Gecko Moria schrieb:
Deinem wahren Albtraum wirst du in der Neuen Welt begegnen...!
Und damit herzlich willkommen zu ganz und gar nicht so albtraumhaften Geschichten dieser zweiten Ausgabe unserer Chroniken des Pirateboards.
Ich denke, dass ich mir die ausufernden Worte sparen kann. Ihr seid mittlerweile alte Hasen, wenn es darum geht zu lesen, abzustimmen und zu kommentieren!
Also schwingt euch hinter eure Bildschirme und taucht in die letzten Kapitel dieser vier Sagen ein!
Teil II: Probleme
Was bisher geschah:
Nachdem Pen betrunken einen Vertrag unterschrieben hat, findet er sich plötzlich in der Marine wieder und versucht das Beste aus der Situation zu machen, bis er eine Möglichkeit findet, zu entkommen. Als es ihm gelingt in den Funkraum einzudringen und einen Funkkontakt rauszuschicken, wir der dabei leider von seinem Vorgesetzten ertappt.
Seit dem Vorfall im Funkraum musste Pen sich nicht mehr um irgendwelche Dinge an Bord kümmern. Er hatte seinen eigenen Raum bekommen, wo er tun und lassen konnte was er wollte, sofern es nicht darum ging diese vier Quadratmeter große Zelle zu verlassen. Kolumbus war es aufgrund seiner Teufelskraft zu gefährlich gewesen ihn in die Bric zu sperren, weswegen die Gittertür des umfunktionierten Vorratsraums direkt in die Messe führte. Hier konnte ihn immer jemand im Auge behalten, sollte er es doch mal wagen seine Brille abzunehmen. Trotzdem hatte Pen aus Langeweile und weil er sich hinter den Gitterstäben ziemlich sicher fühlte, begonnen seine Kräfte zu trainieren. Mittlerweile bekam er es gut hin, dass seine Kollegen ihm nicht mehr um den Hals fielen, sondern nur das machten, worum er sie >bat<. Zum Beispiel ihm einen zweiten Nachtisch zu geben.
"Pen" zischte Funkleutnant Mac, der sich an einen Tisch in der Nähe seiner Zellentür gesetzt hatte und dabei kritisch die Tür zur Messe im Auge behielt.
"Sagt dir der Name Constance Wilhelm etwas?"
Pen stöhnte, natürlich kannte er diesen Namen.
"Was will denn mein Bruder von mir? Mich endlich aus der Marine rausschmeißen?" fragte Pen leicht hoffnungsvoll.
"Also stimmt zumindest >DAS<", flüsterte Mac erregt und sah sich hektisch um. "Nachdem Kolumbus dich aus dem Funkraum gezerrt hatte, kam eine ziemlich wütende Nachricht vom Oberfunker des Marinehauptquartiers, der sich erkundigte >Wie sein nichtsnutziger Bruder in den Funkverkehr der Marine kommt< und >dass er was erleben kann, wenn er ihn erwischt<.
Daraufhin ordnete der Kapitän absolute Funkstille an, selbst als wenig später der Befehl vom Hauptquartier kam, uns unverzüglich zu melden und sie wissen wollten, woher dieser Funkspruch kam. Du hast eine Teleschneckenfrequenz erwischt, auf der so ziemlich alle offiziellen Nachrichten der Marine gesendet und empfangen werden können, zumindest solange man die richtige Verschlüsselungsteleschnecke besitzt.
Um es kurzzumachen, da wir uns nicht gemeldet haben wurden anscheinend in den letzten Wochen Nachforschungen angestellt und gestern kam dann der Befehl, dass sich das Schiff melden soll, auf dem sich Kolumbus oder du befindet. Anscheinend weiß keiner wo wir sind beziehungsweise warum..."
Mac war plötzlich bleich geworden und als Pen aufblickte wusste er warum. Kolumbus war in der Tür aufgetaucht und starrte sie mit pochender Vene und eiskalten Augen an.
"Mac", schrie er mit donnernder Stimme "was fällt ihnen ein diesem Spion mit Informationen zu versorgen?"
"Es tut mir leid Sir," erwiderte Mac mit leicht zitternder Stimme, "aber nach dem direkten Befehl des Marinehauptquartiers gestern sah..."
"Habe ich ihnen nicht schon tausend Mal gesagt, dass dieser Verräter die Teleschnecke manipuliert hat und die Nachrichten nicht von der Marine sind?" dröhnte Kolumbus Stimme durch den Raum.
"Aber Sir.…", erwiderte Mac.
"Schluss jetzt", schnitt ihm Kolumbus das Wort ab. "Wir werden unser Zielgebiet in der neuen Welt in wenigen Stunden erreichen. Sagen sie den anderen Bescheid, dass sie sich klar zum Gefecht machen sollen."
"Gegen wen, Sir?"
"Gegen die Rocks-Piraten auf Hachinosu."
Mac schaute seinen Vorgesetzten verwirrt an, doch bevor er etwas erwidern konnte, meinte Pen erstaunt "Aber die Rocks-Piraten existieren doch seit dem Tod von Rocks D. Xebec gar nicht mehr."
Kolumbus lief puterrot an. "Hören sie auf so einen Blödsinn zu erzählen", fuhr er Pen an bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und den Raum verließ.
In seiner Kabine zündete sich Kolumbus mit zitterten Zehen eine Zigarre an.
>>Es war alles OK dieser... Peng war nur ein verdammter Spion, der seine wichtige Mission behindern wollte, indem er ihm falsche Informationen unterjubelte.
Er war Kolumbus D. Horatio, nicht Kolumbus D. Eugen. Er war nicht wie sein Vater, er würde nicht die gleichen Probleme bekommen und sich irgendwann nicht mehr daran erinnern, in welcher Zeit er lebte oder ob er seine Familie eines Tages nicht mehr erkannte. Immerhin war er erst 39 Jahre alt, ein Jahr jünger als sein Kollege Garp und wenn er diese Mission erledigt hatte, würde er ein noch größerer Held der Marine sein als ohnehin schon in seinen bis jetzt 58 Dienstjahren…<<
Er hielt kurz irritiert inne.
>>Passte das zusammen? Egal, darum konnte er sich später Gedanken machen, jetzt musste er erst mal den Rest der Mannschaft über ihre Mission informieren. <<
Kolumbus Durchsage war kaum verklungen, als sich immer mehr Mannschaftsmitglieder in der Messe versammelten.
"Was ist mit Kolumbus los?", fragte Springsteen entsetzt. "Das macht doch alles überhaupt keinen Sinn."
"Ganz abgesehen davon, dass sich auf Hachinosu Marshall D.Teach, ein Kaiser aufhalten soll", ergänzte Mac mit zitternder Stimme.
"Wisst ihr", sagte Rattlesnake nachdenklich, "Ich komme von der gleichen Insel wie Kolumbus und es gibt diese Geschichte, dass sein Vater im Alter den Verstand verloren hat. Zumindest wollte er immer irgendetwas erledigen, was schon Jahrzehnte zurücklag, erkannte keinen wieder oder..." er hielt entsetzt inne, "er konnte sich keine neuen Namen merken."
"Du meinst also, dass Kolumbus mit seinen 77 Jahren die gleichen Probleme bekommen hat wie sein Vater?", fragte Mac entsetzt. "Was sollen wir nur tun, wir können doch nicht einfach meutern."
"Wenn wir es nicht tun gehen wir aber drauf", erwiderte Rattlesnake gereizt.
"Ihr könntet dem Befehl des Hauptquartiers folgen und euch melden", meinte Pen leicht grinsend, "Höherrangige Befehle und so."
"Kolumbus wird mich umbringen, wenn er mich dabei erwischt", antwortete Mac verzweifelt.
"Das stimmt", donnerte Kolumbus stimme durch den Raum. "Genauso wie jeden, der sich weiter an der Planung einer Meuterei beteiligt."
Alle starten entsetzt Kolumbus an, der mit einem leicht wirren Blick in der Tür stand und sie anfunkelte. Pen schluckte, dann nahm er seine Brille ab, blickte Kolumbus in die Augen und sagte: "Sie gehen jetzt in ihre Kabine und warten bis wir weitere Informationen vom Hauptquartier bekommen haben."
Kolumbus starte ihn noch einen Augenblick an, dann machte er kehrt und verließ den Raum.
Teil II: Unerwartet einsam
Warnung. Kapazitäten erschöpft. Warnung. Kapazitäten erschöpft.
Was mit mir los ist, wollt ihr wissen? Nun, ich sterbe.
Zwei Jahre zuvor.
Er war gerade dabei, eine gehörige Schimpftirade über sich ergehen zu lassen, doch Kuma konnte den wütenden Speichelregen des Großadmirals mit stoischer Ruhe ertragen. Nach einem polternden „RAUS HIER!“ verließ er Sengokus Büro und stapfte nachdenklich durch die Gänge des Hauptquartiers. Die Gedanken waren seine. Es war sein Wille, den Jungen zu retten. Wie bereits vor 17 Jahren zögerte er keine Sekunde.
„Du bist ein Buch mit sieben Siegeln, bwahahaha!“
Genüsslich kauend schlenderte Garp am Hünen vorbei, der sich in dem Moment seltsam ertappt vorkam. Kuma wusste ganz genau, wer sich hinter diesem unbedarften Mann verbarg. Beinahe überkam ihn bei dem Gedanken ein Schmunzeln, da sich der Vizeadmiral nicht genötigt sehen musste, etwas zu verbergen.
„Wenn du es für richtig hältst, ist es gut so, oder nicht?“, raunte Garp zwischen den Bissen. Er war stehen geblieben, stand mit dem Rücken zum Samurai der Meere. Obwohl Kuma es nicht sehen konnte, so glaubte er eines der breitesten Grinsen vor seinem inneren Auge zu sehen. Zwei, drei Sekunden vergingen, während die Krümel von Garps Reiscrackern zu Boden rieselten. Kaum etwas war zu hören.
„Es ist gut so“, murmelte der freieste Marine und stapfte durch die knackenden Essensreste, die sich in seinen Sohlen festsetzten. Für ein paar Momente war der Gang mit knuspernden Geräuschen erfüllt, und Kuma? Der stand da und fühlte sich ein klein wenig verloren.
Warnung. Kapazitäten erschöpft.
Roger, Garp, Dragon, jeder hatte die Freiheit im Sinne. In dem, was sie taten, in dem, was sie dachten. Sei es ein Kind zu zeugen, ein Kind tun zu lassen, ein Kind in die Sicherheit zu entsenden.
„Es ist mein Weg“, sagte Kuma endlich.
Zu sich selbst, denn niemand hörte ihn.
Protokoll, AT 17. Zweite Hirnhälfte.
- Testobjekt pünktlich in Forschungseinrichtung erschienen. Schäden in Schulterpartie entdeckt. Keine tiefere Reparatur notwendig.
- Vorbereitung des Eingriffs erforderte drei Tage. Übergang zur mechanischen Entität finalisiert.
- Elektrische Stimuli zu einhundert Prozent kodierbar. Technische Herausforderung von Testobjekt, ehemals Testperson K, aufgenommen und erfolgreich umgesetzt. Probebefehl nach Muster umgesetzt.
- Teufelskraft aktiv. Keine Übertragung in neues Gefäß erfolgt. Revision Theorie erforderlich.
Forschungseinrichtung II, Neue Welt. Kürzel: Vp.
Zwei Jahre später.
Dass ich ihn wiedersehe. Ich wollte sie schützen, weil ich meinen Appetit wieder nicht zügeln konnte. Verdammter Mist! Was war das für eine große Scheiße.
Da saß sie, versteckt in einem gebrechlichen Körper. Alt und freundlich, innerlich aber so fragil, wie sie äußerlich aussah. Faltig grinsend schlich sie durch das Heilige Land als wäre es das Normalste auf der ganzen Welt. Bonney wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. Wie lange hatten sie sich nicht mehr gesehen? Sie hielt sich das Handgelenk. Es schmerzte.
Vor 28 Jahren.
„Es ist mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen“, säuselte der König des Sorbet-Königreiches und fuhr sich durchs schwarzgelockte Haar. Heute war es soweit, endlich würde sich Fortuna gütig zeigen und ihn entlohnen.
„Holt das Geld“, befahl der Vertreter der Cipherpol ruhig und schob Kumas Vater einen Zettel vor die Nase.
„Mit dieser Gabe wird Ihr Reich nie wieder einen Tribut zu zahlen haben.“
Das Grinsen des Königs verzerrte sich ins schmerzhaft anzusehende, konnte er mit seiner Freude kaum noch hinterm Berg halten.
„Das ist das Mindeste. Reichtum, und Reichtum, den ich behalten kann. Was gibt es schöneres?“, frohlockte der König und musterte seinen Diener, der den ganzen Handel ohne ein Wort beobachtete.
„Breek“, bellte der Herrscher. „Hol die Teufelsfrucht!“
„Selbstverständlich“, antwortete dieser lakonisch. Seine Gedanken nahmen, wie seine Schritte, mit denen er den Thronsaal verließ, immer weiter zu. Was es schöneres gäbe?
„Verdammt viel“, murmelte der ergraute Diener. Was danach geschah, hätte er sich nicht im Entferntesten ausmalen können.
In der Gegenwart.
Der Arm, an dem sie aus ihrem Schlafgemach gerissen wurde, er schmerzte jeden Tag. Sie konnte die Zeit verändern, doch was sie nicht konnte: Sie rückgängig machen. Jetzt zu leben, ohne Rast auf der Flucht zu verweilen, das war es, was sie seit je her spürte.
„Gebt ihn uns zurück!“
Die Piratin erschrak, als sich die Erde auftürmte und urplötzlich brüllende Gestalten auf ihren Kuma zusprangen. Was war hier los?
Zwei Jahre zuvor.
Die sandigen Winde zerfurchten sein Gesicht, doch das war nichts, was ihn nach all den Jahren noch beunruhigte. Er spürte das Metall, er spürte den Fremdkörper in ihm. Überhaupt war er froh, dass er in diesem Moment keine Schmerzen mehr spürte. Es war der 13. Arbeitstag, wie es der Chefwissenschaftler nannte. Der Eingriff, der bisher am schmerzhaftesten war. Er spürte, dass sein Körper an seine Grenzen stieß.
„Du tust es, weil du es für richtig hältst“, sagte Dragon, dessen Stimme bereits vor 17 Jahren eines vermittelte. Entschlossenheit. Unabdingbare Entschlossenheit. Selbst wenn es bedeutete, loszulassen. Das war der Lauf der Dinge, das Einzige, was selbst die Freiheit nicht beeinflussen konnte. Sie besaßen nur die Fähigkeit, damit umzugehen. Das war es, was ihm jeder dieser Leute mit auf den Weg gab.
„Du tust es nicht, weil ich es dir befehle“, unterstrich sein Anführer. Sein Weggefährte.
„Eines noch.“
Kuma war nie ein Mann vieler Worte gewesen. Das war es, was selbst Dragon ein leichtes Grinsen aufs Gesicht zauberte.
„Findet sie für mich und gebt ihr diesen Brief.“
Dragon musterte das Papier und er brauchte es nicht lesen, um jede darin enthaltene Emotion zu spüren.
„Du bist nicht allein.“
Diese Emotionen, sie kamen für beide unerwartet.
Teil II: Loderndes Feuer
Was bisher geschah?
Mit einem Feuerwerk macht sich Hades einen Namen in der Unterwelt und erklärt gleichzeitig der Weltregierung offen den Krieg. Er will seinen Feind zu Fall bringen und geht dabei aufs Ganze. Das Spielfeld ist bereitet, doch wie wird Hades' finaler Spielzug aussehen?
Sabaody Archipel, Grandline, 1509
Jim erstarrte. Vor seinem inneren Auge liefen die letzten Monate seines Lebens wie Szenen aus einem Film ab. Der Tag, an dem er Mary zum ersten Mal sah. Ihr erstes Rendezvous im Freizeitpark. Ihr erster Kuss, auf dem höchsten Punkt im Riesenrad. Und schließlich sein Heiratsantrag. Es war alles so schnell gegangen, doch das war ihm egal. Er, Jim Richbrook, ein einfacher Hafenarbeiter, war der glücklichste Mann auf der ganzen Welt. Womit hatte er eine solche Frau nur verdient? Es war wie in einem Traum. Doch dieser Traum schien nun zu zerplatzen.
Der Himmelsdrache begutachtete Mary, als wäre sie Handelsware. Er begrapschte ihre Brüste, ihren Hintern. Jim wurde übel.
„Die will ich. Das wird meine Frau Nummer 14“, wandte sich der Adlige an seinen Begleiter, packte Mary am Handgelenk und zog sie hinter sich her.
Plötzlich packte Jim der Mut der Verzweiflung. Er hatte sein ganzes Leben lang hart gearbeitet. Sein Körper war gestählt. Und außerdem hatte er noch das Messer, mit dem er ihre Namen in die Rinde der Mangrove 27 geritzt hatte. Alle Warnsignale ausblendend stürmte er auf den Himmelsdrachen zu. Doch noch bevor er auch nur in die Nähe des Adligen kam, stellte dessen Begleiter sich Jim in den Weg. Mit einer gekonnten Bewegung brachte er Jim aus dem Gleichgewicht, ergriff die Hand mit dem Messer und brach Jim das Handgelenk. Dieser Schrie auf, doch Wut und Verzweiflung trieben ihn an. Er holte mit der anderen Hand aus, doch erneut war sein Gegenüber schneller. Er wich aus und rammte Jim das Messer in die Flanke. Geschlagen sank Jim zu Boden.
Mary schrie entsetzt auf: „Nein, bitte verschont ihn! Er ist der Vater meines ungeborenen Kindes!“
„Nanu, schwanger?“ Angeekelt ließ der Himmelsdrache Mary los. „Dann will ich dich nicht.“
Tränen in den Augen robbte sie auf ihren Verlobten zu. Jim war kaum noch bei Bewusstsein, doch ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn, als er das Gesicht seiner Liebsten über sich erblickte. Vielleicht würde ja doch noch alles gut werden. Keiner der beiden bemerkte, wie der Himmelsdrache seine Pistole zog. Ein ohrenbetäubender Schuss zerriss die Luft. Das letzte, was Jim spürte, war wie Marys lebloser Körper auf ihn niedersackte. Dann wurde es schwarz.
Mogaro Königreich, Neue Welt, 1516
Hades starrte gedankenverloren auf das rostige Messer, das er in seinen Händen hielt. Jim Richbrook war tot. Nichts weiter als eine verblasste Erinnerung. Da war nicht einmal mehr Schmerz, nur Leere. Die Tür zum Thronsaal flog auf und riss Hades aus seinen Gedanken. Zwei Männer in Uniformen schleiften einen Mann hinter sich her, den Kopf unter einem Leinensack versteckt, und stießen ihn unsanft vor dem Thron zu Boden. Hades setzte ein grimmiges Lächeln auf. Zeit, die Leere zu füllen. Auf sein Zeichen hin rissen die Wachen dem Mann die Haube vom Kopf, wobei sie so grob vorgingen, dass dem Mann seine Krone vom Kopf fiel und scheppernd auf dem Marmorboden landete.
„Verzeiht mir die Umstände, Euer Gnaden. Ich hoffe, Ihre königlichen Augen werden meinen Anblick ertragen können.“
Die letzten Monate hatten ihre Spuren hinterlassen. Seitdem er nicht nur der Weltregierung, sondern auch der halben Unterwelt den Krieg erklärt hatte, war sein Leben ein Katz-und-Maus-Spiel. Hades‘ sonst so makelloser weißer Anzug war fleckig und an einigen Stellen zerschlissen. Seine Haare wucherten wild und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Doch diese Augen funkelten noch immer wie die Augen eines Raubtiers auf der Jagd.
Der König blickte sich im Raum um, eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Abscheu auf dem Gesicht: „Meine eigene Leibgarde… wie könnt ihr es wagen?! Das ist Hochverrat und dafür werdet ihr büßen!“
Genervt rollte Hades mit den Augen. Es war immer dasselbe. Die Mächtigen dachten, mit Loyalität, Angst oder Geld könne man jeden Menschen kontrollieren. Wie langweilig. Doch Menschen waren viel spannender, viel abwechslungsreicher. Jeder Mensch hatte seinen ganz persönlichen Druckpunkt. Das war Hades‘ Waffe. Und Informationen waren seine Munition.
„Ach, papperlapapp! Für Sentimentalitäten haben wir keine Zeit. Sie waren doch vor Kurzem erst in Mary Joa beim Reverie, nicht wahr, Majestät? Sie müssen mir unbedingt alles darüber erzählen!“
Hades stand nun vom Thron auf und bewegte sich auf den König zu.
„Es ist nämlich so: Wie mir zu Ohren gekommen ist, befindet sich irgendwo im Schloss Pangaea ein Schatz, der so wertvoll ist, dass sein Verlust das Ende der Weltregierung bedeuten könnte.“
Der König spuckte vor Hades auf den Boden: „Einen Scheiß werde ich!“
„Zu Ihrem Bedauern wird Ihnen leider keine Wahl bleiben. Dank meiner Fähigkeit werden Sie mir alles erzählen, was ich wissen will. Ich muss Ihnen lediglich ein kleines Geheimnis über mich verraten.“
Damit beugte sich Hades nach unten zum König und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Ausdruck auf dessen Gesicht wechselte von Wut zu Schock. Er versuchte sich gegen die dunkle Macht zu stemmen, die von ihm Besitz ergriff, doch erfolglos. Sein Mund begann sich zu öffnen und seine Kehle brachte unnatürliche Laute hervor.
Doch plötzlich, noch bevor der König etwas verraten konnte, schloss sich sein Mund wieder. Es schien fast, als sei er mit unsichtbaren Fäden zugenäht worden.
„Fuffuffufu, welch interessante Fähigkeit.“
Hades fuhr herum. Hinter ihm saß plötzlich ein großer Mann mit Sonnenbrille auf dem Thron. Wie war er bloß unbemerkt dahingelangt?
„Du bist also derjenige, der die Unterwelt in Aufruhe versetzt hat. Doch so amüsant dein Krieg mit der Weltregierung auch sein mag, du bist leider schlecht fürs Geschäft. Hier ist der Weg für dich zuende, Hades.“
Teil II: Erschütternde Wahrheit
Jahr 1524
Neue Welt
Marine Hauptquartier
Er erinnerte sich, als wäre es Gestern gewesen. Nach ihrer Rückkehr ins Marinehauptquartier hatte er selbst Thorns Taten auf Zumara-Island seinen Vorgesetzten gemeldet. Der Fall war untersucht worden und Thorn landete vor Gericht. Thorn war bereits mehrmals abgemahnt und strafversetzt worden, doch schließlich hatte ihre sadistische Art ihr das eingebracht, was sie verdiente. Eine Zelle im Impel-Down Gefängnis.
Nun acht Jahre später konnte er sich nicht mehr erklären, wie er es die ganze Zeit geschafft hatte seinen kochenden Zorn und Hass gegenüber der gesamten Marine während des Prozesses und auch danach zu unterdrücken. Er hatte abgelehnt, ein Schiff und eine Crew zu übernehmen und stattdessen um einen der unbeliebten Plätze im Marinehauptquartier gebeten. Diese Versetzung gab ihm das, was er wollte. Eine Chance die Marine, diese Teufel in weiß und blau, zu vernichten.
Es war tiefe Nacht und der Hauptsitz der Marine lag schlummernd unter einem klaren Sternenhimmel. Die meisten seiner Bewohner schliefen, doch nicht Jack. Er nutzte die Nacht wie die meisten Nächte der vergangenen Jahre. Dank der Fähigkeiten seiner Teufelsfrucht hatte Jack überall im Hauptquartier seine Markierungen angebracht und so sprang er von einem Ort zum anderen, teleportierte sich in abgeschlossene Büros und kopierte geheime Unterlagen und Dokumente.
Ihm war es vor einigen Jahren gelungen, Kontakt zur Gruppe der Revolutionären herzustellen. Seit dem war er eine Art Spion, der die Revolutions-Armee mit Plänen über Truppenbewegungen, Befehlen und Geheimnissen der Marine versorgte.
Durch die häufigere Nutzung seiner Teufelskräfte hatte er sich weiterentwickelt. Die Anzahl seiner möglichen Markierungen war weit gewachsen und er hatte durch das viele Training damit begonnen, das volle Potential seiner Teufelskraft zu nutzen. Zunächst waren seine Versuche gescheitert, doch mit der Zeit gelang es ihm einen Punkt auf den er sich konzentrierte, nur mit seinem Blick zu markieren. Unterbewusst hatte er sich so als Kind, im Moment der größten Not selbst das Leben gerettet.
Jack sprang durch die Gänge des Hauptquartiers, er hatte es geschafft, er hatte die Möglichkeit gefunden der Marine den tödlichen Hieb zu versetzen. In seiner Tasche trug er den Brief mit sich, dessen Inhalt den Lauf der Welt ändern würde.
Doch er war entdeckt worden. Die Aufregung über den Inhalt des Briefes hatte ihn unachtsam werden lassen, seit Jahren suchte man schon nach dem Verräter, der Informationen an die Revolutionäre schmuggelte. Ihm war es gelungen, dank einer seiner Markierungen direkt in das Büro vom Großadmiral zu springen und dort hatte er den Brief gefunden. Plötzlich hatte sich die Tür geöffnet und Großadmiral Akainu selbst war durch die Tür getreten und beim Anblick Jacks erstarrt. Ihre Blicke hatten sich getroffen und der Hass der beiden prallte ebenbürtig aufeinander. Sakazuki war auf ihn zugesprungen, die Faust schwarz vor Haki. Jack reagierte schnell und teleportierte sich einige Gänge weiter, dann hetzte er los, um den Ort zu erreichen, an dem seine Kontaktperson auf ihn wartete
Als er den Pier erreichte, war dort bereits das völlige Chaos ausgebrochen, Sirenen heulten auf und die Soldaten rannten wie Ameisen wild durcheinander und niemand wusste was los war. Verzweifelt suchte er nach der jungen Frau, die er hier treffen sollte, wo war sie? Verdammt! Haben sie sie erwischt? Doch dann trat Koala aus dem Schatten eines kleinen Gebäudes heraus und sah in panisch an.
„Was hast du getan du Narr?“
Jack blieb keuchend stehen und überreichte ihr den Brief. „Nimm das!“
Die junge Frau funkelte ihn kurz böse an, nahm dann jedoch den Brief entgegen und überflog die Zeilen. „Ich hoffe das ist es wert geschna....“ weiter kam sie nicht. Ihre Augen weiteten sich und sie keuchte auf. „Ist das das was ich denke?“ Fragte sie aufgeregt, als zwei Marinesoldaten aufgeregt an ihnen vorbei rannten.
Jack grinste sie an. „Dragon schuldet mir etwas!“
Koala faltete den Brief zusammen und steckte ihn ein. „Er schuldet dir so viel Jack.“ Ein lächeln huschte über ihre Lippen. „Wir alle tun das.“
Plötzlich spürte Jack eine gewaltige Hitze hinter sich und noch ehe er wusste, was geschah, weiteten sich Koalas Augen vor Schrecken.
„Hab ich dich Verräter!“
Unfassbare Schmerzen durchfuhren ihn, als Akainu ihm von hinten seinen brennenden Arm durch den Körper stieß.
„Nein!“ schrie Koala auf und die Angst lähmte sie.
„Erst stirbst du und dann diese Ratte von der Revolution!“
Wellen von Feuer und Schmerz durchfuhren Jacks Körper, er hatte versagt. Sein Blick verschwamm, als er den von Koala suchte. Ich hab es verbockt! Ich hab sie zum Tod verurteilt! Die Todesangst des Mädchens machte ihn traurig und er sah ihr tief in die Augen. Es war als könnte er ihr in die Seele blicken, er sah Schmerz und Leid, jedoch auch Freundschaft und Liebe. Einen jungen Mann mit blonden Haaren und einer großen Narbe im Gesicht. Er sah die starke Verbindung der Beiden vor seinen Augen, streckte die zitternde Hand nach ihr aus.
Und da begriff er es. Das wahre Ausmaß seiner Macht. Mit den letzten Kräften, die er mobilisieren konnte, trat er einen Schritt auf Koala zu, markierte sie und mit seinen Gedanken die Erinnerung an den jungen Mann, dann schickte er sie mit einem letzten „Erledige sie!“ zu ihm.
Der Großadmiral schrie auf und riss den Arm aus dem sterbenden Spion.
Wie poetisch, dachte Jack. Das Feuer nahm mir alles, erschuf mich neu und nun nimmt es mich wieder zurück.
Seine letzten Gedanken waren bei Koala und dem Brief in ihrer Obhut. Und so tötet man den Teufel!