Jared schrieb:
Der Protagonist ist im klassischen Shonen einfach immer der Underdog, denn es geht um die stetige Weiterentwicklung gegen immer mächtigere Feinde. Luffy wird also nie der Stärkere in einer Kampfpaarung der zentralen Handlung sein und mMn haben die Kämpfe gegen Cesar und Hody klar gezeigt das dahinter auch keinerlei Reiz steckt, wenn Luffy stärker ist oder auf Augenhöhe agiert. Gegen Katakuri war er schwächer und dieser Kampf hatte ein vielfaches an Reiz durch die sichtbare Entwicklung Luffys.
Ganz im Gegenteil, der mMn beste Kampf von Ruffy in diesem Manga basierte auf einer relativen Ausgeglichenheit: Nämlich gegen Rob Lucci, wo beide Kontrahenten von vornherein als die beiden stärksten Kämpfer ihrer Seite präsentiert wurden, seit Beginn der Kampfhandlungen unausweichlich aufeinandertreffen mussten und letzten Endes einen erbitterten, aber nicht einseitigen Kampf austrugen. Insgesamt wirkte Ruffy in diesem vielleicht inkonsistenter, da seine Gear-Techniken weniger ausgereift und kraftzehrender waren als Luccis perfekt trainierte F6 oder seine TK. Aber unterm Strich bestand an dieser Stelle keine Dominanz einer Seite, Lucci steckte Treffer ein und Luffy ebenso. Das Kampffeld verlagerte sich, beide zogen mit. Durch die Ausgeglichenheit der beiden entstand eine Dynamik, die es in nur wenigen anderen Kämpfen gab und die mir bei Luffy vs. Katakuri z.B. komplett gefehlt hat.
Also, nein. Ruffy als Underdog ist nicht zwangsläufig reizvoll. Gerade, wenn man auf die Entwicklung des Helden wert legt, sollte man mittlerweile für eine ausgewogenere Darstellung plädieren. Selbst in einem Schonen kommt der Moment, in dem die Mühen und Abenteuer des Protagonisten Früchte tragen und ihn in neue Sphären hieven sollten. Das heißt nicht, dass Ruffy jetzt mit Big Mum oder Kaido den Boden wischen soll. Dafür hat Oda die Kaiser -- leider, leider -- viel zu halbgöttlich dargestellt. Aber momentan sehe ich in Ruffy oder gar seiner Bande nicht einmal die aussichtsreichsten Kandidaten auf den Thron des Piratenkönigs. Zu desolat, zu viel Glück, zu viel Plot. Und von den sehr inkonsequenten Darstellungen bezüglich Stärke usw. müssen wir hier gar nicht erst reden, das wurde in der Vergangenheit zur Genüge durchgekaut.
Daher ist es mMn nun an der Zeit, die Spreu vom Weizen zu trennen und sich auf die wahren Helden des Mangas zurückzubesinnen. Die Samurai müssen fallen; sie können Kaido nicht besiegen und diese niederschmetternde Erkenntnis muss die felsenfeste Schlussfolgerung nach sich ziehen, dass die Strohhüte ihre Rettung sind. Darum geht es doch. Gerne sollen die Samurai und ihre Armeen Orochi und das Fußvolk bekämpfen, den B-Plot kann man ihnen zugestehen. Aber Kaido, die Desaster, die Flying Six, von mir aus auch BM + Anhang -- das sind die wahren Antagonisten, die A-Bösewichte für die Protagonisten. Das ist der Kern der Geschichte und auch der Kern eines Shonens und hat btw. auch nicht unbedingt etwas mit der Frage nach Komplexität zu tun. Ein Geschichte kann extrem komplex sein, ohne ihr Herz zu verlieren. In diesem Fall sind die Strohhüte des Herz des Mangas sowie natürlich ein glaubwürdiger Protagonist, der nicht nur große Töne spuckt, sondern seinen Worten auch Taten folgen lassen kann -- wenn möglich, auch mal weitgehend eigenständig und nicht nur mit Narrenglück und anderer Leute Selbstopferung. Oda steht jetzt in der Bringschuld, wenn er die Strohhüte in nahender Zukunft gegen jemanden wie Blackbeard in den Ring schicken will. Da können sie sich nicht die Show von einer Horde Nebencharaktere stehlen lassen, zumindest nicht auf Dauer.