Die vergangene Woche über haben sich alle Teilnehmer*innen an die Arbeit gemacht, um unsere One Piece Welt mit leben zu füllen, und heute sehen wir endlich die ersten Früchte dieser Arbeit! Unser Auge richtet sich zuerst auf den West Blue. Welche Abenteuer erwarten uns? Welche Helden beginnen dort ihre lange Reise zu Ruhm und Glorie? Klar ist nur, dass die Marine überall ihre Finger mit im Spiel hat. Wie genau das bei jedem einzelnen Text aussieht, lest ihr am besten selbst!
Worauf solltet ihr als Leser achten, wenn ihr die Texte bewerten wollt? Das wichtigste ist, dass euch der Text, für den ihr abstimmt, gefällt. Dafür müsst ihr keinerlei Vorgaben beachten, die die Autoren für das Schreiben ihrer Werke beachten mussten. Dafür ist der Strafkatalog da und wenn etwas nicht Regelkonform ist, dann wird das von der Turnierleitung geahndet. Allerdings möchten wir euch natürlich nicht verbieten, darauf zu achten, ob hier ein guter Grundstein für eine kleine Saga gelegt wurde, ob die Marine gut eingebaut wurde oder oder oder. Was auch immer euch wichtig erscheint, dürft ihr für eure Entscheidung mit einbringen. Schließlich gibt es unendlich viele Gründe, wieso man einen Text mag oder nicht und jeder ist berechtigt.
Aber wollen wir nicht weiter um den heißen Brei herumreden. Willkommen beim FFT 2020...Wilkommen im West Blue!
Brennende Welt
Jahr 1502
West Blue
Ohara
Eine einzelne Krähe zog ihre Kreise weit oben am klaren Himmel, durchschnitt die Luft mit ihren Flügeln wie ein Schwimmer die Wogen der See. Ein friedlicher Anblick, jedoch waren Krähen wie jedes Kind wusste ein ein böses Omen. Jack Zion betrachtete den Flug des schwarzen Vogels und wunderte sich wo dieser wohl hergekommen war, auf ganz Ohara gab es soweit er wusste keine einzige Krähe. Wie Merkwürdig dachte Jack, als er den Kopf noch weiter in den Nacken legte um dem Vogel mit seinen Blicken zu folgen.
„Jack verdammt! Wirf endlich den Ball!“ riss ihn eine Stimme aus seiner Trance und er erschrak heftig, da er für einen kurzen Augenblick alles um sich herum vergessen hatte. Die Wiese auf der er und seine Freunde spielten lag an einem kleinen Hang am Rande der Stadt, welche sich nicht weit vom Fuße des Baumes der Allwissenheit erstreckte. Die Stadt der Denker. Jack und seine Freunde kamen jeden Tag nach der Schule her um hier neue, von ihm erdachte Spiele zu spielen, denn das war seine besondere Kraft. Neue und tolle Spiele erfinden.
Als Jack sich nach dem Ball bückte hörte er wie einer seiner Freunde, Isaac, plötzlich jemanden ankeifte. „Was machst du hier Teufelsmädchen? Du solltest verschwinden!“
Das schwarzhaarige Mädchen stand auf dem Weg nahe der Wiese und blickte schüchtern in ihre Richtung. Nico Robin war ihr Name. Sie hatte keine Eltern und angeblich war sie vom Teufel besessen. „Verschwinde habe ich gesagt!“ fauchte Isaac und warf mit einem Stein nach Robin. „Wir wollen dich hier nicht haben!“ Sie zuckte kaum merklich als der Stein ihre Stirn traf.
Wie sie so da steht sieht sie gar nicht aus wie vom Teufel besessen, dachte sich Jack und musterte das dunkelhaarige Mädchen stumm. Sie sieht eher einsam aus. Ein Blutstropfen floss ihre Stirn herab, doch sie blieb stumm.
Jack wurde unruhig, er mochte es nicht wenn andere schlecht behandelt wurden. Deswegen wollte er auch einmal der Marine beitreten. Damit ich alles Ungerechte auf der Welt verhindern kann.„Hey Leute, ich hab da eine Idee für ein neues und fantastisches Spiel!“ rief er und lenkte die anderen Kinder so von Robin ab. Während er den anderen Kindern von seinem neuen Spiel, Marine und Pirat, erzählte sah er dem einsamen kleinen Mädchen hinterher und war froh ihr irgendwie die Flucht mit seiner Superkraft ermöglicht zu haben.
Als die Marine Schiffe am Horizont aufgetaucht waren hatte sich Jack gefreut.
„Die Marine ist hier!“ hatte er gemeinsam mit den anderen Jungs gerufen und war wie verrückt durch die Stadt gerannt um allen davon zu berichten. Ich muss meine Mutter finden, vielleicht lässt sie mich dieses mal zur Basis mitgehen damit ich Matrose werden kann. Er war den ganzen Weg zum Baum der Allwissenheit herauf gelaufen um seine Mutter, die dort als Forscherin arbeitet und das entstehen der Akuma no Mi erforschte zu suchen, als die große Eingangstür aufflog und eine ganze Schar an Menschen ihm entgegen stürmte.
Seine Mutter erkannte Jack sofort.
Eine großgewachsene, schlanke Frau mit schwarzen, lockigen Haaren die wild einige Unterlagen, Bücher und Kistchen versuchte im laufen in große Taschen zu stopfen. „Mutter?“ er war verwirrt, was war hier los? Sie sah ihn, rannte zu ihm und schloss ihn in die Arme.
„Mein Junge wir müssen sofort hier weg“ ihr Atem ging stoßweise und sie wirkte gehetzt.
„Mama. Die Marine ist da.“
Rilla Zion blickte über die Köpfe der rennenden Menschen hinweg und als sie die nun deutlich näher gekommenen Marine-Schiffe erblickte trat etwas in ihr Gesicht was Jack bei ihr noch nie gesehen hatte. Pures Entsetzen und Angst.
Jack verstand nicht was los war. Vor der Marine musste man sich doch nicht fürchten.
Dann zerfetzte ein ohrenbetäubender Knall die Luft und eine Explosion schlug über ihnen in den gewaltigen Baum ein. Jacks Augen weiteten sich vor Schrecken als weitere Explosionen folgten und es begann Feuer auf sie herab zu regnen.
Rings um sie herum war die Hölle auf Erden ausgebrochen, Feuer, Hitze und Tot. Egal in welche Richtung Jack auch blickte sah er sterbende und brennende Menschen. Sterbende Freunde. Auf ihrer Flucht Richtung Meer waren sie an dem Haus vorbei gekommen in dem einer seiner Freunde lebte und er hatte mit ansehen müssen wie dieser bei lebendigem Leib von den sich rasend schnell ausbreitenden Flammen einfach verschluckt wurde.
Seine Mutter zerrte ihn hinter sich her, er trug noch eine ihrer Taschen über der Schulter und klammerte sich mit aller Kraft verzweifelt an sie während sie sich durch die kochende Hölle kämpften. Die Kriegsschiffe, den das waren sie wie Jack erkannt hatte, hatten nicht aufgehört zu schießen und ständig explodierten weitere Feuerbälle um sie herum.
Dann zerfetzte ein eben solcher Feuerball seine Mutter. Direkt vor seinen Augen. Im ersten Moment war sie noch da, dann war sie einfach in einer Feuersäule verschwunden.
Jack brach weinend zusammen, rief nach seiner Mutter und nach Hilfe doch niemand antwortete.
Verzweifelt tastete er in seinen Taschen nach etwas nützlichem doch alles was er fand war angesengtes Papier und eine dieser giftigen Früchte die seine Mutter studierte.
Ich habe ja eh nichts mehr zu verlieren. Dachte er und biss hinein. „Hoffentlich sterbe ich wenigstens schnell.“
Dann traf eine weitere Explosion eine Stelle neben ihm und er wurde weit in die Luft geschleudert. Er visierte einen Punkt am Himmel an und wünschte sich einfach weit hinaus in das kalte Blau, nur weit weg von dieser Flammenhölle. Es fühlte sich an als ob er ewig durch die Luft flog, doch dann schlug er mit enormer Wucht gegen etwas festes und dann war da nur noch Schwärze.
Ausgetrickst
Der Mann betrat die Hafenkneipe und ließ seinen Blick über die versammelten Gestalten schweifen, wie er es schon tausend Mal gemacht hatte. Seinem geübten Auge fiel sofort der junge, rothaarige Mann mit dem Pferdeschwanz auf, der einsam und zusammengesunken am Tresen saß und trotz des schummerigen Lichtes eine Sonnenbrille trug.
"Na mein Freund, was sitzt du denn hier so allein?", fragte er, als er sich neben ihm niederließ.
"Was willst du?", nuschelte der Andere, dessen Alkoholfahne kaum zu ignorieren war. "Kümmere dich um deine eigenen Probleme".
"Ach mein Freund, meine Mutter sagte immer, dass geteiltes Leid halbes Leid ist. Auch ich habe gerade einiges am Hals. Wie wäre es, wenn wir bei einem schönen Rum auf meine Kosten darüber reden. Vielleicht findet sich für uns beide eine Lösung. Mein Name ist übrigens Shanghai."
Bei den Worten Rum leuchteten die Augen seines Gegenübers auf und er nickte mit dem Kopf. "Rum, ich meine Reden, kann sicher nicht schaden. Heiß Pen", brummte der Sonnenbrillenträger und griff gierig nach dem neuen Krug, der vor ihm aufgetaucht war.
"Weißt du wie scheiße es ist, wenn man immer wieder seinen Job verliert und dass nur, weil man angeblich zu faul ist?", ereiferte sich Pen nach einigen ordentlichen Schlucken. "Jedes Mal habe ich mir den Arsch aufgerissen, aber diese verdammten Aufseher behaupteten immer, ich könnte weder arbeiten noch Anweisungen befolgen, dabei wissen sie selber nicht was zu tun ist."
"Das kann ich gut verstehen, fast immer wissen Vorgesetzte nicht, was wirklich Sache ist", nickte Shanghai.
"Genau" fuhr Pen fort, froh, dass sein Gegenüber das genauso sah. "Die wissen nichts und nur deswegen werde ich immer gefeuert. Jetzt habe ich einen ordentlichen Berg an Schulden und die Gläubiger sitzen mir im Nacken."
"Das trifft sich gut, denn ich habe auch ein Problem", grinste Shanghai ihn an und forderte die Bedienung unauffällig auf, den Krug wieder aufzufüllen. "Ich bin für meinen Boss auf der Suche nach neuen... Mitarbeitern und bei ihm weiß jeder genau was zu tun ist. Abgesehen davon, scheinst du mir ziemlich kompetent zu sein und wirst sicher schnell die Karriereleiter nach oben klettern, bis du eines Tages selber Leute unter dir hast. Ganz abgesehen von der richtig guten und vor allem regelmäßigen Bezahlung. Doch das Beste ist, die Stelle ist nicht auf dieser Insel, also weit weg von deinen Gläubigern."
"Uhhh, dasch klingt aber interessant" meinte Ren schon leicht undeutlich.
"Wunderbar" Shanghai klang plötzlich sehr geschäftig, "ich habe sogar zufälligerweise einen Vertrag bei mir. Morgen würde dich dann jemand abholen." Shanghai legte ein zusammengerolltes Blatt Papier vor Pen, von dem er nur das unterste Stück entrollt hatte und hielt ihm einen Stift unter die Nase. "Du musst nur hier unterschreiben und alle deine Probleme werden sich lösen", sagte er nachdrücklich, als er Pens Zögern bemerkte. Dieser blickte ihn noch einen Augenblick unsicher an und versuchte dann nach dem Stift zu greifen, was ihm aber erst nach mehreren Versuchen gelang.
Warum nahm der Kerl nicht einfach seine Brille ab? dachte Shanghai.
Schließlich bekam Pen ihn zu fassen und kritzelte etwas undeutlich seinen Namen auf das Papier. Constance Penelope.
"Darauf müüüssen wir aber noch einen trinken" lallte Pen und winkte dem Wirt zu. Dieser warf ihnen einen leicht missmutigen Blick zu und Shanghai erkannte, dass sie zu den letzten Gästen des Abends gehörten und der Wirt sicher bald schließen wollte.
"Heeey duu, hasssst du noooch ein Zimmmmer füür mich frei" lallte Pen derweil den Wirt an.
"Nein, alles voll" meinte dieser sichtlich missgelaunt, "würden die Herren bitte bezahlen."
"Ochh mmmmenno, biiiittttte", bettelte Pen als er von einem der letzten Gäste angerempelt wurde, woraufhin seine Sonnenbrille zu Boden fiel. In diesem Moment trafen sich die Blicke von Pen und dem Wirt und dieser sagte etwas abwesend, "Ich denke wir finden doch noch einen Platz für dich." Pen schien kaum noch etwas mitzubekommen, während er am Arm gepackt und in die hinteren Räume geführt wurde.
Am nächsten Morgen wachte Pen mit einem ordentlichen Kater auf und registrierte, dass er nicht allein im Bett lag und dass seine Sonnenrille verschwunden war.
"Oh nein, nicht schon wieder", stöhnte er. Gerade als er versuchte sich leise aus der Situation zu stehlen, flog die Tür auf und ein Mann mit schneidender Stimme fragte "sind Sie Constance Penelope?"
Verwirrt nickte der Angesprochene und im gleichen Moment wurde er auch schon am Arm zur Tür gezerrt. "Halt, ich brauche unbedingt noch meine Sonnenbrille", schrie dieser leicht panisch, während er krampfhaft versuchte seine Augen geschlossen zu halten.
"Sollten sie wirklich eine brauchen, bekommen sie diese mit ihrer neuen Arbeitskleidung", erwiderte der andere Mann.
Nur sehr mühselig kam Pen mit der Schrittgeschwindigkeit des Mannes mit, der ihn unbarmherzig hinter sich herzog und dabei keine Rücksicht auf die Tatsache nahm, dass Pen mit geschlossenen Augen immer wieder irgendwo gegen lief. Er verfluchte sich und nahm sich zum hundertsten Mal vor, in Zukunft besser auf seine Sonnenbrille aufzupassen.
Schließlich blieben sie abrupt stehen und sein Vordermann klopfte gegen eine Tür. Eine kräftige, aggressive Stimme forderte sie auf einzutreten.
"Da wären wir Sir. Darf ich vorstellen? Constance Penelope. Mister Constance, das ist ihr neuer Arbeitgeber, Captain Kolumbus D. Horatio", stellte Pens Begleiter sie einander vor.
Pen konnte gerade noch verhindern, seine Augen weit aufzureißen und in die Augen des Offiziers zu blicken, der jedem im West Blue bekannt war. Niemals hätte er sich in seinen schlimmsten Alpträumen vorgestellt, bei der Marine zu landen.
Ein neuer Sinn
28. Mai 1504
Ich glaube jeder Mensch sucht nach einem Sinn in seinem Leben. Und heute habe ich meinen gefunden. Die Unsicherheit, sie ist wie weggeblasen. Das Schreiben gab mir Halt, jetzt muss es mich beruhigen. Es hätte ein weiterer, bedeutungsloser Tag sein können. Ich würde Zuhause sitzen, den Stift in der Hand und Zweifel zu Papier bringen. Doch heute ist alles anders.
Die Erinnerungen haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Sie verfolgen mich. Bei Tag, wie auch bei Nacht. Loslassen werden sie mich nie. Doch man sagt, dass das Schreiben helfen kann. Dass es helfen kann Erlebnisse besser zu verarbeiten. Sie zu verstehen. Details zu erkennen, die man bislang vielleicht übersehen hat.
Es war ein Tag wie jeder andere. Wie üblich war ich im Kontor am Hafen. Stumpfsinnige Arbeit, aber irgendwie musste das Essen ja auf den Tisch kommen. Beklagen will ich mich nicht. Nicht mehr.
Mittags wollte ich zur Fischstube, doch erreichen sollte ich sie nicht. Ich liebe den Anblick des Meeres. So still, so friedlich. So beruhigend. Doch dieses Mal war etwas anders. Ein Segel am Horizont. Vielleicht ein Handelsschiff, dachte ich. Doch dann bemerkte ich die Farbe des Stoffes, die mich erschaudern ließ. Das Segel, es war schwarz. Pechschwarz. Piraten, das war etwas worüber man sonst nur in der Zeitung las. Sowas stieß doch nur anderen zu, redete ich mir ein. Ein eigenartiger Gedanke, der aber vermutlich jedem durch den Kopf schießt, dessen Heimat kurz davor steht von Piraten überrannt und gebrandschatzt zu werden.
Entgegen aller Vernunft hoffte ich darauf, dass das Schiff vielleicht noch abdrehen würde. Dass es unsere Insel ignorieren würde. Denn was wollten sie hier? Unseren Schlamm? Hier gab es doch nichts. Doch das wussten die Piraten natürlich nicht. Und so musste ich mit ansehen, wie das Segel immer größer wurde. Wie das Schiff immer näher rückte. Während ich wie gelähmt nur da stand. Ohne mich zu rühren. Meine Glieder, sie waren wie betäubt. Ein Held, das war ich nicht.
Auf so etwas waren wir nicht vorbereitet. Es gab keine Marinebasis, keinen Schutz. In mir erwachte ein urtümlicher Instinkt. Flieh. Es war das einzige Wort, an das ich noch denken konnte.
Ich schämte mich dafür. Für diesen egoistischen und selbstsüchtigen Gedanken. Auch wenn ich uns nicht retten konnte, Flucht war nicht die Antwort. Das wusste ich. Ob das auch der Grund dafür war, dass ich mich meinem Urinstinkt widersetzt habe? Vielleicht war es aber auch nur das Schamgefühl, das mich noch in demselben Augenblick zu plagen begann ... Und doch frage ich mich, ob mein Retter einst genauso angefangen hat. Voller Angst. Voller Ehrfurcht. Voller Selbstzweifel. Ich stelle mir gerne vor, dass er einst genauso empfunden hat.
Ich rannte los. Der Gefahr entgegen. Doch nicht um mich ihr zu stellen. Ich lief, um zu helfen. Auf die einzige Art und Weise, die mir möglich war. Ein Held, das war ich nicht. Ich erinnere mich noch dumpf daran, wie ich schrie. Warnende Rufe an die Menschen, um sie auf das nahende Unheil vorzubereiten. Bevor ich mich versah, fand ich mich am Glockenturm wieder. Ich überlegte nicht lange, eilte sofort die Treppenstufen hinauf. Dreimal läutete ich die Glocke. Das Signal für Gefahr.
Doch was hat es gebracht? Die Piraten erreichten den Hafen. Sie raubten, mordeten, plünderten. Panik und Chaos brach aus. Ein Held hätte sich jetzt schützend vor die Menschen gestellt und den Verbrechern das Fürchten gelehrt. Ein wunderschöner Traum. Einer, an dem ich mich verbissen festhielt. Wie sehr ich mir doch wünschte, dass jemand kommen und uns retten würde. Doch da war niemand. Mein Traum, er drohte zu zerplatzen. Und damit auch jede Hoffnung auf Rettung.
Plötzlich brach mir der Boden unter den Füßen weg. Eine Kanonenkugel hatte den Glockenturm getroffen und zum Einsturz gebracht. Mit mir, der von den Trümmern begraben wurde. Die Dunkelheit, sie umklammerte mich. Zog mich zu sich. War das das Ende? Nein. Ich kam wieder zu mir. Mein Schädel brummte stärker, als es irgendein Wort beschreiben könnte. Ich wühlte mich durch die Steine. Taumelte ziellos durch die brennenden Straßen. Dass ich das überlebte, scheint mir im Nachhinein eine glückliche Fügung des Schicksals zu sein.
Auf dem Marktplatz trieben die Piraten die Menschen zusammen. Wieso? Das werde ich wohl nie erfahren. Und ich bin dankbar dafür.
Meine Hände wurden zu Fäusten. Ich war nur ein einzelner, unbewaffneter Mann. Verletzlich und schwach. Ein Held, das war ich nicht. Dennoch rannte ich los, doch mehr als ein Stolpern brachte ich nicht zustande. Ein Held, das wollte ich sein. Alle Hoffnung schien verloren, da erschien Rettung!
Ein weißer Mantel. Die Aufschrift “Gerechtigkeit”. Die Marine, sie war hier. Sie war wirklich gekommen. Die Piraten fühlten sich in ihrer Überzahl überlegen. Denn es war nur ein Mann, der sich ihnen entgegen stellte. Und dennoch, Zweifel kamen mir keine. Meine Hoffnung, sie war einem bedingungslosen Glauben gewichen. Die Piraten stürmten mit gezogenen Waffen auf ihn zu. Schneller als das Auge es erfassen konnte, fällte er die Angreifer. Ein Held, das war ich nicht. Aber er war es. Und in diesem Augenblick wusste ich: Das wollte ich auch werden. Nicht mehr erzittern, nicht mehr davonlaufen im Angesicht der Gefahr. Ein Beschützer der einfachen Menschen. Ein Retter in der Not. Das wollte ich sein.
Jetzt sitze ich hier in meinem trauten Heim. Schaue mich ein letztes Mal um. Ob ich das hier vermissen werde? Vielleicht, doch meine Bestimmung ist nun eine andere. Und sie ruft nach mir.
Ich weiß nicht, was meine Zukunft als Marinesoldat bringen wird. Aber wenn ich morgen das Schiff betrete, so weiß ich, dass ich Teil von etwas Großem werde. Ein Held, das werde ich sein.
Der erste Hund
Marinebasis auf Ketaluna Bay, West Blue
„Mal wieder ein ruhiger Tag im Paradies?“, knarzte eine genervte weibliche Stimme hinter ihm. Doch er ließ sich nicht beirren. Gleißende Sonnenstrahlen wärmten seine Haut, während er auf dem Balkon saß und die Landschaft der sichelförmigen Insel unter ihm betrachtete.
Das Marinebasisgebäude ragte wie ein blaugrüner Vulkan im Zentrum der Insel empor, was ihm eine vortreffliche Aussicht auf das Land zu seinen Füßen gewährte. Eine sanfte Brise Meereswind wehte durch die Gassen der Häuser aus weißem Stein, die im Schein der abendlichen Sonne eine leicht rotgoldene Farbe einnahmen.
Doch seine Aufmerksamkeit galt der großen blauen Möwe, die soeben gemächlich in den Hafen tuckerte und an den Hauptpier der Marine anlegte. Von weitem konnte er es nicht genau sehen, aber das Schiff sah mitgenommen aus. Konteradmiral Heddony rieb sich die dicklichen Hände, strich sich die dunklen Locken zu Recht und schwang sich aus seinem gemütlichen Sonnenbad mit einem leichten seufzen: „ Auf geht’s, Lorna. Wir kriegen Besuch!“ Mit diesen Worten eilten die beiden zum Pier, um den unerwarteten Besuch herzlichst zu empfangen.
„Es ist mir eine Ehre, Sie auf der Marinebasis von Ketaluna Bay Wilkkommen zu heißen, Vizeadmiral Gideon! Ich bin Konteradmiral Heddony und das ist Kaddett zur See“ , er deutete mit der tapsigen Hand auf seine blonde Begleiterin, „Lorna. Zu Ihren Diensten!“
Vor ihnen stand ein muskelbepackter Hüne in einem lachsfarbenem Hemd, einer weißen Hose und dem Marine-Umhang, welcher würdevoll auf den breiten Schultern dieses Mannes thronte.
Der Vizeadmiral überragte beide bei mehr als zwei Köpfe, so musste dieser seinen kahlen, sonnengebräunten Kopf während der Begrüßung nach unten wenden. Er ließ sich Zeit, in welcher er Lorna und Heddony mit einem strengen Blick musterte, bevor er antwortete: „ Vielen Dank für den herzlichen Empfang. Wie ich sehe, habe ich hier ein recht schönes Fleckchen erwischt. Ke-Ta-Lu-Na.“ Mit diesen Worten lockerte er den strengen Blick mit einem leichten Lächeln und ließ seine Augen, die im Licht der Abendsonne golden schimmerten, an den hellen Häuserwänden der entspannten Hafenstadt entlangwandern. Doch als ihm wieder bewusst wurde, dass sein Besuch beruflicher Natur war, riss es ihn aus seinen Tagträumen und ein leichter Seufzer entwich seiner Kehle. „Wir waren gerade der Tollwütige Piratenbande auf den Fersen, als uns aus heiterem Himmel ein Sturm erwischte und wir kehrt machen mussten. Das Resultat können Sie ja sehen!“ Er deutete auf die große Möwe, deren Hauptmast schon angebrochen zu sein schien. Die prächtigen Segel waren zerfetzt und Teile der Reling sind weggesplittert. „Das war nicht nur ein Sturm, sie waren in einer Schlacht!“ Lorna konnte die Aufregung in ihrer Stimme nicht verbergen und deutete auf die zahlreichen Löcher in der Holzverkleidung des ramponierten Schiffs. Gideon musterte das zierliche Mädchen, schaute ihr in die braunen Augen, bevor er fortfuhr: „In der Tat. Wir waren in einen Kampf mit dieser Bande verwickelt und haben sogar einen von ihnen festnehmen können. Sie haben doch sicherlich von Divallo, Teufel der Nacht, gehört, nicht wahr?“
„Das ist unfassbar! Teuflischer Divallo. Von dem hört man doch nur in den Nachrichten“, lachte Lorna drauf los. Heddony war sichtlich geschockt.
„Von solchen bösen Hunden bekommen wir in unserem stinklangweiligen Kaff leider überhaupt nichts mit. Ich würde alles dafür geben, mal die Welt da draußen zu sehen. Bitte erzählen sie mir von dem Kampf, Herr Vizeadmiral!“, bat Lorna, woraufhin der Hüne losprustete.
„Wir brauchen ein anderes Schiff für unsere Weiterfahrt. Dürfte ich um eines aus eurem Bestand bitten?“, erfragte Gideon, was der Konteradmiral prompt bejahte.
Plötzlich vernahm die kleine Gruppe laute Schreie aus Richtung des Schiffs und es fielen Schüsse. Gideon reagierte in Blitzschnelle, sprang sofort aufs Schiff und hastete unter Deck. Die abenteuerlustige Lorna witterte ihre Gelegenheit und folgte dem Vizeadmiral, Heddony hingegen blieb unbeeindruckt auf dem Pier zurück.
Unter Deck angekommen suchte Lorna sofort nach Möglichkeiten, sich in den dunklen, engen Gängen zu orientieren. Sie ging minutenlang in die Richtung, aus welcher sie die aufgebrachten Stimmen vernahm, doch sie traf auf keine Seele. Selbst von Gideon war keine Spur.
Doch plötzlich hörte sie ein dumpfes Hämmern, das stetig lauter wurde. Sie blieb stehen und lauschte in den dunklen Gang hinein. Jemand rannte auf sie zu. Die Dunkelheit verhinderte, dass sie ausmachen konnte, wer sich da mit gehöriger Geschwindigkeit näherte, aber sie hatte kein gutes Gefühl. Ihr Herz hämmerte beinahe genauso wild, wie die hektischen Schritte auf dem Holz trommelten. Die Person kam immer näher und näher. Sie sah ihn nicht, aber sie spürte es. Sie wusste. Der Unbekannte hechtete los und wollte sich auf Lorna werfen, doch diese sprang intuitiv im letzten Augenblick einen Schritt zurück, sodass der Angreifer ins Leere fiel. Verblüfft über das Ausweichmanöver startete er einen neuen Angriff, diesmal schwang er seine rechte Faust in ihre Richtung, doch wieder erahnte sie den Schlag in der Dunkelheit, wich nach rechts aus und verpasste dem Unbekannten einen fiesen Kinnhaken, sodass dieser nachhinten taumelte. Er hatte sich auf die Zunge gebissen, Blut strömte aus seinem Mund. Jedoch geschah dies im Verborgenen der Dunkelheit. Wutentbrannt stürmte der Angreifer abermals auf die zierliche Blondine los, er versuchte sie mit beiden Händen am Hals zu packen, doch sie duckte sich. Dann schnellte sie hervor und verpasste ihm einen weiteren Kinnhaken und setzte dann mit einem mächtigen Tritt in den Bauch des Ungeschützten nach. Er flog quer durch den Gang und blieb bewusstlos liegen.
Worauf solltet ihr als Leser achten, wenn ihr die Texte bewerten wollt? Das wichtigste ist, dass euch der Text, für den ihr abstimmt, gefällt. Dafür müsst ihr keinerlei Vorgaben beachten, die die Autoren für das Schreiben ihrer Werke beachten mussten. Dafür ist der Strafkatalog da und wenn etwas nicht Regelkonform ist, dann wird das von der Turnierleitung geahndet. Allerdings möchten wir euch natürlich nicht verbieten, darauf zu achten, ob hier ein guter Grundstein für eine kleine Saga gelegt wurde, ob die Marine gut eingebaut wurde oder oder oder. Was auch immer euch wichtig erscheint, dürft ihr für eure Entscheidung mit einbringen. Schließlich gibt es unendlich viele Gründe, wieso man einen Text mag oder nicht und jeder ist berechtigt.
Aber wollen wir nicht weiter um den heißen Brei herumreden. Willkommen beim FFT 2020...Wilkommen im West Blue!
Jahr 1502
West Blue
Ohara
Eine einzelne Krähe zog ihre Kreise weit oben am klaren Himmel, durchschnitt die Luft mit ihren Flügeln wie ein Schwimmer die Wogen der See. Ein friedlicher Anblick, jedoch waren Krähen wie jedes Kind wusste ein ein böses Omen. Jack Zion betrachtete den Flug des schwarzen Vogels und wunderte sich wo dieser wohl hergekommen war, auf ganz Ohara gab es soweit er wusste keine einzige Krähe. Wie Merkwürdig dachte Jack, als er den Kopf noch weiter in den Nacken legte um dem Vogel mit seinen Blicken zu folgen.
„Jack verdammt! Wirf endlich den Ball!“ riss ihn eine Stimme aus seiner Trance und er erschrak heftig, da er für einen kurzen Augenblick alles um sich herum vergessen hatte. Die Wiese auf der er und seine Freunde spielten lag an einem kleinen Hang am Rande der Stadt, welche sich nicht weit vom Fuße des Baumes der Allwissenheit erstreckte. Die Stadt der Denker. Jack und seine Freunde kamen jeden Tag nach der Schule her um hier neue, von ihm erdachte Spiele zu spielen, denn das war seine besondere Kraft. Neue und tolle Spiele erfinden.
Als Jack sich nach dem Ball bückte hörte er wie einer seiner Freunde, Isaac, plötzlich jemanden ankeifte. „Was machst du hier Teufelsmädchen? Du solltest verschwinden!“
Das schwarzhaarige Mädchen stand auf dem Weg nahe der Wiese und blickte schüchtern in ihre Richtung. Nico Robin war ihr Name. Sie hatte keine Eltern und angeblich war sie vom Teufel besessen. „Verschwinde habe ich gesagt!“ fauchte Isaac und warf mit einem Stein nach Robin. „Wir wollen dich hier nicht haben!“ Sie zuckte kaum merklich als der Stein ihre Stirn traf.
Wie sie so da steht sieht sie gar nicht aus wie vom Teufel besessen, dachte sich Jack und musterte das dunkelhaarige Mädchen stumm. Sie sieht eher einsam aus. Ein Blutstropfen floss ihre Stirn herab, doch sie blieb stumm.
Jack wurde unruhig, er mochte es nicht wenn andere schlecht behandelt wurden. Deswegen wollte er auch einmal der Marine beitreten. Damit ich alles Ungerechte auf der Welt verhindern kann.„Hey Leute, ich hab da eine Idee für ein neues und fantastisches Spiel!“ rief er und lenkte die anderen Kinder so von Robin ab. Während er den anderen Kindern von seinem neuen Spiel, Marine und Pirat, erzählte sah er dem einsamen kleinen Mädchen hinterher und war froh ihr irgendwie die Flucht mit seiner Superkraft ermöglicht zu haben.
Als die Marine Schiffe am Horizont aufgetaucht waren hatte sich Jack gefreut.
„Die Marine ist hier!“ hatte er gemeinsam mit den anderen Jungs gerufen und war wie verrückt durch die Stadt gerannt um allen davon zu berichten. Ich muss meine Mutter finden, vielleicht lässt sie mich dieses mal zur Basis mitgehen damit ich Matrose werden kann. Er war den ganzen Weg zum Baum der Allwissenheit herauf gelaufen um seine Mutter, die dort als Forscherin arbeitet und das entstehen der Akuma no Mi erforschte zu suchen, als die große Eingangstür aufflog und eine ganze Schar an Menschen ihm entgegen stürmte.
Seine Mutter erkannte Jack sofort.
Eine großgewachsene, schlanke Frau mit schwarzen, lockigen Haaren die wild einige Unterlagen, Bücher und Kistchen versuchte im laufen in große Taschen zu stopfen. „Mutter?“ er war verwirrt, was war hier los? Sie sah ihn, rannte zu ihm und schloss ihn in die Arme.
„Mein Junge wir müssen sofort hier weg“ ihr Atem ging stoßweise und sie wirkte gehetzt.
„Mama. Die Marine ist da.“
Rilla Zion blickte über die Köpfe der rennenden Menschen hinweg und als sie die nun deutlich näher gekommenen Marine-Schiffe erblickte trat etwas in ihr Gesicht was Jack bei ihr noch nie gesehen hatte. Pures Entsetzen und Angst.
Jack verstand nicht was los war. Vor der Marine musste man sich doch nicht fürchten.
Dann zerfetzte ein ohrenbetäubender Knall die Luft und eine Explosion schlug über ihnen in den gewaltigen Baum ein. Jacks Augen weiteten sich vor Schrecken als weitere Explosionen folgten und es begann Feuer auf sie herab zu regnen.
Rings um sie herum war die Hölle auf Erden ausgebrochen, Feuer, Hitze und Tot. Egal in welche Richtung Jack auch blickte sah er sterbende und brennende Menschen. Sterbende Freunde. Auf ihrer Flucht Richtung Meer waren sie an dem Haus vorbei gekommen in dem einer seiner Freunde lebte und er hatte mit ansehen müssen wie dieser bei lebendigem Leib von den sich rasend schnell ausbreitenden Flammen einfach verschluckt wurde.
Seine Mutter zerrte ihn hinter sich her, er trug noch eine ihrer Taschen über der Schulter und klammerte sich mit aller Kraft verzweifelt an sie während sie sich durch die kochende Hölle kämpften. Die Kriegsschiffe, den das waren sie wie Jack erkannt hatte, hatten nicht aufgehört zu schießen und ständig explodierten weitere Feuerbälle um sie herum.
Dann zerfetzte ein eben solcher Feuerball seine Mutter. Direkt vor seinen Augen. Im ersten Moment war sie noch da, dann war sie einfach in einer Feuersäule verschwunden.
Jack brach weinend zusammen, rief nach seiner Mutter und nach Hilfe doch niemand antwortete.
Verzweifelt tastete er in seinen Taschen nach etwas nützlichem doch alles was er fand war angesengtes Papier und eine dieser giftigen Früchte die seine Mutter studierte.
Ich habe ja eh nichts mehr zu verlieren. Dachte er und biss hinein. „Hoffentlich sterbe ich wenigstens schnell.“
Dann traf eine weitere Explosion eine Stelle neben ihm und er wurde weit in die Luft geschleudert. Er visierte einen Punkt am Himmel an und wünschte sich einfach weit hinaus in das kalte Blau, nur weit weg von dieser Flammenhölle. Es fühlte sich an als ob er ewig durch die Luft flog, doch dann schlug er mit enormer Wucht gegen etwas festes und dann war da nur noch Schwärze.
Der Mann betrat die Hafenkneipe und ließ seinen Blick über die versammelten Gestalten schweifen, wie er es schon tausend Mal gemacht hatte. Seinem geübten Auge fiel sofort der junge, rothaarige Mann mit dem Pferdeschwanz auf, der einsam und zusammengesunken am Tresen saß und trotz des schummerigen Lichtes eine Sonnenbrille trug.
"Na mein Freund, was sitzt du denn hier so allein?", fragte er, als er sich neben ihm niederließ.
"Was willst du?", nuschelte der Andere, dessen Alkoholfahne kaum zu ignorieren war. "Kümmere dich um deine eigenen Probleme".
"Ach mein Freund, meine Mutter sagte immer, dass geteiltes Leid halbes Leid ist. Auch ich habe gerade einiges am Hals. Wie wäre es, wenn wir bei einem schönen Rum auf meine Kosten darüber reden. Vielleicht findet sich für uns beide eine Lösung. Mein Name ist übrigens Shanghai."
Bei den Worten Rum leuchteten die Augen seines Gegenübers auf und er nickte mit dem Kopf. "Rum, ich meine Reden, kann sicher nicht schaden. Heiß Pen", brummte der Sonnenbrillenträger und griff gierig nach dem neuen Krug, der vor ihm aufgetaucht war.
"Weißt du wie scheiße es ist, wenn man immer wieder seinen Job verliert und dass nur, weil man angeblich zu faul ist?", ereiferte sich Pen nach einigen ordentlichen Schlucken. "Jedes Mal habe ich mir den Arsch aufgerissen, aber diese verdammten Aufseher behaupteten immer, ich könnte weder arbeiten noch Anweisungen befolgen, dabei wissen sie selber nicht was zu tun ist."
"Das kann ich gut verstehen, fast immer wissen Vorgesetzte nicht, was wirklich Sache ist", nickte Shanghai.
"Genau" fuhr Pen fort, froh, dass sein Gegenüber das genauso sah. "Die wissen nichts und nur deswegen werde ich immer gefeuert. Jetzt habe ich einen ordentlichen Berg an Schulden und die Gläubiger sitzen mir im Nacken."
"Das trifft sich gut, denn ich habe auch ein Problem", grinste Shanghai ihn an und forderte die Bedienung unauffällig auf, den Krug wieder aufzufüllen. "Ich bin für meinen Boss auf der Suche nach neuen... Mitarbeitern und bei ihm weiß jeder genau was zu tun ist. Abgesehen davon, scheinst du mir ziemlich kompetent zu sein und wirst sicher schnell die Karriereleiter nach oben klettern, bis du eines Tages selber Leute unter dir hast. Ganz abgesehen von der richtig guten und vor allem regelmäßigen Bezahlung. Doch das Beste ist, die Stelle ist nicht auf dieser Insel, also weit weg von deinen Gläubigern."
"Uhhh, dasch klingt aber interessant" meinte Ren schon leicht undeutlich.
"Wunderbar" Shanghai klang plötzlich sehr geschäftig, "ich habe sogar zufälligerweise einen Vertrag bei mir. Morgen würde dich dann jemand abholen." Shanghai legte ein zusammengerolltes Blatt Papier vor Pen, von dem er nur das unterste Stück entrollt hatte und hielt ihm einen Stift unter die Nase. "Du musst nur hier unterschreiben und alle deine Probleme werden sich lösen", sagte er nachdrücklich, als er Pens Zögern bemerkte. Dieser blickte ihn noch einen Augenblick unsicher an und versuchte dann nach dem Stift zu greifen, was ihm aber erst nach mehreren Versuchen gelang.
Warum nahm der Kerl nicht einfach seine Brille ab? dachte Shanghai.
Schließlich bekam Pen ihn zu fassen und kritzelte etwas undeutlich seinen Namen auf das Papier. Constance Penelope.
"Darauf müüüssen wir aber noch einen trinken" lallte Pen und winkte dem Wirt zu. Dieser warf ihnen einen leicht missmutigen Blick zu und Shanghai erkannte, dass sie zu den letzten Gästen des Abends gehörten und der Wirt sicher bald schließen wollte.
"Heeey duu, hasssst du noooch ein Zimmmmer füür mich frei" lallte Pen derweil den Wirt an.
"Nein, alles voll" meinte dieser sichtlich missgelaunt, "würden die Herren bitte bezahlen."
"Ochh mmmmenno, biiiittttte", bettelte Pen als er von einem der letzten Gäste angerempelt wurde, woraufhin seine Sonnenbrille zu Boden fiel. In diesem Moment trafen sich die Blicke von Pen und dem Wirt und dieser sagte etwas abwesend, "Ich denke wir finden doch noch einen Platz für dich." Pen schien kaum noch etwas mitzubekommen, während er am Arm gepackt und in die hinteren Räume geführt wurde.
Am nächsten Morgen wachte Pen mit einem ordentlichen Kater auf und registrierte, dass er nicht allein im Bett lag und dass seine Sonnenrille verschwunden war.
"Oh nein, nicht schon wieder", stöhnte er. Gerade als er versuchte sich leise aus der Situation zu stehlen, flog die Tür auf und ein Mann mit schneidender Stimme fragte "sind Sie Constance Penelope?"
Verwirrt nickte der Angesprochene und im gleichen Moment wurde er auch schon am Arm zur Tür gezerrt. "Halt, ich brauche unbedingt noch meine Sonnenbrille", schrie dieser leicht panisch, während er krampfhaft versuchte seine Augen geschlossen zu halten.
"Sollten sie wirklich eine brauchen, bekommen sie diese mit ihrer neuen Arbeitskleidung", erwiderte der andere Mann.
Nur sehr mühselig kam Pen mit der Schrittgeschwindigkeit des Mannes mit, der ihn unbarmherzig hinter sich herzog und dabei keine Rücksicht auf die Tatsache nahm, dass Pen mit geschlossenen Augen immer wieder irgendwo gegen lief. Er verfluchte sich und nahm sich zum hundertsten Mal vor, in Zukunft besser auf seine Sonnenbrille aufzupassen.
Schließlich blieben sie abrupt stehen und sein Vordermann klopfte gegen eine Tür. Eine kräftige, aggressive Stimme forderte sie auf einzutreten.
"Da wären wir Sir. Darf ich vorstellen? Constance Penelope. Mister Constance, das ist ihr neuer Arbeitgeber, Captain Kolumbus D. Horatio", stellte Pens Begleiter sie einander vor.
Pen konnte gerade noch verhindern, seine Augen weit aufzureißen und in die Augen des Offiziers zu blicken, der jedem im West Blue bekannt war. Niemals hätte er sich in seinen schlimmsten Alpträumen vorgestellt, bei der Marine zu landen.
28. Mai 1504
Ich glaube jeder Mensch sucht nach einem Sinn in seinem Leben. Und heute habe ich meinen gefunden. Die Unsicherheit, sie ist wie weggeblasen. Das Schreiben gab mir Halt, jetzt muss es mich beruhigen. Es hätte ein weiterer, bedeutungsloser Tag sein können. Ich würde Zuhause sitzen, den Stift in der Hand und Zweifel zu Papier bringen. Doch heute ist alles anders.
Die Erinnerungen haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Sie verfolgen mich. Bei Tag, wie auch bei Nacht. Loslassen werden sie mich nie. Doch man sagt, dass das Schreiben helfen kann. Dass es helfen kann Erlebnisse besser zu verarbeiten. Sie zu verstehen. Details zu erkennen, die man bislang vielleicht übersehen hat.
Es war ein Tag wie jeder andere. Wie üblich war ich im Kontor am Hafen. Stumpfsinnige Arbeit, aber irgendwie musste das Essen ja auf den Tisch kommen. Beklagen will ich mich nicht. Nicht mehr.
Mittags wollte ich zur Fischstube, doch erreichen sollte ich sie nicht. Ich liebe den Anblick des Meeres. So still, so friedlich. So beruhigend. Doch dieses Mal war etwas anders. Ein Segel am Horizont. Vielleicht ein Handelsschiff, dachte ich. Doch dann bemerkte ich die Farbe des Stoffes, die mich erschaudern ließ. Das Segel, es war schwarz. Pechschwarz. Piraten, das war etwas worüber man sonst nur in der Zeitung las. Sowas stieß doch nur anderen zu, redete ich mir ein. Ein eigenartiger Gedanke, der aber vermutlich jedem durch den Kopf schießt, dessen Heimat kurz davor steht von Piraten überrannt und gebrandschatzt zu werden.
Entgegen aller Vernunft hoffte ich darauf, dass das Schiff vielleicht noch abdrehen würde. Dass es unsere Insel ignorieren würde. Denn was wollten sie hier? Unseren Schlamm? Hier gab es doch nichts. Doch das wussten die Piraten natürlich nicht. Und so musste ich mit ansehen, wie das Segel immer größer wurde. Wie das Schiff immer näher rückte. Während ich wie gelähmt nur da stand. Ohne mich zu rühren. Meine Glieder, sie waren wie betäubt. Ein Held, das war ich nicht.
Auf so etwas waren wir nicht vorbereitet. Es gab keine Marinebasis, keinen Schutz. In mir erwachte ein urtümlicher Instinkt. Flieh. Es war das einzige Wort, an das ich noch denken konnte.
Ich schämte mich dafür. Für diesen egoistischen und selbstsüchtigen Gedanken. Auch wenn ich uns nicht retten konnte, Flucht war nicht die Antwort. Das wusste ich. Ob das auch der Grund dafür war, dass ich mich meinem Urinstinkt widersetzt habe? Vielleicht war es aber auch nur das Schamgefühl, das mich noch in demselben Augenblick zu plagen begann ... Und doch frage ich mich, ob mein Retter einst genauso angefangen hat. Voller Angst. Voller Ehrfurcht. Voller Selbstzweifel. Ich stelle mir gerne vor, dass er einst genauso empfunden hat.
Ich rannte los. Der Gefahr entgegen. Doch nicht um mich ihr zu stellen. Ich lief, um zu helfen. Auf die einzige Art und Weise, die mir möglich war. Ein Held, das war ich nicht. Ich erinnere mich noch dumpf daran, wie ich schrie. Warnende Rufe an die Menschen, um sie auf das nahende Unheil vorzubereiten. Bevor ich mich versah, fand ich mich am Glockenturm wieder. Ich überlegte nicht lange, eilte sofort die Treppenstufen hinauf. Dreimal läutete ich die Glocke. Das Signal für Gefahr.
Doch was hat es gebracht? Die Piraten erreichten den Hafen. Sie raubten, mordeten, plünderten. Panik und Chaos brach aus. Ein Held hätte sich jetzt schützend vor die Menschen gestellt und den Verbrechern das Fürchten gelehrt. Ein wunderschöner Traum. Einer, an dem ich mich verbissen festhielt. Wie sehr ich mir doch wünschte, dass jemand kommen und uns retten würde. Doch da war niemand. Mein Traum, er drohte zu zerplatzen. Und damit auch jede Hoffnung auf Rettung.
Plötzlich brach mir der Boden unter den Füßen weg. Eine Kanonenkugel hatte den Glockenturm getroffen und zum Einsturz gebracht. Mit mir, der von den Trümmern begraben wurde. Die Dunkelheit, sie umklammerte mich. Zog mich zu sich. War das das Ende? Nein. Ich kam wieder zu mir. Mein Schädel brummte stärker, als es irgendein Wort beschreiben könnte. Ich wühlte mich durch die Steine. Taumelte ziellos durch die brennenden Straßen. Dass ich das überlebte, scheint mir im Nachhinein eine glückliche Fügung des Schicksals zu sein.
Auf dem Marktplatz trieben die Piraten die Menschen zusammen. Wieso? Das werde ich wohl nie erfahren. Und ich bin dankbar dafür.
Meine Hände wurden zu Fäusten. Ich war nur ein einzelner, unbewaffneter Mann. Verletzlich und schwach. Ein Held, das war ich nicht. Dennoch rannte ich los, doch mehr als ein Stolpern brachte ich nicht zustande. Ein Held, das wollte ich sein. Alle Hoffnung schien verloren, da erschien Rettung!
Ein weißer Mantel. Die Aufschrift “Gerechtigkeit”. Die Marine, sie war hier. Sie war wirklich gekommen. Die Piraten fühlten sich in ihrer Überzahl überlegen. Denn es war nur ein Mann, der sich ihnen entgegen stellte. Und dennoch, Zweifel kamen mir keine. Meine Hoffnung, sie war einem bedingungslosen Glauben gewichen. Die Piraten stürmten mit gezogenen Waffen auf ihn zu. Schneller als das Auge es erfassen konnte, fällte er die Angreifer. Ein Held, das war ich nicht. Aber er war es. Und in diesem Augenblick wusste ich: Das wollte ich auch werden. Nicht mehr erzittern, nicht mehr davonlaufen im Angesicht der Gefahr. Ein Beschützer der einfachen Menschen. Ein Retter in der Not. Das wollte ich sein.
Jetzt sitze ich hier in meinem trauten Heim. Schaue mich ein letztes Mal um. Ob ich das hier vermissen werde? Vielleicht, doch meine Bestimmung ist nun eine andere. Und sie ruft nach mir.
Ich weiß nicht, was meine Zukunft als Marinesoldat bringen wird. Aber wenn ich morgen das Schiff betrete, so weiß ich, dass ich Teil von etwas Großem werde. Ein Held, das werde ich sein.
Marinebasis auf Ketaluna Bay, West Blue
„Mal wieder ein ruhiger Tag im Paradies?“, knarzte eine genervte weibliche Stimme hinter ihm. Doch er ließ sich nicht beirren. Gleißende Sonnenstrahlen wärmten seine Haut, während er auf dem Balkon saß und die Landschaft der sichelförmigen Insel unter ihm betrachtete.
Das Marinebasisgebäude ragte wie ein blaugrüner Vulkan im Zentrum der Insel empor, was ihm eine vortreffliche Aussicht auf das Land zu seinen Füßen gewährte. Eine sanfte Brise Meereswind wehte durch die Gassen der Häuser aus weißem Stein, die im Schein der abendlichen Sonne eine leicht rotgoldene Farbe einnahmen.
Doch seine Aufmerksamkeit galt der großen blauen Möwe, die soeben gemächlich in den Hafen tuckerte und an den Hauptpier der Marine anlegte. Von weitem konnte er es nicht genau sehen, aber das Schiff sah mitgenommen aus. Konteradmiral Heddony rieb sich die dicklichen Hände, strich sich die dunklen Locken zu Recht und schwang sich aus seinem gemütlichen Sonnenbad mit einem leichten seufzen: „ Auf geht’s, Lorna. Wir kriegen Besuch!“ Mit diesen Worten eilten die beiden zum Pier, um den unerwarteten Besuch herzlichst zu empfangen.
„Es ist mir eine Ehre, Sie auf der Marinebasis von Ketaluna Bay Wilkkommen zu heißen, Vizeadmiral Gideon! Ich bin Konteradmiral Heddony und das ist Kaddett zur See“ , er deutete mit der tapsigen Hand auf seine blonde Begleiterin, „Lorna. Zu Ihren Diensten!“
Vor ihnen stand ein muskelbepackter Hüne in einem lachsfarbenem Hemd, einer weißen Hose und dem Marine-Umhang, welcher würdevoll auf den breiten Schultern dieses Mannes thronte.
Der Vizeadmiral überragte beide bei mehr als zwei Köpfe, so musste dieser seinen kahlen, sonnengebräunten Kopf während der Begrüßung nach unten wenden. Er ließ sich Zeit, in welcher er Lorna und Heddony mit einem strengen Blick musterte, bevor er antwortete: „ Vielen Dank für den herzlichen Empfang. Wie ich sehe, habe ich hier ein recht schönes Fleckchen erwischt. Ke-Ta-Lu-Na.“ Mit diesen Worten lockerte er den strengen Blick mit einem leichten Lächeln und ließ seine Augen, die im Licht der Abendsonne golden schimmerten, an den hellen Häuserwänden der entspannten Hafenstadt entlangwandern. Doch als ihm wieder bewusst wurde, dass sein Besuch beruflicher Natur war, riss es ihn aus seinen Tagträumen und ein leichter Seufzer entwich seiner Kehle. „Wir waren gerade der Tollwütige Piratenbande auf den Fersen, als uns aus heiterem Himmel ein Sturm erwischte und wir kehrt machen mussten. Das Resultat können Sie ja sehen!“ Er deutete auf die große Möwe, deren Hauptmast schon angebrochen zu sein schien. Die prächtigen Segel waren zerfetzt und Teile der Reling sind weggesplittert. „Das war nicht nur ein Sturm, sie waren in einer Schlacht!“ Lorna konnte die Aufregung in ihrer Stimme nicht verbergen und deutete auf die zahlreichen Löcher in der Holzverkleidung des ramponierten Schiffs. Gideon musterte das zierliche Mädchen, schaute ihr in die braunen Augen, bevor er fortfuhr: „In der Tat. Wir waren in einen Kampf mit dieser Bande verwickelt und haben sogar einen von ihnen festnehmen können. Sie haben doch sicherlich von Divallo, Teufel der Nacht, gehört, nicht wahr?“
„Das ist unfassbar! Teuflischer Divallo. Von dem hört man doch nur in den Nachrichten“, lachte Lorna drauf los. Heddony war sichtlich geschockt.
„Von solchen bösen Hunden bekommen wir in unserem stinklangweiligen Kaff leider überhaupt nichts mit. Ich würde alles dafür geben, mal die Welt da draußen zu sehen. Bitte erzählen sie mir von dem Kampf, Herr Vizeadmiral!“, bat Lorna, woraufhin der Hüne losprustete.
„Wir brauchen ein anderes Schiff für unsere Weiterfahrt. Dürfte ich um eines aus eurem Bestand bitten?“, erfragte Gideon, was der Konteradmiral prompt bejahte.
Plötzlich vernahm die kleine Gruppe laute Schreie aus Richtung des Schiffs und es fielen Schüsse. Gideon reagierte in Blitzschnelle, sprang sofort aufs Schiff und hastete unter Deck. Die abenteuerlustige Lorna witterte ihre Gelegenheit und folgte dem Vizeadmiral, Heddony hingegen blieb unbeeindruckt auf dem Pier zurück.
Unter Deck angekommen suchte Lorna sofort nach Möglichkeiten, sich in den dunklen, engen Gängen zu orientieren. Sie ging minutenlang in die Richtung, aus welcher sie die aufgebrachten Stimmen vernahm, doch sie traf auf keine Seele. Selbst von Gideon war keine Spur.
Doch plötzlich hörte sie ein dumpfes Hämmern, das stetig lauter wurde. Sie blieb stehen und lauschte in den dunklen Gang hinein. Jemand rannte auf sie zu. Die Dunkelheit verhinderte, dass sie ausmachen konnte, wer sich da mit gehöriger Geschwindigkeit näherte, aber sie hatte kein gutes Gefühl. Ihr Herz hämmerte beinahe genauso wild, wie die hektischen Schritte auf dem Holz trommelten. Die Person kam immer näher und näher. Sie sah ihn nicht, aber sie spürte es. Sie wusste. Der Unbekannte hechtete los und wollte sich auf Lorna werfen, doch diese sprang intuitiv im letzten Augenblick einen Schritt zurück, sodass der Angreifer ins Leere fiel. Verblüfft über das Ausweichmanöver startete er einen neuen Angriff, diesmal schwang er seine rechte Faust in ihre Richtung, doch wieder erahnte sie den Schlag in der Dunkelheit, wich nach rechts aus und verpasste dem Unbekannten einen fiesen Kinnhaken, sodass dieser nachhinten taumelte. Er hatte sich auf die Zunge gebissen, Blut strömte aus seinem Mund. Jedoch geschah dies im Verborgenen der Dunkelheit. Wutentbrannt stürmte der Angreifer abermals auf die zierliche Blondine los, er versuchte sie mit beiden Händen am Hals zu packen, doch sie duckte sich. Dann schnellte sie hervor und verpasste ihm einen weiteren Kinnhaken und setzte dann mit einem mächtigen Tritt in den Bauch des Ungeschützten nach. Er flog quer durch den Gang und blieb bewusstlos liegen.
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