slr schrieb:
In der Kürze liegt die Würze.
Das Kapitel ist da und ist - mal wieder - ganz anders als der Spoiler. Namis Aussage, man solle doch fliehen, da nun sämtliche Ziele erreicht sind, versinkt im Gesamtgefüge der Panels und ist kaum mehr als ein kurzer Einwurf. Nami beweist erneut, dass sie Situationen sehr logisch und realistisch einschätzen und bekommt zudem Unterstützung von Best Man Brook, welcher den Kontrast zwischen Zielsetzung und Ergebnis sehr schön auf den Punkt bringt: Der ganze Arc basiert darauf, dass die Strohhüte in kleiner Zahl wie kleine Mäuschen durch das Geflecht der Kucheninsel gehuscht sind und nicht mit einer riesigen Armee einmarschierten. Nun aber ist es eine ebensolche Armee, die es bräuchte, um aus der aktuellen Lage zu entkommen. Die Strohhüte kamen nicht mit der Absicht zu kämpfen, sind dafür auch gar nicht gerüstet, und sollen nun auf engstem Raum gegen eine tobsüchtige Kaiserin und ihren versammelten inneren Zirkel bestehen? Ganz zu schweigen von der Armee des Zorns, die irgendwo auf der Insel wartet und etwaige Flüchtlinge nicht einfach wird passieren lassen.
Nami und Brook haben an dieser Stelle vollkommen Recht und denken daran, wie man aus dieser aussichtslosen Lage entkommen kann. Flucht wäre die beste Option, zumindest aus Sicht der Figuren.
Dass es nicht so kommen wird, macht aber das letzte Panel einfach verdammt deutlich. Entgegen der allgemeinen Anweisung stürmen Ruffy und Sanji - unabhängig voneinander, wohlgemerkt - aus Capone und stürzen sich auf Big Mum. Binnen eines Moments sind die beiden mitten im Kampfgeschehen und daran wird sich vermutlich auch nichts mehr ändern. Jimbei, Pedro und Carrot werden bestimmt nicht lange zögern und spätestens dann muss sich auch der Rest der Strohhutbande damit abfinden, dass es ohne einen Kampf nicht enden wird. Gewiss, es muss etwas passieren, um das Kampffeld auszudünnen bzw. umzustrukturieren. Allein Ruffy und Big Mum sind keine Kämpfer, die inmitten von Freunden und Verbündeten gegeneinander ins Feld ziehen können. Kollateralschäden lassen sich bei beiden nicht vermeiden und ich bezweifle, dass dieses enge Kampffeld voller Figuren sonderlich für etwaige Einzelkämpfe taugt. Die Frage ist nun, wie sich die Schauplätze verteilen sollen. Die naheliegendste Lösung wäre wohl die T-Box, welche mal eben die Torte zermatscht und die Kämpfenden quer über das Gelände verteilt. Dabei können auch gleich die zahlreichen Statisten aussortiert werden. Sollte es zu größeren Kämpfen kommen, muss Oda das Kampffeld strukturieren, die Menge organisieren und die wichtigen Figuren separieren. Anders wird es kaum möglich sein, angemessene und dynamische Einzelkämpfe zu gestalten.
Sanji, der Mann des vergangenen Jahres, beweist in diesem Kapitel mal wieder Eier. Ohne auf die Diskussion um Vater/Nicht-Vater eingehen zu wollen, lässt sich im Grunde nur sagen: Das Ding ist vermeintlich gegessen. Sanji hat sich komplett von den Vinsmokes losgesagt, Judge bezeichnet Sanji in seinem trotzigen Stolz noch immer als "Fehler" und die Brüder sind genauso große Arschlöcher wie vorher. Mittlerweile dürfte auch der letzte Begriffen haben, dass Sanji diese toxischen Einflüsse aus seinem Leben verbannen will - wenn er sie schon im Blut trägt - und überhaupt kein Interesse an einer Aussprache zu haben scheint. Ob sich das noch ändert, wer weiß. Aber beim Stand der Dinge hat Sanji seiner Familie gesagt, sie können ihn gerne mal sonstwo lecken und sich dann verpissen - Reijus zufriedenem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien das auch die richtige Entscheidung zu sein.
Man muss sich nur mal ansehen, wie diese Pisser mit Reiju umspringen. Die Frau blockt einen promethischen Schlag von Big Mum ab und Ichiji lässt nur einen dummen Spruch über Schwäche ab. Und diese kalten, absonderlichen Gestalten und ihren gnadenlos-stoischen Vater Judge soll Sanji als seine Familie akzeptieren? Ausgerechnet Sanji, der mit dem vergangenen Arc einer der menschlichsten Charaktere des ganzen Mangas wurde? Wozu? Damit er irgendwelche Daddy Issues überwindet? Also bitte. Sanji braucht die Vinsmokes nicht und ich denke, eine Aussprache mit diesen hirnamputierten Vollidioten würde auch rein gar nichts bringen. Selbst Judge, der menschlich ist - oder es zumindest vorgibt zu sein - gesteht Sanji allein den Frieden im East Blue zu. Weiter reicht das Verständnis für den "größten Fehler seines Lebens" nicht. Was soll man denn da noch erwarten? Da gibt es - aktuell - einfach nichts mehr aufzuarbeiten, weil es nichts zu sagen gibt.
Zu guter Letzt muss ich noch erwähnen, was für eine coole Sau Capone ist. Die Strohhüte sind ihm scheißegal, können alle verrecken, aber seine Leute und seine Familie beschützt er buchstäblich mit allem, was er hat. Diese Figur ist so unglaublich schnell in meiner Gunst gestiegen, dass es schon MHA-Züge annimmt. Sei es seine echte Liebe zu Chiffon und Mafiosi Jr. oder seine knurrige Aussage, er wolle den Strohhüten eigentlich nicht den ganzen Ruhm überlassen - zieht die Sicherheit seiner Leute und Lieben aber vor. Das gefällt mit wirklich, da es den psychotischen Schafrichter kontrastiert und zeigt, dass selbst die krudesten Typen mehr als eine Seite haben können.
Da ist es dann auch nur stilecht, dass Sanji und Ruffy Nägel mit Köpfen machen. Zwar wollen beide Nägel ungefragt durch die Wand, aber immerhin haben wir endlich mal wieder eine typische Strohhutbande-Interaktion zwischen Ruffy und Sanji. Das ist schon eine ganze Weile her und zeigt, dass der Koch wieder in der Bande angekommen ist. Die Fesseln der Vergangenheit sind gelöst, jetzt kann es nur noch in die Zukunft gehen und dieser blinde Vorstoß visualisiert das sehr eindringlich.
Ich weiß dann auch gar nicht, was ich witziger finden soll: Ruffy und Sanji, die mal eben streitend den Frontalangriff eines Kaisers blocken, oder Big Mum selbst, die dreinschaut, als hätte sie gerade unbeabsichtigt eine Maus zerquetscht. xD