Mittlerweile wurden alle acht Sagen um jeweils ein Kapitel erweitert. Dabei wurde von den Autoren einerseits gefordert, eine düstere Geschichte zu schreiben oder eine heitere. Diese Aufgabe liegt mittlerweile hinter uns und somit blicken wir nach vorne. Die geforderte Stimmung dieser Gruppe und damit die Herausforderung war es, eine aggressive Geschichte zu schreiben. Spätestens jetzt zeigt sich, wie Anpassungsfähig diese vier Autoren sind. Gelang es ihnen, die Essenz der Aggression in ihrer Geschichte einzufangen? Welchen Weg haben sie gewählt, um eine aggressive Atmosphäre aufzubauen? Das ist eines der beiden Kriterien, das ihr beim Lesen bitte im Hinterkopf behaltet und welches ihr bei der zweiten Umfrage berücksichtigt. Besser gesagt, worauf ihr euch bitte bei der zweiten Umfrage beschränkt. Wieso ein Text seine aggressive Stimmung am besten aufgebaut hat, kann natürlich manigfaltige Gründe haben, da bleibt ihr weiterhin so frei, wie bisher im Turnier. Aber natürlich geht es nicht nur nur um die Atmosphäre. Welcher Text unterhält am besten, ergänzt die bestehende Saga am geschicktesten oder was auch immer. Das berücksichtigt ihr bitte in der ersten Umfrage. Letztendlich ist das Ziel immernoch das, das ihr, die Leser, unterhalten werdet. Welcher Text euch am besten Unterhalten hat und wieso, dass bleibt komplett euch überlassen. Aber lasst es uns doch gerne wissen! Schreibt ein paar kurze Worte zu euren Eindrücken. Was hat euch gefallen? Was vielleicht nicht? Wie immer seid ihr herzlich eingeladen, euch zu Wort zu melden. Die Autoren werden es euch mit Sicherheit danken!
Asche zu Asche
Saga: Asche-TrilogieAsche-Trilogie
Erster Erweiterungstext: Der Rekrut
Nur weil die Sonne nicht mehr den hohen Stand der Mittagsstunde einnimmt, sondern ihrem täglichen Untergang entgegen geht, kann ein Agent der Weltregierung nicht seinen Auftrag vernachlässigen. So streifte Yasen durch Loguetown, ziellos jedoch nicht planlos. Nicht unsichtbar, doch unbemerkt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße zog ein Streitgespräch seine Aufmerksamkeit auf sich, dessen Verlauf Yasen unbemerkt verfolgte.
„Ich bitte Sie, ich habe seit zwei Tagen nichts gegessen.“
„Verschwinde Fischmensch, du verscheuchst mir die Kundschaft!“ Ein dicker Mann mit aggressiven Gesichtszügen versperrte einem grünen Fischmenschen demonstrativ den Durchgang in sein Restaurant. Trotz der körperlichen Überlegenheit resignierte der Fischmensch schnell, wollte die Szenerie vor dem Lokal verlassen. Gleichzeitig näherte sich ein weiterer Mann, muskulös, ein Tanktop tragend und mit einer Bierflasche in der Hand
„Gibt es hier ein Problem mit dem Fisch?“ Der Fischmensch spürte, der könnte ärger suchen. Daher verneinte er leise und wollte weiter. Der Muskulöse fühlte sich von dieser Antwort provoziert, ging dem Fischmenschen hinterher und zog ihn an der Schulter zurück.
„Wenn ein Mensch mit dir redet, schaust du ihm gefälligst in die Augen, Fisch!“ Durch die feuchte Aussprache des Mannes benässten Speicheltropfen das Gesicht des Fischmenschen. Obwohl zwei Köpfe größer, reagierte dieser unterwürfig und entschuldigte sich. Der Tanktoptragende Mann jedoch wirkte durch die deeskalierende Art zusehends angestachelt.
„Was suchst du überhaupt hier in Loguetown? Geh doch zurück zum Meeresgrund! Willst wahrscheinlich noch einen Job? Gibt ja so viele hier, dass ich nicht lache.“ Er gab dem Fischmenschen einen leichten Schubs.
„Also, kriege ich eine Antwort?“
„Meine Verlobte und ich, wir wollten eine Reise ins East Blue unternehmen. Vor zwei Tagen kamen wir hier in der Stadt an. Niemand wollte uns bedienen oder beherbergen. Daher bin ich ein paar Früchte außerhalb er Stadt suchen gegangen. Als ich zurück kam war sie verschwunden. Keine Sorge, sobald ich sie gefunden habe, reisen wir weiter.“ Der Fischmensch war verzweifelt, das spürte Yasen. Der biertrinkende Mann hingegen fing lauthals an zu lachen.
„Du bist ja wohl der größte Idiot den ich seit langem getroffen habe! Checkst du es nicht?“ Er nahm einen Schluck aus der Bierflasche bevor er sich selber antwortete.
„Deine Alte hat hier einfach das erste Mal in ihrem Fischleben richtige Männer zu Gesicht bekommen und ist vor dir abgehauen! Wahrscheinlich wird sie gerade in irgendeiner verfallenen Hütte dieser schäbigen Stadt durchgenommen und weißt du was? Sie genießt es!“ Während er dies sagte, stellte er mit einem höhnischen Grinsen pantomimisch den Sexualakt dar.
„Das geschieht dir recht. Seit dem Fisher Tiger Vorfall glaubt ihr wohl, ihr könnt euch alles erlauben? Was kommt als nächstes, eine Britta Thunfisch die uns auch noch das Saufen verbietet? Oder das Essen von Fisch?“ Der Fischmensch war sichtlich eingeschüchtert und stotterte eine Antwort hier drauf.
„Ich suche d-doch n-nur m-m-mei-meine V-v“
Klirr
Der Muskulöse Mann zerschlug ohne Vorwarnung seine Bierflasche auf dem Kopf des Fischmenschen.
„Halt dein Maul du Fisch! Verpiss dich in dein Meer oder ich prügle dich eigenhändig zurück in die Sklaverei und danach finde ich deine Verlobte und sie lernt einen richtigen Mann kennen“
Der Fischmensch ging zu Boden, Yasen konnte nicht erkennen ob Tränen flossen. Kurz dachte er darüber nach, einzugreifen. Aber Aufmerksamkeit wollte er vermeiden, gerade wenn sich wie hier eine Traube aus Schaulustigen bildet. Und die Zuschauer genossen die Show, grölten und verhöhnten den Fischmenschen. Vereinzelt flogen Steine. Der Betrunkene, durch die elektrisierende Stimmung nicht nur berauscht vom Bier, ballte die Fäuste, bereit den Fischmenschen mit diesen zu malträtieren. Plötzlich sah Yasen, wie ein Kind sich mit aufgerissenen Augen und ausgebreiteten Armen zwischen Fischmensch und Betrunkenem stellte.
„Warum tun Sie dem Mann das an? Er hat Ihnen nichts getan?“
„Junge, das ist ein Fischmensch, der hat das verdient. Jetzt geh zurück zu Mami und Papi, sonst kriegst du auch einen drüber.“ Der Junge wich keinen Millimeter zurück.
„Was ist so schlimm an Fischmenschen, der Mann ist nett! Gestern gab er mir Äpfel, als ich hungrig war. Und meine Eltern sind Tod!“ Ein Waise? Und so mutig?
Ein weiterer Mann mischte sich ein und belehrte den Jungen.
„Das sind Monster Junge! Ungeheuer!“ Gleichzeitig kam der dicke Mann aus seinem Restaurant, in seiner Hand ein großes Fleischermesser.
„Junge hau besser hier ab.“ Konnte es etwa sein? Yasen überlegte, seinen Vorgesetzten zu informieren, achtete Augenblicke nicht auf den Jungen. Plötzlich gab es Geschrei, die Gaffer drehten um, rannten weg, Panik in ihren Augen. Yasen sah den Jungen, jetzt mit dem Fleischermesser in der Hand. Der betrunkene Aggressor lag am Boden, überall war Blut. Yasen konnte nicht mehr warten, er zückte seine mobile Teleschnecke. „Kiln, ich habe hier einen potentiellen Code Red. Das Alter passt, ein Waise. Hat vor einer Menschenmenge einen betrunkenen Rassisten getötet.“ Er gab seinem Vorgesetzten seinen genauen Standort durch, bemerkte dann, dass der Junge weg lief. Nicht mit mir, dachte sich Yasen.
Rasur
Im Bruchteil einer Sekunde tauchte er vor dem fliehenden Jungen auf. Dieser blieb stehen, fing an zu schreien. Yasen wollte ihn gerade beruhigen, da ergriff ihn jemand von hinten mit der Kraft von mindestens zehn Menschen. Der Fischmensch? Er konnte den Griff nicht lösen, sah wie der Junge weg lief. Es war unausweichlich, er musste seine größte Waffe nutzen. Mit seinen Händen erzeugte er eine große Menge heiße Asche, verbrannte damit die Arme des Fischmenschen, der sogleich seinen Griff löste. Unmittelbar erschuf Yasen eine glühende Aschekugel und schleuderte sie auf den Fischmenschen. Von der Attacke getroffen und von der umherfliegenden Asche geblendet, war der Fischmensch nun Schutzlos. Yasen beendete den Kampf mit einer Fingerpistole. Der Fischmensch sackte zu Boden und Yasen nahm die Verfolgung des Jungen wieder auf, den er schnell einholen konnte. Nur noch wenige Schritte, dann hätte er den schreienden Jungen eingeholt. Im Adrenalinrausch blendete Yasen seine Umgebung aus, nahm den Marinesoldaten der sich mit eisigem Blick näherte nicht rechtzeitig wahr. Flog da ein Netz auf ihn zu? Yasen verlor den Boden unter den Füßen, versuchte im Sturz die Orientierung zurück zu erlangen. Dann machte es Knack und alles war vorbei.
Ein Albtraum in Rot
Saga: Schein und Sein
Erster Erweiterungstext: Der beste Pirat der Welt
Grandline, irgendeine Insel im mysteriösen Dreieck
Anthonys Gesichtsausdruck wechselte von Erstaunen zu Freude und wieder zurück, während sein Blick wie gebannt an der regenbogenfarbenen Frucht in Toms Hand haftete. Doch da war noch etwas in seinem Blick. Etwas fremdes, unheimliches, das Tom nie zuvor aufgefallen war. Es bereitete ihm Unbehagen.
„Wo bringen wir sie nun hin?“, fragte Anthony fast schon beiläufig, doch er konnte den drängenden Unterton in seiner Stimme nicht gänzlich verbergen.
Tom blickte sich um. Sie befanden sich auf einer Insel, die auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Insel wirkte: Sandstrände, Felsklippen, Palmen. Und dennoch: etwas an dieser Insel bereitete ihm eine innere Unruhe. Seine Instinkte warnten ihn, doch er wusste nicht wovor.
„Wo sind wir hier überhaupt?“
„Ist doch egal“, entgegnete Anthony harscher, als Tom es von seinem Freund gewohnt war. „Wir müssen lediglich zur Basis zurück und die Frucht ausliefern. Kontaktiere die anderen, sie werden uns schon abholen.“
Doch Tom zuckte entschuldigend mit den Schultern: „Die Teleschnecke konnte ich nicht mehr rechtzeitig vom Schiff retten.“
Anthony wurde sichtlich unruhiger: „Aber du hast doch noch den Eternal-Port? Dann müssen wir eben ein Floß bauen und…“
Wortlos zog Tom das kleine Holzgestell aus seiner Hosentasche, in dessen Mitte die Überreste einer zerbrochenen Glaskugel hingen. Der Kompass zur Heimatinsel der Devilfruit-Piraten war bei der Seeschlacht zu Bruch gegangen.
„Verdammte Scheiße!“ Von plötzlicher Wut erfasst schlug Anthony Tom den Eternal-Port aus der Hand und packte seinen Kameraden am Kragen. Entsetzt wich Tom einen Schritt zurück, doch da hatte Anthony sich auch schon wieder im Griff.
„Sorry, Tom, es ist nur… wir waren so kurz davor.“
„Schon in Ordnung.“
Einen Moment schwiegen sich die beiden an, dann kam Anthony eine Idee: „Glaubst du, du könntest den Weg auch ohne Hilfsmittel finden? Du bist doch recht passabel im Navigieren.“
Tom überlegte einen Moment. „Unmöglich ist es nicht. Inzwischen war ich schon einige Male in der Basis und könnte mich an den Nachbarinseln orientieren. Nur habe ich überhaupt keine Ahnung, wo wir uns aktuell befinden.“
Erneut schaute Tom sich auf dieser Insel um, die so unwirklich auf ihn wirkte. Nichts hier kam ihm auch nur im Entferntesten vertraut vor.
„Wir sollten uns erst mal ein Bild von der Insel machen.“
Seit Stunden schon lief Tom neben Anthony die Insel ab, beinahe wortlos, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, wo sie sich gerade befanden. Doch nichts. Keine Menschen, keine Anzeichen einer Zivilisation, nicht einmal Tiere. Alles wirkte so unwirklich, so vollkommen ohne Leben. Fast, als sei die Insel nicht real. Das musste auch der Grund für sein ungutes Gefühl sein. In der hintersten Ecke seines Gehirns begann ein Gedanke zu wachsen, ein flaues Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Doch Tom verdrängte den Gedanken sofort wieder.
„Sag mal, Tom“, durchbrach Anthony die Stille in beiläufigen Plauderton, „wie heißt noch gleich die Insel, auf der sich unsere Basis befindet?“
Unvermittelt blieb Tom stehen. Sofort war der Gedanke wieder da, wurde lauter. Lüge. Tom wurde plötzlich warm, sein Puls ging schneller.
„Das weißt du doch.“
„Klar doch“, lachte Anthony und versuchte, so unschuldig wie möglich zu klingen. „Muss wohl einen auf den Kopf bekommen haben.“
Der Gedanke in Toms Kopf drängte sich nun mit aller Macht in sein Bewusstsein, schrie fast. Lüge. Lüge.
„Antho, wie bist du eigentlich lebend aus dem Wasser gekommen? Du bist doch ein Teufelsfruchtnutzer.“
Die Frage schien Anthony auf dem falschen Fuß zu erwischen.
„Ich… äh… hatte wohl einfach Glück.“
Lüge. Lüge. Lüge.
Tom ballte die Fäuste, sein Kiefer mahlte. Das flaue Gefühl verwandelte sich, wich heißer Wut, die Toms gesamten Körper erhitzte und sein Herz pochen ließ.
„Was spielst du hier?“
Plötzlich setzten heftige Kopfschmerzen ein. Erinnerungsfetzen blitzten vor Toms inneren Auge auf. Lüge. Ein Gefängnis. Eine Insel. Eine Frucht. Zwei Schiffe. Ein toter Gefährte. Ein unbezwingbarer Feind. Anthony.
Alles eine Lüge.
Toms Blick verschwamm. Er massierte sich die Schläfen mit seinen Fingern, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Wo war er hier? Er holte die Teufelsfrucht hervor.
„Was hast du vor, Tom?“
Erneut starrte Anthony wie gebannt auf die Frucht. Seine Augen hatten wieder diesen Ausdruck und dieses Mal wusste Tom genau, was es war: Gier.
„Das ist der einzige Weg, hier rauszukommen.“
Tom biss in die Frucht, erwartete den bitteren, fauligen Geschmack. Doch er schmeckte nichts. Die Kopfschmerzen ließen nach, das Bild wurde klarer. Er blickte auf, zu seinem Freund. Doch er sah nur Anthony und das Entsetzen auf dessen Gesicht. Er sah nun alles. Eisiger Hass und heißer Zorn erfüllten Tom, als er sich auf Anthony stürzte, ihn in den Sand presste und mit der Faust ausholte.
Der ungleiche Kampf.
Der erste Schlag traf Anthony an der Schläfe.
Der Mord an seinem Freund.
Der zweite Schlag ließ seine Lippen aufplatzen.
Die Folter im Gefängnis von Udon.
Der dritte Schlag brach ihm die Nase.
Blut spritzte, färbte Toms Blick rot. Die Welt um die beiden herum begann sich zu drehen. Die Wellen formten sich zu Strudeln, der Himmel färbte sich schwarz. Doch Tom schlug immer weiter auf Anthony ein, tauchte die Welt um sich herum in Rot. Und dann wurde alles plötzlich schwarz.
Tom schlug die Augen auf. Sein Atem ging schnell, sein Puls raste, die Wut brannte noch immer in seinem Inneren. Er lag gefesselt auf einer Pritsche. Mit aller Macht versuchte er sich zu befreien, zerrte an den Gurten, die ihn gefangen hielten. Doch vergebens. Vor ihm saß Anthony, ein Notizbuch in der Hand. Er wirkte erschöpft und entsetzt. Blut tropfte aus seiner Nase. Tom lächelte grimmig.
Revolution
Saga: Mein Name ist Sir Crocodile
Erster Erweiterungstext: Kaltblütiges Krokodil
Revolution. Sein Leben wurde jeher von ihr bestimmt. Sie hatte ihn fest in ihrem Griff. Im zarten Kindesalter war er ein Sklave. Ihm wurde sehr früh durch die harte Hand der Realität beigebracht, dass die Mächtigen über die Schwachen herrschten. Monotone, harte Arbeit. Tag ein Tag aus. Zu belastend für ein Kind. Doch die Revolution war sein Retter und ein Hoffnungsschimmer. Monte war das Licht am Ende des Tunnels. Durch ihn erfuhr er, was Hoffnung war. Was es hieß, eine Bestimmung im Leben zu haben. Geborgenheit inmitten der unnachgiebigen Welt.
Dann wurde er Teil der Revolution. Er erfuhr echtes Gemeinschaftsgefühl. Er erfuhr, was es bedeutete, ein Teil eines großen Ganzen zu sein. Ein Ganzes, das viel mehr zu bewegen vermochte, als er jemals zu träumen gewagt hatte. Die Freiheit war es wert, dass man für sie kämpfte. Das man für sie starb. Nicht nur seine Freiheit, sondern die aller Menschen. Doch waren die Augen eines Kindes leicht zu blenden. Sie sahen nicht, was wirklich passierte.
Je mehr er zu sehen bekam, desto klarer wurde ihm, dass selbst die Wege der Aufrichtigsten dunkel und dreckig waren. Kein Handel mit Menschen, Handel mit Informationen! Eine Hand wäscht die andere? Aber was, wenn beide Hände unrein sind? Niemand wusste, mit wem die Handelspartner noch im Bett lagen. Irgendwann musste man sich zwangsweise einen üblen Virus einfangen. War die Revolution denn nicht schon lange der Spielball der Obigen gewesen? Sie lachten sich doch über die sogenannte Revolutionsarmee kaputt. Wetteten darauf, wie viele unbedeutende Bürger dieses Mal sterben würden. Der Höchstbietende gewinnt! War es kein sinkendes Schiff, das am eigenen Mast sägte? Sie gingen Geschäfte mit Waffenhändlern ein, deren einziges Interesse es war, den Krieg am Laufen zu halten. War es nicht das einzig richtige gewesen, zu nehmen, was zu holen war und von Bord zu gehen, solange es noch ging? Auch, wenn der einstige Retter im Wege stand? Nicht nur die Kraft des Teufels nahm er mit. Sein Blick war schärfer, seine Gedanken klarer als jemals zuvor. Die Revolutionsarmee war eine leere Hülle ihrer eigenen Ideale geworden.
Seine zweite Revolution trug den Namen Piraterie. Große Organisationen waren zum Scheitern verurteilt. Die Welt war gewaltig. Wie sollte man sie ändern? Gar nicht! Er konnte nur seine eigene Freiheit garantieren. Er hatte die Macht dazu und somit die Befugnis. Macht bedeutet Freiheit. Macht war Freiheit. Er konnte den Schwachen nicht helfen. Wieso sollte er auch? Er holte sich, was er wollte. Der Preis? Irrelevant. So dachte er zumindest. Es gab Mächte, die ihn einsogen, zerkauten und achtlos wieder ausspuckten. Seine linke Hand war das Opfer, das er im Nachhinein gerne zahlte. Endlich war er sich seiner Naivität vollkommen bewusst geworden. Aber dieses Kapitel kostete mehr. Viel mehr. Freundschaft. Baroque. Beide für immer tot. Das durfte sich nicht wiederholen. Das konnte sich nicht wiederholen! Eine Hand wäscht die andere? Nur, solange es nicht deine eigene Hand war.
Das Ziel war klar. Mehr Macht als alle anderen. Der Weg? Nico Robin und Alabasta. Die Mittel? Viva la revolución!
So begann seine dritte Revolution. Die Baroque Firma. Dieser Name war ein letztes Geständnis an seine Menschlichkeit. Ein Risiko, das er bereit war einzugehen. Information ist Macht. Eine Lektion, die ihn viel gekostet hatte. Eine Tatsache, die er sich zu Nutze machte. Das Krokodil? Ein Samurai der Meere. Der Held von Alabasta. Der strahlende Besitzer des Rain Dinners. Mr. Zero? Eine mysteriöse Unbekannte. Ein Mann im Hintergrund. Revolution war ein geduldiges Kind. Wie ein Krokodil, das auf den richtigen Moment wartete, um erbarmungslos zuzubeißen. Ein Biss, dem man sich unmöglich entreißen konnte. Dabei kümmerte es das Krokodil nicht, wen oder was es zwischen seinen Fängen hatte. Freundschaft bedeutete Schwäche. Ein weiterer Grund für seine Anonymität. Seine wichtigsten Agenten kannten ihn nicht. Wussten nicht, wer er war. Sie wussten nicht für wen oder wofür sie arbeiteten. Nico Robin war die einzige Ausnahme. Eine unumgängliche Ausnahme. Eine Variable, die es zu kontrollieren galt. Aber letztendlich nur ein Werkzeug, welches er benutzen und schließen wegschmeißen wollte.
Die vierte Revolution, mit der er in Kontakt kam, war eine Aufrichtige. Die personifizierte Hoffnung. Gleichzeitig war sie ein künstliches Konstrukt. Das Krokodil hatte alle Fäden in der Hand. Hier zeigte sich ihm erneut, dass Revolte nichts anderes war, als ein Werkzeug der Mächtigen. Sie hatten nie eine Chance. War es nicht ein wunderschönes Bild, das er an die Leinwand zeichnete? Die Karte von Alabasta? Revolution war ein Trugbild. Eine Vorstellung, der nur naive Kleingeister hinterherrannten. Zu viele Personen bedeuteten Verrat, Machtkämpfe und Scheitern. Es konnte nur einen Revolutionär geben. Sir Crocodile. Mit einer Handbewegung konnte er Sandstürme beschwören. Jeden Lichtblick im Keim ersticken. Eine Oase der Hoffnung? Das Krokodil konnte darüber nur lachen. Er bestimmte, wer Leben durfte, wer eine Mumie wurde. Die Wüste war sein Reich. Die Menschen darin waren seine Schachfiguren. Das Spiel der Könige? Er hatte keinen Gegner. Er war der alleinige König! Kobra? Nichts weiter als einer seiner Bauern. Corsa? Handelte genau, wie geplant. Revolution durch Revolution! Doch was folgt, sobald das Schachmatt ausgesprochen wurde?
Pluton!
Pakt mit dem Teufel
Saga: Der Preis der Wahrheit
Erster Erweiterungstext: Freiheit
Zähneknirschend stand ich da. Ich konnte dieses treffen einfach nicht verstehen. Warum hat man diesen Typen ins Marinehauptquartier eingeladen? Wie er schon da saß. Dieses selbstgefällige Grinsen im Gesicht. Er verhöhnte uns. Unsere gesamte Organisation. Die Narbe die quer durch sein Gesicht verlief, schien sein widerliches Grinsen noch einmal zu spiegeln. Doch in seinen Augen war kein Anzeichen von Freude zu sehen. Sie strahlten Kälte aus, Gefahr.
„Sir Crocodile. Sie wissen, warum wir Sie in das Marinehauptquartier beordert haben?“, Vizeadmiral Momonga wirkte trotz der angespannten Atmosphäre im Raum ruhig, „Wir wurden darüber informiert, dass bei Ihrem letzten Beutezug mehrere Zivilisten ums Leben gekommen sind. Durch Ihre Hand.“
„Ab und zu passiert es, dass jemand zwischen mich und meine Beute kommt. Das war keine Absicht“, Sir Crocodiles Worte klangen süffisant.
Diese Arroganz. Es war kaum auszuhalten. Ich merkte, wie die Wut in mir größer wurde. Auch die anderen beiden Marinekapitäne, die sich neben mir aufgestellt hatten, schienen angespannt zu sein.
„Wir haben eine Abmachung. Sie wissen, was Ihre Aufgabe als Samurai der Meere ist!“, Momongas Blick ließ keine Gefühlsregung durchblicken.
„Aber natürlich weiß ich das“, Crocodiles Grinsen wurde noch breiter, „und meines Wissens habe ich mich bisher auch an alle Aspekte der Vereinbarung gehalten. Ich erledige für euch Piraten, gebe einen Teil der Beute ab. Alles zum Wohl der Marine und der Weltregierung.“
„Die zivile Bevölkerung soll dadurch aber geschützt und nicht gefährdet werden“, Momongas Mine wurde finsterer.
Das Krokodil zündete sich gemächlich eine Zigarre an, machte einen tiefen Zug und fixierte Momongas Augen.
„Kollateralschaden.“
Es war nur ein Wort. Plötzlich übermannte mich die Wut. Reflexartig griff ich nach dem smaragdgrünen Griff meines Katanas. Ich wollte die Klinge bereits aus der Scheide ziehen, als mich der strafende Blick des Vizeadmirals traf. Ich war wie versteinert, konnte mich nicht bewegen. Ich schluckte meinen Zorn hinunter, nahm meine Hand vom Schwertgriff, versuchte mich zu entspannen. Da merkte ich, dass mich nun auch das Krokodil anblickte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich spürte eine unheilvolle Aura von ihm ausgehen. Dieses Gefühl. Angst breitete sich in mir aus.
„Entschuldigen Sie meinen Untergebenen“, unterbrach Momonga die angespannte Stille, „Kommen wir zurück zum Zwischenfall.“
„Gerne doch“, Sir Crocodiles Stimme klang zugleich ruhig und bedrohlich. Sein Blick ruhte immer noch auf mir.
„Sie haben laut Bericht im Hafen der Insel Inais zwei Piratenbanden aufgehalten. Dabei wurden die halbe Hafenstadt verwüstet und insgesamt elf Zivilisten getötet“, keinerlei Emotion war in der Stimme des Vizeadmirals zu erkennen.
„Wie gesagt. Kollateralschaden. Dafür habe ich für euch zwei Piratenkapitäne zur Strecke gebracht, mit gesammelt 103 Millionen Berry Kopfgeld.“
Momonga nickte kurz, seine Gesichtszüge wirkten verkrampft. „Was haben Sie überhaupt auf Ianis gemacht? Die Insel gehört doch zur Gerichtbarkeit des Königreichs Alabasta.“
„Das geht euch gar nichts an. Ich habe meine Gründe“, das Krokodil hielt sein undurchschaubares Grinsen aufrecht.
Wieder fiel sein Blick auf mich. Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn.
Der Vizeadmiral atmete tief durch, sammelte sich. „Nun gut, wie dem auch sei. Die Marine ist gewillt, diesen Vorfall zu übersehen“, Momongas Stimme klang angestrengt, das Krokodil lachte kurz auf, „Wir erwarten allerdings eine Entschuldigung Ihrerseits. Diese wird dem König von Alabasta vorgelegt. Sie müssen lediglich dieses Dokument unterschreiben.“ Einer der Marinekapitäne legte ein Dokument vor das Krokodil.
Plötzlich brach der Samurai der Meere in schallendes Gelächter aus. Im nächsten Moment wurden seine Gesichtszüge hart, sein eisiger Blick auf den Vizeadmiral gerichtet. „Ich soll mich entschuldigen?“, seine Stimme klang bedrohlich, „Dass ich nicht lache!“ Er nahm das Dokument in seine rechte Hand. Plötzlich begann das Papier zu vertrocknen und löste sich in Staub auf.
„Was? Du verdammter…“, platzte es aus dem Vizeadmiral heraus.
„Was?!“, antwortete das Krokodil mit lauter Stimme. Er stand von seinem Sessel auf. Seine Größe war beeindruckend. Demonstrativ legte er seine goldene Hakenhand in seine Rechte und richtete seinen bedrohlichen Blick auf Momonga. „Ihr seid doch nur niederes Gesinde der Marine! Als ob ich mir von euch Befehle geben lasse! Ich habe Kontakte. Ich habe Informationen. Ich bin von viel zu großer Wichtigkeit für eure ach so geliebte Gerechtigkeit. Ich habe genug! Herr Vizeadmiral, ich finde selbst hinaus“, den letzten Teil begleitete wieder ein süffisanter Klang. Ein breites Grinsen zierte erneut sein Gesicht. Während er sich zur Tür umdrehte, widmete er mir noch einen abwertenden Blick.
Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Furcht, die meinen Körper beherrschte, verwandelte sich in Hass. Wie ferngesteuert zog ich mein Schwert. Mein Geist blendete alles aus, ich sah nur noch das Krokodil. Ich stürmte auf den Piraten los, als mich das dröhnende „HALT!“ des Vizeadmirals aufhielt. Ich kam wieder zu Sinnen, stand einen guten halben Meter vom Samurai der Meere entfernt, mein Schwert fest in beiden Händen haltend. Ich spürte den eiskalten Blick des Vizeadmirals in meinem Nacken. Das Krokodil stand vor mir, kampfbereit. Ein Wirbelsturm aus Sand drehte sich in seiner rechten Hand.
„Zurücktreten!“, Momongas Stimme klang wütend. Widerwillig senkte ich mein Schwert, ging langsam auf meinen Platz zurück, ließ den Samurai dabei aber nicht aus den Augen.
„Sie müssen sich nicht entschuldigen!“, das Krokodil klang amüsiert, als es den Raum verließ.
Stille. Eine drückende Atmosphäre füllte den Raum. Mein Herz pochte noch immer vor Wut. Ich wollte es nicht verstehen. Wie konnten wir das diesem Verbrecher durchgehen lassen? Ich blickte zum Vizeadmiral. Seine Augen verrieten, dass er dieselben Gedanken wie ich hegte. Seine Mine war wie versteinert.
„Abtreten!“, der Befehl galt den anderen beiden Marinekapitänen, „Du bleibst hier!“
Die Männer folgten dem Befehl des Vizeadmirals und verließen den Raum. Als die Tür zufiel, platzte es aus mir heraus: „Herr Vizeadmiral! Wie können Sie einen Verbrecher wie diesen handeln lassen, wie es ihm beliebt? Er hat Zivilisten getötet! Wir müssen ihn einsperren!“
„Du weißt nicht wovon du sprichst. Du bist lediglich ein Marinekapitän. Das Ganze geht über dein Verständnis hinaus. Selbst ich befinde mich in keiner Position, um das zu beurteilen,“ in der Stimme des Vizeadmirals schwang ein Hauch von Verbitterung mit, „Doch an der Entscheidung der Weltregierung ist nicht zu zweifeln.“
Diese Antwort versetzte mir einen dumpfen Schlag in die Magengegend. Wie konnte das sein? Warum sollten wir das nicht hinterfragen? Ich verstehe das nicht! Wieder kocht die Wut in mir auf. „Aber, Herr Vizeadmiral-!“
„Schluss jetzt!“, brüllt mich mein Vorgesetzter an, „Du bist jetzt still! Die Sache hat sich erledigt. Abtreten! Ich will nichts mehr hören. Sonst vergesse ich mich!“
Doch der Zorn, der meinen Körper durchfuhr, nahm meine Gedanken ein. „Ich werde das nicht zulassen!“ Ich stürmte aus dem Raum, lief durch die Gänge, befand mich in einem Tunnel. Nur ein Gedanke steuerte meinen Körper. Ich würde das elende Krokodil zur Strecke bringen. Nichts konnte seine Taten entschuldigen. Er musste bestraft werden. Ich krachte durch das Haupttor, hinaus auf den Vorplatz des Marinehauptquartiers. Gleißendes Sonnenlicht ließ mich kurzzeitig erblinden. Ich stürmte weiter vor in Richtung Hafen, entdeckte das Schiff des Samurais der Meere. Ich sah ihn. Er befand sich auf dem Steg, wollte sein Schiff betreten. Dieser elende Mistkerl. Noch im Lauf packte ich den Schwertgriff meines Katanas, zog es aus seiner Scheide, sprang auf den Verbrecher zu und ließ die Klinge nach unten fahren. Ein metallisches Klirren ertönte, mein Schwert wurde zurückgeschlagen. Ich kam zu Sinnen. Ein glatzköpfiger Mann hatte sich zwischen mich und den Samurai geworfen, sein Arm zu einer Klinge verformt. Er preschte auf mich zu, holte aus und griff mich mit seinem Klingenarm an. Ich konnte ihn mit meinem Schwert gerade noch aufhalten. Der Druck war gewaltig. Wir standen da, Klinge an Klinge, keiner wollte auch nur einen Zentimeter zurückweichen.
„Hahaha! Ich dachte mir schon, dass ich dich noch einmal sehen werde, kleiner Marinekapitän!“, die Stimme des Samurais klang bedrohlich, wieder fuhr ein kalter Schauer über meinen Rücken. „Mister One. Töte ihn!“
Sir Crocodile machte kehrt und betrat das Deck seines Schiffes. Plötzlich durchfuhr mich ein betäubender Schmerz. Der Geruch von Blut stieg in meine Nase. Kälte breitete sich in meinem Körper aus. Ich sah hinunter. Mein Kontrahent hatte seine zweite Hand zu einer Klinge verformt und mir in die Seite gerammt. Ich spürte, wie mich meine Kraft verließ, doch ich durfte nicht aufgeben! Ich legte meine gesamte Kraft in meine Arme. Mit einem kräftigen Ruck konnte ich den Klingenmann zurückdrängen, er verlor seinen Halt. Meine Chance! Ich musste ihn mit diesem einen Hieb zur Strecke bringen. All meine Gedanken waren auf meinen Gegner gerichtet. Wut durchströmte meinen Körper. Ich blendete alles andere aus. Ich holte aus -!
Plötzlich spürte ich etwas Kaltes an meiner Kehle. Scharfer Stahl berührte die oberste Schicht meiner Haut. Ich war wie versteinert, kam zu mir. Wessen Klinge war das? Ich blickte zur Seite, entlang des Stahls. Am Ende des Schwertes sah ich Vizeadmiral Momonga, sein harter Blick auf mich gerichtet.
Ich begann zu zittern. Die Wunde an meiner Seite entzog mir meine Energie. Ich vernahm noch die Worte des Vizeadmirals: „Verschwindet!“
Dann wurde alles schwarz.
Saga: Asche-TrilogieAsche-Trilogie
Erster Erweiterungstext: Der Rekrut
Nur weil die Sonne nicht mehr den hohen Stand der Mittagsstunde einnimmt, sondern ihrem täglichen Untergang entgegen geht, kann ein Agent der Weltregierung nicht seinen Auftrag vernachlässigen. So streifte Yasen durch Loguetown, ziellos jedoch nicht planlos. Nicht unsichtbar, doch unbemerkt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße zog ein Streitgespräch seine Aufmerksamkeit auf sich, dessen Verlauf Yasen unbemerkt verfolgte.
„Ich bitte Sie, ich habe seit zwei Tagen nichts gegessen.“
„Verschwinde Fischmensch, du verscheuchst mir die Kundschaft!“ Ein dicker Mann mit aggressiven Gesichtszügen versperrte einem grünen Fischmenschen demonstrativ den Durchgang in sein Restaurant. Trotz der körperlichen Überlegenheit resignierte der Fischmensch schnell, wollte die Szenerie vor dem Lokal verlassen. Gleichzeitig näherte sich ein weiterer Mann, muskulös, ein Tanktop tragend und mit einer Bierflasche in der Hand
„Gibt es hier ein Problem mit dem Fisch?“ Der Fischmensch spürte, der könnte ärger suchen. Daher verneinte er leise und wollte weiter. Der Muskulöse fühlte sich von dieser Antwort provoziert, ging dem Fischmenschen hinterher und zog ihn an der Schulter zurück.
„Wenn ein Mensch mit dir redet, schaust du ihm gefälligst in die Augen, Fisch!“ Durch die feuchte Aussprache des Mannes benässten Speicheltropfen das Gesicht des Fischmenschen. Obwohl zwei Köpfe größer, reagierte dieser unterwürfig und entschuldigte sich. Der Tanktoptragende Mann jedoch wirkte durch die deeskalierende Art zusehends angestachelt.
„Was suchst du überhaupt hier in Loguetown? Geh doch zurück zum Meeresgrund! Willst wahrscheinlich noch einen Job? Gibt ja so viele hier, dass ich nicht lache.“ Er gab dem Fischmenschen einen leichten Schubs.
„Also, kriege ich eine Antwort?“
„Meine Verlobte und ich, wir wollten eine Reise ins East Blue unternehmen. Vor zwei Tagen kamen wir hier in der Stadt an. Niemand wollte uns bedienen oder beherbergen. Daher bin ich ein paar Früchte außerhalb er Stadt suchen gegangen. Als ich zurück kam war sie verschwunden. Keine Sorge, sobald ich sie gefunden habe, reisen wir weiter.“ Der Fischmensch war verzweifelt, das spürte Yasen. Der biertrinkende Mann hingegen fing lauthals an zu lachen.
„Du bist ja wohl der größte Idiot den ich seit langem getroffen habe! Checkst du es nicht?“ Er nahm einen Schluck aus der Bierflasche bevor er sich selber antwortete.
„Deine Alte hat hier einfach das erste Mal in ihrem Fischleben richtige Männer zu Gesicht bekommen und ist vor dir abgehauen! Wahrscheinlich wird sie gerade in irgendeiner verfallenen Hütte dieser schäbigen Stadt durchgenommen und weißt du was? Sie genießt es!“ Während er dies sagte, stellte er mit einem höhnischen Grinsen pantomimisch den Sexualakt dar.
„Das geschieht dir recht. Seit dem Fisher Tiger Vorfall glaubt ihr wohl, ihr könnt euch alles erlauben? Was kommt als nächstes, eine Britta Thunfisch die uns auch noch das Saufen verbietet? Oder das Essen von Fisch?“ Der Fischmensch war sichtlich eingeschüchtert und stotterte eine Antwort hier drauf.
„Ich suche d-doch n-nur m-m-mei-meine V-v“
Klirr
Der Muskulöse Mann zerschlug ohne Vorwarnung seine Bierflasche auf dem Kopf des Fischmenschen.
„Halt dein Maul du Fisch! Verpiss dich in dein Meer oder ich prügle dich eigenhändig zurück in die Sklaverei und danach finde ich deine Verlobte und sie lernt einen richtigen Mann kennen“
Der Fischmensch ging zu Boden, Yasen konnte nicht erkennen ob Tränen flossen. Kurz dachte er darüber nach, einzugreifen. Aber Aufmerksamkeit wollte er vermeiden, gerade wenn sich wie hier eine Traube aus Schaulustigen bildet. Und die Zuschauer genossen die Show, grölten und verhöhnten den Fischmenschen. Vereinzelt flogen Steine. Der Betrunkene, durch die elektrisierende Stimmung nicht nur berauscht vom Bier, ballte die Fäuste, bereit den Fischmenschen mit diesen zu malträtieren. Plötzlich sah Yasen, wie ein Kind sich mit aufgerissenen Augen und ausgebreiteten Armen zwischen Fischmensch und Betrunkenem stellte.
„Warum tun Sie dem Mann das an? Er hat Ihnen nichts getan?“
„Junge, das ist ein Fischmensch, der hat das verdient. Jetzt geh zurück zu Mami und Papi, sonst kriegst du auch einen drüber.“ Der Junge wich keinen Millimeter zurück.
„Was ist so schlimm an Fischmenschen, der Mann ist nett! Gestern gab er mir Äpfel, als ich hungrig war. Und meine Eltern sind Tod!“ Ein Waise? Und so mutig?
Ein weiterer Mann mischte sich ein und belehrte den Jungen.
„Das sind Monster Junge! Ungeheuer!“ Gleichzeitig kam der dicke Mann aus seinem Restaurant, in seiner Hand ein großes Fleischermesser.
„Junge hau besser hier ab.“ Konnte es etwa sein? Yasen überlegte, seinen Vorgesetzten zu informieren, achtete Augenblicke nicht auf den Jungen. Plötzlich gab es Geschrei, die Gaffer drehten um, rannten weg, Panik in ihren Augen. Yasen sah den Jungen, jetzt mit dem Fleischermesser in der Hand. Der betrunkene Aggressor lag am Boden, überall war Blut. Yasen konnte nicht mehr warten, er zückte seine mobile Teleschnecke. „Kiln, ich habe hier einen potentiellen Code Red. Das Alter passt, ein Waise. Hat vor einer Menschenmenge einen betrunkenen Rassisten getötet.“ Er gab seinem Vorgesetzten seinen genauen Standort durch, bemerkte dann, dass der Junge weg lief. Nicht mit mir, dachte sich Yasen.
Rasur
Im Bruchteil einer Sekunde tauchte er vor dem fliehenden Jungen auf. Dieser blieb stehen, fing an zu schreien. Yasen wollte ihn gerade beruhigen, da ergriff ihn jemand von hinten mit der Kraft von mindestens zehn Menschen. Der Fischmensch? Er konnte den Griff nicht lösen, sah wie der Junge weg lief. Es war unausweichlich, er musste seine größte Waffe nutzen. Mit seinen Händen erzeugte er eine große Menge heiße Asche, verbrannte damit die Arme des Fischmenschen, der sogleich seinen Griff löste. Unmittelbar erschuf Yasen eine glühende Aschekugel und schleuderte sie auf den Fischmenschen. Von der Attacke getroffen und von der umherfliegenden Asche geblendet, war der Fischmensch nun Schutzlos. Yasen beendete den Kampf mit einer Fingerpistole. Der Fischmensch sackte zu Boden und Yasen nahm die Verfolgung des Jungen wieder auf, den er schnell einholen konnte. Nur noch wenige Schritte, dann hätte er den schreienden Jungen eingeholt. Im Adrenalinrausch blendete Yasen seine Umgebung aus, nahm den Marinesoldaten der sich mit eisigem Blick näherte nicht rechtzeitig wahr. Flog da ein Netz auf ihn zu? Yasen verlor den Boden unter den Füßen, versuchte im Sturz die Orientierung zurück zu erlangen. Dann machte es Knack und alles war vorbei.
Saga: Schein und Sein
Erster Erweiterungstext: Der beste Pirat der Welt
Grandline, irgendeine Insel im mysteriösen Dreieck
Anthonys Gesichtsausdruck wechselte von Erstaunen zu Freude und wieder zurück, während sein Blick wie gebannt an der regenbogenfarbenen Frucht in Toms Hand haftete. Doch da war noch etwas in seinem Blick. Etwas fremdes, unheimliches, das Tom nie zuvor aufgefallen war. Es bereitete ihm Unbehagen.
„Wo bringen wir sie nun hin?“, fragte Anthony fast schon beiläufig, doch er konnte den drängenden Unterton in seiner Stimme nicht gänzlich verbergen.
Tom blickte sich um. Sie befanden sich auf einer Insel, die auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Insel wirkte: Sandstrände, Felsklippen, Palmen. Und dennoch: etwas an dieser Insel bereitete ihm eine innere Unruhe. Seine Instinkte warnten ihn, doch er wusste nicht wovor.
„Wo sind wir hier überhaupt?“
„Ist doch egal“, entgegnete Anthony harscher, als Tom es von seinem Freund gewohnt war. „Wir müssen lediglich zur Basis zurück und die Frucht ausliefern. Kontaktiere die anderen, sie werden uns schon abholen.“
Doch Tom zuckte entschuldigend mit den Schultern: „Die Teleschnecke konnte ich nicht mehr rechtzeitig vom Schiff retten.“
Anthony wurde sichtlich unruhiger: „Aber du hast doch noch den Eternal-Port? Dann müssen wir eben ein Floß bauen und…“
Wortlos zog Tom das kleine Holzgestell aus seiner Hosentasche, in dessen Mitte die Überreste einer zerbrochenen Glaskugel hingen. Der Kompass zur Heimatinsel der Devilfruit-Piraten war bei der Seeschlacht zu Bruch gegangen.
„Verdammte Scheiße!“ Von plötzlicher Wut erfasst schlug Anthony Tom den Eternal-Port aus der Hand und packte seinen Kameraden am Kragen. Entsetzt wich Tom einen Schritt zurück, doch da hatte Anthony sich auch schon wieder im Griff.
„Sorry, Tom, es ist nur… wir waren so kurz davor.“
„Schon in Ordnung.“
Einen Moment schwiegen sich die beiden an, dann kam Anthony eine Idee: „Glaubst du, du könntest den Weg auch ohne Hilfsmittel finden? Du bist doch recht passabel im Navigieren.“
Tom überlegte einen Moment. „Unmöglich ist es nicht. Inzwischen war ich schon einige Male in der Basis und könnte mich an den Nachbarinseln orientieren. Nur habe ich überhaupt keine Ahnung, wo wir uns aktuell befinden.“
Erneut schaute Tom sich auf dieser Insel um, die so unwirklich auf ihn wirkte. Nichts hier kam ihm auch nur im Entferntesten vertraut vor.
„Wir sollten uns erst mal ein Bild von der Insel machen.“
Seit Stunden schon lief Tom neben Anthony die Insel ab, beinahe wortlos, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, wo sie sich gerade befanden. Doch nichts. Keine Menschen, keine Anzeichen einer Zivilisation, nicht einmal Tiere. Alles wirkte so unwirklich, so vollkommen ohne Leben. Fast, als sei die Insel nicht real. Das musste auch der Grund für sein ungutes Gefühl sein. In der hintersten Ecke seines Gehirns begann ein Gedanke zu wachsen, ein flaues Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Doch Tom verdrängte den Gedanken sofort wieder.
„Sag mal, Tom“, durchbrach Anthony die Stille in beiläufigen Plauderton, „wie heißt noch gleich die Insel, auf der sich unsere Basis befindet?“
Unvermittelt blieb Tom stehen. Sofort war der Gedanke wieder da, wurde lauter. Lüge. Tom wurde plötzlich warm, sein Puls ging schneller.
„Das weißt du doch.“
„Klar doch“, lachte Anthony und versuchte, so unschuldig wie möglich zu klingen. „Muss wohl einen auf den Kopf bekommen haben.“
Der Gedanke in Toms Kopf drängte sich nun mit aller Macht in sein Bewusstsein, schrie fast. Lüge. Lüge.
„Antho, wie bist du eigentlich lebend aus dem Wasser gekommen? Du bist doch ein Teufelsfruchtnutzer.“
Die Frage schien Anthony auf dem falschen Fuß zu erwischen.
„Ich… äh… hatte wohl einfach Glück.“
Lüge. Lüge. Lüge.
Tom ballte die Fäuste, sein Kiefer mahlte. Das flaue Gefühl verwandelte sich, wich heißer Wut, die Toms gesamten Körper erhitzte und sein Herz pochen ließ.
„Was spielst du hier?“
Plötzlich setzten heftige Kopfschmerzen ein. Erinnerungsfetzen blitzten vor Toms inneren Auge auf. Lüge. Ein Gefängnis. Eine Insel. Eine Frucht. Zwei Schiffe. Ein toter Gefährte. Ein unbezwingbarer Feind. Anthony.
Alles eine Lüge.
Toms Blick verschwamm. Er massierte sich die Schläfen mit seinen Fingern, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Wo war er hier? Er holte die Teufelsfrucht hervor.
„Was hast du vor, Tom?“
Erneut starrte Anthony wie gebannt auf die Frucht. Seine Augen hatten wieder diesen Ausdruck und dieses Mal wusste Tom genau, was es war: Gier.
„Das ist der einzige Weg, hier rauszukommen.“
Tom biss in die Frucht, erwartete den bitteren, fauligen Geschmack. Doch er schmeckte nichts. Die Kopfschmerzen ließen nach, das Bild wurde klarer. Er blickte auf, zu seinem Freund. Doch er sah nur Anthony und das Entsetzen auf dessen Gesicht. Er sah nun alles. Eisiger Hass und heißer Zorn erfüllten Tom, als er sich auf Anthony stürzte, ihn in den Sand presste und mit der Faust ausholte.
Der ungleiche Kampf.
Der erste Schlag traf Anthony an der Schläfe.
Der Mord an seinem Freund.
Der zweite Schlag ließ seine Lippen aufplatzen.
Die Folter im Gefängnis von Udon.
Der dritte Schlag brach ihm die Nase.
Blut spritzte, färbte Toms Blick rot. Die Welt um die beiden herum begann sich zu drehen. Die Wellen formten sich zu Strudeln, der Himmel färbte sich schwarz. Doch Tom schlug immer weiter auf Anthony ein, tauchte die Welt um sich herum in Rot. Und dann wurde alles plötzlich schwarz.
Tom schlug die Augen auf. Sein Atem ging schnell, sein Puls raste, die Wut brannte noch immer in seinem Inneren. Er lag gefesselt auf einer Pritsche. Mit aller Macht versuchte er sich zu befreien, zerrte an den Gurten, die ihn gefangen hielten. Doch vergebens. Vor ihm saß Anthony, ein Notizbuch in der Hand. Er wirkte erschöpft und entsetzt. Blut tropfte aus seiner Nase. Tom lächelte grimmig.
Saga: Mein Name ist Sir Crocodile
Erster Erweiterungstext: Kaltblütiges Krokodil
Revolution. Sein Leben wurde jeher von ihr bestimmt. Sie hatte ihn fest in ihrem Griff. Im zarten Kindesalter war er ein Sklave. Ihm wurde sehr früh durch die harte Hand der Realität beigebracht, dass die Mächtigen über die Schwachen herrschten. Monotone, harte Arbeit. Tag ein Tag aus. Zu belastend für ein Kind. Doch die Revolution war sein Retter und ein Hoffnungsschimmer. Monte war das Licht am Ende des Tunnels. Durch ihn erfuhr er, was Hoffnung war. Was es hieß, eine Bestimmung im Leben zu haben. Geborgenheit inmitten der unnachgiebigen Welt.
Dann wurde er Teil der Revolution. Er erfuhr echtes Gemeinschaftsgefühl. Er erfuhr, was es bedeutete, ein Teil eines großen Ganzen zu sein. Ein Ganzes, das viel mehr zu bewegen vermochte, als er jemals zu träumen gewagt hatte. Die Freiheit war es wert, dass man für sie kämpfte. Das man für sie starb. Nicht nur seine Freiheit, sondern die aller Menschen. Doch waren die Augen eines Kindes leicht zu blenden. Sie sahen nicht, was wirklich passierte.
Je mehr er zu sehen bekam, desto klarer wurde ihm, dass selbst die Wege der Aufrichtigsten dunkel und dreckig waren. Kein Handel mit Menschen, Handel mit Informationen! Eine Hand wäscht die andere? Aber was, wenn beide Hände unrein sind? Niemand wusste, mit wem die Handelspartner noch im Bett lagen. Irgendwann musste man sich zwangsweise einen üblen Virus einfangen. War die Revolution denn nicht schon lange der Spielball der Obigen gewesen? Sie lachten sich doch über die sogenannte Revolutionsarmee kaputt. Wetteten darauf, wie viele unbedeutende Bürger dieses Mal sterben würden. Der Höchstbietende gewinnt! War es kein sinkendes Schiff, das am eigenen Mast sägte? Sie gingen Geschäfte mit Waffenhändlern ein, deren einziges Interesse es war, den Krieg am Laufen zu halten. War es nicht das einzig richtige gewesen, zu nehmen, was zu holen war und von Bord zu gehen, solange es noch ging? Auch, wenn der einstige Retter im Wege stand? Nicht nur die Kraft des Teufels nahm er mit. Sein Blick war schärfer, seine Gedanken klarer als jemals zuvor. Die Revolutionsarmee war eine leere Hülle ihrer eigenen Ideale geworden.
Seine zweite Revolution trug den Namen Piraterie. Große Organisationen waren zum Scheitern verurteilt. Die Welt war gewaltig. Wie sollte man sie ändern? Gar nicht! Er konnte nur seine eigene Freiheit garantieren. Er hatte die Macht dazu und somit die Befugnis. Macht bedeutet Freiheit. Macht war Freiheit. Er konnte den Schwachen nicht helfen. Wieso sollte er auch? Er holte sich, was er wollte. Der Preis? Irrelevant. So dachte er zumindest. Es gab Mächte, die ihn einsogen, zerkauten und achtlos wieder ausspuckten. Seine linke Hand war das Opfer, das er im Nachhinein gerne zahlte. Endlich war er sich seiner Naivität vollkommen bewusst geworden. Aber dieses Kapitel kostete mehr. Viel mehr. Freundschaft. Baroque. Beide für immer tot. Das durfte sich nicht wiederholen. Das konnte sich nicht wiederholen! Eine Hand wäscht die andere? Nur, solange es nicht deine eigene Hand war.
Das Ziel war klar. Mehr Macht als alle anderen. Der Weg? Nico Robin und Alabasta. Die Mittel? Viva la revolución!
So begann seine dritte Revolution. Die Baroque Firma. Dieser Name war ein letztes Geständnis an seine Menschlichkeit. Ein Risiko, das er bereit war einzugehen. Information ist Macht. Eine Lektion, die ihn viel gekostet hatte. Eine Tatsache, die er sich zu Nutze machte. Das Krokodil? Ein Samurai der Meere. Der Held von Alabasta. Der strahlende Besitzer des Rain Dinners. Mr. Zero? Eine mysteriöse Unbekannte. Ein Mann im Hintergrund. Revolution war ein geduldiges Kind. Wie ein Krokodil, das auf den richtigen Moment wartete, um erbarmungslos zuzubeißen. Ein Biss, dem man sich unmöglich entreißen konnte. Dabei kümmerte es das Krokodil nicht, wen oder was es zwischen seinen Fängen hatte. Freundschaft bedeutete Schwäche. Ein weiterer Grund für seine Anonymität. Seine wichtigsten Agenten kannten ihn nicht. Wussten nicht, wer er war. Sie wussten nicht für wen oder wofür sie arbeiteten. Nico Robin war die einzige Ausnahme. Eine unumgängliche Ausnahme. Eine Variable, die es zu kontrollieren galt. Aber letztendlich nur ein Werkzeug, welches er benutzen und schließen wegschmeißen wollte.
Die vierte Revolution, mit der er in Kontakt kam, war eine Aufrichtige. Die personifizierte Hoffnung. Gleichzeitig war sie ein künstliches Konstrukt. Das Krokodil hatte alle Fäden in der Hand. Hier zeigte sich ihm erneut, dass Revolte nichts anderes war, als ein Werkzeug der Mächtigen. Sie hatten nie eine Chance. War es nicht ein wunderschönes Bild, das er an die Leinwand zeichnete? Die Karte von Alabasta? Revolution war ein Trugbild. Eine Vorstellung, der nur naive Kleingeister hinterherrannten. Zu viele Personen bedeuteten Verrat, Machtkämpfe und Scheitern. Es konnte nur einen Revolutionär geben. Sir Crocodile. Mit einer Handbewegung konnte er Sandstürme beschwören. Jeden Lichtblick im Keim ersticken. Eine Oase der Hoffnung? Das Krokodil konnte darüber nur lachen. Er bestimmte, wer Leben durfte, wer eine Mumie wurde. Die Wüste war sein Reich. Die Menschen darin waren seine Schachfiguren. Das Spiel der Könige? Er hatte keinen Gegner. Er war der alleinige König! Kobra? Nichts weiter als einer seiner Bauern. Corsa? Handelte genau, wie geplant. Revolution durch Revolution! Doch was folgt, sobald das Schachmatt ausgesprochen wurde?
Pluton!
Saga: Der Preis der Wahrheit
Erster Erweiterungstext: Freiheit
Zähneknirschend stand ich da. Ich konnte dieses treffen einfach nicht verstehen. Warum hat man diesen Typen ins Marinehauptquartier eingeladen? Wie er schon da saß. Dieses selbstgefällige Grinsen im Gesicht. Er verhöhnte uns. Unsere gesamte Organisation. Die Narbe die quer durch sein Gesicht verlief, schien sein widerliches Grinsen noch einmal zu spiegeln. Doch in seinen Augen war kein Anzeichen von Freude zu sehen. Sie strahlten Kälte aus, Gefahr.
„Sir Crocodile. Sie wissen, warum wir Sie in das Marinehauptquartier beordert haben?“, Vizeadmiral Momonga wirkte trotz der angespannten Atmosphäre im Raum ruhig, „Wir wurden darüber informiert, dass bei Ihrem letzten Beutezug mehrere Zivilisten ums Leben gekommen sind. Durch Ihre Hand.“
„Ab und zu passiert es, dass jemand zwischen mich und meine Beute kommt. Das war keine Absicht“, Sir Crocodiles Worte klangen süffisant.
Diese Arroganz. Es war kaum auszuhalten. Ich merkte, wie die Wut in mir größer wurde. Auch die anderen beiden Marinekapitäne, die sich neben mir aufgestellt hatten, schienen angespannt zu sein.
„Wir haben eine Abmachung. Sie wissen, was Ihre Aufgabe als Samurai der Meere ist!“, Momongas Blick ließ keine Gefühlsregung durchblicken.
„Aber natürlich weiß ich das“, Crocodiles Grinsen wurde noch breiter, „und meines Wissens habe ich mich bisher auch an alle Aspekte der Vereinbarung gehalten. Ich erledige für euch Piraten, gebe einen Teil der Beute ab. Alles zum Wohl der Marine und der Weltregierung.“
„Die zivile Bevölkerung soll dadurch aber geschützt und nicht gefährdet werden“, Momongas Mine wurde finsterer.
Das Krokodil zündete sich gemächlich eine Zigarre an, machte einen tiefen Zug und fixierte Momongas Augen.
„Kollateralschaden.“
Es war nur ein Wort. Plötzlich übermannte mich die Wut. Reflexartig griff ich nach dem smaragdgrünen Griff meines Katanas. Ich wollte die Klinge bereits aus der Scheide ziehen, als mich der strafende Blick des Vizeadmirals traf. Ich war wie versteinert, konnte mich nicht bewegen. Ich schluckte meinen Zorn hinunter, nahm meine Hand vom Schwertgriff, versuchte mich zu entspannen. Da merkte ich, dass mich nun auch das Krokodil anblickte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich spürte eine unheilvolle Aura von ihm ausgehen. Dieses Gefühl. Angst breitete sich in mir aus.
„Entschuldigen Sie meinen Untergebenen“, unterbrach Momonga die angespannte Stille, „Kommen wir zurück zum Zwischenfall.“
„Gerne doch“, Sir Crocodiles Stimme klang zugleich ruhig und bedrohlich. Sein Blick ruhte immer noch auf mir.
„Sie haben laut Bericht im Hafen der Insel Inais zwei Piratenbanden aufgehalten. Dabei wurden die halbe Hafenstadt verwüstet und insgesamt elf Zivilisten getötet“, keinerlei Emotion war in der Stimme des Vizeadmirals zu erkennen.
„Wie gesagt. Kollateralschaden. Dafür habe ich für euch zwei Piratenkapitäne zur Strecke gebracht, mit gesammelt 103 Millionen Berry Kopfgeld.“
Momonga nickte kurz, seine Gesichtszüge wirkten verkrampft. „Was haben Sie überhaupt auf Ianis gemacht? Die Insel gehört doch zur Gerichtbarkeit des Königreichs Alabasta.“
„Das geht euch gar nichts an. Ich habe meine Gründe“, das Krokodil hielt sein undurchschaubares Grinsen aufrecht.
Wieder fiel sein Blick auf mich. Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn.
Der Vizeadmiral atmete tief durch, sammelte sich. „Nun gut, wie dem auch sei. Die Marine ist gewillt, diesen Vorfall zu übersehen“, Momongas Stimme klang angestrengt, das Krokodil lachte kurz auf, „Wir erwarten allerdings eine Entschuldigung Ihrerseits. Diese wird dem König von Alabasta vorgelegt. Sie müssen lediglich dieses Dokument unterschreiben.“ Einer der Marinekapitäne legte ein Dokument vor das Krokodil.
Plötzlich brach der Samurai der Meere in schallendes Gelächter aus. Im nächsten Moment wurden seine Gesichtszüge hart, sein eisiger Blick auf den Vizeadmiral gerichtet. „Ich soll mich entschuldigen?“, seine Stimme klang bedrohlich, „Dass ich nicht lache!“ Er nahm das Dokument in seine rechte Hand. Plötzlich begann das Papier zu vertrocknen und löste sich in Staub auf.
„Was? Du verdammter…“, platzte es aus dem Vizeadmiral heraus.
„Was?!“, antwortete das Krokodil mit lauter Stimme. Er stand von seinem Sessel auf. Seine Größe war beeindruckend. Demonstrativ legte er seine goldene Hakenhand in seine Rechte und richtete seinen bedrohlichen Blick auf Momonga. „Ihr seid doch nur niederes Gesinde der Marine! Als ob ich mir von euch Befehle geben lasse! Ich habe Kontakte. Ich habe Informationen. Ich bin von viel zu großer Wichtigkeit für eure ach so geliebte Gerechtigkeit. Ich habe genug! Herr Vizeadmiral, ich finde selbst hinaus“, den letzten Teil begleitete wieder ein süffisanter Klang. Ein breites Grinsen zierte erneut sein Gesicht. Während er sich zur Tür umdrehte, widmete er mir noch einen abwertenden Blick.
Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Furcht, die meinen Körper beherrschte, verwandelte sich in Hass. Wie ferngesteuert zog ich mein Schwert. Mein Geist blendete alles aus, ich sah nur noch das Krokodil. Ich stürmte auf den Piraten los, als mich das dröhnende „HALT!“ des Vizeadmirals aufhielt. Ich kam wieder zu Sinnen, stand einen guten halben Meter vom Samurai der Meere entfernt, mein Schwert fest in beiden Händen haltend. Ich spürte den eiskalten Blick des Vizeadmirals in meinem Nacken. Das Krokodil stand vor mir, kampfbereit. Ein Wirbelsturm aus Sand drehte sich in seiner rechten Hand.
„Zurücktreten!“, Momongas Stimme klang wütend. Widerwillig senkte ich mein Schwert, ging langsam auf meinen Platz zurück, ließ den Samurai dabei aber nicht aus den Augen.
„Sie müssen sich nicht entschuldigen!“, das Krokodil klang amüsiert, als es den Raum verließ.
Stille. Eine drückende Atmosphäre füllte den Raum. Mein Herz pochte noch immer vor Wut. Ich wollte es nicht verstehen. Wie konnten wir das diesem Verbrecher durchgehen lassen? Ich blickte zum Vizeadmiral. Seine Augen verrieten, dass er dieselben Gedanken wie ich hegte. Seine Mine war wie versteinert.
„Abtreten!“, der Befehl galt den anderen beiden Marinekapitänen, „Du bleibst hier!“
Die Männer folgten dem Befehl des Vizeadmirals und verließen den Raum. Als die Tür zufiel, platzte es aus mir heraus: „Herr Vizeadmiral! Wie können Sie einen Verbrecher wie diesen handeln lassen, wie es ihm beliebt? Er hat Zivilisten getötet! Wir müssen ihn einsperren!“
„Du weißt nicht wovon du sprichst. Du bist lediglich ein Marinekapitän. Das Ganze geht über dein Verständnis hinaus. Selbst ich befinde mich in keiner Position, um das zu beurteilen,“ in der Stimme des Vizeadmirals schwang ein Hauch von Verbitterung mit, „Doch an der Entscheidung der Weltregierung ist nicht zu zweifeln.“
Diese Antwort versetzte mir einen dumpfen Schlag in die Magengegend. Wie konnte das sein? Warum sollten wir das nicht hinterfragen? Ich verstehe das nicht! Wieder kocht die Wut in mir auf. „Aber, Herr Vizeadmiral-!“
„Schluss jetzt!“, brüllt mich mein Vorgesetzter an, „Du bist jetzt still! Die Sache hat sich erledigt. Abtreten! Ich will nichts mehr hören. Sonst vergesse ich mich!“
Doch der Zorn, der meinen Körper durchfuhr, nahm meine Gedanken ein. „Ich werde das nicht zulassen!“ Ich stürmte aus dem Raum, lief durch die Gänge, befand mich in einem Tunnel. Nur ein Gedanke steuerte meinen Körper. Ich würde das elende Krokodil zur Strecke bringen. Nichts konnte seine Taten entschuldigen. Er musste bestraft werden. Ich krachte durch das Haupttor, hinaus auf den Vorplatz des Marinehauptquartiers. Gleißendes Sonnenlicht ließ mich kurzzeitig erblinden. Ich stürmte weiter vor in Richtung Hafen, entdeckte das Schiff des Samurais der Meere. Ich sah ihn. Er befand sich auf dem Steg, wollte sein Schiff betreten. Dieser elende Mistkerl. Noch im Lauf packte ich den Schwertgriff meines Katanas, zog es aus seiner Scheide, sprang auf den Verbrecher zu und ließ die Klinge nach unten fahren. Ein metallisches Klirren ertönte, mein Schwert wurde zurückgeschlagen. Ich kam zu Sinnen. Ein glatzköpfiger Mann hatte sich zwischen mich und den Samurai geworfen, sein Arm zu einer Klinge verformt. Er preschte auf mich zu, holte aus und griff mich mit seinem Klingenarm an. Ich konnte ihn mit meinem Schwert gerade noch aufhalten. Der Druck war gewaltig. Wir standen da, Klinge an Klinge, keiner wollte auch nur einen Zentimeter zurückweichen.
„Hahaha! Ich dachte mir schon, dass ich dich noch einmal sehen werde, kleiner Marinekapitän!“, die Stimme des Samurais klang bedrohlich, wieder fuhr ein kalter Schauer über meinen Rücken. „Mister One. Töte ihn!“
Sir Crocodile machte kehrt und betrat das Deck seines Schiffes. Plötzlich durchfuhr mich ein betäubender Schmerz. Der Geruch von Blut stieg in meine Nase. Kälte breitete sich in meinem Körper aus. Ich sah hinunter. Mein Kontrahent hatte seine zweite Hand zu einer Klinge verformt und mir in die Seite gerammt. Ich spürte, wie mich meine Kraft verließ, doch ich durfte nicht aufgeben! Ich legte meine gesamte Kraft in meine Arme. Mit einem kräftigen Ruck konnte ich den Klingenmann zurückdrängen, er verlor seinen Halt. Meine Chance! Ich musste ihn mit diesem einen Hieb zur Strecke bringen. All meine Gedanken waren auf meinen Gegner gerichtet. Wut durchströmte meinen Körper. Ich blendete alles andere aus. Ich holte aus -!
Plötzlich spürte ich etwas Kaltes an meiner Kehle. Scharfer Stahl berührte die oberste Schicht meiner Haut. Ich war wie versteinert, kam zu mir. Wessen Klinge war das? Ich blickte zur Seite, entlang des Stahls. Am Ende des Schwertes sah ich Vizeadmiral Momonga, sein harter Blick auf mich gerichtet.
Ich begann zu zittern. Die Wunde an meiner Seite entzog mir meine Energie. Ich vernahm noch die Worte des Vizeadmirals: „Verschwindet!“
Dann wurde alles schwarz.
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