In diesem Bereich wollte ich über zwei Dinge der Filmindustrie reden, die auf jeweils einer Seite der Medaille liegen, aber nicht zu trennen sind. Die finanzielle Seite und die Frage was einen guten Film den ausmacht. Denn dieses Thema hat mich schon des Öfteren etwas genervt, weil es jedes Mal das Selbe ist. Ein großer Multi-Million-Movie kommt in die Kinos und es gibt immer diesen Typen der meint diesen Film von vornherein schlecht machen zu müssen und rum heult was aus Hollywood geworden ist.
Ein tolles Beispiel habe ich letzten November selbst bei einer Vorführung von „die Tribute von Panem 3.1“ erlebt. Ich stand vor dem Saal wartete darauf, dass dieser geöffnet wird und neben mir stand eine kleine Gruppe von Jugendlichen (ca. 16). Einer von denen meinte wohl er sei ganz schlau und hat sich darüber ausgelassen, dass die Splitterei der letzten Teile nur Geldmacherei sei. Darüber hab ich nur geschmunzelt und später im Saal wurde dieses Schmunzeln zu einem breiten Grinsen, welches mit Kopfschütteln einherging. Genau dieser Wanna-be-Schlaue nahm eine Reihe unter mir seinen Platz ein und ich dachte mir nur „So zerstört man seine Aussagekraft mit einem Ticket über 7,50€“. Regt er sich doch erst darüber auf, dass Hollywood mit dem gesplitteten Finale nur Geld machen will und dann schiebt er ihnen das Geld, am ersten Ausstrahlungswochenende, in den Arsch. Das nenne ich konsequent.
Was ich an der ganzen Geschichte so interessant fand war der Fakt, dass er wirklich dachte er würde damit ein Geheimnis lüften welches nur er kennt. In Wahrheit ist es allerdings das Offensichtlichste der Welt: eine Firma will Geld verdienen – no shit Sherlock!
Zugegeben, er war um die 16 Jahre alt und irgendwann muss man zu dieser Erkenntnis kommen und dann will man das eben raushauen. Das Problem ist allerdings, dass es genug Ältere gibt, welche genau dieselben Sprüche klopfen und das ernst meinen.
Ich frag mich was sich die Leute dabei denken oder ob sie überhaupt nachdenken bevor sowas von ihnen ausgesprochen wird.
Begeben wir uns kurz in die Position einer Produktionsfirma, egal ob Universal, Disney, Warner Bros. und so weiter.
Ich stecke 200 Millionen Dollar in die Produktion eines Blockbusters. Mit dem Budget soll der beauftragte Produzent den Film realisieren. Locations suchen, schauen was ich im Studio bauen kann, wo muss ich Abstriche machen, einen Regiesseur und geeignete Schauspieler finden, die ganzen Stuntdoubles, Maske, Ton, Kamera, Verpflegung etc., das Drehbuch muss an einigen Ecken und Enden überarbeitet werden und und und. Darauf folgt die Post Production mit Schnitt, Musik und Special Effects und im Anschluss daran die Promotion des Films welche nochmal separat finanziert wird. Das kostet alles Geld und nebenbei viel Zeit und Nerven.
Die Firma hat bis zu diesem Punkt nur investiert und keinen Cent am Film verdient. Wenn der Film in die Kinos kommt erwartet die Produktionsfirma natürlich, dass erstmal die Ausgaben reingeholt werden und zumindest keine Verluste hängen bleiben. Allerdings will man auch keine Null-Nummer haben und selbst einen gewissen Gewinn sehen und ein möglicher Überschuss kann zur Finanzierung zukünftiger Projekte verwendet.
Ich investiere in ein Vorhaben welches mir am Ende Gewinne erwirtschaftet, was für ein Geheimnis.
Hier ein Link zu einem Video in welchem ein Filmpromoter ein paar Einblicke in diese ganze Geschichte gibt.
Das Ganze hat natürlich nichts mit Leidenschaft am Film zu tun, aber das Geld dieser Firmen kann Regiesseuren und Schauspielern die Möglichkeit geben diese Leidenschaft auszuleben. Sie bekommen ihr Geld ja von vornherein. Bei Marvel kann ich mir nicht vorstellen, dass da so viele Leute dran arbeiten ohne das wirklich zu wollen sondern, weil es halt muss.
Zudem heißt viel Budget nicht gleich schlechter Film und wenig Budget heißt auch nicht gleich guter Film. Ich vergleich das gerne mit einem Werkzeugkasten.
Mit viel Budget kann man sich natürlich viel mehr und spezielleres Werkzeug kaufen. Mit weniger Budget bleibt die Auswahl eben beschränkt. Das muss aber nichts bedeuten. Es kommt immer darauf an wem man etwas in die Hände drückt. Was er damit machen soll und auf welche Art und Weise und ob er das mit dem Werkzeug bewerkstelligen kann. Der eine kann aus wenig sehr viel rausziehen während der andere mit dem besten Werkzeug nichts zustande bringt. Der nächste bringt mit wenig nichts zustande, weil er von dem luxuriösem verwöhnt wurde und der letzte zaubert mit dem Super-Werkzeug ein Meisterwerk ohne Gleichen. Das Budget sagt nichts über die Qualität des Filmes aus, es kommt darauf an was man aus dem was man hat machen kann.
Das wäre mal mein Auswurf zur Geld-Geschichte, allerdings schwingt mit diesem rum Gemecker für mich auch ein gewisser Unterton mit, welcher sagt ‘die ganzen Blockbuster haben keinen Inhalt, eine plumpe Story die es schon X-mal gab, die Charaktere sind eindimensional, die Filme haben keine Tiefe, dummes rum ballern und sein Hirn braucht man erst gar nicht zu benutzten‘ Bla bla bla... Boah bei sowas krieg ich das kalte Kotzen und die Begriffe ‘ein/zweidimensionale Charaktere‘ und ‘Tiefe‘ sind für mich sowieso ein rotes Tuch, weil ich das Gefühl hab, dass sich manche Leute riesig freuen wenn sie solche Phrasen um sich werfen und sich für überlegen halten während sie den Punkt vollkommen verfehlen.
Worum geht es denn beim Film?
Um eine Geschichte, die in sich geschlossen funktioniert ohne Fragen offen zu lassen und braucht eine solche Geschichte nun viele Twists oder sollte es lieber geradlinig bleiben?
Geht es darum einen philosophischen Ansatz zu verfolgen und den Zuschauer zum Denken anzuregen? Und sollte das Thema relativ offen besprochen werden oder versteckt? Gebe ich dem Zuschauer meine Meinung mit auf den Weg oder gebe ich ihm einfach den Anstoß über das Thema nach zu denken nachdem er den Film gesehen hat?
Muss jeder Charakter der einen Namen hat eine Ellenlange Hintergrundgeschichte haben oder kann ich Kanonenfutter auch einfach Kanonenfutter sein lassen? Und wenn ein Film aus der Sicht eines einzigen Charakters geschildert wird sollte ich dann wirklich die anderen Charaktere so stark in den Fokus stellen obwohl es nicht um sie geht?
Sollte sich ein Film hardcore in eine Richtung begeben oder doch lieber einen gut abgestimmten Mix darstellen? Soll die Erzählgeschwindigkeit schnell, langsam oder abwechslungsreich sein?
Und was ist am Ende wirklich besser?
Ich kann aus einigen Blockbustern auch philosophische Ansätze in Form eines Zitates rauspicken und hab damit schon Diskussionen gestartet. Bei Avengers 2 kann ich den Dialog zwischen Vision und Ultron nehmen und hab gleich mehrere Punkte. Einmal ist es, für die Geschichte genommen, der Schlüssel zum Charakter Ultorn, warum er getan hat was er eben tat. Und zum anderen haben wir gleich zwei Ansätze über die man sich Gedanken machen kann. Den Evolutionsansatz welcher den Untergang der menschlichen Rasse in der Stagnation der Entwicklung sieht und gleichzeitig die Frage stellt ob eben diese Vergänglichkeit nicht eine gewisse Schönheit mit sich bringt. Und dann die Aussage, dass Ultron, als künstliche Intelligenz, aus Angst vor dem Tod gehandelt hat.
Klar, das sind keine neuen Fragen, Blade Runner und Ex Machina beschäftigen sich auch mit der Frage ob eine KI Emotionen hat und wie man sie behandeln soll, aber wenn wir anfangen auszusortieren was irgendwo irgendwie und irgendwann schon mal da war, dann müssten wir uns mit den chronologisch zuerst erschienen Werken zu einer Thematik zufrieden geben. Ich hab darauf keinen Bock und je mehr Filme sich mit einem Thema auseinander setzten, desto mehr Blickwinkel können wir erforschen und uns eher ein Bild davon machen.
Und muss wirklich jeder Film unbedingt mit Philosophie zugepflastert sein? Ich hab zum Beispiel manchmal einfach Lust mir einen Film anzusehen um abzuschalten, weil die Arbeit stressig war, ich in einem Loch steck und was zum aufheitern brauch oder einfach krank im Bett lieg und jetzt nichts Schweres will. Da gibt es auch die Leute die nur ein oder zweimal im Jahr ins Kino gehen, weil teilweise 18 Euro für ein Ticket ein happiger Preis ist. Die wollen halt auch was geboten bekommen. Das heißt nicht gleich, dass ich mein Hirn nicht benutzen will sondern, dass ich mich nicht jeden Tag und jede Stunde mit dem Sinn des Lebens auseinander setzen muss. Nehmen wir beispielsweise die schon X-mal ausgelutschte Geschichte des kleinen Helden der sich zur Spitze hochkämpft. Er stolpert und tut sich schwer. Er kratzt am Tor zum Himmel und krieg heftig aufs Maul, will aber einfach nicht aufgeben. Er versucht es immer und immer wieder und kommt irgendwann an den Punkt, wo er sich sagt ‘wenn ich es diesmal nicht schaffe war’s das, it’s do or die time‘! Das ist definitiv nicht die originellste Geschichte der Welt, aber wenn man es richtig anpackt zieht sie auch beim 1001mal. Man kann das Grundgerüst mit den verschiedensten Facetten ausschmücken und damit der Geschichte eine neue Würze geben.
Zwei super Beispiele aus der letzten Zeit sind Wrestling-Storylines. Die eine beschäftigt sich mit einem Typen der sich zwei Jahre lang an die Spitze gekämpft hat aber immer kurz bevor er den Titel hatte, hat er es sich selbst verbaut und am Ende hieß es ‘entweder ich gewinn den Titel oder ich beende meine Karriere‘. Der Ausgang war an dem Punkt schon Fix und jeder wusste, dass er das Ding holt. Trotzdem zog diese Storyline mehr als alles andere und man hat sich riesig gefreut als er es endlich geschafft hat nach einem guten Match den Titel in den Händen zu halten.
Das zweite Beispiel dreht sich um drei Jobber, die bisher nichts gerissen haben und sich untereinander zoffen. Sie werden vom Besitzer der Promotion in ein Trios-Team gesteckt und werden in ein Turnier um die neu eingeführten Trios-Titles gestellt. Sie können sich irgendwei bis ins Finale vorkämpfen und setzen sich gegen die Favoriten durch. Doch der böse böse Promoter sagt ‘ihr müsst noch gegen ein weiteres Team gewinnen‘ und schickt seine Schläger raus, welche die schon angeschlagenen ziemlich in die Mangel nehmen. Die drei reißen sich aber zusammen und kämpfen unermüdlich weiter, weil sie es dieses eine Mal nicht vermasseln wollen. Und dann packt einer der drei einen Dive aus, bei dem jedem die Kinnlade runtergefallen ist. Die Halle ist explodiert, einer der Kommentatoren ist schier durchgedreht und der andere ist aufgesprungen und durch die Arena gesaust. Am Ende wurden die drei Nieten die ersten Trios-Champions
Es funktioniert. Man sieht jemandem zu, wie er sich lange und qualvoll nach oben arbeitet mit allen Pleiten und Pannen die dazu gehören und am Ende gibt es den Pay Off auf den man von Anfang an hingearbeitet hat. Ich bin ehrlich, als Sami Zayn den Titel von Adrian Neville gewann, hab ich mich riesig gefreut und hab kurz vergessen, dass das alles ‘gefaket ist‘. Und da ist die Parallele zum Film, beides ist geplant und soll grundsätzlich den Zuschauer in seinen Bann ziehen und ihn vergessen lassen, dass es eben geplant ist.
Es gibt da auch noch Etwas, das ich persönlich sehr wichtig finde, wenn es um die ‘Bewertung‘ eines Films geht: Was will man sein und was ist man!
Hier möchte ich einen Film zur Sprache bringen, welcher meinen Geschmack auf den Punkt getroffen hat. ‘Kingsman: The Secret Service‘ legt eine sehr gute Mischung aus mehreren Punkten hin. Wir haben einmal einen Film mit satten poppigen Farben, der eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlt. Die Actionszenen sind gut durchchoreografiert und an einigen Stellen over the top, was allerdings zum Ton des Films passt. Er sagt einem während des Schauens genau was er sein will und das ist er am Ende auch. Es gibt einen kurzen Dialog bei einem ‘Happy Meal‘ in dem der Antagonist mit dem Geheimagenten über die Bond-Filme redet. Die neuen seien dem Agenten zu steif und ernst und er zieht die alten Filme, mit noch so weit her geholten Geschichten, vor. Und genau das ist Kingsman am Ende auch, aber trotzdem kann ich daraus noch was rausholen. Auch hier haben wir einen Denkansatz den man nach dem Film durchdiskutieren kann: die Überbevölkerung und der Vergleich der Menschen mit einem Virus in einem Wirtskörper. Zudem wird ein Zitat von Ernest Hemingway ziemlich gut umgesetzt „There is nothing noble in being superior to your fellow man; true nobility is being superior to your former self“ (hatte nur das englische Zitat). Es beschreibt den Werdegang des Protagonisten, eigentlich wieder die schon X-mal ausgelutschte Geschichte des Straßenköters der eine Wandlung durchmacht (Es funktioniert einfach immer wieder). Für mich hat dieser Film alles was er braucht und ist einwandfrei, allerdings wird er eben nicht jeden Geschmack treffen und das muss er ja auch nicht. Er ist das was er sein wollte und das sagt er einem auch noch also sollte man ihn auch an diesen Maßstäben messen und nicht in einen Topf mit z.B. ‘Requiem Of A Dream‘ werfen.
Ein weiteres Bewertungsproblem sind Mehrteiler. Soll ich jeden einzelnen Film für sich selbst bewerten oder im großen Ganzen sehen. Bei Age of Ultron hatte ich das Gefühl, dass er mehr Weichen für die Zukunft legte als selbst eine eigenständige Geschichte zu erzählen. Und das brauchen Franchise Filme nunmal. Irgendwann muss man Handlungsstränge zusammenführen oder neue einbauen oder nur anteasen und in die Zukunft schielen.
Wenn ich grad dabei bin, Franchises werde ja gerne als Geldmacherei verteufelt. Ich hab irgendwo den Spruch gelesen „Serien sind die neuen Romane“ und das triffts glaub ich ganz gut. Ob jetzt TV oder Kino ist egal, der Unterschied liegt schlicht in den finanziellen Möglichkeiten und selbst das nicht immer (teilweise 10 Mio pro Game of Thrones Folge). Warum dürfen Romane mehrere Bände überspannen und keiner regt sich auf, während man bei Filmen nach Profitgier schreit und teilweise nicht die Fähigkeit besitzt das große ganze im Blickfeld zu behalten? Ich konnte zum Beispiel nachvollziehen warum Ultron nicht der überlegene Motherf*cker war den einige erwartet haben. Warum sollte ich einen Aufbaugegner, der grundsätzlich einen Keil zwischen Verbündete treiben soll, gefährlicher darstellen als den Endgegner?
Wieder zurück zum Thema, klar sind solche Weichensteller-Filme nicht jedermanns Sache, aber sie sind dann und wann notwendig.
Um das Ganze mal zum Schluss und auf einen Punkt zu bringen, Filme können so vieles sein: Unterhaltung, Kritik, Inspirationen, Kontroversen, Gefühlsachterbahnen, Technische Meisterwerke, Philosophie und und und, doch einige reduzieren es auf einen kleinen Bereich. Und damit tut sie vielen anderen Kreationen unrecht.
Ich wollte mir das einfach von der Seele schreiben und vielleicht hat der ein oder andere von euch ja noch ein paar andere Ansätze zu dem Thema.
MfG Proto
Ein tolles Beispiel habe ich letzten November selbst bei einer Vorführung von „die Tribute von Panem 3.1“ erlebt. Ich stand vor dem Saal wartete darauf, dass dieser geöffnet wird und neben mir stand eine kleine Gruppe von Jugendlichen (ca. 16). Einer von denen meinte wohl er sei ganz schlau und hat sich darüber ausgelassen, dass die Splitterei der letzten Teile nur Geldmacherei sei. Darüber hab ich nur geschmunzelt und später im Saal wurde dieses Schmunzeln zu einem breiten Grinsen, welches mit Kopfschütteln einherging. Genau dieser Wanna-be-Schlaue nahm eine Reihe unter mir seinen Platz ein und ich dachte mir nur „So zerstört man seine Aussagekraft mit einem Ticket über 7,50€“. Regt er sich doch erst darüber auf, dass Hollywood mit dem gesplitteten Finale nur Geld machen will und dann schiebt er ihnen das Geld, am ersten Ausstrahlungswochenende, in den Arsch. Das nenne ich konsequent.
Was ich an der ganzen Geschichte so interessant fand war der Fakt, dass er wirklich dachte er würde damit ein Geheimnis lüften welches nur er kennt. In Wahrheit ist es allerdings das Offensichtlichste der Welt: eine Firma will Geld verdienen – no shit Sherlock!
Zugegeben, er war um die 16 Jahre alt und irgendwann muss man zu dieser Erkenntnis kommen und dann will man das eben raushauen. Das Problem ist allerdings, dass es genug Ältere gibt, welche genau dieselben Sprüche klopfen und das ernst meinen.
Ich frag mich was sich die Leute dabei denken oder ob sie überhaupt nachdenken bevor sowas von ihnen ausgesprochen wird.
Begeben wir uns kurz in die Position einer Produktionsfirma, egal ob Universal, Disney, Warner Bros. und so weiter.
Ich stecke 200 Millionen Dollar in die Produktion eines Blockbusters. Mit dem Budget soll der beauftragte Produzent den Film realisieren. Locations suchen, schauen was ich im Studio bauen kann, wo muss ich Abstriche machen, einen Regiesseur und geeignete Schauspieler finden, die ganzen Stuntdoubles, Maske, Ton, Kamera, Verpflegung etc., das Drehbuch muss an einigen Ecken und Enden überarbeitet werden und und und. Darauf folgt die Post Production mit Schnitt, Musik und Special Effects und im Anschluss daran die Promotion des Films welche nochmal separat finanziert wird. Das kostet alles Geld und nebenbei viel Zeit und Nerven.
Die Firma hat bis zu diesem Punkt nur investiert und keinen Cent am Film verdient. Wenn der Film in die Kinos kommt erwartet die Produktionsfirma natürlich, dass erstmal die Ausgaben reingeholt werden und zumindest keine Verluste hängen bleiben. Allerdings will man auch keine Null-Nummer haben und selbst einen gewissen Gewinn sehen und ein möglicher Überschuss kann zur Finanzierung zukünftiger Projekte verwendet.
Ich investiere in ein Vorhaben welches mir am Ende Gewinne erwirtschaftet, was für ein Geheimnis.
Hier ein Link zu einem Video in welchem ein Filmpromoter ein paar Einblicke in diese ganze Geschichte gibt.
Das Ganze hat natürlich nichts mit Leidenschaft am Film zu tun, aber das Geld dieser Firmen kann Regiesseuren und Schauspielern die Möglichkeit geben diese Leidenschaft auszuleben. Sie bekommen ihr Geld ja von vornherein. Bei Marvel kann ich mir nicht vorstellen, dass da so viele Leute dran arbeiten ohne das wirklich zu wollen sondern, weil es halt muss.
Zudem heißt viel Budget nicht gleich schlechter Film und wenig Budget heißt auch nicht gleich guter Film. Ich vergleich das gerne mit einem Werkzeugkasten.
Mit viel Budget kann man sich natürlich viel mehr und spezielleres Werkzeug kaufen. Mit weniger Budget bleibt die Auswahl eben beschränkt. Das muss aber nichts bedeuten. Es kommt immer darauf an wem man etwas in die Hände drückt. Was er damit machen soll und auf welche Art und Weise und ob er das mit dem Werkzeug bewerkstelligen kann. Der eine kann aus wenig sehr viel rausziehen während der andere mit dem besten Werkzeug nichts zustande bringt. Der nächste bringt mit wenig nichts zustande, weil er von dem luxuriösem verwöhnt wurde und der letzte zaubert mit dem Super-Werkzeug ein Meisterwerk ohne Gleichen. Das Budget sagt nichts über die Qualität des Filmes aus, es kommt darauf an was man aus dem was man hat machen kann.
Das wäre mal mein Auswurf zur Geld-Geschichte, allerdings schwingt mit diesem rum Gemecker für mich auch ein gewisser Unterton mit, welcher sagt ‘die ganzen Blockbuster haben keinen Inhalt, eine plumpe Story die es schon X-mal gab, die Charaktere sind eindimensional, die Filme haben keine Tiefe, dummes rum ballern und sein Hirn braucht man erst gar nicht zu benutzten‘ Bla bla bla... Boah bei sowas krieg ich das kalte Kotzen und die Begriffe ‘ein/zweidimensionale Charaktere‘ und ‘Tiefe‘ sind für mich sowieso ein rotes Tuch, weil ich das Gefühl hab, dass sich manche Leute riesig freuen wenn sie solche Phrasen um sich werfen und sich für überlegen halten während sie den Punkt vollkommen verfehlen.
Worum geht es denn beim Film?
Um eine Geschichte, die in sich geschlossen funktioniert ohne Fragen offen zu lassen und braucht eine solche Geschichte nun viele Twists oder sollte es lieber geradlinig bleiben?
Geht es darum einen philosophischen Ansatz zu verfolgen und den Zuschauer zum Denken anzuregen? Und sollte das Thema relativ offen besprochen werden oder versteckt? Gebe ich dem Zuschauer meine Meinung mit auf den Weg oder gebe ich ihm einfach den Anstoß über das Thema nach zu denken nachdem er den Film gesehen hat?
Muss jeder Charakter der einen Namen hat eine Ellenlange Hintergrundgeschichte haben oder kann ich Kanonenfutter auch einfach Kanonenfutter sein lassen? Und wenn ein Film aus der Sicht eines einzigen Charakters geschildert wird sollte ich dann wirklich die anderen Charaktere so stark in den Fokus stellen obwohl es nicht um sie geht?
Sollte sich ein Film hardcore in eine Richtung begeben oder doch lieber einen gut abgestimmten Mix darstellen? Soll die Erzählgeschwindigkeit schnell, langsam oder abwechslungsreich sein?
Und was ist am Ende wirklich besser?
Ich kann aus einigen Blockbustern auch philosophische Ansätze in Form eines Zitates rauspicken und hab damit schon Diskussionen gestartet. Bei Avengers 2 kann ich den Dialog zwischen Vision und Ultron nehmen und hab gleich mehrere Punkte. Einmal ist es, für die Geschichte genommen, der Schlüssel zum Charakter Ultorn, warum er getan hat was er eben tat. Und zum anderen haben wir gleich zwei Ansätze über die man sich Gedanken machen kann. Den Evolutionsansatz welcher den Untergang der menschlichen Rasse in der Stagnation der Entwicklung sieht und gleichzeitig die Frage stellt ob eben diese Vergänglichkeit nicht eine gewisse Schönheit mit sich bringt. Und dann die Aussage, dass Ultron, als künstliche Intelligenz, aus Angst vor dem Tod gehandelt hat.
Klar, das sind keine neuen Fragen, Blade Runner und Ex Machina beschäftigen sich auch mit der Frage ob eine KI Emotionen hat und wie man sie behandeln soll, aber wenn wir anfangen auszusortieren was irgendwo irgendwie und irgendwann schon mal da war, dann müssten wir uns mit den chronologisch zuerst erschienen Werken zu einer Thematik zufrieden geben. Ich hab darauf keinen Bock und je mehr Filme sich mit einem Thema auseinander setzten, desto mehr Blickwinkel können wir erforschen und uns eher ein Bild davon machen.
Und muss wirklich jeder Film unbedingt mit Philosophie zugepflastert sein? Ich hab zum Beispiel manchmal einfach Lust mir einen Film anzusehen um abzuschalten, weil die Arbeit stressig war, ich in einem Loch steck und was zum aufheitern brauch oder einfach krank im Bett lieg und jetzt nichts Schweres will. Da gibt es auch die Leute die nur ein oder zweimal im Jahr ins Kino gehen, weil teilweise 18 Euro für ein Ticket ein happiger Preis ist. Die wollen halt auch was geboten bekommen. Das heißt nicht gleich, dass ich mein Hirn nicht benutzen will sondern, dass ich mich nicht jeden Tag und jede Stunde mit dem Sinn des Lebens auseinander setzen muss. Nehmen wir beispielsweise die schon X-mal ausgelutschte Geschichte des kleinen Helden der sich zur Spitze hochkämpft. Er stolpert und tut sich schwer. Er kratzt am Tor zum Himmel und krieg heftig aufs Maul, will aber einfach nicht aufgeben. Er versucht es immer und immer wieder und kommt irgendwann an den Punkt, wo er sich sagt ‘wenn ich es diesmal nicht schaffe war’s das, it’s do or die time‘! Das ist definitiv nicht die originellste Geschichte der Welt, aber wenn man es richtig anpackt zieht sie auch beim 1001mal. Man kann das Grundgerüst mit den verschiedensten Facetten ausschmücken und damit der Geschichte eine neue Würze geben.
Zwei super Beispiele aus der letzten Zeit sind Wrestling-Storylines. Die eine beschäftigt sich mit einem Typen der sich zwei Jahre lang an die Spitze gekämpft hat aber immer kurz bevor er den Titel hatte, hat er es sich selbst verbaut und am Ende hieß es ‘entweder ich gewinn den Titel oder ich beende meine Karriere‘. Der Ausgang war an dem Punkt schon Fix und jeder wusste, dass er das Ding holt. Trotzdem zog diese Storyline mehr als alles andere und man hat sich riesig gefreut als er es endlich geschafft hat nach einem guten Match den Titel in den Händen zu halten.
Das zweite Beispiel dreht sich um drei Jobber, die bisher nichts gerissen haben und sich untereinander zoffen. Sie werden vom Besitzer der Promotion in ein Trios-Team gesteckt und werden in ein Turnier um die neu eingeführten Trios-Titles gestellt. Sie können sich irgendwei bis ins Finale vorkämpfen und setzen sich gegen die Favoriten durch. Doch der böse böse Promoter sagt ‘ihr müsst noch gegen ein weiteres Team gewinnen‘ und schickt seine Schläger raus, welche die schon angeschlagenen ziemlich in die Mangel nehmen. Die drei reißen sich aber zusammen und kämpfen unermüdlich weiter, weil sie es dieses eine Mal nicht vermasseln wollen. Und dann packt einer der drei einen Dive aus, bei dem jedem die Kinnlade runtergefallen ist. Die Halle ist explodiert, einer der Kommentatoren ist schier durchgedreht und der andere ist aufgesprungen und durch die Arena gesaust. Am Ende wurden die drei Nieten die ersten Trios-Champions
Es funktioniert. Man sieht jemandem zu, wie er sich lange und qualvoll nach oben arbeitet mit allen Pleiten und Pannen die dazu gehören und am Ende gibt es den Pay Off auf den man von Anfang an hingearbeitet hat. Ich bin ehrlich, als Sami Zayn den Titel von Adrian Neville gewann, hab ich mich riesig gefreut und hab kurz vergessen, dass das alles ‘gefaket ist‘. Und da ist die Parallele zum Film, beides ist geplant und soll grundsätzlich den Zuschauer in seinen Bann ziehen und ihn vergessen lassen, dass es eben geplant ist.
Es gibt da auch noch Etwas, das ich persönlich sehr wichtig finde, wenn es um die ‘Bewertung‘ eines Films geht: Was will man sein und was ist man!
Hier möchte ich einen Film zur Sprache bringen, welcher meinen Geschmack auf den Punkt getroffen hat. ‘Kingsman: The Secret Service‘ legt eine sehr gute Mischung aus mehreren Punkten hin. Wir haben einmal einen Film mit satten poppigen Farben, der eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlt. Die Actionszenen sind gut durchchoreografiert und an einigen Stellen over the top, was allerdings zum Ton des Films passt. Er sagt einem während des Schauens genau was er sein will und das ist er am Ende auch. Es gibt einen kurzen Dialog bei einem ‘Happy Meal‘ in dem der Antagonist mit dem Geheimagenten über die Bond-Filme redet. Die neuen seien dem Agenten zu steif und ernst und er zieht die alten Filme, mit noch so weit her geholten Geschichten, vor. Und genau das ist Kingsman am Ende auch, aber trotzdem kann ich daraus noch was rausholen. Auch hier haben wir einen Denkansatz den man nach dem Film durchdiskutieren kann: die Überbevölkerung und der Vergleich der Menschen mit einem Virus in einem Wirtskörper. Zudem wird ein Zitat von Ernest Hemingway ziemlich gut umgesetzt „There is nothing noble in being superior to your fellow man; true nobility is being superior to your former self“ (hatte nur das englische Zitat). Es beschreibt den Werdegang des Protagonisten, eigentlich wieder die schon X-mal ausgelutschte Geschichte des Straßenköters der eine Wandlung durchmacht (Es funktioniert einfach immer wieder). Für mich hat dieser Film alles was er braucht und ist einwandfrei, allerdings wird er eben nicht jeden Geschmack treffen und das muss er ja auch nicht. Er ist das was er sein wollte und das sagt er einem auch noch also sollte man ihn auch an diesen Maßstäben messen und nicht in einen Topf mit z.B. ‘Requiem Of A Dream‘ werfen.
Ein weiteres Bewertungsproblem sind Mehrteiler. Soll ich jeden einzelnen Film für sich selbst bewerten oder im großen Ganzen sehen. Bei Age of Ultron hatte ich das Gefühl, dass er mehr Weichen für die Zukunft legte als selbst eine eigenständige Geschichte zu erzählen. Und das brauchen Franchise Filme nunmal. Irgendwann muss man Handlungsstränge zusammenführen oder neue einbauen oder nur anteasen und in die Zukunft schielen.
Wenn ich grad dabei bin, Franchises werde ja gerne als Geldmacherei verteufelt. Ich hab irgendwo den Spruch gelesen „Serien sind die neuen Romane“ und das triffts glaub ich ganz gut. Ob jetzt TV oder Kino ist egal, der Unterschied liegt schlicht in den finanziellen Möglichkeiten und selbst das nicht immer (teilweise 10 Mio pro Game of Thrones Folge). Warum dürfen Romane mehrere Bände überspannen und keiner regt sich auf, während man bei Filmen nach Profitgier schreit und teilweise nicht die Fähigkeit besitzt das große ganze im Blickfeld zu behalten? Ich konnte zum Beispiel nachvollziehen warum Ultron nicht der überlegene Motherf*cker war den einige erwartet haben. Warum sollte ich einen Aufbaugegner, der grundsätzlich einen Keil zwischen Verbündete treiben soll, gefährlicher darstellen als den Endgegner?
Wieder zurück zum Thema, klar sind solche Weichensteller-Filme nicht jedermanns Sache, aber sie sind dann und wann notwendig.
Um das Ganze mal zum Schluss und auf einen Punkt zu bringen, Filme können so vieles sein: Unterhaltung, Kritik, Inspirationen, Kontroversen, Gefühlsachterbahnen, Technische Meisterwerke, Philosophie und und und, doch einige reduzieren es auf einen kleinen Bereich. Und damit tut sie vielen anderen Kreationen unrecht.
Ich wollte mir das einfach von der Seele schreiben und vielleicht hat der ein oder andere von euch ja noch ein paar andere Ansätze zu dem Thema.
MfG Proto