Pokemon Uranium
Damit fällt mir also wie erhofft die Ehre zu, als erster hier Stellung zum Anfang August veröffentlichten Fangame Pokemon Uranium zu beziehen. Dabei handelt es sich um ein das Projekt eines beschaulichen Entwicklerteams, das stattliche 9 Jahre brauchte, bis es jetzt offiziell erschien. Vorher gabs zwar etliche Betaversionen zu testen, doch von denen habe ich keine Ahnung, wen also der Entstehungsprozess genauer interessiert, der kann ja mal im hauseigenen Forum zum Spiel reinschauen, ist nicht weiter schwierig zu finden. Was gehört noch ins Vorwort? Keine Ahnung, vielleicht sei noch gesagt, dass es wirklich eine ganze Edition darstellt, mit Arenen, eigenen Fakemons und allem, was dazu gehört.
Das erste nennenswerte Ereignis in Uranium ist dabei ausnahmsweise nicht die Starterwahl, doch weil vorweg nur eine Sequenz mit Storyrelevanz geschaltet ist, und ich die gerne später behandeln würde, fange ich trotzdem Orchynx, Raptorch und Eletux an. Es ist offensichtlich, dass die Entwickler sich bei ihren Fakemons irgendwo am Original orientiert haben, bestes Beispiel hierfür ist wohl Raptorch, der Feuerstarter, mit Flamme an der Schwanzspitze... Wer nicht weiß, von wem das abgeguckt ist, der wird diese Rezension vermutlich ohnehin nicht lesen. Was allerdings gleichermaßen auffällt, ist die Tatsache, dass das Team sich sichtlich bemüht hat, eine gewisse Innovation zu liefern. Keine große, Quatsch, aber die Starter haben hier beispielsweise nur eine Entwicklung + Mega-Evolution. Das ist sicher gewöhnungsbedürftig, aber mir ehrlich gesagt als eine schlecht designte Zwischenstufe. Darüber hinaus ist neu, dass der Rivale, der den festgelegten Namen Theo trägt (schade diesmal keine infantile Phallusbezeichnung als Dauergegner ...), sich jeweils den vom Typ her benachteiligten Starter wählt. Kann man vieles von halten, die ersten zwei, vielleicht drei, Kämpfe waren schon leichter, wirklich wichtig erschien mir das trotzdem nie.
Es gibt also neue Pokemon. Sind sogar richtig viele geworden, ich meine der Dex beinhaltet 200 Viecher, von denen über 150 Eigenkreationen sind. Der Rest sind dann meist Entwicklungsreihen oder einzelne Pokemon, die man reingetan hat, weil sie in jede Edition müssen (Gyarados), oder weil man noch eine coole weitere (Mega-) Entwicklung in petto hatte. Ganz besonders geil ist beispielsweise die neue Entwicklung von Dummisel. Insgesamt gilt: Die Fakemons sind größtenteils wirklich richtig gut. Er hier ist so mein Favorit, es gibt aber unzählige weitere Geschöpfe, die optisch, kämpferisch und selten sogar charakterlich richtig was hermachen. Von daher fiel die Wahl der sechs Teampokemon unglaublich schwierig, am Ende ist sie eher nach Coolness gefällt worden, weniger nach Synergie oder sonstigem CP-Gedöns. Jo, ich halte fest: großartige Neuschöpfungen dabei, einige Nieten. Was zu den Fakemons noch wissenswert ist, dass die Entwickler ihren wahrscheinlich auch eigenen Fanwünschen merklich Platz eingeräumt haben. Es gibt meine ich ganze 3 Pseudolegendaries, die sich erst auf Leveln über 65 entwickeln, viele nette Typkombinationen (Drache/Fee) und sogar ein Einhornpokemon.
Damit soll es weitergehen, denn ich habe keine Lust jedem möglichen Spieler hier alle Fakemon zu spoilern, die kann man wunderbar selbst entdecken. Deshalb jetzt ein paar Worte zur Story, die für ein Pokemonspiel überdurchschnittlich gut ist. Sicherlich steht sie lange im Hintergrund, denn es gibt kein feindliches Team, dass einem auf jeder zweiten Route auflauert, sondern mehr oder minder einen Feind, der dafür aber beachtliche Mittel und einen ordentlichen Plan hat. Kurz gesagt, mit so wenig Spoilern wie möglich: Es geht um 'Nuclear Power Plants'. Man hört es also wohl schon raus: Auch hier keine Story a la Last Of Us, aber dennoch eine für meinen Geschmack interessantere als in einigen Hauptablegern.
Damit kann ich nun guten Gewissens zum Gameplay übergehen, das ich direkt mal zweiteilen muss. Zum einen, und das geht ziemlich schnell, ist da die Steuerung. Das Spiel ist ein Download, läuft glücklicherweise ohne Emulator, ist aber trotzdem teilweise ungewohnt bis schlecht (bei mir aufgrund von Lags, mein Laptop ist alt) zu steuern. Da kann man sich aber durchbeißen, im Endeffekt mindert es den Spielspaß kaum. Und wo wir gerade so was Technisches ansprechen: Es soll wohl -war auch erwartbar- noch einige größere Bugs geben, also, falls irgendetwas nicht funktioniert, oder das Spiel abschmiert: Ruhig bleiben, im Forum finden sich zu fast allem Leidensgenossen, und auf jeden Fall einmal öfter speichern. Ich hab zwar selbst nur einen Bug getriggert, aber sicher ist sicher.
Wo war ich, bzw. wo wollte ich hin? Gameplay, genau. Macht richtig Laune! Die Kämpfe sind aufgrund der unbekannten Pokemon immer ein Erlebnis, weil man spontan gar nicht alle Typen oder Movepools draufhaben kann, und außerdem gibt es einige Neuheiten:
- Der Nuclear-Typ. Diese Pokemon tauchen storybedingt hier und da auf. Ihre nuklearen Attacken sind gegen jeden Typen außer Stahl sehr effektiv (bzw. vierfach effektiv gegen Doppeltypen), dafür sind sie wiederum selbst auch anfällig gegenüber jedem Typen. Ob das eine kluge Einführung war, wird sich zeigen, erste Balancingprobleme wurden schon gemeldet, für meinen Geschmack geht es aber gerade so noch. 'Verseuchte' Pokemon zu fangen hat sein Tücken: Die Pokemon gehorchen den Befehlen des Trainers nicht (immer). Es findet sich dafür im Storyverlauf allerdings eine Lösung. Stabile Nuclears, wie die Spieler sie nennen, gibt es, allerdings nur sehr wenige.
- Das Spiel ist fordernder. Zumindest war das mein Ersteindruck, ich bin nämlich wesentlich öfter ins Pokecenter, als aus den Hauptspielen gewohnt. Ein zweiter Durchlauf mit mehr Vorwissen wird da sicher schon besser, aber ich komme nicht umhin, als festzustellen, dass Uranium um einiges härter ist, als der Rest der Spiele. Dazu trägt zusätzlich bei, dass die Arenen teilweise nicht auf Typen, sondern Themen spezialisiert sind. Also Strand, Wissenschaft usw. Außerdem gibt es einen eingebauten Nuzlockemodus, d.h. einmal tote Pokemon bleiben tot und es darf nur die jeweils erste Begegnung pro Route gefangen werden. Ob der Modus fair ist, kann ich noch nicht beurteilen, werde ihn aber sicherlich irgendwann auch mal anzocken.
- Der Umfang ist vergleichsweise ebenfalls groß. Habe jetzt für einen Durchlauf bis zur Liga laut Ingameanzeige satte 42 Stunden gebraucht, wobei das Spiel auch sicherlich einige Stunden nur im Hintergrund offen war, ohne dass ich wirklich gezockt hab. Es ist weiterhin damit zu rechnen, dass nach und nach noch weitere Inhalte hinzugepatcht werden, denn Stand jetzt fehlen noch einige im Pokedex des zugehörigen Wikis bereits geführte Legendäre, sowie wenige normale Pokemon. Ich bin guter Dinge, dass man sich für die auch noch ordentliche Sidequests ausdenkt, denn nach 9 Jahren Arbeit gilt wohl: Wenn schon, denn schon.
- Ich habe eben schon von Sidequests geredet und das hat einen Grund, davon finden sich nämlich aktuell 5 oder 6 über das Spiel verteilt, deren Dauer stark schwankt, und die inhaltlich eine sehr willkommene Abwechslung bieten.
- Uranium wendet sich spürbar dem guten, alten 'catch 'em all' zu. Beispielsweise gibt es endlich auch EP, wenn man ein Pokemon einfängt statt besiegt, und der Professor mit dem behinderten Namen Bamb'o gibt dem Spieler bei gewissen Marken anspornende Dinge, sogar nur auf diese Weise erhaltbare Pokemon sind dabei.
- Die VM Fliegen erhält man erst nach dem 8. Orden, stellt euch also auf Gerenne ein. Generell scheint es Anzeichen zu geben, dass die Entwickler VMs in künftigen Erweiterungen auf Items verlegen wollen, sodass ich beispielsweise nicht mehr einen Slot meines unglaublich coolen Yatagaryu für Fliegen verschwenden muss...
Diese Punkte mal als kleinen Abriss zu wichtigen Neuerungen.
Dann will ich jetzt mal zur neuen Tandorregion kommen, die sich grob in West- und Osttandor aufteilt, getrennt von einem Ozean mit vielen Inseln. Geographisch sind ansonsten noch die beiden Berge, der Mt. Acthanite und Mt. Lanthanite bezeichnende Merkmale. Man merkt also, die Region schöpft gestalterisch aus dem Vollen. Mehrere Höhlen, Strände, verseuchte Gebiete, verschneite Bergpfade, ein ansehnlicher Tropenwald undundund. Die Routen können sich wirklich sehen lassen, auch wenn sie die Verwinkeltheit eines Bloodborne oder sonstwas selbstverständlich missen lassen. Wenn man irgendwo noch mal hin will, dann weil man eine VM erst später erhält, normalerweise entdeckt man alles andere beim ersten Durchlaufen.
Tja, was bleibt noch? Nicht viel ehrlich gesagt. Man könnte sicher auf einiges genauer eingehen, seien es die neuen Pokemon oder die Story, aber wer will hier schon vorgekaut bekommen, was ihn erwartet ich gehöre zu den Leuten, die vor allem eine neue Pokemonregion gerne unvoreingenommen und wenn man so will blind betreten, auch wenn das in Zeiten des Internets immer schwieriger wird. Also: Spielt dieses Spiel, wenn ihr Sonne und Mond nicht erwarten könnt und unbedingt neuen Stoff braucht, liebe Trainerkollegen. Den Download...müsst ihr selber suchen, es gab da wohl doch einige Lizenzstreitigkeiten...notfalls einmal ins Forum schauen
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