Wir kommen so langsam aber sich in die heiße Phase des Turniers. Acht Teilnehmer verbleiben noch und nun steht das Crossover an. Wir dürfen gespannt sein, wie die Autoren ihre eigene Welt mit einer anderen Welt verknüpft haben.
Dieses Mal gibt es drei Umfragen: Bestes Crossover, handwerkliche Gestaltung des Textes und welcher Text gefiel euch am besten. Ausführliche Informationen zu den Umfragen und zur aktuellen Phase findet ihr hier.
Die Umfrage läuft 28h lang, endet also morgen (Donnerstag) um 22 Uhr!
Monster
Tagebücher x Menschen
Stella lag ausgestreckt auf dem noch von der Sonne erwärmten Dach eines Nobelhotels und sah mit Unbehagen auf die Entourage, die mit dem Eintreten der Dämmerung an der besten Adresse des Sabaody Archipels angekommen war. Vorneweg, hinter den obligatorischen Agenten im Anzug, ließ sich ein ältlicher Himmelsdrachenmensch von einem Fischmenschensklaven tragen. Das wird die Dinge verkomplizieren. Vorsichtig schob sie sich außer Sicht, bevor sie sich erhob und zurück zur Feuertreppe schritt. In Gedanken versunken strich sich Stella über die Narbe an ihrem Hals.
"Sie sind nicht alle Monster oder Papa?"
"Nein... nicht alle.“
Nicht alle, aber genug. Was würdest du jetzt machen Papa?
Aber darauf gab es keine Antwort mehr und selbst wenn, wohin hatte sie ihn geführt?
Die Ketten scheuerten an seinem Hals, an seinen Handgelenken und den Knöcheln. Sie hörten niemals auf damit, selbst nach all dieser Zeit. Wie lange trug er sie schon? Unwichtig. Wichtig war nur der Schmerz. Schmerz und kein Tagebuch. Schmerz und keine Erlösung. Doch so oft gebrochen, schien auch das nicht mehr so wichtig zu sein. Niemand war jemals gekommen, seit wie lange schon? Nicht wichtig. Wichtig war, was war noch wichtig? Ein Ende? Doch es gibt kein Ende. Ich kann es einfach nicht. Wie oft hatte er schon versucht, den Mut aufzubringen? Er wusste es nicht. Die Ketten scheuerten und rasselten. Schmerz und kein Schlaf. Keine Freiheit. Er hatte keine Tränen mehr.
Lautlos schlichen sich Stella und Franco durch die Dunkelheit zur Residenz des Himmelsdrachenmenschen. Auch unerwartete Ereignisse lassen sich zum eigenen Vorteil nutzen. Am liebsten hätte Stella sich direkt auf dem Weg gemacht dieses Monster unter ihrem Stiefel zu zertreten, aber man musste realistisch bleiben. Die Chancen zum Erfolg waren schon klein genug und die Folgen zu groß, als dass sie ernsthaft daran glaubte einen Himmelsdrachen direkt angreifen zu können. Ein Knacken holte sie aus ihren Gedanken. Obwohl sie den Gesichtsausdruck Francos nicht sehen konnte, wusste sie auch so um den vorwurfsvollen Blick den ihr bester Agent ihr zuwarf.
Bald schälte sich der dunkle Schemen des Luxushotels aus der Dunkelheit, umgeben von flackernden Lichtern der patrouillierenden Wächter. Diese ließen sich jedoch leicht vermeiden, wenn das Ziel ein anderes war. Was genau Franco eigentlich angestellt hatte, um so schnell die wichtigen Informationen zu bekommen wollte Stella gar nicht so genau wissen, was zählte war diese unscheinbare Tür, die regelmäßig für einen kurzen Moment unbeobachtet war.
Aus dem dämmerigen, von Albträumen durchzogenen, Schlummer, der für ihn Schlaf bedeutete, weckte den Fischmenschen die sich öffnende Tür.
„Keine Angst“, flüsterte ein weibliche Stimme. Ein Licht erschien in der Dunkelheit. Mit rasselnden Ketten mühte er sich in eine sitzende Position. Sein Herz ging schneller. Vor ihm standen zwei Langbeinmenschen, selbst wenn einer davon erstaunlich kurze Beine hatte. Der Herr hatte niemals andere Rassen eingesetzt. Die Frau beugte sich vor und schloss seine Ketten an den Beinen und an den Armen auf. Zum ersten Mal seit endlos langer Zeit rieben keine Ketten mehr seine Haut auf. Übermannt von Emotionen, die er schon lange für verloren erachtet hatte, war er zu keiner Reaktion fähig. Jemand war gekommen. Doch an seinem Hals passte der Schlüssel nicht. Leise fluchte die Langbeinfrau vor sich hin.
„Tut mir leid, dafür müssen wir erst einen Schlüssel anfertigen, sonst wird der Halsring explodieren.“
Panisch sah er, wie sie aus einer Gürteltasche Ketten mit Schellen, sowie ein Stück Metall herauszog.
„Nein, NEII-“ seine Angstschrei wurde von dem anderen Langbein unterbrochen, der ihm den Mund zuhielt. Mit beruhigender Stimme flüsterte dieser ihm ins Ohr:
„Keine Angst. Die Ketten sind so gefertigt, dass sie bei einem stärkeren Druck zerreißen. Wir machen einen Abdruck und werden einen Schlüssel für das Halsband anfertigen. Morgen bei der Auktion wird einer von uns dir den Schlüssel geben. Dann bist du frei, frei deinen Herrn der Gerechtigkeit zuzuführen, die er verdient.“
Langsam hatte er sich beruhigt. Der Gedanke an Freiheit bot ihm Halt, Halt genug, damit er sich wieder Ketten anlegen ließ. Hoffnung. Er hatte doch noch Tränen übrig. Morgen.
~
Das Auktionshaus war gut gefüllt und auch der Himmelsdrache mit seinem Fischmenschen war mitsamt einer Gestalt in verhüllender Kapuze eingetroffen. Dieser Punkt war Stella heikel vorgekommen, doch glücklicherweise hatte der Fischmensch die Nerven behalten. Mit der Ablenkung sollte es trotz des erhöhten Sicherheitsstandards möglich sein ihren Plan durchzuführen. Sie rieb sich die Narbe.
Ihr Vater stand vor den jämmerlichen Überresten der Langmenschen und redete für eine verlorene Sache. Weglaufen und verstecken. Es war nicht so, als ob Stella ihn nicht verstehen würde, aber man konnte nur begrenzt lange weglaufen, bis es irgendwann zu viel wurde. Wir dürfen nicht gegen die Menschen kämpfen, wiederholte er wieder und wieder. Doch immer weniger hörten auf ihn. Denn Stella wollte nicht kämpfen, um die Menschen zu besiegen, sondern sie wollte Sklaven befreien und schon bald würden sie aufbrechen, ohne ihren Vater.
Stella signalisierte den Beginn der Operation. Betäubungspfeile trafen die Wachen am Eingang und sie stürmte mit Franco los, während der Rest ihrer Mannschaft den Angriff auf die Sklavenquartiere begann.
Den Himmelsdrachen ausfindig zu machen war leicht mit dessen Blase um den Kopf und dem leeren Raum um ihn herum, genauso wie der Fischmensch, der neben der Sitzreihe im Gang kauerte. Alles verlief nach Plan. Sie zog den Schlüssel für das explodierende Halsband heraus und schrie: „JETZT!“
Der Fischmensch drehte sich um und mit einem lauten Schrei sprengte er seine Ketten, ergriff den Schlüssel den sie ihm zuwarf und befreite sich. Voller Wut warf sich der ehemalige Sklave auf den Himmelsdrachen. Doch dann geschahen mehrere unerwartete Dinge gleichzeitig.
Die Gestalt neben dem Himmelsdrachen warf den Mantel ab und enthüllte ein maskiertes Gesicht. Mühelos packte er den Fischmenschen im Sprung. Im Hintergrund explodierte die Wand und eine Horde brüllendes Meervolk strömte durch die Bresche, während sich die Leibwache des Himmelsdrachen ihnen in den Weg stellte. Stella sah den Himmelsdrachen lachen. Sie wussten, dass wir kommen. Sie drehte sich um, doch durch den Eingang rückten Marinesoldaten vor. Nur die Flucht nach vorne verblieb und wieder einmal lief sie davon. Sie stieß schreiende Menschen zur Seite, bis sie die Bühne erreichte. Franco! Sie blickte zurück und sah ihn nahe des Himmelsdrachen stehen. Nicht, du Idiot! Sie sah ihn lächeln, als ihn von hinten plötzlich einer der Anzugträger zu Boden stieß und routiniert Handschellen anlegte. Der Verwirrung in seinem Gesicht, die durch Schock abgelöst wurde, riss sie aus ihrer Starre. Es war zu viel. Sie rannte, erschüttert bis in ihre Grundfesten. Dann sah sie die angeketteten Sklaven. Verzweifelt suchte Stella nach Langmenschen, doch sie erblickte nur menschliche Sklaven. Menschen! Sogar ihresgleichen tun sie diesen Grauen an. Ihre Narbe fing an zu jucken und ihr kam ein anderer Gedanke. Die Wärter hatten sie bald eingeholt, doch mit ihren Beinen wäre es ein leichtes ihnen zu entkommen. Nein, sie sind nicht alle Monster. Mit einem Fluchen machte sie sich daran, die Ketten der Sklaven zu lösen.
Der Mann hatte sich seinen Ketten längst ergeben, doch nun war diese Langbeinfrau dabei, sie ihm zu nehmen. Hastig öffnete sie die Schellen, eine nach der anderen, während die Schritte ihrer Verfolger immer lauter wurden. Die Wärter stürmten durch die Tür. Die letzte Kette war gelöst und anstatt zu fliehen rannte sie den Aufsehern entgegen. Schüsse peitschten durch den Raum, ein Wärter flog mit einem donnernden Krachen gegen die Wand. Die Sklaven konnten nur hilflos zusehen, wie Blut spritzte als die Kugeln ihre Befreierin erwischten und die Langbeinfrau unter den Treffern zusammen zuckte. Sie spuckte Blut, doch ging nicht zu Boden und stürmte auf restlichen Wärter zu und trat um sich, bis keiner mehr stand. Taumelnd näherte sie sich dem Mann. Er dachte kurz, er sähe ein Lächeln auf ihrem Gesicht, doch da brach sie schon leblos vor ihm
zusammen.
Alles lief perfekt. Das Gesicht meines Sklaven, als er mit der Freiheit vor Augen merken musste, dass er betrogen wurde, war jede investierte Minute wert. Wie leicht sie sich doch alle ausspielen und betrügen lassen, diese niederen Rassen. Ein Angriff auf einen Gott, damit habe ich diese Fischmenschen. Damit konnte ich ihn wirklich endgültig brechen. Dieser Moment, wo eine Existenz vollständig zerstört wird, ist durch nichts zu ersetzen. Ein neues Spielzeug habe ich bereits. Köstlich, wie der Verräter so überrascht war. Was es wohl für Möglichkeiten der Demütigung gibt für diese Langbeine? Morgen, jetzt habe ich ja wieder den ganzen Tag Zeit.
Der heilige Smaragd
Unzertrennlich Freunde x Ulrich
„Papi ich will Zuckerwatte!“ Alvarez kauft Zuckerwatte. Viel zu Süß. Alvarez ist nicht nach Jahrmarkt. Er hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Als Bankdirektor der Nationalbank von Lesab gibt es aktuell viel zu tun. Neben den Einlagen der Bürger der Großstadt sowie dem Geheimen Nationalschatz, soll er nun die sichere Ankunft und Unterbringung des heiligen Smaragds planen. Der größte Edelstein, den dieses Land seit 76 Jahren gesehen hat. Und Verantwortung abgeben? Das kann der Direktor nicht. Sein Motto ist Wenn man es selbst nicht macht, wird es falsch gemacht, und Fehler, die kann die Nationalbank von Lesab sich bei dieser Transaktion wirklich nicht erlauben.
Anfangs war Alvarez sehr geschmeichelt, als die ersten Geschäftspartner begannen ihn nur noch den Direktor zu nennen. Als sich dieser Kosename in seinem privaten Umfeld ausbreitete, begann er beinahe arrogant zu werden. Jetzt wird Alvarez von jedem nur noch Der Direktor genannt. Von jedem, bis auf seinen Sohn Alvarez Jr. Der nennt ihn einfach Papi.
„Papi, ich will Karussell fahren!“ Der Direktor kauft zwei Karten für das Karussell. Auf den geschnitzten, sich im kreis drehenden Holzpferden sieht er mit seinem Anzug lächerlich aus. Das schallernde Lachen seines Sohnes lässt ihn sein Außenbild vergessen.
Normalerweise wird der Ton immer von ihm angegeben. Egal ob auf der Arbeit oder im privaten. Nur sein Sohn, da kann er nicht der dominante Direktor sein, die Rolle, die er sonst immer spielt. Hier war er einfach Papi.
„Papi, da ist ein Geschichtenerzähler! Lass uns seine Geschichten anhören!“ Geschichtenerzähler? Das hat man hier nicht so oft. Der Direktor blickt auf das vor einem Zelt stehende, mit leuchtenden Lettern beschriebene große Plakat.
Für Groß und Klein!
(Nach wahrer Begebenheit)
Der Direktor und sein Sohn betreten das Zelt, setzten sich auf die Bank in der allerersten Reihe. Beste Sicht. Das Zelt ist gut gefüllt. Die Spannung ist fühlbar. Alvarez Jr. wippt nervös mit seinen Beinen. Der Vorhang lüftet sich. Eine Missgeburt? Was ist mit seinen Armen? Der Direktor kann es nicht fassen. Ein Langarmmensch. Wo ist er hier gelandet? Eine Freakshow? Er greift die Hand seines Sohnes, ist bereit zu gehen. Doch dann sieht er den gebannten Blick, der es kaum erwarten kann, den Klamauk dieser grotesken Figur aufzusaugen. Das langarmige Ungetüm beginnt mit seinen Ausführungen. Der Direktor hat hierfür nichts übrig. Ist doch eh alles gelogen. Was interessiert ihn, den Direktor der hiesigen Nationalbank, was angeblich irgendwo da draußen auf den Meeren passiert.
„… zwei Mischwesen, zwischen Mensch und Tier. Beste Freunde seit Kindheitstagen. Nein ganz ruhig, so glaubt mir doch. Da draußen gibt es noch viel gruseligere Wesen. Riesen zum Beispiel und Meerjungfrauen! Nun gut, lasst mich weitererzählen. Also wie gesagt, es gab zwei von ihnen. Niak und Leba. Sie hatten ein großes Ziel doch ein Schatten lag über ihrer Geschichte…“
Der Direktor steht auf und verlässt das Zelt. Mit einer kurzen Handbewegung deutet er seinem Sohn an, er komme gleich zurück. Aber für eine Gruselgeschichte über abartige Wesen aus seltsamen Legenden, dafür hat er keinen Nerv. Vor dem Zelt zündet er sich eine Zigarette an. Schaut sich um. Sieht den glatzköpfigen Ticketverkäufer, wie er den Platz vor dem Zelt fegt. Blickkontakt. Ein freudiges Lächeln, entblößt einen fehlenden Zahn. Bitte sprich mich nicht an
„Guten Tag der Herr, zu aufregend die Geschichte, wa?“
„Naja“ Der Direktor hat beim besten Willen keine Lust sich zu unterhalten.
„Ja der Ulrich, traurige Geschichte mit dem, wa.“ Dass er ausschaut, wie ein Krüppel oder was meint er?
„Okay.“ Der Direktor dreht seinen Kopf demonstrativ in die andere Richtung. Der Ticketverkäufer spricht trotzdem weiter.
„Ja, glaubt man gar nicht aber der war mal Pirat. Mit den dünnen Ärmchen. Faszinierend wa?“ Ein ehemaliger Pirat also. Kein Wunder, dass mir bei seinem Anblick übel wurde.
„Böse erwischt hat es sie. Der eine Freund betrunken über Board gegangen und nicht wieder aufgetaucht. Der andere ist zu seiner Frau zurückgekehrt. Und der dritte? Der wurde von der Marine festgenommen. Und der Ulrich? Der hat das nicht verkraftet. Im Kopf und so. Erzählt jetzt schaurige Märchen. Aber es verkauft sich!“ Schallerndes Gelächter vom Ticketverkäufer.
„Hmm“ Wie sichern wir eigentlich die Verladung des heiligen Smaragds von Schiff zur Kutsche?
„Hier, nehmen sie doch dieses Bonbon als Dank für ihr offenes Ohr, wa!“ Geistesabwesend nimmt der Direktor das runde Bonbon und steckt es in seine Manteltasche.
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Ulrich: „Hat er es dir abgekauft, Frank?“
Frank: „Na klar. Glaub mir, ich kann schauspielern. Habe mir extra einen Akzent aus dem Norden angeeignet. Jeden Satz mit einem Wa beendet. Der hält dich jetzt für eine arme Socke. Einen Verlierer. Wa?“
Ulrich: „Sehr gut.“ Ulrich reibt sich die Hände und dreht sich zu Karl. „Und bei dir? Steht die Zeitung?“
Karl: „Geht heute Nacht in den Druck.“
Ulrich: „Ich liebe es, wenn Pläne funktionieren. Von Frederik habe ich heute auch eine positive Rückmeldung bekommen. Was macht das Bonbon Frank?“
Frank: „Ist eingelocht.“
Ulrich: „Dann steht uns nichts mehr im Weg. Der heilige Smaragd und der geheime Nationalschatz von Lesab sind so gut wie in unseren Händen!“
Taurin: „Miau“
Karl: „Habt ihr auch das Gefühl, diese Katze verfolgt uns?“ Ulrich und Frank haben nicht das Gefühl. Sie haben Durst. Was will Karl jetzt mit der Katze?
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Werbung: Sicherheitsdienst Fred.Rick. Ihr Partner für Objektüberwachung, Personenschutz und Co.
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Zufrieden betrachtet der Direktor die Titelseite der lokalen Zeitung, welche vor ihm ausgebreitet auf seinem großen Eichenschreibtisch liegt. Auf diesem Foto sieht mein Kinn besonders markant aus.
„Perry, kommst du mal?“ Perry, der persönliche Assistent des Direktors betritt den Raum. Klein, schmächtig, unruhiges Auftreten, unterwürfig dafür mit einem messerscharfen Verstand. Genau so hat der Direktor seine Assistenten am liebsten.
„Lass uns nochmal den Ablauf am Freitag besprechen. Ab 8 Uhr legt zu jeder vollen Stunde ein Schiff am Hafen an. Welches Schiff hat den heiligen Smaragd beladen?“
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Frank: „Ruhe, und jetzt schreib mit. Freitag, zu jeder vollen Stunde kommt ein Schiff. 11 Uhr! Schreib es auf verdammt!“
Ulrich: „Hast du das Karl? Kontaktiert Frederik! Er weiß was zu tun ist“
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Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, geschlossenen Augen und auf den Schreibtisch hochgelegten Füßen gönnt sich der Direktor eine kurze Pause von seinem Stress.
Ein Knall reißt ihn aus seiner Entspannung. Perry stürmt mit aufgerissenen Augen in das Büro.
„Perry, hast du sie noch alle?“ Der Assistent wendet seinen Blick vom Direktor ab, fängt an unverständliches zu murmeln. Der Direktor knallt mit seiner Faust auf den Tisch.
„Jetzt rede deutlich!“
„Die Bodyguards der 11 Uhr Fähre haben heute abgesagt. Durchfall. Sie haben wohl schlechte Fischbrötchen geliefert bekommen.“
„Das kann nicht sein. Wir brauchen sofort Ersatz! Hier, ich habe doch etwas gelesen. Gestern in der Zeitung. Ruf da an!“
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Frederik: „Sicherheitsdienst Fred.Rick, wie kann ich Ihnen helfen?
Perry: „Guten Tag. Ich habe eine kurzfristige Top-Secret Anfrage an Sie. Haben Sie Morgen Vormittag Zeit?“
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Freitag, 11:15, Eingang der Nationalbank von Lesab
Karl: „Wir sind gesandte der Weltregierung. Wissen Sie, was das bedeutet? WELT. REGIERUNG. Nicht mehr. Nicht weniger. Hier das offizielle Schreiben. Lassen Sie uns durch.“ Sichtlich beeindruck lässt der Bankangestellte Ulrich und Karl in den nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Bank eintreten. Karls Fähigkeiten Dokumente zu fälschen hat also doch noch einen anderen Nutzen, als exklusiven Zugang zu Schönheitswettbewerben zu bekommen. Mit festem Schritt marschieren die beiden Langarme durch die Bank. Alles war so aufgebaut, wie Frederik es in seinem Briefing mitgeteilt bekommen hat. Frederik würde Die Schatzkammer der Nationalbank durch einen geheimen Tunnel betreten. Anschließend soll er diese von innen für seine zwei Kumpanen öffnen. Und da standen sie auch schon vor der ersten, Passwortgeschützten Tür.
ALVAREZ
Tür offen. Easy. Hier dürfte ihnen niemand mehr begegnen. Sie gehen weiter. Plötzlich: Knurren? Bellen? Wo kommen die Hunde her? Die hat Frederik nicht erwähnt, verdammt. Zwei fürchterliche Höllenhunde stürmen ihnen aus der Dunkelheit entgegen. Ulrich schließt seine Augen, breitet seine extrem langen Arme aus. Das wars dann. So geht es also Zu Ende.
Hm?
Zu seinem Erstaunen stürmen die Hunde an ihm und Karl vorbei. Ulrich dreht sich um und sieht, wie die zwei Viecher etwas weißem hinterherstürmen. Eine Chinchillakatze? Egal, weiter!
Und da erblickte er sie. Das Tor zur Schatzkammer der Nationalbank von Lesab. Vom inneren ertönte ein Klicken. Es war geschafft. Der heilige Smaragd und der Nationalschatz von Lesab, in ihren Händen.
Dieses Mal gibt es drei Umfragen: Bestes Crossover, handwerkliche Gestaltung des Textes und welcher Text gefiel euch am besten. Ausführliche Informationen zu den Umfragen und zur aktuellen Phase findet ihr hier.
Die Umfrage läuft 28h lang, endet also morgen (Donnerstag) um 22 Uhr!
Tagebücher x Menschen
Stella lag ausgestreckt auf dem noch von der Sonne erwärmten Dach eines Nobelhotels und sah mit Unbehagen auf die Entourage, die mit dem Eintreten der Dämmerung an der besten Adresse des Sabaody Archipels angekommen war. Vorneweg, hinter den obligatorischen Agenten im Anzug, ließ sich ein ältlicher Himmelsdrachenmensch von einem Fischmenschensklaven tragen. Das wird die Dinge verkomplizieren. Vorsichtig schob sie sich außer Sicht, bevor sie sich erhob und zurück zur Feuertreppe schritt. In Gedanken versunken strich sich Stella über die Narbe an ihrem Hals.
"Sie sind nicht alle Monster oder Papa?"
"Nein... nicht alle.“
Nicht alle, aber genug. Was würdest du jetzt machen Papa?
Aber darauf gab es keine Antwort mehr und selbst wenn, wohin hatte sie ihn geführt?
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Die Ketten scheuerten an seinem Hals, an seinen Handgelenken und den Knöcheln. Sie hörten niemals auf damit, selbst nach all dieser Zeit. Wie lange trug er sie schon? Unwichtig. Wichtig war nur der Schmerz. Schmerz und kein Tagebuch. Schmerz und keine Erlösung. Doch so oft gebrochen, schien auch das nicht mehr so wichtig zu sein. Niemand war jemals gekommen, seit wie lange schon? Nicht wichtig. Wichtig war, was war noch wichtig? Ein Ende? Doch es gibt kein Ende. Ich kann es einfach nicht. Wie oft hatte er schon versucht, den Mut aufzubringen? Er wusste es nicht. Die Ketten scheuerten und rasselten. Schmerz und kein Schlaf. Keine Freiheit. Er hatte keine Tränen mehr.
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Lautlos schlichen sich Stella und Franco durch die Dunkelheit zur Residenz des Himmelsdrachenmenschen. Auch unerwartete Ereignisse lassen sich zum eigenen Vorteil nutzen. Am liebsten hätte Stella sich direkt auf dem Weg gemacht dieses Monster unter ihrem Stiefel zu zertreten, aber man musste realistisch bleiben. Die Chancen zum Erfolg waren schon klein genug und die Folgen zu groß, als dass sie ernsthaft daran glaubte einen Himmelsdrachen direkt angreifen zu können. Ein Knacken holte sie aus ihren Gedanken. Obwohl sie den Gesichtsausdruck Francos nicht sehen konnte, wusste sie auch so um den vorwurfsvollen Blick den ihr bester Agent ihr zuwarf.
Bald schälte sich der dunkle Schemen des Luxushotels aus der Dunkelheit, umgeben von flackernden Lichtern der patrouillierenden Wächter. Diese ließen sich jedoch leicht vermeiden, wenn das Ziel ein anderes war. Was genau Franco eigentlich angestellt hatte, um so schnell die wichtigen Informationen zu bekommen wollte Stella gar nicht so genau wissen, was zählte war diese unscheinbare Tür, die regelmäßig für einen kurzen Moment unbeobachtet war.
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Aus dem dämmerigen, von Albträumen durchzogenen, Schlummer, der für ihn Schlaf bedeutete, weckte den Fischmenschen die sich öffnende Tür.
„Keine Angst“, flüsterte ein weibliche Stimme. Ein Licht erschien in der Dunkelheit. Mit rasselnden Ketten mühte er sich in eine sitzende Position. Sein Herz ging schneller. Vor ihm standen zwei Langbeinmenschen, selbst wenn einer davon erstaunlich kurze Beine hatte. Der Herr hatte niemals andere Rassen eingesetzt. Die Frau beugte sich vor und schloss seine Ketten an den Beinen und an den Armen auf. Zum ersten Mal seit endlos langer Zeit rieben keine Ketten mehr seine Haut auf. Übermannt von Emotionen, die er schon lange für verloren erachtet hatte, war er zu keiner Reaktion fähig. Jemand war gekommen. Doch an seinem Hals passte der Schlüssel nicht. Leise fluchte die Langbeinfrau vor sich hin.
„Tut mir leid, dafür müssen wir erst einen Schlüssel anfertigen, sonst wird der Halsring explodieren.“
Panisch sah er, wie sie aus einer Gürteltasche Ketten mit Schellen, sowie ein Stück Metall herauszog.
„Nein, NEII-“ seine Angstschrei wurde von dem anderen Langbein unterbrochen, der ihm den Mund zuhielt. Mit beruhigender Stimme flüsterte dieser ihm ins Ohr:
„Keine Angst. Die Ketten sind so gefertigt, dass sie bei einem stärkeren Druck zerreißen. Wir machen einen Abdruck und werden einen Schlüssel für das Halsband anfertigen. Morgen bei der Auktion wird einer von uns dir den Schlüssel geben. Dann bist du frei, frei deinen Herrn der Gerechtigkeit zuzuführen, die er verdient.“
Langsam hatte er sich beruhigt. Der Gedanke an Freiheit bot ihm Halt, Halt genug, damit er sich wieder Ketten anlegen ließ. Hoffnung. Er hatte doch noch Tränen übrig. Morgen.
~
Das Auktionshaus war gut gefüllt und auch der Himmelsdrache mit seinem Fischmenschen war mitsamt einer Gestalt in verhüllender Kapuze eingetroffen. Dieser Punkt war Stella heikel vorgekommen, doch glücklicherweise hatte der Fischmensch die Nerven behalten. Mit der Ablenkung sollte es trotz des erhöhten Sicherheitsstandards möglich sein ihren Plan durchzuführen. Sie rieb sich die Narbe.
Ihr Vater stand vor den jämmerlichen Überresten der Langmenschen und redete für eine verlorene Sache. Weglaufen und verstecken. Es war nicht so, als ob Stella ihn nicht verstehen würde, aber man konnte nur begrenzt lange weglaufen, bis es irgendwann zu viel wurde. Wir dürfen nicht gegen die Menschen kämpfen, wiederholte er wieder und wieder. Doch immer weniger hörten auf ihn. Denn Stella wollte nicht kämpfen, um die Menschen zu besiegen, sondern sie wollte Sklaven befreien und schon bald würden sie aufbrechen, ohne ihren Vater.
Stella signalisierte den Beginn der Operation. Betäubungspfeile trafen die Wachen am Eingang und sie stürmte mit Franco los, während der Rest ihrer Mannschaft den Angriff auf die Sklavenquartiere begann.
Den Himmelsdrachen ausfindig zu machen war leicht mit dessen Blase um den Kopf und dem leeren Raum um ihn herum, genauso wie der Fischmensch, der neben der Sitzreihe im Gang kauerte. Alles verlief nach Plan. Sie zog den Schlüssel für das explodierende Halsband heraus und schrie: „JETZT!“
Der Fischmensch drehte sich um und mit einem lauten Schrei sprengte er seine Ketten, ergriff den Schlüssel den sie ihm zuwarf und befreite sich. Voller Wut warf sich der ehemalige Sklave auf den Himmelsdrachen. Doch dann geschahen mehrere unerwartete Dinge gleichzeitig.
Die Gestalt neben dem Himmelsdrachen warf den Mantel ab und enthüllte ein maskiertes Gesicht. Mühelos packte er den Fischmenschen im Sprung. Im Hintergrund explodierte die Wand und eine Horde brüllendes Meervolk strömte durch die Bresche, während sich die Leibwache des Himmelsdrachen ihnen in den Weg stellte. Stella sah den Himmelsdrachen lachen. Sie wussten, dass wir kommen. Sie drehte sich um, doch durch den Eingang rückten Marinesoldaten vor. Nur die Flucht nach vorne verblieb und wieder einmal lief sie davon. Sie stieß schreiende Menschen zur Seite, bis sie die Bühne erreichte. Franco! Sie blickte zurück und sah ihn nahe des Himmelsdrachen stehen. Nicht, du Idiot! Sie sah ihn lächeln, als ihn von hinten plötzlich einer der Anzugträger zu Boden stieß und routiniert Handschellen anlegte. Der Verwirrung in seinem Gesicht, die durch Schock abgelöst wurde, riss sie aus ihrer Starre. Es war zu viel. Sie rannte, erschüttert bis in ihre Grundfesten. Dann sah sie die angeketteten Sklaven. Verzweifelt suchte Stella nach Langmenschen, doch sie erblickte nur menschliche Sklaven. Menschen! Sogar ihresgleichen tun sie diesen Grauen an. Ihre Narbe fing an zu jucken und ihr kam ein anderer Gedanke. Die Wärter hatten sie bald eingeholt, doch mit ihren Beinen wäre es ein leichtes ihnen zu entkommen. Nein, sie sind nicht alle Monster. Mit einem Fluchen machte sie sich daran, die Ketten der Sklaven zu lösen.
~
Der Mann hatte sich seinen Ketten längst ergeben, doch nun war diese Langbeinfrau dabei, sie ihm zu nehmen. Hastig öffnete sie die Schellen, eine nach der anderen, während die Schritte ihrer Verfolger immer lauter wurden. Die Wärter stürmten durch die Tür. Die letzte Kette war gelöst und anstatt zu fliehen rannte sie den Aufsehern entgegen. Schüsse peitschten durch den Raum, ein Wärter flog mit einem donnernden Krachen gegen die Wand. Die Sklaven konnten nur hilflos zusehen, wie Blut spritzte als die Kugeln ihre Befreierin erwischten und die Langbeinfrau unter den Treffern zusammen zuckte. Sie spuckte Blut, doch ging nicht zu Boden und stürmte auf restlichen Wärter zu und trat um sich, bis keiner mehr stand. Taumelnd näherte sie sich dem Mann. Er dachte kurz, er sähe ein Lächeln auf ihrem Gesicht, doch da brach sie schon leblos vor ihm
zusammen.
~
Alles lief perfekt. Das Gesicht meines Sklaven, als er mit der Freiheit vor Augen merken musste, dass er betrogen wurde, war jede investierte Minute wert. Wie leicht sie sich doch alle ausspielen und betrügen lassen, diese niederen Rassen. Ein Angriff auf einen Gott, damit habe ich diese Fischmenschen. Damit konnte ich ihn wirklich endgültig brechen. Dieser Moment, wo eine Existenz vollständig zerstört wird, ist durch nichts zu ersetzen. Ein neues Spielzeug habe ich bereits. Köstlich, wie der Verräter so überrascht war. Was es wohl für Möglichkeiten der Demütigung gibt für diese Langbeine? Morgen, jetzt habe ich ja wieder den ganzen Tag Zeit.
Unzertrennlich Freunde x Ulrich
„Papi ich will Zuckerwatte!“ Alvarez kauft Zuckerwatte. Viel zu Süß. Alvarez ist nicht nach Jahrmarkt. Er hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Als Bankdirektor der Nationalbank von Lesab gibt es aktuell viel zu tun. Neben den Einlagen der Bürger der Großstadt sowie dem Geheimen Nationalschatz, soll er nun die sichere Ankunft und Unterbringung des heiligen Smaragds planen. Der größte Edelstein, den dieses Land seit 76 Jahren gesehen hat. Und Verantwortung abgeben? Das kann der Direktor nicht. Sein Motto ist Wenn man es selbst nicht macht, wird es falsch gemacht, und Fehler, die kann die Nationalbank von Lesab sich bei dieser Transaktion wirklich nicht erlauben.
Anfangs war Alvarez sehr geschmeichelt, als die ersten Geschäftspartner begannen ihn nur noch den Direktor zu nennen. Als sich dieser Kosename in seinem privaten Umfeld ausbreitete, begann er beinahe arrogant zu werden. Jetzt wird Alvarez von jedem nur noch Der Direktor genannt. Von jedem, bis auf seinen Sohn Alvarez Jr. Der nennt ihn einfach Papi.
„Papi, ich will Karussell fahren!“ Der Direktor kauft zwei Karten für das Karussell. Auf den geschnitzten, sich im kreis drehenden Holzpferden sieht er mit seinem Anzug lächerlich aus. Das schallernde Lachen seines Sohnes lässt ihn sein Außenbild vergessen.
Normalerweise wird der Ton immer von ihm angegeben. Egal ob auf der Arbeit oder im privaten. Nur sein Sohn, da kann er nicht der dominante Direktor sein, die Rolle, die er sonst immer spielt. Hier war er einfach Papi.
„Papi, da ist ein Geschichtenerzähler! Lass uns seine Geschichten anhören!“ Geschichtenerzähler? Das hat man hier nicht so oft. Der Direktor blickt auf das vor einem Zelt stehende, mit leuchtenden Lettern beschriebene große Plakat.
GESCHICHTENERZÄHLER ULRICH
Spannende Mythen und Legenden von hoher SeeFür Groß und Klein!
(Nach wahrer Begebenheit)
Der Direktor und sein Sohn betreten das Zelt, setzten sich auf die Bank in der allerersten Reihe. Beste Sicht. Das Zelt ist gut gefüllt. Die Spannung ist fühlbar. Alvarez Jr. wippt nervös mit seinen Beinen. Der Vorhang lüftet sich. Eine Missgeburt? Was ist mit seinen Armen? Der Direktor kann es nicht fassen. Ein Langarmmensch. Wo ist er hier gelandet? Eine Freakshow? Er greift die Hand seines Sohnes, ist bereit zu gehen. Doch dann sieht er den gebannten Blick, der es kaum erwarten kann, den Klamauk dieser grotesken Figur aufzusaugen. Das langarmige Ungetüm beginnt mit seinen Ausführungen. Der Direktor hat hierfür nichts übrig. Ist doch eh alles gelogen. Was interessiert ihn, den Direktor der hiesigen Nationalbank, was angeblich irgendwo da draußen auf den Meeren passiert.
„… zwei Mischwesen, zwischen Mensch und Tier. Beste Freunde seit Kindheitstagen. Nein ganz ruhig, so glaubt mir doch. Da draußen gibt es noch viel gruseligere Wesen. Riesen zum Beispiel und Meerjungfrauen! Nun gut, lasst mich weitererzählen. Also wie gesagt, es gab zwei von ihnen. Niak und Leba. Sie hatten ein großes Ziel doch ein Schatten lag über ihrer Geschichte…“
Der Direktor steht auf und verlässt das Zelt. Mit einer kurzen Handbewegung deutet er seinem Sohn an, er komme gleich zurück. Aber für eine Gruselgeschichte über abartige Wesen aus seltsamen Legenden, dafür hat er keinen Nerv. Vor dem Zelt zündet er sich eine Zigarette an. Schaut sich um. Sieht den glatzköpfigen Ticketverkäufer, wie er den Platz vor dem Zelt fegt. Blickkontakt. Ein freudiges Lächeln, entblößt einen fehlenden Zahn. Bitte sprich mich nicht an
„Guten Tag der Herr, zu aufregend die Geschichte, wa?“
„Naja“ Der Direktor hat beim besten Willen keine Lust sich zu unterhalten.
„Ja der Ulrich, traurige Geschichte mit dem, wa.“ Dass er ausschaut, wie ein Krüppel oder was meint er?
„Okay.“ Der Direktor dreht seinen Kopf demonstrativ in die andere Richtung. Der Ticketverkäufer spricht trotzdem weiter.
„Ja, glaubt man gar nicht aber der war mal Pirat. Mit den dünnen Ärmchen. Faszinierend wa?“ Ein ehemaliger Pirat also. Kein Wunder, dass mir bei seinem Anblick übel wurde.
„Böse erwischt hat es sie. Der eine Freund betrunken über Board gegangen und nicht wieder aufgetaucht. Der andere ist zu seiner Frau zurückgekehrt. Und der dritte? Der wurde von der Marine festgenommen. Und der Ulrich? Der hat das nicht verkraftet. Im Kopf und so. Erzählt jetzt schaurige Märchen. Aber es verkauft sich!“ Schallerndes Gelächter vom Ticketverkäufer.
„Hmm“ Wie sichern wir eigentlich die Verladung des heiligen Smaragds von Schiff zur Kutsche?
„Hier, nehmen sie doch dieses Bonbon als Dank für ihr offenes Ohr, wa!“ Geistesabwesend nimmt der Direktor das runde Bonbon und steckt es in seine Manteltasche.
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Ulrich: „Hat er es dir abgekauft, Frank?“
Frank: „Na klar. Glaub mir, ich kann schauspielern. Habe mir extra einen Akzent aus dem Norden angeeignet. Jeden Satz mit einem Wa beendet. Der hält dich jetzt für eine arme Socke. Einen Verlierer. Wa?“
Ulrich: „Sehr gut.“ Ulrich reibt sich die Hände und dreht sich zu Karl. „Und bei dir? Steht die Zeitung?“
Karl: „Geht heute Nacht in den Druck.“
Ulrich: „Ich liebe es, wenn Pläne funktionieren. Von Frederik habe ich heute auch eine positive Rückmeldung bekommen. Was macht das Bonbon Frank?“
Frank: „Ist eingelocht.“
Ulrich: „Dann steht uns nichts mehr im Weg. Der heilige Smaragd und der geheime Nationalschatz von Lesab sind so gut wie in unseren Händen!“
Taurin: „Miau“
Karl: „Habt ihr auch das Gefühl, diese Katze verfolgt uns?“ Ulrich und Frank haben nicht das Gefühl. Sie haben Durst. Was will Karl jetzt mit der Katze?
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24. August. Lesabs Rundschau
AUSZEICHNUNG FÜR NATIONALBANK VON LASEB – 20 JAHRE OHNE ZWISCHANFALL! Der Direktor im InterviewWerbung: Sicherheitsdienst Fred.Rick. Ihr Partner für Objektüberwachung, Personenschutz und Co.
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Zufrieden betrachtet der Direktor die Titelseite der lokalen Zeitung, welche vor ihm ausgebreitet auf seinem großen Eichenschreibtisch liegt. Auf diesem Foto sieht mein Kinn besonders markant aus.
„Perry, kommst du mal?“ Perry, der persönliche Assistent des Direktors betritt den Raum. Klein, schmächtig, unruhiges Auftreten, unterwürfig dafür mit einem messerscharfen Verstand. Genau so hat der Direktor seine Assistenten am liebsten.
„Lass uns nochmal den Ablauf am Freitag besprechen. Ab 8 Uhr legt zu jeder vollen Stunde ein Schiff am Hafen an. Welches Schiff hat den heiligen Smaragd beladen?“
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Frank: „Ruhe, und jetzt schreib mit. Freitag, zu jeder vollen Stunde kommt ein Schiff. 11 Uhr! Schreib es auf verdammt!“
Ulrich: „Hast du das Karl? Kontaktiert Frederik! Er weiß was zu tun ist“
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Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, geschlossenen Augen und auf den Schreibtisch hochgelegten Füßen gönnt sich der Direktor eine kurze Pause von seinem Stress.
Ein Knall reißt ihn aus seiner Entspannung. Perry stürmt mit aufgerissenen Augen in das Büro.
„Perry, hast du sie noch alle?“ Der Assistent wendet seinen Blick vom Direktor ab, fängt an unverständliches zu murmeln. Der Direktor knallt mit seiner Faust auf den Tisch.
„Jetzt rede deutlich!“
„Die Bodyguards der 11 Uhr Fähre haben heute abgesagt. Durchfall. Sie haben wohl schlechte Fischbrötchen geliefert bekommen.“
„Das kann nicht sein. Wir brauchen sofort Ersatz! Hier, ich habe doch etwas gelesen. Gestern in der Zeitung. Ruf da an!“
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Frederik: „Sicherheitsdienst Fred.Rick, wie kann ich Ihnen helfen?
Perry: „Guten Tag. Ich habe eine kurzfristige Top-Secret Anfrage an Sie. Haben Sie Morgen Vormittag Zeit?“
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Freitag, 11:15, Eingang der Nationalbank von Lesab
Karl: „Wir sind gesandte der Weltregierung. Wissen Sie, was das bedeutet? WELT. REGIERUNG. Nicht mehr. Nicht weniger. Hier das offizielle Schreiben. Lassen Sie uns durch.“ Sichtlich beeindruck lässt der Bankangestellte Ulrich und Karl in den nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Bank eintreten. Karls Fähigkeiten Dokumente zu fälschen hat also doch noch einen anderen Nutzen, als exklusiven Zugang zu Schönheitswettbewerben zu bekommen. Mit festem Schritt marschieren die beiden Langarme durch die Bank. Alles war so aufgebaut, wie Frederik es in seinem Briefing mitgeteilt bekommen hat. Frederik würde Die Schatzkammer der Nationalbank durch einen geheimen Tunnel betreten. Anschließend soll er diese von innen für seine zwei Kumpanen öffnen. Und da standen sie auch schon vor der ersten, Passwortgeschützten Tür.
ALVAREZ
Tür offen. Easy. Hier dürfte ihnen niemand mehr begegnen. Sie gehen weiter. Plötzlich: Knurren? Bellen? Wo kommen die Hunde her? Die hat Frederik nicht erwähnt, verdammt. Zwei fürchterliche Höllenhunde stürmen ihnen aus der Dunkelheit entgegen. Ulrich schließt seine Augen, breitet seine extrem langen Arme aus. Das wars dann. So geht es also Zu Ende.
Hm?
Zu seinem Erstaunen stürmen die Hunde an ihm und Karl vorbei. Ulrich dreht sich um und sieht, wie die zwei Viecher etwas weißem hinterherstürmen. Eine Chinchillakatze? Egal, weiter!
Und da erblickte er sie. Das Tor zur Schatzkammer der Nationalbank von Lesab. Vom inneren ertönte ein Klicken. Es war geschafft. Der heilige Smaragd und der Nationalschatz von Lesab, in ihren Händen.
Die Nacht ist finster und voller Schrecken aber das Feuer wird sie alle verbrennen...
Absolute Gerechtigkeit!