Der FF-Bereich boomt! Wahnsinn, wie viele Geschichten hier in letzter Zeit gestartet wurden. Und ärgerlich, dass heute schon ein neuer Autor gewagt hat, sein erstes Kapitel zu veröffentlichen. Ich hatte nämlich extra 2 Tage gewartet, nachdem Lemon ihre FF veröffentlicht hatte, damit sie ihre gebührende Aufmerksamkeit bekommt. Und weil ich faul bin, aber hauptsächlich war es der erste Grund! Allerdings kann ich nicht noch länger warten, sonst wird Lemon nämlich sauer (pun intended).
Damit komme ich auch schon zum Grund für diese FF. Sie entstammt aus einer vagen Idee und einer Theorie, die ich vor einiger Zeit aufgestellt hatte. Damals war ich mir aber nicht sicher, ob ich die Idee tatsächlich umsetzen möchte. Da Lemon ebenfalls am zweifeln war, hatte ich ihr ein Versprechen gegeben: wenn sie es schafft, ihre FF zu veröffentlichen, werde ich ebenfalls meine beginnen. Nun hatte ich nicht vor 2026 damit gerechnet und darauf spekuliert, dass bis dahin alle Beweise an dieses Versprechen der Umstellung auf WBB7 zum Opfer fallen würden, aber Lemon hat es nun doch noch in diesem Jahrzehnt geschafft, weshalb ich hiermit mein Versprechen einhalte und euch meine erste eigene FF präsentiere.
Damit komme ich auch schon zum Grund für diese FF. Sie entstammt aus einer vagen Idee und einer Theorie, die ich vor einiger Zeit aufgestellt hatte. Damals war ich mir aber nicht sicher, ob ich die Idee tatsächlich umsetzen möchte. Da Lemon ebenfalls am zweifeln war, hatte ich ihr ein Versprechen gegeben: wenn sie es schafft, ihre FF zu veröffentlichen, werde ich ebenfalls meine beginnen. Nun hatte ich nicht vor 2026 damit gerechnet und darauf spekuliert, dass bis dahin alle Beweise an dieses Versprechen der Umstellung auf WBB7 zum Opfer fallen würden, aber Lemon hat es nun doch noch in diesem Jahrzehnt geschafft, weshalb ich hiermit mein Versprechen einhalte und euch meine erste eigene FF präsentiere.
Inhaltlich geht es um Geschehnisse abseits der Strohhutbande, die zeitlich gesehen grob im aktuellen Zeitfenster stattfinden. Dabei dreht sich die Geschichte vor allem um die Weltregierung. Müsste ich die FF in ein Genre einordnen, wäre dies wahrscheinlich Krimi oder Thriller. Ich hab nicht wirklich weit im Voraus geplant und werde daher relativ frei schreiben und daher spontan sehen, ob und wie die Geschichte weiter verläuft. Ich habe nur grobe Fixpunkte in der Handlung bestimmt und meine Hauptcharaktere genauer ausgearbeitet. Der Rest wird sich ergeben. Außerdem werde ich hier und da einige Dinge ausprobieren und Mittel verwenden, auf die ich sonst eher nicht zurückgreife. Aus all diesen Gründen ist diese FF eher als Projekt zu sehen. Ich werde mal schauen, wie lange es mir Spaß macht, wie sie so bei euch ankommt und in welchem Rhythmus ich vorankomme.
Aber genug der Rede. Ich übergebe das Wort nun an eine meiner Figuren, die euch den Prolog präsentieren und in die Geschichte einführen wird:
Aber genug der Rede. Ich übergebe das Wort nun an eine meiner Figuren, die euch den Prolog präsentieren und in die Geschichte einführen wird:
Die meisten Menschen glauben, dass große Entscheidungen von großen Persönlichkeiten an großen Orten getroffen werden. Könige, die sich in einem Thronsaal versammeln. Politiker, die sich in einem Konferenzraum um einen runden Tisch scharen. Oder die Anführer zweier verfeindeter Lager, die sich auf neutralem Boden zum Friedensgipfel treffen. Es sind solche Entscheidungen, die in der Öffentlichkeit große Empörung oder freudige Jubelstürme hervorrufen, die in den Zeitungen breitgetreten werden und über die alle Welt spricht. Sie können Angst und Schrecken, Hoffnung und Optimismus unter den Menschen säen. Doch diese Entscheidungen sind nichts als Blendung. Öffentlichkeitswirksame, populistische Verkündungen, um die Masse für die eigene Sache zu gewinnen. Solche großen Entscheidungen mögen zuweilen überraschend und willkürlich erscheinen. Doch tatsächlich sind sie das Ergebnis eines langen Planungsprozesses, das Produkt vieler kleiner Entscheidungen, die die wirklich Mächtigen und Einflussreichen hinter den Kulissen getroffen haben. Wussten Sie zum Beispiel, dass es in der Weltregierung ein Ministerium für Tierschutz gibt? Oder sagt Ihnen der Name Casper Erik etwas? Wenn sie von beidem noch nie zuvor gehört haben, dann aus einem ganz einfachen Grund: weil die Weltregierung es so möchte. Wer nun aber glaubt, die Weltregierung habe ein Herz für Tiere, der kann sich ebenso gut eines dieser manipulativen Propagandablätter am nächstbesten Zeitungsstand besorgen, denn so jemand glaubt wohl auch an das Geschwafel über Absolute Gerechtigkeit. Wenn Sie jedoch einen Blick hinter die Kulissen werfen wollen, dann sollten Sie lieber die Lauscher aufsperren, genau zuhören was ich Ihnen zu sagen habe und immer daran denken: wenn sie glauben, was sie sehen, dann sehen sie nur das, was sie sehen sollen.
Meine Geschichte beginnt mit einer dieser kleinen Entscheidungen, die irgendwo in einem dunklen Hinterzimmer eines riesigen Palastes in einer gewissen Stadt von fünf alten Männern getroffen wird. Vorhang auf!
"Meine Herren, Sie alle kennen den Grund unseres Zusammentreffens?"
"Ja."
"Selbstverständlich."
"Mhm."
Nicken.
"Dann muss ich wohl nicht weiter erwähnen, dass die allerhöchste Geheimhaltungsstufe gilt."
"Ja."Meine Geschichte beginnt mit einer dieser kleinen Entscheidungen, die irgendwo in einem dunklen Hinterzimmer eines riesigen Palastes in einer gewissen Stadt von fünf alten Männern getroffen wird. Vorhang auf!
"Meine Herren, Sie alle kennen den Grund unseres Zusammentreffens?"
"Ja."
"Selbstverständlich."
"Mhm."
Nicken.
"Dann muss ich wohl nicht weiter erwähnen, dass die allerhöchste Geheimhaltungsstufe gilt."
"Selbstverständlich."
"Mhm."
Nicken.
"Wir befinden uns in stürmischen Zeiten. Wir müssen uns gegen jegliche Bedrohungen wappnen. Akute wie potenzielle, externe wie interne."
"Richtig.""Absolut."
"Mhm."
Nicken.
Ein Portrait wurde herumgereicht.
"Die potenzielle Gefahr, die von diesem Mann ausgeht, ist zu hoch. Ich fordere seine Absetzung."
"Korrekt."
"Stattgegeben."
"Mhm!"
Nicken.
"Jedoch müssen wir bedacht vorgehen. Er hat zu viele Anhänger. Wenn wir ihn einfach vor die Tür setzen wirft das Fragen auf. Wir säen Zwietracht und Zweifel in unseren eigenen Reihen. Daher muss es so aussehen, als hätten wir keine andere Wahl. Haben Sie Vorschläge?"
"Nein."
"Bedauerlicherweise nicht."
"Hm..."
"Ich habe genau den richtigen Mann dafür."
"Damit ist es beschlossene Sache."
Es gibt kein Protokoll, keinerlei Aufzeichnung dieser Sitzung. Niemand weiß, dass sich fünf alte Männer in einem dunklen Hinterzimmer eines riesigen Palastes getroffen haben, um über die Zukunft eines gewissen Mannes zu beraten. Die Entscheidung wird niemals getroffen worden sein.
Wer ich bin und woher ich das alles weiß? Das werdet Ihr noch früh genug erfahren - und zwar genau dann, wenn ich es möchte.
Wer ich bin und woher ich das alles weiß? Das werdet Ihr noch früh genug erfahren - und zwar genau dann, wenn ich es möchte.
Erinnern Sie sich an das, was ich Ihnen beim letzten Mal erzählt habe? Über Entscheidungen, ein bestimmtes Ministerium der Weltregierung und einen gewissen Namen? Ich glaube, ich bin Ihnen einige Erklärungen schuldig. Beginnen wir mit dem Ministerium. Das Ministerium für Tierschutz wurde vor dreiundzwanzig Jahren von der Weltregierung ins Leben gerufen. Dies war nicht etwa die Folge eines erhöhten Interesses für tierische Belange in der Bevölkerung. Tatsächlich hatte es im Jahr davor lediglich einen gemeldeten Fall von Gewalt an Tieren gegeben und das auch nur, weil sich ein ziemlich einsamer Bewohner einer ziemlich einsamen Insel an den Schafen des örtlichen Bauern vergriffen hatte. Dass Sie von diesem Ministerium bisher nichts gehört haben ist allerdings kein Zufall, sondern hat vor allem zwei Gründe. Erstens hat die Weltregierung nie besonders viel Wert darauf gelegt, ihr neues Ministerium der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und zweitens: niemand interessiert sich für Tierschutz.
Wozu es also ins Leben rufen? Einige kluge Köpfe unter Ihnen werden nun sicherlich vermuten, dass die Weltregierung das Ministerium nur als Tarnung ins Leben gerufen hat, um ihre dunklen Machenschaften zu verstecken. Dass sie unter dem Deckmantel des Tierschutzes allesvernichtende Bomben bauen, die ultimative Teufelsfrucht erschaffen oder kleine Kinder in zähnefletschende Bestien verwandeln. Und die Idee ist im Prinzip gar nicht so schlecht. Wolf im Schafspelz und so, toller Trick. Nur leider so alt wie die Menschheit selbst. Und wenn schon gewöhnliche Leuchten wie Sie auf den richtigen Trichter kommen, was glauben Sie, wie lange die erklärten Feinde der Weltregierung bräuchten, um die Scharade zu durchschauen. Doch kein Doppelagent, Spion oder Privatdetektiv konnte irgendetwas Verdächtiges entdecken. Nicht eine unregistrierte Ladung Waffen. Nicht ein Bauplan für das ultimative Kriegsschiff zur Vernichtung der gesamten Menschheit. Nur ein paar Beamte, die Lizenzen an Seekönig-Fischer verteilen. Tatsächlich scheint es so, als handle es sich um ein ganz gewöhnliches Ministerium. Und genau das ist der Grund, warum die Weltregierung das Ministerium für Tierschutz ins Leben gerufen hat. Denn sie hat erkannt, dass der Deckmantel des Gewöhnlichen die beste Tarnung ist.
Es war ein gewöhnlicher Montagmorgen im Ministerium für Tierschutz in Saint Elizabeth, einem kleinen Vorort der heiligen Stadt Mary Joa. Doch um ehrlich zu sein gab es auch überhaupt keine ungewöhnlichen Tage an diesem Ort. Jeder Tag bestand aus demselben Ablauf. Man kam zur Arbeit, setze sich in sein Büro, erledigte die angefallene Arbeit und acht Stunden später ging man wieder nach Hause. Gelegentlich gab es mal einen Auftrag, der es erforderte, das Büro zu verlassen. Doch diese waren selten, dafür aber bestens organisiert. Es gab keinerlei Überraschungen, nichts Unvorhergesehenes. Nach außen hin wirkte das Ministerium wie ein gewöhnliches, aber perfekt funktionierendes Uhrwerk. Jedes Rädchen griff ins andere. Dafür wurde von oberster Stelle aus gesorgt.
Was jedoch genau in den dreizehn Büros des Ministeriums passierte, das wusste nur eine Handvoll Leute. Casper Erik war einer der Angestellten in dem Ministerium. Was in den anderen zwölf Büros passierte, das wusste er nicht, denn niemand der dreizehn Angestellten hatte jemals über seine Arbeit gesprochen. Für Erik waren die anderen nur Namen und Gesichter, die er gelegentlich auf dem Flur traf und mit denen er aus Höflichkeit ein paar Worte wechselte.
Er selbst war vor etwa acht Jahren für diesen Job rekrutiert worden. Sein – zumindest offizieller – Vorgesetzter war ein ranghohes Mitglied in einer der internen Abteilungen der Weltregierung. Doch inzwischen war Erik sich ziemlich sicher, dass auch er nur ein Mittelsmann war. Immerhin bestand ein Großteil seines Jobs darin, Informationen zu schaffen und zu beschaffen. Wie weit die Befehlskette jedoch nach oben ging, das wollte er gar nicht erst wissen. Erik hatte zwar eine vage Vermutung, doch zu seinem eigenen Schutz hatte er keine weiteren Nachforschungen in diese Richtung angestellt.
Wie jeden Montag ging Erik noch einmal die Erkenntnisse der vergangenen Woche durch, trug neue Informationen in Akten ein und verstaute diese in einem gut gesicherten Schrank. Gerade, als er überlegte, welchen Aufgaben er sich in dieser Woche widmen würde, begann die Teleschnecke auf seinem Tisch zu schellen. Es handelte sich dabei um eine interne Leitung, die von Berta, der Empfangsdame, bedient wurde. Erik war sich sicher, dass sie die einzige Angestellte im ganzen Haus war, die tatsächlich das tat, wozu sie offiziell angestellt wurde.
„Casper Erik?“
„Für Sie wurde ein Paket in der Lobby abgegeben.“
„Ich bin gleich bei Ihnen.“
Ein Paket? Das war tatsächlich eine Seltenheit. Gelegentlich gab es zwar Briefe von verärgerten Seekuh-Züchtern oder anonyme Anzeigen gegen geheime Kung Fu-Robben-Untergrund-Kampfringe, doch das meiste wurde bereits von Berta aussortiert, sodass nur die wirklich wichtigen und interessanten Sendungen bei den dreizehn Angestellten ankamen. Erik verließ sein Büro und schloss die Tür hinter sich ab – ganz nach Vorschrift. Dann machte er sich auf zum Treppenhaus, denn sein Büro lag im zweiten Stock des Gebäudes.
In der Empfangslobby angekommen konnte Erik das Paket schon von Weitem ausmachen. Es war größer als erwartet, etwa einen halben Meter hoch und mindestens genau so breit, daher hatte Berta es neben dem Empfangstresen platziert.
„Ist es das?“, fragte Erik und deutete auf den Karton.
„Genau“, erwiderte Berta und fügte amüsiert hinzu: „Aber seien Sie vorsichtig.“
Erik wusste nicht so recht was sie damit meinte, also packte er den Karton kurzerhand mit beiden Händen und hob ihn an. Er war erstaunlich leicht für seine Größe, doch noch erstaunlicher war, dass das Paket ein Eigenleben zu haben schien, denn es begann in seinen Händen hin und her zu wackeln. Verwirrt trug Erik den Karton in sein Büro. Während der ganzen Zeit war ein Rascheln aus dem Paket zu vernehmen. Gebannt zückte Erik ein Messer und begann, die Verpackung zu öffnen. Vorsicht warf er einen Blick ins Innere, als ihm plötzlich drei Paar schwarze Knopfaugen anstarrten.
„Was zum…?“
In dem Paket befanden sich drei kleine Hundewelpen. Einer von ihnen war braun, ein weiterer besaß ein schwarz-weiß geflecktes Fell. Der dritte im Bunde war fuchsrot und schien der aufgeweckteste aus dem Trio zu sein, denn er versuchte direkt aus dem Karton zu klettern. Erst jetzt fiel Erik auf, dass noch ein Brief dem Paket beilag. Absender war ein gewisser Norman. Das Paket kam also von seinem Vorgesetzten. Erik faltete den Brief auseinander und überflog die wenigen Zeilen, die dort geschrieben standen. Das meiste davon war nur inhaltsloses Geschwätz, doch der letzte Satz hob sich vom Rest der Nachricht ab. Er war mit einer kleinen Markierung am Rand versehen, die wohl niemandem auffallen würde, der nicht wusste, wonach er zu suchen hatte. Kümmer dich besonders um den roten Hund, er soll sehr rebellisch sein.
Nachdenklich starrte Erik an die weiße Wand vor ihm, während die tapsigen Hundewelpen schnüffelnd ihre Umgebung erkundeten. Er ging die Nachricht noch einmal im Kopf durch. Sie war sehr kryptisch verfasst, daher konnte er sich ihrer Bedeutung nicht sicher sein. Er hatte jedoch eine Vermutung und wenn diese zutraf, dann war dies der größte Auftrag, den er jemals bekommen hatte. Ein Auftrag, dessen Tragweite er sich nicht einmal auszumalen vermochte und von dessen erfolgreichem Abschluss vermutlich sein eigenes Leben abhing. Und bisher hatte er noch immer Recht behalten.
Wie würden Sie Macht definieren? Als körperliche Stärke? Als Kontrolle über Menschen, Ressourcen und Wissen? Oder doch als Informationsvorsprung gegenüber den Gegnern? Macht hat viele Facetten und es ist mühselig darüber zu streiten, was wahre Macht ausmacht. Eine Sache ist allerdings unbestreitbar: in unserer Welt herrscht ein Ungleichgewicht der Machtverhältnisse. Einige wenige Personen teilen sich die Macht untereinander auf, während der Rest der Welt sich ihnen unterwerfen muss. Dabei hat mich eine Sache immer fasziniert: in dem Moment, indem sich die Masse der Unterworfenen gegen die Mächtigen stellt, verpufft ihre Macht. Ohne eine solide Basis ist selbst der mächtigste Mensch auf der Welt machtlos. Die Basis ist der Schlüssel. Ein Mann, der diese Regel verinnerlicht hat, ist Casper Erik.
Den Karton mit den drei Welpen unter dem Arm lief er den Flur entlang. Den ganzen Nachmittag hatte Erik sich in seinem Büro eingeschlossen und Akten gewälzt, hatte Anrufe getätigt und Zeitungsartikel gelesen. Er hatte alle Informationen gesammelt, die er hatte auftreiben können. Das Ergebnis hatte er auf einer Steckwand aus Kork festgehalten. Die Wand war bestickt mit Zetteln, auf denen Namen und Informationen standen, sowie Fotos verschiedenster Personen. Alle Punkte auf dieser Steckwand waren durch rote Fäden miteinander verknüpft worden und bildeten ein Netz aus Informationen. Sie alle führten letztendlich zu ein und demselben Foto, das sich wie die Spinne im ihrem Netz inmitten der Fäden befand. Es war das Foto eines großen Mannes. Seiner Zielperson.
Plötzlich streckte einer der Hunde – es war der rote – seinen Kopf vorwitzig aus dem Karton und versuchte, über den Rand zu klettern. Erik blieb stehen und schob den Hund wieder zurück ins Innere. Doch dieser ließ sich nicht belehren und versuchte es erneut. Er ist tatsächlich rebellisch, dachte Erik leicht genervt, als die Tür zu einem der übrigen Büros aufschwang. Ein junger Mann in einem schneidigen Anzug trat durch den Türrahmen und blieb verwundert stehen. Sein Name war Finnigan – zumindest hatte er sich so vorgestellt – und das war auch schon alles, was Erik über diesen Typen wusste. Er hatte Erik zwei oder drei Mal auf dem Gang angesprochen und dieser hatte aus Höflichkeit ein paar belanglose Worte mit ihm gewechselt. Offenbar hörte sich dieser Finnigan selbst gerne beim Reden zu, denn den Großteil dieser Unterhaltungen hatte er dabei geführt.
„Was veranstalten Sie denn hier? War heute etwa der ‚Bring dein Haustier mit zur Arbeit‘-Tag?“ Offenbar hielt sich Finnigan für besonders lustig, denn er schien sich über seinen eigenen Witz köstlich zu amüsieren.
„Die kamen mit der Post, wohl wieder von einem überforderten Hundebesitzer.“
Das kam gelegentlich vor und war wohl eine der Nebenwirkungen, wenn man sich als das Ministerium für Tierschutz ausgab. Manchmal wurden die Tiere auch direkt vor dem Ministerium ausgesetzt, in der Hoffnung, man wisse dort schon etwas mit ihnen anzufangen.
„Ich wollte sie gerade entsorgen“, beeilte sich Erik das Gespräch zu beenden. Er hatte wirklich wichtigeres zu tun, als diesem aufgeblasenen Affen dabei zuzuhören, wie er sein Ego aufpolierte.
Doch Finnigan hatte scheinbar noch nicht genug: „Lass nur, die kann ich gut gebrauchen! Wir haben zuletzt ein Dutzend Katzenbabys geliefert bekommen. Ein paar der Jungs und ich wollen testen, ob sie wirklich immer auf den Pfoten landen. Mit Sicherheit finden wir auch eine Verwendung für die drei Streuner hier. Komm doch auch vorbei. Wir treffen uns in einer Stunde auf dem Dach des Gebäudes.“
Das kam Erik sehr gelegen. Er drückte Finnigan den Karton in die Hand, lehnte seine Einladung dankend ab und verließ endlich das Büro, während der rote Hund ihm ein trauriges Bellen hinterherwarf. Zeit, sich um die wichtigen Dinge zu kümmern.
„Jungs, die nächste Runde geht auf mich!“
Freudiger Jubel und zustimmendes Grölen brach in dem Pub ob dieser Ankündigung los. Wie immer, wenn die Handwerker der Corvette Corp. – der in St. Elizabeth ansässigen Schiffswerft und einer der größten Konkurrenten der Galeera Company – ihre Schicht beendet hatten, war die Stimmung großartig. An kaum einem Ort in der heiligen Stadt konnte man wohl so ausgelassen feiern wie im Schluckspecht, was wohl an der Tatsache lag, dass sich keiner der Himmelsdrachen-Menschen jemals hierher verirrte. Dies war ein Ort für einfache Leute: Händler auf der Durchreise, einfache Marinesoldaten oder eben Handwerker aus den Docks der Corvette Corp.
Als schließlich jeder aus der Gruppe einen gefüllten Krug in der Hand hielt, setzte der spendierfreudige unter ihnen, Rico war sein Name, erneut an: „Hört mal alle her, ich habe etwas zu verkünden! Wie ihr sicherlich alle wisst, habe ich beim Bau des neuen Marineschiffes die Galionsfigur entworfen und mit meinen eigenen Händen aus einem Baum geschnitzt. Ein ganz schönes Stück Arbeit war das, soviel kann euch versprechen. Doch es hat sich gelohnt! Dem Vize-Admiral gefällt der Drachenkopf so gut, dass er mich beauftragt hat, die Skizzen für den Bau des nächsten Schiffes zu entwerfen!“
Erneutes Grölen und das Klopfen von Fingerknöcheln auf Holz erfüllten die Kneipe.
„Doch es kommt noch besser: Das Schiff, das ich entwerfen soll, ist für niemand anderen bestimmt als für unseren guten Freund und Sohn des berüchtigten Vize-Admirals Cancer, für Marineoffizier Archie!“
Erneut brach tosender Jubel in der Bar aus.
„Der leider heute nicht hier sein kann, da er aufgrund seiner anstehenden Beförderung zum Kommandanten ‚ein tadelloses Beispiels für Anstand, Sitte und Disziplin abgeben muss‘, wie er behauptet.“
Ein Raunen ging durch die Menge, vereinzelt waren Buhrufe zu hören.
„Doch wir werden einen für ihn mittrinken. Also hoch mit den Krügen, trinkt in vollen Zügen!“
Und damit kippten die Männer der Corvette Corp. das goldene Gebräu unisono herunter. Gerade, als Rico seinen leeren Krug auf dem Tisch abstellen wollte, sprach ihn jemand von der Seite an.
„Habe ich das richtig gehört? Du hast am Bau der Flying Dragon mitgewirkt?“
Rico kannte den Mann nicht und bis zu diesem Moment war er ihm auch überhaupt nicht aufgefallen. Doch sein Stolz kannte in diesem Moment keine Grenzen und er würde es jedem unter die Nase reiben, der ihn danach fragte.
„Ganz genau“, antwortete er mit stolz geschwellter Brust und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
„Erst letzte Woche durfte ich auf diesem Schiff segeln. Die Details des Drachenkopfes haben mich sofort fasziniert, wirklich eine Meisterleistung“, machte sich der Fremde daran, Ricos Arbeit in den Himmel zu loben, worauf dieser nur allzu gern einging.
„Wenn du willst, verrate ich dir, was ich für das nächste Schiff geplant habe. Wie ist dein Name, mein Freund?“
„Erik. Casper Erik.“
Plötzlich streckte einer der Hunde – es war der rote – seinen Kopf vorwitzig aus dem Karton und versuchte, über den Rand zu klettern. Erik blieb stehen und schob den Hund wieder zurück ins Innere. Doch dieser ließ sich nicht belehren und versuchte es erneut. Er ist tatsächlich rebellisch, dachte Erik leicht genervt, als die Tür zu einem der übrigen Büros aufschwang. Ein junger Mann in einem schneidigen Anzug trat durch den Türrahmen und blieb verwundert stehen. Sein Name war Finnigan – zumindest hatte er sich so vorgestellt – und das war auch schon alles, was Erik über diesen Typen wusste. Er hatte Erik zwei oder drei Mal auf dem Gang angesprochen und dieser hatte aus Höflichkeit ein paar belanglose Worte mit ihm gewechselt. Offenbar hörte sich dieser Finnigan selbst gerne beim Reden zu, denn den Großteil dieser Unterhaltungen hatte er dabei geführt.
„Was veranstalten Sie denn hier? War heute etwa der ‚Bring dein Haustier mit zur Arbeit‘-Tag?“ Offenbar hielt sich Finnigan für besonders lustig, denn er schien sich über seinen eigenen Witz köstlich zu amüsieren.
„Die kamen mit der Post, wohl wieder von einem überforderten Hundebesitzer.“
Das kam gelegentlich vor und war wohl eine der Nebenwirkungen, wenn man sich als das Ministerium für Tierschutz ausgab. Manchmal wurden die Tiere auch direkt vor dem Ministerium ausgesetzt, in der Hoffnung, man wisse dort schon etwas mit ihnen anzufangen.
„Ich wollte sie gerade entsorgen“, beeilte sich Erik das Gespräch zu beenden. Er hatte wirklich wichtigeres zu tun, als diesem aufgeblasenen Affen dabei zuzuhören, wie er sein Ego aufpolierte.
Doch Finnigan hatte scheinbar noch nicht genug: „Lass nur, die kann ich gut gebrauchen! Wir haben zuletzt ein Dutzend Katzenbabys geliefert bekommen. Ein paar der Jungs und ich wollen testen, ob sie wirklich immer auf den Pfoten landen. Mit Sicherheit finden wir auch eine Verwendung für die drei Streuner hier. Komm doch auch vorbei. Wir treffen uns in einer Stunde auf dem Dach des Gebäudes.“
Das kam Erik sehr gelegen. Er drückte Finnigan den Karton in die Hand, lehnte seine Einladung dankend ab und verließ endlich das Büro, während der rote Hund ihm ein trauriges Bellen hinterherwarf. Zeit, sich um die wichtigen Dinge zu kümmern.
„Jungs, die nächste Runde geht auf mich!“
Freudiger Jubel und zustimmendes Grölen brach in dem Pub ob dieser Ankündigung los. Wie immer, wenn die Handwerker der Corvette Corp. – der in St. Elizabeth ansässigen Schiffswerft und einer der größten Konkurrenten der Galeera Company – ihre Schicht beendet hatten, war die Stimmung großartig. An kaum einem Ort in der heiligen Stadt konnte man wohl so ausgelassen feiern wie im Schluckspecht, was wohl an der Tatsache lag, dass sich keiner der Himmelsdrachen-Menschen jemals hierher verirrte. Dies war ein Ort für einfache Leute: Händler auf der Durchreise, einfache Marinesoldaten oder eben Handwerker aus den Docks der Corvette Corp.
Als schließlich jeder aus der Gruppe einen gefüllten Krug in der Hand hielt, setzte der spendierfreudige unter ihnen, Rico war sein Name, erneut an: „Hört mal alle her, ich habe etwas zu verkünden! Wie ihr sicherlich alle wisst, habe ich beim Bau des neuen Marineschiffes die Galionsfigur entworfen und mit meinen eigenen Händen aus einem Baum geschnitzt. Ein ganz schönes Stück Arbeit war das, soviel kann euch versprechen. Doch es hat sich gelohnt! Dem Vize-Admiral gefällt der Drachenkopf so gut, dass er mich beauftragt hat, die Skizzen für den Bau des nächsten Schiffes zu entwerfen!“
Erneutes Grölen und das Klopfen von Fingerknöcheln auf Holz erfüllten die Kneipe.
„Doch es kommt noch besser: Das Schiff, das ich entwerfen soll, ist für niemand anderen bestimmt als für unseren guten Freund und Sohn des berüchtigten Vize-Admirals Cancer, für Marineoffizier Archie!“
Erneut brach tosender Jubel in der Bar aus.
„Der leider heute nicht hier sein kann, da er aufgrund seiner anstehenden Beförderung zum Kommandanten ‚ein tadelloses Beispiels für Anstand, Sitte und Disziplin abgeben muss‘, wie er behauptet.“
Ein Raunen ging durch die Menge, vereinzelt waren Buhrufe zu hören.
„Doch wir werden einen für ihn mittrinken. Also hoch mit den Krügen, trinkt in vollen Zügen!“
Und damit kippten die Männer der Corvette Corp. das goldene Gebräu unisono herunter. Gerade, als Rico seinen leeren Krug auf dem Tisch abstellen wollte, sprach ihn jemand von der Seite an.
„Habe ich das richtig gehört? Du hast am Bau der Flying Dragon mitgewirkt?“
Rico kannte den Mann nicht und bis zu diesem Moment war er ihm auch überhaupt nicht aufgefallen. Doch sein Stolz kannte in diesem Moment keine Grenzen und er würde es jedem unter die Nase reiben, der ihn danach fragte.
„Ganz genau“, antwortete er mit stolz geschwellter Brust und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
„Erst letzte Woche durfte ich auf diesem Schiff segeln. Die Details des Drachenkopfes haben mich sofort fasziniert, wirklich eine Meisterleistung“, machte sich der Fremde daran, Ricos Arbeit in den Himmel zu loben, worauf dieser nur allzu gern einging.
„Wenn du willst, verrate ich dir, was ich für das nächste Schiff geplant habe. Wie ist dein Name, mein Freund?“
„Erik. Casper Erik.“
Wie immer war die Stimmung im Schluckspecht auch an diesem Freitagabend prächtig. Heitere Musik und fröhlich-trunkenes Lachen erfüllten die Kneipe. Zugegeben, in der Luft hing ein Geruch, den man bestenfalls als abgestanden bezeichnen konnte und der Boden klebte durch den einen oder anderen Tropfen Bier, der im Zuge der guten Laune verschüttet worden war, aber der guten Stimmung tat das keinen Abbruch. Und mal wieder waren es die Jungs von der Corvette Corp, die am lautesten feierten.
Wie so oft in den letzten Wochen saß auch Erik mit ihnen an einem Tisch. Er machte sich zwar nichts aus feuchtfröhlichen Abenden und trank auch meist nur ein paar Bier, doch seit er mit Rico, der scheinbar sowas wie der Anführer der Gruppe war, etliche Stunden über den Schiffsbau diskutiert hatte, war er immer häufiger ein Teil der Runde gewesen. Doch heute wurde die Gruppe um noch ein paar Leute mehr erweitert. Archie und einige seiner Kollegen aus der Marine waren ebenfalls dabei. Archie war ein alter Freund von Rico und bevor er die Karriereleiter in der Marine aufgestiegen war, hatte er so einige Nächte mit Rico und seinen Kollegen im Schluckspecht verbracht. Doch inzwischen war er zu einem ernsten, verantwortungsbewussten Soldaten herangereift, weshalb er auf Saufgelage jeglicher Art verzichtete. Dass er heute mit von der Partie war, war lediglich seiner noch frischen Beförderung und der Tatsache geschuldet, dass Rico darauf bestanden hatte, diese ordnungsgemäß zu feiern, bevor Archie seine neue Position antreten und für solche Dinge keine Zeit mehr haben würde.
„Sie müssen wohl Erik sein.“
Archie hatte die Chance ergriffen, als sich gerade niemand mit Erik unterhielt, um sich ihm vorzustellen. Förmlich streckte er ihm die Hand hin: „Mein Name ist Archie. Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.“
„Ganz meinserseits. Glückwunsch zu Ihrer Beförderung“, Erik erwiderte die Geste und ergriff die Hand seines Gegenübers.
„Rico hat mir viel von Ihnen erzählt. Sie müssen ja ein sehr interessanter Mann sein. Er sagte, Sie arbeiten im Ministerium für Tierschutz…“
„Genau.“
„Wie kommt es, dass ich von diesem Ministerium noch nie zuvor etwas gehört habe?“
Archie versuchte, seine Frage möglichst interessiert klingen zu lassen, doch Erik konnte die Skepsis in seiner Stimme deutlich hören. Offensichtlich war Archie ein anderes Kaliber als diese eindimensionalen Werftarbeiter. Ihn würde er nicht so einfach um den Finger wickeln können, er musste vorsichtig sein.
„Nun, wir sind kein besonders großes Ministerium…“, begann Erik, doch er kam gar nicht erst dazu, eine plausible Erklärung abzuliefern, da just in diesem Moment Rico von der Theke wiederkam – zwei Krüge voll Bier in jeder Hand.
„Leute, hört mal alle her“, grölte er in die Runde und setzte die Bierkrüge zur Untermalung nicht gerade vorsichtig auf dem Tisch ab. Dann stellte er sich hinter seinen Kumpel und legte ihm stolz die Hände auf die Schultern.
„Unser Freund Archie hier hat gestern endlich seine langersehnte Beförderung erhalten. Das muss natürlich standesgemäß gefeiert werden!“
Zustimmender Jubel.
„Da er ab Montag seinen neuen Posten antritt, wird das für ihn vorerst die letzte Chance sein, mal richtig die Sau raus zulassen. Dabei wollen wir ihm gerne helfen.“
Erneut zustimmender Jubel.
„Also hebt eure Gläser und trinkt auf Kommandant Archiebald Cancer. Auf dass er uns gegen jegliche Gefahr von der See verteidigen wird!“
„Auf Archie!“
Inzwischen war der Abend weiter vorangeschritten und einiges an Alkohol geflossen. Erik unterhielt sich gerade mit einem von Archies Kollegen über die Politik der Weltregierung und die Rolle der Marine.
„Die Sieben Samurai sind eine Farce!“, echauffierte sich der Soldat. „Gemeinsame Sache mit Piraten – der Großadmiral würde soetwas niemals zulassen.“
Erik nickte zustimmend: „Der Weltregierung ist jedes Mittel recht, um ihre Macht zu erhalten. Egal, ob sie ihre eigenen Werte oder sogar ihre Verbündeten dafür verraten müssen.“
„Ein lächerlicher Dreckshaufen ist das, wenn du mich fragst. Und ständig untergraben sie die Autorität der Marine. Hast du von dem Vorfall auf Dressrosa gehört?“
„Die Weltregierung fürchtet die Kampfkraft der Marine.“
„Wie hältst du es nur aus, für die zu arbeiten?“, mischte sich Rico in die Diskussion ein.
„Bei uns stehen längst nicht alle hinter den Entscheidungen der Fünf Weisen. Außerdem hat es auch Vorteile. Wir sitzen direkt an der Quelle, man schnappt vieles auf. Erst kürzlich habe ich ein Gerücht gehört, dass die Weisen Akainu absichtlich klein halten wollen. Sie fürchten sich vor seinem Einfluss.“
„Die sollen doch froh sein, dass wir die Drecksarbeit für sie erledigen“, der Soldat hatte sich nun richtig in Rage geredet. „Ich brauch‘ noch Bier!“
„Da bin ich doch dabei“, klinkte sich Rico in das Vorhaben ein und die beiden marschierten gemeinsam zur Theke, während Erik am Tisch sitzen blieb und seinen Blick durch die Kneipe schweifen ließ. Archie unterhielt sich gerade mit einem der Werftarbeiter. Er schien ganz in das Gespräch vertieft zu sein, doch Erik wusste, dass er ihn schon den ganzen über Abend beobachtete. Archie war nach wie vor skeptisch, er traute Erik nicht. Gut so, dachte dieser und grinste innerlich, genau da will ich dich haben.
Wie so oft in den letzten Wochen saß auch Erik mit ihnen an einem Tisch. Er machte sich zwar nichts aus feuchtfröhlichen Abenden und trank auch meist nur ein paar Bier, doch seit er mit Rico, der scheinbar sowas wie der Anführer der Gruppe war, etliche Stunden über den Schiffsbau diskutiert hatte, war er immer häufiger ein Teil der Runde gewesen. Doch heute wurde die Gruppe um noch ein paar Leute mehr erweitert. Archie und einige seiner Kollegen aus der Marine waren ebenfalls dabei. Archie war ein alter Freund von Rico und bevor er die Karriereleiter in der Marine aufgestiegen war, hatte er so einige Nächte mit Rico und seinen Kollegen im Schluckspecht verbracht. Doch inzwischen war er zu einem ernsten, verantwortungsbewussten Soldaten herangereift, weshalb er auf Saufgelage jeglicher Art verzichtete. Dass er heute mit von der Partie war, war lediglich seiner noch frischen Beförderung und der Tatsache geschuldet, dass Rico darauf bestanden hatte, diese ordnungsgemäß zu feiern, bevor Archie seine neue Position antreten und für solche Dinge keine Zeit mehr haben würde.
„Sie müssen wohl Erik sein.“
Archie hatte die Chance ergriffen, als sich gerade niemand mit Erik unterhielt, um sich ihm vorzustellen. Förmlich streckte er ihm die Hand hin: „Mein Name ist Archie. Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.“
„Ganz meinserseits. Glückwunsch zu Ihrer Beförderung“, Erik erwiderte die Geste und ergriff die Hand seines Gegenübers.
„Rico hat mir viel von Ihnen erzählt. Sie müssen ja ein sehr interessanter Mann sein. Er sagte, Sie arbeiten im Ministerium für Tierschutz…“
„Genau.“
„Wie kommt es, dass ich von diesem Ministerium noch nie zuvor etwas gehört habe?“
Archie versuchte, seine Frage möglichst interessiert klingen zu lassen, doch Erik konnte die Skepsis in seiner Stimme deutlich hören. Offensichtlich war Archie ein anderes Kaliber als diese eindimensionalen Werftarbeiter. Ihn würde er nicht so einfach um den Finger wickeln können, er musste vorsichtig sein.
„Nun, wir sind kein besonders großes Ministerium…“, begann Erik, doch er kam gar nicht erst dazu, eine plausible Erklärung abzuliefern, da just in diesem Moment Rico von der Theke wiederkam – zwei Krüge voll Bier in jeder Hand.
„Leute, hört mal alle her“, grölte er in die Runde und setzte die Bierkrüge zur Untermalung nicht gerade vorsichtig auf dem Tisch ab. Dann stellte er sich hinter seinen Kumpel und legte ihm stolz die Hände auf die Schultern.
„Unser Freund Archie hier hat gestern endlich seine langersehnte Beförderung erhalten. Das muss natürlich standesgemäß gefeiert werden!“
Zustimmender Jubel.
„Da er ab Montag seinen neuen Posten antritt, wird das für ihn vorerst die letzte Chance sein, mal richtig die Sau raus zulassen. Dabei wollen wir ihm gerne helfen.“
Erneut zustimmender Jubel.
„Also hebt eure Gläser und trinkt auf Kommandant Archiebald Cancer. Auf dass er uns gegen jegliche Gefahr von der See verteidigen wird!“
„Auf Archie!“
Inzwischen war der Abend weiter vorangeschritten und einiges an Alkohol geflossen. Erik unterhielt sich gerade mit einem von Archies Kollegen über die Politik der Weltregierung und die Rolle der Marine.
„Die Sieben Samurai sind eine Farce!“, echauffierte sich der Soldat. „Gemeinsame Sache mit Piraten – der Großadmiral würde soetwas niemals zulassen.“
Erik nickte zustimmend: „Der Weltregierung ist jedes Mittel recht, um ihre Macht zu erhalten. Egal, ob sie ihre eigenen Werte oder sogar ihre Verbündeten dafür verraten müssen.“
„Ein lächerlicher Dreckshaufen ist das, wenn du mich fragst. Und ständig untergraben sie die Autorität der Marine. Hast du von dem Vorfall auf Dressrosa gehört?“
„Die Weltregierung fürchtet die Kampfkraft der Marine.“
„Wie hältst du es nur aus, für die zu arbeiten?“, mischte sich Rico in die Diskussion ein.
„Bei uns stehen längst nicht alle hinter den Entscheidungen der Fünf Weisen. Außerdem hat es auch Vorteile. Wir sitzen direkt an der Quelle, man schnappt vieles auf. Erst kürzlich habe ich ein Gerücht gehört, dass die Weisen Akainu absichtlich klein halten wollen. Sie fürchten sich vor seinem Einfluss.“
„Die sollen doch froh sein, dass wir die Drecksarbeit für sie erledigen“, der Soldat hatte sich nun richtig in Rage geredet. „Ich brauch‘ noch Bier!“
„Da bin ich doch dabei“, klinkte sich Rico in das Vorhaben ein und die beiden marschierten gemeinsam zur Theke, während Erik am Tisch sitzen blieb und seinen Blick durch die Kneipe schweifen ließ. Archie unterhielt sich gerade mit einem der Werftarbeiter. Er schien ganz in das Gespräch vertieft zu sein, doch Erik wusste, dass er ihn schon den ganzen über Abend beobachtete. Archie war nach wie vor skeptisch, er traute Erik nicht. Gut so, dachte dieser und grinste innerlich, genau da will ich dich haben.
Irgendwo an einem unbekannten Ort auf der Redline
„Was hast du für mich?“
„Es geht um einen Mitarbeiter des Tierschutzministeriums. Ein gewisser Casper Erik.“
„Interessant… das Tierschutzministerium schon wieder… Red‘ weiter!“
„Ich habe ein Gespräch mitbekommen, in dem er behauptet hat, Passagier auf einem Marine-Schiff gewesen zu sein.“
„Und?“
„Zufällig weiß ich, dass er nicht dort gewesen sein kann.“
„Äußerst interessant… liefer mir alles, was du über diesen Mann in Erfahrung bringen kannst!“
„Was hast du für mich?“
„Es geht um einen Mitarbeiter des Tierschutzministeriums. Ein gewisser Casper Erik.“
„Interessant… das Tierschutzministerium schon wieder… Red‘ weiter!“
„Ich habe ein Gespräch mitbekommen, in dem er behauptet hat, Passagier auf einem Marine-Schiff gewesen zu sein.“
„Und?“
„Zufällig weiß ich, dass er nicht dort gewesen sein kann.“
„Äußerst interessant… liefer mir alles, was du über diesen Mann in Erfahrung bringen kannst!“
Hades.
Das war das einzige, was auf der Karte geschrieben stand, die der Schwarze Martinez in seinen Händen hielt. Sie hatte seiner Lieferung beigelegen und war das einzige Anzeichen auf einen Absender. Vermutlich handelte es sich dabei um eine Spielkarte, denn auf der Vorderseite war die Zeichnung eines Wolfskopfes abgebildet. Martinez wusste nicht, was er davon halten sollte. Handelte es sich um eine geheime Botschaft? Einen Namen? Zwar war es in seinem Gewerbe so üblich, über die wahren Identitäten der Handelspartner Stillschweigen zu bewahren, doch diese Art der Dechiffrierung war ihm neu. Da die Ware allerdings genau wie bestellt und dazu in einem tadellosen Zustand war, machte er sich nichts weiter aus dieser Sache. Gleichgültig legte er die Karte in eine der Kisten und begann, die Teile in seiner Werkstatt auszupacken.
Der Schwarze Martinez war über die Jahre zu einer bekannten Größe der Unterwelt herangewachsen. Seine Profession waren Explosionen jeglicher Art und dabei ging er so geschickt mit dem Schwarzpulver um, dass bald jeder namhafte Gangsterboss ihn für seine Dienste anheuern wollte. Zuletzt hatte er für Joker gearbeitet, was ihm einiges an Sicherheiten eingebracht hatte. Doch auch nach dessem Abdanken als König der Unterwelt erging es Martinez nicht gerade schlecht, konnte er doch die Kohle für die Aufträge nun vollständig selbst einstreichen. Außerdem hatte er einen großen Teil von Jokers Einflussgebiet für sich beansprucht und daher boomte sein Geschäft besser denn je. Damit machte er sich zwar einige Feinde in der Unterwelt, doch die gehörten nun einmal zum Berufsrisiko eines Kriminellen.
Wie ein kleiner Junge an Weihnachten machte sich Martinez über das Paket her und begann, die Teile zu inspizieren. Sein Auftrag kam von einer kleinen Terrorgruppe aus einem abgelegenen Königreich in der Neuen Welt. Diese wollte den dort herrschenden König mit allen Mitteln stürzen und machten dabei auch vor der Zivilbevölkerung nicht halt. So war es Martinez' Aufgabe, kleine Minen und Sprengsätze in Alltagsgeständen zu verstecken, die die Terroristen dann unauffällig im dichten Stadtgebiet verteilen konnten. Sein neuester Einfall waren Sprengfallen versteckt in Kinderspielzeug, die bei stärkeren Erschütterungen selbst auslösen. Mit einem diabolischen Grinsen rieb Martinez sich die Hände und machte sich an die Arbeit.
Nach etwa drei Stunden ununterbrochener Arbeit war der erste Prototyp fertig. Für einen Testdurchlauf hatte Martinez die Dosierung des Schwarzpulvers extra gering gehalten. Die Explosion würde nur etwa die Größe eines besseren Feuerwerkskörpers besitzen. Und doch stand er dort, den Fernzünder in der Hand und in sicherer Entfernung zum Sprengsatz draußen vor seiner Werkstatt und spürte dieses Kribbeln im Bauch, das ihn immer dann durchströmte, wenn er kurz davor war, eine seiner Basteleien in die Luft zu jagen. Es war mehr als die freudige Erwartung auf einen erfolgreichen Testdurchlaufen, es war ein tiefes, düsteres Verlangen nach Zerstörung. Es war seine Droge.
Mit feuchten Händen umklammerte er den Zünder, schluckte noch einmal schwer, dann presste er seinen zittrigen Finger auf den Auslöser... doch nichts geschah. Martinez versuchte es erneut. Wieder nichts. Mit zunehmender Ungeduld malträtierte er den Knopf, drückte ihn schnell hintereinander oder hielt seinen Daumen mehrere Sekunden fest auf die Fernzündung gepresst, doch alles führte zu demselben Ergebnis: es passierte nichts. Wütend warf er den Zünder in den Dreck. Wie konnte das sein? Die Ware hatte doch eingangs einen so makellosen Eindruck gemacht? Ungeduldig und alle Vorsicht vergessend marschierte Martinez auf die Attrappe zu. Er wollte seine Explosion. Er brauchte sie. Ungeachtet der Gefahr packte er die Puppe, in der die Bombe eingebaut worden war und brachte sie zurück in seine Werkstatt. Dort schnappte er sich einen Schraubenzieher und öffnete die Luke, hinter der die sich der Sprengstoff befand. Irgendwo hier musste ein Fehler vorliegen. Doch wieder fand er nichts. Dann musste eben eine klassische Zündschnur herhalten. Hastig verschloss Martinez die Luke wieder. Doch gerade, als er die letzte Schraube zuzog, hörte er plötzlich ein leises Klicken, dass aus dem Inneren der Puppe kam. Die Haare in seinem Nacken sträubten sich und er bekam eine Gänsehaut, als das bekannte Kribbeln sich in seinem Körper ausbreitete. Er kannte dieses Geräusch nur zu gut, hatte es oft genug gehört. Der Schwarze Martinez hatte keine Zeit mehr, in Panik auszubrechen. Er wusste, er würde es ohnehin nicht mehr ändern können. Und so fühlte er stattdessen noch einen letzten wohligen Schauer über seinen Rücken laufen, ein letztes verzogenes Grinsen zierte sein Gesicht. Dann flog der Sprengsatz in die Luft und löste eine Kettenreaktion, bei der jede Kiste, jedes schwarzpulvergefüllte Fass in Martinez' Werkstatt mit einem ohrenbetäubenden Knall und einer lodernden Stichflamme in Rauch aufging.
Nachdem auch die letzte Explosion den Boden erschüttert und sich der aufgewirbelte Staub etwas gelegt hatte, konnte man das Ausmaß der Zerstörung erkennen. Die Reste, die von der ehemaligen Werkstatt übrig waren, brannten langsam vor sich hin, dicke Rauchschwaden zogen über den Himmel und in der Luft tanzten undefinierbare Fetzen mit Rußpartikeln um die Wette. Vom Schwarzen Martinez war nichts mehr zu sehen. Die Erinnerungen an ihn wurden vom Wind zusammen mit dem Ruß und dem Staub davon geweht - und einer Spielkarte mit dem Abbild eines Wolfskopfes und einem Wort: Hades.
Irgendwo auf der Redline
Wenn man am offenen Fenster stand und in die Nacht hinein lauschte, konnte man meinen, weit entfernt das Grollen einer starken Explosion zu vernehmen. Doch wahrscheinlich war dies bloß Einbildung. Und doch erzeugte der Gedanke daran ein zufriedenes Lächeln.
"Boss, es gibt Neuigkeiten. Der Auftrag wurde zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt."
Ein Seufzen. Aus war es mit der besinnlichen Stimmung, die Arbeit ruft.
"Sehr gut."
"Außerdem liegt der Bericht über Casper Erik vor."
Doch noch etwas erquickliches.
"Wunderbar. Nur her damit."
Casper Erik... Angestellter der Weltregierung... Ministerium für Tierschutz... kürzlich Kontakt zu folgenden Personen... interessant!
Ein aufgeregtes Grinsen.
Casper Erik, wir müssen uns unbedingt kennenlernen.
St. Elizabeth, auf der Redline
Casper Erik stand vor dem Schluckspecht und wartete auf Rico und die anderen. Sie hatten sich hier verabredet und wollten den Abend gemütlich ausgeklingen lassen, doch noch immer war von den Jungs der Corvette Corp nichts zu sehen. Ungeduldig starrte Erik auf seine Armbanduhr. Zwar waren die Werftarbeiter nicht gerade für ihre penible Pünktlichkeit bekannt, doch er wartete hier nun schon über eine halb Stunde in der Kälte.
Um nicht auf der Stelle einzufrieren, lief Erik ein paar Meter die Straße entlang. Der Schluckspecht befand sich nicht gerade in einer schönen Gegend. Auch wenn das hier Mary Joa war und es an anderen Orten der Welt sicherlich noch wesentlich hässlichere Gegenden gab, so hätte Erik an liebsten keinen Fuß in diese Straße gesetzt. Doch er hatte nun mal einen Job zu erledigen.
Gedankenverloren lief er die Straße weiter entlang, bis er schließlich außer Sichtweite der Kneipe war. Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch.
"Ist da wer?"
Doch aus der Dunkelheit der Gassen antwortete ihm nur sein eigenes Echo. War wohl nur eine Katze. Erik machte Kehrt und machte sich auf den Weg zurück zur Kneipe. Sollten Rico und die anderen noch immer nicht eingetroffen sein, würde er nach Hause gehen und seine Arbeit ein anderes Mal fortsetzen.
Doch noch bevor Erik ins Sichtfeld der Kneipe kam, spürte er plötzlich einen dumpfen Schlag an seinem Hinterkopf. Er spürte, wie er langsam die Kontrolle über seinen Körper verlor und noch bevor er auf dem Boden aufschlug, hatte er auch schon das Bewusstsein verloren.
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