Menschenjagd (Bo)

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    • Kapitel 68 ODER: Der Beginn des Arc-Finales

      Einen guten Tag wüsche ich mal wieder allen Lesern und Kommentatoren. :)
      Ursprünglich war für diese Woche zwar ein Doppelpack geplant, allerdings kam mir dann das böse Privatleben dazwischen und Pustekuchen wars.^^
      Somit gibt es heute nur das 68. Kapitel meiner FF unter dem Titel "Die Verdammten I" und "Die Verdammten II" wird dann nächste Woche erscheinen.

      Aufmerksamen Lesern und/oder Leuten mit einem beeindruckenden Langzeitgedächtnis dürfte aufgefallen sein, dass diese Kapitel den Titel des Arcs tragen. Grund dafür ist, dass sie das "große Finale" nun endgültig einläuten. Nach meiner Schätzung endet dieser dritte Part meiner FF nämlich spätestens mit Kapitel 80. Nur als Info für alle, die sich über die bereits fortgeschrittene Kapitelzahl wundern. Es wird nicht mehr lange dauern.^^

      Nun aber genug davon und ab zu den Kommentaren:
      Vexor

      Vexor schrieb:

      Ja, da hat mir mein eigens Zeitmanagment nicht nur einen Strich durch meine Kapitel gemacht, sondern auch durch meine Kommentar-Tätigkeit hier. Gibt es immerhin zwei auf einmal zum Lesne und zum beschreiben, was mir dieses Mal sogar ein wenig zu Gute kommt, da sich das erste Kapitel nach dem letzten vollkommen anders liest und sich für mich auch ein wenig anders bewerten lässt.
      Das war die Intention. Beide Kapitel lassen sich gegenseitig in einem völlig neuen oder zumindest anderen Licht dastehen, wenn man sie zusammen betrachtet. Dass sie sich gut zusammen lesen lassen, ist wohl ein kleiner Bonus.^^

      Vexor schrieb:

      Ein Spruch, welchen meine Großmutter immer gebracht hat, wenn sie von ihrer ersten Liebe erzählt hat und in dieses Zusammenhang natürlich wie Faust aufs Auge passt.
      Zum Part von Flint und Esprit wurde schon viel gesagt, wobei ich persönlich sagen muss, dass mich Esprits Geschichte noch nicht wirklich gerührt hat.
      Während mir der Hintergrund zu den Figuren und der Geschichte der Zigeuner durchaus zugesagt hat, und mal ganz nebenbei die Info gestreut wurde, dass der viel gesuchte Rennac ihr Bruder istund damit Zigeuner-Adel darstellt, bleibt Esprit für mich irgendwie schemenhaft blass. Ihre Motivation und Intention sind gut, ihre "erzwungene Liebe" zu Flint süß, aber irgendwie bleibt sie für mich nur schemenhaft zurück. Das liegt meines Erachtens nicht einmal an der vergleichsweise niedrigen Screentime, sondern wohl eher daran, dass ich dem Prinzessin in Nöten Klischee nach One Piece und auch One Brunous letzten Arc nicht mehr viel abgewinnen kann. Ich bin mir zwar sicher, dass das bei dir noch andere Züge annehmen wird, aber bisher baut sich der Eindruck halt auf. Zumal sie für mich stark hinter Ondine zurückfällt, aber dennoch hat mir die Szene gut gefallen, vor allem Flint losgelöst von den anderen "starken" Charakteren zu sehen!
      Also es ist ja kein Wunder, dass dir die romantische Sprache in deiner FF so leicht über die Lippen geht, wenn schon deine Großmutter solche Sprüche draufhatte. :)
      Aber zu den Zigeunern und Esprit. Wenngleich ich deine kleine "Kritik" angebracht finde, muss ich sagen, dass sie mich nur wenig stört. Zum einen ist der Charakter Esprit noch nicht voll entwickelt, sodass dieses saublöde "Maid in Nöten"-Klischee zwar naheliegt, aber letztlich kein bisschen zutreffen wird. Also keine Angst, als ich damals meine kleine Kritik an der Prinzessin in Prophecy abgab, war das kein scheinheiliger Akt.^^
      Auch der Vergleich mit Ondine ist natürlich naheliegend, aber für mich als Autor nicht so relevant. Während bei Ondine alles auf Geheimnis und Mysterium ausgelegt ist, was ich genauso liebe wie ihr, so legte Esprit ihre Karten gleich auf den Tisch. Sie verheimlicht nichts, sie weiß, er sie ist und was sie will - genau wie wir Leser. Das solche Charaktere hinter jenen zurückstehen, die irgendwie geheimnisvoll oder exzentrisch-interessant sind, ist ganz logisch.
      Also, lange Rede, kurzer Sinn: Ich kann dich absolut verstehen, aber aus narrativer Sicht verunsichert mich das nicht. Denn Esprit ist Esprit und ich weiß, wohin ich mit dem Charakter will. Und am Ende, dürfte auch dir diese Umsetzung gefallen, da bin ich fast sicher.^^

      Vexor schrieb:

      Ebenso passend ist das oben genannte wohl, wenn wir uns die Geschichte um Everad, Mercdes und Enjorlas anschauen. Ich würde nicht einmal zwingend von einer Liebesgeschichte zwischen Enjorlas und Meredes sprechen, zumindest nicht im klassischen Sinne. Ich wurde irgendwie viel an Brianna und Marc erinnert, wobei natürlich die Charaktere an sich anders und die Rahmenbedinungen vollkommen verschinden sind, aber die Muster aus unerwiderten Gefühlen, Schuld, Hass und Liebe konnte ich wiedererkennen, wenn auch teilweise in veränderten Rollen und Propositionen.
      Stimmt schon. Als damals deine Dreiecksgeschichte aufgedeckt wurde, musste ich auch unweigerlich an meinen Arc denken. Aber ich glaube, es gibt schlimmeres als eine Gemeinsamkeit zwischen Mercedes und Brianna. Die beiden sind sich ja ohnehin ähnlicher, als man auf den ersten Blick annehmen sollte. ;)

      Vexor schrieb:

      Einerseits ist mir gerade nicht mehr klar, warum der Rattenfänger Mercedes gefangen genommen hat. Das tut mir Leid, aber ich lese in letzter Zeit so viel Bücher für die Uni, dass ich Werke von Heinrich von KLeist, Schiller, Privatlektüre, Fanfitkions und eigene Geschichte langsam durcheinander werfe, beziehungsweise solche Details vergesse. Wurde das schon geklärt?
      Ansonsten fehlt mir da noch ein wenig die Motivation und momentan sieht es einfach nur so aus, als ob die beiden zusammengebracht werden, um den Teil ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten.
      Ebenso stutzig gemacht hat mich die Restaurationsfrucht (hat dir da Oda einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht?^^). Die Frucht an sich klingt wahnsinnig interessant und auch die Anwendungsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben, aber warum sagt Enjorlas, dass die Stadt seine Kräfte nach dem Kampf brauchen wird? Möchte er eine Revolution vom Zaun brechen? Einen Aufstand gegen die falsche Ordnung, am Ende sogar die Mutter aller Musen selbst?
      Würde defintiv zum Frankreich-Motto passen und dann vielleicht doch zu eine Art Zweckbündnis zwischen den Parteien führen. Momentan ist an dieser Stelle ja eh nicht so wirklich klar, wer hier eigentlich gut und böse und vor allem auf Seite der Kopfgeldjäger ist. Wir haben die drei Formen der Staatsgewalt, die Zigeuner, die religiöse Fraktion, den Rattenfänger und die Kopfgeldjäger. Keiner ist letzterer wirklich zu getan, aber auch gegenseitig nicht wirklich positiv aufeinander zu sprechen. Da bin ich sehr gespannt, wie sich dieses Knäuel aus Fragen noch entspinnen wird.
      Nö, es ist noch nicht gesagt worden, wieso Enjolras Mercedes entführt hat. Aber es dürfte sich bald aufklären. ich würde euch nur raten, keine bombige Erklärung zu erwarten. Sie wird lediglich im Rahmen der zukünftigen Handlung und von Enjolras' Charakter nachvollziehbar sein. Nicht mehr und nicht weniger.^^
      Als Oda Mancherry eingeführt hatte, war ich definitiv in Sorge, aber da er ihre Fähigkeiten tatsächlich mehr auf das Heilen und weniger Rückgängigmachen bezog, habe ich mir selbst grünes Licht erteilt.^^ Was Enjolras mit der Frucht vorhat, wird sich ebenso bald aufklären.^^
      Der Arc findet ohnehin in absehbarer Zeit sein Ende, sodass alle Fragen geklärt werden, wenn das große Finale endet.

      Vexor schrieb:

      Des Weiteren fand ich die Wahrnehmung Enjorlas sehr interessant: War er mir bis zum letzten Kapitel tendentiell unsympathisch und gleichgültig, hast du mit dem letzten Kapitel einen kleinen Umschwung bei mir geschafft, was schon einmal ein großer Pluspunkt ist, denn ich liebe nichts mehr, als wenn mein Meinungsbild zu Charakteren (positiv) unterlaufen wird.
      Ich bin zwar weit davon entfernt zu sagen, dass der Rattenfänger im Grunde ein guter Mensch ist, der nur das Beste im Sinn hat, aber gerade der Satz mit der Entmenschlichung Mercedes' und natürlich nach ihrem gemeinsam Flashback hat sich mein Stimmungsbild bezüglich Enjorlas deutlich verschoben. Egal, was seine tatsächlichen Beweggründe waren, so hat er Mercedes Bruder zunächst das Leben gerettet und auch ihr eine bessere Zukunftsoption geliefert.
      Denn er hat ganz Recht: Wir menschen verändern uns und zwar jeder andere von uns. So wie Enjorlas sicherlich nicht mehr der junge von früher war, so ist Mercedes nicht mehr das Mädchen von damals. Und das bezieht sich nicht nur auf ihre negativen, sondern auch auf ihre positiven Eigenschaften.
      Also hier bin auch sehr gespannt, wie es weiter geht!
      Das ist genau die Dreidimensionalität, die ich erreichen wollte. Natürlich hätte ich Enjolras als arroganten, intriganten Adelsbengel darstellen können, der sich Mercedes Liebe erkaufen will. Aber wie logisch wäre das, wenn man Mercedes ja durchaus vorhandene Intelligenz bedenkt? Enjolras ist kein schlechter Mensch, aber auch kein guter Mensch. Im Grunde ist er wie jeder andere Charakter in meiner FF: Er handelt aus seinen eigenen Motiven und Gründen. Manche sind nachvollziehbar, andere weniger. Es freut mich jedenfalls, dass dir der Charakter mittlerweile besser "gefällt". Das war mein großes Ziel für diese beiden Kapitel.^^

      Vexor schrieb:

      Bei Mercedes bin ich momentan eh etwas uneinig. Du weißt ja, dass ich sie liebe, aber irgendwie gefallen mir die Facetten nicht, die ihr Vergangenheit ihr aufzeichnen. Das meine ich jetzt gar nicht per se vom Inhalt oder als Kritik, sondern ihr Charakter wird dreidimensionaler und offenbart für mich eben auch Facette, die ich persönlich nicht positiv finde, aber ingesamt als sehr gut betrachte. Wurde das klar? Also mir wird Mercedes unsympathischer, aber das finde ich gut...also nicht...also ach keine Ahnung. Wenns nicht klar war, versuch ichs nochmal zu erklären, okay?
      Ich verstehe absolut, was du meinst.^^ Mit Brianna ist es ja letztlich nicht anders. Mochte ich sie im ersten Arc noch unglaublich gerne, so schätze ich sie im Moment verhaltener ein, ohne dass ich den Charakter weniger mögen würde. Sie hat halt Sympathiepunkte eingebüßt, um Dreidimensionalität zu ermöglichen und genau so soll es auch sein. Gleiches Spiel mit Mercedes, was mich freut.^^

      Vexor schrieb:

      Was mir noch positiv aufgefallen ist, ist der Schreibstil: Nach wirklich sehr bedeutungsschwangeren und sogar mir zu schwülistgen Kapiteln in den letzten Wochen, waren diese vom Ton her gemäßigter. Man hat zwar immer noch deine große Stärke beim Umgang mit Worten erkennen können, aber ich war von den Sätzen nicht mehr so erschlagen. Also die Tendenz gefällt mir wieder sehr gut, da ich so auch wieder besser in die Geschichte eintauchen konnte!
      Gut, ich muss gestehen, dass mir momentan die Konstanz in meinem Stil fehlt. Ich fühle mich lustlos und hasse irgendwie jedes meiner Worte, sodass ich einfach alles akzeptiere, was ich nicht so sehr hasse. Fällt mir daher schwer zu sagen, wo ich nun anders schreibe als zuvor, ganz einfach, weil mir die Motivation fehlt. Aber danke.^^

      Vexor schrieb:

      Generell haben mir vor allem die Charaktermomente der beteiligten Figuren um Flint und Mercedes sehr gut gefallen. Hier hast du ganze Arbeit geleistet.
      Das bedeutet mir aus deinem Munde viel. Was Protagonisten angeht, bist du hier immerhin der Fachmann.^^

      Vexor schrieb:

      Bei Harley und Frau Waldmannstraut bin ich mir momentan nicht sicher, wer hier mit wem spielt. Normalerweise haben Psychologen (da spreche ich aus Erfahrung) ihre Patienten immer gut im Griff und wenn sie das Gefühl bekommen, dass sie das Vorgehen des PSychiaters durchschaut haben, dann gehört das auch nur zu einem größeren Plan des Thereapierenden. So schätze ich momentan Frau Waldmannstraut auch ein. Kann mich natürlich auch irren und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie Harley noch soweit bekommt, dass er der guten den Kopf abschlägt, es bereut und ihren leblosen Körper auf der Liege trapiert.
      Miss Waldmannstraut avanciert hier zu einer Ondine2.0, wie mir scheint.^^ Also die Frau verfolgt -natürlich- ein höheres Ziel, wie jeder in Harleys Umkreis. Aber das bleibt natürlich erstmal im Dunkeln. Wer nun mit wem spielt...sagen wir so: Nur eine Person weiß, das alles überhaupt ein Spiel ist.^^

      Vexor schrieb:

      Achja noch ein paar Pluspunkte zu Èmiles Krankheit: Ist zwar rein subjektiv, aber mich hat der Teil sehr bewegt, da mein eigener Bruder an epileptischen Anfällen leidet und ich die Sorge und Angst von Mercedes gut nachvollziehen konnte. Hast du dich an Morbus Orleans vom Namen her an Morbus Chron angelehnt? Die Krankheiten haben zwar nichts miteinander zu tun, aber das war gleich meine erste Assoziation. Ebenso interessant ist, dass du Jeanne d'Arc als Medizinern implementiert hast. Eigentlich wäre sie doch ein Paradebeispiel für eine Kämpferin der heiligen Mutter gewesen, oder? Eine Frau, die sich vollkommen Gott verschreibt? Was machst du? Lässt sie als Anhängerin und Vertreterin - in den Augen der Kirche natürlich - blasphemischer Wissenschaften auftreten.
      Egal, ob diese Ironie beabsichtigt war oder nicht, sieht hat mir gefallen
      Beabsichtigt.^^
      An Morbus Crohn habe ich mich nicht orientiert. Die Krankheit Morbus Orleans ist eine böse Bastardschöpfung aus Epilepsie, Morbus Parkinson und Chorea Huntington. Kurz: Eine der wohl übelsten neurodegenerativen Erkrankungen überhaupt. xD
      Lyca

      Lyca schrieb:

      Enjorlas, Enjorlas... ich weiß nicht was ich von ihm halten soll. Meine kleine aber feine Andeutung bzgl meiner Skepsis ist vielleicht ein wenig relativiert, aber auch wieder nicht. Er ist mir in Bezug auf Mercedes einfach zu... glatt, seine Intentionen zu rein. In Bezug auf deren Jugend natürlich. Der gegenwärtige Enjorlas dagegen hat kleine willenlose Kindersoldaten, die auf Knopfdruck entsprechend reagieren, ohne nachzudenken und zu fragen. Seine genauen Pläne liegen noch im Dunkeln und wie er genau diese willenlosen Kinder einsetzten wird steht noch in den Sternen und deinem Kopf. Diese Vergleiche Vergangenheit/Zukunft sind doch sehr extrem. Trotzdem, ich habe den Eindruck, dass Mercedes sich nur noch an das Schlechte in ihm erinnern möchte, oder die gute Absicht nicht mehr erkennen kann oder will. Wir wissen natürlich noch nicht, was genau vorgefallen ist, aber er hat ihr nun mal erst geholfen, Ihn Freude hat spüren lassen und sein Leben zeitweise zum Leuchten gebracht hat. Vielleicht wäre es für sie einfach zu schmerzhaft das Gute zu sehen, da sie an der Sache sonst zerbrochen wäre. Andererseits muss man der Realität ins Gesicht blicken und kann nicht immer nur das Positive von früher sehen. Veränderungen sind Teile unseres Lebens, ja sie machen es erst lebenswert. Vex hat diesen Gedankengang ja auch schon aufgegriffen. Wir sind anders als noch vor 10 Jahren, oder vor 1 Jahr und auch noch als letzte Woche. Die meisten Menschen, ist mir aufgefallen, mögen diesen Gedankengang nicht, weil es bedeutet, dass man sich oft auseinanderlebt und Menschen „zurück lässt“, weil man an den Erinnerungen hängt etc.
      Ist eine Gute Tat noch gut, wenn sie schlimmes hervorbringt? War diese Tat überhaupt in Ihrer Form rein, wenn man sich dann in eine solche Richtung entwickelt? Menschen sterben, manche früher, manche später. Mercedes war vielleicht auch einfach nicht bereit Emile loszulassen, auch wenn sie wusste, dass er nicht mehr allzu lange zu leben hat. Ist man überhaupt je dazu bereit seine Geschwister gehen zu lassen? Ich glaube nicht, besonders die Art, wie die Person geht, entscheidet darüber wie man es verarbeitet. hm... Irgendwie schweife ich ab... ^^'
      Wie bei Vexor bereits gesagt, ist Enjolras kein schlechter Mensch. Natürlich auch kein guter Mensch. Er ist er und seine Motive sind nunmal eigen. Der Punkt ist aber, dass er natürlich nicht ganz unrecht hat. Wie du schon sagtest, Menschen verändern sich und so kann mann eine Tat verurteilen, die man vor Jahren noch als richtig erachtet hat. Alter schafft Erfahrung und Reue.
      Ebenso kann man Enjolras nicht vorwerfen, er habe Emile umsonst gerettet und Mercedes nicht sagen, das ihr Bruder so oder so sterben würde. Enjolras rettete ihn über eine bestimmte Zeit und wer hätte das schon verurteilen können? Also tatsächlich alles nicht so einfach.^^

      Lyca schrieb:

      Mir kam der Gedankengang, dass Mercedes etwas von ihrem Bruder in Flint sieht. Beide rote Haare, Flint ist alleine bisher komplett aufgeschmissen gewesen (Stichwort Hilfebedürftig)... Vielleicht auch einfach Zufall? ^^
      Genau. Allmählich hätte ich die Verweise auch nicht mehr deutlicher spinnen können (naja, schon^^). Flint erinnert Mercedes an ihren kleinen Bruder, was ihre "mütterlichen Gefühle" erklärt, die natürlich nicht mütterlich sind, aber in ihr das Bedürfnis auslösen, zu helfen.

      Lyca schrieb:

      Inwieweit die Kinder des Rattenfängers noch in diesem Arc agieren werden... Ich erinnere mich an eine Andeutung, dass es im klassischen Sinne nicht zu einer Revolution kommen wird. Man darf auch nicht die CP0 Einheiten vergessen, die hier sicherlich noch eine Rolle spielen werden. Rexroth hat ja auch schon ein Auge auf Prinzess Suie geworfen. Derzeit habe ich noch keine Idee, in welche Richtung sich der Arc entwickeln könnte, weil es einfach zu viele Möglichkeiten gibt. Was die Sache aber auch so spannend macht.
      Der Arc bildet an sich nur das Vorspiel für viel komplexere Verstrickungen. Somit bilden auch Enjolras und seine Kinderarmee nur einen Teilaspekt, der zu den großen Komplexen meiner FF führen wird. Spannend dürfte es aber wirklich noch werden, hoffe ich.^^
      Die Rollen der CP0-Einheiten sind hier zudem sehr unterschiedlich und verdammt absurd, wenn man es genau betrachtet. Also typisch Regierung eben. xD

      Lyca schrieb:

      Mercedes Mentorin, Dr. Clementine Coulomb, hat Mercedes Wissen gefördert und sie zur Medizinerin gemacht. Stellt sich mir die Frage, hatte sie Emiles Tod auch zu verschulden, oder ging die ganze Misere auf Enjorlas Kappe? Der erste Eindruck von Ihr ist sehr positiv, daher bin ich skeptisch...
      Coulomb spielt noch eine Rolle. Dann kannst du dir selbst ein besseres Bild von ihr machen. :P

      Lyca schrieb:

      Heute ein sehr abschweifend psycholgischer Beitrag, liegt wahrscheinlich an Vexors Gedankengängen, die ich teilweise irgendwie weitergesponnen habe und dann wurde es zum Selbstläufer und ein wenig verworren... xD
      Das Kapitel lud ja auch dazu ein.^^

      Lyca schrieb:

      Summa sumarum hat mir das Kapitel gut gefallen und ich will jetzt wirklich wissen, was hinter der Sache mt Emiles Tod steckt. Vorher empfand ich diese Auflösung als nicht allzu spannend. Gute Arbeit ^^
      Dann kann ich ja beruhigt sein. Immerhin habe ich den Teil bisher auch etwas vernächlässigt.^^

      Lyca schrieb:

      Ich nenne ihn den "Snape Effekt!"
      (Das konnte ich mir jetzt gerade nicht verkneifen )
      Bin ich eigentlich der einzige, der Snape immer für einen guten Charakter hielt? Ich fand immer, dass J.K. Rowling das nicht deutlicher hätte machen können.^^ Aber gut, ich mochte die Reihe auch nie und konnte das vielleicht deshalb etwas objektiver betrachten. xD
      qoii

      qoii schrieb:

      Dann noch eine kleine Bemerkung zu Vexor Gedanken zu Esprit. So wie ich dich Verstanden habe ist eines deiner Hauptprobleme mit ihr der Prinzessin in Nöten Punkt, welcher dich zu sehr an die bekannten Prinzessinnen aus One Piece erinnern, die alleine einfach nichts hinbekommen. Genau diese sehe ich aber bei Esprit nicht oder besser noch nicht. Bis jetzt würde ich sie so einschätzen, dass sie ihren Freier durchaus selber in Kampf besiegen könnte, immerhin hat sie gegen Flint eine weitaus bessere Figur gemacht als dieser. Ihr Problem ist in meinen Augen nicht ihre Kampfkraft sondern die Regeln ihrer Kultur, gegen die sie sich nicht stellen kann ohne aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Sie ist also nach meiner bisherigen Wahrnehmung keine schwache Prinzessin die kämpferisch Hilfe/ einen Beschützer benötigt, sondern jemand der Hilfe dabei braucht innerhalb der Regeln ihrer Kultur der Zwangsheirat zu entkommen. Das sie bis jetzt noch ziemlich hinter Ondiene zurücksteht empfinde ich auch so, aber das dürfte wirklich an der Screentime liegen und dass sie noch nicht so geheimnisvoll ist wie diese.
      Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. :)

      qoii schrieb:

      Der Käse hat die Ratten ziemlich gut unter Kontrolle und lässt sie fleißig Arbeiten und sich gegenseitig aufrüsten. Zwar ist die Situation richtig schön beschrieben und auch sehr stimmig, allerdings habe ich schon in vielen anderen Büchern und Filmen mir immer die Frage gestellt, warum es in Rebellenlagern immer um das aus und aufrüsten bzw. das bewaffnen der Mitglieder geht, obwohl es bisher keinerlei Anzeichen für einen Bevorstehenden Kampf gibt. Gut es könnte zwar in kürze ein wichtiger Ausbrechen, immerhin muss es in der Story vorangehen. Allerdings frage ich mich dann, warum der Anführer dann Zeit hatte seine Jugendliebe zu entführen. Das soll jetzt weniger eine Kritik sein sondern mehr allgemeine Gedanken, die mich schon immer beschäftigt haben.
      Im Grunde beantwortest du dir Fragen selbst. Warum rüstet man sich auf? Weil eine Schlacht bevorsteht. Warum hat Enjolras Zeit, Mercedes zu jagen? Weil seine Ratten sich schon alleine anziehen können. xD
      Aber im Grunde hast du recht. Das Ganze wird halt dadurch relativiert, dass Enjolras so ein Freigeist ist und seine Leute wie ein Uhrwerk arbeiten. Er muss sich ja um nichts kümmern, zumal er noch einen gewissen Zweck mit Mercedes' Gefangennahme verfolgt.

      qoii schrieb:

      Durch den FB hat sich mein Bild von Enjolras nicht wirklich verbessert. Ich finde man merkt viel zu sehr, dass es ihm weniger um die Rettung von Émile geht, sondern nur darum bei Mercedes eine gute Figur zu machen. Émile wäre ihm wahrscheinlich ziemlich egal, wenn er nicht Mercedes Bruder wäre, trotzdem bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als seinen Elan und Einsatz für Émile Behandlung zu honorieren, aus welchen Gründen dies auch geschieht.
      Kann man sehen, wie man will. Ich stimme dir zu, dass er Emile ohne Mercedes vermutlich nicht in diesem Maße geholfen hätte. Dennoch ist es ihm natürlich hoch anzurechnen, dass er für die Geschwister alles aufs Spiel gesetzt hat. Er ist halt ein sehr zwiespältiger Charakter, was besondern zum Ende nochmal ganz andere Dimensionen annehmen dürfte.

      qoii schrieb:

      Weiterhin erfahren wir, warum Mercedes so etwas wie der Schiffsarzt bei Cal geworden ist, auch wenn die Art wie und wo sie die Medizin aufbewahrt hat mich eher an einen irren Wissenschaftler bis erfolgreichen Quacksalber denken ließ als an einen Arzt . Mercedes hat wahrscheinlich bei einer der besten Medizinerinnen von PS gelernt, dann die Familie Baugin scheint zur absoluten Oberklasse zu gehören.
      Das ist noch leicht untertrieben, wie sich bald herausstellen dürfte.^^
      Mercedes hat tatsächlich eine hervorragende Ausbildung genossen, besonders im chemischen Bereich, wie ihre ganzen Pillen und Substanzen zeigen. Dass sie ansonsten immer etwas stümperhaft daherkommt (man bedenke die Szene, in der sie Flints Schulter zusammennähte xD) hat aber auch seinen Grund. Die Geschichte der Mercedes endet in diesem Arc nicht. Sie wird nur zur Hälfte angeschnitten. ;)

      qoii schrieb:

      Die Restaurationsfrucht vielleicht die Rettung meiner geplagten Seele bei euch zerstörerischen FF-Autoren. ^^
      Mal abgesehen von dieser Möglichkeit will mir bis jetzt kein direkter Grund einfallen, warum du es nicht bei einer einfachen Heil oder Regenerationsfrucht belassen hast. Das Restaurieren lässt mich mehr vermuten, als das von Enjolras angedeutete Reparieren der Stadt/Gebäude. Je nach dem wie mächtig du sie machst könnte noch einiges mehr in ihr stecken als das Reparieren/Heilen vor kurzem aufgetretener Schäden. Restaurieren könnte man auch Schäden die lange Zeit zurückliegen, Aussehen, Gliedmaße , alte Gebäude, kaputte Waffen und was weiß ich noch alles, das theoretisch mögliche Ausmaß der Kräfte kommt mir einfach zu groß vor um eher Zufällig gewählt worden zu sein.
      Genau. Die Möglichkeiten sind enorm und ich habe sie mir auch extrem mächtig erdacht, sodass hier eine große potenzielle Gefahr besteht, wenn diese Kraft in die falschen Hände gelangt. Dass Enjolras sie momentan besitzt...joa, ist vielleicht für PS weniger gut. Je nachdem, wie man's sieht.^^

      qoii schrieb:

      Darauf, wie verdächtig es ist, dass die Zigeuner an einem solchen Ort an Schlangengift kommen brauch ich nach meinem letzten Kommentar nicht mehr Hinzuweisen. Wichtig ist allerdings noch zu erwähnen wie Eng Enjolras mit den Zigeunern zusammenzuarbeiten scheint. Sie haben ihm nicht nur das Schlangengift gegeben sondern auch Mercedes durch ihre Nachricht über Flint und Cals Gefangennahme in seine Falle laufen lassen, zumindest wusste er ziemlich gut wo und wann er Mercedes abfangen kann und ich denke nicht dass dazu ein einfacher Beobachter auf einem Dach ausreicht.
      Ich habe ja bei Lyca bereits erwähnt, dass in diesem Arc die Weichen für die folgenden, großen Verzwickungen gestellt werden. Die Verbindung zwischen Enjolras, den Zigeunern, Limerick und Harley wird nämlich von entscheidender Bedeutung für die Handlung sein, sodass diese enge "Zusammenarbeit" von dir richtig erkannt wurde. Man kann gespannt sein, wie sich das alles noch entwickelt. Immerhin rennt der Publikumsliebling Mulligan auch noch irgendwo in der Stadt rum. xD


    • Kapitel 68 - Die Verdammten I

      Ja damit startet das Arc-Finale, obwohl man diesen Startschuss wohl nur auf der Metaebene lesen kann, denn rein auf der Handlungsebene setzt sich die Geschichte beinahe nahtlos an die Geschehenisse von vorher an.

      Flint alias Romeo-Wider-Willen darf sich immer noch von Esprit bezaubern lassen, deren Charme sich bei mir zwar immer noch nicht bemerkbar macht, aber das ist okay. Ich bin ja schon mit Mercedes, Luca und Irit genügend deiner Frauenfiguren verfallen und kann dann gut auf die Zigeunerprinzessin verzichten ;)
      Bei ihren Ausführungen musste ich gleich an einen wesentlich älteren Herren aus einer anderen Fiktion denken, denn "die Zwege haben zu tief geschürft" und ebenfalls etwas geweckt, was sie lieber nicht hätten wecken sollen. Hat immerhin einen Mann mit spitzen Hut und Zaubersteib bereits seinen grauen Mantel gekostet, obwohl das ist ja sogar noch irgendwie gut ausgegangen...aber zurück zum Thema, aber immerhin ein paar Zeieln zusätzlichen Subtext rausgehauen ;).
      Cal wurde anscheinend durch die Ereignisse in den Hügeln mit dem grünen König verändert und ist jetzt laut den Worten der abergläubischen Zigeunerin. Irgendwie verflucht. Naja nicht nur, dass das tatsächlichäußerst ominös klingt und ich mir kaum vorstellen kann, dass du jetzt eine mythische Komponente à ala verfluchtes Gold einbauen möchtest, sehe ich diese Tatsache noch ganz neutral gegenüber. Callaghans Biographie (dazu komme ich noch) schreit jetzt aber sowieso nicht danach, dass er vorher ein strahlendes Kind mit rosaroten Paustbäckchen und strahlendem Lächeln gewesen war. Dennoch bin ich gespannt, was es damit auf sich hat.
      Flint nutzt jedenfalls seinen Einfluss auf die Prinzessin des reisenden Völkchens, um kurz abzuhauen und dabei immerhin den anderen verständlich zu machen, wo er ist und dass er gerettet werden muss. Wobei Callaghan und Mercedes es vielleicht tatsächlich nötiger hätten, gerettet zu werden, aber wohl eins nach dem anderen. Ich bin froh, wenn Flint von da wegkommt :D
      Rennac ein Aufklärer vor dem Herren? Zumindest ein Modernisierer, der sich vielleicht nach Clockwork Orange hätte verirren können. Nett, dass er versucht den Zigeunern einen gewissen Anspruch auf Modernität zu bieten, obwohl es ja (zumindest in der Realität) nicht so ist, dass die Zigeuner das nicht haben könnten, sondern schlicht und ergreifend nicht wollen, da es ihrer Grundvorstellung des Lebens widerspricht. Aber auch das gehört hier nicht hin.

      Callaghan hätte sich wohl primo mit Gottsched, Leibnitz und Voltaire sowie ihrer Theodizee-Debatte nach dem Erdbeben von Lissabon 1755 einschalten können. Was ist das für ein Gott, der Leute leiden lässt und warum suchen sich Menschen überhaupt so einen übergeordneten "Meister"? Diese Fragen, die dort verhandelt wurden, scheinen ihn ja auch brennende zu interessieren.
      Neben ein paar philosophischen Einblicken, bleibt wohl das Interessanteste dabei, die Informationen, die Callaghan Lazare über sich selbst verrät - ob bewusst-manipulativ oder doch irgendwie ungewollt-mitteilsam, sei mal dahingestellt! Tote Mutter und Schwester, ermorderter Bruder und vom Vater verstoßen...was für ein Tobak, der sich hinter keinem Stoff einer griechischen Tragödie verstecken muss, würde ich mal ganz salopp behaupten. Meines Wissens auch das erste Mal, dass Callaghan so deutlich davon spricht, oder? (Andeutungen gab es gewiss schon vorher!).
      Jetzt könnte man natürlich spekulieren, wie sich das alles zugetragen hat, aber auf Grund der absolut abwesenden zusätzlichen Informationen wäre das wohl keine so gute Idee. Viel mehr möchte ich Cal widersprechen, dass er nichts von Familienbanden versteht, denn auch wenn es sich hierbei sicherlich nicht, um eine so harmonisch-liebende Gruppen wie die Strohhutbande handelt, so hat er mit Krill, O'Mara und Mercedes doch Menschen, um sich die ihm loyal und treu ergeben sind und in gewisser Weise auch ihr Leben für ihn riskieren würden. Selbiges gilt natürlich auch für unseren Pelzträger. Ich erinnere nur an die Stelle auf Caligula, wo Callaghan als glühender Barghest aufgetaucht ist, um Mercedes zu retten.
      Aber er wäre nicht Callaghan und seinem Charakter treu, wenn er dies nicht erkennen und/oder leugnen würde ;)

      Der Aubruch von Krill und O'Mara. Mhmm ein Storyelement, mit dem ich nicht so zufrieden bin, obwohl das auch zu harsch oder falsch klingt. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass diese Szene vordergründig nur da war, um die beiden zu binden, damit die restliche Geschichte um Flint, Mercedes und auch Harley weiter ausspinnen konntest, ohne sie aus der Geschichte zu schreiben. Per se kein Vorwurf, da ich das ja auch ab und an mache/gemacht habe, aber ich wollte es nur anmerken, dass mir - wie Flint auch anmerkt - ihre Gefangennahme, Inhaftierung und schließlich der Ausbruch nicht so wirklich zugesagt hat, da sie mir insgesamt zu gedrängt und wenig ausformuliert war. Aber auch nicht zu tragisch, aber ich wollte es mal anmerken ;)

      Kommen wir zum Schluss: Dem wöchentlichen Einblick in der Praxis Waldmanntraut, was ja schon bald zum feststehden Ritual wird ;)
      Weitere Charakterisierung von Carla Grisworld - steht auf meinem Stichpunktzettel zu deinem Kapitel! Die kühle Blond eist wohl wirklich kühl und von Harleys Charme unbeeindruckt, was auch nicht weiter schlimm ist. Nicht jede Frau erliegt einen charmanten Soziopathen (als solchen Stempel ich Harley zumindest schon einmal ab ;) ).
      Sie fasst nun endlich in Worte, was wohl schon klar sein sollte, nämlich dass Cal, Flint und Co. ihnen auf den Fersen sind und Ärger bedeutet. Ich frage mich, ob Harley das nicht bereits weiß, denn irgendwo in meinem Hinterkopf wabbert der Gedanke, dass Harley Cals Namen schon einmal erwähnt hat, aber nichtsdestotrotz sollte er nicht eine Hybris à la Flamingo an den Tag legen ;)

      So das war es dann von meiner Seite. Zwar nur ein paar konfuse, stichwortartige Gedanken. Solides Kapitel! Freue mich auf die Fortsetzung!

    • Kapitel 68 - Die Verdammten I

      Diesmal wird es wohl ein eher kurzer Kommentar, da sich diesmal nicht die große Erleuchtung zu kommen scheint.

      Also was Erfahren wir über die Ereignisse rund um den Grünen König, oder besser was Erfahren wir nicht. Esprit Äußerungen enthalten zumindest mehr mystische Andeutungen als geistige Klarheit. Was auch immer der grüne König war, er scheint zumindest für die Zigeuner kein normaler Herrscher gewesen zu sein, sondern eher eine mystische geistige dämonische Instanz. Ob diese Zuschreibungen durch eine TF zustande kommen wissen wir nicht, allerdings wirkt es bis jetzt nicht so, da sie Flint der Öl spucken kann auch nicht für einen Dämon halten, ganz abgesehen von ihrer (wahrscheinlichen) Schlangen-Zoan. Also was war der grüne König oder warum schreiben die Zigeuner ihm eine solche macht zu. Vielleicht ist es wirklich nur eine äußerst mächtige TF die bisher immer in einem Herrscherhaus weitergegeben wurde, falls diese das Geheimnis der Fruchtneuerstehung kannten. Andererseits wirkt bis jetzt fast alles um Cal eher so als würdest du bei ihm eine weitere magisch/mystische Ebene/Ausprägung neben den Teufelsfrüchten aufbauen. Aber wahrscheinlich hat mich der Aberglaube der Ziegeuner einfach nur ein wenig angesteckt. ;)

      Im Gegensatz dazu lässt die aufgeräumte neue Heimat der Zigeuner kaum noch etwas dunkles mystisches vermuten, sondern wirkt eher beeindruckend bis sehr modern. Das paar Flint und Esprit lassen auf eine recht interessante und unterhaltsame Kombination hoffen. Jetzt bleibt es nur noch abzuwarten wie Flint sich bei Renac und später im Kampf schlägt. O'Mara ist zwar bereits auf dem Weg zu ihm, aber der gehört auch nicht gerade zu den wirklich Vorzeigbaren Mitgliedern der Gruppe, wobei wer von denen ist schon Vorzeigbar bzw. in diesem Sinne geeignet gut mit so einer Machtperson zu verhandeln ;) . Also anders ausgedrückt, ich glaube kaum, dass die beiden bei den Zigeunern schnell weitere Freunde finden werden, besonders wenn man daran denkt, wie sich O'Mara mal eben seinen Navigator geschnappt hat.

      Die Art wie er seine aktuelle Situation wiedergeben hat war einfach mal wieder typisch für ihn, so schön trocken eine eigentlich so brenzlige Situation zu beschrieben XD. Genauso wie seine Reaktion auf den Ausbruch (vor Ort), dass einzige was ihn Verwundert ist „das Kind“ sonst ist alles in Ordnung. :thumbsup:

      Cals Unterhaltung überspringe ich einfach mal, auch wenn es einen sehr interessanter Gedankenaustausch über das Wesen der Religion ist. :thumbup:

      Genauso wie mir nichts gescheites zu Harly und Dr. Irit Waldmannstraut einfallen will. Allerdings wirkt es so als sei nicht nur Irit erfolgreich sondern auch Harly, zumindest scheinen sich beiden gegenseitig aus ihren sonst üblichen Handlungslinien zu bringen. Carla hat über Cal und Co nachgeforscht und macht sich anscheinend mittlerweile echt große Sorgen wegen ihnen.

      Ende mehr bekomme ich heute nicht zu Stande :S
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Kapitel 68 - 74

      Kapitel 68 - Die Verdammten I

      Das junge, exotische Gesicht verzog sich in eine nachdenkliche Miene, die sich im selben Augenblick argwöhnisch und liebevoll in den klaren Augen Flints spiegelte und in ihrem Inneren Worte abwägte, die der Rotschopf mit jeder verstreichenden Sekunde stärker zu fürchten begann. Was auch immer ihm das Zigeunermädchen Esprit auch erzählen würde, sein Gefühl mahnte ihn, dass es seinen Blick auf Callaghan und die Kopfgeldjäger für immer verändern würde.
      »Also...ich kann dir auch bloß sagen, was dir jeder so sagt. Schätz' ich, also...weiß nicht, ob's dir was bringt, aber...«, druckste Esprit ungewöhnlich verschüchtert herum, als scheute sie die Worte, die sich in ihrem schönen Munde quälten, ebenso wie Flint.
      »Sag schon. Abgemacht ist abgemacht«, drängte der Rotschopf dennoch und hörte aufmerksam zu, während die Zigeunerin endlich erzählte:
      »Es...ist so. Es soll angeblich Unglück bringen, über ihn zu reden und das, was er getan hat. Nicht nur bei uns - bei den Zigeunern bringt eh fast alles Unglück, hier kann man nicht mal 'nen Berry vom Boden aufheben, ohne gleich drei kranke Ziegen und 'ne tote Oma zu verschulden...«
      »Esprit..!?«, unterbrach Flint, der die Drückebergerei des Mädchens allmählich leid war.
      »Schon gut. Callaghan soll verflucht sein. Verdammt. Und seine Leute auch. Diejenigen, die mit ihm in den Bergen waren. Zumindest glaubt das mein Volk. Als er den Grünen König in seinem Refugium besiegte und gefangen nahm, wurde etwas entfesselt, das für alle Zeit in den Tiefen hätte bleiben sollen.«
      Flint verstand kein Wort. Selbst die pseudookkulten, hinterwäldlerischen Überlieferungen und Schauergeschichten seiner Heimat waren weniger kryptisch und melodramatisch als das, was ihm Esprit soeben aufgetischt hatte. Skeptisch fragte er:
      »Das war's?!«
      »So ziemlich. Ist natürlich alles Quatsch - hoffe ich.«
      »Und wer ist dieser komische ›Grüne König‹?«, hakte Flint, keinesfalls zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs, entgeistert nach. Doch die Zigeunerin zuckte nur beflissen mit den Schultern.
      »Können wir dann los?«, fragte sie nach einer stummen Pause plötzlich voller Elan und genoss die Überraschung in den Augen ihres Romeos-wieder-Willen.
      »Was?!«, rief dieser empört, »Das soll ja wohl ein Scherz sein! Das hat mich kein bisschen klüger gemacht.«
      »Nö«, pflichtete das Mädchen lax bei, »Aber ängstlicher. Und jetzt komm. Immerhin willst du doch mit meinem Bruder reden. Rennac?«
      Nörgelnd und still motzend wippte der Rotschopf des Jungen auf und ab, was Esprit ein hämisches Grinsen auf die Lippen legte, bevor sie seine Hand ergriff und aus dem bewohnbaren Obsidan zog.
      »Dann hoffen wir mal, dass du Jesneu ordentlich vermöbelst!«
      »Ja«, murmelte Flint nachdenklich, dem bestimmten Zug der aufgeweckten Esprit still folgend, während sich die beunruhigenden Facetten ihrer Erzählung plötzlich wie ein Feuer in seinem Kopf ausbreiteten, das ominöse Fratzen grünen Rauches in seinen Geist blies. Niemals ist die Fantasie stärker als in den Momenten, in denen nichts gewiss ist.

      Notre-Dame des Fleurs

      »Die Sache mit der menschlichen Wahrnehmung, Bischof, ist die, dass sie entgegen der Realität steht. Sie ist ein subjektiver Zugang zu einer Welt der objektiven Existenz, die wir zu ordnen gezwungen sind. Wir mühen uns mit der Illusion ab, Kontrolle auszuüben und verschlingen uns dabei selbst.«
      Die vor kaltem Schweiß glänzenden Muskeln des stählernen Körpers Callaghans schwollen zu glühenden Kohlenbergen an, als sich der Kopfgeldjäger über die gut gemeinten Ratschläge Lazares hinwegsetzte und unter starken Schmerzen aufrichtete. Seine rechte Körperhälfte war noch immer gelähmt, doch die Schmach des stumpfen Daliegens war für den starken Mann schmerzhafter gewesen als jede Bewegung hätte sein können - und so saß er nun, zitternd und mit verzerrt-angespannten Gliedern, auf der Bettkante und blickte seinem selbsternannten Seelsorger tief in die Augen.
      Der Bischof hatte seinen Stuhl indes dichter an Callaghans Ruhestätte geschoben und sich vornüber gebeugt, um die Ausführungen des Kranken besser verstehen und nachvollziehen zu können. Selten hatten die schwarzen Wasserspeier Notre-Dame's ein tieferes Gespräch vernommen.
      »Wir alle handeln, wie wir es für richtig empfinden. Wir bewerten die Welt und versuchen, etwas zu verändern. Freilich sind unsere Taten nicht immer so rechtens, wie wir es uns erhoffen. Doch das macht uns doch zu Menschen. Und dafür liebt uns unsere Dame.«
      »Ja«, brummte Callaghan bitter, »›Menschen‹. Geschöpfe, die so von ihrer eigenen Unfehlbarkeit und Wichtigkeit in ihrem selbstersponnenen großen Kontext überzeugt sind, dass sie ihre Unwissenheit auszumerzen versuchen, anstatt dankbar für sie zu sein.«
      »Unwissenheit?«, hakte der Bischof von Notre-Dame des Fleurs eifrig nach, den das Gespräch auf eine ungewöhnlich faszinierte Weise mitriss.
      »Wie gesagt. Unsere Sicht auf die Welt ist subjektiv und derjenige, der seine Deutung der Welt für absolut hält, ist beneidenswert, weil er keinen blassen Schimmer von ihrer Sinnlosigkeit und nichtigen Natur hat.«
      In den gütigen Augen Lazares wanderten die Pupillen wie verirrte Schüler umher, die einen Weg durch verschlungene Bibliotheken zu finden versuchten. Die Worte des Kopfgeldjägers lösten in dem ergrauten, wohlwollenden Mann eigentümliche Empfindungen aus, die weder Trauer noch Schuld waren, aber ebenso dumpf dröhnten. Lange betrachtete er die kalten, harten Gesichtszüge Callaghans und versuchte, in ihnen Formen auszumachen, die weich und zart waren und Zeugnis über dessen Kindertage abgelegt hätten, bevor er in seiner sanften Stimmfarbe sagte:
      »Diese Welt vermag uns zu verwirren und uns den Eindruck zu vermitteln, dass unser Leben keinen Sinn macht. Doch das ist nicht wahr. Callaghan, öffne dein Herz und blicke in deine Mitmenschen, und ihre Liebe wird für dich spürbar sein. Die Liebesbande, die dieser Welt ihre Form verleihen, entspinnen sich in der Familie und ziehen sich von dort über die ganze Welt.«
      »Prediger«, seufzte der schwarzhaarige Mann grimmig lächelnd und einen erfolglosen Versuch unternehmend, seinen rechten Fuß zu bewegen, »Ich sah meine Mutter qualvoll sterben, als ich acht Jahre alt war. Meine Schwester starb vier Jahre später vor meinen Augen. Und mein Vater verstoß mich mit fünfzehn, nachdem ich eigenhändig meinen Bruder erschlagen hatte. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich wenig über die Liebesbande weiß, die in der Familie gesponnen werden.«
      Das faltige, gute Gesicht des Bischofs nahm eine groteske, bleiche Form an und erinnerte an jene Theatermaske, die der Tragödie ein Gesicht verleiht. Doch in seinen Augen zitterte keine Angst und entbrannte kein Ärger, nur ein inniges, barmherziges Lächeln des traurigen Mitgefühls quoll in Tränen hervor. Callaghans massive Hand wich plötzlich jäh zurück, als Lazare sie zu greifen versuchte und dabei belegt sprach:
      »Du arme Seele. Von Leid geplagt und von der Finsternis berührt, nachdem du sie so lange hattest anblicken müssen. Mein Sohn, unsere Dame hat dir ein schweres Schicksal zugewiesen, für das du nicht dankbar sein kannst. Doch höre mich an, denn sie bürdet uns nie mehr auf, als wir zu ertragen imstande sind und nie weniger, als wir benötigen, um unser Werk auf dieser Erde zu vollbringen.«
      »Natürlich, ›Vater‹. Unser Werk auf Erden und die Erlösung nach dem bitteren Ende...der gerechte Lohn für ein ehrliches Dasein voller Qualen und Entbehrungen. Das verkauft sich gut, hm?«
      Lazare zögerte, bevor er Callaghan fragend anstarrte. Matt lächelnd setzte der Menschenjäger hinzu:
      »Die Religion und der Glauben an eine höhere Instanz, das spendet Trost und Sicherheit. Ein Prinzip, das ich nachvollziehen kann. Sie stellen sich vor die Massen, vor all das blutende Fleisch und verkaufen ihm Geschichten, die gegen alles verstoßen, was wir wissen und die immerselbe Pointe haben. Ein verdammt gutes Geschäft, denn nach was sehnt sich der gemeine Mensch mehr als nach einer schnellen Antwort auf Fragen, die er sich gar nicht zu stellen traut. Ein ›gutes‹ Werk für gutes Geld.«
      »Geld ist ein Dämon der Notwendigkeit, mein Sohn, doch definiert er nicht unsere guten Werke«, lenkte der herzensfromme Lazare mit unterdrückter Empörung ein, »Unsere Dame und ihre Musen lehren uns, dass diese Welt...«
      »Verschonen Sie mich, Prediger. Wir beide kennen die Wahrheit, zumindest in den Tiefen unserer Abgründe. Ich habe gelernt, sie zu akzeptieren. Sie hingegen sublimieren, indem sie ein Geschäft der Allgemeinheit daraus schlagen und es Glauben nennen.« Lazare schwieg und ließ den Schwarzhaarigen gewähren.
      »Diese Welt ist eine Zufällige Ansammlung sinnbefreit verstreuter Formen und Farben, zusammengepresst von Kräften, dir wir vielleicht nie begreifen werden können. Es gibt keinen höheren Sinn, kein Werk, das es zu verrichten gilt. Doch die Menschen können das nicht verkraften. Ihre Wahrnehmung selektiert und verzerrt, um sie vor der Erkenntnis ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit zu bewahren. Ein Prinzip, das nur leider nicht aufgeht. Denn unser Wollen, das Streben der Menschen nach Macht und einem Sinn, von dem wir uns selbst glauben machen, er existiere, steht antagonistisch zum ›Willen‹ dieser Welt. Chaos, Nichtigkeit. Ein Schmierfleck kosmischen Staubs im Wind der Ewigkeit. Seuchen...Naturkatastrophen - die Unzulänglichkeiten, die die Religion für ihre Schäfchen zu göttlichen Strafen oder heiligen Botschaften umzudichten versucht, ihr Prediger der guten Wünsche und falschen Urteile, zeigen doch nur eines: Diese Welt schert sich einen Scheiß um alles auf ihr und wenn wir versuchen, diese onthologische Tatsache zu manipulieren, entsteht daraus nichts als Leid, Schmerz, Enttäuschung und der menschliche Urtrieb nach Grausamkeit als Reaktion auf eine grausame, gleichgültige Welt. Und warum? Weil wir dem Trugschluss nachhängen, wir müssten einen Sinn haben. Weil wir uns für so scheißwichtig halten, dass wir besser und bedeutender sind als das Getier unter unseren Stiefeln.«

      Zigeunerlager

      Die Augen des jungen Rotschopfs waren geblendet, als er unter dem Sog der Natürlichkeit Esprits aus dem kleinen Obsidian in eine Welt der grellen Farben trat. Das Lager der Zigeuner lag in einer gewaltigen, silbernen Kuppel und bestand aus unzähligen steinernen Zelten, geschlagen aus Saphir, Rubin, Amethyst, Smaragd, Obsidian und anderen Gemmen, die unter dem wirren Licht umherschwirrender Glühwürmchen wie Refugien aus buntem Glas funkelten. Flint konnte seiner Verblüffung kaum Herr werden, hatte er doch mit schummrigen Bauten aus verfranzten Stoffen gerechnet, erwartet, eine mit Kräutern und anderen brennenden Natursubstanzen verrauchte Luft zu riechen und seltsame Gestalten in vermummenden Gewändern wie in der Rue Esmeralda befürchtet - aber nicht diesen Ort aus heller Transparenz, in dem Menschen umherstreiften, die nur ihre exotisch-graubraune Hautfarbe als Einwanderer im Land der Schönheit auswies.
      »Was ist das alles?«, fragte der Junge mit großen, staunenden Augen, worauf Esprit erklärte:
      »Schwer zu sagen. Diese Kuppeln aus Silber liegen noch tiefer als die Katakomben von Gavroche und verlaufen unter der ganzen Insel. Rennac hat eine Theorie, was sie mal waren. Aber ehrlich gesagt, habe ich nie wirklich zugehört. Jedenfalls...ist das alles sehr, sehr alt.«
      »Das...«, suchte Flint nach Worten, die Esprit und ihre Kultur nicht beleidigen würden, »...Ich hab es mir anders vorgestellt.«
      »Nicht wahr?«, lächelte sie verschmitzt, »Rennac hat hier alles auf Vordermann gebracht. Er hasst alles traditionelle und liebt die Moderne. Er will uns in dieses Land integrieren, Schritt für Schritt. Aber dazu müssen erstmal alle erkennen, wie gut uns etwas mehr Licht und etwas weniger...Mystik tut.«
      »Dann scheint er ein guter Kerl zu sein«, nahm der Rotschopf freundlich an, was das Zigeunermädchen jedoch just relativierte:
      »Er ist clever. Er weiß, dass man Jahrhunderte an Traditionen nicht so einfach Überbord werfen kann und dann mal eben mit der Zeit geht. Deshalb lässt er die Rue Esmeralda auch noch, wie sie ist. Die Leute sollen den Unterschied merken. Die Zahl ihrer Bewohner schwindet und immer mehr wollen hier freiwillig leben. Sein Plan geht...?!«
      Über ihre Ausführungen und das unbefangene Gespräch, das der Rotschopf eingeleitet hatte, war dem Mädchen entgangen, dass sich ebendieser aus ihrem Griff befreit und aus dem Staub gemacht hatte. Aufgebracht stieß sie einen der fürchterlichen Laute aus, die nur pubertierende Mädchenmünder hervorbringen können und stürmte unter den verschreckten Blicken ihrer Landsleute durch die Zigeunersiedlung.

      Mit sputenden Schritten hatte der abtrünnige Flint indes einige Biegungen und Abzweigungen genommen und stützte sich nun schnaufend an einer kleinen Behausung aus violettem Amethyst ab, während er die winzige Teleschnecke aus seiner Hosentasche fummelte, welche Mercedes ihm für Notfälle mitgegeben hatte. Aufgeregt und stets Ausschau nach der aufgeweckten Esprit haltend, wählte er die Nummer Callaghans heulender Teleschnecke, um Mercedes zu kontaktieren. Sekunden vergingen, als plötzlich eine befremdliche Stimme an den blassen Ohren des Rotschopfs kratzte, die von zahllosen weiteren Stimmgewittern und Geräuschfetzen begleitet wurde: »Jo?«
      »Wer...?«, stammelte Flint verwirrt, bis ihm die rauchige Stimme inmitten all des Lärms endlich bekannt vorkam, »O'Mara?!«
      »Korrekt. Wer da?«
      »Wer schon! Flint. Ich habe versucht, Mercedes zu erreichen, aber...« Der Junge verstand kaum sein eigenes Wort. »Was ist denn bei dir los?!«
      »Ist ne Schaltung!«, brüllte der Kopfgeldjäger inmitten des Trubels, »Unsere Teleschnecken sind vernetzt! Hast Glück, dass ich meine grade wiedergeholt hab!«
      »Wiedergeholt...!? Wo bist du denn?! Und was ist das für ein Höllenlärm bei dir!?«
      »Das ist das Geräusch der Freiheit, Kleiner!«
      »Was!?«, rief Flint so laut er im Angesicht seiner nötigen Heimlichkeit vermochte.
      »Ein Gefängnisausbruch!«, schallte es aus der Schnecke, »Das Geräusch von Menschen, die hinter verschlossene Riegel gehören!«

      Einige Minuten zuvor in der Bastille, Rue de Bastille, Gavroche

      Das Gespräch mit dem Hünen des Gesetzes hatte den blonden Kopfgeldjäger in einer eigenwilligen Stimmung zurückgelassen, gegen die er sich weder erwehren noch aufzulehnen vermochte. Die Augen Baudelaires hatten einen Blick auf O'Mara geworfen, wie nur wenige es seit seiner Befreiung aus seiner persönlichen Hölle getan hatten und auf eine gewisse Weise empfand er sogar Mitleid für den Inspektor und all die Trauer und den Schmerz, die sich so offensichtlich in dessen breiter Brust angestaut hatten wie ein parasitärer Spinnenbefall.
      Gleichgültig trottete der Kopfgeldjäger neben dem emotionslosen Kavalier her, der die Schlüssel zu seiner Freiheit am Gürtel trug, und betrachtete dessen eiserne Miene. Es hatte etwas amüsantes für ihn, den reglosen Gesichtsmuskeln beim angestrengten Nichtstun zuzuschauen und abzuschätzen, welche Aktion wohl welche Reaktion auslösen würde, doch letztlich entschied er sich dagegen, den Wachmann zu ärgern. Stattdessen schnüffelte er an ihm.
      »Geh dich mal waschen«, murmelte der Blondkopf dem verwirrten, überraschten Gesicht des Wärters zu, »Du riechst ziemlich nach Nutte.«
      Das schnalzende Grinsen, welches sich beim Anblick des peinlich berührten, seine Wut zügelnden Mannes auf O'Maras fahles Gsicht legte, ließ alle trüben Gedanken vergessen machen und sollte sich zu einem schiefen Lächeln wandeln, als die moosgrünen Augen erblickten, was den zuvor noch verärgerten Kavalier plötzlich so ängstigte:
      Der stumme Wärter, der die Massenzelle der Kopfgeldjäger bewachen sollte, hing wie ein zuckender, zappelnder Karpfen vor der Kerkertür und gab unappetitliche, gurgelnde Laute von sich - zweifellos von den rötlichen Tentakeln ausgelöst, welche sich über die Augenhöhlen Zugang in den Schädel verschafft hatten und dem armen Soldaten nun wortwörtlich wieder zum Halse herauskamen. Die Augäpfel des Halbtoten baumelten an den blutigen Sehnerven auf seinen Wangen, während sich die glitschigen Krakenarme ihren schlängelnden Weg über seinen zuckenden, wabbelnden Leib bahnten und nach seinem Schlüsselbund fingerten.
      Beherzt gab O'Mara seinem abgelenkten, kreidebleichen Aufpasser einen harten Kopfstoß, der dessen Nase brechen und Schädel splittern ließ, bevor er auf dem Boden aufschlug, und befreite sich mit dessen Schlüsseln von seinen Handschellen.
      Eine endlose Welle modrigen Brackwassers aus verfilzten Haaren und vernarbten Visagen ergoss sich währenddessen brüllend durch die Kerkertore und brandete über die Bastille hinweg, kämpfend, beißend, schleudernd und alles attackierend, was einer grünen Uniform auch nur ähnelte.
      »Genug nachgedacht?«, fragte der an die offene Zellentür gelehnte O'Mara nun den zuletzt aus dem Verließ schlurfenden Herren dieser verdreckten Fluten, Krill.
      »Wahrscheinlich. Deine Sachen liegen den Gang runter, dann links.«
      »Gut...«, seufzte O'Mara gelangweilt und setzte sich in Bewegung, verdutzt beobachtend, wie sein kühler Gefährte in die entgegengesetzte Richtung flanierte. »Wo willst du hin?«
      Ohne sich umzuwenden oder seinen Schritt zu verlangsamen, erwiderte der Meermann:
      »Wir finden uns. Ich hole nur mein Schwert und das Kind.«
      »Von mir a-...Hast du grade ›Kind‹ gesagt? Krill?!«

      Zurück in der Gegenwart, Zigeunerlager

      »Ihr habt sie doch nicht mehr alle«, seufzte der ungläubige Rotschopf fassungslos, »Wie kann man so schnell in einem Gefängnis landen und dann sofort wieder ausbrechen?!«
      »Naja. Wenn's läuft, dann läuft's halt«, gab O'Mara lax zurück.
      »Egal. Egal. Hör zu! Ich hab die Zigeuner gefunden - und Rennac!«
      »Masel tov«, schwallte es aus dem Hörer, was Flint erneut aufseufzen ließ, bevor er direkt und eindringlich erklärte:
      »Jaja...Hör zu. Ich bin irgendwo unter Gavroche. Vermutlich führen hier Geheimgänge her, aber ich habe noch keine gesehen. Jedenfalls brauche ich Hilfe, aber ich weiß ni-«
      »Warte mal«, bat die kratzige Stimme und ließ Flint dann allein zurück.
      »O'Mara?«, flüsterte der Rotschopf besorgt, als plötzlich ein nuschelndes »Zigeuner?« aus dem Hörer plärrte, gefolgt von dumpfen Schlaggeräuschen, einem verängstigten Aufschreien und dem frequenten Wimmern eines Mannes. Dann meldete sich die Stimme des blonden Kopfgeldjägers wieder: »Alles klar. Hab jemanden gefunden, der mich zu dir bringt. Seh'n uns.«
      Erleichtert beendete Flint das Gespräch und hatte die Teleschnecke eben, als ihm eine wütende Mädchenstimme jene Erleichterung wieder forsch entriss und ihn erschauern ließ:
      »Verdammt! Lass den Mist. Wenn du nochmal abhaust, kannst du unseren Deal vergessen!«
      Schuldbewusst nickend lies sich Flint an seinen Ohren emporziehen und durch das Zigeunerlager schleifen, wo ihn wilde Augen abschätzig musterten.

      Schloss Roßkosch, Szcenia Sorovo

      Die verzierten, mit Teakholz beschuppten Schwingen der still lauernden Eule glänzten unter dem grellen Licht der pompösen Kronleuchter und nahmen dem Tier so seinen Reiz - denn ein Geschöpf der Nacht verglüht im Antlitz des helllichten Tags. Die schneeblumenblasse Carla Griswold empfand stets Mitleid mit diesem im Holz gefangenen, vom elektrischen Kerzenschein verhöhnten Wesen, wenn sie vor der schweren Tür des Sprechzimmers darauf wartete, das sich diese öffnete. Die bleiche Schwarzhaarige hätte es vermutlich nie zugegeben, doch die Eule löste in ihr genau jenes Gefühl der Trauer und Schwermut aus, die sie so empfänglich für die Therapie der Dr. Irit Waldmannstraut machte, einer Frau, die Carla verachtete und im Grunde ihres Herzens zutiefst respektierte.
      Verwundert wanderte ihr mit schwarzem Lidschatten verdunkelter Blick auf ihre unscheinbare, edelstahlgeschmiedete Armbanduhr, die mit schwarzen Ziffern und dunklen Zeigern verkündete, dass sich die Psychiaterin zum ersten Male seit ihrer Ankunft auf dem Schloss nicht an ihren eigenen Zeitplan zu halten schien, was Carla ein eigenwilliges Seufzen entlockte. Immerhin wusste sie um die charmanten Manipulationskünste Harleys ebenso, wie sie von Miss Waldmannstrauts Professionalität überzeugt war. Nachdem sie weitere Minuten schweigend und Fuß-wippend hatte vorüberziehen lassen, erhob sich die eisblasse Schöne in ihrem rabenschwarzen Kleid aus dem ledernen Wartesessel und stolzierte festen Schrittes auf die teakhölzerne Eulentür zu, welche sich just in dem Moment aufschob, als Carla sie zu öffnen versuchte.
      »Miss Griswold«, begrüßte sie die tiefe, rauchige Stimme der Psychologin freundlich, »Wie kann ich helfen?«
      Carla erstarrte - Rot, die Farbe der Liebe, des Blutes und der Dr. Irit Waldmannstraut, deren bernsteinfarbene Augen in dem hellen Licht des Wartezimmers ein flammendes, sonniges Inferno funkelten, das die rahmenlosen Brillengläser wie Kometen zu verglühen und einen Brand zu entfachen schien, der sich nach den Seelen der Menschen verzerrte.
      »Verzeihen Sie«, antwortete die sonst so selbstsichere, zuweilen überhebliche Carla Griswold eingeschüchtert, »Ich muss dringend mit Harley sprechen.«
      »Worum geht's?«, meldete sich nun auch der Gesuchte zu Wort, welcher ungezwungen an die Tür flaniert war.
      »Das sollten wir vielleicht erstmal unter vier Augen besprechen«, zischelte die Schwarzhaarige, bevor sie sich wieder höflich an Miss Waldmannstraut wandte: »Vielleicht in ihrem Wartezimmer?«
      »Bitte«, lächelte die undurchsichtige Frau mit dem rostbraunen Haar höflich und reckte ihre Hand in Richtung ihres Büros aus:
      »Nutzen Sie mein Sprechzimmer.«

      Klickend viel die schwere Eulentür ins Schloss und ließ die Psychiaterin in ihrem eigenen Warteraum zurück. Geschmeidig, wie eine feurige Katze, streifte sie um die Sessel und mit Büchern überfüllten Regale, bevor sie ihr blutrotes Kostüm damenhaft zurechtrückte und sich in einen der edlen ledernen Sessel niederließ.
      Allen in ihrem eigenen Wartezimmer, nahm sie ihre übliche Haltung aus überkreuzten Beinen und im Schoß zusammengefalteten Händen ein und ließ ihren undurchschaubaren Blick über die Einrichtung schweifen. Ihr Gesicht war vollkommen ruhig, ausgeglichen, bis ihre bernsteinfarbenen Augen wieder die großen Blicke der im Teakholz gefangenen Eule trafen, die sie mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln ihrer ihrer scharfen, blutroten Lippen bedachte, das nichts aussagte und lauter schrie als der Tod.


      »Du siehst wunderschön in diesem Kleid aus«, schmeichelte der in den ledernen Sessel zurückgekehrte Valentine Harley gefällig, »Wirklich. Wie es die natürlichen Propartionen deines Körpers betont und...«
      »Ich habe Nachforschungen über die Kopfgeldjäger angestellt«, lenkte Carla das Gespräch augenblicklich in ihre Richtung und ließ keinen Zweifel an ihrer rein professionellen Intention, »Callaghan, Mercedes, O'Mara, Krill. Das sind ihre Namen.«
      Innerlich seufzte Harley laut auf. Wie lange verzerrte er sich bereits nach den schneeweißen Schenkeln, dem seidigen Rabenhaar und den schwarz-bemalten, stets unzufrieden zusammengekniffenen Lippen der einzigen Frau, die seinem unwiderstehlichen Charme wie Granit widerstand.
      »Du bist ein Kunstwerk in Schwarzweiß, meine Liebe«, schnalzte er keck und genehmigte sich einen letzten Schluck des roten Weines direkt aus der Flasche.
      »Hör zu!«
      »Für dich tue ich alles.«
      Carla seufzte gequält, als müsse sie sich selbst beherrschen.
      »Ich habe ein paar Informationen über sie zusammentragen können. Manche sind schwammig, andere unsinnig und einige äußerst...beunruhigend.«
      »Gibt's eine Kurzfassung?«, witzelte Harley nun schelmisch grinsend, woraufhin ihm Carla die Weinflasche entriss und tief in die großen, klaren Augen sah.
      »Ja!«, gab sie deutlich zur Antwort, »Sie lautet: ›Sollen wir verdammt sein, falls diese Arschlöcher die Insel erreichen!‹«
      Kapitel 69 - Die Verdammten II

      Verlorene Erinnerungen strömten wie Schwärme schwarzer Fische durch das aufgewühlte Meer einer Seele, dessen salziges Wasser zwischen den Ufern aus Fleisch und Metall brodelte und kochte, sich zu Wellen aufpeitschend und jedes Schiff verschlingend, das einen sicheren Hafen anzusteuern versuchte. Wenn Mercedes die zweifarbigen Augen schloss, konnte sie ihre Stimmen hören. Die Stimmen der Verzweifelten und Verdammten, die ihren Lebensweg gekreuzt hatten und nun Teil der stürmischen Tragikomödie waren, die sie ihr Innerstes nannte. Ertrinkend und gurgelnd im Rost der Zeit.
      Langsam öffnete sie ihre Lider und überblickte die einem futuristischen Alptraum entsprungene Szenerie aus poliertem Stahl und manipulierten Kindern, die stumm nach den Befehlen eines Mannes gierten, dessen egozentrische Unbedachtheit bereits einmal das Leben eines unschuldigen Jungen gekostet hatte. Seine großen, froschgrünen Augen lächelten und sein Mund war streng, wenn Enjolras Baugin diese kleine Armada anwies und ihn seine Füße beschwingt durch die mit glänzenden Waffen und vorpubertären Soldaten bepflanzten Felder trugen, als würde er einen romantischen Waldspaziergang an der Seite seiner Liebsten unternehmen. Angewidert wendete Mercedes den Blick ab und musterte stattdessen die Gewehre, Kanonen, Pistolen und Munitionsgeschosse, deren Herkunft sie nicht zweifelsfrei zu bestimmen vermochte. Diese Schusswaffen waren zu ausgereift, zu präzise und zu erlesenen Materials, als dass ein Suie sie erschaffen hätte, denn die Insel der Schönheit hatte sich noch nie auf die hohe Kunst der ekstatischen Gräuel verstanden, die man Krieg nennt.
      »Du wirkst verwirrt«, riss die Stimme des Rattenfängers die Kopfgeldjägerin plötzlich aus ihren Gedanken. Sie empfing den sich langsam nähernden Mann mit Abscheu und den kastrierenden Blicken einer verletzten Frau.
      »Wo hast du diese Waffen her?«, fragte sie schroff, »Was hast du getan?«
      »Hm?«, murmelte Enjolras und blickte sich unschuldig um, als wüsste er nicht, was sie meinte, »Ach, die? Ich habe neue Geschäftszweige erschlossen. Der Schlüssel zu einer funktionierenden Wirtschaft.«
      »Diese Waffen sehen aus, als hättest du deine Seele verkauft, um sie zu bekommen. Woher stammen sie?«
      »Was kümmert es dich?«, fragte er todernst zurück, woraufhin Mercedes nur bitter ausspie:
      »Weil sie in den Händen von Kindern liegen!«

      Schloss Roßkosch, Szcenia Sorovo

      Langsam glitten die langen, perfekt gepflegten Finger über die vergilbenden Pergamentseiten des mächtigen Buches, das wie eine Gedenktafel auf dem galant gebetteten Schoß der Irit Waldmannstraut ruhte und Gedanken in die lichtgeschwängerte Luft spie, die Äonen zuvor in die alten Seiten gebannt worden waren.
      Die zu Papier gebrachten Aufzeichnungen des Apokryphen, zusammengetragen in der größten Verhöhnung der Menschheit und zum Spott der Gelehrten und Gläubiger in aller Welt publiziert, ergossen sich wie ein psychedelischer Regen über die funkelnden Bernsteinaugen der Psychiaterin und benetzten ihre Wangen mit warmer Röte. Die Klügsten und Frommsten, Freigeister wie Scholaren gleichermaßen hatten die letzten Gedanken des »verbotenen Mannes« seit Jahrtausenden zu analysieren versucht, versucht zu verstehen, was dieser verstanden oder zumindest zu verstehen geglaubt hatte. Sie rätselten und mutmaßten, verzweifelten und fluchten, doch niemand hatte je die Irrungen und verschlungenen Pfade zu entwirren vermocht, die der Apokryph sein Lebenswerk nennen konnte. So viele hatte dieses Werk, diese Ansammlung blasphemischer Silben und grausiger Jamben, um den Verstand gebracht und in den Wahnsinn getrieben, hatte die armen, unwürdigen Seelen auf die tödliche Suche nach den Tiefen dieser Welt geschickt und sie zu Belegstücken eines Phänomens gemacht, das die Weltregierung seit dem Anbeginn ihrer Existenz zu verheimlichen und verleugnen versucht. Tausende hatte das bloße Wissen um die geheimen Schriften bereits verdammt, doch Dr. Irit Waldmannstraut las sie wie eine abendliche Bettlektüre.
      Immer wieder wanderte ihr Blick jedoch zu der hölzernen Eulentür, unscheinbar und nur, um sich dann erneut den lauernden Schrecken Shub-al'Cozas zuzuwenden.

      »Ist...das alles?«, fragte Valentine Harley skeptischen Blickes, während er die mehr als überschaubare Akte durchblätterte, in der seine rechte Hand, Carla Griswold, die Informationen verewigt hatte, die sie über die Kopfgeldjäger um den gefürchteten Callaghan zusammengesammelt hatte.
      »Es ist frustrierend, nicht wahr?«, schmunzelte die blasse Schwarzhaarige, in dem geschmackvoll eingerichteten Büro der schlosseigenen Seelsorgerin wie ein streunender Hund umherwandernd. Harley genoss ihren Anblick für einige Momente über die papiernen Ränder der Akte hinweg, bevor er jene beherzt zuschlug und beschloss: »Dann setz mich mal ins Bild.«
      Ihr genervtes Seufzen ignorierte er gekonnt - oder geübt.
      »Mercedes Delacroix«, begann Carla, riss ihm die Akte aus der Hand und zog die Information der braunhaarigen Gefährtin Callaghans hervor, »Geboren im größten, dreckigsten Gossendistrikt der Hauptstadt von Princesse Suie, Gavroche. Unter Umständen, die nirgendwo vermerkt sind und nicht nachrecherchiert werden können, gelang dem Mädchen eine Umsiedlung in die besseren Bezirke der Stadt und erhielt eine hervorragende medizinische Ausbildung. Wie und wo und von wem sie diese bekam, ist genauso wenig vermerkt. Entweder die Aufzeichnungen wurden zerstört...«
      »Oder das ganze geschah inoffiziell«, schlussfolgerte Harley.
      »Richtig«, stimmte Carla gequält zu, »Und das war auch schon der Teil, den ich einigermaßen schlüssig rekonstruieren konnte.«
      »Was?« Harley hob entsetzt die goldblonden Brauen und schenkte seiner rechten Hand einen freundlich-fragenden Blick, der wohl jedes andere weibliche -und zuweilen auch männliche- Herz geschmolzen hätte.
      »Tja. Mit 18 Jahren verschwindet sie gänzlich von der Bildfläche. Für vier Jahre, bevor sie in der Truppe Callaghans wieder in Erscheinung tritt. Was auch immer vor 13 Jahren passiert ist...«
      »Gott...«, lamentierte Harley und vergrub sein Gesicht in den manikürten, parfümierten Händen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Herr des Schlosses seit 72 Stunden nicht mehr geschlafen. »Der nächste?«
      »O'Mara«, seufzte Carla deprimiert, »Kein Vorname, keine Herkunft, kein Fünkchen irgendeines Beweises, dass der Kerl überhaupt existiert hat, bevor er Callaghan traf.«
      »Dann überspringen wir ihn einfach«, gähnte der blonde Schönling und massierte sich die erschlaffenden Lider, als wolle er die Müdigkeit aus sich herausquetschen.
      »Ich bin Informantin, Harley«, zischte Carla zerknirscht, »Informationen zu sammeln ist...war mein Job. In dieser Welt hinterlässt jeder seine Spuren. Die Regierung überlässt nichts dem Zufall. Selbst wir sind nicht unauffindbar. Alles, was wir tun, geschieht unter einem schützenden Tarnmantel. Aber dieser Kerl...«
      »Du glaubst...«, murmelte der Hausherr und hob langsam, beinahe argwöhnisch den markanten, wohlgeformten Schädel, »Er wurde von der Regierung versteckt?«
      Angespannt, doch bewusst kontrolliert ließ sich die Schwarzhaarige in den Ledersessel gegenüber ihres ehemaligen Einheitsleiters sinken, die langen, schneeweißen Beine herausfordernd überkreuzend, sodass der pechschwarze Stoff ihres Abendkleides von ihnen abperlte wie dunkler Morgentau. »Möglich. Wir leben in einer Welt, die so verkommen ist, dass im Namen der Gerechtigkeit ganze Inseln in die Luft gejagt und Völker in den sicheren Tod getrieben werden, wenn sich daraus Profit erwirtschaften lässt. Hier geschieht nichts in einem luftleeren Raum. Außer, die Regierung will es so.«

      Hôtel Princesse du Nord, Arrondissement de Lumière, Gavroche

      Blut und Tränen befleckten die weißen, samtenen Laken und trieften wie zähes, bitteres Baumharz von den verzierten, gebrochenen Ebenholzpfosten des einstmals prachtvollen Himmelbettes, dessen majestätische Schnitzereien und erhabene Schnörkel aus Wellen, Flügeln und Herzen einer Königin würdig gewesen waren, bevor der Schweiß sabbernde und Galle hustende George Mulligan als die Plage über es hereingebrochen war, die er darstellte. Während er seinen stinkenden Körper in seinen kotbraunen Anzug zu stopfen versuchte, lag das jüngste Opfer seiner perversen Exzesse reglos auf den einstmals schneeweißen Laken - und das Blut, das den feinen Stoff besudelte, quoll aus dessen geschändetem Schoß. Constanze Levin krampfte und blutete, weinte, und ächzte vor Schmerz. Und das war auch alles, wozu sie noch imstande war, denn die bestialisch stinkende Tinktur, die Mulligan der zuvor noch so schönen Hotelerbin über einen schmalzigen, feuchten Kuss seines breiten Krötenmauls eingeflößt hatte, verhinderte nicht, dass sie Schmerzen fühlte. Sie verhinderte lediglich, dass sie etwas dagegen tun konnte. Das war das abartige Vergnügen, nach dem George Mulligan gierte, die perverse Satisfaktion, die er erhielt, wenn er einen Körper missbrauchte, der nicht mehr war als ein lebloses Stück Fleisch zwischen seinen Schenkeln, das er schänden und verstümmeln konnte, während er die Angst, den Schmerz und die Verzweiflung in den tränendurchfluteten Augen seines vergewaltigten Opfers sah. In seiner Jugend hatte es dem Sohn eines Metzgermeisters noch gereicht, sich an den geschlachteten Schweinekadavern in den Höfen seines Vaters zu vergehen, doch mit seiner körperlichen Reifung war auch sein Verlangen gewachsen, den Lebenshauch in der Öffnung zu spüren, an der er seinen Druck und seine Lust ausließ. Aus Schweinen wurden Frauen, aus Frauen Geschändete, doch für Mulligan war und blieb alles Schwein.
      Unter wüsten Flüchen und blasphemischen Kommentaren gegen eine Gottheit, an die er nicht glaubte, schnellte die fettige Faust dieser krötengesichtigen Grässlichkeit plötzlich gegen die prachtvollen Diamantwände der exklusiven »Suit des Fleurs«, als sein zum Bersten gespannter Gürtel zurrend unter dem Gewicht der schwabbelnden Wampe nachgab. Doch dem klumpigen Mann blieb keine Gelegenheit, diese Wut an der ohnehin bereits grausam traktierten Constanze auszulassen, denn die dunkelgrüne Teleschnecke, dessen dreckiges Wibbern Mulligan hasste, öffnete just in diesem Moment erneut die vergilbten, verqueren Zähne. Zornrot riss er dem kleinen Tier den Hörer ab und brüllte unbedacht:
      »Was ist?! Hat sich der Hundeficker endlich entschieden, Umanagh?!«
      Doch dann, als es am anderen Ende der Leitung unbehaglich still blieb, dämmerte dem jähzornigen Mulligan, dass er soeben einen herben Fehler begangen hatte und es diesmal nicht der Fischmensch Umanagh Fitzgibbon war, der ihn kontaktierte, sondern der wahre Besitzer der Teleschnecke mit den schiefen, löchrigen Zähnen, nach dessen Antlitz diese auch erschaffen war - Ulysses.

      Bastille, Rue de Bastille, Arrondissement de Diligence, Gavroche

      Die scharfe Klinge durchstieß den von schwarzen Bartstoppeln umwucherten Hals mit der Unnachgiebigkeit des Schnitters höchstselbst und zerfetzte die Luftröhre im empfindsamen Fleisch des ausbruchswütigen Gefangenen ohne Gnade oder Reue. Der Kavalier Balzac zog seine nunmehr rotbesudelte Schneide aus seinem Gegner und trat dessen toten Überrest die smaragdene Treppe hinunter. Polternd und klatschend stürzte das tote Stück Mensch die Stufen hinab und riss zwei weitere Insassen in den Tod, die ihrerseits soeben die Treppe betreten hatten, um ihre persönliche Rache an Balzac zu nehmen. Die rechte Hand des Capitaine de Cavalerie stürmte indes weiter empor, hinauf in die Schlafsäle und auf seinem Wege weitere Angreifer abwehrend, aufschlitzend und sich den von der hohen Stirn auf die knollige Nase tropfenden Schweiß abwischend, um dann weiterzumachen, als wäre nichts geschehen. Der brünette Kavalier war vielleicht nicht so talentiert und mächtig wie sein Vorgesetzter, doch er kämpfte zäher und verbissener als dieser, sodass er die einsame Tür zum Gemach der guten Seele des Hauses, der herzensreinen Aletta Bismont, nach nur wenigen Minuten und etwa doppelt so vielen Leichen erreicht hatte. Stoisch hämmerte er auf das alte Holz der verriegelten Tür ein, ohne dass diese nachgab oder jemand öffnete, wenngleich undefinierbare Laute aus dem Inneren des Zimmers drangen.
      »Madame Bismont!«, brüllte der Schlaksige aufgeregt, »Machen Sie auf! Ich bin's! Balzac! Ich werde Sie hier rausbringen!«
      Doch die Tür rührte sich keinen Millimeter, während das lärmende Brausen der Schlacht zwischen den Wärtern der Bastille und deren Gefangenen aus den unteren Etagen Schwall um Schwall nach oben schwappte.
      »Verdammt...Gehen Sie von der Tür weg!«, rief der Kavalier nervös, trat einen beherzten Schritt zurück und warf sich kurz darauf mit voller, rücksichtsloser Wucht gegen das alte Holz, welches nun splitternd nachgab und den dünnen Braunkopf mitten durch den Raum krachen ließ.
      Benommen öffnete er die Augen und wünschte, er hätte es nicht getan. Denn was er anfangs als Folge des Sturzes abtat, Halluzinationen und Wahnvorstellungen durch eine schwere Kopfverletzung, entpuppte sich allmählich als unbegreifliche Realität:
      Die pummelige Aletta Bismont schwebte schwerelos wie ein mit Helium gefüllter Ballon an der grünen Gemmendecke des kleinen Raumes und schlug mit den beleibten Ärmchen und Beinchen um sich, als würde sie fruchtlose Navigationsversuche unternehmen.
      Ihre runden Pausbacken waren vor Erschöpfung bereits vollkommen gerötet, als sie sich in der Luft wie ein Fass auf einem Fluss drehte und dem vollkommen ungläubigen Balzac so direkt in die weit aufgerissenen Augen starrte.

      Der metallische Geruch von Blut waberte noch immer formlos und beißend durch das grünglitzernde Quartier des Kavalierkapitäns und zersetzte die Luft mit den Schatten dessen, was Minuten zuvor geschehen war, als sich Chavelier Thenardier längst gleichgültig von den zerfetzten Leibern der toten Ausbrecher in seinem Zimmer abgewandt und sich auf die Brüstung seines hoch droben an die Bastille geschlagenen Balkons gestützt hatte, um ein letztes Mal die Stadt des Lichts in ihrer heuchlerischen Pracht und Schönheit zu erleben. Das gemeine Volk ging noch immer seinen simplen Geschäften nach, naiv und sich in trügerischer Sicherheit wiegend, hatte es doch noch nicht bemerkt, dass die Wachen von den Türmen und Toren des grünen Krokodils aus Smaragd und Holz verschwunden waren. Es würde zu spät sein, wenn es ihnen erst auffiele.
      Das Tosen des Kampfes im Inneren der Bastille dröhnte matt und schallend an die Ohren des Capitaines, sich seinen Weg durch die Zellen, Wehrgänge, Flure und Kasernen bahnend und alles mit dem Schreien der Schlagenden und Geschlagenen füllend, die Götter des Krieges und der Gnade anriefen, ihnen Kraft zu verleihen oder sie zu retten. Chevalier hingegen war so ruhig wie nie zuvor. Seine Männer waren dem gewaltigen Ansturm der ausbrechenden Gefangenen nicht gewachsen und das Waffenarsenal der Stadt würde schon bald in den dreckigen Händen von Mördern, Dieben, Perversen und Geisteskranken liegen, doch er war klarer als Eis und zwirbelte geistesverloren den schwarzen Knebelbart, während seine flaschengrünen Augen über die polierte, bläulich schimmernde Klinge des schmucklosen Katanas wanderten, welches nach seinem Meister verlangte wie ein Wal nach dem großen, weiten Ozean.
      »Wer ist er?«, fragte er den scharfen Stahl murmelnd, »Dass er dich sein Eigen nennen darf?«

      Schloss Roßkosch, Szcenia Sorovo

      »Hast du schon einmal von den ›Oktaven‹ gehört?«, stellte Carla die Frage so beiläufig in den Raum, als wisse sie nichts über die schillernde Vergangenheit ihres ehemaligen Einheitsleiters und Vorgesetzten, der sie auf ihre Worte unbeeindruckt anblickte und antwortete:
      »Eine kriminelle Organisation von der Fischmenscheninsel. Wieso?«
      »Ich hatte gehofft, du könntest mir sagen, wie viel Wahres in dieser ›Legende der verlorenen Lagune‹ steckt.«
      Nun kippte der blonde Mann sein edles Haupt unmerklich seitlich und besah die schöne Schwarzhaarige und ihre provozierend lächelnden, pechschwarzen Lippen mit einem undurchdringlichen Blick seiner klaren, silberblauen Augen, bevor er unwirsch an den Enden seines jadegrünen Maßanzugs zupfte und beschloss, sich auf ihr Spiel einzulassen. Zumindest für diesen Moment.
      »Das ist eine recht bekannte Geschichte, obwohl sie zu den jüngsten gehört. Die Oktaven sind in acht Netzwerken organisiert, und jedes dieser Netzwerke wird von einem ›Oyabun‹ geführt, oder auch ›Vater der Strömungen‹. Bis vor etwa 20 Jahren war der mächtigste und gefürchtetste Oyabun der Führer des östlichen Netzwerks, Akira Tanaka - ›Vater der östlichen Strömungen‹. Er war so grausam, wie er intelligent war und kaum berechenbarer als die See höchstselbst. Die Legitimation seiner Macht sahen viele seiner ›Kobun‹ -seiner Untergebenen- jedoch in der Klinge, die er stets mit sich führte. Ein Drachenschwert, welchem göttliche Kräfte zugeschrieben werden. Wie auch immer.«
      Galant erhob sich der Edelmann und schwebte konzilianten Schritts vor das prasselnde Kaminfeuer, welches seinen Schatten wie ein geisterhaftes Ungeheuer in dem stilvollen Zimmer heraufbeschwor und züngelnd nach seinen Gliedern reckte.
      »Vor bald zwanzig Jahren endete das Leben dieses als unantastbar geltenden Oktaven-Vaters. Auf einer Versammlung aller hochrangigen Mitglieder des östlichen Netzwerks kam es zu einem blutigen Massaker, dessen Hintergründe und Verantwortliche bis heute unbekannt sind. Und während die verbliebenden Väter in Sorge herauszufinden versuchten, wer oder was im östlichen Netzwerks gewütet und jeden einzelnen der dortigen Fischmenschen blutig abgeschlachtet hatte, wollte jeder ›Kobun‹ seinerseits nur das legendäre Schwert des Akira Tanaka finden und sich so zum neuen ›Oyabun‹ der östlichen Strömungen erheben. Doch die Waffe war nicht aufzufinden - und wurde seither auch nie wieder gesehen.«
      Nachdem er seinen unfreiwilligen Exkurs beendet hatte, wandte sich Harley zu Carla um und fixierte sie mit einem Blick, der deutlich »Und, zufrieden?« fragte, was ihre onyxbraunen Augen funkelnd mit »Ja« zu beantworten schienen. Schwer seufzend ließ sich der Herr von Schloss Roßkosch daher zurück in seinen Sessel fallen und forderte gestisch und mimisch eine fällige Erklärung von der blassen Schönen ein, deren schwarze Lippen jedoch nur unmerklich aufzuckten, ohne einen Ton von sich zu geben. Dieses Verhalten der beiden glich einem kindhaften Rangeln um die Vorherrschaft der eigenen Überlegenheit, einem peinlichen Spiel mit der Unterwürfigkeit und dem Respekt des jeweils anderen und war der größte Grund für die noch immer rein platonische, professionelle Beziehung zwischen der Frau in Schwarz und dem Hermelin: Hinter den hohen, massiven Mauern ihrer emotionalen und äußeren Reife benahmen sie sich wie zankende Geschwister.
      »Also...«, beendete Harley letztlich ihr alltägliches Spielchen, das sie jung und hassenswert hielt, »Was hast du herausgefunden? Worauf willst du hinaus?«
      »Darauf, dass ein Drachenschwert zu den wohl seltensten und wertvollsten Dingen gehört, die in den Meeren zu finden sind. Diese Klingen verschwinden nicht einfach und tauchen dann nie wieder auf. Sie...hinterlassen Spuren. Für jeden Narr, der ein Messer nicht von seinem Schwanz unterscheiden kann, gibt es einen Sammler, der es tut.«
      »Der Schwertkämpfer, der damals Xanana aufgemischt und das Logbuch gestohlen hat...«, schlussfolgerte Harley gewohnt scharfsinnig und fläzte sich zufrieden noch tiefer und bequemer in seinen Sitz.
      »Krill«, schnalzte Carla zustimmend, »Wenn das sein richtiger Name ist, was ich bezweifle. Eine Schatzsucherin hat ihn -oder eher sein Schwert- einmal erkannt und die Verbindung zur Oktave hergestellt.«
      »Dann grabe in diese Richtung weiter.«
      »Gern. Allerdings sind die Mitglieder der Oktaven nicht sehr...gesprächig«, lachte sie sardonisch und hielt ihre ausgestreckte Hand vor das Gesicht, wobei sie den Mittelfinger einrollte, um einen abgetrennten Gliedmaß zu visualisieren.
      »Ja...«, presste Harley aus dem gespielt schmerzverzerrten Gesicht, »Sie mögen keine Klatschbasen...Lass mich nur machen. Ich kümmere mich darum.«
      »Gut. Dann...« Nun zog Carla mit überdramatischer Gemächlichkeit den letzten handschriftlich angefertigten Steckbrief aus der Akte, die die verqueren, undurchsichtigen Leben der Kopfgeldjäger auf eine triste Aneinanderreihung schwarzer Buchstaben reduzierte, welche sich leblos zu dumpfen Wörtern verbanden, ohne selbst einen höheren Sinn zu erstreben.
      »Callaghan...«, beendete der Hermelin ihren Satz und quengelte sich quer über die gesamte Fläche des ledernen Sessels, bis seine Beine über der linken und sein Kopf über der rechten Armlehne baumelten und seine silberblauen Augen die mit großköpfigen Engelskindern und theatralischen Heiligenfrauen geschmückte Marmordecke fokussierten. Die heilige Himmelspforte eröffnete sich über seinem erhabenen Antlitz, während ihm die Frau in Schwarz von einem Mann berichtete, der aus der Hölle gekrochen war, um auf Gott zu spucken - und von der Bestie, an der es war, diesen zu jagen.

      Notre-Dame des Fleurs

      Kleine, surrende Lichter in der Finsternis, die der Formlosigkeit eine Form und dem Auge einen Nutzen gaben, schwirrten vor den dunklen Gesichtszügen Callaghans umher und befleckten das kleine, schwarze Zimmer der riesenhaften Notre-Dame mit winzigen Sonnen.
      Lazare hatte sich mittlerweile erhoben und Abstand zu dem schwarzhaarigen Kopfgeldjäger genommen, als fürchtete er, dessen nihilistische Weltauffassung sei ansteckend und könnte ihn selbst in bittere Depressionen stürzen.
      »Sie sind schön, nicht wahr?«, wagte der Bischof von Gavroche dennoch einen weiteren Versuch, eine positive Regung im finsteren Konterfeil des unfreiwilligen Gastes zu provozieren, »Lucioles, Glühwürmchen. Solange sie klein sind, spenden sie Licht in unseren Hütten und Gassen. Wachsen und gedeihen sie, folgen sie dem Ruf ihrer Mutter und gleiten zu ihr empor, wo sie der ganzen Insel ihr stummes Leuchten schenken.« Fromm lächelnd deutete er in Richtung des kleinen Fensters, hinter dem die geballte, glänzende Pracht der atemberaubenden »Mére de Lucioles« wie ein göttlicher Speer aus dem diamantenen Boden des »Place Julian« brach und bis an die tiefschwarze Höhlendecke ragte, wo sie mit jener in dumpfer Schönheit verschmolz, umschwirrt von unzähligen geflügelten Lichtern mit Beinen und Fühlern.
      »Ich bin kein Fan von Insekten«, murmelte Callaghan während eines weiteren erfolglosen Versuches, sich aufzurichten.
      »Damit bist du nicht allein«, lachte der gute Bischof, »Sie gehören nicht zu den beliebtesten Schöpfungen unserer Dame. Doch die Glühwürmchen hier erhalten uns und wir erhalten sie. Ein Geben und ein Nehmen, wie es diese Welt am Leben erhält.«
      Auf diese Worte sah Callaghan auf und fokussierte Lazare mit einem bitter-skeptischen Blick, aus dem höhnische Verachtung wie eine Viper unter konstruktiver Ablehnung lauerte.
      »Glauben Sie das wirklich?«, fragte er ihn plötzlich so kalt, dass es den alten Mann fröstelte.
      »Was denn, Callaghan?«, entgegnete dieser jedoch mit genug Wärme, um die kalten Schneisen des Kopfgeldjägers zu schmelzen.
      »Dass wir ›geben‹ und ›nehmen‹. Selbst Sie müssen doch erkennen, dass nichts auf dieser Welt tatsächlich geschieht, das ein ›Geben‹ rechtfertigen würde. Diese verdreckte Kloake jenseits der blauen Mauern ist doch der beste Beweis dafür, dass uns mehr genommen wird, als wir zu geben überhaupt imstande wären.«
      »Ich gebe«, hielt Lazare fest dagegen, »Auch den armen Seelen im Arrondissement du Cœur.«
      »Und was wäre das?«
      »Hoffnung.«
      Stille breitete sich auf dieses Wort in der Notre-Dame des Fleurs aus, eine tödliche und grausame Stille, die mit sadistischer Freude an den Nerven des gutmeinenden Seelsorgers kratzte und zerrte, während Callaghan in ihr wuchs und erstarkte. Hoffnung war ein gebrandmarkter Laut in seinen Ohren und befeuerte seine Glieder, über die das Gerüst seiner Seele in Flammen gesteckt wurde. Hoffnung war für den verbitterten Mann nie mehr gewesen als eine trügerische Verräterin, deren wohlfeine Versprechungen Gift in den Adern des vermeintlichen Glücks waren. Zu oft hatte sich Callaghan seinen naiven Blick schon mit der Hoffnung trüben lassen, als dass sie ihn noch einmal könnte erblinden lassen.
      »Hoffnung bringt uns nichts weiter ein, als die falsche Gewissheit, dass sich alles zum Guten wandeln wird. Sie ist reißerisch, vulgär und verlogen. Hoffnung ist eine Epidemie, für die es kein Heilmittel gibt. Alles, was Sie den erbärmlichen Armen mit ihr geben, ist das sinnlose Warten auf eine Erlösung, die nicht eintreten wird.«
      »Callaghan«, tastete sich darauf der warmherzige Bischof vorsichtig vor, auch auf die Gefahr hin, dieses Gespräch und seinen Gesprächspartner so zu verlieren, »Der Glaube ist Hoffnung und -wie du selbst sagtest- Trost. Was ist falsch daran, die traurige Pein der Menschen zu lindern? Ich glaube daran, dass unsere Dame für uns alle eine Erlösung bereithält. Und in diesem Gedanken finde ich...Trost. Wie elend wäre mein Leben, wenn ich nur meine verzweifelten Versuche sehen würde, den armen Seelen im dritten Bezirk zu helfen? Wie verbittert wäre ich, würde ich glauben, ich sei allein und sie seien allein? Oh, Callaghan! Verurteile den Gläubigen, doch verurteile nicht den Glauben, der für viele alles ist, an das sie sich klammern können! Und sei es nur die Aussicht auf Frieden im Tode!«
      Callaghan schien die ungewöhnlich harschen Worte des Predigers abzuwägen, auf den verschiedenen Ebenen seines Geistes zu analysieren und in sich aufzunehmen, als seien sie einer genaueren Betrachtung würdig. Und für den allmählich verzagenden Lazare fühlte sich das wie ein kleiner Sieg an. Der Kopfgeldjäger und dessen Genius der Hoffnungslosigkeit zehrten erbitterter an dem gutmütigen, lebensfrohen Mann, als es dieser hätte ahnen können, denn ihm fehlte es an Erfahrung mit klugen Atheisten, die seiner Göttin kein glühendes Mikroskop in die heilige Brust zu jagen gedachten.
      »Und was...«, gab der schwarzhaarige Hüne schließlich bedachtsam und todernst zur Antwort, »...wenn es keinen Tod gäbe? Zumindest nicht, wie wir ihn begreifen?«
      »Wie?«, vergewisserte sich Lazare, den Hünen nicht missverstanden zu haben.
      »Jemand sagte mir einmal, die Zeit sei eine Kugel auf einer wirbelnden Spirale, die sich kreiselnd um einen leeren Mittelpunkt windet. Die menschliche Wahrnehmung ist darauf ausgerichtet, Ereignisse in eine logische, lineare Reihenfolge zu bringen, denn wir bewegen uns mit der vergehenden Zeit oder dem, was wir als vergehende Zeit auffassen. Aber was, wenn es keinen Anfang gibt, kein Ende?«
      »Wer...wer hat das gesagt? Das ist absurd!«
      »Ein Mann, den ich mehr hasse als mich selbst. Doch was, wenn es stimmt? Kein Ende, kein Beginn, nur der zeitweise Verlust der sensorischen Empfindungen, bevor wir genau das selbe Leben erneut erleben müssen? Wir sind zufällige Ansammlungen von Staub und Materie, die genauso zufällig in einem bestimmten Punkt der Zeit an einem bestimmten Raum zusammengesetzt werden. Ein wahllos zusammengewürfeltes Dasein, das wir immer und immer wieder erleben, da die Gesetze der Wahrscheinlichkeit und des Zufalls uns immer wieder genauso so zusammenknüppeln - einfach, weil die Unendlichkeit es ermöglicht und bedingt. Mal verpassen wir den schlimmsten Tag unseres Lebens, mal erleben wir ihn wieder und wieder und wieder hintereinander. Welchen Trost könnte man ihren Schäfchen in der Gosse dann spenden? Sie sagten es selbst, die Aussicht auf einen Frieden nach dem Tode ist oft alles, was sie haben. Doch wer weiß schon, wie oft wir dieses Gespräch schon geführt haben, während irgendwo auf der Welt grade ein kleines Mädchen dabei zusehen muss, wie plündernde Piraten seine Mutter vergewaltigen und es weiß, dass es als nächstes an der Reihe sein wird? Wie oft haben wir hier wohl schon das selbe verfluchte Gespräch geführt und wie oft das Kind...?«
      »Ich...« Lazare wusste nichts zu sagen. Die tiefen, allverneinenden Vorstellungen Callaghans betrübten ihn, stimmten ihn nachdenklich und füllten das reine Herz des guten Mannes mit Blei. »Das ist nicht wahr, mein Sohn. Ich weiß...glaube fest daran...!«
      »Glauben ist ja bekanntlich alles, aber...«, schmunzelte Callaghan bitter, wobei er die weißen Zähne wie Wolfshauer bleckte, »Schichten und Schichten von Sinnlosigkeit, ungerichtet in einer endlosen, in sich selbst kreisenden Spirale treibend. Ohne Ziel, ohne Sinn. Beinahe erleichternd, oder? Ich meine, was können sich die Verdammten schon vorwerfen, die ohne Schuld und eigenes Zutun in eine Verdammnis hineingeboren werden?«
      »Wir...sind mehr als zufällige Staubansammlungen. Bestimmt.«
      »Wir sind Frösche, Prediger«, murmelte der Kopfgeldjäger, als er sich plötzlich mit aller Kraft aufrichtete und endlich schmerzverzerrt-ächzend auf die zitternden Beine stellte, »Frösche in einem Brunnen, den sie für den Ozean halten.«
      Kapitel 70 - Rattenfalle


      Blut, Schweiß und Tränen, Schreie, die unter dem infernalen Lärmen des schallenden Kampfgetümmels wie gesprochene Gedanken von Ohr zu Ohr sprangen, Tritte auf dem blutbeschmierten, rutschigen Boden aus grünem Smaragd, ein quietschendes Schlittern und ein dumpfer Aufprall, der dem folgte. Stöhnen und Ächzen. Schmerz.
      Die Gabe, alles zu sehen und alles zu hören, das in bestimmter Entfernung zwischen Himmel und Erde in die Existenz tritt, gab Krill die Gelegenheit, eine Metaebene zu öffnen, in der das Wesen der Natur aus Kampf und Lebenserhalt kaum bedeutsamer war als jeder einzelne Atemzug, der zu diesem Zwecke unternommen wurde. In einer Sekunde quoll das Leben noch aus jeder Pore des jungen, verunsicherten Soldaten, der seine Klinge offensichtlich niemals zuvor außerhalb der Feldübungen zu schwingen gezwungen war und Sekundenbruchteile später zerbarst sein markanter Schädel unter dem Gewicht eines groben Stiefels. Und nichts als wabbelnde, unförmige Masse blieb weder lebendig, noch tot zurück.
      Der Meermann sah alles und doch fühlte er nichts, seine Sünde, seine Bürde und der Grund, aus welchem er noch auf dieser Welt weilte. Er suchte nach einer Vergebung, die er nicht verdiente und hoffte auf eine Erlösung durch Götter, welche ihm noch fremd waren. Die tobenden Mengen wurden seiner nicht gewahr und er glitt wie roter Rauch durch das Gemetzel im Inneren der smaragdengesplitterten Bastille, während seine blinden Augen an den wartenden Gliedern des Mannes hefteten, der ihm mit flegelhafter Selbstgefälligkeit genommen hatte, was ihm noch geblieben war.

      Lange, dünne, grapschende Triebe liebkosten den kalten, lieblosen Stein mit der hingebungsvollen Ausdauer eines zärtlichen Geliebten, der seine Angebetete langsam und heiß zu verführen gedachte. Das Quartier des Capitaine de Cavalerie verkam zu einem ungezähmten Astwerk aus Holz, Blattwerk und Wildnis, aus dem die Maske des hölzernen Titanen grimmig und erwartungsvoll hervorstarrte. Der nunmehr fleischlose Körper des Heros' der fleischlichen Lust war über unsichtbare Holzadern zum Bersten gespannt und erwartete seinen größten Triumph oder seine bitterste Niederlage mit groben Augen.
      Leise raschelten die Blätter seines Knebelbartes zwischen den trockenen Ästen und den saftigen Zweigen, wiegten im Takt der sich vor Anspannung zusammenziehenden und wieder lösenden Holzmuskeln und leisteten so ihren dramatischen Beitrag zu der bedeutungsschwangeren Atmosphäre, die zu jede Sekunde durch den mysteriösen Meermann zerstört werden konnte. Die bläuliche Klinge in den hölzernen Pranken Chevaliers gierte danach, seine Kehle in den Händen ihres Meisters zu durchstoßen, da er ihrer nicht würdig war. Der kalte Odem eines schlafenden Drachen dünstete aus dem polierten Stahl und fröstelte Capitaine Thenardier, als
      sich die Zimmertür plötzlich knarzend öffnete und ein Hauch von Meer die aufgewühlte Luft salzte.

      Im Versteck der »rats« unter Gavroche

      Die vertrauten Regungen auf den Wangen ihres langjährigen Freundes verrieten dessen kleine Grübchen und das diese auslösende Lächeln, noch bevor er seine Lippen auch nur bewegte. In seinem schönen Gesicht lag noch immer die Ruhe und Gelassenheit seines früheren Selbst, doch in den froschgrünen Augen sah Mercedes nichts als falsche Gefühle und verlogene Gedanken. Welche Träume und Wünsche Enjolras auch antrieben, in Wahrheit waren sie nichts als selbstgeschaffene und akzeptierte Lügen, die seinen rachsüchtigen Egoismus und sein Streben nach Macht vor ihm verschleiern sollten.
      »Du kommst hier her, Mercedes. Und verurteilst mich«, murmelte der Rattenfänger mit einem mitleidigen Blick, aus dem verhaltene Wut wie ein versteckter Dolch hervorblitzte, »Mit deiner...Horde degenerierter Kopfgeldjäger. Die Menschen für Geld töten oder gefangennehmen oder weiß der Himmel. Die Grenzen verschwimmen nur allzu schnell zwischen einem Kopfgeldjäger und einem bezahlten Mörder, nicht wahr?«
      »Nicht, wenn auf besagte Menschen ein KOPFGELD ausgesetzt ist, Enjolras. Spar dir diese pseudophilosophische Selbstbeweihräucherung für deine Privatarmee auf. Die glaubt es vielleicht...«, spottete die brünette Schönheit genervt zurück und beobachtete die bewaffneten, in den zu schweren Schutzkleidern herumstolpernden Kinder.
      »Dennoch bist du niemand, der mich für all das verurteilen sollte«, setzte Enjolras bedrückt dagegen, bevor sich sein schlanker Körper hinunterhockte und sich die Blicke der beiden alten Freunde unweigerlich treffen mussten. Die Zeit hatte ihre Krallen tief in beider Leben Fleisch gerissen und zeichnende Narben hinterlassen, doch während die des Rattenfängers verheilt waren, klafften Mercedes' noch immer hin und wieder auf, um zu eitern und zu bluten. Niedergeschlagen musterte er das starke, unsagbar schöne Gesicht hinter den haselnussbraunen Haarsträhnen und zwang sich ein sanftes Lächeln über seine wohlgeformten Lippen. »Es tut mir leid. Ich wollte nie, dass dein Bruder getötet wird. Ich wollte nie, dass sie...«
      »Nein«, brummte Mercedes so bestimmt und hart zurück, dass es dem Herr der Ratten die Stimme brach, »Du wolltest es nicht. Aber das spielt keine Rolle, denn ich warnte dich vor den Himmelsdrachen und ich warnte dich vor dir selbst. Du hast nicht zugehört, warst so geblendet von deinem Reichtum und deinem Einfluss, dass meine Worte an dir abgeprallt sind und auf mich zurückschlugen wie fehlgeleitete Kugeln. Du hast nichts davon gewollt...aber es ist deine Schuld und ich werde dir niemals vergeben!«

      12 Jahre zuvor

      Mit einem charmanten, falschen Lächeln auf den rotlackierten Lippen und dem gewissen Reiz der frischen Jugend, wie ihn nur das Arrondissement de Lumière zu würdigen weiß, flanierte Mercedes Delacroix über den ausladenden »Place Julian« und badete geistesverloren im Lichte der glühenden Mutter der Glühwürmchen, bevor sie der dunkle Schatten der floralgemusterten Notre-Dame des Fleurs in sich aufsog und jedes Lächeln in ihr ersterben ließ. Nur selten glitten ihre verschiedenfarbigen Augen über den schwarzen Obsidian und straften die glänzenden, zu Blumenbildnissen geschlagenen Gemmenstücke mit abwertenden Blicken, die ihre verlogene, hinterhältige Natur offen anprangerten.
      Die Religion hatte Mercedes vieles eingebracht, naive Versprechungen, falsche Hoffnungen, Ungerechtigkeit, doch weder hatte sie ihren Bruder geheilt, noch ernährt oder umsorgt, weshalb sich die Brünette, die nie für mehr gebetet hatte als diese frommen, selbstlosen Wünsche, bald von der Dame und ihren Musen abgewandt hatte. Die Gavrocher Schönheit war vielleicht nicht als Atheistin geboren worden, doch das machte ihren Hass nur noch brennender und stärker, da dessen Flammen von ihren Enttäuschungen und einstigen Zweifeln zehrten.
      Ein leises, kaum hörbares Ausatmen entfleuchte ihrer trockenen Kehle, als sie die bohrenden, wachenden Türme und steinernen Libellen der Notre-Dame endlich hinter sich gelassen und erfolgreich die Stufen hinab in die um diese Uhrzeit größtenteils menschenleeren Katakomben genommen hatte, wo sie sich aus der Folter ihrer hohen, pinken Absatzschuhe befreite und den roten Lippenlack mit einem einfachen Tuch fortwischte, das sie aus ihrem modischen weißen Damenmantel gefischt hatte. Die Mercedes, die tagsüber in der hochmodernen Privatpraxis der Dr. Clementine Coulomb lernte und forschte, ihr Hirn auspresste und über Büchern hing, die längst Teile ihrer Seele in die Seiten gesaugt hatten, war nicht dieselbe Mercedes, welche am Ende des Tages zu ihrem kleinen Bruder zurückkehrte, um ihm die Brote für seinen anstehenden Schultag zu schmieren. Manchmal hasste sie dieses Doppelleben, das sie müde, ausgelaugt und mit dem Gedanken zurückließ, beide Welten zu kennen, ohne tatsächlich zu einer zu gehören, doch wusste sie auch, dass die strahlenden Lichter des ersten Arrondissements hinter ihrer Politur trübe, dreckig und kein Ort für einen Jungen waren, dessen früheste Erinnerungen in die urbanen Sümpfe des verfluchten Gossenbezirks führten, in den sie nie wieder zurückkehren wollten.

      Mit den Schuhen in der Hand und der Müdigkeit im Gesicht betrat Mercedes den kleinen, unförmigen Klumpen Saphir in der Rue de Siecle, bereit, ihre grinsende Maske aufzusetzen und Émile vorzugaukeln, sie sei so etwas wie lebendig. Doch an diesem Abend erwartete sie nicht nur der energiegeladene Ansturm ihres kleinen Bruders, sondern auch die verhaltene Begrüßung des ihr vertrautesten und zugleich fremdesten Menschen.
      Der Zwiespalt im Herzen der Gavrocherin wuchs mit jeder verstreichenden Sekunde, in der sie ihren Bruder mit dem großgewachsenen Hünen Everard Bissac-Gramont plaudern und lachen sah, als seien sie noch immer in dem kleinen, stinkenden Fleckchen Rubin und die Welt der Elenden nicht wie eine Quarantänezone hinter der großen, saphirblauen Mauer abgeschottet. Mercedes konnte die Augen kaum von ihrem einstigen Weggefährten abwenden, der in den letzten Jahren vom dürren, im wilden Herbstwind zitternden Zweig zu einer hochragenden, breiten Eiche herangewachsen war, die selbst den Stürmen der Neuen Welt außerhalb der sicheren Höhle Princesse Suies getrotzt hätte. Die nagelneue weinrote Uniform verlieh dem frisch eingemusterten Gendarm zudem eine Würde und Wichtigkeit, die Mercedes nie zuvor an Everard erkannt hatte, nicht hatte erkennen wollen, um ihre eigenen Laster zu kaschieren. Stets hatte sie ihn für selbstverständlich erachtet, bis sie ihn letztlich als finales Sinnbild ihres alten, hoffnungslosen Lebens hatte allein zurücklassen müssen. Wenn er sie dafür hasste, verbarg er seine Gefühle gut.

      »Er ist groß geworden. Sieht auch viel gesünder und kräftiger aus als damals...«, murmelte der Gendarm nervös, nachdem ihm Mercedes gestattet hatte, den jungen Émile ins Bett zu bringen. Sie wusste, dass Everard ihn wie einen eigenen Bruder liebte und hasste sich dafür, den Kontakt so lange gemieden zu haben. Auch sie vermisste die kohlengrauen Augen, die sie stets so liebevoll und freundlich angesehen hatten, als sei sie der beste Mensch auf der Welt. Sogar jetzt noch, nachdem sie ihm durch ihre überstürzte Flucht aus dem roten Höllenkreise hinein in die wirbelnden Offenbarungen der inneren Ringe das Herz gebrochen hatte, konnte Mercedes noch die Wärme der Zuneigung spüren, die aus den tiefen, dunklen Augen rußte.
      »Warum bist du wirklich hier?«, unterband sie seinen Versuch, alte Zeiten und gemeinsame Erinnerungen als Auftakt für ein engeres Gespräch zu missbrauchen. Everard seufzte schwer, bevor er ruhig zu erklären begann:
      »Es geht um Enjolras. Er...begeht einen Fehler, den du hoffentlich noch verhindern kannst.«
      Ein höhnisches Grunzen barst aus Mercedes geröteten Nasenflügeln und verschwor sich mit einem verächtlichen Blick gegen den beflissen dreinschauenden Everard. »Aber natürlich. Was sonst!«
      »Ich weiß, wie das klingt«, murmelte der Gendarm, seinen gewaltigen Körper auf dem zu kleinen Holzstuhl ungelenk verteilend und sich den geschorenen, rotblonden Schopf kratzend »Aber Himmelsdrachen sind das letzte, was wir in Gavroche gebrauchen können, weißt du?«
      »Was...?«, hauchte Mercedes, der bei der Erwähnung der Tenryuubito der Atem stockte. »Was sagst du da?«
      Everard berichtete der schönen Braunhaarigen langsam und eindringlich von den jüngsten Abenteuern ihres Patrons, dessen exzentrischer Hang zur Rebellion in den vergangenen Monaten zum Ärgernis der Gavrocher Gesellschaft und Gendarmerie gleichermaßen herangewachsen war und der nun im Begriff stand, die Macht und den Einfluss seines Erbes zu nutzen, um das Schicksal der Insel für immer zu verändern.
      »...Und wir...«, endeten Everards Ausführungen schließlich, »...Ich hatte gehofft, du könntest zu ihm durchdringen. Der Vandalismus, die Proteste...er muss aufhören. Die Baugins können Inspecteur LeChampe nicht auf ewig beschwichtigen. Dieser Baudelaire wartet sowieso nur auf eine Chance, dessen Posten zu übernehmen, und dann gibt es wenig, was Enjolras retten könnte.«
      »Ich werde sehen, was ich tun kann. Wer weiß schon, was Enjolras wieder plant? Er ist halt...«
      »Ein Freigeist«, flötete der Rotblonde nicht ohne bissigen Hohn, »Ich weiß. Deshalb fliegen ihm die Herzen der halben Gavrocher Damenschaft zu.«
      »Tja«, erwiderte Mercedes darauf nur schnippisch und erhob sich bestimmt von ihrem Stuhl, Everard höflich, aber direkt hinausdeutend, »Ich spreche mit ihm. Danke für deinen Besuch.«
      Einen Moment verblieb der rotblonde Hüne verzagt auf seinem Platz und betrachtete ihr Gesicht, das kaum gealtert, sondern nur gereift war und erinnerte sich an die Zeit im dritten Bezirk zurück, als diese Augen, diese Nase und dieser Mund alles gewesen waren, das ihm Halt und einen Lebensinn gegeben hatten. Jetzt, über ein Jahrzehnt später, hatte er sie verloren und würde sie nie wieder zurückbekommen. »Ich weiß, dass er kein schlechter Mensch ist, Mercedes. Nach allem, was er für dich und Émile getan hat, kann ich ihm nur aufrichtig dankbar sein. Deshalb will ich auch, dass du mit ihm sprichst und ihn stoppst, bevor er zu weit geht. Du als seine...«
      »Wir sind nicht...«, unterbrach ihn Mercedes prompt mit diesem Satz, dessen Ende sie ebensowenig kannte wie den Grund, aus dem sie ihn begonnen hatte.
      »Verstehe...«, erwiderte der rotblonde Hüne, sich ein schüchternes Lächeln nicht verkneifen könnend, welches Mercedes unbewusst erwiderte und für einen Moment schienen beide wieder Kinder zu sein, denen alles möglich war.

      »Die Himmelsdrachen?! Wieso? Diese Menschen sind...sind...«, Mercedes suchte in dem glänzenden, bis zur Unkenntlichkeit polierten Gemach aus Stahl, Glas und Diamant die passenden Worte, um dem sich gelassen in seinem Himmelbett fläzenden Enjolras Baugin die Tragweite seiner bereits begangenen und für die nahe Zukunft geplanten Taten begreiflich zu machen, doch der Jüngling mit dem schokoladenbraunen Haar und den tiefen, süßen Grübchen lachte ihre Sorgen nur herzlich hinfort.
      »Merci«, beschwichtigte er sie, während seine kräftigen Beine just aus dem Bett flogen und den Rest seines wie gemalten Körper mitrissen, »Es ist doch nur ein Gedankenspiel. Diese Stadt...diese Menschen. Alles ist so falsch, alles ist so...verdorben. Ich möchte so vieles anders machen, besser machen. Weißt du...« Er schwebte nun galanten Schrittes vor ihren erblühten Körper und nahm ihr vor Zorn und Aufregung gerötetes Gesicht in seine gepflegten, warmen Hände. »Ich sehe dich und möchte, dass diese Insel ist wie du. Schön, stark, unabhängig und frei, doch auch zart, weich und...verwundbar. Das ist wichtig, weißt du? Verwundbar zu sein.«
      »Du wirkst nicht verwundbar«, motzte die Brünette, sichtlich bemüht, ein verzeihendes Lächeln zu unterdrücken, das ihr langjähriger Freund durch ein sanftes, unschuldiges Streicheln ihres markanten Kinns hervorzukitzeln versuchte.
      »Und ob«, erwiderte er verlegen schmunzelnd, »Wir alle haben unseren Schwachpunkt.«

      Zurück in der Gegenwart

      Nur das metallische Hämmern, dumpfe Marschieren und erschöpfte Keuchen der vorpubertären Soldaten des Rattenfängers untermalten die bedrückende Stille, die sich zwischen den glänzenden Augen der beiden einstigen Freunde wie eine toxische Wolke ausbreitete und ebenso ätzte, während die Sekunden wie drohende Pendelschläge vergingen. Mercedes konnte seinem Blick standhalten, den sie so lange verflucht und verteufelt hatte, doch Enjolras verlor zunehmend emotionalen Halt. All der Hass und die Abscheu brach aus der stürmischen Mimik der Kopfgeldjägerin auf den Baugin-Erben herein und verschlang ihn in einer Woge aus Vorwürfen und Ekel, aus der ihn keine in die wütenden Fluten greifende Hand erretten konnte.
      »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sehr du mich über die Jahre gehasst haben musst«, murmelte er betrübt, »Das haben wir beide nicht verdient.«
      »Nein«, fauchte Mercedes angriffslustig zurück, »Ich habe über die Jahre geglaubt, du hättest einen Fehler begangen, aus dem du gelernt hättest, dass deine Ziele falsche Wünsche sind.«
      »Mercedes...«
      »Ich habe dich in Schutz genommen, noch vor Stunden habe ich Everard gesagt, dass auch gute Menschen Fehler begingen.«
      »Das ist richtig. Du-«, warf Enjolras ein, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen:
      »Halt den Mund! Ich habe mich geirrt! Du hast nichts gelernt! Mein Bruder starb für deinen egoistischen Wunschtraum und das ist dir nicht nur egal! Du schickst sogar noch weitere Kinder für diesen Wahnsinn in den Tod!«
      »Es reicht!«, brüllte der Rattenfänger plötzlich direkt in das Gesicht der schönen Brünetten, die die markante Maske aus Beherrschung und Charme endlich vor sich abfallen und den wahren Enjolras Baugin sah, »Das ist mein Thron! Der Palais Blanc ist mein, diese Insel ist das Erbe meiner Familie! Ich bin ein Himmelsdrache und verlange danach, Mercedes! Das ist mein Vermächtnis! ›DuchesseLisanne de La Rochefoucauld und ihr dämlicher Ehemann sind Statthalter, keine Herrscher! Sie haben kein Recht, auf diesem Thron zu sitzen!«
      »Und du?«, setzte die schöne Kopfgeldjägerin wütend entgegen, »Was bist du, dass du über diese Insel herrschen solltest?!«
      »Ihr Erbe!«
      Angewiderte starrte Mercedes in die kalten, gereizten Züge des perfekten Gesichtes und spuckte hinein, bevor sie voller Abscheu raunte: »Du bist wirklich ein Himmelsdrache, das ist dein Erbe. Ein selbstgerechtes, narzisstisches, egozentrisches...«
      »Es ist mein Recht, Mercedes«, erwiderte er, sich mit dem Ärmel seines Mantels den Speichel vom Gesicht wischend, »Nenne mich, wie es dir beliebt. Doch ich gehöre auf diesen Thron, in den Palais Blanc. Meine Vorfahren lehnten die Krone ab - aber nach Mary Joa wollten sie auch nicht. Ich bin weder das eine, noch das andere. Ein Tenryuubito ohne Privilegien, ein Erbe ohne Erbschaft. Das muss sich ändern, der Gerechtigkeit muss genüge getan werden!«
      Mercedes hielt inne und betrachtete die vor Ärger und Anspannung zuckenden Lippen des Himmelsdrachen mit dem Mitleid einer Frau, die zu keiner Empathie mehr fähig war. Enjolras hatte ihr genommen, was ihr am kostbarsten gewesen war und keine Rechtfertigung dieser Welt könnte diese Erinnerung aus ihrem Gedächtnis brennen.
      »Machmal«, antwortete sie bitter, direkt in das flimmernde Weiß seiner Augen schauend, »Muss die Gerechtigkeit für das Wohl des Volkes geopfert werden. Ich habe die Vorgänge auf der Insel hin und wieder verfolgt, die De La Rochefoucaulds scheinen dem Staat gut zu tun. Du und deine kleinen Guerillakrieger hier würden das nicht.«
      Auf ihre Worte änderte sich der verstimmte, zornige Ausdruck in Enjolras' Gesicht völlig und wich einer traurigen, beinahe enttäuschten Miene mitfühlenden Bedauerns, die wie auf ein todkrankes Tier hinabsah, das man nur noch einschläfern konnte, um seinen Schmerzen zu beenden. »Das...ist nicht wahr, Mercedes«, flüsterte er beinahe unhörbar und eindringlich, »Die Gerechtigkeit darf niemals geopfert werden, für nichts. Nur sie steht zwischen uns und dem Chaos.«
      Mercedes sollte um ihre Gelegenheit betrogen werden, diese Aussage gewohnt zynisch zu kontern, denn ein junger Bursche von etwa 16 Jahren hetzte eilends herbei, fuchtelte sich die langen, blonden Haare aus dem verschwitzten Gesicht und stammelte aufgeregt:
      »Monsieur Baugin! Es gibt Neuigkeiten aus der Bastille! Und...«
      »Ja!«, empfing ihn Enjolras überrascht, erhob sich just und strich sich die braunen Locken aus dem wohlgeformten Gesicht, welche der Streit mit der Kopfgeldjägerin zuvor aus dem Zopf gelöst hatte, »Mercedes, das ist Coulbert. Coulbert, Mercedes. Was gibt es?«
      Dem blonden Coulbert schien die Situation sichtlich suspekt zu sein, dennoch verbeugte er sich unsicher vor der Gefesselten und schenkte ihr ein gequältes Lächeln, bevor er seinem Anführer zu berichten begann:
      »Die Kavaliere stellen keine Gefahr mehr da. In der Bastille regiert nach einem gelungenen Ausbruch der Gott des Gemetzels.«
      »Ah! Ja!«, jubelte Enjolras, »Dann hatten Linneque und Boltou also Erfolg?!«
      »N-nein, Monsieur. Es waren zwei Gefährten der...Mademoiselle«, erklärte der nervöse Coulbert mit Blick auf die Gefangene, »Der Fischmensch und der blonde Mann, den Baudelaire zuvor verhaftet hatte.«
      Das Grinsen, welches sich nun in die Wangen des Rattenfängers schnitt, hätte vergnügter, freier und amüsierter kaum sein können, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach und in die Hände klatschte, was die Kinderarbeiter simultan zu noch schnellerem Arbeiten animierte.
      »Mercedes!«, rief er plötzlich euphorisch, »Die Dame oder wer auch immer segne dich und deine Truppe! Die sind praktischer als ich dachte!«
      »Was?«, hauchte die braunhaarige Menschenjägerin, noch damit beschäftigt, sich über Krill und O'Mara zu wundern und sie zu verfluchen.
      »Tja, weißt du...«, elaborierte der braungelockte Schönling geistesverloren, »Es gibt drei große Säulen, die man zum Einsturz bringen muss, um den hiesigen Olymp herunterkrachen zu lassen. Die Kavaliere, die Garde Royale und die verfluchte Gendarmerie. Theoretisch. Mein Plan war eigentlich simpel. Erstens: Die bescheuerten Zigeuner als Mittelsmänner benutzen, um an Waffenlieferungen im großen Stil zu gelangen. Zweitens: Zwei meiner Leute in die Bastille schleusen und einen Ausbruch anzetteln, um die Kavallerie beschäftigt zu halten. Drittens: Besagte Zigeuner dann gegen ihr Wissen als Sandsäcke für den vor Eifer blinden Baudelaire und seine Gendarmerie einsetzen, um dann Viertens in dieser Zeit mit zahlenmässiger Überlegenheit den Palais Blanc zu besetzen und zu halten, bis meine Herrschaft in Mary Joa als legitim anerkannt wurde, was dank einiger gewisser Kontakte nicht allzu lange dauern sollte. Hah! So wahnsinnig, dass es funktionieren musste, richtig?«
      »Nicht zwangsläufig«, spöttelte Mercedes, was Enjolras aber zugunsten seines eloquenten Redeflusses selbstsicher ignorierte:
      »Aber es gab ein Problem. Oder eher drei: Baudelaire selbst, den Capitaine de Cavalerie Thénardier und deinen ›ach so treuen und teuren‹ Everard. Diese drei Männer sind zähe Brocken, besonders Baudelaire hätte das Potenzial gehabt, die Zigeuner zu schnell niederzuwalzen und meinen Plan zu stören. Was also tun? Ein neuer Plan hätte alles verzögert, die Waffen haben fast mein gesamtes Erbe gekostet...Doch dann kamst du mit deinen ›legendären‹ Kopfgeldjägern und ich dachte mir: ›Merde, wieso nicht?‹ und tat, was ich am besten kann: Improvisieren.«
      »Leck mich«, fauchte Mercedes, was Enjolras jedoch nur ein müdes Lächeln abrang, bevor er stolz fortfuhr:
      »Ich habe dich und deine kleinen Kumpanen in meinen Plan integriert. Volles Risiko, aufregend, oui? Callaghan wollte ich auf Baudelaire hetzen. Dafür musste ich nur dafür sorgen, dass er im Zigeunerlager landet, was nicht schwer war, immerhin tun diese geldgierigen Halunken alles für einen schnöden Berry.«
      »Du hast ihnen erzählt, wir wären eine Familie...«
      »Eine reiche Familie, Oui. Auch, wenn es etwas kurzfristig war, aber glücklicherweise erhielt ich Hilfe von einem...etwas schrägen Komplizen...«

      Stunden zuvor im Arrondissement du Cœur

      »Mercedes sagte mir, wohin wir müssen. Nicht mehr.«
      Flint stieß ein erschlagenes Seufzen aus und trottete weiter hinter dem Kopfgeldjäger hinterher, verkürzte jedoch den Abstand zu seinem Begleiter umso stärker, desto tiefer sie in diese ätzende Kloake eindrangen, die sich »Rue de Irgendwas« schimpfte und Flint eindringlich vor Augen geführt hatte, wie unmöglich die native Sprache dieser scheinheiligen Insel für seine provinzielle Zunge war. Diese »Rue de Irgendwas« war das Äquivalent einer dieser kleinen, schmierigen Spielunken, die für die ansässige Klientel Bar, Arbeitszimmer, Sanatorium und Klo zugleich darstellen und ausreichen, um Bildung, Manieren und Fortschritt über Lichtjahre abzuhalten.

      Aus der im Feuer vernarbten und durch die erbarmungslosen Jahre in der faulen Siechegrube des dritten Bezirks aufgedunsenen Fratze des ehemaligen Cipherpol-Agenten Reginald B. Gates quoll ein zahnloses Grinsen, während die kümmerliche, verdreckte Gestalt den verlockenden Verheißungen lauschte, die eine weise Männerstimme durch eine einfache Teleschnecke versprach:
      »Du musst sie nur für eine Zeit ablenken, Gates. Verstanden?«
      »Aber sicher, Jungchen«, schnarrte die verfranzte Stimme des verkommenen Mannes, »Soll ich was bestimmtes machen?«
      »Mach sie mit dem Gedanken vertraut, Ärger mit der hiesigen Staatsgewalt bekommen zu können«, flötete Enjolras vom anderen Ende der Leitung, »Nur für ein paar Minuten, bis ich das mit den Zigeunern geklärt habe. Dann gibt's eine ordentliche Belohnung!«
      Die kleinen, blutigen Augen leuchteten erwartungsvoll auf. »Geht klar, Jungchen!«

      »Großer Gott...!« war das einzige, was Flint beim Anblick dieses abstoßenden, grotesken Schauerbildes aus seiner Kehle zu zwingen vermochte.
      »Gott hat nichts hiermit zu tun«, meldete sich plötzlich eine von Rauch, Alkohol und Schmerz verätzte Stimme...

      Zurück in der Gegenwart

      Mercedes konnte sich das anerkennende Lächeln nicht verkneifen, welches der zugegebenermaßen kühne Plan ihres alten Freundes ohne jeden Zweifel verdiente. Zwar hatte sich der Adelsjunge stets auf das Manipulieren und Beeinflussen verstanden, doch ein dermaßen ausgefeiltes, grade auf der Schwelle zur Unmöglichkeit schwankendes Kalkül hätte sie selbst ihm nicht zugetraut.
      »Leider ist Callaghan den Zigeunern entwischt. Sein Ruf eilt ihm wohl wirklich nicht grundlos voraus«.
      »Sicher nicht«, antwortete die Brünette sardonisch und schenkte dem Rattenfänger ein böses Lächeln, »Er wird dich töten, wenn er hiervon erfährt.«
      »Er ist verschwunden«, gab Enjolras nur unbesorgt zu verstehen, »Und wenn selbst meine Späher ihn nicht finden können...ist er wirklich aus dem Spiel. Und da der rothaarige Bengel Baudelaire bestimmt nicht bezwingen wird...?«
      »Wohl kaum.«
      »Muss ich anscheinend doch auf die Zähigkeit der Zigeuner hoffen, und...«
      In diesem Moment hielt Enjolras inne und wurde des Fingers gewahr, der dem angespannten Goldschopf Coulbert gehörte und auf seiner Schulter herumstocherte. »Oh? Wusste gar nicht, dass du noch da bist. Was ist?«
      »Nun...«, druckste der Jüngling, »Es könnte sein, dass...Sie nicht nur hoffen müssen, Monsieur. Linneque und Boltou haben sich an die Fersen der Kopfgeldjäger in der Bastille geheftet und wie es scheint...lässt sich der Blonde von zwei Zigeunern zu ihrem Versteck führen...«
      Zwei hochgezogene braune Brauen kommentierten die Information des jungen Rattensoldaten, bevor sich diese zu Mercedes umwandten.
      »Dieser Blondkopf von euch, ist der ›hart drauf‹, wie man so sagt?«, erkundigte sich Enjolras, was Mercedes erheitert aufschnaufen ließ:
      »Härter als ich, und ich hab dir den Arsch aufgerissen.«
      »Ausgezeichnet!«, freute sich der Rattenfänger ehrlich, »Dann kann es ja bald losgehen. War nett, mit dir zu plaudern, Mercedes. Ich lasse dich zu mir bringen, sobald alles sicher ist und ich Männer dafür erübrigen kann. Coulbert, wie spät?«
      »Noch zehn Minuten bis zur Detonation, Monsieur.«
      Auf ein Handzeichen Enjolras hin trieb Coulbert nun die kleinen, in voller Kampfmontur falsch und entsetzlich aussehenden Kinderkörper durch die großen, weiten Silberflure aus der Kuppel hinaus und reihte sich alsbald in ihren dröhnenden Marsch ein, während ihr hehrer Anführer mit stummen Blicken folgte. Enjolras Baugin war stolz auf sein Werk und würde jeden dieser armen Todgeweihten in Ehre halten, die an diesem Tage für ihn und sein Recht eintreten, kämpfen und sterben würden.
      »Enjolras!«, brüllte Mercedes ihm in voller, durch die Kuppel schallender Lautstärke hinterher, als er das silberne, nunmehr leere Arsenallager grade verlassen wollte, »Wo ist die Frau?«
      »Wer?«, wandte sich der Rattenfänger schwungvoll um.
      »Die blonde Frau in unserer Truppe. Du weißt doch über jeden meiner Leute Bescheid. Wo ist sie?«
      Doch Enjolras antwortete nicht, sondern schenkte seiner alten Freundin und Liebe nur einen zarten Luftkuss, der, getragen von den Schwingungen seiner plärrenden, selbstgefälligen Lache, durch die Kuppel direkt auf die vor Zorn bebende Wange der Mercedes Delacroix schwebte und sich dort wie eine blut- und würdesaugende Zecke festsetzte.

      Ein dunkler Raum

      Kleine, klare Tröpfchen perlten wie kühler Morgentau von den langen, schwarzen Härchen, die sich wie dunkle Schmetterlingsflügel entfalteten und schlugen, als sich die sonnengeküssten Lider blinzelnd öffneten und das stählerne Blau der tränenbenetzten Iris einer allumfassenden, schweren Dunkelheit entgegensah.
      Kapitel 71 - Das Zuckerschloss
      Klirrend barsten die gewaltigen Tore aus Platin auseinander und eröffneten einen gepflasterten Weg spiegelnder Fliesen in den urgewaltigen »Palais Blanc«, dessen makellose romanische Fassade Macht, Anmut und Stärke in einer massiven Festung vereinte, deren diamantene Mauern den Stürmen der Zeit seit ihrem Anbeginn trotzten und noch lange trotzen würden. Ursprünglich als Kirche erbaut, boten die wenigen Fenster keinerlei Schwachpunkte, füllten die weißen Hallen und glänzenden Säle jedoch dank einer perfekten Architektonik mit dem strahlenden Licht der »Mére des Lucioles« und tauchten jeden Winkel in klares Funkeln, während die zwei breiten, klobigen Türme zu jeder Seite des monolithischen Hauptschiffes einen weiten Blick über die verzweigten Gassen und Straßen des ersten Bezirks ermöglichten.
      Hatte sein erster Besuch in diesem Manifest aus Sicherheit und Schönheit dem hünenhaften Everard Bissac-Gramont noch eine schwindelerregende Portion Respekt, Nervosität und Schweiß abverlangt, so marschierte er nun als freudloser Burgherr durch die polierten Flure und Gänge, deren Bewohner er mit seinem und dem Leben seiner Männer zu schützen geschworen hatte, während der halbtote Marseille auf seiner Schulter verblutete.
      Die rechte Hand des »Joueur de flûte« würde dem Kommandanten der royalen Garde und seiner Herrin die Fragen beantworten, die die Taten des Enjolras Baugin aufwarfen und erst dann, hätte Marseille Everards Erlaubnis zu sterben.

      Unter gewaltigem Lärmen brachen die silbernen Flügeltüren des sich aus Spiegeln, Licht und diamantenem Funkeln manifestierenden Thronsaals entzwei und knallten gegen die weißen Gemmenmauern, bevor der blutverschmierte Körper des ehemaligen Kavalierkapitäns durch die Luft geschleudert wurde und dumpf auf dem blanken Spiegelfliesen aufschlug, wo er just in das Blickfeld zweier goldbrauner Augen fiel.
      Der dem Flug des blutenden Klumpen gefolgte Everard seufzte lächelnd auf, als der Schall eines heiseren »Oh! Ma déesse!« unter dem aufgeregten Trippeln kleiner Füße totgetrampelt wurde, welche die Treppen zwischen Thron und Thronsaal hinunterstürzten und dem feisten, gedrungenen Körper der »Sonne von Gavroche« gehörten, Duc Lebeqc de la Rochefoucauld. Der Herzog der Insel hatte seinen Spitznamen seiner kleinen, runden Figur, den strahlend gelb-grünen Augen und dem goldenblonden Haar zu verdanken, das in einem vollen, wolligen Bart direkt in sein Kopfhaar überging und das rosig-pausbäckiges Gesicht so umrahmte wie die warmen Strahlen den heißen Solarstern.
      »Verzeiht den forschen Auftritt, mein Herzog«, entschuldigte sich Everard derart standesbewusst, dass der fast zwei Meter große Hüne beinahe auf Augenhöhe mit dem gut 50cm kleineren Fürsten schrumpfte, »Doch es eilt. Ich befürchte, die ›rats‹ bereiten in diesem Augenblick einen Angriff auf die Stadt vor und die Herzogin befahl ausdrücklich, etwaigen Untersuchungen beiwohnen zu wollen.«
      Das sonst so glänzende, warme Gesicht Lebeqcs verzog sich zu dem runden Kopf eines hochwinterlichen Schneemanns, während ihn seine klobigen, kleinen Füße wie aufgezogen um den bewusstlosen Marseille kreiseln ließen. »Oh! Oh! Das ist nicht gut! Nein, meine Frau...Die Herzogin hat Migräne und...Oh! Das ist ein wirklich schlechter Zeitpunkt, Everard!«
      »Verzeiht«, konstatierte der Kommandant der Garde in einer halben Verbeugung, »Doch ich fürchte, Enjolras wird keine Rücksicht darauf nehmen, mein Herr.«
      »Ja...ja...«, murmelte der Herzog nachdenklich, panisch und in possierlicher Hektik. »Stimmt schon. Aber...«
      Die Situation trieb dem sonnigen, unbefangenen Gemüt den Terror in die grün-gelben Augen, die sich hilfesuchend zu allen Seiten und solange wirr umschauten, bis sie sich auf den ersehnten Klang einer vertrauten Stimme voller Erleichterung schließen konnten:
      »Habt Ihr einen Plan, Kommandant?«
      Alle Häupter wanderten die steilen, weißen Treppen gen Thron hinauf, auf dem die wahre Herrin des Palais Blanc nunmehr ihre langen, schneeblassen Glieder reckte. Von Natur aus extrem hochgewachsen und hager, totenweiß in Haut und Haar, bildete die Duchess de Gavroche, Lisanne de la Rochefoucauld, ein unverfälschtes Negativ zum Positiv ihres Gatten und war die richtende, leitende und vollstreckende Hand, die die unterirdische Welt der Schönheit in ihrem blassen, dünnen Griff hielt. Starke Wangenknochen umrahmten ein kantiges, kaltes Gesicht von knapp 40 Jahren, in dem geheimnisvolle, silberne Augen die Blicke erwiderten, die ihnen galten, während die mageren Beine unter dem langen, mit silbernen Pailletten bestickten dunkelblauen Kleid langsam umherschweiften und der Außenwelt einen Eindruck von jenem ruhigen, sachlichen und reinen Temperament vermittelten, das Lisanne den Beinamen »Mond von Gavroche« eingebracht hatte.
      Für einen Moment war Everard zu perplex, um auch nur eine einzelne Silbe aus seinen trockenen Lippen zu pressen, denn wie die echten Gestirne im Himmelszelt, weit über der gewaltigen Obsidian-Höhle, waren auch die Sonne und der Mond von Gavroche für gewöhnlich niemals zusammen anzutreffen.
      »Gemahl, wohlmöglich solltest du dich in unsere Gemächer zurückziehen und dich um die ›Sterne‹ kümmern«, sprach die Herzogin mit der distanzierten Seelenruhe, die sie in den gehobenen Kreisen der Gavrocher Gesellschaft als arrogant und unnahbar brandmarkte, während sie die lange Treppe hinab auf Everard und dessen Gefangenen zuschritt.
      »Hervorragende Idee, mein Herz«, japste Lebeqc mit spürbarer Erlösung und hastete die Stufen empor, wobei seine kurzen Dackelbeinchen auf halber Strecke mehrmals stolperten und von der ihn just passierenden Lisanne gerettet werden mussten. Grazil stellte die großgewachsene Frau ihren Gatten auf beide Füßchen zurück, beugte sich zu seinem runden Gesicht herunter und schenkte seiner pausbäckigen Wange einen zarten Kuss, der ihn erröten ließ, bevor beide ihren Weg unbeirrt fortsetzten und Everard unbewusst lächeln ließen. Das ungleiche Paar war kaum gemeinsam anzutreffen, doch wenn sie es einmal taten, so war ihre Liebe für jeden Beobachter nicht nur deutlich sicht-, sondern auch spürbar.
      »Nun, werter Kommandeur de Garde Royal«, hauchte sie ruhig, als sie auf ihren hohen, weißen Absätzen endlich an ihn herangetreten war und ihren puren Blick in seine kohlengrauen Augen starrte, »Wie gedenken Sie, die Wahrheit zu erlangen, die Monsieur Marseille in sich trägt?«

      Katakomben von Gavroche

      Das dröhnende Beben durchdrang Stein und Fleisch mit vibrierender Spannung und schwellte das verkommene Adergewirr des Arrondissements du Cœur unter dem unaufhaltsamen Marsch der Geschwader roter Blutkörperchen, die sich selbst unter dem Befehl von Zorn und Rache durch die blitzenden Katakomben pumpten und alles vernichteten, das ihren Sog behindern könnte.
      Nie zuvor waren die roten Gemmengänge so leer gewesen wie an diesem Tag, an dem das »Bollwerk« seine weinrotuniformierten Geschwader in das Herz des Gossenbezirks trieb, um es zu zerstechen.
      Inspecteur Àgoston Baudelaire kannte weder Mitleid, noch Erbarmen mit dem Gesindel, dass die Vorzüge seiner Heimat unter Zuhilfenahme derer verweichlichten Politik zu missbrauchen, auszubeuten und wie einen Kadaver aufzuzehren versuchte, während er untätig den Befehlen einer Frau hatte hörig zu sein, die Multikulturalität nicht als die Volksseuche sah, die sie in seinen strengen Augen ohne Zweifel darstellte. Baudelaire würde über jeden einzelnen dieser verlogenen Zigeunerschaben mit der Härte und unnachgiebigen Faust des Gesetzes urteilen, die jedes derart entartete Insekt zerquetscht, welches sich am sterbenden Fleisch der Insel Princesse Suie labte und er würde sie für die Jahre strafen, in denen er sie nicht hatte anrühren dürfen, obwohl sein unübertroffener Instinkt all diese Länderräuber bereits als Verbrecher entlarvt hatte, bevor diese jeden verkommenen Zweig ihrer halbinzestuöse Sippschaft über die Meere an die Gestade seiner Heimat geschmuggelt hatten.
      Erst das nervöse Brabbeln der kleinen Teleschnecke in seiner Brusttasche ließ ihn in seiner gedanklichen Tirade innehalten, als er und seine schwerbewaffnete Garnison grade die letzte Abzweigung genommen hatten, die es noch zu nehmen galt, bevor sie ihr Ziel erreicht hätten.
      »Bericht?« Die kontrollierte Wut in seiner Stimme schien direkt aus seinem steinernen Bauch aufzusteigen.
      »Caudlique hier«, meldete sich der Gendarm am anderen Ende der Leitung, »Es ist wahr. Wir haben Satre gefunden - er war bereits tot, als wir eintrafen. In seinem Hals steckt eine Nadel mit dem Gift, dass die Zigeuner benutzen. Er konnte sich sicher nicht rühren, während sie ihn...schwer verprügelt haben. Er ist kaum wiederzuerkennen, Inspekteur.«
      Die gewaltige Faust des Inspektors ballte sich zu einem urgewaltigen Meteor, nachdem er die kleine, rote Schnecke wieder in seiner Tasche verstaut und auf die perfekt im blutroten Rubin eingearbeitete Falltür starrte, die nur für jene Augen sichtbar war, die von ihrer Existenz wussten - und das erste sein sollte, das dem allmächtigen Zorn des titanischen Mannes zum Opfer fallen und dem gefallenen Satre so zur Vergeltung gereichen würde.

      Ein dunkler Raum

      Lärmender, marternder Kopfschmerz ließ die gebräunten Lider verkrampfen und die stählernen Augen, die sie eigentlich schützen sollten, quetschen. So viele Bilder sprudelten wie die Fontänen des Tritonus-Brunnens in ihrem Bewusstsein, doch das glühende Brennen ihres Schädels verdampfte sie, bevor die Blonde ihren Wissensdurst löschen konnte. Tropfen reminiszenter Eindrücke perlten aus ihren trockenen, juckenden Augen und benetzten ihre Wangen mit den Schatten der letzten Erinnerungen, als Luca Briatore endlich all ihre Kraft zusammennahm und der Dunkelheit in ihr feiges Antlitz blickte. Ihre letzten Eindrücke vor dem Abtauchen in die Schwärze waren fragwürdiger Natur, doch keineswegs unmöglich:
      Sie erinnerte sich an ihr Zweckbündnis mit der braunhaarigen Renée, um die drei rotuniformierten Gestalten abzuwehren, die sie zu verhaften versucht hatten, wobei ein vages Gefühl der überheblichen Befriedung in ihrem Herzen eine gemeine Renaissance erlebte. Die drei Gendarms schienen nämlich weder Erfahrung mit Teufelskräften noch Dialen zu haben, sodass die beiden Frauen dominiert hatten. Ein seltenes Vergnügen für die blonde Luca, die mit Übermenschen -oder eher Unmenschen- über die Meere reiste und mit Widersachern konfrontiert wurde, die ein normaler Mensch nur für Schauergestalten halten konnte. Das Gesicht des finsteren O'Maras entfaltete sich nun über diesen Gedanken vor ihren Augen, die moosgrüne Iris, die wiederum den abartigen Mann fokussierte, der sie anwiderte und zwang, ihren Geist wieder auf den Kampf gegen die Gesetzeshüter zu lenken, um seinen grausigen, schweißblauen Glubschern zu entkommen.
      Sie ballte ihre Konzentration auf die letzten Augenblicke vor ihrem Erwachen in der Finsternis, in denen sie den süßen Nektar des gewissen Sieges auf den adrenalingetünchten Lippen schmeckte und sich bereits einen Plan ersann, um anschließend auch die Oberhand über ihre zeitweilige Komplizin gewinnen zu können - doch ein stechender Schmerz, der ihren Nacken okkupierte und ihre Glieder lähmte, unterbrach ihren eitlen Rausch. Gewaltige Blütenreigen verschleierten ihr Blickfeld und rückten die Welt in eine Ferne, in der sich Luca zum ersten mal seit langem wahrlich sicher und geborgen fühlte. Verstrahlt lächelnd beobachtete sie, wie auch Renée und die drei Rotuniformierten zu Boden gingen, bevor sich drei Gestalten in bunt wirbelnden, exotischen Gewändern in ihr verstrahltes Blickfeld tanzten und die Finsternis in ihre Poren strömte.

      Zurück in der Realität konnte Luca nur ein gedämpftes, pressendes Lachen ausspeien, nachdem ihre stahlblauen Augen endlich begonnen hatten, Formen aus der Dunkelheit zu dechiffrieren. Nicht nur, dass ihr sonnengeküsster Körper mit schweren, eisernen Ketten an den blanken Steinboden fixiert war, sie teilte dieses Schicksal auch noch mit der ihr feindlich gesinnten Renée und zwei der drei Uniformierten, die sie zuvor noch verhaften wollten. Selbst für Luca und deren bekannten Hang zum Genuss fragwürdiger Gesellschaft stellte diese Situation eine Art importune Krönung des Unvorhersehbaren dar und hätte die Blonde gewiss auch angemessen königlich amüsiert, wäre ihre Lage nicht so unsagbar deprimierend gewesen. Ihre Gefährten wussten nicht, wo sie war -geschweige denn, dass sie es selbst wusste- und wer auch immer sie in ihre Gewalt gebracht hatte, war nun zudem im Besitz ihrer Martinsschwalbe, an welche die Teufelskräfte der jungen Caligulanerin banden. Sie wollte bereits vorerst aufgeben und sich für einen Moment der quälenden Müdigkeit ergeben, die ihre Glieder seit ihrem unseligen Erwachen mit bleiernen Knoten beschwerte, als sich plötzlich ein murmelndes, quatschendes Stimmchen in der Finsternis reckte und alles Gähnen der Blonden übertönte.
      Renée war weder wach, noch schlief sie. Ein drogeninduzierter Tagtraum war die treffendste Beschreibung, die Luca für den Zustand der vergnügt und belegt brabbelnden Brünetten einfiel und ihrem jüngeren, rebellischen Ich für die Erfahrung danken ließ, die dieses im heimatlichen Hafen mit allerlei exotischen Rauschmitteln und deren nicht immer uneigennützigen Händlern gesammelt hatte. Nun, da sie sich den halbkomatösen Leib der noch immer berauschten Renée in seiner zuckelnden Peinlichkeit besah, empfand sie die sündige Selbsterniedrigung längst vergangener Tage plötzlich als durchaus gerechten Tausch für einen abgehärteteren, drogenfesteren Körper. Denn im Gegensatz zu ihrer Rivalin war Luca bei klarem Verstand -zwar müde, ausgelaugt und von Übelkeit und Schwindel drangsaliert-, aber bei klarem Verstand.
      Arglistig grinsend stieß sie ihren gebräunten Ellenbogen sanft in die Rippen der Braunhaarigen und fragte, natürlich nicht ohne Hintergedanken: »Wie geht es dir?«
      »Bist du es, Harley?«, quietschte es aus dem sich verrenkenden Gesicht Renées, »Ja? Nein...nein...«
      »Scheiße, Mädel...«, seufzte Luca beinahe genervt auf, verzerrte jedoch just darauf den breiten, schneidenden Mund über einen ihrer teuflisch-süßen Entschlüsse. Ein emotionalerer Mensch hätte der Blondine für ihre folgenden Taten wohl Herzlosigkeit vorgeworfen und die arme Seele Renées in Frieden gelassen, Luca jedoch scherte sich weder um die Meinung anderer, noch um deren Seelenfrieden, weshalb sie unverfroren und mit gedämpfter, verstellter Stimme in die hinter den braunen Haarwellen liegenden Ohren hauchte:
      »Doch, ich bin es. Harley.«
      Das von der Blonden abgewandte, verklärte Gesicht der hübschen Brünetten blühte unter dem warmen Nass einer einzigen, rollenden Träne auf.
      »Harley! Ich liebe dich! Du hast nicht gelogen! Wir sind zusammen und werden glücklich sein!«
      »Ja, natürlich«, log Luca, die ihre perverse Freude an dieser Art der Manipulation und Täuschung hatte, »Ich habe es doch versprochen, nicht wahr?«
      »Ja...du bist wahrhaftig...hier«, jauchzte Renée, deren in die Finsternis starrende, schokoladenbraune Augen lachten und leuchteten, als würden die Rauschgifte der Zigeuner den blonden Charmeur in Fleisch und Blut vor ihr verstrahltes Antlitz projizieren. »Doch...wieso?«
      »Weil ich dich retten will.«
      »Mich retten! Mich retten, ja!...Doch...«, japste Renée plötzlich besorgt in die dunkle Leere, nachdem sie zuvor noch in ekstatisches Jubeln ausgebrochen war, »Du wirst doch...gebraucht?! Was...ist etwas passiert!?«
      Luca grinste bis über beide gebräunte Ohren. Nichts auf der Welt bereitete ihr mehr Freude, als einen Menschen mit einer manipulativen Finte nach ihrem Willen zu täuschen. Callaghan und seine Begleiter mochten Knochen brechen, doch sie brach Seelen - und war gut darin.
      »Wo sollte ich schon gebraucht werden...?«
      »In dem Schloss, Zuckerkringel in den Eiswolken, hoch wie Himmelstürme. Puderzuckerschnee weht über das süße Gestein und alles ist aus Musik...wie...« Die halluzinierende Brünette versuchte, ihre Hand gen Sinnestäuschung auszustrecken, doch die Ketten hielten sie zurück. »Licht und du, du siehst...so elegant aus. Wie ein Gavrocher Monsieur. Aus purem Licht...in deinem Schloss aus Zucker und...und...zart, voller Leben und Musik. Musik! Und wir tanzen die ganze Nacht und alle Schuhe durch, die es gibt auf der Welt!«
      Die blonde Manipulatorin verdrehte die stahlblauen Augen im Angesicht des gewaltigen Kitschs, der aus den drogenbelegten Lippen triefte, fiel stimmlich jedoch nicht aus ihrer Rolle, als sie erwiderte:
      »Zuckerschloss? Meine Schönheit, wo soll denn dieses Schloss stehen? Alles, was ich habe, bist doch du?«
      »So schneidig und...vergesslich...so viel Charme. Immer so gelassen und stilvoll, Valentine«, gluckste Renée mit glasigen Augen voller Freudentränen, »Schloss Roßkosch natürlich, am Fuße deines Olympus...im Herzen deines winterwunderbaren Reiches...Szcenia Sorovo...Du schöner Esel, du!«

      Palais Blanc, Arrondissement de Lumière, Gavroche

      Die Männer der Garde Royal waren in dem unmöglichen Tempo in den Thronsaal geeilt, auf das sie in ihrer langen, harten Ausbildung so gnadenlos gedrillt wurden und unterstützten nun ihren Kommandeur bei dem Versuch, die Wahrheit über Enjolras Baugin aus dem Leib Marseilles zu quetschen. Doch bisher hatten sie nichts vorzuweisen als Blut und Schleim, der von Blut durchtränkt war.
      »Wie...spät ist es?«, fragte der an den Armen von zwei hünenhaften Gardisten aufgeknöpfte Hungerhaken, dessen fettigen, Grünen Haarwellen blutverkrustet in seinem Gesicht klebten.
      »Keine Sorge deswegen«, brummte Everard, seine Faust für einen weiteren Schlag in die grässliche Visage vor sich ballend, »Wir werden deine Termine für den Tag absagen.«
      Die massiven Fingerknöchel Everards, die sich unnachgiebig in den Magen des Gefolterten bohrten und das schwarze, klebrige Blut, das dieser daraufhin ausspie, spiegelten sich in unlängst künstlerischerer Erhabenheit in den silbernen Augen, die über das blutige Schauspiel in dem Saal aus Licht, Spiegelei und Diamant wachten und die Herzogin hoch droben auf ihrem Thron unterhielten. Lisanne de la Rochefoucauld war vielleicht nicht daran gelegen, sich die eigenen, schneeweißen Hände mit dickem Blut zu beflecken, doch für ihre hellen, klaren Augen galt dies nicht. Kalt beobachtete sie die Folterung des Staatsfeindes Nr.2 und erwartete dessen nervlichen und körperlichen Zusammenbruch mit gedämpfter, verhaltener Vorfreude.
      »Zum letzten Mal...«, brummte Everard, kurz bevor er zu einem weiteren Schlag ausholte, der diesmal frontal in den bereits zahnlosen, entzündeten Mund Marseilles krachen würde, »WO ist ENJOLRAS!? Und was hat er vor?!« Die Wucht des Hiebes ihres Kommandeurs hätte den Gefangenen beinahe aus den starken Händen der beiden Gardisten geschleudert, die diesen an den Händen hochzurrten. Sowohl sie, als auch ihre Waffenbrüder, die sich im Rahmen der Sicherheit schützend zwischen der Folterszene und den weißen Treppen zum Thron postiert hatten, empfanden in diesem Augenblick noch größeren Respekt vor dem rotblonden Hünen als sie es ohnehin schon taten. Kaum einer unter ihnen wusste, wo Everard diese schwindelerregende Stärke hernahm, und jene, die eine Ahnung hatten, schwiegen nur still und furchtsam. »Wo. ist. ENJOLRAS!?«
      »Fick...dich...doch!«, platzte es letztlich und plötzlich aus den dreckig grinsenden, aufgeschlagenen Lippen Marseilles, »Genau wie er...wahrscheinlich diese Brünette gefickt hat...«
      Blutige Äderchen rissen in den grauen Kohleaugen auf und durchzogen das matte Weiß mit Terror, als Everard den Leib des Grünhaarigen mit aller Wucht und Härte gegen die steinerne Diamantwand des Palastes schleuderte, während die beiden Gardisten unter der gewaltigen Stoßwelle dieses Einschlag seitwärts zu Boden gerissen wurden. Binnen Augenblicken hatte sich der Kommandant der royalen Leibwache wieder über Marseille aufgebaut und versenkte Schlag um Schlag, Fuß um Fuß in dem zuckenden, blutenden Fleisch, das nur noch wenige Attribute als Mensch auswiesen.
      »Das reicht!«, hallte plötzlich die unnahbare Stimme der Herzogin durch den Palast, doch Everard war in einem Sog aus Empörung, Hass und Schmerz gefangen, aus dem es kein Entrinnen gab. Erst, als Duchesse Lisanne mit Panik in der Stimme seinen Namen rief, stoppte der Rotblonde seine Rage und wandte sich, entsetzt über sich selbst und über die ungewohnte Berührung in der Stimme seiner Herrin, um und starrte in sechs völlig verängstigte Kinderaugen.
      »Jungs...«, keuchte der aus dem Schlafgemach der Fürstenfamilie hechtende Lebeqc, »Kommt...her...hier...«
      Doch es war zu spät. Die royalen Drillinge, die mit ihrer kleinen, runden Statur, der schneeweißen Haut, den silberklaren Augen und goldblonden Haaren die Kulmination der berühmtesten Merkmale ihrer Eltern darstellten und dafür "Sterne von Gavroche" getauft wurden, zitterten inmitten des nunmehr blutbefleckten Thronsaals. Selten hatte sich Everard derart vor sich selbst geekelt und gefürchtet wie in diesem Moment, in dem ihn die Kinder, denen er seit ihrer Geburt Beschützer und Freund gewesen war, wie ein tollwütiges Tier anstarrten.
      »Riri, Fifi, Loulou!«, klirrte die Stimme ihrer Mutter durch den schallenden Saal, »Geht zurück zu eurem Vater! Los!«
      Doch die Drillinge rührten sich nicht.
      »Sterne...«, versuchte Everard die kleinen Jungs, aber auch sich selbst zu beruhigen, »Ich...«
      Aber in diesem Moment gefror ein verhaltenes, schmieriges, kehliges Kichern das Mark des Thronsaals und ließ alles, von den Drillingen, über Lisanne und Lebeqc bis hin zu jedem Gardisten und Everard selbst, in unangenehmer Abscheu erschauern. Lisanne war die erste, die das furchtbare Glucksen dem Haufen Blut zuordnete, der einst die Leitung der Bastille innehatte - Marseille.
      »Er hat...darauf gebaut«, hustete der Halbtote mit einem Schwall grün-Schwarzen Blutes aus, »Dass du...dich nicht...im Griff hast. Ha..! Und du...hast genau getan, was er wollte.«
      »Wovon«, brummte Everard voller Verachtung, »redest du? Sag schon!«
      »Ich sterbe...ich wäre ohnehin gestorben...doch Enjolras...gab mir...meinen Willen zurück...«
      »Was?!«, mischte sich nun auch Lisanne ein.
      »Hinsiechen. Bis...der Tumor...oder...sterben für...etwas«, krächzte Marseille aus seinen spröden, aufgeplatzten Lippen und präsentierte ein letztes Mal sein entzündetes Grinsen, bevor sein ganzer Körper unter einem finalen, zuckenden Aufbäumen erstarb.
      Everards Gehirn bohrte brennende Nadeln in seinen Schädel, während er versuchte, die letzten Worte der rechten Hand des Rattenfängers zu verstehen, bis sein kohlengrauer Blick auf das noch immer schlagende, pulsierende Herz des Toten fiel, welches dröhnte, pumpte, anschwoll und dem Kommandanten mit rhythmisch schlagender Deutlichkeit jäh erkenne ließ, was nun passieren würde. Die folgenden Augenblicke schwirrten an dem Hünen wie langsam vorüberziehende Momentaufnahmen vorbei und sollten die längsten Sekunden seines Lebens werden.
      Seine weit aufgerissenen Augen trafen die der Herzogin, welche in ihnen den Horror zu lesen schien und laute, verzweifelte Worte schrie, ihre Kinder und ihren Mann zu sich brüllte, vergeblich. Seine Füße trugen Everard indes wie Zementstiefel zu den verwirrten Drillingen und seine Haut verfärbte sich in ein gewaltiges Monument glänzender Schwärze, bevor er die drei in letzter Sekunde in seinen Armen begrub und von dem grüngelben Flammenschlund abschirmte, der aus dem Leichnam Marseilles wie aus einem Kokon ausbrach und die Mauern, den Thron, die Gardisten und alles andere verschlang, das Everard in den letzten Jahren etwas bedeutet hatte.
      Kapitel 72 - Gefährliche Geschäfte


      Ein schwarzer Boden tiefer Dunkelheit verhöhnte das Licht und rußte einen Nebel toxischen Grüns aus, der einen asbestartigen Gestank verströmte und sich in jede Pore setzte, die er umschlang.
      Das postapokalyptische Brachland wallte wie ein böser Traum vor den brennenden Augen der Überlebenden und brach in seiner stummen Verderbnis selbst den Schall, den die kleinen, verzerrten Münder der royalen Drillinge heiser aushusteten. Die wenigen Fetzen, die die gewaltige, unnatürliche Explosion von Everards einstmals stattlichem Militärmantel übrig gelassen hatte, riss dieser ohne Zögern von seinem muskulösen Oberkörper und verhüllte mit ihnen Mund, Nase und Augen der drei kleinen Jungs, um sie vor den seltsamen Dämpfen und dem grausigen Anblick zu bewahren, der in diesen warten würde.
      Atemlos hievte sich der Kommandant selbst auf die Beine, bevor er die royalen Drillinge auf seine Schultern und den linken Arm setzte, sich mit der rechten Hand den Mund zuhielt und auf das sich vor ihm ausbreitende Bildnis blickte, welches an grausamer Desolation und außerirdischer Fremdartigkeit kaum zu überbieten war. Die verheerende Explosion hatte nicht nur den gesamten Boden schwarz gerußt, sondern auch ein gewaltiges, klaffendes Loch in den diamanten Grund des unzerstörbaren »Palais Blanc« gerissen, aus dem jene galligen Schwaden strömten, die wie Essig auf seinen Netzhäuten brannten und nur langsam durch die teils zerborstene Decke abzogen. Der grüngelbe Flammenschlund musste den gesamten Thronsaal und alle Personen und Gegenstände in ihm vertilgt haben, doch Everard wagte nicht, nach dunklen Formen in den fauligen Griffen der Nebelhände zu suchen, die sich als seine Soldaten oder die Eltern der Kinder auf seiner Schulter entpuppen würden. Für einen Moment empfand der rotblonde Hüne sogar eine verzerrte, falsche Form der Dankbarkeit für den beißend-stinkenden Dampf aus grünem Gift, der zumindest den ekelerregend-süßen Geruch der verbrannten Leichen übertünchte, bis er in den dunklen Ausdünstungen des schwarzen Loches jedoch plötzlich eine Gestalt emporragen sah, die entfernt humanoide Züge annahm und Laute ausstieß, die schauerlich unter die Haut gingen und jeden positiven Gedanken verfluchten.
      Die groteske Kontur im rotblutigen Blick behaltend, schwankte der mit den kleinen Kinderkörpern beladene Hüne schwerfällig voran, über den schwarzen Boden, der endloser schien als der Nachthimmel und durch die Nebelwände aus ätzender Säure, bis er sein Ziel erreicht hatte und ihm der Atem stockte. Was er zuvor nur vermutet hatte, war beim Anblick der erbärmlichen Erscheinung vor ihm zur gleichermaßen lindernden wie furchtbaren Realität geworden - die schmalen Rundungen des langgezogenen Schattens gehörten dem zitternden Leib der Herzogin, die sich mit Tränen in den Augen und Brandwunden am Körper auf den Beinen zu halten versuchte. Binnen Bruchteilen von Momenten hatte Everard seinen Blick zwischen dem angeschlagenen, aber noch immer stehenden Thron und seiner japsenden, mit Angstschweiß überströmten Herrin schweifen lassen und erkannt, dass sich Lisanne im letzten Moment hinter den monumentalen Sitz aus massivem Diamant hatte retten können, bevor die sauren Flammen den Raum in ein totes Brachland verwandelt hatten. Mutlos starrte sie in das verzerrte Gesicht des Mannes und lächelte ein erschöpftes, leeres Lächeln, auf das Everard nichts zu erwidern wusste, denn die Frau, die er zu beschützen geschworen hatte, taumelte über den Überresten eines rundlichen Brandflecks, den nur die in die raue Schädelkruste eingebrannte Krone als Lebeqc de la Rochefoucauld offenbarte. Gebrochen sank der Kommandant der nunmehr beinahe völlig ausgelöschten Garde Royal in sich zusammen, ohne jedoch die Drillinge fallen zu lassen, welche sich kurz darauf aber ohnehin von seinem Körper lösten und mit gelüfteten Stoffmasken zu ihrer Mutter hasteten. Ob sie das versenkte Etwas neben sich dabei als ihren Vater erkannten, war kaum erkennbar, denn das markerschütternde Weinen und Klagen der Familie mochte sowohl Trauer als auch Verzweiflung und Fassungslosigkeit sein. Und Everard blieb indes nichts, als inmitten der dystopischen Unkenntlichkeit des zerstörten Thronsaals zu knien und das bittere Wehgeschrei anzuhören, das er durch seine eigene Dummheit und Wut erst provoziert und ermöglicht hatte. Die Schuld für den Schmerz der Königsfamilie lag bei ihm und sie allein würde ihn dafür büßen lassen müssen - sollten sie das Chaos überleben, das folgen sollte.

      Place Julian, Arrondissement de Lumière, Gavroche

      Der kreisrunde »Place Julian«, schimmernder Nimbus der emporragenden Lichtsäule und kauziger Zurschausteller alles Schönen, Reichen und Unausstehlichen, war zum ersten Mal seit der überstürzten Besiedlung der unterirdischen Welt von Princesse Suie tot. Die Feinen und Wohlsituierten, die den weitläufigen, sich wie eine glänzende Untertasse um die »Mére des Lucioles« spannenden Platz für gewöhnlich als Ort des sozialen Mit- und Gegeneinanders, sowie als Oase der heiteren gesellschaftlichen Selbststimulierung nutzten, waren wie aufgeschreckte Hühner gackernd und unter dem infernalen Dröhnen der grellen Detonation in ihre Villen und Anwesen geflüchtet, von wo sie nun sichere Blicke aus ihren polierten Fenstern auf die galligen, grünen Wolken zu erhaschen riskierten, die aus allen Fenstern und dem teils zerstörten Oberdach des Palais Blanc quollen.
      Nur wenige von ihnen, jene, die ihren Blick unter Entsetzen von dem grotesken Schrecken des Palastes abwenden mussten, erkannten jedoch, dass der Place Julian keinesfalls leer war - doch er ob er menschenleer war, vermochten auch sie nicht zu sagen, denn was dort auf dem runden Nimbus stand und auf den massiven Diamantbau glotzte, war kaum von fiktivem Horror zu unterscheiden.
      Die Gestalt war groß, hager und vermutlich kräftig, doch unter dem engen, schwarzen Lackledermantel und den ebenso schwarzen Handschuhen und Stiefeln war ein Körper lediglich zu erahnen. Das Grauenhafte an dieser Figur, die unbeweglich und starr wie eine Statue auf dem ebenen Place Julian ruhte, war allerdings das »Gesicht«, das zuweilen hinter dem hohen Stehkragen des Mantels hervorlugte und die Neugierigen letztlich unter schrillem Geschrei von den Fenstern trieb, als es sich ihnen zuwandte, als hätte es sie gespürt - ein grausiger, weißer Vogelschnabel ragte lang, spitz und scharf aus einer metallenen Haut, die zwei runde milchglasige Augen in sich barg, in deren trüber Leere etwas unaussprechlich gottloses und blasphemisches kauerte.
      Die Totenstille des Platzes wurde in arhythmischen Schüben von einem kratzenden, ächzenden Husten und Schnaufen durchbrochen, das hohl und markerschütternd aus dem Inneren der bleichen Maske der lederschwarzen Gestalt röchelte. Als es sicher war, jeden der neugierigen Gaffer verscheucht zu haben, zückte das humanoide Monstrum eine kleine, aber bullige Teleschnecke aus seiner Manteltasche, auf deren schwarzem Panzer ein Flammenmuster züngelte und sprach mit einer in den Ohren schmerzenden, widrigen Stimme hinein:
      »Die Formel ist korrekt.« Ohne eine Antwort zu erwarten, legte der schaurige Pestdoktor wieder auf, verstaute die Schnecke und verschwand in einer der kleinen Gassen, die vom vielbestaunten Mittelpunkt der Stadt des Lichts wie die silbernen Fäden eines Spinnennetzes abzweigten.

      Das Zigeunerlager unter Gavroche

      Im zotteligen Kopf des Jesneu drehten sich die hämisch lachenden Fratzen seiner kaum minder verzottelten Brüder und Schwestern in einem gewaltigen Mahlstrom aus grellem Licht und bunten Bildern, in denen die verschütteten Erinnerungen seiner Erniedrigung wiederum wie neonleuchtende Zirkuswimpel herumschwenkten.
      Zerfressen und traurig von Scham, verschlang der junge Zigeuner sein Gesicht zwischen seinen Armen und versuchte die Chance zu verdrängen, die er auf peinlichste Weise an einen Fremdling und dessen feige Tricks verloren hatte.

      Nur wenige Minuten zuvor

      »Du schaffst das! Er ist schnell und schlägt gern in die Weichteile! Ja!?«, brüllte Esprit dem leichenblassen Rotschopf entgegen, der jedoch nur mit den kriegsbemalten Schultern zuckte und sich die Ohren zuhielt, um dem euphorischen Schlachtgesang der zerzausten Zigeunersippschaft zu entgehen, deren Mitglieder ein Gesicht besaßen und die Kämpfer mit einem unerträglichen Gegröle zuschütteten, welches selbst die seltsame Erschütterung vor wenigen Sekunden nicht hatte verstummen können.
      Flints Gegner Jesneu fletschte bereits die Zähne und begab sich in eine raubtierartige Angriffspose, die dem Rotschopf unweigerlich die Frage durch den Kopf schießen ließ, ob er nach dem Kampf eine Impfung gegen Tollwut brauchen würde, bevor ein lautes, synchrones Stampfen aller Jubelnden den Kampf um die Hand der Zigeunerprinzessin Esprit zu beschließen schien und die Frage somit hintanstellte.
      Wie das wilde Tier, nach dem Jesneu auch roch, stürzte er auf Flint zu, tobend, brüllend und kreischend, aber mit keinem animalischen Sinn berechnend, dass sich dieser nicht einschüchtern lassen würde.
      Flint selbst war über seine eigene Seelenruhe überrascht, die ihn vollkommen kühl und abgeklärt an seinem Platz verharren und den wilden Zigeuner mit gleichgültigem Gesicht auf sich zuhetzen ließ.
      Vielleicht war es die Tatsache, dass er diesen Bengel bereits einmal niedergestreckt hatte und ihn für dumm genug hielt, mehrmals auf den selben Trick reinzufallen oder er hatte sich endlich die Gelassenheit und Beherrschung angeeignet, die er bei O'Mara und Krill so beneidete oder eine Mischung aus beiden Faktoren war hier am Werk, doch fest stand, dass sich Flint noch nie so ruhig und überlegen gefühlt hatte, wie in diesem Augenblick. Eine Ruhe und Überlegenheit, aus der sich jene clevere Attitüde des Rotschopfs speiste, die ihn bereits im Kampf gegen den Hahnenmenschen Baggio zwischen den dunklen Ständen des schwarzen Marktes das Leben gerettet hatte und ihn nun veranlasste, eine Lache seines Öls aus den nackten Füßen abzusondern, kurz bevor sein Wettstreiter ihn erreicht hatte. Jesneu im Gegenzug war in seinem adrenalinbefeuerten Blutrausch blind für die trügerische Besonnenheit seines Rivalen und bemerkte die Falle, in die ihn seine unbedachte Aggressivität manövriert hatte erst, als seine Füße auf dem plötzlich glitschigen Boden den Halt verloren, er am grinsenden Körper des rothaarigen Jungen vorbeirauschte und sich den verlausten Kopf so hart auf dem silbernen Boden aufschlug, dass er in einen kurzen, dafür jedoch festen Schlaf fiel, ohne von seinem Widersacher auch nur berührt worden zu sein.

      Zurück in der Gegenwart

      »Das lief doch gut«, konstatierte Esprit bis über beide Ohren vergnügt, während sie mit hinter dem Rücken gefalteten Händen beschwingt vor Flint herlief.
      »Klar«, erwiderte dieser, dem langsam jene Aufregung in die Ohren stieg, welche sich zuvor noch so umsichtig aus dem Kampf rausgehalten hatte, »Dein Jetzt-nicht-mehr-ganz-so-Zukünftiger ist ja auch ein ziemlicher Trottel.«
      Abrupt hielt die junge Zigeunerin inne und wandte sich mit einem halb lächelnden, halb traurigen Blick zu ihm um, in welchem Flint den Ärger und die Hoffnungslosigkeit lesen konnte, als sie sprach:
      »Nicht wahr? Es ist so dämlich. Ich hätte diesen Pisser eigenhändig bis ins Koma geprügelt, aber selbst dann hätte ich ihn heiraten müssen. Zigeunerfrauen dürfen ihre Männer schlagen und treten und was ihnen sonst noch einfällt - solange sie Männer haben! Nur ledig bleiben, das dürfen sie nicht...«
      »Bescheuerte Kultur«, rutschte es Flint plötzlich aus dem nicht nachdenkenden Lippen, woraufhin er sich reflexhaft vor einer weiteren schlagkräftigen Schelte Esprits wegduckte, die jedoch ausblieb. Stattdessen stimmte ihm die Schwarzhaarige seufzend zu, nachdem sie ihren Gang wieder beschleunigt hatte:
      »Ich weiß. Aber...sie ist alles, was ich habe. Glaubst du, das hier ist ein so tolles Leben? Tief unter der Erde als Ausgestoßene leben und das höchste, das man zu träumen wagen, ist ein Umzug in einen etwas höhergelegenen Punkt unter der Erde. Das ist scheiße. Aber ich kann nirgendwo hin und habe niemanden außer meinem Volk. Und Rennac hat niemanden außer mich...«
      Die Zunge des jungen Rotschopfs blutete, so fest musste er auf sie beißen, um sich selbst und seine naiven Gedanken zum Schweigen zu bringen. Etwas an diesem Mädchen löste die seltsamsten und unerklärlichsten Empfindungen in ihm aus, alte und tiefe Gefühle von der Vertraut und Sicherheit einer Normalität, die er zu verdrängen versuchen musste, wenn er sich genügend auf sein gänzlich unnormales Ziel konzentrieren wollte. Und dennoch konnte Flint die Regungen in seinem Herzen nicht davon abhalten, in dem exotischen Gesicht die Facetten jenes in seiner schlichten Gewöhnlichkeit süßen Gesichts auszumachen, das er zusammen mit seiner Heimat und allen Erinnerungen verlassen hatte, als er auf dem morschen Deck der »Pelikan« in das Unbekannte gesegelt war.
      »Weißt du...«, kämpfte sich plötzlich ein Laut aus dem zusammengepressten Mund des Jungen, der sich sofort für die eigene Schwäche verfluchte.
      »Ja?«
      »Ach...nichts. Wie weit ist es noch?«, wiegelte der Rotschopf so schnell und entschlossen ab, dass er die Antwort seiner Führerin in dem Wirrwarr seiner Gedanken kaum hörte.
      Sie kann nicht mitkommen, du Idiot! Sie ist nur ein Mädchen und hätte keine Chance! Verdammt, du hast ja selbst keine Chance... wären da nicht Callaghan und die anderen, wärst du auch längst tot. Mist...wenn du sie mitnimmst, würde Callaghan sie sowieso in der Luft zerreißen und-
      »Wir sind da«, riss ihn Esprits Stimme just aus seinen Gedanken und deutete mit ihrem kurzen, aber kräftigen Finger auf eine kugelförmige Erhebung im silbernen Untergrund, der Flints Aufmerksamkeit vollkommen in die Realität zurückdriften ließ.

      Die Wohnstätte und operative Ideenschmiede des Fürsten der Zigeuner entwuchs als perfekte runde Kugel aus dem Boden und ähnelte dabei einer Art Farbblase, die sich nicht völlig aus ihrer Basis gelöst hatte, mit ebenso kreisförmigen Fenstern und einer kreisförmigen Tür, die diesem seltsamen Bauwerk einen beinahe futuristischen, extraterrestrischen Hauch sonderbaren Schicks verliehen.
      »Keine Ahnung, wieso dieses Haus so anders ist als die anderen«, erklärte Esprit ungefragt, wohl den faszinierten Blick Flints bemerkend, »Aber als Rennac es sah, meinte er irgendwas von einem guten Zeichen und dass es perfekt sei, seine ›Ambitionen und Gedanken in ein Gewand zu hüllen, dass sie in seinem abstrakten Geiste wie vor einem klärenden Kosmos widerspiegle‹.«
      Auf Flints auf diese Worte hochgezogene Brauen fügte sie schnell hinzu: »Ja...mein Bruder ist etwas eigen.«
      Doch wie eigen der hiesige Fürst der Zigeuner tatsächlich war, der sein Volk aus ihrem Nischendasein als Nomaden und Landplagen in eine Welt der Akzeptanz und modernen Selbsterkundung zu führen gedachte, sollte Flint erst erkennen, als er seinen Fuß in die kuppelartige Silberkapsel setzte, die kaum mehr in sich barg als ein schmiedeeisernes Bett, zwei schwarzhölzerne Kleiderschränke, eine morsche Kommode und unzählige Bücherregale, in denen allerhand Fachliteratur zu einfachen und fortgeschrittenen Fragen der Philosophie, Soziologie, Linguistik und Anthropologie einen Eindruck von der Wissbegierde ihres Bewohners offenbarte. Die teilweise dicken, schweren Wälzer und mehrteiligen Bände waren sowohl jüngeren als auch älteren Datums, schienen jedoch alle gleichermaßen abgenutzt und zerlesen zu sein, was dem Rotschopf durchaus einen gewissen Respekt vor dem Mann einflößte, der sich mit ihnen beschäftigte und den er alsbald am anderen Ende des Raumes erblickte, im Schneidersitz auf einem alten Eisenhocker thronend und sich einem Buch mit der griffigen Aufschrift »Leben, Lieben, Lachen - So finden sie den Schlüssel zu ihrem persönlichen Glück!« widmend. Der junge, hornbebrillte Mann, den Flint hinter den Strähnen des wild frisierten, schwarzen Seidenhaares nur bruchstückhaft erkennen konnte, aber dennoch auf etwa Mitte 20 schätzte, war dabei so in sein offensichtliches Selbsthilfebuch vertieft, dass er seine zwei Besucher erst zur Kenntnis nahm, als sich Esprit verhalten räusperte - und es brauchte keinen Familientherapeuten um zu erahnen, dass dieses Räuspern mehr war als ein einfacher Ruf nach Aufmerksamkeit, nämlich ein wütender, passiv-aggressiver Versuch des jungen Mädchens, ihrem Bruder eine Gelegenheit zu geben, sich vorzeigbar zu verhalten. Für jeden anderen Menschen als sie wäre es dabei wohl überraschend gewesen, wie vehement sich Rennac gegen diese Gelegenheit jedoch sträubte. Beinahe konsterniert erhob der Zigeunerfürst sein langbehaartes Haupt und warf den beiden Neuankömmlingen durch die dicken Gläser seiner braunen Hornbrille und an den schwarzen Strähnen vorbei einen eigentümlichen Blick zu, als würde er eine Entschuldigung für diese Störung erwarten, wohlwissend, dass er diese niemals erhalten würde.
      »Und...«, fragte er seine kleine Schwester mit dem mäßigen Interesse familiärer Zuneigung, »Spreche ich mit der zukünftigen Mademoiselle Jesneu oder meiner noch immer erfolgreich ledigen Schwester?«
      »Ich bin heiratsfrei, Rennac. Alles gut«, seufzte Esprit und trat einige Schritte auf den Zigeunerfürsten zu, Flint unbeholfen im Türrahmen stehen lassend. Der Rotschopf war kaum sicher, ob Rennac seine Anwesenheit überhaupt bemerkt hatte, doch das Ziel seiner Reise in die Stadt des Lichts verfügte über eine derart eigentümliche Ausstrahlung, dass er lieber vorerst verhalten schwieg und beobachtete, wie sich die Geschwister zaghaft begrüßten, indem sich Rennac geschickt von seinem Hocker erhob und sich für einen Stirnkuss zu seiner Schwester herunterbeugte.
      Erst jetzt erkannte Flint, dass der junge Fürst eine extrem hochgewachsene Gestalt war, deren schlaksige Erscheinung durch die engen, schwarzen Röhrenhosen und das akkurate, kleine Muster seines Hemdes aus rot-blauen Karos sogar noch hervorgehoben wurde.
      »Also, Ginger«, wandte sich Rennac plötzlich an den jungen Rotschopf, dass diesem fast die Knie wegbrachen, »Esprit sagte, du hättest Fragen an mich, die ich dir zu beantworten habe, weil sonst dein Kumpel Callaghan kommen und uns alle eigenhändig abschlachten würde?«
      Flint starrte Esprit mit einem entsetzten, verärgerten Blick an, der jedoch nur deren entwaffnendes Lächeln traf, das von einem unbefangenen Schulterzucken begleitet wurde. Der exotische Wildfang spielte mit ihrem erzwungenen Romeo wie mit einem Gummiball.
      »So in etwa«, fasste sich der Junge schließlich ein Herz samt Mut, worauf Rennac nur seinen langen, dunklen Finger gen Bett streckte und ihm und Esprit bedeutete, sich zu setzen.

      »Harley ist mir scheißegal und du bist es auch. Dein Kumpel Callaghan ist mir egal, dessen Meute ist mir egal und es interessiert mich sogar einen feuchten Fladen Schneckenschleim, was sich da zwischen dir und meiner Schwester abspielt.«
      »Rennac!«, zischte Esprit und vergrub ihr peinlich berührtes Gesicht in ihren Handflächen, ohne dass es ihren Bruder gekümmert hätte.
      »Theoretisch geht's mich zwar etwas an, was die Prinzessin meiner Blutlinie so treibt -oder mit wem oder was sie es treibt, wenn wir schon bei den Bienchen und Blümchen sind. Hatten wir dieses Gespräch eigentlich geführt, Esprit?«
      »Rennac! Verflucht!« Das Zigeunermädchen lief dachziegelrot an, wodurch sich eine fiebrige Süße auf die stark-gezogenen Wangen legte und ihre Stirn mit dunklen Flecken übersät wurde.
      »Schon gut«, bemühte sich der zweifellos schamlose Rennac, die aufgekochten Wogen zu glätten, »Ich halte mich raus. Außerdem sieht der Bengel eh aus, als würdest du ihn nicht mal jetzt ins Bett kriegen, wo ihr schon auf einem sitzt. Nichts für ungut, Ginger.«
      Flint konnte die schiere Unerträglichkeit und Absurdität dieser Situation kaum ertragen oder verstehen. Esprit mochte ein eigenwilliges Unikat sein, doch ihr Bruder Rennac war ein von sich selbst eingenommener, aufgeblasener Wichtigtuer, der sich ohne einen Funken Anstand oder Feingefühl durch ein Leben lungerte, dass er ganz auf sich, seine Bedürfnisse und Gedanken abstimmte. Ob ihm überhaupt bewusst war oder auffiel, dass er dabei Jahrtausende der traditionsreichen Zigeunerkultur revolutionierte, war kaum festzumachen.
      »Wie auch immer...wo waren wir? Ah, ja!«, fand er zur Erleichterung Flints letztlich wieder zu seinem ursprünglichen Thema zurück, »Jedenfalls werde ich dir jede Frage beantworten, die ich beantworten kann.«
      »Wo ist Harley?«
      »Gute Frage. Keine Ahnung.«
      »Was?!«. Flint sprang wie entflammt vom Bett auf und ballte seine Fäuste zu drohenden Warnungen, »Du...hast mit ihm zu tun! Wir wissen es! Du wirst in diesem Brief genannt!«
      Wütend wuselte der Rotschopf das kleine Stück Papier heraus, welches Krill aus den marmornen Mauern des Palazzo Imperiale hatte retten können und auf das sich die verzweifelte Suche der Kopfgeldjäger momentan stützte. Rennac nahm den Zettel jedoch mit der gelangweilten Miene aus Selbstsicherheit gebärender Bedeutungslosigkeit entgegen, die sein gesamtes Auftreten bestimmte und überflog die schönen, handschriftlichen Zeilen mit desinteressiertem Überdruss, bevor er murmelte:
      »Mein Name ist falsch geschrieben. Zwei ›n‹ in ›Rennac‹, nicht nur eins. Tse-Tse-Tse.«
      Flint wollte grade in tobende Raserei verfallen und seinen Zorn, seine Entbehrungen und die Schmerzen und Strapazen der hinter ihm liegenden Reise als Brandstoff für einen Scheiterhaufen nutzen, in dem der überhebliche Fürst der Zigeuner bei lebendigem Leibe brennen sollte, als ihn Esprits warme, aber kräftige Hand an der Schulter berührte. Ihr Blick war dunkel und klar und bedeutete dem vor Verzweiflung brodelnden Jungen, sich zu beruhigen und abzuwarten. Abzuwarten und zu hören, was ihr Bruder ihm zu sagen hatte.
      »Was willst du von Harley?«, fragte Rennac in diesem Moment locker und sah Flint halbherzig an.
      »Ich muss mit ihm sprechen. Ihm fragen stellen. Alles andere ist meine Sache.«
      »Richtig. Hör zu. Enjolras Baugin hat die letzten Monate, vielleicht sogar Jahre einen Putsch geplant, um die Herrschaft über die Insel an sich zu reißen.«
      »Und was hat das mit mir zu tun?!«, fauchte der Rotschopf, nur um dann von Rennac gerügt zu werden.
      »Geduld«, erklärte der Zigeunerfürst unaufgeregt weiter, wobei er sich auf seinem alten Hocker wie hinter einem Podium gebärdete, von dem aus er eine Vorlesung an junge, wissbegierige Studenten hielt. Für einen Mann, dessen Gesicht weder Falten noch sichtbaren Bartwuchs kannte, verhielt sich der junge Zigeuner ausgesprochen altehrwürdig. »Enjolras hat ein verqueres Anrecht auf die Krone in diesem Land. Lange Geschichte. Er wandte sich vor Monaten an mich, mit dem Ziel eines Pakt. Ich und meine Leute sollten als Mittelsmänner ein großes Geschäft abwickeln und die Lieferung überwachen -Waffen, wie sich herausstellte. Im Gegenzug würde er mich und mein Volk in die Gesellschaft eingliedern, wenn er erstmal an der Macht wäre. Der Mann, der diese ganze Lieferung in die Wege geleitet hatte und mit mir das Geschäft abschloss, war dein gesuchter Kumpel, Valentine Harley.«
      Flints Herz bebte, pulsierte, dröhnte in einem zyklopischen Trommeln, das seine eigenen schreienden Gedanken und beinahe die Worte des jungen Zigeuners übertönte. Noch nie war er so aufgeregt und verstört wie in diesem Augenblick.
      »Allerdings habe ich nie mit Valentine Harley persönlich gesprochen. Alles lief über eine Teleschnecke oder eine Botin namens Renée, wobei ich bezweifle, dass das ihr echter Name war. Vielleicht kann sie dir weiterhelfen. Vorausgesetzt natürlich, du findest sie.«
      Enttäuscht sank der junge Rotschopf in sich hinein und starrte in seine eigenen, sich zerknetenden Handflächen. Jede Spur Harleys, die er verfolgte, führte ihn nur zu einer neuen, noch ausgewascheneren Spur, die sich in einer gewaltigen Grube voller anderer Muster und Abdrücke verlor.
      Grade, als sich eine hoffnungslose Träne aus Flints blassen Lidern zu kämpfen versuchte, erhob sich die gediegene Stimme des Zigeuners von neuem:
      »Wenn es dir hilft...Die Botin, Renée, sie hatte Angst, entsetzliche Angst. Nicht vor Harley, den vergötterte sie mit einer beinahe verstörend-obsessiven Hingabe.«
      »Wovor dann...?«, hakte Flint gefasster nach und begann zu schwitzen, als Rennac erwiderte:
      »Wer weiß. Sie fürchtete sich vor etwas oder jemandem, und ich bin mir sicher, dass sich auch dieser Harley vor diesem ›Etwas‹ oder ›Jemand‹ fürchtet. Er hatte ein großes Interesse daran, dass das Geschäft erfolgreich wird. Als stünde er unter einem enormen Druck.«
      »Dieser...Enjollas...«, murmelte Flint.
      »Enjolras.«
      »Was auch immer...weiß er etwas über Harley oder die Leute, die ihn unter Druck setzen?«
      Rennac schien ungewöhnlich lange über die Frage nachzusinnen, als würde seine Antwort eine furchtbare Konsequenz zur Folge haben, derer sich der Zigeunerfürst nicht gewachsen sah. Letztlich erwiderte er in einem gänzlich veränderten, bedeutungsschwangeren Ton:
      »Ich...habe die Waffen gesehen. Und dieses...›Ding‹, von dem ich nichtmal weiß, was es war...Ich hoffe für Enjolras, dass er nicht mehr weiß, als er sollte. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass dasselbe auch für diesen Harley gilt.«
      Flint nahm die Information ruhiger und geordneter auf, als er es sich selbst zugtraut hätte. Die Aussicht auf eine Macht hinter Harley, die weit gefährlicher und mächtiger war als alles, dem er und die Kopfgeldjäger sich bisher hatten stellen müssen, beunruhigte ihn kaum. Denn umso größer und einflussreicher diese Macht in seinem Kopf wurde, desto kleiner und schwächlicher wurde der Mann, den Flint seit seiner Kindheit gleichermaßen hasste und fürchtete.
      »Wieso hast du dich auf das Geschäft eingelassen, wenn du so ein schlechtes Gefühl dabei hast?«, fragte der Rotschopf Rennac plötzlich, worauf sich dieser nur grinsend die schwarzen Haare zurückstrich und erläuterte:
      »Aus dem selben Grund, aus dem Princesse Suie einst den Pakt mit der Weltregierung einging, Ginger: Progression.« Der verwirrte Blick Flints schien Rennac wie einen kleinen Junge zu freuen, während die zuvor noch stille Esprit bitter seufzte. Denn sie wusste, dass eine der ausschweifenden Historienexkurse ihres Bruder folgen würde, welche sie zu kennen und hassen gelernt hatte.
      »Vor dem Ausbruch des Vulkans ›Valjean‹ war diese unterirdische Welt eine gewaltige Mine, in der Erze, Edelmetalle und Gemmen geschürft wurden. Ein Großteil des Ertrags der Insel ging dabei an die damals noch junge Weltregierung, damit diese für den Schutz der militärisch schwachen Insel sorgte. Nach dem Ausbruch des Valjean und der Flucht in die Mine änderte sich die Sachlage jedoch: Man konnte nicht mehr schürfen, ohne das unterirdische Öko-System zu gefährden, war aber auch nicht mehr auf den Schutz der Weltregierung angewiesen, da die Höhle eine natürliche Festung ist. Das machte die Regierung natürlich gar nicht glücklich, weshalb man sich entschloss, Princesse Suie ein ›Angebot‹ zu machen: Die Insel zahlt Abgaben an die Weltregierung, und im Gegenzug fällt diese nicht mit ihren Marine-Kriegsschiffen und Geheimagenten über die Insel her. Und da hast du deine Antwort. Mein Volk wird gehasst und Hass schlägt früher oder später immer in Gewalt um, wenn ich nicht vorher etwas verändere. Manchmal muss man einfach Geschäfte eingehen, von denen man weiß, dass sie falsch und wohlmöglich gefährlich sind. Nur so sichert man auf Dauer das eigene Fortbestehen.«
      »Egal, welche Gefahr auch lauern könnte?«, bemerkte Flint skeptisch.
      »Egal, welche Gefahr auch lauern könnte«, bekräftigte Rennac bitter.
      Kapitel 73 - Der zerbrochene Spiegel


      »Diese Renée«, murmelte Flint und sprang leichtfüßig vom Bett auf, »Wo könnte sie sein?«
      Rennac belächelte die ungeduldige, getriebene Natur des jungen Burschen vor ihm, der so verbissen und leichtsinnig Fragen stellte, deren Antworten ihm das Leben kosten würden. Für einen Moment ertappte sich der Fürst der Zigeuner sogar dabei, mit dem Gedanken zu spielen, dem Rotschopf doch noch die ganze Geschichte hinter dem Geschäft mit Harley zu berichten, auch auf die Gefahr hin, damit den Tod des nicht unsympathischen Bengels zu verschulden. Letztlich verwarf er diese Eingebung aber und erwiderte Flint nur:
      »Nein. Aber ich würde mir an deiner Stelle auch wenig Hoffnungen machen, sie aufzuspüren. Die Kleine hatte etwas...Cleveres an sich. Die weiß sich bedeckt zu halten, denke ich.«
      »Wieso?«, fragte Flint mit skeptisch gehobenen Brauen.
      »Sie ist hübsch und stammt aus gutem Hause, das hat man gemerkt. Aber sie war kein Zierfisch. Das ist hier selten.«
      »Fast schon 'ne Rarität«, stimmte Esprit schnippisch zu.
      »-Genau. Wenn sie sich nicht aufplustert, will sie nicht gesehen werden und wenn sie sich hier auskennt, wird sie es auch nicht.«
      Flint atmete schwer aus. Er bezweifelte nicht, dass Callaghan oder Krill die Frau finden könnten, allerdings, dass sie reden würde. Dennoch ließ er sich seinen Unmut nicht anmerken. Mit einem breiten Grinsen bedankte er sich bei dem überraschend unfürstlichen Fürsten und wollte die hohle Kapsel grade verlassen, als er in letzter Sekunde einen geflüsterten Satzfetzen aufschnappte, den Esprit ihrem Bruder unbedacht hinüberwarf:
      »Wieso...nicht erzählt von...«
      Schlagartig wandte sich der Rotschopf um und fokussierte die beiden Geschwister mit festen Pupillen.
      »Was war das?«
      »Was war was?«, wiegelte Rennac ab, ohne jedoch das böse Funkeln vor Flint verbergen zu können, dass der Unüberlegtheit seiner Schwester galt.
      »Wovon hast du mir nichts erzählt?« Energisch tat er zwei Schritte in den Raum zurück und schien mit jedem schwindenden Meter Distanz zwischen sich und dem Zigeuner größer und gefährlicher zu werden.
      »Hör zu, Kl...«
      »Nenn mich nicht ›Kleiner‹!«, schnitt ihm Flint das Wort ab und stürzte auf den hochgewachsenen Lulatsch, riss ihn unter vollem Körpereinsatz vom Stuhl und zerrte ihn an den Haaren, »Ich bin kein ›Kleiner‹! Ich reise mit ›verfluchten‹ Kopfgeldjägern und jage einen der meistgesuchten Kriminellen der Welt! Und ich will jetzt sofort wissen, was du mir verschwiegen hast, sonst...!«
      Ein unangenehmes, schlängelndes Gefühl an seinem Bein ließ den zornroten Jungen innehalten, bevor er just und unter gewaltigem Schwung vom Körper Rennacs gezerrt wurde und, in der Luft baumelnd, in zwei schlangengrüne Augen mit Sichelpupillen starrte, die aus einer grünbeschuppten Fratze fauchten.
      »Danke...Esprit«, keuchte der offensichtlich vollkommen schwachbrüstige Zigeunerfürst, der sogar Mühe hatte, sich nach diesem Angriff wieder auf die dünnen Beine zu stellen, »Danke!«
      »Teufelskräfte...«, moserte Flint brodelnd, kopfüber mit verschränkten Armen vor dem monströsen Schlangenleib hängend, in dem das wilde Herz der Zigeunerprinzessin Esprit schlug, »Klar, warum auch nicht...«
      »Lassss meinen Bruder in Ruhe und ich lassss dich wieder runter!«, zischelte die blitzende, widrige Stimme, unter deren reißendem Ton die aufgeweckten Laute Esprits nur für geschulte Ohren auszumachen waren, »Verssschtanden?!«

      Ein dunkler Raum

      Luca hätte eigentlich selbstzufriedener kaum sein können. Sie hatte den entscheidenden Hinweis auf Valentine Harleys Aufenthaltsort erfahren und mit der nach wie vor benebelten Renée zudem eine Quelle der Informationen bei der Hand, mit denen das Phantom des »Hermelin« aus den Schatten in das weiße Licht gezerrt werden würde. Wäre sie nicht ohne jede Orientierung mit ebenjener Informationsquelle und zwei pflichtbewussten Gesetzeshütern in einem stockfinsteren Raum gefesselt gewesen, hätte dies der mit Abstand beste Tag der Woche für die eigenwillige Blonde sein können.
      Ungeduldig starrten ihre stahlblauen Augen in die schwarze Dunkelheit, blinzelten zuweilen unzufrieden über die eigene Unfähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen, der sie aus diesem tristen Gefängnis in die Freiheit entlassen könnte und funkelten eine imaginäre Mercedes sauer an, da deren vor Neid quengelnde Visage eine solche Vorfreude in Luca auslöste, dass es ihr unmöglich war, sich zu konzentrieren. Die junge Frau genoss die Tagträumerei, in der ihre brünette Erzfeindin dazu verdammt war, ihren triumphalen Ausführungen zu lauschen, dennoch sichtlich. Grade schmiegte sich über diese Gedankenspiele ein selbstgefälliges, verspieltes Grinsen über Lucas gebräuntes Gesicht, als sich ein gleißender Lichtstrahl über dieses legte und es optisch spaltete.
      Benommen blinzelten die blauen Augen in das unendlich grelle, betäubende Weiß, vor das sich drängelnd und geifernd die Schemen dutzender Gestalten legten und Luca erkennen ließ, dass sie -wieder einmal- nichts zu grinsen hatte.

      Rennacs Kapselhaus

      Flint baumelte als menschliche Piñata kopfüber vor dem monströsen Schlangenleib, der ihn scheinbar ohne Mühe über dem Boden baumeln und ihm das Blut in den Kopf fließen ließ, während der Zigeunerfürst wie das Geburtstagskind um ihn herum schlich und mental seinen Schlag ansetzte.
      »Schlangengift«, kam es dem jungen Rotschopf schlagartig in den Sinn, »Klar. Hätte ich auch früher drauf kommen können.«
      »Hättest du wohl«, stimmte Rennac bestimmt, aber ohne Hohn oder Spott in der gelehrten Stimme zu, »Du hättest mich allerdings nicht angreifen sollen. Das war dumm.«
      »Aha. Wie ist das so, seine kleine Schwester für sich kämpfen zu lassen?!«, spottete Flint, worauf die Schlange Esprit ihn noch weiter in die Höhe zurrte und so stark schüttelte, dass er für einen Moment die aufsteigende Übelkeit unterdrücken musste.
      »Lasss dasss!«, zischte sie, »Sonssst...«
      »Sonst was?«, erwiderte Flint gereizt, »Muss ich gegen noch einen deiner Verehrer antreten?!«
      Ruckartig schleuderte Esprit ihn nun durch die Luft, hin und her, wirbelnd und kreiselnd und so handelnd, wie es ihr gerissenes Opfer wollte.
      Jede Pore auf dem Körper des Rotschopf wurde nun zu einer Schleuse, aus der sich Bäche schillernden Öls ergossen und aus dem herumwirbelnden Jungen wie aus einem Sprinkler schossen, der den ganzen Raum samt Rennac und Esprit mit dem hochentflammbaren Liquid besudelte. Der Fürst der Zigeuner wich jäh zurück und rutschte ebenso ungeschickt aus wie seine vor Schreck zum Menschen mutierende Schwester, sodass alle Anwesenden im Raum hart auf dem nunmehr glitschigen Boden aufschlugen. Geistesgegenwärtig rappelte sich der Urheber dieser gefährlichen Ferkelei schnell wieder auf die Beine, schüttelte die letzten Reste Öl von seiner linken Hand und entzündete dann das Feuerzeug, welches seinen linken Daumen ersetzte und dessen Flamme sich nun in den verängstigten Augen der Zigeunergeschwister spiegelte.
      »Sagt mir sofort alles, was ihr wisst...!«, forderte Flint lautstark, »Sonst stecke ich hier alles in Brand!«
      »Um mit uns zu verbrennen?! Wohl kaum!«, fauchte Rennac, worauf Flint mit der faustdicken Lüge:
      »Meine Teufelskräfte machen mich feuerfest!« dagegen hielt.
      Er genoss es, die Überlegenheit in vollen Zügen auszukosten, welche im die flackernde Flamme gewährte, diese züngelnde und böse flimmernde Macht, die aus seinem Daumen strömte und alles auslöschen könnte, würde er es nur wollen. Auch die Gewissheit, seinen eigenen Tod in den Händen zu haben, kann eine befriedigende Erfahrung sein, wie Flint heißblütig feststellte.
      »Gut, Kl...Ginger«, beschwichtigte Rennac, dem es nach drei gescheiterten Versuchen endlich gelungen war, sich aus der Öllache zu erheben, mit ruhig gestikulierenden Händen, »Wir können reden. Ja? Alles, was ich dir noch nicht gesagt habe, ist-«
      Ein unvermittelt über die silberne Kugel hereinbrechendes Gewitter aus schreienden Stimmen und aneinanderprasselndem Metall übertönte die letzten Worte des Zigeunerfürsten und erschrak Flint bis ins Mark. Wie betäubt taumelte er zurück, sich umwendend und in eine handvolle Musketenläufe lugend, die ihn und das Geschwisterpaar wie für ein Erschießungskommando Maß nahmen.
      Durch die runden Fenster erspähte Rennac das archaische Chaos, das über seine nach Moderne und Fortschritt gierende Zivilisation hereingebrochen war:
      Zigeuner kämpften unter gellendem Kriegsgeheul gegen die Rotuniformierten der Gendarmerie, als wäre keine Zeit zwischen diesem Tage und der blutigen Vergangenheit seines Volkes vergangen und das sauer verhandelte Friedensabkommen mit Herzogin Lisanne niemals geschlossen worden.
      »Was soll das?!«, brüllte Rennac aufgeregt, »Was tut ihr hier?! Der Friedensvertrag untersagt euch-«
      »Befehl des Inspecteurs de Gendarmerie!«, schallte es im Chor aus den menschlichen Megafonen, »Ausschalten aller staatsschädlichen Individuen. Gefangennahme wenn möglich!«
      Flint verstand nicht, was vor sich ging, doch hatte er von seinen Reisen mit den Kopfgeldjägern gelernt, sich aus solchen Situationen lieber früher als später zu befreien. Er und Esprit, die ihn seit seiner flammenden Notlüge beinahe respektvoll zu achten schien, tauschten noch einen kurzen, vielsagenden Blick aus, bevor das wilde Zigeunermädchen wieder von dem ungeheuren Reptilienschlund verschlungen und als das grüne Schlangenmonster wiedergeboren wurde, welches in ihr auf seine Freiheit lauerte. Mit einem kräftigen Stoß ihres langen Leibes schmetterte sie die Gendarms gegen den metallmassiven Türrahmen, sodass Flint, Rennac und ihr zurückverwandeltes Selbst just über die verkrüppelten Körper hinweg fliehen konnten - direkt in die gebieterischen Fänge des Bollwerks von Gavroche, Inspektor Àgoston Baudelaire, der sich aus dem Kampfgetümmel wie eine steinerne Festung erhob.
      »Inspecteur!«, rief ihm Rennac über die sich abschlachtenden Massen zu, »Warum?! Die Rahmenpunkte des Friedensabkommens wurden eingehalten!«
      »Möge dich die Dame für deine Lügen strafen, Zigeuner...!«, murmelte das stampfende Bergmassiv unhörbar vor sich hin, während es das Meer aus Fleisch und Blut spaltete. Seine kleinen, drohenden Augen zerquetschten Rennacs Schädel mit titanischem Ehrgeiz, während er seinen edlen Zweispitz vom graubehaarten Schopf riss und auf den ihm so verhassten Anführer der Zigeuner zumarschierte.
      »Nein!«, schrie Esprit in diesem Moment und stürmte auf den riesenhaften Giganten zu. Obwohl sie sogar zu verstört war, um sich in ihre animalische Bestienform zu verwandelnd, schien Rennac sie nicht aufzuhalten. Baudelaire seinerseits kannte keine Gnade und kein Erbarmen, als er das Mädchen wie das Insekt zu zerquetschen gedachte, das sie für ihn ebenso wie ihre ganze Sippschaft auch darstellte. Seine Faust erhob sich zu einem todbringenden Meteor über der silbernen Sphärenschicht der unterirdischen Kuppel und raste mit der unnachgiebigen, ruchlosen Bestimmtheit einer gottlosen Naturgewalt auf den markanten Schädel der jungen Zigeunerprinzessin zu, die dem Ende entgegenblickte. Nur ein einzelner Gedanke manifestierte sich in diesem letzten ihrer Momente - die Reue, niemals die taghelle Welt außerhalb der felsigen Mauern Princesse Suies erblickt und nie das salzig-perlende Meer auf der dunklen Haut gespürt zu haben. Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange, als sie plötzlich zur Seite gestoßen wurde und in ihrem Fall das blasse Gesicht des rothaarigen Flints erspähte, welches ihr ein schiefes Lächeln schenkte und dann mit der Gewissheit die Augen schloss, sie nie wieder zu öffnen.
      Doch statt des erwarten Aufprall drang nur ein dumpfes Geräusch an Flint heran, dem ein ohrenbetäubender Knall folgte, der in eine tiefe, dunkle Stille mündete, die ihn frösteln ließ. Für einen Moment blieb der Bursche wie eine leere Hülle zurück, noch immer reglos auf den verheerenden Einschlag wartend, der ihn in das Reich des Todes prügeln würde, bis ihn eine groteske Eingebung letztlich zwang, die Augen zu öffnen: Das Lärmen der Schlacht war verstummt! Schlagartig riss er die Lider auf und folgte den entsetzten Blicken der wie erstarrten Kämpfenden, die die hünenhafte Masse Baudelaires beglotzten, welche leblos vor einem von gewaltigen Rissen durchzogenen Obsidionfelsen daniederlag.
      Erst, als er die Hungerleidergestalt direkt vor sich bemerkte und beinahe in Freudentränen ausbrach, vermochte sich Flint allerdings, aus seiner eigenen Starre des Todgeweihten zu lösen.
      »O'Mara!«, brüllte er und hechtete auf den blonden Mann zu, der ihn jedoch augenblicklich und mit nur einer einzigen Geste stillstehen ließ.
      »Verschwinde!«, mahnte O'Mara mit einer Festigkeit und Sorge in der rauchigen Stimme, die dem Rotschopf das Blut in den Adern gefror, »Bring dich in Sicherheit!«
      In diesem Moment erhob sich Baudelaire bereits. Wie ein blasphemischer Koloss aus Zorn, Trieb und Urgestein brach sich seine breitschultrige Gestalt durch die zum Bersten gespannte Atmosphäre und trug die Götterdämmerung in den kalten, stoischen Augen. O'Mara erlöste seinen Nacken unter einem übelerregenden Knacken aus einer tiefsitzenden Verklemmung, bevor er einen Schritt auf den zyklopischen Inspektor zusetzte, um dessen manischen Blick von Flint, Esprit und Rennac abzuschirmen.
      Der offenkundige Alkoholiker hatte noch nie gesund ausgesehen, doch selbst Flint fiel letztlich die grauenhafte Verfassung des blonden Kopfgeldjägers auf, deren Zeugnis der kalte Schweiß auf der blassen, fleckigen Haut und die unwillkürlichen Zitteranfälle waren, die den mageren Körper in unregelmäßigen Abständen okkupierten. Baudelaire hingegen war blind für das menschliche Elend abseits seines Gerechtigkeitssinns und sah nur seinen Gefangenen, den es hinter die schweren Mauern der grünen Bastille zurückzuschleifen galt. Als sich seine ehrfurchtsverlangende Stimme grollend über das Schlachtfeld erhob, schien der Boden zu schwanken:
      »80462!«
      »N'Tag auch, Inspektor...«

      Palais Blanc

      Die »rats« von Gavroche hatten ihre traurige Metamorphose beendet, als sie im Schutz ihrer grotesken Gasmasken und hungernd nach Blut und Kampf aus dem aufgerissenen Kloakenschlund gekrochen waren, um sich in nagenden Scharen auf die letzten Überlebenden Gardisten zu stürzen, die nach der galligen Explosion in den Thronsaal gestürmt waren. Das Rattennest unter dem Thronsaal beherbergte mehr kleine Leiber als die kühnsten Schätzungen der royalen Berater je hatten ermessen können, während die Zahl der Garde Royal auf ein erbärmliches Stückchen Käse abgeknabbert worden war, das kaum reichen würde, um die tödliche Gier aller possierlichen Kämpfer zu stillen.
      Everard musste die Tränen zurückhalten, während er sein gewaltiges Bastardschwert in die Leiber von Mädchen und Jungen jagte, die kaum älter waren als das Kind, welches er vor Jahren hatte sterben lassen und dessen Gesicht er noch immer sah, wenn er die Augen schloss. Die Gardisten kämpften einen verbissenen Kampf gegen eine Armee großer, runder Augen und niedlicher Gesichter, in dem es keinen Gewinner und keinen Verlierer geben würde. Sie alle wateten durch ein Meer von Blut und auf jede Verletzung, die eine der meisterlich ausgebildeten Leibwachen erlitt, folgten zwei verlorene Kinderseelen.
      »ENJOLRAS!«, brüllte Everard über den Horizont dieses blutigen, kinderschlachtenden Alptraums hinweg, »Komm raus und zeig dich!«
      Doch der Rattenfänger und Schöpfer dieser morallosen Abscheulichkeit entblößte sein markantes, in der Presse vielabgelichtetes Haupt nicht.
      »Everard!«, riss ihn die panikverzerrte Stimme Lisannes aus seiner Trance und mit einem klirrenden Hieb enthauptete er ein kleines Mädchen mit schillernden goldenen Locken, welches die Herzogin der Insel mit einer schimmernden Pistole zu erschießen versuchte. Das Ungeschick des Kindes hatte der entsetzten Frau das Leben gerettet.
      »Vergebt mir, Herzogin!«, keuchte Everard, seine Klinge nun in einen Burschen rammend, der kaum die Geschlechtsreife erlangt hatte, bevor dieser ihn mit einem hochmodernen Gewehr hatte durchlöchern können. »Diese Waffen...«
      Am anderen Ende des Thronsaals erkannte er seinen Kameraden Renuil aus dem Heer der Ratten emporragen. Sein Gesicht war verzerrt, seine eisblauen Augen leer und in der hohen Stirn klaffte ein tiefes Loch. Als der leblose Körper in das Meer aus Blut und Kindertränen sackte, verlor der Kommandant der Garde die Kontrolle. Mit einer Geschwindigkeit, die weder der ungeheuren Masse seines eigenen Körpers noch des Gewichts seines riesigen Zweihänders zuzutrauen war, wirbelte der Hüne durch die kleinen Reihen und spaltete Schädel, Leiber und Herzen. Die bitteren Tränen, die dabei aus den zusammengepressten Augen des rotblonden Mannes quollen, konnten seinen wütenden Amoklauf nicht aufhalten, standen jedoch als Mahnmal für den Preis, den der Kommandant für diesen Einsatz zahlte. Everard mochte seine Pflicht tun, doch das unschuldige Blut könnte er nie von seinen Händen waschen.
      In konzentrischen, nur selten ausscherenden Bahnen schlug er durch die Rattenscharen, immer in der Nähe der schreienden und weinenden Herzogenfamilie und stets bereit, sein Leben für das ihre zu geben, bis ihn ein scharfer, stechender Schmerz in seinem Nacken innehalten ließ. Zähneknirschend riss er die Quelle des Schmerzes aus seiner Haut - ein grausiges kleines Zwitterwesen aus Metall und Ratte, dem er mit einem Fingerschnips das Genick brach, bevor er es gegen die Palastmauern schmetterte und angeekelt beobachtete, wie es sich zuckend und winselnd in einen silbernen Dolch zurückverwandelte.
      Die Wirkung des verhängnisvollen Bisses spürte er allerdings unmittelbar darauf:
      Sein Puls raste, seine Sinne verzerrten sich und die Fratze des sich plötzlich vor ihm aufbahrenden Rattenfängers waberte wie rosafarbener Rauch aus dem Nichts auf sein wie Feuer brennendes Gesicht zu.
      »Everard«, begrüßte ihn Enjolras' schallende Stimme, die in seinen vergifteten Ohren lächerlich verbogen und karikiert schnarrte, »Du siehst schlecht aus, du solltest dich lieber hinlegen.«
      Mit dem Lauf seines hochmodernen Gewehrs stupste der viel kleinere und schwächere Enjolras den schwankenden, schwer atmenden Hünen leichtfertig um, vor dessen kohlengrauen Augen er mannigfaltig und unheimlich verschwand, wieder auftauchte und sich zu abstoßenden Formen verkrümmte.
      »Es klingt vielleicht selbstgefällig«, schwafelte der Rattenfänger weiter, sich mit der freien Hand die braunen Löckchen aus dem Gesicht streichend, »Aber in gewisser Weise bin ich sogar stolz auf dich. Du hast die Chance genutzt, die ich dir ermöglichte.«

      15 Jahre zuvor

      Die flehenden Blicke der mutterlosen Mütter mit ihren verhungernden Ledersäcken, die weder im Geiste noch Körper Kinder waren, und das entsetzliche Betteln der Verkrüppelten und Ausgestoßenen, die als Strafe oder zu Unrecht in den stinkenden Jauchegruben kompostierten, verfolgte den jungen Monsieur mit jedem Schritt, den seine edlen, schwarzen Stiefel auf dem braunschwarzen Sumpf taten. Er spürte eine entsetzliche Finsternis in sich aufsteigen, die ihm die Sinne schwärzte und die Augen rötete, die seinen Verstand vergiftete und seine Gefühle folterte. Die Finsternis der Gedanken, die sich einem Mensch offenbart, wenn er mit einer grenzenlosen Ungerechtigkeit konfrontiert wird, gegen die er nichts tun will, obwohl er es könnte.
      Enjolras Baugin wusste, dass er sein jüngst ererbtes Vermögen für die Restaurierung des Arrondissements du Cœur und für das Ende allen Leids in dieser Gossenstadt benutzen könnte und am Ende des Tages noch genügend Geld und Macht übrig hätte, um sich auf seiner gläsernen Terasse hoch über der lichten Metropole im süßen Nichtstun zu verlieren. Doch bereits sein Vater hatte zu sagen gepflegt, dass Macht und Politik wie alles in dieser Welt einer natürlichen Balance unterliegen, die arm und reich, jung und alt, Hoffnung und Verzweiflung, Leben und Verdammnis voneinander trennt und die Meere in Bewegung hält. Die Elenden waren nicht dazu bestimmt, von seiner Luft zu atmen und Enjolras Baugin sah es nicht als sein Schicksal an, dies zu verändern. Erst ein Mal hatte er diese eminente Basis all seines Handelns und des Reichtums seiner Familie um der schnöden Liebe Willen gebrochen und nun war er im Begriff, es erneut zu tun, um jene Liebe zu erhalten.
      Ein tiefes Seufzen entfuhr seiner gereiften Kehle, als er in das schäbige Bruchstück Rubin eintrat, das seit seiner Abreise mit Mercedes und Emile vor zwei Jahren tatsächlich noch an Schäbigkeit und Verwahrlosung gewonnen hatte. Ein Eindruck, der sich allerdings relativieren sollte, als der Jüngling sein braugelocktes Haupt unter dem Türrahmen hindurch schob und dem ganzen Ausmaß der Grausamkeit entgegentreten musste, die er an diesem Ort vor zwei Jahren begangen hatte:
      Essenreste und Berge anderer Hinterlassenschaften kopulierten in einem fettglänzenden Akt des Verrottens mit Scharen von Fliegen, Spinnen und ähnlich abscheulichem Getier, das die wahren Bewohner dieses heruntergekommen Fleckens Dreck zu stellen schien, während menschliche Existenzen nur an den großen Fußspuren zu erahnen waren, die dieser Sud aus Ungeziefer und Insektenfraß konserviert hatte.
      »Merde...«, stieß der Himmelsdrache mit einem Tuch vor den angeekelt hochgezurrten Lippen hervor, als sich plötzlich eine massive Fremdeinwirkung seines Nackens ermächtigte, ihn herumschleuderte und gegen die fettige rote Steinwand presste, wo er nun gut einen Meter über dem sumpfigen Boden um Luft rang.
      Hätte seine gequetschte Kehle Laute zu formulieren gekonnt, wäre wohl ein schriller Schrei des Entsetzens aus dem Mund Enjolras' vor dem schockierenden Anblick geflohen, der sich dem letzten Baugin bot und nur auf den zweiten Blick ein Mensch war.
      »Everard...ich bin's...«, keuchte der Jüngling gurgelnd hervor, worauf der degenerierte Hüne, dessen bratpfannengroße Hände den schlanken Hals an die Wand pressten, nur »Ich weiß« durch die verfilzten, speckigen Schlingen rotblonden Haares brummte.
      Everards Verwandlung war kaum zu erklären. Aus dem unterernährten, schmächtigen Hungerleider war in nur zwei Jahren ein Koloss geworden, der in Erscheinung und Statur eher einem Höhlentroll als einem Mann glich. Der vollkommen verdreckte Hüne hielt den nicht unbedingt kleingewachsenen oder schwächlichen Enjolras wie eine ungeliebte Katze in die Höhe und schien nicht gewillt, seinen ungeheuren Griff zu lockern. »Was willst du hier?!«
      »Ich...will dir...«, quietschte Enjolras eher, als das er sprach, »helfen...uns...helfen...Mercedes...«
      Beim Klang dieses Namens ließ Everard schließlich von dem brünetten Adelsjungen ab und ließ ihn wie eine faulige Apfelgriebe auf den Boden fallen, bevor er eine ebensolche von ebendort aufhob und in einem Bissen verschlang. Enjolras musste bei diesem Anblick die aufsteigenden Magensäfte zurückhalten, während er atemlos erklärte:
      »Mercedes...Émile...sie vermissen dich. Brauchen dich und...du...scheinst sie auch zu brauchen.«
      Everard grunzte nur einen abwertenden Laut aus, ließ Enjolras jedoch fortfahren.
      »Ich weiß, ich bin vielleicht nicht der...lassen wir das. Dein Vater war vor seiner Entlassung ein Gendarm und ich weiß, dass das auch dein Traum ist. Hier ist ein von mir -einem Baugin- gesiegelter Brief, der dich ohne jede Formalität als Rekruten der Gendarmerie und zur Teilnahme an der Ausbildung bemächtigt. Keine Scherereien wegen deiner Herkunft, wegen deines Vaters, gar nichts. Das ist mein Angebot. Mercedes vermisst dich, Émile vermisst dich und ich kann nicht ertragen, die beiden so zu sehen.« Wortlos überreichte Enjolras den parfümierten, schneeweißen Umschlag und verließ die rubinrote Jauchegrube von Hütte mit eiligen Schritten und unter dem feindseligen Blick des perplexen Everard.
      »Oh, eins noch«, wandte er sich ein letztes Mal im Türrahmen um, »Wenn du dich entscheidest, diese Chance anzunehmen -was ich um unser aller Willen hoffe- komm vorher bei mir vorbei. ›Rue de Triomphale 7‹. Dann...machen wir dich wieder zu einem Menschen. Oder du kannst mich im Schlaf erwürgen. Au revoir, Everard!«

      Zurück in der Gegenwart

      »Du hast diese Chance so sehr genutzt, wahrlich. Das macht mich stolz. Du solltest auch stolz auf dich sein.«
      Das traurige Lächeln, welches Enjolras dem giftverklärten Everard nun schenkte, als er sein Gewehr an dessen Schädel setzte, war echt und ehrlich. »Auch, wenn das bedeutet, dass es so enden muss.«

      Versteck der »rats« unter Gavroche

      Taubes Hämmern pumpte noch immer das dicke, schwarze Blut durch die geschwollen Adern, die sich unter der weißen Haut der Gefesselten wie Schlangen erhoben und das infernalische Dröhnen der Explosion, die die silberne Kuppel zum Beben und Brüllen gebracht hatte, hallte mannigfach und gellend durch ihre Ohren, während sich Mercedes ihrer Situation wieder gewahr werden musste. Der ohrenzerfetzende Lärm hatte sie für Sekunden ohnmächtig in eine Welt der totalen Leere geschleudert, ein Ort des Schutzes und der Sicherheit, in der es weder Zeit noch Schmerz gab. Doch der Schmerz holte die Brünette mit all seiner Macht und all seinem unausweichlichen Schrecken ein, als sie wieder zu sich fand.
      Mercedes' Emotionen quollen zu unterirdischen Geysiren an, die an die Oberfläche steigen und bis in den Himmel ragen wollten, um dort denjenigen zu stellen, der all das Leid über sie gebracht hatte. Nach wie vor verhöhnte Everards selbstgefällige Lache ihr Herz und ihre Seele, während sie auf dem kalten Untergrund kauerte, an den massiven Diamant geschmiedet und darauf wartend, die Kontrolle über ihren Körper wiederzuerlangen, da ihre Ohren und Trommelfelle so menschlich und von warmem Blute durchströmt waren wie andere Teile ihres modifizierten Leibes künstlich, falsch und kalt.
      Plötzlich begann die schöne Braunhaarige über einen Gedanken zu lächeln. Ein schiefes, bitteres, manisches, von Trauer gesäuertes Lächeln, das sich wie eine tiefe Brandnarbe in ihre Haut fraß und dort unter dem glühenden Glimmen verstiegenen Zorns böse loderte.

      13 Jahre zuvor

      Heulendes Schluchzen presste noch immer die schweren, salzigen Tränen aus den geschwollen Augen, die aus dem verzerrten, geröteten Gesicht der Gefesselten wie blutige Löcher starrten.
      Das groteske Grün der winzigen Zelle, in die man sie gesperrt hatte, verspottete die kümmerliche Gestalt, für die jede Wand und jede Fliese zu den froschgrünen Augen mutierten, die sie an diesem schlimmsten Tag ihres Lebens so mitleidsvoll und verstört angeglotzt hatten. Ihre glänzenden, haselnussbraunen Strähnen klebten triefend in ihrem rotfleckigen, tränennassen Gesicht, als sie finster das Haupt erhob und trüb den Mann anblickte, der den Mord an ihrem kleinen Bruder zugelassen hatte.
      »Verschwinde!«, fauchte Mercedes mit der gedämpften Kraft einer Kehle, die sich trocken und blutig geweint hatte, »Lass mich!«
      »Es...tut mir leid.« Everard konnte kaum atmen. Das in seinen Augen schönste und liebenswerteste Wesen der Welt siechte in einem Sumpf aus Verbitterung, Hass, Trauer und ihren eigenen Tränen dahin, wie ein Tier an den Boden eines Käfigs gekettet und mutterseelenallein.
      »WIESO!?«, brüllte die tränenverätzte Stimme brüchig und anprangernd in das abscheuliche Grün der stickigen Luft, »Wieso hast du das getan!?«
      »Mercedes...«, murmelte Everard mit einer belegten Miene, die darum kämpfte, die Tränen zurückzuhalten, »Ich...ich konnte nicht zulassen, dass...«
      »Nein!«, schrie das binnen Stunden um Jahre gealterte Mädchen voller Verzweiflung, »Nein! Halt den Mund! ER ist TOT!! Geh! GEH WEG!«
      »Ich bin mir sicher, ich kann...«
      »Verschwinde! Ich will dich nie wieder sehen!«
      »Merce-«
      »Hau ab!« Ihre gramgebeutelte, erschöpfte Stimme überschlug sich in ihrem verzweifelten Kreischen und hasserfüllten Schreien. »DU! ENJOLRAS! DIESE GANZE VERDAMMTE STADT! Fahrt zur Hölle! Hört ihr!? ZUR HÖLLE!!«

      Zurück in der Gegenwart

      Das dunkle Lächeln wurde zu einem offenen Grinsen, das Grinsen zu einem verbissenen Zähneknirschen und ihre klaren, verschiedenfarbigen Augen verkrampften wie Fäuste. Hass und Schmerz und Liebe und Abscheu, verlorene Tage und verdrängte Erinnerungen, erlaubte Hoffnungen und unerwartete Enttäuschungen. Mercedes schüttete alles, was sie zu einem fühlenden Menschen und menschlich machte in die schwarzen Kohlen, die ihre innere Maschinerie befeuerten und in Bewegung hielten.
      Seit sie ihre Heimat wiedergesehen hatte, diesen verwunschen und verfluchten Ort, in dem ihre Kindheit als Opferpfand für ein Leben voller Schmerzen und entblößter Erniedrigung verzecht worden war, hatte sich Mercedes wieder tiefer und tiefer in die verschlossenen Räume hinab gewagt, die in ihrem Unterbewusstsein verwaisten, den Staub des Verdrängten fortgewischt und in den morschen Kammern und toten Zimmern sich selbst in einem zerbrochenen Spiegel gefunden. Eine entkräftete Chimäre, mehr Metall als Fleisch und mehr Rost als Metall, das zwischen den Rissen und Splittern dem Blick ihrer heterochromen Augen standhielt. Doch sie hatte sich nicht erkannt und die Frau, die sich unter der spiegelnden, glatten Fläche verbarg, hatte nicht erkannt werden wollen, um die Illusion von der eigenen Stärke aufrechtzuerhalten und wieder im trügerischen Schmoren sich selbst überlassen zu werden.
      Doch diese Scharade sollte nun ihr längst überfälliges Ende finden. Denn Mercedes konnte und wollte nicht mehr länger leugnen, wer sie und wer dieses humanoide Monstrum aus Rost und Haut war, das sie in dem Spiegel mit der selben Abscheu anglotzte, die sie ihm entgegenbrachte. Der Spiegel war zerbrochen und doch ganz, ebenso wie sie zerbrochen war - und doch ganz. Ein Wesen aus Fleisch und Blut, das durch tote Apparaturen am Leben erhalten wurde und dabei so sehr leben wollte. Und in diesem Moment, in dem Mercedes ihr eigenes Selbst auf der polierten Oberfläche gespiegelt sah und erkannte, was sie war und akzeptierte, was nie wieder sein würde, begann sie sich selbst endlich zu tolerieren und in ihr der unwiderstehliche Wunsch aufzukeimen, alles zurückzulassen und dem Sog des Lebens wie an dem Tag zu folgen, an dem sie Callaghan das erste Mal begegnet war.

      Mit einem gewaltigen Ruck wuchtete die Brünette ihren wohlgeformten Oberkörper auf, stemmte sich auf den linken Fuß und schleuderte ihr Kanonenbein dann wild über sich, sodass ihr Körper mitgerissen ein volles Rad schlug und sich ihre Handgelenke zwirbelnd und knackend verdrehte.
      Sie zählte die Sekunden, die von dem dröhnenden Pochen ihres gespannten Herzens und dem tiefen Atmen ihrer halben Lunge und dem Sack erzeugt wurde, der die andere Hälfte ersetzte, bis eine gellende, scheppernde Sinfonie des maschinellen Wahnsinns im Inneren des femininen Körpers anspielte, die das tönende Einfahren des legendären ersten Seezugs übertroffen hätte. Ein letztes Mal durchspülte Mercedes ihre Lunge und den toten Sack mit einem langen Atemzug Luft, bevor sie die Augen schloss und sich ihrer Aufregung ergab - noch nie zuvor hatte sie gewagt, die volle Leistungskraft ihrer inneren Maschine zu entfesseln. Die aufsteigende Ekstase aus Fleisch und Stahl in sich lodern zu spüren, elektrisierte sie bis zu dem Punkt, an dem ihre Aufregung dem dampfbetriebenen Erwachen wich:
      Schwarzer Dampf stob unter schrillem Pfeifen und heißem Zischen aus ihren geweiteten Nüstern und purpurrot angelaufenen Ohren, ihre Adern ballten sich unter ihrer rosigen, seidigen Haut wie verästelte Schienennetze und die Muskeln ihres fleischlichen Leibes erhärteten zu gespannten Stahlstreben, als sie sich unter einem entsetzlichen Schrei aufbäumte, der keiner menschlichen Kehle zu entweichen vermochte und dem das klirrende Bersten massiven Diamants nachhallte.
      Kapitel 74 - Rue de Olympique; 14 Uhr

      »Schlafe den Schlaf der Sterne, denn sie sind schön und strahlend, auch in der finstersten Nacht. Schlafe und warte auf den Dieb, der dir gibt die wunderbarste Macht.«

      »Mamá hat mir die Geschichte immer vorgelesen, wenn ich traurig war«, sagte Mercedes und strich mit ihren sanften, zu jeder Zeit desinfizierten Fingern über den ledernen Einband des Kinderbuches.
      »Aber du warst viel jünger als ich!«, protestierte ihr kleiner Bruder und wischte sich die Tränen aus dem sommersprossigen, schmollenden Gesicht, »Ich bin schon fast 13 Jahre!«
      Ihre Lippen erhoben sich zu einem Lächeln, in dem sich der Stolz einer Mutter mit der gereizten Ungeduld einer großen Schwester schlug. Denn dort saß sie nun, die binnen kürzester Zeit zur Ikone einer ganzen Generation selbstbestimmter Mädchen avancierte Gavrocher Schönheit -die seit nun mehr vier Jahren die Medizin, eine der kompliziertesten und hochangesehensten Disziplinen der intellektuellen Welt studierte, während sie mit der höflichsten Bestimmtheit zahlreiche Verehrer abwehrte und wie nebenher enge freundschaftliche Beziehungen zum wohl begehrtesten Junggesellen der ganzen Insel sowie dessen exklusiver Gesellschaft pflegte- und bettelte einen frühreifen 12-jährigen an, ihm aus ihrem Lieblingsbuch vorlesen zu dürfen. Das war die geheime Kunst ihres Lebens, die Mercedes Delacroix zu meistern hatte, der schweißtreibende Spagat zwischen aufstrebender Dame von Welt, die auf ausschweifenden Festen tanzte und auf verbohrten Bällen anregende Gespräche führte, und bodenständiger Schwester, die Brote schmierte und Schulaufgaben korrigierte.
      »Und? Ich lese es heute noch, wenn ich traurig bin. Und ich bin fast 19!«, versuchte sie den störrischen Émile zu überreden, der sich seit einiger Zeit zu »lässig« für die Bräuche und Rituale seiner Kindheit fühlte und seine Schwester so regelmäßig vor den Kopf stieß, ohne es zu bemerken. Nur allzu oft dachte diese daher, beschwingt durch den inhärenten unverfängliche Zynismus, der beinahe als eine Art von Aufnahmeritus in den Stand der Stadtbekannten und Miserablen dient, dass ihre Beziehung und Leben so viel einfacher gewesen waren, als der Bursche noch todkränker und stärker von ihr abhängig gewesen war. Schändliche Gedanken wie diese kamen der schönen Braunhaarigen oft, beschwerten aber nicht ihr Herz, da es kaum mehr zu tragen vermochte als die Liebe zu ihrem flatterhaften Bruder.
      »Und? Dann bin ich halt reifer als du!«, lachte der bis eben noch zu Tode betrübte Junge, der an diesem Tag seine erste Absage von einem Mädchen erhalten und erfahren hatte, dass so manche angehende Mademoiselle der hohen Gesellschaft nichts für Möchtegern-Rabauken übrig hat.
      »Natürlich«, schmunzelte Esprit, »Du bist DER Mann. Der hier auf seinem Bett hockt und Kullertränen vergießt, weil man ihm einen Korb gegeben hat!«
      »Mit diesen hochnäsigen Zicken bin ich fertig!«, brummte er und presste seine kleinen Hände tief in die wilde, weinrote Lockenpracht, die er sich vehement zu trimmen weigerte.
      »Gut so«, stimmte seine Schwester lächelnd zu, »Die sind eh alle snobistisch, selbstvernarrt und affektiert.«
      »Genau!«, fluchte Émile ungeachtet der Tatsache, dass er die Wörter seiner Schwester kaum aussprechen, geschweige denn verstehen konnte. »Und außerdem...ähm...blöd! Blöd sind sie!«
      Mercedes schlug klatschend die Hände zusammen und erging sich zum Ärgernis ihres Bruder in einem lauten, herzlichen Lachen, dem man ansah, dass es das erste seiner Art seit langer Zeit war. Émile erfasste eine Woge von Mitleid für seine Schwester. Er mochte sich hart und abgebrüht geben, doch niemand kannte sie so gut wie er und niemand fühlte so sehr mit ihr.
      »Apropos snobstittisch und...selbstvernarrt und...aff-affektiv«, stammelte der rotgelockte Bursche schließlich, nachdem sich Mercedes wieder einigermaßen gefangen hatte, »Hat dir Enjolras schon einen Antrag gemacht?«
      Schlagartig brachen die sich just emporraffenden Brauen die unbefangene Gelassenheit in Mercedes' Gesicht auseinander, bevor sie mit einer distanzierten Stimme erwiderte:
      »Nein. Und das soll er auch nicht. Wir sind Freunde und das wird sich auch nicht ändern. Außerdem...warum erzähle ich dir das überhaupt?!«
      Verschmitzt grinsend mutmaßte Émile:
      »Weil ich ein guter Zuhörer bin?«
      »So siehst du aus, du kleiner Ganove«, gluckste Mercedes und wuselte dem kecken Jungen durch das unzähmbare und -wie sie oft hatte feststellen müssen- auch unkämmbare Haar aus roten Strudeln.
      »Jedenfalls bin ich nicht sein Typ und nicht die Art von Frau, die Enjolras' in seiner Position braucht«, schloss Mercedes das Gespräch für sich ab.
      »Und Everard?«
      »Ich glaube nicht, dass er und Enjolras zusammenpassen, du?«, frotzelte die Brünette, sodass diesmal Émile in schallendes Gelächter ausbrach.
      »Du weißt, was ich meine!«, kicherte er und hielt sich den vor Frohsinn bereits schmerzenden Bauch.
      »Klar. Aber mach dir über solche Dinge keine Gedanken. Obwohl...«, spielerisch boxte sie dem aufgeweckten Burschen auf die Schulter und blinzelte ihm zu, »Irgendwie würden die beiden schon ein süßes Paar abgeben, oder?«

      Zurück in der Gegenwart, Palais Blanc

      Everard lag in einer weiten Lache aus Kinderblut, einer grausigen Ansammlung blutiger Stümpfe und verstümmelter Leiber, die sich in seinen Rücken bohrten, und sah durch den Lauf eines modernen Gewehres in seinen Tod hinein. Sein Körper brannte, sein Geist sprudelte in einem Kosmos aus bunten Lichtern und verschwommenen Bildern, aus dem nur die eherne Maske des Rattenfängers scharf und real herausstach, und in seinen Ohren tingelte der Lärm der Schlacht wie das schattenhafte Nachhallen längst vergessener Erinnerungen.
      Zwischen dem Anlegen der Waffe und dem Schuss mochten Sekunden oder Äonen vergangen sein, doch es endete mit einem lauten, markerschütternden Schrei des Schützen. Vor Schmerzen bleich stürzte Enjolras schwerverletzt hintenüber und jammerte wie ein kleines Kind, dass sich beim Kriegsspielen einen Splitter eigefangen hatte.
      Zwar wusste Everard nicht, wie es ihm derart benommen gelungen war, die Klinge im Fuß des Rattenfängers zu versenken, doch der Abdruck der Kugel, die seinen Kopf um nur wenige Zentimeter verfehlt hatte, ließ ihn diese Frage unbeantwortet verwerfen. Er hatte soeben sein Leben gerettet und würde Enjolras' nun das seine nehmen - auf die eine oder andere Art.
      »Verfluchte...«, fauchte der braunhaarige Schönling und riss sich das verzierte Messer aus der blutigen Wunde, die sich kurz darauf wieder verschloss, »Du solltest dich nicht mehr bewegen können!«
      »Aha...wirklich...?«, lallte der hünenhafte Kommandant, während er wie in Trance sein riesiges Bastardschwert vom Boden aufhob und blind herumwirbelte. Was das Gift Everard an Schnelligkeit und Präzision geraubt hatte, wog er mit Unberechenbarkeit und Zorn wieder auf, sodass der nunmehr entwaffnete Rattenfänger wie eine diebische Ratte vor dem tödlichen Besen fliehen musste. Verzweifelt fischte er eine Pistole aus dem blutigen Sumpf, durch den seine Füße wateten und zielte zwischen die kohlengrauen Augen seines Erzrivalen, der ihm die Waffe jedoch mit der Klinge seines Schwertes sofort wieder aus der Hand schlug. Nur schieres Glück hatte Enjolras dabei davor bewahrt, seine Finger zu verlieren.
      »Das reicht!«, brüllte er wie ein trotziges, wütendes Kind, dass bei einem Spiel zu verlieren drohte und deshalb eine Auszeit einforderte, »Das Gift sollte dich lähmen, du stumpfer Koloss! LÄHMEN! Wie kannst du noch stehen! Wie-?!«
      Für einige Sekunden stand die Zeit still.
      Lisanne, die sich mit ihren Kindern hinter dem schützenden Thron versteckt hielt, verhüllte die Augen der verängstigten Drillinge, Everard taumelte unter dem Gewicht des in seinen schwitzigen Händen immer schwerer werdenden Schwertes zurück und Enjolras blickte leer und fassungslos an sich herunter, wo er das in Strömen hinabspritzende Blut mit den aufschwappenden Tropfen kollidieren sah, die der in die Suppe aus Fleisch und Tränen platschende Arm aufpeitschte. Der Schmerz und die Pein, die in den folgenden Momenten aus den tränenüberfluteten Augen des einstmals stattlichen Enjolras Baugin jaulten, berührten selbst Everard in einem Teil seines Herzens, der keinen Hass kannte und ohne Vergeltung lebte. Schreiend und klagend fiel der zuckende Körper des Himmelsdrachen zu Boden und suhlte sich in der blutigen, leichendurchzogenen Fäulnis, während er sich den Stummel des Arms hielt, der tot und leblos neben ihm her schwappte.
      »Du verdammter Wichser!«, plärrte es aus dem verkrampften Mund, »Du...!! Ich mach dich fertig! Fertig! Niemand! NIEMAND macht das mit mir! Ich bin AUSERWÄHLT! AUSERWÄHLT, du dreckige MISSGEBURT! Du unwürdiger GOSSENBENGEL!!«
      Doch die verzerrten Hasstiraden seines Erzfeindes konnten Everard nicht mehr treffen oder gar verletzen, denn längst floss das Gift, dessen Wirkung er so lange und so tapfer getrotzt hatte, durch jede Ader seines Körper und raffte ihn nieder. Enjolras wirbelte doppelt vor seinen trockenen Augen herum, die verfluchten Eindrücke der Grausamkeit, in der sich Kinder und Soldaten abschlachteten, verquoll zu einer grotesken Scharade aus roten und braunen Flüssen und Punkten in einem rauchenden Meer aus toxischem Grün. Er schwankte, stolperte und fiel, seine mächtige Klinge klirrend und gellend neben sich aufschlagen hörend. Entfernt vernahm er auch Lisannes weinende Stimme, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Die schwarze Gestalt des Enjolras Baugin erhob sich in seinem Augenwinkel hinter den giftigen Nebeldämpfen, einarmig und getrieben, er sah Umrisse fallen, die womöglich menschlich, doch ohne Gesicht nur dunkle Formen waren, die sich verschoben.
      Enjolras atmete indes schwer und gleichmäßig, um den tobenden Schmerz in seinem Körper zu unterdrücken und die nötige Konzentration aufzubringen, um seinen fehlenden Gliedmaß wiederherzustellen. Er atmete, versuchte in sich zu ruhen und schloss mitten im Chaos der schreienden Kinder, knallenden Schüsse und scheppernden Klingen die Lider, hinter denen ihn jedoch bereits der lachende Everard begrüßte, indem er ihm mit seinem abgestorbenen, zerfetzten Arm winkte. Das feine Gesicht des Rattenfängers verzog sich zu einer roten, feurigen Fratze aus geweiteten Nüstern, aufgerissenen Lippen und dunkel verengten Augen, bevor er eine Pistole aus den toten Händen eines kleinen, aufgeschlitzten Jungen riss und sich einarmig auf den halbkomatösen Leib seines Erzrivalen zuschleppte. Selten hatte Enjolras einen solchen Hass gespürt und doch war es ihm nicht möglich, Befriedigung in dem Gedanken zu finden, Everard eine Kugel zwischen diese ruhigen, kohlengrauen Augen zu jagen, welche ihn so sehr irritierten.
      »Das hätte alles anders laufen können!«, zischte er manisch, »Hättest du dich gleich erschießen lassen! Dann hätten wir uns das sparen können, deine Männer hätten früher aufgegeben und weniger Kinder hätten sterben müssen! Hörst du, du dreckiger Tölpel?! Du hättest sie retten können! Aber keine Sorge, ich erlöse dich von dieser Schuld! Ich werde dich töten, bevor ich Lisanne und ihre kleinen ›Sternchen‹ aus der Thronfolge tilge! Sterbe in der Gewissheit, für die Gerechtigkeit ge-«
      »Me...«
      »Wie bitte? Hast du was zu sagen?«, spottete der vor Wut und Schmerz wahnsinnig wirkende Enjolras sardonisch über die gekeuchten, belegten Lautversuche seines Opfers. Ein Teil seines Armes war bereits nachgewachsen und mit ihm wohl auch die Selbstsicherheit des Geistes, dem dieser unterlag.
      »Mer...ce«, hustete Everard und fokussierte mit leuchtenden Augen am Rattenfänger vorbei, der daraufhin plötzlich erstarrte. Konnte es war sein? Und wenn es denn wahr war, konnte es mehr sein als die giftinduzierte Täuschung des verzweifelt Todgeweihten, der ihren Namen hauchte, um seinen letzten Worten so einen Sinn zu geben? Der Name des Mädchens, das sie beide einst geliebt und verloren hatten?
      Mercedes?!
      Torkelnd wirbelte der Einarmige herum und blinzelte verwirrt in die schöne, erhabene Alptraumgestalt, die sich vor dem toxischen Schlund erhob, den die grässliche Explosion in den einstmals strahlenden Boden gerissen hatte - und er erschrak.
      Denn Mercedes Delacroix, das Mädchen mit den heterochromen Augen und haselnussbraunen Haaren, das die feinsten Lippen und stärksten Wimpern besaß, richtete jene Pistole auf ihn, die einst ihr Schicksal vermeintlich besiegelt hatte. Sie wirkte erschöpft und ausgelaugt, als würde jede Fuge Kohlenqualm, die ihren Nüstern entstieg, einen Teil ihres Lebensodems in die gallige Luft ausspeien und Enjolras mutmaßte, dass ihre wie auch immer möglich gewordene Sprengung ihrer diamantenen Ketten sie bis an den Rand ihrer matttrüben Pupillen ausgezehrt hatte.
      »Du...bist kein Mensch mehr«, wisperte er grade laut genug, dass Everard es verstehen konnte.
      »Enjolras«, brüllte sie bestimmt über die gesamte Fläche des
      abscheulichen Massakers, »Du legst doch soviel Wert auf Gerechtigkeit! Was wäre gerechter als dir mit dieser Pistole hier eine Kugel in die Kehle zu jagen und tatenlos dabei zuzusehen, wie du verblutest?!«
      Ein verzogenes Lächeln zeichnete die Lippen des Rattenfängers über seine grübchenbesetzten Wangen, bevor er ruckartig seine Waffe erhob, jedoch nicht auf Mercedes, sondern auf den hilflosen Leib Everards zielte und sich ein Schuss löste.

      13 Jahre zuvor

      Ganz in die Abgeschiedenheit ihrer einsamen Welt aus blauen Wänden und dicken Büchern versunken, hörte die angehende Medizinerin die kleine Teleschnecke erst, als es fast zu spät war. Gleichgültig wuselte sie das Tierchen aus den Bergen ihrer Notizen und Aufzeichnungen und Lehrbände hervor und gähnte ein langgezogenes »Delacroix« hinein, worauf sich die reife Bubenstimme ihres Freundes und Erlösers seltsam schroff meldete:
      »Hast du geschlafen?«
      »Ich-. Nein, ich habe nur...«, nuschelte sie und zitierte betont träge: »Toxizität und Aggressivität humanpathogener Bakterien. Elfhundert Seiten puren Nervenkitzels.«
      »Ist es interessant?«, fragte Enjolras, was Mercedes aber erst nach einigen verstrichenen Sekunden mit einem beinahe aufgeschreckten »Was?!« zur Kenntnis nahm. Die Studentin war kurz weggenickt.
      »Ist es interessant?«
      »Was...ich...keine Ahnung. Ja, kann schon sein. Was ist...Wie spät ist es?«
      »Zwei Uhr morgens. Zwei Uhr morgens und fünf...sechs Minuten.«
      »Und wieso«, gähnte und seufzte sich Mercedes durch dieses sonderbare Gespräch, »rufst du mich um...zwei Uhr morgens und sechs Minuten an?«
      »Ich...möchte dich um einen Gefallen bitten, bitte. Nichts großes, nur eine...kleine Gefälligkeit.«
      Nun hob die Brünette die perfekt gezogenen Brauen, bevor sie sie mit den Händen gequält durchknetete, als würde sie versuchen, das Verständnis für die Worte ihres Gesprächspartners wie ein Öl oder eine Creme in ihre Haut einzumassieren.
      »Du...der mich aus der Gosse geholt hat, meinem kleinen Bruder ein Leben und mir eine Zukunft geschenkt hat, der mich zur Galionsfigur einer ganzen Generation zu etablieren versucht - du, dem ich alles verdanke, bittest mich um eine kleine ›Gefälligkeit‹?«
      »Ja«, schnappte es fast schon schüchtern aus dem Hörer.
      »Enjolras...«, stöhnte die Brünette ein Lächeln hervor, »So wie ich das sehe, könntest du mich auch um meine halbe Leber bitten und ich hätte keine andere Wahl, als zuzustimmen. Worum geht es denn?«
      »Kannst du dich morgen mit mir treffen? ›Rue de Olympique‹, 14 Uhr.«
      »Du weißt, dass ich Émile um diese Uhrzeit von der Schule abhole? Das ist wichtig, weil er sich auf dem Nachhauseweg immer Ärger einhandelt. Worum geht es denn?«
      »Es wird nicht lange dauern. Die Schule ist ja nur zwei Straßen weiter. Alles wird gut laufen.« Mercedes war sich nicht sicher, ob der letzte Satz ihr galt oder ihm selbst, doch hundemüde wie sie war murmelte sie noch einige zustimmende Worte und verabschiedete sich dann aus dem Gespräch, bevor ihre Bücher und Notizblätter wie in vielen Nächten zuvor als Matratze, Laken und Kissen zweckentfremdet wurden.

      Der Tag, der als der schlimmste ihres Lebens in die ungerechte und vernarbte Geschichte der Mercedes Delacroix eingehen sollte, kündigte sich mit dem wilden Geschnatter aufgeregter Kinderstimmen an, die von einem eigentümlichen Kind berichteten, das in einem futuristischen Tiefseetaucheranzug durch die Straßen stolzierte und einen langen Schweif schwarzuniformierter Bürokraten hinter sich herzog, denen es mit einfachsten Gesten die absurdesten Befehle erteilen konnte. Mercedes' kurze Nacht auf den Papieren und Büchern hatte sie jedoch zu ausgelaugt zurückgelassen, als dass sie die ständig nach Aufmerksamkeit haschenden Kinder und ihre üblichen verrückten Geschichten nicht hätte ignorieren können. Mit dem noch schlafenden grünen Auge verabschiedete sie Émile vor seiner Schule, bevor ihr halbwaches blaues Auge sie relativ zielgerichtet durch die diamantenüberzogenen und verspiegelten Straßen des lichten Stadtteils leitete, bis an die goldbeschlagenen Eingangstore der sündhaften Villa, die das wohl asketischste Apartment des gesamten Arrondissements sowie dessen kleine, biedere Schwester beherbergte - die Praxis der Dr. Clementine Coulomb.
      Die Frau des Hauses, die gleichzeitig der wohl einzige Bewohner des ersten Bezirks war, der freiwillig ohne den Komfort eines Bediensteten oder Vasallen oder zumindest unbezahlten Praktikanten auskam, war bereits zu einem der unzähligen Hausbesuche aufgebrochen, die sie den besonders kranken oder zu bequemen Patienten abstattete. Einem kleinen Zettel, der an einer Kanne frisch aufgebrühten Kaffees heftete, entnahm die junge Studentin, dass sich ihre Mentorin bei Madame Adéle Tuillart aufhielt, einer störrischen Reichen der alten Gesellschaft, die sich lieber die krampfgeäderten Beine abgenagt hätte, als auch nur einen ihrer blutleeren Füße in die »plebejische« Wirkungsstätte ihrer Ärztin zu setzen. Für die alte Schreckschraube war es schon eine Zumutung, die beste Ärztin der Insel überhaupt empfangen zu müssen, da für sie alles, was nicht reich geboren war, ohnehin als »plebejisch« galt.
      Missmutig setzte sich Mercedes an ihren kleinen Schreibtisch, schluckte ihren Kaffee wie Getriebeöl und begann unkonzentriert ab dem Punkt zu lesen, an dem ein dunkler Speichelfleck das Ende ihrer spätnächtlichen Lektüre markierte. Doch nun, da das heiße Koffein ihre Sinne wieder für die Feinheiten der Menschenheit geschärft und die müde Gleichgültigkeit aus ihnen vertrieben hatte, schob sich das unbehagliche, dumpfe Gefühl des Gespräches mit Enjolras zunehmend und nachstellend in ihre Gedankenwelt. Die Stimme ihres alten Freundes hatte auf eine groteske, fremdartige Weise elektrisiert und falsch geklungen, wie inszeniert und hölzern vorgetragen und hätte Mercedes Enjolras nicht besser gekannt, so hätte sie angenommen, seine Worte wären vorgeschrieben und abgelesen gewesen.
      Ein Blick auf ihre Uhr verhöhnte sie grade mit der Aussicht, noch fünf weitere Stunden mit »Toxizität und Aggressivität humanpathogener Bakterien« verbringen zu dürfen, als plötzlich das runde, strahlende Gesicht der lebensfrohen Dr. Coulomb durch die Tür rauschte und noch blendender und aufdringlicher als sonst seine eigene Sonne war. Mercedes wollte ihre Mentorin grade gebührend formell informell begrüßen, als eine weitere Frau zur Tür hineinlugte und kurz darauf mit der selben Leichtfertigkeit hereinbrauste wie die blonde Ärztin zuvor. Das Gesicht der Fremden glich in seiner rundlichen, aber nicht dicken Fülle etwas dem der Doktorin, doch versprühte es keine warme, sonnige Schwere, sondern schien jederzeit von einem frischen und luftigen Herbstwind umspielt zu sein, der die gewaltige walnussbraune Lockenmähne ständig wehend wippen und wallen ließ. Clementine Coulomb stellte die junge Frau als Beatrix vor, den Nachnamen nannte sie nicht und Mercedes versuchte auch nicht, ihn zu erfragen. Zu fasziniert war sie von der eigentümlichen Rhetorik, Mimik und Gestik dieser natürlichen, blassen Ausländerin, die als ehemalige Kommilitonin ihrer Mentorin wohl ein ebensolches -wenn nicht gar größeres- Wunderkind sein musste und offensichtlich gleichermaßen offenherzig und eigen war, da sich zwischen den beiden jungen Ärztinnen eine schwungvollere Dynamik aus Witz, Sympathie und intellektueller Zweisamkeit ausbreitete als Mercedes je wieder zwischen zwei Menschen erleben sollte. In diesem herzlichen Nimbus aus Freundschaft und Gelassenheit verflogen die Stunden und ehe sie sich versah, musste die schöne Brünette Clementine, Beatrix und »Toxizität und Aggressivität humanpathogener Bakterien« eiligst zurücklassen, um rechtzeitig in der Rue de Olympique eintreffen zu können, um Enjolras seine ominöse »kleine Gefälligkeit« zu erweisen.

      Rue de Olympique

      »Was bei der Dame Gunst ist das?«, knirschte der bis in die braungelockten Haarspitzen aufgetakelte Enjolras Baugin, während er neben seinem guten Freund und aufstrebenden Kavalier Marseille der pubertären Gestalt zuwinkte, die mit ihrem stummen Trott aus toten Anzügen über die pompöse Rue de Olympique paradierte, als wolle sie sie kaufen und sich dabei in jeder verspiegelten Fassade betrachtete, die sie passierte.
      »Ein Kind, schätze ich«, erwiderte der grünhaarige Marseille, welcher ebenfalls in ein falsches, breites Grinsen gehüllt eine gestelzte Winkbewegung imitierte und dabei versuchte, seine gutbürgerliche Herkunft die trockene Kehle hinunterzuwürgen, »War dein Einfall, ihn herzubringen.«
      »Ich wollte einen Himmelsdrachen! Und kein Kind!«
      »Das schließt sich anscheinend nicht unbedingt aus«, sagte der Kavalier sichtlich nervös, »So wie's aussieht.«
      Allmählich erlahmten den beiden bemitleidenswert gekünstelt dreinblickenden Männern die grinsenden Lippen und winkenden Arme, während das erwählte Kind seinen tristen Hofstaat mit der Geschwindigkeit einer toten Weinbergschnecke über den silberadrigen Boden führte, Schritt für Schritt die plumpen Plattfüße voreinander setzend, als könnten sie beim Aufprall splittern.
      »Oh-Oh«, presste Marseille plötzlich aus seinen noch immer grienenden Mundwinkeln und schob sich als Stressreaktion einen der Zuckerwürfel in den Mund, die er zu jeder Zeit in einer Tüte in seiner Manteltasche mit sich schleppte. Kurz darauf hatte sich dieses »Oh-Oh« bereits aus dem akustischen Schall heraus in die hünenhafte Gestalt des jungen Gendarms Everard Bissac-Gramont personifiziert, der Enjolras anfuhr:
      »Merde, Enjolras! Du hast es diesmal wirklich versaut!«
      »Ich habe noch gar nichts ›versaut‹!«, murmelte der Angeschriene verzerrt lächelnd, winkend und den kleinen Schutzanzug taxierend, der bedächtig näher tapste, »Und jetzt lächle und winke, sonst hetzt uns die Göre noch 'nen Admiral auf den Hals.«
      Everard hätte in diesem Moment nichts lieber getan, als die scheinheilige, höfliche Maske vom markanten Gesicht des Enjolras Baugin zu reißen und solange auf selbiges einzuschlagen, bis nicht einmal die Dame selbst ihre Schöpfung wiedererkannt hätte - doch stattdessen setzte er sich seine eigene Maske mit dem falschen Grinsen und dem Mechanismus auf, der seinen muskulösen Arm zum Winken brachte und brummte durch die Zähne hindurch:
      »Was erhoffst du dir davon?«
      »Dass man mir gibt, was mir zusteht! Meinen Thron!«
      »Das bringt nichts«, hielt Everard dagegen, »Das löst eine Revolution aus! Das Volk will keine gottgleichen Alleinherrscher mehr! Was glaubst du, wieso deine Familie den Thron abgegeben hat, nachdem man sie nach dem Vulkanausbruch aus Mary Joa hierher zurückbeorderte?!«
      »Kläre mich nicht über meine eigene Geschichte auf!«
      »Das ist aber offensichtlich nötig, sonst-«
      »Könntet ihr das bitte klären, wenn grade kein kleiner Tyrann die Insel mit einem Fingerzeig auslöschen könnte?!«, funkte der arme Marseille letztlich dazwischen, dessen akuter Stresspegel ihn mittlerweile dazu trieb, sich die Zuckerwürfel im Sekundentakt in den gestelzt lachenden Mund zu schmeißen. Für den winzigen Tenryuubito und sein blutarmes Gefolge erschienen die drei Männer wie ein kleines, aber ausgewähltes Begrüßungskommando und sie ahnten nicht, dass hinter den arschkriecherisch lächelnden Mündern und höflich-glänzenden Augen Schlachten geschlagen wurden, in denen weit mehr zu verlieren war als ein Wortgefecht um die Krone. Zwischen Everard und Enjolras würde es niemals nur um die Gesellschaft, die Politik oder andere Kleingeistigkeiten der menschlichen Zivilisation gehen, immer würde eine Sache zwischen ihnen stehen, die sie zu geschworenen Todfeinden und dankbaren Kameraden machte - und die in diesem Moment eleganten Schritts in die Rue de Olympique einbog. Es schlug 14 Uhr.
      »Ich schwöre dir, Everard!«, griente Enjolras böse, »Wenn du mir das hier versaust, werde ich dich so oft und so lange im dritten Bezirk patrouillieren lassen, dass dich dort irgendwann irgendjemand abstechen wird, du kleingeistige, idiotische- Herrlichkeit!«
      Euphorisch fiel der Baugin-Erbe ruckartig und galanten Schritts auf sein rechtes Knie und verneigte sich demütig vor dem bauchigen Zwerg, dessen glubschende Augen arrogant und geringschätzig aus einem öligen Hautfilm glotzten, in dem Pickel und Mitesser wie eiternde Inseln trieben.
      »Ihre erwählte Herrlichkeit, St.Blasiobus I, Sohn seiner erwählten Göttlichkeit St.Baldemius II!«, verkündete ein grauer Bürokrat diese pubertäre Krönung der menschlichen Schöpfung, welche just darauf die kleine, klumpigen Finger ausstreckte und dem knienden Enjolras einen Handkuss abverlangte. Fragend schielte der Braunhaarige in Richtung des tristen Mannes, dessen grauer Anzug ihn von der schwarzen Masse der anderen Zweiteiler abhob und dessen Gesicht das menschliche Äquivalent einer Tasse koffeinfreien, abgestandenen Kaffees darstellte. Als dieser mit gepressten Lippen nickte, deutete Enjolras einen Kuss gemäß der Etikette an und erhob sich beschämt.
      »Eure Herrlichkeit«, triefte nun seine öligste Stimme aus seiner Kehle, »Darf ich es wagen, Euch zu versichern, welche Ehre euer Besuch für mich ist? Seit jeher war es-«
      »Schweig, Baugin!«, plärrte der unreife Stimmbruch des abscheulichen Akne-Gesichts durch das massive Glas seiner Helmglocke, die seine erhabenen Pickel vor dem Atem des gemeinen Lebens schützte, »Ich verachte euch. Ihr seid dreckig und lebt hier wie Tiere unter...« Die fiesen, dummen Augen wanderten über die belebte Straße, dann über Everard und Marseille. »Tieren. Das ist der erwählten Rasse unwürdig. Ihr seid unserer unwürdig und deshalb werde ich -der heilbringende St.Blasiobus- niemals den Thron auf Euch überschreiben. Verdorben und beschmutzt ist Euer Blut! Aus meinen Au-«
      Plötzlich hielt diese pummelige Ausgeburt des heiligen Landes in seiner aufgeblasenen Tirade inne und sabberte einen dicken Faden auf die Innenseite seines gläsernen Goldfischglases, die zäh und blasig herunter an das zweite seiner drei Kinns perlte, während die blöden Augen beinahe aus ihren Höhlen platzend an Enjolras vorbeiglubschten und eine unscheinbare, peinlich-winzige Beule zwischen den kurzen Stummelbeinen anschwoll.
      »Die will ich«, vermeldete der kleine Fettsack plötzlich so unvermittelt und losgelöst, dass selbst der entkoffeinierte Blick des abgestandenen Bürokraten ins Wanken geriet, während sich alle anderen umwandten und Mercedes erblickten, die wie eine zufällig erblühte Blume auf der funkelnden Straße stand und deren Augen, die nie vollkommener und wahrhaftiger gestrahlt hatten, aufgeregt zwischen Enjolras, Everard, St.Blasiobus und dessen kaffeesatzgesichtigem Begleiter tanzten.
      Letzterer betonte eine devote Unterwürfigkeit, während er murmelte:
      »Aber Eure Herrlichkeit, Ihr habt doch erst vor wenigen Tagen die neuen Sklavinnen geordert, ist es denn tatsächlich notwe-«
      »Die will ich.«
      Aus den matten, unglücklichen Lippen des koffeinfreien Gesichts entlud sich ein langes, bitteres Seufzen, bevor sie bereits in der nächsten Sekunde die traurigen Worte »Es tut mir leid« direkt in Mercedes' aufzuckendes Ohr hauchten. Kein Auge konnte ermessen, mit welcher Geschicklichkeit und Schnelligkeit der graue Bürokrat die schöne Frau in einen unlösbaren Griff verkeilte und keine Ohren das verzweifelte Insistieren Everards überhören, der sich mit jeder Faser seines wuchtigen Körper gegen die Armeen der schwarzen Anzüge stemmte, in einem törichten Versuch, die längst verlorene Liebe seines Lebens vor dem größten Übel der Welt zu retten. Mercedes schrie, keifte, biss, kratzte, schlug, trat und wirbelte roh um sich, doch die unerschütterliche Gewissenhaftigkeit des grauen Dieners erlaubte sich keine Nachlässigkeit. Einer der schwarzen Anzüge filzte sie, zog eine alte, aber edle Pistole aus der Innentasche ihres Mantels hervor und überreichte sie feierlich dem talggesichten Scheusal, dessen dumme Augen vor der schmerzlichen Kulisse wie am Weihnachtsmorgen leuchteten.
      »Gebt Acht, Eminenz«, mahnte der graue Bürokrat unterwürfig und ohne das Zeichen der Mühe, welches ihm die tobende und brüllende Frau in seinen Armen eigentlich abzuverlangen hoffte, »Dies ist keines euer Luftgewehre!«
      Enjolras starrte entsetzt in das selbstzufriedene, lüsterne Gesicht hinter der gläsernen Schale und stach jeden einzelnen, eitrigen Mitesser mit dämmrigen Pupillen aus, doch rührte er keinen Finger, während Everard mit der Welt selbst rang und Mercedes unter Tränen, Schreien und Verrenkungen fortgezerrt wurde.
      Plötzlich durchstieß der gerufene Name der tragischen Schönheit die Luft und fror für eine winzige, eiseskalte Sekunde die Zeit ein.
      Émile, der nur zwei Straßen weiter soeben aus der Schule gestiefelt sein musste, platzte in dieses wütende Gemälde menschlichen Grauens und brüllte den Namen seiner Schwester in die tranige Visage des ehrenwerten St.Blassiobus I, der angewidert das Gesicht verzog und die mit Edelsteinen verzierte Waffe ausrichtete. Mercedes explodierte. Mit einer Kraft fernab aller physiologischen Logik rammte sie ihren spitzen Hackenabsatz in den Fuß des entkoffeinierten Dieners, brach sich aus dessen Griff frei und stürzte auf ihren Bruder zu, bevor das sich zufällig ausstreckende Bein des bisher erstarrten Marseilles den nachhaschenden grauen Bürokraten zu Fall brachte.
      Kurz darauf riss sich auch Everard aus der Umklammerung dreier Anzüge, schleuderte einen von ihnen gegen den Rest und versenkte seine Faust in einem der gesichtslosen Gesichter, bevor sein riesiger Körper am tatenlosen Enjolras vorbeigrollte und die massige Hand ausstreckte.
      Die roten, wilden Locken wirbelten im schneidenden Laufwind und verklebten unter den nassen Tränen, die aus den großen, vor Angst und Schrecken geweiteten Augen des Bruders geweht wurden, der sich nach der Rettung seiner Schwester verzerrte und nicht um den Pistolenlauf scherte, der mit der hohlen Schwärze des Todes drohte. In einem letzten, entladenden Spurt, gewillt, die tödliche Kugel abzufangen und ihr Leben für das seine zu geben, warf sich Mercedes zwischen den furchtbaren, angeekelt auf Émile stierenden Himmelsdrachen und ihren mutigen kleinen Bruder - und wurde jäh zurückgewirbelt, als etwas ihren Arm packte. Ihr Körper verlor seinen Halt, seine Orientierung und jedes Gefühl für die Welt; und als der hallende Schuss fiel, der ihrem Bruder die Kehle zerfetzte und ihren Lebenswillen brach, starrte sie in zwei vertraute, kohlengraue Augen.

      Kapitel 75



      Dieser Beitrag wurde bereits 9 mal editiert, zuletzt von -Bo- ()

    • Es ist mitten in der Nacht, alles ist finster und still. Gibt es ein besseres Ambiente, um "Die Verdammten II" zu veröffentlichen?^^ Das 69. Kapitel meiner FF ist einen Beitrag über diesem hier zu finden und kann gelesen werden. :)

      Vexor

      Vexor schrieb:

      Ja damit startet das Arc-Finale, obwohl man diesen Startschuss wohl nur auf der Metaebene lesen kann, denn rein auf der Handlungsebene setzt sich die Geschichte beinahe nahtlos an die Geschehenisse von vorher an.
      Naja, was hast du erwartet? Einen Zeitsprung mit anschließenden weiteren Zeitsprüngen? Das hier ist nur Menschenjagd, nicht Horizon. :D

      Vexor schrieb:

      Flint alias Romeo-Wider-Willen darf sich immer noch von Esprit bezaubern lassen, deren Charme sich bei mir zwar immer noch nicht bemerkbar macht, aber das ist okay. Ich bin ja schon mit Mercedes, Luca und Irit genügend deiner Frauenfiguren verfallen und kann dann gut auf die Zigeunerprinzessin verzichten
      Bei ihren Ausführungen musste ich gleich an einen wesentlich älteren Herren aus einer anderen Fiktion denken, denn "die Zwege haben zu tief geschürft" und ebenfalls etwas geweckt, was sie lieber nicht hätten wecken sollen. Hat immerhin einen Mann mit spitzen Hut und Zaubersteib bereits seinen grauen Mantel gekostet, obwohl das ist ja sogar noch irgendwie gut ausgegangen...aber zurück zum Thema, aber immerhin ein paar Zeieln zusätzlichen Subtext rausgehauen .
      Cal wurde anscheinend durch die Ereignisse in den Hügeln mit dem grünen König verändert und ist jetzt laut den Worten der abergläubischen Zigeunerin. Irgendwie verflucht. Naja nicht nur, dass das tatsächlichäußerst ominös klingt und ich mir kaum vorstellen kann, dass du jetzt eine mythische Komponente à ala verfluchtes Gold einbauen möchtest, sehe ich diese Tatsache noch ganz neutral gegenüber. Callaghans Biographie (dazu komme ich noch) schreit jetzt aber sowieso nicht danach, dass er vorher ein strahlendes Kind mit rosaroten Paustbäckchen und strahlendem Lächeln gewesen war. Dennoch bin ich gespannt, was es damit auf sich hat.
      Flint nutzt jedenfalls seinen Einfluss auf die Prinzessin des reisenden Völkchens, um kurz abzuhauen und dabei immerhin den anderen verständlich zu machen, wo er ist und dass er gerettet werden muss. Wobei Callaghan und Mercedes es vielleicht tatsächlich nötiger hätten, gerettet zu werden, aber wohl eins nach dem anderen. Ich bin froh, wenn Flint von da wegkommt
      Rennac ein Aufklärer vor dem Herren? Zumindest ein Modernisierer, der sich vielleicht nach Clockwork Orange hätte verirren können. Nett, dass er versucht den Zigeunern einen gewissen Anspruch auf Modernität zu bieten, obwohl es ja (zumindest in der Realität) nicht so ist, dass die Zigeuner das nicht haben könnten, sondern schlicht und ergreifend nicht wollen, da es ihrer Grundvorstellung des Lebens widerspricht. Aber auch das gehört hier nicht hin.
      Ich denke, Ondine, Mercedes und Irit werden nicht die letzten Frauen in der FF sein, denen du verfallen wirst. Speziell eine weitere Dame meiner Schöpfung ist wie geschaffen dafür, zu einer deiner Favoritinnen aufzusteigen.^^
      Wie auch immer, die Sache um Callaghan und die Berge klingt vielleicht etwas ominös, wird aber im Gesamtkontext nicht zu abgefahren werden, keine Sorge. Es wird innerhalb der Grenzen liegen, die Oda in seinem Werk ausgearbeitet hat. Wenngleich Dinge wie das von dir angesprochene "verfluchte Gold" natürlich piratig genug wären, aber eben für OP bisher unpassend. Zumal du eben auch richtig erkannt hast, dass die Zigeuner ein abergläubisches Völkchen sind und -mit Ausnahme von Rennac selbst- noch sehr an ihren alten Traditionen und Vorstellungen festhalten. Selbst Esprit kann sich dem trotz ihres jungen Alters ja nur schwer entziehen. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich werde keine Elemente anderer Genre einführen, die gar nicht zu OP passen. Aber eine Hommage an einen der größten Linguisten und Geschichtenerzähler aller Zeiten konnte ich mir nicht verkneifen - wobei ich nicht gedacht hätte, dass jemand die Moria-Anspielung tatsächlich erkennt. Hut ab. :)

      Vexor schrieb:

      Callaghan hätte sich wohl primo mit Gottsched, Leibnitz und Voltaire sowie ihrer Theodizee-Debatte nach dem Erdbeben von Lissabon 1755 einschalten können. Was ist das für ein Gott, der Leute leiden lässt und warum suchen sich Menschen überhaupt so einen übergeordneten "Meister"? Diese Fragen, die dort verhandelt wurden, scheinen ihn ja auch brennende zu interessieren.
      Neben ein paar philosophischen Einblicken, bleibt wohl das Interessanteste dabei, die Informationen, die Callaghan Lazare über sich selbst verrät - ob bewusst-manipulativ oder doch irgendwie ungewollt-mitteilsam, sei mal dahingestellt! Tote Mutter und Schwester, ermorderter Bruder und vom Vater verstoßen...was für ein Tobak, der sich hinter keinem Stoff einer griechischen Tragödie verstecken muss, würde ich mal ganz salopp behaupten. Meines Wissens auch das erste Mal, dass Callaghan so deutlich davon spricht, oder? (Andeutungen gab es gewiss schon vorher!).
      Jetzt könnte man natürlich spekulieren, wie sich das alles zugetragen hat, aber auf Grund der absolut abwesenden zusätzlichen Informationen wäre das wohl keine so gute Idee. Viel mehr möchte ich Cal widersprechen, dass er nichts von Familienbanden versteht, denn auch wenn es sich hierbei sicherlich nicht, um eine so harmonisch-liebende Gruppen wie die Strohhutbande handelt, so hat er mit Krill, O'Mara und Mercedes doch Menschen, um sich die ihm loyal und treu ergeben sind und in gewisser Weise auch ihr Leben für ihn riskieren würden. Selbiges gilt natürlich auch für unseren Pelzträger. Ich erinnere nur an die Stelle auf Caligula, wo Callaghan als glühender Barghest aufgetaucht ist, um Mercedes zu retten.
      Aber er wäre nicht Callaghan und seinem Charakter treu, wenn er dies nicht erkennen und/oder leugnen würde
      Das wären sicher ein paar interessante Beiträge zur Debatte geworden, wenn Callaghan dort aufgeschlagen wäre. xD
      Aber Modell für Callaghans Vorstellungen waren besonders die nihilistischen Gedankengänge Arthur Schopenhauers und -im neuen Kapitel- Friedrich Nietzsches. Natürlich stark vereinfacht und in abstrahierter Form. Ich bin kein studierter Philosoph, höchstens ein interessierter Laie, und will die FF auch nicht unnötig pseudointellektuell auswalzen. Jedenfalls nicht mehr als ohnehin schon.^^
      Callaghans Geschichte ist so ziemlich die deprimierendste Vergangenheit meiner FF. Nicht die schlimmste, grausamste oder traurigste, aber die deprimierendste. Callaghans Aussage dazu war nur ein extrem komprimierter, lückenhafter Vorgeschmack, der hoffentlich Lust auf mehr gemacht hat. Aber dieser kleine Ausschnitt sollte, zusammen mit seinen grimmigen Weltanschauungen, wohl Callaghans Unfähigkeit erklären, seine Kameraden nicht als die Ersatzfamilie zu begreifen, die sie ist und von dir als solche auch folgerichtig erkannt wurde. ;)
      Obwohl das illustre Familienportrait mit Flint doch herrlich komplettiert wird. xD


      Vexor schrieb:

      Der Aubruch von Krill und O'Mara. Mhmm ein Storyelement, mit dem ich nicht so zufrieden bin, obwohl das auch zu harsch oder falsch klingt. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass diese Szene vordergründig nur da war, um die beiden zu binden, damit die restliche Geschichte um Flint, Mercedes und auch Harley weiter ausspinnen konntest, ohne sie aus der Geschichte zu schreiben. Per se kein Vorwurf, da ich das ja auch ab und an mache/gemacht habe, aber ich wollte es nur anmerken, dass mir - wie Flint auch anmerkt - ihre Gefangennahme, Inhaftierung und schließlich der Ausbruch nicht so wirklich zugesagt hat, da sie mir insgesamt zu gedrängt und wenig ausformuliert war. Aber auch nicht zu tragisch, aber ich wollte es mal anmerken
      Ja...was soll ich sagen? Natürlich war dieser ganze Teil etwas gezwungen, aber ich musste O'Mara irgendwie aus dem ersten Bezirk bugsieren und Baudelaires Charakterzeichnung war einfach nicht darauf ausgelegt, zu scheitern. Also musste O'Mara irgendwie im Gefängnis landen, Krill hingegen war von Anfang an in der Bastille eingeplant, um auf Thenardier zu treffen. Natürlich hätte ich diesen Handlungsstrang mehr ausarbeiten können und vielleicht auch müssen, aber seine Relevanz ist bzw. war einfach nicht groß genug, um den Arc dafür noch unnötig zu strecken. Zumal der Knastaufenthalt doch eh lachhaft und unnötig war. Krill hätte jederzeit ausbrechen können, was O'Mara ja auch wusste und andeutete. Insofern könnte man der Sinnlosigkeit und Belanglosigkeit sogar eine humoristische Unterebene andichten - muss man aber natürlich nicht. Zumindest war sie nicht geplant. Klingt aber gut, oder? xD

      Vexor schrieb:

      Kommen wir zum Schluss: Dem wöchentlichen Einblick in der Praxis Waldmanntraut, was ja schon bald zum feststehden Ritual wird
      Weitere Charakterisierung von Carla Grisworld - steht auf meinem Stichpunktzettel zu deinem Kapitel! Die kühle Blond eist wohl wirklich kühl und von Harleys Charme unbeeindruckt, was auch nicht weiter schlimm ist. Nicht jede Frau erliegt einen charmanten Soziopathen (als solchen Stempel ich Harley zumindest schon einmal ab ).
      Sie fasst nun endlich in Worte, was wohl schon klar sein sollte, nämlich dass Cal, Flint und Co. ihnen auf den Fersen sind und Ärger bedeutet. Ich frage mich, ob Harley das nicht bereits weiß, denn irgendwo in meinem Hinterkopf wabbert der Gedanke, dass Harley Cals Namen schon einmal erwähnt hat, aber nichtsdestotrotz sollte er nicht eine Hybris à la Flamingo an den Tag legen
      Deine Gedanken zu Carla sind soweit korrekt, bis auf eine Sache - Die Frau hinter Harley ist keinesfalls blond, sondern hat rabenschwarzes Haar. Immerhin habe ich Carla nach dem Gothic-Motiv erstellt: Schwarzes Haar, schwarze Kleidung, schwarzes Make-Up, schneeblasse Haut. Harley ist strohblond. Vielleicht hast du da was verwechselt oder dich hier einfach verschrieben. Wollte es aber richtig gestellt haben, weil es in diesem Fall eben doch ein zu krasser Bruch im Design der Figur wäre.^^
      Ob Harley nun ein charmanter Soziopath oder doch eher extravertierter Psychopath ist, wirst du mit dem nächsten Arc selbst herausfinden können. Sein bisheriges Verhalten wird jedenfalls zu dem passen, was man bisher an ihm beobachten durfte. Doch natürlich steckt auch hinter ihm mehr, als es bisher den Anschein macht.
      qoii

      qoii schrieb:

      Also was Erfahren wir über die Ereignisse rund um den Grünen König, oder besser was Erfahren wir nicht. Esprit Äußerungen enthalten zumindest mehr mystische Andeutungen als geistige Klarheit. Was auch immer der grüne König war, er scheint zumindest für die Zigeuner kein normaler Herrscher gewesen zu sein, sondern eher eine mystische geistige dämonische Instanz. Ob diese Zuschreibungen durch eine TF zustande kommen wissen wir nicht, allerdings wirkt es bis jetzt nicht so, da sie Flint der Öl spucken kann auch nicht für einen Dämon halten, ganz abgesehen von ihrer (wahrscheinlichen) Schlangen-Zoan. Also was war der grüne König oder warum schreiben die Zigeuner ihm eine solche macht zu. Vielleicht ist es wirklich nur eine äußerst mächtige TF die bisher immer in einem Herrscherhaus weitergegeben wurde, falls diese das Geheimnis der Fruchtneuerstehung kannten. Andererseits wirkt bis jetzt fast alles um Cal eher so als würdest du bei ihm eine weitere magisch/mystische Ebene/Ausprägung neben den Teufelsfrüchten aufbauen. Aber wahrscheinlich hat mich der Aberglaube der Ziegeuner einfach nur ein wenig angesteckt.
      Sagen wir einfach so: Der grüne König ist weit mehr als eine einfache Person. Allerdings kann er im bisherigen Kontext meiner FF nur mit Callaghan in einem Atemzug genannt werden. Verwirrend, nicht? Wäre es nicht, würdet ihr die meiner Grundidee zugrundeliegende Inspiration kennen.^^ Aber keine Sorge, es werden bald mehr Informationen folgen und dann wird geklärt werden, wer oder was der grüne König ist. Ich denke, es dürfte dir gefallen. ;)

      qoii schrieb:

      Im Gegensatz dazu lässt die aufgeräumte neue Heimat der Zigeuner kaum noch etwas dunkles mystisches vermuten, sondern wirkt eher beeindruckend bis sehr modern. Das paar Flint und Esprit lassen auf eine recht interessante und unterhaltsame Kombination hoffen. Jetzt bleibt es nur noch abzuwarten wie Flint sich bei Renac und später im Kampf schlägt. O'Mara ist zwar bereits auf dem Weg zu ihm, aber der gehört auch nicht gerade zu den wirklich Vorzeigbaren Mitgliedern der Gruppe, wobei wer von denen ist schon Vorzeigbar bzw. in diesem Sinne geeignet gut mit so einer Machtperson zu verhandeln . Also anders ausgedrückt, ich glaube kaum, dass die beiden bei den Zigeunern schnell weitere Freunde finden werden, besonders wenn man daran denkt, wie sich O'Mara mal eben seinen Navigator geschnappt hat.
      Wieso? Jeder Kopfgeldjäger versprüht doch seinen ganz eigenen Charme: Krill kann gut mit Kindern, Mercedes ist eine ebenso sanfte wie fürsorgliche Ärztin, O'Mara ist ein logischer UND praktischer Denker und Callaghan hält einem mit seiner bodenständigen, kein bisschen einschüchternden Art immer auf dem Boden der Tatsachen. Was will man denn mehr?^^
      Aber mal im Ernst: Dachtest du wirklich, der Weg zum Phantom Harley würde mit neuen Freundschaften gepflastert sein? Das hier ist immerhin nicht One Piece. xD

      qoii schrieb:

      Die Art wie er seine aktuelle Situation wiedergeben hat war einfach mal wieder typisch für ihn, so schön trocken eine eigentlich so brenzlige Situation zu beschrieben XD. Genauso wie seine Reaktion auf den Ausbruch (vor Ort), dass einzige was ihn Verwundert ist „das Kind“ sonst ist alles in Ordnung.
      Wie schön, dass diese Szene so gut angekommen ist. Wahrscheinlich genießt es O'Mara sogar, Flint ständig so auflaufen zu lassen.^^

      qoii schrieb:

      Genauso wie mir nichts gescheites zu Harly und Dr. Irit Waldmannstraut einfallen will. Allerdings wirkt es so als sei nicht nur Irit erfolgreich sondern auch Harly, zumindest scheinen sich beiden gegenseitig aus ihren sonst üblichen Handlungslinien zu bringen. Carla hat über Cal und Co nachgeforscht und macht sich anscheinend mittlerweile echt große Sorgen wegen ihnen.
      Zurecht, oder? Immerhin ist den Kopfgeldjägern schon Machiavelli zum Opfer gefallen. Also ich hätte auch Schiss. xD


    • Damit sich auch mal jemand neues ein Kommentar zu deiner FF schreibt gebe ich liebend gern mein Senf dazu.

      Zu aller erst muss ich offen gestehen ich bin ein Fan deiner FF, vermutlich weil ich Geschichten mit einer dunklen und melancholischen Stimmung mag. Deine bildliche Erzählkunst ist sehr hervorragend und spricht sehr die Fantasie des Lesers an und die Charaktere haben auch alle etwas wie z.B. der düstere und offensichtlich depressive Nihilist Cal, den tiefsinnigen Säufer O´mara oder auch einfach Flint der so gut in die Truppe reinpasst wie ein Clown auf einer Beerdigung.

      Wobei ich fragen wollte ob du dich bei einigen Elementen in deiner Geschichte dich von H.P. Lovecraft und seinen Cthulhu-Mythos inspiriert wurdest wie z.B. der König in Grün könnte eine Anspielung an den König in Gelb von Robert W. Chambers sein, dessen mysteriöse Figur von den König in Lovecrafts Cthulhu-Mythos Einzug fand, der Wahnsinn in den hohlen Bergen als Anspielung für die Berge des Wahnsinns oder, wie seit den neuesten Kapital gefallenen Namen, Shub-al'Coza bei dem ich automatisch an Shub-Niggurath, die schwarze Ziege der Wälder mit den tausend Jungen oder auch an Yog-Sothoth denken musste.

      Natürlich könnte es ja auch alles zufällig sein und Ich würde dort etwas hineininterpretieren was eigentlich nicht da ist oder vielleicht doch? ;)
    • Die Verdammten II

      Oh ein neues Gesicht ein neuer Kommentator, ich hoffe das wir auch in Zukunft noch das eine oder andere von dir zu lesen bekommen, trau dich einfach und mach mit, wir sind eigentlich alle recht lieb. ^.^

      Zurück zum Thema Waffen, Kindersoldaten, Aufstand 8o . Woher hat die Oberrate ihre Werkzeuge bekommen. Da er wie du bereits angedeutet hat Verbindungen zu den Zigeunern hat und diese etwas mit Harly und oder Ulysses zu tun haben dürfte einer dieser freundlichen Zeitgenossen für die Lieferungen verantwortlich sein. Aus irgendeinem Grund habe ich aber eher die Gruppe um Ulysses in Verdacht, bei dem und Waffen klingelt es irgendwie ganz Entfernt.

      Mulligan begeht derweil weitere Schweinereien (konnte ich mir einfach nicht verkneifen, egal wie schlecht das ist :thumbdown: ). Allerdings scheint er sich nun selber ziemlich in die Sch... geritten zu haben, da ich Ulysses nicht gerade für den verständigsten halte wenn es um Beleidigungen der eignen Person geht. Früher oder später dürfte Mulligan jedenfalls dran sein, bleibt nur noch die Frage ob er vorher seinen Auftrag beenden darf.

      Dann gibt es noch einen kleinen Einblick in die Bastille wo der Ausbruch im vollen Gange ist. Wie es zu erwarten war scheint die Kavalier nicht gerade sehr erfolgreich zu sei, da ihre Haupttätigkeit bis jetzt Wache stehen war und sie Kämpferisch so gut wie nie gefordert wurden. So sorgen mangelnde Kampferfahrung und Übermacht dafür, dass es mit dem Frieden bald vorbei ist, wobei die Ratten zusätzlich noch in den Startlöchern stehen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kämpft Balza recht Erfolgreich und will die Mutter der Kompanie zu retten sowie wahrscheinlich auch ihren neuen Schützling. Also er ins Zimmer stürmte habe ich zunächst gelesen, dass sie an der Decke hängt(Hängen im sinne von Galgen) und mit dem Armen zappelt. Auch wenn mir dabei irgendetwas komisch vor kaum hat es lange gedauert bis es klick gemacht hat. Daraufhin habe ich mich gefragt, wessen Eltern Tante Magda Aletta beleidigt hat, bzw wer sie aufgeblasen hat. Undine... vielleicht, aber hätten dieses Schicksal dann nicht auch den Mönch mit der Peitsche treffen müssen oder gibt es noch eine Person die Interesse an der Kleinen hat.

      Währenddessen fragt sich Chevalier wie Krill an so sein Schwert kommen konnte und zum Glück erfahren wir auch kurz darauf was es so besonders macht, es handelt sich um ein Drachenschwert. Dieses ist vor Jahren verschwunden, als sein letzter Besitzer getötet wurde. Seitdem wurde das Schwert nur von einer uns sehr bekannten Schatzjägerin gesichtet ;) . Der letzte Besitzer war einer der acht führenden Mitglied der Oktaven, einer Organisation von Fischmenschen welche die Zahl acht zu mögen scheinen, vielleicht weil es unter ihnen viele Oktopusfischmenschen gibt^^. Jedenfalls klingt es so als sein Krill mit den Machenschaften seines Vaters Akira Tanaka nicht mehr einverstanden gewesen und nun wissen wir auch welche schreckliche Macht hinter ihm her ist.

      Zu Mercedes gibt es kaum neue Informationen und auch über O'Mara gibt es nichts neues, wobei genau dieses "nichts" sehr verdächtig ist, denn nur sehr mächtige Leute7Organisationen können für dieses nichts sorgen.

      Währenddessen beschäftigt sie Irit mit den Apokryphen, welche bereits von Krill einmal erwähnt wurden. Diese scheinen mystische bis pseudowissenschaftliche Schriften zu sein, die... irgendetwas wichtiges enthalten. Ich bekomme meine Gedanken dazu leider gerade nicht auf Linie, aber sie scheinen irgendetwas wie geheimes Wissen oder die Wahrheit zu enthalten bzw. zumindest wird das geglaubt. Da O'Mara bei Krill andeutete, dass Cal von diese nicht begeistert ist würde ich fast vermuten, dass auch diese etwas mit dem Grünen König zu tun haben.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
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      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Kapitel 68 & 69 - Die Verdammten I & II

      Keinen Bock auf Umschweife heute, daher kommen wir gleich zum geschäftlichen ;)

      Cal und Bellevie vergnügen uns das Lesen mit Ihrem sehr positiven und negativen Lebensanschauungen und wie das so ist, die negative obsiegt meistens. Auch wenn ich eher weniger glaube, dass das Leben sich ständig wiederholt. Das wäre ein zu trauriger Gedankengang, auch weil ich kein Anhänger der Hinduistischen/Buddhistischen Wiederbelebungszirkus-Weltanschauung bin. Einmal Leben reicht doch... ^^ Bellevie wird in seinem Glauben hart auf die Probe gestellt und fängt an daran zu zweifeln. Tja die Hoffnung wird er wohl auch bald begraben. Welch finstere Gedanken sich nun in ihm eingepflanzt haben.^^ Stellt sich mir die Frage was das mit dem Story Velauf zu tun hat, oder es bietet für dich einfach eine gute Gelegenheit Cals Wesen für uns weiter zu erschließen.

      Krill und O'Mara konnten ziemlich schnell Ihre Kerkertüren aufsprengen, was keine Überraschung darstellte und flott von statten ging. Krill begibt sich nun auf den Weg zu seinem Schwert, welches er offensichtlich dem Oyabum (siehe unten) entrissen hat. Thenadier scheint zwar etwas über das Schwert zu wissen, aber ob er seine Geschichte kennt kann man noch nicht sagen. Tippe aber eher auf Nein, da er sonst schon Rückschlüsse hätte ziehen können, wer Krill wirklich ist. So wie ich es verstanden haben, sind nicht nur die Zwei, sondern weitere Insassen ausgebrochen, mal sehen was die noch so anstellen werden. Ein ziemliches Chaos anrichten steht gewiss auf der Liste. ^^

      Schloss Roßkosch
      Schön zu sehen, dass nicht jeder Harleys Charme vollkommen unterlegen ist. Carla kann sich ganz gut behaupten und lässt sich auf seine Spielchen nicht ein. Naja, auf gewisse Weise natürlich schon. Muss ja einen Grund geben, warum sie mit ihm arbeitet. ^^ Trotzdem scheint sie ihm gut Paroli bieten zu können. Ihre Position innerhalb Roßkoschs ist die der Informationsbeschaffung und Auswertung. So hat sie auch einiges über die Truppe herausgefunden.

      Trotz ihrer Nachforschungen konnte sie nichts über O'Mara herausfinden und Carla geht von einer Regierungsangelegenheit aus. Diese Zelle in der er mit Krill war wurde wahrscheinlich von der Regierung geleitet. Ulysses müsste etwas mit diesen zu tun gehabt haben, oder er wurde im Nachhinein aus der Datenbank gelöscht. Gut Möglich, dass O'Mara von Ullysses an die Regierung/Zelle abgeben wurde.
      Krill indes war Mitglied der Oktaven, einer kriminellen Organisation, oder jedenfalls hatte er etwas mit diesen zu tun. Prägend sind hier die Worte „Legende der verlorenen Lagune“. War hiermit die Tötung Akira Tanaka gemeint oder etwas anderes?
      Die Organisation wird von acht Netzwerken bestimmt, geführt von jeweils einer Person, dem Oyabum: Vater der Strömungen mit seinen Untergeben, den Kobun. Klingt alles noch nebulös und geheimnisvoll. Vielleicht sind die Oktaven schon in einer Gruppierung im aktuellen Geschehen vorhanden, wer davon, keine Ahnung. Ansonsten könnten diese auch in einer anderen Form auftreten, sollten sie erfahren wer das Drachenschwert nun besitzt und Krill entweder zum Oyabum ernennen oder ihn stürzen wollen. Letzteres ist wohl wahrscheinlicher. Wobei ich erstere Vorstellung irgendwie witzig fände xD
      Krill wurde von einer Schätzjägerin enttarnt, wobei ich mir nicht sicher bin, ob es sich dabei wirklich um Brianna handelt. War ja eigentlich vor Ihrer Zeit, oder jedenfalls war sie noch ziemlich jung.
      Harley wird nun Kontakt zu den Oktaven aufnehmen um Weiteres in Erfahrung zu bringen.

      Mulligan beehrt uns erneut mit seiner sehr liebreizenden Vergewaltigungs- und Schändungsader, toll. Ich hasse den Typ einfach, kann er bitte schnell umgebracht werden? Ich kann das gern erledigen, hätte ich kein Problem mit. Constance konnte wohl kein schlechtere Los treffen...
      Trotz seiner kürzlich erworbenen „Befriedigung“ ist er ziemlich mies drauf, als er den Hörer abnimmt. Ulysses muss ja ein beängstigender Mann sein, wenn Mulligan so schiss vor ihm hat. Ich hoffe er wird gebührend für seine... Existenz bestraft.

      Zu guter Letzt liest Dr. Waldmannstraut ein Buch zu Shub al'Coza und den Apokryphen, ein, wie ich mich meine zu erinnern, Thema, welches schon einmal in Bezug auf Callaghan auftauchte. Die Tatsache, dass es im Schloss Roßkosch ein Buch darüber gibt... Kein Wunder, dass Harley und Carla einiges über ihn zu wissen scheinen. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, war Shub-al'Coza das Land war oder etwas anderes in dem Cal den grünen König besiegte? Oder verwechsle ich gerade mal wieder etwas?

      So mehr Gedanken kommen nicht, oder vielleicht doch, aber ich muss jetzt mal stoppen. Vielleicht finde ich bei Gelegenheit ja noch die Muse und Zeit mir etwas zu den Oktaven zu überlegen. ^^
    • Verdammten Numero Due

      Okay mit Lyca und qoii als Vorredner werde ich mir mal die letzten Teile eines leer gefutterten Buffets suchen, um wenigstens noch halbständige Sätze zusammen bekommen.
      Und das bei einem Kapitel, welches mit Namen wieder so um sich geworfen hat, als gäbe es die umsonst :D :D

      Vielleicht gehe ich auch dann wirklich nur noch schlaglichtartig auf ein paar Punkte ein, da meine Zeit in der Prüfungszeit bis Dienstag eigentlich eh nicht mehr zulässt.

      Hintergrundsgeschichten

      Du hast Wort gehalten und lieferst uns ein paar Informationen, die uns ein wenig näher an die komplexe Geschichte des Meermannes bringen.
      Dass er Mitglied der Oktaven war (in welcher Form auch immer) scheint schon einmal sicher. Da Lyca schrieb, dass Akira Tanaka sein Vater war, bin ich mir jetzt nicht sicher, ob sie damit jetzt nur diesen metaphorischen Vater-Titel meinte, oder im Kapitel wirklich der echte Bezug gefallen ist. Da würde ich mich um Aufklärung freuen. (Ebenfalls, ob die Schatzsucherin wirklich Brianna sein soll :D).
      Er besitzt also ein Drachenschwert, welches damit neben dem von Falkenauge, das erste ist, welches wir kennenlernen.
      Mehr Informationen oder Spekulationen wollen mir gerade nicht einfallen. Außer vielleicht, dass Umangah vielleicht auch eine Verbindung zu dieser Organisation hat? Ist vermutlichs ehr kleinkariert und semi-rassistisch gedacht, weil er ein Fischmensch ist, aber wer weiß :D

      Bei O'Mara war ich doch ein wenig überrascht, da ich irgendwie von einer Verbindung von Ulysses und Harley ausgegangen bin, die aber die Theorie widerlegen würde, dass O'Mara (ehemals Brian) für Harley gearbeitet hat. Ulysses/Limerick arbeitet aber auch irgendwie mit der Z-Einheit der CP0 zusammen....ich freue mich einfach auf eine Zusammenfassung der Personen am Ende des Arcs :P

      Generell ist es doch sehr faszinierend, dass bisher alle Mitglieder (Flint und Luca als Neuzugänge mal ausgeschlossen) eine sehr lange Zeit untergetaucht waren. Jetzt bleibt von daher die Frage, woran das liegt. Ich schließe persönlich einfach mal aus, dass es sich dabei um einen Zufall handelt. Auch wenn wir bisher glaube ich auch noch keine genaueren Daten haben, seit wann die Kopfgeldjäger in ihrer jetzigen Konstellation zusammenarbeiten, wittere ich da einen Zusammenhang. Genaueres will mir aber momentan da auch nicht einfallen.

      Sonstiges

      Die Szene mit der Frau hat bei mir auch Verwirrung ausgelöst und ich bin auch von einer Erhängten ausgegangen. Habe diese Deutung wohl erst nach qoiis Beitrag in Frage gestellt. Werde mir die Szene wohl noch einmal genauer zu Gemüte führen müssen. ?(

      Callaghan und Belville unterhalten sich immer noch munter und ich muss ehrlich zugeben, dass ich froh bin, dass Cal sich wieder aufrappelt und damit buchstäblich den Redefluss unterbrochen hat, da mir die philosophischen Exkurse - so unterhaltsam sie auch waren - allmählich die Handlung doch zu sehr ausgebremst haben. Ich möchte den Barghest wieder in Aktion sehen ;)

      Mercedes stellt derweil Fragen, die mir so gar nicht in den Sinn gekommen wären, wenn sie sich erkundigt, wer die Kindersoldaten ausgerüstet hat. Irgendwie bin ich bis dato ausgegangen, dass ich der Rattenfänger seine Waffen irgendwo zusammengeklaut/geschmuggelt hätte, aber das Thema wird so beleuchtet, als würde da mehr dahinterstecken (Stichwort: Unterwelt-Broker).

      Ansonsten schauen wir mal wieder bei Harley vorbei, wobei ich zum Großteil dieser Szenen ja schon eingegangen bin. Interessant finde ich nur, dass du - ob das gewollt ist oder nicht weiß ich momentan nicht - das Bild von Harley ein wenig dekonstruierst, welches sich in meinem Kopf eingenistet hat. Ich hatte bis jetzt den allwissenenden Strippenzieher im Hintergrund vor Augen und gerade durch seine Informationslücken im Bezug auf Callaghan scheint dieses Bild allmählich zu brökeln. Diese Erkenntnis ist absolut wertungsfrei, da es ja seine Qualität als Antagonist weder steigert noch mindert, aber ich wollte diesen Eindruck nur einmal loswerden! :)

      Ja ansonsten bleibt nicht mehr viel zu sagen. (Kommentare zu Mulligan spare ich mir einfach mal). Im nächsten Kapitel erwarte ich wieder einen Einblick bei Luca und ihrer Zweckbündnispartnerin und ansonsten ein bisschen Aufklärung, wer oder was in diesem Arc jetzt eigentlich "böse" ist oder nicht :P

    • Schatzjägerin = Brianna

      Ich hatte mit zwar eigentlich vorgenommen nicht nochmal auf die Schatzjägerin bzw. Brianna einzugehen, aber ich kann wohl echt meine klappe nicht halten und dass an dieser Idee gezweifelt wird weckt in mir den unwiderstehlichen Drange meine Herleitung offen zu legen.
      (Ok seien wir ehrlich ich will mich rechtfertigen und ein bisschen Angeben :D )

      Das Schwert ist zwar vor zwanzig Jahren verschwunden, aber es wurde nicht gesagt, wann die Schatzjägerin dieses gesichtet hat.

      Bos FF spielt grob zwei Jahre vor dem Beginn von Luffys Abenteuer oder anders Ausgedrückt zwei Jahre vor dem Start von Vexors Horizont. Die Ereignisse von Menschenjagd finden also im gleichen Jahr statt wie Briannas Erlebnisse auf Kalkutta (Anno Maris 1520) . Weil Brianna 1512 als Schatzjägerin angefangen hat bleiben also acht Jahre in denen sie irgendwann auf Cals Truppe getroffen ist und dabei das Drachenschwert erkennt hat.

      Nebenbei bemerkt auch bei im Horizont erwähnt Brianna, dass sie mal von Cals Truppe gerettet wurde.

      Auch wenn diese beiden Ereignisse, das Retten und das sichten des Schwertes, wahrscheinlich nicht direkt von euch abgesprochen wurden, ergänzen sich diese beiden Informationen wunderbar zu einem Gesamtbild. ^.^

      Ich will zwar nicht bestreiten, dass ich mich bei meiner Herleitung um ein Jahr vertan habe, aber es müsste eigentlich grob Stimmen.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
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    • Kapitel 70 + Info zur Aktion

      Hallo, Leser und Kommentatoren.
      Zwar bin ich wieder etwas spät dran, aber das neue Kapitel "Rattenfalle" dürfte dafür etwas entschädigen, immerhin klärt es sehr viele Arc-spezifische Fragen. :)

      Zudem möchte ich ankündigen, dass meine kleine Aktion -in der ihr mir Charakterentwürfe per PN schicken könnt, welche dann in die FF eingearbeitet werden- mit dem Erscheinen meines 75. Kapitel endet. Somit verbleiben noch ca. 5 Wochen, in der ihr Gelegenheit habt, eure Charaktere in der Geschichte unterzubringen. :)


      Gut, damit ist gesagt, was es zu sagen galt und ich kann mit den Antworten auf eure Kommentare schließen:

      D. Draig

      D. Draig schrieb:

      Damit sich auch mal jemand neues ein Kommentar zu deiner FF schreibt gebe ich liebend gern mein Senf dazu.
      Da kann ich mich wohl nur bedanken, dass du dir die Mühe gemacht hast. :) Es ist wirklich schön, mal die Meinung eines stillen Lesers zu hören, von denen es im Board bekanntlich reichlich gibt.^^

      D. Draig schrieb:

      Zu aller erst muss ich offen gestehen ich bin ein Fan deiner FF, vermutlich weil ich Geschichten mit einer dunklen und melancholischen Stimmung mag. Deine bildliche Erzählkunst ist sehr hervorragend und spricht sehr die Fantasie des Lesers an und die Charaktere haben auch alle etwas wie z.B. der düstere und offensichtlich depressive Nihilist Cal, den tiefsinnigen Säufer O´mara oder auch einfach Flint der so gut in die Truppe reinpasst wie ein Clown auf einer Beerdigung.
      Das freut mich natürlich. Auch ich persönlich ziehe düstere, schwere Geschichten mit viel Blut und Melancholie humorvolleren Geschichten vor, was wohl einerseits an meinem Wesen liegt und andererseits daran, dass ich Humor nicht wirklich aufs Papier gebannt kriege. xD
      Meine Charaktere liegen mir bekanntlich sehr am Herzen, weil ich jeden natürlich mehr oder weniger komplex ausarbeite. Es freut mich daher immer ungemein, wenn jemand sie ebenso schätzt. :)

      D. Draig schrieb:

      Wobei ich fragen wollte ob du dich bei einigen Elementen in deiner Geschichte dich von H.P. Lovecraft und seinen Cthulhu-Mythos inspiriert wurdest wie z.B. der König in Grün könnte eine Anspielung an den König in Gelb von Robert W. Chambers sein, dessen mysteriöse Figur von den König in Lovecrafts Cthulhu-Mythos Einzug fand, der Wahnsinn in den hohlen Bergen als Anspielung für die Berge des Wahnsinns oder, wie seit den neuesten Kapital gefallenen Namen, Shub-al'Coza bei dem ich automatisch an Shub-Niggurath, die schwarze Ziege der Wälder mit den tausend Jungen oder auch an Yog-Sothoth denken musste.

      Ja, was soll ich sagen? Ich würde dich ja verfluchen, würde es mich nicht so freuen, einen anderen Kenner (und Leser?) dieser Art von Horror-Literatur zu entdecken. xD Mit deinen Ideen triffst du voll ins Schwarze, höchstens dass Shub-al'Coza eine Mischung aus "Shub-Niggurath" (Lovecraft), "Carcosa" (Chambers) und "Ra's al-Ghul" (arabisch für "Kopf des Dämons")ist, könnte ich noch sagen. Ansonsten kann ich dem aber nichts mehr hinzufügen und ich bin gespannt, inwiefern du weitere Verweise finden wirst, die natürlich in versteckter Form auftreten werden. ;)
      qoii I

      qoii schrieb:

      Zurück zum Thema Waffen, Kindersoldaten, Aufstand . Woher hat die Oberrate ihre Werkzeuge bekommen. Da er wie du bereits angedeutet hat Verbindungen zu den Zigeunern hat und diese etwas mit Harly und oder Ulysses zu tun haben dürfte einer dieser freundlichen Zeitgenossen für die Lieferungen verantwortlich sein. Aus irgendeinem Grund habe ich aber eher die Gruppe um Ulysses in Verdacht, bei dem und Waffen klingelt es irgendwie ganz Entfernt.
      Da klingelt es bei dir zurecht, denn Mulligan definierte Ulysses bereits als Waffenschieber. Die Realität ist natürlich wesentlich komplexer und weitreichender, aber für den Moment ist das alles und wurde von dir richtig erfasst. Inwiefern da nun Harley reinpasst, wird sich schon bald aufklären.^^

      qoii schrieb:

      Mulligan begeht derweil weitere Schweinereien (konnte ich mir einfach nicht verkneifen, egal wie schlecht das ist ). Allerdings scheint er sich nun selber ziemlich in die Sch... geritten zu haben, da ich Ulysses nicht gerade für den verständigsten halte wenn es um Beleidigungen der eignen Person geht. Früher oder später dürfte Mulligan jedenfalls dran sein, bleibt nur noch die Frage ob er vorher seinen Auftrag beenden darf.
      Ich liebe es, Mulligan immer schlimmer zu machen und so auch Ulysses immer weiter zu pushen. xD
      Recht hast du. Mulligan bewegt sich auf zunehmend dünnem Eis und es bleibt abzuwarten, wie sich seine Beziehung zu Ulysses entwickeln wird. Aber um das absehen zu können, müsste man ja Ulysses einschätzen können, nicht? ;)

      qoii schrieb:

      Dann gibt es noch einen kleinen Einblick in die Bastille wo der Ausbruch im vollen Gange ist. Wie es zu erwarten war scheint die Kavalier nicht gerade sehr erfolgreich zu sei, da ihre Haupttätigkeit bis jetzt Wache stehen war und sie Kämpferisch so gut wie nie gefordert wurden. So sorgen mangelnde Kampferfahrung und Übermacht dafür, dass es mit dem Frieden bald vorbei ist, wobei die Ratten zusätzlich noch in den Startlöchern stehen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kämpft Balza recht Erfolgreich und will die Mutter der Kompanie zu retten sowie wahrscheinlich auch ihren neuen Schützling. Also er ins Zimmer stürmte habe ich zunächst gelesen, dass sie an der Decke hängt(Hängen im sinne von Galgen) und mit dem Armen zappelt. Auch wenn mir dabei irgendetwas komisch vor kaum hat es lange gedauert bis es klick gemacht hat. Daraufhin habe ich mich gefragt, wessen Eltern Tante Magda Aletta beleidigt hat, bzw wer sie aufgeblasen hat. Undine... vielleicht, aber hätten dieses Schicksal dann nicht auch den Mönch mit der Peitsche treffen müssen oder gibt es noch eine Person die Interesse an der Kleinen hat.
      Also das mit dem Hängen ist falsch, wohl von mir blöd beschrieben. Sie schwebt tatsächlich schwerelos herum und wurde von der Decke nur aufgehalten, wie ein Luftballon. Was es damit auf sich hat? Wer weiß. Von Ondine bis zu einer dritten Partei ist alles möglich.^^

      qoii schrieb:

      Währenddessen fragt sich Chevalier wie Krill an so sein Schwert kommen konnte und zum Glück erfahren wir auch kurz darauf was es so besonders macht, es handelt sich um ein Drachenschwert. Dieses ist vor Jahren verschwunden, als sein letzter Besitzer getötet wurde. Seitdem wurde das Schwert nur von einer uns sehr bekannten Schatzjägerin gesichtet . Der letzte Besitzer war einer der acht führenden Mitglied der Oktaven, einer Organisation von Fischmenschen welche die Zahl acht zu mögen scheinen, vielleicht weil es unter ihnen viele Oktopusfischmenschen gibt^^. Jedenfalls klingt es so als sein Krill mit den Machenschaften seines Vaters Akira Tanaka nicht mehr einverstanden gewesen und nun wissen wir auch welche schreckliche Macht hinter ihm her ist.
      Hierzu kann ich aus Gründen der Spoiler natürlich nicht viel sagen, nur soviel: Du bist auf dem richtigen Weg.^^

      qoii schrieb:

      Zu Mercedes gibt es kaum neue Informationen und auch über O'Mara gibt es nichts neues, wobei genau dieses "nichts" sehr verdächtig ist, denn nur sehr mächtige Leute7Organisationen können für dieses nichts sorgen.
      Bingo. Mittlerweile dürften aber genug Namen im Spiel sein, die mächtig genug sein könnten oder zumindest Kontakte pflegen könnten, die diese Macht besitzen.^^

      qoii schrieb:

      Währenddessen beschäftigt sie Irit mit den Apokryphen, welche bereits von Krill einmal erwähnt wurden. Diese scheinen mystische bis pseudowissenschaftliche Schriften zu sein, die... irgendetwas wichtiges enthalten. Ich bekomme meine Gedanken dazu leider gerade nicht auf Linie, aber sie scheinen irgendetwas wie geheimes Wissen oder die Wahrheit zu enthalten bzw. zumindest wird das geglaubt. Da O'Mara bei Krill andeutete, dass Cal von diese nicht begeistert ist würde ich fast vermuten, dass auch diese etwas mit dem Grünen König zu tun haben.
      Hier hast du eine sehr gute Idee, die du dir für den nächsten Arc merken solltest. Denn dann geht es etwas tiefer in die Marterie um Callaghan und das, was ihn so berühmt gemacht hat.^^
      Lyca

      Lyca schrieb:

      Cal und Bellevie vergnügen uns das Lesen mit Ihrem sehr positiven und negativen Lebensanschauungen und wie das so ist, die negative obsiegt meistens. Auch wenn ich eher weniger glaube, dass das Leben sich ständig wiederholt. Das wäre ein zu trauriger Gedankengang, auch weil ich kein Anhänger der Hinduistischen/Buddhistischen Wiederbelebungszirkus-Weltanschauung bin. Einmal Leben reicht doch... ^^ Bellevie wird in seinem Glauben hart auf die Probe gestellt und fängt an daran zu zweifeln. Tja die Hoffnung wird er wohl auch bald begraben. Welch finstere Gedanken sich nun in ihm eingepflanzt haben.^^ Stellt sich mir die Frage was das mit dem Story Velauf zu tun hat, oder es bietet für dich einfach eine gute Gelegenheit Cals Wesen für uns weiter zu erschließen.
      Ich glaube, Hugh Hefner wäre anderer Meinung, wenn es um das Thema "Einmal leben reicht doch" geht. xD
      Jedenfalls wurde Callaghans Wiederkehr-Theorie von der Theorie Friedrich Nietzsches inspiriert, die passender Weise "Ewige Wiederkehr" heißt. Ist halt beinhart nihilistisch und damit wie geschaffen für Callaghan.^^
      Das mit dem Storyverlauf ist so eine Sache. Momentan mag es ausbremsen, aber im Verlauf der FF werdet ihr für diesen kleinen Ausflug in Callaghans Weltanschauung sicher noch dankbar sein, da er dann den folgende Handlungsverlauf nicht stört. Quasi habe ich diesen Arc verlangsamt, um den nächsten flüssiger gestalten zu können, was bestimmt nachvollziehbar sein dürfte, sobald dieser erstmal startet. :)

      Lyca schrieb:

      Krill und O'Mara konnten ziemlich schnell Ihre Kerkertüren aufsprengen, was keine Überraschung darstellte und flott von statten ging. Krill begibt sich nun auf den Weg zu seinem Schwert, welches er offensichtlich dem Oyabum (siehe unten) entrissen hat. Thenadier scheint zwar etwas über das Schwert zu wissen, aber ob er seine Geschichte kennt kann man noch nicht sagen. Tippe aber eher auf Nein, da er sonst schon Rückschlüsse hätte ziehen können, wer Krill wirklich ist. So wie ich es verstanden haben, sind nicht nur die Zwei, sondern weitere Insassen ausgebrochen, mal sehen was die noch so anstellen werden. Ein ziemliches Chaos anrichten steht gewiss auf der Liste. ^^
      Jap, alle sind nun frei und es herrscht ein heiteres, blutiges Chaos, das noch seine Konsequenzen haben wird. Hihi.^^

      Lyca schrieb:

      Schloss Roßkosch
      Schön zu sehen, dass nicht jeder Harleys Charme vollkommen unterlegen ist. Carla kann sich ganz gut behaupten und lässt sich auf seine Spielchen nicht ein. Naja, auf gewisse Weise natürlich schon. Muss ja einen Grund geben, warum sie mit ihm arbeitet. ^^ Trotzdem scheint sie ihm gut Paroli bieten zu können. Ihre Position innerhalb Roßkoschs ist die der Informationsbeschaffung und Auswertung. So hat sie auch einiges über die Truppe herausgefunden.
      Man könnte sogar noch weiter gehen und Carlas Position höher ansetzen, quasi als Nummer 2 und Frau hinter Harley. Ähnlich wie damals Nera im zweiten Arc, nur in ganz anderer Ausarbeitung, Rolle und Komposition. Jedenfalls ist sie wichtig bzw. wird noch wichtig werden.^^

      Lyca schrieb:

      Trotz ihrer Nachforschungen konnte sie nichts über O'Mara herausfinden und Carla geht von einer Regierungsangelegenheit aus. Diese Zelle in der er mit Krill war wurde wahrscheinlich von der Regierung geleitet. Ulysses müsste etwas mit diesen zu tun gehabt haben, oder er wurde im Nachhinein aus der Datenbank gelöscht. Gut Möglich, dass O'Mara von Ullysses an die Regierung/Zelle abgeben wurde.
      Krill indes war Mitglied der Oktaven, einer kriminellen Organisation, oder jedenfalls hatte er etwas mit diesen zu tun. Prägend sind hier die Worte „Legende der verlorenen Lagune“. War hiermit die Tötung Akira Tanaka gemeint oder etwas anderes?
      Die Organisation wird von acht Netzwerken bestimmt, geführt von jeweils einer Person, dem Oyabum: Vater der Strömungen mit seinen Untergeben, den Kobun. Klingt alles noch nebulös und geheimnisvoll. Vielleicht sind die Oktaven schon in einer Gruppierung im aktuellen Geschehen vorhanden, wer davon, keine Ahnung. Ansonsten könnten diese auch in einer anderen Form auftreten, sollten sie erfahren wer das Drachenschwert nun besitzt und Krill entweder zum Oyabum ernennen oder ihn stürzen wollen. Letzteres ist wohl wahrscheinlicher. Wobei ich erstere Vorstellung irgendwie witzig fände xD
      Krill wurde von einer Schätzjägerin enttarnt, wobei ich mir nicht sicher bin, ob es sich dabei wirklich um Brianna handelt. War ja eigentlich vor Ihrer Zeit, oder jedenfalls war sie noch ziemlich jung.
      Harley wird nun Kontakt zu den Oktaven aufnehmen um Weiteres in Erfahrung zu bringen.
      Deine Gedanken zu Ulysses und O'Mara sind gar nicht so schlecht, auch wenn du natürlich nur einen Bruchteil dessen anschneiden kannst, was wirklich geschehen ist. Dafür fehlt dir einfach ein ganz entscheidendes Stück Information, die die Beziehung zwischen Ulysses und O'Mara betrifft.^^
      Die "Legende der verlorenen Lagune" bezeichnet die Geschichte, die Harley erzählt, sprich, die Ermordung des Akira Tanaka samt Diebstahl des Schwertes. Inwiefern die Oktaven noch in die Haupthandlung eingreifen werden, behalte ich natürlich für mich. Nur soviel: Krill wird noch auf seine Vergangenheit stoßen, in welcher Form auch immer. ;)

      Lyca schrieb:

      Mulligan beehrt uns erneut mit seiner sehr liebreizenden Vergewaltigungs- und Schändungsader, toll. Ich hasse den Typ einfach, kann er bitte schnell umgebracht werden? Ich kann das gern erledigen, hätte ich kein Problem mit. Constance konnte wohl kein schlechtere Los treffen...
      Trotz seiner kürzlich erworbenen „Befriedigung“ ist er ziemlich mies drauf, als er den Hörer abnimmt. Ulysses muss ja ein beängstigender Mann sein, wenn Mulligan so schiss vor ihm hat. Ich hoffe er wird gebührend für seine... Existenz bestraft.
      Wer hätte gedacht, dass sich Mulligan zu so einem Leserliebling entwickelt, wenngleich im schlechtesten Sinne. xD
      Aber solche Charaktere sind mMn ein muss, die man einfach nur hassen kann, ohne Grauzonen.^^
      Ulysses jedenfalls ist ein ganz anderes Kaliber als Mulligan, in mehr als einer Hinsicht.

      Lyca schrieb:

      Zu guter Letzt liest Dr. Waldmannstraut ein Buch zu Shub al'Coza und den Apokryphen, ein, wie ich mich meine zu erinnern, Thema, welches schon einmal in Bezug auf Callaghan auftauchte. Die Tatsache, dass es im Schloss Roßkosch ein Buch darüber gibt... Kein Wunder, dass Harley und Carla einiges über ihn zu wissen scheinen. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, war Shub-al'Coza das Land war oder etwas anderes in dem Cal den grünen König besiegte? Oder verwechsle ich gerade mal wieder etwas?
      Bisher trat der Begriff Shub-al'Coza als als "Reich" oder "Refugium" des Grünen Königs auf, Callaghan beendete den "Wahnsinn in den hohlen Bergen". Alles etwas verzwickt, ich weiß, aber eine mehr oder weniger einleuchtende Aufklärung zu diesem Thema wird in absehbarer Zeit erfolgen. Immerhin ist es ein wichtiger Teil der Vergangenheit der Kopfgeldjäger, insbesondere natürlich Cals.
      Vexor

      Vexor schrieb:

      Okay mit Lyca und qoii als Vorredner werde ich mir mal die letzten Teile eines leer gefutterten Buffets suchen, um wenigstens noch halbständige Sätze zusammen bekommen.
      Und das bei einem Kapitel, welches mit Namen wieder so um sich geworfen hat, als gäbe es die umsonst
      Entscheidet euch mal. Entweder Informationen und Namen oder weiterhin im Dunkeln tappen. ;)

      Vexor schrieb:

      Vielleicht gehe ich auch dann wirklich nur noch schlaglichtartig auf ein paar Punkte ein, da meine Zeit in der Prüfungszeit bis Dienstag eigentlich eh nicht mehr zulässt.
      Solche Prüfungszeiten sind etwas tolles, nicht wahr?^^

      Vexor schrieb:

      Du hast Wort gehalten und lieferst uns ein paar Informationen, die uns ein wenig näher an die komplexe Geschichte des Meermannes bringen.
      Dass er Mitglied der Oktaven war (in welcher Form auch immer) scheint schon einmal sicher. Da Lyca schrieb, dass Akira Tanaka sein Vater war, bin ich mir jetzt nicht sicher, ob sie damit jetzt nur diesen metaphorischen Vater-Titel meinte, oder im Kapitel wirklich der echte Bezug gefallen ist. Da würde ich mich um Aufklärung freuen. (Ebenfalls, ob die Schatzsucherin wirklich Brianna sein soll ).
      Er besitzt also ein Drachenschwert, welches damit neben dem von Falkenauge, das erste ist, welches wir kennenlernen.
      Mehr Informationen oder Spekulationen wollen mir gerade nicht einfallen. Außer vielleicht, dass Umangah vielleicht auch eine Verbindung zu dieser Organisation hat? Ist vermutlichs ehr kleinkariert und semi-rassistisch gedacht, weil er ein Fischmensch ist, aber wer weiß
      Ich wusste, dass jemand Umanagh und die Oktaven zusammenbringen wird. xD Inwiefern etwas dran ist, verrate ich aber natürlich nicht. Was das Drachenschwert angeht, nutze ich hier einfach die wunderbare Vorlage, die Oda durch Tashigi geliefert hat: Die besten Schwerter der Welt liegen in den Händen von Kopfgeldjägern und Piraten.^^

      Vexor schrieb:

      Bei O'Mara war ich doch ein wenig überrascht, da ich irgendwie von einer Verbindung von Ulysses und Harley ausgegangen bin, die aber die Theorie widerlegen würde, dass O'Mara (ehemals Brian) für Harley gearbeitet hat. Ulysses/Limerick arbeitet aber auch irgendwie mit der Z-Einheit der CP0 zusammen....ich freue mich einfach auf eine Zusammenfassung der Personen am Ende des Arcs
      Naja, das wird sich alles noch aufklären, allerdings in einem Schritt-für-Schritt-Prinzip. Im Grunde ist es aber ähnlich wie mit der Triade in deiner FF. Das alles ist vermutlich gar nicht so schwer und komplex, wenn man die Zusammenhänge erst mal in Gänze erfasst. Aber dazu braucht man natürlich erstmal Informationen. xD

      Vexor schrieb:

      Generell ist es doch sehr faszinierend, dass bisher alle Mitglieder (Flint und Luca als Neuzugänge mal ausgeschlossen) eine sehr lange Zeit untergetaucht waren. Jetzt bleibt von daher die Frage, woran das liegt. Ich schließe persönlich einfach mal aus, dass es sich dabei um einen Zufall handelt. Auch wenn wir bisher glaube ich auch noch keine genaueren Daten haben, seit wann die Kopfgeldjäger in ihrer jetzigen Konstellation zusammenarbeiten, wittere ich da einen Zusammenhang. Genaueres will mir aber momentan da auch nicht einfallen.
      Diese Daten hast du auch noch gar nicht. ;)
      Krill, Callaghan und O'Mara arbeiten seit mind. 10 Jahren zusammen (siehe der Callaghan & Luca-Flashback im zweiten Arc), die Sache mit dem Grünen König war jedenfalls 13 Jahre zuvor und wer dort bei war...wer weiß?^^
      Mercedes hingegen verschwand vor 13 Jahren, als sie 18 Jahre alt war. Alles weitere wird noch enthüllt werden. Keine Sorge.^^

      Vexor schrieb:

      Die Szene mit der Frau hat bei mir auch Verwirrung ausgelöst und ich bin auch von einer Erhängten ausgegangen. Habe diese Deutung wohl erst nach qoiis Beitrag in Frage gestellt. Werde mir die Szene wohl noch einmal genauer zu Gemüte führen müssen.
      Also erhängt wurde niemand, Aletta schwebte schwerelos im Raum. Nur zur Richtigstellung. Vielleicht muss ich die Szene nochmal deutlicher umschreiben.^^

      Vexor schrieb:

      Callaghan und Belville unterhalten sich immer noch munter und ich muss ehrlich zugeben, dass ich froh bin, dass Cal sich wieder aufrappelt und damit buchstäblich den Redefluss unterbrochen hat, da mir die philosophischen Exkurse - so unterhaltsam sie auch waren - allmählich die Handlung doch zu sehr ausgebremst haben. Ich möchte den Barghest wieder in Aktion sehen
      Wie bereits bei Lyca erwähnt, bremst das Gespräch zwar die Handlung, ist aber wichtig, um Callaghan greifbarer zu machen. Und besser wird die Handlung in diesem Arc ausgebremst, als in den folgenden. Warum wird sicher ab dem nächsten Part der FF deutlich, sodass auch diese Handlungsbremser logisch erscheinen. :)

      Vexor schrieb:

      Mercedes stellt derweil Fragen, die mir so gar nicht in den Sinn gekommen wären, wenn sie sich erkundigt, wer die Kindersoldaten ausgerüstet hat. Irgendwie bin ich bis dato ausgegangen, dass ich der Rattenfänger seine Waffen irgendwo zusammengeklaut/geschmuggelt hätte, aber das Thema wird so beleuchtet, als würde da mehr dahinterstecken (Stichwort: Unterwelt-Broker).
      Das richtige Stichwort. ;)
      Dieser Arc ist ein wichtiges Bindeglied und hier...haben wir ein Teil des Bindeglieds.^^

      Vexor schrieb:

      Ansonsten schauen wir mal wieder bei Harley vorbei, wobei ich zum Großteil dieser Szenen ja schon eingegangen bin. Interessant finde ich nur, dass du - ob das gewollt ist oder nicht weiß ich momentan nicht - das Bild von Harley ein wenig dekonstruierst, welches sich in meinem Kopf eingenistet hat. Ich hatte bis jetzt den allwissenenden Strippenzieher im Hintergrund vor Augen und gerade durch seine Informationslücken im Bezug auf Callaghan scheint dieses Bild allmählich zu brökeln. Diese Erkenntnis ist absolut wertungsfrei, da es ja seine Qualität als Antagonist weder steigert noch mindert, aber ich wollte diesen Eindruck nur einmal loswerden!
      Harley ist ein Charakter, der eine sehr wichtige Rolle in meiner Geschichte spielt und definitiv eine Art Mastermind-Funktion innehat. Immerhin ist er intelligent, gerissen und hat eine illustre Schar Freaks um sich, die alles für ihn tun würden. Das alles zeigt ja eigentlich schon, dass er von den Protagonisten nicht mal eben geplättet werden wird. Doch all das sagt natürlich nichts darüber aus, wie "allwissend" er tatsächlich ist. Bei ihm (und Carla) gilt eher der Grundsatz: "Du musst nicht alles wissen, nur, wo man die Infos bekommen kann". Aber natürlich werde ich einen Teufel tun, seine Berechtigung als Antagonist zu mildern.^^

      Vexor schrieb:

      Ja ansonsten bleibt nicht mehr viel zu sagen. (Kommentare zu Mulligan spare ich mir einfach mal). Im nächsten Kapitel erwarte ich wieder einen Einblick bei Luca und ihrer Zweckbündnispartnerin und ansonsten ein bisschen Aufklärung, wer oder was in diesem Arc jetzt eigentlich "böse" ist oder nicht
      Zu schade, ich hatte mich schon auf deine Fangesänge über deinen Liebling Mulligan gefreut. xD
      Zum Rest kann ich nur sagen: Das neue Kapitel wird einige deinr Fragen, die du im Laufe des Arcs gestellt hast, beantworten. :)
      qoii II
      Meinen Respekt erstmal, die zeitliche Einordnung dürfte richtig sein. So wirklich sicher bin ich mir zwar nicht, aber du hast wohl einen besseren Übersicht über die Zeitachse als ich, glaube ich. xD
      Deine Überlegungen sind also schonmal sehr interessant und es wird sich zeigen, wie richtig sie schlussendlich sind. ;)


    • Ein neues Kapital, ein neuer Kommentar von einem neuen Kritiker in dieser doch beschaulichen Runde. Zu aller erst bin ich nicht nur ein leidenschaftlicher Kenner der Horror-Literatur sondern natürlich auch ein leidenschaftlicher Leser soll her Werke. Dabei habe ich mich nur auf die doch offensichtlich Merkmale und Anspielungen bezogen, da du ja selber sagst da wären noch weitere versteckte Verweise solcher Horror-Literatur müsste ich mal den anderen Kapital nochmal genauer lesen um diese zu finden, natürlich nur dann wenn die Zeit dafür da ist.

      Aber kommen wir zum Kapitel 70:
      Als erstes möchte ich sagen es ist zusehen das du Reginald B. Gates wieder in die Geschichte ein baust, da ich mal doch sehr gewundert habe warum doch ausgerechnet einen ehemaligen Cipherpol-Agenten der CP8 einführst der nur bestätigte das der äußerste Ring wahrhaftig ein riesige Kloake ist in der alle Ausgestoßene, Verbrecher und andere Subjekte sich versammeln die in den inneren Ringen nicht willkommen sind. Dabei hätte es auch einfacher Obdachloser gereicht um ihnen diese Informationen zu geben und sowie den groben Aufbau der Militärischen Streitkräfte von der Insel zu erklären. Da ja jetzt sich herausstellt das er mit unseren doch so charmanten Rattenfänger zusammenarbeitet könnte ich mir gut vorstellen das er im Verlauf der Geschichte noch was beisteuern kann, egal ob im Form von weiteren Informationen die man aus ihm noch ausquetschen kann oder das er uns demonstriert das unter all diesen Dreck und Lumpen doch ein halbwegs ordentlicher Kämpfer ist.

      Nun so viel zu diesem menschlichen Jammerbild das mal ein Vertreter der Justiz war. Kommen wir dann zu Enjolras, oder wie ich ihm ab jetzt nenne Doffy 2.0, ist doch eine große Überraschung das er ein Himmelsdrache ist oder jedenfalls meint das einer ist (sein sollte). Jetzt will er woll mit Hilfe seiner Kindersoldaten sowie die Waffen die er, wie ich vermute, von der Organisation von Ulysses gekauft hat um sein rechtmäßiges Erbe mit Gewalt wieder zu erlangen.

      Dabei stellt sich mehr langsam die Frage wer jetzt wirklich der Hauptfeind sein sollte. Entweder Harley mit seiner Organisation oder vielleicht doch im geheimen Ulysses Organisation, da beide Gruppierungen mit einander und anderen im Kontakt stehen. Aber da wäre noch unser Teddy dessen Gesinnung und Pläne auch unbekannt sind.
    • Kapitel 70 Rattenfalle

      In diesem Kapitel hatte ich eher den Eindruck, dass das Arc Finale nun eingeläutet wurde!

      Enjorlas hatte einen wirklich ausgeklügelten Plan und ist dazu auch noch in der Lage zu improvisieren. Eine Eigenschaft die Vielen fehlt und oft zum Scheitern führt. Man muss flexibel bleiben. Auch im FB kann man sehr gut sehen, wie gut er darin ist Menschen zu manipulieren und seine Fähigkeiten für sich zu nutzen. Mercedes schafft es endlich sein wahres Gesicht aus ihm heraus zu kitzeln. Wir erfahren dass er ein Nachfahre der Tennryubito ist. Eine große Überraschung für mich. Seine Familiengeschichte erinnert mich teileise sehr an die der Doflamingos. Mit der Ausnahme, dass die Bevölkerung anscheinend keine solch starke Abneigung gegen diese hatte. Trotzdem sind Enjorlas Beweggründe ähnlich. Er ekennt die derzeitige Regierung der Rochefoucaulds nicht an und möchte den Thron selbst besteigen. Mit allen Mitteln. Sein Ziel rückt nun immer näher.
      Sehr schön auch zu erfahren, dass Reginald B Gates im Auftrag von Enjorlas handelte und Flint und Cal so ablenkte. Man könnte also davon ausgehen, dass diese ganze Sache von der Regierung unterstützt wird. CP 8 und so ^^ Da Rexroth seine Finger mit im Spiel habe ich die Vermutung, dass Gates nicht zur CP8, sondern zur CP0 Z gehört. Schließlich hat Rexroth vor Ort einen Informanten
      Die Waffen stammen von den Zigeunern, die wie von dir angedeutet von Umanagh geliefert sein könnten. Rennac hätte damit Kontakte zu Ulysses und wohl auch Harley, da diese alle miteinander verbunden sind.

      Krill und O'Mara haben unbeabsichtigt dem teuflischen Plan zur Machtübernahme in die Hände gespielt. Die Kavalerie hat ziemliche Nachteile, da sie nie in einen richtigen Kampf verstrickt waren. Ohne Krieg keine Übung, das schwächt einen Staat/ eine Stadt enorm wenn es hart auf hart kommt.

      Beim Lesen kam mir der Gedanke, dass es auffällig ist, dass sowohl Enjorlas als auch Everard Mercedes und Emile auf gewisse weise das Leben gerettet haben und beide kein wirklich gutes Verhältnis mehr zu Ihr haben. Bei Enjorlas ist die Sache ja klar, aber ich bin gespannt, wie sich das auf das Verhältnis zu Everard auswirken wird. Schließlich hat sie nun eingesehen, dass er recht hatte. Mehr als eine Versöhnung im weiteren Sinne kann ich mir derzeit allerdings nicht vorstellen.

      Zum Schluss des Kapitels befinden wir uns in einem dunklen Raum mit einer Person die dort eingeschlossen zu sein scheint. Derzeit bin ich noch überfragt wer das sein könnte, habe aber den Eindruck, dass es irgendwo bei mir klingelt. Leider habe ich den Ort noch nicht gefunden. ;)


      Wie angekündigt habe ich mich noch etwas mit den Oktaven auseinander gesetzt:
      Oyabun ist der Begriff für den Big Boss der Yakuza (japanische Mafia) und ist damit unantastbar. Bei den Yakuza heißen auch die untergebenen Kobun, die ihrem Oyabun Treue bis zum Tod schwören. Diese waren in der Vergangenheit sozusagen Gegenparts der Samurai (im weitesten Sinne) und bei Fehlverhalten wurden einem die Fungerkuppen mit Schwertern abgehackt. Berühmte Schwerte zählten daher bestimmt ebenfalls zu den Schätzen dieser Organisation. Auch bei Ihnen gibt es mehrere Gruppierungen. Allerdings nicht acht an der Zahl, das wäre auch zu viel der Überschneidung. :P
      Die Zahl acht bedeutet Autorität, Macht, Heiligkeit und ist ein Symbol des Reichtums in Japan. Natürlich gibt es noch viel mehr, aber das wurde den Rahmen sprengen.
      Das Wort Okatven könnte sich von dem Wort Oktogon (griechisch für Achteck) ableiten, welches die Ziffer acht beinhaltet. Auch habe ich etwas über acht Himmelsphären gelesen, kann damit aber derzeit noch nicht viel anfangen. ^^
      Das war es vorerst an Hintergrundinformationen die ich mir zusammen gesucht habe.
    • Kapitel 70 Rattenfalle

      So langsam wird es mal wieder Zeit einen Kommentar zu verfassen, auch wenn ich mich mal wieder in einer Phase der leichten Demotivation befinde, bzw meine Ideen sprudeln nicht wie sonst.

      Im Gegensatz zu den anderen Lesern haut mich die Enthüllung das Enjolras ein Tenryuubito ist eher weniger vom Hocker. Allerdings nicht, weil ich so etwas dies erwartet oder vorhergesehen habe, sondern schlicht weil ich so viele FFs lese, dass die Idee schon ein paar mal in diversen Variationen aufgetaucht ist. Ich möchte dir damit natürlich keinen Vorwurf machen, weil sich so etwas einfach wunderbar für die Geschichte anbietet, aber die große Überraschung bleibt dann leider aus.

      Wenn ich es aber richtig Verstanden habe ist die Familiengeschichte eine Besonderheit. Wir wissen von Mingo, dass die Gründerkönige der WR und Vorfahren der Tenryuubito bei der Gründung der WR ihre Kronen im eigenen Land aufgaben und nach Mary Joa zogen. Eine Ausnahme bildeten hier die Nefertaries, welche lieber weiterhin in ihrem eigenen Land Alabasta Könige blieben und keine Tenryuubito wurden. Dahingegen hat der Vater von Mingo seinen Status aufgegeben und wurde wieder normaler Bürger, nebst seiner Familie. So wie ich es nun verstanden habe sind Enjolras einen dritten Weg gegangen, sie haben die Krone im eignen Land aufgegeben und blieben trotzdem als „ sehr hohe Adelige“ in ihrem ursprünglichen Königreich wohnen, warum sie sich auch immer dazu entschlossen haben.
      Mir fällt zwar eine etwas weit hergeholte Möglichkeit ein, diese basiert aber auf einer Sache bei der ich mir nicht mehr ganz sicher bin. Ist PS Mitglied der WR oder nicht und wenn sie es nicht ist seit wann.

      Der Grundsätzlich Plan von Enjolras ist ziemlich gut, allerdings kommt durch Cal's Truppe eine variabele ins Spiel, die er und auch kein anderer wirklich kontrollieren kann. Derzeit helfen ihre Aktionen den Ratten, indem sie eine der drei Stützen ausschalten, welche aber sicherlich die schwächste gewesen sein dürfte. Genauso gut kann sich der gesamte Trupp im nächsten Moment gegen die Ratten stellen, sobald sie vom Mercedes erfahren oder Flints neue Freundin in Gefahr ist ;) oder oder oder.... Sie sind eine variable die in alle möglichen Richtungen wirken kann und ich würde mich nicht wundern, wenn sie am Ende von allen neun Fraktionen als einzige übrig bleiben. Jetzt freut sich Enjolras über sie mal schauen wie lange noch. ^.^

      Weiterhin erfahren wir auch was es mit Enjolras ominöser Andeutungen auf sich hatte, dass seine Restaurationsfrucht bald für die Stadt wichtig werden würde. Er will anscheinend in den unterstätdischen Gewölben eine große Explosion verursachen, die sicher einiges in Mitleidenschaft ziehen dürfte. Warum denke ich dabei nur an die Kathedrale? :S

      Trotz all der interessanten Entwicklern interessieren mich derzeit eigentlich nur zwei Frauen, ich will (endlich) weitere Informationen über die duos Esprit x Flint und Ondine x Krill XD
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Die Zeit verfliegt mal wieder und bevor du mir mit einem neuen Kapitel zuvorkommst, werde ich noch ein wenig etwas zu deinen Neuen äußern, obwohl mir hier ja schon wieder drei Leute zuvorgekommen sind X(

      Ich werde mich dabei wohl voll auf Mercedes und Enjorlas einschießen, da mir der erste Teil mit Krill und Chevalier gerade nichts produktives einfallen möchte -.-

      Fangen wir doch mal mit Enjorlas Masterplan an, der ja sehr viel Gottvertrauen erfordert. Ich würde das wohl alles kritischer sehen, wenn nicht eine Person bei mir einen ähnlichen Plan verfolgen würde. Mal schauen ob Enjorlas nicht genauso verrückt ist, wie die Person in meinen Gefilden :D :D

      Der Enthüllung, dass er ein Nachkomme der Himmelsdrachenmenschen ist, stehe ich recht neutral gegenüber. Es erklärt immerhin vieles. Von den Besorgungen der Waffen, bis hin zu einem leicht ausgeprägten Narzissmus und Größenwahn. Ein wenig beißt es sich vielleicht mit der Geschichte, die uns Flamingo erzählt hat...also darüber, dass die Nelfetaris die einzige Familie sind, die ihre Krone abgelehnt haben, aber das verbuche ich mal vollkomemn legitim unter künstlerischer Freiheit. Also mich stört es keineswegs und daher kann ich sehr gut damit leben.
      Seltsamerweise haben die Ausführungen Enjorlas für mich gar nicht unsympathischer gemacht, sondern nur interessanter. War er bis zu seinem enthüllenden Flashback für mich ein wenig blass und unausgegoren, ändert sich das. Ich sehe zwar irgendwie Ähnlichkeiten zu Machiavelli (auch wenn ich die gar nicht wirklich begründen kann), aber der größte Pluspunkt für mich in diesen Arc ist, dass du es schaffst, den Blickpunkt der Gegner so gekonnt zu wechseln. Von Baudelaire über Harley und Ulysses zu Enjorlas. Du hast viele Trümpfe auf der Hand und ich freue mich schon darauf zu sehen, wie du sie ausspielen willst.

      Was mir aufgefallen ist ist, dass noch immer das entscheidende Puzzle-Teil fehlt wie Emile umgekommen ist und welchen Anteil der Rattenfänger daran trägt, oder?

      Zum Einweben von Callaghan und Co. in seinen PLan. Hab das Kapitel schon nach der Veröffentlichung gelesen, weswegen mir nicht ganz klar ist, wie genau der Rattenfänger überhaupt an die Information gekommen ist, dass die Kopfgeldjäger unterwegs sind, aber mal davon abgesehen, glaube ich, dass er sich damit wohl schnell die Finger verbrennen wird.
      Die Sachen sind jetzt schon abzusehen:
      Flint ist mit Esprit in den Innersten Kreis der Zigeuner vorgedrungen und wird sich wohl jetzt schon besser im Griff haben, als Enjorlas vermutet.
      Ebenso ist O'Mara ja nicht aus reiner Dummheit dorthin unterwegs (obwohl man bei ihm ja nie wissen kann :P).
      Callaghan ist in Sicherheit und kann sich erholen, ob Lazare natürlich auch nur ein Rädchen im größeren Getriebe ist, wie es sich bei Reginald herausgestellt hat, wird sich noch zeigen.
      Dann haben wir noch Luca, die wohl die große Retterin für Mercedes werden wird. Zumindest stelle ich mir das sehr schön vor, wenn die Blonde auftaucht und unseren kalten Cyborg rettet und jene einfach kein Danke über die Lippen bekommt.
      Dann haben wir natürlich noch Ondine, die völlige Unbekannte und jemand, den ich immer noch im Hinterkopf habe, ist die Marine und zwar unser Goldjunge. Immerhin sind die Kopfgeldjäger damals mit seinem Schiff verschwunden und ich möchte verdammt sein, wenn das keine Ortungsfunktion haben soll :D

      Also lieber Rattenfänger so einfach wird es nicht aufgehen, aber danke, dass du uns alles darüber verraten hast. :thumbsup:

      Kapitel hat mir sehr gut gefallen, vor allem die Dialoge zwischen Mer und ihrer alten "Liebschaft". Bis zum nächsten Mal! :)

    • Sehet und staunet, das neue Kapitel meiner FF erscheint tatsächlich einmal pünktlich. xD
      Es trägt den Titel "Das Zuckerschloss" und kann an alter Stelle gelesen werden. Und da es auch gar nichts weiter zu sagen gibt, folgen nun die Antworten auf eure Kommentare:

      D. Draig

      D. Draig schrieb:

      Aber kommen wir zum Kapitel 70:
      Als erstes möchte ich sagen es ist zusehen das du Reginald B. Gates wieder in die Geschichte ein baust, da ich mal doch sehr gewundert habe warum doch ausgerechnet einen ehemaligen Cipherpol-Agenten der CP8 einführst der nur bestätigte das der äußerste Ring wahrhaftig ein riesige Kloake ist in der alle Ausgestoßene, Verbrecher und andere Subjekte sich versammeln die in den inneren Ringen nicht willkommen sind. Dabei hätte es auch einfacher Obdachloser gereicht um ihnen diese Informationen zu geben und sowie den groben Aufbau der Militärischen Streitkräfte von der Insel zu erklären. Da ja jetzt sich herausstellt das er mit unseren doch so charmanten Rattenfänger zusammenarbeitet könnte ich mir gut vorstellen das er im Verlauf der Geschichte noch was beisteuern kann, egal ob im Form von weiteren Informationen die man aus ihm noch ausquetschen kann oder das er uns demonstriert das unter all diesen Dreck und Lumpen doch ein halbwegs ordentlicher Kämpfer ist.
      Reginald ist weder grundlos ein (ehemaliger) Regierungsagent, noch grundlos auf der Insel. Seine Rolle ist noch nicht vorbei und er wird noch einmal auftauchen, inwiefern diese aber nun die Geschichte beeinflussen wird, überlasse ich mal noch der Zukunft.
      Aber es gibt ja mittlerweile genug Fraktionen, mit denen er zutun haben könnte.^^

      D. Draig schrieb:

      Nun so viel zu diesem menschlichen Jammerbild das mal ein Vertreter der Justiz war. Kommen wir dann zu Enjolras, oder wie ich ihm ab jetzt nenne Doffy 2.0, ist doch eine große Überraschung das er ein Himmelsdrache ist oder jedenfalls meint das einer ist (sein sollte). Jetzt will er woll mit Hilfe seiner Kindersoldaten sowie die Waffen die er, wie ich vermute, von der Organisation von Ulysses gekauft hat um sein rechtmäßiges Erbe mit Gewalt wieder zu erlangen.
      Korrekt. Ursprünglich sollte er zwar kein Himmelsdrache sein, aber da Oda im aktuellen Teil der Haupthandlung ein paar praktische Infos zu diesen spendiert hat, habe ich mich kurzfristig dazu entschlossen, diese einzubauen.^^

      D. Draig schrieb:

      Dabei stellt sich mehr langsam die Frage wer jetzt wirklich der Hauptfeind sein sollte. Entweder Harley mit seiner Organisation oder vielleicht doch im geheimen Ulysses Organisation, da beide Gruppierungen mit einander und anderen im Kontakt stehen. Aber da wäre noch unser Teddy dessen Gesinnung und Pläne auch unbekannt sind.
      Hauptfeind ist ein sehr gefährlicher Begriff in meiner FF. Gut und Böse verschwimmen in meiner Geschichte ja ohnehin schon sehr und die Grauzonen werden in Zukunft noch mehr hervorstechen. Wie auch immer, sagen wir mal so: Es sind noch nicht alle Figuren auf dem Feld. ;)
      Lyca

      Lyca schrieb:

      Enjorlas hatte einen wirklich ausgeklügelten Plan und ist dazu auch noch in der Lage zu improvisieren. Eine Eigenschaft die Vielen fehlt und oft zum Scheitern führt. Man muss flexibel bleiben. Auch im FB kann man sehr gut sehen, wie gut er darin ist Menschen zu manipulieren und seine Fähigkeiten für sich zu nutzen. Mercedes schafft es endlich sein wahres Gesicht aus ihm heraus zu kitzeln. Wir erfahren dass er ein Nachfahre der Tennryubito ist. Eine große Überraschung für mich. Seine Familiengeschichte erinnert mich teileise sehr an die der Doflamingos. Mit der Ausnahme, dass die Bevölkerung anscheinend keine solch starke Abneigung gegen diese hatte. Trotzdem sind Enjorlas Beweggründe ähnlich. Er ekennt die derzeitige Regierung der Rochefoucaulds nicht an und möchte den Thron selbst besteigen. Mit allen Mitteln. Sein Ziel rückt nun immer näher.
      Sehr schön auch zu erfahren, dass Reginald B Gates im Auftrag von Enjorlas handelte und Flint und Cal so ablenkte. Man könnte also davon ausgehen, dass diese ganze Sache von der Regierung unterstützt wird. CP 8 und so ^^ Da Rexroth seine Finger mit im Spiel habe ich die Vermutung, dass Gates nicht zur CP8, sondern zur CP0 Z gehört. Schließlich hat Rexroth vor Ort einen Informanten
      Die Waffen stammen von den Zigeunern, die wie von dir angedeutet von Umanagh geliefert sein könnten. Rennac hätte damit Kontakte zu Ulysses und wohl auch Harley, da diese alle miteinander verbunden sind.
      Alles sehr gute und teilweise richtige Ideen. :)
      Enjolras Familiengeschichte wird bereits in absehbarer Zeit erklärt werden, sodass ich darauf gar nicht weiter eingehen muss. Nur soviel: Sie wird sich signifikant von der Geschichte der Flamingos unterscheiden.

      Lyca schrieb:

      Krill und O'Mara haben unbeabsichtigt dem teuflischen Plan zur Machtübernahme in die Hände gespielt. Die Kavalerie hat ziemliche Nachteile, da sie nie in einen richtigen Kampf verstrickt waren. Ohne Krieg keine Übung, das schwächt einen Staat/ eine Stadt enorm wenn es hart auf hart kommt.
      Naja, für PS kam es halt nie hart auf auf. Da liegt der Hund begraben, den Enjolras hier ganz geschickt aus dem Sarg holt. xD

      Lyca schrieb:

      Beim Lesen kam mir der Gedanke, dass es auffällig ist, dass sowohl Enjorlas als auch Everard Mercedes und Emile auf gewisse weise das Leben gerettet haben und beide kein wirklich gutes Verhältnis mehr zu Ihr haben. Bei Enjorlas ist die Sache ja klar, aber ich bin gespannt, wie sich das auf das Verhältnis zu Everard auswirken wird. Schließlich hat sie nun eingesehen, dass er recht hatte. Mehr als eine Versöhnung im weiteren Sinne kann ich mir derzeit allerdings nicht vorstellen.
      Naja, es wurde ja noch nicht mal in Gänze benannt, was zum Zerwürfnis zwischen Mercedes und Everard geführt hat, daher ist die Frage, wie sich ihr Verhältnis nun entwickeln wird, vielleicht noch etwas verfrüht.^^

      Lyca schrieb:

      Zum Schluss des Kapitels befinden wir uns in einem dunklen Raum mit einer Person die dort eingeschlossen zu sein scheint. Derzeit bin ich noch überfragt wer das sein könnte, habe aber den Eindruck, dass es irgendwo bei mir klingelt. Leider habe ich den Ort noch nicht gefunden.
      Das "Rätsel" wird bereits im neuen Kapitel gelöst werden. ;)

      Lyca schrieb:

      Wie angekündigt habe ich mich noch etwas mit den Oktaven auseinander gesetzt:
      Oyabun ist der Begriff für den Big Boss der Yakuza (japanische Mafia) und ist damit unantastbar. Bei den Yakuza heißen auch die untergebenen Kobun, die ihrem Oyabun Treue bis zum Tod schwören. Diese waren in der Vergangenheit sozusagen Gegenparts der Samurai (im weitesten Sinne) und bei Fehlverhalten wurden einem die Fungerkuppen mit Schwertern abgehackt. Berühmte Schwerte zählten daher bestimmt ebenfalls zu den Schätzen dieser Organisation. Auch bei Ihnen gibt es mehrere Gruppierungen. Allerdings nicht acht an der Zahl, das wäre auch zu viel der Überschneidung.
      Die Zahl acht bedeutet Autorität, Macht, Heiligkeit und ist ein Symbol des Reichtums in Japan. Natürlich gibt es noch viel mehr, aber das wurde den Rahmen sprengen.
      Das Wort Okatven könnte sich von dem Wort Oktogon (griechisch für Achteck) ableiten, welches die Ziffer acht beinhaltet. Auch habe ich etwas über acht Himmelsphären gelesen, kann damit aber derzeit noch nicht viel anfangen. ^^
      Das war es vorerst an Hintergrundinformationen die ich mir zusammen gesucht habe.
      Was soll ich sagen? Korrekt.^^ Die Oktaven sind in gewissen Zügen an die Yakuza angelehnt. Einfach, weil ich das organisierte Verbrechen verschiedener Länder interessant finde.^^
      qoii

      qoii schrieb:

      Im Gegensatz zu den anderen Lesern haut mich die Enthüllung das Enjolras ein Tenryuubito ist eher weniger vom Hocker. Allerdings nicht, weil ich so etwas dies erwartet oder vorhergesehen habe, sondern schlicht weil ich so viele FFs lese, dass die Idee schon ein paar mal in diversen Variationen aufgetaucht ist. Ich möchte dir damit natürlich keinen Vorwurf machen, weil sich so etwas einfach wunderbar für die Geschichte anbietet, aber die große Überraschung bleibt dann leider aus.
      Ich habe vor einigen Kapitel ja bereits Entwarnung gegeben, als ihr über die Beweggründe etc. des Rattenfängers gemutmaßt habt. Es ist eben ein einfacher narrativer Schachzug, der ursprünglich so nicht geplant war. Aber mehr dazu, sobald das voraussichtlich übernächste Kapitel draußen ist.^^

      qoii schrieb:

      Wenn ich es aber richtig Verstanden habe ist die Familiengeschichte eine Besonderheit. Wir wissen von Mingo, dass die Gründerkönige der WR und Vorfahren der Tenryuubito bei der Gründung der WR ihre Kronen im eigenen Land aufgaben und nach Mary Joa zogen. Eine Ausnahme bildeten hier die Nefertaries, welche lieber weiterhin in ihrem eigenen Land Alabasta Könige blieben und keine Tenryuubito wurden. Dahingegen hat der Vater von Mingo seinen Status aufgegeben und wurde wieder normaler Bürger, nebst seiner Familie. So wie ich es nun verstanden habe sind Enjolras einen dritten Weg gegangen, sie haben die Krone im eignen Land aufgegeben und blieben trotzdem als „ sehr hohe Adelige“ in ihrem ursprünglichen Königreich wohnen, warum sie sich auch immer dazu entschlossen haben.
      Mir fällt zwar eine etwas weit hergeholte Möglichkeit ein, diese basiert aber auf einer Sache bei der ich mir nicht mehr ganz sicher bin. Ist PS Mitglied der WR oder nicht und wenn sie es nicht ist seit wann.
      Die Geschichte der Insel und der Baugins wird im voraussichtlich übernächsten Kapitel erklärt werden, sodass ich an dieser Stelle einfach mal schweige. Ich kann aber vorweg nehmen, dass sich die Geschichte der Baugins etwas von der der Familie des Paradiesvogels unterscheiden wird.

      qoii schrieb:

      Der Grundsätzlich Plan von Enjolras ist ziemlich gut, allerdings kommt durch Cal's Truppe eine variabele ins Spiel, die er und auch kein anderer wirklich kontrollieren kann. Derzeit helfen ihre Aktionen den Ratten, indem sie eine der drei Stützen ausschalten, welche aber sicherlich die schwächste gewesen sein dürfte. Genauso gut kann sich der gesamte Trupp im nächsten Moment gegen die Ratten stellen, sobald sie vom Mercedes erfahren oder Flints neue Freundin in Gefahr ist oder oder oder.... Sie sind eine variable die in alle möglichen Richtungen wirken kann und ich würde mich nicht wundern, wenn sie am Ende von allen neun Fraktionen als einzige übrig bleiben. Jetzt freut sich Enjolras über sie mal schauen wie lange noch.
      Naja, ein bisschen Größenwahnsinn gehört eben dazu, wenn man eine ganze Insel übernehmen will.^^
      Zumal eine Facette in Enjolras' Plan auch noch nicht zur Genüge erklärt wurde. Diese dürfte dann seine "Selbstsicherheit" noch zusätzlich erklären bzw. nachvollziehbarer machen. Wie diese ganze Sache am Ende ausgehen wird, hängt aber tatsächlich davon ab, wie sich die Kopfgeldjäger am Ende verhalten werden. Besonders ist hier natürlich Mercedes zu erwähnen, die immerhin als einzige weiß, dass sie überhaupt Teil eines Plans sind.^^

      qoii schrieb:

      Weiterhin erfahren wir auch was es mit Enjolras ominöser Andeutungen auf sich hatte, dass seine Restaurationsfrucht bald für die Stadt wichtig werden würde. Er will anscheinend in den unterstätdischen Gewölben eine große Explosion verursachen, die sicher einiges in Mitleidenschaft ziehen dürfte. Warum denke ich dabei nur an die Kathedrale?
      Wer weiß, wer weiß. Die Antwort gibt es im neuen Kapitel.^^

      qoii schrieb:

      Trotz all der interessanten Entwicklern interessieren mich derzeit eigentlich nur zwei Frauen, ich will (endlich) weitere Informationen über die duos Esprit x Flint und Ondine x Krill XD

      Keine Sorge, beide Kombinationen werden noch abgearbeitet und dürften zu gefallen wissen. ;)
      Vexor

      Vexor schrieb:

      Fangen wir doch mal mit Enjorlas Masterplan an, der ja sehr viel Gottvertrauen erfordert. Ich würde das wohl alles kritischer sehen, wenn nicht eine Person bei mir einen ähnlichen Plan verfolgen würde. Mal schauen ob Enjorlas nicht genauso verrückt ist, wie die Person in meinen Gefilden
      Enjolras ist weniger verrückt als selbstsicher. Woraus sich diese Sicherheit speist, wird aber noch genauer erläutert werden. Bis dahin ist er halt etwas größenwahnsinnig. xD

      Vexor schrieb:

      Der Enthüllung, dass er ein Nachkomme der Himmelsdrachenmenschen ist, stehe ich recht neutral gegenüber. Es erklärt immerhin vieles. Von den Besorgungen der Waffen, bis hin zu einem leicht ausgeprägten Narzissmus und Größenwahn. Ein wenig beißt es sich vielleicht mit der Geschichte, die uns Flamingo erzählt hat...also darüber, dass die Nelfetaris die einzige Familie sind, die ihre Krone abgelehnt haben, aber das verbuche ich mal vollkomemn legitim unter künstlerischer Freiheit. Also mich stört es keineswegs und daher kann ich sehr gut damit leben.
      Seltsamerweise haben die Ausführungen Enjorlas für mich gar nicht unsympathischer gemacht, sondern nur interessanter. War er bis zu seinem enthüllenden Flashback für mich ein wenig blass und unausgegoren, ändert sich das. Ich sehe zwar irgendwie Ähnlichkeiten zu Machiavelli (auch wenn ich die gar nicht wirklich begründen kann), aber der größte Pluspunkt für mich in diesen Arc ist, dass du es schaffst, den Blickpunkt der Gegner so gekonnt zu wechseln. Von Baudelaire über Harley und Ulysses zu Enjorlas. Du hast viele Trümpfe auf der Hand und ich freue mich schon darauf zu sehen, wie du sie ausspielen willst.
      Nein, die Nefertaris sind die einzigen, die die Krone abgelehnt haben. Keine Sorge, das habe ich bedacht. Die Geschichte der Baugins ist eng mit der Geschichte der Insel selbst verknüpft, weshalb beides in einem baldigen Kapitel behandelt werden wird.^^
      Die vielen verschiedenen Fraktionen, von der CP0 bis hin zu Limerick, werden alle ihre Rolle spielen und am Ende werden alle Fragen geklärt werden. Wobei hier auch noch erwähnt werden könnte, dass die beteiligten Gruppierungen noch nicht mal vollzählig sind. ;)

      Vexor schrieb:

      Was mir aufgefallen ist ist, dass noch immer das entscheidende Puzzle-Teil fehlt wie Emile umgekommen ist und welchen Anteil der Rattenfänger daran trägt, oder?
      Genau. Dieses Teilstück fehlt ebenso wie der Grund, aus dem sich Everard und Mercedes endgültig zerworfen haben.

      Vexor schrieb:

      Zum Einweben von Callaghan und Co. in seinen PLan. Hab das Kapitel schon nach der Veröffentlichung gelesen, weswegen mir nicht ganz klar ist, wie genau der Rattenfänger überhaupt an die Information gekommen ist, dass die Kopfgeldjäger unterwegs sind, aber mal davon abgesehen, glaube ich, dass er sich damit wohl schnell die Finger verbrennen wird.
      Die Sachen sind jetzt schon abzusehen:
      Flint ist mit Esprit in den Innersten Kreis der Zigeuner vorgedrungen und wird sich wohl jetzt schon besser im Griff haben, als Enjorlas vermutet.
      Ebenso ist O'Mara ja nicht aus reiner Dummheit dorthin unterwegs (obwohl man bei ihm ja nie wissen kann ).
      Callaghan ist in Sicherheit und kann sich erholen, ob Lazare natürlich auch nur ein Rädchen im größeren Getriebe ist, wie es sich bei Reginald herausgestellt hat, wird sich noch zeigen.
      Dann haben wir noch Luca, die wohl die große Retterin für Mercedes werden wird. Zumindest stelle ich mir das sehr schön vor, wenn die Blonde auftaucht und unseren kalten Cyborg rettet und jene einfach kein Danke über die Lippen bekommt.
      Dann haben wir natürlich noch Ondine, die völlige Unbekannte und jemand, den ich immer noch im Hinterkopf habe, ist die Marine und zwar unser Goldjunge. Immerhin sind die Kopfgeldjäger damals mit seinem Schiff verschwunden und ich möchte verdammt sein, wenn das keine Ortungsfunktion haben soll
      Woher Enjolras von dem Erscheinen der Kopfgeldjäger wusste, erkläre ich noch. Inwiefern die Kopfgeldjäger nun weitermachen und für unbewusst für oder gegen Enjolras arbeiten, wird sich natürlich zeigen. Aber dabei muss natürlich auch bedacht werden, dass mit Renee, Baudelaire und dem allseits beliebten Mulligan noch weitere Faktoren in das Finale des Arcs eingreifen. Apropos Luca und ihre Rolle: Die Blonde erhält von mir eine der wichtigsten Funktionen des ganzen Arcs, weshalb dich das zufriedenstellen dürfte. Hoffe ich doch. :)
      Oh, und Ajas samt Anhang geben sich bald wieder die Ehre, ich habe sie nicht vergessen.^^

      Vexor schrieb:

      Also lieber Rattenfänger so einfach wird es nicht aufgehen, aber danke, dass du uns alles darüber verraten hast.
      Was wäre denn auch eine FF ohne einen Antagonisten, der ironischerweise seinen ganzen Plan genau der Person eröffnet, die ihn als einziges stoppen könnte? xD


    • Kapitel 71 - Das Zuckerschloss

      Wow...bis zum letzten Teil fand ich das Kapitel gut. Informativ und solide, aber der letzte Absatz hat mich irgendwie geflasht, positiv. Ich weiß nicht wirklich woran es lag, aber die Gesamtkompositon des Kapitels hat mir zugesagt, obwohl einerseits auf dem Papier gar nicht so viel passiert.

      Sonne, Mond und Sterne...okay den konnte ich mir nicht verkneifen und mit der Kindermelodie im Hinterkopf, leite ich mal zur herrschenden Royalität über, welche Enjolras (dieses Mal übrigens richtig geschrieben ;)) offensichtlich abgelöst hat. Wir haben einen pausbäckigen Sonnenschein-Mann namens Lebeqc de la Rouchefoucauld. Das erste Mal als ich den Adelstitel gehört habe, dachte ich vielleicht, dass du dich in Foucault angelehnt hättest, aber ich hab gestern zufällig eine Doku über Ludwig XIV. gesehen und da fiel doch tatsächlich der Name, den ich heute hier wiedergelesen habe.
      Der Adlige, der Namensvetter deiner Adelsfamilie von PS, zu sein scheint, gehörte den französischen Moralisten an und stand vor allem Ludwig XiV.s Absolutismus skeptisch gegenüber. Man konnte zumindest in gewisser Weise davon ausgehen, dass hier Ähnlichkeiten bestehen, denn ich würde Enjolras wohl am ehesten dem Absolutismus zuordnen, wie wir ihn ja von den Himmelsdrachenmenschen gewöhnt sind.
      Zu unserem Sonnenschein gesellt sich dann seine kühlere Gemahlin, Lisanne, und damit wohl die Nachtseite, obwohl das noch nicht negativ konnotiert wurde. Die Adelsfamilie (mit auftauchenden Drillingen) wurde ja hier erst eingeführt und bleibt recht blass, zumal man davon ausgehen darf, dass Lisanne das Selbstmordattentat von Marseille wohl nicht überlebt hat. Zumindest gehe ich davon aus ;)

      Kommen wir zum zweiten großen Block, der sich wieder unserer Luca Briatore widmet, die sich in perfekter Mischung aus Arroganz, Zerbrechlichkeit und moralischer Fragwürdigkeit zurückmeldet, die ich mittlerweile so an ihr zu schätzen weiß. In einer modernen Serie wohl das IT-Partygirl, welches ihre eigene Unsicherheit und Unzufriedenheit im Drogen- und Alkoholrausch zu vergessen versucht, sorgt sie dafür, dass sie wohl die essentielle Information erhält, von welcher du gesprochen hast und die uns gleich zu Harley bringen könnte (auf den Konjunktiv komme ich noch zu sprechen).
      Das fragwürdig von vorhin hätte ich wohl besser in Anführungsstriche gesetzt, denn was sie dort tut, verurteile ich nicht. Vielleicht hab ich da auch eine andere Moralvorstellung, aber eine Frau ein paar Geheimnisse zu entlocken, die sie vor wenigen Minuten/Stunden noch umbringen wollte, finde ich jetzt eher weniger tragisch. Zumal es sich hier um Luca handelt und was wäre sie wohl ohne ein wenig Intrige und Drama? ;)
      Bei ihren Teufelskräften gibt es zwar eine neue Aussage, aber hundertprozentig ist für mich damit immer noch nicht geklärt, ob sie jetzt sleber die Frucht gegessen hat (und ohne ihr schwert nicht voll mobilisieren kann - ich erinnere mich hier an eine verhöhnende Aussage von Reneé) oder ihre Martinsschwalbe.
      Nunja sie scheint in der Gefangenschaft der Zigeuner zu sein und welche ein Glück, dass O'Mara dorthin unterwegs ist und Flint, die Aufgabe erfüllt, für die eigentlich Luca ansonsten sorgt: Herzen zu brechen.
      Etwas enttäuscht bin ich von Satres Tod, der mir ein wenig lieblos daher kommt, aber was wage ich da schon zu jammern. Ich verzweifle ja auchs chon an der Aufgabe alle eingeführten Charaktere, angemessen vorkommen zu lassen. Stutzig hat mich eher nur gemacht, dass die beiden Frauen (Drogenrausch und Fieberwahn hin oder her) überlebt haben, während ein zäher Hund (muhaha xD) wie Satre einfach so stirbt, aber naja ist meckern auf hohen Niveau ;)

      Erneuter Schwenk zu Everard und der Herzogin, die Marseille in die Finger bekommen haben und versuchen ihn durch das bewerte Mittel Folter zur Zusammenarbeit zu bewegen ;)
      Ein wenig hadere ich noch mit Everard, der bei mir einfach noch nicht die tragische Figur werden will, die du (vermutlich) zu konstruieren versuchst. Vielleicht führe ich mir seine Eingangskapitel noch einmal zu Gemüte, aber obwohl seine Geschichte wirklich nicht so glücklich ist, kommt die Botschaft noch nicht so an bei mir, Wenn du das eh nicht wolltest, dann vergiss es einfach xD

      Das Ende hat mir aber - wie schon anfangs erwähnt - wunderbar gefallen. Es kam unerwartet und mit tragischer Gewalt und wohl genau die Tragik, die man sich in diesem unterirdischen Meer aus Fäkalien, Folterungen, Missbrauch, drogeninduzierten Fieberträumen und verschmähter Liebe noch gefehlt hat. Bei mir wären wohl als einziger Unterschied die Kinder Leidwesen dieser Steigerung der Handlung gewesen.

      Hab zwar ein paar (minimale!) Kritikpunkte angebracht, aber Kapitel hat mir unheimlich gut gefallen. Schnell mehr

    • Kapitel 71 - Das Zuckerschloss

      Was für ein Kapitel, ich weiß nicht wieso, aber es hat mir einfach sehr gefallen.

      PS wird von Sonne und Mond regiert, wobei der Mond Luna ganz klar das Meiste zu sagen hat. Übrigens ob gewollt oder nicht, Luna ist immer Nachts zu sehen, wenn es dunkel ist und die Herrscherin scheint sich für die dunkle Seite, wie Folter usw. ziemlich zu begeistern. Weiterhin sehe sich PS als eine Insel an in der es sowieso immer recht dunkel ist, Zwielicht herrscht und den »Mére des Lucioles« ist für mich auch eher Verkörperung eines Mond anstatt einer Sonne. Also Luna ist einfach die perfekte Herrscherin von PS. Beim König fühlte ich mich außerdem irgendwie an den Herzkönig aus Alice im Wunderland (Zeichentrick) erinnert, zumindest was seine Größe angeht und sein sonniges Gemüt. Auch wenn ich trotzdem denke dass die Sonne Helios ein besserer Herrscher ist als der Herzkönig. Lunar und Helios (mir ist bewusst dass der eine Name griechisch und der andere römisch ist), haben Drilling, welche als Sterne bezeichnet werden. Auch wenn es absolut nicht mit deiner Geschichte zu tun hat, aber wenn Zwilling in Herrscherhäusern schon für Probleme sorgen wie muss es dann erst bei Drilling sein ;) . Ähm wo war ich...

      Everard scheint immer noch nicht genug Dampf abgelassen zu haben, was ich bei seinem Kampf gegen Marseille eigentlich erwartet habe, immerhin sind einige Gebäude in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Verhör läuft wie erwarten nicht sehr erfolgreich, wobei ich mich frage, warum er ausgerechnet in Thronaal zusammen geschlagen werden muss, ein dunkler Keller ist da doch sicher viel Praktischer. Man muss danach nicht Putzen und dort können auch gewisse Zungenlockerer aufbewahrt werden. Wie auch immer, Everard verliert vorübergehend komplett die Kontrolle und schlägt Marseille zu Brei, worauf dieser und die Oberratte auch gesetzt haben. Denn Marseille will seine letzte Reise nicht alleine antreten und sprengt sich irgendwie in die Luft, bzw sobald sein Herz aufhört zu schlagen explodiert die implantierte Bombe oder was auch immer. Es macht einfach Bumm und eine riesige Stichflamme schießt durch den Palast. Everard schafft es in letzter Sekunde sich schützend vor die Sterne zu schmeißen und sein Hardering zu aktiveren, mal schauen wer letztendlich Überlebt. So genial der Plan mit dem Selbstmordattentat auch ist, hätte Everard Marseille schon in der Stadt getötet... aber wir sind uns ja schon einig, dass Enjolras Plan irgendwo zwischen Genialität und Wahnsinn(iges Glück) liegt.

      Baudelaire treibt derweil seine Polizisten in die von Enjolras geplante Schlacht gegen die Zigeuner und den ganzen Dritten Bezirk. Allerdings scheint Baudelaire nicht zu ahnen, dass die meisten Zigeuner mittlerweile aus der "Rude de Esmeralda" in die Katakomben umgezogen sind. Aber ich denke mal das es ihm ziemlich Egal ist welchen Abschaum er letztendlich zerquetscht, so wie er klingt würde er sicher am liebsten den ganzen dritten Bezirk abschaffen.

      Derweil kommt Luca wieder zu sich und schafft es bei Renee an die gewünschten Informationen indem sie es ausnutzt, dass sie am besten mit dem Gift der Zigeuner klarkommt. Sehr schön fand ich übriges ihre "Begeisterung" darüber, dass sie auch mal zu den "Übermenschen" gehören darf bzw, ihre Gegner vor unüberwindliche Probleme stellt. Bleibt aber immer noch die Frage warum die Zigeuner die vier eingesammelt haben. Bei den Polizisten kann ich es mir noch vorstellen, so wie Baudelaire drauf ist sind sie so oder so Gegner. Aber warum Renee und Luca oder besser gesagt eine der Beiden, wenn sie nicht wussten welche sie eigentlich mitnehmen sollen. Hatte hier auch der Rattenfänger sein Finger im Spiel und wollte sichergehen, dass Baudelaire wirklich gegen die Zigeuner vorgeht oder steckt das noch was anders dahinter. Das Satre Totgeschlagen wurde klingt ziemlich danach als wolle man Baudelaire herausfordern und reizen.

      Einziger Kritikpunkt, keine Esprit und keine Undine ;), aber sonst ein wunderbares Kapitel. ^.^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Kapitel 71 – Das Zuckerschloss

      Klar, Luca war die in der Kammer, das war einfach zu offensichtlich als dass ich da hätte drauf kommen können xD Ihr Gedankengang, dass die Menschen mit denen sie unterwegs ist ihr eine Sicherheit und Geborgenheit geben, finde ich interessant. Trotz der Tatsache, dass sie sich mit Mer nicht versteht und eher einen schwierigeren Start in der Gemeinschaft hatte, fühlt sie sich dort wohl. Hat gewiss auch etwas mit O'Mara zu tun... ^^
      Die Martinsschwalbe und Lucas TF, der Satz, so wie er geschrieben ist „An welche die Teufelskräfte der jungen Caliguanerin banden“ lässt eher darauf schließen, dass sie selbst die Kräfte besitzt, aber vielleicht lese ich in diesen Satz auch zu viel hinein. Bliebe auch die Frage, warum diese dann ausgerechnet an die Martinschwalbe gebunden sind.
      Geistesgegenwertigkeit ist sie in diesem Moment wirklich und nutzt die Situation schamlos aus um Renee die Informationen zu entlocken die sich als die wichtigsten des Arcs (oder überhaupt) herausstellen könnten. Seelen brechen scheitn ja Ihre Spezielität, ich bin gespannt wen sie sonst noch brechen wird, vielleicht Harley himself? muhahaha
      Renee derweil... betet Harley weiterhin an und ergibt sich ihres übermäßigen Kitschs... Ich hoffe sie kommt von dem Trip bald runter xD

      Die Rochefoucaulds finde ich ziemlich klasse. Ihr Auftreten ist einfach herrlich. Der Teil war wirklich amüsant zu lesen und sehr unterhaltend. Besonders das gemeinsame Auftreten von Sonne und Mond. Warum die Namen Riri, Fifi und Loulou? Hören sich für mich eher wie Hundenamen an und ich war erst verwirrt ob ich richtig gelesen habe... xD Vielleicht treten sie ja Boudelair bei, würde zu dem Hundemotto passen. Hehehe naja... sollten sie überlebt haben. Wovon ich allerdings ausgehe, da Everard sich schützen vor sie geworfen hat. Ob Lisanne wirklich bei der Explosion gestorben ist, ich zweifle ein wenig, da sie die Kinder und Ihren Mann versucht zu sich zu rufen um sie zu schützen.
      Marseille als Selbstmordattentäter finde ich eine gute Wendung, typisch für einen Putsch/Machtwechsel. Dennoch blieb er für mich sehr blass, was wahrscheinlich beabsichtigt war. Enjorlas Plan geht einfach auf, bis zu einem bestimmten Punkt. Ich freue mich schon auf sein Gesicht, wenn dieser komplett schief läuft! :D

      Das war's die Woche von meiner Seite! Da ich nächste Woche im Urlaub bin und diese Woche keine Zeit mehr finden werde zu kommentieren, liest man sich in ca 3 Wochen wieder. Ich freue mich dann zu erfahren wie es weiter geht! :)
    • Einen guten Abend wünsche ich mal wieder allen Lesern Kommentatoren. :)
      Das 72. Kapitel meiner FF trägt den Titel "Gefährliche Geschäfte" und kann an alter Stelle gelesen werden. Zudem komme ich selbstverständlich auch zu den Kommentaren:

      Vexor

      Vexor schrieb:

      Sonne, Mond und Sterne...okay den konnte ich mir nicht verkneifen und mit der Kindermelodie im Hinterkopf, leite ich mal zur herrschenden Royalität über, welche Enjolras (dieses Mal übrigens richtig geschrieben ) offensichtlich abgelöst hat. Wir haben einen pausbäckigen Sonnenschein-Mann namens Lebeqc de la Rouchefoucauld. Das erste Mal als ich den Adelstitel gehört habe, dachte ich vielleicht, dass du dich in Foucault angelehnt hättest, aber ich hab gestern zufällig eine Doku über Ludwig XIV. gesehen und da fiel doch tatsächlich der Name, den ich heute hier wiedergelesen habe.
      Der Adlige, der Namensvetter deiner Adelsfamilie von PS, zu sein scheint, gehörte den französischen Moralisten an und stand vor allem Ludwig XiV.s Absolutismus skeptisch gegenüber. Man konnte zumindest in gewisser Weise davon ausgehen, dass hier Ähnlichkeiten bestehen, denn ich würde Enjolras wohl am ehesten dem Absolutismus zuordnen, wie wir ihn ja von den Himmelsdrachenmenschen gewöhnt sind.
      Zu unserem Sonnenschein gesellt sich dann seine kühlere Gemahlin, Lisanne, und damit wohl die Nachtseite, obwohl das noch nicht negativ konnotiert wurde. Die Adelsfamilie (mit auftauchenden Drillingen) wurde ja hier erst eingeführt und bleibt recht blass, zumal man davon ausgehen darf, dass Lisanne das Selbstmordattentat von Marseille wohl nicht überlebt hat. Zumindest gehe ich davon aus
      Ursprünglich wollte ich die Adelsfamilie bereits früher einführen (ungefähr zeitgleich mit dem ersten Auftreten des Bischofs Lazare), allerdings habe ich es dann solange vor mir hergeschoben, bis ich erkannt habe, dass es keine wirkliche Rolle spielt. Letztlich sind Enjolras, Mercedes und in gewissen Grundzügen auch Everard als Charaktere in diesem Handlungsstrang mittlerweile gefestigt genug, sodass ich auf eine sonderliche emotionale Inszenierung seitens der Herzogfamilie verzichten konnte. Hätte nur weiteren Kapitelplatz gefressen, den ich als optional erachtet habe und ich hoffe, ihr werdet mir dann zu gegebener Zeit zustimmen.^^
      Ansonsten hast du recht, den Namen habe ich mir daher entliehen. Wirklich größere Bewandtnis hatte es damit aber nicht, außer den Unterschied zwischen Enjolras und Herzogpaar nochmal deutlich zu machen. Denn natürlich will Enjolras allein herrschen, so als auserwählter Himmelsdrache. xD

      Vexor schrieb:

      Kommen wir zum zweiten großen Block, der sich wieder unserer Luca Briatore widmet, die sich in perfekter Mischung aus Arroganz, Zerbrechlichkeit und moralischer Fragwürdigkeit zurückmeldet, die ich mittlerweile so an ihr zu schätzen weiß. In einer modernen Serie wohl das IT-Partygirl, welches ihre eigene Unsicherheit und Unzufriedenheit im Drogen- und Alkoholrausch zu vergessen versucht, sorgt sie dafür, dass sie wohl die essentielle Information erhält, von welcher du gesprochen hast und die uns gleich zu Harley bringen könnte (auf den Konjunktiv komme ich noch zu sprechen).
      Das fragwürdig von vorhin hätte ich wohl besser in Anführungsstriche gesetzt, denn was sie dort tut, verurteile ich nicht. Vielleicht hab ich da auch eine andere Moralvorstellung, aber eine Frau ein paar Geheimnisse zu entlocken, die sie vor wenigen Minuten/Stunden noch umbringen wollte, finde ich jetzt eher weniger tragisch. Zumal es sich hier um Luca handelt und was wäre sie wohl ohne ein wenig Intrige und Drama?
      Bei ihren Teufelskräften gibt es zwar eine neue Aussage, aber hundertprozentig ist für mich damit immer noch nicht geklärt, ob sie jetzt sleber die Frucht gegessen hat (und ohne ihr schwert nicht voll mobilisieren kann - ich erinnere mich hier an eine verhöhnende Aussage von Reneé) oder ihre Martinsschwalbe.
      Nunja sie scheint in der Gefangenschaft der Zigeuner zu sein und welche ein Glück, dass O'Mara dorthin unterwegs ist und Flint, die Aufgabe erfüllt, für die eigentlich Luca ansonsten sorgt: Herzen zu brechen.
      Etwas enttäuscht bin ich von Satres Tod, der mir ein wenig lieblos daher kommt, aber was wage ich da schon zu jammern. Ich verzweifle ja auchs chon an der Aufgabe alle eingeführten Charaktere, angemessen vorkommen zu lassen. Stutzig hat mich eher nur gemacht, dass die beiden Frauen (Drogenrausch und Fieberwahn hin oder her) überlebt haben, während ein zäher Hund (muhaha xD) wie Satre einfach so stirbt, aber naja ist meckern auf hohen Niveau
      Ich bin froh, dass mir die Differenzierung bei Luca tatsächlich so gut gelingt. Einerseits das zerbrechliche und sympathische Mädchen, das nie ganz sie selbst war bzw. sein durfte und andererseits das manipulative, intrigante, mit ihrer Sexualität spielende Miststück, welches sich manchmal zeigt. xD
      Ist eine der wohl schwersten Figuren meiner FF.^^ Aber wie auch immer, damit hat sich Lucas große Rolle also erfüllt und was es mit ihrer Kraft bzw. ihrer Martinsschwalbe auf sich hat, wird dann im nächsten Arc enthüllt werden.^^
      Oh, und was Satre angeht, kann ich eigentlich nur sagen, dass sein Tod und dessen Beiläufigkeit so geplant war. Wie bei den anderen erwähnt, verhält es sich ähnlich wie mit Marseille, den Kindern in der "Armee", den Zigeunern in der Rue Esmeralda etc. Sie sind alle passiv oder aktiv, wissentlich oder unwissentlich ein Teil in Enjolras Plan ohne Namen oder Hintergrund. Ratten, mehr nicht und das soll einfach deutlich werden. Enjolras interessiert sich einen Scheiß für die Leichen, die seinen Weg zum Thron pflastern und als Leser soll man diese Beiläufigkeit spüren. Satre ist "nur" eines der Opfer dieses großen Komplotts. Zur Frage, wieso grade Satre stirbt, äußere ich mich unten bei qoii und verweise einfach mal ganz faul darauf. xD

      Vexor schrieb:

      Erneuter Schwenk zu Everard und der Herzogin, die Marseille in die Finger bekommen haben und versuchen ihn durch das bewerte Mittel Folter zur Zusammenarbeit zu bewegen
      Ein wenig hadere ich noch mit Everard, der bei mir einfach noch nicht die tragische Figur werden will, die du (vermutlich) zu konstruieren versuchst. Vielleicht führe ich mir seine Eingangskapitel noch einmal zu Gemüte, aber obwohl seine Geschichte wirklich nicht so glücklich ist, kommt die Botschaft noch nicht so an bei mir, Wenn du das eh nicht wolltest, dann vergiss es einfach xD
      Tragisch ist bei Everard das falsche Wort. Es fehlt allerdings auch noch ein winzigkleiner Flashback zu ihm, nach dem dann deutlich werden sollte, was er für ein Charakter ist. Eigentlich steckt in seiner Rolle nur eine klare Botschaft und spätestens mit dem letzten, großen, alles klärenden FB zum Thema "Emiles Tod" dürfte diese dann deutlich werden. Hoffe ich zumindest. xD

      Vexor schrieb:

      Das Ende hat mir aber - wie schon anfangs erwähnt - wunderbar gefallen. Es kam unerwartet und mit tragischer Gewalt und wohl genau die Tragik, die man sich in diesem unterirdischen Meer aus Fäkalien, Folterungen, Missbrauch, drogeninduzierten Fieberträumen und verschmähter Liebe noch gefehlt hat. Bei mir wären wohl als einziger Unterschied die Kinder Leidwesen dieser Steigerung der Handlung gewesen.
      Ursprünglich sollten die Kinder auch sterben, allerdings habe ich mich dann aus gutem Grund anders entschieden. Vielleicht kommst du ja drauf, da es einen Teil deiner obigen Kritik angeht.^^
      qoii

      qoii schrieb:

      PS wird von Sonne und Mond regiert, wobei der Mond Luna ganz klar das Meiste zu sagen hat. Übrigens ob gewollt oder nicht, Luna ist immer Nachts zu sehen, wenn es dunkel ist und die Herrscherin scheint sich für die dunkle Seite, wie Folter usw. ziemlich zu begeistern. Weiterhin sehe sich PS als eine Insel an in der es sowieso immer recht dunkel ist, Zwielicht herrscht und den »Mére des Lucioles« ist für mich auch eher Verkörperung eines Mond anstatt einer Sonne. Also Luna ist einfach die perfekte Herrscherin von PS. Beim König fühlte ich mich außerdem irgendwie an den Herzkönig aus Alice im Wunderland (Zeichentrick) erinnert, zumindest was seine Größe angeht und sein sonniges Gemüt. Auch wenn ich trotzdem denke dass die Sonne Helios ein besserer Herrscher ist als der Herzkönig. Lunar und Helios (mir ist bewusst dass der eine Name griechisch und der andere römisch ist), haben Drilling, welche als Sterne bezeichnet werden. Auch wenn es absolut nicht mit deiner Geschichte zu tun hat, aber wenn Zwilling in Herrscherhäusern schon für Probleme sorgen wie muss es dann erst bei Drilling sein . Ähm wo war ich...
      Naja, die Drillinge sind ja keine soziopathischen kleinen Rotzgören. xD
      Deine Gedanken, spezielle zu Lisanne, sind korrekt und stimmen ungefähr mit dem überein, was ich mir bei den Figuren gedacht habe. Ich meine, eine Höhle mit nachtschwarzer Decke, und dann soll die Sonne herrschen? Nö.^^

      qoii schrieb:

      Everard scheint immer noch nicht genug Dampf abgelassen zu haben, was ich bei seinem Kampf gegen Marseille eigentlich erwartet habe, immerhin sind einige Gebäude in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Verhör läuft wie erwarten nicht sehr erfolgreich, wobei ich mich frage, warum er ausgerechnet in Thronaal zusammen geschlagen werden muss, ein dunkler Keller ist da doch sicher viel Praktischer. Man muss danach nicht Putzen und dort können auch gewisse Zungenlockerer aufbewahrt werden. Wie auch immer, Everard verliert vorübergehend komplett die Kontrolle und schlägt Marseille zu Brei, worauf dieser und die Oberratte auch gesetzt haben. Denn Marseille will seine letzte Reise nicht alleine antreten und sprengt sich irgendwie in die Luft, bzw sobald sein Herz aufhört zu schlagen explodiert die implantierte Bombe oder was auch immer. Es macht einfach Bumm und eine riesige Stichflamme schießt durch den Palast. Everard schafft es in letzter Sekunde sich schützend vor die Sterne zu schmeißen und sein Hardering zu aktiveren, mal schauen wer letztendlich Überlebt. So genial der Plan mit dem Selbstmordattentat auch ist, hätte Everard Marseille schon in der Stadt getötet... aber wir sind uns ja schon einig, dass Enjolras Plan irgendwo zwischen Genialität und Wahnsinn(iges Glück) liegt.
      Zum Punkt "Warum im Thronsaal": Die Frage hast du dir schon halb selbst beantwortet, indem du festgestellt hast, dass Lisanne offensichtlich ihre heimliche Freude daran hat, bei den Folterungen zuzuschauen. Aber sie würde sich sicher niemals dazu herablassen, in einen modrigen Keller zu gehen. xD

      qoii schrieb:

      Baudelaire treibt derweil seine Polizisten in die von Enjolras geplante Schlacht gegen die Zigeuner und den ganzen Dritten Bezirk. Allerdings scheint Baudelaire nicht zu ahnen, dass die meisten Zigeuner mittlerweile aus der "Rude de Esmeralda" in die Katakomben umgezogen sind. Aber ich denke mal das es ihm ziemlich Egal ist welchen Abschaum er letztendlich zerquetscht, so wie er klingt würde er sicher am liebsten den ganzen dritten Bezirk abschaffen.
      Natürlich würde er den Gossenbezirk gern loswerden, wie jeder in der Stadt.^^
      Baudelaire wird in den folgenden Kapiteln aber auch noch etwas genauer charakterisiert werden, weshalb ich mich an dieser Stelle mal noch zurückhalte.^^

      qoii schrieb:

      Derweil kommt Luca wieder zu sich und schafft es bei Renee an die gewünschten Informationen indem sie es ausnutzt, dass sie am besten mit dem Gift der Zigeuner klarkommt. Sehr schön fand ich übriges ihre "Begeisterung" darüber, dass sie auch mal zu den "Übermenschen" gehören darf bzw, ihre Gegner vor unüberwindliche Probleme stellt. Bleibt aber immer noch die Frage warum die Zigeuner die vier eingesammelt haben. Bei den Polizisten kann ich es mir noch vorstellen, so wie Baudelaire drauf ist sind sie so oder so Gegner. Aber warum Renee und Luca oder besser gesagt eine der Beiden, wenn sie nicht wussten welche sie eigentlich mitnehmen sollen. Hatte hier auch der Rattenfänger sein Finger im Spiel und wollte sichergehen, dass Baudelaire wirklich gegen die Zigeuner vorgeht oder steckt das noch was anders dahinter. Das Satre Totgeschlagen wurde klingt ziemlich danach als wolle man Baudelaire herausfordern und reizen.
      Genau. Satres Tod war geplant und forciert, um Baudelaires gesamte Wut und somit Aufmerksamkeit gegen die Zigeuner zu richten. Um mehr ging es Enjolras nicht. Dass die anderen Polizisten samt den Frauen entführt wurden, ist dabei nur ein weiterer Anreiz, um Baudelaire beschäftigt zu halten. Immerhin muss an eine Razzia anders herangegangen werden, wenn Geiseln im Spiel sind. ;)
      Lyca

      Lyca schrieb:

      Klar, Luca war die in der Kammer, das war einfach zu offensichtlich als dass ich da hätte drauf kommen können xD Ihr Gedankengang, dass die Menschen mit denen sie unterwegs ist ihr eine Sicherheit und Geborgenheit geben, finde ich interessant. Trotz der Tatsache, dass sie sich mit Mer nicht versteht und eher einen schwierigeren Start in der Gemeinschaft hatte, fühlt sie sich dort wohl. Hat gewiss auch etwas mit O'Mara zu tun... ^^
      Die Martinsschwalbe und Lucas TF, der Satz, so wie er geschrieben ist „An welche die Teufelskräfte der jungen Caliguanerin banden“ lässt eher darauf schließen, dass sie selbst die Kräfte besitzt, aber vielleicht lese ich in diesen Satz auch zu viel hinein. Bliebe auch die Frage, warum diese dann ausgerechnet an die Martinschwalbe gebunden sind.
      Geistesgegenwertigkeit ist sie in diesem Moment wirklich und nutzt die Situation schamlos aus um Renee die Informationen zu entlocken die sich als die wichtigsten des Arcs (oder überhaupt) herausstellen könnten. Seelen brechen scheitn ja Ihre Spezielität, ich bin gespannt wen sie sonst noch brechen wird, vielleicht Harley himself? muhahaha
      Renee derweil... betet Harley weiterhin an und ergibt sich ihres übermäßigen Kitschs... Ich hoffe sie kommt von dem Trip bald runter xD
      Die Beziehung zwischen Luca und ihrem Schwert wird ausgiebig im Verlauf des nächsten Arcs erläutert werden, daher werde ich hier ganz galant schweigen.^^
      Dass Luca sich bei den KGJ sicher fühlt, ist indes eigentlich ja nicht so überraschend. Immerhin führte sie die letzten Jahre im Alleingang einen Guerillakrieg gegen Machiavelli und dessen Armee und musste sich dann in einer Verkleidung vor ihm verstecken. Dagegen sind Callaghan und Co. praktisch Urlaub. Und ja...O'Mara... ;)
      Netter Gedankengang zu Harley übrigens. Sagen wir so: Die beiden werden aufeinandertreffen und es wird...interessant.^^

      Lyca schrieb:

      Die Rochefoucaulds finde ich ziemlich klasse. Ihr Auftreten ist einfach herrlich. Der Teil war wirklich amüsant zu lesen und sehr unterhaltend. Besonders das gemeinsame Auftreten von Sonne und Mond. Warum die Namen Riri, Fifi und Loulou? Hören sich für mich eher wie Hundenamen an und ich war erst verwirrt ob ich richtig gelesen habe... xD Vielleicht treten sie ja Boudelair bei, würde zu dem Hundemotto passen. Hehehe naja... sollten sie überlebt haben. Wovon ich allerdings ausgehe, da Everard sich schützen vor sie geworfen hat. Ob Lisanne wirklich bei der Explosion gestorben ist, ich zweifle ein wenig, da sie die Kinder und Ihren Mann versucht zu sich zu rufen um sie zu schützen.
      Marseille als Selbstmordattentäter finde ich eine gute Wendung, typisch für einen Putsch/Machtwechsel. Dennoch blieb er für mich sehr blass, was wahrscheinlich beabsichtigt war. Enjorlas Plan geht einfach auf, bis zu einem bestimmten Punkt. Ich freue mich schon auf sein Gesicht, wenn dieser komplett schief läuft!
      Zu Marseilles Blässe habe ich mich oben bei Vexor bereits geäußert und verweise ganz frech dahin.^^
      Ansonsten freue ich mich, dass die Herzogsfamilie so gut ankam. Wie ebenfalls bei Vexor geschrieben, sollten die Figuren bereits viel früher auftauchen und etwas wichtiger werden, woraus dann aber nichts wurde. Doch allein um der Symbolik Willen konnte ich sie nicht ganz streichen.^^ Und ich gebe zu, dass die Namen der Drillinge nicht meiner Imagination entsprungen sind. So heißen Tick, Trick und Track, die Neffen von Donald Duck, in Frankreich. xD

      Lyca schrieb:

      Das war's die Woche von meiner Seite! Da ich nächste Woche im Urlaub bin und diese Woche keine Zeit mehr finden werde zu kommentieren, liest man sich in ca 3 Wochen wieder. Ich freue mich dann zu erfahren wie es weiter geht!
      Gute Erholung. :)