Hallo und herzlich willkommen zu meinem kleinen FF Versuch
Wie die ganz ausgefuchsten unter euch sicher schon bemerkt haben, ist mein Profil hier ein wenig auf Garp ausgerichtet. Der gute s4pk hat mich dann auf die Idee gebracht, mich mal an einer FF darüber zu versuchen. Mein erster Schreib-Versuch überhaupt war dieses Jahr im Turnier und das lief nicht sonderlich gut, aber wurscht.
Ich fange mal mit einem kurzen Prolog an, wenn es gut läuft und ich Spaß daran habe, bekommt ihr ein paar schöne Geschichten über den großen Marineheld Monkey D. Garp von mir zu hören. Dabei ist der Prolog das einzige, was in der Gegenwart spielt. Alle anderen Geschichten werden Abenteuer aus der Vergangenheit sein! Allerdings weiß ich noch nicht, wie regelmäßig ich zum Schreiben komme, erwartet diesbezüglich also nicht zuviel.
Genug gequatscht, ich hoffe ich kann euch ein wenig unterhalten und freue mich auf eure Rückmeldungen!
Gruß
Grampa
Prolog
1: Aufbruch
2: Rummel im Dschungel
3: Affentheater
Wie die ganz ausgefuchsten unter euch sicher schon bemerkt haben, ist mein Profil hier ein wenig auf Garp ausgerichtet. Der gute s4pk hat mich dann auf die Idee gebracht, mich mal an einer FF darüber zu versuchen. Mein erster Schreib-Versuch überhaupt war dieses Jahr im Turnier und das lief nicht sonderlich gut, aber wurscht.
Ich fange mal mit einem kurzen Prolog an, wenn es gut läuft und ich Spaß daran habe, bekommt ihr ein paar schöne Geschichten über den großen Marineheld Monkey D. Garp von mir zu hören. Dabei ist der Prolog das einzige, was in der Gegenwart spielt. Alle anderen Geschichten werden Abenteuer aus der Vergangenheit sein! Allerdings weiß ich noch nicht, wie regelmäßig ich zum Schreiben komme, erwartet diesbezüglich also nicht zuviel.
Genug gequatscht, ich hoffe ich kann euch ein wenig unterhalten und freue mich auf eure Rückmeldungen!
Gruß
Grampa
Ein großer, breitschultriger Mann mit grauen Haaren, grauem Bart im Henriquatre-Stil und einer auffälligen Narbe um sein linkes Auge, stand an Deck eines großen Schiffes. Auf seinen Schultern ruhte ein weißer Mantel mit schwarz-rot gestreiften Epauletten und der deutlich lesbaren Aufschrift ‚Gerechtigkeit‘. Vor ihm, in Reih und Glied, stand eine Truppe aus zwanzig Männern und Frauen, allesamt tapfere und erfahrene Stabsoffiziere der Marine. Sie alle hatten den Blick auf ihn gerichtet, ihn, den großen Helden ihrer Organisation und Hauptausbilder für den gezielten Einsatz von Rüstungshaki. Doch war ihr Blick nicht etwa bewundernd, wie noch zu Beginn ihrer ersten Lektion vor wenigen Minuten, sondern viel mehr verdutzt und ungläubig. Denn er, der berühmte Jäger und Bezwinger des ehemaligen Piratenkönigs, genannt ‚Gold Roger‘, schien tief und fest zu schlafen. Und das, obwohl er gerade mitten in seiner ersten Ansprache an die Truppe aus zukünftigen Flaggoffizieren war.
„Ehm, Vizeadmiral Garp?!“, versuchte schließlich Kapitän Gorilla, einer der Auszubildenden, den Vorgesetzten vorsichtig aus dem Schlaf zu holen. Keine Reaktion. In diesem Moment schritt ein Mann mit braunem Anzug unter seinem weißen Marinemantel, passendem Hut und einem Katana im Gürtel auf den Ausbilder zu und ruckelte ihn wach. Mit einem Knall platzte die Blase, die sich an Garps Nase gebildet hatte und er blickte sich leicht verdutzt um. „Bin ich schon durch mit meinem Vortrag?“, brachte er mit lauter Stimme hervor. „Was macht ihr denn alle noch hier, bildet Zweiergruppen und fangt an zu üben!“. Der Mann mit dem Hut unterdrückte ein Grinsen und murmelte: „Schon gut, ich mache an dieser Stelle weiter. Gönn dir eine kleine Pause.“ „Gute Idee Bogart, habe sowieso noch was zu erledigen“, kam die Antwort und in Garps Kopf erschien das Bild einer großen Schüssel Reisbällchen. Er grinste.
Alleine mit den Reisbällchen in seiner Kajüte, begann der alte Marineheld - er hatte nun schon siebzig Jahre auf dem Buckel – in Erinnerungen zu schwelgen. Sein junger Schützling Corby hatte ihn heute wieder einmal gefragt, warum er denn damals, vor nun etwas mehr als einem halben Jahrhundert, der Marine beigetreten sei. Die Erinnerung an diese Zeit lag schon so weit zurück … Und doch wusste er es noch. Doch hatte er es dem tapferen jungen Kapitän noch nicht erzählt. „Wenn doch nur Ruffy und Ace so eine Begeisterung für die Marine gehabt hätten …“, seufzte der betagte Mann leise. Doch Ace kam in dieser Beziehung zu sehr nach seinem Vater und Ruffy … Ruffy schien die Abenteuerlust seines Urgroßvaters, Garps Erzeuger persönlich, geerbt zu haben. Garp hieb mit seiner berühmten Faust auf den Tisch. „Ich werde Corby meine Geschichte erzählen! Dann gibt er vielleicht endlich Ruhe und geht mir nicht weiter auf die Nerven damit. Gefreiter Gochou, bringen Sie mir Kapitän Corby!“. „Zu Befehl, Vizeadmiral!“, kam die prompte Antwort dumpf durch die Tür und sich hastig entfernende Schritte waren zu hören.
Wenige Augenblicke später klopfte es an der Tür und Garp rief den jungen Mann mit pinken Haaren und auffällig großer Brille auf der Stirn herein. „Was kann ich für Sie tun, Vizeadmiral?“, fragte Corby leicht nervös. „Du fragst mich ständig, warum ich zur Marine gegangen bin.“ Ein breites Grinsen erschien im faltigen Gesicht des betagten Helden. „Jetzt bekommst du deine Antwort! Alles begann in einem kleinen Dorf im East Blue, im Goa-Königreich auf Dawn Island. Ich war … ich war … shrnshsh“. Wieder einmal, war Vizeadmiral Monkey D. Garp mitten im Satz eingeschlafen.
„Ehm, Vizeadmiral Garp?!“, versuchte schließlich Kapitän Gorilla, einer der Auszubildenden, den Vorgesetzten vorsichtig aus dem Schlaf zu holen. Keine Reaktion. In diesem Moment schritt ein Mann mit braunem Anzug unter seinem weißen Marinemantel, passendem Hut und einem Katana im Gürtel auf den Ausbilder zu und ruckelte ihn wach. Mit einem Knall platzte die Blase, die sich an Garps Nase gebildet hatte und er blickte sich leicht verdutzt um. „Bin ich schon durch mit meinem Vortrag?“, brachte er mit lauter Stimme hervor. „Was macht ihr denn alle noch hier, bildet Zweiergruppen und fangt an zu üben!“. Der Mann mit dem Hut unterdrückte ein Grinsen und murmelte: „Schon gut, ich mache an dieser Stelle weiter. Gönn dir eine kleine Pause.“ „Gute Idee Bogart, habe sowieso noch was zu erledigen“, kam die Antwort und in Garps Kopf erschien das Bild einer großen Schüssel Reisbällchen. Er grinste.
Alleine mit den Reisbällchen in seiner Kajüte, begann der alte Marineheld - er hatte nun schon siebzig Jahre auf dem Buckel – in Erinnerungen zu schwelgen. Sein junger Schützling Corby hatte ihn heute wieder einmal gefragt, warum er denn damals, vor nun etwas mehr als einem halben Jahrhundert, der Marine beigetreten sei. Die Erinnerung an diese Zeit lag schon so weit zurück … Und doch wusste er es noch. Doch hatte er es dem tapferen jungen Kapitän noch nicht erzählt. „Wenn doch nur Ruffy und Ace so eine Begeisterung für die Marine gehabt hätten …“, seufzte der betagte Mann leise. Doch Ace kam in dieser Beziehung zu sehr nach seinem Vater und Ruffy … Ruffy schien die Abenteuerlust seines Urgroßvaters, Garps Erzeuger persönlich, geerbt zu haben. Garp hieb mit seiner berühmten Faust auf den Tisch. „Ich werde Corby meine Geschichte erzählen! Dann gibt er vielleicht endlich Ruhe und geht mir nicht weiter auf die Nerven damit. Gefreiter Gochou, bringen Sie mir Kapitän Corby!“. „Zu Befehl, Vizeadmiral!“, kam die prompte Antwort dumpf durch die Tür und sich hastig entfernende Schritte waren zu hören.
Wenige Augenblicke später klopfte es an der Tür und Garp rief den jungen Mann mit pinken Haaren und auffällig großer Brille auf der Stirn herein. „Was kann ich für Sie tun, Vizeadmiral?“, fragte Corby leicht nervös. „Du fragst mich ständig, warum ich zur Marine gegangen bin.“ Ein breites Grinsen erschien im faltigen Gesicht des betagten Helden. „Jetzt bekommst du deine Antwort! Alles begann in einem kleinen Dorf im East Blue, im Goa-Königreich auf Dawn Island. Ich war … ich war … shrnshsh“. Wieder einmal, war Vizeadmiral Monkey D. Garp mitten im Satz eingeschlafen.
Eine kühle Prise Seeluft wehte durch die ruhigen Straßen des kleinen Dorfes nahe der Küste, verbreitete einen leicht salzigen Geruch und verschaffte den wenigen Einwohnern, die sich zur Zeit des höchsten Standes der Sonne im Freien aufhielten, eine wohltuende Erfrischung. Die rechteckigen Räder der vielen Windmühlen ringsherum durchlief zunächst ein sanftes Zittern, dann begannen sie langsam wieder ihre Runden zu drehen. Im Grunde war es ein Tag wie jeder andere in dem kleinen Dorf, das außer den Windmühlen, ein paar einfachen Häusern und einer trägen Herde Kühe nicht allzu viel zu bieten hatte.
„Wie konnte er mich nur an so einem Ort zurück lassen?“, murmelte ein zornig dreinblickender Junge, dessen schwarze Haare frech in allen Himmelsrichtungen von seinem Kopf abstanden. Sein offenes, rotes Hemd mit eingestickten Sternchen darauf flatterte rege im Wind, während er schnell und bestimmt zwischen den Häusern in Richtung Feld schritt. Alle paar Meter musste er dabei seine blauen Shorts wieder hoch ziehen, da sie ihm ständig wieder in die Knie rutschten. „Nur weil ich unseren Nachbarn in Kingstown zu ‚wild‘ war, ihnen ein paar Streiche gespielt und ständig ihre Vorratskammer geplündert habe … und davor bei unseren Nachbarn in Coconut und davor … mhm, den Namen der Stadt davor hab ich schon wieder vergessen. Dabei hatte ich mich doch gerade an die Nachbarn gewöhnt.“ Unweigerlich musste er grinsen und die Hälfte seines sonnengebräunten Gesichts schien auf einmal aus Zähnen zu bestehen, so breit zog sich die Grimasse von einem Ohr zum anderen. Doch dieses Mal könnte es anders laufen, denn sein Vater schien aus den zuvor mehrfach wiederholten Fehlern gelernt zu haben und hatte Vorbereitungen getroffen. Garp, so hieß der Junge von etwa 10 Jahren, hielt für einen Moment inne und erinnerte sich daran zurück, was sich vor wenigen Tagen abgespielt hatte.
„Was du brauchst mein Junge, ist eine ordentliche Beschäftigung!“ Ein lautes Lachen ließ den massiven, muskulösen Körper des Mannes erbeben, der sich gefährlich weit über die Reling seines Zweimasters beugte. Sein wettergegerbtes Gesicht, umrahmt von zerzaustem schwarzem Haar und gezeichnet durch die auffällige Narbe, die sich schräg von der Stirn zwischen seinen Augen bis hin zum rechten Jochbein zog, wurde wieder ernst. Er wischte sich ein paar Krümel vom blütenweißen Hemdkragen und richtete mahnend den Zeigefinger seiner großen Hand auf seinen Sohn, der ihn trotzig von der kleinen Anlegestelle aus anblickte. „Das du mir ja keine Schande machst, Garp! Hayato und Honoka werden sich in meiner Abwesenheit gut um dich kümmern, Hayato ist immerhin ein alter Freund deines verstorbenen Großvaters.“ Garp schielte unauffällig zu dem alten, runzligen Hayato und seiner ebenso alten und runzligen Frau Honoka hinüber. Beide schienen bereits auf der Bank nahe der Anlegestelle eingeschlafen zu sein. Er richtete seinen Blick wieder auf seinen Vater, den großen Abenteurer Monkey D. Greystoke. Dieser hing immer noch über der Reling, allerdings schien auch er plötzlich einfach in einen tiefen Schlaf gefallen zu sein. „Sicher, dass nicht doch Hayato mein Großvater ist?“ Garp grinste breit, sprang hoch, hieb seinem Vater auf den Hinterkopf und setzte ein unschuldiges Lächeln auf, nachdem er wieder auf dem hölzernen Steg gelandet war. „Was zum …?!“, brüllte sein wieder hellwacher Vater verstört, fing sich jedoch sofort. „Also, ehm, damit du nicht wieder nur Blödsinn machst, habe ich eine Beschäftigung für dich. Während du in den letzten Tagen den neuen Proviant auf mein Schiff tragen durftest, habe ich im nahen Dschungel ein paar Vorbereitungen getroffen. Ich habe einen Teil des Schatzes, den meine Männer und ich vorletzten Monat auf dieser Insel mit den ganzen seltsamen Tieren gefunden haben, tief im Dschungel vergraben. Bis ich in zwei Monaten wieder komme, hast du den Schatz gefälligst wieder ausgegraben. Hier hast du eine Karte, sie führt dich zu weiteren Hinweisen. Der Dschungel ist gefährlich, aber sei ein Mann und mach dir nicht ins Hemd.“ Greystoke lachte schallend und warf seinem Sohn ein zusammengerolltes Pergament zu, welches sicher von diesem aufgefangen wurde. „Wir sehen uns dann in zwei Monaten“, rief der Abenteurer und fügte grinsend hinzu: „du Hosenscheißer!“ Garp war sprachlos. Sein Vater hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, ihm eine aufregende Beschäftigung zu besorgen. Er hob die Hand zum Abschied und zeigte sein breitestes Grinsen. Links und rechts von Greystoke erschien seine Crew aus kräftigen, erfahrenen und doch sehr unterschiedlichen Seeleuten zum Abschied. Eine gewohnte Szene für Garp und doch musste er sich wie immer zusammenreißen, keine Träne zu vergießen. Lange sah er dem stolzen Schiff mit dem großen Affen als Gallionsfigur hinterher, wie es unter vollen Segeln dem Horizont entgegen fuhr, auf der Flagge eine geballte Faust, die einen Berg zerschmetterte. Dabei beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl und ein leichter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Dieser Abschied fühlte sich seltsam an, anders als die üblichen, irgendwie … endgültig? „Ach was“, brummelte Garp, „wird schon alles gut gehen. Der alte Mann kam bis jetzt immer heil zurück, ich sollte mir keinen Kopf machen und mich auf meine Aufgabe vorbereiten.“
„GAAARP, WARTE!“ hallte überraschend laut eine dünne Stimme durch die Straßen. Ein dünner Junge mit einer verknautschten, bunten Mütze auf dem Kopf kam angerannt und wirbelte eine braune Staubwolke hinter sich auf. Als er Garp erreicht hatte, stützte er sich schwer atmend auf seine Knie und schob sich die Brille zurecht. „Du darfst nicht in den Dschungel gehen!“, keuchte der Junge aufgeregt, „das ist verboten, zu unserer eigenen Sicherheit! Dort gibt es unzählige wilde Tiere, Bergräuber, …“ „Papperlapapp!“, unterbrach Garp das immer schriller werdende Gejammer seines jüngeren Gegenübers. „Zum Teufel mit deinen Regeln Slapp, du Jammerlappen! Und nur weil dein Vater hier Bürgermeister ist, brauchst du mich noch lange nicht zu maßregeln!“ Leise hatten sich noch mehr Kinder um die beiden versammelt, sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten aufgeregt. „Aber …“, wollte Woop Slapp, der Sohn des Bürgermeisters, gerade wieder ansetzen. „Kein aber!“, wetterte Garp und stampfte mit dem Fuß auf den Boden, wobei seine Hose wieder ein Stück herunter rutschte. „Wenn du so Angst um mich hast, kannst du ja mitkommen und auf mich aufpassen.“, schlug Garp spöttisch vor und fügte hinzu, „aber das traust du dich ja eh nicht, du Feigling!“ Die anderen Kinder lachten und Slapp wurde knallrot, als ihm das Blut ins Gesicht schoss. Verlegen trat er von einem Bein aufs andere. Dann sah er, dass auch Airi unter den anderen Kindern war. Er mochte Airi. Und er würde sich vor ihr nicht als Feigling bezeichnen lassen. Er war ja im Grunde genommen auch kein Feigling, er wollte nur nicht gegen die Regeln verstoßen. Garp unterdessen hatte sich bereits wieder in Bewegung gesetzt und rannte bereits über die saftig grüne Wiese vor dem Dorf in Richtung Dschungel. Slapp nahm all seinen Mut zusammen und schrie: „Von wegen Feigling, natürlich komme ich mit!“ Die anderen Kinder staunten, auch Airi. Das gab Slapp das noch fehlende Quäntchen Motivation, er nahm die Beine in die Hand und folgte dem Sohn des berühmten Abenteurers. Dieser ließ sich seine Überraschung nicht anmerken und gemeinsam überschritten sie die finstere grüne Grenze zum Dschungel, das kleine Dorf und all seine Bewohner zurücklassend. Doch waren die Augen der anderen Kinder nicht die einzigen Augen, die sie beobachteten. Ein weiteres Paar, das ihren Bewegungen folgte, befand sich in den Tiefen des wilden Dickichts.
„Wie konnte er mich nur an so einem Ort zurück lassen?“, murmelte ein zornig dreinblickender Junge, dessen schwarze Haare frech in allen Himmelsrichtungen von seinem Kopf abstanden. Sein offenes, rotes Hemd mit eingestickten Sternchen darauf flatterte rege im Wind, während er schnell und bestimmt zwischen den Häusern in Richtung Feld schritt. Alle paar Meter musste er dabei seine blauen Shorts wieder hoch ziehen, da sie ihm ständig wieder in die Knie rutschten. „Nur weil ich unseren Nachbarn in Kingstown zu ‚wild‘ war, ihnen ein paar Streiche gespielt und ständig ihre Vorratskammer geplündert habe … und davor bei unseren Nachbarn in Coconut und davor … mhm, den Namen der Stadt davor hab ich schon wieder vergessen. Dabei hatte ich mich doch gerade an die Nachbarn gewöhnt.“ Unweigerlich musste er grinsen und die Hälfte seines sonnengebräunten Gesichts schien auf einmal aus Zähnen zu bestehen, so breit zog sich die Grimasse von einem Ohr zum anderen. Doch dieses Mal könnte es anders laufen, denn sein Vater schien aus den zuvor mehrfach wiederholten Fehlern gelernt zu haben und hatte Vorbereitungen getroffen. Garp, so hieß der Junge von etwa 10 Jahren, hielt für einen Moment inne und erinnerte sich daran zurück, was sich vor wenigen Tagen abgespielt hatte.
„Was du brauchst mein Junge, ist eine ordentliche Beschäftigung!“ Ein lautes Lachen ließ den massiven, muskulösen Körper des Mannes erbeben, der sich gefährlich weit über die Reling seines Zweimasters beugte. Sein wettergegerbtes Gesicht, umrahmt von zerzaustem schwarzem Haar und gezeichnet durch die auffällige Narbe, die sich schräg von der Stirn zwischen seinen Augen bis hin zum rechten Jochbein zog, wurde wieder ernst. Er wischte sich ein paar Krümel vom blütenweißen Hemdkragen und richtete mahnend den Zeigefinger seiner großen Hand auf seinen Sohn, der ihn trotzig von der kleinen Anlegestelle aus anblickte. „Das du mir ja keine Schande machst, Garp! Hayato und Honoka werden sich in meiner Abwesenheit gut um dich kümmern, Hayato ist immerhin ein alter Freund deines verstorbenen Großvaters.“ Garp schielte unauffällig zu dem alten, runzligen Hayato und seiner ebenso alten und runzligen Frau Honoka hinüber. Beide schienen bereits auf der Bank nahe der Anlegestelle eingeschlafen zu sein. Er richtete seinen Blick wieder auf seinen Vater, den großen Abenteurer Monkey D. Greystoke. Dieser hing immer noch über der Reling, allerdings schien auch er plötzlich einfach in einen tiefen Schlaf gefallen zu sein. „Sicher, dass nicht doch Hayato mein Großvater ist?“ Garp grinste breit, sprang hoch, hieb seinem Vater auf den Hinterkopf und setzte ein unschuldiges Lächeln auf, nachdem er wieder auf dem hölzernen Steg gelandet war. „Was zum …?!“, brüllte sein wieder hellwacher Vater verstört, fing sich jedoch sofort. „Also, ehm, damit du nicht wieder nur Blödsinn machst, habe ich eine Beschäftigung für dich. Während du in den letzten Tagen den neuen Proviant auf mein Schiff tragen durftest, habe ich im nahen Dschungel ein paar Vorbereitungen getroffen. Ich habe einen Teil des Schatzes, den meine Männer und ich vorletzten Monat auf dieser Insel mit den ganzen seltsamen Tieren gefunden haben, tief im Dschungel vergraben. Bis ich in zwei Monaten wieder komme, hast du den Schatz gefälligst wieder ausgegraben. Hier hast du eine Karte, sie führt dich zu weiteren Hinweisen. Der Dschungel ist gefährlich, aber sei ein Mann und mach dir nicht ins Hemd.“ Greystoke lachte schallend und warf seinem Sohn ein zusammengerolltes Pergament zu, welches sicher von diesem aufgefangen wurde. „Wir sehen uns dann in zwei Monaten“, rief der Abenteurer und fügte grinsend hinzu: „du Hosenscheißer!“ Garp war sprachlos. Sein Vater hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, ihm eine aufregende Beschäftigung zu besorgen. Er hob die Hand zum Abschied und zeigte sein breitestes Grinsen. Links und rechts von Greystoke erschien seine Crew aus kräftigen, erfahrenen und doch sehr unterschiedlichen Seeleuten zum Abschied. Eine gewohnte Szene für Garp und doch musste er sich wie immer zusammenreißen, keine Träne zu vergießen. Lange sah er dem stolzen Schiff mit dem großen Affen als Gallionsfigur hinterher, wie es unter vollen Segeln dem Horizont entgegen fuhr, auf der Flagge eine geballte Faust, die einen Berg zerschmetterte. Dabei beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl und ein leichter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Dieser Abschied fühlte sich seltsam an, anders als die üblichen, irgendwie … endgültig? „Ach was“, brummelte Garp, „wird schon alles gut gehen. Der alte Mann kam bis jetzt immer heil zurück, ich sollte mir keinen Kopf machen und mich auf meine Aufgabe vorbereiten.“
„GAAARP, WARTE!“ hallte überraschend laut eine dünne Stimme durch die Straßen. Ein dünner Junge mit einer verknautschten, bunten Mütze auf dem Kopf kam angerannt und wirbelte eine braune Staubwolke hinter sich auf. Als er Garp erreicht hatte, stützte er sich schwer atmend auf seine Knie und schob sich die Brille zurecht. „Du darfst nicht in den Dschungel gehen!“, keuchte der Junge aufgeregt, „das ist verboten, zu unserer eigenen Sicherheit! Dort gibt es unzählige wilde Tiere, Bergräuber, …“ „Papperlapapp!“, unterbrach Garp das immer schriller werdende Gejammer seines jüngeren Gegenübers. „Zum Teufel mit deinen Regeln Slapp, du Jammerlappen! Und nur weil dein Vater hier Bürgermeister ist, brauchst du mich noch lange nicht zu maßregeln!“ Leise hatten sich noch mehr Kinder um die beiden versammelt, sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten aufgeregt. „Aber …“, wollte Woop Slapp, der Sohn des Bürgermeisters, gerade wieder ansetzen. „Kein aber!“, wetterte Garp und stampfte mit dem Fuß auf den Boden, wobei seine Hose wieder ein Stück herunter rutschte. „Wenn du so Angst um mich hast, kannst du ja mitkommen und auf mich aufpassen.“, schlug Garp spöttisch vor und fügte hinzu, „aber das traust du dich ja eh nicht, du Feigling!“ Die anderen Kinder lachten und Slapp wurde knallrot, als ihm das Blut ins Gesicht schoss. Verlegen trat er von einem Bein aufs andere. Dann sah er, dass auch Airi unter den anderen Kindern war. Er mochte Airi. Und er würde sich vor ihr nicht als Feigling bezeichnen lassen. Er war ja im Grunde genommen auch kein Feigling, er wollte nur nicht gegen die Regeln verstoßen. Garp unterdessen hatte sich bereits wieder in Bewegung gesetzt und rannte bereits über die saftig grüne Wiese vor dem Dorf in Richtung Dschungel. Slapp nahm all seinen Mut zusammen und schrie: „Von wegen Feigling, natürlich komme ich mit!“ Die anderen Kinder staunten, auch Airi. Das gab Slapp das noch fehlende Quäntchen Motivation, er nahm die Beine in die Hand und folgte dem Sohn des berühmten Abenteurers. Dieser ließ sich seine Überraschung nicht anmerken und gemeinsam überschritten sie die finstere grüne Grenze zum Dschungel, das kleine Dorf und all seine Bewohner zurücklassend. Doch waren die Augen der anderen Kinder nicht die einzigen Augen, die sie beobachteten. Ein weiteres Paar, das ihren Bewegungen folgte, befand sich in den Tiefen des wilden Dickichts.
Im dichten Dschungel auf Dawn herrschte eine erdrückende Schwüle. Den beiden Jungs aus dem Windmühlendorf, die sich ganz allein auf der Suche nach einem kleinen, aber gewiss wertvollen Schatz befanden, rann der Schweiß aus jeder Pore ihrer mittlerweile völlig zerkratzten Körper und man hörte sie angestrengt schnaufen. Dabei war es keineswegs still um sie herum; aus allen Richtungen konnte man das Zirpen von Grillen, das Brüllen von wilden Affen und Rascheln der unzähligen Blätter und Sträucher hören, entfernt auch das dumpfe Geräusch eines rauschenden Flusses, der sich in der Nähe befinden musste. Es roch intensiv nach einer Mischung aus feuchtem Holz, Moos und … Kot. „Puh, dieser Gestank!“, beschwerte sich Garp lautstark. „Hast du dir etwa in die Hose gemacht, als dieses wilde Wollhaar-Warzenschwein eben an uns vorbei gerast ist?“ Er grinste breit. „Der Gestank kommt von dir“, erwiderte Slapp müde, „du bist in seine Fäkalien getreten und trägst sie jetzt mit uns herum. Apropos herum laufen, wir latschen jetzt schon seit Stunden durch diesen Dschungel, was genau ist eigentlich unser Ziel?“ Garp, ungläubig auf seine nackten Füße starrend, fing lautstark an zu lachen und setzte sich wieder in Bewegung. „So kommt uns wenigstens kein wildes Tier zu nahe. Wir müssen …“ FLATSCH. Ein achtlos von Garp losgelassener Palmwedel von der Größe eines Wagenrads war zurückgeschnellt und hatte Slapp mit einem satten Treffer mitten ins Gesicht von den kurzen Beinen gefegt. Garp blieb stehen, drehte sich um und zog seine erneut in die Kniekehlen gerutschte Hose hoch. „Lieg nicht so faul da rum, ausruhen können wir uns später am Fluss!“ Er lachte wieder, half dem genervt dreinblickenden Slapp dann aber doch mit einem kräftigen Ruck wieder auf die Beine. „Wir sollten gar nicht hier sein!“, maulte der kleine Brillenträger mürrisch. „Selbst Schuld“, erwiderte Garp und grinste, während er weiter durchs grüne Dickicht stapfte und einen kleinen, rot-orangenen Frosch von einem großen Blatt hinein in die Schatten zwischen den Bäumen schnipste. „Ich hab genau gesehen, wie du dieses Mädchen angeguckt hast. Da ist wohl einer verschossen! Und das noch in eine Ältere.“ Slapp rückte sich die Brille zurecht und setzte zu einer protestierenden Antwort an, als plötzlich mit einem lauten Krachen direkt neben ihnen ein Frosch aus dem Dickicht hervorsprang. Er besaß dieselbe rot-orange Farbe wie der kurz zuvor rüde von Garp vertriebene, allerdings war dieser hier von der Größe eines kleinen Elefanten. Auf seinem Kopf saß der kleine Frosch von vor wenigen Augenblicken und quakte aufgeregt. Der Riesenfrosch antwortete so laut, dass die Bäume vibrierten, ließ die pechschwarze Zunge hervorschnellen und brach damit den Stamm einer jungen Palme neben Garp in zwei Teile, als wäre sie ein dünner Ast. Den beiden Jungs quollen vor Schreck die Augen aus dem Kopf. „LAUF!“, brüllte Garp Slapp an, doch dieser war vor Angst erstarrt und rührte sich keine Millimeter. Garp packte ihn am Kragen und schleifte ihn hinter sich her, mit der anderen Hand bemüht, die Hose im Rennen oben zu halten. Mit langsamen, aber gewaltigen Sprüngen verfolgte sie das skurrile Ungetüm und brach dabei eine Schneise ins Dickicht, ließ kurz darauf aber wieder von den beiden ab. „Ha, wir waren wohl zu schnell für das fette Ding“, triumphierte Garp bereits, als Slapp einen spitzen Schrei ausstieß und auf einen Schatten zeigte, der sich in kurzer Distanz zu ihnen durch die hohen Sträucher schob. Es war ein großer Schatten. Als wäre das nicht schon genug, glomm ein gelbes Paar Augen auf und Garp sah zu, dass er wieder die Beine in die Hand nahm. „Wohin rennen wir?“, wollte Slapp, der sich aus seiner Starre erholt hatte wissen und rannte so schnell, dass er Garp überholte. „Wieso rennen wir überhaupt, wir werden doch sowieso gleich gefressen und sterben!“, fügte er heulend hinzu. „Ich hätte mich nie über die Papas Regeln hinwegsetzen und dir folgen sollen!“ „Hör auf zu jammern“, presste Garp hervor, bemüht, Slapps wild aufgewirbelte Staubwolke nicht einzuatmen, „wir müssen weiter zum Fluss, das Vieh kann bestimmt nicht schwimm …“ Ungläubig blickte Garp nach unten. Da wo eigentlich der feste Boden hätte sein sollen, war plötzlich Wasser. Und nicht nur eine kleine Pfütze, sondern ein reißender Strom, dessen Gischt weiß empor spritze und die beiden Jungs gierig in Empfang nahm. Als Garp von der kühlen Flut mitgerissen wurde, versuchte er, nicht die Orientierung zu verlieren. Er tauchte wieder auf um nach Luft zu schnappen, konnte sich aber nicht lange über Wasser halten. Händeringend versuchte er wieder an die Oberfläche zu gelangen, doch es schien hoffnungslos. Während er dem Strom hilflos ausgeliefert war, versuchte er instinktiv zu atmen und seine Lunge füllte sich mehr und mehr mit Wasser. Als ihm schon schwarz um die Augen wurde, packte ihn plötzlich eine kleine Hand und Woop Slapp, der schmächtige Sohn des Bürgermeisters, half ihm wieder nach oben. Garp sah, dass Slapp sich mit dem Arm an einem Stück Treibholz hatte festklammern können. Jetzt war es Slapp, der zwar etwas schief, aber dennoch breit grinste. „Gern geschehen“, sagte er neckisch und sah zu, wie Garp als Antwort nur einen Schwall Wasser hervor hustete. „Das war ja ein toller Plan mit dem Fluss“, merkte der Junge mit der bunten, triefnassen Mütze auf dem Kopf ironisch an und blickte nach vorne. „Wie geht es jetzt weiter?“ Garp schüttelte sich die nassen Haare aus dem Gesicht, eine Hand am rettenden Treibgut, die andere an seinem zu weiten Hosenbund. „Es war sowieso mein Plan, zum Fluss zu gelangen, denn laut der Karte meines Vaters, die ich auswendig gelernt, mit Marmelade eingeschmiert und dem Hund zum Fressen vorgeworfen habe, finden wir die nächste Karte, indem wir dem Fluss bis zum Wasserfall folgen und dann …“ Er stockte und blickte Slapp verunsichert an. Dem klappte die Kinnlade runter und seine Augen weiteten sich. Das Rauschen des Flusses wurde lauter und steigerte sich, bis es sich zu einem tosenden Gebrüll entwickelt hatte. Und zwar an der Stelle, wo das Flussbett abrupt endete und die Wassermassen mit wahnwitziger Geschwindigkeit etliche Meter in die Tiefe stürzten. Das einzige Geräusch, das die Fluten übertönte, waren die angsterfüllten Schreie der zwei jungen Abenteurer, die in diesem Moment über den Rand des Wasserfalls schossen, hinab in die Tiefe.
Zur selben Zeit im Windmühlendorf
„Wo ist eigentlich Greys kleines Schlitzohr abgeblieben, Hayato?“, wunderte sich Honoka. Auf der gemütlichen Bank vor ihrem kleinen, kreisrunden Holzhäuschen, saß wie immer um diese und fast auch jede andere Zeit das alte Ehepaar, in dessen Hände Monkey D. Greystoke die Verantwortung für seinen kleinen und rotzfrechen Bengel gelegt hatte. Ihre Haut war runzliger als der Stamm zweier alten Eichen, die Haare schlohweiß wie das Gefieder einer der vielen Möwen, die um die geschäftig qualmenden Schornsteine kreisten und dabei laute Schreie ausstießen. „Hast du was gesagt?“, wollte Hayato wissen. Er war mittlerweile fast so taub wie er blind war, aber Honoka hatte sich daran bereits gewöhnt. So sehr sie ihrem Ehemann äußerlich auch ähnelte, körperlich fühlte sie sich noch so fit wie eine siebzigjährige. Jedenfalls zwischen ihrem zweiten Mittagsschlaf und dem ersten Nachmittagsschlaf. „Ob du weißt, wo der kleine Garp abgeblieben ist?“, fragte sie mit etwas lauterer Stimme, die dem Geräusch einer knarrenden Holztür erstaunlich nahe kam. „Der wird irgendwo mit den anderen Kindern spielen“, kam die mürrische Antwort zurück, „und jetzt lass mich weiter schlafen, bis es Abendessen gibt.“ Airi musterte die beiden aus kurzer Entfernung. Der junge Woop Slapp hatte ihr mal erzählt, die beiden wären schon verheiratet gewesen, bevor Woop Smack, der Vater von Bürgermeister Clapp, damals selbst das Amt des Ortsvorstehers bekleidet hatte. Damals war Hayato noch ein mutiger junger Abenteurer zu See gewesen, stark wie ein Bär, so erzählte man sich. Honoka hingegen war einmal eine bildhübsche Frau, die jeden Mann im East Blue hätte heiraten können. Und doch hatte sie sich für den draufgängerischen, doch nicht für seine Schönheit bekannten Hayato entschieden. Airi hätte gern eine Frau wie Honoka als Mutter gehabt. Doch sie hatte keine Mutter, ebenso hatte sie keinen Vater. Vor ein paar Jahren war sie aus dem Waisenhaus im Wasserraddorf weiter östlich abgehauen, ohne zu wissen, wohin sie gehen sollte. Dabei wollten ständig andere Ehepaare ihre Adoptiveltern werden, sogar aus der Hauptstadt kamen sie dafür. Das war nicht weiter verwunderlich, denn Airi war nicht nur bildhübsch mit ihren karminroten, schulterlangen Haaren, den großen, hellgrünen Augen und der sonnengebräunten Haut mit vereinzelten Sommersprossen, sondern sie war auch klüger als die anderen Kinder im Waisenhaus. Doch sie wollte keine fremden Menschen, die sie sowieso nicht verstanden. Und hier im Windmühlendorf akzeptierte man sie, wie sie war, auch ohne Eltern. Sie war beliebt und als die mutigste unter den Dorfkindern bekannt gewesen. Bis dieser saufreche Hosenscheißer Garp im Dorf erschien und ihr mit seinem Dschungelabenteuer die Show stahl. Aber das würde sie nicht auf sich sitzen lassen, dachte sie sich. Leise schlich sie sich an dem alten Ehepaar, das schnarchend auf der kleinen Bank saß vorbei um im Haus nach Hinweisen für Garps Ziel im Dschungel zu suchen. Keine der hölzernen Dielen knarrte, so geschickt schlich sie sich durch die Tür. „Airi, sei doch so gut und nimm den Hund eine Weile mit dir mit wenn du wieder gehst, er ist so allein!“ Airi zuckte zusammen. Die vermeintlich schlafende Honoka sprach zu ihr, ohne die Augen überhaupt geöffnet zu haben. „Verdammt, erwischt. Und welcher Hund zum Teufel“, fluchte Airi leise und fügte etwas lauter hinzu, „klar, mach ich!“ Da kam ihr auch schon fleißig mit dem Schwanz wedelnd Spike, der dorfbekannte Streuner mit schlackernden Schlappohren entgegen. „Du bist also gar kein Streuner, sondern wohnst hier? Und was hast du da im Maul?“ Verdutzt zog das junge Mädchen dem Vierbeiner, dessen schwarzes Stachelhalsband ihn gefährlicher wirken ließ als er tatsächlich war, ein ganz klebriges Stück Pergament aus dem Maul. „Ist das etwa …?“ tatsächlich, es war die Karte von Greystoke, die er seinem Sohn Garp zur Beschäftigung dagelassen hatte. Airi blickte Spike entschlossen an. „Na dann gehen wir zwei Mal auf Schatzsuche“, flüsterte sie mit einem kessen Lächeln im Gesicht.
Zur selben Zeit im Windmühlendorf
„Wo ist eigentlich Greys kleines Schlitzohr abgeblieben, Hayato?“, wunderte sich Honoka. Auf der gemütlichen Bank vor ihrem kleinen, kreisrunden Holzhäuschen, saß wie immer um diese und fast auch jede andere Zeit das alte Ehepaar, in dessen Hände Monkey D. Greystoke die Verantwortung für seinen kleinen und rotzfrechen Bengel gelegt hatte. Ihre Haut war runzliger als der Stamm zweier alten Eichen, die Haare schlohweiß wie das Gefieder einer der vielen Möwen, die um die geschäftig qualmenden Schornsteine kreisten und dabei laute Schreie ausstießen. „Hast du was gesagt?“, wollte Hayato wissen. Er war mittlerweile fast so taub wie er blind war, aber Honoka hatte sich daran bereits gewöhnt. So sehr sie ihrem Ehemann äußerlich auch ähnelte, körperlich fühlte sie sich noch so fit wie eine siebzigjährige. Jedenfalls zwischen ihrem zweiten Mittagsschlaf und dem ersten Nachmittagsschlaf. „Ob du weißt, wo der kleine Garp abgeblieben ist?“, fragte sie mit etwas lauterer Stimme, die dem Geräusch einer knarrenden Holztür erstaunlich nahe kam. „Der wird irgendwo mit den anderen Kindern spielen“, kam die mürrische Antwort zurück, „und jetzt lass mich weiter schlafen, bis es Abendessen gibt.“ Airi musterte die beiden aus kurzer Entfernung. Der junge Woop Slapp hatte ihr mal erzählt, die beiden wären schon verheiratet gewesen, bevor Woop Smack, der Vater von Bürgermeister Clapp, damals selbst das Amt des Ortsvorstehers bekleidet hatte. Damals war Hayato noch ein mutiger junger Abenteurer zu See gewesen, stark wie ein Bär, so erzählte man sich. Honoka hingegen war einmal eine bildhübsche Frau, die jeden Mann im East Blue hätte heiraten können. Und doch hatte sie sich für den draufgängerischen, doch nicht für seine Schönheit bekannten Hayato entschieden. Airi hätte gern eine Frau wie Honoka als Mutter gehabt. Doch sie hatte keine Mutter, ebenso hatte sie keinen Vater. Vor ein paar Jahren war sie aus dem Waisenhaus im Wasserraddorf weiter östlich abgehauen, ohne zu wissen, wohin sie gehen sollte. Dabei wollten ständig andere Ehepaare ihre Adoptiveltern werden, sogar aus der Hauptstadt kamen sie dafür. Das war nicht weiter verwunderlich, denn Airi war nicht nur bildhübsch mit ihren karminroten, schulterlangen Haaren, den großen, hellgrünen Augen und der sonnengebräunten Haut mit vereinzelten Sommersprossen, sondern sie war auch klüger als die anderen Kinder im Waisenhaus. Doch sie wollte keine fremden Menschen, die sie sowieso nicht verstanden. Und hier im Windmühlendorf akzeptierte man sie, wie sie war, auch ohne Eltern. Sie war beliebt und als die mutigste unter den Dorfkindern bekannt gewesen. Bis dieser saufreche Hosenscheißer Garp im Dorf erschien und ihr mit seinem Dschungelabenteuer die Show stahl. Aber das würde sie nicht auf sich sitzen lassen, dachte sie sich. Leise schlich sie sich an dem alten Ehepaar, das schnarchend auf der kleinen Bank saß vorbei um im Haus nach Hinweisen für Garps Ziel im Dschungel zu suchen. Keine der hölzernen Dielen knarrte, so geschickt schlich sie sich durch die Tür. „Airi, sei doch so gut und nimm den Hund eine Weile mit dir mit wenn du wieder gehst, er ist so allein!“ Airi zuckte zusammen. Die vermeintlich schlafende Honoka sprach zu ihr, ohne die Augen überhaupt geöffnet zu haben. „Verdammt, erwischt. Und welcher Hund zum Teufel“, fluchte Airi leise und fügte etwas lauter hinzu, „klar, mach ich!“ Da kam ihr auch schon fleißig mit dem Schwanz wedelnd Spike, der dorfbekannte Streuner mit schlackernden Schlappohren entgegen. „Du bist also gar kein Streuner, sondern wohnst hier? Und was hast du da im Maul?“ Verdutzt zog das junge Mädchen dem Vierbeiner, dessen schwarzes Stachelhalsband ihn gefährlicher wirken ließ als er tatsächlich war, ein ganz klebriges Stück Pergament aus dem Maul. „Ist das etwa …?“ tatsächlich, es war die Karte von Greystoke, die er seinem Sohn Garp zur Beschäftigung dagelassen hatte. Airi blickte Spike entschlossen an. „Na dann gehen wir zwei Mal auf Schatzsuche“, flüsterte sie mit einem kessen Lächeln im Gesicht.
Garp und Slapp
Ein Schwall schleimigen Flusswassers bahnte sich in Form einer kleinen Fontäne seinen Weg aus dem kleinen, triefnassen und auf dem grünen Dschungelboden ausgebreiteten Körper des jungen Garp. Ihm folgten in Ihm folgten in kurzen Abständen ein angestrengtes Würgen, ein bellendes Husten und zu guter Letzt ein angewidertes Ausspucken. „Verdammt!“, krächzte er übellaunig. Beim Ausspucken hatte er nicht bedacht, dass er noch immer flach auf dem unebenen Boden lag und so war seine Spucke dank der Schwerkraft prompt wieder in sein Gesicht zurückgekehrt, wie schon das Flusswasser einen Moment zuvor. Missmutig wischte er sich mit der rechten Hand über das zerkratzte Gesicht, während er sich langsam aufrichtete und seinen Blick prüfend über die Umgebung schweifen ließ. Er befand sich auf einer kleinen, kreisrunden Lichtung, die in den letzten Strahlen der langsam hinter den hohen Baumkronen verschwindenden Nachmittagssonne badete. Unmittelbar vor ihm befand sich ein kleiner See, dessen Form entfernt an eine Banane erinnerte. In diesen See stürzte tosend und weiß vor Gischt aus einer schwindelerregenden Höhe der Wasserfall, über den er und Slapp hierher gelangt waren. Beim Gedanken an seinen Begleiter bemerkte Garp erst, dass dieser nirgends zu sehen war und ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Hatte Slapp den Sturz überlebt? Wie war er selbst dann aus dem Wasser gekommen? Angst, ein bisher meist erfolgreich unterdrücktes Gefühl, keimte langsam in ihm auf.
„Geht es dir gut?“, fragte da eine wohl bekannte Stimme hinter ihm und dem kleinen Schatzsucher fiel ein Stein vom Herzen, während er sich ruckartig umdrehte. Bevor er eine Antwort formulieren konnte, fügte Slapp schlapp hinzu: „Nachdem du das ganze Wasser ausgespuckt und damit eindeutige Lebenszeichen gezeigt hast, bin ich mal schnell zwischen die Bäume, ich hätte mir sonst sicher bald in die Hose gemacht. Apropos Hose, deine liegt da neben dir. Sie war das einzige, was ich nach unserem Sturz noch von dir in der Hand hatte.“ Er grinste müde. „Meine Mütze habe ich leider auf dem Weg zum Fluss irgendwo verloren.“
„Danke, du kleiner Hosenscheißer“, erwiderte Garp mit einem breiten Grinsen, bedacht darauf, seine Erleichterung und vorangegangene Unsicherheit tunlichst zu verbergen. Er griff nach seiner triefenden Hose und zog sie sich über. Das war zwar kein angenehmes Gefühl, aber wenigstens rutschte sie in nassem Zustand nicht mehr so leicht hinunter.
„Was jetzt?“, wollte Slapp von ihm wissen, „ich bin furchtbar platt und denke wir sollten eine Pause machen, aber wir müssen erst ein Lager bauen und ein Feuer machen, damit uns die wilden Tiere nicht zu nahe kommen.“
„Erst mal suchen wir den nächsten Hinweis meines Vaters, der muss hier irgendwo sein. Laut seiner ersten Karte sollten wir dem Fluss bis zum Wasserfall folgen und die Felsen daneben herabsteigen und auf dem höchsten Baum am See ist ein versiegeltes Kästchen angebracht, darin steht wie es weiter geht.“ Garp fluchte leise, denn sein werter Vater wusste wieder mal gekonnt, die wenigen Schwächen seines Sohns zu nutzen, um ihn ordentlich zu fordern. In diesem Fall war es seine Höhenangst. Sie blickten sich um und entdeckten auch gleich den unverkennbar höchsten Baum am Rande der Lichtung. Und hoch war gar kein Ausdruck. Es war eine mächtige Palme mit vergleichsweise dickem Stamm, einer ausladenden, tiefgrünen Krone und von einer Höhe, dass sie alle anderen Bäume ringsum fast schon wie Schösslinge aussehen ließ. Zumindest wirkte es für Garp so, dem sogleich ein kalter Schauer den Rücken hinab lief und er stellte fest, wie sich ein flaues Gefühl in seiner Magengegend breit machte.
„Ich würde sagen, du kletterst und ich stehe Wache, Slapp!“, schlug er dem schmächtigen Begleiter vor, dessen Augen auf Grund des Vorschlags überrascht aus ihren Höhlen quollen.
„Bist du verrückt?“, beschwerte sich Slapp aufgebracht, „was, wenn ich runter falle? Ich hab sowas doch noch nie gemacht! Willst du mich loswerden?“ Er gestikulierte wild mit den Händen sprang auf und ab.
„Na gut, dann klettere ich eben hoch und lasse dich ganz alleine hier unten bei den wilden Tieren, die bestimmt schon durch unseren Geruch angelockt wurden und bereits auf dem Weg hier her sein dürften“, versuchte Garp möglichst beiläufig auf den jammernden Bürgermeistersohn einzureden. Seine Taktik schien aufzugehen, denn schon klebte Slapp förmlich an der Palme und robbte, seine Arme fest um den Stamm geschlungen, nach oben in Richtung Krone. Erleichtert grinste der Sohn des Monkey D. Greystoke vor sich hin und setzte sich auf den harten Boden, den Rücken an den Stamm gelehnt. Dabei war ihm entgangen, dass ein Augenpaar, welches während ihrer wilden Verfolgungsjagd den Anschluss verlor, nun wieder zu Ihnen gefunden hatte und nun sowohl ihn, als auch den kletternden Slapp, interessiert aus dem Dickicht heraus beobachtete.
Airi und Spike
Unterdessen waren Airi und Spike, der ihr nicht von der Seite wich, ebenfalls über die grüne Grenze ein gutes Stück in den Dschungel vorgedrungen. Erst hatte Airi sich geärgert, dass sie den faulen Köter der alten Frau hatte mitschleifen müssen, mittlerweile war sie aber doch ganz froh darüber. Alleine hätte sie wahrscheinlich nach wenigen Minuten im Gestrüpp wieder kehrt gemacht, aber mit dem bulligen Hund und seinem stachligen Halsband an ihrer Seite fühlte sie sich stärker. Und das, obwohl der Hund offenkundig ein ziemlicher Angsthase zu sein schien.
„Jetzt komm schon!“, blaffte sie die Bulldogge sichtlich genervt an, „oder soll ich dich tragen?“ Als hätte er sie verstanden, begann das Tier mit dem Schwanz zu wedeln. Airi schnaubte und stapfte weiter durchs Gebüsch.
Nach einigen weiteren Metern wirkte ihre Umgebung seltsam ramponiert, Stämme waren zersplittert und alles in Bodennähe war plattgedrückt, als wäre etwas großes ohne Rücksicht in hohem Tempo durch den Dschungel gepflügt. Unweit ihrer Position konnte Airi das Rauschen des scheinbar nahen Flusses hören. Plötzlich blieb Spike stehen und kläffte. Airi griff nervös nach einem kleinen Anhänger, den sie an einer dünnen, silbrig schimmernden Kette unter ihrem grasgrünen Oberteil um den Hals trug. Doch nach einem kurzen Blick sah sie bereits, weshalb der Hund angeschlagen hatte. Auf dem unebenen Boden vor ihr lag eine bunte Mütze.
Es musste die Mütze von Slapp sein, eine andere Möglichkeit schien angesichts der ausgefallenen Farben und der generellen Seltenheit von bunten Strickmützen im Dschungel abwegig. Erschrocken hob das sie die Mütze des Jungen auf und musterte sie ausgiebig, als sie plötzlich ein dumpfes Quaken vernahm. Vorsichtig warf sie einen Blick ins Innere der modisch fragwürdigen Kopfbedeckung und ein kleiner, rot-orangener Frosch, der sich scheinbar in den Tiefen von Slapps Heiligtum verirrt hatte, erwiderte ihren Blick. Airi dachte nicht lange über den Dschungelbewohner nach und spannte ihren rechten Mittelfinger mit dem Daumen der gleichen Hand, um das kleine, bunte Tier weg von der Mütze und quer durch den Dschungel zu bugsieren. Doch mit seinen großen, weißen Augen mit dem schwarzen Pupillen-Querbalken, die sie schief anschauten und einem langgezogenen und fragenden Quaken schaffte es der Kleine, Airi von ihrem Vorhaben abzuhalten. Sie nahm ihn vorsichtig aus der Mütze heraus und setzte ihn auf ihre Schulter. „Ich will mal nicht so sein, du kannst uns gern ein Stück begleiten“, murmelte das Mädchen, steckte das Stück Stoff in ihre Hosentasche und machte sich weiter auf den Weg zum Fluss, dem sie laut Karte mit der Strömung bis zu einem großen Wasserfall folgen sollte, der sich in den Fighting-Monkey See ergoss. „Ohje“, dachte Airi bei dem Gedanken an wilde, kämpfende Affen, „das kann ja was werden.“ Spike schnaufte zustimmend und zu dritt setzten sie ihren Weg fort.
Garp und Slapp
„Na endlich!“ Garp grinste und klopfte Slapp anerkennend auf die Schulter. Dieser war soeben nach einer waghalsigen Klettertour in die Krone der höchsten Palme im Umkreis wieder auf den festen Boden zurückgekehrt, in der Hand seine Beute. Es war ein kleines, versiegeltes Holzkästchen mit dem Wappen der geballten Faust, die einen Berg zertrümmerte.
„Das nächste Mal kletterst du und ich stehe Wache, bei den unzähligen Gefahren die hier lauern!“, murmelte Slapp vor sich hin. Garp hatte ihn die Arbeit machen lassen und sich gemütlich am Stamm des Baumes ein Nickerchen gegönnt.
„Na hör mal, immerhin ist der See hier nach irgendwelchen verrückten Affen benannt“, erwiderte der ältere der beiden, „wenn die hier aufgekreuzt wären, während du alleine hier unten gewartet hättest, wäre das Geschrei groß gewesen!“
„Ach was, der einzige wilde Affe hier bist doch du“, entgegnete der jüngste Spross der Woop-Familie zornig, „wegen dir …“ Slapp brach seinen Satz erschrocken ab und wich gerade rechtzeitig einem heransausenden Etwas aus. Schallend zersplitterte es am Stamm der Palme, eine dünne Flüssigkeit spritze durch die Luft und rann an seinem Holz hinab. Es war eine Kokosnuss. Garp und Slapp drehten sich ruckartig in die Richtung um, aus der das Geschoss geflogen kam. Keine Sekunde zu früh, denn ihr folgten in kurzem Abstand unzählige weitere und die beiden Jungs hatten alle Mühe, dem wilden Kokosnuss-Sperrfeuer zu entgehen.
Langsam versiegte der Beschuss und aus den Wipfeln der umliegenden Palmen sprang nach und nach eine Horde Äffchen hervor. Ihr dickes braunes Fell bedeckte den gesamten Körper, mit Ausnahme von Händen, Füßen und dem Gesicht. Auf den Wangen schien es sogar noch ein wenig dicker zu sein, wie bei einem menschlichen Backenbart. Ihre runden Augen mit den großen, schwarzen Pupillen waren starr auf die beiden Eindringlinge in ihrem Revier gerichtet, während sie wild in die Luft boxten. Doch am auffälligsten an ihnen war das breite Grinsen in ihren Gesichtern, welches dem des jungen Garp nicht unähnlich gewesen wäre, wäre diesem das seine in jenem Moment nicht vergangen.
Mit wildem Gekreische, das wie ein Signal zum Angriff wirkte, setzten die Affen sich in Bewegung, während Garp und Slapp die Beine in die Hand nahmen um das Weite zu suchen. Doch vor der brüllenden Affenbande gab es kein Entkommen, ganz als hätten die beiden ihnen eine Kokosnuss geklaut.
Gerade als sie zu Boden gingen und die Lage ausweglos erschien, veränderte sich der Tonfall der Affen nach und nach, bis jeder von ihnen den Warnruf wahrgenommen hatte und sie aufgeregt auseinander stoben, die Jungs verstört und zusammengekauert auf dem Boden zurücklassend. Beide hatten die Augen geschlossen und abwehrend die Hände über den Gesichtern verschränkt. Als Slapp sich traute seine Augen wieder zu öffnen, hatte sein älterer Begleiter sich bereits aufgerichtet.
„Siehst du, sie scheinen doch noch erkannt zu haben, wer hier der stärkere ist“, bemerkte Garp triumphierend. Doch sein Grinsen erstarb, als er bemerkte, dass sich eine Gestalt einige Meter vor ihnen aus dem Dickicht geschoben hatte und scheinbar der wahre Grund für die panische Flucht der Affen gewesen war. Die Gestalt schien groß und schlank, auf jeden Fall menschlich, doch auf Grund der eingesetzten Dämmerung, war auf die Entfernung nicht mehr zu erkennen.
„Wer ist das?“, flüsterte Slapp Garp kleinlaut zu.
„Keine Ahnung, aber wir werden es wohl sehr bald wissen“, antwortete dieser mit gerunzelter Stirn, während er den Fremden mit zusammengekniffenen Augen misstrauisch musterte.
Seit die Jungen den Dschungel heute Mittag betraten, hatte er sie aus den Schatten heraus beobachtet. Nun war es für ihn an der Zeit, sich zu zeigen.
Ein Schwall schleimigen Flusswassers bahnte sich in Form einer kleinen Fontäne seinen Weg aus dem kleinen, triefnassen und auf dem grünen Dschungelboden ausgebreiteten Körper des jungen Garp. Ihm folgten in Ihm folgten in kurzen Abständen ein angestrengtes Würgen, ein bellendes Husten und zu guter Letzt ein angewidertes Ausspucken. „Verdammt!“, krächzte er übellaunig. Beim Ausspucken hatte er nicht bedacht, dass er noch immer flach auf dem unebenen Boden lag und so war seine Spucke dank der Schwerkraft prompt wieder in sein Gesicht zurückgekehrt, wie schon das Flusswasser einen Moment zuvor. Missmutig wischte er sich mit der rechten Hand über das zerkratzte Gesicht, während er sich langsam aufrichtete und seinen Blick prüfend über die Umgebung schweifen ließ. Er befand sich auf einer kleinen, kreisrunden Lichtung, die in den letzten Strahlen der langsam hinter den hohen Baumkronen verschwindenden Nachmittagssonne badete. Unmittelbar vor ihm befand sich ein kleiner See, dessen Form entfernt an eine Banane erinnerte. In diesen See stürzte tosend und weiß vor Gischt aus einer schwindelerregenden Höhe der Wasserfall, über den er und Slapp hierher gelangt waren. Beim Gedanken an seinen Begleiter bemerkte Garp erst, dass dieser nirgends zu sehen war und ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Hatte Slapp den Sturz überlebt? Wie war er selbst dann aus dem Wasser gekommen? Angst, ein bisher meist erfolgreich unterdrücktes Gefühl, keimte langsam in ihm auf.
„Geht es dir gut?“, fragte da eine wohl bekannte Stimme hinter ihm und dem kleinen Schatzsucher fiel ein Stein vom Herzen, während er sich ruckartig umdrehte. Bevor er eine Antwort formulieren konnte, fügte Slapp schlapp hinzu: „Nachdem du das ganze Wasser ausgespuckt und damit eindeutige Lebenszeichen gezeigt hast, bin ich mal schnell zwischen die Bäume, ich hätte mir sonst sicher bald in die Hose gemacht. Apropos Hose, deine liegt da neben dir. Sie war das einzige, was ich nach unserem Sturz noch von dir in der Hand hatte.“ Er grinste müde. „Meine Mütze habe ich leider auf dem Weg zum Fluss irgendwo verloren.“
„Danke, du kleiner Hosenscheißer“, erwiderte Garp mit einem breiten Grinsen, bedacht darauf, seine Erleichterung und vorangegangene Unsicherheit tunlichst zu verbergen. Er griff nach seiner triefenden Hose und zog sie sich über. Das war zwar kein angenehmes Gefühl, aber wenigstens rutschte sie in nassem Zustand nicht mehr so leicht hinunter.
„Was jetzt?“, wollte Slapp von ihm wissen, „ich bin furchtbar platt und denke wir sollten eine Pause machen, aber wir müssen erst ein Lager bauen und ein Feuer machen, damit uns die wilden Tiere nicht zu nahe kommen.“
„Erst mal suchen wir den nächsten Hinweis meines Vaters, der muss hier irgendwo sein. Laut seiner ersten Karte sollten wir dem Fluss bis zum Wasserfall folgen und die Felsen daneben herabsteigen und auf dem höchsten Baum am See ist ein versiegeltes Kästchen angebracht, darin steht wie es weiter geht.“ Garp fluchte leise, denn sein werter Vater wusste wieder mal gekonnt, die wenigen Schwächen seines Sohns zu nutzen, um ihn ordentlich zu fordern. In diesem Fall war es seine Höhenangst. Sie blickten sich um und entdeckten auch gleich den unverkennbar höchsten Baum am Rande der Lichtung. Und hoch war gar kein Ausdruck. Es war eine mächtige Palme mit vergleichsweise dickem Stamm, einer ausladenden, tiefgrünen Krone und von einer Höhe, dass sie alle anderen Bäume ringsum fast schon wie Schösslinge aussehen ließ. Zumindest wirkte es für Garp so, dem sogleich ein kalter Schauer den Rücken hinab lief und er stellte fest, wie sich ein flaues Gefühl in seiner Magengegend breit machte.
„Ich würde sagen, du kletterst und ich stehe Wache, Slapp!“, schlug er dem schmächtigen Begleiter vor, dessen Augen auf Grund des Vorschlags überrascht aus ihren Höhlen quollen.
„Bist du verrückt?“, beschwerte sich Slapp aufgebracht, „was, wenn ich runter falle? Ich hab sowas doch noch nie gemacht! Willst du mich loswerden?“ Er gestikulierte wild mit den Händen sprang auf und ab.
„Na gut, dann klettere ich eben hoch und lasse dich ganz alleine hier unten bei den wilden Tieren, die bestimmt schon durch unseren Geruch angelockt wurden und bereits auf dem Weg hier her sein dürften“, versuchte Garp möglichst beiläufig auf den jammernden Bürgermeistersohn einzureden. Seine Taktik schien aufzugehen, denn schon klebte Slapp förmlich an der Palme und robbte, seine Arme fest um den Stamm geschlungen, nach oben in Richtung Krone. Erleichtert grinste der Sohn des Monkey D. Greystoke vor sich hin und setzte sich auf den harten Boden, den Rücken an den Stamm gelehnt. Dabei war ihm entgangen, dass ein Augenpaar, welches während ihrer wilden Verfolgungsjagd den Anschluss verlor, nun wieder zu Ihnen gefunden hatte und nun sowohl ihn, als auch den kletternden Slapp, interessiert aus dem Dickicht heraus beobachtete.
Airi und Spike
Unterdessen waren Airi und Spike, der ihr nicht von der Seite wich, ebenfalls über die grüne Grenze ein gutes Stück in den Dschungel vorgedrungen. Erst hatte Airi sich geärgert, dass sie den faulen Köter der alten Frau hatte mitschleifen müssen, mittlerweile war sie aber doch ganz froh darüber. Alleine hätte sie wahrscheinlich nach wenigen Minuten im Gestrüpp wieder kehrt gemacht, aber mit dem bulligen Hund und seinem stachligen Halsband an ihrer Seite fühlte sie sich stärker. Und das, obwohl der Hund offenkundig ein ziemlicher Angsthase zu sein schien.
„Jetzt komm schon!“, blaffte sie die Bulldogge sichtlich genervt an, „oder soll ich dich tragen?“ Als hätte er sie verstanden, begann das Tier mit dem Schwanz zu wedeln. Airi schnaubte und stapfte weiter durchs Gebüsch.
Nach einigen weiteren Metern wirkte ihre Umgebung seltsam ramponiert, Stämme waren zersplittert und alles in Bodennähe war plattgedrückt, als wäre etwas großes ohne Rücksicht in hohem Tempo durch den Dschungel gepflügt. Unweit ihrer Position konnte Airi das Rauschen des scheinbar nahen Flusses hören. Plötzlich blieb Spike stehen und kläffte. Airi griff nervös nach einem kleinen Anhänger, den sie an einer dünnen, silbrig schimmernden Kette unter ihrem grasgrünen Oberteil um den Hals trug. Doch nach einem kurzen Blick sah sie bereits, weshalb der Hund angeschlagen hatte. Auf dem unebenen Boden vor ihr lag eine bunte Mütze.
Es musste die Mütze von Slapp sein, eine andere Möglichkeit schien angesichts der ausgefallenen Farben und der generellen Seltenheit von bunten Strickmützen im Dschungel abwegig. Erschrocken hob das sie die Mütze des Jungen auf und musterte sie ausgiebig, als sie plötzlich ein dumpfes Quaken vernahm. Vorsichtig warf sie einen Blick ins Innere der modisch fragwürdigen Kopfbedeckung und ein kleiner, rot-orangener Frosch, der sich scheinbar in den Tiefen von Slapps Heiligtum verirrt hatte, erwiderte ihren Blick. Airi dachte nicht lange über den Dschungelbewohner nach und spannte ihren rechten Mittelfinger mit dem Daumen der gleichen Hand, um das kleine, bunte Tier weg von der Mütze und quer durch den Dschungel zu bugsieren. Doch mit seinen großen, weißen Augen mit dem schwarzen Pupillen-Querbalken, die sie schief anschauten und einem langgezogenen und fragenden Quaken schaffte es der Kleine, Airi von ihrem Vorhaben abzuhalten. Sie nahm ihn vorsichtig aus der Mütze heraus und setzte ihn auf ihre Schulter. „Ich will mal nicht so sein, du kannst uns gern ein Stück begleiten“, murmelte das Mädchen, steckte das Stück Stoff in ihre Hosentasche und machte sich weiter auf den Weg zum Fluss, dem sie laut Karte mit der Strömung bis zu einem großen Wasserfall folgen sollte, der sich in den Fighting-Monkey See ergoss. „Ohje“, dachte Airi bei dem Gedanken an wilde, kämpfende Affen, „das kann ja was werden.“ Spike schnaufte zustimmend und zu dritt setzten sie ihren Weg fort.
Garp und Slapp
„Na endlich!“ Garp grinste und klopfte Slapp anerkennend auf die Schulter. Dieser war soeben nach einer waghalsigen Klettertour in die Krone der höchsten Palme im Umkreis wieder auf den festen Boden zurückgekehrt, in der Hand seine Beute. Es war ein kleines, versiegeltes Holzkästchen mit dem Wappen der geballten Faust, die einen Berg zertrümmerte.
„Das nächste Mal kletterst du und ich stehe Wache, bei den unzähligen Gefahren die hier lauern!“, murmelte Slapp vor sich hin. Garp hatte ihn die Arbeit machen lassen und sich gemütlich am Stamm des Baumes ein Nickerchen gegönnt.
„Na hör mal, immerhin ist der See hier nach irgendwelchen verrückten Affen benannt“, erwiderte der ältere der beiden, „wenn die hier aufgekreuzt wären, während du alleine hier unten gewartet hättest, wäre das Geschrei groß gewesen!“
„Ach was, der einzige wilde Affe hier bist doch du“, entgegnete der jüngste Spross der Woop-Familie zornig, „wegen dir …“ Slapp brach seinen Satz erschrocken ab und wich gerade rechtzeitig einem heransausenden Etwas aus. Schallend zersplitterte es am Stamm der Palme, eine dünne Flüssigkeit spritze durch die Luft und rann an seinem Holz hinab. Es war eine Kokosnuss. Garp und Slapp drehten sich ruckartig in die Richtung um, aus der das Geschoss geflogen kam. Keine Sekunde zu früh, denn ihr folgten in kurzem Abstand unzählige weitere und die beiden Jungs hatten alle Mühe, dem wilden Kokosnuss-Sperrfeuer zu entgehen.
Langsam versiegte der Beschuss und aus den Wipfeln der umliegenden Palmen sprang nach und nach eine Horde Äffchen hervor. Ihr dickes braunes Fell bedeckte den gesamten Körper, mit Ausnahme von Händen, Füßen und dem Gesicht. Auf den Wangen schien es sogar noch ein wenig dicker zu sein, wie bei einem menschlichen Backenbart. Ihre runden Augen mit den großen, schwarzen Pupillen waren starr auf die beiden Eindringlinge in ihrem Revier gerichtet, während sie wild in die Luft boxten. Doch am auffälligsten an ihnen war das breite Grinsen in ihren Gesichtern, welches dem des jungen Garp nicht unähnlich gewesen wäre, wäre diesem das seine in jenem Moment nicht vergangen.
Mit wildem Gekreische, das wie ein Signal zum Angriff wirkte, setzten die Affen sich in Bewegung, während Garp und Slapp die Beine in die Hand nahmen um das Weite zu suchen. Doch vor der brüllenden Affenbande gab es kein Entkommen, ganz als hätten die beiden ihnen eine Kokosnuss geklaut.
Gerade als sie zu Boden gingen und die Lage ausweglos erschien, veränderte sich der Tonfall der Affen nach und nach, bis jeder von ihnen den Warnruf wahrgenommen hatte und sie aufgeregt auseinander stoben, die Jungs verstört und zusammengekauert auf dem Boden zurücklassend. Beide hatten die Augen geschlossen und abwehrend die Hände über den Gesichtern verschränkt. Als Slapp sich traute seine Augen wieder zu öffnen, hatte sein älterer Begleiter sich bereits aufgerichtet.
„Siehst du, sie scheinen doch noch erkannt zu haben, wer hier der stärkere ist“, bemerkte Garp triumphierend. Doch sein Grinsen erstarb, als er bemerkte, dass sich eine Gestalt einige Meter vor ihnen aus dem Dickicht geschoben hatte und scheinbar der wahre Grund für die panische Flucht der Affen gewesen war. Die Gestalt schien groß und schlank, auf jeden Fall menschlich, doch auf Grund der eingesetzten Dämmerung, war auf die Entfernung nicht mehr zu erkennen.
„Wer ist das?“, flüsterte Slapp Garp kleinlaut zu.
„Keine Ahnung, aber wir werden es wohl sehr bald wissen“, antwortete dieser mit gerunzelter Stirn, während er den Fremden mit zusammengekniffenen Augen misstrauisch musterte.
Seit die Jungen den Dschungel heute Mittag betraten, hatte er sie aus den Schatten heraus beobachtet. Nun war es für ihn an der Zeit, sich zu zeigen.
Fist of Love
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