Und gleich gehts es weiter mit der letzten Runde. Hier entscheiden sich nun die Finalisten, geht noch einmal euer Bestes!
Die Umfrage endet am 5. Dezember um 23.59 Uhr
Der Fremde die Mission und die blutige Erde
Der Fremde X Der Ritter der Meere
Der Fremde blickt zufrieden von seinem Standort auf dem Hügel über die Ebene, welche sich vom Wald bis zur Küste mit ihrer kleinen Bucht erstreckte, bei der sich sein Hauptquartier befand. In der Bucht lagen seine drei Schiffe und auf der Ebene machte sich seine Armee aus Jüngern gerade mit den neuen Waffen vertraut, welche er den Minks abgenommen hatte. Diese Tiere waren doch einfach zu herrlich gewesen, dachten sie wirklich, sie könnten gegen ihn, seine göttlichen Kräfte und seine heilige Mission bestehen, welche er in jener Nacht erhalten hatte.
Wenn er die Augen schloss, konnte er es immer noch sehen. Wie sein Vater, der Mitglied der Stadtmiliz von Brisenwind gewesen war, von den Fischmenschen niedergemetzelt wurde. Wie seine Mutter ihm und seiner kleinen Schwester die Flucht ermöglichte, indem sie sich vor die Fischmenschen warf. Wie sie nach kurzer Flucht trotzdem eingeholt und seine Schwester von dem Piranha-Fischmenschen in Stücke gerissen wurde. Und wie Gott ihn rettete! Der Ausbruch der Macht, welche ihm in diesem Moment von Gott verliehen wurde, ließ den Fischmenschen und ihn bewusstlos werden. Als er am nächsten Morgen in einem Lazarett wieder zu sich kam, war er ganz alleine, auch seine Mutter hatte die Nacht nicht überlebt. Sie war in dem Netz der Nine-Eyes-Sekte zu Tode gequetscht worden. Zwar gab es die Geschichte, dass der sogenannte „Ritter der Meer“ diese irren Teufel vernichtet hatte und viele Menschen retten konnte, aber er wusste es besser. Dies war alles nur ein Trick um sie in Sicherheit zu wiegen und später um so härter zuschlagen zu können. Dies war kein Frieden, dies war eine Täuschung und er musste die Menschheit vor all den widerlichen, nichtmenschlichen Wesen retten. Dafür hatte ihm Gott diese Macht gegeben! Eine Macht, welche einen Großteil der einfachen Lebewesen alleine durch seine Anwesenheit niederstrecken konnte! Eine Macht, die es ihm ermöglicht hatte, diese Menschen zu sammeln und sich vorzubereiten, auf den großen Kreuzzug zur Befreiung der Menschheit von allen Nichtmenschlichem!
„Manson“ sprach ihn seine rechte Hand Charles in diesem Augenblick an. „Die Jünger machen sich sehr gut mit diesen neuen Waffen, die du uns besorgt hast. Bald können wir losschlagen und unseren Heiligen Krieg beginnen!“
„In der Tat“, antwortete Manson, „Bald ist es soweit, das Heilige Feuer der Schlacht zu entzünden. Wir werden die Welt verändern und...“
In diesem Moment erschütterte eine heftige Explosion die Insel. Alle blickten entsetzt in Richtung der Bucht, in welcher gerade ein großer Teil ihres Hauptquartiers in die Luft geflogen war oder besser gesagt, ihr Pulverlager zusammen mit einem Großteil ihres Hauptquartiers.
Manson sah, wie die Rumpfbesatzungen ihrer Schiffe damit kämpften, diese wieder unter Kontrolle zu bringen und vor dem Sinken zu retten, als es dort zu weiteren Explosion kam. Am Eingang zur Bucht waren zwei Schiffe aufgetaucht, welche seine eigenen unter feuer nahmen und an deren Masten Flaggen mit einer schwarzen Pfote zu erkennen waren, die ihm irgendwie bekannt vorkam.
Plötzlich mischten sich weitere Schreie aus einer ganz anderen Richtung in die Lärmkulisse und als Charles und Manson in diese Richtung blickten, konnten sie einen gigantischen Bären sehen, der aus Richtung des Waldes kommend über ihre Jünger herfiel. Das Vieh musste mindestens zehn Meter groß sein und pflügte mit blutspritzender Gründlichkeit durch die ersten Reihen seiner Jünger. Aber zum Glück hatte er sie gut trainiert und sie begannen sofort defensive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, indem sich in Karrees formierten und sich hinter ihren Stahlschilden verschanzten.
Daraufhin griff der Bär plötzlich auf seinen Rücken und zog eine riesige Axt hervor. Er schwang sie mit einer unglaublichen Wucht gegen das erste Karree und spaltete alle Schildträger zusammen mit ihren Stahlschilden in zwei Hälfen, wobei ihre Oberkörper, Blut und Gedärme spritzend, über das Schlachtfeld flogen. In der aufkeimenden Panik sah man jetzt auch andere tierähnliche Wesen, welche gezielt damit begannen, die noch vorhanden Zentren des Wiederstandes anzugreifen, während sich die Armee der Jünger mehr und mehr in Auflösung und in wilder Flucht befand.
Das durfte nicht sein! Der Teufel musste hier seine Finger im Spiel haben, um ihn an seiner heiligen Mission zu stören! Manson sammelte seine göttliche Kraft und stürmte mit zum Schlag erhobener Faust vor, um sich auf das Monster zu stürzen. Aber plötzlich taucht eine Gestalt vor ihm auf, welche ihn mit ebenfalls erhobener Faust angriff. Die beiden Schläge trafen aufeinander und Manson konnte spüren, dass sie ihm ebenbürtig war. Fast meinte er zu fühlen, wie sich der Himmel spaltete.
Manson sprang einen kleinen Schritt zurück, um einen besseren Blick auf denjenigen zu werfen, der es wagte, sich ihm entgegenzustellen. Vor ihm stand ein Wolf auf zwei Beinen, nein, eine Wolfsmink in einem Anzug, und blickte ihn herausfordernd an. Als Manson sie weiter musterte, fiel sein Blick auf einen Siegelring, welchen die Wolfsmink an der linken Hand trug und in dem eine schwarze Pfote eingelassen war. Dieser sah dem Ring, der ihm bei Cap aufgefallen war, erstaunlich ähnlich und auch die fremden Schiffe, welche mittlerweile in seine Bucht eingelaufen waren, trugen das gleiche Zeichen auf ihren Flaggen.
„Guten Tag. Wir kennen uns nicht, aber meine Organisation ist mit dem Ablauf des letzten Geschäftes nicht sehr zufrieden, weswegen wir entsprechende Maßnahmen ergriffen haben. Sie können sich gerne freiwillig ergeben, das würde uns weitere Arbeit sparen“, sprach ihn die Wolfsmink mit falscher Freundlichkeit an.
„Was, ich soll mich ergeben? Was wisst ihr schon! Ich bin im göttlichen Auftrag unterwegs und…“ ereiferte sich Manson.
„Stimmt, Bruno sagte so etwas in die Richtung, als der dem Hauptquartier Bericht erstattete.“ unterbrach in die Wolfsmink, „Das heißt wohl, Sie wollen sich nicht ergeben, oder?“
Manson begann vor Wut zu kochen, während auch endlich Charles zu ihm aufschloss und hinter der Wolfsmink ein schwarzer Pantermink auftauchte.
„Ah Baghira“, wandte sich die erste Mink, Manson und Charles ignorierend, an den zweiten „Wie läuft die Aktion?“
„Gut“, antwortete dieser, „Wir haben fast alle vernichtet und kümmern uns gerade um die versprengten Reste. Sigi hat mal wieder fast alles alleine erledigt. Man, ich bin immer wieder froh, dass der auf unserer Seite ist und wir nicht gegen ihn kämpfen müssen. Das war damals wirklich ein Glück, als du ihn von deiner Mission nach Elban mitgebracht hast, Lupina.“
„Sehr schön, dann müssen wir uns also nur noch um die beiden hier kümmern und können dann alles Verwertbare einladen und wieder verschwinden“ wandte sich Lupina wieder Manson und Charles, die sie entgeistert anstarrten.
„Ihr Anhänger des Teufels! Ihr werdet uns nicht von unserer heiligen Mission abhalten! Ihr Diener Luzifers“ schrie Charles, während der sein Schwert zückte und auf Baghira zustürzte.
„Luzifer? Der kämpft doch heute gar nicht mit“, erwiderte Baghira gut gelaunt, während er dem Angriff auswich, „der hat sich den Magen an einem alten Fisch verdorben, der Arme“, fuhr er fort, eh er Charles Kopf mit voller Wucht in den Erdboden rammte.
„Versucht nur was ihr wollt! Gott hat mir diese Kraft gegeben, um euch auszulöschen und keine vom Teufel gewährte Gegenkraft kann meine besiegen!“
„Göttliche Kraft?“, fragte Lupina erstaunt. „Das ist ganz normales Haoushoku, sofern man es als normal bezeichnen kann und deines ist zwar nicht schlecht, aber es gibt noch um Welten mächtigere als deines. Zum Beispiel das der Kapitänin der Exekutoren der Schwarten Pfote oder anders ausgedrückt meins!“ eröffnete Lupina mit meinem furchteinflößenden Grinsen.
Dabei begann sie, ihr Haoushoku auszustrahlen, zunächst nur wenig, doch dann langsam immer weiter verstärkend. Manson war schockiert, als er spürte, wie ihn diese Kraft zurückzudrängen drohte und er mit seiner kaum dagegen halten konnte. Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu sammeln! Wenn er nicht bald etwas gegen diese Abgesandte des Satans unternahm, würde sie ihn mit ihrer falschen Macht überwältigen. Seine ganze verbleibende göttliche Kraft sammelnd und sich selbst Mut machend sprang er schreiend mit erhobener Faust vor, um dieses teuflische Wesen zu vernichten.
„Man sollte sie nie zu sehr auf sein Haoushoku verlassen“, belehrte ihn Lupina, während sich ihre Faust schwarz färbte und sie seinen Schlag in der Luft nicht nur parierte, sondern ihn mit solcher Kraft konterte, dass er rücklings mit gewaltiger Wucht in den Hügel geschleudert wurde. Dabei wurde dieser auseinander gerissen und Manson konnte spüren, wie jeder seiner Knochen in seinem Leib splitterte.
War der Teufel wirklich um so viel mächtiger? Warum hatte Gott ihn verlassen? fragte sich Manson, während seine Sinne im Schwinden begriffen waren und sich die Kälte des Todes in ihm ausbreitete.
Adam & Eve
Chilo X Saga der Geschichtenerzähler und Krieger
Die Menge tobte. Ragnar sank röchelnd zu Boden. Der schwarze Krieger blickte ungläubig auf ihn herab. Er zog seinen Speer aus dem noch zuckenden Körper und strich sich geistesabwesend über die blutbenetzte Rüstung. Heute würde er einen Freund zu Grabe tragen müssen. Salzige Feuchtigkeit rann seine Wangen herab. Er spürte einen kurzen Anflug von Scham, war sich aber schnell seiner Vermummung bewusst. Die Menge erkannte ihn nicht. Allen war er als mysteriöser schwarzer Krieger bekannt. Der unbekannte Ritter wurde von der Menge für seinen Brudermord gefeiert. Nur vereinzelnd konnte er auch geschockte Gesichter in der Masse erkennen. Besonders auffällig waren drei Menschen, welche sich mittlerweile um den schwerverletzten Björn gekniet hatten. Sie wirkten verstört und besorgt. Eine folgerichtige Reaktion wie er fand.
Eine Berührung riss ihn aus seinen Gedanken. Alarmiert blickte sich der Ritter um. Doch Niemand wagte sich auch nur in seine Nähe. Er runzelte die Stirn. Eine erneute Berührung, sanft, beinahe streichelnd. Sie beruhigte ihn, verlangsamten seinen Herzschlag. Der Prinz verzog seine Mundwinkel zu einem schmerzerfülltem Lächeln.
Großmeisterin.
Chilo hatte mit tiefster Sorge zulassen müssen, wie sich ihr Riesenschüler mitten in die Arena geworfen hatte. Der rote Berserker war unberechenbar. Auch ein technisch überlegener Krieger musste eine solche Rücksichtslosigkeit und blanke Wut respektieren. Doch der Prinz des Riesenvolkes lies sich nicht aus der Ruhe bringen und richtete den blutroten Teufel geradezu klinisch hin. Die für einen Riesen ungewöhnlich grazilen und fließenden Bewegungen hatten den blinden Attacken des wilden Angreifers keine Öffnungen gelassen. Während die Menge begeistert den schnellen Sieg des schwarzen Ritters zelebrierte, wunderte sich Chilo, ob sie nicht vielleicht einen Fehler begangen hatte. Hätte sie ihre Kunst jemals an die Oberfläche bringen sollen?
Doch die kritischen Gedanken wurden schnell von einer Besorgnis um ihren Schüler überschattet. Prinz Loki war inmitten der Arena zu einer Eissäule erstarrt. Chilo spürte wie der Thronerbe zu keinem klaren Gedanken mehr fähig war. Sie streckte ihre Fühler aus. Ertastete ihre Umgebung. Sie spürte den Herzschlag der Riesenzuschauer um sie herum. Das rasante Pochen der adrenalingeladenen Kriegerkaste. Sie lechzten nach Blut und erstrahlten als sie es geliefert bekamen. Chilo ignorierte den Anflug von Ekel, angesichts der Begeisterung für Blut und Tod. Sie suchte nach einem bestimmten Herzen. Einem edlen Herzen, voller guter Absichten. Sie fand es, neben einem stillen, einem leisen und drei kleinen, besorgten Herzen.
Ihre unsichtbaren Hände durchbrachen eine schwarze Rüstung und fanden das Herz. Chilo hörte das Pochen nun donnernd in ihrem Kopf. Sie fand ihre innere Ruhe und weitete diese auf das vor Reue schreiende Herz aus. Der Schlag verlangsamte sich. Aus einem donnernden Pochen wurde ein melodisches Klopfen.
Schüler.
Loki beruhigte sich. Sein Freund war tot und das durch seine Hand. Doch er erinnerte sich an den Grund seines Eingreifens. Da war noch ein weiterer Freund, ein Freund dessen Leben gerade an einem seidenen Faden hing. Er wirbelte herum und blickte erneut in die geschockten Menschengesichter. Der Prinz eilte auf seinen alten Wegbegleiter zu, doch die Menschen stellten sich schützend vor ihn.
„Du rührst Björn nicht an! Nur über unsere Leichen!“, schrieen sie furchtlos im Chor.
Sie verstanden nicht. Er wollte helfen, nicht schaden. Verzweifelt sah Loki keinen anderen Ausweg mehr. Er nahm seinen Helm ab.
Ein Raunen lief durch die Menge. Vereinzelte Ausrufe wuchsen zu einer allgemeinen Euphorie.
„Prinz Loki! Der schwarze Ritter ist unser Prinz! Lang lebe der Thronerbe!“
Die drei Menschen blickten verunsichert erst zum enthüllten Ritter und dann zur tobenden Menge.
„I-Ihr seid der Prinz des Riesenstammes?“, stammelte einer der eingeschüchterten Miniaturmänner.
„Der bin ich und nun lasst mich meinem Freund helfen.“
Sie zögerte, ließen ihren Widerstand aber schließlich fallen. Loki merkte, dass auch sie einfach nur um Björns Wohlbefinden besorgt waren.
Der Prinz zog seinen pechschwarzen Speer erneut, kurz zeigten sich Zweifel im Gesicht der Menschenfrau, doch der Thronerbe ließ ihnen keine Zeit ihre Entscheidung zu überdenken. Mit chirurgischer Präzision und blitzender Geschwindigkeit durchtrennte er die Striemen der Riesenrüstung. Umsichtig befreite er den gefallenen Riesen aus der stählernen Last und begann mit einer ersten Wundschau. Sein Freund war überzogen mit Schnittwunden und Loki konnte einige Hinweise auf Knochenbrüche ertasten. Er ging in sich, spürte das Wasser in seinem Körper und in der Umgebung. Großmeisterin Diodon sprach immer davon zu berühren ohne zu berühren. Genau das tat er nun. Der ungewöhnliche Schüler des Fischmenschenkarate ertastete das Innere seines alten Weggefährten. Loki konnte den Lebensfluss des Riesen spüren. Ein gutes Zeichen. Doch er registrierte auch Störungen, Knotenpunkte in denen Zuviel oder Zuwenig Wasserströme zusammenliefen.
Innere Blutungen.
Chilo bemerkte wie Loki Fischmenschenkarate anwendete. Die Großmeisterin hielt es nicht länger aus, sie musste ihrem Schüler helfen. Sie sprang von der Tribüne und betrat ebenfalls den Kampfplatz. Der Prinz bemerkte sie in ihrer Konzentration nicht, doch die drei Menschen bauten sich abermals in einer Verteidigungsstellung vor den beiden Riesen auf. Chilo sammelte wieder ihre innere Gelassenheit und übertrug diese auf die Wasserzirkulation der drei Körper vor ihr. Als wären sie sich erst jetzt ihrer Körper bewusst, ließen Mel, Eduard und Bodo ihre Schutzhaltung fallen und machten Platz für die alte Igelfischdame.
Sie kniete sich neben ihren Schützling und schloss die Augen. Sie nahm wahr, wie Loki versuchte die Knoten im Inneren des sterbenden Riesen zu lösen. Der Prinz war ihr bester Schüler an der Erdoberfläche und dennoch drohte er den Kampf gegen den Tod zu verlieren. Die Großmeisterin begann ihren Schüler zu unterstützen. Gemeinsam beschlossen sie den verendeten Fluss des Lebens wieder mit Vitalität zu füllen.
Chilo Diodon hatte ihr gesamtes Leben an der Weiterentwicklung der Unterwasserkampfkunst gearbeitet. Ihre Techniken wurden mittlerweile von den verschiedensten Bevölkerungen der bekannten Welt eingesetzt. Doch nur wenige konnten das ultimative Ziel des Karate verstehen. Das, was sie zusammen mit Narwal hatte entwickeln wollen. Eine Kunst die heilt, die verbindet.
Im Einklang woben Meisterin und Schüler Wasserströme, beeinflussten und leiteten diese. Die Augen des am Boden liegenden Riesen zuckten und mit einem Mal hustete dieser stark.
Die Menge verstummte und horchte gebannt auf.
„Verdammt hab ich mir zu viele Krüge in den Rachen gekippt, oder auf den Kopf bekommen?!“
Chilo verstand nicht ganz, doch die Riesen lachten, der wirre Ausspruch schien also ein gutes Zeichen zu sein.
Sie blickte stolz zu ihrem Riesenschüler.
Geschafft.
Loki brach in Freudentränen aus. Er schloss seinen alten Kumpel in die Arme und drückte diesen fest.
„Hey nicht so grob! Ich bin gerade erst von den Toden wiederauferstanden.“
Loki lachte aus aus tiefsten Herzen. So hatte er schon Jahre nicht mehr gelacht. Er wischte sich die Tränen aus den glasigen Augen und strahlte.
„Es tut gut, seinem Freund nach all der Zeit wieder ins Gesicht zu blicken.“
Björn wollte gerade zu einer freudigen Erwiderung ansetzen, als sein Blick auf den blutüberströmten Ragnar fiel.
„Ich wünschte, wir hätten uns heute alle drei als Freunde wiedergesehen.“
Der Prinz schluckte schwer.
„Ich konnte nicht anders, Ragnar hatte sich zu sehr seiner Wut hingegeben.“
Björn musste nichts mehr hinzufügen. Sie wussten alle, dass eine andere Lösung undenkbar gewesen wäre. Ragnar hatte sich als Berserker verloren und damit auch sein Leben.
Die Blicke von Schüler und Meisterin trafen sich. Sie beide verstanden, dass dieser Tag nicht als Erfolg verzeichnet werden konnte, auch wenn sie erstmals gemeinsam ein Lebewesen mittels Fischmenschenkarate geheilt hatten. Eine revolutionäre Tat würde auf ewig durch den Tod eines einst so geschätzten Mitstreiters überschattet werden.
Chilo fühlte mit ihrem Schüler mit. Sie kannte Ragnar nicht, wusste aber wieviel er Loki einst bedeutet hatte. Sie musste daran denken, wie sie sich einst gefühlt hatte, als sie einen geliebten Freund getötet hatte. Auch sie konnte wieder den Tränenfluss erahnen. Aber Selbstmitleid war nicht mehr Teil von ihrem Kosmos. Sie ließ es nicht zu, dass alte Wunden aufgerissen wurden. Sie akzeptierte wer sie war und was hinter ihr lag.
Ein trauriger Kreis schließt sich.
Die Umfrage endet am 5. Dezember um 23.59 Uhr
Der Fremde X Der Ritter der Meere
Der Fremde blickt zufrieden von seinem Standort auf dem Hügel über die Ebene, welche sich vom Wald bis zur Küste mit ihrer kleinen Bucht erstreckte, bei der sich sein Hauptquartier befand. In der Bucht lagen seine drei Schiffe und auf der Ebene machte sich seine Armee aus Jüngern gerade mit den neuen Waffen vertraut, welche er den Minks abgenommen hatte. Diese Tiere waren doch einfach zu herrlich gewesen, dachten sie wirklich, sie könnten gegen ihn, seine göttlichen Kräfte und seine heilige Mission bestehen, welche er in jener Nacht erhalten hatte.
Wenn er die Augen schloss, konnte er es immer noch sehen. Wie sein Vater, der Mitglied der Stadtmiliz von Brisenwind gewesen war, von den Fischmenschen niedergemetzelt wurde. Wie seine Mutter ihm und seiner kleinen Schwester die Flucht ermöglichte, indem sie sich vor die Fischmenschen warf. Wie sie nach kurzer Flucht trotzdem eingeholt und seine Schwester von dem Piranha-Fischmenschen in Stücke gerissen wurde. Und wie Gott ihn rettete! Der Ausbruch der Macht, welche ihm in diesem Moment von Gott verliehen wurde, ließ den Fischmenschen und ihn bewusstlos werden. Als er am nächsten Morgen in einem Lazarett wieder zu sich kam, war er ganz alleine, auch seine Mutter hatte die Nacht nicht überlebt. Sie war in dem Netz der Nine-Eyes-Sekte zu Tode gequetscht worden. Zwar gab es die Geschichte, dass der sogenannte „Ritter der Meer“ diese irren Teufel vernichtet hatte und viele Menschen retten konnte, aber er wusste es besser. Dies war alles nur ein Trick um sie in Sicherheit zu wiegen und später um so härter zuschlagen zu können. Dies war kein Frieden, dies war eine Täuschung und er musste die Menschheit vor all den widerlichen, nichtmenschlichen Wesen retten. Dafür hatte ihm Gott diese Macht gegeben! Eine Macht, welche einen Großteil der einfachen Lebewesen alleine durch seine Anwesenheit niederstrecken konnte! Eine Macht, die es ihm ermöglicht hatte, diese Menschen zu sammeln und sich vorzubereiten, auf den großen Kreuzzug zur Befreiung der Menschheit von allen Nichtmenschlichem!
„Manson“ sprach ihn seine rechte Hand Charles in diesem Augenblick an. „Die Jünger machen sich sehr gut mit diesen neuen Waffen, die du uns besorgt hast. Bald können wir losschlagen und unseren Heiligen Krieg beginnen!“
„In der Tat“, antwortete Manson, „Bald ist es soweit, das Heilige Feuer der Schlacht zu entzünden. Wir werden die Welt verändern und...“
In diesem Moment erschütterte eine heftige Explosion die Insel. Alle blickten entsetzt in Richtung der Bucht, in welcher gerade ein großer Teil ihres Hauptquartiers in die Luft geflogen war oder besser gesagt, ihr Pulverlager zusammen mit einem Großteil ihres Hauptquartiers.
Manson sah, wie die Rumpfbesatzungen ihrer Schiffe damit kämpften, diese wieder unter Kontrolle zu bringen und vor dem Sinken zu retten, als es dort zu weiteren Explosion kam. Am Eingang zur Bucht waren zwei Schiffe aufgetaucht, welche seine eigenen unter feuer nahmen und an deren Masten Flaggen mit einer schwarzen Pfote zu erkennen waren, die ihm irgendwie bekannt vorkam.
Plötzlich mischten sich weitere Schreie aus einer ganz anderen Richtung in die Lärmkulisse und als Charles und Manson in diese Richtung blickten, konnten sie einen gigantischen Bären sehen, der aus Richtung des Waldes kommend über ihre Jünger herfiel. Das Vieh musste mindestens zehn Meter groß sein und pflügte mit blutspritzender Gründlichkeit durch die ersten Reihen seiner Jünger. Aber zum Glück hatte er sie gut trainiert und sie begannen sofort defensive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, indem sich in Karrees formierten und sich hinter ihren Stahlschilden verschanzten.
Daraufhin griff der Bär plötzlich auf seinen Rücken und zog eine riesige Axt hervor. Er schwang sie mit einer unglaublichen Wucht gegen das erste Karree und spaltete alle Schildträger zusammen mit ihren Stahlschilden in zwei Hälfen, wobei ihre Oberkörper, Blut und Gedärme spritzend, über das Schlachtfeld flogen. In der aufkeimenden Panik sah man jetzt auch andere tierähnliche Wesen, welche gezielt damit begannen, die noch vorhanden Zentren des Wiederstandes anzugreifen, während sich die Armee der Jünger mehr und mehr in Auflösung und in wilder Flucht befand.
Das durfte nicht sein! Der Teufel musste hier seine Finger im Spiel haben, um ihn an seiner heiligen Mission zu stören! Manson sammelte seine göttliche Kraft und stürmte mit zum Schlag erhobener Faust vor, um sich auf das Monster zu stürzen. Aber plötzlich taucht eine Gestalt vor ihm auf, welche ihn mit ebenfalls erhobener Faust angriff. Die beiden Schläge trafen aufeinander und Manson konnte spüren, dass sie ihm ebenbürtig war. Fast meinte er zu fühlen, wie sich der Himmel spaltete.
Manson sprang einen kleinen Schritt zurück, um einen besseren Blick auf denjenigen zu werfen, der es wagte, sich ihm entgegenzustellen. Vor ihm stand ein Wolf auf zwei Beinen, nein, eine Wolfsmink in einem Anzug, und blickte ihn herausfordernd an. Als Manson sie weiter musterte, fiel sein Blick auf einen Siegelring, welchen die Wolfsmink an der linken Hand trug und in dem eine schwarze Pfote eingelassen war. Dieser sah dem Ring, der ihm bei Cap aufgefallen war, erstaunlich ähnlich und auch die fremden Schiffe, welche mittlerweile in seine Bucht eingelaufen waren, trugen das gleiche Zeichen auf ihren Flaggen.
„Guten Tag. Wir kennen uns nicht, aber meine Organisation ist mit dem Ablauf des letzten Geschäftes nicht sehr zufrieden, weswegen wir entsprechende Maßnahmen ergriffen haben. Sie können sich gerne freiwillig ergeben, das würde uns weitere Arbeit sparen“, sprach ihn die Wolfsmink mit falscher Freundlichkeit an.
„Was, ich soll mich ergeben? Was wisst ihr schon! Ich bin im göttlichen Auftrag unterwegs und…“ ereiferte sich Manson.
„Stimmt, Bruno sagte so etwas in die Richtung, als der dem Hauptquartier Bericht erstattete.“ unterbrach in die Wolfsmink, „Das heißt wohl, Sie wollen sich nicht ergeben, oder?“
Manson begann vor Wut zu kochen, während auch endlich Charles zu ihm aufschloss und hinter der Wolfsmink ein schwarzer Pantermink auftauchte.
„Ah Baghira“, wandte sich die erste Mink, Manson und Charles ignorierend, an den zweiten „Wie läuft die Aktion?“
„Gut“, antwortete dieser, „Wir haben fast alle vernichtet und kümmern uns gerade um die versprengten Reste. Sigi hat mal wieder fast alles alleine erledigt. Man, ich bin immer wieder froh, dass der auf unserer Seite ist und wir nicht gegen ihn kämpfen müssen. Das war damals wirklich ein Glück, als du ihn von deiner Mission nach Elban mitgebracht hast, Lupina.“
„Sehr schön, dann müssen wir uns also nur noch um die beiden hier kümmern und können dann alles Verwertbare einladen und wieder verschwinden“ wandte sich Lupina wieder Manson und Charles, die sie entgeistert anstarrten.
„Ihr Anhänger des Teufels! Ihr werdet uns nicht von unserer heiligen Mission abhalten! Ihr Diener Luzifers“ schrie Charles, während der sein Schwert zückte und auf Baghira zustürzte.
„Luzifer? Der kämpft doch heute gar nicht mit“, erwiderte Baghira gut gelaunt, während er dem Angriff auswich, „der hat sich den Magen an einem alten Fisch verdorben, der Arme“, fuhr er fort, eh er Charles Kopf mit voller Wucht in den Erdboden rammte.
„Versucht nur was ihr wollt! Gott hat mir diese Kraft gegeben, um euch auszulöschen und keine vom Teufel gewährte Gegenkraft kann meine besiegen!“
„Göttliche Kraft?“, fragte Lupina erstaunt. „Das ist ganz normales Haoushoku, sofern man es als normal bezeichnen kann und deines ist zwar nicht schlecht, aber es gibt noch um Welten mächtigere als deines. Zum Beispiel das der Kapitänin der Exekutoren der Schwarten Pfote oder anders ausgedrückt meins!“ eröffnete Lupina mit meinem furchteinflößenden Grinsen.
Dabei begann sie, ihr Haoushoku auszustrahlen, zunächst nur wenig, doch dann langsam immer weiter verstärkend. Manson war schockiert, als er spürte, wie ihn diese Kraft zurückzudrängen drohte und er mit seiner kaum dagegen halten konnte. Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu sammeln! Wenn er nicht bald etwas gegen diese Abgesandte des Satans unternahm, würde sie ihn mit ihrer falschen Macht überwältigen. Seine ganze verbleibende göttliche Kraft sammelnd und sich selbst Mut machend sprang er schreiend mit erhobener Faust vor, um dieses teuflische Wesen zu vernichten.
„Man sollte sie nie zu sehr auf sein Haoushoku verlassen“, belehrte ihn Lupina, während sich ihre Faust schwarz färbte und sie seinen Schlag in der Luft nicht nur parierte, sondern ihn mit solcher Kraft konterte, dass er rücklings mit gewaltiger Wucht in den Hügel geschleudert wurde. Dabei wurde dieser auseinander gerissen und Manson konnte spüren, wie jeder seiner Knochen in seinem Leib splitterte.
War der Teufel wirklich um so viel mächtiger? Warum hatte Gott ihn verlassen? fragte sich Manson, während seine Sinne im Schwinden begriffen waren und sich die Kälte des Todes in ihm ausbreitete.
Chilo X Saga der Geschichtenerzähler und Krieger
Die Menge tobte. Ragnar sank röchelnd zu Boden. Der schwarze Krieger blickte ungläubig auf ihn herab. Er zog seinen Speer aus dem noch zuckenden Körper und strich sich geistesabwesend über die blutbenetzte Rüstung. Heute würde er einen Freund zu Grabe tragen müssen. Salzige Feuchtigkeit rann seine Wangen herab. Er spürte einen kurzen Anflug von Scham, war sich aber schnell seiner Vermummung bewusst. Die Menge erkannte ihn nicht. Allen war er als mysteriöser schwarzer Krieger bekannt. Der unbekannte Ritter wurde von der Menge für seinen Brudermord gefeiert. Nur vereinzelnd konnte er auch geschockte Gesichter in der Masse erkennen. Besonders auffällig waren drei Menschen, welche sich mittlerweile um den schwerverletzten Björn gekniet hatten. Sie wirkten verstört und besorgt. Eine folgerichtige Reaktion wie er fand.
Eine Berührung riss ihn aus seinen Gedanken. Alarmiert blickte sich der Ritter um. Doch Niemand wagte sich auch nur in seine Nähe. Er runzelte die Stirn. Eine erneute Berührung, sanft, beinahe streichelnd. Sie beruhigte ihn, verlangsamten seinen Herzschlag. Der Prinz verzog seine Mundwinkel zu einem schmerzerfülltem Lächeln.
Großmeisterin.
Chilo hatte mit tiefster Sorge zulassen müssen, wie sich ihr Riesenschüler mitten in die Arena geworfen hatte. Der rote Berserker war unberechenbar. Auch ein technisch überlegener Krieger musste eine solche Rücksichtslosigkeit und blanke Wut respektieren. Doch der Prinz des Riesenvolkes lies sich nicht aus der Ruhe bringen und richtete den blutroten Teufel geradezu klinisch hin. Die für einen Riesen ungewöhnlich grazilen und fließenden Bewegungen hatten den blinden Attacken des wilden Angreifers keine Öffnungen gelassen. Während die Menge begeistert den schnellen Sieg des schwarzen Ritters zelebrierte, wunderte sich Chilo, ob sie nicht vielleicht einen Fehler begangen hatte. Hätte sie ihre Kunst jemals an die Oberfläche bringen sollen?
Doch die kritischen Gedanken wurden schnell von einer Besorgnis um ihren Schüler überschattet. Prinz Loki war inmitten der Arena zu einer Eissäule erstarrt. Chilo spürte wie der Thronerbe zu keinem klaren Gedanken mehr fähig war. Sie streckte ihre Fühler aus. Ertastete ihre Umgebung. Sie spürte den Herzschlag der Riesenzuschauer um sie herum. Das rasante Pochen der adrenalingeladenen Kriegerkaste. Sie lechzten nach Blut und erstrahlten als sie es geliefert bekamen. Chilo ignorierte den Anflug von Ekel, angesichts der Begeisterung für Blut und Tod. Sie suchte nach einem bestimmten Herzen. Einem edlen Herzen, voller guter Absichten. Sie fand es, neben einem stillen, einem leisen und drei kleinen, besorgten Herzen.
Ihre unsichtbaren Hände durchbrachen eine schwarze Rüstung und fanden das Herz. Chilo hörte das Pochen nun donnernd in ihrem Kopf. Sie fand ihre innere Ruhe und weitete diese auf das vor Reue schreiende Herz aus. Der Schlag verlangsamte sich. Aus einem donnernden Pochen wurde ein melodisches Klopfen.
Schüler.
Loki beruhigte sich. Sein Freund war tot und das durch seine Hand. Doch er erinnerte sich an den Grund seines Eingreifens. Da war noch ein weiterer Freund, ein Freund dessen Leben gerade an einem seidenen Faden hing. Er wirbelte herum und blickte erneut in die geschockten Menschengesichter. Der Prinz eilte auf seinen alten Wegbegleiter zu, doch die Menschen stellten sich schützend vor ihn.
„Du rührst Björn nicht an! Nur über unsere Leichen!“, schrieen sie furchtlos im Chor.
Sie verstanden nicht. Er wollte helfen, nicht schaden. Verzweifelt sah Loki keinen anderen Ausweg mehr. Er nahm seinen Helm ab.
Ein Raunen lief durch die Menge. Vereinzelte Ausrufe wuchsen zu einer allgemeinen Euphorie.
„Prinz Loki! Der schwarze Ritter ist unser Prinz! Lang lebe der Thronerbe!“
Die drei Menschen blickten verunsichert erst zum enthüllten Ritter und dann zur tobenden Menge.
„I-Ihr seid der Prinz des Riesenstammes?“, stammelte einer der eingeschüchterten Miniaturmänner.
„Der bin ich und nun lasst mich meinem Freund helfen.“
Sie zögerte, ließen ihren Widerstand aber schließlich fallen. Loki merkte, dass auch sie einfach nur um Björns Wohlbefinden besorgt waren.
Der Prinz zog seinen pechschwarzen Speer erneut, kurz zeigten sich Zweifel im Gesicht der Menschenfrau, doch der Thronerbe ließ ihnen keine Zeit ihre Entscheidung zu überdenken. Mit chirurgischer Präzision und blitzender Geschwindigkeit durchtrennte er die Striemen der Riesenrüstung. Umsichtig befreite er den gefallenen Riesen aus der stählernen Last und begann mit einer ersten Wundschau. Sein Freund war überzogen mit Schnittwunden und Loki konnte einige Hinweise auf Knochenbrüche ertasten. Er ging in sich, spürte das Wasser in seinem Körper und in der Umgebung. Großmeisterin Diodon sprach immer davon zu berühren ohne zu berühren. Genau das tat er nun. Der ungewöhnliche Schüler des Fischmenschenkarate ertastete das Innere seines alten Weggefährten. Loki konnte den Lebensfluss des Riesen spüren. Ein gutes Zeichen. Doch er registrierte auch Störungen, Knotenpunkte in denen Zuviel oder Zuwenig Wasserströme zusammenliefen.
Innere Blutungen.
Chilo bemerkte wie Loki Fischmenschenkarate anwendete. Die Großmeisterin hielt es nicht länger aus, sie musste ihrem Schüler helfen. Sie sprang von der Tribüne und betrat ebenfalls den Kampfplatz. Der Prinz bemerkte sie in ihrer Konzentration nicht, doch die drei Menschen bauten sich abermals in einer Verteidigungsstellung vor den beiden Riesen auf. Chilo sammelte wieder ihre innere Gelassenheit und übertrug diese auf die Wasserzirkulation der drei Körper vor ihr. Als wären sie sich erst jetzt ihrer Körper bewusst, ließen Mel, Eduard und Bodo ihre Schutzhaltung fallen und machten Platz für die alte Igelfischdame.
Sie kniete sich neben ihren Schützling und schloss die Augen. Sie nahm wahr, wie Loki versuchte die Knoten im Inneren des sterbenden Riesen zu lösen. Der Prinz war ihr bester Schüler an der Erdoberfläche und dennoch drohte er den Kampf gegen den Tod zu verlieren. Die Großmeisterin begann ihren Schüler zu unterstützen. Gemeinsam beschlossen sie den verendeten Fluss des Lebens wieder mit Vitalität zu füllen.
Chilo Diodon hatte ihr gesamtes Leben an der Weiterentwicklung der Unterwasserkampfkunst gearbeitet. Ihre Techniken wurden mittlerweile von den verschiedensten Bevölkerungen der bekannten Welt eingesetzt. Doch nur wenige konnten das ultimative Ziel des Karate verstehen. Das, was sie zusammen mit Narwal hatte entwickeln wollen. Eine Kunst die heilt, die verbindet.
Im Einklang woben Meisterin und Schüler Wasserströme, beeinflussten und leiteten diese. Die Augen des am Boden liegenden Riesen zuckten und mit einem Mal hustete dieser stark.
Die Menge verstummte und horchte gebannt auf.
„Verdammt hab ich mir zu viele Krüge in den Rachen gekippt, oder auf den Kopf bekommen?!“
Chilo verstand nicht ganz, doch die Riesen lachten, der wirre Ausspruch schien also ein gutes Zeichen zu sein.
Sie blickte stolz zu ihrem Riesenschüler.
Geschafft.
Loki brach in Freudentränen aus. Er schloss seinen alten Kumpel in die Arme und drückte diesen fest.
„Hey nicht so grob! Ich bin gerade erst von den Toden wiederauferstanden.“
Loki lachte aus aus tiefsten Herzen. So hatte er schon Jahre nicht mehr gelacht. Er wischte sich die Tränen aus den glasigen Augen und strahlte.
„Es tut gut, seinem Freund nach all der Zeit wieder ins Gesicht zu blicken.“
Björn wollte gerade zu einer freudigen Erwiderung ansetzen, als sein Blick auf den blutüberströmten Ragnar fiel.
„Ich wünschte, wir hätten uns heute alle drei als Freunde wiedergesehen.“
Der Prinz schluckte schwer.
„Ich konnte nicht anders, Ragnar hatte sich zu sehr seiner Wut hingegeben.“
Björn musste nichts mehr hinzufügen. Sie wussten alle, dass eine andere Lösung undenkbar gewesen wäre. Ragnar hatte sich als Berserker verloren und damit auch sein Leben.
Die Blicke von Schüler und Meisterin trafen sich. Sie beide verstanden, dass dieser Tag nicht als Erfolg verzeichnet werden konnte, auch wenn sie erstmals gemeinsam ein Lebewesen mittels Fischmenschenkarate geheilt hatten. Eine revolutionäre Tat würde auf ewig durch den Tod eines einst so geschätzten Mitstreiters überschattet werden.
Chilo fühlte mit ihrem Schüler mit. Sie kannte Ragnar nicht, wusste aber wieviel er Loki einst bedeutet hatte. Sie musste daran denken, wie sie sich einst gefühlt hatte, als sie einen geliebten Freund getötet hatte. Auch sie konnte wieder den Tränenfluss erahnen. Aber Selbstmitleid war nicht mehr Teil von ihrem Kosmos. Sie ließ es nicht zu, dass alte Wunden aufgerissen wurden. Sie akzeptierte wer sie war und was hinter ihr lag.
Ein trauriger Kreis schließt sich.
Keks alter!!!!!
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