Pedri schrieb:
Die Diskussion um Hyoris Aussage zeigt wunderbar auf, wie sehr erstens die One Piece Leserschaft gealtert ist und mit anderen Augen auf das Werk blickt und zweitens wie sensibel und mitteilungsbedürftig Menschen geworden sind. Hätte jemand so eine Aussage damals im East Blue kritisiert oder eine Moraldebatte darüber gestartet? Ich denke nicht.
Oda liebt seine Wortspiele und mehr ist dahinter auch nicht zu sehen. Oden -> kocht und Holzkohle -> brennt. Mehr denke ich darüber auch nicht nach.
Für mich ist das mittlerweile sehr langweilig geworden, täglich und überall Moraldebatten zu lesen. Jemand muss sich immer für einen völlig fremden oder gar ein fiktives Werk verletzt fühlen und das der Welt mitteilen. Es ist wohl unmöglich geworden in heutiger Zeit ein Werk zu genießen und mal den einen oder anderen provokativen Satz zu ignorieren oder als Werk des Autors einfach zu akzeptieren, ohne eine öffentliche Predigt zu halten, wie sehr seine Moralvorstellungen verletzt wurden...
Naja...es stimmt zwar, dass heutzutage etliche Menschen sehr dünnhäutig auf darauf reagieren, wenn gewisse Sachen ein "schlechtes Bauchi Gefühl auslösen". Der Umgang mit Ambivalenz und Machiavellismus ist bei einigen lauten Bevölkerungsteilen nicht gerade beliebt, wie mir scheint. Dann greifen die White Knight:innen oft beherzt in die Tastatur und betreiben Vitrue signaling, dass das "schelchte Bauchi Gefühl" wieder weg geht. Darunter leidet oft die erzählerische Qualität von vielen modernen Storys (Das Get Woke Go Broke Meme kennt man ja), aber bei One Piece ist der Fall doch ein andere.
Ein Epos, wie es One Piece auch ist, wird vielfach speziell für Jungs geschrieben. Und Jungs brauchen in jungen Jahren durchaus ein Schwarz-Weiß denken: Hier die Guten dort die Bösen. Das ist Sinn- und Identitätsstiftend und für die gesunde Entwicklung von Jungen notwendig. Es mag zwar "langweilig" sein, wenn man in Harry Potter, Herr der Ringe und co. schon auf Seite 5 weiß, wer am Ende gewinnt und wer verliert, aber für ambivalentere Charakterzüge gibt es dann auch andere Literatur für ältere Jugendliche und Erwachsene
Von dem her ist dieser Wechsel im Storytelling von OP durchaus ein Bruch mit dem, was OP (und viele andere Shonen Werke) seit Jahrzehnten vermitteln: Die Guten sind Tugendhaft und haben trotz einiger Ecken, Kanten und Streitigkeiten am Ende das Herz am richtigen Fleck. Man sieht es ja überall bei OP: die Guten Frauen sind schön, die bösen sind hässlich (außer sie nehmen die Rolle der Femme Fatal ein; Odas angeblicher Sexismus), die Guten Männer sind Mutig oder Gütig, die Bösen sind Gnadenlos, Feige, Hinterlistig oder Deformiert. Es gibt ganz wenige Ausnahmen in OP bei diesem Schema.
Mit der Aussage von Hyori wird nun eine Ausnahme an eine ganz prominente Stelle gestellt: Hyori ist eine Schöne Frau=Gut, gleichzeitig zeigt sie sich aber machiavellistisch. Das ist durchaus etwas, dass nicht in OP passt. Natürlich weiß ich es jetzt nicht, ob die Kritiker dieser Hyori-Aussage gerne das Schwarz-Weiße-Denken von OP erhalten wollen, weil es ein so wichtiges Narrativ ist, oder einfach nur VS betreiben wollen....
berbo schrieb:
Wie würde die Bevölkerung nun mit einem Kurozumi umgehen, wenn sie auf ihn trifft?
Wahrscheinlich nicht sehr nett, wenn diese Person es überhaupt überleben würde.
Das steht finde nicht mit der Moralvorstellung der Strohhutbande überein.
Das ist alles.
Wenn man nun One Piece etwas Erwachsener betrachten will, dann macht dieses Verhalten durchaus Sinn. Erstmal ist Hyori nicht bei den Strohhüten und zudem ist es ist Ratsam für einen Herrscher, der die Macht erlangt hat, alles zu töten und verachten zu lassen, was die alte Ordnung unterstützt und am Leben erhalten hat. Inkl. all ihrer Sprösslinge. So rein aus dem Interesse das Shogunat zu stärken und zu erhalten, tut Hyori gut daran hier machiavellistische Züge zu zeigen, dass es eben nicht nocheinmal zu einer Rache von Orachis Verwandten kommt.