Kelhim schrieb:
Um die Absurdität dieser hysterischen Kopftuchdebatte einmal zu illustrieren.
In Nordrhein-Westfalen lehrte einmal eine evangelische Hauptschullehrerin, welche zum Islam konvertierte und später aus Überzeugung mit einem Kopftuch ihre Haare bedeckte, wie eine Interpretation ihrer Religion es vorsieht. Im selben Jahr trat allerdings das Kopftuchverbot der damaligen von CDU und FDP getragenen Landesregierung inkraft, entsprechend wurde der Lehrerin angedroht, den Schuldienst verlassen zu müssen, wenn sie das Kopftuch nicht ablege. Die Lehrerin zog daraufhin vor das Düsseldorfer Verwaltungsgericht, das ihre Klage allerdings ablehnte. Eine Sozialpädagogin fügte sich dem Verbot des Kleidungsstückes namens Kopftuch, wollte jedoch weiterhin ihre religiöse Überzeugung ausüben, indem sie ihre Haare statt mit einem Kopftuch eben mit einer Baskenmütze bedeckte. Das Düsseldorfer Arbeitsgericht wies ihre Klage hingegen ab, denn auch die Baskenmütze sei, wenn sie eine Muslima trage, ein religiöses Symbol.
Christliche Symbole, selbst eine bekanntlich den ganzen Körper bedeckende Nonnentracht, sind hingegen ausdrücklich erlaubt und verstoßen nach Ansicht der Gerichte im Gegensatz zur haarebedeckenden Baskenmütze nicht gegen die religiöse Neutralität des Staates.
Das bedeutet: Schwester Hildegard von irgendeinem obskuren Nonnenkloster darf weiterhin mit Kreuz und Tracht unterrichten, in Bayern dürfen wie selbstverständlich auch Kreuze in den Klassenzimmern hängen - aber eine Muslima darf kein Kopftuch, keine Mütze und auch sonst kein Kleidungsstück tragen, das ihre Haare verdeckt.
Dont' ask, don't tell ... Man darf als Muslima in Deutschland heute in vielen Bundesländern offenbar nicht mehr offiziell zugeben, eine Muslima zu sein.
Weiterhin vermengst du hier die Frage nach dem Kopftuch (bzw. einer Nonnentracht) mit den Kruzifixen in bayrischen Schulen. Die Diskussion ob die Kreuze in bayrischen Schulen in Ordnung sind, ist eine Diskussion, die man durchaus führen kann, aber keine die hierher gehört insbesondere, da es so wirkt als sei Deine Stoßrichtung eher, dass es nicht in Ordnung ist (ich halte die Kreuze auch für problematisch, aber sehe dennoch ein Kopftuchverbot ein).
Und der, zunächst doch recht amüsant klingende, Zusatz, dass die Dame nichtmal eine baskenmütze tragen dürfe, ist wohl nur dann unterhaltsam, wenn man davon ausgeht, dass nur ein 'normales maß an haar und Gesicht' von der baskenmütze verdeckt werden würde. Denn mit der passenden Größe sähe es wohl wirklich ganz genau wie ein Kopftuch aus und damit wäre dies zum Umgehen eine Farce.
Es spräche aber sicherlich kaum etwas dagegen, wenn es Schulen in muslimischer Trägerschaft geben würde (falls es sie nicht ohnehin schon gibt) an denen Frauen mit Kopftuch aus einer "obskuren" Moschee kommend unterrichten.
Dass man aber als Muslimin nicht zugeben darf eine zu sein, kann doch bitte nur als schlechter Witz gemeint sein.