Eine Weihnachtsgeschichte

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  • Eine Weihnachtsgeschichte

    Viel Spaß beim Lesen und euch allen frohe Weihnachten ...





    Der Junge öffnete die Augen. Kälte wehte ihm übers Gesicht und
    seine roten Wangen, bildeten ein starken Kontrast zu seine grauen
    eisigen Augen. Er blickte sich um. In der riesigen Halle aus Eis,
    erhob sich in der Mitte ein gigantischer Tannenbaum. Das satte Grün
    der Nadeln strahlte über das gesamte Eisparkett und verlieh dem Raum
    eine gewisse Wärme, die dem Jungen für kurze Zeit die Angst vor dem
    Erfrieren nahm. Sein dampfender Atem verriet aber weiterhin die
    frostigen Temperaturen in diesem Eispalast. Während von der Decke
    herab winzige Schneeflocken ihren Weg nach unten suchten, schritt der
    Junge langsam durch die Halle und sah sich nach etwas Bestimmten um.
    Ihm selbst schien nicht wirklich klar, nach welcher Art von
    Überraschung er Ausschau hielt.




    Allein sein Gefühl trieb ihn über den frostigen Boden und brachte
    ihm dem königlich anmutenden Baum immer näher. Seine Größe nahm
    sämtlichen Platz in Anspruch und verhindert einen freien Blick auf
    die gegenüberliegende Seite des Raumes. Wände aus purem Eis,
    Schneeflocken, die von der Decke fielen und ein mit schneebedeckter
    Boden, wirbelten um den Jungen herum. Alles erstrahlte in den
    hellsten Weiß- und Blautönen. Ein Meer aus tausend Farben und im
    Grunde doch nur eine war, zeigte ihm die Vielfalt im Detail. Desto
    länger er sich umsah, desto mehr gewannen die Farben an Intensität,
    fast blendend tanzten Schnee und Eis in seinem Auge und es schien als
    ob der Winter selbst ihn verschlungen hatte. Inmitten des Eiswalzers
    streckte sich die Tanne weiterhin Richtung Decke und keine der
    hunderten von Nadeln rührte sich, kein Windhauch schien zu wehen und
    alles schien zu warten. Selbst der mächtige Baum erstarrte vor der
    Macht des Eises, als wäre jegliche Gegenwehr, gegen die Übermacht
    an Kälte zwecklos.




    Erstarrt und doch so erhaben, fast majestätisch bildete die Tanne
    den Mittelpunkt dieses Raumes und trennte sie gleichzeitig in zwei
    Teile. Der Junge legte seine flache Hand auf den Baumstamm, blickte
    ein letztes Mal empor und schritt durch das Gestrüpp aus Ästen und
    Nadeln. Die Dichte der Äste ließ keinen Blick auf die andere Seite
    zu und so kämpfte er sich durch stechende und kratzende Nadeln, die
    nur darauf zu warten schienen zuzuschlagen. Mit Händen und Füßen
    wehrte er sich gegen die peitschenden Äste und Nadeln, während ein
    Anflug von Panik sich in ihm ausbreitete und er gegen die innerliche
    Unruhe immer fester gegen die Äste schlug. Er sendete ein Stoßgebet
    gen Himmel und hoffte, vom Baum nicht verschlungen zu werden. Denn
    hier in diesem seltsamen Raum, von dessen Decke Schnee rieselt,
    schien selbst dies keine Überraschung zu sein. Mit aller Kraft
    versuchte er diesen Dschungel aus Ästen und Nadeln zu durchforsten
    und natürlich heil auf der anderen Seite anzukommen. Er schlug nun
    kräftiger gegen die Äste um so schneller voranzukommen und
    tatsächlich, lugten schon die ersten Schneeflecken von der
    gegenüberliegenden Seite durch das, nicht mehr ganz so dichte,
    Astgewirr.




    Die letzten paar Schritte gingen wie von Kinderhand und er erblickte
    die nächste Eiswelt, welche genauso prachtvoll, in allen Weißtönen
    erstrahlte und kaum einen Unterschied zur Gegenseite aufwies. Einzig
    ein riesige, massive Tür aus Ebenholz stemmte sich gegen die Wand am
    hinteren Ende des Raumes. Die dunkle Tür wirkte seltsam deplatziert
    und kaum passend, in einem Raum der sich in den hellsten Tönen gab.
    Aber wenn diese Farben auf einem Klavier Hand in Hand gingen, dann
    wird es auch hier seine Richtigkeit besitzen, dachte der Junge. Statt
    Ebony and Ivory reichten sich hier eben Ebony and Snow die Hand. Noch
    ehe er überlegen konnte, ob ihn die Türe aus dieser Halle führen
    könnte, lenkte etwas Anderes seine gänzliche Aufmerksamkeit in eine
    andere Richtung.




    Ein Schneemann stand in der Halle. Ganz unscheinbar, ohne dass man
    ihm eine besondere Bedeutung geben musste, stand er da. Als ob er
    schon immer hier stand und nie irgendwo anders. Trotzdem konnte der
    Junge seinen Blick nicht abwenden, all die Neugier ließ ihn nicht
    los und in seinen Augen ging von Schneemann sehr wohl etwas
    Besonderes aus. Eine vertrautes Gefühl, dass er nicht zu ordnen
    konnte. Seinem Gefühl folgend bewegte er sich mit langsamen
    Schritten auf den Schneemann zu. Noch immer umgab Ratlosigkeit
    schwirrte in seinem Kopf umher und die Erklärungen für all das
    hier, vermutete er bei der kugelrunden Schneegestalt mit dem
    Zylinder. Wie ein innerer Drang stieß in sein Innerstes bis vor die
    Beine, die eigentlich keine waren, des Schneemannes. Tausende
    Gedanken, die keine Ordnung fanden und deren Bedeutung im Verborgenen
    blieb, schossen ihm durch den Kopf als der in die Knopfaugen des
    Schneemannes blickte. Er musterte ihn von oben bis unten, seine zwei
    großen aufeinander gestapelten Kugeln mit der dritten Kugel als
    Kopf, die verschnörkelten Äste, welche als Arme aus der Kugel
    ragten, die traditionelle Karotte als Nase und die gebogene
    Baumrinde, die ein Lächeln auf das Gesicht des Schneemanns zauberte.
    Mit dem schwarzen Zylinder und einem roten Schal, der sich elegant um
    den Hals des Schneemannes schlang, sah er aus wie ein klassischer
    Schneemann. Ein Bild wie man es als Kind vor Augen sieht, wenn man
    Weihnachten und den Winter denkt. Ein normaler Schneemann könnte man
    meinen.




    Doch etwas an ihm irritierte den Jungen und als er vor dem Schneemann
    stehen blieb, rollte dieser abfällig mit seinen Knopfaugen.
    Erschreckt sprang der Junge zurück und traute seinen Augen nicht. Da
    nochmal, erneut zogen die Knöpfe einen kleinen Bogen im Gesicht des
    Schneemanns. Es wirkte seltsam ungewohnt und doch irgendwie passend.
    Eine Kleine Prise Skurrilität, die sich in das Gesamtbild einfügte,
    ohne dass es den Jungen weiter störte. Natürlich verwunderte es
    ihn, doch was erwartete man schon von so einem wunderlichen Ort wie
    diesem? Während er sich die Frage selbst stellte, ertönte eine
    kratzige Stimme aus dem innersten der Schneefigur. Jetzt konnte man
    sagen es wurde merkwürdig. „Na dauert's nochn bisschen, bist du
    weißt was hier los ist oder geht dir schön langsam ein Licht auf?“
    tönte es aus dem Schneemann, während der Mund aus Baumrinde sich
    hin und her bewegte und ein seltsames Bild eines lebendigen
    Schneemannes formte. Der ironische Unterton in der Stimme blieb dem
    Jungen nicht verborgen.




    Im Gegensatz zum Sinn hinter dieser ganzen Geschichte und die
    Verrücktheiten, welche sich stetig aneinanderreihten und ihn ein ums
    andere Mal den Kopf verdrehten. „Keine Ahnung was? Jedes Jahr die
    gleiche Tour!“ stöhnte er. „Na, welcher Tag ist wohl heute?“
    stellte er dem Jungen die Frage. Doch ohne auf eine passende Antwort
    zu warten, brachte er die Lösung selbst hervor. „Richtig, der 24.
    Dezember, sagt dir was oder? Jedes Jahr kreuzt du hier später auf
    aber Hauptsache immer gleich verwirrt stehst du vor mir und verlangst
    weise Antworten! Alles Humbug, wenn DIE wüssten, wie sehr du auf
    mich angewiesen bist, hätte diese Farce endlich einmal ein Ende. Als
    ob sich die Welt langsam zu schnell für dich dreht. Scheint als ob
    du dem Tempo nicht mehr nachkommst was?“ grinste er nach seine
    Rede. Der Junge versuchte die Worte im Kopf zu behalten und bekam
    Kopfschmerzen von all den seltsamen Fragen und Antworten. Noch immer
    verstand er nur Bahnhof.



    „Ich habe keinen blassen Schimmer was hier eigentlich los ist“
    bracht er aufgebracht hervor. Wut breitete sich in dem Jungen aus und
    wiederum blieben ihm Antworten verwehrt. Was sollte das ganze hier
    eigentlich? Verloren in einem Raum voller Eis und Schnee, halb
    erfroren, stand er vor einem Schneemann, der sich lieber über ihn
    lustig machte, als ihm sinnvolle Antworten zu geben. Zudem schien dem
    Schneemann unheimliche Freude zu bereiten, ihn auf die Folter zu
    spannen. Der Drang, den er zuvor verspürte, war verblasst und die
    Unwissenheit wurde ihm schlagartig bewusst. Sie plagte ihn und ließ
    ihn entwaffnet und einsam in der fast leeren Eishalle stehen. „Wo
    bin ich hier eigentlich?“ fragte er in die Richtung des
    Schneemannes. Dabei klapperten seine Zähne so laut, dass er im
    ersten Moment dachte, der Schneemann hätte nicht ein einziges Wort
    verstanden.




    Doch kaum war der Gedanke ausgedacht kamen erneut Laute aus dem
    Schneemann. „Die falsche Frage Junge, dich quälen immer nur die
    falschen Fragen. Richtig wäre: Wer bin ich und wo muss ich hin? Das
    du hier bist spielt keine Rolle und besitzt keinen Sinn, solange du
    ihm keinen Sinn gibst. Wir stehen noch Tage hier, wenn du deine
    Eingebungen ignorierst!“ seufzte er mit seiner Stimme, die klang
    wie tausend Töne, welche zugleich gespielt wurden. Eine Mischung aus
    Mann und Frau, trotzdem wie eine Melodie. Seltsam verformt und doch
    vertraut und zugänglich,als wäre der Schneemann mit einem Mal vor
    einem und dann ganz plötzlich wieder weit entfernt.



    „Kannst du mir denn nicht weiterhelfen. Ich weißt mehr wo hinten
    und vorne ist. Alles hier wirkt so bizarr und ich besitze nicht den
    Funken einer Ahnung, was hier eigentlich gespielt wird!“ bibberte
    der Junge. Endlich schien er Erbarmen zu finden. Ein breites Grinsen
    zog sich über die schneeweiße Kugel und die Knopfaugen drehten
    erneut eine Runde „Was wärst du nur ohne mich alter Kumpel. Wenn
    ich nicht wäre, naja, sei froh, dass wir letztendlich immer noch
    Freunde sind. Auch wenn du noch nicht verstehst, dass wird schon
    glaub es mir!“ Spätestens jetzt, konnte der Junge nicht mehr
    glauben, dass er nicht träumte. Niemals, er konnte nicht wach sein,
    das Alles hier würde sich letztendlich als Traum entpuppen.
    Fehlanzeige, stellte er fest, nachdem er sich mehrmals in dem Arm
    zwickte und enttäuscht feststellte, dass er nicht schlief, sondern
    hellwach hier stand und es immer noch keine Antworten gab. Welcher
    Mensch konnte schon glauben, dass solche Geschehnisse nicht der
    eigenen Fantasie entsprangen? Dies war kein Traum, er lag nicht in
    seinem Bett, sondern hier in der klirrenden Kälte und stand vor
    einem Schneemann der sprechen konnte, skurril aber real, so viel
    stand fest, redete er auf sich selbst ein.




    „Wenn du deinen geistigen Kampf mit dir selbst für beendet
    erklärst, könnten wir loslegen. Ich könnte dir jetzt alles
    erklären, aber das würde viel zu viel Zeit beanspruchen und macht
    mir ehrlich gesagt, auch nicht wirklich Spaß!“ In diesem Moment
    wollte er nichts anderes, als dem Schneemann an die Gurgel springen.
    Seine Hilflosigkeit zog er ins Lächerliche und spielte sein Spiel,
    aus purer Langeweile einfach noch ein bisschen weiter. Nicht zu
    fassen! Der Schneemann zog seinen Zylinder mit den Ästen elegant vom
    Kopf und deutete elegant eine Verbeugung an. Seiner frostiger Kopf
    neigte sich leicht nach unten. Die Wahrheit schien zum Greifen nah,
    langsam aber sicher rückte der Schneemann mit der Sprache raus und
    dies konnte nur im Sinne des Jungen sein. Doch allzu lange sollte es
    nicht mehr dauern, denn schön langsam breitete sich die Kälte immer
    härte um ihn herum aus. Während winzig Schneeflocken wie
    Staubkörner um ihn herum glitten, kroch die Kälte an den Beinen des
    Jungen empor und biss sich eisig in der Haut fest. Im selben Moment
    rumorte es und der Junge blickte in das Gesicht des Schneemanns, der
    lächelte und den Kopf Richtung Decke streckte. Dann schoss er empor,
    er wuchs und die Kugeln wurden größer und größer und trieben den
    Schneemann immer mehr in die Höhe.



    Während er wuchs und wuchs, blickte der Junge nur in das Gesicht des
    Schneemanns. Als ob es nichts normaleres auf der Welt gäbe,
    schmunzelte er nach unten. Als der Junge den Blick abwandte sah er,
    wie sich die unterste Kugel in die Breite zog und ein Loch in der
    Mitte der Schneekugel wuchs und letztendlich die Form eines Torbogens
    an nahm. Nun stand er da und schrie von oben herab „Da soll noch
    einer sagen Schneemänner hätten keine Beine! Na, wie gefall ich dir
    als stehender Schneeriese? Nenn mich das Winterwunder oder den Herr
    über Frost und Eis!“ Diese Selbstbeweihräucherung kann er nicht
    ernst meinen, dachte der Junge im Stillen. Er gluckste, ihm gefiel
    der Humor des Schneemanns langsam aber sicher, auch wenn er selten
    ein Wesen erblickt hatte, dass sich beim Sprechen selbst so gern
    zuhört. „Besitzt der Herr über Frost und Eis eigentlich auch
    einen richtigen Namen“ brüllte der Junge nach oben und vollzog
    gleichzeitig die selbe übertriebene Verbeugung wie der Schneemann
    einige Minuten zuvor. Sichtlich erfreut, dass der Junge seinen Spiel
    mitspielte, tönte es von oben herab. „Einen Namen? Natürlich
    jeder hat einen Namen. Ich bin Sid, Sid der Schneemann, wie man
    unschwer erkennen kann. Verrätst du mir eigentlich deinen Namen auch
    oder muss ich das übernehmen!“ gluckste er.




    Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Kopf hatte
    sich in seinen Gedanken bereits mehrmals überschlagen seit er in
    diesem Raum zum ersten Mal die Augen geöffnet hatte. Seine Kopf
    überschlug sich in vor lauter Verwirrung bereits seit Stunden und er
    konnte die Zahnräder förmlich rattern hören. Bei all den Wundern
    um ihn herum, bemerkte er erst jetzt, wie es um ihn selbst bestellt
    war. Sich selbst übersah er bei all dem Chaos und er fühlte sich
    gefangen in einem Brunnenschacht, tief unten und die rettende Leiter
    entwischte ihm jedes Mal um Millimeter. Er spürte förmlich die
    Antworten vor seiner Nase tanzen, während er in der Ferne nach
    Lösungen gesucht hatte.




    Nicht eine Sekunde, seit er hier angekommen war, dachte er über sich
    selbst, seinen Namen oder seine Herkunft nach, alles schien wie
    weggewischt, als hätte es immer nur diesen Raum aus Eis gegeben. „Du
    kopfst dich selbst zu viel Junge, lass Taten sprechen und zeig dem
    Alten Sid, aus welchem Holz du geschnitzt bist!“ Er sah nach oben
    und betrachte den Schnee, der langsam nach unten sank. Und als eine
    Schneeflocke auf seiner Nase landete, spürte er nichts. Nicht der
    leisesten Hauch von Kälte und auch der beißende Schmerz der
    klirrenden Kälte, der sich zuvor in seinen Knochen fest gebissen
    hatte, war wie weggeblasen. Seine Finger glitten nach vorne und
    berührten mit dem Fingernagel eine der Säulen von Sid. Erneut wehte
    ihm kein Gefühl von Kälte entgegen. Fasziniert zog er seine Hand
    zurück. Und als der durch den Torbogen aus Schnee und Eis schritt,
    hallte die Stimme des Schneemannes durch die gesamte Halle. Erfüllte
    jede Schneeflocke mit einem Klang und das Echo drang von allen Seiten
    mehrmals ins Ohr des Jungen.




    Tausend Klaviertasten, die nur einen Ton spielt um der Stimme von Sid
    einen Laut zu geben.„Endlich machst du das Richtige! Langsam
    wird’s. Und nun ab durch den Torbogen mein Freund!“ Die letzten
    Worte vernahm er nicht mehr, da er bereits seine ersten Schritte in
    das Portal setzte. Seltsam lang zog er sich und bildete einen Tunnel,
    in dem das Licht keinen Einlass fand und Schnee , das einzige Element
    um ihn herum bildete. Ein lautes Surren hallte durch seine Gehörgänge
    und ließ ihn taub werden. Nicht einen Ton vernahm er mehr, selbst
    seine eigene Stimme, verschluckte das Surren. Zusätzlich raubte ihm
    die Finsternis die Sicht und sein einziger Sinn, den er noch wahr
    nahm, legte ihm einzig und allein den Geruch von Schnee in die Nase.
    Seit wann roch Schnee?



    Mit jedem Schritt gewann er an Sicherheit, fühlte sich wohler und
    wohler. Dieser wunderbare Geruch des Winters wehte um ihn herum,
    erfüllte ihn mit Freude und spülte Glück durch seine Adern. Die
    Taubheit und alles verschlingende Dunkelheit erschienen ihm kein
    Hindernis mehr und mit leichten Schritten zog er weiter durch die
    Höhle. Erneut wunderte er sich über das fehlende Gefühl von Kälte
    und doch drängte in sein Innerstes weiter nach vorne. Er spürte den
    Schnee um sich herum, wie er wilder und ungestümer wehte, ihm stark
    in sich Gesicht blies und immer heftiger werdender Sturm durch die
    Höhle dröhnte.




    Letztlich nahm ihn der Sturm gänzlich in ihm auf, schluckte ihn und
    riss immer wilder und ungestümer an ihm. Eis zerrte an ihm,
    versuchte in zu ertasten und nach ihm zu schlagen. Der Atem stockte,
    ein Gefühl der Ruhe, alles erfassender Stille, trotz des Gestöbers
    um ihn, vernahm er nicht einen Laut, blieb ganz in sich
    zurückgezogen. Das Surren verschwand, dann tat er den nächsten
    Atemzug und die Schneeflocken ließen sich von ihm ein- und ausatmen
    ohne zu verdunsten. Er atmete Schnee, spürte Vertrautheit und trat
    die letzten Schritte der Erkenntnis hin zum Ende des Bogens.




    So abrupt wie er vom Tunnel verschluckt worden war, so schnell
    spuckte er ihn wieder aus. Die Augen begannen sich nur schwer an die
    starke Helligkeit des Schnees zu gewöhnen und während er bemerkte,
    dass er gerade einmal einen halben Schritt entfernt vom Eingang des
    Torbogens stand, erkannte er den Sinn hinter seinem Weg und seine
    Gedankengänge überfluteten sich mit Bildern und Erinnerungen. Die
    Ungewissheit wich und der Damm brach. Er erkannte sein Ziel, seinen
    Weg und seinen Freund. Der langsam schrumpfte und ihm als
    gewöhnlicher Schneemann wieder in die Augen sah. Während sich die
    grau-blauen Augen des Jungen mit den Knöpfen von Sid trafen, zauber
    sich ein Ausdruck von Erleichterung auf das Gesicht des Schneemannes
    und der Junge spürte die Verbundenheit wie all die Jahre zuvor.




    „Herr über Frost und Eis? Sid du kannst es nicht lassen oder?
    Grinste der Junge über beide Ohren und freute sich über seinen
    wiedergewonnen Freund, dem er zum ersten Mal seit einem Jahr entgegen
    blicken durfte. Die Knopfaugen gewannen an Glanz und das Strahlen des
    Schneemannes konnte man förmlich spüren. „Deine Unwissenheit ist
    jedes Mal ein Spaß. Ich hab es mir einfach nicht verkneifen können!
    Aber ich bin froh, dass du wieder hier bist, wenn auch nicht sehr
    lange!“ sprudelte es aus ihm heraus. „Du hast Recht, ich sollte
    mich beeilen bis ich unten angekommen bin, werden wieder einige
    Stunden vergehen. Ach ja was ich fast vergessen hätte...“ und
    dabei grinste er “... nicht ich komme jedes Jahr später, sondern
    meine lieben Kollegen gehen immer später“




    Es tat ihm sichtlich gut wieder der Alte zu sein. Das Gesicht
    strahlte fröhlicher, jetzt nachdem die Sorgenfalten aus seinem
    Gesicht gewichen waren. „Hohohoho, bin froh dass du wieder hier
    bist!“ lachte Sid. „Also dann!“ hob der Junge wehmütig die
    Hand, drehte sich um und ging auf die riesige Tür aus Ebenholz zu.
    „Wir sehen uns unten, dann bin ich im Vorteil“ blickte er noch
    einmal zurück und lächelte zum Abschied. Sid hob noch einmal seinen
    Zylinder und dann wandte der Junge seinen Blick ab und blickte auf
    die massive Tür, vor der er nun stand, er sah auf seinen seltsam
    bleichen Hände. Noch einmal betrachte er sich ausführlich, denn es
    würde erneut ein Jahr dauern, bis er sich wieder selbst so stark und
    kräftig erblicken darf. Noch einmal atmete er tief ein und ließ
    beim Ausatmen Schneeflocken aus seinem Mund tanzen.




    Mit beiden Händen stemmte er sich gegen die gigantische Tür.
    Langsam gab sie nach und ließ durch einen Spalt, bereits erahnen was
    ihn erwartete. Unfassbare Schönheit erblickte er. Als die Tür sich
    öffnete und einen Blick auf tausende von Sterne gab, die nun vor ihm
    lagen. Dieser Eingang hatte sich seinen Namen sichtlich verdient,
    dachte er in aller Ruhe.




    Die Tür zu Welt, so hieß sie und das war sie. Er lehnte sich über
    den Türstock und blickte hinab auf die Erde. Die Welt erstreckte
    sich in all seiner Schönheit vor ihm. Wahrlich ein traumhafter
    Anblick! Sterne funkelten hell in die unendliche Dunkelheit des
    Weltalls, dass auch durch die Türe drang. So weit unter ihm, lag der
    blaue Planet, friedlich im Bett der Dunkelheit. Eine Ästhetik, die
    ihm Jahr für Jahr den Atem raubte. Von hier ob sah er aus, wie ein
    Riese, den das Universum im Schlaf an Sternen vorbei führte, während
    über ihm der Raum aus Eis, in alle Ruhe begleitete. Doch nun genug
    der Träumerei, riss er sich selbst aus den Gedanken.



    Er sprang in das Meer aus Sternen. Hinab in die luftleere Atmosphäre,
    ohne dass es ihn zu stören schien. Fast anmutig sauste er hinab.
    Eine schneeweißer Junge, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, flog
    langsam auf die Erde zu. Er schwebte hinab und zerfiel mit einem Mal
    in tausende von Eiskristallen. Nichts konnte ihn und seine Teilchen
    von seiner Reise abhalten und auf die Erde herab zu rieseln. Nicht
    heute und auch nicht die Jahre zuvor. So spannte er sich über die
    Welt und bracht den Menschen den Schnee. Denn es war Winter.







    Ende

    Wer es bis zu Ende gelesen hat, gratuliere und fröhliche Weihnachten!


    A wise man told me not argue with fools,
    cause people from a distance, don't know who is who.

    -Sean Carter
  • Winterfell & Feuerschweif - Eine Weihnachtsgeschichte

    Wünsche euch allen fröhliche Weihnachten. Hab mal wieder, wie letztes Jahr, ne Weihnachtsgeschichte geschrieben. Viel Spaß beim Lesen ...



    „Papa, wann können wir los?“ quängelte der Junge durch die
    wenigen Räume der Blockhütte. In weiter Einsamkeit beherrschte die
    kleine Holzhütte den hohen Berg auf dem sie errichtet wurde.
    Inmitten der eisigen Landschaft, die alles unter den dicken Mantel
    des Schnees verbarg, stemmte sich dieser Zwerg aus Holz im Alleingang
    gegen die Kälte, um seine beiden Bewohner vor Frost und Schnee zu
    bewahren. Doch heute begann der Aufbruch, der Tag der Abreise.


    „Gleich mein Sohn!“ drang, eine rauhe und doch warmherzige
    Stimme, zu den Ohren des Jungen durch. Gehüllt in einen dicken
    Fellmantel, tapste der Junge ungeduldig von einem Bein auf das Andere
    und dachte nicht daran seine Freude auf die Abreise zu verbergen. Er
    konnte es kaum erwarten die Reise anzutreten und die Weiten der Welt
    kennenzulernen. Zu lange wohnten sie in der Einsamkeit bestehend aus
    365 Tagen Stille & Schnee Jede noch so kleine Abwechslung wirkte
    für die zwei Bewohner der Blockhütte, wie ein Befreiuungsschlag
    gegen die Tristesse dieses Lebens.



    Der Vater schritt aus dem Zimmer. Er musste sich bücken um nicht mit
    dem Kopf gegen der Türrahmen zu knallen. Sein stämmiger Körper,
    bedeckt mit dunklem Bärenfell, zeigte jedem Ungetüm in der Nähe,
    die Grenze zwischen freier Wildnis und ihrem Heim auf. Der Speer auf
    seinem Rücken tat sein übriges für das imposante Erscheinungsbild
    des Vaters. Unter dunklen dichten Augenbrauen zeichnete sich ein
    strenger aber doch herzlicher Blick ab, als er hinab auf seinen Sohn
    blickte. Diese Augen, sie strahlten Ruhe und Stärke aus. Niemand,
    der diesem Mann entschlossen in die Augen blicken konnte, zweifelte
    an der Willenskraft mit der er seine Ziele verfolgte. Seine breiten
    Schultern und seine starken Beine, erinnerten den Sohn immer an einen
    Mast auf einem Schiff der jedem noch so mächtigem Sturm standhielt.
    Niemals hatte er seinen Vater auch nur einen Schritt zurückweichen
    sehen.
    ------------------------------
    So den Rest gibts als Dateianhang!


    PS: Da keine .doc Anhänge zugelassen sind halt als .txt. Einfach ins Word kopieren dann, habt ihr die richtigen Absätze etc.
    Dateien
    A wise man told me not argue with fools,
    cause people from a distance, don't know who is who.

    -Sean Carter

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kalisto ()

  • Alle Jahre wieder ... Sonst wird mir vielleicht noch langweilig. Die dritte Geschichte im dritten Jahr. Hoffe sie gefällt euch, würde mich über jegliche Kritik freuen :)


    Der erste Schnee fiel, so mühsam und
    schwerfällig, wie der alte Mann seine Schritte setzte.


    Die hellen, blauen Augen streiften
    traurig umher, seine Umgebung stets im Blick. Früher gab es um diese
    Zeit des Jahres schon dicke Schneedecken auf den Feldern und den
    Straßen. Heute kämpfte jede Schneeflocke sich mühsam ihren Weg
    nach unten, um letztendlich auf dem noch warmen Asphalt zu
    verdunsten.


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    Den Rest wie gehabt als Dateianhang
    Dateien
    A wise man told me not argue with fools,
    cause people from a distance, don't know who is who.

    -Sean Carter
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