Nach 4 Jahren traue ich mich endlich meine kleine Geschichte zu veröffentlichen. Davon war zwar nun ein Jahr Pause aber mittlerweile habe ich den Fluss gefunden in dem ich Baden muss um im Flow zu bleiben... What ... da ... Fuck?
Als kleine Ankündigung - diese Geschichte hat nichts mit One Piece zu tun. Und wer sich gerne spoilern will, kann dies tun. Es ist sehr nahe an die Geschichte gelehnt, jedoch habe ich mich für ein anderes Setting entschieden - da es für mich einfacher war.
Aber ich will nicht weiter um den heißen Brei reden, lest einfach selber. (Achtung, könnte lang werden)
Kapitel I - Endlich Ferien
Das der Wecker klingelte war mir durchaus bewusst, doch versuchte ich es so gut wie möglich zu ignorieren. Ich überlegte sogar die Schule zu schwänzen, was sollte ich schon verpassen. Es war der letzte Schultag vor den Ferien und meine Motivation hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Ich drehte mich auf den Rücken und machte die Augen auf. ‘Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber... ‘, ging ich im Kopf die Möglichkeiten durch um nicht zur Schule gehen zu müssen.
“Jason, aufstehen sonst kommst du zu spät”, rief meine Mutter und ich seufzte. Ich verwarf die Überlegungen und machte mich langsam fertig. ‘Hoffentlich behalten sie uns heute nicht den ganzen Tag in der Schule, sondern rücken nur die Zeugnisse raus.’, dachte ich mir beim Zähneputzen. Ich warf noch mal ein Blick in den Spiegel und entschloss das man sich so in der Öffentlichkeit blicken konnte. Meine Mutter Julia und meine Schwester Sarah waren schon dort. Es war merkwürdig still, als wollten sie etwas bereden aber trauten sich nicht.
Ich setzte mich auf meinen Platz und fing an zu Frühstücken. Ich war ein ruhiger Mensch und wollte eigentlich nicht viel reden. Und erst recht nicht Morgens, das wussten normalerweise alle. Dennoch musste Sarah die Bombe platzen lassen, kaum als ich mich hingesetzt habe.
“Was ist da eigentlich mit dir und Nessi?”, fragte sie scheinbar scheinheilig. In Gedanken erschoss ich sie und meine Mutter wurde sofort hellhörig.
‘Natürlich muss das auffallen.’, dachte ich mir.
Wir waren vor einem Jahr umgezogen, nachdem sich unsere Eltern haben scheiden lassen. Unsere Mutter hat das Sorgerecht bekommen, da unser Vater lieber mit seiner Geliebten durchbrannte und noch in der Nacht verschwand, wo Julia ihn erwischt hatte. Mir hat der Gedanke am Umzug nicht gefallen, erst Recht nicht als ich erfuhr das es nach Forks ging. Noch viel weiter konnte man nicht wegziehen.. Mit dem Umzug kam auch eine neue Schule und neue Leute. Ich hatte nicht groß Interesse daran gehabt, neue Leute kennen zu lernen oder neue Freunde zu finden. Wohl auch wegen der Vorstellung das ich aus meinem gewohnten Umfeld gerissen wurde. So hatte ich mit meinen Mitschülern ein stillschweigendes Abkommen, das wir so wenig wie möglich miteinander redeten. Sie merkten irgendwann das ich lieber für mich blieb, auch wenn sie versucht hatten mich in ihre Clique mit einzubinden. So hatte ich mir den Ruf eingehandelt, das niemand mein Interesse wecken könnte. Egal auf welche Art und Weise.
“Nichts.”, antwortete ich knapp und hoffte sie würde es dabei belassen. Doch ich kannte meine Schwester und wusste das sie weiter fragen würde. Sie musste einfach auf dem aktuellsten Stand der Dinge sein, dabei war es egal worum es sich handelte. Erschoss der Nachbar sein Vogel, wusste Sarah es sofort und als Erste. Zumindest kam mir es fast so vor. Aber man würde ihr auch alles erzählen was man wusste. Wenn es ein anderes Wort für Hübsch gäbe, dann würde es Sarah perfekt beschreiben. Sie war eine Naturschönheit, die wenig Make-Up benötigte um trotzdem auszusehen als hätte sie gerade die Miss World Wahl gewonnen. Viele Frauen beneideten sie darum, das wusste ich doch war sie bodenständig und nach meinem Wissen immer noch Single. Das überraschte mich, jedoch beruhigte mich das gleichzeitig. Aber selbst wenn es anders wäre, würde es mich nicht mehr kümmern.
“Ach komm schon Jason, seitdem wir umgezogen sind warst du immer alleine an diesem Tisch und seit ein paar Wochen setzt sich dieses Cullen-Mädchen zu dir, da muss doch was laufen. Hat es wirklich jemand geschafft Jason’s Interesse zu wecken?”, nervte sie mich weiter. Ich seufzte. Sie hatte ja zum Teil Recht, das musste ich zugeben. Ich dachte an den Tag zurück, wo sie sich das erste Mal zu mir gesetzt hatte.
Ich saß, wie sonst immer auch an ‘meinem’ Tisch und kaute gemütlich auf meinem Essen. Ich ließ dabei mein Blick durch die Mensa streifen. An dem einen Tisch saßen meine Klassenkameraden und schmiedeten angeregt Pläne für das Wochenende, sie wollten schwimmen gehen. Etwas weiter entdeckte ich meine Schwester mit ihren Freundinnen, die sich hektisch über etwas unterhielten.
“Hallo... “, ertönte es etwas zu nah und ich zuckte zusammen. Erschrocken schaute ich mich um und schräg gegenüber von mir schaute ich in stahlblaue Augen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, zu dem war ich verwirrt. Wie war sie unbemerkt an meinen Tisch gekommen, war ich tatsächlich so in meinen Gedanken versunken gewesen?
“Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe, das wollte ich nicht.”, lächelte sie mich an.
“Nein, ich hatte wohl geträumt, schon gut”, sagte ich langsam. Ich betrachtete sie noch mal kurz. Sie hatte samtweiche Haut, schulterlange glatte rotbraune Haare und ein weiches Gesicht, als würde es einem Engel gehören. Bei dem Lächeln wurde mir warm ums Herz, es war so offen und voller Liebe. Dann ließ ich mein Blick wieder durch den Raum gleiten und versuchte mich an ihren Namen zu erinnern.
“Renesmee... oder Nessi“, sagte sie aus heiterem Himmel, sie schien wohl zu ahnen das mir der Name entfallen war. Dennoch war ich verwirrt, denn normalerweise ließen meine Mitschüler mich in Ruhe. Oder sollte das wieder ein neuer Versuch werden mich in die Klassengemeinschaft einzubinden.
“Danke und tut mir leid. Ich bin nicht gut in Namen merken.”, antwortete ich ohne sie anzugucken.
“Das macht nichts. Kann ich dir helfen?”, fragte sie mich unbeirrt und ich schaute sie wieder an.
“Mir helfen?”, kam es von mir zurück.
“Naja jedes Mal sitzt du hier alleine und schaust durch die Mensa als würdest du etwas suchen.”, sagte sie unbekümmert.
“Nein... ich suche nichts. Ich träume meist vor mich hin”, antwortete ich. In diesem Moment klingelte es und Renesmee stand auf.
“Vielleicht erzählst du mir ja mal davon”, sagte sie und verschwand. Ich saß verwirrt da und versuchte die Situation zu verstehen. Wieso kam Renesmee zu mir und fing an sich mit mir zu unterhalten? Ich hatte darauf keine Antwort und stand ebenfalls auf. Erst dann bemerkte ich das mich die halbe Mensa verdutzt anschaute, als käme ich von einem anderen Stern. ‘Na super, jetzt werde ich bestimmt DAS Gesprächsthema.’, dachte ich mir in dem Moment. Und ich sollte Recht behalten, nicht nur weil ich mich an dem Tag 5 Minuten mit Renesmee unterhalten habe, sondern weil sie seit dem Tag jedes Mal zu meinem Tisch kam. In den ersten Tagen waren wir wie ein öffentliches Kino, jeder schaute uns zu. Auch wenn eigentlich gar nichts passierte. Renesmee stellte mir fragen, die ich sporadisch antwortete. Doch wurde das Verhältnis lockerer und ich freute mich ein über ihre Anwesenheit.
“Da ist nichts, was geht dich das eigentlich an? Und musst du nicht los zur Schule?”, fragte ich jetzt meine Schwester, die sofort aufsprang.
“Mist, ich bin viel zu spät dran, tschau Mum”, fluchte sie und verschwand ohne weiteres. Ich musste leicht auflachen, denn es war noch eine halbe Stunde bis die Schule anfing. Mir war bis heute nicht klar gewesen wieso man so früh zur Schule wollte.
“Lerne ich Nessi denn auch mal kennen?”, fragte meine Mum mich vorsichtig.
“Sie heißt Renesmee, Mum. Und das ist wirklich nichts Besonderes, vielleicht lade ich sie mal ein, okay?”, antwortete ich seufzend. Julia hatte mich so bittend angeschaut, das ich es einfach nicht ablehnen konnte. Und ich war ihr was schuldig, da ich ihr das erste Jahr hier fast zur Hölle gemacht hatte. Sie hat sie große Mühe gemacht, das ich mich hier wohlfühlte, jedoch hatte ich es kaum angenommen. Vielleicht sollte ich wirklich etwas nachsichtiger sein. Und ich sah es meiner Mutter an, das sie sich freute das ich endlich Freunde hatte. Oder zumindest eine Freundin. Sie lächelte mich freudig an und ließ mich in Ruhe frühstücken.
Zur Schule war es kein weiter Weg, man könnte eigentlich auch zu Fuß hingehen. Trotzdem nahm ich jedes Mal mein geliebtes Auto. Einen Mitsubishi Lancer Evolution, den ich mir teuer zusammen gespart hatte. Von daher nahm ich jede Möglichkeit wahr mit dem Auto zu fahren. Der Parkplatz der Schule war gut gefüllt, so wie jedes Mal wenn ich ankam. Dennoch schaffte ich es jedes Mal noch ein Parkplatz zu ergattern. Mir blieben noch 5 Minuten. Ich überlegte noch ob ich nicht einfach weiter fahren soll, nach Port Angeles und dort den Tag verbringen soll. Die Hoffnung zerschlugen sich aber sofort da meine Klassenkameraden gerade vorbei liefen und mich grüßten. Ich nickte mit dem Kopf als Antwort und stieg aus meinen Wagen. Wenn man mich schon an der Schule gesehen hatte, machte es kein Sinn jetzt wieder abzuhauen. Ich verschloss mein Wagen und machte mich auf den Weg in die Schule.
“Hey Jason, warte mal eben.”, hörte ich hinter mir. Ich drehte mich um und Chris und Sophia stand vor mir.
“Hm?”, kam als Antwort, aber Chris ließ sich davon nicht stören. Er ging in meine Klasse und verstand die Regeln, man sollte nur dann mit mir reden wenn man auch wirklich etwas wollte. Sonst reagierte ich erst gar nicht oder es kam keine Antwort.
“Heute ist ja der letzte Schultag vor den Ferien und wir wollten eine kleine Klassenfeier machen. Drüben am Strand von La Push. Ich wollte dir nur kurz Bescheid sagen, vielleicht kommst du ja auch wenn du Lust hast”, sagte er mehr fragend als aussagend. Es war nett, das sie mich bei solchen Veranstaltungen immer berücksichtigen auch wenn ich selten dabei war. Chris war jemand der gerne in Harmonie lebte und das zeigte er auch deutlich. Er war unser Streitschlichter, jedes mal wenn es Probleme gab, schritt er ein um die Sache zu klären. Sophie stand etwas schüchtern daneben. Sie sagte ungefähr so viel wie ich, aber nur weil sie sich nicht traute.
“Ja, mal schauen. Ich werde es mir überlegen”, antwortete ich. Chris schaute überrascht und nickte. Das war wohl mehr als er erwartet hatte.
“Okay... dann bis gleich”, sagte er und ging an mir vorbei. Ich schaute den beiden hinterher wir sie noch die Köpfe zusammensteckten und sich noch mal nach mir umdrehten. Irgendwas hatte sich verändert, seit dem Renesmee sich mit mir gemeinsam aufhielt. Ich wurde häufiger auf etwas angesprochen oder kritisch beäugt. Als würde mir eine grundlegende Sache entgehen. Nachdem ich noch kurz darüber nachgedacht hatte, ging ich in meine Klasse und setzte mich auf meinen Platz. Hin und wieder schaute jemand zu mir, als würde er mir etwas sagen wollen. Jedoch kam dann schon Mr. Varner mit den Zeugnissen in den Händen. Ich atmete erleichtert auf, es gab wirklich nur die Zeugnisse und dann war ich auch schon von dem Leiden erlöst. Mr. Varner gab mir mein Zeugnis mit den Worten ‘Ich will nicht wissen, was passiert wenn du dich mal anstrengst.’ und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Dafür das ich scheinbar nur ‘desinteressiert und gelangweilt’ dem Unterricht gefolgt war, hatten sich erstaunlich viele 2en auf mein Zeugnis gemogelt. Mr. Varner hatte meine Mutter auf mein Verhalten in der Schule angesprochen gehabt, jedoch konnte sie ihm nichts Neues sagen. Schließlich war mein Verhalten zu Hause eben so gewesen.
“... und ich hoffe wir sehen uns alle nach den Ferien genauso Gesund und Munter wieder.”, beendete Mr. Varner seine Ansprache und die Klasse jubelte. Ich nahm meine Sachen und ging Richtung Ausgang.
“Hey Jason, wir treffen uns um 19 Uhr am Strand”, rief Chris noch. Ich hob die Hand zeigte ihm den Daumen, als Zeichen das ich ihn verstanden habe.
“Ich überlege es mir.”, antwortete ich und verließ den Klassenraum. Ich wusste nicht, ob ich wirklich einer Party beiwohnen sollte, aber vielleicht wäre es eine Ablenkung. Während ich darüber nachdachte, ging ich zu meinem Auto.
“Du gehst auch Blind durch die Welt, oder?”, hörte ich lachend. Ich schaute mich um und fand Renesmee an der Beifahrertür. Manchmal war es wirklich beängstigend wie sie scheinbar aus dem Nichts auftauchte. Es war schon öfters passiert, das sie urplötzlich neben mir stand ohne das ich etwas mitbekommen habe. Und ich bezweifelte das ich wirklich so unaufmerksam war, das sie sich immer an mich anschleichen konnte. Ich hatte mir vorgenommen, darauf aufmerksamer zu achten auch wenn es mir dieses Mal nicht gelungen war.
“Oder du bist einfach nur eine Geheim Agentin, die sich besonders gut anschleichen kann”, antwortete ich und wir musste beide lachen. Unsere Beziehung hatte ein guten freundschaftlichen Status erreicht. Mittlerweile konnte ich unbeschwert mit ihr reden, auch wenn sie manchmal etwas seltsames an sich hatte. Ich konnte es mir nicht erklären, jedoch wollte ich es auch gar nicht wissen. So wie es jetzt war funktionierte es super. Das sollte ausreichen. Ich machte jetzt die Tür auf und wollte mich in mein Wagen setzen.
“Sag mal... Jason, hast du heute noch was vor?”, fragte Renesmee mich aus heiterem Himmel. Dieses Mädchen war immer für eine Überraschung gut. Sie schaffte es immer wieder mich komplett aus der Bahn zu werfen und mich damit zu verwirren. So stand ich jetzt planlos an meinem Auto und überlegte krampfhaft was sie jetzt wieder vorhatte. Sie hatte vorher nie Andeutungen gemacht, das sie sich außerhalb der Schule treffen wollte. Wir haben im allgemeinen nur über Schulthemen oder Mitschüler gesprochen. Nach dem die Schule geendet hatte, ging jeder seines Weges. Bis zum nächsten Schultag.
“Ähm, also... “, sagte ich verdattert
“Naja, es war ja nur eine Frage. Ich dachte, weil ja heute Abend die Party in La Push ist, kommst du auch dahin. Vielleicht hätte man sich dann ja noch gesehen.”, sagte sie jetzt etwas schüchtern und ihre Wangen wurden rot. Zumindest war ihr die Situation genauso unangenehm wie mir.
“Ja... ich überlege es mir.”, antwortete ich langsam. Ein kleines Leuchten erstrahlte ihre Augen und sie lächelte.
“Super, dann bis nachher”, sagte sie und verschwand ohne ein weiteres Wort.
“Na Jason, hast du ein Date?”, hörte ich Sarah hinter mir. Ich verdrehte die Augen bevor ich mich zu ihr wand.
“Hat man nicht gelernt, das man fremden Gesprächen nicht lauscht”, antwortete ich. Sarah zuckte nur mit den Schultern.
“Ist auch egal, kommst du denn jetzt mit oder nicht?”, fragte sie mich. Allmählich ging mir die Frage auf die Nerven. Wieso waren alle so erpicht darauf, es war doch nur eine Feier.
“Da ich anscheinend nicht daran vorbei komme, ja”, antwortete ich und stieg ins Auto. Sarah klatschte freudig in die Hände und ging wieder zu ihren Freundinnen.
“... das Haus, wurde auch mal Zeit”, hörte ich sie noch sagen, bevor ich die Tür endlich zu zog. ‘Gott, geht ihr mir heute auf die Nerven’, dachte ich nur und ließ den Motor an. Schnell verließ ich das Schulgelände und fuhr auf die Straßen von Forks. Auf dem Weg nach Hause überlegte ich, ob ich wirklich nach La Push sollte. Ich war dort nur einmal, damals als wir hergezogen sind. Damals wollte ich die Landschaft erkunden, jedoch war es dort noch einsamer als hier. Hinzu kam, das dort eine seltsame Aura herrschte die mich unwohl fühlen ließ. Mir war es dort nicht geheuer, aber ich hatte jetzt schon zumindest Sarah zugesagt. Ich kam zu Hause an und auf dem Wohnzimmertisch lag ein Zettel.
‘Ich bin noch einkaufen, Essen steht in der Küche - Hab euch Lieb, Mum’, stand dort. Da wurde mir bewusst das wir gerade mal 2 Stunden in der Schule waren. Ich stöhnte auf und ging in die Küche. ‘Na super, was soll ich denn jetzt noch mit der restlichen Zeit machen.’, überlegte ich mir, während ich mir eine Schüssel mit Milchreis fertig machte. Ich setzte mich in die Küche und fing an zu Essen und überlegte was ich machen könnte. Dann wurde ich abgelenkt als Sarah nach Hause kam.
“Mum, weißt du was?”, rief sie gut gelaunt, kaum als sie die Tür geöffnet hatte.
“Nein, aber sie ist auch noch nicht wieder da”, rief ich zurück.
“Oh.”, hörte ich und kurz darauf kam Sarah in die Küche.
“Aber du kannst es auch gerne mir erzählen.”, grinste ich sie an während sie sich etwas von dem Milchreis nahm.
“Ich wollte nur die Sensation verkünden, das du dich freiwillig aus dem Haus begibst.”, antwortete sie und setzte sich zu mir.
“Als ob ich mich nur in meinem Zimmer einschließen würde.”, murrte ich.
“Okay, ich korrigiere mich, das du dich aus dem Haus begibst und freiwillig auf eine Party gehst.”, sagte sie etwas genervt.
“Sie wird sich freuen, das du dich endlich ein wenig mehr an dem Leben hier beteiligst und dich einfügst anstatt den einsamen Bergemeriten abzugeben.”
“Jaja, schon gut. Hab schon verstanden. Und von freiwillig kann ja keine Rede sein”, antwortete ich.
“Wieso? Hat Nessi dich gezwungen?”, fragte sie
“Nein. Du!”, kam als Antwort von mir und sie streckte mir die Zunge raus. Ich reagierte darauf nicht und aß mein Milchreis auf.
“Ich mach mich schon mal fertig”, sagte sie als sie fertig war und stand auf.
“Wieso? Das fängt da doch erst um 19 Uhr an?”, fragte ich verwirrt.
“Egal, ich wollte sowieso nach La Push.”, antwortete sie.
“Schon wieder? Du bist in letzter Zeit fast immer da”, fragte ich sie verwundert Und es war nicht gelogen, meine Schwester verbrachte fast jeden Tag in La Push. Trotzdem kam sie mit der Schule hinterher und ich fragte mich wie sie das machte.
“Lass mich doch, ist doch meine Sache. Das geht dich ja wohl nichts an”, antwortete sie. Sie reagierte dabei genauso wie ich heute morgen.
“Hat etwa jemand DEIN Interesse geweckt?”, fragte ich. Sarah wurde hochrot und wich meinem Blick aus. Sie konnte solche Sachen nur schwer verbergen und ich wusste das ich Recht hatte. Und dann fiel der Groschen.
“Deswegen hast du heute morgen von Renesmee angefangen, du wolltest von dir ablenken.”, ich lachte auf. Es war also nur ein Ablenkungsmanöver gewesen.
“Ach, lass mich.”, nuschelte sie und ging aus der Küche. Ich saß lachend in der Küche. Heute Morgen hatte ich meine Schwester noch in den Gedanken gelobt, dass sie noch Single war und jetzt so etwas. Damit hatte ich nicht gerechnet und ich fragte mich was meine Mutter rausbekommen hatte, damit Sarah das Thema auf mich lenkte, denn normalerweise wollte sie immer im Mittelpunkt stehen. Das würde auch die angespannte Stimmung von dem Frühstück erklären. Julia hatte auf jeden Fall was rausbekommen, aber anscheinend nicht alles.
“Aber kein Wort zu Mum!,” sagte Sarah noch mal und steckte den Kopf durch die Tür. “Sonst bist du ein Kopf kürzer”.
“Okay, versprochen. Aber das Thema Renesmee ist dann auch gestorben.”, antwortete ich. Wenn sie das Thema nicht im Haus haben wollte, dann sollte Renesmee auch kein Thema mehr sein.
“Okay, ich werde es nicht wieder als Ablenkungsmanöver benutzen”, seufzte sie und verschwand wieder.
‘Na geht doch. Und vielleicht würde Mum auch vergessen, das ich sie einladen soll.’, dachte ich. Nicht das es nicht gewollt hätte aber sie war lediglich eine Schulfreundin. Eine Schulfreundin, die es geschafft hat in gewisser Maßen mein Interesse zu wecken.
Kapitel II - Eine Überraschung kommt selten alleine
Ich schaute auf die Uhr, welche mir 18:33 Uhr anzeigte. Ich sollte mich langsam auf den Weg nach La Push machen, nicht das ich zu spät zur sagenumwobene Mega-Party kam. Ich rappelte mich auf und streckte mich. Dieses kleine Nickerchen hat wirklich gut getan und so konnte ich gut vor meiner Mutter und ihren neugierigen Fragen zu Renesmee flüchten. Ich ging die Treppe runter und nahm mein Autoschlüssel vom Haken.
“Ich bin jetzt weg”, sagte ich zu meiner Mutter die vor dem Fernseher saß.
“Wo willst du denn jetzt hin?”, fragte sie mich überrascht. Sie hatte also nicht mitbekommen das ich heute auch auf der Feier bin.
“Ich fahre eben nach La Push und guck mir das dort an.”, sagte ich ohne viel Bedeutung in die Worte zu legen, eben so als wäre es beiläufig.
“Oh, ja gut… viel Spaß und komm nicht zu spät”, stammelte meine Mutter, die sich aber sichtlich freute.
Ohne ein weiteres Wort ging ich zu meinem Auto und stieg ein. ‘Wenn ich mich beeile bin ich in 15 Minuten da’, überlegte ich und wollte gerade beschleunigen, als das Auto von Chief Swan hinter mir einbog. ‘Oder auch erst in 30 Minuten.’ So wie es aussah wollte Chief Swan ebenfalls ins Reservat, denn er fuhr bis zum Strand hinter mehr her und parkte schließlich auch neben mir ein. Ich ärgerte mich ein wenig, aber dachte auch gleichzeit das ich noch den Rückweg hatte. Am Strand hatten sich schon einige eingefunden und ich fand ein paar bekannte Gesichter. Jedoch auch einige die mir völlig fremd war. Ich saß noch im Auto und überlegte ob ich wirklich aussteigen sollte. Schließlich entdeckte mich Chris wieder, der erst überrascht wirkte mir dann aber freudig zu winkte. ‘Jetzt habe ich keine andere Wahl’, dachte ich und stieg aus. Chris kam mir sofort entgegen.
“Hey, super das du doch kommst. Wir wollten schon wetten ob du kommst oder nicht?”, begrüßte er mich.
“Manchmal bin ich für eine Überraschung gut und mir war sowieso langweilig.”, antwortete ich.
“Komm mit rüber und schnapp dir ein Bier.”, sagte Chris und ging wieder. Ich ging langsam hinterher und schaute mich um. Tatsächlich war größtenteils meine Klasse hier vertreten und feierten. Ich nahm mir ein Bier aus dem Eiskübel und öffnete es.
“Wow, sogar pünktlich. Ich hab damit gerechnet das du erst auf den letzten Drücker kommst.” , bemerkte Sarah hinter mir.
“Tadaa.”, erwiederte ich, ohne sie anzuschauen.
“Und lass das Chief Swan nicht sehen, das du ein Bier trinkst.”, bemerkte sie als ich gerade ein Schluck nahm.
“Gegen ein Bier ist sicherlich nichts einzuwenden, oder”, erwiderte ich und beobachtete weiter die Menge.
“Wenn du Nessi suchst, sie ist noch nicht da”, sagte sie stumpf.
“Haben wir nicht gesagt das wir das Thema lassen…”, sagte ich jetzt genervt und wendete mich zu ihr. Sie sah mal wieder hinreißend aus, jedoch war ich das ja gewöhnt. Was ich jedoch nicht gewöhnt war, das ein 2 Meter Hüne neben ihr stand, den Arm um ihre Taille legte und dabei breit grinste.
“Oh…”, entfuhr es mir. Sarah schaute verlegen drein und das Grinsen von dem Mann wurde noch breiter.
“Ja, wir wollten das Thema lassen also naja ist auch egal also… “, stammelte Sarah und holte tief Luft, “das ist Seth Clearwater und wir sind… zusammen. Und das ist der Grund warum ich so oft hier war.”
Ich schaute zwischen den beiden hin und her. Sarah schüchtern und verlegen und Seth selbstbewusst und stolz. Es dauerte ein Moment bis ich meine Fassung wieder hatte.
“Okay.”, zuckte ich mit den Schultern und schaute die beiden an. Damit schienen beide nicht gerechnet zu haben, den erst schauten sie mich verwundet an und dann schauten sie sich fragend an.
“Wie okay?”, fragte Sarah mich.
Ich musste über die Frage lachen, vermutlich weil es auch nur für mich so selbstverständlich war.
“Ja okay halt. Was soll ich schon großartig dazu sagen, du hast deine Entscheidung getroffen und wenn du damit zufrieden und glücklich bist, ist es okay”, antwortete ich schließlich. Sie löste sich von Seth und schenkte mir eine von ihren seltenen Umarmung. Zumindest waren diese Umarmungen für mich selten.
“Danke, meinst du Mum reagiert genau so?”, fragte sie mich. Sie hatte also Angst es unserer Mutter zu beichten und ich überlegte kurz. Sarah kam eigentlich immer gut hier zurrecht und ich hatte das Gefühl das sie sich hier wohler fühlte als in England und Mum weiß wahrscheinlich sowieso schon das Gröbste.
“Wenn du es ihr vielleicht schonender beibringst als mir, wird sie dir vielleicht nicht sofort den Kopf abreißen”, zwinkerte ich ihr zu. Sie sah noch nicht ganz überzeugt aus und stellte sich wieder zu Seth der automatisch den Arm um sie legte.
Dann entdeckte sie ihre Freundinnen und verabschiedete sich. Ich beobachtete die beiden etwas und merkte das sie sich im Grunde wie ein Element bewegten. So bald sich einer von ihnen bewegte reagierte der andere darauf. Als wären sie zwei Zahnräder wären die ineinander greifen und nur so funktionierten. Ich freute mich für sie, auch wenn mir Seth ein wenig unheimlich erschien. Er war riesig und überragte alle anderen fast um eine Kopflänge. Ich trank mein Bier aus und stellte es in die Kiste für die leeren Getränke und ging etwas abseits von der Gruppe. Es waren mittlerweile wieder welche dazu gekommen, aber ich niemanden den ich kannte. Erst da fiel mir auf, das ich in dem Jahr wo ich hier war, wirklich zurückgezogen haben muss. Das ich einfach etwas abseits mich hinsetzen konnte und es niemanden störte.
Die Erwachsenen standen etwas abseits vom Geschehen und hatten ihr eigenes kleines Lagerfeuer gemacht. So konnten wir Jüngeren in Ruhe feiern. Chris und Sophie waren gerade am Tanzen, Jens war mit Timo und Steve am raufen und lachen. Nora, Janine und Ela steckten immer wieder die Köpfe zusammen und kicherten wie verrückt.
“Selbst außerhalb der Schule bleibst du für dich alleine?”, fragte Renesmee mich. Ich hatte mich schon fast daran gewöhnt das sie aus dem Nichts auftauchte.
“Und kannst du mir mal erklären wie du es schaffst immer wieder bei mir zu sein ohne das ich auch nur ein Hauch davon mitbekomme?”, antwortete ich mit einer Gegenfrage ohne sie anzugucken.
“Du bist wahrscheinlich nur unaufmerksam”, beantwortete sie meine Frage. ‘Nein, es ist irgendetwas anderes’, sagte eine Stimme in meinem Kopf, aber ich beließ es dabei.
“Ich bin nicht so oft mit meinen Klassenkameraden unterwegs, von daher, ja”, ging ich jetzt auf ihre Frage ein und sie setzte sich neben mich.
“Es ist schön, dass du da bist.”, sagte sie etwas nachdenklich, jedoch ging ich nicht darauf ein.
“Oh, Seth ist ja doch da”, sagte sie auf einmal überrascht.
“Du kennst ihn?”, fragte ich sie verwundert und schaute sie von der Seite an. In dem Lichtschein von dem Lagerfeuer, sah sie umwerfend aus. Es war mir vorher nie aufgefallen und vielleicht war es auch nur eine Einbildung von mir, das sie in dem Licht sanft leuchtete. Ich schüttelte den Kopf um dieses Bild wieder los zu werden und schaute wieder zur Gruppe wo Seth herrausragte.
“Ja… ich bin öfters im Reservat, aber wer ist das Mädchen bei ihm. ”, meinte sie langsam, als wäre sie mit den Gedanken nicht wirklich hier.
“Achso, das ist meine Schwester”, meinte ich beiläufig. Ihr Kopf ruckte in meine Richtung.
“Deine Schwester?”, fragte sie leise. Ich schaute in ihre Augen und glaubte mich darin zu verlieren, dieses Blau war so unglaublich rein, ich musste mich losreißen um antworten zu können.
“Ähm ja, wieso?”
“Mist, mist, mist… ich muss los. Tschuldige”, sagte sie schnell, berührte mich kurz an der Schulter und ging schnell wieder weg.
Ich saß noch in dem Sand und fragte mich, was heute los war. Erst am Morgen, dann der Schultag, dann Sarah und jetzt Renesmee’s Verhalten. Gott, wieso konnte denn nicht einfach ein normaler Tag sein.
“Ärger im Paradies?”, neckte mich Sarah die jetzt vor mir stand.
“Ach halt die Klappe.” Ich hatte gerade wirklich keine Lust auf diese Unterhaltung.
“Jetzt sag schon, was ist passiert? Es schien so als müsste sie auf einmal weg.”, fragte Sarah jetzt etwas feinfühliger. Meinte sie mich trösten zu müssen weil mein ‘Date’ geplatzt war.
“Sie hat Seth erkannt. Dann hat sie gefragt, wer bei ihm wäre. Als ich gesagt habe das du meine Schwester bist, sprang sie auf und war weg.”, erzählte ich kurz. “Apropro, wo ist eigentlich dein Adonis” versuchte ich vom Thema abzulenken.
“Er wollte kurz was zu trinken holen, er kommt gleich wieder.”, antwortete sie und sie sah aus als würde sie mich am liebsten weiter ausfragen.
Mein Blick ging an ihr vorbei und ich sah das Seth gerade wieder kam.
“Stimmt da ist er schon”, antwortete ich und stand auf.
“Hey, du kannst ruhig sitzen bleiben, ich tu dir nichts”, lachte Seth auf.
“Schon in Ordnung, ich wollte sowieso gerade nach Hause.”, antwortete ich.
“Jetzt schon? Die Feier hat doch noch nicht mal richtig angefangen.”, fragte er mich verwundert.
“Große Feiern waren noch nie meine Spezialität”, gab ich als Antwort und ging Richtung Parkplatz.
“Was hat er denn?”, hörte ich Seth hinter mir fragen.
“Seine… Verabredung ist geplatzt”, antwortete Sarah ihm.
“Sag bloß, er war hier mit Nessi verabredet?”, kam verwundert von ihm und als er keine Antwort bekommen hatte, lachte er auf. Ich verstand nicht warum es so lustig war, aber so wie sich Seth vor Lachen schüttelte, musste es ein ziemlich guter Witz sein.
Ich setzte mich in mein Auto und überlegte ob ich jetzt wirklich schon nach Hause sollte. Ich beobachtete noch mal die Leute am Strand, wie sie ausgelassen feierten und sich auf den Ferienbeginn freuten. Sollte ich mir jetzt wirklich die Laune vermiesen lassen, nur weil Renesmee wie von einer Tarantel gestochen verschwand? Es würde eigentlich nicht auffallen wenn ich weg wäre, da ich immer relativ schnell wieder verschwand. Ich machte den Motor an und wollte gerade zurücksetzen, als ich Sarah zu mir laufen sah. Ich seufzte und ließ das Fenster runter.
“Ach komm schon, sei nicht so und bleib noch ein bisschen.”, sagte sie bittend.
“Nein, mir ist wirklich die Lust vergangen. Ich war ja jetzt einmal hier, außerdem fühle ich mich hier unwohl.”, erklärte ich ihr kopfschüttelnd.
“Wenn Renesmee wieder kommen sollte...”, seufzte sie und sah mich an.
“Dann wirst du ihr nichts sagen und sie in Ruhe lassen.”, sagte ich tonlos und machte mein Fenster wieder hoch. Im Rückspiegel sah ich wie Seth zu Sarah kam und die beiden mir hinterher schauten. Dann konzentrierte ich mich auf die Straße und warf ein Blick auf die Uhr. ‘15 Minuten, lass die Spiele beginnen’, dachte ich grimmig und trat das Gaspedal durch.
Ich fuhr auf die Auffahrt und überlegte ob ich das nächste Mal die Zeit stoppen sollte. Ich hatte jetzt tatsächlich 15 Minuten gebraucht, aber ich wollte gerne eine genaue Zeit haben. ‘Das nächste Mal’, dachte ich und ging zur Haustür. Im Fernseher lief eine irgendeine Serie, die ich nicht kannte und meine Mutter war auf dem Sofa eingeschlafen. Ich ging leise die Treppe hoch und warf mich auf das Bett. Im Bett ging ich den Abend im Kopf noch mal durch. Es war eigentlich so wie immer gewesen, wenn ich mit der Klasse unterwegs war. Renesmee war wie üblich aus dem Nichts aufgetaucht, was mich wirklich ärgerte. Ich dachte an Sarah und Seth. Die beiden sahen wirklich glücklich aus und bei der genaueren Überlegung an Seth lief mir ein Schauer runter. Er hatte nichts bedrohliches an sich, obwohl er so riesig war aber trotzdem war es auf gewisse Weise unheimlich. Ich war gespannt darauf wie Julia auf die Nachricht reagieren würde. Sarah würde nächstes Jahr ihren Abschluss machen und dann wollte sie studieren. Sie hatte sich schon College’s rausgesucht für Architektur und Design. Während ich darüber nachdachte, schlief ich ein.
Ich ging durch ein Wald, der mir sehr vertraut war bis ich bemerkte das ich im Stadtwald war. Sofort wurde mir ein wenig mulmig, denn es war wie in La Push. Ich war erst einmal dort gewesen und hatte eine seltsame Atmosphäre gespürt, die mich unwohl fühlen ließ.
Doch im Traum ließ ich mich nicht davon beirren und ging weiter. Auf einmal Stand ich auf einer Lichtung die wie aus dem Nichts kam. Die Lichtung war hell erleuchtet, obwohl die Bäume relativ dicht standen. Ich schaute mich im Traum ein wenig um. Das Bild veränderte sich dabei und ich war wieder am Strand. Ich war dort alleine, was ungewöhnlich war. Der Strand war beliebt und viele von den Jugendlichen zog es ans Meer. Ich ging ein paar Schritte, bis sich das Bild wieder veränderte. Ich stand an einer Klippe und der Ausblick war atemberaubend. Unter mir schellten die Wellen an der Klippenwand, das Rauschen des Meeres hatte etwas bedrohliches aber auch beruhigendes an sich. Die Sonne schien, als würde es kein Morgen geben. Ich stand dort und genoss den Moment.
“Jason”, schrie jemand hinter mir. Ich drehte mich, doch fiel ich im selben Moment. Mein Gefühl sagte mir, das ich ins Wasser fallen müsste. Jedoch war es ein endloser Fall. Jemand streckte mir die Hand entgegen, jedoch konnte sie mich nicht erreichen.
“JASON”, schrie jetzt jemand panisch. Mir huschte ein Lächeln auf die Lippen, denn ich wusste mir würde es geht gehen. Aufeinmal wurde ich geschüttelt und ich schlug die Augen auf.
“Ey, Aufwachen du Schnarchnase.”
Sarah stand neben mir und ich musste mich noch orientieren. ‘Was für ein verrückter Traum’, dachte ich.
“Du hast Besuch, also naja. Egal… sie wartet unten”, meldete Sarah sich nach einigen Momenten wieder zu Wort und verschwand wieder.
Sie wartet unten? Ich verdrehte die Augen und hoffte das es nicht Renesmee sei. Tief in Inneren wusste ich es natürlich. Seufzend stand ich auf und es fing sich an zu drehen, so das ich mich erst mal abstützen musste. ‘Der Traum hat mich echt weggerissen, als wäre er mehrere Tage lang, wie spät ist es eigentlich’, dachte ich wieder und schaute zu Uhr.
02:53 Uhr blinkte es auf meinem Wecker. ‘Was will die jetzt mitten in der Nacht hier, was will sie hier überhaupt.’, dachte ich ein wenig verärgert.
Ich ging langsam nach unten um meine Mutter nicht aufzuwecken. Da ich mich nicht umgezogen hatte, bevor ich mich hingelegt hatte, konnte ich direkt zur Tür gehen und sie öffnen. Natürlich stand Renesmee dort und schaute schüchtern drein. Soweit ich mich erinnerte war es das erste Mal das ich sie schüchtern sah. ‘Niedlich’, war mein erster Gedanke.
“Woher weißt du, wo ich wohne?”, fragte ich sie, denn wir hatten nie darüber geredet.
“Ich, ähm... “, fing sie an und guckte mich ein wenig erschrocken an.
“Ich bin mit Seth mitgefahren, als er Sarah nach Hause gebracht hat.”, sagte sie schließlich zögernd. Irgendwas ließ mich an ihrer Aussage zweifeln, aber ich fragte nicht weiter danach.
“Okay… du weißt aber schon das es Mitten in der Nacht ist, oder?”, fragte ich sie.
“Ja … ich weiß. Ich wollte aber noch mal mit dir reden. Wegen vorhin. Tut mir leid.”, sagte sie leise. ‘Achja, sie ist ja Kopf über Hals geflüchtet’, fiel mir wieder ein.
“Ja... “, sagte ich langsam, weil ich nicht wusste was ich dazu sagen sollte. Ich schaute an ihr vorbei zur Straße.
“Ich wollte dich wirklich nicht versetzen, aber… “, setzte sie wieder an. Mein Blick verharrte ein kurzen Moment. ‘Irgendwas stimmt hier doch nicht’, dachte ich träge und musste in dem Moment auch gähnen.
“Renesmee, ich bin dir nicht sauer. Dafür das ich eigentlich gar nicht zur Feier wollte und wir uns dementsprechend gar nicht gesehen hätten, war es mehr als wir beide erwarten konnten.”, sagte ich schließlich. ‘Und wieso versuchst du dich zurechtfertigen’, fügte ich in meinen Gedanken hinzu.
“Kann ich das vielleicht gut machen? Also wenn wir das nachholen?”, fragte sie leise und trat schüchtern auf der Stelle. Es dauerte eine Weile bis ja ich die Frage verstand und verarbeitet hatte.
“Was?”, kam von mir verblüfft zurück.
“Naja… wenn wir uns … treffen… Also wenn du noch nichts vor hast… in den Ferien. ?”, sagte sie immer leiser. ‘Das kann doch nicht wahr sein’, dachte ich. Ein Jahr lang hatte ich es geschafft für mich alleine zu Leben, mich von allen Frauengeschichten rauszuhalten. Und dann kam dieses Mädchen und musste meine Welt auf den Kopf stellen.
“Jaaa… können wir”, sagte ich langsam.
“Okay… ich melde mich dann und ich muss jetzt echt los”, sagte sie dann schnell und schenkte mir eines von ihren bezaubernden Lächelns. Dann wandte sie sich um zum gehen. Ich nickte nur und schloss langsam die Tür. Ich ließ mir das Gespräch noch mal durch den Kopf gehen. Seth war ja ein richtiger Gentleman wenn er Sarah nach Hause brachte. Und da traf mich es wie ein Blitz. Da war kein Auto an der Straße zu sehen. DAS hatte nicht gestimmt. Ich riss die Tür auf um Renesmee darauf anzusprechen, doch war sie nirgends mehr zu sehen. Ich rannte die Auffahrt runter um an der Straße zu gucken. Weit und breit kein Auto zu sehen. Man konnte nicht mal in der Ferne ein Motorgeräusch hören. Ich stand da auf der Straße und wusste nicht mehr weiter. Habe ich das doch nur geträumt? Langsam ging ich wieder ins Haus und ließ die Tür ins Schloß fallen. ‘Fuck’, aber da war es schon zu spät. Meine Mutter schreckte vom Fernseher hoch und schaute verwirrt zur Tür.
“Sorry Mum, ich bin’s nur”, sagte ich entschuldigend.
“Oh Gott, ich bin auf Couch eingeschlafen, wie spät ist es denn”, sagte Julia noch verschlafen.
“Es müsste gleich 3 Uhr sein oder so”, antwortete ich.
“Und du kommst jetzt erst nach Hause?”, fragte sie mich erstaunt.
“Naja, nicht direkt…”, sagte ich vorsichtig.
“Erzähle mir das lieber Morgen”, gähnte meine Mutter, “Ich lege mich jetzt ins Bett.” Und mit diesen Worten stand sie auf und ging in ihr Schlafzimmer. Somit stand ich alleine im Wohnzimmer. Ich war noch immer verwirrt von diesem Tag. ‘Wieso kann das nicht ein Tag wie jeder andere sein’, dachte ich.
“Was wollte Nessi denn?”, hörte ich Sarah fragen als ich in mein Zimmer ging.
“Wiedergutmachung”, sagte ich abwesend, mit meinen Gedanken. “Es war ja nett von Seth dich nach Hause zu bringen.” Mir waren die Worte gar nicht bewusst, als sie meinem Mund verließen.
“Hä? Seth hat mich gar nicht gebracht. Ich bin mit Saskia gefahren?”, hörte ich es noch leise von Sarahs Zimmer. ‘Komisch, Nessi hat doch doch gesagt sie wäre mit Seth gefahren’, dachte ich verschlafend und ließ mich aufs Bett fallen und schlief sofort ein.
Kapitel III - Zeitvertreib
Ich genoss die Ferien in vollen Zügen, also schlief ich immer aus (vor 10 Uhr dachte ich gar nicht ans Aufstehen) und versuchte so viel wie möglich unterwegs zu sein (vor 22 Uhr kam ich nicht nach Hause). Mir war auch nicht klar, wo meine Unternehmungslust herkam, jedoch fühlte ich mich wohl dabei. Meine Geldbörse musste aber darunter leiden, da ich alle möglichen Strecken mit dem Auto unternahm und ich dementsprechend häufig tanken musste. Den Abend von der Feier hatte ich fast wieder verdrängt beziehungsweise als Traum abgetan. Es waren einfach zu viele Unstimmigkeiten, als das es real wäre. Sarah sprach mich auch nicht wieder darauf an. Das einzige was darauf hinweisen könnte, war das Julia mich am nächsten Morgen (es war eigentlich fast Mittag) darauf ansprach, wieso ich denn erst um 3 Uhr zu hause war. Ich hatte es als kleinen Nachtspaziergang abgetan, denn ich konnte mich auch nur verschwommen an das erinnern was wirklich passiert war. Meine Mutter gab sich zufrieden und hakte nicht weiter nach. Außerdem schien sie glücklich darüber zu sein, das ich jetzt häufiger das Haus verließ. Sarah verschwand ebenfalls weiter jeden Tag nach La Push und ich fragte mich wie lange sie es noch vor unsere Mutter geheim halten wollte. Ich sollte schon bald eine Antwort darauf bekommen.
Wir saßen zusammen am Frühstückstisch, was erstaunlich war. Normalerweise war Sarah schon vor 10 Uhr verschwunden und es war das erste Mal das ich vor 10 Uhr das Bett verließ. Sarah hatte es ziemlich eilig, das merkte sogar unsere Mutter.
“Du musst nicht so schlingen, hier isst dir niemand etwas weg”, sagte Julia schließlich ein wenig angesäuert.
“Ja, ich weiß. Aber ich fahre gleich rüber nach La Push - ach Jason, darf ich mir dein Auto ausleihen”, brachte Sarah zwischen zwei Bissen raus.
“Was ist eigentlich in La Push das du immer dahin willst?”, brach es aus meiner Mutter raus.
“Seit dem wir dort vor ein paar Wochen waren, fährst du jetzt fast täglich dahin?”
Meine Mutter wusste als doch nicht so viel wie ich angenommen hatte. Ihr war nur Sarah’s Verhalten aufgefallen, was wirklich kein Kunststück war. Es wurde wieder still in der Küche und ich erkannte die Stille. An dem Tag wo Sarah mich vor unserer Mutter auf Renesmee angesprochen hatte herrschte, die selbe Atmosphäre.
“Und jetzt sage nicht du triffst dich mit Freunden dort, La Push ist jetzt wirklich nicht so interessant das man da jeden Tag verschwenden kann.”, hakte meine Mutter nach.
Sarah sah mich ein wenig hilflos an, aber ich konnte ihr schlecht helfen. Aber dann kam mir eine Idee.
“Naja La Push hat immerhin ein Strand. Damit ist es interessanter als Forks.”, warf ich in den Raum und sowohl Julia als auch Sarah schauten mich an.
“Ich mein ja nur bei dem Wetter lässt sich das ja gut am Strand aushalten. Und als ich letztens in La Push war, liefen die Typen mit freiem Oberkörper rum. Ich kann mir also schon vorstellen, das Sarah daran gefallen findet.”, meinte ich nur. Ich hoffte das der Wink mit dem Zaunpfahl deutlich genug war und beide verstanden worauf ich hinaus wollte. Sarah wurde aber auf Anhieb rot und meine Mutter verstand schließlich auch worum es ging.
“Also … geht es um einen Jungen?”, fragte sie jetzt besänftigt Sarah.
“Mum… also… ja schon… irgendwie”, sagte Sarah zögernd.
“Ja? Jetzt sag schon”, wurde meine Mutter ungeduldig. Sarah holte tief Luft.
“Ich mag da wirklich einen Jungen wirklich sehr. Seit ein paar Wochen. Es… war wie Liebe auf den ersten Blick. Wo wir in La Push einkaufen waren, habe ich ihn gesehen. Und… als wir uns in die Augen gesehen haben, war es als würde ein Feuer durch mir gehen. Ich kann es nicht erklären. Aber ich bin dann wieder hin um ihn zu suchen und wir verstanden uns auf Anhieb super. Und… wir sind zusammen… glaube ich”, sprudelte es dann aus Sarah. Ein Moment lang war es mucksmäuchsen Still. Ich befürchtete einen Wutausbruch von meiner Mutter und Sarah sah aus als würde sie ähnliches befürchten.
“Oh… ist er nett?”, sagte Julia schließlich. Ich brüllte auf vor Lachen. Sarah hatte sich solche Sorgen gemacht, das unsere Mutter ausrastet und sauer wird und die einzige Reaktion war die Frage, ob er nett sei. Unsere Mutter war eben unberechenbar. Und sie wollte für uns nur das Beste.
“Ja… wirklich. Er ist total toll”, sagte Sarah erleichtert.
“Ich hoffe er macht dich glücklich. Werden wir ihn kennenlernen?”, fragte unsere Mum.
Ich musste die Augen verdrehen, es war immer die erste Frage. ‘Werde ich ihn kennenlernen’. Ich fragte mich ob andere Mütter auch so erpicht darauf sind.
“Jason hat ihn schon kennengelernt. Bei der Feier in La Push. Aber ich kann ihn ja mal zum Grillen einladen”, sagte Sarah.
“Kann ich eigentlich jetzt dein Auto haben?”, fügte sie noch an.
“Wieso fährst du nicht mit deinem?”, fragte ich verwundert.
“Der steht in La Push”, gestand sie und wurde wieder rot.
“Da scheint irgendwas kaputt zu sein, aber einer von Seth Freunden guckt danach. Vielleicht kann ich ihn heute wieder haben, dann bringt Seth ihn her. Und dann können wir ja grillen”.
“Super Idee, Jason bleibt dann heute mal Zuhause”, reagierte meine Mutter sofort. Ich war ein wenig überrumpelt, aber da ich überstimmt war warf ich die Autoschlüssel meiner Schwester zu.
“Danke, dafür hast du ein gut”, bedankte sie sich. Ich zuckte nur mit den Schulter und ging auf mein Zimmer. Kurze Zeit später hörte ich wie mein Auto die Auffahrt verließ und die Straße runter fuhr. Da ich heute ja ein wenig mehr Zeit hatte, holte ich mein Laptop. Als er hochfuhr überlegte ich mir, welchen Film ich schauen sollte. Dann hörte ich wieder ein Auto auf der Auffahrt. ‘Hm, hat Sarah was vergessen? Oder kommt die Post’, überlegte ich mir. Dann klingelte es an der Tür. ‘Wahrscheinlich die Post, Sarah hat ein Schlüssel’, schoss es mir durch den Kopf. Da meine Tür noch offen stand hörte ich, wie meine Mutter die Tür öffnete.
“Hallo Mrs. Miller, ist Jason zuhause?”, hörte ich eine vertraute Stimme. Eine Stimme die einem Glockenspiel gleicht, so lieblich und schön. Es dauerte ein wenig bis meine Mutter reagierte.
“Jason, du hast Besuch”, rief sie mich, doch ich war schon am Treppenabsatz.
“Bin ja schon da.”, sagte ich “Hey Renesmee”, begrüßte ich sie noch. Sie lächelte mich an und mir wurde warm ums Herz. Dann fiel mir wieder etwas ein.
“Mum, das ist Renesmee. Renesmee, das ist meine Mum, Julia”, stellte ich die beiden vor. Somit war der Wunsch von meiner Mutter auch erfüllt. Sie hatte Renesmee kennengelernt.
“Es ist schön dich kennen zu lernen. Und entschuldige mich, ich muss eben nach der Soße gucken”, sagte meine Mum und verschwand in der Küche. Renesmee kicherte.
“Deine Mum ist nett, ich mag sie”, sagte sie. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, also schwieg ich.
“Also… hast du heute Zeit?”, fragte sie mich schließlich. Da mein Auto gerade auf dem Weg nach La Push war, konnte ich nicht wirklich weg fahren.
“Also, Zeit habe ich schon. Aber kein Auto”, gestand ich ihr.
“Das ist kein Problem, ich fahre. Komm steig ein”, verkündete sie erfreut.
“Mum, ich bin… eben mit Renesmee unterwegs”, rief ich ins Haus.
“Denke aber daran, dass wir nachher noch grillen. Komm nicht zu spät”, rief sie zurück.
“Jaja”, schloss ich die Haustür.
Renesmee stand schon am Auto, welches mir jetzt erst auffiel. Es war ein enzianblauer BMW M3.
“Wow”, erstaunte ich und musterte das Auto.
“Ja… ein Geschenk. Von meiner Tante”, sagte sie ein wenig beschämt, doch ich bekam es kaum mit.
Sie stieg ins Auto und ließ den Motor an. Ein lautes Röhren kam aus dem Auspuff und ich war mir sicher das dieses Auto nicht serienmäßig war. Ich ging zur Beifahrerseite und setzte mich ins Auto.
“Ich muss zugeben, ich bin glatt neidisch.”, gab ich zu.
“Naja…”, mehr sagte Renesmee nicht sondern fuhr los.
“Also hast du ein Plan was wir heute machen?”, fragte ich sie.
“Natürlich”, lachte sie auf. “Sonst hätte ich dich doch nicht abgeholt.”
‘Stimmt’, dachte ich mir und ließ mich überraschen. Sie fuhr Richtung Süden. Während der Fahrt sprachen wir nicht viel mit einander. So nutzte ich die Zeit, um mir den Innenraum von dem BMW anzuschauen. Er war edel verarbeitet und hatte ein großen Touchscreen als Bordcomputer. Hin und wieder schaute ich zu ihr. Ich mochte es ihr Profil zu betrachten, es stimmte mich glücklich. Nach einiger Zeit wurde aber meine Neugier zu groß.
“Verrät’s du mir auch, was du mit mir vorhast?”, fragte ich sie.
Renesmee überlegte eine Weile.
“Erst habe ich überlegt, ob wir nach Port Angeles fahren. Wenn du nichts dagegen hast. Ich muss noch was einkaufen. Außerdem möchte ich dir etwas zeigen.”, antwortete sie schließlich. Ich musste breit grinsen und versuchte nicht los zukichern.
“Was ist?”, fragte sie verunsichert.
“Wir treffen uns wirklich mal außerhalb der Schule um etwas gemeinsam zu unternehmen und du entführst mich zum Shopping. Typisch Frau würde ich sagen”, erzählte ich und lachte nun doch los. Renesmee stimmte in mein Lachen ein.
“Tja, so ist das eben”, sagte sie.
“Wann wollt ihr eigentlich Grillen? Das ich dich rechtzeitig nach Hause bringe”
“Ich weiß nicht”, antwortete ich und überlegte ob Sarah was gesagt hat wann sie wieder kommt.
“Sarah ist bei Seth und ich weiß nicht wann sie wieder kommen. Wahrscheinlich so gegen 17 oder 18 Uhr”
“Ist das zwischen den beiden was Ernstes?”, fragte sie mich.
“Ich denke schon. Sie ist fast jeden Tag da und so wie sie es heute beschrieben hat, würde sie am liebsten noch mehr Zeit mit ihm verbringen”, gab ich zu zurück und dachte an die Schwärmerei.
“Ich freue mich für sie. Seth ist schon ein toller Typ.”, plauderte sie.
“Ich fand ihn ein wenig unheimlich”, gab ich zu. “Er ist Riese und … hat irgendwie was an sich.”
“So sind die Quileute eben.”, sagte Renesmee gedankenverloren. Ich musste darüber nachdenken. Es stimmt eigentlich, denn auf der Feier waren tatsächlich mehrere Leute, die Seth Statur hatten. Ich wollte nicht wissen was die zu Essen bekamen, dass sie so in die Höhe schossen. Es dauerte nicht lang und wir fuhren in Port Angeles rein und fanden noch schneller ein Parkplatz. Zum Glück auch noch relativ Stadtnahe, so das wir nicht weit laufen mussten.
“Also… als erstes wollte ich nach Klamotten gucken”, gab sie zu. “Ich versuch mich zu beeilen, versprochen.”
“Lass dir nur Zeit, ich habe es nicht eilig wieder nach Hause zu kommen”, antwortete ich und bekam ein kleines Lächeln.
Wir waren in verschiedenen Klamottenläden und Renesmee schien eine Menge zu gefallen. Nach dem wir in dem dritten Laden waren, hatte sie schon 5 prall gefüllte Tüten.
“So ich glaube das reicht dann erst Mal”, sagte sie etwas verlegen.
“Bis wann denn? Nächste Woche?”, witzelte ich und wir mussten beide lachen. Wir brachten die Tüten zum Auto und verstauten sie im Kofferraum.
“Ich muss jetzt nur noch etwas abholen.”, sagte sie etwas zögernd. “Willst du hier eben warten oder lieber mitkommen, ich bin in 5 Minuten wieder da.”
“Also wenn es dich nicht stört, komme ich mit. Ich war hier noch nicht”, gab ich schließlich zu und Renesmee guckte mich erstaunt an.
“Du wohnst seit einem Jahr hier und warst hier noch nicht? Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?”, fragte sie.
“Naja, ich war meistens in Forks oder bin sinnlos durch die Gegend gefahren.” gestand ich. Ich hatte mir tatsächlich keine Städte in der Nähe angeschaut, wenn bin ich höchstens mit dem Auto mal durch gefahren. Und hatte ich nicht auf die Umgebung geachtet.
Kopfschüttelnd sah Renesmee mich an. “Du lebst ja echt hinterm Berg, komm ich zeig dir was auf den Weg liegt.”
Sie schient die halbe Stadt auswendig zu kennen, denn es gab kaum ein Haus wozu sie nichts sagen konnte. Zu den verschiedenen Resteraunst konnte sie immer eine Bewertung abgeben und wusste bei den Hotels die Vor-und Nachteile.
Wir kamen schließlich zu einem großen Gebäude, welches prächtig gebaut war.
“Wir sind da”, verkündete sie. Ich schaute zum Gebäude und fragte mich was sie hier abholen wollte.
Sie klopfte an die Tür, welches sich sofort öffnete.
“Ja?”, fragte eine dunkle Stimme.
“Ich möchte das Paket für Bella Cullen abholen”, sagte Renesmee freundlich. Die Tür schloß sich wieder für ein Moment, bevor sie wieder ein Spalt aufging und ein Päckchen durch gereicht wurde. Renesmee nahm das Päckchen entgegen und sofort schloss sich die Tür. Ich verstand nicht was los war, aber Renesmee war schon wieder auf den Rückweg und ich folgte ihr.
“Ich musste es irgendwo anders hinbringen. Meine Mutter ist immer neugierig und wenn ich es Zuhause versteckt hätte, dann hätte sie es gefunden”, erzählte sie, als wir zum Auto zurück gingen.
“Und jetzt will ich dir etwas zeigen”, sagte sie aufgeregt und ging schnell ins Auto.
“Lass mich raten und jetzt wird es eine Überraschung”, folgte ich ihr.
Sie grinste nur und ließ den Motor an
Wir fuhren wieder nach Forks, jedoch fuhr sie Straßen entlang dich ich nicht kannte, so das ich bald die Orientierung verloren hatte. Sie blieb dann am Straßenrand stehen und machte den Motor aus.
“Wir müssen jetzt ein Stück gehen”, sagte sie und schaute mich an.
“Wohin denn?”, fragte ich und schaute mich um. Um uns war einfach nur Wald, auf den sie jetzt auch zeigte. ‘Na denn, auf ins Abenteuer’, dachte ich.
Sie ging zielgerichtet in den Wald, als hätte sie ein genauen Plan. Ich folgte ihr, auch wenn ich mehr Probleme mit dem Untergrund hatte als sie. Sie blieb dann plötzlich stehen und wartete auf mich. Als ich dann zu ihr kam, schaute ich mich um. Es war die Lichtung, die ich im Traum hatte. Genauso geformt, die Geräusche waren gleich. Es war, als würde ich wieder träumen, nur das Renesmee jetzt bei mir stand.
“Ich komme hier immer her, wenn ich für mich sein möchte.”, sagte sie.
“Nicht das ich jetzt dein heiligen Platz entweihe”, sagte ich scherzend. Eigentlich machte ich es ja jetzt auch.
“Es ist schon in Ordnung”, sagte sie und setzte sich mitten auf die Lichtung. Ich folgte ihr und eine Zeitlang sagten wir gar nichts. Ich achtete auf die Geräusche um mich. Die Blätter, die im Wind raschelten, das Vogelgezwitscher in den Bäumen. Wenn man genau hinhörte konnte man Wasser plätschern hören, also musste ein Bach oder das Meer in der Nähe sein.
“Danke”, sagte Renesmee auf einmal und ich schaute sie von der Seite an.
“Wofür?”, fragte ich verdutzt. Ich hatte nichts gemacht, wofür man sich bedanken muss.
“Naja, für die letzten Wochen. Es war wirklich schön, mit dir so zu reden und so”, sagte sie schließlich.
“Achso, ist schon in Ordnung”, zuckte ich mit den Schultern.
“Wirklich?”, schaute sie mich fragend an.
“Ich mein du warst immer alleine und… du hast dich immer von der Klasse abgekoppelt. Du hast nie wirklich mit einem geredet, naja bis ich mich aufgedrängt habe”.
“Wenn sich jemand bedanken sollte bin das wohl ja ich”, erwiderte ich lachend. Es war einfach urkomisch. Renesmee hatte mich aus meiner Routine gerissen und Leben in mich gebracht. Und sie bedankte sich dafür. Aber dann fiel mir etwas ein.
“Aber kann ich dich mal was fragen”, sagte ich schließlich, als ich die Fragen in die richtige Reihenfolge gebracht habe.
“Natürlich, schieß los.” Sie schien über das Themawechsel froh zu sein.
“Wie schaffst du es immer an mich zu schleichen.”, war meine erste Frage.
“Ich schleiche mich eigentlich gar nicht an, du beachtest mich einfach zu wenig”, schmollte sie gespielt. Ich überlegte ob ich das Thema vertiefen sollte, aber ich war mir nicht sicher genug. Vielleicht hatte ich sie wirklich zu wenig beachtet.
“Okay, zweite Frage. Wieso bist du bei der Feier so schnell verschwunden?”, fragte ich sie. Dieses Mal schien sie genau zu überlegen, was sie sagen sollte.
“Naja als ich Seth mit deiner Schwester gesehen habe, ist mir eingefallen das ich noch zu einem Bekannten muss. Ich hatte es vergessen und musste das schnell noch nach holen. Tut mir wirklich leid, das ich dich habe sitzen lassen”, antwortete sie schließlich.
“Schon gut… ich habe es ja überlegt. Also dritte Frage.”, setzte ich an.
“Wie viele Fragen hast denn?”, lachte Renesmee auf.
“Das ist die Letzte, versprochen. Also, wo du noch bei mir warst. Sarah ist gar nicht mit Seth gefahren. Und es war auch kein Auto zu sehen. Ich hatte nicht mal die Tür geschlossen, da warst du verschwunden. Ich bin sogar noch zur Straße gerannt, aber du warst nirgends zu sehen.”, erzählte ich.
Renesmee verkrampfte sich kaum, aber ich bemerkte es.
“Und was ist jetzt die Frage?”, kam es von ihr.
“Wie hast du das gemacht? Wie bist du so schnell verschwunden?”, fragte ich dann.
“Das sind aber jetzt zwei Fragen. Eine Frage nur.”, antwortete sich ausweichend. Ich überlegte wie ich die beiden Fragen verband, so das nur eine Frage dabei raus kam. Ich versuchte Zeit zu schinden.
“Okay nur noch eine Frage, aber die beantwortest du dann ehrlich?”, fragte ich sie. Sie überlegte lange, was mir die ebenfalls die Zeit gab, mir meine Frage zu überlegen.
“Okay. Ich werde die Wahrheit sagen, aber nur eine Frage”, sagte sie schließlich ernst. Und dann wusste ich was ich fragen sollte. Es waren immer wieder diese Unstimmigkeiten gewesen, worauf sie aber immer passende Antworten hatte.
“Verheimlichst du mir etwas?”, fragte ich schließlich. Sie seufzte aus und schaute mir in die Augen. Mir lief ein Schauer über den Rücken, so wie jedes Mal wenn ich diese Augen sah. Und dann nickte sie langsam.
Wir saßen eine gefühlte Ewigkeit dort ohne etwas zu sagen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, denn ich hatte mein Trumpf ausgespielt. Auf einmal musste ich anfangen zu lachen.
“Was ist?” Renesmee sah mich erschrocken an.
“Ich hatte die Möglichkeit dich alles mögliche zu Fragen und du hättest die Wahrheit gesagt. Und ich frage ob du Geheimnisse vor mir hast”, lachte ich. Renesmee schaute mich mit großen Augen an. Sie sah aus als würde sie die Situation gerade nicht verstehen.
“Aber... “, fing sie an aber hörte auch sofort wieder auf. Sie sah unentschlossen aus, als würde sie etwas sagen wollen.
“Jeder hat etwas zu verheimlichen. Ich hätte dich auch fragen können, wie du in der Nacht so schnell verschwunden bist. Aber darauf hätte ich wohl gar keine Antwort bekommen. Und so weiß ich, das du etwas vor mir verheimlichst. Ob es jetzt dein Zweitname ist oder etwas anderes. Weiß ich ja nicht.”, sagte ich und betrachtete sie.
“Mein Zweitname ist Carlie”, sagte sie leise. Das warf mich jetzt komplett aus der Bahn. Ich hatte es eigentlich nur so dahin gesagt, aber ich hatte nicht mit der Antwort gerechnet.
Es dauerte ein Moment bis ich mich wieder gefangen hatte.
“Also… ist es etwas anderes?”, fragte ich sie. Sie lächelte mich verunsichert an.
“Komm ich bring dich nach Hause, sonst kommst du zu spät zum grillen.”, sprang sie auf und ging in die Richtung aus der wir gekommen waren.
Ich blieb noch ein wenig verdutzt sitzen und schaute ihr hinter her. Dann schüttelte ich den Kopf und folgte ihr zum Auto. Diesmal sprachen wir gar nicht während der Fahrt, jeder hing seinen Gedanken nach.
“Kann ich dich eigentlich auch was fragen?.”,sagte sie als wir vor dem Haus standen.
“Öhm, klar wieso nicht.”, antwortete ich und machte die Tür auf.
“Wieso nennst du mich eigentlich immer Renesmee und nicht Nessi?”, fragte sie neugierig. .
“Ich komme aus England und ich finde es unfair dich genauso zu nennen wie das Monster von Loch Ness. Ich finde Renesmee schöner”, kicherte ich und machte die Tür auf.
“Oh okay, na denn. Danke für den Tag… es war schön mit dir.” verabschiedete sie sich.
“Bis dann.”, erwiderte ich und machte die Tür zu. Renesmee beschleunigte sofort und fuhr davon.
Kapitel IV - Verlorene Geheimnisse
Renesmee hatte mittlerweile Übung darinne, bestimmte Dinge vor mir zu verheimlichen. Ich konnte zwar erkennen, das sie mir etwas verheimlichte, aber sie ließ nie durchblicken was es genau war. So war es auch als sie an diesem Abend wieder nach Hause kam. Ich hatte zwar meine Gabe noch ein wenig weiter geübt, doch so bald meine Tochter im Radius war, kam mir ein Schwall von bunter Farben entgegen. Dieses Mal war es intensiver als sonst, als würde sie sich nur darauf konzentrieren. Ich drückte Bella etwas an mich.
“Unsere Tochter kommt nach Hause”, sagte ich als man auch schon das Auto hören konnte.
“Und?”, schaute sie mich fragend an. Ich schüttelte aber nur den Kopf. Meiner Frau war es natürlich auch nicht entgangen, das Nessi uns etwas verheimlichte. Bella entging selten etwas, schon als sie ein Mensch gewesen war. Es war jetzt ungefähr 5 Jahre her gewesen, seit der Geburt unserer Tochter, der Verwandlung meiner Frau und das Treffen mit den Volturi. Seit 5 Jahren lebten wir nun in Frieden in Forks. Ich hörte Nessi’s Wagen in die Garage fahren und kurz darauf war sie auch schon bei uns.
“Ich bin wieder da”, sagte sie fröhlich und warf sich in unsere Mitte.
“Hallo mein Schatz”, begrüßte Bella sie und küsste sie auf den Kopf. “Hast du alles bekommen?”
‘Konzentration, du darfst nichts verraten’, dachte Nessi und ging den Tag in den Gedanken durch. Und sortierte sorgfältig aus. Sie war in Port Angeles erfolgreich Shoppen gewesen. Im Kofferraum warteten 5 große Tüten mit Klamotten. Alice würde sich darüber freuen. Dann gab es mehrere Gedankensprünge. Ich lächelte kaum merklich auf, Nessi ahnte also das ich lauschte. Dann war sie auf ihrer Lichtung, bevor sie nach Hause fuhr.
“Ja, ich war in Port Angeles bummeln und ein wenig in der frischen Luft. Es war ein schöner Tag”, erzählte sie dann.
Bella schaute sie misstrauisch an. Sie musste nicht Gedankenlesen um zu wissen, dass bei der Erzählung nicht alles dabei gewesen ist.
“Schätzchen, was ist denn los? Du verheimlichst uns doch etwas”, fragte Bella sie schließlich. Nessi spielte die Überraschte.
“Wie, verheimlichen? Papa kann doch sowieso immer nachgucken”, lachte sie auf.
“Es ist wirklich alles in Ordnung. War Jake eigentlich schon mal da?”
“Nein. Er ist noch mit Sam unterwegs. Aber er müsste bald wieder da sein”, sagte Bella.
Jake und Sam sind auf ein neues Rudel getroffen. Wir waren überrascht, das es in Washington noch weitere Gestaltenwandler gab. Sie wussten jedoch nichts von unserer Existenz in Forks, also sind Sam und Jacob losgezogen um die Reviere abzustecken. Wir sollten ein größeren Freiraum haben als vorher und ich war gespannt wie es Enden würde.
“Manno”, quengelte Nessi. “Er soll wiederkommen.”
“Wenn er wieder da ist, könnt ihr ja mal Urlaub machen. Du hast ja Ferien”, sagte ich zu ihr und Nessi strahlte mich sofort an.
“Juhuuu, oooh am liebsten würde ich mal nach New York”, jubelte sie. “Ich gehe schon mal gucken”.
Sie sprang auf und ging in mein altes Zimmer. Wir waren bei Carlisle und Esme, außer wenn Bella und ich unsere Zeit brauchten. Jedoch waren wir gerade alleine im Haus, da die anderen Familienmitglieder gerade jagen waren. Bella kuschelte sich an mich und ich legte mein Arm um sie
“Ich liebe dich”, flüsterte ich ihr zu.
“So wie ich dich”, war ihre Antwort.
Ich genoß diesen Augenblick und wusste das ich nie genug davon bekommen würde. Auch wenn wir die Ewigkeit hatten, würde es nicht ausreichen mein Bedürfnis zu befriedigen. Es war ein unstillbares Verlangen sie bei mir zu haben. Nebenbei achtete ich auf meine Tochter. Vielleicht gelang es mir ja doch raus zufinden, was sie verheimlichte. Doch kaum das ich lauschte haute Bella mir die Ellenbogen in die Rippe und schüttelte mit dem Kopf.
“Sonst bist du auch nicht so.”, meinte sie. Ich lächelte sie an und küsste sie langsam. Sie hatte ja Recht, es war nicht mein Ding zu lauschen. Ich mochte es nur nicht, das man vor mir Geheimnisse hatte, trotz meiner Gabe. Bella schmiegte sich wieder an mich. So saßen wir eine Zeit lang bis wir die anderen hörten. Gerade als sie durch die Haustür kamen, erschien Nessi an der Treppe.
“Alice Alice Alice, endlich bist du da”, freute sie sich. Die beiden teilten die Leidenschaft für Mode.
“Komm, ich war shoppen, das musst du sehen”, ließ Nessi ihr keine Zeit und zog sie sofort zur Garage.
Die anderen standen noch lachend um sie, während sie von Nessi weg gezogen wurde.
“Irgendwelche Nachrichten?”, fragte Carlisle mich. Ich schüttelte mit den Kopf. Es machte auch Carlisle unruhig, seine Gedanken kreisten immer wieder um dieses Thema. Auch wenn er den anderen es nicht zeigte, wusste ich es besser. ‘Auch nicht von Seth?’, fügte er in den Gedanken hinzu. Ich schüttelte wieder mit dem Kopf. Seth hatte sich lange nicht mehr bei uns sehen lassen. Erst viel es nicht auf, da Leah die Beta in dem Rudel war. Jedoch hatte sie ihre Abneigung gegen uns nie gänzlich abgelegt. Von daher war es Seth, der immer mit uns Kontakt hielt. Ab und zu kamen Quil oder Embry mit. Nach einiger Zeit kamen sie aber ohne Seth aber mit Leah. Ich dachte erst das Seth sich eine Pause gegönnt hatte, jedoch blieb es dabei. So hatten wir Seth seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen. Rosalie und Emmet verschwanden sofort wieder ohne auch nur ein Wort zu sagen, während sich Jasper zu uns gesellte und den Fernseher anschaltete.
Ich stand auf und dachte nochmal über Seth nach, denn ich machte mir schon Sorgen. Er war mir ans Herz gewachsen und war ein guter Junge. Auch wenn er jetzt schon 20 war, er war immer noch ein Hitzkopf.
Auf dem Weg zum Fenster lauschte bei meiner Tochter und Alice.
‘Und das hier kann man super mit dem kombinieren und hier das Kleid...’, erzählte gerade meine Tochter.
‘Oh, da kann ich dir noch was raussuchen, ich glaube ich habe noch die passenden Schuhe.’, antwortete Alice
‘Mist, Schuhe habe ich ganz vergessen. Da muss ich noch mal los. Aber hilfst du mir mit den Tüten?’, fragte Nessi.
‘Soll ich das Päkchen auch nehmen?’, hörte ich Alice.
‘NEIN… also Nein… das nehm ich schon?’, antwortete Nessi hektisch.
‘Das hat sie heute also noch in der Stadt gemacht’, dachte ich. Mir war schon bewusst gewesen, das sie was verheimlicht hatte. Jetzt wusste ich was es war, sie hatte noch etwas besorgt. Aber für was oder wen konnte ich nicht sagen.
Alice flitzte wieder zu uns und brachte die Taschen in mein altes Zimmer. Ich habe es Renesmee überlassen, da meine Habseligkeiten jetzt in unserem Häuschen verstaut war. So fühlte man sich dort auch ein wenig heimischer. Nessi folgte ihr, wenn auch nicht ganz so schnell. Sie mied meinen Blick, als würde sie ahnen, das ich was gehört habe.
“Nessi, hast du eigentlich schon was gegessen?”, fragte ich sie dann.
“Nee, ich hatte keine Lust.”, sagte sie knapp.
“Du warst das letzte Mal mit Jake jagen und du hast seit dem nichts mehr gegessen.”, sagte ich etwas mahnend. Es war für ihre Verhältnisse schon zu lang, sie war immer noch ein halber Mensch. Und Menschen müssen auch mal was Essen.
“Soll ich dir etwas machen?”, fragte ich sie schließlich.
“Naja... “, sagte sie zögernd. Und zum ersten Mal hörte ich in ihren Gedanken etwas durchsickern.
‘Seine Mum meinte ja sie würden grillen…. aber ich war bestimmt nicht eingeplant. Dann soll mir Dad aber ein schönes Steak machen’, hörte ich noch, bevor sie sich wieder konzentrierte und ich das übliche Farbenspiel sah. Ich ließ mir nichts anmerken und wartete geduldig.
“Naja, wenn du mir ein Steak machen würdest, wäre das schon gut. Aber schön blutig, ja?”, sagte sie.
“Wird gemacht”, lächelte ich sie an und verschwand in der Küche. Wir hatten zum Glück Fleisch zu Hause, da wir ab und zu für das Rudel etwas zubereiteten. Esme dachte sich, das sie wohl am liebsten Fleisch haben würde und hat den halben Metzger aufgekauft. Ich stellte die Pfanne auf den Herz, fügte ein wenig Öl hinzu und suchte ein großes Stück für Nessi raus.
Während ich in der Küche herumwirbelte, dachte ich an die Worte von Nessi. Seine Mum? Hatte sie sich doch mal mit jemanden getroffen? Bella und ich hatten es ihr nahegelegt, sich Freunde in der Schule zu suchen. Sie war sonst nur mit uns, dem Rudel oder dem Rudel aus dem Reservat in Kontakt. Ansonsten hatte sie bis auf Charlie keine menschlichen Kontakte. Von daher sollte sie sich ein wenig bemühen. Es war ja schon eine Überraschung das sie freiwillig zur Feier in La Push ging, obwohl Jake nicht da war. Ohne das wir sie darauf ansprachen, hatte sie an dem Tag erzählt das sie dort hingehen würde. Und sie war auch erst relativ spät Zuhause gewesen, also musste es ihr ja schon gefallen haben. Ich konnte es nicht genau sagen, da sie mich seit einigen Wochen blockierte mit ihrem Farbspiel. Meine Gedanken kreisten während ich den Teller für meine Tochter anrichtete und ihr brachte.
Sie freute sich und bemerkte das ich das Steak perfekt gemacht hätte. Ich schmunzelte ein wenig, denn wenn ich ihr es Roh hingelegt hätte, würde es ihr besser schmecken. Während ich ihr beim Essen beobachtete, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
“Oh...”, entfuhr es mir, als ich es realisiert hatte.
Einen Tag, nachdem Bella und ich sie gebeten hatten, Kontakte in der Schule zu suchen. Natürlich hatte sie Kontakte gefunden. Und es war ein Junge, den Nessi anscheinend angefangen hat zu mögen. Sonst würde sie nicht so penibel darauf achten, nichts zu verraten. Mir fiel nicht auf das mich alle anstarrten.
“Was ist los, Edward”, fragte Jasper mich. Er spürte meine Erleichterung, konnte es aber nicht nach vollziehen.
“Nichts, es ist alles in Ordnung. Mir kam gerade nur eine Idee.”, erklärte ich ihm. Niemand verstand worauf ich hinaus wollte.
“Was für eine Idee?”, fragte Alice mich nun, welche auf dem Schoß auf Jasper saß.
“Ach, Bella und ich haben Nessi versprochen, das sie mit Jake ein Urlaub machen kann. Und Nessi will unbedingt nach New York und mir ist eingefallen, das Esme doch noch das Haus damals fertig gemacht hatte. Vielleicht würde Rose es den beiden für den Urlaub überlassen”, log ich ohne Mühe.
“Die beiden fahren in den Urlaub?”, fragte Alice verwundert.
“Natürlich nur wenn die beiden es auch wollen.”, sagte Bella jetzt scherzend. Es bestand keine Zweifel das die beiden nicht zusammen weg wollten. Das Jake jetzt alleine los musste, war für Nessi ein halber Weltuntergang.
‘Da bin ich auch mal gespannt. Upsi, du hast nichts gehört Edward!’, kam es aus Alice Richtung und ich schaute sie fragend an. Jedoch bekam ich keine weitere Antwort mehr. Alice wusste also mehr als wir. Wann wusste sie denn auch mal weniger. Aber gerade bei unserer Tochter wurmte mich das. Und Alice beherrschte es perfekt, mich im Dunkeln zu lassen. Wäre dieser Ausrutscher nicht gewesen, hätte ich nicht mal ansatzweise geahnt, das sie davon wusste.
Nessi schlang ihr Steak runter und stellte den Teller zur Seite.
“Meinst du wirklich Rose würde Jake ins Haus lassen?”, fragte sie mich nun.
Das Verhältnis zwischen den beiden hatte sich gebessert. Sie waren zwar keine Freunde, aber sie konnten miteinander vernünftig reden. Ich sah dort eigentlich keine großartigen Probleme.
“Rose wird zwar noch eine Hundeklappe in die Tür einbauen lassen wollen, aber sonst”, lachte ich und Nessi sah mich beleidigend an.
Sie war zur Zeit etwas empfindlich wenn man auf Jake’s Kosten Witze machte. Sie waren das erste Mal für längere Zeit getrennt und für sie war es schwer.
Unsere Gruppe löste sich auf und auch Nessi verschwand wieder in ihr Zimmer.
“Edward, könnte ich einmal mit dir reden?”, Carlisle hinter mir. ‘Es ist dringend.’, fügte er in den Gedanken hinzu.
Ich nickte und folgte ihm in sein Büro.
‘Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich mich auf diese Art und Weise mit dir unterhalte. Ich möchte jedoch Möglichen Lauschangriffen vermeiden’, dachte er. Ich verstand ihn, es waren fast alle Familienmitglieder zu Hause. Da konnte man nicht sicher sein, das nicht doch jemand zuhörte.
‘Ich mache mir ein wenig Sorgen. Jake und Sam sind lange weg, Seth hat sich nun auch schon lange nicht mehr gemeldet. Meinst du es ist etwas schief gelaufen?, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, da ich mir nichts dergleichen vorstellen konnte. Sam und Jake waren ein gutes Team und konnten mit Sicherheit eine Lösung finden. Jedoch hatten wir von Seth tatsächlich lange nichts gehört.
‘Sollten wir mal nachfragen was mit ihm ist? Wenn einer von den Wölfen wieder vorbei schaut?’, fragte Carlisle mich.
Ich nickte als Antwort, das war tatsächlich eine gute Idee.
‘Und wir können uns nicht mehr lange in Forks aufhalten, das weißt du auch oder?’, kam es dieses Mal besorgt. Ich knirschte mit den Zähnen. Ich wusste das wir nicht ewig in Forks bleiben könnten. Allen in der Familie war die Situation bewusst, jedoch wollte auch keiner Forks verlassen. Wir hatten hier ein sicheres Zuhause. Zudem das Jake auf Renesmee geprägt war, schien es unmöglich von hier fortzugehen. Und Bella wollte Charlie auch nicht alleine lassen, auch wenn sich Sue hervorragend um ihn kümmerte.
‘Es kommen so langsam fragen auf. Wir sind nun schon hier länger als geplant. Wir wollten eigentlich nach Bella’s Verwandlung verschwinden. So langsam müssen wir eine Lösung finden’, dachte er. Das er auch schon eine Lösung hatte war überraschend, denn eigentlich mochte er es nicht wenn sich die Familie trennte. Er wollte mit Esme alleine verschwinden, je nachdem wer sich ihnen noch anschließen wollte. Er hoffte das Alice und Jasper sie begleitete, damit man es als Familienurlaub sehen konnte. Jedoch wusste er nicht wie der Vorschlag bei den anderen ankommen würde.
‘Bitte behalte dies für dich. Es ist schwer genug es vor Alice geheim zu halten’, lächelte er mich an und ich nickte ihm als Antwort.
Es war ein kurzes Gespräch und ich ging wieder zu meiner Frau die immer noch auf dem Sofa war.
“Was wichtiges?”, fragte sie mich als ich meine Hände auf ihre Schulter legte.
“Er wollte die Situation wegen Seth noch mal ansprechen. Wir wollen die Wölfe darauf ansprechen, ob alles in Ordnung ist”, sagte ich lächelnd und küsste sie sanft.
“Oh, Seth geht es bestens. Glaub mir.”, sagte Nessi als sie gerade die Treppe runter kam. “Ich bin noch mal weg...”.
“Woher weißt du das mit Seth?”, kam mir Bella zuvor. Es war zwar nicht meine Frage gewesen, aber Bella wollte ihr ein wenig Freiheit lassen.
“Ach ich habe ihn gesehen, auf der Feier in La Push. Mit einem Mädchen und er schien glücklich zu sein”, sagte sie und wippte leicht hin und her.
“Ach wie schön. Hat sich Seth also auch geprägt?”, fragte Bella weiter, aber unsere Tochter zuckte nur mit den Schultern.
“Naja, kann ich gehen?”, fragte sie nach einer Weile.
“Wo willst du denn jetzt noch hin”, fragte ich, so als würde es mich nicht wirklich interessieren. Doch innerlich brannte ich auf die Antwort.
“Naja, einfach… ein wenig raus und so.”, sagte sie zögernd, war dann aber auch schon verschwunden.
“Mach es ihr doch nicht so schwer”, tadelte meine Frau mich.
“Tue ich gar nicht, hab doch nur gefragt”, gab ich zurück.
“Ja schon, aber lass ihr doch mal ihre Zeit”, meinte sie.
“Wenn sie diese Zeit auch wirklich alleine verbringen würde.”, sagte ich gespielt verschwörerisch.
‘Sind schon weg’, hörte ich Alice und dann waren sie schon verschwunden.
“Was meinst du damit?”. Bella guckte mich jetzt mit großen Augen an.
“Nun, wir haben ihr doch nahegelegt sich doch auch mal mit ein paar Schulkameraden zu treffen”, erklärte ich ihr.
“Und sie scheint jemanden gefunden zu haben. Zumindest glaube ich es, weil sie mich seit dem konstant immer abblockt”.
“Aber… wieso erzählt sie uns denn nichts?”, fragte Bella nun verwundert.
“Vielleicht ist es ihr peinlich? Ich weiß es nicht. Sie gibt sich aber große Mühe nichts zu verraten.”, sagte ich und zog Bella nun zu mir.
“Vielleicht weiß ja Alice mehr?”, überlegte sie. Ich antwortete nicht darauf und wartete auf den Sturm.
“Alice weiß mehr oder? ALICE, komm her. Was weißt du davon? Jetzt rück schon mit der Sprache raus. UND ALICE KOMM RUNTER!”, fing es dann an. Ich seufzte und versuchte sie zu beruhigen.
“Ja, Alice weiß mehr aber sie ist schon wieder weg. Sie darf aber nichts verraten und ich weiß nur das ihr spontaner Urlaub vielleicht doch nicht stattfindet.”, sagte ihr zu ihr.
Sie schaute mich böse an und zog eine Schnute.
“Es ist gemein das ihr beide immer so viel mehr wisst.”, sagte sie, sprang auf und ging zu Tür.
“Wo willst du denn hin?”, fragte ich verwundert.
“Ich gehe meine Tochter suchen”, beschloss sie und war auch schon verschwunden.
Es war mitten in der Nacht als die beiden wieder nach Hause kamen. Erst kam Bella und im Schlepptau kam unsere Tochter. Sie sah etwas geknickt aus.
“Ich glaube unsere Tochter möchte dir noch etwas sagen”, versuchte Bella ruhig zu sagen, doch ihn Unterton verriet das sie sauer war. Was hatte Nessi angestellt, das sich Bella so sehr darüber aufregte. Ich schaute meine Tochter an und sie sah wirklich verunsichert aus. Meine Frau hatte also ihre ernste Seite gezeigt. Schließlich kam Nessi auf mich zu um mir zu zeigen was passiert war, so wie es ihre Art war wenn sie etwas schwieriges erklären musste.
Ich sah unser Gespräch, wo wir sie gebeten hatten sich Freunde in der Schule zu machen. Sie war über diese Entscheidung nicht glücklich gewesen. So fing sie an in der Schule an, sich mehr zu beteiligen. Bis sie ein Jungen an unserem Tisch sah. Bei dieser Szene musste ich leise Kichern, denn es war unser Tisch gewesen, als wir zur Schule waren. Und er saß genauso einsam und teilsnahmlos da. Nessi knurrte und ich wandte ihr wieder meine Aufmerksamkeit zu. Sie hatte sich an ihren Tisch gesetzt. Der Junge hatte von dem nichts mitbekommen und hat sich erschrocken. Und er schien verwirrt gewesen zu sein. Das Gespräch war belanglos. Jedoch hatte Nessi jemanden gefunden, denn sie teilten in den darauf folgenden Tagen und Wochen immer die Pausen. Ein Problem war aber das der Junge, Jason, immer aufmerksamer wurde. Meine Tochter hatte sich ein Spaß daraus gemacht, sich anzuschleichen und ihn zu erschrecken. Er schien sich daran gewöhnt zu haben, jedoch war er misstrauisch geworden. Genau wie sie bei der Feier von La Push verschwunden waren. Die Bilder wurden langsamer und zuckten etwas bis sie dann am heutigen Tag angelangten. Jason war mit in Port Angeles gewesen und sie hatten den Tag gemeinsam verbracht. Dann waren sie auf ihrer Lichtung gewesen.
Als kleine Ankündigung - diese Geschichte hat nichts mit One Piece zu tun. Und wer sich gerne spoilern will, kann dies tun. Es ist sehr nahe an die Geschichte gelehnt, jedoch habe ich mich für ein anderes Setting entschieden - da es für mich einfacher war.
Aber ich will nicht weiter um den heißen Brei reden, lest einfach selber. (Achtung, könnte lang werden)
Mittsommernachtstraum
Wenn der Schlüssel zur Unsterblichkeit der Tod ist, dann bin ich bereit zu Sterben.
Wenn der Schlüssel zur Unsterblichkeit der Tod ist, dann bin ich bereit zu Sterben.
Das der Wecker klingelte war mir durchaus bewusst, doch versuchte ich es so gut wie möglich zu ignorieren. Ich überlegte sogar die Schule zu schwänzen, was sollte ich schon verpassen. Es war der letzte Schultag vor den Ferien und meine Motivation hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Ich drehte mich auf den Rücken und machte die Augen auf. ‘Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber... ‘, ging ich im Kopf die Möglichkeiten durch um nicht zur Schule gehen zu müssen.
“Jason, aufstehen sonst kommst du zu spät”, rief meine Mutter und ich seufzte. Ich verwarf die Überlegungen und machte mich langsam fertig. ‘Hoffentlich behalten sie uns heute nicht den ganzen Tag in der Schule, sondern rücken nur die Zeugnisse raus.’, dachte ich mir beim Zähneputzen. Ich warf noch mal ein Blick in den Spiegel und entschloss das man sich so in der Öffentlichkeit blicken konnte. Meine Mutter Julia und meine Schwester Sarah waren schon dort. Es war merkwürdig still, als wollten sie etwas bereden aber trauten sich nicht.
Ich setzte mich auf meinen Platz und fing an zu Frühstücken. Ich war ein ruhiger Mensch und wollte eigentlich nicht viel reden. Und erst recht nicht Morgens, das wussten normalerweise alle. Dennoch musste Sarah die Bombe platzen lassen, kaum als ich mich hingesetzt habe.
“Was ist da eigentlich mit dir und Nessi?”, fragte sie scheinbar scheinheilig. In Gedanken erschoss ich sie und meine Mutter wurde sofort hellhörig.
‘Natürlich muss das auffallen.’, dachte ich mir.
Wir waren vor einem Jahr umgezogen, nachdem sich unsere Eltern haben scheiden lassen. Unsere Mutter hat das Sorgerecht bekommen, da unser Vater lieber mit seiner Geliebten durchbrannte und noch in der Nacht verschwand, wo Julia ihn erwischt hatte. Mir hat der Gedanke am Umzug nicht gefallen, erst Recht nicht als ich erfuhr das es nach Forks ging. Noch viel weiter konnte man nicht wegziehen.. Mit dem Umzug kam auch eine neue Schule und neue Leute. Ich hatte nicht groß Interesse daran gehabt, neue Leute kennen zu lernen oder neue Freunde zu finden. Wohl auch wegen der Vorstellung das ich aus meinem gewohnten Umfeld gerissen wurde. So hatte ich mit meinen Mitschülern ein stillschweigendes Abkommen, das wir so wenig wie möglich miteinander redeten. Sie merkten irgendwann das ich lieber für mich blieb, auch wenn sie versucht hatten mich in ihre Clique mit einzubinden. So hatte ich mir den Ruf eingehandelt, das niemand mein Interesse wecken könnte. Egal auf welche Art und Weise.
“Nichts.”, antwortete ich knapp und hoffte sie würde es dabei belassen. Doch ich kannte meine Schwester und wusste das sie weiter fragen würde. Sie musste einfach auf dem aktuellsten Stand der Dinge sein, dabei war es egal worum es sich handelte. Erschoss der Nachbar sein Vogel, wusste Sarah es sofort und als Erste. Zumindest kam mir es fast so vor. Aber man würde ihr auch alles erzählen was man wusste. Wenn es ein anderes Wort für Hübsch gäbe, dann würde es Sarah perfekt beschreiben. Sie war eine Naturschönheit, die wenig Make-Up benötigte um trotzdem auszusehen als hätte sie gerade die Miss World Wahl gewonnen. Viele Frauen beneideten sie darum, das wusste ich doch war sie bodenständig und nach meinem Wissen immer noch Single. Das überraschte mich, jedoch beruhigte mich das gleichzeitig. Aber selbst wenn es anders wäre, würde es mich nicht mehr kümmern.
“Ach komm schon Jason, seitdem wir umgezogen sind warst du immer alleine an diesem Tisch und seit ein paar Wochen setzt sich dieses Cullen-Mädchen zu dir, da muss doch was laufen. Hat es wirklich jemand geschafft Jason’s Interesse zu wecken?”, nervte sie mich weiter. Ich seufzte. Sie hatte ja zum Teil Recht, das musste ich zugeben. Ich dachte an den Tag zurück, wo sie sich das erste Mal zu mir gesetzt hatte.
Ich saß, wie sonst immer auch an ‘meinem’ Tisch und kaute gemütlich auf meinem Essen. Ich ließ dabei mein Blick durch die Mensa streifen. An dem einen Tisch saßen meine Klassenkameraden und schmiedeten angeregt Pläne für das Wochenende, sie wollten schwimmen gehen. Etwas weiter entdeckte ich meine Schwester mit ihren Freundinnen, die sich hektisch über etwas unterhielten.
“Hallo... “, ertönte es etwas zu nah und ich zuckte zusammen. Erschrocken schaute ich mich um und schräg gegenüber von mir schaute ich in stahlblaue Augen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, zu dem war ich verwirrt. Wie war sie unbemerkt an meinen Tisch gekommen, war ich tatsächlich so in meinen Gedanken versunken gewesen?
“Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe, das wollte ich nicht.”, lächelte sie mich an.
“Nein, ich hatte wohl geträumt, schon gut”, sagte ich langsam. Ich betrachtete sie noch mal kurz. Sie hatte samtweiche Haut, schulterlange glatte rotbraune Haare und ein weiches Gesicht, als würde es einem Engel gehören. Bei dem Lächeln wurde mir warm ums Herz, es war so offen und voller Liebe. Dann ließ ich mein Blick wieder durch den Raum gleiten und versuchte mich an ihren Namen zu erinnern.
“Renesmee... oder Nessi“, sagte sie aus heiterem Himmel, sie schien wohl zu ahnen das mir der Name entfallen war. Dennoch war ich verwirrt, denn normalerweise ließen meine Mitschüler mich in Ruhe. Oder sollte das wieder ein neuer Versuch werden mich in die Klassengemeinschaft einzubinden.
“Danke und tut mir leid. Ich bin nicht gut in Namen merken.”, antwortete ich ohne sie anzugucken.
“Das macht nichts. Kann ich dir helfen?”, fragte sie mich unbeirrt und ich schaute sie wieder an.
“Mir helfen?”, kam es von mir zurück.
“Naja jedes Mal sitzt du hier alleine und schaust durch die Mensa als würdest du etwas suchen.”, sagte sie unbekümmert.
“Nein... ich suche nichts. Ich träume meist vor mich hin”, antwortete ich. In diesem Moment klingelte es und Renesmee stand auf.
“Vielleicht erzählst du mir ja mal davon”, sagte sie und verschwand. Ich saß verwirrt da und versuchte die Situation zu verstehen. Wieso kam Renesmee zu mir und fing an sich mit mir zu unterhalten? Ich hatte darauf keine Antwort und stand ebenfalls auf. Erst dann bemerkte ich das mich die halbe Mensa verdutzt anschaute, als käme ich von einem anderen Stern. ‘Na super, jetzt werde ich bestimmt DAS Gesprächsthema.’, dachte ich mir in dem Moment. Und ich sollte Recht behalten, nicht nur weil ich mich an dem Tag 5 Minuten mit Renesmee unterhalten habe, sondern weil sie seit dem Tag jedes Mal zu meinem Tisch kam. In den ersten Tagen waren wir wie ein öffentliches Kino, jeder schaute uns zu. Auch wenn eigentlich gar nichts passierte. Renesmee stellte mir fragen, die ich sporadisch antwortete. Doch wurde das Verhältnis lockerer und ich freute mich ein über ihre Anwesenheit.
“Da ist nichts, was geht dich das eigentlich an? Und musst du nicht los zur Schule?”, fragte ich jetzt meine Schwester, die sofort aufsprang.
“Mist, ich bin viel zu spät dran, tschau Mum”, fluchte sie und verschwand ohne weiteres. Ich musste leicht auflachen, denn es war noch eine halbe Stunde bis die Schule anfing. Mir war bis heute nicht klar gewesen wieso man so früh zur Schule wollte.
“Lerne ich Nessi denn auch mal kennen?”, fragte meine Mum mich vorsichtig.
“Sie heißt Renesmee, Mum. Und das ist wirklich nichts Besonderes, vielleicht lade ich sie mal ein, okay?”, antwortete ich seufzend. Julia hatte mich so bittend angeschaut, das ich es einfach nicht ablehnen konnte. Und ich war ihr was schuldig, da ich ihr das erste Jahr hier fast zur Hölle gemacht hatte. Sie hat sie große Mühe gemacht, das ich mich hier wohlfühlte, jedoch hatte ich es kaum angenommen. Vielleicht sollte ich wirklich etwas nachsichtiger sein. Und ich sah es meiner Mutter an, das sie sich freute das ich endlich Freunde hatte. Oder zumindest eine Freundin. Sie lächelte mich freudig an und ließ mich in Ruhe frühstücken.
Zur Schule war es kein weiter Weg, man könnte eigentlich auch zu Fuß hingehen. Trotzdem nahm ich jedes Mal mein geliebtes Auto. Einen Mitsubishi Lancer Evolution, den ich mir teuer zusammen gespart hatte. Von daher nahm ich jede Möglichkeit wahr mit dem Auto zu fahren. Der Parkplatz der Schule war gut gefüllt, so wie jedes Mal wenn ich ankam. Dennoch schaffte ich es jedes Mal noch ein Parkplatz zu ergattern. Mir blieben noch 5 Minuten. Ich überlegte noch ob ich nicht einfach weiter fahren soll, nach Port Angeles und dort den Tag verbringen soll. Die Hoffnung zerschlugen sich aber sofort da meine Klassenkameraden gerade vorbei liefen und mich grüßten. Ich nickte mit dem Kopf als Antwort und stieg aus meinen Wagen. Wenn man mich schon an der Schule gesehen hatte, machte es kein Sinn jetzt wieder abzuhauen. Ich verschloss mein Wagen und machte mich auf den Weg in die Schule.
“Hey Jason, warte mal eben.”, hörte ich hinter mir. Ich drehte mich um und Chris und Sophia stand vor mir.
“Hm?”, kam als Antwort, aber Chris ließ sich davon nicht stören. Er ging in meine Klasse und verstand die Regeln, man sollte nur dann mit mir reden wenn man auch wirklich etwas wollte. Sonst reagierte ich erst gar nicht oder es kam keine Antwort.
“Heute ist ja der letzte Schultag vor den Ferien und wir wollten eine kleine Klassenfeier machen. Drüben am Strand von La Push. Ich wollte dir nur kurz Bescheid sagen, vielleicht kommst du ja auch wenn du Lust hast”, sagte er mehr fragend als aussagend. Es war nett, das sie mich bei solchen Veranstaltungen immer berücksichtigen auch wenn ich selten dabei war. Chris war jemand der gerne in Harmonie lebte und das zeigte er auch deutlich. Er war unser Streitschlichter, jedes mal wenn es Probleme gab, schritt er ein um die Sache zu klären. Sophie stand etwas schüchtern daneben. Sie sagte ungefähr so viel wie ich, aber nur weil sie sich nicht traute.
“Ja, mal schauen. Ich werde es mir überlegen”, antwortete ich. Chris schaute überrascht und nickte. Das war wohl mehr als er erwartet hatte.
“Okay... dann bis gleich”, sagte er und ging an mir vorbei. Ich schaute den beiden hinterher wir sie noch die Köpfe zusammensteckten und sich noch mal nach mir umdrehten. Irgendwas hatte sich verändert, seit dem Renesmee sich mit mir gemeinsam aufhielt. Ich wurde häufiger auf etwas angesprochen oder kritisch beäugt. Als würde mir eine grundlegende Sache entgehen. Nachdem ich noch kurz darüber nachgedacht hatte, ging ich in meine Klasse und setzte mich auf meinen Platz. Hin und wieder schaute jemand zu mir, als würde er mir etwas sagen wollen. Jedoch kam dann schon Mr. Varner mit den Zeugnissen in den Händen. Ich atmete erleichtert auf, es gab wirklich nur die Zeugnisse und dann war ich auch schon von dem Leiden erlöst. Mr. Varner gab mir mein Zeugnis mit den Worten ‘Ich will nicht wissen, was passiert wenn du dich mal anstrengst.’ und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Dafür das ich scheinbar nur ‘desinteressiert und gelangweilt’ dem Unterricht gefolgt war, hatten sich erstaunlich viele 2en auf mein Zeugnis gemogelt. Mr. Varner hatte meine Mutter auf mein Verhalten in der Schule angesprochen gehabt, jedoch konnte sie ihm nichts Neues sagen. Schließlich war mein Verhalten zu Hause eben so gewesen.
“... und ich hoffe wir sehen uns alle nach den Ferien genauso Gesund und Munter wieder.”, beendete Mr. Varner seine Ansprache und die Klasse jubelte. Ich nahm meine Sachen und ging Richtung Ausgang.
“Hey Jason, wir treffen uns um 19 Uhr am Strand”, rief Chris noch. Ich hob die Hand zeigte ihm den Daumen, als Zeichen das ich ihn verstanden habe.
“Ich überlege es mir.”, antwortete ich und verließ den Klassenraum. Ich wusste nicht, ob ich wirklich einer Party beiwohnen sollte, aber vielleicht wäre es eine Ablenkung. Während ich darüber nachdachte, ging ich zu meinem Auto.
“Du gehst auch Blind durch die Welt, oder?”, hörte ich lachend. Ich schaute mich um und fand Renesmee an der Beifahrertür. Manchmal war es wirklich beängstigend wie sie scheinbar aus dem Nichts auftauchte. Es war schon öfters passiert, das sie urplötzlich neben mir stand ohne das ich etwas mitbekommen habe. Und ich bezweifelte das ich wirklich so unaufmerksam war, das sie sich immer an mich anschleichen konnte. Ich hatte mir vorgenommen, darauf aufmerksamer zu achten auch wenn es mir dieses Mal nicht gelungen war.
“Oder du bist einfach nur eine Geheim Agentin, die sich besonders gut anschleichen kann”, antwortete ich und wir musste beide lachen. Unsere Beziehung hatte ein guten freundschaftlichen Status erreicht. Mittlerweile konnte ich unbeschwert mit ihr reden, auch wenn sie manchmal etwas seltsames an sich hatte. Ich konnte es mir nicht erklären, jedoch wollte ich es auch gar nicht wissen. So wie es jetzt war funktionierte es super. Das sollte ausreichen. Ich machte jetzt die Tür auf und wollte mich in mein Wagen setzen.
“Sag mal... Jason, hast du heute noch was vor?”, fragte Renesmee mich aus heiterem Himmel. Dieses Mädchen war immer für eine Überraschung gut. Sie schaffte es immer wieder mich komplett aus der Bahn zu werfen und mich damit zu verwirren. So stand ich jetzt planlos an meinem Auto und überlegte krampfhaft was sie jetzt wieder vorhatte. Sie hatte vorher nie Andeutungen gemacht, das sie sich außerhalb der Schule treffen wollte. Wir haben im allgemeinen nur über Schulthemen oder Mitschüler gesprochen. Nach dem die Schule geendet hatte, ging jeder seines Weges. Bis zum nächsten Schultag.
“Ähm, also... “, sagte ich verdattert
“Naja, es war ja nur eine Frage. Ich dachte, weil ja heute Abend die Party in La Push ist, kommst du auch dahin. Vielleicht hätte man sich dann ja noch gesehen.”, sagte sie jetzt etwas schüchtern und ihre Wangen wurden rot. Zumindest war ihr die Situation genauso unangenehm wie mir.
“Ja... ich überlege es mir.”, antwortete ich langsam. Ein kleines Leuchten erstrahlte ihre Augen und sie lächelte.
“Super, dann bis nachher”, sagte sie und verschwand ohne ein weiteres Wort.
“Na Jason, hast du ein Date?”, hörte ich Sarah hinter mir. Ich verdrehte die Augen bevor ich mich zu ihr wand.
“Hat man nicht gelernt, das man fremden Gesprächen nicht lauscht”, antwortete ich. Sarah zuckte nur mit den Schultern.
“Ist auch egal, kommst du denn jetzt mit oder nicht?”, fragte sie mich. Allmählich ging mir die Frage auf die Nerven. Wieso waren alle so erpicht darauf, es war doch nur eine Feier.
“Da ich anscheinend nicht daran vorbei komme, ja”, antwortete ich und stieg ins Auto. Sarah klatschte freudig in die Hände und ging wieder zu ihren Freundinnen.
“... das Haus, wurde auch mal Zeit”, hörte ich sie noch sagen, bevor ich die Tür endlich zu zog. ‘Gott, geht ihr mir heute auf die Nerven’, dachte ich nur und ließ den Motor an. Schnell verließ ich das Schulgelände und fuhr auf die Straßen von Forks. Auf dem Weg nach Hause überlegte ich, ob ich wirklich nach La Push sollte. Ich war dort nur einmal, damals als wir hergezogen sind. Damals wollte ich die Landschaft erkunden, jedoch war es dort noch einsamer als hier. Hinzu kam, das dort eine seltsame Aura herrschte die mich unwohl fühlen ließ. Mir war es dort nicht geheuer, aber ich hatte jetzt schon zumindest Sarah zugesagt. Ich kam zu Hause an und auf dem Wohnzimmertisch lag ein Zettel.
‘Ich bin noch einkaufen, Essen steht in der Küche - Hab euch Lieb, Mum’, stand dort. Da wurde mir bewusst das wir gerade mal 2 Stunden in der Schule waren. Ich stöhnte auf und ging in die Küche. ‘Na super, was soll ich denn jetzt noch mit der restlichen Zeit machen.’, überlegte ich mir, während ich mir eine Schüssel mit Milchreis fertig machte. Ich setzte mich in die Küche und fing an zu Essen und überlegte was ich machen könnte. Dann wurde ich abgelenkt als Sarah nach Hause kam.
“Mum, weißt du was?”, rief sie gut gelaunt, kaum als sie die Tür geöffnet hatte.
“Nein, aber sie ist auch noch nicht wieder da”, rief ich zurück.
“Oh.”, hörte ich und kurz darauf kam Sarah in die Küche.
“Aber du kannst es auch gerne mir erzählen.”, grinste ich sie an während sie sich etwas von dem Milchreis nahm.
“Ich wollte nur die Sensation verkünden, das du dich freiwillig aus dem Haus begibst.”, antwortete sie und setzte sich zu mir.
“Als ob ich mich nur in meinem Zimmer einschließen würde.”, murrte ich.
“Okay, ich korrigiere mich, das du dich aus dem Haus begibst und freiwillig auf eine Party gehst.”, sagte sie etwas genervt.
“Sie wird sich freuen, das du dich endlich ein wenig mehr an dem Leben hier beteiligst und dich einfügst anstatt den einsamen Bergemeriten abzugeben.”
“Jaja, schon gut. Hab schon verstanden. Und von freiwillig kann ja keine Rede sein”, antwortete ich.
“Wieso? Hat Nessi dich gezwungen?”, fragte sie
“Nein. Du!”, kam als Antwort von mir und sie streckte mir die Zunge raus. Ich reagierte darauf nicht und aß mein Milchreis auf.
“Ich mach mich schon mal fertig”, sagte sie als sie fertig war und stand auf.
“Wieso? Das fängt da doch erst um 19 Uhr an?”, fragte ich verwirrt.
“Egal, ich wollte sowieso nach La Push.”, antwortete sie.
“Schon wieder? Du bist in letzter Zeit fast immer da”, fragte ich sie verwundert Und es war nicht gelogen, meine Schwester verbrachte fast jeden Tag in La Push. Trotzdem kam sie mit der Schule hinterher und ich fragte mich wie sie das machte.
“Lass mich doch, ist doch meine Sache. Das geht dich ja wohl nichts an”, antwortete sie. Sie reagierte dabei genauso wie ich heute morgen.
“Hat etwa jemand DEIN Interesse geweckt?”, fragte ich. Sarah wurde hochrot und wich meinem Blick aus. Sie konnte solche Sachen nur schwer verbergen und ich wusste das ich Recht hatte. Und dann fiel der Groschen.
“Deswegen hast du heute morgen von Renesmee angefangen, du wolltest von dir ablenken.”, ich lachte auf. Es war also nur ein Ablenkungsmanöver gewesen.
“Ach, lass mich.”, nuschelte sie und ging aus der Küche. Ich saß lachend in der Küche. Heute Morgen hatte ich meine Schwester noch in den Gedanken gelobt, dass sie noch Single war und jetzt so etwas. Damit hatte ich nicht gerechnet und ich fragte mich was meine Mutter rausbekommen hatte, damit Sarah das Thema auf mich lenkte, denn normalerweise wollte sie immer im Mittelpunkt stehen. Das würde auch die angespannte Stimmung von dem Frühstück erklären. Julia hatte auf jeden Fall was rausbekommen, aber anscheinend nicht alles.
“Aber kein Wort zu Mum!,” sagte Sarah noch mal und steckte den Kopf durch die Tür. “Sonst bist du ein Kopf kürzer”.
“Okay, versprochen. Aber das Thema Renesmee ist dann auch gestorben.”, antwortete ich. Wenn sie das Thema nicht im Haus haben wollte, dann sollte Renesmee auch kein Thema mehr sein.
“Okay, ich werde es nicht wieder als Ablenkungsmanöver benutzen”, seufzte sie und verschwand wieder.
‘Na geht doch. Und vielleicht würde Mum auch vergessen, das ich sie einladen soll.’, dachte ich. Nicht das es nicht gewollt hätte aber sie war lediglich eine Schulfreundin. Eine Schulfreundin, die es geschafft hat in gewisser Maßen mein Interesse zu wecken.
Ich schaute auf die Uhr, welche mir 18:33 Uhr anzeigte. Ich sollte mich langsam auf den Weg nach La Push machen, nicht das ich zu spät zur sagenumwobene Mega-Party kam. Ich rappelte mich auf und streckte mich. Dieses kleine Nickerchen hat wirklich gut getan und so konnte ich gut vor meiner Mutter und ihren neugierigen Fragen zu Renesmee flüchten. Ich ging die Treppe runter und nahm mein Autoschlüssel vom Haken.
“Ich bin jetzt weg”, sagte ich zu meiner Mutter die vor dem Fernseher saß.
“Wo willst du denn jetzt hin?”, fragte sie mich überrascht. Sie hatte also nicht mitbekommen das ich heute auch auf der Feier bin.
“Ich fahre eben nach La Push und guck mir das dort an.”, sagte ich ohne viel Bedeutung in die Worte zu legen, eben so als wäre es beiläufig.
“Oh, ja gut… viel Spaß und komm nicht zu spät”, stammelte meine Mutter, die sich aber sichtlich freute.
Ohne ein weiteres Wort ging ich zu meinem Auto und stieg ein. ‘Wenn ich mich beeile bin ich in 15 Minuten da’, überlegte ich und wollte gerade beschleunigen, als das Auto von Chief Swan hinter mir einbog. ‘Oder auch erst in 30 Minuten.’ So wie es aussah wollte Chief Swan ebenfalls ins Reservat, denn er fuhr bis zum Strand hinter mehr her und parkte schließlich auch neben mir ein. Ich ärgerte mich ein wenig, aber dachte auch gleichzeit das ich noch den Rückweg hatte. Am Strand hatten sich schon einige eingefunden und ich fand ein paar bekannte Gesichter. Jedoch auch einige die mir völlig fremd war. Ich saß noch im Auto und überlegte ob ich wirklich aussteigen sollte. Schließlich entdeckte mich Chris wieder, der erst überrascht wirkte mir dann aber freudig zu winkte. ‘Jetzt habe ich keine andere Wahl’, dachte ich und stieg aus. Chris kam mir sofort entgegen.
“Hey, super das du doch kommst. Wir wollten schon wetten ob du kommst oder nicht?”, begrüßte er mich.
“Manchmal bin ich für eine Überraschung gut und mir war sowieso langweilig.”, antwortete ich.
“Komm mit rüber und schnapp dir ein Bier.”, sagte Chris und ging wieder. Ich ging langsam hinterher und schaute mich um. Tatsächlich war größtenteils meine Klasse hier vertreten und feierten. Ich nahm mir ein Bier aus dem Eiskübel und öffnete es.
“Wow, sogar pünktlich. Ich hab damit gerechnet das du erst auf den letzten Drücker kommst.” , bemerkte Sarah hinter mir.
“Tadaa.”, erwiederte ich, ohne sie anzuschauen.
“Und lass das Chief Swan nicht sehen, das du ein Bier trinkst.”, bemerkte sie als ich gerade ein Schluck nahm.
“Gegen ein Bier ist sicherlich nichts einzuwenden, oder”, erwiderte ich und beobachtete weiter die Menge.
“Wenn du Nessi suchst, sie ist noch nicht da”, sagte sie stumpf.
“Haben wir nicht gesagt das wir das Thema lassen…”, sagte ich jetzt genervt und wendete mich zu ihr. Sie sah mal wieder hinreißend aus, jedoch war ich das ja gewöhnt. Was ich jedoch nicht gewöhnt war, das ein 2 Meter Hüne neben ihr stand, den Arm um ihre Taille legte und dabei breit grinste.
“Oh…”, entfuhr es mir. Sarah schaute verlegen drein und das Grinsen von dem Mann wurde noch breiter.
“Ja, wir wollten das Thema lassen also naja ist auch egal also… “, stammelte Sarah und holte tief Luft, “das ist Seth Clearwater und wir sind… zusammen. Und das ist der Grund warum ich so oft hier war.”
Ich schaute zwischen den beiden hin und her. Sarah schüchtern und verlegen und Seth selbstbewusst und stolz. Es dauerte ein Moment bis ich meine Fassung wieder hatte.
“Okay.”, zuckte ich mit den Schultern und schaute die beiden an. Damit schienen beide nicht gerechnet zu haben, den erst schauten sie mich verwundet an und dann schauten sie sich fragend an.
“Wie okay?”, fragte Sarah mich.
Ich musste über die Frage lachen, vermutlich weil es auch nur für mich so selbstverständlich war.
“Ja okay halt. Was soll ich schon großartig dazu sagen, du hast deine Entscheidung getroffen und wenn du damit zufrieden und glücklich bist, ist es okay”, antwortete ich schließlich. Sie löste sich von Seth und schenkte mir eine von ihren seltenen Umarmung. Zumindest waren diese Umarmungen für mich selten.
“Danke, meinst du Mum reagiert genau so?”, fragte sie mich. Sie hatte also Angst es unserer Mutter zu beichten und ich überlegte kurz. Sarah kam eigentlich immer gut hier zurrecht und ich hatte das Gefühl das sie sich hier wohler fühlte als in England und Mum weiß wahrscheinlich sowieso schon das Gröbste.
“Wenn du es ihr vielleicht schonender beibringst als mir, wird sie dir vielleicht nicht sofort den Kopf abreißen”, zwinkerte ich ihr zu. Sie sah noch nicht ganz überzeugt aus und stellte sich wieder zu Seth der automatisch den Arm um sie legte.
Dann entdeckte sie ihre Freundinnen und verabschiedete sich. Ich beobachtete die beiden etwas und merkte das sie sich im Grunde wie ein Element bewegten. So bald sich einer von ihnen bewegte reagierte der andere darauf. Als wären sie zwei Zahnräder wären die ineinander greifen und nur so funktionierten. Ich freute mich für sie, auch wenn mir Seth ein wenig unheimlich erschien. Er war riesig und überragte alle anderen fast um eine Kopflänge. Ich trank mein Bier aus und stellte es in die Kiste für die leeren Getränke und ging etwas abseits von der Gruppe. Es waren mittlerweile wieder welche dazu gekommen, aber ich niemanden den ich kannte. Erst da fiel mir auf, das ich in dem Jahr wo ich hier war, wirklich zurückgezogen haben muss. Das ich einfach etwas abseits mich hinsetzen konnte und es niemanden störte.
Die Erwachsenen standen etwas abseits vom Geschehen und hatten ihr eigenes kleines Lagerfeuer gemacht. So konnten wir Jüngeren in Ruhe feiern. Chris und Sophie waren gerade am Tanzen, Jens war mit Timo und Steve am raufen und lachen. Nora, Janine und Ela steckten immer wieder die Köpfe zusammen und kicherten wie verrückt.
“Selbst außerhalb der Schule bleibst du für dich alleine?”, fragte Renesmee mich. Ich hatte mich schon fast daran gewöhnt das sie aus dem Nichts auftauchte.
“Und kannst du mir mal erklären wie du es schaffst immer wieder bei mir zu sein ohne das ich auch nur ein Hauch davon mitbekomme?”, antwortete ich mit einer Gegenfrage ohne sie anzugucken.
“Du bist wahrscheinlich nur unaufmerksam”, beantwortete sie meine Frage. ‘Nein, es ist irgendetwas anderes’, sagte eine Stimme in meinem Kopf, aber ich beließ es dabei.
“Ich bin nicht so oft mit meinen Klassenkameraden unterwegs, von daher, ja”, ging ich jetzt auf ihre Frage ein und sie setzte sich neben mich.
“Es ist schön, dass du da bist.”, sagte sie etwas nachdenklich, jedoch ging ich nicht darauf ein.
“Oh, Seth ist ja doch da”, sagte sie auf einmal überrascht.
“Du kennst ihn?”, fragte ich sie verwundert und schaute sie von der Seite an. In dem Lichtschein von dem Lagerfeuer, sah sie umwerfend aus. Es war mir vorher nie aufgefallen und vielleicht war es auch nur eine Einbildung von mir, das sie in dem Licht sanft leuchtete. Ich schüttelte den Kopf um dieses Bild wieder los zu werden und schaute wieder zur Gruppe wo Seth herrausragte.
“Ja… ich bin öfters im Reservat, aber wer ist das Mädchen bei ihm. ”, meinte sie langsam, als wäre sie mit den Gedanken nicht wirklich hier.
“Achso, das ist meine Schwester”, meinte ich beiläufig. Ihr Kopf ruckte in meine Richtung.
“Deine Schwester?”, fragte sie leise. Ich schaute in ihre Augen und glaubte mich darin zu verlieren, dieses Blau war so unglaublich rein, ich musste mich losreißen um antworten zu können.
“Ähm ja, wieso?”
“Mist, mist, mist… ich muss los. Tschuldige”, sagte sie schnell, berührte mich kurz an der Schulter und ging schnell wieder weg.
Ich saß noch in dem Sand und fragte mich, was heute los war. Erst am Morgen, dann der Schultag, dann Sarah und jetzt Renesmee’s Verhalten. Gott, wieso konnte denn nicht einfach ein normaler Tag sein.
“Ärger im Paradies?”, neckte mich Sarah die jetzt vor mir stand.
“Ach halt die Klappe.” Ich hatte gerade wirklich keine Lust auf diese Unterhaltung.
“Jetzt sag schon, was ist passiert? Es schien so als müsste sie auf einmal weg.”, fragte Sarah jetzt etwas feinfühliger. Meinte sie mich trösten zu müssen weil mein ‘Date’ geplatzt war.
“Sie hat Seth erkannt. Dann hat sie gefragt, wer bei ihm wäre. Als ich gesagt habe das du meine Schwester bist, sprang sie auf und war weg.”, erzählte ich kurz. “Apropro, wo ist eigentlich dein Adonis” versuchte ich vom Thema abzulenken.
“Er wollte kurz was zu trinken holen, er kommt gleich wieder.”, antwortete sie und sie sah aus als würde sie mich am liebsten weiter ausfragen.
Mein Blick ging an ihr vorbei und ich sah das Seth gerade wieder kam.
“Stimmt da ist er schon”, antwortete ich und stand auf.
“Hey, du kannst ruhig sitzen bleiben, ich tu dir nichts”, lachte Seth auf.
“Schon in Ordnung, ich wollte sowieso gerade nach Hause.”, antwortete ich.
“Jetzt schon? Die Feier hat doch noch nicht mal richtig angefangen.”, fragte er mich verwundert.
“Große Feiern waren noch nie meine Spezialität”, gab ich als Antwort und ging Richtung Parkplatz.
“Was hat er denn?”, hörte ich Seth hinter mir fragen.
“Seine… Verabredung ist geplatzt”, antwortete Sarah ihm.
“Sag bloß, er war hier mit Nessi verabredet?”, kam verwundert von ihm und als er keine Antwort bekommen hatte, lachte er auf. Ich verstand nicht warum es so lustig war, aber so wie sich Seth vor Lachen schüttelte, musste es ein ziemlich guter Witz sein.
Ich setzte mich in mein Auto und überlegte ob ich jetzt wirklich schon nach Hause sollte. Ich beobachtete noch mal die Leute am Strand, wie sie ausgelassen feierten und sich auf den Ferienbeginn freuten. Sollte ich mir jetzt wirklich die Laune vermiesen lassen, nur weil Renesmee wie von einer Tarantel gestochen verschwand? Es würde eigentlich nicht auffallen wenn ich weg wäre, da ich immer relativ schnell wieder verschwand. Ich machte den Motor an und wollte gerade zurücksetzen, als ich Sarah zu mir laufen sah. Ich seufzte und ließ das Fenster runter.
“Ach komm schon, sei nicht so und bleib noch ein bisschen.”, sagte sie bittend.
“Nein, mir ist wirklich die Lust vergangen. Ich war ja jetzt einmal hier, außerdem fühle ich mich hier unwohl.”, erklärte ich ihr kopfschüttelnd.
“Wenn Renesmee wieder kommen sollte...”, seufzte sie und sah mich an.
“Dann wirst du ihr nichts sagen und sie in Ruhe lassen.”, sagte ich tonlos und machte mein Fenster wieder hoch. Im Rückspiegel sah ich wie Seth zu Sarah kam und die beiden mir hinterher schauten. Dann konzentrierte ich mich auf die Straße und warf ein Blick auf die Uhr. ‘15 Minuten, lass die Spiele beginnen’, dachte ich grimmig und trat das Gaspedal durch.
Ich fuhr auf die Auffahrt und überlegte ob ich das nächste Mal die Zeit stoppen sollte. Ich hatte jetzt tatsächlich 15 Minuten gebraucht, aber ich wollte gerne eine genaue Zeit haben. ‘Das nächste Mal’, dachte ich und ging zur Haustür. Im Fernseher lief eine irgendeine Serie, die ich nicht kannte und meine Mutter war auf dem Sofa eingeschlafen. Ich ging leise die Treppe hoch und warf mich auf das Bett. Im Bett ging ich den Abend im Kopf noch mal durch. Es war eigentlich so wie immer gewesen, wenn ich mit der Klasse unterwegs war. Renesmee war wie üblich aus dem Nichts aufgetaucht, was mich wirklich ärgerte. Ich dachte an Sarah und Seth. Die beiden sahen wirklich glücklich aus und bei der genaueren Überlegung an Seth lief mir ein Schauer runter. Er hatte nichts bedrohliches an sich, obwohl er so riesig war aber trotzdem war es auf gewisse Weise unheimlich. Ich war gespannt darauf wie Julia auf die Nachricht reagieren würde. Sarah würde nächstes Jahr ihren Abschluss machen und dann wollte sie studieren. Sie hatte sich schon College’s rausgesucht für Architektur und Design. Während ich darüber nachdachte, schlief ich ein.
Ich ging durch ein Wald, der mir sehr vertraut war bis ich bemerkte das ich im Stadtwald war. Sofort wurde mir ein wenig mulmig, denn es war wie in La Push. Ich war erst einmal dort gewesen und hatte eine seltsame Atmosphäre gespürt, die mich unwohl fühlen ließ.
Doch im Traum ließ ich mich nicht davon beirren und ging weiter. Auf einmal Stand ich auf einer Lichtung die wie aus dem Nichts kam. Die Lichtung war hell erleuchtet, obwohl die Bäume relativ dicht standen. Ich schaute mich im Traum ein wenig um. Das Bild veränderte sich dabei und ich war wieder am Strand. Ich war dort alleine, was ungewöhnlich war. Der Strand war beliebt und viele von den Jugendlichen zog es ans Meer. Ich ging ein paar Schritte, bis sich das Bild wieder veränderte. Ich stand an einer Klippe und der Ausblick war atemberaubend. Unter mir schellten die Wellen an der Klippenwand, das Rauschen des Meeres hatte etwas bedrohliches aber auch beruhigendes an sich. Die Sonne schien, als würde es kein Morgen geben. Ich stand dort und genoss den Moment.
“Jason”, schrie jemand hinter mir. Ich drehte mich, doch fiel ich im selben Moment. Mein Gefühl sagte mir, das ich ins Wasser fallen müsste. Jedoch war es ein endloser Fall. Jemand streckte mir die Hand entgegen, jedoch konnte sie mich nicht erreichen.
“JASON”, schrie jetzt jemand panisch. Mir huschte ein Lächeln auf die Lippen, denn ich wusste mir würde es geht gehen. Aufeinmal wurde ich geschüttelt und ich schlug die Augen auf.
“Ey, Aufwachen du Schnarchnase.”
Sarah stand neben mir und ich musste mich noch orientieren. ‘Was für ein verrückter Traum’, dachte ich.
“Du hast Besuch, also naja. Egal… sie wartet unten”, meldete Sarah sich nach einigen Momenten wieder zu Wort und verschwand wieder.
Sie wartet unten? Ich verdrehte die Augen und hoffte das es nicht Renesmee sei. Tief in Inneren wusste ich es natürlich. Seufzend stand ich auf und es fing sich an zu drehen, so das ich mich erst mal abstützen musste. ‘Der Traum hat mich echt weggerissen, als wäre er mehrere Tage lang, wie spät ist es eigentlich’, dachte ich wieder und schaute zu Uhr.
02:53 Uhr blinkte es auf meinem Wecker. ‘Was will die jetzt mitten in der Nacht hier, was will sie hier überhaupt.’, dachte ich ein wenig verärgert.
Ich ging langsam nach unten um meine Mutter nicht aufzuwecken. Da ich mich nicht umgezogen hatte, bevor ich mich hingelegt hatte, konnte ich direkt zur Tür gehen und sie öffnen. Natürlich stand Renesmee dort und schaute schüchtern drein. Soweit ich mich erinnerte war es das erste Mal das ich sie schüchtern sah. ‘Niedlich’, war mein erster Gedanke.
“Woher weißt du, wo ich wohne?”, fragte ich sie, denn wir hatten nie darüber geredet.
“Ich, ähm... “, fing sie an und guckte mich ein wenig erschrocken an.
“Ich bin mit Seth mitgefahren, als er Sarah nach Hause gebracht hat.”, sagte sie schließlich zögernd. Irgendwas ließ mich an ihrer Aussage zweifeln, aber ich fragte nicht weiter danach.
“Okay… du weißt aber schon das es Mitten in der Nacht ist, oder?”, fragte ich sie.
“Ja … ich weiß. Ich wollte aber noch mal mit dir reden. Wegen vorhin. Tut mir leid.”, sagte sie leise. ‘Achja, sie ist ja Kopf über Hals geflüchtet’, fiel mir wieder ein.
“Ja... “, sagte ich langsam, weil ich nicht wusste was ich dazu sagen sollte. Ich schaute an ihr vorbei zur Straße.
“Ich wollte dich wirklich nicht versetzen, aber… “, setzte sie wieder an. Mein Blick verharrte ein kurzen Moment. ‘Irgendwas stimmt hier doch nicht’, dachte ich träge und musste in dem Moment auch gähnen.
“Renesmee, ich bin dir nicht sauer. Dafür das ich eigentlich gar nicht zur Feier wollte und wir uns dementsprechend gar nicht gesehen hätten, war es mehr als wir beide erwarten konnten.”, sagte ich schließlich. ‘Und wieso versuchst du dich zurechtfertigen’, fügte ich in meinen Gedanken hinzu.
“Kann ich das vielleicht gut machen? Also wenn wir das nachholen?”, fragte sie leise und trat schüchtern auf der Stelle. Es dauerte eine Weile bis ja ich die Frage verstand und verarbeitet hatte.
“Was?”, kam von mir verblüfft zurück.
“Naja… wenn wir uns … treffen… Also wenn du noch nichts vor hast… in den Ferien. ?”, sagte sie immer leiser. ‘Das kann doch nicht wahr sein’, dachte ich. Ein Jahr lang hatte ich es geschafft für mich alleine zu Leben, mich von allen Frauengeschichten rauszuhalten. Und dann kam dieses Mädchen und musste meine Welt auf den Kopf stellen.
“Jaaa… können wir”, sagte ich langsam.
“Okay… ich melde mich dann und ich muss jetzt echt los”, sagte sie dann schnell und schenkte mir eines von ihren bezaubernden Lächelns. Dann wandte sie sich um zum gehen. Ich nickte nur und schloss langsam die Tür. Ich ließ mir das Gespräch noch mal durch den Kopf gehen. Seth war ja ein richtiger Gentleman wenn er Sarah nach Hause brachte. Und da traf mich es wie ein Blitz. Da war kein Auto an der Straße zu sehen. DAS hatte nicht gestimmt. Ich riss die Tür auf um Renesmee darauf anzusprechen, doch war sie nirgends mehr zu sehen. Ich rannte die Auffahrt runter um an der Straße zu gucken. Weit und breit kein Auto zu sehen. Man konnte nicht mal in der Ferne ein Motorgeräusch hören. Ich stand da auf der Straße und wusste nicht mehr weiter. Habe ich das doch nur geträumt? Langsam ging ich wieder ins Haus und ließ die Tür ins Schloß fallen. ‘Fuck’, aber da war es schon zu spät. Meine Mutter schreckte vom Fernseher hoch und schaute verwirrt zur Tür.
“Sorry Mum, ich bin’s nur”, sagte ich entschuldigend.
“Oh Gott, ich bin auf Couch eingeschlafen, wie spät ist es denn”, sagte Julia noch verschlafen.
“Es müsste gleich 3 Uhr sein oder so”, antwortete ich.
“Und du kommst jetzt erst nach Hause?”, fragte sie mich erstaunt.
“Naja, nicht direkt…”, sagte ich vorsichtig.
“Erzähle mir das lieber Morgen”, gähnte meine Mutter, “Ich lege mich jetzt ins Bett.” Und mit diesen Worten stand sie auf und ging in ihr Schlafzimmer. Somit stand ich alleine im Wohnzimmer. Ich war noch immer verwirrt von diesem Tag. ‘Wieso kann das nicht ein Tag wie jeder andere sein’, dachte ich.
“Was wollte Nessi denn?”, hörte ich Sarah fragen als ich in mein Zimmer ging.
“Wiedergutmachung”, sagte ich abwesend, mit meinen Gedanken. “Es war ja nett von Seth dich nach Hause zu bringen.” Mir waren die Worte gar nicht bewusst, als sie meinem Mund verließen.
“Hä? Seth hat mich gar nicht gebracht. Ich bin mit Saskia gefahren?”, hörte ich es noch leise von Sarahs Zimmer. ‘Komisch, Nessi hat doch doch gesagt sie wäre mit Seth gefahren’, dachte ich verschlafend und ließ mich aufs Bett fallen und schlief sofort ein.
Ich genoss die Ferien in vollen Zügen, also schlief ich immer aus (vor 10 Uhr dachte ich gar nicht ans Aufstehen) und versuchte so viel wie möglich unterwegs zu sein (vor 22 Uhr kam ich nicht nach Hause). Mir war auch nicht klar, wo meine Unternehmungslust herkam, jedoch fühlte ich mich wohl dabei. Meine Geldbörse musste aber darunter leiden, da ich alle möglichen Strecken mit dem Auto unternahm und ich dementsprechend häufig tanken musste. Den Abend von der Feier hatte ich fast wieder verdrängt beziehungsweise als Traum abgetan. Es waren einfach zu viele Unstimmigkeiten, als das es real wäre. Sarah sprach mich auch nicht wieder darauf an. Das einzige was darauf hinweisen könnte, war das Julia mich am nächsten Morgen (es war eigentlich fast Mittag) darauf ansprach, wieso ich denn erst um 3 Uhr zu hause war. Ich hatte es als kleinen Nachtspaziergang abgetan, denn ich konnte mich auch nur verschwommen an das erinnern was wirklich passiert war. Meine Mutter gab sich zufrieden und hakte nicht weiter nach. Außerdem schien sie glücklich darüber zu sein, das ich jetzt häufiger das Haus verließ. Sarah verschwand ebenfalls weiter jeden Tag nach La Push und ich fragte mich wie lange sie es noch vor unsere Mutter geheim halten wollte. Ich sollte schon bald eine Antwort darauf bekommen.
Wir saßen zusammen am Frühstückstisch, was erstaunlich war. Normalerweise war Sarah schon vor 10 Uhr verschwunden und es war das erste Mal das ich vor 10 Uhr das Bett verließ. Sarah hatte es ziemlich eilig, das merkte sogar unsere Mutter.
“Du musst nicht so schlingen, hier isst dir niemand etwas weg”, sagte Julia schließlich ein wenig angesäuert.
“Ja, ich weiß. Aber ich fahre gleich rüber nach La Push - ach Jason, darf ich mir dein Auto ausleihen”, brachte Sarah zwischen zwei Bissen raus.
“Was ist eigentlich in La Push das du immer dahin willst?”, brach es aus meiner Mutter raus.
“Seit dem wir dort vor ein paar Wochen waren, fährst du jetzt fast täglich dahin?”
Meine Mutter wusste als doch nicht so viel wie ich angenommen hatte. Ihr war nur Sarah’s Verhalten aufgefallen, was wirklich kein Kunststück war. Es wurde wieder still in der Küche und ich erkannte die Stille. An dem Tag wo Sarah mich vor unserer Mutter auf Renesmee angesprochen hatte herrschte, die selbe Atmosphäre.
“Und jetzt sage nicht du triffst dich mit Freunden dort, La Push ist jetzt wirklich nicht so interessant das man da jeden Tag verschwenden kann.”, hakte meine Mutter nach.
Sarah sah mich ein wenig hilflos an, aber ich konnte ihr schlecht helfen. Aber dann kam mir eine Idee.
“Naja La Push hat immerhin ein Strand. Damit ist es interessanter als Forks.”, warf ich in den Raum und sowohl Julia als auch Sarah schauten mich an.
“Ich mein ja nur bei dem Wetter lässt sich das ja gut am Strand aushalten. Und als ich letztens in La Push war, liefen die Typen mit freiem Oberkörper rum. Ich kann mir also schon vorstellen, das Sarah daran gefallen findet.”, meinte ich nur. Ich hoffte das der Wink mit dem Zaunpfahl deutlich genug war und beide verstanden worauf ich hinaus wollte. Sarah wurde aber auf Anhieb rot und meine Mutter verstand schließlich auch worum es ging.
“Also … geht es um einen Jungen?”, fragte sie jetzt besänftigt Sarah.
“Mum… also… ja schon… irgendwie”, sagte Sarah zögernd.
“Ja? Jetzt sag schon”, wurde meine Mutter ungeduldig. Sarah holte tief Luft.
“Ich mag da wirklich einen Jungen wirklich sehr. Seit ein paar Wochen. Es… war wie Liebe auf den ersten Blick. Wo wir in La Push einkaufen waren, habe ich ihn gesehen. Und… als wir uns in die Augen gesehen haben, war es als würde ein Feuer durch mir gehen. Ich kann es nicht erklären. Aber ich bin dann wieder hin um ihn zu suchen und wir verstanden uns auf Anhieb super. Und… wir sind zusammen… glaube ich”, sprudelte es dann aus Sarah. Ein Moment lang war es mucksmäuchsen Still. Ich befürchtete einen Wutausbruch von meiner Mutter und Sarah sah aus als würde sie ähnliches befürchten.
“Oh… ist er nett?”, sagte Julia schließlich. Ich brüllte auf vor Lachen. Sarah hatte sich solche Sorgen gemacht, das unsere Mutter ausrastet und sauer wird und die einzige Reaktion war die Frage, ob er nett sei. Unsere Mutter war eben unberechenbar. Und sie wollte für uns nur das Beste.
“Ja… wirklich. Er ist total toll”, sagte Sarah erleichtert.
“Ich hoffe er macht dich glücklich. Werden wir ihn kennenlernen?”, fragte unsere Mum.
Ich musste die Augen verdrehen, es war immer die erste Frage. ‘Werde ich ihn kennenlernen’. Ich fragte mich ob andere Mütter auch so erpicht darauf sind.
“Jason hat ihn schon kennengelernt. Bei der Feier in La Push. Aber ich kann ihn ja mal zum Grillen einladen”, sagte Sarah.
“Kann ich eigentlich jetzt dein Auto haben?”, fügte sie noch an.
“Wieso fährst du nicht mit deinem?”, fragte ich verwundert.
“Der steht in La Push”, gestand sie und wurde wieder rot.
“Da scheint irgendwas kaputt zu sein, aber einer von Seth Freunden guckt danach. Vielleicht kann ich ihn heute wieder haben, dann bringt Seth ihn her. Und dann können wir ja grillen”.
“Super Idee, Jason bleibt dann heute mal Zuhause”, reagierte meine Mutter sofort. Ich war ein wenig überrumpelt, aber da ich überstimmt war warf ich die Autoschlüssel meiner Schwester zu.
“Danke, dafür hast du ein gut”, bedankte sie sich. Ich zuckte nur mit den Schulter und ging auf mein Zimmer. Kurze Zeit später hörte ich wie mein Auto die Auffahrt verließ und die Straße runter fuhr. Da ich heute ja ein wenig mehr Zeit hatte, holte ich mein Laptop. Als er hochfuhr überlegte ich mir, welchen Film ich schauen sollte. Dann hörte ich wieder ein Auto auf der Auffahrt. ‘Hm, hat Sarah was vergessen? Oder kommt die Post’, überlegte ich mir. Dann klingelte es an der Tür. ‘Wahrscheinlich die Post, Sarah hat ein Schlüssel’, schoss es mir durch den Kopf. Da meine Tür noch offen stand hörte ich, wie meine Mutter die Tür öffnete.
“Hallo Mrs. Miller, ist Jason zuhause?”, hörte ich eine vertraute Stimme. Eine Stimme die einem Glockenspiel gleicht, so lieblich und schön. Es dauerte ein wenig bis meine Mutter reagierte.
“Jason, du hast Besuch”, rief sie mich, doch ich war schon am Treppenabsatz.
“Bin ja schon da.”, sagte ich “Hey Renesmee”, begrüßte ich sie noch. Sie lächelte mich an und mir wurde warm ums Herz. Dann fiel mir wieder etwas ein.
“Mum, das ist Renesmee. Renesmee, das ist meine Mum, Julia”, stellte ich die beiden vor. Somit war der Wunsch von meiner Mutter auch erfüllt. Sie hatte Renesmee kennengelernt.
“Es ist schön dich kennen zu lernen. Und entschuldige mich, ich muss eben nach der Soße gucken”, sagte meine Mum und verschwand in der Küche. Renesmee kicherte.
“Deine Mum ist nett, ich mag sie”, sagte sie. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, also schwieg ich.
“Also… hast du heute Zeit?”, fragte sie mich schließlich. Da mein Auto gerade auf dem Weg nach La Push war, konnte ich nicht wirklich weg fahren.
“Also, Zeit habe ich schon. Aber kein Auto”, gestand ich ihr.
“Das ist kein Problem, ich fahre. Komm steig ein”, verkündete sie erfreut.
“Mum, ich bin… eben mit Renesmee unterwegs”, rief ich ins Haus.
“Denke aber daran, dass wir nachher noch grillen. Komm nicht zu spät”, rief sie zurück.
“Jaja”, schloss ich die Haustür.
Renesmee stand schon am Auto, welches mir jetzt erst auffiel. Es war ein enzianblauer BMW M3.
“Wow”, erstaunte ich und musterte das Auto.
“Ja… ein Geschenk. Von meiner Tante”, sagte sie ein wenig beschämt, doch ich bekam es kaum mit.
Sie stieg ins Auto und ließ den Motor an. Ein lautes Röhren kam aus dem Auspuff und ich war mir sicher das dieses Auto nicht serienmäßig war. Ich ging zur Beifahrerseite und setzte mich ins Auto.
“Ich muss zugeben, ich bin glatt neidisch.”, gab ich zu.
“Naja…”, mehr sagte Renesmee nicht sondern fuhr los.
“Also hast du ein Plan was wir heute machen?”, fragte ich sie.
“Natürlich”, lachte sie auf. “Sonst hätte ich dich doch nicht abgeholt.”
‘Stimmt’, dachte ich mir und ließ mich überraschen. Sie fuhr Richtung Süden. Während der Fahrt sprachen wir nicht viel mit einander. So nutzte ich die Zeit, um mir den Innenraum von dem BMW anzuschauen. Er war edel verarbeitet und hatte ein großen Touchscreen als Bordcomputer. Hin und wieder schaute ich zu ihr. Ich mochte es ihr Profil zu betrachten, es stimmte mich glücklich. Nach einiger Zeit wurde aber meine Neugier zu groß.
“Verrät’s du mir auch, was du mit mir vorhast?”, fragte ich sie.
Renesmee überlegte eine Weile.
“Erst habe ich überlegt, ob wir nach Port Angeles fahren. Wenn du nichts dagegen hast. Ich muss noch was einkaufen. Außerdem möchte ich dir etwas zeigen.”, antwortete sie schließlich. Ich musste breit grinsen und versuchte nicht los zukichern.
“Was ist?”, fragte sie verunsichert.
“Wir treffen uns wirklich mal außerhalb der Schule um etwas gemeinsam zu unternehmen und du entführst mich zum Shopping. Typisch Frau würde ich sagen”, erzählte ich und lachte nun doch los. Renesmee stimmte in mein Lachen ein.
“Tja, so ist das eben”, sagte sie.
“Wann wollt ihr eigentlich Grillen? Das ich dich rechtzeitig nach Hause bringe”
“Ich weiß nicht”, antwortete ich und überlegte ob Sarah was gesagt hat wann sie wieder kommt.
“Sarah ist bei Seth und ich weiß nicht wann sie wieder kommen. Wahrscheinlich so gegen 17 oder 18 Uhr”
“Ist das zwischen den beiden was Ernstes?”, fragte sie mich.
“Ich denke schon. Sie ist fast jeden Tag da und so wie sie es heute beschrieben hat, würde sie am liebsten noch mehr Zeit mit ihm verbringen”, gab ich zu zurück und dachte an die Schwärmerei.
“Ich freue mich für sie. Seth ist schon ein toller Typ.”, plauderte sie.
“Ich fand ihn ein wenig unheimlich”, gab ich zu. “Er ist Riese und … hat irgendwie was an sich.”
“So sind die Quileute eben.”, sagte Renesmee gedankenverloren. Ich musste darüber nachdenken. Es stimmt eigentlich, denn auf der Feier waren tatsächlich mehrere Leute, die Seth Statur hatten. Ich wollte nicht wissen was die zu Essen bekamen, dass sie so in die Höhe schossen. Es dauerte nicht lang und wir fuhren in Port Angeles rein und fanden noch schneller ein Parkplatz. Zum Glück auch noch relativ Stadtnahe, so das wir nicht weit laufen mussten.
“Also… als erstes wollte ich nach Klamotten gucken”, gab sie zu. “Ich versuch mich zu beeilen, versprochen.”
“Lass dir nur Zeit, ich habe es nicht eilig wieder nach Hause zu kommen”, antwortete ich und bekam ein kleines Lächeln.
Wir waren in verschiedenen Klamottenläden und Renesmee schien eine Menge zu gefallen. Nach dem wir in dem dritten Laden waren, hatte sie schon 5 prall gefüllte Tüten.
“So ich glaube das reicht dann erst Mal”, sagte sie etwas verlegen.
“Bis wann denn? Nächste Woche?”, witzelte ich und wir mussten beide lachen. Wir brachten die Tüten zum Auto und verstauten sie im Kofferraum.
“Ich muss jetzt nur noch etwas abholen.”, sagte sie etwas zögernd. “Willst du hier eben warten oder lieber mitkommen, ich bin in 5 Minuten wieder da.”
“Also wenn es dich nicht stört, komme ich mit. Ich war hier noch nicht”, gab ich schließlich zu und Renesmee guckte mich erstaunt an.
“Du wohnst seit einem Jahr hier und warst hier noch nicht? Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?”, fragte sie.
“Naja, ich war meistens in Forks oder bin sinnlos durch die Gegend gefahren.” gestand ich. Ich hatte mir tatsächlich keine Städte in der Nähe angeschaut, wenn bin ich höchstens mit dem Auto mal durch gefahren. Und hatte ich nicht auf die Umgebung geachtet.
Kopfschüttelnd sah Renesmee mich an. “Du lebst ja echt hinterm Berg, komm ich zeig dir was auf den Weg liegt.”
Sie schient die halbe Stadt auswendig zu kennen, denn es gab kaum ein Haus wozu sie nichts sagen konnte. Zu den verschiedenen Resteraunst konnte sie immer eine Bewertung abgeben und wusste bei den Hotels die Vor-und Nachteile.
Wir kamen schließlich zu einem großen Gebäude, welches prächtig gebaut war.
“Wir sind da”, verkündete sie. Ich schaute zum Gebäude und fragte mich was sie hier abholen wollte.
Sie klopfte an die Tür, welches sich sofort öffnete.
“Ja?”, fragte eine dunkle Stimme.
“Ich möchte das Paket für Bella Cullen abholen”, sagte Renesmee freundlich. Die Tür schloß sich wieder für ein Moment, bevor sie wieder ein Spalt aufging und ein Päckchen durch gereicht wurde. Renesmee nahm das Päckchen entgegen und sofort schloss sich die Tür. Ich verstand nicht was los war, aber Renesmee war schon wieder auf den Rückweg und ich folgte ihr.
“Ich musste es irgendwo anders hinbringen. Meine Mutter ist immer neugierig und wenn ich es Zuhause versteckt hätte, dann hätte sie es gefunden”, erzählte sie, als wir zum Auto zurück gingen.
“Und jetzt will ich dir etwas zeigen”, sagte sie aufgeregt und ging schnell ins Auto.
“Lass mich raten und jetzt wird es eine Überraschung”, folgte ich ihr.
Sie grinste nur und ließ den Motor an
Wir fuhren wieder nach Forks, jedoch fuhr sie Straßen entlang dich ich nicht kannte, so das ich bald die Orientierung verloren hatte. Sie blieb dann am Straßenrand stehen und machte den Motor aus.
“Wir müssen jetzt ein Stück gehen”, sagte sie und schaute mich an.
“Wohin denn?”, fragte ich und schaute mich um. Um uns war einfach nur Wald, auf den sie jetzt auch zeigte. ‘Na denn, auf ins Abenteuer’, dachte ich.
Sie ging zielgerichtet in den Wald, als hätte sie ein genauen Plan. Ich folgte ihr, auch wenn ich mehr Probleme mit dem Untergrund hatte als sie. Sie blieb dann plötzlich stehen und wartete auf mich. Als ich dann zu ihr kam, schaute ich mich um. Es war die Lichtung, die ich im Traum hatte. Genauso geformt, die Geräusche waren gleich. Es war, als würde ich wieder träumen, nur das Renesmee jetzt bei mir stand.
“Ich komme hier immer her, wenn ich für mich sein möchte.”, sagte sie.
“Nicht das ich jetzt dein heiligen Platz entweihe”, sagte ich scherzend. Eigentlich machte ich es ja jetzt auch.
“Es ist schon in Ordnung”, sagte sie und setzte sich mitten auf die Lichtung. Ich folgte ihr und eine Zeitlang sagten wir gar nichts. Ich achtete auf die Geräusche um mich. Die Blätter, die im Wind raschelten, das Vogelgezwitscher in den Bäumen. Wenn man genau hinhörte konnte man Wasser plätschern hören, also musste ein Bach oder das Meer in der Nähe sein.
“Danke”, sagte Renesmee auf einmal und ich schaute sie von der Seite an.
“Wofür?”, fragte ich verdutzt. Ich hatte nichts gemacht, wofür man sich bedanken muss.
“Naja, für die letzten Wochen. Es war wirklich schön, mit dir so zu reden und so”, sagte sie schließlich.
“Achso, ist schon in Ordnung”, zuckte ich mit den Schultern.
“Wirklich?”, schaute sie mich fragend an.
“Ich mein du warst immer alleine und… du hast dich immer von der Klasse abgekoppelt. Du hast nie wirklich mit einem geredet, naja bis ich mich aufgedrängt habe”.
“Wenn sich jemand bedanken sollte bin das wohl ja ich”, erwiderte ich lachend. Es war einfach urkomisch. Renesmee hatte mich aus meiner Routine gerissen und Leben in mich gebracht. Und sie bedankte sich dafür. Aber dann fiel mir etwas ein.
“Aber kann ich dich mal was fragen”, sagte ich schließlich, als ich die Fragen in die richtige Reihenfolge gebracht habe.
“Natürlich, schieß los.” Sie schien über das Themawechsel froh zu sein.
“Wie schaffst du es immer an mich zu schleichen.”, war meine erste Frage.
“Ich schleiche mich eigentlich gar nicht an, du beachtest mich einfach zu wenig”, schmollte sie gespielt. Ich überlegte ob ich das Thema vertiefen sollte, aber ich war mir nicht sicher genug. Vielleicht hatte ich sie wirklich zu wenig beachtet.
“Okay, zweite Frage. Wieso bist du bei der Feier so schnell verschwunden?”, fragte ich sie. Dieses Mal schien sie genau zu überlegen, was sie sagen sollte.
“Naja als ich Seth mit deiner Schwester gesehen habe, ist mir eingefallen das ich noch zu einem Bekannten muss. Ich hatte es vergessen und musste das schnell noch nach holen. Tut mir wirklich leid, das ich dich habe sitzen lassen”, antwortete sie schließlich.
“Schon gut… ich habe es ja überlegt. Also dritte Frage.”, setzte ich an.
“Wie viele Fragen hast denn?”, lachte Renesmee auf.
“Das ist die Letzte, versprochen. Also, wo du noch bei mir warst. Sarah ist gar nicht mit Seth gefahren. Und es war auch kein Auto zu sehen. Ich hatte nicht mal die Tür geschlossen, da warst du verschwunden. Ich bin sogar noch zur Straße gerannt, aber du warst nirgends zu sehen.”, erzählte ich.
Renesmee verkrampfte sich kaum, aber ich bemerkte es.
“Und was ist jetzt die Frage?”, kam es von ihr.
“Wie hast du das gemacht? Wie bist du so schnell verschwunden?”, fragte ich dann.
“Das sind aber jetzt zwei Fragen. Eine Frage nur.”, antwortete sich ausweichend. Ich überlegte wie ich die beiden Fragen verband, so das nur eine Frage dabei raus kam. Ich versuchte Zeit zu schinden.
“Okay nur noch eine Frage, aber die beantwortest du dann ehrlich?”, fragte ich sie. Sie überlegte lange, was mir die ebenfalls die Zeit gab, mir meine Frage zu überlegen.
“Okay. Ich werde die Wahrheit sagen, aber nur eine Frage”, sagte sie schließlich ernst. Und dann wusste ich was ich fragen sollte. Es waren immer wieder diese Unstimmigkeiten gewesen, worauf sie aber immer passende Antworten hatte.
“Verheimlichst du mir etwas?”, fragte ich schließlich. Sie seufzte aus und schaute mir in die Augen. Mir lief ein Schauer über den Rücken, so wie jedes Mal wenn ich diese Augen sah. Und dann nickte sie langsam.
Wir saßen eine gefühlte Ewigkeit dort ohne etwas zu sagen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, denn ich hatte mein Trumpf ausgespielt. Auf einmal musste ich anfangen zu lachen.
“Was ist?” Renesmee sah mich erschrocken an.
“Ich hatte die Möglichkeit dich alles mögliche zu Fragen und du hättest die Wahrheit gesagt. Und ich frage ob du Geheimnisse vor mir hast”, lachte ich. Renesmee schaute mich mit großen Augen an. Sie sah aus als würde sie die Situation gerade nicht verstehen.
“Aber... “, fing sie an aber hörte auch sofort wieder auf. Sie sah unentschlossen aus, als würde sie etwas sagen wollen.
“Jeder hat etwas zu verheimlichen. Ich hätte dich auch fragen können, wie du in der Nacht so schnell verschwunden bist. Aber darauf hätte ich wohl gar keine Antwort bekommen. Und so weiß ich, das du etwas vor mir verheimlichst. Ob es jetzt dein Zweitname ist oder etwas anderes. Weiß ich ja nicht.”, sagte ich und betrachtete sie.
“Mein Zweitname ist Carlie”, sagte sie leise. Das warf mich jetzt komplett aus der Bahn. Ich hatte es eigentlich nur so dahin gesagt, aber ich hatte nicht mit der Antwort gerechnet.
Es dauerte ein Moment bis ich mich wieder gefangen hatte.
“Also… ist es etwas anderes?”, fragte ich sie. Sie lächelte mich verunsichert an.
“Komm ich bring dich nach Hause, sonst kommst du zu spät zum grillen.”, sprang sie auf und ging in die Richtung aus der wir gekommen waren.
Ich blieb noch ein wenig verdutzt sitzen und schaute ihr hinter her. Dann schüttelte ich den Kopf und folgte ihr zum Auto. Diesmal sprachen wir gar nicht während der Fahrt, jeder hing seinen Gedanken nach.
“Kann ich dich eigentlich auch was fragen?.”,sagte sie als wir vor dem Haus standen.
“Öhm, klar wieso nicht.”, antwortete ich und machte die Tür auf.
“Wieso nennst du mich eigentlich immer Renesmee und nicht Nessi?”, fragte sie neugierig. .
“Ich komme aus England und ich finde es unfair dich genauso zu nennen wie das Monster von Loch Ness. Ich finde Renesmee schöner”, kicherte ich und machte die Tür auf.
“Oh okay, na denn. Danke für den Tag… es war schön mit dir.” verabschiedete sie sich.
“Bis dann.”, erwiderte ich und machte die Tür zu. Renesmee beschleunigte sofort und fuhr davon.
Renesmee hatte mittlerweile Übung darinne, bestimmte Dinge vor mir zu verheimlichen. Ich konnte zwar erkennen, das sie mir etwas verheimlichte, aber sie ließ nie durchblicken was es genau war. So war es auch als sie an diesem Abend wieder nach Hause kam. Ich hatte zwar meine Gabe noch ein wenig weiter geübt, doch so bald meine Tochter im Radius war, kam mir ein Schwall von bunter Farben entgegen. Dieses Mal war es intensiver als sonst, als würde sie sich nur darauf konzentrieren. Ich drückte Bella etwas an mich.
“Unsere Tochter kommt nach Hause”, sagte ich als man auch schon das Auto hören konnte.
“Und?”, schaute sie mich fragend an. Ich schüttelte aber nur den Kopf. Meiner Frau war es natürlich auch nicht entgangen, das Nessi uns etwas verheimlichte. Bella entging selten etwas, schon als sie ein Mensch gewesen war. Es war jetzt ungefähr 5 Jahre her gewesen, seit der Geburt unserer Tochter, der Verwandlung meiner Frau und das Treffen mit den Volturi. Seit 5 Jahren lebten wir nun in Frieden in Forks. Ich hörte Nessi’s Wagen in die Garage fahren und kurz darauf war sie auch schon bei uns.
“Ich bin wieder da”, sagte sie fröhlich und warf sich in unsere Mitte.
“Hallo mein Schatz”, begrüßte Bella sie und küsste sie auf den Kopf. “Hast du alles bekommen?”
‘Konzentration, du darfst nichts verraten’, dachte Nessi und ging den Tag in den Gedanken durch. Und sortierte sorgfältig aus. Sie war in Port Angeles erfolgreich Shoppen gewesen. Im Kofferraum warteten 5 große Tüten mit Klamotten. Alice würde sich darüber freuen. Dann gab es mehrere Gedankensprünge. Ich lächelte kaum merklich auf, Nessi ahnte also das ich lauschte. Dann war sie auf ihrer Lichtung, bevor sie nach Hause fuhr.
“Ja, ich war in Port Angeles bummeln und ein wenig in der frischen Luft. Es war ein schöner Tag”, erzählte sie dann.
Bella schaute sie misstrauisch an. Sie musste nicht Gedankenlesen um zu wissen, dass bei der Erzählung nicht alles dabei gewesen ist.
“Schätzchen, was ist denn los? Du verheimlichst uns doch etwas”, fragte Bella sie schließlich. Nessi spielte die Überraschte.
“Wie, verheimlichen? Papa kann doch sowieso immer nachgucken”, lachte sie auf.
“Es ist wirklich alles in Ordnung. War Jake eigentlich schon mal da?”
“Nein. Er ist noch mit Sam unterwegs. Aber er müsste bald wieder da sein”, sagte Bella.
Jake und Sam sind auf ein neues Rudel getroffen. Wir waren überrascht, das es in Washington noch weitere Gestaltenwandler gab. Sie wussten jedoch nichts von unserer Existenz in Forks, also sind Sam und Jacob losgezogen um die Reviere abzustecken. Wir sollten ein größeren Freiraum haben als vorher und ich war gespannt wie es Enden würde.
“Manno”, quengelte Nessi. “Er soll wiederkommen.”
“Wenn er wieder da ist, könnt ihr ja mal Urlaub machen. Du hast ja Ferien”, sagte ich zu ihr und Nessi strahlte mich sofort an.
“Juhuuu, oooh am liebsten würde ich mal nach New York”, jubelte sie. “Ich gehe schon mal gucken”.
Sie sprang auf und ging in mein altes Zimmer. Wir waren bei Carlisle und Esme, außer wenn Bella und ich unsere Zeit brauchten. Jedoch waren wir gerade alleine im Haus, da die anderen Familienmitglieder gerade jagen waren. Bella kuschelte sich an mich und ich legte mein Arm um sie
“Ich liebe dich”, flüsterte ich ihr zu.
“So wie ich dich”, war ihre Antwort.
Ich genoß diesen Augenblick und wusste das ich nie genug davon bekommen würde. Auch wenn wir die Ewigkeit hatten, würde es nicht ausreichen mein Bedürfnis zu befriedigen. Es war ein unstillbares Verlangen sie bei mir zu haben. Nebenbei achtete ich auf meine Tochter. Vielleicht gelang es mir ja doch raus zufinden, was sie verheimlichte. Doch kaum das ich lauschte haute Bella mir die Ellenbogen in die Rippe und schüttelte mit dem Kopf.
“Sonst bist du auch nicht so.”, meinte sie. Ich lächelte sie an und küsste sie langsam. Sie hatte ja Recht, es war nicht mein Ding zu lauschen. Ich mochte es nur nicht, das man vor mir Geheimnisse hatte, trotz meiner Gabe. Bella schmiegte sich wieder an mich. So saßen wir eine Zeit lang bis wir die anderen hörten. Gerade als sie durch die Haustür kamen, erschien Nessi an der Treppe.
“Alice Alice Alice, endlich bist du da”, freute sie sich. Die beiden teilten die Leidenschaft für Mode.
“Komm, ich war shoppen, das musst du sehen”, ließ Nessi ihr keine Zeit und zog sie sofort zur Garage.
Die anderen standen noch lachend um sie, während sie von Nessi weg gezogen wurde.
“Irgendwelche Nachrichten?”, fragte Carlisle mich. Ich schüttelte mit den Kopf. Es machte auch Carlisle unruhig, seine Gedanken kreisten immer wieder um dieses Thema. Auch wenn er den anderen es nicht zeigte, wusste ich es besser. ‘Auch nicht von Seth?’, fügte er in den Gedanken hinzu. Ich schüttelte wieder mit dem Kopf. Seth hatte sich lange nicht mehr bei uns sehen lassen. Erst viel es nicht auf, da Leah die Beta in dem Rudel war. Jedoch hatte sie ihre Abneigung gegen uns nie gänzlich abgelegt. Von daher war es Seth, der immer mit uns Kontakt hielt. Ab und zu kamen Quil oder Embry mit. Nach einiger Zeit kamen sie aber ohne Seth aber mit Leah. Ich dachte erst das Seth sich eine Pause gegönnt hatte, jedoch blieb es dabei. So hatten wir Seth seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen. Rosalie und Emmet verschwanden sofort wieder ohne auch nur ein Wort zu sagen, während sich Jasper zu uns gesellte und den Fernseher anschaltete.
Ich stand auf und dachte nochmal über Seth nach, denn ich machte mir schon Sorgen. Er war mir ans Herz gewachsen und war ein guter Junge. Auch wenn er jetzt schon 20 war, er war immer noch ein Hitzkopf.
Auf dem Weg zum Fenster lauschte bei meiner Tochter und Alice.
‘Und das hier kann man super mit dem kombinieren und hier das Kleid...’, erzählte gerade meine Tochter.
‘Oh, da kann ich dir noch was raussuchen, ich glaube ich habe noch die passenden Schuhe.’, antwortete Alice
‘Mist, Schuhe habe ich ganz vergessen. Da muss ich noch mal los. Aber hilfst du mir mit den Tüten?’, fragte Nessi.
‘Soll ich das Päkchen auch nehmen?’, hörte ich Alice.
‘NEIN… also Nein… das nehm ich schon?’, antwortete Nessi hektisch.
‘Das hat sie heute also noch in der Stadt gemacht’, dachte ich. Mir war schon bewusst gewesen, das sie was verheimlicht hatte. Jetzt wusste ich was es war, sie hatte noch etwas besorgt. Aber für was oder wen konnte ich nicht sagen.
Alice flitzte wieder zu uns und brachte die Taschen in mein altes Zimmer. Ich habe es Renesmee überlassen, da meine Habseligkeiten jetzt in unserem Häuschen verstaut war. So fühlte man sich dort auch ein wenig heimischer. Nessi folgte ihr, wenn auch nicht ganz so schnell. Sie mied meinen Blick, als würde sie ahnen, das ich was gehört habe.
“Nessi, hast du eigentlich schon was gegessen?”, fragte ich sie dann.
“Nee, ich hatte keine Lust.”, sagte sie knapp.
“Du warst das letzte Mal mit Jake jagen und du hast seit dem nichts mehr gegessen.”, sagte ich etwas mahnend. Es war für ihre Verhältnisse schon zu lang, sie war immer noch ein halber Mensch. Und Menschen müssen auch mal was Essen.
“Soll ich dir etwas machen?”, fragte ich sie schließlich.
“Naja... “, sagte sie zögernd. Und zum ersten Mal hörte ich in ihren Gedanken etwas durchsickern.
‘Seine Mum meinte ja sie würden grillen…. aber ich war bestimmt nicht eingeplant. Dann soll mir Dad aber ein schönes Steak machen’, hörte ich noch, bevor sie sich wieder konzentrierte und ich das übliche Farbenspiel sah. Ich ließ mir nichts anmerken und wartete geduldig.
“Naja, wenn du mir ein Steak machen würdest, wäre das schon gut. Aber schön blutig, ja?”, sagte sie.
“Wird gemacht”, lächelte ich sie an und verschwand in der Küche. Wir hatten zum Glück Fleisch zu Hause, da wir ab und zu für das Rudel etwas zubereiteten. Esme dachte sich, das sie wohl am liebsten Fleisch haben würde und hat den halben Metzger aufgekauft. Ich stellte die Pfanne auf den Herz, fügte ein wenig Öl hinzu und suchte ein großes Stück für Nessi raus.
Während ich in der Küche herumwirbelte, dachte ich an die Worte von Nessi. Seine Mum? Hatte sie sich doch mal mit jemanden getroffen? Bella und ich hatten es ihr nahegelegt, sich Freunde in der Schule zu suchen. Sie war sonst nur mit uns, dem Rudel oder dem Rudel aus dem Reservat in Kontakt. Ansonsten hatte sie bis auf Charlie keine menschlichen Kontakte. Von daher sollte sie sich ein wenig bemühen. Es war ja schon eine Überraschung das sie freiwillig zur Feier in La Push ging, obwohl Jake nicht da war. Ohne das wir sie darauf ansprachen, hatte sie an dem Tag erzählt das sie dort hingehen würde. Und sie war auch erst relativ spät Zuhause gewesen, also musste es ihr ja schon gefallen haben. Ich konnte es nicht genau sagen, da sie mich seit einigen Wochen blockierte mit ihrem Farbspiel. Meine Gedanken kreisten während ich den Teller für meine Tochter anrichtete und ihr brachte.
Sie freute sich und bemerkte das ich das Steak perfekt gemacht hätte. Ich schmunzelte ein wenig, denn wenn ich ihr es Roh hingelegt hätte, würde es ihr besser schmecken. Während ich ihr beim Essen beobachtete, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
“Oh...”, entfuhr es mir, als ich es realisiert hatte.
Einen Tag, nachdem Bella und ich sie gebeten hatten, Kontakte in der Schule zu suchen. Natürlich hatte sie Kontakte gefunden. Und es war ein Junge, den Nessi anscheinend angefangen hat zu mögen. Sonst würde sie nicht so penibel darauf achten, nichts zu verraten. Mir fiel nicht auf das mich alle anstarrten.
“Was ist los, Edward”, fragte Jasper mich. Er spürte meine Erleichterung, konnte es aber nicht nach vollziehen.
“Nichts, es ist alles in Ordnung. Mir kam gerade nur eine Idee.”, erklärte ich ihm. Niemand verstand worauf ich hinaus wollte.
“Was für eine Idee?”, fragte Alice mich nun, welche auf dem Schoß auf Jasper saß.
“Ach, Bella und ich haben Nessi versprochen, das sie mit Jake ein Urlaub machen kann. Und Nessi will unbedingt nach New York und mir ist eingefallen, das Esme doch noch das Haus damals fertig gemacht hatte. Vielleicht würde Rose es den beiden für den Urlaub überlassen”, log ich ohne Mühe.
“Die beiden fahren in den Urlaub?”, fragte Alice verwundert.
“Natürlich nur wenn die beiden es auch wollen.”, sagte Bella jetzt scherzend. Es bestand keine Zweifel das die beiden nicht zusammen weg wollten. Das Jake jetzt alleine los musste, war für Nessi ein halber Weltuntergang.
‘Da bin ich auch mal gespannt. Upsi, du hast nichts gehört Edward!’, kam es aus Alice Richtung und ich schaute sie fragend an. Jedoch bekam ich keine weitere Antwort mehr. Alice wusste also mehr als wir. Wann wusste sie denn auch mal weniger. Aber gerade bei unserer Tochter wurmte mich das. Und Alice beherrschte es perfekt, mich im Dunkeln zu lassen. Wäre dieser Ausrutscher nicht gewesen, hätte ich nicht mal ansatzweise geahnt, das sie davon wusste.
Nessi schlang ihr Steak runter und stellte den Teller zur Seite.
“Meinst du wirklich Rose würde Jake ins Haus lassen?”, fragte sie mich nun.
Das Verhältnis zwischen den beiden hatte sich gebessert. Sie waren zwar keine Freunde, aber sie konnten miteinander vernünftig reden. Ich sah dort eigentlich keine großartigen Probleme.
“Rose wird zwar noch eine Hundeklappe in die Tür einbauen lassen wollen, aber sonst”, lachte ich und Nessi sah mich beleidigend an.
Sie war zur Zeit etwas empfindlich wenn man auf Jake’s Kosten Witze machte. Sie waren das erste Mal für längere Zeit getrennt und für sie war es schwer.
Unsere Gruppe löste sich auf und auch Nessi verschwand wieder in ihr Zimmer.
“Edward, könnte ich einmal mit dir reden?”, Carlisle hinter mir. ‘Es ist dringend.’, fügte er in den Gedanken hinzu.
Ich nickte und folgte ihm in sein Büro.
‘Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich mich auf diese Art und Weise mit dir unterhalte. Ich möchte jedoch Möglichen Lauschangriffen vermeiden’, dachte er. Ich verstand ihn, es waren fast alle Familienmitglieder zu Hause. Da konnte man nicht sicher sein, das nicht doch jemand zuhörte.
‘Ich mache mir ein wenig Sorgen. Jake und Sam sind lange weg, Seth hat sich nun auch schon lange nicht mehr gemeldet. Meinst du es ist etwas schief gelaufen?, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, da ich mir nichts dergleichen vorstellen konnte. Sam und Jake waren ein gutes Team und konnten mit Sicherheit eine Lösung finden. Jedoch hatten wir von Seth tatsächlich lange nichts gehört.
‘Sollten wir mal nachfragen was mit ihm ist? Wenn einer von den Wölfen wieder vorbei schaut?’, fragte Carlisle mich.
Ich nickte als Antwort, das war tatsächlich eine gute Idee.
‘Und wir können uns nicht mehr lange in Forks aufhalten, das weißt du auch oder?’, kam es dieses Mal besorgt. Ich knirschte mit den Zähnen. Ich wusste das wir nicht ewig in Forks bleiben könnten. Allen in der Familie war die Situation bewusst, jedoch wollte auch keiner Forks verlassen. Wir hatten hier ein sicheres Zuhause. Zudem das Jake auf Renesmee geprägt war, schien es unmöglich von hier fortzugehen. Und Bella wollte Charlie auch nicht alleine lassen, auch wenn sich Sue hervorragend um ihn kümmerte.
‘Es kommen so langsam fragen auf. Wir sind nun schon hier länger als geplant. Wir wollten eigentlich nach Bella’s Verwandlung verschwinden. So langsam müssen wir eine Lösung finden’, dachte er. Das er auch schon eine Lösung hatte war überraschend, denn eigentlich mochte er es nicht wenn sich die Familie trennte. Er wollte mit Esme alleine verschwinden, je nachdem wer sich ihnen noch anschließen wollte. Er hoffte das Alice und Jasper sie begleitete, damit man es als Familienurlaub sehen konnte. Jedoch wusste er nicht wie der Vorschlag bei den anderen ankommen würde.
‘Bitte behalte dies für dich. Es ist schwer genug es vor Alice geheim zu halten’, lächelte er mich an und ich nickte ihm als Antwort.
Es war ein kurzes Gespräch und ich ging wieder zu meiner Frau die immer noch auf dem Sofa war.
“Was wichtiges?”, fragte sie mich als ich meine Hände auf ihre Schulter legte.
“Er wollte die Situation wegen Seth noch mal ansprechen. Wir wollen die Wölfe darauf ansprechen, ob alles in Ordnung ist”, sagte ich lächelnd und küsste sie sanft.
“Oh, Seth geht es bestens. Glaub mir.”, sagte Nessi als sie gerade die Treppe runter kam. “Ich bin noch mal weg...”.
“Woher weißt du das mit Seth?”, kam mir Bella zuvor. Es war zwar nicht meine Frage gewesen, aber Bella wollte ihr ein wenig Freiheit lassen.
“Ach ich habe ihn gesehen, auf der Feier in La Push. Mit einem Mädchen und er schien glücklich zu sein”, sagte sie und wippte leicht hin und her.
“Ach wie schön. Hat sich Seth also auch geprägt?”, fragte Bella weiter, aber unsere Tochter zuckte nur mit den Schultern.
“Naja, kann ich gehen?”, fragte sie nach einer Weile.
“Wo willst du denn jetzt noch hin”, fragte ich, so als würde es mich nicht wirklich interessieren. Doch innerlich brannte ich auf die Antwort.
“Naja, einfach… ein wenig raus und so.”, sagte sie zögernd, war dann aber auch schon verschwunden.
“Mach es ihr doch nicht so schwer”, tadelte meine Frau mich.
“Tue ich gar nicht, hab doch nur gefragt”, gab ich zurück.
“Ja schon, aber lass ihr doch mal ihre Zeit”, meinte sie.
“Wenn sie diese Zeit auch wirklich alleine verbringen würde.”, sagte ich gespielt verschwörerisch.
‘Sind schon weg’, hörte ich Alice und dann waren sie schon verschwunden.
“Was meinst du damit?”. Bella guckte mich jetzt mit großen Augen an.
“Nun, wir haben ihr doch nahegelegt sich doch auch mal mit ein paar Schulkameraden zu treffen”, erklärte ich ihr.
“Und sie scheint jemanden gefunden zu haben. Zumindest glaube ich es, weil sie mich seit dem konstant immer abblockt”.
“Aber… wieso erzählt sie uns denn nichts?”, fragte Bella nun verwundert.
“Vielleicht ist es ihr peinlich? Ich weiß es nicht. Sie gibt sich aber große Mühe nichts zu verraten.”, sagte ich und zog Bella nun zu mir.
“Vielleicht weiß ja Alice mehr?”, überlegte sie. Ich antwortete nicht darauf und wartete auf den Sturm.
“Alice weiß mehr oder? ALICE, komm her. Was weißt du davon? Jetzt rück schon mit der Sprache raus. UND ALICE KOMM RUNTER!”, fing es dann an. Ich seufzte und versuchte sie zu beruhigen.
“Ja, Alice weiß mehr aber sie ist schon wieder weg. Sie darf aber nichts verraten und ich weiß nur das ihr spontaner Urlaub vielleicht doch nicht stattfindet.”, sagte ihr zu ihr.
Sie schaute mich böse an und zog eine Schnute.
“Es ist gemein das ihr beide immer so viel mehr wisst.”, sagte sie, sprang auf und ging zu Tür.
“Wo willst du denn hin?”, fragte ich verwundert.
“Ich gehe meine Tochter suchen”, beschloss sie und war auch schon verschwunden.
Es war mitten in der Nacht als die beiden wieder nach Hause kamen. Erst kam Bella und im Schlepptau kam unsere Tochter. Sie sah etwas geknickt aus.
“Ich glaube unsere Tochter möchte dir noch etwas sagen”, versuchte Bella ruhig zu sagen, doch ihn Unterton verriet das sie sauer war. Was hatte Nessi angestellt, das sich Bella so sehr darüber aufregte. Ich schaute meine Tochter an und sie sah wirklich verunsichert aus. Meine Frau hatte also ihre ernste Seite gezeigt. Schließlich kam Nessi auf mich zu um mir zu zeigen was passiert war, so wie es ihre Art war wenn sie etwas schwieriges erklären musste.
Ich sah unser Gespräch, wo wir sie gebeten hatten sich Freunde in der Schule zu machen. Sie war über diese Entscheidung nicht glücklich gewesen. So fing sie an in der Schule an, sich mehr zu beteiligen. Bis sie ein Jungen an unserem Tisch sah. Bei dieser Szene musste ich leise Kichern, denn es war unser Tisch gewesen, als wir zur Schule waren. Und er saß genauso einsam und teilsnahmlos da. Nessi knurrte und ich wandte ihr wieder meine Aufmerksamkeit zu. Sie hatte sich an ihren Tisch gesetzt. Der Junge hatte von dem nichts mitbekommen und hat sich erschrocken. Und er schien verwirrt gewesen zu sein. Das Gespräch war belanglos. Jedoch hatte Nessi jemanden gefunden, denn sie teilten in den darauf folgenden Tagen und Wochen immer die Pausen. Ein Problem war aber das der Junge, Jason, immer aufmerksamer wurde. Meine Tochter hatte sich ein Spaß daraus gemacht, sich anzuschleichen und ihn zu erschrecken. Er schien sich daran gewöhnt zu haben, jedoch war er misstrauisch geworden. Genau wie sie bei der Feier von La Push verschwunden waren. Die Bilder wurden langsamer und zuckten etwas bis sie dann am heutigen Tag angelangten. Jason war mit in Port Angeles gewesen und sie hatten den Tag gemeinsam verbracht. Dann waren sie auf ihrer Lichtung gewesen.
Ich werde sicherlich nicht vom knalligen Plan eines anderen Mannes gefangen sein. Mein Schicksal ist mein Schicksal.
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