30 Jahre Hirohiko Araki - 25 Jahre JoJo's Bizarre Adventure.
JoJo's Bizarre Adventures (JJBA) ist WSJ's zweitlängste Serie, mit über 100 Bänden. Das hört sich viel an und das ist es in der Tat, man liest JJBA nicht mal eben so nebenbei. Trotzdem lohnt es sich diese Serie zu lesen, da sie eine der originellsten ist die es gibt. Dazu kommt, dass die Teile eigentlich sehr gut unabhängig voneinander zu lesen sind.
JJBA in a nutshell: Der Jahrhunderte währende Kampf einer Familie gegen das Böse, oftmals in Person von Dio Brando. In jedem Teil tritt eine neue Generation den Kampf gegen ihn oder seine Nachfolger an. Schlauheit siegt vor Muskelkraft und schierer Power. Oft recht brutal und immer verdammt bizarr.
Beginnen wir ganz am Anfang: Hirohiko Araki kennt der eine oder andere ja schon von Lives of Eccentrics, Under Execution Under Jailbreak oder Steel Ball Run.
JoJo nun, das ist ja mal ein komischer Name für den Helden, das klingt nicht besonders knallhart oder männlich oder irgendwie cool. Man wird sich schnell daran gewöhnen. Die Geschichte lässt uns die Abenteuer der Sprösslinge der Familie Joestar verfolgen, die immer wieder diese 2 "Jo"'s im Namen tragen - so wird aus Jonathan Joestar oder Joseph Joestar immer wieder JoJo.
Es wird öfter der Familienstammbaum abgebildet, damit man nicht die Übersicht verliert, aber den hier zu posten wäre ein großer Spoiler.
JJBA teilt sich in bisher sieben große Teile, die sich über die Jahre und Jahrzehnte im Zeichenstil völlig gewandelt haben und deren Handlungsstränge zwar lose, aber dennoch verknüpft sind. Der Held ist immer ein JoJo und es sind immer bizarre Abenteuer, und zwar mächtig bizarr.
Grundsätzlich kann man jeden Teil losgelöst vom anderen lesen, so wird zB die Theorie der "Stands" in jedem neuen Part wieder von Anfang an erklärt. Wenn man aber "nur mal reinblättert" wird man mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl die Panelanordnung, als auch den Bildinhalt und die Handlung völlig unübersichtlich finden und man blickt kein Stück durch. JJBA ist nichts zum überfliegen, es ist ganz oder gar nicht. Denn liest man es richtig, hat man keine Probleme mit besagten Panels.^^
Da aber Anzahl der Bände und Kapitel kein Pappenstiel ist, würde ich den Thread gerne ohne Spoilerpräfix lassen, sodass man sich hier auch schon äußern kann, wenn man bisher nur einen der Teile gelesen hat.
Kommen wir zu Eingemachten. Die Beschreibungen kann man sich alle durchlesen, ich hab versucht es spoilerfrei zu halten.
Part 1: Panthom Blood
Jahr: 1880
Kapitel: 001-044 (Band 001-005)
George Joestar ("GeoJoe" ist in der Aussprache auch ein "JoJo") ist ein alter reicher Adelsmann. Vor Jahren geriet seine Kutsche in einen schweren Unfall und ein Gauner, Dario Brando, kam gerade rechtzeitig, um den Ort des Geschehens zu plündern. George aber hielt Dario für einen Helfer und versprach zum Dank, Darios Sohn in seine Familie aufzunehmen. Dieser Sohn, Diego "Dio" Brando, will von Anfang an nur eines: Macht über das Erbe der Joestars. Somit muss er auch an seinem gleichaltrigen Stiefbruder Jonathan Joestar, Held dieser Geschichte, vorbei.
Allerdings geht das nicht so einfach, wie anfangs gedacht. Hinzu kommt, dass die Joestars bei archäologischen Grabungen in einer alten Kultstätte der Atzteken eine seltsame Steinmaske fanden, die den Träger zum Vampir mit übermenschlichen Kräften mutieren lässt. Dio macht sich diese Kraft zu nutze und hat es bald nicht mehr allein auf das Erbe der Joestars abgesehen. Jonathan hingegen trifft Baron Zeppeli, welcher ihm eine geheimnisvolle Technik lernt, den "Ripple" (oder "hamon"). Nur er ist in der Lage, gegen die Vampire anzukommen. Wer es gelesen hat, weiß es, der Rest kann dreimal raten, wer am Ende überlebt
Artwork & Charakter:
Jonathan ist ein Muskelpaket vom Herrn, aber der perfekte Gentleman, der seinen Vater vor Dio beschützen will. Das Artwork ist in den ersten Kapiteln noch recht gruselig, bekommt aber schnell den Standart wie wir Jonathan oben sehen. Das heißt, es ähnelt sehr Fist of the North Star, ganz einfach, weil beide Mangas in den 80ern starteten und damals mit Helden wie Schwarzenegger der muskelbepackte Body das Ideal eines Helden war.
Was den Blut-Faktor betrifft, da geht es in JJBA generell immer sehr zur Sache. Das nimmt sich von Anfang bis Ende der gesamten Serie nichts, es ist und bleibt brutal, die Kampfpanels sind voll vom tiefroten Vino - ohne aber gore-Szenen wie detaillierte Organ-ansichten oder sonst übertriebenes zu bringen. Es ist ja immernoch eine WSJ-Serie. Allerdings ist niemand vor dem Tod gefeit, das macht es wirklich spannend ; )
Fazit:
Lasst euch nicht von den ersten paar Kapiteln vergruseln, deren Artwork noch nicht gefestigt ist und in denen die Geschichte erstmal leicht textlastig Fahrt aufnimmt. Danach gehts zur Sache und es ist mit 44 Kapiteln ein kurzer, wenige Umwege gehender Einstieg zur Serie.
Part 2: Battle Tendency
Jahr: 1938
Kapitel: 045-113 (Band 005-012)
Bei Ausgrabungen stellt sich heraus, dass es mehrere der Steinmasken gibt und dass ihre Träger keineswegs die Spitze der Evolution waren. Im Gegenteil kommen nun die wahren Übermenschen ans Licht, die so genannten Pillar-Men, weil sie mehrere 1000 Jahre in Säulen eingemauert geschlafen haben. Die Vampire waren nichts weiter als ihre Nahrung.
Die Nazis wollen sich die Kraft der Pillar-Men zunutze machen, was ihnen natürlich grandios misslingt: die drei Übermenschen brechen aus dem Testgelände aus und machen sich daran, die uralte Prophezeiung zu erfüllen, einen mysteriösen Roten Edenstein zu finden und so die letzte Stufe der Vollkommenheit zu erklimmen. Joseph Joestar, der Enkel unseres Helden aus Part 1, schlittert eher ungewollt in die ganze Geschichte hinein, als er einem alten Freund helfen wollte. Zusammen mit Caesar Zeppeli, einem Abkömmling des Barons, muss auch er den "Ripple" meistern, um den Kampf zu bestehen. Und dann sind da immernoch die Nazis und deren Interessen...
Part 3: Stardust Crusaders
Jahr: 1989
Kapitel: 114-265 (Band 12-28 )
Alte Bekannte tauchen in diesem Teil auf, wer genau, das müsst ihr selber rausfinden. Diesmal dreht sich die Geschichte um Jotaro Kujo, seines Zeichens Enkel von Joseph Joestar, dem Helden aus Part 2. In diesem Teil kommen zum ersten Mal die "Stands" vor, die vermutlich jeder, der schonmal irgendwas von JJBA gehört hat, zuerst damit verbindet. Die Stands erwachen ganz plötzlich in bestimmten, auserwählten Körpern. Sie sind die manifestierte geistige Kraft der Person und "stehen" als eine Art Avatar neben ihm. Um die Ursache der plötzlichen Herausbildung der Stands zu klären, macht sich Jotaro mit einigen Gefährten auf, den Ursprung der Phänomene zu finden. Dabei stellen sich ihm natürlich einige Feinde in den Weg, die ebenfalls "Stands" besitzen.
Artwork:
Ab hier beginnt Hirohiko Araki seinen eigenen Stil immer mehr durchzuziehen. Wo er vorher schon die dicken schwarzen Striche verwendete, harte Kontraste hatte und auf einen hand-made Look setzte, wird das hier noch mehr verfeinert. Dabei werden die Gesichter weniger FotNS-artig und mehr Araki-style, und die Körperkonturen werden stark betont (Muskelmänner sind es noch immer^^). Für eine wöchentlich erscheinende Serie ist es wirklich detailliert. Außerdem beginnt Araki spätestens hier seine Detailspielereien, d.h. er gibt den Personen kleine und große Accessoirs, Anhängsel und BlingBling.
Fazit:
Part 3 wird von vielen als der beste Teil angesehen. Das hat auch damit zu tun, dass er der bekannteste ist, es gibt mehrere Fighter-games zu ihm, eine OVA, und viele Sprüche sind losgelöst zu Internetsprech geworden oder ziehen sogar noch weitere Kreise: "muda muda muda", "wryyyy", "rero rero rero", "yare yare daze", usw. Dies ist der Manga, aus dem die kommen! (Siehe dazu auch unten bei Verschiedenes).
Großer Negativpunkt, der allerdings nichts mit der Serie zu tun hat: Die scanqualität ist, einfach gesagt, scheiße. Aber wenn man hier angekommen ist, ist man längst JJBA Fan und liest trotzdem weiter. Man gewöhnt sich dran, es geht! Alternativ legt man sich einfach die VIZ-Version zu, denn dies ist der einzige Teil der Serie, der bisher auch offiziell auf englisch erhältlich ist.
Part 4: Diamond is Unbreakable
Jahr: 1999
Kapitel: 266-439 (Band 29-47)
Diesmal ist der Hauptdarsteller Josuke Higashikata, ein unehelicher Spross des mittlerweile stark gealterten Joseph Joestar, dem Helden aus Part 2. (-suke kann dabei auch als Jo gelesen werden, womit wir wieder bei JoJo wären)
Die Handlung setzt diesmal in Morioh ein, einer fiktiven Japanischen Kleinstadt. Merkwürdige Zwischenfälle häufen sich und es dauert nicht lange, bis sich herausstellt, dass in Morioh ungewöhnlich viele neue "Stands" erwachen. Worin hat dies die Ursache? Es ergibt sich, dass Stands erwachen, wenn die Person von einem besonderen Pfeil getroffen wird und überlebt, also auserwählt ist. Und dann ist da noch die auffallend hohe Mordrate in Morioh, führt dies auf einen Serienkiller zurück und hat er ebenfalls einen "Stand"? Josuke und seine Freunde beginnen die Jagd auf den Mörder.
Fazit:
Viele Arcs sind sehr episodenhaft und haben wenig mit der Hauptstory zu tun. Wo die anderen JoJo's ihre bizarren Abenteuern auf verrückten Reisen erlebt haben, ist diesmal Handlungsort nur die Stadt Morioh. Alles ist ein bisschen mehr slice of life, etwas entspannter, man kann den leuten bei ihrem Stadtbummel zuschauen. Man muss nicht um die halbe Welt reisen, man muss kein englischer Aristokrat oder Mitglied der italienischen Mafia sein, um bizarre Abenteuer zu erleben, die geschehen auch um die Ecke deiner eigenen Stadt - das ist die Message von Part 4. Und wie immer wird man mit einem tollen Oberbösewicht belohnt und mit einem grandiosen Endkampf (die Endkämpfe sind übrigens immer erste Sahne bei JJBA).
Die Scan-quali wird wieder besser, dafür ist die Übersetzung teilweise ein Augenschmerz. Aber man kommt darüber hinweg, nein, eigentlich ist eso sogar stellenweise sehr lustig, wie das englisch verwurstet wird.
Part 5: Vento Aureo (Golden Wind)
Jahr: 2001
Kapitel: 441-594 (Band 47-63)
Die Geschichte spielt in Italien, wo Giorno Giovanna in Neapel zum obersten Mafiaboss aufsteigen will, um die Drogenverkäufe an Kinder zu unterbinden. (Giornos Verwandschaftsverhältnisse zu den Joestars zu erklären, würde zuviel vorweg nehmen!) Schon beim Einstieg in die Mafia wird klar, dass auch in ihr viele "Stand"-user stecken, denn auch die Mafia besitzt einen der mysteriösen Pfeile. Giorno und seine Freunde müssen sich in der Mafia zunächst hocharbeiten und reisen so quer durch Italien. Dann erhalten sie einen großen Auftrag, der ihnen zudem die Chance gibt, die Identität des jetzigen Bosses zu entdecken: sie sollen dessen Tochter Trish Una vor Abtrünnigen Mafiosis beschützen. Treffen mit anderen "Stand"-usern bleiben da nicht aus.
Artwork:
Araki unternimmt einen weiteren, vorletzten Schritt hin zu seinem aktuellen Artwork. Die Muskelmassen verschwinden entgültig, zugunsten oft schon feminin wirkender Charakterdesigns. Aber bei JJBA wundert man sich sowieso über gar nichts mehr.^^ Charakterlich agieren denn auch alle männlichen Personen mutig und stark, wer also gender-bender oder yaoi befürchtet oder gar erwartet, ist absolut fehl am Platze. Außderdem sind die tatsächlichen Frauen so hübsch und gut bestückt, dass keine wirklliche Frage nach dem jeweiligen Geschlecht aufkommt.
Fazit:
Sowohl das storytelling als auch die "Stands" sind hier sehr ausgereift, es gibt kaum Schwächen und es ist immer unendlich spannend.
Scans und Übersetzung sind wieder auf gutem Niveau.
Part 6: Stone Ocean
Jahr: 2011
Kapitel: 1-158 (Band: 1 (64) bis 17 (80))
In diesem Teil verfolgen wir die Geschicke und Missgeschicke der schönen Jolyne Kujo. Sie ist die Tochter von Jotaro Kujo, dem Helden aus Part 3. Jolyne landet gleich mal für 15 Jahre im Knast, da ihr ein Autounfall mit Todesfolge und versuchter Vertuschung angehängt wird. Über ihren Vater gelangt auch sie zu einem "Stand", verliert jedoch die Pfeilspitze, was weitere "Stand"-Erweckungen im Gefängnis zur Folge hat. Im Laufe der Geschichte kristallisiert sich ein Bösewicht heraus, dessen Fähigkeit darin besteht, Usern ihre Stand ability zu stehlen und anderen einzusetzen. Ihn zu verfolgen und zu erledigen gilt es, bevor an Ausbruch zu denken ist.
Fazit:
Der Teil spielt ganz oben mit. Sowohl was das mittlerweile sehr gefestigte Artwork angeht als auch die Handlung. Sehr verrückte "Stands", abgefahrene Handlung mit sehr wenigen Längen und endlich auch mal eine Heroine als Hauptperson. Und sie rockt das Haus. Ein Element in der Story allerdings spaltete die JJBA Fangemeinde gewissermaßen.
Part 7: Steel Ball Run
Jahr: 1890
Kapitel: 1 - ca. 90 (Band 1-24)
Zurück im Jahre 1890 erleben hier Gyro Zepelli (links) und Johnny Joestar (rechts) Abenteuer im Zuge des großen Rennens quer durch die Vereinigsten Staaten von Valentine. Hierfür verweise ich auf den extra Thread, den es schon gibt!
Araki gibt die Kapitel jetzt in größeren Abständen heraus, jedes Kapitel hat 60(!) Seiten und das Artwork ist wirklich vorerst an seiner schmucken Spitze angelangt.
Part 8: JoJolion
Jahr: 2011
Kapitel: 1, 2 - fortlaufend
Im Jahr 2011 wird die Handlung wieder in die bereits aus Part 4 bekannten Stadt Morioh verlegt. Die Stadt steht noch unter den Nachwirkungen des großen Erdbebens vom 11. März. Yasuho Hirose findet durch Zufall einen halb im Schlamm liegenden Mann. Er hat all seine Erinnerungen verloren, aber auf seiner Schulter ist das von der Joestar-Blutlinie wohlbekannte Geburtsmal in Form eines Sterns erkennbar, darum herum eine Bisswunde. Yasuho hilft ihm nun, seine Identität herauszufinden. Ist sein Name etwa Yoshikage Kira? Und was hat es mit den "Wall Eyes" auf sich, massive, mehr als haushohe Verwerfungen der Erdkruste, die kurz nach dem Erdbeben in Morioh auftauchten?
Verschiedenes:
- Beginnen wir gleich mit dem stärksten Pro-Argument. In Heroes, momentan der Featured Thread, ist niemand geringeres als Hiro großer JJBA Fan, wie er des öfteren bekräftigt. Zudem sind seine Kräfte denen von Jotaros Stand "Star Platinum" ziemlich ähnlich.
- Tatsächlich haben es bestimmte Elemente sogar in Heroes hereingeschafft. Hier benutzt Hiro die catchphrase von Dio: "Muda muda muda!" (Nutzlos nutzlos!). Der Battlecry "Wryyyy" wiederum hat es bis in die Serie Friends geschafft.
-------> im Übrigen ist es zwar lustig, wieviele Versionen es von "mudamuda" und "wryyyyy" gibt, aber wenn ihr euch den Endkampf von Part 3 nicht versauen wollt, schaut sie euch vorerst allesamt nicht an. (daher auch kein youtube-Link zu dem Ausschnitt aus Friends, zuviele weiterführende Links..)
- Zu Part 3 gibts einen 13teiligen Anime. Wie immer ist der Manga besser, aber reinschauen kann man natürlich.
- Zu Part 3 gibt es auch ein Capcom-Prügelspiel, das sehr amüsant ist und sich in den USA großer Beliebtheit erfreut (d.h. es ist auch auf englisch). (Playstation und Dreamcast)
Abschließend (ich hoffe, bis hierhin liest überhaupt der eine oder andere^^) ist JJBA echt eine Erfahrung. Die Helden wie die Bösewichte agieren oftmals sehr schlau, was man selten hat bei Kampfmangas. Die Fähigkeiten der "Stands" könnten unterschiedlicher kaum sein und sind allesamt ausgezeichnet durchdacht, sodass selbst der billigste, lahme "Stand" oftmals eine große Bedrohung darstellt.
Man wird ziemlich bald merken, ob man wirklich drinsteckt und wissen will, wie es weitergeht, oder ob einen der Manga gar nicht juckt. Aber wenn man drin ist, kommt man nicht wieder raus, weil eben alles nicht 08/15 ist, sondern sehr originell, einfallsreich, oftmals sauspannend und... naja, eben herrlich bizarr.
Ein Klavier, ein Klavier!
Dieser Beitrag wurde bereits 9 mal editiert, zuletzt von Cailon () aus folgendem Grund: Einleitung, kleine Ergänzungen, JoJolion.