Ladies and Gentlemen,
Willkommen zum Finale des ersten großen FanFiction Contests des Pirateboards!
Sirenengesang
Part 1
Spoiler anzeigen
Part 2
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Legacy
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Wenige Wolken am Himmel über Loguetown. Die Menge fieberte gespannt dem Ereignis entgegen, welches ein neues Zeitalter einläuten sollte. Ein Ereignis, dass die ganze Welt verändern würde.
Dort schritt er dahin. Gefesselt mit Handschellen aus Holz und begleitet von zwei Kapitänen der Marine ging der Piratenkönig seinen letzten Weg zum Schafott der Stadt, wo er geboren worden war.
Gol D. Roger, Kapitän der Oro Jackson und Eroberer der Grand Line, gekleidet in seiner blutroten Kutte, schaute je zur rechten und linken Seite seines Weges. Diesen Menschen würde er ein neues Leben verschaffen. Auch jenen, die erst noch geboren werden, wird seine Tat im Gedächnis bleiben.
Langsam zogen Wolken auf, als Gold Roger seine Hinrichtungsstätte erreichte. Kein Murmeln in der Menschenmenge, kein Blick, der nicht auf ihm ruhte.
“Meinen Schatz wollt ihr? Ihr könnt ihn haben...”, sprach Gold Roger, als die Klingen der Nagintas sich vor seinem Gesicht kreuzten. “Sucht ihn doch! Irgendwo hab ich den größten Schatz der Welt versteckt!”
Ein Grinsen ging über sein Gesicht. Sein letztes Lächeln, im Anblick des Todes.
Die Menschen brachen in wilden Jubel aus, als der Pirat seine letzten Worte gesprochen hatte und die Hinrichtung vollzogen wurde. Die Wolkendecke war inzwischen so dicht und dunkel geworden, dass der junge rothaarige Mann, der sich mitten unter den Schaulustigen gemischt hatte, Regen erwartete.
“Das war's, das Spektakel ist vorbei.”, meinte ein zweiter Junge neben ihm traurig. Seine knallrote Nase ließ ein niedergeschlagenes Schniefen vernehmen.
“Er ist der Piratenkönig.”, murmelte Shanks und nahm seinen Strohhut in Gedenken an seinen Kapitän vom Kopf, um ihn an der Brust zu halten. Und wie er es geahnt hatte, brachen die Wolken und der Regen platzte über Loguetown herein.
Dies war wohl ein Grund dafür, dass die Menge sich trotz des historischen Ereignis ziemlich rasch auflöste. Auch Shanks und Buggy machten sich auf den Weg.
“Auf den Weg wohin?”, fragte sich der Rothaarige in Gedanken. Es gab noch kein neues Ziel für ihn. Er würde aber wieder in See stechen, das stand fest. Er würde weiterleben, als Pirat!
“Hehehe, Shanks, denkst du auch an den Schatz des Captain?”, fragte sein alter Freund ihn plötzlich.
“Ich habe wirklich daran gedacht. Ich werde das One Piece suchen, das Vermächtnis des Captains.”, erklärte der Kabinenjunge von Gold Roger leise.
“One Piece? Einen bescheuerteren Namen konntest du dir nicht ausdenken, oder?”, schimpfte Buggy kopfschüttelnd.
Shanks blieb stehen, wähernd der Junge mit der Clownsnase erst Momente später reagierte. Der Rothaarige hielt ihm die Hand hin, denn er hatte einen Entschluss gefasst. Hier und heute würde er seine eigene Piratenbande gründen, um den größten Schatz der Geschichte zu suchen!
“Komm mit mir, Buggy!”, lud Shanks ihn ein mit ihm zu kommen.
“Vergiss es!”, entgegnete sein Gegenüber sofort wütend. “Ich würde lieber sterben, als dir zu dienen!”
“Wie du es willst.”, antwortete der Rothaarige überrascht und wandte ihm den Rücken zu. Ihm wäre es zwar lieber gewesen mit einem Freund losziehen zu können, doch er konnte ihn nicht dazu zwingen. Buggy musste seinen eigenen Weg gehen.
“Buggy?”, fragte Shanks zum letzten Mal, ohne sich umzudrehen. Im Regen von Loguetown schaute der Gefragte ihn nocheinmal an.
“Die Zeit mit dir auf dem Schiff war echt in Ordnung. Ich hoffe, wir sehen uns auf der Grand Line wieder.” Nun schaute Shanks zurück und fing Buggys Blick auf. In den Augen des Rothaarigen war pure Entschlossenheit zu sehen.
Doch Buggys Reaktion war eine andere, als der Junge erwartet hatte. Er schaute wütend zu Boden und zog Messer aus seinem Gürtel.
“Was fällt dir ein, so auf großen Piraten zu machen?! Sowas lasse ich mir von dir doch nicht bieten! Du legst dich hier mit Buggy, dem Clown an!”, schrie sein Kumpel zornig, während er sich die Messer zwischen die Finger klemmte.
“Trenn-Trenn-Power!”, rief Buggy und schoss seine Hand auf Shanks, was ihm dank der Teufelsfrucht möglich war, die er vor einigen Monaten gegessen hatte.
Shanks reagierte schnell genug, um dem Angriff auszuweichen. Er hob den Fuß und trat die Hand in dem Moment zu Boden, als sie an ihm vorbeiflog. Buggy ließ einen Schmerzensschrei von sich und ging auf die Knie.
“Auf wiedersehen, mein Freund.”, verabschiedete der Rothaarige sich, als er langsam und ihne Hektik in einer Gasse verschwand.
Shanks ging durch den Regen, die Hände in den Taschen vergraben. Das Wasser lief ihm über sein Gesicht und so konnte man seine Tränen nicht erkennen.
Alle Freunde, die er bis vor kurzem gekannt hatte waren gegangen. Jeder, mit dem er die letzten Jahre zusammen gesegelt war, gehörte nicht mehr zu ihm. Sie waren keine Crew mehr. Die Roger Piratenbande war aufgelöst.
Als Shanks darüber nachdachte, ertastete er etwas in seiner Tasche. Als er es im Regen herausholte, erkannte er die goldene Münze wieder, die Roger ihm wenige Tage vor seiner Hinrichtung gegeben hatte.
“Pass auf dich auf, mein Junge.”, hörte der Rothaarige plötzlich eine Stimme. Sie schien aus dem Nirgendwo zu kommen, doch Shanks erkannte sie eindeutig als die Stimme seines Kapitäns.
Er sah sich die Münze mit den Verziehrungen und dem Loch in der Mitte genau an, bevor er gen Himmel zu den Wolken schaute. Sie schienen sich aufzulösen und sofort ließ auch der Regen nach. Sonnenschein fiel auf Shanks' Gesicht.
“Ein Stück des Schatzes.”, murmelte Shanks und steckte die Münze zurück in seine Tasche. “Ein Stück des One Piece.”
*** Drei Jahre später ***
“Ich setze diese Münze, das sollte mit deinem Einsatz locker mithalten können!”, rief Shanks im angetrunkenen Zustand zu seinem Gegenspieler. Zusammen mit zwei weiteren Personen saß er in einer Bar irgendeiner Insel im West Blue.
Wie konnte Shanks nur die Münze seines Kapitäns auf's Spiel setzen? Noch nie in seinem Leben war der junge Pirat so leichtsinnig mit einem wertvollen Schatz umgegangen, wie an diesem Tag. Shanks fühlte sich trotz des vielen Alkohols, den er im Laufe des Abends zu sich genommen hat, nicht wohl bei der Sache.
“Okey, ich steig aus.”, beschloss ein hoch gewachsener Mann, der schon während des ganzen Spiels an einer dünnen Zigarette rauchte, die nach Shanks' Ansicht auch ein Streichholz hätte sein können.
Vor ihm saß nur noch ein Schwarzhaariger Mann mit Ziegenbart. Wegen seines weiten Mantels konnte Shanks nicht erkennen, ob er Waffen bei sich hatte. Oder ob er schummelte.
“In Ordnung, dann setze ich mein Schiff.”, entschied der Mann und schlug mit der Hand auf den Tisch.
“Gut, dann zeig dein Blatt!”, forderte der Rothaarige ihn auf.
Sein Mitspieler mit der Zigarette schaute beide Kontrahenten mit Adleraugen an. Plötzlich bemerkte er, wie der Bärtige eine Karte aus seinem Ärmel rutschen ließ.
“Ein Drilling und ein Paar – Full House!”, rief der Mann triumphierend.
Der Raucher wollte bereits in die Partie eingreifen, als Shanks aufstand. Er legte nacheinander seine Karten auf den Tisch, von der Zehn bis hin zum Ass.
“Royal Flush! Tut mir leid, mein Guter!”, sagte Shanks grinsend. Deswegen hatte er Rogers Münze setzen können – weil er gewonnen hatte! Doch an jenem Abend schwor der Rothaarige sich, niemals wieder so einen Einsatz zu machen. Er würde in Zukunft genauer über seine Aktionen nachdenken. Noch war er jung, noch konnte er Fehler machen. Aber wenn er irgendwann zu den Großen gehören wollte und das One Piece finden würde, müsste er sich auch konzentrierter verhalten.
Sein Gegner schien allerdings etwas dagegen zu haben, als Shanks begann, seinen Gewinn einzupacken, denn wütend sprang er auf und richtete eine Pistole auf den Jugendlichen.
“Das solltest du nicht tun.”, meinte Shanks plötzlich kühl, als habe er keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen. Genauso ruhig musste er in solchen Situationen bleiben, er durfte nichts überstürzen.
Der Bärtige war einen Moment lang von den Worten überrascht, als der Raucher seine Zigarette zwischen die Finger nahm und quer über das Gesicht des Mannes zog. Mit einem Gewehr, welches er bis dahin auf seinem Rücken getragen hatte, schlug er dem Bärtigen in den Magen, sodass dieser und Schmerzen zusammenbrach.
“Dein Schiff bringt mir sicherlich gutes Geld!”, rief Shanks ihm hinterher, als er die Bar verließ. Er konnte nicht anders, als den Gauner nocheinmal zu provozieren. Er musste ja nicht gleich zum vollkommen kühlen Piraten werden.
Shanks setzte sich vor der Bar auf eine der Bänke. In der Hand hielt er die Münze von Roger, die ihm soviel bedeutete.
“Entschuldige, Captain, dass ich es heute ein wenig übertrieben hatte.”, flüsterte Shanks zum sternenklaren Himmel.
“Redest du häufiger mit dir selbst?”, fragte ihn plötzlich der Raucher, der ihm aus der Bar gefolgt war.
“Danke für deine Hilfe.”, antwortete Shanks ohne Furcht. Diesem Mann konnte er vertauen, das hatte er im Gefühl.
“Mein Name ist Ben Beckmann.”, stellte der Raucher sich vor und schüttelte Shanks die Hand.
“Beckmann? Gefällt mir! Sag mal, bist du eigentlich Pirat?”, fragte der Rothaarige lächelnd.
Er war noch jung, doch er würde seinen Weg gehen. Eines Tages würde er zu den mächtigsten Piraten der Welt gehören.
Willkommen zum Finale des ersten großen FanFiction Contests des Pirateboards!
Sirenengesang
Part 1
„Es gibt Dinge, die kann man nicht aufhalten...
...einen starken Willen...
...große Träume...
...das Schicksal.
Und ohne sie findet sich keine wahre Freiheit!“
- Gold Roger -
* * * * *
„Käpt’n?“
Die tiefe und dennoch ruhige Stimme riss den rothaarigen Piraten aus seinen eigenen Gedanken, welchen er noch vor wenigen Sekunden nachgegangen war. Es war die Stimme seines besten Mannes und treusten Freundes. Nicht umsonst, war dieser grauhaarige Kettenraucher, der Vize seiner Piratenbande.
Dennoch blieb der Blick des Rotschopfs starr nach vorne gerichtet. Hinaus aufs Meer, welches keine Grenzen zu kennen schien. So weit das Auge reichte, war die Schönheit, aber auch gefährliche, beinahe schon brutale Seite dieser Naturgewalt zu erblicken. Im Moment aber, überwog das Schöne, denn die Sterne spiegelten sich in eben diesem, gemeinsam mit ihrem großen, runden Spielgefährten. Es war beinahe schon eine malerische Szenerie, welche sich vielleicht nur Jenen auftat, die sich selbst als Träumer bezeichneten und die Freiheit des Meeres zu schätzen wussten.
Genau aus diesem Grund, wollte sich Shanks nicht von diesem Bildnis abwenden, während sein Freund an ihn heran trat.
Dieser lehnte sich anschließend neben seinen Kapitän an die Rehling des Bugs und folgte dem verträumten Blick des selbigen. Zwar genoss er ebenfalls das natürliche Schauspiel, welches sich ihm bot, doch seine Gedanken waren bei seinem Kapitän.
„Käpt’n, was ist los?“
Der Vize wusste sofort, dass etwas mit dem Rotschopf nicht stimmte. Lag es an dem Treffen mit Whitebeard, zu welchem sie unterwegs waren? Oder machte etwas anderes diesem Mann Probleme?
„Ich denke an Ace. Er ist zwar jung, aber sehr stark für sein Alter. Dennoch wird er gegen Blackbeard nicht gewinnen können. Ich kenne Whitebeards Stolz… Ich hoffe nur, ich kann ihn von seinem Vorhaben abbringen.“
Schweigen kehrte wieder in das Gespräch ein.
Und nebenbei schaukelte das Schiff sachte im ruhigen Wellengang des Meeres vor sich her, während die beiden Männer sich beinahe gleichzeitig umdrehten und nun den wolkenlosen und somit klaren Himmel, samt seiner leichtenden Pracht, bewunderten.
„Die Welt ist im Wandel. Und vielleicht ist dies der Preis, der dafür bezahlt werden muss.“
„Ein wahrlich großes Opfer… Findest du nicht?“
„Haha, spricht der Richtige. Du musst dich ja mit Opfern auskennen, nicht wahr?,“ mit diesen Worten blickte Ben lächeln zu Shanks.
Dieser fasste sich lediglich an die linke Schulter.
Dort wo einst sein Arm gewesen war. Bevor er ihn geopfert hatte.
Für einen Jungen… Und für die Zukunft dieses Jungen…
Ein Junge, der ihn an sich selbst erinnerte. Aber auch an jemanden, den er sehr schätzte. Bis heute.
„Man kann sagen, dass ich ihn für eine neue Ära verwettet habe.“
Er schätzte den schwarzhaarigen Jungen von damals sehr. Vielleicht mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Welt.
„Was der Kleine jetzt wohl macht?
„Er müsste bald die Red Line erreichen,“ mutmaßte Ben, „Denkst du, dass er sein Wort halten wird und dir irgendwann deinen Strohhut wiederbringt… Als neuer Piratenkönig?“
„Ruffy ist niemand, der seine Versprechen bricht. Ich freue mich auf den Tag, an dem er ihn mir wiedergeben wird. Und bei seiner Familie, würde es mich eh nicht wundern, wenn er es schaffen würde!“
„Die Familie mit dem ‚D’ im Namen… Oder die Familie namens ‚Monkey’?“
„Sowohl, als auch,“ war die knappe Antwort des Einarmigen.
Der Vize zog kräftig an seinem Glimmstängel und stieß anschließend eine milchige Rauchwolke aus, welche von einer salzigen Meeresbrise erfasst wurde und hinaus aufs weite Meer getragen wurde.
Das Meer…
Sowohl Freund, als auch Feind aller Piraten, Mitglieder der Marine und sonstiger Reisenden.
„Käpt’n…“
„Hmm?“
„Du bist dem Bengel verdammt ähnlich! Dir ist das Abenteuer doch auch wichtiger, als die Kiste am Ende des Weges, nicht wahr?“
„Haha… Wohl wahr. Wenn ich Schätze will, dann geh ich auf ein Abenteuer und hole mir welche. Außerdem… Wieso soll ich mich auf die Suche nach etwas begeben, was ich schon längst gefunden habe?“
Grinsend sahen sich die beiden Männer einander an.
Ben hatte Shanks noch nie gefragt, was das One Piece sein könnte.
Handelte es sich um eine Kiste voll Gold und Juwelen? Oder nur um ein Symbol?
Er selbst hatte sich aber schon viele eigene Gedanken gemacht. Teilweise auch aufgrund der Art, wie Shanks sein Leben lebte. So glaubte er inzwischen, dass das One Piece kein Schatz im eigentlichen Sinne war. Es belief sich dabei, wie bei der Weisheit: ‚Der Weg ist das Ziel.‘
Das One Piece war die Ansammlung aller Abenteuer, welche die verschiedensten Piratenbanden auf ihrer Suche nach eben diesem erlebten und die sie dabei zusammenschweißten. Und es war die Freiheit ein Pirat zu sein und über das Meer segeln zu können.
Vielleicht war es aber doch nur eine einfache Schatzkiste gefüllt mit Gold und Edelsteinen…
Plötzlich bemerkte der Vize des rothaarigen Piratenkapitäns, wie dieser seinen Griff an seiner Schulter verstärkte. Shanks erinnerte sich offensichtlich an jenen Tag vor gut zehn Jahren, an dem er einen kleinen unscheinbaren Jungen vor einem Seekönig rettete und damit vielleicht den Lauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst hatte. Noch hatte dieser Junge nicht gezeigt, was aus ihm werden würde. Nur was er werden würde können.
Er hatte eben gesagt: „Wieso soll ich mich auf die Suche nach etwas begeben, was ich schon längst gefunden habe?“
Hatte er damit Ruffy gemeint? War Ruffy Shanks ganz eigenes One Piece?
Erneut musste Ben grinsen und erinnerte sich plötzlich daran, weshalb er eigentlich ans Deck gekommen war: „Hast du schon die neuen Steckbriefe gesehen?“
Mit diesen Worten reichte er seinem Kapitän einen Stapel Blätter, welche dieser sofort entgegen nahm.
„Eine erneute Kopfgelderhöhung?“
„Ruffys Name wird schon bald der ganzen Welt bekannt sein. Und nicht nur seiner.“
Überrascht über die Worte seines Vizes, setzte sich Shanks auf das Holz des Schiffdecks, wo er sich den Blätterstapel zurecht legte und nacheinander durchsah.
„Sind das alles Mitglieder seiner Bande?“
Erneut lag Verblüffung im Blick des legendären Piraten, während er seinem engsten Vertrauten aufsah. Dieser nickte nur leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Spitze seiner Zigarette glühte in der Finsternis der Nacht auf, wie ein kleiner roter Stern. Ein kleiner Wegweiser.
„Du wirst erstaunt sein, wenn du erfährst, womit sie sich diese Kopfgelder verdient haben.“
„Sie müssen die Weltregierung ziemlich geärgert haben.“
„Wohl eher die Marine. Denn diese wurde von ihnen auf eigenem Grund und Boden ausgestochen.“
„Wie meinst du das?“
„Sie haben Enies Lobby gestürmt, um eine von ihnen vor dem Meeresgefägnis Impel Down zu bewahren.“
Ohne Vorwarnung lachte der Rotschopf lauthals los und schlug sich dabei immer wieder auf den Oberschenkel. Ja, das war typisch Ruffy.
Möge auch er sein One Piece finden.
...einen starken Willen...
...große Träume...
...das Schicksal.
Und ohne sie findet sich keine wahre Freiheit!“
- Gold Roger -
* * * * *
„Käpt’n?“
Die tiefe und dennoch ruhige Stimme riss den rothaarigen Piraten aus seinen eigenen Gedanken, welchen er noch vor wenigen Sekunden nachgegangen war. Es war die Stimme seines besten Mannes und treusten Freundes. Nicht umsonst, war dieser grauhaarige Kettenraucher, der Vize seiner Piratenbande.
Dennoch blieb der Blick des Rotschopfs starr nach vorne gerichtet. Hinaus aufs Meer, welches keine Grenzen zu kennen schien. So weit das Auge reichte, war die Schönheit, aber auch gefährliche, beinahe schon brutale Seite dieser Naturgewalt zu erblicken. Im Moment aber, überwog das Schöne, denn die Sterne spiegelten sich in eben diesem, gemeinsam mit ihrem großen, runden Spielgefährten. Es war beinahe schon eine malerische Szenerie, welche sich vielleicht nur Jenen auftat, die sich selbst als Träumer bezeichneten und die Freiheit des Meeres zu schätzen wussten.
Genau aus diesem Grund, wollte sich Shanks nicht von diesem Bildnis abwenden, während sein Freund an ihn heran trat.
Dieser lehnte sich anschließend neben seinen Kapitän an die Rehling des Bugs und folgte dem verträumten Blick des selbigen. Zwar genoss er ebenfalls das natürliche Schauspiel, welches sich ihm bot, doch seine Gedanken waren bei seinem Kapitän.
„Käpt’n, was ist los?“
Der Vize wusste sofort, dass etwas mit dem Rotschopf nicht stimmte. Lag es an dem Treffen mit Whitebeard, zu welchem sie unterwegs waren? Oder machte etwas anderes diesem Mann Probleme?
„Ich denke an Ace. Er ist zwar jung, aber sehr stark für sein Alter. Dennoch wird er gegen Blackbeard nicht gewinnen können. Ich kenne Whitebeards Stolz… Ich hoffe nur, ich kann ihn von seinem Vorhaben abbringen.“
Schweigen kehrte wieder in das Gespräch ein.
Und nebenbei schaukelte das Schiff sachte im ruhigen Wellengang des Meeres vor sich her, während die beiden Männer sich beinahe gleichzeitig umdrehten und nun den wolkenlosen und somit klaren Himmel, samt seiner leichtenden Pracht, bewunderten.
„Die Welt ist im Wandel. Und vielleicht ist dies der Preis, der dafür bezahlt werden muss.“
„Ein wahrlich großes Opfer… Findest du nicht?“
„Haha, spricht der Richtige. Du musst dich ja mit Opfern auskennen, nicht wahr?,“ mit diesen Worten blickte Ben lächeln zu Shanks.
Dieser fasste sich lediglich an die linke Schulter.
Dort wo einst sein Arm gewesen war. Bevor er ihn geopfert hatte.
Für einen Jungen… Und für die Zukunft dieses Jungen…
Ein Junge, der ihn an sich selbst erinnerte. Aber auch an jemanden, den er sehr schätzte. Bis heute.
„Man kann sagen, dass ich ihn für eine neue Ära verwettet habe.“
Er schätzte den schwarzhaarigen Jungen von damals sehr. Vielleicht mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Welt.
„Was der Kleine jetzt wohl macht?
„Er müsste bald die Red Line erreichen,“ mutmaßte Ben, „Denkst du, dass er sein Wort halten wird und dir irgendwann deinen Strohhut wiederbringt… Als neuer Piratenkönig?“
„Ruffy ist niemand, der seine Versprechen bricht. Ich freue mich auf den Tag, an dem er ihn mir wiedergeben wird. Und bei seiner Familie, würde es mich eh nicht wundern, wenn er es schaffen würde!“
„Die Familie mit dem ‚D’ im Namen… Oder die Familie namens ‚Monkey’?“
„Sowohl, als auch,“ war die knappe Antwort des Einarmigen.
Der Vize zog kräftig an seinem Glimmstängel und stieß anschließend eine milchige Rauchwolke aus, welche von einer salzigen Meeresbrise erfasst wurde und hinaus aufs weite Meer getragen wurde.
Das Meer…
Sowohl Freund, als auch Feind aller Piraten, Mitglieder der Marine und sonstiger Reisenden.
„Käpt’n…“
„Hmm?“
„Du bist dem Bengel verdammt ähnlich! Dir ist das Abenteuer doch auch wichtiger, als die Kiste am Ende des Weges, nicht wahr?“
„Haha… Wohl wahr. Wenn ich Schätze will, dann geh ich auf ein Abenteuer und hole mir welche. Außerdem… Wieso soll ich mich auf die Suche nach etwas begeben, was ich schon längst gefunden habe?“
Grinsend sahen sich die beiden Männer einander an.
Ben hatte Shanks noch nie gefragt, was das One Piece sein könnte.
Handelte es sich um eine Kiste voll Gold und Juwelen? Oder nur um ein Symbol?
Er selbst hatte sich aber schon viele eigene Gedanken gemacht. Teilweise auch aufgrund der Art, wie Shanks sein Leben lebte. So glaubte er inzwischen, dass das One Piece kein Schatz im eigentlichen Sinne war. Es belief sich dabei, wie bei der Weisheit: ‚Der Weg ist das Ziel.‘
Das One Piece war die Ansammlung aller Abenteuer, welche die verschiedensten Piratenbanden auf ihrer Suche nach eben diesem erlebten und die sie dabei zusammenschweißten. Und es war die Freiheit ein Pirat zu sein und über das Meer segeln zu können.
Vielleicht war es aber doch nur eine einfache Schatzkiste gefüllt mit Gold und Edelsteinen…
Plötzlich bemerkte der Vize des rothaarigen Piratenkapitäns, wie dieser seinen Griff an seiner Schulter verstärkte. Shanks erinnerte sich offensichtlich an jenen Tag vor gut zehn Jahren, an dem er einen kleinen unscheinbaren Jungen vor einem Seekönig rettete und damit vielleicht den Lauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst hatte. Noch hatte dieser Junge nicht gezeigt, was aus ihm werden würde. Nur was er werden würde können.
Er hatte eben gesagt: „Wieso soll ich mich auf die Suche nach etwas begeben, was ich schon längst gefunden habe?“
Hatte er damit Ruffy gemeint? War Ruffy Shanks ganz eigenes One Piece?
Erneut musste Ben grinsen und erinnerte sich plötzlich daran, weshalb er eigentlich ans Deck gekommen war: „Hast du schon die neuen Steckbriefe gesehen?“
Mit diesen Worten reichte er seinem Kapitän einen Stapel Blätter, welche dieser sofort entgegen nahm.
„Eine erneute Kopfgelderhöhung?“
„Ruffys Name wird schon bald der ganzen Welt bekannt sein. Und nicht nur seiner.“
Überrascht über die Worte seines Vizes, setzte sich Shanks auf das Holz des Schiffdecks, wo er sich den Blätterstapel zurecht legte und nacheinander durchsah.
„Sind das alles Mitglieder seiner Bande?“
Erneut lag Verblüffung im Blick des legendären Piraten, während er seinem engsten Vertrauten aufsah. Dieser nickte nur leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Spitze seiner Zigarette glühte in der Finsternis der Nacht auf, wie ein kleiner roter Stern. Ein kleiner Wegweiser.
„Du wirst erstaunt sein, wenn du erfährst, womit sie sich diese Kopfgelder verdient haben.“
„Sie müssen die Weltregierung ziemlich geärgert haben.“
„Wohl eher die Marine. Denn diese wurde von ihnen auf eigenem Grund und Boden ausgestochen.“
„Wie meinst du das?“
„Sie haben Enies Lobby gestürmt, um eine von ihnen vor dem Meeresgefägnis Impel Down zu bewahren.“
Ohne Vorwarnung lachte der Rotschopf lauthals los und schlug sich dabei immer wieder auf den Oberschenkel. Ja, das war typisch Ruffy.
Möge auch er sein One Piece finden.
Part 2
Mit einem Grinsen auf den Lippen, saß der alte Mann auf einer steinigen Klippe. Die Insel, auf der sich befand war eine von vielen irgendwo auf der Grand Line. Immer wieder setzte er seine Rumflasche an seine Lippen an und gewährte seinem Hals eine brennende Erfrischung aus eben dieser, während er schweigend auf ein Bündel Steckbriefe in seiner freien Hand blickte.
Vom Obersten aus, blickte ihm ebenfalls ein grinsendes Gesicht entgegen.
Schelmisch.
Und doch voller Überzeugung.
„Interessanter Bursche,“ flüsterte er und blickte ein letztes Mal auf die Rumflasche in seiner Hand. Sie war beinahe leer. In einem Zug trank er daher den letzten Schluck des alkoholischen Getränkes aus und wand sich dann wieder den Zetteln in seiner Hand zu.
Unter ihm brach sich das Meer, an den steilen Wänden der Klippe.
Stille umgab ihn. Stille, die nur von seinem Lachen und den sich brechenden Wellen bezwungen wurde.
„Ein Traum, erschaffen für alle Träumer. Roger… War es das was du wolltest?,“ fragend streckte er die Steckbriefe dem gelblich schimmernden Mond am Firmament entgegen, welcher in seiner vollen Pracht das Szenario und die Welt um den alten Mann herum erleuchtete.
Es schien beinahe so, als wolle dieser die Blätter dem verstorbenen Piratenkönig reichen, damit auch er sie bewundern könne.
Doch dann ließ er sie einfach los, so dass sie hinab fielen. Hinab ins tosende Meer.
Wo sie von den Wellen verschluckt wurden und bis an den Grund hinab sanken. Verschwunden waren sie in den Tiefen des dunklen Wassers, welches von weißem Schaum gesäumt war. Verschwunden und vergessen. Eintagsfliegen im Meer der Zeit.
Nur ein Steckbrief, entging diesem tragischen Schicksal.
Wehrte sich dagegen.
Wollte nicht kampflos verschwinden.
Getragen von einer plötzlichen Brise des Meeres, flog es davon.
Der alte Mann wusste, welcher Steckbrief dies war.
Musste bei dem Gedanken grinsen. Zum wiederholten Male.
Als er die Flasche erneut ansetzte, bemerkt er missbilligend, dass er sie ja bereits ausgetrunken hatte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als aufzustehen und sich eine Neue zu holen.
Und während er die wunderschöne Klippe verließ, kämpfte sich das unscheinbare Blatt Papier eben dorthin zurück.
So als wolle die Person, welche es als gesuchten Verbrecher kennzeichnete, nicht im Meer versinken.
So als wolle er seinen Feinden und dem Tod ins Gesicht grinsen.
Der Junge, dessen Kopf noch keine Krone schmückte, aber dafür ein Strohhut.
* * * * *
„Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben! Sucht ihn doch. Irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt.“
- Gold Roger bei seiner Hinrichtung -
Vom Obersten aus, blickte ihm ebenfalls ein grinsendes Gesicht entgegen.
Schelmisch.
Und doch voller Überzeugung.
„Interessanter Bursche,“ flüsterte er und blickte ein letztes Mal auf die Rumflasche in seiner Hand. Sie war beinahe leer. In einem Zug trank er daher den letzten Schluck des alkoholischen Getränkes aus und wand sich dann wieder den Zetteln in seiner Hand zu.
Unter ihm brach sich das Meer, an den steilen Wänden der Klippe.
Stille umgab ihn. Stille, die nur von seinem Lachen und den sich brechenden Wellen bezwungen wurde.
„Ein Traum, erschaffen für alle Träumer. Roger… War es das was du wolltest?,“ fragend streckte er die Steckbriefe dem gelblich schimmernden Mond am Firmament entgegen, welcher in seiner vollen Pracht das Szenario und die Welt um den alten Mann herum erleuchtete.
Es schien beinahe so, als wolle dieser die Blätter dem verstorbenen Piratenkönig reichen, damit auch er sie bewundern könne.
Doch dann ließ er sie einfach los, so dass sie hinab fielen. Hinab ins tosende Meer.
Wo sie von den Wellen verschluckt wurden und bis an den Grund hinab sanken. Verschwunden waren sie in den Tiefen des dunklen Wassers, welches von weißem Schaum gesäumt war. Verschwunden und vergessen. Eintagsfliegen im Meer der Zeit.
Nur ein Steckbrief, entging diesem tragischen Schicksal.
Wehrte sich dagegen.
Wollte nicht kampflos verschwinden.
Getragen von einer plötzlichen Brise des Meeres, flog es davon.
Der alte Mann wusste, welcher Steckbrief dies war.
Musste bei dem Gedanken grinsen. Zum wiederholten Male.
Als er die Flasche erneut ansetzte, bemerkt er missbilligend, dass er sie ja bereits ausgetrunken hatte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als aufzustehen und sich eine Neue zu holen.
Und während er die wunderschöne Klippe verließ, kämpfte sich das unscheinbare Blatt Papier eben dorthin zurück.
So als wolle die Person, welche es als gesuchten Verbrecher kennzeichnete, nicht im Meer versinken.
So als wolle er seinen Feinden und dem Tod ins Gesicht grinsen.
Der Junge, dessen Kopf noch keine Krone schmückte, aber dafür ein Strohhut.
* * * * *
„Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben! Sucht ihn doch. Irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt.“
- Gold Roger bei seiner Hinrichtung -
Legacy
Reichtum, Ruhm und Macht. Der Piratenkönig Gold Roger hatte die ganze Welt erobert. Seine letzten Worte vor seiner Hinrichtung lösten eine weltweite Hysterie aus.
Wenige Wolken am Himmel über Loguetown. Die Menge fieberte gespannt dem Ereignis entgegen, welches ein neues Zeitalter einläuten sollte. Ein Ereignis, dass die ganze Welt verändern würde.
Dort schritt er dahin. Gefesselt mit Handschellen aus Holz und begleitet von zwei Kapitänen der Marine ging der Piratenkönig seinen letzten Weg zum Schafott der Stadt, wo er geboren worden war.
Gol D. Roger, Kapitän der Oro Jackson und Eroberer der Grand Line, gekleidet in seiner blutroten Kutte, schaute je zur rechten und linken Seite seines Weges. Diesen Menschen würde er ein neues Leben verschaffen. Auch jenen, die erst noch geboren werden, wird seine Tat im Gedächnis bleiben.
Langsam zogen Wolken auf, als Gold Roger seine Hinrichtungsstätte erreichte. Kein Murmeln in der Menschenmenge, kein Blick, der nicht auf ihm ruhte.
“Meinen Schatz wollt ihr? Ihr könnt ihn haben...”, sprach Gold Roger, als die Klingen der Nagintas sich vor seinem Gesicht kreuzten. “Sucht ihn doch! Irgendwo hab ich den größten Schatz der Welt versteckt!”
Ein Grinsen ging über sein Gesicht. Sein letztes Lächeln, im Anblick des Todes.
Das war der Anbruch der großen Piratenepoche...
Die Menschen brachen in wilden Jubel aus, als der Pirat seine letzten Worte gesprochen hatte und die Hinrichtung vollzogen wurde. Die Wolkendecke war inzwischen so dicht und dunkel geworden, dass der junge rothaarige Mann, der sich mitten unter den Schaulustigen gemischt hatte, Regen erwartete.
“Das war's, das Spektakel ist vorbei.”, meinte ein zweiter Junge neben ihm traurig. Seine knallrote Nase ließ ein niedergeschlagenes Schniefen vernehmen.
“Er ist der Piratenkönig.”, murmelte Shanks und nahm seinen Strohhut in Gedenken an seinen Kapitän vom Kopf, um ihn an der Brust zu halten. Und wie er es geahnt hatte, brachen die Wolken und der Regen platzte über Loguetown herein.
Dies war wohl ein Grund dafür, dass die Menge sich trotz des historischen Ereignis ziemlich rasch auflöste. Auch Shanks und Buggy machten sich auf den Weg.
“Auf den Weg wohin?”, fragte sich der Rothaarige in Gedanken. Es gab noch kein neues Ziel für ihn. Er würde aber wieder in See stechen, das stand fest. Er würde weiterleben, als Pirat!
“Hehehe, Shanks, denkst du auch an den Schatz des Captain?”, fragte sein alter Freund ihn plötzlich.
“Ich habe wirklich daran gedacht. Ich werde das One Piece suchen, das Vermächtnis des Captains.”, erklärte der Kabinenjunge von Gold Roger leise.
“One Piece? Einen bescheuerteren Namen konntest du dir nicht ausdenken, oder?”, schimpfte Buggy kopfschüttelnd.
Shanks blieb stehen, wähernd der Junge mit der Clownsnase erst Momente später reagierte. Der Rothaarige hielt ihm die Hand hin, denn er hatte einen Entschluss gefasst. Hier und heute würde er seine eigene Piratenbande gründen, um den größten Schatz der Geschichte zu suchen!
“Komm mit mir, Buggy!”, lud Shanks ihn ein mit ihm zu kommen.
“Vergiss es!”, entgegnete sein Gegenüber sofort wütend. “Ich würde lieber sterben, als dir zu dienen!”
“Wie du es willst.”, antwortete der Rothaarige überrascht und wandte ihm den Rücken zu. Ihm wäre es zwar lieber gewesen mit einem Freund losziehen zu können, doch er konnte ihn nicht dazu zwingen. Buggy musste seinen eigenen Weg gehen.
“Buggy?”, fragte Shanks zum letzten Mal, ohne sich umzudrehen. Im Regen von Loguetown schaute der Gefragte ihn nocheinmal an.
“Die Zeit mit dir auf dem Schiff war echt in Ordnung. Ich hoffe, wir sehen uns auf der Grand Line wieder.” Nun schaute Shanks zurück und fing Buggys Blick auf. In den Augen des Rothaarigen war pure Entschlossenheit zu sehen.
Doch Buggys Reaktion war eine andere, als der Junge erwartet hatte. Er schaute wütend zu Boden und zog Messer aus seinem Gürtel.
“Was fällt dir ein, so auf großen Piraten zu machen?! Sowas lasse ich mir von dir doch nicht bieten! Du legst dich hier mit Buggy, dem Clown an!”, schrie sein Kumpel zornig, während er sich die Messer zwischen die Finger klemmte.
“Trenn-Trenn-Power!”, rief Buggy und schoss seine Hand auf Shanks, was ihm dank der Teufelsfrucht möglich war, die er vor einigen Monaten gegessen hatte.
Shanks reagierte schnell genug, um dem Angriff auszuweichen. Er hob den Fuß und trat die Hand in dem Moment zu Boden, als sie an ihm vorbeiflog. Buggy ließ einen Schmerzensschrei von sich und ging auf die Knie.
“Auf wiedersehen, mein Freund.”, verabschiedete der Rothaarige sich, als er langsam und ihne Hektik in einer Gasse verschwand.
Shanks ging durch den Regen, die Hände in den Taschen vergraben. Das Wasser lief ihm über sein Gesicht und so konnte man seine Tränen nicht erkennen.
Alle Freunde, die er bis vor kurzem gekannt hatte waren gegangen. Jeder, mit dem er die letzten Jahre zusammen gesegelt war, gehörte nicht mehr zu ihm. Sie waren keine Crew mehr. Die Roger Piratenbande war aufgelöst.
Als Shanks darüber nachdachte, ertastete er etwas in seiner Tasche. Als er es im Regen herausholte, erkannte er die goldene Münze wieder, die Roger ihm wenige Tage vor seiner Hinrichtung gegeben hatte.
“Pass auf dich auf, mein Junge.”, hörte der Rothaarige plötzlich eine Stimme. Sie schien aus dem Nirgendwo zu kommen, doch Shanks erkannte sie eindeutig als die Stimme seines Kapitäns.
Er sah sich die Münze mit den Verziehrungen und dem Loch in der Mitte genau an, bevor er gen Himmel zu den Wolken schaute. Sie schienen sich aufzulösen und sofort ließ auch der Regen nach. Sonnenschein fiel auf Shanks' Gesicht.
“Ein Stück des Schatzes.”, murmelte Shanks und steckte die Münze zurück in seine Tasche. “Ein Stück des One Piece.”
*** Drei Jahre später ***
“Ich setze diese Münze, das sollte mit deinem Einsatz locker mithalten können!”, rief Shanks im angetrunkenen Zustand zu seinem Gegenspieler. Zusammen mit zwei weiteren Personen saß er in einer Bar irgendeiner Insel im West Blue.
Wie konnte Shanks nur die Münze seines Kapitäns auf's Spiel setzen? Noch nie in seinem Leben war der junge Pirat so leichtsinnig mit einem wertvollen Schatz umgegangen, wie an diesem Tag. Shanks fühlte sich trotz des vielen Alkohols, den er im Laufe des Abends zu sich genommen hat, nicht wohl bei der Sache.
“Okey, ich steig aus.”, beschloss ein hoch gewachsener Mann, der schon während des ganzen Spiels an einer dünnen Zigarette rauchte, die nach Shanks' Ansicht auch ein Streichholz hätte sein können.
Vor ihm saß nur noch ein Schwarzhaariger Mann mit Ziegenbart. Wegen seines weiten Mantels konnte Shanks nicht erkennen, ob er Waffen bei sich hatte. Oder ob er schummelte.
“In Ordnung, dann setze ich mein Schiff.”, entschied der Mann und schlug mit der Hand auf den Tisch.
“Gut, dann zeig dein Blatt!”, forderte der Rothaarige ihn auf.
Sein Mitspieler mit der Zigarette schaute beide Kontrahenten mit Adleraugen an. Plötzlich bemerkte er, wie der Bärtige eine Karte aus seinem Ärmel rutschen ließ.
“Ein Drilling und ein Paar – Full House!”, rief der Mann triumphierend.
Der Raucher wollte bereits in die Partie eingreifen, als Shanks aufstand. Er legte nacheinander seine Karten auf den Tisch, von der Zehn bis hin zum Ass.
“Royal Flush! Tut mir leid, mein Guter!”, sagte Shanks grinsend. Deswegen hatte er Rogers Münze setzen können – weil er gewonnen hatte! Doch an jenem Abend schwor der Rothaarige sich, niemals wieder so einen Einsatz zu machen. Er würde in Zukunft genauer über seine Aktionen nachdenken. Noch war er jung, noch konnte er Fehler machen. Aber wenn er irgendwann zu den Großen gehören wollte und das One Piece finden würde, müsste er sich auch konzentrierter verhalten.
Sein Gegner schien allerdings etwas dagegen zu haben, als Shanks begann, seinen Gewinn einzupacken, denn wütend sprang er auf und richtete eine Pistole auf den Jugendlichen.
“Das solltest du nicht tun.”, meinte Shanks plötzlich kühl, als habe er keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen. Genauso ruhig musste er in solchen Situationen bleiben, er durfte nichts überstürzen.
Der Bärtige war einen Moment lang von den Worten überrascht, als der Raucher seine Zigarette zwischen die Finger nahm und quer über das Gesicht des Mannes zog. Mit einem Gewehr, welches er bis dahin auf seinem Rücken getragen hatte, schlug er dem Bärtigen in den Magen, sodass dieser und Schmerzen zusammenbrach.
“Dein Schiff bringt mir sicherlich gutes Geld!”, rief Shanks ihm hinterher, als er die Bar verließ. Er konnte nicht anders, als den Gauner nocheinmal zu provozieren. Er musste ja nicht gleich zum vollkommen kühlen Piraten werden.
Shanks setzte sich vor der Bar auf eine der Bänke. In der Hand hielt er die Münze von Roger, die ihm soviel bedeutete.
“Entschuldige, Captain, dass ich es heute ein wenig übertrieben hatte.”, flüsterte Shanks zum sternenklaren Himmel.
“Redest du häufiger mit dir selbst?”, fragte ihn plötzlich der Raucher, der ihm aus der Bar gefolgt war.
“Danke für deine Hilfe.”, antwortete Shanks ohne Furcht. Diesem Mann konnte er vertauen, das hatte er im Gefühl.
“Mein Name ist Ben Beckmann.”, stellte der Raucher sich vor und schüttelte Shanks die Hand.
“Beckmann? Gefällt mir! Sag mal, bist du eigentlich Pirat?”, fragte der Rothaarige lächelnd.
Er war noch jung, doch er würde seinen Weg gehen. Eines Tages würde er zu den mächtigsten Piraten der Welt gehören.
Vielleicht konnte er sogar das Erbe des Piratenkönigs antreten.
Das Vermächtnis Gold Rogers.
Das One Piece!
Das Vermächtnis Gold Rogers.
Das One Piece!