Da ist es soweit. Eure ersten Texte sind abgegeben und wir beginnen ohne Umschweife mit den ersten vier Texten über die Riesen. Was haben sich unsere Autoren für spannende Sagas aus den Fingern gesaugt über dieses gigantische, kriegerische Volk?
In der ersten Phase gibt es nur ein Bewertungskriterium: Wer hat eurer Meinung nach den besten Text zusammengebracht?
Ihr könnt hier nur eine Option wählen. Ihr könnt eure Stimme im Laufe der Zeit der Umfrage ändern, bitte aber von späten Stimmänderungen nur um jemanden in der späten Phase noch zu pushen, oder das Ergebnis im letzten Moment zu ändern, tunlichst abzusehen.
Die Umfrage geht bis morgen, Montag den 25.10 bis 19:30 Uhr.
Dann auf ein fröhliches Wählen. Möge der Beste gewinnen.
Kleine Wölfin
Mechanisch ging das Mädchen in die Hocke und hob einen der Steinblöcke hoch, für die man sie extra in dieses Segment der Großbaustelle verlegt hatte, auch wenn er in ihren Händen kaum größer war als eine der Kisten, die am Fuße der Stahlgerüste darauf warteten, auf eines der vielen Transportschiffe verladen zu werden.
Minuten verrannen zu Stunden und Steinquader reihte sich an Steinquader, während sich die klirrende Kälte der einsetzenden Nacht allmählich in ihre tauben Glieder fraß. Doch sie hatte in all den Jahren, in denen sie nur noch 0947C war, in der die falsche Nonne ihr nicht nur den Namen, sondern auch ihr ganzes Leben gestohlen hatte, gelernt, Müdigkeit und Erschöpfung nicht als Feinde zu sehen. Vielmehr waren sie die Flügel, die es ihr erlaubten, dem buchstäblichen Käfig ihrer Existenz zu entkommen. Denn wenn die Kälte ihr lähmendes Gift in ihren geschundenen Körper sickern ließ und jede Bewegung nur noch ein passives Abrufen täglicher Routinen geworden war, entfloh das Mädchen in die Sagen und Mythen ihrer Kindheit, in denen ganz andere Gottheiten ihre Tagträume bevölkert und nur der erdrückende Schatten des Weltenbaums den Blick auf einen sternenklaren Himmel versperrt hatte. Dort hatte man sie noch Ylvie gerufen. Die kleine Wölfin. Doch jetzt thronte ein gesichtsloser Götze über ihr, war ihr Gefängnis und Unterschlupf, Lebenszweck und Martyrium zugleich. Ein Monstrum, geboren aus Stahl, Beton und Stein: Tequila Wolf.
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Ylvie verzog keine Miene, als er ihr etwas schmutzigen Schnee auf die blutenden Wunden drückte. Im Bruchteil weniger Sekunden verfärbte sich das Aschgrau in beinahe unschuldiges Zartrosa.
»Erwarte nicht, dass ich Mitleid mit dir habe!«, motzte der Blondschof, der sich auf etlichen Kisten balancierend daran machte, die leuchtend roten Striemen auf ihrem Rücken zu versorgen. Ylvie, die im Schneidersitz auf dem Boden saß, fuhr sich indes durch das verfilzte rötliche Haar und atmete stumm gegen den prasselnden Schmerz, der sie mit jeder Berührung durchzuckte.
»Willst du mir erzählen, wie das passiert ist?«, brach er mit sanfter Stimme das Schweigen, welches sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, obwohl er die Antwort schon kannte. Zu oft hatte er sich des nachts in ihre Zelle geschlichen, um die Wunden des schluchzenden Riesenmädchens zu versorgen. Zu oft, um es an einer Hand abzuzählen; zu selten, um sich nicht jedes weitere Mal über ihre Gesellschaft zu freuen.
Sie sog scharf die Luft ein, als seine klobigen Finger ungeschickt über eine besonders garstige Wunde fuhren.
»Tut mir leid!«, hauchte er sanft, wobei beide wussten, dass er nicht die jüngsten Schmerzen meinte, welche das Mädchen stumm leidend ertrug.
»Es ist nicht deine Schuld…du bist anders als sie… «, entgegnete das Riesenmädchen flach atmend. Er legte ihr die Hand auf die narbenübersäte Schulter und schloss die Augen. Er wusste nicht, wie er ihr den Schmerz nehmen sollte. 0947C. Hier kamen sie wie Unkraut. Namenlose Kinder einer vergessen Generation, die dem Schatten grauer Steinblöcke erwuchsen. Weggeworfen und ungeliebt. Und so schnell sie kamen, so schnell vergingen sie auch wieder. Eine Ressource, die nie zu versiegen schien. Würde sie sich besser fühlen, wenn er ihr sagte, dass es auch für ihn eine Zumutung war? Tag ein, Tag aus im ewigen Zirkel aus Blut, Schweiß, Tränen, Zorn und Verbitterung, während die Seelen unschuldiger Kinder im Antlitz Tequila Wolfs zu aschgrauem Nichts zermahlen wurden.
»Würdest du auf mich schießen, wenn ich fliehen würde?«
Der beiläufige Ton, mit dem die Worte über die rissigen Lippen des Mädchens huschten, nahm ihnen nichts von ihrer drastischen Unmittelbarkeit, die dem Blonden einen unangenehmen Magenschwinger verpasste.
»W-w-wie kommst du auf so einen Unsinn?«, stammelte er unbeholfen, auch wenn er die unheilvolle Antwort schon ahnte, die seit Tagen wie ein prophezeiendes Echo umher wisperte. Das Licht der Revolution, das Kind des Teufels persönlich sei nach Tequila Wolf gekommen, um über die Hölle auf Erde zu richten.
»Es ist eine simple Frage, Wärter!«, zischte sie kühl. Einen unerträglich langen Wimpernschlag zögerte er, doch er hatte sie noch nie angelogen. Kein einziges Mal in all den zahlreichen Monaten ihrer irrationalen Freundschaft.
»Na, klar«, erwiderte er so trocken und abgebrüht es ihm möglich war, ehe er mit leicht bebender Unterlippe nachschob, »Und du? Würdest du es tun, wenn ich dich hindern würde?«
Stille. Eine greifbare und körperlich spürbare Stille breitete sich aus, die beiden eiserne Ringe um das Herz schmiedete. Aber auch die Riesin scheute die endgültige Antwort nicht.
»Na. klar!«
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Die blechernen Sirenen heulten trommelfellzereißend auf. Kindergeschrei. Kugelhagel. Keifende Befehle. Sie alle reihten sich ein in den tödlichen Kanon, während Tequila Wolf in schwarzen Rauch gehüllt wurde. Inmitten des Chaos hatte Ylvie die geschundenen, dürren Arme kapitulierend in die Lüfte gestreckt. Das satte Grün ihrer Augen suchte den silbernen Lauf der Flinte, die drohend auf sie gerichtet war. Die Lippen des fremden Wärters spuckten feindselige Worte in die stickige Nachtluft, aber Ylvies Ohren klingelten noch immer seit der Explosion. Ihr Herz trommelte wie wild gegen ihren Kehlkopf, wohingegen das Gesicht des Wärters mit jeder verstreichenden Sekunde von blankem Hass zur Fratze verzerrt wurde. Sie schloss die Augen. Nun war also ihre Zeit gekommen. Eine Woge der Enttäuschung brach über sie herein, dass es nicht ihr Wärter war, der ihr Leiden beenden sollte. Er, die einzige Konstante in der frostigen Hölle, in der man sich zur arbeitswilligen Nummer entmenschlichen ließ oder dem Götzen aus Stein und Beton zum Fraß vorgeworfen wurde. Tequila Wolf wurde von Monstern für Monster geschaffen. Erst explodierte ein Schuss in ihren Ohren. Erst als plötzlich blutgetränkter Schnee auf sie niederprasselte, riss sie ungläubig die Lider auf. In der Ferne stand er. Die gütigen Augen voller Tränen, während der Körper seines Kollegen leblos zur Seite kippte. Sie wollte ihrem Erlöser und Henker aufmunternd zulächeln, als sie die Waffe in seinen zitternden Händen sah. »Na, klar«, echote es noch ein letztes Mal im Gleichklang ihres pochenden Herzens. Ein Schlag, dann ein Vierteltakt Pause, gefolgt vom Stakkato eines dumpfen Knackens, das ihr einen stummen Schrei entlockte. Das Eisenrohr spaltete ihrem besten Freund in martialischer Gewalt den Schädel, ehe er wie eine Puppe einfach so zusammensackte.
So hatte ihr Wärter Ylvie das erste, einzige und letzte Mal angelogen - nun war er tot. Sein Mörder kaum mehr als ein dunkler Schemen mit Zylinder im wabernden Qualm des verzehrenden Feuers.
Ankunft auf Elban
Die Wellen wogen das kleine Schiff, das kaum 20 Mann Besatzung hat, leicht hin und her. Es war ein ruhiger Tag in der neuen Welt, was nur selten vorkam, weshalb sich Eduard dazu entschloss in seiner Kabine ein leichtes Mittagsschläfchen zu halten. Es war schon ewig her, dass er einfach so dösen konnte. Er genoss es richtig den Wellen zu lauschen, das Salz des Meeres zu riechen und einfach mal alles stehen und liegenzulassen. Erst der Geruch seines liebsten Getränkes holte ihn zurück in die Realität. Der angenehme Duft von gerösteten Bohnen zermahlt zu einem feinen Pulver und dies vermengt mit heißen Wasser. Kaffee. Eduard schaute sich langsam um und sah eine Frau an seinen Schreibtisch gelehnt stehen.
„Solltest du wirklich hier herumliegen, Käpt'n? Wir erreichen heute Abend Elban. Du weißt, was uns die Riesen auf Littel Garden alles erzählt haben.“ sagte sie mit einem Unterton, der schon einem Vorwurf gleich kam.
„Einen Tag nachdem man den Baum sieht, beginnt das Land der Riesen. Alles ab hier ist riesig, im Vergleich zu uns Menschen.“ Eduard stand auf und ging nun zu der Frau, küsste sie auf die Wange und nahm denn Kaffee vom Tisch, den sie wahrscheinlich dahin gestellt hatte.
„Wir sollten hab hier besonders vorsichtig sein.“, hörte er sie sagen als er den ersten Schluck des noch heißen Getränkes nahm.
Eduard sah ihr nun tief in die Augen. Auch nach 10 Jahren konnte er sich in diesen verlieren. Seit 10 Jahren waren sie nun auf See und damit auch 10 Jahre auf der Flucht. Damals wollte er nur eine Geschichte verfassen. Eine Geschichte über eine Insel namens Ohara, die einfach so von der Weltkarte verschwunden ist, doch die Regierung ächtet ihn darauf hin und brandmarkte ihn als Pirat. Er selbst ist eigentlich Schriftsteller und nur Melanie und ihr Bruder sind bei ihm geblieben.
„Wir sind bis hier gekommen, da wird schon alles gut ge...“ der Kapitän konnte es nicht mal aussprechen. Urplötzlich geriet das Schiff in Schräglage, sodass er von den Füßen gerissen und an die nächste Wand geschleudert wurde.
„Was zum Henker?“, keuchte er leise.
Vom Deck ertönte Panik. Mit einem Satz landete er auf den Beinen, sah sich nach Melanie um und erkannte, dass sie schon außerhalb der Kajüte war.
Endlich draußen, sah er nur, wie alle an der Reling standen und ins Meer starrten.
„Was ist passiert!“ Einer der Männer drehte sich zu ihm. „Ein Hai Edi! So einen Riesen hab ich noch nie gesehen. 4x so lang wie ein normaler Hai. Er kam wie aus dem Nichts, aus dem Wasser gesprungen und hat uns nur knapp verfehlt.“ Es war Bodo, Melanies Bruder. Normal konnte ihm kaum etwas Angst machen, aber er sah kreidebleich aus, als er ihm antwortete.
Eduard sah schnell zum Steuer, Melanie stand schon dran, um so schnell wie möglich reagieren zu können.
„Haiflosse! Backbord!“ kam vom Ausguck und alle schauten in die Richtung.
Eduard zückte ein Buch und eine schwarze Feder hervor und schrieb schnell etwas auf.
Der Hai sprang aus dem Wasser und knallte mit seinem aufgerissenen Maul in eine unsichtbare Wand, die das Schiff schützte.
„Mel, du bist dran!“, rief Eduard, klappte das Buch zu, damit die Wand verschwand.
„Verstanden“, rief Melanie, sprang in die Luft, stieß sich mitten im Himmel ab und raste nun auf den Hai zu, der immer noch an der Oberfläche war.
Sie drehte sich ein mal um ihre eigene Achse und schickte einen gewaltigen Orkankick auf den Hai und zerschnitt ihn in zwei Teile.
„Siehst du! Ich habe es gesagt. Wir müssen vorsichtig sein.“ nörgelte Melanie während sie landete. Er war immer wieder erstaunt, dass sie die 3 Fähigkeiten der Formel 6 beherrschte.
Denn restlichen Tag blieb es ruhig und schon nach kurzer Zeit war die Küste Elbans zu sehen. Ein Strand gab es kaum, wo man hätte anlegen können. Die Riesen Boogey und Woogey hatten es ihnen erklärt.
„Wenn ihr auf die Insel wollt, müsst ihr einen Fjord hochfahren und an einem der Dörfer anlegen.“ Das suchten sie jetzt einen Fjord.
„Mel eine Einmündung steuerbord!“
Sie fuhren in einen über 3 km breite Flussmündung, nur dass dies kein Fluss war, sondern Meer. Es waren Meeresarme, die bis ins Landesinnere reichten. Um sie herum waren überall Klippen und Berge, auf einigen war sogar Schnee zu erkennen und weit und breit riesige Tannenwälder.
„Es ist wunderschön.“, hörte Eduard Melanie murmeln und begann dann zu lächeln.
Nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt sahen sie endlich einen Hafen. Da dieser von den Riesen hier gebaut worden ist, war er riesig im Vergleich zu ihnen, aber zum Glück gab es auch Anlegestellen für Menschen.
Mit Ausnahme von Ihnen und den Langschiffen der Bewohner waren kaum weitere Schiffe vor Anker. Die Mannschaft machte das Boot gerade fest, als Eduard, Melanie und Bodo an Land sprangen, um den Hafenvorsteher zu suchen.
„Ich glaub wir müssen da hin.“ Bodo zeigte auf einen Stand, an dem ein Riese stand, der mit Schild und einer einhändigen Axt bewaffnet war. Sein Helm war matt und man konnte sein Kettenhemd unter der Tunika gut erkennen.
„Wir sollten Ärger möglichst aus dem Weg gehen.“, erklärte Eduard den beiden anderen und schritt nun weiter auf den Riesen zu, als plötzlich, „Hey! Menschen bitte hierher!“ Edi drehte sich zur Seite und sah einen weiteren Stand mit einem Mann, der wild mit einem Arm winkte.
Als sie denn Stand erreichten sagte der Mann dahinter. „Willkommen auf Elban, meine Freunde. Hier können sie die Hafengebühr für Menschen zahlen. Denn Riesen ist es meist unangenehm sich so weit nach vorne zu beugen und die ganze Zeit nach unten zu schauen. Ich glaube, der Rücken tut Ihnen dabei immer weh.“ quasselte der Mann fröhlich und musste bei seinen letzten Worten lachen. Die drei wussten nicht recht, was sie sagen sollten, da ergriff der Hafenmeister wieder das Wort.
„Also die Herren, die Dame. Wie lange wollen sie bleiben? Sie haben ungemeines Glück. In den nächsten Tagen wird es beim großen Baum ein Turnier geben, wo die stärksten Krieger Elbans aufeinander treffen und um den Titel Siegfried und Brunhild fechten werden.“
Jetzt wurde Eduard hellhörig. „Das hört sich wirklich verlockend an. Wie lange müssten wir wohl bleiben?“ fragte er.
„5 Tage sollten ausreichen. Das macht dann für sie, als Piraten 2500 Berry. Hier bitte unterzeichnen und hier ihren Namen und das Kopfgeld eintragen.“ Der Mann reichte Eduard einen Zettel und hielt ihm eine Feder hin. Wieso Kopfgeld fragte sich Edi, aber unterzeichnete und bezahlte sofort. Der Mann stöhnte als er auf den Zettel sah und rief dann. „Kleine Fische Björn!“ Der Riese, den sie vorhin sahen, drehte sich jetzt um und ging. „Ihr müsst verzeihen, aber Björn möchte jeden zum Kampf herausfordern, den er für würdig hält.“
Eduard machte das nichts aus, aber Mel. Kaum dachte er dran und schon war sie verschwunden.
„Verdammt, das gibt Ärger.“, sagte Bodo leise zu Eduard, der nur darauf nicken konnte und sich die Augenbrauen rieb.
Kaum eine Sekunde später hörten die beiden schon ein dumpfes Geräusch und rannten hinter Melanie her. Sie sahen nur noch wie ihre Kameradin sich in die Luft erhob und dem Riesen einen Orkankick verpasste.
Die Mutter und der Prinz
“Ist heute nicht ein herrlicher Tag? Die Sonne scheint, die Blumen singen und die Süßigkeiten sind Rot wie Blut. Mamamamama” Das schrille Lachen Charlotte Linlins hallte durch die düsteren Gänge ihres Palasts. Und obwohl die Worte der Kaiserin durchaus stimmten, draußen schien die Sonne und die Blumen tanzten, war die Stimmung innerhalb dieser verfluchten Hallen das komplette Gegenteil. Zischend tropfte Big Moms Magensäure auf den Boden während sie ein Bonbon nach dem anderen verschlang. In Situationen wie dieser war es klug auf Abstand zu gehen, ansonsten endete man schnell einmal als Beilage von Linlins Mahl. Trotzdem trat ein Mann nun vor sie. “Katakuri?” Die Augen der Kaiserin verengten sich. Ihr zweitältester Sohn und stärkster Kämpfer war nur sehr selten zu Gast auf der Hauptinsel von Totland. “Sag bloß sie sind hier?” Katakuri nickte stumm. Plötzlich war es als hätte ein warmer Sommerwind die düstere Stimmung innerhalb des Raumes weggeblasen. Das Gesicht von Big Mom strahlte wie die hellste Sonne.“Ach wie herrlich. Wo ist Streusen? Sag ihm er soll das Semla vorbereiten. Endlich... Endlich wird unser Traum wahr.” Das Lachender Kaiserin lies, trotz seiner fast schon kindlichen Reinheit, den Anwesenden einen kalten Schauer den Rücken hinab laufen. Oder war es vielleicht gerade deswegen? Trotzdem machten sich die Anwesenden schnell ans Werk. Das anstehende Bankett war immerhin das wichtigste Ereignis, welches Totland je gesehen hatte.
Einige Wochen zuvor:
“Mein Prinz... ich kann dies nicht gut heißen. Wir alle wissen was es getan hat.” “Sie hat einen Namen. Nenne ihn Rajdin.” Das klirren von Stahl erfüllte die Halle in der die zwei Männer kämpften. Obwohl sie sich beinahe beiläufig unterhielten war es ein harter Kampf. Wichtige Gespräche kann man nur in Anwesenheit von Stahl führen. Dies war eine wohlbekannte Weisheit auf Elban. “Euer Vater hat den Namen Charlotte Linlin für alle Zeiten von Elban verbannt.” “Ich bin nicht an die Entscheidungen meines Vaters gebunden.” “Trotzdem sind ihre Verbrechen zu schwer um jemals vergeben zu werden.” Die Langschwerter des Prinzen und des alten Kriegers prallten funkensprühend aufeinander. Die Riesen blickten einander in die Augen. “Es ist Brauch das der Prinz von Elban sich allen Riesen der Welt vorstellt bevor er den Thron besteigt.” “Big Mom ist keine...” “Keine Riesin? Das mag sein, doch sie ist eine Einwohnerin Elbans. Oder zumindest war sie es einmal. Außerdem ist es bei ihr nicht unwahrscheinlich, dass sie Riesenblut in sich trägt.” Die zwei Krieger trennten sich. Langsam umkreisten sie einander. Beide warteten auf die Gelegenheit zuzuschlagen. “Was ist Macht ohne Mitgefühl? Unser Land... unsere Rasse sind alt Rajdin. Wir waren die Ersten. Es ist unsere Pflicht zu führen. Mutter Caramel hat etwas in Charlotte Linlin gesehen, deshalb hat sie sie immer beschützt. Ich muss sie treffen. Und ich hoffe, dass ich dann dasselbe erkenne.” “Ihr seid ein Narr mein Prinz. Auf dieser Welt gibt es Menschen, die kein Mitleid... keine Vergebung verdienen. Und Charlotte Linlin gehört zu diesen Menschen. Ich fürchte ihr sucht nach etwas, dass nicht existiert.” Rajdin stürzte nach vorne. Sein Schwert war hoch über seinen Kopf gehoben. In diesen nächsten Schlag würde er all seine Kraft legen. Genau was der Prinz erwartet hatte. Loki pariert den Schlag Rajdins indem er ihn geschickt an sich vorbeilenkte. Dann rammte er dem Berater des Königs seine Schulter gegen die Brust. So leicht lies sich einer der mächtigsten Kämpfer Elbans jedoch nicht austricksen. Er nutzte Lokis Schwung gegen ihn aus. Rajdin lies sich nach hinten fallen, rammte jedoch gleichzeitig sein Knie in den Magen des Prinzen und katapultierte diesen so über sich hinweg. Loki schlug hart auf dem Rücken auf und als er die Augen wieder öffnete blickte er direkt auf die Spitze von Rajdins Langschwert. “Vergesst eines nicht mein Prinz. Die Ehrenhaften sterben entweder zuerst oder zuletzt. Eure Stärke wird darüber entscheiden, zu welcher Gruppe ihr gehört.” “Mein Entscheidung steht fest. Ich werde mit ihr sprechen.” Der alte Riese seufzte als er die Worte seines Prinzen hörte. “Nun gut. Ich werde alles vorbereiten.”
Totland wurde oft als ein Wunderland bezeichnet. Es waren beinahe alle Rassen der Welt hier vertreten. Die Bewohner der verschiedenen Inseln waren den Anblick seltsamer Körperformen also gewohnt. Doch trotzdem hatten sich heute Hunderte von ihnen versammelt um die Ankunft der neuesten Besucher zu bewundern. Riesen hatte keiner von ihnen jemals zuvor gesehen. “Hier lebt sie also.” Loki seufzte als er als Erster das Schiff verließ.Die Luft war süß und schwer. Es roch wie in einer Backstube. Kein Vergleich zu der frischen, kühlen Luft seiner Heimat. Hinter ihm folgte Rajdin sowie zwei seiner Jugendfreunde Road und Goldberg,welche am selben Tag wie der Prinz das Licht der Welt erblickt hatten. Der Rest seiner Mannschaft hatte es bevorzugt auf dem Schiff zu bleiben. “Ahh eure Majestät. Es freut mich euch hier auf Whole Cake Island begrüßen zu dürfen.” Der älteste Sohn der Charlotte Familie Perospero verbeugte sich tief, als der die Delegation der Riesen in Empfang nahm. Rajdin musterte ihn über die Ränder seiner dunkelverspiegelten Brille hinweg. Der alte Riese trat vor seinen Prinzen und beugte sich zu Perospero hinab. “Bring uns zu deiner Mutter.”
Die Ankunft der Riesen wurde mit einem riesigen Volksfest gefeiert. Überall sangen und tanzten die Leute. Und nicht nur sie. “Was für ein abartiges Schauspiel”, merkte Rajdin an, während sich die Vier an lebendigen Häusern vorbeibewegten. Selbst die Speisen waren am leben und jauchzten voller Freude sobald sie gegessen wurden. Ein Anblick, der den Riesen jeglichen Appetit verdarb. Als Loki in den großen Thronsaal eintrat erstarrte er für einen Moment. Charlotte Linlin, das Monster, dessen Namen die Riesen nicht einmal aussprechen wollten, lachte. Sie lachte von ganzen Herzen mit einer beinahe kindlichen Unschuld. “Prinz Loki. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich euer Besuch freut. Endlich... endlich wird Mutters Traum Wirklichkeit werden.” So unschuldig ihr Lachen zuvor noch geklungen hatte, so kalt wirkten nun Big Moms Worte. Loki spürte, dass die Kaiserin der Meere nichts anderes zulassen würde. Sie war wie ein Kind, welches vor einem Geschenk saß, das es schon lange wollte. Und wie ein Kind würde sie wohl in einen Tobsuchtsanfall verfallen, sollte sie nicht bekommen was sie wollte. Trotzdem trat der Prinz von Elban ein und seine Begleiter folgten ihm. “Mutter Caramel muss etwas in ihr gesehen haben. Etwas gutes. Sonst hätte sie sie damals nicht gerettet.” Dies war der Strohhalm, an welchen sich Loki klammerte,während er mit Big Mom sprach. Während er zusah wie die Kaiserin in unendlicher Gier Berge von lebenden Süßigkeiten verschlang.Während er zuhörte wie sie beiläufig über die Zerstörung von Inseln sprach nur um an Zutaten für Gerichte zu gelangen.
“Entschuldigt mich für einen Moment.” Der Prinz stand auf und verließ den Tisch. Er spürte den Blick Linlins in seinem Rücken. Jedoch sagte niemand etwas. Loki verließ den Saal und trat hinaus in die süße Luft. Hatte er sich geirrt? Hatte Mutter Caramel sich geirrt? “War es ein Fehler hierher zu kommen?” In dem Moment als er sich diese Fragen stellte,fiel Lokis Blick auf eine junge Frau, welche gerade unter einem der Kuchenbäume im Innenhof Platz genommen hatte. In diesem Moment sah sie auf und die Blicke von Loki und Lola trafen sich zum ersten Mal.
Das Lied am Feuer
Das glühende Holz ächzte und die Flammen stießen unendlich viele Funken in den sternenbesetzten Himmel. Es war Nacht geworden in Ymirsheim, einem kleinen Dorf am Rande von Elban. Hier waren es nur die Krieger die aufwuchsen. Keine verweichlichten Künstler oder Verräter, die irgendwann der Marine und der Weltregierung die Füße leckten, nein, echte alte Krieger mit Bärten und dicken Muskeln, denen die Maskulinität förmlich auf die Haut graviert war.
Ingrimm saß einsam am Feuer und schärfte fokussiert seine glänzende Streitaxt. Vierfach gefalteter elbanischer Stahl, eine Waffe, die einem Seekönig der Länge nach teilte, ohne dass man nur einen Schweißtropfen verschwenden musste. Es war sein ganzer Stolz.
Langsam wurde es Zeit, dass die anderen Krieger von ihren Übungsfeld kamen und ihren Abend am Feuer verbrachten. Zurzeit war es zu friedlich. Keinen Krieg unter den Stämmen, den man führen konnte, keine Seeungeheuer zum Aufschlitzen, ja nicht mal eine Nussschale von billigen Piraten, die wieder einmal darauf aus waren zu beweisen wie viel in ihnen steckte, nur um dann nach wenigen Sekunden mit Ach und Krach die Korallen von unten anzusehen.
Ingrimm seufzte kurz wehmütig auf. Er war inzwischen zu alt, um sich an diesen Späßen zu beteiligen. Seine einzige Möglichkeit noch durch die Tore des Drachenheims und in der Ewigkeit zu speisen mit den Göttern war sich verzweifelt auf einen mäßigen Gegner zu werfen, der ihn dann langsam filetierte. Alleine die Vorstellung ließ Ingrimm schütteln, aber irgendwann in der nächsten Zeit musste er sich wohl oder übel dazu aufraffen.
Seine Schärfung war vollendet und er betrachtete zufrieden, wie die Spiegelung des Feuers auf der Klinge tanzte. Durchdringendes Gegröle, Stampfen und das Klirren von Waffen in der Dunkelheit kündigte die Ankunft der Schar an. Ein halbes Dutzend seiner jüngeren Kameraden versammelte sich um das Feuer. Sie klopften Ingrimm zur Begrüßung auf die Schulter oder hämmerten ihre Helme gegen seinen, dass es nur so dröhnte. Schon saßen sie zusammen und das abendliche Ritual begann: Ein hemmungsloses Besäufnis in Kombination mit männlichen Geschichten.
Zunächst einmal galt es jemanden in der Gruppe herunterzubuttern, was eine perfekte Basis dafür schaffte sich selbst in einem besseren Licht darzustellen.
„Sag mal, Hunik. Willst du es nicht endlich mal bleiben lassen diesen dämlichen Helm mit den Hörnern zu tragen?“, schnaubte Vidal, der bulligste unter den Kriegern. „Dir ist doch bewusst, dass das nur zu Ritualen verwendet wird und irgendwann glauben die Leute ernsthaft wir würden die ganze Zeit so etwas tragen.“
„Also ich finde das äußerst modisch“, verteidigte sich Hunik und schürzte die Lippen. „Und wenn ich mal keine Waffe auf dem Schlachtfeld habe kann ich damit jemanden aufspießen.
Vidal lachte herablassend. „Aufspießen? Damit? Wenn du auf dem Schlachtfeld nicht schaffst ohne eine Waffe, nur mit deinen nackten Fäusten, jemanden die Kauleiste auszumanövrieren dann weiß ich nicht ob ich als Waffenbruder neben dir stehen will.“
Hunik schwieg und starrte in die goldene Tiefe seines Methumpens. Kurz zögerte er noch, dann zog er sich langsam den Helm vom Kopf. Die anderen Krieger johlten vor Freude über diesen peinlichen Anblick.
Die mächtigen Humpen stießen aufeinander und der Inhalt landete in den großen Zügen in den Mündern der Riesen, oder verteilte sich großzügig in dem Wirrwarr ihrer Bärte.
„Erinnert sich eigentlich einer von euch noch an das große Feuer in Halsfjord vor einigen Jahren?“, fragte Bronn in die Runde und strich sich nachdenklich über seinen scharlachroten Bart. Die Runde brummte zustimmend.
„War das nicht dieses kleine Kind? Schalotte oder Charlotta hieß sie glaub ich. Auf jeden Fall hat sie doch eine ganze Garnison von uns durch die Tore des Drachenheims befördert. Absolut unglaublich.“
Die anderen Krieger schwiegen nur. Das war ein Tag, den niemand so schnell vergessen würde. Vorgeführt von einem kleinen Wechselbalg.
„Auf jeden Fall bin ich mir unsicher, ob sie es aus reiner eigenen Kraft geschafft hat, oder ob sie vielleicht Hilfe hatte mit einer dieser Teufelsfrüchten. Die sind zwar bei uns im Dorf nicht erlaubt, weil das im Grunde Doping ist, aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass dieses Mädchen es auch ohne geschafft hat.“
Der reisende Holbrig hob den Kopf. „Also ich weiß nicht genau was damals passiert ist, aber ich weiß, dass sie inzwischen eine mächtige Piratin ist, die auch noch hier in der Umgebung ihr Unwesen treibt. Man soll sie sogar inzwischen auf eine Stufe mit Whitebeard stellen.“
Unruhiges Gemurmel machte sich um das Lagerfeuer herum breit.
„Auf jeden Fall“, fuhr Holbrig ungeniert fort, „Finde ich, dass diese Sache mit den Teufelsfrüchten im Nachhinein die Mythologie etwas versaut und noch oben drauf spiegelt es ihren Ruf in der Gegenwart wieder, ob sie ihre Macht nun mit eigener Kraft erhalten hat oder sich schummelnd an die Spitze drängt. Versaut einfach nur ihren Charakter.“
Vidal schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kannst du doch nicht im Ernst meinen. Ob jetzt durch eine Teufelsfrucht jemand mächtig ist oder nicht macht keinen Unterschied. Tatsache ist, dass sie es geschafft hat eines unserer stärksten Dörfer einfach so den Erdboden gleich zu machen. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann solltest du vielleicht einfach aufhören unsere Mythologie zu lesen.“
„Dann ist es doch aber völlig unrealistisch“, warf Hunik kurz ein. Niemand achtete auf ihn.
Holbrig stand langsam auf und schleuderte seinen Humpen zur Seite. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er Vidal über die Flammen hinweg fixierte. „Sag mal, nennst du mich etwa einen Lügner?“
„Ich nenne dich auf jeden Fall keinen Wahrheiter“, entgegnete Vidal und stand ebenfalls mit einem Ruck auf.
Mehr brauchte es auch gar nicht und schon stürzten die zwei Riesen aufeinander los und prügelten sich am Boden, dass die Erde bebte. Die anderen Riesen brüllten und feuerten sie euphorisch an. Wer wollte schon so ein Spektakel unterbrechen?
Als Holbrig Vidal schließlich im Schwitzkasten hatte und es im Grunde nur noch eine Sache war wer zuletzt den Rückzieher machte stand Ingrimm auf und erhob die Stimme. „Es reicht, ihr stumpfsinnigen Jungspunde!“
Schnaufend und japsend rappelten sich die beiden Krieger wankend auf.
„Es ist völlig egal, ob sie es durch diese Teufelskräfte geschafft hat oder nicht. Ein Gegner bleibt ein Gegner. Er kümmert sich nicht darum, ob der Kampf fair oder gerecht ist, sondern nur dass er ihn gewinnt. Und wir müssen uns anpassen und diesen Gegebenheiten stellen. Aber vergesst nicht unsere Bräuche. So einen neumodischen Quatsch wie Teufelsfrüchte brauchen wir Krieger nicht. Eine Schlacht gewinnt man mit Willen, Stahl und Muskeln! Und wenn ich jemals einen von euch Fohlen mit so einer gemusterten Frucht in der Hand erwische, dann schwöre ich beim Maul des Weltenseekönigs, dass ich euch höchstpersönlich vor Wondun, dem mächtigen Gottkönig schleife, dass er über euch urteilt.“
Die anderen Riesen schrieen und stampften mit den Füßen zur Zustimmung.
Ingrimm setzte sich gemächlich und stimmte ein Lied an.
Ein Riese erklomm einen spitzen Fels,
Er hatte sich schon heut im Dreck gewälzt.
Die Bürde des Kriegers bleibt eine Last,
ob er Schätze nun für Frauen verprasst.
Der stete Hunger nach Blut fordert mehr.
So schreiten die Kämpfer im Einklang einher.
Ob Sieg oder Verlust, ein Titan hält dem stand.
Legt nie ab bis zum Tode sein Harnischgewand.
Drum ruft nach den Gefallenen, die kamen vor euch.
Jedem einmal sein grausames Schicksal ereilt.
Bis dahin bleibt Brüder am Feuer zusammen.
Die Glut erhaltet, keine Asche für den Clan.
In der ersten Phase gibt es nur ein Bewertungskriterium: Wer hat eurer Meinung nach den besten Text zusammengebracht?
Ihr könnt hier nur eine Option wählen. Ihr könnt eure Stimme im Laufe der Zeit der Umfrage ändern, bitte aber von späten Stimmänderungen nur um jemanden in der späten Phase noch zu pushen, oder das Ergebnis im letzten Moment zu ändern, tunlichst abzusehen.
Die Umfrage geht bis morgen, Montag den 25.10 bis 19:30 Uhr.
Dann auf ein fröhliches Wählen. Möge der Beste gewinnen.
Die Finger tänzelten im unsteten Rhythmus über den rauen Stein gleich Trommelschlägen aus einer fernen Vergangenheit. Feine Rissen und grobschlächtige Kerben entfalteten sich als verästeltes Netz über die kristallinen Blöcke. Ihr Herzschlag folgte instinktiv dem verhallenden Echo ihrer Bewegungen. Ein Schlag, dann ein Vierteltakt Pause, gefolgt vom Stakkato zweier unterkühlter Fingerkuppen, taub vor Schmerz. Die raue See spie salzige Gischt gegen ihre nackten Knöchel und Zehen, ehe das abgemagerte Mädchen zurücktrat und den Kopf in den Nacken legte. Blinzelnd blickte sie hinauf zu dem steinernen Koloss, der seine steifen Glieder in die Höhe streckte, um scheinbar mit den gusseisernen Kupferstreben das immer graue Wolkenband zu packen. An manchen Tagen, an denen die Sonne diesen Gefilden ihre seltene Anwesenheit bescherte, entflammte ihr Schein den hartnäckigen Frost, der wie weißer Schimmel in den Furchen der Steinblöcke nistete. An solchen Tagen glich der gigantische Koloss einem bestialischen Wolf, der ob ihres nichtigen Schicksals nur müde die blutgetränkten Zähne fletschen konnte.
»0947?! Zurück an die Arbeit!«, schepperte es unsanft aus den rostigen Lautsprechern.Mechanisch ging das Mädchen in die Hocke und hob einen der Steinblöcke hoch, für die man sie extra in dieses Segment der Großbaustelle verlegt hatte, auch wenn er in ihren Händen kaum größer war als eine der Kisten, die am Fuße der Stahlgerüste darauf warteten, auf eines der vielen Transportschiffe verladen zu werden.
Minuten verrannen zu Stunden und Steinquader reihte sich an Steinquader, während sich die klirrende Kälte der einsetzenden Nacht allmählich in ihre tauben Glieder fraß. Doch sie hatte in all den Jahren, in denen sie nur noch 0947C war, in der die falsche Nonne ihr nicht nur den Namen, sondern auch ihr ganzes Leben gestohlen hatte, gelernt, Müdigkeit und Erschöpfung nicht als Feinde zu sehen. Vielmehr waren sie die Flügel, die es ihr erlaubten, dem buchstäblichen Käfig ihrer Existenz zu entkommen. Denn wenn die Kälte ihr lähmendes Gift in ihren geschundenen Körper sickern ließ und jede Bewegung nur noch ein passives Abrufen täglicher Routinen geworden war, entfloh das Mädchen in die Sagen und Mythen ihrer Kindheit, in denen ganz andere Gottheiten ihre Tagträume bevölkert und nur der erdrückende Schatten des Weltenbaums den Blick auf einen sternenklaren Himmel versperrt hatte. Dort hatte man sie noch Ylvie gerufen. Die kleine Wölfin. Doch jetzt thronte ein gesichtsloser Götze über ihr, war ihr Gefängnis und Unterschlupf, Lebenszweck und Martyrium zugleich. Ein Monstrum, geboren aus Stahl, Beton und Stein: Tequila Wolf.
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Ylvie verzog keine Miene, als er ihr etwas schmutzigen Schnee auf die blutenden Wunden drückte. Im Bruchteil weniger Sekunden verfärbte sich das Aschgrau in beinahe unschuldiges Zartrosa.
»Erwarte nicht, dass ich Mitleid mit dir habe!«, motzte der Blondschof, der sich auf etlichen Kisten balancierend daran machte, die leuchtend roten Striemen auf ihrem Rücken zu versorgen. Ylvie, die im Schneidersitz auf dem Boden saß, fuhr sich indes durch das verfilzte rötliche Haar und atmete stumm gegen den prasselnden Schmerz, der sie mit jeder Berührung durchzuckte.
»Willst du mir erzählen, wie das passiert ist?«, brach er mit sanfter Stimme das Schweigen, welches sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, obwohl er die Antwort schon kannte. Zu oft hatte er sich des nachts in ihre Zelle geschlichen, um die Wunden des schluchzenden Riesenmädchens zu versorgen. Zu oft, um es an einer Hand abzuzählen; zu selten, um sich nicht jedes weitere Mal über ihre Gesellschaft zu freuen.
Sie sog scharf die Luft ein, als seine klobigen Finger ungeschickt über eine besonders garstige Wunde fuhren.
»Tut mir leid!«, hauchte er sanft, wobei beide wussten, dass er nicht die jüngsten Schmerzen meinte, welche das Mädchen stumm leidend ertrug.
»Es ist nicht deine Schuld…du bist anders als sie… «, entgegnete das Riesenmädchen flach atmend. Er legte ihr die Hand auf die narbenübersäte Schulter und schloss die Augen. Er wusste nicht, wie er ihr den Schmerz nehmen sollte. 0947C. Hier kamen sie wie Unkraut. Namenlose Kinder einer vergessen Generation, die dem Schatten grauer Steinblöcke erwuchsen. Weggeworfen und ungeliebt. Und so schnell sie kamen, so schnell vergingen sie auch wieder. Eine Ressource, die nie zu versiegen schien. Würde sie sich besser fühlen, wenn er ihr sagte, dass es auch für ihn eine Zumutung war? Tag ein, Tag aus im ewigen Zirkel aus Blut, Schweiß, Tränen, Zorn und Verbitterung, während die Seelen unschuldiger Kinder im Antlitz Tequila Wolfs zu aschgrauem Nichts zermahlen wurden.
»Würdest du auf mich schießen, wenn ich fliehen würde?«
Der beiläufige Ton, mit dem die Worte über die rissigen Lippen des Mädchens huschten, nahm ihnen nichts von ihrer drastischen Unmittelbarkeit, die dem Blonden einen unangenehmen Magenschwinger verpasste.
»W-w-wie kommst du auf so einen Unsinn?«, stammelte er unbeholfen, auch wenn er die unheilvolle Antwort schon ahnte, die seit Tagen wie ein prophezeiendes Echo umher wisperte. Das Licht der Revolution, das Kind des Teufels persönlich sei nach Tequila Wolf gekommen, um über die Hölle auf Erde zu richten.
»Es ist eine simple Frage, Wärter!«, zischte sie kühl. Einen unerträglich langen Wimpernschlag zögerte er, doch er hatte sie noch nie angelogen. Kein einziges Mal in all den zahlreichen Monaten ihrer irrationalen Freundschaft.
»Na, klar«, erwiderte er so trocken und abgebrüht es ihm möglich war, ehe er mit leicht bebender Unterlippe nachschob, »Und du? Würdest du es tun, wenn ich dich hindern würde?«
Stille. Eine greifbare und körperlich spürbare Stille breitete sich aus, die beiden eiserne Ringe um das Herz schmiedete. Aber auch die Riesin scheute die endgültige Antwort nicht.
»Na. klar!«
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Die blechernen Sirenen heulten trommelfellzereißend auf. Kindergeschrei. Kugelhagel. Keifende Befehle. Sie alle reihten sich ein in den tödlichen Kanon, während Tequila Wolf in schwarzen Rauch gehüllt wurde. Inmitten des Chaos hatte Ylvie die geschundenen, dürren Arme kapitulierend in die Lüfte gestreckt. Das satte Grün ihrer Augen suchte den silbernen Lauf der Flinte, die drohend auf sie gerichtet war. Die Lippen des fremden Wärters spuckten feindselige Worte in die stickige Nachtluft, aber Ylvies Ohren klingelten noch immer seit der Explosion. Ihr Herz trommelte wie wild gegen ihren Kehlkopf, wohingegen das Gesicht des Wärters mit jeder verstreichenden Sekunde von blankem Hass zur Fratze verzerrt wurde. Sie schloss die Augen. Nun war also ihre Zeit gekommen. Eine Woge der Enttäuschung brach über sie herein, dass es nicht ihr Wärter war, der ihr Leiden beenden sollte. Er, die einzige Konstante in der frostigen Hölle, in der man sich zur arbeitswilligen Nummer entmenschlichen ließ oder dem Götzen aus Stein und Beton zum Fraß vorgeworfen wurde. Tequila Wolf wurde von Monstern für Monster geschaffen. Erst explodierte ein Schuss in ihren Ohren. Erst als plötzlich blutgetränkter Schnee auf sie niederprasselte, riss sie ungläubig die Lider auf. In der Ferne stand er. Die gütigen Augen voller Tränen, während der Körper seines Kollegen leblos zur Seite kippte. Sie wollte ihrem Erlöser und Henker aufmunternd zulächeln, als sie die Waffe in seinen zitternden Händen sah. »Na, klar«, echote es noch ein letztes Mal im Gleichklang ihres pochenden Herzens. Ein Schlag, dann ein Vierteltakt Pause, gefolgt vom Stakkato eines dumpfen Knackens, das ihr einen stummen Schrei entlockte. Das Eisenrohr spaltete ihrem besten Freund in martialischer Gewalt den Schädel, ehe er wie eine Puppe einfach so zusammensackte.
So hatte ihr Wärter Ylvie das erste, einzige und letzte Mal angelogen - nun war er tot. Sein Mörder kaum mehr als ein dunkler Schemen mit Zylinder im wabernden Qualm des verzehrenden Feuers.
Die Wellen wogen das kleine Schiff, das kaum 20 Mann Besatzung hat, leicht hin und her. Es war ein ruhiger Tag in der neuen Welt, was nur selten vorkam, weshalb sich Eduard dazu entschloss in seiner Kabine ein leichtes Mittagsschläfchen zu halten. Es war schon ewig her, dass er einfach so dösen konnte. Er genoss es richtig den Wellen zu lauschen, das Salz des Meeres zu riechen und einfach mal alles stehen und liegenzulassen. Erst der Geruch seines liebsten Getränkes holte ihn zurück in die Realität. Der angenehme Duft von gerösteten Bohnen zermahlt zu einem feinen Pulver und dies vermengt mit heißen Wasser. Kaffee. Eduard schaute sich langsam um und sah eine Frau an seinen Schreibtisch gelehnt stehen.
„Solltest du wirklich hier herumliegen, Käpt'n? Wir erreichen heute Abend Elban. Du weißt, was uns die Riesen auf Littel Garden alles erzählt haben.“ sagte sie mit einem Unterton, der schon einem Vorwurf gleich kam.
„Einen Tag nachdem man den Baum sieht, beginnt das Land der Riesen. Alles ab hier ist riesig, im Vergleich zu uns Menschen.“ Eduard stand auf und ging nun zu der Frau, küsste sie auf die Wange und nahm denn Kaffee vom Tisch, den sie wahrscheinlich dahin gestellt hatte.
„Wir sollten hab hier besonders vorsichtig sein.“, hörte er sie sagen als er den ersten Schluck des noch heißen Getränkes nahm.
Eduard sah ihr nun tief in die Augen. Auch nach 10 Jahren konnte er sich in diesen verlieren. Seit 10 Jahren waren sie nun auf See und damit auch 10 Jahre auf der Flucht. Damals wollte er nur eine Geschichte verfassen. Eine Geschichte über eine Insel namens Ohara, die einfach so von der Weltkarte verschwunden ist, doch die Regierung ächtet ihn darauf hin und brandmarkte ihn als Pirat. Er selbst ist eigentlich Schriftsteller und nur Melanie und ihr Bruder sind bei ihm geblieben.
„Wir sind bis hier gekommen, da wird schon alles gut ge...“ der Kapitän konnte es nicht mal aussprechen. Urplötzlich geriet das Schiff in Schräglage, sodass er von den Füßen gerissen und an die nächste Wand geschleudert wurde.
„Was zum Henker?“, keuchte er leise.
Vom Deck ertönte Panik. Mit einem Satz landete er auf den Beinen, sah sich nach Melanie um und erkannte, dass sie schon außerhalb der Kajüte war.
Endlich draußen, sah er nur, wie alle an der Reling standen und ins Meer starrten.
„Was ist passiert!“ Einer der Männer drehte sich zu ihm. „Ein Hai Edi! So einen Riesen hab ich noch nie gesehen. 4x so lang wie ein normaler Hai. Er kam wie aus dem Nichts, aus dem Wasser gesprungen und hat uns nur knapp verfehlt.“ Es war Bodo, Melanies Bruder. Normal konnte ihm kaum etwas Angst machen, aber er sah kreidebleich aus, als er ihm antwortete.
Eduard sah schnell zum Steuer, Melanie stand schon dran, um so schnell wie möglich reagieren zu können.
„Haiflosse! Backbord!“ kam vom Ausguck und alle schauten in die Richtung.
Eduard zückte ein Buch und eine schwarze Feder hervor und schrieb schnell etwas auf.
Der Hai sprang aus dem Wasser und knallte mit seinem aufgerissenen Maul in eine unsichtbare Wand, die das Schiff schützte.
„Mel, du bist dran!“, rief Eduard, klappte das Buch zu, damit die Wand verschwand.
„Verstanden“, rief Melanie, sprang in die Luft, stieß sich mitten im Himmel ab und raste nun auf den Hai zu, der immer noch an der Oberfläche war.
Sie drehte sich ein mal um ihre eigene Achse und schickte einen gewaltigen Orkankick auf den Hai und zerschnitt ihn in zwei Teile.
„Siehst du! Ich habe es gesagt. Wir müssen vorsichtig sein.“ nörgelte Melanie während sie landete. Er war immer wieder erstaunt, dass sie die 3 Fähigkeiten der Formel 6 beherrschte.
Denn restlichen Tag blieb es ruhig und schon nach kurzer Zeit war die Küste Elbans zu sehen. Ein Strand gab es kaum, wo man hätte anlegen können. Die Riesen Boogey und Woogey hatten es ihnen erklärt.
„Wenn ihr auf die Insel wollt, müsst ihr einen Fjord hochfahren und an einem der Dörfer anlegen.“ Das suchten sie jetzt einen Fjord.
„Mel eine Einmündung steuerbord!“
Sie fuhren in einen über 3 km breite Flussmündung, nur dass dies kein Fluss war, sondern Meer. Es waren Meeresarme, die bis ins Landesinnere reichten. Um sie herum waren überall Klippen und Berge, auf einigen war sogar Schnee zu erkennen und weit und breit riesige Tannenwälder.
„Es ist wunderschön.“, hörte Eduard Melanie murmeln und begann dann zu lächeln.
Nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt sahen sie endlich einen Hafen. Da dieser von den Riesen hier gebaut worden ist, war er riesig im Vergleich zu ihnen, aber zum Glück gab es auch Anlegestellen für Menschen.
Mit Ausnahme von Ihnen und den Langschiffen der Bewohner waren kaum weitere Schiffe vor Anker. Die Mannschaft machte das Boot gerade fest, als Eduard, Melanie und Bodo an Land sprangen, um den Hafenvorsteher zu suchen.
„Ich glaub wir müssen da hin.“ Bodo zeigte auf einen Stand, an dem ein Riese stand, der mit Schild und einer einhändigen Axt bewaffnet war. Sein Helm war matt und man konnte sein Kettenhemd unter der Tunika gut erkennen.
„Wir sollten Ärger möglichst aus dem Weg gehen.“, erklärte Eduard den beiden anderen und schritt nun weiter auf den Riesen zu, als plötzlich, „Hey! Menschen bitte hierher!“ Edi drehte sich zur Seite und sah einen weiteren Stand mit einem Mann, der wild mit einem Arm winkte.
Als sie denn Stand erreichten sagte der Mann dahinter. „Willkommen auf Elban, meine Freunde. Hier können sie die Hafengebühr für Menschen zahlen. Denn Riesen ist es meist unangenehm sich so weit nach vorne zu beugen und die ganze Zeit nach unten zu schauen. Ich glaube, der Rücken tut Ihnen dabei immer weh.“ quasselte der Mann fröhlich und musste bei seinen letzten Worten lachen. Die drei wussten nicht recht, was sie sagen sollten, da ergriff der Hafenmeister wieder das Wort.
„Also die Herren, die Dame. Wie lange wollen sie bleiben? Sie haben ungemeines Glück. In den nächsten Tagen wird es beim großen Baum ein Turnier geben, wo die stärksten Krieger Elbans aufeinander treffen und um den Titel Siegfried und Brunhild fechten werden.“
Jetzt wurde Eduard hellhörig. „Das hört sich wirklich verlockend an. Wie lange müssten wir wohl bleiben?“ fragte er.
„5 Tage sollten ausreichen. Das macht dann für sie, als Piraten 2500 Berry. Hier bitte unterzeichnen und hier ihren Namen und das Kopfgeld eintragen.“ Der Mann reichte Eduard einen Zettel und hielt ihm eine Feder hin. Wieso Kopfgeld fragte sich Edi, aber unterzeichnete und bezahlte sofort. Der Mann stöhnte als er auf den Zettel sah und rief dann. „Kleine Fische Björn!“ Der Riese, den sie vorhin sahen, drehte sich jetzt um und ging. „Ihr müsst verzeihen, aber Björn möchte jeden zum Kampf herausfordern, den er für würdig hält.“
Eduard machte das nichts aus, aber Mel. Kaum dachte er dran und schon war sie verschwunden.
„Verdammt, das gibt Ärger.“, sagte Bodo leise zu Eduard, der nur darauf nicken konnte und sich die Augenbrauen rieb.
Kaum eine Sekunde später hörten die beiden schon ein dumpfes Geräusch und rannten hinter Melanie her. Sie sahen nur noch wie ihre Kameradin sich in die Luft erhob und dem Riesen einen Orkankick verpasste.
“Ist heute nicht ein herrlicher Tag? Die Sonne scheint, die Blumen singen und die Süßigkeiten sind Rot wie Blut. Mamamamama” Das schrille Lachen Charlotte Linlins hallte durch die düsteren Gänge ihres Palasts. Und obwohl die Worte der Kaiserin durchaus stimmten, draußen schien die Sonne und die Blumen tanzten, war die Stimmung innerhalb dieser verfluchten Hallen das komplette Gegenteil. Zischend tropfte Big Moms Magensäure auf den Boden während sie ein Bonbon nach dem anderen verschlang. In Situationen wie dieser war es klug auf Abstand zu gehen, ansonsten endete man schnell einmal als Beilage von Linlins Mahl. Trotzdem trat ein Mann nun vor sie. “Katakuri?” Die Augen der Kaiserin verengten sich. Ihr zweitältester Sohn und stärkster Kämpfer war nur sehr selten zu Gast auf der Hauptinsel von Totland. “Sag bloß sie sind hier?” Katakuri nickte stumm. Plötzlich war es als hätte ein warmer Sommerwind die düstere Stimmung innerhalb des Raumes weggeblasen. Das Gesicht von Big Mom strahlte wie die hellste Sonne.“Ach wie herrlich. Wo ist Streusen? Sag ihm er soll das Semla vorbereiten. Endlich... Endlich wird unser Traum wahr.” Das Lachender Kaiserin lies, trotz seiner fast schon kindlichen Reinheit, den Anwesenden einen kalten Schauer den Rücken hinab laufen. Oder war es vielleicht gerade deswegen? Trotzdem machten sich die Anwesenden schnell ans Werk. Das anstehende Bankett war immerhin das wichtigste Ereignis, welches Totland je gesehen hatte.
Einige Wochen zuvor:
“Mein Prinz... ich kann dies nicht gut heißen. Wir alle wissen was es getan hat.” “Sie hat einen Namen. Nenne ihn Rajdin.” Das klirren von Stahl erfüllte die Halle in der die zwei Männer kämpften. Obwohl sie sich beinahe beiläufig unterhielten war es ein harter Kampf. Wichtige Gespräche kann man nur in Anwesenheit von Stahl führen. Dies war eine wohlbekannte Weisheit auf Elban. “Euer Vater hat den Namen Charlotte Linlin für alle Zeiten von Elban verbannt.” “Ich bin nicht an die Entscheidungen meines Vaters gebunden.” “Trotzdem sind ihre Verbrechen zu schwer um jemals vergeben zu werden.” Die Langschwerter des Prinzen und des alten Kriegers prallten funkensprühend aufeinander. Die Riesen blickten einander in die Augen. “Es ist Brauch das der Prinz von Elban sich allen Riesen der Welt vorstellt bevor er den Thron besteigt.” “Big Mom ist keine...” “Keine Riesin? Das mag sein, doch sie ist eine Einwohnerin Elbans. Oder zumindest war sie es einmal. Außerdem ist es bei ihr nicht unwahrscheinlich, dass sie Riesenblut in sich trägt.” Die zwei Krieger trennten sich. Langsam umkreisten sie einander. Beide warteten auf die Gelegenheit zuzuschlagen. “Was ist Macht ohne Mitgefühl? Unser Land... unsere Rasse sind alt Rajdin. Wir waren die Ersten. Es ist unsere Pflicht zu führen. Mutter Caramel hat etwas in Charlotte Linlin gesehen, deshalb hat sie sie immer beschützt. Ich muss sie treffen. Und ich hoffe, dass ich dann dasselbe erkenne.” “Ihr seid ein Narr mein Prinz. Auf dieser Welt gibt es Menschen, die kein Mitleid... keine Vergebung verdienen. Und Charlotte Linlin gehört zu diesen Menschen. Ich fürchte ihr sucht nach etwas, dass nicht existiert.” Rajdin stürzte nach vorne. Sein Schwert war hoch über seinen Kopf gehoben. In diesen nächsten Schlag würde er all seine Kraft legen. Genau was der Prinz erwartet hatte. Loki pariert den Schlag Rajdins indem er ihn geschickt an sich vorbeilenkte. Dann rammte er dem Berater des Königs seine Schulter gegen die Brust. So leicht lies sich einer der mächtigsten Kämpfer Elbans jedoch nicht austricksen. Er nutzte Lokis Schwung gegen ihn aus. Rajdin lies sich nach hinten fallen, rammte jedoch gleichzeitig sein Knie in den Magen des Prinzen und katapultierte diesen so über sich hinweg. Loki schlug hart auf dem Rücken auf und als er die Augen wieder öffnete blickte er direkt auf die Spitze von Rajdins Langschwert. “Vergesst eines nicht mein Prinz. Die Ehrenhaften sterben entweder zuerst oder zuletzt. Eure Stärke wird darüber entscheiden, zu welcher Gruppe ihr gehört.” “Mein Entscheidung steht fest. Ich werde mit ihr sprechen.” Der alte Riese seufzte als er die Worte seines Prinzen hörte. “Nun gut. Ich werde alles vorbereiten.”
Totland wurde oft als ein Wunderland bezeichnet. Es waren beinahe alle Rassen der Welt hier vertreten. Die Bewohner der verschiedenen Inseln waren den Anblick seltsamer Körperformen also gewohnt. Doch trotzdem hatten sich heute Hunderte von ihnen versammelt um die Ankunft der neuesten Besucher zu bewundern. Riesen hatte keiner von ihnen jemals zuvor gesehen. “Hier lebt sie also.” Loki seufzte als er als Erster das Schiff verließ.Die Luft war süß und schwer. Es roch wie in einer Backstube. Kein Vergleich zu der frischen, kühlen Luft seiner Heimat. Hinter ihm folgte Rajdin sowie zwei seiner Jugendfreunde Road und Goldberg,welche am selben Tag wie der Prinz das Licht der Welt erblickt hatten. Der Rest seiner Mannschaft hatte es bevorzugt auf dem Schiff zu bleiben. “Ahh eure Majestät. Es freut mich euch hier auf Whole Cake Island begrüßen zu dürfen.” Der älteste Sohn der Charlotte Familie Perospero verbeugte sich tief, als der die Delegation der Riesen in Empfang nahm. Rajdin musterte ihn über die Ränder seiner dunkelverspiegelten Brille hinweg. Der alte Riese trat vor seinen Prinzen und beugte sich zu Perospero hinab. “Bring uns zu deiner Mutter.”
Die Ankunft der Riesen wurde mit einem riesigen Volksfest gefeiert. Überall sangen und tanzten die Leute. Und nicht nur sie. “Was für ein abartiges Schauspiel”, merkte Rajdin an, während sich die Vier an lebendigen Häusern vorbeibewegten. Selbst die Speisen waren am leben und jauchzten voller Freude sobald sie gegessen wurden. Ein Anblick, der den Riesen jeglichen Appetit verdarb. Als Loki in den großen Thronsaal eintrat erstarrte er für einen Moment. Charlotte Linlin, das Monster, dessen Namen die Riesen nicht einmal aussprechen wollten, lachte. Sie lachte von ganzen Herzen mit einer beinahe kindlichen Unschuld. “Prinz Loki. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich euer Besuch freut. Endlich... endlich wird Mutters Traum Wirklichkeit werden.” So unschuldig ihr Lachen zuvor noch geklungen hatte, so kalt wirkten nun Big Moms Worte. Loki spürte, dass die Kaiserin der Meere nichts anderes zulassen würde. Sie war wie ein Kind, welches vor einem Geschenk saß, das es schon lange wollte. Und wie ein Kind würde sie wohl in einen Tobsuchtsanfall verfallen, sollte sie nicht bekommen was sie wollte. Trotzdem trat der Prinz von Elban ein und seine Begleiter folgten ihm. “Mutter Caramel muss etwas in ihr gesehen haben. Etwas gutes. Sonst hätte sie sie damals nicht gerettet.” Dies war der Strohhalm, an welchen sich Loki klammerte,während er mit Big Mom sprach. Während er zusah wie die Kaiserin in unendlicher Gier Berge von lebenden Süßigkeiten verschlang.Während er zuhörte wie sie beiläufig über die Zerstörung von Inseln sprach nur um an Zutaten für Gerichte zu gelangen.
“Entschuldigt mich für einen Moment.” Der Prinz stand auf und verließ den Tisch. Er spürte den Blick Linlins in seinem Rücken. Jedoch sagte niemand etwas. Loki verließ den Saal und trat hinaus in die süße Luft. Hatte er sich geirrt? Hatte Mutter Caramel sich geirrt? “War es ein Fehler hierher zu kommen?” In dem Moment als er sich diese Fragen stellte,fiel Lokis Blick auf eine junge Frau, welche gerade unter einem der Kuchenbäume im Innenhof Platz genommen hatte. In diesem Moment sah sie auf und die Blicke von Loki und Lola trafen sich zum ersten Mal.
Das glühende Holz ächzte und die Flammen stießen unendlich viele Funken in den sternenbesetzten Himmel. Es war Nacht geworden in Ymirsheim, einem kleinen Dorf am Rande von Elban. Hier waren es nur die Krieger die aufwuchsen. Keine verweichlichten Künstler oder Verräter, die irgendwann der Marine und der Weltregierung die Füße leckten, nein, echte alte Krieger mit Bärten und dicken Muskeln, denen die Maskulinität förmlich auf die Haut graviert war.
Ingrimm saß einsam am Feuer und schärfte fokussiert seine glänzende Streitaxt. Vierfach gefalteter elbanischer Stahl, eine Waffe, die einem Seekönig der Länge nach teilte, ohne dass man nur einen Schweißtropfen verschwenden musste. Es war sein ganzer Stolz.
Langsam wurde es Zeit, dass die anderen Krieger von ihren Übungsfeld kamen und ihren Abend am Feuer verbrachten. Zurzeit war es zu friedlich. Keinen Krieg unter den Stämmen, den man führen konnte, keine Seeungeheuer zum Aufschlitzen, ja nicht mal eine Nussschale von billigen Piraten, die wieder einmal darauf aus waren zu beweisen wie viel in ihnen steckte, nur um dann nach wenigen Sekunden mit Ach und Krach die Korallen von unten anzusehen.
Ingrimm seufzte kurz wehmütig auf. Er war inzwischen zu alt, um sich an diesen Späßen zu beteiligen. Seine einzige Möglichkeit noch durch die Tore des Drachenheims und in der Ewigkeit zu speisen mit den Göttern war sich verzweifelt auf einen mäßigen Gegner zu werfen, der ihn dann langsam filetierte. Alleine die Vorstellung ließ Ingrimm schütteln, aber irgendwann in der nächsten Zeit musste er sich wohl oder übel dazu aufraffen.
Seine Schärfung war vollendet und er betrachtete zufrieden, wie die Spiegelung des Feuers auf der Klinge tanzte. Durchdringendes Gegröle, Stampfen und das Klirren von Waffen in der Dunkelheit kündigte die Ankunft der Schar an. Ein halbes Dutzend seiner jüngeren Kameraden versammelte sich um das Feuer. Sie klopften Ingrimm zur Begrüßung auf die Schulter oder hämmerten ihre Helme gegen seinen, dass es nur so dröhnte. Schon saßen sie zusammen und das abendliche Ritual begann: Ein hemmungsloses Besäufnis in Kombination mit männlichen Geschichten.
Zunächst einmal galt es jemanden in der Gruppe herunterzubuttern, was eine perfekte Basis dafür schaffte sich selbst in einem besseren Licht darzustellen.
„Sag mal, Hunik. Willst du es nicht endlich mal bleiben lassen diesen dämlichen Helm mit den Hörnern zu tragen?“, schnaubte Vidal, der bulligste unter den Kriegern. „Dir ist doch bewusst, dass das nur zu Ritualen verwendet wird und irgendwann glauben die Leute ernsthaft wir würden die ganze Zeit so etwas tragen.“
„Also ich finde das äußerst modisch“, verteidigte sich Hunik und schürzte die Lippen. „Und wenn ich mal keine Waffe auf dem Schlachtfeld habe kann ich damit jemanden aufspießen.
Vidal lachte herablassend. „Aufspießen? Damit? Wenn du auf dem Schlachtfeld nicht schaffst ohne eine Waffe, nur mit deinen nackten Fäusten, jemanden die Kauleiste auszumanövrieren dann weiß ich nicht ob ich als Waffenbruder neben dir stehen will.“
Hunik schwieg und starrte in die goldene Tiefe seines Methumpens. Kurz zögerte er noch, dann zog er sich langsam den Helm vom Kopf. Die anderen Krieger johlten vor Freude über diesen peinlichen Anblick.
Die mächtigen Humpen stießen aufeinander und der Inhalt landete in den großen Zügen in den Mündern der Riesen, oder verteilte sich großzügig in dem Wirrwarr ihrer Bärte.
„Erinnert sich eigentlich einer von euch noch an das große Feuer in Halsfjord vor einigen Jahren?“, fragte Bronn in die Runde und strich sich nachdenklich über seinen scharlachroten Bart. Die Runde brummte zustimmend.
„War das nicht dieses kleine Kind? Schalotte oder Charlotta hieß sie glaub ich. Auf jeden Fall hat sie doch eine ganze Garnison von uns durch die Tore des Drachenheims befördert. Absolut unglaublich.“
Die anderen Krieger schwiegen nur. Das war ein Tag, den niemand so schnell vergessen würde. Vorgeführt von einem kleinen Wechselbalg.
„Auf jeden Fall bin ich mir unsicher, ob sie es aus reiner eigenen Kraft geschafft hat, oder ob sie vielleicht Hilfe hatte mit einer dieser Teufelsfrüchten. Die sind zwar bei uns im Dorf nicht erlaubt, weil das im Grunde Doping ist, aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass dieses Mädchen es auch ohne geschafft hat.“
Der reisende Holbrig hob den Kopf. „Also ich weiß nicht genau was damals passiert ist, aber ich weiß, dass sie inzwischen eine mächtige Piratin ist, die auch noch hier in der Umgebung ihr Unwesen treibt. Man soll sie sogar inzwischen auf eine Stufe mit Whitebeard stellen.“
Unruhiges Gemurmel machte sich um das Lagerfeuer herum breit.
„Auf jeden Fall“, fuhr Holbrig ungeniert fort, „Finde ich, dass diese Sache mit den Teufelsfrüchten im Nachhinein die Mythologie etwas versaut und noch oben drauf spiegelt es ihren Ruf in der Gegenwart wieder, ob sie ihre Macht nun mit eigener Kraft erhalten hat oder sich schummelnd an die Spitze drängt. Versaut einfach nur ihren Charakter.“
Vidal schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kannst du doch nicht im Ernst meinen. Ob jetzt durch eine Teufelsfrucht jemand mächtig ist oder nicht macht keinen Unterschied. Tatsache ist, dass sie es geschafft hat eines unserer stärksten Dörfer einfach so den Erdboden gleich zu machen. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann solltest du vielleicht einfach aufhören unsere Mythologie zu lesen.“
„Dann ist es doch aber völlig unrealistisch“, warf Hunik kurz ein. Niemand achtete auf ihn.
Holbrig stand langsam auf und schleuderte seinen Humpen zur Seite. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er Vidal über die Flammen hinweg fixierte. „Sag mal, nennst du mich etwa einen Lügner?“
„Ich nenne dich auf jeden Fall keinen Wahrheiter“, entgegnete Vidal und stand ebenfalls mit einem Ruck auf.
Mehr brauchte es auch gar nicht und schon stürzten die zwei Riesen aufeinander los und prügelten sich am Boden, dass die Erde bebte. Die anderen Riesen brüllten und feuerten sie euphorisch an. Wer wollte schon so ein Spektakel unterbrechen?
Als Holbrig Vidal schließlich im Schwitzkasten hatte und es im Grunde nur noch eine Sache war wer zuletzt den Rückzieher machte stand Ingrimm auf und erhob die Stimme. „Es reicht, ihr stumpfsinnigen Jungspunde!“
Schnaufend und japsend rappelten sich die beiden Krieger wankend auf.
„Es ist völlig egal, ob sie es durch diese Teufelskräfte geschafft hat oder nicht. Ein Gegner bleibt ein Gegner. Er kümmert sich nicht darum, ob der Kampf fair oder gerecht ist, sondern nur dass er ihn gewinnt. Und wir müssen uns anpassen und diesen Gegebenheiten stellen. Aber vergesst nicht unsere Bräuche. So einen neumodischen Quatsch wie Teufelsfrüchte brauchen wir Krieger nicht. Eine Schlacht gewinnt man mit Willen, Stahl und Muskeln! Und wenn ich jemals einen von euch Fohlen mit so einer gemusterten Frucht in der Hand erwische, dann schwöre ich beim Maul des Weltenseekönigs, dass ich euch höchstpersönlich vor Wondun, dem mächtigen Gottkönig schleife, dass er über euch urteilt.“
Die anderen Riesen schrieen und stampften mit den Füßen zur Zustimmung.
Ingrimm setzte sich gemächlich und stimmte ein Lied an.
Ein Riese erklomm einen spitzen Fels,
Er hatte sich schon heut im Dreck gewälzt.
Die Bürde des Kriegers bleibt eine Last,
ob er Schätze nun für Frauen verprasst.
Der stete Hunger nach Blut fordert mehr.
So schreiten die Kämpfer im Einklang einher.
Ob Sieg oder Verlust, ein Titan hält dem stand.
Legt nie ab bis zum Tode sein Harnischgewand.
Drum ruft nach den Gefallenen, die kamen vor euch.
Jedem einmal sein grausames Schicksal ereilt.
Bis dahin bleibt Brüder am Feuer zusammen.
Die Glut erhaltet, keine Asche für den Clan.
Keks alter!!!!!
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