[FFT21] - Halbfinale - Stechen

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    • [FFT21] - Halbfinale - Stechen



      Tretet näher, tretet näher! Nur hier, nur heute (und morgen), exklusiv im PirateBoard: Massenmord. Da von den acht Halbfinalisten nur zwei Schreiber die nötige Punktmehrheit erzielt haben, um direkt in das Triell einzuziehen, müssen wir leider vier der fünf punktgleichen Teilnehmer in einem Stechen...abstechen.

      Die Regeln sind klar und schnell erklärt: Jeder hat eine Stimme, die er seinem favorisierten Halbfinalstext zukommen lässt. Bitte beachtet, in diesem Stechen wirklich nur die Leistung im Halbfinale zu werten. Etwaige vorherige Texte der Teilnehmer stehen nicht zur Debatte. Die Kategorien Crossover, Handwerk (Stil, Rechtschreibung, Grammatik) und allgemeiner Eindruck sollten euch weiterhin bei eurer Entscheidung leiten und den Ausschlag geben. Anbei zu jedem Text findet ihr die zu kombinierenden Sagen. Zuerst die Saga des Autors, dann die zugewiesene fremde Saga.

      Monster

      Menschen x Tagebücher

      Stella lag ausgestreckt auf dem noch von der Sonne erwärmten Dach eines Nobelhotels und sah mit Unbehagen auf die Entourage, die mit dem Eintreten der Dämmerung an der besten Adresse des Sabaody Archipels angekommen war. Vorneweg, hinter den obligatorischen Agenten im Anzug, ließ sich ein ältlicher Himmelsdrachenmensch von einem Fischmenschensklaven tragen. Das wird die Dinge verkomplizieren. Vorsichtig schob sie sich außer Sicht, bevor sie sich erhob und zurück zur Feuertreppe schritt. In Gedanken versunken strich sich Stella über die Narbe an ihrem Hals.

      "Sie sind nicht alle Monster oder Papa?"
      "Nein... nicht alle.“
      Nicht alle, aber genug. Was würdest du jetzt machen Papa?


      Aber darauf gab es keine Antwort mehr und selbst wenn, wohin hatte sie ihn geführt?

      ~

      Die Ketten scheuerten an seinem Hals, an seinen Handgelenken und den Knöcheln. Sie hörten niemals auf damit, selbst nach all dieser Zeit. Wie lange trug er sie schon? Unwichtig. Wichtig war nur der Schmerz. Schmerz und kein Tagebuch. Schmerz und keine Erlösung. Doch so oft gebrochen, schien auch das nicht mehr so wichtig zu sein. Niemand war jemals gekommen, seit wie lange schon? Nicht wichtig. Wichtig war, was war noch wichtig? Ein Ende? Doch es gibt kein Ende. Ich kann es einfach nicht. Wie oft hatte er schon versucht, den Mut aufzubringen? Er wusste es nicht. Die Ketten scheuerten und rasselten. Schmerz und kein Schlaf. Keine Freiheit. Er hatte keine Tränen mehr.

      ~

      Lautlos schlichen sich Stella und Franco durch die Dunkelheit zur Residenz des Himmelsdrachenmenschen. Auch unerwartete Ereignisse lassen sich zum eigenen Vorteil nutzen. Am liebsten hätte Stella sich direkt auf dem Weg gemacht dieses Monster unter ihrem Stiefel zu zertreten, aber man musste realistisch bleiben. Die Chancen zum Erfolg waren schon klein genug und die Folgen zu groß, als dass sie ernsthaft daran glaubte einen Himmelsdrachen direkt angreifen zu können. Ein Knacken holte sie aus ihren Gedanken. Obwohl sie den Gesichtsausdruck Francos nicht sehen konnte, wusste sie auch so um den vorwurfsvollen Blick den ihr bester Agent ihr zuwarf.
      Bald schälte sich der dunkle Schemen des Luxushotels aus der Dunkelheit, umgeben von flackernden Lichtern der patrouillierenden Wächter. Diese ließen sich jedoch leicht vermeiden, wenn das Ziel ein anderes war. Was genau Franco eigentlich angestellt hatte, um so schnell die wichtigen Informationen zu bekommen wollte Stella gar nicht so genau wissen, was zählte war diese unscheinbare Tür, die regelmäßig für einen kurzen Moment unbeobachtet war.

      ~

      Aus dem dämmerigen, von Albträumen durchzogenen, Schlummer, der für ihn Schlaf bedeutete, weckte den Fischmenschen die sich öffnende Tür.
      „Keine Angst“, flüsterte ein weibliche Stimme. Ein Licht erschien in der Dunkelheit. Mit rasselnden Ketten mühte er sich in eine sitzende Position. Sein Herz ging schneller. Vor ihm standen zwei Langbeinmenschen, selbst wenn einer davon erstaunlich kurze Beine hatte. Der Herr hatte niemals andere Rassen eingesetzt. Die Frau beugte sich vor und schloss seine Ketten an den Beinen und an den Armen auf. Zum ersten Mal seit endlos langer Zeit rieben keine Ketten mehr seine Haut auf. Übermannt von Emotionen, die er schon lange für verloren erachtet hatte, war er zu keiner Reaktion fähig. Jemand war gekommen. Doch an seinem Hals passte der Schlüssel nicht. Leise fluchte die Langbeinfrau vor sich hin.
      „Tut mir leid, dafür müssen wir erst einen Schlüssel anfertigen, sonst wird der Halsring explodieren.“
      Panisch sah er, wie sie aus einer Gürteltasche Ketten mit Schellen, sowie ein Stück Metall herauszog.
      „Nein, NEII-“ seine Angstschrei wurde von dem anderen Langbein unterbrochen, der ihm den Mund zuhielt. Mit beruhigender Stimme flüsterte dieser ihm ins Ohr:
      „Keine Angst. Die Ketten sind so gefertigt, dass sie bei einem stärkeren Druck zerreißen. Wir machen einen Abdruck und werden einen Schlüssel für das Halsband anfertigen. Morgen bei der Auktion wird einer von uns dir den Schlüssel geben. Dann bist du frei, frei deinen Herrn der Gerechtigkeit zuzuführen, die er verdient.“
      Langsam hatte er sich beruhigt. Der Gedanke an Freiheit bot ihm Halt, Halt genug, damit er sich wieder Ketten anlegen ließ. Hoffnung. Er hatte doch noch Tränen übrig. Morgen.

      ~

      Das Auktionshaus war gut gefüllt und auch der Himmelsdrache mit seinem Fischmenschen war mitsamt einer Gestalt in verhüllender Kapuze eingetroffen. Dieser Punkt war Stella heikel vorgekommen, doch glücklicherweise hatte der Fischmensch die Nerven behalten. Mit der Ablenkung sollte es trotz des erhöhten Sicherheitsstandards möglich sein ihren Plan durchzuführen. Sie rieb sich die Narbe.


      Ihr Vater stand vor den jämmerlichen Überresten der Langmenschen und redete für eine verlorene Sache. Weglaufen und verstecken. Es war nicht so, als ob Stella ihn nicht verstehen würde, aber man konnte nur begrenzt lange weglaufen, bis es irgendwann zu viel wurde. Wir dürfen nicht gegen die Menschen kämpfen, wiederholte er wieder und wieder. Doch immer weniger hörten auf ihn. Denn Stella wollte nicht kämpfen, um die Menschen zu besiegen, sondern sie wollte Sklaven befreien und schon bald würden sie aufbrechen, ohne ihren Vater.

      Stella signalisierte den Beginn der Operation. Betäubungspfeile trafen die Wachen am Eingang und sie stürmte mit Franco los, während der Rest ihrer Mannschaft den Angriff auf die Sklavenquartiere begann.
      Den Himmelsdrachen ausfindig zu machen war leicht mit dessen Blase um den Kopf und dem leeren Raum um ihn herum, genauso wie der Fischmensch, der neben der Sitzreihe im Gang kauerte. Alles verlief nach Plan. Sie zog den Schlüssel für das explodierende Halsband heraus und schrie: „JETZT!“
      Der Fischmensch drehte sich um und mit einem lauten Schrei sprengte er seine Ketten, ergriff den Schlüssel den sie ihm zuwarf und befreite sich. Voller Wut warf sich der ehemalige Sklave auf den Himmelsdrachen. Doch dann geschahen mehrere unerwartete Dinge gleichzeitig.
      Die Gestalt neben dem Himmelsdrachen warf den Mantel ab und enthüllte ein maskiertes Gesicht. Mühelos packte er den Fischmenschen im Sprung. Im Hintergrund explodierte die Wand und eine Horde brüllendes Meervolk strömte durch die Bresche, während sich die Leibwache des Himmelsdrachen ihnen in den Weg stellte. Stella sah den Himmelsdrachen lachen. Sie wussten, dass wir kommen. Sie drehte sich um, doch durch den Eingang rückten Marinesoldaten vor. Nur die Flucht nach vorne verblieb und wieder einmal lief sie davon. Sie stieß schreiende Menschen zur Seite, bis sie die Bühne erreichte. Franco! Sie blickte zurück und sah ihn nahe des Himmelsdrachen stehen. Nicht, du Idiot! Sie sah ihn lächeln, als ihn von hinten plötzlich einer der Anzugträger zu Boden stieß und routiniert Handschellen anlegte. Der Verwirrung in seinem Gesicht, die durch Schock abgelöst wurde, riss sie aus ihrer Starre. Es war zu viel. Sie rannte, erschüttert bis in ihre Grundfesten. Dann sah sie die angeketteten Sklaven. Verzweifelt suchte Stella nach Langmenschen, doch sie erblickte nur menschliche Sklaven. Menschen! Sogar ihresgleichen tun sie diesen Grauen an. Ihre Narbe fing an zu jucken und ihr kam ein anderer Gedanke. Die Wärter hatten sie bald eingeholt, doch mit ihren Beinen wäre es ein leichtes ihnen zu entkommen. Nein, sie sind nicht alle Monster. Mit einem Fluchen machte sie sich daran, die Ketten der Sklaven zu lösen.

      ~

      Der Mann hatte sich seinen Ketten längst ergeben, doch nun war diese Langbeinfrau dabei, sie ihm zu nehmen. Hastig öffnete sie die Schellen, eine nach der anderen, während die Schritte ihrer Verfolger immer lauter wurden. Die Wärter stürmten durch die Tür. Die letzte Kette war gelöst und anstatt zu fliehen rannte sie den Aufsehern entgegen. Schüsse peitschten durch den Raum, ein Wärter flog mit einem donnernden Krachen gegen die Wand. Die Sklaven konnten nur hilflos zusehen, wie Blut spritzte als die Kugeln ihre Befreierin erwischten und die Langbeinfrau unter den Treffern zusammen zuckte. Sie spuckte Blut, doch ging nicht zu Boden und stürmte auf restlichen Wärter zu und trat um sich, bis keiner mehr stand. Taumelnd näherte sie sich dem Mann. Er dachte kurz, er sähe ein Lächeln auf ihrem Gesicht, doch da brach sie schon leblos vor ihm
      zusammen.

      ~

      Alles lief perfekt. Das Gesicht meines Sklaven, als er mit der Freiheit vor Augen merken musste, dass er betrogen wurde, war jede investierte Minute wert. Wie leicht sie sich doch alle ausspielen und betrügen lassen, diese niederen Rassen. Ein Angriff auf einen Gott, damit habe ich diese Fischmenschen. Damit konnte ich ihn wirklich endgültig brechen. Dieser Moment, wo eine Existenz vollständig zerstört wird, ist durch nichts zu ersetzen. Ein neues Spielzeug habe ich bereits. Köstlich, wie der Verräter so überrascht war. Was es wohl für Möglichkeiten der Demütigung gibt für diese Langbeine? Morgen, jetzt habe ich ja wieder den ganzen Tag Zeit.

      Der heilige Smaragd

      Ulrich x Unzertrennlich Freunde

      „Papi ich will Zuckerwatte!“ Alvarez kauft Zuckerwatte. Viel zu Süß. Alvarez ist nicht nach Jahrmarkt. Er hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Als Bankdirektor der Nationalbank von Lesab gibt es aktuell viel zu tun. Neben den Einlagen der Bürger der Großstadt sowie dem Geheimen Nationalschatz, soll er nun die sichere Ankunft und Unterbringung des heiligen Smaragds planen. Der größte Edelstein, den dieses Land seit 76 Jahren gesehen hat. Und Verantwortung abgeben? Das kann der Direktor nicht. Sein Motto ist Wenn man es selbst nicht macht, wird es falsch gemacht, und Fehler, die kann die Nationalbank von Lesab sich bei dieser Transaktion wirklich nicht erlauben.
      Anfangs war Alvarez sehr geschmeichelt, als die ersten Geschäftspartner begannen ihn nur noch den Direktor zu nennen. Als sich dieser Kosename in seinem privaten Umfeld ausbreitete, begann er beinahe arrogant zu werden. Jetzt wird Alvarez von jedem nur noch Der Direktor genannt. Von jedem, bis auf seinen Sohn Alvarez Jr. Der nennt ihn einfach Papi.
      „Papi, ich will Karussell fahren!“ Der Direktor kauft zwei Karten für das Karussell. Auf den geschnitzten, sich im kreis drehenden Holzpferden sieht er mit seinem Anzug lächerlich aus. Das schallernde Lachen seines Sohnes lässt ihn sein Außenbild vergessen.
      Normalerweise wird der Ton immer von ihm angegeben. Egal ob auf der Arbeit oder im privaten. Nur sein Sohn, da kann er nicht der dominante Direktor sein, die Rolle, die er sonst immer spielt. Hier war er einfach Papi.
      „Papi, da ist ein Geschichtenerzähler! Lass uns seine Geschichten anhören!“ Geschichtenerzähler? Das hat man hier nicht so oft. Der Direktor blickt auf das vor einem Zelt stehende, mit leuchtenden Lettern beschriebene große Plakat.



      GESCHICHTENERZÄHLER ULRICH
      Spannende Mythen und Legenden von hoher See
      Für Groß und Klein!

      (Nach wahrer Begebenheit)

      Der Direktor und sein Sohn betreten das Zelt, setzten sich auf die Bank in der allerersten Reihe. Beste Sicht. Das Zelt ist gut gefüllt. Die Spannung ist fühlbar. Alvarez Jr. wippt nervös mit seinen Beinen. Der Vorhang lüftet sich. Eine Missgeburt? Was ist mit seinen Armen? Der Direktor kann es nicht fassen. Ein Langarmmensch. Wo ist er hier gelandet? Eine Freakshow? Er greift die Hand seines Sohnes, ist bereit zu gehen. Doch dann sieht er den gebannten Blick, der es kaum erwarten kann, den Klamauk dieser grotesken Figur aufzusaugen. Das langarmige Ungetüm beginnt mit seinen Ausführungen. Der Direktor hat hierfür nichts übrig. Ist doch eh alles gelogen. Was interessiert ihn, den Direktor der hiesigen Nationalbank, was angeblich irgendwo da draußen auf den Meeren passiert.
      „… zwei Mischwesen, zwischen Mensch und Tier. Beste Freunde seit Kindheitstagen. Nein ganz ruhig, so glaubt mir doch. Da draußen gibt es noch viel gruseligere Wesen. Riesen zum Beispiel und Meerjungfrauen! Nun gut, lasst mich weitererzählen. Also wie gesagt, es gab zwei von ihnen. Niak und Leba. Sie hatten ein großes Ziel doch ein Schatten lag über ihrer Geschichte…“
      Der Direktor steht auf und verlässt das Zelt. Mit einer kurzen Handbewegung deutet er seinem Sohn an, er komme gleich zurück. Aber für eine Gruselgeschichte über abartige Wesen aus seltsamen Legenden, dafür hat er keinen Nerv. Vor dem Zelt zündet er sich eine Zigarette an. Schaut sich um. Sieht den glatzköpfigen Ticketverkäufer, wie er den Platz vor dem Zelt fegt. Blickkontakt. Ein freudiges Lächeln, entblößt einen fehlenden Zahn. Bitte sprich mich nicht an
      „Guten Tag der Herr, zu aufregend die Geschichte, wa?“
      „Naja“ Der Direktor hat beim besten Willen keine Lust sich zu unterhalten.
      „Ja der Ulrich, traurige Geschichte mit dem, wa.“ Dass er ausschaut, wie ein Krüppel oder was meint er?
      „Okay.“ Der Direktor dreht seinen Kopf demonstrativ in die andere Richtung. Der Ticketverkäufer spricht trotzdem weiter.
      „Ja, glaubt man gar nicht aber der war mal Pirat. Mit den dünnen Ärmchen. Faszinierend wa?“ Ein ehemaliger Pirat also. Kein Wunder, dass mir bei seinem Anblick übel wurde.
      „Böse erwischt hat es sie. Der eine Freund betrunken über Board gegangen und nicht wieder aufgetaucht. Der andere ist zu seiner Frau zurückgekehrt. Und der dritte? Der wurde von der Marine festgenommen. Und der Ulrich? Der hat das nicht verkraftet. Im Kopf und so. Erzählt jetzt schaurige Märchen. Aber es verkauft sich!“ Schallerndes Gelächter vom Ticketverkäufer.
      „Hmm“ Wie sichern wir eigentlich die Verladung des heiligen Smaragds von Schiff zur Kutsche?
      „Hier, nehmen sie doch dieses Bonbon als Dank für ihr offenes Ohr, wa!“ Geistesabwesend nimmt der Direktor das runde Bonbon und steckt es in seine Manteltasche.


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      Ulrich: „Hat er es dir abgekauft, Frank?“
      Frank: „Na klar. Glaub mir, ich kann schauspielern. Habe mir extra einen Akzent aus dem Norden angeeignet. Jeden Satz mit einem Wa beendet. Der hält dich jetzt für eine arme Socke. Einen Verlierer. Wa?“
      Ulrich: „Sehr gut.“ Ulrich reibt sich die Hände und dreht sich zu Karl. „Und bei dir? Steht die Zeitung?“
      Karl: „Geht heute Nacht in den Druck.“
      Ulrich: „Ich liebe es, wenn Pläne funktionieren. Von Frederik habe ich heute auch eine positive Rückmeldung bekommen. Was macht das Bonbon Frank?“
      Frank: „Ist eingelocht.“
      Ulrich: „Dann steht uns nichts mehr im Weg. Der heilige Smaragd und der geheime Nationalschatz von Lesab sind so gut wie in unseren Händen!“
      Taurin: „Miau“
      Karl: „Habt ihr auch das Gefühl, diese Katze verfolgt uns?“ Ulrich und Frank haben nicht das Gefühl. Sie haben Durst. Was will Karl jetzt mit der Katze?
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      24. August. Lesabs Rundschau
      AUSZEICHNUNG FÜR NATIONALBANK VON LASEB – 20 JAHRE OHNE ZWISCHANFALL! Der Direktor im Interview

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      Zufrieden betrachtet der Direktor die Titelseite der lokalen Zeitung, welche vor ihm ausgebreitet auf seinem großen Eichenschreibtisch liegt. Auf diesem Foto sieht mein Kinn besonders markant aus.
      „Perry, kommst du mal?“ Perry, der persönliche Assistent des Direktors betritt den Raum. Klein, schmächtig, unruhiges Auftreten, unterwürfig dafür mit einem messerscharfen Verstand. Genau so hat der Direktor seine Assistenten am liebsten.
      „Lass uns nochmal den Ablauf am Freitag besprechen. Ab 8 Uhr legt zu jeder vollen Stunde ein Schiff am Hafen an. Welches Schiff hat den heiligen Smaragd beladen?“


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      Frank: „Ruhe, und jetzt schreib mit. Freitag, zu jeder vollen Stunde kommt ein Schiff. 11 Uhr! Schreib es auf verdammt!“
      Ulrich: „Hast du das Karl? Kontaktiert Frederik! Er weiß was zu tun ist“


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      Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, geschlossenen Augen und auf den Schreibtisch hochgelegten Füßen gönnt sich der Direktor eine kurze Pause von seinem Stress.
      Ein Knall reißt ihn aus seiner Entspannung. Perry stürmt mit aufgerissenen Augen in das Büro.
      „Perry, hast du sie noch alle?“ Der Assistent wendet seinen Blick vom Direktor ab, fängt an unverständliches zu murmeln. Der Direktor knallt mit seiner Faust auf den Tisch.
      „Jetzt rede deutlich!“
      „Die Bodyguards der 11 Uhr Fähre haben heute abgesagt. Durchfall. Sie haben wohl schlechte Fischbrötchen geliefert bekommen.“
      „Das kann nicht sein. Wir brauchen sofort Ersatz! Hier, ich habe doch etwas gelesen. Gestern in der Zeitung. Ruf da an!“
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      Frederik: „Sicherheitsdienst Fred.Rick, wie kann ich Ihnen helfen?
      Perry: „Guten Tag. Ich habe eine kurzfristige Top-Secret Anfrage an Sie. Haben Sie Morgen Vormittag Zeit?“
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      Freitag, 11:15, Eingang der Nationalbank von Lesab
      Karl: „Wir sind gesandte der Weltregierung. Wissen Sie, was das bedeutet? WELT. REGIERUNG. Nicht mehr. Nicht weniger. Hier das offizielle Schreiben. Lassen Sie uns durch.“ Sichtlich beeindruck lässt der Bankangestellte Ulrich und Karl in den nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Bank eintreten. Karls Fähigkeiten Dokumente zu fälschen hat also doch noch einen anderen Nutzen, als exklusiven Zugang zu Schönheitswettbewerben zu bekommen. Mit festem Schritt marschieren die beiden Langarme durch die Bank. Alles war so aufgebaut, wie Frederik es in seinem Briefing mitgeteilt bekommen hat. Frederik würde Die Schatzkammer der Nationalbank durch einen geheimen Tunnel betreten. Anschließend soll er diese von innen für seine zwei Kumpanen öffnen. Und da standen sie auch schon vor der ersten, Passwortgeschützten Tür.

      ALVAREZ

      Tür offen. Easy. Hier dürfte ihnen niemand mehr begegnen. Sie gehen weiter. Plötzlich: Knurren? Bellen? Wo kommen die Hunde her? Die hat Frederik nicht erwähnt, verdammt. Zwei fürchterliche Höllenhunde stürmen ihnen aus der Dunkelheit entgegen. Ulrich schließt seine Augen, breitet seine extrem langen Arme aus. Das wars dann. So geht es also Zu Ende.
      Hm?
      Zu seinem Erstaunen stürmen die Hunde an ihm und Karl vorbei. Ulrich dreht sich um und sieht, wie die zwei Viecher etwas weißem hinterherstürmen. Eine Chinchillakatze? Egal, weiter!

      Und da erblickte er sie. Das Tor zur Schatzkammer der Nationalbank von Lesab. Vom inneren ertönte ein Klicken. Es war geschafft. Der heilige Smaragd und der Nationalschatz von Lesab, in ihren Händen.

      Zerrissene Bande

      Verfehlte Ambitionen x Familienbande

      "Nutzlos!"
      Prim keuchte schwer. Kaum war sie an jenem Abend zum Schiff zurückgekehrt und hatte den Anderen gesagt, dass sie Praline nicht hatte finden können, war Oven schon auf sie losgegangen.
      "Was kannst du eigentlich? Du bist weder hübsch anzusehen, noch eine besonders starke Kämpferin." Oven glühte rot. In seinen Augen sah sie eine Mischung aus Abscheu und Wut.
      "Mama hat stets gesagt, dass du und Praline nur dazu da seid um die Fischmenschen auf unsere Seite zu bekommen. Und was habt ihr erreicht? Praline hat uns verraten und du schaffst es nicht einmal ihre Sauerei wieder Gerade zu biegen." Sie versuchte sich gegen die Faustschläge ihres älteren Bruders zu verteidigen, doch es war hoffnungslos. Kämpferisch war er ihr zu stark überlegen. Die restlichen Brüder und Schwestern an Bord des Schiffs sahen nur schweigend zu. Das war also ihre Familie. Zum ersten Mal seit ihrer Geburt sah sie klar und das obwohl ihre Sicht von Tränen getrübt war. Dies war keine Familie.
      "Bitte Bruder." Prim stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab um nicht zu kollabieren. Blut tropfte aus ihrer Nase und den Mundwinkeln.
      "Ich will nicht mehr."
      Alles um sie herum wurde schwarz. In der Dunkelheit glaubte sie das Lachen ihrer Mutter zu hören. Es erzeugte ein tiefe Furcht in ihrem Herzen.
      "Kein Kind sollte sich vor dem Lachen seiner Mutter fürchten", dachte sie sich, während sie durch das dunkle Nichts schwebte. Plötzlich durchzuckte sie ein stechender Schmerz, als sie sich ihres Körpers wieder bewusst wurde. Prim erwachte auf dem kalten Boden aus abgestorbenen Korallen. Dort wo zuvor das Schiff ihrer Familie angelegt hatte. Oven hatte sie achtlos über Bord geworfen. Nun war das Schiff fort und Prim war allein.


      Die nächsten Tage verbrachte sie damit ziellos über die Fischmenscheninsel zu wandern. Sie war stark, somit sollte überleben für sie kein Problem darstellen, und doch wusste sie nicht ob sie es schaffen würde. Wollte sie überhaupt noch leben? Seit sie zurückdenken konnte, hatte sie für Big Mom gelebt. Alles was sie getan hatte war zum Wohle ihrer Mutter und ihrer Familie gewesen. Eine Familie, welche sie nun verstoßen hatte. Nun, zum ersten Mal in ihrem Leben, fragte sich Prim was sie überhaupt wollte.
      "Ich weiß es nicht. Was bin ich? Was will ich?" Prim blickte auf ihre zitternde Hand und sank zu Boden. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Armen und schluchzte. Zum ersten Mal seit unzähligen Jahren erlaubte sie sich Gefühle offen zu zeigen.
      Sollte sie zu Praline gehen? Sie konnte sich nicht vorstellen, das ihre Schwester sie aufnehmen würde. Nicht nachdem sie beinahe ihren Ehemann getötet hatte. Niemals würden sie ihr vertrauen. Sollte sie zurück nach Totland? Alles in ihrem Körper strebte sich dagegen. Diese Gedanken wurden nun durch eine freundliche Stimme unterbrochen.
      "Prim? Prim bist du das?" Der Klang einer freundlichen Stimme war so ungewohnt. Sie hob den Kopf und blinzelte verwirrt, als sie in ein bekanntes Gesicht in doppelter Ausführung blickte.
      "Lola! Chiffon!" Instinktiv wollte Prim schon nach ihrem Dreizack greifen, waren dies doch die zwei Schwestern, welche Big Mom noch mehr hasste als sie und Praline. Und doch zögerte sie ein weiteres Mal bevor sie ein Mitglied ihrer Familie Angriff.
      "Oven hat nicht gezögert", schoss es ihr durch den Kopf.
      "Was tut ihr hier auf der Fischmenscheninsel?" Prim blickte ihn die Gesichter ihrer Halbschwestern. Chiffon wirkte etwas nervös. Verständlich immerhin war Prim noch ein treues Mitglied der Big Mom Piraten gewesen, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Lola hingegen wirkte ehrlich besorgt um ihre Halbschwester.
      "Du siehst ja fürchterlich aus." Prim zuckte zusammen, als Lola sich zu ihr hinabbeugte und ihr mit einem Tuch etwas Dreck von der Wange wischte. "Wieso fürchte ich mich vor der Berührung meiner Geschwister? Wie krank ist das denn."
      "Komm mit Prim. Wir bringen dich an einen sicheren Ort." Lola nickte Chiffon zu, welche seufzte.
      "Na gut. Wir sind ja immerhin Familie." Sie drehte sich um und rief einen Mann, der etwas abseits wartete zu sich. "Liebling komm her. Wir wollen ins Schloss."



      "Wie lange ist es her seit wir zusammen ein Bad genommen haben?" Lola lachte und blies einige Seifenblasen in die Luft. Chiffon hatte die Augen geschlossen und genoss das heiße Wasser. Prim sah ihre jüngeren Schwestern an und zum ersten Mal seit sie zurück denken konnte lächelte sie. Man hatte ihr zwar jegliche Waffen abgenommen, nachdem sie Chiffons Ehemann Capone Gang Bege betreten hatten, aber ansonsten ließ man ihr innerhalb der Festung alle Freiheiten.
      "Erinnerst du dich noch Prim? Praline hat für uns Gesungen und du hast mit deinen Armen ein Sprudelbad erzeugt." Lola lachte, während sie in Erinnerungen schwelgte.
      "Nein ich erinnere mich leider nicht mehr", seufzte die Meerjungfrau. So viele hatte sie verdrängt. So vieles vergessen. Alles nur um Mutter eine nützliche und starke Kämpferin zu sein.
      "Das heiße Wasser fühlt sich herrlich an nicht?", seufzte Chiffon. "Hier kann man alles einfach vergessen und sich einfach einmal fallen lassen." Sie sah ihrer Halbschwester in die Augen. Prim vermied den Blickkontakt so gut es ging. Doch trotzdem fühlte sie sich hier irgendwie wohl. Sie alle waren Ausgestoßene. Sie alle hatten, in gewisser Weise, die Familie, die wahre Familie, über die Big Mom Piraten gestellt.
      "Was soll jetzt aus mir werden", seufzte sie und versank im heißen Wasser. Wie herrlich wäre es, wenn sie für immer hier bleiben könnte. Hier in dieser wohlig warmen Badewanne. Weit weg von allem. Doch so einfach war es nicht. Als Prim wieder auftauchte waren ihre zwei Schwestern immer noch da. Und sie waren immer noch Ausgestoßene.
      "Und nun?", fragte die Meerjungfrau.
      "Nun wir können nicht nach Totland zurück. Das hat mir Chiffon inzwischen mehr als nur klar gemacht", meinte Lola und lächelte. "Und genau deshalb habe ich beschlossen den Fehler, welchen ich damals gemacht habe, wieder auszubügeln." Lola stieg aus dem Wasser und begann sich abzutrocknen. "Ich bereue meine Entscheidung nicht, aber ich hätte zumindest mit ihm reden müssen." Chiffon verließ nun ebenfalls das Bad.
      "Wenn du fertig bist, lass bitte das Wasser ab, sonst bekommt Bege wieder Schluckauf. Abendessen gibt es um acht."


      Ein weiteres Mal war Prim alleine. Alleine mit ihren Gedanken. Sie dachte an Praline und auch an Lola und Chiffon.
      "Liegt es daran, dass wir Zwillinge sind? Habe ich sie deshalb verschont. In unserer Jugend waren wir immerhin stets zusammen." Die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit mit Praline, so verschwommen sie auch sein mochten, brachten sie unweigerlich zum Lächeln. Aber sie erzeugten auch einen stechenden Schmerz in Prims Brust. Sie überlegte ob sie eines ihrer unzähligen Halbgeschwister ebenfalls verschont hätte?
      Prim stieg langsam aus dem Wasser. Sie blickte an sich hinab. Wie oft hatte sie die acht Tentakel verflucht, die ihren Unterleib formten. "Wenn du sie nach Totland bringst, wird man dich sicher wieder in die Big Mom Piratenbande aufnehmen." Dieser Gedanke verfolgte Prim schon seit sie ins Bade gestiegen war. Chiffon war immerhin eine der Hauptverantwortlichen für das Attentat auf Big Mom und Mamas Zorn auf Lola war schier unendlich. Ja Prim würde ohne zu zögern wieder in die Bande aufgenommen werden.
      "Aber akzeptieren werden sie mich niemals. Wer Mama nicht von nutzen ist, erfährt in dieser Familie keine Liebe." Unweigerlich musste sie an Praline denken und wie unbekümmert sie gewirkt hatte.
      "Es ist an der Zeit, dass ich meinen eigenen Platz in dieser Welt finde."


      Bege blickte kurz von seinem Teller auf. "Deine Schwester hat uns gerade verlassen. Genau wie du es dir gedacht hast."
      "Danke das du sie raus gelassen hast", antwortet Chiffon, währen sie Petz die Flasche gab.
      Lola zuckte mit den Schultern. "Jeder von uns hat seine eigene Reise wie es scheint. Trotzdem schade, dass sie nicht mitkommen wollte." Sie wirkte nachdenklich. Zum ersten Mal seit langer Zeit. "Was denkst du wie viele unserer Geschwister unglücklich sind? Ich wollte es nie wahr haben, dass Mama dazu im Stande wäre mich zu töten, nur weil ich ihr nicht gehorcht habe, aber deine Geschichten und jetzt Prim.... " Sie stoppte und schwieg für einen Moment.
      "Das Schiff ist übrigens bereit und das Coating wurde erneuert. Wir können lossegeln", warf Bege von der Seite ein.
      "Na dann los." Lola stand auf. Sie blickte auf den Ehering an ihrem Finger. "Ich weiß nicht wie er reagieren wird, aber ich bin es ihm schuldig, dass wir von Angesicht zu Angesicht reden. Auf nach Elban!"

      Der Fremde die Mission und die blutige Erde

      Der Fremde x Der Ritter der Meere

      Der Fremde blickt zufrieden von seinem Standort auf dem Hügel über die Ebene, welche sich vom Wald bis zur Küste mit ihrer kleinen Bucht erstreckte, bei der sich sein Hauptquartier befand. In der Bucht lagen seine drei Schiffe und auf der Ebene machte sich seine Armee aus Jüngern gerade mit den neuen Waffen vertraut, welche er den Minks abgenommen hatte. Diese Tiere waren doch einfach zu herrlich gewesen, dachten sie wirklich, sie könnten gegen ihn, seine göttlichen Kräfte und seine heilige Mission bestehen, welche er in jener Nacht erhalten hatte.

      Wenn er die Augen schloss, konnte er es immer noch sehen. Wie sein Vater, der Mitglied der Stadtmiliz von Brisenwind gewesen war, von den Fischmenschen niedergemetzelt wurde. Wie seine Mutter ihm und seiner kleinen Schwester die Flucht ermöglichte, indem sie sich vor die Fischmenschen warf. Wie sie nach kurzer Flucht trotzdem eingeholt und seine Schwester von dem Piranha-Fischmenschen in Stücke gerissen wurde. Und wie Gott ihn rettete! Der Ausbruch der Macht, welche ihm in diesem Moment von Gott verliehen wurde, ließ den Fischmenschen und ihn bewusstlos werden. Als er am nächsten Morgen in einem Lazarett wieder zu sich kam, war er ganz alleine, auch seine Mutter hatte die Nacht nicht überlebt. Sie war in dem Netz der Nine-Eyes-Sekte zu Tode gequetscht worden. Zwar gab es die Geschichte, dass der sogenannte „Ritter der Meer“ diese irren Teufel vernichtet hatte und viele Menschen retten konnte, aber er wusste es besser. Dies war alles nur ein Trick um sie in Sicherheit zu wiegen und später um so härter zuschlagen zu können. Dies war kein Frieden, dies war eine Täuschung und er musste die Menschheit vor all den widerlichen, nichtmenschlichen Wesen retten. Dafür hatte ihm Gott diese Macht gegeben! Eine Macht, welche einen Großteil der einfachen Lebewesen alleine durch seine Anwesenheit niederstrecken konnte! Eine Macht, die es ihm ermöglicht hatte, diese Menschen zu sammeln und sich vorzubereiten, auf den großen Kreuzzug zur Befreiung der Menschheit von allen Nichtmenschlichem!

      „Manson“ sprach ihn seine rechte Hand Charles in diesem Augenblick an. „Die Jünger machen sich sehr gut mit diesen neuen Waffen, die du uns besorgt hast. Bald können wir losschlagen und unseren Heiligen Krieg beginnen!“
      „In der Tat“, antwortete Manson, „Bald ist es soweit, das Heilige Feuer der Schlacht zu entzünden. Wir werden die Welt verändern und...“

      In diesem Moment erschütterte eine heftige Explosion die Insel. Alle blickten entsetzt in Richtung der Bucht, in welcher gerade ein großer Teil ihres Hauptquartiers in die Luft geflogen war oder besser gesagt, ihr Pulverlager zusammen mit einem Großteil ihres Hauptquartiers.

      Manson sah, wie die Rumpfbesatzungen ihrer Schiffe damit kämpften, diese wieder unter Kontrolle zu bringen und vor dem Sinken zu retten, als es dort zu weiteren Explosion kam. Am Eingang zur Bucht waren zwei Schiffe aufgetaucht, welche seine eigenen unter feuer nahmen und an deren Masten Flaggen mit einer schwarzen Pfote zu erkennen waren, die ihm irgendwie bekannt vorkam.

      Plötzlich mischten sich weitere Schreie aus einer ganz anderen Richtung in die Lärmkulisse und als Charles und Manson in diese Richtung blickten, konnten sie einen gigantischen Bären sehen, der aus Richtung des Waldes kommend über ihre Jünger herfiel. Das Vieh musste mindestens zehn Meter groß sein und pflügte mit blutspritzender Gründlichkeit durch die ersten Reihen seiner Jünger. Aber zum Glück hatte er sie gut trainiert und sie begannen sofort defensive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, indem sich in Karrees formierten und sich hinter ihren Stahlschilden verschanzten.

      Daraufhin griff der Bär plötzlich auf seinen Rücken und zog eine riesige Axt hervor. Er schwang sie mit einer unglaublichen Wucht gegen das erste Karree und spaltete alle Schildträger zusammen mit ihren Stahlschilden in zwei Hälfen, wobei ihre Oberkörper, Blut und Gedärme spritzend, über das Schlachtfeld flogen. In der aufkeimenden Panik sah man jetzt auch andere tierähnliche Wesen, welche gezielt damit begannen, die noch vorhanden Zentren des Wiederstandes anzugreifen, während sich die Armee der Jünger mehr und mehr in Auflösung und in wilder Flucht befand.

      Das durfte nicht sein! Der Teufel musste hier seine Finger im Spiel haben, um ihn an seiner heiligen Mission zu stören! Manson sammelte seine göttliche Kraft und stürmte mit zum Schlag erhobener Faust vor, um sich auf das Monster zu stürzen. Aber plötzlich taucht eine Gestalt vor ihm auf, welche ihn mit ebenfalls erhobener Faust angriff. Die beiden Schläge trafen aufeinander und Manson konnte spüren, dass sie ihm ebenbürtig war. Fast meinte er zu fühlen, wie sich der Himmel spaltete.

      Manson sprang einen kleinen Schritt zurück, um einen besseren Blick auf denjenigen zu werfen, der es wagte, sich ihm entgegenzustellen. Vor ihm stand ein Wolf auf zwei Beinen, nein, eine Wolfsmink in einem Anzug, und blickte ihn herausfordernd an. Als Manson sie weiter musterte, fiel sein Blick auf einen Siegelring, welchen die Wolfsmink an der linken Hand trug und in dem eine schwarze Pfote eingelassen war. Dieser sah dem Ring, der ihm bei Cap aufgefallen war, erstaunlich ähnlich und auch die fremden Schiffe, welche mittlerweile in seine Bucht eingelaufen waren, trugen das gleiche Zeichen auf ihren Flaggen.

      „Guten Tag. Wir kennen uns nicht, aber meine Organisation ist mit dem Ablauf des letzten Geschäftes nicht sehr zufrieden, weswegen wir entsprechende Maßnahmen ergriffen haben. Sie können sich gerne freiwillig ergeben, das würde uns weitere Arbeit sparen“, sprach ihn die Wolfsmink mit falscher Freundlichkeit an.

      „Was, ich soll mich ergeben? Was wisst ihr schon! Ich bin im göttlichen Auftrag unterwegs und…“ ereiferte sich Manson.

      „Stimmt, Bruno sagte so etwas in die Richtung, als der dem Hauptquartier Bericht erstattete.“ unterbrach in die Wolfsmink, „Das heißt wohl, Sie wollen sich nicht ergeben, oder?“

      Manson begann vor Wut zu kochen, während auch endlich Charles zu ihm aufschloss und hinter der Wolfsmink ein schwarzer Pantermink auftauchte.
      „Ah Baghira“, wandte sich die erste Mink, Manson und Charles ignorierend, an den zweiten „Wie läuft die Aktion?“

      „Gut“, antwortete dieser, „Wir haben fast alle vernichtet und kümmern uns gerade um die versprengten Reste. Sigi hat mal wieder fast alles alleine erledigt. Man, ich bin immer wieder froh, dass der auf unserer Seite ist und wir nicht gegen ihn kämpfen müssen. Das war damals wirklich ein Glück, als du ihn von deiner Mission nach Elban mitgebracht hast, Lupina.“

      „Sehr schön, dann müssen wir uns also nur noch um die beiden hier kümmern und können dann alles Verwertbare einladen und wieder verschwinden“ wandte sich Lupina wieder Manson und Charles, die sie entgeistert anstarrten.

      „Ihr Anhänger des Teufels! Ihr werdet uns nicht von unserer heiligen Mission abhalten! Ihr Diener Luzifers“ schrie Charles, während der sein Schwert zückte und auf Baghira zustürzte.

      „Luzifer? Der kämpft doch heute gar nicht mit“, erwiderte Baghira gut gelaunt, während er dem Angriff auswich, „der hat sich den Magen an einem alten Fisch verdorben, der Arme“, fuhr er fort, eh er Charles Kopf mit voller Wucht in den Erdboden rammte.

      „Versucht nur was ihr wollt! Gott hat mir diese Kraft gegeben, um euch auszulöschen und keine vom Teufel gewährte Gegenkraft kann meine besiegen!“

      „Göttliche Kraft?“, fragte Lupina erstaunt. „Das ist ganz normales Haoushoku, sofern man es als normal bezeichnen kann und deines ist zwar nicht schlecht, aber es gibt noch um Welten mächtigere als deines. Zum Beispiel das der Kapitänin der Exekutoren der Schwarten Pfote oder anders ausgedrückt meins!“ eröffnete Lupina mit meinem furchteinflößenden Grinsen.

      Dabei begann sie, ihr Haoushoku auszustrahlen, zunächst nur wenig, doch dann langsam immer weiter verstärkend. Manson war schockiert, als er spürte, wie ihn diese Kraft zurückzudrängen drohte und er mit seiner kaum dagegen halten konnte. Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu sammeln! Wenn er nicht bald etwas gegen diese Abgesandte des Satans unternahm, würde sie ihn mit ihrer falschen Macht überwältigen. Seine ganze verbleibende göttliche Kraft sammelnd und sich selbst Mut machend sprang er schreiend mit erhobener Faust vor, um dieses teuflische Wesen zu vernichten.

      „Man sollte sie nie zu sehr auf sein Haoushoku verlassen“, belehrte ihn Lupina, während sich ihre Faust schwarz färbte und sie seinen Schlag in der Luft nicht nur parierte, sondern ihn mit solcher Kraft konterte, dass er rücklings mit gewaltiger Wucht in den Hügel geschleudert wurde. Dabei wurde dieser auseinander gerissen und Manson konnte spüren, wie jeder seiner Knochen in seinem Leib splitterte.

      War der Teufel wirklich um so viel mächtiger? Warum hatte Gott ihn verlassen? fragte sich Manson, während seine Sinne im Schwinden begriffen waren und sich die Kälte des Todes in ihm ausbreitete.

      Adam & Eve

      Chilo x Saga der Geschichtenerzähler und Krieger

      Die Menge tobte. Ragnar sank röchelnd zu Boden. Der schwarze Krieger blickte ungläubig auf ihn herab. Er zog seinen Speer aus dem noch zuckenden Körper und strich sich geistesabwesend über die blutbenetzte Rüstung. Heute würde er einen Freund zu Grabe tragen müssen. Salzige Feuchtigkeit rann seine Wangen herab. Er spürte einen kurzen Anflug von Scham, war sich aber schnell seiner Vermummung bewusst. Die Menge erkannte ihn nicht. Allen war er als mysteriöser schwarzer Krieger bekannt. Der unbekannte Ritter wurde von der Menge für seinen Brudermord gefeiert. Nur vereinzelnd konnte er auch geschockte Gesichter in der Masse erkennen. Besonders auffällig waren drei Menschen, welche sich mittlerweile um den schwerverletzten Björn gekniet hatten. Sie wirkten verstört und besorgt. Eine folgerichtige Reaktion wie er fand.
      Eine Berührung riss ihn aus seinen Gedanken. Alarmiert blickte sich der Ritter um. Doch Niemand wagte sich auch nur in seine Nähe. Er runzelte die Stirn. Eine erneute Berührung, sanft, beinahe streichelnd. Sie beruhigte ihn, verlangsamten seinen Herzschlag. Der Prinz verzog seine Mundwinkel zu einem schmerzerfülltem Lächeln.
      Großmeisterin.

      Chilo hatte mit tiefster Sorge zulassen müssen, wie sich ihr Riesenschüler mitten in die Arena geworfen hatte. Der rote Berserker war unberechenbar. Auch ein technisch überlegener Krieger musste eine solche Rücksichtslosigkeit und blanke Wut respektieren. Doch der Prinz des Riesenvolkes lies sich nicht aus der Ruhe bringen und richtete den blutroten Teufel geradezu klinisch hin. Die für einen Riesen ungewöhnlich grazilen und fließenden Bewegungen hatten den blinden Attacken des wilden Angreifers keine Öffnungen gelassen. Während die Menge begeistert den schnellen Sieg des schwarzen Ritters zelebrierte, wunderte sich Chilo, ob sie nicht vielleicht einen Fehler begangen hatte. Hätte sie ihre Kunst jemals an die Oberfläche bringen sollen?
      Doch die kritischen Gedanken wurden schnell von einer Besorgnis um ihren Schüler überschattet. Prinz Loki war inmitten der Arena zu einer Eissäule erstarrt. Chilo spürte wie der Thronerbe zu keinem klaren Gedanken mehr fähig war. Sie streckte ihre Fühler aus. Ertastete ihre Umgebung. Sie spürte den Herzschlag der Riesenzuschauer um sie herum. Das rasante Pochen der adrenalingeladenen Kriegerkaste. Sie lechzten nach Blut und erstrahlten als sie es geliefert bekamen. Chilo ignorierte den Anflug von Ekel, angesichts der Begeisterung für Blut und Tod. Sie suchte nach einem bestimmten Herzen. Einem edlen Herzen, voller guter Absichten. Sie fand es, neben einem stillen, einem leisen und drei kleinen, besorgten Herzen.
      Ihre unsichtbaren Hände durchbrachen eine schwarze Rüstung und fanden das Herz. Chilo hörte das Pochen nun donnernd in ihrem Kopf. Sie fand ihre innere Ruhe und weitete diese auf das vor Reue schreiende Herz aus. Der Schlag verlangsamte sich. Aus einem donnernden Pochen wurde ein melodisches Klopfen.
      Schüler.

      Loki beruhigte sich. Sein Freund war tot und das durch seine Hand. Doch er erinnerte sich an den Grund seines Eingreifens. Da war noch ein weiterer Freund, ein Freund dessen Leben gerade an einem seidenen Faden hing. Er wirbelte herum und blickte erneut in die geschockten Menschengesichter. Der Prinz eilte auf seinen alten Wegbegleiter zu, doch die Menschen stellten sich schützend vor ihn.
      „Du rührst Björn nicht an! Nur über unsere Leichen!“, schrieen sie furchtlos im Chor.
      Sie verstanden nicht. Er wollte helfen, nicht schaden. Verzweifelt sah Loki keinen anderen Ausweg mehr. Er nahm seinen Helm ab.
      Ein Raunen lief durch die Menge. Vereinzelte Ausrufe wuchsen zu einer allgemeinen Euphorie.
      „Prinz Loki! Der schwarze Ritter ist unser Prinz! Lang lebe der Thronerbe!“
      Die drei Menschen blickten verunsichert erst zum enthüllten Ritter und dann zur tobenden Menge.
      „I-Ihr seid der Prinz des Riesenstammes?“, stammelte einer der eingeschüchterten Miniaturmänner.
      „Der bin ich und nun lasst mich meinem Freund helfen.“
      Sie zögerte, ließen ihren Widerstand aber schließlich fallen. Loki merkte, dass auch sie einfach nur um Björns Wohlbefinden besorgt waren.
      Der Prinz zog seinen pechschwarzen Speer erneut, kurz zeigten sich Zweifel im Gesicht der Menschenfrau, doch der Thronerbe ließ ihnen keine Zeit ihre Entscheidung zu überdenken. Mit chirurgischer Präzision und blitzender Geschwindigkeit durchtrennte er die Striemen der Riesenrüstung. Umsichtig befreite er den gefallenen Riesen aus der stählernen Last und begann mit einer ersten Wundschau. Sein Freund war überzogen mit Schnittwunden und Loki konnte einige Hinweise auf Knochenbrüche ertasten. Er ging in sich, spürte das Wasser in seinem Körper und in der Umgebung. Großmeisterin Diodon sprach immer davon zu berühren ohne zu berühren. Genau das tat er nun. Der ungewöhnliche Schüler des Fischmenschenkarate ertastete das Innere seines alten Weggefährten. Loki konnte den Lebensfluss des Riesen spüren. Ein gutes Zeichen. Doch er registrierte auch Störungen, Knotenpunkte in denen Zuviel oder Zuwenig Wasserströme zusammenliefen.
      Innere Blutungen.


      Chilo bemerkte wie Loki Fischmenschenkarate anwendete. Die Großmeisterin hielt es nicht länger aus, sie musste ihrem Schüler helfen. Sie sprang von der Tribüne und betrat ebenfalls den Kampfplatz. Der Prinz bemerkte sie in ihrer Konzentration nicht, doch die drei Menschen bauten sich abermals in einer Verteidigungsstellung vor den beiden Riesen auf. Chilo sammelte wieder ihre innere Gelassenheit und übertrug diese auf die Wasserzirkulation der drei Körper vor ihr. Als wären sie sich erst jetzt ihrer Körper bewusst, ließen Mel, Eduard und Bodo ihre Schutzhaltung fallen und machten Platz für die alte Igelfischdame.
      Sie kniete sich neben ihren Schützling und schloss die Augen. Sie nahm wahr, wie Loki versuchte die Knoten im Inneren des sterbenden Riesen zu lösen. Der Prinz war ihr bester Schüler an der Erdoberfläche und dennoch drohte er den Kampf gegen den Tod zu verlieren. Die Großmeisterin begann ihren Schüler zu unterstützen. Gemeinsam beschlossen sie den verendeten Fluss des Lebens wieder mit Vitalität zu füllen.
      Chilo Diodon hatte ihr gesamtes Leben an der Weiterentwicklung der Unterwasserkampfkunst gearbeitet. Ihre Techniken wurden mittlerweile von den verschiedensten Bevölkerungen der bekannten Welt eingesetzt. Doch nur wenige konnten das ultimative Ziel des Karate verstehen. Das, was sie zusammen mit Narwal hatte entwickeln wollen. Eine Kunst die heilt, die verbindet.
      Im Einklang woben Meisterin und Schüler Wasserströme, beeinflussten und leiteten diese. Die Augen des am Boden liegenden Riesen zuckten und mit einem Mal hustete dieser stark.
      Die Menge verstummte und horchte gebannt auf.
      „Verdammt hab ich mir zu viele Krüge in den Rachen gekippt, oder auf den Kopf bekommen?!“
      Chilo verstand nicht ganz, doch die Riesen lachten, der wirre Ausspruch schien also ein gutes Zeichen zu sein.
      Sie blickte stolz zu ihrem Riesenschüler.
      Geschafft.

      Loki brach in Freudentränen aus. Er schloss seinen alten Kumpel in die Arme und drückte diesen fest.
      „Hey nicht so grob! Ich bin gerade erst von den Toden wiederauferstanden.“
      Loki lachte aus aus tiefsten Herzen. So hatte er schon Jahre nicht mehr gelacht. Er wischte sich die Tränen aus den glasigen Augen und strahlte.
      „Es tut gut, seinem Freund nach all der Zeit wieder ins Gesicht zu blicken.“
      Björn wollte gerade zu einer freudigen Erwiderung ansetzen, als sein Blick auf den blutüberströmten Ragnar fiel.
      „Ich wünschte, wir hätten uns heute alle drei als Freunde wiedergesehen.“
      Der Prinz schluckte schwer.
      „Ich konnte nicht anders, Ragnar hatte sich zu sehr seiner Wut hingegeben.“
      Björn musste nichts mehr hinzufügen. Sie wussten alle, dass eine andere Lösung undenkbar gewesen wäre. Ragnar hatte sich als Berserker verloren und damit auch sein Leben.
      Die Blicke von Schüler und Meisterin trafen sich. Sie beide verstanden, dass dieser Tag nicht als Erfolg verzeichnet werden konnte, auch wenn sie erstmals gemeinsam ein Lebewesen mittels Fischmenschenkarate geheilt hatten. Eine revolutionäre Tat würde auf ewig durch den Tod eines einst so geschätzten Mitstreiters überschattet werden.
      Chilo fühlte mit ihrem Schüler mit. Sie kannte Ragnar nicht, wusste aber wieviel er Loki einst bedeutet hatte. Sie musste daran denken, wie sie sich einst gefühlt hatte, als sie einen geliebten Freund getötet hatte. Auch sie konnte wieder den Tränenfluss erahnen. Aber Selbstmitleid war nicht mehr Teil von ihrem Kosmos. Sie ließ es nicht zu, dass alte Wunden aufgerissen wurden. Sie akzeptierte wer sie war und was hinter ihr lag.
      Ein trauriger Kreis schließt sich.


      Das Stechen läuft 24 h lang. Also bis morgen, den 07.12., um 16 Uhr!

      In diesem Sinne. Trefft eure Wahl. Besänftigt die Götter. Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!


    • Und damit ist es offiziell!

      Zeo geht als Sieger aus dem Stechen hervor
      und zieht damit in das Finale
      des FFT2021 ein!





      Weitere Infos zum großen Triell werden wir im Laufe des Abends mit euch teilen. Sammelt euch.
      Der Anfang vom Ende naht!


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