The Last of Us (Part I & II)

    • Spoiler

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Einsatz von Cookies
    Beachten Sie zudem unsere Datenschutzerklärung: Pirateboard.net - Datenschutzerklärung

    • Zur Diskussion ob Politisierung von Unterhaltungsmedien würde ich gerne noch einen Beitrag verfassen. Generell finde ich, das man Politik und Unterhaltung strikt von einander trennen sollte. In manchen Fällen mag das nicht möglich sein, wenn zum Beispiel der Autor, Direktor oder Regisseur eine politische Botschaft vermitteln will. Dann werde ich aber mir diese Unterhaltung nicht antun. Denn um sich mit Politik zu beschäftigen, braucht es mehr als einen Film zu schauen oder ein Spiel gespielt zu haben. Politik ist viel zu komplex um das auf ein paar Stunden runterzukürzen. Auch finde ich es problematisch, wenn von Medien oder Politiker gefordert wird, das zum Beispiel Fußballer ihre Aufmerksamkeit benutzen sollten um auf politische Themen aufmerksam zu machen. Die Frage ist halt was passiert, wenn die Sportler für andere Themen eintreten als von den Medien gefordert? Es gab bei der Qualifikation für die EM 2020 seitens türkischer Spieler Solidaritätsbekundungen zu türkischen Soldaten. Dies wurde als politisches Statement seitens der UEFA aufgefasst. Was ich übrigens richtig finde. Denn für mich war und ist es eine politische Aussage gewesen. Und auch die Medien griffen die Spieler an. Jetzt, in der aktuellen Stimmung, rund um Black Lives Matter, wird ein politisches Statement als starkes Signal der Spieler gelesen. Worauf ich eigentlich hinaus will, ist das man nicht das eine verbieten darf und das andere erlauben nur weil es besser in die eigene Agenda passt. Das wird nämlich alles sonst zu kompliziert.

      Bezüglich TLOU2: Ellie ist homosexuell (oder bisexuell? Ich weiß es nicht; jedenfalls ist sie im Spiel in einer Beziehung mit einer anderen Not). Und wenn das einige stört, dann habe ich hier den ultimativen Ratschlag! Spielt es nicht. So einfach. Mir ist es egal. Denn Ellie ist einfach ein super geschriebener Charakter, mit der man als einziger richtig mitfiebert. Als ich gelesen habe, dass das Spiel eine gewisse Agenda verfolgt, bekam ich gleich Star Wars 8 Flashbacks. Denn durch diese Agenda hat man eigentlich einen guten Film stark polarisieren lassen. Deswegen hatte ich hier auch die Befürchtung. Dem ist aber nicht der Fall. Es wird kein großes Aufsehen darüber gemacht, dass Ellie lesbisch ist, bis auf eine kleine Szene am Anfang. Man versucht auch nicht LGBTQ als was besseres darzustellen. Im Gegenteil, sind doch drei weiße heterosexuelle Männer als die bisher einzigen vernünftigen dargestellt worden. Also, man sollte sich vielleicht das Spiel erstmal zugelegt oder sich ein Let's play angeschaut haben, bevor man ein Urteil fällt.
      Ich habe eher andere Probleme mit TLOU2. Unter anderem zieht sich das Spiel ab und zu mal. Ich hab das Gefühl das Naughty Dog absichtlich gewisse Längen eingebaut haben, um zu zeigen, wie gut sie sind. Zum anderem ist es das Storytelling. Um darauf einzugehen, muss ich mich aber ins Spoilerterritorium bewegen. Um ein kurzes Fazit zu ziehen: das Storytelling ist echt nicht gut. Es ist nicht miserabel, aber was eine bestimmte Person angeht, hat Naughty Dog echt Scheiße gebaut. Und für alle jene die das Spiel gespielt haben aber noch nicht soweit sind: Befinde mich momentan in Seattle und krieg von Dina eine Information preisgegeben, was für gestörte Beziehung zwischen uns sorgt. Sind grad ca. 8 Stunden vergangen.

      Spoiler anzeigen
      Das Spiel fängt 4 Jahre nach der ersten Teil an. Ellie und Joel leben in einer Kleinstadt und das Leben hat sich soweit beruhigt.Nach ca. 2 Stunden wird Joel von Abby umgebracht. Wer Abby ist und warum sie so handelt, wird uns nicht dafür verraten. Gut, nur in Disneyfilme und Actionfilme verrät der Bösewicht seine Motivation und seine Pläne. Das Problem hier ist aber, dass wir Abby selbst spielen. Und sie macht nicht gerade einen sympathischen Eindruck. Sie dickköpfig, stur und bisher über alle Maßen verachtenswert. Denn in der kurze Szene, wo wir sie spielen, wird sie von Joel und Tommy gerettet. Sprich sie hätte für ihre Rache, von der man immer noch nicht weiß wieso sie Sie eigentlich haben will, nicht mal ihre Chance gehabt, hätte Joel sie nicht gerettet. Und was macht sie mit ihren Retter. Eiskalt umbringen. Und sie zögert nicht mal dabei. Kein Funken von Mitleid. Ist natürlich eine spannende Methode jemanden als Antagonisten zu festigen, nur spielt und ist man selbst der Antagonist. Somit wird man selbst zum Protagonisten. Nur hat man selbst überhaupt keine Motivation die Rolle vom Antagonisten einzunehmen. Wäre sie vorher als Charakter etabliert gewesen, hätte man vielleicht sowas machen können. So wird man in die Rolle quasi hinein gezwungen.

      Naja, wie auch immer. Ellie beschließt Rache und reitet nach Seattle, wo sie die Mörder vermutet. Sie wird von ihrer Freundin Dina begleitet. Dina und Ellie sind in einer, nennen wir es es mal, Definitionsphase ihrer Beziehung. Dina hat gerade eine Trennung von ihrem Freund hinter sich. Sie beide wissen noch nicht recht, wie ihre Beziehung aussehen soll. Kennen wir alle, denke ich mal. Dina ist anscheinend leider nicht die hellste. Denn bevor sie sich getrennt hat, ist sie von ihrem Exfreund geschwängert worden. Also anstatt, ihr Säugling gut behüten zu wollen, hilft sie Ellie bei ihrer Rachetour. Ist schließlich sicherer. Das war so eine Stelle wo ich erstmal abgeschaltet habe. Den ersten Teil, fand ich noch gut, weil man die Handlungen der Charakter nachvollziehen konnte. Hier hingegen musste ich immer wieder mit den Kopf wackeln
      Almost Dead Yesterday
      Maybe Dead Tomorrow
      But Alive, Gloriously Alive, Today
    • @Vongola

      Ich denke ich weiß welche Stelle du meinst ohne den Spoiler anzugucken um sicher zugehen nicht doch gespoilert zu werden xD

      Gebe dir aber Recht was das "in die Länge ziehen" angeht. Hatte ja schon geschrieben das ziemlich wenig los ist und dieser Eindruck besteht auch weiterhin. Von mir aus kann da mehr kommen und ich hoffe das dass auch noch passieren wird. Das Gameplay an sich finde ich ganz gut, ein zwei Mängel gibt es zwar wie ich finde wie zum Beispiel das Treppen hinunter klettern. Die Grafik ist sehr gut aber das war zu erwarten, was mir sehr gut gefällt ist das man verschiedene Sachen schwerer bzw. leichter Stellen kann. Falls man eine Stufe zu schwer oder zu leicht findet kann man es ändern oder halt alles so lassen und einzelne Dinge verändern.
    • Hatte TLOU2 gestern noch beendet und es hat mich zunächst mit einem Achselzucken zurückgelassen. Das Gameplay ist natürlich gut, wie die Kämpfe und die Rätsel (Top Seil Programming) und auch die krasse Ausblancierung der Schwierigkeitsstufen. Aber das Spiel hatte nie mit seinem Gameplay übermäßig brilliert. Klar die Atmosphäre und die Einlagen sind gut, aber das haben andere Games schon besser hingekriegt.
      Es war zum großen Teil die Story, die einem im letzten Teil so an der Stange gehalten hat, die Beziehung von Joel zu Ellie und auch der Weg außenrum, aber in diesem Teil ist es einfach nicht sehr rund.
      Ab hier gilt harter SPOILERALARM. Joel segnet das Zeitliche und die Prämisse liegt hier nun auf den Circle of Hate/Revenge. Auge um Auge. Aber Ellie legt hierbei Charaktertraits nach außen, die irgendwie nicht nach außen passen. Joel wird auf brutalste Weise vor ihr zerknüppelt, woraufhin sie sich auf einem Feldzug begibt, der vor niemanden halt macht. Die Freunde von Abby werden zerfetzt, abgeknallt und eine Schwangere auch noch über den Jordan geschickt. Da zeigt sich ein Funken Schreck, aber der verfliegt gleich wieder und Abby soll auf alle Fälle über den Jordan geschickt werden ohne Rücksicht auf Verluste. Und das ist einfach nicht stimmig. Wann hat Ellie genug? Als sie eine Random Erinnerung vorgesetzt kriegt, mit Joel aufdrehen Gitarre klimpert und das bringt sie dazu, die sowieso schon durchgeholzte Abby am Rand des Todes zu verschonen, wo diese eigentlich nur abhauen wollte, um einen Jungen zu retten und von der ganzen Rachekacke eh genug hat. Sie kann es bleiben lassen, aber Ellie nicht, weil sich ihr Trauma nicht auflöst muss sie es auf biegen und brechen zu Ende bringen und es wirkt einfach nur arg forciert diesen Konflikt aufrecht zu erhalten. Dabei kommt mir Ellie nicht mehr wie eine gebeutelte Tochter vor, die ihre Vaterfigur verloren hat, sondern wie ein verdammter Psycho, der nicht mehr alle Kerzen am Weihnachtsbaum hat. Dafür soll man Verständnis, Sympathie und am Ende dann Mitleid empfinden, vor allem dass sich ihre Familie, oh Wunder, verzischt, weil sie nicht ablassen kann, hab ich eher Genugtuung verspürt, nach dem Motto das passiert, wenn du so dämlich bist. Vielleicht sollte das ausgelöst werden, aber dieser dauerhafte Druck diesen Konflikt weiter glühen zu lassen überspannt den Bogen spätestens nachdem Ellie eine Schwangere niedermetzelt und es ihr ein paar Stunden später wieder am Arsch vorbei geht.


      Abby. Kommt ehrlich gesagt nicht viel besser weg. Keinen Funken Empathie in der Birne killt die Jahre später den Mörder ihres Vaters, weil ein anderer „Vater“ den Menschen beschützen will, der ihm am Wichtigsten auf der Welt ist. Ich mein sie muss es nicht cool finden, aber Alter ihr Alter Herr will ein Mädchen abmurksen, für die unwahrscheinliche Chance auf ein Heilmittel, die ihre Ressourcen wohl nicht mal hergegeben haben. Dabei glorifiziert sie gleichzeitig die Fireflies, welche nur eine Bande von fanatischen Terroristen war, die random Soldaten hochgebombt haben, die eig nen guten Job machten.
      Und nachdem sie ihre Rache hat ist sie auch nicht zufrieden, sondern metzelt sich weiter durch Reihen an Scars. Die sind zwar auch nicht ganz richtig in der Birne, aber das gute alte Feindbild durchbrechen dafür fehlt wohl das Hirnschmalz und ist stattdessen in die Muskeln geflossen (no judgement). Die Kehrtwende kommt dann nach der Rettung von ein paar Kinderseraphines, wo dann doch der Gedanke kommt, hey die könnten ja menschlich sein. Und Abby lässt auch nur Lev zuliebe davon ab und hätte ansonsten auch Dina weggehauen. Auch das ist nur bedingt verständniserregend und passt einfach nicht so gut rein.

      Die narrative Struktur ist hierbei ein Problem. Zunächst metzelt sich Ellie durch einen Haufen Charas zu dem man keine Bildung hat, welche dann mit Abbys Perspektive aufgebaut Erden soll. Hier wäre ein episodischer Wechsel zwischen den beiden besser gewesen, dass man auch nicht nur mit den Achseln Zuckt, wenn einer gekillt wird und man schon vorher eine Bindung dazu hat. Und ein Chara beschreibt Abby ganz gut. „Du bist nicht gut, sondern einfach nur ein Stück Scheiße.“

      Auch versucht das Game auf harte Weise auf die Tränendrüse zu drücken, wenn man nen Wuffi abmurkst oder sein Herrchen, oder die Namen von abgemurksten geschrieben werden. Komischerweise heißt wohl fast jeder der Wolfs Zoe oder Shaun, das macht es nicht leichter. Ich hab kein Problem mit Gewaltdarstellung, aber wenn ich was übertrieben makabres sehen will spiel ich Doom, oder Ähnliches.

      Das Spiel ist bei weitem nich so schlecht wie es die Community darstellen will. Die Userratings sind einfach nur überzogen, noch dazu wenn sowas wie der angebliche Genderwahnsinn ein Teil davon ist. Es ist in der Geschichte scheißegal, dass Ellie lesbisch ist, dann hätte sie halt statt mit Dina mit nem Dude verkehrt. Und selbst wenn es so relevant wäre ist es furzegal, es ist kein Verbrechen wenn das Thema ist solange es nicht ad absurdum durchgezogen wird, dass nichts mehr anderes wichtig ist und das ist sowohl sexuell als auch kulturell absolut nicht der Fall. Das Spiel hat mich trotzdem zwanzig Stunden unterhalten, aber der Sotryverlauf, der das Spiel ausmacht ist einfach nicht auf demselben Niveau und gefühlt mit dem Vorschlaghammer rübergebracht.
    • Rezension mit Mini-Spoilern

      Neil Druckmann schrieb:

      Was würdest du tun, wenn jemand, den du liebst, Opfer eines Gewaltakts würde? Wie schnell würde dein Verstand auf grausame Vergeltung drängen? Wie weit würdest du gehen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen? Wie würde es dich verändern, wenn du dabei erfolgreich wärst? Wärst du noch dieselbe Person?


      Mit The Last of Us Part II wollten wir ein Spielerlebnis schaffen, das sich mit diesen schwierigen Fragen, den dunkelsten Seiten der menschlichen Natur und den grausamen Gewaltspiralen befasst, die wir täglich in der Welt beobachten können. Das Ergebnis ist ein Spiel, das von Hunderten Entwicklern kreiert wurde, die über sich hinaus gewachsen sind, um nicht einfach nur Unterhaltung zu erschaffen - sondern ein Spiel, auf das wir wahnsinnig stolz sind und das euch hoffentlich fesseln und eure Ansichten zu Gerechtigkeit und Mitgefühl auf die Probe stellen wird.

      [...]
      Dieses Schreiben lag dem Spiel bei. Gelesen habe ich es im Vorfeld, richtig zuordnen kann ich einige Passagen davon allerdings auch erst jetzt, nachdem ich meinen ersten Durchgang hinter mich gebracht habe. Alsbald werde ich das Spiel zwar nicht erneut durchspielen, das liegt aber nicht daran, dass es mir nicht gefallen hätte, sondern vielmehr daran, dass es eine doch recht bittere Pille ist, die man dem Spieler hier zum Schlucken gegeben hat. Und das in vielerlei Hinsicht.

      Vorab: Seit 7 Jahren hat man auf eine Fortsetzung gewartet und in eben jener Zeit war mir immer bewusst, dass das Ende vom ersten Teil noch weitreichende Konsequenzen haben musste. Das war mMn unausweichlich. Als das Sequel dann angekündigt wurde und man erklärte, dass es in diesem um Rache gehen wird, wohingegen es im Vorgänger noch übergreifend um Liebe ging, zeichnete sich die Richtung, in die das Ganze gehen würde, eigentlich schon relativ klar ab. Dennoch war ich überrascht darüber, wie früh man dieses eine, ausschlaggebende Ereignis eingebracht hatte. Wohl auch aufgrund des ersten Trailers, hatte ich hier doch eher andere Erwartungen an die Ausrichtung der Handlung. Und ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich anfänglich nicht auch so meine Probleme damit gehabt hätte. Denn im Grunde setzt man damit direkt zu Beginn ein Zeichen. Man setzt einen extremen Cut nach nur wenigen Spielstunden, wodurch man sich eigentlich sofort vom ersten Teil thematisch distanziert hat. Denn auf das, worauf der Vorgänger noch primär gebaut hat, könnte man sich hier nicht mehr berufen. Denn handlungstechnisch unterscheiden sich die beiden Teilen in einem Aspekt nämlich nur geringfügig voneinander: Die Handlung selbst ist relativ unspektakulär. Der erste Teil lebte vordergründig von der sich etablierenden Beziehung zwischen Ellie und Joel (besonders mit dem Wissen, was mit Joel's Tochter passiert ist). Das war das Herzstück der Geschichte, das auch mit dafür gesorgt hat, dass der Titel überhaupt erst ein so breites Publikum für sich gewinnen konnte. Im Fokus stand hier - wie erwähnt - die Thematik der Liebe. Und nun wird Ellie Zeuge des Mordes an ihrem Retter, Mentor und ihrer Vaterfigur. Was sie unweigerlich in eine Abwärtsspirale der Gewalt und Vergeltung zieht.

      Und gerade hierbei sollte man imo stets im Hinterkopf behalten, was man von ihr im Vorgänger schon alles erfahren hat, was sie dort erlebt hat. In jungen Jahren. Und wie eng all dies sie und Joel miteinander verbunden hat. Umso größer ist damit auch der Schmerz, den sie nunmehr durch leidet. Mehr noch, immer wieder werden hier kleinere Flashbacks gestreut, die die Beziehung der beiden weiter thematisieren und letztlich auch das unausweichliche Zerwürfnis zutage bringen, das man schon mit dem offenen Ende vom ersten Teil in Aussicht gestellt hatte. Ihr Zorn richtet sich damit nicht nur primär gegen jene, die ihn ihr genommen haben, sondern zum Teil auch gegen sich selbst. Sie kann nicht anders, als nach Rache zu dürsten, weil sie das Gefühl hat, als hätte man ihr die Chance genommen das Kriegsbeil mit ihm zu begraben. Denn gerade, als man sich wieder ein Stück weit annäherte, wurde er ihr genommen.

      Wir reden hier also von einer jungen Frau, die in jungen Jahren ihre Eltern verlor, die ihre beste Freundin vor ihren Augen hat sterben sehen, die dann auf jemanden traf, in dem sie eine neue Vaterfigur fand, während ebenjener nicht dazu fähig war sie einfach sterben zu lassen, der sie daraufhin anlog und es somit zu einem Disput zwischen ihnen kam, der nie ganz ausgeräumt werden konnte. Sie sagte es im ersten Teil auch selbst: Alle hätten sie verlassen, nur Joel nicht. Lange Zeit war er ihre einzige Konstante, die man ihr nun gewaltsam entrissen hat. Ich persönlich kann daher durchaus mit ihr mitfühlen und verstehen, wieso sie so verbissen nach Vergeltung sucht.

      Dasselbe gilt indes aber auch für Abby. Denn mit ihr bringt man eine Figur ins Spiel, die eben jenes Urteil fällt und vollstreckt, womit sie den Zorn von Ellie auf sich zieht. Und eine Zeit lang wirkt es auch so, als würde man sie als Antagonistin des zweiten Teils etablieren. Wodurch es auch höchst befremdlich wirkte, dass man sie zu Beginn des Sequels kurzzeitig steuern musste. Gerade mit Blick darauf, was kurz danach folgen sollte.
      Doch nimmt sich Naughty Dog später eben auch die Zeit, um uns einen Einblick in ihre Gefühlswelt, ihre Geschichte und ihre Situation zu gewähren. Und dabei wird deutlich, dass es hier kein richtig oder falsch mehr gibt. Dieser Perspektivwechsel war ein Wagnis, das sich mMn aber auch bezahlt gemacht hat. Man tappte lange im Dunkeln darüber, warum Joel sterben musste, wenngleich es schon relativ früh gewisse Tendenzen gab. Und ich persönlich muss sagen, dass ich für diese Gruppe von Leuten, die dafür verantwortlich waren, ebenso große Verachtung empfand, wie Ellie es getan hat. Ich hatte kein Mitleid für sie, hab teilweise fast schon gejubelt, wenn Ellie einem von ihnen ihren Zorn hat spüren lassen. Doch das alles legte sich postwendend, als man ihre Sicht der Dinge näher geschildert bekommen hat. In diesem Sinne war der Perspektivwechsel eine sehr mutige Entscheidung, die zunächst äußerst befremdlich wirkte, die ich rückblickend allerdings auch sehr stark wertschätze, weil man dadurch ein klareres Bild davon bekommen hat, wie sich die Welt durch die Pandemie verändert hat. Und vor allem auch, wie sich die Menschen verändert haben. In diesem speziellen Konflikt herrscht kein Kampf zwischen den Guten auf der einen und den Bösen auf der anderen Seite. Ellie, wie auch Abby, haben beide Abscheuliches getan, weil sie nicht vergessen konnten. Weil sie die Bilder ihrer toten Väter nicht verdrängen konnten. Beide wurden gleichermaßen von Rache getrieben. Die Grenzen verschwimmen, verstehen kann man letztlich beide Seiten. Und genau deswegen finde ich das Ende auch absolut großartig, ohne darauf jetzt inhaltlich näher einzugehen.

      Mein Fazit lautet damit wie folgt: Die ersten Stunden tat ich mich unfassbar schwer mit dem Sequel. Einige der narrativen Entscheidungen entzogen sich meinem Verständnis und der Gedanke, dass dem Franchise das Herz, das man im Vorgänger etabliert hatte, so früh und so brutal herausgerissen werden sollte, machte es mir auch unfassbar schwer mit Part II warm zu werden. Kurioserweise war es dann der Perspektivwechsel, mit dem ich mich in den ersten Stunden ebenso schwer tat, der mich rückblickend etwas mehr für die Thematik, wie auch die Geschichte, die man hier erzählen wollte, sensibilisiert hat. Narrativ ist man hier unsagbar große Risiken eingegangen, die sich aber durchaus bezahlt gemacht haben. Denn ich persönlich kann nur sagen, dass ich gerade in etwa dasselbe empfinde, wie schon vor 7 Jahren, nachdem ich den Vorgänger zum ersten Mal durchgespielt hatte. Eine Mischung aus Empathie und Sympathie für die Figuren und die Entscheidungen, die sie getroffen haben.
      Einen Vergleich zum Vorgänger kann und will ich hier jedoch nicht ziehen, dafür unterscheiden sich die beiden Titel thematisch einfach viel zu sehr voneinander. Doch während Teil I einen ganz besonderen Platz in meinem Gamerherz hat, wird sich erst noch zeigen müssen, ob Teil II das auch gelingen wird. So wie vor 7 Jahren, wird's auch hier etwas mehr Zeit brauchen, um das abschließend beurteilen zu können.
      „Just as world‘s unite, so too do they part.“
    • Ja das Spiel ist nicht so mies wie es die User-Wertungen abbilden aber auch nicht so gut wie es die Presse abbildet.

      Viele verkraften halt nicht was mit Joel passiert und das man anschließend seinen Mörder spielen muss.

      Was ich viel lustiger finde ist das man mit Ellie alles umlegt was nicht bei 3 auf dem Baum ist um im Finale zu sagen...ach Rache ist doch nicht so geil..ganz schlecht geschrieben in meinen Augen.

      Und ja die Story und die Charaktere sind nun mal entscheiden für Last of Us. Das Gameplay war auch schon in Part 1 holzig und einseitig. Ansonsten bleibt nur noch die echt gute Grafik. (mein Gott selbst meine Oma kann schneller nachladen und schießen als Joel ohne Upgrades...und nein ich meine meine echte Oma, nicht die digitale COD Oma).

      Alls in allem bleibt objektiv gesehen ein gutes Spiel...gut im Sinne von 75%-80% wenn man sich eben mit dem limitierten gameplay anfreunden kann.
    • Für mich ist The Last of us 1 das beste Spiel, dass ich jemals gespielt habe. Es war im Gesamtpaket für mein Empfinden schlicht perfekt.

      Dementsprechend war ich glaube ich auch der einzige Mensch, der absolut nichts mehr von der Marke sehen wollte. Für mich war die ganze Geschichte einfach Rund, abgeschlossen und bedurfte, trotz dem angedeuteten Twist am Ende von Teil 1, keiner weiteren Erzälung, Verfilmung, what ever.

      Daher war ich mit der offiziellen Mitteilung, dass Teil zwei kommt überhaupt nicht glücklich.

      Ich habe erst ein paar Stunden im Spiel verbracht und möchte trotzdem ein kurzes zwischenfazit geben. Um es Spoilerfrei zu konkretisieren, ich bin gerade aus der Grundschule raus und das nächste Ziel ist die TV-Station.

      Bisher ist das Spiel aber genau das, was ich erwartet habe. Technisch bzw. von der gesamten Aufmachung her ist es genau wie in Teil eins, nur noch etwas verbessert. Das finde ich gut wenngleich es dadurch natürlich nicht innovativ ist. Ich finde das braucht es aber auch nicht. So wie es ist passt es einfach perfekt zu diesem Spiel und der Story!

      Wo ich auch schon beim Knackpunkt bin. War es im ersten Teil allen voran die Story, die das Spiel in meiner Wahrnehmung dahin gebracht hat, wo es jetzt ist, konnte mich die Story bisher noch nicht so ganz überzeugen. Die Grundmotivation der Charaktere spricht mir nicht zu. Es ist einfach das typische 0815 Szenario das man so oder so ähnlich schon zigfach gesehen hat. Was wahrscheinlich auch der Grund dafür war, weshalb der erste große Story Knackpunkt mich nicht so ganz abholen konnte.

      Klar postapokalyptische Virusszenarien sind auch ausgelutscht aber gerade der erste Teil, hat mMn eine Charaktermotivation geschaffen, die man so noch nicht oft gesehen hat. Das kleinen Mädchen, das Imun ist und das man eskortieren soll um eventuell ein Heilmittel zu finden war für mich persönlich was ganz neues.

      Ich bin gespannt! Wo mich die Reise am Ende emotional hinführt wird sich zeigen aber ich bin guter Dinge, dass sich meine anfängliche Sorgen bezüglich einer Fortsetzung nicht ganz Bewahrheitet und ich hier durchaus einen würdigen Nachfolger Spiele.
    • Ich hab mir ein lets Play von tlou1 und dem dlc angeschaut und irgendwie lässt mich diese Geschichte nicht mehr los, ich weiß nicht wieso, aber das Ende des 1. teils war irgendwie schon son richtiger Schlag ins Gesicht, da aus schützenden Lügen immer etwas negatives entsteht und es mich einfach aufwühlt, zu wissen, dass das nicht mehr grad zu biegen ist, fuchst mich (ja, beim 2. teil guck ich auch grade ein lets Play und bisher trifft mich das erste „große“ Ereignis richtig)

      wie habt ihr denn die Story des ersten Teils verarbeiten können, da ich irgendwie schon sehr zwiegespalten bin, ob seine Entscheidung damals die richtige war
    • AcerioN schrieb:

      wie habt ihr denn die Story des ersten Teils verarbeiten können, da ich irgendwie schon sehr zwiegespalten bin, ob seine Entscheidung damals die richtige war
      Imo war es einfach das perfekte Ende, gerade weil es hier keine richtige Entscheidung gab. Joel hat sich dafür entschieden die Chance auf ein Heilmittel verstreichen zu lassen, weil er es nicht ertragen hätte schon wieder eine Tochter zu verlieren. Denn nichts Anderes war Ellie letztlich für ihn. Sie war wie eine Tochter für ihn, über ihre Reise hinweg hat er irgendwann begonnen sie wie sein eigenes Kind zu lieben. Nachdem er Sarah bereits hat sterben sehen, wollte er diesen Schmerz kein zweites Mal durchleiden müssen.

      Auch deswegen begrüße ich ja den Weg, den man mit TLOU2 gegangen ist. Joel's Taten mussten Konsequenzen haben. Seine Lüge gegenüber Ellie musste ihm zwangsläufig irgendwann um die Ohren fliegen (zumal man schon beim Ende von Teil 1 bemerken konnte, wie Ellie an Joel's Erklärung gezweifelt hat). Dass man dann noch mit Abby eine Figur eingeführt hat, die durch eben jene, von Joel getroffene Entscheidung, auf ihren Weg der Rache geschickt wurde, war ein guter Weg, um einem einmal mehr vor Augen zu führen, dass Joel an und für sich auch eigentlich - über lange Zeit hinweg - kein guter Mensch war. Er tat Abscheuliches, um die zu retten, die er liebt. Gleichzeitig hat er damit aber auch einen Kreislauf der Gewalt losgetreten, den Ellie am Ende aber auch auf erstaunliche Art und Weise geschlossen hat, weswegen ich ja auch das Ende von TLOU2 so fantastisch finde.
      „Just as world‘s unite, so too do they part.“
    • Ich persönlich denke, dass TLOU 2 gravierende Probleme mit konsequenter Charakterdarstellung hat. Die Entscheidungen der Charaktere ergeben manchmal keinen Sinn und schaden den Charakteren damit gravierend.

      Ja, ab hier kommen Spoiler:

      Man kann die Story gerne so aufbauen, wie Naughty Dog es getan hat. Allerdings ist das "WIE" einfach nicht wirklich gut umgesetzt. Warum Joel Fremden folgt, bereitwillig seine Identität preisgibt, obwohl er ein absolut misstrauischer Typ war, erschließt sich mir einfach nicht. Man kann ihn töten, aber der Aufhänger dazu stellt für mich einen Bruch im Charakter da.
      Man kann ihn auch auf diese Weise töten, aber der Zeitpunkt war einfach ungünstig gewählt. Man wird halt gezwungen, mit dem bis daher farblosen Antagonisten zu spielen, ohne die Motive zu kennen. Cleverer wäre es gewesen Abby ersteinmal Hintergrund zu geben, bevor sie Joel tötet. So assoziiert jeder Spieler erstmal nur negatives und es fällt schwer irgendwelche Sympathien zu hegen und zu entwickeln.

      Das Ende zeigt mal wieder das es einen Bruch zwischen Gameplay und Story gibt. Ellie tötet dutzende Menschen auf dem Weg zu Abby, aber ihr eigentliches Ziel verschont sie. So soll anscheinend das Rad der Rache gebrochen werden. Blöd nur, dass sie durch die vielen Morde vorher dutzende weitere Rachegeschichten anstösst. Cleverer wäre es vielleicht gewesen Ellie keine Menschen mehr töten zu lassen, damit das Ende nicht ganz so Holzhammer mäßig kommt. Das wirkt einfach inkonsequent erzählt.

      Neil Druckmann hat sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Selbst konstruktive Kritik als Sexismus oder Hate abzutun zeugt mal wieder von zu großem Ego. Das zwischendurch unsinniger Hate dazwischen ist bezweifle ich nicht, ebenso wie absolutes Fanboy Lob, aber man darf sich durchaus auch Kritikfähig zeigen.

      Ich verbinde mit TLOU 2 tatsächlich die letzte Staffel Game of Thrones. Optisch toll, aber es bleibt viel Potential liegen. Man versucht eher die Kontroverse und Überraschung zu suchen, anstatt sich vernünftig auf logische Charakterentscheidungen und logische Story zu konzentrieren.
      YOU'RE GONNA CARRY THAT WEIGHT
    • Ich weise mal vorsichtig auf nachfolgende Spoiler hin.


      OneBrunou schrieb:

      Gleichzeitig hat er damit aber auch einen Kreislauf der Gewalt losgetreten, den Ellie am Ende aber auch auf erstaunliche Art und Weise geschlossen hat, weswegen ich ja auch das Ende von TLOU2 so fantastisch finde.

      Hat sie das wirklich?
      Was haben sowohl Abby als auch Ellie denn auf ihrem Pfad der Rache alles angerichtet?
      Um den Kreislauf wirklich zu schließen, hätte Ellie erst gar nicht losziehen dürfen. Auf ihrem Weg sind so viele Menschen gestorben, dass es massenhaft neues Potential für mögliche Racheakte von noch unbekannten Charakteren geben kann. Klar, muss nicht sein, aber in der Theorie?
      In diesem Sinne war das Ende mMn recht sinnlos. So viele Leben die gelassen wurden, nur damit am Ende doch alles umsonst war. Für Ellie in ihrer charakterlichen Entwicklung vielleicht nicht, aber übergreifend eben inkonsequent. Um es mal krass auszudrücken: Wenn Ellie (oder eben ND) den Kreislauf nach dem Racheakt hätte schließen wollen, dann hätte sie die Rache durchziehen sollen und den Kreislauf dann mit einem Suizid beenden müssen. Nur so entgeht man möglichen folgenden Racheakten an Abby oder ihr, die als Konsequenz aus dem Spielverlauf heraus auftreten könnten. Natürlich wäre dieses Stilmittel wohl ein sehr unliebsames und mit einer sehr fragwürdigen Aussage behaftet, deswegen will ich es gar nicht als eine ernsthafte Möglichkeit hervorheben. Nicht, dass jetzt jemand denkt ich würde etwas Schlimmes verherrlichen wollen, aber man versteht, denke ich, wie ich es meine.

      In diesem Sinne bin ich für meinen Teil mit dem Ende relativ unzufrieden. Mal ganz davon abgesehen, dass ich die Chemie zwischen Joel und Ellie in Teil 1 geliebt und entsprechend in Teil 2 massiv vermisst habe, gefiel mir Joel auch so als Charakter sehr gut. Ihn sterben zu lassen, zumindest so früh im Spiel, war eine in meinen Augen falsche Entscheidung. Sein Tod hätte auch dann Sinn gemacht, wäre es erst zum Ende des Spiels passiert.
      Man hätte dem ganzen Spiel viel mehr Facetten bieten können. Auf der einen Seite das zerrüttete Verhältnis zwischen ihm und Ellie, welches nach und nach wieder besser wird, bis es letztlich da ist wo es sein soll (oder eben mal war), bishin zu seinem dann unerwarteten Tod, was mich als Spieler noch viel mehr getroffen hätte, hatte man sich doch gerade so gefreut, dass die beiden sich endlich wieder lieb haben.

      Auf der anderen Seite hätte man hingegen immer wieder Einblicke in Abbys Geschichte erhalten, die Joel "jagd", um ihren Durst nach Rache endlich zu stillen. Man lernt sie erst nur als neuen spielbaren Char kennen. Nach und nach erfährt man, dass sie jemanden "jagd", aber nicht wen. Dann allmählich, wenn man schon mit ihr sympathisiert, kristallisiert sich ihr Ziel heraus, wobei man sich noch unsicher ist, nur um dann sehr viel später und nach dem Aufbau von sehr viel Sympathie endgültig festzustellen: Man spielt einen Charakter der Joel töten will, den man doch eigentlich mindestens genauso liebt.
      Als Spieler beginnt man dann im Verlauf Joel einerseits wieder zu lieben, während er durch Abbys Sicht der Dinge nach und nach weiter in Bedrängnis gerät, was am Ende darin mündet, dass man als Spieler vielleicht so stark hin und her gerissen gewesen wäre, dass man selbst nicht mehr gewusst hätte, wie man nun endgültig damit umgehen soll. Erst wird er als Unbekannter vorgestellt den man durch Abbys Sicht der Dinge beginnt zu hassen, bis man dann das Bild von Joel vor Augen hat und plötzlich nicht weiß wie man nun wirklich fühlen soll. Man hofft darauf, dass Abby ihn nicht töten wird, doch es kommt so unerwartet wie nichts anderes: Sie tötet ihn tatsächlich. Noch krasser: Wir spielen sie im entscheidenden Moment und müssen ihn selber töten, ob wir wollen oder nicht.
      Hassen wir Abby? Mögen wir sie noch? Wie empfinden wir für Joel. Dieser Moment wenn du als Spieler auf deinen eigenen Main-Character schießen musst und es nicht begreifst. Du erstmal pausierst und dich fragst: Passiert das wirklich?
      Meine Fresse... das wäre so viel geiler gewesen.

      Auch wäre dann das jetzige Ende stimmiger gewesen, da Ellie direkt den Kreislauf hätte durchbrechen können. Es hätte keine lange Jagd nach dem Mörder gegeben. Sie hätte gleich die Chance haben und nach langem hin und her doch auf Rache verzichten können. Sicher liegen auf dem Weg dahin trotzdem Leichen, daher ist es gerade etwas pauschal gesagt, aber von der Sinnhaftigkeit her, hätte es mir weitaus besser zugesagt. Es wäre einfach stimmiger gewesen und es hätte im Nachgang viel mehr dafür gesorgt, dass man das Geschehene revue passieren lässt und es nochmal hinterfragt. Das alles hätte sicher auch so ins Spiel gepasst, ohne dass man bspw. auf Ellies Freundin hätte verzichten müssen. Auch hätte man weiterhin Ellie anstatt Joel zum Spielbaren Main-Char schreiben können, hätte man es gewollt.

      Auf diese Art hätte man eine perfekte Geschichte rund um Liebe und Hass aufbauen können, die ein und den selben Ursprung gehabt hätten: Familie.
      Das hätte das oben beschriebene "Problem" mit dem Rache-Kreislauf vielleicht nicht gelöst, aber zumindest die Story und die Charaktere sowie deren zwischenmenschlichen Beziehungen wären mir um ein vielfaches sympathischer gewesen.

      Sei es drum. Es war an und für sich ein gutes Spiel, welches jedoch in meinen Augen nie dem ersten Teil das Wasser reichen können wird.

      LG

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von RobZen ()

    • Monkey D. RobZen schrieb:

      Um den Kreislauf wirklich zu schließen, hätte Ellie erst gar nicht losziehen dürfen. Auf ihrem Weg sind so viele Menschen gestorben, dass es massenhaft neues Potential für mögliche Racheakte von noch unbekannten Charakteren geben kann. Klar, muss nicht sein, aber in der Theorie?
      In einem Videospiel, in dem es zum essentiellen Gameplay gehört seine Feinde zu meucheln, halte ich das für eine äußerst gewagte Argumentationsgrundlage, die man so dann auch in jedem anderen Spiel anwenden könnte, in denen man NPC's niedermäht. Um direkt mal bei Naughty Dog zu bleiben: Nathan Drake (Uncharted) schlachtet auch mehrere hundert Menschen pro Spiel ab, einen Racheakt gab es da aber nie. Bei Spielen wie diesen lässt sich so mMn nur schwerlich argumentieren.

      Deswegen ja, ich finde schon, dass man den Kreislauf der Gewalt hier sehr elegant geschlossen hat, der hier zwischen zwei Parteien ausgebrochen ist. Joel hat das Ganze dadurch losgetreten, dass er nicht bereit war Ellie sterben zu lassen. Dafür ging er über Leichen, was dann dazu führte, dass Abby auf ihren Weg der Rache getrieben wurde. Dies wiederum mündete im Tod von Joel, wodurch letztlich Ellie loszog, um Vergeltung zu üben. Und das tat sie auch, metzelte sie die Freunde von Abby doch, Stück für Stück, nieder. Als sich ihre Wege dann später wieder kreuzten, war Ellie noch immer auf Rache aus, weil sie den Anblick des niedergeknüppelten Joel einfach nicht vergessen konnte. Und hier haben wir dann auch eine Art von Deja-Vu bekommen. Die Geschichte drohte sich einmal mehr zu wiederholen, hätte Ellie an ihrem Vorhaben festgehalten. Denn Abby war mittlerweile auch weit darüber hinaus, hatte sich einem kleinen Jungen zugewendet, mit dem sie viel durchgemacht hatte und den sie unbedingt retten wollte. In gewisser Weise scheint Ellie in diesem Moment ihre damalige Situation wiedererkannt zu haben. Abby war plötzlich in der Rolle von Joel, Lev in der von Ellie. Hätte sie nun Abby getötet, was wäre aus Lev geworden? Wahrscheinlich hätte sich die Geschichte wiederholt und er wäre irgendwann losgezogen, um Ellie zu suchen und zu töten.

      Die Lösung war daher sie ziehen zu lassen, um den Kreislauf an dieser Stelle zu durchbrechen, der sich zwischen ihnen über mehrere Jahre erstreckt hatte. Ich will nicht abstreiten, dass das Ende strittig und kontrovers ist, allerdings erkenne ich in dem gewählten Ansatz durchaus gute und richtige Schlüsse, die die Entwickler hier erzählerisch gezogen haben. Man hätte auf so manchen Aspekt, wie die schlussendliche Rollenverteilung, vielleicht noch etwas konkreter eingehen können, um es deutlicher zu machen. Die Idee, die dahinter steckt, finde ich aber absolut gelungen und in ihrer Inszenierung, an und für sich, auch durchaus konsequent.
      „Just as world‘s unite, so too do they part.“
    • AcerioN schrieb:

      wie habt ihr denn die Story des ersten Teils verarbeiten können, da ich irgendwie schon sehr zwiegespalten bin, ob seine Entscheidung damals die richtige war
      Ich musste Mitten im Beitrag von OneBrunou aufhören zu lesen, da es aussah als kämen wir in den Spoilerbereich und ich noch lange nicht am Ende der Story bin.
      Bisher, war für mich nämlich noch nichts Eindeutiges von den Folgen von Joels Entscheidung zu erkennen. Es gab Andeutungen bzw. kann man sich gewisse Dinge herleiten aber irgendwelche Bestätigten Fakten dazu gab es noch keine.

      Trotzdem möchte ich dazu ein zwei Sätze verlieren.

      Für mich gab es hier auch kein richtig oder falsch. Ich war am Ende des ersten Teils auch extrem hin und her gerissen bezüglich der Tragweite von Joels Entscheidung aber ich kann an dieser Stelle nur Tommy zitieren: "Ich hätte es genauso gemacht!"
      Die Für und Wider dieser Entscheidung will ich hier jetzt gar nicht groß ausdiskutieren da man hier keine allgemeingültig gute Lösung finden kann. Die Illusion, dass Joel damit durchkommt und Beide ein glückliches Leben zusammen führen war dennoch schön. Wenngleich schon am Ende von Teil 1 angedeutet wurde das daraus wohl nichts wird.
    • OneBrunou schrieb:

      Monkey D. RobZen schrieb:

      Um den Kreislauf wirklich zu schließen, hätte Ellie erst gar nicht losziehen dürfen. Auf ihrem Weg sind so viele Menschen gestorben, dass es massenhaft neues Potential für mögliche Racheakte von noch unbekannten Charakteren geben kann. Klar, muss nicht sein, aber in der Theorie?
      In einem Videospiel, in dem es zum essentiellen Gameplay gehört seine Feinde zu meucheln, halte ich das für eine äußerst gewagte Argumentationsgrundlage, die man so dann auch in jedem anderen Spiel anwenden könnte, in denen man NPC's niedermäht. Um direkt mal bei Naughty Dog zu bleiben: Nathan Drake (Uncharted) schlachtet auch mehrere hundert Menschen pro Spiel ab, einen Racheakt gab es da aber nie. Bei Spielen wie diesen lässt sich so mMn nur schwerlich argumentieren.

      Wie gesagt, in der Theorie. Vielleicht ist diese "Argumentation" exemplarisch eher weniger geeignet, aber wenn man wirklich von einem Durchbrechen des Kreislaufs sprechen will ist und bleibt es nunmal ein Argument, wenn auch kein schönes oder wirklich anwendbares, da (solche) Spiele bzw. Geschichten nunmal einen Trigger brauchen. So gesehen werde ich den Kreislauf allerdings nie wirklich als 100% durchbrochen ansehen.
      Ich stimme dir aber natürlich vollkommen zu mit dem was du schreibst.

      Aus selbigem Grund habe ich in meinem vorherigen Beitrag ja auch eine Möglichkeit genannt wie es auch hätte ablaufen können. Das wäre zwar definitiv auch nicht der optimale Weg gewesen und in den Augen vieler auch kein ansprechender, aber die Problematik mit der Rache bzw. dem Durchbrechen ebendieses Kreislaufs wäre so in meinen Augen besser weggekommen.

      LG
    • Als ich damals Teil 1 gespielt hatte und dieser für mich eines der besten und intensivsten Spielerlebnisse war, hatte ich mich logischerweise extrem auf den zweiten Teil gefreut. Nachdem ich nun durch bin muss ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht.
      Was aus meiner Sicht den ersten Teil damals so unvergleichbar machte, war die Bindung von Joel zu Ellie.
      Da hat man teils richtig mitgelitten.
      Nun kam letzte Woche der 2te Teil und ich bin bis zum Release um sämtliche Spoiler und Leaks drum herum gekommen.
      Spoiler Anfang
      Für mich war auch dieses Spiel eine einzigartige Erfahrung. Unabhängig davon, ob alle Entscheidungen von den Protagonisten nachvollziehbar sind oder nicht, hat dieses Spiel es geschafft, das ich zum Schluss weder die eine noch die andere sterben sehen wollte. Jede der beiden hat Ihre eigene Vergangenheit und offenbart Gefühle und Entscheidungen, die ich nachvollziehen konnte. Und das macht TLOU 2 auch besonders. Bis dato kenne ich kein Spiel, das beide Seiten so beleuchtet und Entscheidungen nachvollziehbar macht. Als Abby das erste mal Ellie plattmachen musste, dachte ich What the fuck, wehe wenn Ellie jetzt stirbt.
      Und das zog sich durch bis zum Schluss. Ich wollte auch nicht, dass Abby draufgeht.
      Die große Frage war für mich allerdings bis zum Schluss, warum Ellie so sehr Joels Tot rächen wollte?
      Im Verlauf des Spiels stellte sich ja eher raus, dass Ellie Aufgrund der Notlüge Joels bezüglich des Impfstoffes mit ihm nichts mehr zu tun haben wollte. Warum also dann dieser Rachefeldzug?
      Bis dann die entscheidende Szene kam. Und diese schwere Last auf Joels Herzen und diese Hingabe zu Ellie, die wie eine Tochter für Ihn war, das war dann der Moment, der es für mich nachvollziehbar gemacht hat. Das waren dann wieder die Gefühle wie im ersten Teil, wo man wieder die Bindung der beiden zueinander festgestellt hat.
      Spoiler Ende

      Was ich bei dem Spiel, dadurch das es sehr schlauchlastig ist, gut fand, war das komplette absuchen der einzelnen Bereiche nach Bastelkram und Sammelobjekte. Gab glaub ich nicht ein Bereich, den ich nicht abgesucht hatte. Gefunden habe ich trotzdem nicht alles.
      Negativ kann man dabei aber sagen, dass dieser Sammelkram bestimmten Bereichen die komplette Spannung genommen hat. Ich meine, da soll man fliehen und man sammelt erstmal gemütlich alles ein bis man zum nächsten gescripteten Ereignis kommt. Aber gut, das ist nicht das erste Spiel wo das so ist und trägt für mich auch nicht zu einer Verschlechterung des Gesamtpakets bei.
      Was ich auch bemerkenswert fand, waren die Gestiken der ganzen Leute. Da hat ND echt einen tollen Job gemacht. Die Feinheiten mit dem Dreck unter den Fingernägeln usw. Klasse.
      Der Sound kommt auch bombastisch rüber, ähnlich wie bei Division, wenn man die Schüsse in den Straßenschluchten hörte. Vernünftige Anlage vorausgesetzt.

      Alles in allem hat mich das Game komplett abgeholt und ich freue mich, jetzt den 2ten Spieldurchgang anzugehen und Platin zu holen.
    • Es ist schon seit geraumer Zeit eine Petition im Umlauf welche Naughty Dog auffordert/bittet die Story von The Last of Us Teil 2 neu zu schreiben. Was halt Unfug ist ... aber das ist eine Diskussion die kann man ewig so weiterführen. Fakt ist, man kann es nie jedem recht machen. Ich persönlich habe mich jetzt auch entschlossen mir die Spiele nicht zu kaufen. Nicht weil die Spiele schlecht sind, sondern weil ich einfach schon zu viel darüber weiß als dass es sich jetzt noch lohnt es zu kaufen.

      Aber über die Story von The Last of Us Teil 2 lässt sich eigentlich gut folgendes sagen: Gewalt erzeugt Gegengewalt. Frei nach den Ärzten. Joel rettet Ellie, tötet dabei einen Arzt. Und die Tochter von diesem Arzt will natürlich Rache. Die Tochter bekommt ihre Rache und tötet Joel, nun will Ellie Rache. Auch nichts neues. Ich persönlich finde eine Geschichte von zwei Personen die sich am Anfang kennenlernen, eine enge Beziehung eingehen und bis zum Ende durch dick und dünn gehen spannender. Aber wie ich bereits schrieb, man kann es nicht jedem recht machen. Mir egal was die sexuelle Orientierung von den Charakteren ist, aber ich hätte so eine Geschichte spannender gefunden. Drücke auch nicht gerne auf meine Tränendrüse ^^
    • Also ich bin noch nicht durch mit dem zweiten Teil, das zeigt schon ganz gut bei mir das ich nicht ständig am Spiel hänge und nicht davon los komme. Ich bin eigentlich zufrieden mit dem Game so wie es ist und finde es im großen und ganzen sehr gut wenn es eine eigenständige Geschichte ohne Vorgänger wäre würde ich sagen das es ein sehr sehr gutes Spiel ist. Aber bei der Vorgeschichte und der Liebe zum ersten Teil finde ich diesen Erzählstrang etwas schwach und hätte mir wahrscheinlich eine andere Handlung gewünscht da der erste Teil eigentlich ein Meisterwerk war bzw. ist.

      SPOILER für die die noch nicht soweit sind wie ich oder es noch nicht gespielt haben.

      Bin mit Abby gerade Medikamente und alles besorgen also der 2te Tag in Seattle, an sich ist die Geschichte stimmig und wenn mein Hirn mich nicht ganz hinters Licht führt weiß ich wo die Geschichte hin will, wie oben schon erwähnt hätte ich eine eigenständige Geschichte besser gefunden, aber das ist wie immer Ansichtssache. Ich denke am meisten stört mich das es irgendwie so vorkommt das es sich so zieht, ein wenig lang alles obwohl jetzt nicht wirklich etwas dabei ist das total überflüssig ist. Keine Ahnung wie ich es beschreiben soll.
    • Also vorweg ich hab das Spiel nicht selber gespielt aber ich habs mir im Stream angeschaut. Jetzt ist natürlich das Erlebnis nicht 1zu1, als wenn man es selber spielt aber der 2 Teil kommt meiner Meinung nach längst nicht an den ersten Teil ran.

      Ich hab mal auf Youtube einen Kommentar gelesen "Wer den ersten Teil liebt wird den zweiten Teil hassen". Und da muss ich mich leider anschließen. Ok hassen ist vielleicht etwas übertrieben aber mich hat dieser Teil überhaupt nicht gepackt. Die Grafik, der Sound, das Gameplay alles bombe, wobei ich mir ehrlich gesagt bei den Finishern etwas mehr Variationen gewünscht hätte aber das ist erstmal nicht so wild. Kern meiner Kritik ist, dass ich finde, dass die Entwickler anscheinend vergessen haben, was den ersten Teil so gut gemacht hat -> nämlich die Beziehung zwischen Joel und Ellie. Als seine Tochter gestorben ist, ist für Joel natürlich erstmal eine Welt zusammen gebrochen, was logisch ist. Und dann trifft Joel auf Ellie und im Laufe der Zeit entwickelt sich zwischen den beiden eine "Ersatz" Tochter / Vater Beziehung. Beide waren fortan im Mittelpunkt der Geschichte. Sind durch dick und dünn gegangen und haben aufeinander aufgepasst. Es gab mehrere heikle Situationen, aus denen sie sich allerdings befreien konnten. Ich bin sowieso ein Fan von so Spielen bei denen der Hauptcharakter noch einen Begleiter bereitgestellt bekommt einfach auch, weil es 1. irgendwann langweilig wird, wenn man alleine unterwegs ist und 2. es den Entwicklern viel mehr Freiraum bietet für Interaktionen und Zwischensequenzen. Deswegen bin ich auch ein totaler Fan von Uncharted.

      Das findet allerdings in Lou2 kaum noch statt. Anstatt Joel wird uns jetzt mit Dina ein Charakter zur Seite gestellt, der mich irgendwie überhaupt nicht anspricht bzw ich da überhaupt keine Harmonie verspüre wie es noch bei Joel und Ellie war. Auch stört mich der plumpe Versuch sie schwanger werden zu lassen, nur um eine Begründung dafür zu haben sie zumindest "vorerst" aus der Handlung zu streichen. Dann wird uns mit Jesse noch ein Charakter zur Seite gestellt, der irgendwie blasser hätte nicht sein können. Mit dem sind wir vielleicht eine Stunde unterwegs um sich dann anschließend wieder zu trennen und rennt dann letztendlich in Abbys Kugel und stirbt. Das man vielleicht auch in der Hocke durch eine Tür gehen kann war für den guten wohl ein Fremdwort.

      Aber jetzt kommen wir zur Story und da muss ich echt sagen das war ein Griff ins Klo. Nicht nur, dass einige gravierende Plotholes zu gegen waren ist es auch die Art und Weise wie die Entwickler versucht haben, durch diesen Charakterwechsel den Spielern regelrecht Sympathien aufzuzwingen. Spätestens als wir erfahren haben, dass Joel Abbys Vater getötet hat hätte es meiner Meinung nach mit diesen Flashbacks gereicht. Ich mein schön, dass der Vater von Abby an sich ein lieber fürsorglicher Daddy war aber uns diese Szene mit dem Zebra vorzusetzen nur um dem Spieler zu zeigen, was für ein Verlust Abby erleiden musste wär in meinen Augen überhaupt nicht notwendig gewesen. Auch ist dieses hin und her von Ellie und Abby einfach nur nervig zumal man sich mit Ellie identifiziert hat und mir nix dir nix spielen wir Joels Mörder.

      Einige Entscheidungen sind auch ziemlich zu fragwürdig. Abby will Joel töten, weil er ihren Vater getötet hat. Alles nachzuvollziehen aber die Art und Weise wie es zu diesem Mord kommt könnte dämlicher nicht sein. Zuvor rettet Joel Abby flieht mit ihr und Tommy zu Abbys Versteck. Joel steht in dem Raum schon wie ein Schwein, dass gleich zur Schlachtung geführt wird. Tommy stellt sich vor und anschließend Joel. An diesem Punkt merkt man allein schon wie schlecht diese Story ist. Die Geschichte wär da nämlich schon zu Ende gewesen hätte Joel einen Fakenamen benutzt. Außerdem wer sagt denn, dass es genau DER Joel ist ? Dazu kommt, dass sie ihn anschießt und ihn dann fragt "Joel Miller?". Allein schon, dass Joel zu vorgeführt wird, obwohl er in Teil 1 nie so gehandelt hätte ist etwas konfus. Auch hätte Joel fragen können was der Grund dafür ist, warum Abby anscheinend so ein Hass auf ihn hat. Er hätte erklären können, dass er Ellie beschützen wollte und Abbys Vater ihn mit einem Scalpell bedroht hat und VIELLEICHT hätte die Geschichte anders ausgehen können. Aber anscheinend wollten die Entwickler Joel zu schnell wie möglich loswerden um mit der Rachestory zu starten.

      Auch nehme ich die Szene auseinander, wo Ellie auf Owen und Mely trifft. Beide hätten nicht sterben müssen, wenn beispielsweise Owen erklärt hätte wieso Abby Joel getötet hat nach dem Motto "Ellie weißt du eigentlich wieso Abby Joel getötet hat ? Er hat ihren Vater ermordet, der ihr das wichtigste war". Ne man sagt natürlich gar nix nur um eine Erklärung dafür zu haben, dass Ellie ihren Rachefeldzug weiterführt.

      Das Ende erinnert dann auch etwas an diesen typischen "Ich muss es zu Ende bringen Helden Epos". Ab da an konnte ich mir das Game nicht mehr antun, zu mal es sich noch mal gezogen hat. Ellie trifft auf Abby sie ist dabei Abby zu ertränken und ganz plötzlich schießt ihr eine Erinnerung durch den Kopf, die Joel beim Gitarre spielen zeigt und lässt von ihr ab. Tötet zuvor 1000 Leute + enge Freunde von Abby und auf einmal kommt ihr in den Sinn, dass Rache nicht gut ist.

      Einige feiern das Game ja ab, was durchaus in Hinblick auf die Grafik / Sound / Gameplay zutrifft aber die Story ist sowas von Banane, dass ich immer noch nicht verstehe wie die bei sowas 6 Jahre Entwicklung gebraucht haben.
    • "I can't walk on the path of the right, because I'm wrong."

      - Shawn James - Through the Valley (Ellie's Song)


      Dieses Zitat aus dem Lied, das Ellie im Announcement-Trailer gesungen hat, beschreibt das Spiel und Ellie's Weg eigentlich sehr gut.
      Es ist ein Spiel, das von Rache handelt, davon was nach der Rache passieren kann und was Rachegelüste aus Menschen machen können. Es ist ein Spiel, das etwas sagen will und dies auf eine fantastische und grausam brutale Art tut.

      Aber fangen wir doch vorne an: Die Musik ist unfassbar gut und passt mit den melancholischen Untertönen perfekt in dieses Setting. Gustavo Santaolalla hat in beiden Teilen mehr als nur ins Schwarze getroffen und ich bin sehr froh, dass er auch die Musik zur HBO-Serie beisteuern wird.
      Was die Technik angeht, holt das Spiel wohl auf den letzten Metern dieser Konsolengeneration noch einmal alles raus. Es sieht absolut fantastisch aus, vor allem die menschlichen Figuren und da ganz besonders die Gesichter. Was da mit Face-Capturing geleistet wurde, ist ganz ganz großes Kino und übertrifft wohl alles bisher da gewesene. Dazu kommt eine herausragende Leistung der Darsteller, sowohl was das Motion-Capturing, als auch vor allem die Synchronisation angeht.

      Was das Gameplay angeht, ist Part II eine sehr gute Weiterentwicklung von Teil 1. Man hat im Prinzip das bewährte System übernommen und durch tolle neue Aspekte ergänzt, sei es das Kriechen, die Möglichkeit nach einem Treffer liegend schießen zu können, im Nahkampf ausweichen zu können oder die erhöhte Mobilität der Figuren im Vergleich zu Joel.
      Hier hat es das Spiel auch verstanden längere Passagen genau im richtigen Moment enden zu lassen, sodass es nicht zu monoton wird. Noch 1-2 Etagen mehr in dem Hochhaus mit Abby und Lev und es wäre nervig geworden, aber glücklicherweise wurde da zum richtigen Zeitpunkt der Cut gemacht. Das schafft auch nicht jedes Spiel, wobei das natürlich auch immer Geschmackssache ist und es sicherlich auch Leute gibt, denen gewisse Passagen bei diesem Spiel auch zu lang waren.
      Die beiden Bosskämpfe (Bloater mit Ellie & Rattenkönig mit Abby) waren schön fordernd, ohne zu schwer zu sein und haben es auch gut geschafft Panik und Hektik auszulösen, da man sich keine ruhige Sekunde zu viel gönnen durfte.
      Auch die kleineren Rätsel waren gelungen und was mir auch sehr gut gefallen hat, war die Tatsache, dass die Areale offener waren und man dadurch mehr Bereiche nach Ressourcen absuchen konnte. Wobei man ja nicht nur Ressourcen finden konnte, sondern vor allem auch eine meiner absoluten Lieblings-Sequenzen im gesamten Spiel:


      Keine Hintergrundmusik, um das Ganze zu untermalen, einfach nur Ellie, die Gitarre spielt und singt, während die Blicke der beiden alles Weitere erzählen.


      Ich finde es auch extrem gelungen, wie divers die Figuren sind und auch wie man mit Lev einen Transgender in die Geschichte eingebaut hat, ohne dass irgendwas davon ausgesetzt wirkt. Es fügt sich nahtlos in die Story ein. Diversität, nur um divers zu sein, ist nie gut. Das wirkt gekünstelt und unecht. Lev ist nicht einfach ein Transgender, damit man eine solche Person in der Geschichte hat, nein er ist ein Transgender, weil das ein wichtiger Teil der Geschichte ist und sich dadurch natürlich in diese einfügt. Dazu kommt auch noch, dass er von einem Transgender gespielt und gesprochen wird. Repräsentation ist wichtig und TLoU Part II macht das hervorragend.

      Noch eine Sache, bevor ich zur Story komme: Ja, ich finde TLoU Part II besser als seinen Vorgänger, allerdings funktioniert das Spiel auch nur durch seinen Vorgänger. Teil 1 hatte eine stringentere Story und hat mit der Beziehung zwischen Joel und Ellie etwas unfassbar Gutes aufgebaut. Das ist das Fundament von Part II und gleichzeitig reißt das Spiel alle Erwartungen der Spieler ein. Es bietet nicht das, was wir uns erhofft oder gewünscht haben, es fordert uns heraus, es provoziert uns, aber es erzählt vor allem konsequent die Geschichte aus Teil 1 weiter.
      In anderen Worten macht es genau das, was Rian Johnson sich von Filmen erhofft. Was bringt es, wenn wir genau das bekommen, was wir erwarten oder wollen? Wir sind kurz glücklich und fertig. Aber herausgefordert zu werden, das sorgt doch dafür, dass uns etwas länger beschäftigt, uns wirklich zum Nachdenken bewegt und irgendwas mit uns macht. Einfach wieder ein Spiel wo Ellie und Joel zusammen irgendwohin reisen, wäre sicherlich auch cool geworden, aber es wäre auch einfach nur wie ein aufgewärmter Kaffee. Ganz nett, aber nicht annähernd so gut, wie Teil 1. Es wäre nichts, was einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

      Und ja, ich finde TLoU Part II emotionaler, weil es gnadenloser ist, brutaler und zwei Figuren, die wir dank Teil 1 schon so gut kennen und lieben gelernt haben, einfach so krass leiden müssen, dass man einfach mitleiden muss.
      Ich habe auch noch nie einen Endkampf erlebt, während dem ich mich so schlecht gefühlt habe. Er war so brutal und so unangenehm - ich habe echt gehofft, dass er möglichst schnell vorbei ist. Und so Gefühle auszulösen, ist extrem schwer und spricht für das Spiel, für die Geschichte und für die Charakterzeichnung.


      Kommen wir endlich zur Story:
      Es war absolut nicht die Story, die ich erwartet hatte. Ich ging nach den ersten beiden Trailern davon aus, dass Dina sterben wird und das der Auslöser für Ellies Rachefeldzug sein würde. Da hat Naughty Dog schön geflunkert bei den Trailern, was ich aber tatsächlich gefeiert habe. Ich hätte mir das Spiel sowieso gekauft, völlig unabhängig von den Trailern und dann etwas zu bekommen, auf das ich so gar nicht vorbereitet war, ist einfach ein toll gewesen. Hier kann ich allerdings schon verstehen, wenn das nicht jedem gefällt, wobei die Trailer ja schon die grundlegende Stimmung vermittelt haben.

      Die Story ist vorweg eins: mutig. Neil Druckmann und Troy Baker haben es im Vorfeld ja schon gesagt, es ist keine Story, die jedem gefallen wird. Doch meiner Meinung nach hat sich all der Mut beim Entwerfen dieser Geschichte, absolut ausgezahlt.
      Wie schon in Teil 1, ist die Geschichte selbst auf dem Papier nicht sonderlich spektakulär, aber damit hält man sich einfach an eine der großen Regeln des Drehbuch-Schreibens: Halte deine Geschichte simpel und mache deine Figuren komplex. Das funktionierte diesmal sogar noch besser, als im Vorgänger.

      Hätte die Story auch funktioniert, wenn Dina getötet worden wäre und Joel Ellie auf ihrer Reise begleitet hätte, so wie es in den Trailern rüber kam? Vermutlich, aber es wäre keine so starke Story gewesen. Joels Tod ist nicht nur für Ellie hart, sondern auch für uns Spieler, weil wir ihn ein ganzes Spiel lang selbst gesteuert haben. Es geht bei seinem Tod nicht nur darum, was er mit einer anderen Figur (Ellie) auslöst, sondern was er auch mit uns auslöst. Joel wurde nicht einfach getötet, er wurde brutal hingerichtet und ich habe voll hinter Ellie gestanden, als sie ihren Rachefeldzug gestartet hat.
      Dabei war eigentlich klar, dass Joels Mörder einen Grund dafür haben, aber das ist egal. Das ist ja quasi Standard in Filmen und Spielen. Man gibt dem Antagonisten an sich eine ordentliche Motivation, stellt ihn dann aber trotzdem als zu grausam dar oder lässt ihn über seine ursprünglichen Ziele hinausschießen, um so dann rechtfertigen zu können, dass er bekämpft werden muss, weil er letztlich trotz eigentlich vertretbarer Ziele, die falschen Mittel wählte.

      Abby wirkte anfangs genauso. Der erste Moment, wo ich darüber nachdenken musste, ob das vielleicht zu kurz gedacht ist, war als Nora, die schon am Sterben war, sagte, dass sie ihre Freunde nicht verraten würde. Für Antagonisten ist eine solche Aussage unüblich, normal geht so etwas immer von einer Figur aus Reihen der "Guten" aus. Aber "Gute" gibt es in dieser Welt eigentlich nicht mehr. Gut gegen Böse - darum geht es in diesem Spiel so gar nicht. Und der Perspektivwechsel zeigt genau das. Aus Abbys Sicht, waren ihre Handlungen absolut verständlich. Joel war egoistisch. Er tötete nicht nur Abbys Vater und viele andere Fireflies, er hat auch quasi die ganze Menschheit verdammt, indem er ihnen die Chance auf ein Heilmittel nahm, "nur" um ein Leben zu retten.
      Wir sehen wie Abby mit ihrem Vater ein Zebra rettet und wir sehen später noch viele andere gute Seiten an ihr, zum Beispiel wie sie mehrmals ihr Leben riskiert, um zwei fremde Kinder zu retten.

      Aber der Perspektivwechsel macht noch etwas anderes - er haucht Figuren, die wir mit Ellie getötet haben mehr Leben ein. Wir sehen nette Seiten an ihnen, wir spielen sogar mit dem Hund, den wir mit Ellie töten mussten. Sehen später noch einen anderen Hund, der vorher für uns nicht mehr als ein lästiger NPC-Verfolger war und auch sterben musste. Owen, Mel, Nora - das sind eigentlich ziemlich nette Menschen (auch wenn Mel nervig eifersüchtig ist, wenngleich sie auch allen Grund dazu hat) und wir haben sie alle getötet, ebenso wie die brave Alice.
      Ich habe mich beim Zocken noch nie so schlecht gefühlt, wie an diesem ersten Tag mit Abby. Als ich diese Figuren mit Ellie töten musste, taten sie mir ein wenig leid, weil sie nicht unbedingt böse wirkten, aber sie sind extra bis nach Jackson gereist, um Joel umzubringen - selbst schuld, den Scheiß habt ihr euch selbst eingebrockt. Durch den Perspektivwechsel war es dann anders - schwerer.

      Gleichzeitig war es unabdingbar diesen Perspektivwechsel am Ende von Ellies Seattle-Reise einzubauen. Denn seine Hauptfunktion ist es nicht Abbys Motivation zu erläutern. Dafür hätte der Flashback mit ihrem Vater gereicht. Der Perspektivwechsel zeigt, dass Abby und Ellie auf entgegengesetzten Pfaden wandeln. Ellie ist blind vor Hass und vor Rachegefühlen - sie wird so sehr davon verzehrt, dass sie lieber auf direktem Wege zu Abby will, als vorher noch Tommy zu helfen. Die Rache ist ihr wichtiger, als ihre Freunde. Abby ist über diesen Punkt schon hinaus. Sie war genauso, sie hat alle ihre Freunde mit in ihren Rachefeldzug hineingezogen. Sie hat dadurch eine mögliche Beziehung mit Owen weggeworfen - sie hat alles ihrer Rache untergeordnet, genauso wie Ellie (und später Tommy).
      Doch Abby hatte jetzt ihre Rache, sie will nicht mehr kämpfen. Genau wie Owen hat sie keine Lust mehr mit den Wolfs gegen die Scars zu kämpfen. Sie ist nicht mehr von Hass erfüllt, sie will einfach in Frieden leben, sie hilft plötzlich zwei fremden Kindern, die eigentlich zu ihren Feinden gehören und all das führt dazu, dass plötzlich auch wieder eine Beziehung mit Owen möglich zu sein scheint - alles, weil sie nicht mehr auf einem hasserfüllten Weg wandelt.

      Doch dann holt sie ihre Vergangenheit ein. Ihre von Rache getriebene Aktion hat die Rache von Ellie heraufbeschworen, wodurch sie all ihre Freunde verliert und fast gänzlich alleine dasteht. Ellie geht es ähnlich, wie zuvor Abby. Als sie sich am Ende erneut aufmacht, um Abby zu töten, verliert sie dadurch Dina und JJ. Tommy widerfährt ein ähnliches Schicksal - auch er ist nun noch versessener auf Rache aus und deshalb geht seine Ehe zugrunde.
      Wir spielen mit Ellie und Abby entgegengesetzte Geschichten. Abby ist dabei glücklich zu werden, nachdem sie nicht mehr von Hass zerfressen ist, während Ellie genau wegen diesem Hass alles verliert, was sie hat.
      Ellie verändert sich. Sie ignoriert nicht nur Tommy, um schneller zu Abby zu kommen, sie foltert sogar eine sterbende Nora. Wir sehen dabei aber nicht die misshandelte Nora, wir sehen Ellie, weil es in dieser Szene nicht um die Gewalt gegen Nora geht, sondern darum was diese Gewalt mit Ellie macht. Keine Gewalt, nur der Gewalt wegen, sondern weil sie die Geschichte voranbringt, weil sie etwas mit den Figuren macht. Das ist starkes Storytelling!

      Am Ende wird Abby von ihrer Rache eingeholt und von dem Hass, den sie durch den Mord an Joel erzeugt hat. Dies wiederum bringt sie erneut auf den Pfad der Rache, von dem sie aber dank Lev letztlich ablässt.
      Auch Ellie lässt ganz zum Schluss von ihrer Rache ab, weil sie nicht mehr das Bild vom sterbenden Joel vor Augen hat, sondern das des lebendigen Joels. Und Joel war kein hasserfüllter Mensch. Ja, er hat grausame Dinge getan, aber anders als Abby und Ellie, tat er diese Dinge nicht aus Hass - er tat sie aus Liebe, aus seiner Liebe zu Ellie, die er nicht sterben lassen wollte.

      Durch den Verlust von Joel hätte Ellie sich fast selbst in ihrem Hass und der Sehnsucht nach Rache verloren. Ganz zum Schluss kann sie aber doch noch davon ablassen, denn tief im Inneren ist sie immer noch ein guter Mensch.


      "If I ever were to lose you, I'd surely lose myself."

      - Pearl Jam - Future Days
    • @The Killing Joke

      Eine wahrlich extrem gute Review zu dem Spiel, die im Grunde alles sagt, was gesagt werden sollte.

      Ich unterschreibe alles, sogar was du zur Story sagst trotzdem finde ich diese nicht gut.
      Sie funktioniert stellenweise, sie führt uns in die dunkelsten Kammern der menschlichen Psyche, des Hasses aber die Frage die sich mir stellt, hätte es das in der Form gebraucht? Spiele sollen Spaß machen und mir ging es extrem oft genau wie du beschrieben hast. Ich habe mich beim voranschreiten der Story schlecht gefühlt. Ich wollte gewissen Passagen schnell hinter mich bringen. Beide kämpfe zwischen Ellie und Abby waren die Hölle. Für mich war auch Ellie diejenige, die viel zu spät und in absolut falscher Form einsichtig wurde. Ellie war die ganze Zeit die Böse! Das Mädchen, dass man im ersten Teil beschützt hat, das man liebgewonnen hat, dieses Mädchen, dass man genau wie Joel jedes Mal wieder retten würde ist die Person die permanent daneben greift! Keine einzige Entscheidung die sie getroffen hat war gut! Ich bin ganz ehrlich sie ging mir persönlich je länger das Spiel ging, immer mehr auf den Keks. Ich hab zwischendurch den Spaß am Spiel verloren und hatte ihn im Grunde erst wieder gefunden als man mit Abby und Lev unterwegs war.
      Ich mochte Abby in diesem Spiel mehr als Ellie und Abby finde ich schon absolut keinwn sympathischeb Charakter.


      Dennoch fande ich diesen Perspektivwechsel extrem gelungen. Die andere Seite zu sehen, zu sehen dass man nicht permanent irgendwelche Gesichtslosen umbringt um die sich eh keiner schert sondern tatsächlich Menschen mit Hintergrund und Tiefe löst etwas aus, dass es so glaube ich noch nicht gab und absolut eine Erfahrung wert ist. Wenngleich ich es bei diesem Spiel etwas zu sehr auf die Spitze getrieben wurde.

      Was aber mit Abstand mein allergrößtes Problem mit dem Spiel und der Story war, ist die Beziehung zwischen Joel und Ellie!
      Schon von Anfang an, wird uns hier eine extrem Kühle Beziehung präsentiert und auch wenn jeder ahnen kann woran es liegt dauert es doch eine ganze Weile, bis wir den passenden Flashback dazu kriegen. In meinen Augen leider zu spät! Diese Darstellung der Beiden war auch der Grund, weshalb Joels Hinrichtung komplett seine Wirkung auf mich verfehlte.
      Das ganze Szenario wirkte gezwungen um das Motiv des Spiels bzw. von Ellie zu präsentieren. Leider war Ellie zu dem Zeitpunkt derart abweisend zu Joel, dass ich ihren Rachedurst nicht zu 100% ernst nehmen konnte. Ea hat dann bis ganz am Schluss gedauert, bis diese Beziehung etwas gerade gerückt wurde. Aber selbst ihr blieb es noch distanziert. Diese Szenen, also die in der Ellie erfährt was wirklich passiert ist und auch das Gespräch nach der Party hätte es meiner Meinung nach viel viel früher in der Story gebraucht. All diese Szenen die emotional sein sollten haben meiner Meinung nach nicht Mal ansatzweise so sehr gezündet, wie die in der Ellie Joel im ersten Teil vorwirft, dass auch er, wie jeder Mensch bisher, sie jetzt im Stich lässt. Das ist für mich die stärkste Szene der kompletten Geschichte beider Teile und in der war einfach komplett alles sstimmig. Leider wurde diese Szene mit Ellies Haltung gegenüber Joel leider auch komplett zunichte gemacht. Wie gesagt, der letzte Flashback rückt was das angeht alles wieder etwas mehr ins rechte Licht aber leider viel zu spät.

      Die Idee mit diesen Spiel in die Psyche des Menschen einzutauchen, Mitleid mit seinen Opfern zu haben und Dinge zu tun bei denen man weiß das sie falsch sind aber man keine Wahl hat ist grandios. Was den Punkt angeht auch sehr gut umgesetzten. Vielleicht zu gut.
      Leider scheitert das Spiel in meinen Augen an den "hellen" Momenten. Ich hatte selten Freude an diesem Spiel. Viel zu oft habe ich mich in das Szenario mit reinziehen lassen und dieses war leider nahezu immer sehr depressiv. Man hatte einfach spätestens seit man intensiv Abby gespielt hatte keine Hoffnung irgendwie zu einem zufriedenstellenden Ende zu kommen. Zufriedenstellend muss nicht Happy End sein aber es war schnell klar, dass es hier am Ende zwei Verlierer geben wird.

      All das, was den ersten Teil ausgemacht hat, was ihn so stark gemacht hat und was ihn in meinen Augen zu dem besten Spiel aller Zeiten gemacht hat konnte hier nicht würdig fortgesetzt werden.
      Die Rahmenhandlung bzw. das große übergeordnete Ziel wirkte gezwungen, plump, zig tausende Male schon in etlichen Geschichten ausgelutscht und war schlicht nicht packend. Beim Weg zum Ziel jedoch, hat man sich hier erzählerisch in gewisser Weise selbst übertroffen.
      Ich glaube gäbe es den ersten Teil nicht, käme dieses Spiel deutlich besser bei mir weg. Und ganz ehrlich! Durch Ellies verhalten gegenüber Joel hätte die Szene in der Abby ihn tötet bei mir die absolut gleiche Wirkung gehabt wenn ich den ersten Teil nie gespielt habe! In dem Moment wo man die Gruppe zum ersten Mal sieht, sie kurz ihr Ziel ansprechen war für mich klar was Sache ist. Es war klar was kommt, es war so plumb und vorhersehbar inszeniert und kam zur völlig falschen Zeit. Ich konnte der Szene nichts abgewinnen.
      Zum Vergleich! Bei Arthur Morgans Tod (Red dead Redemption 2) habe ich geweint. Obwohl ich auch da durch den ersten Teil von Anfang an wusste wohin dessen Reise führt. Aber es wurde einfach trotzdem gut inszeniert.

      Das Spiel ist grandios! Vielleicht sogar ein Meisterwerk. Aber am Ende ist es genau das, was ich von Anfang an erwartet habe. Ein kleiner Fleck auf der weißen Weste von The Last of us.
    • Dragoon schrieb:

      Eine wahrlich extrem gute Review zu dem Spiel, die im Grunde alles sagt, was gesagt werden sollte.

      Ich unterschreibe alles, sogar was du zur Story sagst trotzdem finde ich diese nicht gut.
      Vielen Dank, freut mich. :)

      Und auch wenn ich gleich vielem widersprechen werde, bzw. erklären werde, warum bestimmte Momente, die für dich nicht funktioniert haben, für mich super funktioniert haben, kann ich vollkommen verstehen, dass einem die Geschichte nicht gefällt. Sie ist eben provozierend und weiß, dass sie dadurch vielen auch auf die Füße treten wird.


      Dragoon schrieb:

      Sie funktioniert stellenweise, sie führt uns in die dunkelsten Kammern der menschlichen Psyche, des Hasses aber die Frage die sich mir stellt, hätte es das in der Form gebraucht? Spiele sollen Spaß machen und mir ging es extrem oft genau wie du beschrieben hast. Ich habe mich beim voranschreiten der Story schlecht gefühlt. Ich wollte gewissen Passagen schnell hinter mich bringen. Beide kämpfe zwischen Ellie und Abby waren die Hölle.
      Filme sollen auch Spaß machen und unterhalten, aber macht "12 Years a Slave" Spaß oder unterhält er uns?
      TLoU Part II ist wahrscheinlich das erste AAA-Spiel, dass nicht darauf ausgelegt ist, möglichst vielen zu gefallen. Das Spiel fordert uns bewusst heraus, es provoziert uns und Naughty Dog wusste, dass dadurch auch viele das Spiel nicht mögen werden, was vollkommen ok ist. Kunst muss aber auch nicht jedem gefallen, Kunst soll vielleicht nicht einmal jedem gefallen (Zitat geklaut von Julius Busch^^).
      Das Spiel hievt Storytelling im Gaming-Bereich auf eine neue Stufe, gerade auch weil es eben nicht dazu da ist, einfach nur Spaß zu haben, während man es spielt. Dass einem das nicht gefällt, kann ich absolut verstehen. Ich persönlich finde das genial, weil es meiner Meinung nach für das Storytelling spricht. Jemandem gute Laune zu bereiten und mit Gameplay zu unterhalten, können mittlerweile ja viele. Aber solche Gefühle hervorzurufen, wie es TLoU Part II tut, ist in meinen Augen eine noch höhere Kunst. Ich sehe es bei Filmen ähnlich. Jemanden zum Lachen zu bringen oder einfach über zwei Stunden gut zu unterhalten, ist vergleichsweise einfach. Aber die Zuschauer zum Nachdenken zu bringen, sie vielleicht sogar traurig zurück zu lassen, ist deutlich schwerer, weil das nur funktioniert, wenn die Figuren so gut geschrieben und zum Leben erweckt werden, dass sie uns nahe gehen, dass sie uns etwas bedeuten.

      Ja, Spiele sollen Spaß machen und mir hat das Spiel auch Spaß gemacht, obwohl ich mich während dem Spielen zeitweise echt mies gefühlt habe. Das hat aber auch dazu geführt, dass mich das Spiel immer noch nicht losgelassen hat und das rechne ich ihm einfach extrem hoch an, weil das schon eine ganze Menge aussagt.

      Du fragst, ob es das in dieser Form gebraucht hätte. Ich glaube ja, eben weil das Spiel nicht nur unterhalten will, sondern uns Spielern auch am Ende wirklich etwas sagen will und das kann nur funktionieren, wenn wir zusammen mit Ellie und Abby durch diese Hölle gegangen sind, wenn nicht nur die Figuren leiden mussten, sondern auch wir.

      Aber wie gesagt, ich verstehe, wieso dieser Aspekt nicht jedem gefällt und das ist vollkommen ok. Es ist eine provozierende Story, die aber - und ich glaube da sollte wirklich jeder zustimmen können - vom Storytelling her, vielleicht das Beste ist, was es im Videospiel-Bereich bisher gab.



      Dragoon schrieb:

      Für mich war auch Ellie diejenige, die viel zu spät und in absolut falscher Form einsichtig wurde. Ellie war die ganze Zeit die Böse! Das Mädchen, dass man im ersten Teil beschützt hat, das man liebgewonnen hat, dieses Mädchen, dass man genau wie Joel jedes Mal wieder retten würde ist die Person die permanent daneben greift! Keine einzige Entscheidung die sie getroffen hat war gut! Ich bin ganz ehrlich sie ging mir persönlich je länger das Spiel ging, immer mehr auf den Keks. Ich hab zwischendurch den Spaß am Spiel verloren und hatte ihn im Grunde erst wieder gefunden als man mit Abby und Lev unterwegs war.
      Und das aus gutem Grund. Ellie hat sich immer mehr verändert, sie wurde immer mehr von ihrem Rachedurst verzehrt. Abby hingegen hatte ihre Rache schon und war deshalb auf einem Weg der Besserung. Stell dir den Punkt der Rache als Mittelpunkt zu. Je näher du ihm bist, desto schlechtere Entscheidungen triffst du. Ellie bewegt sich auf diesen Punkt zu, während Abby sich von ihm wegbewegt.



      Dragoon schrieb:

      Was aber mit Abstand mein allergrößtes Problem mit dem Spiel und der Story war, ist die Beziehung zwischen Joel und Ellie!
      Schon von Anfang an, wird uns hier eine extrem Kühle Beziehung präsentiert und auch wenn jeder ahnen kann woran es liegt dauert es doch eine ganze Weile, bis wir den passenden Flashback dazu kriegen. In meinen Augen leider zu spät! Diese Darstellung der Beiden war auch der Grund, weshalb Joels Hinrichtung komplett seine Wirkung auf mich verfehlte.
      Das ganze Szenario wirkte gezwungen um das Motiv des Spiels bzw. von Ellie zu präsentieren. Leider war Ellie zu dem Zeitpunkt derart abweisend zu Joel, dass ich ihren Rachedurst nicht zu 100% ernst nehmen konnte. Ea hat dann bis ganz am Schluss gedauert, bis diese Beziehung etwas gerade gerückt wurde. Aber selbst ihr blieb es noch distanziert.
      Bei mir war es tatsächlich so, dass ich erst dachte, dass es einfach nur einen kleinen Streit zwischen den beiden auf der Party gab, auch weil Ellie mit Dina sehr positiv über Joel geredet hat, bspw. über seine Lieblingsfilme. Außerdem war sie direkt außer sich, als sie erfahren hat, dass Joel in Gefahr sein könnte. Ich dachte erst, dass sie während der Gegenwartshandlung irgendwann von Joels Taten aus Teil 1 erfährt. Nach dem entsprechenden Flashback ging ich noch davon aus, dass die beiden sich in der Zwischenzeit wieder versöhnt hatten, bis ich dann Abby gespielt habe. Da dachte ich dann: "Fuck, Joel ist gestorben, als die beiden noch voll zerstritten waren".
      Aber die ganze Handlung hat ja gezeigt, dass Ellie Joel eben nicht gehasst hat. Er hat ihr weiterhin unfassbar viel bedeutet, auch nachdem sie erfahren hat, was er getan hat in diesem Krankenhaus.


      Dragoon schrieb:

      Diese Szenen, also die in der Ellie erfährt was wirklich passiert ist und auch das Gespräch nach der Party hätte es meiner Meinung nach viel viel früher in der Story gebraucht. All diese Szenen die emotional sein sollten haben meiner Meinung nach nicht Mal ansatzweise so sehr gezündet, wie die in der Ellie Joel im ersten Teil vorwirft, dass auch er, wie jeder Mensch bisher, sie jetzt im Stich lässt. Das ist für mich die stärkste Szene der kompletten Geschichte beider Teile und in der war einfach komplett alles sstimmig. Leider wurde diese Szene mit Ellies Haltung gegenüber Joel leider auch komplett zunichte gemacht. Wie gesagt, der letzte Flashback rückt was das angeht alles wieder etwas mehr ins rechte Licht aber leider viel zu spät.
      Für mich ist gerade dieser Flashback das perfekte Ende, einfach weil er zeigt, dass Ellie ihm noch vor seinem Tod vergeben hat. Gleichzeitig war es ja irgendwo auch nur der Anfang des Vergebungs-Prozesses, weshalb Joels Tod auch so bitter für Ellie war, weil ihr die Chance genommen wurde, ihm "richtig" zu vergeben.
      Es ist kein Happy End, aber es wirft doch noch ein positiveres Licht auf die Beziehung der beiden. Es ist ein bittersüßes Ende und passt deshalb in meinen Augen auch perfekt zu diesem Spiel.



      Dragoon schrieb:

      In dem Moment wo man die Gruppe zum ersten Mal sieht, sie kurz ihr Ziel ansprechen war für mich klar was Sache ist. Es war klar was kommt, es war so plumb und vorhersehbar inszeniert und kam zur völlig falschen Zeit. Ich konnte der Szene nichts abgewinnen.
      In dem Moment dachte ich mir noch, dass es viel zu einfach wäre, wenn die jetzt wirklich hinter Joel her wären, von daher war ich dann doch ziemlich überrascht, dass es so war und noch viel mehr, dass sie ihn auch wirklich töten, vor allem weil die Trailer uns ja etwas anderes gesagt haben.



      Dragoon schrieb:

      All das, was den ersten Teil ausgemacht hat, was ihn so stark gemacht hat und was ihn in meinen Augen zu dem besten Spiel aller Zeiten gemacht hat konnte hier nicht würdig fortgesetzt werden.
      Die Rahmenhandlung bzw. das große übergeordnete Ziel wirkte gezwungen, plump, zig tausende Male schon in etlichen Geschichten ausgelutscht und war schlicht nicht packend. Beim Weg zum Ziel jedoch, hat man sich hier erzählerisch in gewisser Weise selbst übertroffen.
      Ich glaube gäbe es den ersten Teil nicht, käme dieses Spiel deutlich besser bei mir weg. Und ganz ehrlich! Durch Ellies verhalten gegenüber Joel hätte die Szene in der Abby ihn tötet bei mir die absolut gleiche Wirkung gehabt wenn ich den ersten Teil nie gespielt habe!
      Bei mir war es da genau andersherum. Gerade weil ich den ersten Teil gespielt habe, hat die Szene so brutal gut bei mir funktioniert. Eben weil ich Joel ein Spiel lang selbst gesteuert habe, ihn deshalb so gut kannte und absolut mit ihm und Ellie mitfühlen konnte. Hätte es Teil 1 nicht gegeben, wäre sein Tod halt einfach hart für Ellie gewesen, aber nicht für mich als Spieler, also quasi genauso, wie wenn jetzt in Part II Dina gestorben wäre und das der Auslöser für Ellies Rachefeldzug gewesen wäre. Wäre sicherlich auch eine gute Geschichte geworden, aber ich als Spieler hätte nicht so mit gelitten, eben weil ich Dina nicht wirklich gut kannte. Für Ellie wäre es sehr hart gewesen, für mich nicht wirklich.



      Dragoon schrieb:

      Zum Vergleich! Bei Arthur Morgans Tod (Red dead Redemption 2) habe ich geweint. Obwohl ich auch da durch den ersten Teil von Anfang an wusste wohin dessen Reise führt. Aber es wurde einfach trotzdem gut inszeniert.
      Wer da keine Tränen in den Augen hatte, hat auch einfach keine Gefühle.^^
      RDR2 ist übrigens für mich mit Witcher 3 und jetzt auch TLoU Part II in meiner persönlichen Top 3.


      An dieser Stelle mal noch eine Videoempfehlung. Das hier ist ein sehr guter Talk von Julius Busch, Shawn Bu und Marco Risch von Nerdkultur über das Spiel. Geht um die Story, Kritikpunkte, Interpretationen und wie das alles für die drei funktioniert hat. Ist wirklich sehr gut: