das weniger pessimistisch, wobei ich gut nachvollziehen kann, - mit deiner bzw. auch des Lesers erweiterter Erfahrung - dass es da doch im Vergleich zum Rest abfällt. Doch positiv vermerken möchte ich, dass es der Anfang geschafft hat, mich persönlich zu fesseln und an die Geschichte heran zu führen. Vielleicht muss man auch zugeben, dass das anfängliche Bild doch keineswegs vorbereitend wirkt auf die folgenden Abgründe, aber eventuell auch besser so :-D
      So am Rande fällt mir auf, dass der Prolog auch noch existiert, wobei ich so gar nicht kapiere, was er soll bzw. wo die Verbindung zur Hauptgeschichte besteht, wobei es durchaus auch an mir liegen könnte und ich was verpasst habe^^
      Was soll ich noch mehr sagen? Ich denke, nichts!

      Arc II: Hier geht es das erste Mal ernst zur Sache. Im Prinzip habe ich dabei noch so das Gefühl, als wäre dies der wirkliche erste Arc, der im Prinzip dazu dient, möglichst viel vom folgenden Geschehen vorzubereiten. Es werden diverse Gruppierungen eingeführt oder zumindest angeteasert und wir bekommen doch mehr von den KGJ mit, ohne da zu sehr ins Detail zu gehen. Man merkt auch, wie du an manchen Dingen experimentierst, sei es die Sprache (ah, wozu habe ich eigentlich eine Gliederung?) oder auch den Abstieg in die brutaleren/abartigen Teile deiner FF mit Pazzi. So langsam wird der Leser abgehärtet^^
      Die Stärkerelation wird korrigiert und die Gruppe mit Luca vervollständigt. Bis dato sind uns die KGJ genauso wie Flint komplett fremd geblieben (bis auf ganz kleine Brocken, Brian?, da Vinci, Compeyson), doch obwohl es bereits 42 Kapitel und gute 200 Wordseiten sind (jedenfalls bei mir, meine ich), stört dies gar nicht mal so sehr. Man erkennt schon ganz klar deine Liebe zu detaillierten Charakterzeichnungen, verwickelten Handlungssträngen (dazu später mehr), großen Werken der Zerstörungen und Spannung. Ich denke, hier ist dann auch der Abschnitt, wo man entweder angebissen hat oder bereits abgeschreckt wurde^^
      Was ich mich frage: bin ich einfach unachtsam oder hat sich die Bedeutung von Excelsior noch nicht aufgeklärt? Vielleicht habe ich doch etwas viel in zu kurzer Zeit gelesen :whistling:

      Arc III: In diesem Arc beginnen wir mit den Rückblicken zu den KGJ, spziell Mercedes. Hier wird es auch so richtig ungemütlich, also ich muss ehrlich zugeben, dass Mulligan mich schon so an die Grenzen bringt. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass PS am Ende (im Sinne der restlichen Handlung) Ondine und die Vergangenheit von Mercedes gebracht hat. Gut, Flint hat auch so einiges durchgemacht, was seinen Abstand an Schädigung im Vergleich zu den anderen KGJ etwas reduziert :-D Damit schaue ich eher etwas kurz, aber es ist doch auch ein gutes Ergebnis, nicht wahr? In meinen Augen wird die Qualität deiner FF mit fortlaufender Dauer eher immer besser, ganz subjektiv muss ich aber zugeben, dass mir dieser Arc am wenigsten gefallen hat (ohne Arc I zu berücksichtigen), mit Ausnahmen von Geschehnissen außerhalb von PS. Liegt vielleicht an dem französischen Setting, vielleicht aber auch manchen Dingen, die eher zu Punkt 5/6 gehören und ich daher erstmal gekonnt ignoriere.

      Arc IV: Wir tauschen die geschlossene Welt von PS aus, um nach der Abstufung heiß - normal zu kalt zu wechseln. Es geht um Harley, es geht um Chaos, es geht aber auch um den Aufbau der nächsten Ziele, der begonnenen Enthüllung eines größeren Ganzen drumherum und um weitere Einblicke in die KGJ. Ich habe das Gefühl, dass du zwar das Fest völlig überladen hast, es jedoch wie in guten Zeiten auch Oda geschafft hast mit guten Charakteren dich vor einer völligen Verzettelung zu bewahren, auch wenn manche eher knapp vorgestellt wurden. Dazu parallel der Lovecraft'sche Teil mit dem grünen König als krassen Kontrast zum rauschenden Fest. Hinter diesen Wahnsinn zu kommen dürfte schwierig werden, doch andererseits muss es ja irgendeine Form der Auflösung geben. Man erlebt dich auf dem Höhepunkt und ich nehme mal geplant sämtliches weiteres Wissen raus und sage, dass es nicht so leicht wird, da noch drüber zu kommen. Wobei es mir hier vermutlich ähnlich ergeht, als den eifrigen Mangaverteidigern, die den Arc erst als ganzes bewerten wollen, denn ich bin mir sicher, dass es doch deutlich erfüllender ist, alles auf einen Rutsch lesen zu können^^

      Sprache: Jeder Autor hat seinen Stil und egal, welchen Fokus man eigentlich hat, ein Buch kommt nun mal nicht ohne Worte aus. Du hast auf jeden Fall eine hohe Wortgewalt, die gerne mal ausufert und wie du selbst auch schon bemerkt hast (bzw. wie es manche Leser bemerkt haben), kann dies teils doch zu viel werden. Trotzdem muss ich sagen, dass es ohne wohl kaum noch die richtige Menschenjagd wäre. Ich frage mich ja, wo deine Augenfixierung herkommt, immerhin ist dies doch ein wesentlicher Bestandteil deiner Beschreibungen^^ Ich finde, dass du es inzwischen geschafft hast einen ganz guten Kompromiss zu finden, bei dem du deiner Kreatvität und Beschreibungskunst ausleben kannst, ohne über das Ziel hinaus zu schießen. Manchmal werden manche Dinge oder Formulierungen allerdings so oft wiederholt, dass es anfängt, mir aufzufallen. Sollte dies so gedacht sein, dann gut gemacht, ansonsten wird es dann doch eher ablenkend (denke hier gerade an "Gemmen" in PS, Augen allgemein, speziell aber die von Ulysses, gab es - überspitzt gefragt - schon mal einen Auftritt, ohne dass seine Augen erwähnt wurden? Eigentlich hatte ich noch mehr Beispiele, aber da ich ja improvisiere und mir keine Notizen gemacht habe, muss ich bedauerlicherweise feststellen, dass meine Erinnerung streikt). Allerdings ist mir auch schon aufgefallen, dass es doch echt schwierig ist, für manche Dinge genügend Synonyme oder Umschreibungen zu finden. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich in dieser Rubrik noch etwas loswerden wollte, aber mir fällt gerade nichts weiteres ein...

      Interpretation: Habe ich schon vorausschauend durchgestrichen, da ich damit gar nicht erst anfangen wollte, aber mal eine Frage, die ich meines Erachtens noch nicht gestellt habe: hast du eigentlich schon solche Gedanken im Hinterkopf, wie man sie im allgemeinen mit Interpretationen verknüpft? Gibt es da große oder kleine Botschaften? Wie sinnvoll wäre es - rein hypotethische gefragt - denn, deine FF im Deutschunterricht zu lesen? Okay, besser nicht, sonst traumatisieren wir nachher noch unsere Jugend^^

      Inhalt: Im Grundsatz habe ich schon wieder vergessen, wozu dieser Punkt dienen sollte. Okay, natürlich nicht ganz, aber neben einem arcübergreifenden Blick auf die Handlung könnte man hier noch grundlegende Dinge aufzählen, die mir so aufgefallen sind. Aber von Anfang an:

      • Deine Geschichte ist recht umfangreich (Untertreibung des Threads) und es fällt daher recht leicht, den Überblick zu verlieren bzw. ganz allgemein nach so gefühlten gut 100 Kapiteln die Verbindungen nicht mehr im Kopf zu haben. Nicht, dass ich etwas gegen früh eingeführte Spieler habe, aber irgendwie wollte ich es mal erwähnen. Insgesamt fällt auf, dass es im Grundsatz keine so klare Handlung doer ein Ziel gibt. Begonnen hat es mit der Jagd auf Harley, es wurde aber schon früh deutlich, dass dies ja nun kaum die Spitze des Eisbergs ist und die Bestätigung kam ja auch mit der Abhandlung eben dieses Harley nach nicht mal der Hälfte der angestrebeten Dauer. Grundsätzlich nicht verkehrt, aber vielleicht bin ich da auch durch meine Lektüre verdorben, die eigentlich immer ein großes Ziel haben (mit der Ausnahme von Gentlemans Bastards in letzter Zeit, auch wenn du es ja nicht mit Fantasy hast). Allgemein meinst du gerne auch, dass die Charaktere das Herzstück sind, wobei ich doch die ganzen Verknüpfungen und Verbindungen dazu zählen würde. Und das ist auch ein ganz klarer Pluspunkt, der mich glücklich macht, jedes Mal wenn man ein Stück mehr vom Puzzle bekommt, eine neue Gruppierung näher beleuchtet wird doer ein Charakter weiter vertieft wird. Da bist du sehr stark, doch irgendwo will ich ja auch mal was schlechtes sagen^^
      • Du schaffst es meist recht gut, Callaghan die meiste Zeit zu entfernen, denn letztlich wäre es oft witzlos anderweitig. In Porto Galba brauchte ihn mal kurz, um den (Vize-)Admiral umzuhauen, auf PS war er komplett raus und erst in der Taiga war er mal so richtig ge- oder zumindest in "Normal"form überfordert, obgleich er dann Harley sofort demontiert hat. Trotzdem merkt man es schon, dass die meisten Probleme wenger problematisch wären, wenn Callaghan dabei wäre und es setzt sich in Arc V nahtlos fort, wo seine Trennung ja bereits direkt stattgefunden hat. Dabei muss ich sagen, dass ich Callaghan sehr mag und extrem gespannt bin, wenn er wieder in den Fokus rückt.
      • Allgemein in eine ähnliche Richtung bin ich ja nicht der erste, der darauf hinweist, aber für den Inhalt willst du gerne entweder mehr Kämpfe oder danach noch eine Weiterführung, im Zusammenspiel mit der Beschreibung dieser Kämpfe geht aber die Glaubwürdigkeit schnell flöten. Gut, ich meine in dieser Welt ist es ja auch sonst möglich Absonderliches zu leisten, trotzdem beugt sich der Handlung in dieser Beziehung gerne mal der Logik. Die Kämpfe sind allerdings immer sehr gut geschrieben, also nicht, dass ich sie würde missen wollen
      • Ein nächster Punkt ist die teils doch recht komplexe Handlung, die in meinen Augen gerne mal unwahrscheinlich wirkt oder eher konstruiert bzw. unklar ist, warum man über die ganzen Ecken denkt/handelt. Hier bin ich gerade auch extrem beeinflusst durch z.B. den Plan Hearst gefangen zu nehmen, der doch irgendwie leichter funktionieren muss (bzw. wurde niemals irgendwo darauf eingegangen, dass man Hearst als eine kämpferische Bedrohung ansieht, was für mich so eigentlich die einzige Begründung darstellt. Alle KGJ sind völlig abnormale Monster, warum dann so umständlich und nicht auf die direkte Tour? Gut, zugegebener Maßen hat sich ja alles als nicht so leicht herausgestellt, aber mal ehrlich: wo ist denn bitte irgendwas ein ein Hindernis außer andere starke Kämpfer(innen)? Da hätte ich mir mindestens mehr Begründung gewünscht, als schlussendlich zu finden war. Man kann es auch so sehen, dass ich einfach keinen Plan habe, aber ist einfach mal meine subjektive Meinung.


      Sonstiges: Meine tolle Sammlung an weiteren Punkten, die mir aufgefallen sind. Fangen wir mal an:

      • Eine Frage, die sich mir schon immer gestellt hat, aber deine Kämpfer stecken unangemessen viel ein, während sie gleichermaßen an anderer Stelle wie normale Menschen funktioneren. Wie kann z.B. ein O'Mara von irgendwas profanen wie Holzsplittern o.ä. verletzt werden? Oder wieso konnte Callaghan überhaupt von einer Spritze auf PS erwischt werden? Gebe zu, dass dies ein schwieriger Punkt ist, aber irgendwie stört es mich^^ Ist vermutlich auch allgemein begründet, wie können so starke Personen eigentlich mit genau der richtigen Kraft agieren, um nichts kaputt zu machen oder auch normale Leute nicht umzubringen? Aber da werde ich schon echt zum Erbsenzähler :D
      • Ganz allgemein die größtenteils düstere Grundstimmung. Die Anzahl an schlechten bis hin zu abartigen Charakteren überwiegt die Zahl an guten Charakteren, zudem gibt es eigentlich immer nur Rückschläge, Pyrrhussiege und alle guten Ereignisse sind meist kurzlebig oder vergiftet (Ausnahmen bestätige die Regel). Überall schaffst du es noch was schlechtes zu finden, was auf die Dauer durchaus deprimierend sein kann. Mal wieder ein subjektiver Punkt, aber manchmal sehnt man sich nach Hoffnung, einem Lichtstrahl, der nicht gleich wieder verdunkelt wird^^


      Alles in allem habe ich wie üblich das Gefühl, was vergessen zu haben, aber was solls. Ich bin froh, dass ich wieder angefangen habe und bin auch sehr gespannt auf die folgenden Ereignisse und Erkenntnisse!

      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
      Langeweile? Lust auf etwas Neues? Komm nach Düsterwald in unsere Gemeinschaft! Wir freuen uns immer über neue Mitspieler!
    • Ein neues Kapitel, ein neuer und ein neuer alter Leser? Bald ist zwar Weihnachten, aber meine Güte, was eine Bescherung. :D
      Bevor ich zu den Kommentaren komme, muss dennoch noch das neue Chapter gebührend präsentiert werden: Kapitel 151 kann unter dem Titel "Die Loslösung" an alter Stelle gelesen werden. Viel Spaß.

      Monkey D. David

      Monkey D. David schrieb:

      ich habe es endlich nach 6 monaten geschafft deine FF fertig zu lesen , nebenbei auf arbeit war das manchmal garnicht so einfach ^^
      Respekt. Meine FF zu lesen ist kein Spaziergang, besonders der Part um Princesse Suie herum. Sich da durchzuwühlen, verlangt Geduld und Ehrgeiz. Besonders am Arbeitsplatz.^^
      Willkommen jedenfalls in der kleinen Runde der Kommentatoren. Ich freue mich auf deine Gedanken und hoffe, dass du mir (und dem FF-Bereich) erhalten bleibst. :)

      Monkey D. David schrieb:

      erst mal fand ich deine FF ziehmlich gut geschrieben man merkt richtig wie sehr dir das spaß macht die zu schreiben wenn du wie ich in den kommentaren schon gelesen habe nicht gerade ein formtief hast ^^ , und ich muss auch ehrlich sagen deine FF hat mir auch eins ganz gut gezeigt wieso du one piece in letzter zeit so viel schlecht redest ,ich kann dich jetzt einfach viel besser verstehen was dir so alles fehlt was ja auch vollkommen oki ist aber da will ich jetzt nicht weiter drauf eingehen da es hier ja um deine FF geht
      Vielen Dank. Zwar habe ich im Laufe der Geschichte stilistisch einige Veränderungen durchlaufen und bin heute gar nicht mehr allzu begeistert von weiten Teilen, aber solange die FF zu unterhalten weiß, bin ich zufrieden. Tatsächlich kompensiere ich in meiner Geschichte viel, was mir in OP schmerzlichst fehlt. Angefangen bei den Frauenfiguren.^^

      Formtiefs und Schreibblockaden gibt es immer mal wieder, aber das ist wohl nicht zu vermeiden, wenn man jahrelang an einer Geschichte hockt. Den Rhythmus mit den länger werdenden Kapiteln auszudehnen, hat zumindest meine Motivation gesteigert und etwas Druck genommen, sodass ich mich nicht mehr zum Schreiben "zwingen" muss, um die Deadline einzuhalten.

      Monkey D. David schrieb:

      Also dein einstieg in die FF war echt gut man kam gut rein und hat die charaktere kennengelernt und es hat auch nicht lange gedauert um zu wissen das es keine kindergeschichte hier wird ^^
      Joa, tatsächlich mag ich meinen ersten Arc so gar nicht mehr. Aber damals war ich zarte 18 und Menschenjagd mein erster Versuch einer längeren, zusammenhängenden Story. Aber du hast natürlich recht. De Arc erfüllt seinen Zweck. Dass man gut in die Geschichte findet, freut mich umso mehr.^^

      Monkey D. David schrieb:

      mir gefallen die KGJ sehr gut und deren geschichten die noch nicht fertig geschrieben sind
      Genau. Im Grunde ist das der zweigeteilte Kern der Geschichte: Die Kopfgeldjäger und deren Vergangenheiten, denen sie in der Gegenwart nicht entkommen können und die ihre Zukunft bedrohen. Immerhin hat Flints Suche nach Antworten auf Fragen der Vergangenheit die ganze Krise erst angestoßen und konfrontierte die Kopfgeldjäger mit den Schatten ihrer alten Leben. Sei es direkt wie Mercedes, die in ihre Heimat zurückkehren musste, oder indirekt wie bei O'Mara oder Callaghan, deren alte Feinde/Freunde in ihr Leben zurückdrängen. Unter Callaghan haben die Kopfgeldjäger quasi stagniert und ihre Vergangenheit ausgeblendet, doch diese Zeit ist nun vorbei. Die Verbindung war niemals gänzlich gekappt, sondern die Entwicklung lediglich aufgeschoben.

      Monkey D. David schrieb:

      die einzelen arcs waren auch echt gut und verdammt spannend gewesen auch wenn ich mit princess suie hoffe das war richtig so geschrieben hatte ich bisschen meine probleme da vieles schwer zu lesen war aber das wird einfach an mir liegen ^^
      Ja, dafür entschuldige ich mich. Stellenweise fasse ich mir bei diesem Arc selbst an den Kopf, wenn ich etwas nachlesen muss. Spätestens mit dem aktuellen Arc dürfte ich mich aber eingependelt haben. Zumindest bin ich mit mir selbst recht zufrieden, auch wenn man niemals perfekt sein wird. Aber die verrückten Auswüchse der Marke PS werde ich gewiss nicht mehr wiederholen. :D

      Monkey D. David schrieb:

      ich bin aufjedenfall sehr gespannt wie es weiter geht ist ja gerade richtig die scheiße am dampfen ,
      Ja, momentan geht es heiß her. Mit Callaghan fehlt den KGJ nicht nur ein Anführer, sondern auch eine zentrale Macht auf ihrer Seite und Carla ist eine der gefährlichsten Figuren, die in meiner FF auftauchen. Es wird nicht leicht, diesen Arc zu überleben.^^

      Monkey D. David schrieb:

      und mal sehen wann wir wieder was von flint und cal zu sehen bekommen ,
      Vielleicht schon bald. Mehr oder weniger. :D

      Monkey D. David schrieb:

      ich hoffe du bleibst hier dran an der geschichte weil bei dillian seine eine FF die bei kapitel 262 endet und nicht fortgesetzt wurde war es echt schade da die auch echt gut war
      Ja, der Plan steht. Ich möchte meine Geschichte schon zu Ende erzählen, sofern mir das Leben keinen Strich durch die Rechnung macht. Die Arcs sind geplant, die Handlung ebenso. Ich weiß, wann ich was erzählen will und hoffe, damit bis zum Schluss durchzuhalten.
      qoii

      qoii schrieb:

      Als Erstes ist mir Aufgefallen, dass es nicht wie erwartet mit >Heredita Pandemonium II< weitergeht, sondern das wir einen >Die Feilbietung<. Allerdings glaube ich, dass wir nochmal auf >das Erbe der Hauptstadt der Hölle< zurückkommen werden. Zumindest ist das die Übersetzung/Bedeutung des Kapitelnamens, welches ich mir dank googel zusammengereimt habe. Vielleicht passt auch besser >Erben der Hölle< oder wie auch immer man es übersetzten möchte, die grundlegende Botschaft des Namens sollte aber klar sein und welche im FF vorhandene Stadt du meinst auch^^.
      Da ich kein Latinum habe, kann ich dir da nicht wirklich helfen. Grob passt es natürlich, aber einwandfrei sauber ist das Latein definitiv nicht. :D
      Der Titel ist eine Anspielung an die Erbsünde und eine Figur aus dem Film "From Dusk Till Dawn", genauer gesagt Salma Hayeks "Santanico Pandemonium". In dem Streifen geht es um Vampire, die Trucker und Biker in einer obskuren mexikanischen Bar mit Fusel und Frauen in eine Falle locken und aussaugen. Angesichts der aktuellen Handlung hab ich da ein paar Referenzen eingebaut. :D

      qoii schrieb:

      Aber dieses Kapitel beginnt, wie der Name schon verrät, mit der Feilbietung von Ondine an Hearst. Dabei Kämpfen in ihm Engelchen und Teufelchen gegeneinander, wobei es wahrscheinlich besser passt, wenn man von seinem >Es< und >Über-Ich< spricht, wenn man den "lieben" Freud bemühen will. Allerdings weiß ich nicht, ob dieser sehr gut dargestellter innere Kampf Hearst sympathischer macht oder nicht, denn innerlich weiß er (eigentlich) das sein Handeln seine Begierden falsch sind, hat ihnen aber trotzdem schon diverse Male nachgegeben, auch wenn er es dieses Mal anscheinend nicht wollte.
      Nicht nur die Feilbietung der Ondine ist im Titel benannt, sondern auch die ironische Wende, die Carla verkündete: O'Mara hat ihr unwesentlich die Huren feilgeboten. Aber dazu später mehr.^^

      Hearst ist ein Wolf, wie er sich selbst nannte und womit er jene gefährlichen Menschen meint, die über den gemeinen Zivilisten stehen und zu Dingen fähig sind, die dem gewöhnlichen Menschen das Blut in den Adern gefrieren ließe. Dennoch sieht sich Hearst nicht als Monster. Er weiß um seine dunkelsten, abscheulichsten Seiten und versucht sie zu kontrollieren. Der kurze Teil um Ondine entblößt ja Hearsts "tiefste" Begierde: Er möchte Ondine wehtun, sie übermannen und sexuell vollkommen ausschlachten, was sie letztendendes keinesfalls überleben würde. Hearsts Verlangen ist absolut grausam, sadistisch und bestialisch, aber er gibt ihm nicht nach. Stattdessen "begnügte" er sich all die Jahre über mit Oralverkehr oder Handarbeit mit minderjährigen Mädchen in dem kontrollierten Raum, den Mary ihm bot.

      qoii schrieb:

      Was mir moralisch aber gar nicht gefällt ist, der erhobene Zeigefinder der Huren gegen seine gelüste, nein besser gegen das Ausleben seiner Gelüste, welche in ihrem Archiv hinterlegt sind, denn wer hat ihm wohl die Mädchen zur Verfügung gestellt! Sie werfen ihm hier etwas vor, was sie erst ermöglicht; wozu sie Beihilfe geleistet haben. Ein einfaches Aufzählen hätte mich nicht so gestört. Nein natürlich hätte es mich gestört, dass er seine Gelüste an Kindern ausgelebt hat, aber… Oh man mal wieder sehr schwierig so eine Aussage in Worte zu fassen^^. Was mich an den Huren stört, ist das sie hier (ein wenig) als moralische Instanz auftreten zu scheinen, welche sein Handeln verurteilt und es nicht wie jedes andere Tagesgeschäft im Bordell behandeln. Wenn sie es als moralisch so verwerflich sehen, hätten sie es ihm gar nicht ermöglichen sollen. Anders gesagt ihre Finger sind nur sehr leicht weniger schmutzig als seine.
      Was uns zu der Frage bringt, inwiefern Mary sich hier moralischer verhält oder nicht. Hearst ist ein Mann mit Macht, Einfluss und Geld. Er könnte sich problemlos Kinder beschaffen, ihnen unaussprechliche Dinge antun und sie entsorgen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen oder sich zu kompromittieren. Aber das tut er nicht. Er begab sich in Marys Gnade, um einen sicheren Raum für seine Triebe zu schaffen. Einen Raum, in dem er die Grenzen nicht überschreiten würde. Man könnte argumentieren, dass Mary dabei geholfen hat, diese dunkelste Seite von Hearst verschlossen zu halten. Seien wir ehrlich: Nichts an dieser Geschichte ist gut. Hearst hatte sexuelle Beziehungen mit viel zu jungen Mädchen und Mary hat ihm diese für teures Geld beschafft.
      Mary stochert hier nur in Hearsts empfindlichster Wunde, seinem düstersten Geheimnis, und erreicht damit ihr Ziel -- aber sie selbst ist nicht unschuldig, keinesfalls. Sie war nur in der besseren Verhandlungsposition.

      qoii schrieb:

      Ansonsten gehen Krill und O‘Mara nicht gerade sanft mit ihm um, auch wenn sie ebenfalls keine weiße Weste haben, allerdings sollen es Verbrecher die sich in irgendeiner weise an Kindern vergehen auch unter anderen Verbrechern im Gefängnis sehr schwer haben. Jedenfalls schaffen es KGJ und Huren am Ende ihn (vorübergehend) zu brechen, indem sie die Königin ins Spiel bringen oder besser gesagt die Möglichkeit, dass die Öffentlichkeit denkt, dass er sich auch an ihr vergangen hat. Trotz seiner gelüste und seinem Desinteresse über das Schicksal seiner Opfer und der Huren allgemein bedeutet ihm seine Prinzessin sehr viel; alles und zwar auf einer anderen Ebene. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ob er auch in ihre Richtung Fantasien hat, aber anscheinend war sie ihm wichtig genug, dass sein >Es< nicht triumphieren konnte.
      Krill und O'Mara sind eben Wölfe, genau wie Hearst. Aber sie sind immerhin keine Kinderschänder.^^

      Ja. Hearst hat Gelüste, die sich auf die Prinzessin erstrecken. Glücklicherweise ist Catherine seinem bevorzugten Alter aber längst entwachsen, was Hearst einerseits wehmütig stimmt, ihm aber andererseits den "Druck" nimmt. Hearst hat sich einst den Huren zugewandt, um Catherine nichts anzutun und "Dampf abzulassen". Um es zynisch auszudrücken: Er hat diese Mädchen bezahlt, um seine Prinzessin in Sicherheit zu wissen.

      qoii schrieb:

      Er war vorsichtig genug zu versuchen seine Opfer verschwinden zu lassen, wobei er nie die endgültige Lösung gewählt hat bzw. wählen konnte. Allerdings frage ich mich wie er die Mädchen aus dem Bordell herausbekommen hat bzw warum er glaubte, dass die Huren sie nie finden würden, denn es gibt wohl nur wenige die in der Unterwelt/in den unteren Schichten besser vernetzt ist, als die Bloody Mary. Hatte sie nicht sogar einen Spitznamen in Richtung Königin?
      Simpel: Er hat die Huren ausbezahlt, die Mädchen also gewissermaßen abgekauft und außer Landes bringen lassen. Hearst will diesen Mädchen nichts tun, will nicht das Monster sein, für das man ihn halten könnte, weshalb er die Kinder niemals töten würde. Sie fortzuschaffen war die bestmögliche aller schlechten Optionen. Er hat nur maßlos unterschätzt, wie verbissen und clever Mary ist. Dass diese jedes Mädchen wiederfinden würde, damit hat er nicht gerechnet.

      qoii schrieb:

      Aber Hearst ist nicht lange gebrochen, sobald er mit O‘Mara alleine ist, beginnt er wieder Oberwasser zu bekommen, da er in ihm so etwas wie eine verwarnte Seele im "Laster" gefunden hat. Weiterhin dürfte O‘Mara für solche Angriffe am empfindlichsten sein, da er eben wirklich nichts über seine Vergangenheit weiß und keinen Tag ohne Alkohol überleben kann.
      Richtig, zumal Hearst durch seine Verbindung zu Ulysses mehr über O'Maras Leben wissen könnte als dieser selbst. Hearst und O'Mara sind sich ähnlicher, als Letzterer es gutheißt, und das gab Hearst konsequenterweise Aufwind.

      qoii schrieb:

      Das Hearst so etwas wie eine Drachen- oder Dämonen-Zoan gegessen hat, macht seine Rolle als Monster nochmal um einiges stärker. Besonders wenn man bedenkt, dass irgendwie Teil dieser Geheimnisverflechtungen ist. Wobei ich nicht mehr weiß, ob er jetzt Teil einer der CP-0 Einheiten war/ist, zu TroLaHe(oder war es TrLoHa) gehörte oder doch direkt zu Ulysses.
      Ich verweise noch einmal auf die Referenzen zu "From Dusk Till Dawn" und die verschiedensten Momente, in denen ich Hearst in irgendeiner Form mit vampirischen Attributen sowie Hunger nach Blut und Fleisch in Verbindung gebracht habe. Vielleicht wird dann klarer, in was genau er sich da verwandelt hat.^^

      Er gehörte übrigens zur CP0-Z. Also der Einheit von Rexroth, zu der auch der Pestdoktor Church und die gute Myzete Beelzebub gehören/gehört haben.

      qoii schrieb:

      Währenddessen gilt, das interessiere der Huren der Garderobe und besonders seinem Mantel während Ondine das Geländer hochrutscht, den runter ist für das einfache Folk. ^^
      Hatte vor dem Kapitel Mary Poppins gesehen, da blieb das haften. xD

      qoii schrieb:

      Leider landet sie dadurch am Ende doch wieder in den Klauen von Hearst. Nun frage ich mich wo er hinfliegt. Er könnte zwar zu seiner Prinzessin zurückkehren, aber wenn eine der Huren überlebt, könnten sie ihm trotzdem etwas anhängen bzw ihn anklagen, wodurch seine Prinzessin in Gefahr wäre. Immerhin ist so ein Massaker nicht gerade unauffällig. Weiterhin hat er auch Carlas Geheimnis verraten, was sie ihm sicher auch sehr übel nehmen wird. Aber letztendlich stellt sich wohl einfach die Frage, für wen er gearbeitet hat und wie sicher er dadurch noch ist bzw wer in diesem Moment seine schützende Hand über Hearst hält oder eben nicht mehr. Derzeit würde ich eher davon ausgehen, dass er versuchen muss unterzutauchen, wobei ein zusammentreffen zwischen Ondine und der Königin sicher sehr interessant verlaufen dürfte.^^
      Hearst ist momentan in keiner beneidenswerten Situation, wie sich zeigen wird. Mehr dazu, wenn es mehr dazu gibt. Soviel sei aber gesagt: Es war nicht unbedingt sein Plan, Ondine mitzunehmen.^^

      qoii schrieb:

      Carla scheint jedenfalls gegen Hearst geung misstrauen gehegt zu haben oder zumindest gegen die Huren zu denen er unterwegs war um Dionisia zu befehlen sich in Staubform an seinem Mantel zu hängen. Denn ich glaube nicht, dass sie mit Hearst Wissen und Einverständnis dabei war. Diese Besuche waren seine Schwäche, welche er sicher sehr gerne vor Carla verborgen hätte, aber dafür ist sie dann noch einfach zu gut.
      Carla ist brillant und perfide. Würde sogar soweit gehen zu sagen, dass sie die bisher gefährlichste und durchtriebenste Macht ist, der sich die Kopfgeldjäger stellen müssen. Die Art und Weise, wie sie diesen vermeintlichen Schlüsselmoment im Plan ihrer Gegner für sich selbst nutzt, spricht eigentlich Bände.

      qoii schrieb:

      Nun passiert jedenfalls das von Mary eigentlich die ganze Zeit gefürchtet hat ihr Bordell und besonders ihre Mädchen werden sprichwörtlich auseinander genommen. In denen du deiner Kunst wieder freien lauf lässt.
      Schuldig.^^
      Aber ich mag Lorca zu sehr, um deren totaler Zerstörungswut nicht angemessen zu frönen.

      qoii schrieb:

      Das grausame Ende der Huren hat mich in ersten Moment schon etwas überrascht, aber dann kam ich mir doch ziemlich "dumm" vor. Immerhin hast du nicht aufgehört immer wieder zu betonen, wie besorgt Mary um das Schicksal ihrer Mädchen war und was das letzte Mal passiert ist, als diese mit den KGJ zusammenarbeiten mussten. Weiterhin gibt es bei dir keinen Arc in dem es am Ende nicht zu einem ordentlichen Massaker kommt.^^
      Nur, dass dieser Arc noch nicht am Ende ist. :D
      Tatsächlich habe ich längere Zeit nicht gewusst, wie drastisch ich die Huren dezimieren möchte. Aber wie du schriebst: Diese blutrünstige Auslöschung war am überraschendsten und mMn auch am befriedigendsten. Carla hat die Kopfgeldjäger gewarnt, sich ihr nicht in den Weg zu stellen und auch Lorca ist niemand, der sich zu halben Sachen hinreißen lässt.

      qoii schrieb:

      Dionisia wüten hast du, wie ich bereits gestern erwähnt habe, auf eine sehr "schöne" Art dargestellt. Die meisten Huren deren Namen wir kannten bekommen ihren eigenen individuellen Tod und alles geschieht von Dionisia Seite fast auf eine beiläufige aber doch schon "schön" grausame Art und wiese, wobei bei ihr das töten fast beiläufig anläuft. Zumindest scheint sie sich dafür nicht groß anstrengen zu müssen und belasten tut sie dies auch nicht. Sobald jemand ihre Herrin/Göttin Carla hintergeht oder sonst wie in Gefahr bringt, verfällt sie sofort in eine gewisse Art von Raserei und will diese Bedrohung auslöschen. Ähnlich wie es in den Sagen für die Mänaden, die Begleiterin ihres Namenspatronen Dionysos erzählt wird, wobei diese sich in solchen Momenten meist noch in zusätzlicher Ekstase befunden haben sollen.
      Du wirst lachen. Den Höhepunkt ihrer manischen Raserei (und damit auch Stärke) hat Lorca noch vor sich. Diese "Beiläufigkeit", mit der sie die Huren auseinandernimmt und die sie selbst im Angesicht einiger Gegenwehr nicht ablegt, trennt sie momentan noch vom vollständigen Kontrollverlust. Ich freue mich schon sehr auf die Sekunde, in der Lorca selbst den winzigsten Restfunken Selbstbeherrschung verliert; denn dann dürfte sie den Mänaden wirklich alle Ehre machen.^^

      qoii schrieb:

      Mary jedenfalls erkennt ziemlich schnell, dass sie keine Chance gegen sie haben und versucht wenigstens die letzten ihrer Mädchen zu retten. Auch wenn kaum noch eine übrig geblieben ist, welche wir mit Namen kennen. Letztendlich gibt Dionisia ihr das Versprechen, aber ob sie es einhält, bleibt abzuwarten. Allerdings glaube ich schon, dass sie genug von Marys handeln beeindruckt war, um ihr den Wunsch zu gewähren.
      Wird sich zeigen. Mary zumindest starb in der Hoffnung, dass ihr Opfer nicht vergebens war. Diesen Frieden kann ihr niemand nehmen. Immerhin. xD

      qoii schrieb:

      Über die Information, dass Abazure und Cocky Lynn das Wasser aus der Toilette für ihre Angriffe genutzt haben musste ich wirklich schmunzeln. Aber leider scheint Dionisia ihre TF besser unter Kontrolle bzw im Griff zu haben als damals Sir Crocodile in Alabaster, zumindest hatte er mehr Probleme, sobald er mit etwas Wasser in Berührung kam.
      Lorca steht auch einige Stufen über Crocodile. Das dürfte spätestens dann deutlich werden, wenn die sie all-out gehen sollte, wie es im Shonen-Jargon so schön heißt.^^

      qoii schrieb:

      Damit bleibt noch der letzte Abschnitt, in dem Carla wieder einen ihrer großen Auftritte hat. Angeblich wurde neben O'Mara jetzt auch Krill gefangengenommen und sie meint jetzt etwas in der Hand zu haben, mit dem sie sich gegen Ulysses wehren kann. Allerdings befürchte ich, dass es nicht so ablaufen wird, wie sie es erwartet. Besonders wenn Ulysses spitz kriegt, dass sie für Etains zustand verantwortlich ist. So eine kleine Spinne wird den Bastardkönig sicher nicht aufhalten und sie wird, wahrscheinlich zusammen mit ganz Nickleby zerquetscht werden. Denn nicht nur er bringt Zerstörung wohin er auch kommt, auch die KGJ beherrschen dies meisterhaft.
      Behalte diese Einschätzung im Hinterkopf, wenn du die nächsten 2-3 Kapitel liest. Ich schrieb es oben schon und schreibe es wieder: Carla ist unglaublich gefährlich. ;)

      qoii schrieb:

      Carla scheint jetzt jedenfalls die Gelegenheit nutzen zu wollen O'Mara so richtig zu demütigen, wie die KGJ es in gewisser weise auch mit ihr gemacht haben, oder besser wozu sie gezwungen war, nachdem diese Harley in den Untergang geführt haben.
      Ja, Carla kann sich diesen Spaß leisten, weil sie gewonnen hat. O'Mara ist ihr ins Netz gegangen, Lorca hat die Huren erledigt, Krill ist gefangen. Die Karten liegen günstig, sofern sie ihren nächsten Zug geschickt abwägt. Denn selbst wenn Ulysses ihr noch immer überlegen ist, eine Sache steht fest: Mit O'Mara hat sie eine weitere Schwachstelle des Bastardkönigs gefunden, nachdem sie sich der wachsamen Etain bereits auf gerissene Weise entledigen konnte.
      Eldrail


      Eldrail schrieb:

      So, nachdem ich den letzten bereits vollständigen Arc zum zweiten Mal durchgelesen habe (bzw. ganz allgemein ein zweites Mal Menschenjagd gelesen habe), kommt mein Kommentar zum bisherigen Geschehen. Natürlich konnte ich nicht an mich halten und habe bereits weiter gelesen, also mal schauen, wie gut ich das noch trennen kann^^ Jedenfalls wird es dann gesondert - also geplant nach dem neuen Kapitel - einen Eindruck zum laufenden Arc geben.
      Versuchen wir mal etwas Struktur in den Beitrag zu bringen. Zum einen wären da die einzelnen Arcs, zum anderen aber auch die darüber stehenden Elemente. Folgende Gliederung ergibt sich daraus:
      Stürzen wir uns gleich ins Getümmel. Über einige Dinge haben wir uns ja bereits über Discord ausgetauscht, sodass ich diverse Punkte nur kurz anreißen werde. Denke, das passt schon.^^

      Eldrail schrieb:

      Arc I: Der Einführungsarc, der zwar laut deiner eigenen Aussage im Nachhinein so nicht mehr geschrieben werden würde, aber nichtsdestotrotz so noch existiert. Persönlich empfinde ich das weniger pessimistisch, wobei ich gut nachvollziehen kann, - mit deiner bzw. auch des Lesers erweiterter Erfahrung - dass es da doch im Vergleich zum Rest abfällt. Doch positiv vermerken möchte ich, dass es der Anfang geschafft hat, mich persönlich zu fesseln und an die Geschichte heran zu führen. Vielleicht muss man auch zugeben, dass das anfängliche Bild doch keineswegs vorbereitend wirkt auf die folgenden Abgründe, aber eventuell auch besser so
      So am Rande fällt mir auf, dass der Prolog auch noch existiert, wobei ich so gar nicht kapiere, was er soll bzw. wo die Verbindung zur Hauptgeschichte besteht, wobei es durchaus auch an mir liegen könnte und ich was verpasst habe^^
      Was soll ich noch mehr sagen? Ich denke, nichts!
      Der Prolog wird noch eine Rolle spielen, aber vielleicht nicht unbedingt in der zentralen Funktion, wie es andere Geschichten vormachen.

      Eldrail schrieb:

      Arc II: Hier geht es das erste Mal ernst zur Sache. Im Prinzip habe ich dabei noch so das Gefühl, als wäre dies der wirkliche erste Arc, der im Prinzip dazu dient, möglichst viel vom folgenden Geschehen vorzubereiten. Es werden diverse Gruppierungen eingeführt oder zumindest angeteasert und wir bekommen doch mehr von den KGJ mit, ohne da zu sehr ins Detail zu gehen. Man merkt auch, wie du an manchen Dingen experimentierst, sei es die Sprache (ah, wozu habe ich eigentlich eine Gliederung?) oder auch den Abstieg in die brutaleren/abartigen Teile deiner FF mit Pazzi. So langsam wird der Leser abgehärtet^^
      Die Stärkerelation wird korrigiert und die Gruppe mit Luca vervollständigt. Bis dato sind uns die KGJ genauso wie Flint komplett fremd geblieben (bis auf ganz kleine Brocken, Brian?, da Vinci, Compeyson), doch obwohl es bereits 42 Kapitel und gute 200 Wordseiten sind (jedenfalls bei mir, meine ich), stört dies gar nicht mal so sehr. Man erkennt schon ganz klar deine Liebe zu detaillierten Charakterzeichnungen, verwickelten Handlungssträngen (dazu später mehr), großen Werken der Zerstörungen und Spannung. Ich denke, hier ist dann auch der Abschnitt, wo man entweder angebissen hat oder bereits abgeschreckt wurde^^
      Was ich mich frage: bin ich einfach unachtsam oder hat sich die Bedeutung von Excelsior noch nicht aufgeklärt? Vielleicht habe ich doch etwas viel in zu kurzer Zeit gelesen
      Du hast nichts verpasst, die Bedeutung von Excelsior hat sich noch nicht geklärt, wird aber in Kürze zumindest angerissen. Dahinter steckt aber viel und wird eine gänzlich neue Seite der bisherigen Geschichte aufmachen. Weißt schon, weil es bisher noch nicht kompliziert genug ist. xD

      Eldrail schrieb:

      Arc III: In diesem Arc beginnen wir mit den Rückblicken zu den KGJ, spziell Mercedes. Hier wird es auch so richtig ungemütlich, also ich muss ehrlich zugeben, dass Mulligan mich schon so an die Grenzen bringt. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass PS am Ende (im Sinne der restlichen Handlung) Ondine und die Vergangenheit von Mercedes gebracht hat. Gut, Flint hat auch so einiges durchgemacht, was seinen Abstand an Schädigung im Vergleich zu den anderen KGJ etwas reduziert Damit schaue ich eher etwas kurz, aber es ist doch auch ein gutes Ergebnis, nicht wahr? In meinen Augen wird die Qualität deiner FF mit fortlaufender Dauer eher immer besser, ganz subjektiv muss ich aber zugeben, dass mir dieser Arc am wenigsten gefallen hat (ohne Arc I zu berücksichtigen), mit Ausnahmen von Geschehnissen außerhalb von PS. Liegt vielleicht an dem französischen Setting, vielleicht aber auch manchen Dingen, die eher zu Punkt 5/6 gehören und ich daher erstmal gekonnt ignoriere.
      Nicht ganz vergessen sollte man den Einsatz der schmutzigen Bombe, die den Palast zerstört und sich damit als gelungenes Experiment des Pestdoktors herausgestellt hat, sowie die allgemeine Offenlegung von Ulysses als Waffenschieber. Die Geschäfte wurden anhand der Zigeuner und Enjolras mit einem Beispiel belegt, sodass der Arc auch seinen Teil leistet, um Ulysses' Fraktion etwas zu entmythologisieren.

      Eldrail schrieb:

      Arc IV: Wir tauschen die geschlossene Welt von PS aus, um nach der Abstufung heiß - normal zu kalt zu wechseln. Es geht um Harley, es geht um Chaos, es geht aber auch um den Aufbau der nächsten Ziele, der begonnenen Enthüllung eines größeren Ganzen drumherum und um weitere Einblicke in die KGJ. Ich habe das Gefühl, dass du zwar das Fest völlig überladen hast, es jedoch wie in guten Zeiten auch Oda geschafft hast mit guten Charakteren dich vor einer völligen Verzettelung zu bewahren, auch wenn manche eher knapp vorgestellt wurden. Dazu parallel der Lovecraft'sche Teil mit dem grünen König als krassen Kontrast zum rauschenden Fest. Hinter diesen Wahnsinn zu kommen dürfte schwierig werden, doch andererseits muss es ja irgendeine Form der Auflösung geben. Man erlebt dich auf dem Höhepunkt und ich nehme mal geplant sämtliches weiteres Wissen raus und sage, dass es nicht so leicht wird, da noch drüber zu kommen. Wobei es mir hier vermutlich ähnlich ergeht, als den eifrigen Mangaverteidigern, die den Arc erst als ganzes bewerten wollen, denn ich bin mir sicher, dass es doch deutlich erfüllender ist, alles auf einen Rutsch lesen zu können^^
      Ob ich mich noch steigern kann, werden wir sehen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass der Kult des Grünen Königs nicht unbedingt angenehmer ist/war als der König selbst, oder? :D

      Eldrail schrieb:

      Interpretation: Habe ich schon vorausschauend durchgestrichen, da ich damit gar nicht erst anfangen wollte, aber mal eine Frage, die ich meines Erachtens noch nicht gestellt habe: hast du eigentlich schon solche Gedanken im Hinterkopf, wie man sie im allgemeinen mit Interpretationen verknüpft? Gibt es da große oder kleine Botschaften? Wie sinnvoll wäre es - rein hypotethische gefragt - denn, deine FF im Deutschunterricht zu lesen? Okay, besser nicht, sonst traumatisieren wir nachher noch unsere Jugend^^
      Ja, natürlich gibt es auch Referenzen, Hinweise, Wortspiele usw. in meiner FF, die direkt oder indirekt auf irgendwas oder irgendwen verweisen. Das geschieht mal gewollt und mal unbewusst, aber vorhanden sind diese Facetten definitiv. Aber vermutlich könnte ich sie nicht einmal selbst alle benennen oder herausfiltern.

      Eldrail schrieb:

      Sprache: Jeder Autor hat seinen Stil und egal, welchen Fokus man eigentlich hat, ein Buch kommt nun mal nicht ohne Worte aus. Du hast auf jeden Fall eine hohe Wortgewalt, die gerne mal ausufert und wie du selbst auch schon bemerkt hast (bzw. wie es manche Leser bemerkt haben), kann dies teils doch zu viel werden. Trotzdem muss ich sagen, dass es ohne wohl kaum noch die richtige Menschenjagd wäre. Ich frage mich ja, wo deine Augenfixierung herkommt, immerhin ist dies doch ein wesentlicher Bestandteil deiner Beschreibungen^^ Ich finde, dass du es inzwischen geschafft hast einen ganz guten Kompromiss zu finden, bei dem du deiner Kreatvität und Beschreibungskunst ausleben kannst, ohne über das Ziel hinaus zu schießen. Manchmal werden manche Dinge oder Formulierungen allerdings so oft wiederholt, dass es anfängt, mir aufzufallen. Sollte dies so gedacht sein, dann gut gemacht, ansonsten wird es dann doch eher ablenkend (denke hier gerade an "Gemmen" in PS, Augen allgemein, speziell aber die von Ulysses, gab es - überspitzt gefragt - schon mal einen Auftritt, ohne dass seine Augen erwähnt wurden? Eigentlich hatte ich noch mehr Beispiele, aber da ich ja improvisiere und mir keine Notizen gemacht habe, muss ich bedauerlicherweise feststellen, dass meine Erinnerung streikt). Allerdings ist mir auch schon aufgefallen, dass es doch echt schwierig ist, für manche Dinge genügend Synonyme oder Umschreibungen zu finden. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich in dieser Rubrik noch etwas loswerden wollte, aber mir fällt gerade nichts weiteres ein...
      Augen sind insofern nützlich, weil sie mit wenigen Worten viel Bedeutung vermitteln. Blaue Augen wirken anders als grüne Augen, und müde Augen verändern eine Figur im Kontrast zu aufgeweckten Augen enorm. Ulysses' Augen sind dabei eine Besonderheit, weil sie zusammen mit seinen Zähnen und seinen Haaren gewissermaßen seine Markenzeichen sind. Aber das ist wie mit Haaren, Nasen oder anderen spezifischen Attributen. Ich erwähne die immer einmal wieder, um den Lesern die Chance zu geben, sich die Figuren erneut vor Augen (höhö) zu führen. Wenn man die Geschichte in einem Rutsch liest, könnte es vielleicht überladen wirken, aber wenn man sie monatlich liest und eine Figur wie z.B. Myzete zum ersten Mal seit einem Jahr wieder auftaucht, dürfte diese kurze Erwähnung ihrer charakteristischen Merkmale die Fantasie und die Erinnerung stärker anregen als ihr bloßer Name. Zumal es bei Figuren wie Carla auch schlichtweg zur Grundkonzeption passt, die wichtigsten Merkmale möglichst oft und theatralisch zu wiederholen. Ich meine, was wäre Carla ohne Rabenlippen und schlangengrüne Augen? ;)

      Eldrail schrieb:

      Deine Geschichte ist recht umfangreich (Untertreibung des Threads) und es fällt daher recht leicht, den Überblick zu verlieren bzw. ganz allgemein nach so gefühlten gut 100 Kapiteln die Verbindungen nicht mehr im Kopf zu haben. Nicht, dass ich etwas gegen früh eingeführte Spieler habe, aber irgendwie wollte ich es mal erwähnen. Insgesamt fällt auf, dass es im Grundsatz keine so klare Handlung doer ein Ziel gibt. Begonnen hat es mit der Jagd auf Harley, es wurde aber schon früh deutlich, dass dies ja nun kaum die Spitze des Eisbergs ist und die Bestätigung kam ja auch mit der Abhandlung eben dieses Harley nach nicht mal der Hälfte der angestrebeten Dauer. Grundsätzlich nicht verkehrt, aber vielleicht bin ich da auch durch meine Lektüre verdorben, die eigentlich immer ein großes Ziel haben (mit der Ausnahme von Gentlemans Bastards in letzter Zeit, auch wenn du es ja nicht mit Fantasy hast). Allgemein meinst du gerne auch, dass die Charaktere das Herzstück sind, wobei ich doch die ganzen Verknüpfungen und Verbindungen dazu zählen würde. Und das ist auch ein ganz klarer Pluspunkt, der mich glücklich macht, jedes Mal wenn man ein Stück mehr vom Puzzle bekommt, eine neue Gruppierung näher beleuchtet wird doer ein Charakter weiter vertieft wird. Da bist du sehr stark, doch irgendwo will ich ja auch mal was schlechtes sagen^^
      Sei unbesorgt, bereits im aktuellen Arc wird sich zumindest eine gewisse feste Linie ergeben, an der sich die Handlung entlang hangeln wird. Natürlich nicht ohne Ausfälle, Schlenker und Sackgassen -- aber immerhin.^^

      Eldrail schrieb:

      Du schaffst es meist recht gut, Callaghan die meiste Zeit zu entfernen, denn letztlich wäre es oft witzlos anderweitig. In Porto Galba brauchte ihn mal kurz, um den (Vize-)Admiral umzuhauen, auf PS war er komplett raus und erst in der Taiga war er mal so richtig ge- oder zumindest in "Normal"form überfordert, obgleich er dann Harley sofort demontiert hat. Trotzdem merkt man es schon, dass die meisten Probleme wenger problematisch wären, wenn Callaghan dabei wäre und es setzt sich in Arc V nahtlos fort, wo seine Trennung ja bereits direkt stattgefunden hat. Dabei muss ich sagen, dass ich Callaghan sehr mag und extrem gespannt bin, wenn er wieder in den Fokus rückt.
      Ja, das stimmt. Callaghan wird aber in Zukunft nicht mehr in die hintere Reihe verbannt, das kann ich versprechen. Bereits mit seinem nächsten großen Auftreten wird sich der Fokus der Geschichte auch wieder verschieben und ihm den Raum geben, den er verdient hat. Aber dafür verlangt es den Rahmen, den ich in diesem Arc noch bauen will.

      Eldrail schrieb:

      Allgemein in eine ähnliche Richtung bin ich ja nicht der erste, der darauf hinweist, aber für den Inhalt willst du gerne entweder mehr Kämpfe oder danach noch eine Weiterführung, im Zusammenspiel mit der Beschreibung dieser Kämpfe geht aber die Glaubwürdigkeit schnell flöten. Gut, ich meine in dieser Welt ist es ja auch sonst möglich Absonderliches zu leisten, trotzdem beugt sich der Handlung in dieser Beziehung gerne mal der Logik. Die Kämpfe sind allerdings immer sehr gut geschrieben, also nicht, dass ich sie würde missen wollen
      Also im Kern ist meine Geschichte immer noch eine One Piece-FF und damit im Shonen-Genre, obschon der Ton dieses längst hinter sich gelassen hat. Aber die übernatürlichen Elemente sind ein Teil der Geschichte, die ich auch nicht missen will, selbst wenn der Kontrast zwischen Handlung und Kämpfen mich selbst auch manchmal vor Herausforderungen stellt.^^

      Eldrail schrieb:

      Ein nächster Punkt ist die teils doch recht komplexe Handlung, die in meinen Augen gerne mal unwahrscheinlich wirkt oder eher konstruiert bzw. unklar ist, warum man über die ganzen Ecken denkt/handelt. Hier bin ich gerade auch extrem beeinflusst durch z.B. den Plan Hearst gefangen zu nehmen, der doch irgendwie leichter funktionieren muss (bzw. wurde niemals irgendwo darauf eingegangen, dass man Hearst als eine kämpferische Bedrohung ansieht, was für mich so eigentlich die einzige Begründung darstellt. Alle KGJ sind völlig abnormale Monster, warum dann so umständlich und nicht auf die direkte Tour? Gut, zugegebener Maßen hat sich ja alles als nicht so leicht herausgestellt, aber mal ehrlich: wo ist denn bitte irgendwas ein ein Hindernis außer andere starke Kämpfer(innen)? Da hätte ich mir mindestens mehr Begründung gewünscht, als schlussendlich zu finden war. Man kann es auch so sehen, dass ich einfach keinen Plan habe, aber ist einfach mal meine subjektive Meinung.
      Konstruiert ist das richtige Wort. Die Verbindungen und Verknüpfungen, die die gesamte FF zusammenhalten, bilden eine der übergeordneten Maximen: Nichts geschieht in einem luftleeren Raum, alles ist verbunden. Mercedes musste in ihre Heimat zurückkehren, O'Mara wurde mit seiner vergessenen Vergangenheit konfrontiert, die Taten der Kopfgeldjäger führten zur Freilassung des GK usw.
      Die teilweise absurde Verworrenheit von Handlungen und Figuren, die allesamt mit Fäden verbunden sind, stellt eigentlich den Grundpfeiler der ganzen Geschichte. Niemand kann entkommen, auf jede Ursache folgt eine Reaktion und hat Auswirkungen auf alles andere.

      Zum Plan um Hearst: Der direkte Weg hätte Luca in Gefahr gebracht. Man kann streiten, ob man Ondine hätte ausstaffieren müssen oder es nicht gereicht hätte, Hearst direkt nach Betreten des Bordells außer Gefecht zu setzen. Aber dieses Spiel im Schatten war vermeintlich nötig, um Carla keine Möglichkeit zum Gegenangriff zu geben. Der Plan war, Luca unter ihrer Nase wegzuschnappen und erst dann den direkten Weg zu gehen. Ulysses hat die KGJ zwar unter seinen Schutz gestellt, aber weder wissen die KGJ davon, noch können sie Ulysses vertrauen. Bisher war Luca das Schild, das Carla vor den KGJ beschützt hat. Deswegen dieser elaborierte und teilweise überkomplizierte Plan -- um die Königin der Ränke auszuspielen. Denn Carla kann man nur mit roher Gewalt besiegen, solange sie nichts gegen einen in der Hand hält.

      Eldrail schrieb:

      Eine Frage, die sich mir schon immer gestellt hat, aber deine Kämpfer stecken unangemessen viel ein, während sie gleichermaßen an anderer Stelle wie normale Menschen funktioneren. Wie kann z.B. ein O'Mara von irgendwas profanen wie Holzsplittern o.ä. verletzt werden? Oder wieso konnte Callaghan überhaupt von einer Spritze auf PS erwischt werden? Gebe zu, dass dies ein schwieriger Punkt ist, aber irgendwie stört es mich^^ Ist vermutlich auch allgemein begründet, wie können so starke Personen eigentlich mit genau der richtigen Kraft agieren, um nichts kaputt zu machen oder auch normale Leute nicht umzubringen? Aber da werde ich schon echt zum Erbsenzähler :D
      Callaghan hatte eine schwere allergische Reaktion auf das Schlangengift, weshalb die Spritze bei ihm derart heftig gewirkt hat. Flint etwa war ja kurze Zeit später wieder auf den Beinen. Ist natürlich alles leicht konstruiert, aber im Zweifelsfall sind die Figuren für Gifte, Krankheiten und andere "biologische" Schäden ebenso anfällig wie normale Menschen. Und natürlich kann O'Mara von Holzsplittern verletzt werden, wenn er sich nicht mit Haki schützt. Er nimmt den Schmerz vielleicht nicht so wahr, aber seine Haut ist dennoch nicht gottgleich wie die von Kaido oder BM. Mercedes konnte ebenso von DeBraz' Messer aufgeschlitzt werden. Haut ist Haut, sofern ungeschützt. :D

      Eldrail schrieb:

      Ganz allgemein die größtenteils düstere Grundstimmung. Die Anzahl an schlechten bis hin zu abartigen Charakteren überwiegt die Zahl an guten Charakteren, zudem gibt es eigentlich immer nur Rückschläge, Pyrrhussiege und alle guten Ereignisse sind meist kurzlebig oder vergiftet (Ausnahmen bestätige die Regel). Überall schaffst du es noch was schlechtes zu finden, was auf die Dauer durchaus deprimierend sein kann. Mal wieder ein subjektiver Punkt, aber manchmal sehnt man sich nach Hoffnung, einem Lichtstrahl, der nicht gleich wieder verdunkelt wird^^
      Ja, gut. Es gibt vereinzelt lichte Momente, aber die verkaufen sich leider nicht so gut. Zumal ich absolut nicht kompetent genug bin, um wirklich Humor in meine Geschichte einzubauen. Hier und da vielleicht ein charmanter Dialog oder eine humoristische Spitze des Erzählers, aber tatsächliche Komik kann ich ganz schlecht auf Papier bannen. Dadurch fehlt mir die Möglichkeit, gewisse Entlastungen einzubauen. Das ist eine meiner großen Schwächen, gebe ich offen zu.^^


    • Okay, besser spät als nie?

      Dieses Mal soll es also um den neuen Arc gehen. Sprachlich würde ich dir da zustimmen, wirkt bislang schon so nach einem gefundenen Mittelmaß zwischen den Ergüssen von Princess Suie und dem Anfang. Gefällt mir aus dieser Richtung schon mal sehr gut!
      Dann der Inhalt:
      Wir sind jetzt auf Fountleroy, spezieller in Nickleby (meistens jedenfalls). Anwesende umfassen die KGJ minus Callaghan und Flint die bislang ohne genauere Infos noch auf der Jagd nach Harley sind. Nun wissen wir ja, dass Bloom diesen vermutlich zu Ulysses bringt(?), wobei dies noch nicht so ganz klar ist, was seine Dienste angeht warst du ja nicht sehr deutlich (soweit ich dies mitbekommen habe). Also noch besteht die Hoffnung, dass wir unsere Protagonisten noch komplettieren können, wobei die entstehenden Konflikte eben auch gerade deshalb passieren, weil Callaghan nicht mehr dabei ist.
      Apropo Konflikte: du schaffst es hervorragend diese darzustellen! Die Gespräche und Streitigkeiten zwischen O'Mara, Krill und Mercedes waren sehr überzeugend beschrieben und im Nachhinein betrachtet auch mal nötig. Dadurch wird Krill aber auch nicht wirklich nahbarer, bislang fehlt bei ihm noch am meisten die Auflösung, allerdings weiß ich nicht, ob wir in diesem Arc da noch voran kommen (obwohl die Erwähnung der Octave schon etwas in die Richtung abzielt). Aktuell sind die KGJ mal wieder am Boden zerstört, vielleicht so schlimm wie noch nie (sie sind besiegt und gefangen gesetzt). Da bin ich doch äußerst gespannt, was sich so entwickelt!

      Der andere Hauptpunkt ist natürlich noch die Gruppe um Ulysses. Hier hatte sich schon vorher irgendwo abgezeichnet, dass sie nicht umsonst so gefürchtet sind, aber gerade nach der anfangs doch recht postitiven Einführung von Ulysses wird die Gruppe recht schnell als Haufen völliger abgewrackter gewalttätiger Monster offenbart. Wieso sie jetzt wirklich so zusammenhängen, gerade auch im Hinblick auf einen Mulligan, was so ihre wirkliche Moralvorstellung ist, die Beziehung zu Brian, ihr Aufstieg, ihre Ziele, liegt alles größtenteils noch im Dunkeln. Dazu kommt aktuell noch der sich anbahnende Konflikt mit den KGJ und Carla kocht nebenher auch noch ihr Süppchen. Mein erster Kritikpunkt ist hier allerdings, dass es bislang außer Ulysses selbst noch niemanden gibt, der mich so richtig gepackt hätte.

      Als letztes natürlich nicht zu vergessen die "Einheimischen". Vor allem der eben nicht richtig einheimische Hearst ist hier interessant. Ein weiterer Agent, der jetzt ziemlich schlecht darsteht. Seine Frucht lässt irgendwo auf Vampir schließen, aber er scheint sich nicht an Sonnenlicht zu stören? Naja mal sehen, vor allem was jetzt passiert mit Ondine am Hals. Deren Offenbarung ist auch sehr ...interessant. An sich eine gute Erklärung, zudem bin ich da sicherlich die falsche Person, aber what? Am Rande gefragt: zu Dädalus sollte man nicht unbedingt mehr wissen, oder?
      Sonst haben wir noch den Pestdoktor, bei dem ich offensichtlich die erste Nennung seines Namens überlesen habe und bei dem ich gerade noch nicht so ganz verstanden habe, warum er jetzt hier das Ende findet, wie er es gefunden hat (nicht, dass ich es nicht mag). Beweist auf jeden Fall noch einmal die Power von Mercedes!

      Ein wichtiger Punkt ist auch das erste Treffen von O'Mara und Ulysses. Ihre Prügelei, oh yeah! Ulysses als kranker Mann hat schon ganz schön Kraft, andererseits muss er doch noch irgendwo mehr haben, oder? Seine Stellung wird er wohl kaum haben wenn er nicht noch seine Teufelskräfte hätte? Oder kommt es vor allem durch die Menge an weiteren ziemlich starken Untergebenen/Freunden? Jedenfalls beginenn die Flashbacks und offnesichtlich waren sie früher zwar schon nicht schlecht, aber auch alles andere als die Monster von heute. Irgendwann müssen sie die Taube ja mal entthront haben, aber wo kommen die anderen her? Ach Mann, der Nachteil, wenn man nicht mehr weiterlesen kann^^

      Carla! Die ist aber auch irgendwo nicht ohne. Selbst anscheinend eher schwach hat sie große Fähigkeiten darin ein Netz zu spinnen, in dem sich alle verfangen. Man sah aber auch beim armen Waterloo (falls man bei ihm davon sprechen kann), dass sie anfällig ist, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält und sie überrascht. Aktuell kapiere ich nicht so ganz, woher sie ihre Überlegenheit zieht. Es hat für mich den Anschein, als ob alles bei ihr auf Lorca beruht. Ohne deren Kraft kann doch jeder halbwegs starke Gegner vorbeikommen und sie wegklatschen. Eigentlich ein bisschen dünn, oder?

      Gut, wieder länger her, von daher habe ich vielleicht auch das ein oder andere wieder vergessen, so grundlegend habe ich aber wieder den Überblick bekommen! Wollte nochmal in Kapitel 150 loben, wie du das Ende gestaltet hast. Lorca regt mich zwar auf, aber ihre Frucht und ihr Umgang damit: wunderbar geschrieben und inszeniert!

      Zum Abschluss noch ein paar Worte zum aktuellen Kapitel:

      Wir sehen Lucas Flucht(versuch), bei dem sie ihre Fähigkeiten mit ihrer Teufelsfrucht doch erheblich steigert. Ohne Waffe schafft sie es, sich mehr oder minder ganz aufzulösen und wenn auch nicht ganz dem bemitleidenswerten Kevin davon zu fließen. Vorher war sie die einzige Gefangene, jetzt hat es sich umgekehrt: sie ist die einzige Freie. Interessante Wendung der Ereignisse.
      Parallel wird ein Rückblick beschrieben, in welchem sie mit ihrem Vater unterwegs ist, der sie zu einem Ort bringt, an den Luca eindeutig nicht will. In Anbetracht des Verhaltens seiner Tochter kann ich den armen Mann verstehen, andererseits hat er sich es in mancher Hinsicht auch selbst zuzuschreiben. Trotzdem: Hass zwischen Familioenmitgliedern ist nie schön...
      Lucas Leistung kommt aber auch nicht von ungefähr: wir bekommen noch einen Einblick in die Zeit auf Caligula wo sie als Sherlock unterwegs war. Machiavelli erschießt sie nach ihrer Gefangenname, aber Logianutzer erschießt man nicht mal so eben. Offenbar hat es aber auch nicht so ganz funktioniert, sporich sie konnte sich erst verspätet auflösen. Frage mich schon, warum ihre Kontrolle so schlecht ist...
      Ein guter Teil des Kapitels geht auch drauf auf Lucas doch recht krasse Grabrede. Da merkt man auch sehr gut ihren Hass, ihre Art ist aber auch echt schon hart^^ Die Versuche ihres Vaters haben sie schon dauerhaft geschädigt.

      Blick in die Zukunft: Krill ist irgendwie gefangen genommen worden, wobei ich nicht so ganz verstehe wie, O'Mara ist es ähnlich ergangen. Luca ist aber draußen, da kommt der Hoffnungsschimmer her. Ulysses wird vermutlich über kurz oder lang auch auf Carla aufmerksam werden. Was aber noch fehlt ist Carlas großer Plan. Den sehe ich einfach noch nicht, aber ich habe ja auch nicht das Superhirn der schwarzen Witwe^^

      Irgendwie habe ich das Gefühl dem letzten Kapitel nicht so ganz gerecht geworden zu sein, mir ist auch nicht sonderlich viel eingefallen. Ich würde sagen, wir beschwören mal den Fachmann @qoii, auf dass er da noch mehr findet!
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
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