Carrot schrieb:
Letztendlich bleibt nichts anderes übrig, als das Gesamtkapitel abzuwarten, was denn zur vermeintlichen Änderung der Meinung beitragen hat. Bislang ist es nicht wirklich nachvollziehbar, warum Yamato innerhalb von 6 Kapiteln doch nicht mitreisen will.
An der Problematik wird das nur leider wenig ändern. Auch danach haben wir keine Yamato gesehen, die einen inneren Konflikt ausgetragen hat. Wir haben keine Szene bekommen, in der sie mit ihrer Entscheidung haderte. Oda hat uns in der Hinsicht absolut nichts geliefert, außer eben den vielsagenden Cliffhanger vom letzten Kapitel. Das ist unterm Strich aber zu wenig, um ihren plötzlichen Sinneswandel vernünftig ins bisherige Storygeflecht einzuweben.
Ganz zu schweigen davon, dass sich damit eben auch zwangsläufig die Frage auftut, wofür dieser Charakter denn nun gut gewesen sein soll. Faktisch haben wir nun zwei Figuren, die auf Wano verweilen, um das Erbe von Oden zu ehren. Einen von beiden hätte es aber fast zwangsläufig auf der Sunny, an Bord des Schiffes des nächsten Piratenkönigs, gebraucht, um beide Seiten - Oden's plötzliches Pflichtbewusstsein nach seiner Reise und den Grund, der ihn zu diesem neuen Lebensabschnitt und seiner Ambition die Grenzen zu öffnen getrieben hat - in Einklang zu kriegen. Yamato's Beitritt wäre damit essentiell wichtig gewesen, um die beiden Perspektiven zusammenzuführen. Diese Aufgabe wird nun komplett an Nico Robin hängen bleiben, die allerdings keine emotionale Verbindung zu Oden hat, was der letztendlichen Enthüllung auf Laugh Tale, so meine Befürchtung, den emotionalen Impact rauben wird.
Yamato's Existenzberechtigung ist verpufft, ihren Charakter hätte sich Oda auch komplett sparen können und die Aufgaben, die sie im Arc hatte, auch auf andere Schultern abladen können, u.a. auf die von Marco, der ja sowieso den ganzen Arc über wie ein Fremdkörper ohne echte Aufgabe wirkte.
Und man muss sich auch nichts vormachen: Die Aussage, dass Momo, Kinemon und Yamato von Ruffy mitgenommen werden würden, würden sie eines Tages aufs Meer hinausfahren sollen, ist rein rhetorischer Natur. Der Beitritt von Yamato wurde damit nicht ähnlich aufgeschoben, wie auf der FMI noch mit Jinbei. Oda will den Manga zum Ende bringen, wir begeben uns jetzt in die finale Saga seines Werkes. Da ist für einen späteren Beitritt von Yamato überhaupt kein Platz mehr. Viel mehr wird das in eine ähnliche Schiene fallen, wie kurz zuvor auch schon Ruffy's Gespräch mit Tama: Oda wird diese Figuren in einem etwaigen Epilog vermeintlich wieder aufgreifen und neben Ruffy stellen. Aber vorher werden wir das nicht mehr zu sehen bekommen, das bezweifle ich ernsthaft.
Überhaupt finde ich auch den teilweise zu lesenden Vergleich mit Jinbei extrem schwierig, wenn es um die Art und Weise geht, auf die Oda die jeweilige Situation nun gehandhabt hat. Wir wussten, dass Jinbei der Kapitän der Sonnenpiratenbande war, doch gesehen hat man den ganzen FMI Arc nichts von seiner Crew. Auch erfuhren wir recht früh, dass die FMI, nach Whitebeard's Tod, unter den "Schutz" von Big Mom gestellt wurde. Da musste man eigentlich nur eins und eins zusammenzählen, um Jinbei's vorübergehende Ablehnung nachvollziehen zu können. Hier existierte ein entsprechender Aufbau, die Handlung kam nicht urplötzlich aus dem Nichts, sondern war anhand diverser Plotpoints in sich logisch und schlüssig. Bei Yamato fehlt dieser Aufbau jetzt, hier gab es nie irgendeinen Zweifel daran, was sie will. Für sie ging es immer nur darum den Samurai dabei zu helfen, Wano aus Kaido's Klauen zu befreien und dann mit Ruffy aufs Meer hinauszufahren. Das war ihr sehnlichster Wunsch und den wirft sie nun binnen zwei Kapiteln einfach über Bord.
Ich vermute, dass dies aber auch schlichtweg daran liegt, dass Oda mit dem Wano Arc jetzt fertig werden wollte (oder musste). Einfach wegen Film Red, der ja auch im Manga nun u.a. durch den kurzen, redundanten Auftritt von Shanks und der damit gestreuten Silhouette von Uta promotet wurde. Offenbar herrscht und herrschte hier Zeitdruck, weshalb das Ende des Arcs auch so extrem gehetzt wirkt, während Oda aber ansonsten den ganzen Wano Arc überhaupt nicht in die Gänge kommen wollte. Yamato's plötzlicher Sinneswandel dürfte hier ebenfalls dem Zeitdruck zum Opfer gefallen sein. Hätte man nämlich nach ihrer Konfrontation mit Aramaki einen inneren Konflikt bei ihr ausgemacht, wäre die jetzige Entwicklung nicht so abrupt und aus der Luft gegriffen, wie sie es jetzt nunmal ist. Es wäre immer noch seltsam, da ihr Charakter weiterhin vollkommen konträr zu ihrem bisherigen Verhalten handeln würde, aber zumindest hätte man dann eine halbwegs nachvollziehbare Grundlage, auf der ihre Entscheidung fußen würde. Auch wenn Oda diesen Erklärungsansatz jetzt liefert, bleibt der bittere Nachgeschmack, dass dies alles viel zu abrupt und plötzlich geschieht.
So absurd ich diesen Lösungsansatz, sowie das dafür gewählte Timing und den nicht-existenten Aufbau in diese Richtung, vielleicht auch finde, hoffe ich nicht, dass Oda jetzt ganz auf eine Erklärung verzichtet. Das wäre noch schlimmer, als es ohnehin schon ist. Hier einfach nur zu sagen, dass sie erstmal Wano erkunden will, weil Oden das ja auch getan hat, ist - mit Verlaub - viel zu wenig.
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