Der Preis des Wohlstands (Abgebrochen)

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    • Der Preis des Wohlstands (Abgebrochen)

      Hallo liebe Piratenfreunde!

      Ich habe lange überlegt, ob ich die Geschichte hierveröffentliche und bin dementsprechend nervös, denn es ist nicht nur meine erste Geschichte,die ich hier im Board veröffentliche, sondern auch die erste seit Ewigkeiten,in der ich eigene Figuren benutze, um eine Handlung zu erzählen. Die Kapitel würden einmal im Monat erscheinen.
      Mal sehen, wie sie ankommt.
      Vielen Dank an Qoii, dass er sich die Zeit genommenhat, die ersten beiden Kapitel vorher zu lesen und mir Denkanstöße gegeben hat, wie ichmeine Geschichte noch verbessern könnte. Ich hoffe, dass ich alles umsetzenkonnte. Sollten dennoch irgendwelche Fehler zu finden sein, dann entschuldigtmeine Schusseligkeit. Und nein, es handelt sich nicht um meine Lebensgeschichte, auch wenn die Hauptfigur zufällig meinen Nickname trägt. Ich hoffe das ist nicht allzu irritierend. XD

      Gruß,

      Capriciosa D. Devlin

      Kapitel 1 Eine schrecklich liebevolle Familie


      Kapitel 1

      Am südlichsten Punkt des South Blue, dort wo die Spaghetti-Palmen wuchsen und der Rio Marinara sich quer über das ganze Land erstreckte, bevor er schließlich am Fuße des Fleischbällchen-Gebirges endete, lag die Insel Santa Bolognese. Es war eine schöne Insel von der an sehr windigen Tagen, der Geruch von Kräutern, überbackenem Käse und Tomatensauce sich übers ganze Meer erstreckte und vom Wind in alle Himmelsrichtungen verteilt wurde. Jedes Schiff, dass auch nur in die Nähe von Santa Bolognese kam, wurde geradezu magisch von den köstlichen Düften angezogen und gezwungen Kurs auf die Insel zu nehmen. Dabei war es ein Wunder wie diese Insel sich überhaupt über dem Meeresspiegel halten konnte, wenn der durchschnittliche BMI eines Bolognesers bei 80 und die durchschnittliche Körpergröße bei 1,70 m lag. Aufgrund der hohen Fettleibigkeit und weil bei den meisten eine normale Fortbewegung zu Fuß schon längst nicht mehr möglich war, bewegten sich die meisten nur noch rollend fort, da für keinen Anwohner von Santa Bolognese eine Diät in Frage kam. Jeder einzelne hatte sich mit Leib und Seele dem Essen verschrieben und beabsichtigte, diese Lebensphilosophie auch bis zum letzten Atemzug beizubehalten.

      Doch es gab auch Ausnahmen, denn eine Familie im Dorf hatte das Glück, über einen erstaunlichen Stoffwechsel zu verfügen, dank dem sie einfach nicht dick wurden. Aber nicht nur deswegen, sondern auch, weil sie sich auf ihre ganz eigenwillige Art und Weise fit hielten. Oder zumindest die Kinder. Denn die Familie Capriciosa bestand seit dem Tod der Eltern nur noch aus den fünf Männern, die alle einer Arbeit nachgingen, sowie aus zwei jungen Frauen, die zusammen den einzigen Friseursalon auf der Insel betrieben. Zumindest bemühte sich eine der beiden den Laden so gut es ging zu führen, während sie ständig die Fehler der anderen wieder ausbügeln musste, was zu regelmäßigen Reibereien zwischen den beiden Schwestern führte. Die Streitereien waren mittlerweile legendär und trugen zur allgemeinen Unterhaltung aller bei, wenn ihre Stimmen wie ein Echo über die ganze Insel hallten. So auch an diesem sonnigen Tag, als Capriciosa D. Rapunzel ihre Schwester dabei ertappte, wie diese einer Kundin mit dem elektrischen Rasierer anstatt mit der Schere die Haare schnitt, weil sie mal wieder in einem ihrer Tagträume versunken war. Den Fehler bemerkte sie dennoch zu spät, denn die linke Seite war bereits wegrasiert und eine Halbglatze zierte nun den einst üppig bewachsenen Kopf von Vetuccine Burgunda.

      Capriciosa D. Devlin, kniff die Augen zusammen, während der Speichel ihrer Schwester wie ein warmer Sprühregen auf ihr Gesicht niederprasselte. Doch das war sie inzwischen gewöhnt, denn bei einer Körpergröße von 1,50 m war sie im Vergleich zu ihrer 1,80 m großen Schwester das perfekte Opfer für deren Feuchtattacken.

      „Kannst du dich auch nur einmal für fünf Sekunden konzentrieren?! Jede Fliege hat eine größere Aufmerksamkeitsspanne als du!“ fauchte sie mit dem Charme einer Rasierklinge, der für Devlin das Stichwort war, besser zu verschwinden, bevor sie sie wieder zu irgendwelchen unliebsamen Arbeiten verdonnerte, wie das Klo mit der Zahnbürste blank zu putzen oder auf ihren hyperaktiven Neffen aufzupassen, dessen Nase so auffällig war, dass selbst die Vögel ihn vom Himmel aus, in einer Entfernung von 10 Kilometern noch erkennen konnten. Dabei konnte der arme Wurm nichts dafür, die Schuld trug einzig und allein seine Mutter die einen ungewöhnlichen Männergeschmack hatte.

      Seufzend verließ sie das Zimmer, schnappte sich im Hinausgehen ihre Tasche, die an einem Haken neben dem Eingang hing und verließ den Salon. Sie versuchte wirklich ihre Arbeit so gut es ging zu erledigen, doch das war nicht leicht, denn seit sie klein war, sehnte sie sich danach diese Insel zu verlassen und mit einem Schiff die Welt zu erkunden und all die Orte zu besuchen, von denen sie träumte. Und zwar ständig. Sie spürte, dass sie gehen musste, denn manchmal, wenn sie am Hafen saß und sehnsüchtig aufs Meer blickte, glaubte sie eine Stimme zu hören die vom Meer zu kommen schien, die sie aufforderte sich auf die Reise zu begeben und die Welt zu entdecken. Deshalb arbeitete sie seit ihrem 8. Lebensjahr, um sich eines Tages diesen Traum zu erfüllen und nahm dafür jeden Job an, den sie neben der Arbeit im Friseursalon kriegen konnte, um sich Stück für Stück, das Schiff ihrer Träume zusammen zu bauen, an dem sie seit ihrem 14. Lebensjahr baute.

      Eines Tages werde ich diesem Ruf folgen, versicherte sie sich dabei immer wieder, es war nur eine Frage der Zeit. Und vor allem des Geldes.

      Doch die Materialkosten, um ein Schiff zu bauen, waren nicht gerade gering. Glücklicherweise wurde sie von ihrem ältesten Bruder Mercusio unterstützt, der ihr die nötigen Materialien besorgte und zum Einkaufspreis überließ und ihr alles über die Arbeit des Schiffszimmermanns beibrachte. Mercusio war auf der Insel ein angesehener, wenn auch sehr armer Schiffszimmermann, der mit seinem Beruf leider nicht viel verdiente, weil niemand Interesse an einem Schiff hatte, geschweige denn den Wunsch verspürte die Insel zu verlassen. Bis auf Devlin. Nur gelegentlich erhielt er Aufträge, wenn sich jemand auf die Insel verirrte, wie dieser lustige Typ mit der roten Knollennase vor fünf Jahren, der sämtliche seiner Körperteile abtrennen und wieder zusammenfügen konnte. Ihre Schwester Rapunzel hatte es ihm besonders angetan und nach einer schweren Lebensmittelvergiftung, die er sich auf Santa Bolognese zugezogen hatte, hatte sie sich rührend um ihn gekümmert. Im Gegenzug dafür hatte er sie mit seiner flinken Zunge fast um den Verstand gebracht, während der Rest seines Körpers nebenan im Badezimmer über der Kloschüssel hing und sich die Seele aus dem Leib kotzte, wie sie ihr eines Tages mit hochrotem Kopf gestand, nachdem Devlin sie gefragt hatte, wie sie und der Vater von Buggy Jr. sich eigentlich kennen gelernt hatten. Auf die intimen Details hätte sie allerdings gerne verzichten können, denn sie lösten in ihr Bilder aus, die sie vermutlich zu Lebzeiten nicht mehr aus ihrem Kopf bekommen würde. Noch heute schwärmte ihre Schwester von seinen langen blauen Haaren, seiner überdimensionalen roten Nase und seiner begnadeten Zunge. Offenbar schätzte ihre Schwester Männer, die das Multitasking beherrschten. Sie versicherte Devlin aber, dass dieser Abend nicht der Abend der Zeugung gewesen war, sondern dass dieser 5 Tage später erfolgte, bevor Buggy dann weiter segelte, nicht ahnend, dass er 9 Monate später Vater werden würde. Rapunzel, die damals 22 gewesen war, war zunächst geschockt und unsicher, ob sie das Kind wirklich bekommen sollte, immerhin war der Vater ein berühmter und vor allem gesuchter Pirat gewesen, doch ihre Familie stand hinter ihr und war bereit sie zu unterstützen. Und seitdem hatte sie ihre Entscheidung nicht ein einziges Mal bereut. Buggy Jr. hatte von seinem Vater die blauen Haare und die rote Nase geerbt und das aufbrausende Temperament seiner Mutter. Und auch wenn er manchmal anstrengend sein konnte, liebte sie ihn trotzdem.

      Während Devlin den Lasagnepfad zum Dorf hinunter lief, wehte ihr schon der Geruch der verschiedenen Fleischbällchen-Birken und der Serrano-Schinken Kiefern entgegen und sie verzog angewidert das Gesicht, denn sie konnte den Geruch nicht ausstehen. Sie mochte überhaupt kein Essen, da allein schon die Berührung mit Nahrungsmitteln heftigste Hautreaktionen wie Juckreiz und Hautausschlag bei ihr verursachten und sie daher gezwungen war, Overalls sowie Handschuhe aus Baumwolle zu tragen. Und ans Essen mochte sie noch nicht einmal denken, denn außer unbehandeltem Obst und Gemüse, konnte sie nichts bei sich behalten und erbrach alles sofort. So war das schon immer gewesen. Zumindest seit ihrem 4. Lebensjahr. Davor konnte sie, so hatten ihre Geschwister ihr zumindest erzählt, sogar gekochte Babynahrung essen und Säuglingsmilch trinken. Doch mit zunehmendem Alter konnte sie immer weniger essen und wurde stetig kränker. Letztendlich war ihre Familie gezwungen sie irgendwann zwangs zu ernähren, weil sie sich weigerte zu essen. Erst als Devlin eines Tages im Garten spielte, beobachtete Rapunzel wie ihre kleine Schwester, vor ihren Augen zu leuchten begann und ihre Haare sich in die Erde vor dem Haus gruben, als ob sie Wurzeln wären. Damals hatte sie nicht verstanden was geschah und hatte ihre kleine Schwester panisch ergriffen und ins Haus gezehrt. Schnurstracks war sie geradewegs zu ihrem Bruder Humble geeilt, der damals schon großes Interesse für Bücher und vor allem für Medizin zeigte und hatte ihm aufgeregt berichtet was sie gesehen hatte. Dieser war daraufhin sehr nachdenklich geworden und hatte sich in seine Bibliothek zurückgezogen, um zu recherchieren. Ganze vier Tage und Nächte hatte er damit zugebracht ein Fachbuch nach dem anderen zu studieren, bis er schließlich wohl eine Erklärung gefunden hatte, für Devlins Symptome und warum sie so geleuchtet hatte. Von diesem Tag an, war es ihr verboten, Lebensmittel weder zu berühren noch sie zu essen, bis auf unbehandeltes Obst und Gemüse. Und sie war gezwungen, ihren Körper immer komplett bedeckt zu halten, für den Fall das sie mit Essen in Berührung kam, was auf Santa Bolognese oft genug passierte, da sich die Pollen der Bäume über die Luft verteilten. Nur wenn sie ihr Sonnenbad nahm, war es ihr gestattet ihre Kleidung abzulegen, wenn auch nur für kurze Zeit. All diese Einschränkungen waren zwar nicht einfach für sie, doch zumindest vermisste sie das Essen nicht. Als sie auf dem Dorfplatz ankam, blieb sie vor dem Bronzedenkmal des Gründers von Santa Bolognese stehen, der auf einem Messingsockel in der Mitte des Pesto-Brunnens stand und betrachtete sein sympathisches Gesicht, das sie verschmitzt angrinste. Vor zwanzig Jahren, hatte er aus einem unfruchtbaren, trockenen Land dieses fruchtbare Paradies gemacht, indem er es mit Fleisch- und Pasta- sowie anderen Essenssamen bepflanzte, die er von einer exotischen Insel mitgebracht hatte.

      Er war in seiner Jugend wohl ein sehr berüchtigter Pirat gewesen, der sich eine eindrucksvolle Crew zusammengestellt hatte, mit der er es ihm sogar gelang, Piratenkönig zu werden, obwohl er anfangs ein absoluter Außenseiter war, dem kaum jemand etwas zugetraut hatte.

      Devlin würd ihn sehr gerne einmal kennen lernen, denn er schien ein interessanter Mensch zu sein. Doch niemand wusste, wo er oder seine ehemalige Crew sich aufhielten, denn alle führten, bis auf einen, ein sehr zurückgezogenes Leben.

      Verträumt dachte sie an die Geschichten, die man sich über ihn erzählte und bemerkte dabei nicht wie etwas den Hügel herunter auf sie zugerollt kam.

      „Achtung, Bahn frei!“ rief Gumbatsch, während er wie eine Dampfwalze mit einem Affenzahn den Hügel runtergerollt kam. Devlin die durch das Geschrei unsanft aus ihrem Tagtraum gerissen wurde, sprang mit einem Hechtsprung zur Seite, gerade noch rechtzeitig, bevor sie Teil des Lasagnewegs unter ihren Füßen geworden wäre.

      Grimmig blickte sie ihm hinterher, während sie sich den Staub von der Kleidung klopfte. Immer dasselbe, wenn es im „Halt Die Schnauze Und Iss“ einen „All you can eat!“-Tag gab. Sie verstand nicht, wie man sich darauf freuen konnte, schon gar nicht, wenn es auf der ganzen Insel nur so vor Essen wimmelte. Aber die Leute liebten nun mal ihre Events, besonders wenn sie für einen festgelegten Betrag, einmal in der Woche so viel essen konnten wie sie wollten. Und obwohl jeder Einwohner hier auf der Insel Essen über alles liebte, ließ der bloße Anblick essender Menschen sie schon aufstoßen und sie verzog angewidert das Gesicht, als sie den Geschmack von Galle in ihrem Mund schmeckte. Sie war die einzige aus ihrer Familie, die sich nicht wie alle anderen von Nahrungsmitteln ernährte, sondern von Wasser, Nährstoffen, die sie aus der Erde bezog, sowie Sonnenlicht, das sie zur Energiegewinnung benötigte. Aber diesbezüglich unterschied sie sich in vielen Dingen von ihren Geschwistern. Wie zum Beispiel in der Haarfarbe, denn alle in ihrer Familie waren blond und hatten blaue Augen, im Gegensatz zu Devlin, dessen Haar Moosgrün war und deren Augen eine goldene Farbe hatten, wie die Sonne. Manchmal hatte sie die anderen im Dorf munkeln hören, dass ihre Mutter eine Affäre mit einem anderen Mann gehabt hatte, auch wenn man sie nie mit einem anderen gesehen hatte. Dennoch war es unbestreitbar, dass sie nicht wie der Rest ihrer Familie war, obwohl ihre Geschwister ihr nie das Gefühl gegeben hatten, dass sie anders war oder nicht zur Familie gehörte. Ganz im Gegenteil, ihre Geschwister hatten alles getan und dafür gesorgt, dass es ihr an Liebe, Geborgenheit und Sicherheit nie fehlte. Ihr Vater war ungefähr sechs Monate vor ihrer Geburt gestorben, nachdem ihm nach einer Fressorgie der Darm geplatzt war und er sich mit einem letzten Furzer von seinem irdischen Dasein verabschiedet hatte, bevor sie die Gelegenheit bekam ihn kennen zu lernen. Ebenso wie ihre Mutter die vor 17 Jahren bei ihrer Geburt aufgrund von Komplikationen gestorben war.

      Manchmal beneidete sie ihre Geschwister die wenigstens noch ein paar gemeinsame Jahre mit ihren Eltern verbringen durften und somit Erinnerungen an sie besaßen, denn Mercusio, Humble, Gulliver, Schnabel, und Rapunzel lagen jeweils nur 2 Jahre auseinander im Gegensatz zu ihr und Kein, die beide noch zu klein gewesen waren, als ihre Eltern starben.

      Es war gerade für den damals 18-jährigen Mercusio nicht einfach gewesen, der die plötzliche Lücke und vor allem Leere die die Eltern nach ihrem Tod hinterlassen hatten, füllen musste. Von jetzt auf gleich wurde er erwachsen und musste Verantwortung für seine Geschwister übernehmen. Doch wenigstens war er nicht allein und wurde von Humble, Gulliver, Schnabel und Rapunzel tatkräftig dabei unterstützt, die ihm halfen sich um ihre beiden noch sehr jungen Geschwister zu kümmern.

      Devlin strahlte übers ganze Gesicht, als sie ihren Bruder Kein sah, der auf sie zugelaufen kam, um sie zum Schwimmen abzuholen. Devlin musste bei der Farbwahl seiner Kleidung jedes Mal schmunzeln, wenn sie ihn sah. Er besaß überhaupt keinen Sinn für Farben und trug daher giftgrüne, kurze Shorts, zu einem türkisfarbenen T-Shirt und lilafarbenen, fast kniehohen Strümpfen und neongelbe Sandalen. Sie und ihre Schwester Rapunzel hatten schon oft versucht ihn davon zu überzeugen ihnen die Auswahl seiner Kleidung zu überlassen, aber Kein wollte davon nichts wissen und zog letztendlich das an was ihm gefiel. Das galt auch für seine Haare, die er auf der rechten Seite sehr kurz trug, während die Haare auf der linken Seite ihm mittlerweile schon bis zu den Schultern gingen. Mit ausgestreckten Armen rannte er auf sie zu und holte mit beiden Armen aus, um ihr mit seinen Handkanten einen kräftigen Schlag in den Nacken zu verpassen, den sie erwiderte indem sie ihrerseits mit ausgestrecktem Arm ihm einen Kinnhaken verpasste.

      Devlin wartete gar nicht erst, dass er sich erholte, sondern stürzte sich auf ihn und riss ihn von den Füßen. Doch sie hatte die Zähigkeit ihres Bruders unterschätzt, der seine Arme unter ihre Achseln hakte und mit ihr eine Rückwärtsrolle vollführte, bevor er sie zu Boden beförderte.

      Devlin lachte und kam wieder hoch, während sie sich etwas Blut aus dem Mundwinkel wischte und packte das auf sie bereits zufliegende Bein ihres Bruders und schleuderte ihn quer über die Insel, direkt auf einen Fleischbällchen-Baum zu. Doch bevor er mit dem Baum kollidierte, streckte er das rechte Bein aus und stieß sich vom Baumstamm ab, woraufhin ein paar Fleischbällchen vom Baum fielen, die sogleich von ein paar heranrollenden Eichhörnchen geschnappt wurden, bevor sie auf demselben Weg wieder davonrollten. Während er zu Devlin zurückflog, presste er beide Handflächen aneinander und spreizte seine Hände nach oben und unten auseinander, während er die Handgelenke weiterhin aneinanderpresste.

      Oh, seine berüchtigte, Venus-Fliegenfallen-Attacke bei der er seinem Gegenüber die Handflächen wie kräftige Peitschenhiebe um die Ohren haute. Devlin stellte sich breitreinig hin und verlagerte ihren Oberköper so, dass er ihr wie ein drittes Standbein sicheren Halt gab und wartete darauf, dass ihr Bruder nahe genug herankam, um ihn an den Handgelenken zu packen und sich mit ihm wie ein Kreisel um die eigene Achsel zu drehen, bis sie sich so schnell drehten, dass er durch die Fliegkraft, von ihr weggeschleudert wurde, sobald sie ihn losließ. Selbst etwas benommen taumelte sie zunächst und schloss die Augen, während sie darauf wartete, dass das Schwindelgefühl nachließ. Zehn Minuten später tauchte ihr Bruder dann endlich wieder auf und verpasste ihr mit der Faust einen Schlag ins Gesicht, der ihr das Gefühl gab, dass ihr Kopf ihr gleich von den Schultern flog. Sie rieb sich über ihre rot leuchtende Wange und lächelte ihren Bruder an.

      Sie bekam von ihrer Familie soviel Liebe, dass sie manchmal überwältigt war und Zweifel bekam, ob es die richtige Entscheidung war, die Insel verlassen. Andererseits war da diese unbändige Sehnsucht und Neugier die Welt zu erkunden und zu sehen, was jenseits von Santa Bolognese lag, viel größer und mächtiger als alles andere. Es hatten sich zwar schon Fremde hin und wieder auf die Insel verirrt und sie hatte auch schon mehrmals versucht auf einem der Schiffe, die hier landeten anzuheuern, doch leider scheiterten ihre Bemühungen stehts aufgrund von Kommunikationsproblemen zwischen ihr und der Besatzung der Schiffe.

      Ihre Familie hatte ihr versucht zu erklären, dass viele nicht mit ihrer Art klarkamen und sie nicht jedem zur Begrüßung erst einmal die Faust ins Gesicht schlagen konnte, schon gar nicht so fest, dass sie demjenigen gleich die Gesichtsknochen brach. Doch irgendwie konnte sie sich einfach nicht beherrschen, denn sie war jedes Mal, wenn sie einem Fremden begegnete so aus dem Häuschen, dass sie vor Freude einfach denjenigen begrüßen musste, indem sie ihn schlug. Wohin auch immer.

      Ihr Bruder grinste von einem Ohr zum anderen und entblößte dabei eine Reihe von Zahnlücken, die von den Spuren ihrer gemeinsamen liebevollen Auseinandersetzungen stammten.

      „Man hat dich und Rapunzel mal wieder bis zum Hafen gehört. Was hast du diesmal angestellt, hm?“ fragte er, doch seine Schwester zuckte nur die Schultern und lächelte verlegen.

      „Ich verstehe, na ich werde die Einzelheiten ja heute Abend beim Abendessen sowieso von ihr erfahren. Hast du an deine Schwimmsachen gedacht?“

      „Klar, es kann losgehen!“ antwortete sie und hielt ihre Schwimmtasche wie einen Pokal hoch. Gemeinsam gingen sie den Rest des Weges zum Hafen hinunter, um im Meer zu schwimmen.

      Devlin hielt ihr Gesicht in die Sonne und genoss die warmen Strahlen.

      „Man, ich fühle mich als ob ich Bäume ausreißen könnte!“ rief sie und streckte ihre Arme über ihren Kopf als ob sie versuchte nach der Sonne zu greifen, um sie zu einer innigen Umarmung an sich zu ziehen.

      „Kein Wunder, deine Kräfte sind der Wahnsinn, wenn die Sonne scheint. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast von der Sonnenschein-Frucht gegessen“ witzelte Kein.

      „Dann könnte ich wohl kaum mit dir schwimmen, Dummkopf!“ erwiderte Devlin und schlug ihm liebevoll auf den Hinterkopf, der ihn 5 Meter weit fliegen ließ. Ein kehliges Lachen entfuhr ihrer Kehle, als sie hörte wie er irgendwo krachend einschlug und folgte dem Lärm. Der Flugbahn ihres Bruders folgend, verfiel sie wieder ihrer Tagträumerei. Ein Fehler, wie sie schon bald am eigenen Leib erfahren sollte, denn ihr entging dabei der große, dunkle Schatten, der sich ebenfalls in ihre Richtung bewegte, wenn auch deutlich schwerfälliger, so als ob er erschöpft wäre.

      Mit einem heftigen Rumms stießen die beiden zusammen und Devlin kehrte in die Wirklichkeit zurück. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um zu der Gestalt vor ihr aufschauen zu können. Ihre Augenbrauen streckten sich fast bis zu ihrem Haaransatz hinauf, als sie ihn von oben bis unten musterte, denn sie hatte noch nie jemanden wie ihn gesehen.


      Kapitel 2 Der Fremde

      Kapitel 2



      Devlin schluckte, als sie zu dem Fremden aufsah. Seine Haut war aschgrau und sein nackter Oberkörper war über und über mit schwarzen Tattoos überzogen, die seinen Körper bis hinunter zum Ansatz seiner schwarzen Wildlederhose zierten. Er war sehr groß und muskulös und auf seinem breiten Stiernacken thronte ein kahler Schädel, aus dem nur eine einzige silberne Strähne wuchs, die über seinem linken Auge hing und es verdeckte. Devlin wurde mulmig zumute als sie in das rechte Auge starrte, das weiß und trüb auf sie hinabsah, als ob es in ihre Seele blickte und sie bekam eine Gänsehaut und fröstelte.

      Ich glaube ich bekomme einen steifen Nacken, wenn ich noch länger zu ihm aufschaue. Wer ist er überhaupt? Und warum hat sein rechtes Auge keine farbige Iris? Wann war er eigentlich auf Santa Bolognese angekommen?

      Er konnte noch nicht lange hier sein, sonst hätte sich seine Ankunft schon längst herumgesprochen, so wie alle Neuigkeiten auf Santa Bolognese, denn jeder Dorfbewohner war von Natur aus ein Klatschmaul.

      Devlin überlegte gerade was sie sagen sollte, da schob er sie auch schon unsanft zur Seite und ging einfach weiter. Besonders freundlich war er nicht und offensichtlich auch nicht sehr gesprächig, aber das störte sie nicht weiter, denn ihr Bruder Schnabel war ebenfalls ein stiller Mensch, jedenfalls solange bis ihr Bruder Kein ihn ansprach, dann zeigte er sich von seiner hitzigen Art und die beiden stritten sich dann oft Stunden. Sie beobachtete wie er durchs Dorf lief, als ob er auf der Suche nach etwas wäre und verschwand dann schließlich in der Dorfkneipe gleich hinter dem Denkmal.

      Kurz dachte sie darüber nach ihm zu folgen, da hörte sie die Stimme ihres Bruders Kein, der sich von hinten näherte und sie fragte, wo sie bleibe. Devlin konnte sich ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen, als sie die große Beule sah, die auf dem Kopf ihres Bruders wuchs und duckte sich unter seiner auf sie zurasenden Faust hinweg, bevor sie mit dem Kopf voran hochsprang um ihn an seinem Glaskinn zu treffen, doch diesmal wich er ihrem Kopf aus und bevor sie sich versah, waren sie schon wieder in einem ihrer kleinen Schlägereien vertieft und der Fremde fürs Erste vergessen.

      Bis zum Abend, als sie mit ihrer Familie zusammensaß und alle von ihrem Tag erzählten. Ihre Schwester hatte Buggy Jr. zu Bett gebracht damit er nichts von ihrer Unterhaltung mitbekam, denn sonst würde er vor lauter Aufregung nicht schlafen und seine Mutter die ganze Nacht auf Trapp halten.

      Rapunzel beschwerte sich bei Devlin und sagte ihr, dass sie den Preis für die Perücke, die sie dank ihr verschenken musste, ihr vom Gehalt abziehen müsse, doch Devlin ignorierte die Schimpftirade, als ihr Bruder Gulliver, dem die Dorfkneipe hinter dem Denkmal gehörte, von dem Fremden erzählte, der gegen Mittag plötzlich bei ihm aufgetaucht sei. Alle Augen richteten sich neugierig auf ihn und warteten gespannt auf seinen Bericht.

      „Und was hat er gesagt? Was hat er dort gewollt?“ fragte Devlin und wäre vor lauter Aufregung und Neugier fast über den Tisch gehüpft, um die Antworten aus ihrem Bruder herauszuschütteln.

      „Er hat eigentlich nichts gesagt, nur mit der Faust auf den Tresen geschlagen und dann auf eine Flasche im Regal hinter mir gezeigt. Als ich ihm dann etwas einschenken wollte, hat er mir fast das Handgelenk gebrochen, als er zupackte, um mir die Flasche aus der Hand zu reißen und hat mit der anderen Hand das Geld auf den Tresen gelegt. Und zwar für die gesamte Flasche.“

      „Wie ist er eigentlich auf die Insel gekommen? Im Hafen liegt zumindest kein Schiff vor Anker“ mischte sich Schnabel völlig unerwartet in die Unterhaltung ein und zog damit die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Er arbeitete am Hafen und wusste, daher sofort Bescheid, wenn ein neues Schiff kam. Santa Bolognese bestand zwar nur aus einem kleinen Dorf, doch aufgrund der Seeleute, die sich manchmal auf der Insel verirrten, hatte man eines Tages beschlossen, einen Hafen für die anlegenden Schiffe zu bauen, in der Hoffnung, mehr Touristen anzulocken und mit ihnen Geld zu verdienen.

      „Vielleicht hat er ja, nicht im Hafen, sondern woanders angelegt“, vermutete Kein und rieb sich mit der Hand nachdenklich übers Kinn.

      „Wenn er aber auf einem anderen Teil der Insel ankam, wieso sollte er dann einmal die Insel umrunden, nur um den Weg vom Hafen ins Dorf zu laufen?“

      In diesem Punkt stimmten ihre Geschwister Devlin zu und nickten einstimmig.

      „Vielleicht ist er ein Zoan, ihr wisst schon ein Vogel-Zoan oder Fliegen-Zoan oder so? Oder jemand mit einer anderen Teufelsfrucht, die es ihm ermöglicht zu fliegen das würde zumindest erklären, wie er es auf die Insel geschafft hat ohne Schiff“, sagte Humble, den schon seit seiner Geburt, die Kräfte der Teufelsfrüchte faszinierten und sie studierte, seit er lesen konnte.

      „Mag sein, wie sieht er eigentlich aus?“ wollte Rapunzel wissen und schaute ihren Bruder Gulliver an, doch Devlin antwortete für ihn und fuchtelte aufgeregt mit den Armen herum, während sie ihn in allen Einzelheiten beschrieb.

      „Sehr muskulös sagst du? Ich glaube den schaue ich mir mal aus der Nähe an. Vielleicht sucht er nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Wir könnten ihm ein Zimmer bei uns herrichten. Nur schade, dass er blind zu sein scheint. Und eine ungesunde Hautfarbe hat.“

      „Wieso blind?“ wollte Devlin wissen.

      „Na ja zumindest auf einem Auge scheint er blind zu sein, deshalb die weiße Pupille. Obwohl auf dem anderen wird er auch nicht viel sehen, wenn ihm diese Strähne ins Gesicht hängt.“

      Devlin sank nachdenklich auf ihrem Stuhl zurück. Sie fand diese Info höchst interessant und machte den Fremden für sie umso interessanter und geheimnisvoller.

      „Wir könnten ihm Humbles Bibliothek als Schlafplatz anbieten, dort steht doch ein gemütliches Sofa und wenn ihm das zu unbequem ist, biete ich ihm mein Bett an.“

      „Und dich vermutlich gleich mit dazu, was Rapunzel?“ witzelte Kein und formte mit seinem Daumen und dem Zeigefinger seiner linken Hand ein Loch, durch das er den Zeigefinger seiner rechten Hand schob und ihn immer wieder rein und rauszog und dazu anzüglich grinste.

      „Du bist so ein verdorbener, kleiner Kindskopf!“ fuhr Rapunzel ihn an, doch ihr hochroter Kopf konnte niemanden über ihre wahren Absichten hinwegtäuschen. Alle am Tisch lachten bis auf Devlin die schon wieder in ihren Gedanken versunken war und sich den Kopf darüber zerbrach, welche Teufelskraft der Fremde wohl besaß, wer er war, wo er herkam und was er schon alles erlebt hatte. Sie unterhielten sich noch gute zwei Stunden, ehe sich jeder in sein Zimmer zurückzog, um zu schlafen.

      Doch Devlin konnte nicht schlafen und saß stattdessen auf ihrem Fensterbrett und starrte nachdenklich in die Dunkelheit. Sie blickte noch nicht einmal auf, als es an ihrer Zimmertür klopfte und ihr Bruder Mercusio das Zimmer betrat.

      Erschrocken zuckte sie zusammen, als er sie plötzlich an der Schulter berührte und wäre um ein Haar von ihrem Fensterbrett gefallen, hätte er sie nicht festgehalten. Sie fand den Anblick seiner offenen Haare befremdlich, denn er trug sie normalerweise immer zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, doch wenn er sie offen trug, erinnerte er sie an diese gruseligen Gestalten aus ihren Büchern, die in irgendwelchen Brunnen hausten und nur emporkletterten, um ihren Opfern mit bloßen Händen das Genick zu brechen.

      „Musst du mich so erschrecken?“ fuhr sie ihn an.

      „Entschuldige“ sagte Mercusio, obwohl seine strahlenden Augen und sein Grinsen das Gegenteil aussagten.

      „Was willst du?“

      „Ich habe SEHR gute Nachrichten für dich. Es ist fertig. Ich habe heute die letzten Arbeiten abgeschlossen.“

      Devlin brauchte einen Moment, bis sie begriff, was das bedeutete, doch als der Groschen endlich fiel, weiteten sich ihre Pupillen und sie stürzte sich auf ihn und riss ihn zu Boden. Sie war so außer sich vor Freude, dass sie nicht an sich halten konnte und ihre Fäuste auf ihren am Boden liegenden Bruder nur so niederprasselten wie Gewehrfeuermunition.

      Als sie sich endlich wieder eingekriegt hatte, bat sie ihren Bruder es sofort sehen zu dürfen, doch er vertröstete sie auf Morgen, da es bereits zu dunkel war, um es sehen zu können.

      Enttäuscht kniff sie ihre Lippen zusammen, doch Mercusio nahm sie zärtlich in den Schwitzkasten und drückte ihr solange die Luft ab, bis ihre Gesichtsfarbe ein zartes schlumpfblau annahm.

      Japsend holte sie mit dem Arm aus und rammte ihm den Ellenbogen zwischen die Beine, woraufhin er nach Luft schnappend sie losließ.

      „Ok, jetzt ist aber Zeit schlafen zu gehen. Gleich morgen früh nach deinem Sonnenbad zeige ich dir dein neues Schiff, ok? Ich hab dich lieb Schwesterchen!“ sagte Mercusio zum Abschied und verpasste ihr eine Ohrfeige, dass der Kopf auf ihrem Hals wackelte.

      „Ich dich auch, gute Nacht!“

      Devlin sprang hoch und ließ ihre Faust mitten auf den Kopf ihres Bruders niedersausen, die seine Zähne klappern ließ und verschwand lächelnd.

      Glücklich legte sie sich ins Bett, und schloss die Augen, aber nicht für lange, denn schon bald, öffnete sie sie wieder und blickte zur Decke. Sie konnte es kaum erwarten, dass es endlich Morgen wurde und fieberte voller Ungeduld dem Sonnenaufgang entgegen. Doch ihre Gedanken kreisten nicht nur um ihr Schiff, sondern auch um den Fremden. Was wollte er auf Santa Bolognese? Den Cholesterin-Tod? Dem Club der rollenden Insulaner beitreten? Sie wusste es nicht und genau das, ließ ihr keine Ruhe, denn sie war ein von Grund auf, neugieriger Mensch.

      Ob er noch auf der Insel war? Oder schon weggeflogen? Bis auf Essen gab es hier auf Santa Bolognese eigentlich nichts Sehenswertes zu sehen. Vermutlich war ihm das inzwischen auch schon klar geworden und er war schon wieder abgereist, ehe es dunkel geworden war.

      Eigentlich schade, dabei hätte sie sich so gerne mit ihm unterhalten, ihn gebeten ihr von seinen Reisen zu erzählen, ihn vielleicht gefragt, ob er mit ihr reisen wolle, jetzt wo ihr Schiff endlich fertig war, denn sie brauchte noch jemanden der sich mit Navigation auskannte. Sie hatte sich leider nur die Grundkenntnisse angeeignet, die sie aus den Büchern ihres Bruders Humble bezogen, hatte.

      Doch das würde bei weitem nicht reichen. Außerdem wäre es schöner gemeinsam zu reisen, denn auch wenn sie schon seit Jahren davon träumte die Welt zu bereisen, hatte sie auch ein bisschen Angst, aber nicht vor der Welt, sondern vor der Einsamkeit. Von ihrer Familie wollte leider niemand mitkommen, denn allen gefiel es hier, selbst Kein, konnte sie nicht überreden mitzureisen, obwohl er gerade Mal zwei Jahre älter als sie war.

      Deshalb wäre ein Reisegefährte schön. Aber um dauerhaft auf See zu überleben, brauchte sie sowieso noch mehr Mitglieder, denn sie wusste aus ihren Büchern, dass die See rau und gnadenlos sein konnte und auch wenn sie sich um Essen keine Sorgen zu machen brauchte, da sie außer der Sonne, Regen und ihrem Gewächshaus, dass sie sich an Deck eingerichtet hatte nichts brauchte, benötigte sie zumindest noch einen Navigator, einen Arzt und einen Koch, der die anderen beköstigte, denn sie hatte aufgrund ihrer Allergie gegen Essen, nie Kochen gelernt. Dennoch hatte sie sich an Bord ihres Schiffes eine Küche eingerichtet, im 2. Unterdeck, soweit wie möglich von ihr entfernt, damit sich ihre spätere Crew etwas kochen konnte und sie nicht mit den Essensgerüchen oder dem Anblick ihrer essenden Kameraden belästigt wurde.

      Devlin horchte auf, als etwas unten lautstark immer wieder gegen die Eingangstür pochte und richtete sich mit klopfendem Herzen in ihrem Bett auf. Wer mochte das so spät am Abend noch sein?

      Schnell eilte sie zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit, um zu lauschen. Sie hörte eine Frauenstimme aufgeregt sprechen, doch sie sprach so zusammenhanglos und wirr, dass sie zunächst nicht verstand, was sie sagte. Dann wurde es plötzlich still und sie hörte die schweren Schritte eines ihrer Brüder und wie etwas über den Boden rollte, vermutlich einer der Dorfbewohner und eine Tür sich kurz darauf öffnete und dann wieder schloss. Der einzige der schnell genug an der Haustür sein konnte, um diese zu öffnen, war Humble, weil er unten nicht nur seine Praxis hatte, sondern auch sein Schlafzimmer.

      Um die anderen nicht zu wecken, schlich sie vorsichtig die Treppen hinunter und versuchte an der Tür zu lauschen, doch sie verstand nichts. Nur dass sie in Humbles Zimmer waren. Doch wen empfing ihr Bruder um diese Uhrzeit noch? Patienten?

      Die Ungewissheit und Neugier zerfraßen sie innerlich, daher entschied sie sich, den Zorn ihres Bruders auf sich zu nehmen und drückte die Klinke herunter. Sofort richteten sich 6 Augenpaare auf sie und in jedem Gesicht las sie eine andere Emotion. Angst, Wut und Besorgnis. Ihr Bruder Humble hatte offensichtlich noch nicht geschlafen, denn er trug noch immer seine dunkelbraune Cordhose sowie eines seiner weißen Hemden und der dazu passenden braunen Weste, und braune Lederschuhe. Devlin konnte sich nicht erinnern, ihn jemals schlampig oder gar leger gekleidet gesehen zu haben, dafür war ihm sein äußeres Erscheinungsbild, im Gegensatz zu ihrem Bruder Kein, zu wichtig. Noch nicht einmal sein Haar war zerzaust, sondern ordentlich zu einem Seitenscheitel gekämmt.

      „Was machst du hier Devlin? Es ist mitten in der Nacht!“

      „Entschuldige, aber was kann ich dafür, wenn jemand nachts an unsere Türe hämmert? Was ist überhaupt pass…“

      Devlin verstummte, als sie die Wunde am Hals von Theodor bemerkte, dem örtlichen Leichenbestatter, der seinen Job mit einer Eifrigkeit nachging, die manch einer als übergriffig bezeichnen würde, weil er gerne den Leuten die ihm auf der Straße begegneten, kostenlose Angebote für eine Bestattung in die Hand drückte, oder einfach Maße von ihnen nahm, wenn sie langsam genug an ihm vorbei rollten und er ihnen anbot kostenlos in einem seiner Sargmodelle „Probe zu liegen“. Dabei riskierte er regelmäßig sein Leben, denn es war gefährlich einem Bologneser in die Quere zu kommen, da er dabei selbst Gefahr lief in einem seiner Särge zu landen.

      Seine Frau Ursula, die neben ihm stand schien ratlos und zutiefst besorgt über das was ihrem Mann passiert war.

      Neugierig trat Devlin näher, um sich die Wunde aus der Nähe anzusehen.

      Es waren eigentlich drei Wunden, die parallel zueinander lagen und eine kreisrunde Form hatten. Doch während die beiden äußeren Wunden einen Durchmesser von ca. 3 cm hatten, war die Wunde in der Mitte gerade Mal so groß wie der Einstich einer Nadel, wie Humble sie benutzte, um beispielsweise Blut abzunehmen.

      „Was zum Teufel…? Wie ist das passiert?“

      „Ich weiß es nicht, er kam sturzbetrunken und blutend nach Hause und faselte irgendetwas von einer dunklen Kreatur, die ihn angefallen hätte“, antwortete Ursula stellvertretend für ihren Mann.

      Eine Falte bildete sich zwischen Devlins Augen und sie wiederholte ihre Aussage im Flüsterton, als ob sie sie nicht verstanden hätte.

      „Ich war im „Wilden Eber“ und habe mir dort noch ein paar Absacker mit meinem Freund Radicchio gegönnt und wollte gerade nach Hause als plötzlich mich etwas attackierte und an meinem Hals saugte. Ich hatte solche Angst…“ nuschelte Theodor, dem das Sprechen aufgrund seiner Trunkenheit sichtlich schwerfiel.

      „Schon gut, Theodor, beruhige dich erst einmal. Devlin bitte… sei so freundlich und koche etwas heißes Wasser für Tee. Glaubst du, du schaffst das?“

      „Wasser? Aber ich weiß doch gar nicht wo die Töpfe stehen…“

      „Dann geh wieder ins Bett, ich kann dich hier nicht gebrauchen“, antwortete Humble barsch und widmete sich wieder seinem Patienten. Devlin warf seinem Hinterkopf noch ein paar finstere Blicke zu und verließ schließlich das Zimmer. Doch kaum fiel die Tür hinter ihr zu, fragte sie sich wer oder was das gewesen sein könnte, denn Theodor hatte nichts über seinen Angreifer gesagt, nur dass er ihn gebissen hatte.

      Es hatte noch nie einen Angriff dieser Art auf Santa Bolognese gegeben, nicht seit…

      Devlins Augen weiteten sich und sie fragte sich, ob der Fremde etwas damit zu tun haben könnte.


      Kapitel 3 Il Giardino Soleggiato

      Kapitel 3

      Er musste sich schnell ein Versteck suchen, um den Alkohol in seinem Blut abzubauen und seinen Rausch auszuschlafen. Doch wohin? Sobald er wieder nüchtern war, würde der Typ, bestimmt jedem den er kannte, erzählen was passiert war und dann würde man nach ihm suchen. Doch der Zufall hatte ihm bereits das perfekte Versteck zugespielt und so machte er sich auf den Weg dorthin, trudelte vom Alkohol benebelt, durch die Luft und atmete tief die warme Nachtluft ein, um einen klaren Kopf zu bekommen. Er folgte dem Geruch, der ihm in die Nase wehte, während er seine Umgebung vorsichtig abtastete, um sicher zu gehen nicht gegen irgendwelche Hindernisse zu fliegen, doch das war nicht gerade einfach, angesichts der Kopfschmerzen, die er hatte. Nie mehr irgendwelche Schnapsdrosseln, schwor er sich, obwohl er wusste, dass er beim nächsten Mal sowieso wieder zuschlagen würde, ganz gleich, ob er betrunken war oder erkältet. Er hatte keine andere Wahl, ob er wollte oder nicht.

      Aufmerksam lauschte er, tastete die Dunkelheit nach irgendwelchen Stimmen oder auffälligen Geräuschen ab, doch bis auf das Zirpen der Grillen und der Wind, der durch die Gräser unter ihm strich, war alles still.

      Das verdammte Zirpen erinnerte ihn daran, dass er Hunger hatte und so suchte er sich ein ganz besonders laut zirpendes Exemplar aus und stürzte sich einem Raubvogel gleich auf seine Beute, bevor er sich wieder in die Lüfte erhob und weiterflog.

      Die Grille würde seinen Hunger zwar nur für den Augenblick stillen, aber sie war besser als gar nichts dachte er sich und flog weiter. Er orientierte sich an den Gerüchen und Geräuschen, die ihm in der Finsternis entgegenschlugen, bis er sein Ziel endlich erreicht hatte und setzte erleichtert zum Landeanflug an, um sich die beste Stelle zum Verstecken zu suchen.



      Devlin hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ihre Gedanken ständig um den Angriff auf Theodor kreisten. Ob der Fremde wirklich für den Angriff verantwortlich gewesen war? Und wenn ja, hieß das er besaß, eine dieser Zoan-Früchte von denen Humble gesprochen hatte? Aber welche? Und wo mochte er jetzt stecken? Wie war er überhaupt ohne Schiff auf die Insel gelangt? Wenn er eine Zoan-Frucht gegessen hatte, konnte es sich nur um eine Zoan-Frucht handeln, mit der man fliegen konnte, um das Wasser zu überqueren, doch da gab es von Vögeln bis hin zu Insekten so viele Möglichkeiten. Allerdings nicht viele die andere Menschen stachen. Beim Gedanken daran, dass irgendjemand sich an Menschen vergriff, wurde ihr anders und sie entschloss sich aufzustehen, um sich abzulenken. Ihre Augen blickten zum Fenster und stellten erleichtert fest, dass die Sonne bald aufging und so begab sie sich nach unten und schlich so leise sie konnte, durch die Eingangstür nach draußen. Sie war immer die erste in ihrer Familie, die aufstand, vermutlich sogar die erste im ganzen Dorf, da sie die ersten Sonnenstrahlen des Tages in aller Ruhe genießen wollte, ohne von neugierigen Gaffern beobachtet zu werden.

      Dennoch blickte sie sich immer erst nach allen Seiten um, um sicher zu gehen, dass nicht doch jemand vorbeikam und sie sah, bevor sie sich ihren Schlafanzug auszog und aus ihren Pantoffeln schlüpfte. Ihr Herz klopfte vor Aufregung in ihrer Brust, so wie jedes Mal, wenn sie sehnsüchtig auf die ersten Sonnenstrahlen des Tages wartete.

      Sie liebte das Gefühl, wenn sie sie in der Nase kitzelten, während das warme Licht langsam in ihre Poren eindrang und es mit einer Energie durchflutete, die so gewaltig war, dass sie manchmal das Gefühl hatte zu explodieren vor Kraft und Vitalität. Ihre Haare schlängelten sich wie Schlangen in Ekstase zum Himmel und umrahmten ihren Kopf wie einen Fächer. Es war ein unglaubliches Gefühl, dass sie niemandem beschreiben konnte, denn niemand verstand sie. Wie auch, sie war in der Hinsicht nun mal nicht wie die anderen. Einmal hatte Mercusio sie beim Sonnenbaden erwischt, als er nicht schlafen konnte und beschlossen hatte joggen zu gehen. Als er sie gesehen hatte, war er bei ihrem Anblick stehen geblieben und hatte sie völlig fasziniert beobachtet. Noch nie hatte er einen Menschen so strahlen sehen, wie seine Schwester, dessen ganzer Körper mit einer Intensität geleuchtet hatte, die ihn unwillkürlich an die Sonne erinnerte, wie er ihr später erzählt hatte. Deshalb zog er sie manchmal auf, indem er sie „kleiner Sonnenschein“ nannte, woraufhin sie immer rot anlief, denn es war ihr peinlich. Aber nicht, weil er sie nackt gesehen hatte, sondern weil er daraus eine so große Sache machte, als ob es etwas Besonderes wäre. Dabei war das was sie hier tat, nichts außergewöhnliches, zumindest nicht außergewöhnlicher als das was andere taten, wenn sie aßen und tranken. Es war ihre Art der „Nahrungsaufnahme“.

      Langsam drückte sie ihre Füße, in den Boden, und ließ ihre Haut die Nährstoffe aus dem Boden aufsaugen, ähnlich wie ein Schwamm. Ein leiser Seufzer purer Glückseligkeit entfuhr ihren Lippen, während das Licht ihren Körper durchflutete und er von innen heraus zu strahlen begann. Devlin öffnete die Augen und kleine farbige Lichtflecken, tanzten wie Elfen vor ihren Augen herum, bis sie schließlich ganz verschwanden und sie sich schnell wieder anzog, bevor es windig wurde und die ersten Pollen in ihre Richtung wehten. Mit federnden Schritten kehrte sie ins Haus zurück und pfiff dabei eine Melodie vor sich hin.

      Sie konnte es kaum erwarten, dass Schiff zu sehen. Am liebsten würde sie ins Zimmer ihres Bruders stürmen, um ihn zu wecken und zu bitten ihr endlich das Schiff zu zeigen, doch er war ein unausstehlicher Morgenmuffel und würde sie nur anknurren, bevor er sich wieder umdrehte und weiterschlief, daher beschloss sie sich anzuziehen und in ihrem Zimmer zu lauern, bis sie seine Tür hörte. Doch die Zeit verging so furchtbar langsam und irgendwann hatte sie keine Lust mehr zu warten und entschloss sich den 20. Band der Buchreihe Die Abenteuer des Kapitän Lysop zu lesen. Sie war gerade im letzten Kapitel angelangt und verfolgte mit angehaltenem Atem der Geschichte, wie Kapitän Lysop den stärksten Riesen aller Zeiten in einem Zweikampf auf Leben und Tod besiegte, indem er ihm einen überdimensionalen Zahnstocher mitten durchs Herz schoss, den er sich mit bloßen Zähnen aus einer Eiche geschnitzt hatte und so Herrscher über Elbaf wurde, als sie draußen Schritte hörte. Schnell legte sie ihr Buch zur Seite und lief auf den Flur hinaus, in der Hoffnung, dass Mercusio endlich aus seinem Dornröschen-Schlaf erwacht war. Enttäuscht musste sie feststellen, dass es nur ihr Neffe und ihr Bruder Schnabel waren. Buggy Jr. kam auf dem Rücken seines Onkels angeritten, behängt mit dem Goldschmuck seiner Mutter, den sie von Buggy geschenkt bekommen hatte, kurz bevor dieser wieder abgereist war. Er trug eines seiner geliebten Shirts mit Querstreifenmuster, das unter all dem Goldschmuck und dem mit Pailletten übersäten Kapitänsmantel, den er von seinem Onkel Kein zu Weihnachten bekommen hatte, aber vollkommen unterging und ihn im Sonnenlicht heller strahlen ließ als eine Discokugel. Glücklicherweise war er unterhalb der Gürtellinie eher dezent gekleidet mit seiner dunkelroten Hose und den schwarzen Schuhen mit den Goldschnallen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, entblößte er seine strahlend weißen Zähne, die ebenfalls etwas vom Lippenstift, den er auf die Lippen aufgetragen hatte, abbekommen hatten und präsentierte mit rausgestreckter Brust den Schmuck, den er um seinen Hals und um seine Handgelenke trug. An seiner Hüfte baumelte ein Holzschwert, dass in einer Schwertscheide an seiner Schärpe befestigt war, die er um die Hüften trug. Schnabel wirkte wenig begeistert von der Tatsache, dass sein Neffe ihm einen Strick zwischen die Lippen geklemmt hatte den er als Zaumzeug benutzte, um sich festzuhalten.

      Als er Devlin sah, hüpfte er aufgeregt auf und ab. Sie empfand Mitleid mit ihrem Bruder, der das Gesicht schmerzvoll verzog als sein Neffe ihm seine Hacken in den Bauch rammte, um ihm zu signalisieren, dass er sich schneller bewegen sollte.

      „Guck mal Tante Devlin, was ich gezähmt habe. Einen echten Schnabefanten!“

      Devlin grinste ihren Neffen an und schenkte ihrem Bruder ein aufmunterndes Lächeln, der sie mit den Augen anflehte ihn zu erschießen, um ihn von seinem Elend zu erlösen.

      Ich glaube der Schnabefant braucht eine Pause. Wie wäre es, wenn du dir ein anderes Tier suchst, dass du zähmen kannst?“

      „Au ja!“

      Sofort sprang Buggy Jr. von Schnabels Rücken und rannte Aristoteles hinterher der gerade an ihm vorbei trottete, um zu seinem Fressnapf zu gelangen. Sein Holzschwert zückend stürzte er sich auf den armen Kater, der gelassen den Kopf drehte und ihn gleichgültig musterte.

      „Ergib dich, Ungetüm!“ rief er. Aristoteles aber verzog keine Miene und zeigte sich wenig beeindruckt von der Tatsache, dass er ihn mit einem Holzschwert attackieren wollte. Gelangweilt riss er sein Maul auf und gähnte, woraufhin Buggy Jr. vor Schreck auf dem Absatz kehrt machte und in die entgegengesetzte Richtung lief, direkt in die Arme seiner Mutter, die gerade aus ihrer Zimmertür kam. Rapunzel war bereits fertig angezogen und geschminkt. Ihr geflochtenes Haar hatte sie sich hochgesteckt und ihr fliederfarbenes Kleid mit großzügigem Ausschnitt schmiegte sich an ihren kurvigen Körper wie eine zweite Haut. Zitternd versteckte er sich hinter ihr und vergrub sein Gesicht zwischen ihren Beinen, sodass nur noch seine rote, dicke Knollennase zwischen ihren Beinen hervorschaute.

      „Mamie, Ari will mich fressen! Los, mach aus ihm Katzen-Frikassee!“

      „Sei nicht albern, mein Schatz, Ari ist froh, wenn er seine Ruhe hat. Komm her und lass dich von Mami drücken, mein Großer“, sagte Rapunzel und griff zwischen ihre Beine, um ihren Sohn zu packen und in die Arme zu schließen. Doch kaum erblickte sie den Schmuck am Körper ihres Sohnes und ihren Lippenstift auf seinem Mund, fauchte sie ihn wie eine Wildkatze an und ihr Gesicht verzog sich zu einer Fratze, die selbst Kaido noch das Fürchten gelehrt hätte. Wenn es um ihren Schmuck und ihr Make-Up ging, verstand sie keinen Spaß, selbst bei ihrem über alles geliebten Sohn nicht, den sie fast noch mehr vergötterte als seinen Vater.

      Buggy Jr. der die Wutanfälle seiner Mutter kannte, wusste dass es besser war, zu verschwinden und so rannte er die Treppe runter, dicht gefolgt von seiner Mutter die vor Wut schäumend hinter ihm herrannte und ihm vergeblich befahl stehen zu bleiben, während sie ebenso erfolglos versuchte ihn zu packen.

      Schnabel und Devlin sahen sich an und zuckten einvernehmlich die Schultern. Gegen ihre temperamentvolle Schwester war kein Kraut gewachsen. Sie wollten sich gerade mit einem Tritt in die Magengrube begrüßen, als sich die Tür am Ende des Ganges öffnete. Devlin strahlte übers ganze Gesicht und sie rannte über den Flur, um ihren Bruder Mercusio mit einer Faust mitten ins Gesicht liebevoll einen guten Morgen zu wünschen.

      Doch Mercusio war noch nicht ganz wach, deshalb schlug er ihr nur sanft mit der Faust gegen den Arm und ging an ihr vorbei, um eine Tasse Kaffee in der Küche zu trinken.

      Da er vor seinem ersten Kaffee nicht ansprechbar war, wartete sie geduldig im Hausflur auf ihn, da sie wusste, dass er es hasste, wenn man ihn beim Frühstück störte und zog sich in der Zwischenzeit ihre Schuhe an. Doch er ließ sich mit seinem Frühstück heute mehr als Zeit und sie verlor langsam die Geduld. Gerade wollte sie schon in die Küche gehen, um nachzusehen, ob er nicht beim Frühstück eingeschlafen war, da ging plötzlich die Tür auf und ihr Bruder Kein kam herausgerannt, dicht gefolgt von Humble, der ihn mit einem Bügeleisen verfolgte.

      „Ich weiß genau, dass du dieses Hemd aus dem Bügelwäschekorb gemopst hast! Und zwar bevor ich es bügeln konnte!“

      Humble bezog sich auf Keins apricotfarbenes Hawaiihemd mit den riesigen pinken Blumen, dass er zu einer schwarzen Hose mit weißen Punkten, karierten Wollsocken und lila High Heels trug. Ihr Bruder Humble hasste faltige Kleidung, nicht nur an sich selbst, sondern auch an anderen, weshalb er im Hause Capriciosa, nicht nur für das Waschen, sondern auch für das Bügeln zuständig war und es daher nicht duldete, wenn jemand Wäsche aus seinem Korb entwendete, wenn diese noch nicht gebügelt war. Jeder wusste das, dennoch machte sich Kein ab und zu den Spaß und nahm sich doch ein Kleidungsstück heraus, nur um seinen peniblen Bruder zur Weißglut zu bringen. Im Vorbei gehen, rief er Devlin zu, dass Mercusio gerade mit dem Frühstück fertig geworden sei, bevor er sein Tempo beschleunigte, um seinem Bruder zu entkommen. Dies ließ sie sich nicht zweimal sagen und rannte, ungeachtet der Essengerüche, in die Küche. Mercusio seufzte als er seine Schwester erblickte, doch schließlich lächelte er und willigte endlich ein ihr das Schiff zu zeigen.

      Buggy Jr. der gerade zur Tür hereingekommen war, hatte das Gespräch mitangehört und wollte mitkommen um seiner immer noch wütenden Mutter zu entfliehen und quengelte solange, bis Devlin und Mercusio einverstanden waren ihn mitzunehmen.

      Mercusio ging nach oben, um sich umzuziehen und kam eine Viertelstunde später mit einem weißen Shirt und einer braunen Leinenhose und braunen Sandalen die Treppe herunter, die schulterlangen Haare zu einem strubbeligen Pferdeschwanz zusammengebunden. Devlin konnte es kaum erwarten und stürmte zur Tür, als ihre Schwester ihr befahl stehen zu bleiben. Frustriert seufzte sie und drehte sich zu Rapunzel um, die sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte.

      „Du willst ernsthaft so vor die Tür gehen?“ fragte sie und sah zuerst Devlin und dann Mercusio an.

      Beide blickten kurz an sich herab, verstanden aber nicht, was ihre Schwester an ihrer Kleidung zu beanstanden hatte. Devlin trug wie immer einen ihrer einfarbigen Overalls, einen zitronengelben. Doch Rapunzel bezog sich nicht auf ihre Kleidung.

      Sie packte Mercusios Haarschopf und hielt ihm die strubbelige Haarpracht tadelnd ins Gesicht.

      „Wollt ihr mich vor dem ganzen Dorf blamieren? Ich bin Frisörin, wie glaubt ihr, sieht das denn aus, wenn ihr rumlauft wie Straßenköter? Nein, nein, erst kämmen und dann geht es raus. Nehmt euch ein Beispiel an Buggy Jr. Er mag zwar ein gemeiner Schmuckdieb sein, aber wenigstens kämt er sein Haar jeden Morgen mindestens 1000 Mal so wie es sich gehört.“

      Buggy Jr. grinste bei den Worten seiner Mutter von einem Ohr zum anderen, und legte sich sein glänzendes, zu einem Fischgrätenzopf geflochtenes Haar über die Schulter. Liebevoll trat er seiner Mutter gegen das Schienbein, woraufhin sie ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf schlug, ein Zeichen dafür, dass sie ihm verziehen hatte. Sie konnte ihm sowieso nie lange böse sein, dafür liebte sie ihn zu sehr.

      Nachdem Rapunzel Mercusio und Devlin eigenhändig die Haare durchgekämmt hatte, bis ihre Haare glänzten, ließ sie sie endlich gehen. Devlin konnte es kaum noch erwarten und rannte voraus Richtung Hafen, wo ihr Schiff schon auf sie wartete, während ihr Bruder mit Buggy Jr. spielte. Ihr eigenes Schiff. Endlich war es soweit! Da Schnabel noch zu Hause saß und frühstückte, befand er sich noch nicht in seinem Häuschen im Hafen und so war alles ruhig als sie ihn erreichte. Devlins Schritte verlangsamten sich, als sie am Ende des großen Bootstegs ihr Schiff stehen sah, dass lautlos im Wasser trieb. Ehrfürchtig kam sie näher, betrachtete die liebevollen Details, die sie und Mercusio über die Jahre in das Holz des Schiffes geschnitzt hatten und sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Es war genauso wie sie es sich in ihren Träumen immer ausgemalt hatte, nein sogar noch besser. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, um sicher zu gehen, dass sie nicht träumte oder ihre Augen ihr einen Streich spielten und lief am Schiff entlang, um sich alles genau anzusehen.

      Mit einem glücklichen Lächeln, stellte sie fest, dass Mercusio die Gallionsfigur endlich fertig gestellt hatte, die die Form der Sonne hatte, dessen Sonnenstrahlen sich seitlich entlang des Schiffes erstreckten und durch ihre gezackte Form eigentlich eher an gelbe Blitze erinnerten, als an Sonnenstrahlen, aber das störte sie nicht weiter, im Gegenteil ihr gefiel es sogar sehr. Ihre Haare wurden länger, schlängelten sich langsam nach oben und wickelten sich um den Hauptmast des Schiffes, an dem sie sich langsam heraufzog, bis ihre Füße das Deck berührten. Sie besaß diese Fähigkeit schon seit sie denken konnte. Anfangs hatte sie geglaubt, dass sie eine Teufelsfrucht besaß, doch da sie schwimmen konnte, verwarf sie diese Theorie wieder und akzeptierte einfach, dass sie sie besaß, auch wenn weder sie noch ihre Geschwister eine Erklärung dafür hatten. Lächelnd erinnerte sie sich noch an den Tag, als sie ihre Fähigkeit zum ersten Mal entdeckt hatte. Sie war vier und wollte ihrem Bruder Kein hinterher klettern, der auf einen Baum gestiegen war, um sich eine besonders große Salami zu pflücken, als er plötzlich das Gleichgewicht verlor. Er wäre vermutlich runtergefallen und hätte sich den Arm oder sonst etwas gebrochen, wenn sie ihre Haare nicht ausgestreckt und seinen Sturz abgebremst hätte. Er war natürlich begeistert, von ihrer Fähigkeit, während sie anfangs ein bisschen Angst vor ihr hatte, da sie nicht wusste, warum sie sie besaß oder wie man sie kontrollierte. Auch ihre anderen Geschwister waren nicht begeistert, denn ihre neue Fähigkeit bereitete ihnen sorgen, gerade weil sie noch so jung war, doch genauso wie Devlin gewöhnten sie sich auch an diese Eigenart von ihr und lernten damit umzugehen. Kein aber, war von Anfang an begeistert von ihrer Fähigkeit und dachte sich immer wieder neue Aufgaben für sie aus, um ihre Fähigkeiten zu trainieren. Er lernte sogar nähen, denn er wollte unbedingt Kostüme für sie entwerfen, doch seine Kreationen waren für sie dann doch etwas zu ausgefallen. Doch davon ließ er sich nicht unterkriegen und entwarf weiter fleißig Kleidungsstücke, die er dann selbst trug und träumte davon, eines Tages Modedesigner zu werden. Auf dem Deck angekommen ließen ihre Haare den Mast wieder los und wurden wieder kürzer. Langsam ging sie über das komplett mit Gras und Blumen bewachsene Deck, zum Gewächshaus hinüber. Es war komplett verglast und nahm fast das halbe Deck ein und beherbergte jene Pflanzen, die etwas empfindlicher waren. Mercusio hatte für das Gewächshaus ein spezielles Glas verwendet, dass nur von innen durchsichtig war, während man von außen nicht hineinsehen konnte. Sie freute sich schon, ihr erstes Sonnenbad darin zu nehmen und schirmte mit ihrer Hand ihre Augen ab, um zum Ausguck hinaufzublicken, der mit seiner runden, gelben Form ebenfalls an die Sonne erinnerte und auf einem riesigen Baum thronte, der als Hauptmast diente. Devlin freute sich, dass sie ihn mitnehmen konnte, denn er war seit ihrer Geburt Teil ihres Lebens gewesen und mit ihr herangewachsen. Auch wenn ihre Geschwister sie für verrückt hielten, glaubte sie manchmal ein Flüstern zu hören, dass vom Wind an ihr Ohr getragen wurde und zu ihr sprach, wie an diesem Tag vor neun Jahren, als diese Stimme wieder zu ihr gesprochen und ihr zugeflüstert hatte, dass sie mitreisen wolle und einen hervorragenden Mast abgeben würde. Devlin hatte die Stimme zunächst für Einbildung gehalten und nicht recht gewusst, was sie damit gemeint hatte, aber als der Baum dann eines Tages plötzlich im Hafen gestanden hatte, als würde er auf sie warten, hatte sie die kryptischen Worte verstanden und ihren Bruder gebeten ihn in das Schiff zu integrieren. Ihr Bruder hatte ihr diesen Wunsch erfüllt, ebenso wie ihre Bitte, für das Schiff kein Holz zu verwenden, weil ihr bei dem Gedanken, dass er Bäume tötete, um ihr ein Schiff zu bauen, ein eiskalter Schauder über den Rücken lief, denn sie liebte Pflanzen über alles. Sie verstand zwar, dass Holz notwendig war, um Möbel daraus herzustellen und auch das ihre Familie wenig Verständnis für ihre Gefühle hatte, doch das bedeutete nicht, dass ihr Schiff auch aus Holz sein musste. Oder die Möbel, die sich auf dem Schiff befanden. Es reichte schon, dass ihre geliebten Bücher aus Papier hergestellt waren, dass aus Bäumen gemacht wurde, weshalb sie jedes Buch mit dem größten Respekt behandelte, damit ihr Opfer nicht umsonst gewesen war. Aus diesem Grund hatte Mercusio einen Holzersatz entwickelt, dass aus Reishülsen, Steinsalz sowie Mineralölen bestand und sehr pflegeleicht und widerstandsfähig gegen äußere Umwelteinflüsse war, um das Schiff und die Möbel zu bauen.

      Ihre Augen strahlten vor Glück als ihr Blick bewundernd über die kleinen Schnitzereien wanderte, die sich in jeder Wand, jedem Bullauge und jedem Möbelstück, das sich an Bord befand, wiederfanden und das Thema Sonne trugen, sei es in den gelben Farben, oder den sonnenförmigen Verzierungen.

      Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich das Schiff mit ihrem Bruder gemeinsam anzuschauen, doch jetzt wo sie hier an Deck stand, konnte sie nicht mehr warten und stieg die Wendeltreppe zu den Unterdecks hinab.


      Kapitel 4 Überzeugungskünste

      Kapitel 4

      Die Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster und durchfluteten das Unterdeck mit Licht, als Devlin über den schmalen Gang lief und die erste Tür zu ihrer linken öffnete.

      Da sie nicht wusste, welches Geschlecht ihre Mitglieder haben würden, hatte sie und Mercusio sich entschieden, sowohl Schlafkajüten für Männer als auch für Frauen zu bauen und hoffte, dass sie sich in ihnen wohlfühlen würden. Die Zimmer waren schlicht eingerichtet und besaßen nur einen begehbaren Kleiderschrank indem jeder seine Kleidungsstücke unterbringen konnte, ein Badezimmer, dass an die Schlafkajüten angrenzte und 6 Betten in jedem Zimmer, die jeweils zu zweit übereinander an der Wand verschraubt waren. Nur ein Bett in der Schlafkajüte der Frauen war nicht an der Wand verschraubt, sondern stand direkt unter dem Fenster. Dieses beanspruchte sie für sich selbst, denn sie konnte den Anblick eines Bettes über ihrem Kopf nicht ertragen, da es sie zu sehr an einen Sargdeckel erinnerte. Allein schon beim Gedanken daran bekam sie Angstzustände und verließ das Zimmer schnell wieder, um sich den nächsten Raum anzusehen.
      Gegenüber der Schlafkajüten befand sich ihre Werkstatt, in der sie in Ruhe arbeiten konnte, wenn sie Reparaturen durchführen oder an etwas Neuem basteln wollte. Sie war zwar nicht so gut wie ihr Bruder Mercusio, dennoch hatte sie sich in den letzten Jahren einiges bei ihm abgeguckt und wurde immer besser und geschickter. Das galt auch für das Lesen von Seekarten.

      Am Ende des Ganges war die Bibliothek, die aus dutzenden Regalen mit Büchern, einem winzigen Tisch mit Stuhl sowie einem kleinen Sofa bestand, auf dem sie sich ausstrecken konnte, wenn sie sich entspannen wollte um in einem besonders spannenden Buch zu lesen. Hinter der Bibliothek hatte sie sich einen Raum eingerichtet, in dem sie Seekarten und Utensilien zur Berechnung von Kursen aufbewahrte, die alle fein säuberlich in einem Schrank aufbewahrt wurden. Außerdem hatte sie einen gemütlichen Sessel hineingestellt, der vor einem Sekretär stand. Sie hoffte, dass sie alles hatte, was ihr Navigator brauchte und wenn nicht, ließe es sich bestimmt schnell beschaffen. Devlin vergewisserte sich, dass die Beleuchtung funktionierte, bevor sie den Kartenraum sowie die Bibliothek verließ, um über die Wendeltreppe in das zweite Unterdeck zu gelangen in der sich die Waschküche befand, die sie sich aber nicht anschaute, da sie nur aus einem Waschkübel, einem Waschbrett sowie mehreren Wäscheleinen bestand, um die gewaschene Wäsche zum Trocknen aufzuhängen.
      Zu guter Letzt gelang sie in das dritte Unterdeck, wo sich die Küche, die Vorratskammer sowie das Krankenzimmer befanden.
      Da dieses Deck sie noch weniger als die Waschküche interessierte, hielt sie sich auch hier nicht lange auf, sondern schaute nur, was ihr Bruder daraus gemacht hatte, um ihre Neugier zu befriedigen. Devlin musste über den Perfektionismus ihres Bruders lächeln, der sich mit den Holzschränken und der Arbeitsfläche sowie dem Esstisch und den Stühlen sehr viel Mühe gegeben hatte und jedes Möbelstück mit hübschen Schnitzereien in Form von Sonnen verziert hatte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, würde hier nur ein Campingkocher, sowie ein paar Klappstühle und ein Klapptisch stehen, aber Mercusio hatte sie überzeugen können, dass sie ihrer Mannschaft einen gewissen Komfort bieten musste, um ihre Mahlzeiten einnehmen zu können. Die Vorratskammer befand sich direkt hinter der Küche und war ebenso wie die Bibliothek mit Regalen vollgestellt, in denen Konserven standen, denn frisches Fleisch oder andere schnell verderbliche Lebensmittel machten keinen Sinn, solange sie noch keine Crew besaß. Sie konnten frische Lebensmittel immer noch später kaufen. Und Obst und Gemüse konnte sie sich aus ihrem Gewächshaus nehmen.

      Devlin verließ die Küche und überquerte den Gang, um ins Krankenzimmer zu gelangen, in dem sich zwei Betten befanden, ein Schreibtisch und ein Stuhl, sowie zwei Glasschränke die Humble mit Medikamenten, Medizinbüchern und medizinischen Utensilien zur Behandlung von kranken oder verletzten Patienten gefüllt hatte.
      Es hatte sie einige Überzeugung gekostet, ihn dazu zu bewegen ihr Krankenzimmer auszustatten, denn er und Rapunzel waren dagegen, dass sie in die Welt zog und Santa Bolognese verließ, da sie fürchteten, ihr könnte etwas passieren. Ihr graute schon vor dem Moment, in dem sie die Insel verlassen würde, denn sie wusste, welche Angst sie davor hatten. Die beiden waren für sie die Eltern, die ihr das Schicksal leider vergönnt hatte und auch wenn sie manchmal anstrengend sein konnten, liebte sie sie trotzdem und war ihnen dankbar, dass sie auf sie aufgepasst hatten. Seufzend ging sie die Stufen wieder nach oben, um nachzusehen wo Mercusio und Buggy Jr. blieben. Inzwischen hatten die beiden das Schiff auch erreicht und Buggy Jr. lief aufgeregt übers Deck, schwang sein Holzschwert durch die Luft, als würde er einen unsichtbaren Gegner bekämpfen und rief dabei immer wieder irgendwelche Attacken.
      Ihr älterer Bruder musterte sie neugierig. Sie konnte an seinen Augen sehen, dass er es kaum erwarten konnte, von ihr mit Komplimenten für seine Arbeit überschüttet zu werden und platzte fast vor Stolz über sein Werk. Wenn es ihn an einem nicht mangelte, dann an Selbstbewusstsein.

      Eigentlich hatte sie vorgehabt ihn ein bisschen zu ärgern, indem sie einfach irgendwelche Mängel erfand, doch sie wusste, dass er ihr nicht glauben würde, dafür war er zu überzeugt von seiner Arbeit, daher gab sie ihm die Anerkennung, nach der er so lechzte und überschüttete ihn mit Komplimenten, woraufhin sein Grinsen immer breiter wurde. Selbst Buggy Jr. war begeistert und wollte unbedingt mitreisen, doch Devlin schenkte ihm nur ein Lächeln und schlug ihm zärtlich mit der Faust auf den Kopf. Sie versuchte ihm zu erklären, dass das nicht gehe, weil seine Mama sie sonst umbringen würde.
      „Nicht, wenn ich Papa wieder nach Hause bringe. Ich bin sicher, dann würde sie mich gehen lassen, um ihn zu suchen“, sagte Buggy Jr. und benutzte seine gefürchtetste Waffe: den Hundeblick.
      Er schob zitternd die Unterlippe vor und schniefte dabei laut, während er seine Tränendrüsen aktivierte und zu ihr aufsah, bevor er theatralisch seine Arme um ihren Oberschenkel schlang und mit einer Inbrunst schluchzte, als ob sein Kater und geliebter Spielgefährte Aristoteles soeben gestorben wäre.

      „Aber… aber… ich will doch nur zu meinem Papaaaaaa!“

      Devlin rollte mit den Augen, während sie ihm immer wieder liebevoll Backpfeifen mal auf die linke und mal auf die rechte Wange verpasste und erfolglos versuchte beruhigend auf ihn einzureden.
      Eines musste man ihm lassen, er war ein hervorragender und sehr überzeugender Schauspieler. Doch vor allem war er ein perfider Manipulator, der wusste welche Knöpfe er bei seinem gegenüber drücken musste, um zu bekommen was er wollte. Die einzige, die sich nicht von seinen Schauspielkünsten täuschen ließ, war seine Mutter. Zumindest meistens nicht.

      „In Ordnung Buggy, ich rede mit Mama“, gab sie schließlich klein bei nur um ihn ruhig zu stellen, denn sie konnte Heulsusen nicht ertragen, was der kleine Mistkerl nur zu gut wusste. Sofort hörte er auf zu weinen und wischte sich mit den Händen übers Gesicht, bevor er sie angrinste.

      „Ich wusste, du wirst nicht nein sagen“, sagte er und drehte sich um, um seinem Onkel aufgeregt von seinen Reiseplänen zu erzählen. Die Geschwister tauschten einen kurzen Blick aus und Devlin gab ihrem Bruder mit einem Schütteln ihres Kopfes zu verstehen, dass sie ihn nicht mitnehmen würde, woraufhin dieser verständnisvoll lächelte, denn er wusste, wie anstrengend ihr Neffe sein konnte, wenn er unbedingt etwas haben wollte.

      „Wie soll das Schiff eigentlich heißen?“ fragte Mercusio und Devlin antwortete, ohne zu überlegen, denn seit sie das Schiff zum ersten Mal gesehen hatte, stand für sie fest, dass es Giardino Soleggiato heißen sollte.
      „Sonniger Garten also… gefällt mir,“ stimmte ihr Bruder ihr zu, doch Buggy Jr. fand, dass es einen furchteinflößenden Namen brauchte, der seine Gegner schon beim Klang vor Angst erzittern ließ. Er listete mindestens ein Dutzend Namen auf, doch einer klang verrückter als der andere und entlockte Devlin nicht mehr als ein Augenrollen, daher trat sie Buggy Jr. mit dem Fuß in den Hintern, um ihn zum Schweigen zu bringen und fragte ihn ob er den Rest des Schiffes auch sehen wolle. Begeistert riss er die Arme in die Luft und stürmte die Wendeltreppe runter, dicht gefolgt von seinem Onkel und seiner Tante.
      Als sie eine Stunde später wieder Zuhause ankamen, wurden sie schon von Rapunzel erwartet, die ungeduldig mit ihrem rechten Fuß wippte, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie langsam wütend wurde und sie beschleunigten ihre Schritte, denn keiner wollte sie wütend erleben.

      Buggy eilte seiner Mutter mit ausgestreckten Armen entgegen und schlang seine Arme zu einer knochenbrechenden Umarmung um ihre Hüfte, während er ihr aufgeregt erzählte, dass das Schiff endlich fertig sei und er mit seiner Tante mitfahren würde um seinen Papa zu suchen.

      Sofort ruckte Rapunzels Kopf, wie das Maul einer Schnappschildkröte nach oben und ihre Augen funkelten ihre Geschwister mit einer Intensität und Bedrohlichkeit an, die ihre Knie schlottern ließen.
      „Ist das so, mein Süßer? Davon hat Tante Devlin ja gar nichts erzählt. Zumindest kann man Mami sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Was hältst du davon, wenn du schnell hineingehst, um zu frühstücken, während ich mit Tante Devlin die Einzelheiten eurer Reise bespreche? Ich habe deine Lieblingspfannkuchen gemacht!“
      „Au ja“ rief Buggy Jr. und rannte ins Haus, während seine Mutter ihre Geschwister mit ihrem Todesblick bedachte. Mercusio und Devlin schluckten und hoben beschwichtigend die Arme.
      „Ich versichere dir, er hat da was missverstanden! Du weißt ich würde ihn nie einer solchen Gefahr aussetzen!“
      „Und was ist mit deiner eigenen Sicherheit, hm? Wie lange glaubst du, auf dem Meer zu überleben? Du kennst dich mit Navigation doch gar nicht ausreichend aus und würdest beim erstbesten Sturm gnadenlos kentern und ertrinken. Hat dir Humble denn nicht genug Bücher über die Gefahren des Meeres zum Lesen gegeben?“

      „Doch, gerade deshalb weiß ich ja, was…“

      „Schnauze!“ schrie sie und zeigte mit vor Wut bebendem Finger auf ihren Bruder.
      „Und duuuu…“ fauchte sie und ihre Augen funkelten dabei so bedrohlich, dass Mercusio vor Angst zurückwich. „Wie konntest du sie bei diesem Himmelfahrtskommando unterstützen?! Sie ist unsere kleine Schwester, verdammt! Haben wir uns nach dem Tod von Mutter und Vater nicht geschworen, dass wir aufeinander aufpassen würden? Wie soll das gehen, wenn sie die Insel verlässt?! Wir können sie dann nicht mehr beschützen!“
      „Rapunzel…“

      Mercusio näherte sich seiner Schwester wie ein Sprengstoffexperte einer Bombe, darauf bedacht sie nicht durch irgendwelche falschen Worte doch noch zum Explodieren zu bringen.
      „Schwesterchen…“ sagte er zärtlich und senkte seine Hände langsam herab, um sie vorsichtig auf die Schultern seiner Schwester zu legen. Seine blauen Augen blickten sie liebevoll an und er sprach mit seiner sanften, warmen Stimme zu ihr, die selbst Eisberge zum Schmelzen brachte.

      „Du weißt doch genau wie ich, dass wir nicht ewig alle zusammenleben können. Devlin ist 17 und will, nein muss, ihre eigenen Erfahrungen machen. Außerdem ist Santa Bolognese Gift für sie, sie wird hier nie so unbeschwert und frei leben können, wie anderswo und das weißt du. Willst du denn nicht, dass sie glücklich wird? Das sie sich frei bewegen kann? Frei atmen kann ohne sich um irgendwelche Pollen sorgen zu müssen, die ihr gefährlich werden könnten? Willst du sie wirklich ein Leben lang an dich binden, bis du sie mit deiner Liebe erdrückst?“

      Mercusio drückte zärtlich Rapunzels Schultern und seine Stimme brach sich fast, während er weitersprach.
      „Glaub mir, mir fällt es genauso schwer wie dir unser Schwesterchen gehen zu lassen, aber vertrau mir, wenn ich sage, dass ich ihr das Beste und sicherste Schiff gebaut habe, dass es gibt. Es hat alles was sie braucht, damit es ihr an nichts fehlt und ich werde dafür sorgen, dass regelmäßig ein Postvogel zu ihr fliegt, damit sie uns schreiben kann, wie es ihr geht.“
      Rapunzel schwieg, doch er wusste, dass seine Worte sie erreicht hatten, sie wusste, dass er recht hatte, doch stur wie sie war, würde sie den Teufel tun und dies zugeben, daher drehte sie sich um und ging zum Haus zurück, ohne ihre Geschwister noch einmal anzusehen. Kaum war sie in der Tür verschwunden, atmeten Mercusio und Devlin erleichtert aus. Die Gefahr wäre abgewendet. Zumindest vorerst. Ihr Bruder drehte sich zu ihr um und sie bemerkte die Traurigkeit in seinen Augen, als er sie fragte, wann sie abreisen wolle.

      „So schnell wie möglich, bevor mich der Mut wieder verlässt“ sagte sie und eilte nun ebenfalls zum Haus. So unauffällig wie möglich wischte sie sich mit dem Ärmel über die Augen und herrschte sich an, sich zusammen zu reißen, denn sie musste schließlich noch Humble überzeugen, sie gehen zu lassen, der mindestens genauso sturköpfig war wie Rapunzel.


      Kapitel 5 Abschied

      Kapitel 5

      Humble war geschockt, als er erfuhr, dass das Schiff fertig war und die Abreise seiner Schwester nun unmittelbar bevorstand. Doch im Gegensatz zu Rapunzel, hatte er sich mit der Tatsache schon vor langer Zeit abgefunden, dass er Devlin nicht aufhalten konnte, sonst hätte er ihr nicht die Bibliothek und die Krankenstation eingerichtet. Daher seufzte er nur und verpasste ihr einen Leberhaken bevor er sie zu einer Umarmung an sich zog, die sich anfühlte als ob sie mit einem Grizzlybären kuscheln würde. Devlin ging sicher, dass Buggy Jr. immer noch draußen spielte und sie nicht hören konnte, bevor sie auch dem Rest ihrer Familie von ihrer Abreise erzählte.
      Rapunzel entschloss sich Buggy Jr. mit zum Friseursalon zu nehmen, damit Devlin und ihre Brüder alles für die Abfahrt vorbereiten konnten. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Dorfbewohner Wind davon bekamen und zum Hafen rollten, um sich zu erkundigen was los war. Neugierig durchlöcherten Sie Humble mit Fragen, wollten von ihm wissen, ob es stimmte, dass Theodor wirklich von einer Kreatur angegriffen worden war und ob der Fremde, der gestern plötzlich im Dorf aufgetaucht war, etwas damit zu tun haben könnte. Dieser bejahte zwar den Angriff, gab aber gleichzeitig zu bedenken, dass sie nicht einfach jemanden auf bloßen Verdacht anklagen sollten, bloß weil er fremd und zufällig zur selben Zeit aufgetaucht war, kurz bevor der Angriff stattfand. Doch die Dorfbewohner wollten nicht an einen Zufall glauben und erzählten, dass man schon überall nach ihm suche. Humble erkundigte sich, ob es seitdem weitere Angriffe gegeben habe, doch die Dorfbewohner verneinten und erkundigten sich bei den Brüdern ob sie bereit wären, sich an einer Bürgerwehr zu beteiligen, um ihn ausfindig zu machen.
      Als die Capriciosa Männer alle einstimmig nickten, waren die Dorfbewohner erleichtert und sie besprachen wer wann patrouillieren würde. Devlin fand es auch nicht richtig, den Fremden einfach zu verdächtigen, ohne ihm die Chance zu geben, sich zu verteidigen, doch sie war erleichtert, dass ihre Brüder sich an der Suche beteiligten und hoffte, sie würden ihn noch vor dem wütenden Mob finden um die Sache aufzuklären. Und falls er sich doch als schuldig herausstellte, würden sie ihn zur Strecke bringen, denn jeder ihrer Brüder war enorm stark.
      Als das Schiff endlich beladen und der Moment des Abschieds gekommen war, fiel es Devlin sichtlich schwer die passenden Worte zu finden, denn ihr fiel der Abschied ebenso schwer wie ihrer Familie. Besonders Rapunzel brachte es nicht über sich, ihr Lebewohl zu sagen und war daher im Laden geblieben und gar nicht erst Zuhause aufgetaucht. Devlin war darüber sehr betrübt, doch sie konnte es ihrer Schwester nicht verübeln, denn sie wusste, dass sie sich nur sorgen um sie machte und dass seit dem Tag ihrer Geburt. Mercusio war der erste, der aus der Reihe trat und einen Schritt auf Devlin zumachte, um ihr einen Beutel mit Geld zu überreichen.
      „Das… das ist nicht viel, aber es wird für die erste Zeit reichen, wenn du sparsam damit umgehst.“
      Devlin dankte ihm kleinlaut, nahm den Beutel an sich und befestigte ihn an ihrem Gürtel.
      „Also… dann lasst uns auf Capriciosa Art Abschied nehmen…“ sagte Mercusio und nahm ebenso wie der Rest seiner Brüder seine Kampfhaltung ein. Devlins Augen strahlten vor Glück, denn solche Geschwisterprügeleien mit allen Brüdern gleichzeitig waren sehr selten geworden. Nur noch zu Weihnachten und an Geburtstagen ließen sie sich dazu hinreißen, denn besonders Humble und Gulliver waren solche Liebesbekundungen in aller Öffentlichkeit mittlerweile etwas peinlich. Sofort stellte sie sich breitbeinig hin und gab mit ihrer rechten Hand ihren Brüdern ein Zeichen sie anzugreifen.
      Wie ein Blitz schoss Mercusios Bein nach vorne und feuerte ein paar gezielte und sehr harte Tritte auf seine Schwester ab, die sie parierte, während sie gleichzeitig den auf sie niederprasselnden Fäusten ihrer Brüder Gulliver und Schnabel auswich. Mit jeder weiteren Attacke wurde sie unweigerlich zurückgedrängt, direkt in die Arme von Humble, der sich nach vorne beugte und seine Arme um Devlin Brust schlang und sie von den Füßen riss. Wie ein Kreisel drehte er sich um die eigene Achse, immer schneller und schneller, bis er schließlich genug Schwung hatte und mit Devlin im Arm wie ein Komet senkrecht abhob und durch die Luft wirbelte.
      Devlin kannte diese Technik nur zu gut, denn sie war der Grund, dass fast Gullivers gesamter Hinterkopf eine dicke Eisenplatte zierte nachdem Humble ihm im Alter von 8 Jahren beim Spielen fast den Schädel zertrümmert hatte, als er dieselbe Technik angewandt hatte. Seitdem hatte er hart an seiner Technik gearbeitet, um sie besser kontrollieren zu können und solche Unfälle künftig zu vermeiden. Doch auch wenn ihr Bruder ein ziemlich harter Brocken war, wusste sie sich dennoch zu helfen. Mit ihrem Ellenbogen verpasste sie ihm erst einen Schlag in den Magen, bevor sie ihren Oberkörper ruckartig nach vorne kippte. Wie ein Pfeil schoss Humble über ihren Rücken nach vorne und sauste im Steilflug Richtung Erde, dicht gefolgt von Devlin. Doch da tauchte plötzlich wie aus dem nichts Kein auf und sprang mit den Füßen voran auf sie zu. Die Beine um ihren Hals schlingend, packte er fest zu und vollführte in der Luft eine Rückwärtsrolle, bevor er sie losließ und zu Boden schleuderte. Mit den Reflexen einer Katze ausgestattet, gelang es Devlin jedoch in letzter Sekunde auf ihren Füßen zu landen. Blitzschnell richtete sie sich auf, denn ihre Brüder kamen nun von allen Seiten auf sie zu zugestürmt, während Kein von oben angeflogen kam. Devlin wollte ihre Arme ausstrecken und sie abwehren indem sie sich um die eigene Achse drehte, doch so weit kam sie gar nicht mehr, denn ihre Brüder stürzten sich mit ausgestreckten Armen auf sie und schlossen sie zu einer Gruppenumarmung zwischen sich ein.
      Mit Händen und Füßen versuchte sie sich zu befreien, denn sie konnte spüren wie sich ein riesiger Kloß in ihrem Hals bildete, der immer größer wurde, je länger die Umarmung andauerte.
      „OK, genug das reicht!“ schrie sie und boxte jeden einzelnen in den Magen und befreite sich schließlich. Plötzlich konnte sie gar nicht schnell genug verschwinden und zog sich an ihren Haaren an Bord, bevor sie ihre Meinung änderte, denn sie merkte, dass sie die Tränen kaum noch zurückhalten konnte.
      Sie löste den Anker und blickte zu ihren Brüdern hinab die alle zu ihr aufschauten und sich mit der rechten Faust auf die linke Brust schlugen. Devlin schluckte, als sie realisierte, dass es sich um ihr Geheimzeichen handelte, dass so viel wie „für immer in meinem Herzen“ bedeutete. Devlin tat es ihnen nach und schluckte einen weiteren Kloß hinunter.
      Traurig blickte sie zurück zur Insel, die sich immer weiter entfernte. Ihr Herz wurde ihr schwer, als sie daran dachte, dass sie sich nicht von ihrer Schwester verabschiedet hatte und sie bedauerte es sehr, dass sie sich nicht ausgesprochen hatten. Doch dann, wie aus dem nichts, bemerkte sie plötzlich die Gestalt ihrer Schwester, die zwischen ihren Brüdern hervortrat und dem davon segelnden Schiff nachblickte. Sie konnte die Wut und die Traurigkeit, die ihre Schwester empfand, förmlich spüren und kämpfte mit den Tränen, die sich nun doch langsam nach oben bahnten. Mit den Armen durch die Luft rudernd, winkte sie ihrer Familie zum Abschied zu und die Tränen, die sie bis dahin so erfolgreich verdrängt hatte, liefen ihr nun doch übers Gesicht.
      „Es tut mir leid! Bitte verzeih mir, Rapunzel! Ich verspreche dir, ich werde auf mich aufpassen und euch regelmäßig schreiben! Ich hoffe du wirst eines Tages verstehen, warum ich gehen muss! Wir werden uns eines Tages wiedersehen!“ Ich hab euch lieb! So furchtbar lieb!“ schrie Devlin und hoffte, dass ihre Geschwister sie hörten. Sie winkte selbst noch als die Umrisse ihrer Familie nicht mehr zu sehen waren und ihre Arme schon weh taten. Erschöpft sank sie zu Boden, während ihr die Tränen in Strömen übers Gesicht liefen und ihr Körper von lauten heftigen Schluchzern erfasst wurde, die sie erzittern ließen.
      Mercusio, Humble, Gulliver, Kein, Schnabel und Rapunzel standen noch lange am Kai und blickten dem Schiff ihrer Schwester nach, dass inzwischen kaum mehr als ein kleiner Fleck am Horizont war.
      „Hey großer Bruder, dürfen wir jetzt endlich heulen?“ fragte Kein, dem die Tränen und der Schnodder in Sturzbächen übers Gesicht liefen und eine riesige Lache auf dem Boden verursachte.
      „Tust du das nicht schon bereits?“ fragte Mercusio lautstark schniefend.
      „Halt die Klappe und fass dich lieber an die eigene Nase, Heulsuse!“ schrie er ihn an und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht.
      „Verdammt, sie wird mir fehlen!“ sagte und vergrub seine Nase im Hemd seines Bruders Schnabel um hinein zu schniefen und sich die Nase zu putzen, worauf ihn dieser anschnauzte.
      „Sag mal geht´s noch?! Soll ich dir zu den Blumen auf deinem Hemd ein paar Veilchen auf die Augen verpassen, Giftzwerg?“
      „Das sagt der Richtige, wer kann denn bei Mercusio gerade so unter der Achselhöhle durchgucken?“
      „Und du reichst ihm doch gerade so weit, dass du ihm die Fusseln aus dem Bauchnabel puhlen kannst.“
      Sofort stürzten sie sich aufeinander und fochten einen ihrer üblichen Streits aus, der von ihren Geschwistern allerdings nur mit einem Schulterzucken quittiert wurde. Sie wussten, wenn die beiden erst einmal in Fahrt waren, konnte es Stunden dauern, bis sie sich wieder beruhigten und gingen einfach zum Haus zurück, während die beiden ihren Aggressionen freien Lauf ließen.

      Devlin hatte gewusst, dass der Abschied schwer werden würde, aber nicht wie schwer. Dennoch wusste sie, dass sie das Richtige tat und so wischte sie sich die lästigen Tränen aus dem Gesicht und überlegte sich wie sie sich von ihrer Sehnsucht nach ihrer Familie ablenken konnte.
      Ihre Augen wanderten zur Sonne, die sich langsam am Horizont herabsenkte und ihre letzten Sonnenstrahlen auf das Meer warf und zum ersten Mal seit ihrer Abreise, lächelte sie. Hastig streifte sie ihre Kleidung ab und stellte sich breitbeinig und nackt hin. Ihre Arme ausstreckend hob sie sie in die Höhe und genoss die letzten Strahlen des Tages. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie den Sonnenuntergang voll auskosten, ohne Angst haben zu müssen, dass irgendwelche Pollen allergische Hautreaktionen bei ihr auslösten und genoss die neuerlangte Freiheit.

      Kolasi, South Blue

      Akira und Lios wateten durch das braune, stinkende Wasser und achteten darauf den Ratten auszuweichen, die durch die Kloake schwammen. Der beißende Gestank von Fäkalien und Amoniak, machte ihnen schon gar nichts mehr aus, sie rochen ihn nicht einmal mehr, denn er war ihnen so vertraut wie ihre Hände. Gerne hätten sie noch ein paar mehr von ihnen mitgenommen, doch erstens waren ihre Chancen auf Flucht größer, je kleiner ihre Gruppe war und zweitens war sich Akira nicht sicher, wem sie letztendlich vertrauen konnten, da es bekannt war, dass SEINE Lieblinge einen Sonderstatus genossen, wenn sie ihm im Gegenzug regelmäßig über Fluchtpläne oder dergleichen Bericht erstatteten oder ihm in anderen Dingen gefällig waren. Letztere waren nur als „Sugars“ bekannt und trugen ein Brandmal auf der Pobacke. Wer diese Spione allerdings waren, wusste niemand von ihnen, selbst die „Sugars“ nicht, nur dass sie unter ihnen lebten, daher traute er niemandem. Dem einzigen dem er bedingungslos vertraute, war Lios, mit dem er damals hier angekommen war und dem man sofort ansah, wenn er log. Anfangs hatte er Angst und sich geweigert mitzukommen, doch schließlich hatte Akira ihn überzeugen können mit ihm zu fliehen, denn sie beide wussten, was passieren würde, wenn sie noch länger hierblieben und davor hatten sie noch mehr Angst als vor den Konsequenzen, die ihnen drohten, wenn sie erwischt würden.
      „Lios, komm wir müssen uns beeilen, bevor unser Verschwinden bemerkt wird!“ zischte er ihm flüsternd zu, aus Angst man könnte ihn hören und biss sich auf die Zähne, als ob er fürchtete, bestraft zu werden, wenn er weiterredete. Nervös blickte Akira immer wieder über seine Schulter. Noch nie war es ihm erlaubt gewesen, lauter als im Flüsterton zu sprechen, noch nicht einmal, wenn er sich vor Schmerzen krümmte, denn nichts wurde von IHM mehr gehasst, als Lärm, darum hüteten sich alle in seiner Gegenwart auch nur zu atmen, aus Angst in der Mülltonne zu enden.
      „Ich kann nicht mehr Akira, ich bin müde und habe Hunger. Wir irren doch schon seit Stunden durch die Toilette und haben den Ausgang immer noch nicht gefunden.“
      „Wir dürfen nicht aufgeben Lios, wir werden bestimmt bald den Ausgang finden“ versuchte er seinem Freund Mut zu machen, obwohl er sich selbst nicht mehr sicher war, ob die Wache, der er die Information entlockt hatte, die Wahrheit gesagt hatte. Es muss wahr sein! Ich habe dafür auch das letzte bisschen was ich besaß aufgegeben. Meinen Stolz. Meine Selbstachtung. Meine Unschuld.
      Akira schüttelte bei dem Gedanken den Kopf, versuchte die dunklen Erinnerungen zu verscheuchen, die sich wieder in sein Bewusstsein drängten und ihn quälten. Nein, er musste sich auf ihre Flucht konzentrieren und seinen Freund antreiben sich zu beeilen. Er zuckte erschrocken zusammen als er glaubte etwas gehört zu haben und fürchtete schon, dass es einer von den Wächtern sein könnte, bevor er merkte, dass es nur sein Magen war.
      Reiß dich zusammen, sie werden uns hier nicht suchen. Der Einzige, der Bescheid wusste war tot. Er erinnerte sich nur zu gut, an den aufgeplatzten Schädel und an all das Blut, dass er immer noch auf seiner Haut riechen konnte, obwohl er sie schon ein Dutzend Mal gewaschen und wie ein Besessener geschrubbt hatte.
      Es hatte ihn alle Kraft gekostet, die er besaß, um den Wächter mit dem schweren Stein den Schädel einzuschlagen. Er hatte nicht gewusst, wie lange es wirklich brauchte, um jemanden den Kopf zu zertrümmern und fast hätten ihn die Kräfte verlassen, doch seine Verzweiflung und Wut, hatten ihm eine scheinbar unerschöpfliche Kraft verliehen und schließlich war der Kopf zerplatzt wie eine reife Frucht und er hatte den Stein vollkommen erschöpft fallen lassen. Glücklicherweise hatte er seinen ersten Schlag so gut platziert, dass dieser schon ausgereicht hatte, um ihn bewusstlos zu schlagen, bevor er um Hilfe rufen konnte. In seiner Arglosigkeit hatte der Wächter einen abgelegenen Platz ausgesucht, damit Akira seine „Dankbarkeit“ für die Information beweisen konnte, und so hatte er den Stein unauffällig eingesteckt, kurz bevor sie losgezogen waren.
      Um ihn abzulenken war er gezwungen gewesen seinen Stolz runter zu schlucken und hatte seine Augen geschlossen, den widerlichen Geschmack in seinem Mund ertragen und den Würgereflex so gut es ging unterdrückt, während er seinen Arm langsam erhoben hatte bevor er ihn wie aus dem Nichts auf den Kopf des Wächters herabsausen ließ, immer und immer wieder, während mit jedem weiteren Schlag ein klein bisschen mehr von ihm gestorben war.
      „Akira… ich glaube, es folgt uns jemand“ flüsterte Lios ängstlich und Akira blickte seinen Freund skeptisch an.
      „Was redest du da, Lios? Wer denn? Der einzige der von unserer Flucht wusste ist tot!“
      „Ich weiß… trotzdem… da ist jemand…,“ gestand Lios und schaute sich nach allen Seiten um.
      Akira blieb stehen und musterte seine Umgebung aufmerksam, doch er konnte beim Besten Willen nichts sehen, geschweige denn hören. Oder? Er lauschte angestrengt, konzentrierte sich auf jedes noch so verdächtige Geräusch und seine Augen weiteten sich als er tatsächlich glaubte etwas zu hören und Panik ergriff Besitz von ihm, denn er war sich sicher dieses Geräusch zu kennen.
      Er herrschte Lios an, zu laufen, so schnell er konnte und rannte so gut er konnte durchs Wasser. Doch der schnelle Lauf forderte so langsam seinen Tribut, er konnte die Erschöpfung spüren, da er solche Sprints einfach nicht gewohnt war, dennoch durfte er auf keinen Fall aufgeben und trieb sich zur Höchstleistung an, immerhin stand ihr Leben auf dem Spiel. Er ignorierte den brennenden Schmerz in seinen Lungen und rief seinem Freund zu, zu rennen, doch dann hörte er wie etwas durch die Luft zischte und sein Kopf wirbelte nach hinten, um zu sehen, aus welcher Richtung es kam. Ungläubig starrte er seinen Freund an, dessen linke Körperhälfte an der rechten herabrutschte, sein Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, bevor der leblose Körper im bräunlichen Wasser landete. Akiras Augen weiteten sich, konnten nicht fassen, was gerade passiert war und sein fassungsloser Blick hefteten sich auf die blutige Hellebarde, die seinen Freund einfach in der Mitte durchtrennt hatte, als ob er ein Stück Kuchen wäre.
      Die Fühler Zorgors zuckten erregt, glücklich über den Volltreffer und er kam langsam auf sie zu, um sich seine Hellebarde, die er nach ihnen geworfen hatte, zurück zu holen.
      Akira schluckte, er wusste er hatte bei einem Zweikampf keine Chance gegen die Monsterkakerlake, denn mit ihren vier Waffenarmen war sie ihm einfach überlegen. Akira besaß noch nicht einmal ein Schwert um sich gegen die Hellebarde, das Schwert, die Peitsche oder gegen die Armbrust zu wehren, die Zorgor in diesem Moment unter seinem Schaben Panzer hervorholte und damit auf ihn zielte, geladen und zum Abschuss bereit, während er immer näherkam. Ihm war bewusst, dass er fliehen musste, sonst wäre Lios Opfer umsonst gewesen. Er holte kurz Luft und tauchte unter dem auf ihn zufliegenden Armburstpfeil ab. Er wusste, dass er ihm nicht folgen würde, wozu auch, er war sowieso nur eine ferngesteuerte Marionette, die mithilfe eines Chips, der sich am Hinterkopf befand, gesteuert wurde. Leider bedeutete das auch, dass man ihre Flucht schon bemerkt hatte. Verdammt! Egal, jetzt blieb ihm nur noch die Flucht nach vorn. Die mahnenden Worte der Wächter schwirrten in seinen Gedanken umher. Wie oft hatte man ihnen eingetrichtert, wie sinnlos eine Flucht war und dass niemand es bisher geschafft hatte, lebend zu entkommen. Er wusste es nur gut, denn er kannte sämtliche Geschichten in- und auswendig, sie verfolgten ihn sogar in seinen Träumen, dennoch würde er nicht aufgeben, lieber starb er bei dem Versuch, als hier zu verrecken. Manchmal träumte er auch von dem leuchtenden Sternenhimmel, den er mittlerweile nur noch aus seinen frühen Kindheitserinnerungen kannte und erinnerte sich, wenn auch nur noch sehr schwach, wie strahlend schön der Mond und die Sterne in klaren Nächten geleuchtet hatten, wie warm sich die Sonne auf seiner Haut angefühlt hatte. Er wollte nicht an diesem dunklen, kalten Ort sterben und sehnte sich nach dem hellen Tageslicht, dass er schon seit 9 Jahren nicht mehr gesehen hatte.
      Die Arme durch das dunkle Wasser pflügend, schwamm er so schnell er konnte, holte aus seinem Körper alles was er noch an Kraft besaß heraus, während ihn sein Wunsch nach Freiheit vorantrieb. Egal was ihn dort draußen erwartete, schlimmer als hier drin konnte es nicht sein. Er wusste zwar nicht wie weit dieser Tunnel noch ging, doch er hoffte, dass er anschließend noch genug Kraft hatte für den schwierigsten Teil: der Flucht durch den Zwinger, den Garten und über die Mauer. Er erinnerte sich nur zu gut, an die Geschichten, die ihnen die Wärter über die Welt außerhalb erzählt hatten, um ihnen jegliche Fluchtgedanken auszutreiben und er fragte sich, wieviel von dem was er gehört hatte, der Wahrheit entsprach und wieviel erfunden war und die Angst kroch ihm langsam das Rückgrat hinauf bis zum Nacken.


      Kapitel 6 Blinder Passagier

      Kapitel 6

      Blinzelnd starrte Devlin in das Licht der Sonne, dass durch ihr Fenster ins Zimmer fiel. Es musste bereits Vormittag sein, denn die Sonne stand hoch am Himmel und streckte ihre warmen Fühler nach ihr aus. Endlich war es Tag, dachte sie und zuckte unwillkürlich als ihr bewusst wurde, was das bedeutete. Erschrocken fuhr erschrocken hoch und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Sie hatte doch tatsächlich den Sonnenaufgang verpasst. Und zwar zum allerersten Mal in ihrem Leben. Die Dielenbretter knarzten unter ihren Füßen, während sie mit schnellen Schritten das Deck überquerte. Sie war froh, dass sie, seit sie auf dem Schiff lebte, nachts nackt schlief, so sparte sie sich das lästige Ausziehen. Solange sie noch keine Crewmitglieder hatte, würde sie es auch so beibehalten, denn es hatte etwas befreiendes nackt zu schlafen, zumindest solange es warm war. Aber da sie tagsüber so viel Sonnenenergie in ihrem Körper speicherte, dass sie nachts nicht fror, war ihr sowieso nie kalt. Seit sie vor drei Tagen ihre Heimatinsel und vor allem ihre Familie verlassen hatte, um die Welt zu erkunden und neue Orte kennen zu lernen, hatte sie sich immer noch nicht an die Stille, diese unheimliche Ruhe gewöhnt und sie kam sich manchmal schrecklich einsam vor. Daher fing sie am zweiten Tag sogar an Selbstgespräche zu führen, um sich abzulenken und die Einsamkeit etwas erträglicher zu machen. Schon seit ihrer Kindheit hatte sie davon geträumt, auf ihrem eigenen Schiff um die Welt zu segeln und auch wenn der Abschied von ihrer Familie ihr fast das Herz gebrochen hatte, war sie doch voller Zuversicht und Freude auf die noch kommenden Abenteuer und stürzte sich euphorisch auf sämtliche Aufgaben, die auf einem Schiff so anfielen um sich so gut es ging die Zeit und vor allem ihre traurigen Gedanken, zu vertreiben. Zugegeben, es war anstrengend nun alle Arbeiten allein verrichten zu müssen, denn sie war es bisher immer gewohnt gewesen, sämtliche Aufgaben mit ihren Geschwistern zu teilen. Doch sie würde sich schon daran gewöhnen. Zwangsläufig. Heute zum Beispiel stand Wäsche waschen auf ihrem Tagesplan. Sie hasste es, denn es war so furchtbar mühselig, aber wenigstens konnte sie die Wäsche an Deck waschen und dabei die Sonne genießen, die ihre Stimmung sogleich anhob. Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die schweißnasse Stirn, nachdem sie auch das letzte Wäschestück gewaschen hatte. Mein erstes Crewmitglied wird auf jeden Fall jemand, der Waschen liebt, vermerkte sie im Geiste und ging die Stufen zum Trockenraum runter, um die Nasse Wäsche zum Trocknen aufzuhängen. Glücklicherweise war heute ein sonniger Tag, so brauchte sie kein Licht machen. Sie stellte den Korb ab und fischte eines ihrer Unterhosen aus dem Korb, um sie aufzuhängen, als plötzlich ein kleines, fliegendes Etwas, vor ihr auftauchte und sich auf sie stürzte. Schützend hob Devlin die Arme vors Gesicht, um sich vor den großen Flügeln zu schützen, die ihr immer wieder ins Gesicht schlugen und warf vor Schreck ihre Unterhose nach dem Ungetüm, worauf es ins Trudeln geriet und hektisch mit den Flügeln schlug. Panisch versuchte es sich von dem lästigen Wäschestück zu befreien, das auf seinem Kopf saß, doch ohne Hände war dies schwierig. Devlin die sich inzwischen von dem Schreck erholt hatte empfand Mitleid als sie sah, wie das flatternde Ding sich verzweifelt versuchte von ihrer Unterhose zu befreien und lief hinterher, doch es flatterte immer wieder weg als ob es vor ihr flöhe.

      „Bleib stehen, ich will dir doch nur helfen!“ rief sie der Kreatur zu und blieb wie angewurzelt stehen, als das kleine Etwas sich verwandelte und ein 1,80 m großer, muskulöser Mann mit aschgrauer Haut und silberner Haarsträhne plötzlich vor ihr stand, der sich mit zusammengeballten Fäusten vor ihr aufbaute, den Oberkörper nach vorne gebeugt, als wollte er sich jeden Moment auf sie stürzen. Devlin wich erschrocken zurück, denn er kam ihr nur allzu vertraut vor. Es bestand kein Zweifel, er war es, der Fremde, den sie in ihrem Heimatdorf kennen gelernt hatte. Und er schien vor Wut zu kochen, denn er schnaufte wie ein Stier, der sich jeden Moment mit den Hörnern voran, auf sein Opfer stürzte. Eigentlich sollte sein Anblick ihr Angst machen, doch als sie ihre türkisfarbene Unterhose mit den kleinen Wassermelonenscheiben auf seinem Kopf sah, konnte sie sich nicht mehr beherrschen und musste laut loslachen, was dem Fremden ein wütendes Schnauben entlockte.

      „Es… es… tut… mir leid… hahahaha“ Konnte sie nur mit Mühe sagen, weil sie sich einfach nicht beruhigen wollte, im Gegenteil sie lachte immer weiter, bis ihr Körper vor Lachen bereits weh tat. Dem Fremden war allerdings überhaupt nicht nach Lachen zumute. Wütend riss er sich das Kleidungsstück vom Kopf und holte mit der Faust aus, erwischte allerdings nur die Luft, da Devlin nur 1,50 m war.

      „Ich… ich bin hier unten…“ sagte sie atemlos und konnte sie kaum noch aufrecht halten, da sie Seitenstechen vom vielen Lachen hatte. Der Fremde ließ seine rechte Hand herabsinken, bis seine Handfläche ihren Kopf berührte und Devlin beruhigte sich langsam wieder. Den Kopf leicht anhebend, schaute sie zu ihm auf und fragte sich, was er da machte und was er wohl gerade dachte, als er sie völlig unerwartet zur Seite stieß und an ihr vorbeiging, ohne sie weiter zu beachten. Erleichtert darüber nicht mehr allein zu sein und endlich jemanden zu haben, mit dem sie sich unterhalten konnte, folgte sie ihm die Wendeltreppe nach oben aufs Deck. Besonders aber freute sie sich darüber jemanden zu haben, der über eine Teufelsfrucht-Zoan verfügte.

      „Hey, wenn du schon mal auf meinem Schiff gelandet bist, kannst du dich mir doch auch anschließen? Ja genau, warum wirst du nicht mein Nakama?“ rief sie und klatschte begeistert dabei in die Hände.
      Doch der Fremde drehte sich zur ihr um und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, um ihr zu zeigen was er von ihrer Idee hielt. Gut, taub war er schon mal nicht, stellte sie fest, was bedeutete, dass er ihr nicht nur zuhören konnte, sondern ihr auch tatsächlich zuhörte. Devlin war es gleichgültig, was er von ihrer Idee hielt, sie war einfach nur froh, dass sie nun doch nicht allein war. Neugierig stellte sie ihm Fragen, während sie ihm auf Schritt und Tritt übers Deck folgte.

      „Warte doch mal! Wer… wer bist du überhaupt? Und was machst du auf meinem Schiff? Und…“ Devlin schluckte, bevor sie den Satz vollendete, denn plötzlich viel ihr wieder Theodor ein und sie blieb abrupt stehen, ihre Stimme nur noch ein Flüstern.
      „…warst du derjenige der Theodor gebissen hat? Hast du dich deshalb auf meinem Schiff versteckt?“
      Der Fremde wirbelte plötzlich zu ihr herum und blickte auf sie herab, doch er sagte nichts, sondern starrte sie nur an, bis es so unangenehm wurde, dass sie den Blick abwandte.

      Sein Schweigen konnte man sowohl als Bestätigung als auch als Verneinung betrachten, aber da er es zumindest nicht abstritt, betrachtete sie es als indirektes Schuldeingeständnis. Doch was sollte sie nur tun? Ihn bis zur nächsten Insel mitfahren lassen? Sie konnte ihn ja schlecht mitten auf dem Meer aussetzen, zumal er ein Teufelsfruchtnutzer war. Andererseits… was war, wenn er sie ebenfalls versuchte zu beißen? Sollte er nur, sie war mit fünf Brüdern und einer Schwester aufgewachsen und wusste wie man sich wehrte. Außerdem… bis auf diesen Schreck und die drei kleinen Wunden an seinem Hals, schien er Theodor nichts weiter getan zu haben, zumindest wirkte Theodor nach der Attacke recht munter in jener Nacht. Vielleicht war dieses Beißen, seine Art mit anderen Menschen zu kommunizieren, ein Gruß, den sie noch nicht kannte. Manchmal verhielten sich manche Menschen anders als andere. Doch was war, wenn er ihm wirklich weh tun wollte und den Angriff abgebrochen hatte, weil er Schritte gehört hatte und war deshalb verschwunden?

      Devlin betrachtete aufmerksam sein Gesicht, seine kantigen Gesichtszüge, die schmale Nase, die schmalen, verbissen zusammengekniffenen Lippen und die auffallend silberne Haarsträhne, die ihm ins Gesicht hing. Obwohl er versuchte so bedrohlich wie möglich zu erscheinen und Devlin etwas Angst vor ihm hatte, fühlte sie sich überhaupt nicht bedroht, im Gegenteil, sie war überzeugt, dass seine gefährliche und aggressive Art nur ein Schutz war. Vielleicht hatte er sich sogar von Theodor bedroht gefühlt als er ihm nachts über den Weg lief. Das einzige was für sie zählte war, dass Theodor noch lebte. Und dass er sie nicht getötet hatte, auch wenn er es bestimmt könnte.
      Vielleicht sollte sie ihm eine Chance geben, es blieb ihr schließlich nichts anderes übrig, bis zur nächsten Insel und vielleicht würde er sich ja doch noch öffnen und reden.

      „Hör mal, ich weiß nicht, ob und warum du Theodor angegriffen hast und es geht mich auch nichts an, aber solange du auf meinem Schiff bist, bist du friedlich und versuchst mich nicht zu beißen, ok? Sonst werde ich sehr ungemütlich!“
      Der Fremde schnaubte verächtlich und drehte sich um, doch so schnell gab Devlin nicht nach, eine Frage brannte ihr noch auf den Fingernägeln, darum fragte sie ihn einfach.

      „Wie heißt du eigentlich?“ fragte sie, doch der Fremde schwieg beharrlich weiter und ging in die entgegengesetzte Richtung. Gut, wenn er es ihr nicht verraten wollte, musste sie es eben anders aus ihm rauskriegen. Ihre Mundwinkel kräuselten sich aufwärts als ihr eine Idee kam, wie sie es anstellen könnte.

      „Ok, wenn du es mir nicht verraten willst, dann muss ich ihn wohl erraten. Hmm, mal überlegen…“
      Devlin fuhr sich mit der Hand übers Kinn und versuchte nachdenklich auszusehen, bevor sie mit einem breiten Grinsen irgendeinen Namen in den Raum warf, der ihn genug provozieren würde, um ihr seinen Namen zu verraten.
      „Ich habe es! Mausi stimmst? Das muss er sein! Du siehst in deiner Fledermausgestalt aus wie eine Mausi! Uh, das ist super, ich wollte schon immer einen Freund namens Mausi haben! Alles klar Mausi was willst du heute Schönes machen? Wir könnten…“ plapperte sie fröhlich vor sich hin, als wie aus dem nichts heraus, seine Finger sich tief in ihren Hals bohrten und sie hochhoben, bis ihr Gesicht direkt vor seinem war und er drückte erbarmungslos zu, entschlossen ihr den Kehlkopf zu brechen. Kleine Lichtblitze zuckten vor ihren Augen und sie spürte wie sie drohte in die Bewusstlosigkeit zu gleiten. Mit einem gezielten Schlag trat sie ihm zwischen die Beine, woraufhin er sie wie einen Stein fallen ließ. Sofort rutschten seine Hände zu seinem Lendenbereich und er beugte sich mit dem Oberkörper vor Schmerzen krümmend nach vorne. Devlin tat es leid, dass sie zu diesem fiesen Trick gegriffen hatte, sie hatte ihm nicht weh tun wollen. Normalerweise war sie für jeden Spaß zu haben, aber wenn man sie würgte, hörte für sie der Spaß auf. Besorgt fragte sie ihn, ob er etwas Eis zum Kühlen haben wollte, da schnellte seine rechte Hand plötzlich nach vorne und es gelang ihr nur mit Mühe auszuweichen. Sie konnte spüren, wie seine scharfen Fingernägel den dünnen Stoff ihres T-Shirts zerrissen und ihre Haut nur um Haaresbreite verfehlten. Der Fremde schien sich schon wieder erholt zu haben und Devlin beobachtete aus großen Augen, wie seine Ohren nicht nur breiter, sondern auch länger wurden, sein Mund zu einem langen rosa-bräunlichen Maul mit spitzen Zähnen heranwuchs und auf seinem Körper überall ein dichtes graubraunes Fell spross. Doch das Beeindruckendste an ihm waren seine Flügel, die aus seinem Rücken wuchsen und eine Spannweite von ca. drei Metern haben mussten. (Anmerkung: der Fremde hat von der Fledermaus-Zoan Typ Bechsteinfledermaus gegessen) WOW, war alles woran Devlin bei seiner Verwandlung denken konnte, während sie sich vor Begeisterung kaum noch bremsen konnte.

      Der Fremde öffnete sein großes Maul, doch es kam kein Ton raus, zumindest hörte sie nichts, bis auf dieses unangenehme Klingeln, dass plötzlich in ihren bimmelte, wie die Glocke beim Boxkampf, die entweder das Ende oder den Beginn einer Runde ankündigte. In ihrem Fall fühlte es sich allerdings wie das Ende an, denn alles in ihrem Kopf drehte sich und sie spürte, wie die Beine unter ihr, unsicher hin und her taumelten. Was war nur plötzlich los mit ihr? Wieso war ihr nur so schwindelig auf einmal? Devlin schloss ihre Augen, denn alles drehte sich und ihr wurde schlecht.

      Der Fremde erhob sich mit seinen Schwingen in die Luft, flog ein paar Meter hoch, während er mit seiner Echoortung seine Umgebung abscannte, um seine Gegnerin zu lokalisieren und ging im Sturzflug auf sie nieder. Die Krallen seiner Füße, vergruben sich in ihren Haaren und rissen sie unsanft von den Füßen. Devlin verzog das Gesicht, als sie spürte, wie seine Krallen sich in ihre Kopfhaut bohrten und versuchte sich zu befreien, nachdem dieser nervtötende Ton in ihren Ohren langsam nachließ und sie wieder klar denken und vor allem sehen und hören konnte. Als sie sah, dass sie mindestens zehn Meter über dem Wasser schwebte, begriff sie, was los war.

      Sie war beeindruckt und begeistert zugleich, auch wenn es nicht fair von ihm gewesen war, ihre Ohren und damit ihren Gleichgewichtssinn durcheinander zu bringen. Dennoch hatte sie endlich mal die Gelegenheit einen richtige Zoan kennen zu lernen und ihr anfänglicher Schrecken, den sie empfunden hatte, als sie sich in der Luft wiederfand, war verflogen und ihre Haare schlängelten wie Schlangen um ihren Kopf und schlangen sich um den Oberkörper des Fledermausmanns, den sie damit so überraschte, dass er keine Chance hatte, sich gegen die Haare zu wehren, die sich wie ein Kokon um seinen Körper schlangen. Wie ein abgeschossener Vogel trudelte er in einer spiralförmigen Abwärtsbewegung auf die Giardino Soleggiato zu, während er versuchte sich von ihren Haaren zu befreien. Kurz bevor sie das Schiff erreichten, hatte er sich mithilfe seiner Hände von dem Gestrüpp in seinem Gesicht befreit, von dem er nicht wusste, wo es herkam und konnte sich mithilfe seiner Echoortung orientieren, um herauszufinden, wo sie waren, gerade noch rechtzeitig, denn sie waren nur noch 2,5 Meter vom Schiff entfernt, dem sie sich unaufhaltsam näherten. Doch sie schien das nicht in geringstem zu beunruhigen, denn er konnte ihr Lachen hören und ihr Herz, das vor lauter Aufregung und Freude wie wild pochte, während sie auf das Schiff zurasten. Sie schien nicht mehr die geringste Angst zu haben, obwohl sie vor Angst eigentlich die Hosen gestrichen voll haben müsste und für ihn stand eins fest: sie war vollkommen verrückt. Mit seinen scharfen Fingernägeln fuhr er sich über den Oberkörper und befreite sich von ihren Haaren und ging in den Rüttelflug über, während sie ungebremst weiter auf das Schiff zustürzte. Mal hören, ob sie immer noch lachte, wenn sie auf ihrem eigenen Schiff landete und sich dabei das Genick brach.

      Doch er sollte Devlin diesbezüglich mächtig unterschätzen, denn es gelang ihr sich mit ihren Haaren am Baummast ihres Schiffs festzuhalten, die sie wie Bungeeseile nutzte, um sich wieder in die Luft zu katapultieren, direkt auf den Fremden zu, der im Rüttelflug immer noch über dem Schiff schwebte. Um sicher zu gehen, dass er nicht wieder diesen Trick benutzte, um ihr Gleichgewicht zu stören, hielt sie sich die Ohren zu, während sie auf ihn zugeflogen kam und streckte erst kurz bevor sie ihn erreichte, ihren rechten Arm nach vorne, ihre Faust geballt, um ihm einen Schlag zu verpassen, doch er ahnte ihren Angriff bereits, denn er spürte, wie ihr Arm die Luft durchschnitt als er sich seinem Gesicht näherte und parierte ihren Schlag, indem er seinerseits seine rechte Faust ausstreckte. Als sich ihre Fäuste trafen, spürte Devlin wie die Knochen ihrer Hand knackten und sie biss sich vor Schmerz so fest auf die Unterlippe, dass ein kleiner Rinnsal Blut aus ihrem Mundwinkel lief, der an ihrem Kinn hinab rann. Verdammt, ich glaube, ich habe mir die Hand gebrochen, seine Fäuste müssen aus Stahl sein, es war als hätte sie gegen eine Stahltür geschlagen. Der Fremde nutzte Devlins Überraschung und verpasste ihr noch ein paar schnelle Schläge in den Magen, bevor er sich kurz um die eigene Achse drehte und ihr einen kräftigen Tritt in die Magengegend verpasste, der sie direkt auf die Planken ihres Schiffes beförderte, durch die sie krachend fiel und sie unsanft auf dem Boden des ersten Unterdecks landen ließ.

      Beim Klang der berstenden Bretter beschloss er zur Landung anzusetzen und steuerte mithilfe seiner Echoortung das Schiff an und landete direkt vor dem Loch, dass im Schiff klaffte. Mit dem Kopf beugte er sich über das Loch, während er mit seinen Ultraschallwellen das Unterdeck nach ihr abtastete, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass sie sich von diesem Schlag nicht so schnell erholen würde. Zwischen seinen Augen bildete sich eine kleine Falte und er zog seine Stirn kraus. Was zum Teufel ging hier nur vor, wie konnte…?

      Wie ein Komet schoss plötzlich wie aus heiterem Himmel eine Faust aus dem Loch heraus und traf ihn mitten ins Gesicht. Benommen von dem Schlag taumelte Bardoque rückwärts und schüttelte den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen. Schnell war sie, dass musste er ihr lassen! Aber so war es immer mit kleinen Gegnern, sie machten ihre Größe, oft durch ihre Schnelligkeit und Wendigkeit wieder wett.
      Doch wenn es um physische Stärke ging, konnte sie ihm auf keinen Fall das Wasser reichen, dafür war sie noch zu jung, er schätzte sie aufgrund ihrer hohen Stimme, ihrer Körpergröße und ihres sehr leichten, federnden Gangs, den junge Mädchen ihres Alters hatten, auf höchstens 12, auch wenn er zugeben musste, dass sie für ihr Alter, doch einen sehr harten Schlag draufhatte. Eigentlich schlug er keine Kinder, aber dieses Gör schrie geradezu danach, also sollte sie kriegen was sie wollte. Er würde ihr den Hintern windelweich prügeln und sie anschließend auf der nächsten Insel aussetzen und mit ihrem Schiff weitersegeln. Als Navigator brauchte er keine Hilfe, denn mit seinem Magnetsinn wusste er immer in welche Himmelsrichtung er gerade segelte.

      Dieser Kampf würde sowieso nicht mehr lange dauern, schließlich hatte er deutlich gehört, wie ihre Fingerknochen brachen, als ihre Fäuste miteinander kollidiert waren und er stürzte sich siegesgewiss auf sie. Doch ganz so schnell, sollte der Fight dann doch nicht enden, er dauerte, trotz Devlins gebrochener Hand, noch mehrere Stunden. Devlin wollte nicht aufgeben, selbst wenn sie vor Erschöpfung nicht mehr gekonnt hätte, hätte sie diesen Kampf um nichts auf der Welt aufgeben wollen, dafür hatte sie einfach zu viel Spaß. Gut, er hatte ihr zwar die Hand gebrochen, aber sie war Brüche gewohnt, denn sie hatte sich gerade im Alter von 6 – 10 mindestens 10 Mal allein die Hand gebrochen, bei den Kämpfen mit ihren Brüdern, das gehörte nun einmal dazu. Doch die Schläge ihrer Brüder waren nichts im Vergleich zu den Schlägen, die sie von diesem Fremden bekam und sie freute sich, das sie endlich jemanden gefunden hatte, der das Kämpfen ebenso zu lieben schien wie sie und ihre Familie und der nicht gleich in Tränen ausbrach, bloß weil sie ihm zur Begrüßung die Faust ins Gesicht schlug. Doch als die Nacht hereinbrach, flog der Fremde plötzlich weg, auf und davon und ließ sie verdattert zurück.

      Er fluchte während er sich so schnell wie möglich von dem Schiff entfernte, bloß weg von ihr.
      Was sie auch war, sie war auf keinen Fall ein Kind, soviel hatte er schon nach kurzer Zeit gemerkt, als er seine Arme um ihren Oberkörper geschlungen hatte, um ihre Rippen zu zerquetschen und war erstaunt als er festgestellt hatte, dass ihr Körper für ein Kind schon viel zu ausgereift war, zumindest soweit er das ertasten konnte, bevor sie ihm mit einer Kopfnuss befohlen hatte aufzuhören. Offensichtlich hatte er sich bezüglich ihres Alters geirrt und nicht nur darin. Auch ihre Kräfte schienen schier endlos, selbst nachdem er ihr die Hand gebrochen hatte. Was war sie nur für ein Mensch? War sie überhaupt einer? Und wieviel Energie hatte sie? Eines war jedenfalls klar, sie konnte zuschlagen wie ein Mann, hatte sogar mehr Ausdauer als alle Kämpfer, die er bisher kennen gelernt hatte. Doch was noch verrückter war, es hatte ihr Spaß gemacht, er hatte ihr Herz gehört, dass vor Freude gepocht hatte, hatte ihr Lachen gehört, jedes Mal, wenn sie erfolgreich einen Treffer erzielt hatte und ihren Puls gehört, der sich beschleunigt hatte, kaum das ihr Kampf begonnen hatte. Nein, sie hatte eindeutig Spaß am Kämpfen, aber nicht auf eine sadistische Art. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, sie hatte wirklich SPAß an dem was sie getan hatten. Regelrecht Freude und das war für ihn fast noch unheimlicher als die krankhaften Sadisten, Mörder, Schläger, die er bisher so kennen gelernt hatte.
      Er wollte sie eigentlich beißen, doch sie hatte sich erfolgreich gegen ihn zu Wehr gesetzt und so war ihm, nichts anderes übrig geblieben, als aufzugeben, denn er spürte schon wieder, wie sich sein Zustand verschlechterte, daher musste er sich so schnell wie möglich ein neues Opfer suchen.
      Er tastete seine Umgebung auf der Suche nach einer Insel ab, während er sich mithilfe seines Magnetsinns orientierte in welche Richtung er flog.
      Devlin sah ihn wegfliegen und war enttäuscht, dass er den Kampf einfach abgebrochen hatte, denn sie hatte dank ihm in den letzten Stunden nicht einmal an ihre Familie denken müssen, da sie so viel Spaß mit ihm gehabt hatte, wie seit langem nicht mehr. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich hervorragend verstanden hatten, immerhin hatten sie sich ohne Pause geprügelt und sie hatte sich wie Zu Hause gefühlt. Ihre bisherige Erfahrung mit Fremden war bisher leider immer enttäuschend verlaufen, denn oft liefen die meisten weg, brachen in Tränen aus oder schrien sie an, wenn sie jemandem freundschaftlich auf den Rücken oder den Kopf schlug. Doch er war anders, er war der erste bei dem sie sich wohl fühlte. Nur einmal als er ihr eine Umarmung geben wollte, die sie von ihrem Bruder Humble nur zu gut kannte, war er etwas zu weit gegangen und hatte sie begrapscht, war aber nur bis zu ihren Hüften gekommen, bevor sie ihm mit einer Kopfnuss sanft zu verstehen gegeben hatte, dass er aufhören solle. Danach hatte er es nie wieder versucht.
      Sie wusste zwar nicht in welche Richtung er geflogen war, hoffte aber ihn wieder zu finden, denn sie war entschlossen, ihn in ihre Mannschaft aufzunehmen.


      Kapitel 7 Ein verschlafenes Städtchen

      Kapitel 7


      Devlin war sehr verwundert, als der Himmel sich plötzlich verdunkelte. Zuerst glaubte sie ein Sturm würde über sie hereinbrechen, doch als nichts passierte und die Wolken am Himmel sich irgendwann wieder verzogen, traute sie ihren Augen kaum, als sich der Sternenhimmel auf einmal über ihr erstreckte und das fahle Mondlicht sanft auf ihr Gesicht herabfiel.

      Wie konnte es schon Nacht sein, fragte sie sich verwundert und blickte stirnrunzelnd zum Himmel hinauf. Es war höchstens Nachmittag und außerdem Sommerzeit, das bedeutete, dass es vor 22 Uhr auf keinen Fall dunkel wurde, zumindest nicht im South Blue.

      Wie war es also möglich, dass bereits die Sterne und der Mond am Himmel standen? War sie etwa wirklich schon so lange unterwegs? Doch was war mit der Sonne? Es wäre ihr doch aufgefallen, wenn sie untergegangen wäre?

      Mit der Hand fuhr sie sich über den Kopf und überlegte, ob sie jemals von etwas ähnlichem gelesen oder gar gehört hatte, doch ihr fiel nichts ein. Ihre Augen wanderten geradeaus und von weitem konnte sie die strahlenden Lichter einer Stadt erkennen, die wie ein Stern auf dem Wasser leuchteten und nahm Kurs auf die Insel, in der Hoffnung dort vielleicht den Fremden zu finden. Zwei Tage waren vergangen, seit er einfach davongeflogen war und sie wusste immer noch nicht warum. Vielleicht war sie in ihrem Kampfeifer zu weit gegangen oder er hatte keine Lust mehr gehabt weiter mit ihr zu reisen und hatte sich deshalb einfach aus dem Staub gemacht. Es spielte letztendlich auch keine Rolle mehr, das einzige was für sie zählte war, dass er sich ihr anschloss, denn sie brauchte gute Leute und ein fliegender Fledermaus-Zoan war ein hervorragender Zuwachs für ihre Crew, auch wenn er ihr die rechte Hand gebrochen hatte. Sie wusste, was ihre Geschwister sagen würden, wenn sie wüssten, wen sie sich an Bord holte und sie mochten mit ihren Bedenken sicherlich recht haben, dennoch wollte sie ihn in ihrer Crew haben, denn er war allein in seiner Fledermaus-Hybrid Form schon sehr beeindruckend. Und auch wenn er furchteinflößend war, empfand sie keine Angst ihm gegenüber, ganz im Gegenteil, es hatte ihr viel Spaß gemacht sich mit ihm zu prügeln, er war auch nicht so zimperlich wie die meisten, wenn sie ihnen zur Begrüßung die Faust ins Gesicht schlug. Sie hatte einen recht guten Instinkt was Menschen anging und der Fremde wirkte auf sie nicht wie jemand Böses, auch wenn es nicht richtig von ihm gewesen war, Theodor zu beißen. Es bestand natürlich die Gefahr, dass er sie ebenfalls beißen könnte, doch darum machte sie sich keine Gedanken, denn sie konnte sich wehren. Außerdem hatte sich der Piratenkönig Monkey D. Ruffy einst auch eine gefährliche Crew zugelegt, unter anderem den ehemaligen Piratenjäger und stärksten Schwertkämpfer der Welt, Lorenor Zorro, den mutigen Krieger der Meere und weltberühmten Chronisten und inoffiziellen Vizekapitän der Strohhutpiratenbande, Lysop, die weltberühmte Kartographin und Wetterhexe Nami, der es als einzige gelang eine komplette und detaillierte Seekarte der Welt anzufertigen, den ehemaligen Ex-Samurai der Meere Jimbei und viele weitere gefürchtete und starke Persönlichkeiten. Und wenn es ihm gelungen war, sich mit 17 bzw. 19 eine so starke Mannschaft zusammen zu stellen, würde sie es auch schaffen und mit ihnen gemeinsam die Welt umsegeln. Doch dafür brauchte sie den Fremden.

      Devlins Kinnlade sank nach unten und ihre Augen fielen ihr fast aus den Augenhöhlen, als sie die Insel, die sie in der Ferne gesehen hatte, erreichte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas Vergleichbares gesehen, doch das bedeutete nichts, da sie die Welt bisher nur aus Büchern kannte.

      Mit klopfendem Herzen warf sie den Anker aus, vertäute das Schiff so gut es mit einer Hand eben ging und sprang schließlich von Bord. Sie wagte in Anbetracht der Schönheit, die sie umgab, kaum zu atmen. Überall wo sie nur hinsah, blitzten und blinkten sie Edelsteine, die in den Mauern des Hafens und den vergoldeten Wegen eingefasst waren an, und ihr stockte der Atem beim Anblick der tausenden Glühwürmchen die wie winzige Glühbirnen durch die Luft schwebten, als ob sie zu einer nur für sie hörbaren Musik tanzten. Mit kindlicher Freude und Faszination ergötzte sie sich an all den Eindrücken, die sie in sich aufnahm, um sich für immer an diesen Augenblick zurück zu erinnern und vergaß darüber sogar ihre anfängliche Sorge über die plötzlich über sie hereingebrochene Nacht. Ehrfürchtig streckte sie einen Arm in die Luft und versuchte eines der Glühwürmchen, die um sie herumschwirrten einzufangen, doch sie schienen so scheu wie die Irrlichter aus ihren Büchern zu sein und flogen daher jedes Mal davon, sobald sie nur nah genug an sie herankam. Enttäuscht gab sie irgendwann ihr sinnloses Unterfangen auf und lief über den Pier zum Hafen, der wie ausgestorben dalag, denn außer ihr gab es kein weiteres Schiff, das hier vor Anker lag.

      Nachdem sie den mit grünen Smaragden besetzten Torbogen des Hafens passiert hatte, gelangte sie in die Stadt, dessen imposante goldene Straßen und goldene Gebäude ebenfalls im Glanz der Edelsteine und Glühwürmchen erstrahlte und legte den Kopf in den Nacken, als über ihr ein 20 m langes Faultier, an einem langen, dicken Stahlseil über ihr entlanghangelte. Mit den Augen folgte sie fasziniert dem Weg des Faultiers, dass sich langsam dem Boden näherte, bis es plötzlich vor zwei 5 m großen Kängurus stehen blieb, die wortlos auf den Bauch des Faultiers sprangen, bevor es wieder nach oben kletterte, offenbar, zu dem oberen Teil der Stadt, der auf einer Anhöhe errichtet wurde und ungefähr 1.500 m über der anderen Stadt erbaut worden war. Devlin glaubte in der Ferne ein Schloss aus purem Gold zu erkennen und wollte sich dieses auf jeden Fall später einmal genauer anschauen. Erschrocken sprang sie zur Seite als zwei Kängurus an ihr vorbei sprangen und sie starrte ungläubig auf die Beutel, aus denen doch tatsächlich zwei menschliche Köpfe herausguckten, die scheinbar schliefen.

      Menschen die von Kängurus in deren Beutel transportiert wurden? Was ging hier nur vor, dachte sie sich als sie um ein Haar mit einer Riesenschnecke kollidierte, die gerade an ihr vorbeikroch. Auf ihrem Rücken trug sie eine Kabine mit einer Tür und zwei Fenstern, die Devlin an eine Pferdekutsche erinnerte und auch sie transportierte Menschen darin, die zu schlafen schienen, zumindest waren ihre Augenlieder geschlossen.

      Devlins Verwunderung wuchs immer mehr und sie fragte sich, warum all diese Tiere Menschen transportierten, wenn sie doch offensichtlich schliefen. Waren sie etwa während der Fahrt eingeschlafen? Oder steckte etwas anderes dahinter?








      Kolasi

      Im Zwinger

      Akira riss den Mund weit auf und seine Lungen sogen gierig die Luft in seinen Körper, als er endlich wiederauftauchen konnte und er hustete das dreckige, braune Wasser aus, dass er auf den letzten Metern geschluckt hatte, bevor er schließlich an die Erdoberfläche gelangt war. Völlig erschöpft und am Ende seiner Kräfte robbte Akira, sich auf seinen Unterarmen abstützend, aus dem Wasser. Er hatte es tatsächlich geschafft, hatte wirklich das Ende dieses verdammten unterirdischen Tunnels erreicht und spürte nach neun Jahren zum ersten Mal wieder die Sonne auf seiner Haut. Ihre warmen Strahlen breiteten sich wie eine Decke über seinen völlig durchgefrorenen Körper und er spürte wie seine Glieder langsam wieder zum Leben erwachten. Das Wasser war kälter gewesen als er gedacht hatte und fast hatte er geglaubt, in diesem elenden Tunnel draufzugehen, doch irgendwie war es ihm gelungen durch zu halten, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte wie. Seine Augen, die 9 Jahre Dunkelheit hinter sich hatten, waren das Tageslicht nicht mehr gewöhnt und er kniff seine Augenlieder immer wieder schmerzhaft zusammen. Sein Magen revoltierte und er würgte eine weitere Welle dreckigen, braunen Wassers hoch, solange bis er nur noch den bitteren Geschmack von Galle schmeckte. Die Hand zitterte, als er sie zum Mund führte, jede körperliche Anstrengung schien ihm zu viel, doch er konnte sich nicht ausruhen, nicht im Zwinger, es gab nur noch einen Weg und der führte nach vorne. Seine Augen wanderten über die kleine mit Wasser gefüllte Grube, aus der er gerade aufgetaucht war, zu dem steilen Weg hinauf, der vor ihm lag und er fragte sich, ob seine Kräfte noch reichen würden. Sie mussten es, wenn er weiterleben wollte. Er versuchte sich auf seine Beine zu stellen um hoch zu laufen, doch der Weg war so steil, dass er immer wieder abrutschte, daher blieb ihm nichts anderes übrig als auf allen Vieren den steilen Weg hoch zu kriechen und er grub seine Finger in die harte Erde, um besseren Halt zu haben. Der Aufstieg war beschwerlich und Akira war immer noch erschöpft vom Schwimmen durch den langen Tunnel, daher musste er immer wieder Pausen einlegen, bevor er weiter ging. Als er endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit das obere Ende des steilen Pfads erreicht hatte, konnte er die Tränen der Erleichterung und des Glücks kaum zurückhalten und er gestattete sich sogar kurz zu lachen, bevor er sofort wieder verstummte, als ihm bewusst wurde, dass er sich keine Geräusche erlauben durfte. Er schwor ab jetzt keinen Mucks mehr von sich zu geben.

      Auf seinen Händen abstützend, drückte er sich mit den Knien hoch, doch kaum stand er aufrecht, hörte er ein verräterisches Knurren und verfluchte sich, dass er keine Waffe mitgenommen hatte oder irgendetwas anderes besaß, um sich zu verteidigen. Seine Augen blickten sich hektisch um und erfassten kurz seine Umgebung.

      Er befand sich auf einem umzäunten Gelände, auf dem überall Holzpflöcke aus dem Boden ragten, um die man Eisenketten gewickelt und mit einem Schloss an den Holzpflöcken befestigt hatte. Akira schluckte, als er in die ausgezerrten Gesichter der Menschen sah, die man wie Hunde angeleint hatte. Zumindest sahen sie aufgrund ihrer Statur und ihrer aufrechten Körperhaltung wie Menschen aus. Doch ansonsten…

      Akira blinzelte ungläubig und war starr vor Angst, als eines dieser menschlichen Wachhunde, auf ihn zukam. Die Haut war dünn und sah so rau wie Schmirgelpapier aus. Auf dem Kopf hingen nur noch vereinzelt Haarbüschel auf dem ansonsten kahlen Schädel, als ob er sich den Rest ausgerissen hätte. Die Kleidung war dreckig und hing in Fetzen von dem dürren, knochigen Körper herunter. Doch das schlimmste waren diese eingefallenen Augen, die ihn mit einer Mischung aus Verzweiflung und absolutem Hass anstarrten. Er wollte den Blick abwenden, doch er konnte es nicht, denn er wusste, dass wenn er es tat, dies sein sicheres Ende wäre und so blieb ihm nichts anderes übrig als dem Grauen direkt in dessen groteskes Antlitz zu blicken, um sicher zu gehen, dass es ihn nicht überraschend anfiel, wenn er gerade nicht hinsah.

      Der Mund des menschlichen Wachhunds war zugenäht, nur zwei kleine Lücken hatte man offen gelassen, nicht größer als 2 mm und man hatte seine Zähne auf die Haut um die Mundpartie genäht. Akira konnte sich vorstellen warum man diesem armen Menschen das angetan hatte und ihm wurde wieder schlecht vor Ekel und Abscheu vor denjenigen die dafür verantwortlich waren.

      Er wusste von den Wächtern, dass diejenigen die im Zwinger landeten, künstlich ernährt wurden, wobei man darauf achtete, ihnen nur so viel zu geben, dass sie gerade so überleben konnten und nicht zu stark wurden, um die Wärter, die sie „fütterten“, anzufallen. Außerdem hatte man ihnen den Teil des Gehirns, der für das Sättigungsgefühl zuständig war, entfernt, sodass sie ständig Hunger verspürten und sich aufgrund des ständigen Appetits auf jeden stürzten der ihnen in die Quere kam. Man hielt sie wie Tiere, bis sie wirklich zu Tieren wurden.

      Akira versuchte die Länge der Ketten einzuschätzen und vermutete, dass sie gerade lang genug waren, dass sie ihm näherkommen konnten, ohne den anderen menschlichen Wachhunden dabei in die Quere zu kommen.

      Da das Gelände zu klein war, um außen herum zu laufen, blieb ihm nur der Weg durch die Mitte, mitten durch die blutrünstigen Menschenfresser, die geifernd näher kamen und dabei unverständliche, animalische Laute von sich gaben.

      Akira holte tief Luft und herrschte seine Beine an, sich endlich in Bewegung zu setzen, wenn sie nicht getötet werden wollten und er rannte so schnell er konnte, im Zick Zack zwischen den Holzpflöcken hindurch. Einige bekamen ihn flüchtig zu packen, doch aufgrund seiner besseren, kräftigeren körperlichen Verfassung, gelang es ihm sich loszueisen und weiter zu laufen, bis er schließlich einem Holzpfahl zu nahe kam und es einem der humanoiden Wachhunde gelang, Akira mitten auf den Rücken zu springen. Sein Gesicht verzerrte sich schmerzhaft und er schrie auf, als sich die scharfen, spitzen Zähne in seine linke Schulter bohrten. Er versuchte die Person auf seinem Rücken abzuschütteln, indem er mit dem Oberkörper immer wieder nach vorne ruckte, um sie abzuwerfen, doch sie hatte ihre Arme und Beine so fest um seinen Oberkörper geschlungen, dass er keine Chance hatte, sie so schnell loszuwerden. Wie ein Kreisel wirbelte Akira um die eigene Achse, in der Hoffnung, dass der Person auf seinem Rücken schwindelig wurde und warf sich schließlich mit voller Wucht mit dem Rücken gegen den Holzpfahl, woraufhin er das Knacken von Knochen hörte. Er spürte wie ihre Arme und Beine erschlafften und sie zu Boden sackte und drehte sich um, um sich zu vergewissern wie es ihr ging.

      Doch als er in die leeren Pupillen sah, die anklagend zu ihm aufblickten, wusste er, dass sie tot war und er schüttelte ungläubig den Kopf, denn er hatte ihren Tod nicht gewollt. Alles was er wollte war, dass sie ihn losließ, doch offensichtlich, war er zu weit gegangen und nun war sie tot. Fassungslos schaute er auf den leblosen Körper herab, starrte geschockt auf das, was er getan hatte. Seine Füße trugen ihn unbewusst fort von dem Leichnam und trieben ihn unweigerlich in die Arme eines anderen Wachhunds, der hinter ihm auflauerte und darauf wartete, dass er nah genug herankam. Akira wusste zuerst nicht, was passierte so überraschend traf ihn der Hinterhalt. Mit dem Mut der Verzweiflung versuchte er sich gegen den Unbekannten Angreifer zu wehren und es entstand ein wildes Gerangel, bei dem Akira jedoch in einem Moment der Unaufmerksamkeit, das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte. Der Wachhund zögerte keine Sekunde und setzte sich rittlings auf ihn. Akira war überrascht als er in das Gesicht eines jungen Mädchens blickte, dass kaum älter als er selbst war. Auch ihr Gesicht war ausgemergelt und dürr und ihr von der Sonne ausgetrocknetes, strohiges, schulterlanges, dunkles Haar hing ihr ins Gesicht. Irgendetwas an ihr, löste eine Gänsehaut auf seinem ganzen Körper aus und er fragte sich warum. Speichel tropfte aus den kleinen Löchern in ihrem Mund und sie knurrte, versuchte ihre Zähne in Akiras Haut zu vergraben, doch es gelang ihm seine Hand unter ihr Kinn zu legen und ihren Kopf so weit nach hinten zu drücken, dass sie ihn mit ihren Zähnen nicht mehr verletzen konnte. Dabei entblößte er ein kleines, aber markantes Muttermal, dass ziemlich weit hinten unter dem Kinn lag, dass ihm aber sehr vertraut war und sein Körper begann zu beben, als er begriff, warum sie ihm bekannt vorkam.

      Nein… nein das konnte nicht sein. Bitte…

      Es gab nur eine Person, die ein solches Muttermal hatte. Mika…

      Sie waren 5 Jahre zusammen in demselben Minenschacht tätig gewesen und hatten sich angefreundet, er hatte sie sogar richtig gern gehabt, doch dann war sie vor ca. 8 Wochen verschwunden. Man munkelte, sie sei geflohen, doch niemand wusste, ob sie es geschafft hatte oder nicht und die Wächter äußerten sich nicht dazu.

      Doch nun hatte er traurige Gewissheit und die Tränen brannten wie Säure in seinen Augen.

      Was hatten sie ihr nur angetan? Akira erinnerte sich an die gemeinsame Zeit mit ihr, an den Kummer, den sie zusammen erlebt hatten, aber auch an die schönen Momente, die er mit ihr teilen durfte und er war verzweifelt.

      Er wusste nicht was er tun sollte und blickte in die Augen seiner Freundin, die ihn scheinbar nicht wiedererkannten und er fragte sich, was sie mit ihr gemacht hatten und ob das was ihre Persönlichkeit einmal ausgemacht hatte, überhaupt noch da war oder ob die Mika, die er einmal kannte, bereits tot war. Bei dem Gedanken daran, krampfte sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Selbst wenn ein Teil von ihr noch vorhanden war, was war das überhaupt für ein Leben? Angekettet wie ein Tier, immer hungrig, doch nicht in der Lage diesen Hunger zu stillen… Nein, sie hatte gewiss etwas Besseres verdient, niemand sollte so leben müssen…

      Akira fasste einen schweren Entschluss, der seine Eingeweide innerlich zusammendrückte, doch er sah keine andere Möglichkeit. Er wollte sie hier auf keinen Fall so zurücklassen, doch befreien konnte er sie auch nicht, dafür fehlte ihm das nötige Werkzeug. Und selbst wenn er sie befreite… würde sie sich überhaupt von dem, was sie hier erlebt hatte jemals wieder erholen? Oder hatte man sie schon so gebrochen, dass sie niemals wieder so werden würde wie früher? Er blickte ein letztes Mal in die Augen seiner Freundin und auch wenn der Gedanke ihm körperlich Schmerzen bereitete, wusste er die Antwort bereits.

      Dadurch, dass sie so abgemagert war, würde er sicherlich nicht viel Kraft brauchen, um ihr den Kehlkopf zu brechen oder das Rückgrat, wenn es ihm gelang den Kopf so weit wie nur möglich, nach hinten zu drücken. Akira schloss die Augen und ließ die Tränen stumm über sein Gesicht laufen, während er den Kopf immer weiter nach hinten drückte, bis er ein Knacken hörte und ihr Kopf schließlich leblos nach vorne sackte.

      Er schniefte und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, streichelte mit seinen Daumen ein letztes Mal zärtlich über ihre Wangen und hauchte ein leises „Es tut mir so leid“ auf ihre Stirn, bevor er mühsam unter ihrem Leichnam hervorkroch und aufstand. Seine Flucht hatte gerade erst begonnen und dennoch fühlte er sich bereits ausgelaugt, wie tot und er taumelte vom einen Fuss auf den anderen, während sein Verstand versuchte den Tod seiner Freundin zu verarbeiten. Eine Welle der Wut und der Trauer brach über ihm ein, die seinen Körper erbeben ließ und er schrie seine Verzweiflung in den Himmel hinauf. Seine Schreie schienen die anderen Wachhunde nervös, schier rasend zu machen, denn sie zogen und zerrten an ihren Ketten und schrien ebenfalls. Einem der menschlichen Wachhunde gelang sogar das undenkbare. Es war eines der erst kürzlich hinzugefügten menschlichen Wachhunde, der im Gegensatz zu den anderen noch recht kräftig war. Seine Wut und sein Zorn verliehen ihm solche Kräfte, dass es ihm gelang den Holzpflock aus der Erde zu reißen und er wollte sich auf den vor Trauer völlig besinnungslosen Akira stürzen, der wie ein Häufchen Elend auf seine Knie gestürzt war und abwechselnd schluchzte und schrie, doch plötzlich hielt er inne als ein Schatten über ihm wie aus dem nichts auftauchte. Die Augen des menschlichen Wachhunds wurden ihm fast aus dem Schädel gepresst und die Blutgefäße in seinen Augäpfeln platzten während er fassungslos in die weiße Pupille seines Gegenübers blickte. Die schmalen, aschgrauen Lippen öffneten sich und entblößten dabei ein paar sehr scharfe, spitze Zähne, die sich ohne Vorwarnung in den Hals des menschlichen Wachhunds gruben, der zappelnd von seinem ausgestreckten Arm hing.

      Dieser Beitrag wurde bereits 12 mal editiert, zuletzt von Capriciosa D. Devlin ()

    • OK dann will ich doch mal der Erste sein, der hier was schreibt. :-D
      Also erstmal respekt das du dich entschlossen hast deine Geschichte uns zu zeigen. :thumbup:
      Das du dir gleich Tipps von qoii geholt hast, merkt man irgendwie, (nicht negativ gemeint)

      Also um nicht lange um den heißen Brei herum zu reden. Deine Geschichte finde ich recht interessant. Erinnert mich iwie an irgendein Märchen, (mir fällt nur nicht ein welches)
      Die Insel lässt mich an das Brown Archipel erinnern. (wenn das der Korrekte Name der Insel ist, wo Lysop trainiert hat)
      Die Bewohner stelle ich mir aus einen Grund wie die Menschen bei Wall-E vor.
      Von der Zeit her stehen wir iwann nach denn ereignissen, nach OP. Was ich daraus schließe das Buggy auf einmal im south Blue ist und auch an die Crew die doch sehr stark an Ruffy und/oder Lysop erinnern.
      Das mit Buggy jr, finde ich ziemlich genial, auch wenn sich bei mir ersteinmal Fragezeichen gebildet haben, wie er (war es Rapunzel) mit der Zunge verwöhnte und gleichzeitig kotzen ging. Aber evtl hat er die Zunge vorher von sich gelöst. :-D
      Die Familie an sich scheint ziemlich eng mit einander Verbunden zu sein. Auch wenn sie sich liebevoll kloppen.

      Zu deiner Hauptdarstellerin. Im ersten Moment dachte ich sie hätte eine TF gegessen und es einfach nur nicht bemerkt. Das hast du aber schnell wieder verworfen. Jetzt frage ich mich natürlich welche "Krankheit" sie hat. Wenn man das so bezeichnen kann. Sie ist ja mehr oder weniger wie eine Pflanze in Menschen Gestalt. :thumbsup:
      Außerdem ist sie eine Träumerin und hat Lust auf Abenteur. Was ziemlich typisch ist ;)

      Mehr kann ich im moment noch nicht sagen. Freue mich aber schon auf das nächste Kapitel.
      (Auch wenn ich finde das einmal im Monat etwas wenig ist. Aber jeder wie er/sie es schafft. Hauptsache man bleibt dran)

      Nur noch eine kleine Anmerkung. Das mit der Pdf finde ich im Grund OK, aber mir selber würde es besser gefallen mit aufklapp Text, wie bei denn andern FF's. Das würde auch das Kommentieren erleichtern. Finde ich. Wenn ich mir deine Seiten Anzahl so angucke und auch die Schriftgröße (vermutlich 11/12) würde das locker hier rein passen. Und du könntest mehrere Kapitel in einem Post unterbringen. (Siehe: andere FF's) Meine Kapitel sind glaube ich etwas länger als deine, bei gleicher Schriftgröße und es passen etwa 8 in einem Post. Aber hier auch jeder wie er/sie will.


      Mfg Rudi D(as) Rudas
    • Kapitel 1 - Eine schrecklich liebevolle Familie

      Auch wenn ich schon einiges zum ursprünglichen Kapiteln geschrieben habe, was ich nicht alles wiederholen will, bedeutet dies natürlich, nicht dass ich hier die ersten zwei Kapitel schweigen werde. Denn auch für mich ist es, das erste Mal dass ich es nach meinen Anmerkungen lese und bevor hier falsche Eindrücke aufkommen, die Kapitel waren auch schon vor meinen Anmerkungen sehr gut. Das einzige was etwas größer geändert wurde ist die Darstellung der "Krankheit" um vorerst bei Rudis begriff zu bleiben. Da ich darüber schon etwa mehr weiß, muss ich aufpassen nicht groß zu Spoilern. Ansonsten hatte ich nur einige Kleinigkeiten im Bereich der zeitlichen Angaben/Einordnungen angemerkt und den Tipp die einzelnen Personen etwas genauer zu beschreiben, was u.a. zu einer sehr interessanten Kleiderwahl bei Kain geführt hat.^^ Alles andere hat sich, bis auf eigene kleinere Verfeinerungen von Devlin nicht geändert.

      Nebenbei wir haben da immernoch unseren >>FanFiction Übersicht<< Thread in dem jetzt wieder einige laufende Projekte fehlen, nicht nur dieses. Also bitte nicht zögern und mir die entsprechenden Angaben zukommen lassen, damit ich alles einpflegen kann. Damit kann ich auch gleich kontrollieren, wer von den Autoren schön brav bei den anderen Autoren die Kommentare mitliest. ;)

      Bevor ich zum Kapitel komme, muss ich auch sagen, dass mich die Wahl das PDF-Formats etwas überrascht hat, da eigentlich alle hier mit dem editieren ihrer Posts arbeiten. Ob dies gut oder schlecht ist, weiß ich nicht zu beurteilen. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass eine Userin sich die Kapitel von Bo ins PDF-Format kopiert hat, um diese auf dem Flug in den Urlaub nachlesen zu können.

      Interessant finde ich besonders die unterschiedlichen Wahrnehmungen Assoziationen zu der Insel, denn anders als Rudi habe ich zuerst an WCI gedacht, wobei es eben statt Kuchen und anderen Süßigkeiten hier von italienischen Gerichten wimmelt.

      Die Überarbeitung von Devlins "Erkrankung" ist dir sehr gut gelungen und das sage ich nicht nur, weil du einige meiner Anregungen aufgegriffen hast.^^ Zwar hat mir das etwas mehr Streuen der Informationen, zu ihren Symptomen/Problemen, wie es in der letzten Version war ein klein wenig gefallen, als die beiden größeren Absätze jetzt. Allerdings hat sich die Darstellung oder sagen wir besser die Ausprägungen der Symptome durch unsere Änderungen so verändert, dass die Absätze auf jeden Fall sinnvoller ist. Also alles richtig gemacht bzw ich wüsste nicht, wie du die beiden Informationsblöcke hättest noch weiter aufsplitten und einbauen können.

      Die weiteren Informationen zum Alter der einzelnen Personen hast du sehr gut eingebaut und ich kann mir jetzt ein viel besseres Bild zu den einzelnen Mitgleitern der Familie Capriciosa machen. Auch die weiteren Einbauten zu ihrer Geschichte und dem Zusammenleben haben mir sehr gut gefallen.
      Das die Liebe der Familie sehr körperbetont weitergegeben wird, hatte ich ja schon in meiner letzten Rückmeldung als sehr interessant empfunden. Auch deine Idee zu Buggys Auftritt ist gut angekommen, jetzt sind wir schon drei denen diese Art von Humor gefällt.^^ Mal schauen, ob wir noch mehr finden. Also nicht nur lesen, sondern auch (kurz) Kommentieren liebe Mituser. ;)

      Diesmal nach meinen Maßstäben eher ein kurzer Kommentar, aber das wird sich sicher sehr schnell ändern, wenn wir zu den für mich völlig unbekannten Kapiteln kommen. :)
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
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      So kann man es aber auch sehen
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      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Rudi D(as) Rudas

      @Rudi D(as) Rudas:
      Vielen Dank für deinen Kommentar und entschuldige, die späte Antwort, ich hatte viel um die Ohren.
      Es ist schon erstaunlich, welch unterschiedliche Inseln du und Qoii mit der Insel Santa Bolognese verbindet.
      Bei den Bewohnern hatte ich an den Film Wall-E gar nicht gedacht, aber du hast recht, sie ähneln ihnen irgendwie, vielleicht hat dieser Film mich ja unbewusst beeinflusst.
      Inzwischen sind 21 Jahre vergangen, seit Ruffy Piratenkönig geworden ist und 20 Jahre, seit er die Samen auf der Insel Santa Bolognese eingepflanzt hat.
      Natürlich hat Buggy die Zunge vorher von seinem restlichen Körper abgetrennt bevor er sich im Bad erbrach, sonst wäre das ein bisschen eklig, wenn er mit seinem "Fleckenteppich" plötzlich um die Ecke geflogen kommt, nachdem er fertig im Bad ist. Und zwei seiner Finger hat er auch abgetrennt um Rapunzels Ohren vor der verstörenden Geräuschkulisse zu schützen. Da soll noch mal einer behaupten, Ruffy wäre mit seinen Gummikräften der einzige, der alle Frauen glücklich machen könnte.
      Zu Devlins "Erkrankung" und warum sie diese Fähigkeiten hat, erfährst du später noch mehr, ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Ich weiß, dass ich mit meiner Geschichte jetzt One Piece nicht neu erfinde, ich hoffe aber, dass sie dennoch unterhaltsam ist und meine Charaktere dennoch interessant genug sind, dass man die Geschichte liest.

      Ich werde diese Geschichte auf jeden Fall zu Ende schreiben und wer weiß, wenn das Interesse an einer Fortsetzung da ist, auch noch die anderen Geschichten rund um Devlin veröffentlichen, Ideen für zwei weitere Plots hätte ich auf jeden Fall. Leider kann ich im Moment nur einmal im Monat ein Kapitel veröffentlichen, weil ich im Moment noch an einem sehr wichtigen Projekt arbeite und mein Privatleben mir einfach nicht mehr Zeit lässt. Vielleicht werde ich später alle zwei Wochen ein Kapitel veröffentlichen, wenn ich wieder mehr Zeit habe. Aus diesem Grund habe ich schon zwei weitere Kapitel geschrieben als ich etwas Zeit hatte, um einen kleinen Zeitpuffer zu haben, damit ich mir mit den nächsten Kapiteln Zeit lassen kann, denn ich weiß, dass wenn ich etwas unter Druck schreibe, mir das Schreiben irgendwann keinen Spaß mehr machen würde und mir dann auch meine Kapitel nicht mehr gefallen würden, weil ich das Gefühl hätte, alles zu überstürzen, wenn ich sie zu schnell veröffentliche. Und das möchte ich auf keinen Fall, denn gerade meine eigenen Charaktere sind mir sehr wichtig, weil sie ein Teil von mir sind, als Autor geht es dir bei deinen Charakteren da bestimmt genauso oder ähnlich. Ich weiß als Leser macht es das Lesen mühsam, ich hoffe aber du bleibst dennoch dran und liest weiter.
      Für die nächsten Kapitel werde ich auf jeden Fall die Aufklapp-Text-Funktion nutzen, danke für den Hinweis.


      Qoii

      @qoii Ich entschuldige mich, für die späte Antwort, aber ich hatte drei anstrengende Tage und leider keine Zeit, mich früher zu melden. Ich bin froh, wenn ich einen Strich hinter diese Woche machen kann. Jedenfalls vielen Dank, dass du, obwohl du mir schon deine Eindrücke zu meiner ersten Version mitgeteilt hast, meine endgültige Version dennoch kommentierst.
      Kein ist optisch gesehen, auf jeden Fall jemand, den man so schnell nicht mehr vergisst, der Anblick brennt sich einem förmlich ins Gedächtnis.
      Ich habe eigentlich aus Unwissen das PDF Format gewählt, weil ich noch nicht herausgefunden habe wie man die Aufklapp-Funktion nutzt.

      Es ist wirklich interessant, welch unterschiedliche Assoziationen man hat, wenn man von Dingen wie Orten oder Personen in einer Geschichte liest. Letztendlich sind es beides Inseln, die sich um das Thema essen drehen. Das Wichtigste für mich ist es, dass man sich die Insel überhaupt vorstellen kann, egal welche Inseln man mit ihr assoziiert.

      Die Entscheidung ob ich die Infos hier und da häppchenweise einstreue oder ob ich sie in Blöcke verfasse war wirklich knifflig, für mich klang letztendlich letzteres besser, daher habe ich mich für diese Vorgehensweise entschieden. Na ja und weil ich nicht wusste, wie ich es besser machen sollte. ^^

      Das Buggys Geschichte nicht nur dir sondern auch Rudi gefällt, freut mich sehr.

      Jetzt gibt es nur noch ein Kapitel, dann beginnt auch für dich ebenfalls ein völlig neues Kapitel. Bin mal gespannt, ob ich es alleine hinbekommen habe.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Capriciosa D. Devlin ()

    • Da ab nächster Woche Osterferien sind und ich dann keine Zeit habe ein Kapitel hochzuladen, dachte ich mir, dass ich das neue Kapitel einfach diese Woche schon veröffentliche. Ihr findet es oben bei Kapitel 1.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Capriciosa D. Devlin ()

    • Ok dann will ich mal meine Meinung zu Kapitel zwei geben.
      Dein Schreibstil ist wieder verdammt gut. :thumbup:

      Also um gleichmal zu dem fremden zu kommen.
      Die Beschreibung war richtig nice.
      Bin da echt gespannt wie es mit ihm weiter geht. Auch wenn ich einen Vedacht habe.

      Zum Schiff.
      Ich freue mich jetzt schon es zu sehen. Hast uns ja schon eine kleine Beschreibung gegeben.

      Zur Familie von Devlin
      Die interaktion zwischen ihnen war wieder verdammt witzig. Natürlich allen voran Rapunzel und Kein.
      Das sie alle es auch nicht ausschließen das der fremde eine TF gegessen hat finde ich schon mal sehr interessant.
      Ich persönlich würde hier auch auf eine TF schließen, aber evtl keine Zoan, bzw keine Normale Zoan.
      Da lass ich mich aber gerne von dir überraschen.

      Nun komme ich zum letzten abschnitt, das ereigniss mit ihrem Bruder in seiner Praxis (Will ich mal so sagen)
      Iwie kommt er mir etwas spanisch vor. Vllt ist das auch nur mein Gedanke.
      Die Biss Wunde am Hals war mal sehr überraschend.
      Willst du uns hier eine Vampir story Vorsetzten? Wenn ja. WOW. (und das meine ich durchaus Positiv)
      Auch dass dieser Vorfall schon mal passiert ist, finde ich verdammt interessant.

      Ansonsten kann ich nur sagen das es ein schönes Übergangs Kapitel war.
      Viel konnte ich leider da zu nicht sagen. Bin jedenfalls sehr gespannt wie es weiter gehen wird.

      Mfg Rudi D(as) Rudas
    • Rudi

      Vielen Dank für das Kompliment!
      Ja, ich glaube auch, dass es offensichtlich ist, wie es mitdem Fremden weitergeht, mehr möchte ich dazu noch nicht verraten und werdedaher deine Vampirtheorie weder bestätigen noch verneinen.
      Zum Schiff kommen wir im nächsten Kapitel, ich muss vorheraber noch ein paar Änderungen vornehmen, weil ich mit dem Design noch nichtganz zufrieden bin. Dinge zu beschreiben ist leider nicht meine Stärke, dochich versuche daran zu arbeiten und hoffe mich diesbezüglich noch zu verbessern.
      Ja, die Capriciosas sind recht schnell zu derSchlussfolgerung gekommen, dass es sich um eine Zoan handeln könnte, vielleichtetwas zu schnell.

      Rudi D(as) Rudas schrieb:

      Nun komme ich zum letzten abschnitt, das ereigniss mit ihrem Bruder in seiner Praxis (Will ich mal so sagen)
      Iwie kommt er mir etwas spanisch vor. Vllt ist das auch nur mein Gedanke.

      Humble kommt dir Spanisch vor? Du meinst, weil er mitten inder Nacht noch angezogen ist?
      Na ja, irgendeine Macke müssen sie ja alle haben und er istals Arzt halt gerne allzeit bereit und trägt daher die Kleider, die er tagsüber getragen hat, auch nachts. :-D
      Dies geht sogar so weit, dass er nachts wie ein Toter aufdem Bett liegt, die Arme neben seinem Körper liegend und so bis zum Morgen liegenbleibt, um bloß keine Falten in seine Kleidung zu machen. Und sobald er dannmorgens aufsteht, zieht er seine Kleidung aus, faltet sie ordentlich zusammenund legt sie anschließend in seinen Wäschekorb und nimmt sich, nachdem er sichgewaschen hat, neue Kleidung aus dem Schrank. Leider bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Macken aller Familienmitglieder zu zeigen, aber vielleicht mache ich hin und wieder einen Schwenker zurück zu Devlins Familie um zu zeigen, was sie so treiben.
      Ich weiß, im Moment gibt es noch nicht so viel Spielraum fürSpekulationen, bis auf ein paar Details, die ich hier und da eingebaut habe.
    • Kapitel 2 Der Fremde

      Auch zu diesem für mich nicht ganz neuen Kapitel gibt es natürlich einen kleinen Kommentar.

      Sehr gut gefallen haben mir die für mich neuen Informationen bezüglich des Aussehens und kleinen Macken der Familie Capriciosa. Dadurch bekommen die einzelnen Charaktere gefühlt nochmal etwas mehr tiefe im Vergleich zu deiner ersten Version. Irgendwie hat mir die Idee des langhaarigen Mercusio als Schiffsbauer besonders gut gefallen. Die Interaktionen innerhalb der Familie hast du ebenfalls nochmal sehr gut überarbeitet.

      Auch beim geheimnisvollen Fremden hast du, wenn ich mich recht entsinne, noch etwas den beschreibenden Stift angesetzt. Zwar war diese schon vorher ziemlich ausreichend, aber die Kleinigkeiten haben doch noch einiges gebracht. In meiner vorherigen Rückmeldung habe ich schon die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass er für den Angriff verantwortlich ist und irgendeine Zoan mit blutsaugendem, flugfähigen Tier gegessen hat wie z.B. Mücke. Die Erwähnung des Vampirs hat mich noch an eine Fledermaus denken lassen, dort gibt es auch einige die Blut benötigen und gut sehen können sie nach der allgemeinen Vorstellung ebenfalls nicht, auch wenn dies nicht unbedingt stimmt.

      Sehr schön war auch die Ergänzung des Jobs des Angegriffenen und dessen Berufspraktiken. Ausrechnet der Bestatter wird angegriffen, wer soll dehn den bitte dann unter die Erde bringen, wenn er stirbt und der einzige vor Ort ist. Weiterhin dürfte jede Bestattung auf dieser Insel sowieso in Schwerstarbeit ausarten, die Gräber müssen immerhin sehr großzügig ausgehoben werden, jeder Sarg den Baumbestand der Insel aufs äußerste gefährden und sofern die Särge nicht ins Grab gerollt werden, auch sehr schwer zu tragen sein. ^^
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
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    • Qoii
      Danke für deinen Kommentar.
      Zu dem Fremden wird es im nächsten Kapitel wieder etwas zu lesen geben, das vielleicht etwas mehr Aufschluss über ihn geben wird.Eigentlich bin ich nicht befugt über die Geschäftspraktiken des Leichenbestatters zu sprechen, weil ich ihm versprochen habe, darüber zu schweigen, aber sagen wir so, wenn jemand auf Santa Bolognese stirbt, gibt es am nächsten Tag in der Metzgerei seiner Frau Ursula ihr allseits beliebtes Spezialgericht mit der geheimen Zutat. :-D Jedenfalls gibt es auf Santa Bolognese keine Leichen Probleme da alle Leichen „offiziell“ verbrannt werden, bevor sie mit ihrer Urne beerdigt werden.
    • Hallo und einen schönen ersten Mai euch allen!
      Wie versprochen gibt es heute Kapitel 3 (siehe oben in meinem ersten Post).
      Ich hoffe es gefällt euch und wünsche euch allen einen schönen Tag!
    • Also das war wieder ein Schönes Kapitel.
      Die kleinen Familien klopperein sind immer sehr amüsant.^^
      Ich denke jetzt steht auch fest, wer für den Angriff verantwortlich war und was er für TF's hat.

      Das Schiff scheint wirklich sehr schön zu sein, mit einer Sonne als Gallionsfigur.
      Auch das Gewächshaus ist sehr interessant. Mit dem Verspiegelten Glas. Aber da weiß ich jetzt nicht wirklich wie da mit Licht funktioniert. (Im RL)

      Die Haarfähigkeit von Devlin kommt mir bekannt vor. ^^ (konnte es mir einfach nicht verkneifen, auch wenn du mir schon per PN geschrieben hast.)
      Nein ich hatte wirklich schon so eine Ahnung das sie das könnte. Ich weiß tatsächlich nicht woher, aber bestimmt habe ich sowas mal iwie gesehen und komme nicht drauf was es war.^^

      Zum Baum
      Mhm leider verstehe ich das mal überhaupt nicht.
      Kann mir nur denken das Devlin iwie die Königin der Pflanzen welt wird^^

      Nochmal zum Schiff.
      Ich habe glaube nicht ganz verstanden was es für Material war. Holz jedenfalls nicht.

      Ansonsten kann ich nur sagen, Langsam wird es Zeit das was passiert oder?^^
      Bissel aktion in den nächsten Kapitel, Familien klopperein ausgenommen, würde ich als sehr angenehm empfinden. Ist aber nur meine Meinung. (Ist auch nicht negativ zu sehen.)

      Ok das war es schon von mir.

      MFG Rudi
    • Kapitel 3 Il Giardino Soleggiato

      So nachdem wir beide Tot sind können wir uns wieder den wichtigen Dingen wie deinem FF widmen. ^^

      Bei der Person im ersten Abschnitt handelt es sich definitiv um das Wesen, welches Theodor Angriffen hat. Allerdings wird es nicht ganz klar, ob es sich auch um den geheimnisvollen Fremden handelt, denn dieser Fremde hat sich eine ganze Flasche Alk besorgt. Zwar kämpft dieses Wesen auch mit Alkohol im Blut, allerdings kann man es durchaus so verstehen, dass er sich dieses durch das Blutsaugen bei Theodor zugezogen hat. Immerhin schwört er sich nie wieder eine >Schnapsdrossel< anzugreifen. Allerdings wird im nächsten Satz auch wieder angedeutet, dass er diese Angriffe auch durchführt, wenn er betrunken ist.
      Der Logik nach würde ich deswegen einfach davon ausgehen, dass es sich bei diesem Wesen wirklich um den Fremden handelt, dem Devlin über den Weg gelaufen ist. Weiterhin bin ich mir jetzt sehr sicher, dass es sich um eine Fledermaus-Zoan handelt und er rein zufällig ihr neues Schiff angesteuert hat.

      Devlins "Frühstück" hast du auf eine sehr schöne und bildliche Weise beschrieben. Es wirkt wie ein richtiges Erwachen, wobei ich für mich nicht umhinkam zu bemerken, dass die meiste Energie ihr eigentlich bei >high noon< zur Verfügung stehen müsste. Auch wenn Sky auf einem sehr guten Weg ist, muss ich ihr einfach noch ein bisschen aufpassen nicht zu viel zu verraten, auch wenn ich eigentlich mehr oder weniger nur den allgemeinen Hintergrundbegriff/Idee kennen und eigentlich nur sehr wenig über deine genauen Pläne zur Umsetzung. Übrigens müsste es hier >>Gefühl hatte zu implodieren vor Kraft und Vitalität<< nicht eigentlich Explodieren heißen?

      Im Weiteren gibt es noch ein paar sehr schöne Familienszenen, sowohl normale wie auf dem Onkel reiten oder Mamas Schmuck tragen, als auch die Absurden körperlichen Zuneigungsbekundungen der Familie Capriciosa und ihren Ticks und Zwängen. Ich weiß jetzt schon, dass ich sie in Zukunft vermissen werde. :-D

      Auch das Schiff hast du sehr schön und bildhaft beschrieben, zumindest ich konnte mir damit sehr gut vorstellen, wie es aussieht. Sofern ich es richtig verstanden habe, ist das einzige richtige Holz in Schiff der Baum-Mast, der allerdings noch "am Leben" ist. Denn anscheinend gibt bzw gab es auf der Insel mindestens einen Baum der seine eigenen Entscheidungen treffen und sich bewegen konnte.

      Allgemein wieder ein sehr schönes Kapitel und ich bin schon sehr gespannt auf das Nächste. Wie Rudi schon bemerkt hat, müssten die ruhigen Zeiten bald vorbei sein.
      Weiterhin kannst du @Rudi D(as) Rudas deine Ideen zu den Inspirationen und deine Spekulationen zu weiteren Fähigkeiten ruhig ihr Posten, das mache ich bei den anderen FFs auch immer. Dadurch weiß ich dann auch bei diesem FF, wie weit ich mit meinem kleinen Wissensvorsprung weiter Spekulieren kann, ohne dich aus Versehen etwas zu sehr zu Spoilern.
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Rudi

      Vielen Dank für deinen Kommentar.
      Die Sache mit dem Baum und warum er sich bewegen und reden kann brauchst du jetzt noch nicht zu verstehen, weil es jetzt noch nicht wichtig ist. Außerdem, wenn ich dir jetzt erkläre warum und wieso, würde ich dich spoilern, daher musst du dich vorerst einfach mit der Tatsache begnügen, dass er es kann, tut mir leid. Nur so viel, Big Mom steckt nicht dahinter. ^^

      Du hast recht, das Schiff besteht nicht aus Holz. Mercusio hat extra ein Material entwickelt, das aus
      Reishülsen, Steinsalz sowie Mineralölengemacht ist, das nicht nur wie Holz aussieht, sondern auch genauso widerstandsfähig wie Holz und dazu noch wetterbeständig, nur das es kein Holz ist.

      Es gibt ja auch Tofu-Fleisch, dass aussieht wie Fleisch, obwohl es kein Fleisch ist.

      Im RL besitzt verspiegeltes Glas normalerweise einen Hitze- und Sonnenschutz da hast du recht, aber in meiner Geschichte handelt es sich um spezielles Glas, dass die Sonnenstrahlen durchlässt. Ich hoffe, dass du mir diese kleine künstlerische Freiheit verzeihst. Es muss ja nicht alles realistisch sein in One Piece. ;)

      Das ist kein Problem, wie ich dir ja schon geschrieben hatte, wird das die einzige Gemeinsamkeit zwischen Devlin und deiner Kami sein. Außerdem dachte ich, dass es gut Devlin und ihren anderen Fähigkeiten passen würde, als ich sie damals mir ausgedacht habe, besonders da sie anfangs etwas Schwierigkeiten haben wird im South Blue, aber dazu später mehr. Hätte ich gewusst, dass jemand anderes eine ähnliche Idee hat, hätte ich mir etwas anderes überlegt.

      Du wünscht dir also mehr Action? Kein Problem, im nächsten Kapitel gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf Devlins erstes Ziel am Ende des Kapitels. Es wird düster. Und böse.


      Qoii


      Tot ruht es sich auf jeden Fall besser. ^^

      So habe ich wieder mehr Zeit zum Schreiben.

      qoii schrieb:

      Bei der Person im ersten Abschnitt handelt es sich definitiv um das Wesen, welches Theodor Angriffen hat. Allerdings wird es nicht ganz klar, ob es sich auch um den geheimnisvollen Fremden handelt, denn dieser Fremde hat sich eine ganze Flasche Alk besorgt. Zwar kämpft dieses Wesen auch mit Alkohol im Blut, allerdings kann man es durchaus so verstehen, dass er sich dieses durch das Blutsaugen bei Theodor zugezogen hat. Immerhin schwört er sich nie wieder eine >Schnapsdrossel< anzugreifen. Allerdings wird im nächsten Satz auch wieder angedeutet, dass er diese Angriffe auch durchführt, wenn er betrunken ist.
      Das eine schließt das andere Szenario ja nicht aus, einige Menschen vertragen ja mehr als eine Flasche Alk, siehe Zoro. ^^

      Du hast recht, es müsste explodieren heißen, ich werde das gleich mal korrigieren. Danke! ^^
      Wer sagt denn, dass sie sich nicht noch stärker fühlen kann im Laufe des Tages? Sie fühlt sich nur so enorm stark am Morgen weil sie ja immerhin ein paar Stunden kein Sonnenlicht mehr hatte. Das Problem ist, dass wenn es dunkel ist, ihre Kräfte sinken. (nicht so stark wie bei Escanor, aus The Deadly Sins aber doch deutlich. :) Unser Körper wird ja im richtigen Leben auch schwächer, wenn wir ihm nicht Energie in Form von Vitaminen, Eiweiß, Kohlenhydraten, Zucker, Wasser, etc. zuführen.
      Und so ist es bei Devlin auch wenn sie längere Zeit kein Sonnenlicht erhält wie es nachts der Fall ist.

      Mir werden die Capriciosas auch fehlen. Als ich die Abschiedsszene schrieb, hat es mir richtig weh getan, mich von ihnen zu verabschieden, weil ich sie so lieb gewonnen habe, dass es mir das Herz brach. ;( Das ist mir auch noch nicht passiert.

      Vielleicht schreibe ich ein Spin-Off:Die Capriciosas: Hiebe der Liebe ^^


      Richtig, der Baum ist das einzige Stück Holz, das lebt und der einzige sprechende und laufende Baum auf der Insel. Obwohl nur Devlin ihn hören kann. Mehr will ich dazu nicht verraten lasst euch später überraschen, warum er das kann.

      Die ruhigen Zeiten werden sehr bald vorbei sein da hast du recht, denn im nächsten Kapitel machen wir einen kleinen Schwenk zum ersten Ziel auf Devlins Reise, bevor sie dort ankommt, ich will ja nicht, dass ihr einschlaft vor Langeweile. Ihr werdet euch vermutlich noch nach den ruhigen Zeiten zurücksehnen, Devlin wahrscheinlich auch, wenn sie erfährt was dort passiert. 8o
    • Nachdem ich nun einige Zeit hatte nachzudenken, habe ich mich dazu entschlossen, die nächsten drei Kapitel bis Ende Mai zu veröffentlichen.
      Dies tue ich zum einen, weil ich Kapitel 4 aufgrund der Länge wieder aufteilen musste (8 Word-Seiten sind einfach zu lang), und sich dadurch alles noch etwas verzögert (ca. drei Kapitel) und zum zweiten um das Tempo der Geschichte etwas zu beschleunigen damit Devlin endlich lossegeln kann und der interessante Teil der Geschichte beginnt. Ihr habt euch ja schließlich etwas Action gewünscht.
      Leider wird es dadurch in Kapitel 4 nicht wie versprochen Action geben, es tut mir leid @Rudi D(as) Rudas und @qoii, dafür geht die Geschichte aber schon Montag weiter und Ende nächster Woche kommt dann noch Kapitel 6. Ich hoffe, dass das etwas über die Enttäuschung hinweg trötet.

      Mit Kapitel 7 werde ich dann wieder in meinen monatlichen Rhythmus zurückkehren.

      Daher stresst euch bitte nicht und kommentiert erst ab Kapitel 7 wieder. Im Moment gibt es sowieso noch nicht so viel zu spekulieren, daher genießt die nächsten Kapitel einfach, bevor es dann richtig losgeht. Es tut mir leid, dass diese Geschichte sich so hinzieht, aber ich wollte gerade im ersten Arc, erst einmal die Charaktere richtig durchleuchten und über ihre Persönlichkeiten und Geschichte etwas erzählen. Das ist zwar nicht spannend, dennoch hoffe ich, dass ihr weiter lest und der Geschichte eine Chance gebt, sich zu entwickeln. Das Tempo des zweiten Arcs wird dafür schneller sein, alleine schon wegen der neuen Figuren, die ihr im zweiten Arc kennen lernen werdet. Aber erst einmal muss ich den ersten Arc zu Ende schreiben. ^^
    • Hallo!

      Wie ich euch versprochen habe gibt es heute Kapitel 5 (Kapitel findet ihr wie immer oben in meinem Startpost bei den anderen Kapiteln).
      Hach, ich kann es immer noch nicht fassen, dass meine beiden Lieblingscharaktere im Manga endlich wiedervereint sind und schwebe seitdem auf Wolke 7. <3
      6 Jahre habe ich auf diesen Moment gewartet und fiebere nun dem nächsten Kapitel entgegen, dass hoffentlich da weitermacht wo 943 aufgehört hat.
      Aber genug davon, viel Spaß mit dem neuen Kapitel und bis bald!

      Hallo und willkommen zu meinem letzten Kapitel (Kapitel findet ihr an üblicher Stelle) bevor ich wieder in meinen monatlichen Veröffentlichungsrhythmus zurückkehre. Das nächste Kapitel erscheint zwar erst im Juli, dafür kommen wir aber endlich auf der Insel an, die ihr schon im letzten Kapitel etwas kennen lernen durftet.
      Viel Spaß und bis Juli dann!

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    • So endlich mal zum lesen gekommen.
      Kapitel 5 und 6. Beide Kapitel haben mir sehr gefallen. :thumbsup:

      Kapitel 5

      Der Abschied war finde ich einfach perfekt. Ich hatte wirklich ein bisschen pipi in den Augen.

      Die zweite Hlfe finde ich persönlich aber spannender. Ich denke mal du willst uns hier die neue Insel anteasern.
      Den Kakerlaken Typ finde ich persönlich am interesantesten. Schon alleine wegen des 'Chips'

      Mal sehen ob Akira es schafft aus der Kanalisation zu fliehen.

      Mehr gibts hier eigentlich nicht zu sagen.

      Kapitel 6

      Der Kampf zwischen Devlin und Bardoque haste wirklich unterhaltsam dargestellt. Auch wenn die Zeit von 3 Tagen meist off Topic war.^^
      Was ich hier sagen muss. Ich bin nicht wirklich sicher und es ann auch sein das es nur mir so geht. Ich hatte immermal das gefühl das einiges durch einander war was die momentane Sicht angeht. (Kann das schlecht beschreiben) Ich meine aus welcher sicht du imo schreibst.

      Ansonsten kann ich nur sagen das Devlin ein wenig naiv ist oder? Ich meine ein Fremder taucht auf ihren Schiff auf und sie will ihn gleich als Freund haben.
      Mhm auch wenn Devlin Stark ist ohne Zweifel, aber die Frau ist 20 (glaube ich, bin mir nicht mehr sicher^^), da sollte schon mal ein bisschen mißtrauischer Wirken. Auch die sogenannte "Umarmung" seitens Bardoque zählt dazu.

      Ansonsten wie Blind muss Bardoque sein (war er blind?) wenn er nicht erkennt wie alt Devlin ist.
      Die Beschreibung der Batto Batto no Mi Typ Bechsteinfledermaus. fand ich wirklich top. Sehr gut dargestellt. Auch wenn ich sage diese Art von Fledermäusen saugt kein Blut.^^ (Verdammte besserwisserei^^)
      Auch ist er ein Navigator und wird vorraussichtlich iwann zu Devlin dazu stoßen. Mal sehen wann.

      Am Ende frage ich mich noch wie Devlin das Schiff alleine Steuern kann? Das hat mir doch ein paar Fragezeichen eingebracht.

      Wie gesagt ich fand die zwei Kapitel sehr schön und es ist auch mal mehr passiert as nur eine Familien klopperei.^^

      Nur eines würde ich ändern, aber das ist nur eine perönliche sache. Die Namensnennung der TF mitten im Text hat mich verdammt verwirrt. Ich würde dir Raten dies entweder komplett sein zulassen und dann am Ende einen Spoler text einzurichten oder es die Personen sagen oder erkennen zu lassen. Finde ich halt besser.

      Freue mich auf die nächten Kapitel. :thumbup:

      MFG Rudi
    • Rudi
      Vielen Dank für deinen Kommentar, du hättest dich aber nicht damit abhetzen müssen, ich hatte ja gesagt, dass ihr erst ab Kapitel 7 wieder kommentieren braucht, da nicht so viel passiert in diesen Kapiteln.
      Trotzdem freue ich mich natürlich, dass du dir dennoch die Zeit genommen hast, einen Kommentar zu schreiben, trotz all der Überstunden, die du momentan schieben musst.

      Rudi D(as) Rudas schrieb:

      Der Abschied war finde ich einfach perfekt. Ich hatte wirklich ein bisschen pipi in den Augen.
      Es freut mich, dass dich der Abschied von den Capriciosas und Santa Bolognese so gerührt hat, dann ist mein Herz wenigstens nicht umsonst in gebrochen worden.

      Richtig der zweite Teil von Kapitel 5 ist ein Vorgeschmack, auf das was noch kommt. In Kapitel 7 geht es dann auch mit Akira weiter. Freut euch auf wunderschöne Bilder. Besonders der Garten sieht so wunderschön aus, dass man am liebsten bei Blutmond dort spazieren gehen möchte. Ich hoffe nur, ich kriege es hin, die Bilder in meinem Kopf in Worte zu fassen, um die Atmosphäre und vor allem Akiras Gefühle beim Anblick von alldem auch richtig wieder zu geben.


      Rudi D(as) Rudas schrieb:

      Der Kampf zwischen Devlin und Bardoque haste wirklich unterhaltsam dargestellt. Auch wenn die Zeit von 3 Tagen meist off Topic war.^^
      Was ich hier sagen muss. Ich bin nicht wirklich sicher und es ann auch sein das es nur mir so geht. Ich hatte immermal das gefühl das einiges durch einander war was die momentane Sicht angeht. (Kann das schlecht beschreiben) Ich meine aus welcher sicht du imo schreibst.
      Hätte ich den 3-tägigen Kampf auch noch komplett abgehandelt, wären es vermutlich noch mal 3 Seiten mehr geworden, dass wollte ich dann niemandem zumuten. Ich werde aber versuchen, die Kämpfe etwas länger zu gestalten und vor allem nicht wieder off topic. ^^
      Es tut mir leid, wenn dich die wechselnden Erzählperspektiven etwas verwirrt haben, daran muss ich dringend arbeiten, mal sehen ob ich das noch besser hinbekomme.

      Rudi D(as) Rudas schrieb:

      Ansonsten kann ich nur sagen das Devlin ein wenig naiv ist oder? Ich meine ein Fremder taucht auf ihren Schiff auf und sie will ihn gleich als Freund haben.
      Mhm auch wenn Devlin Stark ist ohne Zweifel, aber die Frau ist 20 (glaube ich, bin mir nicht mehr sicher^^), da sollte schon mal ein bisschen mißtrauischer Wirken. Auch die sogenannte "Umarmung" seitens Bardoque zählt dazu.
      Devlin ist 17 und ja sie ist etwas naiv in gewissen Dingen, aber man kann es ihr nicht verübeln. Sie ist wohlbehütet auf einer Insel bei ihrer Familie aufgewachsen und hat diese auch noch nie verlassen oder ist jemals bösen oder gar schlechten Menschen begegnet, daher weiß sie nicht wirklich, wie gefährlich die Welt jenseits ihrer Heimat wirklich ist. Doch dies wird sich sehr bald ändern und dann bleibt es abzuwarten wie sie mit der schonungslosen und brutalen Realität klarkommt. Es braucht auf jeden Fall einen starken Charakter, um all das verarbeiten zu können. Außerdem war sie beim Anblick von Bardoque (tja da habe ich seinen Namen nun wohl doch schon verraten ^^) einfach nur froh, endlich nicht mehr alleine zu sein und die Tatsache, dass er sich mit ihr geprügelt hat, bestärkte sie natürlich noch in dem Bestreben mit ihm Freundschaft zu schließen, da sie glaubte in ihm einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Andere Orte, andere Sitten. Die einen reichen dir die Hand zur Begrüßung und Devlin schlägt dir zur Begrüßung die Faust ins Gesicht. Sie ist halt von Natur aus, ein sehr kontaktfreudiger und herzlicher Mensch und dies lässt sie dich mit jeder Faser ihres Körpers spüren. ^^


      Rudi D(as) Rudas schrieb:

      Ansonsten wie Blind muss Bardoque sein (war er blind?) wenn er nicht erkennt wie alt Devlin ist.
      Die Beschreibung der Batto Batto no Mi Typ Bechsteinfledermaus. fand ich wirklich top. Sehr gut dargestellt. Auch wenn ich sage diese Art von Fledermäusen saugt kein Blut.^^ (Verdammte besserwisserei^^)
      Bardoque ist blind, das stimmt. Rapunzel hatte in Kapitel 2 zum ersten Mal über diese Möglichkeit gesprochen, als sie erfuhr, dass seine linke Pupille weiß ist und die andere von einer Haarsträhne verdeckt wird. Warum er blind ist, wird später noch erklärt.

      Ich wollte mich eigentlich nicht zu der Blutsauger-Theorie äußern, da ich nicht zu viel verraten möchte, aber warte diesbezüglich ab, du wirst noch eine Überraschung erleben. Mehr sage ich dazu nicht.


      Rudi D(as) Rudas schrieb:

      Am Ende frage ich mich noch wie Devlin das Schiff alleine Steuern kann? Das hat mir doch ein paar Fragezeichen eingebracht.
      Nun, das Steuern ist allein gewiss nicht einfach, aber Devlin bekommt diesbezüglich Hilfe von ihrem Baummast. Außerdem hat sie ja noch ihre Haare als zusätzliche Arme.


      Rudi D(as) Rudas schrieb:

      Nur eines würde ich ändern, aber das ist nur eine perönliche sache. Die Namensnennung der TF mitten im Text hat mich verdammt verwirrt. Ich würde dir Raten dies entweder komplett sein zulassen und dann am Ende einen Spoler text einzurichten oder es die Personen sagen oder erkennen zu lassen. Finde ich halt besser.
      Danke für den letzten Tipp, ich werde versuchen, dies zu ändern und immer, wenn eine neue TF kommt, einfach ein Sternchen hinter die TF setzen und die Erklärung am Ende des Kapitels einfügen, so wie viele Autoren, dass in ihren Büchern tun. Ich könnte aber auch nach dem Kapitel einen Charakterbogen anfertigen zu diesem Charakter, ich überlege mir da was.
      Vielleicht sollte ich grundsätzlich Charakterbögen hinzufügen, falls jemand mal etwas nachschlagen will, zu einem Charakter, so wie du es für die Figuren deiner FF planst. Ich werde mir dazu Gedanken machen.

      Familien Kloppereien wird es keine mehr geben da kann ich dich beruhigen. ^^ Aber falls Interesse besteht, kann ich ab und zu, ein paar Briefe an die Familie oder von der Familie in die Kapitel einfließen lassen.

      Ansonsten vielen Dank für die Ratschläge und ich hoffe, ich bekomme das nächste Kapitel besser hin.


      Hallöchen!

      Heute gibt es Kapitel 7. (Siehe Startpost oben) Da ich ab August im Urlaub bin, wird es Kapitel 9 erst im September geben. Bis dahin wünsche ich euch allen schöne Sommerferien und hoffe ihr kommt alle gut erholt zurück.

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    • Da ich unfreiwillig an mein Bett gefesselt bin und nicht mehr schlafen kann, habe ich die Zeit wenigstens sinnvoll genutzt und das neue Kapitel fertig gestellt. So muss ich wenigstens nicht mit einem schlechten Gewissen nächste Woche in den Urlaub fahren. Ich hoffe, dass es mir einigermaßen gelungen ist und wenn nicht, kann ich es immer noch auf meine Fieberschübe schieben. XD

      Viel Spaß und bis September!

      Kapitel 8 Der Garten

      Kapitel 8
      Wie aus dem Nichts war dieser dunkle Schatten vom Himmel gefallen und hatte sich auf seinen Angreifer gestürzt, der nun zappelnd von seinem Arm baumelte. Eigentlich sollte Akira die Gelegenheit nutzen um so schnell wie möglich zu fliehen, doch er konnte es nicht, er war wie paralysiert, die Angst breitete sich langsam und schleichend in seinem Körper aus und betäubte seine Muskeln.
      Er wagte es noch nicht einmal zu Atmen, aus Angst die dunkle Gestalt könnte ihn bemerken und sich stattdessen auf ihn stürzen. Noch nie in seinem Leben hatte er eine 1,80 m große, muskelbepackte Fledermaus gesehen, es musste sich um eine Zoan handeln, er hatte von diesen Teufelskraft-Nutzern schon gehört, doch noch nie einen kennen gelernt. Auch nicht jetzt, denn die Brutalität mit der der Fledermausmann den Körper des menschlichen Wachhunds behandelte war erschreckend. Wie einen benutzten Lappen warf er ihn zu Boden,wo der Wachhund benommen liegen blieb. Akira fragte sich, ob er ein neuer Wächter war, doch er verwarf den Gedanken sofort wieder, denn Wächter griffen die Wachhunde nicht an. Oder etwa doch? Es ist besser, ich verschwinde, bevor er mich sieht entschied Akira und mobilisierte seine noch verblieben Kräfte um sich aufzuraffen. Er ignorierte den leblosen Körper seiner toten Freundin, versuchte ihn auszublenden und richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf den Fremden der einfach an ihm vorbeimarschierte, so als ob er nicht da wäre. Er starrte auf die weiße Pupille und fragte sich, wie der Fremde durch das andere Auge das von einer silbernen Haarsträhne verdeckt wurde, überhaupt sehen konnte. Viel sehen konnte er so bestimmt nicht, doch er schien nicht den Eindruck zu machen, als ob dies ein Problem für ihn wäre, im Gegenteil, er schien zielstrebig geradeaus zu laufen, drehte den Kopf mal nach links und dann wieder nach rechts und öffnete dabei seinen Mund einen Spaltbreit, als ob er etwas sagen wollte, doch es kam kein Ton heraus. Stattdessen lief der Fremde einfach weiter, direkt in den nächsten Wachhund, der sich ohne zu zögern auf ihn stürzte. Mit Entsetzen sah Akira wie die Bestie auf den Fledermausmann zukam, als dieser wie aus dem nichts seinen Arm hoch riss und mit dem Handballen seiner rechten Hand dem menschlichen Wachhund einen Aufwärtshaken direkt unter der Nase verpasste. Akiras Eingeweide zogen sich zusammen und er schüttelte sich, als er das Knacken von Knochen hörte und das Blut wie aus einer Fontäne aus dem Loch spritzte wo sich einst die Nase des Wachhunds befunden hatte.
      Dem sollte ich besser nicht zu nahe kommen.
      Der Fledermausmann kannte keine Gnade mit seinen Opfern und hinterließ auf seinem Weg durch den Zwinger eine Schneise der Verwüstung und des Blutes.
      Eine kakofonische Mischung aus brechenden Knochen und Schmerzensschreien erfüllte die Luft, während sich der Fremde langsam zum Ausgang des Zwingers begab, dicht gefolgt von Akira der sich in dessen Windschatten bewegte, darauf bedacht nicht ins Visier des Fledermausmannes zugeraten, als eine dicke Eisenkette in hohem Bogen durch die Luft flog und sich um den Hals des Fremden schlang, als dieser zu nah an einem Wachhund vorbei lief. Die Muskeln des Fremden spannten sich an, um sich aus der Umklammerung der Eisenkette zu befreien, während der Wachhund, der die Kette mit beiden Händen festhielt, sich hinter ihn postierte um seine Zähne in die aschgraue Haut des Fremden zu bohren. Akira überlegte, ob er dem Fledermausmann zu Hilfe eilen sollte, doch er hatte zu viel Angst und traute sich deshalb nicht.
      Der Fremde zeigte sich allerdings unbeeindruckt von dem Angriff, beugte sich mit dem Oberkörper vor und riss den menschlichen Wachhund einfach von den Füßen, der sich hilflos an die Kette klammerte, die vom Rücken des Fremden baumelte. Der Fremde aber griff um sich und als seine kräftigen Arme sich um den Oberkörper des Wachhunds schlangen und zudrückten, knackte es kurz und der Wachhund löste den Griff von der Eisenkette und sackte wie eine Marionette der man die Fäden abgetrennt hatte, in sich zusammen. Der Fremde streifte sich die Kette wortlos ab und ließ sie zu Boden fallen.
      Akira war von der Kaltblütigkeit entsetzt und fragte sich, wie man Menschen auf eine so brutale Art töten konnte ohne dabei die kleinste Regung von Mitgefühl zu zeigen. Der Fremde wurde ihm zunehmend unheimlicher,denn er wusste weder woher er kam, noch was er ausgerechnet auf Kolasi Island wollte. Da er fliegen konnte, musste er hier nicht durchlaufen, doch er tat es aus welchem Grund auch immer nicht. Vielleicht machte ihm das Töten Spaß,überlegte Akira und sein Körper zitterte beim Gedanken daran.
      Obwohl Akira gerne meilenweit entfernt von dem Fremden wäre, folgte er ihm auf seinem blutigen Pfad durch den Zwinger, denn er war seine einzige Chance, wenn er hier lebend rauskommen wollte. Den linken Arm anhebend,fing der Fledermausmann eine weitere Attacke durch einen Wachhund ab, der seine Zähne in den Unterarm des Fremden rammte, sich regelrecht in dessen Fleisch vergrub und wollte den Fremden packen, als dieser den Arm des Wachhunds packte und mit einem Ruck nach hinten riss und dem Wachhund dabei nicht nur die Schulter auskugelte, sondern ihm das komplette Schulterblatt brach. Akira verzog angewidert das Gesicht, er konnte sich an das Geräusch zersplitternder Knochen einfach nicht gewöhnen und er schüttelte sich vor Ekel.
      Sobald sich die Gelegenheit bot, würde er sich von ihm trennen, stand für Akira fest.
      Wie ein Wolf jaulte der Wachhund vor Schmerz auf, seine Zähne immer noch im Unterarm des Fledermausmanns vergraben, doch der Fremde schien ihn zu ignorieren und schüttelte stattdessen mit einer kurzen Bewegung seines Arms, den Wachhund wie eine lästige Fliege einfach ab und ging weiter.
      Akira folgte ihm schnell, aus Angst der Wachhund könnte sich wieder erholen und stattdessen ihn angreifen, doch der Wachhund blieb nur wimmernd am Boden liegen und rollte sich vor Schmerz krümmend über den staubigen Boden. Er empfand irgendwie Mitleid mit dem menschlichen Wachhund,denn er konnte sich sehr gut vorstellen, wie weh es tun musste und herrschte sich im Stillen an, weiter zu laufen, um nicht selbst wieder zum Opfer zu werden.
      Sie hatten den Zwinger fast durchquert, es trennten sie nur noch wenige Meter von ihrem Ziel und Akira schluckte, als sein Blick auf den Garten fiel, der sich hinter dem Zwinger erstreckte. Ein Schauder bahnte sich von seiner Hüfte rauf bis in seinen Nacken und er fröstelte, als er die bizarre Szenerie erblickte, die sich vor ihm auftat.
      Selbst die schaurigen Erzählungen der Wächter hatten ihn nicht vor diesem Anblick bewahren können, der sich ihm nun bot und Akiras Körper bebte, während er dem Fremden in einigem Abstand durch den Ausgang des Zwingers folgte.
      Er kam sich vor wie in einem surrealen Alptraum, der sich in all seiner Grausamkeit vor seinen Augen ausbreitete und wie ein glühendes Stück Eisen, sich durch seinen Frontallappen brannte und drohte sich dort für immer in seinem Gedächtnis festzusetzen. Er war den Gestank von Kot zwar gewöhnt, doch der Verwesungsgeruch der ihm hier entgegen schlug, drehte ihm den Magen um, dennoch zwang er sich weiterzugehen, dem Fremden durch den Garten zu folgen, während er sich zwang wegzusehen, doch dies war bei aller Scheußlichkeit unmöglich.
      Er sah dutzende von nackten, menschlichen Körpern die sich alle zu einer innigen Umarmung umeinander wanden und wie der Stamm eines Baumes in die Höhe ragten, die Arme Richtung Himmel gestreckt und die Münder zu einem stummen Schrei aufgerissen, der von dem Grauen zeugte, dass sie zu Lebzeiten wohl erlebt haben mussten. Akira wusste zwar nicht, wie sie es schafften, in dieser Haltung stehen zu bleiben, doch sie taten es und er vermutete, dass man sie mit irgendetwas aneinander geklebt hatte, denn er konnte keine Spuren von Nägeln, Ketten oder Seilen entdecken. Doch viel grausiger waren die bleichen,nur noch von einer dünnen Haut überzogenen Hände, die überall aus der Erde ragten, als ob sie ihm aus ihren Gräbern zuwinken würden und langsam, abersicher dämmerte ihm, warum man diesen Ort „den Garten“ nannte. Doch im Gegensatz zu einem richtigen Garten blühte hier nichts, sondern war leblos und tot. Akira glaubte etwas zu hören, es klang wie ein Schaben oder Kratzen und seine Augen huschten nervös umher, doch er sah nichts. Doch je weiter sie gingen, desto lauter wurde das Schaben und Akira beschleunigte seine Schritte,denn ihm gefiel dieses Geräusch gar nicht. Er versuchte mit dem Fremden mitzuhalten und ihn einzuholen, als dieser plötzlich stehen blieb, weil ihn eine der Hände die aus dem Boden ragten, plötzlich am Fußknöchel packte und festhielt.
      Ohne mit der Wimper zu zucken rammte der Fledermausmann wie aus dem Nichts seinen Arm in den Erdboden und zerrte das was ihn festhielt aus der Erde und hielt es hoch als wollte er seine Beute betrachten.
      Akira erschauderte, als er in das eingefallene, fahle Gesicht eines Menschen blickte, das den Fremden aus bleichen Augen ansah, den Mund leicht geöffnet, als ob es ihn um einen Gefallen bitten würde. Akiras Nackenhaare hoben sich senkrecht in die Höhe als ihm klar wurde, dass die Person die der Fremde da aus der Erde gezogen hatte noch lebte und erst jetzt fiel ihm der Infusionsschlauch auf, der über einen Zugang mit der Person verbunden war und ihm wurde speiübel, als er sich wieder an die Worte der Wächter erinnerte. Sein Mageninhalt ergoss sich auf den Erdboden unter ihm und Akira konnte erst aufhören, als sein Magen schmerzte und sein Körper vor Erschöpfung zitterte.
      Diese Menschen waren aus einem einzigen Grund lebendig begraben: weil sie als Nahrungsquelle und Wirt für Larven dienten. Das Schaben wurde immer lauter, wurde ohrenbetäubend und als Akira, der immer noch mit dem Oberkörper vorn über gebeugt dastand, aufblickte, konnte er gerade noch sehen,wie sich ein riesiger schwarzer Käfer mit zwei scharfen, langen Zangen vor dem Mund, aus der Erde erhob und den Fremden packte.
      Akira taumelte vor Schreck rückwärts und sah, wie der Fremde von den Füßen gerissen und hochgehoben wurde und für einen Augenblick waren die Schrecken die er erlebt und gesehen hatte wie weggeblasen und er hatte nur noch einen Gedanken: LAUF. So schnell er konnte, rannte er an dem Fledermausmann und dem Riesenkäfer vorbei zur Mauer, die er in einiger Entfernung schon erkennen konnte. Er war dem Fremden dankbar, dass er ihn, wenn auch bestimmt nicht absichtlich, das Leben gerettet hatte und auch wenn er ihm gern geholfen hätte, er konnte es nicht, denn er wusste er hatte keine Chance gegen den Riesenkäfer.


      Bardoque blickte grimmig zu dem Riesenkäfer auf, dessen Mund er immer näher kam. Er hatte den Käfer schon gerochen, bevor er an die Oberfläche gekommen und ihn gepackt hatte und überlegte nun, wie er ihn ausschalten konnte, um an sein köstliches Fleisch zu kommen.
      Seit er auf diese Insel gekommen war, hatte er nichts mehr zu essen bekommen, und obwohl er Hunger gewohnt war, konnte er das Knurren seines Magens inzwischen nicht mehr hören, der immer lauter wurde. Immer wieder sendete er kleine nur für ihn hörbare Ultraschallwellen aus, die wie ein Bumerang zu ihm zurückfanden, sobald sie auf etwas stießen und so tastete er seine Umgebung Stück für Stück ab und erstellte so ein Bild seiner Umgebung und vor allem seines Gegner, dessen Gattung er allerdings nicht genau bestimmen konnte, denn er passte zu keinem der Käfer die er bisher kennen gelernt hatte, doch er hoffte dass er trotzdem schmeckte. Aufgrund der Körperform tippte er auf einen Nicrophorus Vespilloides, allerdings passten die scharfen Zangen, mit denen der Käfer ihn umklammert hielt nicht dazu. Und die Größe erst recht nicht, denn so groß wurde der Totengräber nicht. Vielleicht war es ein Zoan? Er hoffte nicht,denn er mochte kein Menschenfleisch. Es war auch egal, Hauptsache er hatte endlich wieder was vernünftiges zu beißen. Speichel tropfte aus seinem Mundwinkel als er herausfand, dass der Käfer mindestens 3 Meter lang war, dass würde seinen Hunger für sehr lange Zeit stillen.
      Er konnte den Atem des Riesenkäfers auf seinem Gesicht spüren und hörte wie seine Hinterbeine sich langsam durch das Erdreich gruben.Alles musste schnell gehen, denn unter der Erde sanken seine Chancen zu überleben rapide, wenn der Riesenkäfer erst einmal in seinem Element war. Nein,er würde den Teufel tun und sich hinabziehen lassen, er hatte zu lange in der feuchten Dunkelheit verbracht und verspürte daher nicht den geringsten Wunsch wieder an einen solchen Ort zurück zu kehren.
      Der Chitinpanzer des Käfers war sehr hart und würde sich durch bloße, physische Gewalt nicht aufbrechen lassen, also musste er einen anderen Weg finden. Doch dazu musste er sich erst einmal dieser scharfen Scheren entledigen, die sich wie Schraubstöcke um seine Hüften schlangen und gnadenlos auf seine Hüftknochen drückten.
      Mit beiden Händen, packte er jeweils eine Zange und spannte jeden Muskel in seinen Armen an. Sein Gesicht lief rot an und die Adern unter seiner Haut fühlten sich an, als ob sie jeden Moment zerplatzen würden, dennoch drückte er weiter und tatsächlich konnte er spüren, wie sich der Druck der Zangen langsam lockerte und er zog die Beine an und schwang sie, kaum dass er sie aus den Zangen befreit hatte, nach hinten, als ob er an einer Stange turnte.Er hörte wie die zerstörerischen Mundwerkzeuge wie eine Mausefalle zuschnappten und es gelang ihm gerade noch seine Hände wegzuziehen, bevor sie seine Unterarme wie Streichhölzer zerquetschten.
      Sofort hörte der Käfer auf zu graben und versuchte Bardoque mit seinen Zangen zu schnappen, doch der Fledermausmann wich geschickt aus. Auch wenn er ab und an, ganz gerne mit seinem Essen spielte, war ihm heute nicht zum Spielen zumute, denn sein knurrender Magen verlangte nach Essen.
      Die Schwingen ausbreitend erhob sich Bardoque in die Höhe und flog so nahe am Käfer entlang, dass dieser auch mitbekam, wohin er flog und sich mit dem Oberkörper erhob um ihn mit seinen Zangen aus der Luft zu fangen.
      Bardoque hoffte, dass er ebenso wie der Totengräber nicht fliegen konnte und tastete mit seiner Echoortung die Umgebung unter ihm ab, um den genauen Standort des Käfers zu ermitteln. Noch immer stand der Käfer an derselben Stelle und versuchte mit seinen Zangen ihn zu aus der Luft zu pflücken,doch Bardoque war so hoch geflogen, dass er nicht dran kam. Wie ein Pfeil schoss der Fledermausmann vom Himmel herab direkt auf den Käfer zu der ihn mit offenen Zangen empfing und noch immer auf seinen Hinterbeinen stand, als wolle er Bardoque herausfordern.
      Wie ein Beil ließ Bardoque seinen Arm niedersausen und seine scharfen klingen artigen Nägel schnitten durch die Unterseite des Käfers,die wie ein eitriger Pickel zerplatzte und den Körper des Fledermausmanns in Blut baden ließ.
      Mit den Lippen fuhr er über seine mit Blut verschmierten Fingernägel und kostete das Blut, dass sich immer noch warm anfühlte. Vorzüglich, das wird ein Festmahl freute er sich und näherte sich dem Käfer, der zuckend vor ihm lag.
      Wenn es um den Verzehr von Käfern ging, hatte er ein festes Ritual, dass er immer einhielt:
      Erst den Kopf abbeißen und dann den Inhalt genüsslich auslutschen.
      Bei der Größe des Käfers war es allerdings schwer, dennoch packte er mit beiden Händen den Kopf des Ungetüms und schraubte ihn wie den Korken einer Weinflasche auf, bis er den Kopf vom Körper getrennt hatte und das Innere freilegt war.
      Bardoque legte den Kopf zur Seite und atmete tief ein,während seine Geruchsknospen den erlesenen Duft des Käferboquets in sich aufnahmen.
      Wie gut, dass sein lästiger Begleiter, den er in diesem Käfig getroffen hatte, abgehauen war, so musste er ihn wenigstens nicht noch verjagen, damit er in Ruhe und vor allem alleine essen konnte, denn er teilte sein Essen mit niemandem.


      Kapitel 9 Die Mauer

      Akiras Schritte wurden immer langsamer bis sie schließlich stoppten. Da war sie, die Mauer. Ein dreißig Meter hoher und mind. 5 km langer Wall, der nur aus Kadavern bestand, die man wie Klappstühle zusammengefaltet und zu Ziegeln mit Zement aneinander geklebt und aufeinander gestapelt hatte, bevor die Leichenstarre eintreten konnte.
      Der Gestank von verfaulendem Fleisch stieg ihm in die Nase und er hielt sich den Arm vor das Gesicht um sich nicht bei dem Gestank zu übergeben, der von den Toten zu seinen Füßen ausging.
      Zu Dutzenden stapelten sie sich unter ihm und bildeten einen grausigen Teppich aus Tod, Fäulnis und Exkrementen, aus dem sich die Fliegen wie ein schwarzer Schwarm erhoben, jedes Mal wenn er auf eine Leiche trat und summend über den Kadavern kreisten und Akira dabei auf erschreckende Weise an Geier erinnerten. Immer wieder musste er sich die Finger in seine seine Ohren und Nasenlöcher stecken oder mit den Armen um sich schlagen um die Fliegen loszuwerden, die in sämtliche sichtbaren, frei zugänglichen Öffnungen seines Körpers krochen, während er durch den Fliegenschwarm hindurch schritt. Maden krochen zu tausenden zwischen den Leichen hervor und labten sich an den leblosen Körperhüllen. Sein Kiefer knirschte im Takt der unter ihm knackenden Knochen, jedes Mal wenn er wieder auf einen Leichnam trat und er entschuldigte sich auch wenn sie den Schmerz nicht mehr fühlen konnten. Wie ein Mahnmal lagen sie am Boden und erinnerten jeden der versuchte über die Mauer zu gelangen daran, wie aussichtslos die Flucht war, denn der Aufstieg war beschwerlich und angeblich war es noch niemandem gelungen, es auf die andere Seite zu schaffen. Die andere Seite, sein Ticket in die Freiheit, in ein selbstbestimmendes Leben, weit weg von all dem Schrecken, von den Minen, von den Wärtern… und von den schmerzhaften Erinnerungen an seine verstorbenen Freunde.
      Freiheit, das klang zu schön um wahr zu sein, wie ein Wunschtraum, ein flüchtiger Gedanke, der vom Wind davongetragen wurde. Doch er würde dafür sorgen, dass es kein Traum blieb, sondern Realität wurde und war entschlossen diesem verfluchten Ort endgültig zu entkommen. Akira zuckte als er das Grunzen von Schweinen hörte die langsam auf ihn zukamen. Dick und schwerfällig trabten sie einfach über die Leichen hinweg auf der Suche nach frischem Fleisch. Die Wärter nannten sie die Müllschlucker, weil sie sich von den Leichen ernährten und ihm drehte sich der Magen um, als ein besonders dickes Exemplar sich mit dem Kopf zu einer Leiche herabbeugte und ihm einfach das Gesicht auffraß, während es zufrieden vor sich hin grunzte.
      So schnell er konnte entfernte er sich von dem dicken Schwein und stakste zur Mauer. Den Kopf in den Nacken legend, blickte er ein letztes Mal an der Wand hoch, holte tief Luft und würgte, als er den Fäulnisgeruch einatmete, bevor er seine Finger vorsichtig ausstreckte und nach Halt suchte um hochzuklettern. Seine Herz hämmerte wie verrückt gegen seinen Brustkorb und er wischte sich mehrmals die Hände an seiner Kleidung ab, bevor er genug Mut gefasst hatte um hochzuklettern. Du schaffst es, nur Mutraunte er sich leise zu, bevor er endlich den Aufstieg wagte.
      Glücklicherweise wies die Mauer kleine Ritzen auf, in die er seine Finger stecken konnte, doch der Aufstieg war sehr kräftezehrend und er kam nur sehr mühsam voran und musste immer wieder kleine Verschnaufpausen einlegen, bevor er weiterkletterte. Selbst wenn er topfit gewesen wäre, würde er es vermutlich nicht bis zur Spitze schaffen. Jedoch… welche Wahl hatte er? Es war der einzige Weg hier heraus, er musste das Unmögliche schaffen, egal wie aussichtslos die Situation auch war.
      Immer höher und höher kletterte er, versuchte den Gestank von Tod zu ignorieren und seinen Ekel vor den Maden die aus jeder Ritze in der Mauer hervorkamen und über seine Hände und Arme krochen auszublenden.
      Jeder Muskel seines Körpers schmerzte und ächzte vor Erschöpfung, dabei hatte er noch nicht einmal die Hälfte der Mauer geschafft, allerdings war aufgeben keine Option für ihn, denn einen Sturz aus dieser Höhe würde er nicht überleben, wie er mit einem Blick nach unten feststellen musste.
      Beim Anblick all der Leichen und der umher wuselnden Schweine bekam er es mit der Angst zu tun und er musste an den Fledermausmann denken, der vermutlich bereits vom Riesenkäfer verspeist worden war und er setzte seinen Weg fort. Immer weiter, egal wie sehr seine Arme, seine Beine und seine Muskeln auch schmerzten.
      Akira streckte seinen Arm über seinen Kopf und wollte sich daran hochziehen, als er etwas feuchtes, glitschiges an seinen Fingern spürte und zog instinktiv seine Hand zurück. Ein schwarzer Schatten tauchte aus einer Ritze direkt über seinem Kopf auf, dicht gefolgt von weiteren Schatten, die sich zu einem Schwarm zusammenpferchten und auf ihn zu krabbelten. Panik ergriff ihn, denn er wusste nicht, wie er Spinnen ausweichen sollte. Nach oben hin konnte er jedenfalls nicht mehr, denn sie breiteten sich wie ein Flächenbrand über die Mauer aus und bewegten sie auf ihren acht Spinnenbeinen so schnell, dass er es niemals schnell genug nach unten schaffen würde, um ihnen zu entkommen. Sollte er sich vielleicht einfach fallen lassen und hoffen, dass die Leichen seinen Sturz abfangen würden?
      Aber was, wenn er sich bei dem Sturz etwas brach? Dann wäre seine Flucht zum Scheitern verurteilt und die Schweine dort unten würden ihn bei lebendigem Leibe auffressen. Da war ihm ein Genickbruch lieber, dann wäre er zumindest sofort tot.
      Doch bevor ihm eine sichere Fluchtmöglichkeit einfiel, kamen von überall Spinnen aus ihren Löchern gekrochen und krabbelten zu Tausenden und abertausenden über die Mauer und fielen wie ein Bienenschwarm über ihn her. Akira schrie und versuchte sie mit einer Hand abzuschlagen, ein Fehler, denn daraufhin wurden sie wütend und gruben ihre spitzen Zähne in seine Haut. Vor Schmerzen schreiend, verlor er das Gleichgewicht und stürzte mit dem Rücken voran in die Tiefe. Verzweifelt versuchte er noch Halt zu finden, doch es gelang ihm nicht und so fiel er immer weiter, bis er mit dem Rücken auf etwas hartem landete, dass ihm die Luft aus den Lungen presste.
      Was es auch war, es bremste seinen Sturz und auch wenn seine Landung alles andere als sanft verlief, war er wenigstens noch am Leben, dank dem was seinen Sturz gebremst hatte. Er konnte spüren, wie sich etwas unter ihm bewegte und ihn unsanft zu Boden stieß.
      Seine Augen fielen ihm fast aus den Augenhöhlen und sein Herz raste, als er sah, mit wem er da kollidiert war. Es war der Fledermausmann, putzmunter und lebendiger denn je, doch offensichtlich ziemlich angepisst über ihren unfreiwilligen Zusammenstoß.
      Der Fremde knurrte und wollte Akira packen, doch es gelang ihm seinen Händen auszuweichen und auf allen vieren rückwärts zu laufen, gerade noch rechtzeitig, denn die Spinnen verteilten sich über den Boden und stürzten sich auf den Fledermausmann, dessen Körper innerhalb von Sekunden mit Spinnen übersät war. Der Fremde schien im Gegensatz zu ihm keine Angst zu haben, sondern ließ die Spinnen an seinem Körper auf und ab krabbeln und breitete seine Fledermausflügel aus, um sich wie Phönix aus der Asche zu erheben und in die Luft aufzusteigen. Die Spinnen schienen sich nach wie vor an den Körper des Fledermausmannes zu klammern und Akira fragte sich, wie dieser die schmerzhaften Bisse nur aushalten konnte, die auf seiner Haut immer noch brannten wie Feuer.
      Er hielt den Atem an, als er sah, wie der Fremde durch die Luft kreiste und dabei einen Looping nach dem anderen vollführte. Durch die Fliegkraft wurden die Spinnen regelrecht weggeschleudert und prasselten wie ein schwarzer Regenschauer vom Himmel herab. Akira der das Schauspiel beobachtet hatte, stürzte sich auf die Knie und kauerte sich mit dem Oberkörper auf dem Boden zusammen, den Kopf zwischen seine Schultern klemmend und schirmte mit den Armen seinen Kopf ab, während die Spinnen auf dem Boden aufschlugen und zerplatzten wie Tomaten.
      Er zitterte am ganzen Körper und überlegte, wann wohl der richtige Zeitpunkt zur Flucht war, da spürte er einen heftigen Windstoß von links. Als er unter seinem Unterarm durchschielte, sah er aus dem Augenwinkel den Fledermausmann der im Rüttelflug direkt über ihm schwebte und ihn mit seinem weißen Auge zu durchbohren schien. Akira schluckte und betete, dass er es sich nicht doch überlegt hatte und ihn nun töten wollte. Es war ausgeschlossen, dass er eine Chance gegen den Fremden hatte, schon gar nicht, wenn dieser ihn jederzeit aus der Luft angreifen konnte.
      Und so blieb ihm nur eines: um sein Leben zu betteln und zu hoffen, dass der Fremde auch nur einen Funken von Mitgefühl in sich trug. Vielleicht ließ er ihn ja am Leben, er hatte ihn im Zwinger schließlich sogar gerettet und ihn nicht getötet wie die anderen.
      „Bitte…“ flehte er mit tränenerstickter Stimme, „wer immer du auch bist, verschone mich. Du weißt nicht, was ich alles durchmachen musste, um zu entkommen… was es heißt neun Jahre unter der Erde gefangen zu sein… nicht zu wissen, ob es Tag oder Nacht ist, weil man die Sonne nicht sehen kann… bis zur absoluten Erschöpfung zu schuften aus Angst sonst wie Abfall einfach entsorgt zu werden… dabei zuzusehen wie Freunde entweder vor den eigenen Augen misshandelt werden oder einfach verschwinden ohne dass man je erfährt, was aus ihnen wurde… ich bin es so leid, dass jeden Tag ertragen zu müssen… ich will doch nur leben… in Freiheit. Ist das denn zu viel verlangt?!“ schluchzte Akira nun hemmungslos und blickte zu dem Fremden hoch. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht und wollten einfach nicht versiegen.
      „Lass mich einfach gehen… ich will nicht zurück. Bitte, zwing mich nicht zurück zu den Wächtern zu gehen, zu Zulfiquar. Wenn er mich in die Finger bekommt, dann…“
      Akira schlotterte vor Angst beim bloßen Gedanken daran, was er mit ihm machen würde und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase. Sein Schicksal lag nun in seinen Händen und er blickte voller Angst und Verzweiflung, zu dem Fremden auf, der inzwischen gelandet war und vor ihm stand.
      Der Fledermausmann zeigte keine Reaktion, weder Wut, noch Mitleid, es war als ob er eine Statue betrachtete, die mit verschränkten Armen vor ihm posierte und alle Emotionen an ihrem Steinpanzer an sich abprallen ließ. Akiras Mut schwand und seine Schultern sackten kraftlos nach vorne. Sein Blick senkte sich und rutschte langsam am Oberkörper des Hünen herab, bis sie sich an ein klitzekleines, kaum merkliches Detail hefteten, dass plötzlich seine Aufmerksamkeit erregte. Die Finger des Fremden zuckten ganz leicht, mit dem bloßen Auge fast kaum zu erkennen, während sie dessen Oberarme eisern umklammert hielten und die scharfen Fingernägel sich in die aschgraue Haut gruben.

      In der Zwischenzeit im Palast

      „Wo bleibt mein Thunfisch?!!!!“ plärrte eine sehr ungeduldige und gereizte Stimme durch die Telelautsprecherschnecke, die den Empfänger am anderen Ende sofort in helle Aufruhr versetzte, denn er hatte bei all seinen Aufgaben, die er zu verrichten hatte, doch tatsächlich das wichtigste von allem vergessen: den Thunfisch. Schnell packte er die mit Diamanten und vergoldeten Intarsien verzierte Schatulle und schlitterte über den glatten, grauen Marmor-Fussboden der Küche auf den Gang hinaus und folgte dem komplett verglasten Gang, der von allen Seiten Ausblick auf die unterschiedlichsten Meerestiere bot, die durch das riesige Becken des Palastes schwammen. Leider konnte er sich, wie so oft, nicht an den Anblick der Fische, Quallen und Säugetiere, etc. erfreuen, die teilweise direkt über seinem Kopf durch das Bassin schwammen, denn es ging wie immer um Leben und Tod, wenn der Meister schlechte Laune hatte. Nur noch um diese Kurve und dann…
      Mit den Füßen voran, sprang er mit einem Hechtsprung durch das Loch in der stuckverzierten Wand und kniff die Augen zu, denn im wurde bei der Rutschpartie durch den stockfinsteren, engen Tunnel immer mulmig zumute. Als er schließlich in einem querrechteckigen Raum landete atmete er kurz ein und aus, bevor er den Saal durchschritt, dessen 12 Meter hohe Decke mit Milliarden kleiner Diamanten verziert war und zwischen denen vereinzelt Rubine sternenförmig prangten. Auch hier waren die Wände sowie der Boden unter seinen Füßen komplett verglast und er sprang vor Schreck fast zur Decke, als ein riesiger Hai gerade direkt unter ihm hindurchtauchte. Er beschleunigte seine Schritte und lief auf den großen goldenen Thron mit den Delfinflossenfüßen und dem Delfinkopfbaldachin zu, der aus purem Gold bestand und in den grüne Smaragde eingefasst waren.
      „Meister bitte vergebt mir meinen Frevel, ich weiß meine Verspätung ist unverzeihlich, aber… bitte seid noch einmal nachsichtig mit mir. Ich verspreche, dass so etwas nie wieder vorkommen wird…“
      „Schweig und bring mir einfach den Thunfisch!!!“
      Ja, jawohl Meister!“ stotterte der Diener und seine Beine schlotterten vor Angst, als er sich ihm mit gesenktem Haupt näherte. Ein kurzer Blick, und sei es nur ein flüchtiger, konnte sein Todesurteil bedeuten, soviel wusste er und seine Hände bebten als er den Thunfisch seinem Gebieter hinhielt.
      „WAS soll das!? Soll das ein Witz sein? Was will ich damit? Du weist wie ich ihn einnehme, also beeil dich gefälligst!!!“
      „Ent…. Ent… entschuldigt Meister“, hickste der Diener stotternd und griff sich hastig die Pfeife vom goldenen Beistelltisch, um den Thunfisch in den Pfeifenkopf zu stopfen, bevor er ihn mit einem Streichholz anzündete und das Mundstück seinem Meister in den Mund schob.
      Erleichtert atmete er aus, denn nun würde sicherlich Ruhe einkehren.
      „Geht doch. Dennoch… deine Unpünktlichkeit ist unverzeihlich.“
      „Meister bitte… ich versichere euch… agh…“
      Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Brust, als die kalte Klinge in seinen Körper drang und sich der Boden binnen Sekunden mit seinem Blut rot färbte. 15 Jahre hatte er dem Meister gedient, 15 Jahre sich erniedrigen und demütigen lassen ohne je ein Wort des Klages auszusprechen und wofür? Um hier und jetzt zu sterben… wegen 100 g Thunfischs… Ironisch dachte er an ein Sprichwort, dass er einmal irgendwo gehört hatte. Des einen Freud, ist des anderen Leid… Für wahr…
      Aus dem Röcheln, wurde inzwischen ein Rasseln, während das Leben langsam aus ihm wich. Doch den Meister schien der Tod des Dieners mehr zu erzürnen, als zu bekümmern.
      „Wie lange brauchst du denn noch um zu sterben?! Sieh dir nur diese Schweinerei an, die du hier anrichtest! Und diese schrecklichen Geräusche erst. Stirb gefälligst leise!!!“
      Doch der Diener röchelte, rang nach Luft, während sich seine Lungen mit jedem Atemzug mehr mit seinem Blut füllten und er langsam daran erstickte, bis es dem Meister zu viel wurde und er seinen Kopf packte und ihn wie eine reife Frucht zerplatzen ließ und sich der Brei, aus Gehirngewebe, Knochen, Haaren und Fleisch auf dem Boden verteilte.
      „Macht jemand diese Schweinerei hier sauber, oder was?“
      Sofort eilte ein weiterer Diener, der links vom Thron stand und alles mitangesehen hatte, herbei um die Schweinerei aufzuwischen, da wurde die Tür hinter ihm aufgestoßen und ein Wache stürmte in den Saal und meldete atemlos, dass die Überwachungskameras eine unbekannte Person aufgenommen hätten, die wach war und durch die Stadt lief.
      „Das ist unmöglich, niemand erwacht aus meinen Träumen. Oder ist das etwa einer der Sklaven, der aus dem Arbeitslager nebenan geflohen ist? Ich dachte Zulfiquar hat alles im Griff?!“
      Nein, eure Majestät, es scheint eher so, dass…“
      „Habe ich dich nach deiner verdammten Meinung gefragt?!“
      Der Wache schwieg augenblicklich, als er den Leichnam sah und sprach seine Vermutung, dass es sich bei der fremden Person um jemand von außen handeln könnte, gar nicht erst aus und ließ die Theorie, dass es sich um einen von Zulfiquars Sklaven handeln könnte, stehen. Denn außer Schiffen, die neue Arbeiter anschleppten, verirrte sich normalerweise niemand auf die Insel. Nur Unwissende. Der Meiste ordnete sofort die Ergreifung und die Rückführung des Ausbrechers ins Arbeitslager an.
      Der Wache nickte stumm und verließ den Saal eilig wieder um Rocky und Creed zu alarmieren.


      Kapitel 10 Ertappt!

      Kapitel 10
      Devlin folgte dem verwinkelten Gässchen hinauf, Richtung Schloss. Sie hatte inzwischen den oberen Teil der Stadt erreicht, der dichter bebaut war und durch den sich die kleinen schwarz-weiß marmorierten, schmalen Gassen wie Adern hindurchschlängelten. Zwar hatte sie noch keine Ahnung wie sie ohne Seilbahn zum Schloss rauf kommen wollte, doch irgendetwas würde ihr schon einfallen, wenn sie erst einmal den Berg erreicht hatte, auf dessen Spitze sich das Schloss befand, denn sie hatte keine Lust auf die Faultierseilbahn zu warten, die ohnehin vermutlich Stundenbrauchen würde, bis sie wieder unten angekommen war. Wofür hatte sie schließlich ihre Haare an denen sie sich heraufziehen konnte? Doch der Weg nach oben war ganz schön mühsam, wurde immer steiler, je weiter sie ging. Sie war sich sicher vom vielen hinaufsteigen später einen Muskelkater zu bekommen. Ihre Augen glitten über Fassaden die sie umgaben, vor allem über die mit achteckig facettierten mit Saphiren besetzten Hauswände die zu ihrer rechten und linken in die Höhe ragten. Alles war hier so beengt, dass sie fast klaustrophobisch wurde und viel mehr das Gefühl hatte, durch einen engen Tunnel zu laufen, als durch eine Stadt.
      Die Fenster waren verdunkelt, nirgendwo war das kleinste Licht zu sehen und obwohl dies eigentlich nicht verwunderlich war, wenn man bedachte dass es Nacht war, ließ sie der Gedanke einfach nicht los, das hier irgendetwas nicht stimmte. Diese idyllische Ruhe und diese unglaublich schöne Stadt hatte für sie etwas trügerisches, etwas geheimnisvolles, doch sie war entschlossen ihrem Geheimnis auf die Schliche zu kommen. Und IHN vielleicht doch noch zu finden.
      Enttäuscht seufzte sie, als sie ihre Hoffnung den Fledermausmann vielleicht auf dieser Insel zu finden, schwinden sah. Vermutlich war er auf einer anderen Insel gelandet und hatte bereits eine andere Transportmöglichkeit gefunden mit der er gerade weiterreiste.
      Doch was half es, nicht mehr zu ändernden Dingen nachzutrauern? Devlin versuchte ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Sie folgte weiter dem Gässchen und horchte auf, als sie glaubte ein Stampfen hinter sich zu hören.
      Ruckartig drehte sie sich um und blickte in die Gasse hinter ihr, die verlassen und ruhig da lag. Hatte sie sich dieses Stampfen etwa eingebildet? Wurde sie vielleicht sogar etwas paranoid? Mit einem mulmigen Gefühl ging sie langsam weiter, schielte dabei aber immer wieder über ihre Schulter um sicher zu gehen, dass ihr wirklich niemand folgte. Als sie eine Brücke überquerte unter der ein kleiner Fluss vor sich hin plätscherte, bemerkte sie, wie kleine Luftblasen and die Wasseroberfläche emporstiegen und lehnte sich neugierig mit dem Oberkörper über die Brüstung. Sie sah noch wie ein Schatten an die Oberfläche kam, bevor ihr das Wasser ins Gesicht spritzte und sie erschrocken zurückwich. Etwas hartes traf sie mitten ins Gesicht und ließ sie fast über die andere Brüstung in den Fluss stürzen, doch es gelang ihr in letzter Sekunde sich mit ihren Haaren festzuhalten. Devlin schüttelte sich und staunte nicht schlecht, als ein 2m großes Känguru mit einer schwarzen Haartolle und Taucherbrille mit Schnorchel plötzlich vor ihr stand. Die behandschuhten Fäuste erhoben, tänzelte es hin und her und holte immer wieder zu einem Schlag aus, als ob es einen unsichtbaren Sandsack bearbeiten würde. Die weißen Shorts mit den roten Seitenstreifen spannten sich an den kräftigen, behaarten Beinen, von denen Devlin schon eine Kostprobe ihrer Kraft zu spüren bekommen hatte.
      Sie ließ ihren Blick über ihren Gegner schweifen und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Offenbarschliefen zumindest die Tiere in dieser Stadt nicht. Devlin hob die Arme vor ihr Gesicht und tänzelte nun ebenfalls mit den Füßen hin und her. Sich mit den Beinen vom Boden abstoßend, sprang Devlin hoch und holte mit dem linken Arm aus, da ihre rechte Hand gebrochen war und schlug dem Känguru ins Gesicht, doch es blockte den Angriff mit dem rechten Arm ab, während es mit der linken das Gesicht abschirmte. Dabei vernachlässigte es aber den Bauchbereich und kassierte einen kräftigen Tritt von Devlins linkem Knie der genau im Magen des Kängurus landete und es unsanft gegen die Brüstung schleuderte. Das Känguru taumelte benommen nach hinten und schnaufte, fing sich aber kurz darauf auch schon wieder. Die Beine vor und zurückbewegend, beschleunigte es sein Tempo und erwiderte ihren Angriff indem es mit den Fäusten wie wild um sich schlug und Devlin alle Hände voll zu tun hatte, ihnen auszuweichen. Entweder wich sie den Attacken aus, indem sie sich unter den Fäusten wegduckte oder sie mit ihrem linken Armen abblockte, während sie mit ihrem rechten Bein, Angriffe auf ihren rechten Arm abschirmte. Geduldig wartete sie auf den Augenblick, um zu zuschlagen, der sich auch bald bot, als das Känguru seine Deckung gerade weit genug öffnete, dass ihre linke Faust durchpasste und sie ihm einen gut platzierten Aufwärtshaken direkt unterhalb des Kinns verpassen konnte. Taumelnd schwankte das Känguru erneut rückwärts, direkt auf die Brüstung zu. Devlin versuchte noch es zu packen, doch da fiel es schon kopfüber über die Brüstung und stürzte in den Fluss. Devlin eilte zur Brüstung und beobachtete wie es von der Strömung davongespült wurde und wollte hinterher springen um dem armen Tier zu helfen, da wurde sie unsanft zu Boden gerissen. Ihr Kopf dröhnte und sie brauchte einen Augenblick um zu begreifen, was da auf ihrem Oberkörper saß. Ein zweites Känguru war aufgetaucht. Es trug rot weiß gestreifte Shorts, die an den Seiten und um die Hüfte herum ein blauer Streifen zierte auf dem weiße Sterne aufgenäht waren. Wie Gewehrkugeln prasselten die Fäuste des Kängurus auf Devlin nieder, die ihren Kopf hin und her und auf und ab bewegte um den Schlägen auszuweichen, während sie mit ihrer linken Hand unter den Fäusten hindurch tauchte und mit ihrer flachen Hand einen gut platzierten Schlag genau auf die Körpermitte des Kängurus platzierte, der es zurückschleuderte und Devlin ermöglichte unter ihm hervor zu kriechen. Wie eine Katze sprang sie hoch und wartete, dass das Känguru sich ebenfalls wieder erhob.
      Kaum stand es wieder auf seinen Beinen, hüpfte es auf sie zu und sprang mit den Füßen voran auf Devlin, um sie umzutreten. Doch es unterschätzte sie gewaltig. Mit dem rechten Bein blockte sie den Angriff des Kängurus ab und schwang ihre linke in einem Halbkreis durch die Luft und verpasste dem Känguru einen Leberhaken.
      Das Känguru holte mit der rechten aus, die auf Devlins Gesicht zuflog, entschlossen ihr jeden einzelnen Gesichtsknochen zu brechen, doch sie wehrte den Angriff ab indem sie den Handschuh mit ihren Zähnen abfing und fest in das harte Leder biss.
      Es versuchte seine Hand weg zu ziehen, doch Devlin hatte sich wie ein Pitbull festgebissen. Selbst als das Känguru die andere Faust immer wieder auf ihren Kopf herabsausen ließ, ließ sie nicht los, sondern schüttelte nur den Kopf, als ob es die Benommenheit die die Schläge mit Sicherheit verursachten, abschüttelte. Irgendwann jedoch wurde Devlin das Einschlagen auf ihren Schädel dann doch zu viel und sie sprang mit den Beinen hoch und platzierte ihre Füße genau auf den Bauch des Kängurus, während sie sich mit dem Oberkörper nach hinten fallen ließ. Kaum dass ihre linke Handfläche den Boden berührte, drückte sie ihre Beine nach oben und ließ den Handschuh des Kängurus los, woraufhin es nach oben flog und hilflos mit den Armen in der Luft herumruderte, als ob es versuche zu fliegen. Devlin aber stand nach ihrer kleinen Rückwärtsrolle schon wieder auf den Beinen und schaute zu dem auf sie herabfallenden Känguru auf, dass sich rasant der Erde näherte. Kurz bevor es Devlin erreichte, streckte es den Arm nach vorne und wollte ihr einen Haken verpassen, doch Devlin sprang nun ihrerseits hoch und schlug mit ihrer linken dem Känguru mitten auf den Hinterkopf, woraufhin es zu Boden trudelte und benommen liegen blieb.
      Devlin landete mit den Füßen sicher wieder auf der Erde und kam näher um nachzusehen, ob das Känguru noch bei Bewusstsein war oder nicht. Zumindest rührte es sich nicht. Devlin beugte sich mit dem Oberkörper herab und kassierte einen Schlag mitten ins Gesicht, als die Faust des Kängurus plötzlich wie aus dem nichts, auf sie zugeschossen kam und sie zu Boden riss.
      Sterne tanzten vor Devlins Augen und ihre kurze Benommenheit reichte dem Känguru um sich wieder aufzurappeln. Beide Arme vor das Gesicht haltend kam es langsam auf sie zu. Doch auch Devlin hatte sich von dem Schlag erholt und streckte ihre beiden Beine nach oben und schlang sie blitzschnell um die Hüfte des Kängurus. Das Känguru versuchte mit den Armen zwischen ihre Beine zu gelangen um sich aus der Umklammerung zu befreien oder ihre Beine wenigstens abzuschütteln, doch Devlin drückte nur noch fester zu und zog mit einem kräftigen Ruck ihren Oberkörper hoch, woraufhin er wie ein Katapult hochgeschossen kam. Die Arme über ihren Kopf streckend, presste sie ihre Unterarme gegeneinander und ließ ihre Ellenbogen genau auf den Kopf des Kängurus herabsausen. Die Pupillen des Kängurus wurden weiß und der Kopf sackte kraftlos nach unten. Devlin ließ ihre Arme herabsinken, bis sie sich neben dem Kopf des Kängurus befanden und spreizte sie auseinander bevor sie sie wieder zu sich zog, die Ellenbogen nach innen gewandt und sie gegen den Kiefer des Kängurus schlug und ihm damit den Rest gab.
      Bevor der Körper zu Boden sackte, sprang Devlin von dem Känguru runter und landete wieder auf ihren Füßen. Dieses Mal stand er nicht wieder auf. Devlin war etwas enttäuscht, denn sie hätte gerne noch weiter gekämpft. Es hatte ihr großen Spaß gemacht, auch wenn die beiden Kängurus längst nicht so zäh wie ihre Brüder waren. Oder wie der Fremde. Devlin seufzte und schlug sich mit der Hand in den Nacken. Irgendeine Mücke hatte sie gestochen, denn die Einstichstelle juckte. Vor ihren Augen jedoch wurde plötzlich alles schwarz und sie konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Irgendetwas stimmte nicht, schoss es ihr noch durch den Kopf. Mit letzter Kraft versuchte sie noch sich mit den Armen an der Brüstung der Brücke abzustützen, doch sie rutschten immer wieder unter ihr weg, bis ihre Beine schließlich einfach unter ihr zusammenklappten und sie zu Boden stürzte. Sie blieb nicht lange dort liegen, denn schon bald kam ein 3 Meter großes Känguru angehüpft, dass Devlin einfach hochhob und es in seinen Beutel steckte, bevor es mit ihr davonhüpfte.


      Kolasi
      Acht Jahre… acht verdammte Jahre hatte er auf diesen Augenblick gewartet, sich ausgemalt wie er ihn mit seinen bloßen Fäusten jeden einzelnen Knochen seines Körpers zu Pulver zerstoßen und ihm die Faust rektal einführen würde um ihm seine Eingeweide herauszureißen und ihn daran aufzuknüpfen. Und nun war es soweit. Dies war zwar nicht der Ort, an dem er fünf Jahre verbracht hatte, aber immerhin… hatte er zumindest ihn wiedergefunden.
      Sein Blut kochte und das Adrenalin durchflutete seinen Körper und schürte seine Wut, die wie ein Geschwulst über die Jahre in seinem Körper herangewachsen war und seinen Wunsch nach Vergeltung stetig genährt hatte, wie die Brust seiner Mutter ihn einst, bevor sie ihn einfach verkauft hatte, als er ihr zur Last wurde mit seinen lästigen Bedürfnissen nach Essen, Wasser, Liebe und Fürsorge.
      Er würde sich vermutlich nicht mehr an ihn erinnern, doch er würde ihn dafür sorgen lassen, dass er das letzte sein würde an das erdachte, bevor er starb. Und nicht nur er, sie alle, würden bereuen für das was sie ihm angetan hatten.


      Kapitel 11 Painful Memories Teil 1 - Die Silberminen

      Kapitel 11
      Quitos, Islas Plateadas
      South Blue
      Vor 14 Jahren
      Energisch drückte sich Nia zwischen dem Pulk von Kindern hindurch, der sich im Eingang des Ganges versammelte um einen Blick auf die Neuen zu werfen, die mit dem heutigen Schiff angekommen waren. Beim Anblick der ausgemergelten Gesichter und dürren Körper die vom schwachen Licht der Öllampen über ihren Köpfen erhellt wurden, empfand sie Mitleid mit ihnen. Sie erinnerte sich nur zu gut daran wie sie selbst damals mit dem Schiff hierhergekommen war, vor allem an den Hunger, den Durst und die Krankheiten mit denen sie zu kämpfen gehabt hatte, denn Hygiene war ein Fremdwort für die Seeleute die sie hierher brachten und medizinische Versorgung kaum vorhanden auf diesen Schiffen. Einige von ihnen waren so schwach, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnten, dennoch wurden sie erbarmungslos von den Wächtern Richtung Dusche getrieben und ihnen Prügel angedroht, wenn sie hinfielen.
      Nach der Ankunft mussten die Neulinge sofort duschen und sich umziehen bevor der zuständige Arzt sie sich ansah und sie auf Krankheiten und Flöhe sowie auf ihre Arbeitstauglichkeit untersuchte. Nia hoffte inständig dass alle gesund waren, denn sie wusste, was mit denjenigen geschah, die es nicht waren und zitterte beim Gedanken daran.
      Unter den Kindern befanden sie viele 5 – 6- Jährige, aber auch einige 8- Jährige. Vermutlich waren es wieder hauptsächlich Kinder aus dem South Blue, denn diese waren, was Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit anging, abgehärteter als Kinder aus den anderen Blues, da sie die hohen Temperaturen gewohnt waren. Dennoch wurde jedes Kind, dass in den Silbermienen arbeiten sollte, während der Reise in den sogenannten „Ofen“ gesteckt, der sich an Bord des Schiffes befand. Es war ein kleiner Raum, in dem maximal 5 Kinder gleichzeitig Platz hatten, dessen Innentemperatur kontinuierlich mit jedem weiteren Tag erhöht wurde, um die Kinder langsam an die Temperaturen in den Mienen zu gewöhnen und herauszufinden, wer von ihnen die Temperaturen aushielt und wer nicht. Insgesamt waren es 20 neue Kinder, die in weniger guter bis schlechter Verfassung waren. Auch ein sehr kleiner Junge war dabei, höchstens 4, der sich offensichtlich weigerte weiter zu gehen, und sich wie ein störrischer Esel vom Wächter hinter sich herzerren ließ, bis dieser schließlich die Geduld verlor und seinen Schlagstock zückte um damit auf den Jungen einzuschlagen. Der Schweiß lief über das pockennarbige Gesicht des Wächters und spritzte mit jedem Schlag auf die ausgedörrte, schmutzige Haut des Jungen, die schon seit langem kein Wasser mehr gesehen hatte. Zitternd schlug der Kleine die Arme über seinem Kopf zusammen und zog die Beine an sich um sich irgendwie vor den Schlägen zu schützen die wie Peitschenhiebe auf ihn niederprasselten und rollte sich zu einer Kugel auf dem Boden zusammen. Nia litt beim Anblick des kleinen wehrlosen Körpers tausend Tode und zuckte jedes Mal wenn der Knüppel den kleinen, zerbrechlichen Körper traf, unwillkürlich zusammen als ob sie es selbst wäre die die Schläge kassierte. Irgendwann ertrug sie den Anblick nicht mehr länger und stürmte, ungeachtet der Konsequenzen die ihr Verhalten für sie selbst haben würde, auf den Wachen zu, und klammerte sich an dessen Arm, um ihn daran zu hindern, weiter auf den Kleinen einzuprügeln.
      „Nicht, bitte… er…“ Nia suchte in ihrem Kopf fieberhaft nach einem Grund, warum er ihn verschonen sollte.
      „…wird gebraucht. Ihr wisst selbst, wie winzig und eng die Räume teilweise sind, damit beim Abbau die Decke nicht einstürzt und er ist so klein und schmal… er kann bei seiner Größe bestimmt ohne Probleme überall hineinkriechen und nach neuen Silberadern suchen. Ich kann es ihm beibringen. Gerade wenn sich welche in der Decke befinden, lässt er sich einfacher hochheben um nach ihnen zu suchen. Findet ihr nicht auch?“
      Nia wusste, wie wichtig es war nicht nur bereits gefundenes Silber abzubauen, sondern auch neue Silberadern ausfindig zu machen, doch es gab nur eine Hand voll Kinder, die über das Wissen verfügten, diese zu erkennen. Sie war eine von ihnen und war daher besonders wertvoll.
      Der Wächter schnaubte verächtlich und musterte die am Boden zusammengekauerte, kleine Gestalt nachdenklich als ob er über Nias Worte ernsthaft nachdenken würde. Dennoch traute Nia dem Wächter nicht und hielt seinen Arm nach wie vor fest, als fürchtete sie, er könne jeden Moment wieder auf den Jungen einschlagen. Auch der Kleine wagte es nicht seine Arme und Beine runter zunehmen, geschweige denn aufzusehen. Langsam sank der Arm am Oberkörper des Wächters herab und zögerlich wagte auch Nia sich vom Arm des Wächters zu lösen. Mit kalter Stimme befahl er ihr den Kleinen und die anderen ins Bad zu bringen wo sie sich waschen sollten, damit sie sauber waren, wenn der Arzt sie untersuchte.
      Nia nickte und sank vorsichtig vor dem Jungen auf die Knie, der seinen Körper abschirmte und zitterte wie Espenlaub. Sie schluckte als sie die vielen Blutergüsse und Prellungen sah, die seinen kleinen Körper übersäten. Es konnten unmöglich alle von den Schlägen gerade eben stammen, dafür sahen sie aufgrund ihrer Färbung viel zu alt aus. Offensichtlich hatte er schon auf dem Schiff Bekanntschaft mit dem Prügel gemacht und nicht nur mit ihm, denn sie glaubte unter der mit Dreck verkrusteten Haut einige frische Brandnarben zu erkennen, die vermutlich von Zigarren stammten, die man auf ihm ausgedrückt hatte und der üble Geschmack von Galle kroch ihren Hals hinauf. Angeekelt von der Brutalität mit der sie den Jungen gequält hatten, legte sie so behutsam wie sie nur konnte ihre Hand auf seinen Arm, doch er zuckte unter der Berührung zusammen, als ob sie ihm einen Stromstoß verpasst hätte und schlug ihre Hand weg. Nia versuchte mit Worten beruhigend auf ihn einzureden.
      „Keine Angst, ich will dir nicht weh tun. Niemand wird dir mehr weh tun. Versprochen. Ich passe ab jetzt auf dich, ok? Komm, steh auf. Wenn du nicht aufstehst, bekommst du nichts zu essen und zu trinken. Und du hast doch bestimmt Hunger? Komm, ich zeige dir, wo du essen und trinken bekommst. Aber vorher waschen wir dir den Dreck ab. Na komm schon…“
      Der Kleine streckte vorsichtig die Beine aus und richtete sich mit dem Oberkörper langsam auf, ließ die Arme aber zur Sicherheit oben. Sie konnte hören wie er mit jedem Schritt den Atem zischend ausstieß und ihr entging nicht wie er sich dabei so unauffällig wie möglich mit dem Unterarm über die Augen wischte, die im schummerigen Licht der Öllampen feucht schimmerten, während er hinter ihr und den anderen Neuen hinterherhumpelte. Immer wieder warf sie ihm verstohlene Blicke zu um sicher zu gehen, dass er nicht plötzlich abhaute. Er war eigentlich ein süßer, kleiner Kerl mit seinen rabenschwarzen Locken und den hellgrauen Augen.
      Das Bad war eine kleine Nasszelle die aus einem großen Holzbottich bestand, der an Seilen befestigt, von der Decke hing und mit einer Schnur verbunden war, an der man ziehen musste, damit der Bottich nach vorne kippte und sich das eiskalte Wasser, über einem ergoss. Sobald man die Schnur losließ, kippte der Holzbottich wieder in seine alte Position zurück und löste durch das Kippen den Mechanismus der Holzklappe aus, die sich in der Decke über dem Bottich befand, woraufhin neues Wasser, durch ein Loch in der Decke in den Wasserbehälter floss.
      Nia forderte alle Neuen auf sich auszuziehen und ließ sie sich einzeln nacheinander unter den Wasserbottich stellen, um das eiskalte Wasser über ihre Körper laufen zu lassen. Als sie schließlich den Kleinen bitten wollte sich unter den Bottich zu stellen, war dieser jedoch plötzlich verschwunden. Wenn ihn einer der Wächter draußen fand, würden sie ihn zu Tode prügeln, daher musste sie ihn so schnell wie möglich finden.
      Sie fragte alle, ob sie ihn gesehen hätten, doch sie schüttelten nur den Kopf. Vielleicht hatte er sich im hinteren Teil versteckt. Dort wo die Toiletten waren. Sie öffnete die Tür, doch alles was sie sah, waren 20 Löcher die man in den Boden gegraben hatte, in die man seine Notdurft verrichten konnte, sowie einen Wasserschlauch, mit dem man anschließend sich selbst und die Öffnung um das Loch säubern konnte. Ein paar Fliegen kamen aus den Löchern heraufgeflogen und schwirrten umher. Doch ansonsten war weit und breit nichts von dem Kleinen zu sehen.
      Wo konnte er nur sein? Wieso hatte sie nicht besser auf ihn aufgepasst? fluchte sie innerlich und ging zu den anderen zurück. Er konnte noch nicht weit sein, denn er kannte sich überhaupt nicht hier aus und konnte sich leicht in einem der unzähligen Gänge verlaufen. Vielleicht war er sogar Richtung Mienen gelaufen… Nia graute beim Gedanken daran, denn man konnte das Gefälle in den Schächten nicht erkennen und bemerkte daher nicht, dass der Weg zu den Mienen steil verlief. Bereits nach 3 Kilometern befand man sich schon600 Meter tiefer, wobei die Temperatur um ca. 2- 3 Grad pro 100 Meter anstieg. Doch bis der Kleine seinen Fehler bemerken würde, wäre es für eine Rückkehr bereits zu spät und alleine würde er nicht mehr zurückfinden und ohne Wasserdehydrieren. Die Gruppe Neugieriger Gaffer hatte sich inzwischen auch aufgelöst, bis auf vier Kinder die direkt auf Nia zugingen.
      „Er hätte dich totprügeln können! Das war ziemlich dumm von dir…“ sagte der Größte von ihnen, ein schwarzhaariger Junge von 10 Jahren, dessen Augen ebenso dunkel waren wie seine Haare.
      Nia ignorierte Basil, denn sie hatte im Moment andere Probleme als sich vor ihm zu rechtfertigen und lief einfach an ihm und den anderen vorbei Richtung Schlafraum, dem einzigen Ort, der dem Bad am nächsten war.
      Der Schlafraum befand sich, ebenso wie Speisesaal, Küche und Bad, ungefähr 1800 Meter oberhalb der Silberminen und bestand aus ca. 2500 Matratzen auf denen Kinder und Jugendliche zwischen 3 - 16 Jahren schliefen. Da sie aufgrund der warmen Temperaturen hier keine Decken brauchten, sah man auch keine Notwendigkeit darin ihnen Kissen zu geben und so waren sie gezwungen ihre Köpfe auf ihre Unterarme zu betten.
      Das Zusammenleben war nicht immer einfach denn oft gab es aufgrund der Altersunterschiede Streit unter den einzelnen Kindern, doch wenn ein Streit mal eskalierte, griff eines der älteren Kinder, den Selbsternannten „Streitschlichtern“ ein, um ihn zu beenden, bevor einer der Wächter sich einmischen konnte und die Streithähne zu Tode prügelte.
      Im Verprügeln von Kindern schienen die Wächter eine geradezu sadistische Freude zu haben, denn sie schlugen oft einfach nur aus einer Laune heraus zu, völlig unvermittelt und ohne Vorwarnung, deshalb verhielten sich alle ruhig und führten sämtliche Befehle kommentarlos aus um nicht in den Fokus der Wächter zu geraten, besonders da sie nur einen einzigen Arzt hatten der alle Kinder betreute, der aber aufgrund seiner Alkoholsucht, häufig nicht arbeitsfähig war. Außerdem mangelte es an ausreichend Medikamenten und sonstigem medizinischem Equipment, weshalb manchmal Kindern erst spät oder gar nicht geholfen werden konnte.
      Auf einer der hinteren Matratzen fand sie ihn schließlich in Embryostellung liegend vor. Erleichtert atmete sie tief aus und verließ den Schlafraum leise wieder. Offenbar hatte ihn die lange Reise zu schaffen gemacht, was aufgrund seines noch jungen Alters allerdings nicht verwunderlich war. Sollte er sich noch etwas ausruhen. Bis alle Neuen fertig mit Waschen und Anziehen waren, war es sowieso Zeit für die ärztliche Untersuchung und bis alle untersucht waren, war er bereits fertig gewaschen und angezogen.
      Doch ihn zu wecken gestaltete sich leichter als sie dachte, denn er versuchte sie in die Hand zu beißen und wehrte sich mit Händen und Füßen, als sie sich mit ihm unter den Wasserbottich stellte, weil er sich alleine weigerte unter dem Wasserkübel stehen zu bleiben und ließ sich auch nur unter Androhung nichts zu essen zu kriegen vom Arzt untersuchen, der ihn für arbeitstauglich erklärte. Nia war erleichtert, als sie hörte, dass der Wächter ihm nichts gebrochen hatte. Ob der Junge allerdings arbeiten wollte, blieb abzuwarten.
      Wenigstens in den Speiseraum musste er nicht geschleift werden, denn als er hörte, dass es dort etwas zu essen gab, humpelte er so schnell er konnte den anderen hinterher Richtung Speiseraum, der aus einem Dutzend langen Tischen bestand, an dessen Seiten Holzbänke aufgestellt waren. Auf jedem Tisch standen drei große Töpfe mit Gemüsesuppe aus denen heißer Dampf entwich, der sich im Raum verteilte und dessen Inhalt den Kindern das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
      Ohne abzuwarten humpelte der Kleine schnell auf den nächstbesten Tisch zu, kletterte zuerst auf die Sitzbank und dann auf den Tisch und beugte sich über den Topf, um hineinzusehen. Nachdem er sich vergewissert hatte, was in dem Topf war, nahm er die Suppenkelle die neben dem Topf lag und führte sich die dampfende Kelle zum Mund.
      In letzter Sekunde konnte Nia ihn noch davon abhalten, bevor er sich den Mund verbrannte und schlug ihm dabei nicht gerade sanft auf die Finger.
      „Sie ist viel zu heiß, du wirst dich verbrennen!“ ermahnte sie ihn und setzte ihn auf die Bank neben sich. Der Kleine aber konnte oder wollte die Gefahr, die von dem heißen Topf ausging nicht wahrhaben, sodass Nia nichts anderes übrig blieb, als ihn immer wieder vom Tisch runter zu zerren und auf die Bank zu setzen, wobei sie darauf achtete, ihre Hände von seinem Mund fern zu halten, der immer wieder nach ihr schnappte. Sie konnte die Male gar nicht mehr zählen die sie ihm auf die Finger klopfen musste bis die Suppe endlich kalt genug war, um verzehrt zu werden. Schmatzend und schlürfend verschlang er das Essen als ob er seit Wochen nichts mehr gegessen hätte und verlangte noch zwei Mal Nachschub, bevor er schließlich mit einem lauten Rülpser verkündete, dass er satt war.
      „Er isst nicht nur wie ein Schwein, er ist auch eins“ sagte Basil, der schräg gegenüber von dem Kleinen saß und ihn angewidert musterte. Nia sah ihm an, dass er den Neuen nicht besonders mochte, wusste aber nicht wieso. Es war ja nicht so, als ob er ihm etwas getan hätte, er war ja erst seit drei Stunden hier und außerdem noch sehr klein. Zu gerne hätte sie etwas erwidert, doch der Kleine kam ihr zuvor indem er Basil demonstrativ seine Zunge rausstreckte. Nia lächelte, als sie Basils Gesichtsausdruck sah, der innerlich bestimmt kochte vor Wut und wollte dem Kleinen mit der Hand sanft über den Kopf streicheln, doch dieser schien offenbar keine Streicheleinheiten zu mögen, denn er versuchte sie wieder zu beißen.
      „Pass bloß auf Nia, vielleicht hat er Tollwut.“
      „Er hat keine Tollwut, sonst hätte der Arzt bestimmt etwas gemerkt.“
      „Seine Beißerei ist aber nicht normal. Nur wilde Tiere beißen. Der macht uns bestimmt nur Ärger…“
      „Halt die Klappe Basil!“ zischte Nia ihm über den Tisch hinweg zu und deutete dem Kleinen mit einem Kopfnicken an ihr zu folgen, doch er ignorierte sie und machte keine Anstalten ihr zu folgen. Nia schüttelte den Kopf und zog ihn an seinem Handgelenk hinter sich her. Wie wild zog und zerrte er an seinem Arm und trat ihr dabei immer wieder gegen die Waden.
      Nia ignorierte die Tritte des Kleinen während ihre Füße wütend über den Boden stampften und versuchten so schnell wie möglich den Speiseraum zu verlassen. Basil konnte manchmal richtig gemein sein, wenn er wollte.
      Als sich alle anschließend im Schlafraum einfanden, klopfte Nia mit der Hand auf ihre Matratze um dem Kleinen zu zeigen, wo er sich hinlegen konnte. Wortlos ließ er sich auf die Matratze fallen und drehte ihr den Rücken zu. Nia seufzte. Es würde nicht einfach mit ihm werden, so viel stand fest.
      „Wie heißt du überhaupt?“ wollte sie wissen, denn sie wollte ihn nicht immer mit Kleiner oder Junge anreden, doch er antwortete nicht. Sein Oberkörper hob und senkte sich ruhig und gleichmäßig. Offenbar hatte er keine Schwierigkeiten mit den Temperaturen hier im Schlafraum. Gerade die Neuankömmlinge hatten anfangs große Probleme beim Einschlafen und wälzten sich daher oft unruhig hin und her bevor sie vor Erschöpfung schließlich einschliefen. Nia musterte die Umrisse seines kleinen, zierlichen Körpers in der Dunkelheit und fragte sich, wo seine Eltern waren, ob er sie vermisste und versuchte sich an ihre eigenen Eltern zu erinnern, doch egal wie angestrengt sie versuchte sich an ihre Gesichter zu erinnern, es gelang ihr einfach nicht. Alles was ihr von ihrer Familie geblieben war, war ihr Bruder Jon und auch der war inzwischen nur noch eine Erinnerung, ein Bruchstück aus ihrer Vergangenheit, dass sie mit sich herumtrug und das von Zeit zu Zeit ein schmerzhaftes Stechen in ihrer Brust verursachte, wenn die Erinnerung an ihn wieder hochkam. Er wäre heute 5, kaum älter als der kleine Kerl, der hier vor ihr lag und der genau wie sie keine Familie mehr hatte. Vermutlich fühle ich mich deshalb verantwortlich für ihn. Weil wir beide allein sind. Naja, nicht ganz allein. Immerhin habe ich noch Basil, Quirin, Condor und Callida. Und wer weiß, vielleicht gelingt es mir ja, den Kleinen davon zu überzeugen, dass wir nicht seine Feinde sind. Nia hoffte es zumindest und schlief mit diesem letzten Gedanken ein. Die friedliche Nachtruhe währte leider nicht lange an, denn schon bald wurde der Saal von einem markerschütternden Schrei erschüttert, der durch den Schlafraum hallte und alle Kinder auf ihren Matratzen hochfahren ließ. Nia rieb sich den Schlaf aus den Augen und tastete mit den Fingern unter ihrer Matratze um nach der Kerze und den Zündhölzern zu greifen, die sie für Notfälle unter ihrem Nachtlager verwahrte. Schon bald wurde der Raum, vom flackernden Kerzenlicht beleuchtet und Nia leuchtete den Kleinen an, der aufrecht auf der Matratze saß und wie von Sinnen schrie.
      „Mama!!!!! Mamaaaaaaaaa!!! Mamaaaaaaaa!“ wimmerte der Kleine mit weit aufgerissenen Augen, den Blick in weite Ferne gerichtet, die Pupillen ausdruckslos und leer, wie die eines Toten. Der Anblick war so gruselig dass es sie trotz der Wärme fröstelte.
      Der gesamte Körper schlotterte unter den lauten Schluchzern und die Tränen rannen wie ein stetiger Fluss über sein kleines Gesicht. So behutsam wie nur irgend möglich versuchte Nia ihre Arme um seinen Oberkörper zu legen und beruhigend auf ihn einzureden, doch er schrie weiter nach seiner Mama. Er schien sie gar nicht zu bemerken, als ob er mit offenen Augen träumte und Nia bekam es mit der Angst zu tun, denn wenn er so weiter machte, würde er noch die Wächter auf sich aufmerksam machen. Sofort löschte Nia ihre Kerze und versteckte sie schnell, denn Kerzen waren im Schlafraum verboten. Außerdem würde man, wenn man sie bei ihr fand, sofort wissen, dass sie sie gestohlen hatte und die Strafen für Diebstahl waren sehr hart.
      Schwere Schritte näherten sich stampfend und ein Dutzend Augenpaare huschte ängstlich zum Eingang, der von einer voluminösen, Gestalt eingenommen wurde die den Eingang fast komplett vereinnahmte.
      „Was ist hier los?“ verlangte ein Wärter mit bellender Stimme zu wissen und leuchtete mit seiner Öllampe in den Raum. Seine dunklen Augen richteten sich auf Nia und den Kleinen, der sich einfach nicht beruhigen ließ.
      Der Staub unter seinen Füßen wurde aufgewirbelt, als er polternd auf die beiden Kinder zuging.
      Nia brauchte ihn nicht anzusehen um zu wissen wer es war, denn er war unter den Kindern ebenso bekannt wir gefürchtet. Sein Name war Kolossos, ein ebenso großer, wie schwerer Kerl mit Halbglatze, Spitzbart und stechendem Blick, dessen Kleidung sich über seinem Wanst so spannte, dass man das Gefühl hatte, dass sie jeden Moment zerriss. Nia war sich ziemlich sicher, dass er eigentlich anders hieß, denn sie glaubte, irgendwann einmal seinen richtigen Namen irgendwo gehört zu haben, vermutlich bei einem Gespräch zwischen den anderen Wächtern.
      Wütend verlangte er zu wissen, was der Lärm zu bedeuten hatte und zückte schon seinen Holzknüppel um damit den Jungen zu verprügeln um ihn zum Schweigen zu bringen, da hakte sich Nia auch schon mit beiden Armen an seinen Oberarm und flehte ihn an, ihn zu verschonen und erinnerte Kolossos immer wieder daran wie wichtig es war, dass der Kleine unversehrt blieb und wie wichtig er für den Ausbau der Miene aufgrund seiner Größe war. Kolossos jedoch ließ sich nicht erweichen, er war so sauer und mies gelaunt, dass man ihn beim Schlafen gestört hatte, dass er nicht mehr empfänglich für Argumentationen war.
      Mit einem kräftigen Schwenker seines Armes hatte er sich von dem lästigen Mädchen befreit und holte erneut aus um den Kleinen zu schlagen, traf stattdessen aber das Mädchen das sich von dem Sturz schon wieder erholt hatte und sich auf den Jungen warf um ihn mit ihrem Körper vor den Schlägen zu schützen.
      Kolossos war es gleichgültig an wem er seine schlechte Laune ausließ. Er musste ein Exempel statuieren, sonst tanzten ihnen diese Gören eines Tages noch auf der Nase herum. Irgendwann würde sie ihn schon loslassen, ob vor Schmerzen oder weil er sie zu Tode geprügelt hatte.
      Er spürte wie ihr kleiner Körper unter den Schlägen erbebte, hörte wie sie vor Schmerzen schrie und heftig schluchzte, während die anderen Kinder fassungslos und starr vor Entsetzen und Angst auf ihren Matratzen saßen und sich teilweise sogar aneinander klammerten.
      „Hör auf, das ist genug!“ rief plötzlich ein Junge, mit breiten Schultern und aschblonden Haaren und warf sich schützend über Nia und den Kleinen. Kolossos schüttelte den Kopf, es war für ihn unverständlich warum sie einander schützten. Es blieb aber nicht bei dem Jungen, plötzlich tauchte noch ein Mädchen mit feuerroten Haaren sowie zwei weitere Jungs auf, die sich schützend über die drei Kinder warfen und sie mit ihren Körpern schützten.
      Kolossos knurrte wütend und wollte erneut zu einem Schlag ausholen, da tauchten wie aus dem Nichts weitere Kinder auf, die sich mit ausgestreckten Armen vor ihn stellten und ihn anflehten, aufzuhören. Mit knirschenden Zähnen, senkte Kolossos den Arm, denn es brachte nichts, sie alle zu verprügeln, sonst würde er womöglich doch noch Ärger bekommen, wenn zu viele Kinder ausfielen.
      „Ihr bringt ihn zum Schweigen, sonst tue ich es!“ warnte er sie und hielt seinen Prügel einem der Kinder unter die Nase, bevor seine schweren Schritte sich entfernten und sein Körper von der Dunkelheit wieder verschluckt wurde.
      Die Kinder aber atmeten erleichtert auf, froh Kolossos Zorn diesmal entgangen zu sein. Auch Basil, Condor, Quirin und Callida die sich schützend über Nia geworfen hatten, wagten es nun, langsam wieder hochzukommen und bildeten einen Halbkreis um ihre Freundin, die noch immer auf dem Boden kauerte, den kleinen Jungen fest an sich gepresst. Noch immer weinte er und versuchte sie wegzustoßen. Heiße Tränen rannen über ihr Gesicht, während sie ihren Oberkörper sanft hin und her wiegte und dabei ein Lied sang. Ihre Freunde kannten es nur zu gut, denn sie sang es immer wenn sie traurig war oder es ihr schlecht ging. Dieses Lied war dabei aber mehr als einfach nur ein Song, es war ein stilles Gebet, ein Wunschtraum, ein Hoffnungsschimmer an den sie sich klammerte und ein sicherer Zufluchtsort an den sie manchmal flüchtete um vor der Grausamkeit des Alltags, vor den Schmerzen, der Angst und dem Kummer den sie alle erdulden mussten zu fliehen.
      Sie hatte sich dieses Lied selbst ausgedacht und hütete es wie einen kostbaren Schatz in ihrem Herzen, der funkelte und das Zimmer zu erhellen schien, jedes Mal wenn sie dieses Lied sang.
      Die Inbrunst und die tiefe Überzeugung mit der sie es sang, bewirkte, dass viele der Kinder, mittlerweile selbst anfingen an diesen Ort zu glauben, einen Platz an dem sie sicher waren, wo ihnen keine Schmerzen oder Gefahr drohten, ein Zuhause, nachdem sie sich alle sehnten. Basil, Quirin, Condor und Callida legten sich jeweils zu zweit vor und hinter Nia und rückten ganz nah an ihre Freundin heran, die Arme umeinander geschlungen um sich gegenseitig Trost zu spenden. Ihre Freundin mochte zwar ein unverbesserlicher Dickkopf sein, der sich nie um sich selbst sorgte, sondern immer das Wohl anderer über ihr eigenes stellte und sich dadurch immer wieder in Gefahr brachte, doch das war zugleich auch eines ihrer größten und stärksten Eigenschaften, auch wenn es sie vermutlich eines Tages das Leben kosten würde. Die Freunde stimmten in ihr Lied mit ein während sie sich aneinander klammerten und irgendwann wurden auch die Schluchzer und Schläge des Kleinen immer weniger, bis sie schließlich ganz verstummten und seine kleinen Ärmchen vor Erschöpfung an seinem Körper herabsackten und er in Nias Armen schlief.


      Kapitel 12 Painful Memories Teil 2 - Galerie des Grauens

      Kapitel 12


      Ein Jahr war bereits vergangen, seit der Kleine hier angekommen war, doch bis auf seinen Namen, dem er ihr nur verraten hatte, weil er von ihr nicht mehr Kleiner genannt werden wollte, wusste Nia nichts über ihn, denn er weigerte sich immer noch beharrlich mit ihr oder irgendjemandem zu reden. Das einzige was sie sicher wusste war, dass er nicht hier sein wollte. Sie konnte es an seiner Körperhaltung erkennen und daran mit welchem Hass er jeden ansah und die Angst, dass den Wächtern irgendwann die Geduld mit ihm platzen könnte, wuchs immer mehr.

      Ständig musste sie darauf achten, dass er keinen Unfug anstellte, wie gerade jetzt, als er einem Wächter den Stinkefinger zeigte, als dieser ihm gerade den Rücken kehrte und daher nicht sehen konnte was er tat.


      „Hör auf ständig den Wächtern den Mittelfinger zu zeigen! Willst du das sie dich umbringen?“ raunte sie ihm so leise zu, dass der Wächter es nicht hören konnte.

      Nia versuchte nach Leibeskräften seinen Finger nach unten zu drücken, doch alles was sie erreichte war, dass er ihr in die Finger biss und ihr zum Dank noch in die Kniekehlen trat. Beim Versuch den Schmerzensschrei zu unterdrücken, biss sie sich fast die Zunge ab. Wie gerne würde sie ihm eine runterhauen, doch sie war überzeugt, dass Gewalt keine Lösung war. Gewalt löste immer Gegengewalt aus, soviel hatte sie in ihren 9 Lebensjahren bereits gelernt. Auf sehr schmerzhafte Weise.


      „Du bist eine ekelhafte, kleine Kröte manchmal! Ich weiß echt nicht, warum ich dich dauernd schütze!“


      Zum Dank für ihre Hilfe, streckte er ihr die Zunge raus und wandte sich wieder an den Wächter, der bereits am anderen Ende des Tunnels angekommen war und dort gerade ein Kind verprügelte, dass es gewagt hatte, ihn schief anzugucken.


      „Wichser!“ schimpfte er und löste damit bei Nia beinahe einen Herzinfarkt aus. Mit ihrer Hand deckte sie hastig seinen Mund zu, um zu verhindern, dass noch mehr Schimpfwörter aus seinem Mund kamen.


      „Woher kennst du dieses Wort? So was darfst du nie wieder sagen, schon gar nicht, wenn die Wächter dich hören können. Die machen dich fertig!“


      Schockiert schaute sie auf ihn herab. Sie war immer wieder erstaunt, wenn er sprach, denn es passierte so selten, dass sie manchmal glaubte sie habe sich verhört. Anfangs hatte er oft in seinen Träumen gesprochen, wenn er Nacht für Nacht nach seiner Mama gerufen hatte und Nia hatte alle Mühe gehabt, ihn zu beruhigen. Immer wieder hatte sie ihn wie ein kleines Baby in ihren Armen in den Schlaf gewiegt und ihm leise dabei ihr Lied vorgesungen, während sie sein Gesicht so fest an sich gedrückt hatte, dass die Wächter ihn nicht hören konnten, bis er sich schließlich wieder beruhigt hatte und aufgehört hatte mit den Fäusten auf ihren Oberkörper einzuschlagen. Eines Tages hatte er aufgehört sich nachts die Augen auszuweinen und seitdem nie wieder seine Mama erwähnt. Vielleicht sah er ein, dass sie nicht mehr kam und fand sich damit ab, dachte Nia, doch sie wusste es nicht mit Sicherheit, da er nie darüber sprach. Die einzige Gefühlsregung die er zeigte war Wut, die ebenso wie der Rest seines Körpers mit jedem Tag weiter in ihm heranwuchs. Seine anfängliche Furcht vor den Wächtern, schien sich langsam zu legen und er zeigte durch Gesten oder verbale Attacken, was er von ihnen hielt und das war sehr gefährlich. DieMisshandlungen auf dem Schiff und das was ihm hier am ersten Tag angetan wurde hatten schwere Narben bei ihm hinterlassen und würden ihn wohl für den Rest seines Lebens prägen. Sie wusste aus eigener Erfahrung, was physische Gewalt in einem Kind anrichten konnte, denn sie hatte schon zu viele daran zerbrechen sehen. Doch nicht er. Ihn schienen diese Erlebnisse sogar Kraft zu geben, seine Wut zu nähren, die ihm half all die Tritte, Schläge und Erniedrigungen die er in seinem kurzen Leben schon einstecken musste, zu ertragen und geduldig auf den Tag zu warten, an dem er sich rächen würde. Nia hatte Angst dass eines Tages etwas schreckliches passieren würde, sie konnte es in seinem Blick lesen, wenn er die Wächter ansah und wagte sich gar nicht vorzustellen was passieren würde, wenn er älter wurde. Doch noch war er zu klein, hatte keine Chance gegen die Wächter, so viel schien der Kleine immerhin zu begreifen, sonst hätte er die Wächter längst angegriffen. Deshalb ließ er vorerst seine Wut an ihr aus, doch das störte sie nicht. Es war besser er ließ seine Emotionen an ihr aus, als an den Wächtern, sonst würde er kein weiteres Jahr Überleben.


      Nia beschleunigte ihre Schritte als plötzlich eine größere Gruppe Kinder hinter ihnen auftauchte, die wohl ebenso wie sie und Bardoque zum Speisesaal eilten, denn das Mittagessen wartete bereits auf sie. Schnell holten sie sie ein, doch ein Blick in ihre Gesichter genügte Nia, um zu erkennen, dass irgendetwas nicht stimmte und sie sich nicht wegen des Essens beeilten.


      „Was ist los? Ist etwas passiert?“


      „Zulfiquar kommt. Er… sucht wohl wieder nach einem Modell“, antwortete ein blondes Mädchen mit sanften braunen Augen. Nia konnte ihre Angst nur allzu gut verstehen, auch wenn sie eigentlich nichts zu fürchten hatte, denn es war allgemein bekannt, dass er männliche Modelle vorzog. Warum auch immer. Dennoch zitterte sie am ganzen Leib, beim Gedanken daran ihn wieder zu sehen. Er geschah nicht oft, dass er sich hier in der Miene blicken ließ, eigentlich nur, wenn er mal wieder auf der Suche nach einem Kind war, dass er malen konnte, wie er behauptete, doch Nia und die anderen wussten es besser, denn diese Kinder kehrten nie wieder zurück. Es war ausgeschlossen, dass er sie frei ließ, denn ihm troff die Bosheit förmlich aus jeder Pore.


      Er war für Nia das fleischgewordene Sinnbild eines Alptraums, mit seiner hageren, großgewachsenen Statur, seinen schmalen, schlitzartigen, dunklen Augen, den knochigen, eingefallenen Wangen, dem vorstehenden Oberkiefer, aus denen gelbe schiefe Zähne bleckten, seiner großen Hakennase, dem langen, schwarzen Haar, dass er stets geflochten über seine Schulter hängen ließ und den Goldkettchen die sich von seinen Nasenringen bis zu seinen Ohrläppchen zogen. Am unheimlichsten jedoch war ihr seine Kleidung, die aus einem seltsamen Leder gemacht war, welches sie noch nie zuvor gesehen hatte und dass aber seltsam roch, zumindest für ihre Nase.


      Blitzschnell versammelten sich alle im Speiseraum und stellten sich in Reih und Glied auf, so wie sie es von den Wächtern beigebracht bekommen hatten. Nur widerwillig ließ sich Bardoque einreihen und riss sich immer wieder von Nia los, die versuchte ihn festzuhalten, doch zumindest blieb er stehen und starrte grimmig die gegenüberliegende Wand an, als könnte er sie mit seinen bloßen Blicken sprengen um zu fliehen.


      Alle Blicke richteten sich auf den Eingang, als sie das Klappern von Absätzen vernahmen und kurz darauf Zulfiquar in der Tür auftauchte. Ein Lächeln umspielte seine schmalen, rissigen Lippen als er auf die Kinder zuging und Reihe für Reihe langsam abschritt, wobei er jedes Gesicht aufmerksam musterte und das ein oder andere sogar zwischen seinen langgliedrigen Fingern drehte und wendete, bevor er sich dem nächsten Kind widmete. Offenbar schien keines der Kinder seinen Anforderungen zu genügen, denn er schnalzte nur verächtlich mit der Zunge und schüttelte immer wieder den Kopf. Nia Herz trommelte aufgeregt in ihrer Brust, als Zulfiquar die letzte Reihe in der sie standen fast erreicht hatte und betete dass der Kelch dieses Mal an ihnen allen vorüber gehen würde.

      Mit angehaltenem Atem hob sie den Kopf, als er schließlich vor ihr stand und sich seine Finger wie Schraubzangen in ihren Kiefer bohrten. Seine kalte Augen erinnerten sie an ein schwarzes Loch, dass alles in sich verschlang, doch sie versuchte sich nichts von ihrer Angst anmerken zu lassen und so ruhig wie möglich durch die Nase zu atmen, um sich zu beruhigen.


      Bloß keine Angst zeigen, du darfst dir nicht anmerken lassen, dass du ihn fürchtest, denn wenn er nur die geringste Spur von Furcht bemerkt bist du geliefert.


      Immer wieder drehte er ihren Kopf nach links und dann wieder nach rechts. Sein Desinteresse war ihm deutlich anzusehen, dennoch hatte sie das Gefühl, dass er seine Alternativen abwägte und mit dem Gedanken spielte, sich ausnahmsweise einmal ein Mädchen mitzunehmen, ehe er ganz ohne Kind in sein Atelier zurückkehrte. Nia war erleichtert als er sie schließlich losließ, doch ihre Freude schlug binnen eines Wimpernschlags in Panik um, als Bardoque ihm aus heiterem Himmel gegen das Schienbein trat.


      „Lass sie los, Arschloch!“


      Ein Raunen ging durch den Saal und alle drehten sich nach hinten um, um zu sehen, wer so lebensmüde war, Zulfiquar zu beleidigen. Nias Augen weiteten sich und ein Tränenschleier versperrte ihr die Sicht auf Zulfiquars Gesicht. Ihre Stimme brach sich fast, als sie ihn um Verzeihung bat, doch Zulfiquar hatte keine Augen mehr für sie, sondern ging vor Bardoque in die Hocke um ihm in die Augen zu sehen.


      „Hmm, ich weiß nicht ob es der Mut eines Mannes oder die Dummheit eines Kindes ist, die da aus dir spricht.“


      Zulfiquar versuchte sein Kinn festzuhalten, doch Bardoque schnappte nach ihm und erweckte durch seine raue, wilde Art, unweigerlich Zulfiquars Interesse.


      „Mir scheint wir haben es hier nicht mit einem Kind, sondern mit einem wilden Tier zu tun. Sieh sich einer diese eiskalten Augen an. Der Hass der in ihnen lodert. Diese abgrundtiefe Abscheu. Eine Bestie in Menschengestalt. Oh, wir zwei werden so viel Spaß zusammen haben. Wie ist dein Name?“


      Bardoque antwortete nicht, sondern spuckte Zulfiquar mitten ins Gesicht. Mit seiner Hand packte er Bardoque und wischte sich mithilfe von dessen Wange den Speichel aus dem Gesicht. Der Kleine aber knurrte und biss Zulfiquar in die Nase. Nia die bis dahin, starr vor Angst zugesehen hatte, rührte sich endlich und versuchte Bardoque von ihm loszueisen, doch dieser hatte die Situation schon im Griff und hielt den kleinen Jungen auf Armlänge von sich weg, dessen Arme und Beine wild in der Luft herumstrampelten.


      „Bitte, verzeiht ihm. Er ist noch ein kleines, dummes Kind und weiß nicht, was es tut! Ich verspreche er wird es nie wieder tun!“


      „Da hast du recht, er wird so etwas nie wieder tun“, antwortete Zulfiquar und warf Bardoque einem Wächter in die Arme und befahl diesem ihn in sein Atelier zu bringen. Mit einem stummen Nicken entfernte sich der Wächter, der alle Mühe hatte den kleinen, wild um sich schlagenden Jungen fest zu halten, der sich wütend die Seele aus dem Leib brüllte. Nia wollte dem Wächter am liebsten hinterher laufen, doch Quirin der neben ihr stand, schlang seine kräftigen Arme um sie und hielt sie fest, bevor sie eine Dummheit begehen konnte, die sie das Leben kostete.


      Tränen der Wut und der Verzweiflung bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen, als sie hilflos mit ansah, wie der Wächter und Zulfiquar mit dem Kleinen verschwanden und hätte am liebsten jedem der erleichtert aufatmete persönlich geohrfeigt, auch wenn sie insgeheim ihre Gefühle nachvollziehen konnte. Jeder war froh, wenn er nicht in Zulfiquars Atelier musste. Callida, die nicht nur für die Küche zuständig war, sondern darüber hinaus auch als einzige Zulfiquar das Essen bringen durfte, hatte ihr und den anderen von den grausigen Dingen die sie dort gesehen hatte ausführlich berichtet und sie in deren Befürchtungen darüber, was hinter der eisernen Tür geschah, bestätigt. Nein, sie wollte wahrlich nicht mit dem Kleinen tauschen, aber sie wollte ihn auch nicht seinem Schicksal überlassen.

      Zulfiquar gestattete dem Wächter vor sich her zu laufen, während er sich im Geiste seinen Phantasien hingab. Es würde ihm ein besonderes Vergnügen sein, ihm Stück für Stück seinen Willen zu brechen und dabei seine Verzweiflung, seine Wut und, so hoffte er, auch seine Angst auf seiner Leinwand einzufangen um das Bild seiner kostbaren Sammlung hinzuzufügen. Es hatte ihn Jahre gekostet, all diese Modelle zu finden und noch mehr Zeit sie so zu formen, dass sie seiner Vorstellung entsprachen, doch all seine Mühen hatten sich gelohnt und das Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen.

      Zugegeben, seine ersten Versuche waren noch recht stümperhaft gewesen, doch mittlerweile erfüllten ihn seine Werke mit Stolz und einer tiefen inneren Befriedigung, die ihn von seinen Schlafstörungen ablenkten. Schlaf war für ihn ein Grauen, denn immer wieder wurde er in seinen Träumen, von einem grauenhaften Lachen verfolgt, dass ihn selbst am Tage manchmal zu verfolgen schien. Er wusste nicht woher es kam oder was es zu bedeuten hatte, doch es ließ ihn nicht los, suchte ihn, jedes Mal wenn er die Augen schloss wie ein Poltergeist heim und peinigte ihn. Er war der festen Überzeugung, dass Träume eine Bedeutung hatten und hatte deswegen schon unzählige Bücher zu diesem Thema gelesen, doch keines schien eine Erklärung für dieses Lachen zu haben, dass ihn bis in seine Träume folgte.


      Voller Vorfreude stieß er die große, eiserne Tür auf, die hinter dem Wächter ins Schloss gefallen war und überhörte dabei die vor Schmerzen schreienden Stimmen, seiner beiden letzten Skulpturen denen er 5 cm dicke Nägel in die Füße geschlagen hatte, damit sie nicht von dem Sockel auf dem sie standen herunter springen konnten. Voller Freude ließ er seinen Blick über seine Werke schweifen, die jeden Zentimeter des 4 Meter hohen Raumes ausfüllten. Jeder Rahmen war aus dem Holz des Adamsbaumes geschnitzt worden und wurde regelmäßig mit Blut lasiert um ihnen diesen unnachahmlichen Duft zu verleihen, den er so sehr liebte. Jedes Bild war auf seine Weise einzigartig denn es zeigte jeweils ein anderes Stadium des Todes. Er achtete sorgfältig darauf, dass kein Gesicht dem anderen glich um eine möglichst große Bandbreite an Emotionen zu haben. Er liebte zwar alle seine Werke, doch drei Exemplare mochte er besonders, deshalb hatte er sie direkt in die Mitte des Zimmers gehängt, damit sie ihm beim Betreten des Ateliers sofort ins Auge sprangen. Alle drei waren 1 Meter breit und zwei Meter hoch und zeigten zum einen jungen Mann, der aufrecht in einem Holzbottich saß, während Hunderte von Fliegen ihn umschwirrten, die,angelockt von der Milch und dem Honig mit der seine Haut bestrichen war, herbei geflogen kamen und sich auf ihm niederließen um von dem Honig zu naschen und ihre Eier auf ihm abzulegen. Damit er nicht entkommen konnte, hatte Zulfiquar ihm Arme und Beine gebrochen und ihn regelmäßig füttern lassen, damit er auch lange genug überlebte, damit die Maden die aus den Fliegeneiern schlüpften ihn langsam auffressen konnten. Bis heute jagte ihm der Anblick dieser um Erlösung bettelnden Augen einen Schauer über den Rücken, während er jeden Augenblick seines voranschreitenden Todes auf mehreren Leinwänden festgehalten hatte.


      Auf dem zweiten Bild war ein Junge zu sehen, der mit gespreizten Beinen auf einem nach oben keilförmigen Bock saß, während die Gewichte die an seinen Füßen befestigt waren ihn nach unten zogen und sein Körper von dem spitzen Bock in der Mitte langsam entzwei gerissen wurde. Sein drittliebstes Bild das rechts von den beiden hing, zeigte einen Jungen, der an einem Strick von der Decke baumelte und versuchte auf dem glitschigen Untergrund unter ihm Halt zu finden, um nicht von dem Strick der um seinen Hals geschlungen war, erwürgt zu werden. Zulfiquar war über seine boshafte Idee, ihn so weit über dem Boden hängen zu lassen, dass seine Fußspitzen gerade so den Boden berührten, um nicht sofort von dem Seil stranguliert zu werden, besonders stolz und hatte seinen Todestanz fast noch mehr genossen, als den der anderen beiden Jungen, denn er hatte bis zum bitteren Ende verzweifelt um sein Leben gekämpft, dass ihm buchstäblich entglitt. Dank seiner Teufelskraft war es ihm möglich einzelne Augenblicke so lange hinauszuzögern wie es ihm beliebte und damit sowohl den Tod als auch den Verwesungsprozess beliebig hinaus zu zögern um die Qualen seiner Opfer so lange wie möglich zu genießen und seine Bilder in Ruhe fertig stellen zu können. Voller Ekstase weideten sich seine Augen an jedem einzelnen seiner Kunstwerke, bis sein Blick auf sein menschliches Mobile fiel, dass an einer Eisenkette von der Decke hing und sich langsam wie ein Windspiel um die eigene Achse drehte und dabei immer wieder gutturale Laute von sich gab. Mit Sicherheit hatte der rostige Haken, dem er ihm durch den Gaumen gezogen hatte, bereits eine Entzündung in seinem Mund verursacht die ihm höllische Schmerzen bereitete. Er würde aber nicht mehr lange zu leiden haben, denn er war mit seinem Bild fast fertig und musste nur noch seinen Todesausdruck einfangen. Außerdem hatte er ein neues Modell gefunden, mit dem er so schnell wie möglich beginnen wollte.

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    • Kapitel 7 und 8

      Gerade beide gelesen, naja Kapitel 7 zum 2. mal.^^

      Kapitel 7

      Die neue Insel finde sehr schön. Das mit den Kängerus finde ich verdammt nice. :-D
      Warum darin aber alle schlafen? Naja ich denke einfach das es sehr gemütlich ist.^^ Nein ich glaube das hat was mit der Insel oder so zutun.^^

      Die Flucht von akira war wirklich gut beschrieben, vor allem der Anfang, mit dem Abwasser.
      Auch das mit seiner Freundin hat mich wirklich gefesselt. Wirklich stark. Und es zeigt auf jedenfall wie brutal und grausam die Insel ist.

      Zum Schluss kommt noch unser neues Crewmitglied und gönnt sich einen Snack.^^ ;)

      Kapitel 8

      Auch ein sehr schönes Kapitel. Aber hier war halt öfters mal das das leerzeichen zwischen den Wörtern gefehlt hat. Aber net schlimm.
      Der Garten der in wahrheit ehr eine Speisekammer ist. wurde sehr schön in Szene gesetzt. Die Leichen, die zum Himmel schreien und greifen. Die Hände aus dem Boden usw.
      Und unser guter Bardoque geht einfach seiner Wege. Das stelle ich mir auch sehr nice vor. Ein haufen halbtoter kommt auf ihn zu und klatscht sie einfach um.^^
      Im Garten selbst pisst sich Akira beinahe wie die ganzen Kapitel immer wieder gerne in die Hose und Bar der will nur was futtern.^^

      Die beschreibung von Bar wie er was sehen kann haste uns ja glaube ich schon mal erklärt, aber es war schön es noch mal zu lesen.
      Auch wie er den Käfer frisst, sehr nice darstellung. Auch das er wusste das er einen Begleiter hatte. :thumbup:

      So ich denke im nächsten oder in einen der nächsten Kapitel werden wir wohl einen akira sehen der auf Devlin trifft und von dem seltsamen Mann erzählt.^^

      So das wars auch schon wieder.

      MFG Rudi D(as) Rudas