Psychologische Analyse von Lysops Lügen

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    • Psychologische Analyse von Lysops Lügen

      Was Du von Lysop lernen kannst und warum seine Lügen wahr werden

      Als ich als Kind One Piece auf RTL II entdeckte, dauerte es nicht lange, bis ich der Serie verfallen war, was auch bis heute anhält. Damals mochte ich Lysop wenig. So ziemlich jeder andere Strohhut war stärker, cooler oder hatte zumindest einen wesentlich traurigeren Flashback. Zudem gingen mir seine Lügnerei und Ängstlichkeit schlicht und ergreifend auf die Nerven. Ein paar Jährchen später, während einer Klausurenphase im Studium, waren meine grauen Zellen besonders fleißig und ich hatte einen Geistesblitz: Ich BIN Lysop! Ich kann von Lysop LERNEN! Und nicht nur das, mir wurde auch klar, warum Lysops Lügen im Laufe der Geschichte wahr werden – abgesehen von Odas allmächtigen Willen. Ich habe wohl damals ein Gesicht wie Enel gemacht….
      Per Geistesblitz wurden mir die Parallelen zwischen Lysop und den zwei psychologischen Mechanismen Dissonanztheorie und Selbsterfüllende Prophezeiung bewusst. Diese Parallelen sind Gegenstand dieses Essays. Doch zunächst starten wir mit der Behauptung

      Ich bin Lysop.


      Lysop hat, im Gegensatz zu allen anderen Crewmitgliedern, keinen „Vorteil“. Er hat weder eine Teufelsfrucht gegessen, noch ist er ein hoch versierter Navigator oder verwandelt sich mit Rumbleballs in ein kampfstarkes Plüschmonster. Er ist ein ganz normaler, durchschnittlicher Typ, der sich in der fantastischen Welt von One Piece mit Schleuder und Einfallsreichtum durchbeißen muss. Dieser Charakter tut etwas zutiefst menschliches, wenn er mit einem übermächtigen Gegner konfrontiert ist: Er rennt weg! Fight (bei Erfolgsaussicht) or Flight (bei geringer Erfolgsaussicht) sagen die Psychologen dazu. In der Welt von One Piece würde ich als normale, durchschnittliche Person exakt das Gleiche tun wie Lysop.

      Dissonanztheorie
      Laut der Dissonanztheorie sind Menschen bestrebt, unangenehme Spannungszustände aufzulösen. Derartige Spannungszustände (Dissonanz) entstehen, wenn 2 Kognitonen - oder auch eine Kognition - mit einem Verhalten im Widerspruch zueinander stehen. Um diesen Spannungszustand aufzulösen, können die Kognitionen angeglichen werden, oder aber auch das Verhalten den Kognitionen.

      Bei Lysop stehen seine Lügen von ihm als „großer Krieger“ im krassen Gegensatz zu seinem regelmäßig feigen Verhalten. Dieses Muster zeigt sich z.B. im Arlong - Park Arc, auf Alabasta und im Paradebeispiel: dem Dressrosa- Arc. Auf Dressrosa belügt Lysop arglos die Tontatta, gibt sich als deren „legendärer Held“ aus und verspricht ihnen obendrauf Rettung, falls etwas bei der Operation SOP schief geht. Die Operation SOP zielt darauf ab, Sugar bewusstlos zu machen, damit sich alle Spielzeuge in Menschen zurückverwandeln. Natürlich geht es schief! Die Tontatta geraten in Gefangenschaft und Lysop, die letzte Hoffnung, rennt im Flightmodus weg. Doch damit ist es nicht getan: In Lysop brodelt es und er versucht krampfhaft, seine Flucht zu rechtfertigen. Sein innerer Konflikt schreit nach Auflösung. Die Auflösung - wer hätte es gedacht - besteht darin, dass sich Lysop mutig Trebol und Sugar stellt. Letztendlich wird Sugar bewusstlos, zwar nicht durch einen Kampf, sondern einen wenig kinderfreundlichen Gesichtsausdruck Lysops. Er hat damit nicht nur Doflamingos Schlüssel zur Herrschaft eliminiert, sondern tatsächlich seine Lüge wahr werden lassen!

      Wie kannst auch Du Dir die Dissonanztheorie zu Nutze machen? Nun, fake it till you make it ist eine Möglichkeit. Wenn Du Dir eine Eigenschaft an Dir wünschst, dann tu so, als hättest Du sie bereits! Verhalte Dich so, als wärst Du bereits selbstbewusster, witziger, etc. Dein Inneres – Deine Kognitionen – wachsen dann Kraft der Dissonanz nach.

      Selbsterfüllende Prophezeiung
      Die Selbsterfüllende Prophezeiung sagt aus, dass die eigenen Glaubenssätze ihre Erfüllung selbst bewirken. Glaubenssätze wirken wie Filter, welche die Wahrnehmung von uns selbst, unserer Fähigkeiten und unserer Situation stark beeinflussen. Diese Wahrnehmung beeinflusst unser Handeln, was wiederum auf uns über die Reaktion Anderer auf dieses Handeln zurückreflektiert wird. Hiermit schließt sich der Kreis, denn unser ursprünglicher Glaubenssatz wird durch diese Reaktion bestätigt.

      Ob Lysop sich nun als Schwächling oder als „Sogeking, mutiger Krieger der Meere“ sieht - es ist beides wahr! Die Wirkung der Selbsterfüllenden Prophezeiung wird wunderbar durch Lysops Kampf gegen Perona auf der Thriller Bark illustriert: Nachdem der Kampf kurz ausgeglichen ist, wischt Perona mit Lappen Lysop den Boden. Lysops Urinstinkt bahnt sich seinen Weg und er rennt verzweifelt weg. Der Gegner ist übermächtig und unüberwindbar. Zu Ende gedacht würde sich Lysops Selbstbild als Schwächling bestätigen – doch hier kommen seine Lügen ins Spiel! Lysop setzt die Sogeking - Maske auf und als „mutiger Krieger der Meere“ sieht die Welt schon ganz anders aus. Er analysiert die Situation, löst das Geheimnis hinter Peronas Fähigkeiten und besiegt mit geschickten Manipulationen Perona ohne weitere Umschweife. Lysop bekommt mit der Maske definitiv kein Power-up, doch als mutiger Krieger Sogeking“ nimmt er seine Stärken (Einfallsreichtum, strategisches Denken, etc.) wahr und setzt sie geschickt ein – und erlangt nebenbei das dritthöchste Kopfgeld der Strohhüte ;) . Auch wenn es abgedroschen klingt, eine positive Einstellung ist sehr mächtig, weil sie bewirkt, dass Du positive Erfahrungen machst und sie auch als positiv wahrnimmst! Übrigens, Ruffy benutzt bereits seit dem 1. Kapitel die Selbsterfüllende Prophezeiung, um Piratenkönig zu werden.

      Wie man u.a. an Namis Kurven und expliziten Klamottengeschmack sieht, denkt Oda an seine Fans, insbesondere an die männlichen. Er hat uns sogar, zusammen mit all unserem potenziellen Senpai – Gehabe, bereits als Bartolomeo in den Manga reingeschrieben. Und das zusammen mit einer super starken Teufelsfrucht, um überhaupt mitzuhalten in One Piece. Die Fans werden es dir danken Oda, denn wer möchte sich schon mit Lügner Lysop identifizieren? Mein Ich als Kind definitiv nicht.


      Ich hoffe, es hat euch gefallen :-D . Feedback ist willkommen :)
      OHO?! 8o 8o
    • Ich bin echt erstaunt über dein Tiefgründiges Essay, Hut ab! :thumbup:

      Lysop habe ich immer als Charakter gesehen der uns normalen menschlichen Fans am nähsten ist (was denke ich auch die Intention von Oda dahinter ist). Wir sehen das selbst eine Person die vermeintlich keine offensichtliche Power besitzt sehr stark sein kann, in dem man einfach das tut was man am besten kann.. in der Tat hat Lysop genau diesen Satz immer mal wieder gesagt. Jeder Mensch hat irgendetwas was ihn besonders bzw. stark macht, passend dazu Roger im aktuellen Kapitel: "jeder kriegt mal früher oder später die Gelegenheit zu scheinen!" Du bringst es sehr gut auf den Punkt - Gedanken, Überzeugungen, Glaube und der Wille können eine mächtige Waffe sein. Also im Endeffekt lernen wir von One Piece echt wertvolle Attribute die uns Oda da mit auf den Weg gibt.
    • Hey Rayleigh. :)

      Danke für dein Feedback! :-D Es freut mich sehr, dass dir mein Essay gefällt!! Ich denke auch, dass abgesehen vom enjoyement-Faktor beim Lesen/ Anime sich einiges von One Piece abschauen kann. Als ignorantes Kind war das eher die Coolness von Zorro oder Sanji, jetzt schaue ich mir die Abenteuereinstellung von Ruffy und sein "Genießen des Weges" ab, oder eben Lysops Lügen ;)
      OHO?! 8o 8o
    • Die Theorien sind wirklich interessant und sehr passend. Genau wie du habe ich One Piece als Kind auf RTL II entdeckt. Damals mochte ich Lysop auch nicht so besonders. Im Laufe der Jahre hat sich meine Sichtweise schon verändert, und ich mag ihn heute mehr als damals, aber erst als ich deinen Essay gelesen habe, ist mir klargeworden, wie wichtig und realistisch Lysop ist. Ein realistischer Charakter, der sich in einer unrealistischen/supernatürlichen Welt behaupten muss. Es freut mich, dass sich mir jetzt noch mal eine neue Sichtweise auf Lysop eröffnet hat. Toller Essay! :)