Angepinnt [FFT21] Kommentare & konstruktive Kritik

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    • [FFT21] Kommentare & konstruktive Kritik

      Liebe Schreibende, Lesende und Kommentierende,

      Kommentare bilden neben den FanFictions selbst den zentralen Bestandteil des Turniers und werden ebenso dankbar angenommen wie gerne gelesen. Genau aus dieser Bedeutung resultiert die Notwendigkeit für einen fairen und konstruktiven Meinungsaustausch. Leider hat sich mit der ersten Runde des FanFiction-Turniers 2021 für die Organisation ein beunruhigendes Phänomen in der Art und Weise herauskristallisiert, wie an die dargebotenen Texte herangegangen und auf die Inhalte reagiert wird. Nach interner Beratung wurde infolgedessen der Beschluss gefasst, an dieser Stelle einen kleinen Denkanstoß für konstruktive Kritik an den Texten zu geben.

      Im Folgenden sollen nun die Dinge angerissen werden, die uns beim Sichten der Kommentare negativ aufgefallen sind, und welche Hinweise wir gerne zu bedenken geben würden. Natürlich werden keine Nutzer*innen an den Pranger gestellt oder zitiert. Bitte unterlasst es auch, die etwaigen Referenzen nachzuprüfen und dann eigenhändig zu den virtuellen Mistgabeln zu greifen. Dieser Thread soll lediglich einen Schubs in die richtige Richtung geben, anstatt jemandem mit dem Rohrstock die Finger wund zu dreschen.


      1.) Die Autor*innen setzen sich aus User*innen des PB zusammen und sollten als solche behandelt werden.

      Man mag nun hellhörig und nicht zu Unrecht einwenden, ich sei mit meinen zahlreichen kritischen Kommentaren zu Oda und One Piece nicht gerade der geeignete Markenbotschafter für perfekte konstruktive Kritik. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass das Gefälle zwischen Kritiker und Oda ein fundamental anderes ist als zwischen FanFiction-Autor und Kommentator. Oda ist eine öffentliche Figur, die als solche mit einem gewissen Maß an Kritik umgehen können muss, verdient er doch Geld mit seiner veröffentlichten Geschichte. Auch die Schreibenden im Turnier haben den Schritt in die Öffentlichkeit des Internets gewagt. Gleichzeitig besteht aber ein gewaltiges asymmetrisches Verhältnis zwischen Oda, seinerseits einflussreicher und wohlhabender Autor eines weltweit erfolgreichen Mangas, und seiner gesichtslosen Zahl an Kritikern. Oda wird im Einzelnen niemals lesen, was ich oder irgendwer Negatives über ihn schreibt. Und selbst wenn, so geben ihm sein Reichtum und sein Erfolg weiterhin recht. Das Machtgefälle schützt in diesem Fall sowohl den Autor als auch den Kritiker. Anders sieht die Sache im FanFiction-Turnier aus, wo erfahrungsgemäß eine kleine Traube aus Autor*innen und Kommentator*innen chargiert. Das Verhältnis zwischen beiden Gruppen ist oftmals symmetrisch, weil die meisten Autor*innen selbst Kommentare abgeben und das Turnier so aus beiden Perspektiven erleben. Die Kommentierenden spielen dabei sogar noch eine entscheidende Rolle, indem sie die öffentliche Wahrnehmung eines Textes lenken können -- und letztlich hängt ein Weiterkommen von der Gunst der Lesenden ab. Wenn ihr also Kritik an einem Text übt, so berücksichtigt bitte, dass am anderen Ende der Feder kein stinkreicher Starliterat, verstrahlte Krimimillionärin oder stilisierter Manga-Goda sitzt, sondern Hobbyist*innen wie ihr. Leute mit Lust am geschriebenen Wort, die sich hier aus Spaß und (mäßiger bis hoher) Ambition an einem Wettbewerb von Fans für Fans beteiligen. Entsprechend verletzend kann es für diese Person dann sein, wenn die Kritiken ihm oder ihr plötzlich unlautere Absichten oder unschöne Charakterzüge unterstellen, weil einem der Stil seiner Geschichte oder die Handlung nicht passt. Darum:

      2.) Beschränkt euch bei der Kritik an den Texten ausschließlich auf die Texte. Die Autor*innen sind tabu.

      Obschon mir gewisse Leute aus gewissen Strömungen der gewissen Wissenschaften nun widersprechen mögen: Von einem Text Mutmaßungen über die Intentionen oder Hintergründe der/des Autorin/Autors anzustellen, sofern diese nicht eigens mitgeteilt wurden, ist bestenfalls fragwürdig und ungenau, im schlechteren Fall schlampig und arrogant. Jeder Text ist davon losgelöst zu betrachten und sollte sich durch seinen Inhalt, seinen Stil und seine Motive auszeichnen. Autor*innen aufgrund des Stils sofort Angeberei, Aufgeblasenheit oder das Bedürfnis zur Zurschaustellung der intellektuellen Muskeln zu unterstellen, zeugt weder von fairem Sportsgeist noch von einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Text. Inhalt und Form treten hinter missgünstige Westentaschenpsychologie und haltlose Unterstellungen zurück, die am Kern jeder konstruktiven Kritik um Lichtjahre vorbeischießen. Ein sachlicher Austausch zu Inhalten endet dort, wo sich eine Kritik auf die persönliche Ebene verlagert und gezielt Tiefschläge vornimmt. Niemand liest gerne den Vorwurf, sein mühsam zusammengeschriebener Text sei nichts anderes als bloße Selbstdarstellung. Allein die Aussage empfinde ich persönlich als krude. Seit wann wird Schriftschaffenden plötzlich ein Strick aus ihrem breitgefächerten Vokabular gedreht? Ist ein spezifischer Termini oder ein gehobener Duktus tatsächlich kritisierenswert? Ist jemand gleich ein selbstverliebter Poser, nur weil er/sie gerne mit sprachlichen Bildern arbeitet oder auf treffende Begriffe jenseits unserer Alltagssprache zurückgreift? Ist es nicht die Aufgabe der Schreibenden, mit Sprache zu spielen? Sie auszureizen und die Lesenden auch ein Stückweit (heraus) zu fordern?

      Freilich, allen Kommentierende sei ihre persönliche Meinung und stilistische Präferenz gegönnt, aber:
      Wie wäre es etwa, wenn ich an dieser Stelle den Kritikern aufgrund ihrer Kommentare unterstellen würde, sie wären nur neidisch auf die Eloquenz im Text, würden sich eingeschüchtert fühlen und sich aus Scham vor ihren eigenen rhetorischen Unzulänglichkeiten dazu herablassen, den/die Autor/in direkt anzugehen? Wäre das eine faire Feststellung oder lediglich eine wacklige Interpretation meinerseits? Eher letzteres, oder? Literatur wird da lebendig, wo der Text zum Nachdenken und Mutmaßen einlädt -- aber bitte über das geschriebene Wort, nicht über die Autor*innen.

      3.) Stilistische Vielfalt ist für das FanFiction-Turnier unerlässlich, da sie Abwechslung und Spannung in die Runden bringt und eine größere Bandbreite von Lesenden anspricht. Aus diesem Grund ist es fatal, wenn bestimmte Stilrichtungen merklich geringschätzt werden oder zu gehässigen Kommentaren verleiten.

      Euch muss nicht jeder Stil gefallen. Ihr müsst nicht jeden Kommentar mit Watte auskleiden und in Zuckerguss wälzen, damit er besser flutscht. Ihr könnt sagen, was euch gefällt und was nicht. Aber bitte versucht dabei, nicht derart abschreckend zu sein, dass sich Teilnehmende für ihren Schreibstil schämen oder andere User*innen gar davon abgehalten werden, sich selbst an einer anderen Stilart zu versuchen oder mit der eigenen Feder zu experimentieren. Kurze, schmucklose Sätze haben ebenso eine Daseinsberechtigung wie lange und barocke Schachtelsätze. Metaphern und blumige Prosa tragen ebenso Bedeutung wie prägnante, pointierte Bemerkungen. Anstatt sich allein auf die eigene Präferenz zu versteifen, wägt doch bitte zunächst einmal ab, was über den gewählten Stil wie transportiert wird/werden soll und wo die Stärken dieser Ausdrucksform liegen. Wenn euch etwas sprachlich nicht zusagt, bleibt am Text und sachlich. Was funktioniert für euch warum und was nicht. Dumpfe Rundumschläge helfen weder dem/der Autor/in, noch stützen sie eure Meinung.

      Und ja. Ich weiß, dass persönliche Neigungen nur schwer zu überwinden sind. Aber aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass die Auseinandersetzung mit vermeintlich ungeliebten Satzkonstruktionen und Textformen den eigenen Horizont immens erweitern und das Verständnis für Literatur, Kunst, blabla vertiefen kann. Aber das klappt nur, wenn man zunächst bereit ist, aus seiner eigenen Komfortzone herauszutreten und neue, dem Text innewohnende Perspektiven anzunehmen. Daher:

      4.) (Hinter-)Fragt. Den Text und euch selbst. [b]Im Idealfall nähert ihr euch einem Text nämlich auf der Inhaltsebene und versucht dann, das Äußere damit ins Verhältnis zu setzen.

      Ein Text, der von einer Dauerdröhnung aus Adrenalin und Action lebt, braucht vermutlich keine endlosen Schachtelsätze, die einen einzigen Gedanken minutenlang strecken. Idealerweise gehen Inhalt und Stil Hand in Hand, oder aber sie kontrastieren einander für einen ganz eigenen künstlerischen Wert. Das zu entscheiden, obliegt euch als Lesenden. Gleichzeitig schwingt in jeder Handlung, jeder Szene eine gewisse Intention mit. Nicht die des Schreibenden, wohlgemerkt, sondern des Erzählers oder der Geschichte. Keine Sorge. Von keinem Mitglied des PB wird im FFT erwartet, tiefschürfende Abhandlungen oder endlose Textanalysen zu fabrizieren. Jedoch wäre ein gewisses Maß an Auseinandersetzung mit einem Text wünschenswert. Ein Text muss euch weder sprachlich noch inhaltlich vom Hocker hauen, doch bevor ihr wild Kritik übt, gönnt euch bitte die zwei Minuten kognitive Eigenleistung und fragt euch: Was passiert in dieser Geschichte und was zeigt sie? Wie zeigt sie das? Was will sie damit erreichen, ausdrücken, vermitteln, veranschaulichen? Manchmal ergibt sich aus der Beantwortung dieser Fragen eine ganz eigene Wertschätzung für einen Text, der auf den ersten Blick eher semi-unterhaltsam oder gar unangenehm erschien. Manchmal auch nicht. Manchmal ist eine Rose nur eine Rose. Aber bitte nehmt euch die Zeit, die Texte sorgfältig zu lesen und nach gewissen Spitzfindigkeiten zu schauen, nach möglichen Motiven, nach sprachlichen Besonderheiten und deren Begründung oder Wirkung. Besonders dann, wenn ihr auf etwas stoßt, das euch im ersten Moment irritiert oder aufstößt. Wenn ihr keine Antworten auf die Fragen findet, dann bleiben die Irritation und das saure Gefühl halt bestehen und müssen per Kommentar ein Ventil finden. Aber vorher bitten wir als Orga um dieses Quäntchen Empathie und das Interesse am Text. Allein schon dem kollegialen Gedanken zuliebe.

      5. Dennoch gilt weiterhin: Ein kurzes Feedback tut es auch.

      Diese langen und breiten Ausführungen müssen euch jetzt nicht erschlagen. Kurze Kommentare mit knappen Meinungen sind immer gern gesehen. Die Autor*innen freuen sich über jeden Gedanken, den ein/e Leser/in zu ihren Werken hat. Jeder Kommentar, und sei er noch so knapp, kann die Welt bedeuten und das Turnier am Laufen halten.

      In erster Linie wollen wir als Orga mit diesem umfangreichen Text nur einen Fokus auf gewisse Aspekte rücken, die uns aufgefallen sind, und entsprechend zum Nachdenken anregen. Fühlt euch davon bitte weder böswillig angefasst noch unter Druck gesetzt. Auch soll sich niemand, der sich hier angesprochen fühlen könnte, rechtfertigen oder verteidigen müssen. Das hier ist keine Anklage und keine Fachtagung. Das FFT ist und bleibt ein Wettbewerb von Fans für Fans und wird von allen Seiten auch als solcher behandelt. Aber gerade weil der Spaß am Schreiben im Vordergrund stehen soll, fühlten wir uns zu diesem Statement veranlasst.

      -- Euer Orga-Team--


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