Da ist es also ... Until Dawn. Das Spiel, das den Versuch gestartet hat Spielen wie "Heavy Rain" oder auch "Beyond: Two Souls" ernsthafte Konkurrenz zu bieten, was den Einfluss der eigens getroffenen Entscheidungen sowie der cineastischen Inszenierung betrifft. Ist dem federführenden Studio, "Supermassive Games", das allerdings auch gelungen? Meiner Meinung nach: Ja! Ohne wenn und aber!
Der Grund dafür ist denkbar einfach, dürfte in der Umsetzung dafür aber umso komplexer gewesen sein: Und zwar ist ihnen dies dank der glaubhaften Verwendung des Schmetterlingseffekts gelungen!
Diesen kann man unter anderem über das Menü abrufen. Dort sieht man getroffene Entscheidungen, sowie daraus resultierende Konsequenzen immer vor sich liegen. So klein diese auch sein mögen. Ich habe jetzt schon einige Tests von diversen Gamingseiten gelesen, in denen teilweise unter anderem geschrieben wird, dass der Schmetterlingseffekt hier überhaupt nicht wirklich greifen würde und die Geschichte weiter ihrem linearen Muster folgt. Hierzu kann ich nur sagen, dass dies nur teilweise richtig ist. Sicher, das Skript ist ein enges und die Handlung folgt ihrem roten Faden konsequent, von Anfang bis zum Ende. Das bedeutet aber nicht, dass die getroffenen Entscheidungen keine Konsequenzen nach sich ziehen, denn das tun sie durchaus!
Mal ist es etwas so belangloses wie ob man jetzt den Abhang weiter hochklettern und empor springen soll, mal aber auch etwas so bedeutsames wie das Erforschen einer abgelegenen Ruine, durch welche man in den Besitz einer Waffe kommt (die man später eventuell noch gut gebrauchen könnte!) ... Mal stirbt aber auch einer der Hauptcharaktere, aufgrund der eigens getroffenen Entscheidungen!
Was die Auswirkungen der Konsequenzen betrifft und das Ende des Spiels, das bei jedem Spieler unterschiedlich sein kann, aufgrund der nahezu unzähligen Variationen, kann ich nur so viel sagen, dass man hier keine zu großen Erwartungen haben sollte. Die Enden werden sich lediglich im Detail unterscheiden. Wie gesagt ist es ein sehr enges Skript, das auf ein bestimmtes Ende (bzw. zwei Enden) hinausläuft. Es sind tatsächlich nur die Details, die hier stark variieren können. Aber zu sagen der Schmetterlingseffekt besäße kein Gewicht oder würde hier nicht ausreichend zur Geltung kommen ist, schlicht und ergreifend, falsch!
Gerade der Tod der Charaktere lauert in diesem Spiel einfach an jeder Ecke ... Grundsätzlich ist es, laut Entwickler, sowohl möglich, dass alle sterben, aber auch dass keiner stirbt. Für alle, die es ggf. interessiert: In meinem vorhin abgeschlossenem ersten Durchgang ist mir tatsächlich nur ein Charakter weggestorben. Für den ersten Durchgang gar nicht mal übel ^^
Wie dem auch sei, es gilt jedenfalls jede Entscheidung genau abzuwiegen, bevor man wählt. Letzten Endes kann man teilweise aber auch nur hoffen, dass man nichts übersehen und die richtige Entscheidung für sich in diesem Moment getroffen hat. Die Entscheidungen, die man trifft, mögen zwar nicht alle großes Gewicht für den weiteren Verlauf der Handlung haben, dafür allerdings für die Entwicklung der Charaktere.
Diese haben nämlich auch ihren eigenen, ich will es mal Fähigkeitenbaum nennen, bekommen, der ihre persönliche Charaktereigenschaften darstellt und bewertet. Unter anderem gibt es dort Kategorien wie "tapfer", "witzig" und "romantisch". Je nach dem wie sich die Figuren in jeweiligen Situationen verhalten verändern sich diese Werte und der Charakter wird für die einen Figuren interessanter, für die anderen dafür aber wiederum auch nicht. Dies spiegelt sich auch im zweiten "Fähigkeitenbaum" wieder, in dem die Beziehungen des Charakters, der gerade gesteuert wird, zu den anderen Spielfiguren bewertet wird.
Die Story selbst war ... okay. "Supermassive Games" kündigte ja bereits an, dass man sich bei "Until Dawn" an so ziemlich jedem Klischee des Horror-Genres bedienen würde, aber stellenweise fand ich die Handlung dann doch etwas, naja, nennen wir es mal ermüdend. Zu Anfang ist es noch recht spannend zu hinterfragen wer wohl der ominöse Killer ist, der auf dem Berg sein Unwesen treibt und die Gruppe von Jugendlichen dort oben terrorisiert. So kommen mit der Zeit immer neue Verdächtige hinzu, aufgrund der vielen Hinweise, die man entdeckt (bzw. entdecken kann). Allerdings wird doch schnell klar was für ein perverses Spiel hier wirklich gespielt wird. Wirklich überraschend fand ich die Enthüllung daher zwar nicht, aber sie war durchaus stimmig und noch dazu hervorragend inszeniert. Und manchmal ist die naheliegenste Lösung nun mal auch die Beste
Mir persönlich wurde die Handlung gen Ende hin allerdings etwas zu abgespaced. Wohl weil diese Entwicklung für mich doch etwas überraschend kam, hatte ich von der Geschichte im Prinzip einen vollkommen anderen Eindruck aus den Trailern gewonnen. Das ist per sé nichts Schlechtes, ich hatte einfach nur mit etwas gänzlich Anderem gerechnet.
Ich muss dazu aber auch sagen, dass Horror so gar nicht mein Genre ist. Gut möglich also, dass ich mit diesem Empfinden weitgehend alleine dastehe. Entschieden habe ich mich für dieses Spiel, weil ich Games, in denen die eigenen Entscheidungen eine immense Rolle spielen, einfach nur extrem feier und diese mit zum Besten, jedenfalls für mich, gehören, was die Spieleindustrie zurzeit zu bieten hat! Insbesondere wegen den stets hervorragenden Geschichten, die dabei heraus gekommen und von einem selbst teils mit bestimmt werden können.
Ebenso überzeugend wie die Geschichte war allerdings auch der Cast. Bei der Inszenierung von "Until Dawn" setzte nämlich auch "Supermassive Games" auf die Motion-Capture Technologie, um so ein dichteres und atmosphärisch stärkeres Spiel erschaffen zu können. Sämtliche Charaktere wurden dabei von echten Schauspielern verkörpert. Unter anderem von Peter Stormare, der unter anderem bei Filmen wie "22 Jumpstreet" und "Pain & Gain" mitgewirkt hat, Hayden Panettiere, die mittlerweile (leider) ausschließlich als Ehefrau von Klitschko und Mutter dessen Kindes von sich hören lässt (obwohl sie hier deutlich gezeigt hat, dass sie eine schauspielerische Wucht ist!) oder auch Brett Dalton, der den meisten wohl aus der Marvel-Serie "Agents of Shield" bekannt sein dürfte.
Der Cast strotzt nur so vor bekannten Gesichtern, die alle einen wirklich hervorragenden Job abliefern! Überragend fand ich vor allem Stormare, in seiner Rolle als Psychologe. Dies liegt mit unter aber auch an dem storytechnischen Twist, für den seine Figur mitten im Spiel sorgt und mit der man so, in dem Moment, eigentlich eher weniger gerechnet hätte. Hierzu muss ich vielleicht noch erwähnen, dass die oben angekündigte Wendung durch den Twist seiner Figur noch mal zusätzliche Gewichtung erhalten hat und für eine interessante Charakterentwicklung gesorgt hat, die so kaum abzusehen war. Mehr sei dazu aber nicht gesagt.
Zu guter Letzt bleibt mir eigentlich nur noch etwas zur Atmosphäre zu sagen, die sich mit nur einem Wort perfekt umschreiben lassen dürfte: Sagenhaft!
Selten, wirklich selten, hab ich eine solch intensive und erdrückende Stimmung verspürt. Ich bin zwar kein Fan des Horror Genres, schaue zwischendurch aber auch durchaus mal Horror-Streifen. Doch keiner dieser von mir gesehenen Filme kann diesem Spiel im Punkto Spannung das Wasser reichen! Der Grund dafür ist dabei denkbar einfach: Beim Film besitzt man keinerlei Kontrolle über die Hauptcharaktere! Man hat keinen Einfluss auf ihre Handlungen, auf die Entwicklungen und eben auf die Entscheidungen. Das ist bei "Until Dawn" anders. Gerade dadurch, dass man hier selber das Ruder in der Hand hält, entsteht eine so erdrückende und dichte Atmosphäre, das es mir persönlich, bis zu einem bestimmten Punkt in der Handlung, nie möglich war mehr als zwei Episoden (das Spiel ist in 10 Episoden unterteilt, wobei jede davon eine Stunde der Nacht, und deren Geschehnisse, umfasst) am Stück zu spielen. Einfach weil ich ansonsten wohl Gefahr gelaufen wäre einem Herzinfarkt zu erliegen ^^
Mein Fazit lautet daher also ... Wer Spielen, die großen Wert auf die Entscheidungsfreiheit des Spielers legen, etwas abgewinnen kann, eine PS4 sein Eigen nennen kann und auch dem Horror-Genre nicht völlig abgeneigt ist (wobei es "Survival" wohl eigentlich eher trifft), der kann bei diesem Spiel eigentlich bedenkenlos zu greifen! Empfehlenswert wäre es allerdings ausschließlich abends, mit ausgeschalteten Lichtern, und Kopfhörern zu spielen. Da erlebt man diese Achterbahnfahrt von einem Höllentrip auf einer vollkommen neuen Ebene!
"Until Dawn" ist der interaktive Horror-Film, den sich die Community schon lange gewünscht hat! Was soll man da noch groß sagen? Es liefert einfach einen verdammt guten Job ab! 87/100.
„Just as world‘s unite, so too do they part.“
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