Die Tragödie der Vinsmokes

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    • Die Tragödie der Vinsmokes

      Ich habe zu diesem Thema zwar vorhin erst was im WJK-Thread geschrieben, allerdings ist mir dabei aufgefallen, dass das Thema sich eigentlich ideal für ein neues Essay eignet, um noch ein wenig tiefer in die Materie einzutauchen. Denn, so kontrovers die Vinsmokes mittlerweile auch gehandelt werden, so stellen sie für mich mittlerweile eine der faszinierendsten Familien im gesamten One Piece Kosmos dar. Eine Familie, mit der sich Oda selbst mal wieder übertroffen hat, da er binnen kürzester Zeit aus einer vermeintlichen Gruppe von Antagonisten tragische Figuren geschaffen hat, die sich von dem Bild der üblichen Villians zunehmend mehr distanzieren und sich immer mehr dem Bild von Antihelden annähern. Mit Ausnahme von Jajji.

      Zwar wissen wir noch nicht alles, doch wir wissen bereits einiges. Eine Frage, die mich mittlerweile stark beschäftigt, ist die Frage danach, wie eine herzensgute Frau wie Soja an einen eiskalten und berechnenden Mann wie Jajji geraten konnte. Aktuell macht es auf mich den Anschein, als ob Jajji nicht immer der Mann war, der er jetzt ist. Dies wird auch aus den aktuellen Erklärungen von Reiju (Kapitel 852) deutlich, in denen sie davon erzählt, dass ihr Vater nach dem Tod von Soja sogar noch härter wurde. Dies deutet darauf hin, dass er sie durchaus geliebt hat, auch wenn er gen Ende ihres Lebens nicht mehr in der Lage war ihr dies auch auf eine angemessene Art und Weise zu zeigen. Ihr Tod hat ihn verändert und letztlich dem skrupellosen Mann, der er mittlerweile ist, den letzten Feinschliff verpasst. Doch wie hat seine düstere Entwicklung begonnen?
      Vermutlich durch den Verlust seines Königsreiches, seiner Heimat, seinem Land. Denn schon zu Kindheitstagen der Brüder war die Germa ein mobiles Land, ohne einen festen Standpunkt. Der Verlust seines Reiches muss also schon sehr weit zurückliegen. Und er wollte es mit allen Mitteln zurückerobern. Dafür war ihm jedes Mittel recht. Doch nahm sein Ehrgeiz schon bald perfide Züge an, in dem er sich am Heranzüchten von Supersoldaten versuchte, mit deren Hilfe er das Land zurückerobern könnte. Doch sollten diese Soldaten nicht nur übermenschlich stark sein, sondern auch keinerlei Emotionen empfinden können. Denn Emotionen wie Liebe und Mitgefühl würden jene Soldaten nur von ihrer eigentlichen Aufgabe abhalten. Sie würden zögern, sie würden zweifeln, sie würden nicht so handeln, wie er es wollte. Und eben jene Eigenschaften, die er von seinen Soldaten, von seinen Kindern verlangte, manifestierte er letztlich auch bei sich selbst. Er selbst wurde zu seiner größten Schöpfung. Und zeitgleich zu seinem größten Fehler.

      Ichiji, Niji und Yonji wurden uns von Beginn an als hassenswerte Charaktere präsentiert. Charaktere, die den Himmelsdrachen in Nichts nachstanden und ein ähnliches Maß an Überheblichkeit und Niedertracht an den Tag legten. Lange Zeit wirkte es so, als ob sie dieses Verhalten ebenso ihrer royalen Abstammung zu verdanken hätten, durch welche an sie völlig falsche Werte vermittelt wurden, die sie in den Jahren ihrer harten Erziehung letztlich verinnerlicht hatten.
      Doch inzwischen wissen wir, dass die genetischen Modifikationen, die von Jajji und seinen Mitarbeitern an den Brüdern vorgenommen wurden, nicht nur ihre Physis grundlegend verändert hat, sondern ihnen auch jedes nur erdenkliche Maß an menschlichen Zügen geraubt hat. Sie sind nicht etwa unfähig Empathie zu entwickeln, weil sie einer königlichen Blutlinie abstammen und folglich mit Werten großgezogen worden sind, die denen der Himmelsdrachen nicht unähnlich sind, sondern weil es nicht in ihrer DNA liegt. Es liegt nicht in ihrer Macht Emotionen zu zeigen. Die Wahl wurde ihnen bereits vor ihrer Geburt von ihrem Vater abgenommen.
      Dadurch schafft Oda einen weiteren Twist bezüglich dieser Familie. Zwar keinen, der die Geschichte aktuell in eine völlig neue Bahn lenkt - denn Sanji, das hat Kapitel 852 gezeigt, hasst seine Brüder noch immer - aber einen, der die Verhältnisse innerhalb der Familie in einem vollkommen neuen Licht darstehen lässt. Aus Charakteren, die anfangs als Antagonisten aufgebaut und charakterisiert wurden, als Personen, die man als Leser einfach nur hassen konnte, werden plötzlich tragische Figuren. Opfer, die von ihrem Vater einst um das Wertvollste beraubt wurden, das ein Mensch nur besitzen kann: Die Fähigkeit zur Empathie. Überspitzt formuliert könnte man schon fast davon sprechen, dass er ihnen ihre Seele nahm.

      Das Leitthema der Menschlichkeit zieht sich bereits durch den gesamten Arc wie ein roter Faden. Denn es zeigt sich nun, dass nicht nur Sanji in der Lage ist menschliche Emotionen zu entwickeln und Empathie anderen Individuen gegenüber aufzubringen, sondern dass auch Reiju dazu im Stande ist. Zwar schimmerte ihre Fähigkeit zur Empathie immer mal wieder durch, z.B. bei der Befreiung ihres kleinen Bruders und ihr damit einhergehender Tränenausbruch, doch noch nie so stark wie in Kapitel 852. Sie jedoch hat sich nie als vollwertigen Menschen gesehen, weil auch sie genetisch modifiziert wurde. Sie verfügt über die Fähigkeiten, die ihr Vater bei ihr sehen wollte, doch - im Gegensatz zu Ichiji, Niji und Yonji - hat sie ihr Gewissen behalten. Sie vereint damit sowohl die Werte ihres Vaters, als auch ihrer Mutter in sich, was sie zu einem wichtigen Puzzlestück macht, wenn es um die nahenden Ereignisse geht. Sie selbst sieht sich als eine Art Monster, ebenso wie ihren Vater und ihre Brüder. Weil sie all die Jahre, stillschweigend, den Befehlen ihres Vaters gefolgt ist und schreckliche, widerwärtige, Dinge in seinem Namen getan hat. Ihre Reue ist greifbar, ihre Rehabilitation steht damit bereits im Raum und dürfte letztlich im bevorstehenden Showdown gegen Big Mom endgültig zur Geltung kommen, wenn sie Partei für ihren kleinen Bruder und die SHB ergreift. Ehe sie, im Anschluss an den Arc, die Germa übernehmen und reformieren wird. Ebenso wie ich in ihr den Schlüssel sehe, der den drei Brüdern den Wert von Empathie und Mitgefühl vermitteln können wird, während der wahre Verbrecher dieser Familie - Jajji - die Schmach ertragen muss, dass eben jener Sohn, den er wegen dessen Menschlichkeit für einen einzigen Fehler gehalten hat, letztlich derjenige ist, der ihn übertroffen und seine Ziele durchkreuzt hat.
      So wie Big Mom's Zeit, so läuft auch die Zeit von Jajji bereits ab. Beide stehen sich in Sachen Skrupellosigkeit in Nichts nach und, auch wenn Jajji's Wandel womöglich noch einmal in einem Flashback thematisiert werden wird, um zu erläutern wie er letztlich zu dem geworden ist, der er jetzt ist, so wird dies nichts entschuldigen. So wie man am Ende auch Doffys Verhalten nachvollziehen, jedoch ins keinster Weise akzeptieren konnte. Nichts anderes wird auch Jajji widerfahren. Womit die Tragödie der Vinsmokes ihr Ende finden wird.

      Oda hat mit den Vinsmokes etwas Einzigartiges geschaffen. Eine Familie, die innerlich völlig zerrüttet ist, deren Geschichte eine unheimliche Tragik beinhaltet, durch die er mehr denn je die wahren Werte von moralischen Grundsätzen und ethischen Prinzipien an seine Leser vermittelt. Ich habe mich lange nach einer Gruppierung gesehnt, die sich in der bekannten Grauzone bewegt: Und mit den Vinsmokes scheint mir dieser Wunsch endlich erfüllt worden zu sein. Danke Oda!

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von OneBrunou ()

    • Guter Beitrag erst einmal, ich finde, du hast das Thema um die Vinsmoke-Familie sehr gut zusammengefasst, finde ich. Kompliment dafür.

      Eine Sache passt aber meiner Ansicht nach nicht ganz ins Schema - noch nicht (ich gehe auch stark davon aus, dass da noch was kommt, weil die Brüder eben in einem einzigen Aspekt eben doch keine Maschinen sind):

      OneBrunou schrieb:

      Sie sind nicht etwa unfähig Empathie zu entwickeln, weil sie einer königlichen Blutlinie abstammen und folglich mit Werten großgezogen worden sind, die denen der Himmelsdrachen nicht unähnlich sind, sondern weil es nicht in ihrer DNA liegt. Es liegt nicht in ihrer Macht Emotionen zu zeigen. Die Wahl wurde ihnen bereits vor ihrer Geburt von ihrem Vater abgenommen.
      Komplett richtig ist das nicht. Eine kleine Sache, die es vielleicht doch noch wert ist, zu thematisieren, weil Sanji "Opfer" davon ist, seit wir ihn kennen und bei seinen Brüdern diese Eigenschaft aus einem seltsamen Grund (und nein, dass das lediglich ein Running Gag ist, lasse ich nicht gelten! xD) beibehalten wurde, ist die "Liebe", bzw. das Empfinden von äußerlicher Schönheit.

      Dazu mal ein paar Stellen, welche das unterstreichen:

      Kapitel 826:

      Yonji reagiert ziemlich heftig (fast wie Sanji) mit den Worten "Whoooaa!!! Was für eine heiße Braut!" auf Nami, sodass Ruffys Crew ihn erneut mit Sanji verwechselt - zumindest habe er ähnliche Eigenschaften wie dieser. Nami bezeichnet ihn anschließend mit "genauso Lüstern wie Sanji, aber das war es auch schon". Als Reiju und Yonji die Strohhutbande wieder verlassen, linst Yonji noch einmal auf Namis Steckbrief (was von Reiju zwar nicht kommentiert wird, aber immerhin denkt sie sich ihren Teil).

      Kapitel 843:

      Sowohl Yonji als auch Niji als auch Ichiji reagieren (wenn auch bei Yonji ein wenig kälter als beim letzten Mal) mit herzförmigen Augen auf Nami - und bei Niji scheinen noch irgendwelche schmutzigen Gedanken hinzuzukommen (die er eigentlich nicht haben sollte), da er bei Namis Anblick etwas sabbert.


      Kapitel 844:

      Nach Namis Sanjis Slap in Yonjis Gesicht kommentiert Yonji, dass er "auf hitzige Typen wie Nami stehen würde".

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      Hätten die Brüder wirklich null Emotionen, hätten derartige Szenen und Kommentare womöglich ein wenig anders ausgesehen. Von daher denke ich, dass diese Eigenschaft entweder bei allen vieren aus noch nicht nachvollziehbaren Gründen hinzugefügt wurde (durch Gene), oder dass man bei dem Entfernen von Emotionen diese wohl vergessen hatte. Bei Sanji sind diese Eigenschaften durch seine Entwicklung (auch dadurch, dass er eine Weile in einem frauenlosen Land verweilte und somit "auf Entzug war" :'D) natürlich etwas stärker als bei seinen drei Brüdern, wobei man das auch noch nicht 100%ig sagen kann.
    • Lake schrieb:

      Hätten die Brüder wirklich null Emotionen, hätten derartige Szenen und Kommentare womöglich ein wenig anders ausgesehen.

      Generell eine kleine Anmerkung meinerseits, weil das hier in deinem Beitrag, als teilweise auch in dem Essay, sowie diversen anderen Beiträgen rund um das Thema - meine eigenen eingeschlossen - öfters einmal durcheinander geworfen wird.

      Die Vinsmoke-Kinder sind durchaus in der Lage Emotionen zu empfinden. In Ermangelung einer besseren Quelle bediene ich mal Wikipedia:

      Wikipedia.de schrieb:

      Die Emotion oder der Affekt ist vom Fühlen oder dem Gefühl zu unterscheiden. So erfassen die Begriffe des Fühlens oder des Gefühls die unterschiedlichsten psychischen Erfahrungen und Reaktionen die sich beschreiben und damit auch versprachlichen lassen, wie u. a. Angst, Ärger, Komik, Ironie sowie Mitleid, Eifersucht, Furcht, Freude und Liebe.
      Und, dass sie Emotionen empfinden können, haben wir ja schon des Öfteren gesehen. Nicht nur in den Szenen, die du beschrieben hast, als es um die optische affektive Zurschaustellung von Gefühlen ging, sondern auch beim Hohn und der Verachtung, die sie Sanji oder beispielsweise Cosette entgegen gebracht haben.

      Der richtige Ausdruck, der das beschreiben soll, was an den Vinsmokes genetisch modifiziert wurde, bzw. wozu nicht (mehr) in der Lage sind, stellt die Empathie dar.


      Wikipedia schrieb:

      Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen. Zur Empathie wird gemeinhin auch die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen, wie zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz und Hilfsbereitschaft aus Mitgefühl gezählt.

      Ich denke, dass das durchaus ein wichtiger Unterschied ist, der vielleicht nur fein ist, aber dennoch gezogen werden sollte. Eine nachträgliche Veränderung - wie du sie vorgeschlagen hast-, sehe ich dabei nicht. Operiert man mit den Begriffen Emotion und Empathie, so lösen sich auch diese vermeintlichen Widersprüche auf.

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