Doors Of Perception schrieb:
Unabhängig davon würde ich dir raten, die textliche Form dem Inhalt anzupassen.
Das ist ein sehr schöner Satz, den ich gerne noch einmal hervorheben möchte.
Eine gute Geschichte spielt mit den Sätzen und setzt sie so ein, dass sie eine direkte Auswirkung auf den Leser haben. Möchtest du vermitteln, dass es deinem Protagonisten kalt wird, dann muss es auch dem Leser kalt werden. Ist deine Person krank, soll sich die Krankheit auch beim Leser ausbreiten. Erlebt deine Hauptperson den schönsten, leichtesten Tag seines Lebens, dann soll auch der Leser einen schönen, leichten Tag erleben. Möchtest du Spannung hineinbringen, dann ändere dein Schriftbild und peitsche die Handlung voran. Immer schneller soll der Leser lesen. Das vielleicht auch mit kürzeren Sätzen. Keine Pausen. Keine Luft zum Atmen. Nach der Schnelligkeit muss nun dein Protagonist auf eine Person warten; es bleibt genug Zeit sich ein genaues Bild zu machen. Wie sieht die Umgebung aus, wie fühlt er sich, das kannst du schön in längeren Sätzen vermitteln. Und so weiter und so fort.
Ein Spiel der Wörter. Die textliche Form, oder anders gesagt, dein Schriftbild passt sich dem Inhalt an.
ForeverFamous schrieb:
Variante 1
"90% der Angriffe, welche von ihm eingeleitet werden, führen zum Punkt. Er ist ein sogenannter Spielleser.", ein Mann mit Baseballkappe, Sonnenbrille, Drei-Tage-Bart, spricht geduckt zu einem seiner Spieler. "Was, warum ist der dann kein Starter", ruft dieser empört aus. "Weil es ihm an den wesentlichen Punkten fehlt. Er hat kaum Sprungkraft, ist nicht sehr gross, und kann kaum 3er werfen.", erwidert der Coach. "Hmm...interessant, Coach, interessant." "Durchaus interessant." "Was denken Sie Coach? Eine Verstärkung für uns?", fragt der Spieler seinen Coach, während seine Augen sich auf den Spieler im Felde richten. "Er wäre der schwierigste Fall seit Jahren. Seine Kondition ist überdurchschnittlich gut, auch seine Fähigkeit das Spiel zu lesen. Dribbeln, Ballhandling sind normal bis gut, Sprungwürfe, Blocken, 3er Werfen eher schlecht. Ausserdem ist er ein einer, der nicht schnell Muskeln aufbauen kann. Er ist ein Spieler, um den du das Team herumbaust oder ihn auf der Bank lässt." Der Coach rückt seine Baseballkappe nach oben, kratzt sich nachdenklich am Kinn. Sein Spieler dreht sich um und läuft Richtung Türe: "Honda Myagi, den Namen merke ich mir..."
Das ist ein ruhiger Aufbau. Wenn du eine solche Szene vermitteln willst, ist das ideal. Der Erzähler hat genug Zeit für alle Details. Der Leser wird in die Szene geworfen, als ob er daneben stehen würde und alles mithören und sehen würde.
ForeverFamous schrieb:
Variante 2
P1: 90% der Angriffe, welche er einleitet führen zum Punkt, er ist ein Spielleser.
P2: Was? Warum ist er dann kein Starter.
P1: Weil es ihm an den wesentlichen Punkten fehlt. Er hat kaum Sprungkraft, ist nicht sehr gross, und kann kaum 3er werfen.
P2: Hmmm. Interessant.
P1: Durchaus interessant.
P2: Was denken Sie Coach? Eine Verstärkung für uns?
P1: Er wäre der schwierigste Fall seit Jahren. Seine Kondition ist überdurchschnittlich gut, auch seine Fähigkeit das Spiel zu lesen. Dribbeln, Ballhandling sind normal bis gut, Sprungwürfe, Blocken, 3er Werfen eher schlecht. Ausserdem ist er ein einer, der nicht schnell Muskeln aufbauen kann. Er ist ein Spieler, um den du das Team herumbaust oder ihn auf der Bank lässt.
P2: Honda Myagi, den Namen merke ich mir.
Für mich wirkt das schon etwas gehetzter. Nur der Dialog, das Wichtigste, wird genannt. Es klingt so, als ob eine Person abgehört wird. Als ob man nicht genug Zeit für alle Details hat. Das kann das Tempo beschleunigen.
Wichtig ist es was du vermitteln möchtest. Was soll die Szene dem Leser bringen, was bringt sie für die Gesamtgeschichte? Soll sie schnell ablaufen, oder stellt es einen eminenten Wendepunkt dar und soll ausführlich beleuchtet werden. Diese Fragen müsste man sich meiner Meinung nach erst stellen und dann die passende Variante auswählen. Vielleicht bindet man auch beide ein, man muss eben immer Szenen bezogen anpassen. Was auch ein Balanceakt sein kann.
Alles aber nach meiner Meinung.