Vom Leid des Kubsel (PriatehunterDrake)

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    • Vom Leid des Kubsel (PriatehunterDrake)

      „Heute ist ein ausgezeichneter Tag“, sagte Mister Großwart stolz.
      General Mado war da ganz anderer Meinung. Aber er war stets ganz anderer Meinung wie Mister Großwart. Ständig lagen sie sich in den Haaren, wenn es um die Durchsetzung der Meinungen ging. An diesem Tag jedoch hätte er ihm am liebsten recht gegeben, immerhin hatten sie alles erreicht was sie bei diesem Auftrag erreichen wollten. Aber irgendetwas stimmte nicht, Mado konnte nicht sagen was genau nicht stimmte, doch er spürte es in seinen fünfzig Jahre alten Knochen. Irgendetwas stimmte einfach nicht!
      „Die Männer sind perfekt aufgestellt“, fuhr Mister Großwart fort. „Die Kanonen gut versteckt und ich muss schon sagen, das es eine hervorragende Idee war, das moderne Kriegsschiff hinter dem Hügelkamm zu verstecken. Sie werden erst begreifen was passiert, wenn diese „Mörser“ kurz davor sind ihre Köpfe zu treffen“.
      Vielleicht lag es daran, das Mister Großwart mehr Haare auf dem Kopf hatte, wenn auch Grau und nicht weitaus mehr Haare als er, dennoch waren es vielleicht vier oder fünf Haare mehr. Zumindest behauptete Mister Großwart das gerne. Dieser Großwart war ein alter Schwätzer, der sich mit seinen fünfundvierzig Jahren zu den ganz alten Hasen des Rates zählte. Dabei waren die alten Herren mindestens doppelt so alt wie er, wenn nicht schon dreifach so alt. Hinzu kam, das Mister Großwart nicht einmal ein hohes Tier im Rat der vereinigten Länder von Maxima war. Mister Großwart könnte man mehr als eine Witzfigur beschreiben, der in den Rat eingetreten war und keiner sich erklären konnte, wie er das geschafft hatte. Vielleicht lag es daran, das es im Rat meist ernst zur Sache ging und sie in Mister Großwart eine gewisse Heiterkeit fanden. An Verstand konnte es nicht gelegen haben, oder vielleicht hatten diese fünf grauen Haare die er mehr auf dem Kopf besaß, ihn nicht davor retten können seinen Verstand zu verlieren.
      Mado wusste darauf keine Antwort. Er wusste nur das Mister Großwart, für diese Aufgabe mit ihm gesegelt war. Erst dachte er, das der Rat ihn strafen oder ihm einen Streich spielen wollte, für irgendetwas das er getan hatte und das musste in der Zeit gewesen sein, als sich sein Verstand überall befand, außer bei ihm und seiner Taten. Beim Aufbruch musste er erfahren, das es Mister Großwart sein persönlicher Wunsch gewesen war. Einen härteren Stoß hätte ihm nicht einmal einer der Morle geben können.
      „Sie können den Tag loben, wenn er vorbei ist“, mahnte er ohne seinen Meinungsgegner an zu blicken. Diese lästigen, trüben verschiedenen Augenpaare, die verträumt, verwirrt und sogar verrückt blickten, wollte er nicht sehen.
      „Loben wäre zu wenig“, Mister Großwart lies nicht von seiner Begeisterung ab. „Dieser Tag wird in die Geschichtsbücher eingehen. Vielleicht wird er sogar ein Feiertag, mehr noch ein Nationaltag. Ein Niederschlag der Nation, ich habe schon...“
      „Ich unterbreche Sie nur ungern, Mister Großwart“, begann Mado, bevor er sich wieder eine Rede über Träume und Größenwahn anhören durfte. „Aber ich denke es ist an der Zeit. Lassen sie mich meinen Auftrag nun zu Ende bringen“.
      „Aber natürlich“, und im Gegensatz aller seiner Erwartungen, war die Begeisterung von Mister Großwart gestiegen.
      Das Gefühl in seinem Bauch wurde stärker. Mado umklammerte den Griff seines Rapiers. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht!
      Alle Menschen in der kleinen Stadt hatten sich auf dem Platz versammelt. Es glich mehr einem Dorf als einer Stadt, das Rathaus, war ein aus Steinen erbautes altes Wirtshaus, umgeben von Holzhäusern. Einige hatten versucht Steinhäuser zu errichten und waren kläglich gescheitert. An diesen Ruinen versammelten sich Weinflaschen und Bierflaschen, gezinkte Würfel, neue, verwesende und verschwundene Spielkarten und ein Gestank des jugendlichen Auslebens, der Liebe, der Übertreibung und des Blutes. Der Platz war aus Stein und eingetretenem Schlamm geformt. Kisten und Holzstapel formten Bänke und Scheiße lag kreuz und quer verstreut. Von Tieren und Menschen, in einigen war hinein getreten wurden, dann zeichneten sich auch Spuren vom verzweifelten Versuch, die Scheiße von seinen Schuhen zu kriegen ab und dann waren da auch noch die Berge von Müll. Müll in all seinen Formen. Mado wollte nicht weiter denken, was sich alles in diesen seltsamen Müllverhüllungen fand, den er wusste die Antwort schon. So hatte es man ihm in der Ausbildung beigebracht. Menschen. Tod oder am Leben.
      „Bringt den Gefangenen zu mir“, befahl er. Zwei Männer nicht weit von ihm verschwanden und erschienen wenig später mit einer verwahrlosten Gestalt auf Deck wieder.
      Der Gefangene wurde vor seine Füße geworfen, er war einen Kopf größer als Mado und Mado war ein großer Mann. An dem Gesicht des Gefangenen klebte geronnenes Blut, der über mehrere Tage getrocknete Schweiß ließ ihn stinken, seine Zähne verfaulten, seine Haare klebten und sein einst prächtiger Bart war wild und brüchig.
      „Ein Pirat wie er im Buche steht“, verkündete Mister Großwart voller Stolz und stellte sich über ihn, als hätte er ihn mit seinen eigenen Händen gefangen. Mado und der Rest seiner Männer wussten, das sie es gewesen waren, die über dreißig ihrer Männer opfern mussten um diesen Mann in Ketten legen zu können. „An sich finde ich das er mehr Bestrafung verdient“.
      „Er wird ein Denkmal sein, für jeden der sich gegen die Streitkräfte von Maxima stellt“, antwortete Mado mit kalter Stimme. Er wandte sich zu dem Gefangenen und verschränkte die Hände hinter seiner weißen Uniform mit dem roten Streifen, der seinen alten Körper umringte. „Du weist was du zu tun hast“.
      Der Gefangene erhob sich und nickte. „Ich danke euch. Ihr habt mir Güte erwiesen und ich werde die Strafe auf mich nehmen“.
      „Das ihr Wort haltet, werde ich erst sehen wenn ihr Tod seid“, entgegnete Mado und seine Hände ballten sich hinter seinem Rücken zu Fäusten. Er hasste es auf das Wort eines Piraten vertrauen zu müssen.
      „Ich werde es niemals sehen“, antwortete der Mann mit einem Lächeln. „Aber ich glaube das ihr ein Mann der Ehre seit“.
      „Das bin ich auch“.
      Als der Gefangene die Antwort hörte nickte er langsam. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und er wandte sich von Mado ab und dem Dorf zu. „Meine Brüder“ rief er mit lauter Stimme „und Schwestern. Ich bin Kubsel, Sohn von Kubaba und Anführer der „weißen Tauben“. Ich unterwerfe mich der Strafe Maxime´s und erdulde jeden Preis welche der Tod von mir fordert“.
      Mit einem leichten Nicken zu Mister Großwart stellte sich Mado zu Kubsel. „Maxime, Vater eurer Väter und meiner Väter. Gott von dir und mir. Dies sei sein Gericht, unser Erbe und unsere Lehre. Kubsel, Sohn von Kubaba wird hingerichtet durch den Strang. Sein Leben soll eine Warnung sein, seine Leiche eine Mahnung. Maxime duldet keine Verräter und bestraft alle mit dem Tod, die seine Liebe verweigern. Seht, den er starb für eure Gnade“.
      Die Bewohner des Dorfes vergossen Tränen, andere gingen auf die Knie und wieder andere senkten ihre Köpfe und stille Gebete erfüllten die Luft des Dorfes. Es stimmte tatsächlich etwas nicht. Wie als wäre ein Vorhang vor seinen Augen gefallen. Schon bei ihrer Ankunft hätte er dieser Hinnahme der Dorfbewohner keinen Glauben schenken sollen. Als hätten sie gewusst das ihr Anführer an diesem Tag sterben würde. Andere Kapitäne, Anführer und Märtyrer, die er vor den Augen seiner Gemeinden hinrichten lies, starben mit den meisten ihrer Anhängern, den die meisten Piratendörfer lehnten sich auf, versuchten irrsinnige Taten um ihren Kapitän zu retten und starben wie die Fliegen an seiner Seite. Dieses Dorf war Still wie eine Gruft, sie trauerten, sie weinten, vielleicht klagten sie im Stummen, aber sie taten nichts.
      „Etwas stimmt hier nicht“, Mado wagte es seinen Gedanken nun laut aus zu sprechen. „Etwas stimmt hier ganz Gewaltig nicht“.
      „Sie meinen?“ fragte Mister Großwart, der über seine Aussage belustigt zu sein schien. „Bekommen Sie etwa Lampenfieber, dabei haben sie schon so viele Hinrichtungen hinter sich. Sie wissen doch wie der Pirat hängt. Tod mit seiner Mannschaft und dem Gefolge“.
      Mado ging auf diese Neckerei gar nicht erst ein. „Kapitän Kubsel“, er wandte sich zu seinem Gefangenen. „ich denke sie verschweigen mir etwas. Und sie sind bereit das mit in ihr Grab zu nehmen, nicht war?“
      Kubsel schüttelte seinen Kopf. „Ich habe alles gesagt was ich weiß“.
      „Wissen Sie Mister Kubsel, ich bin gut darin Menschen zu lesen“, er verengte seine Augen um einen gefährlicheren Eindruck zu machen und es wirkte. „Sie sind ein guter Lügner, aber ich habe ihre Lüge begriffen und ich hasse Lügner. Damit Sie sehen, das ich zu meinem Wort stehe, sollten Sie jetzt gut aufpassen!“ Er spürte den fragenden Blick seines Meinungswidersachers. „Mister Tomlot“, ein Mann trat vor Mado und salutierte, er hatte einen kräftigen Körper der vom Krieg gezeichnet war. „Sind alle Männer auf Position?“
      „Jawohl, General!“, antwortete Mister Tomlot, der kaum älter als dreißig sein konnte mit einer tiefen Stimme.
      „Gut“, er nickte zufrieden. „Geben sie per Funk durch, das die Mörser sich bereit machen sollen. Der erste Schuss gehört ihren Männern, Mister Tomlot, ein Schuss und nicht mehr. Jeder fliehende Bewohner wird auf der Stelle erschossen“. Er brauchte nicht zu seinem Gefangenen zu sehen, um zu wissen das diesem jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Also eine Falle konnte es nicht sein, ging es Mado durch den Kopf. Einen Hinterhalt vermutete er auch nicht. Dafür waren zu wenige im Dorf, die Gegend rund herum hatten sie vor Tagen ausgekundschaftet und jeden Wachposten, wenn es den einen gab, dem Erdboden gleich gemacht. War es vielleicht... aber für was?“
      „Ist das den wirklich Nötig?“ fragte Mister Großwart und auch ihm war das herablassende Lächeln vergangen. „Wollen Sie wirklich ein Massaker an diesem Dorf verüben?“
      „Um die vereinigen Länder von Maxima zu schützen, würde ich ganze Kontinente ausrotten lassen“, antwortete Mado ohne mit der Wimper zu zucken. Kubsel zuckte zusammen und Mister Großwart hatte seinen Mund geöffnet und konnte ihn nicht mehr schließen. Sein Zug wirkte, es belustigte ihn das er auch bei Mister Großwart wirkte. „Auf mein Zeichen, Mister Tomlot“.
      „Zu Befehl, General!“, antwortete der vom Krieg gezeichnete Mann, salutierte erneut und machte sich auf den Weg um den Tod zu bringen.
      Kubsel, der sein Schicksal hingenommen hatte, schien nicht das Schicksal seines Dorfes hin nehmen zu wollen. Er sprang auf Mado, auch wenn seine Hände gefesselt waren. Mado war alt, und vieles hatte das Alter ihm genommen, aber nicht seine Schnelligkeit und Kraft, so wich er dem Sprung mit einer lässigen Bewegung aus und ehe sich der Piratenkapitän versah, lag er auf dem Boden mit einem Fuß in seinem Nacken.
      „Es wird schwer zu springen wenn man keine funktionierenden Beine hat“, entgegnete Mado, mit einem Nicken zu seinen Männern, zogen diese ihre Säbel und stachen auf die Beine des Piratenkapitäns ein. Dieser Schrie und Mado entging nicht, das die Bewohner sich regten. Sie wurden unruhig, der Plan was auch immer das für ein Plan war, schien Probleme zu haben. Mado lächelte.
      „Sind Sie Verrückt?!“ herrschte Mister Großwart ihn an, doch führ ihn zählte nur der Kapitän der Piraten und dessen Plan.
      „Richtet ihn auf“, befahl er und seine Männer taten es, unter dem Schrei des Schmerzes, wurde Kubsel, Sohn von Kubaba (wer auch immer diese Frau oder Mann gewesen sein mochte) aufgerichtet und gestützt.
      Mister Tomlot kam zurück. „Der Funk ist übertragen“.
      „Auf mein Zeichen!“ Mado hob die Hand, er sah seine Männer nicht, doch er wusste das sie ihn sahen.
      „BITTE!“ schrie Kubsel, der vermutlich letzte große Kapitän der Tauben. „BITTE, NICHT!“
      „Ein Mann ein Wort“, entgegnete Mado mit kalter Stimme. „Sie sollen sehen, das mein Wort zählt“ und er gab das Signal. Fast synchron lösten sich Schüsse und eine Sekunde später klappten um die 20 Dorfbewohner zusammen und blieben liegen. Die anderen Dorfbewohner brachen in Panik aus und versuchten zu fliehen. Und da war es. Das Geräusch was auch neu für Mado war, obwohl er die neue Waffe bei einigen Gefechten schon eingesetzt hatte. Das Geräusch eines Maschinengewehres. Dieses Maschinengewehr traf mehr Dorfbewohner als er beabsichtigt hatte, doch es erfüllte seinen Zweck. Die Dorfbewohner (welche die Maschinensalven überlebten) blieben wie angewurzelt stehen.
      „OH MAXIME ICH FLEHE DICH AN“, jammerte Kubsel und ging auf die Knie. „BITTE, HÖRT AUF!“
      „Mister Tomlot, nachladen und auf meinen Befehl warten“, ohne weiter auf das Flehen einzugehen hob Mado wieder seine Hand.
      „Wir haben die Maxime gefunden!“
      Mado hielt inne, seine Hand erstarrte in der Luft und es schien das auch der Wind aufgehört hatte zu wehen.
      „Wir haben sie gefunden auf dem Grund des Meeres“, fuhr Kubsel weiter fort.
      Mister Großwart hatte nun auch sämtliche Farbe aus seinem Gesicht verloren. „Das kann nicht sein“.
      „Aber es ist wahr“.
      „NACHLADEN!“, obwohl er keine Lüge in den Augen von Kubsel erkennen konnte. Mado wollte es nicht glauben.
      „An den Grenzen von Maxima“, jammerte Kubsel „an den Grenzen, ich schwöre es bei allem was mir Lieb und Teuer ist. Wir erkannten sie an der goldenen Mutter. Wir kamen nur knapp mit dem Leben davon“.
      „Ich wusste doch das etwas nicht stimmt“, murmelte Mado zu sich selbst. „Mister Tomlot, geleiten Sie den Gefangenen wieder unter Deck. Anschließend geben sie per Funk weiter, das dieses Dorf nun unter Arrest steht. Ihre Männer erschießen jeden der sich davon schleichen möchte. Zudem schicken sie weitere Männer an Land um Befragungen durch zu führen. Ich muss nicht erwähnen, das diese Befragungen „Intensiv“ geführt werden müssen. Jedes Mittel ist mir recht. Bei über hundert Bewohnern, dürften wir einige Zeit brauchen, drum werden weitere Männer an Land geschickt. Sie machen sich zu den anderen Dörfern auf die wir auf unserer Suche gefunden haben. Keine Überlebenden natürlich“. Er wandte sich zu Mister Großwart. „Mister Großwart, auf ein Wort mit Ihnen in meiner Kajüte, wenn ich bitten darf. Sofort!“

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