Darksiders ist ein Videopiel, welches im Jahre 2010 von dem damaligen Entwickler Vigil Games sowie schon vor Jahren insolvent gegangenen Publisher THQ veröffentlicht worden ist. Und ein Franchise, was leider ziemlich gefloppt ist. Auf dem allerersten Blick mag es dabei wie ein simpler GoW Klon erscheinen, der nur auf der damaligen 3D Slasher Welle mit reiten wollte. Doch tut man dem Spiel mit einer solchen Bezeichnung, so finde ich, Unrecht. Denn wagt man einen zweiteren näheren Blick, so entpuppt sich dieser Titel meiner Meinung nach als ziemlich wuchtiges Action Adventures, welches man als uneheliches Kind von Kratos & Zelda bezeichnen könnte, wobei hier Zelda das dominante Allel gewesen ist.
Apokalypse mal anders!
Schauplatz des Geschehens ist die Erde auf der zu Beginn ein gewaltiger Krieg zwische Dämonen und Engeln entbrennt. Inmitten dieses Schlachtgefechts findet sich plötzlich der Protagonist War wieder, welcher mit seinen Geschwistern Fury, Strife und Death die vier apokalyptischen Reiter bildet. Bei dieser Gruppe handelt es sich um Nephilims, rare Mischwesen aus Engeln & Dämonen, welche vom "feurigen Rat" als Exekutive losgeschickt werden, um für das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Reichen - also Erde, Himmel und Hölle - zu sorgen. Sie treten allerdings erst dann auf dem Plan, wenn der Endkrieg zwischen den drei Völkern bevorsteht bzw das Volk der Menschen bereit für diesen ist.
Merkwürdigerweise findet sich War ohne seine Geschwister im Kampf wieder, von denen jegliche Spur fehlt. Auf seiner Suche nach Antworten kämpft er sich erstmal durch die Armeen von Himmel und Hölle, nur um kurz darauf seine Kräfte zu verlieren & ordentlich von einem Erzdämon vermöbelt zu werden. Und schließlich von seinen Vorgesetzten, also dem Rat, zurückgerufen zu werden, die ihn für sein Vergehen bestrafen wollen. So wird ihm vorgeworfen sich mit der Unterwelt verbündet sowie die Ausrottung der Menschheit herbeigeführt zu haben. War selbst jedoch weist jegliche Schuld von sich und bietet ihnen an den wahren Schuldigen zu finden. Sollte War dabei versagen, werden eben die anderen Völker ihn beseitigen. Der Rat willigt ein, allerdings zwängen sie ihm einen parasitären Beobachter auf, welche ihren Willen verkörpert. Jener verfügt über die Möglichkeit den entmachteten War jeder Zeit unter Kontrolle zu bringen und im Falle des Widersetzens sogar zu töten. Im Anschluss darauf macht sich der ziemlich miesgelaunte Hüne in Richtung zerstörte Erde auf, um seinen Namen reinzuwaschen.
Was zunächst wie ein einfacher Rachefeldzug klingt, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu etwas Größerem. So deckt War eine im Hintergrund laufende Verschwörung auf, und auch die Handlung weiß zwischendurch mit einigen Wendungen durchaus zu überraschen. Dennoch erzählt die Geschichte nichts wirklich Außergewöhnliches, und auch die Nebenfiguren bleiben über weitere Strecken recht blass. Auch der "Held" War wird eher unzureichend porträtiert, da er eigentlich nur eine Art der Problemlösung kennt: Solange draufhauen bis er seinen Gegnern im Anschluss das Herz unbarmherzig aus der Brust reißen kann. Und nur so am Rande, das tut er wortwörtlich als Finisher Move bei großen Gegnern. Unterhalten hat mich die straff inszenierte Handlung dennoch und zeigt an einigen Stellen definitiv das Potential dieses Comic Universums.
Krieg macht Spaß!
Zu Beginn des Spiels kriegen wir genretypische Standardkost geboten, indem wir uns zunächst mit anspruchslosen Tastendrücken durch eine Horde von Untoten und Mutanten schnetzeln. Später folgen noch eine Vielzahl von anderen Gegnertypen, wie von der Decke herabhänge Kleinspinnen oder Würme, die von der Erde aus attackieren. Nebenbei lässt sich der Finishermove testen, in welchem War die Köpfe seiner Gegner mit bloßen Hand zerquetscht oder ihnen die Flügen aus dem Rücken reißt. Das sieht ganz nett aus, geht gut von der Hand, ist jedoch zu einfach gestrickt. Wenn allerdings erst einmal diese recht schwache Anfangphase überwunden ist, nimmt das Spiel meiner Meinung nach kontinuierlich an Fahrt auf. Plötzlich ist Darksiders mehr als nur ein einfacher 3D Slasher, da hier doch tatsächliche Elemente aus "The Legend of Zelda", wie bereits genannt, ihren Weg ins Spiel finden.
Zum einen kriegen wir im Laufe des Spiel ein eigenes Reittier namens Ruin in die Hände gedrückt, auf welchem Kämpfe geführt werden können. Und zum anderen schalten wir diverse Ausrüstungsgegensände zur Unterstützung sowie Interaktion mit der Spielwelt frei. Wie zum Beispiel die Kreuzklinge - eine Fernkampfwaffe - um weiter entfernte Gegner vernichten zu können. Oder aber wir können mit ihr das Feuer von Fackeln mitnehmen, um damit Bomben zum Explodieren zu bringen und damit Hindernisse zu beseitigen. Essentiell wird diese Funktion besonders in diversen Rätseln sowie bei bestimmten Gegnertypen. Ein weiteres Beispiel wäre dann noch die Abgrundkette, mit der wir uns über weite Schluchten schwingen können, kleinere Feinde zu uns ziehen und zu Bosse sogar ranziehen, um ihnen im richtigen Moment eine ordentliche Kombo ins Gesicht zu hauen. Auch exotische Gegenstände wie der Leerenläufer lassen sich später nutzen, mit denen sich begehbare Portale erzeugen lassen. Diese dienen als Möglichkeit weit entfernte Lichtstrahlen zu transportieren, wie es später in einigen Umgebungsrätseln zum Freischalten von Türen erforderlich sein wird.
Später folgen noch einige weitere Gadgets, die genau wie die bereits genannten Gegenstände mit der Handlung verwoben sind. Aus Spoilergründen erspare ich mir hier eine Auflistung. Kleiner Tipp noch, die Levels mögen nach heutigen Stand sicherlich alles andere als offen sein, es lohnt jedoch durchaus noch abseits nach der Pfade nach kleinen Verstecken Ausschau zu halten. Daksiders hält nämlich optional sammelbare Fragmente bereit, welche zusammengesetzt einzigartige Rüsungs- sowie Waffenerweiterungen für War ergeben. In Zeiten, wo Spieler in vielen modernen Titel von (teils sinnlosen) Loot überschwemmt werden, stellt dies imo eine nette Abwechslung dar. Einige Verstecke jedoch sind erst später auf Grund bestimmter fehlender Gegenstände erreichbar, sodass diese Gebiete noch einmal in bekannter Backtracking Manier besucht werden müssen.
Im fortschreitenden Handlungsverlauf kommen desweiteren noch einige Sekundärwaffen hinzu: die Sense, die Pistole "Mercy" sowie die Tremorkampfhandschuhe. In Kombinationen mit seinem brachialen Zweihänder "Chaos-Eater" kann nun zwischen diesen Waffen gewechselt werden, wodurch sich die Kämpfe abwechslungsreicher gestalten. In dem Spiele lassen sich zudem die Seelen getöteter Feinde von War aufsammeln, und dienen als Währung, um neue Angriffsmuster für die jeweiligen Waffen freizuschalten. Dafür ist lediglich ein Besuch beim Dämonenhändler Vulgrim nötig, der sich von den gesammelten Seelen ernährt und als Schnellreiseportal für eine gewisse Seelengebürt herhält. Trotz dieser hinzukommenden Fertigkeiten, schafft es Darksiders jedoch zu keiner Zeit die Komplexität oder die pompöse Inszenierung seiner Genrekonkurrenten (Bayonetta etc) zu erreichen.
Nicht falsch verstehen, die Kämpfe selbst machen durchaus Spaß. Dennoch bin ich froh, dass Darksiders nicht versucht über den kämpferischen Teil alleine das Spiel zu tragen. So würde es nämlich nur ein solides Spiel abgeben und wäre wohl keine wirkliche Erwähnung wert. Erst durch die Kombination aus Springen, Kämpfen, Schießen, Klettern, Geschosse werfen und Rätseln lösen, gelang es diesem Spiel mich bis zum Ende hin zu motivieren. Und spätestens bei dem ersten Bossfight gegen ein monströses, fledermausartiges Ungeheuer - das Gegnerdesign ist wirklich gut - kann einfach nicht mehr von einem simplen 3D Buttonbasher gesprochen werden, denn bei diesen Abschlusskämpfen wird es wichtig das gewonnene Equipment richtig anzuwenden.
Fazit
In den einzelnen Diszplinen erreicht Darksiders nie die Klasse seiner Vorbilder und man könnte wohl dem Studio vorwerfen, dass sie dreist bei Links Abenteuern kopiert haben. Dennoch folge ich hier dem Motto: "Lieber gut kopiert als schlecht selbst erfunden". Zudem es den Entwicklern wirklich gut gelungen ist, die einzelnen Elemente vernünftig in das Gameplay zu integrieren sowie zu einem organischen Gesamtwerk zusammen zuführen. Das Abenteuer von War dauert dabei in etwa 20 Spielstunden, was für dieses Art von Game und in Anbetracht des Preises von ca 20 Euro durchaus in Ordnung geht.
Ich jedenfalls hatte eine Menge Spaß mit dieser kleinen Spieleperle und kann sie daher Genrefans definitiv ans Herz legen. Und in diesem Jahr soll dann sogar - nach einer wirklich äußerst holprigen Entwicklungsgeschichte - Darksiders 3 mit der Reiterin Fury folgen. Eventuell verfasse ich auch noch irgendwann eine Kurzreview zu Darksiders 2, in welchem wir in die Rolle des agilen Bruders Death schlüpfen. Die Entwickler hat sich das Ziel gesetzt jedem der 4 Reiter einen eigenen, parallel laufenden Handlungsstrang zu widmen. Wobei alle Fäden schlußendlich zusammen laufen sollen, um das Finale einzuläuten. Coole Idee und recht ambitioniert, auch wenn es sicherlich zweifelhaft ist, ob das Ganze jemals vernünftig zu Ende geführt werden kann.
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