Wie der Titel vermuten lässt, bin ich sehr angetan von Kapitel 132. Dann gehe ich mal in meinem kurzen Beitrag eklektisch vor:
Soso. Dieses "Moskva"...
- Emotionen in der wörtlichen Rede: Den Anfang bildet das Gespräch zwischen den O'Mara und Krill und der Hurenmutter Mary Kelly. Obwohl wir darin keine neuen Informationen erhalten, (der Vorfall mit dem frühzeitigen Ableben der Huren wurde schon angeteasert) war es dennoch ein wichtiger Moment, weil er uns Einblicke in die Gefühlswelt der Schlüsselperson Mary Kelly geliefert hat. (Man könnte sagen, dass sie nach dieser Aktion plastischer wirkt.) Nach ihrem Vortrag ist jetzt ganz klar, dass sie mit reichlich Wut und Frustration herumrennt. Mit knappen, prägnanten Sätzen, die ihre Kernaussagen besonders in den Vordergrund rücken ("Hier kontrolliere ich alles." , "Ihr wisst nichts.", "Niemand gedenkt ihrer",...) hämmert sie auf die beiden ein, während sie mit dem Übermaß an Redeanteilen ihre Erfahrungen in diesem Gebiet untermalt. (Umgekehrt bezeugt das Untermaß an Redeanteilen der beiden Männer die Anschuldigung Kellys, die beiden hätten keine Ahnung). Der Inhalt, die Vortragsweise, die Redeanteile... Elemente, mit denen ihre Emotionen sehr gut herausgearbeitet wurden und die sie charakterlich um einiges beliebter bei mir machen. Du meintest mal, dass du manche Konversationen selbst laut vor dir aufsagst und mich würde es nicht wundern, wenn du es auch in diesem Fall getan hast.
- Verbindungspunkte/Bezüge: Ulysses hatte seit der Entführung vom blinden Pazzi durch Etaine und Grainne Berührungspunkte mit dem Caligulanischen Arc, bleibst diesem Trend demnach treu, indem du Cesar und De Luca in die Handlung integrierst. McKenna, auch wenn er nur mal kurz erwähnt wird, weiß, neugierig zu machen. Da ich mich mit Predictions nicht recht verstehe, überlasse ich diese Aufgabe der Interpretationssektion der Leserschaft und schaue mal, wie sie die Erkenntnisse bewerten. Währenddessen freue ich mich stillschweigend, all diese alten Gesichter zu sehen- apropos alte Gesichter (auch wenn er noch jung zu sein scheint): Der graue Spion, den wir zum ersten und einzigen Mal (denk ich) während der Einführung von Rhiannon erleben durften, ist zurück. Nach seinem typischen "Niemand beachtet mich"-Gerede macht er gewisse Andeutung zur Existenz einer Schattengesellschaft, die verborgen im Hintergrund operieren und womöglich auch die Zügel in der Hand halten ("die dieser Welt ihre Form geben."), deren nähere Beleuchtung ich in einem kommenden Arc sehr begrüßen würde.
- Dynamik durch Gespräche: Im Arc der starken Frauen leiten diese die Gespräche und Männer fügen sich- jedenfalls kann man ähnliches hier beobachten. Während der schuldgeplagte O'Mara hauptsächlich Fragen stellt, übernimmt Mercedes die Dominanz im Telefonat, indem sie ihr erworbenes Wissen den Kameraden mitteilt (in letzter Zeit war sie der aktivste Kopfgeldjäger, welcher am meisten die Handlung vorangetrieben hat). Unterstreicht nochmal schön ihre Rolle in der Gruppe und die vorherrschende hierarchische Ordnung. Gleichzeitig wechseln sich "Geschriebenes" und "Gesagtes" in einem gesunden Mix ab, wodurch dem Leser ein anstrengender Wall-of-text erspart bleibt. Deine Fokussierung auf solchartige Interaktion von Charakteren untereinander haben das gesamte Kapitel äußerst angenehm zu lesen gemacht, da es sich äußerst lebendig angefühlt hat.
- Charakterdarstellung: Aber die Konversationen lassen uns nicht nur Einblicke in die Gefühlswelt von den Akteuren erhaschen, sondern auch von ihren Eigenschaften, ihren Zielen, den Schwächen und Stärken. Der letzte Abschnitt hat mir besonders gut gefallen, da er nochmal hervorgehoben hat, wie Carlas Stärke in der Sprache und im Geist, weniger im Körper liegt, wie du im letzten Kapitel erklärt hast. Während diese kaltblütige Dame ein rhetorisch-eloquentes Projektil nach dem anderen auf Thomas, die Lokomotive, abfeuerte, unterlag sie gnadenlos der Gewalt des liebestrunkenen Voyeurs. Ein Glück, dass sie vorher noch ein freundschaftsbildendes Bad mit Dionisia genommen hat, ansonsten hätte der gesamte Arc eine merkwürdige Richtung genommen^^. Schöne Rahmenbildung mit der Thematik der gespreizten Beine am Anfang und Ende des Kapitels.
-Bo- schrieb:
Auf dem Kinderstrich von Moskva setzt man sie unter Drogen