Aufgabenstellung:
Die Reise der gefräßigen Anhängerin der »Worst Generation« ist bisher noch ein großes Mysterium. Bisher ist nach ihrer Auseinandersetzung mit Blackbeard und ihrer womöglichen Gefangennahme durch Sakazuki noch kaum etwas ans Tageslicht getreten.
Schreibe einen Text, der Bonneys Werdegang während des Timeskips oder eine Einzelepisode daraus darstellt.
Einschränkungen:
Die Geschichte darf die Rahmenbedingungen von One Piece und die Geschichte bis zur Ankunft der zweiten Hälfte der Strohhüte auf Zou nicht verändern.
Die Geschichte muss zeitlich nach der Gefangennahme durch Akainu angesetzt werden.
Die Geschichte muss nicht aus dem Blickwinkel Bonneys erzählt werden.
Wortgrenze: 800 Wörter (Überschrift zählt dazu). Zählt die Wörter bitte mit Hilfe folgender Seite.
Bewertungskriterien:
20%: Schreibstil (Grammatik, Rechtschreibung, Lesefluss,...)
40%: Atmosphäre (Welche Geschichte konnte das Geheimnis um Bonneys Gefangenschaft am atmosphärischten auflösen?)
40%: Kreativität (Welcher Ansatz um die Darstellung von Bonneys Erlebnissen war am kreativsten gewählt?)
Abgabe:
Bitte schickt eure Texte per PN an alle Turnierleiter (GreenBull, Vexor, Zoot und Leonardho) pünktlich bis zum 23.02.2016, 17:30 Uhr! Bei Verspätung gibt es einen Strafpunkt.
Euer FFT-Team
Texte
Sie befand sich in einem ungenutzten Lagerraum, tief im Inneren des Kriegsschiffes. Das laute Knarzen von dicken Stahlwänden und das leise Rauschen riesiger Wassermassen erfüllten die Luft, während leichter Seegang das Schiff sachte hin- und herschaukeln ließ. Bonney spürte, wie ihr das Seegestein langsam, Stück für Stück, auch das letzte bisschen Kraft aus dem Körper saugte. Die Piratin war an einen auf dem Boden festgeschweißten Stuhl gefesselt. Offenbar diente dieser Raum dem Verhör von Gefangenen, allerdings befand sie sich nun schon eine ganze Weile dort, allein, ohne dass irgendjemand ihr je Fragen gestellt hatte. Stattdessen hatte die Supernovae Zeit gehabt, über ihre hoffnungslose Lage nachzudenken. Sie war mit ihrer Kraft vollkommen am Ende. Die Wunden aus dem Kampf gegen Blackbeard und der Effekt des Seesteins waren eine Sache. Viel schwerer wiegte jedoch die Tatsache, dass sie erneut alles verloren hatte. Die Weltregierung hatte sie ein weiteres Mal in die Finger bekommen und dieses Mal – da war sich Bonney sicher – war es für immer.
Plötzlich war das dumpfe Dröhnen schwerer Schritte auf dem Metallfußboden zu hören. Bonney vernahm, wie der Lärm langsam anschwoll, eher die Tür zu ihrer Zelle mit einem lauten Quietschen aufgerissen wurde. Ihr Besucher war niemand anderes als Admiral Akainu. Er bedachte sie mit demselben grimmigen Grinsen, dass er schon bei ihrem Wiedersehen aufgesetzt hatte. Das Grinsen eines Hundes, der bereit ist, seiner Beute den Todesstoß zu versetzen.
„Du hast Glück“, begann der Admiral und schloss die Tür hinter sich, „dass die Gorosei dich lebend wollen. Denn das gibt mir die Möglichkeit, dir ein Angebot zu unterbreiten.“
Ein verachtend gehauchtes Lieber sterbe ich! war alles, was Bonney noch über ihre trockenen, aufgerissenen Lippen brachte. Doch Akainu ignorierte diese Bemerkung und fixierte seine Gefangene mit einem eindringlichen Blick.
„Die fünf Weisen brauchen deine Kraft. Doch ich bin nicht gewillt, ihnen diese zu geben.“
Eskortiert von vier Soldaten betrat Bonney das Festland einer nahegelegenen Insel, auf der die Marine ihre Vorräte für die Rückfahrt auffrischen wollte. Der Admiral hatte angeordnet, Bonney ebenfalls vom Schiff zu bringen, damit sich ein Arzt um ihre Verletzungen kümmern konnte. Ihr Zustand hatte sich im Laufe des Tages zusehends verschlechtert und das Seegestein tat sein übriges.
„Um ihren Zustand präzise feststellen zu können, muss ich sie leider ohne den Einfluss des Seesteins untersuchen“, erklärte der Doktor fast schon entschuldigend, als man die Piratin in seine Praxis gebracht hatte.
Auf ein kurzes Nicken seines Kollegen hin nahm einer der Soldaten Bonney die Handschellen ab. Auf diesen Moment hatte sie gewartet. Ein kurzes Lockern der Seesteinhandschellen und schon konnte sie ihre Teufelskraft einsetzen. Genau, wie Akainu es vorhergesagt hatte. In Gestalt eines kleinen Mädchens stand sie nun vor den vier Wachen, die sofort ihre Waffen auf die Piratin richteten. Doch die Skrupel, ein Kind zu verletzen, ließen sie zögern – und genau dieses Zögern machte sich Bonney zunutze, um die Marinesoldaten ebenfalls ins Kindesalter zurückzuversetzen. Zurück in ihrer erwachsenen Form rannte Bonney los, während hinter ihr lautes Gebrüll losbrach. Sie hatte es geschafft. Sie war erneut entkommen. Nur warum, das verstand sie nicht.
2 Jahre später
Bonney war sich bewusst, wie gefährlich ihr Vorhaben war. Die Weltregierung suchte sie noch immer, CP-Agenten verfolgten ihre Spur. Sie konnte es spüren; ein Gefühl wie ein Kitzeln im Nacken. Doch Bonney hatte schon immer eine Schwäche für Essen gehabt und dem Geruch einer frischgebackenen Pizza zu widerstehen war für sie eine zu große Qual. Getarnt als alte Frau verließ die Supernovae ihr Versteck. Draußen war es unangenehm. Ein stürmischer Wind blies einem unablässig Schnee ins Gesicht, während klirrende Kälte durch jede noch so kleine Lücke ihrer Kleidung kroch. Ohne Verdacht zu erregen sah Bonney sich in alle Richtungen um, doch sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Getrieben vom Hunger folgte sie der Geruchsspur, die sie über den Marktplatz bis hin zum Stand mit dem dampfenden Steinofen führte. Währenddessen fiel Bonney auf, dass viele der Bürger aufgeregt miteinander diskutierten und dabei immer wieder auf die aktuelle Tageszeitung deuteten. Interessiert warf Bonney einen Blick auf eines der Nachrichtenblätter – und war überrascht, als sie zwei nur allzu bekannte Gesichter sah.
Die Zeitung in der einen und die Pizza in der anderen Hand machte Bonney sich auf den Rückweg.
Warum hat Akainu mich laufen lassen?
Diese Frage hatte sich Bonney in den letzten zwei Jahren immer wieder gestellt, doch inzwischen hatte sie es aufgegeben. Sie verstand es nicht. Stattdessen war sie einfach nur dankbar, noch am Leben zu sein. Doch Leben, was bedeutete das schon? Sie war ständig auf der Flucht, hatte alles verloren. Ihre Familie, ihr Zuhause, ihre Crew. Einfach alles.
Alles? Nein, ich besitze noch immer meine Freiheit…
Noch einmal warf sie einen Blick auf die Zeitung, betrachtete das freche, selbstsichere Grinsen des Strohhutes und die ausdrucklose Miene Laws.
Und einen Funken Hoffnung!
Plötzlich war das dumpfe Dröhnen schwerer Schritte auf dem Metallfußboden zu hören. Bonney vernahm, wie der Lärm langsam anschwoll, eher die Tür zu ihrer Zelle mit einem lauten Quietschen aufgerissen wurde. Ihr Besucher war niemand anderes als Admiral Akainu. Er bedachte sie mit demselben grimmigen Grinsen, dass er schon bei ihrem Wiedersehen aufgesetzt hatte. Das Grinsen eines Hundes, der bereit ist, seiner Beute den Todesstoß zu versetzen.
„Du hast Glück“, begann der Admiral und schloss die Tür hinter sich, „dass die Gorosei dich lebend wollen. Denn das gibt mir die Möglichkeit, dir ein Angebot zu unterbreiten.“
Ein verachtend gehauchtes Lieber sterbe ich! war alles, was Bonney noch über ihre trockenen, aufgerissenen Lippen brachte. Doch Akainu ignorierte diese Bemerkung und fixierte seine Gefangene mit einem eindringlichen Blick.
„Die fünf Weisen brauchen deine Kraft. Doch ich bin nicht gewillt, ihnen diese zu geben.“
Eskortiert von vier Soldaten betrat Bonney das Festland einer nahegelegenen Insel, auf der die Marine ihre Vorräte für die Rückfahrt auffrischen wollte. Der Admiral hatte angeordnet, Bonney ebenfalls vom Schiff zu bringen, damit sich ein Arzt um ihre Verletzungen kümmern konnte. Ihr Zustand hatte sich im Laufe des Tages zusehends verschlechtert und das Seegestein tat sein übriges.
„Um ihren Zustand präzise feststellen zu können, muss ich sie leider ohne den Einfluss des Seesteins untersuchen“, erklärte der Doktor fast schon entschuldigend, als man die Piratin in seine Praxis gebracht hatte.
Auf ein kurzes Nicken seines Kollegen hin nahm einer der Soldaten Bonney die Handschellen ab. Auf diesen Moment hatte sie gewartet. Ein kurzes Lockern der Seesteinhandschellen und schon konnte sie ihre Teufelskraft einsetzen. Genau, wie Akainu es vorhergesagt hatte. In Gestalt eines kleinen Mädchens stand sie nun vor den vier Wachen, die sofort ihre Waffen auf die Piratin richteten. Doch die Skrupel, ein Kind zu verletzen, ließen sie zögern – und genau dieses Zögern machte sich Bonney zunutze, um die Marinesoldaten ebenfalls ins Kindesalter zurückzuversetzen. Zurück in ihrer erwachsenen Form rannte Bonney los, während hinter ihr lautes Gebrüll losbrach. Sie hatte es geschafft. Sie war erneut entkommen. Nur warum, das verstand sie nicht.
2 Jahre später
Bonney war sich bewusst, wie gefährlich ihr Vorhaben war. Die Weltregierung suchte sie noch immer, CP-Agenten verfolgten ihre Spur. Sie konnte es spüren; ein Gefühl wie ein Kitzeln im Nacken. Doch Bonney hatte schon immer eine Schwäche für Essen gehabt und dem Geruch einer frischgebackenen Pizza zu widerstehen war für sie eine zu große Qual. Getarnt als alte Frau verließ die Supernovae ihr Versteck. Draußen war es unangenehm. Ein stürmischer Wind blies einem unablässig Schnee ins Gesicht, während klirrende Kälte durch jede noch so kleine Lücke ihrer Kleidung kroch. Ohne Verdacht zu erregen sah Bonney sich in alle Richtungen um, doch sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Getrieben vom Hunger folgte sie der Geruchsspur, die sie über den Marktplatz bis hin zum Stand mit dem dampfenden Steinofen führte. Währenddessen fiel Bonney auf, dass viele der Bürger aufgeregt miteinander diskutierten und dabei immer wieder auf die aktuelle Tageszeitung deuteten. Interessiert warf Bonney einen Blick auf eines der Nachrichtenblätter – und war überrascht, als sie zwei nur allzu bekannte Gesichter sah.
Die Zeitung in der einen und die Pizza in der anderen Hand machte Bonney sich auf den Rückweg.
Warum hat Akainu mich laufen lassen?
Diese Frage hatte sich Bonney in den letzten zwei Jahren immer wieder gestellt, doch inzwischen hatte sie es aufgegeben. Sie verstand es nicht. Stattdessen war sie einfach nur dankbar, noch am Leben zu sein. Doch Leben, was bedeutete das schon? Sie war ständig auf der Flucht, hatte alles verloren. Ihre Familie, ihr Zuhause, ihre Crew. Einfach alles.
Alles? Nein, ich besitze noch immer meine Freiheit…
Noch einmal warf sie einen Blick auf die Zeitung, betrachtete das freche, selbstsichere Grinsen des Strohhutes und die ausdrucklose Miene Laws.
Und einen Funken Hoffnung!
Keuchend vor Erschöpfung sank sie zu Boden und lehnte sich an die Wand. Vor ihr gabelte sich der Gang in zwei Richtungen: Rechts mündete er nach wenigen Metern in eine nach oben führende Treppe, links wand sich der Pfad weiter in den Fels hinein. Beider Ende war für sie ungewiss, sie selbst gerade zu kraftlos, um eine schnelle Entscheidung zu treffen. Die Pause würde ihr gut tun.
Der Moment der Ruhe ließ Bonneys Gedanken zu ihrer Crew schweifen. Sie wusste nicht, wo Sakazuki diese eingekerkert hatte, jedenfalls nicht hier bei ihr. Sie war ganz allein gewesen in ihrer Zelle, fünf Stockwerke tiefer, fernab von jedem Tageslicht. Vermutlich waren ihre Freunde im Impel Down gelandet, wo so ziemlich jeder normale Pirat eingesperrt wurde, wenn er in die Fänge der Weltregierung geriet. Nur war sie kein normaler Pirat, wie Sakazuki sie schmerzlich wissen ließ.
Er war ihr einziger Besucher gewesen, dort unten in diesem dunklen Loch. Nie hatte er ein Wort gesprochen, egal wie sehr sie geschrien und ihn verteufelt hatte. Er stand einfach vor dem Gitter und ergötzte sich an ihrem Leid. Alles war genau wie damals auf diesem gottverlassenen Felsen, auf dem die Gorosei sie einst gefangen hielten, um ihre Teufelskraft für sich zu nutzen.
Ihr knurrender Magen riss sie aus ihren trüben Gedanken. Für einen Vielfraß wie sie war die Gefangenschaft eine Tortour sondergleichen gewesen; das wenige Brot, das sie zum Essen bekam, reichte bei weitem nicht aus, um ihren Appetit zu zügeln. Und nun lag ein feiner Bratengeruch in der Luft, der das Tier in ihrem Bauch weckte, den ständigen Hunger weiter fütterte.
Die Nase in die Höhe gereckt richtet sie sich wieder auf, schnupperte mit geschlossenen Augen nach der Quelle dieses Wohlgeruchs. Als sie ihre Augen wieder öffnete fand sie sich in dem Gang vor der Wendeltreppe wieder. Speichel umspülte ihre Zunge, das Tier in ihr rebellierte, der Drang übermannte sie.
„Krah, das würde ich an deiner Stelle nicht tun, krah.“
Erschrocken fuhr Bonney herum. Ein Rabe saß auf dem Boden hinter ihr, den Kopf schief gedreht, das schwarze Auge auf sie gerichtet. „Wenn du da hoch gehst, krah, kannst du auch wieder zurück in deine Zelle spazieren, krah. Dafür hab ich dir die Tür nicht geöffnet, krah“, sprach er mit kratziger Stimme.
„Was zur Hölle bist du?“, fragte die entgeisterte Piratin, erschrocken über das seltsame Tier, dass sich hier als ihr Fluchthelfer aufspielte, auch wenn diese Aussage nun erklärte, weshalb das Gitter vorhin weit genug offen stand, dass sie entkommen konnte.
„Deine Rettung, krah, wenn du so willst. Whitebeard kann diesmal leider nicht vorbeischauen, kraar, kraar!“ Beinahe wirkte es so, als würde der Rabe bei diesen Worten lachen.
Whitebeard. Dieser Name weckte den Schmerz wieder, der sie erst hier hergebracht hatte. „Beleidige diesen Namen nicht, du hässlicher Aasfresser!“, brüllte sie den schwarz gefiederten Vogel rasend vor Wut an. „Wer bist du, dass du mich vom Essen abhalten willst?“
„Wie bereits gesagt, dein Retter, krah. Es wäre nicht gut, wenn die alten Säcke in Mary Joa wieder ihren Jungbrunnen hätten. Daher will mein Boss dich lieber in Freiheit wissen, krah“, kommentierte der Rabe ihren Wutausbruch gelassen, was Bonney nur noch mehr reizte.
„Na und?“, antwortete sie schnippisch. „Ich habe Hunger, verdammt nochmal. Warum soll ich mir da oben nicht etwas zum Essen holen? Mit vollem Magen flieht es sich besser!“
„Weißt du überhaupt, wo du bist? Das ist die Marinebasis G-1, am Ende der Wendeltreppe findest du deren Küche. Glaubst du, dass du von dort entkommen kannst, wenn du dir den Bauch vollgeschlagen hast und dir zig Vizeadmiräle an den Fersen kleben?“, herrschte der Vogel sie an, diesmal ohne Krächzen und mit harten Unterton. „Sakazuki ist nicht da, unterwegs um den Posten des Großadmirals zu erlangen. Seit Wochen warte ich auf eine solche Gelegenheit, und die willst du wegwerfen, wegen einem Trieb? Was würde Whitebeard davon halten?“
Die letzten Worte des Vogels trafen sie hart. Der Kaiser würde sie wohl für ihre Dummheit verprügeln und dann in den Arm nehmen, wie er es mit jedem seiner Söhne und Töchter tat, auch wenn sie nie Teil seiner Bande war. Aber das war ihr gerade egal, sie wollte nur diesen Streit gewinnen. Doch bevor sie kontern konnte, redete der Vogel wieder.
„Du hast jetzt die Wahl, Bonney. Entweder du gibst deinem Verlangen nach und steigst die Treppen empor oder du folgst mir und erlangst die Freiheit wieder, die dir Whitebeard geschenkt hat. Bedenke dabei aber eins: Die ganze Welt, denkt, du seist mit deiner Bande im Impel Down gelandet. Die Weltregierung wird niemals zugeben, dass ihnen erneut ein gefährlicher Pirat abhanden kam, krah.“ Mit diesen Worten schwang sich der Rabe empor und flog den linken Gang entlang, der ihr die Freiheit verheißen soll.
Einen Moment zögerte sie noch. Dann folgte sie ihm.
Für dich, Vater.
Ein kalter Wind peitscht Regenfluten durch schmale holprige Gassen. Es ist späte Nacht und nur das Wirtshaus des Dorfes ist noch beleuchtet. Die schummrige Hafenkneipe ist verraucht und stinkt. Selbst das spärliche Licht wirkt träge und niedergeschlagen und zu schwach, um die Ecken des Raumes zu erreichen. Der Boden klebt von unbekannten Substanzen und diverse Kleintiere wimmeln in den lichtscheuen Ecken umher. Dies ist kein Ort für "Bürger". Dies ist ein Sündenpfuhl, ein Sammelbecken für menschlichen Unrat. Hier in der Neuen Welt gibt es viele Orte, die ein rechtschaffener Bürger meiden sollte. Orte wie diesen! Banditen, Piraten, Kopfgeldjäger und all der andere Abschaum der Welt, frequentieren üblicher Weise solche Orte, wie die Fliegen den Misthaufen. Aber heute ist hier kaum Betrieb. Mag seien, dass das grosse Marineschiff im Hafen der Grund dafür ist oder aber die heutigen Gäste.
In einer unbeleuchteten Ecke, dieser wenig besuchten Spelunke, sitzt ein ungleiches Paar mit kupuzenverhangenen Gesichtern und spricht aufgeregt miteinander. Tränen rinnen über rosige Wangen. Der dazugehörige Brustkorb erbebt bei dem Versuch seine Fesseln zu sprengen. Eine grosse ledrige Hand auf ihrer kleinen Schulter übt sanften Druck aus, bis sie ihren Versuch aufgibt und leise schluchzend zurück auf die harte Holzbank sinkt.
"Ruhig Mädchen! Du kannst jetzt nichts mehr ändern"
Der Mann spricht leise und sein raue Stimme klingt wehmütig in ihren Ohren.
"Letztlich hat er sein Leben so gelebt wie er es wollte und er hat sich für Jene geopfert die er geliebt hat. Was kann ein Mann mehr tun!?"
Sein fragender Blick wirkt fast hilflos, als er in ihren Augen die Antwort sucht, doch funkelt ihm dort nur blanker Hass entgegen und sie zischt ihn an: "Ein Mann kann seinen Enkel retten, du feiges altes Schwein! Du hast ihn im Stich gelassen! Warum?"
Seine Züge verhärten sich als er ihr antwortet: "Weil ich ein Marineoffizier bin. Ich kann nicht einfach einem Gefangenen zur Flucht verhelfen, verstehst du!? Schau dich doch selbst an Mädchen! Du wusstest was du tatest als du Piratin wurdest und Er wusste das auch. Also hör auf über das Schicksal zu Jammern."
Sie zerrt an ihren Ketten und faucht: "Was verstehst du schon davon? Ich habe ihn geliebt, du Scheisskerl!"
Er lächelt gequält: "Ich weiss! Er hat es mir erzählt, als ich ihn im Gefängnis besucht habe."
Überraschung zeichnet Furchen auf ihre Stirn und sie hält einen Moment inne.
Er spricht weiter: "Ich habe ihn auch geliebt und nie in meinem Leben habe ich meine Entscheidung zur Marine zu gehen mehr bedauert, als am Tag seiner Hinrichtung. Du bist eine Piratin, du solltest das eigentlich verstehen. Wir Alle wählen unseren Weg und gehen ihn bis zum bitteren Ende."
Bei diesen Worten will sie aufspringen, um sich schlagen, doch der alte Mann hält sie zurück. Er kommt ihr ganz nah und raunt: "Was würdest du tun, wenn du jetzt frei wärest?"
Sie schaut ihn verwirrt an und knurrt zornig: "Ich würde mich zuerst um dich kümmern!"
Er lächelt und entgegnet ihr: "Also, ich wäre schon gerne wieder 10 Jahre jünger, falls das ein Angebot war. Die Jahre auf See... Weisst du? Rheuma ist eine sehr unangenehme Krankheit die mit dem Alter..."
Ihr kalter humorloser Blick lastet auf ihm und bringt ihn zum Schweigen, doch sein Grinsen bleibt auch dann noch fest. Trotzig schaut sie ihm ins Gesicht. Aber als ihre funkelnden Augen seinen Blick treffen, sieht sie seine Trauer glitzernd in seinen faltigen Augenwinkeln und es trifft sie wie ein Blitz, als er sagt: "Du bist nicht alleine Kleines!"
Während er diese Worte ausspricht, hört sie die selben Worte aus einer weit entfernten Vergangenheit in ihrem Kopf widerhallen.
"Du bist nicht alleine Kleines!" Ein fröhliches sommersprossiges Gesicht, sanfte warme Augen unter einem Filzhut. Zwei starke Arme, die sie vom eisigen Boden lösen und in einen warmen Umhang betten. Seine Wärme die durch ihren kalten Körper flutet. Dann sein Geruch und ihr ewiger Hunger schweigt einen Herzschlag lang.
Einen kurzen Moment gibt sie sich ihren Träumen hin und errötet schüchtern, bis ein unangebrachtes Geräusch sie erneut in die Realität zurück bringt. Als sie sich danach umsieht, entdeckt sie ihren Bewacher schlafend und laut schnarchend neben sich. Zögerlich späht sie auf seine Brusttasche, aus der ein kleiner Schlüsselring ragt und wenige Sekunden später verkündet ein leises Klicken ihre zurück gewonnene Freiheit.
Einige Zeit später
Ein Marinesoldat betritt eilends und zackig die Kneipe und nimmt direkten Kurs auf seinen Vorgesetzten. Er salutiert und macht Meldung: "Vizeadmiral Sir! Das Schiff ist jetzt wieder seetüchtig. Wir können jetzt mit dem Gefangenentransport weiterfahren." Für einen kurzen Moment tritt Stille zwischen die beiden Männer und ihr Blick fällt auf die Handschellen am Boden.
"Ups, da muss ich wohl eingenickt sein!? Das ist mir jetzt aber ein wenig peinlich. Wir sagen Saka-san lieber nichts und vergessen das Ganze am besten wieder, ja!? Wegtreten!"
Dann reckt sich der Alte Krieger: "Ahhh... Ich fühle mich richtig erfrischt nach dem Nickerchen. Fast so als wäre ich noch mal 10 Jahre jünger. Was für eine schöne Nacht!" Und im Stillen denkt er: "Viel Glück Mädchen." und lacht.
„Operation Anne startet.“
„Roger.“
35 Stunden später. Mit schnellen Schritten lief sie auf und ab, umkreiste den Raum, setzte sich. Starrte die Teleschnecke an, wartete. Der Gedanke, dass etwas fürchterlich schief gelaufen sein musste, nagte an ihr. Kein Anruf. Sie rieb sich die schmerzenden Augenlider, ehe sie wieder aufsprang, um weiter durch den Raum zu wandern. Verflucht, was war nur schief gegangen. Sie ging den Plan in Gedanken durch, sie war ihn schon so oft durchgegangen, hatte jede Möglichkeit des Scheiterns analysiert, nach Wahrscheinlichkeit gewichtet und mögliche Konsequenzen in Betracht gezogen wie verworfen, hatte -
DenDen. DenDen.
Schlagartig war sie wieder fokussiert, als sie zur klingelnden Teleschnecke eilte.
„Wir haben Anne“, berichtete eine ihr vertraute Stimme. Koala atmete erleichtert auf. Ziel erreicht.
„Was ist passiert? Ihr habt den Zeitrahmen komplett verfehlt“, fragte sie besorgt nach.
„Marine ist aufgetaucht. Hormes und Barloz' Leute sind tot. Nur Arastra hat's noch geschafft.“
Schlimmer als erwartet. Koala biss sich auf die Unterlippe, um fokussiert zu bleiben.
„Wo seid ihr?“
„Auf dem Weg.“
„Roger.“
Einige Zeit vorher, auf einem Marineschiff.
Kraftlos lag Jewelry Bonney auf dem Boden. Ihr Körper war mit Blutergüssen übersät. Die schweren Seesteinketten rieben bei jeder Bewegung rau über ihre bereits aufgescheuerten Handgelenke. Ein abstehender Holzsplitter hatte sich in ihre Wange gebohrt, die den harten Boden berührte. Alles schmerzte. Doch noch schlimmer war der Hunger. Bonney schien es, als wäre da ein kleines, gieriges Tierchen in ihr, mit scharfen Klauen, das unablässig umherwanderte, immer drängender und aggressiver, das ihre Haut im Vorbeieilen achtlos aufriss, nur um sich später in ihrem rohen Fleisch zu wälzen, um sie mit Schmerzen für die fehlende Nahrung zu bestrafen. Drei gottverdammte Tage. Ihr Körper war dafür nicht ausgelegt. Das kleine Tierchen fängt an sich durch ihren Körper zu fressen. Ihr Körper schreit sie an. Doch sie will nicht aufgeben. Bonney schreit zurück. In einem verzweifelten Versuch, nicht wahnsinnig zu werden, versenkt sie sich in ihrem Hass auf die Weltregierung. Konzentriert sich auf ihr Ziel. Konzentriert sich darauf zu überleben.
Später.
Als Bonney wieder zu sich kam, sah sie in die Augen – roch sie, sah sie, spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers das Essen, das neben ihrem Bett stand und fiel darüber her, gierig, ausgehungert und zügellos. Erst nachdem sie ihren nach Nahrung schreienden Körper beruhigt hatte, musterte sie ihre Umgebung. Sie war auf einem anderen Schiff. Und der Mann, der sie beobachtete, gehörte augenscheinlich nicht der Marine an. Sein Haar hing lang in das von Narben gezeichnete Gesicht und eine Wunde neben seinem Auge, unzureichend nur mit einem zu kleinem Pflaster geflickt, schien noch frisch zu sein.
„Und du bist?“, fragte sie ihn misstrauisch. Der Mann lächelte und nahm seinen Hut ab. „Mein Name ist Merlon. Wir wollen dir ein Angebot machen, Jewelry Bonney.“
Acht Tage später kam die Piratin Jewelry Bonney auf Bartigo an. Als sie die Insel wieder verließ, war sie eine Revolutionärin.
„Gib mir noch einen, Weib!", rief der gealterte Mann der Bardame hinterher. Ungeduldig ließ er das leere Whiskey-Glas in seiner Hand hin- und herschwenken. Er hatte einen harten Tag am Pier hinter sich und wollte ihn wenigstens angemessen beenden. In den letzten Tagen hatten vermehrt Marineschiffe am Hafen angelegt und jede Menge Arbeit mit sich gebracht. Gerüchten zufolge vermutete die Weltregierung einen geflohenen Gefangenen auf der Insel, aber derlei Gewäsch kümmerte ihn nicht. Ihn interessierte nur die Möglichkeit an schnelles Geld zu kommen. "Denkst du nicht, dass das etwas höflicher geht?", entgegnete nun einer der anderen Gäste. Davon gänzlich unberührt schlug der Mann mit der Faust auf den Tisch und rief nun eindringlicher: "Ich sagte, gib -", weiter kam er nicht, denn sein Ruf wurde durch ein gewaltsames Aufstoßen der Eingangstür unterbrochen.
Eine Schar von Marinesoldaten stürmte das Gasthaus. Augenblicklich legten sie die Gewehre an, bereit, jeden Moment zu schießen. Im gerade noch belebten Raum herrschte abrupt Stille. Aus dem Dunkel hinter der Tür, aus der die Soldaten gekommen waren, erklang ein tiefes Gelächter, begleitet von schweren Schritten. „Aber, aber mein Herr. Ein wenig Anstand wird man ja wohl noch erwarten dürfen.“ Die Silhouette eines großen, muskulösen Mannes löste sich langsam aus dem Türrahmen. „Immerhin sind Damen anwesend.“ Der offensichtliche Befehlshaber der Marinesoldaten war nun vollständig zu sehen. Überraschenderweise trug er keine Marineuniform oder sonstige Insignien dieser Institution.
Seine markanten Gesichtszüge wurden von dichtem, schwarzem Haar umrahmt. Seine stahlblauen Augen musterten die Anwesenden eindringlich, während er, stetig lächelnd, näher kam. „Und um die Damen geht es hier schließlich“, sagte er und sein Lächeln verschwand. Er machte eine Geste, woraufhin sich die Soldaten in Bewegung setzten.
Gewaltsam machten sie sich daran, die anwesenden Frauen von ihren Plätzen zu zerren. Einige der männlichen Gäste wollten eingreifen, doch sie wurden zur Seite gestoßen oder niedergeschlagen. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Frauen in der Mitte des Raumes zusammengetrieben.
„Mein Name ist Balthazar und ich bin in direktem Auftrag der Weltregierung auf diese Insel gekommen. Ich suche eine entflohene Gefangene.“, sein Blick fiel auf ein kleines Mädchen, höchstens neun Jahre alt, „Doch diverse Umstände erschweren mir meine Aufgabe.“ Lächelnd ging auf das Mädchen zu, welches mit ängstlichem Blick vor ihm zurückwich. Es zuckte zusammen, als er anfing ihm zärtlich über den Kopf zu streicheln. „Zum einen ist mir ihr Alter unbekannt.“, fuhr Balthazar fort und fixierte nun eine der älteren Frauen, die ihn missbilligend ansah. „Zum anderen liegt meinen Vorgesetzten viel an ihrer körperlichen Unversehrtheit. Aber man kann nicht alles haben.“
Ohne den Blick von der alten Dame abzuwenden nahm er seine Hand vom Kopf des Mädchens und schlug ihm so heftig ins Gesicht, dass es vor die Wand des Gasthauses geschleudert wurde und bewusstlos zu Boden fiel. „Nein!“ schrie einer der männlichen Gäste und schmetterte dem ihm an nächsten stehenden Soldaten seine Bierflasche über den Kopf. Wutentbrannt rannte er mit dem scharfen Flaschenhals auf Balthazar zu. Der Agent der Weltregierung betrachtete den Mann mit süffisantem Lächeln. „Aha, ein Vater. Das Mädchen war es also nicht.“ Während der Angreifer auf Balthazar zustürmte, merkte er, wie ihn die Kraft verließ. Auf halber Strecke hatte er gänzlich das Bewusstsein verloren und fiel regungslos zu Boden. Nun schaute Balthazar wieder zur alten Frau. Das verständnislose Entsetzen in ihrem Gesicht war allerdings nicht das, was er sich erhofft hatte. "Wer von euch ist es?" flüsterte er und machte sich daran, die übrigen Gefangenen zu inspizieren. Doch seine Suche sollte im Sande verlaufen.
Nicht weit entfernt befand sich Bonney auf dem Dach eines Hauses und entledigte sich ihres Bardamenoutfits. Ungerührt blickte sie hinab auf das Gasthaus, in dem sich der Mann befand, der sie seit mehreren Monaten verfolgte. Balthazar hatte sich als bissiger Spürhund der Gorosei erwiesen. Für eine Gefangene genoss sie viele Freiheiten und so war es ihr bereits zwei Mal gelungen, aus Mary Joa zu entkommen. Beide Male hatte er sie wieder eingefangen. Doch nicht heute. Ein Regentropfen fiel auf ihre Schulter und kündete den nun aufziehenden Schauer an. "Nicht heute" flüsterte sie und zog ihre Kapuze über den Kopf. Mit einem kräftigen, geschmeidigen Sprung überbrückte sie die Distanz zum nächstgelegenen Haus und bewegte sich weiter ins Landesinnere, einer ungewissen Zukunft entgegen.
*Der/die Teilnehmer mit der Überschreitung der Wortgrenze hat nach Absprache einen Strafpunkt in Kauf genommen
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