Moin, werter Leser, schön dass du dich hierher verirrt hast.
Ich hatte es ja bereits im Ankündigungsthread erwähnt, dass ich gerne wieder eine kleinere FanFiction starten würde, und auch wenn ich leider keinen Coautoren gewinnen konnte, möchte ich doch mal wieder etwas schöpferisch tätig werden. Das hängt auch damit zusammen, dass ich in nächster Zeit vermutlich unendlich viel Freizeit und Langeweile haben werde. Man kann nur hoffen, dass die Motivation hält.
Ehemaliger Einstiegstext
Diese Herangehensweise da oben im Spoiler hat sich leider relativ schnell überholt. Ich werde weiterhin hier und da mal eine Show einbauen, aber es soll dann doch eine Handlung abseits der Bühne im Fokus stehen.
Zuletzt muss ich wohl noch die obligatorische Bitte um ehrliche Kritik, egal ob positiv oder negativ, äußern. Achja, und ihr dürft euch gerne Dinge für die Show wünschen, ich schaue dann, was sich machen lässt. Dazu gehört auf Hinweis von Hugo ab jetzt auch der Wunsch nach einem Gastbeitrag. Also wenn ihr mal eine eigene Idee selbst ausarbeiten wollt: Nur zu. Hier folgt dann jetzt praktisch die Premiere und der Einstieg in das erste Duell.
Vorhang auf
Die Schatzsuche des Malomb Gonlua Dugungu Batamba
Höhenflug
Ohne weitere Aufforderung begann Mr. Jones auch schon zu erklären: „Also wie der Herr Shanks angekündigt hat, bin ich eben schon mal unten gewesen und hab Ihnen einen kleinen äh Buzzer angebracht. Er sieht in etwa so aus wie“, er zögerte kurz und blickte nervös zur Seite, „eine große, rote Nase.“ Er wartete kurz ab, ob sich das Gefahrenpotenzial, vor dem er hier gewarnt worden war, noch entfalten würde, und fuhr dann, als sich in Buggys Gesicht statt Zorn nur Geistesabwesenheit abzeichnete, fort: „Wie Sie dort unten hinkommen, ist Ihnen überlassen. Ich zum Beispiel habe einfach die beiden Spitzhacken benutzt, um mir Halt in der Wand zu verschaffen.“ Mit zufriedenem Grinsen schnallte er zwei rostige Picken von seinem Gürtel und hielt sie dem Samurai hin. Mit ungläubig geweiteten Augen begutachtete dieser die Werkzeuge. Wären sie Schiffe, hätte er sie wohl Seelenverkäufer genannt. „Nein, Danke“, lehnte er mit gespielter Dankbarkeit ab, „was haben wir noch im Angebot?“ „Ziemlich viel! Kevin, komm mal her!“ Der Laufbursche trat ein paar Schritte nach vorne und setzte den Rucksack ab, der in etwa genauso groß war, wie er selbst. Verlegen senkte er den Kopf und trat von einem Fuß auf den anderen. „Ach, sei nicht so schüchtern“, beschwichtige ihn Mr. Jones. Dann wandte er sich wieder an Buggy: „Entschuldigt sein Benehmen, er ist ein wenig introvertiert. Aber trotzdem ein Meister seines Fachs! Aus dem Gepäck hier, kann er praktisch alles zusammenzimmern, was Ihr brauchen könntet. Also lasst den Gedanken freien Lauf!“
Einen Schwall Luft ausstoßend ließ sich Captain Buggy zu Boden fallen. Er verschränkte die Beine, stützte einen Ellbogen auf dem Knie ab und sein Kinn wiederum auf der entsprechenden Handfläche. Mit geschlossenen Augen ging er seine Optionen durch. Es boten sich offensichtlich zwei Wege an, von der Seite der Insel oder aber durchs Innere. Bei letzterem stellte sich ihm aber unweigerlich die Frage, wie er das ohne zu sterben durchführen könnte. Es ließe sich zwar ein Loch bohren, aber ohne den Durchbruch absehen zu können, war das doch nicht ganz ungefährlich. Und sein vorzeitiges Ableben konnte er der leidenden Menschheit nicht ohne Gewissensbisse antun. Gut, er könnte sich zusätzlich festbinden lassen, aber er wusste ja nicht einmal, an welcher Stelle man mit dem Bohren ansetzen müsste. Die praktikablere Option blieb also der Versuch vom Rand der Insel ausgehend. Langsam kam ihm eine Idee. Alles, was er brauchte waren ein zwei reißfeste Seile und ein paar zuverlässige Männer aus seiner Crew.
Stolz auf seine Genialität richtete er sich auf und orderte zwei Seile bei Kevin. Er band sich um jedes Bein ein Seil, zurrte es so fest, dass es beinahe schmerzte und ließ vier seiner stämmigsten Seemänner antreten. Jan und Hein und Klaas und Pit teilten sich in Zweiergruppen auf und hielten die Seilenden, nachdem ihr Captain seinen Plan erläutert hatte. Man konnte nur hoffen, dass ihnen die Ehre, Buggy behilflich sein zu dürfen, nicht zu Kopf stieg. „Also, Männer, gut festhalten. In einer Viertelstunde holt ihr mich wieder hoch. Filmt ihr auch alles? Sitzt die GoPro? Nicht, dass dieser einzigartige Beweis meiner Großartigkeit noch verloren geht. Kevin, Trommelwirbel!“ Er holte tief Luft, plusterte sich ein wenig auf, nahm Anlauf und verschwand kopfüber im weißen Meer. An der Oberfläche waren nur noch die Bewunderungsrufe seiner Crew zu hören. Seinen markerschütternden Angstschrei erstickten die Wolken.
Nachdem er mehrfach schmerzhaft gegen die Insel geschwungen war, stellte sich nach einiger Zeit der Ruhezustand ein und die Seile hörten auf zu baumeln. „Aua, ahhh“, Buggy rieb sich behutsam Kopf und Arme, während er versuchte, wieder zu Luft zu kommen. Als er sich traute, seine Augen zu öffnen, überwältigte ihn der Anblick, der sich ihm bot. Unter ihm – tausende Meter freier Fall. Nichts als das Blau des Meeres erstreckte sich soweit sein Blick reichte. Und von hier oben reichte der ziemlich weit. Plötzlich rann etwas Warmes seine Brust hinauf und erreichte bald sein Kinn. Er sah an sich herunter und bemerkte, wie sich ein dunklerer Farbton eine Schneise durch seine Kleidung bahnte. Er hatte sich eingepinkelt und dabei die Schwerkraft vergessen. Mit vor Ekel verzogener Miene presste er die Lippen fest aufeinander und erlebte tatenlos, wie Gesicht und Haare ein gelbliches Bad nahmen.
Sein innerer Zorn und das Bewusstsein der gefilmten Peinlichkeit wichen irgendwann einer gähnenden Leere. Man könnte seinen Zustand jetzt auch als willenslos bezeichnen, so egal war ihm alles geworden. Blamiert hatte er sich ohnehin schon, er würde einfach alle, die ihn auslachten das Fürchten lehren und seinen Ruf wiederherstellen, indem er diese unmögliche Aufgabe bezwang. Also stand jetzt der letzte Teil seines hervorragenden Plans im Vordergrund; Den eigenartigen Knopf hatte er schon problemlos entdeckt. Er war relativ zentral auf der Unterseite der Himmelsinsel positioniert, gerade da, wo die nach unten hin bergförmige Insel ihre Spitze hatte. So löste er also kopfüber seinen tropfenden Oberkörper von den sicheren Beinen und schwebte so nah es ging an der rieselnden Erde entlang. Ein Vorteil seiner geistigen Verfassung war, dass ihm die Leere unter den Füßen nicht mehr zu viel Angst einflößte. So gelangte seine frisch geduschte Hälfte in kurzer Zeit zum Zielort. Er befand sich jetzt gefährlich nahe am Limit seiner Teufelskräfte. Gerade wollte er etwas überhastet den merkwürdigen roten Buzzer betätigen, da fiel ihm eine Gravierung auf der Metallplatte, die ihn im Fels befestigte, auf: Achtung, Seestein.
Sogar auf der Oberseite hörten Jan und Hein und Klaas und Pit den Schrei, den ihr Kapitän ausstieß: „SHAAAAAANKS!“ Sein weiteres Gefluche verlor sich allerdings in den dazwischenliegenden Wolken. Achselzuckend entschied man sich, den plärrenden Buggy wieder hochzuziehen. Nach und nach kam die Gestalt des Samurais wieder an die Oberfläche, sein Gesicht schlug bei jedem „Hau-ruck“ der Seemänner gegen den Stein der Insel. Bald schon war zu beobachten, wie der Pirat dampfend und schimpfend im Kreis rannte und wild gestikulierend aller Hand Leuten mit dem Tod drohte. Auf einmal blieb er stehen und krakeelte: „Warte. Wo ist dieser Mister Jones?“ Doch so laut er auch schrie, der Auftraggeber war verschwunden.
Unter der Leinwand wurde nach und nach wieder das johlende Publikum sichtbar. Auch Mister Disko konnte sich ein dezentes Lachen nicht verkneifen. Weniger dezent hielt es hingegen der Kaiservertreter, der nur noch nach Luft japsend im Ring hin und her kullerte. Captain Buggy, dessen Männer ihm den Film ganz und gar nicht als Blamage auslegten, sondern vielmehr als mutigen Versuch, einer übertriebene, hirnrissiger Aufgabe des Gegners zu bewältigen, stand auf und machte Anstalten, die Bühne zu verlassen. Nach einem flüchtigen Blick auf die Uhr, realisierte auch ihr Gastgeber, dass es an der Zeit war, den Sieger zu ehren… so sehr ihm das auch widerstrebte. Er führte das Mikrofon an die Lippen und brüllte über das Gelächter des Publikums hinweg: „Der Sieger und damit der vorläufige Grandmeister ist: Der Kaiser, Shaaaanks!“ Er lachte kurz und überspielte das bald mit lautem Räuspern: „Wir bedanken uns natürlich bei unserem anderen Teilnehmer, Bu – wo ist er denn?“ Egal, eine hübsche junge Dame brachte schon eine große Flasche Champagner auf die Bühne und stellte sie ein wenig hilflos neben dem in Lachtränen ertrinkenden Sieger des Abends auf den Boden. Bald darauf schlief dieser mit seiner Flasche im Arm ein und aus dem Saal erschallte noch bis spät in die nächtlichen Stunden das Gelächter des Publikums.
Andernorts auf der Grandline gingen allmählich die Lichter aus. Die Menschen schalteten ihre Fernsehschnecken ab, die meisten durchaus amüsiert, manche Kinder etwas enttäuscht, manche aber auch aufgeregt. In Water Seven staunten ein paar weit aufgerissene Augen immer noch über den ersten Beitrag, irgendwo in der Neuen Welt lachte sich ein gewisser Kaiser halbtot und bereute sogar beinahe, nicht persönlich aufgetaucht zu sein. An nicht ganz unbedeutender Stelle biss jemand stocksauer seine Zigarre durch und zerquetschte beim Ausschalten seine Fernbedienung.
Ab hier, also allem, was unter diesen Sätzen steht, ist mit einer mehr oder weniger klassischen, zusammenhängenden Story zu rechnen. Ich werde versuchen, humoristische Elemente beizubehalten (und regelmäßig auch weiterhin Duelle einfließen zu lassen / kann ich aber nicht versprechen), aber seid gewarnt: Jetzt gibt es erst einmal einen Storyeinstieg, der so bisher auch allein stehen könnte, man muss das da oben nicht gelesen haben.
Kapitel 1: Backstage
Kapitel 2: Herzlich willkommen
Kapitel 3: Eishockey
Kapitel 4: Diebe und Spione
Nervös blickte er zurück über die Reling in Richtung Festland, während er seine Männer leise dazu anspornte, das Schiff schneller von den Tauen zu befreien. Die Mission war gerade so gut gegangen und er wusste, wem das zuzuschreiben war. Nämlich demjenigen, der im Hauptquartier die Entscheidung gefällt hatte, bei der Forschung verstärkt auf Fortbewegung zu setzen. Diese Haken waren ein Wunder. Selten hatte sich eine Truppe so schnell, flexibel und elegant fortbewegen können. Sie hinterließen nicht einmal größere Schäden in den Wänden, in denen sie einschlugen, sodass sie auch keine Spur für eventuelle Verfolger auslegten. Von den dreien, die hinter ihnen her waren, so schätzte er, wäre nur Marco in der Lage gewesen, ihrem Tempo zu folgen, obwohl die anderen beiden auf keinen Fall zu unterschätzen waren. Immerhin hatten sie einen der größten Zwischenfälle in der jungen Geschichte des Bunds ausgelöst. Glücklicherweise lag der Ankerplatz durch die steil abfallende Küste auf dieser Seite der Insel relativ geschützt, ansonsten hätte Marco das Boot aus seiner fliegenden Position nur allzu leicht ausfindig machen können, als es in diesem Moment ablegte. Er hatte sich dazu entschieden, hinter der Landzunge, die den eigentlichen Hafen auf der rechten Seite einschloss zu ankern und jetzt machte sich diese Überlegung bezahlt. Langsam, es schien schon fast ein wenig vorsichtig, tastete das Schiff sich von der Küste fort, hinaus auf die ungewöhnlich ruhige See. Sehr zu seiner Verärgerung war die Operation nur ein halber Erfolg gewesen. Das Hauptziel, Absalom, hatten sie zwar entführen können, doch unerwarteter Weise war das Kräfteverhältnis zu seinen Ungunsten gekippt. Dabei hätte er sich so gerne mit Agares gemessen und seine hässliche, untote Fratze als Souvenir mitgebracht. Mit der geballten Faust in der Tasche wandte er sich vom Anblick der in der Dunkelheit verschwindenden Insel ab und richtete den Blick nach vorne. Auf kommende Auseinandersetzung.
Auf hoher See
Iustus Gemütslage schwankte noch immer zwischen überrumpelt und vorfreudig. Er befand sich auf einem einfachen Schiff, dem keine Zugehörigkeit anzusehen war. Man hatte höchsten Wert auf Neutralität gesetzt; Es sollte so aussehen, als hätte er das Schiff und die Mannschaft angeheuert, um ihn zum Hauptquartier des Sterblichenbunds zu bringen. So saß er freizeitlich bekleidet an Deck und an seine beschauliche Kajüte angelehnt. Die Marine hatte ihm natürlich einen Aufpasser mitgeschickt. Oder war der von der Weltregierung? Ganz sicher war er sich da nicht. Der Mann trug einen schwarzen Anzug und eine ebenso schwarze Melone, stets schleppte er eine dicke Mappe voller Akten unter dem Arm mit sich herum und nie nahm er die verspiegelte Sonnenbrille ab. Genau so trat er jetzt um die Ecke, baute sich vor Iustus auf und teilte ihm mit: „Du hast noch ein Briefing vor dir. Hier und jetzt?“ Der frischgebackene Spion stand zackig auf und salutierte in gewohnter Manier. „Aye, Sir!“ „Lass den Quatsch, so enttarnt dich doch jeder Vollidiot auf den ersten Blick.“ “Aye, Sir”, gab er diesmal dezenter zurück. Der Anzugträger seufzte, dann setzte er sich auf eine Bank an der Reling und wartete, bis auch Iustus Platz genommen hatte. „Hör mal“, begann er und es klang, als würde er überlegen, wo er am besten ansetzen sollte, „ich hoffe du weißt, warum gerade du ausgewählt wurdest?“ Iustus beschlich ein leiser Verdacht bei dieser Andeutung. Die Fassade von Zufriedenheit und Stolz auf seine Arbeit bröckelte bereits, denn er war noch nie für sein Selbstvertrauen bekannt gewesen. „Ja, es geht mal wieder auf die Kappe deines Vaters“, fuhr der Mann fort. Er schien sich bewusst zu sein, was in Iustus vorging. „Dieses Mal ist er vielleicht zu weit gegangen. Wenn die deinen Nachnamen herausfinden, Iustus, dann bist du so gut wie tot. Er wusste das und trotzdem hat er darauf bestanden, seinen Sohn auszusenden. Nein, vielmehr hat er die ganze Mission ins Leben gerufen, es gab gar keinen anderen Kandidaten. Wahrscheinlich denkt er, deine Vergangenheit würde den Beitrittswunsch authentischer machen, oder dass er dir so zu schnellem Ruhm verhelfen kann…“ Der junge Marinesoldat überhörte die aufgesetzte Überzeugung des Mannes nicht. Seinem Vater ging es mal wieder ausschließlich um den Familienruf. „Und nun?“, fragte er zögerlich nach, „Wie soll ich mich anstellen?“ Der Mann bedeutete ihm mit einem Finger, kurz zu warten, während er in seiner Mappe kramte und schließlich eine Art Formular hervorholte. „Das hier bist ab jetzt du.“ Erst verstand Iustus nicht recht, doch als ihm der andere den Zettel in die Hand drückte, kam ihm die Erleuchtung. Oben rechts war ein Bild von ihm aufgeklebt, komplett unverändert. Links daneben standen jedoch Informationen, die so nicht stimmten. Als Name war dort Trek Taniels angegeben. „Trek Taniels? Ich bin doch kein Getränk“, wunderte sich Iustus zurecht. „So heißt du während deiner Mission. Keine Widerrede.“ Iustus warf den Kopf in den Nacken und stieß einen ungläubigen Lacher aus. „Sonst noch was?“, fügte er dann ungewohnt spöttisch hinzu. Was hatte sich sein Vater denn dabei gedacht, ihn auf dieses Himmelfahrtskommando zu schicken? „Ja. Hiermit kannst du Cuult kontaktieren, wenn es etwas zu berichten gibt. Dein Ziel wird es sein, möglichst schnell in der Hierarchie des Bundes aufzusteigen. Du weißt, sie sind eine ziemlich elitäre Organisation und es wird nicht leicht, in die Ränge der Big Five vorzustoßen. Darüber hinaus hat die Enttarnung des Bosses oberste Priorität.“ Der Agent überreichte ihm eine kleine Teleschnecke, dann wünschte er Iustus noch einmal viel Glück und ließ bald den überrumpelten und überhaupt nicht mehr vorfreudigen Ex-Marine grübelnd auf der Bank zurück. Einen Schwall Luft ausstoßend stützte er seinen Kopf auf die Handflächen.
Auf Octer Eight
„Nichts“, konstatierte Marco den Blick umherschweifend. Kurz darauf trat auch Agares wieder aus dem Dunkel zurück auf die spärlich beleuchtete Kreuzung, gerade als sein Partner, Gadei, aus Richtung des Stadions eintraf. „Ooch“, quittierte er den Bericht des Piraten. Sein Blick ruhte etwas wehmütig auf dem Schwert in seiner Rechten, doch die stets ein Lächeln formenden Mundwinkel straften die Trauer lügen. „Das liegt an deren verfickter Ausrüstung“, schnaubte Agares und spie verächtlich auf den Boden, „wenn ich doch nur schon wie-“ Weiter kam er nicht, denn von hoch über ihnen unterbrach ihn der immer noch in die Ferne spähende Phönix: „Da kommt doch etwas. Und zwar ein Trupp der Marine.“ Unten auf der Kreuzung wurde ein genervter Blick gewechselt, dann richtete sich der Schwarze an Marco: „Hast du ein Schiff hier? Wir könnten nur ein Hotelzimmer anbieten. Oder wir klauen eins.“ Die Entscheidung pro Diebstahl war schnell gefällt, denn Marco war tatsächlich alleine ohne Crew hier gewesen. Auf der Insel war ihr Aussehen nun bekannt und sich ewig verstecken kam nicht in Frage. Und weil ein großer, leuchtender Phönixvogel ziemlich einfach zu erkennen ist, rannten bald drei Gestalten zu Fuß die Hauptstraße hinunter.
„Sagt mal“, keuchte Marco nach einigen hundert Metern zwischen zwei Atemzügen zu ihnen herüber, „Wer seid ihr? Und was habt ihr im Stadion gemacht, ihr wart wohl kaum zur Belustigung dort.“ Lange antwortete ihm keiner, dann ergriff Agares das Wort: „Nein, waren wir nicht. Uns gehört die Show. Wir sind Faiver.“ „Falls du von ihm gehört hast“, fügte Gadei noch eilig hinzu, „Er wird steckbrieflich gesucht. Ags erstes Kopfgeld und es ist so lächerlich niedrig“, stichelte er gutgelaunt und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Mit einem finsteren Blick brachte sein Partner das Geräusch zum Erliegen. Marco konnte dem Gespräch der beiden kaum folgen, umso mehr kam es ihm entgegen, dass sich ihnen in diesem Moment das Rund der Hafenbucht eröffnete und ihm einen Augenblick gewährte, sich zu sammeln. „Moment, ‘wir‘ sind Faiver?“ Wieder trat erst Stille ein. Seine Begleiter schienen irgendwie eine Absprache zu treffen, wie tief man ihn in die persönlichen Geschicke einweihen sollte. Er musste sich eingestehen, dass diese beiden Kerle, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, eine beinahe totgeglaubte Neugier in ihm entfachten. „Ja, nun. Du hast sicher gemerkt, dass wir reichlich, äh, gegensätzlich erscheinen, oder?“, fing Gadei an, „Ich sag es mal so: Das kommt nicht von ungefähr.“ Damit war die Erklärung abgeschlossen und mit breitem Lächeln wandte sich der Blonde den ankernden Schiffen zu, denn bald würde die Marine eintreffen und dann täten sie gut daran, einige Meter Wasser zwischen sich zu bringen.
Wie sich herausstellte, waren allerdings nur wenige der anliegenden Boote für eine Mannschaft von gerade einmal drei Mann ausgelegt. Hauptsächlich waren hier welche der oberen Größenordnung mit zwei bis drei Masten an den hölzernen Docks vertaut, dazwischen wippten Freizeitboote der wohlhabenderen Bevölkerung, die sich wenig für eine Flucht der Marke Hals über Kopf eigneten. Die ohnehin eilige Suche verschärfte sich noch weiter, als das Getrappel der herbeistürmenden Soldaten in Hörweite kam. Hastig rief Gadei: „Hier! Das können wir nehmen“, als er an einem der äußeren Docks nahe der Buchtöffnung ein passendes Gefährt gefunden hatte. Es handelte sich um ein hölzernes Segelboot, das kaum größer war als das Hotelzimmer, in dem die beiden auf Octer Eight residiert hatten. Der kaum acht Meter hohe Mast führte nicht näher identifizierbare gelbe Segel, überschattete aber trotzdem das gesamte Deck und ihm gegenüber war eine beschauliche Kajüte errichtet, auf deren Dach das Steuerrad bewegungslos auf seinen Herren wartete. Auffällig war der Rumpf, den auf halber Höhe angebrachte zackige Blitze zierten, die aufwendig in das Holz eingelassen worden waren. Diese merkwürdige Eigenart unterstrichen zudem die gekreuzten Blitze, die statt einer herkömmlichen Gallionsfigur die Schiffsfront markierten. Allerdings konnte sich in der Eile und Finsternis niemand einen genaueren Reim auf die eigenartigen Strukturen am Schiff machen, sodass man schlicht beschloss, abzulegen und diese Sorgen auf den nächsten Tag zu verschieben.
Gadei hatte schon alle Taue gelöst und stand in gefälscht erfahrener Pose am Steuerrad, als Marco an Bord sprang; Agares schwebte in seiner furchteinflößenden Skelettform kaum erkennbar über dem Boot und hielt nach ihren Verfolgern Ausschau. Missmutig betrachtete Marco die Erscheinung über ihm. „Damit werde ich mich so schnell wohl nicht zurecht finden“, gestand er. Er schüttelte Kopf, als wolle er den Gedanken förmlich von sich werfen: „Aber das muss ich auch nicht. Gadei?“ „Jo?“, rief der Angesprochene wie immer freudig zurück. „Habt ihr ein Ziel? Ich würde mich sonst auf der nächsten Insel von euch trennen und zurück zu meinen Leuten.“ „Ist gut“, genehmigte der Steuermann unbeschwert, während er das Boot vom Steg weg in Richtung offene See manövrierte. Marco erschrak kurz, als neben ihm plötzlich wieder in seiner ausgemergelten Menschengestalt Agares stand und verkündete: „Es gibt Ärger. Da draußen schippert schon ein Marinekreuzer, der wartet nur auf uns. Wer will ihn versenken?“ Keiner der Passagiere wusste, wer auf Octer Eight das Oberkommando über die Streitkräfte der Gerechtigkeit hatte, doch es machte sich auch niemand Sorgen darum. Womöglich war er gar nicht an Board. „Wie wär‘s mit dir Gad? Oder bist du zu blöd, deine Teufelsfrucht anzuwenden?“ Gadei blickte ertappt zu Boden. „Ja, äh“, stammelte er verlegen, „ich weiß nicht. Wie findet man denn heraus, was man kann?“ „Indem man ins Wasser springt“, erwiderte Agares zynisch. „Ich mach es ja schon selbst.“
Versenken war vielleicht etwas hoch gegriffen, befand der Mann, der zu diesem Zeitpunkt der Nacht kaum noch sichtbar war. Einen Dartpfeil mit derartiger Explosionskraft hatte er aktuell nicht, alles was er besaß, würde kaum den massiven Rumpf eines Schlachtschiffs durchschlagen. Aber es gab Mittel und Wege, auch ohne solch robuste Methoden das nötige Chaos auszulösen. Mit diesen Worten löste sich seine Menschlichkeit erneut auf und er schwebte auf direktem Wege hinweg über die Buchtöffnung und dem gewaltigen Schiff entgegen, das in dieser Finsternis bedrohlich nach Futter für seine Kanonen Ausschau hielt. Doch die Dunkelheit war sein Element.
Kapitel 5: Zu neuen Ufern
Kapitel 6: Auf hoher See
Kapitel 7: Seht und staunt
In dem eben verlinkten Post finden sich auch die 'Tales from the Grandline' - eine Kurzgeschichtensammlung, die ähnlich der eigentlichen Geschichte noch in ihren Kinderschuhen steckt, aber sicher noch Zuwachs verzeichnen wird. Die Geschichten dort haben nicht immer One Piece Bezug, sondern dienen mir einfach als Möglichkeit, meine kreativen Auswürfe irgendwo zu sammeln und zu veröffentlichen. Wer jedoch Bezug zu One Piece oder sogar dem Duell um die Grandline zu erkennen meint, der ist nicht automatisch im Unrecht, gut möglich, dass da unter der Hand mal etwas in die Story eingeflochten wird, oder auch andere One Piece Charaktere irgendwie verwendet werden.
Ich hatte es ja bereits im Ankündigungsthread erwähnt, dass ich gerne wieder eine kleinere FanFiction starten würde, und auch wenn ich leider keinen Coautoren gewinnen konnte, möchte ich doch mal wieder etwas schöpferisch tätig werden. Das hängt auch damit zusammen, dass ich in nächster Zeit vermutlich unendlich viel Freizeit und Langeweile haben werde. Man kann nur hoffen, dass die Motivation hält.
Zunächst muss klargestellt werden, dass es sich hierbei um keine großartig zusammenhängende Story handeln soll. Der Fokus soll auf Unterhaltung liegen und damit es mir selbst nicht zu monoton wird mit dieser Show, lasse ich mir das Hintertürchen auf, mehr oder weniger weit von der Realvorlage abzurücken. Wundert euch also nicht über Ungereimtheiten oder Logiklücken. Die sind zwar vielleicht ärgerlich, aber falls ich versuchen würde, sie alle zu schließen, wären die Episoden endlos langweilig.
Damit sind wir auch beim nächsten und letzten inhaltlichen Punkt. Ich werde episodisch erzählen, so wie es bei solchen Shows eben üblich ist. Soll heißen, ein beschriebenes Duell wird über 2 oder 3 Kapitel reichen, dann beginne ich ein neues Duell mit eventuell anderen Charakteren, Schauplätzen, Aufgaben sowieso... Werdet ihr schon merken.
Damit sind wir auch beim nächsten und letzten inhaltlichen Punkt. Ich werde episodisch erzählen, so wie es bei solchen Shows eben üblich ist. Soll heißen, ein beschriebenes Duell wird über 2 oder 3 Kapitel reichen, dann beginne ich ein neues Duell mit eventuell anderen Charakteren, Schauplätzen, Aufgaben sowieso... Werdet ihr schon merken.
Diese Herangehensweise da oben im Spoiler hat sich leider relativ schnell überholt. Ich werde weiterhin hier und da mal eine Show einbauen, aber es soll dann doch eine Handlung abseits der Bühne im Fokus stehen.
Zuletzt muss ich wohl noch die obligatorische Bitte um ehrliche Kritik, egal ob positiv oder negativ, äußern. Achja, und ihr dürft euch gerne Dinge für die Show wünschen, ich schaue dann, was sich machen lässt. Dazu gehört auf Hinweis von Hugo ab jetzt auch der Wunsch nach einem Gastbeitrag. Also wenn ihr mal eine eigene Idee selbst ausarbeiten wollt: Nur zu. Hier folgt dann jetzt praktisch die Premiere und der Einstieg in das erste Duell.
„Guten Abend Ladies and Gentlemen und ein herzliches Willkommen zur bedeutendsten Show des Archipels, hier ist ‚Das Duell um die Grandline‘!“ Über den tosenden Applaus hinweg, der sich nun im umfunktionierten Gebäude der Human Auction erhob, fügte der Kommentator mit beinahe schreiender Stimme hinzu: „Und hier ist der Mann, der Sie durch den Abend geleiten wird, ihr Moderator, hier ist Misteeeeer Diskooooo!“ Unter den Applaus mischten sich nun erste Jubelschreie und begeisterte Pfiffe, als die Vorhänge langsam beiseite gezogen wurden und das Bühnenbild preisgaben. Im Zentrum war ein sechseckiger Boxring aufgebaut neben dem mit selbstgefälligem Grinsen der Moderator stand und versuchte mit verständnisvollem Nicken und beruhigenden Handgesten das Publikum in den Griff zu bekommen.
„Vielen Dank, vielen Dank“, übertönte er nach angemessener Zeit den Jubel der Zuschauer. Als die letzten Klatscher verklungen waren, schlug er einen leiseren, bedächtigen Tonfall ein: „Ich will Sie heute entführen in die Welt der ganz Großen unserer Zeit, in ein Duell, dass Ihnen den Atem rauben wird…doch zunächst kommen wir zum Regelwerk.“ Vereinzelte Buh-Rufe wurden laut, die Mr. Disko sofort mit herrischem Blick verstummen ließ. „Wir laden hier in unser beschauliches Studio immer genau zwei Kontrahenten aus aller Welt ein, seien es Piraten oder Marines, das ist uns egal. Hier wird spielerisch das Duell um die Grandline ausgetragen, da müssen auch die leidigen Familienfehden einmal ruhen. Unsere beiden Stars werden dann in einer Art Best-Of-Three entscheiden, wem der Titel des Grandmeisters zusteht. Die ersten beiden Aufgaben stellen sie sich dabei gegenseitig, die finale dritte Aufgabe ist ein direktes Duell, dass unser bescheidenes Team sich erdacht hat. Was Sie noch wissen sollten: Falls einer der Kandidaten die Aufgabe seines Gegners nicht besteht, so entfällt auch das direkte Duell und derjenige, der bestanden hat, wird Grandmeister.“
Nachdem Mr. Disko beim Regelwerk Vorlesen so wie sein Publikum beinahe eingenickt war, entflammte jetzt sein Boulevardgeist: „Genug gelabert! Kommen wir zu unseren heutigen Kandidaten.“ Plötzlich waren die Zuschauer wieder da und spendeten mit Vorfreude einen gigantischen Beifall. Wann bekamen sie schon mal die großen Nummern der Welt zu Gesicht? Alles, was sie kannten, waren marodierende und zechende Piratenflegel, die ihrem Verhängnis in der Neuen Welt entgegenfieberten. Doch so waren die wirklich Namhaften ja nicht. Dies war eine prestigeträchtige Show, die einem die Hochachtung der Zivilisten eintragen konnte und dementsprechend traten auch die Protagonisten auf. Meistens zumindest. So kam es auch, dass die Sendung nicht als übermäßig gefährlich galt und sich auch Familien mit Kindern in den Zuschauerreihen eingefunden hatten. Insbesondere die kleinen waren gespannt, welchen ihrer Helden sie heute aus kürzester Distanz beobachten dürfen würden.
Mr. Disko wandte sich nun mit ausgeweiteten Armen einer der Ringecken zu und setzte mit dröhnender Stimme an: „In der linken Ecke begrüßen wir heute, mit einem Kampfgewicht, das davon abhängt, wie viele seiner Körperteile er gerade dabei hat, einen der Sieben Samurai, den Kopf der Piratendelegationsgesellschaft, hier ist der furchteinflößende Captaaaaaaaiiin Buuuggyy!“ Wie auf ein Stichwort stießen auf einmal meterhohe Flammen aus den Ringecken und tauchten den Saal in ein loderndes Rot. Es ertönte erst ein ohrenbetäubendes Hupen, dann setzte Musik ein. Hinter dem linken Vorhang fuhr gemächlichen Ganges ein tiefschwarz lackiertes Gefährt mit riesiger goldener Front der Marke Buggybau hervor. Auf der dem Publikum zugewandten Seite waren die Worte ‚Macht Platz für eine neue Zeit‘ zu lesen. Das Vehikel hatte kein Dach, nur eine lose Windschutzscheibe hinter der ein Chauffeur lässig im Fahrersitz hing. Auf dem auffällig hohen Heck thronte in erhabener Pose der erste Held des Abends, Buggy der Clown. Er trug einen schwarzen Umhang mit weißem Saum, der so lang war, dass er das Heck des Wagens praktisch restlos bedeckte. Sein Kopf war wie gewöhnlich mit der kennzeichnenden orangen Kapitänsmütze versehrt und in seiner linken Hand hielt der Samurai ein Zeptar dessen Ende das Wappen der sagenumwobenen Piratencrew krönte. Erst als das Gefährt dem brennenden Ring gefährlich nahe kam, erstarben die Flammen, nur um dann unmittelbar vor den Sitzreihen noch dreimal stoßweise emporzuschießen. Als die Zuschauer wieder freie Sicht genossen, stand Buggy der Clown zentral vor ihnen und machte mit seiner Rechten wippende Gesten, die das Publikum zu noch mehr Beifall motivieren sollten, während er mit der Linken das Zeptar rhythmisch auf den Boden stieß.
Irgendwann sah sich Mr. Disko gezwungen, diese Orgie der Selbstinszenierung zu unterbrechen, da sich von alleine kein Ende anzubahnen schien. Etwas unbeholfen schlich er in Richtung des Samurais und versuchte die allgemeine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Erst als er der Regie per hektischer Handbewegung mitteilte, man solle bitte schleunigst die Musik abstellen, nahmen ihn die Zuschauer allmählich wieder wahr und beendeten nach kurzer Zeit ihre Beifallsbekundungen. Der Clown aber schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein und sich schlicht im Rampenlicht zu sonnen, wie es andere am Strand taten. Mr. Disko musste ihn sogar vorsichtig antippen und auf das Voranschreiten der Show hinweisen, bis dieser entsetzt in Richtung seines Platzes im Ring abmarschierte.
„So, hehe“, der Moderator tupfte sich mit einem eleganten Tuch einen Schweißtropfen von der Stirn, „wenn wir dann so weit sind, können wir ja den Kontrahenten willkommen heißen.“ Nachdem seine Stimme eben stetig leiser geworden war, setzte er jetzt mit umso mehr Elan an: „In der rechten Ecke, meine Damen und Herren, ob Sie’s glauben oder nicht, ein gewaltiger Name, so gewaltig, dass die meisten unter Ihnen ihn sich wohl kaum vorstellen können, einer der legendärsten Piraten der Gegenwart und seines Zeichens Mitglied der Vier Kaiser, hier ist das Rothaar, hier ist Shaaaaaanks!“ Im Saal stieg der Lautstärkepegel auf ein ungekanntes Niveau. Jugendliche und Kinder brüllten sich vor Staunen die Lungen raus und die Väter machten ihre Kameraschnecken einsatzbereit. Vereinzelt kollabierten junge Damen. Doch anders als sein Kontrahent war der Kaiser reifer im Umgang mit solchen Situationen. Er ließ sich Zeit, viel Zeit. Langsam verwandelten sich die begeisterten Blicke in fragende und die Hände brachen das Klatschen ab. Mr. Disko schaute verunsichert hinter den rechten Vorhang, doch erkennen konnte er dort nichts. Auch dem Clown war anzusehen, wie sich Wut in Verwirrung und bald in Triumph verwandelte. Im Gesicht des Moderators zeichneten sich Schweißausbrüche ab.
„Ähh, das äh kann ich“ – Hicks. Sein Blick schnellte in Richtung des Geräusches. Irgendwo im Dunkel hinter dem Vorhang ertönte plötzlich ein unüberhörbares Rülpsen. Mr. Disko überkam das nackte Grauen und Buggys Augen verselbstständigten sich, als nun eine kleine aber kräftige Gestalt sichtbar wurde, die taumelnd den Weg auf die Bühne suchte. Der Schemen entpuppte sich im Rampenlicht, in das er soeben stolperte, als durchaus bizarr. Zum einen trug der Herr einen Anzug und eine Aktentasche unterm linken Arm, dazu hatte er eine Melone aufgesetzt. Zum anderen aber war er offensichtlich sturzbetrunken, sogar seine Flasche Absalomvodka hatte er mitgebracht. Sein Gesicht zierte ein beachtlicher rot-orangener Schnauzer der von einer noch beachtlicheren Nase überschattet wurde; Die Augen schielten leer im Raum umher. „Ich, hicks, bin der Generaskretä, hicks“, es schien als sammelte er all seine verbliebene Konzentration, „Generalsekretär so, hicks, des Herrn Shanks.“ Stolz auf seine Leistung genehmigte er sich einen Schluck. „Und ich soll Ihnen, hicks, sagen, hicks, der Herr Shanks ist be- ähh, hicks, verhindert.“ Bei diesen Worten reckte er als Zeichen der vollbrachten Ankündigung die Flasche in die Luft und schwankte einige Meter zum Boxring. Als er - wie auch immer er das schaffte – bemerkte, dass ihn im Studio um die 300 Augenpaare entgeistert anstarrten, fügte er noch beschwichtigend hinzu: „Aber keine Angst, hicks, für heute Abend soll ich den, hicks, Herrn vertreten. Er, hicks, hat seinen nüchternsten Mann geschickt. Hicks.“
Mr. Disko war zwar geschockt, doch als Profi begriff er natürlich, show must go on. Bei Buggy sah das schon anders aus. Sein Oberkörper diskutierte im Off erregt mit dem Produzenten der Sendung über die Unrechtmäßigkeit dieser Ereignisse, während seine Beine wie die eines eingeschnappten Kindes auf den Ringboden stampften. Er entschuldigte sich für eine Sekunde von seinem Publikum und machte sich auf die Suche nach seinem Stargast, nur um wenige Minuten später mit dem widerwilligen Clown im Schlepptau wieder auf der Bühne zu erscheinen. Und das gerade als der ‚Sekretär‘ dabei war, dem Publikum einen der angeblich topaktuellen Hits der Neuen Welt beizubringen. Schade. Mit einiger Mühe unterbrach er das skurrile Schauspiel und schaffte die beiden Duellanten in ihre Ringecken, wo der eine beleidigt schmollte und der andere vor sich hin summend die Bequemlichkeit des Ringbodens auslotete. Komischerweise schienen die Zuschauer sogar relativ belustigt gewesen zu sein von diesem zwergenhaften Gauner, der im Begriff war ihm, dem großen Mr. Disko, die Show zu stehlen. Doch das wusste er zu toppen, denn schließlich waren ja im Voraus zwei Filmchen gedreht worden, die die Aufgaben der Kontrahenten dokumentierten. Er konnte es nicht eilig genug haben, als er nun dem Publikum ankündigte: „Und hier folgt nun Captain Buggys Aufgabe für Rothaar Shanks, hehe.“ Eine Leinwand wurde ratternd von der Decke heruntergelassen und ein Film begann zu spielen.
„Vielen Dank, vielen Dank“, übertönte er nach angemessener Zeit den Jubel der Zuschauer. Als die letzten Klatscher verklungen waren, schlug er einen leiseren, bedächtigen Tonfall ein: „Ich will Sie heute entführen in die Welt der ganz Großen unserer Zeit, in ein Duell, dass Ihnen den Atem rauben wird…doch zunächst kommen wir zum Regelwerk.“ Vereinzelte Buh-Rufe wurden laut, die Mr. Disko sofort mit herrischem Blick verstummen ließ. „Wir laden hier in unser beschauliches Studio immer genau zwei Kontrahenten aus aller Welt ein, seien es Piraten oder Marines, das ist uns egal. Hier wird spielerisch das Duell um die Grandline ausgetragen, da müssen auch die leidigen Familienfehden einmal ruhen. Unsere beiden Stars werden dann in einer Art Best-Of-Three entscheiden, wem der Titel des Grandmeisters zusteht. Die ersten beiden Aufgaben stellen sie sich dabei gegenseitig, die finale dritte Aufgabe ist ein direktes Duell, dass unser bescheidenes Team sich erdacht hat. Was Sie noch wissen sollten: Falls einer der Kandidaten die Aufgabe seines Gegners nicht besteht, so entfällt auch das direkte Duell und derjenige, der bestanden hat, wird Grandmeister.“
Nachdem Mr. Disko beim Regelwerk Vorlesen so wie sein Publikum beinahe eingenickt war, entflammte jetzt sein Boulevardgeist: „Genug gelabert! Kommen wir zu unseren heutigen Kandidaten.“ Plötzlich waren die Zuschauer wieder da und spendeten mit Vorfreude einen gigantischen Beifall. Wann bekamen sie schon mal die großen Nummern der Welt zu Gesicht? Alles, was sie kannten, waren marodierende und zechende Piratenflegel, die ihrem Verhängnis in der Neuen Welt entgegenfieberten. Doch so waren die wirklich Namhaften ja nicht. Dies war eine prestigeträchtige Show, die einem die Hochachtung der Zivilisten eintragen konnte und dementsprechend traten auch die Protagonisten auf. Meistens zumindest. So kam es auch, dass die Sendung nicht als übermäßig gefährlich galt und sich auch Familien mit Kindern in den Zuschauerreihen eingefunden hatten. Insbesondere die kleinen waren gespannt, welchen ihrer Helden sie heute aus kürzester Distanz beobachten dürfen würden.
Mr. Disko wandte sich nun mit ausgeweiteten Armen einer der Ringecken zu und setzte mit dröhnender Stimme an: „In der linken Ecke begrüßen wir heute, mit einem Kampfgewicht, das davon abhängt, wie viele seiner Körperteile er gerade dabei hat, einen der Sieben Samurai, den Kopf der Piratendelegationsgesellschaft, hier ist der furchteinflößende Captaaaaaaaiiin Buuuggyy!“ Wie auf ein Stichwort stießen auf einmal meterhohe Flammen aus den Ringecken und tauchten den Saal in ein loderndes Rot. Es ertönte erst ein ohrenbetäubendes Hupen, dann setzte Musik ein. Hinter dem linken Vorhang fuhr gemächlichen Ganges ein tiefschwarz lackiertes Gefährt mit riesiger goldener Front der Marke Buggybau hervor. Auf der dem Publikum zugewandten Seite waren die Worte ‚Macht Platz für eine neue Zeit‘ zu lesen. Das Vehikel hatte kein Dach, nur eine lose Windschutzscheibe hinter der ein Chauffeur lässig im Fahrersitz hing. Auf dem auffällig hohen Heck thronte in erhabener Pose der erste Held des Abends, Buggy der Clown. Er trug einen schwarzen Umhang mit weißem Saum, der so lang war, dass er das Heck des Wagens praktisch restlos bedeckte. Sein Kopf war wie gewöhnlich mit der kennzeichnenden orangen Kapitänsmütze versehrt und in seiner linken Hand hielt der Samurai ein Zeptar dessen Ende das Wappen der sagenumwobenen Piratencrew krönte. Erst als das Gefährt dem brennenden Ring gefährlich nahe kam, erstarben die Flammen, nur um dann unmittelbar vor den Sitzreihen noch dreimal stoßweise emporzuschießen. Als die Zuschauer wieder freie Sicht genossen, stand Buggy der Clown zentral vor ihnen und machte mit seiner Rechten wippende Gesten, die das Publikum zu noch mehr Beifall motivieren sollten, während er mit der Linken das Zeptar rhythmisch auf den Boden stieß.
Irgendwann sah sich Mr. Disko gezwungen, diese Orgie der Selbstinszenierung zu unterbrechen, da sich von alleine kein Ende anzubahnen schien. Etwas unbeholfen schlich er in Richtung des Samurais und versuchte die allgemeine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Erst als er der Regie per hektischer Handbewegung mitteilte, man solle bitte schleunigst die Musik abstellen, nahmen ihn die Zuschauer allmählich wieder wahr und beendeten nach kurzer Zeit ihre Beifallsbekundungen. Der Clown aber schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein und sich schlicht im Rampenlicht zu sonnen, wie es andere am Strand taten. Mr. Disko musste ihn sogar vorsichtig antippen und auf das Voranschreiten der Show hinweisen, bis dieser entsetzt in Richtung seines Platzes im Ring abmarschierte.
„So, hehe“, der Moderator tupfte sich mit einem eleganten Tuch einen Schweißtropfen von der Stirn, „wenn wir dann so weit sind, können wir ja den Kontrahenten willkommen heißen.“ Nachdem seine Stimme eben stetig leiser geworden war, setzte er jetzt mit umso mehr Elan an: „In der rechten Ecke, meine Damen und Herren, ob Sie’s glauben oder nicht, ein gewaltiger Name, so gewaltig, dass die meisten unter Ihnen ihn sich wohl kaum vorstellen können, einer der legendärsten Piraten der Gegenwart und seines Zeichens Mitglied der Vier Kaiser, hier ist das Rothaar, hier ist Shaaaaaanks!“ Im Saal stieg der Lautstärkepegel auf ein ungekanntes Niveau. Jugendliche und Kinder brüllten sich vor Staunen die Lungen raus und die Väter machten ihre Kameraschnecken einsatzbereit. Vereinzelt kollabierten junge Damen. Doch anders als sein Kontrahent war der Kaiser reifer im Umgang mit solchen Situationen. Er ließ sich Zeit, viel Zeit. Langsam verwandelten sich die begeisterten Blicke in fragende und die Hände brachen das Klatschen ab. Mr. Disko schaute verunsichert hinter den rechten Vorhang, doch erkennen konnte er dort nichts. Auch dem Clown war anzusehen, wie sich Wut in Verwirrung und bald in Triumph verwandelte. Im Gesicht des Moderators zeichneten sich Schweißausbrüche ab.
„Ähh, das äh kann ich“ – Hicks. Sein Blick schnellte in Richtung des Geräusches. Irgendwo im Dunkel hinter dem Vorhang ertönte plötzlich ein unüberhörbares Rülpsen. Mr. Disko überkam das nackte Grauen und Buggys Augen verselbstständigten sich, als nun eine kleine aber kräftige Gestalt sichtbar wurde, die taumelnd den Weg auf die Bühne suchte. Der Schemen entpuppte sich im Rampenlicht, in das er soeben stolperte, als durchaus bizarr. Zum einen trug der Herr einen Anzug und eine Aktentasche unterm linken Arm, dazu hatte er eine Melone aufgesetzt. Zum anderen aber war er offensichtlich sturzbetrunken, sogar seine Flasche Absalomvodka hatte er mitgebracht. Sein Gesicht zierte ein beachtlicher rot-orangener Schnauzer der von einer noch beachtlicheren Nase überschattet wurde; Die Augen schielten leer im Raum umher. „Ich, hicks, bin der Generaskretä, hicks“, es schien als sammelte er all seine verbliebene Konzentration, „Generalsekretär so, hicks, des Herrn Shanks.“ Stolz auf seine Leistung genehmigte er sich einen Schluck. „Und ich soll Ihnen, hicks, sagen, hicks, der Herr Shanks ist be- ähh, hicks, verhindert.“ Bei diesen Worten reckte er als Zeichen der vollbrachten Ankündigung die Flasche in die Luft und schwankte einige Meter zum Boxring. Als er - wie auch immer er das schaffte – bemerkte, dass ihn im Studio um die 300 Augenpaare entgeistert anstarrten, fügte er noch beschwichtigend hinzu: „Aber keine Angst, hicks, für heute Abend soll ich den, hicks, Herrn vertreten. Er, hicks, hat seinen nüchternsten Mann geschickt. Hicks.“
Mr. Disko war zwar geschockt, doch als Profi begriff er natürlich, show must go on. Bei Buggy sah das schon anders aus. Sein Oberkörper diskutierte im Off erregt mit dem Produzenten der Sendung über die Unrechtmäßigkeit dieser Ereignisse, während seine Beine wie die eines eingeschnappten Kindes auf den Ringboden stampften. Er entschuldigte sich für eine Sekunde von seinem Publikum und machte sich auf die Suche nach seinem Stargast, nur um wenige Minuten später mit dem widerwilligen Clown im Schlepptau wieder auf der Bühne zu erscheinen. Und das gerade als der ‚Sekretär‘ dabei war, dem Publikum einen der angeblich topaktuellen Hits der Neuen Welt beizubringen. Schade. Mit einiger Mühe unterbrach er das skurrile Schauspiel und schaffte die beiden Duellanten in ihre Ringecken, wo der eine beleidigt schmollte und der andere vor sich hin summend die Bequemlichkeit des Ringbodens auslotete. Komischerweise schienen die Zuschauer sogar relativ belustigt gewesen zu sein von diesem zwergenhaften Gauner, der im Begriff war ihm, dem großen Mr. Disko, die Show zu stehlen. Doch das wusste er zu toppen, denn schließlich waren ja im Voraus zwei Filmchen gedreht worden, die die Aufgaben der Kontrahenten dokumentierten. Er konnte es nicht eilig genug haben, als er nun dem Publikum ankündigte: „Und hier folgt nun Captain Buggys Aufgabe für Rothaar Shanks, hehe.“ Eine Leinwand wurde ratternd von der Decke heruntergelassen und ein Film begann zu spielen.
Seufzend hielt Shanks sich einen kleinen Spiegel vor die Nase. Er hatte symmetrisch zu den Narben über dem linken Auge noch welche auf der anderen Seite aufgemalt und zudem ein paar verwegene Bemalungen auf den Wangen und am Kinn angebracht. Und er hatte sich die Haare blau gefärbt. Dazu hatte er sein Schwert abgelegt und auch seinen schönen schwarzen Umhang. Stattdessen trug er jetzt einfache Sandalen, einen Rock aus Laubblättern und eine Feder im Haar. Um seinen Hals baumelte eine Kette, die originellerweise kein Edelstein, sondern ein erstaunlich schwerer Totenkopf zierte. Seinen gewöhnungsbedürftigen Zustand hatte er den Instruktionen zu verdanken, die ihn in der Kaisersuite des Absaladlons - seiner Unterkunft vor Ort - erwartet hatten. Im Prinzip besagten diese nichts weiter, als dass er in diesem Aufzug um 22:00 Uhr am Samstagabend vor der Halle von Dock 1 erscheinen sollte, alles Weitere würde er hier von einem Freund Buggys erfahren. Er wollte gerade die Initiative ergreifen und sich eigenmächtig den gigantischen Toren nähern, aus denen seit geraumer Zeit mächtige Bässe wummerten, als sich eine der kleineren Seitentüren öffnete. Heraus kam ein blonder Mann mit Fliegerbrille und Jeanshemd, der genüsslich Zigarre rauchte und einen kleinen schwarzen Umschlag in der Hand hielt. Er kam schnurstracks auf den umkostümierten Kaiser zu und konnte schon bald nicht mehr an sich halten: „Hahahaha, Du siehst ja lächerlich aus, haha. Was hast Du Dir denn dabei gedacht, hahaha?“ „Schnauze“, murmelte der Blauhaarige halbherzig. Als nach geraumer Zeit der Lachanfall des Boten abebbte, kam er allmählich zur Sache und räusperte sich: „Ahöm, ich vergesse meine Manieren. Mein Name ist Pauly, ich soll Dir das hier geben.“ Mit diesen Worten überreichte er Shanks den Umschlag. Unter den belustigten bis neugierigen Blicken seines Gegenübers öffnete er diesen, entnahm den Brief und las:
Also gut, reingehen, Schatzkarte finden, abhauen. Klingt machbar. Der frisch erwählte Häuptling atmete tief durch und setzte sich in Bewegung, wobei die Schädelkette regelmäßig gegen seine Brust wippte. Mit dem schadenfroh grinsenden Pauly im Schlepptau betrat er die umdekorierte Lagerhalle und wurde von der irrsinnigen Lautstärke förmlich erschlagen. Ein riesiges Stroboskop tauchte die zentrale Tanzfläche abwechselnd in alle erdenklichen Farben, an der rechten Wand war eine langgezogen Theke aufgebaut worden und im hinteren Bereich der ebenso langgezogenen Halle befand sich ein Art Lounge, in der gemütlich rauchende und cocktailschlürfende Herren und aufreizend angezogene Damen auf zahlreichen Sofas platzgenommen hatten. Shanks wollte soeben in Richtung Bar gehen, als sich ihm ein vornehm angezogener Mann mit ebenfalls blauen Haaren näherte, der sich schnell als sein Gastgeber herausstellte. „Seit wann trägt man denn im Dschungel blau?“, fragte er amüsiert. „Öh, schon länger“, wich der anderen Blauhaarige gekonnt schwammig aus. Das war nicht gut, seine Tarnung konnte hier binnen Sekunden auffliegen, er brauchte eine Ausrede. Zunächst galt es ein wenig Zeit zu schinden, er brüllte gegen den Lärm an: „Und, was macht das Geschäft? Ich hoffe es geht nicht den Bach runter. Also, Sie verstehen schon, im übertragenen Sinne. Oder muss ich mal wieder eine Lieferung Floße in Auftrag geben, haha?“ „Sind die vom letzten Mal schon hin?“, brüllte Herr Eisberg etwas überrascht zurück. Verwundert über diesen Treffer ins Blaue, entschloss sich der Kaiser zu einem weiteren offensiven Schritt: „Bei der … Schatzsuche sind tatsächlich einige gesunken. Verstehen Sie?“ Als sich im Gesicht seines Gegenübers nichts als Verwirrung abzeichnete, fügte er hinzu: „Ach egal, ich gehe mich mal umsehen, schönen Abend.“ Gut, das war jetzt nicht die ganz feine Art unter Freunden, aber ihm wurde zunehmend unwohl in seinem Aufzug, der die Blicke der anderen Gäste scheinbar magisch anzog.
Auf der Suche nach einem Anhaltspunkt bahnte er sich seinen Weg durch die belustigten Massen. Manche zeigten unverhohlen mit dem Finger auf ihn, andere riefen sogar schamlos allerlei Blödsinn zu ihm rüber. Die Kommentare reichten von „Ich dachte, Haustiere sollten draußen bleiben“ bis hin zu „Endlich jemand, der sich traut seine Andersartigkeit auszuleben“, Shanks hörte kaum hin. So würdevoll, wie es ihm möglich war, durchquerte er die Menge und erreichte irgendwann die etwas ruhigere Lounge im Hinterbereich. Früher einmal hätte er sich hier vielleicht sogar noch amüsieren können, so richtig für Stimmung sorgen. Aber er war auch keine 20 mehr und außerdem nüchtern. Er wollte schon Ausschau nach Pauly halten, um eventuell einen Hinweis aus ihm herauszuquetschen, denn so groß er auch war, er konnte beim besten Willen nichts Verdächtiges ausmachen. Gerade in diesem Moment erhob sich jemand aus den weichen Sofakissen. Er brauchte kein Haki, um zu erahnen, dass Unheil im Verzug war. Die Frau war das weibliche Ebenbild seiner selbst. Nur in authentisch. Dunklere Haut, dunklere Haare und ganz eindeutig mehr Erfahrung im Umgang mit Außenseiterrollen. „Heeey, mein Dugungu ist da“, rief sie mit starkem Akzent verführerisch zu ihm herüber. Das ist doch nicht dein verdammter Ernst, Buggy. Natürlich flog der Schwindel sofort auf, als die Fremde näher kam. „Warte mal. Dugungu hat doch grüne Haare! Du bist gar nicht mein Dugungu!“ Er überschlug blitzschnell seine Optionen. Haki. Nein, nicht gegen Zivilisten und erst recht nicht gegen Frauen. Flucht. Dann würde die Aufgabe scheitern und das wäre doch ein bisschen schwach. Sich rausreden. Wahrscheinlich, oder? Er kam zu dem Schluss, dass es das Beste wäre, es einfach auszustehen. „Hör mal -“ „Was hast du mit meinem Dugungu gemacht?“, kreischte die Frau hysterisch und kam mit empörten Schritten und vor Entsetzen geweiteten Augen näher. „Gute Frage“, wollte er gerade erwidern, da versetzte sie ihm auch schon eine schallende Ohrfeige. Er ging gespielt theatralisch zu Boden - hatte er sich beim Fußball abgeschaut - und blieb vorerst liegen. Die Frage nach dem Verbleib des echten Dugungus beantwortete er lieber nicht rational, sondern verließ sich auf Buggys Skrupel. Die folgende Tirade ließ er wortlos über sich ergehen, vielmehr genoss er den Winkel, in dem er die, wie ihm jetzt auffiel, ziemlich ansehnliche Dschungeldame begutachten konnte. Nachdem sie dampfend abmarschiert war, um die Security zu holen, setzte Shanks sich wieder auf und betrachtete die Leute, die sich um ihn herum versammelt hatten, bemüht unschuldig zu wirken.
Er schätzte seine verbleibende Zeit auf wenige Minuten und wollte schon resignierend die Party verlassen, da fiel ihm etwas auf. Da war eine Fliese, direkt am Rand der Menschenmenge, die hatte eine andere Farbe, als das übliche Schwarz. Es war im flackernden Diskolicht schwer zu erkennen, doch als er aufstand und kurz inne hielt, war er sich ziemlich sicher, dass da ein beiges Muster in den Marmor eingearbeitet war. „Entschuldigen Sie, ich muss hier mal kurz, ach, weg da“, sagte er ungeduldig und schob den Mann, der darauf stand beiseite. Tatsächlich, da waren zahlreiche Linien, die entfernt eine Landkarte sein könnten. Sogar Koordinaten standen ganz klein in einer Ecke. Jemand hatte sie mit Kreide darauf gemalt. Ersatzdugungu war zwar nicht restlos überzeugt, doch da ihm die Zeit davon lief, entschied er, dass diese Fliese das Ergebnis seiner Suche sein musste. Ein wenig Haki in die Fingerspitzen und schon hatte er seine Trophäe, auch wenn sie eine nicht zu unterschätzende Stolperfalle hinterließ. Um jedem weiteren Ärger zu entgehen, machte er sich im Eiltempo auf den Weg aus der Halle, als hinter ihm das Getrappel und Gebrüll der ersten Verfolger ertönte. Kurzerhand trat er die riesigen Tore ein und sprang mit dem Stück Marmor unterm Arm über die Trümmer hinaus in die mittlerweile verregneten Straßen von Water Seven. Der Regen wusch erstaunlich schnell seine Maskerade ab und als er sich noch einmal umdrehte, um Tschüss zu sagen, wollte ihn plötzlich niemand mehr verfolgen und er verschwand in der Dunkelheit
Langsam wurde die Leinwand, auf der soeben die überschaubaren Credits zu Ende gegangen waren, wieder eingezogen und nachdem man dem Publikum ausreichend Zeit zum Applaudieren gelassen hatte, schwenkten die Scheinwerfer zu Mister Disko, der sichtlich erfreut darüber war, das Heft des Handelns erfolgreich wiedererobert zu haben, zurück. Es verwunderte ihn nicht, dass er so manchen enttäuschten, sogar sehnsüchtigen Blick auffangen konnte. Shanks hatte einfach Charisma, aber der hier…drei Promille. Besagter Jemand war im Übrigen auf seiner Suche nach Bequemlichkeit fündig geworden und weilte derzeit wohl im Land der Träume. Auch davon abgesehen, hatte das Bühnenbild aktuell nicht wirklich viel zu bieten, da auch Captain Buggy keine Anstalten machte, seine Schmollpose zu lockern. Er schien eher noch entschlossener wegzugucken, was womöglich an Shanks glücklichem Sieg lag, womöglich aber auch einfach daran, dass er wusste, welche Peinlichkeit von ihm man nun der Öffentlichkeit zu Gemüte führen würde. In der folgenden Halbzeitpause sorgten die Jungs von Breaking Absalom mit ihrer Musik für Abwechslung. Doch Konzerte konnte man jeden Tag sehen, ganz anders als ein Duell zwischen Kaiser und Samurai. Zügig scheuchte man die Musiker wieder von der Bühne und gab dem Pöbel, was er wollte: seine Leinwand.
Buggy war noch ganz außer Atem, von der irrsinnigen Anreise. Was zur Hölle war los mit diesem rothaarigen Möchtegernsurvivalexperten? Ein Knock-Up-Stream? Na immerhin schien der nicht im Mittelpunkt seiner Aufgabe zu stehen. Sein geschundenes Schiff hatte gerade erst an der vorgegebenen Stelle angelegt, aber sein Kampfgeist war bereits verflogen. Was gab es hier zu tun, das seiner persönlichen Widmung bedürfen konnte? Vor ihm erstreckte sich Wald, hinter ihm diese merkwürdige weiße Wolkensee und unter ihm kilometerweise gar nichts. Gerade als er seinem Ärger über diese halsbrecherische Zeitverschwendung Luft machen wollte, klopfte jemand gegen den hölzernen Bug und eine raue Stimme ertönte: „Sie sind dann wohl der Herr Clown? Wir drei sind das Willkommenskomitee und Ihre Begleiter für die nächste Zeit. Kommen Sie doch herunter, dann können wir Ihnen die Herausforderung Ihres Gegners mitteilen.“ Widerwillig stieg der Captain die Holzleiter herab und setzte mit offensichtlichem Unbehagen einen vorsichtigen ersten Schritt auf die Himmelsinsel, während an Board die Mannschaft des Clowns dessen unermüdlichen Erkundergeist und Wagemut bestaunte. Schnaufend nahm er den Brief entgegen, den ihm die Stimme von eben überreichte. Zu ihr gehörte der Körper eines Mannes, den Buggy augenblicklich als Abenteurer abstempelte, was wohl der sonnengebräunten Haut und seiner Aufmachung geschuldet war. Der Mann trug eine kurze olivgrüne Hose, Sandalen, kein Oberteil, aber dafür einen ziemlich großen Cowboyhut. Seine beiden Kollegen wirkten weniger naturverbunden. Der eine trug einen Anzug und schien eine Art Protokollant zu sein, der Dritte hatte allerlei Gepäck auf den Rücken geschnallt und würde vom Alter her ganz gut in die Rolle des Azubis passen. „Ja, danke sehr“, quittierte der Samurai nicht ohne gehässigen Unterton diesen Empfang. Dann entfaltete er den Blick und las:
Hey, Shanks!
Schön, dass Du nach Water Seven gefunden hast. Ist ja nicht selbstverständlich für einen, der nicht mal Unicon aufspüren kann. Passt dir Dein neues Outfit?
Aber, aber, zieh doch nicht so eine griesgrämige Visage. Es gibt einen Grund zu feiern! Ein Bekannter von mir, Herr Eisberg, feiert heute seinen Geburtstag und rate mal, wen er eingeladen hat. Richtig, Stammesführer Malomb Gonlua Dugungu Batamba aus dem Königreich Torino. Und Du darfst ihn ersetzen! Hast du dir immer gewünscht, oder? Endlich ein Mann von Welt sein. Deine Aufgabe dabei? Feiern! Ohne Alkohol, hehe. Achja, und finde die Schatzkarte, die mein Untertan Pauly irgendwo drinnen versteckt hat. Viel Spaß und lass bloß deine Tarnung nicht auffliegen!
Schön, dass Du nach Water Seven gefunden hast. Ist ja nicht selbstverständlich für einen, der nicht mal Unicon aufspüren kann. Passt dir Dein neues Outfit?
Aber, aber, zieh doch nicht so eine griesgrämige Visage. Es gibt einen Grund zu feiern! Ein Bekannter von mir, Herr Eisberg, feiert heute seinen Geburtstag und rate mal, wen er eingeladen hat. Richtig, Stammesführer Malomb Gonlua Dugungu Batamba aus dem Königreich Torino. Und Du darfst ihn ersetzen! Hast du dir immer gewünscht, oder? Endlich ein Mann von Welt sein. Deine Aufgabe dabei? Feiern! Ohne Alkohol, hehe. Achja, und finde die Schatzkarte, die mein Untertan Pauly irgendwo drinnen versteckt hat. Viel Spaß und lass bloß deine Tarnung nicht auffliegen!
Also gut, reingehen, Schatzkarte finden, abhauen. Klingt machbar. Der frisch erwählte Häuptling atmete tief durch und setzte sich in Bewegung, wobei die Schädelkette regelmäßig gegen seine Brust wippte. Mit dem schadenfroh grinsenden Pauly im Schlepptau betrat er die umdekorierte Lagerhalle und wurde von der irrsinnigen Lautstärke förmlich erschlagen. Ein riesiges Stroboskop tauchte die zentrale Tanzfläche abwechselnd in alle erdenklichen Farben, an der rechten Wand war eine langgezogen Theke aufgebaut worden und im hinteren Bereich der ebenso langgezogenen Halle befand sich ein Art Lounge, in der gemütlich rauchende und cocktailschlürfende Herren und aufreizend angezogene Damen auf zahlreichen Sofas platzgenommen hatten. Shanks wollte soeben in Richtung Bar gehen, als sich ihm ein vornehm angezogener Mann mit ebenfalls blauen Haaren näherte, der sich schnell als sein Gastgeber herausstellte. „Seit wann trägt man denn im Dschungel blau?“, fragte er amüsiert. „Öh, schon länger“, wich der anderen Blauhaarige gekonnt schwammig aus. Das war nicht gut, seine Tarnung konnte hier binnen Sekunden auffliegen, er brauchte eine Ausrede. Zunächst galt es ein wenig Zeit zu schinden, er brüllte gegen den Lärm an: „Und, was macht das Geschäft? Ich hoffe es geht nicht den Bach runter. Also, Sie verstehen schon, im übertragenen Sinne. Oder muss ich mal wieder eine Lieferung Floße in Auftrag geben, haha?“ „Sind die vom letzten Mal schon hin?“, brüllte Herr Eisberg etwas überrascht zurück. Verwundert über diesen Treffer ins Blaue, entschloss sich der Kaiser zu einem weiteren offensiven Schritt: „Bei der … Schatzsuche sind tatsächlich einige gesunken. Verstehen Sie?“ Als sich im Gesicht seines Gegenübers nichts als Verwirrung abzeichnete, fügte er hinzu: „Ach egal, ich gehe mich mal umsehen, schönen Abend.“ Gut, das war jetzt nicht die ganz feine Art unter Freunden, aber ihm wurde zunehmend unwohl in seinem Aufzug, der die Blicke der anderen Gäste scheinbar magisch anzog.
Auf der Suche nach einem Anhaltspunkt bahnte er sich seinen Weg durch die belustigten Massen. Manche zeigten unverhohlen mit dem Finger auf ihn, andere riefen sogar schamlos allerlei Blödsinn zu ihm rüber. Die Kommentare reichten von „Ich dachte, Haustiere sollten draußen bleiben“ bis hin zu „Endlich jemand, der sich traut seine Andersartigkeit auszuleben“, Shanks hörte kaum hin. So würdevoll, wie es ihm möglich war, durchquerte er die Menge und erreichte irgendwann die etwas ruhigere Lounge im Hinterbereich. Früher einmal hätte er sich hier vielleicht sogar noch amüsieren können, so richtig für Stimmung sorgen. Aber er war auch keine 20 mehr und außerdem nüchtern. Er wollte schon Ausschau nach Pauly halten, um eventuell einen Hinweis aus ihm herauszuquetschen, denn so groß er auch war, er konnte beim besten Willen nichts Verdächtiges ausmachen. Gerade in diesem Moment erhob sich jemand aus den weichen Sofakissen. Er brauchte kein Haki, um zu erahnen, dass Unheil im Verzug war. Die Frau war das weibliche Ebenbild seiner selbst. Nur in authentisch. Dunklere Haut, dunklere Haare und ganz eindeutig mehr Erfahrung im Umgang mit Außenseiterrollen. „Heeey, mein Dugungu ist da“, rief sie mit starkem Akzent verführerisch zu ihm herüber. Das ist doch nicht dein verdammter Ernst, Buggy. Natürlich flog der Schwindel sofort auf, als die Fremde näher kam. „Warte mal. Dugungu hat doch grüne Haare! Du bist gar nicht mein Dugungu!“ Er überschlug blitzschnell seine Optionen. Haki. Nein, nicht gegen Zivilisten und erst recht nicht gegen Frauen. Flucht. Dann würde die Aufgabe scheitern und das wäre doch ein bisschen schwach. Sich rausreden. Wahrscheinlich, oder? Er kam zu dem Schluss, dass es das Beste wäre, es einfach auszustehen. „Hör mal -“ „Was hast du mit meinem Dugungu gemacht?“, kreischte die Frau hysterisch und kam mit empörten Schritten und vor Entsetzen geweiteten Augen näher. „Gute Frage“, wollte er gerade erwidern, da versetzte sie ihm auch schon eine schallende Ohrfeige. Er ging gespielt theatralisch zu Boden - hatte er sich beim Fußball abgeschaut - und blieb vorerst liegen. Die Frage nach dem Verbleib des echten Dugungus beantwortete er lieber nicht rational, sondern verließ sich auf Buggys Skrupel. Die folgende Tirade ließ er wortlos über sich ergehen, vielmehr genoss er den Winkel, in dem er die, wie ihm jetzt auffiel, ziemlich ansehnliche Dschungeldame begutachten konnte. Nachdem sie dampfend abmarschiert war, um die Security zu holen, setzte Shanks sich wieder auf und betrachtete die Leute, die sich um ihn herum versammelt hatten, bemüht unschuldig zu wirken.
Er schätzte seine verbleibende Zeit auf wenige Minuten und wollte schon resignierend die Party verlassen, da fiel ihm etwas auf. Da war eine Fliese, direkt am Rand der Menschenmenge, die hatte eine andere Farbe, als das übliche Schwarz. Es war im flackernden Diskolicht schwer zu erkennen, doch als er aufstand und kurz inne hielt, war er sich ziemlich sicher, dass da ein beiges Muster in den Marmor eingearbeitet war. „Entschuldigen Sie, ich muss hier mal kurz, ach, weg da“, sagte er ungeduldig und schob den Mann, der darauf stand beiseite. Tatsächlich, da waren zahlreiche Linien, die entfernt eine Landkarte sein könnten. Sogar Koordinaten standen ganz klein in einer Ecke. Jemand hatte sie mit Kreide darauf gemalt. Ersatzdugungu war zwar nicht restlos überzeugt, doch da ihm die Zeit davon lief, entschied er, dass diese Fliese das Ergebnis seiner Suche sein musste. Ein wenig Haki in die Fingerspitzen und schon hatte er seine Trophäe, auch wenn sie eine nicht zu unterschätzende Stolperfalle hinterließ. Um jedem weiteren Ärger zu entgehen, machte er sich im Eiltempo auf den Weg aus der Halle, als hinter ihm das Getrappel und Gebrüll der ersten Verfolger ertönte. Kurzerhand trat er die riesigen Tore ein und sprang mit dem Stück Marmor unterm Arm über die Trümmer hinaus in die mittlerweile verregneten Straßen von Water Seven. Der Regen wusch erstaunlich schnell seine Maskerade ab und als er sich noch einmal umdrehte, um Tschüss zu sagen, wollte ihn plötzlich niemand mehr verfolgen und er verschwand in der Dunkelheit
Langsam wurde die Leinwand, auf der soeben die überschaubaren Credits zu Ende gegangen waren, wieder eingezogen und nachdem man dem Publikum ausreichend Zeit zum Applaudieren gelassen hatte, schwenkten die Scheinwerfer zu Mister Disko, der sichtlich erfreut darüber war, das Heft des Handelns erfolgreich wiedererobert zu haben, zurück. Es verwunderte ihn nicht, dass er so manchen enttäuschten, sogar sehnsüchtigen Blick auffangen konnte. Shanks hatte einfach Charisma, aber der hier…drei Promille. Besagter Jemand war im Übrigen auf seiner Suche nach Bequemlichkeit fündig geworden und weilte derzeit wohl im Land der Träume. Auch davon abgesehen, hatte das Bühnenbild aktuell nicht wirklich viel zu bieten, da auch Captain Buggy keine Anstalten machte, seine Schmollpose zu lockern. Er schien eher noch entschlossener wegzugucken, was womöglich an Shanks glücklichem Sieg lag, womöglich aber auch einfach daran, dass er wusste, welche Peinlichkeit von ihm man nun der Öffentlichkeit zu Gemüte führen würde. In der folgenden Halbzeitpause sorgten die Jungs von Breaking Absalom mit ihrer Musik für Abwechslung. Doch Konzerte konnte man jeden Tag sehen, ganz anders als ein Duell zwischen Kaiser und Samurai. Zügig scheuchte man die Musiker wieder von der Bühne und gab dem Pöbel, was er wollte: seine Leinwand.
Buggy war noch ganz außer Atem, von der irrsinnigen Anreise. Was zur Hölle war los mit diesem rothaarigen Möchtegernsurvivalexperten? Ein Knock-Up-Stream? Na immerhin schien der nicht im Mittelpunkt seiner Aufgabe zu stehen. Sein geschundenes Schiff hatte gerade erst an der vorgegebenen Stelle angelegt, aber sein Kampfgeist war bereits verflogen. Was gab es hier zu tun, das seiner persönlichen Widmung bedürfen konnte? Vor ihm erstreckte sich Wald, hinter ihm diese merkwürdige weiße Wolkensee und unter ihm kilometerweise gar nichts. Gerade als er seinem Ärger über diese halsbrecherische Zeitverschwendung Luft machen wollte, klopfte jemand gegen den hölzernen Bug und eine raue Stimme ertönte: „Sie sind dann wohl der Herr Clown? Wir drei sind das Willkommenskomitee und Ihre Begleiter für die nächste Zeit. Kommen Sie doch herunter, dann können wir Ihnen die Herausforderung Ihres Gegners mitteilen.“ Widerwillig stieg der Captain die Holzleiter herab und setzte mit offensichtlichem Unbehagen einen vorsichtigen ersten Schritt auf die Himmelsinsel, während an Board die Mannschaft des Clowns dessen unermüdlichen Erkundergeist und Wagemut bestaunte. Schnaufend nahm er den Brief entgegen, den ihm die Stimme von eben überreichte. Zu ihr gehörte der Körper eines Mannes, den Buggy augenblicklich als Abenteurer abstempelte, was wohl der sonnengebräunten Haut und seiner Aufmachung geschuldet war. Der Mann trug eine kurze olivgrüne Hose, Sandalen, kein Oberteil, aber dafür einen ziemlich großen Cowboyhut. Seine beiden Kollegen wirkten weniger naturverbunden. Der eine trug einen Anzug und schien eine Art Protokollant zu sein, der Dritte hatte allerlei Gepäck auf den Rücken geschnallt und würde vom Alter her ganz gut in die Rolle des Azubis passen. „Ja, danke sehr“, quittierte der Samurai nicht ohne gehässigen Unterton diesen Empfang. Dann entfaltete er den Blick und las:
Na, Großer?
Als Pirat ist man ja nie wirklich ohne Sorgen, dass weißt du ja sicher. Aber mich quält momentan eine Frage ganz besonders: Wie sehen eigentlich Himmelsinseln von unten aus?
Als Pirat ist man ja nie wirklich ohne Sorgen, dass weißt du ja sicher. Aber mich quält momentan eine Frage ganz besonders: Wie sehen eigentlich Himmelsinseln von unten aus?
Na, Großer?
Als Pirat ist man ja nie wirklich ohne Sorgen, das weißt Du ja sicher. Aber mich quält momentan eine Frage ganz besonders: Wie sehen eigentlich Himmelsinseln von unten aus?
Weil ich selbst leider andernorts restlos eingespannt bin, dachte ich, ich könnte Dir den Gefallen tun, dieses Geheimnis lüften zu dürfen. Dein Unterstützer vor Ort, Mr. Jones, hat jedenfalls schon mal nachgeschaut und Dir Dein Ziel hinterlassen. Frag ihn am besten mal. So, Buggy, die Pflicht ruft. Genieß die Aussicht!
Als Pirat ist man ja nie wirklich ohne Sorgen, das weißt Du ja sicher. Aber mich quält momentan eine Frage ganz besonders: Wie sehen eigentlich Himmelsinseln von unten aus?
Weil ich selbst leider andernorts restlos eingespannt bin, dachte ich, ich könnte Dir den Gefallen tun, dieses Geheimnis lüften zu dürfen. Dein Unterstützer vor Ort, Mr. Jones, hat jedenfalls schon mal nachgeschaut und Dir Dein Ziel hinterlassen. Frag ihn am besten mal. So, Buggy, die Pflicht ruft. Genieß die Aussicht!
Ohne weitere Aufforderung begann Mr. Jones auch schon zu erklären: „Also wie der Herr Shanks angekündigt hat, bin ich eben schon mal unten gewesen und hab Ihnen einen kleinen äh Buzzer angebracht. Er sieht in etwa so aus wie“, er zögerte kurz und blickte nervös zur Seite, „eine große, rote Nase.“ Er wartete kurz ab, ob sich das Gefahrenpotenzial, vor dem er hier gewarnt worden war, noch entfalten würde, und fuhr dann, als sich in Buggys Gesicht statt Zorn nur Geistesabwesenheit abzeichnete, fort: „Wie Sie dort unten hinkommen, ist Ihnen überlassen. Ich zum Beispiel habe einfach die beiden Spitzhacken benutzt, um mir Halt in der Wand zu verschaffen.“ Mit zufriedenem Grinsen schnallte er zwei rostige Picken von seinem Gürtel und hielt sie dem Samurai hin. Mit ungläubig geweiteten Augen begutachtete dieser die Werkzeuge. Wären sie Schiffe, hätte er sie wohl Seelenverkäufer genannt. „Nein, Danke“, lehnte er mit gespielter Dankbarkeit ab, „was haben wir noch im Angebot?“ „Ziemlich viel! Kevin, komm mal her!“ Der Laufbursche trat ein paar Schritte nach vorne und setzte den Rucksack ab, der in etwa genauso groß war, wie er selbst. Verlegen senkte er den Kopf und trat von einem Fuß auf den anderen. „Ach, sei nicht so schüchtern“, beschwichtige ihn Mr. Jones. Dann wandte er sich wieder an Buggy: „Entschuldigt sein Benehmen, er ist ein wenig introvertiert. Aber trotzdem ein Meister seines Fachs! Aus dem Gepäck hier, kann er praktisch alles zusammenzimmern, was Ihr brauchen könntet. Also lasst den Gedanken freien Lauf!“
Einen Schwall Luft ausstoßend ließ sich Captain Buggy zu Boden fallen. Er verschränkte die Beine, stützte einen Ellbogen auf dem Knie ab und sein Kinn wiederum auf der entsprechenden Handfläche. Mit geschlossenen Augen ging er seine Optionen durch. Es boten sich offensichtlich zwei Wege an, von der Seite der Insel oder aber durchs Innere. Bei letzterem stellte sich ihm aber unweigerlich die Frage, wie er das ohne zu sterben durchführen könnte. Es ließe sich zwar ein Loch bohren, aber ohne den Durchbruch absehen zu können, war das doch nicht ganz ungefährlich. Und sein vorzeitiges Ableben konnte er der leidenden Menschheit nicht ohne Gewissensbisse antun. Gut, er könnte sich zusätzlich festbinden lassen, aber er wusste ja nicht einmal, an welcher Stelle man mit dem Bohren ansetzen müsste. Die praktikablere Option blieb also der Versuch vom Rand der Insel ausgehend. Langsam kam ihm eine Idee. Alles, was er brauchte waren ein zwei reißfeste Seile und ein paar zuverlässige Männer aus seiner Crew.
Stolz auf seine Genialität richtete er sich auf und orderte zwei Seile bei Kevin. Er band sich um jedes Bein ein Seil, zurrte es so fest, dass es beinahe schmerzte und ließ vier seiner stämmigsten Seemänner antreten. Jan und Hein und Klaas und Pit teilten sich in Zweiergruppen auf und hielten die Seilenden, nachdem ihr Captain seinen Plan erläutert hatte. Man konnte nur hoffen, dass ihnen die Ehre, Buggy behilflich sein zu dürfen, nicht zu Kopf stieg. „Also, Männer, gut festhalten. In einer Viertelstunde holt ihr mich wieder hoch. Filmt ihr auch alles? Sitzt die GoPro? Nicht, dass dieser einzigartige Beweis meiner Großartigkeit noch verloren geht. Kevin, Trommelwirbel!“ Er holte tief Luft, plusterte sich ein wenig auf, nahm Anlauf und verschwand kopfüber im weißen Meer. An der Oberfläche waren nur noch die Bewunderungsrufe seiner Crew zu hören. Seinen markerschütternden Angstschrei erstickten die Wolken.
Nachdem er mehrfach schmerzhaft gegen die Insel geschwungen war, stellte sich nach einiger Zeit der Ruhezustand ein und die Seile hörten auf zu baumeln. „Aua, ahhh“, Buggy rieb sich behutsam Kopf und Arme, während er versuchte, wieder zu Luft zu kommen. Als er sich traute, seine Augen zu öffnen, überwältigte ihn der Anblick, der sich ihm bot. Unter ihm – tausende Meter freier Fall. Nichts als das Blau des Meeres erstreckte sich soweit sein Blick reichte. Und von hier oben reichte der ziemlich weit. Plötzlich rann etwas Warmes seine Brust hinauf und erreichte bald sein Kinn. Er sah an sich herunter und bemerkte, wie sich ein dunklerer Farbton eine Schneise durch seine Kleidung bahnte. Er hatte sich eingepinkelt und dabei die Schwerkraft vergessen. Mit vor Ekel verzogener Miene presste er die Lippen fest aufeinander und erlebte tatenlos, wie Gesicht und Haare ein gelbliches Bad nahmen.
Sein innerer Zorn und das Bewusstsein der gefilmten Peinlichkeit wichen irgendwann einer gähnenden Leere. Man könnte seinen Zustand jetzt auch als willenslos bezeichnen, so egal war ihm alles geworden. Blamiert hatte er sich ohnehin schon, er würde einfach alle, die ihn auslachten das Fürchten lehren und seinen Ruf wiederherstellen, indem er diese unmögliche Aufgabe bezwang. Also stand jetzt der letzte Teil seines hervorragenden Plans im Vordergrund; Den eigenartigen Knopf hatte er schon problemlos entdeckt. Er war relativ zentral auf der Unterseite der Himmelsinsel positioniert, gerade da, wo die nach unten hin bergförmige Insel ihre Spitze hatte. So löste er also kopfüber seinen tropfenden Oberkörper von den sicheren Beinen und schwebte so nah es ging an der rieselnden Erde entlang. Ein Vorteil seiner geistigen Verfassung war, dass ihm die Leere unter den Füßen nicht mehr zu viel Angst einflößte. So gelangte seine frisch geduschte Hälfte in kurzer Zeit zum Zielort. Er befand sich jetzt gefährlich nahe am Limit seiner Teufelskräfte. Gerade wollte er etwas überhastet den merkwürdigen roten Buzzer betätigen, da fiel ihm eine Gravierung auf der Metallplatte, die ihn im Fels befestigte, auf: Achtung, Seestein.
Sogar auf der Oberseite hörten Jan und Hein und Klaas und Pit den Schrei, den ihr Kapitän ausstieß: „SHAAAAAANKS!“ Sein weiteres Gefluche verlor sich allerdings in den dazwischenliegenden Wolken. Achselzuckend entschied man sich, den plärrenden Buggy wieder hochzuziehen. Nach und nach kam die Gestalt des Samurais wieder an die Oberfläche, sein Gesicht schlug bei jedem „Hau-ruck“ der Seemänner gegen den Stein der Insel. Bald schon war zu beobachten, wie der Pirat dampfend und schimpfend im Kreis rannte und wild gestikulierend aller Hand Leuten mit dem Tod drohte. Auf einmal blieb er stehen und krakeelte: „Warte. Wo ist dieser Mister Jones?“ Doch so laut er auch schrie, der Auftraggeber war verschwunden.
Unter der Leinwand wurde nach und nach wieder das johlende Publikum sichtbar. Auch Mister Disko konnte sich ein dezentes Lachen nicht verkneifen. Weniger dezent hielt es hingegen der Kaiservertreter, der nur noch nach Luft japsend im Ring hin und her kullerte. Captain Buggy, dessen Männer ihm den Film ganz und gar nicht als Blamage auslegten, sondern vielmehr als mutigen Versuch, einer übertriebene, hirnrissiger Aufgabe des Gegners zu bewältigen, stand auf und machte Anstalten, die Bühne zu verlassen. Nach einem flüchtigen Blick auf die Uhr, realisierte auch ihr Gastgeber, dass es an der Zeit war, den Sieger zu ehren… so sehr ihm das auch widerstrebte. Er führte das Mikrofon an die Lippen und brüllte über das Gelächter des Publikums hinweg: „Der Sieger und damit der vorläufige Grandmeister ist: Der Kaiser, Shaaaanks!“ Er lachte kurz und überspielte das bald mit lautem Räuspern: „Wir bedanken uns natürlich bei unserem anderen Teilnehmer, Bu – wo ist er denn?“ Egal, eine hübsche junge Dame brachte schon eine große Flasche Champagner auf die Bühne und stellte sie ein wenig hilflos neben dem in Lachtränen ertrinkenden Sieger des Abends auf den Boden. Bald darauf schlief dieser mit seiner Flasche im Arm ein und aus dem Saal erschallte noch bis spät in die nächtlichen Stunden das Gelächter des Publikums.
Andernorts auf der Grandline gingen allmählich die Lichter aus. Die Menschen schalteten ihre Fernsehschnecken ab, die meisten durchaus amüsiert, manche Kinder etwas enttäuscht, manche aber auch aufgeregt. In Water Seven staunten ein paar weit aufgerissene Augen immer noch über den ersten Beitrag, irgendwo in der Neuen Welt lachte sich ein gewisser Kaiser halbtot und bereute sogar beinahe, nicht persönlich aufgetaucht zu sein. An nicht ganz unbedeutender Stelle biss jemand stocksauer seine Zigarre durch und zerquetschte beim Ausschalten seine Fernbedienung.
Ab hier, also allem, was unter diesen Sätzen steht, ist mit einer mehr oder weniger klassischen, zusammenhängenden Story zu rechnen. Ich werde versuchen, humoristische Elemente beizubehalten (und regelmäßig auch weiterhin Duelle einfließen zu lassen / kann ich aber nicht versprechen), aber seid gewarnt: Jetzt gibt es erst einmal einen Storyeinstieg, der so bisher auch allein stehen könnte, man muss das da oben nicht gelesen haben.
Neue Welt, Marine-Hauptquartier
Offizier Brannew schaute aus dem Fenster und steckte sich eine Zigarette an, um der angestauten Nervosität ein Ventil zu geben. Dies war keineswegs die erste größere Kopfgeldkonferenz unter seiner Leitung, doch vergangene Diskussionen hatten offenbart, wie anstrengend derartige Notwendigkeiten werden konnten, wenn die Emotionen hochkochten und die Meinungen seiner Vorgesetzten aufeinanderprallten. Normalerweise beraumte er für neue Kopfgelder keine umfangreichen Debatten an, denn was die Ausschreibungen betraf, hatte er eine gewissen Vollmacht erhalten. Wenn es aber so viel Gesprächsbedarf gab wie heute, bestanden gewisse Persönlichkeiten innerhalb der Marine auf ihr Mitspracherecht. Prinzipiell fand Brannew das richtig, nicht zuletzt, weil er sonst alleine eine nicht unbedeutende Verantwortung tragen müsste, aber die Konferenzen konnten mitunter sehr nervenaufreibend sein. Um diesem Wunsch nach Partizipation nachzukommen, hatte er also am schwarzen Brett in der Eingangshalle einen entsprechenden Hinweis ausgehängt und den Saal reserviert. Trotz aller Komplikationen, gestand er den Zusammenkünften aber einen beachtlichen Reiz zu, auch wenn nicht absehbar war, wer denn überhaupt erscheinen würde.
Brannew wandte den Blick von den kreisenden Möwen ab und drückte den verbliebenen Kippenstummel in einem der Aschenbecher auf dem langen Tisch in der Mitte des Saals aus. Am hinteren Ende saßen bereits zwei der größten Helden der jüngeren Marinegeschichte. Kekse essend unterhielten sich dort Monkey D. Garp und der ehemalige Flottenadmiral Sengoku in typischerweise völlig unangebrachter Lautstärke über irgendetwas. Er konnte es nicht genau zuordnen, aber sonderlich ernst konnte es sowieso nicht sein, dafür lachte Garp zu häufig. Insgesamt herrschte dadurch und durch das großzügig einfallende Tageslicht eine angenehme Stimmung, auch wenn die Gesichter der übrigen Anwesenden von Anspannung bis Interesse alles widerspiegelten. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass bis zum Anfang der Beratung noch ausreichend Zeit vergehen würde, um die vorbereitete Präsentation noch einmal durchzuschauen. Seufzend machte sich der Offizier an die Arbeit.
Als er pünktlich zu Beginn der Veranstaltung wieder von seiner Arbeit aufsah, hatte sich der Saal merklich gefüllt. Zahlreiche Vizeadmiräle waren zugegen, darunter auch Smoker, und sogar ein Admiral saß mit Würfeln spielend am Tisch. Ein wenig irritiert, weil er diese Konstellation nicht vermutet hätte, richtete sich Brannew auf und schaltete die Projektion an. Zugegebenermaßen waren die ersten Punkte der Tagesordnung noch nicht die wirklich brennenden Fragen, so ging es beispielsweise zuerst um irgendeinen aufstrebenden Rookie, der aus heiterem Himmel aufgetaucht war und die erste Hälfte der Grandline mehr oder minder problemlos überwunden hatte und danach noch um einen ranghohen Revolutionär. Man entschied sich im ersten Fall für 333 Millionen Berry Kopfgeld, beim zweiten musste man in Ermangelung einer greifbaren Identität hinter dem Pseudonym ‚Down‘ auf einen Steckbrief verzichten. Die beiden Fälle waren insgesamt relativ schnell abgearbeitet, doch jetzt würde es spannend werden, wie der Vorsitzende der Veranstaltung wusste. Er schaltete die Präsentationsfolie um und es erschien das Bild eines allseits bekannten Mannes und im Saal wurde Gemurmel laut: „Punkt drei der Tagesordnung: Ex-Marineadmiral Blauer Fasan – Kuzan!“
Wie auf ein Stichwort wurde die Saaltür aufgeschlagen und herein trat mit streitlustiger Miene und Zigarre im Mundwinkel Flottenadmiral Sakazuki. Alles Gemurmel erstarb sogleich wieder, als der rote Hund mit wehendem Mantel und zielstrebigem Schritt zu dem für ihn reservierten Platz marschierte. Die dicken Rauchschwaden, die er hinter sich herzog standen sinnbildlich für die Wandlung der Atmosphäre, die eingetreten war. Das entspannte Klima war auf einmal wie verschwunden, einem sich nähernden Donnergrollen gewichen. „Fahr fort“, knurrte der Admiral aus dem freien Mundwinkel. Brannew versuchte seine Unsicherheit mit allen Mitteln zu unterdrücken, doch wirklich zufrieden war er mit dem Tonfall seiner Stimme nicht: „Sie sind sich alle seiner Marinevergangenheit bewusst und kennen den Grund seines Austritts, nehme ich an?“ Die Frage war rhetorischer Natur. „Wir haben zuletzt noch davon abgesehen, ein Kopfgeld auszustellen. Damals deutete die Faktenlage auf keinerlei gefährliche Aktivitäten hin, sodass ein mögliches Kopfgeld reine Vergeltung wäre und damit nicht angemessen.“ Was er unausgesprochen ließ, war der heftige Disput, den Sakazuki damals vom Zaun gebrochen hatte. Letztendlich hatte er sich nur der beachtlichen Zahl Kuzan gegenüber positiv eingestellten Leuten beugen müssen. „Neuere Entwicklungen belegen aber, dass dies spätestens heute überdacht werden muss. Es gibt Beweise für engeren Kontakt zur Blackbeard-Piratenbande, außerdem wird über mögliche Verbindungen zur Revolutionsarmee spekuliert. Bitte beachten Sie bei der Diskussion sein Insiderwissen über innere Marineangelegenheiten und die erwiesenen Fähigkeiten im Kampf.“ Damit war das Wort übergeben und Brannew blickte erwartungsvoll in die Runde der versammelten Verfechter der Gerechtigkeit.
Lange musste er nicht warten ehe Sakazuki grimmig das Wort ergriff: „Es war schon ein schwerer Fehler, bei der ersten Verhandlung über ein Kopfgeld hinwegzusehen. Der Mann ist eine reelle Gefahr für die Welt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis er sich irgendwem anschließt. Wir machen unsere Gegner stark! 500 Millionen sind das Minimum für diesen Verräter.“ Das Problem an solchen Diskussionen war, dass sich kaum jemand traute, dem Flottenadmiral und seiner Gerechtigkeitsauffassung zu widersprechen. Es war Garp, der nach geraumer Zeit mit einem Schnauben antwortete: „Sie kennen Kuzan doch, der Mann ist kein verdammter Pirat. Ja, vielleicht war sein Verständnis von Gerechtigkeit ein wenig lasch, aber er stand immer gerade, wenn es darauf ankam. Sie meinen nicht im Ernst, Kuzan wird gegen seine alten Freunde und Kollegen vorgehen.“ „Ich habe keine Freunde, die mit Piraten und anderem Abschaum verkehren“, erwiderte der Admiral spöttisch auf diese naive Argumentation. Auf den Gesichtern zeigte sich, wie auch Garp merkte, überwiegend Zustimmung für diese Skepsis. „Dass Sie keine Freunde haben, will ich glauben. Kein Wunder, so wie Sie über jeden denken, der nicht bloß schwarz und weiß teilt.“ Mit unheilvollem Knallen donnerte die Faust des Admirals auf den Tisch nieder. „Hör mal zu, Monkey D. Garp“, er spie den Namen förmlich aus, „es ist unsere Verantwortung, für das Wohl der Bevölkerung zu sorgen. Und wenn wir dem Gesindel in der Neuen Welt eine Macht wie die Kuzans einfach überlassen, dann können wir direkt brandschatzend und mordend durch die Straßen ziehen!“ Es entstand langes Schweigen und ein Duell wütender Blicke. Irgendwann durchschnitt das Geräusch fallender Würfel die angespannte Stille: „400 Millionen Berry“, kam es von Fujitora. In seiner Stimme lag Endgültigkeit.
Brannew fand das Ergebnis angemessen. Es klang zwar nicht so imposant, wie man es Kuzan zutrauen würde, aber auch er sah keinen Hang zu handfesten, bedrohlichen Tendenzen. So war aber durchaus klar, dass die Person als Gefahr eingeordnet wurde und keine Freizügigkeit mehr genießen würde. Nachdem er eine angemessene Zeit abgewartet und das Dokument ausgefüllt hatte, stempelte er es ab und ging den vierten und letzten Punkt der Tagesordnung an. Das sollte eigentlich wieder etwas gemütlicher werden, meinte er. „Es geht um den Herrn Faiver.“ Er hatte die fragenden Blicke schon erahnt und fügte deshalb rasch an: „Er produziert die Fernsehsendung ‚Das Duell um die Grandline‘, vielleicht haben Sie davon Kenntnis genommen. Uns stellt sich die Frage, wie diese Sendung zu bewerten ist. Faiver bietet Piraten eine Plattform, die sie als mutig, bewundernswert, beinahe heroisch stilisiert. Auf unser Anfragen bezüglich der Intention des Formats erhielten wir bis heute keine Antwort. Generell scheint der Mann mehr ein Phantom zu sein. Niemand will ihn je gesehen zu haben, nicht einmal Mister Disko, der Moderator der Show, konnte uns Auskunft geben, als wir ihn verhörten. Kriminelle Machenschaften im Hintergrund sind demnach nicht auszuschließen.“
Das Thema hatte Potenzial, wie Brannew schnell feststellte und damit die Bestätigung fand, dass es richtig gewesen war, diesen Punkt im Plenum zu diskutieren. Bereits nach kurzer Zeit wurde in kleineren Gruppen über Faiver und seine Sendung diskutiert, ohne dass sich ein eindeutiges Meinungsbild abzeichnete. Schließlich machte ein Flottillenadmiral, der ganz offensichtlich ein liberales Bild von der Gerechtigkeit hatte, den Anfang und gab im Forum seine Ansicht wieder. Sachlich schilderte er: „Worum es hier geht, ist eine Grundsatzfrage, nämlich ab wann eine Handlung mit Kopfgeldern geahndet werden darf. Wir haben hier ein klar friedliches, womöglich sogar rein wirtschaftliches Handeln im Mittelpunkt. Was dabei im Konflikt steht, sind zum einen künstlerische Freiheit, zum anderen Gewaltverherrlichung, beziehungsweise Befürwortung und Aufmunterung zur Piraterie. Wir müssen beachten, dass wir im Falle eines Kopfgeldes eine Person, die nicht übermäßig kriminell zu sein scheint, der Gefahr des Todes durch Kopfgeldjäger aussetzen.“ Der Flottillenadmiral setzte sich wieder. Brannew staunte nicht schlecht über diese Darlegung, im Prinzip hatte der Mann seine persönlichen Gedanken eins zu eins getroffen. Dennoch war er sich nicht sicher, ob das reichen würde; Unter Großadmiral Sakazuki war die Marine als Ganzes ein beachtliches Stück konservativer geworden. Ein Vizeadmiral fragte nach den genaueren Vorkommnissen im Vorfeld der Konferenz. „Ich habe wie gesagt versucht, in Kontakt mit Faiver zu treten, aber auch nach mehrmaliger Aufforderung keine Antwort erhalten“, legte Brannew Rechenschaft ab. „Da wir so gut wie keine Informationen über den Mann in Erfahrung bringen konnten, ist davon auszugehen, dass er sich zu schützen weiß. Möglichen Kopfgeldjägern dürfte es da ähnlich ergehen wie uns.“ Der Mehrheit war anzusehen, dass sie unentschlossen waren. Womöglich würde es davon abhängen, welche Marschroute die Höhergestellten vorgeben würden. Er ahnte schon, worauf das hinauslaufen würde, als Sakazuki diese Rolle übernahm: „Ein Phantom also, hä? Wir sind die Gerechtigkeit und nicht so ein Karnevalsverein wie sein Sender.“ Die Verachtung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Machen Sie einen Steckbrief fertig. 15 Millionen Berry. Ich schicke jemanden hin, der mal nachschaut, ob er ihn nicht persönlich übergeben kann.“ Brannew ärgerte sich zwar wegen dieser Inkonsequenz – schließlich war mit dem Revolutionär bei vergleichbarer Faktenlage anders verfahren worden – aber er tröstete sich damit, dass da ja auch Sakazuki noch nicht anwesend war. Dessen letzte Worte, bevor er den Raum verließ, waren schon fast beiläufig: „Die Show ist hiermit abgesetzt und verboten.“
Neue Welt, eine große Stadt auf einer kleinen Insel. Ein Hotelzimmer.
Durch die heruntergelassenen Rollläden fiel das letzte Licht des ersterbenden Tages in das geschmackvoll möblierte Zimmer und punktierte das finstere Innenleben der Suite mit einem orangegelben Flickenteppich. Aus der finstersten Ecke gab ein beinahe antikes Grammophon leise und kratzend Absadeus Mozaloms Urougedämmerungwieder. Hinter dem mächtigen, tiefbraunen Schreibtisch, der den Raum dominierte, saß in einem edlen Ledersessel entspannt zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen eine Gestalt, die Finger im Schoß bedächtig verschränkt. Stünde die Sonne noch höher am Himmel, könnte man ihr Gesicht erkennen, doch so endeten die Lichtpünktchen irgendwo auf ihrer Brust. Hätten sie sich höher gewagt, wären sie in dieser lächerlichen Konzentration ohnehin verloren gewesen. Den Mann umgab eine beängstigend finstere Aura, die Licht von Natur aus abzuweisen schien. Umso erstaunlicher schien es, dass er nicht alleine in diesem Raum saß. Genauer gesagt befanden sich noch zwei weitere mehr oder weniger leicht erkennbare Personen bei ihm. Unterhalb der großen Fenster, hinter denen allmählich die Sonne am Abendhimmel versank, hockte im Schneidersitz das exakte Gegenteil. Ein junger Mann, dessen Ausstrahlung heller und fröhlicher war als jeder süße Sommertag. Er schien das verbleibende Licht förmlich aufzusaugen, so sehr sammelten die Strahlen sich um seine von struppigen blonden Haaren umrahmten weichen Gesichtszüge und die himmelblauen Augen. Die Unschuld selbst schien sich in diesem Hotelzimmer manifestiert zu haben, läge da nicht ein großes, mattschwarzes Schwert mit seltsamen tiefroten Adern im Stahl über seinen Beinen, die nur eine weißgeblümte Badehose mit blauem Grundton vor der messerscharfen Klinge schützte. Das blutige Rot widersprach dem so harmlosen, freundlichen Äußeren des Mannes so sehr, dass man sich unweigerlich fragte, ob dies tatsächlich seine Klinge war. Und tatsächlich, wer genauer hinschaute, konnte mit einiger Anstrengung ein ähnliches Stück finden, dass irgendwo in den Tiefen der Schatten des Zimmers lag. Es erreichten aber keinerlei Lichtreste, sodass seine farbliche Unternote vorerst verborgen blieb.
Es fiel schwer den Blick von diesen Gegenpolen zu wenden, doch tat man es einmal, würde man bald merken, dass der dritte Anwesende nicht freiwillig hier war. Er baumelte an einer der wenig beleuchteten Wände – aufgehängt an einem Dartpfeil. Er schien bewusstlos, aber aus seinem offenstehenden Mund quoll Speichel und seine Gliedmaßen zuckten in unregelmäßigen Abständen. Aus seiner Jacke schwebte gerade ein Papier sanft zu Boden, als die Musik ihren epischen Höhepunkt erreichte und darauf verstummte. Es ertönte eine glockenklare Stimme, hell wie der Tag, der draußen soeben endgültig erloschen war, und unbeschwert: „Endlich ist dieses grausige Gedudel vorbei, da bekommt man ja richtig schlechte Laune.“ Der Schatten im Sessel schien nun zu erwachen: „Es ist Nacht. Wollen wir?“ Die Stimme war unheilvoll, sie ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. In ihr lag das Böse. Als hätte es ein unsichtbares Kommando gegeben, begann der Körper an der Wand zu zappeln. Während die Zuckungen härter wurden und die Augen größer und leerer, bahnten sich Schreie ihren Weg nach draußen. Die Emotionen in ihnen waren nicht zu begreifen. Die meisten waren geprägt von Schmerz, doch es mischte sich Wut unter die kehligen Geräusche. Hass. Er schien gequält zu werden, nahezu besessen zu sein. Als der Körper des schutzlosen Opfers die Grenze der Belastbarkeit weit überschritten hatte, war der Spuk vorbei und Stille kehrte ein. Der Mann in den Schatten ließ eine Faust donnernd auf den Tisch niedergehen; Der andere verkniff sich ein schadenfrohes Lachen. „Wollen wir?“, fragte die Stimme erneut. Nein, sie verlangte es vielmehr. Beschwichtigend hob sein Gegenüber die Hände: „Na, wenn das mal nicht nach hinten losgeht.“ Richtige Angst war in dieser Tonlage nicht vorstellbar und es fanden sich auch bei genauem Hinhören keine Spuren von ihr. In den Schatten hörte man, wie eine Schublade aufgezogen wurde und jemand ihren Inhalt herausnahm. Wenig später flog ein eigenartig geformtes Objekt mit ebenso merkwürdigen wie hypnotisierenden Mustern in Richtung Fenster.
Offizier Brannew schaute aus dem Fenster und steckte sich eine Zigarette an, um der angestauten Nervosität ein Ventil zu geben. Dies war keineswegs die erste größere Kopfgeldkonferenz unter seiner Leitung, doch vergangene Diskussionen hatten offenbart, wie anstrengend derartige Notwendigkeiten werden konnten, wenn die Emotionen hochkochten und die Meinungen seiner Vorgesetzten aufeinanderprallten. Normalerweise beraumte er für neue Kopfgelder keine umfangreichen Debatten an, denn was die Ausschreibungen betraf, hatte er eine gewissen Vollmacht erhalten. Wenn es aber so viel Gesprächsbedarf gab wie heute, bestanden gewisse Persönlichkeiten innerhalb der Marine auf ihr Mitspracherecht. Prinzipiell fand Brannew das richtig, nicht zuletzt, weil er sonst alleine eine nicht unbedeutende Verantwortung tragen müsste, aber die Konferenzen konnten mitunter sehr nervenaufreibend sein. Um diesem Wunsch nach Partizipation nachzukommen, hatte er also am schwarzen Brett in der Eingangshalle einen entsprechenden Hinweis ausgehängt und den Saal reserviert. Trotz aller Komplikationen, gestand er den Zusammenkünften aber einen beachtlichen Reiz zu, auch wenn nicht absehbar war, wer denn überhaupt erscheinen würde.
Brannew wandte den Blick von den kreisenden Möwen ab und drückte den verbliebenen Kippenstummel in einem der Aschenbecher auf dem langen Tisch in der Mitte des Saals aus. Am hinteren Ende saßen bereits zwei der größten Helden der jüngeren Marinegeschichte. Kekse essend unterhielten sich dort Monkey D. Garp und der ehemalige Flottenadmiral Sengoku in typischerweise völlig unangebrachter Lautstärke über irgendetwas. Er konnte es nicht genau zuordnen, aber sonderlich ernst konnte es sowieso nicht sein, dafür lachte Garp zu häufig. Insgesamt herrschte dadurch und durch das großzügig einfallende Tageslicht eine angenehme Stimmung, auch wenn die Gesichter der übrigen Anwesenden von Anspannung bis Interesse alles widerspiegelten. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass bis zum Anfang der Beratung noch ausreichend Zeit vergehen würde, um die vorbereitete Präsentation noch einmal durchzuschauen. Seufzend machte sich der Offizier an die Arbeit.
Als er pünktlich zu Beginn der Veranstaltung wieder von seiner Arbeit aufsah, hatte sich der Saal merklich gefüllt. Zahlreiche Vizeadmiräle waren zugegen, darunter auch Smoker, und sogar ein Admiral saß mit Würfeln spielend am Tisch. Ein wenig irritiert, weil er diese Konstellation nicht vermutet hätte, richtete sich Brannew auf und schaltete die Projektion an. Zugegebenermaßen waren die ersten Punkte der Tagesordnung noch nicht die wirklich brennenden Fragen, so ging es beispielsweise zuerst um irgendeinen aufstrebenden Rookie, der aus heiterem Himmel aufgetaucht war und die erste Hälfte der Grandline mehr oder minder problemlos überwunden hatte und danach noch um einen ranghohen Revolutionär. Man entschied sich im ersten Fall für 333 Millionen Berry Kopfgeld, beim zweiten musste man in Ermangelung einer greifbaren Identität hinter dem Pseudonym ‚Down‘ auf einen Steckbrief verzichten. Die beiden Fälle waren insgesamt relativ schnell abgearbeitet, doch jetzt würde es spannend werden, wie der Vorsitzende der Veranstaltung wusste. Er schaltete die Präsentationsfolie um und es erschien das Bild eines allseits bekannten Mannes und im Saal wurde Gemurmel laut: „Punkt drei der Tagesordnung: Ex-Marineadmiral Blauer Fasan – Kuzan!“
Wie auf ein Stichwort wurde die Saaltür aufgeschlagen und herein trat mit streitlustiger Miene und Zigarre im Mundwinkel Flottenadmiral Sakazuki. Alles Gemurmel erstarb sogleich wieder, als der rote Hund mit wehendem Mantel und zielstrebigem Schritt zu dem für ihn reservierten Platz marschierte. Die dicken Rauchschwaden, die er hinter sich herzog standen sinnbildlich für die Wandlung der Atmosphäre, die eingetreten war. Das entspannte Klima war auf einmal wie verschwunden, einem sich nähernden Donnergrollen gewichen. „Fahr fort“, knurrte der Admiral aus dem freien Mundwinkel. Brannew versuchte seine Unsicherheit mit allen Mitteln zu unterdrücken, doch wirklich zufrieden war er mit dem Tonfall seiner Stimme nicht: „Sie sind sich alle seiner Marinevergangenheit bewusst und kennen den Grund seines Austritts, nehme ich an?“ Die Frage war rhetorischer Natur. „Wir haben zuletzt noch davon abgesehen, ein Kopfgeld auszustellen. Damals deutete die Faktenlage auf keinerlei gefährliche Aktivitäten hin, sodass ein mögliches Kopfgeld reine Vergeltung wäre und damit nicht angemessen.“ Was er unausgesprochen ließ, war der heftige Disput, den Sakazuki damals vom Zaun gebrochen hatte. Letztendlich hatte er sich nur der beachtlichen Zahl Kuzan gegenüber positiv eingestellten Leuten beugen müssen. „Neuere Entwicklungen belegen aber, dass dies spätestens heute überdacht werden muss. Es gibt Beweise für engeren Kontakt zur Blackbeard-Piratenbande, außerdem wird über mögliche Verbindungen zur Revolutionsarmee spekuliert. Bitte beachten Sie bei der Diskussion sein Insiderwissen über innere Marineangelegenheiten und die erwiesenen Fähigkeiten im Kampf.“ Damit war das Wort übergeben und Brannew blickte erwartungsvoll in die Runde der versammelten Verfechter der Gerechtigkeit.
Lange musste er nicht warten ehe Sakazuki grimmig das Wort ergriff: „Es war schon ein schwerer Fehler, bei der ersten Verhandlung über ein Kopfgeld hinwegzusehen. Der Mann ist eine reelle Gefahr für die Welt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis er sich irgendwem anschließt. Wir machen unsere Gegner stark! 500 Millionen sind das Minimum für diesen Verräter.“ Das Problem an solchen Diskussionen war, dass sich kaum jemand traute, dem Flottenadmiral und seiner Gerechtigkeitsauffassung zu widersprechen. Es war Garp, der nach geraumer Zeit mit einem Schnauben antwortete: „Sie kennen Kuzan doch, der Mann ist kein verdammter Pirat. Ja, vielleicht war sein Verständnis von Gerechtigkeit ein wenig lasch, aber er stand immer gerade, wenn es darauf ankam. Sie meinen nicht im Ernst, Kuzan wird gegen seine alten Freunde und Kollegen vorgehen.“ „Ich habe keine Freunde, die mit Piraten und anderem Abschaum verkehren“, erwiderte der Admiral spöttisch auf diese naive Argumentation. Auf den Gesichtern zeigte sich, wie auch Garp merkte, überwiegend Zustimmung für diese Skepsis. „Dass Sie keine Freunde haben, will ich glauben. Kein Wunder, so wie Sie über jeden denken, der nicht bloß schwarz und weiß teilt.“ Mit unheilvollem Knallen donnerte die Faust des Admirals auf den Tisch nieder. „Hör mal zu, Monkey D. Garp“, er spie den Namen förmlich aus, „es ist unsere Verantwortung, für das Wohl der Bevölkerung zu sorgen. Und wenn wir dem Gesindel in der Neuen Welt eine Macht wie die Kuzans einfach überlassen, dann können wir direkt brandschatzend und mordend durch die Straßen ziehen!“ Es entstand langes Schweigen und ein Duell wütender Blicke. Irgendwann durchschnitt das Geräusch fallender Würfel die angespannte Stille: „400 Millionen Berry“, kam es von Fujitora. In seiner Stimme lag Endgültigkeit.
Brannew fand das Ergebnis angemessen. Es klang zwar nicht so imposant, wie man es Kuzan zutrauen würde, aber auch er sah keinen Hang zu handfesten, bedrohlichen Tendenzen. So war aber durchaus klar, dass die Person als Gefahr eingeordnet wurde und keine Freizügigkeit mehr genießen würde. Nachdem er eine angemessene Zeit abgewartet und das Dokument ausgefüllt hatte, stempelte er es ab und ging den vierten und letzten Punkt der Tagesordnung an. Das sollte eigentlich wieder etwas gemütlicher werden, meinte er. „Es geht um den Herrn Faiver.“ Er hatte die fragenden Blicke schon erahnt und fügte deshalb rasch an: „Er produziert die Fernsehsendung ‚Das Duell um die Grandline‘, vielleicht haben Sie davon Kenntnis genommen. Uns stellt sich die Frage, wie diese Sendung zu bewerten ist. Faiver bietet Piraten eine Plattform, die sie als mutig, bewundernswert, beinahe heroisch stilisiert. Auf unser Anfragen bezüglich der Intention des Formats erhielten wir bis heute keine Antwort. Generell scheint der Mann mehr ein Phantom zu sein. Niemand will ihn je gesehen zu haben, nicht einmal Mister Disko, der Moderator der Show, konnte uns Auskunft geben, als wir ihn verhörten. Kriminelle Machenschaften im Hintergrund sind demnach nicht auszuschließen.“
Das Thema hatte Potenzial, wie Brannew schnell feststellte und damit die Bestätigung fand, dass es richtig gewesen war, diesen Punkt im Plenum zu diskutieren. Bereits nach kurzer Zeit wurde in kleineren Gruppen über Faiver und seine Sendung diskutiert, ohne dass sich ein eindeutiges Meinungsbild abzeichnete. Schließlich machte ein Flottillenadmiral, der ganz offensichtlich ein liberales Bild von der Gerechtigkeit hatte, den Anfang und gab im Forum seine Ansicht wieder. Sachlich schilderte er: „Worum es hier geht, ist eine Grundsatzfrage, nämlich ab wann eine Handlung mit Kopfgeldern geahndet werden darf. Wir haben hier ein klar friedliches, womöglich sogar rein wirtschaftliches Handeln im Mittelpunkt. Was dabei im Konflikt steht, sind zum einen künstlerische Freiheit, zum anderen Gewaltverherrlichung, beziehungsweise Befürwortung und Aufmunterung zur Piraterie. Wir müssen beachten, dass wir im Falle eines Kopfgeldes eine Person, die nicht übermäßig kriminell zu sein scheint, der Gefahr des Todes durch Kopfgeldjäger aussetzen.“ Der Flottillenadmiral setzte sich wieder. Brannew staunte nicht schlecht über diese Darlegung, im Prinzip hatte der Mann seine persönlichen Gedanken eins zu eins getroffen. Dennoch war er sich nicht sicher, ob das reichen würde; Unter Großadmiral Sakazuki war die Marine als Ganzes ein beachtliches Stück konservativer geworden. Ein Vizeadmiral fragte nach den genaueren Vorkommnissen im Vorfeld der Konferenz. „Ich habe wie gesagt versucht, in Kontakt mit Faiver zu treten, aber auch nach mehrmaliger Aufforderung keine Antwort erhalten“, legte Brannew Rechenschaft ab. „Da wir so gut wie keine Informationen über den Mann in Erfahrung bringen konnten, ist davon auszugehen, dass er sich zu schützen weiß. Möglichen Kopfgeldjägern dürfte es da ähnlich ergehen wie uns.“ Der Mehrheit war anzusehen, dass sie unentschlossen waren. Womöglich würde es davon abhängen, welche Marschroute die Höhergestellten vorgeben würden. Er ahnte schon, worauf das hinauslaufen würde, als Sakazuki diese Rolle übernahm: „Ein Phantom also, hä? Wir sind die Gerechtigkeit und nicht so ein Karnevalsverein wie sein Sender.“ Die Verachtung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Machen Sie einen Steckbrief fertig. 15 Millionen Berry. Ich schicke jemanden hin, der mal nachschaut, ob er ihn nicht persönlich übergeben kann.“ Brannew ärgerte sich zwar wegen dieser Inkonsequenz – schließlich war mit dem Revolutionär bei vergleichbarer Faktenlage anders verfahren worden – aber er tröstete sich damit, dass da ja auch Sakazuki noch nicht anwesend war. Dessen letzte Worte, bevor er den Raum verließ, waren schon fast beiläufig: „Die Show ist hiermit abgesetzt und verboten.“
Neue Welt, eine große Stadt auf einer kleinen Insel. Ein Hotelzimmer.
Durch die heruntergelassenen Rollläden fiel das letzte Licht des ersterbenden Tages in das geschmackvoll möblierte Zimmer und punktierte das finstere Innenleben der Suite mit einem orangegelben Flickenteppich. Aus der finstersten Ecke gab ein beinahe antikes Grammophon leise und kratzend Absadeus Mozaloms Urougedämmerungwieder. Hinter dem mächtigen, tiefbraunen Schreibtisch, der den Raum dominierte, saß in einem edlen Ledersessel entspannt zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen eine Gestalt, die Finger im Schoß bedächtig verschränkt. Stünde die Sonne noch höher am Himmel, könnte man ihr Gesicht erkennen, doch so endeten die Lichtpünktchen irgendwo auf ihrer Brust. Hätten sie sich höher gewagt, wären sie in dieser lächerlichen Konzentration ohnehin verloren gewesen. Den Mann umgab eine beängstigend finstere Aura, die Licht von Natur aus abzuweisen schien. Umso erstaunlicher schien es, dass er nicht alleine in diesem Raum saß. Genauer gesagt befanden sich noch zwei weitere mehr oder weniger leicht erkennbare Personen bei ihm. Unterhalb der großen Fenster, hinter denen allmählich die Sonne am Abendhimmel versank, hockte im Schneidersitz das exakte Gegenteil. Ein junger Mann, dessen Ausstrahlung heller und fröhlicher war als jeder süße Sommertag. Er schien das verbleibende Licht förmlich aufzusaugen, so sehr sammelten die Strahlen sich um seine von struppigen blonden Haaren umrahmten weichen Gesichtszüge und die himmelblauen Augen. Die Unschuld selbst schien sich in diesem Hotelzimmer manifestiert zu haben, läge da nicht ein großes, mattschwarzes Schwert mit seltsamen tiefroten Adern im Stahl über seinen Beinen, die nur eine weißgeblümte Badehose mit blauem Grundton vor der messerscharfen Klinge schützte. Das blutige Rot widersprach dem so harmlosen, freundlichen Äußeren des Mannes so sehr, dass man sich unweigerlich fragte, ob dies tatsächlich seine Klinge war. Und tatsächlich, wer genauer hinschaute, konnte mit einiger Anstrengung ein ähnliches Stück finden, dass irgendwo in den Tiefen der Schatten des Zimmers lag. Es erreichten aber keinerlei Lichtreste, sodass seine farbliche Unternote vorerst verborgen blieb.
Es fiel schwer den Blick von diesen Gegenpolen zu wenden, doch tat man es einmal, würde man bald merken, dass der dritte Anwesende nicht freiwillig hier war. Er baumelte an einer der wenig beleuchteten Wände – aufgehängt an einem Dartpfeil. Er schien bewusstlos, aber aus seinem offenstehenden Mund quoll Speichel und seine Gliedmaßen zuckten in unregelmäßigen Abständen. Aus seiner Jacke schwebte gerade ein Papier sanft zu Boden, als die Musik ihren epischen Höhepunkt erreichte und darauf verstummte. Es ertönte eine glockenklare Stimme, hell wie der Tag, der draußen soeben endgültig erloschen war, und unbeschwert: „Endlich ist dieses grausige Gedudel vorbei, da bekommt man ja richtig schlechte Laune.“ Der Schatten im Sessel schien nun zu erwachen: „Es ist Nacht. Wollen wir?“ Die Stimme war unheilvoll, sie ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. In ihr lag das Böse. Als hätte es ein unsichtbares Kommando gegeben, begann der Körper an der Wand zu zappeln. Während die Zuckungen härter wurden und die Augen größer und leerer, bahnten sich Schreie ihren Weg nach draußen. Die Emotionen in ihnen waren nicht zu begreifen. Die meisten waren geprägt von Schmerz, doch es mischte sich Wut unter die kehligen Geräusche. Hass. Er schien gequält zu werden, nahezu besessen zu sein. Als der Körper des schutzlosen Opfers die Grenze der Belastbarkeit weit überschritten hatte, war der Spuk vorbei und Stille kehrte ein. Der Mann in den Schatten ließ eine Faust donnernd auf den Tisch niedergehen; Der andere verkniff sich ein schadenfrohes Lachen. „Wollen wir?“, fragte die Stimme erneut. Nein, sie verlangte es vielmehr. Beschwichtigend hob sein Gegenüber die Hände: „Na, wenn das mal nicht nach hinten losgeht.“ Richtige Angst war in dieser Tonlage nicht vorstellbar und es fanden sich auch bei genauem Hinhören keine Spuren von ihr. In den Schatten hörte man, wie eine Schublade aufgezogen wurde und jemand ihren Inhalt herausnahm. Wenig später flog ein eigenartig geformtes Objekt mit ebenso merkwürdigen wie hypnotisierenden Mustern in Richtung Fenster.
Marinebasis G-6, Exerzierhof
„Iustus! Du bist gefeuert!“, hallte es grollend über den geschäftigen Trainingshof. Augenblicklich stellten die Soldaten ihre Übungen ein und schauten sich nach der Quelle des Schreis um. Sie war schnell gefunden, denn in der Tür seines Büros stand ihr kochender Vorgesetzter und zeigte mit ausgestrecktem Arm mitten in den Pulk der Kampfpaarungen, in denen die Männer ihre Fertigkeiten ausbauten. Wen genau er damit ansprach, war lange nicht ersichtlich, bis schließlich alle anderen Anwesende soweit zurückgetreten waren, dass nur noch einer gemeint sein konnte. Sichtlich überrumpelt blickte der fast zwei Meter große Hüne mit den schwarzen Locken ratlos in die ebenso schockierten Gesichter seiner Kameraden. Völlig perplex hörte er noch wie der Chef der Basis ihm zurief: „Heute Abend kannst du dir deine Sachen bei mir abholen und dann will ich dich hier nie wieder sehen“, und dann die Tür donnernd zuschlug. „Aber Vizeadmiral Cuult…“, stammelte er noch, doch das Holz der Tür wollte sich nicht wieder quietschend öffnen. Unfähig, das Geschehene zu verarbeiten, ließ er die zweischneidige Axt aus seiner Rechten fallen und sich selbst zu Boden plumpsen. Sollte sein Aufstieg in der Marine schon beim Posten des Flottillenadmirals enden? Und weshalb überhaupt? Er hatte doch nichts getan. Was hätten seine Eltern nur zu so einem Taugenichts gesagt? Zu viele Fragen. Irgendwie schleppte er sich in den Frische spendenden Schatten des großen Gebäudes, in dem bis vor kurzem noch seine Zukunft gelegen hatte und blieb dort mit dem Gesicht in den Händen vergraben für die nächsten Stunden sitzen.
Als der Abend dämmerte und die Geräusche der unablässig aufeinander einschlagenden Schwerter langsam abnahmen, richtete sich Iustus wieder auf. Er hatte die letzten Stunden damit verbracht, sich selbst zu bemitleiden und sich seinem Naturell entsprechend möglichst pessimistische Folgen auf sein weiteres Leben auszumalen. Auf die Schnelle war ihm kein tröstlicher Funken Hoffnung eingefallen und so beschloss er, so gut er konnte den Gleichgültigen zu spielen, auch wenn es ihm unglaublich nahe ging. Der Marinedienst war in seiner Familie seit jeher eine Herzensangelegenheit und – abgesehen von seiner kleinen Schwester – war ihm niemand aus seiner Blutlinie bekannt, der sich nicht gerne der Gerechtigkeit verschrieben hätte. Seine Schwester… Wie immer schob er den Gedanken an sie so gut es eben ging beiseite und widmete sich wieder der Realität. Mit missmutigem Seufzen setzte er sich in Richtung Büro in Bewegung. Dieses lag abgesondert vom Rest der Basis in einem eigenen schlichten Gebäude am Südende des Exerzierhofs. Cuult war schon immer recht introvertiert gewesen und schien die Abgeschiedenheit vom regen Treiben im Rest von G-6 zu genießen. Bald fand sich der Lockenkopf vor der einfachen Holztür zu den Räumen des Vizeadmirals wieder und klopfte mit hängenden Schultern an. „Herein“, bat eine ernste, aber immerhin nicht mehr wütenden Stimme, sodass Iustus tat, wie ihm geheißen. Innen eröffnete sich ihm anstatt des erwarteten Büros gleich ein ganzes Wohnzimmer samt Bett und Küche. Es schien tatsächlich, als würde der Vorgesetzte hier in nur einem Raum leben, obwohl ihm sicher mehr zustünde. Selbiger Befehlshaber saß gerade im hinteren linken Eck vor einem kleinen Schreibtisch auf dem sich die Papiere nur so stapelten, die Beine hochgelegt und den Kopf in Richtung Tür gedreht. Er hatte mittellange weiße Haare und aus den dazu passenden, hellblauen Augen musterte er nun Iustus. „Komm, setz dich.“ Misstrauisch über den freundlichen Plauderton, den sein Gegenüber anschlug, zögerte er zunächst, doch nahm dann auf einem Holzschemel neben dem Arbeitstisch Platz. Gerade wollte er nach seinen Sachen fragen, da kam ihm der Vizeadmiral zuvor: „Entspann dich. Du bist nicht raus, aber du wirst trotzdem umziehen müssen. Dein neues Zuhause liegt im West Blue.“ Mit wachsendem Erstaunen hörte der Flottillenadmiral dem Vize zu. Der West Blue? „Heute Mittag rief mich aus heiterem Himmel das Hauptquartier an. Ich gratuliere: Du gehst auf Geheimmission.“ Der Leiter trug das alles so routiniert vor, doch Iustus klappte unweigerlich die Kinnlade herunter. „Um genauer zu sein wirst du jemanden ausspionieren – unseren netten Vertragspartner, den Sterblichenbund.“ Allmählich wandelte sich Iustus Unverständnis in maßlose Freude.
Zurück im Hotelzimmer
„Bäh, ist das widerlich. Wehe, das war es nicht wert“, flötete der Weiße gutgelaunt. „Die Schafs-Zoan würde zu dir passen“, brummelte der Schatten zurück, was seinem Gesprächspartner ein heiteres Lachen entlockte. „Nimm die Schwerter, wir gehen ins Stadion.“ „Meinst du diesmal tauchen sie auf? Bisher blieben deine Versuche ja reichlich fruchtlos, Ag“, witzelte der Blonde. „Ich bin guter Dinge. Solche Gäste hatten wir noch nie, die können sie sich nicht entgehen lassen. Wird Zeit, dass die Hurensöhne bekommen, was ihnen zusteht.“ „Und du bist dir sicher, dass du schon wieder stark genug bist?“ „Ich hab ja dich.“ Der Mann, der eben Ag genannt worden war, nahm jetzt den schwarzen Hut, der vor ihm auf dem Tisch lag, setzte ihn behutsam auf und zog ihn ein Stück weit in die Stirn. Dann erhob er sich und beinahe unsichtbar, wie er in dieser Dunkelheit war, verließ er mit seinem Partner im Schlepptau das Zimmer. Hinter ihnen gab der Dartpfeil nach, sodass das letzte, was man vernahm, der Aufschlag eines leblosen Körpers war.
Die Absarena(lom) auf Octer Eight
Auf den prall gefüllten Zuschauerrängen erhob sich Jubel, als die Lichtmasten des Stadions den Auftritt des Mister Disko begleiteten. Wie immer sonnte dieser sich erst im Rampenlicht, bevor er zur Begrüßung überging. „Heeeerzlich willkommen, meine Damen und Herren, zur ersten Studioliveausgabe von“ – Trommelwirbel – „‚Das Duell um die Grandline‘!“ Nach angemessener Zeit fuhr er mit großen Gesten fort: „Heute gibt es Saures! Ja, Sie haben richtig gehört, nicht süß, nicht scharf und erst recht nicht Umami!“ Er hatte davon in einem Kochbuch gelesen und war jetzt reichlich stolz auf seinen Wortschatz mit dem er unter der Woche schon in seinem überschaubaren Freundeskreis geprahlt hatte. „Denn heute gibt es kein Fernduell; Hier und jetzt werden Sie Zeuge, wie die Stars des Abends ihre Duelle live bestreiten. Hautnah und ohne Leinwand!“ Ein kollektiv staunendes ‚Wooah‘ machte die Runde in der modernen Arena. Unten auf der Bühne ging Mister Disko indes dazu über, die Kandidaten anzupreisen und ihren Einlauf einzuleiten.
Das Licht erlosch, sodass sich das gesamte Stadion in vollkommener Schwärze wiederfand, und langsam lauter werdende Musik ertönte. Irgendwo in der Ferne erschien ein gespenstischer blauer Schein am Nachthimmel, den einige der Zuschauer bereits bemerkten, als der Moderator sich mit Hilfe der Lautsprecheranlage über die Musik hinwegsetzte: „Wie Sie sehen, gibt es heute keinen Boxring, doch hätten wir einen, dann würde die linke Ecke heute in Flammen stehen vor Begeisterung, diesen Piraten begrüßen zu dürfen. Hier ist der Mann, der Größe bewies, als er nach Whitebeards Ableben die Verantwortung über eine der gefürchtetsten Banden der Welt übernahm. Hier ist der Ersatzvater und Kapitän der Whitebeardbande, der Phönix, Marrrrcoooo!“ Mit tosendem Flügelschlag schoss eine blau-gelb gleißende Erscheinung über die nach wie vor abgedunkelte Arena. Unter den bewundernden Ausrufen der Zuschauer drehte der Vogel noch einige Runden, bevor er sich, gerade als die Musik auf den Spannungshöhepunkt zusteuerte, erst langsam herabsinken ließ und dann, als die Instrumente plötzlich wieder ohrenbetäubend einsetzten, in einer schnellen Bewegung die flammenden Flügel entfaltete. Es entstand ein wahres Feuerwerk aus herabfallenden, langsam verglühenden blauen Funken. Gemächlich schwebte der Kandidat zu Boden, nachdem die Musik verklungen war. Mister Disko wusste: Er hatte das Publikum bereits jetzt gewonnen. Oder vielmehr hatte Marco das getan. Sein Auftritt war großartig inszeniert gewesen, ein Meisterwerk. Da schien es verträglich, dass der zweite Held des Abends wohl kaum in majestätischer Gestalt durch die Lüfte hereinfliegen würde.
Nachdem sich die Jubelschreie und Liebesbekundungen gelegt hatten, wurde es nur kurz still. Umgehend setzte wieder ein fröhliches Lied ein. „Sie sehen, hier wird Ihnen was geboten“, hob Mister Disko an, „doch einen haben wir noch! Der Herausforderer des heutigen Abends ist einer, den viele wohl nur als Gestalt im Hintergrund, als Strippenzieher kennen. Er ist einer der größten Geschäftsmänner, der seine Finger überall im Spiel hat. Sogar dieses Stadion gehört ihm! Unglaublich, wie er den Weg in diese Machtposition geschafft hat, bedenkt man einmal, dass er als Handlanger eines lausigen Piraten anfing. Heute wird er sich allerdings die Ehre geben und die Geschäfte ruhen lassen. Meine Damen und Herren, hier ist das Phantom der Industrie, Schöpfer großen Kulturguts und seines Zeichens ehemaliger Freibeuter. Das lebende Beispiel für den Wiedereinstieg in legale Verhältnisse: Aaaabsalom!“ Viele kannten diesen Namen nur aus den Zeitungen, wenn es wieder einmal um Millionendeals ging und den Ausbau seines Wirtschaftsimperiums, daher fiel der Jubel zunächst verhalten aus. Als dann auch noch lange Zeit nichts zu erkennen war im Scheinwerferlicht, das den Einlaufbereich beleuchtete, ebbte der Applaus bereits wieder ab. Doch plötzlich war er da, für einen hauchzarten Augenblick stand da jemand mitten im Lichtkegel. Dann war er wieder weg, nur um beim nächsten Trommelschlag der Musik wieder aufzutauchen. Ab da erschien er jedes Mal, wenn der Beat einsetzte und das Publikum nahm seinen Jubel begeistert wieder auf. Absalom schritt mit einem Lachen den Aufgang zur Bühne entlang und schwang die Beine tanzfreudig hin und her. Angesteckt von dieser merkwürdigen, durch das Ein- und Ausblenden des Tänzers abgehackt wirkenden Einlage, fingen auch in den Zuschauerreihen einige an zu tanzen. Auf der Bühne angekommen, schnappte er sich Mister Disko und hackte seinen Arm ein. Den Hut schwenkend führte er mit dem unfreiwillig mittanzenden Moderator eine launige Polka auf, bis die Musik verstummte. Marco stand daneben und nickte amüsiert im Takt.
„Halten wir uns nicht lange mit Regeln auf, sondern lassen die Spiele beginnen!“, griff Mister Disko die Ekstase im Publikum auf. Mit stürmischem und teilweise erleichtertem Klatschen bedankte man sich für diese Abkürzung der Formalitäten. Er bat seine beiden Gäste zum Pult, das zentral auf der Showfläche aufgebaut war und kündigte das erste Spiel an: „Wir fangen einfach an und spielen ‚Gedanken lesen‘! Dabei geht es darum, zu erraten, was wohl unser Publikum auf eine Frage antworten würde. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach: Ich frage etwas, das Publikum beantwortet die Frage und ihr schreibt jeweils für euch auf, was ihr für die Antwort mit den meisten Stimmen haltet. Soweit verstanden?“ „Moment, also ich schreibe hier etwas auf und falls die Zuschauer das genauso sehen, bekomme ich einen Punkt?“ „Sehr richtig, Herr Raab“, bestätigte Mister Disko ungewohnt zynisch und räusperte sich:
„Frage 1: Wer ist der aktuell gefährlichste Kopfgeldjäger?“ Das war ein seichter Einstieg in die Fragen, fand Mister Disko. Kopfgeldjäger spielten vielleicht in den Blues eine Rolle, doch auf der Grandline waren sie nicht mehr als eine Randerscheinung. Es gab hier eigentlich nur einen Namen, den man nennen konnte, denn nur einer machte seinem Beruf auch in den halsbrecherischen Gefilden der Neuen Welt alle Ehre. Es verwunderte daher niemanden, dass beide Kandidaten in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Besucher denselben Namen niederschrieben und dem Spielleiter mitteilten: Hunt Hyarasu. 1:1 war logischerweise der Spielstand.
„Frage 2: Von wem geht aktuell am meisten Gefahr für den Frieden aus:
a) von den Revolutionären oder
b) von einem möglichen zweiten Piratenkönig?
Das war schon schwieriger zu beurteilen, wie auch die verschiedenen Antworten zeigten. Marco hatte zähneknirschend für die Piraten gestimmt, Absalom hielt die Revolutionsarmee für gefährlicher. Auf den Rängen zeichnete sich ein ähnliches Meinungsbild ab. Mit knapper Mehrheit von circa 60% gewannen dennoch die Piraten das Rennen und Marco den Punkt. 2:1.
„Frage 3: Was halten Sie vom Zivilschutzvertrag zwischen Marine und Sterblichenbund? Ist er ein Verrat an alten Idealen, ein notwendiges Übel oder gar die einzig richtige Entscheidung, um die Sicherheit aufrecht zu erhalten?“ Mister Disko war sich sicher, dass beide Kandidaten wussten, wie das Publikum urteilen würde, doch genauso gut konnte er nachvollziehen, wie sie selbst dem Pakt gegenüber standen. Beide entschieden sich für ‚Verrat‘. Im krassen Gegensatz dazu standen die 80% pro ‚richtige Entscheidung‘, die die Zuschauer generierten. Weiterhin 2:1.
„Frage 4: Wer ist der großartigste Moderator unserer Zeit?“ Erwartungsfroh und breit grinsend freute sich Mister Disko über diese wohlüberlegte Quizfrage, die einzig und allein seiner Bestätigung galt. Das Publikum hatte praktisch zwei Optionen, entweder es wählte Gyats aus Dress Rosa, die alte Heulsuse, oder den wunderschönen Mann, der ihnen gerade die Frage gestellt hatte. Sichtlich aufgebracht musste er daher mit ansehen, wie der Kolosseumssprecher mit 73% locker gewann. Als dann auch noch Absalom mit Absalom antwortete und Marco mit Stefan Raabsalom, platzte ihm der blaue Kragen. „Was zur?! Das ist doch..!“ Als er wütend seine Moderationskärtchen entzwei gerissen hatte, fuhr er miesgelaunt fort: „So, wir spielen jetzt Eishockey. Unser Special-Guest baut eben das Spielfeld auf.“
Zur gleichen Zeit vor dem Stadion
Auf dem Platz vor der Arena fand ein unheilvolles Schauspiel statt. Etliche Gestalten waren damit beschäftigt, ihre Waffen noch ein letztes Mal zu schärfen, andere hatten bereits eine kampfbereite Pose angenommen, wiederum andere warteten auf die Befehle ihres Anführers. Was aber alle gemeinsam hatten, waren die unförmigen grün-braunen Roben, die keine Konturen verrieten, die Tiermasken, die die Gesichter des Trupps verbargen und zu guter Letzt der schiefergraue und aufwendig gravierte Schild auf dem Rücken jedes einzelnen. „Absalom lebend, Marco ist zweitrangig, wenn möglich eliminieren. Keine Zivilisten verletzen“, vernahm jener Befehlshaber mit der gelb-schwarzen Leopardenmaske soeben seine letzten Instruktionen aus dem Hauptquartier. „Versagen dulde ich nicht, erst recht nicht von Mitgliedern der ‚Big Five‘.“ Clank. Der Mann ließ die tragbare Teleschnecke in den Falten seines Gewands verschwinden. Es geht ihm mal wieder um Geld. Zur Aufrüstung, um Rekruten auszuheben – wozu auch immer, dachte er bei sich. Immer noch wurmte ihn die Frage nach der Identität seines einzigen Vorgesetzten, doch für den Moment musste er sie aufschieben. Der Schlachtplan für die heutige Operation war denkbar einfach: Das Stadion stürmen, die Teufelsfruchtnutzer nach Möglichkeit überraschen, töten oder mitnehmen und dann verschwinden, ehe die Marine anrückte. Oder besser anrücken musste, denn sie war ja eingeweiht. Seine Organisation hatte ausgehandelt, dass die Marine die heutige Show noch nicht im Voraus behindern, sondern zulassen würde. Wenn aber irgendwer einen Notruf an sie sandte, blieb ihr nichts anderes übrig, als einzugreifen. Die Überzeugungskraft seines Chefs erstaunte ihn immer wieder. Leider gehörte auch dieser Einfall zu den unangebrachten Gedanken, sodass er ihn schnell verwarf. Hinter der Maske hätte man nun, als der Leopard einen sicheren Schritt in Richtung Arena tat, ein unheimliches Funkeln in den Augen sehen können. Er schien sich auf die Schlacht, das Blut zu freuen. In einer flüssigen Bewegung hob er den rechten Arm und aus dem weiten Ärmel der Robe schoss ein Enterhaken hervor, der sich in den Eisendrähten und Stahlträgern am Dach des Gebäudes verfing.
„Iustus! Du bist gefeuert!“, hallte es grollend über den geschäftigen Trainingshof. Augenblicklich stellten die Soldaten ihre Übungen ein und schauten sich nach der Quelle des Schreis um. Sie war schnell gefunden, denn in der Tür seines Büros stand ihr kochender Vorgesetzter und zeigte mit ausgestrecktem Arm mitten in den Pulk der Kampfpaarungen, in denen die Männer ihre Fertigkeiten ausbauten. Wen genau er damit ansprach, war lange nicht ersichtlich, bis schließlich alle anderen Anwesende soweit zurückgetreten waren, dass nur noch einer gemeint sein konnte. Sichtlich überrumpelt blickte der fast zwei Meter große Hüne mit den schwarzen Locken ratlos in die ebenso schockierten Gesichter seiner Kameraden. Völlig perplex hörte er noch wie der Chef der Basis ihm zurief: „Heute Abend kannst du dir deine Sachen bei mir abholen und dann will ich dich hier nie wieder sehen“, und dann die Tür donnernd zuschlug. „Aber Vizeadmiral Cuult…“, stammelte er noch, doch das Holz der Tür wollte sich nicht wieder quietschend öffnen. Unfähig, das Geschehene zu verarbeiten, ließ er die zweischneidige Axt aus seiner Rechten fallen und sich selbst zu Boden plumpsen. Sollte sein Aufstieg in der Marine schon beim Posten des Flottillenadmirals enden? Und weshalb überhaupt? Er hatte doch nichts getan. Was hätten seine Eltern nur zu so einem Taugenichts gesagt? Zu viele Fragen. Irgendwie schleppte er sich in den Frische spendenden Schatten des großen Gebäudes, in dem bis vor kurzem noch seine Zukunft gelegen hatte und blieb dort mit dem Gesicht in den Händen vergraben für die nächsten Stunden sitzen.
Als der Abend dämmerte und die Geräusche der unablässig aufeinander einschlagenden Schwerter langsam abnahmen, richtete sich Iustus wieder auf. Er hatte die letzten Stunden damit verbracht, sich selbst zu bemitleiden und sich seinem Naturell entsprechend möglichst pessimistische Folgen auf sein weiteres Leben auszumalen. Auf die Schnelle war ihm kein tröstlicher Funken Hoffnung eingefallen und so beschloss er, so gut er konnte den Gleichgültigen zu spielen, auch wenn es ihm unglaublich nahe ging. Der Marinedienst war in seiner Familie seit jeher eine Herzensangelegenheit und – abgesehen von seiner kleinen Schwester – war ihm niemand aus seiner Blutlinie bekannt, der sich nicht gerne der Gerechtigkeit verschrieben hätte. Seine Schwester… Wie immer schob er den Gedanken an sie so gut es eben ging beiseite und widmete sich wieder der Realität. Mit missmutigem Seufzen setzte er sich in Richtung Büro in Bewegung. Dieses lag abgesondert vom Rest der Basis in einem eigenen schlichten Gebäude am Südende des Exerzierhofs. Cuult war schon immer recht introvertiert gewesen und schien die Abgeschiedenheit vom regen Treiben im Rest von G-6 zu genießen. Bald fand sich der Lockenkopf vor der einfachen Holztür zu den Räumen des Vizeadmirals wieder und klopfte mit hängenden Schultern an. „Herein“, bat eine ernste, aber immerhin nicht mehr wütenden Stimme, sodass Iustus tat, wie ihm geheißen. Innen eröffnete sich ihm anstatt des erwarteten Büros gleich ein ganzes Wohnzimmer samt Bett und Küche. Es schien tatsächlich, als würde der Vorgesetzte hier in nur einem Raum leben, obwohl ihm sicher mehr zustünde. Selbiger Befehlshaber saß gerade im hinteren linken Eck vor einem kleinen Schreibtisch auf dem sich die Papiere nur so stapelten, die Beine hochgelegt und den Kopf in Richtung Tür gedreht. Er hatte mittellange weiße Haare und aus den dazu passenden, hellblauen Augen musterte er nun Iustus. „Komm, setz dich.“ Misstrauisch über den freundlichen Plauderton, den sein Gegenüber anschlug, zögerte er zunächst, doch nahm dann auf einem Holzschemel neben dem Arbeitstisch Platz. Gerade wollte er nach seinen Sachen fragen, da kam ihm der Vizeadmiral zuvor: „Entspann dich. Du bist nicht raus, aber du wirst trotzdem umziehen müssen. Dein neues Zuhause liegt im West Blue.“ Mit wachsendem Erstaunen hörte der Flottillenadmiral dem Vize zu. Der West Blue? „Heute Mittag rief mich aus heiterem Himmel das Hauptquartier an. Ich gratuliere: Du gehst auf Geheimmission.“ Der Leiter trug das alles so routiniert vor, doch Iustus klappte unweigerlich die Kinnlade herunter. „Um genauer zu sein wirst du jemanden ausspionieren – unseren netten Vertragspartner, den Sterblichenbund.“ Allmählich wandelte sich Iustus Unverständnis in maßlose Freude.
Zurück im Hotelzimmer
„Bäh, ist das widerlich. Wehe, das war es nicht wert“, flötete der Weiße gutgelaunt. „Die Schafs-Zoan würde zu dir passen“, brummelte der Schatten zurück, was seinem Gesprächspartner ein heiteres Lachen entlockte. „Nimm die Schwerter, wir gehen ins Stadion.“ „Meinst du diesmal tauchen sie auf? Bisher blieben deine Versuche ja reichlich fruchtlos, Ag“, witzelte der Blonde. „Ich bin guter Dinge. Solche Gäste hatten wir noch nie, die können sie sich nicht entgehen lassen. Wird Zeit, dass die Hurensöhne bekommen, was ihnen zusteht.“ „Und du bist dir sicher, dass du schon wieder stark genug bist?“ „Ich hab ja dich.“ Der Mann, der eben Ag genannt worden war, nahm jetzt den schwarzen Hut, der vor ihm auf dem Tisch lag, setzte ihn behutsam auf und zog ihn ein Stück weit in die Stirn. Dann erhob er sich und beinahe unsichtbar, wie er in dieser Dunkelheit war, verließ er mit seinem Partner im Schlepptau das Zimmer. Hinter ihnen gab der Dartpfeil nach, sodass das letzte, was man vernahm, der Aufschlag eines leblosen Körpers war.
Die Absarena(lom) auf Octer Eight
Auf den prall gefüllten Zuschauerrängen erhob sich Jubel, als die Lichtmasten des Stadions den Auftritt des Mister Disko begleiteten. Wie immer sonnte dieser sich erst im Rampenlicht, bevor er zur Begrüßung überging. „Heeeerzlich willkommen, meine Damen und Herren, zur ersten Studioliveausgabe von“ – Trommelwirbel – „‚Das Duell um die Grandline‘!“ Nach angemessener Zeit fuhr er mit großen Gesten fort: „Heute gibt es Saures! Ja, Sie haben richtig gehört, nicht süß, nicht scharf und erst recht nicht Umami!“ Er hatte davon in einem Kochbuch gelesen und war jetzt reichlich stolz auf seinen Wortschatz mit dem er unter der Woche schon in seinem überschaubaren Freundeskreis geprahlt hatte. „Denn heute gibt es kein Fernduell; Hier und jetzt werden Sie Zeuge, wie die Stars des Abends ihre Duelle live bestreiten. Hautnah und ohne Leinwand!“ Ein kollektiv staunendes ‚Wooah‘ machte die Runde in der modernen Arena. Unten auf der Bühne ging Mister Disko indes dazu über, die Kandidaten anzupreisen und ihren Einlauf einzuleiten.
Das Licht erlosch, sodass sich das gesamte Stadion in vollkommener Schwärze wiederfand, und langsam lauter werdende Musik ertönte. Irgendwo in der Ferne erschien ein gespenstischer blauer Schein am Nachthimmel, den einige der Zuschauer bereits bemerkten, als der Moderator sich mit Hilfe der Lautsprecheranlage über die Musik hinwegsetzte: „Wie Sie sehen, gibt es heute keinen Boxring, doch hätten wir einen, dann würde die linke Ecke heute in Flammen stehen vor Begeisterung, diesen Piraten begrüßen zu dürfen. Hier ist der Mann, der Größe bewies, als er nach Whitebeards Ableben die Verantwortung über eine der gefürchtetsten Banden der Welt übernahm. Hier ist der Ersatzvater und Kapitän der Whitebeardbande, der Phönix, Marrrrcoooo!“ Mit tosendem Flügelschlag schoss eine blau-gelb gleißende Erscheinung über die nach wie vor abgedunkelte Arena. Unter den bewundernden Ausrufen der Zuschauer drehte der Vogel noch einige Runden, bevor er sich, gerade als die Musik auf den Spannungshöhepunkt zusteuerte, erst langsam herabsinken ließ und dann, als die Instrumente plötzlich wieder ohrenbetäubend einsetzten, in einer schnellen Bewegung die flammenden Flügel entfaltete. Es entstand ein wahres Feuerwerk aus herabfallenden, langsam verglühenden blauen Funken. Gemächlich schwebte der Kandidat zu Boden, nachdem die Musik verklungen war. Mister Disko wusste: Er hatte das Publikum bereits jetzt gewonnen. Oder vielmehr hatte Marco das getan. Sein Auftritt war großartig inszeniert gewesen, ein Meisterwerk. Da schien es verträglich, dass der zweite Held des Abends wohl kaum in majestätischer Gestalt durch die Lüfte hereinfliegen würde.
Nachdem sich die Jubelschreie und Liebesbekundungen gelegt hatten, wurde es nur kurz still. Umgehend setzte wieder ein fröhliches Lied ein. „Sie sehen, hier wird Ihnen was geboten“, hob Mister Disko an, „doch einen haben wir noch! Der Herausforderer des heutigen Abends ist einer, den viele wohl nur als Gestalt im Hintergrund, als Strippenzieher kennen. Er ist einer der größten Geschäftsmänner, der seine Finger überall im Spiel hat. Sogar dieses Stadion gehört ihm! Unglaublich, wie er den Weg in diese Machtposition geschafft hat, bedenkt man einmal, dass er als Handlanger eines lausigen Piraten anfing. Heute wird er sich allerdings die Ehre geben und die Geschäfte ruhen lassen. Meine Damen und Herren, hier ist das Phantom der Industrie, Schöpfer großen Kulturguts und seines Zeichens ehemaliger Freibeuter. Das lebende Beispiel für den Wiedereinstieg in legale Verhältnisse: Aaaabsalom!“ Viele kannten diesen Namen nur aus den Zeitungen, wenn es wieder einmal um Millionendeals ging und den Ausbau seines Wirtschaftsimperiums, daher fiel der Jubel zunächst verhalten aus. Als dann auch noch lange Zeit nichts zu erkennen war im Scheinwerferlicht, das den Einlaufbereich beleuchtete, ebbte der Applaus bereits wieder ab. Doch plötzlich war er da, für einen hauchzarten Augenblick stand da jemand mitten im Lichtkegel. Dann war er wieder weg, nur um beim nächsten Trommelschlag der Musik wieder aufzutauchen. Ab da erschien er jedes Mal, wenn der Beat einsetzte und das Publikum nahm seinen Jubel begeistert wieder auf. Absalom schritt mit einem Lachen den Aufgang zur Bühne entlang und schwang die Beine tanzfreudig hin und her. Angesteckt von dieser merkwürdigen, durch das Ein- und Ausblenden des Tänzers abgehackt wirkenden Einlage, fingen auch in den Zuschauerreihen einige an zu tanzen. Auf der Bühne angekommen, schnappte er sich Mister Disko und hackte seinen Arm ein. Den Hut schwenkend führte er mit dem unfreiwillig mittanzenden Moderator eine launige Polka auf, bis die Musik verstummte. Marco stand daneben und nickte amüsiert im Takt.
„Halten wir uns nicht lange mit Regeln auf, sondern lassen die Spiele beginnen!“, griff Mister Disko die Ekstase im Publikum auf. Mit stürmischem und teilweise erleichtertem Klatschen bedankte man sich für diese Abkürzung der Formalitäten. Er bat seine beiden Gäste zum Pult, das zentral auf der Showfläche aufgebaut war und kündigte das erste Spiel an: „Wir fangen einfach an und spielen ‚Gedanken lesen‘! Dabei geht es darum, zu erraten, was wohl unser Publikum auf eine Frage antworten würde. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach: Ich frage etwas, das Publikum beantwortet die Frage und ihr schreibt jeweils für euch auf, was ihr für die Antwort mit den meisten Stimmen haltet. Soweit verstanden?“ „Moment, also ich schreibe hier etwas auf und falls die Zuschauer das genauso sehen, bekomme ich einen Punkt?“ „Sehr richtig, Herr Raab“, bestätigte Mister Disko ungewohnt zynisch und räusperte sich:
„Frage 1: Wer ist der aktuell gefährlichste Kopfgeldjäger?“ Das war ein seichter Einstieg in die Fragen, fand Mister Disko. Kopfgeldjäger spielten vielleicht in den Blues eine Rolle, doch auf der Grandline waren sie nicht mehr als eine Randerscheinung. Es gab hier eigentlich nur einen Namen, den man nennen konnte, denn nur einer machte seinem Beruf auch in den halsbrecherischen Gefilden der Neuen Welt alle Ehre. Es verwunderte daher niemanden, dass beide Kandidaten in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Besucher denselben Namen niederschrieben und dem Spielleiter mitteilten: Hunt Hyarasu. 1:1 war logischerweise der Spielstand.
„Frage 2: Von wem geht aktuell am meisten Gefahr für den Frieden aus:
a) von den Revolutionären oder
b) von einem möglichen zweiten Piratenkönig?
Das war schon schwieriger zu beurteilen, wie auch die verschiedenen Antworten zeigten. Marco hatte zähneknirschend für die Piraten gestimmt, Absalom hielt die Revolutionsarmee für gefährlicher. Auf den Rängen zeichnete sich ein ähnliches Meinungsbild ab. Mit knapper Mehrheit von circa 60% gewannen dennoch die Piraten das Rennen und Marco den Punkt. 2:1.
„Frage 3: Was halten Sie vom Zivilschutzvertrag zwischen Marine und Sterblichenbund? Ist er ein Verrat an alten Idealen, ein notwendiges Übel oder gar die einzig richtige Entscheidung, um die Sicherheit aufrecht zu erhalten?“ Mister Disko war sich sicher, dass beide Kandidaten wussten, wie das Publikum urteilen würde, doch genauso gut konnte er nachvollziehen, wie sie selbst dem Pakt gegenüber standen. Beide entschieden sich für ‚Verrat‘. Im krassen Gegensatz dazu standen die 80% pro ‚richtige Entscheidung‘, die die Zuschauer generierten. Weiterhin 2:1.
„Frage 4: Wer ist der großartigste Moderator unserer Zeit?“ Erwartungsfroh und breit grinsend freute sich Mister Disko über diese wohlüberlegte Quizfrage, die einzig und allein seiner Bestätigung galt. Das Publikum hatte praktisch zwei Optionen, entweder es wählte Gyats aus Dress Rosa, die alte Heulsuse, oder den wunderschönen Mann, der ihnen gerade die Frage gestellt hatte. Sichtlich aufgebracht musste er daher mit ansehen, wie der Kolosseumssprecher mit 73% locker gewann. Als dann auch noch Absalom mit Absalom antwortete und Marco mit Stefan Raabsalom, platzte ihm der blaue Kragen. „Was zur?! Das ist doch..!“ Als er wütend seine Moderationskärtchen entzwei gerissen hatte, fuhr er miesgelaunt fort: „So, wir spielen jetzt Eishockey. Unser Special-Guest baut eben das Spielfeld auf.“
Zur gleichen Zeit vor dem Stadion
Auf dem Platz vor der Arena fand ein unheilvolles Schauspiel statt. Etliche Gestalten waren damit beschäftigt, ihre Waffen noch ein letztes Mal zu schärfen, andere hatten bereits eine kampfbereite Pose angenommen, wiederum andere warteten auf die Befehle ihres Anführers. Was aber alle gemeinsam hatten, waren die unförmigen grün-braunen Roben, die keine Konturen verrieten, die Tiermasken, die die Gesichter des Trupps verbargen und zu guter Letzt der schiefergraue und aufwendig gravierte Schild auf dem Rücken jedes einzelnen. „Absalom lebend, Marco ist zweitrangig, wenn möglich eliminieren. Keine Zivilisten verletzen“, vernahm jener Befehlshaber mit der gelb-schwarzen Leopardenmaske soeben seine letzten Instruktionen aus dem Hauptquartier. „Versagen dulde ich nicht, erst recht nicht von Mitgliedern der ‚Big Five‘.“ Clank. Der Mann ließ die tragbare Teleschnecke in den Falten seines Gewands verschwinden. Es geht ihm mal wieder um Geld. Zur Aufrüstung, um Rekruten auszuheben – wozu auch immer, dachte er bei sich. Immer noch wurmte ihn die Frage nach der Identität seines einzigen Vorgesetzten, doch für den Moment musste er sie aufschieben. Der Schlachtplan für die heutige Operation war denkbar einfach: Das Stadion stürmen, die Teufelsfruchtnutzer nach Möglichkeit überraschen, töten oder mitnehmen und dann verschwinden, ehe die Marine anrückte. Oder besser anrücken musste, denn sie war ja eingeweiht. Seine Organisation hatte ausgehandelt, dass die Marine die heutige Show noch nicht im Voraus behindern, sondern zulassen würde. Wenn aber irgendwer einen Notruf an sie sandte, blieb ihr nichts anderes übrig, als einzugreifen. Die Überzeugungskraft seines Chefs erstaunte ihn immer wieder. Leider gehörte auch dieser Einfall zu den unangebrachten Gedanken, sodass er ihn schnell verwarf. Hinter der Maske hätte man nun, als der Leopard einen sicheren Schritt in Richtung Arena tat, ein unheimliches Funkeln in den Augen sehen können. Er schien sich auf die Schlacht, das Blut zu freuen. In einer flüssigen Bewegung hob er den rechten Arm und aus dem weiten Ärmel der Robe schoss ein Enterhaken hervor, der sich in den Eisendrähten und Stahlträgern am Dach des Gebäudes verfing.
Oben auf dem Dach wollte der Mann mit der Leopardenmaske gerade im Schutze der Dunkelheit den Sturm des Stadions befehlen, da sah er tief unter sich jemanden, mit dem er hier nicht gerechnet hatte und der seine Planungen über den Haufen warf. Völlig unerwartet zelebrierte soeben der ehemalige Marineadmiral Kuzan seinen Auftritt. Ärgerlich hieb er seine verhüllte Faust auf das Arenadach. Er wusste, Marco würde bereits schwer werden, doch zusammen mit Aokiji? Unmöglich. Das einzige, was ihm blieb, war abzuwarten und zu hoffen. Wahrscheinlich würde er gleich wieder verschwinden, denn als Teilnehmer einer solchen Show konnte er sich den Kerl wirklich nicht vorstellen.
Unterdessen war Mister Disko schnell wieder über die empfundene Beleidigung hinweggekommen und erfreute sich nun an dem schallenden Applaus, der sofort aufbrandete, nachdem er den Ex-Admiral angekündigt hatte. Kuzan war immer eines der beliebtesten Mitglieder der Streitmacht gewesen und auch seine fragwürdigen Umtriebe nach dem Austritt schienen dieser Tatsache keinen Abbruch getan zu haben. Auch die beiden an seiner Seite freuten sich eher über dessen Erscheinen, selbst wenn er einst ein Gegenspieler war. So von allen Seiten beklatscht schritt er gemächlich mit den Händen in den Hosentaschen vergraben zu der freien Hälfte der Bühne. „Moin“, begrüßte er das Publikum zwar noch etwas verschlafen, aber durchaus freundlich, als es langsam ruhiger wurde. „Ich muss leider gleich wieder weiter“, versuchte sich der Admiral etwas verlegen zu erklären, noch bevor Mister Disko ihm die Hand schütteln konnte, „deshalb komme ich gleich zur Sache.“ Kollektive Enttäuschung war dem Publikum anzuhören, als Aokiji das sagte. Trotzdem waren alle begeistert über seine Fähigkeiten, die er jetzt nutzte, um mit den Worten „Ice … Hockey!“ eine überschaubare Fläche des Bodens in ein spiegelblankes Spielfeld verwandelte. Sogleich trug ein Bühnenhelfer ein kleines Tor herein und nagelte es im Eis fest. Da der Special-Guest noch keinerlei Anstalten machte, wieder zu gehen, ergriff Mister Disko die Initiative und begann damit, das Spiel näher zu erklären: „Eishockey, meine Damen und Herren. Genauer gesagt, ein Penalty-Shootout. Hier ist Ihre Ausrüstung.“ Lachend winkte Marco ab und ließ außer dem Paar Schlittschuhen alles wegbringen, Absalom hingegen bezog die volle Montur. Unter den Augen des Wintersportexperten Kuzan begann nun der Wirtschaftsboss im Tor. Leider waren die Regeln, was die Sichtbarkeit des Tores betraf, nicht gerade strikt formuliert worden und so fand sich sein Gegenüber bald auf einer scheinbar leeren Fläche wieder. Selbstverständlich äußerte dieser Protest, wenn er auch noch so halbherzig erschien. Denn der Phönix war sich seiner bescheidenen Künste auf dem Eis bewusst. Ungelenk marschierte er mehr als zu gleiten und entschied sich schon bald dafür, mit Hilfe seiner Flügel mehr oder weniger knapp über dem Eis zu schweben. Schließlich setzte er nach einem kurzen - aber dennoch unglaublich schlechten - Dribbling zum Abschluss an. „Hahahahaha“, tönte es nur, während allmählich der vor Lachen am Boden liegende Torwart sichtbar wurde. Marcos Schuss hatte nicht nur das Tor verfehlt, er war sogar ins Seitenaus abgedriftet. „Ja ja, komm, mach erst mal besser“, kommentierte der kampfeslustig. Umso mehr staunte er, als Absalom, der nun angriff, in seinen geschmeidigen Anlauf scheinbar beiläufig noch einen doppelten Axel sowie einen Rittberger einflocht. Das schlimmste war aber, dass der Puck die ganze Zeit über sichtbar war. Marco konnte ihn so zwar sehen, doch das machte es nicht leichter, die beeindruckende Kür des Angreifers zu ignorieren. Die Blamage war perfekt. Er erwachte erst aus seiner Trance, als der Puck bereits hinter ihm im Netz zappelte. Mit anerkennendem Nicken quittierte auch der kurzzeitige Gast die Darbietung. „Ich glaube, das Spiel ist so gut wie gelaufen“, er zwinkerte noch kurz Marco zu. „Ich bin dann mal wieder unterwegs.“ Kaum hatte Aokiji die Arena verlassen, ging der Angesprochene angestachelt wieder in den Angriff über. Eine Waffe hatte er gegen diesen verkappten Eisästheten: rohe Gewalt. Er probierte es jetzt gar nicht erst spielerisch, sondern nahm das Spielgerät nach etlichen Anläufen erfolgreich auf die flache Seite des verhassten Schlägers und schleuderte es in die Luft.
Nur Bruchteile einer Sekunde später brach das Chaos los. Schüsse ertönten und die Menschen stoben in Panik auseinander, als sich vom Stadiondach mehrere Gestalten in wehenden Roben abseilten. So paradox es auch klingt, nicht wenige schienen sogar offenkundig erfreut, diese Mäntel zu sehen. In einem Regen aus Netzgeschossen ging schon bald Absalom zu Boden, der es nicht für nötig gehalten hatte, sich für die zweite Runde erneut unsichtbar zu machen. Marco hatte den Vorteil, dass er die Feinde durch den Absprung verwirrt hatte. Doch auch er hatte inmitten des Showtrubels nicht mit einem solchen Überraschungsangriff gerechnet und ehe er auch nur einen Feind ins Visier hatte nehmen können, erstarben die blauen Flammen seiner Flügel und er fiel wehrlos zu Boden. Es hatte zwar nur seinen rechten Arm erwischt, doch er war wie gelähmt. Reglos und schwer atmend realisierte er, wer diese Terroristen waren. Nein, öffentlich waren sie ja keine Terroristen. Schon hatten die ersten der Angreifer den Arenaboden erreicht und zogen ihre Waffen. Das einzige, was dem Kapitän der Whitebeardpiratenbande blieb, war seine Kraft auf das Zusammenpressen seiner Zähne zu verwenden.
Zeitgleich in einer der VIP-Logen
„Uhhh, es geht endlich los, Ag!“, freute sich der Mann im weißen Hemd, „meinst du eins der Schwerter reicht, oder soll ich gleich beide nehmen? Ich bin ja so gespannt, herauszufinden, was das für eine Teufelsfrucht vorhin war!“, plapperte er aufgeregt weiter. „Hm, hängt davon ab, wer sie anführt. Halt nach einer der fünf Masken Ausschau“, erwiderte Ag und hielt sich eine Teleschnecke vor den Mund. Mit völlig veränderter Tonlage herrschte er den Mann am anderen Ende der Leitung an: „Lichter aus. Sofort!“ Und wieder an seinen Partner gewandt, fügte er ruhiger hinzu: „Dann wollen wir mal. Hey, Gadei-“ Doch seine bessere Hälfte war bereits durch das klirrend zersplitternde Fenster hinunter auf das Feld gesprungen, die Schwerter – er hatte beide mitgenommen – vor der Brust verschränkt. Kurz darauf erstarb alles Licht in der Arena.
Währenddessen kämpfte Marco immer noch um jeden Zentimeter Freiheit, doch der Seestein war ihm über. Seine verzweifelte Hoffnung galt jetzt der Dunkelheit, die plötzlich eingesetzt hatte. Doch tröstlich war dieser Wandel noch lange nicht. In seiner Lage interpretierte er es lediglich als kleinen Lichtblick. Seine Gedanken schweiften ab zu seiner Bande, seinen Freunden, seiner Familie. Was wäre er nur für ein schrecklicher Ersatzvater, wenn er hier sterben würde? Plötzlich nahm er eine Klinge wahr, die mit rasender Geschwindigkeit die Luft zerschnitt. Mit letzter Kraft riss er den freien linken Arm schützend über den Körper und erwartete sein Ende.
Doch der Hieb sollte sein Ziel nie erreichen. Alles, was Marco sehen konnte, war ein im Mondlicht seltsam hell wirkende Gestalt mit zwei Schwertern in den Händen. Aus dem einen schimmerte eine tiefrote Ader, das andere leuchtete schwach hellblau. Mit einem fließenden Aufwärtshieb des blauen Schwerts in seiner rechten Hand, schlitzte der Mann den überraschten Angreifer auf. Dann drehte er sich um, ließ eine Klinge unter das Seesteinnetz gleiten und riss dieses von Marcos Arm los. Wie gebannt beobachtete dieser seinen Erlöser. Seine flüssigen Bewegungen, das unbeschwerte Lächeln auf den Lippen, das eine Reihe schneeweißer Zähne offenbarte. Sein Retter schien so hell in dieser Dunkelheit, es wirkte schlicht unnatürlich. „Steh auf und bring dich in Sicherheit.“ „Quatsch“, ächzte Marco, der versuchte, sich wieder auf die Beine zu kämpfen, doch auf dem Eis schnell wieder hinfiel, „ich kann kämpfen.“ Der Schwertkämpfer machte einen erfreuten Eindruck ob dieser Entschlossenheit, dennoch antwortete er nüchtern: „Pass bloß auf, deine Teufelskräfte sind denen egal.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und war bald von der Finsternis verschlungen. Nur die vereinzelten Schreie und das Geräusch aufeinandertreffender Klingen zeugten von seiner Anwesenheit.
Ein halbes Eishockeyspielfeld weiter, waren einige der Männer mit Roben damit beschäftigt, den wehrlosen Absalom in das Netz einzuwickeln und einige einziehbare Enterhaken an ihm anzubringen. Gerade gab er den Befehl, das Opfer hochzuziehen, da bemerkte der Mann mit der Leopardenmaske etwas Unheimliches. Aus dem Schatten des überdachten Arenateils schwebte ein Skelett auf seine Gruppe zu. Aus der leeren Höhle seines Schädels schimmerte ein schwaches, weißes Licht und erlaubte dem Betrachter so, die Erscheinung genauer wahrzunehmen. Es war nicht mehr, als ein halber Leichnam, der da auf ihn zuflog. Unterhalb des hohlen Kopfes schlossen sich Brustkorb und Gerippe an, doch darunter endete der Körper. In seiner linken Knochenhand hielt das Skelett einen mit Widerhaken versehenen Langdolch, der ebenfalls aus Knochen gefertigt war, in der rechten konnte er nichts erkennen. „Was? Das ist doch … Agares! Männer, Absalom einsacken und dann Rückzug!“ Der Befehl widerstrebte ihm zutiefst, doch er war die einzig realistische Option. Wie gern hätte er es nur auf ein Kräftemessen mit dem Entlaufenen angelegt, doch unterstützt von Marco und – Dann war der helle Kerl also seine andere Hälfte, folgerte er. „Los, los, raus hier!“, schrie er, während er auf einen der abhebenden Haken stieg. Unmittelbar neben ihm fiel einer seiner Männer von den Seilen. Ein Dartpfeil ragte aus seiner Brust.
Schneller, als sie kamen, hatten sich die Feinde wieder auf das Arenadach zurückgezogen. Auf dem mittlerweile von einem roten, dickflüssigen Film überzogenen Eis räumte der Schwertkämpfer noch mit den letzten Nachzüglern auf, auch Marco griff wieder in den Kampf ein. Sein Kumpan, Agares machte sich indes an die Verfolgung der fliehenden Männer. Ein kehliges, grässliches Lachen war alles, was er von sich gab, während er den Trupp einige Meter über ihm mit seinen eigenartigen Dartpfeilen unter Beschuss nahm. Die meisten waren bereits an weiteren Haken in Richtung Boden gerutscht. Ein kleiner Trupp, gerade einmal 4 Mann umfassend, blieb aus strategischen Gründen auf dem Dach zurück. So schnell es das Gewicht der Schilde zuließ, schnallten sie sie vom Rücken und bildeten eine Verteidigungsmauer am Rand in dem Bestreben, ihrem Anführer mitsamt Geisel die Flucht zu ergreifen. Gerade als der langsamste der Krieger den Schild in die Kette eingliedern wollte, zischte ein Pfeil durch den letzten verbliebenen Spalt. Augenblicklich ließ der Haltende den Schild zu Boden fallen. Doch er starb nicht. Der Mann schlug die Hände reflexartig an den Kopf und begann zu schreien. Seine Pupillen rollten nach innen und weiße Leere trat in die Augen. Er spürte, wie jemand versuchte, in seinen Geist einzudringen. Wie scharfe Messerhiebe stach die fremde Präsenz auf ihn ein. Als erste Anzeichen einer Übernahme eintraten – in den Augen kämpften mittlerweile weiße und schwarze Farbe um die Oberhand – ergriff einer seiner Mitstreiter die Initiative und erlöste ihn mit einem Messerstich in die Nierengegend von seinem Leid. „Passt auf, ihr wisst, wie gefährlich er -“ Er stockte, als in seinem Hals ein weiterer Pfeil einschlug. Sein Blut sprudelte nur so auf die übrigen beiden, ehe auch sie getroffen zu Boden gingen. Der Leichnam hatte die Gelegenheit genutzt und war seitlich in eine leichtere Position geschwebt. Eine seiner Standardtaktiken.
Trotzdem ärgerte sich der Totenkopf sichtlich. Es war ihm durch das schnelle Eingreifen des anderen Typen nicht gelungen, in den Erinnerungen seines Opfers zu kramen und den Standort des Schiffs zu erfahren. Die anderen beiden hatte er dann in einem der Wutanfälle, für die er leider immer noch sehr anfällig war, direkt getötet. Und darüber hinaus hatte ihn der Zwischenfall zu viel Zeit gekostet, als dass er den Rest der Feinde noch hätte erkennen können. Die Lösung des Problems erhob sich in eben jenem Moment wütend aus dem Stadion hinter ihm. Wieder weitgehend genesen stieg Marco empor, wie der Phönix aus der Asche nun mal. Einer wilden Fackel gleich schoss er auf die Hauptstraße hinab, die in Richtung Hafen führte, und tauchte die umliegenden Straßenzüge in gespenstischen Schein. Bald jedoch kam die Aufholjagd zum Erliegen, da auch einige hundert Meter weiter noch keine flüchtenden Feinde in Sicht kamen. Zurückverwandelt stand der Pirat unentschlossen auf einer Kreuzung und schaute in die im Dunkeln verborgenen Nebengassen. Aus der Richtung des Stadions kam allmählich auch der dämonisch schimmernde Leichnam ihm nach geschwebt. Um sich unterhalten zu können, nahm Agares seine menschliche Form an. Langsam baute sich der skelettartige Oberkörper zu einem kompletten Leichnam aus, dann spannte sich eine dünne, papierne Haut aus dem Nichts über die Knochen und wie von Geisterhand legte sich der übliche schwarze Mantel um die zerbrechlich wirkenden Schultern. Was Marco aber ernstlich einen Schauder einjagte, war das Teufelssymbol auf der vorderen Kopfhaut. Zwei angsteinflößend intensiv blickende Augen umrahmt von einer Giftschlange, sodass eine finstere Form des Unendlichzeichens entstand, entlarvten sein Gegenüber als Dämon. Er hatte bereits aus dem fernen Königreich Rommel von ähnlichen Erscheinungen gehört, doch dieser hier schien sich beherrschen zu können. „Sind wir Verbündete?“, fragte der Mann geradeheraus, während er sich umschaute. „Ich hasse den Bund.“ Die Intention hinter dieser Antwort war offensichtlich. „Der Hafen wird wohl zu offensichtlich sein als Ankerplatz“, überlegte Agares laut, „du guckst von oben und fliegst die Straße runter. Ich geh hier entlang“, er deutete auf die Gasse zu seiner Rechten, „Gadei guckt sich da drüben um. Er kommt gleich nach.“ Nachdem Marco aber noch kurz zögerte, fügte er entschuldigend an: „Ich erklär dir später, was hier vor sich geht.“
In einer Seitenstraße nahe des Stadions
„Sie waren da“, sprach Kuzan leise in den Hörer der Teleschnecke, „Der Kontaktmann sollte also vertrauenswürdig sein.“ „Sehr gut. Was wirst du jetzt tun?“ „Du meintest ja, ich soll nicht sofort etwas sagen. Weil wir unser einziges in der Öffentlichkeit beliebtes Gesicht verlieren würden, wenn ich vor aller Augen den Bund bekämpfen würde. Jetzt bin ich ehrlich gesagt zu müde, um da noch groß einzugreifen. Außerdem sind neben Marco auch noch die beiden Typen hier, die vor einem halben Jahr noch bei uns waren. Dachte, das könnte dich interessieren.“ „Tut es. Ich schicke ihnen jemanden hinterher, du hältst dich weiterhin so gut es geht aus unseren Angelegenheiten raus. Solange, bis ich mich wieder melde.“ Dann folgte eine kurze Pause, bis der Mann am anderen Ende des Hörers noch miesgelaunt hinterher grummelte: „Schlimm genug, dass du jetzt auch schon ein Kopfgeld hast.“ Clank.
Unterdessen war Mister Disko schnell wieder über die empfundene Beleidigung hinweggekommen und erfreute sich nun an dem schallenden Applaus, der sofort aufbrandete, nachdem er den Ex-Admiral angekündigt hatte. Kuzan war immer eines der beliebtesten Mitglieder der Streitmacht gewesen und auch seine fragwürdigen Umtriebe nach dem Austritt schienen dieser Tatsache keinen Abbruch getan zu haben. Auch die beiden an seiner Seite freuten sich eher über dessen Erscheinen, selbst wenn er einst ein Gegenspieler war. So von allen Seiten beklatscht schritt er gemächlich mit den Händen in den Hosentaschen vergraben zu der freien Hälfte der Bühne. „Moin“, begrüßte er das Publikum zwar noch etwas verschlafen, aber durchaus freundlich, als es langsam ruhiger wurde. „Ich muss leider gleich wieder weiter“, versuchte sich der Admiral etwas verlegen zu erklären, noch bevor Mister Disko ihm die Hand schütteln konnte, „deshalb komme ich gleich zur Sache.“ Kollektive Enttäuschung war dem Publikum anzuhören, als Aokiji das sagte. Trotzdem waren alle begeistert über seine Fähigkeiten, die er jetzt nutzte, um mit den Worten „Ice … Hockey!“ eine überschaubare Fläche des Bodens in ein spiegelblankes Spielfeld verwandelte. Sogleich trug ein Bühnenhelfer ein kleines Tor herein und nagelte es im Eis fest. Da der Special-Guest noch keinerlei Anstalten machte, wieder zu gehen, ergriff Mister Disko die Initiative und begann damit, das Spiel näher zu erklären: „Eishockey, meine Damen und Herren. Genauer gesagt, ein Penalty-Shootout. Hier ist Ihre Ausrüstung.“ Lachend winkte Marco ab und ließ außer dem Paar Schlittschuhen alles wegbringen, Absalom hingegen bezog die volle Montur. Unter den Augen des Wintersportexperten Kuzan begann nun der Wirtschaftsboss im Tor. Leider waren die Regeln, was die Sichtbarkeit des Tores betraf, nicht gerade strikt formuliert worden und so fand sich sein Gegenüber bald auf einer scheinbar leeren Fläche wieder. Selbstverständlich äußerte dieser Protest, wenn er auch noch so halbherzig erschien. Denn der Phönix war sich seiner bescheidenen Künste auf dem Eis bewusst. Ungelenk marschierte er mehr als zu gleiten und entschied sich schon bald dafür, mit Hilfe seiner Flügel mehr oder weniger knapp über dem Eis zu schweben. Schließlich setzte er nach einem kurzen - aber dennoch unglaublich schlechten - Dribbling zum Abschluss an. „Hahahahaha“, tönte es nur, während allmählich der vor Lachen am Boden liegende Torwart sichtbar wurde. Marcos Schuss hatte nicht nur das Tor verfehlt, er war sogar ins Seitenaus abgedriftet. „Ja ja, komm, mach erst mal besser“, kommentierte der kampfeslustig. Umso mehr staunte er, als Absalom, der nun angriff, in seinen geschmeidigen Anlauf scheinbar beiläufig noch einen doppelten Axel sowie einen Rittberger einflocht. Das schlimmste war aber, dass der Puck die ganze Zeit über sichtbar war. Marco konnte ihn so zwar sehen, doch das machte es nicht leichter, die beeindruckende Kür des Angreifers zu ignorieren. Die Blamage war perfekt. Er erwachte erst aus seiner Trance, als der Puck bereits hinter ihm im Netz zappelte. Mit anerkennendem Nicken quittierte auch der kurzzeitige Gast die Darbietung. „Ich glaube, das Spiel ist so gut wie gelaufen“, er zwinkerte noch kurz Marco zu. „Ich bin dann mal wieder unterwegs.“ Kaum hatte Aokiji die Arena verlassen, ging der Angesprochene angestachelt wieder in den Angriff über. Eine Waffe hatte er gegen diesen verkappten Eisästheten: rohe Gewalt. Er probierte es jetzt gar nicht erst spielerisch, sondern nahm das Spielgerät nach etlichen Anläufen erfolgreich auf die flache Seite des verhassten Schlägers und schleuderte es in die Luft.
Nur Bruchteile einer Sekunde später brach das Chaos los. Schüsse ertönten und die Menschen stoben in Panik auseinander, als sich vom Stadiondach mehrere Gestalten in wehenden Roben abseilten. So paradox es auch klingt, nicht wenige schienen sogar offenkundig erfreut, diese Mäntel zu sehen. In einem Regen aus Netzgeschossen ging schon bald Absalom zu Boden, der es nicht für nötig gehalten hatte, sich für die zweite Runde erneut unsichtbar zu machen. Marco hatte den Vorteil, dass er die Feinde durch den Absprung verwirrt hatte. Doch auch er hatte inmitten des Showtrubels nicht mit einem solchen Überraschungsangriff gerechnet und ehe er auch nur einen Feind ins Visier hatte nehmen können, erstarben die blauen Flammen seiner Flügel und er fiel wehrlos zu Boden. Es hatte zwar nur seinen rechten Arm erwischt, doch er war wie gelähmt. Reglos und schwer atmend realisierte er, wer diese Terroristen waren. Nein, öffentlich waren sie ja keine Terroristen. Schon hatten die ersten der Angreifer den Arenaboden erreicht und zogen ihre Waffen. Das einzige, was dem Kapitän der Whitebeardpiratenbande blieb, war seine Kraft auf das Zusammenpressen seiner Zähne zu verwenden.
Zeitgleich in einer der VIP-Logen
„Uhhh, es geht endlich los, Ag!“, freute sich der Mann im weißen Hemd, „meinst du eins der Schwerter reicht, oder soll ich gleich beide nehmen? Ich bin ja so gespannt, herauszufinden, was das für eine Teufelsfrucht vorhin war!“, plapperte er aufgeregt weiter. „Hm, hängt davon ab, wer sie anführt. Halt nach einer der fünf Masken Ausschau“, erwiderte Ag und hielt sich eine Teleschnecke vor den Mund. Mit völlig veränderter Tonlage herrschte er den Mann am anderen Ende der Leitung an: „Lichter aus. Sofort!“ Und wieder an seinen Partner gewandt, fügte er ruhiger hinzu: „Dann wollen wir mal. Hey, Gadei-“ Doch seine bessere Hälfte war bereits durch das klirrend zersplitternde Fenster hinunter auf das Feld gesprungen, die Schwerter – er hatte beide mitgenommen – vor der Brust verschränkt. Kurz darauf erstarb alles Licht in der Arena.
Währenddessen kämpfte Marco immer noch um jeden Zentimeter Freiheit, doch der Seestein war ihm über. Seine verzweifelte Hoffnung galt jetzt der Dunkelheit, die plötzlich eingesetzt hatte. Doch tröstlich war dieser Wandel noch lange nicht. In seiner Lage interpretierte er es lediglich als kleinen Lichtblick. Seine Gedanken schweiften ab zu seiner Bande, seinen Freunden, seiner Familie. Was wäre er nur für ein schrecklicher Ersatzvater, wenn er hier sterben würde? Plötzlich nahm er eine Klinge wahr, die mit rasender Geschwindigkeit die Luft zerschnitt. Mit letzter Kraft riss er den freien linken Arm schützend über den Körper und erwartete sein Ende.
Doch der Hieb sollte sein Ziel nie erreichen. Alles, was Marco sehen konnte, war ein im Mondlicht seltsam hell wirkende Gestalt mit zwei Schwertern in den Händen. Aus dem einen schimmerte eine tiefrote Ader, das andere leuchtete schwach hellblau. Mit einem fließenden Aufwärtshieb des blauen Schwerts in seiner rechten Hand, schlitzte der Mann den überraschten Angreifer auf. Dann drehte er sich um, ließ eine Klinge unter das Seesteinnetz gleiten und riss dieses von Marcos Arm los. Wie gebannt beobachtete dieser seinen Erlöser. Seine flüssigen Bewegungen, das unbeschwerte Lächeln auf den Lippen, das eine Reihe schneeweißer Zähne offenbarte. Sein Retter schien so hell in dieser Dunkelheit, es wirkte schlicht unnatürlich. „Steh auf und bring dich in Sicherheit.“ „Quatsch“, ächzte Marco, der versuchte, sich wieder auf die Beine zu kämpfen, doch auf dem Eis schnell wieder hinfiel, „ich kann kämpfen.“ Der Schwertkämpfer machte einen erfreuten Eindruck ob dieser Entschlossenheit, dennoch antwortete er nüchtern: „Pass bloß auf, deine Teufelskräfte sind denen egal.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und war bald von der Finsternis verschlungen. Nur die vereinzelten Schreie und das Geräusch aufeinandertreffender Klingen zeugten von seiner Anwesenheit.
Ein halbes Eishockeyspielfeld weiter, waren einige der Männer mit Roben damit beschäftigt, den wehrlosen Absalom in das Netz einzuwickeln und einige einziehbare Enterhaken an ihm anzubringen. Gerade gab er den Befehl, das Opfer hochzuziehen, da bemerkte der Mann mit der Leopardenmaske etwas Unheimliches. Aus dem Schatten des überdachten Arenateils schwebte ein Skelett auf seine Gruppe zu. Aus der leeren Höhle seines Schädels schimmerte ein schwaches, weißes Licht und erlaubte dem Betrachter so, die Erscheinung genauer wahrzunehmen. Es war nicht mehr, als ein halber Leichnam, der da auf ihn zuflog. Unterhalb des hohlen Kopfes schlossen sich Brustkorb und Gerippe an, doch darunter endete der Körper. In seiner linken Knochenhand hielt das Skelett einen mit Widerhaken versehenen Langdolch, der ebenfalls aus Knochen gefertigt war, in der rechten konnte er nichts erkennen. „Was? Das ist doch … Agares! Männer, Absalom einsacken und dann Rückzug!“ Der Befehl widerstrebte ihm zutiefst, doch er war die einzig realistische Option. Wie gern hätte er es nur auf ein Kräftemessen mit dem Entlaufenen angelegt, doch unterstützt von Marco und – Dann war der helle Kerl also seine andere Hälfte, folgerte er. „Los, los, raus hier!“, schrie er, während er auf einen der abhebenden Haken stieg. Unmittelbar neben ihm fiel einer seiner Männer von den Seilen. Ein Dartpfeil ragte aus seiner Brust.
Schneller, als sie kamen, hatten sich die Feinde wieder auf das Arenadach zurückgezogen. Auf dem mittlerweile von einem roten, dickflüssigen Film überzogenen Eis räumte der Schwertkämpfer noch mit den letzten Nachzüglern auf, auch Marco griff wieder in den Kampf ein. Sein Kumpan, Agares machte sich indes an die Verfolgung der fliehenden Männer. Ein kehliges, grässliches Lachen war alles, was er von sich gab, während er den Trupp einige Meter über ihm mit seinen eigenartigen Dartpfeilen unter Beschuss nahm. Die meisten waren bereits an weiteren Haken in Richtung Boden gerutscht. Ein kleiner Trupp, gerade einmal 4 Mann umfassend, blieb aus strategischen Gründen auf dem Dach zurück. So schnell es das Gewicht der Schilde zuließ, schnallten sie sie vom Rücken und bildeten eine Verteidigungsmauer am Rand in dem Bestreben, ihrem Anführer mitsamt Geisel die Flucht zu ergreifen. Gerade als der langsamste der Krieger den Schild in die Kette eingliedern wollte, zischte ein Pfeil durch den letzten verbliebenen Spalt. Augenblicklich ließ der Haltende den Schild zu Boden fallen. Doch er starb nicht. Der Mann schlug die Hände reflexartig an den Kopf und begann zu schreien. Seine Pupillen rollten nach innen und weiße Leere trat in die Augen. Er spürte, wie jemand versuchte, in seinen Geist einzudringen. Wie scharfe Messerhiebe stach die fremde Präsenz auf ihn ein. Als erste Anzeichen einer Übernahme eintraten – in den Augen kämpften mittlerweile weiße und schwarze Farbe um die Oberhand – ergriff einer seiner Mitstreiter die Initiative und erlöste ihn mit einem Messerstich in die Nierengegend von seinem Leid. „Passt auf, ihr wisst, wie gefährlich er -“ Er stockte, als in seinem Hals ein weiterer Pfeil einschlug. Sein Blut sprudelte nur so auf die übrigen beiden, ehe auch sie getroffen zu Boden gingen. Der Leichnam hatte die Gelegenheit genutzt und war seitlich in eine leichtere Position geschwebt. Eine seiner Standardtaktiken.
Trotzdem ärgerte sich der Totenkopf sichtlich. Es war ihm durch das schnelle Eingreifen des anderen Typen nicht gelungen, in den Erinnerungen seines Opfers zu kramen und den Standort des Schiffs zu erfahren. Die anderen beiden hatte er dann in einem der Wutanfälle, für die er leider immer noch sehr anfällig war, direkt getötet. Und darüber hinaus hatte ihn der Zwischenfall zu viel Zeit gekostet, als dass er den Rest der Feinde noch hätte erkennen können. Die Lösung des Problems erhob sich in eben jenem Moment wütend aus dem Stadion hinter ihm. Wieder weitgehend genesen stieg Marco empor, wie der Phönix aus der Asche nun mal. Einer wilden Fackel gleich schoss er auf die Hauptstraße hinab, die in Richtung Hafen führte, und tauchte die umliegenden Straßenzüge in gespenstischen Schein. Bald jedoch kam die Aufholjagd zum Erliegen, da auch einige hundert Meter weiter noch keine flüchtenden Feinde in Sicht kamen. Zurückverwandelt stand der Pirat unentschlossen auf einer Kreuzung und schaute in die im Dunkeln verborgenen Nebengassen. Aus der Richtung des Stadions kam allmählich auch der dämonisch schimmernde Leichnam ihm nach geschwebt. Um sich unterhalten zu können, nahm Agares seine menschliche Form an. Langsam baute sich der skelettartige Oberkörper zu einem kompletten Leichnam aus, dann spannte sich eine dünne, papierne Haut aus dem Nichts über die Knochen und wie von Geisterhand legte sich der übliche schwarze Mantel um die zerbrechlich wirkenden Schultern. Was Marco aber ernstlich einen Schauder einjagte, war das Teufelssymbol auf der vorderen Kopfhaut. Zwei angsteinflößend intensiv blickende Augen umrahmt von einer Giftschlange, sodass eine finstere Form des Unendlichzeichens entstand, entlarvten sein Gegenüber als Dämon. Er hatte bereits aus dem fernen Königreich Rommel von ähnlichen Erscheinungen gehört, doch dieser hier schien sich beherrschen zu können. „Sind wir Verbündete?“, fragte der Mann geradeheraus, während er sich umschaute. „Ich hasse den Bund.“ Die Intention hinter dieser Antwort war offensichtlich. „Der Hafen wird wohl zu offensichtlich sein als Ankerplatz“, überlegte Agares laut, „du guckst von oben und fliegst die Straße runter. Ich geh hier entlang“, er deutete auf die Gasse zu seiner Rechten, „Gadei guckt sich da drüben um. Er kommt gleich nach.“ Nachdem Marco aber noch kurz zögerte, fügte er entschuldigend an: „Ich erklär dir später, was hier vor sich geht.“
In einer Seitenstraße nahe des Stadions
„Sie waren da“, sprach Kuzan leise in den Hörer der Teleschnecke, „Der Kontaktmann sollte also vertrauenswürdig sein.“ „Sehr gut. Was wirst du jetzt tun?“ „Du meintest ja, ich soll nicht sofort etwas sagen. Weil wir unser einziges in der Öffentlichkeit beliebtes Gesicht verlieren würden, wenn ich vor aller Augen den Bund bekämpfen würde. Jetzt bin ich ehrlich gesagt zu müde, um da noch groß einzugreifen. Außerdem sind neben Marco auch noch die beiden Typen hier, die vor einem halben Jahr noch bei uns waren. Dachte, das könnte dich interessieren.“ „Tut es. Ich schicke ihnen jemanden hinterher, du hältst dich weiterhin so gut es geht aus unseren Angelegenheiten raus. Solange, bis ich mich wieder melde.“ Dann folgte eine kurze Pause, bis der Mann am anderen Ende des Hörers noch miesgelaunt hinterher grummelte: „Schlimm genug, dass du jetzt auch schon ein Kopfgeld hast.“ Clank.
Nervös blickte er zurück über die Reling in Richtung Festland, während er seine Männer leise dazu anspornte, das Schiff schneller von den Tauen zu befreien. Die Mission war gerade so gut gegangen und er wusste, wem das zuzuschreiben war. Nämlich demjenigen, der im Hauptquartier die Entscheidung gefällt hatte, bei der Forschung verstärkt auf Fortbewegung zu setzen. Diese Haken waren ein Wunder. Selten hatte sich eine Truppe so schnell, flexibel und elegant fortbewegen können. Sie hinterließen nicht einmal größere Schäden in den Wänden, in denen sie einschlugen, sodass sie auch keine Spur für eventuelle Verfolger auslegten. Von den dreien, die hinter ihnen her waren, so schätzte er, wäre nur Marco in der Lage gewesen, ihrem Tempo zu folgen, obwohl die anderen beiden auf keinen Fall zu unterschätzen waren. Immerhin hatten sie einen der größten Zwischenfälle in der jungen Geschichte des Bunds ausgelöst. Glücklicherweise lag der Ankerplatz durch die steil abfallende Küste auf dieser Seite der Insel relativ geschützt, ansonsten hätte Marco das Boot aus seiner fliegenden Position nur allzu leicht ausfindig machen können, als es in diesem Moment ablegte. Er hatte sich dazu entschieden, hinter der Landzunge, die den eigentlichen Hafen auf der rechten Seite einschloss zu ankern und jetzt machte sich diese Überlegung bezahlt. Langsam, es schien schon fast ein wenig vorsichtig, tastete das Schiff sich von der Küste fort, hinaus auf die ungewöhnlich ruhige See. Sehr zu seiner Verärgerung war die Operation nur ein halber Erfolg gewesen. Das Hauptziel, Absalom, hatten sie zwar entführen können, doch unerwarteter Weise war das Kräfteverhältnis zu seinen Ungunsten gekippt. Dabei hätte er sich so gerne mit Agares gemessen und seine hässliche, untote Fratze als Souvenir mitgebracht. Mit der geballten Faust in der Tasche wandte er sich vom Anblick der in der Dunkelheit verschwindenden Insel ab und richtete den Blick nach vorne. Auf kommende Auseinandersetzung.
Auf hoher See
Iustus Gemütslage schwankte noch immer zwischen überrumpelt und vorfreudig. Er befand sich auf einem einfachen Schiff, dem keine Zugehörigkeit anzusehen war. Man hatte höchsten Wert auf Neutralität gesetzt; Es sollte so aussehen, als hätte er das Schiff und die Mannschaft angeheuert, um ihn zum Hauptquartier des Sterblichenbunds zu bringen. So saß er freizeitlich bekleidet an Deck und an seine beschauliche Kajüte angelehnt. Die Marine hatte ihm natürlich einen Aufpasser mitgeschickt. Oder war der von der Weltregierung? Ganz sicher war er sich da nicht. Der Mann trug einen schwarzen Anzug und eine ebenso schwarze Melone, stets schleppte er eine dicke Mappe voller Akten unter dem Arm mit sich herum und nie nahm er die verspiegelte Sonnenbrille ab. Genau so trat er jetzt um die Ecke, baute sich vor Iustus auf und teilte ihm mit: „Du hast noch ein Briefing vor dir. Hier und jetzt?“ Der frischgebackene Spion stand zackig auf und salutierte in gewohnter Manier. „Aye, Sir!“ „Lass den Quatsch, so enttarnt dich doch jeder Vollidiot auf den ersten Blick.“ “Aye, Sir”, gab er diesmal dezenter zurück. Der Anzugträger seufzte, dann setzte er sich auf eine Bank an der Reling und wartete, bis auch Iustus Platz genommen hatte. „Hör mal“, begann er und es klang, als würde er überlegen, wo er am besten ansetzen sollte, „ich hoffe du weißt, warum gerade du ausgewählt wurdest?“ Iustus beschlich ein leiser Verdacht bei dieser Andeutung. Die Fassade von Zufriedenheit und Stolz auf seine Arbeit bröckelte bereits, denn er war noch nie für sein Selbstvertrauen bekannt gewesen. „Ja, es geht mal wieder auf die Kappe deines Vaters“, fuhr der Mann fort. Er schien sich bewusst zu sein, was in Iustus vorging. „Dieses Mal ist er vielleicht zu weit gegangen. Wenn die deinen Nachnamen herausfinden, Iustus, dann bist du so gut wie tot. Er wusste das und trotzdem hat er darauf bestanden, seinen Sohn auszusenden. Nein, vielmehr hat er die ganze Mission ins Leben gerufen, es gab gar keinen anderen Kandidaten. Wahrscheinlich denkt er, deine Vergangenheit würde den Beitrittswunsch authentischer machen, oder dass er dir so zu schnellem Ruhm verhelfen kann…“ Der junge Marinesoldat überhörte die aufgesetzte Überzeugung des Mannes nicht. Seinem Vater ging es mal wieder ausschließlich um den Familienruf. „Und nun?“, fragte er zögerlich nach, „Wie soll ich mich anstellen?“ Der Mann bedeutete ihm mit einem Finger, kurz zu warten, während er in seiner Mappe kramte und schließlich eine Art Formular hervorholte. „Das hier bist ab jetzt du.“ Erst verstand Iustus nicht recht, doch als ihm der andere den Zettel in die Hand drückte, kam ihm die Erleuchtung. Oben rechts war ein Bild von ihm aufgeklebt, komplett unverändert. Links daneben standen jedoch Informationen, die so nicht stimmten. Als Name war dort Trek Taniels angegeben. „Trek Taniels? Ich bin doch kein Getränk“, wunderte sich Iustus zurecht. „So heißt du während deiner Mission. Keine Widerrede.“ Iustus warf den Kopf in den Nacken und stieß einen ungläubigen Lacher aus. „Sonst noch was?“, fügte er dann ungewohnt spöttisch hinzu. Was hatte sich sein Vater denn dabei gedacht, ihn auf dieses Himmelfahrtskommando zu schicken? „Ja. Hiermit kannst du Cuult kontaktieren, wenn es etwas zu berichten gibt. Dein Ziel wird es sein, möglichst schnell in der Hierarchie des Bundes aufzusteigen. Du weißt, sie sind eine ziemlich elitäre Organisation und es wird nicht leicht, in die Ränge der Big Five vorzustoßen. Darüber hinaus hat die Enttarnung des Bosses oberste Priorität.“ Der Agent überreichte ihm eine kleine Teleschnecke, dann wünschte er Iustus noch einmal viel Glück und ließ bald den überrumpelten und überhaupt nicht mehr vorfreudigen Ex-Marine grübelnd auf der Bank zurück. Einen Schwall Luft ausstoßend stützte er seinen Kopf auf die Handflächen.
Auf Octer Eight
„Nichts“, konstatierte Marco den Blick umherschweifend. Kurz darauf trat auch Agares wieder aus dem Dunkel zurück auf die spärlich beleuchtete Kreuzung, gerade als sein Partner, Gadei, aus Richtung des Stadions eintraf. „Ooch“, quittierte er den Bericht des Piraten. Sein Blick ruhte etwas wehmütig auf dem Schwert in seiner Rechten, doch die stets ein Lächeln formenden Mundwinkel straften die Trauer lügen. „Das liegt an deren verfickter Ausrüstung“, schnaubte Agares und spie verächtlich auf den Boden, „wenn ich doch nur schon wie-“ Weiter kam er nicht, denn von hoch über ihnen unterbrach ihn der immer noch in die Ferne spähende Phönix: „Da kommt doch etwas. Und zwar ein Trupp der Marine.“ Unten auf der Kreuzung wurde ein genervter Blick gewechselt, dann richtete sich der Schwarze an Marco: „Hast du ein Schiff hier? Wir könnten nur ein Hotelzimmer anbieten. Oder wir klauen eins.“ Die Entscheidung pro Diebstahl war schnell gefällt, denn Marco war tatsächlich alleine ohne Crew hier gewesen. Auf der Insel war ihr Aussehen nun bekannt und sich ewig verstecken kam nicht in Frage. Und weil ein großer, leuchtender Phönixvogel ziemlich einfach zu erkennen ist, rannten bald drei Gestalten zu Fuß die Hauptstraße hinunter.
„Sagt mal“, keuchte Marco nach einigen hundert Metern zwischen zwei Atemzügen zu ihnen herüber, „Wer seid ihr? Und was habt ihr im Stadion gemacht, ihr wart wohl kaum zur Belustigung dort.“ Lange antwortete ihm keiner, dann ergriff Agares das Wort: „Nein, waren wir nicht. Uns gehört die Show. Wir sind Faiver.“ „Falls du von ihm gehört hast“, fügte Gadei noch eilig hinzu, „Er wird steckbrieflich gesucht. Ags erstes Kopfgeld und es ist so lächerlich niedrig“, stichelte er gutgelaunt und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Mit einem finsteren Blick brachte sein Partner das Geräusch zum Erliegen. Marco konnte dem Gespräch der beiden kaum folgen, umso mehr kam es ihm entgegen, dass sich ihnen in diesem Moment das Rund der Hafenbucht eröffnete und ihm einen Augenblick gewährte, sich zu sammeln. „Moment, ‘wir‘ sind Faiver?“ Wieder trat erst Stille ein. Seine Begleiter schienen irgendwie eine Absprache zu treffen, wie tief man ihn in die persönlichen Geschicke einweihen sollte. Er musste sich eingestehen, dass diese beiden Kerle, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, eine beinahe totgeglaubte Neugier in ihm entfachten. „Ja, nun. Du hast sicher gemerkt, dass wir reichlich, äh, gegensätzlich erscheinen, oder?“, fing Gadei an, „Ich sag es mal so: Das kommt nicht von ungefähr.“ Damit war die Erklärung abgeschlossen und mit breitem Lächeln wandte sich der Blonde den ankernden Schiffen zu, denn bald würde die Marine eintreffen und dann täten sie gut daran, einige Meter Wasser zwischen sich zu bringen.
Wie sich herausstellte, waren allerdings nur wenige der anliegenden Boote für eine Mannschaft von gerade einmal drei Mann ausgelegt. Hauptsächlich waren hier welche der oberen Größenordnung mit zwei bis drei Masten an den hölzernen Docks vertaut, dazwischen wippten Freizeitboote der wohlhabenderen Bevölkerung, die sich wenig für eine Flucht der Marke Hals über Kopf eigneten. Die ohnehin eilige Suche verschärfte sich noch weiter, als das Getrappel der herbeistürmenden Soldaten in Hörweite kam. Hastig rief Gadei: „Hier! Das können wir nehmen“, als er an einem der äußeren Docks nahe der Buchtöffnung ein passendes Gefährt gefunden hatte. Es handelte sich um ein hölzernes Segelboot, das kaum größer war als das Hotelzimmer, in dem die beiden auf Octer Eight residiert hatten. Der kaum acht Meter hohe Mast führte nicht näher identifizierbare gelbe Segel, überschattete aber trotzdem das gesamte Deck und ihm gegenüber war eine beschauliche Kajüte errichtet, auf deren Dach das Steuerrad bewegungslos auf seinen Herren wartete. Auffällig war der Rumpf, den auf halber Höhe angebrachte zackige Blitze zierten, die aufwendig in das Holz eingelassen worden waren. Diese merkwürdige Eigenart unterstrichen zudem die gekreuzten Blitze, die statt einer herkömmlichen Gallionsfigur die Schiffsfront markierten. Allerdings konnte sich in der Eile und Finsternis niemand einen genaueren Reim auf die eigenartigen Strukturen am Schiff machen, sodass man schlicht beschloss, abzulegen und diese Sorgen auf den nächsten Tag zu verschieben.
Gadei hatte schon alle Taue gelöst und stand in gefälscht erfahrener Pose am Steuerrad, als Marco an Bord sprang; Agares schwebte in seiner furchteinflößenden Skelettform kaum erkennbar über dem Boot und hielt nach ihren Verfolgern Ausschau. Missmutig betrachtete Marco die Erscheinung über ihm. „Damit werde ich mich so schnell wohl nicht zurecht finden“, gestand er. Er schüttelte Kopf, als wolle er den Gedanken förmlich von sich werfen: „Aber das muss ich auch nicht. Gadei?“ „Jo?“, rief der Angesprochene wie immer freudig zurück. „Habt ihr ein Ziel? Ich würde mich sonst auf der nächsten Insel von euch trennen und zurück zu meinen Leuten.“ „Ist gut“, genehmigte der Steuermann unbeschwert, während er das Boot vom Steg weg in Richtung offene See manövrierte. Marco erschrak kurz, als neben ihm plötzlich wieder in seiner ausgemergelten Menschengestalt Agares stand und verkündete: „Es gibt Ärger. Da draußen schippert schon ein Marinekreuzer, der wartet nur auf uns. Wer will ihn versenken?“ Keiner der Passagiere wusste, wer auf Octer Eight das Oberkommando über die Streitkräfte der Gerechtigkeit hatte, doch es machte sich auch niemand Sorgen darum. Womöglich war er gar nicht an Board. „Wie wär‘s mit dir Gad? Oder bist du zu blöd, deine Teufelsfrucht anzuwenden?“ Gadei blickte ertappt zu Boden. „Ja, äh“, stammelte er verlegen, „ich weiß nicht. Wie findet man denn heraus, was man kann?“ „Indem man ins Wasser springt“, erwiderte Agares zynisch. „Ich mach es ja schon selbst.“
Versenken war vielleicht etwas hoch gegriffen, befand der Mann, der zu diesem Zeitpunkt der Nacht kaum noch sichtbar war. Einen Dartpfeil mit derartiger Explosionskraft hatte er aktuell nicht, alles was er besaß, würde kaum den massiven Rumpf eines Schlachtschiffs durchschlagen. Aber es gab Mittel und Wege, auch ohne solch robuste Methoden das nötige Chaos auszulösen. Mit diesen Worten löste sich seine Menschlichkeit erneut auf und er schwebte auf direktem Wege hinweg über die Buchtöffnung und dem gewaltigen Schiff entgegen, das in dieser Finsternis bedrohlich nach Futter für seine Kanonen Ausschau hielt. Doch die Dunkelheit war sein Element.
Heimlich, still und leise schwebte die dämonisch anmutende Knochengestalt über den nachtschwarzen Ozean hinüber zu seinen ahnungslosen Opfern. In der rechten Hand hielt Agares wie gewohnt einen Dartpfeil, in der linken lag der widerliche Knochendolch. Im Prinzip sah er zweierlei Herangehensweisen zwischen denen er sich entscheiden konnte. Er könnte ganz minimalistisch und stilvoll den Betrieb gerade so weit beeinträchtigen, dass man gefahrlos entkommen könnte, oder aber die Marine schlicht mit so großen Verlusten überhäufen, dass sie es nicht wagen würde, ihnen zu folgen. Ersteres benötigte einen guten Plan, Letzteres viele, viele Tode und wahrscheinlich sogar den Kampf gegen einen starken Gegner. Er hatte am Steuerruder einen der auffälligen Mäntel der höheren Marineränge ausgemacht. Und das um die Uhrzeit, dachte er verärgert. Er war hin und her gerissen. Sein altes Ich hätte wohl ohne Zögern losgemordet, doch er bemühte sich, diese unrühmlichen Pfade zu verlassen. Die Entscheidung war gefallen. Wie so oft vor brenzligen Operationen, rief er sich die Melodie in Erinnerung, die es so einzigartig schaffte, ihn an das zu erinnern, was er war, ihn vor dem inneren Abgrund zu bewahren. Und außerdem war sie gleichzeitig ein großartiger Motivator für den Kampf. Aus einem toten Winkel der wachhabenden Marinepatrouillen flog Agares nun knapp über der Meeresoberfläche an den Rumpf des Schiffes heran, anscheinend auf der Suche nach einem Ansatzpunkt für seinen Plan. An einem hell erleuchteten Bullauge hielt der gruselige Schädel. Im Inneren war ein typischer Mannschaftsraum zu sehen, vier nach militärischer Zucht akkurat bereitete Betten, in der Mitte ein Tisch, auf dem ein offenbar unterbrochenes Kartenspiel stattgefunden hatte. Im Raum befand sich in diesem Moment nur ein Soldat; Ein junger Mann von schmächtiger Gestalt stand im Türrahmen und schrie irgendetwas Unverständliches zu seinen Kameraden, die sich anscheinend im Nachbarraum aufhielten.
Plötzlich, ohne logisch erklärbaren Ursprung, vernahm der junge Marinesoldat ein Pochen, ein lautes Klopfen hinter sich. In Windeseile drehte er auf dem Absatz und blickte in das matte Schimmern eines einsamen Irrlichts hinter den leeren Augenhöhlen, die ihn von der anderen Seite des Bullauges anstarrten. Augenblicklich überkam den Mann die Panik, die Augen weiteten sich, instinktiv holte er tief Luft für einen Angstschrei. Agares Kalkül war aufgegangen. Noch ehe ein Laut die verängstigte Kehle verließ, durchbohrte ein Dartpfeil, ein hinterhältiger schwarzer Bote des Chaos, beinahe ohne Splitterungen im gläsernen Rund des Fensters zu verursachen, eben jenes und grub sich in die Rachenhaut des verstummenden Soldaten. Der Mann schluckte. Er schluckte den Pfeil nicht herunter, er schluckte, weil nichts anderes funktionierte. Agares wusste, er musste nun all seine Stärke aufbieten, um den Soldaten in seine Kontrolle zu zwingen, bevor jemand anderes in das Zimmer trat. Er war der Wolf, sein Feind nur ein harmloses Schaf. Stets kam ihm dieser Gedanke, doch er drängte ihn meist vorsichtig bei Seite. Denn er war zu verlockend. Nach wie vor fiel es ihm ungemein schwierig, auf sein ganzes, furchterregendes Potenzial zu verzichten, sondern ausschließlich die Kräfte, die ihm die Vernunft gestattete, zu verwenden. Seit ihm damals ein Gewissen gewachsen war, war dies so, doch es missfiel ihm nicht. Er betrachtete es als sportliche Herausforderung, auch mit dieser Menge an Kraft zu triumphieren. Und es schien als würde es ihm gelingen. Ein erstes Zeichen dafür war gewesen, dass er den Schrei des Soldaten auf der Stelle hatte ersticken können. Leider wusste er, dass dies nur teilweise sein Verdienst war, ergänzt wurden seine Bemühungen bei diesem Ritual immer durch die Willensstärke des Gegners. Doch er ließ diesen Wermutstropfen nicht an sich heran, nicht in dieser Situation. Der Sieg war greifbar nahe, denn in den Augen seines Opfers, das mittlerweile fast reglos auf dem Boden lag, überwog bereits das Schwarz. Agares war gerade so weit in den fremden Körper vorgedrungen, dass er die ersten Sinneseindrücke empfing. Schritte näherten sich auf dem Flur. Mit einer letzten Bündelung seiner Macht überwältigte das Skelett gerade rechtzeitig das verzweifelte Aufbäumen des Soldaten, die Augen tauchten einen Moment lang in vollkommene Schwärze, dann schlugen die Wimpern und ein scheinbar unveränderter Marinesoldat blickte in die lachenden Gesichter seiner Kameraden über ihm.
„Was machst du Depp denn da?“, fragte einer, von dem Agares nun wusste, dass er Günni hieß, amüsiert, „Nur weil unsere schöne Kameradin drüben wegen einer Spinne gerufen hat, musst du doch nicht gleich so intensiv die Suche nach anderen Übeltätern angehen, Piet.“ „Ich, äh, hab mich nur erschrocken, Jungs“, ließ Agares, der sich draußen bereits außer Sichtweite gebracht hatte, den jungen Mann mitteilen. Ungelenk rappelte der fremde Körper sich auf, die Motorik anderer zu übernehmen, fiel ihm oft schwer. „Guckt mal!“ Mit dem ausgestreckten Finger zeigte er auf den unübersehbaren, aber irgendwie unnatürlich erscheinenden Riss im Bullauge. „Ach, du Scheiße.“ Günni schlug die Hände vor den Mund, als er den Anblick verarbeitet hatte, nuschelte er unter dem Filter seiner Hände: „Holt sofort den Käpt’n. Wir haben ein Leck!“ „J-Ja“, rief noch einer zurück, der bereits aus dem Zimmer gestürzt war, dann machten sich Günni und seine Kameraden vorsichtig an die nähere Begutachtung des Risses. Für Agares war das das Signal, zum zweiten Teil seines Planes überzugehen, der daraus bestand, die Abwesenheit des vermeintlich stärksten Kämpfers auf Deck zu benutzen, um das Schiff manövrierunfähig zu machen. Er nutzte die vor Blicken weitgehend geschützte Position nahe am Rumpf des Schiffes, um sich zwischen herabhängenden Tauen und in Alarmbereitschaft herausragender Kanonenläufe an die Heckseite vorzuarbeiten. Mit einem auch in der herrschenden Finsternis treffsicher und mit viel Wucht angebrachten Dartpfeil beförderte er einen unpassend postierten Soldaten lautlos über die Reling. Lediglich das Platschen, als der leblose Körper die friedliche Wasseroberfläche zerriss, zeugte von seinem Ableben. Wie erwartet, stand das Steuer für den Moment ohne dazugehörigen Steuermann auf seinem Platz. In dem Bewusstsein, vermutlich in wenigen Sekunden entdeckt zu werden, schwebte er nun hastig an Bord und näherte sich zielstrebig, während er probehalber das Mordwerkzeug in der Linken Knochenhand gekonnt kreisen ließ. Zwei kraftvolle Hiebe später polterte das nun mehr gespaltene und von der hölzernen Befestigung getrennte Rad unliebsam laut zu Boden. Natürlich schlug sofort jemand Alarm und Kommandos wurden über Deck gebrüllt. Doch schneller als ihn jemand hätte erreichen können, flog Agares davon. Als Abschiedsgeschenk warf er noch einen Pfeil so geschickt in eines der Segel, dass er einen langgezogenen Einschnitt hineinriss.
Derweil unter Deck
„Deswegen habt ihr mich hergerufen?“, fragte die Kapitänin gefährlich ruhig und zeigte mit dem Ende ihres Gehstocks auf den hilflos dreinblickenden Günni. Nervös stammelte der nun: „Ja, aber, das ist doch ein Leck! Was, wenn da Wasser reinkommt?“ Als sei er ein nicht lebensfähiger Säugling taxierte ihn die große Frau und hob abschätzig eine Augenbraue. „Schau dir mal an, wie weit es von hier noch bis zum Wasser ist. Und selbst wenn, ich bin nicht deine bemitleidenswerte Mutter. Selbst ist der Mann. Dieses ‚Leck‘ ist so winzig, die Größenordnung kenn ich sonst nur aus dem wehleidigen Ehebett. Klodienst.“ „Aye“, erwiderte Günni mit gesenktem Blick und wartete darauf, dass die Kapitänin bloß wieder verschwinden würde. Es war ihm unendlich peinlich. Endlich erlöst, ließ er sich gerade in sein Bett zurückfallen, als von Deck Alarmrufe ertönten. Schlagartig riss er die Augen wieder auf und griff nach seinem Gewehr: „Alarm! Komm, Pie-“ Wo war eigentlich Piet?
Irgendwo
„Herein“, bat die befehlsgewohnte Stimme und in ihr schwang wie immer diese seltene, natürliche Autorität mit, die Felia so an ihrem Boss schätzte. Mit ein wenig geschauspielerter Lockerheit stieß sie die Tür auf und trat in das geräumige Büro von Monkey D. Dragon ein, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben. Sie tat so, als wäre sie noch nie hier gewesen, trat einige Meter in das Zimmer und widmete ihre Aufmerksamkeit erst den Nebensächlichkeiten. Mobiliar, dessen Anordnung, Farbintonierungen – sie schaute zwar all das an, doch es interessierte sie kein Stück. Das war eine Masche, sie wollte ihren Gesprächspartner zappeln lassen. Es machte ihr ungemein Spaß, so mit den Männern zu spielen. Leider war ihr Gegenüber hier aber nicht vom Kaliber ihres Vizes, Draude. Genervt fuhr der Revolutionsführer die Mine seines Kugelschreibers ein und aus und erzeugte ein nerviges Klicken. „Felia, spare dir die Show, ich habe viel zu tun. Setz dich.“ Sie biss sich auf die Zunge, ließ sich ansonsten aber nichts anmerken. Elegant wandte sie sich dem Schreibtisch zu ihrer Linken zu, sodass sich ihr hellroter Mantel kurz blähte und die frechen Feuermuster auf ihm zu tanzen begannen. Sie gab sich Mühe, ihre Gefühle hinter einer steinernen Maske zu verbergen, als sie nun bedächtig Platz nahm. Mit einer Fingerspitze legte sie eine Strähne ihrer ungebändigten, orangeroten Haare zurück hinter ihr Ohr an dem ein kleiner, gläserner Ohrring baumelte, dann verstrickte sie ihre langen Finger zu einer Brücke und legte ihr Kinn darauf. Aus ihren seltsamerweise hellblauen, beinahe weißen Augen heraus, musterte sie nun mit vergebener Liebesmüh ihren Chef: „Was gibt’s denn?“, fragte sie zuckersüß. „Arbeit“, zerbombte Dragon ihre Anstrengungen. Er stand auf und wandte sich der Tafel hinter ihm zu: „Das hier ist Octer Eight. Dort fand vor wenigen Stunden die letzte Sendung von ‚Das Duell um die Grandline‘ statt. Hast du es gesehen? Ich hoffe nicht, sonst bist du gefeuert. Jedenfalls war Kuzan da und rate mal, wer ihm da über den Weg lief.“ Felia fühlte sich missachtet. Sie gab sich so viel Mühe mit ihrem Chef, aber für ihn gab es nur Arbeit. Die gemeinsame Sache. Vielleicht machte gerade das ihn so reizvoll. „Ich weiß es nicht. Vielleicht“, sie streckte einen rot lackierten Fingernagel nach ihm aus und zwinkerte, „Amor mit seinen Liebespfeilen?“ „Wenn dem so wäre, könnte ich mich glücklich schätzen, wohlbehütet in dieser Festung zu sitzen. Nein, viel spannender: Agares und Gadei.“ Zu Felias Entsetzen war ihr die Überraschung deutlich anzusehen. Schon wieder hatte ihr Chef gewonnen. Das machte sie wirklich wahnsinnig, aber andererseits: Gadei! Schon war sie auf den Beinen: „Octer Eight sagtest du? Ich sag Draude Bescheid und dann bin ich weg.“ „Sehr schön“, befand Dragon, der mittlerweile wieder in seinem Sessel lehnte und sich gerade über sein aktuelles Papier beugen wollte. Kurz bevor Felia den Raum ebenso schwungvoll verließ, wie sie ihn betreten hatte, hob er noch einmal die Hand: „Ach, Felia? Probiere diese Masche bitte nie, nie bei Agares. Ich will mir gar nicht vorstellen, was der mit dir anstellt.“
Octer Eight, Eine Kneipe
Schwerer Rauch hing träge in der von überschwänglichem Gelächter und guter Laune gesättigten Luftmasse. An kleinen Holztischen und Bänken saßen die Gäste beieinander, spielten Karten, leerten ihre Bierkrüge und scherzten über Gott und die Grandline. Mit einem wohligen „Mhhhhm“ leckte sich ein Mann, links eine ansehnliche Dame im Arm, über die Lippen und knallte seinen leeren Krug auf den erzitternden Tisch. Ihm gegenüber saß praktisch das Spiegelbild: ein Mann, eine Dame. Tief seufzte er, doch es war allmählich an der Zeit zu gehen, verriet ihm die innere Uhr. Taten warteten. „Na kommt, meine Süßen“, ließ er die beiden Ladies wissen, seinem Kollegen bedeutete er mit einem unauffälligen Nicken, aufzustehen. Wie es sich gehörte, ließ er dem Wirt die Zeche inklusive Trinkgeld auf seinem Platz zurück, dann küsste er die Frau an seiner Seite auf die Stirn, stand auf und ging. Im spärlichen Licht, das die Beleuchtung vor der Taverne spendete, fuhr er sich durch die blitzförmig abstehenden und mit Hilfe einer Menge Haargel nach hinten gebändigten, gelben Haare: „Ach, es ist spät geworden. Wir können euch unmöglich erlauben, alleine in dieser Finsternis nach Hause zu gehen. Habt ihr gehört, was heute im Stadion los war? Nein, nein, ihr schlaft schön auf unserem Schiff.“ Widerrede hätte er ohnehin nicht geduldet, doch es kam auch keine. Die Damen hatten sie gewonnen, dessen war er sich nun sicher. Und ein Eisen hatte er ja noch im Feuer. Er wurde ganz hibbelig, als er an sie dachte. So aufbrausend. Herrlich. Er hatte sie letzte Nacht aufgegabelt und sie meinte, sie wolle noch eine Nacht bleiben. Ihm war es recht, dachte er und setzte ein Lächeln auf. Er nahm die stilvolle Sonnenbrille aus ihrer lässigen Verankerung am Hosenbund und setzte sie trotz Dunkelheit auf. Ein letzter routinemäßiger Check seiner beiden anderen, weniger menschlichen Lieblinge in ihren Lederhalftern und der spaßige Teil der Nacht konnte beginnen.
In der Hafenbucht
Der immer noch fleißig Seemann spielende Gadei hatte das gekaperte Schiff mittlerweile unfallfrei aus der Hafenbucht gelenkt, als das vertraute Skelettoberteil angeflogen kam und an Deck wieder seine ausgemergelte Menschengestalt annahm. „So, das hätten wir. Ich bin ein Genie“, bewertete Agares seine Arbeit. „Puh. Dann können wir ja beruhigt sein“, meinte auch der Aushilfskapitän. „Marco, magst du eben mal ans Steuer? Ich will mal nach drinnen gucken.“ Gesagt, getan und schon bald trug der nächste, etwas weniger Ahnungslose die Verantwortung über das Wohlergehen des namenlosen Schiffes. „Agares. Für mich sehen diese Kanonen noch ziemlich in Takt aus“, bemerkte der Phönix, als sie ihn Reichweite des Marinekreuzers kamen. „Abwarten“, war alles, was zurückkam, als das kleine Boot seelenruhig vorbeischipperte. Vom Deck des Feindschiffes drang lautes Unverständnis herüber. Es äußerte sich in hastigen Kommandos, ausufernden Wortgefechten und sogar verzweifelten Gewehrschüssen auf die beschauliche Schaluppe. Als sie kurz darauf außer Reichweite waren und sich so langsam auf die offene See hinaustasteten, kommentierte Agares nicht ohne Stolz: „Du kannst das Schiff vielleicht von außen bewegungsunfähig machen. Aber an seine Kanonenkugeln kommst du nur von innen.“ Mit diesen Worten brach irgendwo in den verwinkelten Lagerräumen des Zerstörers der geschundene Leib von Marinesoldat Piet zusammen. Allerdings blieb den beiden wenig Zeit, Agares Genialität zu bestaunen, denn das laute Aufschlagen der Kajüte zerstörte die Atmosphäre reichlich harsch. Gadei schien außer sich vor Freude: „Hey, Ag! Da hinten pennt wer, haha.“
Plötzlich, ohne logisch erklärbaren Ursprung, vernahm der junge Marinesoldat ein Pochen, ein lautes Klopfen hinter sich. In Windeseile drehte er auf dem Absatz und blickte in das matte Schimmern eines einsamen Irrlichts hinter den leeren Augenhöhlen, die ihn von der anderen Seite des Bullauges anstarrten. Augenblicklich überkam den Mann die Panik, die Augen weiteten sich, instinktiv holte er tief Luft für einen Angstschrei. Agares Kalkül war aufgegangen. Noch ehe ein Laut die verängstigte Kehle verließ, durchbohrte ein Dartpfeil, ein hinterhältiger schwarzer Bote des Chaos, beinahe ohne Splitterungen im gläsernen Rund des Fensters zu verursachen, eben jenes und grub sich in die Rachenhaut des verstummenden Soldaten. Der Mann schluckte. Er schluckte den Pfeil nicht herunter, er schluckte, weil nichts anderes funktionierte. Agares wusste, er musste nun all seine Stärke aufbieten, um den Soldaten in seine Kontrolle zu zwingen, bevor jemand anderes in das Zimmer trat. Er war der Wolf, sein Feind nur ein harmloses Schaf. Stets kam ihm dieser Gedanke, doch er drängte ihn meist vorsichtig bei Seite. Denn er war zu verlockend. Nach wie vor fiel es ihm ungemein schwierig, auf sein ganzes, furchterregendes Potenzial zu verzichten, sondern ausschließlich die Kräfte, die ihm die Vernunft gestattete, zu verwenden. Seit ihm damals ein Gewissen gewachsen war, war dies so, doch es missfiel ihm nicht. Er betrachtete es als sportliche Herausforderung, auch mit dieser Menge an Kraft zu triumphieren. Und es schien als würde es ihm gelingen. Ein erstes Zeichen dafür war gewesen, dass er den Schrei des Soldaten auf der Stelle hatte ersticken können. Leider wusste er, dass dies nur teilweise sein Verdienst war, ergänzt wurden seine Bemühungen bei diesem Ritual immer durch die Willensstärke des Gegners. Doch er ließ diesen Wermutstropfen nicht an sich heran, nicht in dieser Situation. Der Sieg war greifbar nahe, denn in den Augen seines Opfers, das mittlerweile fast reglos auf dem Boden lag, überwog bereits das Schwarz. Agares war gerade so weit in den fremden Körper vorgedrungen, dass er die ersten Sinneseindrücke empfing. Schritte näherten sich auf dem Flur. Mit einer letzten Bündelung seiner Macht überwältigte das Skelett gerade rechtzeitig das verzweifelte Aufbäumen des Soldaten, die Augen tauchten einen Moment lang in vollkommene Schwärze, dann schlugen die Wimpern und ein scheinbar unveränderter Marinesoldat blickte in die lachenden Gesichter seiner Kameraden über ihm.
„Was machst du Depp denn da?“, fragte einer, von dem Agares nun wusste, dass er Günni hieß, amüsiert, „Nur weil unsere schöne Kameradin drüben wegen einer Spinne gerufen hat, musst du doch nicht gleich so intensiv die Suche nach anderen Übeltätern angehen, Piet.“ „Ich, äh, hab mich nur erschrocken, Jungs“, ließ Agares, der sich draußen bereits außer Sichtweite gebracht hatte, den jungen Mann mitteilen. Ungelenk rappelte der fremde Körper sich auf, die Motorik anderer zu übernehmen, fiel ihm oft schwer. „Guckt mal!“ Mit dem ausgestreckten Finger zeigte er auf den unübersehbaren, aber irgendwie unnatürlich erscheinenden Riss im Bullauge. „Ach, du Scheiße.“ Günni schlug die Hände vor den Mund, als er den Anblick verarbeitet hatte, nuschelte er unter dem Filter seiner Hände: „Holt sofort den Käpt’n. Wir haben ein Leck!“ „J-Ja“, rief noch einer zurück, der bereits aus dem Zimmer gestürzt war, dann machten sich Günni und seine Kameraden vorsichtig an die nähere Begutachtung des Risses. Für Agares war das das Signal, zum zweiten Teil seines Planes überzugehen, der daraus bestand, die Abwesenheit des vermeintlich stärksten Kämpfers auf Deck zu benutzen, um das Schiff manövrierunfähig zu machen. Er nutzte die vor Blicken weitgehend geschützte Position nahe am Rumpf des Schiffes, um sich zwischen herabhängenden Tauen und in Alarmbereitschaft herausragender Kanonenläufe an die Heckseite vorzuarbeiten. Mit einem auch in der herrschenden Finsternis treffsicher und mit viel Wucht angebrachten Dartpfeil beförderte er einen unpassend postierten Soldaten lautlos über die Reling. Lediglich das Platschen, als der leblose Körper die friedliche Wasseroberfläche zerriss, zeugte von seinem Ableben. Wie erwartet, stand das Steuer für den Moment ohne dazugehörigen Steuermann auf seinem Platz. In dem Bewusstsein, vermutlich in wenigen Sekunden entdeckt zu werden, schwebte er nun hastig an Bord und näherte sich zielstrebig, während er probehalber das Mordwerkzeug in der Linken Knochenhand gekonnt kreisen ließ. Zwei kraftvolle Hiebe später polterte das nun mehr gespaltene und von der hölzernen Befestigung getrennte Rad unliebsam laut zu Boden. Natürlich schlug sofort jemand Alarm und Kommandos wurden über Deck gebrüllt. Doch schneller als ihn jemand hätte erreichen können, flog Agares davon. Als Abschiedsgeschenk warf er noch einen Pfeil so geschickt in eines der Segel, dass er einen langgezogenen Einschnitt hineinriss.
Derweil unter Deck
„Deswegen habt ihr mich hergerufen?“, fragte die Kapitänin gefährlich ruhig und zeigte mit dem Ende ihres Gehstocks auf den hilflos dreinblickenden Günni. Nervös stammelte der nun: „Ja, aber, das ist doch ein Leck! Was, wenn da Wasser reinkommt?“ Als sei er ein nicht lebensfähiger Säugling taxierte ihn die große Frau und hob abschätzig eine Augenbraue. „Schau dir mal an, wie weit es von hier noch bis zum Wasser ist. Und selbst wenn, ich bin nicht deine bemitleidenswerte Mutter. Selbst ist der Mann. Dieses ‚Leck‘ ist so winzig, die Größenordnung kenn ich sonst nur aus dem wehleidigen Ehebett. Klodienst.“ „Aye“, erwiderte Günni mit gesenktem Blick und wartete darauf, dass die Kapitänin bloß wieder verschwinden würde. Es war ihm unendlich peinlich. Endlich erlöst, ließ er sich gerade in sein Bett zurückfallen, als von Deck Alarmrufe ertönten. Schlagartig riss er die Augen wieder auf und griff nach seinem Gewehr: „Alarm! Komm, Pie-“ Wo war eigentlich Piet?
Irgendwo
„Herein“, bat die befehlsgewohnte Stimme und in ihr schwang wie immer diese seltene, natürliche Autorität mit, die Felia so an ihrem Boss schätzte. Mit ein wenig geschauspielerter Lockerheit stieß sie die Tür auf und trat in das geräumige Büro von Monkey D. Dragon ein, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben. Sie tat so, als wäre sie noch nie hier gewesen, trat einige Meter in das Zimmer und widmete ihre Aufmerksamkeit erst den Nebensächlichkeiten. Mobiliar, dessen Anordnung, Farbintonierungen – sie schaute zwar all das an, doch es interessierte sie kein Stück. Das war eine Masche, sie wollte ihren Gesprächspartner zappeln lassen. Es machte ihr ungemein Spaß, so mit den Männern zu spielen. Leider war ihr Gegenüber hier aber nicht vom Kaliber ihres Vizes, Draude. Genervt fuhr der Revolutionsführer die Mine seines Kugelschreibers ein und aus und erzeugte ein nerviges Klicken. „Felia, spare dir die Show, ich habe viel zu tun. Setz dich.“ Sie biss sich auf die Zunge, ließ sich ansonsten aber nichts anmerken. Elegant wandte sie sich dem Schreibtisch zu ihrer Linken zu, sodass sich ihr hellroter Mantel kurz blähte und die frechen Feuermuster auf ihm zu tanzen begannen. Sie gab sich Mühe, ihre Gefühle hinter einer steinernen Maske zu verbergen, als sie nun bedächtig Platz nahm. Mit einer Fingerspitze legte sie eine Strähne ihrer ungebändigten, orangeroten Haare zurück hinter ihr Ohr an dem ein kleiner, gläserner Ohrring baumelte, dann verstrickte sie ihre langen Finger zu einer Brücke und legte ihr Kinn darauf. Aus ihren seltsamerweise hellblauen, beinahe weißen Augen heraus, musterte sie nun mit vergebener Liebesmüh ihren Chef: „Was gibt’s denn?“, fragte sie zuckersüß. „Arbeit“, zerbombte Dragon ihre Anstrengungen. Er stand auf und wandte sich der Tafel hinter ihm zu: „Das hier ist Octer Eight. Dort fand vor wenigen Stunden die letzte Sendung von ‚Das Duell um die Grandline‘ statt. Hast du es gesehen? Ich hoffe nicht, sonst bist du gefeuert. Jedenfalls war Kuzan da und rate mal, wer ihm da über den Weg lief.“ Felia fühlte sich missachtet. Sie gab sich so viel Mühe mit ihrem Chef, aber für ihn gab es nur Arbeit. Die gemeinsame Sache. Vielleicht machte gerade das ihn so reizvoll. „Ich weiß es nicht. Vielleicht“, sie streckte einen rot lackierten Fingernagel nach ihm aus und zwinkerte, „Amor mit seinen Liebespfeilen?“ „Wenn dem so wäre, könnte ich mich glücklich schätzen, wohlbehütet in dieser Festung zu sitzen. Nein, viel spannender: Agares und Gadei.“ Zu Felias Entsetzen war ihr die Überraschung deutlich anzusehen. Schon wieder hatte ihr Chef gewonnen. Das machte sie wirklich wahnsinnig, aber andererseits: Gadei! Schon war sie auf den Beinen: „Octer Eight sagtest du? Ich sag Draude Bescheid und dann bin ich weg.“ „Sehr schön“, befand Dragon, der mittlerweile wieder in seinem Sessel lehnte und sich gerade über sein aktuelles Papier beugen wollte. Kurz bevor Felia den Raum ebenso schwungvoll verließ, wie sie ihn betreten hatte, hob er noch einmal die Hand: „Ach, Felia? Probiere diese Masche bitte nie, nie bei Agares. Ich will mir gar nicht vorstellen, was der mit dir anstellt.“
Octer Eight, Eine Kneipe
Schwerer Rauch hing träge in der von überschwänglichem Gelächter und guter Laune gesättigten Luftmasse. An kleinen Holztischen und Bänken saßen die Gäste beieinander, spielten Karten, leerten ihre Bierkrüge und scherzten über Gott und die Grandline. Mit einem wohligen „Mhhhhm“ leckte sich ein Mann, links eine ansehnliche Dame im Arm, über die Lippen und knallte seinen leeren Krug auf den erzitternden Tisch. Ihm gegenüber saß praktisch das Spiegelbild: ein Mann, eine Dame. Tief seufzte er, doch es war allmählich an der Zeit zu gehen, verriet ihm die innere Uhr. Taten warteten. „Na kommt, meine Süßen“, ließ er die beiden Ladies wissen, seinem Kollegen bedeutete er mit einem unauffälligen Nicken, aufzustehen. Wie es sich gehörte, ließ er dem Wirt die Zeche inklusive Trinkgeld auf seinem Platz zurück, dann küsste er die Frau an seiner Seite auf die Stirn, stand auf und ging. Im spärlichen Licht, das die Beleuchtung vor der Taverne spendete, fuhr er sich durch die blitzförmig abstehenden und mit Hilfe einer Menge Haargel nach hinten gebändigten, gelben Haare: „Ach, es ist spät geworden. Wir können euch unmöglich erlauben, alleine in dieser Finsternis nach Hause zu gehen. Habt ihr gehört, was heute im Stadion los war? Nein, nein, ihr schlaft schön auf unserem Schiff.“ Widerrede hätte er ohnehin nicht geduldet, doch es kam auch keine. Die Damen hatten sie gewonnen, dessen war er sich nun sicher. Und ein Eisen hatte er ja noch im Feuer. Er wurde ganz hibbelig, als er an sie dachte. So aufbrausend. Herrlich. Er hatte sie letzte Nacht aufgegabelt und sie meinte, sie wolle noch eine Nacht bleiben. Ihm war es recht, dachte er und setzte ein Lächeln auf. Er nahm die stilvolle Sonnenbrille aus ihrer lässigen Verankerung am Hosenbund und setzte sie trotz Dunkelheit auf. Ein letzter routinemäßiger Check seiner beiden anderen, weniger menschlichen Lieblinge in ihren Lederhalftern und der spaßige Teil der Nacht konnte beginnen.
In der Hafenbucht
Der immer noch fleißig Seemann spielende Gadei hatte das gekaperte Schiff mittlerweile unfallfrei aus der Hafenbucht gelenkt, als das vertraute Skelettoberteil angeflogen kam und an Deck wieder seine ausgemergelte Menschengestalt annahm. „So, das hätten wir. Ich bin ein Genie“, bewertete Agares seine Arbeit. „Puh. Dann können wir ja beruhigt sein“, meinte auch der Aushilfskapitän. „Marco, magst du eben mal ans Steuer? Ich will mal nach drinnen gucken.“ Gesagt, getan und schon bald trug der nächste, etwas weniger Ahnungslose die Verantwortung über das Wohlergehen des namenlosen Schiffes. „Agares. Für mich sehen diese Kanonen noch ziemlich in Takt aus“, bemerkte der Phönix, als sie ihn Reichweite des Marinekreuzers kamen. „Abwarten“, war alles, was zurückkam, als das kleine Boot seelenruhig vorbeischipperte. Vom Deck des Feindschiffes drang lautes Unverständnis herüber. Es äußerte sich in hastigen Kommandos, ausufernden Wortgefechten und sogar verzweifelten Gewehrschüssen auf die beschauliche Schaluppe. Als sie kurz darauf außer Reichweite waren und sich so langsam auf die offene See hinaustasteten, kommentierte Agares nicht ohne Stolz: „Du kannst das Schiff vielleicht von außen bewegungsunfähig machen. Aber an seine Kanonenkugeln kommst du nur von innen.“ Mit diesen Worten brach irgendwo in den verwinkelten Lagerräumen des Zerstörers der geschundene Leib von Marinesoldat Piet zusammen. Allerdings blieb den beiden wenig Zeit, Agares Genialität zu bestaunen, denn das laute Aufschlagen der Kajüte zerstörte die Atmosphäre reichlich harsch. Gadei schien außer sich vor Freude: „Hey, Ag! Da hinten pennt wer, haha.“
Auf dem Schiff trat Stille ein, offenbar wusste niemand, was man nun mit dem blinden Passagier tun sollte. „Wir haben auch mal ein Schiff gekapert und am nächsten Morgen noch zwei schlafende Crewmitglieder gefunden. Das waren ganz nette Kerle, wir haben sie einfach aufgenommen“, berichtete Marco mit Achselzucken. Agares blickte misstrauisch zu seinem Kollegen, der ebenfalls nur die Schultern hob. „Was ist denn das für einer, Gad?“, fragte er skeptisch nach. „Eine Sie“, wurde er prompt verbessert, „obwohl sie mehr Muskeln hat als du, haha.“ „Gadei! Reiß dich zusammen.“ „Ist ja gut“, gab der Weiße klein bei, „also, sie hat so eine Art Lederanzug an, schöne schwarze Haare und ist echt sportlich, da würdest du staunen. Komisch war, dass sie anscheinend auf ihrer Waffe schläft. Zwei Metallstangen verbunden durch eine Kette. Das Ding sah richtig schmerzhaft aus.“
Weiter kam Gadei mit seiner Beschreibung nicht, denn hinter ihm öffnete sich erneut, diesmal wesentlich langsamer, die Kabinentür und heraus trat die eben beschriebene Dame. „Was brüllt ihr denn hier so rum?“, murrte sie sichtlich gequält, während sie sich mit einer Hand den Kopf hielt. „Da hat mir gestern doch tatsächlich einer KO-Tropfen in meinen 47-sten Tequila getan“, nuschelte sie, den Blick auf den Boden gewandt. „Was machst du hier?“, ergriff Agares das Heft des Handelns. „Ich hab hier gepennt. Wollte noch auf Grape warten. Naja, auch egal.“ Mit diesen Worten wandte die Frau sich um und wollte gerade wieder in Richtung Schlafstätte verschwinden, da wurde sie von einer Hand auf der Schulter zurückgehalten. „Wie heißt du?“, wollte Gadei wesentlich freundlicher als sein Begleiter wissen. Wehleidige Augen blickten über die Schulter zurück, ein gestrecktes, undefinierbares Geräusch verlieh den Kopfschmerzen der Schwarzhaarigen Ausdruck, dann folgte ein gebrochenes: „Norei…a. Rey reicht.“ Mit dieser Antwort schob sie sich die Hand von der Schulter und verschwand im Inneren. Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, blieben auf Deck drei reichlich verwirrte Abenteurer zurück. Man beschloss, die Befragung auf den nächsten Tag zu verschieben und sich nun lieber eine Mütze voll Schlaf zu gönnen. So machten es sich Marco und Agares auf dem harten Holzboden so bequem wie möglich und Gadei widmete sich erneut enthusiastisch seiner aufstrebenden Karriere als Kapitän.
Auf hoher See
Iustus wusste, dass es an der Zeit war, die letzten Seemeilen zum Hauptquartier des Bundes alleine zurückzulegen. Der einzige Grund, warum er nicht direkt alleine losgesegelt war, war die ungewöhnliche Lage des Selbigen. Es befand sich auf einer Insel im West Blue nahe des Calm Belts. Und den wollte niemand alleine und ohne Seesteinrumpf durchsegeln. Nun aber hatte sein Boot ihn hinter sich gelassen und es würde nur überflüssiges Misstrauen wecken, wenn er von einer Schar Begleiter auf der Insel abgeladen werden würde. Mit dieser Gewissheit stand Iustus von der Bank auf, auf der er die letzten Stunden verbracht hatte und teilte dem Agenten mit, dass er bereit war, den nächsten Schritt der Operation anzutreten. Schnell war sein Paddelboot zu Wasser gelassen und er hineingestiegen. Mit einem halbherzigen Salut verabschiedete er sich von der winkenden Mannschaft, die an der Reling stand und ihm ihre Glückwunsche aussprach. Er wollte in sich hineinhören, doch außer undeutbar miteinander ringenden Emotionen, die von Pflichtgefühl bis Resignation reichten, konnte er nichts Verwertbares finden, das ihn Mut schöpfen ließe. In wenigen Stunden, schätzungsweise gegen Sonnenaufgang, würde seine eigentliche Mission beginnen und dann würde sich zeigen, ob das Schicksal ihm wohlgesonnen war. Schicksalsergebenheit…
Ebenfalls auf hoher See
Mit für seine Größe unglaublicher Geschwindigkeit peitschte das motorbetriebene und unbeflaggte Boot über die ruhige See. Dieses Wunder der Technik nahm er gar nicht mehr wahr, so sehr war er die Genialität der Ingenieure und Forscher aus dem Hauptquartier mittlerweile gewohnt. In der spärlich beleuchteten Kajüte des Befehlshabers war längt Ruhe eingekehrt, es war Zeit, Kraft zu tanken und die gefallenen Glaubensbrüder zu betrauern. Aufrecht saß jener Kommandant auf seinem Bett und betrachtete die Leopardenmaske, die mit einigen Blutspritzern versehrt vor ihm auf dem Nachttisch lag. Schwach spiegelte sich sein von Narben und schmerzhaften Brandwunden entstelltes Gesicht. Er kam sich merkwürdig vor. Es war ihm beinahe schon fremd, derart tiefgründigen Gedanken nachzuhängen, doch in diesem Augenblick fing er an zu sinnieren. Über das Kredo dem er sich verschrieben hatte, über das dazugehörige Warum und zum vielleicht ersten Mal seit Jahren sogar darüber, wie er war. Die Grenze des Menschlichen. Dort wollte er hin. Stärker sein als der ganze verweichlichte Rest, das ekelhafte Gesindel, das sich in teure Sachen gekleidet edlem Wein hingab. Mit einer Hand fuhr er sich ohne nennenswerte Vorsicht über die Narben in seinem Gesicht. Er war stolz, sie sich zugefügt zu haben; Sie waren der Schlüssel zu seiner Person, stellten alles dar, über das er sich selbst definierte. Er mochte den Schmerz nicht, doch er war notwendiges Übel, um immer widerstandsfähiger zu werden. Wer wusste, dass er selbst der Urheber seines unmenschlichen Antlitzes war, der verstand, mit wem er es zu tun hatte. Doch es gab kaum noch jemanden, der ihn ohne Maske sah.
Er freute sich schon fast, als das Klingeln seiner Teleschnecke diese fremdartigen Gedanken jäh unterband. Er nahm ab. „Sangus Crood.“ „Ich weiß, wen ich angerufen habe“, entgegnete die Stimme aus dem Hörer. Er ordnete sie ohne Probleme seinem Boss zu. Diese Stimme war einzigartig, unverwechselbar. „Du hast nicht Bericht erstattet.“ „Ich bin noch nicht dazu gekommen“, gestand er wahrheitsgemäß, „es gab unerwartete Verluste, die Männer wollten sie angemessen betrauern und als ihr Anführer kann ich da schlecht fehlen.“ „Unerwartete Verluste? Haben sie sich wenigstens gelohnt?“ „Ja. Wir haben Absalom.“ „Ist Marco tot?“ „Nein. Agares und Gadei haben ihn gerettet.“ Seinem Gesprächspartner war keinerlei Überraschung anzuhören, als er ungerührt antwortete: „Bring Absalom her, dann machst du dich an die Verfolgung. Ich will die beiden tot sehen.“ „Jawohl.“ Clank. Sein philosophischer Anfall war verflogen. Mit fanatisch glänzenden Augen zog er ein weißes Tuch aus der Tasche des Mantels, den er am dafür vorgesehenen Haken neben der Tür aufgehängt hatte, und polierte seine Maske. Nicht dass ihn das Blut gestört hätte, doch der Übermensch, der er zu sein glaubte, ließ sich nicht mit einem solchen Zeugnis der Niederlage besudeln.
Wiederum auf hoher See
Erste Sonnenstrahlen erreichten das kleine Boot, das immer noch scheinbar ziellos hinaus in die Weiten des Ozeans steuerte, und läuteten einen neuen Tag ein. An Bord räkelte sich Agares, der wie jeden Morgen mit Grauen das Aufgehen der verhassten Sonne ertragen musste, das immer und immer wieder den Verlust seiner Macht bedeutete. Gleichsam stand Gadei die Freude merklich ins Gesicht geschrieben, als er dem strahlenden Rund am Himmel entgegen blinzelte. Reflexhaft setzte der Mann im schwarzen Mantel seinen Hut auf und zog ihn weit in die Stirn, sodass das verräterische Mal auf der Kopfhaut verschwand. „Gad. Wo sind wir?“ „Keine Ahnung“, erwiderte der Mann am Steuer freudig, „Aber sieh dir das an! Ist das nicht wundervoll?“ Mit ausgebreiteten Armen wies er über die Reling hinweg in Richtung Sonnenaufgang. Die See lag noch immer weitestgehend ruhig vor ihnen. „Wir müssen unsere nächsten Schritte planen“, ignorierte sein weniger enthusiastischer Partner die Freude gekonnt. In der Stimme schwang keinerlei Emotion mit. „Marco wollte doch abgeladen werden. Ich schlage vor, damit fangen wir an.“ Wie auf ein Stichwort erwachte der Erwähnte mit einem langgezogenen Gähnen. „Uuuuaaaah-aah. Morgen. Ihr seid schon auf den Beinen?“ Agares grunzte abfällig etwas Unverständliches über den Tag, doch die Worte waren für keinen der Anwesenden verständlich. „Jo“, bestätigte Gadei das Offensichtliche. „Wo musst du noch gleich hin?“ Mit einem erhobenen Finger bedeutete der Phönix ihm, kurz zu warten, während er aus den Taschen seiner Kleidung einen Logport zu Tage beförderte. Gerade versuchte der Steuermann so fachmännisch wie möglich, das Schiff in die gewünschte Himmelsrichtung auszurichten, da kam seinem Kollegen ein Einfall: „Ach. Wir müssen auch noch mit dieser Noreia reden.“ „Stimmt! Ich weck sie eben.“
Wenig später saßen vier mehr oder weniger wache Personen auf dem Deck. Einer beschwerte sich über den Tag, eine über ihren enormen Schädel, einer bestaunte unablässig das alltägliche Naturschauspiel des Sonnenaufgangs und einer ertrug all das schweigend. Jener letzte hatte in ihrer Mitte eine Karte der umliegenden Gewässer ausgebreitet, auf der eine Insel besonders dick markiert war: Interlude Island. Die Insel hatte ihren Namen erhalten, weil einst der große Piratenkönig Gold Roger hier vor Anker gegangen war, nur um sie wenige Stunden später wieder zu verlassen. Die Einwohner rühmten sich noch immer mit dieser historischen Begebenheit, denn außer dieser Anekdote, gab es überhaupt nichts, für das sich die Insel preisen konnte. Passend dazu, sollte sie auch der erste Halt der weniger illustren Gesellschaft werden, der Marco dort zu entkommen hoffte. Seine Bande würde im Verborgenen dort warten und ihn dann mitnehmen. Den Übrigen war der geplante Stopp ganz recht, denn keiner wusste so recht, wie man nun am besten fortfuhr. Eine weitere Ausgabe des ‚Duells um die Grandline‘ war aktuell schwer machbar, ein direkter Feldzug gegen den Sterblichenbund unmöglich. Dabei war die Auslöschung des Bundes doch das erklärte Ziel der beiden, die sich hinter dem Pseudonym Faiver verbargen. Zunächst entschied man sich, den ungebetenen Gast mit dem seltsamen Namen auszufragen. „Was machst du hier?“ „Ich hab darauf gewartet, dass Grape zurückkommt.“ „Wer ist das denn?“ „Dem gehört dieses Schiff. Er reißt euch sicher die hübschen“, sie blickte zu Marco und Gadei, „Köpfe ab, wenn er euch jemals findet.“ „Oh“, reagierte Gadei gewohnt sorglos. Agares warf ihm einen angestrengten Blick zu. „Warum warst du mit ihm unterwegs und was müssen wir über ihn wissen?“ „Also, er hat mich gestern Nacht zu sich eingeladen, ich kenne ihn kaum. Aber weil ich nirgendwo sonst hätte übernachten können und zudem sternhagelvoll war, bin ich mitgekommen. Hab ihn eben ein bisschen ausgenutzt. Oder er mich?“ „Woher sollen wir wissen, dass du dasselbe nicht mit uns vorhast?“, bohrte der kraftlos wirkende Agares weiter nach, die Pflicht schien ihn anzutreiben. „Hm. Könnt ihr nicht. Aber seht es mal so: Ich bin nicht freiwillig hier, ich will weder dahin, wo ihr hinwollt, noch kenne ich einen von euch. Ich lasse mich einfach von euch überraschen und dann entscheide ich, was ich machen.“ Sie blickte in die Runde. Nachdem keiner schien, als wolle er noch etwas anfügen, fragte sie: „Darf ich wieder schlafen gehen? Erfahrungsgemäß sollte ich gegen Mittag fit sein.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stand Noreia auf und verließ die ratlosen Männer.
Im West Blue
Ohne wirklich auf das Schmerzen seiner Muskeln Acht zu geben, paddelte Iustus unermüdlich weiter. Mit den Gedanken war er die letzten Stunden über an sämtlichen Orten der Grandline gewesen, außer in dieser vermaledeiten Nussschale. Gerade als er grübelte, ob man ihn am Ende des Tages bereits mit einem Apfel im Mund und gut durchgebraten in den Speisesälen des Bundes präsentieren würde, erblickten seine müden Augen den Umriss einer Insel am Horizont. Er war am Ziel. Vor ihm erhob sich die uneinnehmbare Inselfestung, mit der die Organisation im letzten Jahr so viel Ruhm geerntet hatte und die in kürzester Zeit Legendenstatus erreicht hatte. Zumindest fast. Denn einen Zwischenfall hatte es gegeben, der die Unfehlbarkeit der Sterblichenbundes aufs Bitterste erschüttert hatte. Mit geweiteten Augen besah der junge Spion sich das steinerne Ungetüm, das sich kalt und hart aus dem Felsmassiv der Insel schälte. Seiner Richtung zugewandt lagen die gut gefüllten Kais, dahinter führte ein verschlungener Weg mit zahlreichen Toren, Verteidigungsanlagen und Kontrollpunkten den Hügel hinauf, an dessen Ende die sagenumwobene Mankind’s Stronghold thronte. Mit meisterlichem Geschick war sie in den Stein, der die Insel in Form eines Halbkreises umrundete und an der Rückseite rechtwinklig ins Meer abfiel, eingelassen. Gigantisch und stilvoll verziert lag sie hinter den in allen Farben des Regenbogens leuchtenden Blumenfeldern, die hier und da im Mittelteil angelegt waren und zwischen all der Artillerie und sonstigen Fallen trotzdem nicht deplatziert wirkten. Offenbar hatte der Schöpfer dieser Anlage darauf Wert gelegt, sowohl eine unüberwindbare Verteidigung zu schaffen, als auch einen prunk- und eindrucksvollen Anblick zu bieten. Der Spagat war ihm gelungen. Am meisten beeindruckte Iustus aber der Turm, der das Zentrum der Festung markierte und bis in die Wolken zu reichen schien. Er war sich sicher, dass so hoch oben niemand mehr wohnen würde, doch seine Wirkung verfehlte der Bau nicht. Hier und da durchbrachen mit Zinnen bewehrte Außengänge und Vorsprünge die aufwendigen Muster der verschiedenfarbigen Gesteine, andernorts waren es die malerischen Symbole und vergoldeten Zeichen, die Iustus den Atem raubten. Kurzum: Mankind’s Stronghold war überwältigend. Kein Wunder, dass bisher alle Angriffe wütender Piraten hier wirkungslos an diesem Gemäuer zerschellt waren. Sogar einen zugegebenermaßen halbherzigen Angriff der Revolutionsarmee hatte die Festung ohne einen Kratzer überstanden. Doch Iustus wusste, was den Bund stark gemacht hatte. Und das war nicht die zweifelsfrei mächtige Burg an der Oberfläche, sondern das Geheimnis, das im Inneren des Eilands Jahrhunderte unentdeckt geschlummert hatte.
Weiter kam Gadei mit seiner Beschreibung nicht, denn hinter ihm öffnete sich erneut, diesmal wesentlich langsamer, die Kabinentür und heraus trat die eben beschriebene Dame. „Was brüllt ihr denn hier so rum?“, murrte sie sichtlich gequält, während sie sich mit einer Hand den Kopf hielt. „Da hat mir gestern doch tatsächlich einer KO-Tropfen in meinen 47-sten Tequila getan“, nuschelte sie, den Blick auf den Boden gewandt. „Was machst du hier?“, ergriff Agares das Heft des Handelns. „Ich hab hier gepennt. Wollte noch auf Grape warten. Naja, auch egal.“ Mit diesen Worten wandte die Frau sich um und wollte gerade wieder in Richtung Schlafstätte verschwinden, da wurde sie von einer Hand auf der Schulter zurückgehalten. „Wie heißt du?“, wollte Gadei wesentlich freundlicher als sein Begleiter wissen. Wehleidige Augen blickten über die Schulter zurück, ein gestrecktes, undefinierbares Geräusch verlieh den Kopfschmerzen der Schwarzhaarigen Ausdruck, dann folgte ein gebrochenes: „Norei…a. Rey reicht.“ Mit dieser Antwort schob sie sich die Hand von der Schulter und verschwand im Inneren. Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, blieben auf Deck drei reichlich verwirrte Abenteurer zurück. Man beschloss, die Befragung auf den nächsten Tag zu verschieben und sich nun lieber eine Mütze voll Schlaf zu gönnen. So machten es sich Marco und Agares auf dem harten Holzboden so bequem wie möglich und Gadei widmete sich erneut enthusiastisch seiner aufstrebenden Karriere als Kapitän.
Auf hoher See
Iustus wusste, dass es an der Zeit war, die letzten Seemeilen zum Hauptquartier des Bundes alleine zurückzulegen. Der einzige Grund, warum er nicht direkt alleine losgesegelt war, war die ungewöhnliche Lage des Selbigen. Es befand sich auf einer Insel im West Blue nahe des Calm Belts. Und den wollte niemand alleine und ohne Seesteinrumpf durchsegeln. Nun aber hatte sein Boot ihn hinter sich gelassen und es würde nur überflüssiges Misstrauen wecken, wenn er von einer Schar Begleiter auf der Insel abgeladen werden würde. Mit dieser Gewissheit stand Iustus von der Bank auf, auf der er die letzten Stunden verbracht hatte und teilte dem Agenten mit, dass er bereit war, den nächsten Schritt der Operation anzutreten. Schnell war sein Paddelboot zu Wasser gelassen und er hineingestiegen. Mit einem halbherzigen Salut verabschiedete er sich von der winkenden Mannschaft, die an der Reling stand und ihm ihre Glückwunsche aussprach. Er wollte in sich hineinhören, doch außer undeutbar miteinander ringenden Emotionen, die von Pflichtgefühl bis Resignation reichten, konnte er nichts Verwertbares finden, das ihn Mut schöpfen ließe. In wenigen Stunden, schätzungsweise gegen Sonnenaufgang, würde seine eigentliche Mission beginnen und dann würde sich zeigen, ob das Schicksal ihm wohlgesonnen war. Schicksalsergebenheit…
Ebenfalls auf hoher See
Mit für seine Größe unglaublicher Geschwindigkeit peitschte das motorbetriebene und unbeflaggte Boot über die ruhige See. Dieses Wunder der Technik nahm er gar nicht mehr wahr, so sehr war er die Genialität der Ingenieure und Forscher aus dem Hauptquartier mittlerweile gewohnt. In der spärlich beleuchteten Kajüte des Befehlshabers war längt Ruhe eingekehrt, es war Zeit, Kraft zu tanken und die gefallenen Glaubensbrüder zu betrauern. Aufrecht saß jener Kommandant auf seinem Bett und betrachtete die Leopardenmaske, die mit einigen Blutspritzern versehrt vor ihm auf dem Nachttisch lag. Schwach spiegelte sich sein von Narben und schmerzhaften Brandwunden entstelltes Gesicht. Er kam sich merkwürdig vor. Es war ihm beinahe schon fremd, derart tiefgründigen Gedanken nachzuhängen, doch in diesem Augenblick fing er an zu sinnieren. Über das Kredo dem er sich verschrieben hatte, über das dazugehörige Warum und zum vielleicht ersten Mal seit Jahren sogar darüber, wie er war. Die Grenze des Menschlichen. Dort wollte er hin. Stärker sein als der ganze verweichlichte Rest, das ekelhafte Gesindel, das sich in teure Sachen gekleidet edlem Wein hingab. Mit einer Hand fuhr er sich ohne nennenswerte Vorsicht über die Narben in seinem Gesicht. Er war stolz, sie sich zugefügt zu haben; Sie waren der Schlüssel zu seiner Person, stellten alles dar, über das er sich selbst definierte. Er mochte den Schmerz nicht, doch er war notwendiges Übel, um immer widerstandsfähiger zu werden. Wer wusste, dass er selbst der Urheber seines unmenschlichen Antlitzes war, der verstand, mit wem er es zu tun hatte. Doch es gab kaum noch jemanden, der ihn ohne Maske sah.
Er freute sich schon fast, als das Klingeln seiner Teleschnecke diese fremdartigen Gedanken jäh unterband. Er nahm ab. „Sangus Crood.“ „Ich weiß, wen ich angerufen habe“, entgegnete die Stimme aus dem Hörer. Er ordnete sie ohne Probleme seinem Boss zu. Diese Stimme war einzigartig, unverwechselbar. „Du hast nicht Bericht erstattet.“ „Ich bin noch nicht dazu gekommen“, gestand er wahrheitsgemäß, „es gab unerwartete Verluste, die Männer wollten sie angemessen betrauern und als ihr Anführer kann ich da schlecht fehlen.“ „Unerwartete Verluste? Haben sie sich wenigstens gelohnt?“ „Ja. Wir haben Absalom.“ „Ist Marco tot?“ „Nein. Agares und Gadei haben ihn gerettet.“ Seinem Gesprächspartner war keinerlei Überraschung anzuhören, als er ungerührt antwortete: „Bring Absalom her, dann machst du dich an die Verfolgung. Ich will die beiden tot sehen.“ „Jawohl.“ Clank. Sein philosophischer Anfall war verflogen. Mit fanatisch glänzenden Augen zog er ein weißes Tuch aus der Tasche des Mantels, den er am dafür vorgesehenen Haken neben der Tür aufgehängt hatte, und polierte seine Maske. Nicht dass ihn das Blut gestört hätte, doch der Übermensch, der er zu sein glaubte, ließ sich nicht mit einem solchen Zeugnis der Niederlage besudeln.
Wiederum auf hoher See
Erste Sonnenstrahlen erreichten das kleine Boot, das immer noch scheinbar ziellos hinaus in die Weiten des Ozeans steuerte, und läuteten einen neuen Tag ein. An Bord räkelte sich Agares, der wie jeden Morgen mit Grauen das Aufgehen der verhassten Sonne ertragen musste, das immer und immer wieder den Verlust seiner Macht bedeutete. Gleichsam stand Gadei die Freude merklich ins Gesicht geschrieben, als er dem strahlenden Rund am Himmel entgegen blinzelte. Reflexhaft setzte der Mann im schwarzen Mantel seinen Hut auf und zog ihn weit in die Stirn, sodass das verräterische Mal auf der Kopfhaut verschwand. „Gad. Wo sind wir?“ „Keine Ahnung“, erwiderte der Mann am Steuer freudig, „Aber sieh dir das an! Ist das nicht wundervoll?“ Mit ausgebreiteten Armen wies er über die Reling hinweg in Richtung Sonnenaufgang. Die See lag noch immer weitestgehend ruhig vor ihnen. „Wir müssen unsere nächsten Schritte planen“, ignorierte sein weniger enthusiastischer Partner die Freude gekonnt. In der Stimme schwang keinerlei Emotion mit. „Marco wollte doch abgeladen werden. Ich schlage vor, damit fangen wir an.“ Wie auf ein Stichwort erwachte der Erwähnte mit einem langgezogenen Gähnen. „Uuuuaaaah-aah. Morgen. Ihr seid schon auf den Beinen?“ Agares grunzte abfällig etwas Unverständliches über den Tag, doch die Worte waren für keinen der Anwesenden verständlich. „Jo“, bestätigte Gadei das Offensichtliche. „Wo musst du noch gleich hin?“ Mit einem erhobenen Finger bedeutete der Phönix ihm, kurz zu warten, während er aus den Taschen seiner Kleidung einen Logport zu Tage beförderte. Gerade versuchte der Steuermann so fachmännisch wie möglich, das Schiff in die gewünschte Himmelsrichtung auszurichten, da kam seinem Kollegen ein Einfall: „Ach. Wir müssen auch noch mit dieser Noreia reden.“ „Stimmt! Ich weck sie eben.“
Wenig später saßen vier mehr oder weniger wache Personen auf dem Deck. Einer beschwerte sich über den Tag, eine über ihren enormen Schädel, einer bestaunte unablässig das alltägliche Naturschauspiel des Sonnenaufgangs und einer ertrug all das schweigend. Jener letzte hatte in ihrer Mitte eine Karte der umliegenden Gewässer ausgebreitet, auf der eine Insel besonders dick markiert war: Interlude Island. Die Insel hatte ihren Namen erhalten, weil einst der große Piratenkönig Gold Roger hier vor Anker gegangen war, nur um sie wenige Stunden später wieder zu verlassen. Die Einwohner rühmten sich noch immer mit dieser historischen Begebenheit, denn außer dieser Anekdote, gab es überhaupt nichts, für das sich die Insel preisen konnte. Passend dazu, sollte sie auch der erste Halt der weniger illustren Gesellschaft werden, der Marco dort zu entkommen hoffte. Seine Bande würde im Verborgenen dort warten und ihn dann mitnehmen. Den Übrigen war der geplante Stopp ganz recht, denn keiner wusste so recht, wie man nun am besten fortfuhr. Eine weitere Ausgabe des ‚Duells um die Grandline‘ war aktuell schwer machbar, ein direkter Feldzug gegen den Sterblichenbund unmöglich. Dabei war die Auslöschung des Bundes doch das erklärte Ziel der beiden, die sich hinter dem Pseudonym Faiver verbargen. Zunächst entschied man sich, den ungebetenen Gast mit dem seltsamen Namen auszufragen. „Was machst du hier?“ „Ich hab darauf gewartet, dass Grape zurückkommt.“ „Wer ist das denn?“ „Dem gehört dieses Schiff. Er reißt euch sicher die hübschen“, sie blickte zu Marco und Gadei, „Köpfe ab, wenn er euch jemals findet.“ „Oh“, reagierte Gadei gewohnt sorglos. Agares warf ihm einen angestrengten Blick zu. „Warum warst du mit ihm unterwegs und was müssen wir über ihn wissen?“ „Also, er hat mich gestern Nacht zu sich eingeladen, ich kenne ihn kaum. Aber weil ich nirgendwo sonst hätte übernachten können und zudem sternhagelvoll war, bin ich mitgekommen. Hab ihn eben ein bisschen ausgenutzt. Oder er mich?“ „Woher sollen wir wissen, dass du dasselbe nicht mit uns vorhast?“, bohrte der kraftlos wirkende Agares weiter nach, die Pflicht schien ihn anzutreiben. „Hm. Könnt ihr nicht. Aber seht es mal so: Ich bin nicht freiwillig hier, ich will weder dahin, wo ihr hinwollt, noch kenne ich einen von euch. Ich lasse mich einfach von euch überraschen und dann entscheide ich, was ich machen.“ Sie blickte in die Runde. Nachdem keiner schien, als wolle er noch etwas anfügen, fragte sie: „Darf ich wieder schlafen gehen? Erfahrungsgemäß sollte ich gegen Mittag fit sein.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stand Noreia auf und verließ die ratlosen Männer.
Im West Blue
Ohne wirklich auf das Schmerzen seiner Muskeln Acht zu geben, paddelte Iustus unermüdlich weiter. Mit den Gedanken war er die letzten Stunden über an sämtlichen Orten der Grandline gewesen, außer in dieser vermaledeiten Nussschale. Gerade als er grübelte, ob man ihn am Ende des Tages bereits mit einem Apfel im Mund und gut durchgebraten in den Speisesälen des Bundes präsentieren würde, erblickten seine müden Augen den Umriss einer Insel am Horizont. Er war am Ziel. Vor ihm erhob sich die uneinnehmbare Inselfestung, mit der die Organisation im letzten Jahr so viel Ruhm geerntet hatte und die in kürzester Zeit Legendenstatus erreicht hatte. Zumindest fast. Denn einen Zwischenfall hatte es gegeben, der die Unfehlbarkeit der Sterblichenbundes aufs Bitterste erschüttert hatte. Mit geweiteten Augen besah der junge Spion sich das steinerne Ungetüm, das sich kalt und hart aus dem Felsmassiv der Insel schälte. Seiner Richtung zugewandt lagen die gut gefüllten Kais, dahinter führte ein verschlungener Weg mit zahlreichen Toren, Verteidigungsanlagen und Kontrollpunkten den Hügel hinauf, an dessen Ende die sagenumwobene Mankind’s Stronghold thronte. Mit meisterlichem Geschick war sie in den Stein, der die Insel in Form eines Halbkreises umrundete und an der Rückseite rechtwinklig ins Meer abfiel, eingelassen. Gigantisch und stilvoll verziert lag sie hinter den in allen Farben des Regenbogens leuchtenden Blumenfeldern, die hier und da im Mittelteil angelegt waren und zwischen all der Artillerie und sonstigen Fallen trotzdem nicht deplatziert wirkten. Offenbar hatte der Schöpfer dieser Anlage darauf Wert gelegt, sowohl eine unüberwindbare Verteidigung zu schaffen, als auch einen prunk- und eindrucksvollen Anblick zu bieten. Der Spagat war ihm gelungen. Am meisten beeindruckte Iustus aber der Turm, der das Zentrum der Festung markierte und bis in die Wolken zu reichen schien. Er war sich sicher, dass so hoch oben niemand mehr wohnen würde, doch seine Wirkung verfehlte der Bau nicht. Hier und da durchbrachen mit Zinnen bewehrte Außengänge und Vorsprünge die aufwendigen Muster der verschiedenfarbigen Gesteine, andernorts waren es die malerischen Symbole und vergoldeten Zeichen, die Iustus den Atem raubten. Kurzum: Mankind’s Stronghold war überwältigend. Kein Wunder, dass bisher alle Angriffe wütender Piraten hier wirkungslos an diesem Gemäuer zerschellt waren. Sogar einen zugegebenermaßen halbherzigen Angriff der Revolutionsarmee hatte die Festung ohne einen Kratzer überstanden. Doch Iustus wusste, was den Bund stark gemacht hatte. Und das war nicht die zweifelsfrei mächtige Burg an der Oberfläche, sondern das Geheimnis, das im Inneren des Eilands Jahrhunderte unentdeckt geschlummert hatte.
Weitere Minuten, vielleicht Stunden, gingen ins Land, da erspähte der einzige Mann an Bord, der so etwas wie Lebensfreude versprühte, den Umriss einer Insel, die nur Interlude Island sein konnte. Dabei bot sich entgegen der weltlichen Trostlosigkeit zunächst ein ganz und gar nicht langweiliger Anblick. Am westlichen Ende der langgezogenen Insel erhob sich die Landmasse zu einem riesigen, ausgehöhlten Felsvorsprung. Er glich einer zu Stein erstarrten Welle, so lebhaft hing er in der Luft und so unglaublich schien es, dass er nicht jede Minute in sich zusammenbrechen würde. Der Rest des Eilands befand sich auf dem seichten Hang der Erhebung, der sich bis zum Ostende zog und dort auf den ersten Blick fließend mit dem Meer verschmolz. Den Mittelteil prägten weite, grüne Wiesen auf denen Schafs- und Kuhherden weideten, großbäuerliche Gehöfte und hinabplätschernde Bäche. Vereinzelte Dörfer sprenkelten die ansonsten ausschließlich von Agrarwirtschaft gezeichnete Karte, eine einzige nennenswerte Stadt befand sich auf der flachen Seite und war offensichtlich eng an das überschaubare Flussdelta der mündenden Flüsse gekoppelt. Einfache, steinerne Brücken, schlichte Holzhäuser und Märkte waren alles, was diese – man möchte sie eher ein großes Dorf nennen – Stadt hergab. Keine Hochhäuser, keine Extravaganz, keine Sehenswürdigkeiten. Und dennoch
konnte man Interlude Island seinen ländlichen Charme nicht absprechen. Für einen Ruhestand, den wohlverdient entspannten Lebensabend, war dies womöglich das Paradies.
Der Betrachter dieser Szenerie begann zu phantasieren, so wie er es immer tat, wenn ihn etwas faszinierte. Viele Vorstellungen kamen ihm in den Sinn, er hatte schon immer eine lebhafte Phantasie gehabt. Im einen Moment picknickte er mit einer hübschen Frau auf einer idyllischen Wiese zwischen in voller Blüte stehenden Sonnenblumenfeldern, einen Wimpernschlag später paddelte er auf einem selbstgebauten Floß einen Fluss hinab. Über die belebte Grünfläche hinweg sah er dem beruhigend vor ihm liegenden Städtchen entgegen, als ihn das aufgebrachte Blöken einer Ziege den Kopf wenden ließ. Doch nicht das Tier fing sein Augenmerk, sondern Agares. Auch in diese Illusion vollkommenen Genusses hatte sich sein griesgrämiger Freund geschlichen. Er konnte förmlich erahnen, wie sein Gefährte unter der Krempe seines Hutes übelgelaunt der ihm verhassten Sonne entgegenblickte. Obwohl er die Wahrheit bestens kannte, hatte er Mitleid mit dem Mantelträger neben ihm. Nie schien jener etwas genießen zu können, nie blickte er verträumt in die Ferne. Sein Interesse galt stets der Zukunft, sein eigenes der Gegenwart. Plan gegen Moment, so würde er diese Partnerschaft aufschlüsseln, wäre er ein Außenstehender. Oft hatte er versucht, Agares mit seiner Begeisterung anzustecken, selten war es ihm gelungen. Er konnte sich kaum an das letzte Lachen erinnern, das er ihm hatte entlocken können. Und auch wenn ihm solche, anhand derartiger Schönheit, wie die Welt sie bot, fast schon gezwungen wirkende Ernsthaftigkeit unaushaltbar erschien, wusste er, dass sein Freund sie nicht als Leid empfand. Dies war das Kreuz, das zu tragen sie sich bereit erklärt hatten…
„Gadei. Gadei!“, hallte es von fern an sein Ohr. Marco stand kaum eine Armlänge entfernt neben ihm und versuchte wild gestikulierend die Aufmerksamkeit des Tagträumers zu erlangen. „Hallo, hörst du mich?“ Für den Bruchteil einer Sekunde erstarb das immerwährende Lächeln, als Gadei instinktiv zur Seite blickte und es ihn brutal in die Realität riss. In Windeseile kehrte es jedoch zurück, Trübsal und Sehnsucht standen ihm einfach nicht. Vergessen waren die Gedanken von eben, als Marco ihm mitteilte: „Meine Leute ankern da“, er wies auf die beeindruckend überdachte Bucht am Westende, „aber leg ruhig im normalen Hafen an, ich gehe gerne zu Fuß, ein bisschen Ruhe kann nicht schaden.“ „Lieber nicht“, mischte sich nun auch der immer noch regungslos dasitzende Agares ein. „Vergesst nicht, das Boot ist geklaut. Wir fahren direkt zur Bucht.“
Hafen der Mankind’s Stronghold
Iustus hatte sein ausgedientes Boot kaum behelfsmäßig an einem der noch übrigen freien Docks vertaut, da eilte bereits ein Mann in Uniform herbei, der wohl zum Stab der Hafenmeisterei gehörte. Er nahm einen letzten, tiefen Atemzug, bevor es endgültig losging. Der Spion hatte davon gehört, doch es war zunächst trotzdem befremdlich, einen Angehörigen des Bunds ohne die grün-braune Robe, die sie aus irgendwelchen Gründen immer trugen, wenn sie ihre Heimat verließen, zu sehen. Hier auf der Insel galten nämlich strengere Kleidungsvorschriften. Wer nicht gerade vom Einsatz zurückkehrte, ging in der Uniform seiner jeweiligen Einheit dem Alltagsgeschäft nach. „Wer bist du und was willst du hier?“, wollte der Mann wissen. Sein Tonfall schwankte irgendwo zwischen beruflicher Routine und Skepsis, sodass es Iustus nicht möglich war, einzuschätzen, ob er bei seiner Mission durch diesen Auftritt bereits versagt hatte. Eine impulsive Antwort wollte der Marinesoldat auf jeden Fall vermeiden, also nahm er die merkwürdig lange Pause zwischen Frage und Antwort in Kauf, bevor er abspulte, was er unterwegs einstudiert hatte: „Trek, heiße ich, Trek Taniels. Ich bin hier, um mich dem Sterblichenbund anzuschließen.“ Forschend musterte ihn der Hafenaufseher, dann, nach Sekunden der quälenden Ungewissheit, wies er Iustus an, ihm zu folgen, wobei er die gewaltige Axt, die der junge Hüne stets bei sich trug, vorerst konfiszierte, bis der Kandidat vom Exerziermeister entweder für tauglich oder nicht befunden worden war.
Während Iustus noch interessiert dem geschäftigen Treiben auf den ankernden Schiffen folgte, marschierte sein Begleiter strammen Schrittes den sich schlängelnden Weg rauf zur Festung entlang. Bald war der Hafen, der anders als die meisten seiner Artgenossen neben Tavernen zum Vergnügen der Mitglieder außer Dienst zu einem Großteil aus gewaltigen, schmucklosen Lagerhäusern bestand, in denen man auf Lebensmittel, Baustoffe und Ersatzteile aus allen bekannten Ländern der Grandline finden konnte, zur lärmenden Hintergrundkulisse geworden und die beiden passierten einen Wachposten nach dem anderen. Vereinzelt schlossen größere Gebäudekomplexe an diese an, in denen Iustus Quartiere für bestimmte Truppen vermutete. Zwischen zwei Kontrollpunkten lagen bunt vermischt Fallen, Geschütze und Blumenbeete, durchzogen vom sorgsam gepflasterten weg den Berg hinauf. In einer plateauähnlichen Kurve mit beachtlichem Panorama blieb Iustus stehen. Auf der kreisförmigen Fläche, die hier an die Straße anschloss, erhob sich mächtig und entschlossen das in Stein gehauene Porträt eines Kriegers. Das Visier heruntergelassen, das meterlange Schwert zum Stoße bereit mit beiden Händen hinter dem Kopf gehalten, bedrohte der Krieger jeden Passanten mit demselben, grimmigen Blick, den zwei schneeweiße Kristalle in den kalten Augenhöhlen durch das Gitter des Helms warfen. „Beeindruckend, nicht wahr?“ Die Frage war von rhetorischer Natur, verstand Iustus sofort. „Das ist das Denkmal des Schwertes. Es steht hier, seit unser Meister die Insel beanspruchte. Angeblich ist es ein Geschenk, das er vor zahllosen Jahren von einer alten Bekannten erhielt. Wenn man ihn darauf anspricht, heißt es nur: In Zeiten schlimmster Not, wird der Krieger den Betrug entlarven.“ Der Mann zuckte die Achseln. „Wir sollten weitergehen, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
Es dauerte nicht mehr allzu lange, bis Spion und Aufpasser das letzte größere Tor passierten und den offen angelegten Platz vor der Ehrfurcht einflößenden Mankind’s Stronghold zum Stehen kamen. Ohne Iustus die Zeit zu geben, den schier endlosen Turm, der sich nun in voller Bildgewalt vor ihm entfaltete, zu bestaunen, trat der Uniformierte an die aus schwarzem Holz gefertigten und nicht minder prächtigen Tore heran, klopfte mit den goldenen Henkeln, die in Halbkreisform aus dem mit spitzen Zähnen bewehrten Maul einer undefinierbaren Kreatur hingen, an und nahm eine salutierende Haltung an. Iustus wunderte dieser Vorgang ziemlich, denn der linke Torflügel war die ganze Zeit über geöffnet. Durch ihn strömten unter den wachsamen Augen zweier schwerbewaffneter Wachposten Soldatentrupps heraus und Angestellte mit Wagenladungen voller Ressourcen herein. Bald öffnete sich ein zuvor unsichtbarer Spalt im Holz, was das Zeichen für seinen Begleiter war, eine Reihe von Formalitäten vorzubringen: „Hafenmeisterei Sicherheitsabteilung, Aufseher Aloff, Mitgliedsnummer 00241. Ich habe einen Rekruten.“ Anscheinend hatte man hier größeres Vertrauen in die Bürokratie, als es bei der Marine der Fall war, dachte sich Iustus, denn Aufseher Aloff überwies ihn unverzüglich an einen der beiden Soldaten vor dem Tor, der ihn sogleich nachdem er ihn gründlich abgetastet hatte, hereinließ und keines weiteren Blicks würdigte. Seinen Anstrengungen, beherrscht zu wirken, zum Trotz, konnte der junge Marinesoldat nicht verhindern, wie ein kleines Kind mit offenem Mund und geweiteten Pupillen über das zu staunen, was sich ihm in der Empfangshalle bot. Der Turm ließ es zwar schon vermuten, doch es war etwas ganz anderes, innerhalb eines Gebäudes zu stehen und keine Decke ausmachen zu können. Nur die herabbaumelnden Kronleuchter zeugten von der Endlichkeit des Gemäuers. Generell war die Festung in recht mittelalterlichem Ambiente gehalten, falls man das so nennen konnte. Die Halle war lang und leer, an den Wänden mit Teppichen und Bildern, die eigentümliche Wappen oder Porträts zeigten geschmückt, am gegenüberliegenden Ende führte sie auf den zum Bersten gefüllten Truppenübungsplatz und rechts und links führten zahllose Türe oder Korridore wer weiß wohin. Auf dieser Insel war definitiv ein großer, schaffender Geist zugegen. Erst Minuten später erwachte der Rekrut aus seiner Trance der Überwältigung und begann sich nach einem weiteren Anlaufpunkt umzusehen. Da fiel ihm auf: Was war jetzt eigentlich mit seiner Axt?
Irgendwo
Es war noch früh am Tag, doch in dieser Gegend brutzelte die Sonne bereits beachtlich auf das belebte Deck des namenlosen Schiffs, auf dem Felia sich in ihrem Liegestuhl zurücklehnte und bei einem exotischen Cocktail mit hölzernem Sonnenschirm und Orangenscheibe das gute Wetter und die womöglich letzten ruhigen Stunden der kommenden Tage genoss. Den Kampflärm, der aus in knapper Distanz erscholl, ignorierte sie schon seit gefühlten Ewigkeiten. Es war Segen und Fluch zugleich, einen so ambitionierten Vize wie Draude Leidt zu haben. Sobald das erste Sonnenlicht den Tag verkündete, wachte er wie von Geisterhand auf, weckte alles und jeden an Bord und begann mit dem Training. Nur sie ließ er schlafen, bis sie vom Klirren der Schwerter sowieso aufwachte. Immerhin hatte sie ihm verboten, sein Haustier – Hans den Hahn – mitzunehmen. Der krähte nämlich jeden Morgen pünktlich um 5 und von da an jede weitere volle Stunde. Trotzdem war sie froh, ihn als langjährigen Stellvertreter und engsten Berater zu haben. Derartige Zuverlässigkeit fand man heutzutage nur zu selten, als dass sie sich erlauben würde, ihn für jemand weniger Anstrengendes aufzugeben. Unter ihrem Sonnenhut schlug sie nun bei diesen Gedanken ein Augenlid auf und warf einen Blick herüber zur Quelle des Lärms. Umringt von fünf Männern stand Draude mit seinem Bajonett in der Hand und wehrte soeben einen Schwerthieb, indem er ihn per Aufwärtsbewegung entkräftete, hochführte, letztlich abstrich und mit der unter der Mündung angebrachten Klinge auf den Schwertarm des Angreifers niederstieß. „Arm ab!“, brüllte er, wirbelte jedoch ohne Verzögerung herum und parierte noch gerade rechtzeitig eine Attacke von dem Soldaten hinter ihm. Diesmal haute er die Klinge direkt bei Seite, griff mit der freien linken Hand an den Lauf des Gewehrs und rammte dem Feind mit einem zackigen Stoß der rechten Schulter den harten Griff mitten ins Gesicht. Den Schwung mitnehmend führte er die Linksdrehung kraftvoll fort und hieb dem Soldaten links neben dem ersten blitzschnell die messerscharfe Spitze in die Brust. „Tot!“, kommentierte er, ehe er durch das Heben der linken Hand eine Unterbrechung signalisierte. Natürlich war niemand ernsthaft verletzt, es waren Übungsgeräte verwendet worden. Lediglich derjenige, der den Schlag mit dem Heft abbekommen hatte, rieb sich die schmerzende Gesichtshälfte. Während Draude ihm mit ausgestreckter Hand aufhalf, begann er zu schreien. Nun, es war kein richtiges Schreien, nur der gewohnt kräftige Tonfall vom Übungsplatz: „Warum wartet ihr so lange? Wenn ihr…“ Felia schloss das Auge wieder. Draude war ein Militärfanatiker, deshalb sah man ihn auch nie ohne tarnfarbene Uniform und Bewaffnung. In der Schlacht war er ungeschlagen, ein fehlerfreier Stratege, der beste, den Felia kannte. Im Eins-gegen-Eins hatte er seine Schwächen, weil sein taktisches Kalkül dort weniger zur Geltung kam und die direkte Konfrontation meist offenbarte, dass er ohne solide Planung der Schlacht häufig unterlegen war. Deshalb war er stets bestrebt, sein Können in diesem Bereich auszubauen. Aus dem Nichts unterbrach der Ausguck das Treiben auf Deck: „Land in Sicht!“
konnte man Interlude Island seinen ländlichen Charme nicht absprechen. Für einen Ruhestand, den wohlverdient entspannten Lebensabend, war dies womöglich das Paradies.
Der Betrachter dieser Szenerie begann zu phantasieren, so wie er es immer tat, wenn ihn etwas faszinierte. Viele Vorstellungen kamen ihm in den Sinn, er hatte schon immer eine lebhafte Phantasie gehabt. Im einen Moment picknickte er mit einer hübschen Frau auf einer idyllischen Wiese zwischen in voller Blüte stehenden Sonnenblumenfeldern, einen Wimpernschlag später paddelte er auf einem selbstgebauten Floß einen Fluss hinab. Über die belebte Grünfläche hinweg sah er dem beruhigend vor ihm liegenden Städtchen entgegen, als ihn das aufgebrachte Blöken einer Ziege den Kopf wenden ließ. Doch nicht das Tier fing sein Augenmerk, sondern Agares. Auch in diese Illusion vollkommenen Genusses hatte sich sein griesgrämiger Freund geschlichen. Er konnte förmlich erahnen, wie sein Gefährte unter der Krempe seines Hutes übelgelaunt der ihm verhassten Sonne entgegenblickte. Obwohl er die Wahrheit bestens kannte, hatte er Mitleid mit dem Mantelträger neben ihm. Nie schien jener etwas genießen zu können, nie blickte er verträumt in die Ferne. Sein Interesse galt stets der Zukunft, sein eigenes der Gegenwart. Plan gegen Moment, so würde er diese Partnerschaft aufschlüsseln, wäre er ein Außenstehender. Oft hatte er versucht, Agares mit seiner Begeisterung anzustecken, selten war es ihm gelungen. Er konnte sich kaum an das letzte Lachen erinnern, das er ihm hatte entlocken können. Und auch wenn ihm solche, anhand derartiger Schönheit, wie die Welt sie bot, fast schon gezwungen wirkende Ernsthaftigkeit unaushaltbar erschien, wusste er, dass sein Freund sie nicht als Leid empfand. Dies war das Kreuz, das zu tragen sie sich bereit erklärt hatten…
„Gadei. Gadei!“, hallte es von fern an sein Ohr. Marco stand kaum eine Armlänge entfernt neben ihm und versuchte wild gestikulierend die Aufmerksamkeit des Tagträumers zu erlangen. „Hallo, hörst du mich?“ Für den Bruchteil einer Sekunde erstarb das immerwährende Lächeln, als Gadei instinktiv zur Seite blickte und es ihn brutal in die Realität riss. In Windeseile kehrte es jedoch zurück, Trübsal und Sehnsucht standen ihm einfach nicht. Vergessen waren die Gedanken von eben, als Marco ihm mitteilte: „Meine Leute ankern da“, er wies auf die beeindruckend überdachte Bucht am Westende, „aber leg ruhig im normalen Hafen an, ich gehe gerne zu Fuß, ein bisschen Ruhe kann nicht schaden.“ „Lieber nicht“, mischte sich nun auch der immer noch regungslos dasitzende Agares ein. „Vergesst nicht, das Boot ist geklaut. Wir fahren direkt zur Bucht.“
Hafen der Mankind’s Stronghold
Iustus hatte sein ausgedientes Boot kaum behelfsmäßig an einem der noch übrigen freien Docks vertaut, da eilte bereits ein Mann in Uniform herbei, der wohl zum Stab der Hafenmeisterei gehörte. Er nahm einen letzten, tiefen Atemzug, bevor es endgültig losging. Der Spion hatte davon gehört, doch es war zunächst trotzdem befremdlich, einen Angehörigen des Bunds ohne die grün-braune Robe, die sie aus irgendwelchen Gründen immer trugen, wenn sie ihre Heimat verließen, zu sehen. Hier auf der Insel galten nämlich strengere Kleidungsvorschriften. Wer nicht gerade vom Einsatz zurückkehrte, ging in der Uniform seiner jeweiligen Einheit dem Alltagsgeschäft nach. „Wer bist du und was willst du hier?“, wollte der Mann wissen. Sein Tonfall schwankte irgendwo zwischen beruflicher Routine und Skepsis, sodass es Iustus nicht möglich war, einzuschätzen, ob er bei seiner Mission durch diesen Auftritt bereits versagt hatte. Eine impulsive Antwort wollte der Marinesoldat auf jeden Fall vermeiden, also nahm er die merkwürdig lange Pause zwischen Frage und Antwort in Kauf, bevor er abspulte, was er unterwegs einstudiert hatte: „Trek, heiße ich, Trek Taniels. Ich bin hier, um mich dem Sterblichenbund anzuschließen.“ Forschend musterte ihn der Hafenaufseher, dann, nach Sekunden der quälenden Ungewissheit, wies er Iustus an, ihm zu folgen, wobei er die gewaltige Axt, die der junge Hüne stets bei sich trug, vorerst konfiszierte, bis der Kandidat vom Exerziermeister entweder für tauglich oder nicht befunden worden war.
Während Iustus noch interessiert dem geschäftigen Treiben auf den ankernden Schiffen folgte, marschierte sein Begleiter strammen Schrittes den sich schlängelnden Weg rauf zur Festung entlang. Bald war der Hafen, der anders als die meisten seiner Artgenossen neben Tavernen zum Vergnügen der Mitglieder außer Dienst zu einem Großteil aus gewaltigen, schmucklosen Lagerhäusern bestand, in denen man auf Lebensmittel, Baustoffe und Ersatzteile aus allen bekannten Ländern der Grandline finden konnte, zur lärmenden Hintergrundkulisse geworden und die beiden passierten einen Wachposten nach dem anderen. Vereinzelt schlossen größere Gebäudekomplexe an diese an, in denen Iustus Quartiere für bestimmte Truppen vermutete. Zwischen zwei Kontrollpunkten lagen bunt vermischt Fallen, Geschütze und Blumenbeete, durchzogen vom sorgsam gepflasterten weg den Berg hinauf. In einer plateauähnlichen Kurve mit beachtlichem Panorama blieb Iustus stehen. Auf der kreisförmigen Fläche, die hier an die Straße anschloss, erhob sich mächtig und entschlossen das in Stein gehauene Porträt eines Kriegers. Das Visier heruntergelassen, das meterlange Schwert zum Stoße bereit mit beiden Händen hinter dem Kopf gehalten, bedrohte der Krieger jeden Passanten mit demselben, grimmigen Blick, den zwei schneeweiße Kristalle in den kalten Augenhöhlen durch das Gitter des Helms warfen. „Beeindruckend, nicht wahr?“ Die Frage war von rhetorischer Natur, verstand Iustus sofort. „Das ist das Denkmal des Schwertes. Es steht hier, seit unser Meister die Insel beanspruchte. Angeblich ist es ein Geschenk, das er vor zahllosen Jahren von einer alten Bekannten erhielt. Wenn man ihn darauf anspricht, heißt es nur: In Zeiten schlimmster Not, wird der Krieger den Betrug entlarven.“ Der Mann zuckte die Achseln. „Wir sollten weitergehen, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
Es dauerte nicht mehr allzu lange, bis Spion und Aufpasser das letzte größere Tor passierten und den offen angelegten Platz vor der Ehrfurcht einflößenden Mankind’s Stronghold zum Stehen kamen. Ohne Iustus die Zeit zu geben, den schier endlosen Turm, der sich nun in voller Bildgewalt vor ihm entfaltete, zu bestaunen, trat der Uniformierte an die aus schwarzem Holz gefertigten und nicht minder prächtigen Tore heran, klopfte mit den goldenen Henkeln, die in Halbkreisform aus dem mit spitzen Zähnen bewehrten Maul einer undefinierbaren Kreatur hingen, an und nahm eine salutierende Haltung an. Iustus wunderte dieser Vorgang ziemlich, denn der linke Torflügel war die ganze Zeit über geöffnet. Durch ihn strömten unter den wachsamen Augen zweier schwerbewaffneter Wachposten Soldatentrupps heraus und Angestellte mit Wagenladungen voller Ressourcen herein. Bald öffnete sich ein zuvor unsichtbarer Spalt im Holz, was das Zeichen für seinen Begleiter war, eine Reihe von Formalitäten vorzubringen: „Hafenmeisterei Sicherheitsabteilung, Aufseher Aloff, Mitgliedsnummer 00241. Ich habe einen Rekruten.“ Anscheinend hatte man hier größeres Vertrauen in die Bürokratie, als es bei der Marine der Fall war, dachte sich Iustus, denn Aufseher Aloff überwies ihn unverzüglich an einen der beiden Soldaten vor dem Tor, der ihn sogleich nachdem er ihn gründlich abgetastet hatte, hereinließ und keines weiteren Blicks würdigte. Seinen Anstrengungen, beherrscht zu wirken, zum Trotz, konnte der junge Marinesoldat nicht verhindern, wie ein kleines Kind mit offenem Mund und geweiteten Pupillen über das zu staunen, was sich ihm in der Empfangshalle bot. Der Turm ließ es zwar schon vermuten, doch es war etwas ganz anderes, innerhalb eines Gebäudes zu stehen und keine Decke ausmachen zu können. Nur die herabbaumelnden Kronleuchter zeugten von der Endlichkeit des Gemäuers. Generell war die Festung in recht mittelalterlichem Ambiente gehalten, falls man das so nennen konnte. Die Halle war lang und leer, an den Wänden mit Teppichen und Bildern, die eigentümliche Wappen oder Porträts zeigten geschmückt, am gegenüberliegenden Ende führte sie auf den zum Bersten gefüllten Truppenübungsplatz und rechts und links führten zahllose Türe oder Korridore wer weiß wohin. Auf dieser Insel war definitiv ein großer, schaffender Geist zugegen. Erst Minuten später erwachte der Rekrut aus seiner Trance der Überwältigung und begann sich nach einem weiteren Anlaufpunkt umzusehen. Da fiel ihm auf: Was war jetzt eigentlich mit seiner Axt?
Irgendwo
Es war noch früh am Tag, doch in dieser Gegend brutzelte die Sonne bereits beachtlich auf das belebte Deck des namenlosen Schiffs, auf dem Felia sich in ihrem Liegestuhl zurücklehnte und bei einem exotischen Cocktail mit hölzernem Sonnenschirm und Orangenscheibe das gute Wetter und die womöglich letzten ruhigen Stunden der kommenden Tage genoss. Den Kampflärm, der aus in knapper Distanz erscholl, ignorierte sie schon seit gefühlten Ewigkeiten. Es war Segen und Fluch zugleich, einen so ambitionierten Vize wie Draude Leidt zu haben. Sobald das erste Sonnenlicht den Tag verkündete, wachte er wie von Geisterhand auf, weckte alles und jeden an Bord und begann mit dem Training. Nur sie ließ er schlafen, bis sie vom Klirren der Schwerter sowieso aufwachte. Immerhin hatte sie ihm verboten, sein Haustier – Hans den Hahn – mitzunehmen. Der krähte nämlich jeden Morgen pünktlich um 5 und von da an jede weitere volle Stunde. Trotzdem war sie froh, ihn als langjährigen Stellvertreter und engsten Berater zu haben. Derartige Zuverlässigkeit fand man heutzutage nur zu selten, als dass sie sich erlauben würde, ihn für jemand weniger Anstrengendes aufzugeben. Unter ihrem Sonnenhut schlug sie nun bei diesen Gedanken ein Augenlid auf und warf einen Blick herüber zur Quelle des Lärms. Umringt von fünf Männern stand Draude mit seinem Bajonett in der Hand und wehrte soeben einen Schwerthieb, indem er ihn per Aufwärtsbewegung entkräftete, hochführte, letztlich abstrich und mit der unter der Mündung angebrachten Klinge auf den Schwertarm des Angreifers niederstieß. „Arm ab!“, brüllte er, wirbelte jedoch ohne Verzögerung herum und parierte noch gerade rechtzeitig eine Attacke von dem Soldaten hinter ihm. Diesmal haute er die Klinge direkt bei Seite, griff mit der freien linken Hand an den Lauf des Gewehrs und rammte dem Feind mit einem zackigen Stoß der rechten Schulter den harten Griff mitten ins Gesicht. Den Schwung mitnehmend führte er die Linksdrehung kraftvoll fort und hieb dem Soldaten links neben dem ersten blitzschnell die messerscharfe Spitze in die Brust. „Tot!“, kommentierte er, ehe er durch das Heben der linken Hand eine Unterbrechung signalisierte. Natürlich war niemand ernsthaft verletzt, es waren Übungsgeräte verwendet worden. Lediglich derjenige, der den Schlag mit dem Heft abbekommen hatte, rieb sich die schmerzende Gesichtshälfte. Während Draude ihm mit ausgestreckter Hand aufhalf, begann er zu schreien. Nun, es war kein richtiges Schreien, nur der gewohnt kräftige Tonfall vom Übungsplatz: „Warum wartet ihr so lange? Wenn ihr…“ Felia schloss das Auge wieder. Draude war ein Militärfanatiker, deshalb sah man ihn auch nie ohne tarnfarbene Uniform und Bewaffnung. In der Schlacht war er ungeschlagen, ein fehlerfreier Stratege, der beste, den Felia kannte. Im Eins-gegen-Eins hatte er seine Schwächen, weil sein taktisches Kalkül dort weniger zur Geltung kam und die direkte Konfrontation meist offenbarte, dass er ohne solide Planung der Schlacht häufig unterlegen war. Deshalb war er stets bestrebt, sein Können in diesem Bereich auszubauen. Aus dem Nichts unterbrach der Ausguck das Treiben auf Deck: „Land in Sicht!“
In dem eben verlinkten Post finden sich auch die 'Tales from the Grandline' - eine Kurzgeschichtensammlung, die ähnlich der eigentlichen Geschichte noch in ihren Kinderschuhen steckt, aber sicher noch Zuwachs verzeichnen wird. Die Geschichten dort haben nicht immer One Piece Bezug, sondern dienen mir einfach als Möglichkeit, meine kreativen Auswürfe irgendwo zu sammeln und zu veröffentlichen. Wer jedoch Bezug zu One Piece oder sogar dem Duell um die Grandline zu erkennen meint, der ist nicht automatisch im Unrecht, gut möglich, dass da unter der Hand mal etwas in die Story eingeflochten wird, oder auch andere One Piece Charaktere irgendwie verwendet werden.
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