Filmrezensionen

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    • Spiderman - Homecoming


      Nun hat es also auch das zweite Großmaul im roten Ganzkörperkondomanzug (wieder) auf die große Leinwand geschafft. Zu unser aller Glück jedoch mit konkretem Bezug zum restlichen MCU, was mehr als nur überfällig war. Auch wenn Sony sowohl beim Vorspann, als auch beim Ende nicht darauf verzichten wollte dem Zuschauer - so penetrant wie möglich - noch einmal vor Augen zu führen, dass die Rechte auch jetzt noch, maßgeblich, bei ihnen liegen. Und nicht etwa bei Disney, wie es sich mit dem Rest des MCU verhält.

      Das macht dem Film allerdings nichts aus, da dieser sich hervorragend ins MCU eingliedert. Dem Zuschauer dies deutlich zu machen war wohl auch Marvel sehr wichtig, so scheut man sich vor allem zu Beginn des Films nicht davor möglichst viele, und möglichst deutliche, Querverweise zu vorangegangenen Filmen ihres Universums zu streuen.
      Dass ausgerechnet Tony Stark aka Iron Man hier nun mit von der Partie ist, und die Rolle des egozentrischen Mentors so bravourös wie erwartet ausfüllt, unterstreicht dies natürlich noch einmal sehr deutlich, ist mit diesem das MCU doch letztlich überhaupt erst entstanden und gilt seitdem auch - durchaus zurecht - als Aushängeschild dieses filmischen Universums.

      So war die Befürchtung bei mir auch groß, dass er dem jungen Peter Parker, der sich erst noch in seine neue Heldenrolle einfinden muss, letztlich womöglich die Show stehlen würde. Diese Angst war jedoch vollkommen unbegründet, wie sie es auch schon bei Captain America: Civil War gewesen ist, wo man sich auch lange Zeit fragte, ob dieser Film überhaupt noch als wirklicher Cap Film angesehen werden kann oder nicht. Doch in beiden Fällen wusste mich Marvel - mal wieder - eines Besseren zu belehren. So gibt es in Spiderman - Homecoming tatsächlich nur sehr wenige Szenen mit Tony, dafür aber durchweg gelungene, die auch ihn selbst wieder etwas - in seiner eigenen Entwicklung - vorangebracht haben. Wenn auch nur marginal.

      Die meiste Zeit steht demnach Peter Parker im Rampenlicht, der mit dem Druck und der Verantwortung, die damit einhergehen, erst noch lernen muss richtig umzugehen. Zwar trat er im kleinen Civil War recht souverän auf, doch schon dort merkte man, dass der Knabe noch viel zu lernen hatte. Daran hat Spiderman - Homecoming nun erfolgreich angeknüpft. So klopft er zwar auch jetzt schon aufmüpfige Sprüche, wenn er sich in seinem Kostüm befindet und gerade versucht ist ein paar Verbrecher in die Mangel zu nehmen, die Souveränität, sowie die Erfahrung, fehlen ihm allerdings noch. Dies wird mehrfach deutlich, sorgt dadurch aber auch für wunderbare Gags, die vor allem das Kind in mir, das von kleinauf ein begnadeter Fan des Wandkrabblers ist, vollständig abzuholen wussten.
      Hinzu kommt eben auch noch, dass Peter der einzige Held im MCU ist, der sich noch sichtbar darum bemüht seine Identität geheim zu halten. Alle anderen gehen damit doch recht offen um, was ebenso für einige, äußerst humorvolle Szenen gesorgt hat, dem Ganzen aber gleichermaßen dasselbe Maß an Ernsthaftigkeit und Zwiespalt für ihn als Charakter mitgegeben hat, was man so auch schon aus den vorangegangenen Filmen von Spiderman gekannt hat.

      Mein erwachsenes Ich dagegen konnte sich an etwas ganz anderem erfreuen, das da heißt: Michael Keaton. Auch hier hatte ich große Angst, dass Marvel diesen - wie so gut wie alle Antagonisten in der Vergangenheit, die oft auch schon sehr hochkarätig besetzt waren (Kurt Russel -> Ego; Mads Mikkelsen -> Kaecilius; Jeff Bridges -> Iron Monger etc. pp.) - komplett verschießen würde und ihn zum nächsten 0815er Antagonisten des MCU degradieren würde, aber tatsächlich ist genau das Gegenteil passiert: Für mich ist Michael Keatons Vulture - nach Loki - definitiv der bisher beste Schurke geworden, den Marvel bisher auf die Leinwand fürs MCU gebracht hat.
      Denn, auch wenn seine Motive relativ simpel und stereotypisch sind, so sind sie für den einfachen Zuschauer doch durchaus greifbar und verständlich, da sie sich auch auf Problematiken stützen, die es in unserem realen Leben ebenfalls immer wieder gibt und die - in gewisser Weise - auch Teil unser aller Leben sind. Ihm geht es nicht darum Macht zu erlangen, er will keine Verwüstung schüren, auch sinnt er nicht auf sinnlose Rache. Ihm geht es einfach nur darum sich in die neue Welt, die durch das Auftauchen und die Etablierung der Avengers entstanden ist - und die seine eigene Welt zu zerstören drohte - einzugliedern und dort seinen Platz zu finden, um den Menschen, die er liebt, auch weiterhin so gut ernähren zu können, wie sie es gewohnt sind.

      Unter anderem wird für mich anhand der Charakterzeichnung von Vulture, die auch noch über die bedingungslose Liebe zu seiner Familie hinausgeht, deutlich, dass sich das MCU durchaus weiterentwickelt hat.
      Sicher, im Kern ist Spiderman - Homecoming noch immer ein typischer Origins-Streifen aus dem Hause Marvel, doch die einzelnen Komponenten, die die Struktur des jeweiligen Films ausmachen, befinden sich doch sichtbar im Wandel, was in Phase 3 vom MCU auch immer deutlicher wird. Dies begann bereits bei Captain America: Civil War, wenngleich dieser keine Origin-Story war, wo es zwar einen übergeordneten Antagonisten gab, die Kämpfe jedoch unter den Avengers selbst ausgetragen wurden, ging weiter mit Doctor Strange, der sich über weite Strecken zwar wie ein Iron Man 1 auf LSD angefühlt hat, doch vor allem auch durch die Charakterzeichnung des Antagonisten zu punkten wusste, die längst nicht mehr so eintönig war, wie bspw. noch bei Thor 2, aber am Ende vor allem durch den innovativen Showdown zu begeistern und überraschen wusste, und dieser Trend setzt sich nun eben bei Spiderman - Homecoming fort, wo ebenfalls der Antagonist deutlich mehr Tiefe erhalten hat, als man es von Marvel eigentlich gewohnt ist.

      Doch nicht nur das, auch dieses ständige Übergreifen auf andere Mitglieder der Avengers kommt mittlerweile auch in den Solo-Filmen immer häufiger zum Zuge (auch hier stellt Civil War wieder das Extrembeispiel dar), doch verdrängen diese dabei nie den eigentlichen Protagonisten des jeweiligen Films, was das MCU einfach - jedenfalls für mich - noch mal deutlich unterhaltsamer macht, als es das ohnehin bereits gewesen ist. Dies hatten wir kürzlich bei Ant-Man, bei Captain America: Civil War, bei Doctor Strange (zählt man die Postcredit-Szene dazu) und nun eben auch bei Spiderman - Homecoming. Thor - Ragnarok wird da bekanntlich nachziehen, in dem dort der Hulk, und bei den wenigen Szenen auf der Erde womöglich auch Doctor Strange - bedingt durch dessen Postcredit-Szene - mitmischen werden. Und die Vorzeichen stehen gut, dass Bucky/The Winter Soldier womöglich beim kommenden Black Panther Film ebenfalls nachzieht. Die Möglichkeit ist - dank Civil War - definitiv gegeben.
      Durch dieses narrative Vorgehen von Marvel ist auch das Gefühl beim Zuschauer dafür, dass in diesem filmischen Universum eigentlich alles und jeder miteinander vernetzt ist, deutlich gewachsen, da es nun nicht mehr immer nur den "einen", zentralen Helden im jeweiligen Film gibt. Sidekicks gab es zwar schon immer, wie etwa War Machine in Iron Man 2 und Iron Man 3, doch das Verständnis dafür hat sich nunmehr dahingehend gewandelt, dass es nun vermehrt Heldenfiguren sind, die zuvor bereits eigenständige Filme getragen haben und nun jene Rolle des Sidekicks einnehmen, was dem MCU an sich auch nochmals mehr Glaubwürdigkeit vermittelt, da es auch immer irgendwie seltsam war, dass die jeweiligen Helden nur zusammen kamen, wenn es hieß Avengers Assemble, sich sonst aber scheinbar nie für globale Katastrophen interessierten, die sich in den jeweiligen Solo-Filmen abgespielt haben. Diese Entwicklung begrüße ich ebenfalls sehr, weil es das MCU einfach glaubwürdiger gestaltet.

      Und, wie man es vom MCU mittlerweile ja auch gar nicht mehr anders kennt, wird auch in Spiderman - Homecoming wieder mit reichlich Easter Eggs gearbeitet, die mögliche Nachfolger - unter Umständen gar ein komplettes Spidey-Universum - bereits indirekt angekündigt haben.

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      Scorpion? Sinister Six?? Miles Morales?!!

      Auch wenn diese Hoffnung vermutlich vergebens sein dürfte, so hoffe ich doch inständig, dass bei diesen potenziellen Sequels/Spin-Offs ebenfalls wieder Marvel das Zepter in der Hand halten wird. Das kann diesen Filmen letztlich eigentlich nur zugute kommen, wie Homecoming nun wirklich überdeutlich dargelegt hat. Selbiges würde ich mir demnach natürlich auch für den Venom Film wünschen. Meinetwegen darf Sony in jedem Fall auch wieder fett ihren Firmennamen im Vor- und Abspann dem Zuschauer ins Gesicht schlagen, solange die Arbeiten an den Filmen selbst bei Marvel liegen würden. Aber wie gesagt, der Hoffnungsschimmer darauf ist doch verschwindend gering ...

      Aber egal, ein Easter Egg möchte ich an dieser Stelle einfach mal besonders hervorheben, das mit dem MCU an sich aber relativ wenig zu tun hat, für mich aber einfach ein sehr amüsantes Gimmick darstellt: Und zwar betrifft dies die kleine Rolle von Donald Glover. Denn dieser ist nun schon der dritte Darsteller aus einer meiner absoluten Lieblingssitcoms - Community - der einen Auftritt im MCU spendiert bekommen hat. Neben Troy (Donald Glover) waren dies zuvor bereits Abed (Danny Pudi), der in Captain America - The Winter Soldier Cap beim Beginn des dritten Akts so freundlich war die Tür zu öffnen, sowie Dean Craig Pelton (Jim Rash), der selbige Rolle wie in der Sitcom - die des schleimenden Dekans - ebenfalls in Captain America: Civil War einnehmen durfte. Hat mit dem Film an sich zwar wenig zu tun, wusste jedoch mein Fanherz zum Jubilieren zu bringen <3

      Alles in allem bleibt mir nur zu sagen, dass der Film meine Erwartungen voll erfüllt hat. Ob's nun der bisher beste Spiderman war, den wir auf der Leinwand zu sehen bekommen haben, vermag ich gar nicht zusagen, zumal der zweite Teil der Raimi Trilogie einfach auch heute noch der Ruf des nahezu perfekten Spiderman-Films nachhallt, während die Amazing Spiderman Reihe wohl vor allem daran zu knabbern hatte, dass diese relativ zeitnah nach der Trilogie von Raimi ins Leben gerufen wurde. Was letztlich einen Shitstorm zur Folge hatte, den ich bis heute nicht so recht verstehen kann (zumal ich Garfield auch immer als den besseren Spiderman empfunden habe; über seinen Peter Parker lässt sich bekanntlich streiten).
      Tom Holland allerdings vereint beide Seiten - die des Loosers Parker, der in der Schule einfach nichts zu melden hat, und die des Wandkrabblers mit der großen Klappe, dem es aber noch an Souveränität und Erfahrung mangelt - wirklich hervorragend, wodurch ich seine Darstellung dieses Charakters bisher einfach nur genial finde. Was sich in Civil War aber bekanntlich bereits angekündigt hatte.

      Was bleibt ist also ein an sich typischer Origins-Streifen aus dem Hause Marvel, der altbekannte Mechanismen und Komponenten allerdings weiterentwickelt hat und damit auch mit dazu beiträgt, dass sich das MCU selbst ein wenig wandelt. Was in mancher Hinsicht auch bitter nötig war.
      Freue mich schon jetzt auf sein Mitwirken im bevorstehenden Infinity War, für den das Sammeln von Erfahrungen auch mehr als nur notwendig war, damit er dort nicht komplett untergeht. Zwischen all den Göttern und Muskelprotzen, die ihm ansonsten komplett zu enteilen drohen würden. Und natürlich auch auf kommende Sequels, mit denen Tom Hollands Spiderman das MCU in Zukunft bereichern wird!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von OneBrunou ()

    • Spiderman - Homecoming


      Ja, auch ich habe ihn gesehen und muss sagen.. wow, also, ich hatte schon ein guten Marvelstreifen erwartet aber der Film war wirklich eine richtig gute Verfilmung.
      Ich muss dazu sagen, ich erwische mich in Filmen oft, wie ich schon früh und mittendrin viele Punkte habe, die ich kritisieren kann und hier habe ich irgendwann ca 20 min vor Ende des Films mal auf die Uhr geguckt und gedacht, what the fuck, bisher gibs noch nichts zu kritisieren. Das habe ich fast so gut wie gar nicht, was für den Film spricht.

      Der Film macht einfach fast alles richtig, nichtmal diese "Liebesstory" ist mir irgendwie groß aufgestoßen, klar, es kriegt ein paar Szenen aber die sind marginal aber dafür recht aussagekräftig und letzten Endes, ist dieses Geturtel ja auch mehr Plotbedingt.

      Ich fand es wirklich super, wie sie den Film aufgezogen haben, so richtig schön, jugendlich, nicht wie bei Tobi Maguires Spidi, ich weiß bis heute nicht, wie alt er in dem Film sein sollte, wirkte aber schon eher wie ein mitte 20 Jähriger inner Midlifecrysis.
      Amazing Spiderman fand ich eigentlich direkt besser als Maguires Spidi, alles wirkte locker und flockig, der zweite Film war dann allerdings schon eher so naja.
      Tom Hollands Parker und Spidi vereint einfach alles, was ein Spidi haben muss und wie man sich ihn auch einfach vorstellen sollte.

      Und natürlich Keaton. Der Vulture. Der Anzug und wie er einfach ist, ist eine Wucht, hat mir mächtig gut gefallen und auch fande ich das Ende gut gelöst, da es für die Storyline eigentlich nur 2 Wege gab, diese aufzulösen.

      Was ich dem Film auch wirklich richtig zu gute halten muss, er übertreibt nicht, Tom Holland würde gerne übertreiben, wird aber immer bedingt durch den Anzug im Zaum gehalten, die schlimmste Szene war eigentlich die Schiffszene aber die war noch immer in Ordnung, also es gab keine mega Invasion von Aliens, kein Endweltszenario, einfach ein normaler Bürger, der für die Kleinen kämpfen will und hier einen mehr oder weniger ebenbürtigen Gegner abgibt.

      Alles in allem, schaut ihn euch an, für mich aufjedenfall Pflichtprogramm im Marveluniversum. Auf eine Wertung verzichte ich hier nochmal, da warte ich erst auf Avengers oder einen zweiten Spidi.
    • Valerian - Die Stadt der Tausend Planeten



      Nun war auch ich mal wieder im Kino, um mir den neuesten Streich des französischen Filmemachers Luc Besson anzusehen. "Valerian" fand ich schon in der Vorschau sehr ansprechend, und allein schon aufgrund der augenscheinlich bombastischen visuellen Effekte einen Kinobesuch wert. Im Grunde ist das auch eines der wenigen Kriterien für mich, tatsächlich einmal die große Leinwand dem Heimkino vorzuziehen. Und tatsächlich: Ich habe es nicht bereut.

      Aber von vorn: Valerian ist ein Sci-Fi-Blockbuster, der auf der französischen Comic-Reihe "Valerian et Laureline" basiert ("Valerian & Laureline" hätte mMn auch den wesentlich besseren Titel abgegeben, btw).
      In mehreren Hunderten von Jahren wird es die Menschheit nicht nur geschafft haben, im Zuge der voranschreitenden Weltraumtechnologie ihre kleingeistigen Probleme hintanzustellen und eine globale Einheit zu bilden, sondern auch mit unzähligen interstellaren (und sehr exotischen) Besuchern Frieden bzw. Freundschaft zu schließen. Dabei ist die titelgebende "Stadt der Tausend Planeten" Alpha herausgekommen, ein gigantischer futuristischer Raumschiffplanet, der unzählbare Zivilisationen und deren Wissen hortet, beherbergt und vereint. Für diesen, bzw. dessen Militär, arbeiten die beiden jungen Elitesoldaten Valerian (Dane DeHaan) und dessen Partnerin Laureline (Cara Delevingne). Beide werden für eine Mission dem unterkühlten Commander Filitt (Clive Owen) als Leibwächter und Assistenten zur Seite gestellt. Denn jener wurde damit beauftragt, eine mysteriöse lebensfeindliche Zone im Inneren von Alpha zu beseitigen, welche sich wie ein Tumor ausbreitet und die Stadt der Tausend Planeten zu vernichten droht.

      Wem diese Geschichte jetzt wie ein zusammengeknüllter Ball aus allen möglichen utopisch-fiktionalen Stoffen vorkommt, die jemals zu Papier oder auf die Leinwand gebracht wurden, dem kann ich guten Gewissens sagen: Jain. Das Rad erfindet Valerian nicht neu. Aber das, was er hat und umsetzt, macht er verdammt gut. Dies beginnt schon bei den Figuren, deren unübersehbare Schwächen und Eindimensionalitäten teilweise bereits beim Cast hervorragend kaschiert werden. Valerian selbst etwa ist der Archetypus des draufgängerischen Frauenhelden, der abseits seines Jobs und seiner seichten Wochenendbeziehungen aber nur wenig vom echten Leben versteht. Figuren wie ihn hat man schon so oft gesehen, dass man sich lieber die Zunge abbeißen möchte, als noch einen Film mit ihr durchzustehen. Dane DeHaan schafft es aber, die Figur wirklich sympathisch anzulegen. Allein schon deshalb, weil er einfach absolut nicht wie der durchschnittliche Weiberheld aussieht und man nur allzu schnell vergisst, hier einen der versiertesten und wertvollsten Agenten der galaktischen Regierung vor sich zu haben. Ein mutiger, schräger und daher lohnender Cast, der eine ansonsten eher austauschbare Figur ungemein aufwertet - und eine unbeschreibliche Chemie mit Co-Star Cara Delevingne verströmt. Das Model legt ihre Laureline dabei als bemerkenswerte Frau an, die zwischen ihrem Posten als knallharte sarkastische Elitesoldatin und feinfühligem menschlichem Wesen eine Gratwanderung hinlegt, die ihresgleichen sucht. Es wirkt nicht paradox, wenn sie in einer Szene Soldaten dem Tod überlässt, um die Mission zu erfüllen, nur um sich in der nächsten rührend um ein kleines Tierchen zu kümmern. Sie ist Soldatin, aber auch ein Mensch. Und hat wesentlich weniger Probleme damit als ihr Partner - der ihr ganz salopp zwischen Tür und Angel einen Heiratsantrag macht und nicht zu checken scheint, warum sich seine Angebetete nicht von seinen gesäuselten Liebesschwüren erweichen lässt.

      Die Hauptcharaktere sind - neben der umwerfenden visuellen Inszenierung und den unglaublichen Ideen und Konzepten der Welt - ein Stützpfeiler des Films und tragen eine Handlung, die allenfalls als spannendes Popcorn-Kino mit der typischen "Peace & Love"-Botschaft gewürzt mit Umweltaktionismus bezeichnet werden kann. Luc Bessons Film ist eine Aneinanderreihung teils skurriler, teils fantastischer Situationen und wirft den Zuschauer mit einer Rasanz durch allerlei durchgeknallte Space-Welten, dass einem kaum Zeit zum Luftholen bleibt. Seltsame Aliens hier, ein flotter Spruch da, zwischendrin die klassische Geheimnistuerei des Bösewichts, welcher im Film selbst aber erstaunlich wenig zu tun hat. Alles scheint darauf ausgelegt, das grandiose Hauptduo und die furiosen Effekte unterzubringen. Und das ist vollkommen okay bzw. sogar vernünftig. Die Handlung ist charmant, mit einem schönen Tenor und einer durchaus herzlichen Story ausgestattet, in der auch die niemals wirklich klar definierte Liebe zwischen Valerian und Laureline angenehm im Hintergrund bleibt, während beide Protagonisten glänzen. Besson tat gut daran, DeHaan und Delevingne in den Vordergrund zu rücken, denn sie sind das Herz des Films. Insbesondere Laureline begeistert als gleichermaßen harte wie einfühlsame Heldin, die es daher eigentlich auf den Filmtitel hätte schaffen müssen. Vielleicht hielt man "Valerian" für prägnanter, aber der Zug ist mit dem barocken Untertitel eh wieder abgefahren. Von daher. xD

      Neben den beiden Stars sind es besonders die unglaublichen Special Effects und sonstigen Tricks, die Valerian über den sonstigen Sic-Fi-Brei erheben und mir den Kinoabend versüßt haben. Besson und sein Team haben hier Welten erschaffen, die man nur als traumhaft bezeichnen kann. Wenn man in der Third-Person mit Valerian durch die verschiedenen Stationen von Alpha jagt, in all ihrer berauschenden, bunten, abstrusen Pracht, dann fühlt man den Sog dieses Films und der Zukunft. Es ist wirklich brachial, was mit moderner Computertechnik möglich ist. Zusammen mit den genialen Konzepten und Welten des Comics, welchen ich mal just auf meine To-Read-Liste gesetzt habe, ergibt sich ein fesselndes Erlebnis für die Sinne. Der 3D-Effekt, welchem ich meistens etwas skeptisch gegenübersehe, erwies sich ebenso als Bereicherung. Man duckt sich zwar nicht vor blitzenden Laserstrahlen oder zuckt vor im Kinosaal hängenden Tentakelarmen zusammen, aber durch die dritte Dimension ist man dem Trubel einfach näher und wird mitgerissen von den Kamerafahrten, den Farben und all den großen und kleinen Details, an denen man sich nicht sattsehen kann.

      Eine finale Wertung in Zahlen möchte ich mir an diese Stelle eigentlich sparen. Der Plot des Films hat definitiv so seine Schwächen. Die tatsächliche Mission der beiden Agenten und deren verschiedene Etappen etwa bleiben irgendwo ebenso nebulös wie die nicht näher definierte Beziehung zwischen Valerian und Laureline. Dies ermöglicht zwar eine leichtfüßige Erzählweise und einige zackige Dialoge, wirkt aber auch leicht unbefriedigend. Generell erscheint der Plot eher als Vehikel für eine schöne, wenn auch seichte "Make Love, Not War"-Botschaft. Aber das stört gar nicht. Denn Besson garniert diese weniger originelle Sci-Fi-Geschichte mit so vielen witzigen, kuriosen, lustigen und spannenden Ideen, dass man die leicht inkonsistenten Stränge und Szenenabläufe gleich wieder vergisst. Der Film macht zu jeder Sekunde Spaß, ist stets spannend und hat keine übermäßigen Längen. Entweder man erfreut sich an den bestens aufgelegten Hauptdarstellern oder staunt über die virtuellen Welten, die einfach nur - Achtung - nicht von dieser Welt sind.
      Shakespeare im All sieht vielleicht anders aus, aber generische Hollywood-Pferdelasagne auch. "Valerian" ist ein wunderbar kurzweiliger Film mit überraschend herzerwärmenden Momenten, der von mir aus gerne der Auftakt einer ganzen Filmreihe sein darf. Nun, da die wichtigsten Figuren und Welten etabliert sind, könnten uns mit einer komplexeren und tieferen Story echte Sci-Fi-Hits im Blockbuster-Gewand erwarten. Ich freue mich und lege "Valerian" jedem ans Herz, der sich mal wieder von einem Film mitreißen und verzaubern lassen will.


    • Jetzt hab ich mir gestern Darren Aronofskys neuesten Film Mother! angesehen und muss den irgendwie verarbeiten.

      Wer frühere Werke von Aronofsky kennt hat eine ungefähre Ahnung auf was er sich einlässt wenn er hört, dass dieser Regisseur einen Psycho/Horror-Thriller auf die Beine stellt. Im Vorfeld hab ich mir auch die Frage gestellt ob ich mir das wirklich antun möchte. Von Requiem For A Dream, The Wrestler und Black Swan wusste ich noch, dass der Gute seine Charaktere nicht nur den absoluten Tiefpunkt erreichen lässt, sondern selber noch mit der Schaufel daneben steht um für sie ein noch tieferes Loch zu graben. Aus irgendeinem Grund ließ ich mich von meinem Bruder dazu breitschlagen.

      Und ja, dass hat er wieder geschafft. Warum auch immer er bei seinen Zuschauern ein Trauma auslösen und sämtliche Fröhlichkeit vernichten möchte, aber er hat es geschafft.

      Die erste Hälfte des Films wird damit zugebracht langsam eine unbehagliche Stimmung aufzubauen. Also wirklich sehr langsam, aber man schaffte es, zumindest bei mir, dass ich diese scheiß Hausbesetzer eigenhändig rausschmeißen wollte. Als diese dann endlich verschwanden kam, allerdings zum tragen, dass der Film kaum ein Ziel erkennen ließ. Das Geheimnis um die Eröffnungsszene wurde nur marginal aufgebaut oder gar weiter geführt. So kam es, dass ich mich dabei ertappte und auf die Uhr schaute, was für mich nie ein gutes Zeichen für einen Film ist.
      Doch dann verliert der Film die Kontrolle. Und wenn ich sage, er verliert die Kontrolle, die Hölle bricht aus. Die Hausbesetzer zu Beginn waren lediglich die Vorboten der Apokalypse. Und das ist keine Übertreibung. Wir gehen von einem Dinner für zwei, in einem Haus mitten im Nirgendwo, zu einer Versammlung von Stalkern, über die Bildung eines Kultes, einem Kriegsszenario, der Geburt des Messias, bis hin zur Opferung eines Kindes und anschließendem Kannibalismus... und das war noch nicht alles.
      So langsam der Anfang auch war, das Finale eskaliert im Sekundentakt. Schon lange hab ich im Kino nicht mehr vor Entsetzten dagesessen und meine Hände überm Kopf zusammengeschlagen, weil absolut hilflos war. Wäre ich alleine im Saal gewesen hätte ich wohl die ganze Zeit "What the fuck, Aronofsky, what the fuck?!" vor mich hin gesagt.

      Alleine war ich allerdings nicht im Kino. Mein Bruder und ein junges Pärchen waren mit im Saal und wie ich mitgekriegt habe fanden allesamt den Film ziemlich schlecht. Wie ich feststellen musste finden das wohl ziemlich viele.
      Das liegt vielleicht daran, dass man bei Aronofsky nicht mit herkömmlichen Standards herangehen sollte. Der macht keine konventionellen Filme sondern seine ganz eigene Art. Und die schmeckt nicht jedem, weil er es auch selber darauf anlegt.

      Requiem For A Dream ist dafür das Paradebeispiel: Ein Film den jeder gesehen haben sollte aufgrund der Art wie er gemacht ist und der Erfahrung die man damit macht. Einmal... und nie wieder. Es gibt keine Feel-Good-Momente, keine Hoffnung auf Besserung. Es geht immer weiter bergab. Höchst depressiv.

      Wer also einen Horrorfilm á la Conjouring erwartet, der wird enttäuscht. Die Hintergründe der Charaktere sind auf das Nötigste reduziert. Die Story besitzt nur geringen Antrieb und die Eskalation ist absolut übertrieben dargestellt.
      Aber... Die Art und Weise der Inszenierung ist eine Erfahrung, die man so nirgendwo sonst bekommt. Wer sich ein bisschen darauf einlässt, der wird irgendwann aus dem Entsetzen nicht mehr heraus kommen. Und dessen sollte man sich bewusst sein.

      In dem Sinne, überlegt es euch gut ob ihr euch den Film antun wollt

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von TheDungDefender () aus folgendem Grund: Da ist wohl was untergegangen. Ups

    • ThePrototype schrieb:

      Wäre ich alleine im Saal gewesen hätte ich wohl die ganze Zeit "What the fuck, Aronofsky, what the fuck?!" vor mich hin gesagt.
      Ich war alleine im Saal. Tatsächlich war ich zum ersten Mal in meinem Leben alleine im Kinosaal und das sogar im größten Kinosaal von unserem Cinemaxx. Irgendwie gar nicht so angenehm wie ich es mir immer vorstellte, aber vielleicht lag es auch am Film. Der Film war nämlich alles andere als angenehm und schaffte es ständig diese unbehagliche Atmosphäre zu halten. Darren Aronofskys, keine Ahnung warum alle seine Filme so unerträglich sein müssen, aber immerhin schafft er genau das was er erreichen möchte. Aus der Sicht von Jennifer Lawrence kommen wir von einer Situation zur nächsten und da die Geschichte so ziemlich aus ihrer Sicht erzählt wird, kann man sehr gut nachvollziehen was sie durchmacht, was sie fühlt und warum. Der Film ist wirklich sehr frustrierend, voll mit Symbolik und erklärt nicht vieles. Wer aber auf solche Filme steht, wird wohl gut bedient sein.

      Besonders das Ende spaltet die Kritiken und dies ist wirklich nicht überraschen.
      Das Ende ist Wahnsinn, im wahrsten Sinne des Wortes. Ob das nun im positiven oder negativen Sinne zu sehen ist, muss jeder für sich entscheiden.

      Ich persönlich muss aber sagen, dass ich letztendlich ziemlich zufrieden bin mit dem Film. Es war eine sehr intensive Reise, aber eine Reise die man sonst so nicht im Kino zu sehen bekommt.


    • Ich war gestern Abend im Nachfolger des 2014 erschienen Films Kingsman: The Secret Service. Kleiner Tipp am Rande: wer den nicht gesehen hat, sollte das nachholen. Geiler Film. Und der zweite steht dem Vorgänger eigentlich in nichts nach!

      Kurz und möglichst spoilerfrei zum Inhalt: Der von Taaron Egerton gespielte "Eggsy", mittlerweile Special Agent Galahad, muss mit ansehen, wie eine bislang unbekannte Organisation gezielt den unabhängigen Nachrichtendienst "Kingsman", dem er angehört, ausschaltet. Über das sog. "Doomsday-Protokoll" kann er jedoch Kontakt zu dem amerikanischen Pendant seines Geheimdienstes, den "Statesman" aufnehmen und sich daran machen, seine Organisation zu rächen und gleichzeitig die Welt vor einer großen Gefahr zu retten (klingt 0815, ist es aber absolut nicht).

      Die Actionkomödie auf Geheimagentenbasis hat knallharte Actionszenen, extrem gut koordinierte/choreografierte und umgesetzte Fights (auch wenn nichts das Gemetzel in der Kirche im ersten Teil übertrifft) und nimmt sich mal wieder nicht ganz so ernst, durchaus gekonnt. Neue und alte Charaktere werden gleichermaßen gut auf- und ausgebaut, überwiegend bekannte Schauspieler zeigen, warum sie bekannt sind.

      Der Bösewicht ist für mich nicht ganz so ... speziell und einzigartig wie im ersten Teil, das ist aber auch verdammt schwer. Trotzdem sind alle Rollen sinnvoll und gut eingesetzt (obwohl ich erwartet hatte dass Frauenschwarm Channing Tatum mehr Screentime hat).

      Die innovativen Gadgets, die an eine Art extreme Version von James Bond' Agentenausrüstung erinnern, mögen nicht immer logisch nachvollziehbar sein, aber im Kontext des Films ist das nicht weiter störend und trägt zur guten Unterhaltung bei.

      Abschließend möchte ich noch zwei Sachen nennen, die mich besonders überrascht haben:
      • Sir Elton John, der sich selbst spielt und sich echt für nichts zu schade ist
      • der Präsident der USA, der erstaunliche Parallelen in seiner Denkweise zu dem tatsächlichen, seit Januar 2017 ausübenden Präsidenten aufweist
      Alles in allem ein klasse Unterhaltungsfilm, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt und der mich in keinster Weise enttäuscht hat. Und das bei hohen Erwartungen! :thumbsup:
      Fist of Love


    • Im nachfolgenden Text befinden sich massive Spoiler für den Film ES, sowie Erwähnungen der Handlung des Buches!

      Zuerst muss gesagt werden, dass ich ein großer Fan von Stephen Kings Werken bin und auch schon einige gelesen habe; manche waren besser, manche schlechter. Aber eines hat mich immer begeistert: ES.

      Wer die Geschichte um ES nicht kennt: In einer amerikanischen Kleinstadt namens Derry passieren alle 27 Jahre eine Vielzahl an Morden und Fälle von Vermissten, bis hin zu Katastrophen mit Dutzenden Toten. Zu Beginn der Handlung wird uns gezeigt, wie der jüngere Bruder des Protagonisten – namens Georgie - beim Spielen mit seinem Papierboot im Regen von einem Clown überrascht wird, der in einem Abwassergulli sitzt und das Boot in den Händen hält, welches zuvor in den Kanal gespült wurde. Der Clown stellt sich als Pennywise vor und beißt letztendlich Georgie, bei dem Versuch das Boot vom Clown zurückzubekommen, den Arm ab. Das ist die wohl berühmteste Stelle des Werkes. Im weiteren Verlauf der Geschichte finden sieben Kinder (Bill, Georgies Bruder und Anführer der Truppe, sowie der vorlaute Richie, der kränkliche Eddie, der dicke Ben, der dunkelhäutige Mike, der jüdische Stanley, sowie Beverly als einziges Mädchen) zusammen, die zuvor oder auch erst danach allesamt ein Zusammentreffen mit Pennywise und dessen Verkörperungen hatten, da dieser nämlich die Fähigkeit besitzt sich in die Dinge zu verwandeln, vor denen man sich am meisten fürchtet. Nachdem immer weitere Morde geschehen und jedes der Kinder von dem Wesen bedrängt wurde, entscheiden sie sich letztendlich dazu, das Wesen namens Pennywise zu töten.

      Nun zum eigentlichen Film: Nachdem ich die Version von ES aus 1990 bereits einige Male gesehen habe und die Erzählweise des Films als angenehm empfand, da sie sich sehr stark an dem Buch orientiert hat, dafür aber der Angstfaktor, den Pennywise in der Geschichte darstellt, viel zu kurz kam, freute ich mich bereits auf die Neuverfilmung, da durch die Trailer bereits einige Szenen angedeutet wurden und feststand, dass es ein Film werden sollte, vor dem man sich gruseln kann. Gleichzeitig sollte aber auch die Beziehung der Kinder zueinander, die im Werk nämlich der wichtigste Faktor überhaupt ist, in den Fokus gerückt werden.

      Ich ging also mit hohen Erwartungen in den Film und ging leicht geknickt aus der Vorpremiere raus, da für mich feststand: Der Film war wirklich gut, keine Frage, aber er stellt nicht die Buchverfilmung dar, die ich mir gewünscht hatte.


      Die Charaktere der Kinder waren wirklich eines der Highlights des Films. Jeder einzelne Darsteller hat mich überzeugt und den Charakter gut rübergebracht und auch die gemeinsamen Szenen, von denen manche aus dem Buch stammten und manche neu erfunden wurden wussten zu gefallen, schließlich ist die Bildung der unerschütterlichen Freundschaft der Hauptpunkt der Geschichte. Szenen wie das gemeinsame Putzen des Badezimmers und auch die Steinschlacht am Fluss kamen gut rüber, sowie das gemeinsame Schwimmengehen in der Bucht. Erwähnenswert hierbei ist, dass der Film auch durchaus zum lachen sein kann wenn. Zum Beispiel wenn Richie Eddie irgendeinen blöden Spruch zu seiner Mutter drückt oder die Jungs mit offenem Mund die sich in Unterwäsche sonnende Beverly anglotzen. Auch Bill Skarsgard als Pennywise wusste zu gefallen, da er die Rolle des bösartigen Clowns, der sich mit viel Freude an der Angst seiner Opfer labt und diese auch gerne nachahmt, wirklich gut verkörpert hat. Die darstellerische Leistung ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt. Ich freue mich den Film auf Englisch zu sehen.

      Doch bereits zu Beginn des Films zeigt sich, dass sie die Handlung des Films umgeschrieben und abgeändert haben, um es dem breiten Publikum zu erleichtern in die Geschichte von King reinzufinden. Es beginnt damit, dass Georgie im Film verschwindet und sein Tod (durchaus zurecht) gemutmaßt wird. Die Kinder treffen stellenweise auf Pennywise in anderer Gestalt als im Original und auch an anderen Orten. Es bleibt aber zu sagen, dass die Gestalten von Pennywise und der Grund, weshalb sich die Kinder davor gefürchtet haben, wenigstens einleuchtend waren. Lediglich Richies Angst fiel mir zu gekünselt für den Film aus, da hätte ich die Szene aus dem alten Film bzw. Buch wirklich besser gefunden.
      Und viele dieser Kleinigkeiten ziehen sich eben durch den Film, die zwar keinen negativen Einfluss darauf haben, aber eben jemanden enttäuschen, der etwas anderes erwartet.
      Mein größter Kritikpunkt (und auch hier stört es mich wohl nur, weil ich das Buch kenne und alle anderen Kinogänger, die es nicht kennen, eben nicht stört) ist die Inszenierung des Endkampfes gegen Pennywise und dessen Ablauf. Man erkannte an der Inszenierung mMn, dass es wirklich umgeschrieben wurde, damit es die Allgemeinheit eben „leichter“ hat.
      So wird in dieser Version Beverly von Pennywise entführt und in dessen Versteck in der Kanalisation gebracht, woraufhin die Jungs losgehen um sie zu retten und auch der Endkampf sah nach einer zugegebenermaßen starken Georgie-Bill-Szene eben nach einer Klopperei und Teamwork der Kinder aus, bis diese letztendlich Pennywise besiegen können. Der Faktor, dass diese sich nicht mehr vor ihm fürchten und Pennywise daher keine Macht mehr über sie besitzt wird mMn viel zu stiefmütterlich behandelt, stattdessen springen sie auf seinen Rücken und prügeln mit Metallstäben auf ihn ein. Die Art und Weise, wie die Kinder im Original dem Monster schaden konnten war eine komplett andere, eine viel tiefgründigere, die dem, was Pennywise überhaupt für ein Wesen ist viel mehr gerecht wird als eine bloße Eisenstange ins Gesicht.

      Ich konnte dazu nur sagen: Das war im Buch nicht so und es wurde vereinfacht, um der breiten Maße zu gefallen. Und das ist auch okay, der Film war durchaus gut und war gruselig. Jump-Scares gab es welche und mitunter sogar gute und ich kann auch verstehen, weshalb der Film so gute Kritiken bekommt; nur hätte ich mir halt etwas anderes erhofft.


      Deshalb bekommt der Film 7/10 von mir, da er zu gefallen weiß und ich dem Film auch weiter empfehlen würde; nur nicht denjenigen, die das Buch kennen und eine tiefgründige Adaption erwarten. Vielmehr stellt er einen gelungenen Horrorfilm mit tollen Charakteren und einer grundsätzlich ansprechenden Handlung dar.
    • Dann will ich mich auch mal zum neuesten Kingsman äußern.

      @KingsGrampa hat es ganz gut getroffen mit der Aussage "Unterhaltungsfilm".
      Denn mehr als ein Unterhaltungsfilm ist es leider nicht geworden. Das soll nicht heißen, dass dies per se was schlechtes ist, im Angesicht des ersten Teils allerdings ein Rückschritt.

      Der erste Teil hat mich vor Jahren schwer überrascht und ich schau ihn mir immer noch gerne an. The Secret Service hat durch seinen poppigen visuellen Stil, die brachialen und überzogenen Actionszenen sowie durch einen vollkommen übertriebenen Bösewicht samt Plan überzeugen können. Letzteres wurde im Film selber thematisiert. Dieser Film stellt einen Kontrast zu den inzwischen doch sehr ernsten und düsteren Agenten-Filmen dar, allen voran die Bond-Reihe, und zollt den alten Bond-Filmen Tribut ohne die eigene Identität zu verlieren. Zusätzlich ist er mit kleinen Details gespickt, die man auch gerne mal erst nach mehrfachem Schauen entdeckt, was ihn frisch hält und bereichert.

      The Golden Circle hat seine Probleme damit das Feeling seines Vorgängers aufrecht zu erhalten und verhaspelt sich in vielen Subplots, die nicht wirklich ineinander greifen wollen und hier und da am Ende nicht ziehen wollen. Hätte man sich einen bestimmten Plot gespart würde vieles besser zusammen passen. Und nach langem Überlegen bin ich zu dem Schluss gekommen: der Sub-Plot um Harrys Rückkehr steht allem anderen im Weg.
      Mal abgesehen davon, dass ich altmodisch bin was Konsequenz beim Storytelling betrifft, bereichert Harrys Charakter den Film kein Stück.
      • Die Mentor-Rolle für Eggsy, wenn es um Familie und Beziehungen als Agent geht, hätte Whiskey einnehmen und zusätzlich seine eigene Geschichte ausbauen können, die sich geradezu anbietet.
      • Den Zweifel gegenüber eines bestimmten Statesman hätten sowohl Merlin und Eggsy glaubhaft äußern können, nachdem all ihre Kollegen umkamen.
      • Merlin hätte die Möglichkeit bekommen weiter in den Fokus zu rücken, was auch den Plot um Ginger Ale stärken würde, welcher absolut nicht zünden wollte. Zusätzlich würde sein so schon starker Moment weitere Gewichtung bekommen.
      • Chaning Tatums Charakter bekäme mehr Zeit, um mehr zu sein als Trailer-Material und Teaser auf einen eventuellen dritten Teil.
      Julianne Moores Antagonistin hatte es auch schwer zu glänzen. Einerseits weil man einer Rampensau wie Samuel L. Jackson erst mal das Wasser reichen muss und auf der anderen Seite, weil ihr Charakter selber komplett isoliert von der Außenwelt agiert.
      Im ersten Teil hatte Jacksons Bösewicht viele Gelegenheiten mit seinen Widersachern zu interagieren um Spannung zu erzeugen. Moore muss sich größtenteils mit ihren Schergen und Elton John auseinandersetzten.

      Im Großen und Ganzen zeigt sich an Kingsman: The Golden Circle was man bekommt wenn sich mehr auf Fanservice konzentriert wird als auf das eigentlich wichtige. Der Film ist nicht schlecht geworden, hebt sich aber nur schwer von der Masse ab, was bei seinem eigensinnigen Stil ein leichtes sein sollte. Ich hab mich zwar gefreut Harry wieder zu sehen, ein kurzer, zielführender Flashback hätte es jedoch auch getan.

      Hätte hätte Fahrradkette, wer einen Actionfilm in spritzigem Stil sucht wird hier fündig, aber langfristig beeindruckt wird man leider nicht.
    • Thor Ragnarok


      Lange mussten wir aufs dritte „nicht-ganz-so-solo“ Abenteuer vom Donnergott des Marvel Universums warten, nun ist es endlich soweit und Thor stellt sich zum nunmehr dritten Mal den Fans und Kritikern. Beachtliche 96% bei Rotten Tomatoes sowie 8,2/10 bei IMDb sprechen da derzeit klar für sich, was auch – ausgehend von den Qualitäten des Films – durchaus gerechtfertigt ist. Denn der Streifen von Taika Waititi macht einfach nur Spaß! Gleichzeitig strotzt er nur so vor starken Charaktermomenten, überzeugt mit einem fantastischen Humor, der so gut wie immer right-on-spot ist, schließt einen narrativen Kreis, der im ersten Solo-Film des Donnergottes begonnen hatte und bringt dazu noch mit Hela, die von keiner Geringeren als Cate Blanchett verkörpert wird, die erste, weibliche Antagonistin des MCU mit sich.

      Der Film hat dabei ein fantastisches Tempo. Gute 130 Minuten dauert dieser an, doch dass man länger als zwei Stunden im Kino sitzt, bemerkt man eigentlich kaum. Das hat viele Gründe und einer davon dürfte die angenehme Erzählweise sein. Der Zuschauer kriegt hier nämlich nicht einen Hauptplot, sondern gleich zwei davon präsentiert, die simultan zueinander ablaufen. Da wäre einmal das Space-Adventure von Thor, der nach der Zerstörung von Mjölnir auf Sakaar strandet. Einem Planeten, der vom Grandmaster – verkörpert durch Jeff Goldblum – kontrolliert und beherrscht wird. Dort wird er als Gladiator in die Arena geschickt, wo er ums Überleben kämpfen muss, was es ihm deutlich erschwert sich Hela in den Weg zu stellen und sie an der Umsetzung ihrer Pläne zu hindern.
      Gleichzeitig fegt jene über Asgard hinweg. Besonders gefallen hat mir daran, dass Taika Waititi sich hier reichlich Zeit genommen hat, um die Umstände in Asgard genau zu beleuchten und damit auch zu erläutern, wie Hela an die Macht kommt. Statt diesen Handlungsbogen einfach zu ignorieren, sie in ihrem Vorhaben eindimensional und schablonenhaft zu gestalten und am Ende – im dritten Act – einfach als Gegner in den Raum zu werfen, der besiegt werden muss. Auch ihr hat man wieder eine eigene Hintergrundgeschichte gewidmet, die durchaus erklärt, wieso sie tut, was sie tut und wieso sie von ihren Taten so überzeugt ist. Zwar hatte ich mir von der Göttin des Todes dann noch etwas mehr Build-Up erhofft, aber sei's drum. Wir reden hier immer noch von einem Marvel Film. Hauptsache Thanos bekommt am Ende das Build-Up, was er braucht und verdient.

      Was mir an dem Film – wie eigentlich schon an der gesamten Phase 3 des MCU – vor allem so gut gefallen hat, sind die diversen Querverweise und Überschneidungen, die den Film einfach rund machen. Ohne jetzt zu viel vorweg nehmen zu wollen sei hierbei daran erinnert, dass vor geraumer Zeit mal die Theorie im Netz herumschwirrte, dass auch Doctor Strange in Thor: Ragnarok einen Auftritt erhalten wird. Dies ging bekanntlich aus der Mid-Credit-Scene seines eigenen Standalone-Films hervor. Und ja, er taucht tatsächlich im Film auf. Mehr sei dazu gar nicht gesagt.
      Aber es sind solche Momente, in denen sich die Wege der Helden auch abseits der Avengers Filme überschneiden, die die Phase 3 des MCU – für mich – zur mit Abstand besten Phase bisher machen. Alles hängt irgendwie zusammen, kein Held ist mehr völlig auf sich alleine gestellt und bekommt reichlich Support, falls notwendig. Seien es jetzt so gut wie alle Avengers im Civil War, Tony Stark in Homecoming oder jetzt eben Bruce Banner und Doctor Strange in Ragnarok. Dadurch wirkt das MCU in sich einfach viel stimmiger und glaubwürdiger, als es das noch über weite Strecken in der ersten und zweiten Phase war. Vor allem an der Rolle von Doctor Strange wird dies klar, da dieser seine Pflichten als neuer, oberster mystischer Wächter der Erde durchaus ernst nimmt. Was mich auch schon entsprechend heiß auf seine Rolle im Infinity War macht!

      Aber auch darüber hinaus gab es wieder vieles, was mich sehr zum Schmunzeln gebracht hat. Vor allem der Anfang war einfach super, wo u.A. auch auf das Ende von The Dark Kingdom näher eingegangen wurde, in dem Loki bekanntlich auf dem Thron in Asgard – getarnt als Odin – saß und man sich seitdem gefragt hat, was mit Odin selbst passiert ist und wie Thor mit dieser Situation letztlich umgehen wird, wenn er es herausfindet. Und die Lösung war ebenso amüsant, wie brillant!
      Darüber hinaus konnte vor allem auch – natürlich neben den üblichen Verdächtigen wie Loki und Thor selbst – Bruce Banner bzw. der Hulk, der ja bekanntlich keine Solo-Filme bekommen wird, für den aber wohl Ragnarok, sowie die beiden noch kommenden Avengers Filme als solche herhalten werden, enorm punkten. Einfach, weil der Film hier nicht nur die Persönlichkeit von Bruce weiter beleuchtet hat, sondern vor allem auch der Hulk selber an Persönlichkeit und Tiefe dazu gewonnen hat.
      Und dennoch gefiel mir ihn betreffend nicht jede kreative Entscheidung, die getroffen wurde. So z.B. sein Eingreifen in den finalen Konflikt. Das Folgende pack ich daher mal vorsichtshalber in einen Spoilerkasten, von daher: Lesen auf eigene Gefahr.

      Spoiler anzeigen
      Als Bruce aus dem Schiff springt, um sich in den Hulk zu verwandeln und am Kampf teilzunehmen – trotz seiner zuvor beleuchteten Angst, dass er sich dann womöglich nie wieder zurück in Bruce verwandeln könnte, eben weil der Hulk an Persönlichkeit gewonnen hat, nachdem er zwei Jahre am Stück aktiv war – schlägt er auf der Brücke auf und stirbt, überdeutlich dargestellt, dabei. Dies sollte wohl als Gag ziehen, funktionierte beim Publikum auch als solcher. Für mich selbst stellt sich nun allerdings die Frage: War das etwa das letzte Mal, dass wir Bruce gesehen haben? Im ersten Avengers Film sprach er noch davon, dass er einst versuchte sich selbst umzubringen, dies jedoch nicht gelang, weil „der andere die Kugel einfach wieder ausgespuckt hat“. Nun jedoch hat der Hulk nicht eingegriffen, wohl weil er nicht mehr „wie ein blanker Nerv“ war, sondern weil es inzwischen tatsächlich zwei Individuen waren, die sich einen Körper geteilt haben. Hat der Hulk seinen 'menschlichen Wirt' hier nun also sterben lassen? Für mich wird das nicht ganz deutlich, wobei ich imo schon denke, dass Bruce selbst auch wieder im Infinity War dabei sein wird. Einen solchen Tod, für einen solch wichtigen Charakter des MCU's, würde ich bestenfalls noch als fragwürdige, kreative Entscheidung bezeichnen.
      Für mich war das aber einer der wenigen Gags, die der Film nicht wirklich gebraucht hätte, weil er einfach narrative Fragen aufwirft, auf die der Film selbst keine Antworten mehr liefert. Wohl auch, weil er diese nicht hat und sich darüber auch gar keine Gedanken gemacht hat. Dafür stand der Witz allgemein dann wohl einfach zu sehr im Fokus. So jedenfalls meine Einschätzung.

      Neben Thor, Loki, Hulk und Hela begeisterten mich vor allem noch zwei weitere Akteure: Tessa Thompson als Valkyrie und Taika Waititi selbst als liebenswerter Steingolem Korg. Letzterer dürfte der wohl amüsanteste Sidekick des MCU seit (Baby-)Groot sein. Man musste diesen Kerl einfach lieben. Egal was er von sich gab, ein Lacher war immer drin. Viel mehr leistet er im Film zwar nicht, aber das soll er auch gar nicht. Für die große Action waren andere Figuren ohnehin viel prädestinierter.
      Valkyrie zum Beispiel. Jene zählte einst zu einem der stärksten Trupps von ganz Asgard, ist über die Jahre aber ebenso zu einer hervorragenden Schützin herangereift. Sie hat ihre ganz eigene Rechnung mit Hela offen, ist sich zunächst allerdings auch noch im Unklaren darüber, ob sie sich diesem Teil ihres Lebens wieder widmen soll oder lieber das Leben im Exil vorziehen soll. Ihre Geschichte im Film ist zwar – verhältnismäßig – klein geraten, fügt sich aber nahtlos in den übergeordneten Hauptplot ein. Und Tessa Thompson liefert und liefert und liefert halt einfach!
      Für mich persönlich wird es jetzt vor allem spannend zu beobachten sein, welche Rolle sie in Zukunft im MCU bekleiden wird. Kevin Feige meinte dazu einst, dass für die „erste Ära“ der Avengers immer jeweils eine Trilogie vorgesehen war. Gemeint waren damit Iron Man, Captain America und Thor. Zwar werden wir sie auch noch mindestens in Infinity War kommendes Jahr wiedersehen, ob diesen aber auch jeder von ihnen überleben wird, bleibt abzuwarten. Von daher bin ich schon sehr gespannt, wie Marvel folglich plant die unzähligen Charaktere, die als Sidekick fungierten und noch keinen eigenen Film erhalten haben – Figuren wie Vision (wobei bei ihm alle Vorzeichen auf seinen Tod hindeuten), Wanda, Falcon, Bucky oder jetzt eben auch Valkyrie – weiter in ihr filmisches Universum einzugliedern.

      Und wo ich jetzt schon mehrfach den Humor angerissen habe: Neben den beiden „GotG“ Filmen war das wohl der Marvel-Streifen, der den bis dato besten Humor bereitgehalten hat. Es gab kaum eine Szene, in der Marvel keinen Gag streute. Und es waren wirklich nur die Wenigsten davon – wie im Spoilerkasten erläutert – die eher weniger zündeten. Die meisten waren hervorragend und lockerten die eigentlich eher düstere Geschichte über Ragnarök, die Götterdämmerung, die Asgard vernichten sollte, genial auf. Jedoch ohne dem Film irgendwie seine Glaubwürdigkeit zu nehmen. Hela bleibt eine ernstzunehmende Gegnerin, die bereit ist alles zu tun, um ihre Ziele zu erreichen. Ganz egal wie viele Leute, oder wen, sie dafür abschlachten muss.
      Das Einzige, was ich dem Humor ein wenig ankreiden könnte, ist einfach der Umstand, dass er omnipräsent war. So ziemlich jeder ernsthaften oder dramatischen Szene folgte eine Humoristische, die von der Tragik ein wenig ablenkte. Ich würde zwar nicht so weit gehen und behaupten, dass dadurch die Glaubwürdigkeit des Films gelitten hat, es hat zwischendurch allerdings der Dramaturgie etwas geschadet, hat diese gar oftmals überhaupt nicht richtig entstehen lassen. Ich empfand es zwar nie als dermaßen peinlich, wie die Slap-Stick-Einlage, die den finalen Showdown von The Dark Kingdom darstellte, allerdings wäre hier weniger manchmal dann doch eben einfach mehr gewesen.

      Dass der Film, trotz des übermäßigen Humors, der den Film zu einem wahren „Space-Adventure“ gemacht hat, dennoch seine Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit nicht verliert, wird vor allem anhand dessen klar, was Thor durchmachen musste. Ohne jetzt großartig zu spoilern hat man ja bereits in den Trailern gesehen, dass er nicht nur Mjölnir, sondern auch noch seine wunderschönen Haare (!!!) verloren hat. Und das waren nicht die einzigen Verluste, die er im Film zu ertragen hatte. Von daher darf man auch gespannt bleiben, wie Thor letztlich mit all diesen Verlusten umgehen und wie dies sein Handeln im bevorstehenden Infinity War – womöglich – beeinflussen könnte.
      Und wo wir schon beim Infinity War sind: Wer sich den geleakten Trailer genau angesehen hat, der wird in Ragnarok wohl die eine oder andere Szene bemerken, bei der er oder sie sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen kann. Dennoch muss man Marvel an dieser Stelle einfach mal für ihre Werbung loben. Glaubten viele noch, dass der Beginn des geleakten Trailers das Ende vom dritten Abenteuer des Donnergottes spoilern würde, kann ich hiermit Entwarnung geben: Das tut er nicht. Und zwar in vielfacher Hinsicht nicht. Mehr sei dazu gar nicht mehr gesagt.

      Zum Ende des Films möchte ich nur so viel sagen: Ein besseres Ende hätte man sich wohl kaum einfallen lassen können. Mir gefällt es, dass Marvel auch beim dritten Solo-Film von Thor dem aktuellen Trend, den man auch schon in Civil War und Doctor Strange beobachten konnte, treu geblieben ist und den finalen Act mit einem innovativen Ende abgeschlossen hat, das es – in dieser Form – im MCU noch nicht gegeben hat.
      Erschwerend hinzu kommt natürlich noch, dass das Ende – ähnlich wie es der dritte Iron Man und der dritte Captain America für ihre jeweiligen Protagonisten getan haben – einen der bedeutsamsten Handlungsstränge, der die gesamte Trilogie über, und auch noch darüber hinaus, ein zentrales Thema war, zu einem zufriedenstellenden Abschluss gebracht hat.

      Alles in allem kann ich nur sagen, dass ich mit dem Film wirklich rundum zufrieden bin! Ich hatte sehr viel Spaß und kann – für mich – mit gutem Gewissen behaupten, dass dies der beste Solo-Film des Donnergottes war. Dicht gefolgt von seinem Debütauftritt.
      Jetzt fehlt nur noch der Black Panther Solo-Film, der hoffentlich eine noch bestehende Lücke zum Infinity War schließt, ehe der Krieg mit Thanos im Frühjahr nächsten Jahres endlich beginnen kann. Ich freu mich drauf!
    • Grundsätzlich kann ich @OneBrunou zum neuesten Marvel Film, Thor: Ragnarök, nur zustimmen. Einen Punkt wollte ich allerdings doch ansprechen den ich nicht unter den Teppich kehren möchte: der Humor.

      Dieser Film setzt einen Trend fort, der seit dem Erfolg von Guardians Of The Galaxy immer öfter zu bemerken ist. Nicht nur im Hause Marvel sondern auch bei DC oder auch anderen Blockbustern.
      An allen Ecken und Enden findet man eingestreute Witze und Sarkasmus um dem Zuschauer ein locker flockiges Kinoerlebnis zu bieten. An sich ist das auch kein verwerfliches Ziel, birgt jedoch die Gefahr der Story und den Charakteren einiges an Relevanz zu kosten. Es kommt einem manchmal so vor als hätte man Angst oder würde sich gar schämen Emotionen zu zeigen und das Publikum, mit dem Erzählten fesseln, zu wollen.
      Vielleicht pochen die Studios darauf, weil sie ein geringeres Risiko mit so einem Weg eingehen oder man traut dem Zielpublikum nicht genügend reife zu.

      Filme wie Wonder Woman, Logan und ironischerweise Guardians Of The Galaxy 1&2 haben mehr als bewiesen, dass es sich auszahlt sein Publikum zu respektieren und zu fordern.
      Logan hat ein Statement gesetzt indem er zeigte, dass Superhelden durchaus ein erwachsenes Publikum ansprechen können, welches auch vor brachialen Bildern nicht zurückschreckt.
      Wonder Women zeigte, dass Handeln mit Herz, um schlicht das Richtige zu tun, nach wie vor ein Publikum begeistern kann, wobei die klassischen Good Guys heutzutage ein schweres Leben im Schatten der Badasses und Antihelden führen.
      Und Guardians Of The Galaxy haben die unbekannten Weirdos zu absoluten Rockstars gemacht, was nicht nur am Humor lag. Von allen Marvel Filmen hatte GOTG2 das wohl emotional packendste Ende, weil man sich in den richtigen Momenten sowohl selber als auch das Publikum ernst nahm. Anders hätte es nicht funktioniert einen weinenden Waschbär als letztes Bild des Films zu zeigen.
      Eins haben all diese Filme gemein: sie trauen sich etwas und gehen Risiken ein. Und gerade bei Marvel muss ich schon Schmunzeln, weil sie sich inzwischen Narrenfreiheit erarbeitet haben. Sie könnten ohne Problem den Namen ihres nächsten Films unter Verschluss halten und man würde ihnen trotzdem die Tickets aus den Händen reißen. Deswegen ist es für mich immer noch ein Rätsel warum man in Deutschland Ragnarök nicht zu vermarkten wusste, obwohl es einerseits unfassbar cool klingt und prinzipiell irrelevant ist, aber gut ich bin kein Marktforscher.

      Ich gehe ins Kino um mich von den Geschichten und den Charakteren fesseln zu lassen. Ich möchte lachen, weinen, mich fürchten, mich ärgern, Neugier entwickeln und Gänsehaut bekommen. Wenn mir allerdings ein Höhepunkt oder ein wichtiger Moment mit einem Witz genommen wird muss das fast schon eine Dekonstruktion eines Genres sein, denn sonst reißt man mich aus dem Film raus indem man versucht mir einen fehlplatzierten Witz den Rachen runterzuwürgen. Ich kann mit schwerwiegenden Momenten umgehen, dann gebt sie mir auch bitte.
      Wenn ich einen Film schaue, der sich Ragnarök nennt, dann will ich keine Witzeparade sehen sondern eine über alles schwebende Angst vor dem bevorstehenden Weltuntergang spüren! Gut gesetzter Humor kann das Gesamtbild abrunden, aber ganz sicher nicht mit einem Teufelsanus-Portal oder Penis Metaphern wenn die Valkyre eine dicke Kanone an ihren Unterleib hält und durch die Gegend ballert.
      Egal ob OB's Theorie im Spoilerkasten stimmt oder nicht, Banner musste eine wichtige Entscheidung treffen und statt das zu zelebrieren opfert man diesen Moment für einen schlechten und vorhersehbaren Gag! Das ist absolute Verschwendung!
      Auch einigen Interaktionen zwischen Thor und Loki wird das Gewicht durch die lockeren Sprüche und Witze genommen obwohl diese Momente wirklich stark hätten sein können. Das nimmt auch Odins Schicksal die Relevanz. Wozu war sein Charakter Arc gut wenn nicht seine beiden Söhne wachsen zu lassen? Stimmt den Höhepunkt ihrer Interaktionen bilden ja Witze, wie konnte ich das vergessen /s.

      Das klingt jetzt alles unfassbar harsch und das obwohl ich Thor 3 wirklich gut fand und zum oberen Drittel der Marvel Filme zähle, aber dieser Trend gefällt mir nicht. Dementsprechend wollte ich das auch ansprechen.
      Einerseits weil dieser Trend Gefahren birgt. Auf kurze Sicht mag das nicht so wild sein und wer gerade erst aus dem Kino kommt denkt sich wahrscheinlich "was will der Depp eigentlich", aber auf lange Sicht nimmt diese Art des Humors dem Geschehen sämtliche Relevanz.
      Und auf der anderen Seite haben andere Filme des Genres und auch des gleichen Hauses bewiesen, dass es anders geht.

      Nichtsdestotrotz, der Film lohnt sich definitiv auch wenn ich viel gemosert habe.
      In dem Sinne, habt Spaß im Kino.
    • Hallo zusammen,

      Toller Marvel und auch ich finde den besser als seine Vorgänger. Ich habe meine Vorredner nur überflogen -Verzeihung im Voraus^^- daher sollte folgendes schon themtisiert sein gebt mit bitte Bescheid.

      Neben dem teils zu sehr ala Gotg2 erzwungenen Humor ""stört"" mich an Thor 3 eigentlich nur die Sprache! Und das wiegt fast am schwersten. Ich hatte nicht mehr das Gefühl mit dem Asen eine uralte Rasse vor mir zu haben, da gerade Thor selbst in seinem Vokabular gefühlt wie ein 0815 Stadtdepp daherkam... In Teil 1 nd 2 sowie in Avengers 1 und ich meine auch Teil 2 hörte man klar heraus, dass er nicht aus unserer Gegenwart stammt, dass er etwas um nicht zu sagen mittelalterlich geschwollen spricht, wobei ich leider wirklich nicht weiß wie ich das korrekt benennen soll. Ich schätze aber ihr wisst was ich meine.

      Das ist nicht mega schlimm, aber es ist schade. Beinahe so schade wie das Weglassen von ACDC ab Iron Man 3.... Man war ich sauer! Ich weiß noch wie ich in Avengers im Kino war und sich meine Mundwinkel empor zogen als im Funk des Quinjets plötzlich ACDC läuft und Iron Man die Show in Deutschland betritt und Loki umhaut - herrlich. Leider sollte es der letzte Moment dieser Art sein :/

      Insgesamt hat Thor 3 natürlich trotzdem mega Spaß gemacht, trotz der üblichen Marvel-Schwäche genannt: Vilian. Wobei es dieses Mal relativ Ok war, der das Ende des eigentlichen Bösen durch den anderen Bösen schon recht cool war xD

      -dD.
    • Justice League


      Da ist sie also endlich ... DC's Antwort auf Marvel's The Avengers, der vor fünf Jahren für heftig Furore sorgte und das Kino - was den Ausbau von cinematischen Universen betrifft - komplett revolutionierte. Egal ob nun Marvel, Transformers, Fast and Furious oder DC auf dem Plakat steht: Alle wollen sich nun an diesem Konzept vergreifen und es möglichst umfassend ausreizen. Standalone's, Sequels, Prequels und Ensemble-Filme. Die Möglichkeiten sind schlichtweg endlos, vor allem eben für die beiden, großen Comic-Häuser, deren Regale und Schränke voll von mitreißenden und brachialen Geschichten sind. Es liegt eine Menge an Potenzial herum, das vor allem Marvel in den vergangenen 9, fast 10, Jahren doch hervorragend für sich zu nutzen wusste. DC hat da ein wenig den Start verpennt, nachdem Christopher Nolan den dunklen Ritter zurück auf die Leinwand brachte und man sich zwischenzeitlich noch an einem Green Lantern Film versuchte, der aber komplett in die Hose ging. Erst 2013 kam das DCEU mal so langsam aus dem Quark, schlief dann aber auch einfach wieder drei Jahre durch, bis es mit Batman v Superman weiterging. Seitdem geht es rasant weiter. Mal erfolgreicher (Wonder Woman), mal weniger erfolgreich (Suicide Squad). Aber es scheint vorwärts zu gehen. Und nun gipfelt also alles in dem Zusammenschluss der DC-Helden ... Oder vielleicht doch nicht? Tatsächlich sehe ich Justice League weniger als ein Ende von etwas, einen Cut, wie ihn The Avengers einst bei Marvel setzte und damit die bekannte Phase 1 abschloss (gleichzeitig entsprechend aber natürlich auch die Phase 2 einläutete, wenn auch nur mäßig vorbereitete), sondern sehe ich in diesem Film vielmehr einen Anfang von etwas. Weil er einfach - wenn man ihn schon mit einem Marvel Film vergleichen möchte - wohl am meisten Ähnlichkeit mit Age of Ultron hat. Was genau ich damit meine, dazu komme ich später noch.

      Superman ist tot. Hoffnung wurde begraben. Die Welt fängt an verrückt zu spielen. Terrorismus ist allgegenwärtig, die Menschen drohen - buchstäblich - damit sich selbst zurück ins Mittelalter zu werfen. Und inmitten dieses Wahnsinns, der nach der Eröffnung des Films leider nicht mehr näher thematisiert wird, taucht plötzlich eine intergalaktische Macht auf der Erde auf, die droht jene zu vernichten. Steppenwolf erscheint. Mitsamt seinen Parademons. Auf der Suche nach den drei Mutterboxen ist ihm jedes Mittel recht. Nach einer nie enden wollenden Zeit im Exil kehrt er an jenen Ort zurück, an dem er einst vernichtend geschlagen wurde, um das zu vollenden, was er begonnen hatte.
      Wer sich von Steppenwolf ein Individuum erhofft, das so etwas wie nachvollziehbare Beweggründe besitzt, wird wohl bitter enttäuscht werden. Dem ist nämlich ganz und gar nicht so. Steppenwolf hat mit denselben Problemen zu kämpfen, die auch schon die zwei zuvor abgearbeiteten Superschurken - Doomsday und Ares, die ebenso wie Steppenwolf dank CGI zum Leben erweckt wurden - des DCEU gebrandmarkt haben: Es fehlt ihm schlichtweg an einer klaren Charakterzeichnung. Doomsday wurde lediglich erschaffen, um Superman zu töten. Joar, kann ich mit leben. Befähigt zur Intelligenz war das Ding ja auch nicht. Ares verachtete die Menschen als Geschöpfe, weil reasons und wollte diese - notgedrungen auch durch ihre eigenen Hände - deswegen vernichten. Aber wieso genau und woher diese Motivation kam, war kaum der Rede wert. Und Steppenwolf? Er ist ein Eroberer. Er lebt nur, um zu erobern ... Und das war's im Grunde auch schon. Das ist die komplette Charakterzeichnung des Antagonisten von Justice League. Er erobert, weil er halt erobert. Mmmmkay?
      Anders als bspw. Ares in Wonder Woman bekommt Steppenwolf allerdings reichlich Screentime, die man gut dafür hätte verwenden können, um ihn nicht ganz so offensichtlich in eine eindimensionale Schublade zu stecken. Genutzt wurde diese Zeit allerdings lediglich dafür zu zeigen, wie stark der Kerl doch ist und das er es problemlos mit der noch-nicht-ganz-so-vereinten Justice League aufnehmen könnte (naja, fast). Es fehlt ihm, wie so vielen Antagonisten von Comic-Adaptionen, an einer nachvollziehbaren Motivation. Dies ist ein Problem, das sich sowohl durchs DCEU (ausgenommen ggf. Zod), als auch durchs MCU zieht, wobei Letzteres sich dahingehend derzeit ein Stück weit wandelt. Das ist zwar schade, weil damit ein wenig an Potenzial liegen gelassen wird - denn am Ende ist Steppenwolf hier nur der nächste CGI-Boss des DCEU, an den man in wenigen Monaten nicht mehr zurückdenken wird - allerdings erfüllt auch er seine Aufgabe als Antagonist in diesem Ensemble-Film mit Bravour. Denn letztlich dient er, wie so viele Villains vor ihm, maßgeblich als ein Ventil, an dem sich die Helden die Zähne ausbeißen müssen. Ein Hindernis, das sie zwingt sich selbst zu hinterfragen, neue Wege zu bestreiten und eine Allianz zu schließen, mit der sie eigentlich nichts zu tun haben wollen. Umgangssprachlich ausgedrückt: Durch seine Anwesenheit werden sie gezwungen über ihren eigenen Schatten zu springen. Dieses Konzept mag jetzt nichts sonderlich Innovatives sein, insbesondere mit dem MCU auf der anderen Seite, das sich diese Vorgehensweise auch schon mehrfach zunutze gemacht hat (The Avengers; Guardians of the Galaxy), aber es funktioniert.

      Batman ahnte es bereits, nachdem Superman gestorben ist und er Lex Luthor einen Besuch in dessen Einzelzelle abgestattet hatte. Er ahnte, dass es zu einem Angriff eines Feindes kommen würde, der von weither zur Erde reisen würde. Neben der Inspiration, die Supermans selbstloses Opfer im Kampf gegen Doomsday für ihn dargestellt hat, zwang ihn dieser Verdacht - der sich schnell bestätigte - letztlich dazu sein tristes Leben als Einzelgänger hinter sich zu lassen und endlich damit anzufangen wieder im Team zu arbeiten. Anderen Menschen zu vertrauen. Batman v Superman zeichnete ihn als seelisch gebrochenen Mann, dessen zahlreiche Verluste ihn kalt und verbittert machten, wodurch er seine eigene Menschlichkeit zu verlieren drohte. Die findet er nun ausgerechnet dadurch wieder, indem er eine Allianz mit Speedstern, Cyborgs und (Halb-)Göttern schmiedet. In diesem Kreis von Helden, in dem er eigentlich - augenscheinlich - der Menschlichste von allen sein müsste, muss er diesen Teil seines Selbst erst wiederfinden.
      Behilflich ist ihm dabei vor allem Wonder Woman, der man deutlich anmerkt, wie gut ihr ihr vorangegangener Solo-Film doch getan hat. Diverse Querverweise machen deutlich, wie sehr sie von ihrer Vergangenheit doch geprägt wurde. Und wie sehr sie dadurch in ihren eigenen Charakterzügen geformt wurde. In Batman v Superman schimmerte es bereits leicht durch, hier wurde es nun überdeutlich gezeichnet: Sie ist letztlich diejenige, die alles zusammenhält, auch wenn Batman, wie auch - ohne jetzt zu viel vorweg nehmen zu wollen - Superman im Zentrum der Liga stehen. Denn während Batman das Hirn und Superman die Muskeln der Liga verkörpert, stellt sie das Herz dar.
      Aquaman dagegen hat seinen ganz eigenen Kampf zu führen, will mit der Liga eigentlich gar nichts zu tun haben. Will eigentlich grundsätzlich am liebsten alleine gelassen werden. Dies ändert sich erst, als es auch für ihn plötzlich zu einer persönlichen Angelegenheit wird. Selbes gilt im Grunde auch für Cyborg, wobei sein Kampf eher mit ihm selbst stattfindet. Und Flash? Er ist derjenige, der maßgeblich dafür sorgt, dass Justice League deutlich leichtfüßiger und unbeschwerter daherkommt, als es eben noch Filme wie Man of Steel oder Batman v Superman getan haben.

      Die Justice League ist folglich ein ziemlich wilder Haufen von Individuen und starken Persönlichkeiten, die lernen müssen einander zu vertrauen, um erfolgreich zu sein. Und dies ist - meiner Meinung nach - auch durchaus geglückt, was vor allem daran liegt, dass die Dynamik der einzelnen Figuren untereinander einfach nur hervorragend war. Zwar sorgte Barry für die meisten Lacher, aber auch seine Kameraden durften durch humoristische Einlagen unterhalten. Dies geht allerdings weniger auf zwanghafte Oneliner zurück, sondern einfach auf die grundlegende, vorhandene Chemie, die die Mitglieder der Gerechtigkeitsliga untereinander pflegen. Tatsächlich wirkte das Team auf mich teils deutlich organischer, als es die Avengers manchmal tun.
      Dass das Zack Snyder, sowie auch Joss Whedon, überhaupt gelungen ist, verwundert mich persönlich doch etwas, da der Film mit knapp 120 Minuten der mit Abstand kürzeste Film des bisherigen DCEU war. Doch scheint ihm auch genau das zugute zu kommen. War vor allem Batman v Superman noch ein Film, der so manche Längen aufwies, durch die man sich kämpfen musste (bspw. übermäßige Nachrichtensendungen und ständiger, ausgeübter Journalismus), ist Justice League hier wesentlich kompakter inszeniert. Er ist straffer, weil die Inhalte aufs Wesentliche komprimiert wurden. Dies betrifft nicht nur die Gruppendynamik, sondern ebenso die Action, als auch die grundlegenden Charakterzeichnungen. Und vor allem Letzteres war zwingend notwendig, da der Zuschauer bis dato noch keinerlei Bezug zu Flash, Aquaman und Cyborg knüpfen konnte, da sie schließlich erst jetzt so richtig eingeführt wurden. Viel Zeit wird dafür nicht aufgewendet, aber es reicht, um sie zumindest glaubhaft in die Liga zu integrieren. Alles Weitere dürfte dann noch in den kommenden Jahren folgen. Wie gesagt, es fühlt sich für mich mehr nach einem Anfang, als nach einem Ende an.

      Eingangs erwähnte ich, dass ich diesen Film - wenn ich ihn schon mit einem Streifen aus dem MCU vergleichen müsste - noch am Ehesten mit Age of Ultron gleichsetzen würde. Denn Justice League ist ein wirklich guter Film geworden. Großartig ist er allerdings nicht. Er weist durchaus ein paar Schwächen auf, so sticht Wonder Woman aus dem Großteil der Liga doch heraus, weil sie von der Vorarbeit zu ihrer Person, die mit ihrem Standalone-Film geschaffen wurde, deutlich profitiert hat. Gerade die neueingeführten Figuren fallen hier dann doch ein wenig ab, wenn auch nicht allzu gravierend. Genauso wie bspw. auch Iron Man und Captain America im zweiten Avengers Film bereits gestandene Helden waren. Im Gegensatz zu den Newcomern, die damals in Form von Quicksilver, Scarlett Witch und Vision ins MCU integriert wurden, wenngleich nur zwei davon überlebten. Auch in der Justice League wird der Zuschauer mit drei Charakteren konfrontiert, die er erst in diesem Film kennenlernen muss. In Age of Ultron wurden - neben dem offensichtlichen Konflikt mit dem Antagonisten - diverse andere, noch kommende Filme wie etwa Civil War und Black Panther bereits langsam vorbereitet. Und genauso stellt Justice League nunmehr die Weichen für kommende Filme wie Aquaman, Wonder Woman 2, Flashpoint, Justice League Part 2 und The Batman, sofern letzterer denn nun auch nach dem aktuellen Plan verläuft und "Batfleck" nicht plötzlich doch noch die Kurve kratzt.
      Und trotz all dieser Filme, die hier angerissen werden, bleibt der Film - in seiner Narration - straff und organisch. Was maßgeblich daran liegt, dass besagte Ausblicke tatsächlich nur sehr wage, zwischen den Zeilen, gegeben werden. Als neutraler Zuschauer werden einem diese Querverweise wohl kaum auffallen.

      Letztlich erfindet Justice League das Rad gewiss nicht neu. Eher passt sich DC hier ein Stück weit den gängigen Konventionen an, geht den leichten, den sicheren, Weg und bedient nun weniger die hartgesottenen DC Fans, sondern zielt vielmehr darauf ab die breite Masse anzusprechen. Und das funktioniert über die meisten Strecken des Films auch sehr gut.
      In meinen Augen scheint der Film weniger darauf abzuzielen eine Phase zu beenden und einen Cut zu setzen, so wie es Marvel 2012 gehandhabt hat, sondern soll er vielmehr die noch kommenden Dinge einläuten. Die vielen Standalone-Filme und Sequels, die noch in der Timeline stehen und gigantisches Potenzial aufweisen, werden hier nicht nur langsam vorbereitet, sondern sollen durch den leichten Weg, den man mit Justice League nun gegangen ist, wohl auch gesichert werden.
      Ich selbst kann nur hoffen, dass Warner und DC dies auch gelingen wird, da ich mir - was hier kein Geheimnis sein dürfte - ein funktionierendes DCEU wirklich nur wünschen kann. Superman, Batman und Wonder Woman sind Figuren, mit denen ich als Kind aufgewachsen bin, während mir von der anderen Seite lange Zeit nur Spiderman so wirklich vertraut war. Und solch ikonische Figuren, wie DC sie zu bieten hat, verdienen es einfach, dass auch sie in einem funktionierenden, filmischen Universum vertreten sind. Der Weg, den DC und Warner seit Wonder Woman gehen, könnte dafür sorgen, dass letztlich auch genau das gelingt. Man ist auf einem guten Weg, wenngleich auch weiterhin noch Potenzial nach oben besteht.

      Abschließend sei gesagt, dass mich der Film sehr gut zu unterhalten gewusst hat. Er überfordert die Zuschauer nicht so, wie es Batman v Superman noch getan hat, ist deutlich straffer und kompakter erzählt, kommt deutlich lockerer daher, ohne dabei jedoch in einen Film auszuarten, der nur wegen der Witze witzig ist, ist sehr actionlastig und kurzweilig und weist eine tolle Teamchemie auf. Ich hatte sehr viel Spaß mit Justice League und hoffe, dass mit diesem - ebenso wie mit Wonder Woman zuvor - nun endlich ein anständiges Fundament errichtet wurde, auf dem das DCEU aufbauen kann. Auf dem es sich entwickeln kann. Das Potenzial ist da. Jetzt muss es nur noch genutzt werden.

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    • Verborgene Schönheit



      "We're here to connect. Love, time, death. Now these three things connect every single human being on earth. We long for love, we wish we had more time and we fear death."

      Dieses Zitat, mit dem der Film den Zuschauer direkt in der Eröffnungssequenz konfrontiert, umschreibt eigentlich schon sehr zutreffend, worum es in dem Film eigentlich geht. Die Geschichte handelt vom erfolgreichen Werbefachmann Howard Inlet (Will Smith), der in eine tiefe Depression fällt, nachdem seine kleine Tochter verstorben ist. Er schottet sich von allem und jedem ab, ist komplett introvertiert und ist kaum mehr ansprechbar. Freunde und Arbeitskollegen sorgen sich um ihn und versuchen ihn mit einer höchst ungewöhnlichen Therapie-Idee wieder zurück ins Leben zu holen, wofür sie drei Theaterschauspieler engagieren: Brigitte (Helen Mirren), Aimee (Keira Knightley) und Raffi (Jacob Latimore). Interessant daran sind vor allem die daraus entstandenen Zweiergruppen zwischen je einem Freund und einem Schauspieler. Denn die Rollen, die die Darsteller verkörperten, um so zu Howard durchzudringen, ließen sich ebenso auf die jeweiligen Freunde ummünzen, was ein doch recht interessanter Ansatz war, um diese etwas näher zu beleuchten und auch zu zeigen, dass jeder von ihnen auch sein eigenes Kreuz zu tragen hat. Auch wenn sie sich maßgeblich wegen Howard diesem Projekt gewidmet haben, so ziehen sie auch ihre eigenen Lehren aus dieser Therapie-Idee.

      Aber eins gleichmal vorab: Der Film ist gewiss kein Meisterwerk. Er hätte durchaus das Zeug dazu gehabt, alleine schon der Thematik und des herausragenden Casts wegen - zu dem u.A. auch noch Edward Norton und Kate Winslet gehören - allerdings weist vor allem das Drehbuch so manche Schwäche auf. Der Film fängt stark und emotional an, tritt dann aber leider auch etwas auf der Stelle und verheddert sich zum Teil in recht bedeutungsschwangeren Plottwists, die den Zuschauer womöglich zum Nachdenken anregen sollen, teils aber leider vollkommen verfehlt sind und arg konstruiert wirken. Speziell der Charakter von Helen Mirren ist davon betroffen und leidet daher auch in seiner Darstellung ein wenig unter dem Skript.
      Davon aber mal ganz abgesehen erzählt Verborgene Schönheit eine Geschichte, die einfach unter die Haut geht. Das ist vor allem der Darstellung von Will Smith zu verdanken, der den leidenden Vater einfach grandios weiß zu interpretieren. Gerade die - vermeintliche - Schlussszene des Films, die Interessierte sich hier ansehen können, zeigt mal wieder, wie unglaublich gut dieser Kerl einfach nur sein kann, wenn er denn will. In den vergangenen Jahren hat sein Image zwar etwas gelitten, was meist daran lag, dass er sich mit seinen gewählten Rollen öfter mal vergriffen hat und ständig seinen Sohn mitschleppen musste, aber für mich bleibt Will Smith ein Schauspieler, der vor allem in Dramen komplett aufgeht. Das geht maßgeblich auf seine Performance in Das Streben nach Glück zurück, was auch heute noch eines meiner Lieblingsdramen ist.

      Und auch wenn sich die Geschichte maßgeblich um ihn dreht, so werden zumindest auch seine drei Freunde etwas näher beleuchtet und mit eigenen Motivationen ausgestattet. Whit ist Vater einer kleinen Tochter, die ihn jedoch für die Scheidung ihrer Eltern verantwortlich macht und keinen Kontakt zu ihm haben möchte. Claire hat ihr Leben der Agentur gewidmet, sehnt sich jedoch auch nach einer eigenen Familie. Simon hat zwar eine intakte Familie, hat aber dennoch mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Sie alle haben eigene Motive, um Howard dabei zu helfen wieder einen Sinn im Leben zu finden, die der Film jedoch auch etwas versäumt tiefer auszuarbeiten.
      Letztlich helfen sie Howard nicht nur, weil sie sich um ihn sorgen, sondern weil sie sich selbst davon auch einen gewissen Eigennutzen versprechen. Mancher tut es aus Freundschaft, mancher zum Schutz der Familie und mancher auch maßgeblich für die Agentur und die Menschen, die in dieser beschäftigt sind ... Doch letztlich nehmen sie alle eine wertvolle Lehre aus der Geschichte mit und können nicht nur Howard bei der Bewältigung seines Traumas helfen, sondern gleichzeitig auch sich selbst helfen. Sich selbst verwirklichen.

      Alles in allem hat mir der Film doch recht gut gefallen. Das Skript wies zwar so manche Schwachstelle auf und auch dem ein oder anderen Charakter hätte etwas mehr Tiefe gewiss nicht geschadet, doch die Emotionen - gerade dank der Performance von Will Smith - waren stets greifbar und einfach packend. Und nichts Anderes hatte ich mir auch von einem Film, mit einer derartigen Thematik, erhofft.
    • Star Wars Episode 8 - The Last Jedi


      Okay, bevor ich loslege will ich vorab mal ganz ehrlich sein: Überraschenderweise verspürte ich auf diesen Film so gut wie gar keine Vorfreude, was bei mir wohl daran liegt, dass sich das Konzept der Rahmenhandlung vom Star Wars Universum allmählich bei mir abnutzt. Die Macht, die Lichtschwerter, die Jedi (und die Sith), die helle Seite, die dunkle Seite. Die Rahmenhandlung, die Kulisse, ist eigentlich immer dieselbe, weswegen sich bei mir schon jetzt - nachdem Disney den dritten Star Wars Film in drei Jahren veröffentlicht hat - eine leichte Reizüberflutung bemerkbar macht.
      Und auch nach dem Ansehen des Films muss ich sagen ... Meh, ich weiß ja nicht. Ungeachtet meiner vorangegangenen Skepsis ist dies für mich wohl der Film schlechthin, wenn es darum geht mich mit einem zwiespältigen Gesamteindruck zurückzulassen. Selten hat mich ein Film so gespalten, wie Episode 8. Auf der einen Seite bin ich hochzufrieden, auf der anderen Seite bin ich unzufrieden. Auf der einen Seite bin ich glücklich mit dem Verlauf des Films, auf der anderen Seite schäume ich ein bisschen vor Wut, was so manch narrativen Weg betrifft, den man gewählt hat. Auf der einen Seite gefiel mir der Film, auf der anderen Seite gefiel er mir aber auch nicht. Es fällt mir echt schwer hier eine gerade Linie zu finden, deswegen werde ich alles Folgende mal in zwei - drei verschiedene Unterpunkte gliedern.

      Der Humor

      Bereits Episode 7 war vom Ton her doch sehr locker aufgelegt, sorgte für einige Schmunzler und Lacher. Er fühlte sich deutlich leichter an, als so mancher Vorgänger, was vor allem dem neuen MVP - BB 8 - zu verdanken war. Daran knüpft Episode 8 auch an, allerdings ... Für meinen Geschmack etwas too much. Gerade in dem ersten Drittel des Films wird hier mit derartig vielen, teils auch völlig deplatzierten und unlustigen, Gags um sich geworfen, sodass der Humor einfach nur krampfhaft aufgesetzt und erzwungen wirkt. Mit dem weiteren Verlauf des Films pendelt sich das Ganze auf ein erträgliches Minimum ein, aber zu Beginn fühlte ich mich doch leicht an Thor: Ragnarok zurückerinnert, der mir zwar prinzipiell auch - wegen bzw. trotz des übermäßigen Gebrauchs von Humor - durchaus gefallen hat, bei dem ich aber dasselbe Problem gesehen habe, wie hier: Der Grundton des Films passte schlichtweg nicht zur Thematik des Films. Selbiges spielte sich auch hier ab, doch zumindest wusste sich The Last Jedi hier noch rechtzeitig zu fangen. Dennoch: Ein fader Beigeschmack bleibt für mich. Vor allem eben, was das erste Drittel des Films betrifft. Disney bewegt sich mit dem Humor für mich zunehmends in eine Richtung, die mir überhaupt nicht gefällt. Wenn der Infinity War ähnlich auf lustig getrimmt wird, na dann Prost Mahlzeit.

      Die Handlung

      Wo fang ich hier am besten an? Ich denke ganz am Anfang, denn der Film macht eines doch - wieder einmal - ganz deutlich: Es fällt unfassbar schwer die Filme der Trilogie(n) als Einzelne zu bewerten, da sie alle aufeinander aufbauen. Dies wird nicht nur durch diverse Referenzen an Episode 7 deutlich, sondern eben auch an der eigentlichen (Binnen-)Handlung des Films, die vor allem die Geschichten der vier, neuen Protagonisten des Franchise fortsetzt: Ben, Rey, Finn und Poe. Sie sind die neue Generation, die - Stück für Stück - die alte Generation aus der ersten Trilogie ablöst. Ihre jeweiligen Geschichten werden hier - mehr oder weniger - konsequent fortgeführt. Sie sind alle jung, haben noch viel zu lernen und dürften sich wohl - zum Ende von Episode 9 - dann fest im Kosmos von Star Wars etabliert haben. Ihren Platz gefunden haben.
      Allerdings gibt es auch hier so manche Schattenseite, die mir doch arg missfallen hat. Und das betrifft hauptsächlich so manche, narrative Entscheidung, die man auf halbem Wege getroffen hat. Da dachte ich mir teilweise einfach nur ...


      Denn der Film, so mein Eindruck, spielt gewollt sehr aggressiv mit den Erwartungen des Zuschauers, die auch auf den Titel des Films zurückgeführt werden können. Zu aggressiv sogar, für meinen Geschmack. Denn das Potenzial, was dieser Film - betreffend der bereits vom Titel suggerierten Thematik - besessen hat, war schier grenzenlos. Neue Möglichkeiten, neue Wege. All das war in Reichweite, nicht zuletzt aufgrund der dargestellten Sichtweise von Luke, die er (fast) den ganzen Film über gezeigt hat, doch am Ende ... Nun, bei Episode 7 wurde sich viel darüber beklagt, dass Disney den leichtesten Weg gegangen ist, um bloß kein finanzielles Risiko eingehen zu müssen. Und es ist kurios: Episode 8 trifft so manche, narrative Entscheidung, die durchaus mit bekannten Konventionen zu brechen scheint ... Und geht trotzdem wieder den einfachen Weg.
      In Episode 7 habe ich dieses Vorgehen noch verteidigt, weil ich eigentlich fest geglaubt - oder vielleicht auch nur gehofft - habe, dass der schwerere, aber zugleich auch frischere, Weg in naher Zukunft noch beschritten werden würde. Mittlerweile tue ich mich schwer daran das noch zu glauben, denn dafür waren einige Entwicklungen dann eben doch zu eindeutig. Die Vorbereitungen, die Episode 8 nun für das Finale, den Höhepunkt, der Trilogie in Episode 9 in die Wege geleitet hat, rauben mir derzeit leider meine Hoffnungen nach eben diesen frischen Elementen, die das Franchise durchaus gebrauchen könnte. Auf die naheliegende, logische und erwachsene Auflösung der Saga wird verzichtet. Und das ist schade, es kotzt mich regelrecht an!

      Für mich persönlich ist es deswegen auch nur noch zum Haare raufen, weil sich - für Episode 9 - nun leider eines doch sehr deutlich abzuzeichnen scheint: Es ist immer dasselbe. Die Charaktere, mit ihren großen wie kleinen Problemen, wirken durchaus frisch und gerade Ben, mit dem ich in Episode 7 eigentlich gar nichts anfangen konnte, gefiel mir in diesem Film - bis zu einem gewissen Punkt - überraschend gut. Das Visuelle ist, natürlich, besser und imposanter denn je. Doch im Kern bleibt Disney mit dieser Trilogie den großen Wurf, so scheint es bisher zumindest, dann eben doch schuldig, weil man sich scheinbar nicht dazu durchringen kann sich von den bekannten Elementen zu lösen und einen neuen Weg zu bestreiten. Einen frischeren und erwachseneren Weg, der dem Franchise nur gut tun würde. Statt einfach nur wieder aufgewärmtes Essen in ner neuen Verpackung verkaufen zu wollen.
      Der Film spielt praktisch mit den Erwartungen des Zuschauers, wie kaum ein anderer zuvor. Neue Wege bahnen sich über einen Großteil des Filmes an, werden dann aber im Finale, das - und das möchte ich an dieser Stelle besonders betonen - durchaus seinen Reiz besitzt und für mich durchaus zu den Highlights des Films gehört, mit einem Mal zerschlagen.

      Das Fazit

      Ich weiß, das Ganze klingt jetzt vermutlich härter, als es eigentlich von mir gemeint ist. Denn: Ich hatte durchaus Freude mit dem Film. Das Visuelle war absolut top, der Humor - wie gesagt - wurde stetig angenehmer und auch erzählerisch hat der Film durchaus seine Stärken und erzählt die begonnene Geschichte durchaus konsequent weiter.
      Das Problem liegt für mich tatsächlich im Kern. In der Geschichte selbst, die das Potenzial hatte das Star Wars Franchise in neue, bisher noch unbekannte Bahnen zu lenken, dieses Potenzial letztlich aber komplett verstreichen ließ. Vielleicht erfolgt dieser Wandel noch in Episode 9, aber mit dem momentanem Kurs und JJ Abrams als Regisseur, sehe ich in der Hinsicht eher schwarz. Und das ist schade, weil ein Tapetenwechsel der Reihe durchaus gut tun würde. So fürchte ich, mit der nächsten, bereits geplanten Trilogie vor der Tür, dass sich Star Wars in den nächsten Jahren tatsächlich ziemlich abnutzen könnte, weil sich das Franchise einfach zu wenig traut und zu wenig mit den Möglichkeiten macht, die ihm geboten werden. Aktuell kann ich für mich nur sagen: Episode 9 schau ich mir mit Sicherheit noch an, doch danach kann ich auch erst mal wieder 10 - 20 Jahre auf Star Wars verzichten.

      Zu guter Letzt noch ein kleines, spoilerlastiges Fazit meinerseits:

      Spoiler anzeigen
      Yoda ist und bleibt der MVP des Star Wars Kosmos ( ͡° ͜ʖ ͡°)

      Alles in allem ... Der Film bietet durchaus gute Unterhaltung, ist aber nicht der große Wurf geworden, der er hätte sein können. Es ist tatsächlich der misslungenste, großartigste Film des Franchise geworden. Ein Widerspruch in sich eben.

      Um Spoiler zu vermeiden, habe ich mich in dieser Rezension möglichst vage ausgedrückt. Wem das womöglich zu abstrakt ist, der kann sich gerne mal diesen Beitrag von mir im Star Wars Thread ansehen. Da gehe ich auf die Kernproblematik, die dieser Film für mich hat und die - in gewisser Weise - auch bezeichnend fürs gesamte Franchise ist, deutlich konkreter ein. Der größte und wichtigste Teil ist aber natürlich nicht grundlos in eine Spoilerbox gepackt, da der doch sehr ins Detail des Films geht und daher am besten nur gelesen werden sollte, wenn man den Film bereits gesehen hat.

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    • Zwei Fragen:
      Kennt ihr Edgar Wright? Ihr wisst schon, der Typ, der Klassiker wie Shaun of the Dead und Hot Fuzz schuf und dessen Fingerabdrücke an jedem Eck von Antman zu finden sind.
      Steht ihr auf Musik? Nicht einfach nur die Charts und was im Radio oder Clubs zu finden ist, sondern richtig gute Mucke, unabhängig von Alter oder Genre.
      Wenn ja... ach was red ich, selbst wenn ihr mit nein auf die Fragen geantwortet habt hab ich hier einen Tipp für euch: Schaut euch Baby Driver an!

      Baby Driver hat einfach alles was das Herz eines Filmliebhabers oder Musikjunkies begehrt. Visuelles Storytelling par excellence, Action vom Feinsten, einen hervorragenden Cast und einen Soundtrack zum dahinschmelzen, der selbst den Awesome-Mixtapes von GotG die Show stiehlt.

      Edgar Wright ist ein Meister darin seine Filme visuell ansprechend zu gestallten. Es gibt immer was im Hintergrund zu entdecken, das sich auf die aktuelle Situation bezieht oder ein Foreshadowing darstellt. Alles was passiert, ob im Vordergrund oder versteckt, und was gesagt wird kommt im Verlauf des Films auf die eine oder andere Weise zum tragen. Sei es wenn Baby durch die Kanäle zapped, still seinen Heist-Kollegen lauscht oder Informationen die uns durch das Setting übermittelt werden.
      Wright hat in seinem neuesten Werk ein weiteres Instrument eingebaut mit dem er die Geschichte vorantreibt. Die Musik ist ein zentraler Punkt des Films und im Leben unseres Hauptcharakters.
      Der Soundtrack führt uns durch die Gefühlslagen von Baby oder verdeutlicht die Situation in der er sich befindet. Zudem ist das Visuelle auf die Musik abgestimmt. Der Soundtrack stand schon fest bevor der Film grünes Licht bekam und das Bildmaterial wurde auf diese Songs abgestimmt. Durch synchronisierte IPods und Lautsprecher wusste jeder am Set wann der Einsatz kommen muss und wie lange eine Szene sein darf. Dementsprechend einfach viel der Schnitt in der Postproduction.

      Wer sich davon ein Bild machen möchte dem lasse ich hier mal die Eröffnungsszene da.


      Es bleibt eine letzte Frage: Habt ihr auch einen Killersong?
    • The Cloverfield Paradox

      Ich möchte gar nicht zu viel dazu schreiben, deshalb wird das jetzt nur eine (spoilerfreie) Kurzreview.

      The Cloverfield Paradox ist ein Film der tatsächlich erst gestern beim Superbowl mit einem kurzen Trailer angekündigt und sofort nach dem Spiel auf Netflix zu sehen war, was eigentlich eine ganz nette Marketing-Idee war. Es ist der dritte Film im diesem Franchise nach Cloverfield aus 2008 und 10 Cloverfield Lane aus 2016. Während der erste Film ganz in Ordnung war, war ich begeistert von 10 Cloverfield Lane, weshalb ich mich heute morgen sehr gefreut habe, dass dieser Film schon auf Netflix zu sehen ist.

      Doch leider ist der Film eine enorme Enttäuschung. Die ersten zehn Minuten des Filmes sind völlig belanglos und steuern nichts zum Film bei. Der Film könnte im Grunde ab der 11. Minute anfangen. Ab da wird es tatsächlich zum Teil interessant. Die Crew des Raumschiffes verliert die Sicht zur Erde und Panik bricht aus. Wilde Theorien werden um sich geworfen, wie das die Crew für das Verschwinden der Erde verantwortlich sei wegen des Experimentes, für welches sie sich im All befinden. Leider hält das auch nicht lange, da die Präsentation der Story sehr schwach ist bzw. der Film selbst sehr katastrophal geschrieben wurde. Abgesehen von einigen interessanten Ideen, bietet der Film nur schwache Charaktere ohne Hintergründe, deplatzierten Humor und sieht insgesamt sehr billig aus. Netflix Original scheint das heutige Äquivalent des Direct-to-DVD Filmes zu sein, weil dieser Film zum Großteil wie eine Network TV-Serie aussieht und einen genauso langweiligen Soundtrack besitzt. Filmtechnisch kann ich Cloverfield Paradox rein gar nichts abgewinnen.

      Wie gesagt, der Film hat nette Ideen, aber dennoch eine schwache erste Hälfte. Ab der zweiten Hälfte bedient sich der Film dann an einem Sci-Fi und Horror Klischee nach dem anderen. Der Film entwickelt sich zu einem billigen und reizlosen Alien-Klon, nur ohne Aliens. Die Charaktere besitzen keinen Funken von Intelligenz und die dramatischen Szenen fand ich um ehrlich zu sein ziemlich peinlich.

      Insgesamt hätte ich es mehr begrüßt, wenn die Köpfe hinter diesem Franchise mehr Wert auf den Film an sich gegeben hätten als auf die Marketingidee dahinter. 2/10, Zeitverschwendung und totaler Schwachsinn.
    • The Hitman's Bodyguard


      Ich hatte den Film nun schon eine ganze Weile auf dem Schirm und kam heute endlich dazu mir den mal reinzuziehen. Und holy motherfucker, hat der Film vielleicht Spaß gemacht!

      Vorab: Der Film bietet - handlungstechnisch - eigentlich absolut nichts Neues. Er orientiert sich eigentlich maßgeblich an der berühmten Action-Formel aus Hollywood. Viel bäng bäng und Explosionen, während Antagonist XY seine Pläne im Hintergrund schmiedet und am Ende halt ne metaphorische Kugel verpasst bekommt. Yey, die Rahmenhandlung ist dieselbe Leier, die man pro Jahr gefühlt drölf Millionen Mal zu sehen bekommt.

      Getragen wird der Film auch weder von der Handlung, noch von der Action (wobei die zu großen Teilen auch absolut geil und unfreiwillig komisch ist), sondern von dem extrem amüsanten Duo von Ryan Reynolds, der im Grunde nur sich selbst - bzw. Deadpool in ner etwas kleineren Dosis - spielt und Samuel L. Jackson, der sich nach den Dreharbeiten bestimmt mehrere hunderte Male den Mund waschen musste, so viele deftige Kraftausdrücke wie der hier vom Stapel gelassen hat. Oder um es mit den Worten von Ryan Reynolds zu sagen: Dieser Typ hat im Alleingang die Bedeutung von Motherfucker entwertet.
      Getragen wird der Film nahezu komplett von den beiden Darstellern, deren verbale Wortgefechte einfach unfassbar amüsant sind. Dadurch wird Gary Oldman hier zwar ein wenig verpulvert, der dieses Mal den bösen Buben spielen durfte, aber mir hat der Film viel zu großen Spaß gemacht, um mich darüber jetzt großartig zu echauffieren.

      Überhaupt alleine die Ausgangslage des Films hat schon gereicht, um mich darauf neugierig zu machen. Ryan Reynolds spielt hier einen exzellenten Bodyguard, der nun - ziemlich unfreiwillig - ausgerechnet einen Attentäter beschützen muss. Und dann auch noch einen, der schon 27 Mal versucht hat ihn zu töten. Da liegt sofort ordentlich Zunder drin, um zwei extrem amüsante Stunden der Unterhaltung abzuliefern. Und genau das bekommt man dann eben auch.
      Zwar besitzen beide Charaktere auch so manche Facette, die sie ein wenig greifbarer machen - insbesondere was ihr jeweiliges Liebesleben betrifft (doch eine Schnulze, das kann ich garantieren, ist das nun wirklich nicht ^^) - aber wirkliche Tiefe braucht man hier gar nicht erst zu suchen. Darum geht's dem Film auch überhaupt nicht. Der Streifen soll einfach nur Spaß machen. Und das macht er auch.

      Rasante Action, tolle Schauspieler, irrsinnig viel Witz und ne ziemlich deftige Ausdrucksweise ... Wer auf solche Filme steht und bspw. auch Deadpool aus ähnlichen Gründen gefeiert hat, der wird mit The Hitman's Bodyguard mit Sicherheit viel Vergnügen haben! ^^
    • Black Panther, neuestes Werk aus dem Hause Marvel und langsam fällt es mir schwer noch große Worte über das MCU zu verlieren.

      Wir bekommen einen starken und gut ausbalancierten Streifen präsentiert der, rein vom Aufbau her, das typische Marvel-Muster bedient und die damit einhergehende Kritik erntet. Stark am Protagonisten orientierter Plot. Zwei Gegner, von denen einer dem anderen die Show stiehlt ohne, dass sie selber zu viel Fahrt aufnehmen. Gut ausgewogenen Humor, wenn auch einzelne Witze nicht unbedingt ziehen. Grundsolide Action und ein paar richtig gute Shots, wobei hier und da wesentlich mehr drin gewesen wäre. Und ein Score der sich gut ins Gesamtbild schmiegt ohne allerdings einen Klassiker zu schaffen, der im Ohr hängen bleibt.
      Das ist nicht schlecht oder kritisierend gemeint sondern schlicht die Punkte, die jeder Marvel Film fein säuberlich von der Checkliste abarbeitet.
      Was man fairerweise erwähnen sollte ist der Anstrich und die Nuancen, welche die Filme untereinander unterscheidet. Da macht Black Panther keine Ausnahme. Der exotische Flair ist etwas neues und macht Laune. Selbst der Soundtrack, eine von Marvels größten Schwächen, ist hier erfrischend mit den eingestreuten Beats, Trommeln und Kriegsgesängen.

      Es gibt für mich noch einen Kritikpunkt, der für den Film selber eher klein ist, aber im Gesamtbild von Marvel schon größer wird.
      In Black Panther kommen mit Speeren und Schwertern erstmals Hieb und Stichwaffen zum Haupteinsatz. Prinzipiell vollkommen in Ordnung bis man zu dem Punkt kommt an dem man merkt, dass man so Blut schwerer verstecken kann. Bei einem Schuss kein großer Akt. Dunkle Kleidung, etwas weiter in den Hintergrund gerückt und punktuell eingesetztes Kunstblut, passt. Wenn allerdings mitten im Bild eine Kehle durchtrennt wird oder eine Speerspitze mitten aus dem Brustkorb gezogen wird und nicht ein Tropfen Blut am Metal klebt wirkt das einfach scheiße. Entweder Marvel bricht aus ihrem Muster heraus und sagen "Fuck It, dann wirds eben blutiger" oder sie überdenken ihre Wahl der Waffen.

      Black Panther wird bei vielen wohl den Sprung in die Top 5 des MCU schaffen, selber bin ich noch ganz sicher, aber daran kratz er auf jeden Fall und das wild.

      Nach nun 18 veröffentlichen Filmen in den letzten 10 Jahren und dem bekannten Schema schafft es Marvel immer noch eine beständig gute Qualität zu produzieren ohne den Anschein zu machen Ihren Zenit erreicht zu haben. Ifinity War wird die Karten wohl noch ein letztes Mal heftig durchmischen und neuen Wind auf der Zielgeraden zu kreieren. Nichtsdestotrotz freu ich mich dieses Projekt "MCU", diesen gigantischen Story-Arc, dem Ende entgegen laufen zu sehen.
    • Black Panther


      Drei Jahre lang wurde Black Panther nun behutsam aufgebaut. Angeteasert in Age of Ultron, erster Auftritt des titelgebenden Helden in Civil War und dann ist es auch noch der letzte Ableger des MCU, ehe der Infinity War in knapp zwei Monaten endlich über das cinematische Universum hereinbricht. Daran koppeln sich natürlich auch die Erwartungen und 98% bei Rotten Tomatoes, sowie Kritiken, in denen bspw. Erik Killmonger als "bester MCU Villain seit Loki" betitelt wird, sprechen da eine ziemlich eindeutige Sprache. Die Frage danach, ob er dem Hype aber auch gerecht werden kann, würde ich dann doch klar mit jain beantworten.

      Black Panther ist ein sehr guter, erster Solo-Film für den titelgebenden Helden, in dem wir Wakanda endlich mal - auf der großen Leinwand - kennenlernen dürfen. Die Kulisse ist dabei einfach wunderbar imposant und zugleich aber auch herrlich diskrepant. Es gibt den hohen Technologiestandard des Landes, aber gleichzeitig auch die traditionsreichen Plätze, wie etwa die Ritualorte. Die Bevölkerung verfügt über Waffen mit den fortschrittlichsten Technologien, bei denen wohl auch einem Tony Stark das Wasser im Mund zusammenlaufen würde, bietet allerdings auch spirituelle Aspekte und altehrwürdige Traditionen, denen sie sich gefügig beugen. Und es sind genau diese Diskrepanzen, die ich an der Figur des Black Panther - und an der Nation von Wakanda - auch so liebe. Er ist ein gnadenloser Faustkämpfer, ein hervorragender Diplomat und ein weiser König, während er über ein Land herrscht, das technologisch weit vor allen anderen Nationen liegt, aber gleichzeitig auch viel Wert auf Traditionen und Rituale legt. Ja sogar der festen Überzeugung ist, dass der Tod nicht das Ende wäre. All diese Dinge greift der Film auch wunderbar auf, allerdings handelt es sich dabei eben auch lediglich um die Kulisse. Um die Rahmenhandlung. Und die täuscht dann doch nicht darüber hinweg, dass der Film unter ähnlichen Problemen zu leiden hat, wie so viele andere Origins vor ihm. Für mich trifft es Black Panther hier gleich doppelt hart, eben weil an diesen bestimmte, sehr spezifische, Erwartungen geknüpft waren, denen der Film letztlich aber dann doch unmöglich gerecht werden konnte. Was ich ihm gegenüber dann auch etwas unfair finde, da dies automatisch das Urteil ein Stück weit trübt. So - leider - auch bei mir.

      Das fängt bereits bei der grundlegenden Erzählstruktur und der Dramaturgie des Films an. Marvel hat sich hier seit vielen Jahren ein Konzept zurechtgelegt, dem man bei so ziemlich jeder Originstory zu folgen scheint. Doch bei aller Liebe ... Langsam wird's langweilig. Held erhebt sich -> Held wird von Widersacher niedergestreckt -> Held muss seine Kräfte neu sammeln und bündeln -> Held schlägt zurück und geht am Ende siegreich hervor. Es ist die alte Leier und anders als etwa ein Doctor Strange, hat Black Panther - trotz all der hochfortschrittlichen Technologie - schlichtweg nicht die Mittel, um gen Ende der Handlung einen so hervorragenden und innovativen finalen Showdown aus dem Hut zu ziehen, wie es der Sorcerer Supreme letztlich getan hat. Das macht die Handlung von Black Panther gewiss nicht schlecht, doch wirklich packend ist sie nun leider dann auch nicht geraten, weil die Muster von Marvel mittlerweile so überdeutlich erkennbar sind, dass man eigentlich sofort durchschaut, welche Szene nun am Ende welchem Zweck dienen soll. Das mag keine neue Erkenntnis sein, und macht den Film ja auch bei Leibe nicht schlecht, es macht ihn jedoch extrem berechenbar. Was dann leider auch ein Stück weit auf die Spannung drückt.

      Die Charaktere selbst sind auch - eigentlich durch die Bank weg - sehr gut gelungen, was nicht zuletzt auch an den teils wirklich fantastischen Schauspielern liegt, die man hier wieder casten konnte. Da laufen dann mal hochkarätige Top-Leute wie etwa Michael B. Jordon ("Creed"), Forest Whitaker ("Southpaw") oder auch Lupita Nyong’o ("12 Years A Slave") durchs Bild. Leider bleiben sie dann doch eigentlich alle ziemlich weit hinter ihren jeweiligen Möglichkeiten zurück. Das gilt ganz besonders für Forest Whitaker, der zwar durchaus seine Momente hat, hier allerdings doch eine seiner wenigen Leistungen gezeigt hat, die mir wohl kaum im Gedächtnis haften bleiben wird. Das liegt weniger an ihm selbst, sondern vielmehr an seiner Figur und deren Tragweite. Selbiges gilt auch für Michael B. Jordon, der hier den Antagonisten Erik Killmonger gemimt hat. Hochgelobt wurde er. Ein besonderer Antagonist fürs MCU sei er. Gar der "beste Villain des MCU seit Loki", aber wenn man mal ehrlich ist ... Nein, einfach nein. Ein ordentlicher Villain, durchaus, aber auch hier: Dem Hype nicht angemessen.

      Ja, seine Beweggründe sind klar erkennbar und auch durchaus nachvollziehbar und ja, auch seine Ziele sind durchaus vertretbar (ausgenommen seine fragwürdigen Methoden). Allerdings ist er - am Ende des Tages - dann leider doch nicht mehr, als bloß ein "böser Doppelgänger" des Protagonisten. So leid es mir für die Figur auch tut, aber mehr ist er ganz einfach nicht geworden. Das wird vor allem doppelt deutlich daran, dass beide letztlich in einem Black Panther Kostüm durchs Bild huschen. Und das wird der Figur irgendwo nicht gerecht, da sie halt durchaus das Potenzial - und vor allem den Background - besessen hat, um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen und sich im MCU als starke Persönlichkeit, die ausnahmsweise mal nicht zu den Guten gehört, zu empfehlen.
      Doch statt eines einfach gestrickten Villain, der wieder einmal für Unheil stiften möchte, hätte ihm eine Rolle als zerrissener Antiheld wohl deutlich besser gestanden ... Und Andy Serkis als Ulysses Klaue hätte den Part des Antagonisten übernehmen sollen. Der Kerl hatte sichtlich Spaß an seiner Rolle, hat famos aufgespielt und einen charakteristischen Auftritt abgelegt, der zumindest in groben Zügen an den Joker des DC Universums erinnerte. Deswegen bin ich mir einer Sache auch absolut sicher: Serkis Schurkenrolle in dem Film wird bei mir länger hängen bleiben, als die von Michael B. Jordon, obwohl Letzterer deutlich mehr im Fokus stand. Und das sagt eigentlich schon alles. Erik Killmonger erfährt zwar ein wenig Tiefgang, sein eindimensionales Denken und Handeln kann damit allerdings nicht kaschiert werden.
      Sicher, man hätte das Skript grundlegend umschreiben und mit alten Mustern brechen müssen, aber wäre das denn so schlimm gewesen? Ich wage einfach mal zu behaupten, dass dies eine deutlich spannendere Geschichte abgegeben hätte als die, die wir nun bekommen haben. Weil man als Fan von Marvel bzw. dem MCU eigentlich sofort wusste, was als Nächstes passiert und welchen Zweck nun diese und jene Szene genau verfolgen würde. Es gab eigentlich keinen Moment (mit Ausnahme der After Credit Szene), bei der ich auch nur ansatzweise überrascht war. Mir persönlich gibt das etwas zu denken bzgl. meiner eigenen Betrachtungsweise, was das MCU betrifft. Die Filme - allen voran gemeint sind dabei aber die Origins der einzelnen Helden - sind wirklich gut, werden aber auch immer berechenbarer. Und da lobe ich mir eben auch vor allem Doctor Strange, der sich da ein Stück weit abheben konnte, in dem er gen Ende einfach einen extrem gelungenen, weil genialen und innovativen Weg gewählt hat, um den finalen Showdown des Films zu schließen. Dies macht ihn auch jetzt noch zu meiner bisheriger Lieblings-Origin des MCU.

      Das alles klingt jetzt wahrscheinlich viel negativer, als es von mir eigentlich gemeint ist, denn: Ich liebe den Black Panther! Ich liebe diese Figur, die mich - in groben Zügen - auch schon immer an Batman von DC erinnert hat, welcher für mich halt wirklich die (Anti-)Helden Figur schlechthin ist. Und nicht zu vergessen: Ich liebe Wakanda, das einfach nur wunderschön ausschaut und eine fantastische, einmalige Kultur besitzt. Der Film hat mich von vorne bis hinten gut zu unterhalten gewusst.
      Doch ein leicht fader Beigeschmack bleibt bei mir dennoch bestehen, da die Erwartungen einfach zu hoch waren, die bisherigen Durchschnittswerte dem Film nur minder gerecht werden und die Erzählstruktur der Origins von Marvel sich mit jeder weiteren Origin-Story weiter abnutzt. Spätestens wenn der Infinity War überstanden, Thanos besiegt und es wohl in Phase 4 geht (laut Feige sollen ja schon Pläne für weitere 20~ Filmeinträge des MCU existieren), sollte man bei Marvel ggf. mal versuchen sich ein neues Konzept für seine Origins aufzubauen bzw. das Aktuelle vielleicht mal einer Generalüberholung unterziehen. Hier sehe ich momentan tatsächlich - neben der Problematik bzgl. der eher schwach ausgearbeiteten Antagonisten - noch mit den größten Handlungsbedarf für Marvel, wenn es um die Zukunft des MCU geht.

      Alles in allem ein durchaus guter Origin-Film zum Black Panther, der aber an den altbekannten Problemen des MCU ebenso zu knabbern hat, wie viele Vorreiter zuvor und infolgedessen keine wirklich neuen, narrativen Akzente setzen kann. Hinzu kommen auch noch die hohen Erwartungen und der gigantische Hype, die an den Film geknüpft wurden, denen er allerdings schlichtweg nicht gerecht werden konnte. Selbst wenn er es gewollt hätte, was den Gesamteindruck letztlich ein wenig trübt.
      Vermutlich handelt es sich bei Black Panther um einen dieser Filme, der beim zweiten Mal anschauen - wenn man alles andere um sich herum (insbesondere den Hype) einfach mal ausblenden kann - deutlich besser und runder wirkt. So bleibt es ein guter, aber eben kein überragender MCU-Eintrag.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von OneBrunou ()

    • Also ich würde mich der Kritik von OneBrunou nahezu komplett anschließen nur noch etwas hinzufügen und einen Punkt noch erweitern.

      Zunächst mal zum Erweitern: Hinsichtlich des Antagonisten sehe ich es genauso das Killmonger zwar charismatisch war und auch nachvollziehbar gehandelt hat, aber mir wurde das einfach zu plump dargestellt. Der Mann ist Elitesoldat und für den Krieg ausgebildet und doch handelt er wieder wie der typische Antagonist völlig überheblich und ohne Plan. Er redet selber davon wie man Staaten durcheinander bringt und Könige absetzt und verhält sich dann selber wie der Elefant im Porzellanladen bei seiner Machtübernahme in Wakanda. Er tötet einfach so den geliebten Führer des Landes und verhält sich dann gegenüber seinen Kriegern wie ein Despot. Sorry das ist einfach unglaubwürdig das ein Mann mit diesem Hintergrundwissen so plump nichts anderes kennt als draufhauen.

      In dem Zuge ist auch das Verhalten seiner Verbündeten zu hinterfragen...der Mann kommt einfach an und man hintergeht augenscheinlich einen Freund aus Kindertagen und seine eigene Frau(?) um sich aus purem Rachedurst einen fremden Mann anzuschließen den man nicht kennt? Für mich nicht nachzuvollziehen wieso da ein ganzer Clan auf einmal für diesen Mann in den Tod geht.

      Bei der Hintergrundgeschichte habe ich mir einfach mehr erwartet. Der Charakter bot nun wirklich die Chance einen gleichzeitig starken wie Intriganten Gegenspieler aufzubauen, aber unter dem Strich bleibt er wieder ziemlich blass und der ganze Plot um die Konfrontation wirkt an vielen Stellen billig konstruiert. Da hätte man lieber bei Klaue als Gegenspieler bleiben sollen und sich Killmonger vielleicht als Gegner für einen zweiten Teil aufheben sollen, welcher sich im ersten Teil durch eine Intrige in das Königshaus einschleicht.

      Was mich aber viel mehr genervt hat war dieses Black Power-Gerede das sich durch den ganzen Film zieht. Wer sich damit beschäftigt weis das diese Bewegung zutiefst rassistisch agiert, aber der Film suggeriert das so eine Haltung gegenüber der Welt verständlich wäre. Man zeichnet ein Bild das selbst die intelligenten Menschen aus Wakanda eine Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung weltweit sehen und man dies ja unbedingt beheben muss...das halte ich in anbetracht der Geschehnisse aktueller Natur und der letzten Jahre für höchst bedenklich mit dieser Gesinnung so stiefmütterlich umzugehen. Der Film zeichnet für mich ein ziemlich deutliches Bild das dieses Gedankengut vertretbar ist und nur die extreme Auslegung des Antagonisten verurteilt wird. Das zieht für mich das Gesamtbild des Filmes schon ziemlich nach unten.

      Insgesamt trotzdem ein guter Film, aber ich habe mir mehr erwartet und sehe ihn jetzt auch im Gesamtkontext des Marvel-Universums eher im Mittelfeld. Da waren Filme wie Thor 3, Dr. Strange oder Spiderman zuletzt für mich teils deutlich stärker. Ohne das exotische Setting und teils wirklich gute schauspielerische Leistungen würde ich den Film wohl ziemlich schlecht bewerten.