Hört her, hört her! Die Zeit der Unterdrückung ist vorüber! Der West Blue mag sich in den Fängen der korrupten Marine befinden, den Laufburschen und Jagdhunden der tyrannischen Weltregierung! Doch für den South Blue besteht noch Hoffnung! Hoffnung auf Gleichheit und Selbstbestimmung, auf ein Ende der menschenverachtenden Geißel und der despotischen Schrecken! Erhebt euch, Schreiber des South Blue, und schwingt eure Federn gegen die Feinde der Freiheit! Gegen...Ach, sei es drum. Um es mit den geschwurbelten Worten eines abwesenden Vaters mit Gesichtstattoo und Strafakte zu sagen: "Die Welt wartet auf die zweite Gruppe des FFT 2020! Oh, und wir sehen uns bald, Ruffy. Ganz echt jetzt!"
Damit ist eigentlich auch alles gesagt. Die Regeln sind die selben wie im West Blue: Ihr habt eine Stimme, die ihr eurem favorisierten Text zukommen lasst. Bei eurer Wahl sollte euch natürlich in erster Linie die Geschichte an sich und der Schreibstil gefallen. Ein spannender Handlungsbogen, eine interessante Exposition oder einfach eine gelungene Einbindung der Revolutionäre sind aber auch wichtige Faktoren. Welche Geschichte macht Appetit auf mehr, hat die Revolutionäre gewinnbringend untergebracht oder vielleicht eine komplett ungeahnte Richtung eingeschlagen? Kriterien wie diese und viele mehr können den Ausschlag geben. Votiert nach bestem Gefühl, Wissen und Gewissen -- und lasst auch Kommentare da. Unsere Autoren nehmen sowohl Lob als auch konstruktive Kritik dankend an.
In diesem Sinne: Hiermit startet die zweite Gruppe ins FFT 2020! Lasset die Revolution beginnen! Aber bitte nicht singen. Das ist der South Blue, nicht Frankreich.
Das kleine Krokodil
Ein Junge, keine 10 Jahre alt, kniete in einer Seitengasse im strömenden Regen auf dem Boden. Tränen liefen an seinen blassen Bäckchen herunter, man hörte ein Schluchzen. Verschwommen erblickte er in einer Pfütze sein Spiegelbild. Schnell schloss er die Augen. Er wollte sich so nicht sehen. Vielleicht sei nach dem Öffnen der Augen alles wieder wie früher. Vielleicht würde er dann nicht weinend in einer Gosse liegen, sondern auf einem gepolsterten Sofa in der Villa seines Vaters entspannen und feinsten Brombeersirup aus goldenen Bechern trinken. Abrupt wurde er aus seinem Tagtraum gerissen, als sein Kopf unsanft an seinem Schulterlangen, pechschwarzen Haar nach hinten gerissen wurde.
„Wen haben wir denn hier, bist du nicht das kleine Krokodil?“
Er wurde erkannt. Sie würden ihn töten, wie seinen Vater, wie seinen großen Bruder und wie seinen Onkel. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Soldaten des Königs stürmten das Haus seiner Familie. Aus einem versteckten Lüftungsschacht heraus, konnte das kleine Krokodil das Geschehen beobachten. Seine Familie hatte sich nicht gewehrt, die Situation sollte diplomatisch gelöst werden. Dann wurde seinem Vater ohne Vorwarnung in den Kopf geschossen. Im gleichen Moment wurden sein Bruder und Onkel gepackt und exekutiert. Sein Vater, das Krokodil vom Dancing Hill, Anführer einer der berüchtigten Unterweltorganisation der South Blues, war Tod.
--------
05:30: Aufwachen
05:45: Sammelpunkt inklusive Anwesenheitskontrolle
06:15: Schichtbeginn
11:30: Eine Schüssel Reiß mit Bohnen
16:00: Eine Schüssel Reiß
19:00: Schichtende
20:00: Körperpflege
21:00: Nachtruhe
…
Jeden Tag mussten Steinblöcke aus einem Berg geschlagen werden. Diese Brocken wurden anschließend auf Wägen gehievt. Die Arbeit erforderte viel Kraft, eigentlich zu viel für ein Kind. Aber man hatte keine Wahl. Jede Pause wurde mit Peitschenhieben bestraft, jedes Gespräch unterbunden. Und es war kalt. Es dauerte an den meisten Tagen nicht lange, bis das kleine Krokodil seine Hände nicht mehr spürte. Ebenfalls verlor er jegliches Zeitgefühl. Zählte er zu Beginn noch die Tage seit seiner Gefangennahme, hatte er bald zu wenig Energie um weiter zu zählen. Es kamen Zeiten in denen es weniger kalt war, Zeiten in denen es stürmte, so dass er beinahe weg flog und Zeiten, in denen die Kälte kaum auszuhalten war. Die Hoffnung auf ein Ende dieser Qualen verblasste mehr und mehr, das kleine Krokodil fand sich mit seiner Situation ab und dachte kaum noch an sein altes Leben.
Eines Abends, beim Zubettgehen, fand er einen kleinen Zettel unter seinem Kissen. Auf diesem Zettel stand in krakeliger Schrift geschrieben:
Willst du fliehen, dann begib dich heute um Mitternacht zu den Waschräumen Block F. Komm alleine.
Revolutionäre sterben nie!
Beim Lesen der Nachricht schossen ihm verschiedenste Gedanken durch den Kopf. Er fühlte sich überfordert, zerknüllte den Zettel und legte ihn zurück unter sein Kissen. Es war wenige Minuten nach 21:00 Uhr und es herrschte bereits Totenstille in dem Schlafsaal, mit den vier Etagenbetten. Während alle im Zimmer schnell einschliefen, fing das kleine Krokodil an zu grübeln.
Wer hat die Nachricht hier hinterlassen? Ist das eine Falle? Und wie komme ich um Mitternacht zum Waschraum?
Ein Glatzköpfiger Mann in dem Bett unter ihm fing an knatternd zu schnarchen. Die hierdurch entstehenden Vibrationen des Bettgestells hinderten das kleine Krokodil einen fokussierten Gedanken zu fassen. Die Minuten verstrichen und ein heftiges Kribbeln kam in seinem Bauch auf, er empfand es beinahe als Übelkeit. Obwohl er die Nachricht auf dem Zettel nur einmal las, konnte er den Wortlaut auswendig und sagte ihn in Gedanken immer wieder auf. Willst du leben…Wollte er noch leben? Er war nicht in der Lage, darauf eine Antwort zu geben. Er konnte sich ein Leben in Freiheit und ohne Schläge nicht mehr vorstellen. Der Gedanke hier dran kam ihm vor wie ein Traum, an den man sich am Morgen kaum erinnern konnte.
23:56: „Es ist mir egal ob ich sterbe!“ flüsterte sich das kleine Krokodil selber zu. Dabei war ihm bewusst, dass es ihm natürlich nicht egal war. Wer will schon sterben.
Geräuschlos kletterte er aus seinem Bett und verließ das Zimmer.
Die spärliche Beleuchtung im Flur reichte aus um sich zu orientieren und so schlich er in Richtung der Waschräume, welche sich hinter einer Abknickung befanden. Nun begann sein Herz zu rasen, kalter Schweiß lief ihm die Stirn runter und sein Blickfeld engte sich ein. Er geriet in Panik. Er wollte umkehren, zurück ins Bett, alles vergessen. Er würde entdeckt werden und bis an sein Lebensende gefoltert werden.
Schritte!
Jeder Schritt hallte im Gang und es war offensichtlich, dass ihm aus Richtung der Waschräume jemand entgegen kam. Zum Umkehren war es zu spät. Adrenalin schoss durch seinen Körper, er wollte wegrennen. Just in diesem Moment kam der voll ausgerüstete Aufseher um die Ecke und ihre Blicke trafen sich. Das kleine Krokodil sprintete an dem Aufseher vorbei, welcher durch das Überraschungsmoment zu langsam agierte. Der Waschraum war nun nur noch wenige Schritte von ihm entfernt als rote Leuchten aufflackerten sowie eine Sirene zu heulen begann. Wie aus dem Nichts tauchte vor ihm ein weiterer Wärter auf, aus dem Augenwinkeln sah er noch eine Frau mit blauen Haaren die ihm zuzwinkerte. Plötzlich sah das Krokodil nur noch rot, er spürte wie eine Flüssigkeit sein Gesicht runter und in seinen Mund strömte. Der Schmerz setzte erst einige Momente später, aber dafür umso heftiger, ein. Ein Schmerz von unerträglicher Intensität erschütterte sein komplettes Gesicht. Wurde seine Nase abgeschnitten? Seine Augen ausgestochen?
Alles begann sich zu drehen, ihm wurde schwarz vor Augen.
Das kleine Krokodil fiel in Ohnmacht.
Farbenspiel
Ein dunkler mondloser Himmel hing über der Marinebasis von Portia Kanali, als eine verhüllte Person mit leisem Zischen über die Mauer glitt. Unbemerkt von den Wachen und an den Quartieren vorbei, eilte der Fremde durch die Schatten zum Trainingsgelände. Vor einer riesigen Mauer hielt er inne, nahm seinen Rucksack ab und begann darin herum zu kramen. Kurz darauf wandte er sich mit einem satten Grinsen der Wand zu. Von sanft klingelnden Klackertönen begleitet schüttelte der Fremde eine Farbdose und begann seine zwielichte Arbeit. Zwei Stunden, Acht Dosen Farbe und zwölf Caps später, bewunderte er befriedigt sein Werk. Doch just in diesem Moment entflammten die Scheinwerfer auf dem Trainingsgelände und mehrere dutzend Marinesoldaten stürmten aus verschiedenen Richtungen brüllend auf ihn zu. "Stehen bleiben oder wir schiessen!"
Behende griff der Fremde nach seinem Rucksack und zog ein langes Board hervor, sprang auf und begann, unter erneutem leisem Zischen, rasant über dem Boden dahin zu gleiten. Doch noch bevor er entfliehen konnte hatten die Soldaten ihn bereits eingekreist. "Mist!" Er griff in seine Brusttasche und holte eine kleine Muschel hervor. Nach einem kurzen Klicken sprang eine milchweisse Wolkenstrasse aus der Muschel und er schleuderte die Muschel über die Aussenmauer des Geländes. Dann steuerte er sein Board auf die Wolkenstrasse und glitt auf ihr in Richtung Freiheit. Zumindest solange bis vor ihm unvermittelt eine Gestalt erschien und es plötzlich dunkel um ihn wurde. Das nächste woran er sich erinnerte, waren zwei massige Marines die ihm Handschellen anlegten und ihn wegschleiften. Erst am nächsten Morgen und unter starken Kopfschmerzen, wurden ihm die Details der letzten Nacht bewusst. Er erwachte in einer kleinen vergitterten Gefängniszelle und ihm gegenüber, auf einem kleinen Stuhl ausserhalb der Gitter, saß ein älterer Herr mit schütterem silbergrauen Haar.
Die Hände auf einen Gehstock gestützt und den hängenden Kopf schüttelnd, sagte der alte Mann, "Rowdy, wie oft willst du noch hier landen? Du warst weder bei den Therapiesitzungen, noch hast du dich an die Auflagen gehalten. Und jetzt Das hier! Was hast du dir nur dabei gedacht?"
Rowdy antwortete lakonisch: "Mann, das ist Kunst und Kunst denkt nicht, sondern sie ist frei!" und dann fügte er kleinlaut hinzu, "Und eigentlich sollte ich das auch sein!"
Doch der alte Mann sagte enttäuscht: "Daraus wird diesmal nichts, Junge. Der Destriktsrichter hat angeordnet, dass du alle bisher zur Bewährung ausgesetzten Strafen in dem Umerziehungslager auf Des Aponti abarbeiten wirst."
Bei diesen Worten zeichnete sich Unglaube und Panik in den Augen des jungen Mannes ab. Er sprang auf und griff nach den Gitterstäben. "Das ist ein doch Witz, oder? Des Aponti, das ist doch auf der Grandline? Es war doch nur ein ganz kleines Graffiti?"
Der alte Mann antwortete traurig: "Eine fünfzehn Meter grosse Aktmalerei der Tochter des Gouverneurs, an der Mauer des Trainingsgeländes der Marinebasis, ist keinesfalls eine kleines Graffiti. Die ganze Stadt kann es dort prangen sehen. Obendrein einen Slogan der Revolutionäre darunter zu setzen, - Free your Mind and the Rest will follow! - hat die Sache nicht besser gemacht. Du kannst froh sein, dass der Marinecommander deswegen darauf bestanden hat, deinen Fall nach militärischen Maßstäben zu ahnden, denn der Gouverneur hatte schon ein Erschiessungskommando für dich bereit stellen lassen."
Aufgebracht brüllte Rowdy: "Spinnt der? Was ist mit Jugendstrafrecht und so? Ich bin zu jung, hübsch und kreativ, um in ein Arbeitslager zu kommen. Erzählen sie doch einfach wieder von meiner schweren Kindheit, dem Verlust meiner Eltern und der dramatischen Flucht von den Himmelsinseln, ja!?"
Doch die Antwort ernüchterte ihn: "Tja, Das ging noch, als du gerade einmal vierzehn Jahre alt warst und deine Taten sich auf kleinere Vandalismusdelikte begrenzt haben. Seit du aber Fünfzehn geworden bist greift das Jugendrecht nicht mehr und du bist voll strafmündig. Und mit dem Slogan der Revolutionäre, hast du eine klare Grenze überschritten. Aufrufe zur Revolution werden auch bei Kindern hart geahndet und ich kann dir da nicht mehr helfen."
Der Erkenntnis folgte die Angst und die Hände des Jungen umklammerten die Gitterstäbe bis seine Knöchel weiss hervor traten. Seine Augen verschwanden unter seiner Kappe und kraftlos sank er zurück auf den blanken Zellenboden. Im Schneidersitz verharrend und eine dunkle Haasträhne aus seinem Gesicht wischend, fragte er düster: "Wie lange werde ich weg sein?"
Tiefe Furchen auf der Stirn bildend und mit niedergeschlagener Stimme, antwortete der alte Mann, "Drei Jahre und sechs Monate bei guter Führung, ansonsten fünf Jahre in den Schwefelminen. Der Gefangenentransport kommt heute Nachmittag."
Resignation zeichnete sich in den jungen blauen Augen ab und Rowdy zog sein Cappy tiefer ins Gesicht. "Danke Reverend, danke für Alles!"
Einige Stunden später, am kleinen Marinehafen. Der Gefangenentransporter lag am Kai und die wenigen Strafgefangenen wurden unter strenger Bewachung an Bord geführt. Rowdys Blick huschte heimlich über die Gesichter der Mitgefangenen. Er war der jüngste in diesem Defilee. Jedes Mal wenn er auf die Blicke der Anderen traf, überkam ihn ein kleiner Schauder, wegen der Aussicht mit ihnen eingesperrt zu werden. Er war kein Verbrecher, nur ein fünfzehn Jahre alter, verwaister Teenager mit einem Autoritätsproblem.
An Deck stand ein junger Offizier und registrierte die ankommenden Gefangenen. Ohne aufzuschauen fragte er, "Name und Haftnummer?"
"Rowdy Russel Ramone, Nummer 978-20"
Ein beistehender Marine sagte mit einem Grinsen: "Leutnant Corby, das ist der Junge der das Gemälde an die Basis gezaubert hat. Talentierter Bursche, aber leider ein kleiner Revolutionär!"
Der Offizer hob kurz den Blick und musterte Rowdy eingehend, bevor er sagte, "Bringt ihn unter Deck!"
Big News
Über den Dächern einer gerade erwachten Hafenstadt im South Blue schwebte eine Möwe. Im Flug beobachtete sie die ein- und ausfahrenden Schiffe und den alltäglichen morgendlichen Trubel der Inselbewohner. Dabei war sie auf der Suche nach einem köstlichen Fisch, den sie von einem der zahlreichen Händler, die ihre Ware anboten, stibitzen konnte. Nachdem die Möwe ihr Ziel erfasst hatte, setzte sie zum Sturzflug an, angelte sich gekonnt eine schmackhafte Mahlzeit von der Theke eines Verkäufers, der gerade in eine heftige Diskussion mit einem Kunden verwickelt war und flog mit ihrer Beute aufs offene Meer hinaus.
Unter ihr steuerte gerade ein kleines Schiff die Insel an. An Bord stand ein großgewachsener schlaksiger Mann, der fasziniert das Treiben beobachtet hatte. Nachdem er eine Zeit lang der Möwe hinterherschaute, wandte sich sein Blick wieder zur Insel. Endlich hatten er und sein schläfriger Begleiter, der in einen Kapuzenmantel gehüllt an der Reling lehnte, ihr Ziel erreicht.
Kurz darauf legten sie an einem Steg an, befestigten das Boot und Morgans hüpfte schwungvoll auf die hölzernen Bretter hinab. Endlich waren sie auf der Insel Briss im Southblue angekommen. Sein Begleiter deutete mit einem Handzeichen an, dass er ihm folgen sollte. Doch kaum setzten sie einen Fuß auf die lebendige Insel, erspähte Morgans sofort den Zeitungshändler auf dem Marktgelände und lief schnurstracks auf diesen hinzu.
Er mogelte sich an der drängelnden Menschentraube vorbei, die sehnsüchtig nach einer Zeitung gierte und riss sich eines der begehrten Exemplare unter den Nagel. Für Morgans war dies kein ungewöhnlicher Anblick. Viele Menschen aus verschiedenen Regionen und auf hoher See mussten teilweise tagelang warten, bis ein Zeitungsverkäufer zu ihnen gelangte. Schließlich besaß nicht jede Redaktion die speziell ausgebildeten Zeitungsmöwen. Auch sein vor wenigen Jahren gegründetes Zeitungsunternehmen konnte sich den Luxus dieser Vögel nicht leisten. Der Reisende überflog die Artikel und stockte bei einigen säuerlich auf.
„Was schreiben die denn für einen Unsinn“, krächzte er wütend.
„Das sind mir die Richtigen. Vordrängeln, Zeitung lesen, aber kein Geld dafür bezahlen“, beklagte sich der Verkäufer heftig über Morgans Benehmen.
„Für diesen Unsinn soll ich auch noch Geld bezahlen“, erwiderte der Neuankömmling vorwurfsvoll zum Verkäufer und zerriss die Zeitung vor den Augen der Menschentraube, deren Hass auf den meckernden Mann immer weiter anstieg. Sie wollten sich gerade auf Morgans stürzen, als sein Begleiter herbeieilte, eine Münze zum Zeitungsverkäufer warf, Morgans am Kragen packte und ihn rennend hinter sich her zog.
„Hey, ich war mit denen noch nicht fertig“, fauchte der aufgebrachte Journalist zum Mann mit dem Kapuzenmantel entrüstet.
Während sie durch einen Schleichpfad abseits der Hafenstadt in ein Waldstück hineinliefen, hatte sich Morgans allmählich wieder beruhigt. Nun wirkte er nachdenklich, beinahe angespannt. Der Konkurrenzkampf in dieser Branche war gewaltig. Er selbst zählte zu den Außenseitern. Viel zu mächtig und einflussreich waren die Kontrahenten. Der Weg zur Spitze schien für alle Zeiten versperrt, wenn er nicht sein Unternehmen aufgeben und sich den ganz Großen im Geschäft anschließen würde. Doch er hatte Talent, einen guten Riecher für interessante Neuigkeiten, einen unbändigen Willen und scheute sich keiner Herausforderung. Vor allem aber wollte er seine Artikel so präsentieren, wie er es für angemessen hielt. Das trieb ihn immer weiter an. Dies ist natürlich auch einigen anderen Menschen in der Branche und auch Abseits davon nicht entgangen.
Plötzlich standen sie vor einem abgelegenen Bootshaus, traten hinein und der Begleiter deutete auf einen Stuhl an einem Tisch.
„Nimm Platz und verhalte dich bitte ruhig, während wir hier warten. Die anderen werden sicher bald eintreffen.“ Der Mann, der Morgans hierher geführt hatte, setzte sich am anderen Ende des Raumes hin und seufzte erleichtert auf.
Zwei Stunden vergingen, als dann erneut die Tür zum Bootshaus aufschlug und ein Mann mit schwarzem Haar und einigen weiteren Gefolgsleute in Kapuzenmänteln eintraten. Morgans erkannte sofort den Anführer. Die eiskalten Augen dieses Mannes, die zu ihm schauten, ließen ihn für einen kurzem Moment erschaudern. Er schätzte den Mann, der auf der anderen Seite des Tisches platz nahm, auf Anfang zwanzig Jahre ein, ungefähr im gleichen Alter wie er selbst war.
Als sein Gegenüber sich selbst als Anführer einer Gruppe namens Revolutionäre vorstellte, war der Journalist verblüfft. Er staunte darüber, wie offen dieser Mann mit ihm sprach. Er wusste, dass diese Gruppierung gegen das aktuelle System kämpfte, aber was wollten sie von ihm?
Dragon entging der fragende Blick von Morgans nicht und er stellte eine Schatztruhe auf den Tisch und öffnete sie dann. Morgans Augen funkelten als er die zahllosen glänzenden Goldmünzen und Geldscheine erblickte.
„Öffne der Welt die Augen!“ Dragon legte eine aufgewickelte Schriftrolle neben die Schatzkiste. Morgans war sofort klar, dass es jetzt um das eigentliche Thema ging. Die Geschichte der D's.Der Journalist konnte mit dem Titel zunächst nichts in Verbindung setzen, doch mit jedem weiteren Satz den er las, bekam er eine ungefähre Vorstellung, was genau er da in den Händen hielt.
„Ist das wahr“, wollte der sichtlich verunsicherte Morgans von Dragon wissen, doch dieser grinste nur. Wenn dies an die Öffentlichkeit gelangen würde, was für ein heftiger Sturm könnte dann ausgelöst werden. Etwas was die Welt noch nie gesehen hatte. der Journalist konnte seine gedanklichen Fragen selbst nicht beantworten. Einigen würde das definitiv nicht gefallen, das wusste er. Mit Gewissheit würde er den Zorn der Weltregierung auf sich ziehen. Aber er könnte große Neuigkeiten verbreiten und Geschichte schreiben.
Morgans grinste Dragon an. Diese einmalige Möglichkeit würde er sich nicht entgehen lassen.
Unerwartet
Hätte mir jemand gesagt, dass ich im Leben über 29 Inseln bereise, dass das alles Teil eines großes Plans sein würde. Damals hätte ich nicht einmal reagiert. Weil ich nichts war. Doch gehen wir ein paar Tage zurück.
25 Jahre zuvor.
Gesiegeltes Papier, weich in der Hand liegend, doch in der innewohnenden Rhetorik um so schärfer. Nervös rümpfte er die Nase, als er die Worte vernahm, die der leidvoll klingenden Bekundung eine unangemessene Note hinten anschob. Sein Blick suchte das einstige Kind, das er schon immer kannte. Stets auf Wanderschaft gewesen, um Berge und Wälder dieses Königreiches kennenzulernen, stand er nun vor ihm. Nicht wie sonst in zerlumpter, abgetragener Kleidung, die der König in aller Regelmäßigkeit zu beanstanden wusste. Nein, heute waren es andere Rollen, die jeder hier zu spielen hatte. Dieser inzwischen 22 jährige Knabe war zu einem Manne herangewachsen. Als er mit seinen von Neugierde getriebenen Reisen durch die hiesigen Ländereien begann, maß er die Größe eines Welpen. Jetzt aber warf er Schatten, die auf die Höhe eines Turmgesims schließen ließen. Mindestens das war zu erwarten, war sich der königliche Berater sicher, der er in seinen üblichen Übertreibungen völlig aus den Augen verlor, dass er allein mit dem Königssohn im Saal stand.
„Ist alles in Ordnung?“, rang sich der Hüne einen kontrolliert gesprochenen Satz ab. Da waren sie. Der treue Diener seines Vaters, seit 51 Jahren in diesem Hause tätig, und er, der Königssohn, der jetzt König werden sollte, ohne auch nur einen Tag Erfahrung gesammelt zu haben. Der alte Diener blickte ihn an, realisierte, dass der Brief in seiner Hand real war, schwer wog und sein Nervenkleid strapazierte.
„Junger König“, begann er förmlich und eröffnete den Inhalt des Schreibens.
„Die Weltregierung bedauert das unerwartete Ableben Ihres Vaters.“
Der wandernde Koloss von Mann stockte.
„Unerwartet?“, fragte er bestimmt ruhig.
Wenn in diesem Sorbet-Königreich eines unerwartet war, dann, dass sein Vater ihn anscheinend als seinen Nachfolger anerkannte. Ihn, der er kaum einen Tag in diesen Gemäuern verbrachte. Ihn, den es nach draußen in die Wildnis, nach oben an die Spitze der hier ansässigen Berge gezogen hatte. Er war freiheitsliebend. Schon immer war er das.
„Junger König, ich kenne Sie seit dem Tag Ihrer Geburt“, nahm sich der treue Diener den Mut, um den ausgesprochenen Zweifel des Thronerben zu greifen.
„Bald jährt sich der Vorfall mit ihr. Wenn Sie der Bekundung der Weltregierung keinen großen Wert beimessen können, ist das verständlich“, sagte er.
Verständlich? Sein großer Körper zitterte. Was hieß das für ihn?
Er war jetzt König, ohne es zu wollen, für ein Reich, das er bis auf den letzten Grashalm erkundet hatte, aus einem Grund, den er nicht nachvollziehen konnte. Woher nahm die Regierung die Gewissheit, auf welche Weise sein Vater starb? Das alles, dieser Moment übermannte ihn.
„Ich...muss kurz raus an die Luft“, probierte er seine Fassung auf irgendeine Art und Weise aufrecht zu erhalten. Ein Versuch, der kläglicher nicht sein konnte. Dessen Kläglichkeit seinem lebenslangen Weggefährten ein von Müdigkeit gezeichnetes Lächeln abrang.
„Wieso muss es morgen vier Jahre her sein?“
Langsam aber bestimmt suchte der trübe Blick ein Gemälde an der Wand, das, als es erfasst wurde, einen Seufzer in den allein besetzten Saal entweichen ließ.
„Ich vermisse sie auch.“
Stille.
Allein stand er da in seinem schwarzen Trauergewand.
Es blieb noch weitere Sekunden still.
Die er alleine blieb.
Dann riss es ihn von den Beinen, als es seinen Körper unkontrolliert im Raum zusammensackte. Nichts war möglich, kein Schrei, kein Gefühl, nichts. Das Schloss wurde von einer Erschütterung erfasst, die ihm keine Möglichkeit ließ, auf irgendeine Art und Weise zu reagieren. Doch der Alte war nicht der Einzige, den es an den Rand des Abgrunds schmetterte.
„Was...zur...“
Kuma hatte die Chance, einen flüchtigen Gedanken zu packen und festzuhalten. Zwei Worte.
Sein gesamter Körper, eben noch zitternd, brach unter der Wucht, die ihn erfasste, beinahe zusammen. Vor seinen Augen spielte sich nämlich etwas Irreales ab. Keine Stimme war zu hören, bis die geballten Körpermassen zeitgleich dumpf auf dem Boden aufschlugen und ein kurzes aber lautes Klopfen auslösten. Eben standen sie noch, die königlichen Garden, Spalier, nachdem das letzte Mitglied der Königsfamilie und der höchste Bedienstete des Hofstaats eingetreten waren. Und jetzt, kurz nachdem er sie in Augenschein nahm, stand keiner mehr auf den Beinen.
„Du stehst, Junge!“, platzte es nonchalant aus dem lachenden Gesicht heraus. Dem Verursacher von zumindest dieser Misere. Damit hatte er gar nicht gerechnet. Das war es, dass er als unerwartet ansehen musste. Kuma wusste nicht, was er sagen sollte. Vor ihm stand der Piratenkönig und grinste ihn einfach an. Einfach so.
„Bin gerade auf Durchreise, meine Liebste besuchen oder suchen“, begann der freieste Mann der Welt ungefragt zu erzählen und stieg über die ohnmächtigen Soldaten hinweg.
„Mir bleibt nicht viel Zeit, daher penne ich hier nur 'ne Nacht“, erläuterte Roger der Form halber, während er bereits an Kuma vorbei ins herrenlose Schloss spaziert war.
„Das ist ein schöner Krug.“
Dies waren die Worte, die Kuma im Hintergrund vernahm. Es zuckte um seine Mundwinkel herum. Das war Freiheit. Das, genau das wollte er. Tun, was man wollte, wann man es wollte, wo man es wollte. Dann hörte er, wie sich sein Gast plätschernd ins Familienerbstück erleichterte und schließlich in den Tiefen dieser Gemäuer verschwand.
Friedlich, auf dem kalten Steinboden seines Schlafgemachs liegend, lauschte Kuma später dem Schnarchen des freiesten Menschen, der wie ein Stein in sein Bett geplumpst war.
Damit ist eigentlich auch alles gesagt. Die Regeln sind die selben wie im West Blue: Ihr habt eine Stimme, die ihr eurem favorisierten Text zukommen lasst. Bei eurer Wahl sollte euch natürlich in erster Linie die Geschichte an sich und der Schreibstil gefallen. Ein spannender Handlungsbogen, eine interessante Exposition oder einfach eine gelungene Einbindung der Revolutionäre sind aber auch wichtige Faktoren. Welche Geschichte macht Appetit auf mehr, hat die Revolutionäre gewinnbringend untergebracht oder vielleicht eine komplett ungeahnte Richtung eingeschlagen? Kriterien wie diese und viele mehr können den Ausschlag geben. Votiert nach bestem Gefühl, Wissen und Gewissen -- und lasst auch Kommentare da. Unsere Autoren nehmen sowohl Lob als auch konstruktive Kritik dankend an.
In diesem Sinne: Hiermit startet die zweite Gruppe ins FFT 2020! Lasset die Revolution beginnen! Aber bitte nicht singen. Das ist der South Blue, nicht Frankreich.
Ein Junge, keine 10 Jahre alt, kniete in einer Seitengasse im strömenden Regen auf dem Boden. Tränen liefen an seinen blassen Bäckchen herunter, man hörte ein Schluchzen. Verschwommen erblickte er in einer Pfütze sein Spiegelbild. Schnell schloss er die Augen. Er wollte sich so nicht sehen. Vielleicht sei nach dem Öffnen der Augen alles wieder wie früher. Vielleicht würde er dann nicht weinend in einer Gosse liegen, sondern auf einem gepolsterten Sofa in der Villa seines Vaters entspannen und feinsten Brombeersirup aus goldenen Bechern trinken. Abrupt wurde er aus seinem Tagtraum gerissen, als sein Kopf unsanft an seinem Schulterlangen, pechschwarzen Haar nach hinten gerissen wurde.
„Wen haben wir denn hier, bist du nicht das kleine Krokodil?“
Er wurde erkannt. Sie würden ihn töten, wie seinen Vater, wie seinen großen Bruder und wie seinen Onkel. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Soldaten des Königs stürmten das Haus seiner Familie. Aus einem versteckten Lüftungsschacht heraus, konnte das kleine Krokodil das Geschehen beobachten. Seine Familie hatte sich nicht gewehrt, die Situation sollte diplomatisch gelöst werden. Dann wurde seinem Vater ohne Vorwarnung in den Kopf geschossen. Im gleichen Moment wurden sein Bruder und Onkel gepackt und exekutiert. Sein Vater, das Krokodil vom Dancing Hill, Anführer einer der berüchtigten Unterweltorganisation der South Blues, war Tod.
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05:30: Aufwachen
05:45: Sammelpunkt inklusive Anwesenheitskontrolle
06:15: Schichtbeginn
11:30: Eine Schüssel Reiß mit Bohnen
16:00: Eine Schüssel Reiß
19:00: Schichtende
20:00: Körperpflege
21:00: Nachtruhe
…
Jeden Tag mussten Steinblöcke aus einem Berg geschlagen werden. Diese Brocken wurden anschließend auf Wägen gehievt. Die Arbeit erforderte viel Kraft, eigentlich zu viel für ein Kind. Aber man hatte keine Wahl. Jede Pause wurde mit Peitschenhieben bestraft, jedes Gespräch unterbunden. Und es war kalt. Es dauerte an den meisten Tagen nicht lange, bis das kleine Krokodil seine Hände nicht mehr spürte. Ebenfalls verlor er jegliches Zeitgefühl. Zählte er zu Beginn noch die Tage seit seiner Gefangennahme, hatte er bald zu wenig Energie um weiter zu zählen. Es kamen Zeiten in denen es weniger kalt war, Zeiten in denen es stürmte, so dass er beinahe weg flog und Zeiten, in denen die Kälte kaum auszuhalten war. Die Hoffnung auf ein Ende dieser Qualen verblasste mehr und mehr, das kleine Krokodil fand sich mit seiner Situation ab und dachte kaum noch an sein altes Leben.
Eines Abends, beim Zubettgehen, fand er einen kleinen Zettel unter seinem Kissen. Auf diesem Zettel stand in krakeliger Schrift geschrieben:
Willst du fliehen, dann begib dich heute um Mitternacht zu den Waschräumen Block F. Komm alleine.
Revolutionäre sterben nie!
Beim Lesen der Nachricht schossen ihm verschiedenste Gedanken durch den Kopf. Er fühlte sich überfordert, zerknüllte den Zettel und legte ihn zurück unter sein Kissen. Es war wenige Minuten nach 21:00 Uhr und es herrschte bereits Totenstille in dem Schlafsaal, mit den vier Etagenbetten. Während alle im Zimmer schnell einschliefen, fing das kleine Krokodil an zu grübeln.
Wer hat die Nachricht hier hinterlassen? Ist das eine Falle? Und wie komme ich um Mitternacht zum Waschraum?
Ein Glatzköpfiger Mann in dem Bett unter ihm fing an knatternd zu schnarchen. Die hierdurch entstehenden Vibrationen des Bettgestells hinderten das kleine Krokodil einen fokussierten Gedanken zu fassen. Die Minuten verstrichen und ein heftiges Kribbeln kam in seinem Bauch auf, er empfand es beinahe als Übelkeit. Obwohl er die Nachricht auf dem Zettel nur einmal las, konnte er den Wortlaut auswendig und sagte ihn in Gedanken immer wieder auf. Willst du leben…Wollte er noch leben? Er war nicht in der Lage, darauf eine Antwort zu geben. Er konnte sich ein Leben in Freiheit und ohne Schläge nicht mehr vorstellen. Der Gedanke hier dran kam ihm vor wie ein Traum, an den man sich am Morgen kaum erinnern konnte.
23:56: „Es ist mir egal ob ich sterbe!“ flüsterte sich das kleine Krokodil selber zu. Dabei war ihm bewusst, dass es ihm natürlich nicht egal war. Wer will schon sterben.
Geräuschlos kletterte er aus seinem Bett und verließ das Zimmer.
Die spärliche Beleuchtung im Flur reichte aus um sich zu orientieren und so schlich er in Richtung der Waschräume, welche sich hinter einer Abknickung befanden. Nun begann sein Herz zu rasen, kalter Schweiß lief ihm die Stirn runter und sein Blickfeld engte sich ein. Er geriet in Panik. Er wollte umkehren, zurück ins Bett, alles vergessen. Er würde entdeckt werden und bis an sein Lebensende gefoltert werden.
Schritte!
Jeder Schritt hallte im Gang und es war offensichtlich, dass ihm aus Richtung der Waschräume jemand entgegen kam. Zum Umkehren war es zu spät. Adrenalin schoss durch seinen Körper, er wollte wegrennen. Just in diesem Moment kam der voll ausgerüstete Aufseher um die Ecke und ihre Blicke trafen sich. Das kleine Krokodil sprintete an dem Aufseher vorbei, welcher durch das Überraschungsmoment zu langsam agierte. Der Waschraum war nun nur noch wenige Schritte von ihm entfernt als rote Leuchten aufflackerten sowie eine Sirene zu heulen begann. Wie aus dem Nichts tauchte vor ihm ein weiterer Wärter auf, aus dem Augenwinkeln sah er noch eine Frau mit blauen Haaren die ihm zuzwinkerte. Plötzlich sah das Krokodil nur noch rot, er spürte wie eine Flüssigkeit sein Gesicht runter und in seinen Mund strömte. Der Schmerz setzte erst einige Momente später, aber dafür umso heftiger, ein. Ein Schmerz von unerträglicher Intensität erschütterte sein komplettes Gesicht. Wurde seine Nase abgeschnitten? Seine Augen ausgestochen?
Alles begann sich zu drehen, ihm wurde schwarz vor Augen.
Das kleine Krokodil fiel in Ohnmacht.
Ein dunkler mondloser Himmel hing über der Marinebasis von Portia Kanali, als eine verhüllte Person mit leisem Zischen über die Mauer glitt. Unbemerkt von den Wachen und an den Quartieren vorbei, eilte der Fremde durch die Schatten zum Trainingsgelände. Vor einer riesigen Mauer hielt er inne, nahm seinen Rucksack ab und begann darin herum zu kramen. Kurz darauf wandte er sich mit einem satten Grinsen der Wand zu. Von sanft klingelnden Klackertönen begleitet schüttelte der Fremde eine Farbdose und begann seine zwielichte Arbeit. Zwei Stunden, Acht Dosen Farbe und zwölf Caps später, bewunderte er befriedigt sein Werk. Doch just in diesem Moment entflammten die Scheinwerfer auf dem Trainingsgelände und mehrere dutzend Marinesoldaten stürmten aus verschiedenen Richtungen brüllend auf ihn zu. "Stehen bleiben oder wir schiessen!"
Behende griff der Fremde nach seinem Rucksack und zog ein langes Board hervor, sprang auf und begann, unter erneutem leisem Zischen, rasant über dem Boden dahin zu gleiten. Doch noch bevor er entfliehen konnte hatten die Soldaten ihn bereits eingekreist. "Mist!" Er griff in seine Brusttasche und holte eine kleine Muschel hervor. Nach einem kurzen Klicken sprang eine milchweisse Wolkenstrasse aus der Muschel und er schleuderte die Muschel über die Aussenmauer des Geländes. Dann steuerte er sein Board auf die Wolkenstrasse und glitt auf ihr in Richtung Freiheit. Zumindest solange bis vor ihm unvermittelt eine Gestalt erschien und es plötzlich dunkel um ihn wurde. Das nächste woran er sich erinnerte, waren zwei massige Marines die ihm Handschellen anlegten und ihn wegschleiften. Erst am nächsten Morgen und unter starken Kopfschmerzen, wurden ihm die Details der letzten Nacht bewusst. Er erwachte in einer kleinen vergitterten Gefängniszelle und ihm gegenüber, auf einem kleinen Stuhl ausserhalb der Gitter, saß ein älterer Herr mit schütterem silbergrauen Haar.
Die Hände auf einen Gehstock gestützt und den hängenden Kopf schüttelnd, sagte der alte Mann, "Rowdy, wie oft willst du noch hier landen? Du warst weder bei den Therapiesitzungen, noch hast du dich an die Auflagen gehalten. Und jetzt Das hier! Was hast du dir nur dabei gedacht?"
Rowdy antwortete lakonisch: "Mann, das ist Kunst und Kunst denkt nicht, sondern sie ist frei!" und dann fügte er kleinlaut hinzu, "Und eigentlich sollte ich das auch sein!"
Doch der alte Mann sagte enttäuscht: "Daraus wird diesmal nichts, Junge. Der Destriktsrichter hat angeordnet, dass du alle bisher zur Bewährung ausgesetzten Strafen in dem Umerziehungslager auf Des Aponti abarbeiten wirst."
Bei diesen Worten zeichnete sich Unglaube und Panik in den Augen des jungen Mannes ab. Er sprang auf und griff nach den Gitterstäben. "Das ist ein doch Witz, oder? Des Aponti, das ist doch auf der Grandline? Es war doch nur ein ganz kleines Graffiti?"
Der alte Mann antwortete traurig: "Eine fünfzehn Meter grosse Aktmalerei der Tochter des Gouverneurs, an der Mauer des Trainingsgeländes der Marinebasis, ist keinesfalls eine kleines Graffiti. Die ganze Stadt kann es dort prangen sehen. Obendrein einen Slogan der Revolutionäre darunter zu setzen, - Free your Mind and the Rest will follow! - hat die Sache nicht besser gemacht. Du kannst froh sein, dass der Marinecommander deswegen darauf bestanden hat, deinen Fall nach militärischen Maßstäben zu ahnden, denn der Gouverneur hatte schon ein Erschiessungskommando für dich bereit stellen lassen."
Aufgebracht brüllte Rowdy: "Spinnt der? Was ist mit Jugendstrafrecht und so? Ich bin zu jung, hübsch und kreativ, um in ein Arbeitslager zu kommen. Erzählen sie doch einfach wieder von meiner schweren Kindheit, dem Verlust meiner Eltern und der dramatischen Flucht von den Himmelsinseln, ja!?"
Doch die Antwort ernüchterte ihn: "Tja, Das ging noch, als du gerade einmal vierzehn Jahre alt warst und deine Taten sich auf kleinere Vandalismusdelikte begrenzt haben. Seit du aber Fünfzehn geworden bist greift das Jugendrecht nicht mehr und du bist voll strafmündig. Und mit dem Slogan der Revolutionäre, hast du eine klare Grenze überschritten. Aufrufe zur Revolution werden auch bei Kindern hart geahndet und ich kann dir da nicht mehr helfen."
Der Erkenntnis folgte die Angst und die Hände des Jungen umklammerten die Gitterstäbe bis seine Knöchel weiss hervor traten. Seine Augen verschwanden unter seiner Kappe und kraftlos sank er zurück auf den blanken Zellenboden. Im Schneidersitz verharrend und eine dunkle Haasträhne aus seinem Gesicht wischend, fragte er düster: "Wie lange werde ich weg sein?"
Tiefe Furchen auf der Stirn bildend und mit niedergeschlagener Stimme, antwortete der alte Mann, "Drei Jahre und sechs Monate bei guter Führung, ansonsten fünf Jahre in den Schwefelminen. Der Gefangenentransport kommt heute Nachmittag."
Resignation zeichnete sich in den jungen blauen Augen ab und Rowdy zog sein Cappy tiefer ins Gesicht. "Danke Reverend, danke für Alles!"
Einige Stunden später, am kleinen Marinehafen. Der Gefangenentransporter lag am Kai und die wenigen Strafgefangenen wurden unter strenger Bewachung an Bord geführt. Rowdys Blick huschte heimlich über die Gesichter der Mitgefangenen. Er war der jüngste in diesem Defilee. Jedes Mal wenn er auf die Blicke der Anderen traf, überkam ihn ein kleiner Schauder, wegen der Aussicht mit ihnen eingesperrt zu werden. Er war kein Verbrecher, nur ein fünfzehn Jahre alter, verwaister Teenager mit einem Autoritätsproblem.
An Deck stand ein junger Offizier und registrierte die ankommenden Gefangenen. Ohne aufzuschauen fragte er, "Name und Haftnummer?"
"Rowdy Russel Ramone, Nummer 978-20"
Ein beistehender Marine sagte mit einem Grinsen: "Leutnant Corby, das ist der Junge der das Gemälde an die Basis gezaubert hat. Talentierter Bursche, aber leider ein kleiner Revolutionär!"
Der Offizer hob kurz den Blick und musterte Rowdy eingehend, bevor er sagte, "Bringt ihn unter Deck!"
Über den Dächern einer gerade erwachten Hafenstadt im South Blue schwebte eine Möwe. Im Flug beobachtete sie die ein- und ausfahrenden Schiffe und den alltäglichen morgendlichen Trubel der Inselbewohner. Dabei war sie auf der Suche nach einem köstlichen Fisch, den sie von einem der zahlreichen Händler, die ihre Ware anboten, stibitzen konnte. Nachdem die Möwe ihr Ziel erfasst hatte, setzte sie zum Sturzflug an, angelte sich gekonnt eine schmackhafte Mahlzeit von der Theke eines Verkäufers, der gerade in eine heftige Diskussion mit einem Kunden verwickelt war und flog mit ihrer Beute aufs offene Meer hinaus.
Unter ihr steuerte gerade ein kleines Schiff die Insel an. An Bord stand ein großgewachsener schlaksiger Mann, der fasziniert das Treiben beobachtet hatte. Nachdem er eine Zeit lang der Möwe hinterherschaute, wandte sich sein Blick wieder zur Insel. Endlich hatten er und sein schläfriger Begleiter, der in einen Kapuzenmantel gehüllt an der Reling lehnte, ihr Ziel erreicht.
Kurz darauf legten sie an einem Steg an, befestigten das Boot und Morgans hüpfte schwungvoll auf die hölzernen Bretter hinab. Endlich waren sie auf der Insel Briss im Southblue angekommen. Sein Begleiter deutete mit einem Handzeichen an, dass er ihm folgen sollte. Doch kaum setzten sie einen Fuß auf die lebendige Insel, erspähte Morgans sofort den Zeitungshändler auf dem Marktgelände und lief schnurstracks auf diesen hinzu.
Er mogelte sich an der drängelnden Menschentraube vorbei, die sehnsüchtig nach einer Zeitung gierte und riss sich eines der begehrten Exemplare unter den Nagel. Für Morgans war dies kein ungewöhnlicher Anblick. Viele Menschen aus verschiedenen Regionen und auf hoher See mussten teilweise tagelang warten, bis ein Zeitungsverkäufer zu ihnen gelangte. Schließlich besaß nicht jede Redaktion die speziell ausgebildeten Zeitungsmöwen. Auch sein vor wenigen Jahren gegründetes Zeitungsunternehmen konnte sich den Luxus dieser Vögel nicht leisten. Der Reisende überflog die Artikel und stockte bei einigen säuerlich auf.
„Was schreiben die denn für einen Unsinn“, krächzte er wütend.
„Das sind mir die Richtigen. Vordrängeln, Zeitung lesen, aber kein Geld dafür bezahlen“, beklagte sich der Verkäufer heftig über Morgans Benehmen.
„Für diesen Unsinn soll ich auch noch Geld bezahlen“, erwiderte der Neuankömmling vorwurfsvoll zum Verkäufer und zerriss die Zeitung vor den Augen der Menschentraube, deren Hass auf den meckernden Mann immer weiter anstieg. Sie wollten sich gerade auf Morgans stürzen, als sein Begleiter herbeieilte, eine Münze zum Zeitungsverkäufer warf, Morgans am Kragen packte und ihn rennend hinter sich her zog.
„Hey, ich war mit denen noch nicht fertig“, fauchte der aufgebrachte Journalist zum Mann mit dem Kapuzenmantel entrüstet.
Während sie durch einen Schleichpfad abseits der Hafenstadt in ein Waldstück hineinliefen, hatte sich Morgans allmählich wieder beruhigt. Nun wirkte er nachdenklich, beinahe angespannt. Der Konkurrenzkampf in dieser Branche war gewaltig. Er selbst zählte zu den Außenseitern. Viel zu mächtig und einflussreich waren die Kontrahenten. Der Weg zur Spitze schien für alle Zeiten versperrt, wenn er nicht sein Unternehmen aufgeben und sich den ganz Großen im Geschäft anschließen würde. Doch er hatte Talent, einen guten Riecher für interessante Neuigkeiten, einen unbändigen Willen und scheute sich keiner Herausforderung. Vor allem aber wollte er seine Artikel so präsentieren, wie er es für angemessen hielt. Das trieb ihn immer weiter an. Dies ist natürlich auch einigen anderen Menschen in der Branche und auch Abseits davon nicht entgangen.
Plötzlich standen sie vor einem abgelegenen Bootshaus, traten hinein und der Begleiter deutete auf einen Stuhl an einem Tisch.
„Nimm Platz und verhalte dich bitte ruhig, während wir hier warten. Die anderen werden sicher bald eintreffen.“ Der Mann, der Morgans hierher geführt hatte, setzte sich am anderen Ende des Raumes hin und seufzte erleichtert auf.
Zwei Stunden vergingen, als dann erneut die Tür zum Bootshaus aufschlug und ein Mann mit schwarzem Haar und einigen weiteren Gefolgsleute in Kapuzenmänteln eintraten. Morgans erkannte sofort den Anführer. Die eiskalten Augen dieses Mannes, die zu ihm schauten, ließen ihn für einen kurzem Moment erschaudern. Er schätzte den Mann, der auf der anderen Seite des Tisches platz nahm, auf Anfang zwanzig Jahre ein, ungefähr im gleichen Alter wie er selbst war.
Als sein Gegenüber sich selbst als Anführer einer Gruppe namens Revolutionäre vorstellte, war der Journalist verblüfft. Er staunte darüber, wie offen dieser Mann mit ihm sprach. Er wusste, dass diese Gruppierung gegen das aktuelle System kämpfte, aber was wollten sie von ihm?
Dragon entging der fragende Blick von Morgans nicht und er stellte eine Schatztruhe auf den Tisch und öffnete sie dann. Morgans Augen funkelten als er die zahllosen glänzenden Goldmünzen und Geldscheine erblickte.
„Öffne der Welt die Augen!“ Dragon legte eine aufgewickelte Schriftrolle neben die Schatzkiste. Morgans war sofort klar, dass es jetzt um das eigentliche Thema ging. Die Geschichte der D's.Der Journalist konnte mit dem Titel zunächst nichts in Verbindung setzen, doch mit jedem weiteren Satz den er las, bekam er eine ungefähre Vorstellung, was genau er da in den Händen hielt.
„Ist das wahr“, wollte der sichtlich verunsicherte Morgans von Dragon wissen, doch dieser grinste nur. Wenn dies an die Öffentlichkeit gelangen würde, was für ein heftiger Sturm könnte dann ausgelöst werden. Etwas was die Welt noch nie gesehen hatte. der Journalist konnte seine gedanklichen Fragen selbst nicht beantworten. Einigen würde das definitiv nicht gefallen, das wusste er. Mit Gewissheit würde er den Zorn der Weltregierung auf sich ziehen. Aber er könnte große Neuigkeiten verbreiten und Geschichte schreiben.
Morgans grinste Dragon an. Diese einmalige Möglichkeit würde er sich nicht entgehen lassen.
Hätte mir jemand gesagt, dass ich im Leben über 29 Inseln bereise, dass das alles Teil eines großes Plans sein würde. Damals hätte ich nicht einmal reagiert. Weil ich nichts war. Doch gehen wir ein paar Tage zurück.
25 Jahre zuvor.
Gesiegeltes Papier, weich in der Hand liegend, doch in der innewohnenden Rhetorik um so schärfer. Nervös rümpfte er die Nase, als er die Worte vernahm, die der leidvoll klingenden Bekundung eine unangemessene Note hinten anschob. Sein Blick suchte das einstige Kind, das er schon immer kannte. Stets auf Wanderschaft gewesen, um Berge und Wälder dieses Königreiches kennenzulernen, stand er nun vor ihm. Nicht wie sonst in zerlumpter, abgetragener Kleidung, die der König in aller Regelmäßigkeit zu beanstanden wusste. Nein, heute waren es andere Rollen, die jeder hier zu spielen hatte. Dieser inzwischen 22 jährige Knabe war zu einem Manne herangewachsen. Als er mit seinen von Neugierde getriebenen Reisen durch die hiesigen Ländereien begann, maß er die Größe eines Welpen. Jetzt aber warf er Schatten, die auf die Höhe eines Turmgesims schließen ließen. Mindestens das war zu erwarten, war sich der königliche Berater sicher, der er in seinen üblichen Übertreibungen völlig aus den Augen verlor, dass er allein mit dem Königssohn im Saal stand.
„Ist alles in Ordnung?“, rang sich der Hüne einen kontrolliert gesprochenen Satz ab. Da waren sie. Der treue Diener seines Vaters, seit 51 Jahren in diesem Hause tätig, und er, der Königssohn, der jetzt König werden sollte, ohne auch nur einen Tag Erfahrung gesammelt zu haben. Der alte Diener blickte ihn an, realisierte, dass der Brief in seiner Hand real war, schwer wog und sein Nervenkleid strapazierte.
„Junger König“, begann er förmlich und eröffnete den Inhalt des Schreibens.
„Die Weltregierung bedauert das unerwartete Ableben Ihres Vaters.“
Der wandernde Koloss von Mann stockte.
„Unerwartet?“, fragte er bestimmt ruhig.
Wenn in diesem Sorbet-Königreich eines unerwartet war, dann, dass sein Vater ihn anscheinend als seinen Nachfolger anerkannte. Ihn, der er kaum einen Tag in diesen Gemäuern verbrachte. Ihn, den es nach draußen in die Wildnis, nach oben an die Spitze der hier ansässigen Berge gezogen hatte. Er war freiheitsliebend. Schon immer war er das.
„Junger König, ich kenne Sie seit dem Tag Ihrer Geburt“, nahm sich der treue Diener den Mut, um den ausgesprochenen Zweifel des Thronerben zu greifen.
„Bald jährt sich der Vorfall mit ihr. Wenn Sie der Bekundung der Weltregierung keinen großen Wert beimessen können, ist das verständlich“, sagte er.
Verständlich? Sein großer Körper zitterte. Was hieß das für ihn?
Er war jetzt König, ohne es zu wollen, für ein Reich, das er bis auf den letzten Grashalm erkundet hatte, aus einem Grund, den er nicht nachvollziehen konnte. Woher nahm die Regierung die Gewissheit, auf welche Weise sein Vater starb? Das alles, dieser Moment übermannte ihn.
„Ich...muss kurz raus an die Luft“, probierte er seine Fassung auf irgendeine Art und Weise aufrecht zu erhalten. Ein Versuch, der kläglicher nicht sein konnte. Dessen Kläglichkeit seinem lebenslangen Weggefährten ein von Müdigkeit gezeichnetes Lächeln abrang.
„Wieso muss es morgen vier Jahre her sein?“
Langsam aber bestimmt suchte der trübe Blick ein Gemälde an der Wand, das, als es erfasst wurde, einen Seufzer in den allein besetzten Saal entweichen ließ.
„Ich vermisse sie auch.“
Stille.
Allein stand er da in seinem schwarzen Trauergewand.
Es blieb noch weitere Sekunden still.
Die er alleine blieb.
Dann riss es ihn von den Beinen, als es seinen Körper unkontrolliert im Raum zusammensackte. Nichts war möglich, kein Schrei, kein Gefühl, nichts. Das Schloss wurde von einer Erschütterung erfasst, die ihm keine Möglichkeit ließ, auf irgendeine Art und Weise zu reagieren. Doch der Alte war nicht der Einzige, den es an den Rand des Abgrunds schmetterte.
„Was...zur...“
Kuma hatte die Chance, einen flüchtigen Gedanken zu packen und festzuhalten. Zwei Worte.
Sein gesamter Körper, eben noch zitternd, brach unter der Wucht, die ihn erfasste, beinahe zusammen. Vor seinen Augen spielte sich nämlich etwas Irreales ab. Keine Stimme war zu hören, bis die geballten Körpermassen zeitgleich dumpf auf dem Boden aufschlugen und ein kurzes aber lautes Klopfen auslösten. Eben standen sie noch, die königlichen Garden, Spalier, nachdem das letzte Mitglied der Königsfamilie und der höchste Bedienstete des Hofstaats eingetreten waren. Und jetzt, kurz nachdem er sie in Augenschein nahm, stand keiner mehr auf den Beinen.
„Du stehst, Junge!“, platzte es nonchalant aus dem lachenden Gesicht heraus. Dem Verursacher von zumindest dieser Misere. Damit hatte er gar nicht gerechnet. Das war es, dass er als unerwartet ansehen musste. Kuma wusste nicht, was er sagen sollte. Vor ihm stand der Piratenkönig und grinste ihn einfach an. Einfach so.
„Bin gerade auf Durchreise, meine Liebste besuchen oder suchen“, begann der freieste Mann der Welt ungefragt zu erzählen und stieg über die ohnmächtigen Soldaten hinweg.
„Mir bleibt nicht viel Zeit, daher penne ich hier nur 'ne Nacht“, erläuterte Roger der Form halber, während er bereits an Kuma vorbei ins herrenlose Schloss spaziert war.
„Das ist ein schöner Krug.“
Dies waren die Worte, die Kuma im Hintergrund vernahm. Es zuckte um seine Mundwinkel herum. Das war Freiheit. Das, genau das wollte er. Tun, was man wollte, wann man es wollte, wo man es wollte. Dann hörte er, wie sich sein Gast plätschernd ins Familienerbstück erleichterte und schließlich in den Tiefen dieser Gemäuer verschwand.
Friedlich, auf dem kalten Steinboden seines Schlafgemachs liegend, lauschte Kuma später dem Schnarchen des freiesten Menschen, der wie ein Stein in sein Bett geplumpst war.